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German Pages [1204] Year 1983
MITTELDEUTSCHE FORSCHUNGEN REINHOLD OLESCH,
HERAUSGEGEBEN VON WALTER SCHLESINGER, LUDWIG ERICH SCHMITT
Band 27/1
KIRCHENGESCHICHTE IM
SACHSENS
MITTELALTER VON
WALTER SCHLESINGER
I. BAND
VON DEN ANFÄNGEN KIRCHLICHER VERKÜNDIGUNG BIS ZUM ENDE DES INVESTITURSTREITES
2., unveränderte Auflage
® 1983
BÖHLAU-VERLAG • KÖLN • WIEN
CIP-Kurztitelaufnahme der Deutschen Bibliothek Schlesinger, Walter: Kirchengeschichte Sachsens im Mittelalter / von Walter Schlesinger. — Köln; Wien: Böhlau 1983 (Mitteldeutsche Forschungen; Bd. 27) I S B N 3-412-02078-8 NE: GT Bd. 1. Von den Anfängen kirchlicher Verkündigung bis zum Ende des Investiturstreites. — 2., unveränd. Aufl. — 1983.
Copyright © 1983 by Böhlau Verlag G m b H & Cie, Köln Alle Rechte vorbehalten Ohne schriftliche Genehmigung des Verlages ist es nidit gestattet, das Werk unter Verwendung mechanischer, elektronischer und anderer Systeme in irgendeiner Weise zu verarbeiten und zu verbreiten. Insbesondere vorbehalten sind die Rechte der Vervielfältigung — auch von Teilen des Werkes — auf photomechanischem oder ähnlichem Wege, der tontechnischen Wiedergabe, des Vortrags, der Funk- und Fernsehsendung, der Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen, der Übersetzung und der literarischen oder anderweitigen Bearbeitung. Druck: von Münchowsche Universitätsdruckerei, Gießen Buchbinderische Verarbeitung: Georg Kränkl, Heppenheim Printed in Germany I S B N 3 412 02078 8
DEM MEINER
ANDENKEN LIEBEN
FRAU
INHALT
Vorwort 1. Allgemeine Voraussetzungen der mitteldeutschen Slavenmission Tod Arns von Würzburg (1), das Thüringerreich (2), Avaren und Slaven (3), die fränkische Ostgrenze (4), slavische Großstämme (5), ihr Verhältnis zum Fränkischen Reich (6), Feldzug Heinrichs I. (2), übergreifen Böhmens nach Norden (9), Eingliederung des Sorbenlandes in das Deutsche Reich (9), Markenveriassung (9), Burgwarde (10). Geistige Grundlagen der Missionspolitik Ottos des Großen (12), die Stellung des Papsttums (16) Nachlassen des kirchlichen Missionseifers (19), Ottos Missionsgesinnung (20). 2. Die Gründung der sorbenländischen Bistümer Gründung des Moritzklosters in Magdeburg (21), Gründung von Missionsbistümern 948 (22), Pläne zur Errichtung eines Erzbistums in Magdeburg (22), Lage in Böhmen (23), Missionsversuch Bosos (24), Plan zur Errichtung eines Bistums in Merseburg (25), Weiterführung der Magdeburger Pläne (25), Errichtung eines Kanonikerstifts in Merseburg (26), Beschlüsse von 962 (27), Beschlüsse der Synode von Ravenna 967 (28), Einschränkung der königlichen Missionspläne durch Papst Johann XIII., Gründung des Erzbistums (29), Gründung der sorbenländischen Bistümer (32), Merseburg (33), Zeitz (34), Meißen (35), Zukunftsaussichten der Bistümer (37), Natur des Landes (38), Umfang und erste Ausstattung der Bistümer (39), mutmaßliche Abgrenzung (43), Diözesen und weltliche Landeseinteilung (46), Ausstattung (48): Meißen (49), Zeitz (49), Merseburg (50). 3. Bistümer und Bischöfe bis zum Investiturstreit Boso von Merseburg (52), Hugo I. von Zeitz (52), Friedrich (53), Hugo II. (53), Reste der ersten Zeitzer Kathedralkirche (54), Burkhard von Meißen (55), Volkold (55), Giselher von Merseburg (58), Aufhebung des Bistums Merseburg (60), Aufteilung des Sprengeis und der Ausstattung (65), Urteil der Zeitgenossen (66), Eiko von Meißen (68), Plan zur Erweiterung des Meißner Sprengeis (71), Gründung des Erzbistums Cnesen (73), das Zeitalter der Polenkriege (73). Wiederherstellung des Bistums Merseburg (76), Neufestsetzung des Sprengeis (81), Ausstattung (82), Bischof Wigbert (83), Thietmar (84), Eilward von Meißen (89), weitere Meißner Bischöfe (90), Ende der Polenkriege (91), Dombau inMeißen (91), Hildeward vonZeitz, Verlegung des Bischofssitzes nach Naumburg (92), Kadeloh (95), Dombau in Naumburg (96), Ausbau des neuen Bischofssitzes (96), Bruno von Merseburg (98), Hunold (98), weitere Merseburger Bischöfe (99).
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Inhalt
4. Das Zeitalter des Investiturstreites Die kirchengeschichtlichen Grundlagen: Wandlung der Kirche zur rechtlich verfaßten Heilsanstalt (102), Forderung des Klerus nach Vorherrschaft auch im weltlichen Bereich (105), geistige Grundlagen des ottonisch-salischen Systems (106), Mißstände (108), Durchbrach der Reform (111), sie wird zur Revolution (112), Säkularisierung der Kirche als Folge des Strebens nach Weltherrschaft (113). Die Vorgänge in Mitteldeutschland: Königtum und Adel (116), Wiederherstellung des Reichsgutes (116), Ausbruch des sächsischen Aufstandes (117), meißnische Bischöfe (118), Benno von Meißen, Werner von Merseburg, Eberhard von Naumburg (118), Beginn des Kampfes zwischen Kaiser und Papst (121), neuer Aufstand in Sachsen (122), Stellung Eberhards (123), gegensätzliche Haltung Werners (124), Vertreibung der gregorianisch gesinnten Bischöfe (125), vermittelnde Haltung Bennos (125), Ausgleich (126), letzte Jahre Werners (127), Charakteristik der drei Bischöfe (128), Günther vonNaumburg (131), Walram (132), Dietrich I. (134), Albuin von Merseburg (136), Gerhard und Arnold (137), Meißner Bischöfe (137). Die Folgen des Investiturstreites: Wormser Konkordat (138), Unterhöhlung der Grundlagen der Königsherrschaft (139), Gestaltwandel der Kirche (140), Entstehung des säkularen Staates (141).
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5. Die ältesten Pfarrkirchen Pfarreien im angrenzenden altdeutschen Gebiet: Sachsen (144), Thüringen (144). Zerstörung von Kirchen (145), Widerstand der sorbischen Bevölkerung gegen die Mission (145). Die Kirchgründer: der König (147), die Bischöfe undÄbte (148), der Adel (150). Allgemeiner Charakter des ältesten Pfarrsystems (153), Methode zur Aufspürung der ältesten Pfarrkirchen (154). Bistum Merseburg (157), westsaalischer Teil (157), Burgward Merseburg (159). Ostsaalischer Teil: Schkeitbar (160), Keuschberg (161), Leipzig und Olschwitz (162), Magdebornundölzschau (163), Zwenkau (164), Eula (164), Groitzsch (165), Schkeuditz und Zweimen (166), Ostteil desBurgwardsMerseburg (167), Taucha (167), Püchau (168), Eilenburg (169), Würzen (169), Rochlitz (170), Kohren (171), Zusammenfassung (171). Bistum Zeitz-Naumburg (172): Zeitz (172), Buosenrod (173), Kirchberg (173), Altenburg (173), Teuchern und Görschen (174), Naumburg (175), Hohenmölsen and Wahlitz (175), Casekirchen (176), St. Georgenberg (176), Treben (177), adlige Eigenkirchen bei Naumburg (177) und bei Zeitz (178), Kayna und Lobas (178), Profen (179), Pötewitz (180), Gera (180), Veitsberg (181), Altkirchen (182), weitere Kirchen des Pleißengaus (183), Zwickau (185), Plauen i. V. (187), Zusammenfassung (188). Bistum Meißen (189): Meißen und Umgebung (190), Dresden und der Elbtalkessel (192), Dohna (194), Boritz (194), Strehla und Gröba (195), Altbelgern (196), Weßnig und Torgau (197), Kirchen weiter elbabwärts (199), östliches Daleminzien (200), Mügeln (201), südliches Daleminzien (202), Oschatz (203), Mutzschen (203), Leisnig (204), Kirchen an der Mulde (205), Bautzen (206), Göda (207), Kittlitz (208), Jauernick (208), die Niederlausitz (209), Zusammenfassung (212). Ablösung des offenen Missionsbezirks durch die Parochie (213).
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Inhalt
IX
6. Verkündigung und Frömmigkeit in der Frühzeit Die Religion der Westslaven (215), die missionarische Verkündigung (219), Hindernisse der Mission (222), die Träger der Verkündigung (223), Unterweisung in der Landessprache (224). Frömmigkeit der Deutschen (225), Thietmar von Merseburg als Typus zeitgenössischer Frömmigkeit (226), Teufels- und Dämonenglaube (226), der lebende Leichnam (227), das Phänomen des Todes im Zentrum der Glaubensvorstellung (228), das Gericht Gottes in Menschenleben und Geschichte (229), Sündenbewußtsein (229), Vorzeichen des Todes (230), Heiligendienst und Reliquienverehrung (231), dämonische Züge an Heiligen (232), fürbittendes Gebet (233), Totenfürsorge (233), Askese (233), Eiko von Meißen (234), Thietmars Kirchenbegriff (235), sakraler Charakter des Königtums (236), Überwindung der Todesfurcht und Sündenangst (237).
215
7. Verfassung, Recht und Wirtschaft Kirche und Recht (239), Rechte und Pflichten des Bischofs (240), die Bischofskirchen als Reichskirchen (242), Eigenkirchenrecht (243), Rechtsstellung der sorbenländischen Bistümer (244), Recht des Königs am Bistumsvermögen (246), Immunität (248), Vogtei (249), Ausstattung (250), Einkünfte (251), Bewirtschaftung des Grundbesitzes (252), Vassailen (253), Ministeriale (254), Zehnt (258), Besetzung der Bistümer (269), Hergang der Bischofswahl (271), Domkapitel (275), innere Verhältnisse des Merseburger Kapitels (276), die Pfarrei (279), Eigenkirchen (279), Ausstattung der Pfarrkirchen (280), Abgrenzung der Pfarrsprengel (284), allgemeiner Charakter der Kirchenverfassung des Sorbenlandes (285), Einwirkung der Metropolitangewalt und des Papsttums (288).
239
Abkürzungen
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Anmerkungen
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Register
349
Erläuterung zur Karte
399
Karte
VORWORT Das Manuskript des 1. und 2. Bandes der vorliegenden Kirchengeschichte Sachsens im Mittelalter wurde zum ersten Male bereits vor mehr als zehn Jahren abgeschlossen. Unter sehr ungünstigen äußeren Umständen, fern von einer wissenschaftlichen Bibliothek, war es in den Jahren 1948 bis 1951 in Glauchau in Sachsen niedergeschrieben worden, als Teil einer umfassenden Kirchengeschichte Sachsens, die das Evangelischlutherische Landeskirchenamt Sachsens herauszugeben beabsichtigte. Der Verfasser übersiedelte dann nach Marburg, und andere Aufgaben traten an ihn heran und nahmen ihn ganz in Anspruch. Hatte er zunächst gehofft, auch den fehlenden dritten Band, der die Darstellung bis zum Vorabend der Reformation führen sollte, schreiben zu können, so mußte er diese Hoffnung, wenn auch höchst ungern, vorerst aufgeben oder doch zurückstellen. Auch zeigte sich, daß eine Überarbeitung des Manuskripts um so dringlicher wurde, je länger es in der Schublade lag. Wichtige Literatur war nicht zugänglich gewesen, andere inzwischen neu erschienen. Schließlich ermöglichte ein Urlaubssemester, das die Freie Universität Berlin gewährte, diese Überarbeitung. Sie kam endlich im Herbst i960 zum Abschluß. Die Form der Darstellung ergab sich aus dem Zweck, der ursprünglich verfolgt wurde und auch heute, wie ich hoffen möchte, noch nidit aufgegeben ist: ein Werk zu schaffen, das die Kirchengeschichte des Ursprungslandes der lutherischen Reformation, von den Anfängen christlicher Verkündigimg bis zur Gegenwart in einem Ausführlichkeitsgrad darbietet, der allen wissenschaftlichen Ansprüchen genügt, gleichzeitig aber auch eine lesbare Darstellung vorzulegen. Der Verfasser ist sich bewußt, daß er das zweite Ziel nicht durchweg erreicht hat. Die Wiedergabe des Stoffes in aller Breite, für den wissenschaftlichen Benutzer unerläßlich, muß stellenweise den fachlich nicht unmittelbar interessierten Leser ermüden. Er möge diese Partien überschlagen. Vielleicht freut es ihn aber doch, wenn er im Register die Kirche oder das ehemalige Kloster seines Heimatortes findet. Dem Fachgenossen andererseits sagen die Abschnitte, welche die Kirchengeschichte Sachsens in allgemeine Zusammenhänge einzuordnen suchen, nichts Neues. Ihm dürfte sehr viel mehr an dem vorgelegten landeskirchengeschiditlichen Material gelegen sein, das durchweg, bei dankbarer Benutzung der weit verstreuten Spezialliteratur, auf eigenem Quellenstudium beruht. Insofern sind die beiden Bände in der Reihe, in der sie nunmehr
Vorwort
XI
gelandet sind, nicht fehl am Platze. Es w e r d e n in der Tat mitteldeutsche Forschungen vorgelegt. Die Nachweisungen und Belege freilich werden, entgegen dem sonstigen Brauch dieser Reihe, nicht unter dem Strich, sondern anhangsweise geboten, in einer Form, die den lästigen Zwang dauernden Hin- und Herblätterns vermeidet. So war es für das Gesamtwerk; geplant, und ich h a b e daran nichts ändern mögen. A u d i die Erörterung einzelner Spezial- und Streitfragen ist in den A n h a n g verwiesen worden. Ein W o r t muß über die räumliche Abgrenzung des dargestellten Gebietes gesagt werden. Die Themastellung — Kirchengeschichte Sachsens •—• scheint die Darstellung auf den Bereich des Landes Sachsen in den Grenzen von 1815 zu beschränken, auf den Bereich der heutigen sächsischen Landeskirche, allenfalls zuzüglich der nach 1945 angegliederten Kreise. Für die ältere Zeit ist eine solche Abgrenzung ganz unmöglich. Soll in einer Darstellung der Reformationsgeschichte Sachsens W i t t e n b e r g außerhalb des dargestellten Gebiets zu liegen kommen? Für das Mittelalter erwies es sich als am praktischsten, die drei Diözesen Meißen, Zeitz-Naumburg und Merseburg zugrunde zu legen. Dies bedeutet Einschluß der beiden Lausitzen im vollen Umfang und gewisser Teile Thüringens und der ehemaligen Provinz Sachsen. Ich hoffe, es wird niemand darüber böse sein, daß die Klöster, Stifter und alten Pfarrkirchen dieser Gebiete mit bearbeitet worden sind. Daß eine Konkurrenz mit den zu e r w a r t e n d e n mitteldeutschen Bänden der Germania Sacra nicht beabsichtigt ist, bedarf keiner besonderen Erläuterung. W a s die zeitliche Abgrenzung betrifft, so behandelt der erste Band die Zeit von den A n f ä n g e n kirchlicher Verkündigung bis zum Ende des Investiturstreits, der schon rein äußerlich in Mitteldeutschland besonders verheerend gewirkt hat, aber auch im innerkirchlichen Leben einen tiefen Einschnitt bedeutet. Der zweite Band führt die Darstellung bis zum Ende des 13. Jahrhunderts, behandelt also, auf das Ganze gesehen, das Zeitalter der mittelalterlichen deutschen Ostbewegung, die sich in Mitteldeutschland, von W e s t nach Ost vorschreitend, über das 12. und 13. J a h r h u n d e r t erstreckte. Diese beiden J a h r h u n d e r t e dürfen im bearbeiteten Gebiete als die Höhezeit mittelalterlichen Kirchentums gelten. Vor allem läßt sich dies an der Zahl der Kloster-und Stiftsgründungen ablesen: ihre übergroßeMehrzahl gehört in diesen Zeitraum, nur ganz wenige gehen vorher oder folgen nach. Es wurde daher so verfahren, daß die vor 1100 gegründeten Klöster mit im dritten Kapitel des zweiten Bandes behandelt wurden. Auch w u r d e die Geschichte der einzelnen Klöster und Stifter jeweils bis zu ihrer A u f h e b u n g in der Reformationszeit in Betracht gezogen, so daß der Leser im zweiten Bande einen
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Vorwort
Uberblick über das Kloster- und Stiftswesen der drei behandelten Diözesen findet. Es fehlen nur die wenigen nach 1300 gegründeten Klöster und Stifter, die aus leicht einzusehenden Gründen nicht in diesen Band aufgenommen werden konnten. Sie gehören in den dritten Band, der wohl unter dem Gesichtspunkt der großen kirchlichen Krise des 14. und 15. Jahrhunderts stehen müßte, die gerade im mitteldeutschen Raum schließlich zur Reformation Luthers führte. Es ist an dieser Stelle derer zu gedenken, ohne deren Hilfe das vorliegende Buch nicht hätte fertiggestellt werden können. Ihnen allen gilt mein aufrichtiger und herzlicher Dank. Ich nenne an erster Stelle die Herren des Evangelisch-lutherischen Landeskirchenamts in Dresden. Sie waren stets voller Verständnis für meine Anliegen, weit über die bloß materielle Förderung hinaus. Vor allem haben sie mir bei mehr als einer Gelegenheit in einer wahrhaft brüderlichen Weise Gastrecht in ihrem Kreise gewährt, was mir damals eine große innere Hilfe war. Dr. Maria Hoffmann ging mir in vielen technischen Dingen zur Hand und führte die sehr umfangreichen Schreibarbeiten aus. Die beiden Karten zeichnete Hanna Tode, die neben Dr. Hans Schulze auch einen Teil der Korrekturen mitgelesen hat. Die gesamten Korrekturen haben Dr. Dietrich Claude und vor allem Dr. Herbert Wolf mitgelesen, der unermüdlich die Unstimmigkeiten klären half, die bei einem Werke dieser Art nicht ausbleiben können. Sie wurden in erster Linie von Pfarrer Waldemar Küther aufgedeckt, dem die Herstellung der Register verdankt wird. Wer jemals ein Register zu einem größeren, viele Namen enthaltenden Buche bearbeitet hat, weiß, welche entsagungsvolle Kleinarbeit in diesen Seiten steckt. Nicht aufzählen möchte ich die vielen Namen derer, von denen ich auf meine Fragen sachkundige Auskünfte erhielt oder die mir in Archiven und Bibliotheken behilflich waren. Auch sie schließe ich selbstverständlich in meinen Dank ein. Die Widmung möchte nicht als nur sentimental gemeint mißverstanden werden. Die beiden vorliegenden Bände dieser Kirchengeschichte Sachsens hätten nicht geschrieben werden können, wenn nicht meine Frau, die mir der Tod zu früh entrissen hat, damals die Hauptlast der Sorge für den Lebensunterhalt unserer Familie getragen hätte, damit ich selbst mich wissenschaftlichen Arbeiten widmen konnte. Marburg/Lahn, im März 1962.
W. S.
1. ALLGEMEINE VORAUSSETZUNGEN DER MITTELDEUTSCHEN SLAVENMISSION Die Geschichte der Kirche beginnt in dem Augenblick, in dem Jesus Christus der Gekreuzigte und Auferstandene zum ersten Male als gegenwärtig bezeugt wird. Die Kirchengeschichte Sachsens beginnt mit dem ersten Zeugnis dieser Art auf sächsischem Boden. Jeder christliche Gottesdienst ist solches Zeugnis. Die erste Nachricht, die wir über einen christlichen Gottesdienst im Gebiete des früheren Landes Sachsen besitzen, betrifft einen Feldgottesdienst. Bischof Thietmar von Merseburg (i 1018), dessen Name uns noch oft entgegentreten wird, berichtet in seiner Chronik, zur Zeit Kaiser Arnulfs, im J a h r e 892, sei Bischof Arn von Würzburg auf der Heimkehr von einem Zuge gegen die Böhmen in der Nähe des Chemnitzflusses von einer feindlichen Schar überfallen und umzingelt worden, als er gerade in seinem Zelte, das auf einem Hügel aufgeschlagen war, die Messe sang. Seine Gefährten und er selbst erlitten den Märtyrertod. Noch zur Zeit des Berichterstatters zeigten sich, so heißt es, an dieser Stelle oft brennende Lichter, und selbst die umwohnenden Slaven zweifelten nicht daran, daß dies die heiligen Blutzeugen des Herrn seien. Es ist vergebliche Mühe, den Ort dieses Ereignisses genau festlegen zu wollen. Aussichtsreicher und zugleich wichtiger ist es, aus dem Berichte des Merseburger Bischofs den geschichtlichen Kern herauszuschälen. Wir wissen, daß Arn nach der Art vieler Bischöfe des sinkenden, ringsum von heidnischen Feinden bedrohten Karlingerreichs ein streitbarer Diener der Kirche war, der mit dem Schwert umzugehen wußte. Schon in den Jahren 871 und 872 hatte er die slavischen Stämme Böhmens bekämpft, und zwar als verantwortlicher Heerführer; im Jahre 884 zog er gegen die Normannen zu Felde. Auch das Unternehmen des Jahres 892 war ein wohlvorbereiteter Heereszug, der gemeinsam mit dem Markherzog der thüringischen Sorbenmark, dem Babenberger Poppo, durchgeführt wurde, ohne freilich zum gewünschten Erfolge zu führen. Es scheint vielmehr, daß hinter Thietmars Nachricht sich ein für das ostfränkisch-thüringische Heer unglückliches Gefecht verbirgt. Wir besitzen nämlich außer Thietmars Nachricht den Bericht eines Augenzeugen., eines thüringischen Edelings Heio, der an jenem Feldzurje teilnahm. Er ist in einer im hessischen Kloster Hersfeld niedergeschriebe1 Schlesinger I
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1. Allgemeine Voraussetzungen
nen Sammlung der Wundertaten des hl. Wigbert überliefert. Hier ist nun nicht die Rede von Messe und Märtyrertod, sondern von einer blutigen Niederlage des fränkischen Heeres. Bischof Arn fiel gleich beim ersten Zusammenstoß, in vorderster Linie kämpfend. Anschaulich wird sodann geschildert, wie die Ungunst der Witterung in der unwirtlichen Landschaft die Verwirrung der sich zur Flucht wendenden Franken noch erhöhte und die Katastrophe vollständig machte. Ist es somit mehr als wahrscheinlich, daß Thietmars Bericht legendarisch gefärbt ist, so müssen doch seine Angaben keineswegs völlig aus der Luft gegriffen sein. Wir wissen aus anderen Quellen, daß der Militärseelsorge in der Karlingerzeit nicht geringe Sorgfalt gewidmet wurde. Man bediente sich damals für die Feier der Messe im Felde tragbarer Feldaltäre, mitunter mit einem leinenen Baldachin darüber. Wahrscheinlich ist das „Zelt" (tentorium), das Bischof Arn hatte aufschlagen lassen, ein solcher Feldaltar gewesen. Gerade vor Beginn des Kampfes war es üblich, Gottesdienst zu halten. Was lag näher, als daß der Bischof selbst die Messe las, wenn er beim Heere weilte? So wird man zwar die erbaulichen Einzelheiten aus Thietmars Darstellung streichen müssen, aber doch festhalten dürfen, daß im Jahre 892 irgendwo in der Gegend von Chemnitz oder Rochlitz ein Feldgottesdienst tatsächlich stattgefunden hat. Der erste in Sachsen ist es sicherlich nicht gewesen. Es würde sich nicht lohnen, auf dieses erste f a ß b a r e Ereignis der sächsischen Kirchengeschichte so verhältnismäßig ausführlich einzugehen, wenn es nicht außerordentlich bezeichnend für diese Frühzeit wäre. Das Gebiet Sachsens war damals noch nicht dem Reiche angegliedert, obwohl schon seit Jahrhunderten die fränkische Macht über die Saale nach Osten auszugreifen versucht hatte. Ein Jahrtausend lang waren die fruchtbaren Wohngefilde Mitteldeutschlands, die sich nördlich der breiten Waldzone des damals als Fergunna oder Miriquidu bezeichneten Erzgebirges erstreckten, germanisches Siedlungsland gewesen. Nach den wirren Völkerbewegungen der Wanderzeit hatte sich hier im Herzen Germaniens, außerhalb des Machtbereichs der Römer und somit am Rande der antiken Welt, aus altansässigen und zugewanderten Elementen schließlich der Stamm der Thüringer gebildet, die um das Jahr 500 ein mächtiges Reich besaßen, dessen Zentrum an der Unstrut lag und das sich im Osten ins heutige Sachsen hinein mindestens bis zur Elbe erstreckte. Das thüringische Königshaus ist damals durch eine Eheverbindung mit dem Christentum in Berührung gekommen: König Irmfrid heiratete Amalaberga, die Nichte Theoderichs d. Gr., die sich, wie das gesamte ostgotische Königshaus, zur arianischen Form christlichen Glaubens bekannte. Auf die Bevölkerung des
Avaren und Slaven
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thüringischen Reiches ist dies indes ohne erkennbare Wirkung geblieben. Im Jahre 531 erlag das Thüringerreich dem Angriff der vielleicht mit den Sachsen verbündeten Franken und ging im großfränkischen Reiche auf. Wie weit nunmehr die fränkische Macht im Osten reichte, wissen wir nicht; die Nachricht, daß im Jahre 562 eine Schlacht zwischen Franken und Avaren „in Thüringen an der Elbe" stattfand, bietet nur einen unsicheren Anhaltspunkt. In Betracht kommt nach den Bodenfunden die Gegend von Riesa, aber auch an den Nordthüringgau westlich Magdeburgs hat man gedacht. Die Franken waren katholische Christen, seitdem ihr König Chlodowech wahrscheinlich im Jahre 498 in Reims die Taufe empfangen hatte. So ist es immerhin möglich, daß bereits im 6. Jahrhundert katholische Priester mit fränkischen Heeren bis in diese entlegenen Ostprovinzen und darüber hinaus gelangt sind. Von irgendwie gearteter Missionstätigkeit kann indes keine Rede sein, und dies um so weniger, als sich die Lage an der Ostgrenze des Reiches durch das Auftauchen neuer Völker aus dem Osten alsbald grundlegend umgestaltete. In der zweiten Hälfte des 6. Jahrhunderts wandten sich nämlich die Avaren, ein turko-tatarisches Reitervolk, das sich aus Innerasien nach Westen ergoß und zunächst die Grenzen des Byzantinischen Reichs beunruhigte, auch gegen das Frankenreich hin. In einer Schlacht an der Elbe, 562, von der wir soeben hörten, gelang es zwar dem König Sigibert, sie zurückzuschlagen; bald aber kehrten sie wieder, und ihr Abzug mußte mit Geschenken erkauft werden. Slavische Völkerschaften, die sich aus ihrer Heimat zwischen Weichsel und mittlerem Dnjepr zunächst nach Südwesten hin ausgebreitet hatten, erreichten die Donaumündung um 500 und drangen von hier in einer zweiten Bewegung donauaufwärts und in die Ostalpen hinein vor, gelangten aber auch von Osten her durch die Mährische Pforte nach Mähren. Sie waren teilweise unter die Herrschaft der Avaren geraten und wurden durch deren Kriegs- und Beutezüge nach Norden abgedrängt oder mitgerissen, nach Böhmen hinein und wohl auch in das Gebiet nördlich des Erzgebirges, während in die angrenzenden Landschaften des norddeutschen Tieflands und Schlesiens die Slaven anscheinend langsam und in breiter Front von Osten her eindrangen. Die mittleren Elbgegenden scheinen wie das übrige Ostdeutschland damals von den vielleicht durch Seuchen ohnehin schon dezimierten Germanen preisgegeben worden zu sein, östlich des Harzes ansässige Teile des sächsischen Stammes zogen mit den Langobarden unter Alboin nach Italien, und es ist ein beredtes Zeugnis für den im 6. Jahrhundert herrschenden Menschenmangel in dieser Landschaft, daß das von ihnen verlassene i*
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1. Allgemeine Voraussetzungen
Gebiet in einem Akte fränkischer Staatssiedlung mit nordschwäbischer Bevölkerung aufgefüllt werden mußte. Dies also waren die Umstände, unter denen die Slaven nach Mitteldeutschland gelangten: unter avarischer Herrschaft oder doch von den Avaren in Bewegung gesetzt, kamen sie in dünn besiedelte, stellenweise völlig verlassene Räume. Feindliche Zusammenstöße mit den Franken erfolgten zunächst nicht. Man kann vielmehr sogar vermuten/ daß in der freilich nur im unsicheren Lichte mehr als dürftiger Quellen erkennbaren Auseinandersetzung des 6. Jahrhunderts zwischen dem Frankenreiche und Byzanz die Avaren von den Byzantinern, slavisdie Stämme aber von den Franken als Bundesgenossen benutzt wurden. Bis zum Jahre 623 erkannten jedenfalls die Sorben, von denen wir damit zum ersten Male in der Geschichte hören und die wohl schon damals in der Landschaft nördlich des Erzgebirges zu suchen sind, unter ihrem Fürsten (dux) Derwanus die fränkische Oberherrschaft an, und die Befreiung der Slavenstämme zwischen Erzgebirge und Donau und darüber hinaus vom drückenden Joch der Avaren erfolgte unter Führung des Franken Samo, der dann allerdings auch den fränkischen Königen gegenüber seine Unabhängigkeit zu wahren wußte. Andere Slaven dürften damals auf Reichsboden, in Thüringen und am oberen Main, Schutz gesucht haben. Noch immer lag also das heutige Sachsen am Rande der damals bekannten Welt, und so ist es noch drei Jahrhunderte lang geblieben. Keine Aufzeichnung berichtet über die Niederlassung slavischer Bevölkerung im Lande östlich der Saale und über das Schicksal der etwa in diesem Gebiete verbliebenen germanischen Volksteile. Selbst die Bodenfunde geben nur höchst kümmerlichen Aufschluß. In der Zeit Karls d. Gr. ist die Saale die östliche Grenze des Reiches, doch nicht eine feste Volksgrenze; wie jede Grenze ist sie nur als das „Haltmachen einer Bewegung" zu beurteilen. Wir finden nicht wenige Slaven auch westlich des Flusses, die hierher weder als Eroberer noch als kriegsgefangene Knechte, sondern in ihrer Mehrzahl als friedliche und willkommene Ansiedler gelangt waren. Umgekehrt haben in einer Durchdringungszone östlich der Saale Germanen in friedlichem Nebeneinander mit Slaven gewohnt. So haben Germanen und Slaven nicht von Anfang an in der Erbfeindschaft gelebt, die ihnen gewöhnlich zugeschrieben wird: es ist vielmehr bezeichnend, daß im Jahre 748 ein slavisches Heer Pippin auf seinem Zuge gegen die Sachsen unterstützte und daß noch Karl d. Gr. den slavischen Obodriten freiwillig das Gebiet jenseits der unteren Elbe vorübergehend überließ, aus dem aufständische Sachsen fortgeführt worden waren, und wir hören nicht, daß der Gegensatz des Volkstums und des Glaubens in solchen Fällen
Slavisdie Stämme
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Anstoß erregte. Auch an kriegerischen Auseinandersetzungen hat es freilich nicht gefehlt, vor allem, seitdem das Frankenreich unter den Karlingern neu erstarkt, aber auch bei den Eibslaven eine politische Konsolidierung eingetreten war. Die Slaven an der Ostgrenze des Frankenreichs gliederten sich, seit dem 8. Jahrhundert erkennbar, in mehrere größere Stammesverbände, die sich in Kleinstämme teilten: die Obodriten, die Wilzen, an deren Stelle später die Lutizen genannt werden, die Sorben, die Böhmen und die Mährer; hinzu kommen die Alpen- und die Donauslaven im Süden. Am frühesten scheinen die nördlichen Stämme, Obodriten und Wilzen, sich als politische Verbände gefestigt zu haben, nicht ohne Einwirkung vom Frankenreiche her; gegen sie unternahm schon Karl d. Gr. mehrere Feldzüge. Die Vereinigung der Böhmen unter der Herrschaft des tschechischen Fürstengeschlechts der Premysliden dagegen vollzog sich erst im Laufe des 9. und 10. Jahrhunderts, für uns also einigermaßen erkennbar; abgeschlossen ist sie im Jahre 995. In Mitteldeutschland schließlich, im Gebiete der Sorben, ist es anscheinend zu einem festeren Zusammenschluß der Kleinstämme nur vorübergehend oder überhaupt nicht gekommen. Es heben sich hier vor allem zwei Gruppen heraus: die Daleminzier und die Sorben im engeren Sinne, diese unmittelbar östlich der Saale sitzend, jene im mittelsächsischen Lößgebiet um Lommatzsch und Meißen. Unter ihren Führern (duces) Semela und Milito wurden sie 805/806 von den Franken besiegt. Ein sorbischer dux Zistiboro begegnet nochmals 858. Der Stamm befand sidi damals bereits in Abhängigkeit vom Fränkischen Reiche, die 874 erneut befestigt wurde, während die Daleminzier erst durch den bekannten Feldzug Heinrichs I. der deutschen Herrschaft unterworfen wurden, der im Jahre 929 zur Einnahme und Zerstörung ihrer Hauptfeste Gana (am Flüßchen Jahna, der Ort ist nicht sicher festzulegen) und zur Gründung der Burg Meißen führte. Neben diesen beiden mitteldeutschen Hauptstämmen treten noch kleinere Stämme auf: die Siusler zwischen Saale, Weißer Elster und Mulde, die Koldizar nördlich von den soeben genannten, die Milziener in der Oberlausitz um Bautzen. Landschaftsbezeichnungen erinnern noch lange an die Sitze dieser Stämme; erst im 12. Jahrhundert werden solche slavischen Namen ungebräuchlich und verschwinden allmählich, eine Folge des Einströmens deutscher bäuerlicher Siedler in dieser Zeit in die Gebiete, die man in der Frühzeit nach sprachlichen Merkmalen unter der Bezeichnung Sorbenland zusammenfassen kann. An Mission unter diesen slavischen Stämmen dachte man zunächst nicht. Es ist dies um so bemerkenswerter, als Karl d. Gr. bei den Sachsen die Annahme des Christentums in einem dreißigjährigen er-
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1. Allgemeine Voraussetzungen
bitterten und blutigen Ringen erzwang, und selbst wenn man davon ausginge, daß die slavisdien Völkerschaften des Ostens nicht in der gleichen Weise wie die stammverwandten Sachsen zu vollberechtigten Reichsangehörigen gemacht werden sollten, wofür freilich die Glaubensgemeinschaft eine unerläßliche Voraussetzung war, so legt doch die Erhebung Salzburgs zum Erzbistum im Jahre 798 durch Karl d. Gr. die Vermutung nahe, daß hier bewußt ein Missionsmittelpunkt für die Slaven des Südostens geschaffen werden sollte, wie dies schließlich in Wirklichkeit die neue Metropole auch geworden ist. Weshalb geschah Ähnliches nicht auch im Nordosten? Den Schlüssel gibt uns eine Bemerkung Einhards in seiner berühmten Karlsbiographie an die Hand. Er berichtet, der Kaiser habe die Völkerschaften zwischen Rhein und Weichsel, Nordsee und Donau seiner Herrschaft in der Weise unterworfen, daß er die Wilzen, Sorben, Obodriten und Böhmen tributpflichtig machte, während er die Unterwerfung (deditio) der übrigen entgegennahm, also offenbar zu einem Vertragsabschluß mit ihnen gelangte. Wie einst die römischen Kaiser so hat demnach Karl die Völker am Rande des Reiches diesem nicht eingegliedert, sondern sie in verschieden abgestufte Abhängigkeit gebracht, deren Formen über die Intensität der Abhängigkeit zunächst nichts aussagen. Die Tributpflicht war damals offenbar die unterste Form einer solchen Abhängigkeit, die „Freundschaft" die höchste. War diese nur christlichen Königen vorbehalten, so hatte jene nicht einmal die Wohltat der Taufe zur Folge, wie dies bei der mittleren Form der „Unterwerfung" der Fall war. Erst im Jahre 845 sind in Regensburg 14 Führer der böhmischen Stämme getauft worden, womit auch das rechtliche Verhältnis Böhmens zum Reiche auf eine neue Grundlage gestellt wurde, die, in der Folgezeit durch innerböhmische Wirren vielfach erschüttert, doch nicht wieder gänzlich verlassen wurde. Der Wiederherstellung dieser Grundlage galten die Züge Arns von 871, 872 und 892, und ihr haben noch viele Böhmenzüge gelten müssen, die schließlich immer wieder zur Unterwerfung und zum Vertrag in den lehnrechtlichen Formen der Zeit führten. Solche Verträge sind mit den Stämmen nördlich des Erzgebirges nicht geschlossen worden, und wir hören auch nichts von Übertritten slavischer Fürsten oder Häuptlinge, wie sie nicht nur aus Böhmen, sondern vorher schon von den Slaven des Südostens berichtet werden. Nur der Hevellerfürst Tugumir ließ sich taufen, um sein Volk desto fester in die Hand zu bekommen, dessen Freiheit er gleichzeitig den Deutschen durch Übergabe seiner Hauptburg Brandenburg verriet — eine Ausnahmeerscheinung in jener Zeit der Unabhängigkeitskämpfe der Elbslaven, deren Freiheitssinn auch die Deutschen ihre Anerken-
Franken und Slaven
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nung nicht versagt haben. Der sächsische Geschichtsschreiber Widukind, der in den letzten Jahren Ottos d. Gr. im Kloster Corvey an der Weser seine „Sächsischen Geschichten" niederschrieb, urteilt, als er auf die schweren Verluste der Slaven in diesen Kämpfen zu sprechen kommt: „Jene aber wählten dennoch lieber Krieg als Frieden und schätzten alles Elend gering gegenüber der teuren Freiheit; denn dieser Menschenschlag ist hart und müheduldend, an die einfachste Nahrung gewöhnt, und was den unsern schwerste Last zu sein pflegt, das halten die Slaven für eine Art von Vergnügen." Dieser unbändige Widerstandswille war es freilich auch, der die Slavenkriege an der Elbe im Laufe der Zeit zu einer fast ständigen Erscheinung werden ließ und ihnen zu einer allmählich immer mehr hervortretenden Härte und Grausamkeit verhalf, wie sie schon der Bericht Heios über den Tod Bischof Arns erkennen läßt. Die instinktive Abneigung gegen das Fremde wandelte sich mit der zunehmenden Festigung größerer volkhafter Verbände in Haß der Völker, dem beide Seiten verfielen und der durch den Glaubensgegensatz noch verschärft wurde. Der Ausbreitung des Christentums konnte dies nicht förderlich sein. Die Gründe, die Karl d. Gr. bewogen, die Slaven des Nordostens anders zu behandeln als die des Südostens, kennen wir nicht. Dürfen wir vermuten, daß schon damals der Widerstand hier energischer war, oder war es vielleicht weise Selbstbeschränkung des Kaisers, der erst den sächsischen Stamm fest in das Reich eingliedern und das Christentum der Sachsen festigen wollte, bevor er an weiteres Ausgreifen nach Osten dachte? Der geschichtliche Ablauf in der Folgezeit gibt eher der zweiten Überlegung recht. Durch dynastische Machtkämpfe im karlingischen Hause in Verbindung mit Angrilfen von außen ist im 9. Jahrhundert das Fränkische Reich in eine schwere Krise gestürzt worden und schließlich auseinandergebrochen. Die ostfränkischen Könige haben zwar die Slavengrenze nicht nur gehalten, sondern sie haben sie gerade in Mitteldeutschland zunächst sogar über die Saale vorgeschoben. Eine Sorbenmark wurde hier gebildet, vielleicht reichte sie ostwärts zeitweise bis zur Mulde. Es ist immerhin möglich, daß damals schon vereinzelte Missionsversuche auch östlich der Saale gemacht worden sind; einige wenige spätere Pfarrkirchen können in ihrem Ursprünge dieser Zeit angehören (vgl. S. 166, 168). Zu weitgreifenden Unternehmungen aber reichte die Kraft nicht aus. Das heutige Sachsen blieb nach wie vor eine Landschaft am östlichen Rande des Reiches und damit der bekannten Welt, vom Dämmerlicht erster geschichtlicher Kunde noch kaum erhellt. Unheimlich und fremdartig erschien selbst tapferen Kriegern die Natur des Landes wie die wilden heidnischen Völker, die der
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1. Allgemeine Voraussetzungen
große unbekannte Osten gegen den Westen ausspie, die schweifenden Avaren und Ungarn, aber auch die seßhaften Slaven, die man doch nun seit immerhin schon mehr als zwei Jahrhunderten als Grenznachbarn kannte; wir erinnern uns nochmals des Berichtes Heios, der nicht recht weiß, ob das blutige Gemetzel oder die mit solcher Gewalt nie erlebten Regengüsse das Schrecklichere bei der Niederlage des Jahres 892 waren. Mehr als ein Jahrhundert sollte nach dem Tode Karls des Großen noch vergehen, bis dieses Dunkel sich zu lichten begann, bis das meißnisch-sächsische Land den Anschluß an das christliche fränkisch-deutsche Reich, d. h. aber damals hier im Osten an das Abendland, an das katholische, lateinisch geprägte Europa fand. Es ist das Jahrhundert der Einwurzelung des Christentums in Altsachsen, des Hineinwachsens der Sachsen in die Gemeinschaft der Stämme des ostfränkischen Reichs, der äußeren und inneren Loslösung dieses Teilreichs aus dem Verbände des fränkischen Gesamtreichs, der Entstehung des deutschen Volkes. Erst als aus den Trümmern des Fränkischen das Deutsche Reich erwachsen war, dessen Führung nun nicht mehr beim Stamme der Franken, sondern bei den Sachsen lag, als die zeitweise drohende Gefahr des Zerfalls in die Gebiete der Einzelstämme überwunden und der äußere Feind an allen Fronten siegreich zurückgeschlagen war, war die Voraussetzung für ein aktives politisches Ausgreifen nach Osten und damit auch für die Ausbreitung des Christentums in diese Gegenden gegeben. Bekanntlich hat König Heinrich I. durch den Winterfeldzug 928/929, die Unterwerfung der Daleminzier und die Errichtung der Burg Meißen den Grund für die Eingliederung der Lande zwischen Mulde und Elbe ins Deutsche Reich gelegt, nachdem er schon vorher von Merseburg aus das Land bis zur Mulde, wo die zufällig genannte Burg Püchau nicht die einzige deutsche Befestigung gewesen sein wird, in festere Betmäßigkeit gebracht hatte. Böhmen mußte die deutsche Oberherrschaft wiederum anerkennen, die Milziener in der Oberlausitz wurden wenige Jahre später tributpflichtig gemacht, und die Ungarnschlacht des Jahres 933 sicherte das Erworbene gegen die räuberischen Reiternomaden, mit denen die Daleminzier nur allzugern gemeinsame Sache gemacht hatten. Zum festen Besitz war es damit noch keineswegs geworden. Der Tod des Königs im Jahre 936 gab das Signal zum Abfalle der Böhmen, der durch die Ermordung des Herzogs Wenzel durch seinen Bruder Boleslav im Jahre 935 (?) bereits vorbereitet war. Auch Boleslav I. war Christ wie Wenzel, den die Kirche sogar heilig gesprochen hat, aber eine heidnische Reaktion machte sich trotzdem im Lande geltend; mindestens waren die unruhevollen Zeiten friedlicher Wortverkündigung
Heinrich I., Otto d. Gr.
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denkbar ungünstig. Wenn nicht alles trügt, dehnte sich in der Folgezeit der böhmische Herrschaftsanspruch, wie später noch öfter, über den Erzgebirgskamm nach Norden aus. Es kennzeichnet die schon vorher herrschende Unsicherheit in dieser Landschaft, daß Heinrich I. es für notwendig hielt, sächsische Diebe und Räuber, denen er die verdiente Strafe erließ, sofern sie kriegstüchtig waren, in einer Schar von „Grenzwäldlern" (Mesaburii), wie die Slaven sie nannten, zusammenzufassen und im täglichen Kampfe gegen diese einzusetzen. Er folgte dabei anscheinend einer Rechtsbestimmung, die schon auf Karl d. Gr. zurückgeht. Ob dieses sonderbare Heer im Burgbezirk von Merseburg angesiedelt war, wie man aus dem Namen glaubte entnehmen zu können, muß dahingestellt bleiben, doch zeigt seine Vernichtung im Jahre 936 durch Boleslav von Böhmen, daß sein Tätigkeitsfeld das heutige Sachsen war. Diese Schlacht — oder vielmehr diese zwei Schlachten, denn gleichzeitig wurde ein thüringisches Aufgebot geschlagen — scheinen nördlich des Erzgebirgskammes stattgefunden zu haben, und weitere 14 Jahre lang ließ jener Grenz- und Kleinkrieg der Deutschen und Böhmen das Land nicht zur Ruhe kommen. Erst ein Feldzug Ottos d. Gr. im Jahre 950 wies Herzog Boleslav in seine Schranken und führte Böhmen in die deutsche Abhängigkeit zurück. Obwohl die Burg Meißen seit 929 anscheinend immer in der Hand der Deutschen geblieben ist, konnte doch erst jetzt das Umland als wirklicher Bestandteil des Deutschen Reiches gelten, und als Markgraf Gero die Niederlausitz im Jahre 963 unterwarf und Polen bis zur Warthe tributpflichtig machte, war das Gebiet auch nach Osten hin gesichert. Meißen ist trotzdem noch für zwei Menschenalter eine stets gefährdete Grenzfeste geblieben, dank den Maßnahmen Ottos jedoch nicht mehr ein einsamer deutscher Vorposten, sondern eingegliedert in eine umfassende Organisation des Wehrwesens und der Verwaltung an der Slavengrenze. Otto der Große hatte schon kurze Zeit nach seinem Regierungsantritt begonnen, die Verhältnisse an der Ostgrenze des Reiches neu zu ordnen. Die karlingischen Marken, die in Sachsen und Thüringen eingerichtet worden waren, gerieten gegen Ende des 9. und im Beginn des 10. Jahrhunderts mit dem Dahinschwinden der Reichsgewalt in Verfall oder wurden doch wenigstens dem unmittelbaren Einfluß des Königs entzogen; am wenigsten war wohl noch die thüringische Sorbenmark vom allgemeinen Niedergang betroffen. Schon Heinrich I. hatte versucht, eine neue Ordnung durchzuführen. Große Grafschaften wurden im östlichen Sachsen und in Thüringen gebildet, auf das Königsgut gestützt; bekannt und viel umstritten sind die Burgenbauten des Königs, die das Land gegen die Einfälle der Ungarn sicherten. Eine Aufgabe der Grenzhut wird insbesondere dem mächtigen Grafen Sieg-
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fried zugekommen sein, der in Merseburg seinen Sitz erhielt, dort also, wo der König selbst in jungen Jahren sich im Slavenkrieg bewährt hatte. Er starb im Jahre 937, und an seine Stelle trat Gero, der wahrscheinlich sein Bruder war. Diesem hat Otto der Große markgräfliche Gewalt in einem sehr großen Bezirke anvertraut, und er hat sich nicht in ihm getäuscht: Markgraf Gero ist es gewesen, der mit brutaler Härte den Frieden an der Elbgrenze erzwungen und in schweren Kämpfen die Slaven bis zur Oder in deutsche Abhängigkeit gebracht hat. Ihm zur Seite stand der gleichfalls als Markgraf bezeichnete Christian; im Norden schließlich wurde die markgräfliche Gewalt mit der Grenzwacht gegen die Dänen und Obodriten in die Hände Hermann Billungs gelegt. Hand in Hand mit der Einrichtung von Marken ging die Ausbildung einer Landeseinteilung in Burgbezirke, die sog. Burgwarde. Zu einer Burg wurden jeweils eine Anzahl Dörfer geschlagen, deren Bewohner in der Burg Schutz suchen konnten, die sie dafür in Stand halten und wohl auch mit verteidigen mußten. Auch als Einhebungsbezirke von Abgaben sind die Burgwarde erwiesen, dagegen nicht als Gerichtsbezirke. Zunächst scheint es in jeder der slavischen Landschaften nur eine Burg gegeben zu haben, bald aber wurde ein dichtermaschiges Netz von Burgwarden gebildet, so daß zu einer Burg selten mehr als zwei Dutzend der wenig volkreichen Dörfer gehörten. Die Burgwardverfassung ist weder slavischen Ursprungs, obwohl auch die Slaven Mitteldeutschlands ohne Zweifel eine Burgbezirksverfassung gekannt haben, noch führt sie die Burgenordnung Heinrichs I. fort. Sie ist eine Neuschöpfung Ottos d. Gr. nach karlingischem Vorbild, das die Burgbezirke boten, die im zwischen Saale und Unstrut sich erstreckenden Hassegau bezeugt sind. Die karlingischen Burgbezirke waren nicht auf dieses Gebiet beschränkt, wo sie zufällig vollständig genannt werden; auch etwa in Kirchberg und Dornburg an der Saale und weiter westlich im Gebiet der Germarmark sind gleichartige Bildungen zu vermuten. Entstanden sind sie spätestens im ersten Jahrzehnt der Regierung Karls d. Gr. als Bezirke fränkischer Wehrsiedlung: waffentüchtige Männer wurden hier im Schutze von Burgen als „Königsfreie" auf Königsland zum Grenzschutz gegen Sachsen und Slaven gegen Zahlung von Abgaben, die in der Form eines weltlichen Zehnten erhoben wurden, seßhaft gemacht. Bedenkt man, daß 974 im Burgward von Zwenkau ebensolche abgabepflichtige Freie (libeii homines) angetroffen werden, daß 961 in den Burgwarden Magdeburg, Frohse, Barby und Calbe von Deutischen und Slaven Zehnten gefordert wurden, die denjenigen durchaus vergleichbar sind, die die karlingischen Grafen 780 in den Burgbezirken des Hassegaus erhoben, und daß ein charakteristischer Gewandzehnt nicht nur 937 in den Burgbezirken Kirchberg und Dornburg,
Markenverfassung - Burgwarde
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sondern 983 auch im Burgward Boritz (bei Meißen) begegnet, dessen Bewohnern übrigens ein Rodungsrecht eingeräumt war, daß also die bezeichnenden Merkmale der karlingischen Burgbezirksverfassung in den Burgwarden wieder auftauchen, so ist die Vermutung nicht völlig von der Hand zu weisen, daß auch die Burgwarde des Slavenlandes ursprünglich als der Rahmen für Siedlungsmaßnahmen gedacht waren, die wahrscheinlich deutsche und slavische Bevölkerung im gleichen Bezirk, ja in den gleichen Dörfern vereinigen sollten; die Durchführung machten vielleicht der große Slavenaufstand von 983 und die Polenkriege des beginnenden 11. Jahrhunderts zunichte. Sei dem wie immer; entstanden ist die Burgwardverfassung jedenfalls um die Mitte des 10. Jahrhunderts in der Gegend westlich von Magdeburg und hat sich von hier aus nach Norden, Osten und Süden ausgebreitet. Bis zum Einsetzen der deutschen bäuerlichen Siedlung im 12. Jahrhundert ist sie das maßgebende Prinzip der Landeseinteilung und -Verwaltung geblieben. Es wird zu zeigen sein, in welchem Maße sie von Wichtigkeit für die Bildung der Pfarrsprengel geworden ist. Hatte Heinrich I. das Land östlich der Saale lediglich als Vorfeld betrachtet, das es zwar zu sichern und in loser Abhängigkeit zu halten galt, das jedoch wie in karlingischer Zeit außerhalb des engeren Reichsverbandes bleiben sollte, so lassen Ottos Maßnahmen erkennen, daß er v o n vornherein die Absicht hatte, die Reichsgrenze nach Osten vorzuschieben, womöglich bis zur Oder und zum Queis. Dies war gleichbedeutend mit dem Willen zur Christianisierung dieser Gebiete. Eine Eingliederung heidnischer Stämme ins Reich war seiner Zeit eine nicht vollziehbare Vorstellung, nur die Glaubensgemeinschaft ermöglichte den inneren Anschluß. Die Herstellung dieser Glaubensgemeinschaft aber blieb nicht den Priestern überlassen, sondern sie war Sache des Königs selbst. Otto hat diese Aufgabe gelöst, wie ihm 962 Papst J o h a n n XII. bescheinigte: er hat bei den von ihm besiegten Slaven nicht nur den Grund gelegt für den katholischen Glauben, sondern er hat sie selbst für Christus gewonnen, ja er hat sie getauft (Sclavos quos ipse devicit, in catholica lide noviter fundaverat . . . oves, quas ipse Christo adquisiverat . . . gentium, quas predictus piissimus imperatoi babtizavit). Gewiß ist solche Taufe nicht wörtlich gemeint, aber klar ist doch, daß die Mission als „Staatsangelegenheit" betrachtet wird. Man sieht, daß Ottos politische Maßnahmen erst dann das ihnen eigentümliche Gesicht gewinnen, wenn man sich die damit verbundene missionarische Absicht des Königs vergegenwärtigt, von der wir wissen, daß sie keineswegs auf das Gebiet zwischen Elbe und Oder, zwischen Saale und Queis beschränkt war, sondern weit darüber hinausreichte Es w ä r e freilich unrichtig, w e n n man annehmen wollte, sie seien über-
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haupt nur mit dem Ziele durchgeführt worden, die Mission vorzubereiten. Ganz gewiß hat der König seine Herrschaft ausbreiten wollen, er hat die Vorherrschaft in ganz Europa angestrebt. Es wäre aber ebenso unrichtig zu glauben, Otto habe sich lediglich von Eroberungssucht und unersättlichem Machttrieb leiten, lassen und die Mission sei lediglich ein geistlicher Vorwand für einen sehr weltlichen Zweck gewesen. Man wird die Missionspolitik Ottos des Großen in ihren Mitteln und in ihrem Ziel nur verstehen können, wenn man sich erinnert, aus welchem Geiste sie erwachsen ist. Es war der Geist einer christlich-theokratisdien Herrschaftsordnung, die die Ordnung der damaligen abendländischen Welt war. Im Reiche Karls des Großen hatte sie ihren deutlichsten Ausdruck gefunden. Hier schien unter der Leitung des König - Kaisers die Einheit von Regnum und Sacerdotium vollzogen. Reich und Kirche erschienen als zwei Seiten derselben Sache, der von Gott gesetzten Ordnung, deren Vollstrecker in erster Linie Karl selbst war. Er schrieb sich die leitende Gewalt auch in der Kirche, das regnum sanctae ecclesiae, zu. Die Kirche hatte damit unter seinen Händen eine Gestalt angenommen, die den altchristlichen Gegensatz von Kirche und Welt gegenstandslos zu machen schien. Das christliche Reich Karls maßte sich an, Abbild und Ausdruck des regnum Christi zu sein. Ein kirchlich-weltliches Einheitssystem war damit freilich nicht geschaffen. Der Gegensatz von Regnum und Sacerdotium ist im innersten Wesen beider Ordnungen begründet, ihr Dualismus unüberwindbar, da mit der Lehre Christi selbst gegeben. Audi in der „vorgregorianischen" Zeit, also in der Zeit vor dem Investiturstreit, in dem nach weitverbreiteter Ansicht die kirchlich-weltliche Einheit erst auseinanderbrach, war er selbstverständlich vorhanden. Er bedeutete für die beiden Gewalten Unterworfenen zugleich eine Freiheitsgarantie, solange keine von beiden zur Allgewalt aufsteigen konnte. Es wird in anderem Zusammenhange zu zeigen sein, daß die karlingische Ordnung der Christenheit, welche die Gleichberechtigung, wenn nicht gar die Herrschaft des vom Könige repräsentierten Laienelements in ihr voraussetzte, sich gegen eine andere Ordnung der Kirche nicht zu behaupten vermochte, welche die Herrschaft eines herausgehobenen, mit einem besonderen Charisma versehenen Priestertums über eine letzthin verachtete, weithin dem Satan verfallene, wenn nicht überhaupt unchristliche, so doch in minderem Maße christliche Welt forderte. Einer als christliche Welt, also in der Verbundenheit, wenn auch nicht Ungeschiedenheit von geistlicher und weltlicher Sphäre gestalteten Kirche trat gegenüber die Herrschaft des Klerus über den Bereich der Laien, deren Seelen nur gerettet werden konnten, wenn sie sich dieser Herrschaft unterwarfen. Auch diese Ordnung wurde, wie
Geistige Grundlagen der Missionspolitik
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schon vorher, zur Zeit Ottos, erstrebt, aber die Idee der klerikalen Anstaltskirche war in Deutschland noch nicht von lebendiger Wirkungsmacht, sondern lebte vorerst nur in den Köpfen weniger. Dem Könige war sie im Grunde fremd, obwohl er den äußeren Anliegen der beginnenden Reformbewegung keineswegs ablehnend gegenüberstand. Er ist bewußt den Spuren des großen Vorgängers gefolgt, als eine Fortsetzung des christlichen Karlsreiches hat er sein Reich aufgefaßt und zu gestalten versucht, und seine Nachfolger sind in seine Fußstapfen getreten. In der Überzeugung, nicht nur weltliche Fähigkeiten, sondern in hohem Maße auch geistliche Begnadung zu besitzen, nahm auch er die Leitung einer Welt, die ihm mehr als nur Welt war, in Anspruch und hat eine Ordnung geschaffen, die für ein Jahrhundert Bestand gehabt hat, bis die widerstrebenden Kräfte, die schon zu seinen Lebzeiten sich regten, in einer gewaltigen Revolution diese scheinbar so festgefügte Form zerbrachen. Dem Könige, der von solchen Vorstellungen, man darf wohl sagen, von solchem Glauben erfüllt war, war der Kampf gegen die Heiden eine selbstverständliche Pflicht. Freilich waren Gedanken dieser Art im liudolfingischen Königshause noch nicht lange heimisch. Noch Heinrich I. hatte der Kirche zurückhaltender gegenübergestanden, wenigstens, was die Ordnung der politischen Wirklichkeit betraf. Seine Vorstellung vom Wesen der Kirche muß eine andere gewesen sein als die des Sohnes. Die Salbung, einen kirchlichen Weiheakt nach alttestamentarischem Vorbild, der im frühen Mittelalter zuerst bei Briten, Westgoten und Angelsachsen bezeugt ist, sich seit der Erhebung Pippins zum Könige 751 im Frankenreiche eingebürgert hatte und über Italien und Lothringen auch ins Ostreich vorgedrungen war, hatte er bei seiner Wahl in Fritzlar ausdrücklich abgelehnt. Ihn beherrschten wohl noch Anschauungen germanischen Ursprungs von einer am edlen Blut des Königshauses haftenden sakralen Würde des Herrschers, die der kirchlichen Legitimation nicht bedurfte. Solche Anschauungen waren im Volke und auch bei den Königen selbst noch jahrhundertelang in Geltung, aber mehr und mehr überdeckt und verschmolzen mit Ideen christlicher Herkunft. Das mittelalterliche Königtum enthält Elemente sehr verschiedener Art. Die neuen Formen lösen dabei die alten nicht ab und ersetzen sie, sondern das Alte lebt neben dem Neuen weiter, so daß ein kompliziertes und vielfach widerspruchsvolles Bild entsteht. Der alte Gedanke der „Geblütsheiligkeit" des Königsgeschlechts geht nicht unter, obwohl mit dem Übergang der fränkischen Königswürde von den Merowingern auf die Karlinger deutlich wurde, daß daneben Gedanken ganz anderer Herkunft Wurzel gefaßt hatten und zur Wirkung kamen. In der Mei-
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nung nicht weniger nämlich verband sich schon frühzeitig das Königtum mit einem theokratischen Amtsauftrag. Durch die kirchliche Weihe wurde der König zum Gesalbten des Herrn (christus Domini), dem wie dem Priester eine unzerstörbare Würde zukam. Zum Schutzherrn der Kirche (advocatus ecclesiae) war er bestellt, und schließlich galt er manchen als Stellvertreter Gottes oder Christi auf Erden (vicarius Dei, vicarius Christi) überhaupt. Stellte sich den Germanen die in der Taufe vollzogene Bindung an Gott als ein der Gefolgschaft oder Dienstmannschaft analoges Verhältnis dar, so daß das lateinische Wort für Kirche ecclesia geradezu mit „Gefolgsleute Gottes" (gotis holdon) ins Altdeutsche übersetzt werden konnte, so galt andererseits nunmehr die als Gefolgschaft gedachte und gestaltete Untertanenschaft eines in der geschilderten Weise geistlich erhöhten Königtums als das Volk Gottes selbst. Die verschiedenen im Frankenreiche seßhaften Völker (gentes) sind zusammengefaßt als populus christianus, wobei dem fränkischen Stamm ein ganz besonderes Sendungsbewußtsein eignet, wie es im längeren Prolog zur Lex Salica zum Ausdruck kommt. Glaube an Gott und Treue gegen den König fließen in eins zusammen: mit der unübersetzbaren Wendung tideles Dei et nostii redeten die deutschen wie schon die fränkischen Könige der Karlingerzeit ihre Untertanen an. Jede Erweiterung des Kreises dieser Getreuen des Königs (fideles nostri) bedeutete also gleichzeitig eine Erweiterung des Kreises der Gläubigen Gottes (hdeles Dei). Aufgabe des christlichen Königs mußte es infolgedessen sein, die Macht, die ihm Gott verliehen hat, zu brauchen zur Ehre Gottes, das heißt zur Verwirklichung der göttlichen Weltordnung, des ordo, die nicht zuletzt dadurch vollzogen wird, daß die noch Widerstrebenden gewonnen werden. Mit der Schärfe des Schwertes soll er den Frieden der Gemeinde Christi schützen und ihre Feinde abwehren und strafen. Er soll darüber hinaus das Heidentum ausrotten helfen, das als Teufelsdienst geistig durchaus ernst genommen wurde. Gewaltmission, wie sie später, seit Bernhard von Clairvaux, tatsächlich empfohlen worden ist, bedeutete dies aber nicht. Gemäß der Lehre Augustins, die Gregor der Große aufgenommen hatte, billigte die Zeit zwar den „indirekten" Missionskrieg, der die Heiden christlicher Herrschaft unterwirft, damit heidnische Kultübung unmöglich macht und die Bahn für christliche Unterweisung öffnet. Sie lehnte aber die „direkte" Gewaltmission ab, die unter der Parole Taufe oder Tod die Bekehrung erzwingt. Während gegenüber einmal Getauften und dann wieder Abgefallenen jede Gewaltmaßnahme kraft kirchlichen Disziplinarrechts erlaubt war, blieb die Freiheit der Bekehrung gewahrt, der erste Eintritt in die christliche Kirche also der Gewissensentscheidung des einzelnen überlassen. Es wird zu zeigen
Christliches Königtum
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sein, daß im mitteldeutschen Räume zur Zeit Ottos des Großen wirklich nach diesen Prinzipien verfahren worden ist. Ob solche Gedanken königlicher Missionspflicht in die breiten Schichten des Volkes gedrungen sind, ob man sie als geistiges Gemeingut der damaligen Christenheit, besonders derjenigen germanischer Abstammung, bezeichnen darf, wissen wir nicht. Die Quellen, aus denen wir schöpfen können, sind alle kirchlicher H e r k u n f t oder doch kirchlich stark beeinflußt, wie die Erzeugnisse der königlichen Kanzlei, und mancherlei spricht dafür, daß beispielsweise die sächsischen Großen den Krieg gegen die heidnischen Slaven als recht lästige Pflicht ansahen, ihn mitunter wohl gar sabotierten. Otto der Große jedenfalls hat sich die christlich-theokratische Vorstellung des Herrscheramtes völlig zu eigen gemacht, und zwar nicht erst im Verlaufe seiner Regierung, sondern schon bevor er sie antrat. Ist etwa hier der Einfluß seiner Mutter Mathilde spürbar, die die Zeitgenossen als besonders fromme Frau rühmen? Deutlich kommt die Gesinnung des neuen Königs zum Ausdruck bei den Krönungsfeierlichkeiten des J a h r e s 936 in Aachen, die gewiß nicht ohne sein Vorwissen und ohne seinen Willen in der Form vollzogen wurden, wie sie uns überliefert sind. Wichtig ist dabei, daß diese Form nicht einfach einer Tradition folgte, sondern daß zwar a n ü b e r l i e f e i t e s angeknüpft wurde, jedoch in durchaus selbständiger Ausgestaltung. Anders als sein Vater empfing Otto im Münster Karls d. Gr. die Salbung. Als erstes der Reichsinsignien übergab ihm Erzbischof Hildibert v o n Mainz nach dem Bericht Widukinds von Corv e y das Schwert mit den Worten: „Nimm hin dies Schwert, mit dem Du alle Widersacher Christi, Heiden und Ketzer, austreiben sollst auf Grund der Dir verliehenen göttlichen Vollmacht (auctoritas divina) und auf Grund der Macht (polestas) des ganzen Reiches der Franken, zur Befestigung des Friedens aller Christen." Geistliche auctoritas und weltliche potestas sind also in der Hand des Königs vereint; die höchsten Geistlichen des Reiches selbst wußten es nicht anders und brachten es an bedeutsamster Stelle vor aller Welt zum Ausdrude. Gedanken liegen zugrunde, die in der Kirche des Römischen Reichs schon seit J a h r h u n d e r t e n Geltung hatten. Am Karfreitag pflegte man für den Bestand des Reiches und für die Niederwerfung der Heiden zu beten, vor allem aber für den Kaiser selbst: „Laßt uns beten für unseren allerchristlichsten (christianissimus) Kaiser, daß unser Gott und Herr ihm alle barbarischen Völker Untertan mache zu unserem beständigen Frieden." Im Frankenreiche betete man dann in ganz entsprechender W e i s e f ü r den fränkischen König. Eine wichtige W a n d l u n g hatte sich damit vollzogen: das Römische Reich galt nicht mehr als das alleinige Gefäß, das Gott zur A u f n a h m e des göttlichen W o r t e s bereit-
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gestellt hatte, sondern seit dem 5. Jahrhundert waren, zuerst in Gallien und Spanien, neue Gedanken zur Geltung gekommen, denen zufolge alle Völker Glieder des corpus Christi waren, wie Isidor es schließlich ausdrückte; alle Völker waren somit zur Mission berufen. W a s zunächst als Pflicht und Recht des römischen Kaisers gegolten hatte, neben dem es andere christliche Herrscher nicht gab, das galt nun als Auftrag jeder christlichen Obrigkeit, wobei Barbaren und Heiden gleichgesetzt wurden. Wenn Karl d. Gr. und Otto d. Gr. die römische Kaiserkrone aus der Hand des Papstes empfingen, so vermochte dies ihren kirchlichen Auftrag also nicht zu begründen, wohl aber zu verstärken. Karl d. Gr. konnte schon vor der Kaiserkrönung, im Jahre 796, in einem berühmten Brief an Papst Leo III. schreiben: „Unsere Aufgabe ist es, mit Gottes Hilfe die heilige Kirche Christi überall vor dem Ansturm der Heiden und der Verwüstung der Ungläubigen nach außen mit der Waffe zu verteidigen und nach innen durch die Anerkennung des katholischen Glaubens zu befestigen." Dem Papst wurde in diesem Schreiben lediglich die Rolle des Fürbitters zuerteilt, der, wie Moses mit zu Gott erhobenen Händen, den Kampf des Königs unterstützen und für den Sieg über die Feinde Gottes und für die Ausbreitung des Ruhmes Christi über den ganzen Erdkreis beten solle. Der gleichen Meinung ist die ottonische Zeit: Leo von Vercelli spricht von den zwei Lichtern, die den Erdkreis erhellen, von Kaiser und Papst; der eine soll durch das Schwert mächtig sein, der andere das Wort erschallen lassen. Man würde falsch urteilen, wenn man die Stellung, die dem Papste damit angewiesen wurde, als untergeordnet bezeichnete. Die militia Christi, der Kampf für Christus, wird nach den Anschauungen der Zeit nicht weniger gut, sondern sogar besser mit Gebeten als mit Waffen geführt. Schon der Vergleich mit Moses zeigt, ein wie hoher Rang dem Papste damit von Karl, der sich selbst gern mit David vergleichen ließ, zugebilligt wurde. Das Gebet ist die Waffe der Geistlichkeit, eine Waffe, die, dem Schwerte vergleichbar, nicht minder wirksam und jedenfalls würdiger ist als das weltliche Schwert, und dem Gebet des Nachfolgers Petri wurde ganz besondere Kraft zugemessen. Es liegt auf der Hand, daß auch und gerade von solchen Vorstellungen her bei der allein vom Priester zu vollziehenden Taufe jeder gewalttätige Zwang auszuschließen war. Trotzdem haben sich die Päpste mit dieser Stellung nicht begnügt. Sie erhoben auf Grund jener anderen, von dem unzerstörbaren, sakramental begründeten Vorzug des Priesterstandes vor der Laienwelt ausgehenden Auffassung von der Gestalt der Kirche den Anspruch auf alleinige Leitung der Christenheit und damit auch der Mission. In doppelter Richtung konnte der theokratische Amtsgedanke fort-
Stellung des Papsttums
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gebildet werden: zu einer höchsten Steigerung des geistlich erhöhten Königtums, die an Vergottung des Herrschers grenzte, und zu seiner an Selbstaufgabe grenzenden Minderung, indem es der Aufsicht kirchlicher Würdenträger unterstellt wurde, die sich berufen fühlten, die rechte Amtsführung des Königs nach den Normen kirchlicher Lehrmeinungen zu überwachen. Längst schon hatte Papst Gelasius I. seine Lehre von den zwei Gewalten formuliert, durch die die Welt regiert wird: die geheiligte Gewalt (auctoritas) der Bischöfe und die königliche Amtsgewalt (potestas). „Von beiden fällt aber jene um so schwerer ins Gewicht, als sie auch für die Könige der Menschen im göttlichen Gericht Rechenschaft abzulegen haben." Damit war die geistliche Gewalt der weltlichen grundsätzlich übergeordnet, die auctoritas dem Könige abgesprochen. Der Gedanke ist zunächst ohne Wirkung geblieben, aber doch nicht wieder verschwunden. Gern vergegenwärtigte man ihn sich später unter dem Bilde der beiden Schwerter, auf Grund der „symbolischen" Auslegung von Luc. 22, 38. Noch Alkuin, der größte Gelehrte im Reiche Karls d. Gr., hat dem König beide Gewalten zugesprochen. Aber schon im 9. Jahrhundert bahnte sich eine Umbildung der Lehre in umgekehrter Richtung an: man suchte der weltlichen Gewalt ihren Platz nicht neben, sondern in der institutionellen Kirche zuzuweisen, deren Leitung allein der geistlichen Gewalt zustand. Deren höchster autorisierter Träger aber beanspruchte der Bischof von Rom zu sein, und ihm kam infolgedessen, obwohl auf indirektem Wege, nach dieser Meinung die letzte Entscheidung auch der weltlichen Dinge zu. So konnte dem Papste Nikolaus I. von Zeitgenossen vorgeworfen werden, er beabsichtige, sich selbst zum Kaiser der ganzen Welt zu machen. Aber diese erste Aufgipfelung päpstlichen Herrschaftsanspruchs blieb Episode. Ins Ostfränkische und Deutsche Reich sind solche Lehren zunächst nicht vorgedrungen, und das Papsttum des 10. Jahrhunderts war in solchem Maße im Abgrund der Verderbnis und Schwäche versunken, daß ihm universale Geltung ohnehin nicht zukam. Aufgegeben wurden die alten Anschauungen indes nicht. Otto d. Gr. hat das Papsttum aus der Abhängigkeit von italienischen Machthabem gelöst und ihm seine Würde zurückgewonnen, ohne sich jedoch der Schirmherrschaft über Rom und die römische Kirche zu begeben, und die Päpste haben sich ihm dankbar erwiesen, ohne doch auf Ansprüche zu verzichten, die festzuhalten sie dem Stuhle Petri schuldig zu sein glaubten. Gleichsam in zwei Brennpunkten sammelten sich also an der Schwelle des hohen Mittelalters die Gedanken derjenigen, die sich Rechenschaft abzulegen versuchten von der rechten Ordnung der Welt. Regnum und Sacerdotium waren in gleicher Weise zur Wahrung 2 Schlesinger I
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dieser Ordnung verpflichtet und berechtigt, bei mannigfacher Überschneidung ihrer Kompetenzen. Konkurrierend zwar standen Reich und Kirche nebeneinander, in ständiger Spannung, aber doch aufeinander hingewiesen, trotz aller jeweiligen Grenzüberschreitungen noch kaum im offenen Gegensatz zueinander, der nur selten bereits leise anklingt, sondern vielmehr zur scheinbar unauflöslichen Einheit verknüpft, in der Vorstellung der meisten als „Christenheit" in der Gestalt der ecclesia universalis letzthin identisch, so sehr auch für den Rückblickenden in der Geschichte dieser Jahrhunderte bald diese, bald jene der beiden Mächte die andere zurückzudrängen scheint. Es ist nur folgerichtig, daß auch in der Mission beide Häupter der christlichen Welt handelnd in Erscheinung traten. Als Otto d. Gr. sich anschickte, seine großangelegten Missionspläne, denen auch die Bistümer des Sorbenlandes ihre Entstehung verdanken, in die Tat umzusetzen, war er entschieden in der Vorhand. Der König allein ist es gewesen, der diese Pläne faßte, er allein besaß die Mittel zu ihrer Durchführung. Stets zwar hatte die von Rom aus gelenkte Kirche die Gewinnung der Heiden für das Christentum als eine ihrer Hauptaufgaben angesehen, und auf große Erfolge weltgeschichtlichen Ausmaßes konnte sie zurückblicken: es braucht nur an die Bekehrung der Angelsachsen und an die Tätigkeit des Bonilatius in Deutschland erinnert zu werden. Im 9. Jahrhundert hatten die Päpste Nikolaus I., Hadrian II. und Johann VIII. in Bulgarien und Mähren selbständige aktive Missionspolitik getrieben. Es ist nicht zu verwundern, daß Rom versuchte, seinen Einfluß auch in der Slavenmission des 10. Jahrhunderts geltend zu machen; wir werden ihm begegnen. Aber ein grundlegender Wandel in der Gewiditsverteilung hatte sich vollzogen. Er knüpft sich an die überragende Gestalt Karls d. Gr. Karl begnügte sich nicht wie seine Vorgänger mit seiner Stellung an der Spitze der fränkischen Landeskirche, sondern er war, wir sagten es schon, an die Spitze der Gesamtkirche des Abendlandes getreten und hielt ihre Leitung, also auch die jeglicher Missionsunternehmung, in der Hand. Dabei ist es zunächst geblieben, wenn man von dem soeben berührten Zwischenspiel des 9. Jahrhunderts absieht. Daß damit dem Wohle der gesamten Christenheit aufs beste gedient war, wie die Dinge nun einmal lagen, ist rüdeschauender Betrachtung offensichtlich und ist auch damals in Rom eingesehen worden. Später erst empfand man dort, je mehr sich das Papsttum die Gedanken der kirchlichen Reformbewegung zu eigen machte, in zunehmendem Maße Ansprüche auch politischer Art erhob und damit in Gegensatz zum deutschen König- und Kaisertum trat, diese kaiserliche Schirmherrschaft mehr und mehr als lastenden Druck, von dem die Kirche sich zu befreien strebte. Nicht allein auf
Nachlassen des Missionseifers
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dem Boden des Glaubens, sondern auch auf dem der Politik ist jene große Auseinandersetzung erwachsen, die Reich und Kirche schließlich in den Grundfesten erschütterte und auch das östliche Missionsfeld in ihren Strudel zog. W e n n das Gesetz des Handelns vorerst durchaus beim Könige lag, so hat dies einen weiteren, innerkirchlichen Grund. Der enthusiastische Missionseifer jener iroschottischen, angelsächsischen und aquitanischen Mönche, die einst, mit oder ohne A u f t r a g Roms, der Kirche so viele Seelen gewonnen hatten, der geistliche Drang in die Ferne, der wohl in der Vorstellung einer besonderen Verdienstlichkeit des anachoretischen Lebens wurzelt und im erstrebten Martyrium seine Krönung findet, wie es etwa Kilian und seinen Gefährten, den beiden Ewalden und dann auch dem Bonifatius selbst zuteil wurde, fand in spätkarlingischer und frühottonischer Zeit in Deutschland keinen Widerhall mehr. Es fehlte an missionarischen Persönlichkeiten. Zwischen Anskar, der noch ganz im Geiste der Angelsachsen die christliche Heilsbotschaft dem skandinavischen Norden verkündete, und Männern wie Adalbert v o n Prag und Brun v o n Querfurt, die bereits v o n einer neuen, in Italien erwachsenen mönchischen Frömmigkeit geprägt waren, klafft eine breite Lücke. Ä u ß e r e Gründe mögen mitgewirkt haben; man zieht nicht aus, um V ö l k e r zu bekehren w i e Normannen und Ungarn, die siegreich brandschatzend oft genug dem Christen auch in seiner Heimat das Martyrium bereiteten. A b e r auch der Geist, der in den deutschen Klöstern dieser Zeit herrschte, war ein anderer, wobei wir v o n dem offenkundigen Verfall mancher Klöster ganz absehen können. W i r kennen diesen Geist aus St. Gallen, und in anderen Konventen wird es nicht anders g e w e s e n sein. Die Mönche waren heimfest in ihren Klöstern, ein Z u g zur Beschaulichkeit war ihnen eigen, und Gelehrsamkeit w i e Kunstpflege waren hohe Ziele. W e r könnte sich Notker den Stammler v o n St. Gallen, Regino v o n Prüm oder Widukind v o n C o r v e y , Persönlichkeiten, die wir nicht nur selbst, sondern auch in ihrer Umwelt aus ihren W e r k e n einigermaßen kennen und die keine Ausnahmeerscheinungen sind, als Missionare vorstellen? Noch die Sachsenmission w a r zum guten Teile v o n Klöstern durchgeführt worden, aber es geschah bereits auf Anordnung der weltlichen Gewalt. Auch auf die Bischöfe konnte kaum geredinet werden. Ihre Tätigkeit w a r zwar grundsätzlich stets an ihre Diözese gebunden. Trotzdem sind später Männer w i e Adalbert v o n Prag oder Otto v o n Bamberg zu den heidnischen Prußen und Pommern gegangen. In der Zeit des ausgehenden Fränkischen und frühen Deutschen Reiches ist kein Bischof, v o n A n s k a r abgesehen, auf einen solchen Gedanken gekommen. Die A u f g a b e n kirchlicher und weltlicher Art, die ihnen in der Heimat ge2-
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1. Allgemeine Voraussetzungen
stellt waren, nahmen sie ganz gefangen. Mission rein aus religiösem Impuls, aus innerem Drang, die zwar meist aus Zweckmäßigkeitsgründen Schutz und Anlehnung bei der weltlichen Gewalt suchte und von dieser wohl auch für politische Zwecke benutzt oder mißbraucht wurde, die im Grunde aber in der Wendung unmittelbar an die zu Bekehrenden allein auf die Kraft des verkündigten Wortes Gottes vertraute, ist der Zeit völlig fremd. So blieb die Initiative dem König überlassen, er besaß die Macht, die heidnischen Völker zu unterwerfen, denen ja nach Matth. 28,19 der göttliche Missionsbefehl galt, nicht den einzelnen, und er besaß nach dem Glauben der Zeit auch kraft göttlichen Auftrags die Würde und Einsicht, sie zu Jüngern zu machen. Die Taufe samt vorhergehender Unterweisung mochte dann den Priestern überlassen bleiben, als der eigentliche Täufer konnte doch der König gelten. Otto dem Großen war nicht nur Weite des Blickes eigen, um große Pläne zu fassen, und Tatkraft, um sie durchzuführen; er besaß, soweit der Historiker erkennen kann, der den Menschen der Vergangenheit nicht ins Herz zu schauen vermag, auch die innere Gewißheit, bei seinem Missionswerk im Auftrage Gottes zu handeln. Es ist bewunderungswürdig, mit welcher keineswegs allein aus politischen Rücksichten zu erklärenden Selbstzucht er trotzdem die Widerstände, denen er begegnete, nicht einfach zerbrach, sondern durch kluges und geduldiges Abwarten überwand. Diese Selbstzucht erweist ihn als echten Sohn seiner Zeit: Reich und Kirche waren ihm eins, nicht im Kampfe, sondern im Bunde mit Rom sollte der große Gedanke, die Welt des nordwestlichen Slaventums dem christlichen Glauben zu gewinnen, verwirklicht werden. Durch keinen Mißklang wird das kirchliche Aufbauwerk getrübt, das er im Osten vollbrachte, in einer Gesinnung, der er selbst mit folgenden Worten Ausdruck verlieh, als er im Oktober 968 seinen Getreuen in Sachsen mitteilte, er beabsichtige in Magdeburg ein Erzbistum, in Merseburg, Zeitz und Meißen aber Suffraganbistümer zu errichten, und ihnen befahl, zur Inthronisation des neuen Erzbischofs und gleichzeitigen Ordination der Bischöfe sich in Magdeburg einzufinden: „Wir glauben, daß die Mehrung der Verehrung Gottes gleichbedeutend ist mit dem Heil und Bestand unseres König- und Kaiserreiches." Gewiß handelt es sich um einen oft wiederholten Gedanken, einen sogenannten Topos. Aber die Ereignisse lehren, daß der Gedanke für Otto mehr als ein bloßer Topos war.
2. DIE GRÜNDUNG DER SORBENLÄNDISCHEN BISTÜMER Als zu Weihnachten 968 im Dom zu Magdeburg die Inthronisation des neuen Erzbischofs Adalbert und die Weihe der neuen Bischöfe von Merseburg, Zeitz und Meißen in hochfeierlichem Gottesdienst, in Gegenwart zweier päpstlicher Legaten, zahlreicher Bischöfe und vieler weltlicher Würdenträger unter dem Jubel des Volkes stattfand, gelangte ein Werk zum Abschluß, das schon vor einem Menschenalter begonnen worden war. Bereits im Jahre 937, ein Jahr nach seiner Thronbesteigung und etwa gleichzeitig mit der Übertragung der Elbmark an Gero, hatte König Otto in Magdeburg ein dem heiligen Moritz geweihtes Kloster gestiftet. Magdeburg war schon in karlingischer Zeit der wichtigste Platz an der mittleren Elbe gewesen, die hier weit nach Westen ausbiegt. Nach seiner Verheiratung mit der angelsächsischen Prinzessin Edgitha (929) hatte Otto hier seinen Wohnsitz genommen und anscheinend bis zum Regierungsantritt beibehalten. Der Ort und seine Bedeutung im Grenzland war ihm also wohlvertraut. Schon die glanzvolle Versammlung, in der die Gründung des Klosters vollzogen wurde — zwei Erzbischöfe und acht Bischöfe waren anwesend —, läßt erkennen, daß hier mehr beabsichtigt war als ein bloßes Werk frommer Devotion. Auch die Wahl des Heiligen war nicht ohne Bedeutung. Nach der Legende war Mauritius der Anführer der thebäischen Legion, der zur Zeit des Kaisers Maximian an der Rhone mit allen seinen Gefährten den Märtyrertod erlitt; er galt als Schutzpatron des Königreichs Burgund. Mit ihm wurde seit dem 10. Jahrhundert die heilige Lanze in Verbindung gebracht, die Rudolf II. von Burgund dem deutschen König Heinrich I. übergeben hatte. Rudolf hatte sie von dem oberitalienischen Grafen Samson erhalten. Ein Nagel vom Kreuze Christi war angeblich in ihrem Blatt befestigt, und man glaubte um die Mitte des 10. Jahrhunderts, sie sei früher im Besitz Konstantins des Großen gewesen. Die Lanze aber galt den Germanen als Sinnbild der Herrschaftsübertragung. So wurde auch diese heilige Lanze aus einer bloßen Reliquie zum Herrschaftssymbol, insonderheit zum Symbol für den Anspruch auf Italien. Vorstellungen, die an die Lanze Wodans, an die Lanze Konstantins und schließlich, an diejenige des Mauritius geknüpft waren, sind zusammengeflossen zum Glauben an die geweihte Kraft der hei-
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2. Gründung der Bistümer
ligen Lanze, die später als kostbare Reliquie und als Herrschaftszeichen bei den deutschen Reichsinsignien aufbewahrt wurde und als Lanze des Longinus galt, der dem Herrn den Speer in die Seite stieß. Mauritius, der tapfere Krieger, galt zudem als Verleiher des Sieges in der Schlacht; Thietmar von Merseburg nennt ihn den „Ritter Christi" (miles Christi) und „unbesiegten Heerführer" (inviclissimus dux). Auch hier mag heidnischer Wodansglaube ein christliches Gewand erhalten haben. Es gehört ferner in diesen Zusammenhang, daß die Krönung des deutschrömischen Kaisers am Mauritiusaltar der Petersbasilika in Rom stattfand; die Vermutung hat viel für sich, daß dieser Altar 962 von Otto d. Gr. zu diesem Zwecke gestiftet worden ist. Auf die Gründung des Mauritiusklosters 937 in Magdeburg fällt damit ein bezeichnendes Licht. Es wird deutlich, daß dieses Kloster nicht nur zur Ehre Gottes errichtet wurde, sondern daß die Gründung zugleich ein Ausdruck umfassender Machtstellung des deutschen Königs sein sollte, und wenn der Verehrung des Heiligen im äußersten Osten des Reiches, an der Slavengrenze, eine Pflanzstätte errichtet wurde, so ist erkennbar, in welcher Richtung der neue König die Geltung seines Herrschaftsauftrags, der zugleich ein Missionsauftrag war, auszudehnen gedachte. überaus reich war die Ausstattung der neuen Stiftung. Sie läßt die Aufgaben erkennen, die ihr über die Pflege des Gottesdienstes und der Nächstenliebe hinaus gestellt waren. Als feste wirtschaftliche Grundlage empfing sie Besitzungen im altdeutschen Lande links der Elbe, daneben aber sogleich Nutzungen in drei rechtselbischen slavischen Landschaften und bald (939) auch drei Burgen im Slavenlande rechts der Elbe. Nach Osten war damit das Kloster gewiesen, eine Stätte der Mission sollte es sein, so wie dies später (962) Papst Johann XII. richtig gekennzeichnet hat: „wegen des neuen Christentums" (ob novam christianilatem) habe der König das Moritzkloster gegründet. Ob Otto schon im Jahre 937 der Gedanke vorgeschwebt hat, das Kloster zum Stützpunkt noch wesentlich weitergreifender Pläne zu machen, d. h. es zum Erzbistum zu erheben, wissen wir nicht. Manches spricht dafür, anderes dagegen. Was wir aber wissen ist, daß der König in der Folgezeit nicht nur seine Magdeburger Gründung mit immer neuen Schenkungen geradezu überhäuft hat, sondern daß er zur Ausbreitung des Glaubens im Norden und Nordosten des Reiches einen Kranz von Bistümern errichtete: in Dänemark Schleswig, Ripen und Aarhus, im Slavenlande Brandenburg, Havelberg und Oldenburg (in Holstein). Wahrscheinlich fand die Weihe aller dieser Bistümer 948 statt, wie dies für Brandenburg und Havelberg feststeht. Dem Bistum Brandenburg wurden auch die slavischen Landschaften kirchlich unterstellt, in denen dem Moritzkloster Nutzungen zukamen, ohne daß
Moritzkloster und Erzbistum Magdeburg
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dessen Rechte beeinträchtigt werden sollten. Man fragt sich, warum damals nicht auch Magdeburg zum Bischofssitz ausersehen wurde. Will man nicht annehmen, daß König Otto in nicht recht verständlicher Weise damit seinen eigenen ursprünglichen Absichten zuwiderhandelte, so wird man vermuten dürfen, daß damals schon die Bedeutung Magdeburgs weniger in einer Missionsaufgabe in einem beschränkten Sprengel gesehen wurde, sondern daß es zur Zentralinstanz der gesamten Ostmission, über den anderen Bistümern stehend, ausersehen war. Wir wissen freilich nicht, ob Abt Hademar von Fulda, der Vertrauensmann des Königs in kirchlichen Fragen, der im Winter 947/8, und Markgraf Gero, der zwei Jahre später in Rom war, mit dem Papste über diese Frage verhandelt haben; päpstliche Mitwirkung war bei der Gründung eines Erzbistums unerläßlich. Im Jahre 955 jedoch hatten die königlichen Pläne festere, auch für uns erkennbare Gestalt gewonnen. Vor der großen Ungarnschladit auf dem Lechfelde bei Augsburg, die für die Ungarn zur vernichtenden Niederlage wurde, gelobte der König auf dem Schlachtfeld, im Falle des Sieges dem Heiligen des Tages, dem „Feuersieger" Laurentius, in Merseburg ein Bistum zu errichten. Wiederum ging Abt Hademar nach Rom, und diesmal sind wir über den Zweck, der Reise besser unterrichtet: Otto plante überdies, das Bistum Halberstadt nach Magdeburg zu verlegen und dort den Bischof zum Erzbischof erheben zu lassen. Damit haben wir den ersten festen Anhaltspunkt für die Einbeziehung auch des Sorbenlandes in die königlichen Missionspläne. Die Unterwerfung Herzog BoleslavI. von Böhmen im Jahre 950 hatte die äußere Voraussetzung dafür geschaffen. Noch zwei Jahre früher, bei der Gründung der nördlichen Bistümer, war dieses unter böhmischem Einfluß stehende Gebiet außer Betracht geblieben, obwohl soeben der Böhmenherzog Geiseln gestellt hatte, und wie berechtigt diese Zurückhaltung war, zeigte der Krieg des Jahres 950. Seine siegreiche Beendigung aber bedeutete, das erwiesen die Ereignisse der folgenden Jahre, die endgültige Einbeziehung Böhmens ins Reich, wenn auch den premyslidischen Herzögen ein nicht geringes Maß von Selbständigkeit stets belassen wurde. Böhmische Truppen fochten 955 mit auf dem Lechfelde, mit ihnen übrigens auch sorbische Slaven (aus der Gegend von Zwenkau). Zum Zeichen der Wiedererneuerung der alten kirchlichen Bande, die Böhmen mit dem Bistum Regensburg verknüpften, rief Herzog Boleslav damals den Regensburger Bischof Michael zur Konsekration der Prager Veitskirche, der zentralen Kirche Böhmens, nach Prag. Er erkannte damit die Zugehörigkeit Böhmens zur Regensburger Diözese an. Von Regensburg aus erfolgte nun auch der erste Missionsversuch im Sorbenlande, ein Anzeichen dafür, in wie engem Zusammenhange
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2. Gründung der Bistümer
mit Böhmen dieses Gebiet damals, kurz nach 950, gesehen wurde. Boso, ein Mönch des Regensburger Kathedralklosters St. Emmeram, ein Mann also aus der unmittelbaren Umgebung Bischof Midiaels, wurde mit der Verkündigung der christlichen Botschaft im Lande ostwärts der Saale beauftragt. Vorher war er vom Könige in seinen Dienst gezogen, das heißt in die königliche Kapelle bestellt worden. Um welches Gebiet es sich dabei handelte, läßt die materielle Grundlage erkennen, die der König dem Unternehmen gab: Boso erhielt die Einkünfte der Kirchen von Memleben, Merseburg, Dornburg, Kirchberg bei Jena und Zeitz zu seiner Verfügung. Memleben an der Unstrut und die Kirchen an der Saale konnten als gesicherte Basis für das Ausgreifen nach Osten gelten, wo der vorgeschobene Stützpunkt Zeitz mit seiner Königsburg, bei der ebenfalls eine Kirche bestand, bald neben Merseburg zum Mittelpunkt von Bosos Wirken wurde. Die Erfolge seiner missionarischen Tätigkeit waren offenbar beträchtlich; noch Thietmar von Merseburg rühmt sie laut. Der slavischen Sprache war Boso mächtig. Die Ausbildung, die er in Regensburg empfangen hatte, trug damit ihre Früchte. In Regensburg nämlich waren, wie wir wissen, schon frühzeitig althochdeutsche Beichtformeln und Lehrtexte für den Missionsgebrauch ins Slavische übersetzt worden. Wenn berichtet wird, Boso habe eine Anweisung in slavischer Sprache geschrieben, um die ihm Anvertrauten leichter unterrichten zu können, mag es sich wohl um Übertragung eines solchen Regensburger Stückes, vielleicht in überarbeiteter Form, nach Mitteldeutschland handeln. Freilich hatte er auch mit harten Widerständen zu kämpfen: die Worte Kyrie eleison, die er den Slaven beizubringen suchte, entstellten diese in der kindlichen Freude an Wortverdrehungen, die Naturvölkern eigen ist, in ähnlich klingende slavische Worte von der Bedeutung „die Erle steht im Busch", und sie fügten hinzu: „Das hat Boso gesagt". Vom Sinn des verkündigten Wortes erfaßten sie also kaum etwas, allenfalls blieb ein äußerer Firnis haften. In einem Walde bei Zeitz, den er selbst ausroden ließ, erbaute Boso ein steinernes Gotteshaus und weitere Häuser und nannte den Ort nach seinem Namen. Es scheint sich um die längst untergegangene Ortschaft Buosenrod zu handeln, die 976 in einer Urkunde entgegentritt; daß auch der in der gleichen Urkunde genannte, ebenfalls wüst gewordene Ort Buosendori in der Nähe von Altenburg Boso seine Entstehung verdanktest wahrscheinlich (vgl.S. 173f.).WieinderNähe von Zeitz wird er auch in der Nähe der Altenburger Königsburg eine Missionskirche errichtet haben. An umfangreiche Rodung und Siedlung darf man in beiden Fällen nicht denken, eher an einsiedlerische Niederlassungen, Missionsstützpunkte, so wie ein halbes Jahrhundert später
Boso. Widerstand gegen die Magdeburger Pläne
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Brun von Querfurt einen solchen mit seinen Gefährten in der Nähe von Posen gegründet hat. Boso hat Zeit seines Lebens die Verbindung mit seiner bairischen Heimat und wohl auch mit Regensburg nicht verloren; er starb 970 auf einer Reise nach Baiern. Wenn aber schon 955 Merseburg als Bistumssitz ausersehen wurde, so zeigt dies, daß König Otto von Anfang an nicht beabsichtigt hat, an der ursprünglichen Verbindung des Sorbenlandes mit Regensburg und damit mit Baiern und Böhmen festzuhalten, sondern daß auch die Mission Bosos in den Zusammenhang der Magdeburger Pläne hineinzustellen ist. Es kann nicht daran gezweifelt werden, daß Merseburg gleich bei seiner Gründung dem zu gründenden Erzbistum Magdeburg als Suffraganbistum unterstellt werden sollte. Noch war freilich dieses Ziel längst nicht erreicht. Zwar brachte Hademar aus Rom ein zustimmendes, uns verlorenes Schreiben des Papstes Agapet II. mit, das dem König die Ermächtigung erteilte, Bistümer im Slavenlande nach Gutdünken zu errichten und das auch die Gründung eines Erzbistums inMagdeburg grundsätzlich gebilligt haben muß. Wir wissen dies aus dem heftigen Widerspruch, den Erzbischof Wilhelm von Mainz, der eigene voreheliche Sohn des Königs, gegen diese Pläne in einem erregten Schreiben an den Papst erhob. Der Mainzer Sprengel reichte ostwärts bis zur Saale, ja über sie hinaus, und die neugegründeten Bistümer Brandenburg und Havelberg waren der Mainzer Kirchenprovinz unterstellt worden. Die geplante Neuordnung mußte die kirchliche Machtstellung des Mainzer Erzbischofs erheblich beeinträchtigen, da er zudem noch das Suffraganbistum Halberstadt verloren hätte. Auch scheint es, daß der Erzbischof, nicht unberührt von den von Westen her in Deutschland eindringenden kirchlichen Reformideen, denen schon sein Vorgänger Friedrich sich zugeneigt hatte, grundsätzlichen Anstoß nahm an den weitgehenden Vollmachten, die dem König erteilt wurden. Der später so übermächtig wirkungsvolle Gedanke, daß die Kirche durch die enge Verbindung mit dem König ihrer Freiheit beraubt werde, klingt in dem Schreiben an; in der Verwischung der Grenzen zwischen geistlicher und weltlicher Gewalt sah Wilhelm anscheinend eine ernste Gefahr. Wenn er freilich den Missionszweck der neuen Gründung nur als Vorwand gelten ließ, tat er damit seinem königlichen Vater, den wenige Jahre später der große Plan eines Anschlusses Rußlands an die abendländische Kirche beschäftigte und der 961 Adalbert, den späteren ersten Magdeburger Erzbischof, als Missionsbischof oder wenigstens als kirchlichen Unterhändler dorthin entsandte, schweres Unrecht an. Es war ihm letzten Endes nur um die eigene Machtstellung zu tun. Die Mission lag außerhalb seines Gesichtskreises wie der seinerVorgänger auf dem Mainzer Stuhl, was gelegentliche Heidenpredigt nicht aus-
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schließt, deren sich sein unmittelbarer Vorgänger Friedrich gerühmt hat. Friedrich hat in der Tat das Weihnachtsfest 952 an der Slavengrenze in Saalfeld gefeiert, aber daß noch nach mehr als einem Jahrhundert die Bewohner dieser Gegend, die beim Mainzer Erzbistum verblieben ist, fast ganz heidnisch waren, spricht nicht für den Erfolg solcher Predigt, ebensowenig, daß um dieselbe Zeit, als Friedrich in Saalfeld weilte, zum Leiter der Mission an der Ostgrenze des Mainzer Sprengels ein Geistlicher aus Regensburg bestellt wurde. Und wenn Erzbischof Wilhelm an den Papst schreibt, er wolle lieber als Prediger zu den Heiden geschickt werden als die Herabwürdigung seiner erzbischöflichen Kirche mit ansehen, die ihm der Plan des Vaters bedeutete, so läßt dies erkennen, daß ihm solche Heidenpredigt eher als notfalls zu erduldende Prüfung denn als evangelischer Auftrag erschien. Otto hat gleichwohl auf den Einspruch des Sohnes Rücksicht genommen, vielleicht auch genötigt dadurch, daß inzwischen ein Wechsel auf dem päpstlichen Stuhle eingetreten war und der neue Papst Johannes XII. dem Mainzer ausweichend, aber doch beruhigend geantwortet hatte. Der päpstlichen Förderung mußte sich Otto erst versichern, und andere Angelegenheiten der Reichspolitik traten zunächst in den Vordergrund. Man gewinnt den deutlichen Eindruck, daß der König ohne volle Zustimmung aller beteiligten kirchlichen Instanzen nichts Entscheidendes tun wollte, und die Ereignisse der Folgezeit geben dem recht. So begnügte er sich zunächst damit, bei der von seinem Vater in Merseburg errichteten Johanniskirche in Erfüllung seines auf dem Lechfelde geleisteten Gelübdes ein Stift einzurichten, aus dem das Presbyterium des künftigen Bistums hervorgehen konnte. Den Kanonikern wurde das von ihm errichtete Pfalzgebäude angewiesen, eine neue Kirche jedoch nicht erbaut, sondern die alte Johanniskirche nunmehr auch dem heiligen Laurentius geweiht. Wohl im Jahre 961 hat Otto der jungen Pflanzung als wertvolle Reliquie die Leiber der heiligen Märtyrer Romanus und Maximus geschenkt. Wir hörten bereits, daß der König den Missionar Boso mit den Einkünften der Merseburger Kirche beliehen hat, dürfen in ihm also das Haupt der neuen Stiftung erblicken, deren erster Bischof er im Jahre 968 geworden ist. Einen großen Schritt vorwärts bedeutete der Italienzug der Jahre 961/62, der Otto den Erwerb der Kaiserkrone brachte. Zehn Tage nach der Krönung in der Peterskirche wurde auf einer ebenda abgehaltenen Synode die Angelegenheit der östlichen Bistümer verhandelt und den Wünschen des Königs entsprechend geregelt. Dieser hatte inzwischen für seine Pläne eine Form gefunden, die die Billigung Wilhelms von Mainz finden konnte. Halberstadt sollte im Mainzer Metropolitan-
Merseburg. Fortführung der Magdeburger Pläne
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verbände verbleiben und lediglich den östlichen Teil seines Sprengeis an die neu zu errichtenden Diözesen Magdeburg und Merseburg abgeben: an Magdeburg einen Teil der Börde zwischen Ohre, Elbe, Bode und dem sog. Friedrichsweg, der etwa von Großgermersleben nach Althaldensieben verlief, an Merseburg das Gebiet zwischen Saale, Unstrut, Helme, dem Sachsgraben bei Wallhausen, dem Wilderbadi (Böse Sieben bei Eisleben) und dem Salzigen See (bei Unter- und OberRöblingen). Die Bulle des Papstes hob die großen Verdienste Ottos um die Heidenbekehrung in vielen Wiederholungen gebührend hervor, ja, brachte seine Erhebung zum Kaiser damit in Zusammenhang. Die Umwandlung des Moritzklosters in ein Erzbistum und die Errichtung eines ihm untergebenen Bistums in Merseburg wurden genehmigt, die deutschen Erzbischöfe um Zustimmung ersucht; die Errichtung weiterer Bistümer an geeigneten Orten wurde dem König anheimgestellt. Alle künftig sich zum Christentum bekehrenden slavischen Völkerschaften sollten in der zu gründenden Kirchenprovinz zusammengefaßt werden. Die Weihe der neuen Bischöfe sollte der Magdeburger Erzbischof mit Zustimmung der übrigen deutschen Erzbischöfe vornehmen. Auch wurde dem König die freie Verfügung über Zins und Zehnt der bekehrten oder noch zu bekehrenden Slavenstämme zugunsten der neuen Bistümer eingeräumt. Damit hatten die weitgreifenden Pläne des Königs die Sanktion der höchsten kirchlichen Stelle erhalten. Die Mission des gesamten slavischen Nordostens war in seine Hand gelegt, und Magdeburg war zur Metropole dieses Gebietes ausersehen: nicht nur die schon getauften, sondern, und dies war wichtig, auch die künftig erst zu taufenden Völker sollten ja dem Erzstift Magdeburg, dem Bistum Merseburg oder anderen erst zu gründenden Magdeburger Suffraganbistümern unterstellt werden. V o n Brandenburg und Havelberg ist in der Bulle nicht die Rede, und man darf vermuten, daß es nicht gelungen ist, die Zustimmung Wilhelms von Mainz zur Lösung dieser Bistümer aus dem Mainzer Metropolitanverband zu erlangen. Vor allem erhob aber jetzt Bischof Bernhard von Halberstadt Widerspruch. Die Verlegung des eigenen Bischofssitzes nach Magdeburg, die mit einer Erhebung zum Erzbistum verbunden gewesen wäre, konnte ihm natürlich nur willkommen sein; jetzt aber war der Ausgleich mit Mainz allein auf Kosten seines Bistums erfolgt. Otto hat sich in der Verfolgung seiner Pläne durch den Widerstand des hartnäckigen alten Mannes — er verwaltete seinen Sprengel schon seit vierzig Jahren — nicht ernsthaft beirren lassen. Mehr als dieser Widerstand dürften abermaliger Wechsel auf dem Stuhle Petri, den politische Umtriebe Johanns XII. nötig machten, und
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2. Gründung der Bistümer
andere dringende Reichsangelegenheiten ihre Verwirklichung verzögert haben. Aber die Schenkungen der Folgezeit an das Moritzkloster, die in besonders reichem Maße in den Jahren 965 und 966 erfolgten, sprachen von dem zu errichtenden Erzbistum als von einer beschlossenen Sache, Erzbischof Wilhelm erscheint in solchen Urkunden als Fürsprecher, hatte sich also mit der neuen Lage abgefunden, und wenn wir einer späteren Nachricht Thietmars von Merseburg Glauben schenken dürfen, hat er sogar die Sorge für die Errichtung des Erzstifts persönlich übernommen. Im Sommer 965 weilte der König selbst in Magdeburg, umgeben von seinen vertrautesten Ratgebern; auch Adalbert, der spätere erste Erzbischof, war anwesend. Dies wird nicht bloßem Zufall zuzuschreiben sein, vielmehr war er wohl damals schon für die künftige Würde in Aussicht genommen. Die Pläne zur Errichtung weiterer Bistümer gewannen in diesen Jahren fest umrissene Gestalt. Im April 967 berief der Kaiser eine Synode nach Ravenna, der er in Anwesenheit des Papstes Johann XIII. über seine Missionstätigkeit bei den Slaven berichtete und wohlvorbereitete Pläne über den Fortgang des Missionswerkes unterbreitete, die sich vor allem auf die künftige kirchliche Ordnung des Sorbenlandes bezogen. Nicht nur ein Bistum, wie ursprünglich geplant, und dies links der Saale, in Merseburg, also noch im Bereiche Altdeutschlands, sondern deren drei sollten hier errichtet werden, davon zwei mitten im Slavenlande: neben Merseburg wurden jetzt auch Zeitz und Meißen als Suffragane des Magdeburger Erzbischofs genannt. Audi Brandenburg und Havelberg sollten der neuzugründenden Kirchenprovinz eingegliedert werden, vorbehaltlich freilich der Zustimmung des Mainzer Erzbischofs, dessen oberhirtlicher Aufsicht sie damit entzogen wurden, wie auch die Zustimmung des Bischofs von Halberstadt zu der ins Auge gefaßten Gesamtregelung als erforderlich erachtet wurde. Die Fassung der päpstlichen Bulle, aus der wir über die Vorgänge in Ravenna unterrichtet sind und die die gefaßten Synodalbeschlüsse bestätigte, wobei der Papst hinsichtlich Magdeburgs selbst einen etwaigen Einspruch nicht abwartete, sondern die Umwandlung des Moritzklosters in ein Erzbistum einfach vollzog, läßt erkennen, daß noch weitere Bistümer errichtet werden sollten, über deren Unterstellung unter Magdeburg wie überhaupt über die Form ihrer Errichtung aber anscheinend Einigkeit nicht erzielt werden konnte. Zu denken ist vor allem an Posen, vielleicht auch an Prag. In beiden Fällen konnte die Mitwirkung der einheimischen Herrscher nicht entbehrt werden, so daß man zunächst davon absah, eine bindende Regelung zu treffen. Hoffte Papst Johann XIII., der schon als Kardinal zur antikaiserlichen
Synode von Ravenna. Papst und Kaiser
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Partei in Rom gehört hatte, hier die Bistumsgründung und Mission unter Umgehung des Kaisers in die eigene Hand nehmen zu können? Man darf es vermuten. Der Ton seiner Bulle wenigstens ist ganz darauf gestimmt, den päpstlichen Anteil am Missionswerk genügend hervortreten zu lassen, während dieser in Wirklichkeit doch in diesem Falle sehr gering war. Es wird bei aller hohen Anerkennung des „von Gott gekrönten, dreimal gesegneten, allerheiligsten" Kaisers — die Anspielung auf die ihm zuteil gewordene päpstliche Krönung und Salbung ist deutlich — doch hervorgehoben, daß Rom das Haupt der ganzen Welt sei und die Ausbreitung des Glaubens stets im Namen der apostolischen Autorität erfolge. Der Papst errichtet das neue Erzbistum, die jahrelange Tätigkeit des Kaisers erscheint als bloße Zustimmung zu diesem Akt und wird zudem noch hinter der Zustimmung der Synode an zweiter Stelle erwähnt. Wenn der Kaiser als der „dritte nach Konstantin" bezeichnet wurde — als zweiter galt Karl der Große —, so war die Bezugnahme auf die angebliche Schenkung dieses Kaisers, die dem römischen Papste die Herrschaft über das Abendland übertrug, nicht zu übersehen. Johann XII. hatte 962 dem Kaiser das Recht eingeräumt, Bischöfe einzusetzen, wo er wolle. Johann XIII., dem Geschlecht der Creszentier entstammend und ganz in den römisch-kurialen Traditionen aufgewachsen, übertrug es den Magdeburger Erzbischöfen; vom Kaiser war in diesem Zusammenhange überhaupt nicht die Rede. Otto hat sich dann in der Tat an diese Vorschrift gehalten, doch ist es bezeichnend für das Außergewöhnliche der Maßnahme, daß er seinen Markgrafen erst einschärfen mußte, die Anordnungen des Erzbischofs seien seinen eigenen gleichzuachten. Noch deutlicher kommt die kuriale Auffassung in päpstlichen Bullen des folgenden Jahres zum Ausdrude. Inzwischen waren kurz hintereinander Bischof Bernhard von Halberstadt und Erzbischof Wilhelm von Mainz gestorben; die Nachfolger der beiden, Hildeward und Hatto, hatte der Kaiser erst eingesetzt, nachdem sie seinen Plänen uneingeschränkt zugestimmt hatten. Der König war am Ziele. Endlich waren alle Schwierigkeiten behoben. Auf einer im Oktober wiederum in Ravenna tagenden Synode wurde die Stiftung des Erzbistums Magdeburg rechtsgültig vollzogen, nachdem Hatto von Mainz und Hildeward von Halberstadt ihre Zustimmung feierlich erteilt hatten, wie dies im Vorjahre gefordert worden war, der erste überdies die Bistümer Brandenburg und Havelberg aus dem Mainzer Metropolitanverbande entlassen hatte. Halberstadt trat gegen Entschädigung einen Teil seiner Diözese an Magdeburg und Merseburg ab, so, wie dies schon 962 ins Auge gefaßt worden war. Erzbischof wurde Adalbert, der Rußlandfahrer. Seine mutmaßliche
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Kenntnis slavisdier Sprachen, wie überhaupt seine Erfahrung in der Ostmission ließen ihn für die Übernahme des schwierigen und verantwortungsreichen Amtes besonders geeignet erscheinen, nicht minder seine Herkunft aus dem Trierer Kloster St. Maximin, das sich der vom lothringischen Kloster Gorze ausgehenden Reformbewegung geöffnet hatte. Ein Geschichtswerk:, das Adalbert inzwischen verfaßt hatte, die Fortsetzung der Chronik Reginos von Prüm, läßt zudem erkennen, daß er mit den Problemen der Reichspolitik wohlvertraut war, so daß auch in dieser Hinsicht der Kaiser auf ihn rechnen konnte. Wahrscheinlich ist er sogar in jüngeren Jahren in der Reichskanzlei selbst tätig gewesen. Von Ravenna ging Adalbert nach Rom und empfing hier vom Papste das Pallium, jene um die Schulter gelegte Binde, die jedem Erzbisdiof als Zeichen der Hirtensorge, der Hirtengewalt und der besonders engen Verbindung mit Rom vom Papste verliehen wird. In der darüber ausgefertigten Bulle nun gedachte der Papst zwar der Gründung des Moritzklosters durch Otto und auch seiner Verdienste um die Slavenmission, aber er stellte es jetzt so hin, als sei der Plan zur Errichtung eines Erzstifts in Magdeburg von Erzbischof Hatto, Bischof Hildeward und anderen Bischöfen ausgegangen, die Berufung Adalberts aber auf den erzbischöflichen Stuhl von Klerus und Volk von Magdeburg. In einer zweiten Bulle, die dem Erzbischof Vollmacht erteilte, die Sprengel der neuen Bistümer jenseits von Elbe und Saale zu ordnen, wird diese Vollmacht ausschließlich auf die geistliche Gewalt des Papstes (nostra auctoritas) zurückgeführt, die Mitwirkimg des Kaisers dagegen erscheint gegründet auf „Sorgfalt,Gewissenhaftigkeit und Urteilskraft" (cura, diligentia et Judicium), durchaus lobenswerte Eigenschaften zwar, die aber keinerlei Autorität in kirchlichen Dingen verleihen können. Nicht deutlicher konnte an die gelasianische Unterscheidung von geistlicher auctoritas und weltlicher polestas und das dienende Verhältnis dieser gegenüber jener erinnert werden. Ein Hinweis auf den heiligen Bonifatius zeigt, daß man sich in Rom der Bedeutung der Adalbert gestellten Aufgabe wohl bewußt war, daß man aber erwartete, er werde wie jener ihre Lösung nur in engstem Anschluß an die Weisungen des päpstlichen Stuhls unternehmen. Daß die praktische Bedeutung derartiger theoretischer Erwägungen keineswegs gering war, wird gleichzeitig sichtbar. Könnte man die Umstilisierung der wirklichen Vorgänge in den Urkunden im Sinne eines von Rom postulierten Kirchenrechts zur Not noch auf bloße Stileigentümlichkeiten der kurialen Kanzlei zurückführen, so unterliegt es keinem Zweifel, daß 968 die königlichen Pläne gegenüber den-
Gründung des Erzbistums Magdeburg
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jenigen, die 962 Johann XII. gebilligt hatte, wesentlich eingeschränkt wurden. Nicht mehr war die Rede vom gesamten Slavenvolke, das dem Erzstift unterstellt werden sollte, ob es nun schon bekehrt oder erst zu bekehren war, sondern der Umfang der Kirchenprovinz wurde auf die bereits unterworfenen Slavenstämme begrenzt, die „neu für Gott erworben" waren. Man konnte darüber streiten, ob Polen und Böhmen dazu zu rechnen seien. Der Papst hat beide Länder als außerhalb der neuen Ordnung stehend angesehen, wie seine Bulle von 967 erkennen läßt. Aber Otto hat daran festgehalten, daß auch die erst künftig zu bekehrenden Slavengebiete Magdeburg zu unterstellen seien. In dem schon angeführten Schreiben, das er 968 an seine Getreuen in Sachsen richtete und das Weisungen für die feierliche Inthronisation Adalberts in Magdeburg sowie für die Weihe der sorbenländischen Bischöfe enthält, brachte er dies klar und deutlich zum Ausdrude (metropolitanum lotius ultra Albiam et Salamgentis modo ad deum converse vel convertende), ebenso wie dies kurze Zeit vorher Erzbischof Hatto von Mainz ebenfalls zum Ausdruck gebracht hatte (Slauorum indómitas gentes ultra Albiam et Salam iugo Christi subdendas). Eine tiefe Verärgerung des Kaisers über den Widerstand, den er, nach dreißig Jahren heißen Bemühens endlich am Ziele, in letzter Stunde bei der Kurie fand, die doch seine hochfliegenden, aus königlicher Frömmigkeit geborenen Pläne zum Heile der gesamten Christenheit zu allererst hätte unterstützen sollen, ist deutlich spürbar. Betont selbstbewußt ist der Wortlaut des Schreibens. Seiner Auffassung nach, heißt es da, seien Mehrung der Verehrung Gottes und Gedeihen, ja Bestand des Reiches nicht voneinander zu trennen. Er wünsche deshalb, wie allgemein bekannt, daß Magdeburg Erzbistum werde. Da der Zeitpunkt jetzt günstig sei, habe er Adalbert zum Erzbischof des gesamten bekehrten und noch zu bekehrenden Slavenvolkes jenseits der Elbe und Saale ausersehen und erwählt und zum Empfang des Palliums nach Rom geschickt. Bei seiner Inthronisation sollen, so ordnet er an, die Bischöfe von Zeitz, Merseburg und Meißen ordiniert werden. Damit sie aber nicht für arme Leute, den Bauern ähnlich, gehalten werden, weist er seine Markgrafen Wigbert, Wigger und Günther an, für ihren angemessenen Unterhalt Sorge zu tragen. Die Ironie ist deutlich: der Papst in Rom hat zwar kraft seiner apostolischen Autorität unter übergehung des Kaisers den neuen Erzbischof mit der Ordnung der Bistümer beauftragt, der Kaiser aber, der dieser Anordnung Folge leistet, ist es dennoch, der diese Ordnung durchzuführen allein in der Lage ist, und zwar mit Hilfe seiner weltlichen Amtsträger. Es lag sonst nicht in der Art Ottos, in Dingen der Mission die Machtmittel des weltlichen Herrschers hervorzukehren; um so schwerer wiegt dieses Zeugnis. Dabei ist
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2. Gründung der Bistümer
nicht zu übersehen, daß die getroffene Regelung die Bischöfe in engster Abhängigkeit vom Könige hielt, da eigene Bistumsvermögen vorerst überhaupt nicht begründet wurden und die Höhe der laufenden Zuwendungen durchaus im Belieben des Königs lag. Schließlich wurde auch die Ordnung der Bistümer in Polen und Böhmen in Ottos Sinne durchgeführt. Es wurde nicht nur in Posen 968 ein Bistum gegründet, sondern vieles spricht dafür, daß es zeitweise tatsächlich der Magdeburger Kirchenprovinz unterstellt war, wenn dies auch nicht von Bestand gewesen ist und die päpstliche Billigung nicht gefunden hat. In Prag dagegen gelang die endgültige Bistumsgründung erst nach dem Tode Ottos im Jahre 976, aber nunmehr auch hier unter deutscher Leitung — erster Bischof war der Sachse Thietmar — und mit Unterstellung zwar nicht unter Magdeburg, aber doch unter die deutsche Metropole Mainz. Wohl gleichzeitig wurde ein ebenfalls Mainz unterstelltes Bistum in Mähren errichtet. So ist es gelungen, Ottos Missionspläne, die den gesamten slavischen Nordwesten umfaßten, zu einem zwar bescheideneren, aber immerhin befriedigenden Ende zu führen, obwohl das Papsttum sich diesen Plänen versagt hat. Zwar ist nicht das gesamte Slavenland an Magdeburg angeschlossen worden, wie dies dem Kaiser ursprünglich vorgeschwebt hatte, aber bereits der Mißerfolg der Russenmission Adalberts hatte gezeigt, daß dieses Ziel sehr weit oder vielmehr zu weit gesteckt war. Das unter den gegebenen Verhältnissen Mögliche aber war erreicht, wenn auch mit schwerer Mühe. Der große geschichtliche Rahmen, in den die Gründung der Bistümer des Sorbenlandes hineinzustellen ist, weil sie in ihrer Bedeutung allein innerhalb dieses Rahmens verstanden werden kann, ist damit abgesteckt. Wir haben uns nunmehr den Bistümern im einzelnen zuzuwenden. Wir hörten bereits, daß Kaiser Otto die Ordination der Bischöfe von Merseburg, Zeitz und Meißen auf Weihnachten 968 in Magdeburg festgesetzt hatte, wir hörten auch, daß die Weihe zum festgesetzten Termin in einer glanzvollen Versammlung tatsächlich durchgeführt wurde. Es war bestimmt worden, daß Boso wegen seiner bisherigen großen Verdienste um die Bekehrung der Slaven des Sorbenlandes Bischof werden und die Wahl zwischen Merseburg und Zeitz haben sollte; über Meißen hatte demnach der König bereits anderweitig verfügt. Boso wählte Merseburg, weil dieser Ort „friedlich" war. Nach den aufreibenden Jahren der Missionstätigkeit inmitten des fremden Volkes mochte er sich nach einem ruhigen Lebensabend in einer deutschen Gemeinde
Merseburg
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sehnen. Bereits zwei Jahre später ist er gestorben. In Zeitz wurde Hugo eingesetzt, in Meißen Burkhard. Unter den neuen Bischofssitzen war M e r s e b u r g ohne Zweifel der bedeutendste. Der Ursprung der Siedlung reicht weit in vorgeschichtliche Zeit zurück. Germanen haben hier gesessen, dann drangen Slaven über die Saale vor, aber zu Herren der Burg über dem Saale-und Geiseltale haben sie sich wohl nicht gemacht. In karlingischer Zeit war Merseburg der wichtigste Platz an der Slavengrenze zwischen Magdeburg und Erfurt. Eine fränkische Burg bestand hier vielleicht schon im 8., sicher in der ersten Hälfte des 9. Jahrhunderts. Sie war wie andere Burgen des Hassegaus Vorort eines Burgbezirks, aus dem in ottonischer Zeit der Burgward Merseburg hervorgegangen ist. Die kontinuierliche Entwicklung eines sächsischen Burgwards aus dem fränkischen Burgbezirk läßt sich hier besonders deutlich erkennen. Besitz des Klosters Fulda, der 932 vertauscht wurde, muß ebenfalls in fränkische Zeit zurückgehen. Um das Jahr 900 gehörten die Burg und ihr Zubehör größtenteils einem reichbegüterten sächsischenEdelherrn Erwin, dessen Erbtocher Hatheburg der sächsische Herzogssohn Heinrich, der spätere König Heinrich I., heiratete. Dieser schlug wohl nunmehr seinen Wohnsitz zeitweise in Merseburg auf, von wo aus er die Ungarn und Slaven bekämpfte. Das Erbgut seiner Gemahlin behielt er, auch nachdem er sich wieder von ihr getrennt hatte. In dieser Zeit ist also das ungemein umfangreiche Königsgut um Merseburg entstanden, das noch im 12. Jahrhundert so ertragreich war, daß die Leistungen des Merseburger Königshofes für die Hofhaltung weit höher waren als die der anderen sächsischen Königshöfe. Vorübergehend ist ein Teil dieses Komplexes auf dem Erbwege an den Baiernherzog Heinrich den Zänker gekommen, fiel aber bald an das Reich zurück. Heinrich I. hat Merseburg mit einer steinernen Mauer umgeben. Damals wird jener zweite Siedlungskomplex in der Gegend des heutigen Doms entstanden sein, im Gegensatz zu welchem ein Jahrhundert später das fränkische Kastell als die „alte" Burg erschien. Die Siedlung unter diesem Kastell heißt bis heute Altenburg. Der König errichtete eine Pfalz, die er nach der Ungarnschlacht des Jahres 933 mit einem Bilde zum Gedenken an den Sieg ausschmücken ließ. Es kennzeichnet die Wichtigkeit des Ortes, daß Otto der Große vor 955 den Bau einer zweiten Pfalz begann, die er jedoch, wie wir bereits hörten, dem künftigen Bistum zur Verfügung stellte. Merseburg war der Sitz jenes Grafen Siegfried (t 937), den wir als Vorgänger des Markgrafen Gero kennen gelernt haben. In späterer Zeit walteten hier sogar bisweilen zwei Grafen gleichzeitig ihres Amtes, und häufig diente die Pfalz den deutschen Königen als Aufenthalt und als Ort wichtiger Hoftage. 3 Schlesinger I
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Christen gab es in Merseburg bestimmt schon in der ersten Hälfte des 9. Jahrhunderts, wahrscheinlich noch früher. Sie waren dem hessischen Kloster Hersfeld zehntpflichtig. Die Petrikirche auf der Altenburg dürfte in fränkische Zeit zurückgehen, wenn sie auch erst 1012 bezeugt ist. Ein Kloster, wie spätere Überlieferung will, hat sich hier jedoch in alter Zeit nicht befunden. Das Peterskloster wurde erst von Bischof Werner (1059—1093) gestiftet. Wohl aber ist es gut möglich, daß die Pfarrgeistlichkeit schon frühzeitig zu kanonischem Leben zusammengeschlossen war; so dürfte eine Nachricht der erbaulichen Lebensbeschreibung des Klostergründers, die als Vita Wemheri bekannt ist, zu deuten sein. Wäre es richtig, daß Merseburg, wie vermutet worden ist, die Heimat des Schöpfers der unter dem Namen „Heliand" berühmten altsächsischen Bibeldichtung war, so müßte man ihn wohl in der Reihe der Geistlichen dieses Stiftes suchen. Fäden liefen ohne Zweifel von Merseburg nach Fulda, wo der Helianddichter wohl seine Ausbildung empfing und die Vorlagen zu seiner Dichtung kennen lernte, und die Sprache seines Werkes könnte damals in Merseburg heimisch gewesen sein; ihre Eigentümlichkeiten deuten auf das östliche Sachsen. Doch sind diese Anzeichen zu unsicher, um die geäußerte Vermutung wirklich begründen zu können, und jedenfalls kann man mit nicht geringerem Recht die Heimat des Dichters auch anderwärts, in Halberstadt, Fulda oder Werden suchen. König Heinrich I. hat dann in der neuen, von ihm gegründeten Siedlung wohl um 930 eine zweite, nach dem heiligen Johannes dem Täufer genannte Kirche erbaut, die uns schon begegnet ist: sie wurde nach 955 auch dem heiligen Laurentius geweiht und zur Domkirche des künftigen Hochstifts bestimmt. Ein gewisses städtisches Leben hatte sich inMerseburg zurZeit der Bistumsgründung bereits entfaltet. Kaufleute und Juden waren hier ansässig, und Markt, Münze und Zoll waren schon vor 981 vorhanden. So war Merseburg im slavischen Grenzland auf altem germanisch-deutschen Kulturboden im 10. Jahrhundert zu einem der wichtigsten politischen Zentren des Reiches herangewachsen, Sitz einer verhältnismäßig alten christlichen Gemeinde — kann es wundernehmen, daß Boso lieber hier als in Zeitz den bischöflichen Stuhl bestieg, als ihm 968 die Wahl zwischen beiden Orten blieb, zumal er dem von Otto dem Großen bei der Johanniskirche gegründeten Laurentiusstift wahrscheinlich schon seit Jahren vorstand? Erheblich anders lagen die Dinge in Z e i t z . Auch hier befand sich zwar eine deutsche Königsburg, die in spätkarlingische Zeit zurückreichen kann. Doch erhob sie sich inmitten einer fast ausschließlich von Slaven besiedelten Landschaft, die nach der benachbarten slavischen Burg, ihrem ehemaligen politischen und wohl auch Kulthauptort,
Zeitz. Meißen
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Bosau (Puonzouua, Pozowe) genannt wurde. Die Burg Bosau (1121 mons qui dicitur Buzowe) lag wüst; die Deutschen hatten nach häufig geübter Sitte nach der Eroberung des Landes die zerstörte Burg nicht in Benutzung genommen, sondern eine neue Burg anderswo erbaut, in diesem Falle in geringer Entfernung auf einem niedrigen Bergsporn in der Elsterniederung. Erst mit der Errichtung einer Benediktinerabtei 1121 zog wieder Leben auf dem Berge ein. So war Zeitz eine Zwingburg im unterworfenen Slavenlande, militärischer Stützpunkt und Mittelpunkt deutscher Verwaltung. Neben der Burg wohnten slavische Burghörige, die Podegrodici, in einer Siedlung, die längst untergegangen ist; weitere Slavendörfer gehörten zum engeren Bezirk der Burg. Eine Kirche bestand bereits, als Boso ins Land kam, und ihre Ausstattung mit Einkünften k a n n nicht ganz gering gewesen sein, da sie ihm als Lehen übertragen wurde. Daß sie dem heiligen Petrus geweiht war, deutet wohl auf fränkische Gründung (vgl. S. 172). So mag im Schutze der deutschen Burgmannen auch hier schon frühzeitig deutsche Bevölk e r u n g seßhaft gewesen sein, vielleicht am „Brühl", jedoch schwerlich Bauern, eher Kaufleute, da Zeitz am Elsterübergang einer wichtigen Straße nach Böhmen lag. Doch m a g der friedliche Handel nach Böhmen hin vor 950 durch die politischen Verhältnisse behindert gewesen sein; d a n n allerdings k a m er lebhaft in Gang. So wird Zeitz erst in der Zeit Aufschwung genommen haben, als es bereits zum Mittelpunkt der Missionstätigkeit Bosos geworden war und schließlich Bischofssitz wurde. Noch weiter nach Osten ins Slavenland vorgeschoben war M e i ß e n . Auf ragender Höhe über der Elbe hatte hier Heinrich I. nach Niederw e r f u n g der Daleminzier eine Burg erbaut. Der Burgberg war damals mit Wald bewachsen, die Burg also eine Gründung ganz „aus wilder Wurzel". Es ist wiederum bezeichnend, daß die große, von den Daleminziern tapfer verteidigte Burg Gana nach der Eroberung nicht weiterbenutzt wurde. Die strategische Lage Meißens war hervorragend. Es deckte einen wichtigen Elbübergang und konnte so als Ausgangspunkt für Unternehmungen nach Osten dienein. Die slavische Landschaft Nisani im fruchtbaren Elbtalkessel um das heutige Dresden riegelte die Burg nach Norden hin ab. So ist sie noch ein J a h r h u n d e r t lang hart umkämpft worden und hat vor allem in den Polenkriegen des 11. Jahrhunderts hervorragende Bedeutung gehabt. Der Besitz Meißens bedeutete die Herrschaft über das umliegende Land. Ebendies machte freilich den Ort für friedliche kirchliche Aufbauarbeit zunächst wenig geeignet. Noch Bischof Eiko (Eid), der im J a h r e 1015 starb, bat, man möge ihn in seiner Heimat Cölbigk (im östlichen Altsachsen) bestatten, unter keinen Umständen in Meißen, da er fürchtete, daß dort die Ruhe seiner
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Gebeine durch kriegerische Verwüstung gestört würde. So hatte Meißen eine stattliche deutsche Besatzung unter einem Kommandanten, der später als Burggraf bezeichnet wird. Sie wurde in unsicheren Zeiten verstärkt, und die Meißener Burghut ging dann unter den ostsächsischen Edlen ieihum, auch die Bischöfe mußten sich beteiligen. Thietmar von Merseburg ist zu diesem Zwecke mehrmals in Meißen gewesen. Am Fuße des Burgbergs befand sich unmittelbar an der Elbe die sogenannte „Wasserburg". Hier wohnten die vethenici, eine herausgehobene Gruppe kriegerischer Mannen vielleicht slavischer Herkunft, die auch die Oberburg verteidigen halfen, freilich das in sie gesetzte Vertrauen nicht immer rechtfertigten. Eine feste stadtähnliche Ansiedlung suchen wir hier vergeblich, sie konnte im Lärm der Waffen zunächst nicht gedeihen. Auch mit Polen wurde zwar bereits im 10. Jahrhundert nicht minder lebhafter Handel getrieben als mit Böhmen. Handelswaren scheinen vor allem Honig, Pelzwerk und Kleidungsstücke, auch Sklaven gewesen zu sein. Aber elbabwärts, zwischen Meißen und Belgern, pflegten die Kaufleute die Elbe zu überschreiten, und es ist bezeichnend, daß sich ein Markt zunächst nicht in Meißen, sondern in Boritz entwickelte, einem heute unbedeutenden Dorfe in der Nähe von Riesa. Auch in Meißen war aber ein Warenumschlagplatz (portus) schon im 10. Jahrhundert vorhanden, doch hielten sich die Händler hier offenbar nur vorübergehend auf. Eine Kirche wird es in Meißen schon vor der Gründung des Bistums gegeben haben. Es ist kaum denkbar, daß man die Burgbesatzung kirchlich unversorgt ließ. Auch ist es bemerkenswert, daß Boso 968 die Wahl nur zwischen Merseburg und Zeitz freigestellt wurde. Dies legt den Schluß nahe, daß damals um Meißen die Predigt des Evangeliums von anderer Seite bereits in die Wege geleitet war, und dies könnte nur der erste Bischof Burkhard gewesen sein, von dem wir sonst nichts wissen. Die schriftlichen Quellen schweigen sich über diese älteste Meißner Kirche, von der wir nur vermuten können, daß sie dem Evangelisten Johannes geweiht war, aus. Grabungen unter dem Chor des heutigen Doms deckten aber die Fundamente einer Kirche auf, die mit Sicherheit ins 10. Jahrhundert gesetzt werden darf und deren geringe Größe es unwahrscheinlich erscheinen läßt, daß sie als Kathedralkirche errichtet wurde, zumal der Bau einer solchen, weit größeren, bereits wieder in der Zeit etwa um 1030 begonnen wurde. Diese erste Kirche mag noch in die Zeit Heinrichs I. zurückgehen und wurde nach 968 zunächst wohl behelfsmäßig als Kathedralkirche benutzt. Dagegen hat bei ihr ein Kloster, das gelehrter Scharfsinn für die Zeit vor 968 erschließen zu können glaubte, nicht bestanden.
Zukunftsaussichten
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Vergleicht man die drei Bischofssitze untereinander, so darf Merseburg als der durchaus bedeutendste gelten, Zeitz und vollends Meißen treten völlig dahinter zurück. Wesentlich anders ist aber das Bild, wenn man die Zukunftsaussichten der drei Bistümer im Rahmen der ottonischen Missionspläne abmißt. Dann erscheint Meißen entschieden als das notwendigste und aussichtsreichste Bistum. Inmitten eines großen zu bekehrenden Gebietes gelegen, weist seine Front gegen Osten und Süden. Nicht nur die abseits im sudetisch-erzgebirgischen Waldgebiet gelegenen slavischen Kleinlandschaften des sächsisch-böhmischen Grenzraumes, in den die von Meißen südwärts an der Elbe sich erstreckende Landschaft Nisani weit vorstieß, harrten der christlichen Verkündigung, sondern vor allem lagen die weiten Gebiete zwischen Elbe und Oder missionarischer Erschließung von dem Bischofssitz an der Elbe aus offen. Zeitz dagegen hatte zwar den festen Rückhalt, den die Anlehnung seines Sprengeis an das christliche Altdeutschland in breiter Erstreckung an der Saale bot, vor Meißen voraus, doch war ihm der Weg nach dem Osten durch Meißen verlegt. Immerhin war künftige Ausdehnung des Missionsgebietes nach Süden möglich. Dies galt weniger gegen Böhmen hin, das vom Sorbenlande durch die gerade hier sehr breite Waldzone des Miriquidu getrennt wurde und zudem seit 973/6 sein eigenes Bistum besaß, als vielmehr über das Vogtland in Richtung auf das damals nicht zu Böhmen gehörige Egerland und das Quellgebiet der Saale und des Mains. Es muß daran erinnert werden, daß das Bistum Bamberg damals noch nicht bestand. Am ungünstigsten war Merseburg gestellt. Zwischen Magdeburg, Meißen und Zeitz lag der ostsaalische Teil seines Sprengeis eingeklemmt, so daß nach keiner Richtung hin ein Ausgreifen möglich war. Das kleine Gebiet westlich der Saale, das Merseburg angewiesen worden war, hatte HalbeiStadt widerwillig genug abgetreten. Diese Abtretung mußte eine Reibungsfläche abgeben, an der sidi Streitigkeiten in der Folgezeit tatsächlich entzündet haben, die die Kraft des Bistums schwächten. Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, daß die Pläne Ottos des Großen an dieser Stelle nicht konsequent durchgeführt worden sind. Anfänglich (962) hören wir von der Absicht, nur e i n Bistum zu gründen, eben in Merseburg. Wäre ihm das gesamte Sorbenland zwischen Saale und Elbe unterstellt worden, wie dies wohl ursprünglich geplant war, so wäre ein großes lebenskräftiges Gebilde entstanden. Reichte allerdings der Missionssprengel über die Elbe hinaus, so mußte die Lage des Bistumssitzes im äußersten Westen des Gebietes sich ungünstig auswirken. Der kirchliche Aufbau im Übereibischen Lande hätte von hier aus infolge der großen Entfernung schwerlich tatkräftig ge-
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fördert werden können. Ein Teil dieses überelbischen Landes war aber durch den Kriegszug des Markgrafen Gero von 963 in ein festes Verhältnis zum Reiche gebracht worden; die Notwendigkeit christlicher Verkündigung ergab sich damit von selbst. Wenn also 967 in Ravenna die Errichtung von zwei weiteren nach Osten vorgeschobenen Bistümern vorgeschlagen wurde, in Analogie zum weiter nördlich gelegenen Gebiet, wo ja Brandenburg und Havelberg ebenfalls mitten im Slavenlande lagen, und vielleicht — wir wissen es nicht — inzwischen schon Erfolge aufzuweisen hatten, so war dies in der seit 963 veränderten Lage begründet. In erster Linie trifft dies für Meißen zu; Zeitz, dessen Gesicht mehr nach Süden gekehrt war, verdankt es wohl der Tätigkeit Bosos, daß auch hier ein Bistum in Aussicht genommen wurde. Die Reisen nach seiner bairischen Heimat — diejenige, auf der er starb, wird schwerlich die einzige gewesen sein — müssen ihn über das Vogtland und Regnitzland (um Hof) geführt und über künftige missionarische Möglichkeiten und Notwendigkeiten in diesen Landschaften unterrichtet haben. Die Aufgabe, die ursprünglich Merseburg zu stellen war, war somit in doppelter Richtung wesentlich erweitert und auf zwei weitere Bistümer verteilt worden. Damit war sie aber im Grunde Merseburg entzogen; es blieb für dieses Bistum nichts mehr übrig. Es ist verständlich, daß der Kaiser das 955 vor der Lechfeldschlacht abgelegte Gelübde, das ihm nach dem Glauben der Zeit zu so glänzendem Siege verholfen hatte, nicht brechen wollte und die Gründung des Merseburger Bistums trotzdem durchführte. Aber es entstand damit eine der schwächsten und kleinsten Diözesen Deutschlands, so daß bei Ottos durch kein Gelübde gebundenem Sohn und Nachfolger die Meinung entstehen konnte, es sei besser, das Bistum überhaupt aufzulösen und die Nachbarbistümer durch Verteilung des Sprengeis zu stärken. Die Abgrenzung der drei bischöflichen Sprengel erfolgte nicht überall in scharfer linearer Scheidung. Wir besitzen die königlichen Gründungsurkunden für die Bistümer Brandenburg und Havelberg, wenn auch die zweite nur als Fälschung, aber auf echter Grundlage. Aus ihnen wird klar, daß die Sprengelzuweisung im Slavenlande dort in der Form geschah, daß jedem Bischofssitze eine Anzahl slavischer, aus zahlreichen Siedlungsinseln bestehender Landschaften unterstellt wurden, deren Grenzen im einzelnen nicht genau festlagen, sondern vielfach unbestimmt in Wald, Sumpf und Ödland verliefen. Ähnliches muß für Mitteldeutschland vorausgesetzt werden, wenn hier auch das frühgeschichtliche Landschaftsbild ein etwas anderes war. Das mitteldeutsche Landschaftsbild des 10. Jahrhunderts unterschied sich ganz wesentlich von dem heutigen. Der Wald nahm eine weit größere Fläche ein; wie Inseln waren die durch die Natur des Bodens begünstigten besiedelten
Natur des Landes
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Räume in das unendliche Waldgebiet eingestreut. Auch innerhalb dieser sogenannten „Gefilde" oder „Offenlandschaften", wie sie die Forschung genannt hat, stieß nicht etwa Dorfflur an Dorfflur, wie wir dies gewöhnt sind, sondern zwischen den Dörfern mit ihren verhältnismäßig kleinen Ackerflächen erstreckte sich unbebautes Ödland, teilweise ebenfalls mit Wald bestanden. Man kannte, von Ausnahmefällen abgesehen, nicht Grenzlinien, sondern nur Grenzsäume, und diese Grenzsäume wurden vom Wald gebildet. Auch der Wald war nicht völlig menschenleer, insbesondere nicht der in den Wirtschaftsbereich weitgehend einbezogene lichte Heidewald im Niederlande im Gegensatz zum unwegsamen Urwald des Erzgebirges und seines Vorlandes. Diesen durchzogen schweifende Jäger und auf Saumpfaden die Kaufleute. Gelegentliche Rodung in seinem Randgebiet und vor allem in den Heidewäldern des Flachlandes wird schon in slavischer Zeit vorgekommen sein. Immerhin ist der Gegensatz zwischen verhältnismäßig großen besiedelten „Wohngauen" und den weiten nahezu unbesiedelten Flächen klar erkennbar, wesentlich klarer als im deutschen Nordosten, wo die Siedlungsinseln sehr viel zahlreicher, dafür aber auch sehr viel kleiner waren und man infolgedessen von großflächigen Wohngauen schwerlich sprechen kann. Eine nur verhältnismäßig geringe Rolle spielte im 10. Jahrhundert in Mitteldeutschland der Sumpf. Ein trockenwarmes Klima machte damals auch die Flußauen besiedelbar. Der Gegensatz von Wald und Offenlandschaft bestimmte das Bild. Bewohnbarer Raum war im Überfluß vorhanden. Da an jeder der bewohnten Landschaften ein slavischer Name haftete, genügte es, wenn die Stiftungsurkunden für Brandenburg und Havelberg die Namen der zu beiden Diözesen zugehörigen Landstriche nannten und in einer hinzugefügten ungefähren Grenzumschreibung diese nur dort fest abgegrenzt wurden, wo größere Flußläufe eine solche Abgrenzung leicht ermöglichten. Im Grunde noch einfacher lagen die Dinge in Mitteldeutschland, wo die Offenlandschaften größer waren, sich deutlicher vom unbesiedelten Waldgebiet abhoben und zudem im Süden die breite Waldzone des Miriquidu eine genaue Grenzziehung gegen das Bistum Prag unnötig machte, zumal an ausgreifende Rodung und Besiedlung des Erzgebirges und seines Vorlandes in dieser Zeit noch keineswegs gedacht wurde. Auch zwischen Zeitz und Würzburg war eine lineare Grenze überflüssig. Das Würzburger Missionsgebiet reichte im Nordosten bis in die Gegend von Stadtsteinach und Münchberg; bis Zeitz von Norden her mit Würzburg zusammenstoßen würde, hatte es gute Weile. Im Osten war eine feste Abgrenzung erst recht unnötig. Das junge Bistum Posen, zunächst das einzige in Polen, konnte unmöglich mit Meißen im Gebiet ostwärts der
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Elbe von sich aus in Konkurrenz treten, selbst wenn die Posener Bischöfe dies gewollt hätten. Dazu war ihr Sprengel, wenn sie überhaupt einen solchen hatten, was keineswegs sicher ist, im Verhältnis zu den ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln viel zu groß. Hier war in der Tat alles offen. Das meißnische Missionsgebiet und damit die künftige Diözese reichte so weit, wie die deutsche Herrschaft das kirchliche Wesen zu schützen vermochte, und diese Grenze war zunächst fließend. Fest lag dagegen die Grenze im Westen. Sie war von der Saale vorgezeichnet, die im wesentlichen die Sprengel von Mainz und bis 968 auch von Halberstadt nach Osten abgeschlossen hatte. Was östlich davon lag, hatte als kirchliches Niemandsland gegolten. Auf die wenigen Kirchen, die hier schon vor 968 von Mainz aus gegründet worden waren, konnte das Erzbistum leicht verzichten. Abweichungen im einzelnen werden später zu erörtern sein. So konnte nur die Abgrenzung nach Norden gegen Magdeburg und Brandenburg und vor allem die der drei Bistümer untereinander fraglich sein. Eine eigentliche Gründungsurkunde wie für Brandenburg und (in späterer Verfälschung) für Havelberg liegt für keines der Bistümer vor, und solche Urkunden sind wohl auch niemals ausgestellt worden. Kaiser Otto, der allerdings erst im August 972 aus Italien nach Deutschland zurückgekehrt ist und bereits am 7. Mai 973 in Memleben starb, hat in seinen letzten Lebensjahren das Erzbistum Magdeburg weiterhin tatkräftig gefördert. Er hat auch dem Bistum Merseburg mehrere Schenkungen zukommen lassen, wobei aber in der einzigen erhaltenen Urkunde hierüber Bischof Boso ausdrücklich genannt wird, so daß sie wohl mehr der Person dieses anscheinend Otto besonders vertrauten Geistlichen als dem Bistum als solchem galten, obwohl sie diesem natürlich auf die Dauer zugute kamen. Aber grundlegend ausgestattet und umgrenzt hat er das Bistum Merseburg nicht, und um die Ausstattung von Meißen und Zeitz hat er sich persönlich anscheinend überhaupt nicht gekümmert. Er begnügte sich, wie dargelegt wurde, mit Anweisungen aus den laufenden königlichen Einkünften zum notdürftigen Unterhalt der Bischöfe. Man wird dies für eine Folge davon halten dürfen, daß Papst Johann XIII. die Ordnung der Bistümer nicht ihm, sondern dem Magdeburger Erzbischof übertragen hatte. Das Mandat Ottos an seine Getreuen in Sachsen, das wir kennen gelernt haben, läßt einen solchen Schluß sehr wohl zu. Allein der Person Bosos hat sich der Kaiser damals angenommen, ihn hatte er von sich aus zum Bischof bestimmt. Im übrigen aber fügte er sich der Anordnung des Papstes. Erzbischof Adalbert sollte handeln, von dem allerdings feststand, daß er nichts unternehmen würde, was nicht im Sinne des Kaisers war; die
Erste Austattung und Umfang: Meißen
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Bischöfe und Grafen in Sachsen, insbesondere die Markgrafen, sollten ihn beraten und unterstützen. Zum Vorteil der Bistümer ist dies nicht gewesen. Die Angelegenheit zog sich jahrelang hin. Die Bisdiöfe haben offenbar Wert darauf gelegt, eine Königsurkunde zu besitzen, die das Bestehen ihrer Bistümer verbriefte, aber keiner hat von Otto eine solche erlangen können. Es wurden in der königlichen Kanzlei lediglich Blankette ausgestellt, also Urkundenformulare, in die der Rechtsinhalt vom Empfänger erst einzutragen war, wobei natürlich vorbehalten blieb, ob die Vorschläge des Empfängers oder seiner Sachwalter dann tatsächlich durchgeführt wurden. Man darf annehmen, daß sie Erzbischof Adalbert übergeben wurden, der sie nach Abschluß der Verhandlungen und der sachlichen Arbeiten ausfüllen lassen sollte. Erhalten sind uns diese Urkunden für Meißen und Zeitz, während die Merseburger verloren ist, wenn sie überhaupt ausgefertigt wurde. Die beiden erhaltenen Urkunden sind erst nach Ottos des Großen Tode fertiggestellt worden und haben wegen ihrer ungewöhnlichen Formulierung Anlaß gegeben, sie als Fälschungen zu betrachten, doch erklärt sich die mangelhafte Form aus ihrer Entstehung. Eine regelrechte Sprengelzuweisung enthalten sie nicht, doch kann der ursprüngliche Umfang der Bistümer aus ihnen erschlossen werden. M e i ß e n erhielt nämlich den zehnten Teil der königlichen Einkünfte, insbesondere des von den Slaven zu entrichtenden Tributs, in den Landschaften Dalaminza, Nisani, Diedesa, Milzene und Lusiza, das heißt im Lößgebiet um Lommatzsch und Meißen, dem Elbtalkessel um Dresden, dem Offenlande um Bautzen und Görlitz und dem Wohngebiet der Niederlausitz, westlich des Spreewaldes. Die Niederlausitz war ursprünglich (948) dem Bistum Brandenburg zugeteilt gewesen, wurde aber jetzt an das näher gelegene Meißen angeschlossen, ohne daß anscheinend von Brandenburg aus ein Einspruch erfolgte. Scheinbar unorganisch fügt sich Diedesa ein, das westlich der Oder zwischen Glogau und dem unteren Queiß zu suchen ist. Das Gebiet hat später nicht zum Bistum Meißen gehört. Man muß wohl annehmen, daß hier nicht eine Verunechtung der Urkunde vorliegt, sondern daß demBistum ein Gebiet zugewiesen wurde, das durch den Zug Geros 963 zwar vorübergehend tributpflichtig geworden war, das wirklich in seinen Sprengel einzugliedern das junge Bistum aber noch zu schwach war und über das infolgedessen am Ende des 10. Jahrhunderts nach der Gründung des Bistums Breslau anders verfügt werden konnte. Das Bistum Z e i t z wurde ausgestattet mit Grundbesitz und Kirchen in den Landschaften P l i s n i (an derPleiße um Altenburg), P u o n z o u u a (an der Elster um Zeitz), D u c h a r i n (um Teuchern) und W e t a (an der
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2. Gründung der Bistümer
Wethau südlich Naumburg). Bei drei weiteren Kirchen, die dem Bistum überwiesen wurden, die aber später nachweislich nicht zu der ZeitzNaumburger Diözese gehörten, wird kein Landschaftsname genannt, so daß man annehmen darf, daß die angeführten Landschaften den Sprengel des neuen Bistums ausmachen sollten, wie spätere Nachrichten dies bestätigen. Vollzählig ist die Aufzählung freilich nicht. Es fehlt der ganze Süden der späteren Diözese, wo insbesondere die Landschaften Geraha (beiderseits der Elster von Langenberg bis Weida) und Dobna (um Plauen i. V.) hätten genannt werden können. Auch Strupenice (um Bürgel am Gleißbach), das Wisentaland (um Schleiz) und die kleinen Offenlandschalten um Zwickau und um ElsterbergMylau-Greiz sind nicht erwähnt. Schwerlich sollten diese Gebiete dem Bistum vorenthalten werden und etwa bei Mainz verbleiben, wie dies sich aus späteren Quellen für das Orlaland (an der Orla östlich Saalfeld) ergibt, sondern sie waren anscheinend wegen ihrer schwachen Besiedlung zunächst so unbedeutend, daß die Erwähnung sich nicht lohnte. Zudem nennt ja die Urkunde nur die Landschaften, in denen Besitzungen angewiesen wurden. Im späteren Vogtland gab es im 10. Jahrhundert königlichen Besitz, der Ertrag abwarf und somit zur Kirchenausstattung verwendet werden konnte, offenbar noch nicht. Für M e r s e b u r g liegt eine ähnliche Urkunde nicht vor. Wir sind daher auf die Nachrichten der Chronik Thietmars von Merseburg angewiesen, die etwa ein halbes Jahrhundert nach der Bistumsgründung niedergeschrieben sind. Der Merseburger Sprengel umfaßte danach ursprünglich das von Halberstadt abgetretene Gebiet westlich der Saale, das wir bereits kennengelernt haben; östlich des Flusses erstreckte er sich vor allem über die große Landschaft Chutici, die sich südlich der Elster und Luppe von der Saale bis hinüber an die Mulde in die Gegend von Rochlitz und Colditz dehnte. Wenn Thietmar sagt, auch Ost-Chutici (Gulici orientalis) habe zum Merseburger Bistum gehört und sich zwischen Chemnitz und Elbe erstreckt, so ist wohl der Wunsch der Vater des Gedankens gewesen; Chutici hat höchstens bis in die Gegend von Leisnig nach Osten gereicht. Zu Merseburg gehörten aber nach Thietmar auch die Gebiete von neun Burgbezirken nördlich der Elster und von Würzen muldenabwärts: Schkeuditz, Taucha, Würzen, Eilenburg, Düben, Pouch, Löbnitz und Gezerisca (unbekannt; Tiefensee?), das heißt also das Gebiet der Landschaften Neletici an der Mulde, Quezici und teilweise Siusili. Es könnte, wenn Thietmars Angabe richtig wäre, kein Zweifel sein, daß die Merseburger Diözese die Mulde in einem allerdings nicht sehr breiten Streifen nach Osten überschritt; denn zu den genannten Burgen gehörten Dörfer zu beiden Seiten des Flusses. Vergegenwärtigt man sich aber an Hand der Karte die Aus-
Erste Ausstattung und Umfang: Zeitz, Merseburg
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dehnung des so umschriebenen Sprengeis, so ergibt sich eine merkwürdig schmale Ausbuchtung nadi Norden entlang der Mulde von Eilenburg bis Pouch. Die Landschalt Siusili wird hier von der Bistumsgrenze mitten durchschnitten, was für die alte Zeit ganz ungewöhnlich ist; ihr Westteil mit der bedeutenden Burg Holm (Gollma/Landsberg) hat immer zu Magdeburg gehört. Auch die fünf Burgbezirke von Eilenburg bis Pouch hat Thietmar wohl beansprucht, aber sie blieben bei Magdeburg, das sie nach Thietmars Angabe im Jahre 981, bei der Auflösung des Bistums Merseburg, von der noch zu sprechen sein wird, an sich gerissen hatte. Es ist daher sehr wohl möglich, daß Thietmar beabsichtigt hat, eine Erweiterung des ursprünglichen Sprengeis um die Muldenburgwarde auf Kosten Magdeburgs durchzusetzen, wie er dies hinsichtlich der Ausdehnung der Landschaft Chutici nach Osten Meißen gegenüber offensichtlich versucht hat. Verdächtig ist auch, daß Thietmar anstatt der Landschaftsbezeichnungen hier Burgbezirke nennt. Im Anfang des 11. Jahrhunderts war dieses nördliche Gebiet allerdings bereits vollständig von einem Netz deutscher Verwaltungsbezirke überzogen. Ob dies aber schon um 970 der Fall war, ist mehr als fraglich. Im Jahre 961 hatte jedenfalls jede der slavischen Landschaften dieser Gegenden nur eine einzige Burg, nur im der Saale unmittelbar vorgelagerten „Gau" Nudzici, also viel weiter westlich, war damals die Burgwardverfassung bereits durchgeführt. So bleibt es zweifelhaft, ob in der Tat Quezici und Teile von Siusili jemals zu Merseburg gehört haben. Schwierig war die Abgrenzung im Süden gegen das Bistum Zeitz. Das besiedelte Gebiet der Landschaft Chutici ging hier ohne bewaldeten Grenzsaum in die zu Zeitz gehörigen Offenlandschaften Weta, Ducharin und Plisni über. Als Grenze wurden 1004 Rippach und Grunabadi festgesetzt; doch muß das Bistum Zeitz den Rippach ursprünglich ein Stüde nach Norden überschritten haben (vgl. S. 81). Weiter nach Osten zu kennen wir den alten Verlauf der Grenze, die hier eine lineare gewesen sein muß, nicht aus zeitgenössischen Quellen, sondern müssen ihn nach der späteren Zugehörigkeit derParochien zu rekonstruieren versuchen. Die ursprünglichen Grenzen der sorbenländischen Bistümer kann man nach diesen Angaben in ihrem ungefähren Verlauf folgendermaßen umschreiben: Die Grenze des Bistums M e r s e b u r g verlief von der Mündung der Unstrut diese aufwärts bis zur Helmemündung, die Helme entlang bis Wallhausen, dann am sogenannten Sachsgraben nach der Bösen Sieben, diese abwärts über den Süßen und Salzigen See und entlang der Salza nach der Saale bis Salzmünde. Von hier zog die Grenze saaleaufwärts bis zur Einmündung der Elster, dann diese aufwärts bis in die Gegend
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2. Gründung der Bistümer
von Lochau, um nunmehr der Nordgrenze der Burgbezirke von Schkeuditz und Taucha zu folgen, die teilweise von einem Walde gebildet wurde, dessen Lage noch in auf Rodung hinweisenden Ortsnamen wie Freiroda, Radefeld, Hayna erkennbar ist. In der Gegend von Hohenheida erreichte die Bistumsgrenze den Burgward Eilenburg und wandte sich nun, wenn wir Thietmar Glauben schenken dürfen, nach Norden, der Westgrenze der Muldenburgwarde Eilenburg, Düben, Gezerisca (Tiefensee?) und Pouch folgend, die hier, im altbesiedelten Lande, linear verlaufen sein muß, im einzelnen aber für die alte Zeit kaum wird rekonstruiert werden können. Als natürliche Grenze bietet sich der Leinebach an. Wenn die Angaben Thietmars richtig sind, so reichte das Bistum Merseburg im Norden ursprünglich bis in die Gegend von Bitterfeld. Hier müßte die Grenze die Mulde überschritten und sich alsbald wieder nach Süden gekehrt haben, immer längs der Mulde verlaufend, doch so, daß die zu den Muldenburgen gehörigen Dörfer östlich des Flusses zur Merseburger Diözese gehörten. Hätte Thietmar aber seine Ansprüche zu Unrecht erhoben, so wäre die nördliche Bistumsgrenze ungefähr mit der bis 1952 geltenden sächsischen Landesgrenze identisch zu denken. Sie hätte dann die Mulde zwischen Eilenburg und Püchau überschritten, um sich nun in der beschriebenen Weise östlich der Mulde verlaufend nach Süden zu wenden, die Burgbezirke von Püchau, Würzen, Nerchau, Colditz, Rochlitz einschließend, vielleicht auch Leisnig. Südlich Rochlitz wurde das große Waldgebiet des Miriquidu erreicht, so daß der Sprengel hier seine natürliche Grenze fand; der südlichste zu Merseburg gehörige Ort ist später Penig. Von hier verlief die Grenze in nordwestlicher Richtung, ungefähr wie die ehemalige sächsische Landesgrenze, damals weithin unbestimmt im Walde, die kleinen Wohnbezirke um Kohren, Borna und Pegau-Groitzsch einschließend, Regis aber ausschließend, und erreichte schließlich längs des Grunabachs und des Rippachs wieder die Saale, der sie nun aufwärts bis zur Unstrutmündung, unserem Ausgangspunkt, gefolgt sein muß, wobei ein kleines Gebiet nördlich des Rippach im Winkel nach der Saale hin ursprünglich außerhalb blieb. Wir haben damit gleichzeitig die Nordgrenze des Bistums Z e i t z beschrieben. Seine Westgrenze bildete die Saale bis hinauf nach Kahla. Das Land an der Orla jedoch blieb außerhalb des Sprengeis; die Grenze verlief also, nunmehr scharf östlich abbiegend, etwa in Richtung auf Weida und verlor sich hier im Walde. Der Süden des Sprengels war, wie schon bemerkt, offen; es ist müßig, hier eine Grenze ziehen zu wollen. Erst im 12. Jahrhundert, mit dem Vordringen deutscher bäuerlicher Siedlung ins Vogtland, kann sie sich herausgebildet haben.
Grenzen der Bistümer
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Dasselbe gilt für die Ostgrenze des Bistums. Es stieß hier an das große erzgebirgische Waldgebiet, Niemandsland auch in kirchlicher Beziehung. Wiederum erst im 12. Jahrhundert kann hier eine Grenze gegen das Bistum Meißen gezogen worden sein. Wenn im Jahre 995 die Freiberger Mulde als Westgrenze dieser Diözese genannt wird, muß die ganze Westhälfte des Erzgebirges zu Zeitz geredinet werden, doch hatte diese Grenzziehung, auf die zurückzukommen sein wird, keinen Bestand, sondern die spätere Grenze verläuft sehr viel weiter westlich. Ganz in der gleichen Weise wie Zeitz hatte auch das Bistum M e i ß e n im Süden keine bestimmte Grenze; der Sprengel grenzte an den unbesiedelten Erzgebirgswald. Noch eine allerdings unvollzogene Urkunde Heinrichs IV. von 1086, die das Gebiet der Diözese Prag bestätigt, zieht im Norden, also gegen Meißen, die Grenze „inmitten des Waldes, von dem Böhmen begrenzt wird". Selbst dort, wo das Siedlungsland an der Elbe weit nach Süden reichte, bis in die Gegend von Pirna, blieb doch bis zum nächsten böhmischen Wohngebiet um Tetschen ein breiter unbewohnter Grenzsaum. Die Westgrenze des Meißner Bistums ist mit der merseburgischen Ostgrenze gegeben; über die Grenze gegen Zeitz wurde soeben gesprochen, östlich Eilenburgs begann die nördliche Grenze gegen Magdeburg. Sie verlief unbestimmt in den Wäldern, die noch heute die ehemalige sächsische Landesgrenze begleiten. Erst an der Elbe mußte wieder eine scharfe Grenze gezogen werden, denn hier war bewohntes Land; in engen Abständen reihten sich die Burgen an der Elbe auf. Da Strehla noch zu Daleminzien geredinet wurde, Belgern aber bereits zur nördlich anschließenden Landschaft Nicici, und da sich das Dorf Schirmenitz als zum Belgerner „pagus" gehörig nachweisen läßt, bildete auch hier ungefähr die ehemalige sächsische Landesgrenze die alte Bistumsgrenze, östlich der Elbe begannen wieder die Wälder, von denen große Reste noch heute anzutreffen sind, so daß hier eine lineare Grenzführung wiederum unnötig war, und dies um so mehr, als das Bistum Brandenburg, gegen das hier eine Abgrenzung hätte erfolgen müssen, durch den großen Slavenaufstand des Jahres 983 zugrunde ging und erst im 12. Jahrhundert neu errichtet werden konnte. Auch Meißen selbst wird zunächst in der Landschaft Lusici schwerlich eine Missionstätigkeit haben ausüben können, wenigstens nicht vor Beendigung der Polenkriege im Jahre 1031. In späterer Zeit muß hier die Diözesangrenze mit der Westgrenze Polens bzw. Schlesiens zusammengefallen sein, doch gilt dies nicht für die Frühzeit. In Breslau wurde nämlich ein polnisches Bistum erst im Jahre 1000 oder allenfalls kurz zuvor gegründet, doch hören wir auch dann noch kaum etwas von der Tätigkeit seiner Bischöfe. Zeitweise erlosch es ganz,- zu einer Abgrenzung der Diözese
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2. Gründung der Bistümer
kam es erst im 12. Jahrhundert. Die Gründung des Bistums Lebus, zu dem vorübergehend ein Teil der nordöstlichen Niederlausitz gehört hat, fällt gar erst ins erste Drittel des 12. Jahrhunderts (wahrscheinlich 1124). Der Meißner Sprengel blieb somit noch lange nach Osten zu offen. Abschließend muß nochmals betont werden, daß die angegebenen Grenzzüge in keinem Falle völlig festlagen, selbst dort nicht, wo Flüsse und Bäche scharfe Grenzen zu bilden schienen. Es ist vielmehr nicht selten vorgekommen, daß Dörfer auf der einen Seite des Flusses sich zu einer Pfarre auf der anderen hielten, die ihnen günstig gelegen war. Erhielten solche Dörfer später eine eigene Kirche, so blieb diese doch im lockeren Verbände mit der Mutterkirche und nahm damit auch an deren Diözesanzugehörigkeit teil. Es erklärt sich so, daß die Sprengel der Bistümer später stellenweise die Grenzflüsse überschreiten, stellenweise nicht ganz an sie heranreichen. Audi mögliche Verlagerungen der Flußläufe sind allerdings in Rechnung zu stellen. Es ist vermutet worden, daß die Sprengel der drei sorbenländischen Bistümer sich an entsprechende weltliche Bezirke anschlössen. Die Nennung dreier Markgrafen in dem oben besprochenen Mandat Ottos des Großen an seine Getreuen in Sachsen (vgl. S. 31) setzt das Eestehen dreier Marken voraus, und es ist naheliegend, Marken und Diözesen gleichzusetzen. In der Tat spricht die Urkunde, in der die zum Bistum Meißen gehörigen Landschaften genannt werden, vom „Grafen dieser Gebiete" (comes earundum regionum), die also unter einheitlicher weltlicher Befehlsgewalt gestanden haben müssen, und bei den Landschaften des Zeitzer Sprengeis ist in der Dotationsurkunde dieses Bistums sogar stets hinzugefügt „in der Grafschaft des Grafen Wigger", desselben, der auch in Ottos Brief namentlich als Markgraf erwähnt wird. Aber Wiggers Grafschaft erstreckte sich auch westlich der Saale, in der Gegend von Edcelstädt und Dornburg, und diese Orte haben nicht zum Bistum Zeitz gehört, so daß also hier weltliche und kirchliche Grenzen auseinanderfielen. Noch deutlicher wird dies beim Bistum Merseburg, das sich sowohl über altdeutsches Gebiet westlich der Saale wie über Neuland östlich des Flusses ausdehnte. Im südlichen Hassegau, also im westsaalischen Teil des Bistums, gab es schon im 8. Jahrhundert zwei Grafen, und auch später bildete das Gebiet nie eine politische Einheit. Wenn Thietmar von einer Grafschaft berichtet, die sich zwischen Wipper, Saale, Salza und dem Wilderbach (Böse Sieben) ausdehnte, so erkennen wir hier wenigstens zum Teil die Grenzen des Merseburger Sprengeis wieder, ohne daß völlige Übereinstimmung bestünde, denn die Nennung der Wipper zeigt, daß die Grafschaft sich südlich über die Bis-
Diözesen und weltliche Landeseinteilung
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tumsgrenze hinaus erstreckte, während sie diese im Westen nicht erreichte, östlich der Saale dehnte sich die Grafschaft des 968 genannten Markgrafen Günther aus, die mit dem Bistumssprengel weitgehend übereingestimmt haben kann, ohne daß wir Bestimmtes wüßten. Von einer Mark ist hier, wie auch bei Zeitz, in den Quellen niemals die Rede. Bereits 976 wurde indes Günther die Grafschaft entzogen, und nun setzte eine Reihe von Umgestaltungen ein, denen im einzelnen hier nicht nachzugehen ist. Bald erscheint das ganze Sorbenland, mit Ausnahme des Gebiets unmittelbar östlich der Saale, unter einheitlicher Befehlsgewalt zusammengefaßt, bald werden sehr kleine Grafschaftsbezirke gebildet, so einmal für einen gewissen Thiedbern über nur vier Burgbezirke an der Mulde. Es wird deutlich, daß die weltlichen Bezirke des Sorbenlandes nicht für die Dauer bestimmt, sondern auf die Persönlichkeiten der einzelnen Grafen abgestellt waren. Dann ist aber die Annahme ausgeschlossen, weltliche und geistliche Bezirke hätten sich grundsätzlich gedeckt. Eine gewisse Anlehnung in der Zeit der Gründung ist zu beobachten, aber auch nur eine Anlehnung, keine Identität. Schon nach wenigen Jahren fielen weltliche und geistliche Bezirke völlig auseinander, und das Bistum Merseburg hat sich von Anfang an über mehrere weltliche Bezirke erstreckt, während sich andererseits der einzige dieser Bezirke, dessen Grenzen wir kennen, über die Bistumsgrenze hinaus in den Mainzer Sprengel ausdehnte. Uberhaupt nicht als Bezirke politischer Art vermögen in der in Betracht kommenden Zeit die den Bistümern zugewiesenen, mit slavischen Namen bezeichneten Landschaften (pagi, „Gaue") zu gelten. In vordeutscher Zeit war dies anders gewesen. Manche von ihnen mögen mit dem Wohngebiet eines slavischen Stammes identisch gewesen sein, wie die Namen nahelegen. Jeweils eine Hauptburg scheint in diesen Kleinlandschaften gelegen zu haben; daneben gab es weitere Burgen. Wohngau, Bezirk der Hauptburg und Stammesgebiet scheinen teilweise identisch gewesen zu sein, ohne daß man daraus eine Regel ableiten könnte. Nach der Aufrichtung der deutschen Herrschaft haben diese Bezirke jede politische Bedeutung verloren. Die Hauptburgen waren z. T. zerstört worden und sind mitunter nicht einmal ihrer Lage nach bekannt geblieben (Gana, Kesigesburg). Als Verwaltungseinheiten wurden jetzt neue Burgbezirke gebildet, die Burgwarde, doch drang die Burgwardverfassung erst nach Gründung der Bistümer von Norden her ins Sorbenland ein, und im Südteil der Zeitzer Diözese ist sie nie durchgeführt worden. Wo sie aber bestand, dort schlössen sich im Beginn des 11. Jahrhunderts die kirchlichen Grenzen im einzelnen an die Grenzen der Burgwarde an. Wie hätte sonst Thietmar
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2. Gründung der Bistümer
vom Diözesanrecht (parrochia) über die von ihm beanspruchten Burgbezirke an der Mulde sprechen können? Bei der Gründung von Bistümern war es notwendig, den neuen Diözesen von Anfang an nutzbare Vermögenswerte oder wenigstens Einkünfte zuzuwenden, die zum Unterhalt des Bischofs und seines Klerus dienen konnten und damit die Erfüllung der gestellten kirchlichen Aufgabe erst ermöglichten. Bei Brandenburg und Havelberg wurde 948 diese Ausstattung in den Gründungsurkunden festgelegt; Magdeburg übernahm 968 den reichen Besitz des Moritzklosters. Auch die Bistümer Merseburg, Zeitz und Meißen übernahmen die Ausstattungen der an diesen Orten bestehenden Kirchen, die 968 zu Kathedralkirchen erhoben wurden, doch konnten diese natürlich nicht im entferntesten für die neuen großen Aufgaben genügen. Da die Einrichtung der Bistümer nach päpstlicher Anordnung nicht unmittelbar durch die Hand des Königs erfolgte, wie dies noch bei Brandenburg und Havelberg der Fall gewesen war, sondern dem Erzbischof von Magdeburg oblag, wurde anders verfahren als 948, vor allem weit weniger großzügig, und die Angelegenheit zog sich in die Länge. Denn königliche Besitzungen und Rechte waren es ja doch, die den drei Bistümern überlassen werden mußten; wer hätte sonst für ihre Ausstattung aufkommen soll? Aus dem vollen konnte nur der König selbst schöpfen. Erzbischof Adalbert mußte sich wohl damit begnügen, nach vorhergegangenen Beratungen mit den Großen Sachsens Vorschläge zu machen, für die die königliche Genehmigung erst eingeholt werden mußte. Inzwischen lebten die Bistümer vom Wohlwollen der Markgrafen, die angewiesen waren, für ihren Unterhalt zunächst Sorge zu tragen. Ihre Einkünfte flössen also zum größeren Teile unmittelbar aus der Kasse des Königs und seiner Amtsträger. Ist es ein Wunder, daß Bischof Giselher von Merseburg im Jahre 974 Kaiser Otto II. Vorstellungen machte, der Besitz des Bistums reiche zum Unterhalt der Kirchen und des Klerus nicht aus? Dabei hatte gerade Merseburg dank der guten Beziehungen des ersten Bischofs Boso zu Otto dem Großen im Gegensatz zu den beiden anderen Bistümern vom Könige unmittelbar Zuwendungen erhalten, nämlich eine königliche Eigenkirche in Helfta, einige zum Merseburger Burgbezirk gehörige Dörfer und die Burg Magdeborn bei Leipzig, diese wohl mitsamt dem zugehörigen Bezirk. Noch kurz vor seinem Tode hat sich Otto der Große längere Zeit in Merseburg aufgehalten, wo er am 27. April 973 dreimal urkundete — aber nicht für das Bistum, das doch seine Stiftung war, die er in schwerer Zeit dem heiligen Laurentius gelobt hatte. Boso war damals nicht mehr am Leben.
Ausstattung: Meißen
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Als schließlich Meißen und Zeitz ihre Dotation verbrieft erhielten, war sie weit dürftiger als die Brandenburgs und Havelbergs. Diese beiden Bistümer hatten 948 ganze Burgbezirke, die ihnen angewiesen wurden, Brandenburg zudem den vollen Zehnten in seiner Diözese bekommen. Eine Zehntverleihung in dieser Form hat keines der sorbenländischen Bistümer erhalten, obwohl 962 Papst Johann XII. das Recht des deutschen Königs, über Zins und Zehnt der zum Christentum bekehrten Slaven zugunsten neuer Bistümer zu verfügen, ausdrücklich anerkannt hatte. M e i ß e n mußte sich mit dem Zehnten aller königlichen Einkünften, also einem sogenannten Fiskalzehnten, in den zu seinem Sprengel gehörigen Landschaften begnügen. Noch bevor der Graf den ihm vom König eingeräumten Anteil an diesen Einkünften an sich nahm, sollte der volle Zehnt für das Bistum ausgeschieden werden, wobei der Zehnt des von den Slaven zu entrichtenden Tributs und der des Handelsertrags (uberchoufunga) besonders hervorgehoben wurden. Unmittelbar von der Bevölkerung hatte der Bischof also nichts zu fordern. Aufgezählt werden Honig, Pelzwerk, Silberzins, Sklaven, Kleider, Schweine und Getreide, die dem Bischof zufallen, ganz deutlich also teils Handelsware, wobei man sich wohl vorstellen muß, daß dem Reiche im Osten eine Art Außenhandelsmonopol zukam (wenigstens hatte jeder Kaufmann einen Teil seiner Handelsware als Zoll an den Grafen abzuführen), teils in Silber und Naturalien entrichteter Tribut. Von Uberweisung von Grundbesitz ist nicht die Rede, und sie ist wohl auch zunächst nicht erfolgt, da der Ertrag in diesen Gebieten noch zu unsicher war. Erst 979 wurde dem Bistum das Dorf Boritz von Otto II. geschenkt. Da aber Meißen gleichzeitig der ganze Elbzoll zwischen Beigem und Meißen — bisher hatte ihm nur der Zehnt davon zugestanden! — überlassen wurde, stehen auch hier die fiskalischen Einkünfte im Vordergrund, wenngleich nicht übersehen werden darf, daß das Recht des Bifangs, das Anbau- und Rodungsrecht (facultas laboiandi et inquirendi), das den Bauern (cultoribus) des Dorfes eingeräumt wird, das Bestreben erweist, auch die landwirtschaftliche Nutzung zu heben. Der Ort sollte wohl in erster Linie ein Stützpunkt für die Zollerhebung sein, zugleich auch für die Erhebung der in Form eines Zehnten eingehenden königlichen Gefälle, die im zugehörigen Burgward, aber auch nur hier, dem Bistum übertragen wurden. Erst 995 erfolgten dann auch größere Schenkungen von Grund und Boden, nämlich Ortschaften im Harzgau, also weit westlich der Saale, und das Lehen des Grafen Asic (Esico von Merseburg), das wohl in Streubesitz im Hassegau bestand, also ebenfalls im gesicherten Altlande lag. Anders als mit Meißen wurde mit Z e i t z verfahren. Diesem Bistum wurden nicht fiskalische Zehntberechtigungen, sondern nur Grund4 Schlesinger I
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besitz und Kirchen verliehen: die beiden königlichen Burgen in Altenburg und Zeitz mit je einem knappen Dutzend zugehöriger Dörfer, wobei Zeitz nunmehr als „Bischofsburg" (episcopalis civitas) bezeichnet wurde; die Kirchen in Teuchern und Görschen (östlich Naumburg) mit ihrem Widum, das in einigen Dörfern in den Landschaften Ducharin und Weta bestand; schließlich drei Kirchen in Dornburg, zwei in Kirchberg und zwei in Memleben, jeweils mit ihrer Ausstattung, die sämtlich einst an Boso verliehen gewesen waren. Ob die Schenkung von Altenburg jemals rechtskräftig geworden ist, ist sehr zweifelhaft, mindestens wurde sie sehr bald rückgängig gemacht. Dieser feste Stützpunkt an einer wichtigen Straße nach Böhmen sollte wohl nach den Erfahrungen Böhmeneinfalls von 976 (vgl. S. 52 f.) in der Hand des Königs verbleiben. Man mag es als Ersatz für Altenburg ansprechen, wenn 995 dem Bistum die ganze Landschaft Puonzouwa zugewendet wurde; darunter ist der Zeitzer Burgbezirk zu verstehen, den es bereits besaß, und der besonders genannte Burgbezirk Krossen an der Elster, dessen Grenzen genau umschrieben wurden und der an die Stelle von Altenburg getreten sein wird. über die ursprüngliche Ausstattung des Bistums M e r s e b u r g wissen wir nichts, da eine Dotationsurkunde nicht erhalten ist. Vielleicht ist eine solche niemals ausgestellt worden, jedenfalls erwähnt sie der Chronist Thietmar, der es hätte wissen können, nicht. Merseburg ist dafür, wie uns erinnerlich ist, im Gegensatz zu den beiden anderen Bistümern schon von Otto dem Großen mit Schenkungen bedacht worden, und noch mehr hat Otto II. zunächst für das Bistum getan: Er überließ ihm 974 die Burg Zwenkau mit dem zugehörigen Bezirk, wobei der König sich des Rechtes auf Burgwerk und Beisteuer zur Heerfahrt sowie des Rechtes, Bannabgaben zu erheben, für den Burgbezirk zugunsten des Bistums begab; die Orte Mackenrode und Ahtenfeld (heute wüst bei Mackenrode) im Helmegau; die Königshöfe Prießnitz (bei Borna?) und Lengefeld (bei Sangerhausen); Besitzungen in Bessingen (bei Sondershausen); im Slavenlande die Orte Kohren, Nerdiau, Pausitz (bei Würzen), Taucha, Portitz (bei Taucha) und Gundorf (westlich Leipzig), wobei es bei Kohren und Nerchau sich vielleicht sogar um ganze Burgbezirke handelte; vor allem aber die Ansiedlung der Kaufleute in Merseburg selbst mit Markt, Münze und Zoll samt den Abgaben der Juden und der Gerichtsbarkeit, ferner die königliche Abtei Pöhlde, über den Bistumsbesitz hatte der Bischof den Königsbann inne. Wahrlich reiche Zuwendungen, die sich zwar nicht dem Umfange, wohl aber der Art nach mit den an Magdeburg gemachten vergleichen lassen! So wird man wohl vermuten dürfen, daß die Ausstattung Merseburgs in ähnlicher Weise wie die
Ausstattung: Zeitz, Merseburg
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Magdeburgs vorgenommen wurde: schon vor der Erhebung zur Kathedrale wird die Laurentiuskirche in Merseburg mit Schenkungen bedacht worden sein, so etwa mit dem fiskalischen Zehnten in den beiden Burgbezirken Treben (wüst bei Dehlitz a. d. Saale) und Tuchamuzi (unbekannt, vielleicht Taucha und Muschwitz am Rippach) und mit den Besitzungen und Rechten in Merseburg selbst, die später nur bestätigt wurden. Diese Schenkungen wurden nachher noch vermehrt, so daß, wie in Magdeburg, eine besondere Dotationsurkunde sich erübrigte. Mit dem Verlust eines Teils der ältesten Mersebuiger Urkunden muß gerechnet werden; Erzbischof Giselher von Magdeburg hat sie vor der Wiederherstellung des 981 aufgehobenen Bistums (vgl. S. 60 ff.) vernichtet. Nicht unerwähnt soll bleiben, daß nicht nur die Könige selbst, sondern auch andere Mitglieder des königlichen Hauses Merseburg Zuwendungen gemacht haben, so Ottos des Großen Tochter Mathilde und seine Schwiegertochter Ida. Ein Vergleich der Ausstattung der drei Bistümer untereinander ergibt Gemeinsamkeiten, aber auch bemerkenswerte Unterschiede. Keines der Bistümer erhielt den kirchlichen Zehnten in seinem Sprengel wie Brandenburg. Meißen wurde ganz auf den Bezug eines Teils der königlichen Einkünfte gestellt und mit Grundbesitz zunächst fast überhaupt nicht bedacht; Merseburg und Zeitz dagegen erhielten reichen Grundbesitz, vor allem ganze Burgbezirke mit allem Zubehör und dazu Streubesitz; Zeitz mußte aber dafür auf laufende Einkünfte aus den königlichen Gefällen verzichten. Diesen beiden Bistümern wurden auch Kirchen zugewiesen, Meißen dagegen nicht. Dies kann nicht damit begründet werden, daß es im Meißener Sprengel noch keine Kirchen gab, denn auch die Zeitz und Merseburg überlassenen lagen zum Teil außerhalb ihrer Diözesen, im mutterländischen Deutschland. Nur Merseburg schließlich erhielt königliche Rechte zu eigener Ausübung übertragen, also die sogenannte Immunität, wie sie bei den altdeutschen Bistümern üblich war. Die größte Selbständigkeit in rechtlicher und wirtschaftlicher Hinsicht war somit ohne Zweifel Merseburg eingeräumt, während Meißen zunächst ganz eng an die weltliche Gewalt angelehnt blieb. Der besondere Charakter dieses am weitesten nach Osten vorgeschobenen Bistums kommt darin zum Ausdruck. Merseburg dagegen gehörte im Grunde zu Altdeutschland, während Zeitz eine Mittelstellung einnahm. Auch die Tatsache mag sich in der Besonderheit der Ausstattung Merseburgs spiegeln, daß die Gründung dieses Bistums am frühesten geplant war, für die Ausstattung der Laurentiuskirche also bereits Sorge getragen werden konnte, als die königlichen Pläne noch nicht von Rom her beeinträchtigt wurden.
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3. BISTÜMER UND BISCHÖFE BIS ZUM INVESTITURSTREIT Von den ersten Bischöfen der sorbenländisdien Bistümer wissen wir wenig, kaum mehr als die Namen; nur für die Merseburger Bischöfe fließen die Quellen etwas reichlicher. B o s o , der erste Bischof von Merseburg, ist uns bereits wiederholt begegnet, über seine Herkunft und Tätigkeit vor seinem Amtsantritt ist das Notwendige an anderer Stelle gesagt worden (vgl. S. 23 f.). Ob er als Bischof die Missionstätigkeit in der Art fortzusetzen vermochte, wie er sie im östlichen Vorlande der Saale seit Jahren ausgeübt hatte, erscheint zweifelhaft. Die kurze Zeit, die er den Merseburger Stuhl innehatte, dürfte mit Amtsgeschäften mehr als ausgefüllt gewesen sein. Galt es doch jetzt, nicht nur einzelne Kirchen zu gründen und hier oder dort Heiden für den christlichen Glauben zu gewinnen, wie die Gelegenheit sich gerade bot, sondern eine geordnete, aktionsfähige Diözese einzurichten. Daß er sich dabei weiterhin der Gunst Ottos des Großen erfreuen konnte, der ihm für sein Bistum die Königskirche in Helfta, die Burg Magdeborn und einige zum Burgward Merseburg gehörige Dörfer schenkte, hörten wir bereits, ebenso, daß ihm der Grundstock eines Diözesanklerus in der Geistlichkeit der in ein Laurentiusstift umgewandelten Johanniskirche zur Verfügung stand. Aber schon am 1. November 970 starb er auf einer Reise in seine Heimat Baiern. Seine Leiche wurde nach Merseburg überführt und beim Hochaltar des Doms beigesetzt. Im Gedächtnis der Nachwelt lebte er nicht als Bischof, sondern als Missionar fort, als Bekehrer vieler Slaven, als den ihn sein späterer Nachfolger Thietmar und, diesem folgend, die in ihrem ältesten Teil vielleicht schon im 11. Jahrhundert entstandene Chronik der Merseburger Bischöfe zu rühmen wissen. Wie Boso war auch der erste Bischof von Zeitz, H u g o , ursprünglich Mönch (in Fulda?) gewesen. Wir wissen von ihm nur, daß er bei einem Einfall der Böhmen, die von dem Wettiner Dedi geführt wurden, aus Zeitz fliehen mußte; der Bischofssitz wurde geplündert. Das Ereignis gehört wohl ins Jahr 976 oder wenig später. Es ist meist als Beweis dafür angesehen worden, wie groß die Unsicherheit im neugewonnenen Slavenlande damals noch war. Diese Unsicherheit wird schwerlich zu bestreiten sein, doch hätte ähnliches auch ohne Mitwirkung der Böhmen oder anderer Slaven geschehen können. Der Böhmenherzog Boleslav II. war beteiligt am Aufstande Heinrichs des Zänkers, des
Boso. Die ersten Zeilzer Bischöfe
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Herzogs von Baiern, der seinem Vetter, dem deutschen König Otto II., die Krone zu entreißen strebte, und auch Graf Dedi nahm an der V e r schwörung teil. Um innerdeutsche Kämpfe handelte es sich also, nicht um Krieg oder Aufstand der Slaven gegen die Deutschen. Man muß annehmen, daß Bischof Hugo während der hochverräterischen Umtriebe, die mit dem Namen Heinrichs des Zänkers verknüpft sind, fest auf der Seite des Königs stand, wohl sogar aktiv eingriff, wie es in der Art der Bischöfe dieser Zeit lag. Er zog damit die Rache der Gegenpartei auf sich, wie ja auch wenig später Bischof Pilgrim von Passau von den Aufständischen aus seinem Bistum verjagt wurde. Die politische Bedeutung, die den sorbenländischen Bischofssitzen als Stützpunkten der königlichen Macht nicht nur in Sachen der Grenzhut, sondern auch gegen innere Widersacher zukam, beginnt sich abzuzeichnen. Auch Streitigkeiten im wettinischen Hause scheinen hineingespielt zu haben, denn es wird berichtet, Graf Dedi habe seine eigene Mutter, die sich in Zeitz aufhielt, alsGefangene weggeführt. Hier scheint also Bischof Hugo ebenfalls Partei ergriffen zu haben. Deutlich wird jedenfalls, wie sehr die Bischöfe, selbst die aus dem Mönchtum hervorgegangenen, und damit die Kirche des 10. Jahrhunderts auch in dem doch dem Christentum erst zu gewinnenden mitteldeutschen Gebiet in die politischen Angelegenheiten des Reiches verwickelt waren, offensichtlich zum Schaden ihrer eigentlichen Aufgabe, der Mission. Immerhin hat Hugo als Hirte seines Bistums einen bedeutenden Erfolg erzielt: Es gelang ihm, endlich (976?) eine königliche Bestätigung der Bistumsausstattung zu erreichen, wovon bereits ausführlich die Rede war, und da die Urkunde ihn neben Erzbischof Adalbert von Magdeburg und dem Grafen W i g g e r als Intervenienten nennt, hat er sich dies anscheinend einige Mühe kosten lassen. Oder war die Bestätigungsurkunde nur der Lohn für seine zuverlässige politische Haltung, da er als „Getreuer" (lidelis) des Königs bezeichnet wird? Gestorben ist Hugo im J a h r e 979. Nur ein einziges Mal wird Hugos Nachfolger F r i e d r i c h erwähnt, zum J a h r e 981. Seine Amtszeit mag bis gegen 9 9 0 gewährt haben. Ihm folgte H u g o I I . , der angeblich 991 ordiniert wurde, ü b e r seine früheren Lebensumstände ist ebensowenig etwas bekannt wie über die seines unmittelbaren Vorgängers. Als Bischof trat er in die Fußstapfen des gleichnamigen ersten Zeitzer Bischofs: W i r finden ihn vor allem in der Umgebung des deutschen Königs Otto III., so schon 992, als noch Kaiserin Adelheid die Reichgeschäfte für ihren minderjährigen Enkel führte, bei der Einweihung der neuen Domkirche in Halberstadt, die mit einem glänzenden Hoftage verbunden wurde, und noch 1001, als der Kaiser bereits für die Dauer seinen Sitz in Rom auf-
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3. Bistümer und Bischöfe
geschlagen hatte, Pläne der Erneuerung des römischen Imperiums verfolgend. Mit nur zwei anderen deutschen Bischöfen wohnte Hugo am 13. Januar der Synode in der Kirche St. Sebastian auf dem Palatin, am 27. Dezember der Synode zu Todi bei, die beide unter dem Vorsitz des Kaisers stattfanden. Das ganze Jahr 1001 scheint er also in seiner Umgebung in Italien verbracht zu haben. Im Vorjahre hatte er denKaiser auf seinem berühmten Zuge nach Gnesen in Zeitz empfangen und samt seinem Gefolge bewirtet. Aber schon 995 wird der „vielfältige und unermüdliche Dienst", den Hugo dem Reiche geleistet habe, in der Urkunde hervorgehoben, die dem Bistum Zeitz den Burgbezirk Krossen zusprach und die wir bereits erwähnten. Nach dem Tode Ottos scheint Hugo in den entstehenden Thronstreitigkeiten sogleich Partei für Heinrich II. ergriffen zu haben, wobei das Vorbild der benachbarten mächtigen Grafen Wilhelm von Weimar und Esico von Merseburg nicht ohne Einfluß gewesen sein dürfte. Wenn späte und unsichere Uberlieferung von abermaliger kriegerischer Bedrängnis des Zeitzer Bischofssitzes zu berichten weiß, so ist, falls etwas Wahres zugrunde liegt, wohl an vergebliche Versuche des Kronprätendenten Ekkehard von Meißen zu denken, den Bischof gewaltsam auf seine Seite zu ziehen. Jedenfalls finden wir Hugo am 25. Juli 1002 in Merseburg unter den sächsischen Fürsten, die in glanzvoller Huldigung der in Frankfurt vollzogenen Königswahl Heinrichs beitraten. Bald darauf muß er gestorben sein. Ein ehrwürdiges Denkmal aus jener Frühzeit des Zeitzer Bistums ist die Krypta der Peter-Pauls-Kirche in Zeitz, der einzige Überrest der Kathedralkirche, darüber hinaus ein beachtliches Denkmal ottonisdier Kunst und ältester deutscher Kunst östlich des Rheins überhaupt. Zwar mischt sich in ihrem heutigen Zustand Älteres mit Jüngerem. Gewiß aber stammen noch aus der Zeit vor der Jahrtausendwende die sechs östlichen, das Gewölbe tragenden Säulen, die die Würfelform des Kapitells noch nicht ausgebildet haben. Wohl wurden sie im 12. Jh. wahrscheinlich überarbeitet, doch ist das Alte noch erkennbar. Ohne Abakus ruht der Gewölbegurt gleich auf den Kapitellen. Mühsame Neubildungen geben einen Eindruck von der Baugesinnung jener Zeit, in der die Erinnerung an die Kunst der Antike fast erloschen war. Besonders bezeichnend ist hierfür nach dem Urteile der Sachkenner ein „nach der Würfelform tastendes Kapitell, auf dem gleichwohl im flachen Relief aufgerollte Akanthusstengel ausgearbeitet sind" (Dehio). Viel altertümlicher als der prächtige Dom Ottos des Großen in Magdeburg muß die Zeitzer Kirche gewesen sein. Schloß man sich dort an die antikisierende Kunst der karlingischen Epoche an und verwendete kostbares italienisches Material, wofür das in Magdeburg erhaltene
Die ersten Bischöfe von Meißen
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schöne Kompositkapitell Zeugnis ablegt, so ist hier alles sehr viel schlichter, eine Weiterführung der Bauten Heinrichs I. in Quedlinburg und ein bedeutsames Zeichen dafür, daß die Landschaft östlich der Saale bereits im 10. Jahrhundert in künstlerischer Hinsicht den Anschluß an Altsachsen gefunden hatte. Von dem ersten meißnischen Bischof B u r k h a r d kennen wir allein den Namen. Wenn 968 Boso nur die Wahl zwischen Zeitz und Merseburg eingeräumt wurde, über Meißen also anscheinend zugunsten Burkhards schon verfügt war, so spricht dies dafür, daß dieser nicht nur vor der Gründung des Bistums im meißnerischen Lande eine Missionstätigkeit bereits ausgeübt hatte, sondern daß dies im Auftrage des Königs geschah, der ihm nunmehr den neuerrichteten Bischofssitz vorbehielt. Aber nur kurze Zeit hatte er ihn inne: schon die erste, 971 für das Bistum Meißen ausgestellte Königsurkunde, die seine Ausstattung und seinen Sprengel verbriefte (vgl. S. 41), nennt nicht mehr Burkhard als Bischof, sondern V o 1 k o 1 d, einen Geistlichen, der vermutlich aus der königlichen Kapelle hervorgegangen ist und das besondere Vertrauen des Königs genoß, da er ihm die Erziehung des Thronfolgers, des späteren Königs Otto II., anvertraute. Wahrscheinlich folgte er schon 969 auf Burkhard. Seine Stellung bei Hofe läßt vermuten, daß er einer edelfreien Familie entstammte. Im Jahre 972 finden wir ihn auf einer Synode zu Ingelheim. Ein besonderes Band der Freundschaft verknüpfte Volkold mit Erzbischof Willegis von Mainz, den er nach dem Berichte Thietmars wie einen Sohn erzogen hatte. Seine Empfehlung hatte dem bedeutenden, aber aus geringem Geschlecht entsprossenen Manne einst den Eintritt in die königliche Kapelle ermöglicht und ihm eine glänzende Laufbahn eröffnet. Aus Dankbarkeit für diese Dienste unterstützte er nun Volkold, als dieser von vorübergehendem Unglück heimgesucht wurde. Nach dem Tode Ottos II. (983) erneuerte nämlich der 976 abgesetzte Baiemherzog Heinrich der Zänker seine ehrgeizigen Pläne. Aus fünfjähriger Haft entlassen, wußte er sich zunächst der Person des dreijährigen unmündigen Königs und damit der Vormundschaft zu versichern, aber bald wurde klar, daß er sein Mündel der Krone zu berauben gedachte. Unterstützung fand er dabei wiederum bei Boleslav von Böhmen, aber auch bei den Polen und Obodriten. Diese slavische Hilfe mußte allerdings seine Sache von vornherein belasten, denn soeben hatten die freiheitsliebenden Lutizen und Obodriten in einem gewaltigen Aufstand das deutsche Joch abgeschüttelt, die Bistümer Brandenburg und Havelberg zerstört, dabei gemordet und geplündert und die Leiche des Bischofs Dodilo geschändet. Auch Hamburg wurde zerstört. Sengend und brennend überschritten die Slaven die Elbe, vernichteten
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das Laurentiuskloster in Kalbe an der Milde und bedrohten Magdeburg. Zwar wurden sie zurückgeschlagen, aber sie waren nicht wieder unter die deutsche Botmäßigkeit zu zwingen. Das Werk des Markgrafen Gero war vernichtet. Mit dem Zusammenbruch der deutschen Herrschaft östlich der mittleren und unteren Elbe brach auch das dortige Christentum zusammen. Bis weit ins 12. Jahrhundert hinein bestanden die beiden Bistümer Brandenburg und Havelberg nur dem Namen nach, die Bischöfe lebten im Reiche, fem von ihren Sitzen. Unzweifelhaft war also die politische Bewegung des Jahres 983 verbunden gewesen mit einer tiefgreifenden heidnischen Reaktion. Es ist eine vielerörterte Tatsache, daß die Bewegung damals auf die slavischen Landschaften zwischen Saale und Elbe nicht übergriff. Die Gründe sind schwer zu erkennen. War hier die auf Burgbezirke gestützte Markenorganisation fester gefügt als im nördlich angrenzenden Gebiet, waren die Persönlichkeiten der Markgrafen und Bischöfe eindrucksvoller für die Unterworfenen? Wesentlich war wohl vor allem, daß die slavischen Stämme Mitteldeutschlands in sich zerspalten waren und daß ein politischer Zusammenschluß umfassender Art wie bei Lutizen und Obodriten nicht gelang. Daß die christliche Botschaft hier etwa festere Wurzeln geschlagen habe als im Norden, wird man nach dem wenigen, was wir wissen, schwerlich annehmen dürfen. Jedenfalls blieb Meißen wie Zeitz und Merseburg vom großen Slavenaufstand zunächst verschont. Aber in seine Folgen wurde Bischof Volkold doch schließlich hineingezogen, wenn auch nur mittelbar. Wenn Heinrich der Zänker nicht nur mit den Herzögen der immerhin christlichen Böhmen und Polen, sondern auch mit dem Obodritenfürsten Mistui, der wohl dem Namen nach Christ war, aber Hamburg zerstört und der Greuel seiner Krieger keinen Einhalt getan hatte, gemeinsame Sache machte, mußte dies die Gegnerschaft gegen ihn bei allen dem ottonisdien Hause in Treue Verbundenen noch verstärken. Insbesondere mußte dies im Osten des Reiches der Fall sein, wo man seit dem Aufstand von 983 wußte, worum es ging. Zuerst entschlossen sich die Grafen des östlichen Grenzgebietes, Heinrich gewaltsam entgegenzutreten. Im Westen aber war das Haupt der ottonischen Partei Erzbischof Willegis von Mainz, Volkolds alter Schützling. Zwar wird Bischof Volkold von Meißen unter den Gegnern Herzog Heinrichs nicht ausdrücklich genannt, aber es läßt gewiß Schlüsse in dieser Richtung zu, daß, als nach dem Scheitern aller Verhandlungen Heinrich und Boleslav mit einem böhmischen Heere in das Gebiet nördlich des Erzgebirges einfielen, eine Abteilung der Böhmen sich der Meißner Burg bemächtigte und der dem Königshause eng verbundene Volkold alsbald vertrieben wurde, „von der wankelmütigen Menge", wie Thiet-
Volkold
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mar sagt, dem wir die Kenntnis dieser Vorgänge verdanken. Volkolds Stellungnahme mußte um so wichtiger sein, als sein Metropolit, der mächtige Giselher von Magdeburg, damals für Heinrich eintrat. Dem Bischof wurde von Willegis in Erfurt ehrenvolle Unterkunft gewährt, wohl nicht nur im Hinblick auf die einst genossene Förderung, sondern auch als dem politischen Parteigänger. Die Meißner aber huldigten jetzt Boleslav als ihrem Herrn, der somit den alten, erst 950' beseitigten Einfluß Böhmens nördlich des Erzgebirges offen wiederherzustellen strebte. Eine gegen Christentum und Kirche gerichtete Tendenz, von der Thietmar kein W o r t berichtet, wird man in diesen Vorgängen schwerlich erkennen können, vielmehr eine lediglich politische Bewegung, die wohl nicht einmal mit dem Gegensatze deutschen und slavischen Volkstums v e r k n ü p f t war. Nach dem endgültigen Zusammenbruch des Aufstandes Heinrichs ist Boleslav genötigt worden, zu Ostern 986 bei Otto III. in Quedlinburg zu erscheinen. In der Person des tatkräftigen Ekkehard wurde ein neuer Markgraf in Meißen eingesetzt, und der Böhme sah sich gezwungen, die Burg Meißen zu räumen. Volkold konnte nach Meißen zurückkehren. Noch immer blieb das Verhältnis Böhmens zum Reiche allerdings gespannt, und in den Kämpfen zwischen Böhmen und Polen um den Besitz Schlesiens 990 trat die Reichsregierung auf die Seite Polens. In diesem J a h r e muß aber ein Wandel eingetreten sein. Unter der Führung Ekkehards und des Erzbischofs Giselher wurde ein Vertrag mit Boleslav geschlossen, der nunmehr wieder Tribut zahlte. Volkold k a m mit ihm in ein freundschaftliches Verhältnis (vielleicht verbirgt sich hinter Thietmars Formulierung amiciciam lirmiter aquirens sogar ein Vertrag) und ist 992 nach Prag gezogen, um dort die Feier des Heiligen Abendmahls zu begehen. In Wirklichkeit dürfte seine Reise einen politischen Zweck verfolgt haben: er wird über die Rückkehr des zweiten Prager Bischofs Adalbert verhandelt haben, der dem Geschlechte der Slavnike angehörte, das in Böhmen neben den Pfemysliden eine selbständige Machtstellung einnahm und mit dem sächsischen Königshause verwandt war. Adalbert hatte Böhmen 988 oder 989 verlassen, wohl weniger an der Kraft seiner Verkündigung inmitten einer halbheidnischen Umgebung als an der Durchführbarkeit der politischen Mission verzweifelnd, mit der ihn sein Metropolit Willegis, der in diesen J a h r e n der führende Kopf der Reichsregierung war, betraut haben dürfte. Es war ihm nicht gelungen, eine Normalisierung der Beziehungen Boleslavs zum Reiche zu erreichen, sie erfolgte erst 990. Auch jetzt aber konnte Willegis Adalbert, den zuverlässigen Anhänger des unmündigen Königs, auf dem Prager Stuhle nicht entbehren. In der Tat ist er auf Betreiben des Mainzer
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3. Bistümer und Bischöfe
Erzbischofs noch im Jahre 992 durch eine römische Synodalentscheidung nach Prag zurückzukehren genötigt worden, nachdem Boleslav ihm mancherlei Zugeständnisse, vor allem hinsichtlich der Durchführung des kanonischen Eherechts und der Zehnterhebung, gemacht hatte. Diese Zugeständnisse waren wohl der Vermittlung Volkolds zu danken. Noch in Prag wurde dieser von einem Schlaganfall ereilt, von dem er sich nicht wieder völlig erholt hat. Am 23. August 992 starb er nach dreiundvierzig jähriger Amtsdauer, ein Mann, dem schon seiner Herkunft nach die politischen Geschäfte mindestens im gleichen Maße am Herzen lagen wie sein geistliches Hirtenamt. Adalbert hat Prag bald wieder verlassen müssen; sein Geschlecht wurde 995 von den Premysliden ausgerottet. Das einschneidendste Ereignis in der Geschichte der sorbenländischen Bistümer während Volkolds Amtszeit war die im Jahre 981 vollzogene Auflösung des Bistums Merseburg. Hier war auf Boso G i s e l h e r gefolgt, der einem in der Gegend von Aschersleben begüterten edelfreien Geschlechte entstammte. Schon die Art seines Amtsantritts läßt erkennen, in welcher Richtung seine Interessen lagen: wohl noch vor Weihnachten 970 auf Fürsprache des Bischofs Anno von Worms von Otto dem Großen ernannt, in dessen Umgebung er sich in Italien befand, kam er doch erst ein halbes Jahr später nach Deutschland, um von Erzbischof Adalbert von Magdeburg im Juni geweiht zu werden. Seine Ausbildung hatte er im Magdeburger Moritzkloster empfangen, wohl zu einer Zeit, als der genannte Anno noch dessen Abt war. Durch Geburt, Begabung und persönliche Haltung zum Hofdienst geeignet, wurde er in die königliche Kapelle gezogen, zu deren Leiter er aufstieg. Die Verleihung des Merseburger Bistums war der Lohn für die dem König geleisteten Dienste, die sicherlich ebensosehr auf politischem wie auf geistlichem Gebiete lagen. Die Übernahme eines Bischofsamtes bedeutete keineswegs das Ausscheiden aus diesem Aufgabenbereich. Giselher scheint allerdings in den letzten Jahren Ottos des Großen im politischen Dienst kaum mehr verwendet worden zu sein; nur auf der Synode in Ingelheim ist er gemeinsam mit Volkold von Meißen in der Umgebung des Königs anzutreffen. Daß dessen Aufenthalt im Jahre 973 in Merseburg so ganz ohne materielle Frucht für das Bistum blieb, scheint sogar auf eine gewisse Entfremdung hinzudeuten. Giselher hat auch vorher von Otto keine Schenkung für Merseburg erhalten, im Gegensatz zu seinem Vorgänger Boso. Wurde etwa damals schon vom Könige die Aufhebung des Bistums ins Auge gefaßt, das ja der ursprünglich gestellten Aufgabe in keiner Weise gerecht zu werden vermochte, nachdem zwei weitere Bistümer ihm östlich vorgelagert worden waren?
Giselher von Merseburg
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Giselher mußte als Bischof dem entgegenzuwirken versuchen, wenn es wirklich der Fall war, und er konnte es nidit besser tun, als wenn er sich beim Sohn und Nachfolger des alten Königs, mit dessen Ableben gerechnet werden mußte, in Gunst zu setzen versuchte. Dies ist ihm vortrefflich gelungen. Otto II. liebte ihn aufrichtig. Noch Thietmar berichtet darüber, und wenn man es später in Merseburg darauf zurückführte, Giselher habe sich schmiegsam den Ideen des jungen Königs anzupassen gewußt, wird damit wohl das Richtige getroffen sein. Nach der Art erfahrener Diplomaten hat er es offenbar nicht versäumt, sein Ansehen auch bei Ottos Gattin Theophanu zu befestigen, die immer wieder als Fürsprecherin bei den Merseburg zugedachten Schenkungen begegnet. Schon bald nach dem Thronwechsel, im Jahre 974, beginnt die Reihe dieser Schenkungen, mit denen Otto das Bistum Giselhers geradezu überschüttete (vgl. S. 50). Da nicht alle Urkunden erhalten sind, mag die eine oder andere sogar noch ins Jahr 973 fallen. Der Bischof verstand es offenbar ausgezeichnet, beim Könige die zunächst ja keineswegs zu leugnende Bedürftigkeit des Bistums, dessen Ausstattung angeblich nicht einmal zum Unterhalt der Kirchen und Kleriker reichte, ins rechte Licht zu setzen. Immer wieder wird aber auch der „beständigen und getreuen" Dienste gedacht, die Giselher dem Könige leistete und die durch solche Schenkungen belohnt wurden. Nur in einem Falle ist erkennbar, welcher Art diese Dienste waren: im Jahre 979 nahm Giselher an einer Gesandtschaft nach Italien teil, führte sie vielleicht; über ihren Zweck sind wir nicht unterrichtet. Jedenfalls waren es Aufgaben der großen Politik, die ihm gestellt wurden. Auch auf dem Italienzuge des Jahres 980, der so unglücklich enden sollte, hat er den König begleitet und ist, mit Unterbrechung von kaum einem Vierteljahr, bis zum Sommer 983 bei ihm in Italien geblieben. Er muß in diesen entscheidenden Jahren also zu seinen bevorzugtesten Beratern gehört haben. Noch in anderer Hinsicht erwies er sich als tatkräftig: der Ort Mackenrode im Helmegau, der dem Bistum Merseburg geschenkt worden war, wurde von ihm durch Rodung des Waldes derart erweitert, daß von einer Neugründung gesprochen werden konnte. Dieser Akt innerer Kolonisation auf Veranlassung Giselhers, von dem wir zufällig hören, wird nicht der einzige gewesen sein, den er veranlaßte. Auch im Gebiet östlich der Saale müssen der Merseburger Kirche nicht unerhebliche Nutzungen aus dem ihr dort zugewandten Besitz zugeflossen sein, wohl auf Grund ähnlicher Maßnahmen. Energisch und erfolgreich verfocht deshalb Giselher seine Ansprüche auf das Dorf Eythra südlich Leipzig, das Graf Thietmar unrechtmäßig in Besitz genommen hatte. Er war auch nicht dazu geschaffen, die Differenzen, die sich mit
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seinem Amtsbruder in Halberstadt notwendigerweise aus der unklaren Abgrenzung der beiderseitigen Rechte in dem von Halberstadt abgetretenen Gebiet westlich der Saale ergeben mußten, lediglich mit geistlicher Sanftmut zu behandeln. Im Gegenteil, es wurde befürchtet, daß aus diesen Streitigkeiten noch Mord und Totschlag entstehe. Die nachdrückliche Vertretung der Interessen seines Bistums gegen noch so mächtige Bedränger wurde ihm freilich dadurch erleichtert, daß er stets hoffen durfte, schließlich beim Könige Rückhalt zu finden. Ohne Zweifel ist das Charakterbild des tatkräftigen Mannes in der Merseburger Geschichtschreibung, aus der wir fast allein unsere Kenntnis zu schöpfen vermögen, entstellt. Daß ein dämonisch zu nennender Ehrgeiz das alleinige Motiv seines Handelns war, wie esThietmar darstellt, ist wenig glaubhaft, zumindest übertrieben. Daß aber auch ehrgeizige Züge bei ihm nicht fehlten, mitunter sogar bestimmend hervortraten, steht außer Zweifel. Konnte sich ein Mann seines Schlages auf dem Merseburger Bischofsstuhl am rechten Platze fühlen? Das Bistum war arm, trotz der reichen Schenkungen, die es von Otto II. erhalten hatte, und es war eines der kleinsten in Deutschland; die Möglichkeit der Erweiterung nach Osten war ihm verbaut. Lebensfähig war es im Grunde nur auf Kosten des Bistums Halberstadt, das aber nun seinerseits in schwer erträglicher Weise geschwächt war. So, wie 968 die Sprengel verteilt worden waren, mußte Merseburg als Fehlgründung gelten, durchgeführt allein, um ein in der Zeit der Not getanes Gelübde nicht zu brechen. Giselher mochte zunächst der Meinung sein, das Bistum durch Vermehrung seines Besitzes in seiner Aktionsfähigkeit auf den erwünschten Stand heben zu können. Wir sahen, wie er in den ersten Jahren seiner Amtszeit dieses Ziel beharrlich verfolgte. Daß es nicht zu erreichen war, wird ihm schließlich klar geworden sein, und er begann infolgedessen, seine Absichten zu ändern. In Magdeburg erwartete man um das Jahr 980 das baldige Ableben des Erzbischofs Adalbert, der in vorgerücktem Lebensalter gestanden haben muß und sich selbst mit der Frage seiner Nachfolge beschäftigte. Wenn er auch gemäß kirchlichem Brauche einen ihm geeignet erscheinenden Nachfolger nicht benennen durfte, machte er doch diejenigen namhaft, die seiner Meinung nach ungeeignet waren. Das Erzbistum Magdeburg war nun freilich ein Ziel, das einen Mann wie Giselher reizen konnte. Aus einem unbedeutenden Winkelbischof wäre er einer der ersten Geistlichen der deutschen Kirche, ja der Kirche überhaupt geworden; weitgespannte Aufgaben kirchlicher und politischer Art schienen in Magdeburg nur auf seine Tatkraft, Erfahrung und Gewandtheit zu warten. Bei der Vertrauensstellung, die er beim Könige
Aufhebung Merseburgs
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genoß, und im Hinblick auf das Wohlwollen, das dieser ihm nun schon so oft bezeigt hatte, konnte das hochgesteckte Ziel nicht unerreichbar erscheinen, zumal den persönlichen sachliche Gesichtspunkte entgegenkamen. Es war grundsätzlich zwar ausgeschlossen, einen Bischof von einem Bistum ins andere zu versetzen. Das Verhältnis des Bischofs zu seiner Kirche galt als geistliche Ehe, die im Prinzip unauflöslich war. Ausnahmen waren jedoch immerhin möglich, aber nur, wenn triftige Gründe vorlagen, d. h. wenn der Nutzen der Kirche es erforderte und jeglicher persönliche Ehrgeiz von vornherein ausschied. Dies nachzuweisen mußte immer schwer fallen; jede Versetzung an eine andere Kirche ließ sich von hier aus angreifen und konnte womöglich für ungültig erklärt werden, wie dies etwa dem Papste Formosus in einem berüchtigten Prozeß noch nach seinem Tode widerfahren war. Anders war die Lage, wenn ein Bistum aus zureichenden Gründen aufgelöst wurde. Seinem nach den geistlichen Vorschriften berufenen Inhaber stand jedes andere Bistum offen. Für die Auflösung des Bistums Merseburg ließ sich aber mehr als ein Grund geltend machen, und vielleicht hatte schon Otto der Große, der Gründer, sich dem nicht völlig verschlossen. Wenn Otto II. nicht schon ähnliche Erwägungen angestellt hatte, so ließen sie sich ihm unschwer plausibel machen. Im weltlichen Bereiche hatte er aus offenbar guten Gründen das mitteldeutsche Gebiet in möglichst große Komplexe zusammengefaßt, erst in der Hand des Grafen Thietmar, dann in der des Wettiners Rikdag. Was hier nützlich war, konnte im geistlichen Bereich nicht schaden. Der Fortfall eines Bistums mußte die Leistungsfähigkeit der übrigen, die seine Erbschaft antraten, steigern. Auf diese Weise mußte es gleichzeitig gelingen, die Nachbarbischöfe für den Plan zu gewinnen, und obendrein wurden die nicht enden wollenden ärgerlichen Streitigkeiten zwischen Merseburg und Halberstadt aus der Welt geschafft. Man wird also nicht sagen können, daß Giselher den König mit seinem ehrgeizigen Plane gleichsam überrumpelt habe, wie es später Thietmar, der sich die Wiederherstellung des Bistums Merseburg im alten Umfange zur Lebensaufgabe machte, in begreiflicher Voreingenommenheit dargestellt hat. Es scheint vielmehr, daß schon 979 zwischen dem König und Giselher eine auf sachliche Gründe gestützte Vereinbarung in dieser Angelegenheit erzielt wurde, wobei vielleicht sogar der König als der Fordernde erschien. Ob er damals Giselher bereits die Nachfolge in Magdeburg in Aussicht gestellt hat, um seine kirchenrechtlich notwendige Zustimmung zur Auflösung seines Bistums zu erlangen, steht dahin, doch muß mindestens ein Entschädigungsversprechen allgemeiner Art gegeben worden sein. Das Natürlichste ist
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3. Bistümer und Bischöfe
wohl, daß der Plan der Auflösung den Wünschen beider Männer entgegenkam. Jedenfalls hörten die reichen Schenkungen an das Merseburger Bistum nunmehr plötzlich auf; die im Jahre 980 beurkundete Schenkung des Hofes Lengefeld vollzog nur eine schon früher gegebene Zusage. Zehnten im Friesenfeld und Hassegau, also im Merseburger Sprengel, tauschte der König 979 vom Kloster Hersfeld ein, dem sie seit karlingischer Zeit zustanden, überwies sie aber nicht dem Bistum, wie dies hätte erwartet werden können, sondern dem kurz vorher am Sterbeort seines Vaters gegründeten Kloster Memleben. Bedenkt man, daß diesem unweit Merseburg gelegenen Kloster am 21. Juli 981 vom Könige eine riesenhafte, in diesem Umfange einzig dastehende Schenkung von nicht weniger als elf Burgwarden mit allem Zubehör im Slavenlande gemacht wurde, so wird vollends deutlich, daß Merseburg hinsichtlich der Slavenmission damals abgeschrieben war. Vielmehr sollten die ihm einst von Otto dem Großen zugedachten Aufgaben, sofern sie nicht von Meißen und Zeitz aus zu bewältigen waren, sondern einen festen Stützpunkt im altdeutschen Hinterlande erforderten, nunmehr auf Memleben übertragen werden. Daß das Kloster dieser Aufgabe in keiner Weise gerecht geworden ist, sei bereits hier bemerkt. Nicht zweifelhaft kann sein, daß Giselher von vornherein angestrebt hat, das Erzbistum Magdeburg an sich zu bringen, daß Ehrgeiz wenn auch nicht der einzige, so doch ein ausschlaggebender Grund seiner Handlungsweise war. Ersichtlich wird dies aus seinem Verhalten, als die erwartete Sedisvakanz mit dem Tode Adalberts auf einer Visitationsreise im Bistum Merseburg am 20. Juni 981 eintrat. Der Klerus der Magdeburger Kirche hatte am 19. November 979 von Otto II. das Recht der freien Wahl des Erzbischofs erhalten und übte es nun, unter Beteiligung auch von Laien, das erste Mal aus. Gewählt wurde offenbar sehr rasch, gegen den ausdrücklichen Rat des abgeschiedenen Adalbert, einstimmig Ochtrich, der ehemalige Leiter der Magdeburger Domschule, ein grundgelehrter und weithin berühmter Mann, der bei König Otto in hohem Ansehen stand und von ihm vor einigen Jahren in den Hofdienst gezogen worden war. Unter Führung Ekkehards des Roten, des Nachfolgers Ochtridis im Schulamte, begab sich eine Gesandtschaft von Klerikern und Vassallen des Erzbistums nach Italien, um die Wahl dem Könige anzuzeigen und um Bestätigung nachzusuchen. Diese einstimmige Wahl schien Giselhers Absicht endgültig zu durchkreuzen. Es ist kaum anzunehmen, daß man in Magdeburg von der geplanten Auflösung Merseburgs und von Giselhers Absichten auf den Magdeburger Erzstuhl nichts gewußt habe. Es ist vielmehr sogar wahrscheinlich, daß dieser auch der Kandidat Adalberts war, der sich den zugrundeliegen-
Giselhers Kampf um Magdeburg
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den Erwägungen als in Politik und Mission erfahrener Mann nicht verschloß und deshalb der Wahl Ochtrichs noch bei seinen Lebzeiten entgegenzuwirken versuchte. Aber die Magdeburger Domgeistlichkeit dachte anders. Mochte ihr nun die Person Giselhers nicht zusagen, mochte sie von der Auflösung eines Magdeburger Suffraganbistums eine Minderung des Ansehens ihrer Kirche befürchten — man suchte eine vollendete Tatsache zu schaffen und konnte am ehesten hoffen, die trotz des Wahlprivilegs von 979 stets notwendige königliche Bestätigimg zu erhalten, wenn man Oditrich wählte, dessen guter Ruf beim König bekannt war. Daß diese Gesandtschaft nun ausgerechnet Giselher um seine Vermittlung beim Könige gebeten habe, wie Thietmar es darstellt, und von diesem in der übelsten Weise getäuscht worden sei, ist offensichtlich eine Entstellung, die sich weniger aus Unkenntnis als aus Böswilligkeit erklärt. Möglich ist immerhin, daß die Gesandten zunächst versuchten, mit Giselher unter Hinweis auf die nun einmal vollzogene Wahl zu einem gütlichen Ausgleich zu kommen, ihn zum Verzicht zu bewegen. Daß aber Giselher, so nahe am Ziele seiner Wünsche plötzlich vor diese unvorhergesehene Schwierigkeit gestellt, jetzt alle Anstrengungen machte, um die schon zustande gekommene Wahl Ochtrichs, in dem er einen gefährlichen Konkurrenten in der Gunst des Königs erblicken mochte, rückgängig zu machen und sich selbst durchzusetzen, ist verständlich, und selbst daß er dabei mit Bestechung arbeitete, ist nicht unglaubhaft, wenn auch die Summen, die später in Merseburg genannt wurden, sicherlich weit übertrieben sind. War es nicht denkbar, daß der König die Wahl bestätigte, daß aber der Plan der Auflösung Merseburgs trotzdem durchgeführt wurde und Giselher eine andere Entschädigung erhielt als die erstrebte, eine Entschädigung viel geringerer Art, auf die er vielleicht obendrein noch lange warten mußte? Jetzt galt es, die Berater des Königs, unter denen sicherlich auch Ochtrich seine Freunde hatte, auf seine Seite zu ziehen, vor allem aber den König selbst zu gewinnen. Thietmar, der Zeugen dieser Vorgänge persönlich gekannt hat und somit gut unterrichtet ist, erzählt, Giselher habe sich vor dem König niedergeworfen und ihn an den versprochenen und lange erwarteten Lohn langjähriger Dienste, also an die wahrscheinlich 979 getroffene Vereinbarung, erinnert. Es gelang ihm, eine königliche Entscheidung zu seinen Gunsten zu erzielen. Damit hatte er gewonnenes Spiel. Noch war zwar die Zustimmung der kirchlichen Stellen nötig, aber Papst Benedikt VII. befand sich damals durchaus in Abhängigkeit vom Könige, und die geistlichen Richter der römischen Synode, die am 10. und 11. Sept. 981 im Lateran und in der Peterskirche tagte, waren Geldgeschenken nicht unzugänglich. Den magdeburgischen Gesandten
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aber blieb unter dem Druck der Umstände nidits anderes übrig, als in Italien am Königshofe eine nochmalige, rein formelle Wahl durchzuführen, Giselher zu wählen und dies der Synode anzuzeigen. Ein formaler Rechtsgrund für die Aufhebung des Bistums war bald gefunden: angeblich hatte Bischof Hildeward von Halberstadt seine Zustimmung zur Errichtung des Merseburger Bistums nicht, wie dies kanonisch vorgeschrieben war, erteilt, das heißt wohl, da an einer 968 von Hildeward gegebenen Zustimmung nicht gezweifelt werden kann, daß kein entsprechendes Schriftstück ausgefertigt wurde. Daneben aber werden in den beiden uns erhaltenen Urkunden, die die Synodalbeschlüsse wiedergeben, auch andere Gründe angeführt: die Schwächung Haiberstadts sollte rüdegängig gemacht werden, die Bistümer Zeitz und Meißen sollten gestärkt, die Streitigkeiten um den Westteil der Merseburger Diözese sollten beigelegt werden. Argumente, die offenbar vom König und von Giselher vorgebracht worden waren, kehren damit wieder, gehüllt in den Mantel rein kirchlicher Interessen. Auch die Möglichkeit der Versetzung eines Bischofs auf einen anderen Sitz wurde mit Beispielen aus der Kirchengesdiichte begründet. Es wurde bestimmt, daß die Merseburger Kathedralkirche in ein dem heiligen Laurentius geweihtes Kloster umgewandelt werden sollte. Uber das Schicksal des Domklerus erfahren wir nichts. Beide Schriftstücke lassen die sorgfältige Vorarbeit Giselhers bei der Kurie erkennen. Wiederholt wird seine Uneigennützigkeit hervorgehoben, die man, wenn sie wirklich vorhanden gewesen wäre, wohl als selbstverständlich mit Stillschweigen übergangen hätte, da sie nach Aufhebung des Merseburger Bistums und der damit verbundenen Lösung des Verhältnisses Giselhers zur dortigen Kirche kirchenrechtlich völlig unerheblich war. Peinlich ist der Anschein vermieden, daß Giselhers zukünftigem Erzbistum aus der Auflösung Merseburgs irgendwelche Vorteile erwachsen könnten, wie dies nahegelegen hätte, da der Magdeburger Sprengel eines Zuwachses nicht minder bedürftig war als Zeitz und vollends Meißen und wie ihn Magdeburg dann in Wirklichkeit in großem Umfange erhalten hat. Gerade hieraus wird deutlich, daß die Vorwürfe, die später Thietmar gegen Giselher erhoben hat, doch nicht so ganz unbegründet sind, wie dies neuere kritische Forschung glaubte feststellen zu können. Selbst die Abgrenzung der Magdeburger Diözese gegen Halberstadt, die auf schriftlichen Antrag Bischof Hildewards vorgenommen wurde und praktisch eine Zurückweisung von dessen Ansprüchen auf ehemals an Magdeburg abgetretenes Gebiet bedeutete, wurde doch so formuliert, daß sie eher einer Zurückweisung ungerechtfertigter Ansprüdie Magdeburgs gleichkam.
Auflösung des Bistums Merseburg
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Es ist nicht wahrscheinlich, daß die Kurie ganz ohne Gegenleistung Giselhers Wünschen so weit entgegenkam. Die für Magdeburg bestimmte Ausfertigung der Synodalbesdilüsse enthält in ihrem letzten Teil auch die Bestätigung der kirchlichen Vorrechte Magdeburgs und eine Aufzählung seiner Suffraganbistümer. In ihrer Reihe fehlt Posen. War der Verzicht auf das Bistum Posen, mit dem Rom offenbar schon damals im Einvernehmen mit dem Polenherzog Mieszko besondere Absichten verfolgte, der Preis, den Giselher für die Durchsetzung seiner ehrgeizigen Pläne zahlen mußte? Wenn es der Fall war, so ist es mehr als fraglich, ob er sich später an diesen Verzicht gehalten hat. Er scheint im Gegenteil die magdeburgischen Ansprüche auf Posen wiederum geltend gemacht zu haben, denn nach Thietmar von Merseburg, der es wissen mußte, gehörte Posen unzweifelhaft zur Magdeburger Kirchenprcvinz, was voraussetzt, daß es 981 nicht auf die Dauer aus ihr gelöst wurde. Im Gesamtbild des von Skrupeln offenbar wenig gequälten Kirchenpolitikers Giselher würde die vermutete Handlungsweise durchaus verständlich sein. Nachdem die Merseburger Angelegenheit auf diese Weise zu Ende gebracht worden war und Giselher noch am gleichen Tage das Pallium und die königliche Investitur empfangen hatte, begann er, noch in Italien, sich seinen Anteil an der Merseburger Beute zu sichern. Der beträditlich angewachsene Besitz des Merseburger Bistums war mit seiner Aufhebung an den königlichen Stifter zurückgefallen, soweit er nicht für die Ausstattung des zu errichtenden Klosters zur Verfügung gehalten wurde. Schon am 23. September 981 schenkte Otto II. in Lucera der erzbischöflichen Kirche in Magdeburg die Abtei Pöhlde, die dem Hochstift Merseburg zugeeignet gewesen war. Dann eilte Giselher nach Deutschland, um sein Erzbistum in Besitz zu nehmen und die Auflösung Merseburgs durchzuführen. Entsprechend den römischen Synodalbeschlüssen wurde der linkssaalische Teil des Sprengeis an Halberstadt zurückgegeben. Meißen empfing das Gebiet östlich der Mulde, Zeitz dasjenige südlich der Elster und einer Linie, die vom Elsterknie bei Leipzig in östlicher Richtung bis zur Mulde südlich Würzen verlief. Was nördlich der Elster und dieser Linie lag, behielt Giselher entgegen den römischen Synodalbeschlüssen für Magdeburg ein. Vor allem aber bemächtigte er sich großer Teile des merseburgischen weltlichen Bistumsbesitzes. Zeitz wurde mit den beiden Dörfern Pissen (bei Altranstädt) und Possen (wüst ebd.), Meißen ebenfalls mit zwei Dörfern, Wechselburg und Lastau (beide bei Rodilitz), abgespeist. Magdeburg aber heimste durch königliche Schenkung zur Abtei Pöhlde auch noch die in Merseburg gegründete Abtei ein, die nun als magdeburgisches Eigenkloster betrachtet und einem Mönche Ochtrad aus dem Kloster Berge 5 Schlesinger I
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3. Bistümer und Bischöfe
bei Magdeburg, später einem gewissen Heimo aus ebendiesem Kloster unterstellt wurde, während billigerweise das Merseburger Kloster doch eher Halberstadt hätte übereignet werden müssen, zu dessen Sprengel die Johanniskirche, aus der die Kathedrale hervorgegangen war, einst gehört hatte. Die kirchliche Unterstellung der Abtei unter Halberstadt diente eher der Verschleierung des wirklichen Sachverhalts, wie der Verfasser der Merseburger Bischofschronik richtig bemerkt. Die Burg Kohren und den Königshof Prießnitz ließ Giselher sich aus ehemals Merseburger Besitz vom König, zu dem er bereits Ende Januar in Unteritalien wieder gestoßen war, verleihen; anderes, so Nerchau und vor allem den Burgward Zwenkau mit dem dazugehörigen Forste, treffen wir wenig später ebenfalls in magdeburgischem Besitz an, ohne daß eine entsprechende Zuweisung nachweisbar wäre. Es ist wohl möglich, daß Giselher hier im Trüben fischte, wurde ihm doch später der Vorwurf gemacht, er habe die an Meißen gelangten beiden Dörfer diesem Bistum überlassen, ohne dazu ermächtigt zu sein, und Thietmar legt ihm sogar zur Last, wohl nicht völlig mit Unrecht, er habe die Urkunden des Merseburger Hochstifts, die dessen ehemaligen Besitzstand betrafen, mit nadi Magdeburg genommen und dort vernichtet, um alle Unterlagen für den Nachweis seiner unrechtmäßigen Machenschaften aus der Welt zu schaffen, als die Wiederherstellung des Bistums Merseburg sich nicht mehr aufhalten ließ. Alles in allem doch eine recht wenig erfreuliche Angelegenheit! Zwei Angehörige der folgenden Generation haben dies sehr wohl empfunden und auch in ihrer Weise zum Ausdruck gebracht. Thietmar von Merseburg, der mit den Schwierigkeiten der Wiederherstellung des Bistums zeitlebens zu kämpfen hatte und deshalb nicht als unvoreingenommen gelten kann, führt das Unglück, das das Reich in den letzten Jahren Ottos II. traf, die Niederlage in Italien und den furchtbaren Aufstand der Slaven, auf die Schmach zurück, die mit der Auflösung Merseburgs aus seiner Meinung nach nichtigen Gründen dem heiligen Laurentius angetan worden sei, und weiß wunderbare Geschichten von Erscheinungen des Heiligen zu berichten, der seinen Rachegefühlen Ausdruck gab. Brun von Querfurt, der Missionar der Prußen, urteilt noch schärfer und dringt zugleich mehr in die Tiefe. Auch ihm erscheint die Sucht nach weltlicher Geltung, die ambitio, als das treibende Motiv des Vorgangs. Um des Ärgernisses willen, das Otto II. in der Kirche Christi erregt habe, traf ihn der Fluch von Matth. 18, 7, verlor er nicht nur Sieg und Ruhm, sondern das Leben. Die von Gott gesetzte Ordnung der Welt, die res publica, stieg geschändet von ihrem Thron, der Friede wich von der Christenheit, den Zorn Gottes bekam sie zu spüren. Die Vorstellung, daß eine Kirche oder ein Bistum
Beurteilung Giselhers
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das Eigentum eines unter Umständen rachsüchtigen Heiligen sei, liegt uns heute fern, und in der Beurteilung unserer Möglichkeiten der Erkenntnis des Gerichtes Gottes in der Geschichte sind wir zurückhaltender oder sollten es wenigstens sein. Daß aber der ganze Vorgang der Auflösung des Merseburger Bistums ein „Ärgernis" war, wird man nicht in Abrede stellen können. Keine unserer Quellen hebt wirklich geistliche Gesichtspunkte hervor, von irgendwelcher Rücksicht auf die Verkündigung des Wortes Gottes bei Christen und Heiden ist nirgends die Rede, nicht einmal in den römischen Synodalbeschlüssen. Die Begründung eines Laurentiusklosters in Merseburg, damit das Lob Gottes dost auch weiterhin eine Stätte habe, erscheint als lahmer Notbehelf. Im Vordergrund steht allein die äußere Machtstellung der verschiedenen Bistümer, im Hintergrund aber stehen politische Rücksichten und der Ehrgeiz eines tief in die Händel der Welt verstrickten Bischofs. Die weiteren Schicksale Giselhers als Erzbischof von Magdeburg, die ihn an der Seite des Markgrafen Ekkehard von Meißen für Jahre in die Leitung der deutschen Ostpolitik gegen Polen und Böhmen führten, sind hier zunächst nicht weiter zu verfolgen. Wie bei allen Menschen des Mittelalters, und seien es auch die in den Brennpunkten des geschichtlichen Lebens stehenden, ist es schwer, ein abschließendes Bild seiner fesselnden Persönlichkeit zu gewinnen. Klug und zähe, war Giselher ein gewiegter Diplomat, mit allen Ränken der Politik vertraut. Nicht unerfahren im Kriege, dessen Gefahren er sich nicht entzog, wenn auch nicht tollkühn aussetzte, lag ihm doch zugleich der friedliche Landesausbau am Heizen, und sein ausgeprägter wirtschaftlicher Sinn kam den Kirchen, denen er vorstand, ohne Zweifel zugute. Aber um seine geistlichen Aufgaben scheint er sich wenig gekümmert zu haben. Schon seine häufige Abwesenheit in Geschäften des Reiches hinderte ihn daran, und es kann nicht ausschlaggebend sein, wenn Adam von. Bremen fast ein Jahrhundert später berichtet, er habe die neubekehrten Wendenstämme durch Lehre und Vorbild erleuchtet. Er lebte weniger für sein Bistum als von seinem Bistum, und es fiel ihm nicht schwer, die geistliche Braut mit einer anderen zu vertauschen, wenn der Vorteil dies zu gebieten schien. Auf anderem Felde als auf dem der Verkündigung lag seine Begabung. Mit unermüdlicher Energie hat er die große Konzeption Ottos d. Gr. in der deutschen Ostpolitik verteidigt und die führende Stellung Magdeburgs in der Ostmission zu bewahren versucht. Im Dienste des Reiches Ehre, im Dienste der Kirche Macht zu gewinnen war der Grundzug seines Strebens, und er scheute sich nicht, auch krumme Wege zu gehen, wenn es galt, Widerstände auf dem einmal beschrittenen Pfade zu überwinden oder Angriffe auf die einmal gewonnene Stellung abzuweisen. Diese zu halten, ist ihm,, s*
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allen Anfeindungen zum Trotz, bis an sein Lebensende gelungen, und wenn allein der Erfolg der Maßstab geschichtlicher Bewertung wäre, könnte man Giselher wenn schon nicht eine bedeutende Erscheinung in der Geschichte der Kirche, so doch einen bedeutenden Staatsmann nennen. Selbst dazu fehlte ihm aber die Uneigennützigkeit und die allein auf das Wohl des Ganzen gerichtete Lauterkeit der Gesinnung, die letzthin durch keine auch noch so glänzenden äußeren Eigenschaften ersetzt zu werden vermag. Gänzlich anderen Schlages als Giselher war sein Zeitgenosse E i k o (Eid), der dritte Bischof von Meißen. Zwar nur schattenhaft, aber wenigstens in Umrissen erkennbar, tritt uns seine Gestalt in der Schilderung Thietmars entgegen. Wie Giselher einem edelfreien Geschlechte wahrscheinlich des östlichen Sachsens entsprossen, dürfte auch er seine geistliche Ausbildung in Magdeburg empfangen haben, wo die Domschule damals unter der Leitung Ochtrichs und Ekkehards des Roten einen weit verbreiteten Ruf genoß. Er ist dann in das Magdeburger Domkapitel eingetreten, wo Thietmar von Merseburg sein Mitbruder war. Damals schon zeichnete sich Eiko durch strenge Lebensführung und demütige Gesinnung aus. Thietmar nennt ihn später in ehrlicher Bewunderung einen Mann voll Gerechtigkeit und Einfalt des Herzens (vir iustus et magnae simplicitalis), was um so schwerer wiegt, als er wegen der Wiederherstellung des Merseburger Bistumssprengeis mit ihm in offenen Gegensatz kam und auch sonst aus seiner ganz andersgearteten Lebensauffassung kein Hehl macht. „Uns mißfiel sein Wandel und ihm der unsrige", sagt er rückblickend nach dem Tode Eikos, aber er ist ehrlich genug hinzuzufügen, daß die Schuld daran nicht Eiko zu geben war. Empfohlen von Erzbischof Giselher erlangte dieser 992 den bischöflichen Stuhl in Meißen. Giselher mochte wohl meinen, in dem asketisch gerichteten, dem Weltleben abgekehrten Manne einen bequemeren Suffraganen zu haben als in seinem Vorgänger Volkold, der, gestützt von Willegis von Mainz, sich die politische Handlungsfreiheit unter Umständen auch gegen seinen Metropoliten bewahrt hatte. Dreiundzwanzig Jahre lang hat Eiko das Bischofsamt in Meißen verwaltet, vor allem auf die Erfüllung seiner geistlichen Pflichten bedacht, aber auch die Förderung der äußeren Angelegenheiten seines Bistums keineswegs vernachlässigend. Den Gebietsgewinn, den seine Diözese nach der Auflösung des Bistums Merseburg davongetragen hatte, wußte er zähe festzuhalten, und durch sparsame Wirtschaft gelang es ihm, seiner Kirche fast zweihundert Hufen zu erwerben. Dem Dienste des Königs, zu dem er als Reichsbischof verpflichtet war, entzog er sich nicht. Er hat sogar Heinrich II. auf dem erfolglosen Polenfeldzug des
Eiko von Meißen
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Jahres 1015 begleitet, und als auf dem Rückzug die Nachhut des königlichen Heeres in der Landschaft Dedosize an der Oder eine empfindliche Schlappe erlitt, bei der Markgraf Gero II. von der Ostmark und zweihundert Ritter fielen, wurde er vom König entsandt, um vom Polenherzog die Bestattung der Erschlagenen zu erwirken und den Leichnam Geros zur Überführimg nach Meißen zu erbitten. Er wurde von den Polen mit Achtung aufgenommen, seine Bitten wurden ihm gewährt, und dieser Erfolg mag den König veranlaßt haben, ihn zu weiteren Verhandlungen abermals zu Boleslaw zu entsenden. Ihren Inhalt kennen wir nicht. Mit Geschenken geehrt kehrte Eiko im Dezember in die Heimat zurück. Im Begriffe, sich zum König zu begeben, der damals in Merseburg weilte, ist er in Leipzig einer Krankheit, die er sich offenbar durch die Anstrengungen der winterlichen Reise zugezogen hatte, am 20. Dezember 1015 erlegen. Es muß dahingestellt bleiben, ob die ehrenvolle Behandlung, die er bei den Polen erfuhr, dem geistlichen Ansehen zuzuschreiben ist, das er sich im Verlaufe seines Episkopats nicht nur bei den deutschen und slavischen Bewohnern seiner Diözese, sondern auch bei den Christen der Nachbargebiete zweifellos erworben hat, oder ob versucht wurde, ihn, den man den diplomatischen Händeln vielleicht nicht gewachsen glaubte, zu übertölpeln und auf die polnische Seite zu ziehen. Denn von irgendwelchem Erfolg seiner Sendung hören wir nichts; wohl aber zog Boleslaws Sohn Mieszko, als Eiko von seiner ersten Gesandtschaft noch nicht zurückgekehrt sein konnte, vor Meißen und hätte die Burg und damit Eikos Bischofssitz erobert, wenn nicht über Nacht die Elbe plötzlich reißend angestiegen wäre und die Polen, die sich gefährdet glaubten, freiwillig den Rückzug angetreten hätten, nachdem sie die Unterburg bereits in Brand gesteckt hatten. Dem Eingreifen des Stiftsheiligen Donatus selbst, den Markgraf Hermann in inbrünstigem Gebet angefleht hatte, wurde dieser unvermutet glückliche Ausgang damals zugeschrieben. Tiefer Pessimismus hinsichtlich des künftigen Schicksals seines Bistums und seiner Domkirche erfüllte Eiko am Ende seiner Tage, und dies läßt erkennen, daß er sehr wohl wußte, was von den Gegnern des Reichs zu erwarten war. Als er seinen Tod nahen fühlte, ordnete er an, seine Leiche keinesfalls in Meißen zu begraben, dessen baldige Verwüstung durch die Polen er erwartete, sondern in Altd'eutschland in Cölbigk (bei Güsten), offenbar in der Nähe seiner Heimat, wo die Gebeine des Märtyrers Magnus ruhten. Sein Zeitzer Amtsbruder Hildeward und Graf Wilhelm von Weimar, an dem damals gerade die Reihe des Burgbefehls in Meißen war, ließen Eiko trotzdem, vermutlich provisorisch, vor dem Hochaltar der Meißner Kathedralkirche beisetzen, und
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Markgraf Hermann von Meißen verfügte, daß die Leidie dort zu bleiben habe, weil er sich von der himmlichen Fürbitte des Dahingeschiedenen in den Stürmen der Zeit Schutz und Förderung für Dom und Burg Meißen als der Ruhestätte seiner irdischen Überreste versprach. Thietmar berichtet, daß nach Eikos Tod eine Magdeburger Inkluse kurz vor ihrem Hingang eines Gesichts gewürdigt wurde, bei dem sie in der Verzückung den unter die Seligen versetzten Eiko in der Umgebung der heiligen Mutter Gottes, in Gesellschaft der beiden Magdeburger Erzbiscäiöfe Tagino und Waithard Ablaß spendend, wahrnahm. Es ist ersichtlich, welch tiefen Eindruck die Persönlichkeit dieses frommen Mannes der Kirche bei den Zeitgenossen hinterließ, und bezeichnend, daß man mit der Vornahme der Weihe an den beiden Magdeburger Erzbischöfen Waithard und Gero keinen Besseren zu betrauen wußte als ihn. Es ist wie eine Ironie des Schicksals, daß der Episkopat kaum eines anderen Meißner Bischofs in gleicher Weise vom Geklirr der Waffen erfüllt war, wie der des friedfertigen Eiko, wenngleich ihm zunächst wenigstens ein ruhiges Jahrzehnt friedlicher kirchlicher Arbeit beschert war. Es schien anfangs sogar, als ob sein Bistum In durchaus friedlicher Weise einen glanzvollen Aufstieg nehmen sollte. Die Hut der Mark Meißen war 985 dem energischen Markgrafen Ekkehard anvertraut worden. Er wies, wie wir schon hörten, Boleslav II. von Böhmen in seine Schranken zurüdc und unterwarf die im Ostteil des Meißner Sprengeis, in der heutigen Oberlausitz ansässigen Milziener, die sich wohl eher im Verlaufe der böhmisch-polnischen Auseinandersetzungen als im Zusammenhang mit dem Slavenaufstand des Jahres 983 aus dem Verbände der Mark und damit auch des Bistums Meißen gelöst hatten, wiederum der deutschen Herrschaft. Auch gegen Polen wußte er das deutsche Ansehen zu befestigen, indem er durch Heirat seines Bruders Gunzelin mit der Schwester, seines Sohnes Hermann mit der Tochter des Herzogs Boleslaw verwandtschaftliche Bande zum Herrscherhause der Piasten knüpfte. Mit Böhmen führte er 990 gemeinsam mit Giselher von Magdeburg einen Ausgleich herbei, und schließlich gelang es ihm sogar, nach Boleslavs II. Tod, den neuen Böhmenherzog Boleslav III. den Roten (999—1003) zu seinem Vasallen (miles) zu machen. Die fast ununterbrochenen Kriege, die Ekkehard in diesen Jahren im Osten führte, berührten also die Meißner Mark, die unter seiner Führung neu gefestigt worden war, nicht mehr, als Eiko 992 in die Domburg einzog.
Plan zur Erweiterung Meißens
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Wir besitzen eine Urkunde Ottos III. vom 6. Dezember 995, die dem Meißner Bistum nicht nur eine bedeutende Erweiterung seines Sprengeis — ganz Schlesien links der Oder bis hinauf zur Oderquelle wird in die Diözese einbezogen, dazu Teile Böhmens rechts der Elbe und Gebiete zwischen Mulde und Elbe, die spätestens nach der Auflösung Merseburgs 981 zu Magdeburg gehört haben müssen —, sondern auch in diesem erweiterten Sprengel das volle Zehntrecht zugesteht, das, wie wir uns erinnern, keines der sorbenländischen Bistümer bei der Gründung erhalten hatte. Die Urkunde ist unzweifelhaft echt, wie erneute Untersuchung gezeigt hat. Die offensichtlich beabsichtigte Stärkung Meißens kann nur aus dem böhmisch-polnischen Gegensatz erklärt werden, der durch die Eroberung des bis dahin böhmischen Schlesiens und Krakowiens durch den Polenherzog Mieszko kurz vor 990 entstanden war. Der Gegenschlag Boleslavs II. war 990 ohne durchgreifenden Erfolg geblieben, da die Deutschen unter Führung Giselhers und Ekkehards Mieszko militärisch und diplomatisch unterstützten. Immerhin muß damals Boleslav die Rückgabe Schlesiens wenigstens links der Oder in Aussicht gestellt worden sein, dies war die Grundlage für den bereits wiederholt erwähnten Ausgleich mit dem Reiche. Ein Gleichgewichtszustand an der Ostgrenze des Reiches sollte anscheinend hergestellt werden, der durch die Eroberungen Mieszkos gefährdet schien. In Wirklichkeit erfolgte aber die Rückgabe nicht. Mieszko übertrug nämlich den Gesamtbereich seiner Herrschaft, unter Einschluß Schlesiens und Krakowiens, dem Römischen Stuhle, wobei eine Grenzbeschreibung mitgeliefert wurde, die sich, wenn auch entstellt, in einem vielerörterten, nach seinen Anfangsworten als Dagome iudex bezeichneten Schriftstück erhalten hat. Da auch das in dieser Zeit ebenfalls heftig umstrittene Pommern eingeschlossen war, liegt die Vermutung nahe, daß die ganze Schenkung stattfand, um die Kurie zur Anerkennung des erweiterten polnischen Besitzstandes zu veranlassen. Diese Anerkennung ist später auch tatsächlich in der Form erfolgt, daß in den strittigen Gebieten, in Krakau, Breslau und Kolberg, Bistümer gegrün det wurden, deren Bestehen im Jahre 1000 bezeugt ist. Suchte Mieszko auf diese Weise die Rückgabe Schlesiens zu verhindern, so erschwerte Boleslav II. sie auch selbst. Wenn der von Willegis entsandte Bischof Adalbert 992 zwar nach Böhmen zurückkehrte, das Land aber wieder verlassen mußte und seine Familie 935 nicht nur ihrer Machtstellung entkleidet, sondern liquidiert wurde, so zeichnete sich die Möglichkeit eines erneuten Abfalls Böhmens recht bedrohlich ab, und es konnte unter diesen Umständen schwerlich verantwortet werden, die Stellung Boleslavs zu stärken. Die kirchliche Zuweisung Schlesiens an Meißen muß als der Versuch gewertet werden, das strittige Gebiet zwi-
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sehen Polen und Böhmen gleichsam zu neutralisieren, und wenn Teile Böhmens rechts der Elbe hinzugeschlagen wurden, so ist darauf hinzuweisen, daß hier Libitz, die Hauptburg der ausgerotteten Slavnike, lag. Große politische Aufgaben waren bei der Durchführung solcher Pläne Bischof Eiko gestellt, und es erschien geboten, sein Bistum entsprechend zu stärken. Dies geschah durch die Zuweisung des vollen Zehnten in der ganzen erweiterten Diözese und durch die Abtretung des südlichsten Teils der Magdeburger Erzdiözese. Wenn sich Giselher hierzu verstand, so wohl deshalb, weil er noch weit umfassendere Pläne verfolgte. Im Entwurf einer Papsturkunde, der wohl ebenfalls ins Jahr 995 zu setzen und im Magdeburger Liber privilegiorum S. Mauricii überliefert ist, wird nämlich, die Zugehörigkeit Posens zur Magdeburger Kirchenprovinz vorausgesetzt, und man wird vermuten dürfen, daß Giselher ihn der päpstlichen Kanzlei zur Ausfertigung vorgelegt hat oder doch vorlegen wollte. Eine kirchliche Neuordnung des Ostens war offenbar beabsichtigt, die Posen und damit ganz Polen der Magdeburger Kirchenprovinz eingliedern sollte und dem Bistum Meißen eine sehr starke Stellung zudachte, die nach Böhmen hineingriff. Böhmen und Polen leisteten begreiflicherweise Widerstand. Das Prager Bistum blieb zunächst vakant, eine abermalige Rückkehr Adalberts erwies sich als unmöglich. Boleslav versuchte vielmehr, seinen Bruder Strahquaz zum Bischof zu machen. Schließlich wurde der Sachse Thiedag erhoben. Auch er ist bezeichnenderweise wieder vertrieben worden und mußte von Markgraf Ekkehard zurückgeführt werden. In Polen, das offiziell in den besten Beziehungen zum Reiche lebte, war der Widerstand weniger offenkundig, aber nicht minder intensiv. Mieszkos Nachfolger Boleslaw Chrobry muß beste Beziehungen zum Römischen Stuhl gehabt haben. Er machte sich die Gegensätze zwischen königlicher und päpstlicher Missionspolitik zunutze, die bereits bei der Gründung des Erzbistums Magdeburg sichtbar geworden waren. Zwar hatte Bischof Unger von Posen die Unterstellung unter Magdeburg anscheinend anerkannt, aber die päpstliche Bestätigung erlangte dies nicht. Boleslaw betrieb vielmehr in Rom die kirchliche Verselbständigung Polens durch Gründung einer eigenen Kirchenprovinz, und es scheint ihm gelungen zu sein, auch Adalbert, der nach Polen ging und als Missionar bei den Prußen den Märtyrertod fand, [ür diese Pläne zu gewinnen. Erzbischof Giselher wurde dadurch lahmgelegt, daß die Rechtmäßigkeit der Aufhebung des Bistums Merseburg und der Berufung Giselhers nach Magdeburg bestritten wurde und Papst Gregor V. 997 gegen ihn, sicherlich nicht ohne Einwirkung von Polen her, ein Verfahren eröffnete, das sich bis zu seinem Tode hinzog und als ständiges Druckmittel dienen konnte; es ist hierauf zurückzukommen. War Gisel-
Deutsche Ostpolitik unter Otto III.
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hers Stellung als Erzbischof bedroht, so war es klar, daß er nicht an eine Erweiterung seiner Kirchenprovinz denken konnte. Auch Otto III. ist schließlich für die polnischen Pläne gewonnen worden, wohl unter dem Eindruck des Todes des von ihm hoch verehrten Adalbert. Im Jahre 1000 unternahm er den berühmten Zug nach Gnesen zum Grabe Adalberts. Ein Erzbistum wurde hier gegründet und damit eine selbständige polnische Kirchenprovinz, der die Bistümer Breslau, Krakau und Kolberg unterstellt wurden, bezeichnenderweise aber nicht Posen, dessen Bischof offenbar an Magdeburg festhielt. Mit dem Akte von Gnesen, der die Linie der kirchlichen Ostpolitik Ottos d. Gr. endgültig verließ und die Herstellung einer haltbaren Ordnung im Osten auf ganz neuer Grundlage versuchte, wobei auf die rein politischen Maßnahmen hier nicht einzugehen ist, wurden die Pläne zur Erweiterung des Bistums Meißen gegenstandslos. Schon die Errichtung eines Bistums in Breslau mußte sie illusorisch machen. Damit wurde auch die in Aussicht genommene sonstige Stellung Meißens hinfällig. Es ist nicht anzunehmen, daß damals der Versuch gemacht wurde, die Bestimmungen der Urkunde Ottos III. von 995 wirklich durchzuführen. Dies gilt auch für das Zehntrecht. Es lag nicht im Wesen Eikos, die materielle Stärkung seiner Diözese um jeden Preis durchsetzen zu wollen, auch nachdem die Voraussetzungen hierfür entfallen waren. Erst sehr viel später haben die Meißner Bischöfe auf die Urkunde von 995 zurückgegriffen (vgl. Bd. 2 S. 87 f.). Die Kirche hatte an Ekkehard einen tatkräftigen Förderer. Wenn er über den Prager Bischof Thiedag seine schützende Hand hielt, der, von Boleslav dem Roten wiederholt vertrieben, von Ekkehard zurückgeführt wurde — um wieviel mehr wird er um die Förderung Eikos und seines Bistums bemüht gewesen sein. Bischof und Markgraf empfingen gemeinsam im Jahre 1000 König Otto III. in Meißen, als er, von Zeitz kommend, auf seinem folgenreichen Zug nach Gnesen begriffen war. Mit dem Tode Ottos III. und Ekkehards, der im Jahre 1002 die Hand nach der deutschen Königskrone ausstreckte und ruhmlos ermordet wurde, waren die friedlichen Jahre für Eiko und sein Bistum zu Ende. Es begannen die ein Menschenalter währenden Kämpfe um den Elbraum mit Polen, das unter Herzog Boleslaw Chrobry, nicht zuletzt durch die Gnesener Vorgänge und die Abkehr von der Gleichgewichtspolitik Giselhers und Ekkehards, einen steilen Aufstieg zu außerordentlicher Maditentfaltung nahm, die sich selbst über Böhmen und Mähren ausdehnte. Die von Otto III. erstrebte Ordnung erwies sich als nicht tragfähig, denn der aufstrebende polnische Staat wollte nicht Einordnung
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3. Bistümer und Bischöfe
in ein europäisches System, an dessen Spitze der Kaiser stand, sondern völlige Selbständigkeit und Machterweiterung auch auf Kosten des Reiches. Noch im Sommer 1002 fiel Boleslaw, die deutsche Thronvakanz nutzend, grundlos in Mitteldeutschland ein, eroberte nicht nur Bautzen und Strehla, sondern bemächtigte sich auch Meißens, der Hauptburg der Mark, die durch Verrat fiel, und besetzte das Land bis zur Weißen Elster, also den gesamten Sprengel des Bistums Meißen und darüber hinaus Teile der Nachbardiözesen. Auf dem Hoftag von Merseburg, auf dem der neue König Heinrich II. von den Sachsen anerkannt wurde — mit Hugo II. von Zeitz war auch Bischof Eiko anwesend —, mußte Boleslaw zwar alles Gebiet westlich der Elbe herausgeben, wurde aber mit Ober- und Niederlausitz belehnt, die damit nur noch formell zum Reiche, in Wirklichkeit aber zu Polen gehörten. Der Sprengel des Bistums Meißen war zerrissen, der ganze Ostteil abgetrennt und fremder Botmäßigkeit unterstellt. Es mußte dies, da ja die Polen seit einem Menschenalter Christen waren, zwar nicht eine völlige Lähmung, aber gewiß doch eine Erschwerung der christlichen Verkündigung, wenigstens von Meißen aus, bedeuten. Schon im folgenden Jahre überschritten die Polen abermals die Elbe, und wenn auch diesmal ein Anschlag auf Meißen mißlang, so wurde doch die wohlangebaute Landschaft Daleminzien furchtbar verheert. Dreitausend ihrer Bewohner wurden evakuiert und nach Polen verschleppt, um dort angesiedelt zu werden, wie wohl mit Recht vermutet worden ist. Welch harten Schlag dies für das Christentum in der Meißner Diözese bedeutete, liegt auf der Hand. Das Jahr 1004 brachte den deutschen Gegenstoß. Es wird deutlich, wie Heinrich II. die polnische Gefahr einschätzte, wenn er 1003 ein Bündnis mit den heidnischen Lutizen gegen die christlichen Polen schloß und dies trotz scharfer Mißbilligung nicht nur in streng kirchlichen Kreisen — besonders Brun von Querfurt hielt mit seiner Kritik nicht hinter dem Berg — jahrelang beibehalten hat. Nach vergeblicher Belagerung im Frühjahr wurde im Herbst 1004 die Burg Bautzen und damit das Milzienerland zurückgewonnen, auf das Boleslaw ebenso wie auf Böhmen und die Niederlausitz jetzt verzichten mußte. Der Meißner Sprengel gehörte in seiner Gesamtheit wieder zum Reiche, und es kennzeichnet das Missionsziel, das Bischof Eiko sich steckte, wenn er an Neujahr 1007 vom Könige die Schenkung der Burgwarde Göda, Doberschau und Dolgowitz in der Oberlausitz erlangte: in dem Gebiet jenseits der Elbe, das in den letzten Jahren sicherlich hatte vernachlässigt werden müssen, sollte die christliche Botschaft nun um so eindringlicher verkündet werden. Die Voraussetzung hierfür schien gegeben, denn anscheinend ist in diesen Jahren eine besondere Markgrafschaft Oberlausitz eingerichtet und dem Befehle Hermanns, des
Das Zeitalter der Polenkriege
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Sohnes des großen Ekkehard, unterstellt worden, so daß der neue Bistumsbesitz hinreichend gesichert schien. Aber noch im gleichen Jahre begann der Krieg aufs neue, und mit der Burg Bautzen gingen auch die Ober- und Niederlausitz abermals an Polen verloren. Dabei ist es zunächst geblieben, und das Bistum Meißen wird sich schwerlich in seinen neuen Besitzungen haben behaupten können. Aber auch der westelbische Teil der Diözese wurde im Jahre 1009 durch Fehden im ekkehardingischen Hause verwüstet, an denen vor allem der Markgraf Gunzelin von Meißen beteiligt war. Er wurde hochverräterischer Umtriebe mit den Polen bezichtigt und abgesetzt. Alsbald unternahmen diese einen erneuten Anschlag auf Meißen, der aber glücklich abgewehrt wurde. Die Kämpfe der nächsten Zeit verschonten das meißnische Gebiet zwar, aber auch die deutschen Krieger, die sich immer wieder zu Feldzügen an der Elbe zu sammeln pflegten, sogen das Land schamlos aus, wie berichtet wird. So nimmt es denn nicht wunder, daß im Jahre 1013 Bischof Eiko dem König klagte, sein Bistum sei durch die Kriegsunbill derart verwüstet, daß es fast als vernichtet gelten müsse. Der Besitz des Bistums reiche nicht mehr aus, die kirchliche Ordnung in würdiger Weise aufrecht zu erhalten, er selbst sei nur noch dem Namen nach Bischof. Eiko erhielt daraufhin eine Schenkung von sechs Orten: Glossen (bei Mügeln), Schänitz (südlich Riesa), Mertitz (bei Lommatzsch), Galisch (wüst bei Grimma), Brockwitz (bei Meißen) und Tiefenau (bei Riesa). Diese Schenkung sollte wohl gleichzeitig eine Entschädigung für den Verlust der oberlausitzischen Besitzungen Meißens darstellen, denn der im Jahre 1013 zu Merseburg endlich geschlossene Friede beließ beide Lausitzen als Reichslehen in der Hand Boleslaws. Nicht nur die drei Burgen mit ihrem Zubehör hatte das Bistum dadurch praktisch verloren, für die sechs Dörfer keineswegs einen Ersatz bieten konnten, sondern wiederum war der Sprengel in einen deutschen und einen polnischen Teil zerrissen. Aber nicht einmal von Dauer war dieser Friede, schon 1015 begannen die Feindseligkeiten aufs neue mit dem Feldzuge, an dem wir Eiko teilnehmen sahen, und wenige Monate vor seinem Tode mußte er die abermalige Belagerung des Hauptortes seiner Diözese und die Brandschatzung der Landschaft an der Jahna erleben. Nimmt es wunder, wenn er wenigstens für seine Gebeine die ungestörte Ruhe im Grabe ersehnte? Eiko hat sich in bewundernswerter Weise in diesen Jahren trotzdem der Pflichten seines bischöflichen Amtes angenommen. Priester weihte er wenig, denn es fehlte am Klerus in seinem Bistum; ein Land, in dem man seines Lebens nicht sicher ist, übt auch auf die Geistlichen nur wenig Anziehungskraft aus. Um so eifriger predigte und taufte der Bischof selbst, indem er häufig weite Reisen durchführte, die ihm und
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3. Bistümer und Bischöfe
seinen Gefährten manche Entbehrungen auferlegten. Aber gerade dies sagte der asketischen Richtung seiner Frömmigkeit zu, ja, er suchte etwas darin, solche Entbehrungen noch künstlich zu vermehren. Seine Reisen nützte er auch für die Firmung, behielt also die jungen Gemeinden über die Jahre hin im Auge, und wenn Thietmar erzählt, er habe Gotteshäuser gern geweiht, und zwar häufig ohne Messe — die Messe zu zelebrieren hielt sich Eiko für unwürdig —, so besagt dies, daß die Anzahl der neuen Kirchen im Lande nicht ganz gering gewesen sein kann, wenngleich man sie nicht überschätzen darf (vgl. S. 143 ff.). Obwohl Eiko aus edlem und sehr vermögendem Hause stammte, achtete er doch den irdischen Besitz gering. Aber er war weder ein Eiferer noch ein Schwärmer. Die Notwendigkeiten der Daseinsfürsorge hat er, soweit sie seine Kirche betrafen, niemals aus dem Auge gelassen, und wenn er sich nicht an die Welt verlor, so hat er sich doch nicht den Aufgaben entzogen, die die Welt ihm stellte. Hätte es seiner Sinnesart nicht nahegelegen, daß er sich aus den widerwärtigen irdischen Händeln zu einem der Beschauung gewidmeten Leben zurückzog? Er hat sein schwergeprüftes Bistum auch in der schwersten Zeit nicht verlassen. Er handelte völlig uneigennützig, nicht nur für seine Person, was sich bei seiner Bedürfnislosigkeit von selbst versteht, sondern auch in geistlichen Dingen. Das Feld seiner Missionstätigkeit erstreckte sich nicht nur auf seinen eigenen Sprengel, sondern auch zum Nutzen anderer Kirchen, das heißt doch wohl der Nachbarbistümer, war er tätig. In kriegsdurchtobter Zeit kirchliche Aufbauarbeit zu leisten, hatte er sich zur Aufgabe gestellt, und dieser schweren, schier unerfüllbaren Aufgabe ist er allen Rückschlägen zum Trotz treu geblieben bis an sein Ende. Thietmar sagt wohl nicht zuviel, wenn er rühmt, Eiko habe nach seinen Kräften das Leben der Apostel nachgeahmt, und der Blidc auf seinen Wandel diene zu wahrhafter Erbauung. Die Frage der Wiederherstellung des Bistums Merseburg hing, wie wir sahen, auf das engste mit den großen Problemen der deutschen und polnischen Kirchenpolitik um die Jahrtausendwende zusammen. Auf der Synode von Pavia Anfang 997 tauchte sie plötzlich auf. Bei der Strafe der Suspension forderte Papst Gregor V., ein Deutscher, der aber nicht Bischof gewesen, sondern aus der königlichen Kapelle hervorgegangen und noch recht jung war, den ehemaligen Merseburger Bischof Giselher für Weihnachten zur Verantwortung nach Rom. Da Giselher nicht als Erzbischof, sondern als Bischof bezeichnet wird, ergibt sich, daß die Synode nicht nur seine Berufung nach Magdeburg als rechtswidrig hinstellte, sondern auch die Aufhebung Merseburgs als unrechtmäßig betrachtete.
Plan zur Wiederherstellung Merseburgs
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Ein persönliches Interesse an der Wiederherstellung Merseburgs kann der Papst schwerlich gehabt haben. Ein allgemeiner Unwille in der deutschen Geistlichkeit, den man vermutet hat, läßt sich ebenfalls nicht nachweisen; deutsche Bischöfe waren an der Synode gar nicht beteiligt, und fünfzehn Jahre lang war die Aufhebung schweigend hingenommen worden. Es soll in keiner Weise geleugnet werden, daß die Zeitgenossen das Unerfreuliche der ganzen Angelegenheit empfanden, wir haben die Stimmen Thietmars und Bruns angeführt. Aber diese Stimmen ertönen lange nach dem Ereignis selbst; daß Thietmar nicht unvoreingenommen war, wurde bereits betont, und die engen Beziehungen Bruns zu Boleslaw Chrobry sind bekannt. Bruns Äußerungen bestätigen daher eher unsere Vermutimg, daß wir in Boleslaw den Urheber der ganzen Aktion zu sehen haben, als daß sie sie widerlegen. Der Schlag galt der Person Giselhers. Dieser tat das Klügste, was er tun konnte: er ging nicht nach Rom, wo er, der Kenner der politischen und kirchlichen Lage im Osten und damit wohl auch der römisch-polnischen Querverbindungen, auf eine Front des Ubelwollens zu stoßen fürchten mußte, sondern er verlangte durch seinen Gesandten Rotmann Verhandlung in Deutschland vor dem Kaiser in Gemeinschaft mit einer Magdeburger Provinzialsynode. Noch glaubte er, des Kaisers sicher zu sein. Er begleitete ihn im Juni 997 auf einem Zuge gegen die Elbslaven, auf dem er mit ihm vorteilhafte Tauschgeschäfte abschloß und eine Schenkung empfing, den Burgward Nerchau, womit die Magdeburger Kirche ihren Besitz im Gebiet des ehemaligen Bistums Merseburg, den sie nach dessen Aufhebung erlangt hatte, in erwünschter Weise abrundete. Es wird deutlich, daß der Anstoß zum Vorgehen gegen Giselher nicht von Otto ausgegangen sein kann. Aber kurz darauf muß dieser seine Haltung geändert haben. Noch im Sommer 997 wurde er wohl durch Boten Boleslaws über den Märtyrertod Adalberts unterrichtet und durch die schwere Erschütterung, die ihm diese Nachricht bedeutete, den polnischen Plänen geneigter gemacht; sie können ihm nicht unbekannt gewesen sein. Ein äußerer Anlaß kam hinzu. Bei der Verteidigung der Burg Arneburg gegen die Slaven blieb der Erzbischof erfolglos, handelte wohl auch nicht völlig pflichtgemäß, so daß die Burg in Flammen aufging. Die Folge war eine merkliche Abkühlung des Verhältnisses zum Kaiser, der sein Wohlwollen nun in erster Linie dem Markgrafen Ekkehard zuwandte. Ekkehard hatte schon seit langem nicht ohne Neid auf die bevorzugte Stellung Giselhers beim Könige geblickt. Jetzt schmiedete er das Eisen, solange es warm war: auf seine Veranlassung wurde der große zu
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3. Bistümer und Bischöfe
Zwenkau gehörige Forst, den. Magdeburg aus dem Nadilasse Merseburgs sich angeeignet hatte, dem Erzbistum entzogen. Er ist damals Ekkehard übertragen worden. Ob der dafür an Magdeburg gegebene Forst bei Sömmeringen (wüst bei Wolmirstedt) ein gleichwertiger Ersatz war, muß sehr in Zweifel gezogen werden. Audi die an Magdeburg übertragene Grafschaft des Grafen Albi, deren Grafschaftslehen an der Mulde lag, muß damals Giselher entzogen und an den Wettiner Friedrich von Eilenburg gekommen sein. Immerhin gelang es Giselher, die Merseburger Angelegenheit weiterhin in die Länge zu ziehen. Erst um die Jahreswende 998/99 kam es zu einer neuen Synode, diesmal in Rom, an der auch zwei deutsche Bischöfe teilnahmen, und der Papst und Kaiser gemeinschaftlich vorsaßen. Die Synode bezeichnete sich daher als allgemeines Konzil, dem gleichwertig, das die Gründung Merseburgs beschlossen hatte, während die römische Synode von 981 nur von Bischöfen aus der Nähe von Rom, den sogenannten suburbikarischen Bischöfen, beschickt gewesen war und deshalb nicht Vollmacht gehabt habe, die Beschlüsse eines Generalkonzils aufzuheben. Das Bistum Merseburg sei deshalb, so wurde beschlossen, wiederherzustellen. Und nun wurden schwerwiegende Vorwürfe gegen Giselher erhoben: er habe den erzbischöflichen Stuhl in Magdeburg aus Ehrsucht (ambitio) und Habgier (avaiiüa) erstrebt und mittels einer unkanonischen Wahl erlangt. Von beiden Vorwürfen habe er sich zu reinigen; gelinge ihm dies nicht, so solle er sowohl Magdeburgs wie Merseburgs verlustig gehen. Im anderen Falle solle er Magdeburg behalten, während die Wiederherstellung Merseburgs als beschlossene Tatsache galt. Gelinge es ihm aber, zwar den Vorwurf der Ehrsucht und Habgier zurückzuweisen, nicht aber den der unkanonischen Wahl, so solle er Magdeburg verlieren und nach Merseburg zurückkehren. Wenn dabei Wahl (electio) und „Einladung" (invitatio), d. h. eine rechtsförmliche Benennung des Kandidaten durch Klerus und Volk am Bischofssitz vor der eigentlichen Wahl, unterschieden und von Giselher in erster Linie der Nachweis gefordert wurde, daß eine solche invitatio stattgefunden habe, so läßt dies erkennen, wie genau die Synode über die Vorgänge des Jahres 981 unterrichtet war. Gerade dieser Nachweis mußte Giselher schwer fallen, denn wenn auch eine „Wahl" durch die Magdeburger Gesandten am Hofe des Königs nochmals durchgeführt worden war — eine „Einladung" war nicht vorausgegangen, sie hatte nur Ochtrich erhalten. Es scheint also damals die ernstliche Absicht bestanden zu haben, Giselher in Magdeburg abzusetzen. Der Kaiser hatte es aufgegeben, ihn zu halten, er war jetzt für den Gnesener Plan gewonnen und sah
Widerstand Giselhers
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nun offenbar in der Person Giselhers ein Hindernis für die Verwirklichung. Ohne Zweifel gingen die Beschlüsse von 998/99 weit über die von 997 hinaus, indem sie die Anklage ganz präzise formulierten und dem Erzbischof die Beweislast auferlegten. Der Tod Gregors V. im Februar 999 hat ihn noch einmal gerettet. Als dann Otto III. im Januar 1000 über die Alpen kam, um nach Gnesen zu ziehen, ist er dem König bis zum Staffelsee entgegengekommen und gewann seine Gunst zurück, vermutlich doch wohl dadurch, daß er der Errichtung eines Erzbistums Gnesen nun endlich zustimmte und vielleicht sogar das Ausscheiden des Bistums Posen, auf das er wahrscheinlich bereits 981 einmal verzichtet hatte, aus der Magdeburger Kirchenprovinz bewilligte. Magdeburg empfing daraufhin eine Schenkung von in Thüringen gelegenen königlichen Besitzungen. Als aber Bischof Unger von Posen sich dem königlichen Plane hartnäckig widersetzte und Giselher, dem man schwerlich die Absicht zutrauen kann, einen solchen Verzicht, falls er ihn geleistet hat, auch wirklich durchzuführen, sich offenbar nicht geneigt zeigte, diesen Widerstand brechen zu helfen, so daß Posen der neuen Kirchenprovinz nicht unterstellt werden konnte, wie Thietmar ausdrücklich bezeugt, wurde der Bruch endgültig. Der Kaiser nahm den Rückweg über Magdeburg und erteilte hier am 25. März 1000 Giselher den schroffen Befehl, nach seinem früheren Amtssitz Merseburg zurückzukehren. Nur mit Mühe und angeblich mit Hilfe von Bestechungsgeldern erlangte Giselher einen kurzen Aufschub von einer Woche bis zu einer Synode, die in Quedlinburg tagte, zu der er aber nicht erschien, sondern sich wegen Krankheit entschuldigen ließ. Seine Verteidigung führte der Propst Waithard, dem es glückte, die Entscheidung abermals bis zu einer nach Aachen zu berufenden Kirchenversammlung zu verschieben. Hier erschien nun Giselher tatsächlich, legte aber Berufung an ein Generalkonzil ein. Dieses Konzil ist nicht berufen worden, und wenn man erwägt, daß Thietmar Zweifel an der Rechtmäßigkeit der Gründung Gnesens zum Ausdrude bringt, so ist die Möglichkeit in Betracht zu ziehen, daß Giselher gedroht hat, die Gnesener Vorgänge auf dem Konzil erneut zur Sprache zu bringen, eine Möglichkeit, der seine Gegner lieber auswichen. Die Merseburger Angelegenheit war damit zunächst vertagt. In der Folgezeit aber regte sich der Widerstand gegen die von Otto durchgeführte universale Politik, die ihm die Deutschen entfremdete und die Italiener nicht gewann, allerorten. Willegis von Mainz stellte sich in offenen Gegensatz zum Kaiser und führte seine Anordnungen nicht mehr durch, und in Italien, sogar in Rom selbst, kam es zu Empörung und gefährlichem Aufruhr. Unter diesen Umständen schien es nicht geraten, vielleicht nicht einmal möglich, den Rücktritt Giselhers zu
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3. Bistümer und Bischöfe
erzwingen, der durch passive Resistenz die Wiederherstellung Merseburgs noch immer sabotierte, als der Kaiser unerwartet im Januar 1002 vom Tode hinweggerafft wurde, nur dreiundzwanzig Jahre alt. Der Streit um den deutschen Thron, der nunmehr ausbrach, konnte für Giselher nur günstig sein. Heinrich II., der sich schließlich durchsetzte, erlangte die Zustimmung der Sachsen zu seiner Wahl erst nachträglich, und die Unterstützung des mächtigen Magdeburger Metropoliten, der sich erst an Hermann von Schwaben gehalten hatte, sich aber Heinrich zuwandte, als die Waage sich zu dessen Gunsten neigte, mußte ihm dabei wertvoll sein. Ja, es gelang Giselher sogar, sich eine besondere Vertrauensstellung beim neuen König zu erwerben, der ihn zum Verwalter des Königsguts in Sachsen einsetzte und einen willfährigen Vollstrecker seiner Anordnungen in ihm fand. Aber die kirchliche Opposition, die gegen das 1003 geschlossene Bündnis mit den heidnischen Lutizen laut ihre Stimme erhob, hat anscheinend den König schließlich veranlaßt, wenigstens die Merseburger Frage wieder aufzugreifen. Sie war durch die gegen Giselher seit 997 entfachte Propaganda ebenfalls ein Stein des geistlichen Anstoßes geworden. Wenigstens in dieser Angelegenheit wollte er nunmehr seinen kirchlichen Sinn bezeugen, da er in der Lutizenfrage das Lebensinteresse des Deutschen Reiches der in ihrer Weise völlig berechtigten Kritik der Geistlichen zum Opfer zu bringen nicht gesonnen sein konnte. Möglich ist, daß Papst Johann XVIII., der Nachfolger Gerberts, den Stein ins Rollen gebracht hat; Leo, Bibliothekar des päpstlichen Stuhles, weilte damals als päpstlicher Legat beim Könige und wurde bei der Durchführung der Angelegenheit zugezogen. Als Heinrich im Januar 1004 nach der Königsburg Dornburg an der Saale kam, griff er auf die Anordnung Ottos III. vom März 1000 zurück, schickte Willegis von Mainz mit einer Gesandtschaft zu Giselher, der anscheinend ebenfalls in Dornburg weilte, und ließ ihn auffordern, den Sitz Merseburg wieder einzunehmen und damit wenigstens im Angesichte des Todes sein Unrecht wiedergutzumachen. Denn Giselher war damals schwer erkrankt, und seine Tage schienen gezählt. Aber bis zuletzt blieb er sich treu; die Rückkehr nach Merseburg muß ihm als unerträgliche Schmach erschienen sein. Er erlangte einen kurzen Aufschub, ließ sich, nach seinem Gute Trebra fahren und gab hier nach zwei Tagen seinen Geist auf, ohne von seinem Standpunkt auch nur einen Fußbreit gewichen zu sein. Damit war endlich die Bahn frei, die nun schon seit sieben Jahren, zunächst aus ganz anderen Gründen, betriebene Wiederherstellung Merseburgs durchzuführen. Der neue Magdeburger Erzbischof Tagino, der seine Einsetzung unter Mißachtung der durch Klerus und Volk
Wiederherstellung Merseburgs
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erfolgten Wahl des Dompropstes Waithard allein dem Willen des Königs verdankte, konnte natürlich keine Schwierigkeiten machen, und auch die Bischöfe von Halberstadt, Meißen und Zeitz wagten nicht, offenen Widerstand zu leisten. Das Gewicht der öffentlichen Meinung, sofern man von einer solchen damals sprechen kann, und wenigstens im Kreise des hohen Klerus kann man es tun, war gegen sie, zudem auch der Wille des Papstes, der wohl noch im Jahre 1004 die Wiederherstellung Merseburgs kraft seiner apostolischen Autorität bestätigt hat, nachdem sie ihm der König durch eine besondere Gesandtschaft angezeigt hatte. Ausdrücklich erteilten die drei Bischöfe ihre Zustimmung, als am 6. Februar 1004 Wigbert, ein Kaplan des Königs, auf einem großen Hoftag zu Merseburg zum Bischof erhoben und im Beisein des päpstlichen Legaten am gleichen Tage geweiht wurde. Diese Zustimmung wurde ihnen dadurch erleichtert, daß das Merseburger Bistum keineswegs im alten Umfange wiederhergestellt wurde, sondern die berechtigten Interessen der benachbarten Bistümer weitgehend Berücksichtigung fanden. Nur Hildeward von Zeitz scheint sogleich alles Gebiet herausgegeben zu haben, das 981 dem Bistum Zeitz überlassen worden war, dazu gegen Entschädigung sogar noch ein Stück seiner Diözese zwischen Grunabach, Rippach und Saale, das früher nicht zu Merseburg gehört hatte. Von Halberstadt aber wurde von vornherein nicht die Rückgabe des ganzen 968 an Merseburg abgetretenen Gebiets verlangt, sondern lediglich der westlich der Saale gelegene Merseburger Burgwardbezirk wurde jetzt dem wiederhergestellten Bistum wieder zugeschlagen, und Halberstadt erhielt hierfür obendrein eine Entschädigung von hundert Hufen. Die Grenze Merseburgs gegen Halberstadt bildete jetzt der Lauchabach, der bei Schkopau in die Saale fließt, bis hinauf nach Lauchstädt; von hier folgte sie einem Wege, der über Kriegstedt nach Beuna verlief, und strich von da bis zum Saaleübergang bei Großkorbetha, wie wir aus einer alten Grenzbeschreibung des Halberstädter Bistums wissen. Für die Aufhebung Merseburgs im Jahre 981 war die übermäßige Verkleinerung des Halberstädter Sprengels ein wichtiger Grund gewesen. Der Beseitigung dieses Mißstandes wurde mit der nunmehrigen Grenzziehung Rechnung getragen. Als ein gewisser, wenn auch in keiner Weise gleichwertiger Ersatz für den westlich der Saale nun endgültig verlorenen Teil des alten Merseburger Sprengels konnte das von Zeitz abgetretene kleine Gebiet gelten. Es umfaßte wohl die Fluren der Dörfer Nellschütz, Kleben, Lösau, Pürsten und Poserna. Magdeburg und Meißen sollten zwar alles, was ehemals zu Merseburg gehört hatte, zurückerstatten, doch ist dies zunächst nicht durchgeführt worden. Es bedurfte sich viele Jahre hinziehender Verhandlungen, bis beide Bis6 Schlesinger I
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3. Bistümer und Bischöfe
tümer wenigstens einen Teil ihrer Beute herausgaben, obwohl Magdeburg bereits 1004 als Entschädigung der Burgward Taucha bei Leipzig mit allem Zubehör vom Könige übereignet worden war. Vor allem ist es Bischof Thietmar gewesen, der Verfasser der von uns so häufig zitierten Chronik, der sich mit beharrlichem Eifer um die Wiederherstellung des Merseburger Sprengeis in altem Umfange bemühte. Er erreichte schließlich im Jahre 1015 von Magdeburg die Rückgabe des Gebiets der vier Burgwarde Schkeuditz, Taucha, Würzen und Püchau, verlangte aber überdies noch die Burgwarde Eilenburg, Pouch, Düben, Löbnitz und Gezerisca (Tiefensee?), die er jedoch nicht erhalten hat. Wahrscheinlich hat Thietmar hier, wie bereits dargelegt (vgl. S. 42 f.), seine Forderungen überspannt, das Hirtenamt über eine Gegend verlangt, die niemals zu Merseburg gehört hat, wie er dies zweifellos Meißen gegenüber tat, wenn er die von ihm für Merseburg beanspruchte Landschaft Chutici orientalis bis zur Elbe auszudehnen suchte. Gegen Meißen wurde endlich im Jahre 1017 die Mulde als Grenze durch königlichen Schiedsspruch festgelegt. Merseburg verlor dadurch endgültig die zu den Muldenburgen gehörigen Ortschaften rechts des Flusses. Hier ist also die ursprüngliche Grenze nicht wiederhergestellt worden, wie dies gegen Magdeburg schließlich doch der Fall gewesen sein dürfte. Audi seinen weltlichen Besitz hat Merseburg nicht in vollem Umfange wieder zurückerlangen können, und insoweit es der Fall war, hat wiederum Bischof Thietmar diesen Besitz teilweise erst erkämpfen müssen, so den des zum Burgward Zwenkau gehörigen Forstes gegen die Söhne des Markgrafen Ekkehard, wobei er freilich den Umfang dieses Forstes über Gebühr auszudehnen suchte und zu diesem Zwecke auch nicht vor der Fälschung einer Königsurkunde zurückschreckte. Mit anderen Besitzungen vor allem in Merseburg selbst, der Kirche in Helfta und dem Dorfe Eythra war auch der Burgward Zwenkau mit dem anliegenden Forste dem Bistum schon 1004 von Heinrich II. zurückgegeben worden; Thietmar aber sprach in seiner Fälschung, die er wahrscheinlich im Jahre 1017 nach einer echten Vorlage auf den 30. Juli 977 herstellte, von einem Forst zwischen Saale und Mulde und den Landschaften Siusili (um Landsberg und Brehna) und Plisni (um Altenburg), von einem riesigen Gebiet also, das die gesamte Landschaft Chutici umfaßt haben würde, soweit sie eingeforstet war. Die späteren Streitigkeiten des Hochstifts Merseburg mit den Wettinern wegen der Lehnherrschaft über die Stadt Leipzig gehen auf diese Fälschung zurück. Ebenfalls 1004 wurden dem Bistum die Zehnten in den Burgwarden Treben und Tuchamuzi (Taucha am Rippach?) zurückerstattet und einige Dörfer neu geschenkt. Im Jahre 1012 hat es dann
Wigbert von Merseburg
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nochmals eine Bestätigung seiner von den Ottonen geschenkten Besitzungen erhalten, aber wichtige Bestandteile fehlten, so vor allem der Burgward Magdeborn und die Abtei Pöhlde. Merseburg ist auch nach, seiner Wiederherstellung stets eins der kleinsten und ärmsten deutschen Bistümer geblieben. Für die Mission bedeutete die Wiederherstellung also schwerlich einen Gewinn. Wohl aber sind die Vorgänge dieser J a h r e wichtig als ein Beleg dafür, wie im Beginn des 11. Jahrhunderts im Räume der deutschen Kirche rein geistliche Gesichtspunkte den Sieg über alle Rücksichten auf politische Notwendigkeiten davonzutragen beginnen. Auch in der Wahl der neuen Männer kommt dies zum Ausdruck. Ein Kurswechsel in Richtung auf die Betonung der eigentlichen missionarischen Aufgaben der östlichen Bistümer wurde vorgenommen. Der neue Erzbischof von Magdeburg, Tagino, gehörte dem reformgesinnten Kreise des Bischofs Wolfgang von Regensburg an. Thietmar charakterisiert ihn mit den Worten, er sei zwar äußerlich ein Kanonikus, seinem Wesen nach jedoch ein Mönch gewesen. Mehr als von seinem Vorgänger konnte von ihm eine spezifisch geistliche Tätigkeit in seiner Diözese erwartet werden. Von dem neuen Bischof von Merseburg W i g b e r t ist sie bezeugt. Er entstammte einer edlen und offenbar reichen Familie Ostthüringens. Seiner Kirche hat er aus seinem Privatbesitz eine bedeutende Zuwendung gemacht und galt auch sonst für ungewöhnlich freigebig. In der Schule Ochtrichs in Magdeburg vorzüglich ausgebildet, war er unter Giselher Archipresbyter geworden, war aber in Gegensatz zum Erzbischof gekommen und hatte deshalb Magdeburg verlassen, um in den Dienst des Königs einzutreten, als dessen Kanzler er bezeichnet wird. Es wäre wichtig zu wissen, worin dieser Gegensatz zum Erzbischof begründet war, doch erfahren wir von Thietmar nur äußere Dinge. Der eigentliche Grund lag wohl tiefer, es war der Gegensatz der beiden kirchlichen Richtungen, der in der deutschen Kirche zutage zu treten begann und hier wiederum in persönlichen Mißhelligkeiten zum Ausdruck kam. Nicht deutlicher konnte Heinrich II. bekunden, daß nach dem Tode Giselhers eine grundsätzliche Änderung eintreten sollte, als wenn er diesen Mann auf den bischöflichen Stuhl von Merseburg beförderte. Wigbert hat, obwohl körperlich leidend, die in ihn gesetzten Erwartungen nicht enttäuscht. In Predigt und Lehre war er unermüdlich und suchte die ihm anvertrauten Seelen zum rechten Glauben zu bringen. Noch war das Heidentum auch unter den westlichsten Slaven nicht erloschen. Einen heiligen Hain bei Schkeitbar (östlich Lützen), der ihnen als unverletzlich galt, ließ Wigbert zerstören und baute an seiner Stelle eine dem heiligen Romanus geweihte Kirche. Außer dieser 6'
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3. Bistümer und Bischöfe
weihte er noch andere Kirchen, und wenn sie auch teilweise außerhalb seiner Diözese lagen — ausdrücklich genannt werden zwei Kirchen in Magdeburg —, so wird seine Fürsorge in erster Linie doch dem eigenen Sprengel gegolten haben. Den Klerus hielt er offenbar in strenger Zucht. Mancher hat sich seinen Zorn zugezogen, und man suchte seine mitunter unangemessene Heftigkeit auch Freunden gegenüber mit seiner Krankheit zu entschuldigen. Obwohl er die Wiederherstellung des alten Umfanges des Merseburger Bistums anscheinend lau oder gar nicht betrieben hat, muß seine Amtszeit doch als eine Zeit der Festigung des innerkirchlichen Lebens seiner Diözese gelten, was seine äußere Bestätigimg daxin findet, daß viel gottesdienstlidies Gerät angeschafft werden mußte. Dies mag auch in der wiederholten Anwesenheit des Königs begründet gewesen sein, der während der fünfjährigen Amtszeit Wigberts die Merseburger Pfalz sechsmal aufgesucht hat. Die beiden Burgen, die Wigbert außer 27 Hufen für das Bistum nach späterer, aber nicht unglaubwürdiger Uberlieferung erwarb, waren wohl Kohren, das schon ehedem dem Bistum gehört hatte, nach dessen Auflösung aber an Magdeburg geschenkt worden war, und vielleicht Schkölen. Auch der Pflege der Wissenschaft war er zugetan, wie bei einem Schüler Ochtrichs nicht anders zu erwarten; sein Nachfolger Thietmar weiß von Büchern zu berichten, die er für die Merseburger Dombibliothek erwarb, als deren eigentlicher Gründer er wohl gelten darf. Den Wert einer Bibliothek zu würdigen, war Wigberts Nachfolger T h i e t m a r der richtigeMann. Ihm verdanken wir jenes große Gesdiichtswerk, die „Chronik", aus der wir unsere Kenntnis der frühen Kirchengeschichte Sachsens in der Hauptsache schöpfen, darüber hinaus aber unsere Kenntnis der späteren sächsischen Kaiserzeit überhaupt. In seinem Werke erreicht die deutsche Geschichtschreibung einen ersten Höhepunkt, und es ist lehrreich, daß dies an der eben damals so schwer umkämpften Ostgrenze des Reiches geschah. Aber nicht als Historiker, sondern als Bischof ist Thietmar in dem uns gesteckten Rahmen zu würdigen. Thietmar entstammte dem Hause der Grafen von Walbeck (an dei Aller). Die Geschichte seiner Familie ist eng verknüpft mit der Geschichte des deutschen Kampfes gegen die Slaven. Zwei Urgroßväter waren in der Schlacht bei Lenzen gegen die Redarier gefallen, sein mütterlicher Großvater, Graf Heinrich von Stade, kämpfte 955 mit Hermann Billung gegen die Obodriten, sein Oheim Liuthar war Markgraf der sächsischen Nordmark, sein Bruder Friedrich Burggraf von Magdeburg. Auch Thietmars Vater Graf Siegfried von Walbeck zog 972 und dann wieder in schicksalsschwerer Stunde 983 gegen die Slaven. Aber
Thietmar von Merseburg
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auch mit den ekkehardingischen Markgrafen von Meißen und mit denen aus dem bairischen Nordgau, dadurch auch mit den Babenbergern in Österreich, war Thietmar verwandt. Von mütterlicher Seite her spannten sich verwandtschaftliche Beziehungen zu den mächtigsten Fürstenhäusern des deutschen Westens und selbst zum Königshause. Es ist bedeutungsvoll, wie diese hochadlige Familie auch maßgebliche Stellen der deutschen Kirche besetzte. Außer Thietmar, der nicht nur Bischof von Merseburg, sondern auch Propst des Familienklosters Walbeck war, waren noch zwei seiner Brüder Geistliche. Siegfried, Thietmars Lieblingsbruder, dem er seine Chronik gewidmet hat, war zunächst Mönch im Kloster Berge bei Magdeburg, wo er 1009 Abt wurde, und stieg schließlich zum Bischof von Münster auf; Brun, Mönch in Corvey, wurde ebenfalls Abt in Berge, erhielt dazu die bedeutende Abtei Nienburg und starb schließlich als Bischof von Verden. Es ist deutlich, wie die Familien, in deren Hand die politische Leitung des Reiches nach innen und außen in jenen Jahrhunderten ausschließlich lag, auch die Führung der kirchlichen Angelegenheiten für sich in Anspruch nahmen. Die deutsche Kirche war damals durchaus in der Hand des Adels, Adelsherrschaft war das wesentliche Kennzeichen wie der profanen so auch der Kirchengeschichte des Mittelalters im Bereiche der germanischen Völker. Thietmar wurde 975 geboren und zunächst bei seiner Großtante Emnilde in Quedlinburg erzogen. Er erhielt seine Ausbildung im Magdeburger Kloster Berge und im dortigen Domstift, wo er den Unterricht Ekkehards des Roten und Geddos genoß; sein Mitschüler war hier Brun von Querfurt. Um das Jahr 1000 dürfte er in das Domkapitel eingetreten sein. Die Propstei in Walbeck erwarb er 1002, wobei er den bisherigen Inhaber des Amtes durch ein Tauschgeschäft abfand, seinem Oheim Liuthar aber, mit dem er gemeinsam auf dem Erbwege in den Besitz der weltlichen Einkünfte des Stifts gekommen war — man sieht, daß Klöster sich in der Familie wie Liegenschaften weltlicher Art vererbten —, ein Landgut abtreten mußte, um seine Zustimmung zu erlangen. Es ist bezeichnend, daß Thietmar das Geschäft, das durchaus dem Brauche der Zeit entsprach, zwar durchführte, aber mit schlechtem Gewissen: in beweglichen Worten klagte er sich später des Schachers mit geistlichen Ämtern, der Simonie, wie man nach Apg. 8, 9 sagte, an. Auch im Herzen dieses dem höchsten Adel entsprossenen, den weltlichen Dingen keineswegs abgeneigten Geistlichen hatten also die Ideen der Kirchenreform bereits Wurzeln geschlagen. Nach dem Tode Erzbischof Giselhers erwarb Thietmar die Gunst von dessen Nachfolger Tagino, der ihn im Dienste des Königs 1004 mit nach Augsburg nahm. Noch im gleichen Jahre empfing er in Allstedt die Priesterweihe
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3. Bistümer und Bischöfe
durch Tagino, in Gegenwart des Königs, der ihm ein Meßgewand schenkte. Offensichtlich legte es der Erzbischof darauf an, die Aufmerksamkeit des Königs auf den von ihm begünstigten jungen Mann zu lenken. In die königliche Kapelle ist Thietmar zwar nicht eingetreten, aber es gelang Tagino, als 1008 mit dem Ableben Bischof Wigberts gerechnet wurde, ihn beim Könige als Nachfolger vorzuschlagen, und als Wigbert im März 1009 starb, wurde er nach Augsburg beschieden und erhielt in der Tat das Bistum, nachdem er versprochen hatte, einen Teil seines Besitzes der Merseburger Kirche zu schenken. Die Weihe erfolgte am 24. April in Neuburg a. d. D. wiederum in Gegenwart des Königs, die Inthronisation in Merseburg am 21. Mai. Als Bischof hat Thietmar vor allem das Bestreben gehabt, für sein Bistum alles das zurückzugewinnen, was ihm durch die Auflösung 981 verlorengegangen und noch nicht zurückerstattet war. Daß ihm dies trotz seiner unermüdlichen Vorstellungen beim Könige und der langwierigen Verhandlungen vor allem mit seinen Magdeburger und Meißner Amtsbrüdern nur teilweise gelungen ist, wissen wir bereits,- wir wissen auch, daß seine Forderungen nicht durchweg auf einwandfreier Rechtsgrundlage beruhten. Den König wußte er zu mancherlei Schenkungen an sein Bistum zu bestimmen, nicht nur an kirchlichen Gerätschaften und kostbaren Büchern, sondern auch an Liegenschaften. Besonders sind die drei Königskirchen in Leipzig, Geusa (westlich Merseburg) und ölschütz (wüst bei Leipzig/Probstheida) hervorzuheben, die der bischöflichen Kirche übereignet wurden. Daß Thietmar auch für den wirtschaftlichen Ausbau des Bischofsgutes Sorge trug, geht daraus hervor, daß er sich von jedem Königshofe in Sachsen und Thüringen, deren Zahl recht groß gewesen sein muß, zwei unfreie Familien schenken ließ, die er für die Bewirtschaftung der Güter vor allem östlich der Saale benötigt haben wird. Erste Anzeichen einer planvollen kirchlichen Siedlungspolitik werden somit bemerkbar. Leider sind sowohl Thietmars Martyrologium, ein Heiligenkalender, in den er seine Erwerbungen eintrug, wie auch die Bestätigungsurkunden der Päpste Sergius IV. und Benedikt VIII., die er für sein Bistum außer der schon erwähnten Bestätigungsurkunde König Heinrichs II. erwirkte und die über den damaligen Besitzstand vielleicht Aufschluß zu geben vermöchten, verloren. Solange Thietmar Bischof war, hat er einen großen Teil seiner Kraft dem Dienste des Königs gewidmet. Heinrich II. ist in diesen Jahren sehr oft in Merseburg gewesen, desgleichen Königin Kunigunde, die in Abwesenheit ihres Gemahls zeitweise die Reichsgeschäfte im Osten geleitet hat. Merseburg war in dieser Zeit eine der wichtigsten Pfalzen
Thietmar als Reichsbischof
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des Reiches. Pfingsten 1013 fand hier eine Festkrönung statt, an der Thietmar beteiligt gewesen sein wird. Anwesend waren die Herzöge Boleslaw von Polen und Udalrich von Böhmen; mit Polen wurde Frieden geschlossen. An der Ostpolitik nahm Thietmar, getreu den Traditionen seiner Familie, lebhaften Anteil. Er hat den König in den Jahren der Polehkriege auf Feldzügen begleitet; sowohl am Wiederaufbau der seit langem wüst liegenden Burg Liubusua wie auch der 1015 zerstörten Wasserburg in Meißen war er beteiligt. Wiederholt ist er an der Spitze eines reisigen Aufgebots, nicht anders als die weltlichen Herren an der Ostgrenze des Reiches, nach Meißen gezogen, um den Schutz der stets gefährdeten Burg verstärken zu helfen. Sein Rat wird als der eines Kenners der Ostfragen am königlichen Hofe nicht ohne Gewicht gewesen sein. Wo er mit der königlichen Politik nicht einverstanden war, hält er in seiner Chronik mit freimütiger Kritik nicht zurück, die zumeist von außerordentlicher Schärfe der Urteilskraft und von ungewöhnlicher Weite des Blickes zeugt. So hat er rückblickend weder die Verstiegenheiten Ottos III. in der Abkehr von deutscher Sitte noch vor allem die Errichtung des Erzbistums Gnesen gebilligt. Vor den Eingriffen Heinrichs II. in das kirchliche Leben hat er gewarnt, und das Bündnis mit den heidnischen Lutizen erschien ihm bedenklich, wenn er auch in diesem Falle, nicht ohne Verständnis für die Notwendigkeiten der politischen Lage, den Äußerungen seines Mißfallens Zügel anlegte. Im Jahre 1016 schien ihm der Zeitpunkt für einen Feldzug gegen die Polen günstig, und er bedauerte es lebhaft, daß er nicht zustande kam. Man liest zwischen den Zeilen, daß Thietmars Rat bei der Königin, die damals ihren Gatten im Osten vertrat, kein Gehör gefunden hat. Vor allem hat er den Frieden von Bautzen, der nach einem erfolglosen Feldzug im Sommer 1017 am 30. Januar 1018 den Polenkrieg zu einem vorläufigen Abschluß brachte, indem er beide Lausitzen in der Hand Boleslaws beließ, mißbilligt, ist aber auch hier wiederum sich bewußt gewesen, daß ein besserer Friede unter dem Zwang der Umstände damals nicht erreichbar war. Der tatsächliche Einfluß, den Thietmar auf den Gang der Ereignisse im Osten gehabt hat, war offenbar gering; nicht als aktiver Politiker, sondern mehr als reflektierender Beobachter tritt er uns in der Chronik entgegen. Häufig war er auf Reisen, nicht nur im Dienste des Königs und am königlichen Hofe, sondern auch in kirchlichen Angelegenheiten. Vor allem weilte Thietmar oft in Magdeburg. Als Mitglied des dortigen Domkapitels hat er sich zeitlebens auch als Bischof von Merseburg gefühlt und vor allem an den Erzbischofswahlen, deren während seiner Amtszeit zwei stattfanden, tätigen Anteil genommen,- er ist dabei für das freie Wahlrecht des Kapitels eingetreten.
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3. Bistümer und Bischöfe
Man fragt sich, ob Thietmar in der Fülle der Geschäfte Zeit fand, das kirchliche Wesen seines eigenen Bistums so zu betreuen, wie dies wünschenswert war. Die Antwort lautet nicht zu seinen Gunsten. Zwar hat er als der große Herr, der er war, den Bischofssitz selbst in würdiger Weise zu verschönen gesucht, Er legte am 8. Mai 1015 den Grundstein zu einer neuen Kathedralkirche, einem repräsentativen romanischen Bau mit vier Türmen, dessen Grundriß aus dem Vierungsquadrat entwickelt war; auch über der Vierung war ein Turm geplant. Der Dom hat durch die Umwandlungen späterer Zeit seine ursprüngliche Gestalt eingebüßt, so daß der Bau Thietmars nur mit den Mitteln moderner Forschung rekonstruiert werden kann. Auch in der Chronik äußert er sich über die kirchlichen und künstlerischen Absichten nicht, die er mit seinem Bau verfolgte, dessen Vollendung er nicht mehr erlebte. Notwendiger wäre es wohl gewesen, draußen im Lande zur kirchlichen Versorgung der Bevölkerung Kirchen zu errichten, aber hiervon hören wir nichts, und dies wird nicht nur in der Bescheidenheit Thietmars seinen Grund haben, der sehr wohl erzählt, daß er die von seinem Verwandten Bernar gegründete Kirche in Salbke bei Magdeburg weihte. Es wird dies eben die einzige geistliche Handlung dieser Art gewesen sein, die Thietmar vornahm. Läßt es nicht tief blicken, wenn er in den allerdings entlegenen südöstlichen Teil seiner Diözese, in die Gegend von Kohren und Rochlitz, das erste Mal im Frühjahr 1018, also im zehnten Jahre seines Episkopats, kam, vom schönen Wetter gelockt, wie er nicht unterläßt zu bemerken, und auch dann nicht in erster Linie aus geistlichen Gründen, obwohl er unterwegs Firmungen vornahm, sondern um sich, von der Lage strittiger Besitzungen, auf die die Söhne des Markgrafen Ekkehard Anspruch erhoben, durch Augenschein zu überzeugen? So nimmt es nicht wunder, daß es nur wenige waren, die er damals in Rochlitz firmen konnte. Der slavischen Sprache war Thietmar mächtig, aber er benutzte seine Kenntnis lieber für gelehrte philologische Erklärungen von Ortsnamen als für die Heidenpredigt. Das wissenschaftliche Interesse überwog bei ihm weit das des praktischen Theologen. Wir können uns heute glücklich preisen, daß er uns mancherlei Nachrichten von der Religion der Slaven überliefert hat, im allgemeinen durchaus glaubwürdig, so über das Heiligtum von Riedegost-Rethra oder einen heiligen Weiher bei Lommatzsch. Dabei ließ er es aber bewenden. Sein Vorgänger Wigbert dagegen ist ausgezogen, um den heiligen Hain von Schkeitbar zu zerstören und eine Kirche an seine Stelle zu setzen; dies ist der Unterschied. Dabei war Thietmar von einer aufrichtigen Frömmigkeit und ernstem christlichem Pflichtbewußtsein erfüllt, das ihm immer wieder Skrupel bereitete. Die Chronik ist voll von harten Selbstanklagen, an deren voller Aufrichtigkeit man freilich bisweilen zweifeln möchte
Kirchliche Tätigkeit Thietmars
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(vgl. S. 229 f.). Es gebrach ihm an seelsorgerischer Aktivität, an der Bewußtheit des missionarischen Auftrags, die bei manchen seiner Zeitgenossen, bei Adalbert von Prag und Brun von Querfurt etwa, so iiberstark hervortritt, es gebrach ihm auch an der Liebe zu den geistlich Armen. Thietmar wußte sehr wohl, wie notwendig eine Intensivierung der christlichen Unterweisung bei den Slaven Mitteldeutschlands gewesen wäre. Er wußte, daß die Bewohner Daleminziens lieber den heiligen Weiher als die Kirchen aufsuchten, er wußte auch, daß selbst bei den Deutschen seiner Heimat der alte Glaube noch lebendig war, daß sie selten zur Kirche gingen und auf den Besuch ihrer Seelsorger keinen Wert legten. Aber eine Äußerung herzlichen Erbarmens mit dem unwissenden Volke sucht man in seiner Chronik vergebens, und auf Mittel zur Abhilfe hat er nicht gesonnen, geschweige denn tatkräftig die Verkündigung selbst in die Hand genommen, wie dies Eiko tat, der die Aufgabe des Missionars mit den Pflichten des Königsdienstes zu vereinigen wußte. So ist Thietmar der Typus eines adligen deutschen Reichsbischofs der frühen Kaiserzeit mit allen Vorzügen und Mängeln eines solchen, mannhaft, klug, ehrlich, vaterlandsliebend, unermüdlich im Dienste des Reiches, in seiner Weise fromm, aber auch stolz und eigenwillig, mehr auf den äußeren Vorteil seiner Kirche bedacht als auf die Sorge für die ihm anvertrauten Seelen, im Grunde zwiespältig. Den Gegensatz, der im Gegenüber von Persönlichkeiten wie Giselher und Eiko bereits zutage getreten war, ist er gezwungen gewesen, in der eigenen Brust auszutragen. Dienst des Königs und Dienst an der Wissenschaft trugen zu seinem eigenen Schmerz den Sieg davon über den Dienst an der Kirche, um den es Thietmar bei aller Weltoffenheit gewiß nicht weniger ernsthaft zu tun war als jenen italienischen Eremiten, deren ausgeklügeltes System der Askese damals größten Eindruck machte. Mit dem Aufhören der Nachrichten Thietmars empfinden wir erst recht, welchen Schatz wir an seiner Chronik besitzen. Unsere Kenntnisse über die Bischöfe der Folgezeit sind mehr als kümmerlich. Von E i l w a r d , der im Jahre 1016 auf Eiko inMeißen folgte, wissen wir,daß er vorher Kaplan des Markgrafen Thietmar II. von der Ostmark war. Vielleicht war er ein Sohn Markgraf Ekkehards, ein Bruder Hermanns, der seit 1009 Markgraf von Meißen war. Dies würde es verständlich machen, daß er sein Amt auf Fürbitte Hermanns vom Könige erhielt. Erklärlich wäre dann auch, warum der Vergleich von 1017, der die Grenze zwischen Meißen und Merseburg festlegte, zugunsten Meißens ausfiel. Der König wollte es wohl vermeiden, den mächtigen Markgrafen, dessen Hilfe er gegen Polen dringend nötig hatte, vor den Kopf zu stoßen. Der schon erwähnte Friede von Bautzen machte zu
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3. Bistümer und Bischöfe
Eilwards Zeit die nun schon seit einem Jahrzehnt tatsächlich bestehende politische Spaltung der Meißner Diözese rechtskräftig. Gestorben ist Eilward der Uberlieferung nach 1023. Von seinen beiden Nachfolgern H u p r e c h t , der nur ein Jahr den bischöflichein. Stuhl innegehabt haben soll und dessen Eifer der Quedlinburger Annalist zu rühmen weiß, und D i e t r i c h , derzudenJahrenl027undl029erwähntwird,erfahren wir nur die Namen. Italienischer Kanzler Heinrichs II., wie vermutet worden ist, ist Dietrich nicht gewesen. Im Jahre 1040 erhielt Bischof E i k o (II.) von König Heinrich III. die Burg Püchau (nördlich Würzen) für das Meißner Bistum geschenkt; es ist dies wiederum das einzige, was wir von ihm wissen. Diese Schenkung bildet den Grundstock des späteren „Wurzener Landes", jenes kleinen Gebiets an der Mulde, in dem die Meißner Bischöfe die Landesherrschaft zu erwerben und gegen die Wettiner auch zu behaupten wußten. Aber man begnügte sich in Meißen damit nicht. Wir wissen, daß hier um diese Zeit eine Nachzeichnung der Urkunde Ottos III. angefertigt wurde, die dem Bistum im Jahre 995 das Lehen des Grafen Esico von Merseburg verliehen hatte (vgl. S. 49). Hier schmuggelte man nun vor die vier Ortsnamen, die den tatsächlichen Umfang dieses Lehens bezeichneten, die Namen Würzen, Püchau, Pouch, Ezerisco (= Gezerisca bei Thietmar; Tiefensee?), Löbnitz ein. Es wurde damit der Burgward Püchau um den anliegenden Wurzener Burgwardbezirk erweitert und ein weiteres geschlossenes, aus drei Burgwarden bestehendes Gebiet an der unteren Mulde hinzugefügt. Einer jener Bischöfe, von denen wir sonst so gar nichts wissen, war also für die Vermehrung des weltlichen Besitzes des Meißner Bistums in allerdings schwerlich zu billigenderWeise außerordentlich tätig: aus einem Burgward machte er fünf. Der Erfolg blieb der Fälschung nicht versagt. Würzen jedenfalls mit seinem Umlande wurde dauernder Besitz der Meißner Kirche, und auch in Löbnitz haben die Bischöfe später deutsche Kolonisten angesiedelt und einen Wirtschaftshof besessen, wo sie sich noch während des 13. Jahrhunderts wiederholt aufhielten. In Pouch nahm damals ein Vogt die bischöflichen Rechte wahr. Auch hier muß also auf Grund der Fälschung des 11, Jahrhunderts ein bischöflich-meißnisches Territorium entstanden sein, das aber später als Lehen an die Herzöge von Sachsen gegeben wurde und schließlich verlorenging. Noch einmal hat in diesen Jahren das meißnische Land die Schrecken des Polenkrieges erleben müssen. Boleslaw Chrobry war 1025 gestorben, und unter seinen Erben brachen Streitigkeiten aus, die die Kraft des Landes nach außen hin schwächten. Trotzdem fiel Mieszko II. im Frühjahr 1028 in die deutschen Marken ein. Ein deutscher Gegenstoß im folgenden Jahre blieb erfolglos, es gelang nicht, das feste Bautzen,
Bischöfe von Meißen
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das man belagerte, zu erobern. Der Tod des Markgrafen Thietmar II. von der Ostmark im Jahre 1030 war der Anlaß eines erneuten polnischen Einfalls, der das Land zwischen Saale und Elbe verheerte. Wiederum wurde, wie schon einmal im Jahre 1002, ein Teil der Bevölkerung nach Polen weggeführt. Audi von der Zerstörung von Kirchen wird berichtet. Als aber Polen im folgenden Jahre zugleich von Osten her angegriffen wurde, vermochte Mieszko einem deutschen Angriff, den Konrad II. von Beigem aus unternahm, nicht standzuhalten, sondern mußte sich zum Friedensschluß bequemen, zumal Aufruhr im Inneren dazukam. Polen hat damals beide Lausitzen an das Reich zurückgeben müssen, und dabei ist es geblieben. Nach dem Tode Mieszkos II. geriet das gewaltige, von seinem Vater und Großvater gegründete Reich vollends in Verfall, die Dynastie wurde vertrieben, und der von inneren Wirren geschüttelte Staat konnte das Verlorene nicht zurückzugewinnen versuchen. Eine heidnische Reaktion hat damals die Organisation der christlichen Kirche in Polen fast völlig vernichtet. Für das Bistum Meißen ist damit eine harte Zeit immerwährender Kämpfe zu Ende gegangen. Endlich war auch der Ostteil des Sprengeis unter deutsche Botmäßigkeit zurückgekehrt, es konnte daran gedacht werden, die Burgen, die hier einst von Heinrich II. dem Bistum geschenkt worden waren, mit den zugehörigen Dörfern wieder in Besitz zu nehmen. Der Tatkraft jener Bischöfe, von denen wir so wenig wissen, ist dies tatsächlich gelungen: der Besitz des Bistums in der Oberlausitz, der im 13. Jahrhundert genau umschrieben wird und den es wenigstens teilweise bis in die Reformationszeit zu halten verstanden hat, geht auf die Schenkung des Jahres 1007 zurück. Einer jener Bischöfe muß es auch gewesen sein, der den Bau einer neuen Kathedralkirche in Meißen begann. Nur spärliche Reste dieser Kirche sind durch Grabungen aufgedeckt worden, doch gestatten sie immerhin, uns eine wenn auch nicht völlig klare Vorstellung der stattlichen romanischen Anlage zu machen. Das flachgedeckte Langhaus war dreischiffig, mit einem Chor im Osten und vielleicht auch im Westen; der Zugang erfolgte durch eine Vorhalle an der Südseite. Die Seitenschiffe waren östlich durch Türme abgeschlossen, wie in Merseburg war nur im Osten ein Querbau vorhanden. Wahrscheinlich fügten sich an den Ostchor eine Apsis und an die Ostseite des Querhauses Nebenapsiden an. Die Schiffe waren durch vier Pfeiler getrennt. So unzulänglich die ursprünglich in Meißen vorhandene Kirche gewesen sein mag, so ist es doch unwahrscheinlich, daß der Bau, dessen kunstgeschichtliche Merkmale auf Entstehung in der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts deuten, schon in der Zeit der Polenkriege begonnen
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3. Bistümer und Bischöfe
wurde, also noch unter Bischof Eiko. Wahrscheinlich gehört er in die dreißiger Jahre; wir vermögen nicht zu sagen, wie lange sich die Fertigstellung hingezogen hat. Im Bistum Zeitz folgte wohl noch im Jahre 1003 auf Hugo II. H i l d e w a r d , den eine späte und unsichere Nachricht für einen Thüringer aus edlem Geschlecht ausgibt. Seine Persönlichkeit bleibt fast völlig im Dunkeln. In der Umgebung der Könige Heinrich II. und Konrad II. ist er wiederholt anzutreffen, aber stets nur bei der Verhandlung kirchlicher Angelegenheiten und ohne irgendwie hervorzutreten. Das bei weitem wichtigste Geschehnis während seiner Amtsführung war die Verlegung des Bischofssitzes und Hochstifts selbst von Zeitz nach Naumburg. Vergegenwärtigen wir uns zunächst den Gang der Ereignisse. Der Akt der Verlegung wurde vorgenommen auf Veranlassung des Königs Konrad II., als Grund wird die Gefährdung des bisherigen Bischofssitzes durch feindliche Einfälle angegeben. Sowohl die Reichsfürsten wie auch Erzbischof Hunfrid von Magdeburg als zuständiger Metropolit hatten dem Plan ihre Zustimmung gegeben, der zuerst 1028 in Dortmund erörtert worden sein wird, vielleicht unter dem frischen Eindruck der ersten Nachrichten, die von den Verwüstungen des neuen Poleneinfalls in die östlichen Marken berichteten und damals eben eingegangen sein müssen. Markgraf Hermann von Meißen befand sich in der Umgebung des Königs. Die Naumburg aber, die als neuer Bischofssitz in Aussicht genommen wurde, war Eigengut dieses Markgrafen und seines Bruders Ekkehard, also wohl noch im Ausgang des 10. Jahrhunderts von Markgraf Ekkehard I. errichtet worden. Bei dieser Burg bestand eine wahrscheinlich von Markgraf Hermann gegründete Propstei, also wohl ein Kanonikerstift, und eben diese Propstei wurde zur künftigen Kathedralkirche bestimmt. Es ist nicht ausgeschlossen, daß Konrad II. im Herbst 1028 von Pöhlde aus, wo wir ihn am 9. Oktober antreffen, selbst nach Naumburg gekommen ist und an Ort und Stelle das Nötige in die Wege leitete. Gesandte gingen nach Rom, um die Zustimmung des Papstes Johann XIX. zu erlangen. Im Dezember wurde eine päpstliche Bestätigungsbulle ausgefertigt, und im Jahre 1030 war die Verlegung vollzogen. Bischof Hildeward ist am 30. August 1030 gestorben, hat also das Aufblühen des neuen Bischofssitzes nicht mehr erleben können. Das Domstift in Zeitz wurde nicht aufgelöst, sondern bestand als Kollegiatstift weiter. Der Vorgang der Verlegung des Bistums ist in der Geschichte der mittelalterlichen deutschen Kirche einzig dastehend. Seine wirklichen Beweggründe sind schwer aufzuhellen. Gewiß war auch Zeitz der Bedrohung durch die Polen ausgesetzt, aber von einer tatsächlichen Bela-
Verlegung des Bistums Zeitz
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gerung des Ortes, wie sie für Meißen mehr als einmal bezeugt ist, ist nichts überliefert. Die Verwüstung des Jahres 976 wird man in diesem Zusammenhang nicht anführen dürfen, sie lag viel zu weit zurück und hätte in Naumburg ebensogut erfolgen können. Wäre das Schutzmotiv wirklich das ausschlaggebende gewesen, so hätte vor allem an eine Verlegung von Meißen gedacht werden müssen. Besonders merkwürdig aber mutet es an, daß als neuer Bischofssitz nur ein Eigengut der Ekkehardinger ausfindig gemacht werden konnte, während doch Königsburgen an der Saale, nicht minder geschützt als Naumburg, zur Verfügung standen, etwa Kirchberg, wo zudem beide Kirchen schon seit 976 im Besitze der Zeitzer Bischöfe sich befanden. Der Plan wird ursprünglich nicht vom Könige, sondern von den ekkehardingischen Brüdern ausgegangen sein, und dies ist um so wahrscheinlicher, als sie schon vor 1028 sich erbötig gezeigt hatten, die von ihrem Vater gestiftete Abtei Kleinjena samt der Propstei Naumburg dem Bistum Merseburg zu übereignen. Die Bedingungen, die sie an dieses Vorhaben knüpften, sind uns nicht bekannt, jedenfalls kamen die Verhandlungen schließlich zum Scheitern. Deutlich wird das Bestreben, mit einem der Bistümer in der Nähe ihrer Stammbesitzungen in enge Verbindung zu kommen. W a s mit Merseburg mißlungen war, das glückte nunmehr mit Zeitz. Unschwer sind die Gedanken, die die Brüder dabei bewegten, zu erraten. Ihr Vater, der durch Wahl des Volkes, d. h. der Großen, zum Herzog von Thüringen aufgestiegen war, ein in der Geschichte des Reiches seit einem Jahrhundert unerhörter Vorgang, er, der den Herzog von Böhmen zu seinem miles hatte machen können und es schließlich wagen durfte, die deutsche Königskrone zu erstreben, war von persönlichen Gegnern in einem maßlosen Ausbruch der Erbitterung über sein oft rücksichtsloses und gewalttätiges Wesen in furchtbarer Weise erschlagen worden: von hinten hatten ihn, der sich wie ein Löwe wehrte, die Mörder mit der Lanze durchbohrt, dem Gefallenen das Haupt abgeschnitten und die Leiche geplündert. Schmachvoll und vor allem ohne Beichte und Absolution war der große Markgraf dahingegangen. Mußten es sich nicht seine Söhne angelegen sein lassen, für sein Seelenheil alles zu tun, was in ihren Kräften stand? War nicht vielleicht ihrer beider Kinderlosigkeit die göttliche Strafe für manche Schuld, die ihr Vater auf sich geladen hatte und die ungesühnt und unvergeben geblieben war? Wenn sich über den Gebeinen des Vaters eine Bischofskirche erhob, dann konnte die ewige Ruhe seiner Seele vielleicht als gesichert gelten, und dies um so mehr, wenn diese Kathedrale bei der von ihm selbst erbauten Burg, auf seinem Eigengute, gestiftet wurde. In der Tat wurden ja in der Folgezeit die Gebeine Ekkehards zusammen mit denen seiner Vorfahren von Kleinjena nach Naumburg überführt. Die Abtei Kleinjena selbst, wo er zunächst be-
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3. Bistümer und Bischöfe
stattet lag, wurde nach Naumburg verlegt, sie kam als Bischofssitz nicht in Betracht, da sie zur Mainzer Erzdiözese gehörte. So wird der Naumburger Plan allmählich Gestalt gewonnen haben. Zunächst gelang es wohl, die Einwilligung Bischof Hildewards und Erzbischof Hunfrids zu erlangen, und der Einfall Mieszkos im Frühjahr 1028 bot schließlich den willkommenen Anlaß, ihn dem Könige vorzutragen. Markgraf Hermann sowohl wie sein Bruder standen bei diesem in hoher Gunst. Beide sind als einzige weltliche Fürsten bei der Kaiserkrönung des Jahres 1027 in Rom nachweisbar, in Gemeinschaft mit Erzbischof Hunfrid übrigens, häufig tritt Hermann als Fürsprecher auch in Angelegenheiten auf, die sein Einflußgebiet nicht unmittelbar betreffen, muß also zu den bevorzugten Ratgebern des Königs gehört haben, und das Vertrauen, das Ekkehard bei Konrad genoß, kommt darin zum Ausdruck, daß er im Jahre 1032 an die Spitze der Ostmark berufen wurde. König Heinrich III. hat ihn später sogar einmal den Treuesten der Treuen genannt, dem er nichts abschlagen könne. Es konnte also nicht schwer sein, den König von den Vorteilen, die eine Verlegung bot, zu überzeugen. Das Bistum war arm, es „wankte und habe kaum bis zur Gegenwart erhalten werden können", heißt es 1032. War dies nun übertrieben, so war doch der Besitzzuwachs, den die in Aussicht gestellten Schenkungen der Brüder bedeuteten, gewiß nicht zu verachten. Der König hat von sich aus im November 1030 den Wildbann über einen in der Nähe von Naumburg gelegenen Buchenwald, der wohl aus einer solchen Schenkung stammte, hinzugefügt, „um des beständigen Dienstes Markgraf Hermanns willen", der damit nicht nur als Fürsprecher, sondern gewissermaßen als Nutznießer der Schenkung erscheint. Das Bistum war seiner Obhut anvertraut, für den Schutz der Kirche und ihres Klerus war in der unmittelbaren Nähe der Stammburg des markgräflichen Hauses gewiß besser gesorgt als in Zeitz. Dieses Motiv wurde in Rom geltend gemacht, es bot die kirchenrechtliche Handhabe für die Verlegung. Nachteile standen dem kaum gegenüber. Wenn der Sitz des Bischofs ganz an den Nordwestrand der Diözese zurückverlegt wurde, so zeigt dies nur, daß die ursprünglichen Aufgaben, die das Bistum nach Süden gewiesen hatten, jetzt, nach der Errichtung des Bistums Bamberg (1007), in Fortfall gekommen waren. In der Tat hat ja dieses Bistum und nicht Zeitz die Mission im Regnitzland, im Gebiete also zwischen der alten Sorbenmark und dem bairischen Nordgau, durchgeführt, wie die Zugehörigkeit der Großpfarrei Hof zu Bamberg erweist. Die missionarische Initiative der Zeitzer Bischöfe war offenbar bisher recht gering gewesen, und wenn sie sich schon nicht bis ins Erzgebirgsvorland und spätere Vogtland hinein erstreckte, wo die Kirchen von Zwickau und Plauen erst 1118 und 1122
Motive der Verlegung. Kadeloh
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geweiht wurden, so konnte die seelsorgerische Betreuung des Zeitzer Umlandes ebensogut von dem hier zurückbleibenden Kollegiatstift ausgeführt werden. Unzweifelhaft geriet das Bistum in eine gewisse Abhängigkeit von den Ekkehardingem. Aber dies bedeutete bei der unverbrüchlichen Treue beider Brüder zum salischen Königshause keine Gefahr. Hat doch Ekkehard II. bei seinem erbenlosen Tode (1046) den König sogar zum Erben des sehr umfangreichen Eigenguts des Geschlechts eingesetzt. War zur Zeit Heinrichs II. die Gründung des Bistums Bamberg nicht zuletzt deshalb erfolgt, um ein Gegengewicht der königlichen Macht in Ostfranken gegen die mächtigen Grafen von Schweinfurt zu schaffen, so wurde nunmehr umgekehrt ein Reichsbistum dem Schutze eines markgräflichen Geschlechtes anvertraut, dessen Macht die beste Gewähr für die Aufrechterhaltung der hier im Osten noch immer bedrohten Herrschaft des deutschen Königs zu bieten schien. Es liegt ganz in dieser Linie, wenn nach dem Tode Markgraf Hermanns Ekkehard II. schließlich drei Marken in seiner Hand vereinigte: Meißen, die Ostmark mit der Niederlausitz und die spätere Oberlausitz, die damals als besondere Mark galt. Das Vertrauen, das in ihn gesetzt war, hat er glänzend gerechtfertigt. Sein Standbild, das ihn im Westchor des Naumburger Doms in der Vorstellung einer späteren Zeit darstellt, läßt doch das Wesen dieses völlig zuverlässigen, in sich selbst ruhenden Mannes besser erkennen als jeder Versuch einer Charakteristik. Zahlreiche, auch fernstehende Geschichtschreiber gedachten seines plötzlichen Todes, und König Heinrich III. ehrte den Abgeschiedenen, indem er an seinem Leichenbegängnis teilnahm. Unter der Obhut eines solchen Mannes war das nunmehrige Bistum Naumburg in guten Händen. Bischof Hildewards Nachfolger K a d e l o h war, seinem Namen nach zu urteilen, vielleicht aus Baiern gebürtig und vermutlich aus der königlichen Kapelle hervorgegangen. Während der ersten Jahre seines Episkopats richtete er offenbar sein Hauptaugenmerk darauf, in Gemeinschaft mit den ekkehardingischen Brüdern den neuen Bischofssitz Naumburg in würdiger Weise auszustatten. Zwei Klöster sind vielleicht damals schon in Naumburg errichtet worden. Das Georgenkloster ist die von Kleinjena nach Naumburg verlegte Stiftimg Ekkehards I. Ein zweites, dem heiligen Moritz geweihtes Kloster wurde mit Nonnen besetzt; freilich ist die Uberlieferung, die seine Gründung auf Hermann und Ekkehard zurückführt, unsicher. Die Wahl des Heiligen deutet nach Magdeburg. Man darf daher vermuten, daß der Aufbau des kirchlichen Wesens in Naumburg nicht nur im Einvernehmen mit Erzbisdxof Hunfrid, sondern mit dessen aktiver Unterstützung durchgeführt wurde, doch ist möglich, daß dieser Heilige erst bei der Umgestaltung
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3. Bistümer und Bischöfe
des Klosters unter Bischof Dietrich (1111—1123) gewählt wurde, also Patrozinienwechsel stattfand. Vor allem nahm man natürlich die Errichtung einer Kathedralkirche in Angriff. Verhältnismäßig rasch wurde der Bau durchgeführt. In der Zeit des Bischofs Hunold von Merseburg (1036—1050) konnte die Weihe stattfinden. Die Fundamente dieser regelmäßig kreuzförmigen Basilika sind nachgewiesen. Es handelte sich um einen eindrucksvollen Bau von 46 m Länge. Die Gestaltung des Westbaus ist ungewiß. Wenn die Baugesinnung des 13. Jahrhunderts den Brüdern Hermann und Ekkehard die bevorzugten Plätze in der Reihe der Stifterfiguren des Naumburger Westchors, als einzigen neben ihren Frauen übrigens, anwies, so wird sich die Erinnerung wachgehalten haben, daß sie den Bau dieses ersten Doms nidit nur in die Wege leiteten, sondern auch durchführten. Neben diese Fürsorge in rein geistlichen Dingen trat die Sorge um das Aufblühen des Ortes Naumburg in weltlicher Hinsicht. In Altdeutschland gehörte seit langem zum Bischofssitz die stadtähnliche Siedlung mit ansässigen Kaufleuten. Die Verfügung über Münze, Markt und Zoll war eins der wichtigen den Bischöfen vom König vielfach eingeräumten Vorrechte. So war es auch bei den jungen Bistümern des Ostens wenigstens in der Regel, mit Bestimmtheit in Magdeburg und im benachbarten Merseburg. Auch in Zeitz müssen Kaufleute damals schon ansässig gewesen sein, wie die spätere Entwicklung des Ortes zeigt. Naumburg sollte nicht zurückstehen. Hier gab es 1030 noch keine stadtähnliche Siedlung; Kaufleute wohnten vielmehr jenseits der Saale, im Schutze der markgräflichen Burg Kleinjena. Die Zeitzer Kaufleute zeigten offenbar keine Neigung, ihrem Bischof zu folgen, sondern verblieben beim Kollegiatstift in Zeitz. Wiederum waren es Hermann und Ekkehard, die helfend eingriffen. Nur sie können es gewesen sein, die die Kleinjenaer Kaufleute veranlaßten, auf das rechte Saaleufer nach Naumburg überzusiedeln. Vermutlich geschah dies im Zusammenhang mit der Verlegung des Georgenklosters. Zur Verlegung des Hochstiftes traten also zwei weitere Verlegungsakte, eines Klosters und einer Kaufmannssiedlung. So trat der Ort Naumburg durchaus als geplante Neugründung ins Leben, der erste derartige Vorgang, den wir in der Geschichte des deutschen Städtewesens nachweisen können. Bischof Kadeloh erwirkte für die Kaufleute ein königliches Privileg, das ihnen die Vorrechte zusicherte, die die Kaufleute auch sonst genossen: freies Besitz- und Erbrecht, freies Marktrecht, wobei sich der Bischof die üblichen Abgaben vorbehielt, darüber hinaus das Recht, überallhin Handel zu treiben (ius gentium), das nur der König gewähren konnte. Auch im rechtlichen Sinne waren damit die Anfänge städtischen Lebens in Naumburg gesichert, und es ist bemerkenswert,
Ausbau Naumburgs als Bischofssitz
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in welcher Weise dies geschah: im Zusammenwirken von König, Bischof und Ekkehardingern. Nicht anders ist der gesamte Vorgang der Bistumsverlegung zu beurteilen. Die drei Mächte, die die deutsche Geschichte des Mittelalters gestalteten und deren nicht unüberwindbare, aber unüberwundenen Gegensätzlichkeiten das Gefüge des Reiches schließlich sprengten, Königtum, Kirche und Adel, gingen hier einen Bund ein, der zur Begründung eines Eckpfeilers der Reichsgewalt in Mitteldeutschland führen sollte. Das Bistum Naumburg hat in der Folgezeit unter den mitteldeutschen Bistümern lange eine besondere Stellung eingenommen. Stets in engster Beziehung mit königstreuen edelfreien Geschlechtern stehend, sind die Bischöfe von Naumburg noch in staufischer Zeit die berufenen Sachwalter des Königtums im mitteldeutschen Osten gewesen. Bereits unter Bischof Kadeloh tritt dies zutage. Das Vertrauen König Konrads II. berief ihn in die königliche Kanzlei; als italienischer Kanzler, also als Inhaber eines der wichtigsten Reichsämter, folgte er dem königlichen Hofe seit 1037 unter Konrad II. und Heinrich III. bis zu seinem wahrscheinlich Anfang 1045 erfolgten Tode. Jahrelang weilte er in Italien, auch nach Burgund und nach den Niederlanden hat er den König begleitet. In Naumburg kann er seit 1037 nur noch selten gewesen sein. Seine Kirche erhielt von dem sonst mit Königsgut so sparsam umgehenden Konrad II. den Königshof Balgstädt, von Heinrich III. Kösen und fünf Dörfer östlich der Saale (Beuditz, Punkewitz und Großgestewitz an der Wethau, Graitschen bei Schkölen, Krössuln bei Teuchem). Besonders freigebig gegen das Hochstift erwies sidi Graf Esico aus dem Hause der in besonderer Beziehung zu Merseburg stehenden Grafen. Durch die Hand des Königs übereignete er der Naumburger Kirche sein Eigengut Fulkmaresroth (wüst bei Tilkerode in Anhalt) mit nicht weniger als hundert Hufen samt den zugehörigen Hörigen sowie den Ort Regis (südlich Leipzig), ebenfalls samt den Hofhörigen. Auch die Ekkehardinger ließen es an Beweisen ihrer Freigebigkeit nicht fehlen. Das Königsgut Groitzsch, das Markgraf Hermann von Konrad II. erhalten hatte, ist wohl durch Hermann, wenn auch nicht auf die Dauer, in naumburgischen Besitz gelangt, und die Mannen der Markgrafen eiferten ihnen mit kleineren Schenkungen nach. Wurde auf diese Weise für den weltlichen Besitz des Bistums gesorgt, so hören wir von der Durchführung seiner kirchlichen Aufgaben draußen im Lande nichts. Der Bischofssitz selbst blühte rasch empor, aber im dicht besiedelten Pleißengau etwa blieb die Bevölkerung noch lange dem alten Heidentum verhaftet, und der Südteil der Diözese blieb vollends abseits liegen. Nicht allein die lange Abwesenheit Bischof Kadelohs kann hierfür verantwortlich gemacht werden. Bei allem, 7 Schlesinger I
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3. Bistümer und Bischöfe
was wir über Naumburg in diesen Jahren wissen, kann er nicht ohne geeigneten Vertreter gewesen sein, und auch an Geistlichen kann es nicht gemangelt haben, aber das Missionsinteresse war gering, bei den adligen Herren, die das Bistum damals förderten, wie auch bei dem Klerus. Die Frömmigkeit der Zeit war exklusiv, die Teilnahme an den feierlichen liturgischen Handlungen schien wichtiger als die Gewinnung und Betreuung von Menschen, deren ganze Lebensumstände ihnen das regelmäßige Praktizieren einer solchen Frömmigkeit unmöglich machen mußten. In Merseburg war 1019 auf Thietmar Bischof B r u n o gefolgt. Seine Herkunft liegt im dunkeln, und von seiner Amtsführung weiß bereits die Merseburger Bischofschronik nichts zu berichten. Das einzige Ereignis, dessen sie gedenkt, ist die bereits erwähnte Weihe des von Thietmar begonnenen Domes am 1. Oktober 1021 in Gegenwart König Heinrichs II. Der König hat das Bistum damals mit reichen Schenkungen bedacht. Nicht alle der überlassenen Ortschaften sind einwandfrei zu identifizieren. Am wichtigsten war wohl neben der Schenkung des Königshofes Hamersleben die Überlassung des Burgwards Schkeuditz, der also nunmehr, nachdem das Diözesanrecht über den Burgbezirk solange mit Magdeburg strittig gewesen war, auch in den weltlichen Besitz des Bistums überging, und des Burgwards Zweimen. Merseburg hat diesen Besitz später zeitweise verlehnt, aber schließlich doch festhalten können; das spätere bischöfliche Amt Schkeuditz ist daraus hervorgegangen. Auch während Brunos Amtszeit blieb Merseburg eine bevorzugte Pfalz Heinrichs II., der hier 1019, 1021 und 1023 das Osterfest feierte. Unter Konrad II. fanden 1030 und 1033 Hoftage in Merseburg statt. Mit den Ekkehardingern scheint Bischof Bruno in Streit gelegen zu haben, doch dringt nur ganz dunkle Kunde davon zu uns. Nur so viel ist ersichtlich, daß der Plan, Merseburg in die enge Beziehung zum ekkehardingischen Hause zu bringen, in die dann Zeitz Naumburg eintrat, anscheinend am Widerstand Bischof Brunos gescheitert ist. Ihm folgte 1036 H u n o l d , von Geburt Thüringer, der in seiner Jugend nach Halberstadt gekommen war und in das dortige Kapitel eintrat, wo er die Würde des Dompropstes erlangte. Vor allem tritt seine Baulust hervor. Am Dom führte er umfangreiche Erneuerungsarbeiten durch, da der Ostchor eingestürzt war. Die von ihm errichteten beiden Türme, das sind die östlichen Rundtürme, stehen in ihren unteren Teilen noch heute. Am 29. Juni 1042 wurde der Dom aufs neue geweiht, und wiederum war der deutsche König anwesend. Die Schenkung von 30 Hufen in Spergau samt einem zweiten Orte Spergau, vielleicht einer slavischen Nebensiedlung, war das äußere
Bischöfe von Merseburg
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Ergebnis des königlichen Besuches, nachdem das Bistum bereits zwei Jahre vorher den Ort Liebertwolkwitz (bei Leipzig) erhalten hatte. Heinrich III. ist noch sechsmal in Merseburg gewesen, wo er 1046 und 1053 Hoftage hielt. Hunold erbaute weiterhin die Sixtuskirche in der Stadt Merseburg, die sich also damals bereits bis zum Sixtiberge ausgedehnt haben muß. Merseburg war im 11. Jahrhundert neben Magdeburg und Erfurt sicherlich einer der bedeutendsten Plätze in diesen östlichen Teilen des Reiches. Mit dieser Kirche erhielten die Bewohner der neuen Siedlungsteile eine eigene Pfarrkirche. Schließlich ist überliefert, daß Hunold ein steinernes Haus gebaut habe, das der Merseburger Kirche sehr zur Ehre gereichte, doch war schon nach einem Jahrhundert sein Platz nicht mehr bekannt, und wir wissen daher nicht, ob es sich um eine Residenz für die Bischöfe oder worum sonst immer gehandelt hat. Deutlich wird jedenfalls, daß die Förderung des Bischofssitzes selbst wie in Naumburg so auch in Merseburg durchaus im Vordergrunde stand; ein gewisser Wettbewerb mit dem so nahe gelegenen Naumburg mag bei diesen repräsentativen Bauten eine Rolle gespielt haben. Von Missionstätigkeit hören wir nichts. Kurz vor seinem Tode nahm Hunold an dem großen deutschen Konzil in Mainz teil, das unter Vorsitz von Kaiser und Papst Beschlüsse über die Reform der deutschen Kirche, insbesondere über die Bekämpfung von Simonie und Priesterehe, faßte. Am 5. Februar 1050 ist er gestorben. Die kurze Amtszeit seines Nachfolgers A l b e r i c h (1050—1053?) liegt ganz im dunkeln; es ist nur bekannt, daß er von Heinrich III. 1050 den Ort Nuwindorph, wohl das heutige Naundörfchen in Leipzig, für das Bistum erhielt. Nicht besser ist es mit E c k e l in bestellt, der ihm folgte. Er stammte aus Baiern, sein Oheim war der gleichnamige Bischof von Hildesheim. Hervorgegangen ist er aus der königlichen Kapelle. Er scheint ein Anhänger der kirchlichen Reformbewegung gewesen zu sein, wenn man dies aus seinen Maßnahmen zur Besserung der kanonischen Lebensführung der Merseburger Domherren schließen darf. Aber nicht einmal seine Amtszeit läßt sich genau eingrenzen. Wir können uns nur daran halten, daß bereits 1057 W o f f o Bischof in Merseburg war, gleichfalls ein Baier und vorher Kanoniker, dann Kämmerer am Dom zu Eichstädt. Er führte im Bistum die Verehrung der ihm von dorther vertrauten Heiligen Willibald und Wunnebald ein. Die Lobsprüche, die die Bischofschronik dem erbaulichen Wandel der genannten Bischöfe widmet, sind durchaus phrasenhaft; je weniger der Verfasser wirklich weiß, um so klingendere Redensarten macht er. Glaubhaft ist dagegen, wenn er von W i n i t h e r , der 1059 für kurze Zeit das Bistum innehatte, sagt, er habe die hier herrschenden kleinen Verhältnisse verachtet. Denn Winither, aus edlem und sehr vermögendem Ge-
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3. Bistümer und Bischöfe
schlecht, war zunächst Domherr in Würzburg, dann aber seit 1048 königlicher Kanzler gewesen. Wie hätten ihn, der jahrelang in den Geschäften der Reichspolitik tätig gewesen war, die Aufgaben befriedigen können, die ein ärmliches Grenzlandbistum stellte? Aber vielleicht ist die Mißbilligung, die man in Merseburg den ehemaligen königlichen Kanzler damals offenbar hat fühlen lassen, noch anders begründet. Es ist auffällig, daß mit dem Jahre 1050 die königlichen Schenkungen für das Bistum aufhören, nachdem die letzte große Zuwendung 1042 erfolgt war. Ist dies für die Zeit des Investiturstreits ohne weiteres verständlich, in der Bischof Werner auf der Seite der Gegner Heinrichs IV. stand, so doch nicht für die letzten Jahre Heinrichs III. und die Zeit der vormundschaftlichen Regierung für Heinrich IV. Naumburg ist damals sehr reichlich bedacht worden, und auch Meißen hat Zuwendungen erhalten. Für Merseburg dagegen ist seit 1050 nur eine einzige königliche Schenkung bekannt, die zudem nur ein dem Bistum bereits einmal übereignetes Gut, den slavischen Teil von Spergau, den Kanonikern übertrug. Eine Parallele findet dies in Magdeburg: auch hier hören die königlichen Schenkungen seit 1043 auf. Die Erklärung hierfür kann nur eine Vermutung sein. In einseitiger Weise hat Heinrich III. in diesen Jahren seine Gunst dem Erzbistum Bremen und seinem 1043 eingesetzten, die Zeitgenossen überragenden Leiter Adalbert zugewandt, einem Sohn des mitteldeutschen Ostens, der dem gräflichen Hause Goseck (bei Weißenfels) entstammte. Seine hochfliegenden Pläne liefen auf die Schaffung eines nordischen Patriarchats und vielleicht eines geistlichen sädisischenHerzogtums im Bunde mit dem Könige hinaus. Die Opposition des um die Wahrung seiner adligen Herrschaftsrechte besorgten sächsischen Adels gegen Adalbert dehnte sich auch auf seinen Förderer, den König, aus, der anscheinend im östlichen Sachsen, wo er Goslar zu einem Mittelpunkte königlicher Machtentfaltung zu machen strebte, die königlichen Rechte in energischer Weise gegen den Adel geltend machte. Vielleicht ist er es gewesen, der als erster den später noch zweimal wiederholten Versuch gemacht hat, gestützt auf das reiche Krongut in Thüringen und Ostsachsen und vor allem in den östlichen Marken, Mitteldeutschland zu einem Kronland des Reiches auszugestalten. Wenn er 1046 die durch das Aussterben der Ekkehardinger erledigte Mark Meißen zunächst in eigener Verwaltung behielt, sie also anscheinend mit dem reichen ekkehardingischen Eigengut, das ihm zugefallen war, zu verschmelzen suchte, so deutet dies in diese Richtung; wenn er dann doch sich genötigt sah, nach einigen Jahren Wilhelm von Weimar zum Markgrafen zu berufen, so wird deutlich, daß der Widerstand gegen solche Maßnahmen nicht zu überwinden war. Es scheint, daß die Bis-
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tümer des östlichen Sachsens dieser Opposition nicht fernstanden, zumal die Missionspläne Adalberts auch auf den slavischen Osten übergriffen. Eine Entfremdung von der Reichsgewalt trat ein, und wenn in dieser Zeit sowohl von den Magdeburger Erzbisdiöfen, etwa von Engelhard (1051—1063), wie auch von den Merseburger Bischöfen so wenig überliefert ist, so beruht dies vielleicht nicht allein auf einer in Unfähigkeit begründeten Passivität, sondern kann auch von einer mißbilligenden Zurückhaltung zeugen, die den Boden vorbereiten half für den Widerstand, der später Heinrich IV. entgegengesetzt wurde und schließlich gerade im östlichen Sachsen zu hellem Aufruhr emporloderte, gefördert von den Reformideen der römischen Kirche. Wir stehen an der Schwelle jener großen Wendezeit der abendländischen Geschichte, die in der Geschichte der Kirche und des Reiches als Zeitalter des Investiturstreits bezeichnet wird.
4. DAS ZEITALTER DES INVESTITURSTREITES Der Name Investiturstreit, in der Gesdiiditschreibung eingebürgert, wird dem geschichtlichen Sinne des großen Kampfes, der Kirche, Reich und das gesamte Abendland in den letzten Jahrzehnten der Herrschaft des salischen Königshauses erschütterte, nicht gerecht. Es ging um mehr als um die Investitur, um das Recht des Königs auf die Besetzung der Bistümer. Dieses hatte in der Mischung geistlicher und weltlicher Befugnisse und Obliegenheiten der Bischöfe, die im Reiche in enger Zusammenarbeit von Königtum und Kirche seit einem Jahrhundert üblich geworden war, seinen guten Grund. Es ging auch nicht nur um das Verbot der Priesterehe, um die Durchsetzung des Zehntrechts der Bischöfe, um die Befreiung der Kirchen von der Gewalt der Vögte oder um andere Einzelheiten dieser Art, die zu Klagen Anlaß gaben. Es ging vielmehr um die rechte Ordnung der Welt überhaupt, genauer gesagt: um Stellung und Gestalt der Kirche in der Welt. Die Urkirche als die der Wiederkunft des Herrn harrende Jüngerschaft Christi, begnadet mit der Fülle seiner Gaben, hatte sich selbst in mystischer Weise als den „Leib des Christus" verstanden. Die vermeintlich zu Ende gehende Welt war ihr gleichgültig oder verächtlich. In der Abwehr der gnostischen Bewegung bildete sich die Kirche um zu einer rechtlich verfaßten, hierarchisch gestalteten Heilsanstalt. In der Verfestigung von Bekenntnis und Schriftenkanon und in der Ausbildung des monarchischen Episkopats wurde aus der Urkirche die katholische Kirche. Als objektiver, gedachter und gewollter Verfassungskörper trat sie im irdischen Bereich dem Volke Gottes in ähnlicher Weise gegenüber wie das Imperium Romanum und dann wieder der moderne Staat als objektive, gedachte und gewollte politische Körper den Völkern gegenübertraten. Sie trat ihm gegenüber in ihren Amtsträgern. „Wo der Bischof ist, da ist die Gemeinde" hatte schon Ignatius von Antiochia formuliert (110/117), und Cyprian (gest. 258) wiederholte diese Auffassung (ecclesia in episcopo) und erweiterte sie, indem er den Priester zum Stellvertreter Christi stempelte und ihm damit richterliche Gewalt über die Laien zuschrieb (sacerdos iudex vice Christi). Während die Ostkirche aus solchen Lehren weitere Folgerungen nicht gezogen hat, wurden sie im Westen folgerichtig zu Ende gedacht. Eine tiefe Kluft zwischen Priesterkirche und Laienwelt wurde hier aufgerissen, die der Gedanke einer aufsteigenden hierarchischen Ord-
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nung, die auch die Laien als die unterste Stufe in die Kirche wenigstens mit einbezog, nicht zu schließen vermochte. Stets ruhte im Westen seither der Schwerpunkt der Kirche nicht bei der Mehrzahl der ihr zugehörigen Gläubigen, sondern bei ihren göttlich bevollmächtigten Amtsträgern. So scharf damit auch der priesterliche vom laikalen Bereich, abgehoben wurde, so wenig blieb doch die urchristliche Scheidung von Kirche und Welt erhalten. Die eschatologischen Gedanken verflachten zum bloßen Dogma und verloren die lebendige Wirkungsmacht; man hielt sie für wahr, richtete sich aber ein in der geschichtlichen Welt. Indem die Kirche sich rechtlich ausformte, wurde sie selbst ein Stüde Welt. Die Welt konnte der Kirche jetzt nur noch verächtlich, aber nicht mehr gleichgültig sein. Zwar sind die Söhne der Kirche stets des Glaubens gewesen, daß der lebendige Christus auch in dieser neuen Form der Kirche wirkungsmächtig, ja daß sie selbst der Leib Christi sei; wer wäre befugt, ihnen diesen Glauben zu bestreiten? Wer wollte aber auch bestreiten, daß die Kirche solchergestalt eine weltliche Institution geworden war, mitten im geschichtlichen Leben stehend, zur Auseinandersetzung mit den Gewalten und Mächten der Geschichte gefordert und bereit? Es war der Auftrag der Kirche, durch die Verkündigung des Wortes Gottes in die Welt hineinzuwirken; war es ihr Auftrag, selbst ein Stück Welt zu werden? Die Frage nach Gestalt und Geltungsbereich dieser neuen, mit universalen Ansprüchen sehr bald hervortretenden Ordnung konnte nicht mehr zur Ruhe kommen. Durch Konstantin zu einer Größe des öffentlichen Rechts erhoben, wurde die Kirche dem Römischen Reich ein- und untergeordnet, sie galt als ein Stück des Reiches. Nicht der Staat ist in der Kirche, sondern die Kirche ist im Staat, das heißt im Römischen Reiche, formulierte um 370 Optatus von Mileve (non res publica est in ecclesia, sed ecclesia in ie publica est, id est in imperio Romano). Dieses Reich und sein Herrscheramt erhielten dadurch gleichwohl einen neuen Charakter, denn der Kaiser als der absolute Herr des Reiches wurde nun auch zum Herrn der Kirche. Der Kaiser war jetzt nicht mehr selbst Gott, wohl aber galt er als Vollstrecker des göttlichen Willens auf Erden. Selbst Papst Leo der Große erkannte an, daß auch der rechtgläubige Kaiser von Gott erleuchtet und daß es sein Recht sei, Reichskonzilien zu berufen und zu leiten. Der Leiter und Lenker derselben politischen Ordnungsmacht, deren Vertreter Pilatus den Herrn hatte ans Kreuz schlagen lassen, war jetzt der angeblich von Gott selbst bevollmächtigte Herr der Kirche Christi. Die Kirche hat in der Folgezeit den Zusammenbruch des Reiches überdauert und ist der Gefahr, von seinen Erben im Westen, den ger-
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Zeitalter des Investiturstreites
manischen Volkskönigen, in der Völkerwanderungszeit in gentile Landeskirchen aufgelöst zu werden, im Bunde mit der die Zukunft Europas gestaltenden neuen Großmacht, dem Frankenreiche, entgangen. An die Spitze der abendländischen Priesterschaft traten in einem langen Prozeß die römischen Päpste. Rom, schon längst nicht mehr die Hauptstadt der Welt, stieg empor zum Vorort der Kirche. Unter dem Schutze der fränkischen und deutschen Könige und Kaiser gelang jene durchgreifende Verchristlichung Europas, die der Kultur des Abendlandes das Gepräge gegeben hat und im Reich Karls des Großen ihren großartigsten Ausdrude fand. Aber sie wurde bezahlt mit einer ebenso durchgreifenden Germanisierung der Kirche, in der das Laienelement nunmehr die Oberhand gewann. Die Germanen faßten die Kirche als das auf, was sie in Wirklichkeit geworden war: als eine innerweltliche Ordnung der Christenheit. Einen darüber hinausgehenden Anspruch vermochten sie zunächst nicht anzuerkennen, weil sie ihn nicht verstanden, und die ganze Tiefe des Gegensatzes von Klerus und Laienwelt blieb ihnen verschlossen. Eben auf diesen Gegensatz aber baute die Kirche auf, mußte ihr seine Verwischung nicht als unchristlich erscheinen? Was konnte der Kirche von den Laien Gutes kommen, die doch der Leitung ihrer Amtsträger anvertraut und ihrer richterlichen Gewalt unterstellt waren, der sakramentalen Weihe entbehrten, an den Sakramenten nur durch Vermittlung der Priester teilhatten? Wie sehr gerade dieser Rechtscharakter der Kirche eine Änderung ihres ursprünglichen und eigentlichen Wesens bedeutete, wurde von denjenigen übersehen, die im juristischen Denken Roms lebten und sich nicht von ihm lösen konnten. Aber auch den in einer anderen Welt beheimateten Germanen war die „Verweltlichung" der Kirche in keiner Weise anstößig, obwohl ihre Gesichtspunkte völlig andere waren. Den Zugang zu einer christlichen Ekklesiologie im eigentlichen Sinne des Wortes fanden sie vorerst nicht. In heutiger theologischer Ausdrudesweise würde man wohl sagen können, die Kirche habe sich damals zum „Christentum" gewandelt. Die zentrale Stellung dieses Christentums in der frühmittelalterlichen Welt aber ist unbestreitbar. Die gestaltenden und erhaltenden Kräfte der Kultur des abendländischen Mittelalters, die in der Verschmelzung germanischen und antik-christlichen Wesens entstand, wurden gespeist vom Zentrum des christlichen Glaubens her. Alle Kulturgebilde erhielten von ihm her ihren Sinn und ihre Gestalt, teilweise freilich nur in vergleichsweise oberflächlicher christlicher Umformung und Umdeutung dessen, was aus der Welt des germanischen Heidentums weiterlebte. Mußte nicht der alleinigen Verwalterin der Heilsgüter dieses Glaubens und der alleinigen Hüterin der rechten
Rechtscharakter der Kirche
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Überlieferung dessen, was der Geist offenbart hatte, mußte nicht der katholischen Kirche die erste Stellung in der Ordnung und Lenkung aller Dinge, der geistlichen wie der weltlichen, von selbst zukommen und innerhalb ihrer wiederum dem römischen Papste, dessen Anspruch auf Alleinherrschaft in der Kirche, begründet in der Sukzession Petri, des Apostelfürsten und Himmelspförtners, in einer Jahrhunderte währenden Entwicklung sich immer mehr durchgesetzt hatte? Diese Forderung nach Vorherrschaft der Kirche im weltlichen Bereich ist immer wieder erhoben worden. Vorbereitet hatte sie Augustin, dessen Lehre von den beiden Reichen in der Verschmelzung mit dem christlichen Dualismus von Gott und Welt, Schöpfer und Kreatur zu einer Umdeutung auf das Verhältnis von Kirche und weltlicher Ordnung einlud. Entstammte der „Staat" zwar der Schöpfungsordnung Gottes, so war er doch als Machtstaat der Sünde verfallen. In der Kirche aber gewann das Reich Gottes, die Herrschaft des triumphierenden Christus, die mit seiner Himmelfahrt begonnen hatte, wenigstens in einem Abglanz sichtbare irdische Gestalt. So nimmt es nicht wunder, daß der Kirche die Aufgabe zugeschrieben wurde, den König über die rechte Führung seiner Herrschaft zu belehren. Kirche und Papsttum nahmen den darin begründeten Anspruch des Vorrangs auf, sie bildeten ihn fort in der gelasianischen Zweigewaltenlehre, suchten ihn mit Hilfe des sogenannten Constitutum Constantini, der gefälschten Urkunde über die Schenkung des ganzen Westteils des Römischen Reiches an den Papst Silvester durch Kaiser Konstantin, auch historisch zu begründen und machten Anstalten, ihn im 9. Jahrhundert durchzusetzsn. Die dem faszinierenden Gedanken innewohnende Logik — dies wurde schon damals erkannt — führte vom Vorrang zum Streben nach Uberordnung und schließlich nach Weltherrschaft. Beschritt die Kirche diese verführerische Bahn, ordnete sie sich alle weltliche Gewalt unter und ein, so mußte sie freilich ganz Welt werden. Aus dem geistlichen Vater der Christenheit wurde der Kaiser der Welt, wie die Erzbisdiöfe Günther von Köln und Thietgaud von Trier es schon im Jahre 864 in seherischer Klarheit im Kampfe gegen Papst Nikolaus I. ausgesprochen hatten. Dann hatte die Ecclesia ihren Platz nicht mehr innerhalb der Respublica, sondern umgekehrt die Respublica ihren Platz innerhalb der Ecclesia, die ihren Charakter in der gleichen Weise, nur mit umgekehrten Vorzeichen, ändern mußte, wie ihn das Römische Reich dadurch geändert hatte, daß es die Kirche in sich aufnahm. Das Amt des Pilatus fiel dann dem Papste zu. Vorläufig freilich lag die Führung der Welt bei den fränkisch-deutschen Königen, die zugleich das römische Kaisertum erneuert hatten.
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In Wirklichkeit erwies die in die Unzulänglichkeit der irdischen Dinge nur allzusehr verflochtene Kirche zunächst immer wieder ihr Unvermögen, auch nur innerhalb des engeren kirchlichen Bereichs eine haltbare Ordnung herzustellen, die den gerechterweise zu stellenden Anforderungen genügte, zeigte sie sich immer wieder der Unterstützung durch weltliche Gewalt bedürftig. Pippin, Karl der Große, Otto der Große, Heinrich III., um nur die größten Gestalten einer langen Reihe zu nennen, sind der Kirche als einer in die geschichtliche Welt eingefügten Institution, die sie geworden war, mit weltlichen Mitteln zu Hilfe gekommen und haben ihr dadurch erst die Möglichkeit gegeben, die alten Ansprüche immer wieder zu erneuern. Ohne Zweifel waren sie dabei der Überzeugung, nicht nur als Herren der Kirche, sondern auch im Dienste der Kirche zu handeln. Sie haben die Kirche allerdings auch in den Dienst der von ihnen gegründeten und gestalteten Herrschaftsordnung gestellt, in den Dienst des christlichen Reiches, des imperium Christianum, von dem schon Alkuin gesprochen hatte, als dessen von Gott eingesetzte Herrscher sie nach ihrer Glaubensüberzeugung berufen waren, die Leitung der Christenheit zur Ehre Gottes zu übernehmen. Dieser Anspruch schloß den Anspruch auf Leitung der Kirche ein. Im Begriffe der Christenheit schlössen sich Reich und Kirche bis zur Identität zusammen, ohne doch ihre eigene Art zu verlieren. Daß Reich und Kirche etwas einander Entgegengesetztes sein könnten, war ein Gedanke, welcher dieser noch nicht von theologisch-dogmatischem Denken geprägten, wenn auch von ihr keineswegs unbeeinflußten Vorstellungswelt unvollziehbar war. Weder „die Kirche" noch „der Staat" erscheinen dem Denken der neuen Völker ursprünglich als Anstalten, also als etwas Erdachtes, Gewolltes, Gemachtes, als Einrichtungen gleichsam, die ohne ihre Insassen zwar nicht bestehen können, aber doch vor ihnen da sind und von ihren berufenen Treuhändern und Sachwaltern verbessert und vervollkommnet werden können, soweit ihre Gestalt nicht für immer festliegt. Kirchliche und weltliche Ordnung gründen sich vielmehr, so war die Auffassung, auf rein persönliche Beziehungen des Gläubigen zu Gott, zu Christus und zu den Heiligen, des Getreuen zum Herrn und König. Den forschenden Bemühungen unserer Zeit ist es gelungen, für den „staatlichen" Bereich zu dieser Erkenntnis durchzudringen, die heute als Gemeingut der Geschichtswissenschaft gelten darf und ein vertieftes Verständnis der uns vielfach so fremdartigen Formen mittelalterlichen staatlichen Lebens überhaupt erst ermöglicht. Wie kann man meinen, die jungen Völker jener Zeit, die die ererbte Ordnung der Königsherrschaft, in der sie lebten, gedanklich nicht über den Bereich des Persönlichen hinauszuheben vermochten,
„Kirdie" und „Staat"
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hätten die Kirche als Heilsanstalt verstehen können, so wie sie sich selbst verstand und wie sich dieser Begriff in der Spätzeit einer reifen Kultur ausgebildet hatte? Sie bequemten sich ihren Ordnungen an, ohne sie sich doch innerlich anzueignen, und sie legten unbewußt die eigene Auffassung zu Grunde, wenn sie die Gestalt der Kirche in der Welt formen halfen. Konnte es für diese Auffassung einen Gegensatz von „Kirdie" und „Staat" geben, wenn doch alle Christen, Priester und Laien, gläubige Getreue (Meies) des himmlischen Herrn waren, wenn die Kirche nichts anderes war als die Gemeinschaft der Mannen Gottes (gotis holdon) ? Im irdischen Bereich sie zu führen war Aufgabe des Königs kraft göttlichen Auftrags, denn die Gläubigen Gottes waren ja zugleich seine Getreuen (lideles Dei et nostri; vgl. S. 14). Als fränkischer König ruft im Ludwigslied Ludwig III. alle godes holdon auf zum Kampfe gegen die Normannen, das ist nichts anderes als „die Kirche" in diesem germanischen Verständnis; ihre Antwort Kyrie eleison spricht für sich selbst. Im Gebot des Königs wird Gottes Gebot sichtbar. Zweihundert Jahre später, im Zeitalter des Investiturstreits, hat der kaiserliche Gegenpapst Wibert diesen Gedanken germanischer Herkunft gegen Gregor VII. gekehrt, der es unternommen hatte, die Heinrich IV. geschworenen Treueide zu lösen: „Was wird er (Gregor) im Gerichte sagen, wenn das Blut der vielen Erschlagenen wider ihn schreit: Räche, Herr, unser Blut! Denn wir gaben unser Leben für unsere Herren, weil wir die fides (Treue!) nicht brechen wollten, die wir in Deinem Namen gelobten. Ob dieser Krieg gerecht war oder ungerecht, so haben wir doch deshalb gekämpft, weil wir Deine üdes (Glauben!) nicht verraten wollten." Wir wiederholen das schon einmal Ausgesprochene: Glaube an Gott und Treue gegen den König fließen in eins zusammen. Es ist der Geist germanischer Adelsherrschaft, der die Kirche erfüllt. Der deutsche König aber ist zugleich Kaiser. Wenn vollends a l l e Christen, wenigstens dem Anspruch nach, dem Schutz und damit der Leitung des Kaisers unterworfen waren, der Kaiser also füglich als irdischer Herr der g e s a m t e n Christenheit und folgerichtig damit als Stellvertreter des Herrn auf Erden (vicarius Christi) in einem exklusiven Sinne gelten konnte, mußten dann nicht Reich und Kirche in eins zusammenfallen als große Gottesgefolgschaft, als ecclesia universalis im Sinne von Christenheit? Konnte es der Würde eines Priesters abträglich sein, in dieser geistlich-weltlichen Herrschaftsordnung getreulich zu dienen, auch im „weltlichen" Bereich, der doch niemals nur weltlich sein konnte, solange diese Auffassung von Reich und Kirche Gültigkeit hatte?
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Die deutschen Könige, zugleich, römische Kaiser, haben, wie vor ihnen die fränkischen, den Bischöfen und Äbten weltliche Aufgaben gestellt, sie haben ihnen die Mittel zu ihrer Durchführung an die Hand gegeben und sie seit Otto dem Großen zu den stärksten Stützen des Reiches gemacht, indem sie ihnen Vorrechte und Machtmittel einräumten, die sonst allein dem höchsten weltlichen Adel vorbehalten waren. Der Kirche im engeren Sinne, d. h. der klerikalen Hierarchie, und ihr allein, blieb „das Schwert des Geistes, das ist Gottes Wort" vorbehalten, wie ein Mönch aus Hersfeld gegen Ende des 11. Jahrhunderts formulierte. Dies war nicht wenig: die Sorge für das Heil der ihrer Obhut anvertrauten Seelen, d. h. die Verwaltung der Sakramente, die Zuchtgewalt in geistlichen Dingen und das Gebet um gnädige Hilfe für den günstigen Fortgang der menschlichen Dinge auf Erden, deren Führung dem Kaiser und König anvertraut war. Geistliche Funktionen auszuüben, haben die Könige nie beansprucht. Ihnen nach Kräften in ihren weltlichen Funktionen beizustehen, mußte als Ehrenpflicht jedes Geistlichen gelten. Gedanken, die schon Karl der Große geäußert hatte, lebten fort. Daß die Geistlichkeit ihrer eigentlichen Aufgabe entfremdet würde, wenn sie von ihrem reichen weltlichen Besitz Kriegsmannen stellte und serviiium leistete, konnte den Königen nicht in den Sinn kommen; daß in Wirklichkeit solche Entfremdung stattfand, ist in der Unzulänglichkeit der Menschen und Dinge begründet. Auch dieser Weg mußte zur Verweltlichung der Kirche, zum Abfall von ihrem eigentlichen Wesen führen, sobald im Nebeneinander und Miteinander von regnum und sacerdotium im Rahmen der ecclesia universalis sich das Schwergewicht zu sehr auf die Seite des regnum neigte. Die Mißstände, die sich innerhalb der geschilderten, gedanklich in sich geschlossenen Ordnimg der Dinge in Deutschland ergaben, waren offenkundig. Wir konnten sie zur Genüge in dem kleinen Ausschnitt aus der allgemeinen Geschichte der Zeit beobachten, den die Geschichte der mitteldeutschen Bistümer während des ersten Jahrhunderts ihres Bestehens bietet. Wir bemerkten freilich auch, daß einzelne Bischöfe für ihre Person sich deutlich davon distanzierten und daß die späteren Parteiungen sich zu formieren begannen. Das Reich war erfüllt von Kriegslärm und Waffengeklirr, nicht nur an den Grenzen, sondern in einem Zeitalter, in dem die Fehde als ordentlicher Rechtsweg galt, auch im Inneren; Bischöfe und Äbte standen mitten in diesem Treiben. Große politische Aufgaben hatten sie zu bewältigen, bedeutende Machtmittel und ausgedehnte Besitzungen standen ihnen zur Verfügung; wer ist in solcher Lage vor Ehrgeiz, Herrschbegier und Genußsucht gefeit? Waren den hohen Geistlichen die Rechte weltlicher Fürsten eingeräumt worden, so erwartete man von ihnen auch die Erfüllung der Pflichten,
Mißstände
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die diesen oblagen. Die Existenz des Reiches hing davon ab. Aber der Dienst des Königs erforderte die Kraft ganzer Männer, wo blieben Muße und Sammlung für geistliche Aufgaben? Ein weiteres kam hinzu. Der Gedanke, daß eine Kirche im Besitz dessen stehe, der sie gegründet und ausgestattet habe, und daß er auch die an ihr tätigen Priester berufen dürfe, war damals seit Jahrhunderten im ganzen Abendlande verbreitet, er war altes gutes Recht. Warum sollte ihn der König nicht auch auf die Reichskirchen anwenden dürfen, die seine Vorgänger selbst gegründet hatten oder die doch wenigstens auf dem Teile des Reichsbodens standen, als dessen Eigentümer kraft Kriegsrechts sich die fränkischen und deutschen Könige betrachteten, seitdem sie Herren im eroberten Lande geworden waren? Nicht daß die Herrschaft der Könige über die Bistümer allein im Eigenkirchenwesen begründet gewesen wäre. Sie wurde vielmehr begünstigt und genährt von jener Vorstellung einer allgemeinen Leitungsgewalt des Königs über die Kirche, die soeben geschildert wurde. Nach wie vor war das Bistum die Grundeinheit, in der kirchliches Leben in der Welt Gestalt gewann. Leitung der Kirche mußte also identisch sein mit Herrschaft über die Bistümer. Sie war um so unabdingbarer, als die Bischöfe und Äbte in der Verfassungswirklichkeit seit dem zehnten Jahrhundert zu Mitträgern des Reiches geworden waren, das ohne ihre militärischen und finanziellen Leistungen und ohne ihre Tätigkeit in Politik und Verwaltung nicht bestehen konnte. Das Recht des Königs auf die Einsetzung der Bischöfe oder doch wenigstens auf ihre Bestätigung galt als ein althergebrachtes, es war schon im merowingischen Frankenreich in Brauch gewesen. Dieses Recht wurde verschmolzen mit dem Rechte des Eigenkirchenherren, die Geistlichen seiner Kirchen einzusetzen. Bei den Reichsabteien lag diese Verschmelzung ohnehin nahe, da die Rechtsstellung der zahlreichen königlichen und adligen Eigenklöster als Vorbild dienen konnte. Aber auch manche Bistümer waren ganz aus Königsgut dotiert worden, so vor allem diejenigen des slavischen Ostens, die uns hier in besonderer Weise angehen. Daß auf sie eigenkirchenrechtliche Gedanken angewandt wurden, wie noch zu zeigen sein wird (vgl. S. 245), nimmt nicht wunder. Wenn nun auch die anderen, alten Bistümer in den Besitz von Königsgut in größtem Umfange gekommen waren, war wiederum einer Ausdehnung königlichen Eigenkirchenrechts die Tür geöffnet, zumal die Bistümer unter dem Schutz des Königs standen, Ausübung von Schutz nach mittelalterlicher Auffassung aber zugleich Begründung von Herrschaft bedeutete. Nicht nur für die Übertragung der weltlichen Besitzungen der Bistümer, sondern auch für die Kathedralkirchen selbst kommen infolgedessen leiherechtliche Gesichtspunkte zur Anwendung. Seit dem 9. Jahrhundert
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erfolgte die Übertragung der Bistümer durch den König durch Ubergabe des Stabes, des Symbols des bischöflichen Hirtenamts, später dazu auch des Ringes, des Symbols der geistlichen Ehe des Bischofs mit seiner Kirche. Zeigen schon diese Symbole, daß diese Einsetzungszeremonie ursprünglich als geistlicher Akt gedacht war, so lag doch das Mißverständnis nahe, sie als Analogie zum weltlichen Formalakt der Beleihung aufzufassen, als Investitur, die ebenfalls durch symbolische Übergabe eines Gegenstandes erfolgte. In der Tat wird der Akt der Bischofseinsetzung durch den König seit dem ausgehenden 10. Jahrhundert regelmäßig als Investitur bezeichnet. Wenn die Könige also sich das Recht der Einsetzung der Bischöfe zuschrieben, geschah es jetzt vornehmlich aus Gedankengängen des Eigenkirchenrechts heraus (vgl. S. 243 ff.). Wenn sie an ihm unverbrüchlich festhalten mußten, so daß Heinrich IV. „lieber sterben wollte als unterliegen", wie ihm einer seiner erbittertsten Feinde, der Mönch Lampert von Hersfeld, nachzurühmen nicht umhin konnte, so geschah dies, weil sie nur in seinem Besitz Herr im eignen Hause bleiben konnten, seitdem sie der Kirche so weitgehenden Anteil daran eingeräumt hatten. Die Wirkungen der Ausübung dieses Rechtes waren freilich für die Kirche nachgerade unerträglich. War es überhaupt mit dem Wesen des geistlichen Amtes vereinbar, daß der König die Besetzung der Bistümer vornahm, die doch nach altkirchlicher Ordnung durch Wahl von Klerus und Volk erfolgen sollte? Daß diese Wahlen, an denen man festhielt, vielfach nur Formsache waren, im Ergebnis oft genug von der Reichsgewalt in den Wind geschlagen? Daß der König den Bischöfen sogar Ring und Stab, die Abzeichen ihres Amtes, als Sinnbild ihrer Einsetzung überreichte, wie er weltliche Vasallen mit den entsprechenden weltlichen Sinnbildern investierte? Daß Bistümer und Abteien häufig nur gegen erhebliche Geldzahlungen vergeben wurden, die nur selten der betreffenden Kirche, sondern meist dem Königtum zugute kamen? Mochten diese Leistungen immerhin als Analogie zu den Zahlungen bei der Vergebung von Benefizien im weltlichen Bereich angesehen werden (relevium), da ja die Investitur der Bischöfe diese gewiß auch in den Besitz umfangreicher weltlicher Güter setzte — wurde durch solche „Simonie" nicht das geistliche Amt in seiner Würde geschändet? Dazu kam, daß unter der Herrschaft eigenkirchlicher Rechtsvorstellungen immer wieder in den Besitz der Kirchen eingegriffen, daß er für weltliche Zwecke ausgenutzt und oft genug ihnen gänzlich entzogen wurde. Hielten die Könige sich hier in ottonischer und salisdier Zeit im allgemeinen zurück, so tat dies der hohe Adel um so weniger, und nicht nur Güter, mit denen die Stifterfamilien einst selbst die Kirchen bedacht hatten, wurden ihnen für immer entfremdet. Fast noch verderb-
Durchbruch der Reform
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lidier mußte es erscheinen, daß weltlicher Günstlingswirtschaft im kirchlichen Bereich Tür und Tor geöffnet schienen. Kirchliche Pfründen pflegten zur Versorgung jüngerer Söhne adliger Familien zu dienen, Bistümer und Reichsabteien zur Belohnung für Leistungen im politischen Dienst des Königs; wie hätte stets der vom Standpunkt der Kirche aus rechte Mann den rechten Platz erlangen können, dessen kirchlichen Aufgaben er gewachsen war? Bei weitem aber das Schimpflichste mußte für diejenigen, die an der grundsätzlichen Uberordnung des Klerus ü b e r d i e Laien, a m Signum dominicum,
d e m characier
indelebilis
des
geistlichen Amtes festhielten, im Grundsätzlichen liegen, in der Tatsache, daß Priester als Stellvertreter Christi auf Erden in Abhängigkeit von Laien gerieten, die dieser besonderen Weihe entbehrten, daß sie von ihnen überhaupt erst zur Ausübung ihres Amtes berufen wurden, während das Recht der Berufung der Bischöfe und Äbte doch allein Christus zukam, der seinen Willen in der Lenkung der kanonischen Wahl kundtat, und die Bischöfe in seinem Namen die Priester der Niederkirchen einsetzen sollten. In diesem entscheidenden Punkt konnte es keine Verständigung geben, denn hier gründete sich der Gegensatz der Auffassungen auf die gegensätzliche Auffassung vom Wesen der Kirche und vom Wesen des christlichen Königtums. Was die sonstigen Mißstände betrifft, so hat es niemals an Stimmen gefehlt, die sie geißelten, und die Herrscher haben die Ohren niemals vor ihnen verschlossen. Bereits die fränkischen Könige haben sich tätig dafür eingesetzt, die Kirche ihrer eigentlichen Aufgabe zu bewahren, sie zu dem zu machen, was sie sein sollte: die geheiligte Gemeinschaft derer, die sich vom Geiste Christi gelenkt wissen. Hatten die in Lothringen und Burgund entstandenen Reformbewegungen des benediktinischen Mönchstums, die mit den Namen Gorze und Cluny verknüpft sind, zunächst nichts als Klosterreform angestrebt, so ging doch ihre Wirkung weit darüber hinaus und erfüllte breiteste Kreise nicht nur der Weltgeistlichkeit, sondern auch des Laientums mit neuem christlichem Ernst. Mönchische Religiosität drang ein in die Welt und griff ein in ihre Ordnung. Damals entstand in Frankreich die Gottesfriedensbewegung, die zwar das Recht auf Fehde nicht völlig zu beseitigen vermochte, wie sie dies zeitweise angestrebt hat, aber doch schließlich wenigstens alle Fehden an den Passionstagen, also von Mittwochabend bis Montagfrüh, verbot. Der deutsche König Heinrich III., ergriffen von der neuen Frömmigkeit, schloß sich diesem um 1040 in Südfrankreich und Burgund beschworenen Friedensbund zwar nicht an, er hielt sich selbst für Manns genug, den Frieden im Reiche zu wahren. Aber in anderer Weise wirkte er entscheidend für die Erneuerung christlichen Lebens und die Bereinigung der kirch-
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liehen Mißstände. Er dehnte den Reformwillen auch auf das Verhältnis des Königs zu den Bischöfen aus, indem er auf jedes Entgelt bei der Übertragung der Bistümer verzichtete und damit erhebliche Reichseinnahmen preisgab, und er gab vor allem dem im Strudel stadtrömisdier Parteienkämpfe versunkenen Papsttum seine Würde zurück, indem er in Sutri 1046 drei einander bekämpfende Päpste absetzte und den römischen Stuhl mit einem Manne seines Vertrauens, Bischof Suidger von Bamberg (Clemens II.), besetzte, der alsbald von Rom aus die Reform der Gesamtkirche in die Wege zu leiten begann. Sie kam in Gang, der Kaiser als von Gott bestelltes Haupt der Christenheit hatte ihr die Bahn gebrochen, und Reformbestrebungen in Rom selbst, über deren Ursprung man wenig weiß, kamen ihr entgegen. Der Weg für die Beseitigung der äußeren Mißstände war frei, die Reinheit der Kirche im Sinne derjenigen, die an ihrer innigen Verbindung mit dem Reiche im Rahmen der Christenheit festhielten, konnte wiederhergestellt werden. Aber indem auf diese Weise die Leitung der Reform in die Hand des Papsttums gelegt wurde, verband sie sich mit dessen Anspruch auf Vorherrschaft in Kirche und Welt. Die geistlich-weltliche Gewalt des Kaisers hatte die Reform bis zu einem Punkte geführt, an dem sie als Selbstreinigung einer Klerus und Laien in gleicher Weise umfassenden Kirche gerade noch möglich war, ohne deren Wesen zu ändern. Eben diese Änderung aber wollten die Männer, die sich in diesen für die Geschichte des Abendlandes entscheidenden Jahren der Leitung der römischen Kirche bemächtigten, an ihrer Spitze Hildebrand, der als Papst den Namen Gregor VII. führte. Ihnen genügte nicht die Beseitigung von Mißständen etwa in dem Sinne, wie deutsche Bischöfe vom Schlage Wigberts von Merseburg und Eikos von Meißen solche Mißstände, die uns am deutlichsten in der Gestalt Giselhers entgegengetreten sind, in ihrer Amtsführung nicht hatten aufkommen lassen, unbeschadet ihrer Stellung im Reiche, und wie sie nun der König endgültig zu beseitigen strebte. Die radikalen römischen Reformer wollten etwas grundsätzlich anderes, sie wollten nicht Reform, sie wollten Revolution. Sie wollten nicht mehr die Kirche als Gottesgefolgschaft aller Gläubigen. Sie wollten nicht nur den Vorrang, sondern die Vorherrschaft der Priester in der Kirche, sie wollten, juristisch geschult, die Kirche als Anstalt unter der Herrschaft des einen Papstes in Rom, was nicht ausschließt, daß auch in diese Anstaltskirche gefolgschaftliche Gedanken aufgenommen wurden. Die Idee des päpstlichen Primats ist damals für alle Zukunft zum Siege geführt worden. In dieser autoritär geleiteten Heilsanstalt sollten die Laien keinerlei Einfluß haben. Treuhänder und Sachwalter Christi als des Herrn der Kirche war allein
Die kirchliche Revolution
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die dem Papste zu unbedingtem Gehorsam verpflichtete Geistlichkeit, die Gemeinde aber weitgehend entmündigt. Das unmittelbare persönliche Verhältnis eines Laien zu Gott und Christus, so, wie es die germanische Auffassung von der Kirche in Analogie zum Gefolgschaftsgedanken in reiner Ausprägung wenigstens für den König bis ins Mittelalter hinein bewahrt hatte, war damit unmöglich geworden. Kaiser und Könige waren jetzt weiter nichts als andere Laien auch, ein geringer Kleriker, der Exorzist, galt nach der Formulierung Gregors VII. mehr im Räume der Kirche, war höher gestellt als sie. Die ganze Verächtlichkeit, die diese neue Lehre der römischen Reformer der Welt zuschreibt, vielleicht geboren aus Verzweiflung an der Welt, kommt damit zum Ausdruck. Aber dies war die Theorie, und anders war die Praxis. Die Idee überschlug sich, die radikale Verachtung der Welt lieferte die Kirche schließlich der Welt aus. Die Kirche, so wie sie nun einmal geworden war, stand inmitten der geschichtlichen Welt. Dies war die Situation, die man vorfand. Weltdienst als Gottesdienst, dieser leitende Gedanke des römisch-deutschen Kaisertums, war indes den römischen Reformern fremd. Auch nicht Weltflucht war jetzt die Losung, wie es folgerichtig gewesen wäre. Sie hätte den Rückzug auf eine Linie bedeutet, die nun schon seit vielen Jahrhunderten verlassen war, und sie hätte die Fundamente der katholischen Kirche unterhöhlt. Die Kirche hat asketische Strömungen immer wieder in sich aufgenommen, hat sie auch gefördert — aber unterworfen hat sie sich ihnen nicht. Die römischen Reformer wollten nicht Weltflucht, sondern Weltherrschaft. Die saubere Trennung des religiösen und politischen Bereichs, die alle kirchlichen Kräfte aus der Verstrickung in weltliche Geschäfte gelöst und für geistliche Aufgaben frei gemacht hätte, wollten diese Männer nicht, wenn sie die „Freiheit" (überlas) der Kirche forderten; wie hätte ihnen dies in den Sinn kommen können, da doch beide Bereiche seit Menschengedenken unlöslich miteinander verquickt waren? Es ist bezeichnend, daß der in den Streitschriften der Zeit von Anhängern der kaiserlichen Partei gemachte Vorschlag, die Kirche solle sich ihres weltlichen Besitzes, abgesehen von Zehnten und Oblationen, entäußern, um vom Einfluß der Laien ganz ireizukommen, von den Kurialisten mit Entrüstung zurückgewiesen wurde. Wenn sie „Freiheit" sagten, so meinten sie Herrschaft, denn wahre Freiheit war nur beim Papste, der als einziger unmittelbar unter der Herrschaft Gottes stand und dem es somit zu gehorchen galt; wenn sie „Gerechtigkeit" sagten, so meinten sie bedingungslose Unterwerfung unter ein kirchliches Recht, wie sie es, vermeintlich vom Geiste inspiriert, verstanden und aus verstreuten Äußerungen der zum Teil unechten kirchlichen Überlieferung zusam8 Schlesinger I
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4. Das Zeitalter des Investiturstreites
menschmiedeten und übersteigerten. Gregor VII. war es, der den Gedanken der päpstlichen Weltherrschaft als erster klar formuliert hat. In der Überzeugung, daß der Papst mit dem heiligen Petrus eine Einheit bilde, trug er ein Sendungsbewußtsein in sich, das ihn blind machte für die Grenzen, die der geistlichen Gewalt gesetzt sind. Der Papst allein, so verkündete er, darf kaiserlichen Ornat tragen. Ihm allein haben alle Fürsten die Füße zu küssen. Von niemandem kann er gerichtet werden, darf aber jedermann richten; selbst Kaiser darf er absetzen und die Untertanen von der Treupflicht gegen ungerechte Obrigkeit entbinden (1075). Später ging er weiter: die geistliche Gewalt, die im Himmel Macht hat zu lösen und zu binden, kann auch auf Erden das Kaisertum und alle Königreiche, jedes Fürstentum und Herzogtum, Marken und Grafschaften und allen Besitz jedermann geben und nehmen nach seinen Verdiensten (1060). Und schließlich heißt es: „Soll der, dem die Macht gegeben ist, den Himmel zu schließen und zu öffnen, nicht über die Erde verfügen dürfen? Das sei ferne!" (1081). Es ist in der Geschichte des großen Kirchenkampfes gewiß nicht ohne Belang, aber keineswegs von entscheidender Bedeutung, ob Gregor selbst glaubte, nur um der Sünde willen (ratione peccati) in die irdische Machtsphäre einzugreifen, oder ob er die potestas directa, wie man später sagte, in Anspruch nahm, die Gewalt, auch allein um der irdischen Wohlfahrt willen zu herrschen. Die päpstliche Weltherrschaft war in jedem Falle proklamiert, dem Kaisertum und dem sakralen Königtum bisherigen Stils der Kampf angekündigt auf Leben und Tod. Die Bannung Heinrichs IV. zeigte, daß der Papst sich nicht mit Worten begnügte, sondern zu handeln verstand. Die Kirche hat in diesem Kampf den Sieg davongetragen, aber sie hat ihn teuer bezahlt. Sie löste sich nicht nur von der Bevormundung einer vermeintlich nur „weltlichen" Gewalt, sondern setzte sich an ihre Stelle. Aber indem sie dies tat, verfiel sie derselben Welt, die sie verachtete und dadurch zu überwinden meinte, daß sie sie beherrschte, nur um so sicherer. Am deutlichsten wird dies sichtbar in der Stellung der Reformkirche zum Kriege. Der Gedanke der „Heiligung" des im Dienste der Kirche geführten Krieges gewinnt Hand in Hand mit dem Vorschreiten des radikalen Reformgedankens an Kraft. Mitten in den Händeln der großen Politik stehend, in die sie selbständig und leitend eingriff, wurde die Kirche zur kriegführenden Macht, zunächst in Italien, und wenn sich Gregor VII. in der Meinung, in der Abwehr des Bösen oder dessen, was er dafür hielt, sei keinerlei Kompromiß am Platze, immer wieder zu dem Prophetenwort bekannte: „Verflucht, wer sein Schwert zurückhält vom Blut", so war dies, wie die Ereignisse sehr bald lehren sollten, völlig wörtlich zu verstehen. Welcher Gegensatz
Säkularisierung der Kirche
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zum altkirchlichen Grundsatz: „Die Kirche dürstet nicht nach Blut" fecclesia non silit sanguinem), der kirchlichem Gericht sogar die Vollstreckung von Todesurteilen untersagt hatte! In Deutschland tobte der Bürgerkrieg, an dem auf kurialer Seite teilzunehmen als verdienstliches Werk galt, und die kirchlichen Flugschriften, die in diesem Jahrzehnt in ungezählten Mengen erschienen, bedienten sich wie die der Gegner der niedrigsten Mittel der politischen Propaganda, die nur je in der Psychose des Krieges zur Anwendung gekommen sind. Wo war die Idee des Gottesfriedens? Urban II. hat ihn 1095 innerhalb der ganzen Christenheit als allgemeine Satzung der Kirche wiederum verkündigt, aber nur um zugleich um so lauter zum Kriege aufrufen zu können. Weitgesteckte, aber für jedermann einsichtige Ziele sind zu allen Zeiten das Mittel gewesen, mit dem autoritäre Formen der Herrschaft ihre Macht über die Massen befestigt haben. Der Papstkirche bot sich jetzt ein solches faszinierendes Ziel an, das die im Kampf um die Gestalt der Kirche in der Welt zerspaltene Christenheit zu einen in der Lage war: die Rückeroberung des Heiligen Landes. Hatte schon Alexander II. den Erzbischof von Narbonne belehrt, die Kirche sehe es nicht als Sünde an, das Blut der Heiden zu vergießen, so fügte Manegold von Lautenbach, einer der führenden gregorianischen Publizisten, hinzu, noch verabscheuungswürdiger seien die Anhänger Heinrichs, ihre Tötung also noch weniger sündhaft. Er formulierte damit nur theoretisch, was Gregor VII. praktisch erstrebt hatte: den heiligen Krieg gegen die Feinde des Papstes. Urban II. schließlich vollzog die entscheidende Wendung, die den geistlichen Leiter der Christenheit auch politisch zum Lenker des Abendlandes zu machen geeignet zu sein schien. Er stellte sich, wie dies bereits Gregor erwogen hatte, selbst an die Spitze der Kreuzzugsbewegung (1095). Die Königspflicht des Heidenkrieges hatte jetzt der Papst als Herr der Kirche zu der seinigen gemacht. Er war zum Herrn über Krieg und Frieden geworden. „Gott will es", so erscholl von Land zu Land der Ruf der Kirche, die im Namen des Gekreuzigten zum Kriege aufforderte, dessen erste Ereignisse Judenverfolgungen und Zwangstaufen in West- und Süddeutschland und verheerende Plünderungen in Ungarn und Bulgarien waren. Der gebannte König hat sich später der Juden angenommen, deren allein in Mainz über tausend hingemordet wurden. Die Säkularisierung der Kirche von innen heraus hatte einen ersten Höhepunkt erreicht, während das christliche Abendland einmütig wie noch nie vorher sich um das Kreuz Christi zu scharen schien. Es war das Verhängnis des deutschen Königtums, daß sein Kampf mit der Reformkirche zeitlich zusammenfiel mit einer entscheidenden 8-
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4. Das Zeitalter des Investiturstreites
Phase seines Kampfes mit dem Adel um die Verfassung des Reiches. Seit alters hatte der Adel Herrschaft eigenen Rechtes ausgeübt, die nicht aus der Königsherrschaft abgeleitet war, und diese herkömmlichen Rechte wurden zwar zeitweise zurückgedrängt, wie in der Zeit Karls des Großen, sind aber nie erloschen. Immer wieder wurde der Versuch gemacht, die Eigenherrschaft des Adels dem Reiche zu integrieren, die vielfältig zersplitterten Herrschaftsgewalten unter einer einheitlichen Reichsgewalt zusammenzufassen, und immer wieder ist dieser Versuch gescheitert. Immer wieder hat der Adel erbitterten Widerstand geleistet, hat er versucht, das, was er als sein gutes altes Recht ansehen mußte, zu wahren, aber auch, wenn es die geschichtliche Stunde zu erlauben schien, sein Recht zu mehren und das Recht des Königs zu verkürzen. Eine solche Stunde schien nach dem plötzlichen Tode Heinrichs III. im Jahre 1056 gekommen. Der neue König war ein Kind von sechs Jahren, die Königinwitwe eine weiche junge Frau. Bald nahm der Adel, dem ja auch die hohe Geistlichkeit, die dabei vornehmlich in Erscheinung trat, entstammte, die Regierung des Reiches in eigene Hand. Was in diesen Jahren der vormundschaftlichen Regierung dem Königtum an Rechten und Besitz entglitt, ist kaum abzuschätzen. Vornehmste Aufgabe des zu seinen Jahren gekommenen Königs mußte es sein, das Verlorene zurückzugewinnen. Vor allem richtete er dabei den Blick auf das Gebiet, wo seit ottonischer Zeit das Königsgut am reichsten gewesen war: auf die Lande um den Harz, also das südöstliche Altsachsen und nördliche Thüringen, dazu die ostwärts vorgelagerten Marken, die als erobertes Land ursprünglich in ihrer Gesamtheit als Königsgut gegolten hatten, freilich durch riesige Schenkungen an Kirche und Adel schon frühzeitig zersplittert worden waren. Hier hatte ein System königlicher Burgbezirke bestanden, an das die Maßnahmen Heinrichs vielleicht anzuknüpfen suchten, wenn er jetzt neue Burgen erbaute und neue Burgbezirke (Burggrafschaften) einrichtete. Die ehedem burgdienstpflichtigen Leute, ihrem Stande nach frei (sog. „Königsfreie"?), sollten möglicherweise mit der aus unfreien Elementen sich entwikkelnden Königsministerialität verschmolzen werden, was ihren Widerstand hervorrufen mußte. Sie waren leicht auf die Seite des Adels zu ziehen und schließlich eine Hauptstütze des Aufstandes, der in Sachsen gegen den König entfacht wurde. Wir betreten damit wieder den mitteldeutschen Boden, den wir verlassen hatten, um unter allgemeinen Gesichtspunkten die Lage der Kirche im 11. Jahrhundert uns zu vergegenwärtigen. Ein Verzeichnis der königlichen Tafelgüter, das in den letzten Jahren der Regierung Friedrich Barbarossas hergestellt wurde, scheint ältere
Mitteldeutschland zur Zeit Heinrichs IV.
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Vorlagen verarbeitet zu haben, und man möchte es für möglich halten, daß der erste, Mitteldeutschland betreffende Teil auf Aufzeichnungen aus der Anfangszeit Heinrichs IV. zurückgeht, die zum Zwecke der Restitution der Reichsgüter niedergeschrieben wurden. Sei dem wie immer, auf jeden Fall läßt das Verzeichnis den Umfang der umkämpften Königsgüter in diesen Gebieten erkennen, der in salischer Zeit keinesfalls geringer war als in staufischer. Es beginnt mit der Aufzählung des königlichen Besitzes in den Marken, nennt Leisnig, Altenburg, Bautzen als Mittelpunkte, wobei sicherlich ganze große Landschaften zu diesen Orten gehörten, wie dies völlig deutlich ist, wenn Nisana, das ist der Elbtalkessel um Dresden, und Melca, das Land der Milziener in dei Oberlausitz, in diesem Falle wohl ihr Ostteil um Görlitz, weiterhin genannt werden. Es folgen die königlichen Pfalzen in Ostsachsen und Nordthüringen; besondere Bedeutung kam Merseburg zu. W a r dies, wenn unsere Vermutung richtig ist, zunächst ein Programm, bei dessen Aufstellung vielleicht die Hand Adalberts von Bremen zu erkennen ist, dessen Stammburg Goseck mitten in dieser Königslandschaft lag, des sen Einfluß bei Hofe damals (1064) gegen Anno von Köln sich durch setzte und der vielleicht schon unter Heinrich III. verfolgte Pläne aufgriff (vgl. S. 100), so wird seit dem Ende der sediziger J a h r e immer deutlicher sichtbar, daß der König das gesteckte Ziel energisch zu verwirklichen suchte. Die jugendlich ungestüme, vielfach gewaltsame und schroffe Art, mit der er vorging, mußte den Widerstand des in diesen Landschaften einheimischen Adels, der nicht nur das widerrechtlich Eingeheimste, sondern manches vermeintlich rechtmäßig ihm zustehende Besitztum und Recht bedroht sah, nur vermehren. Die Entfremdung des Adels von der Reichsgewalt, die hier schon in den letzten J a h r e n Heinrichs III. Wurzeln geschlagen hatte, steigerte sich schließlich zu offener Empörung. In den nun ausbrechenden Kämpfen stützte sich der König vornehmlich auf den Böhmenherzog Vratislav, seinen treuesten Anhänger während dieser Jahre. Auf der Gegenseite standen mit fast dem ganzen sächsischen Adel Markgraf Dedi von der Ostmark, Markgraf Udo von Stade, der in dieser Zeit auch im Besitze der Grafschaft im ostsaalischen Lande um Zeitz war, der sächsische Pfalzgraf Friedrich aus dem Hause Goseck und bald auch Markgraf Ekbert v o n Meißen. Führer der Aufständischen waren neben dem abgesetzten Baiernherzog Otto von Northeim, dessen Eigengüter im östlichen Sachsen lagen, auch geistliche Fürsten, vor allem Erzbischof W e r n e r (Wezilo) von Magdeburg und Bischof Burkhard von Halberstadt. Es war schwer für die Bischöfe der mitteldeutschen Bistümer, sich für die eine oder andere Seite, für die örtlichen Machthaber, deren Faust ihnen im Nacken saß, oder für
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4. Das Zeitalter des Investiturstreites
den König, dem sie Treue schuldig waren, zu entscheiden. In jedem Falle mußten sie mit kriegerischen Verwüstungen ihrer Diözesen, ja mit Verbannung, Gefangenschaft und Tod rechnen; konnten sie wissen, wem das Glück der Waffen sich zuneigen würde? Wie schwer mußte vollends die Entscheidung werden, als sich die Gesichtspunkte des Kirchenkampfes mit den politischen Erwägungen verquickten, als der König gebannt wurde und damit die geheiligte Ordnung des Reiches aus den Fugen zu gehen schien! Wie tief die kirchlichen Gegensätze das Volk aufwühlten, bezeugt der schon einmal zitierte ungenannte Hersfelder Mönch in seinem „Buch über die Wahrung der Kircheneinheit": „Bischof stand gegen Bischof, Geistlichkeit gegen Geistlichkeit, Volk gegen Volk, ja sogar Sohn gegen den Vater und Vater gegen den Sohn, Bruder gegen Bruder." Die politische Entscheidung im innerdeutschen Verfassungskampfe war nun zugleich zu einer Gewissensentscheidung im Kampfe um die Gestalt der Kirche geworden. In Meißen war auf Eiko II. spätestens 1046 B r u n o gefolgt, der sich anscheinend von der sächsischen Opposition gegen das Königtum, anders als seine Amtsgenossen in Merseburg und Magdeburg, ferngehalten hat. Die treuen Dienste, die er dem Reiche leistete, werden wiederholt hervorgehoben, zur Zeit Heinrichs III. (1046) wie auch zur Zeit der vormundschaftlichen Regierung für Heinrich IV. (1062). Die Meißner Kirche wurde dafür mit umfangreichen Schenkungen bedacht, unter denen vor allem die Übereignung des Burgwards Zschaitz im Daleminzierlande (bei Döbeln) und von fünfzig Hufen im Burgward Schrebitz (bei Mügeln) hervorzuheben sind, letztere zur Nutznießung durch das Domkapitel, das auch noch andere Zuwendungen erhielt. Frühestens 1064 erhielt Brunos Nachfolger R e g i n h e r das Bistum Meißen; von ihm kennen wir sonst nur das Todesjahr (1066). Der Goslarer Propst Kraft, der ihm folgen sollte, starb anscheinend noch vor der Inthronisierung; Hersfelder Klosterklatsch wußte zu berichten, der Teufel habe ihm wegen seiner Habsucht den Hals umgedreht. Bischof wurde nunmehr sein Goslaer Mitbruder B e n n o , ein Sachse, wahrscheinlich edlen Geblüts aus der Gegend von Goslar. Der erbitterte Streit, der in der Reformationszeit um seine Gestalt ausgefochten worden ist, als er auf Veranlassung Herzog Georgs von Sachsen heiliggesprochen wurde, berührt uns hier nicht; lediglich mit seiner geschichtlichen Persönlichkeit haben wir es zu tun. Er hatte der königlichen Kapelle angehört und war noch als Bischof zunächst wiederholt am königlichen Hofe anzutreffen, empfing auch Schenkungen für seine Kirche, darunter acht Königshufen in Görlitz, also in der östlichen Oberlausitz. Die friedlichen Jahrzehnte seit dem Ende der Polenkriege hatten damals offenbar bereits ein Ausgreifen der kirchlichen Tätigkeit
Die Bischöfe
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auf dieses weit nach Osten vorgeschobene Gebiet ermöglicht. Langdauernde Streitigkeiten um die Nordgrenze des Meißner Bistums, die vielleicht in den niemals durchgeführten Bestimmungen der Urkunde Ottos III. für Meißen von 995 ihren Grund hatten (vgl. S. 71), wurden zur Zeit Erzbischof Werners (1063—1078) entschieden und gehören somit vielleicht in die Amtszeit Bennos. Dieser errang wenigstens einen Teilerfolg. Das Gebiet zwischen Mulde und Elbe bis zu einer Linie, die etwa von Raguhn an der Mulde zur Einmündung der Schwarzen Elster in die Elbe zu ziehen ist, wurde Meißen zugesprochen. Auch die Zuständigkeit Meißens für die (Nieder-) Lausitz wurde damals ausdrücklich festgestellt, Magdeburg jedoch der Honigzehnt dieser Landschaft, wie ihn das Moritzkloster schon 965 erhalten hatte, bestätigt. Offenbar hatte auch Magdeburg auf das Diözesanrecht in der Lausitz Anspruch erhoben. An den Reichsgeschäften scheint Benno nicht unbeteiligt gewesen zu sein, seine Dienste werden gerühmt, und einmal wird er zu den Vertrauten des Königs gerechnet. Um so größer waren die Enttäuschung und der Zorn Heinrichs, als Benno dem königlichen Aufgebot gegen die aufständischen Sachsen 1073 und 1075 nicht Folge leistete. Auf einem überraschenden Zuge, den er im September 1075, nachdem die Hauptmacht der Empörer bereits im Juni bei Homburg a. d. Unstrut geschlagen worden war, von Böhmen aus in die Mark Meißen unternahm, ließ er den Bischof, den er des Hochverrats beschuldigte, verhaften. Seine Neutralität schützte ihn nicht vor dem Los, das seinen Merseburger Amtsbruder bereits im Sommer betroffen hatte. In Merseburg war seit 1059 W e r n e r Bischof, der einem vermutlich reichsministerialischen Geschlechte Thüringens entstammte und wie Benno Kanoniker in Goslar gewesen war, in einem Stifte also, dem vornehmlich sächsische Adlige angehörten. Nicht durch die Geburt, wohl aber durch die Erziehung war er auf die Seite der aufständischen Thüringer und Sachsen gewiesen. Sein Verhältnis zur Reichsgewalt war wie das seiner Vorgänger von Anfang an kühl, eine vorübergehende Annäherung nach dem Sturze Adalberts von Bremen 1066 hatte keinen Bestand. Ob Werner schon im Jahre 1073 offen auf die Seite der Aufständischen getreten ist, ist ungewiß. Als aber 1075 der Aufstand erneut emporflammte, war er aktiv beteiligt und mußte sich dem siegreichen König auf Gnade und Ungnade ergeben, der ihn im Kloster Lorsch gefangensetzen ließ. Treu auf der Seite des Königs hat dagegen in diesen Jahren wie während seines ganzen Lebens der dritte sorbenländische Bischof E b e r h a r d (Eppo) von Naumburg gestanden. Noch von Heinrich III., in dessen Kapelle er tätig gewesen war, hatte er 1045 sein Bistum
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erhalten. Von den ersten Jahren seiner Amtszeit wissen wir wenig. Nachdem ihm bereits 1046 eine königliche Schenkung zuteil geworden war, verlieh ihm 1052 der König die Grafschaft über einen Güterkomplex im thüringischen Ostergau, die vorher ein gewisser Becelin innegehabt hatte. Der Bischof wurde also mit der Wahrnehmung königlicher Rechte betraut, die bisher in Laienhand gelegen hatten — gewiß ein Beweis dafür, daß die enge Verbindung des Bistums Naumburg zur Reichsgewalt, die von Konrad II. begründet worden war, wie unter Kadeloh auch jetzt noch anhielt. So ist es nicht verwunderlich, wenn wir Eberhard 1055 beim Könige in Italien antreffen, wo er als kaiserlicher Hofrichter tätig war. Während der Minderjährigkeit Heinrichs IV. unternahm er gar 1060 im Auftrage des Reiches gemeinsam mit Markgraf Wilhelm von Meißen einen kühnen Zug nach Ungarn, der aber erfolglos blieb und mit der Gefangennahme beider endete. Erst im folgenden Jahre konnte er in die Heimat zurückkehren. Seinem Ansehen bei der Reichsregierung hat dieser Mißerfolg keinen Eintrag getan. Im Gegenteil, die Naumburger Kirche erhielt in den Jahren 1064 und 1065 sehr große Zuwendungen: die Burgwarde Gröba (bei Riesa), Strehla und Boritz (südlich Riesa). Ein geschlossener Besitzkomplex gelangte dadurch an das Bistum; er wurde zum Grundstock eines Territoriums, das später von Dahlen im Westen bis Großenhain im Osten reichte, aber schließlich gegen die Wettiner nicht gehalten werden konnte. Die Schenkung war eine ausgesprochene Unfreundlichkeit gegen das Bistum Meißen, das den Ort Boritz und die Zehnten im Burgward seit der Zeit Ottos III. besaß. Wir können schließen, daß Bischof Reginher, von dem wir sonst gar nichts wissen, sich der Partei der Unzufriedenen in Sachsen angeschlossen hatte. Nun mußte er es erleben, wie fast vor den Toren von Meißen das königstreue Bistum Naumburg sich an der Elbe festsetzte. Eine weitere Schenkung an Naumburg betraf den Burgward Tibuzin, der in der Nähe von Borna zu suchen ist (Deutzen?); auch hier entstand später ein kleines naumburgisches Territorium um Regis-Breitingen. Einigermaßen rätselhaft ist die Überweisung der Abtei Schmölln und anderer Güter im Pleißengau an Naumburg, die 1066 bestätigt wurde, aber schon vorher durch Kaiserin Agnes stattgefunden haben muß. Es ist dies die einzige Nachricht, die wir von diesem Kloster besitzen, das sogar über Münze, Markt und Zoll verfügte, wir wissen nicht wo, und auch sonst beträchtlichen Besitz gehabt zu haben scheint. Gleichwohl muß das Kloster, das erste im Sorbenland außerhalb der Bischofssitze selbst, sehr bald eingegangen sein, und sein Besitz kam zum großen Teile von Naumburg wieder ab. Kaiserin Agnes hat schon vor 1064 dem Petersstift in Goslar Zehntrechte im Pleißengau und im Lande um Kayna und um Rochlitz überlassen. Rochlitz stammte bestimmt aus der Erbschaft der
Eberhard von Naumburg
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Ekkehardinger. War etwa die Abtei Schmölln eine ekkehardingische Stiftung, die 1046 mit ans Reich fiel und, sicherlich im Sinne der Stifter, der die Gebeine Ekkehards I. bergenden Naumburger Domkirche übereignet wurde? Seit 1065 ist Bischof Eberhard häufig am königlichen Hofe anzutreffen. Er gehörte zu den Bischöfen, die nach dem Sturze Adalberts von Bremen in der Führung der Reichsgeschäfte tätig waren und stieg zu einem der vertrautesten Berater des Königs auf. Das Jahr 1067 sah Eberhard fast dauernd in der Umgebung des Königs. Für ihn konnte es keinen Augenblick zweifelhaft sein, an w e n er sich zu halten habe, als der Konflikt in Sachsen und Thüringen ausbrach. Im kritischen Jahre 1073 ist Eberhard ununterbrochen beim König gewesen. Dessen sächsische Gegner beschimpften ihn mit der Unlogik des Hasses einerseits als willenloses Werkzeug des Königs, andererseits als Einbläser seiner verhaßten Maßnahmen. Er war der Genosse der abenteuerlichen Flucht Heinrichs v o n der Harzburg und weilte bei ihm, als er in höchster Not im Januar 1074 bei den Bürgern v o n Worms Zuflucht fand. Wahrscheinlich war er auch unter den Bischöfen, die im Februar mit den Sachsen den Frieden von Gerstungen abschlössen. Eberhard gehörte aber auch zu den treuen Warnern, die den König in Goslar an die Einhaltung der dort eingegangenen Verpflichtungen mahnten. Wenig später rühmte dieser seine unermüdlichen Dienste und seine hervorragende Treue in allen Fährnissen. Es scheint, daß Eberhard nun in sein Bistum zurückgekehrt ist, das vorübergehend ganz im Besitze der Aufständischen g e w e s e n sein muß. Ob ihm die geistliche Arbeit in seiner Diözese freilich ein inneres Anliegen g e w e s e n ist, ob er sich ihr überhaupt jemals emstlich widmete, muß mehr als zweifelhaft erscheinen. Seit mehr als zwanzig Jahren hatte er seinen Platz in der Regierung des Reiches und zur Seite des Königs gesucht, war oft jahrelang abwesend g e w e s e n — gewiß nicht im Sinne des ihm übertragenen Hirtenamtes. In der Fürsorge für sein Bistum begnügte er sich mit der Erwirkung königlicher Schenkungen. Daß aber auch während seiner Abwesenheit wenigstens die weltliche Verwaltung des Bistums in guten Händen lag, geht daraus hervor, daß es gelang, die Schenkungen Heinrichs IV. für das Bistum zum größten Teile festzuhalten, was in den wirren Kämpfen der Zeit, in deren Zentrum Naumburg lag, gewiß nicht leicht g e w e s e n sein wird. Nach der Niederwerfung der Sachsen im Jahre 1075 fühlte sich Heinrich IV., in erheblicher Überschätzung der Festigkeit seiner Stellung im Reiche, stark genug, den immer nachdrücklicheren, im Investiturverbot der Fastensynode von 1075 gipfelnden Forderungen des Papstes, den er bisher hinzuhalten versucht hatte, endlich entgegenzutreten.
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Auch er wollte den Kampf. Er berief eine Synode nach Worms ein; Bischof Eberhard von Naumburg war unter den sechsundzwanzig mit der herrischen Reformpolitik des Papstes unzufriedenen Bischöfen, die am 24. Januar 1076 Gregor VII. den Gehorsam und die Anerkennung aufkündigten. Heinrich selbst sandte einen Brief nach Rom, in dem er Gregor kraft Urteils der Reichsfürsten und unter Hinweis auf seinen römischen Patriziat das Recht auf das Papsttum aberkannte. Bischof Eberhard wurde als Mitglied des geistlichen Gerichts ins Auge gefaßt, das in kanonischem Verfahren den Papst seiner Würde entkleiden sollte. Hierzu ist es nicht gekommen. Die Antwort des Papstes war die Bannung des Königs und die Lösung aller Eide, die zur Treue gegen ihn verpflichteten. Beide Gegner hatten das Äußerste gewagt. Jetzt mußte sich zeigen, wer zum Könige, wer zum Papste stand. Die Gewissensentscheidung aber im Kampfe zweier miteinander unvereinbarer Anschauungen von der Kirche und der Welt erfolgte jetzt bei den meisten nicht unabhängig von politischen, um nicht zu sagen eigennützigen Erwägungen. Die weltlichen Fürsten ergriffen die willkommene Gelegenheit, die unbequeme Macht des Königs zu brechen und ihr adliges Herrschaftsrecht zu uneingeschränkter Geltung zu bringen; die Bischöfe, von Gregor erst wie die Verwalter eines Landgutes gegängelt und bevormundet, jetzt aber mit kluger Mäßigung behandelt, erkannten das übereilte ihrer Handlungsweise, als ihnen die wankenden Grundlagen der königlichen Machtstellung in Deutschland bewußt wurden, und fürchteten für ihre Stühle. Fast ganz Deutschland ist im Jahre 1076 vom König abgefallen, obwohl weder die weltlichen Fürsten, am wenigsten die sächsischen, noch die Mehrzahl der Bischöfe unbedingte Anhänger der neuen, von Rom verkündeten Lehren waren. Die sächsischen Gefangenen wurden teils von den Fürsten, denen sie zur Obhut anvertraut waren, entlassen, teils gelang es ihnen, in Mainz zu entkommen. Unter den letzteren befand sich wahrscheinlich Bischof Benno von Meißen, während Werner von Magdeburg und Werner von Merseburg die Gelegenheit zur Flucht vorübergehen ließen, wohl kaum aus Gewissensbedenken, wie ihr Lobredner Bruno später versicherte, der sein Buch vom Sachsenkriege, eine reine Parteischrift im Sinne der aufständischen Sachsen, am bischöflichen Hofe in Merseburg verfaßte. Der Aufstand in Sachsen flammte alsbald wieder auf, verschärft nunmehr durch den kirchenpolitisdien Gegensatz, den sich die Empörer zunutze machten. Vergeblich verhandelte Bischof Eberhard von Naumburg im Auftrage des Königs in Saalfeld mit Otto von Northeim, der vom Könige durch Zugeständnisse gewonnen worden war und dem er nun als seinem Anhänger trauen zu können geglaubt hatte; Otto trat
Ausbruch des Kampfes
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an die Spitze der Aufständischen. Heinrich sah sich jetzt genötigt, die beiden noch in seiner Haft befindlichen sächsischen Bischöfe, den Magdeburger und den Merseburger, zu entsenden, um durch ihre Vermittlung womöglich zu einem gütlichen Ausgleich mit den Sachsen zu kommen. Die Verhandlungen scheiterten. Sie wurden schwerlich von den beiden Bischöfen aufrichtig im Sinne des Königs geführt; in den königlichen Gewahrsam, wie sie gesollt hätten, sind sie nicht zurückgekehrt. Damals hat der König nach einem erfolglosen Feldzug die Mark Meißen dem Böhmenherzog Vratislav übertragen, der sich aber gegen den jungen Markgrafen Ekbert nicht durchzusetzen vermochte. Die vom König ausgesprochene Absetzung hatte kein Gewicht mehr, nur Gewalt stand gegen Gewalt. Die Herrschaft über ganz Mitteldeutschland verblieb den Empörern, in deren Reihen wir in der Folgezeit Benno sowohl wie auch Werner von Merseburg antreffen. Der Bannspruch des Papstes gab jetzt den rechtlichen Vorwand, den König zu beseitigen. In Sachsen wie auch in Süddeutschland betrieben die Fürsten seine Absetzung. Für Eberhard von Naumburg mußte diese Entwicklung der Dinge den abermaligen Verlust seines Bistums bedeuten. Er ist ohne Rücksicht auf persönliche Vorteile oder Nachteile dem König unverbrüchlich treu geblieben, auch in den Tagen des Unglücks. Die vom Papst den Bischöfen gesetzte Frist zur Rückkehr in den päpstlichen Gehorsam ließ er verstreichen und nahm die dadurch automatisch erfolgende Exkommunikation und Absetzung auf sich, ohne sie anzuerkennen. Die für den König unendlich schmachvollen Tage vonTribur und Oppenheim trennten ihn auch von diesem. Heinrich mußte seine gebannten Räte, die bei ihm ausgehalten hatten, entlassen; zu ihnen gehörte auch Eberhard. Doch sammelten sie sich bald in Speyer wieder um Heinrich, und es spricht alles dafür, daß Eberhard wieder unter ihnen war. Hier anscheinend wurde der Entschluß zu jener winterlichen Bußfahrt nach Canossa gefaßt, die vom Papste die bisher beharrlich verweigerte Lösung des Königs vom Banne erwirkte und seinen Gegnern den formellen Grund zur Absetzung aus den Händen wand, andererseits aber das Recht des Papstes auf Bannung des Königs anerkannte und damit den durch Jahrhunderte bewahrten Gedanken der Gottunmittelbarkeit des Königs preisgab. Eberhard ist mit Heinrich IV. in Canossa gewesen, er hat für den König die Sicherheiten, die der Papst verlangte, beschworen und mit ihm schließlich die Absolution erlangt, über seine politische Tätigkeit in Italien in den folgenden Wochen ist nur dunkle, einander widersprechende Kunde nach Deutschland gelangt. Fest steht nur, daß er weiterhin treu und tatkräftig zur Sache des Königs stand, bei dem er im April 1077 in Pavia, im Juni in Nürnberg, im August in Mainz war.
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4. Das Zeitalter des Investiturstreites
An Rückkehr in sein Bistum war dann freilich nicht zu denken; denn die Sachsen verharrten nach wie vor in vollem Aufruhr. Der König übertrug Eberhard nunmehr die Verwaltung des königlich gesinnten Bistums Würzburg, dessen Bischof Adelbero, ein überzeugter Gregorianer, vertrieben worden war und wie Eberhard das Los der Verbannung mannhaft auf sich nahm. Aber schon 1079 kam der treue Gefolgsmann des Königs durch einen Sturz vom Pferde ums Leben. Es ist kennzeichnend für das wahre Gesicht der deutschen Fürstenopposition, der die Bannung des Königs nicht sosehr eine Beschwerung des Gewissens als vielmehr ein wirkungsvolles Propagandamittel bedeutet hat, daß am 15. März 1077 trotz der Vorgänge in Canossa Rudolf von Rheinfelden als neuer König in Forchheim in Gegenwart zweier päpstlicher Legaten gewählt wurde — unter grundsätzlichem Verzicht auf die Erblichkeit der Krone und das Einsetzungsrecht der Bischöfe. Benno von Meißen und Werner von Merseburg haben sich an dieser Wahl eines Gegenkönigs beteiligt. Mit der gleichen Treue, mit der Eberhard für Heinrich eintrat, hing Werner nunmehr Rudolf an, der sich nach Sachsen wandte, dem Zentrum des Widerstands gegen Heinrich. Viele waren inzwischen dem Salier wieder zugefallen, vor allem Bischöfe, die in der Furcht vor der sich bereits drohend abzeichnenden Allgewalt des Papstes die Herrschaft des Königs vorzogen. Werner dagegen gehörte nicht zu den Opportunisten, sondern zu denen, für welche die von Rom vertretene Sache Angelegenheit innerster Überzeugung war. Er ist für Rudolf zu Felde gezogen, als es zur bewaffneten Auseinandersetzung kam. In der Schlacht bei Mellrichstadt (1078) gelang es ihm mit Mühe, das nackte Leben zu retten, während Erzbischof Werner von Magdeburg auf der Flucht von Bauern erschlagen ward. Der Merseburger versicherte später, diese Blöße getragen zu haben, sei ihm mehr wert als Gold und Silber, sicherlich ein Ausdrude, seines aufrichtigen Bewußtseins, für eine gerechte Sache eingetreten zu sein. Als Rudolf im Jahre 1080 in der Schlacht bei Hohenmölsen fiel, konnte ihm gewiß keine geeignetere Ruhestätte bereitet werden als von seinem getreuen Bischof Werner im Dome zu Merseburg. Vielen erschien freilich Rudolfs Tod als ein Gottesurteil: die Hand, mit der er einst seinem Könige Treue geschworen hatte, war ihm abgeschlagen worden. Werner dachte anders. An den Verhandlungen, die 1081 in Kaufungen mit dem von Gregor inzwischen abermals gebannten Könige stattfanden, haben weder er noch Benno sich beteiligt, was um so schwerer wiegt, als damals Markgraf Ekbert von Meißen auf die Seite Heinrichs übergetreten war und seine Mark zurückerhielt, von ihm den beiden Bischöfen also unmittelbare Gefahr drohte. Noch als Anfang 1085 die allgemeine Kriegsmüdigkeit in Gerstungen einen Ausgleich anstrebte,
Kämpfe in Sachsen
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war Werner zwar zugegen, gehörte aber zu denjenigen, die ihn durch ihre Starrheit schließlich unmöglich machten. Auch Benno von Meißen und G ü n t h e r von Naumburg, der Nachfolger Eberhards, waren anwesend. Sodann treffen wir die drei Bischöfe auf der Synode der Gregorianer in Quedlinburg an, die kurz darauf stattfand und den Bannfluch über die Anhänger des Königs erneuerte. Alle Teilnehmer dieser Synode wurden kurz darauf in Mainz von einer Synode der königlich gesinnten Bischöfe unter Vorsitz des Königs und des Legaten des königlichen Gegenpapstes Wibert exkommuniziert und für abgesetzt erklärt. Als Heinrich, einen durchgreifenden, aber vorübergehenden Umschwung der Stimmung in Sachsen nützend, im Sommer 1085 in Magdeburg erschien, um den Beschlüssen der Synode Geltung zu verschaffen, mußten die gregorianisch gesinnten Bischöfe, unter ihnen auch Werner, Benno und Günther, fliehen. In Merseburg wurde jetzt ein gewisser E p p o als Bischof eingesetzt, der vielleicht identisch mit dem Propst von St. Peter in Goslar ist, der später in Worms als Gegenbischof erscheint. In Meißen wurde F e l i x Bischof, ein Mann aus der Umgebung Vratislavs von Böhmen, dem Heinrich soeben in Anerkennung seiner Treue die Würde des persönlichen Königtums verliehen hatte und dessen Einfluß in der Mark Meißen nunmehr wohl gegen den stets schwankenden Ekbert gestärkt werden sollte. Während Werner standhaft die Verbannung auf sich nahm, ohne in seiner königsfeindlichen Haltung schwankend zu werden, hat Benno sich damals bereit gefunden, den königlichen Gegenpapst Wibert (Clemens III.) anzuerkennen und von ihm in Italien die Absolution erlangt. Der König genehmigte ihm daraufhin die Rückkehr in sein Bistum. Inzwischen hatte sich nun freilich die Lage in Sachsen wieder geändert, unter der Führung des wankelmütigen Markgrafen Ekbert war ein neuer Aufstand gegen Heinrich ausgebrochen, und die vertriebenen Bischöfe, unter ihnen Werner, nahmen ihre Sitze wieder ein. Benno schien es jetzt mit beiden Parteien verdorben zu haben. Der Abt Hartwig von Hersfeld, vom König gegen den gleichnamigen Gregorianer zum Erzbischof von Magdeburg befördert, bat in einem uns erhaltenen Schreiben Vratislav von Böhmen ausdrücklich, die Rückkehr Bennos in sein Bistum zu verhindern, und den Gregorianern, die zur Zeit das mitteldeutsche Feld wieder beherrschten, konnte der Abtrünnige ebensowenig willkommen sein. Es ist um so erstaunlicher und ein Beweis erheblichen diplomatischen Geschicks, wenn wir Benno 1088 wieder in völlig unangefochtenem Besitze seines Bistums und in friedlichen Beziehungen zu Vratislav finden. Die allgemeine Lage gibt die Erklärung, überall in Sachsen und in Thüringen war man des nunmehr seit fünfzehn Jahren wütenden Bürgerkrieges müde. Seine erste Ursache war
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4. Das Zeitalter des Investiturstreites
längst beseitigt, an straffe Handhabung der königlichen Rechte nicht mehr zu denken. Noch immer tobte zwar der Kirchenkampf, aber die Bannung des Königs hatte durch ihre Wiederholung an Wirkung verloren, und war dieser Prinzipienstreit denn wirklich mit der Waffe in der Hand zu entscheiden? Wie eigennützig die adligen Führer des Aufstands handelten, mußte je länger je mehr offenkundig werden. Markgraf Ekbert von Meißen etwa wechselte mehr als einmal die Partei von heute auf morgen, ganz wie es der augenblickliche Vorteil zu gebieten schien, von Gewissensentscheidung oder auch nur von politischer Konsequenz konnte nicht die Rede sein. Die plötzliche Hinwendung der Sachsen zum Könige im Jahre 1085 spricht für sich: hatte doch der König soeben die Geltung des Gottesfriedens für das ganze Reich verkündet. Andererseits mußte dem Könige daran gelegen sein, den ewigen Herd der Unruhe endlich zu beseitigen. War dies mit Gewalt nicht möglich gewesen, so mußte er sich jetzt zu ernstlichen Konzessionen bereit finden. Es scheint, daß Bischof Benno der erste war, der die Folgerungen aus dieser Lage zog und der, um seinen Friedenswillen dem Könige ernstlich zu bekunden, sogar das Odium des kirchlichen Parteiwechsels auf sich nahm. Der König hat die dargebotene Hand bereitwillig ergriffen, und König Vratislav stand ihm wie immer zur Seite. Wenn in diesem Jahre 1083, nach dem Tode des unversöhnlichen Burkhard von Halberstadt, auch Erzbischof Hartwig von Magdeburg und mit ihm Werner von Merseburg und Günther von Naumburg ihren Frieden mit dem Könige machten, so scheint es, daß Benno daran nicht unbeteiligt war, daß es ihm gelungen ist, die Versöhnung der streitenden Parteien auf einer mittleren Linie herbeizuführen, wobei der König die von ihm eingesetzten Bischöfe stillschweigend fallenließ, die sächsischen Bischöfe aber die politische Gegnerschaft gegen den König aufgaben, wobei sie zunächst nicht so weit gingen wie Benno, seinen Papst anzuerkennen. Ihre Bereitschaft, den König zu unterstützen, erwiesen sie dadurch, daß sie einmütig mit anderen Fürsten im Sommer 1088 die Acht über Markgraf Ekbert aussprachen, dessen gewalttätige Unzuverlässigkeit den mühsam hergestellten Frieden wiederum bedroht hatte. Der Bürgerkrieg in Sachsen kam damit endlich zur Ruhe, nicht zuletzt, wie es scheint, durch das Verhandlungsgeschick Bischof Bennos von Meißen. Der König belohnte die Dienste, die er der Sache des Friedens geleistet hatte, mit drei Schenkungen an das Meißner Bistum, darunter einer nicht unbeträchtlichen, sechs Dörfer in den Landschaften Nisani und Milsca umfassenden. Zweimal, in den Jahren 1090 in Speyer und 1095 in Verona, erscheint dabei der Bischof selbst als Fürbitter, ein Zeichen dafür, daß sein Verhältnis zum Könige nunmehr dauernd freundlich blieb.
Ausgleich
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Bischof Werner von Merseburg hat solche Schenkungen nicht bekommen. Er hat zwar Frieden mit dem König gehalten, aber während Hartwig von Magdeburg sehr bald als aktiver Parteigänger des Königs auftrat, hat sich Werner zurückgehalten und verharrte in stiller Ablehnung. Als einziger der sächsischen Bischöfe hat er den kaiserlichen Gegenpapst niemals anerkannt; der gregorianische süddeutsche Chronist Bernold von St. Blasien hat dies rühmend hervorgehoben. Offenbar hat Werner die letzten Jahre seines Lebens ganz den kirchlichen Aufgaben seiner Diözese gewidmet. Ob er in der Tat für die Bekehrung der hier noch vorhandenen Heiden tätig gewesen ist, wie seine später verfaßte erbauliche Lebensbeschreibung zu berichten weiß, ist ungewiß. Ihr zufolge ließ er, der der slavischen Sprache nicht kundig war, sich slavische Predigten aufschreiben, die er, ohne sie zu verstehen, der in heidnischem Irrtum befangenen Bevölkerung vorlas. Wieweit er verstanden wurde, steht dahin. Sicher ist dagegen, daß er mancherlei für den Bischofssitz selbst getan hat. Am Dom erbaute er einen gewaltigen, heute nicht mehr vorhandenen fünften Turm über der Vierung. Er muß nach dem Eindruck, den wir vom Äußeren des Domes aus Münzbildern des 12. Jahrhunderts und aus dem ältesten Stiftssiegel uns zu machen vermögen, dem Bauwerk das Gepräge gegeben haben, bis er vor 1230 einstürzte. Man darf annehmen, daß dieser Bau, der den ursprünglichen, schon 1015 gefaßten Plan des Domes vollendete, noch vor Beginn der Kämpfe in Sachsen abgeschlossen wurde. Wesentlich später erst, im Jahre 1091, vollendete Werner das schon vor seiner Zeit — wann ist ungewiß — bei der ältesten Merseburger Kirche gestiftete Peterskloster auf der Altenburg, wo sich der Merseburger Uberlieferung des 12. Jahrhunderts zufolge schon früher ein später in Verfall geratenes Kanonikerstift befunden hatte. Er stattete das Kloster aus, führte die Benediktinerregel ein und verband den neuen Konvent mit dem Domklerus in Gebetsgemeinschaft. überhaupt scheint er mancherlei zum Vorteile des Kapitels getan zu haben, mit dem ihn offenbar die gleiche Gesinnung im Kirchenstreit verband. Pfalzgraf Friedrich schenkte unter Werners, seines Parteigängers, Episkopat dem Bistum die von ihm gestiftete Propstei in Bad Sulza, doch machten die Erben die Schenkung wieder rückgängig. Der entstehende Rechtsstreit wurde erst 1144 zugunsten des Bistums entschieden. Gestorben ist Werner am 12. Januar 1093 in Hamersleben. Es ist bezeichnend für seine Art, daß er als Ruhestätte nicht den Dom, sondern die von ihm erbaute Kirche des Petersklosters wählte. Auch Benno muß das letzte Jahrzehnt seines Lebens in stiller kirchlicher Arbeit hingebracht haben. Aus den Urkunden verschwindet er
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4. Das Zeitalter des Investiturstreites
seit 1095 ganz, und auch keine sonstige Quelle berichtet über ihn; nicht einmal über seinen Tod, der zwischen 1105 und 1107 eingetreten sein muß, haben wir ein Zeugnis. Die drei Männer, die in der Zeit schwerster Kämpfe in Kirche und Reich an der Spitze der mitteldeutschen Bistümer standen, jeder länger als ein Menschenalter, verkörpern die drei für einen deutschen Bischof im Zeitalter des Investiturstreits möglichen Haltungen. Eberhard, ganz in den Traditionen der großen Zeit königlicher Kirchenherrschaft unter Heinrich III. wurzelnd, suchte und fand die Aufgabe des Reichsbischofs an der Seite des Königs, dem er in Glück und Unglück, auf Gedeih und Verderb verbunden blieb. Was konnte ihm die Reform der Kirche, so wie sie von Rom aus betrieben wurde, was konnte ihm die Bannung des Königs anderes bedeuten als die Revolution schlechthin, die Zerstörung der geistlich-weltlichen Einheit der Kirche, wie sie als gottgesetzte Ordnung in dem schon angeführten „Buche von der Wahrung der Kircheneinheit" am eindrucksvollsten beschrieben worden ist? Gewiß lag ihm der eigentlich kirchliche Dienst in Lehre und Verkündigung fern, was er tat, gehört uns Heutigen mehr dem Räume der Politik als dem der Kirche zu. Aber indem er sich zur politischen Tat bekannte, stützte er zugleich an seinem Teile jene Ordnungsmacht, der er als Christ in erster Linie sich verpflichtet hielt und deren Sturz ihm zugleich den Untergang der göttlichen Seinsordnung, den Sieg des Satans bedeuten mußte. Als Söhne des Teufels erschienen Männer seines Schlages nun freilich der gregorianischen Partei, der Werner in der gleichen Starrheit anhing wie Eberhard der königlichen. Es kann kein Zweifel sein: auch für Werner bedeutete der Kampf, in dem er focht, den Entscheidungskampf um die rechte Ordnung von Kirche und Welt, in dem er alles einzusetzen bereit war. Diese rechte Ordnung war ihm die von Rom verkündete, also die päpstliche Reformkirche seiner Zeit. Wie bei anderen seiner Zeitgenossen, die uns literarische Zeugnisse ihrer Gesinnung hinterlassen haben, scheint die Hingabe an die römische Kirche vollkommen zu sein, alles andere tritt zurück. Aber wer wollte verkennen, daß nicht nur in der Sicht von heute sein Handeln nicht minder von politischen Antrieben gespeist wurde als das Eberhards? Am Sachsenaufstand gegen den König hat er sich beteiligt, noch ehe dessen Bruch mit Gregor VII. erfolgt war, und wollte man einwenden, daß er seine Stellung im Kirchenkampf, der zu erwarten war, hellsichtig bereits damals bezogen habe, in früher Erkenntnis dessen, was die Kirche von Heinrich zu erwarten hatte, so spricht das im Jahre 1082 in Merseburg verfaßte „Buch vom Sachsenkrieg" des im Dienste Werners stehenden sächsischen Geistlichen Bruno eine andere Sprache.
Haltung Eberhards, Werners, Bennos
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Es ist eine keineswegs von reformkirdilichen Anschauungen, sondern von ungebändigtem Stammesbewußtsein getragene politische, gegen den König gerichtete Kampfschrift, die gelegentlich in äußerst abschätziger Weise von den Legaten des Papstes und der in Rom üblichen Bestechlichkeit spricht. Der Verfasser würde sie nicht Werner, „seinem lieben Herrn", gewidmet haben, wenn er sich nicht auch in dieser Hinsicht in Ubereinstimmung mit dessen Anschauungen gewußt hätte. Zum Schwert hat Werner nicht minder gegriffen als Eberhard, auch er ein Zeuge dafür, daß die Zeit die Kategorien des Geistlichen und des Politischen nicht zu trennen wußte, wie dies im Bereiche der Kirche, nicht nur der katholischen, stellenweise bis in die Gegenwart sich nicht geändert hat. Die friedliche Haltung, die er in seinen letzten Lebens jähren einnahm, ist wohl weniger eigenem Entschluß als dem Zwange der Umstände zuzuschreiben. Seiner Überzeugung ist er treu geblieben bis ans Ende. Weniger leicht ist Bennos Haltung zu durchschauen. Er schwankt, aus einem Helfer des jungen Königs wird für ein Jahrzehnt ein Gregorianer, der aber schließlich nicht nur zum König zurückkehrt, dessen Anhänger er eben noch hatte bannen helfen, sondern sich sogar zur Kirchenbuße vor dem kaiserlichen Gegenpapst versteht. Es wäre zu plump, seine Handlungsweise ausschließlich aus Gründen politischer Zweckmäßigkeit, gleichsam aus Selbsterhaltungstrieb zu erklären. Der Ubertritt auf die Seite der Aufständischen, die ja Mitteldeutschland beherrschten, wäre zwar auf diese Weise einigermaßen verständlich, und zur Not auch der abermalige Parteiwechsel im Jahre 1085, als der König in Magdeburg weilte, die Sachsen ihm zufielen und die Königsgegner fliehen mußten, Gregor VII. aber in der Verbannung gestorben und Wibert für ein Jahr alleiniger Papst war. Indes löst diese Formel nicht alle Schwierigkeiten. Die Nachbarschaft Böhmens ließ den Anschluß an die sächsischen Empörer für Meißen keineswegs als so selbstverständlich und ungefährlich erscheinen wie etwa für Magdeburg oder Merseburg. Ganz in der Nähe von Meißen hatte Vratislav eine Trutzburg Gvozdec (unbekannt) errichtet, und die Meißen benachbarte Landschaft Nisani sowohl wie die Oberlausitz, wo das Bistum seine hauptsächlichsten Besitzungen hatte, standen unter der Herrschaft des Böhmen, der 1076 bis 1081 sogar rechtmäßiger Markgraf von Meißen war. Benno ist zunächst auch gar nicht am Aufstand gegen den König offen beteiligt gewesen. Der Vorwurf, der ihn traf und ins Gefängnis führte, war mangelnde Aktivität auf seiten des Königs, Verweigerung der Waffenhilfe. Zu den Waffen hat Benno aber auch gegen den König nie gegriffen wie etwa Werner oder gar Burkhard von Halberstadt, der nicht weniger als dreizehnmal für die „Freiheit" der 9 Schlesinger I
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Kirche gegen den König zu Felde zog. Großen Ansehens erfreute Benno sich daher bei den Gregorianern nicht. Lampert von Hersfeld sagt von ihm: „Er war ein Mann von kirchlicher Armut, der nichts oder wenig von kriegerischem Prunk besaß und vielleicht Gelübde gegen den Staat ablegen, nicht aber die Waffen gegen ihn erheben konnte. Es war von geringem Gewicht, ob er dieser oder jener Partei Freund oder Feind war." Schält man aus diesem geringschätzigen Urteil des erbitterten Gegners des Königs das heraus, worauf es ankommt, so scheint Benno nicht nur die Austragung des Kirchenstreits mit den Waffen, sondern jegliche Waffenführung der Kirche überhaupt mißbilligt zu haben. Gewiß eine bemerkenswerte Einstellung für einen Bischof, der aus der königlichen Kapelle hervorgegangen war! Aber vereinzelt war sie nicht, sie entsprach vielmehr Gedanken, die seit alters in der Kirche vertreten worden waren. Bennos Bekehrung zu der „Armut", die die Kirche den ihrigen rät, war nichts Außergewöhnliches. Sich am Sachsenkriege zu beteiligen, auf welcher Seite auch immer, konnte diesem Manne nicht in den Sinn kommen. Die zufahrende Art des jungen Königs, wohl auch zunächst die innere Überzeugung drängten Benno auf die Seite der Gregorianer, denen er zehn Jahre treu blieb, obwohl dies mehr als einmal für sein Bistum unter politischen Gesichtspunkten nicht sonderlich zweckmäßig erscheinen konnte. Aber in diesen Jahren hatte er Gelegenheit, die Verwüstungen und das Elend des Bürgerkriegs mit eigenen Augen zu sehen, die Selbstsucht und rücksichtslose Härte der Fürsten seiner Partei in der Gestalt des mit ihm dieselbe Burg teilenden Markgrafen Ekbert kennenzulernen. Mußte ihn nicht ein Grauen ankommen, daß all dies angeblich um Jesu Christi willen geschah? Der Radikalismus seiner kirchlichen Parteigenossen dürfte ihm fremd gewesen sein, denn Benno tritt in kirchenpolitischen Angelegenheiten niemals irgendwie hervor, von jener Reise zu Wibert abgesehen, die schließlich zum Signal des Friedensschlusses in Sachsen werden sollte. Versuchen wir vom Erfolg her eine Deutung dieser schwer verständlichen Schwenkung, die, wie sich sogleich zeigen sollte, vom unmittelbaren politischen Nutzen her beurteilt sogar denkbar unzweckmäßig war, da Benno zwischen zwei Stühle zu sitzen kam, so müssen wir wohl in ihm in erster Linie den Freund des Friedens und friedlicher kirchlicher Arbeit erblicken. Es wird seine Art gewesen sein, im kleinen Kreise zum Segen zu wirken. Nichts konnte dies mehr erschweren als der nicht endenwollende Krieg. Nun war es der König, der den Gedanken des Gottesfriedens sich zu eigen machte und ihm Geltung im ganzen Reiche verschaffen wollte. Sollte ein Bischof im verwüsteten und ausgesogenen Sachsen jetzt ein Anwalt des Krieges sein, um einer kirchlichen Lehre willen,
Benno. Günther von Naumburg
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deren Wahrheitsgehalt den einen als unverlierbarer Besitz galt, während er von den anderen ebenso heftig bestritten wurde? Wir können nicht wissen, ob der Parteiwechsel, den Benno nunmehr vornahm, in einem echten Wandel der theologischen Überzeugung gegründet war. Einen erkannten Irrtum aufzugeben, erfordert mehr Mut als das starre Festhalten der stets Unbelehrbaren an dem, was sie für überzeugungstreue halten. Aber auch wenn Benno die theoretische Überzeugung der Sache des Friedens zum Opfer gebracht hätte, entbehrte sein Verhalten doch nicht innerer Größe, denn nur im Frieden war eine geistliche Arbeit zum Heile der anvertrauten Seelen möglich, wie sie ihm als Hirten seiner Diözese oberstes Anliegen gewesen zu sein scheint, über den Streit der kirchlichen Parteiungen hinweg. Dann aber war der Weg, den er ging, der Weg einer dritten Partei, nicht minder gerade als der Eberhards und Werners. Die Bischöfe der nachfolgenden Zeit waren weit weniger ausgeprägte Persönlichkeiten. Als Eberhard von Naumburg 1079 fern von seinem Bischofssitze starb, hat Heinrich IV. darauf verzichtet, einen Nachfolger zu ernennen, der das mitten im Gebiete der Empörer gelegene Bistum doch nicht hätte in seine Obhut nehmen können. Der Gegenkönig Rudolf und die Sachsen nahmen vielmehr die Besetzung von sich aus vor. Auf Veranlassung Rudolfs wurde G ü n t h e r von Brehna gewählt, ein Sohn des Wettiners Gero. Er gehörte dem durchaus gregorianisch gesinnten Magdeburger Domkapitel an und war im Jahre vorher dessen Kandidat für den erledigten Erzstuhl gewesen, doch hatte Rudolf seine Wahl verhindert. Die mächtigen Wettiner standen auf der Seite der sächsischen Anhänger Rudolfs. Die Rücksicht auf sie wird wohl nunmehr die Wahl auf Günther gelenkt haben, er erhielt Genugtuung. Sein Verwandter Friedrich von Goseck, ein unehelicher Sohn des Pfalzgrafen Dedo, war schon vorher zum Abte des Georgenklosters in Naumburg bestellt worden, sicherlich aus ähnlichen Gründen. Es wird deutlich, wie die Besetzung kirchlicher Stellen von den Verbündeten des Reformpapsttums ebenso nach politischen Gesichtspunkten vorgenommen wurde, wie dies bisher durch die Reichsgewalt häufig, aber durchaus nicht immer geschehen war. König Heinrich IV. machte 1080 einen erfolglosen Versuch, Günther gewaltsam aus Naumburg zu vertreiben; die Schlacht von Hohenmölsen sicherte indes diesem sein Bistum. Irgendwie hervorgetreten ist Günther in der Folgezeit nidit. Er war bei den Gerstunger Verhandlungen anwesend und nahm an der Synode von Quedlinburg teil, ganz wie die anderen gregorianischen Bischöfe Sachsens. Infolgedessen trafen auch ihn 1085 Absetzung und Vertreibung. Den Namen des nunmehr wie in den anderen Bistümern 9*
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4. Das Zeitalter des Investiturstreites
eingesetzten königlichen Gegenbischofs erfahren wir nicht, doch ist es nicht wahrscheinlich, daß diese Maßnahme in Naumburg unterlassen worden ist. Es mag damals gewesen sein, daß Bischof Günther in die Gefangenschaft Ulrichs von Horburg, eines Lehnsmannes der Naumburger Kirche, geriet. Nur gegen hohes Lösegeld, an dessen Aufbringung sich das Georgenkloster beteiligte, erlangte er die Freiheit. In sein Bistum zurückgekehrt, machte auch Günther 1088 Frieden mit dem Könige. Im August empfing er von diesem in Mainz auf Fürbitte der gleichfalls anwesenden Bischöfe Hartwig von Magdeburg und Werner von Merseburg sowie der Markgrafen Ekbert und Heinrich eine Schenkung von 158 in und um Helfta und Schafstädt gelegenen Hufen, die dem König von Günthers Vater Gero zur Wiedererlangung seiner Huld überlassen worden waren. Die Versöhnung mit den sächsischen Fürsten und Bischöfen hatte also damals bereits stattgefunden. Als Ekbert vom Könige wiederum abfiel, war Günther unter denen, die die Acht über ihn aussprachen. Mit Bischof Werner von Merseburg schloß er eine geistliche Verbrüderung der beiden Kapitel ab, wobei eine Armenspende beim Tode eines Bruders vereinbart wurde. Daß während Günthers Amtszeit etwas für die Verbesserung der kirchlichen Versorgung der Landbevölkerung getan wurde, ergibt sich daraus, daß er es war, der die erste hölzerne Kirche in Altkirchen im Pleißengau weihen konnte. Am 1. April 1090 ist er gestorben. Der Domklerus wählte nun den Abt des Georgenkloster, Friedrich von Goseck, zum Bischof, doch vermochte dieser die Bestätigung des Königs nicht zu erlangen. Heinrich hatte zwar gegen seine Person nichts einzuwenden, doch war ihm die Angelegenheit offenbar von prinzipieller Bedeutung: sein Recht, die Bistümer zu besetzen, schien in Frage gestellt, wenn auch von seinen Anhängern. Die Lösung wurde schließlich so gefunden, daß Friedrich die erledigte Abtei Hersfeld erhielt, während in Naumburg W a 1 r a m Bischof wurde, der zuvor vielleicht Bamberger Domherr war. Walram war ein gelehrter Theologe, wie wir aus dem nur teilweise erhaltenen Briefwechsel entnehmen können, den er mit Anselm von Canterbury geführt hat. Es geht darin hauptsächlich um die Verschiedenheiten im Gebrauche der Sakramente innerhalb der Kirche, auch hinsichtlich der Unterschiede des römischen vom griechischen Ritus. Offensichtlich lag Walram die Einheit der Kirche Christi am Herzen. Es scheint, daß er sich mit dem Gedanken der Wiedervereinigung der Ost- und Westkirche nicht nur theoretisch beschäftigt hat, sondern daß er an den Unionsversuchen der Jahre 1089 und 1090 irgendwie aktiv beteiligt gewesen ist. Sie waren ausgegangen vom Papst Urban II., aber der Beauftragte der Griechen, der Patriarch Basileios von Reggio, knüpfte von sich aus mit dem Gegen-
Walram von Naumburg
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papste Wibert an und schlug in Konstantinopel vor, über die Union lieber mit diesem und Heinrich IV. zu verhandeln. Wibert war zu Verhandlungen durchaus bereit. Es scheint nun tatsächlich zu einer griechischen Gesandtschaft nach Deutschland oder Italien gekommen zu sein, und der gelehrte Walram muß als theologischer Experte Wiberts an den Verhandlungen teilgenommen haben. Ein Antwortschreiben Anselms, das von Griechen spricht, „die zu Euch gekommen sind" und mit denen Walram offensichtlich disputiert hat, läßt dies erkennen. Walram war damals vielleicht noch gar nicht Bischof von Naumburg, hat aber diesen Fragen auch später seine Aufmerksamkeit bewahrt und ist ihretwegen mit Anselm von Canterbury in Verbindung getreten, hat also den Standpunkt der abendländischen Kirche in der Sakramentslehre verteidigt. Ob es zu weiteren Verhandlungen mit der Ostkirche gekommen ist, ist unbekannt. Aus anderen Schriften Walrams wissen wir, daß die Verehrung des heiligen Leonhard ihm besonders am Herzen lag. Er scheint selbst in Frankreich gewesen zu sein, im Leonhardikloster Noblac (St. Léonard b. Limoges), und dort das Wunder der Befreiung des Boimundus (Bohemund von Antiochien) aus der Gewalt der Perser durch den heiligen Leonhard beschrieben zu haben. Auch eine Lebensbeschreibung des Heiligen und ein Bericht über seine Wunder werden ihm zugeschrieben. In einem Briefe an Gertrud, die Witwe des Markgrafen Heinrich von Eilenburg, faßte er Taten und Bedeutung des Heiligen zusammen. Auch in den deutschen Kirchenkampf hat Walram literarisch als Parteigänger des Königs eingegriffen. Erhalten ist ein Brief, den er an den Grafen Ludwig von Thüringen richtete. Walram wollte ihn zum Anschluß an die Partei des Königs bewegen und erbot sich zu persönlicher Disputation mit den Gegnern. Die theologischen Gründe, die dieser Brief ausbreitet, ähneln denen, die auch in dem in Hersfeld entstandenen „Buch von der Wahrung der Kircheneinheit" entgegentreten. Man hat Walram deshalb für den Verfasser dieser anonymen Schrift gehalten, doch mit Unrecht. Er kam wohl nicht aus Hersfeld, sondern, wie bereits bemerkt, vielleicht aus Bamberg nach Naumburg. Wohl aber ist auch er ein Vertreter derjenigen Anschauung von Kirche und Welt gewesen, die in der Einheit von legnum und sacerdotium unter der Obhut des Königs die Verwirklichung eines göttlichen Ordnungsgedankens sah und zum Frieden mahnte: wer zum Blutvergießen auffordert, hat Teil am Teufel, heißt es bei Walram. Den gewünschten Erfolg hatte sein Schreiben nicht, sondern Graf Ludwig ließ ihm durch Bischof Herrand von Halberstadt eine scharfe Absage erteilen. Aber nicht nur mit Worten, sondern auch mit der Tat hat Walram die Partei des Königs unterstützt. Wiprecht von Groitzsch, einer der
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4. Das Zeitalter des Investiturstreites
treuesten Anhänger Heinrichs IV., erhielt aus Naumburger Kirchengut den Burgward Bulsin (= Tibuzin, vgl. S. 148,151) mit angeblich 1100 Hufen zu Lehen, eine Belehnung, deren politischer Hintergrund deutlich zu spüren ist. Wahrscheinlich erst im Jahre 1105, als der eigene Sohn an die Spitze einer neuen Empörung gegen Heinrich trat, um die wankende Königsherrschaft der Salier dadurch zu retten, daß er den Vater opferte, hat sich Walram gleich den meisten deutschen Bischöfen von dem Unglücklichen abgewandt und ist in den Gehorsam des Papstes Paschalis II. zurückgekehrt. Geleitet hat ihn dabei wohl ein ähnlicher Gedanke wie Benno von Meißen, der zwanzig Jahre früher den Parteiwechsel in umgekehrter Richtung vollzog: nur so schien es schließlich möglich, der Sache des Friedens in Reich und Kirche zu dienen. Daß er von der römischen Kirche wieder aufgenommen wurde, ja sogleich Beweise der päpstlichen Gunst empfing, ist sicherlich nicht ohne Eindruck auf ihn geblieben; voller Freude teilte er Anselm mit, er sei durch göttliche Gnade aus einem Saulus zu einem Paulus geworden. Aber auch jetzt noch wies er es zurück, daß sein Dienst für Heinrich IV. eine Verruchtheit oder Sünde gewesen oder daß dieser dem unkeuschen Nero und dem abtrünnigen Julian zu vergleichen sei, wie Anselm dies getan hatte. An seiner theologischen Überzeugung hatte sich also nichts geändert. Zweimal noch, im Jahre 1108, begegnet Walram in der Umgebung Heinrichs V. Sogar an einem Feldzug gegen Ungarn nahm er damals teil. Dem Naumburger Georgenkloster wie auch dem Stifte Zeitz hat er seine Fürsorge angedeihen lassen. Bemerkenswert aber ist vor allem, daß er an der Elster Wald roden und Dörfer anlegen ließ, deren Namen mit dem Grundwort -dorf gebildet sind, die also wohl unter deutscher Leitung besetzt wurden. Die Bewegung der großen deutschen Ostsiedlung war damals eben im Aufbruch. Bischof Walram von Naumburg war einer der ersten, die sich ihrer leitend angenommen haben. Er verrät damit eine Weite des Blicks auch in praktischen Dingen, die man bei einem Freunde der diffizilen Erörterungen theologischer Wissenschaft nicht vermutet, und man wird schließen dürfen, daß seine Diözese auch sonst den Vorteil davon gehabt hat. Wenigstens eine Nachricht besitzen wir, die in diese Richtung deutet: Walram baute die durch Feuer zerstörte hölzerne Kirche in Altkirchen in Stein wieder auf und sorgte somit für die Wiederherstellung des gottesdienstlichen Lebens in einem Kirchspiel, wo es in den kriegerischen Wirren dieser Zeit, wie anderwärts wohl häufig, fast zum Erliegen gekommen wäre. Gestorben ist er am 12. August 1111. über Herkunft und Vorleben seines Nachfolgers D i e t r i c h wissen wir nichts. Er hielt sich, als unter Heinrich V. der Kampf mit der Kurie und
Dietrich I. von Naumburg
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zugleich, der Aufstand in Sachsen wieder ausbrachen, zunächst zum Könige, bald aber zur gregorianischen Partei, entgegen den Traditionen seines Bistums. Die Wendung wird im Jahre 1115 liegen, als die Gewaltpolitik des Königs gegen die aufständischen Sachsen in der Schlacht am Weifesholze scheiterte. Erzbischof Adelgoz von Magdeburg hatte den offenen Bruch mit dem Könige bereits vorher vollzogen. Adelgoz ließ sich auf einer Synode in Goslar im September 1115 vom päpstlichen Legaten Dietrich zusammen mit anderen Bischöfen förmlich wieder in die Kirche aufnehmen, nachdem er vor dem Legaten Buße getan hatte; auch Dietrich wird damals übergetreten sein. Zwar schildert ihn der Bamberger Abt Ekkehard von Aura als einen „katholischen Vorkämpfer", d. h. als einen eifrigen Verfechter der päpstlichen Sache, aber der Parteiwechsel wird doch in der Hauptsache äußere Gründe gehabt haben: Verharren auf der Seite des Königs hätte nach 1115 Verlust des Bistums bedeutet. Die Arbeit in seinem Bistum aber bedeutete für Dietrich viel, wenn nicht alles. Er ist der erste Bischof in Naumburg-Zeitz seit Boso gewesen, von dessen Tätigkeit für die kirchliche Verkündigung wir Nachricht haben. Noch zu Beginn des 12. Jahrhunderts galt die Bevölkerung im Naumburger Sprengel als halbheidnisch, und zwar handelte es sich dabei nicht etwa um Einzelfälle, sondern es wird ganz generell und wiederholt über die mangelnde Kirchlichkeit geklagt, im Pleißengau und vor allem im Südteil der Diözese, in den entlegenen Wohngebieten des späteren Vogtlandes. Auf Anregung Dietrichs gründete Graf Adalbert von Eberstein hier die erste Kirche in Plauen, die der Bischof 1122 weihte. Wenn auch seiner Mitwirkung bei der Gründung der ersten Pfarrkirche in Zwickau, die er vier Jahre vorher geweiht hatte, nicht ausdrücklich Erwähnung geschieht, so ergibt sich doch schon daraus, daß die Gründerin der Kirche, Gräfin Bertha von Groitzsch, sie dem von Bischof Dietrich gestifteten Benediktinerkloster Bosau überwies und dieser sechs Mönche des Klosters nach Zwickau versetzte, wer der eigentliche Urheber auch dieser Kirchenstiftung war. Zwei Klöster hat Dietrich gegründet, außer Bosau bei Zeitz auch eins in Riesa, in der Meißner Diözese, aber inmitten des dort gelegenen großen naumburgischen Güterkomplexes. Das Nonnenkloster St. Moritz in Naumburg reformierte er, indem er es in ein Chorherrenstift nach der Regel St. Augustins umwandelte; ein ebensolches Augustinerchorherrenstift nahm er bei der Stephanskirche in Zeitz in Aussicht, hat diesen Plan aber nicht mehr durchführen können. Von der Kirchenpolitik hielten diese Diözesangeschäfte Dietrich nicht fern. Er nahm 1118 an der Synode in Fritzlar teil, auf der der päpstliche Legat Cuno von Praeneste den König exkommunizierte. Mit Erzbischof Adelgoz
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von Magdeburg erschien er sogar auf der von Calixt II. 1119 nach Reims berufenen Synode. Der Papst hat hier seinen kirchlichen Eifer, der außer Frage steht, dadurch anerkannt, daß er ihm und seinen Nachfolgern das Recht verlieh, Mitra und Rationale zu tragen. Den Abschluß des Investiturstreits durch das Wormser Konkordat 1122 hat Dietrich noch erlebt. Im folgenden Jahre wurde er von einem Konversen des Klosters Bosau, einem Slaven, den er wegen Nichtbefolgung der Regel hatte strafen müssen, beim Gebet vor dem Hochaltar der Bosauer Klosterkirche mit einem Messer durchbohrt und gab nach drei Tagen seinen Geist auf. In Merseburg blieb nach dem Tode Werners der bischöfliche Stuhl mehr als vier Jahre unbesetzt. Man erinnerte sich wohl, daß einige Jahre vorher die Wahl Friedrichs von Goseck in Naumburg beim Könige eine entschiedene Zurückweisung erfahren hatte und wollte nicht ohne den König handeln. Der aber befand sich in Italien, während Oberdeutschland in der Hand der aufsässigen Fürsten und der Gregorianer war. Ein Versuch des königstreuen Bischofs Rupert von Bamberg, einen Bamberger Domherrn als Bischof zu präsentieren, blieb ohne Erfolg. Erst als der König 1097 nach Deutschland zurückkehrte, ging eine Gesandtschaft aus Merseburg zu ihm nach Nürnberg, und hier fand endlich die Erhebung eines neuenBischofs A l b u i n statt, eines gebürtigen Baiern, der damals Domscholaster in Hildesheim war. Selbst das Merseburger Kapitel, das stets auf der Seite der Sachsen und Gregorianer gestanden hatte, erkannte also jetzt das Recht des Königs auf Besetzung der Bistümer an. Dies ist bezeichnend genug. Der Kampf der Sachsen gegen den König war niemals eigentlich um die Investitur gegangen, die man hier als sein selbstverständliches Recht ansah, sondern er hatte politische Gründe, und soweit diesen religiöse Erwägungen zur Seite traten, betrafen sie die Bannung des Königs und die Spaltung der Kirche, wurden aber jetzt in dem vom Bürgerkriege zerrütteten, dazu noch von Seuchen heimgesuchten Lande zurückgestellt. Albuin ist wenig hervorgetreten. Im Jahre 1105 ging er mit den anderen Bischöfen zu Heinrich V. über, der wiederholt in Merseburg anwesend war und hier 1108 einen großen Hoftag abhielt. Sein Interesse galt anscheinend der Wissenschaft und Kunst, wie schon seine Hildesheimer Schultätigkeit erkennen läßt, doch sind auch auf diesem Gebiete irgendwelche Leistungen von ihm nicht auf die Nachwelt gekommen. Wir wissen nur, daß er die Dombibliothek beträchtlich vermehrt hat. Er ließ im Dome die Wände des Sanktuariums ausmalen und stiftete mancherlei zur Verschönung des Gottesdienstes, darunter ein kostbares Bild der Muttergottes.
Bischöfe von Merseburg
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Als Albuin 1112 starb, dauerte es wieder fast ein Jahr, bis in Erfurt vor König Heinrich V. die Wahl eines neuen Bischofs stattfand. Sie fiel-wohl auf Veranlassung des Königs-auf einen gewissen G e r h a r d , über dessen Persönlichkeit wir nichts wissen. Nur so viel ist klar, daß er nach der Schlacht am Welfesholze im Gegensatz zu den übrigen sächsischen Bischöfen der Partei des Königs treu blieb. Dies sollte ihm und dem Bistum teuer zu stehen kommen. Die sächsischen Bischöfe nämlich, die es mit den aufständischen Sachsen hielten, unternahmen unter Führung von Erzbischof Adelgoz einen Kriegszug gegen Merseburg, wobei die Diözese furchtbar verwüstet wurde. Gerhard wurde vertrieben. Als Vorwand diente natürlich der noch immer nicht beigelegte Kirchenkampf, aber der Merseburger Berichterstatter, der zwanzig Jahre später die Spuren der Verwüstung noch immer vor Augen hatte, läßt, obwohl gregorianisch gesinnt, doch durchblicken, daß die wahren Gründe andere, politische waren. Das Verhalten des Papstes Paschalis II. bestätigt dies durchaus. An ihn hatte sich Gerhard gewandt und zwei Kleriker und zwei Laien aus seinem Bistum als Zeugen des erlittenen Unrechts nach Rom mitgebracht, ein Zeichen dafür, daß Klerus und Volk von Merseburg wenigstens zum Teil auf der Seite des Vertriebenen gestanden haben müssen, daß also der Wandel der Gesinnung, der in dem so lange antiköniglichen Merseburg sich schon bei der Wahl Albuins angebahnt hatte, von Dauer war. Paschalis konnte, da die Rechtslage offenbar völlig klar war, nicht umhin, die Wiedereinsetzung Gerhards anzuordnen, wenn auch in wenig energischer Form. Erfolg hatte er damit nicht. Die Sachsen hörten nur auf den Papst, wenn seine Erlasse den eigenen Wünschen entgegenkamen. Sie setzten vielmehr im Frühling 1118 unter Mißachtung der kanonischen Vorschriften, also wohl gegen den Willen eines beträchtlichen Teiles des Merseburger Domklerus, ihren Parteigenossen A r n o l d als Bischof ein. Dieser nahm noch im gleichen Jahre an der gregorianischen Synode in Fritzlar teil und erlangte 1119 in Reims die Anerkennung des Papstes Calixt II., der sich damit völlig in Gegensatz zum Urteil seines Vorgängers stellte. Audi im Bistum selbst behauptete Arnold das Feld gegen Gerhard, der noch einige Male in der Umgebung Heinrichs V. erscheint und dann verschwindet. Arnold baute die bischöfliche Burg Zwenkau, die vermutlich in der soeben erwähnten Fehde zerstört worden war, wieder auf. Hier wurde er am 12. Juni 1126 ermordet, wie es hieß auf Anstiften seiner Verwandten. Der Merseburger Chronist betrachtete bezeichnenderweise diesen gewaltsamen Tod als Sühne für die Vorgänge bei seiner Wahl. Noch weniger als über die Merseburger Bischöfe dieser Jahre ist über ihre Meißner Amtsgenossen bekannt. Bischof H e r w i g , der auf
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4. Das Zeitalter des Investiturstreites
Benno folgte, erhielt 1108 von Heinrich V. eine Schenkung für seine Kirche und war noch 1114 zusammen mit den Bischöfen von Magdeburg, Merseburg und Naumburg beim Könige. Dann aber wandte auch er sich der königsfeindlichen Partei zu. Wir treffen ihn 1118 in der Umgebung des päpstlichen Legaten Cuno von Praeneste in Gernrode an, und 1119 hatte er Gelegenheit, sich im gregorianischen Sinne dadurch zu betätigen, daß er nach dem Tode des Magdeburger Erzbischofs Adelgoz den ohne Mitwirkung des Königs erhobenen Nachfolger Ruotger sogleich weihte. Man wird dies schwerlich als prinzipielle Stellungnahme zur Frage der Investitur deuten dürfen,- ausschlaggebend war wohl allein die politische Lage in Sachsen. In Würzen, am Mittelpunkt des in der Bildung begriffenen bischöflichen Territoriums, hat Herwig 1114 ein Kollegiatstift gegründet und ausgestattet, die erste derartige Niederlassung in der Diözese neben der Bischofskirche. Auch Klöster gab es damals im Meißner Sprengel noch nicht. Man wird in dieser Gründung eine Maßnahme zur Hebung der geistlichen Versorgung des Bistums sehen dürfen; vor allem bestand nun neben der Meißner Domschule eine zweite Stätte für die Ausbildung von Priestern. Gestorben ist Herwig 1119. Eine Magdeburger Nachricht nennt als seinen Nachfolger Skambonus, der aber sonst nirgends entgegentritt, und, wenn nicht überhaupt ein Irrtum vorliegt, sein Amt nur sehr kurze Zeit innegehabt haben kann. So wird gewöhnlich als Herwigs Nachfolger G o d e bold gezählt, der sich unter den Bischöfen befand, die erst nachträglich im November 1122 dem Wormser Konkordat in Bamberg beitraten. Vielleicht entstammte er dem Kloster Reinhardsbrunn, denn gegen Ende seines Lebens richtete er, „da er der Nähe des Klosters entzogen sei", einen Brief an dessen Abt Rudolf mit der Bitte um fürbittendes Gebet der Brüder. Im übrigen gehört seine Amtszeit bereits der folgenden Periode der Kirchengeschichte Sachsens an, die nicht nur infolge der einschneidenden Veränderungen in Reich und Kirche, die das Zeitalter des Investiturstreits gebracht hatte, sondern vor allem auch infolge der großen Bewegung der deutschen Ostsiedlung, von der das Land nunmehr ergriffen wurde, ein völlig anderes Gesicht als die zu Ende gegangene zeigte. Wer die Bestimmungen des Wormser Konkordats, durch das der deutsche Investiturstreit zu einem vorläufigen Abschluß gebracht wurde, an den Zielen mißt, die Gregor VII. sich und der Kirche gesteckt hatte, der wird das Mißverhältnis zwischen Erstrebtem und Erreichtem nicht leugnen können. Zwar verzichtete der Kaiser auf die Investitur mit Ring und Stab und gestand überall im Reiche die „kanonische" Wahl zu. Aber es wurde ihm eingeräumt, daß in Deutschland die Wahl der Bischöfe und Äbte in seiner Gegenwart durchgeführt wurde und
Bischöfe von Meißen. Sieg des Papsttums
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der Erwählte vor der Weihe die Regalien, also die mit seiner Kirche verbundene weltliche Herrschaft, durch Investitur mit dem Szepter vom König erhalten sollte. Bei zwiespältiger Wahl sollte dieser entscheiden. In Italien und Burgund freilich blieb dem König nur die Investitur in die Regalien nach bereits vollzogener Weihe. Der Einfluß auf die Einsetzung der Bischöfe war ihm damit hier entglitten, in Deutschland aber war er gewahrt. Gewiß ein Erfolg der Kurie, aber doch nur ein Teilerfolg, man ist geneigt zu sagen: ein kümmerlicher Teilerfolg, wenn man sich der hohen Worte Gregors erinnert, der als Herr der Welt über Königreiche hatte verfügen wollen. Davon war jetzt nicht mehr die Rede. Gregors Nachfolger haben solch maßlose Forderungen zurückgestellt. Aber nichts wäre irriger, als das Ergebnis einer fünfzigjährigen Kampfzeit allein in den Bestimmungen von Worms zu erblicken, die übrigens von der Kurie nach dem schon drei Jahre später erfolgenden Tode Heinrichs V. als nur für dessen Person gültig nicht mehr anerkannt wurden, während umgekehrt in der Zeit der Wiederherstellung deutscher Königsmacht unter Friedrich Barbarossa die Bischöfe wieder als Amtsträger des Königs galten. Nicht in dem, was das Papsttum an Mehrung seiner Macht erreicht hat, ist das ganze Gewicht seines Sieges enthalten, sondern in dem, was es zerstört hat. Zwar war es nicht gelungen, die Leitung der Welt in die Hand des Papstes zu zwingen, aber auch die Grundlagen der Weltstellung seines vermeintlich größten Widersachers, des deutschen Königs und römischen Kaisers, waren vernichtet. Sein Einfluß auf die Besetzung des päpstlichen Stuhles war dahin. In seiner Lebenskraft gebrochen war der Gedanke einer geistlich-weltlichen Ordnung der Christenheit unter Führung des König-Kaisers, also der Gedanke des christlichen Reiches, obwohl er bei den Theoretikern noch lange fortgelebt hat. Nicht mehr als gottgewollte Ordnungsmacht erschien jetzt das Reich, sondern als bloßer Machtstaat, jederzeit der Führung durch die Kirche bedürftig, um nicht gänzlich der Gewalt des Satans zu verfallen. Dem Königtum war seine Gottunmittelbarkeit genommen. Mit aller Schärfe tritt jetzt der Gedanke in den Vordergrund, der Herrscher sei nichts weiter als ein absetzbarer Beamter des Volkes. Der deutsche Mönch Manegold von Lautenbach war es wiederum, der in einer jener Streitschriften der großen Kampfzeit den König mit einem Schweinehirten verglich, der davongejagt wird, wenn er seines Amtes nicht waltet, wie er soll. Er konnte es nur tun, weil Papst Gregor die Grundlagen königlicher Herrschaft unterhöhlt hatte, indem er im Namen der Kirche Christi die Untertanen zum Abfall von König Heinrich aufforderte, vom Könige, der seinen Getreuen als Stellvertreter Gottes gegolten hatte. Die germanisch-christliche fides, die Glaubensgehorsam
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4. Das Zeitalter des Investiturstreites
gegen Gott und Treue gegen den König in sich vereinigte, brach auseinander, an ihre Stelle sollte der unbedingte Gehorsam gegen Rom treten. Aber die von Rom aus gelenkte Kirche behauptete nicht auf die Dauer die Stellung, die sie erstrebt und erreicht hatte. Es ist zwar dem Papsttum in der Folgezeit in der Tat gelungen, die Fülle der Gewalt über Kirche und Welt für ein Jahrhundert in Rom zu vereinen. Der Meisterhand Innozenz' III. glückte die Verwirklichung dessen, was Gregor VII. programmatisch verkündet hatte. Aber damit vollendete sich zugleich eine Wesensänderung der Kirche in ihrer irdischen Gestalt. Indem sie die alté geistlich-weltliche Ordnung der Christenheit auflöste, um ihr eigenes außerweltlich-religiöses Wesen und Ziel zu verwirklichen, verfiel sie in um so höherem Maße der Welt. Sie bildete nicht nur ihr eigenes Recht und ihre eigene hierarchisch gestaffelte Gliederung aus; in alle politischen Händel der damals bekannten Welt verstrickt, an den meisten Kriegen irgendwie beteiligt, zu einem riesenhaften Finanzinstitut ausgebaut, erstrebte die Hierokratie die Macht über den Erdkreis mit den gleichen Mitteln, mit denen nur je in der Geschichte totale politische Herrschaft gestützt worden ist. Es ist symptomatisch, daß der Besitz der Heiligen Schrift alten und neuen Testamentes in der Volkssprache Klerikern wie Laien verboten, den Laien das Bibellesen überhaupt untersagt wurde. Eine selbständige Urteilsbildung auf biblischer Grundlage über Recht und Grenzen der Gewalt des Klerus war damit unterbunden. Die Absolutheit des päpstlichen Herrschaftsanspruchs wurde auch auf die Gesinnung des einzelnen ausgedehnt. Schon der Gedanke des Widerstandes gegen die kirchlich approbierte Lehre genügte, um als Ketzer in einen Prozeß der dominikanischen Inquisition verwickelt zu werden, der zum Scheiterhaufen führte. Dem steilen Aufstieg folgte der jähe Sturz. Bonifaz VIII., als Persönlichkeit bereits völlig hemmungslos, machtgierig und selbst in Glaubenssachen frivol, ein Renaissancefürst, wie man ihn genannt hat, verkündete 1302 in der Bulle „Unam sanctam" noch einmal in höchster Aufgipfelung die Lehre von der päpstlichen Weltherrschaft: „Wir erklären, daß alle menschliche Kreatur aus Gründen der Heilsnotwendigkeit dem römischen Papst unterworfen ist." Wenige Jahre später begann das Exil der Päpste in Avignon, das Papsttum wurde völlig der Macht eines der neuen, neben das in den Grundlagen seiner Existenz zerstörte Reich getretenen Staaten ausgeliefert, den Bonifaz VIII. vergeblich unter seinen hochfahrenden Herrscherwillen hatte beugen wollen. Das christliche Reich war im Investiturstreit seiner sakralen Würde entkleidet worden, es wurde in den Stand eines nur-weltlichen Staates hinabgedrückt. Darüber hinaus wurde aller weltlichen Herrschaft die
Folgen des Investiturstreites
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Unmittelbarkeit zu Gott bestritten. Das Herrsdiaftsrecht der Könige erschien nur noch als ein abgeleitetes. Der Staat wurde, wenn man auch die Selbständigkeit seiner Funktionen theoretisch anerkannte, prinzipiell doch, um es auf eine sehr vereinfachende Formel zu bringen, zum bloßen Diener der Kirche degradiert. Aber es sollte sich zeigen, daß die Kirche die Herrschaft über diesen Diener nicht zu bewahren vermochte. Der gewaltsam seiner eigenwüchsigen christlichen Substanz entleerte Staat gewann ein unheimliches Eigenleben. Der Prozeß der Säkularisierung, der die Kirche ergriffen hatte, ergriff nunmehr, wie eine ansteckende Krankheit, auch ihn, den dieselbe Kirche unter ihre Obhut hatte nehmen wollen, und sie ergriff ihn in radikaler Form. An der Peripherie des Abendlandes, dort, wo die erst spät zu Christen gewordenen Normannen sich über eine unterworfene Bevölkerung fremden Stammes schichteten, war ihrem durch nüchterne Rechenhaftigkeit gebändigten ungestümen Herrschaftswillen, tingehemmt von der Tradition des christlichen Universalreichs, der sie nicht verpflichtet waren, in der Normandie, in England und in Süditalien die Errichtimg von Staaten gelungen, die einen neuen Typus darstellten. In der straffen Konzentration aller Gewalt in der Hand ihrer Herrscher, in der Intensität ihrer Verwaltungstätigkeit, in ihrer rationalen Zweckhaftigkeit, in ihrer trotz aller kirchlichen Devotion, ja selbst engen Verbindung mit der Reformbewegung rücksichtslosen Unbekümmertheit um die kirchliche Lehre, wenn sie dem Herrschaftsinteresse widersprach, wiesen sie in die Zukunft. Schwerlich hätten die Ideen, die diese Staaten prägten, in dem Maße wirksam werden und um sich greifen können, wie es der Fall war, wäre nicht der alte Typus geistlich-weltlicher Herrschaft im Investiturstreit dort zerbrochen, wc er am sichtbarsten und wirkungsmächtigsten ausgeprägt war: im Reiche. Es ist eine jener erschreckenden Ironien der Geschichte, daß das Papsttum sich dieser jungen Staaten in scharfsichtiger Erkenntnis ihrer Andersartigkeit gegen das Reich als Bundesgenossen zu bedienen suchte, ohne in seltsamer Verblendung die Gefahr zu bemerken, die es damit für die Kirche heraufbeschwor und deren erstes Vorspiel die Plünderung Roms und die Verschleppung Gregors VII. nach Salerno durch den Normannenfürsten Robert Guiskard im Jahre 10S4 war. Unvermittelt brechen die neuen Gedanken bei einem ungenannten Engländer hervor, der um 1100 in York seine Traktate schrieb, die das Schärfste sind, was im Mittelalter dem Herrschaftsanspruch der Kirche entgegengestellt wurde: „Christus spricht, mein Reich ist nicht von dieser Welt. Wenn aber sein Reich nicht von dieser Welt ist, so ist das Reich, das von dieser Welt ist, nicht sein Reich. Wer aber in dem Reiche, das von dieser Welt ist, herrschen will, will Fürst cder Richter
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4. Das Zeitalter des Investiturstreites
werden, er will nicht teilhaben am Reiche Christi." Im Munde eines Gregorianers wären diese Worte nichts weiter als der Ausdruck der üblichen Verachtung der Welt und weltlicher Herrschaft gewesen. Im Munde des Anonymus von York, zu dessen sonstigen Anschauungen über die geistliche Würde des Königtums, die der des Priesters weit überlegen sei, sie sich schlecht fügen wollen, sind sie, die die Priester vor der Einmischung in Angelegenheiten weltlicher Herrschaft abschrecken sollen, der halb unbewußte Ausdrude einer neuen Anschauung von politischer Ordnung, die nichts mehr mit der Kirche zu schaffen hat, sondern allein „von dieser Welt" ist. Der Gedanke wäre vor dem Investiturstreit im christlichen Abendlande unvollziehbar gewesen. Es entsteht der moderne, autonome Staat; er wird autonom in der Abwehr des kirchlichen Herrschaftsanspruchs. Wir haben an dieser Stelle die Entwicklung des im Zeitalter des Investiturstreits geborenen neuen Staatsgedankens nicht weiter zu verfolgen. In Deutschland kam er nicht im Reiche zum Zuge, sondern in den Territorien, die sich, ebenfalls eine Folge des großen Kirchenkampfes, seit dem 12. Jahrhundert bildeten und festigten. Die Niederlage des Königtums in der Auseinandersetzung mit der Reformkirche bedeutet zugleich eine entscheidende Niederlage im Kampfe gegen die Eigenherrschaft des Adels. Zwar haben die deutschen Könige in der Stauferzeit, die alten mit den neuen Ideen verbindend, eine Wiederherstellung und Neugestaltung des Reiches in die Wege geleitet, die seine „Verstaatlichung" in greifbare Nähe rückte. Aber das geschichtliche Schicksal hat ihnen dauerhaften Erfolg nicht gegönnt. Das Reich lebte weiter, es blieb noch lange eine geschichtliche Realität, aber zugleich war es auf dem Wege, eine bloße Agglomeration halb oder ganz selbständiger Landesstaaten zu werden. Für die Kirche bedeutete dies, daß die weltliche Gewalt ihr nicht mehr in erster Linie in der Gestalt des Königtums, sondern des Landesfürstentums gegenübertrat. Bischöfe und Äbte waren aus Amtsträgern des Königs zu seinen Vasallen geworden, ihr Königsdienst wurde auf Leistungen des Lehnrechts reduziert, und sie wurden schließlich selbst zu Landesfürsten und in die nicht endenden Kämpfe um die Landesherrschaft, ihren Aufbau, ihren Ausbau und ihre Erhaltung, hineingezogen. Auch die Geschichte der deutschen Kirche verläuft in der Folgezeit, wie die Geschichte des deutschen Volkes, zwischen Imperium und Territorium.
5. DIE ÄLTESTEN PFARRKIRCHEN Die Gründung der sorbenländischen Bistümer hatte den Rahmen abgesteckt, innerhalb dessen die Bekehrung der slavischen Bevölkerung zum Christentum sidi vollziehen sollte. Nun galt es, das Programm in die Tat umzusetzen, ins Land hinauszugehen, in die Dörfer der Sorben, ihnen das Wort Gottes zu verkünden und sie zu taufen, die Getauften aber regelmäßig kirchlich zu versorgen. Daß dies nicht allein von den Bischofskirchen aus geschehen konnte, war klar. Man brauchte kirchliche Stützpunkte inmitten der slavischen Wohngebiete, Landkirchen, die einmal zu Pfarrkirchen werden konnten. Das Ziel mußte sein, das Land mit einem lückenlosen, wenn auch zunächst weitmaschigen Netz von Pfarrsprengeln zu überziehen, so wie dies in Altdeutschland der Fall war, je nach dem Zeitpunkte, in dem das Christentum in seinen Landschaften Wurzeln geschlagen hatte, seit langem oder seit kurzem. War in altkirchlicher Zeit der städtische Bischof der einzige geistliche Leiter der Gemeinde gewesen, so machte die Auflösung der spätantiken civitas-Verfassung und das Heraufziehen der vorwiegend ländlichen Verhältnisse des Mittelalters in zunehmendem Maße eine Dezentralisierung notwendig. Es kam hinzu, daß die christliche Botschaft in weite Gebiete vordrang, die Städte im Sinne der mediterranen Stadtkultur überhaupt nicht kannten. Neue Mittelpunkte kirchlichen Lebens waren abseits von alten Bischofssitzen entstanden, die das ursprünglich allein dem Bischof zustehende Recht, die Elemente der Eucharistie zu konsekrieren und den Taufakt zu vollziehen, erhielten. Aus bloßen Andachtsstätten und Bethäusern (Oratorien) wurden Pfarrkirchen. Ein bestimmter Sprengel wurde ihnen zugeteilt, die Parochie. Schon im 6. Jahrhundert scheint in Gallien die Aufteilung des Landes in Parodiien im ganzen durchgeführt gewesen zu sein, so daß jeder Siedelplatz einer solchen zugewiesen war. In Altdeutschland war das Pfarrnetz in karlingischer Zeit voll ausgebildet, man schätzt, daß um die Mitte des 9. Jahrhunderts 3500 Pfarrkirchen bestanden. Wie war zur Zeit der beginnenden Missionierung des Sorbenlandes die Lage in den westlich an die sorbenländischen Diözesen angrenzenden östlichen Teilen des Reiches? Der Blick richtet sich zunächst auf Altsachsen als auf das Gebiet, von dem im 10. Jahrhundert die Erobe-
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Die ältesten Pfarrkirchen
rung und kirchliche Organisation Mitteldeutschlands ihren Ausgang genommen hatten. In den Gebieten, die von Karl dem Großen dem Christentum neu gewonnen wurden, scheinen von vornherein mit den Bistümern, teilweise sogar noch vor diesen, Pfarrkirchen als Missionszentren gegründet worden zu sein. Es waren ihrer freilich nur wenige und die Sprengel daher sehr groß, zunächst wohl auch gar nicht fest abgegrenzt. Diese Kirchen wurden an den Stützpunkten der fränkischen Herrschaft errichtet, und zwar als Eigenkirchen des Königs oder der von ihm mit der Mission Beauftragten, zu denen auch Klöster gehörten. Anknüpfung der Sprengel an politische Bezirke der vorfränkischen Zeit ist nicht zu erweisen, wenigstens nicht generell. Allerdings mögen die ältesten Kirchen z. T. am Platze heidnischer Heiligtümer gegründet worden sein; die Parochien konnten dann an die alten Kultbezirke anknüpfen. Mit dem Übertritt des einheimischen grundbesitzenden Adels zum neuen Glauben und der Schenkung ausgedehnter Ländereien an fränkische Adlige, die nach Sachsen übersiedelten, entstand eine zweite Schicht von Pfarreien in Gestalt von Eigenkirchen, die diese Grundherren für sich und die von ihnen Abhängigen auf ihren Besitzungen gründeten, zur Ehre Gottes und zu ihrer eigenen Bequemlichkeit. Größter Grundherr war im eroberten Lande der König, der erste Nutznießer der umfangreichen Konfiskationen. Auch die bei königlichen Haupthöfen entstehenden Kirchen, großenteils wohl bestimmt für die hier angesiedelten fränkischen Königsleute, lassen sich diesen grundherrlichen Eigenkirchen vergleichen. Es liegt in der Natur der Dinge, daß diese Eigenkirchen ungleichmäßig im Lande verteilt, ihre Sprengel von verschiedener Größe waren; die ursprüngliche, einigermaßen planvolle Pfarrorganisation wurde durch sie überdeckt und durchbrochen. Immerhin dürfte für den Ausgang der karlingischen Zeit eine lückenlose Parochialeinteilung anzunehmen sein. Ähnlich wie in Altsachsen dürfte die Entstehung von Pfarrsprengeln in Thüringen vor sich gegangen sein. Hier sind die ursprünglichen Verhältnisse allerdings nicht klar erkennbar, weil die Missionierung viel früher und weit weniger planmäßig als in Sachsen erfolgte, daher sich über eine wesentlich längere Zeit erstreckte. Der Mangel eines eigenen Bistums im Lande machte sich nachteilig bemerkbar. Die Bistumsgründung des Bonifatius in Erfurt blieb Episode, und für Mainz, dem das Land zugeschlagen wurde, war Thüringen zunächst ein entfernter Außenbezirk. Am klarsten wird die Wirkung dieses Mangels durch Vergleich mit dem südlich angrenzenden mainfränkischen Gebiet, wo die Missionierung von dem gleichzeitig mit Erfurt gegründeten Bistum Würzburg aus erfolgen konnte und viel klarere Verhältnisse entstan-
Angrenzende Gebiete
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den. Den frühesten thüringischen Kirchen des 6. und 7. Jahrhunderts, die wir bei den Stützpunkten der fränkischen Macht im eroberten Lande oder auch auf Besitzungen des einheimischen Adels zu suchen haben, ohne sie freilich bislang schlüssig nachweisen zu können, also in der Hauptsache wohl Königskirchen, folgte eine zweite Schicht von Kirchgründungen, veranlaßt durch Bonifatius und seine Gehilfen, zunächst vielfach wohl Eigenkirchen des nun allgemein für den neuen Glauben gewonnenen Adels. Eine Anknüpfung der Parochien an vorchristliche politische Verbände hat sich auch in Thüringen nicht wahrscheinlich machen lassen. Weiterer Ausbau folgte; auch hier wird in karlingischer Zeit das Netz der Parochien bereits lückenlos das Land überspannt haben. Die Schwierigkeiten, die der Organisation der Kirche im Sorbenlande entgegenstanden, sind uns bereits bekannt geworden. Vor allem haben kriegerische Ereignisse die kirchliche Aufbauarbeit immer wieder beeinträchtigt. Das Mittelalter war eine harte und mitleidlose Zeit; die Durchsetzung des Rechts war weithin auf Selbsthilfe gestellt. Die Fehden des Adels verwüsteten das Land und machten vor dem Kirchengut, ja vor den Kirchen selbst nicht halt. Wir wissen, daß Wiprecht von Groitzsch die Jakobikirche in Zeitz in einer Fehde eingeäschert hat. Was am Bischofssitze möglich war, war draußen im Lande gewiß nichts Seltenes. Die Burg des Gegners niederzubrennen, war gutes Fehderecht. So geschah es 1009 in der Fehde des ekkehardingischen Hauses mit Rochlitz und einer unbekannten Burg an der Saale (Altenburg bei Naumburg?). Befand sich wie üblich eine Kapelle oder Kirche bei der Burg, wie oft wird auch sie der Zerstörung anheimgefallen sein! Verheerender noch als diese Fehden, die auch in Altdeutschland an der Tagesordnung waren, wirkten im Grenzland die Polenkriege. Wenn schon die Gotteshäuser die Verwüstung überstanden hatten, so ließ die Wegführung der Bevölkerung sie veröden. Die Kämpfe in der Zeit Heinrichs IV. spielten sich wiederum zum guten Teil in Mitteldeutschland ab. In welchem Geiste sie geführt wurden, läßt die Zerstörung der Kirche auf der Harzburg durch die erbitterten sächsischen Bauern im Jahre 1074 erkennen, wobei auch die Reliquien und die Gebeine der Toten nicht geschont wurden. Nicht jede damals zerstörte Pfarrkirche wird in den Quellen erwähnt. Immerhin wissen wir, daß in dieser Zeit die erste hölzerne Kirche in Altkirchen im Pleißengau in Flammen aufging. Waren die wenigen vorhandenen Kirchen in dieser Weise stets gefährdet, so war dies umso nachteiliger für die christliche Verkündigung, als bereits ihre Gründung nur unter Überwindung nicht geringer Widerstände hatte erfolgen können. Zäh und tief eingewurzelt war die Ab10 Schlesinger I
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neigung der zu bekehrenden anderssprachigen und auch sonst andersartigen Bevölkerung gegen den neuen Glauben. Wenn die Sorben auch die Missionare nicht erschlugen, wie dies teilweise die weiter nördlich wohnenden Slaven taten, so verspotteten sie sie doch, wie es von Boso überliefert ist, und man ist im Zweifel, welche Form der Ablehnung schwerer zu überwinden war. Auch die Slaven Mitteldeutschlands standen wie die Stämme des Nordens unter Führung von Fürsten (duces), die mitunter sogar als Könige bezeichnet wurden, aber keiner dieser Führer der Stammesverbände ist für seine Person zum Christentum übergetreten und zog seinen Stamm nach sich, wie dies von den Fürsten der nordwestlichen Slaven immer wieder berichtet wird, und ermöglichte damit der Mission, mit einem Schlage in einem größeren Gebiete Fuß zu fassen. Im Widerstand gegen Deutschtum und' Christentum sind diese Slavenfürsten in den mittelelbischen Landen offenbar zugrunde gegangen,- keine Quelle berichtet von ihren Nachkommen. Ein Adel (piimoies) war in vordeutscher Zeit ebenfalls vorhanden, aber keineswegs hat er sich, wie dies bei den Thüringern und auch bei den Sachsen der Fall war, der christlichen Kirche früher genähert als die große Masse des Volkes. Er verharrte vielmehr nach allem, was wir erschließen können, gleichfalls in der Ablehnung des neuen Glaubens, den die Deutschen brachten, und ist daher als Stand untergegangen; er wurde nicht in den Dienst der deutschen Herrschaft gestellt, Spät, angeblich zum Jahre 1071, und noch dazu in unsicherer Überlieferung, hören wir zwar von einem Edlen slavischen Volkstums namens Bor, der der Meißner Domkirche fünf Dörfer seines Eigenguts überließ und dieselben nebst fünf anderen für seine und seiner Söhne Lebenszeit als Lehen zurückempfing. Aber Bors Eigengut lag im Burgward Woz, der wohl mit der uns bekannten Zwingburg des Böhmenherzogs Vratislav Gvozdec identisch ist, und, im Gau Nisani, der in den Kämpfen des Investiturstreits an Böhmen kam. Herzog Vratislav erscheint in der Zeugenreihe der Urkunde. Nicht um einen Einheimischen, sondern um einen böhmischen Edlen, einen Angehörigen des damals dort in der Bildung begriffenen Herrenstandes, wird es sich handeln. Auch Thietmar, dem wir ein so anschauliches Bild der Zustände des Sorbenlandes im Beginn des 11. Jahrhunderts verdanken, berichtet vom Fortleben eines slavischen Adels in Mitteldeutschland kaum etwas. Allenfalls ließe sich hier jener Cuchawicus anführen, der Herr (senior) der Slaven in Zwenkau war und von Otto dem Großen sehr geschätzt wurde. Aber diese Nachricht steht ganz isoliert. Der sorbische Adel war fünfzig Jahre später, als Thietmar schrieb, bereits verschwunden, ausgerottet, geflohen oder seiner Vorrechte entkleidet; er war, wenn nicht wirtschaftlich, so doch rechtlich in die Masse der
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unterworfenen Bevölkerung hinabgedrückt. Mit Kirchgründungen durch einheimische Fürsten und Adlige, so wie etwa später in Schlesien, konnte im Sorbenlande nicht gerechnet werden, und vollends nicht, dies braucht nicht weiter begründet zu werden, mit Kirchgründungen durch Gemeinden selbst, wie sie in späterer Zeit bezeugt sind. Christliche Gemeinden gab es nicht, und wenn es sie gegeben hätte, hätten sie nicht die Mittel zur Ausstattung von Kirchen gehabt. Wer kam als Kirchgründer in Betracht? Das eroberte Land ostwärts der Saale galt in seiner Gesamtheit als Königsgut. Nach, dem geltenden Egenkirchenrechte waren also zunächst alle neugegründeten Kirchen Königskirchen. Der König selbst mag dann und wann die Initiative zur Gründung einer Kirche ergriffen haben, bei den königlichen Burgen etwa, die sich im Lande erhoben, in ähnlicher Weise, wie wir über die Errichtung der Merseburger J o hanniskirche bei der dortigen Pfalz durch Heinrich I. unterrichtet sind. Aber bedeutende Königsburgen gab es nur wenige, außer an den Bischofssitzen und an der Saale (Saalfeld, Kirchberg, Dornburg) allenfalls in Altenburg, Leisnig, Bautzen, sodann in Rochlitz, vielleicht auch in Dohna und Döben. Die Bedeutung von Merseburg hatte keine von ihnen, und teilweise gingen sie frühzeitig in anderen Besitz über. Zu den kleineren Burgen, die wohl schon in spätkarlingischer Zeit in geringer Anzahl auch östlich der Saale vorhanden waren und ständige Besatzungen beherbergten, wie dies zur Zeit Heinrichs I. für Püchau bezeugt ist, und die dann in ottonischer Zeit erheblich vermehrt worden sein müssen, traten die Könige kaum in direkte Beziehungen. Auch die Vertreter des Königs im Lande vermochten wohl Königskirchen zu errichten. In erster Linie gilt dies natürlich für die Bischöfe selbst. Von ihnen auf Königsland gegründete Kirchen waren zunächst königliche Eigenkirchen, denn der Bischof handelte im Auftrage des Königs und verfügte zur Kirchenausstattung über Königsgut. So heißt es zwar 1140 von der ersten, zur Zeit des Bischofs Günther (1079—1090) errichteten Kirche in Altkirchen ausdrücklich, dieser habe sie geweiht und ihre Parochie sowie ihre Ausstattung unter dem bischöflichen Bann bestätigt, die Kirche selbst aber war eine Königskirche und wurde 1192 von König Heinrich VI. dem Altenburger Hospital geschenkt. Man kann bei dieser Kirche im Zweifel sein, ob es sich nicht doch um eine unmittelbar königliche Gründung handelt und der Bischof lediglich bestätigend und weihend mitwirkte. Auch die Markgrafen waren vielleicht als Stellvertreter des Königs in der Mark befugt, auf Königsgut Kirchen zu gründen. Eine solche Kirche mag die Johanniskapelle auf der Königsburg Meißen gewesen sein, in der Markgrafenkurie gelegen, die zwar erst spät (1285) genannt wird, 10-
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aber der Art ihrer Ausstattung nach (u. a. zwei ganze slavische Dörfer Baßlitz und Mobschatz) vielleicht schon weit früher gegründet wurde. Weitere Beispiele anzuführen, fällt freilich schwer, und dies nimmt nicht wunder. Denn frühzeitig haben die Markgrafen umfangreiche Landzuweisungen im Markengebiet als Eigengut erhalten, und wenn sie schon Kirchen gründeten, werden sie dies auf ihrem Eigengut getan haben, um selbst Kirchherren zu werden. Die ursprüngliche Einheit des Königsgutes im Markengebiete ist durch solche Landzuweisungen bald völlig zerstört worden. Riesenhaft waren die Schenkungen, die die Kirche selbst erhielt, vor allem die Bistümer. Wir kennen sie bereits, fassen aber an dieser Stelle die großen Komplexe nochmals übersichtlich zusammen, ohne Rüdesicht auf den Streubesitz. Das Bistum M e r s e b u r g besaß den Burgward Zwenkau — wir erinnern uns, daß ein Burgward einen geschlossenen Burgbezirk von zehn bis zwanzig, mitunter auch wesentlich mehr Dörfern darstellte — und den anstoßenden Burgward Magdebom (beide bei Leipzig). Audi die merseburgische Burg Kohren stammt aus königlicher Schenkung und war Mittelpunkt eines nicht ganz kleinen zugehörigen Burgbezirks. Heinrich II. schenkte ferner die Burgwarde Schkeuditz und Zweimen. Der zu Zwenkau gehörige Forst war diesen Burgbezirken frühzeitig hinzugefügt worden, so daß Bischof Thietmar das gesamte zwischen Saale und Mulde und den Gauen Siusili und Plisni gelegene eingeforstete Gebiet für die Merseburger Kirche in Anspruch nahm. N a u m b u r g war im Besitze der aneinanderstoßenden Burgbezirke von Zeitz und Krossen a. d. Elster sowie des Burgwards Tibuzin (Lage unbekannt, bei Borna?); Heinrich IV. hatte weiterhin die drei Elbburgwarde Strehla, Gröba und Boritz dem Bistum überlassen. Hinzu kam seit der Verlegung von Zeitz nach Naumburg das umfangreiche Zubehör dieser Burg aus ekkehardingischer Hand. M e i ß e n hattezwar 1040 nur den Burgward Püchau (nördlich Würzen) erhalten, sich aber auf Grund einer gefälschten Urkunde auch im angrenzenden Burgward Würzen festgesetzt und weiter muldenabwärts die drei Burgwarde Löbnitz, Pouch und Ezeiisco (Tiefensee?) erworben. 1046 folgte der Burgward Zschaitz (bei Döbeln). In der Oberlausitz besaß das Bistum die Burgwarde Göda, Dolgowitz und Doberschau seit 1007. Zweifelhaft ist, ob der Burgward Pesterwitz bei Dresden in seiner Gesamtheit bischöflich war; jedenfalls hat sich eine Schenkungsurkunde hierüber nicht erhalten. Noch wesentlich umfangreicher waren selbstverständlich die Landzuweisungen an das Erzstift M a g d e b u r g , darunter die Burgwarde Schartau, Grabow, Buckau, Loburg, Tucheim, Pechau, Lostau, Gommern und Dretzel, wohl auch Möckern, Biederitz und Burg, alle rechts der Elbe gegenüber Magdeburg, ein Gebiet, das
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später einmal (1196) als magdebuigisches „Herzogtum jenseits der Elbe" bezeichnet wird. Die ganze Landschaft Neletici mit der Hauptburg Giebichenstein und den Burgwarden Nienburg, Gutenberg, Oppin und Brachstedt, d. i. der spätere Saalkreis, der Burgward Rothenburg und, was in unserem Zusammenhange besonders in Betracht kommt, die Burgwarde Nerchau an der Mulde (bei Grimma) und Taucha (bei Leipzig) waren gleichfalls magdeburgisch. Auch den Burgward Prettin an der Elbe hat das Magdeburger Erzstilt erworben. Es ist völlig deutlich, daß diese Land Schenkungen nicht nur dazu dienen sollten, die wirtschaftliche Kraft der Bistümer zu mehren. Sie seilten dies gewiß auch, zumal für die Zuweisungen im westlichen Teile des Sorbenlandes ist dies richtig. Was aber Magdeburg und Meißen östlich der Elbe, Naumburg östlich der Mulde erhielten, das waren Gebiete, die zunächst mehr Verpflichtungen als Nutzen brachten, hinsichtlich der politischen Sicherung, des wirtschaftlichen Ausbaus und vor allem der Mission. Wenn der König Schenkungen dieser Art vornahm, stellte er zugleich Aufgaben. Die gleichen Aufgaben wurden auch Klöstern gestellt. Eine sehr große Schenkung erhielt im Jahre 961 die Abtei M e m l e b e n : nicht weniger als elf Burgwarde, davon drei im Hevellerlande, sechs an der mittleren Elbe (Pretzsch, Klöden, Elsnig, Dommitzsch, Zwethau und das unbekannte Wozgrinie), zwei im meißnischen Daleminzien, nämlich Döbeln lind Hwoznie (unbekannt, in der Nähe der Einmündung der Zschopau in die Freiberger Mulde?). In der Niederlausitz besaß das Kloster N i e n b u r g die Burgwarde Niemitzsch und Liubocholi (Leibdxel?), dazu trat ein weniger ausgedehnter Landstrich weiter westlich an der Kleinen Elster, der Burgward Trebbus. Das Stift Q u e d l i n b u r g wurde gar mit zwei ganzen Landschaften beschenkt, mit Siusili nämlich (um Delitzsch und Landsberg) „mit Burgen, Dörfern und Weilern" und mit dem Lande Gera. Im Zeitraum von zwanzig Jahren erfolgten diese großen Schenkungen an Klöster, um dann ebenso plötzlich wieder aufzuhören. Hunderte von slavisdien Dörfern kamen also aus der unmittelbaren Herrschaft des Königs an Bischöfe und Äbte, die nunmehr von sich aus, die Bischöfe nicht nur als geistliche Hirten ihrer Diözese, sondern (wie auch die Abte) als weltliche Herren dieser Gebiete, die ja oftmals außerhalb ihres Sprengeis lagen, für die Gründung von Kirchen und für ihre Ausstattung zu sorgen hatten. Völlig versagt hat dabei das Kloster Memleben. Es wußte seinen Besitz nicht festzuhalten, und wir wissen mit Sicherheit nicht von einer einzigen Pfarrkirche, die auf seinen Besitzungen im Sorbenlande von den Äbten oder von denen des Klosters Hersfeld, dem Memleben von
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Heinrich II. inkorporiert wurde, errichtet worden wäre. Diese Inkorporation bedeutet wohl den grundsätzlichen Verzicht Heinrichs II. auf die von seinen beiden Vorgängern in diesen östlichen Gebieten des Reiches verfolgte Klosterpolitik. Vielleicht wurde damals sogar die Schenkung der Landschaft Siusili an Quedlinburg rückgängig gemacht, denn niemals wieder verlautet etwas von dortigen Rechten des Stiftes, das es wohl auch an der rechten Energie im Lande Gera fehlen ließ. Auch hier hören wir nichts von quedlinburgischen Kirchgründungen. Allenfalls käme die Kirche in Gera selbst in Betracht, die aber vielleicht schon vorhanden war, als Quedlinburg hier Fuß faßte. Audi Nienburg ließ sich wohl mehr die wirtschaftliche Ausnutzung als die kirchliche Versorgung seines Niederlausitzer Besitzes, den es dann in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts überhaupt verlor, angelegen sein, im Gegensatz zu seinen Besitzungen an der unteren Saale. Immerhin war vielleicht die Pfarrkirche von Niemitzsch eine Nienburger Gründung. So blieben also als Kirchgründer für die weiten Gebiete unter dem Krummstab nur die Bischöfe selbst. In wie mannigfacher Weise sie an der Ausübung ihrer eigentlichen kirchlichen Pflichten gehindert waren, hat der Überblick über die Geschichte der Bistümer bis zum Investiturstreit erkennen lassen; was sie trotzdem geleistet haben, werden wir alsbald erkennen. Nicht minder umfangreich als die königlichen Vergabungen an die Kirche waren diejenigen an die weltlichen Großen, nur sind uns hierüber viel weniger Urkunden erhalten. Lediglich in den geistlichen Archiven wurden sie sorgsam gehütet. Weltliche Archive waren noch nicht vorhanden oder verfielen der Zerstreuung oder Vernichtung, und so sind die Urkunden des Adels zum großen Teil zugrunde gegangen. Wir sind auf die oft ungenauen Nachrichten erzählender Quellen und auf vorsichtige Rückschlüsse aus späterer Zeit angewiesen. Immerhin läßt sich wenigstens ein Gesamteindruck gewinnen. Auch an weltliche Herren sind ganze Burgwarde als Eigengut gegeben worden, vor allem natürlich an die mächtigen Geschlechter, die die Markgrafen stellten. Doch bildeten sich in ihrer Hand nicht so große und dauerhafte Komplexe, wie die kirchlichen waren. Erbzersplitterung, Veräußerung, Verlust in Fehden, auch Rückfall an den König, schließlich Aussterben der Familien veränderten das Bild fortwährend. Einen großen Komplex von mehreren Burgwarden im Gebiete des Zusammenflusses beider Mulden und hinüber zur Pleiße und Elster besaßen zeitweise die E k k e h a r d i n g e r : Rochlitz, Colditz, Leisnig, Polkenberg (n. Leisnig) und Grobi (unbekannt, vielleicht Döhen oder Rötha, wo die Gröbamühle möglicherweise den Namen festgehalten hat), dazu Tibuzin (Titibulzien bei Thietmar; bei Borna?), vielleicht Groitzsch
Die Kirdiengründer: der Adel
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und vorübergehend, während der Zeit der Aufhebung des Bistums Merseburg, wohl auch Zwenkau. Abseits lag Strehla an der Elbe. Dem Markgrafen Ekkehard I. waren seine Lehen in Eigengut verwandelt worden. Daher der große Umfang dieses Allodialbesitzes, der nach dem Aussterben der Ekkehardinger kraft letztwilliger Verfügung Ekkehards an den deutschen König und durch Schenkung später teils an das Hochstift Naumburg (Tibuzin, Strehla), teils an W i p r e c h t v o n G r o i t z s c h (Leisnig, Colditz) gelangte. Das Haus Wiprechts hat ein ähnlich großes Gebiet als Eigengut in seiner Hand vereinigt, wenn auch nur für wenige Jahrzehnte. Groitzsch selbst erhielt Wiprecht von seinem Pflegevater Udo von Stade gegen das Balsamerland in der Altmark, woraus erhellt, wie umfangreich der zu Groitzsch gehörige mitteldeutsche Eigenbesitz der Grafen von Stade gewesen sein muß, der wiederum nur aus königlichen Schenkungen stammen kann. Wiprechts Gemahlin Judith, die Tochter des Böhmenherzogs Vratislav, brachte ihm Nisani und das Land Bautzen zu, also zwei Bezirke des königlichen Tafelgutes, die wiederum in dessen Verzeichnis aus den letzten Jahren Friedrich Barbarossas stehen und von Heinrich IV. dem Böhmenherzog geschenkt worden sein müssen. Der König überließ Wiprecht außer zahlreichem Streubesitz die beiden schon genannten Burgwarde Colditz und Leisnig. Eigengut der Gemahlin seines Sohnes Heinrich, also wiederum erheiratet, war der „Gau" (pagus) Zwickau, d. h. die Dörfer an der Zwickauer Mulde von Oberhohndorf bis Jerisau samt dem umliegenden unbesiedelten Waldgebiet, sowie Besitz um Bürgel am Gleißbach. In ältere Zeit noch reicht der Eigenbesitz des Hauses W e 11 i n zurück. Auch die Wettiner besaßen wenigstens zwei ganze Burgwarde, Wettin und Eilenburg, als Allod, dazu dan Buxgward Zörbig zunächst als Lehen, doch wurde später auch dieser Burgward als Eigengut behandelt. Neben Wettin und Zörbig erscheint in jüngerer Zeit (1157) auch das wettinische Allod Brehna mit der Bezeichnung Burgward. Vielleicht handelt es sich also auch bei dieser Besitzung um einen ganzen Burgward, der ursprünglich aus königlicher Schenkung stammte. Der große Sprengel der Brehnaer Kirche, der mindestens siebzehn Orte umfaßte, spricht entschieden dafür. Weiteres wettinisches Eigengut, dessen Ursprung unklar ist, findet sich später um Camburg und Eisenberg sowie »im Torgau. Torgau, zuerst unter Thimo von Kistritz, der in der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts lebte, als wettinisches Allod bezeugt, wird zwar nicht Burgward genannt, erscheint aber 973 als Mittelpunkt eines Einhebungsbezirkes weltlicher Zehnten wie die benachbarte Burg Belgern; auch hier wird ein ganzer Landstrich an die Wettiner gekommen sein. Seine Erwerbung geht ins 11. Jahrhundert zurück, während diejenige der
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umfangreichen Komplexe um Groitzsch (1136) und Rochlitz (1143) sowie Weißenfels einer späteren Zeit angehört. Aber auch Geschlechter, die in der Geschichte des mitteldeutschen Ostens nicht so hervorgetreten sind wie die bisher genannten, empfingen umfangreiche Eigengüter östlich der Saale. So treffen wir einen Grafen Bruno, einen Verwandten des thüringischen Landgrafenhauses, von dem wir sonst nur wissen, daß er ein Kloster in Schmölln gestiftet hat, im Besitze fast des dritten Teiles des großen und dichtbesiedelten Pleißengaues an (vor 1140), und die Grafen von Eberstein verfügten über die ganze Landschaft Dobna um Plauen i. V. (1122), wahrscheinlich auch über den Burgbezirk Weida (vgl. S. 181). Nicht nur einzelne Dörfer und Königshufen, wie sich dies in den Königsurkunden vergleichsweise oft belegen läßt, sondern ganze große Landstriche gelangten somit aus der Hand des Königs an den Adel. Zum Eigenbesitz traten die Lehen, in erster Linie die Amtslehen der Markgrafen, aber auch solche anderer Art, die schon unter Heinrich II. a l s E r b l e h e n (1013 ereditarium
beneficium
quod
vulgo
dicitui
erbe-
¡ehen) ausgegeben wurden. Bereits im 11. Jahrhundert muß der weniger begüterte edelfreie und ministerialische deutsche Adel verhältnismäßig dicht im Lande gesessen haben. Der junge Wipreditvon Groitzsch geriet in Fehde mit Edlen (nobiles), die in der Groitzscher Gegend auf ihren Burgen (municipia) saßen; sie tragen deutsche Namen und nannten sich beispielsweise nach Teuchern, einem alten Burgwardmittelpunkt, nach Profen und Kitzen. Nicht weniger als vierundzwanzig solcher befestigter Sitze in der Umgebung der großen Burg Döben unterwarf sich Wiprechts gleichnamiger Sohn im Jahre 1117. Die edelfreien Geschlechter, die wir seit dem 12. Jahrhundert im Markengebiet als Urkundenzeugen antreffen, sind offenbar die Nachkommen dieser Edlen der salischen Zeit: mehr im Westen die von Teuchern, Droyßig, Boblas, Schönburg, Leißling, Greißlau, Camburg, Saaleck, Wethau, Schkeuditz, Krosigk, Roda, Altenburg, Tegkwitz, Rasephas, Nöbdenitz, Imnitz, Breitenbuch, Salsitz, Greifenhain, Frohburg, die meist in irgendwelcher Beziehung zum Hochstift Naumburg stehen, also wohl teilweise Nachkommen königstreuer kleinerer Adelsgeschlechter sind, die in derZeit Heinrichs IV. Eigengut vom König und Naumburger Kirchenlehen erhielten. Es ist auffallend, wie die namengebenden Sitze dieser Edlen sich im Gebiet der Naumburger Diözese und vor allem um Naumburg selbst häufen. Aber auch im Daleminzierlande fehlten edelfreie Geschlechter nicht: die von Mügeln, Mülbitz, Mähris, Mochau, Seußlitz werden genannt, nur sind sie hier offenbar frühzeitig von den wettinischen Markgrafen verdrängt worden. Bei anderen ist die Standesqualität zweifelhaft. Eine schwer zu klärende Mittelstellung zwischen
Die Kirchengründer: der Adel
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Nobilität undMinisterialität nahmen die in der Umgebung von Meißen begüterten meißnischen Burgmannengeschlechter ein. Ob sie hier in salisdier oder gar in ottonischer Zeit bereits ansässig waren, muß offen bleiben. Im oberlausitzischen Milzienerlande sind frühzeitig die edelfreien Herren von Kittlitz nachweisbar. Es ist charakteristisch, wenn die Herren von Schönburg, die später in die Reichsministerialität übertraten, ihrem Hauskloster in Geringswalde im Jahre 1233 den Patronat über die beiden Pfarrkirchen von Weistropp und Leubnitz bei Dresden überweisen konnten. Das in der Nähe von Naumburg beheimatete Geschlecht, das später im Vorlande des Westerzgebirges und in der Cberlausitz sich Rodungsherrschaften schuf, muß ursprünglich, in salisdier Zeit, im Altlande des Elbtalkessels begütert gewesen sein und dort Kirchen gegründet haben, die als letzter Rest der dortigen Besitzungen im 13. Jahrhundert abgestoßen wurden. Meist wird es sich bei den Gütern der kleineren Edelgeschlechter um Streubesitz gehandelt haben, doch mag auch dann und wann ein ganzer Burgward ihnen zu Eigen oder Lehen überlassen worden sein. So erscheint beispielsweise die Schönburg bei Naumburg später einmal als Mittelpunkt eines Burgward genannten Geridxtsbezirks (127B). Dies also sind die Instanzen, von denen wir im 10. und 11. Jahrhundert Kirchgründungen erwarten können: der König, die Bischöfe (und zwar einmal als Vertreter des Königs, sodann aber als Herren der Besitzungen ihrer Kathedralkirchen), der deutsche Adel. Von der Kirchen gründenden Tätigkeit der Bischöfe ist natürlich ihre Kirchen weihende wohl zu unterscheiden. Häufig werden alte Kirchen in der Nähe von Burgwardmittelpunkten angetroffen. Nicht nur das Schutzmotiv spielte dabei eine Rolle, sondern auch der Wunsch, die Kirchen dort anzulegen, wo die Bevölkerung dann und wann zusammenströmte, sei es um Schutz zu suchen oder um Abgaben zu entrichten und Burgwerk zu leisten, sei es um Waren zu kaufen und zu verkaufen. Aber von einem Zeitalter der „Burgwardkirche" wird schwerlich zu sprechen sein. Es ist selten erweisbar, daß Burgward und Parochie sich deckten, nicht selten aber war das Gegenteil der Fall. Das Netz der Parochien ist, wie sieb zeigen wird, nicht gleichzeitig mit dem Netz der Burgwarde im 10. Jahrhundert entstanden, mit einem Schlage, gleichsam von Staats wegen, sondern es ist allmählich gewachsen. Die Kirchen sind teils älter, teils jünger als das Burgwardsystem, gegründet von Kirchherren, die nicht immer zugleich auch Herren von Burgwarden waren. Die frühzeitige Zersplitterung des geschlossenen Königsgutes ostwärts der Saale, die noch vor der Gründung der sorbenländischen Bistümer begann, hat im Verein mit dem Eigenkirchenwesen zur Folge gehabt, daß das König-
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tum sich zwar der Bistümer, nicht aber der Pfarreien in ihrer Gesamtheit angenommen hat. Selbst wenn die Bischöfe gewollt hätten und all die schweren Widerstände, die zu überwinden waren, nicht vorhanden gewesen wären, hätten sie das Land doch nicht mit einem Netz auch nur annähernd gleich großer Pfarrsprengel in kurzer Zeit überziehen können. Nur im Zusammenwirken mit den mannigfachen lokalen Gewalten, die sich gebildet hatten, war die Ausbildung eines annähernd geschlossenen Pfarrsystems möglich. Jede sorbenländische Kirche hat infolgedessen ihre individuelle Gründungsgeschichte, zu der individuelle Ursachen führten, denen es nachzugehen gilt. Es kommt hinzu, daß keineswegs jede Kirche als Pfarrkirche mit Befugnis der Taufe, des Begräbnisses und der Kommunion an den hohen Festen gegründet wurde. Manches Gotteshaus war ursprünglich nur Kapelle oder Oratorium mit der Befugnis lediglich des Messelesens und wuchs erst später zur Pfarrkirche heran. Eine zweite Frage ist es, seit wann eine feste Abgrenzung der Parochien, d. h. der Pfarrzwang für die Bewohner eines bestimmt umschriebenen Gebiets, tatsächlich durchzuführen war und in welcher Weise er durchgeführt wurde. Kirchgründungen, auch Gründungen von Taufkirchen, und Entstehung fester Plarrsprengel sind auseinanderzuhalten. In Wirklichkeit war es so, daß um das Jahr 1100 die Bildung von Pfarrsprengeln in den Diözesen noch keineswegs abgeschlossen war, daß es noch immer Dörfer gab, die zu keiner festen Parochie gehörten, während an anderen Stellen, zumal in der unmittelbaren Umgebung der Bischofssitze, die Pfarrkirchen verhältnismäßig dicht beieinanderlagen und ihre Sprengel längst gefestigt waren. Es bleibt nichts anderes übrig, als die einzelnen alten Kirchen jede für sich ins Auge zu fassen. Versucht man, sich einen Überblick über die bis zum Ende des Investiturstreits im Sorbenlande vorhandenen Pfarrkirchen zu verschaffen, so lassen einen die gleichzeitigen Quellen weithin im Stich. Von den wenigsten Pfarrkirchen haben wir unmittelbare und glaubwürdige Nachrichten über ihre Gründung, und bei weitem nicht alle, die schon im 11. Jahrhundert bestanden, werden auch schon im 11. Jahrhundert in den Quellen erwähnt. Wir sind daher auf vorsichtige Rückschlüsse aus späteren Zeiten angewiesen. Zunächst ist klar, daß wir solche alten Kirchen nur im altbesiedelten Lande suchen dürfen, in Dörfern, die nicht erst der deutschen Ostsiedlung ihre Entstehung verdanken. Das ganze Erzgebirge und sein Vorland scheiden damit aus, aber auch das Vogtland südlich einer Linie, die etwa von Weida nach Schmölln verläuft, wies nur kleine Wohngaue auf. Weite Wälder erstreckten sich zwischen Pleiße und Mulde Elbsandsteingebirge und südliche Oberlausitz entbehrten der zusam-
Allgemeiner Charakter der Kirchengründungen
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menhängenden Besiedlung ebenso wie das Land zwischen Schwarzer Elster und Röder. Audi zwischen Mulde und Elbe nördlich der ehemaligen sächsischen Landesgrenze herrschte der Wald vor. Besser als durch jede doch ungenaue Beschreibung vergegenwärtigt man sich das „frühgeschichtliche Landschaftsbild" an Hand einer der Karten, wie sie auf Grund der Bodengestalt und Bodenart, der vorgeschichtlichen Funde, der Siedlungsformen, der Orts- und Flurnamen von der landeskundlichen Wissenschaft in mühsamer Arbeit hergestellt worden sind. Wir wissen weiterhin, daß die Sprengel der ältesten Pfarrkirchen sehr groß waren; zehn, zwanzig, ja dreißig und noch mehr Dörfer waren ihnen zugewiesen. Große Sprengel in späterer Zeit deuten also auf alte Kirchen. Wann diese Sprengel sich verfestigten, ist in jedem Falle besonders zu untersuchen. Wesentlich ist, daß wir wenigstens bei einer Kirche, der von Altkirchen im Pleißengau, den Umfang der Parochie bereits für das letzte Viertel des 11. Jahrhunderts genau kennen. Sonst ist der Zubehör der Parochien meist erst aus den Visitationsakten der Reiormationszeit bekannt, doch ist es sicher, daß die Pfarrsprengel sich im Laufe der Jahrhunderte verkleinerten; nur ganz selten wurden sie um ein oder zwei Dörfer vergrößert. Einer großen Parcchie der Reformationszeit entspricht in der Regel eine noch größere in der Zeit ihrer Entstehung. Filialkirchen und Kirchen, deren Patronat einem Pfarrer zusteht, dürfen dabei ursprünglich zum Sprengel der Mutterkirche und der Patronatskirche gerechnet werden. Häufig lassen kirchliche Abgaben, vor allem Zehntleistungen, Schlüsse auf ehemalige kirchliche Zugehörigkeit zu. Doch ist hier scharf vom Bezug bloßer Erbzinsen, die im Spätmittelalter häufig durch Schenkung an die Kirchen gelangten, zu scheiden, und auch die Zehnten wurden erst durch spätere Schenkung zugewiesen, da den sorbenländischen Pfarrkirchen ein Zehntrecht von Haus aus nicht zukam (vgl. S. 263 ff.). In der Regel aber wird der zugewiesene Zehntbezirk mit der Parochie identisch gewesen sein, wie dies in manchen Fällen mit Sicherheit nachgewiesen werden kann. Immerhin haben wir also Möglichkeiten, den ursprünglichen Umfang der Parochien annäherungsweise zu ermitteln. Ortsnamen und vor allem Siedlungsformen lassen Schlüsse auf die Entstehungszeit der zugehörigen Dörfer wenigstens insoweit zu, als wir Siedlungen vordeutschen Ursprungs von deutschen Bauerndörfern der sogenannten Kolonisationszeit zu unterscheiden vermögen, wobei freilich das Vorkommen von Flurumlegungen in früher Zeit sowie von Wechsel und Verschleppung von Ortsnamen zu berücksichtigen ist. Der Schluß auf das Alter der Parochialbildung ist von hier aus immerhin möglich. Wir wissen schließlich — und dies wird noch zu erörtern sein —,
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5. Die ältesten Pfarrkirchen
daß die Ausstattung der alten Pfarreien nicht wie späterhin in einer Landzuweisung von einer oder mehreren Hufen bestand, also in einem bäuerlichen Gute, das in Eigenwirtschaft zu halten war, sondern in ganzen Dörfern, von denen Abgaben bezogen wurden. Der Pfarrer hatte also ursprünglich die Stellung eines kleinen Grundherrn inne. Freilich kommt diese sogenannte Dorfdos auch noch in der Höhezeit der deutschen bäuerlichen Siedlung vor. Beispielsweise bewidmete Siegfried von Mügeln die von ihm auf seinem Eigenbesitz in Sornzig kurz vor 1218 gestiftete Pfarrkirche mit einem ganzen Dorfe. Auch die Kirche von Greiz, die von den Vögten von Weida nicht vor der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts gegründet worden sein kann, hatte Dotaldörfer, als sie 1225 selbständige Pfarrei wurde. Die Beispiele ließen sich leicht vermehren. Es kommt hinzu, daß nicht selten ganze Dörfer den bereits bestehenden Pfarrkirchen schenkungsweise zugewendet wurden, im Zusammenhang mit Meßstiftungen usw. Ein völlig sicheres Anzeichen für Kirchgründung in der Frühzeit ist die Dorfdos also nicht, doch wird man sie nahezu als solches ansehen dürfen, wenn das Dotaldorf den Namen Poppitz (Pop-owice, „Leute des Pfaffen") trägt. Einen Hinweis vermögen schließlich noch die späteren Sitze der Erzpriester (sedes, Dekanate, Propsteikirchen) zu geben: nicht selten wurden die ältesten und deshalb bedeutenden Kirchen zu solchen ausersehen. Allerdings erfolgte ihre Einrichtung erst in einer Zeit, als das Land durch die deutsche bäuerliche und städtische Siedlung sein Gesicht grundlegend verändert hatte. Neue Kirchen waren neben die alten getreten und übertrafen sie teilweise bereits an Bedeutung, vor allem in den Städten; auch der Einfluß der Orden blieb nicht ohne Wirkung auf die kirchlichen Mittelpunkte. So sind bei weitem nicht a l l e Erzpriestersitze bei Kirchen aus der Zeit vor Beginn der deutschen Siedlung entstanden. Will man solche mit hinreichender Wahrscheinlichkeit erschließen, so müssen also mehrere Indizien zusammenkommen. Soviel wird man sagen dürfen: können wir auf Grund späterer Quellen im altbesiedelten Gebiet Pfarrkirchen mit sehr großem Pfarrsprengel feststellen, deren Ausstattung in einem oder mehreren ganzen Dörfern besteht, zeigen Pfarrort und zugehörige Dörfer die charakteristische, auf vordeutschen Ursprung deutende Flureinteilung in unregelmäßige Blöcke und Streifen und die Ortsformen, die für Anlagen der Frühzeit bezeichnend sind, dazu slavische Ortsnamen, und erweist sich der Pfarrort womöglich obendrein nach sonstigen Quellen als wichtig oder als Sitz eines edelfreien Geschlechtcs oder später als Sitz eines Erzpriesters, so werden wir mit großer Wahrscheinlichkeit vermuten dürfen, daß hier eine Pfarrkirche schon im 11. Jahrhundert bestanden habe
Das südöstliche Sachsen
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and vermögen auf diese Weise die lückenhafte Uberlieferung zu ergänzen. Nur mit Vorsicht sind dagegen Schlüsse aus den Weihenamen der Kirchen zu ziehen, da sie oft in die Irre führen. Immerhin vermögen sie in gewissen Fällen, wo andere Quellen versagen, einen wichtigen Anhaltspunkt zu geben. Die folgenden Angaben, die versuchen, in den einzelnen Bistümern einen Überblick über die bis etwa 1100 gegründeten Pfarrkirchen zu geben, können bei diesem Stande der Dinge weder Anspruch auf Vollständigkeit nodi auf völlige Sicherheit erheben. Es wird deshalb notwendig sein, den Leser jeweils mit der Begründung für das vermutete Alter der Kirchen bekanntzumachen, um ihm ein eigenes Urteil zu ermöglichen. Die Belege sind im Anhang zu finden. Das B i s t u m M e r s e b u r g hatte als einziges der sorbenländischen Bistümer einen wenn auch bescheidenen Anteil am „mutterländischen" Deutschland links der Saale. Im südöstlichen Sachsen fand das Christentum später Eingang als in Thüringen, aber früher als im übrigen Altsachsen. Schon um die Mitte des 8. Jahrhunderts war dieser Teil Sachsens der fränkischen Herrschaft unterworfen worden, und es ist immerhin möglich, daß bereits im Verlaufe dieser Heereszüge (743, 744, 748) die ersten Kirchen im Lande gegründet wurden, vielleicht noch vom heiligen Wigbert (f 747, einem Gehilfen des Bonifatius), selbst. Es handelt sich dabei wahrscheinlich zunächst um die Kirchen von A l l s t e d t , O s t e r h a u s e n und W o r m s l e b e n . Sie waren ursprünglich Königskirchen, wurden aber noch vor 786 dem Kloster Hersfeld übereignet, nachdem die Gebeine Wigberts dorthin überführt worden waren (um 782); eine vierte, wohl etwas jüngere Kirche in O b e r w i e d e r s t e d t erwarb das Kloster erst nach 786. Die Wigbertkirche in R i e s t e d t dagegen war wohl eine hersfeldische Gründung, die ebenfalls noch ins 8. Jahrhundert gehören dürfte. Umfangreiche fränkische Siedlung auf Königsland führte noch vor 7SO zur Einrichtung eines Burgbezirkssystems im südlichen Hassegau, wobei mehrere mit fränkischen „Königsfreien" (780: ingenui homines) besetzte Dörfer jeweils zu einer Burg gehörten, nach der sie einen (weltlichen) Zehnten als Abgabe an den Grafen zu entrichten hatten. Dieser Zehnt wurde 780 dem Kloster Hersfeld übereignet. Auch bei manchen dieser Burgen werden frühzeitig Kirchen errichtet worden sein, und im Laufe des 9. und 10. Jahrhunderts setzte sich die Vermehrung der Pfarrkirchen fort, auch abseits der Burgen. Neben die Kirchen des Königs traten Eigenkirchen der adligen Grundherren, so etwa in E i s 1 e b e n, und vielleicht auch die eine oder andere Hersfelder Eigenkirche. Auch das Kloster Fulda hatte im Hassegau Besitz; ihm ist vielleicht die Errichtung der Bonifatiuskirche in V a 11 e i o d e zu danken. Eine der fränkischen Burgen war
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5. Die ältesten Pfarrkirchen
Merseburg. Als hier 968 ein Bistum errichtet wurde, konnte also der westsaalische Teil der Diözese wahrscheinlich bereits als kirchlich wohlorganisiert gelten. Aber wir haben dem nicht nachzugehen, denn bereits 9Ö1 kam ja das ganze Gebiet an das Bistum Halberstadt zurück, und bei der Wiederherstellung Merseburgs im Jahre 1Ö04 verblieb nur der kleine Bereich des zugehörigen Burgwards links der Saale beim Bistum. Ihm allein gilt unser Augenmerk. Auf die kirchlichen Verhältnisse von M e r s e b u r g selbst ist bereits eingegangen worden (vgl. S. 34), so daß wir nur kurz rekapitulieren. Wir vermuteten, daß die älteste Kirche hier die Petrikirche auf der Altenburg sei, schon in fränkischer Zeit gegründet. Neben sie trat die von Heinrich I. gestiftete Johanniskirche, aus der später der Dom erwuchs. Bischof Hunold (1036—1050) stiftete und weihte die Sixtikirche und machte sie zur Pf arrkirche vermutlich für die Stadt Merseburg, die damals bereits erhebliche Bedeutung gehabt haben muß. Möglich ist schließlich, daß auf der Altenburg schon im 11. Jahrhundert die Veitskirche als neue Pfarrkirche entstand, nachdem aus dem Kanonikerstift bei St. Peter unter Bischof Werner (1059—1093) ein Benediktinerkloster geworden war. Als Pfarrkirche erwähnt wird sie zwar erst im 12. Jahrhundert. Da aber der heilige Veit als Stammespatron der Sachsen galt, lebte seine Verehrung im Zeitalter des Investiturstreites in Sachsen auf und wird auch in dem fast stets antiköniglich gesinnten Merseburg in Mode gekommen sein, so daß die Kirche dieser Zeit angehören dürfte. Die Burgen des südlichen Hassegaus, die wir aus einem Verzeichnis der dem Kloster Hersfeld gehörigen Zehnten kennen, die in diesen Burgen erhoben wurden, reichen im Osten mit Merseburg, Burgwerben, Gosedt bis an die Saale heran. Die Kirchen aber, die wir bisher für das 8. Jahrhundert wahrscheinlich machten, lagen alle viel weiter westlich. Sollten nicht auch hier im Osten schon damals Kirchen gegründet worden sein, die nur aus dem Grunde in den Quellen nicht genannt werden, weil sie nicht in Beziehung zu Hersfeld standen? Für Merseburg selbst vermuteten wir dies bereits. Verführerisch für weitere Aufhellung des Dunkels ist die Beobachtung der Kirchenheiligen. Neben St. Peter waren es besonders St. Martin, der Bischof von Tours, und St. Dionysius, der Patron von St. Denis, denen die Franken ihre Verehrung zuwandten. Martinskirchen nun finden sich in G r o ß k o r b e t h a und in F r a n k l e b e n , beides Orte, die nachweislich im 9. Jahrhundert bereits bestanden, Korbetha zudem an einer wichtigen Saalefurt gelegen, Frankleben aber an der uralten Straße von Erfurt nach Merseburg. Eine Dionysiuskirche befand sich in A t z e n d o r f , einem Ort, der ebenfalls schon im 9. Jahrhundert
Gegend um Merseburg
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bezeugt ist. Aber der allein auf die Patrozinien gegründete Schluß ist höchst unsicher. Es ist vielmehr darauf hinzuweisen, daß Atzendorf später (1544) nicht selbständige Pfarrkirche, sondern Filial der Georgenkirche in G e u s a war und daß der Pfarrer von Geusa das Besetzungsrecht der Pfarre in Frankleben ausübte (wie übrigens auch der in Blösien). Geusa erscheint also als die Mutterkirdie, und in der Tat wurde diese Kirche bereits im Jahre 1017 von König Heinrich II. dem Hochstift Merseburg samt dem zugehörigen unfreien Priester übereignet. Auch Geusa tritt als Husuuua bereits im ältesten Teil des Hersfelder Zehntverzeichnisses (vor 850) auf. Wir müßten also, wenn wir am fränkischen Ursprung der Kirchen von Frankleben und Atzendorf festhalten, der Königskirche in Geusa ein noch höheres Alter zuschreiben. Sie würde dann neben die ältesten Kirchen des Hassegaus treten. Im Burgbezirk von Merseburg hätten dann schon in fränkischer Zeit nicht weniger als fünf Kirchen bestanden. Das Mißliche einer solchen Hypothese ist klar, zumal Filial- und Patronatsverhältnisse mitunter Wandlungen in jüngerer Zeit unterworfen sind, aber unmöglich ist sie nicht angesichts der Bedeutung, die der Landschaft um Merseburg, mit der Merseburger Pfalz als Mittelpunkt, seit dem frühen 10. Jahrhundert bezeugtermaßen zukommt. An Nachrichten über weitere Kirchen aus dem 10. und 11. Jahrhundert fehlt es im fraglichen Gebiet durchaus. Bedenkt man jedoch, daß es im kleinen westsaalischen Teile des Bistums vor der Einführung der Reformation etwa dreißig Kirchen gab, wobei diejenigen in Merseburg selbst nicht mitgezählt sind, so wird man schwerlich glauben wollen, daß nicht einige von ihnen noch in der Glanzzeit Merseburgs unter Sachsen und Saliern entstanden seien. Da uns die Kennzeichen, die wir östlich der Saale für alte Kirchen anführen können, im deutschen Altsiedellande verlassen, ist es jedoch unmöglich, sie mit Sicherheit festzustellen. Man ist natürlich geneigt, alte Kirchen dort zu suchen, wo im 9. Jahrhundert dem Hersfelder Zehntregister zufolge Christen ansässig waren. In der Tat ist i n N i e d e r - K l o b i k . a u , dem Cloboko des Zehntverzeichnisses, 112,1 eine mit vier Hufen ausgestattete Kirche nachweisbar, die aber zum Bistum Halberstadt gehörte. Im Mersefcurger Bistum kommen in Betracht die Marienkirche in O b e rk r i e g s t e d t und die Kirche von B i s c h d o r f , doch fehlen alle Quellen aus älterer Zeit. Wenn Bischdorf schon vor 850 als Bisgoiesdorph erscheint, so setzt dies natürlich christliche Bewohner und Beziehungen zu einem Bischof voraus; man denkt an Lull, der als Gründer und Abt von Hersfeld zugleich Erzbischof von Mainz war. 1128 gehörte der Ort dem Hochstift Naumburg. Die Kirche ist zwar 1544 nicht selbständig, sondern wie Knapendorf Filial von Bündorf, hatte
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aber noch 142ß einen eigenen Pfarrer. B ü n d o r i kam durch Schenkung der Ottonen an das Hochstift und von diesem als Lehen an die Wettiner. Im Jahre 1266 befand sich hier eine Burg mit zugehörigem Landgerichtsbezirk, die der Bischof von Landgraf Albrecht zurückkaufte. Der Kirche wird dabei nicht Erwähnung getan, sowenig wie 1012, als Heinrich II. Boian villam dem Hochstift bestätigte. Einen Pfarrer Heinrich von Bündorf nennt erst das um 1320 entstandene Merseburger Tctenbuch, der aber nach der Natur dieser Aufzeichnung schon sehr lange vorher gestorben sein kann. Am wahrscheinlichsten ist wohl, daß in Bündorf noch im 11. Jahrhundert vom Bischof eine Kirche errichtet wurde, deren Patronat bei der Verlehnung des Ortes dem Bischof oder Domkapitel vorbehalten blieb. Ob die Kirche von Bischdorf älter oder jünger ist, bleibt ebenso wie der Ursprung der Kirche von Oberkriegstedt in Dunkel gehüllt; wir wissen nur, daß sich im Jahre 1004 in letzterem Orte Königsgut befand, das an Halberstadt gelangte. Unklar bleibt auch, ob der Ort K i r c h d o r f an der Saale, gegenüber Vesta, in sächsische oder salisdie Zeit zurückreicht. Der Name setzt natürlich das Bestehen einer Kirche voraus, ist aber erst 1282 bezeugt. Es ist möglich, daß sich hier seit alter Zeit die Kirche für einen Königsgutskomplex befand (Spergau — Kobolani [wüst bei Spergau] — Fährendorf — Kirchdorf), der nadi und nadi dem Hochstift zugewendet wurde. Wäre Kirchdorf jüngere Ausbausiedlung, so müßte die Kirche von Spergau (bezeugt erst um 1330) als alt betrachtet werden. Eine bedeutende und daher wohl alte Kirche ist schließlich diejenige von B e n n d o r f . Sie hatte 1544 zwei Filiale Körbisdorf und Wernsdorf, zwei weitere Dörler waren eingepfarrt. Wie Bündorf war auch Benndorf im 13. Jahrhundert Sitz eines ritterlichen Geschlechts, dessen Glieder nicht nur Lehnleute der Merseburger Kirche waren, sondern das auch Mitglieder des Domkapitels stellte. Die Kirche mag ins 11. Jahrhundert zurückgehen, doch ist Sicherheit nicht zu gewinnen. Sicheren Boden betreten wir erst im ostsaalischen Teile der Diözese. Hier ist es ganz gewiß eine der ältesten Kirchen die in S c h k e i t b a r bei Lützen, die von Bischof Wigbert (1004—1009) dem heiligen Romanus geweiht wurde. Er erbaute sie an der Stelle eines heiligen Haines, der für unverletzlich galt, den er aber, wie wir schon gehört haben, hatte roden lassen. Keineswegs handelt es sich also um eine Kirche mit von vornherein fester Parochie, an eine Burg mit ihrem Bezirk angelehnt, sondern vielmehr um eine Missionsstation, wie sie uns noch öfter begegnen wird, um ein Gotteshaus mitten im heidnischen Lande, an der Stehe eines heidnischen Heiligtums, das seine Piarrkinder erst bekehren und dadurch erwerben sollte. Stützpunkt für die Gründung war offensichtlich das benachbarte Eisdorf, wo die Bischöfe
Zwischen Saale und Elster
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im Beginn des 11. Jahrhunderts einen Wirtschaftshof besaßen. Schon 1012 ist die Kirche urkundlich bezeugt, Heinrich II. hatte ihr eine Königshufe geschenkt, die offenbar zur Ausstattung dienen sollte. Da sich in der Flur Schkeitbar die wüste Mark Pfaffendorf (1321 Papendorf) befindet, muß die Kirche entweder außerdem mit den Abgaben eines ganzen Dorfes bewidmet gewesen sein, oder das Pfaffendorf entstand auf dieser Königshufe, wenn nicht dort ein slavisches Dorf bereits vorhanden war, ohne in der Schenkungsurkunde erwähnt zu werden. Noch 1545 umfaßte das Kirchspiel außer dem Filial Thronitz sieben Dörfer, darunter den ehemaligen Burgwardhauptort Schkölen. In alter Zeit war es vermutlich größer. Unmittelbar südlich an die Parochie Schkeitbar grenzt nämlich die große Kirchfahrt H o h e n l o h e an, die zwar 1545 bereits zerschlagen war, aber sich an Hand der Urkunden rekonstruieren läßt. Sie reichte im Süden bis Großstorkwitz, das erst 1281 ausgepfarrt wurde, und Werben, im Osten wahrscheinlich bis an die Elster, also bis vor die Tore von Pegau und Zwenkau. Der Ort Hohenlohe selbst, ursprünglich (1191) einfach Lo, d. i. ein altes deutsches Wort für Wald, besaß keine Flur, sondern lag in der Flur Kitzen und gibt sich damit als Ausbausiedlung zu erkennen. Die Kirche war 1235 bischöfliche Eigenkirche. Berücksichtigt man aber, daß ein Friedrich von Kitzen vor 1080 im Kampfe gegen Wiprecht von Groitzsch angetroffen wird, so kann die Kirche sehr wohl eine adlige Gründung sein, die erst später durch Schenkung oder Vermächtnis ans Hochstift gelangte. Man wird nicht fehlgehen, wenn man die ganze Pfarrei als ursprünglich zu Schkeitbar gehörig betrachtet. Obwohl ein Pfarrer erst 1191 bezeugt ist, kann die Teilung noch ins 11. Jahrhundert fallen und wurde wohl vorgenommen, als in dieser Gegend feste Parochien sich bildeten. Nach Thietmars Bericht hat Bischof Wigbert außer Schkeitbar und zwei Kirchen in Magdeburg noch „viele" andere geweiht. Man wird sich ihre Zahl sicherlich nicht sehr groß vorstellen dürfen, doch lassen sich in der Diözese immerhin Kirchen namhaft machen, die in seine Zeit zurückreichen und von denen er einige geweiht haben mag. Da ist zunächst K e u s c h b e r g . Die dortige Kirche wird 1012 genannt; wie derjenigen von Schkeitbar wurde ihr von Heinrich II. eine Königshufe zugewiesen, so daß sie wohl mit ziemlicher Sicherheit als Gründung Wigberts gelten darf. Dann erscheint sie als Pfarrkirche wieder 1322 unter acht Kirchen, die den Merseburger Domherren als Obödienzen zugewiesen waren, zwischen den Kirchen von Schkeitbar und Hohenlohe. Genannt werden damals ferner die Sixtikirche in Merseburg (gegründet vor 1050) und die Kirche in Helfta, die dem Bistum von Otto dem Großen geschenkt worden war. Man muß danach vermuten, daß auch die drei weiteren Obödienzen der Domherren besonders wichtige und ver11 Schlesinger I
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5. Die ältesten Pfarrkirchen
mögende, d. h. alte Kirchen waren. Es spricht für das hohe Ansehen der Keuschberger Kirche, daß sie um 1300 Sitz eines Ardiidiakonats war. Nodi 1545 umfaßte der Sprengel außer dem Filial Mölkau zehn Beidörfer. Audi er wird wie derjenige von Schkeitbar ursprünglich größer gewesen sein, denn mit Rampitz und Nempitz umschließt er von drei Seiten die Parochie Thalschütz, zu der bis 1225 Oetzsch gehörte. Sie wird wie Teuditz, vermutlich eine adlige Gründung der Herren von Knaut, die hier bis in den Beginn des 14. Jahrhunderts ein festes Schloß von den Bischöfen zu Lehen trugen, aus der Pfarrei Keuschberg ausgeschieden sein. Berücksichtigt man noch, daß Keuschberg 1012 als Burgward erscheint, zu dem das Dorf Zöllschen (Celizini) gehörte, so wird ersichtlich, daß wir hier eine Burgwardparodiie vor uns haben, die mit den fünf Beidörfern im Osten bis an den Sprengel von Schkeitbar heranreichte, wobei nur fraglich bleibt, zu welcher der beiden Kirchen Lützen ursprünglich gehörte. Fraglich bleibt auch, wann ein fester Sprengel in dieser Form ausgebildet worden ist. In unmittelbarer Nähe von Keuschberg liegt ein Dorf Poppitz. Audi diese urkundlich nachweisbar alte Kirche ist also wie Schkeitbar mit einem ganzen Dorfe ausgestattet gewesen und hat noch in der Reformationszeit einen großen Sprengel. Wir gewinnen damit Vertrauen zu diesen charakteristischen Merkmalen alter Kirchen auch dort, wo die unmittelbaren Quellenbelege für Bestehen schon im 11. Jahrhundert fehlen. Vorhanden sind solche nochmals für zwei Kirchen in L e i p z i g und Olscuizi, worunter eine Wüstung O l s c h w i t z im Süden von Leipzig (1213 Olskowiz) zu verstehen ist. König Heinrich II. schenkte beide Kirchen zusammen mit der Geusaer 1017 an das Bistum Merseburg, über die etwa zugehörigen Parodiien wissen wir nichts, ja es ist nicht einmal sicher auszumachen, welche der Leipziger Kirchen dieses älteste Gotteshaus ist. Merseburg hat die beiden Kirchen nicht festhalten können, die in Olschwitz ging frühzeitig ein, und die Gründung der Stadt vor 1170 verwirrte mit der Errichtung der beiden Stadtkirchen St. Nikolai und St. Thomä die alten kirchlichen Verhältnisse bis zur Unerkennbarkeit. Der Ort Pfalfendorf (1213 Papendorp), nach der Analogie von Schkeitbar und Reuschberg sidierlich der alten Leipziger Kirche als Ausstattung zugewiesen, erscheint bei der Gründung des Thomasstifts 1213 als zur Dotierung der städtischen Thomaskirche gehörig, woraus hervorgeht, daß die älteste Pfarrei aufgelöst worden sein muß. Der Stadtkirche St. Nikolai war damals eine Petrikapelle inkorporiert, die später (1315) aber als Kirche erscheint. Es ist das wahrscheinlichste, auch nach dem Weihenamen, wie noch zu zeigen sein wird, in ihr die älteste Leipziger Kirche zu erblicken, während von der vor den Toren der Stadt, bei der „Altenburg", gelegenen Jakobikirche, die später im
Gegend von Leipzig
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Besitze der Erfurter Schottenmönche war, nicht einzusehen ist, weshalb sie ihr „Pfaffendorf" an die Thomaskirche abgegeben haben sollte, wenn sie die älteste Pfarrkirche Leipzigs war und als solche weiterbestanden hätte. Leipzig war Burgward; wenn auch nicht in unmittelbarer, so doch in erreichbarer Nähe der schützenden Burg, die am Mätthäikirchhof ergraben worden ist, erhob sich die älteste Kirche. Ob sie jemals eine feste Parochie besaß, ist mehr als zweifelhaft. Ähnlich lagen die Dinge bei Olschwitz. Man muß den Hauptort des 1040 bezeugten Burgwards Lesnic in Lößnig südlich Leipzig suchen. Olschwitz wäre dann als Kirche bei diesem zu betrachten. Ob freilich von vornherein eine Burgwardparochie gebildet wurde, ist auch hier sehr zweifelhaft, worauf sogleich zurückzukommen sein wird. Beide Kirchen waren Königskirchen und sind vom Könige für Königsleute gegründet worden, die Peterskirche vielleicht noch ehe die Bistümer eingerichtet und die Burgwardverfassung im Lande durchgeführt waren. Noch eine dritte Kirche erhob sich in der Nähe von Leipzig, die ihrer ganzen Art nach den beiden eben behandelten an die Seite gestellt werden muß, obwohl sie nicht so frühzeitig bezeugt ist. Es ist die Kirche von M a g d e b o r n . Ihre Parochie war ursprünglich sehr groß, sie umfaßte die Siedlungen des Göselbachtales. Noch 1540 gehörten zu Magdeborn außer den drei Filialen Störmthal, Dreiskau und Kleinpötzschau sechs weitere Dörfer; berücksichtigt man alte Zehntabhängigkeiten, so kommt man auf einen mutmaßlichen Umfang von etwa dreißig Dörfern für das Kirchspiel. Wir wundern uns also nicht, daß Magdeborn 1322 mit zu den Obödienzen des Merseburger Kapitels gehörte. Der Burgward Medebuiu war vor 970 von Otto dem Großen dem Merseburger Hochstift überlassen worden. Wenn die Kirche nicht damals bereits als Königskirche vorhanden war und mit in bischöflichen Besitz überging, wurde sie von einem der ersten Bischöfe, vielleicht von Wigbert, sogleich als bischöfliche Eigenkirche gegründet. Ein Pfarrer von Magdeborn ist erst 1242 zu belegen. Doch haben wir einen Anhaltspunkt, der das Bestehen der Kirche für den Beginn des 11. Jahrhunderts so gut wie gewiß macht: ein aus dieser Zeit stammendes Verzeichnis des Merseburger Domschatzes nennt nämlich einen Presbyter von OJsgouua, worunter nur ö l z s c h a u südöstlich Magdeborn verstanden werden kann. Wenn nun hier, am Rande des unbesiedelten Waldgebietes, damals bereits eine Kirche bestand, so muß die von Magdeborn bestimmt älter sein. Bemerkenswert ist, daß in einem sicherlich zum Burgward Magdeborn gehörigen Orte schon sehr früh eine selbständige Kirche vorhanden war, eine adlige Gründung, wie man annehmen muß. Fügt man hinzu, daß zur Magdeborner Parochie 1322 deutsche Rodungsdörfer wie Espenhain, Rödgen (man beachte die Namen) und ip
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5. Die ältesten Pfarrkirchen
Schonenberg (wüst bei Störmthal) gehörten, die nicht alter Bestandteil des Burgwards gewesen sein können, so wird ersichtlich, daß sie die Bildung einer verhältnismäßig späten Zeit ist. Ähnlich verhält es sich anscheinend mit der nördlich angrenzenden Parochie Olschwitz, als deren Rest die Pfarrei Probstheida betrachtet werden muß. Dörfer des Altsiedellandes (Connewitz, Dösen, Dölitz) sind mit deutschen Kolonistendörfern (Holzhausen, Zuckelhausen, Wachau) in dieser Pfarrei vereinigt, die vielleicht erst fest umrissen wurde, als Olschwitz bereits eingegangen und die Kirche nach Probstheida verlegt war. Das angeführte Merseburger Domschatzverzeichnis nennt noch einen zweiten Presbyter Wolo von Zwenkau. Z w e n k a u ist uns als Burgward bekannt aus der Schenkung Ottos II. an Merseburg von 974. Einer Kirche wird dabei nicht gedacht, sie bestand wohl damals noch nicht, sondern ist erst eine Gründung der Merseburger Bischöfe, wofür auch das Laurentiuspatrozinium spricht. Stützpunkt für die Kirchgründung war wohl wiederum, wie Eisdorf für Schkeitbar, ein benachbarter merseburgischer Wirtschaftshof in Eythra. Es spricht für die Bedeutung der Kirche, daß sie 1316 an den Merseburger Dekan, der sie als Pfründe erhalten hatte, zehn Mark jährlich abzuführen vermochte. Die Parochie umfaßte in der Reformationszeit zwei Filialkirchen und acht weitere Dörfer; wir haben keine Anhaltspunkte, daß sie früher größer war. Die Pfarrausstattung betrug 1562 vier Hufen, dazu Lehen und Erbgerichte über fünfzehn Güter im Städtlein Zwenkau. Es ist immerhin möglich, daß sich dahinter eine ehemalige Dorfdos verbirgt. Gedacht war die Kirche wohl ursprünglich als Missionsstation für die an der Elster und hinüber zur Pleiße gelegenen slavischen Siedlungen. Ob es jedoch hier jemals zur Bildung einer Großpfarrei kam, steht dahin, da über Alter und etwaige frühere Abhängigkeitsverhältnisse der Kirchen von Zöbigker, Böhlen, Zeschwitz, Wiederau, Eythra und Großdalzig, die ursprünglich zu Zwenkau gehört haben könnten, alle Nachrichten fehlen. Es ist sehr wohl möglich, daß in dieser Gegend von vornherein kleine Kirchspiele gegründet wurden. Nicht an eine Burg angelehnt war die Kirche von E u l a , die Wiprecht von Groitzsch vor Alter ganz verfallen vorfand, als er 1090 den Ort aulsuchte. Die Parochie umfaßte ursprünglich etwa zehn Dörfer am unteren Eulabach hinüber zur Pleiße; sie schloß südlich an die Pfarrei Magdeborn an. Die Kirche muß zur Zeit Wiprechts schon einige Jahrzehnte alt gewesen sein. Scheinbar gehört sie nicht zum ältesten Typus, denn nicht ein ganzes Dorf, sondern allerdings recht umfangreicher Grundbesitz (3'/2 Hufen) nebst drei Bauern in Eula selbst waren ihr eingeräumt. Nähere Untersuchung zeigt aber, daß dieses Pfarrland und auch der größte Teil des Besitzes der Dotalen in einem einzigen
Zwenkau, Eula, Groitzsch
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großen Stück liegt; die Pfarre und die Güter der drei Pfarrbauern bilden auch im Dorfe selbst einen abgesonderten Teil für sich. Der Schluß liegt nahe, daß das Pfaffendorf wüst geworden und in Eula aufgegangen ist. Besitzer der Kirche war um 1090 Wiprecht. Sie lag vermutlich im Gebiete des Burgwards Tibuzin, der wie Groitzsch aus dem Besitze der Ekkehardinger 1046 an das Reich zurückfiel und dann an das Bistum Naumburg gelangte, von dem ihn Wiprecht als Lehen erhielt. Ein Ekkehardinger darf als Kirchgründer gelten,- es handelt sich um eine Eigenkirche des Adels. Das gleiche gilt wohl für G r o i t z s c h. Ursprünglich Königsgut, gelangte die Burg 1030 an den Markgrafen Hermann, fiel 1046 an den König zurück und muß nun den Grafen von Stade geschenkt worden sein, deren mitteldeutschen Besitz Wiprecht gegen das Balsamerland eintauschte. Als Burgward erscheint Groitzsch erst 1105. Die Parochie war sehr groß, sie umfaßte noch 1540 zwölf Dörfer rechts der Elster, reichte aber früher den Zehntverhältnissen zufolge auch links der Elster über Pegau hinaus bis Dobergast und Stöntzsch im Westen, im Osten vielleicht sogar bis Borna, doch sollte man hier eher ursprüngliche Zugehörigkeit zu Eula erwarten. Pegau gehörte also anfangs kirchlich zu Groitzsch. Da nun Wiprecht von Groitzsch die Nikolauskapelle in Pegau, die später zur Pfarrkirche erhoben wurde, bereits 1091 erbaute und gleichzeitig auch die Gründung eines Klosters in die Wege leitete, das 1096 geweiht wurde, muß die Grcitzscher Kirche älter sein. Sie gehört, obwohl ein Pfarrer erst 1268 genannt wird, dem 11. Jahrhundert an; wer sie gegründet hat, ob die Ekkehardinger oder die Grafen von Stade, steht dahin. Es handelt sich dabei nicht um die ehemalige Stadtkirche St. Egidien, sondern um die Marienkirche in der Vorstadt, dem ehemaligen Flecken unter der Burg. Die Ausstattung betrug in der Reformationszeit vier Hufen; außerdem gehörten zur Pfarre zehn Bauern als Pfarrdotalen. Es ist wahrscheinlich, daß, wie in Eula, diese Ausstattung ursprünglich auf ein oder mehrere ganze Dörfer zurückgeht. Zu beachten ist, daß Altengroitzsch nicht zum Groitzscher Sprengel gehörte, sondern sich zur Kirche in Gatzen hielt, die ihrerseits wieder aus dem großen zeitz-naumburgischen Kirchspiel Profen ausgeschieden war. Niemand wird glauben, daß Altengroitzsch, unmittelbar neben der Burg gelegen und von Wiprecht 1090 zunächst als Ort des dann in Pegau gegründeten Klosters ausersehen, nicht zum Groitzscher Burgbezirk gehört habe, und für die übrigen Orte des Kirchspiels Gatzen gilt dies dann in entsprechender Weise; reichte doch der Zubehör der Groitzscher Burg im Südwesten mindestens bis Schwerzau, wo Wiprecht für seine Gemahlin Judith eine Burg errichtete. Wir beobachten also hier, daß nicht nur die Parochialgrenze, sondern sogar die Grenze
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zweier Diözesen mitten durch einen Burgward hindurciilief. Andererseits müssen Lobstädt und Borna samt den umliegenden Dörfern zum Burgward Tibuzin gehört haben, so daß der Groitzscher Sprengel einerseits nicht den ganzen Burgward Groitzsch, andererseits aber mehr als den Burgward Groitzsch umfaßte. Wir haben bisher noch nicht die siebente und achte der Merseburger Obödienzkirdien betrachtet, von denen allen wir hohes Alter vermuten. Es sind die Kirchen von S c h k e u d i t z und Z w e i m e n , Beide Orte sind 1091 als Burgwarde bezeugt, und zwar scheint sich der Schkeuditzer Burgbezirk am rechten Ufer der Elster schmal aber lang hingezogen zu haben, von Wiederitzsch im Osten mindestens bis Raßnitz im Westen, und entsprechend am linken Luppeufer der von Zweimen von Böhlitz-Ehrenberg bis mindestens Zöschen und Zscherneddel. Beide Burgwarde wurden von König Heinrich II. dem Hochstift Merseburg geschenkt. Die Kirche in Schkeuditz ist sehr alt, obwohl sie erst seit 1322 in den Quellen begegnet. Schon daß sie mit dem großen Dorfe Papitz (1322 Popewiz) ausgestattet war, also wiederum ein „Pfaffendorf" in slavischer Namengebung hier begegnet, läßt diesen Schluß zu. Noch weiter zurück führt aber der Weihename St. Alban. Er fehlt im heutigen Sachsen gänzlich, auch im außersächsischen Teile des Bistums Merseburg und m. W. auch des Bistums Naumburg begegnet er nicht. Die Verehrung des hl. Alban weist nach Mainz mit seinem Albanskloster. Der Schluß liegt nahe, daß die Schkeuditzer Albanskirche in der Zeit entstanden ist, als die sorbenländischen Bistümer noch nicht gegründet waren und die Mainzer Erzdiözese noch nach Osten hin offen war. Daß es schon vor 966 Kirchen auch ostwärts der Saale gab, bezeugen diejenigen, mit denen Otto der Große Boso ausstattete (vgl. S. 24). Es ist mehr als wahrscheinlich, daß bei der Burg Schkeuditz, die wie Püchau in die Zeit Heinrichs I., vielleicht sogar in karlingische Zeit zurückgehen mag, eine Kapelle vorhanden war, aus der die spätere Pfarrkirche hervorgegangen ist. Ihr Sprengel umfaßte 1545 vier Dörfer; da aber 1387 die Kollatur über Oberthau und Hänichen dem Pfarrer von Schkeuditz zustand, müssen auch diese Kirchspiele hinzugerechnet werden. Es ergibt sich eine auffällige Übereinstimmung der Form des Kirchspiels mit der doch ganz charakteristischen Form des Burgbezirkes. Man wird hier von einer Burgwardparochie sprechen dürfen. Nur ganz im Osten des Burgwards ist offenbar wegen der großen Entfernung schon frühzeitig eine selbständige Pfarrei ausgeschieden worden. Die Kirche in W i e d e r i t z s c h muß 1091 schon bestanden haben, denn damals wurde der Ort von Bischof Werner dem Peterskloster in Merseburg übereignet, während die Kirche, die bischöfliches Lehen war, vom Kloster erst 1285 erworben wurde. Sie kann also keine Stiftung
An der unteren Elster
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des Klosters, sondern muß eine bischöfliche Gründung sein, vielleicht auch die eines Adligen, an den Wiederitzsch lehnweise ausgegeben war. Weniger deutlich ist der ursprüngliche Sprengel von Zweimen zu erkennen. Da aber ganz im Osten des Burgwards, in Gundorf, eine Kirche erst 1283 dotiert wurde, ist es wahrscheinlich, daß auch diese Parochie sich ursprünglich mit dem Bereiche des Burgwards gedeckt hat. Das große Pfarrgut von 6V4 Hufen (1562) könnte auf ursprüngliche Dorfdos deuten. Kirchen in dem Merseburg unmittelbar östlich der Saale vorgelagerten Gebiete, das den Ostteil des Burgwards Merseburg bildete (1091), sind für das 11. Jahrhundert nicht bezeugt. Ein Pfarrer von W a l l e n d o r f wird erst 1191 genannt; im gleichen Jahre wird die Kirche von B u r g l i e b e n a u erwähnt, während die Pfarrei K r i e g s d o r f gar erst 1270 entgegentritt. Kriegsdorf war zur Zeit Kaiser Lothars im Eigenbesitz eines Edelgeschlechtes, dem der Merseburger Bischof Johann I. entstammt. Zehn Hufen zu Wallendorf dagegen mit der Mühle gelangten 1091 aus der Hand des Bischofs Werner an das Merseburger Peterskloster. Dieses war 1191 im Besitz des Patronats der Wallendorfer Kirche; ob diese ebenfalls an das Kloster geschenkt wurde oder erst von diesem errichtet wurde, bleibt dunkel. Die Pfarrei hatte 1562 vier Beidörfer; ihre Ausstattung betrug drei Hufen. Burgliebenau war im 12. Jahrhundert der Sitz eines ritterlichen Geschlechts und später eines festen Schlosses, das in die Hand des Magdeburger Erzbischofs kam und erst 1444 vom Merseburger Bischof Johannes von Bose zurückgekauft wurde. Es ist ganz unsicher, ob gerade die Kirchen dieser drei Orte ins 11. Jahrhundert zurückreichen, doch sind sie von denen, die zur Auswahl stehen, die bedeutendsten. Da weder die Sprengel von Keuschberg noch von Schkeuditz noch von Zweimen in den Ostteil des Merseburger Burgwards hineinreichen und auch nicht bekannt ist, daß die dortigen Dörfer von Merseburg selbst aus versorgt wurden, muß es hier, in unmittelbarer Nähe des Bischofssitzes, schon nach Analogie des Westteils des Burgwards Kirchen im 11. Jahrhundert, wenn nicht noch früher, bereits gegeben haben. Es ist dies um so wahrscheinlicher, als im nördlich unmittelbar angrenzenden ostsaalischen Gebiete, in der Landschaft Neletici, dem späteren Saalkreis, schon im Jahre 966 mehrere Kirchen bestanden. Burgwardmittelpunkt wie Schkeuditz und Zweimen war bereits im 10. Jahrhundert auch T a u c h a (nordöstlich Leipzig). Als im Jahre 1004 der Burgward von Heinrich II. an Magdeburg geschenkt wurde, bestand eine Kirche offenbar noch nicht, die sonst unter dem genau angeführten Zubehör der Burg (cum toto eius territario sive burgwardio, marca quoque et... colonis et litis usw.) angeführt worden wäre. Das
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5. Die ältesten Pfarrkirchen
Patrozinium des heiligen Moritz verrät, daß die Magdeburger Erzbischöfe auf ihrem nunmehrigen Besitz diesem Mangel abgeholfen haben. Dies wird noch im 11. Jahrhundert geschehen sein, denn bereits 1169 schenkte Erzbischof Wichmann von Magdeburg dem Moritzkloster in Halle die Kirchen in Brandis und Machern, also in deutschen, mit hoher Wahrscheinlichkeit von Taucha aus angelegten Dörfern, in deren Besitz er nur als Herr von Taucha gekommen sein kann, und es ist nicht denkbar, daß in Taucha selbst nicht damals schon längst eine Kirche bestanden habe. Es ist sogar sehr wahrscheinlich, daß die Gründung bald nach 1004 erfolgte, da Heinrich II. zugleich mit dem Burgward auch Reliquien des heiligen Moritz schenkte; sie werden zur Ausstattung der Tauchaer Moritzkirche verwendet worden sein. Der ursprüngliche Umfang der Parochie wird auf etwa zehn an der Parthe gelegene Dörfer geschätzt, könnte also dem Burgward entsprochen haben. Ob die Rechte des Tauchaer Pfarrers in der Krickauer Mark auf ursprüngliche Ausstattung mit diesem untergegangenen Dorfe hinweisen, muß dahingestellt bleiben. östlich von Taucha lag an der Mulde die Burg P ü c h a u , die schon Heinrich l. im Kampfe gegen die Slaven Zuflucht bot. Sie wurde samt dem zugehörigen Burgward 1040 dem Bistum Meißen geschenkt. Nachrichten aus alter Zeit über die dortige Petrikirche fehlen, aber da in ihrer Nähe wiederum ein Dorf Poppitz anzutreffen ist und ihr ursprünglicher Sprengel mindestens ein Dutzend Dörfer, alle auf der linken Seite der Mulde, umfaßte, ist ihr hohes Alter gesichert. Schon im Jahre 961 erhielt das Magdeburger Moritzkloster wie in der nördlich angrenzenden Landschaft Quezici mit der Burg Eilenburg und in anderen Landstrichen auch im Lande Neletici an der Mulde mit der Burg Würzen den Zehnten zugewiesen, „den die Christen zu geben pflegen und diejenigen geben sollen, die mit Gottes Hilfe zu Christen gemacht werden mögen". Der Missionsauftrag des Klosters ist also klar. Doch ist es unwahrscheinlich, daß damals von Magdeburg aus eine Kirche in Püchau errichtet wurde, man würde wie in Taucha den heiligen Moritz als Patron erwarten, nicht Peter. Wir erinnern uns vielmehr der Petrikirche in Leipzig und stellen ihr die in Püchau an die Seite. Fügt man hinzu, daß auch die ältesten Kirchen bei den wichtigen Muldenburgen Eilenburg und Rochlitz Petrikirchen sind, so wird ein Zusammenhang dieser alten Kirchen ersichtlich. Wir wissen, daß Leipzig 1017 eine Königskirche besaß, und da die Beziehungen Heinrichs I. zu Püchau uns bekannt sind, dürfen wir königliche Gründung in früher Zeit auch für Püchau und die beiden anderen Petrikirchen annehmen, wobei der Petrikirche in Merseburg eine vermittelnde Rolle zugefallen sein wird. Die Entstehung wäre dann vor die Stiftung der Johanniskirche inMerse-
An der Mulde
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bürg, also in die ersten J a h r e Heinrichs I. oder gar noch in spätkarlingische Zeit zu setzen. Vermutlich sind diese Pfarrkirchen aus Burgkapellen hervorgegangen, die anfänglich nur für die deutschen ständigen Besatzungen bestimmt waren, wie eine solche für Püchau für die Zeit Heinrichs I. ausdrücklich bezeugt ist. Besonders deutlich ist dies in E i l e n b u r g zu erkennen. Hier war noch 1161 das Pfarrecht (panochia) mit der Petrikapelle auf der Burg verbunden, die außer mit einem Walde, zwei Mühlen und fünf Hufen im „Ried" mit nicht weniger als vier Dörfern ausgestattet war. Eilenburg w a r seit etwa 1000 im ununterbrochenen Allodialbesitz der Wettiner, die die Kirche sicherlich mit mancherlei Gut beschenkt haben werden. Aber auch die im Zeitzer Bistum gelegenen, 968 bereits vorhandenen Kirchen in Teuchern und Görschen (vgl. S. 50) zeigten damals schon Ausstattung mit sechs und vier Dörfern, so daß wir hier anscheinend einem sehr alten T y p u s der Kirchenausstattung auf die Spur kommen. Später trat die Nikolaikirche in der Stadt Eilenburg an die Stelle der Burgkapelle. Ihr Sprengel war sehr groß. Er reichte ursprünglich im W e s t e n bis Mutschlehna und Behlitz, von Groitzsch (an der Mulde) im Süden bis Zschepplin im Norden. Daß er sich ursprünglich auch östlich der Mulde erstreckte, beweist die Zugehörigkeit von Kültzschau (1161). Die alten kirchlichen Beziehungen sind hier gestört worden, seit um 1070 die Mulde als Bistumsgrenze zwischen Magdeburg und Meißen festgesetzt wurde. Aber noch 1161 war Eilenburg der kirchliche Mittelpunkt für den gesamten dortigen Allodialbesitz des Markgrafen Dietrich von der Lausitz, der sich bis an das Waldgebiet um Schildau hinüberzog, das damals gerade gerodet worden sein dürfte. Die Parochie muß also um 1070 bereits bestanden haben und zunächst auch bestehen geblieben sein. Sie umfaßte den aus einer königlichen Burgwardschenkung hervorgegangenen wettinischen Herrschaftsbezirk Eilenburg. W ü r z e n , schon 961 als Burg und Mittelpunkt der Landschaft Neletici an der Mulde genannt, hat Püchau bald an Bedeutung überflügelt. Eine Kirche muß auch hier schon im 10. J a h r h u n d e r t bestanden haben. Ob es die spätere Jakobskirche war, ist zweifelhaft. Der Flurname „Pfarrsdorfer W e r d e r " in der Wurzener Stadtflur (1835) ist die letzte Spur des auch hier einst vorhanden gewesenen Pfaffendorfs. Im J a h r e 1017 gelangte W ü r z e n bei der endgültigen Festsetzung der Merseburger Diözesangrenze gegen Meißen kirchlich an das Bistum Meißen. W i e die Meißener Bischöfe sich auch in den weltlichen Besitz des Burgwards zu setzen wußten, ist an anderer Stelle gezeigt worden (vgl. S. 90). W e n n Bischof Herwig v o n Meißen Würzen im J a h r e 1114 für den geeignetsten Ort seiner Diözese hielt, um ein monasteiiolum, das
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ist die Grundlage für das spätere Kollegiatstift, aufzunehmen, so setzt dies ein bereits bis zu einem nicht ganz geringen Grade entwickeltes kirchliches Leben voraus. Eine große Parochie ist iür Würzen nicht nachzuweisen; vielleicht ist sie nie vorhanden gewesen. Wir wissen nicht, ob ursprünglich der Burgward Würzen auf dem rechten, der Burgward Püchau aber auf dem linken Muldenufer sich erstreckten und der große Sprengel von Püchau somit als Burgwardparochie zu betrachten wäre, so daß man in Analogie dazu eine frühzeitig zerschlagene Burgwardparochie Würzen rechts der Mulde annehmen müßte. Sehr viel wahrscheinlicher ist, daß die Parochialgrenzen sich erst zu einer Zeit verfestigten, als die Mulde längst Diözesangrenze geworden war, daß also Burgward und Parochie hier einander nicht entsprechen. Dies wird um so wahrscheinlicher, als auch der Sprengel der soeben genannten Petrikirche in R o c h 1 i t z auf das Gebiet links der Mulde beschränkt blieb, während der Burgward Rochlitz bestimmt auch die große meißnische Parochie S e e 1 i t z rechts des Flusses mit umfaßt hat, wie sich nicht nur aus den noch in späterer Zeit an das Iinksmuldische Rittergut Königsfeld, d. i. der zur Rochlitzer Königsburg gehörige königliche Wirtschaftshof (man beachte den Namen!), zu entrichtenden Abgaben ergibt, sondern auch aus dem Umfange des späteren politischen Bezirks (1168 und 1174 pagus Rochelez, zu dem Zsdiillen rechts der Mulde gehört; 1168 in tolo ambitu alodii Dedonis marchionis Lusicensis archidiaconatus officium; der Archidiakonat erstreckte sich auch rechts der Mulde). InSeelitz hat nie eine Burg bestanden. Die Parochien bildeten sich also erst nach 1017, unabhängig vom Burgwardbezirk, während die Kirche in Rochlitz selbst schon vorher bestand. Gerade 1018 nämlich weilte Bischof Thietmar in Rochlitz, wo er firmte. Das Bestehen der dortigen Kirche ist also schon für diese Zeit gesichert, doch hatte sie noch keine feste Parochie. Thietmar bemerkt zudem ausdrücklich, es seien nur wenige gewesen, die er firmen konnte (vgl. S. 88). Rochlitz war damals im Besitze der Ekkehardinger; es fiel 1046 ans Reich zurück und wurde 1143 von König Konrad III. dem Markgrafen Konrad von Wettin zu Eigen gegeben. Nunmehr (1168) erscheint die Rochlitzer Pfarrkirche auch urkundlich. Sie war 1174 ausgestattet mit zwölf Hufen, die im benachbarten Poppitz, das also hier wiederum entgegentritt, und in Carsdorf zu suchen sind. Vielleicht verfügte auch diese Pfarre wie Eilenburg von Anfang an über mehr als ein Dorf als Widemut. Aus kirchlichen Abgaben läßt sich erweisen, daß Schwarzbach, Leutenhain und Weißbach im Norden, Breitenborn und Wittgendorf im Südwesten ehedem zu Rochlitz gehörten. Die dazwischenliegenden Orte slavischen Ursprungs gehörten also alle einmal zur Rochlitzer Parochie. Wiederum ist die Mischung deutscher Kolonisten-
Zwischen Mulde und Pleiße
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dörfer und slavischer Weiler des Altsiedeilandes in einer Pfarrei charakteristisch für die späte Festigung der Parodiialgrenzen. Auf seiner Reise nach Rochlitz kam Bischof Thietmar auch nach K o h r e n , wo er einen Wirtschaftshof besaß, und nahm dort ebenfalls Firmungen vor. Audi hier war also bereits 1018 eine Kirche vorhanden. Die Burg Kohren war schon von Otto II. an Merseburg geschenkt worden. Nach der Auflösung des Bistums kam sie an Magdeburg, fiel aber nach 1004 an Merseburg zurück. Die Kirche war also wohl eine bischöflich merseburgische Eigenkirche. Bemerkenswert ist das Patrozinium des heiligen Gangolf, das sonst in Sachsen nicht vorkommt, wohl aber in Thüringen (Gangloff-Sommern westlich Weißensee, St. Gangloff westlich Gera). Die Parochie umfaßt noch heute außer dem Filial Jahnshain fünf Dörfer und war vermutlich früher wesentlich größer. Die Zahl der Kirchen, die wir mit hinreichender Sicherheit innerhalb der Diözese Merseburg der Zeit vor 1100 zuweisen können, ist damit erschöpft. Sie beträgt, wenn man vom Bischofssitze selbst und seiner unmittelbaren Umgebung absieht, für das Gebiet östlich der Saale etwa anderthalb Dutzend, wobei der Teil des Bistums, den Thietmar wahrscheinlich zu Unrecht als ehemaligen Zubehör der Diözese von Magdeburg beanspruchte, nicht berücksichtigt ist (die Muldenburgwarde von Eilenburg bis Löbnitz). Diese Kirchen verteilten sich, wenn man das einstige Verhältnis von Wald und Siedlungsland berücksichtigt, über das ganze Bistum, soweit es bewohnt war. Für die Dörfer an der Luppe und unteren Elster waren die Kirchen in Zweimen und Schkeuditz bestimmt, für das weite Offenland östlich der Saale oberhalb Merseburgs die von Keuschberg und Schkeitbar/Hohenlohe. Weiter östlich folgte die slavische Siedlung den Flußläufen, und danach bestimmte sich die Lage der Kirchen: für die Auensiedlungen am Zusammenfluß von Elster, Pleiße und Parthe Leipzig und Olschwitz; Magdeborn und ölzschau für die Dörfer an der Gosel; Zwenkau und Groitzsch für diejenigen an der Elster hinüber zur Pleiße; Eula war als kirchlicher Mittelpunkt der Siedlungen am Eulabache, vielleicht auch für die spärlichen Bewohner der Gegend um Borna und Regis bestimmt; schließlich Kohren als Kirche für ein kleines Wohngebiet an der Wyhra. An der Mulde finden wir Kirchen in Püchau, Würzen und Rochlitz; Eilenburg weiter muldenabwärts lag seit 981 außerhalb der Merseburger Diözese. Wir wissen nun freilich, daß auch zwischen Würzen und Rochlitz an der Mulde sich ein schmales zusammenhängendes vordeutsches Siedlungsgebiet erstredete. Hier befanden sich die Burgwarde C o 1 d i t z und N e r c h a u , vielleicht auch der schwer zu bestimmende Burgward Grobi (D ö b e n ?). Aber von Kirchen ist nichts überliefert, eine Nachricht bei Thietmar, Bischof Eiko von Meißen habe gewünscht, in Coli-
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5. Die ältesten Pfarrkirchen
dici bei den Reliquien des Märtyrers Magnus begraben zu werden, bezieht sidi nidit auf Colditz, sondern auf Cölbigk in der altsädisischen Heimat Eikos. Auch spätere Nachrichten geben wenig Anhaltspunkte. Der Umfang der Parochien Nerchau und Döben ist in der Reformationszeit nicht unbeträchtlich. Jenes hatte elf, dieses neun Beidörfer, und vielleicht ist zu Nerchau die Pfarrei Trebsen, wohl eine reichsministerialische Gründung erst des 12. Jahrhunderts, ursprünglich hinzuzurechnen (1529 mit sieben Beidörfern). Außerdem ist für die Kirchen von Döben und Nerchau ursprüngliche Ausstattung mit ganzen Dörfern möglich. Da das gleiche aber auch für die benachbarte, bestimmt jüngere Stadtkirche (gegründet nach 1218) von Grimma gilt, ist ein sicherer Schluß nicht zu ziehen. Die Frage, ob für diese Muldensiedlungen eine oder mehrere Kirchen bereits vor dem Beginn der deutschen Ostsiedlungszeit vorhanden waren, muß offen bleiben. Man wird trotzdem sagen dürfen, daß die kirchliche Versorgung der Bewohner der Merseburger Diözese um das Jahr 1100 einigermaßen gesichert erscheint, soweit man dies nach dem Vorhandensein von Kirchen beurteilen kann. Die gewiß nicht geringen Schwierigkeiten sind also nach und nach überwunden worden. Vorhandenes wurde ausgebaut, Neues kam hinzu; die kirchgründende Tätigkeit des Königs, der Bischöfe, des Adels schloß sich zusammen. Die slavische Bevölkerung wurde dem neuen Glauben gewonnen, wenigstens äußerlich. Die Voraussetzungen zur Bildung fester Pfarrsprengel sind damit gegeben, doch stellen wir die Frage, wann sie durchgeführt wurde, vorläufig zurück. Wenn wir uns nunmehr dem B i s t u m Z e i t z - N a u m b u r g zuwenden, so ist das Fehlen einer so zuverlässigen und ausführlichen Quelle für die Frühzeit, wie wir sie für Merseburg in Thietmars Chronik besitzen, schmerzlich fühlbar. Immerhin mangelt es auch hier an frühen Nachrichten, die das Bestehen von Kirchen sicherstellen, nicht ganz. Uber die älteste Kirche am ersten Bischofssitze Z e i t z selbst ist bereits gesprochen worden. Boso empfing sie samt ihrer Ausstattung von Otto dem Großen, sie muß also um die Mitte des 10. Jahrhunderts bei der erstmals 976 erwähnten königlichen Burg bestanden haben und könnte schon in karlingischer Zeit entstanden sein, zumal wiederum das Patrozinium des heiligen Petrus entgegentritt (976), das hierher freilich wohl nicht von Merseburg aus, sondern eher vom Petrikloster inErfurt vermittelt wurde. Dieses wurde wahrscheinlich schon in merowingischer Zeit gegründet. Aus der Petrikirche ist die Zeitzer Kathedralkirche hervorgegangen, die dann zur Kollegiatkirche umgewandelt wurde. Zwei weitere Zeitzer Kirchen gehen ins 11. Jahrhundert zurück: St. Jakob, von Wiprecht von Groitzsch vor 1079 zerstört und wahr-
Zeitz, Kirchberg, Altenburg
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scheinlich als N i k o l a i k i r c h e w i e d e r a u f g e b a u t , u n d St. S t e p h a n , w o Bischof Dietrich v o r 1119 ein A u g u s t i n e r - C h o r h e r r e n s t i f t g r ü n d e n wollte. Die S t i f t u n g w u r d e i n d e s nicht d u r c h g e f ü h r t , u n d an die Stelle des gep l a n t e n C h o r h e r r e n s t i f t e s t r a t s p ä t e r (1147) ein B e n e d i k t i n e r - N o n n e n k l o s t e r . W a n n u n d v o n w e m diese Kirchen g e g r ü n d e t w u r d e n , bleibt d u n k e l , ü b e r die S p r e n g e l d e r ä l t e s t e n Zeitzer Kirchen u n d ü b e r i h r e A u s s t a t t u n g w i s s e n w i r nichts. Es ist nicht wahrscheinlich, d a ß die Zeitzer Petrikirche selbst als P f a r r k i r c h e f ü r die slavischen D ö r f e r d e r U m g e b u n g g e d i e n t hat, n a c h d e m sie Domkirche g e w o r d e n w a r . Zu d i e s e m Zwecke e r b a u t e v i e l m e h r Boso, w i e schon e r w ä h n t , eine stein e r n e Kirche in d e r N ä h e v o n Zeitz auf e i n e m W a l d h ü g e l (saltus), d e n e r r o d e n ließ u n d nach s e i n e m N a m e n b e n a n n t e . Zu d e n k e n ist nicht a n Bosau, d a s s p ä t e r e Kloster, s o n d e r n a n d e n 976 g e n a n n t e n O r t B u o s e n r o d im Zeitzer Burgbezirk, d e r w ü s t g e w o r d e n u n d nicht m e h r n a c h z u w e i s e n ist. Vielleicht lag er an d e r Stelle der s p ä t e r e n O b e r s t a d t Zeitz. Einen f e s t e n P f a r r s p r e n g e l h a t die f r ü h z e i t i g w i e d e r e i n g e g a n g e n e Kirche schwerlich g e h a b t . Sie w a r v i e l m e h r e i n e r e i n e M i s s i o n s s t a t i o n , v e r g l e i c h b a r d e r v o n Bischof W i g b e r t v o n M e r s e b u r g a n g e l e g t e n Kirche in Schkeitbar. Boso e r h i e l t w e i t e r h i n v o n O t t o d e m G r o ß e n die Kirche in K i r c h b e r g (bei J e n a ; Ü b e r r e s t d e r Burg ist d e r Fuchsturm), die schon 937 v o r h a n d e n g e w e s e n sein muß, d a d a m a l s d e r N a m e b e z e u g t ist, der d a s B e s t e h e n e i n e r Kirche v o r a u s s e t z t . Die Burg w a r K ö n i g s b u r g w i e d a s b e n a c h b a r t e D o r n b u r g ; e i n e A n z a h l Dörfer, die A b g a b e n entrichteten, w a r e n ihr zugeschlagen. M a n g e w i n n t d e n Eindruck, daß es sich u m e i n e n B u r g b e z i r k h a n d e l t ähnlich d e n j e n i g e n des südlichen H a s s e g a u s . So m a g die ä l t e s t e Kirche, e i n e Königskirche, w i e die S c h e n k u n g a n Boso erweist, in karlingische Zeit z u r ü c k g e h e n . 976 gab es h i e r b e r e i t s zwei Kirchen, als d e r e n A u s s t a t t u n g ein u n g e n a n n t e s Dorf erscheint. Die z w e i t e Kirche ist sicherlich die v o n L o b e d a , d e r e n Filial die Kirchberger B u r g k a p e l l e 1228 w a r ; auch die Kirchen in Ammerbach, J ä g e r s d o r f , Schlöben u n d Gleina w a r e n d a m a l s Filiale v o n Lobeda. Die ä l t e s t e Kirche auf d e r Burg w a r also zur Filialkirche h e r a b g e s u n k e n u n d d a s Pfarrecht mit d e r Kirche in Lobeda v e r b u n d e n w o r den, d e r e n g r o ß e r S p r e n g e l f ü r sich spricht. Z u d e m ist Lobeda in spät e r e r Zeit Sitz e i n e s D e k a n s (Erzpriesters), w o r a u s die B e d e u t u n g d e r Kirche erhellt. Nicht o h n e Kirche w i r d auch die A l t e n b u r g e r K ö n i g s b u r g gew e s e n sein, die 976 d e m Hochstift Zeitz ü b e r e i g n e t w u r d e . Zu d e n k e n ist a n die allerdings erst 1288 g e n a n n t e M a r t i n s k a p e l l e auf d e r Burg. Sie b e f a n d sich d a m a l s im Besitze d e s L a n d g r a f e n Dietrich, also d e s Rechtsnachfolgers d e s d e u t s c h e n K ö n i g s in A l t e n b u r g . Der Schutz-
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5. Die ältesten Pfarrkirchen
heilige läßt Gründung noch in fränkischer Zeit nicht ausgeschlossen erscheinen. Pfarrkirche ist die Kapelle wohl niemals gewesen. 976 gehörte zur Burg Altenburg ein Dorf Buosendori, wie Buosenrod zur Burg Zeitz. Sollte Boso auch hier eine für slavische Dörfer der Umgebung bestimmte Kirche gegründet haben? Der Ort ist wie Buosenrod eingegangen, seine Stätte wohl in der Altenburger Stadtflur zu suchen. Nur eine Vermutung kann der Hinweis sein, daß der Ursprung der späteren Altenburger zweiten Stadtkirche St. Nikolai völlig unklar bleibt. Sie liegt nicht nur abseits der Burg und der zur Zeit König Lothars entstandenen Kaufmannssiedlung, die sich um die Bartholomäikirche gruppiert, sondern auch von der Marktsiedlung der salischen Zeit. Sollte diese unzweifelhaft alte Kirche etwa die Nachfolgerin einer von Boso gegründeten Missionsstation, der „Nikolaikirchhof" der Platz des alten Buosendori sein? Vorauszusetzen wäre dann allerdings ein Patrczinienwechsel, da die Verehrung des heiligen Nikolaus erst im Ausgang des 11. Jahrhunderts in Mitteldeutschland heimisch wurde. Sicheren Boden betreten wir bei den Kirchen in T e u c h e r n und G ö r s c h e n (Gruza), die 976 dem Hochstift zur Ausstattung übergeben wurden. Die Kirche in Teuchern wird dabei bezeichnet als basilica in pago Ducharin, war also die einzige in der ganzen nach dem Hauptorte Teuchern bezeichneten Landschaft, ohne daß ihr Standort genannt würde. Daß sie aber bei der Burg Teuchern selbst gelegen war, steht außer Frage. Die Parochie umfaßte noch 1539 sechzehn Dörfer und wird früher noch größer gewesen sein. Als Kirchenausstattung erscheinen 976 nicht weniger als vier Dörfer. Teuchern ist 1041 als Burgward bezeugt; im zugehörigen Bezirk (territorium) lagen 1004 die Dörfer Greifen (wüst), Kretzschau, Groitzschen. Die Kirche war, wie aus der Schenkung von 976 hervorgeht, eine Königskirche, die noch in spätkarlingische Zeit zurückgehen kann. Leider ist der Weihename nicht bekannt; das Stadtsiegel zeigt angeblich den heiligen Georg. Auch die Kirche in Görschen war 976 die einzige in einer Kleinlandschaft (in pago Uueta), lag aber nicht beim namengebenden Mittelpunkt Wethau, wo übrigens eine Burg erst spät als Sitz der edelfreien Herren von Wethau bezeugt ist, oder in Wettaburg, wo vielleicht eine wesentlich ältere Burg vermutet werden darf (identisch mit 766 Weidahaburg?). Ihr Standort Görschen mußte also ausdrücklich bezeichnet werden. Ausgestattet war die Kirche 976 mit dem Dorfe Golobina (wüst zwischen Görschen und Stößen). Fünf weitere Dörfer werden genannt, die nicht als Sprengel, sondern als Besitz der Görschener Kirche angesehen werden müssen. Die Parochie war 1539 bereits weitgehend zerschlagen, doch darf als ziemlich sicher gelten, daß außer Stößen früher auch das bereits 1228 selbständige Kistritz (mit neun Beidörfern)
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nach Görschen eingepfarrt war. Alle drei Kirchen standen in der Reformationszeit unter der Kollatur des Naumburger Dompropstes. Wie Teuchern wird auch die Königskirche von Görschen in spätkarlingische Zeit zurückgehen. Die Kirche in Kistritz könnte eine Gründung jenes Thimo von Kistritz sein, der unter den Stifterfiguren des Naumburger Westchors auftaucht; sie würde dann noch ins 11. Jahrhundert gehören. Doch ist ebensogut möglich, daß sie erst nach dem Übergang des Ortes in den Besitz des Hochstifts entstand. Haben wir für diese beiden Kirchen in der Nachricht des Jahres 976 einen festen Anhaltspunkt, so sind wir für die Nachbarkirchen im nördlichen Teil der Naumburger Diözese auf Vermutungen und Rückschlüsse aus späterer Zeit angewiesen, abgesehen von N a u m b u r g selbst. Es ist bereits ausgeführt worden (vgl. S. 92), daß hier in den zwanziger Jahren des 11. Jahrhunderts eine Propstei, d. h. wohl eine Kollegiatkirche bestand, eine Stiftung der Ekkehardinger, die damals eben erst gegründet worden war (ncviler fundata). Aus ihr erwuchs der Dom. Was man glaubte, über das höhere Alter einer Petrikapelle und einer Marienkapelle in Naumburg erschließen zu können, ist sehr unsicher. Immerhin ist bemerkenswert, daß die Achse der Marienkirche, die aus einer neben dem Dom gelegenen Kapelle hervorgegangen ist, von dessen Achse abweicht, so daß der Schluß, sie sei schon vor Erbauung des romanischen Doms vorhanden gewesen, nicht gänzlich von der Hand zu weisen ist. Aber dies besagt nicht, daß sie älter ist als die Propstei. Die Naumburg ist, wie der Name besagt, eine Neugründung; Kirchen, die ins 10. Jahrhundert oder gar in fränkische Zeit zurückreichen, können wir hier nicht erwarten. Eher wäre eine Burgkapelle aus dieser Zeit auf der unweit Naumburg gelegenen Altenburg zu vermuten; im Gegensatz zu dieser Burg hieß diejenige des Bischofssitzes die „neue". Die Kapelle wäre dann bei der Zerstörung der Burg im Jahre 1010 mit untergegangen. Dagegen ist es mehr als wahrscheinlich, daß die Jakobskirche in Naumburg, obwohl erst spät erwähnt, als Kirche der von Kleinjena nach Naumburg übergesiedelten Kaufleute noch der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts angehört (vgl. Bd. 2 S. 403). östlich an den Burgward Teuchern grenzte der Burgward Hohenmölsen. Die Kirche in H o h e n m ö l s e n wurde 1236 dem Naumburger Moritzkloster inkorporiert, um seine Vermögensumstände aufzubessern, muß also bedeutende Einkünfte gehabt haben. In der Reformationszeit wurde ihr Sprengel freilich von dem des benachbarten W ä h l i t z übertroffen, wohin Mölsen sogar 1540 vorübergehend eingepfarrt war. Ehemalige Filiale von Wählitz waren Göthewitz und Deumen. Das Weihejahr der Kapelle in Göthewitz kennen wir, sie wurde 1199 selbständig. Die Mutterkirche in Wählitz muß also wesent-
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lieh älter sein und dürfte dem 11. Jahrhundert angehören. Die ursprüngliche Größe ihres Sprengeis ergibt sich daraus, daß noch 1320 zur Durchführung der kirchlichen Amtspflichten mindestens drei Geistliche benötigt wurden. Unklar bleibt das ursprüngliche Verhältnis der beiden Kirchen in Hohenmöjsen und Wahlitz zueinander. Haben sie anfangs wohl nur eine Parochie gebildet, so waren sie doch 1236 bereits getrennt; welches die ursprüngliche Mutterkirche ist, wissen wir nicht. Möglich ist, daß auch die Kirchen von Zembschen und Köttichau einmal von dieser abhängig waren, doch muß es immerhin zweifelhaft bleiben, ob man in diesem Falle von einer ursprünglichen Burgwardpfarrei sprechen darf. Nicht amOrte eines Burgwards oder einer Burg erhebt sich dieKirche von C a s e k i r c h e n , d. h. Kirche des heiligen Nicasius. Das Patrozinium ist in Mitteldeutschland einzig dastehend. Der Name, der das Bestehen der Kirche voraussetzt, taucht zwar als der eines Ministerialengeschlechtes erst im 13. Jahrhundert auf, aber die Kirche ist wohl wesentlich älter. Es ist zu vermuten, daß erst durch die Gründung der Propstei Schkölen von Pegau aus in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts der Südteil des zugehörigen Kirchspiels abgelöst wurde, das aber in der Reformationszeit immerhin noch vier Filialkirchen umfaßte. Das Filial Seidewitz gelangte damals von Schkölen an Casekirchen zurück. Sitz eines Dekans ist in späterer Zeit Schkölen, was aber nur besagt, daß bei der Einrichtung des Dekanates diese Kirche die alte Pfarrkirche Casekirchen überflügelt hatte, eine Erscheinung, die sich auch in anderen Fällen beobachten läßt. Ein weiteres altes Kirchspiel ist zwischen diesem und dem von Kirchberg-Lobeda für die Dörfer am Gleißbach und in seiner Umgebung zu vermuten. Vielleicht hatte es seinen Sitz in Beutnitz, das später durch die Höhe seiner Pfründe auffällt. Auch hier sind die alten Parochialzusammenhänge vermutlich durch die Gründung des Klosters Bürgel in den dreißiger Jahren des 12. Jahrhunderts zerstört worden. Die Parochie Hohendorf ist wohl erst eine Gründung der Siedlungszeit von Bürgel aus. Am ehesten könnte die Pfarrei auf dem S t . - G e o r g e n - B e r g e bei Thalbürgel ins 11. Jahrhundert zurückgehen. Die Kirche lag abseits der zugehörigen Dörfer (in der Reformationszeit sieben) auf einem Hügel; zu vergleichen ist Kirchberg. Das Patrozinium deutet auf adlige Stiftung hin wie beim Kloster Bürgel selbst und kann nicht als Beweis dienen, daß die Kirche erst vom Kloster aus gestiftet wurde, doch ist dies natürlich nicht ausgeschlossen. Im nördlichsten Teile der Zeitz-Naumburger Diözese sind die alten Parochialverhältnisse noch schwerer aufzuhellen als im soeben besprochenen Teile des Saalevorlandes. Eine alte Kirche mag hier die
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von Treben sein. T r e b e n war Burgward. Das Dorf ist eingegangen, aber das Kirchlein hat sich erhalten. Es ist inmitten eines Ringwalles gelegen, der der spätslavisch-frühdeutschen Zeit angehört; man vermutet hier sogar einen slavisdien Kultplatz (?). Der archäologische Befund, man möchte sogar sagen der Augenschein, spricht hier also für hohes Alter der Kirche, das sich aus der schriftlichen Überlieferung freilich nicht nachweisen läßt. Die alte Parochie muß sich frühzeitig aufgelöst haben, sie umfaßte 1540 nur noch vier Beidörfer. Doch läßt das entfernt gelegene Aupitz erkennen, daß sie einst größer war. Ein ursprünglicher Zusammenhang mit dem Kirchspiel Taucha (am Rippach) ist zu vermuten, aber nicht sicher zu erkennen. N u r von geringer Größe sind die Kirchspiele unmittelbar östlich der Saale um Naumburg: W e i ß e n f e l s , L e i ß l i n g , G r e i ß l a u , S c h ö n b u r g , W e t h a u , Boblas, Nessa, S a a l e c k , Camb u r g . Nach allen diesen Orten nannten sich im 12. Jahrhundert edelfreie Geschlechter, und sie waren ganz gewiß nicht erst seit dem 12. Jahrhundert auf den gleichnamigen Burgen ansässig. Die Kirchen dieser Orte waren also aller Wahrscheinlichkeit nach adlige Eigenkirchen, Gründungen dieser Edelherren, die in den meisten Fällen noch ins 11. Jahrhundert zurückgehen mögen, wenngleich dies nicht nachweisbar ist. Einen gewissen Anhaltspunkt für die Datierung gewinnt man immerhin für die 1228 erstmals genannte Kirche in Schönburg dadurch, daß in der Nähe ein heute wüst gewordenes „Pfaffendorf" gelegen war, das ihre ursprüngliche Ausstattung gebildet haben muß. Eine Art der Kirchenausstattung wurde hier also angewendet, die mit so bezeichnender Namengebung im Beginn des 12. Jahrhunderts im allgemeinen bereits verlassen war. Nun wird allerdings der zu Schönburg gehörige Gerichtsbezirk im Jahre 1278 als burgwarda bezeichnet, und da in unmittelbarer Nähe der Burg mehrere Dörfer eingegangen sind, umfaßte das Kirchspiel ursprünglich mehr Orte als in der Reformaticnszeit — 1320 waren in der Pfarrei zwei Geistliche tätig —, so daß man schließen könnte, die Schönburger Kirche sei die älteste der Gegend, eine Burgwardpfarrei, von der sich die übrigen erst losgelöst haben. Da dies aber nicht in einem einzigen Falle irgendwelche Spuren hinterlassen hat, müßte die Auflösung dieser „Urpfarrei" bereits ins 11. Jahrhundert gesetzt werden, so daß an dem vermuteten Alter der fraglichen Pfarreien sich nichts ändert. Ein Blick auf Weißenfels und Camburg bestätigt dies. Urkundlich bezeugt ist eine Kirche der Jungfrau Maria und des heiligen Michael in Weißenfels zum Jahre 1158, doch war diese Stadtkirche, die von Markgraf Dietrich von der Ostmark kurz vorher gegründet wurde, nicht das älteste Gotteshaus am Orte. Älter war die Nikolaikirche in der Altstadt; der Weihename 12 Schlesinger I
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weist in den Ausgang des 11. Jahrhunderts. Ob ein noch älteres Gotteshaus auf der Burg bestanden hat, muß offanbleiben. Die Burgkapelle in Camburg mit der zugehörigen Parochie (!) erscheint urkundlich erst kurz nach 1210, ein Kaplan bereits 1170. Neben dem Kaplan muß es einen Pleban gegeben haben. Noch 1250 gab es in Camburg außer der Stadtpiarrkirche noch eine weitere P a r o c h i e e s wäre sonst sinnlos, daß von einem Stadtpfarrer (plebanus foiensis) gesprochen wurde. Anscheinend hat das Kloster Eisenberg, dem die Camburger Kirchen inkorporiert waren, die Parochie eingehen lassen. Sie wurde damals vom Stadtpfarrer mitverwaltet, der aber neben der Burg ein besonderes Pfarrhaus innehatte, und die Camburger Bürgerinnen drangen auf regelmäßigen Gottesdienst in der Burgkapelle. Die Pfarrei mag frühzeitig aus der mutterländischen Parochie St. Petersberg bei Stöben herausgelöst worden sein, die hier ursprünglich über die Saale hinübergriff. Erst 1227 wurde die ebenfalls rechts der Saale gelegene neue Kirche in Rodameuschel von ihr getrennt. An der Elster finden sich in der unmittelbaren Umgebung von Zeitz ebenfalls nur kleine Kirchspiele, deren Alter quellenmäßig nicht nachweisbar ist. Man darf wohl annehmen, daß in der Nähe des alten Bischofssitzes und späteren Kollegiatstiftes verhältnismäßig frühzeitig Kirchen gegründet wurden, wie wir dies ja auch in der Umgebung von Merseburg beobachten konnten, und daß hier infolgedessen andere Verhältnisse angetroffen werden, als sie sonst für das Land östlich der Saale charakteristisch sind. Auch in der Umgebung von Zeitz waren edelfreie Geschlechter ansässig. Die Kirchen von D r o y ß i g , S a l s i t z , B r e i t e n b a c h (Breitenbuch) und Z a n g e n b e r g mögen von den Vorfahren der gleichnamigen Edelherren noch im 11. Jahrhundert gestiftet und nach der Sitte der Zeit vor Beginn der deutschen bäuerlichen Siedlung ausgestattet worden sein. So bewirtschaftete der Pfarrer von Zangenberg im 16. Jahrhundert 3V2 Hufen selbst, während IV2 Hufen in Halbpacht ausgetan waren. Dieser Besitz kann sehr wohl auf eine ehemalige Dorfdos zurückgehen. Breitenbach war in dieser Zeit Filial von Haynsburg, wozu sechs weitere Dörfer gehörten, doch hat diese Kirche ihren Ursprung wohl erst im 12. Jahrhundert und die ältere in Breitenbach überflügelt, als die Haynsburg ein wichtiger bischöflicher Stützpunkt wurde. Die Pfarrkirche (St. Bartholomäi?) in Droyßig gelangte aus dem Besitz der Herren von Droyßig vor 1215 an das von Albert von Droyßig dort gegründete Haus des Ordens vom Heiligen Grabe, während die Kirchen von Salsitz und Zangenberg erst 1320 erwähnt werden. Auf hohes Alter kann gewiß die Kirche in K a y n a zurückblicken. Schon vor 1064 schenkte Kaiserin Agnes den Honigneunten im Bezirk
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der Königsburg Kayna an das Petersstiit in Goslar; 1069 gingen sechs königliche Dörfer im Burgward Kayna an das Hochstift Naumburg über. Später befand sich in Kayna zeitweise vielleicht sogar eine Königspfalz; Konrad III. hielt hier 1146 einen wichtigen Hoftag ab, und 1179 wurde Heinrich der Löwe vor ein Fürstengericht nach Kayna geladen. Nach dem Sachsenspiegel war „die heide zu Coyne" einer der drei königlichen Bannforsten in Sachsen. Es ist undenkbar, daß sich bei dieser Königsburg nicht sehen im 11. Jahrhundert eine Kapelle befunden habe. Fraglich kann nur sein, ob sie zugleich die Pfarrkirche für die Dörfer der Umgebung war. Wahrscheinlicher ist, daß diese im Nachbardorfe L o b a s stand. Wir wissen, daß 1320 in die dortige Kirche eine freilich nicht näher angegebene Anzahl Dörfer (villulae) eingepfarrt waren. 1565 besaß die Pfarrei vier Beidörfer, dazu Zehnteinkünfte in sechs weiteren Dörfern, darunter aus Kayna und dessen Filial Zettweil. Die Pfarrei Kayna scheint also erst nachträglich von Lobas abgesplittert worden zu sein; sie zählte außer dem Filial nur zwei Beidörfer. Das Kirchspiel Kayna-Lobas ist enthalten im Bezirk des Gerichts „Rotegrabe", dessen Umfang wir 1286 kennen lernen, ohne daß sich die in diesem Gerichtsstuhl vereinigten älteren Bezirke rekonstruieren ließen. Es muß also dahingestellt bleiben, ob von einer Burgwardpfarrei Kayna-Lobas gesprochen werden kann. Sicherlich nicht ist dies der Fall bei der Pfarrei P r o f e n , deren spätere südliche Grenze in bemerkenswerter Weise mit der Grenze des Gerichts beim Roten Graben übereinstimmt. Ein Burgward ist in diesem Kirchspiel nicht nachweisbar. Die Kirche war 1170 ausgestattet mit acht Hufen, was dem Umfange eines ganzen slavischen Dorfes mehr als gleichkommt, und 100 scobrones („Schober" zu 60 Garben) Zehnt, woraus der große Umfang der Parochie erhellt; doch müssen nicht unbedingt alle Zehnten in der Parochie selbst erhoben worden sein. Noch 1320 mußte der Pfarrer von Profen zwei weitere Priester halten, um den kirchlichen Aufgaben gerecht werden zu können. Patron war 1170 der Bischof von Naumburg, der schon 1121 Besitz in Profen an das Kloster Bosau schenkte. Noch 1228 verfügte der Bischof über die villa Provin mit Zubehör. Wie dieser Besitz an das Bistum gelangte, ist ungewiß; vermuten darf man adlige Schenkung. Wir erinnern uns des im 11. Jahrhundert bezeugten Edelgeschlechtes von Profen. Es ist wahrscheinlich, daß einer seiner Angehörigen der Gründer der Kirche gewesen ist. Aus ihrem Sprengel wurde 1235 die Kapelle zu Trautzschen ausgeschieden; 1324 gehörten die Kapellen in Gatzen, Michelwitz, Schwerzau und Draschwitz noch dazu; doch wurde Gatzen um diese Zeit ausgepfarrt. Das Kirchspiel Profen reichte also auf dem linken Elsterufer von Draschwitz bis Trautzschen, auf dem rechten von 12'
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Altengroitzsch aber nur bis Auligk ausschließlich, dessen Kirche 1286 bereits zum Gericht beim Roten Graben gehörte; von Queisau im Westen bis Berndorf im Osten. Profen war später Sitz eines Dekanats. Die Gründung der Kirche erfolgte sicher schon im 11. Jahrhundert. Man möchte vermuten, daß sie älter ist als die Kirche von Groitzsch. Ihre Parochie umfaßte nämlich Dörfer, die in weltlicher Hinsicht wenigstens zum Teil zum Bezirk der Burg Groitzsch gehört haben, welche, wie schon dargelegt, mit ihrer Kirche dem Bistum Merseburg unterstellt war. Nicht nur die Grenze des Kirchspiels, sondern die Grenze des Bistums trennte also hier einen Burgbezirk kirchlich in zwei Teile (vgl. S. 165). Von Zeitz elsteraufwärts stoßen wir zunächst auf das Kirchspiel P ö t e w i t z , das unzweifelhaft auf hohes Alter Anspruch erheben darf. Der Sprengel der 1209 zuerst urkundlich bezeugten Pfarrkirche erstreckte sich später über die Dörfer an der Elster von Hartmannsdorf und Tauchlitz bis Schleckweda und Dobersdorf. Krossen lag also innerhalb des Pötewitzer Pfarrsprengels, dem es ehemals angehört haben muß. Er umfaßte somit wenigstens einen Teil der Dörfer des in einer Urkunde von 995 umschriebenen Bezirks der Burg Krossen, dessen Umfang sich bislang indes nicht ermitteln ließ. So muß auch in diesem Falle offenbleiben, ob es sich um eine „Burgwardpfarrei" handelte; jedenfalls lag die Pfarrkirche nicht bei der Burg. Anders in G e r a. Wenn 999 die provincia Gera dem Stift Quedlinburg von Otto III. übereignet wurde, so ist die Existenz einer Burg am namengebenden Mittelpunkte der Landschaft schon im 10. Jahrhundert so gut wie sicher. Auf dieser Burg setzten sich um 1180 die Vögte von Weida als Quedlinburger Stiftsvögte fest; ein Zweig des Geschlechts nannte sich später nach Gera. Doch begegnen schon 1125 und dann wieder 1148 freie Herren von Gera aus anderer Familie. Die Pfarrkirche (St. Johannis Bapt.) wird erst 1234 genannt, als die vom Vogte Heinrich von Weida dotierte Burgkapelle aus ihrem Sprengel ausgeschieden wurde. Ein Pfarrer Konrad in Gera erscheint um 1200. Anders als bei anderen Burgen im Lande östlich der Saale (vgl. z.B. S. 178) gehörte also die Parochie in Gera nicht ursprünglich zur Burgkapelle, sondern die Pfarrkirche entstand zwar neben, aber unabhängig von der Burg. Kann man hieraus auf Gründung vom Stifte Quedlinburg aus schließen? Ebensogut ist möglich, daß die Kirche bereits als Königskirche bestand. Bei der Visitation des Jahres 1534 umfaßte das Kirchspiel vier Filiale und neun weitere Dörfer, doch waren damals die Dörfer Thieschitz und Schwaara bereits ausgeschieden, deren ehemaligen Zusammenhang mit Gera der Patronat des Geraer Pfarrers ergibt, so daß man annehmen darf, daß Gera einmal die einzige Kirche in der
Gera. Veitsberg
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ganzen provincia war. Audi Dorna (1533 mit vier Beidörfern) wird als adlige Gründung erst später von Gera abgekommen sein. Fraglich bleibt die frühe kirchliche Zugehörigkeit der zwischen den Parochien Pötewitz und Gera gelegenen Dörfer. Vielleicht muß man hier ein selbständiges altes Kirchspiel (in Langenberg oder Köstritz?) annehmen. Die Pfarrkirche in Ronneburg dürfte dagegen einer späteren Zeit angehören. Die am weitesten an der Elster nach Süden vorgeschobene alte Kirche ist diejenige von V e i t s b e r g. Im 13. Jahrhundert glaubte man, sie sei von einem Grafen Attribo gegründet worden; genannt wird das Jahr 974. Wenn an dieser Nachricht etwas Wahres ist, so dies, daß die Kirche in Veitsberg eine adlige Gründung ist. In Betracht kommen die Grafen von Eberstein, die Gründer der Kirche in Plauen i. V. Sie besaßen im Beginn des 12. Jahrhunderts die Landschaft (pagus) Dobna (um Plauen i.V.), mögen also auch um Weida begütert gewesen sein. Bedenkt man, daß die Burg Eberstein, nach der sich dieses Geschlecht nannte, in der Nähe von Holzminden a. d. Weser gelegen ist, also nicht weit entfernt von Kloster Corvey, dem Hauptsitz der Verehrung des sächsischen Stammesheiligen Veit, dessen Gebeine dort ruhten, so gewinnt diese Vermutung sehr an Wahrscheinlichkeit. Die Kirchgründung würde dann wohl in die zweite Hälfte des 11. Jahrhunderts zu setzen sein. Der Ostschluß des nördlichen Seitenschiffs der Veitsberger Kirche gehört nach dem Urteil der Kunstwissenschaft vielleicht noch diesem ältesten Bau an. Die ganze Anlage macht einen altertümlich wehrhaften Eindruck. Aber die spät und schlecht überlieferte Jahreszahl 974 liegt zweifellos zu früh. Glaubwürdig ist dagegen die gleichfalls dem 13. Jahrhundert entstammende Nachricht, daß die Kirche in Vertretung des Bischofs Udo von Naumburg von Bischof Gerung von Meißen erneut geweiht worden sei, nachdem sie dreimal durch Feuer zerstört worden war. Diese Weihe müßte vor 1170 stattgefunden haben; eine darauf bezügliche Urkunde scheint noch 1515 vorgelegen zu haben. Der Sprengel der Kirche in Veitsberg hatte noch in späterer Zeit beträchtlichen Umfang. Ob man davon sprechen kann, daß er ursprünglich alle slavischen Dörfer der Gegend umfaßt habe, erscheint jedoch zweifelhaft, wenn man bedenkt, daß die an die Veitsberger Pfarrei anschließenden großen Kirchspiele Döhlen, Frießnitz, Albersdorf, Kulmitzsch vordeutsche und deutsche Siedlungen in sich vereinigten, Döhlen 1527 immerhin achtzehn, Frießnitz dreizehn, daß aber nichts für eine frühere Abhängigkeit dieser Pfarrkirchen, von denen Döhlen und Culmitzsch 1230 als bestehend nachgewiesen werden können, von Veitsberg geltend zu machen ist. Es scheint also, daß eine feste Abgrenzung der Pfarreien hier erst in der beginnenden Siedlungszeit erfolgt ist. Sitz
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eines Dekanats ist später der Herrschaftsmittelpunkt Weida, ein weiteres Beispiel dafür, daß eine alte Pfarrkirche ihre Bedeutung an eine benachbarte jüngere abtreten mußte. Von verhältnismäßig großer Klarheit ist der Aufbau des Pfarrsystems im Pleißengau, der Landschaft um Altenburg. Lehrreichen Einblick gewährt hier die bereits angeführte Weiheurkunde der Kirche von A l t k i r c h e n aus dem Jahre 1140. Es handelt sich nicht um eine Neugründung, sondern um die Wiederweihe einer zweimal zerstört gewesenen Kirche, die zuerst von Bischof Günther (1079—1090) als hölzernes Kirchlein geweiht worden war. Ihr Weihename war neben dem des heiligen Kreuzes und der Jungfrau Maria der der heiligen Margareta, der indes vielleicht erst bei der späteren Wiederweihe hinzugefügt wurde. Schon bei der ersten Gründung war die Ausstattung der Kirche, das Dorf Nöbden, und der Umfang ihres Sprengeis festgesetzt worden. Er umfaßte 1140 mehr als dreißig Dörfer. Es wird betont, es seien teils alte, teils neuangelegte. Von ehemaliger Zugehörigkeit der Kirche zu einem älteren Kirchspiel ist nicht die Rede, während das Dorf Schwanditz, das 1140 bereits eine eigene Kirche besaß, nicht aus dem Altkirchner Sprengel ausgeschieden war. Diese Schwanditzer Kirche ist natürlich jünger als die Altkirchner, schon der Name Altkirchen besagt dies. Man muß schließen, daß die Bildung fester Parochien um 1080 im Pleißengau erst in den Anfängen begriffen, um 1140 aber abgeschlossen war. Eine Burg ist in der Parochie Altkirchen nicht vorhanden gewesen. In der Bezeichnung Ztaiecoztol, wie der Ort in der „heimischen Sprache" (lingua patria) hieß, die also um die Mitte des 12. Jahrhunderts noch die slavische war, steckt zwar lateinisch caslelium, das aber, wie heute noch im Tschechischen kostel, die Kirche bezeichnet. Der Name ist einfach die slavische Entsprechung für deutsches Aldenkirkin, den Ortsnamen der „Volkssprache" (lingua iustica im Gegensatz zum Lateinischen). Auch Deutsch wurde also gesprochen, aber zur „heimischen" Sprache war die Sprache der deutschen Siedler, der Bewohner der „neuen" Dörfer, noch nicht geworden. Wenn caslellum oder vielmehr das lateinische Lehnwort im Deutschen kastei bei den Slaven die Bedeutung „Kirche" gewonnen hat, so kann dies darauf beruhen, daß es üblich war, die Kirchen bei Burgen anzulegen,- möglich ist aber auch, daß die feste, vielfach steinerne Bauweise der Kirchen ihnen in den Augen der Slaven etwas Burgähnliches verlieh. Im Sorbenlande kann die Entlehnung aus dem Deutschen übrigens nicht stattgefunden haben. Da das Wort den Wandel von a zu o noch mitgemacht hat, muß sie vielmehr zu einer Zeit erfolgt sein, als hier an Mission noch nicht zu denken war. Es bleibt dann für die Entlehnung nur das bairische Missionsgebiet. Die Dörfer der Parochie Altkirchen müssen ursprünglich
Altkirchen
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zum Bezirk der Burg Altenburg gehört haben. Wenn nach 1079 auf dem Boden dieses Burgbezirks eine neue Parochie gebildet wurde, ohne daß in irgendeiner Weise die ursprüngliche Abhängigkeit der zugeschlagenen Dörfer von einer Kirche in oder bei Altenburg sichtbar wurde, so bedeutet dies, daß es eine Urpfarrei Altenburg, die den ganzen Burgbezirk umfaßte, niemals gegeben hat. Es gab vielleicht eine Missionskirche bei der Altenburg (Buosendorf? St. Nikolai?), neben der Burgkapelle, für die slavischen Bewohner des Pleißengaues, aber eine feste Parochie hatte sie nicht. Beachtung verdient die Tatsache, daß Bischof Udo 1140 seine Maßnahmen auf die Aussagen alter Leute stützte. Eine Urkunde über Kirchgründung und erste Weihe lag also damals bereits nicht vor, ist wahrscheinlich niemals ausgestellt worden. Die uns vorliegende Urkunde verdankt dem Zufall der Wiederweihe ihre Entstehung. Ein wichtiger Fingerzeig, mit welchen Erwartungen wir an die Uberlieferung über Kirchgründungen herantreten dürfen! Die Pfarrei Altkirchen wurde 1192 von Heinrich VI. dem Altenburger Hospital geschenkt. Sie war also eine königliche Eigenkirche, und wiederum ist es bemerkenswert, daß dies in der uns erhaltenen Urkunde mit keinem Worte zum Ausdruck kommt. Wir haben den Vorgang bereits so gedeutet (vgl. S. 147), daß der Bischof, der ja durchaus als der Handelnde erscheint, im Auftrage und in Stellvertretung des Königs Kirchen auf Königsgut zu gründen vermochte, an deren Charakter als königlichen Eigenkirchen dadurch nichts geändert wurde. In der Reformationszeit umfaßte die Parochie noch immer siebzehn Orte. Einige waren inzwischen ausgepfarrt worden, andere sind überhaupt untergegangen. Das Beispiel Altkirchen ist uns eine wichtige Bestätigung für den Grundsatz, daß einer großen Parochie der Reformationszeit eine noch größere der ältesten Zeit zu entsprechen pflegt. In der Nähe von Altenburg finden sich eine Anzahl Pfarrkirchen, die in ihrer ganzen Art derjenigen in Altkirchen durchaus ähneln. Wie in Altkirchen befand sich eine Königskirdie auch in T r e b e n , sie wurde im Jahre 1200 von König Philipp dem Bergerstift in Altenburg geschenkt. Wie jene war auch diese Kirche mit einem ganzen Dorfe (Unterzetzscha) ausgestattet. In Treben wurde ein Reichszoll erhoben. Es handelt sich offensichtlich um altes Reichsgut, doch ist eine Burg in der Parochie nicht nachweisbar. Im Jahre 1528 waren zehn Dörfer nach Treben eingepfarrt. Dieses Kirchspiel scheint ursprünglich den ganzen Norden des Altenburger Burgbezirks umfaßt zu haben. Auch die zwischen Treben und Altkirchen gelegenen Pfarreien M o n s t a b und M e h n a gehen wahrscheinlich ins 11. Jahrhundert zurück. Von Monstab wissen wir, daß es 976 zum Altenburger Burgbezirk gehörte; da gleichzeitig auch das weiter westlich gelegene Groß-Röda
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genannt wird, muß dies für das ganze Kirchspiel gelten, das 1528 noch elf Orte umfaßte, vielleicht in alter Zeit aber auch die Pfarrei Rositz einbezog, während die Dörfer der Parochie Kriebitzsch, an die noch gedacht worden ist, das Gepräge späterer Entstehung haben. Die Kirche in Mehna wurde angeblich wie Treben von König Philipp dem Altenburger Bergerstift geschenkt, doch sind die Urkunden, die diese Nachricht enthalten, gefälscht, wahrscheinlich am Ende des 13. Jahrhunderts. Immerhin muß die Meinung des Fälschers gewesen sein, eine Königskirche in Mehna sei glaubhaft, und daß die Pfarrei Mehna bereits 1204 dem Bergerstift gehörte, ist in einer echten Urkunde bezeugt. Die Nachricht entbehrt also wohl nicht der Grundlage. Der alte Umfang der Parochie ist nicht mehr zu erkennen. Wahrscheinlich sind es die edelfreien Herren von Tegkwitz, die sich später als Burggrafen von Döben auch Burggrafen von Starkenberg (nördl. Mehna, westl. Tegkwitz) nannten, gewesen, die durch Gründung adliger Eigenkirchen die Auflösung des Sprengeis frühzeitig herbeiführten. So wird 1254 eine Marienkirche in Tegkwitz selbst genannt. 1204 wurde eine Kapelle in Dobitschen, die der Ritter Heinrich von Dobitschen gestiftet hatte, aus dem Kirchspiel ausgeschieden. 1528 hatte Mehna nur noch wenige Beidörfer. Im Süden von Altenburg erstreckte sich das große Kirchspiel S a a r a , noch 1528 mit 19 Beidörfern. Saara war 1279 Geleitstätte; auch hier ist wohl wie in Treben früher ein Reichszoll erhoben worden. Ein reichsministerialisches Geschlecht nannte sich nach diesem Orte. Nachrichten über die Kirche aus alter Zeit fehlen. Dagegen wird die Kirche von S c h m ö l l n bereits 1159 genannt. Der offenbar gescheiterten Klostergründung in Schmölln vor 1066 wurde bereits gedacht (vgl. S. 120 f.); ein vom Grafen Bruno (vgl. S. 152) gestiftetes Zisterzienserkloster hat sich dann vorübergehend wiederum in den Jahren 1127 bis 1137 in Schmölln befunden. Zu Schmölln gehörten 1528 vier Filialkirchen und 13 weitere Ortschaften. Es handelte sich damals um die Stadtkirche; die 1158 genannte Kirche ist aber wahrscheinlich die Frauenkirche „auf dem Berge" beim ehemaligen Kloster. Erst später gingen die Pfarrechte auf die Stadtkirche über. Jünger als die Pfarrei Schmölln sind die Kirchfahrten Nöbdenitz und Gößnitz, die zwar verhältnismäßig umfangreich waren (1528 fünf und vier Beidörfer), in Ortsform und Flureinteilung der zugehörigen Orte aber durchaus deutschen Charakter tragen und somit erst dem 12. Jahrhundert angehören können. Schließlich gehört wohl noch in die Reihe der alten Kirchen des Pleißengaus die Parochie W i n d i s c h l e u b a im Nordosten von Altenburg. In der Reformationszeit waren vom ursprünglichen Sprengel noch acht Dörfer übrig. Genannt wird die Kirche freilich erst im Jahre 1320.
Um Altenburg
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Nach den genauen Nachrichten, die wir für Altkirchen besitzen, muß die Entstehung all dieser Parochien in der Umgebung Altenburgs in das letzte Viertel des 11. Jahrhunderts gesetzt werden. Nicht eine Urpfarrei Altenburg wurde aufgelöst, sondern auf dem Boden des Burgbezirks, dessen großer Umfang sich aus der Lage der 1378 nach Altenburg burgkornpfliditigen Orte ergibt, wurden Parochien erstmalig gebildet, und zwar so, daß die Pfarreien die Burg Altenburg wie ein Kranz umgaben, während in der Mitte ein Sprengel für die Altenburger Kirche übrigblieb, der aber durch Gründung weiterer Kirchen — zu nennen ist etwa die Pfarrei Ehrenhain mit neun Beidörfern (1524), wohl eine reichsministerialische Gründung des 12. Jahrhunderts — frühzeitig weiter untergeteilt worden sein muß, so daß für Altenburg außer der Stadt selbst mit Pauritz und Naschhausen schließlich nur sechs Dörfer übrigblieben (1524). Der Schluß liegt nahe, daß auch im übrigen Bistumsgebiet die Durchführung des Pfarrzwanges nicht vor der Mitte des 11. Jahrhunderts liegt. Vor allem aber ist bemerkenswert, daß der Typus dieser Pfarreien durchaus dem der sogenannten „Burgwardpfarrei" entspricht, daß aber in keinem Falle Anlehnung an eine Burg nachzuweisen ist. Man wird schließen müssen, daß ein i n n e r e r Zusammenhang zwischen Burgbezirk und Pfarrei auch dort nicht bestand, wo die Pfarrkirche bei der Burg sich erhebt, wo vielleicht sogar Burgbezirk und Pfarreibezirk sich deckten. Nicht die B e z i r k e der Burgen wurden im Bistum Naumburg der kirchlichen Einteilung des Landes zugunde gelegt, sondern ein Zusammenhang bestand nur insofern, als die Kirchen gern in der schützenden Nähe der Burgen angelegt wurden und dann allerdings bei der späteren Festlegung der Parochien diese gelegentlich einen ganzen Burgbezirk ausfüllten, wo er sich als weltlicher geschlossener Komplex bis in die zweite Hälfte des 11. Jahrhunderts erhalten hatte. Der Zusammenhang zwischen Burgbezirk und Pfarrei ist also lediglich ein ä u ß e r e r , geschichtlich mehr oder weniger zufälliger. Bereits an der Schwelle der deutschen Siedlungszeit liegen schließlich zwei Kirchengründungen im Südteil der Naumburger Diözese, über die wir durch Urkunden gut unterrichtet sind. Es handelt sich um die Kirchen von Zwickau und Plauen i. V. Beide Kirchen wurden in abseits gelegenen Gebieten gegründet, in die bis zum Beginn des 12. Jahrhunderts die christliche Verkündigung noch kaum vorgedrungen war. Die Kirche in Z w i c k a u verdankt ihre Entstehung der Gräfin Bertha von Groitzsch, der Eigentümerin des pagus Zwickau. Sie war also eine adlige Eigenkirche, ging aber sogleich durch Schenkung an das von Bischof Dietrich I. von Naumburg gestiftete Kloster Bosau
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über. Die Weihe der Kirche (St. Marien) fand am 1. Mai 1118 statt. Sie ist nicht identisch mit der heutigen Zwickauer Marienkirche, sondern im untergegangenen Orte Osterweine, unweit der heutigen Moritzkirche, zu suchen. Wichtig ist, daß dies neue Kirchspiel nicht aus einem älteren herausgelöst wurde, dem irgendwelche Entschädigung zugebilligt worden wäre. Dies zu erwähnen wäre bei der Ausführlichkeit der Weiheurkunde sicherlich nicht unterlassen worden. Die Gegend von Zwickau gehörte also noch 1118 zu keiner Parochie. Ausgestattet wurde die Kirche zunächst mit zwei Hufen und dem 15 Pfund jährlich betragenden böhmischen Zoll in Zwickau, dem halben Zehnt der Parochie, soweit sie angebaut oder auch erst in Zukunft anzubauen war, sowie mit dem Fisch- und Jagdzehnten. Als aber 1121 die Kirche dem Kloster bestätigt wurde, besaß sie außer zwei Hufen nur noch die Hälfte des böhmischen Zolls, die jetzt freilich allein 16 Pfund jährlich betrug, dafür aber den vollen Zehnten im ganzen Gau (pagus). Ausstattung mit einem ganzen Dorfe fand hier also zu Beginn des 12. Jahrhunderts nicht mehr statt, man war zu anderen Formen der Dotierung übergegangen, wobei erstmalig Zehnteinkünfte entgegentreten. Von höchstem Interesse ist nun die Umschreibung der Parochie, die in der Urkunde enthalten ist. Nach dem Beispiel von Altkirchen erwartet man die Aufzählung der zugehörigen Dörfer, aber Dörfer werden überhaupt nicht genannt. Mit Hilfe einzelner Richtpunkte wird vielmehr ein sehr großes Gebiet umschrieben, das von der Gegend von Kirchberg und Aue i. E. im Süden bis Glauchau im Norden, von der Pleiße im Westen bis zur Quelle des Mülsenbachs im Osten reicht. Innerhalb der so angegebenen Grenzen sollen alle zukünftig zu erbauenden Kirchen der Zwickauer Parochie mit allem Rechte zugehören. Es wird völlig deutlich, daß die Rodung und siedlerische Erschließung des Westerzgebirges und seines Vorlandes damals bereits ins Auge gefaßt wurde. Die Urkunde sieht bereits die Parochie, die 1118 zum bei weitem größten Teile mit Wald bedeckt war, mit deutschen Bauerndörfern besetzt, für deren kirchliche Versorgung weitere Kirchenbauten als selbstverständlich vorausgesetzt werden. Es entspricht der Größe der Unternehmung, die hier vorschwebt, wenn dem Kloster Bosau auferlegt wird, nach Zwickau sechs Brüder zur Handhabung des Gottesdienstes zu entsenden, wobei gewiß zunächst an die Durchführung der kanonischen Gebete in einer klösterlichen Zweigniederlassung, zugleich aber auch sicherlich an die Pfarrobliegenheiten gedacht ist. Ein Kloster wurde also hier in den Dienst des kirchlichen Aufbaus und Ausbaus im Lande gezogen, wobei dahingestellt bleiben muß, ob die Bosauer Benediktinermönche die pfarrherrlichen Geschäfte selbst wahrnahmen oder ihnen Weltpriester beigegeben werden sollten. Ein völlig neuer Typus der Pfarrkirche zeichnet sich damit ab, der bereits
Zwickau, Plauen i. V.
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von den Bedürfnissen der beginnenden Siedlungszeit geprägt ist. Zur Durchführung ist übrigens der Plan in dieser Form nicht gekommen. Eine Bosauer Propstei in Zwickau hat wahrscheinlich nie bestanden, und die im 1118 umschriebenen Sprengel der Marienkirche gelegenen Kirchen deutscher Rodungsdörfer traten nicht in Abhängigkeit zu ihr, sondern bildeten von Anfang an selbständige Parochien. Nur elf Dörfer in der Muldenaue von Bockwa bis Grabowe (wüst bei Glauchau), die uns 1219 genannt werden, wurden der Kirche in Wirklichkeit zugewiesen. Auch dieser Sprengel hat sich in der Folgezeit aufgelöst, ist aber aus späteren Zehntverhältnissen noch erkennbar. Ganz ähnlich liegen die Verhältnisse in P l a u e n i. V. Hier war der Kirdigründer Graf Adalbert von Eberstein, der Besitzer des pagus Dobna. Die Gründung geschah auf Ermahnen des Bischofs Dietrich von Naumburg. Als ecclesia in pago Dobna wird die Kirche bei der Weihe, die 1122 Bischof Dietrich auf die heilige Jungfrau Maria und Johannes den Täufer vornahm, bezeichnet. Nur nebenbei wird erwähnt, daß sie sich in Plauen befand. Wiederum ist von der Ablösung aus einer älteren Parochie noch nicht die Rede. Die Grenzen des pagus werden in ganz ähnlicher Weise wie im Falle von Zwickau umschrieben, wobei weite Strecken unangebauten Waldlandes einbezogen werden. Wiederum ist von zukünftig zu errichtenden Kirchen die Rede, die von der Mutterkirche abhängig bleiben sollen. Ein Gebiet, das heute etwa 40 Parochien in 3 Ephorien umfaßt, wurde damit der neuen Kirche unterstellt, der größte Teil des späteren sächsischen Vogtlandes. Auch die Plauener Kirche hat diesen großen Sprengel nicht festzuhalten vermocht. Als sie im Jahre 1224 dem Deutschordenshause in Plauen übereignet wurde, waren weite Gebiete vor allem im Osten und Süden bereits abgesprengt, ohne daß der Schluß auf ehemalige Abhängigkeit der neuen Pfarrkirchen aus den späteren Quellen irgendwie zu begründen wäre. Der Gang der deutschen Siedlung schritt offenbar auch hier über die in ihrer Frühzeit getroffenen Festsetzungen hinweg. Immerhin gehörten 1529 zur Parochie Plauen noch zwei Filiale und 22 Beidörfer. Darüber hinaus sind aber ein Dutzend Pfarrkirchen von der Pfarre in Plauen lehnsabhängig gewesen, d. h. der Landkomtur der Deutschordensballei Thüringen in Zwätzen verlieh diese Stellen in Ausübung der Patronatsredite, die dem Orden als Besitzer der Plauener Kirche zustanden. Es handelt sich um die Kirchen von Pohl, Altensalz, Theuma, Würschnitz, Dröda, Planschwitz, Taltitz, Kürbitz, Rodersdorf, Leubnitz, dazu Geilsdorf, Kloschwitz und Tirpersdorf. Der Auflösung des großen Plauener Kirchspiels ist im einzelnen hier nicht nachzugehen. Wesentlich ist die Beobachtung, daß die Größe eines Kirchspiels allein den Schluß auf Entstehung in der Zeit vor Beginn der deutschen Ostsied-
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lung, d. h. schon im 11. Jahrhundert oder früher, nicht zuläßt; Indizien anderer Art müssen hinzukommen, vor allem in der Kirchenausstattung. Die Ausstattung der Plauener Kirche läßt deutlich ihren jüngeren Ursprung erkennen: nicht ein oder mehrere Dörfer waren ihr zugewiesen, sondern eine Hufe im Dorfe Chrieschwitz mit den Abgaben der vier darauf sitzenden Smurden (Bauern slavischen Volkstums), die halben Einkünfte der Elstermühle in Plauen und ein Teil eines Waldes dortselbst. Der Bischof fügte den von ihm beanspruchten Zehnten des ganzen pagus Dobna hinzu, wobei der volle Ertragszehnt ritterlicher Leute vom fixierten Zehnt der (deutschen) Bauern unterschieden wurde. Zum Pfarrer wurde ein gewisser Thomas eingesetzt, dessen Gelehrsamkeit und Sittenstrenge hervorgehoben wurden. Er sollte die Bewohner seiner Parochie in noch höherem Maße (plenius) vom heidnischen Irrtum bekehren und auf den Weg der v o l l k o m m e n e n Wahrheit führen. Das Christentum hatte also, obwohl es im ganzen Vogtlande sonst nur die einzige Kirche in Veitsberg gab, bereits Wurzeln geschlagen. Mit einer altansässigen slavischen Bevölkerung kann im Vogtlande in erheblicher Anzahl nicht gerechnet werden. Dem Namen nach bereits Christen gewordene Slaven wurden wohl noch im Laufe des 11. Jahrhunderts hierher verpflanzt und gegen Zins angesiedelt (smurdi auf deutschen mansi; Chrieschwitz!). Größere Güter wurden deutschen ritterlichen Mannen (milites) zugewiesen. Seit dem Beginn des 12. Jahrhunderts folgten deutsche Bauern (rustici). Die Ordnung des kirchlichen Wesens war damit geboten. Der Plauener Kirche lag somit von Anfang an neben ihrem missionarischen Zweck auch die Versorgung deutscher Bauern ob. Sie steht wie die Zwickauer an der Scheide zweier Zeitalter, wie dies in der Weiheurkunde von 1122 deutlich zum Ausdruck kommt. überblickt man die im Beginn des 12. Jahrhunderts in der Naumburger Diözese vorhandenen Kirchen, so fällt zunächst in die Augen, daß ihr Südteil zunächst überhaupt keine Kirchen aufzuweisen hatte, sie wurden hier erst im 12. Jahrhundert errichtet. Es erklärt sich dies wohl aus der ursprünglich überaus dünnen Besiedlung dieses Gebietes. Anders im mittleren und nördlichen Teil des Sprengeis. Hier waren Kirchen bereits in spätkarlingischer Zeit in der Landschaft unmittelbar östlich der Saale vorhanden, zunächst wohl ausschließlich Burgkapellen, bei denen aber zum Teil noch vor der Gründung des Bistums Taufkirchen entstanden. Das Nebeneinander von Burg mit Burgkapelle und Pfarrkirche ist im Bistum Naumburg bemerkenswert häufig anzutreffen: Kirchberg/Lobeda, Zeitz/Buosenrod, Hohenmölsen/Wählitz, Kayna/Lobas, Krossen/Pötewitz, Weida/Veitsberg, vielleicht auch Altenburg/Buosendorf. Die Pfarrkirchen lagen dabei teilweise in be-
Naumburg: Zusammenfassung
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trächtlicher Entfernung von den Burgen. Aber auch eigentliche ßurgkirchen finden sich, so in Teuchern. Auch in Gera lag die Pfarrkirche wenn auch nicht in, so doch unmittelbar bei der Burg. Andere Kirchen entstanden überhaupt ohne Anlehnung an eine Burg wie die in Görschen und Casekirchen, sodann vor allem die Kirchen des Pleißengaus um Altenburg. Die genannten Kirchen gehören verschiedenen Zeiträumen an. Es scheint, daß eine Periode früher Gründungen mit den Kirchen Bosos zum Abschluß kam. Es muß dann eine Zeit der Stagnation eingetreten sein, die etwa ein Jahrhundert währte, unterbrochen nur von den Kirchgründungen, die mit der Verlegung des Bischofssitzes von Zeitz nach Naumburg in Zusammenhang stehen. Erst im letzten Viertel des 11. Jahrhunderts begannen die Kirchgründungen wieder. In dieser Zeit werden auch die ersten Eigenkirchen des Adels entstanden sein, vor allem in der Naumburger Gegend, aber auch um Zeitz und Altenburg. Hatten die Kirchen der karlingischen und ottonischen Zeit noch keine festen Parochien gehabt, so wurden jetzt solche begründet, bei alten und neuen Kirchen, aber offensichtlich nicht mit einem Schlage, sondern allmählich je nach Bedürfnis, im Südteil der Diözese gleichzeitig mit der Errichtung von Kirchen erst im 12. Jahrhundert. Der kirchliche Aufbau der Frühzeit geht damit ohne Bruch über in den Ausbau der deutschen Siedlungszeit. Für die kirchliche Versorgung der Bewohner der Diözese war somit freilich um das Jahr 1100 in noch recht ungleichmäßiger Weise Sorge getragen. Zahlreiche Kirchen waren in der Gegend von Naumburg vorhanden, wo Görschen die älteste Kirche war; seit längerem wohl auch schon um Zeitz, ferner seit etwa 1080 um Altenburg. Auch östlich der Saale in der Gegend von Jena herrschte kein Mangel an Kirchen: hier war das große Kirchspiel Kirchberg/Lobeda wohl damals schon mit mehreren Filialen versehen; hinzu kamen die Parochien Casekirchen und (vielleicht) St. Georgenberg. Am Rippach reihten sich die Kirchspiele Treben, Hohenmölsen/Wählitz, Teuchern. Schon in dieser Gegend kamen wesentlich mehr Dörfer auf eine Kirche, und erst recht war dies der Fall an der Elster von Zeitz abwärts und aufwärts: dort war Profen das einzige Kirchspiel, hier erstredeten sich Pötewitz, Gera und Veitsberg, wobei vor allem Gera ein riesiges Gebiet zugekommen sein muß, wenn man nicht ein weiteres Kirchspiel, von dem Nachrichten fehlen, annehmen will, etwa in Köstritz. Aber auch Veitsberg versammelte vor der Gründung von Plauen die verstreuten Christen eines sehr großen Bezirkes. In der m e i ß n i s c h e n D i ö z e s e war vor der Gründung des Bistums die Kirche in M e i ß e n selbst wahrscheinlich die einzige. Wie Meißen jahrzehntelang der einzige über die Mulde vorgescho-
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bene deutsche Vorposten in militärischer Hinsicht war, so auch in kirchlicher Beziehung. Die Kathedralkirche erwuchs aus der auf der Burg vorhandenen Kirche (vgl. S. 36). Daneben gab es aber schon sehr frühzeitig eine für die Dörfer der Umgebung bestimmte Pfarrkirche. Thietmar erwähnt sie zum Jahre 984 als „Kirche außerhalb der Burg" (ecclesia extra uibem posita). Es ist die Vorgängerin der späteren Afrakirche, bei der 1205 ein Augustinerchorherrenstift gegründet wurde. Sie muß als bischöfliche Eigenkirche gelten. Wahrscheinlich war es Bischof Dietrich, der sie, die in den Wirren der Polenkriege mehrfach zerstört worden sein wird, wieder aufbaute und der heiligen Afra weihte. Den ältesten Weihenamen kennen wir nicht. Der ursprüngliche Umfang der Parochie läßt sich nicht mehr rekonstruieren; die 1205 zehntpflichtigen Dörfer dürfen ihr wahrscheinlich zugerechnet werden, dazu die später zur somit vor 1205 begründeten Meißner Nikolaiparochie gehörigen Dörfer auf dem rechten Triebischufer. Wenn der Patronat der Kirche in B r o c k w i t z , der 1205 zu St. Afra gehörte, nicht erst vom Bischof dem Chorherrenstift verliehen wurde, worauf eine Bestätigung des Jahres 1213 hindeutet, so würde die Ausdehnung des alten Afrasprengels auch auf das rechte Elbufer gesichert sein. Die nach Brockwitz zehntpflichtigen Dörfer erstreckten sich bis in die Gegend von Seußlitz elbeabwärts, bildeten aber keinen zusammenhängenden Komplex. Man weiß nicht, ob man es mit Anzeichen ehemaliger Pfarrzugehörigkeit oder mit späteren Zehntzuwendungen zu tun hat. Wahrscheinlicher ist wohl das letztere, zumal da diese Dörfer noch 1205 als der Marktkirche St. Marien in Meißen (ecclesia sanctae Mariae forensis) zehntpflichtig galten. Man gewinnt den Eindruck, daß noch um das Jahr 1200 die Parochialverhältnisse in der unmittelbaren Umgebung von Meißen durchaus im Fluß waren. Dies erklärt sich daraus, daß es sich durchweg um bischöfliche Eigenkirchen handelte, deren Sprengel der Bischof ohne Verletzung fremder Rechte beliebig ändern konnte. Auch Brockwitz (Brochotina cethla) war eine solche, denn schon 1013 war das Dorf durch königliche Schenkung in bischöflichen Besitz gekommen und wird seine Kirche im Laufe des 11. Jahrhunderts erhalten haben. Bemerkenswert ist, daß die Afrakirche nicht nur eine ländliche Parochie, sondern auch eine Personalgemeinde besaß. Zu ihr gehörten 1205 die Burgmannen der Meißner Burg mit ihren Leuten (familiae) sowie das Gesinde (seivi) der Domherren. Mindestens zum Teil waren sie bisher im Dom selbst versorgt worden und wurden nun dem neuerrichteten Chorherrenstift zugewiesen, dessen Gemeinde 1256 als communitas militum provincialium et iusticoium parrochiae sanctae Airae attinentium im Gegensatz zu der universitas buigensium Misnensium steht. Älteres scheidet sich also
Um Meißen
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deutlich von Jüngerem. Die Pfarrausstattung von St. Afra ist von der des 1205 gegründeten Stiftes nicht zu trennen. 11 Hufen in Schletta, 12 in Zsdiaitz, 9 in Storkeuuiz (Striegnitz?) dürften das gesamte Areal dieser Dörfer umfaßt haben, und eines dieser Dörfer dürfte die ursprüngliche Pfarrausstattung gebildet haben, wobei Zsdiaitz nicht in Betracht kommt, nicht nur weil es zu entlegen ist, sondern vor allem, weil der Ort samt dem Burgward erst 1046 an das Hochstift gelangte. Fraglich ist, ob die Pfarre in Z s c h e i l a , gegenüber Meißen, ins 11. Jahrhundert zurückreicht. Nachzuweisen ist sie für die Zeit Bischof Gerungs (f 1170). Sie war dem heiligen Georg geweiht, was auf adlige Mitwirkung bei der Gründung hindeutet, doch war 1180 die Kollatur in der Hand des Bischofs. Im Beginn des 13. Jahrhunderts wurde hier ein Kollegiatstift errichtet, das unter Bischof Heinrich I. (1228—1240) mit dem Stifte Großenhain zu e i n e m Kapitel vereinigt wurde. Filial von Zscheila war vor 1228 die Andreaskirche in Z a d e 1. Da Zadel 1079 als Burgwardhauptort erscheint, ist erwogen worden, ob das Filialverhältnis nicht ursprünglich das umgekehrte gewesen sei, doch ist zu dieser Annahme kein Anlaß. Auch in der Umgebung von Meißen hielten sich die ältesten Kirchen keineswegs ausschließlich an die Burgwardhauptorte, wie dies schon anderwärts zu beobachten war. Die Zadeler Kirche ist vor 1195 mit neun Hufen im Dorfe aus dem Besitz der Markgräfin Sophie an das Kloster Altzelle gelangt. Ihre Ausstattung betrug fünf Hufen in Zadel selbst, also nicht das noch im 11. Jahrhundert übliche ganze Dorf, sofern nicht in der Zadeler Flur eine Wüstung aufgegangen ist, was immerhin möglich wäre. Die Parochie umfaßte 1540 nur vier Beidörfer und kann, da wir die Zehntrechte der Kirche von Brodewitz in Ockrilla, Gröbern, Jessen schon 1205 kennenlernten, ehedem schwerlich viel größer gewesen sein. Es bleibt also bei der ursprünglichen Abhängigkeit Zadels von Zscheila und damit von Meißen, denn es ist sicher, daß Zscheila einen Teil des ursprünglich zu Meißen selbst gehörigen Gebietes kirchlich versorgte. Was für Zadel gilt, gilt wahrscheinlich auch für das gegenüber an der Elbe gelegene Z e h r e n . Zwar ist auch Zehren schon von Thietmar zum Jahre 1003 als Burgort bezeugt, aber die Kirche ist erst 1297 nachweisbar. Patron scheint damals der Markgraf gewesen zu sein. Die Parochie war 1540 von beträchtlicher Größe, sie umfaßte 12 Beidörfer. So mag sie immerhin noch im 11. Jahrhundert von dem Sprengel der alten Meißner Pfarrkirche abgezweigt worden sein, aber zu den ältesten Gotteshäusern des Meißner Landes ist Zehren schwerlich zu rechnen. Erst recht gilt dies für die Pfarrei T a u b e n h e i m , südwestlich Meißen, die 1186 bereits bestand und 1540 sieben Beidörfer hatte, darunter solche zweifellos vordeutschen Ursprungs. Aber
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Taubenheim selbst ist eine Gründung erst aus der Zeit der deutschen Ostsiedlung, wenn auch vielleicht auf älterer Grundlage. Die Kirche mag bei einem Rittersitz entstanden sein, die Bildung der Parodxie gehört aber erst ins 12. Jahrhundert. Es ergibt sich somit, daß in Meißen, ähnlich wie in Zeitz, eine Missionsstation für das Umland neben der Kathedralkirche schon frühzeitig entstand und daß von ihr aus zunächst ein sehr großer Bezirk betreut wurde, ohne daß man von einer festen Parochie schon sprechen könnte. Weitere Kirchen wurden in der Nähe des Bischofssitzes im 11. Jahrhundert gegründet, wobei wir uns erinnern, daß nach Thietmars Zeugnis bereits Bischof Eiko Kirchen in nicht ganz geringer Zahl geweiht haben muß, doch scheint die endgültige Abgrenzung der Sprengel hier erst im 12. Jahrhundert, östlich der Elbe vielleicht noch später, erfolgt zu sein. Gehen wir von Meißen elbeaufwärts, so treffen wir auf eine unzweifelhaft alte Kirche in D r e s d e n . Dresden ist niemals Burgward gewesen, und die Entstehung der Stadt gehört erst ins 13. Jahrhundert. Aber die Frauenkirche ist älter als die Stadt, worauf schon ihre Lage außerhalb der Mauern hindeutet in Verbindung mit der Tatsache, daß sie trotzdem bis 1539 Hauptkirche, die Kreuzkirche aber nur Nebenkirche war. Obwohl die Frauenkirche in den Urkunden erst sehr spät entgegentritt, wird doch ihr hohes Alter durch die Größe ihres Sprengeis und vor allem durch das Vorhandensein eines Ortes Poppitz (im Westen der Stadt vor dem Wilischen Tor) gesichert. Wir treffen also in Dresden die Dorfdos der Frühzeit in der bezeichnenden slavischen Namengebung an. Zur Parochie gehörten noch 1528 22 ganze und zwei halbe Dörfer, wozu in älterer Zeit noch Altdresden, d. i. die heutige Neustadt, und Klotzsche (bis 1329) kommen. Auch die Pfarrei Plauen muß zugehörig gewesen sein, wie ihre Lage mitten im Sprengel ergibt. Die Kirchfahrt der Frauenkirche erstreckte sich also auf beiden Elbufem. Die günstige Lage an einer Furt mitten im Elbtalkessel, die später der Stadt zum Aufschwung verholfen hat, wurde vielleicht schon bei der Erbauimg der ersten Kirche berücksichtigt. Sie lag zentral für die Dörfer des alten pagus Nisani. Es ist sehr wohl möglich, daß hier der Ort Nisani zu suchen ist, der namengebende Mittelpunkt der Landschaft, bei dem nach Thietmars Bericht Heinrich II. im Jahre 1004 Truppen sammelte, angeblich um gegen die Polen zu ziehen, in Wirklichkeit aber sich plötzlich gegen Böhmen wendend. Dürfte man aus der Halbierung der Dörfer Löbtau und Reick auf alten kirchlichen Zusammenhang mit den Parochien B r i e s n i t z und L e u b n i t z schließen, zu denen die anderen Hälften dieser Dörfer gehören, so würde sich der Sprengel ungemein vergrößern, denn Briesnitz umfaßte 1540 24 Beidörfer, Leubnitz deren zwölf. Briesnitz
Dresden und der Elbtalkessel
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wird in unechter Urkunde zu 1071, die aber eine echte Vorlage benutzt haben muß, als Burgward bezeichnet, so daß man auf die Vermutung kommen könnte, hier habe sich die älteste Kirche befunden, die Parochie Dresden sei von der Briesnitzer abgesplittert. Aber gerade das kirchlich zwischen Briesnitz und Dresden geteilte Löbtau gehörte 1068 zum Burgward Pesterwitz. Die kirchlichen Bezirke hielten sich also nicht an die Burgwardbezirke. Dem entspricht, daß P e s t e r w i t z selbst 1540 über einen Sprengel von nur fünf Beidörfern verfügte, während das benachbarte D ö h l e n neun Beidörfer aufweisen konnte. Die Kirche von Leubnitz aber wurde samt der von W e i s t r o p p 1233 von den edelfreien, dann reichsministerialischen Herren von Schönburg ihrem Hauskloster Geringswalde geschenkt. Es handelt sich also hier um eine adlige Gründung, vielleicht noch des 11. Jahrhunderts. Die Weistropp 1540 gehörigen fünf Dörfer dagegen verdanken ihre Entstehung, wie Ortsnamen und Siedlungsformen verraten, erst der Zeit bäuerlicher deutscher Siedung, also dem 12. Jahrhundert. Auch die Parochie der Weistropper Kirche, die nordwestlich an die Briesnitzer anschließt, kann also nicht älter sein. Das gleiche wie für die Weistropper Beidörfer gilt für die Mehrzahl der Orte der am Rande des Altsiedellandes gelegenen Kirchspiele Kesselsdorf und Possendorf. Rechts der Elbe ist die älteste aus dem alten Missionsbezirk der Frauenkirche ausgeschiedene Pfarrei wohl die von K a d i t z , die erst nach 1273 zum Filial von Kötzschenbroda herabsank, während früher das Verhältnis umgekehrt war. Ihr Sprengel erstreckte sich ursprünglich bis hinab nach Coswig, das sich erst 1489 von Kötzschenbroda löste. Der Patronat dieser Kirche stand ebenso wie der über Briesnitz 1273 dem Bischof von Meißen zu, der ihn dem Archidiakon von Nisani verliehen hatte. Aber auch über die Dresdner Frauenkirche scheint der Bischof ursprünglich Patron gewesen zu sein. Darauf weist hin, daß der Patronat nur mit seiner Zustimmung von Heinrich dem Erlauchten dem Kloster Seußlitz übertragen werden konnte, also von diesem wohl nur lehnweise besessen wurde. Es stimmt gut hierzu, daß noch im Ausgang des Mittelalters der Dekan des Meißner Domkapitels in einem geschlossenen Bezirk um Dresden den Zehnten bezog und daß das Gebiet von Dresden 1292 stiftsmeißnisches Lehen der Wettiner war. Die komplizierten kirchlichen Verhältnisse der Dresdner Gegend dürften dahin zu deuten sein, daß hier, am Mittelpunkte der Landschaft Nisani, die noch in der Zeit Friedrich Barbarossas als königliches Tafelgut erscheint, von den Meißner Bischöfen frühzeitig eine Missionsstation errichtet wurde. Eine feste Parochie besaß sie zunächst nicht, zumal eine Abgrenzung nur gegen die Meißner Pfarrkirche nötig gewesen wäre. Als ungefähre Grenze mö13 Schlesinger I
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gen hier zwei Bäche, die Wilde Sau und der rechtselbisdie Lockwitzbach, gegolten haben. Ausgestattet war die Kirche mit dem Dorfe Poppitz. Noch im Laufe des 11. Jahrhunderts muß die Dresdner Pflege teilweise den Bischöfen von Meißen auch in weltlicher Hinsidit übertragen worden sein, die damit Eigenkirchenherren der Frauenkirche wurden. Man könnte an die Zeit des Übergangs Bischof Bennos zur Partei Heinrichs IV. denken. Es entstanden nunmehr weitere Kirchen, teils bei Burgen (Briesnitz, Pesterwitz), teils abseits von solchen (Döhlen, Kaditz). Abgrenzung von festen Kirchspielen wurde damit nötig. Sie mag noch vor dem Jahre 1100 erfolgt sein. Den bischöflichen Gründungen traten adlige an die Seite: Leubnitz und später Weistropp durch die Herren von Schönburg, noch später, also nicht mehr dem hier zu betrachtenden Zeitraum angehörig, Kesselsdorf und Possendorf, die dem Kirchspiel Taubenheim bei Meißen vergleichbar sind. In anderer Weise entstand die älteste Pfarrkirche für den Südteil der Landschaft Nisani, nämlich von vornherein in Anlehnung an die feste Burg D o h n a . An der gerade hier viel umstrittenen Grenze zwischen Böhmen und der Mark Meißen gelegen, wird die Burg Dohna im Jahre 1040 zum ersten Male genannt. Als Sitz eines Burggrafen ist sie 1113 zuerst nachweisbar. Die Petrikirche in Dohna wird erst spät erwähnt (1272), aber der große Sprengel spricht für sich: er umfaßte noch 1540 gegen 40 Dörfer meist vordeutschen Ursprungs zu beiden Seiten der Elbe, wozu sicherlich ursprünglich noch die Dörfer der Pfarrei Pirna gezogen werden müssen, vielleicht auch Hosterwitz und Teile der Pfarrei Schönfeld am Borsberg. Die Grenze gegen die Dresdner Pfarrei scheinen wiederum ursprünglich Bäche, nämlich der bei Hosterwitz in die Elbe mündende Bach und der gegenüber einmündende Lockwitzbach gebildet zu haben, während der Bezirk der Burg Dohna, nach späteren Abgabeverhältnissen (Wachgetreide) zu schließen, weiter nach Norden reichte, vielleicht sogar einmal die ganze Landschaft Nisani umfaßt hat. Auch hier decken sich Burgbezirk und Pfarrei somit nicht. Wer der Gründer der Kirche war, steht dahin. Wenn der Patronat später (1278) nicht dem Burggrafen von Dohna, sondern dem Markgrafen von Meißen zustand, so besagt dies wahrscheinlich Rechtsnachfolge des deutschen Königs, so daß Dohna als ursprüngliche Königskirche zu gelten hätte, gegründet wohl im 11. Jahrhundert. Die Pfarrausstattung bestand in mehreren Dörfern. Uber ihre Anzahl gehen die Nachrichten auseinander. Elbeabwärts von Meißen stoßen wir auf das Kirchspiel B o r i t z , dem vermutlich hohes Alter zukommt. Wir erinnern uns, daß der Ort schon 979 (beurkundet 983) dem Bistum Meißen übergeben wurde (vgl. S. 49), das hier einen Stützpunkt für die Erhebung des gleich-
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zeitig verliehenen Elbzolls und des ursprünglich weltlichen Zehnten im Burgward geschaffen haben wird. Dann ist auch die Gründung einer Kirche vielleicht sogar noch im 10. Jahrhundert wahrscheinlich, obwohl sie erst 1260 erwähnt wird. Es spricht für die Bedeutung der Pfarrei, daß der damals genannte Pfarrer Konrad zugleich als Domherr in Bautzen und Meißen bezeugt ist; sie muß etwas eingebracht haben. Obwohl der Burgward Boritz 1064 dem Hochstift Naumburg geschenkt wurde (vgl. S. 120), verblieb der Ort selbst samt dem Kirchenpatronat stets beim Meißner Domkapitel. Das Kirchspiel umfaßte 1540 acht Dörfer links der Elbe, aber 1214 werden weitere sechs Dörfer genannt, die nach Boritz zehntpflichtig waren, darunter Leckwitz (Lechowe) auf dem jenseitigen Elbufer, Riesa, wo vor 1119 ein bischöflich-naumburgisches Eigenkloster gegründet wurde, und bezeichnenderweise ein Ort Poppitz (Popuwiz), in dem die Ausstattung der Boritzer Kirche zu erblicken ist. Es darf angenommen werden, daß Boritz zunächst die einzige Kirche für die Altsiedlungen beiderseits der Elbe bis zur ehemaligen sächsischen Landesgrenze war, im Osten mag sein Sprengel bis Osseg (Großenhain) und Lenz gereicht haben. Erst nachdem 1064/65 die Burgwarde Boritz, Strehla und Gröba an das Hochstift Naumburg gelangt waren, werden hier von Naumburg aus weitere Kirchen gegründet worden sein, zuerst wohl in S t r e h l a , wo allerdings schon in der Zeit, als die Ekkehardinger im Besitze der dortigen Burg waren, eine Burgkirche vorhanden gewesen sein kann. Die Burg nennt Thietmar zum Jahre 1002 und öfter; sie war damals nächst Meißen wohl der wichtigste Platz an diesem Teil des Elblaufs. Mehrere Parochien und Kapellen bestanden im Bezirk Strehla 1228. Es handelt sich um die Kirchen in Pausnitz, Laas, Zaußwitz, über deren Patronat noch 1540 der Pfarrer von Strehla verfügte. Erst im Jahre 1288 wurde Leisnitz ausgepfarrt. Der Sprengel von Strehla, 1540 mit neun Dörfern, war also ursprünglich wesentlich größer. Man fragt sich, ob er im Westen nicht einmal bis Dahlen gereicht hat, dessen Kirche 1210 unter bischöflidi-naumburgischem Patronat stand, während östlich der Elbe mindestens die Parochie Lorenzkirch zuzurechnen ist, die gleichfalls vom Bischof von Naumburg besetzt wurde. Das Gebiet von Dahlen wurde allerdings vom altbesiedelten Lande um Strehla im 11. Jahrhundert durch einen Waldstreifen getrennt, den noch heute die Ortsnamen Lampertswalde und Wellerswalde bezeichnen. Entstanden ist die Parochie Strehla wohl erst im letzten Drittel des 11. Jahrhunderts. Das Gleiche dürfte für die Pfarrei G r ö b a gelten. Sie wurde 1168 mit dem Kloster Riesa, dem sie inkorporiert war, dem Kloster Bosau überwiesen. DiePatronate des Riesaer Klosters über die Kirchen von Pausitz und Zeithain 1540, dazu über Glaubitz 1233 13*
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geben einen Hinweis auf die ursprüngliche Ausdehnung der Parochie: sie erstredet sich am Unterlaufe der Jahna und der Döllnitz, dazu östlich der Elbe ursprünglich wohl bis hinüber zur Röder. Wenn bis 1288 das Meißner Afrastift Zehnte aus verschiedenen Dörfern der Parochie Gröba, auch aus Gröba selbst, bezog, so tat es dies sicherlich auf Grund von Schenkung des Meißner Bischofs, des ursprünglichen Patrons der Kirche in Boritz, deren vermutete ehemalige Pfarrherrlichkeit auch über Gröba damit eine wesentliche Stütze erhält. Weiter elbabwärts, in dem Gebiete, das ursprünglich zum Erzbistum Magdeburg gehörte und erst um 1070 zu Meißen geschlagen wurde, dehnte sich die umfangreiche Pfarrei A l t b e l g e r n aus. Belgern erscheint bereits 973 als Hauptort der Landschaft Nicici (im engeren Sinne). Auch Thietmar gedenkt des Ortes wiederholt. Zu seiner Zeit muß er ein wichtiger Platz an der mittleren Elbe gewesen sein. Belgern wurde 1017 von den Polen vergeblich belagert; 1010 fand ein Hoftag hier statt, und das Heer für einen Feldzug gegen Polen sammelte sich in Belgern, das damals Eigengut des Markgrafen Gero II. von der Ostmark war. Eine Kirche wird schon in dieser Zeit hier vorhanden gewesen sein, wenngleich sie in den Urkunden erst 1202 auftaucht. Mit der von Altbelgern ist sie nicht identisch, die Burg mit zugehöriger Kapelle liegt links, Altbelgern aber ziemlich weit abseits rechts der Elbe, wobei allerdings mit der Möglichkeit einer Verlagerung des Elblaufs in historischer Zeit gerechnet werden muß. Die Größe der Altbelgerner Parochie erweist ihr hohes Alter: 1251 waren nicht weniger als acht Tochterkirchen von der Pfarrkirche abhängig, nämlich Ubigau, Falkenberg, Gräfendorf (bei Herzberg), Blumberg, Grassau, Roßdorf, Saxdorf, Bönitz. 1253 wurde ein weiteres Filial, Martinskirchen, gebildet. Das Kirchspiel griff also bis zur Schwarzen Elster hinüber und bezog hier Orte ein, die erst der deutschen Siedlungszeit ihre Entstehung verdanken. Gleichzeitig erfaßte es aber ein beträchtliches altbesiedeltes Gebiet an der Elbe. Mehr als 60 Dörfer waren 1251 nach Altbelgern zehntpflichtig, von denen über die Hälfte slavische Namen tragen. Sie lagen im Süden teilweise noch über Mühlberg hinaus. Die meisten sind freilich wüst geworden und nicht mehr identifizierbar. Altbelgern ist heute ein sehr unbedeutendes Dorf, mit Belgern auch in der Gunst der Lage in keiner Weise vergleichbar. Offensichtlich liegt hier ein Fall vor, den wir schon wiederholt beobachten konnten: es wurde vermieden, den Kirchgängern Zutritt zur Burg zu gewähren, die Pfarrkirche wurde vielmehr von der Burgkirche getrennt und abseits der Burg errichtet, hier vielleicht sogar durch den Strom von ihr geschieden. Ausgestattet war die Kirche ursprünglich außer mit Zehnten mit dem Ertrag der Abgaben zweier
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ganzer Dörfer, Altbelgern und Gostanewitz (wüst bei Ammeigoß witz). Erst 1253 erfolgte im Zusammenhang mit der Inkorporation der Kirche in das Kloster Torgau-Nimbschen eine Neuordnung, die die Ausstattung der Kirche auf 2V2 Hufen und fixierte Zehnteinkünfte beschränkte. Ihre alte Bedeutung hat die Kirche von Altbelgern nicht zu bewahren vermocht, sondern an die Kirche der aufstrebenden Stadt Mühlberg abgeben müssen: hier und nicht am Sitz der alten Pfarrei, zu der auch Mühlberg noch 1251 gehörte, war später der Sitz eines Erzpriesters. Ähnlich war das Schicksal einer weiteren Pfarrkirche an der Elbe, die diejenige von Altbelgern an Alter wohl noch übertrifft und vielleicht die älteste in dieser Gegend ist. Sie befand sich in W e ß n i g. Bereits 1251 erscheint die Kirche in enger Verbindung mit der Kirche von T o r g a u , an die sie später ihre Bedeutung verlor. Die Pfarrkirche (parochia) in Weßnig und die Kirche (ecclesia) in Torgau hatten damals zusammen 15 Filialkirchen: Loßwig, Klitzschen, Melpitz, Gräfendorf (bei Torgau), Zinna, Welsau, Süptitz, Staritz, Lausa, Zwethau, Rosenfeld, Döbrichau, Arzberg, Löhsten, Zschackau. Nicht mehr als Filial galt damals Cavertitz bei Oschatz, doch deutet eine Abgabe des dortigen Pfarrers, die 1267 von Bischof Dietrich II. von Naumburg bezeugt wird, auf frühere Abhängigkeit. Welche dieser Kirchen zu Weßnig, welche zu Torgau gehörten, ist nicht ersichtlich. Man könnte der Meinung sein, die Kirche in Torgau sei die ältere und bedeutendere, denn wie Belgern erscheint auch Torgau bereits 973 als Burgmittelpunkt einer Landschaft Klein-Neletici, und 1119 befand sich hier ein wettinisches Herrengut, bei dem auch ein Markt vorhanden war. Der Name Torgau bedeutet Marktort. Weßnig dagegen war stets ein in weltlicher Beziehung unbedeutendes Dorf, nach dem sich allerdings im 13. Jahrhundert ein ministerialisches Geschlecht nannte. Aber 1250 lag der Ort Cranuwiz (wüst bei Graditz) in der parochia in Wesenic, obwohl ein Pfarrer von Torgau die gleiche Urkunde bezeugt, und das gleiche gilt 1267 für Cunzwerda. Nicht nur wurde 1251 die parochia in Weznik der ecclesia in Turgowe vorangestellt und deutlich übergeordnet, sondern 1243 stand auch die Kirche in Altbelgern anscheinend im gleichen Verhältnis der Unterordnung zu der in Weßnig, als alle drei Kirchen von Markgraf Heinrich dem Erlauchten dem Jungfrauenkloster in Torgau geschenkt wurden (parochiam in Weznic et ecclesiam in Turgowe nec non ecclesiam in Antiquo Beigere cum omnibus pertinenciis ad easdem ecclesias spectantibus). Ein ursprünglicher Zusammenhang scheint also bestanden zu haben, der sich auch in der Ausdehnung des 1251 bezeugten Weßnig-Torgauer Pfarrsprengels widerspiegelt. Die damals genannten Filialkirchen samt mehr als 40 zehntpflichtigen Orten umgreifen die Parochie Altbelgern
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von drei Seiten, wobei insbesondere auf die Kirchen von Cavertitz, Lausa und Staritz zu achten ist. Im übrigen reichte auch das Kirchspiel Weßnig-Torgau bis hinüber zur Schwarten Elster und umfaßte somit auch deutsche Bauerndörfer der Siedlungszeit. Man gewinnt den Eindruck, daß eine Regelung der Parochialverhältnisse hier um die Mitte des 13. Jahrhunderts stattfand: aus der Pfarrei Weßnig wurde zwischen 1243 und 1251 die Pfarrei Altbelgern ausgeschieden, wo eine Filialkirche schon lange existierte. Wenn aber Weßnig die Mutterkirche von Altbelgern ist, so müßte sie wohl schon im 10. Jahrhundert gegründet worden sein, vielleicht von Magdeburg aus vor der Gründung der Bistümer, wahrscheinlicher aber von Meißen aus. Zu denken ist wiederum an Bischof Eiko (992—1015), dessen kirchlicher Eifer nach Thietmars Bericht auch den Nachbardiözesen zugute kam. Weßnig gehörte bis um 1070 nicht zu Meißen, sondern zu Magdeburg. Wäre die Kirche trotzdem von Meißen aus gegründet worden, so könnte dies mit ein Grund dafür gewesen sein, diesen Teil des Magdeburger Sprengeis später für das Meißner Bistum zu beanspruchen. Wesentlich jünger dagegen ist die Kirche in Torgau. Sie war eine Gründung des Wettiners Thimo, gehört also erst der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts an, und es ist bezeichnend, daß sie zunächst beim Sprengel von Weßnig verblieb. Trotzdem überflügelte sie später, mit zunehmender Bedeutung der Stadt, die zur wettinischen Residenz wurde, jene bei weitem. Torgau wurde Sitz eines Landdekanats, während Weßnig zu völliger Bedeutungslosigkeit herabsank. Die Kirchfahrt umfaßte 1529 außer drei Vorwerken nur noch vier Beidörfer, darunter das Dorf Mehderitzsch, das 1251 der Weßniger Kirche ganz gehörte und ihre ursprüngliche Ausstattung gebildet haben muß, ein weiteres Anzeichen ihres hohen Alters. Nicht bei den Landesburgen, sondern abseits davon ist somit wiederum hier eine Missionsstation gegründet worden; weshalb gerade in Weßnig, wissen wir nicht, denn ein Bericht, wie wir ihn in Thietmars Chronik für Schkeitbar und Buosenrod besitzen, fehlt. Auffällig ist die Ähnlichkeit mit der Dresdner Frauenkirche, die ebenfalls nicht bei einer Burg entstand, während wir die Burgkirchen der Umgebung als ursprünglich von ihr abhängig vermuteten. Was hier Vermutung blieb, ist im Falle von Weßnig nahezu Gewißheit. Wir kommen damit auch im Bistum Meißen einem sehr alten Kirchentypus auf die Spur, den wir in den Bistümern Merseburg und Naumburg-Zeitz schon beobachten konnten: der Missionsstation ursprünglich ohne festen Sprengel. Unklar bleibt dann nur, auf welche Weise die Kirche in den Besitz der Wettiner gelangte, als deren Eigenkirche sie 1243 erscheint. Am ehe-
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sten ist Rechtsnachfolge des deutschen Königs zu vermuten, vielleicht durch Schenkung der Burg Torgau mit Zubehör im 11. Jahrhundert. Elbeabwärts von Torgau häufen sich die Burgen der Frühzeit. Eine Urkunde Heinrichs III. von 1004 nennt Prettin, Elsnig, Dommitzsch, Trebitz, Pretzsch, Klöden, dazu Silnizi und Uuazgrini, die in Süptitz bei Torgau und Axien (?) gesucht werden. Prettin, Klöden undWozgrinie werden schon 981 einmal als Burgen genannt. Keineswegs alle sind zu Mittelpunkten alter Pfarreien geworden. Die Kirchen zu Prettin, Trebitz, Axien, Elsnig, Süptitz hatten in der Reformationszeit nur ganz kleine Parochien. Nachrichten aus älterer Zeit fehlen. Am größten ist noch der Sprengel von T r e b i t z mit vier Beidörfern im Jahre 1533, wo wir auch ein ganzes Dorf als Ausstattung vorfinden. Bei P r e t t i n könnte an eine Kirchgründung von Magdeburg aus gedacht werden, da die Burg vor 1012 an das Erzstift gelangte. Hier befand sich im Spätmittelalter der Sitz eines Erzpriesters. Die Ausstattung mit sieben Hufen könnte ehemalige Dorfdos vermuten lassen. Aber die vordeutschen Siedlungen an der Elbe sind nicht so zahlreich, daß eine Vielzahl von Kirchen erforderlich gewesen wäre. Die große Anzahl der Burgen erklärt sich aus militärischen Erwägungen zum Schutze der Elblinie. Den ältesten Eindruck macht in dieser Gegend neben Klöden die Kirche von D o m m i t z s c h . Sie besaß 1529 sechs Beidörfer, doch sind ihr ehedem sicherlich auch die Pfarreien Trossin und Falkenberg zuzurechnen, die wie Dommitzsch unter dem Patronate des dortigen Deutschordenshauses standen, dessen Stiftung 1223 von Heinrich dem Erlauchten in die Wege geleitet wurde, so daß sich ein immerhin beträchtliches Kirchspiel links der Elbe ergibt. Dommitzsch galt 1223 als Mittelpunkteines politischen Bezirks (provincia). Die Vermutung liegt nahe, daß es auch seit alters kirchlicher Mittelpunkt war. Ein Pfarrer wird 1198 genannt. P r e t z s c h besaß 1533 fünf Beidörfer. Ob wir auch hier mit einer alten Kirche rechnen dürfen, steht dahin. K l ö d e n schließlich, 1533 mit nur zwei Beidörfern, war im Spätmittelalter Sitz einer Landpropsteikirche, d. h. Mittelpunkt eines von einem Erzpriester verwalteten Kirchenkreises, nicht aber eines Archidiakonatbezirkes. Dies ist ein Irrtum, der durch das Ungeschick des Schreibers der Meißner Bistumsmatrikel von 1495 veranlaßt worden ist. Immerhin scheint der Ort eine alte und bedeutende Kirche besessen zu haben. Dies geht daraus hervor, daß vor 1219 sogar päpstliche Kommissare bemüht wurden, als ein Streit um das Klödener Pfarramt entstand. Ungewöhnlich viele Dörfer der Parochie müssen wüst geworden sein; noch den Visitationsakten von 1555 sind ihre Namen zum Teil bekannt. Die Parochie hat danach mehr als ein Dutzend Orte umfaßt. Sie muß aber ursprünglich noch größer
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gewesen sein, denn noch im Jahre 1367 begegnet der Propst von Klöden als Patron mehrerer Kirchen. Nur mit allem Vorbehalt wird man für das 11. Jahrhundert Kirchen in Dommitzsch, Trebitz, Prettin oder Pretzsdi und in Klöden vermuten dürfen. Ein Blick auf die Karte legt dies nahe, doch ist Sicherheit nicht zu gewinnen. Es ist sehr wohl möglich, daß diese Kirchen erst dem 12. Jahrhundert angehören. In der Hauptsache westlich der Elbe, nur in der Gegend von Meißen selbst auf ihr östliches Ufer übergreifend, erstreckte sich das große Altsiedelgebiet der Landschaft Daleminzien, der Kern der Mark Meißen. Wie an der Elbe kann man auch hier erwarten, Kirchen in sehr früher Zeit anzutreffen. Ins Auge fällt zunächst eine Gruppe von Kirchen, die alle unter dem Patronate des Meißner Burggrafen standen: L e u b e n , S t a u cha, Jahna, Lommatzsch, Raußlitz, Planitz/Zieg e n h a i n , K r ö g i s , wobei im Falle von Ziegenhain allerdings der Patronat bereits 1203 mit dem Bischof von Meißen strittig war, an den er dann gelangte. Sie alle verfügten noch in der Reformationszeit über verhältnismäßig große Sprengel: Leuben hatte 1539 17 Beidörfer, Staucha 20 und zwei Dorfanteile, Jahna 10, Lommatzsch 16, Raußlitz 8 und drei Anteile, Planitz/Ziegenhain 10, Krögis 10. Mit ihren kleinen Absplitterungen, die sich unschwer feststellen lassen (Wendischbora, Heynitz, Miltitz, Zschachau) nehmen die Kirchengebiete ein geschlossenes Gebiet ein, das ursprünglich zwei Burgwarde umfaßt haben dürfte: Leuben, 1069 als burgwardus Luvine bezeugt, und einen zweiten, dessen Mittelpunkt nicht genannt, sondern der 1150 einfach als „an der Jahna" (ad Ganam) bezeichnet wird. Beide Burgwarde dürften zur Ausstattung der Burggrafschaft Meißen gehört haben. Da diese erst in der Zeit Heinrichs IV. entgegentritt, würde man schließen können, daß die burggräflichen Kirchen auf diesem Gebiete erst deT zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts entstammen können — wenn nicht mit den Burgwarden auch königliche Kirchen an die Burggrafen durch Schenkung gelangt sind, was durchaus möglich ist. Der Schluß aus dem Patronat auf das Alter der Kirchen ist also nicht erlaubt, doch werden sie schwerlich vor dem Ende der Polenkriege entstanden sein, eher später, wie dies für die Kirche von Jahna geschlossen werden muß, die dem heiligen Godehard geweiht ist, der erst 1131 heiliggesprochen wurde — sofern nicht Patrozinienwechsel vorliegt. Aber auch die Form der Pfarrsprengel zeigt die spätere Entstehung der Jahnaer Kirche an: Die ursprüngliche Kirchfahrt Staucha nämlich umfaßt die Jahnaer von drei Seiten. Als die erstere dem von dem Meißner Burggrafen gegründeten Nonnenkloster in Staucha einverleibt wurde, hatte sie folgende Filialkirchen: Bloßwitz
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mit Mausitz, Striegnitz mit Mehltheuer (Nuendorph), Hohenwussen mit Hof, Neckanitz, woraus sich der ursprüngliche Umfang ergibt. Jahna muß noch eher als diese Kirchen aus dem Stauchaer Sprengel ausgeschieden sein. Bereits 1264 wurden die dem Kloster Staucha gehörigen Kirchen in Planitz mit Filial Ziegenhain, Pausitz, Bloßwitz mit Filial Mausitz, Hohenwussen mit Filial Hof, Striegnitz mit Filial Mehltheuer wieder an die Burggrafen zurückgegeben, und Staucha behielt nur die Kirchen von Raußlitz und Neckanitz, denen jetzt die Kirche von Leuben hinzugefügt wurde. Der Umfang ihres Sprengeis erhellt daraus, daß sie somit 9 kleinere Kirchen aufwog. Ein Pfarrer von Leuben begegnet erstmalig 1180. Der Umfang dieser Parochie ist auch anderweitig zu erschließen: vor 1190 gründete der markgräflidie Ministeriale Konrad Spannseil eine Kirche zu Dörschnitz, die Keimzelle des späteren Klosters Sitzenroda. Dörschnitz wurde damals gegen Entschädigung mit dem neugegründeten Dorfe Churschütz (Cunradesdori) aus der Parochie Leuben gelöst. Dann muß aber auch das dazwischenliegende Lommatzsch, dessen Pfarrer diese Auspfarrung mit bezeugt, ursprünglich mit Leuben verbunden gewesen sein. Was für Lommatzsch gilt, wird dann auch für die burggräflichen Kirchen in Raußlitz, Planitz und Krögis gelten: sie sind Absplitterungen der Parochie Leuben. Es scheint also, daß wir es hier mit einer Burgwardpfarrei zu tun haben, wobei dasselbe für Staucha zu gelten hätte, nur daß hier die Kirche nicht am Burgwardhauptorte, der vielleicht in Hohenwussen zu suchen ist, sondern in einem anderen Orte des zugehörigen Bezirks errichtet wurde, wie wir dies schon oft beobachten konnten. Im westlichen Teil des Daleminzierlandes dürfte die Kirche von M ü g e l n zu den ältesten gehören. Thietmar erwähnt die Burg bereits zum Jahre 984. Die älteste Kirche ist in Alt-Mügeln zu suchen; unweit davon liegt der Ort Poppitz, beweiskräftig für die Dorfdos der Frühzeit. 1539 zählte der Pfarrbezirk 16 Dörfer, wozu indes die kleinen Parochien Schweta (ausgepfarrt vor 1219) und Sornzig (ausgepfarrt vor 1218), wahrscheinlich auch Limbach und Nauendorf hinzuzurechnen sind. Es waren die edelfreien Herren von Mügeln, die in Sornzig nicht nur ein Kloster stifteten, sondern schon vorher die Auspfarrung der dortigen Pfarrei aus der Mügelner veranlaßten. Da 1218 Siegfried von Mügeln seiner neugegründeten Pfarre in Sornzig auch die Burgkapelle seiner Burg Mügeln als Filial zuwies, ohne die Mutterkirche in Alt-Mügeln zu entschädigen, muß er deren Patron gewesen sein. Vielleicht haben somit die edelfreien Herren von Mügeln als die Gründer auch dieser Kirche zu gelten, die dann wohl erst in die Zeit Heinrichs IV. gehören könnte. Wahrscheinlich aber bestand
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die Kirche schon, als sie Mügeln aus königlicher Schenkung erhielten. Sie ist dann eine alte Königskirche. In späterer Zeit stand die Kollatur dem Meißner Bischof zu, der Mügeln im 13. Jahrhundert in seine Hand brachte. Unklar ist die Entstehungszeit der Kirchen in dem südlich an die bisher behandelten Kirchspiele angrenzenden Gebiet. Hier gab es mehrere Burgwarde, die teilweise schon frühzeitig bezeugt sind: die Burgen Döbeln und Hwoznie, das in der Nähe der Mündung der Zschopau in die Freiberger Mulde zu suchen ist, gelangten bereits 981 an das Kloster Memleben, der Burgward Zschaitz 1046 an das Hochstift Meißen; Schrebitz ist 1064 als Burgward bezeugt, wobei umfangreiches in seinem Bezirk gelegenes Königsgut ebenfalls an Meißen überwiesen wurde. 1090 erhielt das Hochstift die Lehngüter eines markgräflichen Vasallen Cos im Burgward Mochau, der nochmals 1162 erwähnt wird. An allen diesen Orten gab es in der Reformationszeit Kirchen mit nicht unbeträchtlichen Sprengein, abgesehen von dem nicht mehr einwandfrei nachzuweisenden Hwoznie. D ö b e l n hatte 21 Beidörfer, S c h r e b i t z 9, Z s c h a i t z 16, M o c h a u 11. Aber es gab hier damals noch andere Kirchspiele, die den genannten an Umfang nicht nachstanden: T e c h n i t z mit 14 Beidörfern, K i e b i t z mit 11, R ü s s e i n a mit 19. Es ist verlockend, Kiebitz und Schrebitz zusammenzuschlagen, im Kirchspiel Technitz den Burgward Hwoznie wiederzuerkennen, in Rüsseina einen zufällig nicht namentlich überlieferten Burgward zu erblicken oder die Parochie zu Mochau zu ziehen und so zur Konstruktion von Burgwardkirchspielen zu gelangen. Aber feste Anhaltspunkte hierfür gibt es nicht. Burgward und Kirchspiel können, müssen aber nicht übereinstimmen. Spät erst sind die genannten Kirchen zumeist in der Überlieferung bezeugt. Ein Pfarrer Ravenold von Döbeln wird 1219 genannt. Technitz begegnet erst 1415 als Pfarrkirche, Zschaitz bereits 1180, Schrebitz 1268 anläßlich einer Uberweisung durch Heinrich den Erlauchten an das Kloster Seußlitz. Die Kirche von Mochau schenkte Rulico von Bieberstein 1290 dem Kloster Altzelle. In Rüsseina tritt ein Pfarrer 1322 entgegen. Verhältnismäßig früh ist wieder die Kiebitzer Kirche erwähnt, ihr Pfarrer bezeugte vor 1190 die oben erwähnte Auspfarrung von Dörschnitz. Selbstverständlich besagt späte Erwähnung in den Quellen nicht späte Entstehung einer Kirche,- aber wer möchte aus diesem Befund Schlüsse auf Burgwardpfarreien des 11. oder gar des 10. Jahrhunderts ziehen? Auch die Patrozinien helfen nicht weiter, sprechen im Falle von Döbeln sogar gegen hohes Alter: die dortige Nikolaikirche kann schwerlich vor der Translation der Gebeine des Heiligen (1087) geweiht worden sein. Für Technitz, Schrebitz, Zschaitz, Kiebitz, Rüsseina,
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Mochau sind die Weihenamen unbekannt. Für hohes Alter könnte geltend gemacht werden, daß der Pfarrer von Technitz Gerichtsherr in Wöllsdorf war und der von Schrebitz das Dorf Zschoppau innehatte, während der Pfarrer von Kiebitz neben einem Pfarrgut von über 90 Acker daselbst noch Pfarrdotalen besaß, die gleichfalls seiner Gerichtsbarkeit unterstanden. In allen Fällen könnte ursprüngliche Ausstattung mit einem ganzen Dorfe vorliegen; doch ist der Schluß nicht zwingend, da spätere Zuweisung sehr wohl möglich ist. ü b e r d i e s sind gerade Technitz und Kiebitz n i c h t als Burgwardmittelpunkte nachweisbar. Die Patronate ergeben vollends nichts. Sie haben vielfach gewechselt oder treten erst spät in adliger Hand entgegen. Wir erinnern uns aber, daß sich nach Mochau ein edelfreies Geschlecht nannte, das die dortige Kirche gegründet haben könnte. So wird man die Zuversicht, mit der die ältere Forschung in dieser Gegend alte Burgwardkirchspiele rekonstruiert hat, schwerlich teilen dürfen. Es ist wohl möglich, aber nicht sicher, daß die eine oder andere Kirche ins 11. Jahrhundert zurückgeht. Ein System von Burgwardkirchspielen ist in dieser Gegend nicht nachweisbar. Auch O s c h a t z ist, wenn wir uns nunmehr dem Norden des Daleminzierlandes zuwenden, als Burgort nicht bezeugt. Die älteste Erwähnung in einer Fälschung des 13. Jahrhunderts auf das J a h r 1065 spricht bereits von der Stadt und zeigt, daß sie zwischen dem Markgrafen von Meißen und dem Bischof von Naumburg strittig war. Der Pfarrer von Oschatz war 1540 Patron der Kirchen von Merkwitz, Ganzig, Schmorkau und Terpitz, wozu noch die Kirche von Alt-Oschatz kommt. Es ergibt sich eine verhältnismäßig umfangreiche Parochie. Hält man hinzu, daß die Haupteinkünfte der Pfarre im J a h r e 1358 im Dorfe Poppewitz (wüst bei Oschatz?) fielen, so wird man die Entstehung der Kirche noch ins 11. Jahrhundert setzen, obwohl sie erst 1356 in den Quellen erscheint. Zweifelhaft k a n n nur sein, ob die älteste Kirche die St.-Egidienkirche in der Stadt war, oder ob sie nicht vielmehr in der Pankratiikirdie in Alt-Oschatz zu suchen ist, wobei das Filialverhältnis umgekehrt worden wäre, wie es auch anderwärts mitunter vorkommt. Genannt wird aber auch diese Kirche erst im J a h r e 1330. Die Stadtkirche von M u t z s c h e n , erst 1341 erstmals durch das Vorkommen eines Pfarrers bezeugt, erweist ihr höheres Alter schon durch ihre romanische Anlage. Der Ort wird 1081, vielleicht schon 1030 genannt. Er gehörte nicht mehr zu der Landschaft Daleminzien, sondern zu Chutici und stand in späterer Zeit in engen Beziehungen zu Leisnig und seinen Burggrafen. W e n n der 1028 bezeugte Ort Chotiza identisch ist mit Göttwitz östlich Mutzschen, dann ist hier ein Burgward Nouuigroda zu suchen, dessen N a m e n in deutscher Ubersetzung
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vielleicht der Ort Nauberg festhält. Zwischen Nauberg und Mutzschen liegt der große Ringwall von Köllmichen, dessen Ausgrabung interessante Ergebnisse gezeitigt hat. Hier könnte der befestigte Mittelpunkt des Burgwards gesucht werden. Die Mutzschener Kirche hatte 1529 neun Beidörfer. Vielleicht sind aber die benachbarten Kirchspiele Ablaß und Zschoppach mit acht und fünf Beidörfern hinzuzurechnen, so daß man auf den ungefähren Umfang eines Burgwards kommen würde. Die Kirchgründung in Mutzschen würde dann vor 1081 fallen, denn damals ging der Ort nebst Böhlitz und Mehlis (wüst) sowie einem Waldstück, auf dem heute das Dorf Roda steht, anChitele, einen Getreuen Heinrichs IV., über. Nun wäre nur noch die Gründung einer adligen Eigenkirche für diese vier Orte möglich gewesen. Der nach 1529 bezeugte Umfang der Parochie ergibt somit, daß es sich um eine ehemalige Königskirche handelt. Die Burgkapelle in Mutzschen ist späteren Ursprungs. Die Matthäikirche in L e i s n i g wurde 1192 von König Heinrich VI. dem von dem Leisniger Burggrafen gegründeten Kloster Buch überlassen und erweist sich damit als Königskirche, wie dies bei dieser alten und wichtigen Königsburg, die bereits vor 1046 an die Ekkehardinger gelangte, in diesem Jahre an den König zurückfiel, dann vorübergehend in die Hand des Hauses Groitzsch kam und schließlich wieder in dem in die letzten Jahre Friedrich Barbarossas zu setzenden Verzeichnis der königlichen Tafelgüter begegnet, nicht anders zu erwarten ist. 1215 gehörten zu ihr acht Kapellen: die Martinskapelle auf der Burg, die Pankratiikirche (in Tragnitz), die Nikolaikapelle in der neuen Stadt (heute Alt-Leisnig), die Gotteshäuser in Sitten, Seifersdorf, Zschirla, Collmen und Polkenberg. Die weitgehende Aufgliederung des kirchlichen Wesens in verhältnismäßig früher Zeit läßt auf sein hohes Alter schließen. Zugleich wird der bedeutende Umfang des Sprengeis ersichtlich: er beschränkte sich nicht auf den Bezirk der Burg Leisnig, sondern umfaßte dazu noch den Burgward Polkenberg (1046 Bolechina), sofern überhaupt die Burgbezirke hier die Grundlage der Parochialbildung abgaben. Es handelt sich um insgesamt mehr als 60 Dörfer, wenn man den Zubehör der aus den Kapellen entstandenen Pfarreien in der Reformationszeit zugrundelegt und die Parochie Altenhof, die vom Kloster Buch aus gegründet wurde, sowie einige wahrscheinlich im Verlaufe des 12. Jahrhunderts durch die Reichsministerialen von Colditz verselbständigte Orte hinzuschlägt. Die Kirchen von Collmen, Zschirla und Alt-Leisnig waren bereits um 1266 selbständig. Die Ausstattung der Matthäikirche mit den beiden Dörfern Hetzdorf und Paudritzsch fügt sich gut in dieses Bild ein. Im Grunde liegen die Verhältnisse hier ähnlich wie bei der Reidisburg
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Altenburg, nur daß in Leisnig die Gründung der Kirchen in der Umgebung erst im 12. Jahrhundert erfolgte, als ein fester Pfarrsprengel der ältesten Kirche sich bereits gebildet hatte und infolgedessen Filialverhältnisse entstanden, während bei der Gründung der Kirchen um Altenburg im 11. Jahrhundert dies nicht der Fall war. Außerdem war der Bezirk der Burg Altenburg wesentlich größer als derjenige von Leisnig. Bezeichnend ist wiederum, daß die Pfarrkirche nicht in, sondern bei der Burg lag. Die an der Mulde wirklich nachweisbaren alten Kirchen liegen meist auf ihrem linken Ufer, gehören also ins Bistum Merseburg, mit Ausnahme von Würzen, das bereits mit Püchau zusammen behandelt wurde. Auch Döben, wo man den Burgward Grobi sucht, aber für die Frühzeit das Bestehen einer Kirche nur vermuten kann, obwohl die Burg später der Sitz einer Burggrafschaft war, wurde schon beim Bistum Merseburg erwähnt, zu dem es wie Würzen ursprünglich gehörte. Wahrscheinlich ins 11. Jahrhundert gehört die Gründung der großen Kirchfahrt S e e 1 i t z , gegenüber Rochlitz. Sie umfaßt noch heute 24 Dörfer, war aber früher größer. Sie reichte von Lastau im Norden bis Meusen und Nöbeln im Süden; im Osten knüpften sich noch im 16. Jahrhundert Beziehungen bis zu den Rodungsdörfern um Mittweida. Entstanden ist die Kirche sicherlich erst nach 1017, als die Mulde als Grenze der Bistümer Merseburg und Meißen festgesetzt wurde. Zu gedenken ist schließlich noch zweier Kirchen muldenabwärts, in dem Gebiet, das erst um 1070 von Magdeburg an das Bistum Meißen gelangte (vgl. S. 119). Die Kirche von P o u c h wird bereits 1114 genannt, bei der Gründung des Wurzener Kollegiatstiftes. Ihr Pfarrer erscheint dann wieder 1196. Die Kirche wurde dem Stift mit dem gesamten Burgward übereignet. Es hat sich also vielleicht um eine Burgwardpfarrei gehandelt. Wie aber dieser Bezirk offenbar frühzeitig zerfiel und vom Stift nicht festgehalten werden konnte, so erscheint auch die Parochie später als Zwergparochie. Genaues ist nicht auszumachen. Ebenfalls ins 11. Jahrhundert zurückgehen kann die Pfarrei D ü b e n . Zwar wird hier eine Kirche erst sehr spät (1307) erwähnt, und ihr Nikolaipatrozinium spricht nicht für hohes Alter. Aber der Ort erscheint als Burg wie Pouch schon bei Thietmar zum Jahre 981, und es existierte eine Wenzelskapelle vor der Stadt, in der wir vielleicht die älteste Pfarrkirche suchen dürfen. Zwar gehörten zur Parochie 1529 nur zwei Dörfer, ferner das Filial Laußig, aber nicht weniger als 10 Wüstungen sind zum ursprünglichen Sprengel zu redinen, so daß immerhin die Wahrscheinlichkeit für ein altes Kirchspiel besteht, zumal eine andere Altkirche für die slavischen Dörfer der Umgebung fehlt und die Kirche von Düben als Sitz eines Erz-
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priesters im Spätmittelalter von Bedeutung war. Für das Vorhandensein einer alten Kirche in dem von Thietmar gleichfalls zu 981 als Burg erwähnten Orte Löbnitz spricht nichts. In Löbnitz scheint es noch 1185 keine Kirche gegeben zu haben. Bedenkt man, daß der Ort niemals zum Bistum Meißen, sondern stets zur Erzdiözese Magdeburg gehört hat, so wird ersichtlich, daß die Kirchen in Pouch und Düben von Meißen aus gegründet wurden, nach Ausdehnung des Diözesanrechts auf diese Gebiete, d. h. in der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts. Später als in dem westlich der Elbe gelegenen Teil der Meißner Diözese erfolgten die Kirchgründungen in ihrem Ostteile, der, wie wir uns erinnern, im Beginn des 11. Jahrhunderts vom Reiche politisch abgesplittert war und unter polnischer Herrschaft stand. Die älteste und für lange Zeit einzige Kirche war hier die von B a u t z e n . Jüngerer Überlieferung nach wurde sie von Bischof Eiko im Jahre 999 geweiht. Dies läßt sich quellenmäßig nicht erhärten, doch ist das Jahr nicht unglaubhaft. Markgraf Ekkehard I. stand damals auf der Höhe seiner Macht, er hatte die deutsche Herrschaft auch östlich der Elbe befestigt, und die Unterwerfung der Milziener, das sind die Bewohner der Landschaft um Bautzen, durch ihn hebt Thietmar ausdrücklich hervor. Eine besondere Markgrafschaft in der Oberlausitz tritt unter seinem Sohne Hermann in der Folgezeit entgegen. Sitz des Markgrafen kann nur Bautzen gewesen sein, und dies setzt das Bestehen einer Kirche am Orte voraus. Daß das Bistum Meißen in dieser Zeit die Missionierung seines ostelbischen Gebietes in Angriff zu nehmen gedachte, zeigt die Erwerbung dreier Oberlausitzer Burgwarde im Jahre 1007. Aber die Polenkriege brachten alles ins Stocken. Wir wissen nicht, ob die Kirche im vielumkämpften Bautzen zerstört und wieder aufgebaut wurde oder erhalten blieb. 1156 ist die Burg als Sitz eines Burggrafen nachweisbar und trat 1158 unter böhmische Herrschaft, muß aber von Friedrich Barbarossa an das Reich zurückgenommen worden sein, denn sie begegnet im schon wiederholt erwähnten Verzeichnis der königlichen Tafelgüter. Nach 1198 gelangt sie wieder an Böhmen. Erst im Beginn des 13. Jahrhunderts begegnet die Bautzner Kirche in der urkundlichen Uberlieferung, nun freilich als Sitz eines Erzpriesters (1214). Bereits 1216 war der damals genannte Archipresbyter Nikolaus Inhaber des Archidiakonats im oberlausitzischen Sprengel, der damals neu geschaffen worden sein wird. Gleichzeitig ging man an die Errichtung eines Kollegiatstiftes bei der Johanniskirche in Bautzen, die wenig später ihr Patrozinium in das des heiligen Petrus änderte. Es war also damals ein durchgebildetes Kirchenwesen vorhanden, für das beträchtliches Alter vorausgesetzt werden muß. Dem entspricht, was wir über den Sprengel der Bautzner Pfarrkirche er-
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fahren, die 1222 dem neuerrichteten Kapitel übergeben wurde. Ihr gehörten neun Filialkirchen zu: Wilthen, Neukirch am Hohwald, Sohland a. d. Spree, Cunewalde, Gröditz, Purschwitz, Hochkirch, Klix und Guttau. Es ist zudem die Rede von noch anderen Kirchen, die bereits erbaut waren oder noch erbaut werden sollten, worunter u. a. die Kirdien von Postwitz, Radibor und Milkel (erst 1353 ausgepfarrt), wohl auch Kütten, zu verstehen sein werden. Die Pfarrei Bautzen erstreckte sich also von der Landesgrenze im Süden über die ehemalige (bis 1945) sächsisch-preußische Grenze hinaus und umfaßte das Kerngebiet des Oberlausitzer Altsiedellandes an der Spree, im Süden und Norden aber auch Dörfer, die erst der deutschen Siedlung ihre Entstehung verdanken. Eine Abgrenzung ähnlich denen, die 1118 für Zwickau und 1122 für Plauen i. V. überliefert sind (vgl.S. 185 ff.), muß auch bei Bautzen im Laufe des 12. Jahrhunderts bei Beginn der deutschen bäuerlichen Siedlung stattgefunden haben, wobei unbesiedeltes Waldland in die Parochie einbezogen wurde. In der Bestimmung der Urkunde von 1222, die von neuzuerrichtenden Kirchen innerhalb der Grenzen der Bautzner Kirche spricht (ecclesiae quae iníra términos Budissinensis ecdesie ... adhuc ediiicabuntur), klingt diese Bestimmung nach. Noch 1222 müssen etwa 180 Dörfer zu Bautzen und seinen Filialkirchen gehört haben. Besondere Beachtimg verdienen die Ortsnamen Neukirch und Hochkirch. Siedlungsmaßnahmen müssen hier mit der Kirchgründung Hand in Hand gegangen sein. Neben Bautzen bestanden zu Beginn des 13. Jahrhunderts noch mindestens zwei weitere große Kirchspiele in der Oberlausitz: Kittlitz und Göda. Ein Pfarrer von G ö d a ist urkundlich erst 1216 bezeugt. Der Ort selbst aber war namengebender Mittelpunkt eines der dreiBurgwarde, die 1007 von Heinrich II. dem Bistum Meißen geschenkt wurden. Gewiß wurde eine Kirche hier von den Bischöfen noch vor der festen Umgrenzung der Bautzener Parochie gegründet, d. h. wohl noch im 11. Jahrhundert, so daß die örtliche Tradition, die in der Reformationszeit Bischof Benno als Kirchgründer ansah, einer gewissen Wahrscheinlichkeit nicht entbehrt. Göda war anscheinend Verwaltungsmittelpunkt eines Teils der oberlausitzischen Besitzungen des Hochstifts, bevor Stolpen und Bischofswerda an seine Stelle traten. Bischof Bruno urkundete 1222 in Göda, und 1350 verfügte Bischof Johann als Patron über die Kirche, indem er sie dem Domkapitel in Meißen inkorporierte. Im Jahre 1559 umfaßte die Parochie 66 Dörfer, wozu aber für die ältere Zeit noch die Beidörfer der ehemaligen Filialkirchen Gaußig und Neschwitz (ehemals mit Filialen zu Lohsa und Königswartha, von dem wiederum Großsärchen absplitterte) zu rechnen
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5. Die ältesten Pfarrkirchen
sind, so daß audi die Pfarrei Göda die ehemalige Landesgrenze im Norden weit überschritt, während die deutschen Rodungsdörfer im Süden der Pfarrei Bautzen vorbehalten waren, die die Gödaer hier umgriff. Göda scheint also ein Privileg, das auch unbesiedeltes Land in das Kirchspiel einbezog, nicht erhalten zu haben; die zugehörigen deutschen Rodungsdörfer gehören alle zu Filialkirchen im altbesiedelten Lande. Wenn es richtig ist, daß auch die im Westen von Göda gelegenen Parochien Uhyst, Pohla und Schmölln seine Filiale waren und vielleicht auch Crostwitz, bis 1248 unter dem Patronate der Herren von Kamenz, erst durch dieses reidisministerialische Geschlecht von Göda abgelöst worden ist, dann umfaßte das Kirchspiel ursprünglich weit über 100 Dörfer. Ausgestattet war die Kirche mit einem „Vorwerk", d. h. einem großen Gute, zu dem 18 Männer gehörten, die dem Gödaer Pfarrer als Erb- und Gerichtsherrn untertänig waren. Es ist sehr wohl möglich, daß sich dahinter ehemalige Ausstattung mit einem Dorfe verbirgt. Jünger als die Gödaer ist die Kirche in K i 111 i t z , aber wohl nicht so jung, wie das angebliche Patrozinium des heiligen Prokop, der erst 1204 kanonisiert wurde, vermuten läßt. Dieses Patrozinium ist urkundlich niemals genannt, sondern allein daraus erschlossen, daß der Heilige an bevorzugter Stelle am Altare auftritt. Wenn es überhaupt bestand, so wird man Wechsel des Weihenamens anzunehmen haben. Denn wenn auch die Kittlitzer Kirche erst 1228 in den Quellen auftaucht, so ist doch schwer denkbar, daß der Stammsitz des seit 1160 nachweisbaren edelfreien Geschlechts von Kittlitz, das seit der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts in vielfältiger Beziehung zum Hochstift Meißen erscheint, wo einzelne Familienmitglieder Domherrnstellen innehatten, und das 1191 in der Person des Dompropstes Dietrich dem Hochstift sogar einen Bischof stellte, bis ins 13. Jahrhundert hinein ohne Kirche geblieben sei. Noch in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts zählte die Parochie mehr als 30 Dörfer. Da auch die später zur Löbauer Stadtkirche geschlagenen vordeutschen Siedlungen hinzuzurechnen sind, umfaßte sie ursprünglich wohl den ganzen Ostteil der Landschaft Milcieni und war identisch mit dem Herrschaftsgebiet der Herren von Kittlitz, die den Kirdienpatronat bis 1396 innehatten. Sie sind die Gründer der Kirche; die Gründung mag um das Jahr 1100 anzusetzen sein. Der Pfarrer von Kittlitz war Erbherr von Breitendorf (Ugezd) und einem Teile von Kittlitz selbst; da für Ugezd eine wenn auch unklare päpstliche Bestätigung vorliegt, darf hierin der Rest einer alten Dorfdos erblickt werden. Als eine sehr alte Kirche hat schließlich auch stets die Kirche von J a u e r n i c k gegolten. Nach den Zehntverhältnissen umfaßte ihr
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Sprengel nicht nur den gesamten Eigenschen Kreis um Bernstadt, sondern auch die Dörfer um die Landeskrone, darunter Görlitz selbst, bevor es Stadt wurde, und die Dörfer neißeabwärts bis Kunnersdorf links und Langenau rechts der Neiße. Der Name des nördlich an Jauernick angrenzenden Ortes Pfaffendorf deutet auf Dorfdos. Zwar verdankt der größte Teil dieser Orte sicherlich erst deutschen Siedlern seine Entstehung in der heutigen Form, aber die Erwähnung von Königsgut in Görlitz 1071 macht es doch nicht unwahrscheinlich, daß sich in der Nähe schon im 11. Jahrhundert eine Kirche erhob, zu der sich die Bewohner der östlichen Oberlausitz hielten, soweit sie christlich waren, wobei daran zu erinnern ist, daß das Verzeichnis der königlichen Tafelgüter aus den letzten Jahren Friedrich Barbarossas, das vielleicht ältere Aufzeichnungen benutzte, Melca im Gegensatz zu Budesin nennt, was möglicherweise auf die Ostoberlausitz gedeutet werden darf. Slavische Siedlungen finden sich an der Neiße und Wittig, wenn auch nicht in großer Anzahl. Vielleicht darf man auch im Falle von Jauernick mit einer Sprengelabgrenzung rechnen, die die Einbeziehung der deutschen Rodungsdörfer und ihrer Kirchen in die Altparochie erklärt. Da über den Patronat nichts bekannt ist, muß dahingestellt bleiben, ob es sich um eine königliche Eigenkirche oder eine bischöfliche Missionsstation gehandelt hat. Berücksichtigt man aber, daß die Nikolaikirche in Görlitz durch den Bischof von Meißen ohne weiteres aus der Pfarrei Jauernick ausgeschieden werden konnte, so erscheint die zweite Möglichkeit als die wahrscheinlichere. Ist es schon bei den Kirchen in Kittlitz und Jauernick nicht sicher, ob sie noch ins 11. Jahrhundert gesetzt werden dürfen, so gehören die Kirchen an den Mittelpunkten der großen oberlausitzisdien Herrschaften Baruth, Muskau, Kamenz, Hoyerswerda, Ruhland bestimmt erst der Zeit deutscher Bauernsiedlung unter der Führung der Besitzer dieser Herrschaften, d. h. frühestens dem 12. Jahrhundert an und scheiden an dieser Stelle aus der Betrachtung aus. Später noch als in der Oberlausitz erfolgte vermutlich die Gründung von Pfarrkirchen in der Niederlausitz. Das Gebiet hat zwar von Anfang an zum Bistum Meißen gehört, teilte aber nicht nur das Schicksal des Landes um Bautzen, im Zeitalter der Polenkriege schwer umkämpft und zeitweise politisch vom Deutschen Reiche abgetrennt zu sein, sondern blieb auch in der Folgezeit wenigstens in seinem östlichen Teile ein nur unsicherer Besitz und infolge seiner geographischen Lage und Beschaffenheit lange ein entlegener Außenbezirk, fern von den Brennpunkten des politischen und kirchlichen Lebens. Noch Waither von der Vogelweide betrachtete in komischem Entsetzen das niederlausitzische Kloster Dobrilugk als einen Ort der 14 Schlesinger I
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5. Die ältesten Pfarrkirchen
Verbannung schlechthin. Die ursprünglichen Pfarreiverhältnisse aufzuhellen ist sehr schwierig. Nachrichten über Kirchen aus der Zeit des 10. und 11. Jahrhunderts fehlen gänzlich, und Indizien, mit denen wir sonst das hohe Alter der Pfarrkirchen erweisen können, versagen hier. Wie in ihrer allgemeinen Entwicklung hinkt die Niederlausitz auch in der Gestaltung des kirchlichen Wesens dem übrigen mitteldeutschen Gebiet nach. Formen der Kirchenausstattung, die wir als charakteristisch für die Kirchgründungen des 10. und 11. Jahrhunderts betrachten dürfen, werden hier noch bei Kirchen angewandt, die ihre Entstehimg bestimmt erst der Zeit der deutschen Ostsiedlung verdanken, wobei beachtet werden muß, daß das Einströmen deutscher Bauern hier mindestens ein halbes Jahrhundert später begann als im Kerngebiet des Meißner Bistums. Auch nachträgliche Bewidmung von Kirchen mit ganzen Dörfern ist in der Niederlausitz im 14. und 15., ja noch im 16. Jahrhundert bezeugt (1528 Überweisung des Dorfes Smarso an den Pfarrer von Forst als Entschädigung für Ausfall von Opfergeldern). Wenn in Dahme und Liebenwerda Verhältnisse angetroffen werden, die auf ursprüngliche Dorfdos hindeuten, so wird man demnach die Entstehung dieser Kirchen nicht ins 11. Jahrhundert setzen dürfen, vielleicht nicht einmal ins zwölfte. Auch der Name des Dorfes Pfaffendorf bei Beeskow kann nicht beweiskräftig sein; beim langen Fortleben der wendischen Sprache in der Niederlausitz könnte dies nicht einmal der Ortsname Papitz (westlich Cottbus), wenn wir nicht noch andere Anzeichen für das hohe Alter der Cottbuser Kirche hätten. Auch die Größe der Pfarrsprengel vermag keine eindeutigen Aufschlüsse zu geben. Wenn derjenige von Senftenberg noch 1555 18 Dörfer umfaßte, so ist damit der Sprengel der Kirche von Wahrenbrück in Vergleich zu setzen, der im Beginn des 13. Jahrhunderts bis in die Gegend von Dobrilugk reichte. Nach dem Siedlungsbild dieser Gegend aber kann diese Kirche erst dem 12. Jahrhundert entstammen, und die von Senftenberg ist schon nach ihrer geographischen Lage schwerlich älter, eher jünger als jene. Was wir über das älteste niederlausitzische Kirchenwesen auszusagen vermögen, erhebt sich also nicht über den Rang bloßer Vermutung. Wir können uns um so kürzer fassen, als die Niederlausitz mit der Geschichte Sachsens und der sächsischen Kirche nur in vorübergehender und wesentlich loserer Verbindung gestanden hat als alle bisher behandelten Gebiete, so daß eine ausführliche Behandlung im Rahmen einer Kirchengeschichte Sachsens sich erübrigt. Eines festen Mittelpunktes, wie dies Bautzen für die Oberlausitz war, hat die Niederlausitz in der Frühzeit anscheinend entbehrt. Am ehesten vermöchte C o t t b u s als solcher zu gelten, wo wir 1156
Niederlausitz
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einen Burggrafen antreffen, der n e b e n den Reichsburggrafen von Meißen, Bautzen und Dohna in feierlicher Beurkundung als Zeuge auftritt, diesen Befehlshabern der großen Landesburgen also gleichgeordnet gewesen sein muß. Auch ein M a r k t ist um diese Zeit in Cottbus bezeugt, gleichzeitig mit einer Kirche. Vielleicht war diese Kirche im 14. J a h r h u n d e r t Erzpriestersitz, der älteste der Niederlausitz. Der spätere Umfang der Parochie, die im 17. J a h r h u n d e r t 16 Dörfer umfaßte, sowie das bereits e r w ä h n t e Dorf Papitz (sorb. Popojce) bekräftigen in diesem einen Falle somit tatsächlich das hohe Alter der Kirche, wobei freilich auf die beträchtliche Entfernung des Dorfes von Cottbus sowie darauf hingewiesen w e r d e n muß, daß der Sprengel der Cottbuser Landkirche durch Inkorporation in das dortige Kloster sehr wohl eine Bildung erst späterer Zeit sein kann, so daß am Ende die N e n n u n g der Kirche in einer Quelle des 12. J a h r hunderts das allein Ausschlaggebende ist. W e i t e r e derartige N e n n u n g e n für das 12. J a h r h u n d e r t fehlen, und die Kirchen, die im 13. in den Urkunden entgegentreten, vor allem im Dobrilugker Klostergebiet und um Luckau, sind deutlich erst als Gründungen dieses J a h r h u n d e r t s zu erkennen, mit A u s n a h m e von Kirchhain vielleicht, dessen Kirche, später Sitz eines Erzpriesters, noch ins 12. J a h r h u n d e r t zurückgehen mag, aber ganz gewiß erst der deutschen Siedlungszeit ihre Entstehung verdankt. Nach den Beobachtungen im übrigen mitteldeutschen Gebiete wird man alte Kirchen audi in der Niederlausitz an Burgwardmittelpunkten suchen. Als Burgwarde sind hier frühzeitig nachweisbar Niemitzsch a. d. Neiße (1000), Leibchel (nordöstlich Lübben) und Trebbus (westlich Sonnewalde) (1004), wozu nach einer späteren Nachricht n o d i Pretschen kommt (östlich Wendisch-Buchholz; um 1150). Ferner nennt Thietmar die Burgen Zützen (nordwestlich Luckau) und Gehren (südöstlich Lukkau), w ä h r e n d die vielerörterte Lage v o n Liubusua umstritten bleibt. Vielleicht lag die Burg gar nicht in der Niederlausitz. Aber nur im Falle N i e m i t z s c h deutet der Umfang der Parochie von h e u t e noch 14 Dörfern auf eine alte Kirche. Von Bedeutung muß auch die Burg L ü b b e n gewesen sein, deren Befehlshaber im J a h r e 1208 ein Burggraf war. Dem Burggrafen v o n Cottbus ist er jedoch nicht vergleichbar, vielmehr gleich dem neben ihm als Urkundenzeugen genannten Burggrafen von Rochlitz (und dem von Wettin) offenbar nur vom wettinischen M a r k g r a f e n eingesetzt, nicht vom Reiche beauftragt wie die übrigen mitteldeutschen Burggrafen, die uns bisher durchweg a n Plätzen alter Reichsburgen entgegentraten. Die Lübbener Kirche wird sich also mit der von Cottbus a n Alter vielleicht nicht messen können, obwohl die noch heute 7 Dörfer haltende Parochie 14*
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5. Die ältesten Pfarrkirchen
die Sprengel der Umgebung an Größe übertrifft. Ob das Dotaldorf Erbscho (Erpitz) die ursprüngliche Kirchenausstattung bildete, muß dahingestellt bleiben. Filial der Lübbener Kirche war diejenige zu Steinkirchen, auf deren Alter der Name schließen läßt, welcher Entstehung in einer Zeit andeutet, als man die Kirchen in dieser Gegend noch aus Holz oder Fachwerk zu bauen pflegte. Das noch höhere Alter der Mutterkirche, die im Spätmittelalter Sitz einer Landpropstei war, wird damit erwiesen. Durch ihre Größe ragt schließlich hervor die Parochie C a l a u , heute mit 11 Dörfern; die Kirche war im 14. Jahrhundert Erzpriestersitz. Da aber alle weiteren Anhaltspunkte fehlen, muß ihr Alter offenbleiben. überblickt man den Bestand der Pfarrkirchen im Bistum Meißen um das Jahr 1100, so springt der Unterschied zwischen dem westelbischen und dem ostelbischen Teil der Diözese in die Augen. Zwar ist die Quellenlage nicht so günstig, daß man mit derselben Gewißheit wie im Bistum Merseburg oder auch nur mit derselben Wahrscheinlichkeit wie im Bistum Zeitz-Naumburg urteilen könnte. Wirklich bezeugt ist für die Frühzeit außer der Kathedralkirche nur die Kirche außerhalb der Mauern von Meißen. Immerhin läßt sich das Bestehen einer nicht geringen Anzahl von Kirchen im westelbischen Daleminzierlande sowie in den slavischen Wohngebieten an der Elbe und Mulde mit so großer Wahrscheinlichkeit vermuten, daß eine einigermaßen ausreichende kirchliche Versorgung der Bevölkerung um das Jahr 1100 hier gewährleistet erscheint. Man darf die Gründung eines Teiles dieser Kirchen vielleicht in die Zeit Bischof Eikos setzen, von dessen kirchenweihender Tätigkeit die unbezweifelbare Nachricht Thietmars vorliegt. Die ältesten Kirchen der Diözese waren wohl schlichte Missionsstationen an der Elbe, in der Nähe des Bistumssitzes, in der gleichen Art wie sie Boso im Zeitzer, Wigbert im Merseburger Bistum gegründet hatten: die Frauenkirche in Dresden und das Gotteshaus von Weßnig, wozu sich bald die Kirche von Boritz gesellt haben mag. Auf hohes Alter dürfen sicherlich auch die Kirchen bei den Reichsburgen Leisnig und Dohna Anspruch erheben. Welche der übrigen als alt wahrscheinlich gemachten Kirchen dem früheren, welche erst dem späteren 11. Jahrhundert angehören, läßt sich schwer entscheiden. Polenkriege und Kämpfe in der Zeit des Investiturstreites haben wohl manche schon vorhandene Kirche zerstört und Neugründung nötig gemacht, so daß die Frage überhaupt falsch gestellt erscheint. Anlehnung dieser Kirchen an Burgwardmittelpunkte ist nicht selten zu beobachten, aber keineswegs die Regel. Daß das Schutzmotiv eine um so größere Bedeutung gewinnt, je weiter wir nach Osten gelangen, liegt auf der Hand, östlich der Elbe ist das
Diözese Meißen: Zusammenfassung
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Bild wesentlich ungünstiger. Wir finden hier noch um 1100 ganz wenige Kirchen, vielleicht nur diejenigen von Bautzen, Göda und Cottbus. Sollten noch einige andere vorhanden gewesen sein, so konnten sie sicherlich damals auf ein beträchtliches Alter noch nicht zurückblicken. Der Ausbau des kirchlichen Wesens erfolgte hier erst im 12. Jahrhundert, als links der Elbe die deutsche bäuerliche und bald auch städtische Siedlung bereits in Fluß kam, die alsbald auch über die Elbe hinübergreifen sollte. Feste Parochien hat es auch in der Meißner Diözese sicherlich zunächst nicht gegeben, setzen sie doch eine homogene christliche Bevölkerung voraus, die hier am wenigsten vermutet werden darf. Erst ganz allmählich, mit zunehmenden Erfolgen der Mission und Eintritt friedlicher und gesicherter Verhältnisse, konnte daran gedacht werden, den Pfarrzwang durchzuführen. Wenn der Verlauf sogar der Diözesangrenzen noch in der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts so wenig sicher war, daß Meißen damals dem Erzbistum Magdeburg ein beträchtliches Stück seines Sprengeis entreißen konnte — wie hätten damals bereits die Grenzen der wenigen Kirchspiele genau festgelegt gewesen sein können? Erst nach der Mitte des 11. Jahrhunderts scheint somit die Abgrenzung der Pfarrsprengel in den Bistümern Meißen und Naumburg und analog wohl auch in Merseburg, wo wir keine unmittelbaren Anhaltspunkte haben, begonnen worden zu sein. An die Stelle des offenen Missionsbezirks trat jetzt die geschlossene Parochie. In der Meißner Diözese, wo sich die Burgwarde als Bezirke der Landeseinteilung gut erhalten hatten, scheint man frühzeitig das Bestreben gehabt zu haben, diese Burgbezirke zu Parochien zu machen. DeT erste Anhaltspunkt hierfür ist das Diplom Ottos III. für Meißen von 995, das von Orten links der Mulde spricht, die zu Burgen rechts des Flusses gehören, und in der Führung der Diözesangrenze hierauf Rücksicht nimmt. Man kann sich vorstellen, daß im 11. Jahrhundert beispielsweise die Kirchfahrten Briesnitz aus dem Dresdner, Strehla und Gröba aus dem Boritzer Missionsbezirk ausgeschieden und fest umgrenzt wurden, indem einfach die entsprechenden Burgbezirke ihnen zugeschlagen wurden, womit gleichzeitig eine Abgrenzung der Sprengel der Mutterkirchen erfolgte. Eine solche Bildung von Burgwardparochien war aber nach dem geltenden Eigenkirchenrecht nur dort möglich, wo ganze Burgwarde in der Hand derselben Herren waren, in der Hauptsache also bei Königskirchen und bischöflichen Eigenkirchen. Auch die in dieser Zeit gegründeten adligen Eigenkirchen erhielten feste Pfarrbezirke, die mit dem Herrschaftsbereich ihrer Stifter vielfach identisch gewesen sein müssen. Nur in Ausnahmefällen wird dieser einem Burgward entsprochen haben, so
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5. Die ältesten Pfarrkirchen
daß diese Parochien im allgemeinen nicht als Burgwardparochieu entgegentreten. Ein charakteristisches Beispiel ist Leubnitz bei Dresden, aber auch Daleminzien vermag solche zu liefern. Vor allem ist es bezeichnend, daß in der Naumburger Diözese, wo die Sitze der Edelfreien und somit auch die von ihnen gestifteten Kirchen sich häufen, die Burgwardparochie ganz zurücktritt. Daß die Festigung der Parochialgrenzen nicht mit einem Schlage durchzuführen war, liegt auf der Hand und wird bestätigt durch die erst im Beginn des 12. Jahrhunderts vorgenommene Bildung der Kirchspiele Zwickau und Plauen i. V. sowie durch die vielfach anzutreffende Mischung vordeutsdier und deutscher Dörfer im gleichen Pfarrbezirk, die ebenfalls ein Resultat erst des 12. Jahrhunderts sein kann. Daß aber im Laufe des 12. Jahrhunderts die Pfarrbezirke allmählich völlig fest wurden, so daß jetzt jedes Dorf zu einer Parochie gehörte und neu gegründete Kirchen zunächst von der Mutterkirche abhängig blieben, zeigen die Verhältnisse, die 1140 in Altkirchen (1 Filial), 1192 in Leisnig (8 Filiale), 1222 in Bautzen (mehr als 9 Filiale) und 1251 in Weßnig - Torgau - Altbelgern (15 + 8 Filiale) entgegentreten. Die Reihe spricht für sich selbst.
6. VERKÜNDIGUNG UND FRÖMMIGKEIT IN DER FRÜHZEIT ü b e r die Religion der W e s t s l a v e n v o r ihrer Bekehrung zum Christentum ist seit alter Zeit bis in die Gegenwart hinein viel Unzutreffendes geschrieben worden. Die mittelalterlichen Berichterstatter, aus deren Schriften wir in erster Linie unsere Kenntnis zu schöpfen haben, durchweg Geistliche, hatten zumeist gewiß den guten Willen, eine objektiv richtige Schilderung des heidnischen Glaubens der dem christlichen Missionseifer a n v e r t r a u t e n Bevölkerung zu geben; diesen Glauben galt es ja zu überwinden. Sie hatten zum Teil auch Gelegenheit, aus eigener Anschauung slavische Verhältnisse wirklich kennenzulernen. W e r aber beobachtet, mit welcher Naivität etwa Thietmar von Merseburg — dessen W a h r h e i t s s i n n in bezug auf seine Geschichtserzählung mit Recht gerühmt wird —, wenigstens dort, wo es nicht um die Interessen seines Bistums ging —, die abstrusesten Geschichten von Dämonenerscheinungen, Poltergeistern, w i e d e r k e h r e n d e n Toten und dergleichen mehr Spuk wiedergibt, („weil alles Seltene b e w u n d e r t wird", wie er selbst einmal sagt), dem wird ohne weiteres klar, daß angesichts dieser offensichtlichen Erfindungen im christlichen Bereich auch die Berichte der zeitgenössischen Quellen ü b e r die slavische Religion nicht vorbehaltlos hingenommen w e r d e n dürfen. Auch darf m a n nicht willkürlich verallgemeinern; w a s f ü r die Ostseeslaven richtig ist, muß nicht auch für die Sorben Geltung haben, da Einflüsse von außen her in den Küstenländern in viel stärkerem Maße in Rechnung zu stellen sind als im Binnenlande. V o r allem ist zu berücksichtigen, daß die Ausdrucksweise der Quellen, w e n n sie auf wie immer geartetes Heidentum zu sprechen kommen, sich in feststehenden Formen, Ausdrücken und Formeln bewegt, die nach der Schilderung des alttestamentarischen Heidentums in der Vulgata, etwa im 106. und 115. Psalm, ausgerichtet sind. Die anschaulichen Beschreibungen, die von einer „teuflischen" und „dämonischen" Götterwelt und von der V e r e h r u n g oft sehr seltsam, j a abscheulich gestalteter Götterbilder, entworfen werden, die in „Tempeln" aufgestellt sind, k o m m e n vielfach auf die Rechnung dieser interpretatio ecclesiastica, von der m a n mit Recht gesprochen hat. Willkürliche Erfindungen und Fälschungen in späteren J a h r h u n derten haben sodann dazu beigetragen, das Bild der westslavischen Religion weiterhin zu verfälschen, nicht zuletzt auch eine romantische Neigung für das Fremdartige und altertümlich Seltsame, die im
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6. Verkündigung und Frömmigkeit
ausgehenden 18. und 19. Jahrhundert als hybrider Seitenzweig der von Herder und der Romantik so fruchtbar geförderten volks- und völkerkundlichen Forschung sonderbare Blüten trieb und leichtgläubig jeden noch so abwegigen Gedanken für bare Münze nahm, wenn er sich auf die im Dämmerlicht der Frühgeschichte nur undeutlich erkennbaren und deshalb phantastisch verklärten slavischen Vorbewohner der Heimat anwenden ließ. Wir wissen heute, daß die Namen Bieleboh und Czorneboh in der Oberlausitz den beiden so benannten Bergen, die dem 19. Jahrhundert als Sitze der Verehrung des „weißen" und des „schwarzen" Gottes der Slaven gegolten haben, erst im Anfang des 19. Jahrhunderts beigelegt worden sind; sie hießen vorher Schleifberg und Huhwald. Der in der Slavendironik Helmolds von Bosau, einer holsteinischen Gesdiiditsquelle des 12. Jahrhunderts, genannte Gott Diabol sive Zcemeboch verrät schon durch den erstgenannten Namen, daß christlicher Einfluß hier bereits wirksam war, und in den bei den Westslaven sonst nirgends überlieferten Dualismus eines guten und bösen Gottes (omnem prosperam fortunam a bono deo, adversam a malo dirigi proiitentes) wird man deshalb begründete Zweifel setzen dürfen, zumal für die slavischen Stämme Mitteldeutschlands. Universale Gottheiten sind den heidnischen Slaven sicher fremd gewesen; die Macht ihrer Götter war offensichtlich lokal, regional oder stammesmäßig begrenzt. Bei dem nach Helmold angeblich von „allem Slavenvolk" verehrten Svantewit handelt es sich um eine lediglich auf der Insel Rügen beheimatete Fruchtbarkeitsgottheit, um den deus terrae Rugianorum, wie der Chronist selbst an einer anderen Stelle sagt. Freie Erfindung aus jüngerer Zeit ist der vermeintliche Slavengott Flins, als dessen Attribut ein Löwe galt und der auch als Skelett dargestellt worden sein sollte. Ein im Stadtgeschichtlichen Museum in Leipzig aufbewahrter „Kopf des Flins" hat sich als Darstellung des Todes als Sieger von einem Grabmal der Barockzeit erwiesen (!), und angebliche Löwen des Flins in Pegau sind in Wirklichkeit Wappenzeichen. Das gleiche gilt für die Götzen Krodo, von dem man den Ortsnamen Crotenlaide bei Meerane abgeleitet hat, und Püsterich: sie sind Ausgeburten der Phantasie, wie neuere Forschungen überzeugend bis in alle Einzelheiten gezeigt haben. Auch die angeblich slavischen Idole von Zadel bei Meißen, Trebsen a. d. Mulde, Elstra, Bautzen, Zittau, Rötha bei Leipzig und Gahlen in der Niederlausitz halten kritischer Nachprüfung nicht stand. Es handelt sich um Figuren der verschiedenartigsten, in einem Falle (früher Besitz der
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Deutschen Gesellschaft in Leipzig) sogar zentralamerikanischer (!) Herkunft, nur nicht um slavische Götterbilder. Was sich wirklich erschließen läßt, ist dieses. Der Glaube der Westslaven, wie er uns gerade bei den mitteldeutschen Sorben in der Schilderung Thietmars — unserer frühesten und vergleichsweise zuverlässigsten Quelle für diese Dinge — in verhältnismäßiger Reinheit entgegenzutreten scheint, war eine Naturreligion, verbunden wahrscheinlich mit einem Polydämonismus, der vielleicht eben bis an die Schwelle der Hervorbringung urtümlicher Idole gediehen war, als die vordringende christliche Mission ihm wenigstens äußerlich ein Ende machte. Was Thietmar über solche Idole und ihre Verehrung in Tempeln sowie über den regionalen Charakter der Götterverehrung und damit der Tempelbezirke berichtet, bezieht sich auf die nördlicher wohnenden Stämme der Ostseeslaven, insbesondere die Redarier (im heutigen Mecklenburg-Strelitz?): „So viele Landschaften (regiones) es in jenen Gegenden gibt, so viele Tempel hat man und so viele einzelne Götzenbilder (simulacra demonum) werden geehrt." Dies deutet doch darauf hin, daß in seiner Diözese die Verhältnisse anders waren, und bei dem unbezweifelbaren Interesse, das er dem slavischen Götterdienst entgegenbringt, wie dies vor allem in seinem ausführlichen Bericht über das weitentfernte redarische Heiligtum Riedegost zutage tritt, wird sein Schweigen über ähnliche Tempel und Götterbilder in Mitteldeutschland am richtigsten so zu deuten sein, daß hier eine bildhafte Darstellung der Götter überhaupt nicht Brauch war. Man verehrte vielmehr, so berichtet Thietmar, bei den Daleminziern eine heilige Quelle namens Giomuci, die einen Weiher bildete, auf dem sich angeblich Weizen, Hafer und Eicheln zeigten, solange friedliche und fruchtbare Zeit anhielt, der sich aber mit Blut und Asche bedeckte, wenn Krieg bevorstand. Es handelt sich wahrscheinlich um den ehemaligen Paltzschener See bei Lommatzsch. Die blutrote Farbe des Wassers, die die Umwohner in Schrecken setzte, wurde vielleicht durch eine einzellige Alge (Glenodinium) hervorgerufen, die nur zeitweilig auftritt. Von dem heiligen Hain Zulibuve (Schkeitbar bei Lützen) hörten wir schon. Er war seit alter Zeit unverletzlich, also „tabu", bis Bischof Wigbert von Merseburg ihn niederhauen und an seiner Stelle eine Kirche errichten ließ. Man möchte vermuten, daß diese Kultstätten, an denen nicht das Wasser oder die Bäume an sich, sondern die ihnen innewohnenden Gottheiten verehrt wurden, nicht die einzigen ihrer Art in Mitteldeutschland waren. Ist es nicht sonderbar, daß Boso, als er zur Errichtung einer Kirche in der Nähe von Zeitz schritt, ihren Platz erst roden ließ, obwohl doch genug offenes Land zur Verfügung stand, und diesen Platz
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6. Verkündigung und Frömmigkeit
entgegen aller so gern zur Schau getragenen christlichen Demut der Missionare auch noch nach seinem Namen benannte? Es handelt sich wohl um den 976 genannten Ort Buosenrod (wüst bei Zeitz). Es liegt nahe, hier an eine jener Kraftproben zu denken, die in der Missionsgeschichte immer wieder überliefert werden, und für das gleichzeitig genannte Buosendorf bei Altenburg (Wüstung wohl im heutigen Stadtgebiet) würde dann wohl dasselbe gelten müssen. Beide Orte liegen am Mittelpunkte slavischer Wohngaue, Puonzouwa und Plisni, und der Name des heiligen Weihers bei Lommatzsch, ebenfalls in der Mitte eines großen Siedelraumes, ist, wie Thietmar bezeugt, sogar zum einheimischen Namen der ganzen Landschaft geworden, die die Deutschen nach dem Stamme der Daleminzier benannten. Ob nicht auch in Mitteldeutschland die regio, der Wohngau eines Stammes, zugleich Kultverband war, wenngleich man hier zur Verehrung von Götterbildern in Tempeln noch nicht vorgeschritten war wie bei den Redariem? Schkeitbar müßte dann für das Heiligtum in Chutici gelten, und man fragt sich, ob nicht auch die ältesten Kirchen an der Elbe, im sonst so gleichgültigen und unbedeutenden Weßnig und vielleicht auch in Dresden, sich an der Stelle solcher Kultplätze erhoben. Doch sind dies Vermutungen, die schwerlich jemals werden bewiesen werden können, da Bodenfunde, die allein weiterzuhelfen vermöchten, nach der ganzen Art des geschilderten Kultes nicht zu erwarten sind. W a s wir sonst noch von Thietmar über die Religion der mitteldeutschen Slaven erfahren, ist im Gegensatz zu seiner ausführlichen Schilderung des Tempelkultes der Ostseeslaven, von dem er doch nur aus zweiter Hand erfahren konnte, denkbar dürftig. „Die Slaven glauben, mit dem Tode sei alles aus", heißt es an einer Stelle. Man wird dies nicht so deuten dürfen, als hätten die Sorben an ein Fortleben der Toten überhaupt nicht geglaubt. Im Gegenteil, die allerdings nur spärlich belegbaren Grabbeigaben (Münzen, Nahrung), Belastung der Leichen mit Steinen oder überhaupt Bestattung in Steinpackungen und vor allem die Durchbohrung der Leichname mit Nägeln, nach dem Tode vorgenommene Verrenkung der Halswirbelsäule und Eisenteile im Munde, wie dies bei in Göda in der Oberlausitz gefundenen Skeletten vermutlich slavischer Herkunft angetroffen wurde, lassen auf Vorstellungen vom „lebendenLeichnam" und „Wiedergänger" schließen. Was Thietmar zum Ausdruck bringen wollte, ergibt sich eindeutig, wenn er fortfährt: „Ich aber verkündige allen Gläubigen die feste Gewißheit der Auferstehung und der zukünftigen Vergeltung, einem jeglichen nach seinem Verdienste". Diese spezifisch christlichen Vorstellungen kannten die heidnischen Slaven
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allerdings nicht. Daß auch die Slaven nicht daran zweifelten, die an der Todesstätte des Bischofs Arn von Würzburg beobachteten Lichterscheinungen seien die Geister der erschlagenen Blutzeugen des Herrn, sagt Thietmar selbst ausdrücklich. Wenn er völlig von den religiösen Gestalten schweigt, die bei einem in urtümlicher Weise naturverbundenen Volke, wie die Sorben es gewesen sein müssen, Haus und Hof, Feld und Wald zu erfüllen pflegen und wie sie Helmold für die Ostseeslaven bezeugt, der von Feld- und Hausgöttern (penates) spricht, „von denen die Fluren und Dörfer überströmten", so besagt dies für die wirklichen Verhältnisse wenig. In die Augen fielen dem Außenstehenden diese Haus- und Naturdämonen nicht, und daß Thietmar es für unter seiner Würde hielt, mit der slavischen Bevölkerung seines Sprengeis in allzu nahe Berührung zu kommen, darf nach allem, was wir über ihn wissen, als sicher gelten. Hinter Gestalten volkstümlichen Sagenguts der Lausitzer Wenden, der todbringenden weißgekleideten Mittagsfrau (Piipoldnica) etwa in den Feldern oder der ihr verwandten Dziwica im Walde mögen sich Naturdämonen der Frühzeit verbergen. Schließlich sei noch der rätselhaften Bodenzeichen auf Tongefäßen der slavischen Zeit gedacht, die bei der häufigen Wiederkehr ihrer Formen schwerlich als Besitzmarken, sondern eher als zauberhafte Schutzzeichen zu deuten sind und einen Schluß auf die religiöse Welt jener Frühzeit zulassen, in der magische Vorstellungen eine beherrschende Rolle gespielt haben dürften. Dagegen fehlt jeder Hinweis auf die Verehrung einer wie immer gearteten allwaltenden Zentralgottheit. Dies also war der Glaube des Volkes, dem die christlichen Heilswahrheiten nahegebracht werden sollten. Die ungeheueren Schwierigkeiten dieser Aufgabe vergegenwärtigt am besten die Erinnerung an die Probleme, die sich noch heute auf den Missionsfeldern beim Zusammentreffen der christlichen Botschaft mit urtümlichen religiösen Vorstellungen allenthalben ergeben. Wir haben die Orte, an denen die Verkündigung erfolgen konnte, einigermaßen erschließen können, aber wir kennen nicht die Männer, die dort verkündigten, und wir wissen infolgedessen fast nichts über Inhalt und Art der Verkündigung. An unmittelbaren Nachrichten fehlt es so gut wie völlig. Unermüdliche Tätigkeit in Taufe, Predigt und Firmung rühmt Thietmar Bischof Eiko (Eid) von Meißen nach, wobei man sich fragt, ob es sich bei diesen Taufen um Kindertaufen oder um Taufen bislang noch ungetaufter erwachsener Heiden handelte. Könnte die Tatsache, daß der Bischof selbst sie vornahm, für die zweite Möglichkeit sprechen, so ist doch die erste wahrscheinlicher, da die Firmung im gleichen Atemzuge genannt wird. Es handelt sich
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um geläufige kirchliche Handlungen, nicht um Bekehrung. Man darf vermuten, daß zur Zeit Eikos die slavische Bevölkerung im ganzen bereits getauft war, aber schwerlich auf Grund eines königlichen Taufbefehls zur Zeit Ottos des Großen, der Massentaufen zur Folge gehabt hätte. 961 gab es in unzweifelhaft reichszugehörigen mitteldeutschen Landschaften Heiden, von denen man hoffte, daß sie mit Gottes Hilfe zu Christen gemacht werden würden und von denen Zehntentrichtung erst für die Zukunft erwartet wurde. Von Gewaltmission kann damals keine Rede sein. Unterwerfung und Bekehrung waren getrennte Akte. Dann bleibt nur Einzelbekehrung. Es muß aber an dieser Stelle mit aller Deutlichkeit ausgesprochen werden, daß wir über den eigentlichen Bekehrungsvorgang im Sorbenlande im Grunde nichts wissen. Regelmäßige feierliche Taufgottesdienste am Oster- und Pfingstsonnabend sind für den Beginn des 12. Jahrhunderts bezeugt. Handelt es sich hier um die üblichen Kindertaufen, so waren doch anfangs, in der Zeit der Mission, Erwachsenentaufen nötig. Eine Unterweisung muß dem vorhergegangen sein. Weniger die christlichen Glaubenslehren als die kirchlichen Pflichten wird sie eingeschärft haben; in der ersten Hinsicht begnügte man sich wohl damit, daß dem Täufling eine Formel geläufig war, die Abschwörung des alten Glaubens und Bekenntnis zur Dreieinigkeit enthielt. Wir wissen zwar, daß in der Mission bei den Südslaven während des 9. Jahrhunderts christliche Texte in slavischer Fassung vorhanden waren; Beichtformeln und Gebete haben sich erhalten, auch eine Beichtpredigt. Ein verhältnismäßig intensiver Unterricht in der christlichen Glaubenslehre scheint hier stattgefunden zu haben, und es ist wahrscheinlich, daß durch Boso solche Methoden, soweit sie im 10. Jahrhundert noch geläufig waren, nach Mitteldeutschland übertragen wurden (vgl. S. 24). Ob sie aber hier weitergebildet und gepflegt worden sind, ist sehr fraglich, denn was wir aus der späten Missionspraxis bei den nördlichen Slaven wissen, deutet auf eine sehr äußerliche Auffassung. Im Beginn des 12. Jahrhunderts verlangte Otto von Bamberg von den von ihm getauften Pommern, einem in seinem Auftrage verfaßten Bericht zufolge, den sein Biograph Ebo überliefert, Einhaltung der kirchlichen Fastengebote und Ehegesetze, Sonntagsruhe, ordnungsgemäßen Vollzug der Kindertaufe am Osterund Pfingstsonnabend, Beerdigung auf den geweihten Friedhöfen, regelmäßigen Besuch der Messe und der Vigilien an Heiligenfesten, Beichte und Versehung der Kranken, Kirchgang und Einsegnung der Wöchnerinnen. Daneben stehen Verbote der Tötung neugeborener Kinder weiblichen Geschlechts, die also nicht ganz selten gewesen sein muß, der Aufstellung von Pfosten auf den Gräbern, des Genusses
Vorgang der Bekehrung
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unreinen Fleisches, der Zauberei und Wahrsagerei, der Tischgemeinschaft mit Heiden. Die kirchlich-gottesdienstlichen Pflichten haben also durchaus den Vorrang vor den sittlich-religiösen, die zudem nur als zusammenhanglose und nicht weiter begründete Gebote erscheinen, denen man zu gehorchen hatte, ob man nun ihren Sinn und Wert einsah oder nicht. Die sittlichen Vorschriften stehen ganz unvermittelt neben den kirchlichen; die innere Verbindung mit dem christlichen Glauben fehlt völlig. Der Verkündigung der Glaubenslehre geschieht mehr nebenbei Erwähnung in allgemeiner Wendung, wenn es heißt, Otto habe die Heiden „auf den Weg der Wahrheit und zur Anerkennung Christi, des Sohnes Gottes" bringen wollen — „soweit sie es fassen konnten", wie einschränkend ausdrücklich bemerkt wird. Äußere Beobachtung des christlichen Brauches ging also der inneren Aneignung der christlichen Lehre vorher, und die Vermutung wird nicht fehlgehen, daß Nichtbefolgen der Vorschriften harte Strafen nach sich zog. Wer einmal den christlichen Glauben angenommen hatte, unterstand der Zuchtgewalt der Kirche. Es ist aufschlußreich, daß es für Thietmar als höchster Gipfel der Vollkommenheit galt, wenn ein Bischof die kirchlichen Ehegesetze in glühendem Eifer für Christus auch gegen Hochgestellte durchsetzte. In das Verfahren, das gegen Widerspenstige in den unteren sozialen Bereichen üblich war, gewähren die wohl aus dem 10. Jahrhundert stammenden Synodalbeschlüsse lehrreiche Einblicke, die man als Sendrecht der Main- und Rednitzwenden zu bezeichnen pflegt, die aber vielleicht auch für die Slaven des Südostens Geltung hatten. Ähnlich wird man im Sorbenlande verfahren sein. Der Bericht, daß Boso den bekehrten Slaven das Kyrie eleison beizubringen sich bemüht habe, zeigt, daß nicht nur Besuch des Gottesdienstes, sondern aktive Beteiligung an der Liturgie das Ziel war. Der Mißerfolg, den er damit hatte, ist uns bekannt, und ein Vorfall, der sich in Merseburg abgespielt haben soll, läßt erkennen, wie wenig das Wesen des christlichen Glaubens den Slaven klar wurde: ein blinder slavischer Bettler, der bei einem Heiligenfest anwesend war und von der zur Heilung von Gebrechen wirksamen Wunderkraft des Heiligen hörte, entgegnete, ihm als einem Slaven werde der Heilige schwerlich behilflich sein, als Deutscher werde er nur den Deutschen helfen. Als Nationalreligion der Deutschen galt also das Christentum, die deutschen Heiligen wurden wohl den slavischen Dämonen an die Seite gestellt. Die Stelle ist außerdem lehrreich als Zeugnis für einen ausgeprägten Gegensatz zwischen Deutschen und Slaven. Wenn von Erkenntnis der Liebe Gottes als einer Grundwahrheit des Christentums so gar keine Rede sein kann, so ist dies freilich wohl
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nicht zum mindesten im Verhalten der Deutschen begründet, die die christliche Liebesgesinnung den Slaven gegenüber anscheinend mitunter sehr vermissen ließen. Dies gilt auch für die Geistlichen. Thietmar berichtet, daß in Polen Übertretung der Fasteogebote durch Ausreißen der Zähne bestraft wurde: „Denn das in diesem Lande erst seit kurzem heimische göttliche Recht wird durch solche Gewaltanwendung besser befestigt als durch ein von den Bischöfen verordnetes Fasten." Man sieht, daß zwar in der Merseburger Diözese ähnliche Zwangsmittel offenbar nicht oder nicht mehr gebräuchlich waren, daß der Bischof sie aber für durchaus nützlich und angemessen hielt. Draußen im Lande wird mancher Slave diese Gesinnung, die bei den Landpfarrern wohl in noch wesentlich vergröberter Form vorausgesetzt werden muß, zu spüren bekommen haben. Der nicht enden wollende Krieg zwischen Deutschen und Slaven hatte die unmenschlichsten Formen angenommen, und zwar auf beiden Seiten, er war zeitweise zu einem Vernichtungskampf geworden. Die grausige Schilderung, die der 1108 ergangene Aufruf eines vermutlich flandrischen Geistlichen zum Kampfe gegen die Slaven, der in die Form eines Aufrufes der geistlichen und weltlichen Fürsten des Ostens gekleidet ist, von der Kampfweise der Slaven gibt, ist nicht Greuelpropaganda, sondern es läßt sich zeigen, daß all die dort aufgezählten Scheußlichkeiten in den Kämpfen der Zeit tatsächlich verübt worden sind, nur daß die Deutschen ihrem Gegner in der Grausamkeit der Kriegsführung um nichts nachstanden. Nun gilt dies freilich zunächst nur für die weiter nördlich gelegenen Gegenden; in Mitteldeutschland waren ja seit der Zeit Ottos des Großen friedliche Zustände eingetreten, die nur durch die Polenkriege und durch die Einfälle der Böhmen unterbrochen wurden, unter denen Deutsche und einheimische Slaven in gleicher Weise zu leiden hatten. Aber der Haß, der sich auf beiden Seiten anstaute, mischte sich bei den im allgemeinen kulturell überlegenen Deutschen mit Verachtung, die sich sicherlich auch auf die friedfertigen slavischen Bewohner Mitteldeutschlands ausgedehnt haben wird, wenn auch natürlich nicht bei allen Deutschen im Lande. Sklavenhandel war noch im 11. Jahrhundert an der Slavengrenze gang und gäbe; es ist bezeichnend, daß das Wort Slave im Deutschen gleichbedeutend mit Sklave wurde. Thietmar weiß für die Zersplitterung des Besitzes der Merseburger Kirche nach der Auflösung des Bistums im Jahr 981 kein besseres Bild zu finden, als das einer slavischen Familie, die strafweise durch Verkauf in alle Winde zerstreut wird. Auch christliche Familien wurden von solchem Schicksal betroffen. Anscheinend hatten vorwiegend Juden den Skia-
Träger der Verkündigung
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venhandel in der Hand. Sie lieferten ihre Ware nach Spanien, wo die Araber Abnehmer waren. So ist es zu erklären, daß wir vom Verkauf christlicher Menschen an Heiden gelegentlich hören. Im 10. Jahrhundert wurde der Zehnte von den verhandelten Sklaven (mancipia) genauso gefordert wie von Pelzwerk und anderer Handelsware. Ein Umschlagplatz für Sklaven war noch im 11. Jahrhundert Saalfeld. Wie konnten die Slaven Vertrauen zu der christlichen Liebesbotschaft fassen, die ihnen von den gleichen Deutschen gebracht wurde, die ihnen solches antaten? Man bemühte sich auf deutscher Seite um Abstellung dieser Mißstände, aber Verbote und Strafen zeugen doch gleichzeitig für ihre Verbreitung. Wo die Landpfarrer ihre Ausbildung empfingen, wissen wir nicht, wir können es nur vermuten: am ehesten wohl in den bei den Kathedralkirchen vorauszusetzenden Domschulen (in Merseburg bezeugt 1105, in Naumburg 1088, in Meißen erst 1183), später vielleicht auch in Stifts- und Klosterschulen in Merseburg, Naumburg und Zeitz. Klöster und Stifter außerhalb dieser Bischofssitze waren zunächst nicht vorhanden. Ob auch Priester, die ihre Ausbildung im mutterländischen Deutschland erhalten hatten, den Weg an die Niederkirchen der drei mitteldeutschen Diözesen fanden, muß dahingestellt bleiben. Die wenigen Namen von Pfarrern, die uns aus der Zeit vor 1100 überliefert sind, deuten durchweg auf deutsche Herkunft. Slaven waren damals wohl weder gewillt noch fähig, Priester zu werden. Erst recht war deutsche Herkunft bei den Angehörigen der Domkapitel und des Kollegiatstifts in Zeitz die Regel. Als 1122 dem Priester Thomas das Pfarramt in Plauen anvertraut wurde, rühmt Bischof Dietrich von Merseburg seine Gelehrsamkeit und Sittenstrenge (vir scientia et moribus ornatus); man scheint also in der Tat damals darauf geachtet zu haben, nur genügend vorgebildete Männer zu Pfarrern zu machen. Ob dies in dem vorhergehenden anderthalben Jahrhundert stets der Fall gewesen ist, darf füglich bezweifelt werden. In der Hand dieser Pfarrer lag die Unterweisung der zunächst nur äußerlich für das Christentum Gewonnenen. In welcher Weise sie zu geschehen hatte, war man sich wohl bewußt: durch Predigt in der Landessprache und durch Besuch der Pfarrkinder. Der letztere scheint durchaus zu den Obliegenheiten des Pfarrers gehört zu haben. Dies dürfte aus einer Stelle bei Thietmar hervorgehen, in der berichtet wird, daß die Bauern sich aus dem Besuche ihrer Seelsorger nichts gemacht hätten. Obwohl sich dies nicht auf das Slavenland, sondern auf Thietmars sächsische Heimat, die Gegend von Fallersleben, be-
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zieht, muß doch auf die ganz allgemeine üblichkeit solcher Besuche auch in Thietmars eigener Diözese geschlossen werden. Besonders werden sie Alten und Kranken gegolten haben. Hören der Beichte und Erteilung der Absolution war eine der vorzüglichsten seelsorgerlichen Pflichten des Priesters. Gepredigt wurde anscheinend im 11. Jahrhundert verhältnismäßig häufig, wenigstens in den Bischofskirchen. In Magdeburg war es üblich, nach Verlesung des Evangeliums eine Predigt zu halten, und man wußte hier auch die Qualität der Predigt zu würdigen. Eine eigene Predigt am Laurentiustage in Merseburg erwähnt Thietmar gelegentlich ebenfalls. Daß Bischof Eiko von Meißen auch draußen im Lande häufig predigte, hebt er rühmend hervor; es geschah, wie man annehmen muß, in der slavisdien Landessprache, die ja auch Thietmar nicht unbekannt war. Von Bischof Werner von Merseburg wird berichtet, er sei ihrer nicht mächtig gewesen, habe aber Predigten und Bücher in slavischer Sprache verfassen lassen, die er dann selbst der Bevölkerung vorlas oder seine Geistlichen vorlesen ließ. Er wußte also, was nottat; ob er verstanden wurde, steht dahin. Scheint aus dieser Nachricht hervorzugehen, daß der Merseburger Domklerus im 11. Jahrhundert die slavische Sprache im allgemeinen nicht beherrschte, so muß doch ihre Kenntnis wenigstens bis zu einem gewissen Grade bei den Pfarrern draußen im Lande vermutet werden. Merseburg war eine deutsche Stadt; die Landpfarrer aber waren gezwungen, unter der einheimischen Bevölkerung zu leben und sich auch in alltäglichen Dingen mit ihr zu verständigen. Wenn im Jahre 1293 vom Pfarrer der Marienkirche vor der Stadt Bautzen erwartet wurde, daß er Slavisch könne, so wird dies in einer Zeit, in der noch wesentlich weniger Deutsche im Lande waren als am Ende des 13. Jahrhunderts, erst recht vorausgesetzt werden dürfen. Wieweit diese Sprachkenntnisse freilich zureichten, den schwierigen Stoff verständlich zu machen, den Heiden das Christentum so nahe zu bringen, daß sie es wirklich aufnehmen konnten, muß dahingestellt bleiben. Wenn immer wieder das mangelhafte oder überhaupt nicht vorhandene Christentum der Bewohner der Naumburger Diözese gerügt und beklagt wird — in den anderen Diözesen wird es nicht besser, in der meißnischen eher schlimmer gewesen sein—, so ist dies wohl nicht nur ein Gemeinplatz oder auf die heidnische Verstocktheit zurückzuführen, sondern auch auf ungeschickte Unterweisung, sofern solche Unterweisung die slavische Bevölkerung überhaupt erreichte. Wie gering die Zahl der Kirchen vor allem östlich der Elbe und im Südteil des Naumburger Bistums noch um das Jahr 1100 war, ist uns deutlich geworden.
Gottesdienst
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Aber auch im angrenzenden Altsachsen hatte der christliche Glaube bei der Landbevölkerung noch zur Zeit Thietmars ja keineswegs tief Wurzel geschlagen. Man darf die altsächsische Frömmigkeit nicht nach Einzelerscheinungen beurteilen, etwa nach dem Dichter des Heliand, der in heimischem Gewände seinen Stammesgenossen ein wirkliches inneres Verhältnis zur unverkürzten christlichen Heilsbotschaft zu eröffnen suchte, oder nach dem sächsischen Grafensohn Gottschalk, der schon im 9. Jahrhundert mit an Calvin gemahnender Schärfe des Geistes und Konsequenz des Handelns ein an Augustin geschultes Verständnis des Christentums bekannte und verfocht. Man wird überhaupt nicht nur die Oberschicht ins Auge fassen dürfen, der auch fast ausnahmslos die Insassen der Klöster angehörten, von denen wir literarische Zeugnisse ihres frommen Sinnes besitzen, wie Widukind von Corvey oder Hrotswit von Gandersheim oder die Verfasser der in Nordhausen entstandenen Lebensbeschreibungen der Königin Mathilde. Schon zur Zeit der Bekehrung hatte zuerst der Adel in Sachsen den alten Glauben aufgegeben, und daß die Kirche des Mittelalters, einschließlich der Benediktinerklöster, zunächst vorzugsweise eine Angelegenheit des Adels war, hatte offensichtlich auch in Sachsen seine Wirkung. Dem Adel entstammten die Stifter der Kirchen, die Insassen der Klöster, die Spender reicher Schenkungen an geistliche Anstalten. Wie dagegen die breite Masse der sächsischen Bauern dachte, das lehrt die bereits berührte Nachricht Thietmars über die Verhältnisse in seiner Heimat: „Sie gehen selten in die Kirche und kümmern sich nicht um den Besuch ihrer Seelsorger; sie verehren Hausgötter (domésticos deos) und opfern ihnen in der Hoffnung, daß sie ihnen vielfältigen Nutzen bringen." Er erzählt dann weiter von einem Stabe, an dessen Spitze sich eine Hand befand, die einen eisernen Ring hielt. Der Hirt des Dorfes trug diesen Stab von Haus zu Haus, indem er beim Eintreten die Worte sprach: „Wache, Hennil, wache!" Es folgte ein Gelage, zu dem auf diese Weise offenbar geladen wurde. Hennil ist vielleicht Wodan als Gott des Lichts; die „Heinzelmännchen" mögen mit diesem Namen in Beziehung stehen. Das Nachleben germanischheidnischer Vorstellungen ist klar. Vermutlich handelt es sich um den Restbestand einer jener alten Kultgenossenschaften, die ein uns in einer Handschrift des 9. Jahrhunderts erhaltenes altsächsisches Taufgelöbnis als „Teufelsgilden" (diabolgelde) bezeichnet und denen abzuschwören der Täufling genötigt wurde. Deutlich wird vor allem die mangelnde Beteiligung am kirchlichen Leben. Wenn dies in Altsachsen geschah, wer will erwarten, daß es im Slavenlande anders war? Die deutsche Kirche konnte den Slaven nichts 15 Schlesinger I
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Besseres geben, als sie selbst besaß. So ist es nicht erstaunlich, daß die Bewohner Daleminziens den See Glomuci „mehr als Kirchen" verehrten und fürchteten, wie Thietmar gestehen muß. Es gehört in diesen Zusammenhang, wenn noch in der Stauferzeit der Verfasser der Lebensbeschreibung Wiprechts von Groitzsch, ein Mönch aus Pegau, bei der Schilderung der Abstammung seines Helden liebevoll die offensichtlich heidnischen Bräuche ausmalt, die bei der Totenfeier für Wiprechts Großvater angeblich zur Anwendung kamen. Der germanische Schwerttanz fehlt dabei ebensowenig wie die Totenlieder der vorchristlichen Zeit. Der Pegauer Mönch distanziert sich von solchen Bräuchen, indem er sie als „barbarisch", das heißt heidnisch, bezeichnet. Wenn er aber Wiprecht von den Harlungen abstammen läßt und seinen Großvater Wolf als einen Mann schildert, der mehr noch durch sein Glück als durch seine Tapferkeit vermochte, so daß seine Gefolgsleute glaubten, nichts erfolgreich unternehmen zu können, wenn er, obwohl zum Kampfe nicht mehr tüchtig, nicht wenigstens anwesend sei, so läßt dies erkennen, daß germanisch-heidnische Vorstellungen vom Sippenheil ihm noch völlig lebendig waren. Auch in diesem Falle fehlt die Anknüpfung an den Wodansglauben nicht. Als Wolf, so heißt es, aus Altersschwäche nicht mehr reiten konnte, banden ihn die Krieger auf das Roß und führten ihn so mit in die Schlacht, um des Sieges gewiß zu sein, doch wohl eine Erinnerung daran, daß im Führer der Schlacht Wodan selbst als Vorkämpfer sich verkörperte, wie die Rolle des Rosses erkennen läßt. Wenn derartiges noch im 12. Jahrhundert nicht nur niedergeschrieben werden konnte, noch dazu in einem Kloster, sondern offensichtlich bei den literati, die des Lesens lateinischer Texte kundig waren, Glauben fand, um wieviel mehr müssen wir annehmen, daß in der Zeit Thietmars von Merseburg heidnische Vorstellungen bei den Deutschen im Lande, auch bei den Landpfarrern, lebendig waren I Auch Bischof Thietmar selbst, der Leiter einer Diözese im Sorbenlande und Schüler der berühmten Domschule in Magdeburg, war von abergläubischen Vorstellungen, wie wir in diesem Falle am besten mit neutralem Ausdruck sagen, keineswegs frei. Seine religiöse Vorstellungswelt und seine Frömmigkeit, gewiß individuell geprägt, darf doch als typisch gelten. Was der Bischof glaubte, das wurde in ähnlicher Weise in der Merseburger Domschule gelehrt und in vereinfachter und vergröberter Form von ihren Schülern, den künftigen Geistlichen, ins Land hinausgetragen. Vor allem huldigte Thietmar einem massiven Teufels- und Dämonenglauben. Der Teufel wird dabei durchaus persönlich vorgestellt, er
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beunruhigt und betört die Menschen nicht nur als innerer Trieb zum Bösen, sondern er erscheint ihnen und spricht mit ihnen und kann infolgedessen auch durch Anwendung äußerer Mittel abgewehrt werden. Selbst der Frömmste ist vor ihm nicht sicher, wie etwa die treffliche Äbtissin Gerberga, der er den Tod des Erzbischofs von Köln verkündete, um sie dann, als sie das abgenötigte Versprechen des Schweigens nicht hielt, so hart zu züchtigen, daß sie wenige Tage später starb. In der Gestalt Verstorbener erscheint der „Neider aller Tugendhaften", um die Menschen zu übertölpeln; zu widernatürlicher Unzucht sucht er sie zu verführen. Selbst mit den Heiligen des Herrn nimmt er den Kampf auf, wenn auch vergeblich. Seine Trabanten, die Dämonen, steigen aus der Kloake empor und suchen die Menschen durch Vorlesung ihrer Sündenregister in Schrecken zu setzen. Als Poltergeister kündigen sie Unheil an und werden durch Reliquien und Weihwasser sowie durch häufigen Besuch des Priesters vertrieben. Auch der Person des Priesters kommt also magisch-bannende Kraft wie dem geweihten Wasser zu, ein Beispiel dafür, in welcher Weise die Priesterweihe aufgefaßt wurde. Thietmar selbst erschienen im Traume dämonische Wesen, die ihm ein Getränk anboten, das der Bischof schließlich notgedrungen unter Anrufung Gottes des Vaters zu sich nahm. Hätte er diese Vorsichtsmaßregel unterlassen, so wäre er sicherlich, wie er meinte, der ewigen Seligkeit verlustig gegangen; ohnehin war der genossene Teufelstrank die Ursache mannigfaltiger übler Gedanken während des Gottesdienstes. Aber nur dem Unvorsichtigen, so heißt es an einer anderen Stelle, der irgendwie auf sich selbst baut, vermögen die Dämonen wirklich gefährlich zu werden. Wer dagegen seine Sündhaftigkeit erkennt und sich eifrig mit dem Zeichen des Kreuzes segnet, dem können sie nichts anhaben. Eine beherzigenswerte Warnung vor menschlicher Hybris also, die doch wiederum eng mit magischen Vorstellungen verquickt ist. Dem Glauben an den lebenden Leichnam hing Thietmar nicht weniger an, als wir es von seinen slavischen Schutzbefohlenen vermuteten. „Wie den Lebendigen der Tag, so gehört den Toten die Nacht." In Walsleben bei Stendal hielten sie nachts auf dem Friedhof Gottesdienste ab und prophezeiten einem beobachtenden Priester baldigen Tod, der auch eintrat. In Magdeburg benutzten sie gar die dortige Kaufmannskirche, und einer einschlägigen Geschichte, die sich in Deventer zugetragen haben sollte und die ihm seine Base Brigitta, die Äbtissin des Laurentiusklosters in Magdeburg, erzählte, schenkte Thietmar ohne weiteres Glauben. Auch dort benutzten die Toten Kirchhof und Kirche für ihre Gottesdienste. Den Priester, der daraufhin in der Kirche schlief, warfen sie samt seinem Bett zunächst hinaus. Als 15-
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er sein Beginnen wiederholte, verbrannten sie ihn gegenüber dem Altar trotz Reliquien und Weihwasser, mit denen er sich zu schützen gesucht hatte, zu feinster Asche. Thietmar selbst hörte häufig in der Nacht Holz fällen oder wie Verstorbene sich miteinander unterredeten; andere waren Zeugen dieser Vorgänge. Schändung der Grabesruhe verursacht seiner Meinung nach rastloses Umherirren des Wiedergängers. Thietmar selbst beschuldigt sich der Öffnung des Grabes des Propstes Willegis von Walbeck, der ihn daraufhin unter schrecklichem Getöse nachts beunruhigte. Alle diese Erzählungen von Totenerscheinungen sind christlich gefärbt, wie man sieht, aber auch nur gefärbt. Der Untergrund, auf dem sie ruhen, ist durchaus heidnisch: die uralte Vorstellung vom Toten, dessen Wiederkehr dem Lebenden schadet, wie dies offensichtlich auch Thietmars Überzeugung war, obwohl er sich an anderer Stelle äußert, daß Tote auch deshalb dem Grabe entrinnen, weil Gott auf diese Weise ihren vorbildlichen irdischen Wandel belohnt. Hierher gehört die tröstliche Erscheinung des Erzbischofs Waithard von Magdeburg, die Thietmar hatte; der Abgeschiedene teilte ihm mit, er habe das Fegefeuer bereits überwunden. Thietmar betrachtete solche Totenerscheinungen, sonderbar genug, als Beweis für Auferstehung und ewiges Leben, was ihm gleichbedeutend war mit der Unsterblichkeit der individuellen Seele und des zugehörigen Leibes. Das Phänomen des Todes war offenbar der zentrale Punkt, um den sein religiöses Denken kreiste. Mit allerlei Unerklärlichem ist der Eintritt des Todes verknüpft. Die Verstorbenen erscheinen in der Sterbestunde an anderen Orten, und nahen Verwandten werden Todeslälle auf übernatürliche Weise bewußt, Erscheinungen, die bis auf den heutigen Tag zum festen Bestände parapsychologischer Forschungen gehören. Durch Vorzeichen kündigen sich Todesfälle an. Wesentlich anderer Art ist ein Wunder, das beim Tode der frommen Frau Hereswint eintrat: das Gebell der Hunde störte die Ruhe der Kranken, aber ihnen wurde die Stimme alsbald genommen, bis sie in Frieden entschlafen war. Es ist auffallend, wie oft und mit welcher Ausführlichkeit und Genauigkeit Thietmar das letzte Stündlein derer schildert, deren Hinscheiden er miterlebte. Das Grauen vor dem Tode hat er offenbar nur schwer überwinden können. Eben weil der Tod nicht das Ende ist — dies betrachtete er a's primitiven heidnischen Irrtum —, verursachte er ihm Schrecken. Steht doch im Hintergrunde das Gericht Gottes, eines rächenden und strafenden Gottes, der schcfn in dieser Zeitlichkeit das Unrecht vergilt und den Unbußfertigen mit ewiger Höllenstrafe bedroht. Ein Priester, der mit dem Weibe eines Exkommunizierten in unerlaubter Gemein-
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schaft lebte, wurde als einziger von einem einstürzenden Gebäude getötet — „allein durch den rächenden Zorn Gottes"; Lähmung befiel einen der Marterer des heiligen Sebaldus, denn „die Rache ist mein, ich will vergelten, spricht der Herr" (Rom. 12, 19); die Mannen des Bischofs Balderich von Lüttich fielen in der Schlacht, denn die Rache Gottes warf sie ob ihrer Sünden nieder. Dagegen wird Erblindung nicht unbedingt als Strafe Gottes angesehen, sondern gibt Anlaß zu innerer Einkehr. Auch ein früher Tod wird bei Tugendhaften von Thietmar als gnädige Hinwegnahme aus diesem unzulänglichen Erdendasein verstanden. In seiner Geschichtserzählung werden vielfach Legendarisches und Geschichtliches vermengt und im Sinne des unmittelbaren Eingreifens Gottes gedeutet. Mit Gottes Zulassung fielen die Avaren in Deutschland ein, die Geißeln Gottes, als Strafe für die Missetaten derer, die in ihrer Sündhaftigkeit feige geworden waren. Das Heer Kaiser Ottos wurde im Jahre 963 (in Wirklichkeit 964) von einer Seuche heimgesucht wegen der nach Thietmars Ansicht ungerechtfertigten Absetzung des Papstes Benedikt V. Der Sieg auf dem Lechfelde aber war nach seiner festen Uberzeugung allein der Hilfe Gottes auf Fürbitte des heiligen Laurentius zu danken. Allerlei Vorzeichen gehen nach Thietmars Meinung großen Ereignissen voraus, Kometen, Mißgeburten, überhandnehmen der wilden Tiere; selbst Gewitter werden von ihm als solche gedeutet. Meist kündigen sie übles an. Besonderes Augenmerk richtete Thietmar auf die Vorbedeutung der Träume, denn nach seiner Meinung sucht der Herr die gebrechlichen Menschen nicht selten im Schlafe auf. Thietmars Vater wurde der große Slavenaufstand im Jahre 983 im Traume durch eine Stimme angekündigt, die also sprach: „Jetzt soll die Weissagung erfüllt werden: der Herr läßt regnen über Gerechte und Ungerechte." Greift Gott in dieser Weise in den Lauf der Geschichte ein, so kann es auch nicht zweifelhaft sein, daß er dort das Verbrechen rächt, wo er ausdrücklich angerufen wird, im Gottesurteil, wobei freilich auch Fehldeutungen des Willens Gottes unterlaufen können. Aber die Gewißheit der Strafe vermag doch die Menschen in ihrer Verstocktheit nicht auf den rechten Weg zu bringen. „Wir Elenden verharren in Herzenshärtigkeit und Torheit und werden von unserer eingewurzelten Schlechtigkeit durch die gewissen Strafen der Bösen nicht abgebracht und finden keinen freudigen Antrieb durch die unschätzbaren Belohnungen der Gerechten." Thietmars Sündenbewußtsein war stark ausgeprägt, wenngleich die immer wiederholten Selbstanklagen mitunter konventionell anmuten und vielleicht der vollen Aufrichtigkeit ermangeln. Allgemeine Wendungen wie „Ich bin schlechter, als man sagen oder glauben kann" oder
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„Ich wälze midi im Kot wie ein unreines Schwein" besagen in ihrer Maßlosigkeit wenig. Das Bekenntnis dagegen, er habe die ihm Anbefohlenen nur mit Worten, nicht aber mit Werken gelehrt, mag der Wahrheit ziemlich nahekommen. Wenn er schließlich eine wirklich unrühmliche Tat wie die schon berührte Schändung und Beraubung der Grabstätte des Willegis dem Gedächtnis der Nachwelt preisgibt, so ist dies wohl in ehrlicher Zerknirschung begründet, die auch aus den Worten spricht: „Weh mir Armen, vielen habe ich in dieser Welt geistlich beistehen sollen und konnte doch weder sie noch mich schützen", ein Stoßseufzer, der Thietmar kurz vor seinem Tode entschlüpft. Gute Werke, so war sein Glaube, bereiten den Weg zum Himmel, aber wer ist ihrer auf die Dauer fähig? Am ehesten vermögen noch Stiftungen für die Kirche und die Armen das Gewissen zu entlasten, dazu genaueste Einhaltung der gottesdienstlichen Pflichten, Fasten und Nachtwachen, in Gebet und frommem Gesang verbracht, wie all dies beispielsweise Erzbischof Tagino von Magdeburg nachgerühmt wird. Nicht unerwähnt bleibe ein liebenswürdiger Zug: ein gutes Werk ist es auch, die hungernden Vögel mit Futter zu versehen, obwohl ihre Seelen wie die aller Tiere mit den Körpern entstehen und vergehen. Eine unschätzbare Hilfe für den Sünder ist die Beichte, vor allem die Beichte in der Todesstunde, die niemand versäumen soll, auch wenn kein Priester zur Hand ist. Thietmar klagt sich an, seine Missetaten geheimgehalten zu haben wie einen kostbaren Schatz; aber nun vertraut er sie dem Pergamente an. Und an anderer Stelle mahnt er: „Legt die innere Krankheit dem himmlischen Arzte offen dar und achtet seine heilsame Arznei nicht gering; wer auch immer in unserem letzten Stündlein unser Beichtiger sein mag, der Sünder zögere nicht mit dem reuevollen Bekenntnis, damit er im Himmel Gnade und Vergebung finde." Als besonders preiswürdig erschien ihm, daß der Magdeburger Domherr Bernar sogar ein schriftliches Verzeichnis seiner Sünden angefertigt hatte. Aus der Stelle geht zugleich hervor, daß derartige schriftliche Sündenbekenntnisse damals sonst nicht üblich waren. Es muß von Thietmars Standpunkt aus als großes Glück erscheinen, daß der Tod meist nicht unvorhergesehen eintritt, sondern sich durch allerlei Vorzeichen ankündigt, die dem Betroffenen gestatten, sich würdig auf das Ende vorzubereiten. Eine Sonnenfinsternis ging dem Ableben der Kaiserin Theophanu vorher; Thietmars Vater wurde sein Tod bereits acht Jahre vorher angekündigt; den Tod seiner Base Mathilde zeigte die Rotfärbung eines Teiches an, die gleiche Erscheinung also, die die Slaven an ihrem Heiligtum Glomuci beobachteten. Wie sollten sie von solchem Aberglauben befreit werden, wenn ihr
Thietmars Frömmigkeit
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Bischof selbst davon nicht frei war? Die fromme Alwred sah in Magdeburg als Hinweis auf ihr baldiges Ende in der Entrückung den Himmel offen, die heilige Mutter Gottes sowie die Erzbischöfe Tagino und Waithard, auch Bischof Eiko von Meißen, diese drei im Glänze hoher Ehren und Ablaß spendend. Der Dompropst Reding in Magdeburg zog die Folgerungen aus freilich wesentlich prosaischeren Vorzeichen, indem er möglichst vielen seiner dazu geeigneten Mitbrüder, darunter auch Thietmar, seine Sünden beichtete. Ähnlich handelte der Kleriker Poppo, der Bruder des Grafen Wilhelm II. von Weimar, dem eine nahezu apokalyptisch anmutende Vision den nahen Tod anzeigte: in der Verzückung gelangte er auf einem hohen Berge an einen Turm, den er erstieg und auf dessen Plattform er Christus im Kreise der Heiligen als Weltenrichter wahrnahm, der gerade den Erzbischof Brun von Köln auf die Verteidigung von St. Paulus hin freisprach. Auch der Fürbitte der übrigen Heiligen geschieht dabei Erwähnung, und mußten ihrer bei der Thietmar beherrschenden Anschauung vom Werte der Werkheiligkeit, die doch nicht erreichbar war, die sündigen Menschen nicht bedürftig sein? Heiligendienst, Wundergläubigkeit und Reliquienverehrung waren zu Thietmars Zeit allgemein in Braudi, und der Bischof unterschied sich kaum von den Laien, die diese Dinge sehr äußerlich auffaßten. Daß Reliquien als Zaubermittel zur Vertreibung böser Geister benutzt wurden, erfuhren wir schon; Thietmar findet dabei nichts Anstößiges. Aber er geht noch weiter. Schon die Anwesenheit der von Otto dem Großen nach Magdeburg überführten Reliquien, so legt er dar, gereicht dem gesamten Vaterland zum Heile. Als die Slaven, berichtet er an anderer Stelle, Hamburg einäscherten, wurden die dortigen Reliquien in wunderbarer Weise aus der Hand der Ungläubigen gerettet, indem eine goldene Hand vom Himmel herabgriff und sie emporhob. Wie den Reliquien wohnt auch der Hostie Zauberkraft inne: ein Riß im Haupte eines Kruzifixus schloß sich, als eine Hostie und ein Stück vom Kreuze Christi hineingelegt wurden. Eine magische Verstellung liegt auch zugrunde, wenn der ungestrafte Genuß des Abendmahls nach bedingter Selbstverfludiung als Unschuldserweis gilt. Wenn besonderer Wert darauf gelegt wurde, das Grab hervorragend Frommer am Orte zu haben, wie Thietmar mit sichtbarer Anteilnahme von Bischof Ansfried von Utrecht erzählt, um dessen Leiche ein regelrechter Kampf entstand, so läßt dies erkennen, daß bereits die sterblichen Überreste von Menschen, die ein heiligenmäßiges Leben geführt haben, auf dem Wege sind, Reliquien zu werden und daß ihnen gleichfalls magische Kraft zugeschrieben wird. Ähnlich ist es wohl zu beurteilen, wenn die Leiche Bischof Eikos von Meißen, entgegen seinem Wunsche, nicht in seiner Heimat, sondern
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in Meißen beigesetzt wurde (vgl. S. 69). Beide Leichen verbreiteten übrigens angenehme Wohlgerüche, worin sich offenbar ihre heilbringende Kraft dokumentierte, über die Mannigfaltigkeit der im späteren 11. Jahrhundert in Merseburg vorhandenen Reliquien belehrt uns eine Aufzeichnung der Merseburger Bischofschronik, die außer Teilen von der Krippe des Herrn, von seinem Tische und seinem Grabe sowie von der Tafel des Moses und der Kette des Paulus Reliquien namentlich aufzählt von drei Aposteln, 22 Mönchen, 13 Bekennern und 5 heiligen Jungfrauen, dazu noch sehr Ariele andere, die in kreuzförmigen Kapseln aufbewahrt wurden. Aber nidit nur Fürbitter und Helfer der Menschen sind Thietmars Heilige. Sie entbehren nicht der dämonischen Züge: sie sind rachsüchtig. Im Falle des Todes Ekkehards des Roten, des gelehrten Vorstehers der Magdeburger Domschule, der unter einen einstürzenden Altar zu liegen kam und an den Folgen der erlittenen Quetschungen starb, deutet Thietmar zwar nur sehr vorsichtig an, es könne sich um einen Racheakt des heiligen Mauritius für erlittene Beleidigung gehandelt haben. Ein junger Geistlicher aber, der die Reliquien der Heiligen Crispinus und Crispinianus irgendwohin bringen sollte und nicht sorgsam genug mit ihnen umging, erfuhr durch alsbaldigen Tod die Wahrheit des Satzes: „Den Tod im Fleische erleidet, wer es versäumt, den Heiligen im Geiste zu dienen." Die beiden aufgebrachten Heiligen versäumten nicht, die Missetat des Jünglings seinem Abte persönlich anzuzeigen, als er nachts aus der Kirche trat, und fast wäre der Leiche daraufhin ein christliches Begräbnis verweigert worden. Wer den heiligen Laurentius gegen sich aufbringt, heißt es bei Thietmar, verliert sofort den Verstand. Vom Zorn dieses Heiligen weiß später die Merseburger Bischofschronik zu berichten, er habe den Bischof Winither von Merseburg wegen seines anstößigen Lebenswandels vorzeitig dahingerafft. In Corvey führte St. Veit ein strenges Regiment. Dem Abte Gottschalk ließ er nach Thietmars Bericht ewige Höllenstrafe ankündigen, falls er sich seinen Weisungen in Zukunft ungehorsam erweisen sollte, und da der Abt sich daran nicht kehrte, brachte er ihn zunächst in diesem irdischen Leben um die Abtswürde. Zugleich erwies er sich als Herr und Meister niederer Dämonen. Der Unterschied solcher Heiligen von den „Hausgöttern", die die sächsischen Bauern verehrten, kann wirklich nicht erheblich genannt werden. Das Verhältnis der Menschen zu ihnen wird als ein Rechtsverhältnis gefaßt, und die Nichterweisung der „Ehre", die den Heiligen wie den Hausgöttern zukommt, bedeutet eine Störung der Rechtsordnung, welche die Rache nach sich zieht, die nach germanischer Auffassung der
Heiligenverehrung, Totenfürsorge
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ordentliche Rechtsweg zur Wiederherstellung der gestörten Ordnung ist. Neben der Fürbitte der Heiligen, die selbstredend von ganz besonderer Kraft ist und die Thietmar immer wieder anruft, kommt nach dem Glauben der Zeit auch der Fürbitte der Menschen, besonders der in Gebetsverbrüderung verbundenen Geistlichen, Heilswirkung zu. Zumal gilt dies in hohem Maße für die Fürbitte für Verstorbene. Thietmar selbst rühmt sich, wenn er auch auf dieser Welt wenig Gutes getan habe, so habe er doch wenigstens der Toten unaufhörlich gedacht, und dementsprechend erwartet er von der Fürbitte seiner Mitbrüder, dem ewigen Tode entrissen zu werden. Die Kraft unablässig fürbittenden Gebets soll ihn aus dem Rachen des gierigen Wolfes erretten, der ihn zerfleischt — eine Vorstellung offenbar heidnischer Herkunft. Ob ebensolche Vorstellungen mitschwingen bei all den reich ausgebildeten Maßnahmen der Totenfürsorge, die uns in Thietmars Chronik entgegentreten, soll dahingestellt bleiben. Wenn der Seelenmesse nicht nur am dritten und am siebenten, sondern auch am dreißigsten Tage nach dem Hinscheiden besondere Aufmerksamkeit geschenkt wird — wobei Thietmar auf die heilige Dreieinigkeit und den siebenartigen Heiligen Geist (Jes. 11,2) verweist —, für den dreißigsten Tag aber die Erklärung schuldig bleibt, so klingen wohl uralte Vorstellungen nach, die schon im Alten Testament begegnen, aber auch germanischem Brauch entsprechen. Noch später war es in Merseburg üblich, innerhalb eines Zeitraumes von dreißig Tagen nach dem Tode eines Priesters zehn Totenmessen zu lesen. Der Glaube an den lebenden Leichnam dürfte im letzten Grunde der Ursprung für die besondere Sorgfalt sein, mit der die Bestellung und die Weihe der Gräber vorgenommen wurden, wenn schon bei Thietmar fast völlig überdeckt von der Welt christlicher Frömmigkeit, so doch sicherlich deutlicher bei der breiten Masse der Bevölkerung, vollends der eben erst bekehrten Slaven. Wir vermuteten bereits, daß die Verlegung des Zeitzer Bischofssitzes nach Naumburg mit dieser Vorstellungswelt im Zusammenhang steht, daß sie zum Seelenheile des auf grausame Weise ohne Absolution ums Leben gekommenen Markgrafen Ekkehard I. erfolgte. Strenger Askese war Thietmar für seine Person nicht zugeneigt, obwohl er sie an anderen bewunderte, etwa an dem schon erwähnten lothringischen Grafen Ansfried, der dann Bischof von Utrecht wurde, oder an der Einsiedlerin Sisu in Drübeck, deren Tod ihm im Traum angezeigt wurde und die in der Askese so weit ging, daß sie das Ungeziefer, das von ihrem Leib abfiel, nicht etwa tötete, sondern sich
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6. Verkündigung und Frömmigkeit
wieder ansetzte. Es mag in innerem Zusammenhang mit dieser Ablehnung exaltierter Frömmigkeit, die seit dem 10. Jahrhundert von Italien aus um sich griff, stehen, wenn Thietmar ausdrücklich Stellung nahm gegen diejenigen, die in geschichtlichen Ereignissen Anzeichen für das Herannahen der Endzeit glaubten erblicken zu können. Der Slavenaufstand von 1018, der die Anfänge des Christentums in Mecklenburg vernichtete, scheint für manche der Anlaß zu solchen Endgedanken gewesen zu sein. Thietmar bekämpft diese Meinungen, warnt vor plötzlichen religiösen Bewegungen, die es also wenigstens in Ansätzen gegeben haben muß, und ruft auf zur Einmütigkeit, die gleichbedeutend sein soll mit Festigkeit in den höchsten Dingen. „Niemand leugne ungläubig, daß der Jüngste Tag kommt, niemand sehne sich aber danach, daß er schnell kommt, denn ist er schon den Gerechten furchtbar, wieviel mehr allen Strafwürdigen!" Man darf vermuten, daß Thietmars Einstellung zu diesen Dingen die Einstellung der deutschen Durchschnittschristen seiner Tage getreu wiedergibt, zumal für den mitteldeutschen Raum. An asketischen Erscheinungen hat es freilich auch hier nicht ganz gefehlt, aber sie blieben Ausnahmen. Zu nennen ist vor allem Bischof Eiko von Meißen, der bei Thietmar stets unter dem Namen Eid erscheint. Seiner missionarischen Leistung ist bereits gedacht worden (vgl. S. 75 f.). Darüber hinaus erzählt Thietmar Einzelzüge, die für die Art seiner Frömmigkeit bezeichnend sind. Nur selten las er die Messe, weil er sich dazu für unwürdig hielt. Der Gedanke an die einzigartige sakramentale Kraft des Priesters, der für das Wachstum der römischen Hierarchievorstellung von so grundlegender Wichtigkeit gewesen ist und der den Reformern seit dem 11. Jahrhundert die Grundlage für ihren hochgesteigerten Machtanspruch bot, war somit seiner Demut eher bedrükkend. Wenn er die heilige Handlung vornahm, bereitete er sich auch äußerlich feierlich darauf vor, indem er Hemd und Hose anlegte, während er sich sonst mit der Kutte begnügt zu haben scheint, um sich zu kasteien, und auch auf Schuhe häufig verzichtete. Rücksichtslos setzte er seinen Körper der Winterkälte aus, so daß die Gefährten den Erstarrten in der Badestube nicht selten gleichsam auftauen mußten, um ihn wieder zu sich zu bringen. Für die Entbehrungen, die ihm die Reisen im Lande häufig auferlegten, lobte und dankte er Gott, und er vermehrte sie noch durch zusätzliches Fasten. Als besonders Gott wohlgefällig müssen der Zeit Tränen gegolten haben, wie viele Äußerungen Thietmars belegen. Eiko vergoß sie beständig, so daß seine Augen davon dunkel wurden. Als Lohn seiner Frömmigkeit wurde ihm das Bewußtsein des herannahenden Todes zuteil. Verallgemeinern darf man solche Erscheinungen gewiß nicht. Weder unter
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den Priestern noch vollends unter den Laien des mitteldeutschen Raumes fand solche Frömmigkeit damals in nennenswertem Maße Nachahmung, allenfalls erregte sie Staunen und scheue Bewunderung. Thietmars Vorstellung von der Kirche ist aus seinen Äußerungen nicht mit völliger Eindeutigkeit zu erkennen. Sie ist die Mutter, durch die jeglicher Mensch wiedergeboren werden muß zur Unschuld des Erlösers Jesus Christus. Aber die abstrakte Vorstellung einer Heilsanstalt ist ihm gleichwohl fremd. Die Kirche ist als Mutter zugleich ganz konkret das Haus Christi, in der gleichen Weise wie das einzelne Kirchengebäude Gottes Haus ist. „Unsere Kirche" ist das Merseburger Bistum. Worms wird erst dadurch wahrhaft zum „Hause des Herrn Christus", daß der Bischof volles Verfügungsrecht über den Ort erhält. Das Bischofsamt wird kraft apostolischer Vollmacht ausgeübt. So kann es scheinen, als seien nur die Kleriker vollgültige Glieder der Kirche. Seinen Nachfolger ermahnt Thietmar im letzten Buche seines Werkes in folgender Weise: „Den Besitz der anvertrauten Herde behalte als ein sorgsamer Verwalter stets im Auge, und sei eifrig bemüht, das Göttliche dem Weltlichen vorzuziehen. Was ich meinen geistlichen Mitbrüdern gegeben habe, das vermehre nach Kräften, und in Christi Namen bitte ich Dich, entzieh ihnen nichts, denn sie sind Mitarbeiter in Deinem geistlichen Stande und Helfer in der Hoffnung auf künftiges Heil. Für die Laien aber, die hierhin und dorthin schwanken und sich ziehen lassen, bitte ich Dich, nach Möglichkeit insoweit besorgt zu sein, daß der Klerus nicht zugrunde gerichtet wird." Nicht um ihrer selbst willen, sondern um der Kleriker willen, als der eigentlichen Glieder der Kirche, erstreckt sich die Seelsorge also auch auf die Laien. In erster Linie wird Thietmar dabei die slavische Bevölkerung im Auge gehabt haben, an deren wirklicher Bekehrung er offenbar verzweifelte. Missionserfolge sind bei solch resignierter Haltung natürlich nicht zu erwarten, und vergeblich suchen wir nach einer Mahnung an den Nachfolger, im Missionswerk fortzufahren, die an dieser Stelle doch zu erwarten wäre. Es entspricht diesem Klerikalismus Thietmars, der auch in der Anprangerung soldatischen Spottes über die Kleriker (malae irrisionis exclamatio) zum Ausdruck kommt, durchaus, wenn die Bischöfe als von Christus nach seinem Bilde zu Fürsten dieser Erde eingesetzt erscheinen (quos Christus sui memores huius terrae principes constituit), bei deren Wahl Gott selbst eingreift, und wenn der erste der Bischöfe, der Papst, als das alleinige Haupt der Kirche angesehen wird, als der „apostolische Herr", über den niemand außer Gott selbst richten darf und der „in Christo" mächtiger ist als selbst der Kaiser. Die Absetzung Benedikts V. durch Otto den Großen und
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seine Verbannung nach Hamburg sah er demgemäß als schwere Sünde an. Daß ein Ereignis wie dieses der slavischen Bevölkerung Sachsens überhaupt zu Ohren kam, ist nicht anzunehmen, und wäre es der Fall gewesen, so hätte sie schwerlich Notiz davon genommen, womöglich gar kritisch. Anders lagen wohl die Dinge bei den wenigen Deutschen im Lande. Die hierarchische Ansicht der Kirche, die Thietmar uns vor Augen stellt, war wohl nicht die ihrige. Wir dürfen dies um so eher vermuten, als auch bei ihm selbst andere Anschauungen sichtbar werden, die mit der bisher dargestellten schwer zu vereinen sind. Hatte er diese wohl in der Magdeburger Domschule in sich aufgenommen, so dürfen jene als die Anschauungen seiner Familie gelten, ihrer adligen Standesgenossen und der meisten deutschen Laien, soweit sie an diesen Dingen Anteil nahmen. Christus ist danach der himmlische Herr der Welt, „der Könige Zier und Lenker der Reiche". Sein Stellvertreter auf Erden aber ist der König und Kaiser (summi rectoris vice in hac peregrinacione prepositus), „der nach dem Beispiel des Herrn durch die Glorie der Weihe und der Krone alle Sterblichen überragt", selbst über den Bischöfen steht und an anderer Stelle auch als Stellvertreter Gottvaters bezeichnet wird. Angespielt wird damit auf die kirchliche Salbung, die seit der Aachener Wahl des Jahres 936 unablösbarer Bestandteil der Erhebung des deutschen Königs geworden war. Aus der Sachsengeschichte des Widukind von Corvey, die er benutzte, war Thietmar bekannt, daß Heinrich I. im Jahre 919 diese kirchliche Salbung abgelehnt hatte. Er mußte dies von seinem Standpunkt aus mißbilligen, denn eben aus der Salbung rührt nach seiner Auffassung die unverlierbare Würde des Königs, des Christus Domini, wie er ihn nennt, her, der dadurch selbst zum Geistlichen wird. Königtum ohne Salbung erscheint ihm wie ein Schwert ohne Griff. Zugleich aber wird deutlich, daß es daneben noch eine andere Auffassung gab, die die geistliche Würde des Königs nicht aus der Vermittlung der Kirche, sondern unmittelbar von Gott ableitete, und Thietmar steht ihr gar nicht so fern, wenn er in außerordentlich plastischer Weise den König unmittelbar von Gott Weisungen empfangen läßt, und zwar durch den Mund eines Laien, eines einfachen Landmannes. Ausdrücklich sagt er von Otto dem Großen, die himmlische Gnade habe ihm oft offenbart, was nach seinem Willen in den Dingen dieser Welt geschehen sollte. Das Leben Thietmars als Bischof müßte als recht unchristlich erscheinen, wenn ihm nicht der Königsdienst zugleich Gottesdienst gewesen wäre. Vor allem gilt dies iür den Heidenkrieg. Tod im Heidenkampf trägt ewigen Lohn. An ihm teilzunehmen, ist Pflicht auch der Bischöfe. Im Kampfe gegen
Thietmar: „politische" Frömmigkeit
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die Ungarn verwundet worden zu sein, gereicht Bischof Michael von Regensburg nicht zur Schmach, sondern zur Ehre: der Klerus achtete ihn als tapferen Krieger, das Volk aber als trefflichen Seelsorger. Die tiefe Kluft zwischen Klerus und Laien scheint hier überbrückt. An einer Stelle wie dieser kommt bei Thietmar eine Laienfrömmigkeit zum Durchbruch, die mit seiner sonstigen klerikalen Vorstellung wenig zu tun hat. Sie gestattet uns, einen Blick zu tun in das Denken derer, von denen wir literarische Zeugnisse nicht besitzen und denen die Kirche als die Klerus und Laien in sich vereinigende Gefolgschaft Gottes erschien (vgl. S. 14). Der Herr verleiht den Sieg im Kampfe, das ist auch Thietmars Meinung. Vor der Schlacht rüstet man Seele und Leib mit dem heiligen Sakramente, nach der Schlacht findet Dankgottesdienst statt, und es ist bezeichnend, daß Thietmar das Wort Spr. 21,30, das er in solchem Zusammenhange zitiert: „Es hilft keine Weisheit, kein Verstand, kein Rat wider den Herrn" im Eifer dem heiligen Paulus zuschreibt. Der Herr aber ist mit dem Könige, den er, aus dem Himmel herniederschauend, aus den betrügerischen Anschlägen der Ungläubigen und auch der schlechten Christen errettet, wie ein solcher etwa Herzog Boleslaw von Polen ist. Auch dort, wo der König Unbilliges zu tun oder zu fordern scheint, ist er dennoch im Rechte, denn alle Obrigkeit, sagt Thietmar mit Rom. 13, 1.2, ist von Gott, und wer sich gegen sie erhebt, läuft Gefahr, Gottes Ungnade auf sich zu laden. Das germanische Widerstandsrecht scheint also hier zugunsten eines kirchlich bestimmten Gottesgnadentums beseitigt. Es sind merkwürdig heterogene Elemente, die in Thietmars Frömmigkeit zusammenfließen, und gerade deshalb erscheint sie uns als bezeichnend für die deutsche Frömmigkeit der Zeit, so, wie sie sich an der Ostgrenze des Reiches ausprägte. Ungleichartiges, ja Wesensfremdes ist auf engem Räume zusammengedrängt,aber noch keineswegs ausgeglichen. Eins aber darf man nicht vergessen, ü b e r allen fremdartigen, ja abstrusen Zügen steht bei Thietmar doch ein fester christlicher Glaube, der die Grundwahrheiten der biblischen Lehre sehr wohl erfaßt hat. Die Doppelnatur des Menschen ist ihm durchaus deutlich: einesteils ist er „von Gott mit Ruhm und großer Ehre gekrönt und gesetzt über alle seine Werke", andererseits „ist es wahr, daß dem Menschen nur allzuviel an der rechten Vollkommenheit fehlt". Den Versuchungen des Bösen ist er ausgesetzt und dem Tode verfallen, denn er vermag ihnen nicht zu widerstehen. Thietmar aber bekennt sich zur Auferstehung der Toten und zum Gerichte, im Vertrauen auf Gottes Vatergüte. Gibt es schon in diesen irdischen Dingen weder Schicksal noch Zufall, sondern liegt alles in der Hand Gottes, so daß
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wir uns des Gedankens getrösten mögen: der Mensch denkt, Gott lenkt, so dürfen wir erst recht zu Gott dem Allmächtigen hoffen, daß er uns dem ewigen Verderben nicht preisgeben, sondern uns nach peinvoller Läuterung in seiner Gnade erlösen werde. Nicht nach unserem Verdienste werden uns die Gaben zugemessen, sondern aus dem Erbarmen und der überströmenden Liebe Gottes. Der Blick auf Christus gibt den Gläubigen die Gewißheit der Erlösung. „Wer alles, was er tut, mit Worten oder mit Werken, nach der Weisung des heiligen Paulus (Kol. 3,17) im Namen des Herrn zu tun trachtet, der wird von Gott in seiner Vatergüte zum Kinde erwählt und empfängt, so spät er auch kommen mag, doch seinen Groschen zum Tagelohn" (Matth. 20,2). Todesfurcht und Sündenangst, für Thietmar so bedrängend handgreiflich im Teufels- und Dämonenglauben lebendig, werden überwunden durch das Vertrauen in die Allmacht und Allgüte Gottes. Wie weit solche Glaubenszuversicht zu Thietmars Zeit verbreitet war, wissen wir nicht. Aber daß sie immerhin der Gemeinde verkündet wurde, dafür gibt es wenigstens einen, wenn auch unsicheren Anhaltspunkt. Der Beginn des fünften Buches von Thietmars Chronik, die Stelle, an der Gedanken dieser Art geäußert werden, scheint im Tone einer Predigt gehalten zu sein, mit Bibelzitaten und gelehrten Reminiszenzen, aber auch mit der drastischen Mahnung: „Wer dies, der Wohltaten Gottes uneingedenk, nicht erwägt, der wird mit Recht ein Vieh genannt, das in seinem Mist verkommt." Hätte Thietmar selbst in dieser Weise gepredigt, so dürfte wohl etwas von solcher Art auch auf die am Bischofssitze ausgebildeten Landpriester abgefärbt haben, und der Kern der christlichen Gnadenbotschaft wäre wirklich bis zu den Slaven in ihren Dörfern und den wenigen Deutschen unter ihnen getragen worden. Wieweit sie freilich in der Lage waren, solche Botschaft aufzunehmen und innerlich zu verarbeiten, ist eine andere Frage. Späteren Jahrhunderten blieb es vorbehalten, den Acker zu bestellen, der vorerst kaum oberflächlich aufgeritzt worden war.
7. VERFASSUNG, RECHT UND WIRTSCHAFT Wenn die Christianisierung des Sorbenlandes in die Wege geleitet wurde durch die Gründung von Bistümern, so ist dies der Ausdruck dafür, daß das Bistum das Fundament war, auf dem sich der Bau der Kirche erhob, jener rechtlich verfaßten, hierarchisch gestalteten Heilsanstalt nämlich, die allein im Mittelalter als Kirche geschichtlich sichtbar wird. Mit ihr allein vermag sich demzufolge die Wissenschaft der Kirchengeschichte zu beschäftigen, wohl wissend, daß nach evangelischem Verständnis die wirkliche Kirche Christi als die unsichtbare, übergeschichtliche Gemeinde der Gläubigen, die sich vom Geiste Christi gelenkt weiß, sich der Erfassung mit den Mitteln der historischen Wissenschaft entzieht, in ihrer Wirkung in Wort und Sakrament vielmehr nur dem Gläubigen sichtbar ist, ihm allerdings auch und gerade im Räume der rechtlich verfaßten Kirche. Nur die „unsichtbare" Kirche ist sonach in Wahrheit Kirche, während die „Kirche" als das rechtlich geordnete Ganze der christlichen Glaubensgemeinschaft in der Welt mit der ihr eigentümlichen Verfassung, als solches Ganzes ohnehin nur fiktiv bestehend, da sie in sich nicht erst seit der Reformationszeit vielfältig gespalten ist, diesen Namen nicht verdient: sie ist nicht sichtbare Kirche, sondern keine Kirche. Sie ist eine Rechtsanstalt besonderer Art neben dem Staate, zeitweise ihm unterworfen, zeitweise ihn beherrschend, über lange Zeiträume hin dieselben Menschen umfassend wie der Staat, denselben Korrumpierungen und denselben Angriffen ausgesetzt wie er, ihm ähnlich und doch im Wesen von ihm verschieden, da sie zwar wie der Staat an die geschichtliche Welt geknüpft ist, aber anders als er über die geschichtliche Welt hinausweist. Die rechtlich verfaßte Kirche gewinnt ihren heilsgeschichtlichen Sinn erst jenseits ihrer selbst. Das besondere Recht, das sie sich setzt, das Kirchenrecht, gilt als „geistliches" oder gar als „göttliches" Recht, es beansprucht seinem Ursprünge nach sakramental zu sein, und das kirchliche Amt erscheint im selbstverständlichen Besitze der geistlichen Vollmacht. Der Vollzug der Sakramente hat rechtliche Folgen für die, denen sie zuteil werden. Hieraus ergibt sich alles weitere, ergeben sich die Ordnungen, die neben die Sakramente gesetzt werden und die, sofern sie nicht selbst sakramental, sondern allein in der Auslegung des Wortes der Schrift begründet sind, zu rechtsverbindlichen Ordnungen im Sinne eines „geistlichen" Rechts nur durch eine ihrerseits sakramental sanktio-
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nierte Auslegung des Wortes werden können. Ob dies mit dem Wesen des Sakramentes einerseits, dem Wesen des Rechts andererseits vereinbar sei, ist hier nicht zu erörtern. Wird der Katholik beide Fragen auf Grund seiner Glaubensentscheidung bejahen müssen, so wird ein Teil wenigstens der Protestanten geneigt sein, sie zu verneinen, ebenfalls auf Grund einer Glaubensentscheidung. Die fides quae creditur steht der ¡¡des qua creditur gegenüber. Die Besinnung auf diesen Sachverhalt ist nötig, denn durch die ganze Länge der christlichen Geschichte zieht sich der Kampf des „geistlichen" und „weltlichen" Rechts, und der Historiker ist um Urteile über die einzelnen Phasen dieses Kampfes gefragt, die er nur von einer Glaubensentscheidung aus fällen kann und die in jeder kirchengeschichtlichem Darstellung implicite enthalten sind. Mit der Einrichtung von Bistümern, so wurde oben gesagt, wurde die Kirche des Sorbenlandes gegründet. Ihrer Verfassung ist hier nur insoweit nachzugehen, als sie aus einheimischen und zeitgenössischen Quellen ersichtlich ist. Ein vollständiges Bild kann also nicht gezeichnet werden. Regionale Kirchengeschichte zielt nicht auf das Ganze der kirchlichen Verfassung, sondern hat im Rahmen des Allgemeinen die landschaftlichen Besonderheiten sichtbar zu machen. Der Bischof war grundsätzlich der einzige autorisierte geistliche Hirt seiner Diözese, alle anderen Geistlichen waren nur seine Gehilfen, denen er Teile seiner Pflichten und Befugnisse zu übertragen vermochte. Diözese undParochie waren demgemäß ursprünglich identisch; der in den Urkunden übliche Ausdruck für den bischöflichen Sprengel ist parochia. Thietmar bezeichnet nicht nur seine Diözese, sondern auch die Diözesangewalt in ihr als parochia. Diese Gewalt übt der Bischof nach dem Glauben der Zeit kraft apostolischer Autorität aus, also im Auftrage Christi selbst, als Nachfolger der Apostel. Wenn er sich jedoch als Aussteller von Urkunden „von Gottes Gnaden" (Dei gratia) nannte, so ist dies nicht der Ausdruck dieser Lehrmeinung, sondern geistlicher Demut. Den Sinn der Formel erschließt z. B. eine Urkunde Bischof Walrams von Naumburg, in der sie lautet: „nicht aus (eigenem) Verdienste, sondern allein durch die Gnade Gottes" (non meritis sed sol dei gratia). Der Bischof handhabt seine Regierungsgewalt mittels des bischöflichen Bannes, wie seine Befugnis, bei Strafe zu gebieten und zu verbieten, mit einem dem germanischen Recht entlehnten Worte, also in deutlicher Angleichung an die weltliche Zwangsgewalt, bezeichnet wurde. Unter dem Bann kann wie unter der Parochie die gesamte Diözesangewalt des Bischofs verstanden werden; so spricht Thietmar bei der Rückgabe des Merseburger Burgwards im Jahre 1004
Der Bischof
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an das wiederhergestellte Bistum Merseburg von Rückerwerbung des bannus episcopalis. Die Strafen, die der Bischof zur Erzwingung seiner Gebote und Verbote zu verhängen vermochte, waren geistlicher Art. An der Spitze stand die große Exkommunikation, die Aufsagung jeglicher geistlichen Gemeinschaft, die ihrerseits ebenfalls Bann genannt wurde. Unter Androhung dieses Bannes nahm 1017 Bischof Thietmar den Besitz der Merseburger Kirche in der Rochlitzer Gegend gegen alle seine Beeinträchtiger in seine Obhut. Es erhellt hieraus, daß zu den vornehmsten bischöflichen Obliegenheiten mindestens in der Praxis die Verwaltung und der Sdiutz des Vermögens der Kirche gehörte. Uber seine Verwendung hatte er zu verfügen, wobei er freilich bei Veräußerung von Liegenschaften an die Mitwirkung des Vogtes gebunden war (vgl. S. 249). Schenkungen an die bischöfliche Kirche erfolgten zur freien Verfügung des Bischofs mit der einzigen Maßgabe, daß sie zum Nutzen der Kirche verwendet wurden. Für alle sorbenländisdien Bistümer läßt sich dies belegen. Besonders bezeichnend ist eine Bestätigungsurkunde über den gesamten von Otto dem Großen und seinen Nachfolgern an Merseburg geschenkten Besitz, von dem es heißt, Bischof Thietmar und seine Nachfolger könnten damit nach Gutdünken schalten und walten, aber nur zum Nutzen der Kirche (liberam potestatem habeant quicquid sibi placuerit inde faciendi ad usum tarnen ecclesiae). Unter „Kirche" ist aber nicht „die" Kirche im allgemeinen Sinn, sondern diejenige Kirche zu verstehen, der der Bischof vorstand. Dementsprechend hören wir wiederholt, daß Thietmar und andere Merseburger Bischöfe der dortigen Domgeistlichkeit Zuwendungen nicht nur aus ihrem Privatvermögen, sondern auch aus dem Kirchengut machten, und wenn Thietmar seine Nachfolger ermahnt, seinen „geistlichen Mitarbeitern" diese Zuwendungen nicht zu entziehen, so muß auch dies zu seiner Zeit möglich gewesen sein. Uber die Verwendung des dem Domklerus zugewandten Vermögens trafen die Merseburger Bischöfe genaue Bestimmungen. Veräußerung an Außenstehende war dagegen im allgemeinen nicht statthaft, obwohl auch sie später vorkam. Man bemühte sich dann besonders, die Notwendigkeit der Veräußerung zum Nutzen der Kirche jeweils nachzuweisen. Belehnungen galten nicht als Veräußerungen in diesem Sinne, da das Obereigentum der Kirche wenigstens theoretisch gewahrt blieb. Weitere Rechte und Pflichten des Bischofs treten uns entgegen in der Schilderung, die Thietmar vom Leben Bischof Eikos (Eids) von Meißen gibt. Er taufte, predigte und firmte, so heißt es, weihte Gotteshäuser, Salböl und Geistliche. Neben das bischöfliche Amt. der Kirchenregierung trat also das Amt der Sakramentsverwaltung, das auch die Vornahme 16 Schlesinger 1
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sonstiger heiliger Handlungen einschloß, und das Lehramt, das nicht nur die gottesdienstliche Unterweisung, sondern auch die Sorge für die Ausbildung der Geistlichen mit umfaßte, der die sorbenländisdien Bischöfe durch die Gründung von Domschulen bei ihren Kathedralkirchen Rechnung trugen (vgl. S. 223). Hierher gehört auch die Pflege der Dombibliothek, die die Merseburger Bischofschronik z. B. von Bischof Wigbert zu rühmen weiß. Von den kirchlichen Zuständen im Lande überzeugten sich die Bischöfe durch Visitationsreisen, auf denen sie auch geistliches Gericht (Send) hielten, wie anscheinend Thietmar 1017 in Rochlitz. Die Abhaltung von Diözesansynoden ist vorerst nicht bezeugt, die früheste Nachricht von einer solchen in Meißen stammt erst aus dem Jahre 1130. Zu diesen geistlichen Amtspflichten kamen die Pflichten gegenüber der weltlichen Obrigkeit, gegen den König. Audi der fromme Eiko beteiligte sich an Feldzügen gegen die Polen und wurde in diplomatischer Mission verwendet (vgl. S. 69). Thietmar finden wir in Meißen mit der Wahrnehmung des Schutzes dieser Burg gleich den weltlichen Großen beauftragt. Die Gastfreundschaft, die Hugo II. von Zeitz und Eiko von Meißen dem deutschen Könige Otto III. auf seinem berühmten Zuge nach Gnesen gewährten, war nicht etwa ein Akt der Höflichkeit, sondern ihre Pflicht und Schuldigkeit. Für Heerfahrt und Beherbergung des Königs und seines Gefolges konnte die militärische und wirtschaftliche Kraft der Bistümer jederzeit in Anspruch genommen werden. In welcher Weise bei Männern wie Kadeloh und Eberhard von Naumburg die geistlichen Pflichten hinter den weltlichpolitischen zurücktraten, ist ausführlich geschildert worden. Aber auch die anderen Bischöfe haben bis zum Investiturstreit einen großen Teil ihrer Zeit nicht in ihren Bistümern, sondern bei Hofe verbracht. Der Grund für diese Inanspruchnahme durch die weltliche Gewalt liegt im Charakter der bischöflichen Kirchen des Sorbenlandes als Reichskirdien. Man spricht besser nicht von einer Reichskirche, der die Bistümer zugehört hätten; eine solche in sich abgeschlossene, innerhalb der allgemeinen Kirche verharrende, aber doch ihr gegenüber ihre Selbständigkeit wahrende, nur sich selbst gleiche kirchliche Organisation, die sich räumlich mit dem Gebiete des Deutschen Reiches gedeckt hätte, gab es nicht. Jede einzelne dieser bischöflichen Kirchen galt vielmehr als Reichskirche, sie stand im Besitze des Reiches, d. h. des Königs. Ihnen zur Seite treten die Reichsklöster und -Stifter. Auf den Unterschied der älteren, d. h. der Karlingerzeit entstammenden Reichskirchen von den jüngeren ist hier nicht einzugehen, da wir es ausschließlich mit jüngeren Reichskirchen zu tun haben. Wichtig ist, daß keineswegs alle Kirchen auf Reichsboden Reichskirchen waren.
Bischofskirchen als Reichskirdien
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Der an modernen Begriffen gebildete Ausdruck Staatskirchentum würde somit das Wesen der dem deutschen Mittelalter eigentümlichen kirchlichen Verfassung nicht treffen. Wir wissen, daß im Mittelalter Reichsgut und königliches Hausgut keineswegs immer scharf unterschieden worden sind. Ebensowenig wurden Reichskirchen und königliche Eigenkirchen stets folgerichtig voneinander abgehoben, obwohl der Unterschied der Sache nach, wie in jenem anderen Falle, da war. Es ist richtig, daß die Bistümer Merseburg, Meißen und Zeitz bei ihrer Gründung nicht als königliche Eigenkirchen betrachtet worden sind, ebensowenig wie das Erzbistum Magdeburg. Papst Johann XIII. hat dies zu verhindern gewußt, obwohl es klar ist, daß Otto der Große die von ihm errichteten Bischofskirchen an der Ostgrenze des Reiches als königliche Eigenkirchen in Anspruch zu nehmen gedachte. Noch Johann XII. hatte dies, wenn auch in verhüllter Form, im Jahre 962 anerkannt, indem er dem Könige das Recht zuschrieb, Bistümer zu gründen, wo er wolle, und sie mit Zins und Zehnt der getauften oder noch zu taufenden slavischen Völkerschaften auszustatten. Das königliche Recht der Bistumsgründung erschien damit theoretisch, aber auch nur theoretisch, als vom Papste delegiert. Die zu gründenden Bistümer aber wurden wenn nicht als königliche Eigenkirchen betrachtet, so doch nicht von solchen unterschieden. Ausdrücklich wurde nämlich hervorgehoben, daß Otto der Gründer sowohl des Magdeburger wie des Merseburger Klosters als der Sitze der ersten namentlich genannten neuen Bistümer gewesen sei, und die Kontinuität, die Klöster und Kathedralen verband, wurde betont (Magdeburgense monasterium... in archiepiscopalem sedem transieratur; Merseburgense monasterium... in episcopalem debeatur [ = evehatur?] sedem). Beide Klöster standen ohne Zweifel im Eigentum des Königs. Unter einer Eigenkirche versteht man eine auf herrschaftlichem Grund und Boden errichtete, von ihrem Gründer ausgestattete Kirche, die mit allen ihren Einkünften im Eigentume des Kirchgründers verbleibt, dem auch das Recht ihrer Besetzung mit einem ihm geeignet scheinenden Geistlichen zukommt, während nach römischem Kirchenrecht ursprünglich alle Kirchen einer Diözese mit ihrem Vermögen und ihren Einkünften zur Verfügung des zuständigen Diözesanbischofs blieben, der auch das alleinige Besetzungsrecht innehatte. Dieser Grundsatz ist bereits in der ausgehenden Antike durchbrochen worden, indem die Großgrundbesitzer sich Privatkirchen errichteten. Zu voller Wirkung aber gelangte das Eigenkirchenrecht erst mit dem Eintritt der Germanen in die Kirchengeschichte, die es, anknüpfend vielleicht an 16*
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die Institution des germanischen Hauspriestertums, des Ahnen- und Totenkultes, mit dem Geiste germanischer Adelsherrschaft erfüllten und in spezifisch germanischer Rechtsausprägung ein aus dem Vermögen des Kirchherrn nicht ausscheidendes Sondervermögen für die in seinem Besitze stehende Kirche schufen. Es ist keine Frage, daß Rechtsanschauungen dieser Art auch das Verhältnis des deutschen Königs zu den Hochkirchen des Reiches, also Bistümern und Reichsabteien im Gegensatz zu den zahlreichen auf Königsgut errichteten und ohnehin als königliche Eigenkirchen geltenden Pfarrkirchen, bestimmt haben, wenngleich nicht verkannt werden darf, daß zweierlei dem Könige ohnehin einen überbischöflichen Rang zuwies, wie Thietmar bezeugt (vgl. S. 236): seine von Thietmar so deutlich hervorgehobene Stellung als vicarius Dei an der irdischen Spitze der großen Gottesgefolgschaft der iideles Dei et regís, und, damit zusammenhängend, seine aus dem germanischen Altertum ererbte, dann im Sinne des theokratischen Amtsgedankens jedoch christlich umgedeutete und in der Salbung augenscheinlich gemachte sakrale Weihe. Somit wurde auch von hier aus seine Herrschaft über die Reichskirchen gefördert, Bischöfe und Äbte waren als Gefolgsleute Gottes zugleich Gefolgsleute des Königs. Aber gerade die Vorgänge bei der Gründung der sorbenländischen Bistümer zeigen doch mit aller Deutlichkeit, wie lebendig der Gedanke des Eigenkirchenrechts auch in bezug auf diese Hochkirchen war, und wie er von Rom aus bekämpft wurde. Nach den entscheidenden päpstlichen Bullen von 967 und 968 errichtete nicht der König, sondern der Papst das Erzbistum Magdeburg; nicht dem König, sondern dem Erzbischof wurde das Recht zugeschrieben, die Sprengel der Bistümer jenseits der Saale und Elbe zu ordnen; von ihrer Ausstattung, die dodi nur der König vornehmen konnte, von Zins und Zehnt war wohlweislich nicht die Rede. Nicht das Moritzkloster, an dessen Gründung durch Otto der Papst nicht gänzlich vorübergehen konnte, galt wie 962 als Grundlage des neuen Erzbistums, sondern dort, wo sich das von Otto gegründete Kloster befand, wurde nun nach der neuen römischen Formulierung auch ein Erzbistum eingerichtet (Magdeburch ... ubi ... imperator ... ecclesiam construxerat, deinceps metrópolis sit et nominetur; confratres ... in predicta Magdeburch civitate archiepiscopalem sedem privilegio apostolice sedis statui ordinaverunt); des Merseburger Klosters geschah überhaupt nicht Erwähnung. Es ist klar ersichtlich, daß es darauf ankam, wer der Gründer dieser bischöflichen Kirchen war; aus der Kirchgründung leiteten sich weitere Rechte her. Wenn Otto über die Ausstattung der Bistümer zunächst keinerlei Anordnungen traf, sondern sich mit der allgemeinen Weisung an seine Markgrafen begnügte, für den
Eigenkirdienrecht
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Unterhalt der Bischöfe Sorge zu tragen, „damit sie nicht armseligen Bauern gleichgeachtet werden", so war dies die Antwort auf die päpstlichen Bullen, die ihm die Verfügung über die neugegründeten Bistümer entziehen sollten. Er suchte sich dabei anscheinend zunutze zu machen, daß zur Gründung einer bischöflichen Kirche nach kirchlichem Recht neben dem hinlänglichen Bedürfnis (iusta causa) auch eine hinlängliche Ausstattung (Patrimonium) als notwendig vorausgesetzt wurde, die also hier vorerst fehlte. Die Bischöfe wurden vielmehr zunächst aus den laufenden Einkünften des Königs durch seine Markgrafen unterhalten, befanden sich also allen päpstlichen Darlegungen zum Trotz in drückendster Abhängigkeit vom Könige. Es wäre demnach grundverkehrt, das geltende Recht allein aus den kurialen Verlautbarungen konstruieren zu wollen. Es ist vielmehr klar, daß zwar die Bistümer erst mit dem päpstlidien Erektionsdekret rechtskräftig ins Leben traten und daß dies allseitig anerkannt wurde, daß aber die königliche Rechtsauffassung sich wenigstens in Deutschland in der Folgezeit trotzdem durchgesetzt hat, wie der König ja schließlich doch auch die Ausstattung der Bistümer mit einem Sondervermögen durchführte. Deutlich wird dies vor allem bei der Verlegung des Bistums Zeitz nach Naumburg: die Initiative dazu wurde dem König Konrad II. zugeschrieben, obwohl sie in Wirklichkeit von den Ekkehardingern ausgegangen war. Der König war der Verfügungsberechtigte-, Papst Johann XIX. erteilte lediglich die Genehmigung (licentiam damus), womit der päpstlichen Rechtsauffassung formell Genüge getan war. Eine spätere Fälschung auf den Namen Heinrichs III., von der bereits gezeigt wurde, daß sie durchaus glaubwürdige Nachrichten verarbeitet hat (vgl. S. 94 mit Anm.), spricht zudem von der Überweisung des ekkehardingischen Eigenguts in Naumburg an die Zeitzer Kirche „durch die Hand des Kaisers". Sie geschah also ganz in der gleichen Form, in der etwa einem Eigenkloster Grundbesitz durch die Hand des Klosterherm zugewiesen wurde. Deutlich wird dies weiterhin bei der Aufhebung des Bistums Merseburg Sie wurde in den päpstlichen Äußerungen kirchenrechtlich ausführlich begründet, der Papst und die Synode erschienen als die rechtserheblich Handelnden. Aber niemals ist es Bischof Thietmar eingefallen, den Papst Benedikt VII. oder die Mitglieder der entscheidenden Lateransynode von 981 für die nach seiner Meinung unrechtmäßige Aufhebung verantwortlich zu machen. Die Schuld liegt nach Thietmars Meinung bei dem ehrgeizigen Giselher, die Verantwortung aber allein beim König, dem Herrn der Merseburger Kirche; sein Reich wird infolge seiner Tat vom Unglück heimgesucht, nicht etwa die Kurie. Demnach fällt auch aller Ruhm der
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7. Verfassung, Recht und Wirtschaft
Wiederherstellung des Bistums auf Heinrich II. Einfach aus königlicher Machtvollkommenheit (regia potestate), so heißt es ausdrücklich, stellte er die Grenzen des Bistums gegen Meißen und Zeitz wieder her. Den Bischof von Halberstadt dagegen entschädigte er aus Königsgut, „weil er wußte, daß er mit ihm nicht anders zum Ziele kommen konnte". Ob dies auf einer von den beiden anderen Bistümern verschiedenen Rechtsstellung des in karlingischer Zeit gegründeten Halberstädter Bistums beruht, geht aus Thietmars Äußerung nicht hervor. Der päpstlichen Rechtsauffassung trug der König damit jedenfalls nicht Rechnung, für diese hätte die vom Papste genehmigte Synodalentscheidung genügen müssen. Es kommt vielmehr deutlich zum Ausdruck, daß der bischöflich-merseburgische Bann über den Burgward Merseburg als Teil eines kirchlichen Sondervermögens des Königs betrachtet wurde, wenn Thietmar sagt, Heinrich habe ihn zurückgekauft (redemit). Das Geschäft bewegte sich, wie wir heute sagen würden, auf dem Boden des Privatrechts, ohne daß dieser Ausdruck den Sachverhalt voll träfe. Die Ausstattung der Bistümer erfolgte schließlich durchaus in der Weise, daß derartige Sondervermögen im Sinne des Eigenkirchenrechts gebildet wurden. Nicht mehr aus „laufenden Staatsmitteln", wie wir heute sagen würden, wurden die Bistümer unterhalten, wie dies anfänglich geschehen war, sondern bei der Dotierung von Zeitz heißt es beispielsweise, seine Ausstattung gehe aus der „Gewere" des Königs, wie man mit mittelalterlichem Ausdruck das lateinische Jus wohl am zutreffendsten übersetzt, für immer in die Gewere der Kirche über (a nostro iure in ecclesiae ius perpetualiter habendum transfudimus), wobei ecclesia nicht „die" Kirche als Gesamtkirche, sondern ganz konkret die Zeitzer Bischofskirche ist. An die einzelnen bischöflichen Kirchen erfolgten alle Zuwendungen vermögensrechtlicher Art, wobei die Ausdrücke ecclesia, monasterium, episcopatus zunächst unterschiedslos gebraucht werden. Sie erfolgten zu Eigen (in proprium); Kirchengut galt demgemäß als Eigengut (proprietas) der einzelnen Kirche oder, noch konkreter gefaßt, ihres Heiligen, dem häufig ganz persönlich Schenkungen zugedacht wurden, wobei auch Gott selbst noch vor dem Heiligen bisweilen als Empfänger genannt wird. Aus dieser Vorstellung erklärt sich Thietmars Bericht, daß nach der Auflösung des Bistums Merseburg und der Vergebung seiner Besitzungen an andere Kirchen der heilige Laurentius mit verstümmeltem rechten Arm der Kaiserin Theophanu erschienen sei. Mit der Schaffung solcher Sondervermögen wurde äußerlich ein Zustand erreicht, der dem altkirchlichen Rechte entspricht. Dieses hatte die einzelne Kirche gemäß römischen Rechtsvorstellungen als Anstalt
Bistumsvermögen
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und damit als selbständigen Vermögensträger angesehen. Wenn Zuwendungen an die Bistümer in der geschilderten Form erfolgten, so scheint dies diesem kirchlichen Rechte durchaus zu entsprechen. Aber die Übereinstimmung ist nur äußerlich. Denn auch zweifellos im Eigentume des Königs stehende Kirchen wurden ganz in der gleichen Weise bedacht. So wurde 998 dem Kloster (ad ecclesiam) Memleben die Burg Wiehe zu freier Verfügung des Abtes (ut abbas . . . habeat inde potestatem faciendi ad utilitatem monasterii quicquid eius animus decreverit) geschenkt, mit dem ausdrücklichen Bemerken, daß die Burg aus der Gewere des Königs in die des Klosters übergehe (ex nosho impeiiali iure in ius atque dominium eiusdem Mimeleuensis monasterii). Bereits 1015 aber verschenkte Heinrich II. das Kloster Memleben mit fast denselben Worten an Hersfeld (de nostro dominio in eius ius et dominium; ut... abbas suique successores . . . de prenominata abbatia eiusque pertinentiis dehinc liberam habeant ad usum aecclesiae potestatem quicquid eis placuerit faciendi). Zu den ausdrücklich genannten Pertinenzien gehörte natürlich auch die Burg Wiehe, an der dem König somit sehr wohl ein Recht verblieben war, wie am gesamten Kloster und seinem Besitz. Als in dieser Weise beschränkt selbständige Vermögensträger erscheinen auch königliche Niederkirchen, so etwa die Kirche in Helfta, die 969 dem Hochstift Merseburg geschenkt wurde mit allem, was ihr rechtmäßig gehörte (ad prefatam ecclesiam iure Iegittimeque pertinentibus). In der Form der Schenkungen an das Erzstift Magdeburg wurde keinerlei Unterschied gemacht zu denen, die vorher dem Moritzkloster, also einem königlichen Eigenkloster, zugedacht worden waren. Bistümer, Klöster, Niederkirchen wurden ganz in der gleichen Weise behandelt, als Vermögensträger zwar, aber nur als Träger eines zweckbestimmten Sondervermögens im Rahmen des Königsguts. Es handelt sich um proprietas, Eigengut, aber nicht um unbeschränktes Eigentum. Die Verfügungsfreiheit des Berechtigten fand einerseits ihre Grenze in der immer wiederkehrenden Bestimmung, daß nur zum Nutzen der jeweiligen Kirche verfügt werden durfte. Andererseits blieb bei diesen Reichskirchen ein Obereigentum des Königs, besser eine übergeordnete Gewere am so entstandenen Sondervermögen bestehen. Das Recht des Königs auf Heerfahrt und Gastung fand wohl mit hierin seine Begründung, ebenso die Eingriffe des Königs ins Kirchengut (Säkularisationen), d. h. die königlichen Verleihungen aus Reichskirchengut an seine Getreuen, die freilich im Sorbenlande selten waren, da hier sonstiges Königsgut in großem Umfang zur Verfügung stand. Zu nennen sind nur die Verleihungen von Zwenkau mit seinem Forst an die Ekkehardinger, wobei Magdeburg wenn auch ungenügend entschädigt wurde (vgl. S. 151), und die
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Verleihung der magdeburgischen Burgen Calbe und Rosenburg an den Markgrafen Hodo auf Lebenszeit im Jahre 993. Bezeichnend aber ist, daß der Besitz der Merseburger Kirche nach der Auflösung des Bistums 981 an den König zurückfiel, der nunmehr darüber verfügte. Ausübung des Regalien- und Spolienrechts durch den König, also Nutzung der Einkünfte der Bistümer durch das Reich im Falle der Sedisvakanz und Einziehung des beweglichen Nachlasses der Bischöfe, ist in dem ins A u g e gefaßten Zeitraum nicht nachweisbar, braucht aber keinen Niederschlag in den Quellen gefunden zu haben. N u r auf Grund der geschilderten Rechtsauffassung ist es erklärlich, daß so zahlreiche ganze Burgwarde den bischöflichen Kirchen des Sorbenlandes (wie auch anderen Reichskirchen) übereignet wurden. Die Burgwarde waren ja nicht nur Komplexe königlichen Grundbesitzes, sondern zugleich Bezirke der königlichen Verwaltung und des Wehrwesens. Durch Schenkung an die Kirchen traten sie nicht völlig aus der Gewalt des Königs heraus, wurden nicht „Privateigentum", sondern sie wurden lediglich in eine andere Organisationsform übergeführt, aus Königsgut w u r d e königliches Kirchengut, wobei die neuen Inhaber mit dem Besitzrecht zugleich Pflichten übernahmen, über deren Innehaltung der König wachte. Urkunden über die Verleihung allgemeiner Immunität, das heißt in der fraglichen Zeit Gewährung der Selbständigkeit hinsichtlich der Gerichtsbarkeit und Abgabenerhebung auf Bistumsgut, wie sie dem Magdeburger Moritzkloster gleich bei seiner Gründung zuteil wurde und dem Erzstift 975 v o n Otto II. bestätigt worden ist, sind für die drei sorbenländischen Bistümer nicht erhalten und wohl auch schwerlich ausgestellt worden. Merseburg hat aber die Immunität tatsächlich besessen, wie sich aus dem Privileg für das wiederhergestellte Bistum von 1004 ergibt. Dem Bischof Wigbert wurde damals der Besitz des Königsbannes, das heißt des Rechtes, im Namen des Königs bei der Strafe von 60 Schillingen zu gebieten und zu verbieten und insonderheit die hohe Gerichtsbarkeit auszuüben, für die gesamte Ausdehnung des Bistumsbesitzes bestätigt, den Grafen und anderen königlichen Amtsträgern aber alles aus richterlicher Gewalt erwachsende Recht darüber abgesprochen, dieses vielmehr dem zuerst 974 genannten Vogte vorbehalten, den der Bischof nach seinem Wunsche zu wählen schon 979 das Recht hatte. Der Bischof und sein Vogt (1006 advocatus suus) waren also auf Bistumsbesitz Stellvertreter des Königs, so wie der Graf oder der Markgraf dies anderwärts waren. Völlige Loslösung aus der königlichen Gewalt bedeutete dies natürlich nicht, denn wie der König auch dort, wo er das Recht der freien Bischofswahl verliehen hatte, sich doch stets die letzte Entscheidung
Immunität. Vogtei
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vorbehielt (vgl. S. 269 f.), wird er auch bei der Vogtei nur die Bestellung von Männern seines Vertrauens gestattet haben. In Magdeburg z. B war die Bestellung des Vogtes ausdrücklich an die Genehmigung des K ö n i g s g e k n ü p f t (quem
nostro
consensu
sibi ...
elegerit),
und wenn
anderwärts diese königliche Genehmigung in den Urkunden nicht hervorgehoben wurde, so besagt dies nicht, daß sie unnötig gewesen wäre. Der Vogt war nicht nur bischöflicher, sondern zugleich königlicher Amtsträger, was bei eigenkirchenrechtlicher Vorstellung nicht erstaunlich ist. Dies kommt deutlich dadurch zum Ausdruck, daß 1012 König Heinrich II. den Pfalzgrafen Burchard, der damals die Merseburger Domvogtei innehatte, als seinen Vogt (advocatus noster) bezeichnete; das gleiche wiederholt sich 1017 mit dem Grafen Thietmar, der an Burchards Stelle getreten war, obwohl dieser noch lebte. Die Vogtei wurde also nicht auf Lebenszeit übertragen, sofern wir in der hier in Rede stehenden Vogtei nicht eine von der Domvogtei zu trennende, vielleicht mit der Merseburger Pfalz verbundene Reichsvogtei oder gar nur jeweils ad hoc erteilte Aufträge, den König vor Gericht zu vertreten, zu sehen haben. Thietmar ist wohl identisch mit dem Markgrafen Thietmar II. von der Ostmark. Es erhellt, daß Männer als Merseburger Vögte fungierten, die ohnehin hohe königliche Vertrauensstellungen im Osten des Reiches verwalteten. Ihnen konnte die Handhabung von Befugnissen, die wir heute „staatlich" nennen würden und die nunmehr im Namen der Kirche auszuüben waren, sehr wohl anvertraut werden. Als solche Befugnisse treten neben der Richtergewalt im Falle von Merseburg Einziehung von Abgaben und von Beisteuer zur Heerfahrt sowie Aufgebot zum Burgwerk entgegen. Zu den Obliegenheiten des Vogtes gehörte aber auch Veräußerung von Grundbesitz des Hochstiftes, nicht nur in Merseburg, sondern auch in Naumburg (1103); ohne seine Mitwirkung konnte diese der Merseburger Bischof anscheinend noch im 12. Jahrhundert nicht vornehmen. Es ist naheliegend, in dieser Befugnis des Vogtes einen Ausfluß des königlichen Eigenkirchenrechts zu sehen. Vögte von Zeitz-Naumburg und Meißen begegnen in der Frühzeit nicht, sondern treten erst im 12. Jahrhundert entgegen. Der erste im Jahre 1103 genannte Naumburger Stiftsvogt war der Wettiner Dedö. Es ist auch nicht sicher, ob diese Bistümer in der gleichen Weise Immunität besaßen wie Merseburg. Es spricht für das Gegenteil, wenn noch 1144 die Besitzungen des Bistums Meißen nur in der Landschaft Nisani, nicht aber in der Oberlausitz vom markgräflichen Burgwerk und Wachdienst befreit waren. Sicherlich genossen aber wenigstens die Stiftskirchen beider Bistümer samt dem Wohnbereich des Bischofs und der Domgeistlichkeit von Anfang an eine gerichtliche Sonder-
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Stellung im Sinne der Immunität. Es ist anzunehmen, daß sie von hiei aus schrittweise auf den gesamten Bistumsbesitz ausgedehnt wurde. So mag es zu deuten sein, wenn 1013 dem Bistum Meißen sechs Dörfer zu Besitz „nach Kirchenrecht" (ecclesiastico iure) geschenkt wurden. Noch etwas deutlicher kommt die besondere Rechtsstellung des Bistumsbesitzes 1063 bei einer Schenkung im Burgward Schrebitz zum Ausdruck (nullaque alia magna sive parva persona potestatem in eo exerceat), wobei aber von einem Vogte nicht die Rede ist, vermutlich, weil das Bistum noch immer der (vogteilichen) Gewalt des jeweiligen Markgrafen von Meißen als des für diese Gebiete bestellten Vertreters des Königs unterstand, somit nicht das Recht der Vogtwahl besaß. In naumburgischen Urkunden begegnen derartige Andeutungen nicht. Die volle Ausbildung bischöflichen Sonderrechts in Gericht und Verwaltung geschah in Naumburg und Meißen wohl erst zu einer Zeit, als solche Sonderstellung nun allerdings eine weitgehende Loslösung von der königlichen Gewalt bedeutete, nämlich nach dem Investiturstreit, im Zeitalter der werdenden Landesherrschaft. Gegenstände der Dotierung der Bistümer waren, wie im einzelnen bereits dargelegt (vgl. S. 49 f.), königliche Burgen und Königskirchen, beide mit den zugehörigen Liegenschaften und Einkünften, sonstiger königlicher Grundbesitz, bestimmte königliche Einkünfte (Zölle, Gerichtsabgaben, Einkünfte aus Markt und Münze) sowie Zehnteinkünfte, wobei indes nicht wie im Falle von Brandenburg ein allgemeiner Kirchenzehnt in der gesamten Diözese, sondern nur ein sogenannter Fiskalzehnt, bestehend im zehnten Teil der königlichen Einkünfte, verliehen wurde (vgl. S. 49). Auf die Zehntfrage wird später einzugehen sein (vgl. S. 258 ff.). Es wurde also ganz ähnlich verfahren wie bereits in frühkarlingischer Zeit bei der Gründung der Bistümer Utrecht und Würzburg. Utrecht war damals mit diesem Kastell als Bischofssitz und dem umliegenden Königsgut ausgestattet worden, wozu vor allem die ihrerseits reich dodierte Martinskirche in Oudwijk gehörte, später kamen Fiskalzehnte aus Reichsgut und Zöllen hinzu. Würzburg aber erhielt außer der Marienkirche auf der Burg Würzburg (in castello quod dicitur Wirziburg) 24 Königskirchen und den Fiskalzehnten von 26 Königshöfen sowie den zehnten Teil der in Ostfranken und von den Slaven zu entrichtenden Abgaben; auch ein Anteil an den Heerbannzahlungen wird genannt. Auch diese Bistümer sind Missionsbistümer gewesen wie die sorbenländischen, und die bei ihrer wirtschaftlichen Sicherstellung angewandte Methode kam nach zwei Jahrhunderten noch immer zur Geltung: Verlegung des Bischofssitzes in eine Burg, offensichtlich aus Sicherheitsgründen, und Zuteilung nicht nur von Grundbesitz, dessen Erträgnisse im heidnischen Lande
Ausstattung und Einkünfte
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zunächst unsicher sein mußten, sondern von Kirchen, bei denen sich bereits erwiesen hatte, daß ihre Einkünfte tatsächlich eingingen, vor allem aber eines Teils der königlichen Einkünfte im Lande selbst, für deren Beitreibung die weltliche Gewalt Sorge trug. Es ist bezeichnend, daß die letztgenannte Art der Dotierung weniger bei Merseburg und Zeitz als vielmehr bei Meißen, dem am weitesten nach Osten vorgeschobenen Bistum, angewandt wurde. Erst im Laufe des 11. Jahrhunderts wurde die Ausstattung der Bistümer, wie wir sahen, durch Zuwendung großer Königsgutkomplexe, das heißt ganzer Burgwarde, vervollständigt. Die wirtschaftliche Sicherstellung der Bistümer begegnete anfänglich, aber auch noch in der Zeit der Polenkriege und der Kämpfe während des Investiturstreits, erheblichen Schwierigkeiten. Die hierüber geäußerten Klagen sind uns bekannt (vgl. z. B. S. 59). Die Uberweisung der fiskalischen Zehnten an das Bistum Meißen blieb dem zuständigen Grafen (bzw. Markgrafen) überlassen; es war ausdrücklich bestimmt worden, daß die Berechnung noch vor Abzug des dem Grafen zustehenden Anteils zu erfolgen habe. Ob diese Abgaben regelmäßig und in voller Höhe eingingen, möchte dahingestellt bleiben. Zudem muß vermutet werden, daß die unter der Bezeichnung „Tribut" zusammengefaßten Leistungen sowie die übrigen Abgaben der Slaven, die der König zur Zeit der Gründung der Bistümer im Sorbenlande bezog, mit der Umgestaltung der Verhältnisse durch fortschreitende Einbeziehung der Marken ins Reich und die Zersplitterung des ursprünglich geschlossenen Königsgutes allmählich sich verringerten und schließlich ebenso in Fortfall kamen, wie dies etwa bei den in karlingischer Zeit in Ostfranken bezeugten Abgaben, die gleichfalls als Tribut bezeichnet wurden, oder, wohl in anderer Weise, bei dem im Jahre 991 bezeugten Zins der Fall war, der in Gestalt von Gold, Silber, Vieh und anderen Dingen vom ganzen Lande Böhmen zu entrichten war und gegen Ende des 11. Jahrhunderts aus den Quellen verschwindet. Wahrscheinlich blieb der Kirche hiervon nur eine fixierte Abgabe erhalten, die später als Zehnt betrachtet und bezeichnet wurde, obgleich sie ihrem Wesen nach ein solcher nicht war (vgl. S. 268). So mußten mehr und mehr Einnahmen aus Grundbesitz an die Stelle dieser Einkünfte treten, wie dies in Merseburg undZeitz-Naumburg von vornherein der Fall war. Von Bischof Eiko berichtet Thietmar, er habe es durch sparsame Wirtschaft verstanden, für seine Kirche fast zweihundert Hufen (mansi) zu erwerben. Es ist recht fraglich, ob diese Liegenschaften im Bereiche der Diözese Meißen selbst zu suchen sind, wo um das Jahr 1000 eine Verhufung noch schwerlich stattgefunden haben kann. Vermutlich lagen sie westlich der Saale im südöstlichen
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Sachsen, wo das Hochstift seit 995 auch durch Schenkung Besitz hatte. Schwerlich w u r d e solch weit entfernter Grundbesitz in Eigenwirtschaft gehalten, sondern man begnügte sich mit den Abgaben der hörigen Bauern, wobei freilich ein oder mehrere bischöfliche Höfe vorhanden gewesen sein müssen, wo diese meist nicht in Geld, sondern in Naturalien zu leistenden Abgaben eingesammelt wurden. Das Bistum Merseburg, von Anfang an reicher mit Grundbesitz bedacht als Meißen, verfügte über solche Höfe (curtes) auch im Slavenlande östlich der Saale. In Kohren, Eythra und Eisdorf etwa sind sie für die Zeit Thietmars bezeugt, weitere sind zu vermuten. Daß bei diesen Höfen die Landwirtschaft vom Bistum selbst in mäßigem Umfange mittels unfreien Hofgesindes betrieben wurde, läßt sich vielleicht daraus schließen, daß Thietmar sich von jedem der zahlreichen Königshöfe in Sachsen und Thüringen für seine Kirche zwei unfreie Familien schenken ließ, die er auf solchen Wirtschaftshöfen zur Verbesserung der Nutzung verwendet haben wird (vgl. S. 86). In Ackerbau und Viehzucht waren diese Königsknechte und ihre Frauen zweifellos erfahren, so daß sie zugleich die umwohnenden, dem Bistum hörigen Slaven zu nutzbringenderer Wirtschaft anzuleiten vermochten, was der Kirche wiederum höhere Abgaben eintrug. Uber Art und Höhe der Abgaben dieser kirchenhörigen slavischen Bauern, die in den Schenkungsurkunden als maneipia, coloni, qui vulgo vocantur smurdi, gelegentlich mit einem nicht einheimischen, sondern aus Kanzleigebrauch zu erklärenden Ausdruck auch als aldiones bezeichnet werden, erfahren wir aus der Zeit vor Beginn der deutschen bäuerlichen Siedlung nichts. Erst sehr spät, im J a h r e 1122, heißt es einmal ganz allgemein, die auf einer Hufe in Chrieschwitz bei Plauen i. V. angesiedelten Smurden hätten den ihnen vorgeschriebenen Zins zu entrichten, in diesem Falle an die Plauener Pfarrkirche. Gerade die Abgaben dieser Hörigen aber werden einen großen Teil der bischöflichen Einkünfte ausgemacht haben. Mit dem Anwachsen des bischöflichen Grundbesitzes durch Schenkung ganzer Burgwarde muß sich ihre Zahl und dementsprechend auch die Zahl der Wirtschaftshöfe erheblich vergrößert haben. Auch in den Bistümern Naumburg und Meißen wurden solche Wirtschaftshöfe jetzt sicherlich notwendig, wenngleich sie zunächst nicht bezeugt sind. Für stetige Verbesserung der Wirtschaftsweise wird man mit dem Eintritt friedlicher Zeit Sorge getragen haben, vor allem auch dafür, daß anbaufähiges Land nicht ungenutzt liegen blieb, wie dies in Kriegszeiten nicht selten vorgekommen sein wird. Im merseburgischen Besitz westlich der Saale ist schon zur Zeit Bischof Giselhers die Nutzfläche durch Rodungen erweitert worden (im heute wüsten Mackenrode im Helmegau). Am Ende des
Bewirtschaftung des Grundbesitzes
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hier zu betrachtenden Zeitraumes ließ Bischof Walram von Naumburg in der Gegend von Zeitz auf gerodetem Waldlande neue Dörfer anlegen, die kurz nach 1109 genannt werden und aus deren Namengebung sich erschließen läßt, daß sie bereits z. T. mit deutschen Bauern besiedelt wurden, die aus Altdeutschland nach dem Osten gewandert waren: ein erstes Anzeichen der beginnenden Ostsiedlungsbewegung, deren sich die bischöfliche Kirche von Naumburg somit alsbald annahm. Man darf dies in Verbindung mit der Merseburger Nachricht als Beweis dafür ansehen, daß die Bewirtschaftung des bischöflichen Grundbesitzes auch in der vorhergehenden Zeit mit aller Sorgfalt und in fortschrittlichem Geiste erfolgte. Nicht in ihrem ganzen Umfange wurden freilich die umfangreichen Ländereien, die nach und nada an die Bistümer gelangt waren, in dieser Weise durch Eigenbau und zinspflichtige Bauern nutzbar gemacht. Die Bischöfe bedurften zur Erfüllung ihrer Heerfahrtspflicht sowie zum Schutze ihrer Kirchen und deren Besitzes wehrhafter Mannen, die sie sich durch Ausgabe von Kirchengut nach Lehnrecht verpflichteten. Den Burgward Butsin mit nicht weniger als 1100 Hufen, wie man später in Pegau schätzte, gab Bischof Walram von Naumburg lehnweise an Wiprecht von Groitzsch (vgl. S. 134). Beide Männer waren im Investiturstreit Parteigänger des Königs, und dieses Lehen ist sicherlich als Gegengabe für die Leistung von Waffenhilfe aufzufassen, vielleicht sogar auf Veranlassung des Königs erteilt worden. Quellenmäßig nachweisbar sind weitere Beispiele für das 11. Jahrhundert zwar nicht, aber entsprechende urkundliche Quellen fehlen für diese Zeit überhaupt, und die zahlreichen adligen Herren, die wir seit dem 12. Jahrhundert als Zeugen in den Urkunden der Bischöfe antreffen und die großenteils als deren Lehnleute aufzufassen sind, werden ihre Lehen nicht erst alle im 12. Jahrhundert erhalten haben. Daß die Sitze edelfreier Geschlechter sich um Naumburg und Zeitz ungemein häufen, war uns vielmehr Anlaß zu der Vermutung, daß bereits während des Investiturstreites königstreue Adlige hier mit naumburgischen Kirchenlehen bedacht wurden (vgl. S. 152). Als milites, Ritter, wurden sie 1109 im Gegensatz zu den ministeriales, den bischöflichen Dienstmannen, bezeichnet. Zum Vergleiche kann eine Urkunde des Erzbischofs von Magdeburg von 1100 herangezogen werden, in der an der Spitze der milites archiepiscopi, der erzbischöflichen Ritter, der Pfalzgraf Friedrich, der Graf Dietrich und der zweite Stadtvogt Alberich angeführt werden, also sehr vornehme Herren, die sicherlich nur durch ein Lehnsband an die Magdeburger Kirche geknüpft waren, ohne sonst im Dienste des Erzbischofs zu stehen. Erst im Jahre 1140 ist in einer naumburgischen Urkunde wiederum die Rede von freien Rittern (liberi
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7. Verfassung, Recht und Wirtschaft
et milites); neben Markgraf Konrad und Landgraf Ludwig sind noch sechs Namen ohne weitere Bezeichnung genannt. Angehörige dieser Schicht dürften die beiden Getreuen (lideles) Rüdiger und Ernst gewesen sein, denen damals, wie die Urkunde besagt, drei Hufen als Ritterlehen (in Stipendium militare) vom Bischof Udo verliehen waren. Ein gewaltiger Unterschied zum Umfang des Lehens Wiprechts von 1100 Hufen wird erkennbar, den allerdings der Pegauer Chronist, dem wir die Nachricht verdanken, vielleicht übertrieben hat. Den meißnischen Markgrafen und den thüringischen Landgrafen konnte der Bischof ein solches geringfügiges Lehen freilich nicht anzubieten wagen, aber es gab auch wenig begüterte edelfreie Herren, und nichts zwingt zudem zu der Annahme, daß die genannten drei Hufen das ganze Lehen dieser bischöflichen Ritter waren. Es muß vorausgesetzt werden, daß im Bistum Naumburg derartige zu Waffenhilfe verpflichtende Ritterlehen bereits im 11. Jahrhundert ausgegeben wurden. Für Merseburg und Meißen fehlen allerdings Belege dieser oder ähnlicher Art aus der Frühzeit völlig, was aber nicht besagt, daß die Sache nicht vorhanden gewesen wäre. Anderer Art war das Lehen fbenelicium), das der schon einmal genannte (vgl. S. 146) freie Slave Bor von Bischof Benno von Meißen 1071 empfing: er übergab der Meißner Kirche fünf Dörfer seines Eigenguts und empfing sie nebst fünf anderen, also verdoppelt, für seine und seiner anscheinend kinderlosen Söhne Lebenszeit zurück, ohne zu irgendwelchen Diensten verpflichtet zu sein; nach dem Tode der Söhne sollte dann das Ganze dem Bistum heimfallen. Auch derartige auf die Dauer für die Kirche recht vorteilhafte Rechtsgeschäfte, sogenannte Komplazitationen, wie der Fachausdruck lautet, werden im 11. Jahrhundert nicht ganz selten gewesen sein. Um echte Lehen handelt es sich dabei nicht. Neben die Lehen dieser freien Ritterschaft traten die Dienstlehen der bischöflichen Ministerialität, d. h. der unfreien Dienstmannschaft. Schon Thietmar berichtet von Dienstleuten (iamuli) der Merseburger Kirche, die er, eben zum Bischof ernannt und geweiht und auf der Reise nach seinem Bischofssitze begriffen, nach Eythra entbot, wo sie offenbar den neuen Herrn noch vor seinem Einzug in Merseburg begrüßen sollten. Eine nicht geringe Zahl von ihnen war während der Krankheit seines Vorgängers entwichen und wurde nunmehr zurückbeordert. Näheres über die Verwendung dieser offensichtlich Unfreien, die doch nicht bloß hörige Bauern gewesen sein können, erfahren wir zunächst nicht. Wenn aber Thietmar an anderer Stelle von seinen satelütes spricht, die die Leiche seines Vetters Werner, des Markgrafen der sächsischen Nordmark, von Memleben nach Helfta brachten, so dürfen wir wohl vermuten, daß wir es mit wehrhaften Knechten
Vasallen und Ministeriale
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zu tun haben, die vor allem im persönlichen Gefolge des Bischofs dienten, ihn etwa einmal nach seinem Privatbesitz Rottmerslehen (nordwestlich Magdeburg) begleiteten. Ihre militärische Funktion wird um so deutlicher, als derselbe Thietmar beispielsweise den Grafen Friedrich von Eilenburg als Freund und sateUes des Markgrafen Rikdag bezeichnet, was doch nur soviel wie Vasall, Gefolgsmann, Waffengefährte heißen kann; die Verwendung des Wortes an zahlreichen anderen Stellen bestätigt diese Bedeutung. Es bezeichnet bei Thietmar durchaus nicht nur den unfreien Dienstmann, sondern den Krieger schlechthin, gleichviel welchen Standes. Dort aber, wo er von seinen eigenen satellites spricht, ergibt sich aus den Diensten, die sie leisten, daß wir sie mit den lamuli gleichsetzen dürfen. Wir haben in ihnen die Vorläufer der Merseburger Ministerialität zu erblicken, die dann wieder in einer aufschlußreichen Bemerkung der Bistumschronik für die Zeit Bischof Winithers (1059) entgegentritt, von dem es heißt, er habe die kleinen Verhältnisse des Bistums verachtet, sowohl die Ritter wie die Dienstmannen (tarn ministerielles quam militares). Es ergibt sich, daß damals bereits die Ministerialität neben dem Domklerus und der Vasallität eine bemerkenswerte Stellung in der Verfassung des Bistums eingenommen haben muß, der der Bischof in irgendeiner Weise nicht gerecht wurde. Merseburgische Ministeriale treten dann erst wieder im Jahre 1179 in den Quellen auf. Vielleicht ist es Thietmar, der Sohn eines waffenerfahrenen und waffenfreudigen gräflichen Geschlechts, selbst gewesen, der sich eine Schar bewaffneter unfreier Mannen innerhalb der offenbar nicht sehr festgefügten bischöflichen iamilia, wie man die Gesamtheit der Bistumshörigen bezeichnete, schuf und damit die lamuli zu satellites machte, über die weitere Entwicklung der Institution schweigen die Quellen, bis sie am Ende des 12. Jahrhunderts plötzlich voll ausgebildet entgegentritt. Im Bistum Meißen begegnen bischöfliche Ministeriale erst 1154 als Zeugen, wobei allerdings zu berücksichtigen ist, daß ältere echte Urkunden der meißnischen Bischöfe kaum vorhanden sind und chronikalische Überlieferung völlig fehlt. Aber auch hier ist eine bischöfliche Ministerialität bereits im 11. Jahrhundert ausgebildet worden. Als 1114 das Wurzener Kollegiatstift gegründet wurde, wurden ihm mehrere heimgefallene Lehen übergeben; während die beiden heute wüsten Dörfer Treuschka und Mischkowitz einem miles Piso verliehen gewesen waren, also wohl einem edelfreien Vasallen, lag in Würzen selbst das Lehen Hermanns, der als serviens ecclesiae bezeichnet wird, also unzweifelhaft als Ministerialer. Seine Standesgenossen waren wohl Johannes und Egeno, die ebenfalls nicht näher bezeichnete Lehen besaßen.
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Wesentlich reichhaltiger ist die Überlieferung im Bistum Naumburg. Hier werden Ministeriale 1109 in nicht geringer Anzahl als Urkundenzeugen angetroffen, in verdächtiger Urkunde schon 1088. In unzweifelhaft echter Bischofsurkunde wird aber der Intervention und des Konsenses des Domklerus und der Ministerialen bereits 1103 anläßlich der Erlaubnis zum Bau einer Wasserleitung durch die Ländereien der Naumburger Domkirche gedacht, die dem dortigen Georgenkloster erteilt wurde. Schon um 1100 war also die Dienstmannschaft hier zu einem Verbände zusammengeschlossen, dessen Zustimmung bei gewissen, den Bistumsbesitz betreffenden Rechtsgeschäften beigezogen wurde. Zu vergleichen ist eine Magdeburger Urkunde aus der Zeit Erzbisdiof Hunfrids (f 1051), die mit Rat und Zustimmung des Klerus und der Ritterschaft (tarn cleri quam miütie cortcilio et consensu) über Kirchengut verfügt. Wenn in dieser Weise die Laien, sofern sie bereit waren, mit der Waffe in der Hand für die Verteidigung der Kirche einzutreten, an der Kontrolle über die Verwendung des kirchlichen Vermögens beteiligt wurden, so darf dies wohl als Ausdruck jener unklerikalen Auffassung der Kirche gedeutet werden, die derjenigen Roms entgegenstand und audi die Laien in die Gefolgschaft Gottes oder seiner Heiligen gleichberechtigt mit einbezog. Es entspricht dem durchaus, wenn wir zur Zeit Thietmars die Magdeburger milites an den der Bisdiofswahl vorhergehenden Vorbereitungen beteiligt sehen. Kann man im Magdeburger Falle im Zweifel sein, ob die kirchliche Dienstmannschaft und nicht vielmehr der Verband der freien Lehnsträger des Erzbischofs unter militia gemeint sei, wie dies sicherlich für die milites zu Thietmars Zeiten zutrifft, so ist in der Naumburger Urkunde jeder Zweifel ausgeschlossen, werden doch wenige Jahre später die Ministerialen von den freien Rittern ausdrücklich abgehoben. Kein Zweifel kann auch bestehen, daß die Naumburger Ministerialität im Kerne aus ursprünglich Unfreien bestand. Noch aus dem 12. Jahrhundert sind eine Anzahl Naumburger Urkunden bekannt, in denen Unfreie der Domkirche zu künftigem Ministerialenrecht geschenkt wurden. Trotzdem kam den Ministerialen frühzeitig sogar ein Konsensrecht zu, ein Zeichen für die Hebung des neuen Standes, die in Naumburg schon im 11. Jahrhundert begonnen haben muß. Ursprünglich werden die Ministerialen sich am bischöflichen Hofe aufgehalten haben, wie das übrige Gesinde auch, wenn auch vor jenem bevorzugt. Bald aber erhielten sie lehnweise Land zugewiesen, wie jener Hartwig, der 1139 von Bischof Udo Ländereien in Krössuln (bei Hohenmölsen) und Meuselwitz zu Lehen trug und in Eigenbau hielt, curie nutrimento, das heißt wohl zum Unterhalt für den bischöflichen
Ministeriale
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Hof Zeitz; die Urkunde ist vom Bischof in Zeitz ausgestellt. Hartwig war Ministerialer nicht des Bischofs, sondern des Zeitzer Domkapitels. Bevor der Bischof dessen Ministerialen mit Lehen versah, wird er zuerst die eigenen bedacht haben, so daß Verwendung von Bischofsgut für solche Zwecke bereits im 11. Jahrhundert vermutet werden darf. Dies wird nur um so deutlicher, wenn um 1140 der bischöfliche Ministeriale Heinrich von Altenburg Lehen auch von einem anderen Herrn, nämlich dem Abte des Naumburger Georgenklosters, innehatte, oder wenn 1157 ein anderer bischöflicher Dienstmann seinerseits einen Eigenmann (homo proprius) besaß, den er der Naumburger Kirche zu Ministerialenrecht schenkte. Er war also selbst Grundherr geworden, wie sein Standesgenosse Martin, der bis 1147 das ganze Dorf Draschwitz (bei Zeitz) besaß und außerdem noch dem dortigen Stephanskloster 11 Äcker schenken konnte. Der damit gekennzeichnete wirtschaftliche und soziale Zustand setzt eine Entwicklung voraus, die sich bei dem im Mittelalter verhältnismäßig langsamen Tempo solcher Vorgänge nicht in wenigen Jahrzehnten vollzogen haben kann. Seine Wurzeln müssen tief im 11. Jahrhundert liegen. Die Leistungen, die der Bischof für solche Hingabe von Land an Ministeriale erwarten durfte, waren nicht nur militärischer Art, wie das Beispiel Hartwigs zeigt. Erst im 12. Jahrhundert läßt sich Dienst in den bischöflichen Hofämtern nachweisen. Dagegen erscheint schon 1088 ein bischöflicher Ministerialer mit der Bezeichnung centuiio. In vierfacher Weise wurde somit der den Bistümern nach und nach zugewandte umfangreiche Grundbesitz genutzt: durch Verlehnung an große Herren, deren Wohlwollen und tatkräftige Hilfe man sich zu sichern suchte und die ebenso wie die ebenfalls mit Lehen ausgestatteten kleinen Herren edelfreien Standes als milites, Ritter, bezeichnet wurden; durch Verlehnung an Dienstmannen, ministerielles, die, an sich schon zur Waffenhilfe verpflichtet, eine materielle Grundlage für den Roßdienst erhielten, daneben aber auch zu Leistungen rein wirtschaftlicher Art gehalten waren, wenigstens zunächst, während der Dienst in den Hofämtem erst im 12. Jahrhundert gefordert worden zu sein scheint; durch Abgabenbezug von hörigen Bauern, zumeist wohl slavischen Volkstums, den sogenannten smurdi; durch eigene Bewirtschaftung schließlich von Wirtschaftshöfen aus, wo zugleich die Abgaben dieser Bauern eingezogen wurden und als deren Vorsteher wir uns wohl Deutsche denken müssen, für die erst im ausgehenden 12. Jahrhundert die Bezeichnung hoveman überliefert ist. Die Rechte, Einkünfte und Dienste, die den Bistümern auf diese Weise zuwuchsen, bildeten ohne Zweifel die hauptsächliche materielle Grundlage für die Bewältigung ihrer geistlichen Aufgaben. Die Ein17 Schlesinger I
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künfte auf Grund kirchlichen Rechts traten dahinter völlig zurück. Schwerlich wurde bereits von den wenigen Landgeistlichen die später als cathedraticum erhobene Abgabe eingezogen, und was wir über die Reisen der Bischöfe Thietmar und Eiko in ihren Sprengein wissen, läßt nicht erkennen, daß der als procuratio in anderen Bistümern bezeugten Beherbergungspflicht der Geistlichen irgendwelche Bedeutung zukam oder daß gar bereits eine feste Ablösung dafür gefordert wurde. Verhältnismäßig unerheblich waren auch die Zehnteinkünfte der Bischöfe. Da der kirchliche Zehnt in anderen Diözesen zu den bedeutendsten Einnahmequellen gehörte, ist zum Verständnis der besonderen Lage in den sorbenländischen Bistümern, die der in der Wissenschaft herrschenden Lehre vom Zehntwesen in keiner Weise entspricht, weiteres Ausholen nötig. Der Zehnt als Abgabe des zehnten Teils vom Rohertrage der Wirtschaft, insonderheit der Landwirtschaft, ist nach dem Vorbilde des Alten Testamentes von der Kirche schon frühzeitig gefordert worden, im Frankenreiche z. B. von der Synode von Mäcon 585, ohne daß doch diese Leistimg sich hätte allgemein durchsetzen können. Sie blieb freiwillig, wurde hier gezahlt, dort nicht. Erst die Reorganisation der Kirche des Frankenreiches unter Pippin brachte eine Änderung. Damals bereits nahm die königliche Gewalt sich des kirchlichen Anspruchs an. Es scheint, daß Pippin ein allgemeines Zehntgebot erlassen hat, das Karl der Große aufnahm und wirklich durchsetzte. Auch in Baiern haben aber die Herzöge anscheinend bereits um die Mitte des 8. Jahrhunderts, also noch vor Ausdehnung der fränkischen Herrschaft auf das Land, die Angelegenheit des kirchlichen Zehnten zu ihrer eigenen gemacht. Die Vermutung liegt daher nahe, daß solche Zehntgebote letzten Endes auf die Urheberschaft einer gemeinschaftlichen dritten Instanz zurückgehen, als welche die angelsächsischen Missionare, vielleicht Bonifatius selbst, in Betracht kommen. In England war stellenweise schon im 7. Jahrhundert die allgemeine Zehntleistung gebräuchlich. Indem die weltliche Gewalt auf diese Weise der Kirche ihren Arm lieh, wurde der Zehnt auch auf dem Festlande aus einer freiwilligen zu einer erzwingbaren Abgabe, zu einer allgemeinen Kirchensteuer, wie man sagen darf. Es ist nun scharf zu scheiden zwischen der kirchlichen Theorie und der tatsächlich geübten Praxis. Nach kirchlicher Auffassung wurde der Zehnt erhoben kraft „göttlichen" Rechts, der Kirche selbst kam das Recht zu, ihn von ihren Gliedern zu fordern und einzutreiben, wo immer in der Welt kirchliches Wesen vorhanden war oder entstand. Der Zehnt wurde erhoben durch die Priester zugunsten der Bischöfe, denen als eigentlichen Hirten ihrer Sprengel die Verfügung über den
Zehnt
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Zehntertrag oder später, als die zunehmende Dezentralisierung auf kirchlichem Gebiet auch eine Dezentralisierung in der Verwaltung der kirchlichen Einkünfte nötig machte, wenigstens die Aufsicht über seine kanonische Verwendung zukam, die im Sinne der althergebrachten Theorien auf eine Dreiteilung oder Vierteilung hinauslief. Es entspricht durchaus diesen kirchlichen Anschauungen, wenn Karl der Große in der Capitulatio d e partibus Saxoniae „gemäß göttlichem Gebot" (secundum dei mandatum) die Entrichtung des Zehnten von allen Sachsen ohne Ausnahme, von Adligen, Freien und Liten forderte, vom Vermögensertrag sowohl wie vom Arbeitsertrag (substanciae et laboris), und wenn in der Begründung gesagt wird, es zieme sidi, daß ein Teil dessen, was Gott jedem Christen gegeben habe, Gott zurückgegeben werde. In scharfem Gegensatz zu dieser kirchlichen Auffassung stand die in der Laienwelt verbreitete eigenkirchenrechtliche Auffassung. Ihr zufolge standen Vermögen und Einkünfte der Kirchen zur Verfügung des Kirchherrn, d. h. des Kirchgründers oder seines Rechtsnachfolgers. Schon im J a h r e 748 sah sich Papst Zacharias genötigt, in einem Schreiben an einige Adlige — die Adressaten sind vielleicht in Thüringen zu suchen —, in dem er gegen eigenkirchenrechtliche Mißbräuche anzukämpfen suchte, zu betonen, die Zehntabgaben stünden nicht zu ihrer, sondern zur Verfügung der Kirche. Damals bereits, noch vor Erlaß des karlingischen Zehntgebots, muß es also Eigenkirdien gegeben haben, bei denen Zehnte eingehoben wurden, und zwar kraft Gebots des Kirchherrn, der sich dementsprechend auch die Verfügung über die Zehnten vorbehielt. Sie sollte natürlich zum Nutzen der Kirche erfolgen. Daß dies jedoch nicht immer der Fall war, ergibt sich aus Bestimmungen späterer Synoden, die Mißstände in dieser Hinsicht abzustellen suchten. Wesentlich sind weniger solche Mißstände als die Tatsache, daß auch bei regelrechter Verwendung solcher Zehnten die Erhebung nicht k r a f t „göttlichen" Rechts, sondern kraft weltlichen Gebots erfolgte und infolgedessen Abwandlungen in der Zehntpraxis möglich waren, die der kirchlichen Theorie widersprachen. Auch Karl der Große zeigte sich von solchen eigenkirchenrechtlichen Gedankengängen nicht frei, w e n n in dem berühmten Capitulare de villis bestimmt wurde, die Zehnten von Königsgütern sollten nur an die dort befindlichen (königlichen) Kirchen fallen, es sei denn, daß anderer Brauch seit alters üblich war. Als Einhebungsbezirke der Zehnten hatten sich in dieser Zeit die Sprengel der Pfarrkirchen herausgebildet; jetzt wurden somit die Bezirke der Königsgüter davon eximiert, gleichviel, ob die dortigen königlichen Eigenkirchen Pfarrkirchen waren oder nicht. Es liegt auf derselben Linie, wenn durch königliche Verfügung 17»
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Zehntberechtigungen an Klöster verliehen wurden, sei es, daß ihnen für ihren eigenen Besitz Zehntfreiheit gewährt wurde, was gleichbedeutend war mit der Eintreibung des Zehnten der Hintersassen für die Klöster selbst, sei es, daß ihnen der Bezug von Zehnten anderweitig zugewiesen wurde. Vor allem die Klöster Fulda, Hersfeld und Corvey wurden mit solchen Privilegien bedacht. Die Zehntentrichtung im Sinne der kirchlichen Forderungen wurde jedenfalls damit durchbrochen, zugunsten eigenkirchenrechtlicher Vorstellungen. Wenn die königliche Gewalt, die sich zum Anwalt der kirchlichen Zehnttheorie gemacht hatte, sie in dieser Weise selbst durchlöcherte, so ist es nicht verwunderlich, wenn auch die sonstigen Eigenkirchenherren das gleiche Recht für sich in Anspruch nahmen. Immer wieder schärften im 9. und 10. Jahrhundert die Synoden ein, die alten Kirchen, d. h. die von den Bischöfen abhängigen Pfarrkirchen, nicht die neuen, d. h. die Eigenkirchen des Adels, sollten die Zehnten erhalten, der beste Beweis dafür, daß in der Praxis häufig das Gegenteil der Fall war. Erschwert wird die Aufhellung der zehntrechtlichen Fragen dadurch, daß neben den kirchlichen Zehnten seit alters Zehnten von der weltlichen Gewalt erhoben wurden, die, sobald sie durch Schenkung an die Kirche gelangten, nun gleichfalls als Kirchenzehnten angesehen wurden. Es entspricht dies durchaus der Rechtsauffassung des Mittelalters, die die Rechtsnatur von Abgaben nicht danach beurteilte, wovon sie erhoben wurden, sondern danach, an wen sie fielen, also beispielsweise alle an den König gezahlten Abgaben als „öffentlich" (publicus) bezeichnete, gleichviel, ob es sich etwa um Heerfahrtsabgaben oder um in unserem Sinne „private" Grundzinsen handelte. Solche weltlichen Zehnten wurden in erster Linie erhoben für die Überlassung von Land an Bauern zur landwirtschaftlichen Nutzung, wie dies bereits in der ausgehenden Antike üblich gewesen war. Eine besondere Rolle spielte sodann der Schweinezehnt für die Nutzung der königlichen Wälder zur Schweinemast. Die meisten sogenannten Fiskalzehnten, die den Kirchen schon seit merowingischer Zeit verliehen worden sind, dürften solche ursprünglich weltliche Zehnten gewesen sein. Ein Zehnt dieser Art war auch der als Nona bezeichnete zweite Zehnt, der den fränkischen Kirchen durch Pippin von den durch die Säkularisierungen Karl Martells ihnen entzogenen Ländereien zugewiesen wurde, als Entgelt für die Nutzung, die nunmehr anderen zukam, gleichwie bei sonstigen Landleiheverhältnissen die Nutzung nicht vom Eigentümer, sondern vom Beliehenen vorgenommen und mit Zehntentrichtung abgegolten wurde. Gegen Zehntentrichtung wurden schließlich vor allem in fränkischer Zeit Militärkolonisten auf Königsland angesiedelt, sogenannte Königsfreie, wie dies sich schon
Grundlagen des Zehntrechts
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780 in den Burgbezirken des südlichen Hassegaus nachweisen läßt. Es ist dies in unserem Zusammenhange vor allem deshalb wichtig, weil diese Burgbezirke vorbildlich geworden sind für die Burgwarde des Slavenlandes. Häufig werden solche Absiedlungen auf bisher unbesiedeltem Lande erfolgt sein. Der geforderte Zehnt nahm dann den Charakter eines Neubruchzehnten an, der somit weltlichen Ursprungs war. ü b e r die Masse der Neubruchzehnten verfügten ursprünglich die Herren des gerodeten Landes, in erster Linie der König als Herr allen sonst herrenlosen Wald- und Wildlandes. Wichtig ist wiederum, daß das eroberte Slavenland diesem Königslande durchaus gleichgestellt wurde. Es liegt auf der Hand, daß die Erhebung solcher weltlicher Zehnten, die ja durchaus zu Recht von weltlicher Seite erfolgte, die Eigenkirchenherren in der Ansicht bestärken mußte, auch über die kirchlichen Zehnten ihrer Eigenkirchen verfügungsberechtigt zu sein, daß andererseits die Kirchen dort, wo ihnen durch Schenkung solche weltlichen Zehnten zukamen, ein Interesse daran hatten, sie alsbald mit den kraft „göttlichen" Rechts geforderten Zehnten zu verschmelzen und gleichzusetzen. So erscheinen die bis 780 im Hassegau von den Grafen erhobenen, also unzweifelhaft weltlichen Zehnten, die in diesem Jahre dem Kloster Hersfeld geschenkt wurden, später als zugehörig zu drei Kapellen, die dem gleichen Kloster noch vor 785 gleichfalls im Hassegau geschenkt worden waren, wobei es gleichgültig ist, ob dieser Zehnt in einen Kirchenzehnten umgewandelt wurde oder in einem solchen aufging. In der Praxis hat die Kirche in ottonischer Zeit den eigenkirchlichen Charakter des Zehnten anei kennen müssen, vor allem das Verfügungsrecht des Königs. Dies ergibt sich schon aus den zahlreichen Zehntprivilegien, die die Könige erteilt haben. Wären sie nötig gewesen, wenn die Kirche ohnehin die Zehnten ausnahmslos einzuziehen befugt und in der Lage gewesen wäre? Hätte dann nicht wenigstens ihr Wortlaut ein ganz anderer sein müssen? Wenn Otto der Große 948 dem Bistum Brandenburg den Zehnten seiner Diözese anwies, so besagt dies ganz klar, daß ohne eine solche Anweisung die Bischöfe die Zehnten nicht hätten erheben können, und in der Tat wurde ja der Zehnt eines Teils der Brandenburger Diözese nicht dem Bischof, sondern dem Magdeburger Moritzkloster zugeteilt. Havelberg erhielt bei seiner Gründung im gleichen Jahre eine solche generelle Zehntanweisung nicht und besaß infolgedessen auch kein Zehntrecht, das es sich erst im 12. Jahrhundert nicht ohne Zuhilfenahme von Urkundenfälschung anzueignen suchte. Der König hatte also das Verfügungsrecht; es kam ihm zu, weil das eroberte Slavenland in seiner Gesamtheit als Königs-
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gut galt und die darauf Ansässigen, sofern sie nicht der Unfreiheit verfielen, den auf Königsgut angesiedelten Liten rechtlich gleichgestellt wurden. Selbst der Papst hat dies in seiner Weise anerkannt, als er 962 Otto dem Großen und seinen Nachfolgern das Recht einräumte, Zins und Zehnt der getauften oder noch zu taufenden slavischen Völkerschaften den neugegründeten oder noch zu gründenden Missionsbistümem zuzuteilen. Diese Urkunde war, dies muß hervorgehoben werden, keineswegs rechtsbegründend, sondern nur rechtsbestätigend. Die Zehnterhebung bei den Neubekehrten war nun freilich schon zur Zeit Karls des Großen keine einfache Sache gewesen. Karl hatte sie bei den Sachsen mit unnachsichtiger Härte durchzudrücken gesucht, gegen Widerspruch selbst im eigenen Lager. Kein Geringerer als Alkuin, der größte Gelehrte der Zeit und vom Könige mit wichtigsten Aufgaben betraut, sah in der brutalen Zehntforderung eines der am schwersten zu überwindenden Hindernisse, die Sachsen innerlich für die christliche Botschaft zu gewinnen. Er hat in mehreren Briefen dieser seiner Meinung deutlich Ausdruck gegeben, auch dem Könige gegenüber. Auf die Verkündigung komme es an, nicht auf die Eintreibung der Abgaben (sint praedicatores, non praedatores). Mache die Zehnterhebung schon bei denen Schwierigkeiten, die im christlichen Glauben aufgewachsen seien, um wieviel mehr müsse sie die zurückstoßen, die eben erst bekehrt worden seien! Dasselbe galt nach seiner Ansicht auch für die Völker des Südostens, die durch die Avarenkriege dem Christentum gewonnen worden waren, wie ein Brief an Bischof Arn von Salzburg erkennen läßt. In erster Linie kommen hier Slaven in Betracht. In ottcnisdier Zeit scheint man solche Bedenken nicht gehabt zu haben, wie die Bestimmung für Brandenburg lehrt. Aber Havelberg erhielt kein generelles Zehntrecht, und auch sonst verfuhr man anders. Die Zehntzuweisungen für das Magdeburger Moritzkloster und künftige Erzstift zeigten ein wesentlich anderes Gesicht als die allgemeinen Bestimmungen von 948 für Brandenburg. Man ging jetzt schrittweise vor, und bei den Bistumsgründungen des Jahres 968 wurde von Zuweisung kirchlicher Zehnten überhaupt abgesehen. Vielleicht ist dies begründet in Erfahrungen, die man in der Brandenburger Diözese gemacht hatte. Das Moritzkloster erhielt zwar zunächst von Otto dem Großen Zehnte in voller Höhe zugewiesen, wenn auch in räumlich beschränkten Gebieten, vor allem in sieben Burgbezirken östlich der Elbe gegenüber Magdeburg sowie im Lande zwischen Mulde und Saale, darunter auch im Gebiet von Würzen, das später kirchlich teils zu Meißen, teils zu Merseburg gehörte. Bald jedoch ersetzte der Ertrag weltlicher Zehnten, die von den Slaven gefordert wurden, vor allem von Honig
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und Handelsertrag, diese offenbar schwer oder gar nicht beizutreibenden Zehnten. Auch der Zehnt der erwähnten ostelbischen Burgbezirke und im Muldengebiet wurde auf einen fiskalischen Honigzehnten reduziert. Im Falle von Meißen begnügte man sich von vornherein mit der Anweisung des zehnten Teils der königlichen Gefälle. Von sich aus den kirchlichen Zehnten zu fordern, hatte das Bistum nicht das Recht, noch hatte es die Macht, ihn einzutreiben. Nur im Burgward Boritz erhielt es 979 einen vollen Zehnt, wobei es aber naheliegt, daß dieser Zehnt identisch ist mit dem von den Slaven an den König zu entrichtenden Tribut, also weltlichen Ursprungs. Das Bistum erhielt, so wird man formulieren dürfen, in einem kleinen Gebiet den vollen Ertrag dessen, wovon ihm im Gesamtbereich der Diözese nur der zehnte Teil zukam. Dieser Boritzer Zehnt ist später (1214 und 1528) in der Hand des Meißner Dompropstes nachweisbar. Erst 995 wurde dann von Otto III. dem Bistum der volle fiskalische Zehnt in seinem gesamten, wesentlich erweiterten Sprengel eingeräumt, doch sind diese Pläne, wie dargelegt wurde (vgl. S. 77), bezeichnenderweise nicht durchgeführt worden. Spätere Fälschungen auf den Namen Ottos d. Gr., zu 948 und 968, legen nahe, daß der Bischof von Meißen ein generelles Zehntrecht nicht besaß, sie wären sonst gegenstandslos gewesen. Dagegen muß den Bischöfen der Zehnt wenigstens grundsätzlich zugekommen sein innerhalb der Burgwarde, die ihnen im Laufe des 11. Jahrhunderts verliehen wurden, sowie auf den sonstigen Besitzungen des Bistums. Hier hatten sie als Inhaber weltlicher Gewalt, die vom Könige auf sie übergegangen war, und als Eigenkirchenherren selbst zu verfügen. Es ist lehrreich, daß in späterer Zeit meißnische Bischofszehnten vor allem in der Oberlausitz um Göda und in der Gegend von Mügeln erhoben wurden, also dort, wo bischöflicher Besitz tatsächlich bezeugt ist. Auch der Zehntbezirk des meißnischen Dekans erstreckte sich in der Dresdner Gegend auf Orte, wo alter Besitz des Bistums wenigstens wahrscheinlich ist. Am klarsten liegt der Fall bei Pouch, wo 1114 der Bischof den Zehnten im Burgwarde erhob. Der Burgward war bischöflicher Besitz und wurde damals dem zu gründenden Kollegiatstift Würzen gleichzeitig mit der Poucher Pfarrkirche, die also eine bischöfliche Eigenkirche war, zugewiesen. Gerade daß sich noch in der Reformationszeit solche bischöfliche Zehntbezirke erkennen lassen, die aus dem umliegenden Lande sich herausheben, weist wiederum deutlich darauf hin, daß ein allgemeines Zehntrecht des Bischofs nicht bestand. Im Bistum Merseburg ist von Zehntzuweisung überhaupt nichts überliefert. Auch hier dürften sich die Zehntbezüge auf den Bistums-
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besitz and auf gewisse Zehnten weltlichen Ursprungs beschränkt haben. So ist es zu verstehen, wenn Thietmar zum Jahre 1017 im Rechtsstreit mit den Ekkehardingern von Zehnten spricht, die ihm entgangen seien. Es handelt sich um Besitzungen, die dem Bistum von den Ekkehardingern bestritten wurden (vgl. S. 88) und von denen infolgedessen auch kein Zehnt fiel. Wahrscheinlich war dies ein ursprünglicher Fiskalzehnt, denn wenn derselbe Thietmar in der Lage war, seinen Domklerikern den Honig- und Schweinezehnten im Burgwald Schkölen zu schenken, so handelt es sich dabei offensichtlich um einen weltlichen Zehnt, der ursprünglich an den König zu entrichten war. Dies lehrt schon der Vergleich mit Magdeburg, dem ähnliche Hebungen in großem Umfange zugewiesen worden sind. Der Schkölener Zehnt kann dem Bistum zugleich mit dem ganzen Burgward übertragen worden sein, wie oben vermutet wurde (vgl. S. 84). Möglich. ist aber auch, daß Merseburg solche Königszehnte wie Magdeburg gesondert in mehreren Burgwarden erhalten hatte. Die Verleihungsurkunde wäre dann verloren, aber ein Anhaltspunkt ergibt sich für diese Möglichkeit immerhin daraus, daß Thietmar auch einen Zehnten in den Burgbezirken Treben und Tuchamuzi (? Taudia und Muschwitz am Rippach) beanspruchte, in einer Urkunde freilich, die er wahrscheinlich selbst hergestellt hat und von deren Rechtsinhalt infolgedessen nicht feststeht, ob er sachlich begründet ist. Vielleicht gibt die Tatsache einen Hinweis, daß im 11. Jahrhundert der Honigzehnt im Burgbezirke Rochlitz, aber auch in den zur Naumburger Diözese gehörigen Burgbezirken von Altenburg {Plisna) und Kayna, der bestimmt ursprünglich als Königszehnt eingehoben wurde, offenbar nicht mehr in der Hand des Königs war. Kaiserin Agnes verlieh vielmehr vor 1064 den Neunten, also ein zweites Zehntel des Honigs in diesen Bezirken, dem Petersstift in Goslar, so daß der Schluß gerechtfertigt erscheint, das erste Zehntel sei schon früher anderweitig vergeben worden, am naheliegendsten an die Hochstifter Merseburg und Zeitz. Wenn in Schkölen der Schweinezehnt in bischöflichem Besitz erscheint, so ist erklärlich, warum Thietmar ein so großes Interesse an der Verleihung des Waldgebietes zwischen Saale und Mulde hatte, das ihn sogar zur Urkundenfälschung verführte: die Schweinemast wird in diesem Walde ein Haupterwerbszweig gewesen sein, und als Herr des Waldes wäre der Bischof berechtigt gewesen, hier den Schweinezehnten wie in Schkölen zu fordern. Rodungs- und Siedlungsabsichten können damals wohl noch nicht vorausgesetzt werden. Daß das Bistum Merseburg ein allgemeines Zehntrecht nicht besaß, ergibt sich vor allem daraus, daß Thietmar seiner niemals Erwähnung tut, obwohl doch in seinen ausführlichen Schilderungen der Rechtshändel um die Aufhebung und
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Wiederherstellung des Bistums dazu reichlich Veranlassung gewesen wäre. Im Bistum Zeitz-Naumburg schließlich werden Zehnte vor dem Jahre 1100 überhaupt nicht genannt. Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhange, daß auch die wiederholt zitierte Weiheurkunde der Kirche von Altkirchen im Pleißengau, die auf die Rechtsverhältnisse sehr genau eingeht, ein Zehntrecht dieser Pfarrkirche des Altsiedellands nicht erwähnt. Erst die Weiheurkunden der Kirchen von Zwikkau (1118) und Plauen i. V. (1122) gedenken auch der vom Bischof verliehenen Zehntbezüge dieser Kirchen. Sie gehören einer Zeit an, die gegenüber der Zeit vor 1100 grundlegend Neues brachte. Investiturstreit und Beginn der deutschen bäuerlichen Siedlung im mitteldeutschen Osten liegen dazwischen. Das Zehntrecht hatte sich grundlegend gewandelt. Immerhin bewahrt© die Zwickauer Urkunde einen Rest alter Verhältnisse: Gräfin Bertha von Groitzsch bewidmete die neue Kirche mit dem Fisch- und Jagdzehnten der Bewohner ihres Landes (territorium) Zwickau, der also eine vom weltlichen Herrn erhobene Abgabe war. Es ist dies ein Zeichen dafür, daß im Sorbenlande nicht nur der König, sondern auch andere Herren in der Frühzeit weltliche Zehntabgaben von ihren slavischen Hintersassen bezogen haben, sei es kraft königlicher Schenkung, sei es kraft eigenen Rechts. Von Einhebung des kirchlichen Zehnten auf den umfangreichen Besitzungen, die das Hochstift Zeitz-Naumburg im 10. und 11. Jahrhundert erwarb, ist nichts überliefert, doch konnte dies jedenfalls niemand hindern. Will man die Quellen nicht vergewaltigen, so wird man ein allgemeines Zehntrecht der sorbenländischen Bistümer im ersten Jahrhundert ihres Bestehens in Abrede stellen müssen. Sie haben es ebensowenig besessen, wie es das 1007 gegründete Bistum Bamberg besaß oder das Bistum Passau im Rodungslande nördlich der Donau, das es dort erst durch Privileg Konrads II. von 1025 erhielt. Der König war zum unwidersprochenen Herrn der bischöflichen Kirchen des Sorbenlandes geworden. Er hatte keine Zehntprivilegien erteilt, sei es, um die slavische Bevölkerung nicht übermäßig zu belasten, sei es, weil die Einhebung der Zehnten durch die Kirche sich als zu schwierig erwiesen hatte. Das Eigenkirchenrecht hatte gesiegt. Die Kirche hat sich freilich bei diesem Zustand, der die Einhebung von Bezügen, die ihr nach ihrer Theorie kraft „göttlichen" Rechts zukamen, vom guten Willen außerkirchlicher Stellen abhängig machte, nicht beruhigt. Gesichtspunkte, wie sie Alkuin geäußert hatte, lagen der Kirche der Zeit offenbar fern. Man hat nicht aufgehört, auf Synoden die allgemeine Zehntenrichtung zur Verfügung der Bischöfe zu fordern, Zehntverweigerungen aber mit kirchlichen Strafen zu be-
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drohen, bis hin zur Exkommunikation. Erfolg hatte man damit nicht, wenigstens zunächst nicht. Nicht nur der König hat weiterhin über den Zehnt verfügt, sondern auch andere weltliche Herren. Thietmar hielt es für völlig in der Ordnung, wenn sein Großvater Liuthar das von ihm gegründete Kloster Walbeck mit dem Zehnten von seinem Erbgute ausstattete, oder wenn Schwester und Witwe des Grafen Gero mit ihrem Kloster Alsleben das gleiche taten, obwohl doch solche Maßnahmen dem kirchlichen Zehntrecht ins Gesicht schlugen: entweder waren von diesen Gütern dem Bischof bis dahin Zehnte überhaupt nicht entrichtet worden, oder sie wurden ihm jetzt entzogen. Anders wurde dies erst, als die kirchliche Reformbewegung sich auch der Zehntfragen annahm. Es ist kein Zufall, daß die großen Zehntstreitigkeiten des deutschen Mittelalters zwischen den Bischöfen von Mainz, Halberstadt und Osnabrück einerseits, den Klöstern Fulda, Hersfeld und Corvey andererseits gerade im 11. Jahrhundert ihren Höhepunkt erreichten und daß es gerade dem Erzbischof Gebhard von Salzburg (1066—1088) gelang, die volle Zehntleistung bei den Slaven seiner Diözese einzuführen. In diesem Falle hatten offenbar die Verhältnisse ähnlich gelegen wie im Sorbenlande. Die Durchsetzung der kirchlichen Theorie in der Praxis der Zehnterhebung war einer der Programmpunkte der Reformer,, siewar ein Teil der angestrebten Durchsetzung einer neuen kirchlichen Rechtsordnung und der Ausschaltung des Laieneinflusses aus der Kirche. Jetzt konnten die Bischöfe mit Aussicht auf Erfolg ihre Ansprüche vorbringen, und die Genannten taten es, obwohl gerade Benno von Osnabrück einer der treuesten Parteigänger Heinrichs IV. war: wo es um den eigenen Vorteil ging, machte man sich auch auf königlicher Seite die kuriale Theorie zu eigen, und daß Heinrich IV. zugunsten Osnabrücks entschied, zeigt, daß in dieser Frage der berufene Vertreter des Eigenkirchengedankens von vornherein zur Nachgiebigkeit geneigt war. Die Zehntfrage war für das Königtum nicht lebenswichtig. Heinrich entschied für Osnabrück, „wie das kanonische Recht fordert" (sicut Jus canonicum exigit): jetzt hatte das kanonische Recht gesiegt. Im höchsten Maße lehrreich aber ist, auf welchem Wege dieser Sieg errungen wurde: durch Vorlage einer ganzen Reihe gefälschter Königsurkunden, die dem Bistum die streitigen Zehnten zusprachen. Erkannte also Heinrich IV. das kanonische Recht an, so stützte man sich in Osnabrück auf das Verfügungsrecht des Königs. Eine merkwürdige Umkehrung der Fronten! Auch in Meißen hat man im 12. und 13. Jahrhundert Königsurkunden gefälscht, die sich allerdings auf die echte Urkunde Ottos III. von 995 zu stützen vermochten: der volle Zehnt war dem Bistum in einem
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Räume, den die Diözese tatsächlich niemals eingenommen hatte, wirklich einmal verliehen worden, wenn es ihn anscheinend auch nie hatte erheben können, und dieses Recht suchte man jetzt zu erneuern und durchzusetzen, indem man die Verleihung in die Zeit Ottos des Großen zurückdatierte. Wenn allerdings im 12. Jahrhundert dem Bistum dann tatsächlich gewisse Zehntrechte zugekommen sind, so ist es mehr als fraglich, ob sie sich auf diese Fälschungen gründeten, denn auch die anderen sorbenländischen Bistümer, die solche Aktionen nicht durchgeführt haben, besaßen nunmehr Zehnte. Es handelte sich jetzt nicht mehr um die Durchsetzung des Bischofszehnten überhaupt, der vielmehr, wenn auch in einer höchst eigentümlichen Form, wie sogleich zu zeigen sein wird, nunmehr tatsächlich erhoben wurde, sondern um die Durchsetzung des vollen Ertragszehnten, den die Urkunde von 995 dem Bistum in der Form des Königszehnten nicht nur von den Feldfrüchten und dem Vieh, sondern auch vom Handel zugesprochen hatte. Der Umschwung in der Lage der Kirche in Deutschland, der sidi im Investiturstreit vollzog, vor allem aber die völlig neue Situation, die etwa gleichzeitig im Lande ostwärts der Saale mit dem Beginn der deutschen bäuerlichen Siedlung entstand, würde es ohne weiteres verständlich machen, daß nunmehr einBischofszehnt in voller Höhe, wie das kanonische Recht es forderte, geleistet wurde. In Wirklichkeit aber war dies auch jetzt nicht der Fall. Noch im Beginn des 13. Jahrhunderts wurden dem Bistum Meißen die Zehnten oder wenigstens bestimmte Zehnten — der Wortlaut der Urkunden läßt eine Entscheidung nicht zu — nicht nur von Einzelnen, sondern für ganze große Gebiete wie die Niederlausitz und das Land des Grafen Ulrich von Wettin nicht entrichtet, und noch im Jahre 1252 war die Zehntentrichtung in der Niederlausitz anscheinend nicht allgemein durchgesetzt, während sich in der Mark Meißen damals ein Gewohnheitsrecht (consuetudo terrae) herausgebildet hatte. Wie es aussah, lehrt eine Urkunde von 1183, die bereits im Jahre 1162 getroffene Abmachungen wiedergibt: von jedem Dorfe der Mark Meißen, wie groß auch immer es sei, wurde an den Bischof eine feste Abgabe von einem Schilling entrichtet, wobei man vermuten möchte, daß diese Geldabgabe nicht von den Bauern selbst, sondern von dem jeweiligen Dorfherrn gezahlt wurde. Streitigkeiten, die das Meißner Domkapitel im Jahre 1214 mit den Herren von Mildenstein wegen Verweigerung der Zehnten in den Burgwarden Gozne (vgl. Bd. 2, S. 370) und Frankenberg und im Jahre 1208 mit mehreren anderen Adligen der Meißner Diözese hatte, legen das wenigstens nahe. Es gelang dem Bischof 1183, den Markgrafen zu der Zusicherung zu bringen, daß wenigstens von den Neubrüchen von jeder Hufe ein Schock Garben (sexagenaria) gegeben wurde. Die
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Möglichkeit, daß der allgemeine Kirdienzehnt bereits im 11. Jahrhundert im Bistum Meißen gezahlt worden sei, scheidet hiernach aus. Wo der Bischofszehnt entrichtet wurde, und dies war keineswegs überall der Fall, wenn er auch überall gefordert wurde, wurde er vielmehr in der Form einer fixierten Geldabgabe gezahlt, und zwar nicht vom einzelnen bäuerlichen Haushalt als Wirtschaftseinheit, sondern von den Dörfern insgesamt oder ihren Herren. Um einen wirklichen Zehnt kann es sich damals nicht gehandelt haben; von einem solchen ist übrigens 1183 auch gar nicht die Rede. Es ist vielmehr wahrscheinlich, daß das, was seit dem 12. Jahrhundert im mitteldeutschen Osten als fixierte Zehntleistung angetroffen wird, der Rest jener ursprünglich weltlichen Abgaben ist, wie sie dem Bistum Meißen 971 zugewiesen wurden; sie wurden nunmehr von der Kirche unmittelbar von der Bevölkerung oder deren Herren eingezogen. Der Charakter dieser Abgaben ergibt sich schon daraus, daß der Bischof über ihre Höhe mit dem Rechtsnachfolger des deutschen Königs, dem Markgrafen, zu verhandeln sich gezwungen sah, und daß noch im 13. Jahrhundert Burgwarde als Einhebungsbezirke genannt werden. Die Kenntnis der ursprünglichen Rechtsverhältnisse hat sich noch erhalten, wenn es um 1145 von den Slaven in der Gegend von Wolmirstedt, also in dar Magdeburger Diözese, heißt, sie zahlten überhaupt keinen (wirklichen) Zehnt (villa Mose . . . Slavorum decimam non solventium nomine subigebatur). In den Diözesen Merseburg, Meißen und Zeitz-Naumburg wird es nicht anders gewesen sein. Eine andere Frage ist es, ob dlie wenigen Deutschen im Lande, als deren Nachkommen z. B. die milites, die im Jahre 1122 im Gegensatz zum fixierten Zehnt der Bauern (decima constituta rusticorum) an die Kirche von Plauen i. V. vollen Ertragszehnt kraft bischöflicher Verleihung entrichten sollten, schon im 11. Jahrhundert wenigstens teilweise f r e i w i l l i g an die Bischöfe in gleicher Weise zehnteten, woraus sich dann ein Gewohnheitsrecht entwickelte. Es ist dies zwar nicht nachweisbar, aber nicht nur möglich, sondern sogar wahrscheinlich. Indes können die Einkünfte der Bischöfe aus solchen Zehntleistungen zunächst nur sehr mäßig gewesen sein und wuchsen erst im 12, Jahrhundert an. über die Zehntleistungen der deutschen bäuerlichen Siedler ist hier noch nicht zu handeln, da sie erst seit dem 12. Jahrhundert in größerer Zahl ins Land kamen. Nur darauf sei schon jetzt hingewiesen, daß man von ihnen höhere Leistungen erwartete als von den einheimischen Slaven, wie schon der Vertrag von 1162/83 erkennen läßt, indem er den Neubauern eine Sonderstellung gibt. Zunächst aber waren die deutschen Bauern den Slaven zehntrechtlich im allgemeinen durchaus gleichgestellt.
Einsetzung der Bischöfe
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Nicht minder deutlich als in der Zehntverfassung sind die eigenkirdienreditlidien Elemente im Rechte der Besetzung der Bistümer erkennbar. Gleichviel, ob die bischöflichen Kirchen des Sorbenlandes ihrem Ursprünge nach als königliche Eigenkirchen zu betrachten waren oder nicht — vom Könige wurden sie jedenfalls hinsichtlich der Einsetzung ihrer Bischöfe als solche behandelt. Wie der Kirchherr den Priester seiner Eigenkirche, so bestellte der König die Bischöfe der Bistümer Merseburg, Meißen und Zeitz-Naumburg. Noch bei dser Gründung der Bistümer war dies nicht klar zutage getreten, wie wir uns erinnern (vgl. S. 31). Es war nicht gelungen, die königliche Rechtsauffassung gegen diejenige des Papstes völlig durchzusetzen. Die Einsetzung der Bischöfe war damals durch Erzbischof Adalbert von Magdeburg erfolgt, der seinerseits vom Papste den Auftrag dazu empfangen hatte und dessen eigene Einsetzung der Papst allein der Wahl durch Klerus und Volk zuschrieb; zwei päpstliche Legaten waren am Weihnachtstage 968 in Magdeburg anwesend. Der König betonte demgegenüber, er selbst habe mit Rat seiner Getreuen Adalbert zum Erzbischof bestimmt und erwählt (archiepiscopum . . . fieii decrevimus et elegimus); er habe ihn nach Rom zum Empfang des Palliums entsandt; der folgenden Wahl durch Klerus und Volk kam nach der Meinung des Königs nur bestätigende und bekräftigende Bedeutung zu (ut hec nostra electio firmior et subnixior Hat). Zudem wurde diese Wahl befohlen (ut a vobis Omnibus et vocum acclamatione et manuum elevatione electus sue sedi inthronizetur omnimodis desideramus), sie war eine reine Formalität. Die vom Erzbischof tatsächlich vorgenommene Einsetzung der drei Suffraganbischöfe wurde so gedeutet, als solle nach dem königlichen Willen durch diese feierliche Amtshandlung die geschehene Erzbischofswahl sogleich und für alle Zukunft rechtskräftig gemacht werden, etwa in Analogie zur ersten Messe des Bischofs, eine Formulierung, die nur mühsam das tatsächliche Zurückweichen vor der päpstlichen Auffassung in Sachen der Bischofseinsetzung verhüllte. Hinsichtlich der einzusetzenden Personen benannte der König mit aller Bestimmtheit Boso; die Besetzung eines Bistums sollte dem Erzbischof im Einvernehmen mit dem Könige überlassen bleiben, vom dritten war nicht die Rede. Die Bischofseinsetzungen der Folgezeit waren von solchen Kompromissen weit entfernt, sie waren eindeutig die an bestimmte Formen gebundene Vollstreckung des königlichen Willens. Nicht deutlicher könnte dies zum Ausdruck kommen, als wenn Thietmar vom Amtsantritt seines Vorgängers Wigbert sagt, König Heinrich II. habe ihm das Bistum Merseburg mit dem Stabe des Erzbischofs Tagino „ge-
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geben" (dedit): der König verfügt. Und noch während des Investiturstreites wagte man in Merseburg nach dem Tode Bischof Werners (f 1093) nicht, ohne den Willen des damals nicht erreichbaren Königs einen Bischof zu wählen und nahm bis zur Rückkehr Heinrichs IV. nach Deutschland lieber eine vierjährige Sedisvakanz in Kauf. Heinrich hatte ja auch, wie bereits dargelegt wurde (vgl. S. 132), wenige Jahre vorher (1090) nach dem Tode Bischof Günthers von Naumburg sein Recht der Bischofseinsetzung ganz prinzipiell und energisch genug geltend gemacht, indem er den in Naumburg ohne sein Zutun gewählten Abt Friedrich von Goseck zurückwies, obwohl er gegen seine Person nicht das geringste einzuwenden hatte, und Walram an seine Stelle setzte. Die Einsetzung des Bischofs Arnold von Merseburg, die durch die aufständischen sächsischen Bischöfe erfolgte, galt noch dem um 1136 schreibenden Verfasser der Merseburger Bischofschronik als unrechtmäßig. Er entschuldigt die mangelnde Beteiligung des Königs damit, daß er im Banne war, und hielt die Besserung des Rechtes Arnolds, nun freilich ganz im Sinne der Anschauung der Reformer, durch den Spruch des Papstes für durchaus notwendig. Die Erschütterung der bisherigen Rechtsanschauungen durch den Investiturstreit wird indes deutlich im Urteil desselben Autors über die Wahl Gerhards, des durch die Aufständischen vertriebenen Vorgängers Arnolds. Seine Einsetzung war durchaus in den üblichen Formen erfolgt. Nach Bischof Albuins Tod (1112) blieb der bischöfliche Stuhl zunächst fast ein Jahr unbesetzt, „wegen der aufrührerischen Bewegung im Reiche gegen den Kaiser Heinrich V.", das heißt wohl, weil man in der Unruhe der Zeit Gesandte an den königlichen Hof zu entsenden nicht wagen konnte. Als aber der König 1113 nach Erfurt kam, begaben sich die angesehenen Kleriker und Laien des Merseburger Bistums dorthin, um sich einen Bischof zu erbitten. In Gegenwart mehrerer anderer Bischöfe wurde ihnen Gerhard als Oberhaupt gegeben (datur). Bischof Dietrich von Naumburg stellte ihn in Merseburg vor, wo er würdig empfangen und von allen, denen es zukam (debentes), geehrt wurde. Papst Pasdialis II. hat diese Einsetzung als kanonisch anerkannt, er sprach in einem Schreiben an den Erzbischof Adelgoz von Magdeburg von einer Wahl durch Klerus und Volk, der auch der Erzbischof mit seinen Suffraganen zugestimmt habe; die Ordination sei ordnungsgemäß erfolgt. Offensichtlich wurde nicht der Akt in Erfurt, sondern erst der in Merseburg erfolgende als Wahl angesehen. Aber der Merseburger Chronist ist päpstlicher als der Papst: er nennt Gerhard den „Aufgedrängten" (intrusus), mit deutlicher Distanzierung sagt er, „er wird als unser Bischof betrachtet, aber nur kurze Zeit", und schließlich ist er im Zweifel, ob er nicht vielleicht doch mit Recht
Bischofswahl
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vertrieben worden sei. Erst die nach Abschluß des Wormser Konkordats erfolgte Wahl Bischof Meingots (1126) erscheint ihm wieder völlig rechtmäßig, sie erscheint ihm überhaupt als die erste wirkliche Bischofs w ä h l in Merseburg, womit er gewiß nicht im Unrecht ist. Nach gemeinkirchlicher Anschauung sollten die Bischöfe von Klerus und Volk gewählt werden. Klerus und Volk repräsentieren die Kirche Christi; der Wille Gottes kommt in solcher Wahl zum Ausdruck. Wie bei jeder Wahl sind zwei Akte zu unterscheiden: Auswahl des geeigneten Kandidaten und rechtsförmliche Einsetzung, die als eigentliche „Wahl" bezeichnet wurde. Die Bischofswahl wurde abgeschlossen durch die Einweisung ins geistliche Amt und in den Besitz der Kirche, die Investitur, die der König vornahm. So konnte Otto der Große von dem ersten Magdeburger Erzbischof Adalbert sagen, er habe ihn „gewählt" (elegimus), d. h. investiert; die Auswahl wird in diesem Falle anders ausgedrückt (iieri decrevimus). Thietmar erzählt den Vorgang der Investitur bei der Erhebung Hildewards von Halberstadt 968: der Bischof leistete dem König Mannschaft (imperator . . . per manus suscepit) und wurde durch die Überreichung des Stabes nicht nur in die Gewere an der bischöflichen Kirche und ihren Besitz, sondern ins geistliche Amt selbst (cura pastoralis) eingewiesen. In der gleichen Weise muß ganz allgemein die Investitur stattgefunden haben. Sie hatte rechtsbegründende Kraft, aber nicht sie allein, sie war nur ein Teil eines großen Ganzen, eben der Wahl. Die Mitwirkung von Klerus und Volk beim zweiten „Wahl"-Akte ist niemals in Frage gestellt worden. Sie äußerte sich teils im beifälligen Zuruf der beim Investiturakt Anwesenden, teils im Jubel des Volkes beim Empfang am Bischofssitz. Solche Zustimmung bot die Gewähr, daß die Wahl dem Willen Gottes entspreche; insofern waren auch die Bischofswahlen der Zeit vor dem Investiturstreit kanonisch. Die Benennung des Kandidaten aber, nicht etwa nur seine Bestätigung, behielt sich der König vor, gegebenenfalls nach Anhörung einer Gesandtschaft der Kathedralgemeinde, die eine geeignete Person in Vorschlag bringen konnte, deren Auswahl also bereits am Orte der Sedisvakanz erfolgt war. Ein Vorschlags r e c h t bestand jedoch nicht, wie dies den Naumburgern 1090 von Heinrich IV. höchst nachdrücklich zu Bewußtsein gebracht wurde, es sei denn, daß dem Bistum ein besonderes Wahlprivileg erteilt worden sei, wie dies 979 in Magdeburg der Fall war. Dann kam grundsätzlich Klerus und Volk die Auswahl des Kandidaten und ein Vorschlagsrecht, dem König aber das Recht der Bestätigung und rechtsförmlichen Einweisung in das kirchliche Amt und in den Besitz der Kirche zu. Daß er sie auch dort, wo ein solches Wahlprivileg erteilt worden war, sehr wohl zu verweigern und seinen eigenen Kan
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didaten an die Stelle des vorgeschlagenen zu setzen vermochte, zeigen gerade die Verhältnisse in Magdeburg, wo weder 981 noch 1004 noch bei der zweiten W a h l des J a h r e s 1012 der in Magdeburg gewählte Kandidat durchdrang. Bei der ersten W a h l 1012 gelang es nach dem Berichte Thietmars nur mit Mühe, die Zustimmung des Königs zu erreichen, der trotz des Wahlprivilegs durch seinen Gesandten Bischof Erich v o n Havelberg hatte anordnen lassen, zunächst nicht einen förmlichen Wahlvorsdilag (electio) zu machen, sondern nur eine formlose Übereinkunft (consensus unanimus) herzustellen. Auf Veranlassung Thietmars war man damals dem königlichen Gebote nicht gefolgt, mit der W i r k u n g freilich, daß bei der nächsten Wahl, die noch im gleichen J a h r e stattfand, die Wähler sich bewußt waren, daß deT König nunmehr ihrem Vorschlag in keinem Falle zustimmen werde. Auch im J a h r e 1063 wurde dem in Magdeburg gewählten Dompropst Friedrich die königliche Investitur verweigert und statt seiner Werner, der Bruder Erzbischof Annos, eingesetzt. Die sorbenländischen Bistümer haben derartige Wahlprivilegien nicht besessen, hier war also von vornherein allein der Wille des Königs maßgebend. Der König hat nicht für sich in Anspruch genommen, der Wille Gottes könne allein durch ihn wirken, dies zeigen die erteilten Privilegien. Er handelte also bei der Bischofswahl nicht als vicarius Dei, sondern auf Grund des Eigenkirchenrechts. Ab^r auch die W a h l e n der privilegierten bischöflichen Kirchen bringen Gottes Willen nicht eindeutig zum Ausdruck, dies zeigt die häufige Verwerfung ihrer Vorschläge. Erst beim zweiten, formellen W a h l a k t e wird er in der Zustimmung der die Kirche Christi repräsentierenden Anwesenden bestätigend wirksam: dies ist die Anschauung der Zeit. Besonders aufschlußreich für den Hergang bei einer solchen Bischofserhebung ist der Bericht Thietmars von seiner eigenen Wahl. Noch bei Lebzeiten seines Vorgängers Wigbert hatte der König auf Veranlassung des Erzbischofs Tagino v o n Magdeburg Fühlung mit Thietmar wegen der Nachfolge in Merseburg gesucht, hatte aber dann, als Wigbert wirklich starb, einen anderen in Aussicht genommen, doch lenkte der Einfluß Taginos die W a h l des Königs auf Thietmar zurück. Dieser wurde durch den Dompropst Gezo von Halberstadt an den königlichen Hof nach Augsburg entboten. Hier legte ihm Erzbischof Tagino auf Befehl des Königs die Frage vor, ob er gewillt sei, sein künftiges Bistum mit einem Teil seines ererbten Vermögens zu unterstützen, worin man immerhin eine verschleierte Form der Simonie erblicken darf. Thietmar antwortete ausweichend, aber nicht ablehnend. In der königlichen Kapelle übergab ihn sodann der Erzbischof, zur Messe angetan, den Händen des Königs, der ihm das Hirtenamt mit Wahl, d. h. beifälliger
Hergang der Bischofswahl
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Zustimmung aller Anwesenden durch Übergabe des Krummstabes anvertraute (Investitur); Thietmar kniete nieder, bat um Nachsicht für seine Amtsführung, und der Gesang des Introitus ertönte. Nach einigen Tagen wurde durch den Erzbischof unter Assistenz von vier Bischöfen die geistliche Weihe vorgenommen. Thietmar begab sich nunmehr nach Merseburg, wo er vom Domklerus ehrenvoll empfangen und vom Bischof Erich von Havelberg inthronisert wurde, um am nächsten Tage, einem Sonntage, zum ersten Male die Messe zu lesen. Man darf diesen Hergang im Prinzip als typisch für die Besetzung der sorbenländischen Bistümer bis zum Investiturstreit ansehen, sofern man nur berücksichtigt, daß Wahlen nicht nur bei Hofe, sondern auch am Bischofssitze selbst stattfinden konnten, und daß der Bericht Thietmars das nicht erwähnt, was vor seiner Ankunft von Merseburg aus geschah: Anzeige des Todes des Vorgängers beim Könige, wie dies 1113 für die Wahl Gerhards berichtet wird, vielleicht unter Mitnahme der Insignien, und daß er über die zu vermutende Beteiligung der Gesandtschaft an der formellen Wahl, die zugleich mit der Investitur stattfand und in Zuruf und Erheben der Hände bestanden haben wird, schweigt. Als Fortsetzung dieser Wahl hat dann die wohl ähnlich gestaltete ehrenvolle Aufnahme am Bistumssitze selbst zu gelten, die sich ja keineswegs formlos vollzog, wie wiederum aus dem Bericht zu 1113 hervorgeht, der von dazu Berechtigten bzw. Verpflichteten (debentes) spricht. Daß der Papst damals diesen Teil der Wahl als den eigentlich ausschlaggebenden Akt angesehen hat, wurde bereits erwähnt. Es ist dies der Blickpunkt des 12. Jahrhunderts; auch die Merseburger Bischofschronik (um 1136) betrachtet bei Schilderung der Erhebung Thietmars, abweichend von dessen Bericht, den sie sonst als Quelle benutzt, die Vorgänge bei Hofe lediglich als Verleihung der Anwartschaft auf das Bistum (arrha ecclesiastica). Den Kreis der Berechtigten am Bischofssitze fest zu umreißen, sind wir nicht imstande. Fest steht nur, daß außer dem Domklerus auch angesehene Laien beteiligt waren. In Magdeburg ist eine Beteiligung der mililes sogar schon an den Vorbesprechungen, die hier kraft des Privilegs von 979 zur Benennung eines Kandidaten führten, zum Jahre 1012 bezeugt. Der Merseburger Bericht zu 1113 gedenkt schließlich noch einer Eidesleistung des neuen Bischofs (fide data), die vor der die formelle Wahl abschließenden Ehrung in Merseburg lag. Dem König kam also im Falle Thietmars Benennung des Kandidaten und Einweisung ins Amt (Investitur) zu, während Klerus und Volk auf Durchführung einer rein formellen Wahl, die sich in mehreren Akten vollzog, beschränkt waren. Die geistliche Weihe schließlich nahm der zuständige Metropolit vor, und mit Inthronisierung und feierlicher ers ter Messe er16 Schlesinger I
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folgte die Besitzergreifung des Amtes, das durch die Investitur übertragen wurde. Alle diese Akte schließen sich zu einem Rechtsorganismus zusammen, keiner von ihnen ist unerheblich, wenngleich Abweichungen im einzelnen sicherlich möglich waren, die wir jedoch infolge der mangelhaften Überlieferung für die sorbenländiscben Bistümer nicht nachweisen können. Anderwärts ist etwa der Wahlakt am Hofe des Königs in Wegfall gekommen, wenn der Kandidat dort nicht anwesend sein konnte, oder fiel bei Anwesenheit des Königs am Orte des Amtswechsels mit dem dortigen Wahlakt zu sammen. Grundsätzlich machte dies keinen Unterschied, die Wahl bei Hofe (electio in curia) zeigte dieselben Rechtselemente wie die Wahl am Bischofssitz selbst. Klar ist jedenfalls so viel, daß zunächst der Wille des Königs allein ausschlaggebend war und daß, wenn es im Investiturstreit sich darum handelte, den königlichen Einfluß auf die Bischofswahl zu beseitigen oder zu beschränken, dies in erster Linie dadurch angestrebt werden mußte, daß die Benennung des Kandidaten nicht mehr vom Könige, sondern von einer kirchlichen Wahlkörperschaft vorgenommen wurde, wie dies dann in Merseburg 1126 tatsächlich zum ersten Male der Fall war. Mochte auch der formelle Wahlakt durch Klerus und Volk als kanonisch konstitutiv gelten — so noch 1113 — oder gar erst die geistliche Weihe durch den Erzbischof —, politisch und kirchenpolitisch war allein von Wichtigkeit, wer denjenigen bestimmte, an dem diese Akte vollzogen wurden. Dies zeigt gerade die Erhebung Gerhards im Jahre 1113, die bei formeller Unangreifbarkeit doch der Anlaß zu schweren Kämpfen wurde (vgl. S. 137). Das Wormser Konkordat sprach von der „Wahl" (electio) der Bischöfe und faßte mit diesem Ausdruck Benennung des Kandidaten und formellen Wahlakt zusammen. Es knüpfte damit an den Brauch an, der in den Bistümern geherrscht hatte, die ein Wahlprivileg besaßen, wie etwa Magdeburg. Den Kompromißcharakter des Vertrages macht die Bestimmung ersichtlich, daß der König das Recht haben sollte, im Gebiete des Deutschen Reiches bei diesen Wahlen zugegen zu sein. Was dies bedeutete, liegt auf der Hand: die Vorgänge bei den Magdeburger Wahlen zur Zeit Thietmars interpretieren diese Bestimmung mit aller Deutlichkeit. Den Ausschlag gab nach wie vor die Autorität des Königs, nur kam das Vorschlagsrecht, das bisher auf die privilegierten Bistümer beschränkt gewesen war, jetzt allen Bistümern zu. In Merseburg wählte 1126 „der berechtigte Konvent (debitus conventus) der Laien und Kleriker" den Merseburger Domherrn Meingot zum Bischof. König Lothar, von dem man damals behauptete, er habe auf die im Wormser Konkordat verbrieften Rechte verzichtet, war nicht anwesend, aber Meingot begab sich nunmehr
Wormser Konkordat. Domkapitel
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nach. Straßburg zum Könige, dem er von den Großen des Reiches empfohlen wurde. Jetzt erst wurde er durch die Investitur des Königs rechtmäßiger Bischof (regis dono laudabilitei sublimatur et honoratur). Es folgten die Ordination in Magdeburg und der feierliche Empfang in Merseburg. Die einzige Änderung, die im Vergleich mit der Wahl Thietmars eingetreten war, war das Vorschlagsrecht der Merseburger Wahlkörperschaft. Wie weit der König an einen solchen Vorschlag gebunden war, hing von seiner Tatkraft und der daraus fließenden Autorität ab. Als berufene Gehilfen der Bischöfe kamen in erster Linie die Geistlichen der Kathedralkirchen in Betracht, die gemäß den auf die Regel des Bischofs Chrodegang von Metz (f 766) zurückgehenden Beschlüssen der Aachener Synode von 816 zu gemeinsamem Leben nach Art der Mönche, jedoch mit Beibehaltung der hierarchischen Abstufung und der Möglichkeit privaten Besitzes verpflichtet waren. Diese sich abschließenden Klerikergemeinschaften wurden später als Kapitel bezeichnet, da ihre Mitglieder gehalten waren, täglich ein Kapitel aus der Heiligen Schrift oder aus der in Aachen eingeführten Regel zu hören. Es kann kein Zweifel sein, daß solche Gemeinschaften bei allen drei sorbenländischen Kathedralen von Anfang an bestanden haben, wie schon die Bezeichnung monasterium, die auf die bischöflichen Kirchen wiederholt angewandt wird, nahelegt. Die Bezeichnung „Kapitel" ist für sie allerdings in der Frühzeit noch nicht überliefert, es ist meist einfach von den „Brüdern" (Sratres) die Rede. In Merseburg begegnen sie erstmalig 1004 in den Quellen, nacii Wiederherstellung des Bistums, hier unter der Bezeichnung canonici abgestuft in Presbyter, Diakonen und übrigen Klerus, also nadi dem empfangenen Weihegrad. Diese Gliederung galt noch zur Zeit des Bischofs Werner (f 1093). Schon 1004 wurde den Merseburger Brüdern von Heinrich II. eine Schenkung für ihren besonderen Gebrauch gemacht, so daß die Anfänge eines Sondervermögens des Kapitels erkennbar sind. In Meißen ist dies erst 1046 der Fall, als Heinrich III. den fratres drei Ortschaften im Schwabengau schenkte ad complendum eorum stipendiarium victum. Im Jahre 1130 sodann überließ Markgraf Konrad den Kanonikern ein Dorf mit der ausdrücklichen Bestimmung, dem Bischof solle darüber kein Verfügungsrecht zukommen. Das Sondervermögen des Kapitels war also damals voll ausgeprägt und war es vielleicht schon gegen Ende des 11. Jahrhunderts. Die Naumburger Kanoniker treten überhaupt erst 1088 entgegen. Propst, Dekan und Schulmeister werden damals mit Namen genannt. Es folgen weiter die Namen von sieben Presbytern, drei Diakonen und drei Subdiakonen. Die Zahl von 16 Kanonikern entspricht unge18'
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fähr der späteren Größe des meißnischen Kapitels, das 1227 15, 1307 14, 1353 17 Domherren umfaßte. In Merseburg zählte man 17 große Präbenden, was wohl der alten Zahl der Domherren entspricht. Die Übereinstimmung der Zahlen mag bis in die Zeit der gemeinsamen Gründung der Bistümer zurückgehen. Die Echtheit der zitierten Naumburger Urkunde ist zweifelhaft, dcch eine unzweifelhaft edite von 1103 wird vom gleichen Propst Aribo, der auch 1088 genannt wird, dem Kanonikus Hermann und fünf weiteren namentlich genannten Klerikern bezeugt, so daß die Zeugenreihe von 1088 nicht unglaubwürdig erscheint. In Merseburg nennt die Bischofschronik den Propst bereits für die Zeit Thietmars, dann wieder namentlich für die zweite Hälfte des 11. Jahrhunderts. Die älteste überlieferte Merseburger Bischofsurkunde von 1105 weist in der Zeugenreihe als Kanoniker Vicedominus, Dekan und Schulmeister auf, also die gleichen Kapitelsdignitäre, die 1088 in Naumburg begegnen, sofern man den nur dieses eine Mal bezeugten Vitztum mit dem Propst gleichsetzen dürfte, was die Stellung an der Spitze der Kanoniker, vor dem Dekan und bei Nichterwähnung des Propstes, zwar nahelegt, aber nicht beweisen kann. In der Bischofschronik wird einmal eines „Diakonus" gedacht. Er ist wohl mit dem Dekan identisch, vielleicht handelt es sich nur um Verschreibung oder Verlesung. In Meißen begegnet der Propst 1063, der Dekan zusammen mit dem Kustos erst 1160, der Schulmeister noch später (1183). Berücksichtigt man die Trümmerhaftigkeit der Uberlieferung, so wird man, diese wenigen Nachrichten zusammenfassend, sagen dürfen, daß die Domkapitel der sorbenländischen Bistümer während des 11. Jahrhunderts als Körperschaften von je etwa 15 nach dem Weihegrad gegliederten Mitgliedern, aus denen die drei Ämter des Propstes, Dekans und Scholastikus herausragten, bestanden haben. Eine förmliche Teilung des Bistumsgutes in bischöfliches Tafelgut und Kapitelsgut ist vorerst in keinem der Bistümer nachzuweisen, wohl aber eine Trennung: Eingriffe des Bischofs in das zum Unterhalt des Kapitels bestimmte Vermögen waren in Merseburg schon zur Zeit Thietmars wider die gute Sitte, wenngleich möglich (vgl. S. 235), in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts wurden sie in Meißen ausdrücklich ausgeschlossen. Das Kapitel stand nunmehr dem Bischof selbständig gegenüber. Einigen Einblick in die inneren Verhältnisse des Domkapitels gewinnen wir für die Frühzeit nur in Merseburg. Die Brüder werden von Thietmar geistliche Mitarbeiter (cooperatores sacri ordinis) des Bischofs genannt, und dies trifft ihre Stellung sehr gut: sie waren nicht nur sein Beirat in allen äußeren Angelegenheiten der Kirche,
Domkapitel
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die im gemeinsamen Konvent beraten wurden, sondern vor allem diejenigen, die in der Kathedrale regelmäßig zu den kanonischen Stunden die Gottesdienste durchzuführen hatten. Wie anderwärts wird ihnen ein fester Sitz im Chor der Domkirche zugekommen sein; seidene Rückentücher für das Chorgestühl hat schon Heinrich II. gestiftet. Jeder Domherr hatte an diesem oflicium divinum teilzunehmen, audi in der Nacht. Versäumnis strafte Bischof Eckelin zunächst in väterlicher Weise durch bloße Erinnerung, dann durch Verweis in Gegenwart des Dekans (? diaconus), dem wie in anderen Bistümern die Aufsicht über die Durchführung der Gottesdienste und eine gewisse Disziplinargewalt über die Brüder zugekommen sein wird, sofern der Bischof sie selbst nicht mehr ausübte. Der dritte Verweis erfolgte in Gegenwart des gesamten Kapitels. In dieser Zeit bereits muß es also Kanoniker gegeben haben, die es mit ihren geistlichen Pflichten nicht allzu ernst nahmen. Auch die Verlesung des täglichen Kapitels der Schrift war damals offenbar in Abgang gekommen, erst Bischof Eckelin führte sie wieder ein. Sie wurde in wöchentlichem Wechsel von den Brüdern vorgenommen; über die sonstigen Pflichten des diensthabenden heptomadarius, der in anderen Bistümern eine tägliche Messe zu lesen hatte, sind wir nicht unterrichtet. Der Geist der kirchlichen Reformbewegung wird in solchen Maßnahmen spürbar. Zu den geistlichen Pflichten der Domherren gehörte vor allem audi die Lesung der zahlreichen Seelenmessen, nach dem Tode eines Bischofs, Mitbruders oder Angehörigen einer kirchlichen Gemeinschaft, mit der sich das Kapitel in geistlicher Verbrüderung befand, wie dies seit Bischof Werner mit den Mönchen des Merseburger Petersklosters und mit dem Naumburger Domkapitel der Fall war, aber auch zum Jahrgedächtnis derer, die zu diesem Zwecke Stiftungen gemacht hatten. Diese kamen den Brüdern in Gestalt besonders ausgestalteter Mahlzeiten an den Gedächtnistagen oder auch in Gestalt regelmäßiger Gaben von Lebensmitteln zugute. Die Mahlzeiten nahmen die Kanoniker um die Mitte des 11. Jahrhunderts gemeinsam mit dem Bischof ein, und es ist möglich, daß sie zunächst auch gemeinschaftlich schliefen. Thietmar spricht wiederholt vom Schlafsaal (dormitorium) seines Magdeburger Kapitels, und in Merseburg wird es zu seiner Zeit nicht anders gewesen sein. Um die Mitte des 11. Jahrhunderts waren dort mehrere Schlafräume vorhanden, ob bereits Einzelschlafzimmer, muß offen bleiben. Zur Zeit Bischof Werners aber hatten die Domherren gesonderte Wohnungen, die vita communis löste sich allmählich auf. Es scheint sogar, daß bereits in dieser Zeit von den Domherren teilweise Häuser außerhalb
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des gemeinschaftlichen Wohngebäudes, also sogenannte Domherrenkurien, bezogen wurden, denn es wurde ihnen gestattet, ihre Wohnung in der Klausur (claustralis mansio) anderen Brüdern zu überlassen. Die Reichnisse (praebendae), die zunächst nur in der Gewährung des angemessenen Lebensunterhaltes bestanden hatten, waren damals bereits in Geldzahlungen umgewandelt. Gemeinschaftliche Mahlzeiten, insbesondere Gedäditnismähler, fandein zwar noch statt, doch ist es die Frage, ob alle Domherren regelmäßig teilnahmen. Privateigentum war nie untersagt gewesen; jetzt aber bildete sich das heraus, was man gemeinhin unter einer Pfründe versteht. Die einzelnen Kanonikate wurden mit besonderem Vermögen bedacht, das der Inhaber auf Lebenszeit zu nutzen berechtigt war. Schon zur Zeit Bischof Werners wurde bestimmt, daß die Pfründe eines verstorbenen Domherrn für ein Jahr dem Domkapitel zur Verfügung stehen sollte, bevor der Nachfolger einrückte. Trotzdem blieb das Kapitelgut eine vermögensrechtliche Einheit; es ist auch keineswegs völlig in Pfründen zerlegt worden. Die Verwaltung des Kapitelvermögens, das sich durch Zuwendungen der Bischöfe und anderer, wohl auch der Domherren selbst, laufend vermehrte, stand dem Propste zu, in der Frühzeit auch die Aufsicht über die gesamte Wirtschaft, etwa die Beschaffung von Kleidung oder von Fischen für die Fastenzeit. Man kann daraus schließen, daß die Ämter des cellerarius und camerarius damals noch nicht bestanden. Doch erschöpften sich seine Befugnisse hierin nicht. Der Titel viced.om.inus, der einmal bezeugt ist, läßt erkennen, daß er in der Bistumsverwaltung Stellvertreter des Bischofs war, seine rechte Hand gleichsam. Befugnisse der geistlichen Jurisdiktion werden ihm übertragen gewesen sein wie anderwärts den Archidiakonen, die sich in den ersten anderthalb Jahrhunderten der sorbenländischen Bistümer nicht nachweisen lassen, vielleicht auch Befugnisse der Vermögensverwaltung. Die Art, in der die Aufnahme in die Kapitel erfolgte, und die Bedingungen, an die sie geknüpft war, sind nicht bekannt. Allenfalls kann man auf Grund der wenigen überlieferten Namen vermuten, daß deutsche Abkunft gefordert wurde. Schon als Knaben wurden manche künftige Domherren der Obhut der Domschule anvertraut, die unter Leitung des Schulmeisters stand, wie jener Hagino, der zur Zeit des Bischofs Bruno (i 1036) in Merseburg eintrat und zur Zeit der Abfassung der Bischofschronik noch hochbetagt lebte. Uber Stand und Herkunft der Domherren schweigen die Quellen der Frühzeit. Ähnlich diesen Domkapiteln muß die Verfassung des Kollegiatstiftes in Zeitz gewesen sein, das bei Verlegung des Bistums nach
Domkapitel. Pfarrei
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Naumburg dort zurückblieb, des einzigen, das in den sorbenländisdien Bistümern vor dem Jahre 1100 bestand. Nachrichten fehlen freilich, und nicht anders ist es mit den wenigen Klöstern, die in Merseburg und Naumburg, vorübergehend in Schmölln und vielleicht auch in Zeitz bestanden. Wir vermögen über ihre Verfassung in der Frühzeit schlechterdings nichts auszusagen. Einen Teil ihrer geistlichen Rechte und Pflichten übertrugen die Bischöfe den Landgeistlichen zur Ausübung. In welchem Umfange dies geschah, lehrt eine Urkunde von 1121, in der Bischof Dietrich von Naumburg dem von ihm gegründeten Kloster Bosau das Pfarrecht übertrug: es umfaßte Predigt, Taufe, Krankenbesuche, Beichtehören, Begräbnis et cetera, que ecclesiastica sunt, celebrandi curam, d. h. wohl in der Hauptsache den Meßgottesdienst. Delegiert wurden also Befugnisse auf dem Gebiete des Lehramtes und des Kultus, nicht aber auf dem Gebiete der kirchlichen Jurisdiktion und Verwaltung. Vermögensrechtliche Selbständigkeit kam indes den Pfarrkirchen von Anfang an zu, wie dies in Altdeutschland längst üblich geworden war. Schon 976 erscheinen die Kirchen in Teuchern und Görschen mit ihrer Ausstattung (dos). Doch galt solche Selbständigkeit natürlich nur im Rahmen des Eigenkirchenrechts. Nur der Tatsache, daß Pfarrkirchen mit ihrer gesamten Ausstattung vom Kirchherrn veräußert werden konnten, ist es ja zu verdanken, daß wir von der Existenz der beiden genannten Kirchen so frühzeitig erfahren. Alle Pfarrkirchen des ehemaligen Sorbenlandes w a r e n Eigenkirchen, auch die von den Bischöfen gegründeten. Scharf zu scheiden ist dabei zwischen wirklicher Gründung und bloßer Weihe; die von den Bischöfen wiederholt geweihte Pfarrkirche von Altkirchen z. B., über deren Recht Bischof Udo 1140 mancherlei Verfügungen traf, war trotzdem eine Königskirche (vgl. 182 f.). Nur die von den Bischöfen gegründeten Kirchen galten folgerichtigerweise als ihre Eigenkirchen, über die sie verfügen und in vermögensrechtlicher Hinsicht eine übergeordnete Gewere an ihrer Ausstattung geltend machen konnten. Schenkungen an solche Kirchen erfolgten infolgedessen zu Händen des Bischofs, wie dies 1012 für die Kirchen von Schkeitbar und Keuschberg bezeugt ist, denen vom Könige zu ihrer Ausstattung je eine Königshufe zugedacht worden war. Wir finden beide Kirchen später als Obödienzen des Merseburger Domkapitels wieder, dem sie somit der Bischof überlassen hatte. Als Eigenkirchenherren haben wir weiterhin den König und den deutschen Adel kennengelernt. Die Königskirchen sind später alle in andere Hände übergegangen, durch Schenkung oder einfach durch Nachfolge der Landesherren in die ehemaligen königlichen Rechte. Die Rechte des Adels aber an den von ihm
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gegründeten Kirchen haben sich in der Form des adligen Patronats bis über das Mittelalter hinaus erhalten. Noch im 16. Jahrhundert werden „Kirchlehen" als Zubehör von Rittergütern veräußert. Es entsprach der Agrarverfassung Altdeutschlands, wenn das Kirchenkapitular Ludwigs des Frommen von 818/19 als Mindestmaß der Landausstattung einer Pfarrkirche eine Hufe festsetzte, d. h. Land in der Größe eines normalen Bauerngutes. Für Altsachsen war bereits in der Capitulatio de partibus Saxoniae (775/90) ein anderer Satz festgelegt worden: zwei Hufen, dazu auf je 120 Seelen der Pfarrangehörigen ohne Unterschied des Standes ein Knecht und eine Magd. Kern der Ausstattung bildete also in jedem Falle ein bemessener Anteil an dem in Hufen liegenden Bauernland. Hierzu kamen Zehnteinkünfte, als deren Einhebungsbezirke die Pfarrsprengel sich herausgebildet hatten und von denen nur ein Teil an den Bischof abzuführen war, wobei die Entwicklung der zehntrechtlichen Verhältnisse sich im einzelnen in den verschiedenen deutschen Landschaften verschieden gestaltete. Trachtete man, die Kirchen des Sorbenlandes in der gleichen Weise auszustatten, so mußte man sogleich auf schwer zu überwindende Schwierigkeiten stoßen. Ein allgemeines Zehntgebot war hier, wie wir sahen, nicht ausgesprochen worden. In keinem Falle finden wir sorbenländische Pfarrkirchen vor dem Jahre 1100 im Besitze von Zehnteinkünften. Zuweisung von Zehnten an Pfarrkirchen durch die Eigenkirchenherren muß zwar prinzipiell möglich gewesen sein, ist aber nicht überliefert. W o Zehnte irgendwelcher Art erhoben wurden, waren sie den Bischöfen zugewiesen, und nur durch bischöfliche Verleihung konnten Pfarrkirchen in den Genuß derartiger Hebungen kommen, wie dies dann im Beginn des 12. Jahrhunderts bei der Gründung der Pfarrkirchen von Plauen i. V. und Zwickau bezeugt ist. Ein wichtiger Teil der in den altdeutschen Gebieten üblichen Pfarrausstattung kam also von vornherein in Wegfall. Um so größere Bedeutung mußte der Landausstattung zukommen. Aber auch hier ergaben sich Schwierigkeiten. Die Wirtschaftsweise war im Sorbenlande eine völlig andere als in Altdeutschland, wo intensive Einfeldwirtschaft oder Dreifelderwirtschaft die Regel waren: auf den bei dünner Bevölkerung gerade im fruchtbaren Mitteldeutschland reichlich vorhandenen Land scheint der Sorbe auf leicht zu bearbeitenden Böden bald hier, bald dort seine Felder angelegt zu haben, um sie dann wieder auf unbestimmte Zeit brachliegen zu lassen. Neben solche „wilde Feldgraswirtschaft" trat Erwerb aus Viehzucht, Fischfang und Jagd, wohl auch aus Handel und Gewerbe, nicht zu vergessen die Waldbienennutzung. Eine Wirtschaftseinheit nach der Art der deutschen Hufe, von be-
Pfarrausstattung
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stimmt bemessener Größe, war somit unbekannt, und überhaupt spricht die Art der in der Frühzeit an den deutschen König zu entrichtenden Abgaben nicht dafür, daß der Feldbau den Haupterwerbszweig bildete. Ausstattung der Kirchen mit Hufen wie in Altdeutschland, wodurch der Pfarrer wirtschaftlich den ansässigen Bauern gleichgestellt wurde, war in diesen fremdartigen Verhältnissen unmöglich: Bauerngüter nach Art der deutschen waren nicht vorhanden. Die Landausstattung der Pfarreien erfolgte infolgedessen zunächst durch Zuweisung von Königshufen, die im Unterschied zu den sonstigen Hufen nicht eine Wirtschaftseinheit, sondern lediglich eine Einheit des Landmaßes waren, ohne Rücksicht auf Anbau und Nutzung und etwa darauf vorhandene Bewohner und Gebäude, bestimmt zunächst nur zur Vermessung der großen Königsgutkomplexe. Landvergabungen durch den König an seine Getreuen wurden im Markengebiet, soweit nicht ganze Burgwarde verschenkt wurden, meist nach Königshufen vorgenommen. Bei ihrer Ausmessung berücksichtigte man weder die Zugehörigkeit des vermessenen Landes zu einzelnen Dörfern noch zu bestimmten Burgwarden; Grundsatz war nur, daß die vorgesehene Fläche, knapp 50 ha je Königshufe, wie man berechnet hat, erfüllt wurde. Die darauf ansässige slavische Bevölkerung wurde jeweils mit übereignet. Ausstattung von Pfarrkirchen mittels Zuweisung solcher Königshufen begegnete uns in Schkeitbar und Keuschberg (1012). Um dieselbe Zeit (1014) ist die Ausstattung von fünf Pfarreien mit je einer Königshufe im südöstlichen Markengebiet des Reiches, in Niederösterreich, bezeugt; eine weitere, freilich nur chronikalische Nachricht betrifft die am Ende des 11. Jahrhunderts gegründete Nikolaikirche in Pegau. Es muß sich also um etwas durchaus Gewöhnliches gehandelt haben. Es ist nun bemerkenswert, daß in der Nähe der genannten beiden zuerst genannten Kirchen die Ortsnamen Pfaffendorf und Poppitz anzutreffen sind (vgl. S. 161 f.). Es muß offen bleiben, ob diese früher offensichtlich pfarreigenen Dörfer auf den anliegenden Königshufen entstanden sind oder schon vorhanden waren, was ohne weiteres möglich ist, oder ob sie eine besondere (bischöfliche) Dotation neben den geschenkten Königshufen darstellten. Jedenfalls wird in der Frühzeit die Ausstattung vor allem der an Zahl überwiegenden königlichen Eigenkirchen mit einer oder mehreren Königshufen die Regel gewesen sein. Bedenkt man, daß noch 1122 der Besitz von vier Smurden als eine Hufe (mansus) gerechnet wurde, deren Größe höchstens eine halbe Königshufe, wahrscheinlich wesentlich weniger, betragen haben kann, so erhellt, daß auf diese Weise ganze slavische Weiler in den Besitz von Pfarrkirchen übergehen konnten, unter Umständen auch
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mehrere, falls es sich um größere Zuweisungen handelte, wie sie vor allem in sehr früher Zeit erfolgt zu sein scheinen (Teuchern, Görsdien, vgl. S. 174; auch Eilenburg, vgl. S. 169). Daneben bestand die bereits angedeutete Möglichkeit, daß erst nach vollzogener Schenkung die mitübereigneten Slaven in einem Dörfchen zusammengezogen wurden, das nunmehr den Namen Pfaffendorf (Poppitz) erhielt. Wie aber schon frühzeitig an Getreue des Königs nicht nur Königshufen, sondern ganze namentlich bezeichnete slavische Weiler vergeben wurden, wobei also nun entsprechend der slavisdien Wirtschaftsweise nicht der Besitz des Einzelnen, sondern die Wohngemeinschaft des Dorfes als am leichtesten faßbare wirtschaftliche und demgemäß vor allem als die der Abgabenerhebung zugrunde gelegte Einheit angesehen wurde (ein Schluß auf etwaigen Agrarkommunismus ist übrigens hieraus nicht zu ziehen), so werden auch an Pfarrkirchen in der gleichen Weise von vornherein ganze Dörfer als Ausstattung gekommen sein, wenngleich dies in der Frühzeit nicht zu belegen ist. Fest steht jedoch auf Grund von Rückschlüssen aus späterer Zeit, daß das Grundmaß der Ausstattung der sorbenländischen Pfarrkirchen zunächst nicht die (Wirtschafts-)Hufe war, sondern das Dorf, auf welche Weise auch immer sie in den Besitz dieser Dörfer gelangt sein mögen. Es entstand so ein Stand von Pfarrhörigen; der deutsche Familienname Wiedemann bezeichnete später einen solchen. Die Pfarrer wurden zu Dorfherren, ähnlich den im Sorbenlande ansässig gewordenen kleinen ritterlichen Mannen; wie die Herrschaft dieser wird ihre Herrschaft am besten nicht als Grundherrschaft, sondern mit quellengemäßem Ausdrude als Dorfherrschaft (dominium villae, deutsch hertum) zu bezeichnen sein. Aus solcher Dorfherrschaft erwuchsen neben dem Rechte auf Abgaben und Dienste auch Rechte der niederen Gerichtsbarkeit. Die bis weit in die Neuzeit hinein in Sachsen vorhandenen Pfarrdotalgerichte haben institutionell in solcher Dorfherrschaft ihre Wurzel. Wirtschaftlich bedeutete diese zunächst weitgehenden Verzicht auf Eigenwirtschaft des Pfarrers. Während in Altdeutschland die Pfarrer das ihnen zugewiesene Land meist, wenn auch nicht ausnahmslos mit Hilfe unfreien Gesindes selbst zu bewirtschaften pflegten, wie dies vor allem aus den obenerwähnten Bestimmungen der Capitulatio de partibus Saxoniae hervorgeht, begnügten sich die Pfarrer des Sorbenlandes, hierin wiederum den ritterlichen Dorfherren vergleichbar, offenbar mit dem Bezüge der Abgaben ihrer Hörigen; nur ein verhältnismäßig geringer Teil des Pfarrlandes dürfte in Eigenbau gehalten worden sein. Erst ganz allmählich, mit der Zuwanderung deutschen Gesindes und der zunehmenden Angleichung der slavisdien Wirt-
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schaftsweise an die deutsche, wird sich dies geändert haben, wird das eigentliche Pfarrgut vergrößert worden sein; doch ist nirgends Verdrängung von Slaven zugunsten pfarrherrlicher Eigenwirtschaft bezeugt. Dagegen entwickelten sich solche Pfarrherrschaften teilweise zur Streulage altdeutscher Grundherrschaften. Der Besitz der Kapelle in Löbejün (in der Erzdiözese Magdeburg) lag z. B. 1156 in 11 verschiedenen Orten, und die Besitzungen und Einkünfte der Pfarrkirche Lübben waren 1361 so mannigfaltig und zerstreut, daß sie am besten vom Lausitzer Archidiakon in Verbindung mit seiner die ganze Niederlausitz umfassenden geistlichen Gerichtsbarkeit genutzt werden konnten. Erst im Anfang des 12. Jahrhunderts, mit Beginn der deutschen bäuerlichen Siedlung, vollzog sich die grundlegende Wandlung: nunmehr galt auch im Sorbenlande die Pfarrhufe als Grundbestandteil der Pfarrausstattung, wie dies bei der Gründung der Kirchen von Zwickau und Plauen i. V. bezeugt ist. Eine feste Abgrenzung der Pfarrsprengel erfolgte zunächst nicht, und als sie dann durchgeführt wurde, geschah dies nicht mit einem Schlage, sondern allmählich, je nach Bedarf, wie die Darstellung der Entwicklung der ältesten Pfarreien gezeigt hat (vgl. S. 158 ff.). Auf eine kurze Zusammenfasssung des dort Dargelegten dürfen wir uns hier beschränken. Die Zahl der Kirchen im Lande war zunächst viel zu klein, als daß die Pfarrer Veranlassimg gehabt hätten, sich gegenseitig die Pfarrkinder streitig zu machen, zumal diese ja den Pfarrkirchen zunächst nicht zehntpflichtig waren. Trug es in Altdeutschland viel zur Festigung der Parochialgrenzen bei, daß die Pfarreien zugleich Zehntbezirke waren, so kam dieses Motiv im Sorbenlande in Fortfall. Die Gründung neuer Pfarrkirchen oder die Erhebung von Kapellen zu solchen machte zunächst keinerlei Schwierigkeiten, da die alten Kirchen in ihren Einkünften dadurch nicht geschmälert wurden. Erst als mit der Vermehrung der Kirchen und der damit verbundenen Ausbreitung christlicher Sitte bei der slavischen Bevölkerung die aus der Handhabung der Kasualien anfallenden Gebühren, die sog. Stolgebühren, sowie die ursprünglich freiwilligen, später fixierten Opfergaben der Gläubigen ins Gewicht zu fallen begannen, gewannen die Pfarrer materielles Interesse an einer möglichst großen Zahl von Pfarrkindern. Eine Abgrenzung der Parochien gegeneinander machte sich nunmehr nötig. Der Pfarrzwang, d. h„ die Verpflichtung der Bewohner eines bestimmt umgrenzten Gebiets, Taufe, Beichte und Begräbnis nur vom Pfarrer einer bestimmten Kirche vornehmen zu lassen und den Gottesdienst dieser Kirche mindestens an den hohen Festtagen regelmäßig zu besuchen, hatte also seinen Ausgangspunkt im Sorbenlande nicht wie in Altdeutschland im Zehntwesen, sondern
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in den Oblationen. Durchgeführt wurde er wohl in der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts, hier früher, dort später; im Südteil der Naumburger Diözese erst im beginnenden 12. Jahrhundert, noch später wohl in der Oberlausitz und vollends in der Niederlausitz. Für das Gebiet zwischen Saale und Mulde kann man die Zeit der Verfestigung der Pfarreien auf das 11. Jahrhundert eingrenzen. Eine Exemtion vom Pfarrzwang wurde 1121 dem Kloster Bosau zuteil. Bischof Dietrich von Naumburg verfügte damals, es dürfe jedermann, ob Kanoniker, Kleriker oder Laie, sich in Bosau taufen und begraben lassen sowie dort beichten. Die Regel im Bistum Naumburg muß also damals die Bindung an eine bestimmte Kirche gewesen sein. Anders im Jahre 995 im Muldengebiet. Als Otto III. jene Urkunde ausstellte, die den Sprengel des Bistums Meißen erweitern und ein allgemeines Zehntrecht in ihm begründen sollte, flocht man zur Begründung des Grenzverlaufs auf dem linken Muldenufer den Satz ein: „Wir sagen deshalb auf dem westlichen Ufer, weil viele Dörfer zu den Burgen auf dem Ostufer gehören." Man wollte zwar vermeiden, daß die Diözesangrenze mitten durch die Burgbezirke lief, aber feste Parochien waren damals noch nicht gebildet, man würde sonst nicht von den Burgen, sondern von den Kirchen gesprochen haben. Die Bistumsgrenze verlief denn auch später in Wirklichkeit so, daß sie vom Flusse selbst gebildet wurde, die Parochien griffen im allgemeinen nicht über ihn hinüber, wurden also anders gestaltet, als man in Meißen beabsichtigte. Aber man greift mit Händen, daß sie damals in der Bildung begriffen waren und daß in dieser Gegend die Burgbezirke in Aussicht genommen waren, ihnen als Grundlage zu dienen. Man kommt also im Bistum Naumburg und im Westteil des Bistums Meißen auf die erste Hälfte des 11. Jahrhunderts für die Entstehung des Pfarrzwangs. In seiner zweiten Hälfte ist dann die Gründung der Parochie Altkirchen bei Altenburg tatsächlich bezeugt. Die Parochien wurden wie anderwärts an weltliche Bezirke angelehnt, als die sich im Sorbenlande in der fraglichen Zeit vor allem die Burgwarde darboten, soweit sie noch nicht aufgesplittert waren, zumal ja Kirchen gern bei Burgwardmittelpunkten angelegt worden waren. Aber gerade bei einer Anzahl der ältesten und bedeutendsten Kirchen war dies nicht der Fall: Görschen, Profen, Schkeitbar, Weßnig, Dresden. Audi wo die Kirche am Burgwardhauptort sich erhob, entsprach doch keineswegs immer die Parochie dem Burgbezirke, wie dies am auffälligsten bei Groitzsch entgegentritt, aber auch bei den eben erwähnten Muldenburgwarden, wo die Grenze der Diözesen und Parochien entlang dem Flusse die Burgbezirke mitten durchschnitt (Rochlitz/Seelitz, Wurzen/Püchau). In beiden Lausitzen läßt sich ein
Pfarrzwang
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Zusammenhang zwischen Burgward- und Parodiialeinteilung des Landes überhaupt nicht herstellen, und die Parochien in der Umgebung von Altenburg sowie die Pfarreien adliger Gründung in der Gegend von Naumburg zeigen ebenfalls keinerlei Beziehung zur Burgwardverfassung. Es ist somit nicht gerechtfertigt, die Pfarrkirche des Sorbenlandes im 10. und 11. Jahrhundert als Burgwardkirche zu charakterisieren, wie dies in der Wissenschaft üblich geworden ist. Der in gewiß nicht wenigen Fällen erkennbare Zusammenhang ist ein nur äußerlicher, nicht in der verfassungsgeschichtlichen Eigenart der Landesgliederung begründeter. Nach der Festigung der Kirchspiele und der Ausbildung des Pfarrzwanges ist die Gründung neuer Pfarrkirchen gleichsam „aus wilder Wurzel" grundsätzlich nicht mehr möglich gewesen. Die Herauslösung neuer Kirchspiele aus den älteren erfolgte jetzt nur noch gegen angemessene Entschädigung (restaurum) der Mutterkirche. Ausnahmen waren im Eigenkirchenrecht begründet oder erfolgten dort, wo Pfarrkirchen überhaupt noch nicht vorhanden waren, wie im Südteil der Naumburger Diözese. Ins 11. Jahrhundert, d. h. in die Zeit der Ausbildung des Pfarrzwangs, gehen wohl auch die wenigen sog. Personalpfarreien zurück, die sich über einen bestimmten Personenkreis, nicht über ein Gebiet erstreckten. So waren bis 1205, als sie an die Airaparochie gewiesen wurden, die Burgmannen der Burg Meißen mit ihrem Gesinde ebenso wie das Gesinde der Domherren nach dem Dom gepfarrt, und es ist wohl ein Nachklang solchen Sonderrechts, wenn noch 1265 die Ritterbürtigen um Leisnig allein die Mutterkirche St. Matthäi, nicht aber deren Filialkirchen als ihre Pfarrkirche anerkennen wollten. Allgemeinere Bedeutung haben solche Personalpfarreien nicht gewonnen. Es ist die Frage aufgeworfen worden, ob die geschilderte Verfassung der Niederkirchen des Sorbenlandes in ihrem Grundcharakter deutsch oder slavisch sei, und auf Grund umfassender und überaus gründlicher Forschungen ist sie im zweiten Sinne beantwortet worden. Unvoreingenommene Betrachtung wird dagegen Widerspruch anmelden müssen. Die Unterschiede zwischen der Kirchenverfassung des Sorbenlandes und derjenigen Altdeutschlands sind zwar unverkennbar. Sie betreffen vor allem das Zehntwesen und die Ausstattung der Pfarrkirchen. Es ist auch unbestreitbar, daß die letztere im Sorbenlande mit Rücksicht auf die Eigentümlichkeiten slavischer Wirtschaftsweise vorgenommen wurde. Aber das ist alles. Was sonst für den slavischen Charakter der sorbenländischen Kirchenverfassung geltend gemacht worden ist, ist deutsch. Es handelt sich vor allem um dreier-
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lei: um den angeblichen Zusammenfall von Parochie und Burgwardbezirk, wobei die Burgwardverfassung mindestens in ihren Grundlagen als slavisch aufgefaßt wird; um die angebliche Angleichung der Zehntentrichtung an das Schüttkorn (zip), das mit dem Wadikorn oder Burgkorn identifiziert und als in vordeutsche Zeit zurückreichende, für die Burgwardverfassung charakteristische Leistung angesehen wird; um die angebliche Angleichung der kirchlichen Baulast an die Pflicht zum Burgwerk, die gleichfalls der vordeutschen Zeit entstammen soll. Was den ersten Punkt betrifft, so ist gezeigt worden, daß schlechthin von einer „Burgwardkirche" nicht gesprochen werden kann. Aber selbst wenn dies der Fall wäre, wäre dies kein Beweis für den slavischen Charakter solcher Burgwardpfarreien, denn die Burgwardverfassung ist in ihren verfassungsgeschichtlidien Grundlagen nicht slavisch, sondern deutsch, wie hier nicht näher ausgeführt werden kann (vgl. S. 10). Die Bildung von Bezirken zu einer Burg gehöriger Dörfer ist im fränkischen und deutschen Reiche durchaus nichts Ungewöhnliches; verwiesen sei vor allem auf die schon wiederholt erwähnten karlingischen Burgbezirke im Hassegau. Die Burgwarde sind diesen Bezirken nachgebildet und nicht aus slavischer Wurzel erwachsen, obwohl sicherlich eine slavische Burgbezirksverfassung bestanden hat und Burgen slavischen Ursprungs gelegentlich als Burgwardmittelpunkte weiterbenutzt wurden. Daß die Fixierung der Zehntleistung in Getreide auf Angleichung an das in Scheffeln zu schüttende Wach- oder Burgkorn beruht, darf bezweifelt werden. Diese Leistung selbst aber steht in keinerlei Verbindung mit der Burgwardverfassung, sondern wird in den Bezirken der Burggrafschaften erhoben, die nach neuen Forschungen in der Form, in der sie uns in den Quellen greifbar werden, eine Neuschöpfung erst des 12. Jahrhunderts, nämlich König Konrads III. sind, also einer Zeit angehören, in der die Burgwardverfassung bereits in Verfall geraten war. Kirchliche Zehnte sind im Sorbenlande zunächst generell überhaupt nicht gefordert worden, es fehlte an einer königlichen Autorisierung dazu. Wo ihre Erhebung in begrenzten Gebieten der Magdeburger Kirche gestattet wurde, fehlt jeder Anhaltspunkt dafür, daß sie von Anfang an fixiert waren. Die Zehntverleihung von 961 in den Landschaften zwischen Saale und Mulde spricht vielmehr ausdrücklich vom vollen Ertragszehnt (de fructibus et Omnibus utilitatibus). Wo weltliche Zehnte erhoben wurden, die dann an die Kirche übergingen, erfolgte dies keineswegs in der Form einer fixierten Getreideabgabe, also in Anpassung an das Schüttkorn, sondern als Abgabe des zehnten Teils des Rohertrags, sei dies nun der am häu-
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figsten begegnende Honig, oder sei es Getreide, Vieh, Silber, Kleidungsstücke, Pelzwerk, Sklaven oder sonstige Handelsware. Gewiß wurden diese Leistungen später fixiert, aber es geschah nicht ausschließlich in Getreide in der Form des Zwei- oder Dreikorns, sondern im 12. Jahrhundert ist in der Mark Meißen allgemein Entrichtung in Geld bezeugt, und die kirchliche Forderung auf Vermehrung dieser Abgaben ging nicht auf Schüttkorn, sondern auf Entrichtung in Garben (sexagenaiia „Schock"), wie sie um dieselbe Zeit im Bistum Naumburg bereits verbreitet war (scobiones „Schober"). Fixierung des Zehnten aber ist überhaupt nichts spezifisch Slavisdies, sondern kommt überall auch in Altdeutschland vor, insbesondere in Thüringen, wo wahrscheinlich der Zehntstreit mit dem Erzbischof von Mainz im 11. Jahrhundert um die Umwandlung dieser fixierten Zehnten in volle Ertragszehnten ging. Ausbreitung der Gewohnheit von hier auf das Land östlich der Saale ist mehr als naheliegend. Schließlich ist zu beachten, daß das Zipkorn dort, wo es in den sorbenländischen Quellen entgegentritt, nicht nur v o n altansässigen Slaven, sondern auch von deutschen Neusiedlern erhoben und deutlich vom Zehnten unterschieden wird. W a s endlich Baupflicht und Burgwerk betrifft, so ist nicht zu leugnen, daß eine Burgbaupflicht der Bevölkerung schon in slavischer Zeit bestand. Wie sollten die großen slavischen Burgwälle, die die Spatenforschung sichergestellt hat, anders entstanden und erhalten worden sein? Aber etwas spezifisch Slavisches ist dies wiederum nicht, Verpflichtung zu Burgwerk ist auch im mutterländischen Deutschland bezeugt wie schon im Fränkischen Reiche, ü b e r d i e s ist es mehr als fraglich, ob man die Kirchenbaupflicht der Pfarreingesessenen, die sich in Sachsen in nadireformatorischer Zeit nachweisen läßt, mit einer Burgbaupflicht in Verbindung bringen darf, die ein halbes oder ganzes Jahrtausend zurückliegt, wenn alle Zwischenglieder fehlen, und eine solche Verbindung ist um so unwahrscheinlicher, als die Kirchenbaupflicht der Parochianen ja keineswegs auf ehedem slavisch besiedeltes Gebiet beschränkt ist. Die eigenkirchenrechtlichen Elemente in der Kirdienverfassung des Sorbenlandes sind ohne Ausnahme aus dem deutschen Eigenkirchenwesen ableitbar, ohne daß man ein besonderes slavisches Eigenkirchenrecht zu bemühen braucht, dessen Bestehen wohl überhaupt der Nachprüfung bedarf. Könnte es anders sein? Die Gründer und Herren der Kirchen waren durchweg Deutsche, die Geistlichen gleichfalls; die passive Resistenz der slavischen Bevölkerung gegen die Annahme des neuen Glaubens ist mehr als einmal bezeugt. Wie hätte gerade diese breite, aber völlig einflußlose und zudem führerlose Schicht der Verfassung des
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kirchlichen Wesens ihren Stempel aufzudrücken vermocht! Die Kirche des Sorbenlandes ist, soweit nationale Momente sich im kirchlichen Wesen des Mittelalters ausprägen, deutsch, sie ist Missionskirche, die sich in ihrer Gestaltung den Zuständen, die sie vorfand, stellenweise angepaßt hat, wie dies bei jeder Missionskirche der Fall ist, ohne daß dies ihrem von Haus aus deutschen Charakter den geringsten Eintrag tat. Wenn in weitausholender Beweisführung dargelegt worden ist, daß die Besonderheiten, die in der Kirche des Sorbenlandes angetroffen werden, in der böhmischen und polnischen Kirche sowie anderwärts auf westslavischem Boden in ähnlicher Ausprägung zu beobachten sind, so ist darauf hinzuweisen, daß die Kirchen der mitteldeutschen Marken zu den ältesten des westslavischen Siedlungsgebietes gehören und daß die Entwicklung ihrer Verfassung niemals einen eigentlichen Bruch erfahren hat, wie dies etwa in Polen der Fall war. Die Bedeutung des in die deutsche Rechts- und Wirtschaftsordnimg einbezogenen Sorbenlandes für die Ausbildung charakteristischer Formen in Wirtschaft und Recht, die von hier aus sich in weite Gebiete des östlichen Mitteleuropa verbreiteten, ist bekannt; es braucht nur an den Siegeszug des Sachsenspiegels oder des Magdeburger Rechts in den Städten oder des deutschen Rechts (ius Teutonicum) in den Dörfern des westslavischen Siedlungsgebietes erinnert zu werden. Es liegt nahe, auch für Erscheinungen der kirchlichen Verfassungs- und Rechtsgeschichte ähnliche Vorgänge zu vermuten, wo auffallende Ubereinstimmungen entgegentreten. Doch liegt es außerhalb unserer Aufgabe, solche Schlüsse zu ziehen, die eingehend begründet werden müßten, da die Möglchkeit bodenständiger Parallelentwicklungen stets im Auge zu behalten ist. In Kürze ist noch derjenigen kirchlichen Instanzen zu gedenken, die von außen her in das Leben der drei sorbenländischen Bistümer hineinwirkten: des Erzbischofs von Magdeburg als des Vorstehers der zuständigen Kirchenprovinz und des Papstes. Obliegenheit des Erzbischofs war es, die Weihe der Suffraganbischöfe nach ihrer Erhebung vorzunehmen. Soviel wir wissen, hat sie der Magdeburger Erzbischof an den Bischöfen von Merseburg, Meißen und Zeitz-Naumburg stets vorgenommen. Einfluß auf die Einsetzung der Bischöfe hatte er nur insofern, als er dem Könige geeignete Persönlichkeiten vorzuschlagen vermochte, wie Thietmar in bezug auf sich selbst dies von Tagino berichtet (vgl. S. 85 f.). Doch war ein solcher Vorschlag weniger Ausfluß einer Amtsbefugnis als persönlichen Ansehens beim Könige, über die Bistümer und ihre Verwaltung kam dem Erzbischof ein Oberaufsiditsrecht zu. Es äußerte sich in der Vornahme von Visitationen. Von einer solchen Visitation
Metropolitangewalt. Papsttum
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im Bistum Merseburg durdi Erzbisdiof Adalbert im Jahre 981 berichtet Thietmar. Teilnahme der sorbenländischen Bischöfe an Provinzialsynoden ist nicht überliefert, doch besagt dies nicht, daß solche nicht stattgefunden hätten. Während des Investiturstreits standen die Magdeburger Erzbischöfe meist auf der Seite der antikaiserlichen Partei und haben offensichtlich ihre Suffraganbischöfe in diesem Sinne zu beeinflussen gesucht. Nicht bei allen hatten sie damit Erfolg. Und wenn vollends Erzbischof Adelgoz den Bischof Gerhard von Merseburg vertrieb und zusammen mit den anderen Bischöfen seinen Parteigänger Arnold ohne Mitwirkung des Königs einsetzte, so war dies ein reiner Gewaltakt, ohne rechtliche Grundlage. Arnolds Einsetzung galt in Merseburg als unkanonisch (vgl. S. 137). Der Mitwirkung des Papstes bei der Errichtung der sorbenländischen Bistümer und des dabei entstandenen Konflikts der Rechtsanschauungen haben wir gedacht, ebenso der päpstlichen Tätigkeit bei Aufhebung und Wiederherstellung des Bistums Merseburg und bei der Verlegung des Bischofssitzes von Zeitz nach Naumburg (vgl. S. 92). Diesen Akten verliehen zwar erst die päpstlichen Bullen Rechtskraft, aber die eigentlich Handelnden waren die deutschen Könige, deren Absichten die Päpste bereitwillig entgegenkamen. Aller sonstigen Eingriffe in das kirchliche Leben der mitteldeutschen Marken haben sich die Päpste zunächst enthalten. Immerhin ging man sie in Merseburg frühzeitig um Besitzbestätigungen an. Zwei päpstliche Bestätigungsurkunden über den Besitz des Bistums Merseburg aus der Zeit Bischof Thietmars sind verloren. In Naumburg erwirkte man eine solche Bestätigung erst 1119; Papst Calixt II. verlieh dem Bischof Dietrich damals gleichzeitig das Recht, Mitra und Rationale zu tragen. Eine päpstliche Bestätigung der Besitzungen des Hochstifts Meißen ist gar erst aus dem Jahre 1131 überliefert. Die entscheidende Wendung in der Stellung der Päpste zu den Bischöfen erfolgte im Zeitalter des Investiturstreites. Nur allmählich wurde sie in den entlegenen Diözesen des Sorbenlandes sichtbar. Die beiden letztgenannten Bestätigungsurkunden dürften in diesen Zusammenhang gehören, und ebenso ist es zu beurteilen, wenn Bischof Werner von Merseburg bei Papst Urban II. eine Auskunft in einer Frage des kanonischen Rechts einholte. Im Streit um das Merseburger Bistum zwischen Gerhard und Arnold schließlich fällte Papst Paschalis II. die Entscheidung. Rechtmäßigkeit einer Bischofseinsetzung vermochte jetzt allein noch der Spruch des Papstes zu bestätigen. Die Päpste waren das geworden, was sie seit langem zu sein beansprucht hatten: die Regenten der gesamten Kirche des Abendlandes.
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Die Abkürzungen für die in den Monumenta Germaniae Histórica veröffentlichten Quellen sind die üblichen, also SS = Scriptores, DO I = Diplom Ottos I. usw. Alle anderen Abkürzungen sind so gewählt, daß sie leicht aufgelöst werden können.
ANMERKUNGEN Die im folgenden gegebenen Nachweisungen, Belege und Erörterungen werden, wie ich hoffe, den billigerweise zu stellenden wissenschaftlichen Anforderungen genügen, auch wenn sie nicht numeriert sind. — Wo es mir nötig schien, sind die Quellen im Wortlaut zitiert worden, um dem Leser ohne äußere Mühe eigene Urteilsbildung zu ermöglichen. Die Spezialliteratur wurde, soweit sie mir bekannt geworden ist, mit möglichster Vollständigkeit jeweils an ihrem Orte genannt, während auf die Anführung allgemeiner Werke in der Regel verzichtet wurde. Hauck wäre laufend anzuführen gewesen, und die katholischen und evangelischen Lexika, die Handbücher und allgemeinen Darstellungen der Kirchengeschichte und kirchlichen Rechtsgeschichte, des Kirchenrechts und der kirchlichen Dinge überhaupt wurden dankbar benutzt, desgleichen die Handbücher und allgemeinen Darstellungen der deutschen Geschichte und der Geschichte des Papsttums. Wenigstens genannt sei an dieser Stelle die Sächsische Kirchengeschichte Franz Blanckmeisters ( 2 1906), die nicht eigentlich wissenschaftliche Ambitionen hatte, während für die Darstellung der allgemeinen landesgeschichtlichen Zusammenhänge die zweibändige Sächsische Geschichte von R. Kötzschke und J . Kretzschmar (1935) grundlegend ist. Sehr unterschiedlich, aber für die Ortskirchengeschichte unentbehrlich sind die Beiträge zur Neuen Sächsischen Kirchengalerie, hrsg. von G. Buchwald (19 Bde., 1901/14). Willkommenes Material bieten schließlich die verschiedenen Inventarwerke der Bau- und Kunstdenkmäler. Alles weitere ergibt sich aus den Anmerkungen selbst. zu S e i t e 1: Arns Tod: Thietmar I 4, hrsg. Holtzmann, S. 6 ff. Miracula S. Wigberhti, SS VI, S. 225. Dazu L. B ö n h o f f , Der Tod des Bischofs A m von Würzburg, NASG 26 (1905), S. 147ff.; C. K l o t z s c h , Der Tod des Bischofs Am von Würzburg, NASG 29 (1908), S. 273 ff. Eine Lokalisierung versucht A. M e i c h e , Zuckmantel und die Todesstätte Bischof Arns von Würzburg, NASG 31 (1910), S. 307ff. mit älterer Literatur. — A. M. K o e n i g e r , Die Militärseelsorge der Karolingerzeit (1918). zu S e i t e 6: Die Stelle bei Einhard c. 15 f. lautet: omnes barbaras ac ¡eras nationes, quae inter Rhertum ac Visulam iluvios oceanumque ac Danubium positae, lingua quidem poene símiles, moribus vero atque habitu valde dissimiles, Germaniam incolunt, ita perdomuit, ut eas tributarias eííiceret; inter quas lere praecipuae sunt Welatabi, Sorabi, Abodriti, Boemani — cum his namque bello conílixit —; celeras quarum multo maior est numerus, in deditionem suscepit. Auxit etiam gloriam regni sui quibusdam regibus ac gentibus per amicitiam sibi conciliatis. Hrsg. Holder-Egger, S. 18 f. zu S e i t e 9: Legio Mesaburiorum: Widukind II 3, hrsg. Hirsch-Lohmann, S. 68. Zu vergleichen ist Capitulare Saxonicum 10 (Leges Saxonum et Lex Thuringorum, is*
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Anmerkungen
hrsg. v. Schwerin, S. 48): De maleiactoribus qui vitae periculum secundum ewa Saxonum incuneie debent, placuit omnibus ut qualiscumque ex ipsis coniugiumieceiit aut inillius sit postestate utium interad regiampotestatem iiciendum Ulis reddatur aut una cum consensu eoium habeat licentiam, ipsum maleiactorem cum uxore et iamilia et omnia sua loris patriam inlra sua regna aut in marcu ubi sua fuerit voluntas collocare et habeant ipsum quasi mortuum. Die Bezeichnung Mesaburii ist zu stellen zu meza „Grenze" und boiu „Wald". Der Name Merseburg dagegen ist nicht slavisch. Die ältesten Formen zeigen durchweg r vor s und g am Schlüsse. Die Form Mesburg bei Widukind fällt demgegenüber nicht ins Gewicht, zumal die Handsdiriftenklassen A und B stets Mersburg haben. Wenn somit eine Namensidentität nicht besteht, so wird man weiterhin erwägen müssen, daß der altbesiedelte Merseburger Burgward schwerlich Raum für die Ansiedlung einer doch nicht geringen Zahl von iuies aut latrones bot. Schließlich hätte Thietmar, der Widukind bekanntlich benutzt hat, sich die Stelle schwerlich entgehen lassen, wenn er selbst sie auf Merseburg bezogen hätte. Ich möchte das suburbanum Mesaburiorum vielmehr östlich der Saale suchen, ohne freilich einen Ort angeben zu können. — Die von Boleslav 936 zerstörte Burg war schwerlich Meißen, wie R. H o 11 z m a n n , Geschichte d. sächs. Kaiserzeit 2(1943), S. 116, vermutet. Widukind mußte wissen, daß Meißen nicht wüst lag, als er schrieb, und Thietmar hätte andererseits von der Zerstörung Meißens wohl etwas erfahren. Vierzehnjähriger Grenzkrieg: Widukind II 3, hrsg. Hirsch-Lohmann, S. 70. z u S e i t e 10: Burgwarde: W. S c h l e s i n g e r , Burgen und Burgbezirke, Beobachtungen im mitteldeutschen Osten. In: Von Land und Kultur (Festschr. f. Kötzsdike 1937), S. 77 ff. Das dort Ausgeführte ist zu erweitern, indem UB Hersfeld I Nr. 37 Abschnitt 2 und Nr. 60 in Verbindung gebracht werden mit Nr. 14; es ergibt sich dann ein Burgbezirkssystem im Hassegau, für das „Freiheit" der Ansiedler und Zehntentrichtung charakteristisch sind, schon für das Jahr 780. Vgl. W. S c h l e s i n g e r , Die Entstehung der Landesherrschaft, 1. Teil (1941), S. 79. E. H ö 1 k , Zehnten und Zehntkämpfe der Reichsabtei Hersfeld (1933), S. 69 ff. Kirchberg, Dornburg: DO I 18. Germarmark: DO II 16. Magdeburg, Frohse, Barby, Calbe: DO I 222 b. Boritz: DO II 184. Zwenkau: DO II 89. Wahrscheinlich ist die hier von den libeii homines erhobene, als bannus ( = Burgbann, nicht Gerichtsbann!) bezeichnete Abgabe identisch mit der von Thietmar VIII 21 (S. 158) beanspruchten decimacio; die Parallele zum Hassegau wäre dann vollständig. Der 937 in Kirchberg und Dornburg verschenkte Gewandzehnt wird nicht die einzige Zehntleistung der Burgbezirksinsassen gewesen sein; ist dies richtig, so ist wiederum die Parallele zu Boritz schlagend. — Ein Blick auf die meinem Aufsatz in der Kötzschke-Festschrift beigegebene Karte von H. Quirin lehrt, daß der Name Burgward sich von der Gegend westlich Magdeburgs aus verbreitet hat. Dies gilt auch für die Sache; vgl. DO I 231 von 961. Es werden eine Anzahl slavischer Landschaften mit jeweils einer Burg genannt, nur in Nudzici, also unmittelbar an der unteren Saale, gibt es neben der Hauptburg Wettin noch fünf weitere Burgen, die als Burgwarde anzusehen sind. Der alte Zustand mit nur einer Hauptburg hat sich stellenweise erhalten, z.B. in Plisni mit Altenburg. Den slavischen Ursprung der Burgwardverfassung behaupten B. K n ü 11, Die Burgwarde (Diss. 1895) und mit Berufung auf ihn H. F. S c h m i d in den Anm. zu S. 143ff. angeführten Werken. Daß dies unrichtig ist, ergibt sich bereits aus dem Ausgeführten, vor allem aber aus dem Namen, der im ältesten Beleg in noch nicht latinisierter Form burgowarde lautet (DO I
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222 b ; vgl. UB Magdeburg I Nr. 61 buiguuaid). Das Wort begegnet nur in Mitteldeutschland, sucht man nach Parallelen, so muß man nach England gehen, aber auch hier bezeichnet warda, weard nicht den Burgbezirk. Um Übertragung eines geläufigen deutschen Wortes auf eine der damit bezeichneten Sache irgendwie ähnliche slavische Einrichtung kann es sich also nicht handeln. Daß eine slavische Einrichtung in einem vorwiegend von Slaven bewohnten Gebiet in lateinischen Urkunden mit einem zu diesem Zwecke neugebildeten deutschen Worte bezeichnet worden wäre, glaubt niemand, zumal doch sonst slavische Lehnwörter selbst für Institutionen deutschen Ursprungs gar nicht selten sind: hierher gehört etwa der Kretzschmar in den Kolonistendörfern, die Bezeichnung Supan für die Landgerichtsschöffen usw. Am deutlichsten läßt sich die Kontinuität vom karlingischen Burgbezirk zum ottonischen Burgward im Falle von Merseburg zeigen; vgl. Anm. zu S. 33. z u S e i t e 14: H. H e i b i g , Fideles Dei et regis, A. f. Kulturgesch. 33 (1351), S. 275 ff. Gewaltmission: Die Klärung dieser Fragen wird H. D. K a h l verdankt, aus dessen Aufsätzen ich hervorhebe Zum Geist der deutschen Slavenmission des Hochmittelalters, Zs. f. Ostforschg. 2 (1953), S. 1 ff.; Compellere intrare, ebd. 4 (1955), S. 161 ff., 360 ff.; Die völkerrechtliche Lösung der „Heidenfrage" bei Paulus Vladimiri von Krakau und ihre problemgeschichtliche Einordnung, ebd. (1958), S. 161 ff. Krönung Ottos: Widukind II 1, hrsg. Hirsch-Lohmann. S. 66. Zur Idee des Heidenkrieges vgl. vor allem C. E r d m a n n , Die Entstehung des Kreuzzugsgedankens (1935, Neudruck 1955), Einleitung, besonders S. 16 ff., wo das germanische Element des Gedankens hervorgehoben wird, das in der Zeit Karls d. Gr. unzweifelhaft die Führung besitzt (S. 19 f.). z u S e i t e 15: Karfreitagsgebet: Text bei H. A. W i l s o n , The Gelasian Sacramentary (1894), S. 76. Die vorliegende Textform entstammt spätestens dem Anfang des 6. Jhs., geht aber inhaltlich in vorkonstantinische Zeit zurück. Zur Interpretation: G. T e i l e n b a c h , Römischer und christlicher Reichsgedanke in der Liturgie des frühen Mittelalters. S. B. Heidelberg Phil. hist. Kl. 1934/5, 1; C. E r d m a n n , Der Heidenkrieg in der Liturgie und die Kaiserkrönung Ottos I., MIÖG 1932, S. 129 ff.; J. K i r c h b e r g , Kaiseridee und Mission unter den Sachsenkaisern und den ersten Saliern von Otto I. bis Heinrich III. (1934), S. 12 ff. z u S e i t e 16: Brief Karls d. Gr. an Leo III.: MG Epp. IV, S. 137. Leo von Vercelli: P. E. S c h r a m m , Kaiser, Rom und Renovatio II (1929), S. 64. z u S e i t e 20: Schreiben Ottos: DO I 366. Ganz ähnlich DO I 296 und 300, beide für die Moritzkirche in Magdeburg. z u S e i t e 21 f f . : Die Quellen zur Gründung des Erzbistums Magdeburg und der sorbenländischen Bistümer sind gedruckt Urkundenbudi des Erzstifts Magdeburg, Teil 1, bearbeitet von F. I s r a e l unter Mitwirkung von E. M ö l l e n b e r g (1937); Urkundenbuch des Hochstifts Merseburg, 1. Teil, bearbeitet von
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7. Verfassung, Rocht und Wirtschaft
P. K e h r (1899); Urkundenbuch des Hochstifts Naumburg, Teil I, bearb. von F. R o s e n f e l d (1925); Urkundenbuch des Hochstifts Meißen, hrsg. von E. G. G e r s d o r f (1864 = Codex diplomaticus Saxoniae regiae II, 1). An Darstellungen n e n n e ich außer Hauck: K. U h 1 i r z , Geschichte des Erzbistums Magdeburg unter den Kaisern aus sächsischem Hause (1887); R. H o l t z m a n n , Otto der Große und Magdeburg, in: Magdeburg in der Politik der deutschen Kaiser, hrsg. von der Stadt Magdeburg (1936); A. B r a c k m a n n , Magdeburg als Hauptstadt des deutschen Ostens im frühen Mittelalter (1937). Zur Einführung in die großen geschichtlichen Zusammenhänge und in den Stand der Forschung: Th. M a y e r , Das Kaisertum und der Osten im Mittelalter; F. B a e t h g e n , Die Kurie und der Osten im Mittelalter; beide Aufsätze sind erschienen in dem Sammelwerk Deutsche Ostforschung, Ergebnisse und Aufgaben seit dem ersten Weltkrieg, hrsg. von H. A u b i n , O. B r u n n e r , W. K o t h e , J. P a p r i t z (1942). Zur Ostmission: J . K i r c h b e r g , wie Anm. zu S. 15. z u S e i t e 21: Mauritius: A. B r a c k m a n n , Ges. Aufsätze (1941), S. 211 ff. Lanze: P. E. S c h r a m m , Herrschaftszeichen und Staatssymbolik, 2. Bd. (1955), S. 422 ff. mit der älteren Literatur zu diesem Gegenstande; S. 511 wird gezeigt, daß Mauritius mit der Lanze schon im 10. J h . v e r k n ü p f t war. Mauritiusaltar in Rom: J . H a 11 e r , Die Formen der deutsch-römischen Kaiserkrönung. Qu. u. Forsch, a. it. Archiven u. Bibl. 33 (1944), S. 57. z u S e i t e 22: Die Datierung der Bistumsgründungen ist unsicher. H. v. S c h u b e r t , Kirchengeschichte Schleswig-Holsteins, 1. Bd. (1907), S. 60, setzt die dänischen Bistümer spätestens in den Sommer 947, Oldenburg mit Dümmler erst etwa ins J a h r 968 (S. 64). Ein sicheres Datum hat man nur für Brandenburg, dessen G r ü n d u n g s u r k u n d e erhalten ist (948), w ä h r e n d die gefälschte Urkunde f ü r Havelberg 946 nennt. Aber auch hier ist wegen der Anwesenheit des päpstlichen Legaten Marinus 948 anzusetzen. Zu dieser Urkunde vgl. zuletzt W . S c h l e s i n g e r , Bemerkungen zu der sog. Stiftungsurkunde des Bistums H a v e l b e r g von 946 Mai 9, Jb. f. d. Gesch. Mittel- u. Ostdeutschlands 5 (1956), S. 1 ff. Ich schließe mich der Ansicht R. H o l t z m a n n s , Sächs. Kaiserzeit S. 139 an, der etwa gleichzeitige Entstehung für alle Bistümer annimmt. So auch W. T r i 11 m i c h , Missionsbestrebungen im Nordseeraum. In: Geschichtliche Landeskunde und Universalgeschichte, Festgabe für H. Aubin (1950), S. 234. z u S e i t e 23: Slaven aus Zwenkau in der Lechfeldschlacht: Thietmar II 38, hrsg. Holtzmann, S. 86. Sie dürften zu den Boemi electi milites mille zu rechnen sein, von denen Widukind II 44 spricht. Die Herrschaft, die Boleslav nach 936 über das Sorbenland ausgeübt hat, wirkte nach. Doch galt das Gebiet nach 950 sicherlich nicht als Bestandteil Böhmens. z u S e i t e 24: Uber Boso vgl. außer H a u c k III, S. 95 ff. L. N o 11 r o 11, Aus der W e n denmission (1897), S. 230 f. W a s wir über ihn wissen, wissen wir in der Hauptsache aus Thietmar II 36, hrsg. H o 11 z m a n n , S. 84 f. Es ist sehr wohl möglich, daß auch anderwärts im Auftrage des Königs Missionare tätig waren.
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Insbesondere scheint dies im Lande um Meißen der Fall gewesen zu sein, wie die Sonderstellung Meißens bei Einsetzung der ersten Bischöfe vermuten läßt. Daß Boso aber eine ganz besondere Bedeutung zukam, zeigt seine Erwähnung in dem Schreiben Ottos an die Getreuen in Sachsen DO I 366. Ich vermag jedoch nicht mit Hauck aus der angeführten Thietmarstelle zu folgern, daß Boso die Kirche in Zeitz erst gegründet habe. Thietmar hätte dies wissen müssen, wenn er über die Gründung eines Kirchleins in der Nähe von Zeitz Bescheid wußte, und hätte seine Kenntnis sicherlich nicht verschwiegen. Da es sich nicht um einen Urkundentext handelt, entfällt der aus der Wendung pro magni laboris sui debiia remuneracione gezogene Schluß. Buosenrod: DO II 139. Slavische Texte A. I s a c e n k o , Die althochdeutschen Beichten und ihre altslawische Übersetzung. Zs. f. slav. Phil. 18 (1942/46), S. 283 ff. Nachträgliche Bemerkungen dazu, ebd. 19 (1947), S. 303 ff. z u S e i t e 25: Brief Wilhelms von Mainz: J a f f e , Bibliotheca III, S. 347, Nr. 18. z u S e i t e 26: Stift in Merseburg: Daß schon vor 968 in Merseburg eine als monasterium bezeichnete geistliche Anstalt bestand, die dem hl. Laurentius geweiht war, geht hervor aus der Bulle Johanns XII. UB Merseburg Nr. 1: iubemus, ut Merseburgense monasterium, quod ipse piissimus imperator, qua Ungros prostravil, futurum Deo devovit, in episcopalem debeatur (zu emendieren in evehatur?) sedem-, dazu DO II 89: ad aecciesiam sancti et invictissimi martyris Laurentii, quae in eadem urbe ad caput episcopii post apicem summum excolitur. Thietmar I 18 (S. 24) bezeichnet die von Heinrich I. gegründete Kirche als die maier der anderen; nach II 36 (S. 84) wurde Bischof Boso in der Johanniskirche begraben. Es kann sich nur um den Dom handeln. Bis zur Aufhebung des Bistums 981 erscheint dieser in den Königsurkunden aber stets als dem hl. Laurentius geweiht, zu dem bisweilen noch Romanus hinzutritt. Nach der Wiederherstellung 1004 sind Patrone Johannes, Laurentius und Romanus. Hält man hierzu Chron. epp. Merseb. SS 10, S. 166: Imperator perfectum voti sui, quod in angustiis sancto Laurentio voverat, pertractans, regiam domum nuper in Merseburg aedilicio consummatam sub titulo individuae Trinitatis semperque virginis Mariae et victoriosissimi martyris Laurentii omniumque sanctorum dedicari precepit, oilerens ei . . . corpora pretiosorum martyrum Christi Romani a beato Laurentio baptizati et a Decio mox decollati et S. Maximi apud Cumas sub Fabiano praeside nobiliter triumphantis . . . , so erscheint die im Text vorgetragene Ansicht als der gangbarste Weg zur Lösung der Schwierigkeiten. Ähnlich auch F. R a n g e , Die Entwicklung des Merseburger Domkapitels (1910), S. 150 ff., der aber annimmt, Otto habe eine neue Kirche gebaut, was nicht zutrifft. Was die Königspfalz betrifft, so wird die Nachricht der Bischofschronik bestätigt durch DH II 64 (1004 März 4): curtem quoque regiam cum aediliciis inlra urbem Merseburg positam. Es hat aber noch eine zweite, ältere, wohl von Heinrich I. erbaute Pfalz gegeben, die die deutschen Könige, zumal Heinrich II., nach 1004 noch oft aufgesucht haben. Thietmar V 18 (S. 243) und VI 1 (S. 274) erwähnt sie als curia regia und domus zu 1002 und 1004. Sie wird identisch sein mit der magna domus, die er II 10 (S. 48) zu 955 bezeugt. Uber diese curia regia erwirbt erst Bischof Friedrich (f 1283) die Gerichtsbarkeit, wohl während des Interregnums, SS 10, S. 193. König Otto empfing zu Weihnachten 960 in Regensburg in feierlicher Versammlung Reliquien des heiligen Mauritius und seiner Gefährten
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Anmerkungen
sowie anderer Heiligen. Die Reliquien der Thebäer wurden nach Magdeburg überführt. Unter den anderen Heiligen werden sich Romanus und Maximus befunden haben, und so wird damals auch Merseburg bedacht worden sein. Die Kirche stand nach der Bischofschronik im Süden des späteren Domes, was durchaus glaubwürdig ist. Daß diese und nicht etwa die Peterskirche auf der Altenburg an Boso verliehen wurde, steht in der Bischofschronik SS 10, S. 166. Dieser Quelle zufolge wurden die Gebeine der beiden Heiligen vom Kaiser erst nach 968 überwiesen, doch dies ist offensichtlich nur Vermutung. Thietmar weiß nur von Reliquien, die nach Magdeburg gebracht wurden. Uber Merseburg schweigt er. Man wußte anscheinend schon zu seiner Zeit nichts Genaues. z u S e i t e 28: Adalbert in Magdeburg: UB Erzst. Magdeburg I Nr. 45. Besetzung des Magdeburger Erzstuhls: Wenn Thietmar II 22 (hrsg. Holtzmann, S. 64) berichtet, Otto habe zunächst den Magdeburger Abt Richerius für die erzbischöfliche Würde in Aussicht genommen, aber ein geheimnisvoller Brief habe ihn davon abgebracht, so stammt diese Erzählung wohl aus dem Kloster Berge, wo man die Ubergehung des Abtes zu motivieren suchte. Vgl. U h 1 i r z , S. 39 Anm. 4; H a u c k III, S. 127 Anm. 3. z u S e i t e 28 f.: Die im Text vertretene Auffassung des Verhältnisses von Kaisertum und Papsttum in der Ostmission des 10. Jhs. ist begründet worden von A. B r a c k m a n n , Die Ostpolitik Ottos des Großen, HZ 134 (1926), S. 242ff. ; auch Ges. Aufsätze (1941), S. 140 ff., wo auch die späteren Aufsätze Brackmanns zu dieser Frage abgedruckt sind. Die Einwendungen K i r c h b e r g s , S. 38 f., vermögen nicht zu überzeugen. Abschließend A. B r a c k m a n n , Die Anfänge des ältesten polnischen Staates in polnischer Darstellung, in: Festschr. Ernst Heymann, 1. Bd. (1940), S. 61 ff. Hierzu hat nochmals F. R ö r i g in der Stengel-Festschrift (1952), S. 212 ff. Stellung genommen. Seine Einwände treffen das Wesentliche nicht, da er die Absichten des Papstes nicht sauber genug von den tatsächlichen Geschehnissen trennt. Insbesondere kann ich mich der Interpretation der Urkunde Johanns XIII. für Adalbert nicht anschließen. Die zitierten Urkundentexte UB Erzst. Magdeburg I. z u S e i t e 32: Posen: G. S a p p o k , Die Anfänge des Bistums Posen und die Reihe seiner Bischöfe 968—1498 (1937). Prag: A. N a e g l e , Kirchengeschichte Böhmens, 1. Bd. 2. Teil (1918), S. 385ff. B. S t a s i e w s k i , Untersuchungen über drei Quellen zur ältesten Geschichte und Kirchengeschichte Polens (1933), S. 122 ff. Die Gründe gegen eine Unterstellung Posens unter Magdeburg bei P. K e h r , Das Erzbistum Magdeburg und die erste Organisation der christlichen Kirche in Polen. Abh. Ak. Berlin, Phil.-hist., Kl. 1920, Nr. 1 und danach immer wieder in der polnischen Literatur; die Gründe für eine solche bei S a p p o k , S. 55 ff. Das Problem ist auf eine neue Basis gestellt worden durch H. B e u m a n n u. W. S c h l e s i n g e r , Urkundenstudien zur deutschen Ostpolitik unter Otto III., A. f .Diplomatik 1 (1955), S. 132 ff., bes. S. 163 ff. Beumann weist gegen Kehr nach, daß JL 3823 nicht eine nach 1012 oder frühestens nach 1004 entstandene Fälschung ist, sondern ein echter, spätestens 995 entstandener Entwurf, der aus Magdeburg stammt; Erzbischof Giselher muß also damals eine Unterstellung Posens unter Magdeburg für möglich gehalten haben. Die
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historischen Folgerungen zieht Schlesinger, ebd., S. 220 ff. Mir scheint zu dem, daß an der Stelle Thietmar VI 65 nicht zu rütteln ist. Thietmar mußte die nötige Kenntnis der Dinge haben. Es ist m. E. scharf zu scheiden zwischen dem tatsächlichen und dem von Rom erstrebten Zustand, wobei zu berücksichtigen ist, daß der Papst damals noch keineswegs die gleiche Vollgewalt hatte wie in späterer Zeit. Wenn die Bestätigungsbulle Benedikts VII. von 981 (UB Magdeburg 95) Posen nicht nennt, so zeigt dies nur, daß der Papst, wie Johann XIII. ein Creszentier, dessen Pläne weiter verfolgte, ohne dodi zunächst an den tatsächlichen Verhältnissen etwas ändern zu können. In der Urkunde wird gleichzeitig die Aufhebung des Bistums Merseburg verfügt, was den Wünschen Erzbischof Giselhers entgegenkam. Die Vermutung ist naheliegend, daß die Kurie versuchte, bei dieser Gelegenheit ihre Auffassung der Rechtslage in Posen zur Geltung zu bringen. Daß die kuriale Auffassung in dieser Zeit sich nicht in allen Fällen ohne weiteres durchzusetzen vermochte, zeigt der Streit um Reims 991—999. — Weshalb Prag unter Mainz und nicht unter Magdeburg gestellt wurde, wenn man es schon von Salzburg löste, bedarf noch der Klärung. z u S e i t e 33: Merseburg: Deutsches Städtebuch, hrsg. E. K e y s e r , Bd. 2 (1941), S. 606 ff. mit Literatur. F. G e p p e r t , Die Burgen und Städte bei Thietmar von Merseburg, Thür, sächs. Zs. f. Gesch. u. Kunst 16 (1927), S. 190 ff. bespricht die einschlägigen Thietmarstellen. Uber die Pfalzen vgl. die Anm. zu S. 26, dazu Liutprand, Antap. II 31; künftig W. S c h l e s i n g e r , Merseburg (zugleich Versuch eines Modells künftiger Pfalzbearbeitung), in: Deutsche Königspfalzen, Veröff. d. Max-Planck-Instituts f. Gesch. 18. Herangezogen ist ferner das Hersfelder Zehntverzeidinis (UB Hersfeld I Nr. 37, S. 67) in Verbindung mit D Karls d. Gr. 129 sowie das Verzeichnis der königlichen Tafelgüter (NA d. Ges. f. ält. dt. Gesch. Kde 41 [1919], S. 557 ff.). Bemerkenswert conlinium (Burgbezirk?) in DO I 114, vgl. später pagus, suburbanium usw. (UB Merseburg I Nr. 78, 79). Burgward: Thietmar V 44 (S. 272) und DH II 64. Als civitas wird M. schon im ältesten Teil des Hersfelder Zehntverzeichnisses (830/50) bezeichnet. Fuldaer Besitz: DH I 34. Uber die Kirchen R. I r m i s c h , Beiträge zur Patrozinienforschung im Bistum Merseburg, Sachsen und Anhalt 6 (1930), S. 69 ff. mit Quellen- und Literaturangaben und oben S. 26 mit Anmerkung. Städtisches Leben: DH II 64 und Thietmar III 1 (S. 98), VI 16 (S. 294). Schließlich verweise ich noch auf W. F ü 11 n e r , Der Stand der deutsch-slavischen Auseinandersetzung zur Zeit Thietmars von Merseburg (1937), S. 64 ff., 79 ff., dessen Darstellung aber wenig klar ist. Die Bodenfunde bedürfen erneuter sachkundiger Bearbeitung, dazu P. G r i m m , Die vor- und frühgeschichtlichen Burgwälle der Bezirke Halle und Magdeburg (1958), S. 251 Nr. 332 (:nit Lit.). Uber die „Merseburger Schar" vgl. die Anm. zu S. 9. z u S e i t e 34: Zeitz: Deutsches Städtebuch II, S. 746 ff. W. S c h 1 e s i n g e r , Die Anfänge der Stadt Chemnitz (1950), S. 102 ff. Sonstige brauchbare Literatur fehlt. Unsere einzige Quelle neben Thietmar ist für die Frühzeit DO II 139. Bosau: UB Naumburg Nr. 123. z u S e i t e 35: Meißen: H. G r ö g e r Tausend Jahre Meißen (1929): ders., Deutsches Städtebuch II, S. 150 ff.; S c h 1 e s i n g e r , Die Anfänge der Stadt Chemnitz (1950), S. 179 ff.
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Anmerkungen
z u S e i t e 36: Kloster in Meißen: U h l i r z , Magdeburg, S. 153 f. und MIÖG 16 (1895), S. 508 ff. Dagegen v. O t t e n t h a i , MIÖG 10 (1889), S. 611 ff. Vgl. auch H a u c k III, S. 133 Anm. 3 und B e c k e r , NASG 18 (1897), S. 276 Anra. 14. Die Argumentation von Uhlirz läßt sich weder diplomatisch aufrechterhalten, vgl. dazu UB Hersfeld I 56 Vorbemerkung, noch ist sie sachlich glaubhaft. Es ist ganz ausgeschlossen, daß ein vor kurzem gegründetes Kloster Meißen eine Bulle erhalten haben sollte, die auch nur annähernd dasselbe verbriefte, was Hersfeld erst 968 erhielt. Vgl. dazu K. L ü b e c k , Die kirchliche Rechtsstellung der Reichsabtei Hersfeld im Mittelalter, ZRG. KA 34 (1947), S. 275 ff. Kirche: Die Ausgrabungen in Meißen wurden um 1900 durch H. H ä r t u n g vorgenommen. Vgl, C. G u r l i t t , in: Der Dom zu Meißen, Festschr. 1929, S. 81. Gurlitt vermutet in den aufgedeckten Grundmauern nur die Krypta der ursprünglichen Kirche, die somit wesentlich größer zu denken wäre, doch ist nicht einzusehen, warum dann bereits um 1030 ein Neubau begonnen wurde. Wahrscheinlicher ist wohl, daß die alte Kirche zur Krypta der neuen umgestalte wurde, wie dies bei der Peterskirche in Quedlinburg der Fall war, die von der Servatiuskirche überbaut wurde. z u S e i t e 41: Urkunde für Meißen: DO I 406 mit Literatur. Die Echtheit wurde erneut angefochten von R. H o l t z m a n n , Zs. d. V. f. Gesch. Schlesiens 52 (1918), S. 32 Anm. 1, doch ohne genügende Begründung. Diadese = Dedosize hat um 975 schwerlich zu Böhmen gehört, sondern zusammen mit Selpoli in Verbindung mit der (Nieder-) Lausitz gestanden, die Gero nach dem Zeugnis Widukinds, des Fortsetzers Reginos und Thietmars 963 unterwarf. Aufschlußreich ist hierfür die Reihenfolge der Landschaftsnamen beim sog. Bairischen Geographen: Sleenzane, Lunsici, Dadosescmi, Milzane. 961 erscheint das Gebiet Lusici, Selpoli, Chozimi zusammengefaßt (DO I 231); Chozimi wird nach der Oder hin zu suchen sein. Das Bistum Prag hat also niemals Anspruch auf das Gebiet machen können. Die Angabe der Prager Bistumsurkunde von 1086 kann nicht ausschlaggebend sein, zu dieser Urkunde zuletzt B e u m a n n S c h l e s i n g e r (wie Anm. zu S. 32), S. 236ff. Meißen aber konnte seine Ansprüche gegen die Macht des unter Mieszko und Boleslaw Chrobry sich konsolidierenden Polen nicht durchsetzen, das sich seit etwa 990 bis an die Sudeten ausdehnte und sich auch Dedosize eingegliedert haben wird. Es hat wohl einmal die Absicht bestanden, Dedosize wie auch die Lausitz der Mark Meißen zu unterstellen; die Urkunde spricht vom comes earundem regionum. Doch ist dies niemals durchgeführt worden. Auch die Lausitz gehörte ja in der Folgezeit nicht zu Meißen, sondern zur nördlich anschließenden Ostmark, wodurch aber die kirchliche Zugehörigkeit nicht berührt wurde. Auf Dedosize mußte das Reich zunächst überhaupt verzichten. Die kirchliche Neuordnung des Jahres 1000 hat dann völlig andere Verhältnisse geschaffen. Was die Lausitz anbetrifft, so hat S a 1 i s , Balt. Studien N. F. 24 (1924), S. 46, Interpolation der Brandenburger Gründungsurkunde vermutet. Vgl. dagegen R. H o l t z m a n n , Forsch, z. brdb. u. preuß. Gesch. 46 (1934), S. 362 ff. Die von Holtzmann vorgeschlagene Lösung ist die einleuchtendste. Brandenburg hat sich offenbar nie der Niederlausitz angenommen. Schon 961 ist dem Moritzkloster in Magdeburg hier der Fiskalzehnt verliehen worden, den Meißen nun erhielt. Das Kloster hat ihn wohl nie eingehoben, da ja die Lausitzer erst 963 wiederum bekriegt und unterworfen werden mußten. Da die Urkunde für Meißen bestimmt nicht ohne Erzbischof Adalberts Mitwirkung zustande gekommen
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ist, schließt die Verleihung an Meißen den stillschweigenden Verzicht Magdeburgs ein. Nur den Honigzehnten hat sich Magdeburg vorbehalten, der dem Kloster 965 verliehen worden ist (DO I 303). Diese zweite Verleihung von 965 scheint mir ebenfalls zu ergeben, daß die erste von 961 niemals wirksam wurde. z u S e i t e 43 ff.: Umfang der Bistümer: Die Literatur hierzu ist außerordentlich umfangreich. Sie geht meist aus von den spätmittelalterlichen sogenannten Bistumsmatrikeln, die eine Abgrenzung der Bistümer Parochie für Parochie und meist Ort für Ort ermöglichen. Für Meißen besitzen wir eine solche Aufzeichnung aus dem Jahre 1495, die aber auf eine Niederschrift aus dem Jahre 1346 zurückgeht. Sie ist gedruckt CDSR I 1, S. 200 ff. Vgl. dazu H . K n o t h e , Untersuchungen über die Meißner Bistumsmatrikel, soweit sie die Oberlausitz betrifft, N. Laus. Mag. 56 (1880), S. 278 ff.; R. B e c k e r , Ein Original der Meißner Bistumsmatrikel und die Einteilung des Bistums Meißen, NASG 23 (1902), S. 193 ff.; L. B ö n h o f f , Beobachtungen und Bemerkungen zur Meißner Bistumsmatrikel, NASG 35 (1914), S. 125 ff., 233 ff. Ein Hussitensteuerregister der Diözese Merseburg von 1428 veröffentlichte A. W e r m i n g h o f f , Die deutschen Reichskriegssteuergesetze von 1422 bis 1427 und die deutsche Kirche (1916), S. 188 ff. Für Naumburg-Zeitz liegt nur ein Bruchstück einer Matrikel aus dem Ende des 15. Jhs. vor, das den Decanalus trans Muldam, d.h. das erst seit dem 12. Jh. besiedelte Westerzgebirge östlich der Mulde umfaßt, für die alte Zeit demnach keinen Aufschluß zu geben vermag (gedruckt CDSR I 1, S. 196; vgl. dazu L. B ö n h o f f , Der Muldensprengel, NASG 24 (1903), S. 43 ff.), sowie ein Subsidienverzeichnis für den Südteil der Diözese von 1523, für das das gleiche gilt (gedruckt Zs. d. V. f. Thür. Gesch. N. F. 31 [1935], S. 248 ff.). Einen gewissen Ersatz vermag zu bieten ein Abschätzungsbericht über die vakanten Kirchen der Diözese von 1320, gedruckt in v. Ledeburs Allg. Archiv f. d. Geschichtskunde des Preußischen Staates 15 (1834), S. 335 ff. Im Text wurden diese Aufzeichnungen zunächst nicht berücksichtigt, da das Bild, das sie geben, einer viel späteren Zeit angehört und nicht in die Frühzeit übertragen werden darf. Die große Mehrzahl der Orte, die die Matrikeln nennen, bestanden vor dem Jahr 1100 noch nicht. Es wurde vielmehr von den zeitgenössischen Quellen ausgegangen. Das ungenaue Bild, das man auf Grund ihrer zu zeichnen vermag, entspricht in weit höherem Maße der Wirklichkeit des 10. Jhs. Nur dort, wo die Quellen unvollständig sind, wie für den Südteil der Zeitzer Diözese, sind Rückschlüsse aus den späteren Zuständen geboten. Völlig absehen muß man von den Grenzumschreibungen des Bistums Meißen in den meißnischen Fälschungen DO I 437, 449 und von DO III 186. Vgl. dazu B e u m a n n - S c h l e s i n g e r (wie Anm. zu S. 32), wo ausführlich und mit allen Belegen dargelegt ist, daß DO III 186 zwar echt ist, daß seine Bestimmungen aber nie durchgeführt wurden. DO I 437 und 449 sind auf Grund von DO III 186 gefälscht. Brauchbar ist dagegen die Beschreibung eines Stücks der Grenze zwischen Merseburg und Zeitz in DH II 66. Ferner ist zu vergleichen die Aufzeichnung UB Merseburg, S. 1077, die aber einer späteren Zeit (14. Jh.?) angehört. —• über die Verteilung von Wald und Siedlungsland und die Lage der im Text genannten slavischen Landschaften orientieren am besten die Karte 15 des Atlas des Saale- und mittleren Elbegebietes, hrsg. O. S c h l ü t e r und O. A u g u s t (1959), dazu O. S c h l ü t e r , Die Siedlungsräume Mitteleuropas in frühgeschichtlicher Zeit, 2. Teil II (1958), S. 7 ff. Vgl. die Karte hinter S. 48 des 1. Bds. der Sächsischen Geschichte von R. K ö t z s c h k e und
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Anmerkungen
H. K r e t z s c h m a r (1935, von W. S c h 1 e s i n g e r). Vgl. auch W. R a d i g , Sachsens Gaue als Burgwall-Landschaften, in: Von Land und Kultur, Festschr. f. R. Kötzschke (1937), S. 59 ff. mit Karten. Kein klares Bild gibt dagegen die Karte, die G. R e i s c h e l seinem Aufsatz „Die politischen und kirchlichen Bezirke der Kreise Bitterfeld, Delitzsdi und Umgebung bis zur Saale und Elbe im Mittelalter" in Sachsen und Anhalt 8 (1932), S. 17 ff., beigegeben hat, da versäumt ist, die Karte der ehemaligen Waldverbreitung zugrundezulegen. Dasselbe gilt für das Kärtchen der schlesischen Gaue in frühgeschichtlicher Zeit (von H. Schienger) in der Geschichte Schlesiens, hrsg. von der hist. Kommission für Schlesien, 1. Bd. (31961), S. 305, auf der die Lage der Landschaft Dedosize ersichtlich wird. Man muß die Karte der Verteilung von Wald und Siedlungsland um 1200 auf S. 3 mit zu Rate ziehen. Auf die Angabe von Literatur über Lage und Umfang dieser sog. „Gaue", die außerordentlich umfangreich, verstreut und von verschiedenem Werte ist, kann verzichtet werden, da sie in den genannten Karten verarbeitet ist und die Karte stets ein viel anschaulicheres und auch genaueres Bild gibt als eine noch so ausführliche Beschreibung. Genannt sei nur W. H e s s l e r , Mitteldeutsche Gaue des frühen und hohen Mittelalters (1957, mit Lit. und Karte). — Aus der Literatur über die Abgrenzung der Diözesen hebe ich hervor: L. B ö n h o f f , Die Grenzen der Bistümer Naumburg, Merseburg und Meißen untereinander, BSKG 17 (1904), S. 142 ff.; L. v. L e d e b u r , ü b e r Umfang und Einteilung des Naumburger Sprengeis, Allg. Archiv (s. o.) 15 (1834), S. 318 ff.; L. B ö n h o f f , Das Bisthum Naumburg und sein Gebiet im heutigen Kgr. Sachsen, Sächs. Kirchen- u. Schulblatt 51 (1901), Sp. 470 ff.; R. H e r m a n n , Die mittelalterlichen Bistumsgrenzen im reußischen Oberland, Zs. d. V. f. thür. Gesch. 38 (1932), S. 1 ff.; L. B ö n h o f f , Das Bistum Merseburg, seine Diözesangrenzen und seine Archidiakonate, NASG 32 (1911), S. 201 ff., wodurch die ältere Arbeit von F. W i n t e r , Der Sprengel von Merseburg und seine Grafschaften, ASG NF. 3 (1877), S. 105 ff., 193 ff. überholt ist; F. W i n t e r , Das Bistum Meißen und seine Grenzregulierungen mit Magdeburg und Merseburg, ASG NF. 2 (1876), S. 143 ff. Weitere Literatur wird später bei der Besprechung der inneren Einteilung der Diözesen zu nennen sein. Das Hauptverdienst um die Klärung der kirchlichen Geographie Sachsens kommt Leo Bönhoff zu. Zur Kontrolle muß man die Sprengelgrenzen der Nachbarbistümer heranzuziehen versuchen. Für Magdeburg ist zu verweisen auf J. B a u e r m a n n , Umfang und Einteilung der Erzdiözese Madeburg, ZKG PrS 29 (1933), S. 3 ff., mit älterer Literatur, aus der ich die Arbeit von B ö n h o f f , ebd. 11 (1914), S. 123 ff. hervorhebe. Bauermann nennt S. 7 Anm. 21 auch Quellen und Literatur für Halberstadt und Brandenburg. Vgl. ferner G. R e i s c h e l , Die politischen und kirchlichen Bezirke der Kreise Bitterfeld, Delitzsch und Umgebung bis zur Saale und Elbe im Mittelalter, Sachsen und Anhalt 8 (1932), S. 17ff. Lebus: H. L u d a t , Bistum Lebus (1942), S. 239 ff. mit älterer Literatur. Breslau: Geschichte Schliesiens (s. o.), S. 103; J. P f i t z n e r , Besiedlungs-, Verfassungsund Verwaltungsgeschichte des Breslauer Bistumslandes (1926), S. 5 f.; E. M i c h a e l , Die schlesische Kirche und ihr Patronat im Mittelalter unter polnischem Recht (1926), S. 30 ff. Prag: Den Umfang der Diözese umschreibt die Urkunde Heinrichs IV. von 1086, gedruckt Cod. d. regni Boh. I 86 und DH IV 390; dazu B e u m a n n - S c h l e s i n g e r (wie Anm. zu S. 32). S. 236 ff., und vorher R. H o l t z m a n n , A. f. Urkundenforschung 6 (1918), S. 177ff. und B. S t a s i e w s k i , Untersuchungen über drei Quellen zur ältesten Geschichte und Kirchengeschichte Polens (1933), S. 118 ff. Was dort S. 75 freilich
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über die Ostgrenze des Bistums Meißen gesagt ist, ist ganz unklar, da der Verf. anscheinend Milze des Dagome-iudex-Fragments mit Meißen identifiziert. L. H a u p t m a n n , Das Regensburger Privileg von 1086 für das Bistum Prag, MIÖG 62 (1954), S. 146 ff. Für die spätere Zeit sind ferner heranzuziehen die Libri confirmationum ad beneficia ecclesiastica per ardiidioecesim Pragensem 1354—1436, 1—10, hrsg. T i n g 1 u. E m i e r (1867—89) und die Libri erectionum archidioecesis Pragcnsis, 1—5, hrsg. B o r o v y (1875—1889), 6, hrsg. P o d l a h a (1927). z u S e i t e 43 f.: Am schwierigsten ist die Bestimmung des ursprünglichen Umfangs des Merseburger Sprengeis, da das Bistum 981 aufgehoben und sein Sprengel auf die Nachbarbistümer verteilt wurde. Bei der Wiederherstellung 1004 wurde der Sprengel nicht im alten Umfange restituiert. Doch muß man, wie im Text gezeigt, den Angaben Thietmars mißtrauen. Dies gilt insbesondere hinsichtlich Chutizi orientalis; vgl. dazu R. H o l t z m a n n , Der Slavengau Chutizi und der Ort Schkeuditz, in: Zur Geschichte und Kultur des Elb-Saale-Raums, Festschr. f. Möllenberg (1939), S. 39 ff. mit älterer Literatur. Nur Thietmar spricht von einem östlichen Chutici, alle anderen Quellen sagen nur Chutici, auch wenn Orte östlich der Mulde in Rede stehen. So liegt der Verdacht nahe, daß Thietmar sich sehr wohl bewußt war, die Landschaft viel zu weit nach Osten auszudehnen, wenn er sagte quae . . . iluviis Caminici Albique distinguitur, und daß er deshalb ein Chutici orientalis konstruiert. Es ist wohl möglich, daß Thietmar die Zwickauer Mulde als Caminici bezeichnete, da er fälschlich die Chemnitz als den Quellfluß ansah. Daß er aber die Zschopau mit der Elbe verwechselt habe, wie Holtzmann will, halte ich für ausgeschlossen, da er doch die Elbe aus eigener Anschauung gut genug kannte. Die von Thietmar beanspruchten, von Magdeburg aber nicht zurückerstatteten Burgen stoßen wie ein Keil in den magdeburgischen Sprengel hinein, und es ist sonderbar, daß Merseburg sich mit ihrem Verlust schließlich zufrieden gegeben hat, während doch mit Meißen um eines viel geringfügigeren Gebietes willen im Jahre 1015 ein Ausgleich erzielt wurde. In diesen Zusammenhang gehört auch die Fälschung von DH II 65, die den Merseburger Sprengel im Süden über Rippach und Grunabach hinaus ausdehnen möchte, vgl. Anm. zu S. 66. Die Merseburger Diözesangrenze ist auch deshalb schwer zu rekonstruieren, weil sie vielfach im altbesiedelten Gebiet verläuft, natürliche Grenzsäume also fehlen. Besäßen wir eine Urkunde, die die zugehörigen Landschaften nennt, wie wir sie für Meißen und Zeitz haben, so könnten wir Thietmars Angaben kontrollieren. z u S e i t e 45: Strehla: DH IV 140. Belgern: DO II 30. Sdiirmenitz: CDSR I 2, Nr. 82. zu S e i t e 46: Grafschaft Wiggers: W. S c h l e s i n g e r , Die Entstehung der Landesherrschaft I (1941), S. 67. z u S e i t e 46 ff.: Grafschaften und Marken: S. L ü p k e , Die Markgrafen der sächsischen Ostmarken in der Zeit von Gero bis zum Beginn des Investiturstreits (Diss. 1937) mit älterer Literatur, aus der die Aufsätze von Kötzschke und Holtzmann hervorzuheben sind. Die Grafschaften waren übrigens westlich der Saale keineswegs geschlossene Bezirke, sondern setzten sich aus einzelnen Stücken zusammen, zwischen denen Stücke lagen, die zu einer anderen oder gai keiner Grafschaft gehörten (geistliche und weltliche Immunitäten). Eine Grenz-
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Anmerkungen
beschreibung, wie sie Thietmar VI 50 (S. 336) für die Grafschaft Bios gibt, kann also nur die ungefähre Lage bezeichnen. Vgl. dazu W. S c h l e s i n g e r , Die Entstehung der Landesherrschaft (1941), S. 158 ff. Es scheint, daß der westliche Teil des Sorbenlandes, um Zeitz und vor Merseburg, schon frühzeitig in der gleichen Weise zersplittert worden ist, während weiter östlich zunächst große geschlossene Gebiete der gräflichen Gewalt unterworfen waren. Aber auch, hier ist seit dem 11. Jh. die Auflösung eingetreten. — Die Grafschaftsverhältnisse im Merseburger Sprengel sind schwer zu durchschauen. Im südlichen Hassegau gab es 780 zwei Grafen (D Karls d. Gr. 129). In sächsischer Zeit wurde dann eine große Grafschaft gebildet, die sich anscheinend auch östlich der Saale erstreckt hat. Sie hatte Siegfried inne, dessen legatio 937 dem Markgrafen Gero übertragen wurde. Vgl. über ihn S c h l e s i n g e r , S. 159. Um die Mitte des 10. Jhs. war der Wettiner Dedi Graf in Merseburg, er beteiligte sich am Aufstand Liudolfs gegen Otto d. Gr. und wurde 953 verbannt. Es scheint, daß nun die Grafschaft geteilt worden ist. Westlich der Saale erhielt sie Siegfried, wohl ein Nachkomme des 937 verstorbenen Grafen Siegfried, östlich der Saale Günther, der 968 als marchio erscheint. Dies ist der Zustand zur Zeit der Gründung des Bistums Merseburg. Günther wurde 976 seines Amtes enthoben und seine Grafschaft mit der nördlich davon gelegenen des Grafen Thietmar (Diemo) vereinigt, der nach dem Tode Wigberts, des ersten, 968 genannten meißnischen Markgrafen, auch die meißnische Mark inne hatte (DO II 200, 184, 194). Günther wurde jedoch 979 wahrscheinlich wieder eingesetzt (DO II 186 Gunzelinus comes Fürsprecher für Merseburg). Er ist 982 in Kalabrien gefallen. Der große Komplex Thietmars ist also nach dessen Tod 979 aufgelöst worden, vgl. L ü p k e , S. 67 f. Der Wettiner Rikdag folgte ihm in Meißen, nach Günthers Tod auch in einem Teil von dessen Grafschaft. Ob er auch Graf in der ehemaligen Grafschaft Wiggers war, ist zweifelhaft. Im größeren Teil von Günthers Grafschaft, mit dem an der Mulde gelegenen Lehen, folgte aber Albi, der Sohn Günthers, falls der von Thietmar IV 69 genannte Guncelinus identisch mit dem Markgrafen Günther ist, was ich gegen Holtzmann auf Grund von DO II 186 für wahrscheinlich halte. Er wurde ermordet, und seine Grafschaft gelangte an den Erzbischof Giselher von Magdeburg, kam also in kirchliche Hand. Doch war dies nicht von Dauer, denn schon im Jahre 1000 ist der Wettiner Friedrich Graf im Lande Quezici um Eilenburg (DO III 386), und noch während der Regierungszeit Ottos III. muß Graf Esico von Merseburg eine sich im Osten bis nach der Mulde erstreckende Grafschaft erhalten haben: Thietmar VI 16 (S. 294). Die Grafschaft westlich der Saale wurde nach dem Tode Siegfrieds geteilt: wir finden hier gleichzeitig nicht weniger als drei Grafen, Burchard (der erste sächsische Pfalzgraf), Bio und Esico; vgl. S c h l e s i n g e r , S. 170 f. Nach Esicos Tode 1004 wurde seine Grafschaft mit der Burchards vereinigt, während diejenige Bios (gefallen vor 1003) an Burchards Neffen Dedo aus dem Hause Wettin gelangte. Die Grafschaft über vier Burgbezirke an der Mulde wurde aus Esicos Grafschaft gelöst und einem gewissen Thiedbern als Lehen übergeben. Auch weiter östlich, an der Elbe um Torgau, war schon vorher eine kleine Grafschaft gebildet worden, in deren Besitz wir 991 einen Grafen Becelin antreffen (DO III 74. Busci = ? Paußnitz Kr. Torgau). Man gewinnt den Eindruck, daß unter Otto II. die Neigung bestand, möglichst große Gebiete in einer Hand zusammenzufassen, während unter seinem Sohn kleinere Einheiten bevorzugt wurden. Eine bemerkenswerte Parallele zur Auflösung und Wiederherstellung des Bistums Merseburg! Deutlich geworden ist wohl, daß von einer Mark Merseburg nicht im selben Sinne wie von der Mark Meißen
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gesprochen werden kann. Ähnliches gilt für das Gebiet um Zeitz, doch fehlen hier die Quellen, so daß ein klares Bild nicht gewonnen werden kann. Bemerkenswert ist DO II 186: intervenlu . . . Thietmari videlicet marchionis atque Uuikkeri comitis. Wigger war also 979 nicht Markgraf wie Thietmar. Man muß schließen, daß damals schon eine Mark um Zeitz nicht bestand und vielleicht niemals eingerichtet worden ist. Es liegt nur das einzige Zeugnis von S68 für das Bestehen der Marken um Zeitz und vor Merseburg vor. Der Ausdruck marchia begegnet hier nie. Im 11. Jh. ist es völlig deutlich, daß Merseburg seine Bedeutung für das östliche Vorland verloren hat. An seine Stelle ist Eilenburg getreten, das zum Mittelpunkt wettinischer Herrschaft wurde, die sich von hier aus im Osten ausbreitete. Indem der Wettiner Dedi im Jahre 1046 seine Grafschaft um Eilenburg (Rogaz in pago Susaün et in comitatu comitis Deti, DH III 112 von 1043) durch kaiserliche Verleihung mit der Lausitz vereinigte, entstand die neue Ostmark, die in der Geschichte Bestand gehabt hat. An die beiden Teile, aus denen sie zusammenwuchs, erinnnern später die Namen Osterland und Lausitz. Schon Dedis Vater Dietrich, der die glciche Grafschaft innehatte (DK II 161), wird als comes orientalium bezeichnet: Ann. Hildesh. z. 1034, hrsg. W a i t z , S. 39. Es scheint, daß im Verlaufe der Polenkriege die alte sächsische Ostmark (das ist die ursprüngliche Grafschaft des Mgr. Thietmar vereinigt mit der nördlich davon sich erstreckenden Grafschaft des Mgr. Hodo) zertrümmert wurde, zumal auch Erbstreitigkeiten zwischen den Häusern Thietmars und Hodos nicht zur Ruhe kamen, und daß damals der Name Ostmark auf die Grafschaft um Eilenburg überging, die ihrerseits in der geschilderten Weise aus der Mark vor Merseburg hervorgegangen ist. Es wird also deutlich, wie diese Mark ihren Schwerpunkt immer weiter nach Osten vorschiebt. Gänzlich anders liegen die Dinge in der Mark Meißen. Auch ihr Umfang hat geschwankt, vor allem wurden Teile des weiter westlich gelegenen Gebiets bald angegliedert, bald wieder losgelöst, und im Osten erstreckte sich der Machtbereich der Markgrafen zeitweise über beide Lausitzen, wie zur Zeit der Gründung des Meißner Bistums, während zur Zeit der größten Machtentfaltung Polens die Grenze fast an der Elbe verlief. Aber die Niederlausitz hat später stets als besondere Mark gegolten, nur in Personalunion mit der meißnischen Mark verbunden, und ebenso war dies, wenigstens zunächst, mit dem Lande Milcieni, der späteren Oberlausitz, der Fall. So können die Altaicher Jahrbücher zu 1046 von drei Marken sprechen, die Mgr. Ekkehard II. innehatte (hrsg. v. Oefele, S. 41 f.). Das Kerngebiet der Mark, die große Landschaft Daleminzien, ist stets ungeteilt beisammen geblieben, und Meißen war stets ihr unbestrittener Mittelpunkt. So wurde der Name der Burg auf die ganze Mark übertragen. Der Name Misnensis marchia begegnet zuerst 1046 (DH III 162); vgl. dazu die angeführte Stelle der Ann. Altah. mai. z u S e i t e 48: Schenkungen an Merseburg; DO I 373 II 89.
Thietmar II 37 (S. 86). Mangel: DO
z u S e i t e 49: Ausstattung des Bistums Meißen: DO I 406, DO II 184 (Handlung 979, Beurkundung 983), DO III 174 a. Der Text von DO I 406 ist schwer verständlich. Das zweimalige hoc et fasse ich als hoc est; hinter Lusiza ist wohl dafür einzufügen; inquirendis verbessere ich in in acquirendis. Zu DO III 174 vgl. die Erörterungen von W. E b e r t , Das Wurzener Land (1930), S. 16 ff., die midi
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Anmerkungen
aber nicht völlig überzeugen. Die Interpolation von 174 b nennt zunächst fünf Orte, die als Mittelpunkt von Burgbezirken bekannt sind und sich an der Mulde aufreihen, sodann vier Dörfer, deren Lage eher westlich als östlich der Saale zu suchen ist. Sciamanstedi muß schon nach dem Namen im altdeutschen Gebiet liegen. Die Wüstung Schönstadt bei Kühren scheidet aus, sie ist nach E b e r t , aaO., S. 114, eine fehlgegangene Gründung der Siedlungszeit; in Betracht kommt Semmenstedt bei Wolfenbüttel. Unscia ist Oberund Niederwünsch bei Mücheln, Potorisci möchte ich in der Nähe von Merseburg suchen. Heni schließlich ist wohl ebenfalls ein deutscher, und zwar sehr altertümlicher Ortsname, keine slavischer. Diese Dörfer dürften das Lehen des Grafen Esico gewesen sein. Die Burgbezirke wurden eingeschoben. Püchau wird erst durch DH III 59 an Meißen geschenkt. Zwischen kirchlichen und weltlichen Rechten muß man klar scheiden. Aber weltdete Zehntrechte, wie später darzulegen sein wird, und am gleichen Tage, an dem Mgr. Heinrich der Erlauchte von Meißen die ihm vorgelegte Urkunde von angeblich 995 transsumierte, traf er Bestimmungen über die meißnischen Zehntrechte (CDSR II 1, 162—165). Deshalb wird auch der Kardinallegat Hugo um Bestätigung gebeten. Diese Transsumierung gehört in eine Reihe mit der Transsumierung der auf die Jahre 968 lautenden Fälschungen und der echten Urkunde Ottos III. von 995 durch die Bischöfe von Merseburg und Naumburg im Jahre 1250 (UB Merseburg 269—271). Zehntstreitigkeiten mit Magdeburg müssen damals geschwebt haben, vgl. W i n t e r , ASG NF. 2 (1876), S. 155 f. Ein großer geschlossener Komplex, wie K ö t z s c h k e annimmt (Der Dom zu Meißen, Festschr. d. Hochstifts Meißen, 1929, S. 3 f.), wurde also 995 an Meißen nicht verliehen. Esico starb übrigens nach Thietmar VI 16 erst 1004, und sein Grafschaftslehen wurde mit der Grafschaft dem Pfalzgrafen Burchard übertragen. Ich vermag den Widerspruch nicht zu klären. z u S e i t e 49 f.: Ausstattung von Zeitz: DO II 139, DO III 163. z u S e i t e 50 f.: Ausstattung von Merseburg: UB Merseburg Nr. 8—20, 31, 32, 39. Vor allem die Bestätigung Nr. 39 von 1012 ergibt, daß keineswegs für alle Besitzungen von Merseburg Schenkungsurkunden vorliegen. Dasselbe ergibt Nr. 17 für die Schenkung von Eythra durch Otto d. Gr. Ich sehe deshalb nicht ein, weshalb R. H o l t z m a n n in Sachsen und Anhalt 2 (1926), S. 49 f. die Angabe Thietmars über die Vernichtung von Merseburger Urkunden als bewußte Unwahrheit hinstellt. Magdeburg hatte sich nach der Auflösung Merseburgs 981 nicht nur einen Teil des Merseburger Sprengeis, sondern auch Teile der Merseburger Besitzungen angeeignet, teilweise auf Grund ausdrücklicher königlicher Verleihung, wie die Abtei Pöhlde (DO II 259), die Burg Kohren (DO II 270), den Königshof Prießnitz (DO II 271), teilweise aber sicher auch ohne solche, wie ja audi der Merseburger Sprengel nach dem Beschluß der Lateransynode von 981 unter Halberstadt, Meißen und Zeitz aufgeteilt werden sollte (JL 3807, UB Erzst. Magdeburg Nr. 92), in Wirklichkeit aber ein beträchtlicher Teil an Magdeburg kam. Giselher als ehemaligem Merseburger Bischof und nunmehrigem Magdeburger Erzbischof konnte es nicht schwer fallen, hier im Trüben zu fischen. Nachgewiesen ist dies durch die Interpolation von DH II 65 (vgl. Anm. zu S. 66): duas villas ... prius in episcopatu Merseburgensi sitas Wissepuchg et Lostataua, quas predicte destructor eccle-
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sie Giselherus sine concambio et regalibus pieceptis Wolcoldo Misnensis ecclesie episcopo sponte sua impotens concessit. Thietmar konnte sich diese gegebenenfalls leicht widerlegbare Anschuldigung nicht aus den Fingern saugen. Wenn G. sogar zugunsten Meißens über Merseburger Besitz ohne Rechtsgrund verfügte, in wieviel höherem Maße wird er dies für Magdeburg getan haben! Nerdiau z. B. ist 991 im Besitz Magdeburgs (DO III 74), der Forst bei Zwenkau 997 (DO III 252), ohne daß eine Beurkundung hierüber vorläge. Daß es Auseinandersetzungen um die angeblich rechtmäßigen Besitzungen Magdeburgs gab, ergibt sich aus der Besitzbestätigung für Magdeburg DO III 10 von 985, in der untersagt wird, ut nullus . . . archiepiscopum . . . cum pieceptionibus subintroductis seu aliis machinationibus invidis inquietaie audeat. Die Merseburger Urkunden hat Giselher mit nach Magdeburg genommen. War es nicht naheliegend, einen Teil von ihnen zu vernichten, um jeden Beweis für diese Machenschaften aus der Welt zu schaffen, als die Wiederherstellung Merseburgs sich nicht mehr aufhalten ließ? Auch die übrigen Merseburger Urkunden wurden übrigens nicht zurückgegeben. Sie liegen noch heute im Magdeburger Archiv mit Ausnahme weniger, die wohl 981 aus Unachtsamkeit in Merseburg zurückgeblieben sind oder die Ausstattung des damals dort eingerichteten Klosters betreffen. — An der Schenkung von Pöhlde an Merseburg zu zweifeln (so Kehr) liegt kein Grund vor. Es ist der beste Beweis für die Richtigkeit von Thietmars Angaben III 1 (S. 98), daß vierzehn Tage nach Aufhebung des Bistums die Abtei an Magdeburg gegeben wurde. — UB Merseburg Nr. 11 enthält die Immunität für den Zwenkauer Burgbezirk; Nr. 31 führt den Königsbann über den Bistumsbesitz unter den schon früher, also vor 981, verliehenen Rechten auf. z u S e i t e 52 ff.: An guten Quellen zur Geschichte der Bischöfe von Merseburg, Meißen und Zeitz-Naumburg steht außer den Urkunden und Thietmar nur die Chronica episcoporum Merseburgensium zur Verfügung. Sie ist gedruckt SS 10, S. 157 ff., übersetzt von W. R a d e m a c h e r , Die Merseburger Bischofschronik (1903/8) mit beachtenswerter Einleitung. Vgl. ferner E. W i 11 r i c h , Die Chronica episcoporum Merseburgensium (Diss. 1899). Für Zeitz-Naumburg und Meißen ist man also ganz auf die Urkunden und verstreuten Einzelnachrichten angewiesen, wenn man von den unsicheren Angaben sehr später Quellen absieht. Ich nenne wenigstens Paul Lange, Chronicon Citizense (gedr. bei Pistorius Rer. Germ. SS. I [1583], S. 755 ff.; Ed. 3 von Struve, 1717, Bd. I, S. 1192 ff.; vgl. dazu K. E. H. M ü l l e r , Das Chronicon Citizense des Benediktinermönchs Paul Lang im Kloster Bosau und die in demselben enthaltenen Quellen, NASG 13 [1892], S. 279 ff.), und Chronicon Numburgense (gedr. bei Mencken, SS rer. Germ, Bd. II. 1728/30, S. 1 ff.), sowie E. Brotulf, Chronica und Antiquitates des alten kaiserlichen Stifts, der römischen Burg Colonia und Stadt Marsburg (1557), obwohl die Nachrichten, die sie über das anderweit Belegbare hinaus bringen, wenigstens für die ältere Zeit schwerlich Glauben verdienen. Die bei Mencken, Bd. II, gedruckten Nachrichten zur Geschichte der Meißner Bischöfe von Hieronymus Emser, Johannes Lindner, Benjamin Leuber und Paul Sagittarius sind mit Ausnahme des Letztgenannten so gut wie wertlos. Literatur: L. N o t t r o t t , Aus der Wendenmission (1897), der S. 193 ff. die Bistümer Merseburg, Zeitz und Meißen nach dem damaligen Stande der Wissenschaft im allgemeinen zuverlässig behandelt. R. W i 1 m a n s , Regesta episcoporum Merseburgensium, A. d. Ges. f. alt. dt. Geschichtskde. 11, 1853, S. 146 ff. C. P. L e p s i u s , Geschichte der Bischöfe des 20 S c h l e s i n g e r I
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Anmerkungen
Hochstifts Naumburg, Bd. 1 (1846, noch heute grundlegend). Sehr mangelhaft E. M a c h a t s c h e k , Geschichte der Bischöfe des Hochstifts Meißen (1884). Noch immer zu benutzen ist wegen der eingestreuten Urkunden S. C a 11 e s , Series episcoporum Misnensium (1752). Nur knapp, aber ausgezeichnet ist die Darstellung von R. K ö t z s c h k e , Das Hochstift Meißen in der Landesgeschichte, in: Der Dom zu Meißen (1929). Vgl. audi die Bemerkungen zur Geschichte der Bischöfe bei H. G r ö g e r , Tausend Jahre Meißen (1929). Ferner die solide Arbeit von G. M ü l l e r - A l p e r m a n n , Stand und Herkunft der Bischöfe der Magdeburger und Hamburger Kirchenprovinzen im Ma. (Diss. 1930). z u S e i t e 52: Hugo I.: Ann. necr. FulcL SS 13, S. 204. Thietmar II 22 (S. 64), III 18 (S. 120), VI 50 (S. 336). DO II 139. z u S e i t e 53: Friedrich: Thietmar III 16 (S. 116). z u S e i t e 53 f.: Hugo II.: Ann. Quedl., SS 3, S. 69. Thietmar IV 45 (S. 182), V 15 (S. 238). Thangmar, Vita Bernwardi, SS IV, S. 764, 774. DO III 163. z u S e i t e 54: Dom in Zeitz: O. E. S c h m i d t , Kursächsische Streifzüge, Bd. 4 (3. Aufl. 1928), S. 100 f. G. D e h i o , Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler, Bd. 1 (3. Aufl. 1927), S. 415 f. H. J a n t z e n , Die Kunst der Ottonen (1947) berücksichtigt Zeitz leider nicht. z u S e i t e 55: Burchard: Thietmar II 22 (S. 64). z u S e i t e 55 ff.: Volkold: Thietmar III 16 (S. 116), IV 6 (S. 136 ff.), hiernach Ordination 969. DO I 421 (unecht, aber die Namen auf Grund echter Vorlage). H a u c k III, S. 249 sieht in der Vertreibung Volkolds aus Meißen eine heidnische Reaktion. Dies aus Thietmars Ausdruck vuigi instinclu varii zu schließen, scheint mir unbegründet. Für den Abfall vom Christentum hätte Thietmar wohl eine schärfere und deutlichere Kennzeichnung gefunden. Es ist nicht klar, wann die Rückkehr Volkolds nach Meißen anzusetzen ist. Es ist möglich, daß sie bereits mit dem totalen Umschwung der politischen Lage im Jahre 985 erfolgte; möglich ist aber auch, daß eine Nachricht der Quedlinburger Annalen zu 987 (SS III, S. 67) Saxones Slaviam Herum invaserunt et castella iuxta Albiam Humen denuo restaurata sunt auch auf Meißen zu beziehen ist. Wahrscheinlicher ist die erste Möglichkeit. Die Quedlinburger Nachricht dürfte sich auf das nördlichere Gebiet beziehen. z u S e i t e 58ff.: Aufhebung und Wiederherstellung des Bistums Merseburg, Giselher: J. v. P f l u g k - H a r t t u n g , Das Bistum Merseburg unter den sächsischen Kaisern, Forsch, z. dt. Gesch. 25 (1885), S. 153 ff. A. B o e h m e r , Erzbischof Giselher von Magdeburg, 1. Teil (Progr. 1887), 2. Teil, Magdeb. Gesch. Bll. 23 (1888), S. 40 ff., 185 ff. E. E. S c h m i d t , Giselher, Bischof von Merseburg,
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Erzbischof von Magdeburg (Diss. 1886). U h l i r z , S. 85ff. H a u c k III, S. 144 ff. R. H o 11 z m a n n , Die Aufhebung und Wiederherstellung des Bistums Merseburg, Sachsen und Anhalt 2 (1926), S. 35 ff. In diesen Schriften ausführliche Quellenangaben und weitere Literatur. Neuerdings M. H e l l m a n n , Die Ostpolitik Kaiser Ottos II., in: Syntagma Friburgense, Festschr. H. Aubin (1956), S. 49 ff., bes. S. 58 f.; B e u m a n n - S c h l e s i n g e r (wie Anm. z. S. 32), S. 214 ff. Zur Beurteilung J. K i r c h b e r g , Kaiseridee und Mission unter den Sachsenkaisern und ersten Saliern (1934), S. 47 ff. Die Darstellung im Text versucht, unter Verwertung der von Beumann-Schlesinger gewonnenen Ergebnisse, weldie die Wiederherstellung des Bistums in ganz neuem Lichte erscheinen lassen, einen Mittelweg zwischen Hauck und Holtzmann zu gehen. Jener verkennt die unbezweifelbaren sachlichen Gründe, die für Aufhebung des Bistums sprachen, dieser die ebenso unbezweifelbaren ehrgeizigen Machenschaften Giselhers, die vor allem durch sein Verhalten nach Erlangung des Erzbistums völlig deutlich werden. z u S e i t e 58: Otto in Merseburg: Thietmar II 43 (S. 92). Aus Thietmars Äußerung quicquid de promissione remansit, devota mente ibidem compleie studuit, hat S c h m i d t , S. 10, geschlossen, Otto habe Giselher Versprechungen bezüglich seines Bistums gemacht, die dann unerfüllt blieben; ähnlich B o e h m e r , I S. 5. Das geht aus Thietmars Worten nicht hervor. Ich möchte meinen, daß sie eher der Enttäuschung darüber ihre Entstehung verdanken, daß damals so gar nichts für das Bistum heraussprang. Es kommt hinzu, daß die Ann. Magdeb., SS 16, S. 153, berichten: ibique supplesset omnem, quam distulerat, de Magdeburdi promissionem suam. Eine einfache Entstellung einer aus Thietmar geschöpften Nachricht wird hier schwerlich vorliegen. Das Verhältnis Thietmars zur Magdeburger Uberlieferung scheint mir noch nicht völlig geklärt. z u S e i t e 62: Memleben: DO II 191, 194—196. z u S e i t e 64: Synodalbeschlüsse von 981: UB d. Erzst. Magdeburg Nr. 92, 95. Zur Wahl Giselhers in Italien U h 1 i r z , S. 161 f., S c h m 1 d t , S. 31 Anm. 12. Es wählt nicht die maior, sondern die sanior pars. z u S e i t e 65: Posen: vgl. Anm. zu S. 32. z u S e i t e 65f.: Aufteilung des Merseburger Sprengeis und Besitzes: Thietmar III 10 (S. 116). DO II 259, 270, 271. DO III 74, 252. Dazu Adalbert! Vita Heinrici, SS 4, S. 793: Quae potioia erant illius ecclesiae in piaediis, in ministerialibus, in ornamentis in ditionem Magdeburgensis ecclesiae transferrentur. Ob die von Thietmar genannten Burgwarde alle zum Merseburger Sprengel gehört haben, ist zweifelhaft, vgl. S. 42 f. z u S e i t e 66: Kloster in Merseburg: Thietmar III 16 (S. 118). UB d. Erzst. Magdeb., Nr. 99. Vorwürfe gegen Giselher: DH II 65 (UB Merseb. I Nr. 32) ist nicht im Original 20-
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Anmerkungen
erhalten und offensichtlich auf Grund von DH II 64 (UB Merseb. I Nr. 31) gefälscht. Der Passus Unde vero bis reddimus wurde eingefügt. Die gegen Giselher erhobenen Vorwürfe sind also nicht eine Äußerung des Königs, sondern wohl Thietmars, dem die Fälschung zur Last zu legen sein wird. In sachlicher Hinsicht ergibt sich die Fälschung aus dem Vergleich mit DH II 66. Merseburg will sich das Diözesanrecht über die beiden Burgwarde Treben und Tuchamuzi (Taucha/Muschwitz?) aneignen, die südlich des Rippach liegen, der doch in DH II 66 als Grenze gegen Zeitz festgesetzt wurde. — Merseburger Urkunden: vgl. Anm. z. S. 50 f. Brun von Querfurt: Vita Adalberti, SS 4, S. 598, 600. Dazu R. W e n s k u s , Studien zur historisch-politischen Gedankenwelt Bruns von Querfurt (1956), S. 164 ff. zu S e i t e 68 ff.: Eiko: Die einzige Quelle für Eiko istThietmar, dazu DO III 174, DH II 124,269. L. B ö n h o f f , Eid, der dritte Bischof von Meißen, BSKG 28 (1914), S. 158ff. Zu knapp ist die Charakteristik bei H a u c k III, S. 624. — Der Bischof führt zwei Namen, den im Text gebrauchten, der in den Urkunden allein entgegentritt und somit vorzuziehen ist, und den bei Thietmar überlieferten Eid. Beide Namen sind nicht identisch, der eine ist deutsch (vgl. Eike von Repgow), der andere vermutlich eine Kurzform zu lat. Egidius, wofür die von Thietmar einmal verwandte Form Egedus spricht. zu S e i t e 69: Cölbigk: Die Dresdner Handschrift der Chronik Thietmars hat Colidici, was auf Colditz gedeutet worden ist. Da aber an dem Wort herumkorrigiert ist (erstes und drittes i radiert), ist hier mit einem Hörfehler zu rechnen, der dann schließlich doch nicht in der richtigen Weise verbessert worden ist. Cölbigk erscheint 1034 als Cholobize (DK II 234). Hier wurde in der Tat ein heiliger Magnus verehrt, bekannt durch das Tanzwunder, das gerade aus den letzten Jahren Eikos berichtet wird (E. S c h r ö d e r , Die Tänzer von Kölbigk, Zs. f. Kirchengesch. 17, 1897, S. 94 ff.). Colditz an der Mulde lag zwar im Westen der Diözese Eikos, war aber bei zukünftigen Einfällen der Polen, die im Jahre 1003 ganz Daleminzien verwüstet hatten, nicht weniger gefährdet als die Feste Meißen, und eine Magnuskirche hat es dort nie gegeben. Vgl. B ö n h o f f , aaO., S. 178 ff. zu S e i t e 71: Urkunde von 995: DO III 186, dazu B e u m a n n - S c h l e s i n g e r , wie Anm. zu S. 32. z u S e i t e 74: Mark Oberlausitz: Vita Heinrici, SS IV, S. 689 zu 1003 Milzaviam quoque, Saxoniae et Poloniae interiacentem marchiam ... subicit; dazu DH II 124. zu S e i t e 76 ff.: Wiederherstellung Merseburgs: Vgl. die zu S. 58 ff. angeführte Literatur. Die Darstellung im Text folgt hinsichtlich der chronologischen Einreihung der Nachrichten Thietmars der Kritik R. Holtzmanns, weicht aber in der Beurteilung des Verhaltens Ottos III. erheblich von ihm ab, ebenso in der Beurteilung des Verhältnisses der beiden Synoden von 997 und 998 zueinander. Hier hat schon U h l i r z , Magdeburg, S. 100 f. das Richtige gesehen. Die frühere Forschung hat den Zusammenhang des Kesseltreibens gegen Giselher mit dessen
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Ansprüchen auf Posen und Boleslaws Gnesener Plan übersehen und kam dadurch zu falschen Urteilen. Quellen: Thietmar und Urkunden, die am bequemsten im Urkundenbuch des Hochstifts Merseburg (Nr. 29—34, 39) und im Urkundenbuch des Erzstifts Magdeburg (Nr. 111—116, 121) zu benutzen sind. — Die Ansicht A. B r a c k m a n n s , die Wiederherstellung Merseburgs sei wie die Gründung Bambergs als weitblickende Sicherungsmaßnahme Heinrichs II. für die gefährdete Ostgrenze gegen Polen zu verstehen (Magdeburg als Hauptstadt des deutschen Ostens im frühen Mittelalter, 1937, S. 33 f.), verdient vielleicht für Bamberg Zustimmung; hinsichtlich Merseburgs findet sie weder in den Quellen noch in den Ereignissen selbst eine Stütze. zu S e i t e 78: Forst: Thietmar VIII 20 (S. 516), DO III 252. Grafschaft: Thietmar IV 69 (S. 210). DO III 346. z u S e i t e 81: Grenzbeschreibung des Bistums Halberstadt: SS 23, S.91. Grenze 1004 gegen Zeitz auf Grund von DH II 66 und der Visitationsprotokolle von 1544/5. Vgl. F l e m m i n g , ZKGPrS 3 (1906), S. 167, 195. Dazu B ö n h o f f, NASG 32 (1911), S. 205, 223. zu S e i t e 82: Thietmars Fälschung: DO II 90, dazu U h l i rz (wie Anm. zu S. 21 ff.) S. 163 ff., der aber den Inhalt der Urkunde für unbedenklich hält. Die Ubereinstimmung mit Thietmar VIII 20 (S. 516) gegenüber DH II 64 in der Bezeichnung des Forstes spricht aber gerade nicht für Ursprünglichkeit, sondern für Interpolation. Auch der den Wildwechsel betreffende Passus der Urkunde ist von Thietmar frei erfunden und erklärt sich aus den von ihm VII 21 (S. 518) geschilderten Vorgängen. z u S e i t e 83 f.: Wigbert: UB Merseburg I Nr. 29—33, 36. Thietmar V 40, VI 1, 17, 18, 36, 37, 42 (S. 266, 274, 294, 318 ff., 326). Chron. ep. Mers. SS 10, S. 171 f. zu S e i t e 84 ff.: Thietmar: Hauptquelle ist natürlich Thietmars Chronik, daneben die Chron. ep. Mers. SS 10, S. 172 ff. Ferner die Urkunden, UB Merseburg Nr. 38, 39, 41, 46. Alles, was wir über Thietmars Leben und seine Familie wissen, stellt R . H o l t z m a n n mit Belegen zusammen in der Einleitung zu seiner Ausgabe (1935), S. VII ff. Vgl. auch denselben in W a t t e n b a c h - H o l t z m a n n , Deutschlands Geschichtsquellen im Mittelalter, 1. Bd. 1. Heft (1938), S. 52 ff. zu S e i t e 88: Dom in Merseburg: Rekonstruktion von F. H a e s l e r , Der Merseburger Dom des Jahres 1015 (1932). zu S e i t e 89: Eilward: Thietmar VII 26 (S. 430). Ann. Quedl. 1023, SS 3, S. 84, 87, 89. z u S e i t e 90: Huprecht: Ann. Quedl. 1023, SS 3, S. 89. Dietrich: SS 11, S. 190 mit Anm. c, 193. S. Hirsch, Jbb. Heinrichs II., Bd. 3 (1875), S. 284 Anm. 1.
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Anmerkungen
Eiko II.: DH III 59. Dazu die Bemerkungen von W. E b e r t , Das Wurzener Land (1930), S. 17 f. Vgl. aber Anm. zu S. 49. Zur Datierung der Fälschung von DO III 174b H. W i b e 1, NA d.Ges. f. ält. dt. Geschiditskunde 35 (1910), S.256 f. Es ist auffällig, daß DH III 59 in der Textfassung dieser Fälschung ähnelt. Sollte man etwa die Fälschung in der königlichen Kanzlei vorgelegt haben, um eine echte Bestätigungsurkunde zu erlangen, die Fälschung aber dort erkannt worden sein, woraufhin Meißen nur e i n e n Burgward, eben Püchau, erhielt? Die vorgelegte Fälschung wäre dann trotzdem als Vorlage für den Wortlaut von DH III 59 benutzt worden. W ä r e die echte Urkunde DO III 174a, die ja in den fraglichen Partien den gleichen Wortlaut hat, mit der Behauptung vorgelegt worden, das Lehen Asics sei eben der Burgward Püchau gewesen und diese Behauptung hätte Glauben gefunden, so müßte die Fassung des daraufhin ausgestellten Diploms wohl anders lauten, als sie vorliegt. Wie leicht die Umgebung des Königs mit gefälschten Urkunden düpiert werden konnte, zeigt das Beispiel Thietmars, der DO II 90 in der Form einer Urkunde Heinrichs II. fälschte und trotzdem ein für sich günstiges Urteil des Königsgerichts im Jahre 1017 in Magdeburg erzielte, indem er die Fälschung vorlegte. Vgl. U h 1 i r z, S. 164. Zum späteren Bistumsbesitz in Löbnitz und Pouch vgl. E. R i e h m e , Markgraf, Burggraf und Hochstift Meißen (Diss. 1905), S. 99, 112. z u S e i t e 91: Romanischer Dom in Meißen: Rekonstruktion von C. G u r l i t t , in: Der Dom zu Meißen, Festschrift des Hochstifts Meißen (1929), S. 81 f. Vgl. auch den Grundriß bei H. J. M r u s e k , Meißen (1957), S. 44 f. Die Rekonstruktion der Westseite ist unsicher. Auffallend ist die Verwendung nur von Pfeilern, man erwartet Stützenwechsel. Ich vermag nicht zu beurteilen, ob das Material der Grabungen ausreicht, das Fehlen eines solchen tatsächlich nachzuweisen. Für die Datierung nach 1015 ist ausschlaggebend, daß Thietmar VII 25 (S. 428) berichtet, Bischof Eiko sei in Meißen coram altari beigesetzt worden, ohne einer neuen Kirche zu gedenken, was er schwerlich unterlassen hätte, wenn Eiko ihren Bau bereits begonnen hätte. z u S e i t e 92 ff.: Verlegung von Zeitz nach Naumburg: L e p s i u s , S. 10 ff. H. B r e ß l a u , Jahrbücher des deutschen Reiches unter Konrad II., l.Bd. (1879), S.260ff. Beide Darstellungen, wie auch alle anderen, die durchgängig auf diesen beruhen, begnügen sich, als Grund der Verlegung das Schutzmotiv anzugeben, das doch in den tatsächlichen Ereignissen so gar keine Begründung hat, wie schon H a u c k III, S. 554 Anm. 4, gesehen hat, der aber auch keine bessere Motivierung anzuführen weiß. Die im Text gebotene Darstellung, die in ähnlicher Weise schon vorgelegt worden ist bei W. S c h l e s i n g e r , Meißner Dom und Naumburger Westchor (1952), S. 49 ff., wird m. E. als richtig erwiesen durch die Wendung ob iuge servitium Herimanni marchionis in DK II 156, die, da es sich nicht um bloße Intervention handelt wie bei den Erzbisdiöfen Aribo und Hunfrid, nur dadurch zu erklären ist, daß der Markgraf der Hauptinteressent an der Verlegung des Bistums war. Die Quellen für die Verlegung am bequemsten UB des Hochstifts Naumburg I Nr. 24—29, 52, 139. Angebot der Ekkehardinger an Merseburg: Chr. ep. Mers., SS 10, S. 178. Die dort gegebene Begründung der Ablehnung hat offensichtlich nur ein nebensächliches Ereignis im Auge, wie es Milo von Ammensieben, dem die Zusammenhänge fremd und obendrein gleichgültig waren, von seinem Großvater erzählte. Zur Stellung Hermanns und Ekkehards zu Konrad II. und Heinrich III. vgl. L ü p k e
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(wie Anm. zu S. 46 ff.), S. 36 f., 38, 40, 48 f. ü b e r die Stellung Ekkehards I. im Reiche und seinen Tod ist oft gehandelt worden. Unberücksichtigt blieb dabei die Rede, die Thietmar V 9 (S. 230) dem Ritter Thietmar in den Mund legt. Auch hier ist von der spontanea invitatio die Rede, der freien Wahl Ekkehards, ein Zeichen dafür, wie sehr unter Otto III. der Wahlgedanke, auf den sich E. als „Herzog" in der Tat gestützt haben muß, um sich gegriffen hat. Nach seinem Tode trat dies dann bei der Frage der Nachfolge offen zutage. Überführung seiner Gebeine: Annalista Saxo zu 1002, SS 6, S. 648 und MG Dt. Chroniken II, S. 578 f. Bamberg: E. Freiherr v. G u t t e n b e r g , Das Bistum Bamberg. l.Teil ( = Germania Sacra Abt.2 Bd. 1,1937) S.29 f.; ältere Literatur ebenda, S. 2 ff. Kollegiatstift in Zeitz: Die Fälschung UB Naumburg Nr. 27 (12. Jh.) wird sachlich das Richtige bieten. Erster echter Nachweis des Kapitels nicht erst Nr. 110 (1108), sondern der in Nr. 99 erwähnte Propst Erinbert loci illius, der nicht nach Naumburg, sondern nach Zeitz gehört, da in Naumburg zur selben Zeit Aribo als Propst nachweisbar ist (Nr. 97, 104, 110). Oder sind die Namen identisch? Die Zeugenreihe gehört in die Zeit vor 1090. Zur Sache vgl. H a u c k III, S. 555 Anm. 3. z u S e i t e 95: Georgenkloster: Das DK II 150 genannte Kloster ist nicht das Georgenkloster. Die von B r e ß 1 a u, aaO., S. 264 Anm. 4 vorgeschlagene Emendation Georgii aus Gregorii (so auch H a u c k III, S. 555 Anm. 2) ist nicht wahrscheinlich wegen UB Naumburg I Nr. 239, wo Ekkehard als Stifter genannt wird, so daß für den Klosterstifter Eiko kein Raum bleibt. Das Kloster ist vielmehr die nach Naumburg verlegte Abtei Kleinjena, wie sich aus den 1160 bezeugten Besitzverhältnissen ergibt: 9 Hufen in Großjena, 34Vs Hufen in Kleinjena (UB Naumburg I Nr. 239). Wann die Verlegung stattfand, ist unsicher. Moritzkloster: Daß das Moritzkloster ursprünglich ein Nonnenkloster war, geht hervor aus UB Naumburg I Nr. 120 und 140. Die Gründung dieses Nonnenklosters muß nach DH III 398 (UB Naumburg I Nr. 52) auf Hermann und Ekkehard zurückgeführt werden. Wenn die Urkunde auch gefälscht ist, so ist doch kaum Grund, an dieser Nachricht zu zweifeln, aus der sich auch ergibt, daß das Kloster erst bei der Verlegung des Bistums gegründet wurde, überhaupt scheint mir die Art, wie diese Urkunde den Vorgang erzählt, der Wahrheit am nächsten zu kommen: [Konrad II.] impetravit quippe pio consilio suo et suorum, máxime Huníiedi Magdeburgensis archiepiscopi et Hildewaidi, qui tune medioeritati Cicensis ecclesie presidebat, quod dúo principes, videlicet Herimannus marchio et iiater eius Eccehardus, hereditatem suam deo et beatis apostolis Petro et Paulo per manum ipsius imperatoris contulerunt et in ipsa forum regale, ecclesias, congregaciones clericorum, monachorum, monialium construxerunt, ea tarnen condicione, quod sedes episcopalis cum univeisis ad ipsum pertinentibus de Ciza in Nuenburg predicto modo constructum translerretur... Wenn auch der König als der Urheber des ganzen Vorgangs erscheint, so wird doch völlig deutlich ,daß die beiden Brüder die eigentlich Handelnden sind und sich bemühen, den neuen Bischofssitz so würdig wie möglich auszustatten. •— Zur Geschichte des Moritzklosters: K. P. L e p s i u s , Historische Nachricht vom Augustiner-Kloster St. Moritz zu Naumburg, Kleine Schriften 1 (1854), S. 54 ff. Dom: B e r g n e r , Bau- und Kunstdenkmäler der Stadt Naumburg (1903). H. G i e s a u , Der Dom zu Naumburg (1927). Weihe: Chr. ep. Mers., SS 10, S. 180.
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Anmerkungen
z u S e i t e 95 ff.: Kadeloh: L e p s i u s , S. 15ff. Quellen: UB Naumburg I Nr. 26—49. Die Hypothese von Lepsius, Kadeloh sei identisch mit dem Bischof Cadalus von Parma, der seit 1046 nachweisbar ist und als Honorius II. Gegenpapst wurde, ist widerlegt von W. W a t t e n b a c h , Kadeloh, der Kanzler Konrads II. und Heinrichs III., Allg. Zs. f. Gesch. 7 (1847), S. 531 ff. z u S e i t e 98: Bruno: SS 10, S. 178f.; UB Mers. I Nr. 54—59. Zcwengonia (Zielbongonia) der Bischofschronik ist nach dem überzeugenden Nachweis B ö n h o f f s , BSKG 26, S. 71 Anm. 2 nicht Zwenkau, sondern Zweimen. Vgl. UB Mers. I Nr. 119, 126: Zvegome, Zvechin, Zwenchin. z u S e i t e 98: Hunold: SS 10, S. 179 f. z u S e i t e 99: Alberich: SS 10, S. 181. Eckelin: SS 10, S. 181 f. Woffo: SS 10, S. 182 f. Winither: SS 10, S. 183 f. z u S e i t e 102 ff.: Aus der allgemeinen Literatur über den Investiturstreit ragen heraus G. T e i l e n b a c h , Libertas. Kirche und Weltordnung im Zeitalter des Investiturstreits (1936), und W. v o n d e n S t e i n e n , Canossa (1957). Zur Beurteilung vor allem A. B r a c k m a n n , Die Ursachen der geistigen und politischen Wandlung Europas im 11. und 12. Jh., HZ 149 (1934), S. 229 ff., auch Ges. Aufsätze (1941), S. 356 ff. und G. K a l l e n , Der Investiturstreit als Kampf germanischen und romanischen Denkens (1937). Neue Forschungsergebnisse veröffentlichen laufend die Studi Gregoriani, hsrg. J.B.Borino, seit 1947. Darin Bd. 2 (1947) P. E. S c h r a m m , Kaiser und Papst im Austausch ihrer Vorrechte; Bd. 5 (1956) A. N i t z s c h k e , Die Wirksamkeit Gottes in der Welt Gregors VII. Den Inhalt der ersten Bände referiert S c h r a m m , Göttingische Gelehrte Anzeigen 207 (1953). Verwiesen sei ferner neben Hauck auf die allgemeingeschichtlichen Darstellungen von H a m p e , G r u n d m a n n , S c h i e f f e r , J o r d a n , T e i l e n b a c h , vor allem aber auf diejenige von H a 11 e r, Papsttum Bd. 2, 1. Hälfte, S. 246 ff. F. H e e r , Aufgang Europas (1949) gab keinen Anlaß, an der Darstellung etwas zu ändern. z u S e i t e 107: Gleichsetzung von ecclesia und gotis holdon bei Notker, Psalmen 103, 27. Ludwigslied: W. B r a u n e , Ahd. Lesebuch (9. Aufl. 1928), S. 154. F. K a m p e r s , Rex et sacerdos, H. Jb. 45 (1925) S. 495 führt den Gedanken des Königspriestertums und damit die Vereinigung geistlicher und weltlicher Herrschaft in der Hand germanischer Könige, zumal Karls d. Gr., auf byzantinisches Vorbild zurück. Für die gelehrte Theorie soll dies nicht bestritten werden. Wenn aber K. S. 500 ff. selbst auf die iranische Vorstellungswelt vom göttlichen Charakter des Königtums verweist, die also bei den indogermanischen Völkern älter ist als das Christentum, so wird die Möglichkeit unbestreitbar sein, daß auch bei den Germanen solche Gedanken bodenständig waren. Die Ausformung des
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Gedankens der lides ist im fränkisch-deutschen Reiche so charakteristisch germanisch, daß ich auch für die geistliche G e w a l t des germanischen Herrschers den Ursprung in der germanischen W e l t vermuten möchte. W a s Kampers für das byzantinische Königspriestertum erschließt, gilt auch für das germanische: es wurzelt nicht im biblisch-historischen Bilde des Melchisedek, sondern sucht in ihm seine Rechtfertigung. V g l . hierzu H. E. F e i n e , Kirchliche Rechtsgeschichte I ( 3 1955), S. 126. Zu bedenken ist übrigens stets, daß die scharfe Trennung v o n Klerus und Laienwelt dem Denken der Ostkirche ebenso fremd blieb, w i e sie es ursprünglich dem Christentum der Germanen war. W i b e r t : M G . L. d. 1. I S. 545 ( W i d o ) . Das Schwert des Geistes: Liber de unitate ecclesiae conservanda I 3, M G . L. d. 1. II S. 187. z u S e i t e 115: Kirche und K r i e g : C. E r d m a n n , Die Entstehung des Kreuzzugsgedankens (1935, Neuausgabe 1955). Das hier interessierende Ergebnis der tief eindringenden Forschungen des Verfassers steht auf S. 245: „Soweit sich die Publizisten mit dem prinzipiellen Problem des Krieges beschäftigen . . . sind alle Gregorianer für einen K r i e g der Kirche, für A n w e n d u n g v o n W a f f e n g e w a l t um der Religion willen, während alle Kaiserlichen dagegen sind." Erdmanns Deutung dieses bemerkenswerten Sachverhaltes weicht freilich v o n der im T e x t e gegebenen v ö l l i g ab. zu S e i t e
116f.:
Verzeichnis der Tafelgüter: N A d. Ges. f. ält. dt. Geschichtskunde 41 (1921), S. 572. Dazu H. D a n n e n b a u e r , Das Verzeichnis der T a f e l g ü t e r des römischen Königs, Zs. f. württ. Landesgesch. 12 (1954), S. 1 ff. Es ist zu betonen, daß das mitteldeutsche Material der Datierung Dannenbauers nicht widerspricht, v g l . W . S c h 1 e s i n g e r , Jb. f. Gesch. Mittel- und Ostdeutschlands 2 (1953), S. 20 und 24. Für eine ältere V o r l a g e sprechen aber die genannten Landschaftsnamen, die in dieser Form für Reichsgutkomplexe am Ende des 12. Jh. schwerlich v e r w e n d e t worden wären. — Schwierigkeiten macht, daß Budesin und Melca nebeneinander genannt werden. Das Land der Milziener bezeichnet sonst die G e g e n d um Bautzen. Da aber die Teilung der Oberlausitz in einen westlichen und östlichen T e i l (Zagost) im Mittelalter wiederholt bezeugt ist, muß angenommen werden, daß hier die Bezeichnung für das Gesamtgebiet einmal auf den Ostteil des Landes (um Görlitz) eingeschränkt ist. In Görlitz ist in der Zeit Heinrichs I V . Königsgut in der Tat nachweisbar, v o n dem Servitien geleistet werden: VIII mansos legales in pago Milsca sitos autem in villa GoreHz . . . quicumque eorum possessor extiterit . . . plenum seivitium eisdem fratribus subministret. D H I V 246. z u S e i t e 118 ff.: Das Material für die Geschichte der mitteldeutschen Bistümer im Investiturstreit ist zusammengestellt v o n K. B e n z , Die Stellung der Bischöfe v o n Meißen, Merseburg und Naumburg im Investiturstreit unter Heinrich I V . und Heinrich V . (Diss. 1899). Einzelheiten bedürfen der Verbesserung, v o r allem aber sind die gefällten Urteile flach. V g l . auch G. L ü p k e , Die Stellung der Magdeburger Erzbischöfe während des Investiturstreits (1937). Hauptquellen: Lamperti monachi Hersfeldensis opera, hrsg. O. Holder-Egger (1894); Brunos Buch v o m Sachsenkrieg, hrsg. H.-E. Lohmann (Deutsches Mittelalter Bd. 2, 1937); Liber de unitate ecclesiae conservanda, M G . Libelli de lite II, S. 173 ff.; Chronica episcoporum Merseburgensium, SS 10, S. 184 ff. Ohne selbständigen Quellenwert ist, v o n w e n i g e n Ausnahmen abgesehen, die V i t a Wernheri,
314
Anmerkungen
SS 12, S. 244 ff. Dazu einzelnes bei Ekkehard von Aura, SS 6, S. 261 f. (Tod Dietrichs von Naumburg), Berthold, SS 5, S. 290 (Eberhard von Naumburg in Canossa), Ann. Altah., SS 20, S. 810f. (sein Zug nach Ungarn), Bernold von St. Blasien, SS 5, S. 455 (Charakteristik Werners), Chron. Gozecense, SS 10, S. 149 (Friedrich von Goseck). Urkunden: UB Naumburg I Nr. 50—125; UB Merseburg I Nr. 76—96; CDSR II 1 Nr. 23—43. Nr. 33 ist Fälschung des 12. Jh. (DH IV 275). Auf die Anführung der Einzelbelege, die bei Benz zu finden sind, habe ich verzichtet. Benno: Grundlegend O. L a n g e r , Kritik der Quellen zur Geschichte des hl. Benno, vornehmlich der Vita Bennonis, Mitt. d. V. f. Gesch. der Stadt Meißen 1, Heft 3 (1884), S. 70 ff., wo die völlige Wertlosigkeit der von Hieronymus Emser 1512 veröffentlichten Vita Bennonis, die angeblich alte Hildesheimer Quellen benutzte, erwiesen wird. Vgl. hierzu R. D o e b n e r , Aktenstücke zur Geschichte der Vita Bennonis Misnensis, NASG 7 (1886), S. 131 ff. Die Kritik wird weitergeführt von J. K i r s c h , Beiträge zur Geschichte des hl. Benno, Bischofs von Meißen (Diss. 1910). Das wenige, was wir über Benno wirklich wissen, verarbeitete umsichtig wiederum O. L a n g e r , Bischof Benno von Meißen, Mitt. Meißen 1, Heft 5 (1886), S. 1 ff. Freilich hält er Benno für allzu unbedeutend, er übersieht seine Mitwirkung bei der Herstellung des Friedens in Sachsen. K. P. W i 11, St. Benno, Bischof von Meißen (1887) und E. K1 e i n , Der heilige Benno, Bischof von Meißen. Sein Leben und seine Zeit (1904) führen nicht weiter. — Grenzverschiebung gegen Magdeburg: Die Festlegung der Grenze gegen Magdeburg ergibt sich aus UB d. Erzst. Magdeburg Nr. 243. Zur Datierung vgl. ebendort Anm. 1. Wahrscheinlich ist Bruno in Benno zu emendieren. Da Benno den bischöflichen Stuhl in Meißen 1066 bestieg, würde die Handlung zwischen 1066 und 1078 fallen. Die Grenzbeschreibung für Magdeburg lautet: a Iapide scilicet posito ad australem partem cuiusdam burchstal, quod dicitur Bichin, inde ad Wisennasfot, inde ad aquam, que vocatur Circuisinci, inde ad Aibiam iiuvium et sie protenditur usque Magdeburg. Bichin ist Püchau nördlich Würzen, burchstal kein Eigenname, sondern die noch heute als Flurname gebräuchliche Bezeichnung für einen ehemaligen Burgwall. Der Ort Wisennasiot ist unbekannt. Man kann nur aus der späteren Zugehörigkeit der Parochien schließen, daß er bei Jeßnitz oder Raguhn gelegen haben muß. Circuisinci ist dann der Schmerzbach, der über Burgkemnitz und Möhlau in die Mulde fließt, oder ein namenloser Bach bei Zschornewitz, Kreis Bitterfeld. Wisennasfo(r)t deutet Möllenberg als „Wiesenfurt". Zur Sache vgl. die Anm. zu S. 43 ff. angeführte Arbeit von W i n t e r und P o s s e , CDSR I 1, S. 185 f. und S. 180 mit Anm. 90. — Lampert, S. 150, nennt Benno unter den sächsischen Bischöfen, die am Aufstand des Jahres 1073 beteiligt waren. Das ist unglaubhaft. Wenn auch DH IV 275, weil gefälscht, nicht für den Beweis des Gegenteils verwertet werden kann (so B e n z , S. 2 f.), so sprechen doch die Vorgänge des Jahres 1075, wie sie Lampert, S. 231, selbst schildert, entschieden dagegen. Er nennt unter den Aufständischen neben Benno Bischof Friedrich von Münster, der damals bestimmt auf der Seite des Königs stand (vgl. Bruno c. 27), möchte also den Umfang der Verschwörung möglichst groß erscheinen lassen. Werner: Sein Bruder war Moricho, 1069 miles Heinrichs IV. (DH IV 213), der in der Vita Wernheri, deren Verfasser wohl in diesem Fall gut unterrichtet war, regalis mensae dapifer et cunctis in ministerialibus aeeeptissimus genannt wird (SS 12, S. 245). z u S e i t e 120: Zehntrechte des Petersstiftes: DH IV 133. Für Chuiu ist wohl Chuin zu lesen.
zu Seite 118—132 ff.
315
zu S e i t e 121: Treue Eberhards: DH IV 272 (UB Naumburg Nr. 83). Die Urkunde ist zwar gefälscht, doch liegt eine echte Urkunde zugrunde, der die Narratio entstammen dürfte. z u S e i t e 126: Entscheidend für die Vermittlerrolle Bennos bei der Herstellung des Friedens in Sachsen ist Lib. de unit. eccl. cons. II 25: certum est, eundem episcopum Bennonem nihil deinceps viriliter egisse cum comprovincialibus pseudoepiscopis vel cum principibus Saxoniae pro conventione et studio pacis ecclesiasticae. Benno hat also gehandelt oder verhandelt, wenn auch nicht im Sinne des Hersfelder Verfassers, dessen Abt sich nur als Erzbisdiof hätte halten können, wenn an dem Beschlüsse der Mainzer Synode festgehalten wurde, der die Absetzung der gregorianischen Bischöfe Sachsens aussprach. Daß Heinrich IV. aber gewillt war, hier Konzessionen zu machen, wird durch sein Verhalten Benno gegenüber erwiesen. Beachtenswert ist auch CosmasII40 (hrsg. Bretholz, S. 144), wo ein gutes Verhältnis Bennos zu Wiprecht von Groitzsch und zu dessen Schwiegervater Vratislav vorausgesetzt wird. Die allgemeine Kriegsmüdigkeit kam natürlich der Sache Bennos entgegen. Vgl. im übrigen L a n g e r , Mitt. Meißen Bd. 1, Heft 5 (1886), S. 17 ff. ü b e r die Rolle Ekberts vgl. P. R o c k r o h r , Ekbert II., Markgraf von Meißen, NASG 7 (1886), S. 177 ff. zu S e i t e 127: Petersstift: SS 12, S. 248. z u S e i t e 129: Gvozdec: Cosmas II 39 (S. 141), II 40 (S. 144). Vgl. II 53 (S. 225 f.). z u S e i t e 132: Schenkung von 1088: UB Naumburg I Nr. 95. Die Fälschungen UB Naumburg I Nr. 96 und 97 nennen statt des Königs als Schenkgeber neben Gero Günther selbst sowie seine Brüder Dietrich (von Brehna) und Wilhelm (von Camburg), die unter den Stifterfiguren des Naumburger Westchors auftreten. Die geschenkten Güter stammten danach aus dem Eigengut ihrer Mutter Bertha (von Wippra). Es ist möglich, daß Bischof Dietrich II. beide Urkunden fälschen ließ, um seinen wettinischen Verwandten Dietrich und Wilhelm einen Platz unter den Stifterfiguren des Chors zu sichern. Gefangennahme Günthers: UB Naumburg I Nr. 221. zu S e i t e 132 ff.: Walram: P. E w a l d , Walram von Naumburg. Zur Geschichte der publizistischen Literatur des 11. Jh. (Diss. 1871) sieht wie andere (Schwenkenbecher, Mirbt) in W. den Verfasser des Liber de unitate ecclesiae conservanda; so auch B. G a f f r e y , Der Liber de unitate ecclesiae conservanda im Lichte mittelalterlicher Zeitanschauungen (1921) in besonderem Exkurs „Zur Frage der Verfasserschaft", S. 168 ff. Dagegen G. M e y e r v o n K n o n a u , Der Verfasser des L. d. u. eccl. cons., Festgaben zu Ehren Max Büdingers (1898), S. 181 ff. und andere ( S a c k u r . H o l d e r - E g g e r ) , vor allem B. S c h ü t t e , Studien zum L. d. u. e. c. (1937), S. 80 ff. Da der Liber in Hersfeld verfaßt sein muß, würde ausschlaggebend sein, wenn Walram nicht aus Hersfeld, sondern aus Bamberg nach Naumburg gekommen wäre, wie eine Notiz im Nekrolog
316
Anmerkungen
des Bamberger Domstifts zu ergeben scheint: J a f f e , Bibl. rer. Germ. 5 (1869), S. 557, dazu UB Naumburg I Nr. 111; hierauf hat zuerst hingewiesen B e n z , aaO., S. 60 f. Während aber andere Bischöfe im Nekrolog ausdrücklich als ¡rater noster bezeichnet werden, ist dies bei Walram nicht der Fall, so daß seine Zugehörigkeit zum Bamberger Domkapitel nicht feststeht. Vgl. im übrigen W a t t e n b a c h - H o l t z m a n n , Deutschlands Geschichtsquellen im Mittelalter, Bd. 1, Heft 3 (1940), S. 406 ff. mit weiterer Literatur. Der Briefwechsel mit Ludwig dem Springer ist überliefert in den Ann. S. Disib., SS 17, S. 10 ff.; der mit Anselm zu finden S. Anselmi opera (ed. II, Paris 1721), S. 135 ff.; vgl. Migne PL 158, Sp. 547 ff. Auszüge UB Naumburg I Nr. 100—102, 104—106. Ebenda Nr. 112 das Schreiben an Gertrud und Angaben über die Hss. der Vita und der Miracula des hl. Leonhard (Trier Dombibl. cod. Nr. 62; Paris Bibl. nat. ms. 5347). — Friedrich von Goseck: Chron. Goz., SS 10, S. 149. z u S e i t e 134: Butsin: Ann. Pegav., SS 16, S. 242. z u S e i t e 135: Heiden und schlechte Christen in der Naumburger Diözese: 1122 sacerdotem . . . incolis (des Gaus Dobna) preiecimus, qui eos ab errore gentilitatis plenius revocet. 1140 guod locus idem (Schmölln) propter barbarorum vicinitatem, pravorum persecutionem ipsiusque loci diilicultatem eorum conversationi non congrueret, precipue quod propter gentis barbariem paucis vel nulüs ad conversionem venientibus successionem ibi religio non haberet . . . 1146/47 ultra non christianam Salam inter agrestem et barbaram Scalauorum nationem .. . 1147 (Zeitz) ad eruditionem et sullragium nostre terre nostrique populi nimis admodum rudis et indocti . . . UB Naumburg I Nr. 124, 148, 186, 180.
z u S e i t e 141: Skambonus: SS 14, S. 411. Godebold: Dob. I 1418. Anonymus von York: H. B ö h m e r , Staat und Kirche in England und in der Normandie im 11. und 12. Jh. (1899), S. 483. z u S e i t e 143 ff.: Zur Kirchengründung im Bereiche der mitteldeutschen Bistümer vgl. allgemein H. F. S c h m i d , Das Recht der Gründung und Ausstattung von Kirchen im kolonialen Teile der Magdeburger Kirchenprovinz während des Mittelalters (1924) und d e n s . , Die rechtlichen Grundlagen der Pfarrorganisation auf westslavischem Boden und ihre Entwicklung während des Mittelalters (1938). Den rechtsgeschichtlichen Darlegungen Sdimids vermag ich für das Sorbenland nicht überall zu folgen, wie im 6. Kapitel darzulegen sein wird. Altsachsen: A. H o m b e r g , Studien zur Entstehung der mittelalterlichen Kirchenorganisation in Westfalen, Westf. Forsch. 6 (1943/52), S. 46 ff. kann ich ebenfalls nicht in allem folgen, doch haben seine Darlegungen größere Wahrscheinlichkeit als diejenigen von Prinz und Haff. Für Thüringen fehlen einschlägige Untersuchungen. z u S e i t e 145: Wiprecht: SS 16, S. 241. Ekkehardingische Fehde: Thietmar VI 53 (S. 340).
zu Seite 132—146
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z u S e i t e 146: Bor: CDSRIlNr. 142, vgl.DHIVS.683 Nr. X, dazu die Bemerkungen P o s s e s S. 91 Anm. 44. über Woz = Gvozdec G. H e y , Die Feste Gvozdec bei Meißen, NASG 11 (1890), S. 1 ff. Die Urkunde ist unecht, dodi muß etwas Echtes zugrunde liegen, vgl. die päpstliche Bestätigung von 1140, CDSR I 2 Nr. 134. Ganz unsicher ist jedenfalls Datierung und Zeugenreihe, auch die Namen der Dörfer differieren in Fälschung und Bestätigung. Aber die Urkunde gibt ein glaubhaftes Bild der bestehenden Zustände, das sich der Fälscher nicht aus den Fingern gesogen haben kann. An der Existenz des Uber homo Bor nuncupatus natione Sclavus ist nicht zu zweifeln, auch nicht an der Art des beurkundeten Rechtsgeschäfts. Selbst die Zeugenreihe halte ich mit K ö t z s c h k e , Jb. f. Kultur u. Gesch. d. Slaven NF. 8 (1932), S. 12f. für verfassungsgeschichtlich verwertbar, sie entspricht nicht den Verhältnissen des ausgehenden 12. Jhs., in das Posse die Fälschung nach der Schrift setzt (v. G1 a d i s s äußert sich über die Datierung der Fälschung nicht), sondern denen einer früheren Zeit, aus der wir aus Meißen bischöfliche und markgräfliche Urkunden, deren Zeugenreihen vergleichbar wären, nicht besitzen. Als milites marchionis Echeberti erscheinen zunächst vier deutsche Namen, dann fünfzehn slavische, die nur durch den einen deutschen Namen Mazelin unterbrochen werden; es folgen am Schluß Johanus und Tammo. Man gewinnt dadurch ein zutreffendes Bild der markgräflich-meißnischen Ministerialität der vorwettinischen Zeit. Die Slaven überwiegen, aber die Deutschen stehen ihnen voran. Unrichtig wäre es, in diesen slavischen Dienstmannen ein institutionelles Fortleben des Adels der vordeutschen Zeit erkennen zu wollen. Es handelt sich vielmehr um eine aus der Unfreiheit aufsteigende Schicht, eben die Ministerialität, in der in der Mark Meißen offenbar nicht wenige waffentüchtige Slaven aufgegangen sind. Der Weg der Entwicklung ist zu erkennen aus DO II 89 von 974: Der König schenkt civitatem Zuenkouua ... cum servo iüuc pertinente Nezan nominato et cum omnibus ceteris utriusque sexus mancipiis. Die Heraushebung des doch wohl eine militärische Funktion in der Burg ausübenden Slaven aus dem übrigen Gesinde ist deutlich. Noch kurz nach 955, wahrscheinlich 965 erscheint in Zwenkau ein Cuchavicus senior, der dem deutschen König multum dilectus ist (Thietmar II 38 S. 86). Er war sicherlich ein Angehöriger der ehedem bei den Sorben herrschenden Schicht, wie schon die Bedeutung des Wortes senior bei Thietmar ergibt (vgl. das Register zu Holtzmanns Ausgabe). Er wird später nicht mehr genannt; an seine Stelle ist offenbar der erwähnte Nezan getreten. Ein Fortleben slavischen Adels ist das nicht, vielmehr eine deutliche Zäsur; der Beginn der Bildung einer neuen herausgehobenen Schicht ist schon damals erkennbar, wie sie dann in der Zeit Heinrichs III. bereits deutlich hervortritt, wenn ein mües des Markgrafen Ekkehard namens Jaromir, also vielleicht ein Slave, auf Bitte des Markgrafen 1045 mit drei Königshufen vom Könige beschenkt wird (DH III Nr. 146). Die wenigen anderen Empfänger königlicher Schenkungen (DK II 122, 161), die slavische Namen tragen, waren wohl teils ebensolche Dienstmannen, teils deutsche Edle, teils wie Bor Böhmen oder auch Polen, die in den Dienst des deutschen Königs getreten waren. Besonders bemerkenswert sind drei Schenkungen Konrads II. an seine tideles Dirsico, Zuliso und Swizla in Höhe von 4, 3 und 2 Königshufen. Der geringe Umfang der Schenkungen spricht für Ministerialität bekanntlich lassen sich unter Konrad II. die Anfänge einer Reichsministerialität erstmals deutlicher beobachten, und warum sollte er in den Marken nicht waffentüchtige Slaven in sie aufgenommen haben? Wie umgekehrt deutsche adlige Herren böhmische und polnische Dienste suchten, ist bekannt. Namengebung nach slavischer Sitte ist bei
318
Anmerkungen
ihren Nachkommen häufig nachweisbar, während die Söhne Bors umgekehrt deutsche Namen tragen. Slavischer Name verbürgt in keinem Falle slavisdie Abkunft. Daß auch Elemente slavischen Volkstums im späteren niederen Adel des Sorbenlandes aufgegangen sind, ist sonst nicht unwahrscheinlich, aber für das Fortleben eines slavischen Adels wird damit nichts erwiesen. Es handelt sich um Neubildung, nur einzelnen gelang der Aufstieg. Die vielberufenen velhenici der Meißner Burg etwa (Thietmar V 9, VI 55, VII 23; S. 230, 342, 424) und die mitteldeutschen Supane, deren (institutionelle!) vordeutsche Herkunft ich schon früher geleugnet habe (Entstehung der Landesherrschaft I, S. 223 ff.), sind Bauern geblieben. Die seivientes und seniores in den Dörfern der Zeitzer Stiftspropstei sind zu spät bezeugt (1196; UB Naumburg I Nr. 391), als daß sie sicher als Slaven angesprochen werden könnten. Ihre Namen sind deutsch, was natürliche slavische Herkunft nicht ausschließt. In unserem Zusammenhange interessiert nur eins, und dies ist wohl völlig klar: zu Kirchengründungen waren alle diese Slaven in der Frühzeit nicht in der Lage, wenn sie schon dazu gewillt gewesen wären. z u S e i t e 147: Altkirchen: UB Naumburg I Nr. 152, 375. Johanniskapelle in Meißen: CDSR II 1 Nr. 267, 286. Aber auch die erst 1150 geweihte Kapelle in der Burggrafenkurie ist mit dem ganzen Dorfe Salbitz ausgestattet (CDSR I 2, Nr. 223), und selbst bei der erst 1218 gestifteten Schloßkapelle in Grimma ist die Ausstattung das ganze Dorf Rocheniz (wüst b. Grimma, CDSR II 15, Nr. 2). Die Johanniskapelle kann somit auch dem 12. Jh. entstammen und von vornherein nicht Königskirche, sondern markgräfliche Eigenkirche gewesen sein. z u S e i t e 148 ff.: Schenkungen an Magdeburg: UB Magdeburg I Nr. 11, 51 (Schartau, Grabow, Buckau), 27, 47 (Neletici mit seinen Burgen, Rothenburg), 33 (Loburg, Tucheini), 75 (Pechau, Gommern, Lostau), 127 (Dretzel), 121 (Taucha), 113 (Nerdiau), 129 (Prettin). Burg, Biederitz und Möckern waren nach Nr. 15 im Vergleich mit Nr. 75 ebenfalls magdeburgisch. An Memleben: DO II 194—196 = UB d. Kl. Hersfeld I Nr. 66—68; Quedlinburg: DO III 7, 322; Nienburg: DO III 359, DH II 83. z u S e i t e 150 f.: Eigengüter der Ekkehardinger: DH III 162 in Verbindung mit Thietmar VIII 20 (S. 516), w o offensichtlich wird, daß es sich um ganze Burgwarde handelt, nicht um Streubesitz in solchen, wie dies nach der Urkunde möglich wäre. Strehla: Thietmar VI 53 (S. 340). über Zwenkau vgl. S. 247. Groitzsch, wenn Grothomizi in DK II 151 von 1030 damit zu identifizieren ist, was ich glaube. Eigengüter Wiprechts: Ann. Pegav. SS 16, S. 235 (Groitzsch), 240 (Leisnig), 241 (Nisani und Bautzen); vgl. S. 248, wo Bautzen Patrimonium der Judith heißt. Schenkung Heinrichs IV. an Vratislav SS 6, S. 726: donante Heinrico imperatore mit Bezug auf die Gegend südl. von Meißen. Das übrige ergibt sich aus CDSR I 2, Nr. 277. Die von dem Grafen Rapoto von Abenberg erkauften Güter stammen aus dem Groitzscher Erbe, er war der Gemahl von Wiprechts Enkelin Mathilde. Vgl. auch Arnold von Lübeck, SS 21, S. 246. Schkölen Burgward: DO III 132. Hier befand sich eine Zelle des wiprechtischen Hausklosters Pegau, vgl. Bd. 2, S. 475.
zu Seite 146—158 ff.
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z u S e i t e 151: Eigengüter der Wettiner: Thietmar VII 50, 75 (S. 460, 490; Eilenburg), VI 50 (S. 338; Zörbig). Dazu UB Magdeburg I Nr. 293 (Zörbig, Wettin, Brehna). Eilenburg, Wettin, Zörbig erscheinen 961 als königliche civitates; DO I 231. Hier ist auch Löbejün in der Reihe der civitates angeführt, wo wir 1157 ebenfalls wettinisches Eigengut antreffen. Vielleicht ist auch dieser Burgward den Wettinern übereignet worden. Nach Camburg nannte sich ein Zweig der Wettiner Grafen von Camburg: CDSR I 2 Nr. 50, dazu Chron. Goz., SS 10, S. 148. Vgl. auch UB Naumburg I Nr. 189. Ebenso nach Brehna: SS 10, S. 149. Torgau: CDSR I 2 Nr. 58. Vgl. ferner das von R. K ö t z s c h k e in der Festgabe für Seeliger (1920), S. 113 f. gedruckte Verzeichnis der Lehen und Eigengüter des Mgr. Friedrich des Strengen von 1349. z u S e i t e 152: Bruno: UB Naumburg I Nr. 148. Grafen von Eberstein: ebd. Nr. 124. Belege für Einzelschenkungen gibt E. O. S c h u l z e , Die Kolonisierung u n d Germanisierung der Gebiete zwischen Saale und Elbe (1896), S. 84. Erblehen: DH II 271. Nobiles und municipia um Groitzsch und Döben: Ann. Pegav., SS 16, S. 236,253. Edelfreie Geschlechter: H. H e i b i g , Der wettinische Ständestaat (1955), S. 142 ff.; H. S c h i e c k e I , Herrschaftsbereich und Ministerialität der Markgrafen von Meißen im 12. und 13. Jh. (1956), S. 8ff. z u S e i t e 155: Karten des frühgesdiichtlichen Landschaftsbildes: vgl. die Zusammenstellung bei S c h l e s i n g e r , Entstehung der Landesherrschaft I, S. 233 Anm. 694. Dazu neuerdings Karte 5 von O. S c h l ü t e r im Atlas des Saale- und mittleren Elbegebietes, hrsg. O. Schlüter und O. August (1959). z u S e i t e 156: Sornzig: Landeshauptarchiv Dresden Or. 208. Greiz: UB d. Vögte von Weida, Gera und Plauen, hrsg. B. S c h m i d t , I Nr. 51. z u S e i t e 157: Zur Christianisierung des Hassegaus: H. G. V o i g t , Die Anfänge des Christentums zwischen Saale und Unstrut (1921); L. N a u m a n n , Die Einführung und Befestigung des Christentums in den Gauen Friesenfeld und Hassegau, Mansfelder Blätter 34/35 (1927), S. 1 ff. Vgl. auch E. H ö l k , Zehnten und Zehntkämpfe der Reichsabtei Hersfeld (1933), S. 70ff., sowie W. L ü d e r s , Die Fuldaer Mission in den Landschaften nördlich des Harzes, Zs. d. Harzv. 68 (1935), S. 57. Unbrauchbar, weil mit falschen, auf die W e i h e n a m e n der Kirchen gestützten Schlüssen arbeitend, ist H. G r ö ß 1 e r , Die Einführung des Christenthums in den nordthüringischen Gauen Friesenfeld und Hassegau (1883). Die Quellen sind am bequemsten zu benutzen im UB d. Reichsabtei Hersfeld I, hrsg. H. W e i r i c h , Nr. 11, 14, 24, 30, 31, 32, 33, 37, 38, 48, 49, 55, 60. In der Lokalisierung der ältesten Kirchen folge ich den wohlbegründeten Ausführungen Voigts. Eisleben: V o i g t , S. 29. Vatterode: N a u m a n n , S. 38. z u S e i t e 158ff.: Kirchen im Bistum Merseburg: O. K ü s t e r m a n n , Altgeographische und topographische Streifzüge durch das Bistum Merseburg, N. Mitt. a. d. Gebiet hist.-ant. Forsch. 16—18 (1883—1894); L. Bö n h o f f , Das Bistum Merseburg,
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Anmerkungen
seine Diözezangrenzen und seine Ardiidiakonate, NASG 32 (1911), S. 201 ff.; ders., Wo suchen wir die ältesten Kirchorte Sachsens?, BSKG 26 (1913), S.47ff. ; R. I r m i s c h , Beiträge zur Patrozinienforschung im Bistum Merseburg, Sachsen und Anhalt 6 (1930), S. 44ff.; H. H e i b i g , Untersuchungen über die Kirchenpatrozinien in Sachsen auf siedlungsgeschichtlicher Grundlage (1940). Quellen: Das Hersfelder Zehntverzeichnis ist gedruckt UB Hersfeld I Nr. 37. Urkunden: UB d. Höchst. Merseburg I. Wichtig für den Zustand am Ende der katholischen Zeit, der manchen Rückschluß gestattet, sind die Visitationsakten. Vgl. C. A. H. B u r k h a r d t , Geschichte der sächsischen Kirchen- und Schulvisitationen von 1524—1545 (1879); P. F l e m m i n g , Die erste Visitation im Hochstift Merseburg, ZKGPrS 3 (1906), S. 145 ff.; Die Protokolle der Kirchen Visitationen im Stift Merseburg von 1562 und 1578, hrsg. W. F r i e d e n s b u r g (1931). Einen Überblick über die 1428 vorhandenen Pfarrkirchen gewährt das Registrum collectorum subsidii sive collecte contra hereticos, gedruckt bei A. W e r m i n g h o f f , Die deutschen Reichskriegssteuergesetze von 1422 bis 1427 und die deutsche Kirche (1916), S. 188 ff. zu S e i t e 158: Groß-Korbetha, Frankleben, Atzendorf: I r m i s c h , S. 115 f., 118, 119; aber F l e m m i n g , S. 166 Nr. 17, 22, F r i e d e n s b u r g , S. 43ff., 57ff., 61 ff., 376 ff., 382 ff. Veitskirche: SS 4, S. 815 aecclesia parochialis aecclesiae beati Petii in vetero Castro contigua. St. Veit als Patron ist erst 1270 bezeugt. F r i e d e n s b u r g , S. 38 ff., 374 f. zu S e i t e 159f.: Geusa: UB Merseburg I Nr. 46. F r i e d e n s b u r g , S. 61 ff., 383 ff. Bischdorf: I r m i s c h , S. 120, F l e m m i n g , S. 166 Nr. 13, F r i e d e n s b u r g , S. 48. Aber K ü s t e r m a n n , N. Mitt. 16, S. 205. Dob. III 35. Wenn hier eine Kirche nicht genannt wird, so ist das nicht ausschlaggebend, da auch in Zeitz und Regis die Nennung der Kirchen unterbleibt, wo doch bestimmt welche bestanden. Ober-Kriegstedt: I r m i s c h , S. 120. UB Merseburg I Nr. 29. F r i e d e n s b u r g , S. 109ff., 380f. Bündorf: F l e m m i n g , S. 166 Nr. 13. F r i e d e n s b u r g , S. 48ff., 378f. UB Merseburg I Nr. 39, 318, 417f„ S. 990. Kirchdorf: UB Merseburg I Nr. 453. F r i e d e n s b u r g , S. 77f. Spergau: UB Merseburg I S. 1036. F r i e d e n s b u r g , S. 79ff., 390f. zu S e i t e 160: Benndorf: F l e m m i n g , S. 166 Nr. 19. F r i e d e n s b u r g , S. 55ff., 386ff. UB Merseburg I Nr. 229, 250, 251, 333, 591, 718. Schkeitbar: Thietmar VI 37 (S. 321). Der Name ist bei Thietmar als Zutibure überliefert; dies bedeutet „heiliger Wald". UB Merseburg I Nr. 39, 744. F l e m m i n g , S. 169 Nr. 49. F r i e d e n s b u r g , S. 171 ff., 448ff. Eisdorf: Thietmar VI 42 (S. 326), VIII 7 (S. 500). Vielleicht gehörte dem Bistum der ganze Burgward Schkölen (vgl. S. 264). Hohenlohe: UB Merseburg I Nr. 134, 229, 449, 744. F r i e d e n s b u r g , S. 166 ff., 446 f. zu S e i t e 161: Fridericus de Cutze: SS 16, S. 236. Keuschberg: UB Merseburg I Nr. 39, 626, 744, 844. F l e m m i n g , S. 167 Nr. 42. F r i e d e n s b u r g , S. 128ff., 400f. F l e m m i n g , S. 167, Nr. 51 Teuditz, vgl. Friedensburg, S. 120 ff., 398 ff. Dazu UB Merseburg I Nr. 736 in Verbindung mit Chron. ep. Mers., SS 10, S. 195. Die Parochie Thalschütz, 1225 bezeugt (UB
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Merseburg I Nr. 192) wurde zerstört. Th. ist 1545 Filial von Pissen (F1 e m m i n g Nr. 43). Ein Beispiel, daß eine alte Kirche mitunter zum Filial herabgedrückt werden kann! zu S e i t e 162: Leipzig und Olschwitz: Thietmar VII 66 (S. 480); dazu R. K ö t z s c h k e , Leipzig in der Geschichte der ostdeutschen Kolonisation, Sehr. d. V. f. Gesch. Leipzigs 11 (1917), S. 6. B ö n h o f f , BSKG 6, S. 72f. CDSR II Nr. 2, 5, 84, 12. Burgward: Thietmar VII 25 (S. 428) urbs, UB Merseburg I Nr. 71 burevardus. Lage der Burg: H. K ü a s, Ein Beitrag zur Grabungsmethodik, in: Festschr. Joh. Jahn (1958), S. 84. Lesnic: UB Merseburg I Nr. 64. Niwolkesthorp = Liebertwolkwitz. z u S e i t e 163: Magdeborn: B ö n h o f f , BSKG 6, S. 74. B u r k h a r d t , S. 266 Nr. 340, S. 173 Nr. 69. Thietmar II 37 (S. 86). UB Merseburg I Nr. 254. ölzschau: ebd. S. 1081. Die Dorfkirche zeigt romanische Formen des 12. Jh. Patronin ist wahrscheinlich Maria. Hohes Alter der Kirche ist also wahrscheinlich. Vgl. H e i b i g , S. 51. z u S e i t e 164: Zwenkau: B ö n h o f f, S. 76f., H e l b i g , S. 178. UB Merseburg I Nr. 11; das. Nr. 17 (Eythra), vgl. Thietmar IV 7 (S. 138), VI 42 (S. 326). UB Merseburg I Nr. 711. F l e m m i n g , S. 166 Nr. 33. F r i e d e n s b u r g , S. 197ff., 415ff. Eula: Ann. Pegav. SS 16, S. 243. G. S t r e i t , Eula (Ungedr. Diss. Leipzig 1921), S. 144ff. z u S e i t e 165: Groitzsch: B ö n h o f f , BSKG 6, S. 79 ff., NASG 32, S. 225 f. H e 1 b i g , S. 51 f. UB Merseburg I Nr. 89 , 343 , 720. B u r k h a r d t , S. 265 Nr. 294. SS 16, S. 244. Dezembuch: Neue Sächsische Kirchengalerie. Eph. Borna, Sp. 416. Ich fürchte, daß es sich nicht um ein Dezembuch, sondern um ein bloßes Zinsregister handelt. Die im Text übernommenen Schlüsse Bönhoffs hinsichtlich der Ausdehnung der Parochie wären dann hinfällig. Uber die ursprüngliche Pfarrausstattung kann nur eine Einzeluntersuchung Aufschluß geben, die ich jetzt nicht zu leisten vermag. Altengroitzsch: B u r k h a r d t , Nr. 301. SS 16, S. 244. Schwerzau: SS 16, S. 241. z u S e i t e 166: Schkeuditz: B ö n h o f f , BSKG 26, S. 71 f. I r m i s c h , S. 168f. UB Merseburg I Nr. 82, 744, 928. F l e m m i n g , S. 168 Nr. 70, 71 (Oberthau), 73 (Hänichen. Ihm ist Lützschena erst später zugeschlagen worden. Vgl. F l e m m i n g , S. 209 Anm. 4). F r i e d e n s b u r g , S. 242ff., 463ff., 258ff. (Oberthau), 284 (Hänichen). Wiederitzsch: UB Merseburg I Nr. 82, 478. Zweimen: B ö n h o f f , aaO. I r m i s c h , S. 162. UB Merseburg I Nr. 467. F r i e d e n s b u r g , S. 281 ff., 477 ff. z u S e i t e 167: Wallendorf, Kriegsdorf, Burgliebenau: UB Merseburg I Nr. 82, 100, 130, 134. Zs. d. Harzv. 3 (1870), S. 562. F r i e d e n s b u r g, S. 98ff., 389f., 106ff. Kriegsdorf wurde 1549 mit Wallendorf vereinigt. Die Hufenausstattung (Burgliebenau eine Hufe, Kriegsdorf desgl., dazu drei verlehnte Hufen) kann in der unmittelbaren Umgebung von Merseburg nicht gegen höheres Alter dieser Pfarreien geltend gemacht werden. Neletici: UB Magdeburg I Nr. 47. 21 S c h l e s i n g e r I
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Anmerkungen
z u S e i t e 167 f.: Taucha: L. B ö n h o f f , Taucha, ein Burgward im sorbischen Gau Chutizi, Anzeiger für Taudia 1921, Nr. 144, 147, 150. D e r s . , BSKG 26, S. 70f. W. U h l e m a n n , Die Stadtkirche zu St. Moritz in Taucha. D e r s . , Taucha, das Werden einer Kleinstadt (1924). H e 1 b i g , S. 189 ff. UB Magdeburg I Nr. 121, 328 (vgl. 206 Zusatz). z u S e i t e 168 f.: Püchau und Würzen: B ö n h o f f in Mitt. d. Wurzener Geschichts- und Altertumsvereins I 2 (1912), S. 1 ff., II 1 (1914), S. lff. D e r s . , Die Stiftungsurkunde des Wurzener Kollegiatstifts, BSKG 27 (1914), S. 1 ff. W. E b e r t , Das Wurzener Land (1930), S. 7ff. H e i b i g , S. 126f. Thietmar I 15 (S. 22). DO I 231. Eilenburg: CDSR I 2 Nr. 298. Es ist offensichtlich, daß parrochia hier nicht mit Pfarrkirche, sondern mit Pfarrecht zu übersetzen ist. Anders W. B ü c h t i n g , Geschichte der Stadt Eilenburg I (1923), S. 173 f., der den ursprünglichen Umfang des Sprengeis überzeugend rekonstruiert. z u S e i t e 170: Rodilitz: B ö n h o f f , BSKG 26, S. 92 ff. H e i b i g , S. 87f. R. K ö t z s c h k e , Rodilitz, Stadt und Land in der deutschen Geschichte, in: Buch der Landschaft Rochlitz (1936), S. 5 f. Thietmar VIII 21 (S. 518). CDSR I 2 Nr. 355, 404, 518. ü b e r die Ausdehnung des Zsdiillener Archidiakonats rechts der Mulde handelt L. B ö n h o f f , Der Zsdiillener Archidiakonat des Meißner Hochstifts und die Grafschaft Rochlitz, NASG 31 (1910), S. 272 ff. Aus Stöbnig rechts der Mulde wird 1352 Hundehafer nach Königsfeld entrichtet: Das Lehnbuch Friedrichs des Strengen, hrsg. L i p p e r t und B e s c h o r n e r , S. 296. Diese Abgabe geht, wie ein Vergleich mit den Verhältnissen in Saalfeld lehrt, in salische Zeit zurück. z u S e i t e 171: Kohren: B ö n h o f f , BSKG 26, S. 96. H e 1 b i g , S. 338 f. kann ich nicht zustimmen. DO II 270. Man hat an der Identität von Corin der Urkunde und Kohren gezweifelt, weil als pagus Dalaminza genannt ist. An Stelle haltloser Vermutungen tut man besser, einen Irrtum in der Pagusbezeichnung anzunehmen. Alles weist sonst auf Kohren hin, vor allem das Jahr der Übereignung an Magdeburg aus ehedem merseburgischem Besitz, vgl. Thietmar III 1 (S. 98). Ferner VIII 21 f. (S. 518, vgl. VIII 19 S. 516). In der Nähe befand sidi der 977 an Merseburg geschenkte Königshof Prießnitz (DO II 161). Auch das Vorkommen edelfreier Geschlechter, die sich nach Kohren, Frohburg und Flößberg nennen, ist in diesem Zusammenhange bemerkenswert. z u S e i t e 171 f.: ü b e r die kirchlichen Verhältnisse in Colditz orientiert am besten L. B ö n h o f f , BSKG 28 (1915), S. 181 ff. D e r s e l b e , ebenda 26 (1912), S. 84 ff. über Nerdiau und Döben, doch ist die Voraussetzung, bei jedem Burgward habe schon vor 1100 eine Kirche bestanden, nicht haltbar, so daß die gezogenen Schlüsse entfallen. Vorsichtiger H e i b i g , S. 334 f. E. V o g t , Döben-Golzern (1908), S. 65. C. G. L o r e n z , Die Stadt Grimma (1856/70), S. 1046. z u S e i t e 172 ff.: Kirchen im Bistum Zeitz-Naumburg: W. K e i t e 1, Die Gründung von Kirchen und Pfarreien im Bistum Zeitz-Naumburg zur Zeit der Christianisierung (1939) mit älterer Literatur, aus der ich hervorhebe J. u. E. L ö b e , Geschichte der
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Kirchen und Schulen des Herzogtums Sachsen-Altenburg, 3 Bde. (1886/91); L. B ö n h o f f , Der Pleißensprengel, NASG 29 (1908), S. 10 ff., 217ff. L. N a u m a n n , Zwei Jahrhunderte Christianisierungsarbeit zwischen Saale und Elster, ZKGPrS 11 (1914), S. 193 ff. Dazu R. H e r r m a n n , Die Dekanatsgrenzen im Naumburger Bistumssprengel Thüringer Anteils, Zs. d. V. f. thür. Gesch. NF. 31 (1935), S. 243 ff.,- d e r s., Die mittelalterlichen Bislumsgrenzen im reuBischen Oberland, ebenda, NF. 30 (1932), S. 14; d e r s., Thüringische Kirchengeschichte, 1. Bd. (1937), S. 124 ff. Ungenügend ist F. P r i e g e l , Die Christianisierung der Fürstentümer Reuß (Diss. 1S09). Auch die Keitelsche Arbeit bedarf in vielem der Korrektur und Ergänzung. Ein umfangreiches Manuskript von R. Herrmann über die kirchliche Organisation Thüringens am Ausgang des Mittelalters, eine Vorarbeit zum geschichtlichen Atlas von Thüringen, ist im Thüringischen Landeshauptarchiv Weimar deponiert. Mit gütiger Erlaubnis des Verfassers konnte ich es nachträglich vergleichen; zu Änderungen im Text ergab sich kein Anlaß. — Bisher ungedruckte Visitationsakten für das Naumburg-Zeitzer Stiftsgebiet befinden sich im Landeshauptarchiv Magdeburg Rep. A 29 a Teil I Nr. 1956. z u S e i t e 173: Zeitz: K e i t e 1, S. 43. Thietmar II 36 (S. 84). UB Naumburg I Nr. 7. Petristift in Erfurt: A. O v e r m a n n , Probleme der ältesten Erfurter Geschichte, Sachsen und Anhalt 6 (1930), S. 28 Anm. 24; W. S c h l e s i n g e r , Städtische Frühformen zwischen Rhein und Elbe, in: Studien zu den Anfängen des europäischen Städtewesens, hrsg. Th. Mayer (1958), S. 316 mit weiterer Literatur. St. Jakob: SS 16, S. 241; W. S c h l e s i n g e r , Die Anfänge der Stadt Chemnitz (1952), S. 108 Anm. 2. St. Stephan: UB Naumburg I Nr. 120, 180. Buosenrod: Thietmar aaO. Kirchberg: K e i t e 1, S. 46 f., 67 f. DO I 18. Zum Burgbezirk vgl. Dob. I 595. z u S e i t e 173 f.: Altenburg: St. Martin: Dob. IV 2855. Buosendorf: UB Naumburg I Nr. 7. St. Nikolai: Dob. II 1306 (zu ca. 1206). Dazu S c h l e s i n g e r , aaO., S. 146 ff. Mehrere Burgkapellen bestanden im Jahre 1215: Dob. II 1613. z u S e i t e 174: Teuchern, Görschen: UB Naumburg I Nr. 7, dazu K e i t e l , S. 44 ff.; N a u m a n n , S. 226, 201; B u r k h a r d t , S. 247 Nr. 193, S. 278 Nr. 59; S. 246 Nr. 154, 145, 138, S. 278 Nr. 42, 47, 36. Die Ausstattung wird bei Teuchern angegeben cum aecclesiastica dote et villis (4 Namen), bei Görschen cum dote Golobina et aliis villis (5 Namen). Entweder ist et im ersten Falle epexegetisch zu fassen oder, was wahrscheinlicher ist, die in einem (ungenannten) Dorfe bestehende Dos wurde später um weitere vier Dörfer vermehrt, wie dies im Falle der fünf der Kirche in Görschen gehörigen „anderen" Dörfer wohl klar ist. — Für die ursprüngliche Zugehörigkeit von Kistritz zu Görschen ist ausschlaggebend, daß die beiden 976 genannten Dörfer Kaka 1539 nach Kistritz pfarren. Pfarrei 1228: Dob. III 35. Sie kam wohl mit der Schenkung des Dorfes durch den Wettiner Thimo v. Kistritz an das Hochstift. z u S e i t e 175: Naumburg: SS 10, S. 178. L. N a u m a n n , Zur Gründungsgeschichte der Stadt Naumburg (2. Aufl. 1937), S. 20 ff. E. B o r k o w s k y , Naumburg 1028—1928 (1928), S. 39. Altenburg: J. P. L e p s i u s , Kl. Schriften II (1854), S. 115 ff. 21«
324
Anmerkungen
Hohenmölsen und Wahlitz: K e i t e l , S. 66. Burgward 1091: UB Merseburg I Nr.82. L e p s i u s , Kl.Schriften I (1854), S. 112,115 (Urk. Nr. 5, 9). B u r k h a r d t , S. 246 Nr. 156, 157; S. 277 Nr. 24. Abschätzungsbericht von 1320 bei v. L e d e b u r , Allg. Ardi. f. d. Gesdiiditskde. d. preuß. Staates 15 (1834), S. 346. zu S e i t e 176: Casekirchen: B u r k h a r d t , S. 83 Nr. 42, S. 132 Nr. 244. Dob III 559. Pro-bstei Schkölen: SS 16, S. 259. Beutnitz: H e r r m a n n , Kirchengesch., S. 142. Kloster Bürgel: Dob. I Nr. 1271. Hohendorf: B u r k h a r d t , S. 83 Nr. 23, S. 132 Nr. 231. Ähnlich wie Hohendorf ist wohl die Pfarrei Petersberg bei Eisenberg zu beurteilen. St. Georgenberg: B u r k h a r d t , S. 83 Nr. 27, S. 132 Nr. 228. zu S e i t e 177: Treben: K e i t e l , S. 48 ff. Burgward 1041: UB Naumburg I Nr. 46. B u r k h a r d t , S. 277 Nr. 21, wo für Gröben Droben = Treben zu lesen ist. Nicht zu verwenden für die Altersbestimmung der Kirche ist UB Merseburg I Nr. 32 von 1004. Es würde nichts verschlagen, daß der auf Treben und Taucha bezügliche Passus der Urkunde eine Interpolation wahrscheinlich Thietmars ist, aber parrochia kann in der Wendung paztem pairochiae atque decimacionem civitat um que Trebani et Tuchamuzi vocantur unmöglich den Pfarrsprengel bedeuten, sondern heißt „Diözese". Für das Bestehen von Kirchen in Treben und Taucha ergibt die Urkunde nichts. Schönburg: K e i t e 1, S. 65 f. Dob. III 35. O. P o s s e , Die Urahnen des fürstlichen und gräflichen Hauses Schönburg (1914), S. 18 Anm. 3 (burgwarda). v. L e d e b u r , S. 345. Saaleck: Es bestand nicht nur eine Kirche in Saaleck, deren Pfarrer 1319 erscheint, sondern auch eine schon 1293 bezeugte Kirche in Rudelsburg, dazu eine weitere im zugehörigen Stendorf auf dem linken Saaleufer. Die Mehrzahl der Kirchen spricht für das Alter des kirchlichen Wesens unter der Burg Saaleck:. L e p s i u s , Kl. Schriften II, S. 17f., 38. Weißenfels: CDSR I 2 Nr. 289. Der Text der nicht im Original erhaltenen Urkunde ist verderbt. Zur Interpretation vgl. K ö t z s c h k e , NASG 45, S. 12 Camburg: CDSR I 3 Nr. 187. Vgl. ebenda Nr. 266 zu 1219, wo neben der genannten Kapelle bereits die Marktkirche zu Camburg erscheint. Aus dem Unterschied der Ausstattung, zwei Hufen und zwei Wäldern gegen zweieinhalb Hufen, sechs areae und zwei Baumgärten, ergibt sich, daß Parochialkirche von ca. 1210 und Marktkirche von 1219 nicht identisch sind. Das Pfarrecht haftet wie in Eilenburg zunächst an der Burgkapelle. Man kann diese Camburger Burgkapelle für sehr alt halten. Die Art der Ausstattung spricht in der dem mutterländischen Brauche angeglichenen Landschaft an der Saale nicht dagegen. Dob. III 1820. Ich habe das Original in Weimar eingesehen. Der wesentliche Passus lautet: quod ecclesia (Eisenberg) plebano iorensi in domicilio iuxta Castrum provideret, in quo ipse residentiam faciens capeilam oiiiciaret et per suum scolarem matutinas et vesperas singulis diebus procuraret, et propter hoc respondebit ecclesia plebano annuatim in duobus modiis siliginis et uno lertone. Burgenses edificia Capelle procurent. St. Petersberg, Rodameuschel: Dob. II 2463. zu S e i t e 178: Breitenbach war ursprünglich selbständiges Kirchspiel, Haynsburg sein Filial; erst in der Reformationszeit wurde dieses Verhältnis umgekehrt. E. Z e r g i e b e i , Chronik von Zeitz und den Zeitzer Dörfern, 3 Bde. (1894), S. 304. Auch nach Haynsburg nennt sich übrigens ein edelfreier Herr Konrad. wahrschein-
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lieh ein A n g e h ö r i g e r der Familie v o n Breitenbuch. Parcchia 1565: Landeshauptarchiv M a g d e b u r g Rep. A 29 d Teil I Nr. 1956/2. Hier auch A n g a b e n über d i e A u s s t a t t u n g der Pfarrei Z a n g e n t e r g . Droyßig: Dob. II 1618. Salsitz/ Zangenberg: v. L e d e b u r , S. 343, 337. z u S e i t e 178 f.: K a y n a u n d Lobas: DH IV 133, w o für Ckuiu Chuin zu l e s e n ist, 228. SS 16, S. 81, 187. J a f f e , Bibl. I, S. 233. SS 16, S. 262, dazu Dob. II 553 f.: in curia apud Koyne celebrata. Ssp. II 61 § 2. v. L e d e b u r , S. 339. Dob. IV 2525. Parochia 1565: Landeshauptarchiv Magdeburg aaO. zu S e i t e
179:
Profen: K e i t e 1, S. 67. UB N a u m b u r g I Nr. 273, 123. Dob. III 35. SchöttgenK r e y s i g II, S. 441, 459. v. L e d e b u r , S. 340, dazu B ö n h o f f , N A S G 32 (1911), S. 224 f. zu S e i t e
180:
Pötewitz: K e i t e l , S. 67. Z e r g i e b e l III, S. 477ff. B u r k h a r d t , S. 247 Nr. 200, S. 278 Nr. 58. D O III 163 (Burgbezirk Krossen. D i e g e n a n n t e n Richtp u n k t e h a b e n sich bisher der Identifikation entzogen). Gera: K e i t e l , S. 71. P r i e g e l , S. 17ff. Dob. I 588, 1193, 1605, III 457, II 1234. B u r k h a r d t , S. 179 A n m . 2, S. 162 Nr. 16, 10, 1. Dorna, Köstritz (?): v. L e d e b u r , S. 341. zu S e i t e
181:
V e i t s b e r g : K e i t e l , S. 477. R. D i e z e l , Beitr. z. thür. KG (1937), S. 39f., 151 ff. Zs. d. V. f. thür. Gesch. N F 3 (1883), S. 484ff., dazu S. 407. B u r k h a r d t , S. 73 Nr. 86. P r i e g e l , S. 8 Anm. 3. D e h i o , Handbuch I, Mitteldeutschland (3. Aufl. 1927), S. 369. Döhlen, Culmitzsch, Frießnitz, Albersdorf: UB V ö g t e I Nr. 57. B u r k h a r d t , S. 72 Nr. 69, 70, 76; S. 73 Nr. 82. Dazu D i e z e l , S. 180ff. H e r r m a n n , Kg., S. 143. Zur Mischung deutscher und vordeutscher Orte in d i e s e n Kirchspielen vgl. die Karten in der Geschichte der Stadt W e i d a in Einzeldarstellungen, 1. Bd., H e f t 3 (1928), nach S. 24 (F Pfeifer). H e r r m a n n , ebd. H e f t 5, S. 34 und Dekanatsgrenzen, S. 280 b e h a u p t e t die ursprüngliche Zugehörigkeit dieser Pfarreien zur Urpfarrei Veitsberg. Der in Aussicht g e s t e l l t e B e w e i s ( P a t r o n a t e u n d Z e h n t v e r h ä l t n i s s e ) ist mir b i s l a n g nicht b e k a n n t gew o r d e n . Da nach H e r r m a n n s A n g a b e n ( W e i d a 5, S. 3) die Einkünfte der V e i t s berger Kirche v o n d e n e n des Klosters Mildenfurt nicht mehr zu trennen sind, wird er schwerlich zu erbringen sein. Auch D i e z e l , S. 153 f. kommt zu k e i n e m Resultat. Er setzt schließlich den U m f a n g der Urpfarrei V e i t s b e r g mit dem d e s späteren Dekanats W e i d a gleich. D a s ist mehr als g e w a g t . Ich h a b e mich daher zu der im Text v e r t r e t e n e n A u f f a s s u n g entschlossen. W a s D i e z e l , S. 40, über die A n l e h n u n g d e s Veitspatrozinismus an S w j a t o w i t ausführt, scheint mir unmöglich. H. K ö n i g s , Der hl. V i t u s und s e i n e V e r e h r u n g (Diss. 1939) berücksichtigt V e i t s b e r g nicht. zu S e i t e
182:
Altkirchen: I< e i t e 1 , S. 51 ff. UB N a u m b u r g I Nr. 152. D i e w e i t a u s m e i s t e n d e r zum S p r e n g e l g e h ö r i g e n O r t e tragen slavische N a m e n , nur drei e n d e n auf -dorf. A b e r auf die Zahl der v o r h a n d e n e n Deutschen läßt dies k e i n e n Schluß zu, sie saßen sicherlich um 1140 auch in Dörfern slavischen N a m e n s . UB Naumburg I Nr. 375. B u r k h a r d t , S. 46 Nr. 25.
326
Anmerkungen
z u S e i t e 183: Treben: K e i t e 1, S. 69. F. H ö c k n e r , Die Parochie Treben (1844). Altenburger UB Nr. 48, 52, 56, 74, 75, 118, 252, 298, dazu Einleitung, S. 104 ff. Unterzetzscha :H ö c k n e r , S. 203. Zoll: Dob. IV 2024. B u r k h a r d t , S. 46 Nr. 16. z u S e i t e 183 f.: Monstab: K e i t e 1, S. 68. Dob. I 485. B u r k h a r d t , S. 46 Nr. 13. Rositz: ebd., S. 45 Nr. 9. Kriebitzsch: ebd., Nr. 8, v. L e d e b u r , S. 350. Mehna: Keitel, S. 69. Dob. II 1174, 1273, 1614. Vgl. Treben. Dob. II 1271, 1275. B u r k h a r d t , S. 45 Nr. 3, nennt die Mehnaer Beidörfer nicht; H e r r m a n n , S. 143, gibt 6—9 an. Tegkwitz: Dob. III 2278. v. L e d e b u r , S. 352. Die Bemerkung collatio spectat ad laycum weist auf adlige Gründung hin. Ähnliches wird für die Nachbarkirchen gelten. Saara: K e i t e l , S. 69. B u r k h a r d t , S. 46 Nr. 31. Dob. IV 1647. Schmölln: K e i t e l , S. 70. UB Naumburg I Nr. 236. B u r k h a r d t , S. 47 Nr. 41. R. S e y f a r t h , Geschichte der Stadt Schmölln (1938), S. 142 ff. Nöbdenitz, Gößnitz: B u r k h a r d t , S. 47 Nr. 57, S. 46 Nr. 30. Windischleuba: K e i t e 1, S. 70. B u r k h a r d t , S. 46 Nr. 20, v. L e d e b u r , S. 350. z u S e i t e 185: Burgkorn nach Altenburg: Registrum Dominorum Marchionum Missnensium 1378, hrsg. H. B e s c h o r n e r (1933), S. 198ff. Ehrenhain, Altenburg 1524: H e r r m a n n , Zs. d. V. f. Thür. Gesdi. NF. 31, S. 278, 277. z u S e i t e 185ff.: Zwickau: L. B ö n h o f f , Die Gauparochie Zwickau, BSKG 32 (1919), S. 64 ff. D e r s . , Der Gau Zwickau, seine Besitzer und seine Weiterentwicklung, NASG 40 (1919), S. 241 ff. L ö s c h e r - V o i g t , Heimatgeschichte der Pflege Stollberg i. E. (o. J.), S. 64 f. W. S c h l e s i n g e r , Die Anfänge der Stadt Chemnitz (1950), S. 153 ff. K e i t e 1, S. 56 ff. UB Naumburg I Nr. 116, 123. Dob. II 1849. z u S e i t e 187f.: Plauen: L. B ö n h o f f , Die Parochie Plauen und ihre Entwicklung, Mitt. d. Alt. V. Plauen 19 (1908), S. 53 ff. Festschrift zur 800jährigen Jubelfeier der St. Johanniskirche zu Plauen (1922). K e i t e 1, S. 58ff. UB Naumburg I Nr. 124. Dazu A l b e r t i , Mitt. d. Alt. V. Plauen 1 (1880), S. 1 ff. Weitere Quellenangaben bei B ö n h o f f , Zur slavischen und deutschen Besiedlung des Vogtlandes ; J. L e i p o l d t , Die Geschichte der ostdeutschen Kolonisation im Vogtland auf der Grundlage der Siedlungsformenforschung (Diss. 1927), dazu aber W. E m m e r i c h , Bemerkungen zur Besiedlung des Fichtelgebirges und seiner Vorlande, in: Von Land und Kultur (Festschrift f. Kötzschke 1937), S. 116 ff. Es scheint mir richtig zu sein, daß die „Wohngaue" des Vogtlandes sich den alten Siedlungsherden der Slaven um Altenburg, Meißen-Lommatzsch usw. nicht vergleichen lassen, sondern daß die Erschließung dieses Gebietes erst unter deutscher Herrschaft stattfand, zunächst aber mit Bauern slavischer Herkunft. Träger des Unternehmens waren wohl die Grafen von Eberstein und ihre Dienstmannen, an deren Stelle erst im 12. Jh. die reichsministerialischen Vögte von Weida (neben anderen Reichsministerialen) traten. z u S e i t e 189 ff.: Kirchen im Bistum Meißen: B ö n h o f f , Kirchorte; H e i b i g (vgl. Anm. zu S. 158 ff.); R. B e c k e r , Supanie, Burgward und Pfarrsprengel in Dale-
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327
minza, NASG 38 (1917), S. 273 ff. (Der Nachweis der Identität dieser Bezirke ist nicht geglückt). L. B ö n h o f f , Die Begründung und Weiterentwicklung der deutschen Kirche im Daleminziergaue, Mitt. d. V. f. Gesch. d. Stadt Meißen 8 (1913), S. 170 ff. D e r s , Die Pfarreien des Meißner Kirchenbezirkes im Lichte der Jahrtausendfeier, in: Tausend Jahre Meißner Land, Volksfestschrift des Kirchenbezirks Meißen (1929), S. 21 ff. D e r s . , Der Gau Nisan in politischer und kirchlicher Beziehung, NASG 36 (1915), S. 177ff. D e r s . , Die Einchristlichung der Oberlausitz, Jb. d. Sachs. Missionskonferenz 34 (1921), S. 8 ff. H. G r ö g e r , Tausend J a h r e Meißen (1929). Der Bestand der Kirchen vor der Reformation und die Sitze der Erzpriester sind ersichtlich aus der Meißner Bistumsmatrikel von 1495, die auf eine Vorlage von 1346 zurückgeht; sie ist gedruckt CDSR I 1, S. 200 ff. Dazu R. B e c k e r , NASG 23 (1902), S. 193 ff. und L. B ö n h o f f , ebd. 35 (1914), S. 125 ff., 233 ff. z u S e i t e 190: Meißen: B ö n h o f f , BSKG 26, S. 109 f. D e r s., Mitt. Meißen 8, S. 226 ff., 236 ff. (Zehren, Zadel). R. K ö t z s c h k e , NASG 45 (1924), S. 15 ff. H e 1 b i g , S. 353 ff. CDSR I 4, Nr. 147, 148, 149, 152, 161/2. I 1 Nr. 62, 104. Das Verhältnis der drei Urkunden I 4, 147—149 zueinander ist mir nicht völlig durchsichtig. Die älteste ist vielleicht Nr. 149, der 148 folgt. Ich halte es für möglich, daß 147 eine wesentlich spätere, zurückdatierte Ausfertigung ist. z u S e i t e 191: Zscheila: B ö n h o f f , Mitt. Meißen 8, S. 237. H e 1 b i g , S. 212. UB Merseburg I Nr. 121, wo Csilowe falsch identifiziert ist. CDSR II 1 Nr. 122, 212, 341 (S. 271). Burgward Zadel: I 1, Nr. 49, 145 (Fälschung). Kirche: CDSR I 3, Nr. 217, 234. B u r k h a r d t , S. 259 Nr. 78 (Zadel). Zehren: B ö n h o f f , BSKG 26 (1913), S. 109; H e 1 b i g , S. 226; B u r k h a r d t , S. 259 Nr. 71. Burg: Thietmar V 36 (S. 262). Taubenheim: CDSR I 2 Nr. 523. z u S e i t e 192 f.: Dresden: B ö n h o f f , NASG 36 (1915), S. 196 ff.; H e 1 b i g , S. 74, dem ich hier nicht zu folgen vermag. Nisani: Thietmar VI 10 (S. 286). Brießnitz, Leubnitz: B ö n h o f f , S. 199 ff. ; H e 1 b i g , S. 74, 144 f. Briesnitz Burgward: CDSR II 1 Nr. 32. Pesterwitz, Döhlen, Weistropp: B ö n h o f f , S. 198; H e i b i g , S. 137. Pesterwitz Burgward: DH IV Nr. 212. Kaditz: B ö n h o f f , S. 198; H e i b i g , S. 186. z u S e i t e 194 f.: Dohna: B ö n h o f f , NASG 36 (1915), S. 195 f.; H e 1 b i g , S. 91. Boritz: B ö n h o f f , BSKG 26 (1913), S. 105. Strehla: ebd. S. 103; H e i b i g , S. 184. Burg: Thietmar V 9, V 18, V 36, VI 53, VI 58, VII 23 (S. 230, 241, 262, 338, 346, 424). Gröba: B ö n h o f f , BSKG 25 (1913), S. 104. Altbelgern, Weßnig, Torgau: K. S e i d e l , Der Besitzstand des Klosters Nimbschen in und um Torgau (Diss. 1911). DO II 30. UB d. Kl. Dobrilugk (hrsg. Lehmann 1941) Nr. 3 (gefälscht, aber wohl auf Grund echter Vorlage), 34, 49. CDSR II 15 Nr. 248, 251, I 2 Nr. 58. Die Registraturen der Kirdienvisitationen im ehemals sächsischen Kurkreise, bearb. v. K. P a 11 a s , II 5 (1914), S. 222 ff., II 4 (1911), S. 3 ff., 379 ff., 498 ff., 520 ff. Die Darstellung im Text weicht von der gründlichen Arbeit Seidels insofern ab, als nicht die Kirche von Torgau, sondern die von Weßnig als die älteste der Gegend betrachtet wird. Nach 1255 unterscheidet Bischof Konrad von Meißen deutlich die Kirche in Torgau
328
Anmerkungen
von den beiden Pfarrkirchen in Weßnig und Altbelgern (CDSR II 15 Nr. 257), so daß der Ausdrucksweise der markgräflichen Urkunden von 1243 und 1251 sachliche Bedeutung zukommen muß. Damit ist dann auch die ursprüngliche Unterordnung Altbelgerns unter Weßnig erwiesen. Ausstattung Altbelgerns: S e i d e 1, S. 39, 24. Cavertitz: B ö n h o f f , Mitt. Meißen 8, S. 211. z u S e i t e 199: Dommitzsch, Pretzsch, Prettin, Trebitz, Klöden: DH II 68, DO II 195; Burkhardt, S. 35 Nr. 116, 122, 128; S. 30 Nr. 3, 7; S. 146 Nr. 22—24. Thietmar VI 65 (S. 354). Eine andere Hs. bietet ptacine, wobei an Pretzsch statt an Prettin zu denken ist. CDSR I 3 Nr. 312. P a l l a s II 4 (1911), S. 114 ff., 155 ff., 259 ff.; II 1, S. 260 ff.; II 3, S. 3 ff., 68 ff. CDSR II 1 Nr. 88. Trebitz: P a l l a s II 1, S. 339 ff. Klöden: CDSR II 2, Nr. 572. R. B e c k e r , NASG 23 (1902), S. 206 Anm. 37. B ö n h o f f , NASG 35 (1914), S. 131, 240. Daß Klöden Sitz eines Landpropstes, d. h. Erzpriesters, war, geht aus der angeführten Urkunde deutlich hervor. z u S e i t e 200: Leuben, Staucha usw.: B ö n h o f f , BSKG 26, S. 106 ff. D e r s„ Mitt. Meißen 8, S. 215 ff. B u r k h a r d t , S. 258 Nr. 58, 62, 61, 59, 53, 52. CDSR I 1, Nr. 139; I 2, Nr. 223. II 1 Nr. 71. T. M ä r c k e r , Das Burggrafthum Meißen (1842), Urk. Nr. 10, 16. CDSR I 2, Nr. 552. Nuendorph = Mehltheuer: NASG 38, S. 285 Anm. 1. Pfarrer in Leuben: UB Merseburg I Nr. 121. z u S e i t e 201: Mügeln: B ö n h o f f , BSKG 26, S. 102. Mitt. Meißen 8, S. 205 ff. Thietmar IV 5 (S. 136), V 37 (S. 262). B u r k h a r d t , S. 268 Nr. 413. CDSR II 1 Nr. 320. S c h u 11 e s , Dir. dipl. II, 539 f., dazu NASG 38, S. 281 Anm. 2. Landeshauptarchiv Dresden Or. 208. z u S e i t e 202: Döbeln, Hwoznie usw.: B ö n h o f f , BSKG 26, S. 97ff. D e r s., Mitt. Meißen 8, S. 181 ff., 201 ff. CDSR I 1 Nr. 28, 104, 124, 165. I 2 Nr. 308. UB Merseburg I Nr. 121 (Zschaitz). N. sädis. Kirchengalerie, Eph. Leisnig, S. 196, 815, 896; Eph. Oschatz, S. 346. B u r k h a r d t , S. 259 Nr. 72, 80; S. 267 Nr. 384; S. 261 Nr. 135. CDSR I 3, Nr. 266. Landeshauptarchiv Dresden Cop. 1303 Bl. 82 b (Technitz). CDSR II 1, Nr. 320. H o r n , Henricus Illustris, S. 362 ff. (Schrebitz 1268; die Parochie entspricht damals schon der heutigen). B e y e r , Altzelle, Regest 207. CDSR II 1, Nr. 384.1 2, Nr. 552. R. B e c k e r , Wo lagen das castellum und der Burgward Hwoznie (Gozne)? NASG 34 (1913), S. 17 ff. — Es ist versucht worden, die Pfarrei Rüsseina mit dem Bezirk der 983 genannten Urbs Colin, angeblich Altchoren, gleichzusetzen. Es handelt sich aber zweifellos um Kohren. Vgl Anm. zu 171. z u S e i t e 203: Oschatz: B ö n h o f f , BSKG 26, S. 102. D e r s . , Mitt. Meißen 8, S. 207ff. H e 1 b i g , S. 316. UB Naumburg I Nr. 62. B u r k h a r d t , S. 267 Nr. 387, 388, 397, 398, 399. C. S. H o f f m a n n , Historische Beschreibung der Stadt, des Amtes und der Diözese Oschatz, 1. Bd. (1815), S. 476 (Poppewitz. Oder ist der Ort identisch mit Poppitz bei Mügeln?) Landeshauptarchiv Dresden Or. Dep. Oschatz Nr. 3, Or. 2536.
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Mutzschen: B ö n h o f f , BSKG 26, S. 87 f. H e 1 b i g , S. 297. CDSR I 1 Nr. 69, 74, 151. B u r k h a r d t , S. 98 Nr. 35; S. 99 Nr. 50, 51. Deutsches Städtebuch II, S. 157. D e h i o , Handbuch 1 3 , S. 260. Köllmichen: G. B i e r b a u m , Prähist. Zs. 14 (1928), S. 392 f. z u S e i t e 204: Leisnig: L. B ö n h o f f , Der Leisinger Kirchsprengel und sein ursprünglicher Umfang, Mitt. d. Gesch. und Alt. V. Leisnig 13 (1908), S. 37 ff. D e r s., BSKG 26, S. 88 f. Der V e r m u t u n g H e 1 b i g s , S. 151 f., die Kirche e n t s t a m m e erst der Zeit Friedrich Barbarossas, kann ich nicht folgen. CDSR I 1 Nr. 106. Dob. I 853. SS 16, S. 240, 243, 251, 253. S c h ö t t g e n - K r e y s i g , Dipl. II, S. 171, 173, 191, 193. B u r k h a r d t , S. 97 Nr. 1—3, 5—8; S. 98 Nr. 44; S. 99 Nr. 45. z u S e i t e 205: Seelitz: C. P f a u , G r u n d z ü g e der älteren Geschichte des Dorfes Seelitz und seiner Kirche (1902). B ö n h o f f , BSKG 26, S. 94 ff. Pouch: CDSR I 2 Nr. 45. II 1 Nr. 64. R e i s c h e l , Sachsen u n d Anhalt 8 (1932), S. 105, 1, Nr. 4. P a l l a s II 2, S. 192 ff. Düben: CDSR II 6 Nr. 341. ThiPtmar III 16 (S. 116). Deutsches Städtebuch II, S. 264. B u r k h a r d t , S. 33 Nr. 73. Reisdiel, S. 105, 2 Nr. 2. Löbnitz: CDSR II 1 Nr. 59. z u S e i t e 206 f.: Bautzen: L. B ö n h o f f , Archidiakonat, Erzpriesterstuhl und Pfarrei Bautzen, N. Laus. Mag. 89 (1913), S. 125 ff., bes. S. 147 ff. F. S c h w a r z b a c h , Geschichte der Kollegiatkirche und des Kollegiatstifts S. Petri zu Bautzen im Mittelalter, ebd. 105 (1929), S. 76 ff. Cod. dipl. Lus. sup. I 2 Nr. 15. Burggraf: CDSR I 2 Nr. 262. W e i t e r e Quellenangaben bei Bönhoff und Schwarzbach. z u S e i t e 207: Göda: H. K n o t h e , Geschichte der Pfarrei Göda bei Budissin bis zur Einf ü h r u n g der Reformation, ASG 5 (1867), S. 77ff. P. L i e s c h k e , Zur Geschichte des O r t e s und der Parochie Göda bei Bautzen (1876). B ö n h o f f , N. Laus. Mag. 89, S. 142 ff. D e r s , BSKG 26, S. 118 f. H e i b i g , S. 98 f. CDSR I 3, Nr. 217. II 1, Nr. 87, 377. Crostwitz: N. Laus. Mag. 43 (1866), S. 383 f. Nr. 1. Die Kirche ist mit dem Dorfe Naußlitz (Nouosedlitz) ausgestattet, das zwölf gerodete Hufen (mansos exstirpatos) umfaßt. Dies sowohl wie der N a m e ( = Neusiedlung) weist auf G r ü n d u n g des Dorfes und damit wohl auch der damit dotierten Kirche in der Zeit der deutschen Bauernsiedlung, d. h. frühestens auf die zweite Hälfte des 12. Jhs. z u S e i t e 208: Kittlitz: J. G. R e n t s c h , Geschichte der Kirche und Kirchfahrt Kittlitz (1884). B ö n h o f f , BSKG 26, S. 116 f. H e 1 b i g , S. 364 f. E. A. S e e 1 i g e r , in: Löbau 700 J a h r e Stadt (1921), S. 123 ff. (Kittlitz ist aber als Burgward nicht zu erweisen). UB Dobrilugk Nr. 13. Cod. dipl. Lus. sup. I 5 , Nr. 50. CDSR I 2, Nr. 295, 350, 372, 510, 529. Zur Ansetzung der G r ü n d u n g um 1100 weise ich darauf hin, daß die H e r r e n v o n Kittlitz zweifellos v o r dem U b e r g a n g der Obsrlausitz an Böhmen (1150) im Lande waren, wie ihr späteres Erscheinen auf dem Landding in Collm (1185 vier Brüder v o n Kittlitz anwesend) und ihre Beziehungen zur Meißner Kirche beweisen. Ihre Herrschaft erstreckte sich im Altsiedeiland. Die Kirche muß noch vor Festlegung des Bautzner Sprengeis gegründet w o r d e n sein, gehört sie doch später nicht einmal zum dortigen
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Anmerkungen
Erzpriesterstuhl, sondern zur Sedes Löbau, die nach der begründeten Vermutung Bönhoffs (N. Laus. Mag. 89, S. 138) ursprünglich nach Kittlitz genannt wurde. Ausstattung: K n o t h e , ASG 5, S. 84 Anm. 24. Hiernach muß Cod. dipl. Lus. sup. I2 Nr. 50 sich auf die Kirchausstattung beziehen, nicht auf bloße kirchliche Zugehörigkeit. z u S e i t e 208f.: Jauernick: S c h ö n w ä l d e r , N. Laiis. Mag. 63 (1887), S. 212. R. J e c h l , ebd. 70 (1890), S. 22S ff., 245 (Görlitz). Primäre Quellen standen mir nicht zur Verfügung. Ob Jechts Rekonstruktion der Görlitzer Königshufen haltbar ist, ist mir recht zweifelhaft. Die Königshufe ist ein Landmaß, die Waldhufe ist eine Siedlungsform. Jecht weist Waldhufen nach. Kirchen in der Niederlausitz: R. L e h m a n n , Die ältere Geschichte des Cistercienser-Klosters Dobrilugk in der Lausitz (Diss. 1917). D e r s . , Geschichte des Wendentums in der Niederlausitz bis 1815 im Rahmen der Landesgeschichte (1930). D e r s . , Geschichte des Markgraftums Niederlausitz (1937, Neuauflage in Vorbereitung). z u S e i t e 209: Walther: Die Gedichte Waithers von der Vogelweide, hrsg. K. L a c h m a n n , 8. Ausg. von C. von Kraus (1923), S. 102. z u S e i t e 210: Smarso: L e h m a n n , Wendentum, S. 56. Dahme, Liebenwerda: S c h m i d , Recht der Gründung (vgl. Anm. zu S. 143 ff.), S. 39; hier vorsichtiger als Grundlagen, S. 11 Anm. 1. Vgl. aber dazu die Bemerkung über Pfarrdotalen bei L e h m a n n , aaO. Senftenberg: L e h m a n n , ebd., S. 21 f., daselbst auch der Umfang der Sprengel von Niemitzsch, Lübben, Calau, Cottbus. Wahrenbrück: UB d. Kl. Dobrilugk Nr. 3 (Fälschung auf Grund echter Vorlage; vgl. L e h m a n n , Dobrilugk, S. 131). z u S e i t e 210 f.: Cottbus: CDSR. I 2, Nr. 262. Cod. dipl. Anh., hrsg. v. Heinemann, 5, Anhang Nr. 1. Parochie: L e h m a n n , Niederlaus. Mitt. 16 (1924), S. 14. Kirchen des 13. Jhs.: UB Dobrilugk Nr. 13, 19, 35, 40. z u S e i t e 211: Burgen: DO III 359,DHII83b,Cod.dipI.Anh.5, Anhang Nr. l.Thietmar VII16 (S. 416), VI 57 (S. 344); I 16 (S. 22), wo Liubusua mit Lebusa am Fläming identifiziert wird. Vgl. die Zusammenstellung von F. C u r s c h m a n n , Die Diözese Brandenburg (1906), S. 163 ff. Der Ort entzieht sich noch immer der Identifizierung. Auch Lübben kommt nicht in Betracht. Lübben: J. W. N e u m a n n , Beitrag zur Kirchengeschichte der Lausitz, in: Beiträge zur Geschichts- und Altertumskde. der Niederlausitz, hrsg. Gallus und Neumann 2 (1838), S. 52 ff. Burggraf: CDSR I 3, Nr. 124. Schlieben: Dt. Städtebuch II, 8, 671 ff.; CDSR II 2, Nr. 545. z u S e i t e 215 ff.: Slavische Religion: E. W i e n e c k e , Untersuchungen zur Religion der Westslaven (1940). Forschungsberichte von A. S c h m a u s , Zur altslavischen Religionsgeschichte, Saeculum 4 (1953) und von L. S a d n i k , Die Religion der Slawen im Altertum, Blick nach Osten 1 (1948). Die Ergebnisse von Wienecke
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sind umstritten, scheinen mir aber für die Sorben weitgehend Gültigkeit zu besitzen. Vgl. auch L. F r a n z , Falsche Slavengötter (1941). Bieleboh, Czorneboh: E. W i e n e c k e , Czorneboh und Bieleboh, eine quellenkritische Studie aus dem Gebiet der slavischen Religionsgeschichte, Bautzner Geschichtshefte IV, Heft 6 (1927), S. 205 ff. Als Beispiel für die unkritische Einstellung der älteren Zeit sei angeführt O. E. S c h m i d t , Slavische Götterbilder in Sachsen, NASG 32 (1911), S. 350 ff. Vgl. d e n s . , Der Abgott von Zadel, in: Tausend Jahre Meißner Land, Volksfestschrift (1929), S. 17 ff. z u S e i t e 217: Quelle Glomuzi: Thietmar I 3 (S. 6). Zutibure: Thietmar IV 37 (S. 321). Riedegos t: Thietmar VI 23 (S. 302 ff.). z u S e i t e 218: Totenglaube: W i e n e c k e , S. 82 ff., S. 88 ff. über die Funde von Göda mit älterer Literatur. Die Thietmarstelle steht I 14 (S. 20), vgl. I 3 (S. 8). Dämonenglaube: W i e n e c k e , S. 54 ff., dazu die Ausführungen über das westslavische Sagengut, S. 98 ff. Helmold I 52, hrsg. S c h m e i d l e r , S. 102. z u S e i t e 219: Taufgottesdienste: UB Naumburg I Nr. 123. z u S e i t e 220: Praxis Ottos: Ebo II 12, SS 12, S. 851. Gipfel der Vollkommenheit: Thietmar I 6 (S. 10). Sendrecht: Zs. f. KR (1864), S. 160 ff. z u S e i t e 221: Ablehnung der deutschen Heiligen: Miracula S. Heinrici, SS 4, S. 815. z u S e i t e 222: Aufruf von 1108: UB Magdeburg I Nr. 193. Dazu H. K r a b b o , in: Papsttum und Kaisertum, Festschrift für Kehr (1926), S. 250 ff. Sklaverei: Thietmar III 16 (S. 116), VI 28 (S. 308), VI 54 (S. 340). Dob. I Nr. 911. DO I 406. z u S e i t e 223: Domschulen: UB Merseburg I Nr. 89. UB Naumburg I Nr. 97. Landeshauptarchiv Dresden Or. 87. Priesternamen: UB Merseburg I, S. 1081; UB Naumburg I Nr. 152. Vgl. auch die Zeugenreihen ebd. Nr. 97 von 1088 und Nr. 104 von 1103, die das Naumburger Kapitel betreffen, und CDSR I 1 Nr. 142 zu 1071 (Fälschung auf echter Grundlage). z u S e i t e 223 f.: Besuche der Pfarrer: Thietmar VII 69 (S. 484). Holtzmann denkt an die Besuche der Bischöfe (Register zur Ausgabe), doch sind die beiden weiteren Belege, die er für diese Bedeutung von custos bei Thietmar beibringt, nicht geeignet, seine Ubersetzung zu stützen. Sowohl II 22 wie VI Prol. ist einfach .Hüter" zu übersetzen. Visitatio ist hier nicht „Visitation", sondern „Besuch"; vgl. VII 50 ciebia presbiteri visitatione „durch häufigen Besuch des Priesters". z u S e i t e 224: Predigt: Thietmar III 1 (S. 98), VI 70 (S. 360), VII 25 (S. 428). Absolution: VII 35 (S. 440).
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Anmerkungen
Die Nachricht über Werner entstammt der erheblich späteren Vita Wernheri, SS 12, S. 246. Der Verfasser kann sie sich m. E. aber schwerlich aus den Fingern gesogen haben, bei aller sonstigen Neigung, das Erbauliche über das Geschichtliche zu stellen. z u S e i t e 225: Aberglaube in Altsachsen: Thietmar VII 69 (S. 482 ff.). z u S e i t e 226: Großvater Wiprechts: Ann. Pegav., SS 16, S. 235. z u S e i t e 226 ff.: Thietmar. Teufelsvorstellung: I 24 (S. 30), III 3 (S. 100), IV 67 (S. 206), VII 32 (S. 438). Dämonen: IV 72 (S. 214), VII 68 (S. 482), VIII 15 (S. 512). Lebender Leichnam: I 12—14 (S. 16 ff.), VI 45 (S. 330), VII 32 (S. 438), VI 79 (S. 368). Wunder bei Todesfällen: II 18 (S. 60), III 9 (S. 108), IV 34 (S. 171). Der rächende Gott: VI 9 (S. 284), I 27 (S. 34), VI 82 (S. 372), VII 43 (S. 450), VIII 15 (S. 528); VII 67 (S. 480), VI 78 (S. 366). Gott in der Geschichte: II 7 (S. 46), II 35 (S. 82), II 10 (S. 48). Vorzeichen: IV 10 (S. 142), IV 26 (S. 162), VII 44 (S. 452), VII 70 (S. 484), VIII 29 (S. 526) und öfter. Träume: VI 46 (S. 330 ff.), III 17 (S. 118). Gottesurteil: II 39 (S. 88),; vgl. aber III 9 (S. 106 f.). Sündenbewußtsein: I 20 (S. 26), IV 75 (S. 218), VIII 12 (S. 506), VIII 16 (S. 512 ff.). Kirchstiftung VIII 10 (S. 504). Tagino: VI 64 f. (S. 354 ff.). Vögel: I 21 (S. 26), IV 36 (S. 173), I 14 (S. 20). Beichte: VII 14 (S. 414 ff.), VIII 10 (S. 504 ff.). Vorzeichen des Todes: IV 15 (S. 148), VII 3 (S. 400), VII 55 (S. 466), VII 34 (S. 440), II 16 (S. 56 ff.) und öfter. Reliquien: II 17 (S. 58), III 18 (S. 120); Hostie: III 2 (S. 98 ff.); II 41 (S. SO). Merseburger Reliquien: SS 10, S. 180. Ansfried: IV 37 (S. 175); Rachsüchtige Heilige: IV 66 (S. 206), IV 70—72 (S. 210 ff.), VI 39 (S. 322). Fürbitte: I 21 (S. 26), II 3 (S. 40), IV 75 (S. 218), VIII 12 (S. 506); zu dieser Stelle J. S c h w i e t e r i n g in Abh. d. Gött. Ges. d. Wiss., Phil.-hist. Kl. NF. 17, 3 (1921), S. 4 f. Seelenmessen: VI 63 (S. 352). Asketen: IV 36 (S. 173 ff.), VIII 8 (S. 502 ff.). Kirche: VIII 6 (S. 500), VII 36 (S. 442), VII 62 (S. 476), I Prol. (S. 3), VI Prol. (S. 274 mit Anm. 1). Geistliche und Laien: VIII 12 (S. 508), III 6 (S. 104). Papst: II 28 (S. 72). Bischöfe: I 6 (S. 10), I 26 (S. 34), II 24 (S. 68), II 26 (S. 70); Christus, Herr der Welt: I Prol. (S. 3); König: I 26 (S. 34), VI 11 (S. 288). Christus Domini: v n 8 (S. 406). Schwert ohne Griff: I 8 (S. 14). Befehle Gottes an den König (außer bei der Bischofswahl; s. o.): VII 15 (S. 416) und vor allem II 27 (S. 72). Auch hier handelt es sich um Bischofseinsetzung, aber die Wendung in humanis gibt der zitierten Stelle ganz allgemeine Bedeutung. Heidenkrieg: II 9 (S. 48). Bischof Michael: II 27 (S. 72). Feldgottesdienst: II 10 (S. 48), III 19 (S. 122), IV 11 (S. 144), IV 22 (S. 158). Boleslav: VI 11 (S. 288). Alle Obrigkeit von Gott: V 32 (S. 256). Doppelnatur des Menschen: I 14 (S. 20), IV 75 (S. 218). Auferstehung, Gericht: I 14 (S. 20). Der Mensch denkt, Gott lenkt: VII 45 (S. 454), VII 41 (S. 448). Gottes Vatergüte: VIII 16 (S. 514), V 1 (S. 220 ff.). z u S e i t e 239f.: Der berühmte Satz R u d o l p h S o h m s : „Das Wesen des Kirchenrechts steht mit dem Wesen der Kirche in Widerspruch", Kirchenrecht I (1892), S. 700, ist durch seine Gegner H a r n a c t oder Günther H o l s t e i n oder S t u t z nicht widerlegt worden; vgl. hierzu etwa E. F o e r s t e r , Rudolph Sohms Kritik des Kirchenrechts (1942); d e r s., Genossenschaft und Konföderation in der
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alten Kirchengeschichte, Zs. f. Kg. 61 (1942), S. 104 ff., dazu die Besprechung von W. H a u g g , ebd. 62 (1943/4), S. 327ff., auch E. B r u n n e r , Das Gebot und die Ordnungen (1932), S. 674. Für den Katholiken ist der Satz nicht diskutabel, aus Glaubensgründen, vgl. etwa H. B a r i o n , Rudolph Sohm und die Grundlegung des Kirchenrechts (1931) oder J. K l e i n , Grundlegung und Grenzen des kanonischen Rechts (1947). Aber jede protestantische Darstellung kirchlicher Verfassungs- und Rechtsgeschichte sollte ihn an die Spitze stellen, da von ihm aus im geschichtlichen Sinne objektive, d.h. dem Wesen der Dinge gerecht werdende Urteile wesentlich erleichtert werden. H. Frhr. v. C a m p e n h a u s e n , Kirchliches Amt und geistliche Vollmacht in den ersten drei Jahrhunderten (1953) zeigt den „vorrechtlichen" Zustand vor allem der paulinischen Gemeinden auf und steht insofern auf den Schultern Sohms; vgl. die Besprechung von H. L i e r m a n n , ZRG. Kan. Abt. 40 (1954), S. 240. — H. v. S c h u b e r t , Der Kampf des geistlichen und weltlichen Rechts (1927). z u S e i t e 240 ff.: Zu Abschnitt 7 allgemein: A. W e r m i n g l i o f f , Geschichte der Kirchenverfassung Deutschlands im Mittelalter, Bd. 1 (1905). H. E. F e i n e , Kirchliche Rechtsgeschichte, Bd. 1, Die Katholische Kirche (3. Aufl. 1955). z u S e i t e 240: pairochia: Thietmar II 20 (S. 62) und öfter; Diözesangewalt: VII 24 (S. 426); UB Naumburg I Nr. 22, 23, 31, 32 usw. Auctoiitas apostolica: Thietmar VII 22 (S. 430), II 31 (S. 73), VI 85 (S. 378), VII £1 (S. 460). Bann: V 44 (S. 272), VIII 21 (S. 518); vgl. I 6 (S. 10). z u S e i t e 241: Vermögensverwaltung: Thietmar VIII 12 (S. 508). SS 10, S. 175, 180, 182, 183, 185. Verfügungsrecht des Bischofs: UB Merseburg I Nr. 39; UB Naumburg I Nr. 13, 15 f., 28; CDSR II 1 Nr. 14, 22 usw. z u S e i t e 242: Visitationsreisen: Thietmar VIII 21 (S. 518), VII 25 (S. 428). Synode: CDSR I 2 Nr. 82. Bibliothek: SS 10, S. 172. Thietmar in Meißen: VII 23 (S. 426), V n 53 (S. 464). z u S e i t e 243: Errichtung der Bistümer: Quellen vgl. Anm. zu S. 21 ff. Zum Vergleiche sind heranzuziehen H. N o t t a r p , Die Bistumserrichtung in Deutschland im achten Jahrhundert (1920) und (infolge der Quellenlage wenig ergiebig) E. M ü 11 e r , Die Entstehungsgeschichte der sächsischen Bistümer unter Karl dem Großen (1938); ferner F. C u r s c h m a n n , Die Diözese Brandenburq a (1906), S. 19 ff. zu S e i t e 243 ff.: Eigenkirchen: U. S t u t z , Die Eigenkirche als Element des mittelalterlichgermanischen Kirchenrechts (1895, Neudruck 1955). D e r s„ Artikel Eigenkirche, Eigenkloster, in: Realenzyklopädie f. prot. Theol. u. Kirche (3. Aufl. 1913), Bd. 23, S. 366 ff. A. D o p s c h , Die wirtschaftlichen und sozialen Grundlagen der europäischen Kulturentwicklung in der Zeit von Cäsar bis auf Karl den Großen (2. Aufl. 1924), Bd. 2, S. 230 ff. I m b a r t d e l a T o u r , Les
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Anmerkungen
paroisses rurlaes du 4'ème a u nième siècle 1900), S. 175 ff. H. B o e h m e r , Das Eigenkirchentum in England, in: Festgabe für F. Liebermann (1921). A. E i t e l , Die spanische Kirche in vorgermanischer Zeit, in: Festgabe für H. Finke (1925). H. F. S c h m i d , Die rechtlichen Grundlagen der Pfarrorganisation auf westslavischem Boden (1938), S. 1001 ff. Die Eigenkirche ist sonach nicht auf den germanischen Bereich beschränkt, wurzelt aber, wie Stutz richtig gesehen hat, in ihrer deutschen Ausprägung durchaus in der germanischen Rechtsordnung und ist nur auf germanischem Boden zu weltgeschichtlicher Bedeutung gelangt. Vgl. H. E. F e i n e , Ursprung, Wesen und Bedeutung der Eigenkirche, MI DG 58 (1950), S. 196 ff. z u S e i t e 245: Verlegung von Zeitz: UB Naumburg I Nr. 24. z u S e i t e 245 f.: Thietmar III Prol. (S. 94 ff.), III 16 Ende — 18 (S. 118 ff.), III 25 (S. 130), IV 10 (S. 142); V Prol. (S. 220), VI Prol. (S. 274), V 44 (S. 274). z u S e i t e 246: Heilige als Empfänger: UB Merseburg I Nr. 17; CDSR II 1 Nr. 14; UB Magdeburg I Nr. 5. Laurentius: Thietmar IV 10 (S. 142). z u S e i t e 246 f.: Sondervermögen: Gegen N o 11 a r p , S. 211 ff. z u S e i t e 247: Memleben: UB Hersfeld I Nr. 74, 82. z u S e i t e 247 f.: Säkularisationen: A. P ö s c h 1, Kirchengutsveräußerungen und das kirchliche Veräußerungsverbot im früheren Mittelalter, A. f. kath. Kirchenrecht 105 (1925), S. 3 ff., bes. S. 56 ff. Den allein aus Quellen kirchlicher Provenienz gezogenen rechtlichen Folgerungen kann ich mich nicht anschließen. Calbe, Rosenburg: UB Magdeburg I Nr. 109. z u S e i t e 248f.: Immunität und Vogtei: UB Merseburg I Nr. 31, 11, 17, 36, 39, 46, 97. Wenn in Nr. 31 auf frühere Verleihung bezug genommen wird, so ist an Nr. 11 zu denken; vielleicht ist aber auch eine Urkunde verloren gegangen. UB Magdeburg I Nr. 38. UB Naumburg I Nr. 104. z u S e i t e 250: Utrecht, Würzburg: N o 11 a r p , S. 14 f., 101. z u S e i t e 251: Böhmischer Tribut: DO III 71, dazu O. P e t e r k a , Rechtsgeschichte der böhmischen Länder I2 (1933), S. 24. Ostfränkischer Tribut: BM ! 1837. z u S e i t e 252: cuites: Thietmar VI 42 (S. 326), VIII 22 (S. 518). Für Eythra ergibt sich die cur/is-Eigenschaft aus VI 42 (S. 426). Smurdi, aldiones: UB Naumburg I Nr. 42, 45, 60, 61 und öfter, ü b e r die Smurden vgl. vor allem R. K ö t z s c h k e , Zur Sozialgeschichte der Westslaven, Jb. f. Kultur u. Gesch. d. Slaven NF. 8 (1932),
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S. 22 ff. Jetzt auch in seinen Ausgewählten Aufsätzen, hg. v. W. S c h 1 e s i n g e r (1961), S. 16 ff. z u S e i t e 253 f.: milites: UB Naumburg I Nr. 110, 150. UB Magdeburg I Nr. 175. Komplazitation: Mon. Boica XXVIII b, S. 200 f. z u S e i t e 254: lamuli: Thietmar VI 42 (S. 326). satellites: (S. 136).
VII 7 (S. 406), I 13 (S. 18), IV 5
z u S e i t e 255: Bischöfliche Ministeriale: SS 10, S. 183. UB Merseburg I Nr. 112, CDSR II 1, Nr. 50. BSKG 27 (1914), S. 3. UB Naumburg I Nr. 110 (vgl. Nr. 154), 97, 104 usw. UB Magdeburg I Nr. 146. Die nicht im Original erhaltene Urkunde ist nicht ganz unverdächtig, doch entstammt die vorhandene Abschrift bereits dem 12. Jh. z u S e i t e 256 f.: Ministerialische Lehen: UB Naumburg I Nr. 146, 155, 180, 232. Uber den Ursprung der naumburgischen Ministerialität ist hier nicht zu handeln. Wie in Merseburg wird sie zum guten Teil aus dem unfreien Gesinde am Hofe des Bischofs hervorgegangen sein. Vgl. hierzu UB Naumburg I Nr. 172 von 1145. Anders zu beurteilen ist wohl der Fall ebd. Nr. 235 von 1159. Der hier übereignete Eigenmann gehört der edelfreicn Familie von Boblas, der Bischof Berthold entstammte, er besitzt nach Lehnrecht viereinhalb Hufen, die in fünf verschiedenen Orten liegen. Ein gewöhnlicher unfreier Bauer kann er also nicht gewesen sein, eher ein Dienstmann der Herren von Boblas, vielleicht freibäuerlicher Herkunft. Seine Lehen soll er auch als kirchlicher Ministerialer behalten, auch seinen Söhnen werden sie zugesichert. Leute dieser Art bilden wohl ebenfalls einen wesentlichen Bestandteil der Ministerialität. Schließlich sei auf ein Einkünfteregister der Propstei der Zeitzer Stiftskirche von 1196, UB Naumburg I Nr. 391, verwiesen. Es nennt die in den einzelnen Dörfern ansässigen Bauern, aus deren Zahl sich herausheben die seniores, die je 3 sol. pro convivio und pro caballo zahlen, also vielleicht einmal roßdienstpflichtig gewesen sind, die servientes cum bonis, über deren Dienste nichts weiter verlautet (außer einer Leistung in Hühnern pro vigiliis), schließlich die als hoveman Bezeichneten, also die Verwalter der Wirtschaftshöfe. Es ist denkbar, daß nicht diese Leute, die offensichtlich Bauern geblieben sind, wohl aber Leute dieser Art, die im 11. Jh. bestimmt ebenfalls bereits vorhanden waren, in die bischöfliche Ministerialität aufstiegen. Vier servientes cum suis bonis nennt z. B. eine Urkunde Heinrichs III. von 1043, die dem Bistum das predium Rogaz (wohl Regis) übereignet (UB Naumburg I Nr. 49). Sie werden von der Schenkung ausgenommen; ihre Sonderstellung erhellt auch aus der deutlichen Abhebung von den übrigen Leuten unfreien oder minderfreien Standes (mancipia, smurdi, lasci), von denen es übrigens heißt undicumque illuc coniluxerint. Man hat also auf den Königshöfen und analog auf den bischöflichen Wirtschaftshöfen im Sorbenland anscheinend mit unfreien und hörigen, auch freigelassenen (lasci?) Leuten deutscher Herkunft zu rechnen, die sich nach dem Osten gewandt hatten, um ihre Lage zu verbessern. Waren sie waffentüchtig und gelang es ihnen, ein Dienstgut zu erhalten, wie den genannten vier servientes, so war die Bahn für den Aufstieg
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Anmerkungen
geöffnet. Sie sind vielleicht die Vorfahren späterer Reichsministerialen. W a s im Königsdienst möglich war, w a r im bischöflichen Dienste nicht ausgeschlossen. Ein großer Teil dieser servientes blieb freilich in bäuerlichen Verhältnissen, wie das Verzeichnis von 1196 lehrt. Für die dort Genannten w a r es zum Aufstieg zu spät. Daß auch weltliche Herren schon im 11. Jh. derartige aus der Masse der Hörigen herausgehobene Dienstleute besaßen, ergibt sich aus UB Naumburg I Nr. 48 von 1043: cum Ulis hominibus, qui proprii et laczi suní iníra eosdem mansos habitantibus masculis et leminis et cum familiis utriusque sexus exceptis Ulis cortensibus servis et anciilis, qui eidem comiti Semper in curte serviebant. Indem sie von der Schenkung ausgenommen werden, werden sie aus ihrer bisherigen Umgebung gelöst und gehen ganz ins Gefolge des Grafen über. z u S e i t e 258 ff.: Zehnte: Mit dem Zehntwesen der sorbenländischen Kirche befassen sich eingehend E. O. S c h u l z e , Die Kolonisierung und Germanisierung der Gebiete zwischen Saale und Elbe (1896), S. 296 ff.; R. S t a r k e , Die Eink ü n f t e der Bischöfe von Meißen im Mittelalter (Diss. 1911), S. 84 ff.; O. T r a u t m a n n , Zur Geschichte der Besiedlung der Dresdner Gegend, Mitt. d. V. f. Gesch. Dresdens 22 (1922), S. 26ff.; vor allem H. F. S c h m i d , Die rechtlichen Grundlagen der Pfarrorganisation auf westslavischem Boden (1938), S. 12 ff., 923 ff. Meine eigene Auffassung habe ich kurz dargelegt W . S c h l e s i n g e r , Die deutsche Kirche im Sorbenland, Zs. f. Ostforsch. 1 (1952), S. 345 ff. Die Darstellung von Schmid verarbeitet Quellen und Literatur mit nahezu absoluter Vollständigkeit, vergleicht aber die Zehntverfassung des Sorbenlandes in einseitiger Weise nur mit derjenigen slavischer Länder, nicht mit derjenigen in Deutschland. Es erscheint infolgedessen als spezifisch slavisch, was auch in Deutschland vorhanden ist, so etwa die Zuweisung von Fiskalzehnten (S. 923, 949, vor allem 960 ff.), die doch auch für Utrecht und Würzburg, ja schon in merowingischer Zeit für Speyer bezeugt ist (Hilgard, Urk. z. Gesch. v. Speyer Nr. 1), zu schweigen von den Zehntzuweisungen Karls des Großen in Thüringen an Hersfeld (UB Hersfeld I Nr. 7 —10). W e n n Schmid, S. 966, vermutet, die Zehntverfassung des Sorbenlandes, vom deutschen König eingeführt, sei aus der ursprünglichen slavischen Wirtschaftsverfassung zu erklären, so darf dies keineswegs so verstanden werden, als sei sie ihrem W e s e n nach slavisch, wie dies nach der Bemerkung auf S. 1049, wo von „slavischer Zehntverfassung" gesprochen wird, erscheinen könnte, wobei ich nicht verkenne, daß S c h m i d niemals als Gewißheit hinstellt, was er für das Sorbenland vermutet, vgl. etwa S. 926, 927, 966 Anm. 3 usw. Schmid übersieht, daß im Zuge der Entwicklung der deutschen Eigenkirche das Verfügungsrecht der Kirchherren über die Zehnten einen viel größeren Umfang angenommen hat, als etwa sein Leitsatz 1 auf S. 947 besagt, der nur von Zehntfreiheit des im Eigenbetrieb genutzten grundherrlichen Landes spricht, und daß das „für die gesamte Bevölkerung verbindliche karolingische Zehntgebot", wenn überhaupt, so nur kurze Zeit „alle Bevölkerungsschichten, einschließlich der Grundherren" gebunden haben kann, daß es vor allem von Anfang an den König selbst nicht band, wie das Capitulare de villis zeigt. Unter diesen Voraussetzungen ist eine Ableitung der sorbenländischen Zehntverfassung aus der fränkisch-deutschen Zehntverfassung nicht nur möglich, sondern das allein Wahrscheinliche. Aus der Literatur zum Zehntproblem h a b e ich benutzt U. S t u t z , Geschichte des kirchlichen Benefizialwesens I (1895), S. 240 ff., 262ff.; d e r s . , Das karolingische Zehntgebot (1908);
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E. P e r e i s , Die kirchlichen Zehnten im karolingischen Reiche (Diss. 1904); d e r s . , Die Ursprünge des karolingischen Zehntrechts, A. f. U. 3 (1911), S. 233 ff.; E. W i d e r a , Der Kirchenzehnt in Deutschland z. Z. der sächsischen Herrscher (Diss. 1930); A. P ö s c h l , Der Neubruchzehnt, A. f. kath. KR 98 (1918), S. 3 ff., 171 ff., 333 ff.; M. T a n g l , Forschungen zu Karolingerdiplomen, A. f. U. 2 (1909), S. 218 ff.; F. P h i l i p p i , Zehnten und Zehntstreitigkeiten, MIÖG 33 (1912), S. 393 ff.; H. F. S c h m i d , Der Gegenstand des Zehntstreites zwischen Mainz und den Thüringern im 11. Jh., ZRG Germ. Abt. 43 (1922), S. 267ff.; E. H ö l k , Zehnten und Zehntkämpfe der Reichsabtei Hersfeld im frühen Mittelalter (1933); W. P l ö c h l , Das kirchliche Zehntwesen in Niederösterreich (1935); E. K l e b e l , Zehnte und Zehntprobleme im bairisch-österreichisdien Rechtsgebiet, ZRG Kan. Abt. 27 (1938), S. 234 ff.; K. L ü b e c k , Zehntrechte und Zehntkämpfe des Klosters Fulda, A. f. kath. ICR. 118 (1938), S. 116 ff., 418 ff.; E. Frhr. v. G u t t e n b e r g , Kirchenzehnten als Siedlungszeugnisse im oberen Maingebiet, Jb. f. fränk. Landesforschung 6/7 (1941), S. 40 ff.; E. K u u j o , Das Zehntwesen in der Erzdiözese Hamburg-Bremen bis zu seiner Privatisierung (1949). Die Darstellung im Text sucht einen eigenen Weg zu gehen. Das Dargelegte ausführlich und mit allen Belegen zu begründen, würde den Rahmen des hier Darzulegenden sprengen. Zu vergleichen ist die Zusammenfassung, die ich Zs. f. Ostforsch. 1 (1952), S. 354 ff., gegeben habe. Eine Geschichte des Zehntwesens in der Kirchenprovinz Magdeburg unter Benutzung der spätmittelalterlichen und frühneuzeitlichen Quellen wäre eine lohnende Aufgabe. — Das Schreiben des Papstes Zacharias steht MG. Epp. III, S. 364 f. z u S e i t e 263: Zehnt in Meißen: DO I 406. Vgl. Anm. zu S. 42. DO II 184, DO III 186. Zu DO I 437, 449 und DO III 186 vgl. Anm. zu S. 43 ff. Oberlausitz, Mügeln: S t a r k e , S. 90 ff. Boritz: T r a u t m a n n , S. 30 Anm. 2. Dresden: ebd., S. 31 ff. ü b e r den Besitz des Hochstifts um Dresden handelt E. R i e h m e , Markgraf, Burggraf und Hochstift Meißen (Diss. 1905), S. 101 ff. Daß es sich ursprünglich um ein geschlossenes Gebiet gehandelt hat, ergibt sich aus der Freiheit eines solchen vom Wadikorn kraft des Vertrags von 1194, CDSR I 2 Nr. 175. Pouch: ebd., Nr. 45. Merseburg: Thietmar VIII 21 (S. 518); der Zehnt, den Thietmar im Auge hat und den er bezeichnenderweise zusammen mit dem Forstrecht nennt, entspricht wohl der in DO II 89 im Zwenkauer Burgbezirk 974 als bannus bezeichneten Abgabe der liberi homines („Königsfreie"?); vgl. Zs. f. Ostforsch. 1 (1952), S. 351 Anm. 35. Ferner: SS 10, S. 175. DH II 65, vgl. dazu Anm. zu S. 66. Einen guten Einblick in die Zehntverfassung des Sorbenlandes im 10. Jh. gewähren die Zehntzuweisungen an Moritzkloster und Erzstift Magdeburg. Manches wird hier deutlich, was allein nach merseburgischen und meißnischen Quellen •—• die zeitz-naumburgischen versagen für die ältere Zeit gänzlich — dunkel bleibt. Es sei daher an dieser Stelle auf die magdeburgischen Verhältnisse anmerkungsweise in gebotener Kürze eingegangen. Dem Magdeburger Moritzkloster war schon bei der Gründung 937 der Zehnt vom Zins und vom Handelsertrag (omnis census et venundationis adquisitionisque deeima) in den drei slavischen Landschaften Mortsani, Ligzice und Heveldun, das ist im wesentlichen das Gebiet der Kreise Jerichow I und II, Zauche und Osthavelland, übertragen worden, d. h. der zehnte Teil der an den König von den unterworfenen Slaven zu leistenden Abgaben (censusj und die g a n z e vom Handelsertrag geforderte Abgabe, die ein 22 S c h l e s i n g e r I
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Anmerkungen
Zehntel betrug (UB Magdeburg Nr. 1). Es handelt sich also im ersten Falle um einen Kirchenzehnten, den der König freiwillig von einem Teil seiner Einkünfte gewährte, wie dies schon Karl der Große für allen in Sachsen anfallenden census bestimmt hatte (Cap. de part. Sax. 16, hrsg. v. S c h w e r i n , S. 39 f.), im zweiten um Übertragung einer rein weltlichen Abgabe. Noch im gleichen Jahre wurde dem Kloster der Zehnt von Gütern vornehmlich im Nordthüringgau übertragen, die der König ihm schenkte. Dieser Zehnt hatte bisher dem Erzbischof Adeldag von Bremen zugestanden (Nr. 3). Das heißt also nichts anderes, als daß der in Sachsen gelegene Klosterbesitz von der Entrichtung des Zehnten befreit wurde, der eigentlich dem zuständigen Bischof hätte zukommen müssen, aber diesem auch bisher schon kraft anderweitiger königlicher Verleihung entzogen war; falls es sich nicht, was möglich ist, um weltliche Zehnte handelte. 941 erhielt das Kloster abermals Zehnte von Hintersassen (homines), die ihm geschenkt worden waren, zugleich aber von Hintersassen eines Edelfreien Erp, des Vaters des späteren Erzbischofs Waithard. Auch diese Zehnten können weltliche Zehnte sein, die Erp dem Kloster durch die Hand des Königs überließ (Nr. 5), denn auch die Hintersassen Erps selbst waren an das Kloster übergegangen, wie sich aus Nr. 13 ergibt. 948 erhielt das Kloster Zehnte im Hassegau, die bislang dem Kloster Hersfeld zugestanden hatten. Dieses wurde durch Grundbesitz entschädigt (Nr. 14). Uber ihren Ursprung vgl. S. 157. Wenig später wurde ihm der Zehnt in sieben ostelbischen Burgbezirken gegenüber Magdeburg vorbehalten, die zum Bistum Brandenburg gehörten, mit Zustimmung des brandenburgischen Bischofs Thietmar (Nr. 15). Hier handelt es sich offensichtlich um den wirklichen Kirchenzehnten, der eigentlich dem Bischof von Brandenburg zukam. Ein weltlicher Zehnt dagegen war wiederum der 961 dem Kloster überwiesene, von den zu den Burgen Magdeburg, Frohse, Barby, Calbe gehörigen Deutschen und Slaven zu entrichtende (Nr. 23, 24). Es sind zwei Urkunden hierüber ausgestellt worden. Die erste bemerkt: Hoc instantissime iubemus, ut omnes Sclauani, qui ad predictas civitates coniugium iacere debent, annis singulis omnem addecimationem eoium plenissime ad sanctum Mauritium persolvant. Man erinnert sich an den in den Burgbezirken des Hassegaus eingehobenen Zehnt, vgl. S. 157. Daneben wurde offenbar in diesem links der Elbe gelegenen, also zu Sachsen gehörigen Burgbezirken noch ein kirchlicher Zehnt gefordert, der an das zuständig Bistum Halberstadt fiel. Dieses protestierte gegen die erste Urkunde, die ihm, wenn sie mißverstanden wurde, diesen Zehnt hätte entziehen können, und nun wurde in der zweiten Urkunde, nachdem Erzbischof Wilhelm von Mainz die Rechtslage klargelegt hatte, dieser kirchliche Zehnt von der Schenkung an Magdeburg ausdrücklich ausgenommen. Man sieht, daß die Zehntbelastung stellenweise eine doppelte war, eine kirchliche und eine weltliche, wobei dieser weltliche Zehnt, der nach der zweiten Urkunde nicht nur von Slaven, sondern auch von Theutonici zu entrichten war, eine Abgabe sowohl für den Schutz in den königlichen Burgen wie auch zugleich für zur Nutzung überlassenes Königsland gewesen sein dürfte. Kirchlicher Art waren wiederum die Zehnten, die im gleichen Jahre dem Moritzkloster in den slavischen Landschaften zwischen unterer Saale und Mulde verliehen wurden, de fructibus et omnibus utilitatibus, ex quibus christiani decimam daie videntur et ipsi persolvere debent, quandocunque per dei gratiam christiani eiiecti fuerint (Nr. 26). Bemerkenswert ist dabei, daß der Zehnt n u r von Christen gezahlt werden soll, im Gegensatz zu den von Christen und Heiden unterschiedslos geforderten weltlichen Zehnten. Die Christianisierung dieser Landschaften, deren südlichste Neletici um Würzen
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ist, wurde offenbar für die nahe Zukunft erwartet. Anders war die Lage in den Landschaften Lusici, Selpoli, Chozimi, d. i. in der Niederlausitz: hier erhielt das Magdeburger Kloster lediglich den zehnten Teil des census und der sonstigen Gefälle (adquisitio) des Königs oder der Grafen. An eine Einhebung eines allgemeinen Kirchenzehnten wurde hier nicht gedacht, sondern wie schon 937 in anderen Landschaften lediglich ein freiwilliger kirchlicher Zehnt von den königlichen Einkünften gewährt, wobei aber adquisitio von 961 und venundatio adquisitioque von 937 anscheinend etwas Verschiedenes sind. Ganz ebenso ist der Zehnt des von einigen Slavenstämmen zu entrichtenden Silberzinses zu beurteilen, den das Moritzkloster 965 erhielt (Nr. 34). Ein weltlicher Zehnt war dagegen wiederum der Honigzehnt, der ihm noch im gleichen Jahre in verschiedenen ostelbischen Landschaften zufiel (Nr. 40). Ausdrücklich wurden dabei die Zehntrechte des Bistums Brandenburg gewährleistet, weltliche und kirchliche Zehnte also klar unterschieden, was auch daraus hervorgeht, daß Magdeburg ja den kirchlichen Zehnt in Neletici und Siusili, wo ihm jetzt der Honigzehnt gewährt wurde, bereits vorher erhalten hatte. Dasselbe gilt für die Burgbezirke Biederitz, Möckern, Schartau, Burg, Grabow. Es ist anzunehmen, daß der ursprünglich gewährte volle Zehnt auf den fiskalischen Honigzehnten reduziert wurde. An die Stelle von Gommern und Pechau sind Buckau und Tucheim getreten. Gleichbedeutend werden die Ausdrücke census mellis und decima mellis gebraucht. Daß der Honigzehnt auch im Bereiche der Diözesen Naumburg und Merseburg als weltliche Abgabe erhoben worden ist, wird im Text S. 264 ausgeführt. In einer Bestätigungsurkunde von 973 (Nr. 75) wird decima mellis vei adquisitionis aut venundationis zusammengezogen, woraus sich ergibt, daß auch im zweiten Falle, wie oben vermutet, es sich um eine rein weltliche Abgabe handelt, die im vollen Umfang der Kirche übereignet wurde. Die Zahl der slavischen Landschaften, in denen diese Abgaben an das nunmehrige Erzstift fallen sollen, ist übrigens jetzt viel größer als in den Verleihungsurkunden. Am gleichen Tage wurde dem Erzstift der Zehnt des Silberzinses bestätigt, der 965 verliehen worden war (Nr. 72), wie auch alle seine übrigen Besitzungen und Einkünfte (Nr. 74—77), dagegen nicht der kirchliche Zehnt, der ja auf Grund der Verleihungen von 948 und 961 dem Erzbistum auch in Teilen der Diözesen Brandenburg und Merseburg (Würzen!) hätte zustehen müssen, später aber mit einer sogleich zu erwähnenden Ausnahme nicht wieder erscheint. Der Zehnt des Silberzinses wurde nochmals 975 bestätigt (Nr. 84). Die decimationes, die 976 bestätigt wurden (Nr. 85), waren nach der Art ihrer Aufzählung zusammen mit Münzen und Zöllen gleichfalls keine allgemeinen Kirchenzehnten. 997 schließlich wurde dem Erzbistum als Entschädigung für den Zehnt in der Landschaft ß/oni der Burgward Beelitz eingeräumt (Nr. 112). Das Erzstift hat also diesen 948 beurkundeten Zehnt nicht festzuhalten vermocht. Dreierlei Arten von Zehnten sind somit zu unterscheiden: erstens echte kirchliche Zehnte, wie sie 948 und 961 verliehen wurden; zweitens weltliche Zehnte, wie sie vor allem in der Gestalt des Honigzehnten, aber auch des Handelszehnten und der 961 von den Bewohnern der Burgwarde Magdeburg, Frohse Barby und Calbe zu entrichtenden Zehnten entgegentreten; drittens Zehnte von den königlichen Einkünften, vor allem vom census und Silberzins. Die beiden letztgenannten Zehntarten werden gewöhnlich unter der Bezeichnung Fiskalzehnte zusammengefaßt. Es ist aber deutlich zu unterscheiden zwischen der zweiten Art, die die königlichen Einkünfte in ihrem g a n z e n Umfange, und der dritten, die nur den zehnten Teil solcher Einkünfte umfaßt. Diese dritte Art kann daher sehr wohl als echter kirchlicher Zehnt angesehen wer22*
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Anmerkungen
den, den der König von seinem Einkommen entrichtete, wie dies nach kirchlicher Theorie von ihm wie von jedem anderen erwartet wurde. In diesem Zusammenhang ist eine Urkunde für Salzburg von 982 zu nennen, die Zehnte von königlichen Besitzungen zuweist, sicut ecclesiasticus ordo praecipit de curtibus regiis (DO II 275), womit also die königliche Zehntpflicht grundsätzlich anerkannt wurde. Doch ist es eine ganz andere Frage, ob die Könige dieser kirchlichen Theorie in der Praxis immer folgten. Die Zehntverhältnisse des Moritzklosters bzw. des Erzstifts Magdeburg möchte ich zusammenfassend so deuten. Ursprünglich war ins Auge gefaßt worden, die unterworfenen Slaven zum vollen kirchlichen Zehnt heranzuziehen, neben ihrer weltlichen Abgabepflicht, die im Tribut (Silberzins), aber auch in einem weltlichen Zehnten bestehen konnte. Vgl. dazu R. K ö t z s c h k e , Sächsische Geschichte I (1935), S. 48. Beides einzutreiben erwies sich als untunlich. Der Königszehnte, ursprünglich zu leisten tota utilitate et in ómnibus rebus, quibus mortales utuntur diversis modis, wurde in weiten Gebieten auf die Abgabe des zehnten Teiles des Honigertrags sowie des Handelsertrags beschränkt. Auf den Kirchenzehnten wurde überhaupt verzichtet. Das Erzstift erhielt dafür Honig- und Handelszehnte übertragen, in einem Falle auch eine Entschädigung in Grundbesitz (Burgward Beelitz). Daneben verblieben ihm die Zehnten von königlichen Gefällen, die ihm bereits zugewiesen waren oder noch zugewiesen wurden. Unentziehbar war schließlich das Recht, auf seinen eigenen Besitzungen den kirchlichen Zehnten in voller Höhe zu fordern, denn dies entsprach durchaus eigenkirchenrechtlichen Vorstellungen. In welchem Umfang es in der Frühzeit ausgeübt wurde, ist nicht feststellbar. zu S e i t e 265: Bamberg: v. G u t t e n b e r g , Kirchenzehnten, S. 97. Passau: DK II 47, dazu P l ö c h l , S. 18 ff. Fehlen des Zehntrechts wegen Fehlens königlicher Verleihung: Schmid legt den Hauptnachdruck darauf, daß aus Gründen der besonderen slavischen Wirtschaftsverfassung und vor allem des besonderen slavischen Eigentumsrechts (S. 1040) der übliche Kirchenzehnt gar nicht erhoben werden k o n n t e (S. 956). Dem steht aber entgegen, daß weltliche Zehnte sehr wohl als eintreibbar angesehen wurden, wie sich vor allem aus den Zuweisungen an Magdeburg (vor allem DO I 222), aber auch an Meißen ergibt (DO II 184, DO III 186). Es handelt sich ja beim Honigzehnten z. B. nicht um den zehnten Teil einer an den König zu entrichtenden Abgabe, wie S c h m i d , S. 12 f. anzunehmen scheint, sondern wirklich um den zehnten Teil des Honigertrages, der an den König fiel, wie die Urkunden deutlich sagen, z. B. DO I 303, DO II 30. Daß die Urkunden für Brandenburg und Havelberg (Fälschung) seiner Ansicht widersprechen, hat S c h m i d selbst gesehen (S. 950 Anm. 1); die 961 dem Moritzkloster verliehenen Zehnten sind keineswegs nur Steuerzehnten, sondern z. T. deutlich als Kirchenzehnten gekennzeichnet (vgl. Anm. zu S. 263 ff.). zu S e i t e 266: Walbeck, Alsleben: Thietmar VI 43 (S. 328), III 10 (S. 108). Zehntverleihungen durch Eigenkirchenherren in Niederösterreich liegen auf derselben Linie (Plöchl, S. 22). Gebhard von Salzburg: SS 11, S. 25. DO II 275 (Fiskalzehnt). Hier trat der volle Ertragszehnt an die Stelle einer festen Abgabe, die als decima consuetudinaria bezeichnet wird, ihrem Ursprung nach aber schwerlich ein Kirchen-
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zehnt ist, sondern den dem Bistum Meißen verliehenen weltlichen Abgaben entsprochen haben wird. Vgl. E. O. S c h u 1 z e , S. 300 Anm. 3. Ähnlich dürften die Verhältnisse nach dem Protokoll der Bamberger Diözesansynode von 1059 (v. G u t t e n b e r g , Reg. d. Bisch, v. Bamberg Nr. 312) bei den Slaven des Obermaingebiets gelegen haben, denn auch hier ist von Verweigerung der Zehnten durch die Slaven die Rede. Es ist keine Frage, daß die Zehntverfassung wie das gesamte kirchliche Wesen hier durchaus nach deutschen Grundsätzen gestaltet waren. Das gleiche gilt für das salzburgische Gebiet und für das Sorbenland. zu S e i t e 267: Osnabrück: DH IV 367. zu S e i t e 267 f.: Meißnisches Zehntrecht im 12. Jh.: UB Magdeburg I Nr. 307. Zehntverweigerung: CDSR II 1, Nr. 65, 68, 77, 79, 82, 165, 169, 179. Fixierter Zehnt: CDSR I 2, Nr. 475 ; UB Naumburg I, Nr. 124. Daß die hier genannten rustici Deutsche waren, ist oben (S. 188) vermutet worden. Audi auf sie wurde also hier das günstige Zehntrecht der Bauern slavischen Volkstums angewandt, wie es dann 1163 sowohl für die meißnische als auch für die magdeburgische Diözese, aber ohne Ausdehnung auf die Deutschen, bezeugt ist: decimationem, quam vel Sclavi ex statuto vel aliud quodlibet genus hominum ex integro persolvunt; UB Magdeburg I, Nr. 307. Zum Kolonistenzehnt vgl. Bd. 2,503 ff.; es ist nicht gelungen die Einrichung des vollen Ertragszehnten, der hier gefordert wurde, durchzusetzen. Uber die Freiwilligkeit des Allodial- oder Prädialzehnten der milites vgl. S c h m i d , Pfarrorganisation, S. 26 ff., wo aber die Sonderstellung der milites ohne genügende Begründung auf die Verhältnisse der vordeutschen Zeit zurückgeführt wird. Vgl. hierzu Anm. zu S. 258 ff. zu S e i t e 269 ff.: Bischofseinsetzung: E. L a e h n s , Die Bischofswahlen in Deutschland von 936—1056 (Diss. 1909). G. W e i s e , Königtum und Bischofswahl im fränkischen und deutschen Reich vor dem Investiturstreit (1912). K. B e y e r , Die Bischofs- und Abtswahlen in Deutschland unter Heinrich IV. (Diss. 1881). R. B o n i n , Die Besetzung der deutschen Bistümer in den letzten dreißig Jahren Heinrichs IV. (Diss. 1889). J . F r i t z s c h , Die Besetzung des Halberstädter Bistums in den ersten vier Jahrhunderten seines Bestehens (Diss. 1913). Quellen: UB Magdeburg I Nr. 62—64, 67, 89. Thietmar VI 1 (S.274), VI 38 ff. (S. 321 ff.), III 12 ff. (S. 110 ff.), VI 62 f. (S. 350 ff.), 66 ff. (S. 356 ff.), 74 (S. 362), 81 (S. 370 ff.). Chron. epp. Mers., SS 10, S. 187, 188; dazu UB Merseburg I Nr. 93 f. Chron. Goz., SS 10, S. 149. Gesta archiepp. Magd., SS 14, S. 400. Es ist vielleicht nicht überflüssig zu bemerken, daß sich die Ausführungen im Texte über den Hergang bei den Bischofswahlen nur auf die sorbenländischen Bistümer beziehen. zu S e i t e 271: Investitur Hildewards: Thietmar II 14 (S. 62). zu S e i t e 274: Wahl Meingots: SS 10, S. 188. Dazu Cod. Udalr., J a f f e , Bibl. V, S. 410.
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Anmerkungen
z u S e i t e 275 ff.: Domkapitel: Ph. S c h n e i d e r , Die bischöflichen Domkapitel, ihre Entwicklung und rechtliche Stellung im Organismus der Kirche (185). Kunz von B r u n n gen. v. Kauffungen, Das Domkapitel von Meißen im Mittelalter (Diss. 1902). F. R a n g e , Die Entwicklung des Merseburger Domkapitels (Diss. 1910). Quellen für Meißen: CDSR I 1 Nr. 101; I 2 Nr. 82; II 1 Nr. 32, 54. Landeshauptarchiv Dresden Or. 87. Merseburg: UB Merseburg I Nr. 35, 56 f., 89. Thietmar VII 66 (S. 480). SS 10, S. 175, 177, 178, 180, 185 usw. Naumburg: UB Naumburg I Nr. 97, 104. z u S e i t e 277: Diaconus: SS 10, S. 182. z u S e i t e 278: Vicedominus: A. Brackmann, Urkundliche Geschichte des Halberstädter Domkapitels im Ma. (Diss. 1898), S. 60. A. B a r t h , Das bischöfliche Beamtentum im Ma. (Diss. 1900), S. 22 ff. Innere Verhältnisse: Thietmar VIII 12 (S. 508). SS 10, S. 182, 184, 185. z u S e i t e 279ff.: Pfarrkirchen: Grundlegend H. F. S c h m i d , Das Recht der Gründung und Ausstattung von Kirchen im kolonialen Teile der Magdeburger Kirchenprovinz während des Mittelalters, ZRG. Kan. Abt. 13 (1924), S. 1 ff. (auch selbständig erschienen). D e r s., Die rechtlichen Grundlagen der Pfarrorganisation auf westslavisdiem Boden und ihre Entwicklung während des Mittelalters (1938; auch ZRG Kan. Abt. 15—20. 1926—1931). Wenig ergiebig für unser Gebiet ist F. X. K ü n s t l e , Die Deutsche Pfarrei und ihr Recht zu Ausgang des Mittelalters (1905). Die Bücher Schmids werden aller künftigen Forschung als Grundlage und Ausgangspunkt dienen müssen, auch wenn sie sich seinen Ergebnissen nicht überall anzuschließen vermag. Vgl. S. 285 ff. im Text und die zugehörige Anmerkung und die Anmerkungen zu S. 258 ff. z u S e i t e 279: Pfarrecht: UB Naumburg I Nr. 123. Vgl. auch Nr. 152: baptismum, sepultuiam et cetera que divina sunt. Es ist nur eine scheinbare Ausnahme, wenn 1121 Eb. Roger von Magdeburg dem Probst des Neuwerkklosters in Halle mit der dortigen Pfarrkirche auch den bischöflichen Bann verleiht: parrochiam in Halla et ecclesiam sancte Gertrudis et sancti Georgii cum omnibus utensilibus ad eas pertinentibus, cum spirituaii regimine, videlicet banno, ut predicte ville populus a preposito iilius canonice semper regatur, cum omnibus eidem spirituaii regimini subiacentibus, UB Magdeburg I Nr. 206. Dieser Bann ist gar nicht Bestandteil der parrochia Halle, sondern des Archidiakonats, das beim Kloster Neuwerk seinen Sitz hatte, vgl. ZKGPrS 29 (1933), S. 23. z u S e i t e 280: Veräußerung von Kirchlehen im 16. Jh.: Beispiele bei W. S c h l e s i n g e r , Die Schönburgischen Lande (1935), S. 44. z u S e i t e 280ff.: Kirchenausstattung: MG Cap. I, S. 277 c. 10. Leges Saxonum et Lex Thuringorum, hrsg. v. S c h w e r i n (Font. iur. Germ, ant.), S. 39 c. 15.
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z u S e i t e 280: Zehnt: UB Naumburg I Nr. 124. B. Dietrich v. Naumburg . . . omnem decimam eiusdem pagi, que nobis ailinebat ... eidem ecclesie concessimus (Plauen 1122). Nr. 116: Ders.: . . . statuentes, ut prescripti / e r m i n i . . . dimidiam decimacionem eisdem iratribus solvant (Zwickau 1118). Nicht anders kann die Pfarrkirche von Pouch in den Besitz des Zehntrechts gekommen sein, mit dem zusammen sie 1114 dem Kollegiatstift Würzen bei seiner Gründung übereignet wurde (CDSR I 2, Nr. 45); da die Schenkung den ganzen Burgward samt der Kirche umfaßte, ist aber der Zusammenhang zwischen Pfarrkirche und Zehnt nicht erwiesen. Es wird sich um den Bischofszehnten handeln. Die Kirche in Profen ist 1170 im Besitz eines Garbenzehnten von 1100 Schobern (UB Naumburg I Nr. 273). Er stammt sichtlich aus Zuweisung durch den Bischof, der in ganz ähnlicher Weise auch das mit Pfarrecht versehene Kloster Bosau mit bischöflichen Garbenzehnten bedacht hat (ebd. Nr. 123, 175, 177 usw.). Dieses Beispiel lehrt, daß aus Zehntbezügen nicht immer die Ausdehnung der Parochie erschlossen werden kann. Bosau selbst hatte keine feste Parochie, bezog also Zehnte in anderen Kirchspielen, die somit den dortigen Pfarrkirchen vorenthalten blieben. z u S e i t e 281: Königshufen: Beispiele für Vergabung von Königshufen bei E. O. S c h u l z e (wie Anm. zu S. 285 ff.), S. 84, 96, und R. K ö t z s c h k e , Zur Sozialgeschichte der Westslaven, Jb. f. Kultur u. Gesch. d. Slaven NF 8 (1932), S. 30 Anm. 70. Größe: v. L o e s c h , Vjschr. f. Soz. u. Wg. 22, S. 64 ff. Reines Landmaß: DO II 174, 204; DO III 22, 103, 128 usw. Niederösterreich: DH II 317. Noch die Pegauer Annalen (geschrieben um 1150) erwähnen die Ausstattung einer am Ende des 11. Jh. gegründeten Kirche (St. Nikolai in Pegau) mit zwei Königshufen; SS 16, S. 249. z u S e i t e 282: dominium viliae: UB Naumburg I Nr. 314 (1182). Vgl. CDSR I 3 Nr. 110, wo sich aber der Ausdruck dominus viliae auf ein Dorf deutscher Gründung bezieht. Hier und I 2 Nr. 523 sind die gerichtlichen Rechte des Dorfherrn bezeugt. z u S e i t e 283: Löbejün: CDSR I 2, Nr. 262. Lübben: II 2, Nr. 541. Dazu S c h m i d , Recht der Gründung, S. 35 f. Die dort Anm. 1 genannten 52 Hufen in Steuben (?) gehören nicht hierher. z u S e i t e 285: Personalpfarreien: CDSR II 4, Nr. 147. Sdioettgen-Kreysig, Dipl. II, S. 191, Nr. 51. z u S e i t e 285 ff.: Die Frage nach dem deutschen oder slavischen Charakter der Niederkirchenverfassung des Sorbenlandes ist aufgeworfen worden von H. F. S c h m i d . Ich erörtere das Problem hier nicht gern, da ich mir bewußt bin, wie leicht eine solche Erörterung mißverstanden werden kann. Ich bin kein Anhänger der Ansicht, den Westslaven sei alle höhere Kultur von den Deutschen zugekommen, und ich bin mir bewußt, daß Erscheinungen der mittelalterlichen Kirchenverfassung nur sehr mit Einschränkung auf einen nationalen Nenner gebracht werden können. Aber ich habe das Problem, wie es
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Anmerkungen
vorliegt, nicht gestellt, und da es sich um Fragen von immerhin weittragender Bedeutung handelt, halte ich mich für verpflichtet, meine Meinung zu sagen. Wenn Schmid in seinem ersten Werk zu diesem Gegenstande (1924, vgl. Anm. zu S. 279 ff.) sagt, es habe schon vor Beginn der deutschen bäuerlichen Siedlung eine feste Pfarrorganisation als Rahmen „bestanden, dem sich die Siedler, wenn auch ausbauend und ausgestaltend, einfügen mußten" (S. 94), so muß man dem völlig zustimmen. Die „Rechtselemente" der „vorkolonisatorischen" Kirchenverfassung behaupten sich in der Tat teilweise in der Kirche der Siedlungszeit (S. 211). Wenn es aber weiter heißt, alle diese Rechtselemente hätten „in den Rechts- und Wirtschaftsverhältnissen des Landes ihre Grundlage" (S. 211), und wenn von diesen Verhältnissen gesagt wird, sie hätten „in der Zeit der Durchbildung jener kirchlichen Organisationsform durchaus slavischen Charakter" getragen, wie dies im großen zweiten Werk S. 2 geschieht, so halten beide Behauptungen, so allgemein formuliert, einer Nachprüfung nicht stand. Schmid selbst hat das Ergebnis seiner ersten und des ersten Teils seiner zweiten Studie, eben den Zusammenhang zwischen Pfarrkirchenverfassung und slavischen Rechts- und Wirtschaftsverhältnissen, nur als eine „Annahme" bezeichnet (Pfarrorganisation, S. 2), die durch den Vergleich mit den Grundlagen der Pfarrorganisation der Gebiete mit verwandter westslavischer Bevölkerung nachzuprüfen sei. Es wurde bereits im Text angedeutet, daß diesem Vergleiche nur beschränkte Beweiskraft innewohnt. Die meisten westslavischen Gebiete haben ihre erste kirchliche Organisation unter deutschem Einfluß erhalten, die Kirche des Sorbenlandes ist eine der ältesten Kirchen auf westslavischem Boden, und andere Erscheinungen in Recht, Verfassung und Wirtschaft, die sich gerade von dorther auf das gesamte westslavische Gebiet ausbreiteten, sind unbestreitbar deutscher Herkunft. Es kann also sehr wohl für die Institutionen der Kirchenverfassung an einen ähnlichen Vorgang der Ausbreitung gedacht werden, wie dies ja vielfach geschehen ist. Aber selbst wenn der Nachweis erbracht werden könnte, daß die ins Auge gefaßten, der sorbenländischen Kirchenverfassung ähnlichen oder gleichenden Erscheinungen in Böhmen und Polen sowie bei den Os'seeslaven bodenständig und ohne jeden Einfluß deutschen Rechts entstanden wären, was zu entscheiden außerhalb des Bereichs meiner Aufgabe und meiner Möglichkeiten liegt, so bleibt noch immer zu untersuchen, ob dies wirklich auf gemeinsame slavische Wurzel deutet, ob die Verfassung der Pfarrkirchen des Sorbenlandes, das doch viel früher und in ganz anderer Weise deutschem Kultureinfluß ausgesetzt war und auch früher deutsch besiedelt wurde als die meisten anderen Gebiete mit ursprünglich westslavischer Bevölkerung, hier nicht deutsch ist, wie dies für die Verfassung der Bistümer und Domkapitel füglich nicht bestritten werden kann, daß hier eine deutsche Entwicklung also zu ähnlichen Ergebnissen geführt habe wie anderwärts eine slavische. Denn auch dies dürfte unbestreitbar sein, daß Gründung und Ausstattung von Pfarrkirchen im Sorbenlande genau so ausschließlich in deutschen Händen lag wie Gründung und Ausstattung der Bistümer. Nicht in einem einzigen Falle kann die Gründung einer Pfarrkirche des Sorbenlandes durch einen Slaven auch nur wahrscheinlich gemacht werden. Was S c h m i d , Pfarrorganisalion, S. 27, über den Edlen Alberich sagt, der „dem bodenständigen Wendentum nahestehe", entbehrt völlig der Begründung. Die Namen der Frau (Sdavena) und des Sohnes (Borislav) lassen doch nur vermuten, daß ein deutscher Edelfreier eine Frau slavischer, wahrscheinlich böhmischer oder polnischer Herkunft geheiratet hat, wie dies bei Eheschließungen in diesen Kreisen seit dem 10. Jh. oft genug nachweisbar ist. Ein boden-
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ständiges Wendentura, das im Jahre 1218 Konnubium mit deutschen Edelfreien hatte, müßte doch in den Quellen auch anderweitig nachweisbar sein. Vgl. hierzu Anm. zu S. 146. Daß eine bodenständige slavische Adelsschicht, die imstande und willens gewesen wäre, Pfarrkirchen zu gründen, im Sorbenlande des 10. und 11. Jhs. fehlt, ist dort gezeigt worden. Es kommt alles darauf an, die Besonderheiten der sorbenländischen Pfarrorganisation nicht durch Vergleich, sondern durch Befragung der einheimischen Quellen als slavisch zu erweisen, um einem so lapidaren Satz, wie ihn E. M i c h a e l , Die schlesische Kirche und ihr Patronat im Mittelalter unter polnischem Recht (1926), S. 200, unter Berufung auf Schmid formuliert, die Begründung zu geben: „Die älteste kirchliche Organisation des Sorbenlandes, zu dem doch auch die Oberlausitz gehört, trägt durchaus slavisches Gepräge." Prüft man die zusammenfassenden Darlegungen S c h m i d s , Pfarrorganisation, S. 910 ff., unter diesem Gesichtspunkt, so ist zu sagen, daß allerdings, was Schmid selbst unbeachtet gelassen hat, die Unterhaltung der ältesten kirchlichen Anstalten, d. h. der Bistümer, im Sorbenlande zunächst unmittelbar durch Beiträge aus der Wirtschaft des Königs bzw. seiner Markgrafen erfolgte, wenn auch nur für wenige Jahre, bis zur endgültigen Ausstattung. In ganz ähnlicher Weise wurden die ältesten böhmischen und polnischen Bistümer und Klöster aus der Wirtschaft des Landesherrn unterhalten ( S c h m i d , Pfarrorganisation, S. 910). Im Sorbenland aber war dies keineswegs in einer Anpassung an die slavische Rechts- und Wirtschaftsordnung begründet, sondern es erfolgte ein ausdrückliches Gebot des deutschen Königs an die deutschen Markgrafen, das nur aus der besonderen kirchen- und missionspolitischen Lage des Jahres 968 zu erklären ist (vgl. S. 31). Zwanzig Jahre früher, bei der Gründung und Ausstattung von Brandenburg und Havelberg, war man ganz anders verfahren. Schon hieraus ergibt sich, wie mißlich es ist, aus bloßem Vergleich der Institutionen Schlüsse auf gemeinsame Herkunft zu ziehen. Die Zuweisung bestimmter Einkünfte und die Gewährung von Fiskalzehnten entwickelte sich im Sorbenlande nicht allmählich aus dem ursprünglichen Zustande, wie es in Böhmen und Polen nach der Darstellung Schmids (vgl. die Zusammenfassung S. 911) der Fall war, sondern bedeutete die Übertragung eines Verfahrens auf ein neues Missionsgebiet, das in fränkischer Zeit bereits bei Gründung der Missionsbistümer Utrecht und Würzburg und schon vorher in Speyer angewandt worden war. Wenn dem Bistum Meißen eine Ausstattung mit großem Grundbesitz zunächst fehlte, wie den böhmischen und polnischen Bistümern (S. 913 f.), so kann dies nicht in der Sozialund Wirtschaftsverfassung in den slavischen Kulturgebieten begründet sein (S. 915), da ja nicht nur Magdeburg, Merseburg und Zeitz schon im 10. Jh. reichlich mit Grundbesitz auf slavischem Boden ausgestattet wurden, sondern auch Brandenburg und Havelberg (gegen S c h m i d , S. 914). Man wird vielmehr an die mangelnde Sicherheit und die Schwierigkeiten der Bewirtschaftung im eroberten, nach Osten offenliegenden Lande denken müssen. Eine Ausstattung von Niederkirchen mit laufenden Einnahmen aus der Wirtschaft der Kirchgründer, die Schmid als charakteristisch für die erste westslavische Ausstattungsgepflogenheit ansieht (S. 916), ist im Sorbenlande nirgends nachzuweisen, wohl aber schon für das 10. Jh. die Ausstattung mit Grundbesitz. Wenn sie nicht nach Hufen, sondern nach ganzen Dörfern bemessen wurde, so ist hier in der Tat die slavische Wirtschaftsverfassung wirksam. Daneben aber war Ausstattung mit Königshufen in Brauch, was praktisch auf dasselbe hinauslief, aber doch zeigt, daß Vorstellungen deutschen Rechts
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Anmerkungen
der Dotierung zugrunde lagen. Was die Besonderheit der sorbenländischen Zehntverfassung betrifft, sofern man beim ursprünglichen Fehlen eines allgemeinen Kirchenzehnten von einer solchen überhaupt sprechen will, so ist sie durchaus aus der deutschen eigenkirchenrechtlichen Abwandlung des kirchlichen Zehntrechts ableitbar (vgl. S. 259 und Anm. dazu), und, da sie allein auf dem Willen des deutschen Königs beruhte, auch abzuleiten. Selbstverständlich ist der Mangel einer ursprünglichen festen Beziehung zwischen Pfarrei und Zehnt, wenn eine generelle Zehntpflicht nicht bestand. Die Fixierung der Zehnten hat Schmid selbst als auch in Deutschland vorkommend, und zwar früher als auf westslavischem Boden, erwiesen; vgl. den Anm. zu S. 285 ff. zitierten Aufsatz über Thüringen; vgl. auch Lübeck (ebendort angeführt), S. 160 f., 163, 153 Anm. 1. Daß die décima constituía in Thüringen auf der „dichten" Durchsetzung des Landes mit slavischen Siedlungen beruhe, wie Schmid später andeutet (S. 929), ist eine Vermutung, die weder in dem siedlungsgeschichtlichen Befund noch in dem von ihm selbst 1922 vorgelegten Quellenmaterial eine Stütze findet. Im Text wurde dargelegt, daß Schmids Hypothese über die Art der Fixierung des Slavenzehnten in Angleichung an das Schüttkorn auf irrtümlichen Voraussetzungen beruht. Es ist hinzuzufügen, daß die zehntrechtliche Sonderstellung der allodia, auf die er großen Wert legt, nicht in Zuständen der slavischen Zeit begründet sein kann, denn diese allodia sind nicht vordeutschen Ursprungs, wie K ö t z s c h k e gegen Trautmann, auf den Schmid sich allein stützt, eingehend nachgewiesen hat (Sozialverfassung, S. 28 ff.). Wieso Kötzschkes Ausführungen eine neue Festigung der Schmidschen Beweisführung bedeuten können (Pfarrorganisation, S. 1006 f., Nachtrag zu S. 20), ist mir unverständlich. Sie sind ganz gewiß nicht als solche gemeint und entziehen ihr vielmehr in der Tat ein wichtiges Stück ihrer Grundlage. Wenn Schmid ebenda bestreitet, er habe jemals einen „grundherrlichen Charakter der altsorbischen Sozialverfassung" behaupten wollen, so ist dies richtig, wenn er aber auf S. 933 und 935 seines Buches expressis verbis von „als Grundherren erscheinenden Adligen im Sorbenland" und von „Grundherren" spricht, die über die Leistungen ihrer Hintersassen verfügen können, so hat dies im dortigen Zusammenhang nur Sinn, wenn die Wurzeln solcher Grundherrschaft in der vordeutschen Zeit gesucht werden, in den „nicht in die Dorfflur einbezogenen G ü t e r n . . . , deren Ursprung sich wieder mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit in die Zeit vor der deutschen Besitzergreifung zurückverlegen läßt" (S. 1097). Eben dies bestreitet Kötzschke mit Recht. Weder läßt sich der Ursprung dieser Güter in die vordeutsche Zeit zurückverlegen, noch lassen sich ihre Besitzer als Nachkommen einer bereits in slavischer Zeit herausgehobenen Schicht wahrscheinlich machen. Uber etwaige grundherrschaftliche Wirtschaftsformen bei den Sorben in vordeutscher Zeit ist damit übrigens nichts ausgesagt. Ihr Vorhandensein bleibt möglich, nur können wir sie nicht erkennen, da alle Quellen fehlen. Die Ausführungen Kötzschkes gegen Schmids Auffassung der zehntrechtlichen Sonderstellung der allodia beruhen gewiß insofern auf Mißverstehen, wie dieser S. 1097 Nachtrag zu S. 26 Anm. 4 betont, als er nicht von ihrer ursprünglichen Zehnt f r e i h e i t ausgeht. Aber unberührt davon bleibt, daß solche Zehntfreiheit, die später von freiwilliger Übernahme des vollen Ertragszehnten abgelöst wurde, nicht in der „Freiheit der allodia von der Entrichtung des Wachkorns, diesem kennzeichnendsten Überrest der in ihren Grundlagen vordeutschen Burgwardverfassung" ihren Ursprung oder ihre Parallele hat (so S c h m i d , S. 20 ff.), ü b e r das Wachkorn als Abgabe in den deutschen Burggrafschaften, die mit der Burgwardverfassung nichts zu tun
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haben, vgl. S. R i e t s c h e l , Das Burggrafenamt und die hohe Gerichtsbarkeit (1905), S. 238 ff., und E. R i e h m e , Markgraf, Burggraf und Hodistift Meißen (Diss. 1905), S. 44 ff., über die Neueinrichtung der mitteldeutschen Burggrafschaften durch Konrad III. H. H e 1 b i g , Der wettinische Ständestaat (1955), S. 204 ff. und darauf fußend W. S c h l e s i n g e r , Die Anfänge der Stadt Chemnitz (1952), S. 199 ff. Viel einfacher und einleuchtender ist die zehntrechtliche Sonderstellung der aüodia daraus abzuleiten, daß die deutschen ritterlichen Mannen, denen sie ihre Entstehung verdanken, den an die Kirche ganz oder teilweise (als Fiskalzehnt) überwiesenen Abgaben der Sorben, aus denen der fixierte Zehnt mit großer Wahrscheinlichkeit hervorgegangen ist (vgl. S. 268), nicht unterworfen waren, dafür aber ihre besondere Kirchlichkeit im Gegensatz zu der als halbheidnisch noch lange verschrieenen sorbischen Bevölkerung später durch freiwillige Übernahme des vollen Zehnten betonten. Zur Entrichtung von Zipkorn durch deutsche Siedler vgl. vor allem CDSR II 1 Nr. 50 und II 15 Nr. 275, wo der Name Nuendorf für sich spricht. Auch die Gerichte Eisdorf und Horburg, in denen 1277 cip erhoben wird (UB Merseburg I Nr. 428), sind nicht Burgwarde, sondern Neubildungen der Siedlungszeit, ebenso das Gericht Ranstädt (ebd. 480). Vgl. auch ebd. Nr. 895, 899 und T. M ä r c k e r , Das Burggraftum Meißen (1842), S. 255 Anm. 5. Im Amte Leipzig wird Zipkorn 1378 in einigen Dörfern des Altsiedelbereiches, aber auch in den deutschen Bauerndörfern Paunsdorf und Hauenhain erhobeni Registrum 1378, hrsg. B e s c h o r n e r . S . 164, 167 f. Das Wesen der als zip bezeichneten iustitia, wie es in der berühmten Urkunde für Rühren von 1154 heißt, ist noch nicht geklärt. Handelt es sich um Futterlieferung für herrschaftliche Pferde, wie dies für das böhmische osep vermutet worden ist? Vgl. S c h m i d , S. 45 Anm. 3. Der Kernpunkt der Argumentation Sdimids ist der Begriff der „Burgwardkirche". Da die Burgwardverfassung in ihren Grundlagen angeblich slavisch ist (S. 7), „die Übereinstimmung von Burgward- und Kirchfahrtgrenzen deutlich nachzuweisen ist und die ganze Burgwardkirchenorganisation der weltlichen Burgwardverfassung nachgebildet erscheint" (S. 989), ist die Burgwardkirche eine ihrem verfassungsgeschichtlichen Wesen nach slavische Institution. Wenigstens kann ich Schmid nicht anders verstehen, und auch andere haben ihn so verstanden, wie es das obige Zitat von Michael zeigt. Schmid selbst sagt allerdings in der Abwehr der Kritik Klebels S. 961 Anm.: es „war in den früher erschienenen Teilen dieser Untersuchung auf die Abhängigkeit der Formen der Ausstattung der kirchlichen Anstalten in den westslavisdien Siedlungsgebieten von der in ihnen herrschenden Wirtschaftsund Sozialverfassung hingewiesen worden. Dagegen ist eine unmittelbare Bedingtheit der Erscheinungsform der Rechtsstellung der kirchlichen Anstalten und des Verhältnisses der kirchlichen zur weltlichen Landesorganisation durch jene von mir niemals behauptet worden". Er sieht also anscheinend eine „Nachbildung" nicht als zureichenden Grund für die „unmittelbare Bedingtheit der Erscheinungsform der Rechtsstellung" an. Sei dem wie ihm wolle — die Burgwardverfassung des Sorbenlandes ist jedenfalls nicht slavisch, sondern deutsch, wie S. 10 und Anm. dazu gezeigt wurde. Die Behauptung des slavischen Charakters ihrer Grundlagen bei Schmid stützt sich allein auf die 1895 erschienene Dissertation von Bodo K n ü l l , Die Burgwarde (Pfarrorganisation, S. 7 Anm. 4). Schon die Besprechung dieser Arbeit durch E. O. S c h u l z e , dem wir die noch heute grundlegende Darstellung der „Kolonisierung und Germanisierung der Gebiete zwischen Saale und Elbe" (1896)
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Anmerkungen
verdanken, in NASG 18 (1897), S. 179 ff. hätte ihn davor warnen sollen, sie als tragendes Fundament für so weitgreifende Hypothesen zu verwenden. Schulze hat damals bereits S. 180 das Richtige über die Burgwarde kurz und klar gesagt. Hätte die sorbenländische Pfarrorganisation sich an die Burgwardverfassung in der von Schmid angenommenen Weise angelehnt, so würde sie schon dadurch als deutsch erwiesen. Freilich ist, wie im Text dargelegt, der Zusammenhang keineswegs so eng, wie Schmid dies annimmt. Die hohen Verdienste der grundlegenden Werke Schmids um die Erforschung der kirchlichen Verfassungsgeschichte auf westslavischem Boden sollen in keiner Weise in Zweifel gezogen werden. Das Sorbenland freilich als ein wichtiger, vielleicht der wichtigste Stein in dem von ihm errichteten Gebäude bricht heraus. Weitere Folgerungen habe ich hier nicht zu ziehen. Für die Ausbreitung deutschen Rechts auf westslavischem Boden im weltlichen Bereich verweise ich auf G. S c h u b a r t - F i k e n t s c h e r , Die Verbreitung der deutschen Stadtrechte in Osteuropa (1942) und R. K ö t z s c h k e , Die Anfänge des deutschen Rechtes in der Siedlungsgeschichte des Ostens (Ius teutonicum), S. B. d. sädis. Ak. Phil.-hist. Kl. 93 (1941), Heft 2. z u S e i t e 287: Kirchenbaupflidit der Parochianen: C. A. G r ü n d l e r , Uber die Verbindlichkeit zum Beitrag der Kosten zur Erhaltung und Wiederherstellung der Cultusgebäude (1839), S. 26 ff. (Nassau, Bayern). z u S e i t e 289: Papst: SS 10, S. 176. UB Naumburg I Nr. 120. CDSR II 1 Nr. 45. UB Merseburg I Nr. 87, 93, 94; SS 10, S. 187.
REGISTER bearbeitet von W a l d e m a r
Küther
V o r b e m e r k u n g : Jahreszahlen sind in Klammern gesetzt, sie bezeichnen entweder das Jahr des Ereignisses, das Auftreten einer Person oder die feststellbaren Lebensjahre, vorgesetztes R. gibt die offiziellen Regierungsjähre an. Abkürzungen B| Bi. Btm. Bü. dsch. Eb. Ebtm. Edelfr. Fl. Fr. Frk. Geb. Gm. Gr. Grsdi. Hl. Hz. Hzgtm. Kg. Kl. Ks. Lgr.
Burg Bischof Bistum Bürger deutsch Erzbischof Erzbistum Edelfreie Fluß Frau Franken Gebirge Gemeinde Graf Grafschaft Heilige (r) Herzog Herzogtum König Kloster Kaiser Landgraf
A Aachen, St. i. Rhld. 275 — Krönung Kg. Ottos I. (936) 15,236 — Synode (816) 275; (1000) 79 Aarhus, St. i. Dänemark — Btm. 22 Abenberg, St. 10 km ssw. Schwabach/Franken — Genannte: s. Rapoto, Gr. Ablaß, Gm. 10 km n. Leisnig — Kirchspiel 204
Mgr. Min. Mu. n. Nil. nw. o. R. Rmin. s. Sa. Schw. So. St. To. w. Wü. z. i oo t
Markgraf Ministeriale Mutter nördlich Nebenfluß nordwestlich ostwärts Regierungs-, Amtszeit Reichsministeriale siehe, südlich Sachsen Schwester Sohn Stadt Tochter westlich Wüstung zu geboren verheiratet gestorben
Abodriti s. Obodriten Abtsbessingen s. Bessingen Adalbert, Eb. v. Bremen (R. 1043—72) 100 f., 117, 119, 121 — Gr. v. Eberstein (f um 1126) 135, 187 — Eb. v. Magdeburg (R. 968—981) 21, 25, 28—32, 40 f., 48, 53, 58, 60, 62, 269, 271, 289, 296, 298 — Bi. v. Prag (R. 982—997), Hl. 19, 57 f., 71—73, 77, 89 Adam v. Bremen, Chronist, (* nadi 1081) 67, 215
350
Register
Adalbero v. Lambach, Bi. v. Würzburg (R. 1045—88) 124 Adeldag, Eb. v. Bremen (R. 936—988) 338 Adelgoz v. Veltheim, Eb. v. Magdeburg (R. 1107—19) 135, 137 f., 270, 289 Adelheid, 2. Fr. Ks. Ottos I., To. Kg. Rudolfs II. v. Burgund, (* 931/2, oo951, f 999) 53 Afra, Hl. 190 Agapet II., Papst (R. 946—955) 25 Agnes, Fr. d. Ks. Heinr. III., To. d. Gr. Wilh. III. v. Poitou (* um 1020, f 1077) 120, 178, 264 Ahtenfeld, Wü. b. Mackenrode, 12 km nw. Nordhausen 50 Alban, Hl. 166 Alberich, Edler u. s. Fr. Sclavena u. So. Borislav (um 1218) 344 — StadWogt (?) z. Magdeburg (1100—1108) 253 — Bi. v. Merseburg (R. 1050—53?) 99, 312 Albersdorf, Gm. 7 km o. Weida/Thür. — Kirchspiel 181, 325 Albert v. Droyßig (1181—1223) 178 Albi, Gr., Inhaber d. Grsch. Eilenburg u. d. Bfwards Nerchau/ Mulde, Sohn d. Gunzelin, späteren Mgr. v. Meißen (um 980 bis 990) 78, 302, 309 Albia s. Elbe Alboin, Kg. d. Langobarden (R. 561—572) 3 Albrecht v. Wettin, der Entartete, Lgr. v. Thür. (1265), Mgr. v. Meißen (R. 1288—1307, f 1314) 160 Albuin, Domscholaster z. Hildesheim, Bi. v. Merseburg (R. 1097 bis 1112) 136 f., 270 aldiones 252, 334 Alestra nigra s. Elster, schwarze Alexander II., Papst (R. 1061—73) 115 Alkuin, angels. Gelehrter, Berater Karls d. Gr. (735—804) 17, 106, 262, 265 Aller, Fl. i. Ndr.-Sachsen 84 Allstedt, St. 10 km so. Sangershausen 85 — Kirche 157
Alpen, mitteleurop. Geb., s. auch Ost-A. 79 Alpenslaven, s. auch Slaven, Donau-, Elb-, Ostsee-, Süd-, Westslaven 5 Alsleben/Saale, St. 15 km so. Aschersleben — Benediktinerinnenkloster 266, 340 Altbelgern, Gm. 5 km n. Mühlberg/ Elbe 196 f., 327 — Kirchspiel 196—198, 327 — Pfarrkirche 196 f., 214, 327 f. (Alt-) Choren, Gm. 10 km o. Döbeln/ Sa. 328 Alteich(Ndr.-)/Donau, Gm. 8 km so. Deggendorf/Bay. — Benediktinerkloster Jahrbücher 303 Altenburg, St. i. Thür. 24, 41, 82, 117, 173, 182—185, 189, 205, 218, 284 f., 326 — Bartholomäikirche 174 — Bergerkloster, Augustinerchorherrenstift St. Marien 183 f. — Bg (Königsbg, Reidisbg, Reichsgut) 24, 50, 147, 174, 183, 185, 205, 292, 296 Kapellen 323 St. Martin 323 Kirche 173, 183 Bggr. 294 — — Bgbezirk 183, 185, 264, 326 — Hospital 147, 183 — Kirche 183, 185, 188 — Nikolaikirche 174, 183, 323 Kirchhof 174 — Stadtflur 174 Altenburg, Bg a. d. Saale w. Naumburg 145, 175, 323 Kapelle 175 — Genannte, Min. d. Höchst. Naumburg 152, s. Heinrich Altengroitzsch, Gm. 14 km no. Zeitz 165, 180, 321 Altenhof, Gm. 5 km o. Leisnig — Kirchspiel 204 Altensalz, Gm. 8 km o. Plauen/Vogtl. — Kirche 187 Altenzelle s. Altzelle Althaidensleben, Gm. 3 km so. Haldensleben 27
Register Altkirchen (Ztarecoztol)/Pleißengau, Gm. 9 km sw. Altenburg 185 f., 318 — Pfarrkirche, Königskirche 132, 134, 145, 147, 155, 182 f., 214, 265, 279, 325 Kirchspiel 155, 192 f., 234, 325 Altleisnig, Gm. 2 km nw. Leisnig, s. auch Leisnig — Nikolauskapelle 204 Altmark, Mark w. d. mittl. Elbe zw. Magdeburg u. Wittenberge 151 Altmügeln, Gm. 8 km sw. Oschatz, s. auch Mügeln — Kirche 201 Altoschatz, Gm. 3 km sw. Oschatz, s. auch Oschatz — Pankratiuskirche 203 — Kirchspiel 203 Altranstädt, Gm. 12 km w. Leipzig 65 Altsachsen 8, 55, 116, 144, 157, 172, 225, 280, 316 Altzelle, Zisterzienserkl. w. Nossen, 15 km sw. Meißen 191, 202 Alwred, fromme Frau z. Merseburg (f 1017) 231 Amalaberga, Fr. d. thür. Kgs. Irmfried, Nichte Theoderichs d. Gr. (t nach 531) 2 Ammelgoßwitz, Gm. 5 km o. Belgern/Elbe 197 (Gr.-) Ammensieben, Gm. 13 km nw. Magdeburg — Genannte s. Milo, Gr. Ammerbach, Gm. 3 km sw. Jena — Kirche 173 Angelsachsen, Land 13 — Volk 18 f., 21, 258 Anhalt, mitteldeutsches Land 97, 297 Annalista Saxo, Kompilation geschichtl. Werke (um 1150) 311 Anno II., Eb. v. Köln (R. 1056—75) 117, 272 — Abt d. Moritzkl. Magdeburg, dann Bi. v. Worms (R. 950—978) 58 Anselm, scholast. Theol. u. Philosoph, Eb. v. Canterbury (R. 1093—1109) 132—134
351
Ansfried, lothr. Gr., Bi. v. Utrecht (R. 995—1010) 231, 233, 332 Anskar, Missionar, Eb. v. HamburgBremen (R. 834—865) 19 Antiochien, St. i. Syrien — Genannte s. Bohemund Araber, orient. Volk 223 Arianismus, Glaubensform des frühen Christentums 2 Aribo, Pfalzgr. vom Rhein, Eb. v. Mainz (R. 1021—31) 310 — Propst z. Naumburg (1088 bis ca. 1110) 276, 311 Arn, Bi. v. Salzburg (R. 785—821) 262 — Bi. v. Würzburg (R. 855—892) 1 f., 6 f., 219, 291 Arneburg/Elbe, St. 13 km no. Stendal — Bg 77 Arnold v. Lübeck, Chronist a. d. Lübecker Johanneski. (f 1212) 318 — Bi. v. Merseburg (R. 1118—26) 137, 270, 289 Arnulf, dschr. Ks. (R. 887—899) 1 Aschersleben, St. i. d. Prov. Sa. 58 Asie s. Esico Attribo, Gr. (974 ?) 181 Atzendorf, Gm. 3 km sw. Merseburg — Dionysiuskirche 158 f., 320 Aue, St. i. Erzgeb. 186 Augsburg, St. i. Bay. 85 f., 272 — Ungarnschlacht (955) 23 Augustin, Kirchenvater (* 354, f 430) 14, 105, 225 Auligk, Gm. 6 km s. Pegau — Kirche 180 Aupitz, Gm. 5 km so. Weißenfels 177 Aura/Fränk. Saale, Gm. 7 km sw. Bad Kissingen — Benediktinerkl. Abt s. Ekkehard Avaren, mongol. (?) Reitervolk aus Mittelasien 3 f., 8, 229, 262 Avignon, St. i. Südfrankr. — Exil d. Päpste 140 Axien (Uuazgrirti), Gm. 14 km n. Torgau — Bg 199 — Kirche 199
Register
352 B
Babenberger, mittelalterl. Adelsgeschlecht 85 — s. Poppo Baiern, Land i. Süddsdil. 25, 38, 52, 95, 99, 258, 337 — Herzöge 258 s. Heinrich d. Zänker, Otto v. Northeim — Volk 136 Baierisdier Geograph, Aufzeichnung üb. d. slav. Gaue nördl. d. Donau a. d. Kl. St. EmmeramRegensburg (vor 873) 298 Balderich, Bi. v. Lüttidi (R. 956—959) 229 Balgstädt, Gm. 7 km nw. Naumburg — Königshof 97 Balsamerland, Teil d. Altmark 151, 165 Bamberg, St. i. Frk. 138, 315 — Bischöfe s. Rupert, Suidger — Bistum 37, 94 f., 133, 265, 309, 311, 340 — Diözesansynode 341 — Domstift 316 Kapitel 316 Domherren s. Walram, Bi. v. Naumburg (?) Barby, St. a. d. Elbe — Bg 338 — Bgward 10, 292, 339 Basileios v. Reggio, Patriarch (um 1089/90) 132 Baßlitz, Gm. 8 km n. Meißen 148 Bautzen, St. i. Sa. 5, 41, 74, 87, 89 f., 206, 209 f., 313, 318, 329 — Archidiakonat 329 — Ardiipresbyter 206, 323, s. Nikolaus Stuhl 330 — Bg 74 f., 147, 206, 329 — Bggr. 206, 211, 329 — Domherr s. Konrad, Pfr. z. Boritz — Idol, slav. 216 — kgl. Besitz 117 — Kollegiatstift St. Petri b. d. Pfarrkirche St. Joh./St. Petri 206, 329
Kapitel 207 — Land 151, 206 — Marienkirche v. d. Stadt Pfr. 224 — Pfarrkirche St. Joh., später St. Petri 206 f., 213 f. — — Kirchspiel 207 f., 329 Becelin, Gr. i. thür. Ostergau, Inhaber d. Grsch. Eilenburg u. d. Bgwards Nerchau (Nachlaß d. Gr. Albi) (990/1) 120, 302 Beelitz, St. 17 km ssw. Potsdam — Bgward 339 f. Beeskow, St. i. d. Mark Brandenburg 210 Behlitz, Gm. 5 km nw. Eilenburg 169 Belgern, St. a. d. Elbe, 13 km so. Torgau 36, 45, 49, 91, 196, 301 — B | 151, 196 f. Bgkapelle 196 — Kirche 196 Benedikt V., Papst (R. 964) 229, 235 — VII., Papst (R. 974—983) 63, 245, 297 — VIII., Papst (R. 1012—24) 86 Benediktinerklöster 225 benedikt. Mönchtum 111 Benndorf a. d. Wyhra, Gm. 6 km so. Borna b. Leipzig — Kirche 160, 320 Eenno II., Ei. v. Osnabrück (R. 1068—88) 266 — a. d. Hause Woldenberg, Mönch z. Goslar, Bi. v. Meißen (R. 1066—1106) 118 f., 122—127, 129—131, 134, 138, 194, 207, 254, 314 f. Berg, Grsch., Hzgtm. a. Ndr.Rhein — Genannte s. Brun II., Gr. v. B., Eb. v. Köln; Engelbert, Gr. v. B., Eb. v. Köln Berge, Bened.-Kl. b. Magdeburg (Joh.bapt.i.monte) 65, 85, 296 — Äbte s. Brun; Siegfried, dann Bi. v. Münster — Mönche s. Heimo, dann Abt d. Bened.Kl. Merseburg; Ochtrad, dann Abt d. Bened.Kl. Merseburg
Register Bernar, Domherr z. Magdeburg (um 1000), Verwandter Thietmars v. Merseburg, Stifter der Kirdie Salbke 88, 230 Berndorf, Gm. 9 km so. Pegau 180 Bernhard v. Clairvaux, Kirchenlehrer (* um 1090, f 1153) 14 — v. Hadmersleben, Bi. v. Halberstadt (R. 923—968) 27, 29 Bernold v. St. Blasien, Chronist (um 1050—1100) 127,314 Bernstadt, St. 12 km so. Löbau 209 Bertha, Fr. d. Gr. Gero v. BrehnaCamburg, Wwe. Poppos v. Wippra (f vor 1089) 315 — v. Groitzsch, To. d. Gr. Wipredit II. v. Gr., Fr. d. Gr. Dedo IV. v. Wettin (t 1144) 135, 185, 265 Berthold (I.) v. Boblas, Bi. v. Naumburg (R. 1154—61) 335 Bessingen b. Sondershausen, AbtsB. oder Freien-B., 3 u. 6 km so. Ebeleben 50 Beuditz, Gm. 8 km so. Naumburg 97 Beuna (Bünau), Gm. 5 km sw. Merseburg 81 Beutnitz, Gm. 8 km no. Jena — Kirdie 176, 324 Bichin s. Püchau Bieberstein, Gm. 10 km n. Freiberg/ Sa. — Genannte: Edelfr.?, Rmin.?, s. Rulico Biederitz, Gm. 5 km no. Magdeburg 318 — Bgward 148, 339 Bieleboh, angebl. slav. Götze, Berg i. d. Ob.-Lausitz 210, 331 Billunger, thür. (?), in Sachsen angesetztes Mgr.- bzw. Herzogsgeschl. s. Hermann Bilstein/Werra, Bgruine nw. Esdiwege — Genannte s. Gr. Wigger I. Bio, Gr., Onkel Dedis I. v. Wettin (f vor 1003) 302 Bischdorf, Gm. 6 km nw. Merseburg — Kirche 159 f., 320 Bischofswerda, St. i. d. Ob.-Lausitz 207 Bisgofesdorf s. Bischdorf 23 Schlesinger
353
Bitterfeld, St. i. d. Prov. Sa. 44, 314 — Kreis 300 Blösien, Gm. 6 km sw. Merseburg — Kirdie 159 Bloni, slav. Landschaft i. Raum Beelitz—Jüterbog 339 Bloßwitz, Gm. 8 km so. Oschatz — Kirche 200 f. Blumberg, Gm. 8 km s. Falkenberg/ Elster — Kirche 196 Bober, Ii. Nfl. d. Oder i. Schles., mündet unterhalb Crossen 41 Boblas, Gm. 6 km s. Naumburg — Genannte, Edelfr., 152, 335, s. Berthold I. v. B., Bi. v. Naumburg — Kirchspiel 177 Bockwa/Mulde, Gut 2 km s. Zwickau 187 Bode, Fl. i. Harz 27 Böhlen, Gm. 12 km s. Leipzig — Kirche 164 Böhlitz, Gm. 11 km no. Grimma 204 — Ehrenberg, Gm. 8 km w. Leipzig 166 Böhmen (Boemani, Boemi), Land i. Mitteleuropa 3, 6, 8 f., 23—25, 31 f., 35—37, 45, 50, 57, 67, 70—74, 119, 129, 146, 192, 194, 206, 251, 294, 298, 329, 334, 344 f. — Adelsgesdilecht s. Premysliden, Slavnike — Bistümer 32, 345 — Herrschaftsanspruch 9 — Herzöge 93, s. Boleslav I—III; Udalrich; Vratislav II., dann Kg.; Wenzel — Kirche 288 — Kirchengeschichte 296 — Stämme 1, 6 — Tribut 334 — Volk 1, 5 f., 8, 52, 56, 70, 222, 291, 294, 317 — Zoll 186 Bönitz, Gm. 10 km so. Falkenberg/ Elster — Kirche 196 Börde, Landschaft w. Magdeburg 27 Böse Sieben, Bach z. Süßen See b. Eisleben 27, 43, 46
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Register
Bohemund, Fürst v. Antiochien, ältester Sohn Robert Guiskards (1098/1111) 133 Boia villa s. Bündorf Boimundus s. Bohemund Bolechina s. Polkenberg Boleslav I., Hz. v. Böhmen, der Grausame (t 967) 8 f., 23, 292, 294 — II., der Fromme (f 999) 52, 55—58, 70 f. — III., der Rote (R. 999—1003) 70, 72 f. Boleslaw I. Chrobry, Hz. v. Polen (992), Kg. (1025), (t 1025), 69 f., 72—75, 77, 87, 90, 298, 309 — II. Hz. (1058), Kg. (1076—79), (t 1081) 237, 332 Bomarzo, St. i. d. Prov. Rom — Bi. s. Marinus Bonifatius, angelsächs. Missionar, Organisator d. fränk.-dtschn. Kirche (* 672/5, t 754) 18 f., 30, 144 f., 157, 258 — VIII., Papst (R. 1294—1303) 140, 290 Bor, slav. Edler (um 1071) 146, 254, 317, u. Söhne 318 Boritz, Gm. 8 km so. Riesa/Elbe 49, 120, 194 f., 327 — Bgward 11, 120, 148, 195, 263, 292, 327, 337 — Kirche 195 f., 212 — Kirchspiel 194 f., 213 — Markt 36 — Pfr. s. Konrad Borna, St. 20 km s. Leipzig 44, 50, 120, 148, 151, 165 f., 171 Borsberg b. Schönfeld, Berg 7 km oso. Dresden 194 Bosau, Gm. 2 km no. Zeitz, jetzt Posa — Benedikt.Kl. 35, 135 f., 173, 179, 185—187, 195, 279, 284, 297, 305, 343 Äbte s. Gerung, dann Bi. v. Meißen Mönche s. Paul Lang — Bg 35 — Genannte s. Helmold Bose s. Posendorf
— Genannte s. Joh. v. B., Bi. v. Merseburg Boso, Mönch d. Bened.-Kl. St. Emmeram-Regensburg, Bi. v. Merseburg (R. 968—970) 24—26, 32 bis 36, 38, 40, 48, 50, 52, 55, 58, 135, 146, 166, 172—174, 189, 212, 217, 220 f., 269, 294—296 Brachstedt, Gm. 11 km no. Halle/ Saale — Bgward 149 Brandenburg, St. a. d. Havel — Bischöfe s. Dodilo; Thietmar — Btm. 22, 25, 27—29, 38—41, 45, 48 f., 51, 55 f., 250, 261 f., 294, 298, 300, 330, 333, 338—340, 345 — Hevellerbg 6 Brandis, St. 15 km o. Leipzig — Kirche 168 Brehna, St. 12 km sw. Bitterfeld 82, 319 — Bgward 151 — Genannte s. Dietrich, Gero, Günther, Thimo v. Wettin, Gr. v. Br. — Kirche 151 Breitenborn, Gm. 5 km sw. Rochlitz 170 Breitenbuch, Bgruine b. Breitenbach, 6 km sw. Zeitz — Genannte, Edelfr., Rmin., 152, 325 — Kirche 178, 324 Breitendorf (Ugezd), Gm. 5 km nw. Löbau/Sa. 208 Bremen, St. a. d. Weser — Eb. s. Adalbert; Adeldag; Anskar — Ebtm. 100, 337 — Genannte s. Adam Breslau, St. i. Schles. — Bim. 41, 45, 71, 73, 300 Briesnitz, Stadtteil nnw. von Dresden — Bg 194 — Bgward 193, 327 — Kirche 193 f. — Kirchspiel 192 f., 213 Brigitta, Base Thietmars v. Merseburg, Äbtissin d. Laurentiuskl. Magdeburg 227 Briten, Volk i. England 13
Register Brockwitz, Gm. 10 km o. Großenhain 75 — Pfarrkirche 190 f. Brun II., Gr. v. Berg, Eb. v. Köln (R. 1131—37) 231 — I., Mönch d. Bened.-Kl. Corvey, Abt d. Bened.-Kl. Berge b. Magdeburg, Bi. v. Verden (R. 962 bis 976) 85 — v. Querfurt, Missionar Preußens, Ungarns u. Südrußlands, 1004 geweihter Eb. v. Magdeburg (f 1009), 19, 25, 66, 74, 77, 85, 89, 308 Bruno, Gr., Verwandter d. thür. Lgr. (1127 bis vor 1140) 152, 184, 319 — I., Bi. v. Meißen (R. 1046—63) 118 — Bi. v. Merseburg (R. 1020—36) 98, 278, 312 — v. Merseburg, Chronist i. Investiturstreit, Kanzler (?) d. Gegenkgs. Hermann v. Salm 1082, Vf. d. Buchs v. Sachsenkrieg (f nach 1084) 122, 128, 313 f. — II. v. Porstendorf, Bi. v. Meißen (R. 1209—28) 207 Budi, Gm. 4 km o. Leisnig/Sa. — Zist.Kl. 204 Buckau, Gm. 10 km nw. Falkenberg/Elster — Bfward 148, 318, 339 Budesin, Budissin s. Bautzen Bünau s. Beuna Bündorf, Gm. 6 km w. Merseburg — Bg 160, 320 — Kirche 159, 320 — Pfr. s. Heinrich Bürgel a. Gleißbach, St. 12 km o. Jena 42, 151 — Bened.Kl., jetzt Talbürgel, 1 km s. Bürgel 176, 324 Bulgarien, Land a. d. Balkan 18, 115 Buosendorf, Wü. b. Altenburg 24, 174, 183, 188, 218, 323 Buosenrod, Wü. im Gau Puonzouua b. Zeitz 24, 173 f., 188, 198, 218, 295, 323 Burchard s. Burkhard Burg, St. 20 km no. Magdeburg 318 — Bgward 148, 339
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Burgenordnung Kg. Heinr. I. 10 Burgkemnitz, Gm. 10 km no. Bitterfeld 314 Burgliebenau, Gm. 9 km so. Halle/ Saale — Kirche 167, 321 Burgund, franz. Landschaft — Kg. s. Rudolf II. — Kgr. 21, 97, 111, 139 Burgwall-Landschaften 300 Burgwarde 10, 153 , 213, 292, 297, 304, 318, 326 ff., 339 — Kirche (Kirchspiel) 153, 202, 213 f., 286, 347 — Verfassung 10f., 43, 163, 285f., 292 Burgwerben, Gm. 3 km no. Weißenfels — Bg 158 Burkhard II., Bi. v. Halberstadt (R. 1059—88) 117, 126, 129 — Bi. v. Meißen (R. 968—972) 33, 36, 55, 306 — Pfalzgr. i. Merseburg (1004—17) 249, 302, 304 Busci s. Pausnitz Butsin s. Tibuzin Byzanz, St. a. Bosporus — Reich 3 f. C (vgl. auch K) Cadalus, Bi. v. Parma (R. 1046—71) 312 Caesar, röm. Staatsmann u. Feldherr (* 100, i 44 v. Chr.) 333 Calau, St. i. d. Ndr.-Lausitz, 25 km w. Cottbus — Erzpriestersitz 212 — Kirche 212 — Kirchspiel 212, 330 Calbe, St. a. d. unteren Saale — Bg 248, 334, 338 — Bgward 10, 292, 339 Calixt II., Papst, (R. 1119—24) 136 f. 289 Calvin, Johannes, Reformator (1509—64) 225 Camburg, St. a. d. Saale, 15 km nno. Jena 151, 178, 319 — Bg 178
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Register
— Bikapelle 178, 324 — Genannte, Edelfr., Rmin., mgr. Min. 152 — Grfn. 319, s. auch Gero, Wilhelm v. Wettin, Gr. v. C. — Marktkirche 324 — Stadtpfarrkirche 178, 324 Kirchspiel 177 f., 324 Caminici s. Chemnitzfluß Canossa, Bg s. Reggio/Emilia, Italien 123 f., 312, 314 Canterbury, St. i. England — Eb. s. Anselm Capitulare de villis 259, 336 Capitulatio de partibus Saxoniae (775/790) 259, 280, 282 Carsdorf, Gm. 6 km sw. Rochlitz/Sa. 170 Casekirdien, Gm. 9 km o. Camburg/ Saale — Kirche 176, 189, 324 — Kirchspiel 189 Cavertitz, Gm. 9 km n. Oschatz — Kirche 197 f. Celizini s. Zöllschen Chemnitz, Fl. i. Sa. 1, 301 — St. i. Sa. 2, 42, 297, 323, 326, 347 Chitele, Getreuer Ks. Heinr. IV. 204 Chlodowech I., Kg. d. Franken (R. 466—511) 3 Cholobize s. Cölbigk Chotiza s. Göttwitz Chozimi, slav. Gau ostw. der Lausitz z. Oder hin 298, 339 Chrieschwitz, Gm. 2 km no. Plauen/ Vogtl. 188, 252 Christian, Mgr., Inhaber d. Grsch. i. nördl. Schwabengau u. Gau Serimunt (nach 937, f 965) 10 Chrodegang, Bi. v. Metz (R. 742—766) 275 Chuin, verschrieben Chuiu s. Kayna Churschütz (Con.iad.iz, Cunradesdori), Gm. 5 km sw. Lommatzsch/ Sa. 201, 308 Chutizi (Gutizi), slav. Landschaft zw. mittl. Saale u. Mulde 42 f., 82, 203, 218, 301, orientalis 301, 322 cip s. Zipkorn Circuisinsci, Bach b. Zschornewitz 314 (oder Schmerzbach, s. dort)
Clairvaux, Kl. i. Frankreich —• Genannte s. Bernhard Clemens II., Papst (R. 1046—47) 112 Cloboko s. Ndr.-Klobikau Cluny, Kl. i. Frankreich 111 Cölbigk (Cholobize, Colidici), Gm. 5 km w. Bernburg/Saale 35, 69, 172 Colditz, St. 13 km s. Grimma 42, 151, 172, 308, 322 — Bgward 44, 150, 171 — Genannte, Rmin. 204 Colidici s. Cölbigk Collm, Berg 7 km w. Oschatz — Landding 329 Collmen, Gm. 3 km no. Colditz — Kirche 204 Connewitz, Stadtteil s. von Leipzig 164 Conradiz s. Churschütz Constitutum Constantini 105 Corbetha, Gm. 8 km no. Weißenfels, jetzt Gr. Korbetha 158, 320 Corin s. Kohren Corvey, Bened.-Kl. a. d. Weser 7, 181, 232, 260, 266 — Äbte s. Gottschalk — Mönche s. Brun — Genannte s. Widukind Cos, mgr. Vasall (1090) 202 Cosmas, slav. (poln.) Geschichtsschreiber, Dekan d. Prager Kirche, Vf. d. Böhmenchronik (f 1125) 315 Coswig, Gm. 10 km nw. Dresden 193 Cottbus, St. i. d. Ndr.-Lausitz 210, 330 — Bggr. 211, 330 — Erzpriestersitz 211,330 — Kirche (Landkirche) 211, 213, 330 — Kirchspiel 211, 330 — Franzisk.-Kloster 211, 330 — Markt 211, 330 Coyne s. Kayna Cranuwiz, Wü. b. Graditz/Torgau 197 Crescentier, röm. Adelsgeschlecht 29, 297 Crispinus u. Crispinianus, HI. 232 Crostwitz, Gm. 14 km nw. Bautzen — Kirchspiel 208, 329
Register Crotenlaide, Gm. 3 km n. Meerane 216 Csilowe z. Zscheila Cudiawicus, slav. Herr i. Zwenkau (955/965) 146, 317 Culmitzsch, Gm. 9 km o. Weida/ Thür. — Kirchspiel 181, 325 Cunewalde, Gm. 10 km w. Löbau/Sa. — Kirche 207 Cuno, Bi. v. Praeneste, päpstl. Legat (R. 1111—23) 135,138 Cuniadesdorl s. Churschütz Cunzwerda, Gm. 5 km so. Torgau 197 Cutze s. Kitzen Cyprian, Kirchenvater (200/210-258) 102 Czorneboh, Berg i. d. Ob.-Lausitz 216, 331 D Dadosesani = Dedosize s. Diedesa Dänemark, nord. Land 22 — Bistümer 294 s. Aarhus, Ripen, Schleswig — Volk 10 Dagome iudex, Aufzeichnung betr. die Übertragung d. Herrschaftsbereichs d. Polenherzogs Mieszko auf den Rom. Stuhl 71, 301 Dahlen, Gm. 10 km nw. Oschatz 120, 195 — Kirche 195 Dahme, St. i. Südostbrandenburg 210 — Kirche 210 Daleminza (Daleminzien), slav. Landschaft a. d. mittl. Elbe um Meißen 41, 45, 74, 89, 149, 152, 200 f., 203, 214, 303, 308, 322, 326/7 — Gau 327 — Volk 5, 8, 35, 118, 212, 217 f., 226 Danubius s. Donau David, israel. Kg. (* um 1042, f 972) 16 Decius, röm. Ks. (R. 249—251) 295 Dedi v. Wettin, Gr. im Hassegau (949, f 957) 302
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Dedi I. v. Wettin, Enkel d. Vorigen, Gr. i. nördl. Hassegau (976, f 1009) 52 f., 302 — II. v. Wettin, Mgr. d. Ostmark, Enkel d. Vorigen (R. 1034—75), 117, 303 Dedo IV. v. Wettin, Neffe d. Vorigen, Sohn Thimos v. Brehna u. s. Fr. Bertha, To. d. Gr. Wiprecht II. v. Groitzsch (* 1124) 249 — V. v. Wettin, der Feiste, Mgr. d. Lausitz, Neffe d. Vorigen (R. 1144—90) 170 Dedo, Pfalzgr. v. Sachsen (f 1056) 131 Dedosize s. Diedesa Dehio, Georg, Kunstgeschichtler ( • 1850, f 1932) 54 Dehlitz/Saale, Gm 5 km no. Weißenfels 51 Delitzsch, St. 20 km n. Leipzig 149 — Kreis 300 Derwanus, Fürst d. Sorben (um 623) 4 Deumen, Gm. 7 km w. Pegau — Kirche 175 Deutschland (s. audi Ob.-D., O.st-D., West-D.) 40, 336 — Kirche 83, 85, 299 Deutzen, Gm. 13 km n. Altenburg 120 Deventer, St. i. Holland 227 Diedesa (Dadosesani, Dedosize, Diadese), slav. Landschaft a. d. Oder 41, 69, 298, 300 Diemo s. Gr. Thietmar Dietrich v. Kittlitz, Dompropst, Bi. v. Meißen (R. 1191—1208) 90, 190, 208, 309 — I., Bi. v. Naumburg (R. 1111—23) 96, 134—136, 173, 185, 187, 270, 279, 284, 289, 314, 343 — v. Wettin, Gr. v. Brehna (f vor 1116) 253, 315 Mgr. d. Lausitz (R. 1156—85) 169 — Bi. v. Merseburg (R. 1202—15) 223 II. Bi. v. Naumburg (R. 1244—72) 197, 304, 315 Mgr. d sächs. Ostmark
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Register
(R. 1032—34) 303 Lgr. v. Thür. (Diezmann) (R. 1288—1307) 173 Dionysius, Hl. 158 Dirsico, fidelis Kg. Konrads II. (1028) 317 Dnjepr, Fl. i. Rußland 3 Dobergast, Gm. 11 km no. Zeitz 165 Doberschau, Gm. 6 km sw. Bautzen — Bgward 74, 148 Dobersdorf, Gm. 7 km sw. Zeitz, jetzt Katers-D. 180 Dobitschen, Gm. 10 km sw. Altenburg — Genannte, Rmin.? s. Heinrich — Kirche 184 Dobna, Landschaft um Plauen 42, 152, 181, 187 f., 316 Dobrilugk, St. i. d. Ndr.-Lausitz 210 — Zisterz.-Kloster 209, 330 — Klostergebiet 211 Dodilo, Bi. v. Brandenburg (R. 968—980) 55 Döbeln, St. i. Sa. 118, 148 — Bg 202, 328 — Bgward 149 — Kirche 202, 328 — Kirchspiel 202, 328 — Nikolaikirche 202, 328 — Pfr. s. Ravenold Döben, Gm, 4 km o. Grimma 150, 205, 319 — Bg (Königsbg?) 147, 152, 205 — Bgward 171, 322 — Bggr. s. v. Tegkwitz — Bggrschaft 205 — Kirche 205 — Kirchspiel 172 Döbrichau, Gm. 10 km o. Torgau — Kirche 197 Döhlen, Stadtteil v. Freital, 7 km sw. Dresden 327 — Kirche 194 — Kirchspiel 181, 193, 325 Dölitz, Stadtteil Leipzig S 164 Döllniz, Ii. Nfl. d. Elbe, mündet unterhalb Riesa 196 Dörschnitz, Gm. 12 km nw. Meißen — Kirche 201 — Kirchspiel 202 Dösen, Stadtteil von Leipzig 164 Dohna, Gm. 18 km so. Dresden
— Bg (Königsbg?, Reichsbg) 147, 194, 212, 327 — Bggr. 194, 211 — Bgbezirk 194, 327 — Kirche (Pfarr-, Königs-, Petri-) 194, 212 — Kirchspiel 194 Dolgowitz, Gm. 5 km no. Löbau/Sa. — Bgward 74, 148 Dommitzsch, St. 10 km nw. Torgau — Bg 199, 328 — Bgward 149 — Deutschordenshaus 199, 328 — Kirche 199 f., 328 — Pfr. 199, 328 Donatus, Hl. 69 Donau, mitteleurop. Strom 3 f., 6, 265, 291 Donauslaven (s. auch Slaven, Alpen-, Elb-, Ostsee-, Süd-, West-Sl.) 5 Dorna, Gm. 3 km s. Gera — Kirchspiel 181, 325 Dornburg/Saale, Gm. 10 km n. Jena 46 — Bg (Königsbg) 80, 147, 173 — Bgward 10 f., 292 — Kirche 24, 50 Dortmund, St. i. Westf. 92 Draschwitz, Gm. 7 km no. Zeitz 257 — Kapelle 179 Dreiskau, Gm. 12 km so. Leipzig — Kirche 163 Dresden (s. auch Alt-Dr.) 35, 41, 117, 148, 153, 192, 214, 263, 327, 336 f. — Kirche (Frauen-, Haupt-, Pfarr-) 192—194, 198, 212, 218, 284 — Kirchspiel 193 f., 213 — Kreuzkirche 192 — Pflege 194 — Wilisches Tor 192 Dretzel, Gm. 8 km sw. Genthin/ Brandenburg — Bg 318 — Bgward 148 Dröda, Gm. 6 km w. Ölsnitz/Vogtl. — Kirche 187 Droyßig, Gm. 10 km w. Zeitz — Genannte, Edelfr. 152, 178, s. Albert — Kirche (St. Bartholomä?) 178,325 — Ordenshaus v. Hl. Grab 178
Register Drübeck, Gm. 5 km no. Wernigerode/Harz — Einsiedlerin s. Sisu Ducharin, slav. Landschaft um Teuchern 41, 43, 50, 174 Düben, St. 17 km o. Bitterfeld — Bg 205, 329 — Bgward 42, 44, 82 — Erzpriester 205/6, 329 — Kirche (Pfarr-) 205 f., 329 — Kirchspiel 205, 329 — Wenzelskapelle v. d. Stadt 205, 329 Dziwica, wend. Sagengestalt 219 E Eberhard, Bi. v. Naumburg (R. 1045 bis 1079), kaiserl. Verwalter d. Btms. Würzburg (1077) 119—124, 128 f., 131, 242, 314 f. Eberstein, Bg b. Holzminden/Weser 181 — Genannte, Gr. 152, 181, 319, 326, s. Adalbert Ebo, Biograph Ottos v. Bamberg (um 1150) 220 Eckelin, Bi. v. Hildesheim (R. 1044—54) 99 — I. Bi. v. Merseburg (R. 1053—57) 99, 277, 312 Edcelstädt, Gm. 5 km sw. Camburg/ Saale 46 Edgitha, 1. Fr. Ottos I., To. Kg. Eduards I. v. England (f 946) 21 Egedu, Egidius s. Eiko Egeno, Min. v. Meißen (um 1114) 255 Egerland, nw. Teil Böhmens 37 Ehrenhain, Gm. 4 km s. Altenburg — Kirchspiel 185, 326 Eichstätt, St. i. Bay. — Dom 99 — Domkämmerer s. Woffo, Bi. v. Merseburg Eid s. Eiko Eigenscher Kreis, um Bernstadt b. Löbau/Sa. 209 Eike v. Repgow (Reppichau), Vf. d. Sachsenspiegels (* um 1180, t nach 1233) 308
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Eiko I., Bi. v. Meißen (R. 992—1015) 35, 68—70, 72—76, 89, 112, 171, 192, 198, 206, 212, 219 f., 224, 231, 234, 241 f., 251, 258, 308, 310 f. — II., Bi. v. Meißen (R. um 1040?) 90, 92, 118, 310 Eilenburg, St. 20 km no. Leipzig 45, 169—171, 282, 302 f., 319, 322 — Bgkapelle 169, 324 — Bgward 42—44, 82, 151, 168, 171 — Grsch. 303 Gr. s. Albi; Becelin; Friedrich v. Wettin — Mgr. s. Heinr. I. v. Wettin u. s. Wwe. Gertrud — Nikolaikirche 169 — Petrikirdie 168 f. — Pfarrecht 322 Eilward, Bi. v. Meißen (R. 1016—23) 89 f., 309 Einhard, Geschichtsschreiber, Biograph Karls d. Gr. (um 770—840) 6, 291 Eisdorf, Gm. 6 km nw. Pegau 160, 164, 252, 320 — Gericht 347 — Kirche 161 Eisenberg (Isenberg), St. 15 km. nw. Gera 151, 324 — Genannte s. Johann v. E., Bi. v. Meißen — Kirche 324 — Benediktinerinnen-Kloster 178 Eisleben, St. 25 km w. Halle/Saale 27, 319 — Kirche 157 Ekbert II., Mgr. v. Meißen (R. 1068 bis 1086, f 1090) 117, 123—126, 130, 132, 315, 317 Ekkehard, Abt z. Aura (1113— nach 1125) 135, 314 — d. Rote, Leiter d. Domschule z. Magdeburg 62, 68, 85, 232 — I., Mgr. v. Meißen (R. 985—1002) 54, 57, 67, 70—73, 75, 77 f., 82, 88 f., 93, 95, 121, 151,206. 233,311 — II., Mgr. v. Meißen (R. 1028—46) 92, 94—96, 303, 310 f., 317 Ekkehardinger 75, 85, 93, 95, 97 f., 100, 121, 145, 148, 150 f., 165, 170, 175, 195, 204, 245, 247, 264, 310, 316, 318
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Register
Elbe, mitteldt. Fluß 3 f., 7 f., 10 f., 21 f., 27, 30 f., 35—38, 40—42, 45, 55 f., 69, 71 f., 74 f., 82, 91, 117, 119 f., 146, 148 f., 151, 153, 155, 190, 192—197, 199 f., 206, 212 f., 218, 224, 244, 262 f., 300—303, 306, 314, 319, 323, 336, 347 — Gebiet, mittleres 299 östl. 338 f. jclbmark 21 Elbsandsteingebirge 154 Elbslaven (s. auch Slaven, Alpen-, Donau-, Ostsee-, Süd-, West-Sl.) 5, 7, 77 Elbzoll 195 Elsnig, Gm. 7 km nw. Torgau — Bg 199 — Bgward 149 — Kirche 199 Elster, auch Weiße Elster, re. Nfl. d. Saale, mündet oberhalb Halle 5, 35, 41—43, 50, 65, 74, 134, 150, 161, 164—166, 171, 178—181, 189, 323 — Kleine, re. Nfl. d. Schwarzen Elster, mündet unterhalb Liebenwerda 149 — Schwarze, re. Nfl. d. Elbe, mündet oberhalb Wittenberg 119,155 Elsterberg, St. 5 km s. Greiz 42 Elstra, St. 5 km so. Kamenz — slav. Idol 216 Emnilde, Großtante Thietmars v. Merseburg 85 Emser s. Hieronymus Engelhard, Eb. v. Magdeburg (R. 1052—63) 101 England, westeurop. Land u. Insel 141, 258, 293, 316, 334 Eppo s. auch Eberhard — (Gegen-)bi. v. Merseburg, später Worms (R. 1090—1105) 125 Erbscho (Erpitz) 5 km w. Calau 212 Erfurt, St. i. Thür. 33, 57, 99, 137, 158, 270, 323 — Btm. 144 — Petrikloster 172, 323 — Sdiottenmönche 163 Erich, Bi. v. Havelberg (R. 1008—24?) 272 f. Erinbert, Propst d. Kollegiatstifts Zeitz (1089) 311
Ernst, fidelis i. Naumburger Urk. (1140—90?) 254 Erp, Edelfr., Vater d. Eb. Waithard v. Magdeburg (941—970) 338 Erwin, sächs. Adliger (um 900) 33 Erzgebirge, Gebirge zw. Sachsen u. Böhmen (s. auch Fergunna, Mirikwidu, West-E.) 2—4, 6, 9, 37, 39, 45, 56 f., 94, 153 f., 186 Esico, Gr. v. Merseburg (984—1004) 49, 54, 90, 97, 302, 304, 310 Espenhain, Gm. 15 km s. Leipzig 163 Eula, Gm. 20 km so. Leipzig 165, 321 — Kirche 164, 171, 321 Eulabach, re. Nfl. d. Pleiße, mündet unterhalb Borna 164, 171 Europa, Erdteil, (s. auch Mittel-, Ost-) 8, 12, 312 Ewalde, angelsächs. Missionare 19 Eythra, Gm. 10 km sw. Leipzig 59, 82, 252, 254, 304, 334 — Kirche 164, 321 Ezerisco s. Gezerisca-Tiefensee? F Fabianus, Papst (R. 236—250) 295 Fährendorf, Gm. 6 km so. Merseburg 160 Falkenberg/Elster, Gm. 15 km o. Torgau — Kirche 196 — Kirchspiel 199 Fallersleben, St. 20 km no. Braunschweig 223 Feldaltar 2 Feldgottesdienst 2, 332 Felix, Bi. v. Meißen (R. 1085) 125 Fergunna, alter Name f. Erzgebirge (s. dort) 2 Fichtelgebirge, Schnittpunkt des Thür. Waldes u. Erzgebirges 326 Fläming, Höhenrücken s. Brandenburg 330 Flandern, Nordteil Belgiens — Geistlicher 222 Flins, slav. Gott 216 Flößberg, Gm. 5 km o. Borna b. Leipzig — Genannte, Edelfr. 322 Forchheim, St. i. Franken 124
Register Formosus, Papst (R. 891—896) 61 Forst, St. 20 km o. Cottbus — Pfr. 210 Franken, europ. Reich 3—8, 13—15, 19, 104, 109, 144 f., 157—159, 174 f., 258, 260, 286 f., 313, 336, 341 — Bewohner 2—5, 8, 158 — Hausmeier s. Karl Martell — Heer 2 f. — Herrschaft 4, 144, 157, 258 — Könige 4, 14 f., 107 f., 111, s. Chlodowech I.; Ludwig III.; Pippin; Sigibert; s. auch Ks. u. Kge., dsche — Landeskirche 18, 260 — Macht 2, 145 — Staatssiedlung 4, 157 — Wehrsiedlung 10 — Zeit 159, 174, 260, 345 Franken, süddsche Landschaft s. Cst-Fr. Frankenberg, St. 12 km no. Chemnitz — Bgward 267 Frankfurt, St. a. Main 54 Frankleben, Gm. 6 km nw. Merseburg 320 — Martinskirche 158 — Kirchspiel 159 Frankreich, westeurop. Land, s. auch Süd-Fr. 111, 133 Freiberg s. Mulde Freienbessingen s. Bessingen Freiroda, Gm. 10 km nw. Leipzig 44 Friedrich I. (Barbarossa), dtschr. Ks. (R. 1152—90) 116, 139, 151, 193, 204, 206, 209, 329 — v. Goseck, sädis. Pfalzgr. (1040—88) 117, 127 Abt d. Georgenkl. (1079 bis 1090), erwählter Bi. v. Naumburg, dann Abt z. Hersfeld (R. 1090—1100) 131 f., 136, 270, 314, 316 — v. Kitzen (vor 1080) 161, 320 — Eb. v. Mainz (R. 937—954) 25 f. — II. v. Sommerschenburg, Pfalzgr. (1088—1120) 253 •— v. Torgau, Domherr, Bi. v. Merseburg (R. 1266—83) 295
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— Gr. v. Walbeck, Bggr. v. Magdeburg (um 1000), Br. Thietmars v. Merseburg 84 — v. Wettin, Gr. v. Eilenburg (nach 997, f 1017) 78, 255, 302 Dompropst z. Magdeburg (1063), Bi. v. Münster (R. 1063 bis 1084) 272, 314 — III. d. Strenge, Mgr. v. Meißen (R. 1349—81) 319 — Bi. v. Zeitz (R. 980— gegen 990) 53, 306 Friedrichsweg, 5 km s. Haldensleben 27 Friesenfeld, Landschaft n. d. Unstrut 62, 319 Frießnitz, Gm. 5 km w. Weida/Thür. — Kirchspiel 181, 325 Fritzlar, St. i. Hessen — Synode (1118) 135, 137 — Wahl Kg. Heinrichs I. (919) 13 Frohburg, Gm. 11 km no. Altenburg — Genannte, Edelfr., Bggr., Rmin.? Min. d. Mgr. v. Meißen 152, 322 Frohse, Gm. 1 km n. Schönebeck/ Elbe — Bg 338 — Bgward 10, 292, 339 Fulda, St. i. Hessen — Bened.-Kloster 33 f., 52, 157, 260, 266, 319, 337 Äbte s. Hademar Besitz 297 Fulkmaresroth, Wü. b. Tilkerode/ Anhalt 97 G Gahlen, Gm. 20 km w. Cottbus — slav. Idol 216 Galisch, Wü. b. Grimma 75 Gallien, röm. Prov. 13, 143 Gana, Hauptfeste d. Daleminzier, s. auch Jahna 5, 35, 47 Gandersheim, St. i. Ndr.-Sachsen — Genannte s. Hrotswit Gangloff-Sömmern, Gm. 9 km w. Weißensee/Thür. 171 Gangolf, Hl. 171 Ganzig, Gm. 5 km o. Oschatz — Kirche 203
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Register
Gatzen, Gm. 5 km s. Pegau — Kapelle 179 — Kirche 165 Gaußig, Gm. 8 km sw. Bautzen — Kirche 207 Gebhard, Eb. v. Salzburg (R. 1060—88) 266, 340 Geddo, Lehrer a. d. Domschule z. Magdeburg (um 1000) 85 Gehren, Gm. 7 km sw. Ludcau/Ndr.Lausitz — Bg 211 Geilsdorf, Gm. 9 km sw. Plauen/ Vogtl. — Kirche 187 Geisel, Ii. Nfl. d. Saale, mündet b. Merseburg 33 Gelasius I., Papst (R. 492—496) 17, 30, 105, 293 Georg, Hl. 174, 191 — Hz. v. Sachsen (R. 1500—39) 118 Gera, St. i. Thür. 171, 180 — Bg 180, 189, 325 — Bgkapelle 180 — Genannte 180 — Kirche (Pfarr-, Joh. d. Täufer) 180, 189 — Kirchspiel 180 f., 189 — Land 149 f., 180 f. — Pfr. s. Konrad Geraha, slav. Landschaft beiders. d. Weißen Elster v. Langenberg b. Weida 42 Gerberga, Äbtissin (zu Köln?) 227 Gerhard, Bi. v. Merseburg (R. 1112 bis n. 1120) 137, 270, 273 f., 289 Geringswalde, St. 8 km no. Rochlitz — Benediktinerinnenkl. 153, 193 Germanen, europ. Völkerfamilie 3 f., 14, 21, 33, 85, 103/4, 107, 217, 226, 233, 237, 240, 243 f., 293, 312 f., 334 — Adelsherrschaft 107, 244 — Siedlungsland 2 — Volkskönige 103/4 Germania = Germanien s. auch Deutschland 291 Germarmark, Mark a. d. Eichsfeld 10, 292 Gernrode/Harz, St. 7 km s. Quedlinburg 138
Gero I., Mgr. (R. 938—965) 9 f., 21, 23, 33, 38, 41, 56, 298, 301 f. — II., Mgr. (979, t 1015?) 69, 196 — Eb. v. Magdeburg (R. 1012—23) 70 — v. Wettin, Gr. v. Brehna-Camburg (1071, f nach 1089) 131 f., u. s. Wwe. u. Schw. 226, 315 Gerstungen/Werra, St. 15 km w. Eisenach — Friede (1074) 121 — Verhandlungen (1085) 124, 131 Gertrud, Wwe. d. Mgr. Heinr. I. v. Eilenburg, To. d. Mgr. Ekbert I. v. Meißen (f 1117) 133, 316 Gerung, Abt v. Bosau, Bi. v. Meißen (R. 1152—70) 181, 191 Geusa (Husuuua), Gm. 4 km. w. Merseburg — Kirche (Georgen-, Königs-) 86, 159, 162, 320 Gewaltmission (s. auch Mission, Ost-, Russen-, Sachsen-, Slaven-, Wenden-) 14, 220, 293 Gewere 246, 271 Gezerisca (Ezerisco), unbek. Wü., Tiefensee? 42, 44, 82, 90, 148 Gezo, Dompropst z. Halberstadt (um 1009) 272 Giebichenstein, Bg 1 km n. Halle/ Saale 149 Giselher, Bi. v. Merseburg (R. 974—980), Eb. v. Magdeburg (R. 981—1004) 48, 51, 57—68, 70 bis 73, 76—80, 83, 85, 89, 112, 245, 252, 296 f., 302, 304—308 Glaubitz, Gm. 5 km ono. Riesa/Elbe — Kirche 195 Glauchau, St. i. Sachsen 186 f. Gleina, Gm. 8 km so. Eisenberg/ Thür. — Kirche 173 Gleißbach, re. Nfl. d. Saale, mündet oberhalb Dornburg 42, 151, 176 Glogau/Oder, St. i. Schles. 41 Glomuzi, hl. Quelle b. Lommatzsch 217, 226, 230, 331 Glossen, Gm. 10 km sw. Oschatz 75 Gnesen, St. i. Polen 54, 73, 79, 242 — Ebtm. 73, 78 f., 87, 309 Godebold, Bi. v. Meißen (R. 1119—40) 138
Register Godehard, Hl. 200 Göda, Gm. 7 km w. Bautzen 207, 218, 263, 329 — Bgward 74, 148, 207, 329, 331 — Genannte, Min. d. Höchst. Meißen 208, 329 — Kirche 207, 213, 329 — Kirchspiel 207 f., 329 — Pfr. 207 f., 329 Görlitz, St. i. d. Ob.-Lausitz 41, 118, 209, 313, 330 — Königsgut 209, 313, 330 — Nikolaikirche 209, 330 Görschen (Gruza), Gm. 8 km so. Naumburg/Saale 169, 174, 282 — Kirche (Königs-) 50, 174 f., 189, 279, 284, 323 Göselbach, re. Nfl. d. Pleiße, mündet b. Connewitz 163, 171 Gößnitz, St. 10 km s. Altenburg — Kirchspiel 184 Göthewitz, Gm. 9 km o. Weißenfels — Kirche 175 Göttwitz (Chotiza), Gm. 2 km o. Mutzschen 203 Gollma s. Holm Golobina, Wü. zw. Görschen u. Stößen 174, 323 Golzern, Gm. 5 km o. Grimma 322 Gommern, St. 14 km oso. Magdeburg — Bg 318 — Bgward 148, 339 Gorze, Kl. i. Lothr. 30, 111 Goseck, Gm. 5 km w. Weißenfels — Bg 117, 158 — Genannte, Gr., 100; s. Friedr., sächs. Pfalzgr.; Friedr., Abt d. Georgenkl., erw. Bi. v. Naumburg, Abt z. Hersfeld Goslar/Harz, St. i. Ndr.-Sadisen 100, 118, 121
— Petersstift 120, 179, 264, 314 — — Propst s. Kraft; Eppo (Gegen-) Bi. v. Merseburg u. Worms —• — Kanoniker s. Benno v. Woldenberg, Mönch, Bi. v. Meißen; Werner, Bi. v. Merseburg — Rechtsgebiet 294 — Synode (1115) 135 Gostanewitz, Wü. b. Ammeigoßwitz 197
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gotis holdon 14, 107 Gottesfrieden 111, 115, 126, 130 Gottschalk, sächs. Gr.sohn, Theologe (9. Jhdt.) 225 — Abt z. Corvey (R. 890—900) 232 Gozne (Sachsenburg?) — Bgward 267, 328 Grabow, Gm. 8 km o. Burg b. Magdeburg — Bgward 148, 318, 339 Grabowe, Wü. b. Glauchau 187 Graditz, Gm. 6 km o. Torgau 197 Gräfendorf, Gm. 5 km s. Herzberg/ Elster 196 — Gm. 9 km sw. Torgau — Kirche 197 Graitschen, Gm. 5 km o. Camburg/ Saale 97 Grassau, Gm. 10 km n. Herzberg/ Elster — Kirche 196 Gregor d. Gr., Papst (R. 590—604) 14 — V., Papst (R. 996—999) 72, 76 f., 79 f. — VII., Papst (R. 1073—85) 107, 112—115, 122—124, 128 f., 138 f., 141, 312 Gregorianer 115, 124 f., 127—131, 136—138, 142, 313, 315 Greifen, Wü. b. Teuchern 174 Greifenhain, Gm. 2 km o. Königsbrück — Genannte 152 Greißlau (Ob.- u. Unter-), Gm. 4 km s. Weißenfels — Genannte 152 — Kirchspiel 177 Greiz, St. i. Thür. 42 — Kirche 156 Grenzwäldler 9 Griechen, Bewohner d. südl. Balkanhalbinsel 132 Grimma, St. i. Sachsen 75, 149, 322 — Schloßkapelle 318 — Stadtkirche 172 Grobi s. Gröbamühle — Bgward 150, 171, 205 Gröba, Gm. 2 km nw. Riesa/Elbe 196 — Bgward 120, 148, 195, 327 — Kirchspiel 195 f., 213, 327
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Register
Gröbamühle, 3 km so. Rötha b. Leipzig 150 Gröbern, Gm. 8 km no. Meißen 191 Gröditz, Gm. 15 km so. Bunzlau/ Schles. — Kirdie 207 Groitzsch (Grothomizi), St. 15 km no. Zeitz (s. auch Alten-Gr.) 44, 151 f., 165, 169, 319, 321 — Bgward 166, 284, 318 — Genannte 204, s. Wipredit u. s. Fr. Judith u. Mu. Sigena; Bertha — Kirdie (Pfarr-, Marien- i. d. Vorstadt) 165, 171, 180, 284 — Kirchspiel 284 — Königsgut 97, 165 — Stadtkirche St. Egidien 165 Groitzschen, Gm. 5 km w. Zeitz 174 Großdalzig, Gm. 5 km n. Pegau — Kirche 164 Großenhain (Osseg), St. 14 km o. Riesa/Elbe 120, 195 — Kollegiatstift St. Georgen 191 Großgermersleben, Gm. 10 km oso. Oschersleben 27 Großgestewitz, Gm. 12 km so. Naumburg 97 Großjena, Gm. 5 km n. Naumburg 311 Großkorbetha, Gm. 12 km s. Halle/ Saale (s. audi Corbetha) 81, 320 — Martinskirche 158 Großröda, Gm. 9 km w. Altenburg 183 Großsärchen, Gm. 10 km s. Hoyerswerda — Kirdie 207 Großstorkwitz, Gm. 3 km n. Pegau 161 Grothomizi s. Groitzsch Grunabach, Grenzfl. zw. Btm. Merseburg u. Naumburg no. Weißenfels 43 f., 81, 301 Gruza s. Görschen Günther, Eb. v. Köln (R. 850—864) 105 — Mgr. v. Merseburg (968—976, f 982) 31,47,302 — v. Wettin, Gr. v. Brehna, Bi. v. Naumburg (R. 1079—1090) 125 f., 131 f., 147, 182, 270, 315
Güsten, St. 8 km w. Bernburg/Saale 69 Gundorf, Gm. 5 km nw. Leipzig 50 — Kirche 167 Gunzelin, Mgr. v. Meißen (978 bis 1010, f nach 1017) 70, 75, 302 Gutenberg, Gm. 4 km n. Halle/Saale — BIward 149 Gutizi s. Chutizi Guttau, Gm. 12 km no. Bautzen — Kirche 207 Gvozdec, böhm. B i b. Meißen (s. auch Woz) 129, 146, 315, 317 H Hademar, Abt z. Fulda (R. 927—956) 23, 25 Hadmersleben, Gm. 7 km so. Oschersleben — Genannte s. Bernhard v. H., Bi. v. Halberstadt Hadrian II., Papst (R. 867—872) 18 Hänichen, Gm. 5 km o. Schkeuditz — Kirche 166, 321 Hagino, Domherr z. Merseburg (um 1036) 278 Halberstadt, St. i. d. Prov. Sa. 34, 98 — Bi. 28, 60, 81, 246, 266, s. Bernhard v. Hadmersleben; Burkhard II.; Herrand; Hildeward — Btm. 23, 25 f., 29, 37, 40, 42, 60 f., 64—66, 81, 158—160, 246, 300, 304, 309, 338, 341 — Dom 53 — Domstift St. Pauli Kapitel 98, 342 Propst s. Gezo; Hunold, Bi. v. Merseburg; Wichmann, Bi. v. Naumburg, Eb. v. Magdeburg Haldensleben s. Alt-H. Halle, St. a. d. Saale — Ardiidiakonat 342 — Bezirk Bgwälle 297 — Moritzkl. 168 — Neuwerkkl. 342 Propst 342 — Pfarrkirche St. Gertrud u. St. Georg 342 Kirchspiel 342
Register Hamburg, St. a. d. Elbe 55 f., 231, 236 — Eb. s. Anskar — Ebtm. 306, 337 Hamersleben, St. 10 km nw. Oschersleben 127 — Königshof 98 Harlungen, Geschlecht d. dschn. Heldenepik 226 Hartmannsdorf, Gm. 5 km o. Eisenberg/Thür. 180 Hartwig, Abt z. Hersfeld (R. 1072 bis 85), Eb. v. Magdeburg (R. 1079 bis 1102) 125—127, 132, 315 — Min. d. Zeitzer Domkapitels (1121—57) 256 f. Harz, dsdis. Mittelgeb. (s. audi Süd-H.) 3, 116, 319 — Gau 49 Harzburg, St. i. Ndr.-Sachsen — Bg 121 Kirche 145 Hassegau, Landschaft w. d. mittl. Saale 10, 33, 46, 49, 62, 157—159, 173, 261, 286, 292, 302, 319, 338 — Gr. s. Dedi, Dedi I. v. Wettin Hatheburg, 1. Fr.Kg. Heinr. I., To. d. sächs. Adligen Erwin (um 906 bis 909) 33 Hatto II., Eb. v. Mainz (R. 968—970) 29—31 Hauenhain, Wü. s. Leipzig b. Markkleeberg 347 Havelberg, St. i. Brandenburg — Bi. s. Erich — Btm. 22, 25, 27—29, 38—40, 48 f., 55 f., 261 f., 294, 340, 345 Hayna, Gm. 12 km nw. Leipzig 44 Haynsburg, Gm. 4 km sw. Zeitz — Genannte, Edelfr., s. Konrad — Kirche 178, 324 — Kirchspiel 325 Heiden 1, 8, 11, 13, 15 f., 18, 20, 26 f., 52, 67, 115, 127, 135, 144, 219 bis 221, 223 f., 233, 250 — Bräuche 226 — Frage 293 — Kriege 236, 293, 332 — Predigt 25 f., 224 Heidentum, german. 104 — slav. 83, 97, 215 Heiliges Land 115
365
Heimo, Mönch d. Bened.-Kl. Berge b. Magdeburg, Abt d. Bened.kl. Merseburg (nach 981) 66 Heinrich I., dschr. Kg. (R. 919—936) u. s. 1. Fr. Hatheburg u. 2. Fr. Mathilde 5, 8—11, 13, 21, 33—36, 55, 147, 158, 166, 168 f., 236, 295 — II., dschr. Ks. (R. 1002—24) u. s. Fr. Kunigunde 54, 68 f., 74 f., 80 bis 87, 90—92, 95, 98, 148, 150, 152, 159—162, 166—168, 192, 207, 246 f., 249, 269, 275, 277, 295, 308 bis 310 — III., dschr. Ks. (R. 1039—56) u. s. Fr. Agnes 90, 94—96, 99 f., 106, 111, 116—119, 128, 199, 245, 275, 293, 310, 312, 317, 335 — IV., dschr. Ks. (R. 1056—1106) 45, 100 f., 107, 110, 114—119, 121 bis 134, 145, 148, 151 f., 194, 200 f., 204, 266, 270 f., 300, 313—315, 318, 341 — V., dschr. Ks. (R. 1106—25) 134 bis 139, 270, 293, 313 — VI., dschr. Ks. (R. 1190—97) 147, 183 — v. Altenburg (um 1140—1204), Min. d. Bi. v. Naumburg 257 — II., Hz. v. Baiern, d. Zänker (R. 955—976 u. 985—995), 33, 52 f., 55—57 — v. Bündorf, Pfr. (vor 1320) 160 — v. Dobitschen, Ritt. (1204) 184 — I., Bi. v. Meißen (R. 1228—40) 191 — Gr. v. Stade (f 976), 84, 151 — v. Wahren, Dompropst, Bi. v. Merseburg (R. 1244—66) 304 — I. v. Weida, Vogt (1130—93) 180 — v. Wettin, Mgr. v. Eilenburg (I.) u. s. Wwe. Gertrud (1089—1103) 132 f. Mgr. v. Meißen, der Erlauchte (R. 1221—1230—1288) 193, 197, 199, 202, 304, 328 Heio, thür. Adliger (892) 1 , 7 f. Helfta, Gm. 3 km so. Eisleben 132, 254 — Kirche (kgl. Eigen-) 48, 52, 82, 161, 247 Heliand, altsächs. Evangeliendichtung 225
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Register
Helme, Fl. a. d. Nordgrenze Thür. 27, 43 — Gau 50, 59, 252 Helmold v. Bosau, Chronist, Vf. d. holstein. Slavenchronik (i nach 1177) 216, 219, Herder, Johann Gottfried, Begründer d. dschn. Geschichtsphilos. (1744—1803) 216 Hereswint, Fr. d. Ansfried, wahrsch. a. d. Geschlecht d. Grfn. v. Stryen, fromme Fr. b. Thietmar 228
Hermann Billung (936 Mgr., 961 Hz., * 973) 10, 84 — Mgr. v. Meißen (1009—31) 69 f., 74, 89, 92, 94—97, 165, 206, 310 f. — Min. v. Meißen (um 1114) 255 — Kanoniker z. Naumburg (1103) 276 — III., Hz. v. Schwaben, Gegner Ks. Heinr. II. (i 1012) 80 Herrand, Bi. v. Halberstadt (R. 1089 bis 1102) 133 Herri, unbek. Wü. 304 Hersfeld, St. i. Hessen 315 — Bened.-Kloster 1, 34, 62, 118, 133, 149, 157 f., 247, 260 f., 266, 292, 298, 319, 336—338 Äbte s. Friedr. v. Goseck; Hartwig, Eb. v. Magdeburg; Lull Mönche 108, 118, s. Lampert — Zehntverzeichnis 159, 297 Herwig, Bi. v. Meißen (R. 1108—19) 137 f., 169 Herzberg/Elster, St. 18 km so. Schweinitz 196 Hessen, dschs. Land — Klöster s. Hersfeld Hetzdorf, Gm. 2 km no. Leisnig 204 Heveldun, slav. Landschaft, Osthavelland 337 Heveller, slav. Volk a. d. Havel — Fürsten s. Tugumir — Land 149 Heynitz, Gm. 6 km sw. Meißen 200 Hieronymus Emser, Herausgeber der Vita Bennos v. Meißen (1512) 314 Hildebert, Eb. v. Mainz (R. 928 bis 937) 15 Hildebrand s. Gregor VII.
Hildesheim, St. i. Ndr.-Sachsen •— Bi. s. Eckelin •— Domscholaster s. Albuin, Bi. v. Merseburg — Quellen 314 Hildeward v. Werl, Bi. v. Halberstadt (R. 968—995) 29 f., 64, 271, 341 — Bi. v. Zeitz, dann Naumburg (R. 1002—30) 69, 81, 92, 94 f., 311 Hochkirch, Gm. 10 km so. Bautzen 207 — Kirche 207 Hodo, Mgr. d. Ostmark (971—993) 248, 303 Hof, St. i. Frk. 38, 296 — Großpfarrei 94 Hof, Gm. 10 km so. Oschatz 201 — Kirche 201 Hohendorf, Gm. 8 km w. Eisenberg/ Thür. — Kirchspiel 176, 324 Hohenheida, Gm. 9 km no. Leipzig 44 Hohenlohe (Lo), Gm. 6 km n. Pegau — Kirche 171 — Kirchspiel 161 Hohenmölsen, St. 9 km so. Weißenfels 175, 256, 324 — Bitward 175, 324 — Kirche 175 f., 188 — Kirchspiel 189 — Schlacht (1080) 124, 131 Hohenwussen, Gm. 10 km so. Oschatz — Kirche 200 f. Hohwald, Basaltkegel d. Lausitzer Gebirges sw. Bautzen 207 Holm (Gollma), B | 2 km so. Landsberg/Sa.-Anh. 43 Holstein, norddschs.Land 22, 216 Holzhausen, Gm. 6 km so. Leipzig 164 Holzminden/Weser, St. i. Ndr.Sachsen 181 Homburg/Unstrut, Wii. Kl. 3 km n. Langensalza/Thür. — Schlacht (1075) 119 Honorius II., Papst (R. 1061—64) 312 Horburg, Gm. 5 km sw. Schkeuditz
Register — Genannte, Edelfr., dann Min. d. Höchst. Naumburg s. Ulrich — Gericht 347 Hosterwitz, Gm. 6 km so. Dresden 194 Hoyerswerda/Elster, St. i. Sachsen — Kirche 209 Hrotswit v. Gandersheim, erste dsche Dichterin (* um 930, i nach 973) 225 Hugo de S. Caro, päpstl. Legat, Kard. Presb. v. S. Sabina (1245—63) 304 — I., Bi. v. Zeitz (R. 968—979) 33, 52 f., 306 — II., Bi. v. Zeitz (R. 991—1002) 53 f., 74, 92, 242, 306 Huhwald, Berg i. d. Ob.-Lausitz, jetzt Czorneboh 216 Hunfried, Eb. v. Magdeburg (R. 1023 bis 1051) 92, 94 f., 256, 310 f. Hunold, Dompropst z. Halberstadt, Bi. v. Merseburg (R. 1040—50) 96, 98 f., 158, 312 Huprecht, Bi. v. Meißen (R. 1023 bis 1024) 90, 309 Hussitensteuerregister 299 Husuuua s. Geusa Hwoznie, Bg a. d. Mündung d. Zschopau i. d. Freiberger Mulde? 202, 328 — Bgward 149 I u. J Jägersdorf, Gm. 3 km n. Kahla/ Saale — Kirche 173 Jahna, Gm. 8 km w. Meißen — Kirche 200 f. Jahna, Flüßchen b. Oschatz in Daleminzien 5, 75, 196 — Bgward a. d. Jahna 200 Jahnshain, Gm. 12 km so. Rochlitz 171 Jaromir, miles d. Mgr. Ekkehard II. v. Meißen (1045) 317 Jauernick, Gm. 15 km o. Löbau — Kirche 208 f., 330 — Kirchspiel 209, 330 Ida, Sdiwiegerto. Ottos I., To. Hz. Hermanns I. v. Schwaben, Fr.
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Liudolfs, Hz. v. Schwaben, So. Ottos I. (f 986) 51 Jena, St. i. Thür. 189 — Fuchsturm 173 Jerichow, St. 6 km so. Tangermünde/Elbe 337 Jerisau, Gm. 2 km n. Glauchau 151 Jessen, Gm. 12 km no. Meißen 191 Jeßnitz, St. 6 km n. Bitterfeld 314 Ignatius, Bi. v. Antiochien (Î um 110) 102 Imnitz, Gm. 7 km no. Pegau -— Genannte, Edelfr. 152 Imperium, röm. 15, 54, 102 f., 105 Ingelheim, St. a. Rhein — Synode (972) 55, 58 Innerasien 3 Innozenz III., Papst (R. 1198—1216) 140 Inquisition 140 Interregnum 295 Investiturstreit 12, 52,100—102,107, 128, 136, 138, 140—142, 146, 150, 154, 158, 212, 242, 250 f., 253, 265, 267, 270 f., 273 f., 289, 301, 312 f., 341 Johannes, Evangelist 36 — d. Täufer 34, 295 — VII., Papst (R. 705—707) 18 — XII., Papst (R. 955—963) 11, 22, 26 f., 29, 31, 49, 243, 295 — XIII., Papst (R. 965—972) 28 f., 40, 243, 296 f. — XVIII., Papst (R. 1003—09) 80 — XIX., Papst (R. 1024—32) 92, 245 — II. v. Bose, Bi. v. Merseburg (R. 1131—63) 167 — v. Eisenberg, Bi. v. Meißen (R. 1342—70) 207 — Min. d. Mgr. Ekbert v. Meißen (1071) 317 — Min. v. Meißen (1114) 255 — I., Dompropst, Bi. v. Merseburg (R. 1152—70) 167 Irmfried, thür. Kg. (f 531?) 2 Isidor, Eb. v. Sevilla (R. 599—636), Kirchenvater 16 Italien, südeurop. Land (s. audi Ob.-, Süd-, Unter-I.) 3, 13, 19, 21, 40, 54, 58, 62, 64 f., 79, 120, 123, 125, 133, 136, 139, 234, 307
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Register
— Hofrichter, kaiserl. 120 — Kanzler 90, 97 — Machthaber 17 — Zug 26, 59 Juden 115, 222 Judith, Fr. Wiprechts v. Groitzsch, To. Vratislavs II. v. Böhmen (t 1109) 151, 165, 318 Julian Apostata, röm.Ks. (R. 361 bis 363) 134 K (vgl. auch C) Kadeloh, Kanzler Ks. Konrads II. u. Heinr. III., Bi. v. Naumburg (R. 1032—45) 95 f., 120, 242, 312 Kaditz, Stadtteil von Dresden — Kirche 194 — Kirchspiel 193, 327 Kahla/Saale, St. 14 km s. Jena 44 Kaiser u. Könige, dsche. 6 f., 12—17, 19 f., 22, 25, 33, 48, 89, 103—105, 107—110, 113, 116, 124, 140 f., 144, 147, 149 f., 152 f., 173, 194, 198, 235—237, 242, 244—249, 253, 260, 263, 265, 268—272, 274 f., 281, 288 f., 312 f., 332, 336—340, 345 f., s. Arnulf; Friedrich I„ Heinr. I.—VI.; Karl d. Gr.; Konrad II.—III.; Lothar v. Supplinburg,- Ludw. d. Fromme; Otto I. bis III.; Philipp v. Schwaben — allerchristlichster 15 — Idee 293 — Kanzlei 15, 30, 41, 97, 310 — Kapelle 24, 55, 58, 76, 86, 95, 99, 118 f., 130, 272 — Krönung 13, 15, 22, 293 f. — röm. 16, s. Decius; Konstantin d. Gr.; Maximian; Nero — sächs. 306 Kaiser-, Königtum 13 f., 17 f., 114 f., 118, 139, 142, 153/4, 294, 331 — u. Papsttum s. regnum — sacerdotium Kaiserzeit, sächs. 294 Kaka (Ob.- u. Unter-), Gm. 3 km no. Osterfeld, Krs. Weißenfels 323 Kalabrien, südital. Prov. 302 Kalbe a. d. Milde, St. 14 km n. Gardelegen/ Altmark
— Laurentiuskl. 57 Kamenz, St. i. Sa. — Genannte, Rmin. 208 — Pfarrkirche 209 Kapelle, kgl. s. Kaiser u. Kge., Kapelle Karfreitagsgebet 15, 293 Karl d. Gr., Ks. (R. 768—814), 4—10, 12, 15—18, 29, 104, 106, 108, 116, 144, 258 f., 262, 293, 297, 312, 333, 336, 338 — Martell, fränk. Hausmeier (R. 714—741) 260 Karlinger, fränk. Herrschergeschlecht 5, 7, 13, 33, 259 — Bgbezirke 293 — Reich 1, 13, 337 — Zehntgebot 336 — Zeit 2, 54, 62, 143, 145, 147, 166, 169, 172—175, 188 f., 242, 246, 250 f., 286, 291 Kaufungen, Stift, 10 km o. Kassel 124 Kayna (Chuin, Koyne), Gm. 9 km so. Zeitz 120, 179, 314, 325 — Bg (Königs-, -pfalz) 179 — Bgward 179, 264 — Fürstengericht (1179) 179 — Kirche 178, 188, 325 Kesigesburg, slav. BI unbek. Lage 47 Kesselsdorf, Gm. 8 km w. Dresden — Kirche 194 — Kirchspiel 193 Ketzer 140 Keuschberg, Gm. 8 km so. Merseburg 161, 320 — Kirche 161 f., 171, 279 — Kirchspiel 167 Kiebitz, Gm. 10 km nnw. Döbeln 203 — Kirche 202 — Kirchspiel 202 — Pfr. 202 f. Kilian, Hl., iroschott. Missionar, Apostel d. Franken, Bi. v. Würzburg (f 689?) 19 Kirchberg, BI o. Jena (Königsbg) 93, 147, 173, 186, 323 — Bgkapelle 188 — Bgward 10 f., 292, 323 — Kirche (Königs-) 24, 50, 173, 176
Register — Kirchspiel 176, 189 Kirchdorf, Gm. 10 km sso. Merseburg 160, 320 — Kirche 160 Kirche, röm. 17, 51, 65, 101, 134, 256 Kirchenbauten 316 Kirchenkapitular Ludwig d. Frommen (818/9) 280 Kirchenzehnte s. Zehnte Kirchhain, Gm. 3 km n. Dobrilugk — Erzpriestersitz 211 — Kirche 211 Kistritz, Gm. 16 km s. Weißenfels -— G e n a n n t e s. Thimo — Kirche 174 f., 323 — Kirchspiel 323 Kittlitz, Gm. 6 km n. Löbau — Genannte, Edelfr., 153, 208, 329, s. Dietrich, Bi. v. Meißen; Domherren z. Meißen 208 — Kirche 208 f., 329 — Kirchspiel 207, 329 — Pfr. 208, 329 — Sedes 330 Kitzen (Cutze), Gm. 12 km sw. Leipzig — Flur 161 — Genannte, Edelfr. 152, s. Friedrich Kleben, Gm. 5 km o. Weißenfels 81 Kleinjena, Gm. 5 km nnw. Naumb u r g 175, 311 — Abtei 93, 95, 311 (s. Naumburg, Georgenkloster) — Bg 96 Kleinpötzschau, Gm. 9 km n. Borna b. Leipzig — Kirche 163 Kütten, Gm. 15 km nw. N i e s k y / O b . Lausitz — Kirche 207 Klitzschen, Gm. 7 km sw. Torgau — Kirche 197 Klix, Gm. 12 km no. Bautzen — Kirche 207 Klöden, Gm. 15 km so. W i t t e n b e r g / Elbe — Bg 199, 328 — Bgward 149 — Kirche 199 f., 328 — Kirchspiel 199, 328 — Landpropsteikirche 199, 328 24
Schlesinger
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— Propst 199, 328 Klöster, dsdie 19 Kloschwitz, Gm. 5 km sw. Plauen — Kirche 187 Klosterbuch s. Buch Klotzsche, St. 7 km no. Dresden 192 Knapendorf, Gm. 4 km nw. Merseburg — Kirche 159 Knaut, Edelfr., dann Min. d. Mgr. auf Knauthain u. -kleeberg s. Leipzig 162 Kobolani, W ü . b. Spergau s. Merseb u r g 160 Köllmichen, Gm. 11 km o. Grimma — Ringwall 204, 329 Köln, St. a. Rhein — Eb. 227, s. Anno; Brun; Günther König s. Franken, Kge; Kaiser u. Kge Königsfeld, Gut 3 km w. Rochlitz 170, 322 Königsfreie 10, 116, 157, 260 Königsland 10, 117, 157, 260 f. Königspriestertum, byzantin. 313 — german. 313 Königswartha, Gm. 15 km nw. Bautzen — Kirche 207 Körbisdorf, Gm. 8 km sw. Merseburg — Kirche 160 Kösen, St. 7 km sw. N a u m b u r g 97 Köstritz, Gm. 6 km nw. Gera — Kirchspiel 181, 189, 325 Köttichau, Gm. 8 km n. Zeitz — Kirche 176 Kötzschenbroda, Ortsteil v o n Radebeul bei Dresden — Kirchspiel 193 Kohren (Corin), St. 11 km ono. Alt e n b u r g 44, 50, 88, 252, 328 — Bg 66, 84, 148, 171, 304, 322 — Bgward 50 -— Genannte, Edelfr., Rmin., Min. d. Mgr. 322 — Kirche 171, 322 — Wirtschaftshof 171 Kolberg, St. i. Pommern — Btm. 71, 73 Koldizer, slav. Volk westl. d. M u l d e u n t e r h a l b Bitterfeld 5
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Konrad II., dschr. Ks. (R. 1024—39) 91 f., 94, 97 f., 120, 245, 265, 310 bis 312, 317 — III., dschr. Ks. (R. 1138—52) 170, 286 •— Pfr. z. Boritz, Domherr z. Bautzen u. Meißen (1223—60) 195 z. Gera (um 1200) 180 — v. Haynsburg (1185—1223) 324 — v. Schönburg, Bi. v. Meißen (R. 1240—58) 327 — Spannseil, mgr. Min. (v. 1190) 201 — v. Wettin, Mgr. v. Meißen u. Ndr.-Lausitz, der Gr. (1127/30, f 1157) 170,254,275 Konstantin d. Gr., röm. Ks. (R. 306 bis 337) 21, 29, 103, 105 — Zeit 293 Konstantinopel, St. a. Bosporus (s. auch Byzanz) 133 Koßdorf, Gm. 10 km s. Falkenberg/ Elster — Kirche 196 Koyne s. Kayna Kraft, Propst z. Goslar (1066) 118 Krakau, St. i. Polen — Btm. 71, 73 Krakowien, Land um Krakau 71 Kretzschau, Gm. 4 km w. Zeitz 174 Kretzschmar 293 Kreuzzug 115 — Gedanke 293, 313 Krickau, Wü. b. Taucha, 8 km no. Leipzig — Mark 168 Kriebitzsch, Gm. 6 km nw. Altenburg — Kirchspiel 184, 326 Kriegsdorf, Gm. 4 km o. Merseburg — Kirchspiel 167, 321 Kriegstedt, Gm. 8 km w. Merseburg 81 Krodo, slav. Gott 216 Krögis, Gm. 7 km sw. Meißen — Kirche 200 f. Krössuln, Gm. 8 km sso. Weißenfels 97, 256 Krosigk, Gm. 12 km nnw. Halle/ Saale — Genannte, Edelfr. 152
Krossen/Elster, Gm. 14 km sw. Zeitz 180 — BI 180 — Bgward 50, 54, 148, 325 — Pfarrkirche 180, 188 Kühren, Gm. 9 km so. Würzen 304, 347 Kültzschau, Ortsteil Eilenburg NO 169 Kürbitz, Gm. 5 km sw. Plauen — Kirche 187 Kunigunde, Fr. d. Ks. Heinr. II., To. d. Gr. Siegfr. v. Luxemburg (i 1033) 86 f. Kunnersdorf, Gm. 10 km so. Löbau 209 Kurie, s. Rom, Kurie L Laas, Gm. 8 km n. Oschatz — Kirche 195 Lambach, St. a. d. Traun/Ob.-Österreidi — Genannte s. Adelbero, Bi. v. Würzburg Lampert, Mönch z. Hersfeld, Geschichtsschreiber um 1026, i um 1080) 110, 130, 313—315 Lampertswalde, Gm. 9 km n. Oschatz 195 Landeskrone, Berg b. Görlitz 209 Landsberg, St. 13 km no. Halle/ Saale 43, 82, 149 Lang, s. Paul Langenau, Gm. 8 km n. Hirschberg/ Sa 209 Langenberg/Elster, St. 5 km nw, Gera 42 — Kirchspiel 181 Langobarden, germ. Volk 3 — Kg. s. Alboin Lastau (Lostataua), Gm. 6 km n. Rochlitz 65, 205, 304 Lateransynode (981) 245, 304, 307 Lauchabach, Ii. Nfl. d. Saale, mündet unterhalb Merseburg 81 Lauchstädt, St. 8 km wnw. Merseburg 81 Laurentius, Hl. 23, 26, 34, 48, 66, 164, 229, 232, 246, 295, 334
Register — Tag 224 Lausa, Gm. 15 km nnw. Oschatz — Kirche 197 f. Lausitz (Li7endice?) s. auch Ob.- u. Ndr.-L. 87, 91, 119, 298, 303, 330 — Archidiakon 283 — Mgr. s. Dedo V. v. Wettin; Dietrich v. Wettin; Wiprecht II. v. Groitzsch — Wenden 219 Laußig, Gm. 11 km n. Eilenburg — Kirche 205 Lautenbach, Gm. i. Ob.-Elsaß — Genannte s. Manegold Lebus, St. i. Brandenburg — Btm. 46, 300 Lebusa, Gm. 20 km nnw. Luckau 330 Lechfeld, Schlacht (955) 23, 26, 38, 229, 294 Leckwitz (Lechowe), Gm. 5 km w. Großenhain 195 Leibchel (Liubocholi?), Gm. 12 km n. Lübben/Spreewald 149 — Bgward 211 Leinebach, Wasserlauf w. Eilenburg 44 Leipzig, St. i. Sachsen 48, 50, 59, 65, 69, 82, 97, 99, 148 f., 162 f., 171 — Altenburg 162, 321 — Amt 347 — Bgward 321 — Jakobikirche 162, 321 — Königskirche 86, 168 — Matthäikirchhof 163 — Museum 216 — Nikolauskirche 162, 321 Petrikapelle 162 f., 168 — Thomaskirche 162 f. Leisnig (Lizendice?), St. 18 km nw. Döbeln s. auch Alt-L. 42, 44, 150 f., 203, 205, 285, 318 — Bg (Königs-, Reichs-, Königsgut) 117, 147, 204 f., 212, 329 Martinskapelle 204 — Bggr. 203 f. — Kirche (Königs-, Matthäi-) 204, 212, 214, 285 — Kirchspiel 204, 329 Leisnitz, Gm. 5 km w. Oschatz 195 Leißling, Gm. 5 km sw. Weißenfels — Genannte, Edelfr. 152 — Kirchspiel 177 24
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Lengefeld, Gm. 4 km nnw. Sangerhausen — Königshof 50, 62 Lenz, Gm. 11 km nno. Meißen 195 Lenzen, St. i. Brandenburg a. d. Elbe — Schlacht (929) 84 Leo d. Gr., Papst (R. 440—461) 103 — III., Papst (R. 795—816) 16, 293 — Bibliothekar d. päpstl. Stuhls u. päpstl. Legat (1004) 80 f. — Bi. v. Vercelli (R. 999—1026) 16, 293 Leonhard, Hl. 133, 316 Lesnic s. Lößnig Leuben (Luvine), Gm. 10 km w. Meißen — Bgward 200, 328 — Kirche 200 f., 328 — Kirchspiel 201, 328 — Pfr. 201, 328 Leubnitz, Stadtteil Dresden SO — Kirche 153, 187, 193 f. — Kirchspiel 192, 214 Leutenhain, Gm. 5 km nw. Rochlitz 170 Lex Salica 14 Libitz, B i d. Slavnike (Libice in Böhmen) 72 Liebenwerda, St. a. d. Elster 210, 330 — Kirche 210, 330 Liebertwolkwitz (Niwolkesthorp), Gm. 10 km so. Leipzig 99, 321 Ligzice, slav. Landschaft um Zaudie 337 Limbach, Gm. 4 km s. Oschatz — Kirchspiel 201 Limoges, St. i. Frankr. 133 Liturgie 221, 293 Liubocholi, Bgward i. d. Ndr.-Lausitz (Leibchel?) 149 Liubusua, slav. B | unbek. Lage 87, 211, 330 Liudolf, Hz. v. Schwaben (948, f 957) 302 Liudolfinger, sächs. Herzogs-, dschs. Ks.- u. Kgs.-geschlecht 13 Liuthar v. Walbeck, Gr., Großvater Thietmars v. Merseburg (t 986) 266 Gr. d. Nordmark (895,
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f 1003), Onkel Thietmars v. Merseburg 84 f. Lizendice s. Lausitz, Leisnig Lo s. Hohenlohe Lobas, Gm. 8 km so. Zeitz — Kirche 179, 188, 325 Lobeda, Gm. 4 km so. Jena — Kirche 173, 176, 188 — Kirchspiel 189 Lobstädt, Gm. 3 km nw. Borna b. Leipzig 166 Loburg, St. 23 km so. Burg b. Magdeburg — BI 318 — Bgward 148 Lochau, Gm. 6 km no. Merseburg 44 Lockwitzbach, Ii. Nfl. d. Elbe, mündet oberhalb Dresden 194 Löbau, St. i. Sachsen 329 — Sedes 330 — Stadtkirche 208 Löbejün, St. 16 km nnw. Halle/ Saale 319 — Kapelle 283, 343 Löbnitz/Mulde, Gm. 10 km oso. Bitterfeld 206, 310 — Bg 206 — Bgward 42, 82, 90, 148 — Kirche 206, 329 Löbtau, Stadtteil Dresden W 192 f. Löhsten, Gm. 11 km no. Torgau — Kirche 197 Lösau, Gm. 4 km no. Weißenfels 81 Lößnig (Lesnic), Stadtteil Leipzig S — Bgward 163, 321 Lohsa, Gm. 13 km so. Hoyerswerda — Kirche 207 Lommatzsch, St. i. Sachsen 5, 41, 75, 88, 217 f., 326 — Kirche 200 — Kirchspiel 201 — Pfr. 201 Longinus, röm. Soldat, Märtyrer 22 Lorenzkirch, Gm. 5 km no. Riesa — Kirchspiel 195 Lorsch, St. 14 km o. Worms — Bened.-Kloster 119 Loßwig, Gm. 2 km s. Torgau — Kirche 197 Lostataua s. Lastau/Mulde
Lostau, Gm. 10 km ssw. Burg b. Magdeburg — Bg 318 — Bgward 148 Lothar s. auch Liuthar — Hz. v. Sachsen, dschr. Ks. {R. 1125 bis 1137) u. s. Fr. Richenza 167, 174, 274 Lothringen, westeurop. Landschaft — Gr. s. Ansfried, Bi. v. Halberstadt — karol. Teilreich 13 — Kl. s. Gorze Lucera, St. i. Apulien 65 Luckau, St. i. d. Ndr.-Lausitz 211 Ludwig d. Fromme, Ks. (R. 814—840) 280 — III., fränk. Kg. (R. 879—882) 107 — Gr. v. Thür., der Springer (R. ca. 1080—1123) 133,316 — I., Lgr. v. Thür. (R. 1123—40) 254 Ludwigslied, althochdsdis. episches Gedicht i. rheinfränk. Mundart auf den Sieg Ludw. III. üb. d. Normannen b. Saucourt (881) 312 Lübben, St. i. Spreewald 211, 330 — Bg 211 — Bggr. 211 — Kirche (Pfarr-) 211 f., 283, 343 — Kirchspiel 211, 330 — Landpropstei 212 Lübeck, St. a. d. Ostsee — Genannte s. Arnold Lüttich, St. i. Belgien — Bi. s. Balderich Lützen, St. 13 km no. Merseburg 83, 160, 162, 217 Lützschena, Gm. 8 km nw. Leipzig 321 Lull, Abt v. Hersfeld, Eb. v. Mainz (R. 783—786) 159 Lunsici s. Lusiza Luppe, re. Nfl. d. Saale, mündet unterhalb Merseburg 42, 166 Lusiza (Lunsici), slav. Landschaft zw. Schwarzer Elster u. Tschirne 41, 45, 298, 303, 339 Lutizen, slav. Volk im brandenburg.-mecklenb. Raum 5, 55 f., 74, 80, 87 Luvine s. Leuben
Register M Machern, Gm. 7 km w. Würzen — Kirche 168 Mackenrode/Helmegau, Gm. 12 km nw. Nordhausen 50, 59, 252 Mäcon, St. i. Frankreich — Synode (585) 258 Mähren, mitteleurop. Landschaft 3, 18, 32, 73 — Pforte 3 — Volk 5 Märtyrertod 1 f., 72, 77 Magdeborn (Medeburu), Gm. 10 km so. Leipzig — B | 48, 52 — Bgward 83, 148, 163 f., 321 Magdeburg, St. i. d. Prov. Sachsen 3, 11, 20 f., 23, 25, 27 f., 30, 32 f., 54, 56, 60, 66, 68, 79, 87 f., 95 f., 99, 125, 129, 148 f., 198 f., 231, 255, 262, 269, 272, 275, 292, 294, 296, 309 f., 338 — Annalen 307 — Archipresbyter s. Wigbert, Kanzler Ks. Heinr. II., Bi. v. Merseburg — Bg 338 — Bggr. s. Friedrich, Gr. v. Walbeck — Bgward 10, 292, 297, 339 — Dom (Moritzkirche) 21, 54, 224, 293 — Domstift (Erz-, Moritzkl.) 22, 27 f., 30, 48, 58, 85, 119, 168, 244, 247 f., 253, 261 f., 286, 293, 298, 309, 318, 322, 337—340 Kapitel 63, 68, 85, 87, 131, 277 Propst s. Friedrich v. Wettin, dann Bi. v. Münster; Reding; Waithard; Werner Abt s. Anno, Bi. v. Worms Kanoniker s. Bernar — Domschule 68, 226, 232, 236 • Leiter s. Ekkehard d. Rote; Ochtrich Lehrer s. Geddo — Eb. 27—29, 40, 48, 86, 101, 118, 138, 167 f., 253,283 f., 313, s.Adalbert; Adelgoz v. Veltheim; Brun v. Querfurt; Engelhard; Gero; Giselher, Bi. v. Merseburg, dann Eb. v. M.; Hartwig, Abt v. Hers-
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feld, dann Eb. v. M.; Hunfried; Ruotger v. Veltheim; Tagino; Waithard; Werner; Wichmann, vorher Bi. v. Naumburg — Ebtm. 20, 25, 27—32, 40, 43, 45, 48, 50 f., 60—62, 64 f., 71—73, 78 f., 82, 100, 119, 148 f., 167, 169, 171, 196, 198 f., 205 f., 213, 243 f., 247, 256, 264, 268, 271, 273 f., 283, 293 f., 296 f., 299—301, 304—306, 314, 316, 337, 339, 341 f., 345 Kirchen 84, 161 •— Genannte s. Bruno — Kaufmannskirche 227 — Laurentiuskl. — •— Äbtissinnen s. Brigitta, Base Thietmars v. Merseburg — Ministerialen 253, 256 — Recht 288 — Vogt 249, s. Alberich Magnus, Märtyrer 69, 172, 308 Mähris, Gm. 5 km s. Oschatz — Genannte, Edelfr., Min. d. Mgr. 152 Main, Fl. i. Deutschland 4, 37, 337, 341 Mainwenden (s. auch Wenden, Rednitzwenden) 221 Mainz, St. a. Rhein 115, 122 f., 125, 132, 144, 315 — Albanskl. 166 — Eb. 28, 266, 287, s. Aribo, Pfalzgr. vom Rhein; Friedrich; Hatto II.; Hildebert; Lull, Abt v. Hersfeld, dann Eb. v. M.; Wilhelm,- Willegis — Ebtm. 25—27, 29, 32, 40, 42, 47, 94, 166, 297, 337 — Konzil (1050) 99 Manegold v. Lautenbach, gregorian Publizist C um 1030/40, bis nach 1103) 115, 139 Margarethe, Hl. 182 Maria, Mutter Gottes 182, 295, 321 Marinus, Bi. v. Bomarzo, päpstl. Legat (R. 948—956) 294 Marken Mitteldeutschlands 288. Markgrafen (s. auch Lausitz; Meißen; Merseburg; Ndr.-Lausitz; Nordmark; Ostmark; Schwabengau; Wettin) 41, 150, 191, 244 f., 301, 303, 345, s. Gero 1. u. II.;
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Rikdag; Siegfried I. ; Udo II. v. Stade; Wigger I. v. Bilstein (Mark-)Ranstädt, St. 10 km sw. Leipzig — Gericht 347 Martin, Hl., Bi. v. Tours (R. 371 bis 401) 158 — Min. v. Naumburg (1118—47) 257 Martinskirchen, Gm. 22 km n. Riesa/ Elbe — Kirche 196 Mathilde, 2. Fr. Kg. Heinr. I.t To. d. Gr. Dietrich v. Westfalen (* um 890, f 968) 15 — Vita 225 — Fr. d. Gr. Rapoto v. Abenberg, To. Dedos IV. v. Wettin u. d. Bertha v. Groitzsch (Mitte d. 12. Jhdts.) 318 — To. Ks. Otto I., Äbtissin v. Quedlinburg (* 955, f 999) 51 — Base Thietmars v. Merseburg 230 Mauritius s. Moritz Mausitz, Gm. 5 km n. Pegau 200 — Kirche 201 Maximian, röm. Ks. (R. 286—305) 21 Maximus, Hl. (* um 580, f 662) 26, 295 f. Mazelin, Min. d. Mgr. Ekbert v. Meißen (1071) 317 Mecklenburg, norddschs. Land 234 — Strelitz, Westteil v. M. 217 Medeburu s. Magdeborn Meerane, St. i. Sachsen 216 Mehderitzsch, Gm. 8 km so. Torgau 198 Mehlis, Wü. b. Mutzschen 204 Mehltheuer (Nuendorph), Gm. 5 km s. Riesa/Elbe 200, 328 — Kirche 201 Mehna, Gm. 8 km wsw. Altenburg — Kirche 184, 326 — Kirchspiel 183 Meingot, Bi. v. Merseburg (R. 1126 bis 1137), 271, 274, 341 Meißen, St. i. Sachsen 5, 11, 20, 35 f., 41, 49, 56 f., 69, 73—75, 87, 93, 120, 153, 189, 191 f., 194 f., 198, 200, 232, 250, 295, 297, 303, 310, 317 f., 326, 333, 337
— Afrakirche 190 f., 196 Kirchspiel 190, 285 — Augustinerchorherrenstift 190 — Bevölkerung 57 — Bi. 21, 31 f., 73, 81, 86, 90, 169, 193 f., 196, 200, 202, 209, 255, 263, 267, 288, 305 f., 313, 336, s. Eenno v. Woldenberg, Mönch z. Goslar, dann Bi. v. M.; Bruno I.; Burkhard; Dietrich v. Kittlitz; Eiko I. u. II.; Eilward; Felix; Gerung, Abt v. Bosau, Bi. v. M.; Godebold, Heinrich I.; Herwig; Huprecht; Johann v. Eisenberg; Konrad v. Schönburg; Reginher; Skambonus; Volkold — Btm. 20, 28, 32 f., 36—41, 43, 45 f., 48 f., 51, 55 f., 62, 64—66, 68—76, 82, 89—91, 100, 119 f., 126, 129 bis 131, 135, 138, 148 f., 168 f., 189, 194, 196, 198, 205—207, 209 f., 212 f., 243, 246, 249—252, 254 f., 262 f., 266—269, 275 f., 284, 298 bis 301, 303—306, 308, 310, 326, 341, 345 Kirchen 326 Matrikel 199, 299, 327 — Bg (s. auch Wasserburg) 5,8 f., 36, 57, 69 f., 74, 190, 242, 285, 292, 303, 308, 318, 327 Egidienkapelle (Bggr. Kurienkapelle) 318 Johanniskapelle (mgrl. Kapelle) 147, 190, 318 — BIgr. 200 f., 211, 310, 337, 347 Kurienkapelle s. Egidienkapelle — Bggr.schaft 200 — Bigr.tum 328, 347 — Diözesansynode 242 — Dom (Kathedral-, Stiftskirche) 69 f., 91, 146, 190, 192, 212, 249, 285, 298, 304, 306, 310 — Domstift (Hoch-) 191, 202, 207 f., 254, 289, 294, 298, 304, 310, 322, 329, 337, 340, 347 Kapitel 118, 195, 207, 267, 375 f., 342 Propst 263, 276, s. Dietr. v. Kittlitz Dekan 193, 263, 276 • Kustos 276
Register
— Schulmeister 276 — — — Kanoniker 276, 285 s. v. Kittlitz; Konrad, Pfr. z. Boritz Domschule 138, 223 Vogt 249 — Kirche 189 — M a r k 70, 95, 100, 119, 123—125, 194, 200, 267, 287, 298, 302 f., 317, 326 Mgr. 85, 194, 203, 250 f., 254, 267 f., 310, 319, 337, 347, s. Albrecht v. W e t t i n ; Ekbert II.; Ekk e h a r d I. u. II.; Friedr. III., d. Strenge; Gunzelin; Heinrich v. Wettin, d. Erlauchte; H e r m a n n ; Konrad v. W e t t i n ; Thietmar; Vratislav II.; W i g b e r t ; Wilhelm; Wiprecht II. v. Groitzsch — Marktkirche St. Marien 190 — Ministeriale 255, s. Egeno; Hermann; J o h a n n — Nikolaikirche Kirchspiel 190 — Pfarrkirche v. d. Burg 191, 193 — W a s s e r b u r g (s. auch Bg) 36, 87 — Zehnt 337 — — recht 304, 341 Melca, Land d. Milziener i. d. Ob.Lausitz, ostw. d. obersten Schwarzen Elster (s. auch Milcieni, Milsca, Milzene) 117,209,313 Melchisedek, alttestamentl. Priesterkönig 313 Mellrichstadt/Rhön, St. i. Frk. — Schlacht (1078) 124 Melpitz, Gm. 5 km sw. Torgau — Kirche 197 M e m l e b e n / U n s t r u t , Gm. 4 km so. Roßleben 40, 254 — Kirche 24 — Bened.-Kloster 62, 149, 202, 247, 307, 318, 334 Merkwitz, Gm. 2 km nw. Oschatz — Kirche 203 Merowinger, fränk. Herrschergeschlecht; Einzelpersonen s. Franken, Kge. 13, 109, 172, 260, 336 Merseburg, St. a. d. Saale 8, 10, 23 bis 25, 33 f., 50 f., 54, 58 f., 63, 69, 74 f., 81, 86, 96, 98 f., 136 f., 158 f.,
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375 167, 171 f., 178, 221, 224, 232 f., 254, 270 f., 273—275, 292, 295 bis 297, 302 f., 305, 321 A l t e n b u r g 33, 127, 158 Veitskirche 158, 320 Archidiakonate 300, 320 Bi. 21, 31 f., 52, 87, 101, 118 f., 138, 241, 249, 277, 288, 305, 313, 335, s. Alberich; Albuin; Arnold; Boso, Mönch d. Kl. St. EmmeramRegensburg, dann Bi. v. M.; Bruno; Dietrich v. W e t t i n ; Eckelin I.; Eppo; Friedr, v. Torgau, Domherr; Gerhard; Giselher, dann Eb. v. Magdeburg; Heinr. v. W a h r e n ; Hunold; J o h . I.; J o h . II. v. Bose; Meingot; Thietmar, Gr. v. Walbeck; W e r n e r ; W i g b e r t ; Winither; Woffo Bischofschronik (Chronica episcoporum), v e r f a ß t 1136 mit Interpolationen u. Fortsetzungen bis 1514, 52, 66, 98 f., 232, 242, 270, 273, 276, 278, 295 f., 305, 309 bis 313 Btm. 23, 25, 27—29, 32 f., 36—38, 40—48, 50 f., 55 f., 58—68, 71 f., 76—84, 86, 88 f., 93, 97—100, 129, 137, 148, 151, 157—159, 161 f., 164, 166, 171 f., 180, 198, 205, 212 f., 215, 217, 222, 224, 226, 235, 241, 243, 245 f., 248 f., 251—255, 262—264, 268—270, 273, 276 f., 289, 295, 297, 299—309, 319 f., 339, 345 Bg, fränk. 33, 157/8, 293 (s. audi Pfalz) Bgward 9, 33, 48, 50, 52, 159, 167, 240, 246, 292 f. — Kirchen 159 Dom (Johannis-, Laurentiuskirche) 26, 33 f., 51 f., 64, 66, 88, 98, 124, 127, 136, 147, 158, 168, 277, 295 f., 309 Bibliothek 84, 136, 242, 333 Domstift (Hoch-, zeitw. Benedikt.-Kl.) 159, 161, 163, 166, 222, 241, 244, 247—249, 252, 254, 264, 279, 293, 295, 305, 307, 309, 320, 322 Kapitel 136, 160 f., 163, 224, 275—279, 295, 342
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Register
— — Propst 276, 278, s. Heinr. v. Wahren, dann Bi. v. M.; Johann I., Bi. v. M. Äbte s. Heimo, Mönch d. Kl. Berge b. Magdeburg: Ochtrad, Mönch d. Kl. Berge b. Magdeburg Dekan 276 f. Diakon 275—277 Presbyter 275 Vicedominus 276, 278 Kanoniker 264, 273, 275—278 Kurien 278 — Domschatzverzeichnis 163 f. — Domschule 223, 226, 278 — Gr. s. Dedi I. v. Wettin; Esico; Siegfried I. u. II. — Geschäften 300 — Kirche 24 — Königsgut 33, 147 — Mark 302 f. — Mgr. s. Günther; Siegfried I.; Thietmar — Ministeriale 255 — Petrikirdie a. d. Altenburg 34, 127, 158, 168, 296 Kanonikerstift, dann Benedikt.-Kl. St. Peter 34, 127, 166 f., 277, 315 — Pfalz (Königs-) 26, 33, 84, 98, 147, 159, 249, 295 Gr. s. Burkhard — Reliquien 332 — Schar 297 — Sixtiberg 99 Sixtuskirche 99, 158, 161 — Totenbuch 160 — Vogt 248 — Zehnt 337 Mertitz, Gm. 2 km s. Lommatzsch 75 Mesaburii (s. auch Grenzwäldler) 9, 292 — Legio 291 Messe 2 Metz, St. i. Lothringen — Bi. s. Chrodegang Meuselwitz, St. 25 km s. Leipzig 256 Meusen, Gm. 5 km s. Rochlitz 205 Michael, Bi. v. Regensburg (R. 941 bis 972) 23 f., 237, 332 Michelwitz, Gm. 9 km nnw. Meuselwitz
— Kapelle 179 Mieszko I., Hz. v. Polen (R. 964 bis 992) 65, 71 f., 298 — II., Hz. v. Polen (R. 1025—34) 69, 90, 94 Milcieni (s. auch Melca, Milsca, Milzene), Land d. Milziener i. d. Ob.-Lausitz 303 Milde, Flüßchen i. d. Altmark 56 Mildenfurth, Gm. 3 km n. Weida — Prämonstratenserstift 325 Mildenstein, B§ b. Leisnig — Genannte, Rmin. 267 Mileve, St. i. Numidien — Bi. s. Optatus Militär, Kolonisten 260 — Seelsorge 2, 291 Milito, slav. Führer (805/6) 5 Milkel, Gm. 14 km n. Bautzen — Kirche 207 Milo, Gr. v. Ammensieben (um 1100) 310 Milsca (s. auch Melca, Milcieni, Milzene), Land d. Milziener i. d. Ob.Lausitz 126 Miltitz, Gm. 7 km sw. Meißen 200 Milzene (Milzane, Milzavia, Milze, s. auch Melca, Milcieni, Milsca), Land d. Milziener i. d. Ob.-Lausitz 41, 208, 298, 301, 308 Milziener, slav. Volk 5, 8, 70, 74, 117, 153, 206, 313 Mirikwidu, alter Name f. Erzgebirge (s. dort) 2, 37, 39, 44 Mischkowitz, Wü. b. Würzen 255 Mission (s. auch Gewalt-, Ost-, Russen*, Sachsen-, Slaven-, Wenden-) 3, 5—7, 11 f., 14—16, 18 bis 20, 22—29, 31 f., 35, 37—40, 45, 52 f., 55, 63, 72, 76, 89, 94, 98 f., 101, 143—146, 160, 168, 173, 182, 192 f., 198, 209, 212 f., 215, 217 bis 219, 234 f., 239, 250, 263, 287 f. Mistui, Obodritenfürst (um 985/995) 56 Mitteleuropa (s. auch Europa) 288, 299 Mittelmeer 290 Mittweida, St. 18 km nno. Chemnitz 205 Mobschatz, Gm. 5 km nw. Dresden 148
Register Mochau, Gm. 5 km no. Döbeln — Bgward 202 — Genannte, Edelfr. 152, 203 — Kirche 202 f. — Kirchspiel 202 Möckern, Stadtteil Leipzig N W 318 — Bgward 148, 339 (Gr.-) Möhlau, Gm. 13 km nno. Bitterfeld 314 Mölkau, Stadtteil Leipzig O — Kirche 162 Mölsen s. Hohen-M. Mönche, angelsächs. 19 — aquitanische 19 — iroschott. 19 Mönchtum 53 Monstab, Gm. 8 km w. Altenburg — Kirchspiel 183, 326 Moridio, Br. d. Bi. Werner v. Merseburg, miles Ks. Heinr. IV. (1069) 314 Moritz (Mauritius), Hl. 21 f., 95, 168, 232, 294 f. Moritzaltar d. Petersbasilika-Rom s. Rom, Peterskirche Mortsani, slav. Landschaft, die heutigen Kreise Jerichow I. u. II umfassend 337 Moses, israel. Führer u. Gesetzgeber 16 Mücheln, St. 14 km wsw. Merseburg 304 Mügeln (Mugelin), 9 km sw. Oschatz, s. auch Alt-M. 75, 118, 263, 337 — BI 201, 328 Kapelle 201, 328 — Genannte, Edelfr. 152, 201, 329, s. Siegfr. II. — Kirche (Königs-) 201 f., 328 Mühlberg/Elbe, St. 15 km nw. Riesa 196 — Kirche 197 Mülbitz, Stadtteil Großenhain S — Genannte, Edelfr. 152 Mülsenbach, Wasserlauf so. Glauchau 186 Münchberg, St. i. Ob.Franken 39 Münster, St. i. Westfalen — Bi. s. Friedr. v. Wettin, Dompropst z. Magdeburg; Siegfried, Mönch i. Kl. Berge b. Magdeburg Mugelin s. Mügeln
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Mulde, Ii. Nfl. d. Elbe, mündet b. Dessau 5, 7 f., 42—44, 65, 71, 78, 82, 90, 119, 148—150, 154 f., 168 bis 172, 187, 189, 205, 212 f., 262 bis 264, 284, 286, 299, 301 f., 304, 308, 314, 322, 338 — Freiberger 45, 149, 202 — Zwickauer 151, 301 — Burgwarde 43 f., 82, 171, 284, 304 — Sprengel 299 Muschwitz, Gm. 9 km o. Weißenfels 51, 264 Muskau/Neiße, St. i. d. Nd.Lausitz — Kirche 209 Mutschlehna, Gm. 9 km nnw. Eilenburg 169 Mutzschen, St. 11 km ono. Grimma 203 f., 329 — Bgkapelle 204 — Kirche (Königs-, Stadt-) 203 f. — Pfr. 203 Mylau, St. 5 km so. Greiz 42 N Narbonne, St. i. Südfrankreich — Eb. 115 Naschhausen, Siedlung s. unterh. d. Bg Altenburg, i. d. Stadt aufgegangen 185 Nauberg (Nouuigroda?), Gm. 8 km nw. Leisnig 204 Nauendorf, Gm. 14 km nw. Halle/ Saale — Kirchspiel 201 Naumburg/Saale, St. i. d. Prov. Sachsen 42, 50, 92—97, 99, 133, 148, 152 f., 175, 177, 189, 195, 245, 250, 253, 270 f., 285, 289, 311, 315, 323 — Bi. 97, 132, 138, 160, 179, 195, 203, 288, 305, 313, 343, s. Berthold I. v. Boblas; Dietr. I. ; Dietr. II. v. Wettin; Eberhard; Friedrich v. Goseck; Günther v. Wettin; Hildeward (v. Zeitz); Kadeloh; Udo I.; Walram; Wichmann, dann Eb. v. Magdeburg — Btm. 42, 92, 95—98, 100, 119—121, 123 f., 134 f., 148 f., 152, 165 f., 172, 175 f., 185, 188 f., 195, 198,
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Register
212—214, 224, 233, 251 f., 254, 256, 264 f., 268 f., 279, 284 f., 287, 299 f., 310 f., 316, 322 f., 335, 339 — Bg, die neue 175 — Chronicon 305 — Dom, Kathedralkirche, Stiftskirche St. Peter u. Paul 95 f., 121, 175, 249, 253, 256,311 Westchor 96, 310, 315 — Domstift 92, 151 f., 159 f., 175, 179, 195, 249, 257, 265, 294, 306, 323 Kapitel 160, 256, 275—277, 331 Klerus 256, 276 Propst 175, 275, s. Aribo Propstei 93, 175 Dekan 275 Presbyter 275 Schulmeister 275 Diakone 275 Subdiakone 275 Kanoniker 275, s. Hermann — Domschule 223 — Bened.-Kl. St. Georgen (zuvor i. Kleinjena) 95 f., 132, 134, 256, 279, 311 Äbte 257, s. Friedr. v. Goseck, erwählter Bi. v. N., dann Abt z. Hersfeld — Jakobskirche 175 — Marienkapelle (-kirdie), seit 1252 Dompfarrkirche neben dem Dom 175 — Ministeriale 256, s. Ernst; Hartwig; Heinrich v. Altenburg; Martin; Rüdiger — Moritzkloster, Kanonissen-, dann Augustinerchorherrenstift 95, 135, 175, 311 — Petrikapelle 175 — Vogt 249, s. Dedo IV. v. Wettin Naundörfchen (NuendoTi,Nuwindoiph), Stadtteil Leipzig W 99, 347 Naußlitz (Nouosedlitz), Gm. 10 km o. Kamenz 329 Neckanitz, Gm. 15 km w. Meißen 201 Neiße, Ii. Nfl. d. Oder, mündet oberhalb Fürstenberg 209, 211
Neletici, slav. Landschaft a. d. Mulde 42, 149, 167—169, 197, 318, 321, 338 f. Nellschütz, Gm. 5 km o. Weißenfels 81
Nempitz, Gm. 5 km w. Markranstädt 162
Nerchau/Mulde, St. 5 km no. Grimma 50, 66, 305 — Bg 318 — Bgward 44, 77, 149, 171, 322 Inhaber s. Albi, Gr. a. d. Mulde; Becelin, Gr. i. thür. Ostergau — Kirchspiel 172 Nero, röm. Ks. (R. 54—68) 134 Nesdiwitz, Gm. 13 km nw. Bautzen — Kirche 207 Nessa, Gm. 6 km sw. Weißenfels — Kirchspiel 177 Neuburg/Donau, St. i. Bay. 86 Neukirch, Gm. S km so. Bischofswerda 207 — Kirche 207 Nezan, Dienstmann z. Zwenkau (974) 317 Nicasius, HL 176 Nicici, slav. Landschaft südl. d. Elbe, v. d. Schwarzen Elster bis unteren Mulde 45, 196 Nieder-Klobikau (Cloboko), Gm. 10 km w. Merseburg — Kirche 159 Niederlande, westeurop. Land 97 Niederlausitz (s. auch Lausitz u. Ober-) 9, 41, 46, 74 f., 95, 119, 149 f., 209—211, 267, 283 f., 298, 303, 330, 339 — Mgr. s. Konrad v. Wettin, d. Große — Mgrftum 330 Niederösterreich (s. auch Österreich) 281, 337, 340, 343 Niemitzsch/Neiße, Gm. 20 km n. Forst/Lausitz — Bgward 149, 211 — Kirche (Pfarr-) 150, 211 — Kirchspiel 211, 330 Nienburg/Saale, St. 6 km n. Bernburg — Bgward 149 — Bened.-Kloster 149 f., 318
Register — Äbte s. Brun v. Corvey Nikolaus, Hl. 174, 202 — I., Papst (R. 858—867) 17 f., 105 — Archipresbyter z. Bautzen (1216) 206 Nimbschen, Gm. 4 km s. Grimma — Zisterz.-Nonnenkl. Marienthron 327 Nisani, slav. Landschaft a. d. Elbe b. Dresden 35, 37, 41, 117, 126, 129, 146, 151, 192—194, 249, 327 — Archidiakon 193 — slav. Ort, wohl i. d. Nähe d. jetz. Frauenkirche Dresden 192, 318 Niwolkesthorp s. Liebertwolkwitz Noblac, Leonhardikl. b. Limoges, Frankreich 133 Nöbden, Gm. 6 km sw. Altenburg 182 Nöbdenitz, Gm. 5 km sw. Schmölln/ Thür. — Genannte 152 — Kirchspiel 184 Nöbeln, Gm. 6 km s. Rochlitz 205 Nordgau, bayer. 85, 94 Nordhausen, St. a. Harz 225 Nordmark, sächs. — Mgr. s. Liuthar v. Walbeck; Werner Nordschwaben (s. auch Schwaben) 4 Nordsee 6 — Raum 294 Nordthüringen (s. auch Thüringen, Ost-) 117, 338 Normandie, Landschaft a. d. franz. Küste 141,316 Normannen, nord. Volk 1, 19, 107, 141 — Fürsten s. Robert Guiskard Northeim, St. i. Ndr.-Sachsen — Genannte s. Otto Notker d. Stammler, Mönch z. St. Gallen (* um 840, i 912) 19, 212 Nouosedlitz s. Naußlitz Nouuigroda s. Nauberg — Bgward 203 Nudzici, slav. Landschaft o. d. Saale 43, 292 Nuendori s. Naundörfchen
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Nuendorph s. Mehltheuer Nürnberg, St. i. Frk. 123, 136 Nuwindorph s. Naundörfchen O Oberdeutschland (s. auch Deutschland, Ost-, Süd-, West-) 136 Oberhohndorf/Mulde, Gm. 2 km s. Zwickau 151 Oberitalien (s. auch Italien, Süd-) 21 — Gr. s. Samson Oberkriegstedt, Gm. 8 km nw. Merseburg — Marienkirche 159 f., 320 Oberlausitz (s. auch Zagöst) 5, 8, 70, 74 f., 91, 95, 117 f., 129, 148, 153 f., 207, 209 f., 216, 218, 249, 263, 284, 299, 303, 313, 329, 337, 345 — Archidiakonat 206 — Einchristlichung 327 — Markt 308 — Mgrsdiaft 74, 206 Oberröblingen, Gm. 10 km so. Eisleben 27 Oberthau, Gm. 5 km w. Schkeuditz — Kirche 166, 321 Oberwiederstedt, Gm. 15 km n. Eisleben — Kirche 157 Obodriten (Abodriti), slav. Volk a. d. mecklenburg. Küste 4—6, 10, 55 f., 84, 291 •—• Fürsten s. Mistui Oceanus s. Ozean, Atlantischer Ochtrad, Mönch d. Kl. Berge, Abt d. Benedikt.-Kl. Merseburg (n. 981) 65 Ochtrich, Leiter d. Domschule Magdeburg (um 981) 62 f., 68, 78, 83 f. Ockrilla, Gm. 4 km nno. Meißen 191 Oder, Fluß i. Ostdeutschland 10 f., 41, 69, 71, 298 ölschütz, Wü. am Thonberg b. Probstheida, Leipzig SO 86 ölzschau (Olsgouua), Gm. 10 km n. Borna b. Leipzig 163, 321 — Kirche 171, 321 Österreich (s. auch Ndr.-) 85, 337 Oetzsch, Gm. 5 km sw. Markranstädt 162
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Register
Ohre, Ii. Nfl. d. Elbe, mündet n. Magdeburg 27 Oldenburg/Holstein — Btm. 22, 294 Olschwitz (Olscuizi, Olskowiz), Wü. s. Leipzig — Kirche 162 f., 171, 321 — Kirchspiel 164 Olsgouua s. ölzschau Olskowiz s. Olschwitz Oppenheim, St. a. Rhein 123 Oppin, Gm. 8 km no. Halle/Saale — Bgward 149 Optatus, Bi. v. Mileve (R. 365—385), Kirchenlehrer 103 Orla, re. Nfl. d. Saale, mündet b. Orlamünde 42, 44 — Land 42 Oschatz, St. i. Sachsen (s. auch Alt-) 197, 203, 328 — Amt 328 — St. Egidienkirche 203, 328 — Kirchspiel 203, 328 — Pfr. 203, 328 osep (s. auch Zipkorn) 347 Osnabrück, St. in Ndr.-Sachsen — Bi. s. Benno II. — Btm. 266, 341 Osseg s. Großenhain Ostalpen (s. auch Alpen) 3 Ostdeutschland (s. auch Deutschland, Mittel-, Süd-, West-) 3, 313, 321, 326 Ostergau, thür. Landschaft, westl. d. Ilm 120 — Gr. s. Becelin Osterhausen, Gm. 12 km ssw. Eisleben — Kirche 157 Osterland, Landschaft zw. Mulde u. Saale 303 Osterweine, in Zwickau aufgegangener Ort 186 Osteuropa (s. auch Europa, Mittel-) 348 Ostfranken, süddsche Landschaft (s. auch Franken, süddsche Landschaft) 95 — Reich (s. auch Franken, europ. Reich) 8, 13, 17, 250 f., 334 Heer 1 Kge 7
Ostgoten (s. auch Westgoten) — Kge s. Theodorich — Kgshaus 2 Osthavelland, Landschaft i. d. Mark Brandenburg 337 Ostkirche 313 Ostmark, sächs. ( = Lausitz) 94 f., 298, 303 — Mgr. s. Dedi II. v. Wettin; Dietrich v. Wettin; Ekkehard II.; Gero II.; Hodo; Thietmar II. Ostmission (s. auch Mission, Gewalt-, Russen-, Sachsen-, Slaven-, Wenden-) 23, 30, 67, 296 Ostpolitik 67, 73, 87, 296, 307 Ostsachsen 100, 117 Ostsee — Küste 217 — Slaven (s. auch Slaven, Alpen-, Donau-, Elb-, West-) 217—219, 344 Ostsiedlung 134, 138, 172, 187/8, 192, 210, 253 Ostthüringen (s. auch Thüringen, Nord-) 83 Otto I., dschr. Ks. (R. 936—973) u. s. 1. Fr. Edgitha, 2. Fr. Adelheid 7, 9—18, 20—34, 37 f., 40 f., 46, 48, 50—52, 54 f., 58 f., 61 f., 67, 73, 106, 108, 146, 161, 163, 166, 172 f., 220, 222, 229, 231, 235 f., 241, 243 f., 261—263, 267, 271, 293 bis 296, 302, 304, 317 — II. dschr. Ks. (R. 973—983) u. s. Fr. Theophanu 38, 48—50, 53, 55, 59—66, 164, 171, 248, 302, 307, 317 — III. dschr. Ks. (R. 983—1002), 53 f., 57, 71, 73, 77—80, 87, 90, 119 f., 180, 213, 242, 263, 266, 284, 296, 302, 304, 308, 311 Ottonen 56, 83, 110, 116, 147, 153, 160, 189, 306 ottonisch 293 Otto, Bi. v. Bamberg (R. 1102—39), Kanzler Ks. Heinr. IV. 19, 220 f., 331 — v. Northeim, Hz. v. Baiern (f 1083) 117, 122 Oudwijk, St. i. Holland — Martinskirche 250 Ozean, atlant. 291
Register P Paltzschener See b. Lommatzsch 217 Papendorf s. Pfaffendorf Papitz (Popewiz, Popojce), Gm. 10 km wnw. Cottbus 210 f. — Gm. 2 km o. Schkeuditz 166 Papst 16 f., 30, 78, 112—115, 123 f., 139,244—246,262,269 f., 273,288 f., 296 f., 312, 332, 348, s. AgapetlL; Alexander II.; Benedikt V., VII., VIII.; Bonifaz VIII.; Calixt II.; Clemens II.; Fabianus; Formosus; Gelasius I.; Gregor d. Gr.; Gregor V., VII.; Hadrian II.; Honorius II.; Innozenz III.; Johann VII., XII., XIII., XVIII., XIX.; Leo d. Gr., III.; Nikolaus I. ; Paschalis II.; Sergius IV.; Silvester I.; Urban II.; Wibert; Zacharias — Kanzlei 30, 72 — Stuhl s. Rom, Stuhl Papsttum 112, 139 f., 331 Parma, St. i. Oberitalien — Bi. s. Cadalus Parthe, re. Nfl. d. Pleiße n. Leipzig 168, 171 Paschalis II., Papst (R. 1099—1118) 134, 137, 270, 289 Passau, St. i. Bayern — Bi. s. Pilgrim — Btm. 53, 265, 340 Paudritzsch, Gm. 2 km o. Leisnig 204 Paul Lang, Mönch i. Kl. Bosau, Verfasser d. Chronicon Citizense (vor 1536) 305 Paulus, Apostel 134, 231 f., 237 f., 311 Paunsdorf, Stadtteil o. von Leipzig 347 Pauritz, ehem. Dorf, jetzt Straße in Altenburg n. d. Schlosses 185 Pausitz, Gm. 4 km s. Würzen 50 — Kirche 195, 201 Paußnitz (Busci?), Gm. 6 km so. Torgau 302 Pavia, St. i. Oberitalien 123 — Synode (997) 76 Pechau, Gm. 7 km so. Magdeburg — Bg 318
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— Bgward 148, 339 Pegau, St. 18 km ssw. Leipzig 44, 161, 165, 176, 216, 253 — Bened.-Kloster Mönch, Chronist, Verfasser d. Annalen mit Vita Wiprechts v. Groitzsch 226, 254, 343 — Nikolauskapelle 165, 281, 343 Penig, St. 15 km ssw. Rodilitz 44 Perser, vorderasiat. Volk 133 Pesterwitz, Gm. 8 km sw. Dresden — Bg 194 — Bgward 148, 193, 327 — Kirche 194 — Kirchspiel 193, 327 Feiersberg, Gm. 5 km nw. Eisenberg/Thür. — Kirchspiel 324 Petrus, Apostel 16, 35, 105, 114, 158, 168, 172, 206, 311 — Stuhl (s. audi Rom, Stuhl) 17 Pfaffendorf (Papendorf), s. audi Papitz — Gm. 12 km nw. Beeskow/Mark 210 — Wü. b. od. in Eula, 5 km n. Borna b. Leipzig 165 — Gm. b. Jauernick, 15 km o. Löbau 209 — Stadtteil Leipzig N 162 f. — Wü. i. d. Flur Schkeitbar 161, 281 — Wü. b. Schönburg, 4 km o. Naumburg 177 Pfalzgr. s. Burkhard; Dedo; Friedrich v. Goseck; Friedrich II. v. Sommerschenburg Plarrsdorler Werder s. Würzen Philipp v. Schwaben, dschr. Kg. (R. 1198—1208) 183 f. Piasten, schles. Herrscherhaus 70 Pilatus, röm. Procurator v. Judäa (wahrsch. 26/36) 103, 105 Pilgrim, Bi. v. Passau (R. 971—991) 53 Pippin, fränk. Kg. (R. 751—768) 4, 13, 106, 258, 260 Pirna, St. i. Sachsen 45 — Kirdispiel 194 Piso, miles (um 1144) 255 Pissen, Gm. 10 km w. Leipzig 65 — Kirche 321 Planitz, Gm. 10 km w. Meißen
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Register
— Kirche 200 f. Planschwitz, Gm. 4 km w. Oelsnitz/ Vogtl. — Kirche 187 Plauen, St. i. Vogtl. 42, 181, 187, 207, 252, 326, 343 — Deutschordenshaus 187 — Elstermühle 188 — Kirche (Pfarr-, Johannis-) 94, 135, 181, 185, 187 f., 252, 265, 268, 280, 283, 326 — Kirchspiel 187—189, 214, 326 — Pfr. s. Thomas — Stadtteil sw. von Dresden — Kirchspiel 192 Pleiße, Fl. i. Westsachsen 41, 150, 154, 164, 171, 186 — Gau 97, 120, 132, 135, 145, 152, 155, 182—184, 189, 265 — Sprengel 323 Plisne, slav. Landschaft beiderseits d. oberen Pleiße (s. auch Pleiße, Gau) 41, 43, 82, 148, 218, 264, 292 Pohl, Gm. 6 km nno. Plauen/Vogtl. — Kirche 187 Pöhlde, Gm. 5 km s. Herzberg/Harz 92 — Bened.-Abtei 50, 65, 83, 304 f. Pötewitz, Gm. 10 km sw. Zeitz — Kirche 180, 188, 325 — Kirchspiel 180 f., 189 Pohla, Gm. 4 km no. Bischofswerda — Kirchspiel 208 Polen, osteurop. Land 9, 31 f., 36, 39, 57, 67, 70—75, 77, 87, 89, 91 f., 222, 288, 303, 308 f., 344 f. — Btmr. 345 — Geschichte 296, 300 — Hzge. u. Kge. 69, s. Boleslaw, B. Chrobry, Mieszko — Kirche 288 Geschichte 296, 300 — Kriege 35, 45, 68 (-feldzug), 87, 90 f., 118, 145, 190, 200, 206, 209, 212, 222, 251 (-siege), 303 — Recht 300, 345 — Staat 296, 298 — Volk 55 f., 69 f., 74 f., 192, 196, 242, 308, 317 Polkenberg (Bolechina), Gm. 4 km nnw. Leisnig — Bgward 150, 204
— Kirche 204 Pommern, norddsche. Landschaft a. d. Ostsee 71 — Volk 19, 220 Popewiz s. Papitz Popojce s. Papitz Poppewitz, Wü. b. Oschatz (?) 203, 328 Poppitz (Pop-owice), Bezeichnung f. kirchl. Dorfdos 156 — b. Altmügeln, 10 km so. Oschatz 201, 328 — b. Boritz, 4 km o. Riesa/Elbe 195 — Stadtteil Dresden W 192, 194 — b. Keuschberg, 1 km s. Bad Dürrenberg 162, 281 — b. Püchau, 5 km nw. Würzen 168 — 1 km nw. Rochlitz 170 Poppo v. Babenberg, Hz. d. Sorbenmark (892) 1 — Kaplan Ks. Ottos I., Br. d. Gr. Wilh. II. v. Weimar 231 Portitz, Gm. 6 km no. Leipzig 50 Posa s. Bosau Posen, St. i. Polen 25 — Bi. 40, 296, s. Unger — Btm. 28, 32, 39, 65, 72 f., 79, 296 f., 307, 309 Posendorf, Gm. 5 km n. Weißenfels, Sitz d. Geschlechts v. Bose s. dort Poserna, Gm. 8 km ono. Weißenfels 81 Possen, Wü. b. Altranstädt 65 Possendorf, Gm. 8 km s. Dresden — Kirche 194 — Kirchspiel 193 (Gr.-) Postwitz, Gm. 7 km s. Bautzen — Kirche 207 Potorisci, unbek. Ort i. d. Nähe v. Merseburg 304 Pouch, Gm. 5 km o. Bitterfeld 43, 90, 205, 263, 310, 329 — Bgward 42, 44, 82, 148, 263, 337, 343 — Kirche (Pfarr-) 205 f., 263, 329, 343 — Kirchspiel 205, 329 — Pfr. 205 Praeneste, St. i. Italien — Bi. s. Cuno Prag, St. i. Böhmen 23, 57 f. — Bi. s. Adalbert ¡ThiedagiThietmar
Register — Btm. 28, 32, 39, 45, 57, 72, 297 f., 300 f. — Veitskirche 23 Premysliden, tschech. Fürstengeschlecht 5, 23, 57 f. Pretschen, 18 km sw. Beeskow/ Mark — Bgward 211 Prettin, St. 12 km nw. Torgau/Elbe — Bg 199, 318, 328 — Bgward 149 — Kirche 199 f. Pretzsch (Piacine?), St. 20 km so. Wittenberg/Elbe — Bg 199, 328 — Bgward 149 — Kirche 199 f., 328 Prießnitz, Gm. 7 km nno. Borna b. Leipzig — Kgs.hof 50, 66, 304, 322 Probstheida, Stadtteil Leipzig SO 86 — Kirchspiel 164 Profen (Proviti), Gm. 9 km nno. Zeitz 152 — Genannte, Edelfr. 152, 179 — Kirche 179 f., 284, 325, 343 — Kirchspiel 165, 179, 189, 325 — Pfr. 179 Prokop, Hl. 208 Provili s. Profen Prüm, St. i. d. Eifel — Bened.-Kloster Abt s. Regino Prußen, Volk i. späteren Ostpreußen 19, 66, 72 Piacine s. Pretzsch? Püchau (Eichin), Gm. 5 km nw. Würzen 44, 90, 205, 304 — Bg 8, 147, 166, 168 f. — Bgward 82, 148, 168, 170, 284, 310 — Kirche (Petri-) 168, 171, 322 Pürsten, Gm. 6 km no. Weißenfels 81 Püsterich, angebl. slav. Gott 216 Punkewitz, Gm. 4 km so. Naumburg 97 Puonzouua, slav. Landschaft beiderseits d. Elster oberhalb Zeitz 41, 50, 218
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Purschwitz, Gm. 7 km ono. Bautzen — Kirche 207 Pripoldnica, v/end. Sagengestalt 219 Q Quedlinburg, Si. i. Harz 55, 67, 85 — Annalist, Geschichtswerk a. d. Anf. d. 11. Jhdts. 90, 306, 309 — Peterskirche 298 — Servatiuskirche 298 — Stift 149 f., 180, 318 — Synode (1000) 79; (1085) 125, 131 Queis, Ii. Nfl. d. Bober i. Schlesien 11
Queisau, Gm. 5 km sw. Pegau 180 Querfurt, St. i. d. Prov. Sachsen — Genannte s. Brun Quezici, slav. Landschaft um Eilenburg 42 f., 168, 302 R Radefeld, Gm. 9 km nw. Leipzig 44 Radibor, Gm. 7 km nnw. Bautzen — Kirche 207 Raguhn/Mulde, St. 10 km n. Bitterfeld 119, 314 Rampitz, Gm. 12 km nnw. Leipzig 162 Ranstädt s. Markranstädt Rapoto v. Abenberg, Gr. (f n. 1172) u. s. Fr. Mathilde, To. d. Gr. Dedo IV. v. Wettin 318 Rasephas, Stadtteil n. von Altenburg — Genannte, Edelfr. 152 Raßnitz, Gm. 6 km w. Schkeuditz 166 Raußlitz, Gm. 8 km nno. Döbeln — Kirche 200 f. Ravenna, St. i. Ob.-Italien 30 — Synode (9€7) 28, 38, (968) 29 Ravenold, Pfr. z. Döbeln (1219) 202 Recht, poln. 300 Redarier, slav. Volk a. d. Gruppe d. Wilzen i. südwestl. Mecklenburg 84, 217 f. Reding, Dompropst z. Magdeburg 231 Rednitzwenden (s. auch Wenden, Main-) 221
Register
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Reformation (-zeit) 155, 159, 164, 175—177, 183 f., 188, 199 f., 202, 204, 207, 324, 327, 329 Regensburg, St. i. Bay. 6, 24—26, 295, 300 — Bi. Michael; Wolfgang — Btm. 23 — Kl. St. Emmeram Mönch s. Boso, dann Bi. v. Merseburg Reggio, St. i. Kalabrien — Patriarch s. Basileios Reginher, Bi. v. Meißen (R. 1064 bis 1066)
118, 120
Regino, Abt d. Kl. Prüm, dann v. St. Martin z. Trier, Geschichtsschreiber (i 915) 19, 30, 298 Regis (Rogaz), St. 5 km sw. Borna b. Leipzig 44, 97, 120 (R.-Breitingen), 171, 320, 335 Regnitzland 38, 94 Regnum - sacerdotium 12, 17, 133, 296, 312 Reich (s. auch Kaiser u. R.) 2, 6—9, 11, 15, 17—19, 23, 31, 33 f., 38, 49, 56 f., 67, 69, 71 f., 74, 80, 84 f., 87, 89, 91, 97, 99—103, 106—109, l l l f . , 116, 118, 120 f., 126, 130, 134, 138 f., 141—143, 150, 165,170, 206, 209, 211, 237, 242—245, 248 f., 251, 274 f., 281, 286, 298, 311, 341 — fränk.-dschs. 313 — Gedanke 293 — Gewalt 9, 97, 101, 116 f., 119 f. — Insignien 22 — Kirche(n) 243 f., 248 — Kriegssteuergesetze 299, 320 — Politik 26, 30, 100 — röm. s. Imperium, röm. — Zoll 183 f. Reick, Stadtteil so. von Dresden 192 Reims, St. i. Nordfrankreich 3, 136 f. — Btm. 297 Reinhardsbrunn, Gm. 3 km s. Waltershausen/Thür. — Bened.-Kl. 138 Äbte s. Rudolf Reppichau (Repgow), Gm. 8 km no. Köthen/Anhalt — Genannte s. Eike v. Repgow
Reuß, dschs. Adels- u. Fürstengeschlecht — Fürstentümer 323 — Oberland 300, 323 Rhein, Strom i. Westdeutschi. 6, 54, 291, 323 — Pfalzgr. v. Rh. s. Aribo, Eb. v. Mainz Rheinfelden, St. a. Ob.-Rhein, 12 km o. Basel — Genannte s. Rudolf Rhenus s. Rhein Rhone, Fl. i. Frankreich 21 Richerus, Abt d. Moritzkl. Magdeburg (R. 954—968) 296 Riedegost-Rethra, slav. Heiligtum 88, 217, 331 Riesa, St. a. d. Elbe 3, 36, 75, 120, 195 — Kloster 135, 195 Riestedt, Gm. 6 km no. Sangerhausen — Wigbertkirche 157 Rikdag, Wettinerfürst, Mgr. (979, t 985) 61, 255 Ripen, St. i. Dänemark —Btm. 22 Rippach, re. Nfl. d. Saale, mündet unterhalb Weißenfels 43 f., 51, 81 f., 189, 264, 301, 308 Robert Guiskard, Normannenfürst, Gr. v. Apulien (1057, i 1085) 141 Rochelez s. Rochlitz Rocheniz, Wü. b. Grimma 318 Rochlitz (Rochelez), St. i. Sachsen 2, 42, 65, 88, 120, 152, 171, 205, 241 f., 322 — B | (Königs-) 145, 147, 170, 322 — Bggr. 211 — BIward 44, 150, 170, 264, 284 — Grschaft 322 — Kirche (Petri-, Pfarr-) 168, 170 f. — Kirchspiel 170, 322 — Land 322 Roda, Gm. 11 km no. Grimma 204 Rodameuschel, Gm. 2 km s. Camburg/Saale — Kirche 178, 324 Rodersdorf, Gm. 7 km sw. Plauen/ Vogtl. — Kirche 187 Roda, Gm. 5 km w. Leisnijj
Register — Genannte 152 Röder, Ii. Nfl. d. Schwarzen Elster, mündet b. Elsterwerda 155, 196 Rödgen, Gm. 12 km so. Leipzig 163 Rötha, St. 11 km s. Leipzig 150 — slav. Idol 216 Rogaz s. Regis?, Roitzsch Roitzsch (Rogaz), Gm. 6 km sw. Bitterfeld 303 Rom, St. i. Italien 18, 23, 25, 29—31, 53, 72, 76 f., 79, 92, 94, 104, 112, 122, 129, 137, 140 f., 269 — Bi. 17 — Kurie 18, 20, 30 f., 65, 71 f., 94, 124, 128, 134, 139 f., 245, 266, 293 f., 297 — Lateran 63 •— S. Maximus apud Cumas 295 — Peterskirche 22, 26, 63 Moritzaltar 22, 294 — St. Sebastian a. d. Palatin 54 — Stuhl 30, 71 f., 139 — Synode (981) 78; (998/9) 78 Romanus, Hl. 26, 83, 160, 295 f. Ronneburg, St. 7 km o. Gera — Kirche (Pfarr-) 181 Rosenburg, Gm. 8 km no. Calbe/ Saale — Bg 248, 334 Rosenfeld, Gm. 5 km no. Torgau — Kirche 197 Rositz, Gm. 5 km nw. Altenburg — Kirchspiel 184, 326 Roter Graben (Rote Grabe), Gerichtsbez. o. Zeitz 179 f. Rothenburg, Gm. 3 km s. Könnern/ Saale — Bg 318 — Bgward 149 Rotmann, Gesandter d. Eb. Giselher v. Magdeburg (ca. 997) 77 Rottmersleben, Gm. 9 km s. Haldensleben/Altmark 255 Rudelsburg/Saale, Bg 9 km sw. Naumburg — Kirche 324 Rudolf II., Kg. v. Burgund (R. 912 bis 937) 21 — v. Rheinfelden, Gegenkg. (R. 1077—80) 124, 131 — Abt d. Kl. Reinhardsbrunn (um 1140) 138 25 Schlesinger
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Rüdiger, naumburg. Min. (1140) 254 Rügen, dsche. Insel i. d. Ostsee 216 Rüsseina, Gm. 9 km so. Döbeln — Kirche 202, 238 — Pfr. 202, 328 Ruhland/Elster, St. 25 km w. Hoyerswerda — Kirche 209 Rulico v. Bieberstein (1241—1304) 202 Ruotger v. Veltheim, Eb. v. Magdeburg (R. 1119—25) 138,342 Rupert, Bi. v. Bamberg (R. 1075 bis 1102) 136 Russenmission (s. auch Mission, Gewalt-, Ost-, Sachsen-, Slaven-, Wenden-) 32 Rußland 25, 29
S Saale, Fl. a. d. thür.-sädis. Grenze 2, 4 f., 7, 10 f., 24 f., 27 f., 30 f., 33, 37, 40, 42—44, 46 f., 49, 52, 55 f., 59 f., 65, 81 f., 86, 91, 93, 96 f., 145, 147 f., 150, 152 f., 157—160, 166 f., 171,176—178,180,189, 244, 251 f., 262, 264, 267, 284, 286 f., 292, 300 bis 302, 316, 319, 323 f., 336, 338, 347 — Gebiet 299 — Kreis 149, 167 Saaleck, Gm. 7 km sw. Naumburg — Genannte, Edelfr. 152 — Kirche 324 — Kirchspiel 177, 324 — Pfr. 324 Saalfeld, St. i. Thür. 26, 42, 122, 223, 322 — Bg (Königs-) 147 Saara, Gm. 5 km s. Altenburg — Genannte, Rmin.? 184 — Kirchspiel 184, 326 Sachsen s. auch Altsachsen — Altenburg, Hzgtm. 323 — Btmr. 333 — Gaue 300 — Geschichte 299 — Hz. 90, s. Georg; Lothar, dtschr. Ks. — Hzgtm. 100
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Register
Kgr. 300 Kurkreis 327 Mission 19 Ostmarken 301 Pfalzgr. s. Dedo; Friedrich v. Goseck Sachsenburg (Gozne?), Gm. 2,5 km n. Frankenberg/Sachsen 267 Sachsenspiegel 288 Sachsgraben, Grenzlinie i. Norden Thür. 27, 43 Salbitz, Gm. 5 km sso. Oschatz 318 Salbke, Stadtteil Magdeburg SO — Kirche 88 Salerno, St. i. Mittelitalien 141 Salier, Kgshaus 95, 102, 110, 117, 124, 134, 153, 159 f., 293, 307, 322 Salsitz, Gm. 2 km sw. Zeitz — Genannte, Edelfr. 152 — Kirche 178, 325 Salza, Ii. Nfl. d. Saale, mündet b. Salzmünde 43, 46 Salzburg, St. i. Österreich — Bi. s. Arn; Gebhard — (E)Btm. 6, 297, 340 f. Salziger See, 11 km so. Eisleben 27, 43 Salzmünde, Gm. 9 km nw. Halle/ Saale 43 Samo, fränk. Führer in Böhmen 4 Samson, oberital. Gr. (10. Jhdt.) 21 Sangerhausen, St. i. d. Prov. Sachsen 50 St. Blasien, Gm. u. Kl. i. südl. Schwarzwald — Genannte s. Bernold St. Denis, Kl. i. Frankreich 158 St. Gallen, St. u. Kl. i. d. Schweiz 19 — Mönche s. Notker d. Stammler St. Gangloff, Gm. 12 km o. Stadtroda/Thür. 171 St. Léonard, St. o. Limoges/Frankreich 133 — Leonhardikl. s. Noblac St. Victor, Stadtteil v. Paris, Chorherrenstift — Genannte s. Hugo Saulus s. Paulus Saxdorf, Gm. 8 km wsw. Liebenwerda — Kirche 196
Saxo Grammaticus, dän. Geschichtsschreiber (f n. 1216) 215 Schänitz, Gm. 9 km s. Riesa/Elbe 75 Schafstädt, St. 11 km o. Querfurt 132 Schartau, Gm. 4 km w. Burg b. Magdeburg — Biward 148, 318, 329 Schildau, St. 11 km sw. Torgau 169 Schirmenitz, Gm. 13 km nw. Riesa 45, 301 Schkeitbar (Zutibure), Gm. 5 km o. Lützen 83, 88, 164, 198, 217 f., 281 — Kirche 160 f., 171, 173, 279, 284, 320 — Kirchspiel 160—162, 320 Schkeuditz, St. 18 km nw. Leipzig — Amt, bischöfl. 98 — Biward 42, 44, 82, 98, 148, 167 — Genannte, Edelfr. 152 — Kirche (Albans-) 166, 171, 321 Schkölen, St. 11 km s. Weißenfels 97, 264 — B I 84 — Biward 161, 264, 318, 320 — Propstei, Zelle d. Bened.-Kl. Pegau 176, 318, 324 Schkopau, Gm. 5 km n. Merseburg
81 Schleckweda, Gm. 8 km sw. Zeitz
180 Sdileifberg, Berg i. d. Ob.-Lausitz, jetzt Bieleboh 216 Schleiz, St. i. Thür. 42 Schlesien (Sleenzane), ostdsche. Landschaft 3, 45, 57, 71, 147, 298 — Gaue 300 — Geschichte 298 — Kirche 300, 345 Schleswig, St. a. d. Jüt. Halbinsel (Alt-Dänemark) — Btm. 22 — Holstein, norddschs. Land —• — Kirchengeschichte 294 Schletta, Gm. 4 km w. Meißen 191 Schlöben, Gm. 5 km nw. Stadtroda/ Thür. — Kirche 173 Schmerzbach, re. Nfl. d. Mulde, mündet unterhalb Dessau 314 Schmölln, St. i. Thür., 14 km sw. Altenburg 154, 184, 326
Register — Abtei, kgl., dann Bened.-/Zisterzienser-Kl. 120 f., 152, 279 — Frauenkirche a. d. Berge 184, 326 — Kirche (Stadt-) 184 Schmölln, Gm. 3 km o. Bischofswerda — Kirchspiel 208, 316 Schmorkau, Gm. 12 km w. Kamenz — Kirche 203 Schönburg, Gm. 4 km o. Naumburg — Bgward 177, 324 — Genannte, Edelfr., Rmin. 152 f., 193 f., 324 — Kirchspiel 177 — Lande 342 Schönfeld, Gm. 7 km oso. Dresden — Kirchspiel 194 Schönstadt, Wü. 9 km o. Würzen 304 Sdionenberg, Wü. b. Störmthal, 6 km no. Rötha, jetzt Störmthaler Schäferei, Fln. Schimrigfeld 164 Schrebitz, Gm. 10 km n. Döbeln — Bgward 118, 202, 250, 328 — Kirche 202, 328 — Kirchspiel 202, 328 — Kgsgut 202, 328 — Pfr. 203 Schwaara, Gm. 5 km no. Gera 180 Schwaben, süddsche. Landschaft (s. auch Nord-) — Hz. s. Hermann III. Schwabengau, alter Gau s. d. unteren Bode 275 — Mgr. s. Christian Schwanditz, Gm. 7 km w. Altenburg 182 — Kirche 182 Schwarzbach, Gm. 5 km nnw. Rochlitz 170 Schweinfurt, St. i. Frk. — Gr. 95 Sdiwerzau, Gm. 8 km ssw. Pegau — Bg 165, 321 — Kapelle 179 Schweta, Gm. 7 km ssw. Oschatz — Kirchspiel 201 Sciamanstedi s. Semmenstedt? scobrones 179, 287 Sebaldus, Hl. 229 Seelitz, Gm. 1 km o. Rochlitz 329 — Bgward 284 25 •
387
— Kirche 205, 329 — Kirchspiel 170, 205 Seidewitz, Gm. 9 km o. Camburg/ Saale — Kirche 176 Seifersdorf, Gm. 4 km ssw. Leisnig — Kirche 204 Selpoli, Landschaft d. Ndr.-Lausitz n. d. Linie Cottbus zur Spree 298, 339 Semela, slav. Führer (805/6) 5 Semmenstedt (Sciamanstedi?), Gm. 14 km so. Wolfenbüttel 304 Senftenberg, St. i. d. Ndr.-Lausitz — Kirche 210, 330 — Kirchspiel 210, 330 Sergius IV., Papst (R. 1009—12) 86 Seußlitz, Gm. 10 km so. Riesa/Elbe 190 — Genannte, Edelfr. Bgmannen v. Meißen 152 — Klarissenkl. 193, 202 Siedlungspolitik, kirchl. 86 Siegfried, Mönch i. Kl. Berge b. Magdeburg, Abt (1009—22), Bi. v. Münster (R. 1022—32), Br. Thietmars v. Merseburg 85 — I., Gr. z. Merseburg, Mgr., wahrscheinlich Br. Geros I. (f 937) 10, 33, 302 — II., Gr., wohl Nachkomme d. Vorigen (n. 953) 302 — II. v. Mügeln (1215—34) 156, 201 — Gr. v. Walbeck (t 990) 84 Sigibert I„ Kg. d. Franken (R. 561 bis 575) 3 Sünizi s. Süptitz? Silvester I., Papst (R. 314—335) 105 Sisu, Einsiedlerin z. Drübeck (f um 1010) 233 Sitten, Gm. 5 km n. Leisnig — Kirche 204 Sitzenroda, Gm. 12 km s. Torgau/ Elbe — Benediktinerinnen-Kloster 201 Siusili (Susalin), slav. Landschaft um Landsberg u. Brehna 42 f., 82, 148—150, 303, 339 Siusler, slav. Volk 5 Skambonus, Bi. v. Meißen (R. 1118? bis 1125?) 136, 316
388
Register
Skandinavien, nordeurop. Halbinsel 19 Sklaven 36, 49, 287 — Handel 36, 49, 222 f. Slaven (s. auch Alpen-, Donau-, Elb-, Ostsee-, Süd-, West-) 1, 3 f., f bis 11, 15, 24, 28, 31, 33 f., 41, 49, 52 f., 55 f., 66, 77, 83 f., 89, 100 f., 109, 136, 143, 146, 168, 172, 182 f., 188, 215 f., 218—225, 227, 230 f., 233, 235 f., 238, 250—252, 262 f., 265 f., 268, 281—283, 286 f., 293—295, 316—318, 326, 334, 336—341, 343 f. — Adel 146, 317 — Adelsschicht 345 — Aufstand (983) 11, 45, 55 f., 66, 70, 229j (1018) 234 — Biverfassung 286, 347 — Bgwälle 287 — Chronik s. Helmold v. Bosau — Dämonen 219, 221 — Dörfer 146, 149, 161, 173 f., 179, 205 — Eigentumsrecht 340 — Führer 6, s. Bor; Cuchawicus; Derwanus; Milito; Semela — Fürsten 6, 146 — Gebiete 31 — Götter, angebliche 216, s. Bieleboh; Flins; Krodo; Püsterich; Svantewit; Swjatowit; Triglav; Zcerneboch Bilder 217 f. Dienst 217 — Grenze 7, 9, 22, 26, 33, 222 — Grenzland 34 — Hintersassen 265 — Idole s. Bautzen; Elstra; Gahlen; Glomuzi, Quelle; RiedegostRethra; Rötha; Trebsen; Zadel; Zittau; Zutibure, Hain — Kriege 7, 10 — Kultplatz 177, 217 f. — Kulturgebiete 345 — Land 11, 22, 25, 32, 35, 38, 50, 52, 62, 223, 225, 252, 261, 306, 336 (Länder) — Landschaften 10, 56, 339 — Mission (s. auch Mission, Ge-
walt-, Ost-, Russen-, Sachsen-, Wenden-) 1, 18, 30, 62, 76, 83, 293 — Namen 196 — Namengebung 166, 192 — Nebensiedlung 98, 100 — Orte 170 f. — Ortsnamen 156 — Predigt 127 — Rechtsordnung 345 — Rechtsverhältnisse 344 — Religion 88, 217 f. — Siedlungen 164, 171, 209, 326, 346 — Sprache 24, 127, 182, 224 — Stämme (s. auch Böhmen; Heveller; Koldizer; Lutizen; Mährer; Milziener; Obodriten; Redarier; Siusler; Sorben; Wenden; Wilzen) 1, 5, 27, 31, 56, 339 — Texte 295 — Völkerschaften 3, 243, 262 — Volkstum 57, 146, 188, 257, 318, 341 — Weiler 281 f. — Wirtschaft, Ordnung 345 Weise 282 f., 285 Verfassung 336, 340, 345 Verhältnisse 344 — Wohngebiete 143, 212, 218 — Zehnt 346 Verfassung 336 — Zeit 177, 219, 287, 346 Slaventum 20 Slavnike, slav. Fürstengeschlecht i. Böhmen 57 f., 72 Sleenzane s. Schlesien Smarsow (Smarso), Gm. 6 km s. Forst/Lausitz 210, 330 Smurden 188, 252, 257, 281, 334 Sömmeringen, Wü. b. Wolmirstedt 78 Sohland, Gm. 20 km s. Bautzen — Kirche 207 Sommerschenburg, Gm. 8 km so. Helmstedt — Genannte, Pfalzgr. s. Friedrich II. Sondershausen, St. i. Thür. 50 Sonnewalde, St. 8 km nw. Finsterwalde/Ndr.-Lausitz 211
Register Sophie, Fr. d. Mgr. Albrecht v. Meißen, To. Hz. Friedr. v. Böhmen (oo 1186, t 1195) 191 Sorben (Sorcibi), slav. Volk 4—6, 23, 143, 146, 217—219, 280, 291, 317, 346 f. — Adel 146 — Fürsten s. Derwanus; Zistiboro — Land 5, 18, 23, 25, 32, 37, 47, 120, 143, 146 f., 149, 182, 220 f., 226, 239 f., 247, 266, 280, 282—284, 286, 288 f., 294, 302, 316, 318, 322, 335—337, 341, 343—348 Bi. 31, 53, 242, 289 Btmr. 21, 32, 43, 46, 49, 52, 58, 71, 143, 153, 157, 166, 241, 244, 250 f., 258, 265, 272—274, 276, 278 f., 289, 293, 341, 345 Christianisierung 239 Kirche 240, 288 — O r d n u n g 28 Organisation 145 V e r f a s s u n g 285, 287 Kirchen 154 f., 279 f., 282, 285 bischöfl. 242, 248, 265, 269, 275 Missionierung 143 — M a r k 1, 7, 9, 94 Hz. s. Poppo v. Babenberg — Quellen 287 Sornzig, Gm. 8 km sw. Oschatz 319 — Kirche 156 — Kirchspiel 201 — Benediktinerinnen-Kloster 201 Spanien, südwesteurop. Land 16, 223 — Kirche 334 Spannseil s. Konrad Spergau, Gm. 6 km s. Merseburg 98, 100, 160, 320 Speyer, St. a. Rhein 123, 126 — Btm. 345 — Fiskalzehnte 336 Spree, Fl. i. d. Lausitz u. M a r k Brandenburg 207 — W a l d 41 Stade, St. i. Ndr.-Sachsen — Gr. 151, 165, s. Heinrich; Udo II., Mgr. Stadtsteinach, St. 7 km no. Kulmbach/Frk. 39 Staffelsee, See i. Ob.Bayern 79
389
Stammler s. N o t k e r Staritz, Gm. 20 km so. Torgau — Kirche 197 f. Starkenberg, Gm. 0 km w. Altenburg — G e n a n n t e B t g r . 184 Staucha, Gm. 10 km so. Oschatz — Kirche 200 f., 328 — Kirchspiel 200 f., 328 — Benediktinerinnen-Kl. 200 f., 328 Staufer, mittelalterl. dschs. Herrscher- u. Ks.geschlecht 117, 142, 226 Steinkirchen, Stadtteil s. von Lübben/Spree — Kirche 211 Stendal, St. i. d. Altmark 227 Stendorf, Gm. g e g e n ü b e r d. Bg Saaleck — Kirche 324 Stöben, Gm. 3 km n. C a m b u r g / S a a l e — Kirchspiel St. Petersberg 178, 324 Stöbnig, Gm. 2 k m o. Rodilitz 322 Stöntzsch, Gm. 1 km w. Pegau 165 Störmthal, Gm. 10 km so. Leipzig 164 — Kirche 163 Stößen, St. 9 km so. N a u m b u r g / Saale 174 Stollberg/Erzgeb., St. 15 km sw. Chemnitz — Pflege 326 Stolpen, St. 15 km no. Pirna/Elbe 207 Storkeuuitz, W ü . b. Meißen, Striegnitz? 191 Strahquaz, Br. Boleslavs II. v. Böhmen (* 936, f 997) 72 Straßburg, St. i. Elsaß 275 Strehla, St. 7 km nw. Riesa/Elbe 45, 74, 151, 195, 301 — B I 195, 327 — Bgkirche 195 — Bgward 120, 148, 195, 318, 327 — Kirche 195 — Kirchspiel 195, 213 — Pfr. 195 Striegnitz (Storkeuuitz?), Gm. 8 km s. Riesa/Elbe 191 — Kirche 200 f. Strupenice, slav. Landschaft um Bürgel a. Gleißbach 42
Register
390
Sudeten, Grenzgebirge zw. Schlesien u. Böhmen 37, 298 Süddeutschland (s. auch Deutschland, Ober-, Ost-, West-) 115, 123 Südfrankreich (s. auch Frankreich) 111 Süditalien (s. auch Ob.-, Unter-) 140 Südslaven (s. auch Slaven, Alpen-, Donau-, Elb-, Ostsee-, West-) 220 Süptitz (Silnizi?), Gm. 5 km w. Torgau — Bg 199 — Kirche 197, 199 Süßer See, 7 km so. Eisleben 43 Suidger, Bi. v. Bamberg (R. 1041 bis 1046), dann Papst Clemens II. (s. dort) 112 Sulza, St. 9 km no. Apolda/Thür. — Propstei 127 Supan 293, 318 Supanie 326 Susalin s. Siusili Sutri, St. i. Mittelitalien — Synode (1046) 112 Svantewit (Swjatowit), slav. Gott 216, 325 Swizla, fidelis d. Kg. Konrad II. (1031) 317 T Tafelgüter 116 f., 151, 204, 206, 209, 313 I'agino, Eb. v. Magdeburg (R. 1004 bis 1012) 70, 80, 83, 85 f., 230 f., 269, 272, 288, 332 Taltitz, Gm. 3 km nw. Ölsnitz/Vogtl. — Kirche 187 Tammo, Min. d. Mgr. Ekbert v. Meißen (1071) 317 Taubenheim, Gm. 7 km s. Meißen 192 — Kirche 192 — Kirchspiel 191 f., 194, 327 Taucha, St. 10 km no. Leipzig 50 f., 168, 264, 324 — Bg 318 — Bgward 42, 44, 82, 149, 167, 322 — Kirche (Moritz-) 168, 322
Taucha a. Rippach, Gm. 6 km o. Weißenfels —• Kirchspiel 177 Tauchlitz, Gm. 6 km o. Eisenberg/ Thür. 180 Technitz, Gm. 6 km w. Döbeln 203 — Kirche 202, 328 — Pfr. 203 Tegkwitz, Gm. 5 km w. Altenburg -— Genannte, Bggr. v. Döben u. Starkenberg 152, 184, 326 — Kirche (Marien-) 184, 326 Terpitz, Gm. 2,5 km n. Oschatz — Kirche 203 Tetschen/Elbe, St. i. Böhmen 45 Teuchern, St. 10 km nw. Zeitz 41, 97, 282 — Bg 174 — Bgward 152, 175, 323 — Genannte, Edelfr., Min. d. Mgr. v. Meißen 152 — Kirche (Kgs-) 50, 169, 174 f., 189, 279 — Kirchspiel 189 Teuditz, Gm. 9 km so. Merseburg 162, 320 Thalbürgel, Gm. 1 km s. Bürgel, 8 km n. Stadtroda/Thür. — Kirchspiel St. Georgenberg 176, 189, 324 Thalschütz, Gm. 9 km so. Merseburg 321 — Kirchspiel 162, 320 Thebäer, thebäische Legion, die n. d. Uberlieferung unter Mauritius um 300 b. Agaunum (St. Maurice d'Agaune) wegen Verweigerung d. Christenverfolgung unter Ks. Maximian niedergemacht wurde 21, 296 Theoderich d. Gr., Kg. d. Ostgoten (R. 471—526) 2 Theophanu, Fr. d. Ks. Otto II., To. d. Konstantin Skieros v. Byzanz (• 956, oo 972, i 991) 59, 230, 246 Theuma, Gm. 7 km so. Plauen/ Vogtl. — Kirche 187 Thiedag, Bi. v. Prag (R. 998—1017) 72 f. Thiedbern, Gr. (?) (um 1003/4) 47, 302
Register Thieschitz, Gm. 3 km nnw. G e r a / Thür. 180 Thietgaud, Eb. v. Trier (R. 847—868) 105 Thietmar, Ritt, (um 1002) 311 — Bi. v. Brandenburg (R. 949—968) 338 — (Diemo) I., Gr. i. d. M a r k Meißen u. um M e r s e b u r g (n. 968, f 979) 59, 61 302 f. — II., Gr. d. O s t m a r k (1015, f 1030) 89, 91, 249 — Bi. v. Prag (R. 973—982) 32 — v. Walbeck, Bi. v. M e r s e b u r g (R. 1009—18) 1 f., 22, 24, 28, 36, 42—44, 46 f., 50, 52, 55—57, 59, 61, 63 f., 66, 68, 70, 76 f., 79, 82 bis 89, 98, 146, 148, 151, 161, 170 bis 172, 190—192, 195 f., 198, 201, 205 f., 211 f., 215, 217—219, 221 bis 238, 240—242, 244—246, 251 f., 254—256, 258, 264, 266, 269, 271 bis 277, 288 f., 292, 294—293, 301 f., 304—311, 316—321, 324, 331, 333, 337 Thimo v. Wettin, Gr. v. Brehna u. v. Köstritz (i ca. 1091) 151, 175, 198, 323 Thomas, Pfr. z. Plauen 188, 223 Thronitz, Gm. 3 km ssw. M a r k r a n städt — Kirche 161 Thüringen, Land i. Mitteldeutschland (s. auch Nord-, Ost-) 4, 9, 79, 86, 92, 98, 100, 116, 119—121, 125, 144 f., 157, 171, 252, 259, 287, 316, 323, 336 f., 346 — Adlige s. Heio — Bevölkerung 2 f., 9, 146 — Deutschordensballei 187 — Gr. s. Ludwig d. Springer — Hz. 93 — Kirchen 145 — Kirchengeschichte 323 — Kg. s. Irmfried — Kgshaus 2 — Lgr. (s. auch Gr.) 152, 254, s. Albrecht v. W e t t i n ; Bruno, Verw a n d t e r ; Dietrich (Diezmann) v. W e t t i n ; Ludwig I. — Reich 3 — Sorbenmark 1, 9
391
Tibuzin (Titibulzin, Deutzen?), Bgward b. Borna 120, 134, 148, 151, 165 f., 253, 316 Tiefenau, Gm. 9 km no. Riesa/Elbe 75 Tiefensee (Ezeiisco, Gezerisca?), Gm. 3 km w. D ü b e n / M u l d e 42, 44, 82, 90, 148 Tilkerode, Gm. 10 km oso. Harzg e r o d e 97 Tirpersdorf, Gm. 5 km no. Ölsnitz/ Vogtl. 187 Titibulzin s. Tibuzin Todi, St. i. Mittelitalien — Synode (100t) 54 Torgau/Elbe (Turgowe), St. i. Prov. Sa. 151, 302, 319, 327 — Bg 197, 199, 327 — G e n a n n t e s. Friedrich, Domherr, Bi. v. M e r s e b u r g — Kirche 197 f., 214, 327 — Kirchspiel 198, 327 — Landdekanat 198 — Markt 197, 327 — Nonnenkl. nö. d. Stadt a. d. Stadtmauer, dann n. Nimbschen verlegt 197 — Pfr. 197, 327 — wettin. Residenz 198 Tours, St. i. Mittelfrankreich — Bi. s. Martin Tragnitz, Gm. 2 km nw. Leisnig — Pankratiuskirche 204 Trautzschen, Gm. 2 km s. Pegau — Kapelle 179 Trebani s. Treben Trebbus, Gm. 6 km n. Dobrilugk — Bgward 149, 211 Treben, Gm. 8 km n. A l t e n b u r g 183, 326 — Kirche (Kgs-) 183 f. — Kirchspiel 183, 326 — Reichsgut 183 — Reichszoll 183 Treben (Trebani), W ü . zw. Cleben u. Lösau, no. W e i ß e n f e l s 324 — Bgward 51, 82, 177, 264, 308, 324 — Kirche 177 — Kirchspiel 189 Trebitz/Elbe, Gm. 14 km so. W i t t e n berg — Bg 199, 328
Register
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— Kirche 199 f., 328 — Kirchspiel 199, 328 Trebra, Gm. 10 km s. Bad Sachsa 80 Trebsen, St. 7 km n. Grimma — Kirchspiel 172 — slav. Idol 216 Treuschka, Wü. b. Würzen 255 Tribur (jetzt Trebur), Gm. 8 km s. Rüsselsheim/Hessen 123 Triebisch, Ii. Nil. d. Elbe, mündet b. Meißen 190 Trier, St. a. d. Mosel — Eb. s. Thietgaud — Kl. St. Maximin 30 Triglav, slav. Gott 216 Trossin, Gm. 13 km nw. Torgau/Elbe — Kirchspiel 199 Tuchamuzi, Wü. viell. Taucha u. Muschwitz am Rippach 51, 82 — Bgward 264, 308 Tucheim, Gm. 12 km so. Genthin/ Mark — Bg 318 — Bgward 148, 339 Tugumir, Hevellerfürst 6 Turgowe s. Torgau U uberchoufunga 49 Udalrich, Hz. v. Böhmen (R. 1012 bis 1034) 87 Udo I., Bi. v. Naumburg (R. 1125 bis 1148) 181, 183, 254, 256, 279 — II. v. Stade, Mgr. (R. 1057—82) 117, 151 Ubigau/Elster, St. 4 km o. Falkenberg — Kirche 196 Ugezd s. Breitendorf Uhyst/Spree, Gm. 20 km so. Hoyerswerda — Pfarrei 208 Ulrich v. Horburg (1088) 132 — Gr. v. Wettin (f 1206) 267 Ungarn, Land i. Südosteuropa 115, 120, 134, 314 — Schlacht (955) (s. auch Lechfeld) 23 — Volk 8 f., 19, 23, 33, 237, 295 Unger, Bi. v. Posen (R. 1001—2) 72, 79
Unscia s. Wünsch Unstrut, Ii. Nfl. d. Saale, mündet bei Naumburg 2, 10, 27, 43 f., 119, 319 Unteritalien (s. auch Italien, Ob.-, Süd-) 66 Unter-Röblingen, Gm. 12 km so. Eisleben 27 Unterzetzscha, Gm. 3 km n. Altenburg 183, 326 Urban II., Papst (R. 1088—99) 115, 132, 289 Utrecht, St. i. d. Niederlanden — Bi. s. Ansfried — Btm. 250, 334, 345 — Fiskalzehnte 336 — Kastell 250, 334 Uuazgrini s. Axien Uueta s. Weta V Vatterode, Gm. 2 km w. Mansfeld/ Südharz — Bonifatiuskirche 157, 319 Veit, Hl. 158, 181, 232, 320, 325 Veitsberg, Gm. 3 km no. Weida/ Thür. — Kirche 181, 188, 325 — Kirchspiel 189 Veitskirche s. Merseburg, Altenburg; Prag Veltheim, Gm. 10 km n. Osterwieck/ Nordharz — Genannte s. Adelgoz, Eb. v. Magdeburg; Ruotger, Eb. v. Magdeburg Vercelli, St. i. Ob.-Italien — Bi. s. Leo Verden/Aller, St. i. Ndr.-Sachsen — Bi. s. Brun, Mönch z. Corvey, Abt d. Kl. Berge b. Magdeburg Verona, St. i. Ob.-Italien 126 Vesta/Saale, Gm. 9 km nno. Weißenfels 160 Vethenici 36, 318 Visula s. Weichsel Vocco s. Volkold Völkerwanderung 104 Vogelweide s. Walther v. d.
Register Vogtland, südwestsächs. Landschaft 37 f., 44, 94, 135, 152, 154, 187 f., 326 Volkold (Vocco, Wolcold), Bi. v. Meißen (R. 972- -992) 55—58, 68, 305 f. Vratislav II., Hz. v. Böhmen, dann Kg. (1061 Hz., 1086 Kg., f 1092) 117, 123, 125 f., 129, 146, 151,315, 318 Vulgata, lat. Bibelübersetzung d. Hieronymus 215 W Wachau, Gm. 6 km so. Leipzig 164 Wahlitz, Gm. 9 km so. Weißenfels — Bgward 324 — Kirchspiel 175 f., 188 f. Wahren, Stadtteil Leipzig N W — Genannte, Edelfr. s. Heinrich, Dompropst, Bi. v. Merseburg Wahrenbrück, St. 5 km nw. Liebenwerda — Kirche 210 — Kirchspiel 210, 330 Walbeck/Aller, Gm. 23 km w. Haldensleben — Genannte, Gr., s. Friedrich, Bggr. z. Magdeburg; Liuthar; Siegfried; Thietmar, Bi. v. Merseburg — Chorherrenstift 85, 266, 340 Propst s. Willegis Wallendorf, Gm. 5 km o. Merseburg 167 — Pfr. 321 Wallhausen/Helme, Gm. 6 km sw. Sangerhausen 27, 43 Walram, Domherr z. Bamberg (mit d. Folg. identisch?) 132 — Bi. v. Naumburg (R. 1091—1111; m. d. Vorstehenden identisch?) 132—134, 240, 253, 270, 315 f. Walsleben, Gm. 7 km so. Osterburg/Altmark 227 Waithard, Dompropst, dann Eb. v. Magdeburg (R. 1012) 70, 79, 81, 228, 231, 338 Waither v. d. Vogelweide, Minnesänger u. polit. Dichter (* um 1170, f um 1230) 209,330
393
Warthe, re. Nfl. d. Oder, mündet b. Küstrin 9 Wechselburg, früher Zschillen (Wissepuchg?), Gm. 5 km s. Rochlitz 65, 170, 304? — Archidiakonat 322 Weichsel (Visula), Fluß i. Polen 3, 6, 291 Weida, St. i. Thür. 42, 44, 154, 181, 325 — Bgward 152 — Dekanat 182, 325 — Kirche 188 — Vögte 156, 180, 326, s. Heinr. I. Weidahaburg s. Wettaburg Weimar, St. i. Thür. 324 — Genannte, Gr., s. Poppo, Kaplan Ks. Ottos I.; Wilhelm II. u. III. Weißbach, Gm. 6 km nw. RochlitL 170 Weißenfels, St. a. d. Saale 100, 152 — B£ 178 — Kirche (Marien- u. Michaels-, Stadt-) 177 — Kirchspiel 177, 324 — Nikolaikirche i. d. Altstadt 177 Weißensee, St. 25 km n. Erfurt 171 Weistropp, Gm. 10 km so. Meißen 194 — Kirche 153, 193, 327 Welatibi s. Wilzen Weifesholz, Gm. 3 km o. Hettstedl Prov. Sachsen — Schlacht (1115) 135, 137 Wellerswalde, Gm. 6 km n. Oschatz 195 Welsau, Gm. 3 km nw. Torgau/Elbe — Kirche 197 Wenden, slav. Volk (s. auch Main-, Rednitz-; Lausitz) 67, 219 — Mission (s. auch Mission, Gewalt-, Ost-, Russen-, Sachsen-, Slaven-) 294, 305 •— Sagengestalten s. Dziwica; Pfipoldnica — Sprache 210 Wendentum 330, 344 f. Wendischbora, jetzt Alten-B., Gm. 11 km sw. Meißen 200 Wendischbuchholz, jetzt Märk.-B., St. 23 km so. Königswusterhausen/Mark 211
394
Register
Wenzel I., d. Hl., Hz. v. Böhmen (* 911, f 929) 8 Werben, Gm. 3 km nw. Pegau 161 Werden, St. a. d. Ruhr 34 Werla, Pfalz a. d. Oker b. Burgdorf, 13 km s. Wolfsbüttel — Genannte s. Hildeward, Bi. v. Halberstadt Werner, Dompropst, Eb. v. Magdeburg (R. 1063—78) 117, 119, 122 f., 272 — Bi. v. Merseburg (R. 1063—93) 34, 100, 119, 122—129, 131 f., 158, 166 f., 224, 270, 275, 277 f., 289, 314, 332 Vita 34 — Mgr. d. sächs. Nordmark, Vetter Thietmars v. Merseburg, Sohn d. Mgr. Liuthar (Mgr. 1003, abgesetzt 1009, f 1014) 254 Wernsdorf, Gm. 8 km sw. Merseburg — Kirche 160 Wesenic s. Weßnig Weser, Fl. i. Deutschi. 7 Weßnig (Wesenic), Gm. 7 km sso. Torgau 197, 327 — Genannte, Min. d. Mgr. v. Meißen?, d. Gr. v. Brehna? 197 — Kirche (Pfarr-) 19/f., 212, 214, 218, 327 f. — Kirchspiel 198, 327 Westdeutschland (s. auch Deutschland, Ober-, Ost-, Süd-) 115 Westerzgebirge (s. auch Erzgebirge) 299 Westfalen, nordwestdeutsche Landschaft 316 Westgoten (s. auch Ost-) 13 Westslaven (s. auch Slaven, Alpen-, Donau-, Elb-, Ostsee-, Süd-) 215—217, 288, 316, 330, 334, 336, 342—344, 346—348 Weta (Uueta), slav. Landschaft ostw. d. mittl. Saale zw. Dornburg u. Weißenfels 41, 43, 50, 174 Wethau, Gm. 5 km oso. Naumburg/ Saale — Bg 174 — Fl., Ii. z. Saale, mündet unterhalb Naumburg 42, 97
— Genannte, Edelfr. 152, 174 —- Kirchspiel 177 Wettaburg (Weidaha'ourg), Gm. 6 km sso. Naumburg/Saale — Bg 174 Wettin, St. a. d. Saale, 15 km nw. Halle 319 — Bg 292 — Bggr. 211 — Bgward 151 Wettiner 82, 90, 120, 131, 151, 160, 169, 193, 198, 319, s. Dedi, Gr. i. Hassegau; Dedi I., II.; Dedo IV., V.; Dietr., Mgr. d. Lausitz; Dietr., Mgr. d. Ostmark; Rikdag; Ulrich; Linie v. Brehna s. Dietrich, Gero, Günther, Thimo; Linie v. Camburg s. Gero, Wilhelm; Linie v. Eilenburg s. Friedrich; Linie Mgr. v. Meißen s. Friedrich III., d. Strenge; Heinr. d. Erlauchte; Konrad d. Gr.; Linie Lgr v. Thür. s. Albrecht d. Entartete; Dietrich (Diezmann) — Eigengüter 319 — Haus 53 — Herrengut 197 — Herrschaft 303 — Mgr. (s. auch Wettiner) 152, 211 — Ministerialität 319 — Ständestaat 347 Wezilo s. Werner Weznik s. Weßnig Wibert, Papst (R. 1080—84) 107, 125, 129 f., 133, 313 Wichmann, Eb. v. Magdeburg (R. 1152—92), vorher Bi. v. Naumburg 168 Widukind, sächs. Mönch z. Corvey, Geschichtsschreiber (f n. 973) 7, 15, 19. 225, 236, 291—294, 298 Widum 50 Wiedemann 282 Wiederau, Gm. 4 km no. Pegau — Kirche 164 Wiederitzsch, Gm. 5 km n. Leipzig 167 — Kirche 166, 321 Wiehe/Unstrut, St. 13 km so. Artern, Prov. Sachsen — Bg 247 Wigbert, Hl. (f 747) 2, 157
Register — Mgr. v. Meißen (n. 968) 31, 302 — A r d i i p r e s b y t e r 7. Magdeburg, Kanzler Ks. Heinr. II., Bi. v. Merseburg (R. 1004—9) 81, 83 f., 86, 88, 112, 160 f., 163, 173, 212 , 217, 242, 248, 269, 272, 309 W i g g e r I., Gr. v. Bilstein, Mgr. (?) (um 970) 31, 46, 53, 303 — Grschaft 301 f. Wilderbach (Böse Sieben), Wasserlauf b. Eisleben 27, 46 Wilde Sau. Grenzbadi zw. d. KirchsDiel Dresden u. Meißen 194 Wilhelm. Hb. v. Mainz (R. 954—986) 25—29, 295, 338 — Mgr. v. Meißen (10^6. f 10621 120 — IL. Gr. v. W e i m a r (R. 963—1003) 231 — TU. Gr. v. W e i m a r (R. 1003—39) 54, 69, 100 — v. Wettin, H e r r z. Camburg, Br. d. Bi. Günther v. N a u m b u r g (1089, i v. 1116) 315 Willeqis, E. v. Mainz (R. 975—10'1) 55—58. 68, 71. 79 f. — I., Propst z. Walbeck 228, 230 Willibald, Hl. 99 Wilthen. Gm. 10 km ssw. Bautzen — Kirche 207 Wilzen (Welatibi). slav. Volk n. d. mittl. H a v e l 5 f., 291 Windischleuba, Gm. 4 km nno. Altenburg — Kirchspiel 184, 326 Winither, Domherr z. Wür7burg, Kanzler Ks. Heinr. III., Bi. v. M e r s e b u r g (R. 1062—63) 99, 232, 255, 312 Wipper, Ii. Nfl. d. Unstrut, mündet oberhalb Sachsenburg 46 Wiprecht II. v. Groitzsch (Mqr. d. Lausitz 1117, v. Meißen 1123, f 1124) u. s. Fr. Judith 133. 145, 151 f., 161, 164 f., 172, 225, 253 f., 315 f., 318, 332 — III. (Sohn d. Vor.; f 1118/23) 152 Wisennasfot, unbek. Ort b. Jeßnitz od. R a g u h n / P r o v . Sachsen 314 Wisentaland, slav. Landschaft um Schleiz/Thür. 42 Wissepuchg, viell. Wechselburg 304
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Wittgendorf, Gm. 4 km sw. Rodilit2 170 Wittig, re. Nfl. d. Neiße, mündet s. Görlitz 209 Wodan, germ. Gott 21, 226 — Glaube 22, 226 Wöllsdorf, Gm. 4 km w. Döbeln 203 Woffo, Domkämmerer z. Eichstädt, Bi. v. M e r s e b u r g (R. 1057—62) 99, 312 Wolcold s. Volkold Woldenberg, Adelsgeschlecht, nach W o h l d e n b e r g , 17 km so. Hildesheim genannt — G e n a n n t e s. Ber.no, Bi. v. Meißen Wolf, Großvater W i p r e d i t s II. v. Groitzsch 226 Wolfenbüttel, St. i. Ndr.Sachsen 304 Wolfgang, Bi. v. Regensburg (R. 972—994) 83 Wolmirstedt, St. 10 km n. Magdeb u r g 87, 268 Wolo v. Zwenkau, Presbyter (1081) 164 Worms, St. a. Rhein 121 — Bi. s. Anno; Eppo — Konkordat (1122) 136, 138 f., 271, 274 — Synode (1076) 122 Wormsleben, Gm. 6 km so. Eisleben — Kirche 157 Woz, Bgward i. Gau Nisani (s. a u d i Gvozdec) 146, 317 Wozgrinie, Bg a. d. mittl. Elbe 199 — Bgward 149 Wünsch, Ob. u. Ndr. (Uniscia), Gm. 15 km w. M e r s e b u r g 304 Würschnitz, Gm. 22 km nno. Dresden — Kirche 187 Würzburg, St. i. Frk. 100 — Bi. s. Adelbero v. Lambach; Arn; Eberhard, Bi. v. N a u m b u r g — Btm. 39, 144, 250, 334, 345 — Bg, Marienkirche 250, 334 — Domherren s. Winither, Kanzler Ks. Heinr. III., Bi. v. M e r s e b u r g — Fiskalzehnte 336 Wunnebald, Hl. 99 Würzen, St. 24 km o. Leipzig 50, 65, 90, 148, 171, 262, 314, 338 f. — Bg 168 f., 322 — Bgward 42, 44, 82, 170, 284
Register
396
— Kirche (Jakobs-, Pfarr-) 169, 171, 205 — Kirchspiel 170 — Kollegiatstift 138, 170, 205, 255, 263, 322, 343 — Land 90, 303, 310, 322 — Pfarrsdorfer Werder 169 Wyhra, re. Nfl. d. Pleiße, mündet unterhalb Lobstädt 171 Y York, Anonymus von, Sammlung histor. Traktate a. d. Corpus Christi-College z. Cambridge (ca. 1100) 141 f., 316 Z Zacharias, Papst (R. 741—752) 259, 337 Zadel, Gm. 4 km nw. Meißen 191, 327 — Andreaskirche 191, 327 — Bgward 191, 327 — slav. Idol 216, 331 Zagost, östl. Ob.-Lausitz 313 Zangenberg, Gm. 3 km no. Zeitz — Genannte, Edelfr. 178 — Kirche 178 — Kirchspiel 325 Zauche, Alt- u. Neu-, Gm. 9 u. 13 km o. Lübben/Spreewald 337 Zaußwitz, Gm. 7 km no. Oschatz 195 Zcerneboch, slav. Gott 216 Zcwengonia s. Zweimen Zehnte 259—269, 280, 283 f., 286 Zehren, Gm. 5 km nw. Meißen 191, 327 — Bg 191, 327 — Kirche 191, 327 Zeithain, Gm. 5 km no. Riesa/Elbe — Kirche 195 Zeitz, St. i. Prov. Sachsen 24, 34 f., 41, 47, 52—54, 73, 94—96, 117, 135, 148, 173, 178, 180, 189, 192, 217 f., 253, 257, 289, 295, 297, 302 f., 311,316, 320,323 f. — Bi. 21, 31 f., 81, 93 f., 257, 288, 305, s. Friedrich; Hildeward; Hugo I., II.
— Btm. 20, 28, 32, 36—49, 51, 54 bis 56, 62, 64 f., 81, 92, 98, 169, 172, 176, 198, 212, 233, 243, 245 f., 251, 265, 268 f., 278, 299, 301, 304, 308 bis 310, 322, 334 f. — Brühl, i. d. Alt-, Unterstadt 35 — Bg (Königs-) 24, 34 f., 50, 148, 172 Martinskapelle 173, 188 — Bgbezirk 35, 148, 173 — Chronicon Citizense 305 — Dom (Kathedral-, Peters-, Stiftskirche) 35, 54, 172 f., 249, 306 — Domstift (Hoch-, Kollegiat-, St. Peter) 92, 95 f., 134, 173, 178, 223, 245 f., 264 f., 278, 311, 323 Kapitel 223, 257, 311 Propst s. Erinbert Propstei 318, 335 Ministeriale s. Hartwig Stiftsschule 223 — Hof, bischöfl. 257 — Jakobikirche (ihre Nachfolgerin die Nikolaikirche?) 145, 172, 323 — Kirche 24, 172, 295 — Kloster 279 — Mark 303 — Nikolaikirche (Nachfolgerin d. Jakobikirche?) 173 — Oberstadt 173 — Stephanskirche, dabei statt Augustinerchorherrenstift e. Benediktinerinnenkl. 135, 173, 257 — Vogt 249 Zembschen, Gm. 9 km nnw. Zeitz — Kirche 176 Zentralamerika 217 Zeschwitz, Gm. 20 km s. Leipzig — Kirche 164 Zettweil, Gm. 9 km so. Zeitz — Kirche 179 Ziegenhain, Gm. 7 km. s. Lommatzsch — Kirche 200 f. Zielbongonia s. Zweimen Zinna, Gm. 3 km nw. Torgau/Elbe — Kirche 197 Zipkorn (cip) 286 f., 347 Zisterzienserklöster 184 Zistiboro, sorb. Fürst (858) 5 Zittau, St. i. Sachsen — slav. Idol 216
Register Zmuidones s. Smurden Zöbigker, Gm. 7 km s. Leipzig — Kirche 164 Zöllschen (Celizini), Gm. 8 km sw. Markranstädt 162 Zörbig, St. 15 km w. Bitterfeld 319 — Bgward 151 Zöschen, Gm. 8 km o. Merseburg 166 Zschackau, Gm. 5 km o. Torgau/Elbe 200 — Kirche 197 Zschaitz, Gm. 7 km no. Döbeln 191 — Bgward 118, 148, 191, 202, 328 — Kirche 202, 328 — Kirchspiel 202, 328 Zscheila (Csilowe), Gm. 1 km o. Meißen — Kirchspiel 191 — Kollegiatstift 191, 327 Zschepplin, Gm. 7 km nnw. Eilenburg 169 Zscherneddel, Gm. 8 km o. Merseburg 166 Zschillen s. Wechselburg Zschirla, Gm. 3 km o. Colditz/Mulde — Kirche 204 Zschopau, Fl. i. Sachsen 149, 202, 301 Zschoppach, Gm. 6 km nw. Leisnig — Kirchspiel 204 Zschornewitz, Gm. 3 km sw. Gräfenhainichen 314 Zlarecoztol s. Altkirchen Zuckelhausen, Gm. 6 km so. Leipzig 164 Zuckmantel, Flur a. d. Chemnitz 291 Zuenkouua s. Zwenkau Zützen, Gm. 19 km nnw. Luckau/ Mark Brandenburg
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— Bg 211 Zuliso, fidelis d. Kg. Konrad II. (1031) 317 Zutibure, hl. Hain d. Slaven b. Schkeitbar 217, 320, 331 Zvechin, Zvegome s. Zweimen Zwätzen, Gm. 4 km n. Jena •— Landkomturei 187 Zweimen (Zcwengortia, Zielbongonia, Zvechin, Zvegome, Zwenchin), Gm. 9 km o. Merseburg 312 — Bgward 98, 148 — Kirche 166 f., 171, 321 Zwenkau (Zuenkouua), St. 20 km ssw. Leipzig 23, 146, 161, 247, 294, 312, 317 f. — Bg 50, 137, 317 — Bgward 10, 50, 66, 82, 151, 164, 292, 305, 318, 321, 337 — Dienstmannen s. Cuchavicus; Nezan — Forst 66, 78, 82, 148, 247, 305, 309 — Kirche 164, 171 — Presbyter s. Wolo Zwethau, Gm. 4 km no. Torgau/Elbe — Bgward 149 — Kirche 197 Zwickau, St. i. Sachsen 42, 186 f., 343 — Gau 151, 185, 326 Parochie 326 — Kirche (Marien-, zunächst Vorstadt-, dann Hauptkirche i. Osterweine) 94, 135, 185—188, 265, 280, 283 — Kirchspiel 186, 207, 214 — Land 265 — Moritzkirdie 186 — Zoll, böhm. 186
E R L Ä U T E R U N G ZUR KARTE Die Pfarrkirchen wurden nach der im Texte dargelegten Methode ermittelt. Beigefügte Zahlen bedeuten das Jahr der urkundlichen oder chronikalischen Nennung. Ein beigefügtes Fragezeichen besagt, daß die Existenz einer Pfarrkirche unsicher ist. Zeichen ohne Beifügung bedeuten eine hohe Wahrscheinlichkeit für die Existenz einer Pfarrkirche. Die frühgeschichtliche Waldverb reitung wurde nach O. Schlüters Karte 5 „Frühgeschichtliche Wohnflächen" im Atlas des Saale- und mittleren Elbegebiets I, hrsg. von O. Schlüter und O. August (1959) eingetragen. Es stellte sich heraus, daß die Pfarrkirchen um 1100 nahezu alle in den von Schlüter als frühgeschichtliches Siedlungsland ermittelten Gebieten liegen. Der Verlauf der Bistumsgrenzen liegt für die Zeit um 1100 nur dort fest, wo es sich um Flußgrenzen handelt. Sonst konnte nur ihr ungefährer Verlauf angegeben werden, an den Stellen, wo sie sich im Walde verlieren, nur eine allgemeine Richtung durch einen Pfeil. Ganz unsicher ist der Verlauf der Grenzen der Diözese Meißen gegen Nordosten, Osten und Süden. Er wurde daher nur schematisch angedeutet. Die tatsächlich nachweisbare Erstreckung der Diözesen um 1100 ergibt sich aus den verschiedenen Symbolen für die zugehörigen Pfarrkirchen.
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Pfarrkirchen in den Diözesen Meiß zu W . Schlesinger, Kirchengeschichte Sa;
en, Merseburg, Naumburg um 1100 :hsens, Band I (Böhlau-Verlag, Köln).
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um 1100
frühgefchiditliche Sumpfe nach Schlüter
MITTELDEUTSCHE FORSCHUNGEN HERAUSGEGEBEN R E I N H O L D OLESCH,
VON
WALTER SCHLESINGER,
Band 27/11
LUDWIG E R I C H
SCHMITT
KIRCHENGESCHICHTE IM
SACHSENS
MITTELALTER VON
WALTER SCHLESINGER
II. BAND
DAS ZEITALTER DER DEUTSCHEN OSTSIEDLUNG (1100—1300)
2., unveränderte Auflage
® 1983
BOHLAU-VERLAG • KÖLN
WIEN
CIP-Kurztitelaufnahme der Deutschen Bibliothek Schlesinger, Walter: Kirchengeschichte Sachsens im Mittelalter / von Walter Schlesinger. — Köln; Wien: Böhlau 1983 (Mitteldeutsche Forschungen; Bd. 27) ISBN 3-412-02078-8 NE: GT Bd. 2. Das Zeitalter der deutschen Ostsiedlung: (1100—1300). — 2., unveränd. Aufl. — 1983.
Copyright © 1983 by Böhlau Verlag G m b H & Cie, Köln Alle Rechte vorbehalten Ohne schriftliche Genehmigung des Verlages ist es nicht gestattet, das Werk unter Verwendung mechanischer, elektronischer und anderer Systeme in irgendeiner Weise zu verarbeiten und zu verbreiten. Insbesondere vorbehalten sind die Rechte der Vervielfältigung — auch von Teilen des Werkes — auf photomechanischem oder ähnlichem Wege, der tontechnischen Wiedergabe, des Vortrags, der Funk- und Fernsehsendung, der Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen, der Übersetzung und der literarischen oder anderweitigen Bearbeitung. Druck: von Münchowsche Universitätsdruckerei, Gießen Buchbinderische Verarbeitung: Georg Kränkl, Heppenheim Printed in Germany ISBN 3 412 02078 8
INHALT
1. Mitteldeutschland im Zeitalter der deutschen Ostsiedlung Das 12. und 13. Jahrhundert in der Geschichte des Mittelalters (1), politische, wirtschaftliche und soziale Umgestaltung in Deutschland (2). Politische Geschichte Mitteldeutschlands: Bildung des wettinisdien Landesstaats (4), Tätigkeit Lothars und Konrads III. (5), Einrichtung des Reichsterritoriums Pleißenland durch Friedrich Barbarossa (7), Sieg des Königtums über den Landesstaat unter Heinrich VI. (8), Umschwung seit 1198: Wiederherstellung, Vergrößerung und Festigung des wettinischen Territoriums im 13. Jahrhundert (8), Sieg des wettinischen Territorialismus über das Königtum (9), andere Landesstaaten (11), reichsunmittelbare Herrschaften (12). Die deutsche Ostsiedlung: Umgestaltung des Landes (14), frühe Siedlungen in der Diözese Naumburg (15), in den Diözesen Merseburg und Meißen (16), Höhezeit der Ostsiedlung (17), Abklingen (19), Formen der Ansiedlung (20), Herkunft der Siedler (21), Anteil der Kirche (22), das Städtewesen (25): Gründungen des Königs und der Bischöfe (25), der Wettiner (26), des Adels (27), Städte der Lausitzen (27). Sozialverfassung: Adel (29), Bürgertum und Stadtverfassung (31), bäuerliches Recht (32), Deutsche und Slaven (33).
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2. Bistümer und Bischöfe im 12. und 13. Jahrhundert Abgrenzung der Bistümer (36): Merseburg (37), Naumburg (37), Meißen (39). Die Bischöfe des 12. Jahrhunderts. Meißen: Godebold (43), Meinward (44), Albert (45), Gerung (46), Martin (48), Dietrich II. (50). Naumburg: Richwin (53), Udo I. (53), Wichmann (58), Berthold I. (62), Udo II. (63), Berthold II. (66). Merseburg: Meingot (70), Eckelin (70), Reinhard (70), Johannes (71), Eberhard (71). Wandlungen der geistigen Grundlagen im Verhältnis von Kirche und Reich während des 12. Jahrhunderts (74), der Zusammenbruch von 1198 (75). Die Bischöfe des 13. Jahrhunderts. Meißen: Bruno II. (81), Heinrich (85), Konrad (86), Erbauung des Doms (92), Marienpforte (93), Albert II. (96), Withego I. (97), Fortgang des Dombaus (97), Aufstellung der Skulpturen (99), Territorialpolitik (101), Bernhard (105), Albert III. (108). Naumburg: Engelhard (111), Stellung in der Reichspolitik (III), in der Kirchenpolitik (114), Tätigkeit in der Diözese (115), als Landesherr (117), Streit der Kapitel von Zeitz und Naumburg um das Kathedralrecht (121), Erbauung des Doms (123), der Stifterchor (124), Fortgang des Baus (128), die Stifterfiguren und ihre Deutung (130), zwiespältige Wahl (134), Dietrich II. (135), Meinher (138), Ludolf (141), Bruno (141), Landfriedensbestrebungen (144), Verlegung der Residenz nach Zeitz (146). Merseburg: Dietrich (147), Ekkehard (149), Beginn des Kampfes um Leipzig (151), Rudolf (153), Heinrich I. (153), Albert (155), Friedrich I. (155), Fortgang der Erwerbspolitik im Leipziger Lande (156), Heinrich II. (159), Höhepunkt und Mißlingen des Kampfes um Leipzig (160).
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VI
Inhalt
3. Klöster und Stifter Zahl der Klöster um 1100 und um 1300 (165). Allgemeiner Überblick: benediktinisdies Mönchtum (166), Reform (166), Zisterzienser (167), Augustiner-Chorherren und Prämonstratenser (169), Franziskaner (170), Dominikaner (172), Frauenklöster (172), Ursachen des Aufschwungs des Klosterwesens im 12. und 13. Jahrhundert (174). Alte Klöster und Stifter: St. Peter in Merseburg (176), Kollegiatstift Zeitz (178), St. Georg in Naumburg (180), St. Moritz in Naumburg (182), Schmölln (182), innere Verhältnisse der alten Klöster nach der Gosecker Chronik (183). Gründungen des 12. Jahrhunderts: Pegau und seine Propsteien (184), Bürgel (189), Chemnitz und seine Propsteien (192), Remse (194), St. Moritz in Naumburg mit Klösterlein Zelle (195), Bosau (197), Riesa (200), St. Stephan in Zeitz (202), Kollegiatstift Würzen (203), Lauterberg (205), Pforte (212), Altzelle (217), Dobrilugk (225), Zschillen (228), St. Marien auf dem Berge vor Altenburg (231), Lausnitz (234), Mildenfurth (237), Buch (239). Gründungen des 13. Jahrhunderts: Grundlinien der Entwicklung (244), St. Afra in Meißen (245), St. Thomas in Leipzig (247), Eisenberg (Camburg und Zwickau) (251), Hl. Kreuz bei Meißen (254), Kollegiatstift Bautzen (257), Kollegiatstift Großenhain (260), Crimmitschau (261), Grünhain (262), Neuzelle (266), Servitenstift Großenhain (267), Radeburg (267), Augustiner-Eremiten in Grimma (267), Lissen (268). Frauenklöster (269): St. Georg in Leipzig (271), Torgau/ Nimbschen (273), Beuditz (276), Langendorf/Greißlau (278), Petersberg (279), Stadtroda (279), Frauenprießnitz (280), Magdalenerinnen in Altenburg (281), Grünberg/Frankenhausen (281), Sitzenroda/ Dörschnitz (282), Geringswalde (284), Somzig (285), Mühlberg (286), Staucha/Döbeln (287), Magdalenerinnen in Freiberg (288) und Großenhain (290), Marienthal (290), Marienstern (292), Guben (294). Franziskaner (295): Kustodien (299), Leipzig (301), Zwickau (302), Altenburg (304), Zeitz (305), Weida (305), Torgau (305), Oschatz (306), Meißen (307), Dresden (308), Freiberg (309), Bautzen (310), Görlitz (313), Cottbus (315), Sorau (315), Löbau (315), Zittau (316). Dominikaner (316): Leipzig (318), Freiberg (320), Plauen i. V. (321), Luckau (322), Pirna (323). Frauenkonvente der Bettelorden (324): Seußlitz (325), Weißenfels (327), Cronschwitz (329), Weida (332). Beginen (334), die überlieferten Beginenhäuser (335), Verhältnis zu den Mendikanten (336). Der Deutsche Orden (337): Mitteldeutschland und das Ordensland (337), die Kommenden: Altenburg (339), Plauen i.V. (341), Zschillen (343), Reichenbach (344), Schleiz (345), Tanna (346), Adorf (346), Dommitzsch (347). Andere Ritterorden: Johanniter in Zittau und Hirschfelde (348), Orden des Hl. Grabes in Droyßig und Utenbadi (349). 4. N e u e Pfarrkirchen in Land und Stadt Versuch einer statistischen Übersicht (351), Zerteilung alter Parochien und Gründungen „aus wilder Wurzel" (354), Motive der Pfarreigründung (356), die Siedlungen der Niederländer (356). Kirchen in Ortsnamen (357), Weihe neuer Dörfer (358), Gründung neuer Pfarrkirchen im Altsiedelgebiet (359), Beispiele: Schweta,
Inhalt
VII
Sornzig, Limbach, Naundorf (360), Kirchen der Gegend von Staucha, Dörschnitz (360), Größe der Kirchspiele, Herrschaftspfarrei und Ortspfarrei (361). Gang durch die Diözesen. Merseburg: altbesiedelter Teil (der Westen) (363), jungbesiedelter Teil (der Osten) (365). Naumburg (367): Zerteilung der Parochien Zwickau (367) und Plauen i. V. (369), Herrschaftspfarreien im Vogtland (371), Pfarreien des Westerzgebirges und seines Vorlandes (373), Gegend von Werdau und Ronneburg (374), Nordteil der Diözese (375). Meißen (378): Auflösung der Parochien Leisnig (378), Weßnig, Torgau, Altbelgem (380), Bautzen (382), Kirchspiele östlich der Elbe (383), die Niederlausitz (385), das niederländische Siedlungsgebiet um Würzen (386), das Erzgebirge und sein Vorland (387). Der Dorfkirchenbau der Siedlungszeit (390): die drei Grundformen der romanischen Dorfkirche (391), Größe und Ausstattung (393), Bestand und Verbreitung (394), Verbreitungsbild der verschiedenen Formen (396), Einfluß der Klöster (396), gotische Dorfkirchen des 13. Jahrhunderts? (397). Stadtkirchen: allgemeiner Uberblick (398), die Bischofsstädte: Merseburg (401), Naumburg (402), Zeitz (404), Meißen (405). Städte des 12. Jahrhunderts: Altenburg (406), Zwickau (407), Chemnitz (408), Pegau (408), Leisnig (409), Rochlitz (410), Würzen (410), Leipzig (411), Camburg (413), Eisenberg (413), Weißenfels (414), Torgau (414), Freiberg (414), die Goldene Pforte (416). Kleinstädte des ausgehenden 12. und 13. Jahrhunderts (418). Städte östlich der Elbe (421). Reste romanischen Kirchenbaus in den Städten (424).
5. Verkündigung und Frömmigkeit in der Höhezeit mittelalterlichen Kirchentums Die Träger der Verkündigung: die Orden und die Seelsorge (426), Weltgeistliche (427), Domherren als Pfarrer (427), Inkorporationen (428), Stadtkirchen unter geistlichem Patronat. (429), AugustinerChorherren (430), Benediktiner, Zisterzienser (430), die Bettelorden (431), Ausbildung der Weltgeistlichen (432), ihre Zahl (433), Meßpriester (434), Vikare der Kathedralkirchen (435), der Kollegiatkirchen (437). Der Gottesdienst: in den Kathedral- ur.d Stiftskirchen (437), in den Pfarrkirchen (440), Besuch des Gottesdienstes (441), Feste (441), Chorgebet und Messe (442), Meßstiftungen (443), liturgische Besonderheiten (443), Predigt (444), Predigt der Bettelorden (445), Kreuzzugspredigt (446), Predigtsammlungen (447), Ludeger von Altzelle (448), Dietrich von Freiberg (449), kirchliche Ethik in Urkunden und Predigt (449), Taufe und Begräbnis (450), Begräbnisrecht der Bettelorden (451). Kirchenzucht: Bußwesen und Ablaß (452), Bußredemptionen (453), öffentliche Kirchenbuße (454), Privatbuße (454), Exkommunikation und Interdikt (455). Frömmigkeit: Mangel an Quellen zur Geschichte der Frömmigkeit (456), Fortleben abergläubischer Vorstellungen (456), Reliquienverehrung (458), Weltflucht als Ausdrude der Angst um das Seelenheil (460), Klerus und Laien (460), Werkfrömmigkeit (461), Gedanke der
426
VIII
Inhalt
Fürbitte, „Seelgerät" (462), Fürbitte der Ordensleute auf Grund von Stiftungen (463), Verdienstlidikeit des kontemplativen Lebens (464), Art der Stiftungen (465), Aufnahme in die Verbrüderung (465), Anniversarien (466), Begräbnis an besonders geweihtem Ort (467), bei den Bettelmöndien (467), bei anderen Klöstern (468), Stiftungen für die Armen (468), Armenpflege in Hospitälern: Kloster- und Stiftshospitäler (469), brudersdiaftlidie Hospitäler (470), städtische Hospitäler (471), Johannishospital in Freiberg (472), weitere städtische Hospitäler (473). Klosterleben (474), Einsiedeleien (476), mystische Frauenfrömmigkeit nach der Chronik des Klarissenklosters in Weißenfels (477), Ketzerei (478).
6. Verfassung, Redit und Wirtschaft Sieg des kanonischen Rechts (480), Sieg des Landesfürstentums (480), Rückwirkung der Ostsiedlung (481). Das Bistum: Stellung des Bischofs (482), Einschränkung der bischöflichen Amtsgewalt (482), Bildung von Archidiakonatsbezirken (483), Zahl der Archidiakonate (484), Ubersicht über die Archidiakonatsbezirke (485), ihre Größe (487), ihre Namen und ihre Entstehung (489), ihre Inhaber (490), Stellung der Archidiakone (491), Erzpriester und Landdekane (493), Ubersicht über die Erzpriestersprengel (Dekanate) (494), ihre Namen (494), älteste Zeugnisse (495), Entstehung (497), Stellung der Erzpriester und Dekane (497), dem Bischof verbleibende Befugnisse (498), Visitation (498), Diözesansynode (499), ihre Teilnehmer (499), der bischöfliche Hof (501), Kanzlei (501), Abgaben der Geistlichen an den Bischof (502), Bischofszehnt (503), im Bistum Naumburg (504), im Bistum Meißen (508), Art der Zehntentrichtung (510), Meßkorn (511), Freiwilligkeit des Zehnten vom Herrenlande (513), Sieg des Eigenkirchenrechts im Zehntwesen (514), Zehntteilung (516), Zehntveräußerung an Kirchen (517), an Laien (518), Zehntwesen im Bistum Merseburg (519). Domkapitel (520): Stellung des Domkapitels im Rat des Bischofs von Naumburg (521), Entstehung des ausschließlichen Konsensrechts (522), Stellung der Domkapitel in Merseburg und Meißen (522), Entstehung des ausschließlichen Bischofswahlrechts der Domkapitel (523), fortdauernder Einfluß der Laien (524), insbesondere des Königs (525) und der Landesfürsten (526), Hergang bei der Bischofswahl (526), Wahlkapitulationen (527), Kapitelsvermögen (529), Obödienzen (530), Präbenden (530), Aufnahme ins Kapitel (531), Rechte und Pflichten der Domherren (532), Kapitelsämter (533), Stand und Herkommen der Domherren in Meißen (534), in Naumburg (535), in Merseburg (536). Bischöfliche Landesherrschaft (537): Umfang der Besitzungen des Hochstifts Meißen (538), Vogtei (539), der Hochstiftsbesitz im Rahmen der Verfassung der Mark (540), bischöfliche Landesherrschaft um Stolpen-Bischofswerda und im Wurzener Land (540), bischöfliche Städte (541). Vasallen und Ministeriale (543), Umfang der Besitzungen des Hochstifts Naumburg (544), Vogtei (546), Ausbildung bischöflicher Landesherrschaft im Kampf mit den Wettinern (548), Hofämter (548), Ministerialität (549), edelfreie Vasallen (550), bischöfliche Städte: Naumburg (551), Zeitz (553), weitere Städte (554),
480
Inhalt
IX
Umfang der Besitzungen des Hochstifts Merseburg (556), Vasallen (557), Vogtei (557), Ministeriale (558), die Stadt Merseburg (558), andere bischöfliche Städte (560), Landesherrschaft (561). Kloster und Stift: Eigenklöster (562), römische Klöster (562), Rechte des Eigenklosterherrn (563), das Klostervermögen (564), Verlegungen (565), Aufstieg zu selbständiger Rechtspersönlichkeit (565), Klostergründung keine nutzbringende Kapitalanlage (565), Vogtei (565), Einschränkung der Vogtei, Entvogtung und Vogtlosigkeit (567), Gerichtsbarkeit (568), Umwandlung der Vogtei in Schutz (568), Zisterzienserklöster (569) .Königsschutz (570), päpstlicher Schutz (571), bischöfliche Schutzurkunden (572), landesherrlicher Schutz (572). Die Pfarrei: fortdauernde Herrschaft des Eigenkirchenrechts (574), Rechte des Kirchherrn: Präsentationsrecht (574), Bestimmung des Umfangs der Parodiie (575), Rechte am Kirchenvermögen (575). Fabrikvermögen (576), Küster (577), Kirchgemeinde und Kirchenälteste (577). Pfarrausstattung: Land zur Eigenwirtschaft (Hufendos) (579), Pfarrlehen und beneficium ((579), Größe der Pfarrgüter (580), Zuweisung ganzer Dörfer (Dorfdos) (580), Pfarrdotalen (581), Zehnt (582), Zuweisung durch die Bischöfe (582), durch die Grundherren (582), Meßkorn (583), Meßpfennige und Opfer (583), Gesamtausstattung der Kirche in Kamenz als Beispiel (584), Altarpfründen (584), Inkorporation (585), ihre beiden Grundformen (586), Ursprung des Inkorporationswesens im Eigenkirchenrecht (587), Inkorporation, Patronat und Rechte des Pfarrers (589). Einwirkungen der Metropolitangewalt und des Papsttums: Rechte des Erzbischofs (590), Provinzialsynoden (591), Teilnehmer (592), Synodalstatuten von 1261 (592), päpstliche Legaten (593), Tätigkeit Guidos von Lucina (594), Synode von 1266 (594), Eingriffe der Kurie (595), Postulation und Provision (596), Entscheidung von Rechtshändeln (597), Mißstände (598), Kurie und Rechtssicherheit (598), Abgaben an die Kurie (599), Kreuzzugszehnt (600).
Abkürzungen
602
Anmerkungen
603
Register
665
Erläuterung zur Karte
761
Karte
1. M I T T E L D E U T S C H L A N D I M Z E I T A L T E R DER MITTELALTERLICHEN DEUTSCHEN OSTSIEDLUNG Das Zeitalter des Investiturstreits bedeutet einen tiefen Einschnitt in der deutschen, ja in der abendländischen Geschichte. Damals erfolgte die entscheidende Wendung: Gegensätze wurden sichtbar, die bisher verdeckt gewesen oder doch nur selten an die Oberfläche getreten waren, und die Kräfte wurden frei, die die geschichtliche Bewegung auf viele Jahrhunderte bestimmt haben. Noch waren freilich die Keime des Neuen lange überdeckt von Bildungen älterer Art. Der universale Gedanke, der im Kampfe von Imperium und Sacerdotium den tödlichen Stoß erhalten hatte, schien im Weltherrschaftsstreben des Papsttums sich zu neuer Wirkungskraft zu erheben, bis der Zusammenbruch unter Bonifaz VIII. seine innere Aushöhlung sichtbar machte. Das deutsche Kaisertum erlebte unter Friedrich Barbarossa neuen Aufstieg und erreichte unter Heinrich VI. einen neuen Gipfelpunkt; es erschien noch einmal zweifelhaft, ob die im Investiturstreit gefallene Entscheidung endgültig sei. Die Entwicklung, deren Möglichkeiten niemand abschätzen kann, brach mit dem Tode Heinrichs VI. plötzlich ab, und die Ereignisse nach 1197 erwiesen, daß der Schwerpunkt des geschichtlichen Lebens aus der Mitte Europas sich nach dem Westen verlagert hatte: das Schicksal der deutschen Krone wurde im Kampfe zwischen England und Frankreich bestimmt. Zugleich wurde mit der Doppelwahl von 1198 für alle Zukunft deutlich, daß Deutschland nicht wie Frankreich den W e g zur Königsherrschaft, sondern wie England zur Adelsherrschaft gehen würde. Während diese aber in England zum Parlamentarismus führte, führte sie in Deutschland zum Partikularismus. So wird das Jahr 1198 zum Epochenjahr der deutschen Geschichte. Der Endkampf Friedrichs II. mit dem Papsttum berührte die deutsche Geschichte nur noch am Rande. Sein Tod im Jahre 1250 machte Epoche in der Geschichte des Abendlandes, denn er bedeutet den Schlußstrich unter die geschichtliche Geltung der großen Idee des mittelalterlichen Kaisertums und zugleich das Scheitern des Versuchs, das Ergebnis der Geschichte mehr als eines halben Jahrtausends rückgängig zu machen und das Schicksal Europas wieder vom Mittelmeer her zu gestalten; nicht aber in der deutschen Geschichte, denn damit ist zugleich gesagt, daß Friedrichs Kaisertum kein deutsches Kaisertum mehr war. 1 Schlesinger II
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Das Zeitalter der Ostsiedlung
In Deutschland nahm die Auflösung, die im Zeitalter des Investiturstreits begonnen hatte und in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts nochmals hatte aufgehalten werden können, seit 1198 ihren steten Fortgang. Dem Königtum glitt die Führung des Volkes aus der Hand, seine Stimme war schließlich nur noch eine unter vielen im Chor, und häufig nicht einmal die leitende. Neue Bildungen erfüllten den Raum des sinkenden Reiches, die „Länder" der Fürsten und des Adels, die, schon im 12. Jahrhundert in der Bildung begriffen, im 13. Jahrhundert sieht festigten, um sich schließlich mit jenen säkularen Energien zu erfüllen, die zur Bildung des modernen Staates führten. Er gewann in Deutschland nicht im Reiche, sondern in den Ländern Gestalt, vielfach im Duodezformat. Für alle Zukunft hat dies, bei voller Würdigung der großen ordnenden Leistung des deutschen Landesfürstentums, den Lauf der deutschen Geschichte doch in vielen Bezügen negativ bestimmt. Positiv bestimmend aber für ihren Fortgang wurde in diesen beiden Jahrhunderten eine Bewegung, die, seit langem vorbereitet, nicht ohne Teilnahme des Königtums tatkräftig gefördert von Adel und Kirche, doch vom Volke selbst ausging: die deutsche Ostsiedlung. Sie dehnte den deutschen Volksboden in drei Richtungen, an der Ostseeküste, nach Schlesien und an der Donau, ostwärts aus, durchsetzte das dazwischenliegende Land samt einem weiten Vorfelde mit deutschen Dörfern und Städten und machte es, in fruchtbarer Zusammenarbeit mit einheimischen Kräften, teils zu deutschem Kulturboden oder fügte seiner Kultur doch wenigstens ein wesentliches, deutsch bestimmtes Element hinzu. Eine tiefe soziale und wirtschaftliche Umgestaltung geht mit der Entstehung der Landesherrschaft und der Ausbreitung der Ostsiedlung Hand in Hand. Die alten Geburtsstände lösen sich auf, neue Berufsstände treten an ihre Stelle, und die vorwiegende Naturalwirtschaft wird abgelöst durch zunehmende geldwirtschaftliche Verflechtung. Der Adel gliedert sich in Reichsfürstenstand, der ohne Ausnahme zu selbständiger Landesherrschaft aufsteigt, in Grafen und Herren, in denen die nichtfürstlichen Reste des alten Herrenstandes mit den wichtigsten Reichsministerialen verschmelzen, und in niederen landsässigen Adel, in dem neben anderen Elementen die Masse der ursprünglich unfreien Ministerialität aufgeht. Zusammengehalten werden alle diese Bildungen durch die ritterliche Lebensführung und Geisteshaltung, die sie zum Ritterstande vereint. In den aufblühenden Städten, deren Zahl sich in Deutschland im Laufe des 13. Jahrhunderts vervielfacht, bildet sich ein neues Bürgertum, als dessen aktivstes Element die unter Königsschutz stehenden Kaufleute gelten dürfen, denen sich Angehörige aller Volksschichten, vom altfreien Adel bis zum ehemals
Soziale Wandlungen
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hofhörigen Handwerker, zugesellen. Handel und Gewerbe geben dem neuen Stande den wirtschaftlichen Rückhalt und fügen ihn zusammen, was nidit ausschließt, daß eine Oberschicht sich, wenn auch nicht rechtlich, so doch tatsächlich aus der übrigen Bürgerschaft heraushebt. Nach politischer Geltung strebt dieses Bürgertum bereits in spätsalischer Zeit, Salier und Staufer stellen es bewußt in den Dienst des Königtums, und der Aufschwung der Verkehrswirtschaft seit dem 12. Jahrhundert bietet neuen Antrieb. Die seit Jahrhunderten das Bild der deutschen Verfassung bestimmende Adelsherrschaft wird zum ersten Male sichtbar durchbrochen durch Wiederbelebung uralter Formen der Gemeinschaft, die genossenschaftlich bestimmt sind: in der freien Stadtgemeinde. Im neuerschlossenen Osten hat das Städtewesen besonders reiche Entfaltungsmöglichkeiten; ungehindert von überkommenen Bindungen dringt kaufmännischer Unternehmungsgeist an den Gestaden der Ostsee vorwärts und tritt im Binnenlande in den Dienst neuartiger Herrschaftsbildungen, die städtische Freiheit pfleglich schonen. Die große Mehrzahl der Bevölkerung lebt nach wie vor in bäuerlichen Verhältnissen. Aber die grundherrschaftliche Wirtschaftsform bildet sich um, differenziert sich oder löst sich ganz auf, die „hofrechtlichen" Bindungen lockern sich, auch im ländlichen Bereich gewinnen alte, genossenschaftliche Bildungen zunehmende Bedeutung, bäuerliche Gemeinden üben obrigkeitliche Befugnisse aus, und neue Räume stehen demjenigen offen, der in der Zeit einer durch Vermehrung der Bevölkerung bewirkten landwirtschaftlichen Konjunktur etwas erübrigt hat, es einzusetzen wagt und seine Arme zu regen weiß. Auf gerodetem Lande in Altdeutschland, vor allem aber in den weiten Gebieten des „kolonialen" Ostens, entsteht durch Anwendung eines Siedlerrechts, dessen Wurzeln in der fränkischen Zeit liegen dürften, ein Stand „freier" Bauern, dessen Söhne in immer neue Räume ausgreifen, gerufen oder ungerufen, und Wald, Heide und Sumpf in fruchtbares Ackerland umwandeln. Der deutsche Bauernstand, bisher bloße tragende Unterschicht der geschichtlichen Bewegungen, tritt handelnd in die Geschichte ein, indem er, teils die einheimische Bevölkerung in sich einschmelzend, teils aber auch in ihr aufgehend, dem Antlitz des östlichen Mitteleuropa ein neues Gepräge gibt, das erst in unseren Tagen wieder zerstört worden ist. Neben das Alte, das noch in der adlig - stolzen Gebärde des Untergangs seine Größe erweist, tritt zukunftsträchtig das Neue und löst es im Laufe zweier Jahrhunderte ab. Am Beginn des 14. Jahrhunderts liegt der geschichtliche Schwerpunkt Deutschlands im Osten, um hier zu verharren, bis die tiefgreifenden Wandlungen des 19. Jahrhunderts eine erneute Verlegung erzwingen und die r
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Das Zeitalter der Ostsiedlung
größte Katastrophe der deutschen Geschichte den totalen Zusammenbruch des deutschen Ostens herbeiführt. Die Geschichte Mitteldeutschlands ist während des 12. und 13. Jahrhunderts ein getreues, wenn auch verkleinertes Spiegelbild der großen Bewegungen und Entscheidungen in der Geschichte von Volk und Reich. Ein Überblick über ihren allgemeinen Verlauf und die wirkenden Kräfte ist für das Verständnis der Kirchengeschichte des Raumes in dieser Periode notwendig. Auf politischem Gebiete ist der wichtigste Vorgang die Bildung des wettinischen Landesstaates. Sie erfolgte in teils versteckter, teils offener Auseinandersetzung mit der königlichen Gewalt. Kaum anderswo im Reiche kann man die Schwankungen im Machtverhältnis von Königtum und zur Landesherrschaft aufsteigendem Adel mit ähnlicher Deutlichkeit beobachten wie in Mitteldeutschland während des 12. und 13. Jahrhunderts. Am Anfang steht die Rebellion des sächsischen Adels gegen Heinrich V., am Ende der siegreiche Kampf der Wettiner gegen die Hausmachtbestrebungen zweier deutscher Könige, während in der Mitte des Zeitraumes die erfolgreiche, auf Begründung einer deutschen Monarchie gerichtete Restaurationspolitik der Staufer die landesfürstliche Gewalt völlig auszulöschen sich anschickt. Die Wettiner kamen empor im Gegensatz zum salischen Königtum. Sie standen auf der Seite der adligen sächsischen Opposition, und es ist kennzeichnend für den Zustand des Reiches am Ende des Investiturstreits, daß Markgraf Konrad, der eigentliche Begründer der wettinischen Hausmacht, die Mark Meißen als Usurpator, im Kampfe gegen den von Heinrich V. eingesetzten Markgrafen Wiprecht von Groitzsch, aber unterstützt vom sächsischen Herzog Lothar, an sich brachte. Der Übergang des Königtums auf Lothar festigte seine Stellung und machte sie legitim. Nach dem Tode seines Bruders Dedo (1124) vereinigte Konrad den gesamten wettinischen Allodialbesitz in seiner Hand, und nach dem Aussterben des Hauses Groitzsch (1136), das sich in der Ostmark (Niederlausitz) zu behaupten vermocht hatte, fiel ihm auch diese Mark zu. Konrads Stellung war selbständig, aber keineswegs unabhängig. Noch waren die Kraftreserven des deutschen Königtums nicht erschöpft, und Lothar war gewillt, sie einzusetzen, wenn auch vorsichtig und zögernd, wie es der Art dieses erst im vorgeschrittenen Alter zum Throne berufenen Mannes entsprach. Auf ihn gehen letzten Endes Bestrebungen zurück, die während des ganzen 12. Jahrhunderts von den deutschen Königen weiterverfolgt wurden und die zeitweise die
Politische Wandlungen
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Existenz des wettinischen Landesstaates in Frage stellten. Lothar war der erste deutsche König seit langer Zeit, der eine tatkräftige, weitschauende deutsche Ostpolitik wiederum geführt hat; man darf sagen, daß er an das Werk Ottos des Großen anknüpfte und der deutschen Ostsiedlung des 12. Jahrhunderts die Bahn wies. Die Bedeutung dieser großen Siedelbewegung hat er offenbar, im Gegensatz zu den meisten seiner Zeitgenossen, erkannt. Er muß es gewesen sein, der zuerst den Plan faßte, vom Reste der alten Reichsbesitzungen um Altenburg aus durch bürgerliche und bäuerliche Siedlung nach dem Westerzgebirge hin einen Stützpunkt königlicher Macht im mitteldeutschen Osten zu schaffen. Zwickau, die Klöster Pegau und Bürgel, auch Teile von Groitzsch und Leisnig, die aus dem Erbe des Hauses Groitzsch dem Könige heimgefallen waren, vereinigte er mit dem pleißnischen Königsgut. In Altenburg wurde eine Ansiedlung sächsischer Kaufleute aus dem Goslarer Reditsgebiet gegründet, um den Handel nach Böhmen zu pflegen. An der Straße von Altenburg nach Prag errichtete er, weit vorgeschoben ins erzgebirgische Waldgebiet, das Kloster Chemnitz und besetzte es mit in der Rodung erfahrenen Pegauer Mönchen; ein Mittelpunkt künftiger bäuerlicher Rodungsarbeit war damit entstanden. Diese Maßnahmen erfolgten anscheinend im engsten Einvernehmen mit Markgraf Konrad, wie sich daraus ergibt, daß ihm die Vogtei über Chemnitz anvertraut wurde. Daß es Lothar nicht gelang, die Nachfolge im Reiche seinem mächtigen Schwiegersohn Heinrich dem Stolzen zu sichern, bedeutete einen schweren Schlag für die Wiederherstellung der königlichen Machtposition, die er in die Wege geleitet hatte. Der Staufer Konrad III., emporgekommen als „Pfaffenkönig", verzehrte sich in unfruchtbaren Kämpfen gegen die weifische Opposition und ließ sich wider bessere Einsicht zur Teilnahme an einem Kreuzzug verleiten, der ihn für lange Zeit von den dringlichen Aufgaben fernhielt, die seiner im Reiche warteten. Immerhin hat er in Mitteldeutschland die Politik des Vorgängers nicht ohne Tatkraft fortgeführt. Das Reichsgut wurde hier neu organisiert, indem es Burggrafen unterstellt wurde; waren solche bisher nur in Meißen und Dohna vorhanden gewesen, so tauchen sie seit der Mitte des Jahrhunderts auch in Altenburg, Leisnig, Döben, Bautzen, Cottbus auf. Gleichzeitig scheinen diese Burggralschaften als großräumige Landgerichtsbezirke ausgestaltet worden zu sein, in denen der königliche Friedensschutz in Form der Blutgerichtsbarkeit wirksam wurde, eine Erscheinung, die vielleicht auf Maßnahmen schon Heinrichs IV. zurückgeht. War Lothar von Nordwesten her ins erzgebirgische Waldgebiet vorgestoßen, so erfolgte unter Konrad der Vorstoß von Südwesten, vom fränkischen Kerngebiet seiner Macht her,
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Das Zeitalter der Ostsiedlung
indem er das Egerland ans Reidi nahm. Das mitteldeutsche Markengebiet war bisher durchaus mit der Geschichte Altsadisens verbunden gewesen; nunmehr wurde erstmalig die Verbindung nach dem Südwesten geknüpft, die für die bäuerliche Siedlung bedeutungsvoll werden sollte. Beim Kloster Chemnitz wurde 1143 die Gründung einer Niederlassung von Fernhandelskaufleuten ins Auge gefaßt; in Zwickau, an der zweiten von Altenburg nach Prag führenden Straße, muß damals eine stadtähnliche Siedlung tatsächlich entstanden sein. In Remse an der Mulde (nördlich Glauchau) wurde die Gründung eines weiteren Klosters im ungerodeten Waldgebiet in die Wege geleitet, diesmal von Bürgel aus. Wiederum nur im Einvernehmen mit dem mächtigen Wettiner, wahrscheinlich nur mit seiner Hilfe, konnte dieser Ausbau des Königsgutes erfolgen. Die Vogtei über Chemnitz wurde Konrad bestätigt, 1143 erhielt er das Land Rochlitz mit seiner alten Königsburg von Konrad III. zu Eigen, und etwa um dieselbe Zeit müssen ihm auch Besitzungen in den Landschaften Nisani und Bautzen, die unter Heinrich IV. an Böhmen gelangt waren und lange vom Hause Groitzsch besessen wurden, zugefallen sein. Das gesteigerte Selbstbewußtsein des Wettiners kommt in dem Titel zum Ausdruck, den er sich zur Zeit Konrads III. (1142) beilegt: „von Gottes Gnaden unter den Fürsten Sachsens alleiniger Besitzer und Schützer der meißnischen Mark"; eines königlichen Amtsauftrags wird nicht gedacht. Markgraf Konrad hat auch in den ersten Jahren Friedrich Barbarossas diese Machtstellung zu wahren gewußt. Wenn er schon vor seinem Tode seinen Allodialbesitz wie ein Hausvater sein Erbe unter seine Söhne verteilte, so ist dies nichts Ungewöhnliches. Fünf Linien wurden damit gegründet, mit dem Sitz in Camburg, Eilenburg, Wettin, Rochlitz und Brehna, durchweg Burgen wettinischen Eigenbesitzes. Wenn aber sein ältester Sohn Otto schon 1145 gleich dem Vater als Markgraf bezeichnet wird, desgleichen der zweite Sohn Dietrich zwar erst 1156, aber immerhin noch vor dem Tode des Vaters, so besagt dies, daß die Erblichkeit auch der großen Reichslehen, der beiden in seiner Hand vereinigten Marken, durchzusetzen ihm gelungen ist, ja vielleicht sogar, daß ursprünglich beabsichtigt war, die beiden Marken ungetrennt zu vererben, die Mark Lausitz (Ostmark) also mit der Mark Meißen zu verschmelzen. Dies glückte jedenfalls nicht, zwei Söhne erhielten je eine Mark. Den späteren wettinischen Landesteilungen ist diese erste Teilung noch nicht vergleichbar. Immerhin darf sie als ein Anzeichen werdender wettinischer Landesherrschaft gewertet werden. Der Tatkraft Friedrich Barbarossas ist es gelungen, dieser Entwicklung nochmals Einhalt zu gebieten, und nicht zuletzt mag ihm gerade diese
Markgraf Konrad. Reichsterritorium Pleißenland
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Teilung, die den großen in Konrads Hand befindlichen Herrschaftskomplex zersplitterte, die Möglichkeit hierzu gegeben haben. So verlief an der Elbe die Entwicklung zunächst anders als an der Donau, wo gleichzeitig die Landesherrschaft der Babenberger durch das Privilegium minus in ihrer Geschlossenheit bestätigt und befördert wurde. Die Oberlausitz wurde den Wettinern entzogen und an Böhmen zurückgegeben (1158), wie dies der König noch bei Lebzeiten Konrads zugesagt hatte. Für fast ein Jahrhundert verblieb sie, vielleicht mit einer kurzen Unterbrechung, bei den Piemysliden, um 1253 zum größten Teil unter askanische Herrschaft zu treten. Nach dem Sturze Heinrichs des Löwen (1180) gelangte das Land um Wittenberg als mit dem Reidiserzmarschallamte verbundenes Herzogtum Sachsen nicht an die Wettiner, sondern an die Askanier. Das Reichsgut um Altenburg wurde um 1165 von Friedrich Barbarossa zu einem Reichsterritorium Pleißenland (terra Plisnensis) ausgestaltet, aber jetzt nicht mehr unter Inanspruchnahme der wettinischen Markgrafen, sondern burggräflicher und vor allem reichsministerialischer Geschlechter, mit deren Hilfe Burgenbau und Stadtgründung sowie die bäuerliche Besiedlung des Westerzgebirges und des Vogtlandes durchgeführt wurden. Altenburg, Chemnitz und Zwickau, wo weiträumige Städte erbaut wurden, wurden zu Mittelpunkten dieser von königlichen Beamten verwalteten Landschaft, die sich im Norden bis Leisnig, Colditz und Pegau, im Osten über Chemnitz hinaus erstreckte. Im Süden schloß das ganz in gleicher Weise gestaltete Egerland an, während die Herrschaften der Reichsministerialen von Weida im Vogtland und im Regnitzland (um Hof) wohl nicht als besonderes Reichsterritorium unter Reichsvögten gelten können: der Vogttitel der Weidaer ist anderen Ursprungs. In enger Verbindung stand das große mitteldeutsche Gebiet unmittelbarer königlicher Herrschaft mit einem ähnlich organisierten Gebiet um Nürnberg. Im Westen, gegen Thüringen hin, ist eine Grenze im altbesiedelten Lande nicht scharf zu ziehen. Das geschlossene Reichsterritorium geht hier in Streubesitz über, der sich bis zur Saale, nach Jena und Saalfeld hinüber, erstreckte. Es ist bemerkenswert, daß der königliche Herrschaftsraum im wesentlichen dem Sprengel des Bistums Naumburg entspricht, das dem deutschen Königtum seit alters eng verbunden war. Auch im mittleren Teil des Erzgebirges machte der König sein Recht energisch geltend. Nur mit königlicher Genehmigung durfte hier Markgraf Otto, der Nachfolger Konrads in der Meißner Mark, über seine umfangreichen Reichslehen verfügen. Die reichen Silberfunde in der Freiberger Gegend brachten Otto zwar Reichtum und damit
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Das Zeitalter der Ostsiedlung
Machtzuwachs, aber der Bereich der Macht wurde von allen Seiten her eingeengt. Es konnte nicht mehr die Rede davon sein, daß der Meißner Markgraf „von der Neiße bis Thüringen alles Land beherrsche", wie man später von Konrad mit Recht rühmte. Jetzt war das Königtum wie im gesamten Reiche, so auch in Mitteldeutschland wieder in die Vorhand gelangt. Möglicherweise ist damals die Landschaft Nisani den Wettinern, die Oberlausitz dem König von Böhmen zugunsten des Reiches entzogen worden, wenn nämlich das vielumstrittene Verzeichnis der Tafelgüter des römischen Königs in der Tat ins Jahr 1189 zu setzen ist, wie neuerdings angenommen wird. Wäre Lizendice des Verzeichnisses nicht Leisnig, sondern aus Luzice verlesen, so würde auch das alte niederlausitzische Reichsgut erneut in königliche Verwaltung genommen und die wettinische Ostmark auf das westlicher gelegene Gebiet beschränkt worden sein. Als vollends noch vor Ottos Ableben Streitigkeiten um das Erbe zwischen seinen Söhnen einsetzten, die nur durch Vermittlung des Königs geschlichtet werden konnten und sich nach Ottos Tode (1190) fortsetzten, als Markgraf Albrecht an fürstlichen Umtrieben gegen König Heinrich VI. teilnahm — da holte der neue König nach dem kinderlosen Tode des Markgrafen (1195) zum entscheidenden Schlage aus: die Mark Meißen wurde als erledigtes Reichslehen unter übergehung der Erbansprüche von Albrechts Bruder Dietrich einbehalten und, ohne daß sich Widerstand geregt hätte, in unmittelbare Verwaltung königlicher Beamter genommen, d. h. sie wurde dem mitteldeutschen Reichsterritorium eingegliedert. Dieses erstreckte sich nunmehr von der Saale bis über die Elbe hinaus, von Nürnberg bis vielleicht in die Niederlausitz, ein geschlossenes, in wirtschaftlicher Erschließung begriffenes Gebiet, das in seiner zentralen Lage zwischen Nord und Süd dem Königtum sowohl zur Basis für den Ausgriff nach Osten wie als Stützpunkt für den Rückgriff nach Westen, ins mutterländische Deutschland hinein, hätte dienen können. Heinrich VI. wäre der rechte Mann gewesen, von hier aus eine Politik zu treiben, die den Anspruch des Königtums zur Geltung brachte. In Mitteldeutschland jedenfalls schien im letzten Jahrzehnt des 12. Jahrhunderts der Sieg der Zentralgewalt über die partikularen Kräfte besiegelt. Wie in der Geschichte des Reichs brachte auch hier das Jahr 1197, der plötzliche Tod des Königs, den Umschwung, schnitt die Doppelwahl von 1198 alle großen Möglichkeiten, die sich so verheißungsvoll eröffnet hatten, ab. Es gelang dem Wettiner Dietrich in wechselvollen Kämpfen, in denen er, skrupellos nur dem eigenen Vorteil folgend, sich dem jeweils aussichtsreichsten der verschiedenen Thronkandidaten anschloß, fast den ganzen wettinischen Hausmachtbesitz wieder
Königtum und Landesstaat
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in seiner Hand zu vereinigen. Das Aussterben der wettinischen Linie Rochlitz-Groitzsch brachte ihm 1210 sogar die Belehnung mit der Mark Niederlausitz, wofür eine Zahlung von 15 000 Mark geleistet werden sollte, doch wurde ein Drittel nachgelassen. Der Ertrag der im 12. Jahrhundert fündig gewordenen Freiberger Silbergruben trug somit auch politische Früchte. Das gesamte so wiedergewonnene Gebiet wurde nach neuen Grundsätzen ausgebaut und verwaltet: eine Gliederung nach Vogteibezirken wurde durchgeführt, wobei meist ein bei einer befestigten Stadt gelegenes Schloß den Sitz des landesfürstlichen Vogtes bildete. Handel und Verkehr wurden gefördert, und planmäßig wurden an wichtigen Straßen neue Städte gegründet. Unangefochten folgte Dietrich im Jahre 1221 sein unmündiger Sohn Heinrich, dem später die Zeitgenossen den Namen des „Erlauchten" (illustris) beigelegt haben. Adel und Ministerialität bekannten in dem Eide, den sie dem Kinde leisteten, sie seien ihm nach Erbrecht Treue schuld i g (iuramus
fidelitatem
iure
hereditario
sibi
debitara);
der Erbge-
danke, dem Heinrich VI. im Reich vergeblich hatte zur Geltung verhelfen wollen, war im Territorium zum Siege gelangt. Für Heinrich regierte zunächst sein Oheim, Landgraf Ludwig von Thüringen, bis der junge Fürst zu seinen Jahren kam. Bis 1288 hatte er die Herrschaft inne, in entscheidungsvoller Zeit. Man darf sagen, daß unter seiner langen Regierung der wettinische Landesstaat recht eigentlich feste Gestalt gewann. In den Thronkämpfen nach 1198 hatte sich das Gefüge des mitteldeutschen Reichsterritoriums wenn nicht völlig gelöst, so doch weitgehend gelockert. Versuchen der Wiederherstellung unter Friedrich II. war dauernder Erfolg nicht beschieden. Die großen Privilegien Friedrichs II. von 1220 und 1231/2 für die geistlichen und weltlichen Fürsten, die den Zustand, der sich im Anfang des Jahrhunderts herausgebildet hatte, bestätigten, sind Zeichen wenn nicht des Rückzuges der königlichen Gewalt aus Deutschland, so doch des Verzichts auf die im 12. Jahrhundert so verheißungsvoll begonnene königliche Territorialpolitik. Ein Zeichen dieses Verzichts ist auch die Verpfändung des königlichen Pleißenlandes für die Mitgift der Kaisertochter Margarete, die Heinrichs des Erlauchten Sohn Albrecht verlobt worden war. Es gelangte mit der Vermählung (um 1255) tatsächlich an die Wettiner. Dies war um so wichtiger, als nach dem Aussterben des thüringischen Landgrafenhauses (1247) Markgraf Heinrich Ansprüche auf dessen Erbe erheben konnte, die er erfolgreich durchfocht: nur die hessischen Lande westlich der Werra entgingen ihm, während er das Gebiet der Landgrafschaft Thüringen selbst samt der Pfalzgrafschaft Sachsen seinen Besitzungen anzugliedern vermochte (1249, endgültig 1264), zu denen
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Das Zeitalter der Ostsiedlung
das Pleißenland nun die Brücke bildete. Vier Fahnlehen und Reichsfürstentümer vereinigte er damit in seiner Hand, und es ist bezeichnend, daß er während des Interregnums aus eigener Machtvollkommenheit zur Bildung eines fünften Fürstentums, der „Mark" Landsberg, schreiten konnte, mit dem sein Sohn Dietrich ausgestattet wurde. Audi gegen Böhmen, das damals von Süden her über den Erzgebirgskam m herübergriff, wurde mit der Erwerbung der Herrschaften Sayda und Purschenstein die Grenze vorgeschoben. Die Organisation der Verwaltung wurde im Sinne Dietrichs weitergeführt und vervollkommnet. Die wirtschaftliche Kraft des Landes stieg, nicht zuletzt dank dem Erfolg des Freiberger Silberbergbaues. Markgraf Heinrich galt als ein ungewöhnlich reicher Fürst. Kein Wunder, daß sich nach dem Untergang König Konradins in Neapel (1268) der Blick der Anhänger des staufischen Hauses auf Heinrichs Enkel Friedrich richtete, der zugleich ein Enkel Kaiser Friedrichs II. war; kurze Zeit war er der Thronprätendent der staufischen Partei in Italien. Der hochfliegende Plan kam nicht zur Ausführung, zu der die Kräfte schwerlich ausgereicht hätten. Eine Schwächung der wettinischen Machtstellung bedeutete bereits die Teilung der Regierungsgewalt, die Markgraf Heinrich bei seinen Lebzeiten schon frühzeitig vornahm, zumal sein charakterschwacher Sohn Albrecht, dem er die Regierung Thüringens und der Pfalz Sachsen überlassen hatte, nicht über die Eigenschaften verfügte, die man von einem Regenten erwarten darf. Noch einmal wurde der wettinische Landesstaat vor eine Bewährungsprobe ernstester Art gestellt. Nach des alten Markgrafen Tode kam es bald zu bitteren Streitigkeiten zwischen Albrecht und seinen Söhnen Friedrich und Diezmann sowie zwischen diesen und ihrem Vetter Friedrich Tuta, der seinem Vater Dietrich in der Mark Landsberg gefolgt war (1285), aber bereits 1291 starb. Die mannigfachen Versuche, zur Übereinkunft in der Verteilung des Besitzes zu gelangen, sind für uns, da die Regelungen nicht von Dauer waren, nur insofern von Interesse, als sie zeigen, daß die reichslehnbaren Marken nicht mehr als unteilbares Ganzes betrachtet, sondern nicht anders als die Eigengüter willkürlich geteilt wurden. Das Recht des Königs an diesen Gebieten schien gänzlich erloschen. Zwar hat König Rudolf von Habsburg nochmals versucht, die Reichsrechte in Mitteldeutschland geltend zu machen, und nicht völlig ohne Erfolg: es gelang ihm, das Pleißenland samt seinen Städten wenigstens teilweise ans Reich zurückzubringen und wiederum der Verwaltung durch königliche Beamte zu unterstellen, und es gehört in die Linie dieser auf Schwächung der Wettiner gerichteten Politik, die durch ihre Uneinigkeit erst ermöglicht wurde, daß nach dem Aussterben der wettinischen Linie Brehna (1290) dieser
Sieg des Landesstaats
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alte Hausbesitz von Rudolf an Herzog Rudolf von Sachsen gegeben wurde, die Grafschaft Wettin aber, die seit 1217 mit Brehna vereinigt war, an das Erzstift Magdeburg. Rudolfs Nachfolger Adolf von Nassau ging wesentlich weiter. Selbst ohne Hausbesitz größeren Umfangs suchte er sich eine Machtgrundlage in Mitteldeutschland zu schaffen. Wie einst Heinrich VI. betrachtete er die Mark Meißen als heimgefallenes Reichslehen; die Herrschaft über die Landgrafschaft Thüringen erwarb er vom stets geldbedürftigen Landgrafen Albrecht durch Kauf. Aber wie anders vollzogen sich jetzt die Ereignisse als ein Jahrhundert früherl Nur nach schweren Kämpfen konnte der König das Land Meißen in Besitz nehmen, das kurze Zeit von einem königlichen Statthalter regiert wurde, ohne daß doch die wettinischen Brüder Friedrich und Diezmann ihre Ansprüche aufgegeben hätten, die sie energisch und nicht ohne Erfolg auch gegen den 1298 zum Reichsvikar in der Mark Meißen und im Pleißenlande eingesetzten Böhmenkönig verfochten. Als nach dem Tode König Adolfs sein Nachfolger Albrecht von Habsburg die Pläne des Vorgängers wieder aufnahm, traten sie ihm abermals mit der Waffe in der Hand entgegen und schlugen sein Heer in der Schlacht bei Lucka (1307), sich auf diese Weise in ihrer Stellung behauptend. Die Ermordung Albrechts befreite Friedrich den Freidigen, der nach dem Tode Diezmanns und dem Verzicht seines Vaters auf Thüringen den wesentlichen wettinischen Besitz wieder in seiner Hand vereinigte, von der drohenden Gefahr erneuten königlichen Angriffs. Nur die Mark Lausitz vermochte er nicht wieder zu erlangen. 1301 und 1303/4 war sie erst an das Erzstift Magdeburg, dann an die Askanier verkauft worden, um Geld für den bevorstehenden Kampf gegen den König zu beschaffen. Wie ein Bauerngut wechselte somit ein Reichsfürstentum jetzt den Besitzer, es fiel dem zu, der am meisten zahlte, ohne daß der König die Möglichkeit des Eingreifens gehabt hätte. König Heinrich VII. hat die Ansprüche des Vorgängers auf die Mark Meißen zwar nicht aufgegeben, aber dann doch nicht weiter verfolgt. Nach dem Aussterben der Pfemysliden war Böhmen das lockendere Ziel, zu dessen Erreichung er sich die Unterstützung der Wettiner sicherte. Die Machtprobe zwischen Königtum und fürstlicher Landesherrschaft war zugunsten der letzteren entschieden. Für viele Jahrhunderte sind nun die Wettiner die unbestrittenen Herren Mitteldeutschlands geblieben, während der Einfluß des deutschen Königtums hier tatsächlich zu Ende war. Die Wettiner waren freilich nicht die einzigen, die in Mitteldeutschland landesherrlicher Gewalt zustrebten. Sie allein aber hatten schließlich den Erfolg für sich, und wie die Angriffe des Königtums
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Das Zeitalter der Ostsiedlung
gelang es ihnen, auch die Angriffe mächtiger Nachbarn abzuwehren, die ihnen ihre Stellung streitig zu machen suchten. Die reichsfürstlichen Geschlechter, die im weiter westlich gelegenen Gebiet in Wettbewerb mit ihnen hätten treten können, starben schließlich aus: die Pfalzgrafen von Sachsen 1180, die ludowingischen Landgrafen von Thüringen 1247. Ihr Erbe gelangte an die Wettiner. Diesen an Macht weit überlegen waren die südlichen Nachbarn, die Herzöge, dann Könige von Böhmen. Auch sie waren Reichsfürsten, aber mit mancherlei Vorrechten, die in der Größe, Geschlossenheit und andersvölkischen Grundlage ihrer Herrschaft begründet waren. Immer wieder haben, sie über die nördliche Gebirgsumwallung herüberzugreifen versucht, am nachdrücklichsten östlich der Elbe, wo die gesamte Oberlausitz durch Jahrhunderte ein böhmisches Nebenland war. An der Elbe selbst gehörten die Herrschaften des Elbsandsteingebirges während des 12. und 13. Jahrhunderts zu Böhmen; die Grenze verlief 1298 bei Pirna. Auch über den Kamm des Erzgebirges griff Böhmen aus, Sayda, Purschenstein, Rechenberg, Schlettau waren böhmisch. Weite zum Bistum Meißen gehörige Gebiete standen somit unter böhmischer Landesherrschaft. Im Norden des wettinischen Territoriums entstand, wie bereits erwähnt, 1180 nach dem Sturze Heinrichs des Löwen ein territoriales Herzogtum Sachsen und wurde den Askaniem überlassen. Auch dieses Gebiet reichte ins Bistum Meißen hinein, nachdem die Askanier 1290 die Grafschaft Brehna an sich gebracht hatten. Vor allem aber erwarb der brandenburgische Zweig dieses Geschlechts 1253 die Oberlausitz, die erst 1329/46 an Böhmen zurückfiel, dazu dann 1303/4 auch die Niederlausitz. Die landesherrliche Gewalt all dieser mächtigen Fürstengeschlechter mit Ausnahme des böhmischen erstredete sich noch nicht gleichmäßig über geschlossene Räume, überall war sie durchbrochen von den Herrschaften des Adels edelfreier und (reichs)ministerialischer Herkunft. Auch diese weniger mächtigen Herren strebten danach, ihre Herrschaftsgewalt zu landesherrlicher Stellung auszubauen, doch gelang der Aufstieg nur wenigen. Am ehesten konnten auf Rodungsboden Bindungen altherkömmlicher Art abgestreift werden. Im altbesiedelten Lande dagegen, wo Streubesitz vorherrschend war und die herrschaftlichen Rechte sich mischten, mußte der Adel die übergeordnete Herrsdiaft des werdenden Landesfürstentums anerkennen, die unmittelbare Beziehung zum Könige wurde gelöst, die adligen Herrschaften wurden mediatisiert. Dies gilt sowohl für die großen burggräflichen Geschlechter wie für die Edelfreien des Daleminzierlandes und der weiter westlich gelegenen Gebiete, wo ihre Sitze sich besonders häuften (vgl. S. 550). Nicht wenige dieser Familien starben
Dynastische Landesherrschaft
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frühzeitig aus. Vor allem im Südteil des Bistums Naumburg liegen indes die Verhältnisse anders. Hier bildeten sich auf Rodungsland geschlossene Herrschaftskomplexe. Im Auftrage des deutschen Königs war hier die Ansiedlung deutscher Bauern im Bereiche des staufischen Reichsterritoriums durchgeführt worden, und als die königliche Macht zusammenbrach, hielten sich die Besitzer dieser Herrschaften zunächst frei von der aufstrebenden landesherrlichen Gewalt der meißnischen Markgrafen. Vor allem gilt dies für die Vögte von Weida, die Vorfahren des Fürstenhauses Reuß, die sich im nach ihnen bezeichneten Vogtlande ein weiträumiges Territorium schufen, das in Resten bis in die Zeit der Weimarer Republik hinein Bestand gehabt hat. An der Zwikkauer Mulde setzten sidi die Herren von Schönburg fest. Ihr Gebiet, das nach mancherlei Wechsel von Waldenburg bis hinauf zum Fichtelberg reichte, wurde erst 1740 dem kursächsischen Staate eingegliedert. Die edelfreien Herren von Lobdeburg erwarben, ausgehend von Jena und Burgau, eine Herrschaft, die sich über Roda-ArnshaugkSchleiz bis hinüber nach Elsterberg erstreckte. Vielleicht verdankt sogar die Burg Schwarzenberg i. E. ihnen ihre Entstehung. Von langer Dauer war diese Machtbildung freilich nicht. Dasselbe gilt für die Herrschaften der reichsministerialischen Geschlechter des Pleißenlandes, unter denen die Colditz, Waldenburg, Drachenfels, Crimmitschau, Schellenberg herausragen. Aber in dem Zeitraum, den wir hier ins Auge fassen, waren sie jedenfalls wettinischer Landesherrschaft noch nicht unterworfen. Von der Saale bis an die Zschopau dehnte sich, soweit ehedem der Wald gereicht hatte, das Gebiet reichsunmittelbarer Herrschaften. In ähnlicher Weise vollzog sich die Herrschaftsbildung in der Oberlausitz. Neben den edelfreien Herren von Kittlitz traten frühzeitig vor allem die Reichsministerialen von Vesta, die sich dann nach Kamenz nannten, und die Schönburge hervor. Andere Geschlechter mögen erst nach 1158 auf dem Wege über Böhmen ins Land gekommen sein. Es entstanden auch hier durch deutsche bäuerliche Siedlung Herrschaften, die eine große Selbständigkeit genossen. Aus dem territorialen Verbände haben sie sich im Gegensatz zu den pleißenländischen jedoch nicht gelöst, d. h. sie wurden nicht reichsunmittelbar, sondern blieben stets der Krone Böhmen und später den Askaniern unterworfen. Ähnlich verlief die Entwicklung in der Niederlausitz. Die Bedeutung all dieser territorialen Bildungen auch für das kirchliche Wesen liegt auf der Hand. In erhöhtem Maße gilt dies natürlich für die geistlichen Territorien und Herrschaften, in denen Bischöfe und Äbte als Herren geboten; von ihnen wird gesondert zu handeln sein.
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Das Zeitalter der Ostsiedlung
Der tragende Vorgang in der Geschichte Mitteldeutschlands während des 12. und 13. Jahrhunderts ist die deutsche Ostsiedlung. Sie hat für das Land von grundlegender Bedeutung für alle Zukunft geworden, auch für die Geschichte der Kirche in diesem Gebiet. Sie veränderte alle Lebensverhältnisse von Grund auf. Aus umstrittenem Grenzland wird damals ein Land der Mitte, ein Kernland des Reiches, denn auch die Nachbargebiete werden deutsch: in der Mark Brandenburg wird die deutsche Herrschaft fest begründet, Schlesien wird deutsch besiedelt, Böhmen wenigstens in seinen Randgebieten ebenfalls; es wächst mehr und mehr ins Reich hinein. Nicht minder grundlegend als seine äußere Stellung ändert sich die innere Struktur des Landes. Aus einem Räume deutscher Herrschaft über unterworfene slavische Bevölkerung wird in einem komplizierten Ausgleichsprozeß, auf den zurückzukommen ist, deutscher Volksboden. Nicht durch gewaltsame Aussiedlung wird dies erreicht, sondern in friedlicher Kulturarbeit. Verdrängung ansässiger Bevölkerung aus ihrem Wirtschaftsraume, nicht etwa aus dem Lande überhaupt, durch deutsche Neubauern ist nur im weiter nördlich gelegenen Gebiet selten genug bezeugt; innerhalb der Grenzen der sorbenländisdien Bistümer scheint sie ganz gefehlt zu haben. Noch war ja an Land kein Mangel. Die Slaven saßen vergleichsweise nur wenig dicht in den altbesiedelten Räumen. Zwischen den kleinen Ackerflächen ihrer Weiler war überall Raum für Neusiedlung. Auch gab es Dörfer, die fast oder gänzlich verödet waren, eine Folge wohl der harten Kampfzeiten des 11. Jahrhunderts. So wurde hier fortgesetzt, was keimhaft schon im 10. und 11. Jahrhundert begonnen worden war. Zu voller Entfaltung aber gelangte deutsche bäuerliche Siedlung erst im bisher gänzlich unbesiedelten Lande, wo großzügige Planungen ohne Rücksicht auf bereits Vorhandenes vorgenommen und durchgeführt werden konnten. Damals schmolzen die weiten Wälder, zunächst im Niederland, bald auch im Erzgebirge und seinem Vorlande sowie im Vogtland, schließlich in der Ober- und Niederlausitz rasch zusammen. Besser als jede Beschreibung verdeutlicht der Blick auf eine der Karten, die den jetzigen Waldbestand im Vergleich mit dem vermuteten der frühgeschichtlichen Zeit, das ist im Lande östlich der Saale die Zeit bis zum 11. Jahrhundert, zur Darstellung bringen, das Ausmaß der siedlerischen Leistung dieser Jahrzehnte: man muß sich vor Augen halten, daß im ehemaligen Lande Sachsen seit dem Ende des 13. Jahrhunderts das unbesiedelte Land bis in die Gegenwart kaum mehr vermindert worden ist, abgesehen vom höchstgelegenen Gebiet des Erzgebirges, das erst spätmittelalterlichem Bergbau und neuzeitlicher Industrie seine Erschließung verdankt.
Beginn der Ostsiedlung
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In gleichzeitigen Aufzeichnungen haben diese Vorgänge, so folgenreich sie waren, doch nur vereinzelt einen Niederschlag gefunden. Sie spielten sich in der Stille ab und erstreckten sich über verhältnismäßig lange Zeiträume. Rechtsstreitigkeiten, die Anlaß zu Niederschriften hätten geben können, entstanden nur selten. Im Bereiche des Bistums Naumburg begann die Siedlung um das Jahr 1100. Bischof Walram selbst ließ damals, wie uns bereits bekannt ist (vgl. Bd. 1 S. 134), Dörfer aus dem Walde roden, und augenscheinlich in nicht ganz geringer Zahl: fünf von ihnen, deren Namen auf -dort endigen, samt einem sechsten, dessen bezeichnender Name Nuslize („Neusiedlung") wahrscheinlich macht, daß es ebenfalls der Rodung seine Entstehung verdankt, wurden allein dem Zeitzer Kapitel geschenkt. Die Weiheurkunden der Kirchen von Zwickau (1118) und Plauen i.V. (1122) lassen mit ihren weiträumigen Sprengelumgrenzungen erkennen, daß mit der Anlage neuer Dörfer gerechnet wurde (vgl. Bd. 1 S. 185 ff.). Schon begegnen Hufen (mansi) nach Art deutscher Flurverfassung und vereinzelt auch deutsche Lokalnamen. Etwa gleichzeitig (1121) sind Dörfer mit deutschen Namen um Zeitz und Gera bezeugt, darunter charakteristischerweise zwei Nuendori, außerdem zwei neue Dörfer (novae villae) als Ausbauten der Dörfer Bigele (unbekannt) und Ossig (Kr. Zeitz). Die Bauern der Dörfer um Zeitz sitzen auf Hufen. Im Jahre 1140 gehören zur Parochie der Kirche von Altkirchen neben „alten" auch „neue" Dörfer. Die Ansiedlung hatte also auch auf den Pleißengau übergegriffen. Im selben Jahr sind Rodungen (culta) in dem Forst Mahlen bei Kayna bezeugt, wo bald darauf ein Dorf mit 16 Hufen anzutreffen ist, und gleichzeitig ist hier von unangebautem Lande die Rede (Malina culta et inculta), das offensichtlich in Zukunft in Kultur genommen werden sollte. In Flemmingen bei Naumburg saßen damals bereits niederländische Ansiedler (Hollandenses). 1145 wird der Zehnt von neugerodetem Lande im Pleißengau dem Kloster Bosau übertragen und dabei der Hoffnung Ausdruck gegeben, daß weitere Neubrüche (novalia) angelegt werden. Auch um Bürgel am Gleißbach erwartete man damals den Anfall solcher Zehnten, desgleichen im Lande Gera. Hier hatte ein gewisser Zvemuzl zuerst mit dem Anbau in einem neuen Dorfe begonnen. Man ersieht aus dieser Nachricht, daß der Ausbau des altbesiedelten Gebietes zunächst vielfach allmählich erfolgte, nicht sogleich ganze Dörfer gegründet wurden, die erst nach und nach entstanden, und weiterhin, daß man sich auch nichtdeutscher Ansiedler bediente. Der Anteil der Slaven am Siedlungswerk ist vielfach unterschätzt worden. Meist werden sie allerdings unter deutscher Leitung neue Dörfer angelegt haben. Man wird infolgedessen nicht überall dort, wo deutsche Ortsnamen und
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Das Zeitalter der Ostsiedlung
Hufen (mansi) begegnen, und das letztere ist nunmehr fast überall der Fall, wo Landvergabungen vorgenommen werden, auf die Anwesenheit deutscher Bauern schließen dürfen. Zunächst breiteten sich deutsche Wirtschaftsweise und deutsches Recht auch im slavisch besiedelten Gebiete aus, und man darf annehmen, daß auch die seit langem vorhandenen slavischen Dörfer des altbesiedelten Landes unter deutscher Leitung damals erhebliche Umgestaltungen erfuhren, sei es durch Vergrößerung, Zusammenlegung oder Flurumlegung, sei es durch Umgestaltung lediglich rechtlicher Art. Ein Anzeichen für Umlegung zu deutschem Recht ist der in Schobern (scobrones) von den Hufen zu entrichtende Garbenzehnt (vgl. S. 504), der im Pleißengau und anderwärts angetroffen wird. Auch die mit deutschen Bauern besetzten neuen Dörfer entstanden zunächst inmitten des altbesiedelten Landes oder doch an seinem Rande, wo sich die Gelegenheit noch ungenutzten, verhältnismäßig leicht urbar zu machenden Landes bot. In den zusammenhängenden Wald wurden sie vorerst nur vereinzelt vorgeschoben. Die meist schlechthin als „slavisch" angesehenen Rundlinge, Gassendörfer und Sackgassen Mitteldeutschlands mögen damals ihre Gestalt erhalten haben, desgleichen manche Block- und Streifenfluren, wenn auch noch nicht in der doch teilweise recht regelmäßigen Form, in welcher sie uns in den Flurkarten und Flurbüchern des 18. und 19. Jahrhunderts entgegentreten. Hierher gehören auch Gemarkungen, deren Flurblöcke ihrerseits streifig untergeteilt wurden, so daß sog. Blockgewanne entstanden. Weder slavisch noch deutsch sind alle diese Siedlungsformen, sondern bezeichnende Zeugnisse einer slavisch-deutschen Kulturmischung in der ersten Periode der Ostsiedlung, die zwischen Saale und Elbe bis um die Mitte des 12. Jahrhunderts reicht. Die Zuwanderung deutscher Bauern fand also damals noch nicht in der gleichen massenhaften Weise statt wie in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts, aber sie darf deshalb nicht unterschätzt werden und ist klar genug bezeugt, etwa für die Holländer in der Naumburger Gegend oder auch für das Land Gera, wo 1152 das Dorf Heuckewalde mit einer Kirche bereits bestand. Ortsname und Siedlungsform weisen eindeutig auf Rodung durch deutsche Bauern. Noch deutlicher lautet ein Zeugnis für das Gebiet des Merseburger Bistums. Hier war es Wiprecht von Groitzsch, der im Beginn des Jahrhunderts fränkische Bauern aus Anlaß einer Reise nach Burg-Lengenfeld (nördl. Regansburg), wo seine Mutter Sigena zum zweiten Male verheiratet war, ins Land zog. Zwischen Mulde und Wyhra und zwischen Wyhra und Schnauder legten sie ihre Dörfer an, die in der Art der Namengebung mit den von Bischof Walram gerodeten und den 1121 um Zeitz und
Frühe deutsche Dörfer
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Gera genannten so deutlich übereinstimmen, daß man auch bei diesen wenigstens zum Teil auf Anlage nicht durch slavische Siedlungswillige, sondern durch deutsche Bauern zu schließen berechtigt ist. Leider lassen sich die wenigsten dieser Dörfer Wiprechts heute noch nachweisen, so daß über die Formen der Ansiedlung nur unsichere Vermutungen möglich sind. Weitere Belege aus der Merseburger Diözese fehlen freilich, und auch im Bistum Meißen sind sie zunächst nur sehr spärlich vorhanden: zwei Dörfer Nuendori begegnen 1144 in der Gegend von Dresden, und die kurz vorher genannte Hermanni villa dürfte ebenfalls eine deutsche Gründung sein, wenngleich vielleicht mit slavischen Ansiedlern. Man wird daraus nicht unbedingt auf geringere Siedlungstätigkeit schließen dürfen als im Naumburger Sprengel, denn breite Lücken der Überlieferung sind mehr als wahrscheinlich. Im nördlich anschließenden, zur Magdeburger Diözese gehörigen Gebiet etwa ist die Anlage des Dorfes Kattersnaundorf (bei Delitzsch) bereits zur Zeit Kaiser Lothars überliefert. Immerhin ist es naheliegend, daß nach der Saale zu die Intensität des Landesausbaus zunächst vergleichsweise größer war. östlich der Elbe schweigen die Quellen vorerst überhaupt, doch verdient festgehalten zu werden, daß die Burg Saathain bei Großenhain im Jahre 1140 bereits bestand, eine Gründung der Bischöfe von Naumburg. Ein Mittelpunkt für die Anlage deutscher Dörfer an der Schwarzen Elster und Röder war damit geschaffen. Nach der Mitte des Jahrhunderts ändert sich das Bild in allen drei Bistümern. Immer noch sind die Zeugnisse vereinzelt, aber es wird doch völlig deutlich, daß in den verschiedensten Gegenden höchst umfangreiche Rodungen im Gange sind, wobei zugleich klar wird, daß es jetzt nur noch Deutsche sind, die den Siedlungsvorgang tragen, und daß dieser über die Grenzen des altbesiedelten Gebietes alsbald weit hinausgreift. Die Holländer bei Naumburg, die jetzt (1152) von Bischof Wichmann ein Privileg erhalten, das ihre Rechte und Pflichten umreißt, hatten sich auf dem Boden eines bereits vorhandenen Dorfes Tribüne festgesetzt, und auch die Flanderer in Kühren (bei Würzen), mit denen Bischof Gerung von Meißen 1154 einen berühmt gewordenen Ansiedlungsvertrag schloß, bezogen ein zwar fast verlassenes, aber doch ehemals angebautes Dorf. Andere Neusiedler jedoch, wohl ebenfalls flämischen Stammes, die sich im Burgward Eilenburg niederließen, erhielten einen Ort angewiesen, der „seit vielen Jahrhunderten" auf Grund seiner natürlichen Beschaffenheit (a natura) unangebaut war. Bei den Bewohnern von Löbnitz, deren Rechtsverhältnisse 1185 geordnet werden, bleibt die Art der Ansiedlung dunkel. Wenn aber der Ortsname Flemmingen sowohl bei Hartha 2 Schlesinger II
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(hart = Wald!) wie auch westlich von Penig auftaucht, so besagt dies, daß die vorzugsweise in der Austrocknung von Sumpfländereien geübten Flamländer auch vor Waldrodung nicht zurückgeschreckt sind. Die Nachricht Helmolds von Bosau, Holländer seien bis hin zum Erzgebirge (saltus Boemicus) ansässig geworden, findet damit ihre Bestätigung. Großzügigste, von Ansiedlern fränkischen Stammes durchgeführte Waldrodung ist bezeugt im Jahre 1162 in der Gegend von Freiberg: nicht weniger als 800 Hufen, die Markgraf Otto von Meißen auf seine Kosten hatte roden lassen, wurden dem zu gründenden Kloster Altzelle übereignet. Wenige Jahre später (1168) ist die Rodung des Waldes südlich Rochlitz in vollem Gange, während vom Pleißengau aus nicht nur in südöstlicher Richtung in der Gegend von Glauchau das Dorf Weidensdorf angelegt wird, sondern auch im Südwesten bei Nöbdenitz Neubruchzehnten anfallen. Schon im Jahre 1173 aber erscheinen Neubruchhufen in großer Zahl am Oberlauf der Zwickauer Mulde, in der Nähe von Aue im Erzgebirge. Gleichzeitig müssen nördlich der bis 1953 geltenden Landesgrenze heue Dörfer zwischen Mulde und Elbe in der Gegend von Schildau wenn nicht schon vorhanden so doch mindestens im Aufbau begriffen gewesen sein, und wenn das Kloster auf dem Petersberge bei Halle vor 1184 für 60 bereits gerodete Hufen, die ihm hier entzogen wurden, 130 ungerodete an der Schwarzen Elster erhält, so zeigt dies, daß auch östlich der Elbe schon im 12. Jahrhundert Rodungen beabsichtigt waren. Es stimmt hierzu ausgezeichnet, daß 1177 an der Schwarzen Elster Hufen nach flandrischem Maß vermessen wurden und daß 1179 das Kloster Neuwerk bei Halle 100 Hufen bei Schweinitz erhielt (beurkundet 1183). In Taubenheim und anderen Dörfern südlich Meißen waren fränkische Kolonisten 1186 bereits seit längerer Zeit ansässig. Sie hatten hier sicherlich „aus wilder Wurzel" gerodet, während das 1184 zum Kloster auf dem Petersberg bei Halle gehörige Frankendorf an Stelle eines bereits vorhandenen Dorfes „auf grünem Rasen" angelegt war (wie der Zusatz que et Liubanuwiz besagt). In dieser Zeit wird auch östlich Leipzig durch den Meißner Markgrafen die Siedlung in die Wege geleitet worden sein. Die Ausstattung der Leipziger Nikolaikirche mit dem deutschen Dorfe Baalsdorf (bezeugt 1213) muß in die Zeit der Stadtgründung (vor 1170) zurückgehen. In der Oberlausitz fehlt es an unmittelbaren Siedlungszeugnissen. Wenn aber 1225 in der Umgebung von Kamenz neben Dörfern slavischen Namens auch eine Reihe deutsch benannter bezeugt sind, wenn 1221 Kunnersdorf bei Löbau, um 1226 Goldbach, Weickersdorf, Geißmannsdorf bei Bischofswerda, 1232 Langenwolmsdorf bei Stolpen, vor 1228 Altbernsdorf bei Bernstadt bereits bestanden, wenn Wilthen, Neukirch,
Höhezeit der Ostsiedlung
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Sohland a. d. Spree, Cunewalde 1222, Sdiönberg (Kr. Görlitz) 1234 Kirchdörfer waren und es sich bei diesen Orten durchweg um teilweise sehr große Waldhufendörfer handelt — dann zeigt sich, daß auch hier die Höhezeit deutscher bäuerlicher Siedlung nicht später liegen kann als um das Jahr 1200. Dies bestätigt die sogenannte Oberlausitzer Grenzurkunde, die Verhältnisse des Jahres 1223 wiedergibt: die Grenzen der königlich böhmischen und bischöflich meißnischen Besitzungen werden in ihr genau festgelegt wegen der Neubrüche, um deren Besitzverhältnisse Zweifel entstanden waren, d. h. bei der Rodung des Grenzwaldes war man schließlich aufeinandergestoßen. Dies aber setzt die Vollendung des Rodungswerkes in dieser Gegend voraus. Auch in der südlichen Niederlausitz, in der Gegend von Dobrilugk, begegnen deutsche Ortsnamen um dieselbe Zeit (1228 Lugau, Lindena; 1229 Frankena, Münchhausen, 1231 Gruhno, 1234 dann gleich sieben weitere). Wie sehr das Werk der Rodung und Siedlung in diesen Jahrzehnten der „Hochkolonisation" von den Geistern Besitz ergriffen hatte, zeigt deutlicher als andere Zeugnisse das Beispiel des Einsiedlers Siegfried, der Gott und dem heiligen Georg, dem Patron der Kirche von Zscheila gegenüber Meißen, nicht besser seine Devotion glaubte beweisen zu können, als dadurch, daß er ein dieser Kirche gehöriges Gehölz in Größe von vier Hufen rodete und in Anbau nahm (vor 1180). Der Abschluß des großen bäuerlichen Siedlungswerkes zog sich verhältnismäßig lange hinaus. Während längst auf den Höhen des Erzgebirges gerodet wurde, wurden noch immer im altbesiedelten Lande neue Dörfer angelegt, so etwa kurz vor 1190 von dem markgräflichen Ministerialen Konrad Spannseil — deutet der Name auf den Umgang mit dem Meßseil des Landmessers? — die Ortschaft Churschütz bei Lommatzsch, die er nach seinem eigenen Namen benannte (Cunradesdoii, Conradiz). Ein ähnlicher Fall liegt wohl in der Nähe von Döbeln vor. Hier trifft man die Ortsnamen Arntitz und Berntitz an; der benachbarte Herrenhof in Wuhnitz aber war 1185 im Besitz Arnolds von Wuhnitz, 1204 Bernhards von Trebsen. Bemtitz müßte somit nach 1185 entstanden sein, Arntitz vor 1204. Im Vogtlande wird das Dorf Wünschendorf erst im Beginn des 13. Jahrhunderts von Mildenfurth aus gerodet. Im Jahre 1202 erteilte König Philipp dem Kloster auf dem Petersberge das Privileg, Reichsgüter erwerben zu dürfen bis zu dem Umfang, daß ihr Ertrag (oder proventus = Wert?) 30 Mark bei bebauten, 70 Mark bei noch unbebauten nicht überschreiten sollte, und noch zur Zeit Bischof Heinrichs von Meißen (i 1240) besaß das Stift an der Schwarzen Elster neben bereits gerodeten künftig noch zu rodende Neubruchhufen (decimam novalium exstirpatorum seu exstirpandorum 2'
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ad Nigram Alestram; erwähnt in Urkunde von 1246). Auch hieraus geht hervor, daß weiterer Anbau erwartet wurde. Noch um 1227 wurden in der Nähe von Meißen Waldrodungen vorgenommen. Geschah dies im altbesiedelten Lande, so wird im weiten Heidewald des Niederlandes und im Gebirge manche „Restsiedlung" noch wesentlich später angelegt worden sein. Es ist nicht ohne Belang, daß noch im Jahre 1284 in Merseburg die Kultivierung der Waldungen in der Gegend von Leipzig in lebhafter Erinnerung war (nemora . . . quae successione temporis ad agricultüTam et ad usus magis utiles sunt redacta). Wenn in der Oberlausitz die Markgrafen von Brandenburg 1268 die Waldrodung und Dorfgründung ihrer Genehmigung vorbehielten, so zeigt dies, daß sie stellenweise noch nicht zum Abschluß gekommen war. In der Niederlausitz schließlich war der Siedlungsgedanke noch um das Jahr 1300 lebendig: die Mönche von Dobrilugk erwarben damals einen großen Teil der südwestlich des Klosters gelegenen sog. Markgrafenheide mit dem Rechte, im Walde zu roden und Dörfer zu gründen. Soviel wird man sagen dürfen: an die Höhezeit deutscher bäuerlicher Siedlung, die westlich der Elbe in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts, in der Oberlausitz um 1200, in der Niederlausitz noch später liegt, schloß sich eine Zeit der Nachsiedlung an, die westlich der Elbe um die Mitte des 13. Jahrhunderts, in der Oberlausitz in seiner zweiten Hälfte, in der Niederlausitz erst um die Jahrhundertwende zu Ende ging. Soweit das Zeugnis der schriftlichen Überlieferung. Wesentlich anschaulicher würden die Dinge werden, wenn wir sie nun mit einer Betrachtung der Siedlungsformen, der Orts- und Flurnamen, der Mundarten, der Verbreitung charakteristischer Rechts- und Wirtschaftsformen zu kombinieren vermöchten. Ein Blick auf die Entwicklung der Herrschaftsverhältnisse in den einzelnen Landschaften würde zugleich den Gang der Siedlung erkennen lassen, denn Herrschaftsbildung und Kolonisation stehen in engster Beziehung, Siedlung schafft Herrschaft. Aber all dies würde den Rahmen der hier gestellten Aufgabe überschreiten. Wir begnügen uns mit dem in unserem Zusammenhange Wesentlichem. In zwei Grundformen erfolgte die deutsche Ansiedlung: im Niederlande in geschlossenen Straßen- und Angerdörfern, zu denen meist regelmäßig gestaltete, große Gewannfluren gehören, im Gebirge in offenen Waldhufendörfern. Als Zwischenform geben sich die Zeilendörfer mit Gelänge- und Feldbreitenfluren zu erkennen, die im Vorlande des Gebirges anzutreffen sind. Gemeinsam ist den deutschen Rodungsdörfern aus der Höhezeit der Siedlung im Gegensatz zu den Frühformen neben ihrer Regelmäßigkeit ihre beträchtliche Größe.
Herkunft der Siedler
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Nicht nur umfaßt die einzelne Bauernstelle wesentlich mehr Grundbesitz als im Altsiedellande, sondern auch die Zahl der Bauemstellen im Dorfe ist viel größer, vor allem in den vollausgebildeten Waldhufendörfern, die sich oft in stundenlanger Erstredeung hinziehen. Eine Entwicklung der Siedlungsformen zu immer größeren, regelmäßigeren und damit zweckmäßigeren Bildungen ist deutlich zu erkennen, nicht nur im Hinblick auf den gesamten Ablauf der Bewegung, sondern auch innerhalb der Kleinlandschaften, die zugleich Siedlungs- und Herrschaftsräume sind. Für die Gestaltung des kirchlichen Wesens ist dies insofern wichtig, als nur wenige dieser großen Dörfer zu einem Kirchspiel zusammengefaßt werden konnten, sollten die Parodiien nicht ins Ungemessene wachsen, ja daß es schließlich als wünschenswert erschien, daß jedes Dorf seine eigene Kirche besaß. Nicht unwichtig für die Art der Entfaltung kirchlichen Lebens war natürlich die Herkunft der Siedler, brachte doch ein jeder aus seiner Heimat bereits festgeprägte Gewohnheiten und Vorstellungen auch im kirchlichen Bereich mit. An Besonderheiten der Heiligenverehrung etwa sind Beobachtungen möglich, die Schlüsse in dieser Richtung zulassen, doch sind diese Fälle nur selten. Auch gewisse Eigentümlichkeiten der örtlichen Kirchenverfassung sind nur durch Übertragung aus der Heimat der Siedler erklärbar. Aus den Urkunden wissen wir, daß im Norden des Landes vor allem Niederländer sich niederließen, im Süden, nach dem Gebirge zu, „Franken", d. h. wohl in erster Linie Mainfranken. Orts- und Flurnamen, Reditsbrauch, vor allem aber die Mundartenforschung bestätigen dies: einer nördlichen Siedelbahn aus den Niederlanden und vom Niederrhein her steht eine südliche gegenüber, die aus den fränkischen Mainlanden, zumal aus Ostfranken, kam; ein Seitenweg mündet hier aus der Oberpfalz ein. Weniger deutlich verläuft dagegen eine dritte, mitteldeutsche, auf der Siedler aus Thüringen, aber auch aus dem deutschen Westen, von Hessen und vom Mittelrhein, nach Osten zogen. In drei Hauptrichtungen bewegte sich somit der Zug nach dem Osten im mitteldeutschen Räume, ein verkleinertes Abbild des Gesamtvorgangs deutscher Ostsiedlung. Auch Angehörige anderer Stämme waren beteiligt; auf engem Räume finden sich beispielsweise im Südosten des alten Pleißengaus auf Rodeland neben Flemmingen, Franken und Frankenhausen die Ortsnamen Beiern, Schwaben, Langenhessen und Waldsachsen. Nordwestlich Reichenbach i. V. liegt Friesen, doch ist hier der Name wohl eher aus einem Personennamen gebildet. So vollzog sich in einer Mischung der verschiedensten Elemente, wobei das einheimisch-slavische, allmählich eingedeutschte, nicht zu vergessen ist, die Bildung eines Neustammes, des obersächsischen, der nun zum Träger des kirchlichen
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Das Zeitalter der Ostsiedlung
Lebens wird. J e nach dem Mischungsverhältnis, aber auch nach der Verschiedenheit des geschichtlichen Schicksals machen sich dabei in den Einzellandschaften bezeichnende Unterschiede geltend. Um 1240 wird zum ersten Male eine Gesamtcharakteristik des „meißnischen" Neuste mm es versucht: obwohl tapfer und von hoher, schlanker Gestalt, seien seine Angehörigen doch gütig, friedlich und weniger unbändig als andere Völker Germaniens. Traf dies damals zu, so müssen sich freilich im Laufe der Jahrhunderte erhebliche Veränderungen im körperlichen und seelisch-charakterlichen Erscheinungsbild vollzogen haben. Mit der Frage nach denjenigen, die das große Siedelwerk leiteten, verbindet sich für uns sogleich die Frage nach dem Anteil, den die Kirche dabei hatte. Er ist oft überschätzt worden, aber er ist doch keineswegs gering anzuschlagen. Seine Bedeutung liegt weniger in dem Umfang der von der Kirche veranlaßten Siedlung, als in der vorbildlichen Wirkung, die diese hatte. Es ist gewiß nicht bedeutungslos, wenn in der Frühzeit der Bewegung, als der Siedelgedanke noch von Kreuzzugsstimmung durchdrungen war, im Aufruf eines flandrischen Geistlichen zur Besetzimg und Erschließung des Ostraumes durch die Deutschen (1108) unter denen, die als seine Urheber fingiert werden, die Bischöfe der Magdeburger Kirchenprovinz an der Spitze stehen. Die frühesten Nachrichten über bäuerliche Kolonisation in Mitteldeutschland lassen in der Tat kirchliche Initiative klar erkennen: Bischof Walram von Naumburg war es selbst, der die Rodung neuer Dörfer veranlaßte, und mindestens eines der beiden 1144 im Elbtale genannten Naundörfer stand auf bischöflich-meißnischem Grund und Boden. Für die Siedlungen Wiprechts von Groitzsch wurde die musterhafte Wirtschaft vorbildlich, die Abt Windolf auf dem Besitz des Klosters Pegau einführte, indem er Sümpfe austrocknete, Hügel einebnete, Ödland kultivierte, Waldstücke rodete, Gärten anlegte und schließlich ein Dorf Abtsdorf gründete, das als eine Art Mustersiedlung gelten darf. Es ist höchst aufschlußreich, daß beim Kloster Chemnitz, das noch unter Kaiser Lothar mitten im unbesiedelten erzgebirgischen Waldgebiet gegründet und mit Benediktinern aus Pegau besetzt wurde, sich ebenfalls eine villa abbatis findet. Die erfahrenen Mönche verfuhren also hier wie in Pegau, und es wird deutlich, daß der Kaiser mit der Gründung des Klosters auch einen wirtschaftlichen Zweck verfolgte. Wir erinnern uns, daß auch das Kloster Remse in den Kreis dieser Bestrebungen gehört (vgl. S. 6); vielleicht ist der in unmittelbarer Nähe anzutreffende Ortsname Pfaffroda ähnlich zu deuten. Aber viele Dörfer waren es nicht, die auf diese Weise von den Benediktinern gegründet wurden, und wo die Förderung durch die
Anteil der Kirche
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weltliche Gewalt fehlte, traten wohl auch eklatante Mißerfolge ein. Das Kloster Riesa, das 1168 dem Benediktinerkloster Bosau inkorporiert wurde, war damals fast gänzlich verödet, und auch die Bosauer Mönche entledigten sich bereits 1170 seiner wieder, weil Arbeit und Ausgaben den Ertrag nicht lohnten. Daß das Chorherrenstift auf dem Lauterberge die 130 Hufen, die es vor 1184 an der Schwarzen Elster erhielt (vgl. S. 18), tatsächlich dem Anbau zugeführt hat, scheint daraus hervorzugehen, daß ihm vom Bischof Heinrich von Meißen (f 1240) die Zehnten von Neubrüchen an der Schwarzen Elster erlassen wurden (vgl. S. 19 f.). Aber zwischen Mulde und Elbe, wo es gleichfalls Besitz hatte, war offensichtlich nicht in erster Linie das Stift, sondern Markgraf Dietrich von der Ostmark derjenige, der die Siedlung leitete, wie die Vorgänge bei der Gründung von Schildau erweisen (vgl. S. 18, 26). Immerhin deutet vielleicht der Ortsname Probsthain auch hier auf eine gewisse Siedeltätigkeit des Stiftes. Es besaß diesen Ort und drei benachbarte Dörfer (Reichenbach, Wildschütz, Schöna) noch in der Reformationszeit. Auch ein anderes Augustiner-Chorherrenstift, Zschillen an der Mulde (heute Wechselburg), dem gewöhnlich Rodungs- und Siedlungstätigkeit zugeschrieben wird, hat sie schwerlich in bedeutenderem Umfang selbst geleistet. Als seine Gründung in die Wege geleitet wurde, hatte vielmehr die Ansetzung deutscher Bauern bereits begonnen, sicherlich unter Leitung des Klostergründers, des Grafen Dedo. Er wird sie schwerlich aus der Hand gegeben haben, zumal das Stift einiger Jahre bedurfte, um aktionsfähig zu werden. Deutlich wird vielmehr, daß die Siedlung hier mit Hilfe gräflicher Ministerialen, von denen ein gewisser Bero hervortritt, durchgeführt wurde. Unzweifelhaft haben sich dagegen die Bischöfe von Meißen in der Siedlung betätigt; die Ansiedlungsverträge von Kühren und Löbnitz lassen das mit aller Deutlichkeit erkennen. Wiederum dürfte die Form der Ansiedlung auf kirchlichem Boden vorbildlich gewirkt haben, in diesem Falle in rechtlicher Hinsicht: die Bestimmungen, die in Kühren 1154 getroffen wurden, können als Muster für freibäuerliche Siedlung mit gemeindlicher Selbstverwaltung gelten und werden als solches benutzt worden sein, auch für Verträge mit weltlichen Grundherren. Das Meißner Domkapitel beteiligte sich ebenfalls bei der Ansetzung deutscher Bauern (Buchwitz bei Eilenburg). Wenn die Bischöfe im Lande um Würzen und in der Oberlausitz um Bischofswerda und Stolpen schließlich Landesherrschaft zu erwerben vermochten, so dürfte diese Herrschaftsbildung darauf beruhen, daß hier in ihrem Auftrage gerodet und gesiedelt wurde, zumeist wohl durch Vermittlung adliger Lehnleute. Hätten sie sich die Oberleitung der Ansied-
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lung aus der Hand winden lassen, so wäre ihnen auch die Herrschaft entglitten, wie es anderwärts der Fall war, im Eigensdien Kreise um Bernstadt etwa, wo übermächtige Vasallen, die Herren von Schönburg und die von Vesta-Kamenz, die Früchte eigener Tätigkeit ernteten. Das Gleiche gilt dann für die ausgedehnte Herrschaft der Bischöfe von Naumburg zu beiden Seiten der Elbe um Strehla. Erzbischof Wichmann von Magdeburg, einer der hervorragendsten Führer der Siedlungsbewegung östlich der mittleren Elbe, war zunächst Bischof von Naumburg und dürfte hier Erfahrungen gesammelt haben, die ihn zu der späteren Leistung befähigten: der Ausbau des großen ostelbischen Territoriums Magdeburgs entspricht durchaus demjenigen des kleineren naumburgischen östlich der Mulde. Dagegen läßt der langwierige Streit um die Herrschaft über Leipzig und sein Umland zwischen den Bischöfen von Merseburg und den Markgrafen von Meißen, der mit dem Siege der letzteren endete (vgl. S. 157ff.), erkennen, daß die Siedlungstätigkeit der Bischöfe hier nicht intensiv genug war, um das Gebiet für das Bistum zu sichern. Auf diese Dinge wird an anderer Stelle nochmals einzugehen sein. Einer Bemerkung bedarf dagegen im jetzigen Zusammenhang noch die Stellung der Zisterzienser-Klöster. Ihre Bedeutimg für die deutsche Ostsiedlung ist teilweise sehr hoch angeschlagen worden. Im Bereiche der sorbenländischen Bistümer ist sie gering. Die fünf in Betracht kommenden Klöster, Pforte, Altzeile, Dobrilugk, Buch und Grünhain, wurden, mit alleiniger Ausnahme von Dobrilugk, nachweislich erst angelegt, als in ihrem Umlande die bäuerliche Siedlung bereits im vollen Gange war. Da den Zisterziensern anfangs vorgeschrieben war, ihren Lebensunterhalt durch ihrer Hände Arbeit zu gewinnen, blieb ihnen die Ansetzung zinspflichtiger Bauern zunächst ohnehin untersagt; erst im Beginn des 13. Jahrhunderts wurde diese Bestimmung gelockert. Die zisterziensischen Eigenwirtschaften (Grangien) konnten also lediglich durch ihre Wirtschaftsgestaltung vorbildlich sein, insonderheit durch Anlage von Spezialkulturen, die musterhaft wirkten, doch blieb dies auf den Gang der Siedlung ohne Einfluß. Es ist im Gegenteil erwiesen, daß die Mönche von Pforte Bauernland an sich zogen, um es selbst zu bewirtschaften. Der umfangreiche Besitz, den die Klöster später hatten, stammt durchweg aus Erwerb bereits angebauter Orte durch Schenkung oder Kauf, nicht aus Neuanlage solcher. Lediglich in Dobrilugk haben die Mönche im Beginn des 13. Jahrhunderts auf Klostergebiet Dörfer gegründet und um das Jahr 1300 abermals Dorfgründungen ins Auge gefaßt.
Anfänge des Städtewesens
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Hand in Hand mit der bäuerlichen Siedlung geht die städtische. An Keimen, aus denen sich städtisches Wesen entfalten konnte, fehlte es im Bereiche der mitteldeutschen Bistümer schon im 11. Jahrhundert nicht, vor allem an den Bischofssitzen selbst. In Merseburg und Naumburg haben wir Kaufmannssiedlungen schon in früher Zeit kennen gelernt (vgl. Bd. 1, S. 34, 96), in Zeitz eine solche vermutet (ebda. S. 36}. Neben diesen Ansiedlungen von Kaufleuten und Märkten auf kirchlichem Boden, die gleichwohl unter besonderem Königsschutz standen, gab es frühzeitig Märkte am Fuße bedeutender Königsburgen, so in Saalfeld, hier ebenfalls bald in kirchlichen Besitz übergehend, wohl auch in Altenburg, Leisnig, Rochlitz und anderwärts. Marktverkehr ist nachzuweisen an Burgwardmittelpunkten (Boritz 1065) sowie neben den Burgen und Wirtschaftshöfen edelfreier Geschlechter (Bad Sulza 1064, Torgau 1119). Aber erst im 12. Jahrhundert entstehen aus solchen keimhaften Anfängen wirkliche Städte — nicht, indem ein im Westen Deutschlands bereits fertig ausgebildetes Städtewesen nach diesen östlichen Landschaften einfach übertragen wird, wie man lange angenommen hat, sondern in folgerichtiger Fortbildung des bereits Vorhandenen. Die Initiative kommt dabei dem deutschen Königtum zu, das sich mit dem Unternehmungsgeist weitblickender Kaufleute verbündete. Noch unter Kaiser Lothar entstand, wie wir uns erinnern, eine Niederlassung von Fernkaufleuten unter der Altenburger Königsburg mit besonderem Rechte; unter ihm oder Konrad III. eine ebensolche in Zwickau. Dem Kloster Chemnitz wurde 1143 das Privileg eines Fernhandelsmarktes vom letzteren König erteilt. Friedrich Barbarossa machte diese Niederlassungen zu wirklichen Städten, indem er nicht nur ihre Rechtsstellung weiter stärkte, sondern auch weiträumige Erweiterungsbauten in Altenburg und Zwickau vornahm und in Chemnitz die steckengebliebene Stadtgründung erst eigentlich durchführte. Eine weitere königliche Stadtgründung erfolgte in Pegau, vielleicht auch in Bürgel, in diesen beiden Fällen jedenfalls im Zusammenwirken mit den Äbten der dortigen Klöster. Saalfeld erscheint 1208 als Stadt im Rechtssinne (civitas), wird also ebenfalls durch Friedrich I., der den Ort vor 1188 für das Reich zurückerwarb, mit solchem Recht bewidmet worden sein. Die Ansiedlungen bei den Bischofssitzen können nicht später zu Städten im Rechtssinne geworden sein. Auch in Meißen, wo Handel und Wandel zunächst sicherlich einen ungünstigeren Boden fanden als in Merseburg, Zeitz und Naumburg, bestand doch schon um 1150 eine wirkliche Stadt (civitas). Daß die deutschen Könige sich des Rechtes an diesen Bischofsstädten keineswegs entäußert hatten, zeigt die Genehmigung Friedrich Barbarossas, die 1188 für eine Stadterweiterung in Merseburg nötig war.
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Das Zeitalter der Ostsiedlung
oder die Heinrichs VI. für die Wiedereinriditung des Marktes in Zwenkau, die der Merseburger Bischof 1195 beabsichtigte. Weiterer bischöflicher Stadtgründungen ist später zu gedenken (vgl. S. 542 ff., 554 ff.). Den deutschen Königen und den Bischöfen taten es die Wettiner nach. Bei ihren Stadtgründungen ist von Mitwirkung und Genehmigung des Königs nichts überliefert, ein deutliches Zeichen für das Anwachsen der landesherrlichen Gewalt schon im 12. Jahrhundert. Noch vor 1170 gründete Markgraf Otto der Reiche die Stadt Leipzig und bewidmete sie mit dem Rechte von Magdeburg und Halle. In seine Regierungszeit fallen auch die Anfänge der Bergstadt Freiberg und wohl auch der Stadt Eisenberg, die auf wettinischem Allodialbesitz entstand. Noch älter scheint die Altstadt von Camburg zu sein. Sein Bruder Dietrich von Landsberg stand ihm nicht nach. Vor 1184 gründete er völlig aus wilder Wurzel, ohne Anlehnung an eine schon vorhandene Burg, wie dies doch bei allen Stadtgründungen bisher der Fall gewesen war (mit Ausnahme von Chemnitz, wo aber wenigstens eine Klostergründung vorherging), die Stadt Schildau. Den umliegenden, dem Kloster auf dem Petersberge bei Halle gehörigen Dörfern wurden zu diesem Zwecke einfach 60 Hufen entzogen. Eine völlig neue Art der Stadtgründung tritt damit in den Gesichtskreis: die nach rationalem Schema angelegte, für die Bedürfnisse nicht des Fernhandels oder der königlichen, bischöflichen oder landesherrlichen Hofhaltung, sondern für die Bedürfnisse der umliegenden Bauerndörfer errichtete Kleinstadt, die dann im 13. Jahrhundert durchaus in den Vordergrund tritt. Schildau, dessen großer, fast quadratischer Marktplatz mit den davon abgehenden Straßen eins der frühesten Beispiele für das sog. „ostdeutsche Normalschema" des Stadtgrundrisses sein dürfte, wird nicht die einzige Stadt dieser Art gewesen sein, die noch dem 12. Jahrhundert ihre Entstehung verdankt. Zu nennen wäre da etwa Großenhain, dessen Marktmaß bereits 1205 erscheint und dessen Stadtgrundriß und Fluranlage ähnliche Entstehung wie bei Schildau wahrscheinlich machen, ferner Geithain, das 1209 als mit Wall und Graben befestigte civitas entgegentritt und vermutlich einem weiteren Bruder Markgraf Ottos, dem Grafen Dedo, oder seinem Sohne Dietrich (f 1207) seine Entstehung verdankt. Der Markt ist hier freilich in Anpassung an das Gelände als langer Straßenmarkt gestaltet. Rochlitz, das den gleichen Grundriß zeigt, kann dann als Stadt im Rechtssinne schwerlich jünger sein, denn hier war die Hauptburg dieser Linie des Hauses Wettin. Vielleicht tritt auch Borna in diese Reihe. Besonders trat sodann Markgraf Dietrich von Meißen (f 1221) als Städtegründer hervor. Auf seine Maßnahmen wird
Stadtgründungen
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die Entstehung der Städte Weißenfels, Grimma und Dresden, wohl auch von Dippoldiswalde, Roßwein, Döbeln, Frankenberg und Oschatz zurückgeführt. Völlig sicher ist die Stadtgründung Dietrichs in Groitzsch bezeugt. Auch eine planmäßige Stadterweiterung in Zwickau, das er in seinen Besitz brachte, wird ihm zugeschrieben. Markgraf Heinrich der Erlauchte dürfte dem Beispiele des Vaters gefolgt sein. Wahrscheinlich erhob er Pirna und Torgau zu Städten im Rechtssinne und gründete vielleicht öderan und Waldheim. Auf seine stadtgründende Tätigkeit in der Niederlausitz wird sogleich zurückzukommen sein. Weitere Stadtgründungen erfolgten durch die edelfreien und reidisministerialischen Herrschaftsbesitzer des Pleißenlandes und des Vogtlandes. Neben ihren Burgen gründeten sie, vielleicht ursprünglich im Auftrage des deutschen Königs, später aber ohne seine Mitwirkung, Städte, die die gleiche Funktion erfüllten wie die von den Wettinern angelegten: wirtschaftliche Mittelpunkte der neuangelegten Dörfer der Umgebung zu sein. So entstanden durch die Vögte von Weida Gera, Reichenbach i.V., Plauen i.V. und Werdau, später Greiz und Adorf. Die Schönburge gründeten Geringswalde, Glauchau und Lichtenstein; die Burggrafen von Meißen Lößnitz und Hartenstein; die Lobdeburge Lobeda, Jena, Kahla, Stadtroda, Lobenstein, Schleiz, Elsterberg. Weniger begüterte Herren vermochten nur eine Stadt zu errichten, so die Colditz, Crimmitschau, Waldenburg an den gleichnamigen Mittelpunkten ihrer Herrschaften. Die meisten dieser Städte gehören der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts an. Aber audi Adlige, die der wettinischen Landesherrschaft unterstanden, versuchten sich noch im 13. Jahrhundert als Städtegründer, so die aus der wettinischen Ministerialität hervorgegangenen Herren von Eilenburg, die 1295 über Münze und Juden ihrer Städte Mühlberg und Liebenwerda verfügten. In der Oberlausitz ist ein besonders deutliches und früh bezeugtes Beispiel einer solchen herrschaftlichen Stadtgründung Kamenz, das, von Bernhard von Vesta zuerst erbaut, von seinem gleichnamigen Sohne vor 1225 infolge einer Feuersbrunst an einen anderen Ort verlegt wurde. Das Bild einer allmählich entstandenen, in ihren Anfängen tief ins 12., wenn nicht gar ins 11. Jahrhundert zurückreichenden Stadt bietet hier Bautzen. Wenn eine vor 1172 ausgestellte Urkunde König Vladislavs von Böhmen in der Oberlausitz bereits Städte (oppida) von Dörfern (villae) scheidet, so mag dies in erster Linie auf Bautzen zu beziehen sein, vielleicht auch den Schluß zulassen, daß anderwärts hier und da die Anfänge städtischen Lebens sich bereits im zweiten Drittel des 12. Jahrhunderts regten. Die meisten Städte der Oberlausitz aber entstanden erst im Verlaufe der bäuerlichen Siedelbewegung, und zwar
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so, daß für die schon vorhandenen Bauemdörfer städtische Mittelpunkte geschaffen wurden. Löbau wird 1221 im Gegensatz zur benachbarten villa Cunnersdorf als oppidum bezeichnet, also mindestens als stadtähnliche Siedlung („Städtchen"). Wir gewinnen damit einen Anhaltspunkt auch für die Entstehungszeit der Städte Lauban und Görlitz, die ebenso wie Löbau ohne eigene Stadtflur inmitten von deutschen Waldhufendörfern gegründet wurden. Stadtgründer war aller Wahrscheinlichkeit nach der König von Böhmen. Dasselbe gilt für die Städte Weißenberg, Reichenberg und Königsbrück, deren Entstehungszeit um 1230 angenommen wird (Weißenberg vor 1228), während Zittau und Seidenberg erst der zweiten Hälfte des Jahrhunderts angehören. Eine herrschaftliche Gründung wie Kamenz und wohl noch vor 1230 entstanden ist dagegen Ostritz, erbaut von den Burggrafen von Dohna, auf die neben Dohna selbst wohl Liebstadt im Osterzgebirge zurückgeht. In der Niederlausitz schließlich dürfte Kottbus die älteste Stadt sein; Markt und Kirche werden bereits 1150 erwähnt. Landesherrliche Gründungen des 13. Jahrhunderts sind Luckau, Lübben, Sorau und Guben, das 1235 von Heinrich dem Erlauchten mit Magdeburger Recht bewidmet wurde. Von diesem Fürsten wurden wohl auch im Ostteile des Landes einige kleine Städte gegründet, wie sich dies besonders für Sommerfeld zeigen läßt. Adligen Herrschaftsbesitzern dagegen verdanken die Städte Senftenberg, Spremberg, Finsterwalde, Forst, vielleicht auch Calau ihre Entstehung. überschaut man den Vorgang der Stadtgründung im ins Auge gefaßten Gebiete im ganzen, so wird deutlich, daß das 13. Jahrhundert als das eigentliche Jahrhundert der Städte gelten muß. Die Anfänge des Städtewesens, ja noch die meisten Gründungen des 12. Jahrhunderts stehen nicht in Verbindung mit der bäuerlichen Siedelbewegung. Wirtschaftliche Bedürfnisse des Stadtherrn, sodann Interessen des Fernhandels stehen vielmehr im Vordergrund, ohne daß diesen Städten aber zentrale Funktion vor allem im Hinblick auf die Warenverteilung (zentrale und lokale Märkte) abgesprochen werden kann. In diesen älteren Städten entwickeln sich städtische Verfassung und städtisches Recht zu der Form, wie sie dann auf die zahlreichen Städte übertragen wird, die vereinzelt seit der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts, vor allem aber im 13. Jahrhundert zumeist als Mittelpunkte kleinerer, durch bäuerliche Siedlung eben erst geschaffener Wirtschaftsgebiete entstehen. Natürlich wirken stellenweise auch die bisher maßgeblichen Gesichtspunkte weiter. Die Gründungen östlich der Elbe erfolgten dabei anscheinend nicht wesentlich später als im weiter westlich gelegenen Gebiete. Bäuerliche und städtische Siedlung rücken also hier näher zusammen, gingen wohl teilweise sogar bereits Hand
Städtewesen. Stände
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in Hand, wie dies dann im entfernteren Osten (Schlesien, Ostpreußen) üblich geworden ist. Wichtig ist schließlich, daß diese neuentstandenen Städte sehr früh schon zu Mittelpunkten landesherrlicher Verwaltungsbezirke wurden. Es ist dabei freilich daran zu erinnern, daß der Sitz des Vogtes (advocatus, auch villicus), wie der Beamte der lokalen Verwaltung bezeichnet wurde, sich nicht in der Stadt selbst, sondern, wie schon bemerkt, in der Regel im nahebei gelegenen landesherrlichen Schloß befand. Die uns heute selbstverständliche Tatsache, daß der Verwaltungssitz für größere ländliche Bezirke stets in der Stadt ist, wurzelt in den ersten Jahrzehnten des 13. Jahrhunderts. An seinem Ende bestanden etwa die Hälfte aller Städte im Lande Sachsen, die vor Beginn der Industrialisierung im 19. Jahrhundert Stadtrecht erlangten. Jede dieser Städte besaß von Anfang an eine eigene Kirche, nicht wenige besaßen bald deren mehrere. Die Bedeutung dieses jungen Städtewesens im Rahmen der Kirchengeschichte braucht nicht unterstrichen zu werden. Wie im gesamten Reiche, so war auch im mitteldeutschen Osten die Stauferzeit eine Zeit tiefgreifender sozialer Umschichtungen, hier noch befördert durch Wandlungen der Bevölkerungsstruktur, die das Einströmen deutscher Bauern und Bürger ins Land hervorrief. Aus der schmalen Schicht der Edelfreien, die seit alters die eigentlichen Herren im Lande gewesen waren, stiegen als einzige die Wettiner in den Reichsfürstenstand auf, der sich um 1180 abschloß. Der alte Herrenstand bewahrte zunächst noch seine Geschlossenheit, bis sie im 13. Jahrhundert durchbrochen wurde und Elemente nicht edelfreier, zumeist reichsministerialischer Herkunft in ihn eindrangen. In verhältnismäßig kurzer Zeit schwand der Stand als solcher dahin. Nicht wenige der edelfreien Geschlechter starben aus, andere sahen sich zum Eintritt in die Reichsministerialität genötigt. Aus dem engeren Bereiche der Mark Meißen verschwinden sie im Laufe des 13. Jahrhunderts wohl nicht ohne Nötigung durch die Markgrafen, im weiter westlich gelegenem Gebiet halten sie sich länger. Nur undeutlich tritt in den Quellen eine Schicht entgegen, die vielleicht den im Sachsenspiegel genannten Schöffenbarfreien vergleichbar ist, Ihr scheinen meist die dem Burggrafen von Meißen unterstellten, rings um Meißen ansässigen königlichen Burgmannen der Meißner Burg angehört zu haben, die ebenfalls im Laufe des 13. Jahrhunderts in teilweise ministerialische Abhängigkeit vom Markgrafen geraten oder gezwungen werden. Das 12. Jahrhundert ist das große Jahrhundert der Ministerialität. Besonders herausgehoben waren die Ministerialen des Reiches, auf die sich die königliche Machtentfaltung im Pleißenlande und Vogtlande stützte. Die meisten von ihnen glichen bereits im 13. Jahrhundert
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dem Adel edelfreien Standes an Rang und Ansehen durchaus, j a einige wenige stiegen zu eigener Landesherrschaft auf. Die markgräfliche Ministerialität, zunächst nur dort nachweisbar, wo Allodialbesitz der Wettiner bezeugt ist, vermehrte sich seit der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts zusehends und breitete sich im Kerngebiet der Mark aus, sei es dadurch, daß wettinische Eigenministeriale hier Fuß faßten, sei es, was wahrscheinlich häufiger war, dadurch, daß niedere Dienstmannen des Königs, die in der Mark begütert waren, in die wettinische Ministerialität eintraten. Alle diese Elemente verschmolzen allmählich zu einem neuen, einheitlichen Adelsstand, der zusammengehalten wurde einerseits durch die gemeinschaftliche ritterliche Lebensweise, andererseits durch den gemeinsamen Fürstendienst am markgräflichen Hofe und im markgräflichen Heeresaufgebot, zu dem sie teils von Haus aus verpflichtet waren, teils kraft freien Dienstvertrags sich bereit fanden. Auf den markgräflichen Landdingen, die in Collm, Delitzsch und Schkölen abgehalten zu werden pflegten und ausgesprochene Standesgerichte des Adels waren, fanden sie sich als Gerichtsgemeinde zusammen, vom altangesehenen Edelfreien bis zum kleinen Dienstmann, sie alle „Getreue" (Sideles) des Markgrafen, der ihren Dienst durch Darreichung von Lehen belohnte. Ein „landsässiger" Adel war somit in der Bildung begriffen, in dem auch Dienstmannen slavischer Herkunft mit aufgegangen sein mögen, doch ist dies nirgends sicher bezeugt. Keinesfalls lebt in diesem niederen Adel ein slavischer Adel der vordeutschen Zeit blutmäßig oder institutionell fort. Nur wenige Familien vermochten sich dieser Entwicklung zu entziehen und oberhalb des landsässigen Adels einen neuen, jüngeren Herrenstand zu bilden, der ehedem edelfreie, reichsministerialische und selbst aus der markgräflichen Ministerialität hervorgegangene Familien in sich vereinte. Ein Verzeichnis der Edelherren aus dem Jahre 1347 nennt, wenn wir von Thüringen mit seinen andersgearteten Verhältnissen absehen, die Burggrafen von Meißen, Dohna und Leisnig, die Reußen, die Herren von Schönburg, Torgau, Eilenburg, Riesenburg, Lobdeburg-Elsterberg, Waldenburg, Colditz, Kottbus, Dahme, Strehla und die Schenken von Schenkendorf und Teupitz. Dies sind die Vorläufer des späteren hohen Adels im Gegensatz zum niederen. Auch der reichsministerialische Adel des Pleißenlandes, der noch das ganze 13. Jahrhundert hindurch es vielfach vermieden hat, die markgräflichen Landdinge zu besuchen, sondern sein Recht auf dem Landding des Landrichters in Altenburg suchte, war damals bereits mit wenigen Ausnahmen wettinisch-landsässig geworden. Eigenartig verlief die Entwicklung in der Oberlausitz. Hier war der Adel im wesentlichen Lehnsadel, die Adelsqualität durch ein dingliches Moment, den Besitz eines ritterlichen Gutes, aus deren
Adel. Bürgertum
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großer Zahl sich die später als Standesherrschaften bezeichneten heraushoben, bestimmt. Es war dieser Adel, in allen seinen Abstufungen, der bis weit über die Grenze des hier betrachteten Zeitraumes hinaus wie auf alle Lebensverhältnisse so auch auf das kirchliche Wesen den maßgeblichen Einfluß ausübte, vom Landesherrn bis hinab zum kleinen Rittergutsbesitzer, der den Patronat über die Kirche seines Dorfes ausübte. Dieser Einfluß war um so tiefer greifend, als die leitenden Männer der Kirche fast alle selbst ebendiesem Adel entstammten. Nur in den Städten lagen die Dinge anders. Hier werden neue Bildungen sichtbar, die in ihrer genossenschaftlichen Formung über die mittelalterliche Adelsherrschaft hinaus in die Zukunft weisen. Zwar waren auch in den Städten Ritterbürtige ansässig, die auf Herrenhöfen saßen und nach Lehnrecht lebten, wie dies in Leipzig und Altenburg deutlich erkennbar ist. Aber es bestand eine Tendenz, eine allein dem Stadtrecht unterworfene Bürgerschaft als homogene Genossenschaft zu bilden. Entweder wurden die Ritterlichen verdrängt (Pegau 1181) oder mußten ihre Herrenhöfe dem Stadtrecht unterwerfen (Dresden 1285). Die Bildung einer städtischen Oberschicht, die weniger rechtlich als wirtschaftlich und sozial aus der übrigen Stadtbevölkerung herausragte, erfolgte auf anderer Grundlage. Das entscheidende Merkmal war der Besitz: rieh unde arm sind die beiden städtischen Schichten, die in den Urkunden immer wieder entgegentreten. Eine Abstufung in der Ausübung der bürgerlichen Rechte bedeutete dies meist nicht. Alle Stadtbürger waren gleichmäßig frei und in der Regel in gleicher W e i s e am Stadtregiment beteiligt, so daß die alten geburtsständischen Unterschiede sich hier verwischten. Wenigstens galt dies für die große Masse der im 13. Jahrhundert gegründeten Kleinstädte. In ihrer nahen Umgebung sind nicht selten Bauerndörfer wüst geworden, so daß mit dem Aufgehen bäuerlicher Bevölkerung im städtischen Bürgertum in nicht ganz geringer Zahl gerechnet werden muß, wie es sich auch aus der Untersuchung der nach Herkunftsnamen bestimmbaren Bürgernamen für Meißen und Altenburg ergibt. Das Ackerbürgertum spielte auch in bedeutenderen Städten gewiß keine geringe Rolle. N u r in wenigen älteren Städten läßt sich ein gildemäßiger Zusammenschluß der altansässigen, vielleicht schon bei der Stadtgründung beteiligten Kaufleute vermuten, der sich dann auch in der städtischen Verfassung ausgewirkt haben mag (Freiberg, Altenburg). Doch bleiben diese Vermutungen vage; „Unternehmerkonsortien" zur Stadtgründung hat es schwerlich gegeben. Organisation des Handwerks in Zünften ist erst verhältnismäßig spät, gegen Ende des 13. Jahrhunderts, bezeugt, doch wird damals bereits Innungszwang ausgeübt, und das Meilenrecht, das dem städtischen Gewerbe
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Das Zeitalter der Ostsiedlung
bestimmte Wirtschaftsgebiete in der nahen Umgebung zum Nachteil des Dorfhandwerks monopolartig vorbehielt, hat in dieser Zeit seine Wurzeln. Zu sozialen Kämpfen zwischen Handwerkern und Oberschicht ist es im allgemeinen in der Mark Meißen und den angrenzenden Gebieten nicht gekommen, nur in Altenburg (um 1273) und später in Naumburg (1329) ist derartiges undeutlich erkennbar. Die Vermögensunterschiede und damit auch die Unterschiede der sozialen Stellung werden noch im 13. Jahrhundert in den meisten Städten nicht erheblich gewesen sein, zumal auch Städte wie Zwickau, Altenburg und Chemnitz, die für Zwecke des gewinnbringenden Fernhandels gegründet worden waren, an ihm auf die Dauer nicht beteiligt blieben. Eine Ausnahme machte vielleicht Leipzig, dessen Märkte damals bereits überlokale Bedeutung gewannen, und vor allem Freiberg, wo die Beteiligung am Silberbergbau zur Bildung beträchtlicher Vermögen führte. In Leipzig riefen die Unabhängigkeitsbestrebungen der selbstbewußten Bürger eine blutige Auseinandersetzung mit dem Stadtherrn hervor, der schließlich Sieger blieb (1216). Jede Stadt hatte ihren Stadtherrn. Es ist keiner im Bereiche der Mark Meißen gelungen, sich völlig aus solcher Herrschaft zu lösen. Hier ist der Punkt, wo mittelalterliche Adelsherrschaft auch in den Städten weiterwirkt, zumal auch die Amtsträger der Stadtherren zunächst fast durchweg dem Adel entstammten. Aber die Entwicklung zielte im betrachteten Zeitraum auf Beschränkung der stadtherrlichen Rechte und Vermehrung der Bürgerfreiheit. Das Maß der vom Stadtherrn gewährten Selbstregierung oder doch Selbstverwaltung war verschieden, am geringsten wohl in den Gründungen der kleineren Herrschaftsbesitzer. Wesentlich und allen Städten gemeinsam war die gerichtliche Herauslösung aus dem umgebenden Landgebiet. Die Stadt besaß einen eigenen Stadtrichter (Schultheiß), dem Schöffen aus der Reihe der Bürger zur Seite standen. Dieses Kollegium hatte zunächst auch Verwaltungsbefugnisse inne, doch fielen diese später dem Stadtrat zu, der zur führenden Behörde städtischer Selbstverwaltung wurde. Die Anfänge der Ratsverfassung liegen im mitteldeutschen Osten im 13. Jahrhundert, am frühesten sind sie in Freiberg erkennbar. So konnte bürgerliche Eigenart sich sehr wohl zu gehobenem Selbstbewußtsein entfalten. Es war schließlich die Gemeinde der Stadtbürger, die, im allgemeinen nur wenig eingeschränkt, durch ihre Organe die Geschicke der Stadt lenkte und nun auch ihrerseits Herrschaft ausübte. Daß sie sich dabei auch des kirchlichen Wesens annahm, war eine Selbstverständlichkeit. Man gewinnt nicht den Eindruck, daß die Stellung der deutschen Bauern in ihren „aus wilder Wurzel" angelegten Dörfern sich von
Bauern
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derjenigen der Stadtbürger in rechtlicher Hinsicht zunächst wesentlich unterschied. Wie jede Stadt hatte auch jedes Dorf seinen Herrn, der es schützte, doch ohne daß die persönliche Freiheit der Ansiedler dadurch beeinträchtigt worden wäre. Das Besitzrecht war günstig, Fronen wurden nicht auferlegt. Zinslose Freijahre wurden für den Anfang gewährt. Unter sich Handel zu treiben war den Bauern niederländischer Herkunft gestattet, auch genossen sie Befreiung von Marktzöllen. In der Gegend von Leisnig ist 1277 ein blühendes Dorfhandwerk nachweisbar. Die Bestimmungen der Urkunden lassen deutlich erkennen, daß die dörfliche Wirtschaft keineswegs nur in naturalwirtschaftlichen Bahnen verlief, sondern Geld muß in verhältnismäßig reichem Maße vorhanden gewesen sein. Ritterbürtige Leute waren teilweise vom Grunderwerb ausgeschlossen wie in den Städten (Löbnitz 1185), so daß eine Störung der bäuerlichen Gemeindebildung durch sie verhindert wurde. Ist all dies unmittelbar nur für niederländische Siedler bezeugt, die auf schriftliche Fixierung ihrer Rechte Wert gelegt zu haben scheinen, so werden ihnen diejenigen fränkischen Stammes doch nicht nachgestanden haben. Aus der für die slavischen Dörfer des Altsiedellandes geltenden Gerichtsverfassung waren die neubäuerlichen Gemeinden herausgelöst, sie mußten nicht wie jene das Landgericht beschicken. Es wurde vielmehr am Orte Gericht gehalten, so daß die Bauern allein über ihresgleichen das Urteil fanden. Für gewisse Fälle der niederen Gerichtsbarkeit war die Gemeinde sogar selbst Gerichtsherrin und bedurfte der Mitwirkung des Dorfherrn oder seines Richters nicht. Kraft Willkürrechtes vermochte sie obrigkeitliche Befugnisse auszuüben und die Einhaltung der erlassenen Vorschriften zu erzwingen. Das Dorfgericht handhabte der Dorfvorsteher, meist Richter oder Schulze genannt. Er wurde stets aus der Reihe der ansässigen Bauern selbst genommen, sei es, daß die Nachbarn, so wurden die vollberechtigten Gemeindemitglieder genannt, ihn wählten, daß das Amt an einem Gute erblich haftete, daß es reihum ging oder daß der Dorfherr ein Recht der Ernennung geltend machte. War es nicht naheliegend, daß bei so freiheitlicher Dorfverfassung die selbstbewußten Bauern auch nach völliger kirchlicher Unabhängigkeit strebten, eine eigene Kirchgemeinde bilden wollten? Vor allem in den Privilegien der niederdeutschen Kolonisten kommt dies immer wieder zum Ausdruck. Von der einheimischen slavischen Bevölkerung unterschieden sich diese Bauern zunächst deutlich, wie dies klar noch im Sachsenspiegel zum Ausdrude kommt. Doch wurde gezeigt (vgl. S. 21 f.), daß bereits im 12. Jahrhundert eine Ausgleichsbewegung im Gange war. Die Slaven nahmen deutsche Wirtschaftsweise, deutsche Sitte und schließ3 Schlesinger II
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lieh auch die deutsche Sprache an; ein rechtlicher Aufstieg war damit verbunden. Umgekehrt wurden für neue deutschrechtliche Einrichtungen die alten slavisdien Bezeichnungen vergleichbarer vordeutscher Einrichtungen beibehalten (Supane, Withasen, Kretzschmar). Volle Klarheit über den Hergang dieses Einschmelzungsprozesses ist noch nicht gewonnen, und es ist fraglich, ob sie je zu gewinnen sein wird. Fest steht, daß die Bindungen der ehedem unfreien Bevölkerung sich allmählich lockerten, so daß von eigentlicher Unfreiheit nicht mehr gesprochen werden kann. Die Mehrzahl der slavisdien Bauern galt ohnehin nicht als unfrei, sondern als minderfrei, sie wurden den deutschen Liten verglichen. Auch diese Gruppe vermochte ihr Recht zu verbessern, so daß schließlich eine Angleichung an das Recht der Kolonisten erfolgte, das seinerseits seit dem Ende des 13. Jahrhunderts sich allmählich verschlechterte. Wie weit dieses Absinken der ursprünglich doch so günstig gestellten deutschen Bauern, ihre zunehmende Belastung mit Abgaben und schließlich auch Diensten, die freilich im 13. Jahrhundert noch kaum zu erkennen sind, in dem berührten Verschmelzungsprozeß seine Ursache hat, steht dahin. Es entstanden jetzt Zweifel über Freiheit und Unfreiheit. Um 1258 klagten z.B. mehrere Bauern (rustici) aus der Gegend von Meißen beim Bischof auf Anerkennung ihres freien Standes (ad libertatem proclamant); sie seien nicht Eigenleute (servi) der Domkirche. Man weiß nicht, ob es sich hier um einen Vorgang des Aufstiegs oder Abstiegs handelt. Wenn zehn Jahre später in Weißenfels neben Geistlichen und Rittern auch servi als anwesend bei einer Rechtshandlung des Markgrafen Dietrich genannt wurden, wird es sich allerdings nicht um Bauern, sondern um Knappen gehandelt haben. Eine Schichtung im Bauernstände, die später zu beobachten ist, in vollberechtigte Hufner und minderberechtigte Gärtner und Häusler, geht schwerlich auf Unterschiede der „Nationalität" zurück. Nicht ohne Wirkung auf den Vorgang des Ausgleichs mag der Einfluß der Landesherrschaft gewesen sein, die das gesamte Land, gleichgültig ob altbesiedelt oder neubesiedelt, gleichmäßig mit dem Netz ihrer Behörden zu überziehen begann, sodann der Einfluß des Adels, der eine Umstellung seiner Rechte auf Rentenbezug anstrebte und infolgedessen die Grundlasten gleichmäßig auf alle Hintersassen auszudehnen suchte, und als nicht unwichtig möchte schließlich die Wirkung des Aufstiegs des Bürgertums angesehen werden, das sich je länger je mehr vom bäuerlichen Wesen absetzte, gleichviel, ob es deutsch oder slavisch war. Es verdient in diesem Zusammenhange hervorgehoben zu werden, daß Bestimmungen, die Leute slavischer Herkunft in den Städten benach-
Slaven und Deutsche
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teiligten oder gar ausschlössen, im mitteldeutschen Gebiete kaum anzutreffen sind. So kann man am Ausgang des 13. Jahrhunderts wie von Adel und Bürgertum, die ja ebenfalls aus Elementen ganz verschiedener Herkunft zusammengewachsen waren, bereits von einem einheitlichen, wenn auch stark in sich gegliederten Bauernstande sprechen. Die Bedeutung dieser Entwicklung für die Kirche kann schwerlich überschätzt werden. Nach wie vor lebte die übergroße Mehrzahl der Bevölkerung in bäuerlichen Verhältnissen. Die christliche Botschaft mit Erfolg ihr zu verkünden war schwer gewesen, so lange sie lediglich als der Glaube der fremden Herren im Lande erschienen war. Es mußte jetzt, nach Uberbrückung der mannigfaltigen Gegensätze zwischen Deutschen und Slaven in diesem neuen Bauernstande, um so leichter sein, als ja die deutschen Ansiedler, mit denen die Slaven verschmolzen, seit Menschengedenken in festgefügten kirchlichen Vorstellungen und Bräuchen lebten und als die Annahme ebensolcher Vorstellungen und Bräuche durch die Slaven als selbstverständliche Voraussetzung dieses Verschmelzungsprozesses gegolten haben wird. Sie erlebten jetzt, daß der christliche Glaube nicht nur ein Glaube der deutschen Herren, sondern auch der deutschen Bauern war, mit denen das gleiche Los zu teilen ihnen als erstrebenswertes und erreichbares Ziel vorgeschwebt haben muß. Man darf sagen, daß die ständische Umschichtung des 12. und 13. Jahrhunderts im bäuerlichen Bereiche die christliche Verkündigimg im Sorbenlande auf eine völlig neue Basis stellte.
2. B I S T Ü M E R U N D B I S C H Ö F E IM 12. UND 13. J A H R H U N D E R T Die große Siedelbewegung des 12. und 13. Jahrhunderts hat für die Bistümer des Sorbenlandes, aus dem nunmehr deutsches Land wurde, vor allem eine — auf das Ganze gesehen — endgültige Festlegung der Grenzen zur Folge gehabt. Der Wald lichtete sich; die Folge war, daß aus Grenzsäumen Grenzlinien wurden. Freilich blieben noch immer weite Gebiete ungerodet, zumal im Erzgebirge, aber wie Zungen streckten sich vor allem an den Paßstraßen besiedelte Flächen ins Waldland hinein und lockerten es auf, und wer konnte voraussehen, wo Rodung und Siedlung Halt machen würden? Es mußte die Aufgabe der Bischöfe sein, vorsorglich auch dort Ansprüche des Diözesanrechtes geltend zu machen, wo vorerst noch keine Kirchen vorhanden waren, weil es noch keine Dörfer gab, denn in der Höhezeit der Kolonisation konnte sich dies wenn auch nicht von heute auf morgen, so doch in wenigen Jahren ändern, und wer zu spät kam, hatte das Nachsehen. Wenn bereits im Beginn des 12. Jahrhunderts die Sprengel neugegründeter Pfarrkirchen linear umgrenzt wurden, so daß weite, erst in Zukunft zu erschließende Gebiete als zugehörig einbezogen wurden, wie wir dies bei den Kirchgründungen von Zwickau und Plauen i.V. kennen gelernt haben (vgl. Bd. 1 S. 185ff.) — dann ist es ausgeschlossen, daß um dieselbe Zeit und vollends im 13. Jahrhundert die Grenzen der Bistümer noch in der gleichen Weise an vielen Stellen offen waren wie in den Jahrzehnten nach ihrer Errichtung. Und da um das Jahr 1300 das bäuerliche Rodungswerk als im ganzen abgeschlossen gelten darf, da um diese Zeit auch die im Norden und Osten angrenzenden Bistümer, Brandenburg, Lebus und Breslau, seit langem gefestigt dastehen und auch in ihren Sprengein der Landesausbau zu einem gewissen Abschluß gekommen ist, hatten die Grenzen so, wie sie damals gezogen wurden, Bestand. Noch im 12. und 13. Jahrhundert fanden stellenweise Verschiebungen statt, die es im einzelnen nachzuweisen gilt. Der Grenzverlauf um das Jahr 1300 aber, begründet zunächst in Siedlungsvorgängen bereits des 12. Jahrhunderts, änderte sich bis zur Auflösung der Bistümer in der Reformationszeit nicht mehr. Es ist daher möglich, die registerförmigen Aufzeichnungen, die uns aus dem 14. und 15. Jahrhundert für den Bestand
Abgrenzung der Bistümer
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der einzelnen Bistümer erhalten sind, einer Beschreibung der Grenzverläufe um 1300 zugrunde zu legen. Am geringfügigsten war der Zuwachs, den das Bistum Merseburg im Verlaufe der Siedlungszeit erhielt. Seine alten Grenzen verliefen fast alle im offenen Lande und lagen somit fest; im Osten gegen Meißen bildete die Mulde seit 1017 eine feste Grenze. So wurde durch Rodung nur ein kleines Gebiet zwischen Wyhra und Mulde hinzugewonnen. Die Grenze gegen Naumburg, die hier früher unbestimmt verlaufen war, bildeten jetzt westlich Penig der Steinbach und der Leubabach, doch so, daß das Dorf Steinbadi merseburgisch blieb, dann die Wyhra bis Benndorf bei Frohburg. Von hier aus verlief die Grenze wie seit alters in nordwestlicher Richtung auf den Grunabach zu. Ein viel größeres Gebiet wurde der Diözese Naumburg in ihrem Süden durch Rodung angegliedert. Zwar gelang es nicht, das ganze neuerschlossene mitteldeutsche Reichsterritorium kirchlich für Naumburg zu gewinnen. Das Regnitzland mit der sehr großen Pfarrei Hof, ursprünglich wohl der einzigen des Gebiets, wurde dem Bistum Bamberg zugewiesen, das Egerland dem Bistum Regensburg. Siedlungsgeschich tlidie Vorgänge müssen der Grund dafür gewesen sein: beide Landschaften wurden nicht von Norden, sondern von Süden, von Oberfranken und der Oberpfalz her, besiedelt. Die neubesiedelten Gebiete im Pleißenlande und Vogtlande aber gelangten ans Bistum Naumburg, mit Ausnahme des Gebietes um Chemnitz, das zwar zum Pleißenland gerechnet, aber kirchlich Meißen unterstellt wurde. Grenzverschiebungen müssen hier zu einer Zeit stattgefunden haben, als die Rodung bereits zum Abschluß gekommen war, denn während sonst im unbesiedelten Lande die Bistumsgrenzen den Herrschaftsgrenzen, die ja im allgemeinen zugleich Siedlungsgrenzen sind, folgen, wird das Gebiet der Herrschaft Waldenburg und der Klosterherrschaft Remse durch die hier von der Zwickauer Mulde gebildete meißnisch-naumburgische Bistumsgrenze mitten durchschnitten, so daß die Stadt Waldenburg zu einer anderen Diözese gehört als die Altstadt. Im Jahre 1143 hatten die 100 Königshufen, aus denen die Remser Klosterherrschaft erwuchs, ganz im Bistum Naumburg gelegen, und noch 1165/70 erstredete sich sein Sprengel hier östlich der Mulde ins unbesiedelte Land hinein. In welcher Ausdehnung dies der Fall war, ist schwer zu sagen. Leider erwähnt eine Bestätigungsurkunde für das Kloster Chemnitz aus dem Jahre 1143 die Diözesanzugehörigkeit nicht. Auf Zugehörigkeit zu Naumburg könnte man daraus schließen, daß unter ihren Zeugen der Naumburger, nicht aber der Meißner Bischof erscheint. 1235 aber gehörte das Kloster zur Meißner Diözese. War damals die Grenzverschiebung bereits vollzogen oder war es von
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Bistümer und Bischöfe
Anfang an der Fall? Wir lassen die Frage offen und wenden uns dem Verlauf der Naumburger Ostgrenze zu, wie er nach der Änderung, die jedenfalls in den Anfang des 13. Jahrhunderts zu setzen ist, sich erschließen läßt. Von Penig an, das noch merseburgisch war, bildete die Mulde die Grenze gegen Meißen bis südlich Remse. Hier wandte sie sich fast im rechten Winkel nach Südosten und verlief nun in ziemlich gerader Richtung auf den Fichtelberg zu, die Herrschaften Glauchau und Lichtenstein sowie die Grafschaft Hartenstein einschließend. Ohne Rücksicht darauf, ob alle genannten Orte um 1300 schon bestanden, kann man den Verlauf im Erzgebirge so beschreiben, daß Lobsdorf, Gersdorf, Lugau, Zwönitz, Elterlein, Scheibenberg zum Bistum Naumburg gehörten, während Hohenstein-Ernsttal, Stollberg, Geyer meißnisch blieben. Bei Elterlein begann die Grenze gegen das Bistum Prag, das hier bei Schlettau über den Erzgebirgskamm herübergriff. Das Bistum Naumburg umfaßte noch das Fichtelberggebiet, auch die um 1300 noch unbesiedelte Gegend von Gottesgab, Platten und Johanngeorgenstadt, d. h. den Südteil der Herrschaft Schwarzenberg. Von da aus folgte die Grenze westwärts ein Stück der heutigen Landesgrenze. Nunmehr begann die Grenze gegen Regensburg, die so verlief, daß Markneukirchen, Hermsgrün und Adorf außerhalb blieben; die Herrschaft Adorf wurde zum Egerland und damit zu Regensburg gerechnet. Auch zum Bistum Bamberg gehörte ein Streifen des späteren Landes Sachsen, nämlich die Parochien Eichigt, Triebel, Bobenneukirchen, Zöbern und Mißlareuth. Die Naumburger Bistumsgrenze verlief also östlich dieser Orte. In Thüringen blieben sodann die ebenfalls bambergischen Kirchspiele Gefell, Hirschberg, Frössen und Harra außerhalb. Die Grenze folgte nun etwa vom Sieglitzberg an ein Stück dem Rennsteig, um sich südwestlich Wurzbach beim ehemaligen Kirchhof Swinshut (Wüstung Schweinshütter bei Benignengrün) im spitzen Winkel nach Nordosten zu wenden und, Remptendorf einschließend, die Saale wieder zu erreichen. Ein kleines Gebiet westlich der Saale gehörte also hier zum Bistum Naumburg. Eine kurze Strecke bildete nun die Saale die Grenze, die aber alsbald, beim Einfluß der Wisenta, wieder nordöstlich abbog und den mainzischen Orlagau ausschloß. Das Land um Leutenberg, Ziegenrück, Auma, Triptis, Neustadt a. d. Orla und Pößneck gehörte zum Erzbistum Mainz, während die Herrschaften Tanna, Lobenstein, Saalburg, Schleiz, Reichenfels, Weida naumburgisch blieben. Wenigenauma war noch mainzisch. Hier bog die Grenze nach Norden um, wandte sich nördlich der Orlaquelle nach Westen und erreichte südlich Kahla die Saale; sie gewann damit Anschluß an den Grenzverlauf, der seit Gründung des Bistums feststand.
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Der Sprengel des Bistums Meißen lag im Westen mit der Muldengrenze gegen Merseburg und Magdeburg fest. Die Grenze gegen Naumburg wurde soeben beschrieben. Auch das Gebiet zwischen Mulde und Elbe, das die Meißner Bischöfe zur Zeit Erzbisdiof Werners von Magdeburg gewonnen hatten (vgl. Bd. 1 S. 119), blieb ihnen in der damals festgelegten Abgrenzung erhalten. Hier wurde der Grenzverlauf im Jahre 1137 von Papst Innozenz II. bestätigt. Seit der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts scheint er auch im Osten gegen Breslau festgelegt gewesen zu sein, und zwar durch die Flüsse Queiß und Bober. Diese Festlegung ist offenbar ein Ergebnis der Siedlungszeit: während 1155 der Sprengel des Breslauer Bistums im Westen und Norden umschrieben wird durch Nennung der Burgbezirke Striegau, Schweinhaus, Lähn, Gröditz, Zöbelwitz, Glogau, Seitsch, Militsch, die Diözesanzugehörigkeit der weiten Waldgebiete an Queiß und Bober also noch unbestimmt war, führt eine Bulle Innozenz' IV. von 1245 die Kastellaneien Bunzlau, Sagan und Krossen als zum Breslauer Bistum gehörig an, woraus sich ergibt, daß die Queis-Bobergrenze, wie sie im 14. Jahrhundert entgegentritt und sich dann bis in die Reformationszeit erhalten hat, damals bereits festlag. Dies schließt nicht aus, daß an einzelnen Stellen die Bistümer über die Flüsse hinübergriffen, wie dies ja auch im Westen an der Mulde der Fall war. Besonders im Winkel zwischen Bober und Oder scheint ein kleines Gebiet links des Flusses zur Kastellanei Krossen und damit zum Bistum Breslau gehört zu haben. Schwieriger war die Abgrenzung im Süden gegen Prag und im Norden gegen Brandenburg und Lebus. Die Grenze gegen Prag war noch 1086 als inmitten des Waldes verlaufend angenommen worden, von dem Böhmen im Norden begrenzt wird (vgl. Bd. 1 S. 45). Die Diözesangrenze folgte also der als Saum gedachten politischen Grenze. In gleicher Weise wie die politische Grenze aus einem Saum zur Linie wurde, war es hinsichtlich der Diözesangrenze der Fall, das heißt also, daß die von Norden oder Süden aus erfolgende, auf Siedlung gegründete Herrschaftsbildung ausschlaggebend wurde für die Abgrenzung der Diözesen. Es ist bezeichnend hierfür, daß vor allem an den Paßstraßen das Bistum Prag über den Kamm der nördlichen Gebirgsumwallung Böhmens, dem sonst im ganzen die Grenze nach Abschluß der bäuerlichen Siedlung folgte, vorstieß. So gehörte jenseits des Lückendorfer Passes das Land um Zittau mit Ostritz zu Prag, wobei wahrscheinlich ist, daß hier eine Erweiterung nach Norden erst 1241, nach Gründung des Klosters Marienthal durch den König von Böhmen, stattfand. Das Neißetal von Marienthal bis Ostritz wurde damals in weltlicher Hin-
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sieht dem Lande Zittau angegliedert. Das Gebiet um Zittau selbst ist wohl von Böhmen her durch die Herren von Wartenberg deutscher Siedlung erschlossen worden. Es mag auf ähnliche, in den Quellen nicht faßbare Vorgänge zurückzuführen sein, daß am Nollendorfer Paß das Gebiet um Gottleuba und Königstein zu Prag gehörte, desgleichen die Herrschaft Schlettau am Preßnitzer Paß, wo eine jüngere, aber schon im 12. Jahrhundert bedeutende Straße von Prag überKaaden nach Zwickau das Gebirge überquerte. Die Burgen Purschenstein, Sayda und Rechenberg waren Gründungen der böhmischen Herren von Riesenburg, die mit Hilfe deutscher Bauern von Süden her ihre Herrschaft ins Gebirge vortrieben. Auch hier überschritt eine Straße von Brüx (tschechisch Most; man beachte den Namen!) überöderan nach Leipzig das Gebirge. Dieses Gebiet hielt sich kirchlich ebenfalls zu Prag. Wo dagegen die Siedlung von Norden her erfolgte, in den Herrschaften Wolkenstein, Rauenstein, Lauterstein, Frauenstein, Lauenstein etwa, galt Zugehörigkeit zum Bistum Meißen. Die meißnische Bistumsgrenze blieb also im Erzgebirge zunächst an nicht wenigen Stellen hinter der späteren Landesgrenze zurück. Eine Änderung vollzog sich in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts. Während Sayda noch 1209 zum Bistum Prag gehörte, war es im Jahre 1300 Sitz eines unmittelbar dem Meißner Bischof unterstehenden Erzpriesters, und die Sedes Sayda blieb in der Folgezeit bei Meißen. Unter Heinrich dem Erlauchten wurde die Herrschaft Sayda-Purschenstein wettinisch (vgl. S. 10). Man muß annehmen, daß mit der Änderung der politischen Herrschaft auch eine Änderung der kirchlichen Zugehörigkeit eintrat. Um so sonderbarer ist es, daß östlich der Elbe die Herrschaften Hohnstein, Wildenstein und Schluckenau, die noch im 15. Jahrhundert zu Böhmen gerechnet wurden, doch anscheinend seit alters kirchlich dem Bischof von Meißen unterstanden, so daß im noch heute zu Böhmen gehörigen Rumburger Winkel die Parochien Lobendau, Nixdorf, Hainspach, Schönau und Schluckenau mit Georgswalde meißnisch waren. Sollte dies etwa auf eine frühe Änderung der politischen Zugehörigkeit deuten, die in den Quellen nicht mehr faßbar ist? Die böhmischen Herren Berka von der Duba sind als Besitzer dieser Herrschaften erst spät nachweisbar, so daß sehr wohl die Besiedlung von Norden her erfolgt sein kann. Die kirchliche Zugehörigkeit wäre dann hier die ursprüngliche geblieben. Anders im weiter ostwärts gelegenen Gebiet. Als 1253 die Oberlausitz von Böhmen an Brandenburg abgetreten wurde, verblieb das Land um Zittau mit Rohnau bei Böhmen und damit bei der Diözese Prag, zu der es wohl seit seiner deutschen Besiedlung gehört hatte. Das Land um Seiden-
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berg dagegen samt der Herrschaft Friedland gelangte mit an die Askanier. Da dieses Gebiet zunächst nicht zum Bautzener Archidiakonat geredinet wurde, sondern als Erzpriesterstuhl wie Sayda bis 1307 unmittelbar dem Meißner Bischof unterstand, muß ursprüngliche Zugehörigkeit zur Prager Diözese vorausgesetzt werden. Der Wechsel in der Diözesanzugehörigkeit dürfte wie bei Sayda im Wechsel der weltlichen Herrschaft um die Mitte des 13. Jahrhunderts begründet sein. Wir hören in der Tat 1244 von Streitigkeiten um die Abgrenzung des Diözesanrechts (vgl. S. 487). Noch im Jahre 1316 behauptete der Bischof von Prag, das friedländisdie Gebiet gehöre zu seiner Diözese, indes vergeblich. Die südlichsten meißnischen Parochien im mittleren Oberlausitzer Gebiet waren Ebersbach, Kottmarsdorf, Obercunnersdorf, Strahwalde, Berthelsdorf, Rennersdorf, Bernstadt, Schönau, Nieda. Die Grenze gegen das Bistum Brandenburg im Norden zeigt schon in ihrem sonderbar gewundenen Verlauf, daß sie das Ergebnis mehrfacher Auseinandersetzungen war. An der Einmündung der Schwarzen Elster in die Elbe stießen die drei Diözesen Magdeburg, Brandenburg und Meißen aneinander. Die meißnisch-brandenburgische Grenze folgte nun zunächst dem Laufe der Elster, um zwischen Jessen und Schweinitz in ostnordöstlicher Richtung abzubiegen. Nördlich Dahme wandte sie sich im rechten Winkel nach Norden, um alsbald wieder nach Osten auszuschwenken und die Herrschaft Baruth auszuschließen, die als Exklave (im Jahre 1350 fünf Pfarreien umfassend) zur Erzdiözese Magdeburg gehörte. Westlich Schönefeld gewann die Grenze wieder den Anschluß an die brandenburgische Diözesangrenze und verlief weiterhin in der allgemeinen Richtung nach Norden bis in die Gegend von Genshagen, das Gebiet um Luckenwalde, Trebbin und Saarmund Brandenburg zuweisend. Im spitzen Winkel wandte sie sich nunmehr nach Südosten, verlief zwischen dem meißnischen Zossen und dem brandenburgischen Mittenwalde und bog östlich dieses Ortes scharf nach Norden um, in Richtung auf Köpenick zu, das jedoch brandenburgisch blieb, östlich Köpenick folgte die Grenze der Spree und erreichte das Bistum Lebus bei einem Orte Prelauki, der 1249 genannt, aber nicht einwandfrei zu bestimmen ist. Für den Verlauf der Meißner Diözesangrenze ist dies gleichgültig. Sie folgte der Spree bis Beeskow und verlief von da in fast genau östlicher Richtung zur Oder, die sie wenig unterhalb Fürstenberg erreichte. Völlig unumstritten dürfte diese Grenze während des 12. und 13. Jahrhunderts nirgends gewesen sein. Wir wissen zwar, daß die Landschaft an der Schwarzen Elster schon 1177 zum Bistum Meißen gehörte.
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und dies ist stets so geblieben, aber bereits der Burgbezirk von Dahme, wo sich 1318 ein meißnischer Erzpriesterstuhl befand, wurde 1186 vom Bischof von Brandenburg für sein Bistum beansprucht, was 1161 noch nicht der Fall war. Bis 1234 ist Dahme als brandenburgisch nachweisbar und wird erst in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts (wieder?) meißnisch geworden sein. Auf Streitigkeiten zwischen Brandenburg und Meißen deutet auch die Existenz der magdeburgischen Exklave Baruth hin. Ihrer geographischen Lage nach müßte sie zu Meißen gehören, doch wird der Brandenburger die Diözesangewalt wie in Dahme beansprucht haben, und der Magdeburger Erzbisdiof behielt den Bezirk schließlich in seiner eigenen unmittelbaren Verwaltung, da seine Suffragane sich nicht einigen konnten. Wenigstens wäre auf diese Weise die Entstehung dieser Sonderbarkeit einleuchtend erklärt, die wir übrigens nur insoweit datieren können, als um 1350 die Exklave bereits vorhanden war. Umgekehrt erhob Meißen Ansprüche auf die Burgbezirke von Mittenwalde und Köpenick, um die es zwischen 1240 und 1245 zu Kämpfen zwischen Markgraf Heinrich dem Erlauchten von Meißen und den Markgrafen Johann und Otto von Brandenburg gekommen war. Heinrich unterlag; infolgedessen vermochte auch der Meißner Bischof seine Ansprüche nicht durchzusetzen, die er immerhin noch 1274 verfocht. Ferner hören wir, daß im Jahre 1237 Papst Gregor IX. einen Legaten mit der Schlichtung von Grenzstreitigkeiten zwischen den Bischöfen von Lebus, Meißen, Kammin und Brandenburg beauftragte. Es kann sich nur um das Gebiet zwischen Spree und Oder gehandelt haben. Möglicherweise ist es erst damals dem Bistum Meißen gelungen, seine Grenze gegen Lebus hier bis zu der Linie vorzuschieben, die dann später in Geltung war. 1246 war der Streit mit Lebus anscheinend beigelegt, während er zwischen Kammin, Meißen und Brandenburg weiterging, über den Ausgang erfahren wir nichts. Aber bereits 1269 entstand neuer Zwist um das Diözesanrecht über den Bezirk Schiedlo an der Mündung der Neiße in die Oder zwischen Meißen und Lebus, der 1274 noch andauerte. In diesem Falle blieb Meißen siegreich. Daß der Bischof von Meißen sogar mit dem von Kammin in Streit um die Diözesangrenzen kommen konnte, zeigt, wieweit nach Norden Meißen seine Ansprüche vorschob, wenn auch schließlich erfolglos. Nach Beendigung des großen Kirchenkampfes trat für die ostmitteldeutschen Bistümer wie für die gesamte deutsche Kirche zunächst eine Zeit ermatteter Ruhe ein. Man war des Streitens müde. Wichtiger erschien jetzt in erster Linie die Wiederherstellung geordneter Verhältnisse in den durch lange Kämpfe zerrütteten Diözesen, wie dies vor allem in Naumburg von Bischof Dietrich bereits begonnen worden war,
Godebold
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in Meißen von Bischof Herwig. In den Quellen pflegt solche friedliche Aufbautätigkeit nur geringen Niederschlag zu finden. Es ist infolgedessen wenig, was wir über die Bischöfe dieser ersten Jahrzehnte des 12. Jahrhunderts wissen, bis die Neubegründung der königlichen Gewalt unter Friedrich Barbarossa und teilweise schon unter Konrad III. auch sie wieder stärker in den Dienst des Reichs hineinzog. Als Bischof von Meißen ist uns G o d e b o l d bereits entgegengetreten. Er führte den Krummstab seit 1119. Im Schisma zwischen Innozenz II. und Anaklet II. nahm er die Partei des ersten. An den Reichsgeschäften hat er sich kaum beteiligt. Nur wenn der König in Mitteldeutschland weilte, erschien er bei Hofe, so 1134 und 1136 bei Lothar in Merseburg, während er Konrad III. anscheinend nie gesehen hat. Den Kämpfen dieses Königs gegen die weifische Opposition in Sachsen hielt er sich fern. In der Umgebung Erzbischof Konrads von Magdeburg, der ein eifriger Verfechter der Sache Heinrichs des Stolzen gegen König Konrad war, wird er ebenso wenig angetroffen wie in der des Königs. Dagegen scheint er vor Konrads Zeit öfter in Magdeburg gewesen zu sein, bei Erzbischof Norbert, dem Gründer des Prämonstratenserordens. Dieser Vorkämpfer für eine neue, strengere Form des kanonischen Lebens der Geistlichkeit hatte durch seine harten Forderungen Klerus und Laien seiner Diözese dermaßen gegen sich aufgebracht, daß er 1129 von Volksaufläufen, ja von einem Mordversuch bedroht wurde. Godebold weilte damals in seiner Umgebung; auch bei der Beisetzung Norberts war er zugegen (1134). Wenn wir zum Jahre 1130 erstmals von einer Diözesansynode im Bistum Meißen hören, so zeigt dies, daß Godebold wie Norbert bestrebt war, das geistliche Leben seines Sprengeis zu ordnen und den Klerus in straffer Abhängigkeit von dem Bischof zu halten. Auch suchte er von auswärts, aus dem Kloster Reinhardsbrunn, dem er vielleicht vor seiner Erhebung zum Bischof angehört hatte, Geistliche in die Meißner Diözese zu ziehen. Diese Übereinstimmung in der geistlichen Zielsetzung hinderte ihn nicht, Ansprüchen Norberts, der den alten Glanz des Magdeburger Erzbistums wiederherzustellen strebte und sogar eine Bestätigung der Unterstellung der polnischen Bistümer unter Magdeburg von Papst Innozenz II. erlangte (1133), auf Teile der Meißner Diözese energisch entgegenzutreten. Meißen erhielt 1131 vom gleichen Papste eine umfassende Bestätigung seiner Rechte und Besitzungen, in der ihm vor allem die Grenzen der Diözese garantiert wurden. Dies kann sich nur gegen Magdeburg gerichtet haben, denn 1137, nach Norberts Tode, erlangte Godebold eine weitere Papsturkunde, in welcher der Magdeburger Kirche ausdrücklich ein Hinausstreben über ihre Sprengelgrenzen verwiesen und insbesondere die
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Zugehörigkeit der Niederlausitz zu Meißen bestätigt wurde, während Magdeburg sich mit dem dortigen Honigzehnten begnügen mußte. Es scheint, daß Godebold damals auf Grund der ihm vorliegenden Urkunde Ottos III. von 995, die den Sprengel des Bistums Meißen in erweitertem Umfange, der niemals Wirklichkeit geworden war, genau umschrieb und ihm darin das Zehntrecht verbriefte (vgl. Bd. 1 S. 71), eine Fälschung hat anfertigen lassen, die diese angebliche Verleihung in die Zeit der Gründung des Bistums durch Otto den Großen zurückdatierte. Er glaubte offenbar, damit Magdeburg gegenüber besser auftreten zu können. Die päpstliche Kanzlei vermochte er indes nicht zu täuschen, es blieb bei der zur Zeit Heinrichs IV. festgesetzten Grenze, aber auch dies war ein Erfolg für Meißen. Auch die Bestätigung einzelner Besitzungen durch Papst Innozenz II. wußte Godebold zu bewirken (1140). Es ist dies bezeichnend genug: nicht mehr die Autorität des Königs, sondern die des Papstes wurde zum Schutze der Meißner Bischofskirche angerufen. Gestorben ist Godebold am 31. August 1140. Ihm folgte der Meißner Dompropst M e i n w a r d oder Meinhard. Er geriet in Gegensatz zur aufstrebenden Landesgewalt des Markgrafen Konrad von Meißen. Dieser forderte von den bischöflichen Untertanen Bau- und Wachdienst für seine Burgen, die im Bereiche des Elbtalkessels (Nisani) sowie in der westlichen (Miltse) und östlichen Oberlausitz (Zagöst) gelegen waren. Auch das Bistum Meißen hatte hier Besitzungen erlangt, und so ergaben sich jetzt obendrein Streitigkeiten um den Besitz einiger Dörfer. Der Schiedsspruch König Konrads III. mußte angerufen werden, als er 1144 in Merseburg weilte. Im Beisein der Fürsten wurde eine ausgesprochene Kompromißlösung gefunden. Auch mit Bischof Udo von Naumburg lag der Markgraf in diesem Jahre im Streite wegen der Vogteiabgaben der Naumburger Stiftsleute. Er wurde gütlich durch ein Schiedsgericht beigelegt, dem Bischof Meinward angehörte. Immerhin wird bereits deutlich, wessen sich die Bistümer von den Wettinern zu versehen hatten, die ihre Rechte fest zusammenzufassen, wohl auch zu vermehren strebten und dabei vor dem Besitze der Bischofskirchen nicht Halt machten. Am Hofe Konrads III. erschien Meinward anscheinend nur zweimal in Merseburg, doch gelang es dem König trotzdem, ihn für seine Pläne einzuspannen. Zum Burggrafen in Meißen hatte er Hermann eingesetzt, einen Angehörigen des Geschlechts von Wohlbach, das in Ostfranken, dem Kerngebiet der Macht Konrads III., heimisch war. Er war also offensichtlich der besondere Vertrauensmann des Königs, und der Zweck seiner Einsetzung wird sehr bald deutlich. 1150 nämlich erscheint, wie wir uns erinnern (vgl. S. 25), Meißen erst-
Meinward • Albert
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malig als Stadt im Rechtssinne (civitas). Die stadtherrlichen Rechte waren später zwischen dem Markgrafen von Meißen als dem Rechtsnachfolger des Königs und dem Burggrafen geteilt, die Marktkirche St. Marien aber war eine bischöfliche Eigenkirche, so daß bei der Stadtgründung alle drei Instanzen beteiligt zu denken sind und als Initiator des Ganzen nur der König in Betracht kommt, dessen Stadtgründungen in Mitteldeutschland wir kennen. Am Sitz des Bischofs war eine königliche Stadt entstanden. Meinwards Todesjahr ist nicht bekannt. Wenn nicht späte und unsichere Uberlieferung recht hat, die als seinen Nachfolger einen in den zeitgenössischen Quellen nirgends erwähnten Berthold bezeichnet, starb er 1149 oder 1150. Der folgende Bischof A l b e r t war aus der königlichen Kapelle hervorgegangen und offenbar sehr vornehmer Herkunft. Seit 1139 als Kaplan bezeugt, war er gelegentlich vertretungsweise in der Kanzlei tätig gewesen. Vor allem aber wurde er 1140/41 gemeinsam mit dem Grafen Alexander von Gravina nach Byzanz entsandt, um dort über ein Bündnis des Königs mit dem Kaiser Johannes (und dem Papst) gegen Sizilien zu verhandeln, das durch eine Heirat der Schwägerin Konrads III., Bertha von Sulzbach, mit dem byzantinischen Thronfolger Manuel bekräftigt werden sollte. Bertha reiste 1142 tatsächlich nach Byzanz, und wenn auch die Ehe erst 1146 vollzogen wurde, so muß doch Albert nicht ungeschickt verhandelt haben, denn er genoß auch weiterhin das Vertrauen des Königs. Ob er ihn auf dem Kreuzzug begleitet hat, steht dahin. Wenn wir ihn aber im Juli 1150 als Bischof von Meißen bezeugt finden, so ist dies ein Beispiel dafür, daß die deutschen Könige auch nach dem Wormser Konkordat noch Mittel und Wege fanden, um ihre Günstlinge mit Bistümern zu belohnen. Es nimmt nicht wunder, daß Albert auch als Bischof in erster Linie sich dem Hofdienst widmete, während von einer Tätigkeit in seiner Diözese schlechterdings nichts verlautet, abgesehen von der Weihe der Egidienkapelle in der Burggrafenkurie zu Meißen, die er offenbar gleich nach seiner Inthronisation 1150 vornahm. Das ganze Jahr 1151 scheint er sich mit nur kurzer Unterbrechung bei Hofe aufgehalten zu haben. Wahrscheinlich war er schon Anfang April in Speyer beim König, begleitete ihn dann an den Niederrhein und nach Nijmegen und nahm an Reichstagen in Regensburg und Würzburg teil. Als Konrad, veranlaßt wohl durch seinen selbstgefälligen Ratgeber Wibald von Stablo, noch im Alter von 58 Jahren sich um die Hand einer byzantinischen Prinzessin zu bewerben beschloß, wurde wiederum Albert als Leiter einer Gesandtschaft nach Byzanz entsandt. Von ihr ist er nicht zurückgekehrt, sondern starb fern der Heimat am 3. August 1152.
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Gewählt wurde an seiner Stelle G e r u n g , der Abt des bischöflichnaumburgischen Eigenklosters Bosau. König Konrad hatte Gelegenheit gehabt, ihn 1150 auf einem Hoftage in Altenburg kennenzulernen. Ordiniert wurde er vielleicht erst 1154. Seine Sinnesart scheint vorzugsweise auf das äußere Wohlergehen seiner Kirche gerichtet gewesen zu sein, wie er dies selbst einmal in einer Urkunde ausdrückte: „Der Kirche Gottes muß man nicht nur als ein guter Lehrer in geistlichen und ewigen Dingen seine Fürsorge angedeihen lassen, sondern man soll der Herde des Herrn als ein umsichtiger Hirte auch in fleischlichen und weltlichen Dingen mit praktischem Sinn zu Hilfe kommen". Es ist der berühmt gewordene, bereits erwähnte Ansiedlungsvertrag mit den niederländischen Kolonisten in Kühren (1154), in dem dies ausgesprochen wird. Zu Beginn der Höhezeit deutscher Ostsiedlung stand Gerung an der Spitze des Meißner Bistums. Indem er sie förderte, hob er gleichzeitig die Kraft der ihm anvertrauten Kirche, und dies nicht nur im wirtschaftlichen Sinne. So wird der überlieferte Fall nicht der einzige gewesen sein, zumal aus der Zeit dieses Bischofs auch in der gleichen Richtung zielende Betätigung des Meißner Domherrn Anselm in Buchwitz bei Eilenburg überliefert ist. Anreiz für die Ansiedlung deutscher Bauern bot der bischöflichen Kirche nicht zuletzt die Erwartung des vollen Ertragszehnten, den sie im Gegensatz zu den fixierten Leistungen der einheimischen Slaven entrichten sollten. In Kühren hat ihn Bischof Gerung tatsächlich gefordert. In diesen Jahrzehnten bildete sich eine neue Zehnttheorie in den mitteldeutschen Bistümern aus (vgl. S. 514). Im ganzen Bereich der Diözese beanspruchten die Bischöfe das Recht auf Einhebung der Zehnten, mindestens von allen neuen Ansiedlungen und Neubrüchen. Dies kommt zum Ausdruck in einem Tauschvertrag, den Gerung mit Erzbischof Wichmann von Magdeburg 1163 abschloß. Das Bistum Meißen hatte Besitz um Löbnitz im Magdeburger Sprengel, das Erzbistum Magdeburg umgekehrt in Prettin im Meißner Sprengel. Nach der kirchlichen Theorie hätte also Meißen in Prettin, Magdeburg in Löbnitz den Zehnten empfangen müssen. Man tauschte die Zehntberechtigungen aus, d. h. man beließ es damit wohl beim bisherigen Brauch (vgl. Bd. 1 S. 262 f.), und die Begründung für diese Maßnahme läßt einen Blick in die Motive des Geschäfts tun: ohne Zehntrecht sind die Besitzungen weniger nutzbringend, das bedeutet aber, daß auch hier die Ansiedlung deutscher Bauern (aliud quodlibet genus hominum im Gegensatz zu den Sclavi) ins Auge gefaßt war und daß jeder Bischof ein natürliches Interesse daran hatte, selbst in den Besitz der Zehnten derjenigen Siedler zu kommen, denen er Land überlassen hatte. Bei der Durchsetzung solcher Zehntansprüche mag die vorhin erwähnte,
Gerung
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in Meißen auf Grund einer echten, aber nicht in Kraft getretenen Urkunde Ottos III. von 995 auf Otto den Großen zu angeblich 967 gefälschte Zehnturkunde gute Dienste geleistet haben. Dem Markgrafen von Meißen und seinen Vasallen gegenüber war ihre Wirkung jedoch gering. Es ist bereits an anderer Stelle (vgl. Bd. 1 S. 267) auseinandergesetzt worden, daß es Gerung im Jahre 1162 lediglich auf dem Wege gütlicher Ubereinkunft gelang, die bisher von jedem Dorfe der Mark gleich welcher Größe dem Bischof entrichtete Abgabe von einem Schilling wenigstens für die Neubrüche in eine Naturalabgabe von einem Schock Garben je Hufe umzuwandeln, was dem Zehnten wenigstens in der Form der Entrichtung ähnelte, wenn auch von einem solchen zunächst nicht gesprochen wird. Auch mochte das Hochstift bei der beträchtlichen Größe der neuangelegten Dörfer auf diese Weise überhaupt besser fahren. Gelang es also vorerst nicht, den Zehntanspruch des Bischofs durchzusetzen, so wurde er doch festgehalten, und wenigstens ein Teilerfolg war erzielt. Auch dem Domkapitel galt Gerungs Fürsorge, er überließ ihm einen Teil seiner Zolleinkünfte von der Meißner Elbfähre. Unzuträglichkeiten gab es während seiner Amtszeit wegen der Besitzungen des Hochstifts in der Oberlausitz mit Böhmen, dem seit 1158 diese Landschaft durch Friedrich Barbarossa zugeschlagen war. Es scheint sogar dahin gekommen zu sein, daß Leute des Böhmenkönigs den meißnischen Besitz mit Feuer und Schwert verwüsteten, also zur offenen Fehde. Doch wurde der Zwist beigelegt. König Vladislav ermahnte seine Getreuen, der Ausübung der geistlichen Rechte des Bischofs und seiner Kleriker auf ihren Besitzungen keine Schwierigkeiten zu machen und verstand sich zu einer Entschädigung, die Friedrich Barbarossa 1165 bestätigte. Gleichzeitig nahm der Kaiser den ganzen Besitz der Meißner Kirche in seinen Schutz. Die Wandlung, die im Reiche gegenüber der Zeit seines Vorgängers eingetreten war und die wie ein frischer Luftzug auch seinen letzten Winkel erfüllte, wie ein Wunder begrüßt von Otto von Freising, dem großen Geschichtsschreiber jener Jahre, wird damit deutlich. Das Wort des deutschen Königs galt wieder etwas im Reiche, sein Schutzversprechen war keine leere Formalität, auch nicht an der Ostgrenze des Reiches. Die Urkunde ist ausgestellt in Altenburg, dem Mittelpunkt des damals gerade in der Bildung begriffenen Reichsterritoriums Pleißenland, und Gerung konnte hier deutlich der erneuten königlichen Machtentfaltung gewahr werden. Schon der Polenkrieg des Jahres 1157 hatte die Macht Friedrich Barbarossas im Osten bewiesen. Bischof Gerung war damals bereits, vor seinem Beginn, beim Könige in Halle gewesen, und es ist wahrscheinlich, daß er mit dem Aufgebot seiner
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Kirche am Feldzuge teilgenommen hat, während er am Romzuge des Jahres 1154 nicht beteiligt gewesen war. über seine Stellung im Schisma zwischen Alexander III. und seinen Gegenpäpsten erfahren wir nichts Bestimmtes, doch ist wohl kein Zweifel, daß er die Päpste der kaiserlichen Partei anerkannte, wie dies hinsichtlich Viktors IV. von den Bischöfen der Magdeburger Kirchenprovinz ausdrücklich überliefert wird (wohl zu 1162). Bei Hofe scheint Gerung verhältnismäßig selten gewesen zu sein. Er nahm 1160 teil an einer Fürstenversammlung in Erfurt, die beschloß, dem Könige gegen Mailand Hilfe zu bringen, und war wiederum 1170 bei einem Hoftage Barbarossas ebendort anwesend, wie zuvor schon im Juli 1168 auf einem Hoftage in Würzburg. Dies war anscheinend das einzige Mal, daß er den Bereich Mitteldeutschlands verlassen hat, um zu Hofe zu ziehen. Häufig dagegen weilte er in Naumburg bei seinem dortigen Amtsbruder. In Vertretung Bischof Udos soll er die Kirche in Veitsberg geweiht haben, und wenn der Propst von Lausnitz es vorzog, einen Altar in seiner Klosterkirche von ihm statt vom zuständigen Diözesanbischof weihen zu lassen, so scheint ihm sogar eine gewisse Berühmtheit zugekommen zu sein. Doch ist in beiden Fällen die Überlieferung nur unsicher. Die Zahl der Ministerialen, die in Gerungs Urkunden entgegentreten, ist nicht gering. Auch begegnet zu seiner Zeit erstmalig ein beamteter, anscheinend ministerialischer Vogt im Wurzener Lande, der vom edelfreien Hochstiftsvogt zu unterscheiden ist: eine Einteilung des Bistumsbesitzes in Vogteibezirke wurde wohl von Gerung in die Wege geleitet und die Verwaltung auf Dienstmannen unfreier Herkunft gestützt. Selbst zu den Verhandlungen mit dem Könige von Böhmen wegen Wiedergutmachung der oben erwähnten Schäden scheint Gerung nur Ministeriale entsandt zu haben. Ob die Gründung der später im Besitze der Herren von Schönburg befindlichen Burg Geringswalde mit seiner Person in Zusammenhang gebracht werden darf, muß dahingestellt bleiben. Als er am 20. November 1170 in der Krankenstube des Klosters auf dem Lauterberge starb, konnte er auf eine Amtszeit zurückblicken, deren Erfolge sich neben denen anderer Bischöfe der großen Siedlungszeit durchaus sehen lassen konnten. Der Lauterberger Chronist hebt rühmend die Wohltaten hervor, die er auch diesem nicht in seiner Diözese gelegenen Kloster erwiesen habe. Eifriger im Dienste des Königs als Gerung war sein Nachfolger M a r t i n , der aus dem Meißner Domkapitel hervorgegangen war. Häufig war er in Kaiser Friedrichs Umgebung anzutreffen, nicht nur, wenn dieser in Mitteldeutschland weilte, wie 1171 auf der Neuenburg über Freyburg an der Unstrut, 1181 und 1183 in Altenburg und Pegau,
Martin
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1179 und 1181 in Erfurt, 1188 in Allstedt und Leisnig, sondern audi 1173 in Goslar und 1187 in Worms. Audi an der Schwertleite der beiden Söhne des Kaisers in Mainz 1185 scheint er teilgenommen zu haben. Auf der Lateransynode des Jahres 1179, die den vorläufigen Friedensschluß zwischen Kaiser und Kurie bekräftigen sollte, war er anwesend, und als 1185/86 der Streit aufs Neue ausbrach, zog er mit einer Gesandtschaft deutscher Bischöfe nach Verona zu Papst Urban III., um ihn durch Vorlage eines Schreibens Erzbischof Wichmanns, das dieser samt seinen Suffraganen auf dem großen Reichstag von Gelnhausen verfaßt hatte, zur Nachgiebigkeit zu bestimmen, freilich zugleich, wie wir sehen werden, eine eigene Sache führend. Schließlich begleitete er den Kaiser auf dem Kreuzzug, von dem er gleich jenem nicht zurückgekehrt ist. Ein Bischof also, der in die Bahnen der Reichsbischöfe des 10. und 11. Jahrhunderts zurücklenkte. Wenn Martin häufig von seinem Amtssprengel abwesend war, so kann man doch nicht sagen, daß er die heimischen Geschäfte vernachlässigt hätte. Wir besitzen eine von ihm ausgestellte Urkunde, die die Rechte und Pflichten der deutschen Ansiedler in Löbnitz an der Mulde genauestens regelt (1185) und ihnen das Recht von Burg und Halle verleiht, je nachdem, ob sie bäuerlicher Nahrung oder dem Markthandel nachzugehen beabsichtigten. Er trat also in die Fußstapfen seines Vorgängers, indem er die Ansiedlung der Deutschen zu fördern suchte. Auch Gerungs Zehntforderungen machte er sich zu eigen. Die von diesem in die Wege geleitete Verwaltungsorganisation führte er weiter: die Ministerialität nimmt nicht nur in den Zeugenreihen seiner Urkunden breiten Raum ein, sondern erstmals erscheint jetzt ein ministerialischer Truchseß (dapiler) des Bischofs. Hofämter wurden also eingerichtet. Gleichzeitig wird ein ministerialischer Vogt von Pouch genannt, der offenbar dort richterliche und Verwaltungsbefugnisse ausübte. Er tritt dem schon unter Gerung im Wurzener Land begegnenden zur Seite. Am deutlichsten sprechen für die energische Art, in der Martin die bischöflichen Rechte wahrzunehmen suchte, die schweren Differenzen, die er nicht nur mit den adligen Laiengewalten seiner Diözese, sondern auch mit einem Teile des Klerus hatte. Was die Laien betrifft, so ist uns in einem Falle bezeugt, worum es sich handelte: die edelfreien Brüder von Kittlitz hatten die oberlausitzischen Besitzungen des Bistums, vor allem die Burg Seidenberg, unrechtmäßig an sich zu bringen versucht, und selbst ein Urteil des Königsgerichts hatte den Bischof nicht auf die Dauer zu seinem Rechte verhelfen können, so daß er sich genötigt sah, den schon einmal ausgesprochenen Kirchenbann über die besitzgierigen Edelleute zu erneuern. Es handelte sich offenbar um ein Wiederaufleben der Händel, die schon zur Zeit Genmgs i Schlesinger II
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in der Oberlausitz im Gange gewesen waren. Auch damals hatte ein Herr von Kittlitz anscheinend eine Rolle gespielt. Der einzige Fall dieser Art wird dies nicht gewesen sein. Wenn der Bischof das Bischofsgut durch Ministeriale verwalten ließ, so ist es klar, daß bei solch straffer Zusammenfassung die benachbarten edelfreien Herren manches angemaßte Recht dahinschwinden sahen und mit Gewalt festzuhalten suchten. Ein Brief des Abtes Heinrich vom Kloster Berge bei Magdeburg, in dieser Sache an Papst Urban III. gerichtet, besagt ausdrücklich, Martin habe sich bemüht, den Besitz seiner Kirche wieder zusammenzubringen. Um so seltsamer ist es, daß auch ein Teil des Klerus wider ihn stand, wenigstens geht dies aus dem Berichte des Abtes hervor. Martin hat ihn anscheinend selbst mit nach Verona genommen, als er 1186 in Angelegenheiten der Reichspolitik dorthin reiste. Der Brief bat den Papst, sich der Angelegenheiten des Meißner Bischofs anzunehmen, der infolge der sich häufenden Widerstände seine Kirche nicht mehr in rechter Weise zu regieren vermöge, und Martin mochte, wenn er vom Papste Beistand erhoffte, wohl solche Fürsprache nötig haben, denn was er sonst zu überbringen hatte (vgl. S. 49), war schwerlich nach Urbans Sinn. Auch der Meißner Dompropst Dietrich, der Oheim des gebannten Burchard von Kittlitz, und eine Anzahl Meißner Domherren reisten mit nach Verona, und damit gewinnt die Sache ihre Aufklärung: im Domkapitel selbst saßen die Verwandten jener adligen Herren, die die Güter des Bistums beeinträchtigten, und nahmen gegen den Bischof Partei, zogen sogar mit ihm zum Papste, um gegen ihren Oberhirten für ihre Verwandten Zeugnis abzulegen. Die päpstliche Entscheidung muß zugunsten des Bischofs ausgefallen sein. In Meißen gelangte trotzdem die Richtung seiner Gegner zum Siege. Nachdem die Nachricht vom Tode Martins (¥ 15. 7. 1190 in der Nähe vonTyrus) in der Heimat eingetroffen war, wählte man in Meißen den bisherigen Dompropst D i e t r i c h (II.) aus dem edelfreien Geschlecht von Kittlitz, offenbar den Führer der Opposition. Seine Einstellung erhellt am besten aus der Tatsache, daß er an eine Stiftung, die er 1196 dem Meißner Domkapitel machte, die Verpflichtung zur Totengedächtnisfeier für Bischof Gerung knüpfte, seinen unmittelbaren Vorgänger also geflissentlich überging. Daß er bei den Anhängern des verstorbenen Bischofs auf Widerstand stieß, war nur selbstverständlich. Zu ihrem Wortführer machte sich der Wurzener Domherr Konrad, der es unternahm, zugleich im Namen des Meißner Kapitels, d. h. natürlich nur der in der Minderheit verbliebenen Partei, Dietrich beim päpstlichen Stuhle zu verklagen. Die Klage wurde jedoch von Cölestin III. zurückgewiesen, Konrad als Verleumder mit dem Kirchen-
Dietrich II.
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bann belegt und das Kapitel aufgefordert, dem Bischof, der untadelig dastehe, Gehorsam zu leisten. Zu diesem Urteil Stellung zu nehmen, ist nicht möglich, da wir den wirklichen Sachverhalt nicht kennen. Daß es aber nicht alle Mißhelligkeiten beseitigt hat, geht daraus hervor, daß noch 1203 zwischen Bischof Dietrich und dem Propste von Würzen Streitigkeiten um die Verwaltung des dortigen Kollegiatstiftes schwebten, desgleichen mit beiden Kapiteln um die Besetzung der Domherrenstellen. Noch 1205 leisteten beide Kapitel erbitterten Widerstand gegen die Aufnahme eines gewissen Magisters Martin ins Meißner Domkapitel, dem der Bischof die Stelle des Domscholasters zuzuschanzen beabsichtigte. Doch entschied Papst Innonenz III. für den Kandidaten Dietrichs. Es ist überhaupt auffällig und ein Zeichen der mit dem Tode Heinrichs VI. eingetretenen Wandlung der kirchlichen Verhältnisse in Deutschland, wie oft der Papst in die inneren Verhältnisse der Meißner Diözese während Dietrichs Amtszeit eingriff, wobei freilich zu bedenken ist, daß es der größte und aktivste aller Päpste, Innozenz III., war, der seit 1198 den römischen Stuhl innehatte. Ob es sich nun um die Besetzung von Pfründen in Meißen und Würzen oder um den streitigen Patronat einer Dorfkirche handelte, um unrechtmäßige Ansprüche der bischöflichen Vögte oder die Verweigerung von Zehntzahlungen oder um Beeinträchtigung der jurisdiktioneilen Befugnisse der Archidiakonen, die damals im Bistum erstmalig in Erscheinung treten —, alles wurde vor den apostolischen Stuhl in Rom gebracht und auch von dort aus entschieden. In den beiden anderen ostmitteldeutschen Diözesen war dies in den ersten Jahren des 13. Jahrhunderts noch längst nicht im gleichen Maße der Fall, und so muß man wohl annehmen, daß der Bischof und sein Klerus selbst es waren, die den neuen Bestrebungen der Kurie nur allzu gerne entgegenkamen, sich in alles und jedes hineinzumischen und auch die geringste Bagatellsache, für deren Entscheidung in Rom häufig genug alle Voraussetzungen fehlten, vor ihr Forum zu ziehen. Wirklich von Wichtigkeit für das Bistum war im Grunde von all diesen Angelegenheiten nur die Zehntfrage. Hier handelte es sich um eine grundsätzliche Entscheidung. Bischof Dietrich hat den Kirchenzehnten offenbar wie seine Vorgänger für den Gesamtbereich seiner Diözese in voller Höhe gefordert, gestützt auf eine echte und mehrere gefälschte Urkunden. Markgraf Konrad von der Lausitz, Graf Ulrich von Wettin und manche kleinen Adligen, aber auch der meißnische Markgraf, wie man aus späteren Abmachungen schließen muß, haben dies verweigert, gestützt auf das Herkommen. Der Papst entschied gemäß der kirchlichen Theorie natürlich für den Bischof, doch gelang es diesem nicht, die pergamen4'
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tene Entscheidung durchzusetzen. Ein bleibendes Denkmal hat sich Dietrich dagegen mit der Gründung des Afrastiftes in Meißen gesetzt, aus dem später die berühmte Fürstenschule hervorgegangen ist (1205). Gleich bei der Gründung wurde eine Schule für 12 Schüler weltlichen Standes mit eingerichtet. Für das rechtliche Verhältnis des Klosters zum Bischöfe wurde das Moritzkloster in Naumburg zum Vorbild genommen. Im Gegensatz zu seinen Amtsgenossen in Naumburg und Merseburg war Dietrich offenbar kein Anhänger Heinrichs VI. wie überhaupt der Staufer, was bei seiner kurialistischen Einstellung nur folgerichtig war. Seine Opposition gegen diesen Herrscher offen laut werden zu lassen mußte er sich freilich hüten, denn seit 1195 lag sein Bischofssitz inmitten des von Reichsministerialen verwalteten Königsterritoriums, und als nach dem Tode Heinrichs der Wettiner Dietrich die Herrschaft in der Mark Meißen wieder an sich zu bringen vermochte, geschah auch dies als Parteigänger des staufischen Königs Philipp von Schwaben, der ihm schließlich die Belehnung erteilte. Auch jetzt mußte der Bischof wohl oder übel die Partei des Staufers, d. h. des Wettiners nehmen, von dem er abhängig war: es wirft ein grelles Schlaglicht auf seine Lage, daß in einem Streite mit dem Burggrafen von Dohna, der auf bischöflichem Grund und Boden in der Nähe der Weißeritz eine Burg erbaut hatte, der Papst nicht helfen konnte, sondern nach fünf Jahren schließlich Markgraf Dietrich angerufen werden mußte und für den Bischof entschied. So wird es zu erklären sein, daß unter der Protestschrift von Halle, die deutsche Bischöfe und Fürsten 1201 zugunsten Philipps an Papst Innozenz III. erließen, auch Dietrichs Name steht, während er 1199 unter der Protestkundgebung von Speyer fehlt. Die neue Macht Markgraf Dietrichs hatte er damals wohl noch nicht zu spüren bekommen. Es ist lehrreich, daß er auf dem ersten großen Landding des Markgrafen zu Collm im November 1198 nicht anwesend war, im April 1200 es aber für geraten hielt, zu erscheinen; im Jahre 1205 nannte er den Markgrafen bereits „unseren Fürsten" (princeps noster). Seine wirkliche, antistaufische Einstellung erhellt am besten aus der Tatsache, daß er nur ein einziges Mal am Hofe Heinrichs VI. nachweisbar ist, 1192 in Altenburg. Am Hofe Philipps erschien er zum ersten und einzigen Male 1206 in Eger, als in Deutschland am endlichen Sieg seiner Sache niemand mehr zweifeln konnte. Die Ermordung des Staufers durch den bairischen Pfalzgrafen Otto von Wittelsbach hat Dietrich noch erlebt. Wenig später, am 29. August 1208, ist er gestorben. Im Grunde gehört er bereits einer neuen Zeit an, in der nicht mehr der deutsche König, sondern das Papsttum einer-
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seits, das Landesfürstentum andererseits maßgeblichen Einfluß auf die Geschicke der Bistümer und ihrer Leiter ausübten. In Naumburg war 1123 auf Dietrich, der aus dem Domkapitel hervorgegangene R i c h w i n gefolgt. Aus seiner kurzen Amtszeit ist außer einer Schenkung, die er dem Zeitzer Stiftskapitel machte, nur bekannt, daß er gleich den anderen mitteldeutschen Bischöfen von Wiprecht von Groitzsch kurz vor seinem Tode als Seelsorger in Anspruch genommen wurde. Schon am 11. April 1125 ist er gestorben. Sein Nachfolger U d o (I.) war ein Bruder des ersten ludowingischen Landgrafen von Thüringen, Ludwig, gehörte somit dem höchsten Adel des Reiches an. Eine seiner ersten Amtshandlungen war die Konsekration Erzbischof Norberts von Magdeburg, die er am 8. Juli 1126 vornahm. Häufig weilte er in der Umgebung Kaiser Lothars, so 1129 und 1131 in Goslar, von wo aus er den König 1131 nach Lüttich begleitete. Hier wurde er anscheinend mit der Verehrung des hl. Lambert bekannt. Reliquien des Heiligen wurden ihm später nach dessen Translation aus Lüttich zugesandt, und Udo machte 1147 eine Stiftung für die feierliche Begehung des Lambertitages. Im Jahre 1134 finden wir ihn in Merseburg und Halberstadt beim Könige, 1135 wiederum in Merseburg und sodann auf dem großen Reichstag in Würzburg, der den Romzug vorbereitete. An diesem hat er jedoch nicht teilgenommen. Wir wissen nicht, ob er bei der feierlichen Beisetzung Lothars, der auf der Rückkehr aus Italien am 4. Dezember 1137 starb, in Königslutter zugegen war. Sogleich scheint er jedoch in die Parteiungen bei der Wahl des Nachfolgers hineingezogen worden zu sein. Gegen den mächtigen Schwiegersohn des Verstorbenen, Heinrich den Stolzen, trat als Kandidat des Papstes Innozenz II. der Staufer Konrad auf, der schon einmal Gegenkönig gegen Lothar gewesen war. Sein Sachwalter im Kreise der geistlichen Fürsten war der kluge Erzbischof Albero von Trier. Für Pfingsten 1138 war die Wahl nach Mainz ausgeschrieben. Es galt jetzt für die staufisch-päpstliche Partei, Anhänger vor allem in Sachsen und Baiern zu gewinnen, um Heinrich, der beide Herzogtümer innehatte, in den Zentren seiner Macht selbst Schwierigkeiten zu machen. Dabei scheint sich der Blick auch auf Bischof Udo von Naumburg gerichtet zu haben, der ein Verwandter Konrads war. Man arbeitete sehr rasch. Anfang 1138 erhielt Udo nicht weniger als drei vom 12. und 13. Januar datierte päpstliche Urkunden, von denen zwei den Besitzstand des Bistums und des Naumburger Moritzklosters bestätigten, die dritte, wichtigste aber die Verlegung des Klosters Schmölln nach Pforte guthieß. Für das Naumburger Bistum war dies ein mehr als einträgliches Geschäft: es erhielt die Besitzungen
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Schmöllns, die fast den dritten Teil des Pleißengaus umfaßten und auf 1100 Hufen geschätzt wurden, und gab dafür nur 50 Hufen in der Nähe von Naumburg zur Ausstattung des neuen Klosters als Gegengabe. Zwar war Udo bei der Wahl Konrads, die in ganz ungewöhnlicher Weise von einer kleinen Minderheit der Fürsten in Gegenwart des Kardinallegaten Dietwin im März 1138 in Koblenz vorgenommen wurde, nicht anwesend. Audi auf dem ersten Hoftage des Königs in Köln ist er nicht nachweisbar. Aber auf dem Reichstage in Bamberg im Mai erschien er als einziger Bischof aus der Magdeburger Kirchenprovinz, und daß er in der Tat die Erwartungen des Staufers erfüllt hat, geht hervor aus einer zu Juli 1138 datierten Schenkungsurkunde Konrads, die die treuen Dienste des Bischofs hervorhebt und mit der Schenkung eines Forstes belohnt. In der Folgezeit mußte Konrad die Anerkennung seines Königtums mit der Waffe gegen die weifische Opposition zu erzwingen suchen, die einen ihrer Hauptherde in Sachsen hatte. Vor allem stand, wie bereits erwähnt, Erzbischof Konrad von Magdeburg auf der Seite Heinrichs des Stolzen. Udo aber hielt sich in diesen Kämpfen zum neuen staufischen Könige, wie seine Anwesenheit im Heerlager Konrads bei Hersfeld 1139 erweist. Eine Konstellation wie in den Tagen Heinrichs IV. schien sich wiederholen zu wollen. 1140 besuchte Udo den Reichstag zu Worms, während mit dem Magdeburger auch die Bischöfe von Meißen und Merseburg sich noch immer fernhielten, obwohl Heinrich der Stolze inzwischen gestorben war. Udos Einfluß mag es zuzuschreiben sein, daß auf dem folgenden Reichstag von Frankfurt sein Bruder, der Landgraf Ludwig von Thüringen, erstmals den Hof des staufischen.Königs aufsuchte. Bis dahin hatte er sich offenbar zwischen den Parteien neutral zu halten gesucht. 1143 empfing Udo den König in Zeitz, nachdem er schon vorher in Merseburg zu ihm gestoßen war. Auch 1144 weilte er in Bamberg und Merseburg in seiner Umgebung. Im folgenden Jahre nahm er an einer Wallfahrt des Markgrafen Konrad von Meißen nach dem Heiligen Lande teil, über deren Verlauf kaum etwas bekannt ist. Nach der Rückkehr finden wir ihn 1146 wieder am Königshofe in Osterhausen bei Eisleben. Schwerlich war er dagegen auf dem Reichstage von Speyer zu Weihnachten anwesend, auf dem Konrad der flammenden Redekunst Bernhards von Clairvaux schließlich erlag und das Kreuz nahm, in einer Zeit, da seine Anwesenheit im Reiche so dringend wie nur je notwendig gewesen wäre. Erst im März 1147 wird Udo auf dem Frankfurter Reichstage mit dem hl. Bernhard zusammengetroffen sein, mit dem er sich in Gegenwart der Äbte Heinrich von Walkenried und Albert von Pforte über die Gründung des Stephansklosters in Zeitz beriet, die alsbald durch-
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geführt wurde. Hier wird Bernhard ihn auch zur Teilnahme am Kreuzzug bewogen haben. Im Mai war Udo in Zeitz im Aufbruch zur Fahrt ins Heilige Land begriffen, erwies sich also auch jetzt wieder als getreuer Gefolgsmann König Konrads. Zurückgekehrt ist er nicht. Er hatte sich der von Otto von Freising geführten Abteilung des Heeres angeschlossen und entrann zwar mit diesem der Vemichtungsschlacht von Laodicea, traf auch mit dem Könige 1148 in Akkon wieder zusammen. Wahrscheinlich hat er sich dann mit ihm nach Saloniki eingeschifft, aber sein Schiff scheiterte, und Udo ertrank. Diese nackten Daten geben nur ein schattenhaftes Bild seiner Tätigkeit im Dienste zweier deutscher Könige. Erinnern wir uns aber, daß während seiner Amtszeit König Lothar in seiner Diözese die Ansiedlung sächsischer Kaufleute in Altenburg vornahm und die Rodung des Westerzgebirges durch die Gründung des Klosters Chemnitz vorbereitete und daß König Konrad die Maßnahmen des Vorgängers folgerichtig weiterzuführen versuchte (vgl. S. 5 f.), so erhält das Bild Farbe. Man möchte meinen, daß Udo es war, der die Aufmerksamkeit wenn nicht schon Lothars, so doch Konrads auf diese Gebiete lenkte, des Königs, dem er seit seiner Erhebung treu gedient hatte. Lothar hatte schon als Herzog von Sachsen die Möglichkeit gehabt, hier Einfluß zu gewinnen. Er hatte dem Wettiner Konrad gegen Wiprecht von Groitzsch zur Markgrafschaft verholfen, und der Wettiner war auch derjenige, auf den er sich weiter stützte. Dem süddeutschen Staufer dagegen mußte das mitteldeutsche Gebiet an sich fernliegen, zumal es in enger Verbindung mit Sachsen stand, wo der Widerstand gegen sein Königtum am stärksten eingewurzelt war und Markgraf Konrad als der mächtigste Mann im Lande sich dem von Lothars Witwe Richenza gegen den Staufer zusammengebrachten Fürstenbunde anschloß. Wenn er trotzdem mit Erfolg die Rechte des Königtums hier wahrzunehmen und in neuartiger Weise auszubauen vermochte, wenn es schließlich gelang, auch den Markgrafen Konrad auf die staufische Seite zu ziehen, so wird dies auf Anregung und mit steter Unterstützung des Naumburger Bischofs geschehen sein. Nicht der Bischof von Meißen, zu dessen Diözese das Kloster Chemnitz später gehörte, sondern der Naumburger bezeugte die Urkunde, die dem Kloster das Recht eines Fernhandelsmarktes verlieh (1143). Sie wurde bezeichnenderweise in Zeitz ausgestellt, und anwesend waren die edelfreien Herren, die alsbald vom Könige mit der Wahrnehmung von Burggrafenämtern im mitteldeutschen Osten betraut wurden. Vogt des Klosters sollte Markgraf Konrad bleiben, wie Lothar dies einst bestimmt hatte. Eine Versöhnung mit dem Könige war also inzwischen eingetreten, und als Vermittler darf wiederum Udo gelten, der zu
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dem Markgrafen als seinem Stiftsvogt in engen, wenn auch nicht immer reibungslosen Beziehungen stand. Der König bekräftigte den Friedensschluß durch die Schenkung der Königsburg Rochlitz mit ihrem großen Zubehör an den Wettiner. Damals mag der Bischof die Aufmerksamkeit König Konrads auch auf Zwickau gelenkt haben, dessen Kirche seinem Eigenkloster Bosau inkorporiert war. Die erste Zwickauer Stadtgründung liegt vor 1145. Sie wurde aller Wahrscheinlichkeit nach von König Konrad in die Wege geleitet. Diese Vermutungen gewinnen an Wahrscheinlichkeit, wenn man die Maßnahmen berücksichtigt, mit denen Udo selbst den Handelsverkehr zu fördern suchte: er gewährte dem Neuwerkkloster in Halle Freiheit vom Marktzoll in Zeitz, Naumburg und Teuchern, was sich nur auf den Salzhandel bezogen haben kann. Es ist gewiß kein Zweifel, daß sowohl Naumburg wie Zeitz während seiner Amtszeit erstmals als Städte im Rechtssinne (civitas) bezeichnet werden, und es liegt nahe, daß solche Erhebung unter der Mitwirkung des Königs stattfand. Vollends auffällig ist, daß in der gleichen Weise, in der seit Konrad III. das mitteldeutsche Königsgut gegliedert und verwaltet wird, nämlich in Burggrafschaftsbezirken, auch das sich bildende Territorium des Bistums Naumburg seit der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts gegliedert erscheint: es begegnen bischöflich naumburgische Burggrafen von Zeitz (seit 1157) und Strehla (vor 1190), deren Befugnis sich nicht nur auf Städte, sondern auf Burgen samt zugehörigem Landgebiet erstreckt, wie dies für die königlichen Burggrafschaften im mitteldeutschen Osten charakteristisch war. Die Vermutung drängt sich auf, daß diese Organisation in Zusammenarbeit von König und Bischof durchgeführt wurde, vielleicht auf Grund des Zeitzer Tages von 1143, zumal in den bischöflichen Besitzungen von Meißen und Merseburg derartige Burggrafen nicht anzutreffen sind. Schließlich wird man nicht außer acht lassen dürfen, daß Bischof Udo, dem Vorbilde seines zweiten Vorgängers Dietrich folgend, sich auch der bäuerlichen Siedlung angenommen hat. Während seiner Amtszeit (1140) sind erstmals Holländer in der Nähe von Naumburg bezeugt, bei Zeitz wurde im bischöflichen Forste Mahlen gerodet, und auf Bischofsland erscheint sogar östlich der Elbe die Burg Saathain (1140), gewiß als Mittelpunkt künftiger bäuerlicher Ansiedlung gedacht. Sie mußte freilich lehnweise dem Markgrafen Konrad überlassen werden. So ergibt sich, daß Udo nicht nur als einer der wesentlichsten Träger königlicher „Innenpolitik" in frühstaufischer Zeit im mitteldeutschen Osten zu gelten hat, sondern wahrscheinlich sogar als ihr geistiger Vater, indem er König Konrad veranlaßte, die seit den Tagen Lothars vorhandenen Ansätze folgerichtig weiterzuführen, gewiß nicht nur
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zum Nutzen des Reiches, sondern auch zum Vorteil seines eigenen Bistums. Ungerechtfertigten Ansprüchen des Stiftsvogtes, des Markgrafen Konrad, ist Udo energisch entgegengetreten und gelangte mit ihm schließlich zu einem Ausgleich über die Höhe der von den bischöflichen Untertanen zu entrichtenden Vogtabgaben. Mit Klerus, freien Lehnleuten und Ministerialen des Hochstifts verband ihn offenbar gutes Einvernehmen. Immer wieder wird ihre Zustimmung zu seinen Maßnahmen erwähnt, und in seinen Urkunden sind lange Zeugenreihen üblich, aufgegliedert in die drei Gruppen, wie dies dann in den Naumburger Urkunden beibehalten wurde. Für die Vermehrung der Naumburger Ministerialität trug er selbst Sorge. Ministerialisch verwaltete Hofämter wurden anscheinend von ihm ins Leben gerufen. Zuerst tritt das Schenkenamt entgegen (officium pincernarum). Die eigentlich kirchliche Arbeit vernachlässigte er nicht. Die schon oft zitierte Urkunde, die er 1140 über die von ihm vorgenommene Neuweihe der Kirche in Altkirchen im Pleißengau ausstellte, läßt erkennen, mit welcher Sorgsamkeit er bei der Wahrnahme solcher bischöflichen Obliegenheiten vorging. In dieser Urkunde begegnet erstmalig ein Archidiakon des Pleißengaus. Bei dem offensichtlichen Interesse und Geschick, das Udo für Dinge der Verwaltung besaß, liegt die Vermutung nahe, daß er es war, der die Aufteilung der Diözese in Archidiakonatsbezirke durchgeführt hat. In seine Amtszeit fällt ferner die erste in Naumburg bezeugte Diözesansynode. In Naumburg stiftete er ein Hospital, dessen Geschäftsführung er laufend überwachte, obwohl ihn andere Pflichten sehr in Anspruch nahmen, wie er selbst betont. Er hat es dem Kloster Pforte übertragen, zugleich als Ersatz für die Schmöllner Güter im Pleißengau, als er den Zustand seiner Stiftung nicht so fand, wie ihm dies wünschenswert erschien. Pforte überließ das Hospital nach kurzer Zeit tauschweise dem Naumburger Georgenkloster. Vor allem wandte Udo seine Aufmerksamkeit dem nun endlich in den östlichen Gebieten aufblühenden Klosterwesen zu. Er sprach aus, daß es bischöfliche Amtspflicht sei, das Ordensleben (religio) in der Diözese auszubreiten und für das Wohl der Ordensleute (religiosi) zu sorgen. Die von Bischof Dietrich begonnenen Klosterstiftungen in Zeitz (St. Stephan) und Riesa vollendete er, das Kloster Bosau hat er in jeder Weise gefördert. Von der Verlegung des Klosters Schmölln, die zur Gründung von Pforte führte, war bereits die Rede, und wenn damals das Bistum erheblichen Gewinn an Grundbesitz erzielte, so ist doch andererseits nicht zu verkennen, daß es nicht zuletzt der Förderung durch Bischof Udo zu danken ist, wenn in Pforte eine lebenskräftige Zisterzienserniederlassung entstand, die sich bald zu hoher
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Blüte entfaltete. Klostergründungen durch weltliche Stifter hat er begünstigt, wie dies vor allem im Falle von Bürgel zu erkennen ist. Doch wußte er dabei sein Diözesanrecht gegen Exemtionsbestrebungen zu wahren. Zu Streitigkeiten scheint es mit dem Zeitzer Kollegiatstift gekommen zu sein. Der Streit betraf weniger den Bischof selbst als das Domkapitel. In Zeitz konnte man offenbar nicht vergessen, daß der Sitz des Bistums sich ursprünglich hier befunden hatte. Die Zeitzer Kirche beanspruchte infolgedessen, als Mutterkirche der Naumburger zu gelten, und wahrscheinlich hat damals das Zeitzer Kapitel ein Recht der Teilnahme bei der Naumburger Bischofswahl weiterhin geltend zu machen versucht, das sich allmählich auf das Naumburger Kapitel einengte. Udo sah sich genötigt, bei Papst Innonenz II. um Bestätigung der Verlegung des Bischofssitzes nachzusuchen, die auch gewährt wurde. Doch ging der Streit weiter und wurde erst ein Jahrhundert später entschieden. Wie seine Meißner Amtsgenossen, suchte Udo den bischöflichen Zehntanspruch in der Diözese durchzusetzen. Er forderte vor allem den Zehnten von allen Neubruchländereien, gab aber solche Zehntrechte auch alsbald lehnweise oder durch Übertragung an Klöster und Pfarrkirchen wieder aus der Hand. Aus seinen eigenen reichen Besitzungen machte er dem Bistum, dem Zeitzer Kollegiatstift und verschiedenen Klöstern namhafte Zuwendungen. Man darf annehmen, daß dies aus wirklicher Frömmigkeit geschah, daß auch er angerührt war von jenem starken Zuge mönchischer Religiosität, der die erste Hälfte des 12. Jahrhunderts erfüllte. Weniger die Teilnahme am Kreuzzug im Gefolge des Königs als die vorhergehende Wallfahrt nach Jerusalem ist hierfür ein sprechendes Zeugnis. Udos Nachfolger war W i c h m a n n , ein Sohn des Grafen Gero von Seeburg und der Mathilde, einer Tochter des Grafen Thimo von Wettin. Auch er gehörte somit, wie sein Vorgänger, der höchsten Aristokratie des Reiches an. Der Naumburger Stiftsvogt, Markgraf Konrad von Meißen, war sein Oheim, und es ist wohl möglich, daß er die Wahl gefördert hat. Wichmann war zu St. Pauli in Halberstadt erzogen worden, wurde Domherr zu Halberstadt, sodann Propst des Paulsstifts und schließlich Halberstädter Dompropst. Bei seiner Bischofswahl dürfte er kaum über 35 Jahre alt gewesen sein. Weniger als drei Jahre hat er den Krummstab in Naumburg innegehabt, um dann, dem Willen Friedrich Barbarossas folgend, zum Erzbischof von Magdeburg aufzusteigen. Er erwies sich hier als einer der bedeutendsten Kirchenfürsten in der an bedeutenden Bischöfen gewiß nicht
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armen Regierungszeit dieses Herrschers und als einer der hervorragendsten Bahnbrecher deutscher Ostsiedlung. Aber nicht erst in Magdeburg hat er sich zu solchem Format entwickelt, sondern bereits in Naumburg muß er Beweise ungewöhnlicher Fähigkeit abgelegt, vor allem als treuer Anhänger staufischer Politik sich erwiesen haben. Wie hätte sonst der neue König Veranlassung gehabt, ihn gegen den Widerspruch des größeren Teils des Magdeburger Domklerus, vor allem aber gegen den hartnäckigen Widerstand zweier Päpste auf den Magdeburger Erzstuhl zu befördern, wobei erschwerend ins Gewicht fiel, daß der Versetzung eines Bischofs von einem Bistum ins andere ohnehin kirchenrechtliche Hindernisse entgegenstanden. Wichmann ist als Naumburger Bischof offenbar sogleich und in jeder Weise in die Fußstapfen seines Vorgängers Udo getreten. Eine Kleinigkeit macht dies sehr deutlich: Wichmann hat dem heiligen Lambert ganz besondere Verehrung gezollt; wo sollte er aber den Lambertkult anders kennen gelernt haben als in Naumburg, wohin Bischof Udo Reliquien des Heiligen hatte überführen lassen und wo der Tag des Heiligen seitdem feierlich begangen wurde? Die von seinem Vorgänger geförderten Klöster Bosau und St. Stephan in Zeitz förderte auch er. Beim Kloster Pforte führte er die von jenem begonnene Anlegung eines Weinbergs durch und beschenkte es mit einem Walde. Wie Udo den Mönchen des Neuwerkklosters in Halle Zollfreiheiten gewährt hatte, befreite Wichmann die Naumburger Domherren und ihre Boten sowie das Georgenkloster in Naumburg vom Zoll in Zeitz. Es scheint, daß dies nicht nur der Verbilligung des persönlichen Bedarfs dieser Geistlichen dienen sollte, sondern, daß ein Teil des überlandhandels damals in geistlicher Hand lag und auf diese Weise erleichtert wurde. In der Tat ist im Jahre 1156 bezeugt, daß von Halle aus Salzhandel „um der Verehrung der heiligen Jungfrau Maria willen" betrieben wurde. Hatte Udo in Naumburg ein Hospital gegründet und seiner Kapelle das Pfarrecht in einem begrenzten Teile der Stadt eingeräumt, so gründete Wichmann eine Pfarrkirche im Vorhofe des Georgenklosters, der er ebenfalls eine begrenzte vorstädtische Parochie zuwies. Vor allem aber beurkundete er die Rechte der holländischen Siedler in Flemmingen in einer Urkunde, die nicht geringe Bedeutung erlangt hat; ist sie doch die erste einer ganzen Reihe ähnlicher Urkunden, die Wichmann später als Erzbischof von Magdeburg ausgestellt hat. In Vollstreckung dessen, was sein Amtsvorgänger begonnen hatte, treffen wir ihn also auch in der Siedlungsbewegung tätig an. Es kann kein Zweifel sein: als Bischof von Naumburg wurde Wichmann mit den Grundlinien einer Politik vertraut, die in Zusammenarbeit von Königtum und Kirche die Erschließung des mitteldeutschen Ostens durch
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Siedlung und Wirtschaftsaufbau und damit den Ausbau einer starken königlichen Machtposition sich zum Ziele setzte. Daß er infolgedessen häufig bei Hofe anwesend war, ist nur selbstverständlich. 1151 weilte er bei Konrad III. in Würzburg und sagte ihm Waffenhilfe für den Romzug zu. Auch in Altenburg war er im gleichen Jahre zugegen, als es ein Unternehmen gegen den unbotmäßigen Sachsenherzog Heinrich den Löwen vorzubereiten galt. Ob er sich an den Kämpfen in Sachsen in der Folgezeit beteiligt hat, wissen wir nicht. Der Italienzug wurde durch den Tod des Königs zunichte. Die Wahl des von Konrad designierten Nachfolgers, seines Neffen Friedrich von Schwaben (Barbarossa), fand im März 1152 in Frankfurt statt. Die Teilnehmer sind nicht überliefert, aber es ist mehr als wahrscheinlich, daß Wichmann anwesend war. Anfang Mai finden wir ihn in Goslar beim Könige, und selbstverständlich nahm er an dem für Pfingsten nach Merseburg einberufenen Reichstage teil. Hier wird seine Erhebung zum Erzbischof von Magdeburg stattgefunden haben. Erzbischof Friedrich war schon am 14. Januar gestorben. Bei der Neuwahl stand der Mehrheit, die den Dompropst Gerhard wählte, eine Minderheit von sieben Wählern gegenüber, die ihren Kandidaten Hazo, den Dekan des Domkapitels, durchzusetzen versuchte. Die streitenden Parteien wandten sich an den König, der aber keinem der beiden Anwärter zustimmte, sondern Wichmann in Vorschlag brachte und die Partei des Dekans, vielleicht auch einige Anhänger der Gegenpartei tatsächlich bewog, eine Neuwahl vorzunehmen. Es war keineswegs die Mehrheit aller Wahlberechtigten, die sich dabei für Wichmann erklärte, doch der König investierte ihn gleichwohl sofort mit den Regalien, indem er das Wormser Konkordat so auslegte, als stehe ihm das Recht zu, bei zwiespältiger Wahl einfach seinen Kandidaten an die Stelle der zunächst vorgeschlagenen zu setzen. Wenn er dieses „Devolutionsrecht" zunächst noch nicht offiziell geltend machte, so trat man doch bei Hofe mit solchen Argumenten den offenbar zahlreichen Stimmen entgegen, die im Vorgehen des Königs eine Eigenmächtigkeit erblickten. Der zurückgewiesene Dompropst Gerhard wandte sich an den Papst, und Eugen III. richtete ein Schreiben an das Magdeburger Domkapitel, in dem er Gerhard als rechtmäßig gewählt bezeichnete und gebot, sich von Wichmann fernzuhalten. Auch an eine Reihe deutscher Bischöfe, die sich beim Papste für Wichmann verwendet hatten, erging ein ähnlich ablehnender Bescheid. Wichmann weilte unterdessen beim Könige in Regensburg und Würzburg. Die Reichskanzlei bezeichnete ihn im Juli als Erzbischof von Magdeburg, im Oktober nur als Bischof von Magdeburg, offenbar weil er des Palliums noch ermangelte, dann auch wieder als Erzbischof. In einer Urkunde des Erz-
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bischofs Hartwig von Bremen von 1152 heißt er „Erwählter". Vielleicht ist sie in Magdeburg selbst ausgestellt. Sie wäre dann der einzige Beleg dafür, daß Widimann bereits 1152 versucht habe, sein neues Amt tatsächlich anzutreten. Vielleicht haben ihm damals schon die weltlichen Vasallen des Erzbistums den Lehnseid geleistet. In seinen eigenen Urkunden nennt er sich weiterhin Bischof von Naumburg, und sie betreffen auch ausschließlich das Naumburger Bistum. Ohne Zweifel hat er hier zunächst weiter fungiert, ließ sich allerdings zeitweise durch einen Vitztum (vicedominus) vertreten, so noch Anfang 1153. Auch die Reichskanzlei kehrte im Jahre 1153, als Wichmann das Osterfest mit dem Kaiser in Bamberg feierte, zur Bezeichnung „Bischof von Zeitz" zurück. Mehr als eine diplomatische Höflichkeit dem Papste gegenüber war dies indes nicht, denn in den Verhandlungen mit den beiden gleichfalls in Bamberg anwesenden päpstlichen Legaten, die den Streitfall bereinigen sollten, hat der König hartnäckig an seiner Auffassung festgehalten. Aber auch Papst Anastasius IV., der im Juli 1153 auf Eugen III. folgte, wich nicht zurück und entsandte 1154 erneut einen Legaten, den Kardinaldiakon Gerhard, nach Deutschland, um die Magdeburger Angelegenheit endlich zu ordnen. Er hat Wichmann in Naumburg aufgesucht, um ihn zum Verzicht zu bewegen. Zu Ostern trug er dem Könige in Magdeburg seine Wünsche vor, wurde jedoch ungnädig nach Italien entlassen. Schließlich hat Friedrich Barbarossa seinen Willen durchgesetzt. Wichmann hatte zwei Jahre lang mit der Kurie wegen Erlangung des Palliums verhandeln lassen. Nunmehr entsandte der König ihn selbst nach Rom, begleitet von weiteren königlichen Gesandten, um Bestätigung und Pallium persönlich zu holen. Es wird berichtet, der Papst habe schließlich, dem Wunsche des Königs notgedrungen willfährig und doch den eigenen Standpunkt wahrend, das Ehrenzeichen auf dem Altar der Peterskirche niedergelegt und Wichmann aufgefordert, es von da wegzunehmen, falls er sich für kanonisch gewählt erachte. Da dieser zögerte, wohl weniger aus Gewissensbedenken als aus Gründen herkömmlicher geistlicher Etikette, habe einer der Kanoniker aus dem Gefolge des Bischofs, Dietrich von Hillersleben, mit einem der ritterlichen Begleiter das Pallium ergriffen und Wichmann übergeben. Der Berichterstatter aus dem Kloster auf dem Lauterberge bei Halle fügt hinzu, beide seien noch in Rom gestorben, offenbar zur Strafe für ihren Vorwitz. Eine solche Stimme bleibt vereinzelt. Otto von Freising gibt vielmehr die öffentliche Meinung besser wieder, wenn er bei Beendigung des Streitfalles, die ihm der König voller Genugtuung mitgeteilt hatte, bemerkt: „Von da an nahm die Autorität des Königs in außerordentlichem Maße zu, nicht nur bei der Regelung weltlicher, sondern auch geistlicher Dinge". Das König-
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tum schickte sich an, die Stellung zurückzugewinnen, die es vor dem Investiturstreit innegehabt hatte, und Wichmann hat sich dabei als treuer Helfer erwiesen. Anfang Juni war er aus Italien zurück und begab sich sofort zum Könige nach Goslar, von da anscheinend nach Magdeburg. Aus den Gesichtskreis unserer Darstellung scheidet er damit aus. Die großen Leistungen, die er in der Reichspolitik und als Erzbischof und Landesherr vollbrachte, ein „Meister des Friedens", als den ihn die Vagantenlieder der Carmina Burana feiern, gehören nicht mehr der Kirchengeschichte Sachsens an. Daß aber seine spätere Tätigkeit aus der Vorbereitungszeit in Naumburg, besonders aus dem Vorbilde Bischof Udos, erst recht verständlich wird, steht außer Zweifel. Kein Geringerer als Papst Eugen III. ist Kronzeuge für seine dortige fruchtbare Tätigkeit, wenn er 1152 schreibt, er wisse sehr wohl, wie nützlich Wichmann der Naumburger Kirche sei, als ein Mann von trefflichen Charaktereigenschaften und hoher wissenschaftlicher Bildung. Wichmanns Nachfolger B e r t h o l d entstammte dem in unmittelbarer Nähe Naumburgs ansässigen edelfreien Geschlecht von Boblas. Er gehörte bereits seit mehr als zwanzig Jahren dem Domkapitel an, hatte hier zunächst das Amt des Dechanten inne (1133—35) und ist seit 1137 als Dompropst nachweisbar. Nicht ohne Mitwirkung des Königs wird er gewählt worden sein. Vielleicht erfolgte sogar die Wahl bei Hofe, denn im Juni 1154, als Wichmann eben erst aus Rom zurückgekehrt sein konnte, weilte Berthold mit diesem als „Erwählter" in Goslar beim Könige. Erst im September heißt er Bischof, inzwischen war also die Weihe erfolgt. Wir wissen wenig über ihn. Die Zollpolitik seiner Vorgänger Udo und Wichmann setzte er fort, unter ausdrücklicher Berufung auf diese. Häufig scheint er nach Zeitz gekommen zu sein; eine Wiese im Dorfe Tröglitz pflegte als Koppel für die bischöflichen Pferde benutzt zu werden. Mit dem Wettiner Dedo, der sich Graf von Groitzsch nannte und als Nachfolger des Markgrafen Konrad die Vogtei des Hochstifts und des Zeitzer Kollegiatstifts innehatte, lag er im Streit wegen der Vogteiabgaben, die dieser von den Dörfern des Zeitzer Stiftskapitels einzuheben versuchte. Erst unter seinem Nachfolger wurde dieser Streit beigelegt, nachdem die Kanoniker bereits Weihnachten 1157 in Magdeburg ein günstiges Urteil des Königsgerichts erzielt hatten, das aber den Grafen nicht abhielt, in seinen Bedrückungen fortzufahren. In der Reichspolitik trat Berthold nicht hervor, doch hielt die nun schon traditionelle Bindung des Naumburger Bistums an das staufische Königshaus an. Am Italienzug des Jahres 1154 nahm Berthold nicht teil, wohl aber an dem des Jahres 1158, und aller Wahrscheinlichkeit nach war er auch 1160 beim Könige in Italien, als dieser
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eine Synode in Pavia einberufen hatte, die der Beendigung des Schismas dienen sollte. Mit Erzbischof Wichmann wird er im gleichen Jahre unter den Fürsten gewesen sein, die zu Erfurt dem Könige Hilfeleistung gegen Mailand gelobten. Am Italienzug des Jahres 1161 hat er sich dann nachweislich beteiligt. Im Feldlager vor Mailand fand er den Tod. Gewählt wurde noch im selben Jahre U d o (II.), der seit 1145 als Propst des Kollegiatstifts Zeitz erscheint. Er war ein Neffe Bischof Udosl., der Sohn von dessen SchwesteT Cäcilie, die den Grafen Gerlach von Veldenz geheiratet hatte. Außer mit dem thüringischen Landgrafenhause war er mit Erzbischof Wichmann, mit den Wettinern und mit den Edelfreien von Teudiern verwandt. An Fürsprechern kann es ihm also nicht gefehlt haben, und in einer mehr als fünfzehnjährigen Amtsführung in Zeitz hat er offenbar seine Eignung bewiesen, auch, in politischer Hinsicht. Wenige Naumburger Bischöfe sind so eifrig im Königsdiemste gewesen wie er. Schon 1165 finden wir ihn in Italien beim Könige, in Pavia, Bologna, Turin. Er begleitete ihn nach Burgund und erlebte das Scheitern der Verständigung mit dem französischen Könige in Saint Jean de Losne. Damit wurde auch die Beendigung des Schismas zunichte. Daß Udo auf der Seite Viktors IV. stand, kann nicht bezweifelt werden. Bis 1174 vergeht nun kein Jahr, in dem wir den Bischof nicht am königlichen Hofe antreffen. Manche dieser Hoffahrten mögen allerdings nicht völlig nach seinem Willen gewesen sein, dann nämlich, wenn es galt, sich vor dem Könige wegen der andauernden Streitigkeiten mit Heinrich dem Löwen zu verantworten, in die Udo, wie die meisten sächsischen Fürsten, wie vor allem auch Erzbischof Wichmann, verwickelt war. Bereits 1163 gehörte Udo dem Bunde an, der sich gegen den harten und hochfahrenden Herzog gebildet hatte, um die Rechte der kleineren Fürsten gegen dessen Streben zu wahren, in Norddeutschland eine königsgleiche weifische Herrschaft aufzurichten. Das Eingreifen des Königs auf dem Hoftage von Nürnberg, auf dem Udo anwesend war, verhinderte dann den offenen Kampf. Audi die Tage von Würzburg (1168), Wallhausen (1169) und Erfurt (1170) galten der Aussöhnimg des Löwen, der damals noch von seinem königlichen Vetter in jeder Weise begünstigt wurde, mit seinen Gegnern, zu denen der Naumburger Bischof stets gehört hat. Es ist sonderbar, daß er später, als das Blatt sich gewendet hatte und der König die Vernichtung der weifischen Macht mit unerbittlicher Konsequenz betrieb, auf den Hoftagen, auf deren Tagesordnung der Prozeß gegen Heinrich stand, anscheinend nicht anwesend war; nicht einmal in Kayna bei Zeitz ist er 1179 nachweisbar. Am königlichen Zuge nach Sachsen 1180,
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vor dem die Macht des Löwen fast ohne Schwertstreich zusammenbrach, hat er dagegen teilgenommen und war auch zugegen, als im gleichen Jahre Otto von Wittelsbadi das Herzogtum Baiern in Altenburg zugesprochen wurde. In Italien ist Udo viermal gewesen, zuerst 1162, sodann wieder 1167, als Teilnehmer jenes Romzugs Friedrich Barbarossas, der den König bis an die Schwelle des Triumphes führte, um in einer Katastrophe zu enden: eine Seuche von nie erlebter Furchtbarkeit raffte die Blüte der deutschen Ritterschaft und des deutschen Episkopats dahin. Udo entging dem „Gottesgericht", als das die Zeitgenossen das Verderben ansahen, welches das königliche Heer ereilt hatte. Wir finden ihn 1174 wieder bei der Belagerung von Alessandria, jener Stadt, die die Lombarden König Friedrich zum Trotz errichtet und nach dem Namen seines päpstlichen Widersachers Alexander III. benannt hatten. Die Einnahme der „Strohstadt", wie die Deutschen sie ihrer Unfertigkeit wegen spottend nannten, gelang nicht, sie erwies sich als „Eisenstadt". Es kam zunächst zu gütlicher Einigung, und der König entließ einen Teil seines Heeres in die Heimat, darunter wohl auch Udo. Merkwürdigerweise verschwindet er nun für einige Jahre völlig aus den Quellen. Während nach der Schlacht von Legnano die große Zeit Erzbischof Wichmanns beginnt, der schließlich die Aussöhnung von Papst und Kaiser zuwege brachte, während Bischof Eberhard von Merseburg ebenfalls lange in Italien weilte und der Naumburger Stiftsvogt Graf Dedo in Venedig als Unterhändler fungierte und mit dem Kämmerer Sigibert am 22. Juli 1177 für Friedrich den Frieden von Venedig beschwor, erscheint der Naumburger Bischof in keiner Urkunde, nicht einmal in der königlichen Besitzbestätigung für das Georgenkloster, die im November 1176 bei Annone ausgestellt wurde. In Italien kann er nicht gewesen sein. Aber auch in Deutschland begegnet er weder als Aussteller noch als Zeuge in einer Urkunde, die sicher in die Jahre 1175 bis 1178 zu setzen wäre. Wir wissen, daß Udos Gesundheit schwankend war. Bei der Weihe der Veitsberger Kirche mußte er sich von Bischof Gerung von Meißen vertreten lassen, wenn die Überlieferung Stich hält. Ein mehr als dreijähriges Schweigen ist indes schwerlich mit Krankheit zu erklären, wenn man die verhältnismäßig große Zahl der Urkunden aus den übrigen Jahren in Betracht zieht. Ist er etwa ins Heilige Land gewallfahrtet? Die Frage bleibt offen. Erst auf dem großen Laterankonzil vom März 1179 tritt Udo wieder als Teilnehmer entgegen, auf jener glänzenden Versammlung der abendländischen Christenheit, die von der wiedererlangten Einheit der Kirche Kunde gab und zukünftiges Schisma durch Neuregelung der Papstwahlordnung zu verhindern suchte.
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Wichtiger als solche Teilnahme an den großen Händeln der Weltpolitik wird die Hilfe gewesen sein, die Udo dem Könige bei der Ausgestaltung des mitteldeutschen Reichsterritoriums, also in der „Innenpolitik", wenn man diesen modernen Ausdruck für das 12. Jahrhundert verwenden darf, leistete. Die ausschlaggebenden Maßnahmen Friedrich Barbarossas, Einführung einer neuen, auf reichsministerialische Beamte gestützten Verwaltungsorganisation im Pleißenlande und entscheidende Förderung der pleißnischen Städte, fallen wahrscheinlich ins Jahr 1165 und wurden 1172,1181 und 1183 fortgeführt. Es ist sicherlich kein Zufall, daß der König 1165 in Zeitz Aufenthalt nahm. Wie sein Oheim Konrad III. im Jahre 1143 mit Udos Oheim Udo I. hier über die zu treffende Neuordnung beriet, so berieten jetzt wohl die Neffen. Die Stiftung des wichtigen Augustiner-Chorherrenstifts auf dem Berge bei Altenburg, des sogenannten Bergerklosters, ist infolge der zahlreichen Urkundenfälschungen, die in diesem Kloster vorgenommen wurden, nicht völlig aufzuhellen. Soviel aber ist klar, daß sie vom König im Zusammenwirken mit Bischof Udo 1172 vorgenommen wurde. Dieser war auch in Erfurt 1181 anwesend, als der Königshof in Altenburg dem dortigen neugegründeten Hospital übergeben wurde, womit die staufische Neugründung der Stadt zum Abschluß kam. Zwei Jahre später geleitete er den König von Altenburg nach Pegau, wo dieser anscheinend Aufenthalt nahm, um sich vom Gedeihen der dort 1172 von ihm gegründeten Stadt zu überzeugen. In der Gegend von Glauchau wurde auf Bischofsland während Udos Amtszeit deutsche Bauernsiedlung in die Wege geleitet (Weidensdorf, Niederschindmaas). Wenn er auch die Ansiedlung von Bauern nicht wie Wichmann persönlich in die Hand nahm, sondern seinen Lehnleuten überließ, so stand er doch der Siedelbewegung keinesfalls fern. Die Aufsiedlung des naumburgischen Besitzes beiderseits der Elbe um Strehla muß stattgefunden haben, während er Bischof war, wenn auch keine bestimmten Nachrichten darüber vorliegen. Wenn Udo die Bestätigung des mit Augustiner-Chorherren aus St. Moritz zu Naumburg besetzten Stiftes Zelle bei Aue im Erzgebirge im Jahre 1173 in Goslar bezeugte und gleichzeitig festgestellt wurde, daß diese Gegend zu seinem Bistum gehöre, so zeigt dies, daß er auch bei der eben in diesen Jahren meist von Reichsministerialen durchgeführten kolonisatorischen Erschließung des Westerzgebirges, dessen kirchlicher Versorgung das Stift zweifellos dienen sollte, die Hand im Spiele hatte. So erweist sich dieser Bischof als eine wenn auch nicht hervorragende, so doch wesentliche Stütze staufischer Politik im mitteldeutschen Osten. Er setzte die Tradition seiner Vorgänger auf dem Naumburger Bischofsstuhle fort. 5 Schlesinger II
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Nur wenig wissen wir dagegen über seine Tätigkeit als geistlicher Hirt seiner Diözese. Seine besondere Fürsorge galt dem Kloster Bosau, aber auch den Klöstern Pforte, St. Stephan in Zeitz und Remse sowie St. Moritz und St. Georg in Naumburg, das während seiner Amtszeit unter Königsschutz trat, hat er sich wohlwollend erwiesen. Im entlegenen Remse ist der Bischof selbst zur Visitation erschienen (1165/70). Auch in anderen Klöstern seiner Diözese wird dies der Fall gewesen sein. Nur vorübergehend war die Inkorporation des Klosters Riesa nach Bosau gültig, die Udo als Eigenklosterherr 1168 vornahm. Sie wurde bereits 1170 wieder aufgehoben, und der Bischof brachte das in Verfall geratene Kloster auf andere Weise wieder empor. In den ersten Amtsjahren seines Nachfolgers erscheint es als selbständige Propstei (vor 1190). Die Streitigkeiten, die mit dem Vogte des Hodistifts, dem Grafen Dedo (von Groitzsch-Rochlitz), schon unter seinem Vorgänger Berthold entstanden waren, führte er zu Ende, indem er in Bamberg vor dem Königsgeridit klagte (1169) und einen günstigen Vergleich erzielte. Gestorben ist er offenbar hochbetagt am 2. April 1186. Der nächste Naumburger Bischof, B e r t h o l d (II.), aus unbekanntem Geschlechte, war Mitglied des Domkapitels gewesen, wo er als Domherr erstmals 1171 nachweisbar ist. Kirchlich, tritt er wenig hervor. Er fuhr fort in der Fürsorge für die Klöster Bosau, Pforte, Riesa und St. Stephan in Zeitz, auch in der Verteidigung der Rechte des Zeitzer Kapitels gegen ungerechtfertigte vogteiliche Ansprüche. Von bemerkenswerter Sorgfalt in Dingen der Verwaltung zeugt ein genaues, bis in die letzten Einzelheiten gehendes Verzeichnis der Einkünfte der dortigen Stiftspropstei, das er anfertigen ließ. Die Dorfvorsteher (seniores) und die Bauern selbst wurden in seiner Gegenwart nach den geschuldeten Leistungen gefragt; es fand also eine Weisung der Rechte des Kapitels statt, an der teilzunehmen der Bischof Zeit fand. Auf die Schriftlichkeit der Geschäftsführung legte er offenbar mehr Wert, als in seiner Zeit sonst üblich war. So ist es wohl kein Zufall, daß wir von ihm zwei Kirchenweiheurkunden besitzen (Göschwitz 1199, Dobitschen 1204). Während seiner Amtszeit wird es üblich geworden sein, in jedem Falle solche auszustellen, doch ist natürlich die Mehrzahl verloren, da die wenigsten dieser Urkunden in größere Archive gelangten, sondern bei den Kirchen selbst oder von deren Patronen aufbewahrt wurden. Wie sein Vorgänger widmete auch Berthold den größten Teil seiner Kraft dem Königsdienste. Als Friedrich Barbarossa 1188 das Kreuz genommen hatte und sich die ganze zweite Hälfte des Jahres in Sach-
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sen und Thüringen aufhielt, in jener Gegend des Reiches, die am ehesten der Gegenwart des Königs im Hinblick auf künftige lange Abwesenheit bedurfte, wich Berthold nicht von seiner Seite. Wir finden ihn in Boyneburg, Goslar, Nordhausen, Allstedt, Leisnig, Altenburg, Gernrode beim Könige. Bevor im folgenden Jahre die Kreuzfahrt tatsächlich angetreten wurde, war er wiederum bei Hofe, erst in Donauwörth und noch am 10. Mai in Regensburg. Am 11. Mai bestieg Friedrich das Schiff, das ihn donauabwärts führen sollte, dem Heiligen Land entgegen. Berthold begleitete ihn nicht, sondern kehrte in sein Bistum zurück. Die Vermutung geht wohl nicht fehl, daß er als Helfer des greisen Erzbischofs Wichmann in der Heimat zurückblieb, im stets gefährdeten Sachsen, wo zuverlässige Sachwalter des Königs besonders nötig waren, solange Heinrich der Löwe lebte. Kaum hatte Friedrich Deutschland verlassen, kehrte dieser in der Tat eidbrüchig aus der Verbannung zurück. An dem wenig erfolgreichen Feldzuge, den Heinrich VI. gegen ihn unternahm, wird Berthold teilgenommen haben. Im folgenden Jahre war er in Altenburg und Saalfeld bei dem jungen Könige, der vergeblich versuchte, die Landgrafschaft Thüringen nach dem Tode des Landgrafen Ludwig für das Reich einzuziehen und das mitteldeutsche Reichsterritorium auf diese Weise weit nach Westen auszudehnen. Nach Italien ist Berthold 1191 nicht mitgezogen. Wiederum blieb er als treuer Anhänger der staufischen Sache in Sachsen zurück, wo die Kämpfe gegen den Weifen nicht zur Ruhe kamen. Das herrisch-schroffe Wesen des neuen Königs, nicht zuletzt wohl auch dessen Absichten auf Thüringen führten hier schließlich die Gegner des Löwen, Herzog Bernhard von Sachsen, die wettinischen Markgrafen, den Landgrafen, auch den Böhmenkönig mit den Weifen in gemeinsamer Opposition gegen Heinrich zusammen, um dieselbe Zeit, als der ehrwürdige Wichmann, die festeste Stütze des staufischen Königtums in diesen östlichen Gebieten, starb und im Westen des Reiches im Anschluß an die Ermordung des Bischofs Albert von Lüttich geheime Empörung schwelte und offen aufzulodern drohte. In diesem kritischen Spätjahr 1192 war Bischof Berthold einer der wenigen, die treu zum Könige hielten. Er eilte Heinrich nach Herzberg (im Südharz) entgegen, als er im Herbst nach dem Osten des Reichs kam, und blieb bei ihm in Altenburg und Merseburg bis Mitte Dezember. Damals wurden anscheinend die Wettiner wieder auf die Seite des Königs gezogen. Im März 1193 wiederum reiste Berthold nach Speyer, wo damals mit dem gefangenen englischen König, Richard Löwenherz, ein Freilassungsvertrag abgeschlossen wurde. Zweck der Reise wird gewesen sein, auf die Aussöhnung des Königs mit den noch immer im Widerstand verharrenden östlichen Fürsten hinzuwirken. In der 5"
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Tat finden wir im Juni den Landgrafen wieder in der Umgebung des Königs in Koblenz und Worms. In der Folgezeit war Berthold nochmals im Dezember in Gelnhausen — Heinrich versprach damals Richard Löwenherz für den Fall seiner Freilassung die Belehnung mit dem Königreich Arelat —, während er am italienischen Feldzug, der zur Eroberung des Normannenreiches führte, nicht teilnahm. Wenn der König in der Lage war, sogleich nach seiner Rückkehr die Mark Meißen für das Reich einzuziehen, ohne daß sich wie 1190 in Thüringen offener Widerstand geregt hätte, wird dies nicht zuletzt auf die Tätigkeit des Naumburger Bischofs in der Heimat zurückzuführen sein. Auf den Reichstagen zu Gelnhausen und Worms traf er 1195 mit Heinrich zusammen. In Gelnhausen nahm er das Kreuz, um sich dem vom König geplanten Kreuzzug anzuschließen, der diesen als Herrn der Christenheit vor aller Welt erweisen sollte. Es ist selbstverständlich, daß er dem Plane Heinrichs, das Reich zu einer Erbmonarchie zu machen, keinen Widerstand entgegensetzte. Auf dem entscheidenden Reichstage in Würzburg im April 1196 war er anwesend und gab mit vielen anderen Fürsten dem Erbreichsplan seine Zustimmung. Einige taten es, so schrieb später Papst Innozenz III., durch Überredung gewonnen, andere durch Drohungen eingeschüchtert, und man hat keinen Grund, an der Wahrheit dieser Angabe zu zweifeln. Berthold aber wird es aus Uberzeugung getan haben. Während der König wiederum nach Italien ging, blieb Berthold in seinem Bistum. Im August traf er auf der Burg Keuschberg mit den Bischöfen Eberhard von Merseburg undThimovon Bamberg, dem Herzog Berthold von Meranien und dem Markgrafen Konrad von der Lausitz sowie mehreren Edelherren und kirchlichen Dienstmannen zusammen, „in Reichsgeschäften" (pro negociis imperii), wie er selbst in einer Urkunde sagt, also sicherlich nicht, um gegen den König zu konspirieren, sondern im Gegenteil offensichtlich in seinem Auftrage. Bald gesellte sich auch Landgraf Hermann von Thüringen zu den Versammelten. Was hier verhandelt wurde, wissen wir nicht. Wahrscheinlich bezweckte die Versammlung, den Landgrafen, der stets zur Opposition gegen den König neigte, bei der königlichen Sache zu halten, vor allem beim Erbreichsplane, für den der Papst nicht zu gewinnen war und gegen den sich nun auch der Widerstand der deutschen Fürsten regte. Es war vergeblich, der Plan scheiterte, nicht zuletzt auch an der Haltung des Landgrafen. Hermann erklärte sich sogar kurz darauf in Erfurt gegen beschleunigten Aufbruch zur Kreuzfahrt. Auch Berthold finden wir Anfang 1197 noch in der Heimat. Im März aber war er, wie jener, in Akkon, auf jenem Konzil, das die deutsche Spitalbruderschaft St. Marien in einen Ritterorden, den Deutschen Orden, umwandelte. Der Tod des Königs, mit
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dem das stolze Gebäude staufischer Herrschaft jäh zusammenbrach, rief die Kreuzfahrer in die Heimat zurück. Auf wessen Seite Berthold in den nun ausbrechenden schweren Thronkämpfen zwischen dem Staufer Philipp und dem Weifen Otto zu stehen hatte, konnte ihm niemals zweifelhaft sein. Bei der Wahl Philipps im März 1198 zu Mühlhausen in Thüringen war er noch nicht zurückgekehrt; wohl aber stimmte er am 28. Mai 1199 jenem geharnischten Speyerer Protest der deutschen Bischöfe und Fürsten, die der staufischen Sache anhingen, an den Papst Innozenz III. zu. Die Einmischung des Papstes in die deutsche Königswahl wurde zurückgewiesen und der Romzug Philipps in nahe Aussicht gestellt. In gleicher Weise unterzeichnete Berthold 1201 die Kundgebung der Fürsten zu Halle, die diesen Protest wiederholte. Kein Wunder, daß er den Zorn des Papstes erregte. Dieser hatte mit Bannandrohung zum Abfall von Philipp aufgefordert, mit Suspensionen und Vorladungen nach Rom wurden seine Anhänger unter den Bischöfen unter Druck gesetzt. Auch Berthold erhielt eine solche Vorladung, obwohl er sich in diesen Jahren vom Hofe fernhielt, wo ihn anscheinend der Dompropst Hartmann vertrat, und ist ihr furchtlos gefolgt. 1205 erschien er vor dem Papste in Rom und hat offenbar seine Sache mannhaft verteidigt. In einem Schreiben an Erzbischof Albrecht von Magdeburg gedenkt Innozenz zornig der „Beleidigungen", die Berthold gegen ihn und die römische Kirche ausgestoßen habe. Es wurde ihm Frist gesetzt, bis zum 1. November 1206 sein Amt niederzulegen. Bis dahin wurden ihm die Domherren Konrad und Volkwin als Koadjutoren beigegeben. Aber nur ein einziges Mal treten sie als solche handelnd entgegen (1205). Berthold hat sein Bistum zunächst selbständig weiter verwaltet, aber sich schließlich doch dem Druck des Papstes gefügt, anscheinend wie so viele seiner Zeitgenossen an dem über das Reich hereingebrochenen Unglück verzweifelnd. Den Rückhalt an Erzbischof Ludolf von Magdeburg hatte er verloren, da dieser treue Parteigänger Philipps 1205 starb. Der Wankelmut seines mächtigen Nachbarn, des Landgrafen Hermann von Thüringen, mag ihn angewidert haben, wie überhaupt der Parteihader. Am 16. Oktober 1206 gab er in Würzburg sein Bistum in die Hand König Philipps zurück und bezeugte somit noch in diesem Akt des Verzichts seine unwandelbare Treue zum staufischen König. Wenn der Papst behauptete, Berthold habe auf sein Amt (cura pastoralis) in seine Hände verzichtet, so dürfte das schwerlich richtig sein. Innozenz nahm es mit der Wahrheit nicht immer genau. Eine große Epoche deutscher Geschichte war zu Ende. Daß dies auch die Zeitgenossen in den nur scheinbar so entlegenen Ostmarken des Reiches spürten, kann nicht deutlicher zum Ausdruck
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kommen als in solcher Resignation. Berthold, obgleich schon damals hoch in Jahren, hat noch im Jahre 1219 gelebt, anscheinend im Kloster Pforte. In Merseburg war auf den 1126 ermordeten Bischof Arnold Bischof M e i n g o t gefolgt, der erste Bischof, der hier gemäß den Vorschriften des Wormser Konkordats gewählt wurde (vgl. Bd. 1S. 274). Von seiner Wirksamkeit innerhalb der Diözese wissen wir nur, daß er bald nach seinem Amtsantritt ein Verzeichnis des Merseburger Domschatzes anfertigen ließ und 1127, als König Lothar in Merseburg anwesend war, einen Gütertausch mit dem Abte von Corvey vornahm. Merseburg war eine bevorzugte Pfalz Lothars, dreimal hat er hier Hoftage abgehalten, während Meingot Bischof war. Auch sonst finden wir diesen bei Hofe, so 1129 in Goslar, 1131 in Trier, wohl vom Reichstage in Lüttich kommend, 1134 in Quedlinburg, 1136 in Würzburg. Von hier aus zog er mit dem König nach Italien und ist dort wiederholt als Urkundenzeuge im Feldlager anzutreffen. Unmittelbar nach der Rückkehr starb er am 20. Dezember 1137, nur wenige Tage nach dem König. Sein Nachfolger, E c k e l i n , gehörte dem Kapitel als Propst an. Die Bischofschronik sagt ausdrücklich, sie wisse über ihn nichts zu berichten, auch hat sich keine von ihm ausgestellte Urkunde erhalten. Als Zeuge begegnet er ein einziges Mal, in einer Urkunde Konrads III., die 1143 in Merseburg selbst ausgestellt ist. Lediglich in Lücken der Uberlieferung kann dieser Mangel an Nachrichten nicht begründet sein. Der Bischof wird der weifischen Opposition gegen Konrad nahegestanden und sich vom Hofe ferngehalten haben. Er starb am 8. November 1143. Ihm folgte R e i n h a r d , der einem westlich Naumburg begüterten Geschlechte entstammte und vielleicht zuvor Abt des Petersklosters war. Wenn also kein Mitglied des offenbar weifisch gesinnten Domkapitels gewählt wurde, so dürfte der König bei der Wahl seinen Einfluß geltend gemacht haben. Reinhard stand politisch im Lager des Staufers. Bereits zu Pfingsten 1144 besuchte er den Reichstag von Nürnberg, empfing dann den König in Merseburg selbst und geleitete ihn nach Magdeburg, wo es ihm gelang, durch königliche Urkunde seiner Kirche die ihr entzogene Propstei Sulza zu sichern. 1146 war er in Osterhausen beim Könige, 1147 in Nürnberg, um sodann am Kreuzzug teilzunehmen. Er kehrte wohlbehalten zurück und ist 1151 auf dem Reichstag von Würzburg anzutreffen, starb aber bereits am 6. Mai 1152. Den glänzenden Hoftag, den Friedrich Barbarossa zu Pfingsten des gleichen Jahres in Merseburg hielt, hat er also nicht mehr erlebt.
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Der nächste in der Reihe der Merseburger Bischöfe war der Dompropst J o h a n n e s , der einer offenbar edelfreien Familie angehölte, die im Burgward Merseburg westlich der Saale Besitz hatte. Irgendwie hervorgetreten ist er nicht. Wie alle Bischöfe der Magdeburger Kirchenprcvinz mit Ausnahme Anselms von Havelberg war er 1154 nicht mit in Italien. Wohl aber finden wir ihn 1157 in Halle, wo Friedrich Barbarossa den Krieg gegen Polen vorbereitete, und es muß vorausgesetzt werden, daß er am Feldzuge tatsächlich teilgenommen hat. Seine Anwesenheit auf der Synode von Pavia 1160 kann man vermuten, und sicherlich war er mit Erzbischof Wichmann und Berthold von Naumburg in diesem Jahre in Erfurt, wo dem Könige Hilfe gegen Mailand zugesagt wurde. Wir wissen nicht, ob er dann wie Berthold am Italienzug tatsächlich teilgenommen hat. Wenn wir ihn 1162 auf der Reichsversammlung von St. J e a n de Losne antreffen, so kann er auch mit Erzbischof Wichmann aus der Heimat direkt nach Burgund gezogen sein. Jedenfalls war er im Januar 1162 nicht in Lodi, als seinem Bistum eine Schenkung des Markgrafen Dietrich von Landsberg vom König beurkundet wurde. Auf den Hoftagen von Bamberg 1164, Altenburg und Würzburg 1165 war er anwesend. Unzweifelhaft stand er im Schisma auf der Seite der kaiserlichen Päpste. Sonderbar ist sein Fehlen in Wallhausen im Februar 1169, wo Friedrich Barbarossa nicht weniger als drei Urkunden für das Bistum Merseburg ausstellte. Eines der bedeutsamsten Ereignisse während seiner Amtszeit war die Gründung der Stadt Leipzig durch den Markgrafen Otto von Meißen. Die Bischöfe von Merseburg haben später die Lehnherrschaft über Leipzig beansprucht, schließlich mit Erfolg, und in der Tat war Bischof Johannes als Zeuge zugegen, als der eben gegründeten Stadt das Recht von Halle und Magdeburg verliehen wurde, wenn man sich auf die Angaben des Leipziger „Stadtbriefs" verlassen kann. Auch die Person des edelfreien Stadtvogts Gottschalk von Schkeuditz weist auf Beziehungen zu Merseburg, so daß eine freilich nicht näher zu umreißende Mitwirkung des Bischofs bei der Stadtgründung, die ja zugleich eine Änderung der kirchlichen Verhältnisse bedeutete, nicht völlig ausgeschlossen ist. Der Tod Bischof Johanns fiel auf einen 9. Oktober, doch ist das Jahr unsicher. Am wahrscheinlichsten ist 1170. Sein Erbgut tradierte er schon zu Lebzeiten gemeinsam mit seinem Bruder Amelung der Merseburger Kirche. Wesentlich plastischer als die schatterhaften Gestalten dieser Bischöfe tritt uns sein Nachfolger Eberhaid entgegen. Sein Oheim war Weifer von Schwarza, der vermutlich der Reichsministerialität angehörte. So wird auch Eberhard reichsministerialischer Herkunft gewesen sein und wäre dann der erste Ministeriale, der in einem der
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mitteldeutschen Bistümer auf dem Bischofsstuhle nachweisbar ist. Doch ist auch Abstammung aus einem edelireien, in Hamersleben (Kreis Oschersleben) ansässigen Geschlechte möglich. Während der ersten Jahre seines Episkopats hören wir von ihm zunächst wenig, so daß es fast scheinen kann, als sei er mit der Kirchenpolitik des Kaisers nicht durchaus einverstanden gewesen. Daß er 1171 auf der Neuenburg und 1172 in Altenburg bei Hofe erschien, war nicht zu umgehende Pflicht. Erst 1177 finden wir ihn dann mit Friedrich Barbarossa in Italien, und nun beginnt eine Zeit vermehrter Tätigkeit im Königsdienst, wobei wohl Erzbischof Wichmann sein Lehrmeister gewesen ist, dem der schließliche Ausgleich zwischen Kaiser und Papst nicht zuletzt zu danken war. Der Friede von Venedig räumte alle Gewissensbedenken aus dem Wege, falls jemals solche bei Eberhard vorhanden waren. An der Seite des Erzbischofs beteiligte er sich 1178 an den Kämpfen gegen Heinrich den Löwen, ebenso 1180 am Feldzuge des Königs gegen den Weifen, nachdem er bereits 1179 auf dem Reichstage von Erfurt zugegen gewesen war. 1181 war er wieder in Erfurt und dann in Altenburg beim Könige, 1183 in Pegau. Im folgenden Jahre zog er mit nach Italien, wohin Friedrich diesmal nicht in kriegerischer Absicht ging, sondern um mit dem Papste Lucius III. in Verona politische und kirchliche Fragen friedlich zu verhandeln. Eberhard hat an dieser Konferenz teilgenommen. Am Kreuzzug beteiligte er sich dagegen nicht, sondern begnügte sich in Altenburg und Gernrode bei Hofe zu erscheinen, als der König 1188 in Sachsen war. Damals stellte ihm Barbarossa eine Urkunde aus, die ihm die Erweiterung des Marktes in Merseburg und die Errichtung eines neuen Marktes ebendort, das heißt also eine beträchtliche Stadterweiterung, gestattete. Wenige Jahre später genehmigte ihm Heinrich VI. die Erneuerung des eingegangenen Marktes in Zwenkau. Erzbischof Wichmann aber hatte schon 1177 das Hochstift vom Zoll in Halle befreit. Man sieht, daß jetzt auch das Bistum Merseburg in die mitteldeutsche Städtepolitik der Staufer einbezogen wurde. Und nicht nur dies. Wie die Ministerialen des Reichs im Westerzgebirge und Vogtland ihre Burgen als Mittelpunkte bäuerlicher Siedlung errichteten, so wird von Eberhard die Erbauung der Burg Horburg (bei Schkeuditz) berichtet, und dies wird nicht die einzige Burg auf Bistumsland gewesen sein: neben Ulrich von Horburg begegnen in bischöflichen Urkunden Dietrich von Lindenau (bei Leipzig) und Goswin von Brandis (östlich Leipzig), deren Sitze wenn nicht Burgen, so doch befestigte Höfe gewesen sein mögen, nicht im altbesiedelten Lande gelegen, sondern auf Rodungsboden. Die Aufsiedlung des großen Waldes zwischen Saale und Mulde, den einst Thietmar dem Bistum zu sichern versucht hatte,
Eberhard
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wurde vom Bischof mit Hilfe seiner Ministerialen in Angriff genommen, offensichtlich in Konkurrenz mit dem Markgrafen von Meißen, der sich mit der Gründung von Leipzig mitten in diesem Gebiete festgesetzt hatte und ebenfalls Dörfer anlegte (Baalsdorf, vgl. S. 18). Vom Papste Clemens III. wurde Eberhard im Jahre 1189 aus Anlaß der beabsichtigten Heiligsprechung des Bischofs Otto von Bamberg mit der Prüfung von dessen Wundertaten beauftragt. Sie fand in Gegenwart Heinrichs VI. 1189 in Würzburg statt, und Eberhard hatte Gelegenheit, zum ersten Male am Hofe Heinrichs VI. zu erscheinen. 1190 finden wir ihn beim jungen Könige in Saalfeld, vor allem aber 1192, in der kritischen Zeit der Fürstenverschwörung, in Nordhausen und Altenburg. Kurz darauf beherbergte er den König in den Mauern Merseburgs selbst. Mit Berthold von Naumburg gehörte er wohl damals zu den wenigen Stützen der wankenden Königsmacht im mitteldeutschen Osten. Der König hat denn auch in dem langwierigen Streite, den Eberhard mit dem Abte Siegfrid von Pegau um die Unterordnung dieses Klosters unter die bischöfliche Gewalt führte, die Partei des Bischofs genommen und ein Papstprivileg, das der Abt eben damals aus Rom heimbrachte, einfach eingezogen. Auf diese Dinge wird in anderem Zusammenhange einzugehen sein (vgl. S. 187), doch sei hier immerhin bemerkt, daß Pegau seit 1135 als Reichskloster galt, während die Kurie, offenbar mit Unterstützung des Abtes, bestrebt war, es in ein „freies" Kloster des römischen Stuhles umzuwandeln, wozu die Vorgänge bei der Gründung Handhabe boten, überdies warf der König dem Abte vor, er sei gegen ihn tätig, d. h. doch wohl in den Bund der Fürsten verstrickt. Bischof Eberhard erscheint hier also als der berufene Sachwalter der Interessen des Reiches. Es ist bezeichnend für die zwiespältige Haltung des Klosterklerus in diesen Fragen, daß der Chronist von Pegau, dessen Mönche mit den Maßnahmen ihres Abtes keineswegs einverstanden waren, Eberhard einen Mann „von bestem Rufe und vom Glück begünstigt" (fama et ielicitate acceptissimus) nennt, während er im Berichte der im Stift auf dem Lauterberge bei Halle verfaßten Chronik recht schlecht wegkommt. Im Jahre 1193 traf Eberhard mit dem dem Fürstenbunde nahestehenden Erzbischof Konrad von Mainz in Erfurt zusammen, ohne sich von diesem in seiner Haltung beirren zu lassen. Dies geht schon daraus hervor, daß der gleichfalls anwesende Gardolf von Halberstadt die Boten des Erzbischofs an seine politischen Freunde verhaften ließ und tatsächlich belastende Briefe fand. Eberhard weilte die ersten Monate des Jahres 1194 offenbar ununterbrochen beim Könige, in Würzburg, Saalfeld, Münnerstadt, Nürnberg. Mit Berthold von Naumburg
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war er auf den Reichstagen von Gelnhausen und Worms 1195, fehlte dagegen 1196 in Würzburg, als es um den Erbreidisplan ging, und hat auch nicht am Kreuzzuge teilgenommen. Aber nicht als Gegner des Königs, sondern als dessen Vertrauensmann blieb er in der Heimat zurück, wie schon seine Anwesenheit bei den Verhandlungen auf dem Keuschberg, vor allem aber sein Verhalten nach dem Tode Heiniichs erkennen lassen. Eberhard gehörte im Thronstreit zu den entschiedenen Anhängern der staufischen Partei. Im März 1198 war er unter den wenigen Fürsten, die in Mühlhausen den Staufer Philipp von Schwaben zum Könige wählten, und es ist nur folgerichtig, daß die Protesterklärung von Speyer auch in seinem Namen abgegeben wurde. Es ist dies das letzte Mal, daß er in den Quellen entgegentritt. In seine Amtszeit fällt die erste Nachricht über eine in Merseburg abgehaltene Diözesansynode (1174) sowie über das Vorhandensein eines Archidiakonatsbezirks (Rochlitz 1186). Es ist der Tatkraft Eberhards wohl zuzutrauen, daß er solche Neuerungen einführte, doch können sie selbstverständlich bei der Dürftigkeit der Überlieferung auch in die Zeit seiner Vorgänger hinaufreichen. Er starb am 12. Oktober 1201. überblickt man die Reihen der Bischöfe von Meißen, Naumburg und Merseburg während des 12. Jahrhunderts, so ist offensichtlich, zumal gegen Ende des Zeitraums, daß sie noch immer Reichsbischöfe waren. Ihre Kathedralen waren demgemäß Reichskirdien. Nicht anders als in der Zeit der sächsischen und salischen Könige finden wir die Bischöfe auf Reichstagen und bei Feldzügen des Königs, nach wie vor stand die wirtschaftliche und militärische Kraft der Bistümer dem Reiche zur Verfügung. Vor allem gilt dies für das Bistum Naumburg, das im 12. Jahrhundert in so enger Verbindung mit dem ostmitteldeutschen Reichsterritorium erscheint, daß es fast als diesem zugehörig betrachtet werden kann. Zusammen mit Bamberg, Würzburg und Speyer kann Naumburg in dieser Zeit als Reichsbistum in einem prägnanten Sinne gelten. Nicht in gleichem Maße war dies bei Merseburg der Fall, obwohl hier nach wie vor der Sitz einer hochbedeutenden Königspfalz war, am wenigsten bei Meißen, das sich stets bis zu einem gewissen Grade abseits hielt. Auf das Ganze gesehen könnte es scheinen, als sei die schwere Erschütterung, die der Investiturstreit für Reich und Kirche bedeutete, ausgeglichen worden und vorübergegangen, ohne grundlegende Wandlungen hinterlassen zu haben. Der Zustand der Zeit Heinrichs III. schien wiederhergestellt zu sein: der Kaiser beherrschte die Kirche des Reichs, ja er galt als Herr der Welt, wenn auch nur theoretisch. An der Spitze der Ritterschaft der Christenheit unternahm es jetzt Friedrich Barbarossa, das Heilige Grab den
Geistige Wandlungen
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Händen der Heiden zu entreißen, durchdrungen vom Sendungsbewußtsein des christlichen Königs und Kaisers. Der Mainzer Hoftag, der das Unternehmen vorbereiten sollte, konnte als „Hoftag Jesu Christi" bezeichnet werden. Gewiß ein glänzender Erfolg der Restaurationspolitik des Kaisers, der „Reformatio imperii", die — das erkennen wir heute — von seinem Vorgänger Konrad III. und schon von Lothar vorbereitet und eingeleitet wurde. Der äußere Anschein vermag jedoch den Tieferblickenden nicht darüber hinwegzutäuschen, daß die Grundlage, auf der diese Herrschaft ausgeübt wurde, sich geändert hatte. Nichts ist hierfür bezeichnender, als daß in staufischer Zeit die Anrede fideles Dei et nostii, die der umfassende Ausdruck der beherrschenden königlichen Stellung in Kirche und Welt gewesen war, aus den Königsurkunden zu schwinden beginnt. Sie wird gelegentlich noch verwendet, aber die Wirklichkeit entspricht ihr nicht mehr. Der König steht nicht mehr als Beauftragter Gottes an der irdischen Spitze der großen Gottesgefolgschaft, und die universale Bedeutung des Kaisertums ist dahin. Die Kirche hatte sich, anknüpfend an alte, aus altchristlichem und römischrechtlichem Gedankengut gespeiste Vorstellungen, inzwischen als hierarchisch aufgebaute Heilsanstalt konstituiert und sich eine festgefügte Rechtsordnung gegeben (Dekret Gratians um 1140), in der die Laien — und seien sie auch Könige und Kaiser — nur eine untergeordnete Stellung einnahmen. Der elastische Sakramentsbegriff des frühen Mittelalters war gleichzeitig zur starren Sakramentslehre Hugos von St. Viktor und des Petrus Lombardus umgeformt worden. An der Spitze der Christenheit stand nicht mehr der König-Kaiser als Stellvertreter Christi auf Erden, sondern diesen Titel nahm jetzt der Papst für sich in Anspruch. Innozenz III. predigte 1198 an seinem Konsekrationstage, der beziehungsvoll auf den 22. Februar gelegt war, also auf das Fest von Petri Stuhlbesteigung, über sich selbst, indem er sich auf das Prophetenwort bezog: „Ich habe dich gesetzt über alle Völker und Königreiche, auszureißen und zu zerstören, zu zerstreuen und zu verwerfen, zu bauen und zu pflanzen" (Jer. 1, 10). Stolz nannte er sich selbst Stellvertreter Jesu Christi, Nachfolger des Petrus, Gesalbten des Herrn, Gott Pharaos, in die Mitte zwischen Gott und den Menschen gesetzt, weniger als Gott, aber mehr als ein Mensch; er richtet über alles und wird von niemandem gerichtet (vicarius Jesu Christi, successor Petri, Christus Domini, Deus Pharaonis; inter Deum et hominem medius constitutus, citra Deum, sed ultra hominem; minor Deo, sed maior homine-, qui de omnibus iudicat et a nemine iudicatur). Gewiß ertönt diese Stimme erst nach dem Tode Heinrichs VI., doch war der Zusammenbruch des staufischen Reiches in seinem ganzen
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Ausmaß noch längst nicht zu überblicken, und formt sich solches hochgesteigerte Herrschaftsbewußtsein von heute auf morgen? Es war nur die Konsequenz der alten, seit dem Investiturstreit erhobenen Forderungen, die hier gezogen wurde; das ganze 12. Jahrhundert hindurch wurden sie nicht aufgegeben. Der Papst nahm die Fülle der Gewalt für sich in Anspruch, die einst dem Kaiser zugestanden hatte. Die Wiederaufrichtung des Kaisertums durch Friedrich Barbarossa konnte hieran nichts ändern. Bestenfalls konnte er vom Papste Duldung seines Herrsdiaftsanspruchs erwarten, niemals Anerkennung. Welcher Unterschied zu den Tagen von Sutri 1046! Noch immer machte der Kaiser den Anspruch geltend, bei der Einsetzung des Papstes maßgeblich beteiligt zu sein, im Gegensatz zu den reguli des Westens (das sind die armen künege Walthers von der Vogelweide), die dem Recht des Kaisers zuwider selbst bestimmen möchten, wei Papst sein soll und sich damit fremde Befugnisse anmaßen. Aber die Anerkennung dieses Anspruchs war jetzt nicht mehr in der unerschütterten Glaubensüberzeugung der gemeinen Christenheit gegründet, sondern sie war angefochten, nicht nur von der Kurie selbst, sondern zugleich von den Wortführern des im Westen Europas erwachenden Nationalbewußtseins und der sich dort ausprägenden neuen Staatsgedanken rationaler und nationaler, das heißt aber säkularer Herkunft. In England fragte man bereits, als Friedrich Barbarossa sich bemühte, die Anerkennung Viktors IV. durchzusetzen: „Wer hat die Deutschen zu Richtern der Völker gemacht? Wer gab diesen bornierten und brutalen Menschen das Recht, nach ihrer Willkür einen Herrn, einen Papst zu setzen über alles, was Menschenantlitz trägt?" In Frankreich erniedrigte Walter von Chatillon Friedrich Barbarossa gar als den Herrn der Schismatiker zum „Wegbereiter des Antichrist". Die Geltung des Kaisertums war eine reine Machtfrage geworden. Wenn die alten Gedanken in der Dichtung der Zeit nicht nur anklingen, sondern aufs Höchste gesteigert werden, wenn der Archipoeta in seinem Kaiserhymnus Friedrich als „Herrn der Welt" (mundi dominus), „Fürsten der Fürsten" (princeps terre principum) und „Gesalbten des Herrn" (christus Domini) grüßt und Waither später dichtet: Her keiser, ich bin vrônebote und bringe iu botesdialt von gote: ir habet die erde, er hât daz himelrîche; wenn Friedrich selbst in der Zurückweisung der Übergriffe päpstlicher Legaten auf dem Reichstage zu Besançon (1157) sich ebenfalls Gesalbten des Herrn nannte und betonte, er habe König- und Kaiser-
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reich von Gott allein (a solo Deo), so besagt dies zwar, daß die Anschauungen von der sakralen Würde des deutschen Königs und römischen Kaisers noch lebendig waren, auch im deutschen Episkopat; Otto von Freising ist dafür Kronzeuge. Aber waren sie dem 12. Jahrhundert noch eine selbstverständliche und unerschütterliche Wahrheit? Man wird daran irre, wenn man erwägt, daß es an seiner Schwelle der gleiche Anonymus von York war, der in seinem vierten Traktat die Apotheose des gesalbten Herrschers zum Christus, d. h. Gottmenschen (Christus, id est Deus-homo) in nie vorher dagewesener Konsequenz vollzog und dann doch an anderer Stelle das Reich „von dieser Welt" sein ließ (vgl. Bd. 1 S. 141). Es ist bezeichnend, daß der Dichter des Ligurinus (1186/87) Friedrich Barbarossa nicht nur mit Karl dem Großen, sondern auch mit Augustus verglich, und so sicher Friedrich in die Bahnen Karls, den er von seinem Papste heiligsprechen ließ, zurdcklenken wollte, so sicher hat er seinen herrscherlichen Anspruch auch auf Ideen des eben damals zu neuem Leben erwachenden römischen Rechts gestützt. Es sind die Juristen der Rechtsschule von Bologna gewesen, welche Gedenken dieser Art faßten, begründeten und konsequent ausbauten. Das Deutsche Reich war schon bisher als Fortsetzung des Römischen Reiches angesehen worden, seit Otto II. war der Titel imperator Romanorum, seit Konrad II. die Bezeichnung imperium Romanum in Brauch. Nunmehr suchte man in verstärktem Maße an die antike Tradition anzuknüpfen. Schon Konrad III. fügte seinem Titel rex Romanorum et semper augustus hinzu. Friedrich I. aber berief sich 1165 nicht nur auf das Vorbild der fränkischen, sondern auch der römischen Kaiser. Das römische Recht als kaiserliches Recht gilt als schlechthin verbindlich im ganzen Reiche (Nos igitur praedecessorum nostrorum divorum imperatorum magni Constantini videlicet et Justiniani et Valentiniani, nec non Karoli et Ludovici vestigiis inherentes et sacras leges eorum tamquam divina oracula venerantes). In der Dichtung und Geschichtschreibung der Zeit kehren diese Motive wieder. Rückte der Ligurinus die „deutsche" Linie in den Vordergrund, so Rahewin in seinen Gesta Friderici die „römische", über deren säkularen Charakter alle geistliche Verbrämung der Gedanken und „kirchlich-moralisierende Vergeistigung des Kaiserbildes" (Stach) nicht hinwegtäuschen konnte, und Heinrich von Veldeke, der auf dem Mainzer Hoffeste von 1184 aus seiner „Eneit" vorlas, bezeugt die Verknüpfung der Kaiseridee und des staufischen Rittertums mit der Geschichte der Antike nicht minder als die bunten Erzählungen der wohl in der Zeit Konrads III. entstandenen „Kaiserchronik", die die Reihe der deutschen Kaiser an die römischen anschloß. Es ist die Zeit Friedrich Bar-
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barossas, in der die Ehre des heidnischen Ritters der ritterlichen Ehre des Christen gleichgestellt wird (im Grafen Rudolf 1170/73). Der Ligurinus sowohl wie auch der Ludus de Antichristo aber sind zugleich Ausdruck, eines geschichtlich orientierten Deutschbewußtseins, das dann bei Walther so deutlich hervortritt und in salischer Zeit noch nicht vorhanden war: die Herrschaft des Königs und Kaisers über Kirche und Welt wird jetzt zu einem nationalen Anliegen, und wiederum verspüren wir ein Einlenken in „säkulare" Bahnen. Gewiß wird man diese Zeugnisse nicht zu hoch bewerten dürfen. Antiquarisches Interesse paart sich in ihnen mit dichterischer Phantasie, romantische Sehnsucht nach Wiederherstellung einer entschwundenen großen Vergangenheit mit nüchternen Erwägungen für Zwedte schlagkräftiger Propaganda. Aber sie sind doch nicht nur unverbindliche Äußerungen unverantwortlicher Literaten, sondern sie geben, das haben neuere Forschungen gezeigt, Anschauungen wieder, die am staufischen Hofe wirklich herrschend waren. Wenn Friedrich Barbarossa erklärte, es sei sein Ziel, „daß das hohe römische Kaisertum in alter Macht und Herrlichkeit wiederstehe", dann bedeutet dies jetzt nichts anderes, als in praktischer Ausübung der Herrschaft tatsächlich alle Rechte geltend zu machen, die aus diesem Anspruch erwachsen konnten, auch über die Kirche. Nach justinianischem Recht war der Kaiser unbeschränkter Herr nicht nur über den Staat, sondern auch über die Kirche. Diese Politik war von der Zustimmung eines Großteils des deutschen Adels getragen. Sagen wir es in einem Wort: die geistige Grundlage kaiserlicher und königlicher Herrschaft war nicht mehr in erster Linie die Welt des Glaubens. Die Maßstäbe waren im Kern innerweltlich geworden, bei aller persönlichen Frömmigkeit und Traditionsgebundenheit der Herrschenden und trotz der Einkleidung in die herkömmlichen Formen kirchlich gebundenen Denkens. Aber selbst diese Formen änderten sich folgerichtig. Zum ersten Male bei der Krönung Ottos IV. erscheint in den sog. Laudes — das sind Rezitative, die zu Ehren des Herrschers im Gottesdienst gesungen wurden — der Titel des Kaisers, durch Weglassung der bisher üblichen Worte a Deo coronatus aller Verwurzelung in einem göttlichen Auftrag entkleidet, in der rein säkularen Form invictissimus Romanorum imperator et semper augustus. Die Entwicklung, die die Stellung des Kaisers und Königs im 12. Jahrhundert genommen hatte, war damit auch in der Liturgie zur Anschauung gebracht. An die Stelle der liturgischen Bezüge traten mehr und mehr die juridischen. Man gab dem Kaiser den Titel Sol iustitiae, und schließlich wurde auch von einer ecclesia imperialis gesprochen. Es ist nur die Konsequenz aus diesen Wandlungen, wenn im Jahre 1231 König Heinrich (VII.) im
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Streite des Naumburger Kapitels mit dem Zeitzer um den Vorrang und das Recht der Bischofswahl ein Urteil fällte, ohne sich auf göttlichen Auftrag zu berufen, sondern vielmehr den Anspruch erhebend, daß er selbst als Herrscher gleichsam die lebendige Verkörperung des Rechts, die letzte Quelle des Rechts auf Erden sei, wie dies der Gedankenwelt der justinianischen Zeit entsprach (de plenitudine regie potestatis qua tamquam viva et animata lex in tenis supra leges sumus). Audi die königliche Kirchenherrschaft war nun nicht mehr eine Sache des Glaubens, sondern eine Sache der Politik. Sie wurde demgemäß aufrechterhalten nicht mehr wie noch in frühsalischer Zeit kraft der dem Könige selbstverständlich innewohnenden Autorität, sondern gegründet auf plenitudo potestatis, das heißt in der geschichtlichen Realität die realen Machtverhältnisse, angelehnt an Burgen und Städte, gestützt mit den Mitteln des politischen Kampfes, man möchte mitunter sagen: mit den Mitteln der Diplomatie. In den Tagen Heinrichs VI. erreichte solch diplomatisches Spiel seinen Höhepunkt; mit seinem vorzeitigen Tode brach es zusammen, und mit ihm das Reich. W a s folgt, ist nur Nachspiel. Der Zusammenbruch war vollständig. Man kann trotzdem nicht sagen, daß er in der Logik der Dinge selbst begründet gewesen sei, daß Friedrich Barbarossa etwas habe wiederherstellen wollen, das der Zeit nicht mehr gemäß war, oder daß Heinrich VI. die Kräfte des Reiches überspannt habe, jener ein Reaktionär trotz der neuartigen Grundlage seiner Herrschaft und der neuen Mittel seiner Politik, dieser ein Phantast trotz der nüchternen Verschlagenheit aller seiner Maßnahmen und Pläne. Nur dann bestünde solches Urteil zu Recht, wenn aus dem Zusammenbruch eine haltbare neue Ordnung in Deutschland erstanden wäre, wenn konstruktive Kräfte frei geworden wären, die der lastende Druck des staufischen Kaisertums bisher nicht hatte zur Entfaltung kommen lassen. Das Gegenteil war der Fall. Das Papsttum ergriff die Zügel der Herrschaft, aber Europa blieb von einer dauerhaften Friedensordnung entfernter als je, und in Italien und Deutschland war das Chaos vollkommen. „Das Reich war wie ein von Stürmen aufgewühltes Meer", schrieb später Philipp an den Papst, „erschüttert bis in alle Winkel und Ecken . . . Man mußte zweifeln, ob der frühere Zustand wiederhergestellt werden könne . . . Jeder lebte ohne Richter und ohne Gesetz nach seiner Willkür." Der frühere Zustand ist nicht wiederhergestellt worden. Nicht nur die Weltstellung des Deutschen Reiches sank damals für immer in Trümmer. Deutschland ist in dieser Schicksalswende auch seiner staatlichen Einheit verlustig gegangen, die im 12. Jahrhundert noch nicht gewonnen, aber auch noch nicht verloren war. Reformatio impeiii,
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das hieß für Friedrich Barbarossa Wiederherstellung des Reiches durch eigene schöpferische Leistung, aber im Bunde mit den erstarkten fürstlichen Gewalten, deren Geltungsanspruch in genau bemessenem Bereich er anerkannte. Kein deutscher Kaiser hat den deutschen Adel so geschlossen hinter sich gehabt wie er. Nunmehr bändigte niemand mehr die partikularen Kräfte. Bei ihnen lag jetzt in Wirklichkeit die Macht in vielfältiger Zersplitterung. Nunmehr hieß die Zukunft Ohnmacht nach außen, Machtkampf ohne Ende im Inneren, Kleinstaaterei, äußere und innere Enge, Kirchturmpolitik. Gewiß hat sich das staufische Königtum noch einmal in der Gestalt Friedrichs II. zu ragender Größe erhoben und ist zum Endkampf mit dem Papsttum angetreten. Am Laufe der deutschen Geschichte hat dies nichts mehr ändern können, denn Friedrich II. gehört ihr nicht mehr an. Deutschland war und blieb ihm ein Nebenland, seine Heimat war Italien. In Italien ist das Geschlecht der Staufer zugrunde gegangen, auf dem Schafott in Neapel endete Konradins Leben. Deutschland aber blieb damals dreiundzwanzig Jahre lang ohne wirklichen König, nachdem schon Friedrich II. seit 1220 in den dreißig Jahren bis zu seinem Tode nur noch zweimal deutschen Boden für kurze Zeit betreten hatte, und für mehr als sechzig Jahre sah die Welt keinen Kaiser. Schwerlich haben die Zeitgenossen die Größe des Zusammenbruchs, dessen Folgen über die Jahrhunderte hin wir heute überblicken, ganz ermessen können. Immerhin war auch damals das Volk sich der Schicksalswende dumpf bewußt, die angebrochen war. In übermenschlicher Gestalt sei nach dem Tode Heinrichs VI. Dietrich von Bern, so erzählte man sich, auf schwarzem Roß am Rhein erschienen, um dem deutschen Volke unheilvolle Notzeit zu verkünden. In Mitteldeutschland aber knüpfte nach Friedrichs II. Ende die Hoffnung des Volkes sich an den noch immer lebendigen, in den Kyffhäuser entrückten staufischen Kaiser, von dessen sehnsüchtig erwarteter Wiederkehr es sich den Anbruch erneuter glanzvoller Zeit versprach. Die Welt hatte in wenigen Jahrzehnten, fast möchte man sagen in den wenigen Jahren des staufisch-welfischen Thronstreits, für die Deutschen ihr Gesicht völlig verändert. Es war eine völlig neue Umwelt, in der die Bischöfe des 13. Jahrhunderts uns handelnd entgegentreten. Die Herrschaft des Königs war schließlich für die meisten von ihnen zu wesenlosem Scheine verblaßt, die Mächte, mit denen jetzt gerechnet werden mußte, waren Papst und Landesherr. In Meißen war dies schon in den letzten Amtsjahren Bischof Dietrichs II. (f 1208) mit aller Deutlichkeit zu erkennen gewesen (vgl. S. 52). Mit noch größerer Deutlichkeit tritt es unter seinem Nachfolger
Bruno II.
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B r u n o II. hervor. Er entstammte einem ritterlichen Geschledite, das sich nach Porstendorf bei Jena nannte und von dem nicht auszumachen ist, ob es edelfrei oder ministerialisch war. Uber seine Wahl berichtet keine zeitgenössische Quelle. Anscheinend fand sie nicht vor August 1209, also nach geraumer Sedisvakanz statt. In Verbindung mit den deutschen Königen Otto IV. und Friedrich II. ist Bruno nicht anzutreffen, auch nicht mit Heinrich (VII.). Eine einzige Urkunde Friedrichs II. für das Bistum Meißen hat sich aus seiner Amtszeit erhalten. Landgraf Ludwig von Thüringen und Markgräfin Jutta von Meißen wurden in ihr angewiesen, Bischof Bruno, der als Reichsfürst (princeps noster) bezeichnet wird, im Besitze seiner Silbergruben (in Scharfenberg bei Meißen) und der zugehörigen Zehnten nicht zu beeinträchtigen, und es ist erkennbar, daß der Bischof vor dem Könige Klage erhoben hatte. Von den politischen Händeln im Reiche jedoch hielt sich Bruno offenbar völlig fern, und dies wird verständlich, wenn wir beobachten, wie oft er Besitz und Rechte seines Bistums gegen den Zugriff der benachbarten Herrengewalten zu verteidigen hatte. Maßnahmen der Abwehr haben ihn offenbar völlig in Anspruch genommen. Lehngüter des Bistums in der Oberlausitz wurden durch die Mannen des Königs von Böhmen, aber auch durch die eigenen bischöflidien Ministerialen entfremdet. Mit dem Könige von Böhmen selbst gab es Streit um den Verlauf der Grenzen zwischen den königlichen und den bischöflichen Besitzungen im durch Rodung erschlossenen Lande, und wurden diese auch durch Grenzbegehung gütlich beigelegt (1223), so läßt doch schon die erwähnte Urkunde Friedrichs II. erkennen, daß der Bischof von der landesfürstlichen Gewalt nicht in allen Fällen Gutes zu erwarten hatte, war es nun die böhmische oder die meißnisdie. Zwar zeigte der Böhmenkönig zunächst auch in anderen strittigen Fällen Bereitschaft zu gütlicher Verständigung, und Landgraf Ludwig, der damals in der Mark für seinen unmündigen Neffen Heinrich (den Erlauchten) die Herrschaft führte, trat sehr wohl für die bischöflichen Interessen ein, wo sie mit den landesfürstlichen nicht unmittelbar kollidierten. In einem langwierigen, schon 1214 schwebenden Streit zwischen den Brüdern von Mildenstein und dem Meißner Domkapitel entschied er 1222 durchaus zugunsten Meißens und verurteilte die Brüder zu schimpflichen Strafen. Es handelte sich um den Besitz von Zehnten auf hersfeldischen Lehngütern an der Zschopau in der Gegend von Frankenberg. Die Mildensteiner, die einem reichsministerialischen Geschlecht, das auch auf der Reichsburg Kyffhausen ansässig war, entstammten, machten sie dem Domkapitel streitig. Es kam schließlich zur Fehde mit Raub und Brand. Bischof Bruno selbst wurde gefangen genommen und gezwungen, Urfehde zu schwören; sein Kaplan wurde 6 Schlesinger II
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verwundet. Dem vom landgräflichen Gericht mit Rat und Hilfe ihrer Standesgenossen gefundenen Urteil versprachen die Mildensteiner sich zu fügen. Daß sie es in Wirklichkeit nicht taten, geht aus der im nächsten Jahre von Papst Honorius III. verfügten Exkommunikation hervor. Bis vor den römischen Stuhl war also die Streitsache gebracht worden. Ob die Belagerung der Burg Mildenstein im Jahre 1232 durch Markgraf Heinrich den Erlauchten noch immer mit ihr im Zusammenhang steht, muß dahingestellt bleiben. Denkbar ist es immerhin, falls auf die Exkommunikation schließlich die Reichsacht gefolgt ist. Der Vorgang ist in mehr als einer Hinsicht charakteristisch. Er läßt die in Deutschland eingetretene Rechtsunsicherheit erkennen. Das Zeitalter des Faustrechts war angebrochen. Er läßt weiterhin erkennen, daß die weltlichen Herren noch immer nicht ohne weiteres gewillt waren, sich den kirchlichen Zehntansprüchen zu fügen. Der Zehntstreit mit den Mildensteinern war nicht der einzige in der Amtszeit Bischof Brunos. Nicht nur kleine Ritter verweigerten die Zehntentrichtung, wie dies von mehreren zum Jahre 1208 überliefert ist, sondern ein mächtiger Landesherr wie Konrad von der Ostmark tat das gleiche, und selbst das Kloster Riesa hielt vom Meißner Domstift geforderte Zehnten zurück. In der Oberlausitz konnte der Neubruchzehnt nur mit besonderer Genehmigung des Königs von Böhmen erhoben werden, während ihn etwa gleichzeitig Herzog Heinrich von Schlesien dem Bischof von Breslau überhaupt verweigerte. Durchaus widerrechtlich waren diese Zehntverweigerungen keineswegs, sondern sie ergaben sich aus dem Widerstreit des Eigenkirchenredits gegen das kanonische Recht. Das Mittel, mit dem man das letztere durchzusetzen versuchte, war die Exkommunikation. Durchaus materielle Interessen der Bistümer wurden mit dieser schärfsten Kirchenstrafe geschützt. Markgraf Konrad entging ihr ebensowenig wie die Brüder von Mildenstein. Auf die Hilfe des Papstes konnte Bruno dabei jederzeit rechnen, begannen doch die Päpste seit Innozenz III., vor den römischen Stuhl gebrachte Streitfragen nicht mehr in Rom, sondern durch Kommissare an Ort und Stelle entscheiden zu lassen. Die päpstliche Rechtsprechung weitete sich ungeheuer aus. überall wurde auf diese Weise der kanonische Standpunkt zur Geltung gebracht, und im Bistum Meißen mußte dies um so eher der Fall sein, als ja schon Brunos Amtsvorgänger Dietrich bei jeder Gelegenheit die Hilfe der Kurie in Anspruch genommen hatte (vgl. S. 51). Von Innozenz III. erhielt das Meißner Kapitel 1216 sogar die Befugnis, von den Bischöfen lehnweise vergabte Zehnten auch gegen den Willen des Belehnten zurückzukaufen, ein Eingriff, der nach den Grundsätzen des Lehnrechts völlig unstatthaft war. Der Papst kehrte sich nicht an die Grundsätze weit-
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liehen Rechts, er war der Ansicht, über dem Rechte zu stehen. Leider ist es nur in den seltensten Fällen möglich zu erkennen, wie derartige Streitigkeiten schließlich ausgegangen sind. Daß die Entscheidung von Schiedsgerichten, die uns auf dem Pergament erhalten sind, dann vielfach doch nicht durchgeführt wurden, obwohl ihre Verbindlichkeit von den Streitenden vielleicht sogar eidlich bekräftigt war, lehrt wiederum der Fall der Mildensteiner, und daß auch die Exkommunikation ihre Wirkung allmählich verlor, beweist das Verhalten des bischöflich-meißnischen Ministerialen Matthäus von Cannewitz, der jahrelang in ihr verharrte. Besonderes Augenmerk richtete Bischof Bruno auf die östlich der Elbe gelegenen Teile seiner Diözese, deren Bedeutung durch das Vorschreiten der deutschen bäuerlichen und städtischen Siedlung erheblich gestiegen war. Seine bei weitem wichtigste kirchliche Maßnahme war hier die Gründung eines Kollegiatstiftes in Bautzen (1213/18; vgl. S. 275ff.). Mit der Propstei wurde der Archidiakonat im Lande Bautzen verbunden. Ein weiteres, wesentlich weniger bedeutendes Kollegiatstift entstand in Großenhain durch Vereinigung der Pfarreien Zscheila und Großenhain (vor 1226; vgl. S. 260ff.). Vor allem aber galt die Fürsorge des Bischofs dem weltlichen Besitz des Hochstifts in der Oberlausitz. Seine Abgrenzung gegen Böhmen wurde bereits erwähnt. Erst aus dem Jahre 1241 liegt uns freilich eine Beurkundung darüber vor. Man muß annehmen, daß die Grenzstreitigkeiten vorher noch nicht zu einem endgültigen Abschluß gekommen waren. Eine genaue Interpretation der in dieser Urkunde enthaltenen Grenzbeschreibung ergibt einen sehr umfangreichen bischöflichen Besitz, der sich an die schon 1006 dem Hochstift überwiesenen Burgwarde Göda, Doberschau, Dolgowitz anlehnte, wozu noch ein Bezirk um Bernstadt und vielleicht ein solcher um Elstra trat. Bischof Bruno hat sich anscheinend häufig in diesen Gebieten aufgehalten, er urkundete sowohl in Göda (1222) wie in Bischofswerda (1227), und es ist nicht ausgeschlossen, daß diese Stadt ihm ihre Entstehung verdankt. In seiner Umgebung finden sich nicht selten Ministeriale, die sich nach Orten in diesen oberlausitzisdien Bischofsgütern nennen, nach Bischofswerda selbst, nach dem benachbarten Dobranita, nach Göda, nach Cannewitz (bei Göda), nach Bischdorf (bei Löbau) und Doberschau (südlich Bautzen). Wenn zusammen mit solchen Ministerialen die Schulzen von Kolonistendörfern als Zeugen bischöflicher Urkunden Verwendung fanden, so zeigt dies, daß der Bischof die Verbindung mit den deutschen bäuerlichen Siedlern möglichst eng zu gestalten strebte. Vielleicht gehörten diese Schulzen (genannt werden 1227 die von Goldbach und Belmsdorf, beide bei Bischofswerda) selbst dem 6*
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Ministerialenstande an, waren Lokatoren, die im bischöflichen Auftrage Dörfer begründet hatten, oder deren Nachkommen. Wichtig für die Zukunft war der Erwerb der Burg Stolpen durch Bischof Bruno. Wahrscheinlich im Jahre 1222 kaufte er sie von dem Edlen Moiko, der sie wahrscheinlich vom Hochstift zu Lehen gehabt hatte, und schuf damit einen künftigen Verwaltungsstützpunkt inmitten neubesiedelten Gebiets, der später sogar zeitweise zur bischöflichen Residenz aufstieg. Von einem anderen edelfreien Vasallen Zdizlaus von Schönburg erwarb Bruno Altbernsdorf (südwestlich Görlitz). Es ist nicht unwahrscheinlich, daß die auf der Flur dieses Dorfes erbaute Stadt Bernstadt mindestens unter Mitwirkung des Bischofs gegründet wurde. Ähnliches läßt sich, wenn auch unsicher, für das benachbarte Schönberg vermuten (vgl. S. 542). Unverkennbar ist bei all diesen Maßnahmen das Bestreben, den ostelbischen Besitz des Hochstifts im Sinne der werdenden Landesherrschaft auszubauen und abzurunden. Selbst der Erwerb des Patronats über die Kirche von Pulsnitz vom Deutschen Orden (1225) liegt auf dieser Linie. Bruno erhielt ihn als Ersatz für den Patronat über das Chorherrenstift, das er auf seinem Eigengute Porstendorf gegründet hatte, das aber von den Deutschherren nach Vertreibung der Kanoniker in einen Wirtsdiaftshof umgewandelt worden war. Geschehen war dies mit Zustimmung des zuständigen Diözesanbischofs, des Erzbischofs von Mainz. Das kanonische Recht kehrte sich in diesem Falle gegen Bruno selbst, der als Eigenkirdienherr protestierte. Es wurde ihm bedeutet, er habe lediglich über den Patronat zu verfügen, und so mußte er sich mit dem angebotenen offenbar ziemlich dürftigen Ersatz begnügen, der aber wenigstens die bischöfliche Herrschaft in der Oberlausitz zu mehren geeignet schien. Es ist schwer verständlich, weshalb Papst Gregor IX. 1228 den Erzbischof Albrecht von Magdeburg und den Bischof Gernand von Brandenburg beauftragte, Bruno zum Rücktritt zu bewegen, da er altershalber zur Leitung seiner Diözese nicht mehr imstande sei, zumal der Papst selbst recht betagt war. Von Nachlässigkeit in der Amtsführung verraten die Quellen wirklich nichts. Vergegenwärtigt man sich, daß eben damals der latente Konflikt zwischen Papst und König offenkundig geworden war — am Gründonnerstag 1228 hatte Gregor IX. Friedrich II. mit dem Bann belegt —, so ist man versucht, einen politischen Hintergrund der päpstlichen Maßnahme zu vermuten, wofür es aber sonst an jedem Anhaltspunkt fehlt. Die Bischöfe von Naumburg und Merseburg, die offen für den Kaiser Partei ergriffen und am Kreuzzuge des Gebannten teilnahmen, blieben im Amte — weshalb hätte Bruno entfernt werden sollen? So müssen wir uns mit der Feststellung begnü-
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gen, daß Bruno am 31. Oktober tatsächlich zurücktrat, unter Gewährung einer angemessenen Pension. Das Domkapitel und auch ein Teil der hociistiftisdien Ministerialen scheinen mit diesem Rücktritt sehr einverstanden gewesen zu sein, ohne daß sich indes deutlich zeigen ließe, sie hätten ihn betrieben. Auf einem Tag zu Halle hatten an Stelle des Bischofs Propst, Dekan und Kapitel sowie einige Ministeriale der Meißner Kirche mit dem päpstlichen Bevollmächtigten verhandelt, und man kann spüren, daß sie Bruno nicht freundlich gesinnt waren. Ob die landesherrlichen Bestrebungen des Bischofs den Gegensatz ausgelöst hatten? Nach seiner Resignation wurde sein Siegelstempel zerbrochen. Bei der Resignation Brunos wurde bestimmt, das Meißner Domkapitel solle bis 30. November 1228 einen neuen Bischof wählen. Aber eine Wahl kam nicht zustande. Brunos Nachfolger H e i n r i c h hat sein Amt nicht vor März 1230 angetreten. Der Papst hatte verfügt, daß seine Kommissare dem Bistum kraft päpstlicher Autorität einen Bischof setzen sollten, falls die vierwöchige Wahlfrist nicht eingehalten werde. Es sollte dann also eine sogenannte Provision stattfinden, wie der Fachausdruck lautete. Ob sie wirklich stattgefunden hat, ist sehr zu bezweifeln. Uber die Herkunft Bischof Heinrichs ist nichts bekannt, und für die Vorgänge bei seiner Erhebung fehlt jede Quelle. Mit Sicherheit aber wissen wir, daß er kein Anhänger der päpstlichen Politik war. Deutlich tritt dies im Jahre 1238 hervor, am Vorabend erneuten Kampfes zwischen Papst und Kaiser. Friedrich II. hatte einen Reichstag nach Verona einberufen, dem die meisten deutschen Fürsten jedoch fernblieben. Unter den wenigen, die erschienen, war der Bischof von Meißen, gemeinsam mit dem Reichsverweser Erzbischof Siegfrid von Mainz, Erzbischof Wilbrand von Magdeburg, der gleichfalls als Anhänger Friedrichs II. gelten muß, und Bischof Rüdiger von Passau, der zwei Jahre später wegen seiner Haltung vom Papste exkommuniziert wurde. Möglich ist, daß der Abfall Wenzels von Böhmen, des bisherigen Bundesgenossen des Kaisers gegen Friedrich von Österreich, Heinrich zur Reise über die Alpen veranlaßte. Hervorgetreten ist er in den politischen Wirrungen der Zeit sonst nicht, auch war er nicht unter den zahlreichen Bischöfen, die vom Papste später wegen ihrer kaisertreuen Haltung mit Strafen belegt wurden. Wenn aber schon 1232 eine Königsurkunde, die Bischof Heinrich das Bergregal verleiht, d. h. den Ertrag der innerhalb der Grenzen der Besitzungen seiner Kirche fündig gewordenen Silber- und sonstigen Erzbergwerke sowie der goldführenden Gewässer, die treuen Dienste rühmt, die er dem Kaiser geleistet hatte, so erscheint es als wenig wahrscheinlich, daß er dem Bistum providiert worden sei, zumal dies zu
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einer Zeit hätte geschehen müssen, als der König noch im Banne war. Es muß vielmehr gelungen sein, gegen die päpstliche Anordnung doch nodi einen Bischof zu wählen, der dann nach dem Frieden von Ceprano Anerkennung fand. Heinrich hat sich der geistlichen Pflichten seines Amtes tatkräftig angenommen. Wahrscheinlich gelang es ihm, die Bistumsgrenze gegen Lebus vorzuschieben (vgl. S. 42). Besondere Sorgfalt widmete er dem Klosterwesen seiner Diözese. Zumal die Klöster Altzelle und Buch erfreuten sich seiner Förderung. Aber auch im Kloster Mühlberg treffen wir ihn visitierend an. Regelmäßig scheint er in Meißen Diözesansynoden gehalten zu haben, auf denen außer den Meißner Kanonikern die Pröpste der Kollegiatstifter, Chorherrenstifter und Nonnenklöster, nicht aber die Äbte von Chemnitz, Altzelle und Buch anwesend waren, dazu Vertreter des Weltklerus, wie man annehmen muß; Laien offenbar nur, falls sie an dem Gegenstand der Verhandlungen immittelbar beteiligt waren. Die bischöflichen Zehntansprüche erhielt Heinrich aufrecht und vermochte sich nach dem konsequenten Verhalten seiner Vorgänger in dieser Frage nunmehr bereits auf die im Bistum herrschende „allgemeine Gewohnheit" (consuetudines generales) zu berufen. An schriftlich festgelegte Diözesanstatuten wird man dabei in dieser Zeit wohl noch kaum denken dürfen. Erstmalig scheint während seiner Amtszeit eine bischöfliche Hofhaltung in festen Formen ausgebildet worden zu sein. Zur curia gehörten die Inhaber der Hofämter, von denen Truchseß und Kämmerer hervortreten, der Notar, der Leibarzt (fisicus) und die Kapläne. Eine Nachahmung landesfürstlichen Brauchs in der zentralen Verwaltung wird deutlich sichtbar, und so ist denn auch zu vermuten, daß die in bischöflichen Urkunden wiederholt als Zeugen auftretenden villici nicht durchweg markgräfliche, sondern zum Teil auch bischöfliche Beamte in der lokalen Verwaltung sind, ebenso wie der einmal genannte Vogt Heinrich. Wir beobachten die Weiterführung des planmäßigen Ausbaus des bischöflichen Territoriums. Unter Bischof K o n r a d , der nach dem am 24. Mai 1240 erfolgten Tode Heinrichs offenbar sehr rasch gewählt wurde und zuvor Domherr in Magdeburg gewesen war, dauerte dieser Ausbau offensichtlich an. Der bischöfliche Besitz in der Oberlausitz wurde durch Erwerb weiterer Dörfer um Stolpen und Göda, vor allem aber der Burg Marklissa an der Neiße samt zugehörigen Dorfschaften vergrößert (1247). Vielleicht unter dem Druck des Mongoleneinfalls von 1241 kam endlich eine Beurkundung der zwischen dem Böhmenkönig und dem Bischof Bruno schon 1223 vereinbarten Grenzfestsetzung zustande. Um die Mitte des 13. Jahrhunderts scheint damit der ostelbische Bis-
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tumsbesitz seine größte Ausdehnung erreicht zu haben. Nicht im ganzen Umfang hat er sich halten lassen. Verloren ging vor allem das Gebiet um Seidenberg, zu unbekanntem Zeitpunkt, aber wohl noch im 13. Jahrhundert, desgleichen der sogenannte Eigensche Kreis um Bernstadt, der bereits seit 1245 als Eigengut teils der Herren von Kamenz, teils der Herren von Sdiönburg erscheint. Die Burg Marklissa muß ebenfalls bald wieder verloren gegangen sein, vielleicht noch zur Zeit Bischof Konrads, und der bischöfliche Bezirk um Elstra ist überhaupt niemals recht greifbar, obgleich er vielleicht einmal vorhanden gewesen ist. Mit dem meißnischen Markgrafen Heinrich dem Erlauchten kam es zu sehr ernsten Auseinandersetzungen um Recht und Besitz des Bistums, die schließlich zur offenen Fehde führten. Das Bischofsgut wurde verwüstet und beraubt. Bischof Konrad antwortete mit Exkommunikation und Interdikt über das gesamte markgräfliche Territorium (1250) und fand dabei die Unterstützung des Papstes Innozenz IV., der beides bestätigte und die dem Markgrafen gewährte päpstliche Indulgenz aussetzte. Anlaß zur Fehde haben vielleicht die Zehntforderungen Konrads gegeben, der anscheinend willens war, jetzt endlich mit einem Schlage den bischöflichen Anspruch auf den Zehnten in der ganzen Diözese ohne jede Ausnahme durchzudrücken. Zu diesem Zwecke ließ er Abschriften der im bischöflichen Archiv vorhandenen Urkunde Ottos III. von 995, der dem Bistum das volle Zehntrecht in einem weiten Sprengel zuschrieb, und der auf das Jahr 967 wahrscheinlich unter Bischof Godebold angefertigten Fälschung (vgl. S. 44), herstellen und von den Bischöfen Heinrich von Merseburg und Dietrich von Naumburg beglaubigen, wahrscheinlich um die Abschriften in Rom vorzulegen und den Markgrafen, der sich der Zehntentrichtung widersetzte, zu verklagen. Aber Konrad ging noch weiter. Auf Grund einer echten päpstlichen Bulle für das Kloster Hersfeld vom 2. Januar 968, die auf unbekanntem Wege einem bischöflichen Schreiber zur Verfügung kam, wurde wohl damals unter dem gleichen Datum eine Urkunde für Meißen hergestellt, die nicht nur wie die schon vorhandene Fälschung Bistumsgrenze und volles Zehntredit verbriefte, sondern obendrein noch die volle Exemtion des Bistums Meißen von der erzbischöflichen Metropolitangewalt aussprach und es unmittelbar dem päpstlichen Stuhl unterstellte. Konnte man Godebold den guten Glauben zubilligen, ein lediglich in Abgang gekommenes Recht seiner Kirche wieder herzustellen, denn er vermochte sich immerhin auf eine echte Königsurkunde zu berufen, so ging Konrad einen Schritt weiter: durch Fälschung suchte er seiner Kirche Rechte zu erwerben, von denen er wissen mußte, daß sie niemals vor-
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handen gewesen waren. Nicht vergessen ist in der Fälschung das Verbot, kein Kaiser noch König noch irgend ein anderer, welcher Würde auch immer er sei (dies zielt offenbar auf den Markgrafen), dürfe in den Besitz der Meißner Kirche (offenbar aus der Vorlage ist die Bezeichnung monasterium übernommen) eingreifen, weder zu seinen eigenen Gunsten noch indem er ihn seinen Lehnleuten übergebe. Dies war also anscheinend geschehen: wir erkennen einen weiteren Grund des Streits zwischen Markgraf und Bischof. Ursprünglich war noch der Inhalt zweier echter Urkunden der Fälschung eingearbeitet, von 970/71 und 979, die dem Bistum einen Fiskalzehnten und einen Elbzoll verliehen (vgl. Bd. IS. 49), doch kamen dem Fälscher offenbar Bedenken, diese Schenkungen in die Zeit vor 968 zu verlegen. Den Bischöfen von Naumburg und Merseburg wurde ein anderes Exemplar zur Beglaubigung vorgelegt, ohne diesen Passus. Die Beglaubigung wurde offenbar in gutem Glauben vollzogen. So gerüstet trat der Bischof dem Markgrafen gegenüber, der solcher Art des Kampfes nicht gewachsen war, sondern zuschlug und sich damit nur um so ärger ins Unrecht setzte. Auch die weltlichen, man muß wohl nunmehr schon sagen die landesherrlichen Gerechtsame und Befugnisse des Bischofs im Lande um Würzen und um Stolpen, wohl auch um Mügeln waren strittig und wurden jetzt umkämpft, ebenso die Stellung der Klöster und des Weltklerus im Herrschaftsbereich des markgräflichen Landesherrn. Der Sieg des Bischofs war, blickt man allein auf den nach zwei Jahren abgeschlossenen Vergleich, fast vollständig. Exkommunikation und Interdikt hatten ihre Wirkung getan. Als Vermittler fungierten die Bischöfe von Brandenburg und Havelberg. Der Markgraf sah sich genötigt, den Besitz des Hochstifts nicht nur in und um Würzen, sondern auch in Pouch, Löbnitz und Tiefensee (Ezeiisco) anzuerkennen, indem er eine angebliche Urkunde Ottos III. ebenfalls von 995, die dem Bistum diese Besitzungen zuwies und in Wirklichkeit um die Mitte des 11. Jahrhunderts gefälscht war (vgl.Bd. 1 S.90), transsumierte, d. h. beglaubigte. Von seinem Eigengut in der Niederlausitz versprach er den Zehnten zu entrichten und die anderen Besitzer von Eigengut anzuhalten, das Gleiche zu tun. In der Mark Meißen sollte in Zukunft der Zehnt nach der „Gewohnheit des Landes" (secundum terrae consuetudinem) gegeben werden, eine unscharfe Formulierung, die den Keim zu neuem Zwist in sich trug. Praktisch blieb hier wohl alles beim alten, d.h. bei den Vereinbarungen von 1162 (vgl. S. 47), so daß man in diesem Punkte von einem Erfolg des Markgrafen sprechen kann. Die „Freiheiten" der Kleriker wurden gewährleistet, wobei ihrer Freiheit von weltlichen Hebungen als selbstverständlich nicht einmal Erwähnung geschah, sondern nur ihrer Zollfreiheit bei Einkauf von
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Waren für den eigenen Lebensunterhalt, und diese Zollfreiheit wurde auch ausgedehnt auf die weltlichen Untertanen der Meißner Kirche (homines heißt hier nicht nur „Lehnleute"). Vor weltliches Gericht durften, so wurde bestimmt, Kleriker nicht gezogen werden, während umgekehrt Archidiakone und Erzpriester das Recht haben sollten, in allen großen und kleinen Städten oder in Dörfern Sendgericht zu halten, sie durften die Untertanen des Markgrafen natürlich vorfordern. Mit den vom Bischof oder seinen Prälaten Exkommunizierten versprach der Markgraf jegliche Gemeinschaft zu meiden, insonderheit sie von seinem Hofe zu weisen. Am wichtigsten war wohl die Bestimmung, daß nicht nur von den Untertanen des Bischofs, sondern auch von den Hintersassen des Domkapitels, der Klöster und Weltgeistlidien keine Abgaben und Dienste irgendwelcher Art gefordert werden durften. Aller kirchliche Besitz schied damit weitgehend aus dem Verbände des werdenden wettinischen Landesstaates aus. Die Kirche bildete, wenn man so sagen darf, einen Staat im Staate. Noch unterstanden die überall in der Mark Meißen verstreuten Kirchenleute der markgräflidien Gerichtsbarkeit, aber dies war das einzige Band, mit dem sie noch an den Landesherrn geknüpft waren, und es fehlte dort, wo Klöstern eigene Gerichtsbarkeit verbrieft war oder wo der Bischof selbst Herr über geschlossene Bezirke und damit selbst Gerichtsherr war. Genannt ist nur das Gebiet um Stolpen. Hier versprach der Markgraf, die Gerichtsbarkeit des Bischofs nicht zu hindern, da sie offenbar strittig gewesen war. Aber noch anderswo (et alibi) übte der Bischof Gerichtsbarkeit aus. Gedacht werden kann nur an das Wurzener Land und wohl auch an das kleine Gebiet um Mügeln. Hier war der Bischof selbst Landesherr, genauso, wie in den in der Oberlausitz vom Königreich Böhmen abgetrennten Gebieten. Hier stand ihm das Bergregal zu, wie Kaiser Friedrich II. es 1232 dem Bistum bestätigt hatte, hier besaß er das Recht an der Königsstraße und konnte nach seinem Gutdünken Zölle erheben, wie jetzt der Markgraf anerkennen mußte. In Mügeln finden wir 1256 den Zöllner Bischof Konrads in Tätigkeit. Als Reichsfürst stand er dem Markgrafen auf gleichem Fuße gegenüber, in der Heerschildordnung stand er sogar über ihm. Kein Zweifel: um die Mitte des 13. Jahrhunderts, als in Deutschland die kaiserlose Zeit des Interregnums anbrach, die Volksbewegung der deutschen Ostsiedlung aber in Mitteldeutschland ihre Höhezeit erreicht hatte, stieg das Bistum Meißen zum Gipfelpunkt seiner weltlichen Machtentfaltung auf. Im Vertrag von 1252 wird dies am deutlichsten sichtbar. Es schien, als wolle sich die bischöfliche Kirche von Meißen, nachdem das deutsche Königtum keine lebendige Größe mehr war, auch von der aufsteigenden landesfürstlichen Gewalt der Wettiner völlig emanzi-
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pieren. Der Kardinallegat Hugo bestätigte den geschlossenen Vertrag, und auch der Schattenkönig Wilhelm von Holland wurde darum angegangen. Seine Bestätigung liegt freilich nicht vor, sie wurde entweder nicht ausgestellt oder ging verloren. Wertlos war sie ohnehin, doch läßt der Vorgang immerhin erkennen, daß der Bischof gesonnen war, seine reichsfürstlidie Stellung gegenüber dem Markgrafen zu betonen. Aber man darf sich durch pergamentene Verträge nicht täuschen lassen. Der Markgraf versprach viel; ob er es auch zu halten gesonnen war, ist eine andere Frage. Gerade damals, so erinnern wir uns, erfuhr die wettinische Macht erheblichen Zuwachs durch Erwerbung der Landgrafschaft Thüringen und der Pfalz Sachsen sowie des Pleißenlandes. Diese Gebiete seiner Herrschaft zu sichern, band zunächst einen großen Teil der Kraft Heinrichs des Erlauchten, und es mag sein, daß er dadurch bewogen wurde, dem Bischof zunächst vorübergehende Zugeständnisse zu machen. Doch würde er, durch die Sicherung der Herrschaft in den neuen Räumen einer der mächtigsten Reichsfürsten geworden, auf die Dauer sich damit abfinden, im Bereiche der ererbten Mark Meißen der Herrschaft über die Leute nicht nur des Bischofs, sondern auch der Niederkirchen gleichsam entsetzt zu sein? Das Machtverhältnis war zu ungleich, als daß man dies für die Zukunft hätte erwarten können, und zudem steht dahin, ob und wie die Bestimmungen von 1252 in der Wirklichkeit durchgeführt wurden. Bischof Konrad ließ bereits wenige Tage nach Vertragsabschluß ein Ausschreiben an die Erzpriester der Lausitzer Mark ergehen, in dem er sie aufforderte, von allen Pfarreingesessenen den vollen Zehnten zu fordern und die ihnen untergebenen Kleriker im gleichen Sinne anzuweisen. Das für den Erzpriester von Torgau bestimmte Exemplar des Ausschreibens hat sich zufällig erhalten. In welcher Höhe die Zehnten eingingen, wissen wir nicht. Wohl aber wissen wir, daß dreißig Jahre später Heinrich der Erlauchte wegen Nichtzahlung der Zehnten in der Lausitz erneut mit Bann und Interdikt belegt wurde. Die Bestrebungen Konrads, sein Bistum aus dem Magdeburger Metropolitanverbande zu lösen, haben keinen Erfolg gehabt. Wir wissen auch nicht, ob sie in Rom begünstigt oder abgelehnt wurden, ja nicht einmal, ob Konrad in dieser Frage seine Fühler überhaupt nach Rom ausgestreckt hat. Die erste Ermunterung zu seinem Versuch hat er allerdings mittelbar aus Rom erhalten. Der Reichsverweser Erzbischof Siegfried von Mainz war von der Sache Friedrichs II. abgefallen und zur päpstlichen Partei übergetreten. Zur Belohnung empfing er 1244 vom Papste das Visitationsredit in den Kirchenprovinzen Mainz, Trier
Konrad
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und Magdeburg. Für den Bereich der Diözese Meißen übertrug er es an Bischof Konrad. Mußte dieser nicht den Augenblick für eine Exemtion als günstig ansehen, wenn er seinenMetropoliten übergangen sah?Erzbischof Wilbrand von Magdeburg war nicht unbedingter Anhänger des Papstes; gegen ihn wurde sogar ein päpstliches Verfahren eingeleitet. Der Gegensatz zu Konrad, dessen Beauftragung ihm als Anmaßung erscheinen mußte, verschärfte sich so, daß 1245 Stadt und Diözese Meißen von ihm mit dem Interdikt belegt wurden. Kein Wunder, daß der Meißner strebte, seiner Obergewalt ledig zu werden. Als Vorbild konnte dabei das Bistum Bamberg gelten, von dem eben damals, auf dem Lyoner Konzil von 1245, Papst Innozenz IV. verkündet hatte, es sei dem päpstlichen Stuhl unmittelbar unterstellt. Gleichzeitig wird erkennbar, daß Konrad der päpstlichen Partei nahestand; dies ergibt sich aus dem schon erwähnten Visitationsauftrag. Auch hieraus erklärt sich übrigens sein Gegensatz zum Markgrafen Heinrich, dessen ältester Sohn Albrecht seit 1243 mit Friedrichs II. Tochter Margarete verlobt war. Noch deutlicher wird Konrads Parteinahme, wenn wir ihn 1248 und 1249 von Innozenz IV. mit Eingriffen in die Diözese Prag beauftragt finden, deren Bischof Nikolaus auf der Seite der böhmischen Großen und des jungen Premysl Ottokar II. gegen dessen Vater Wenzel, daß heißt aber auf der Seite des Kaisers gegen den Papst gestanden zu haben scheint. Schon 1244 hatte es mit dem Bischof von Prag Auseinandersetzungen wegen des Verlaufs der Diözesangrenzen gegeben. Konrad mag jetzt die Gelegenheit benutzt haben, für sein Bistum etwas herauszuschlagen. Aus den dürftigen Nachrichten, die wir über Konrad besitzen, gewinnt man den Eindruck einer Persönlichkeit von nicht geringer Tatkraft. Sie äußerte sich nicht nur in der Wahrung der weltlichen Belange des Bistums und dem wenn auch erfolglosen Streben, seine kirchliche Unabhängigkeit zu stärken, sondern auch in der Handhabung der Diözesangewalt innerhalb des Sprengeis selbst. Eifrig visitierte der Bischof die Klöster. Die Franziskaner, die während seiner Amtszeit in der Diözese Fuß faßten, gewannen seine Förderung. Er wachte über der Beobachtung rechter Lehre. Selbst adlige Meißner Domherren, die novatianischer Ketzerei beschuldigt wurden, entgingen nicht der Exkommunikation und wurden noch in der Diözese Halberstadt verfolgt, in die sie sich wandten. Den Kirchenbau innerhalb und außerhalb seiner Diözese förderte er, wie dies damals üblich war, durch Gewährung von Ablässen für diejenigen, die ihn durch Gaben ermöglichen halfen, die sie beim Besuch dieser Kirchen spendeten. In ähnlicher Weise gewährte Papst Innozenz IV. 1249 und 1250 zwei Ablässe für die Meißner Domkirche. Man hat hierin mit Recht einen
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bedeutsamen Anhaltspunkt gesehen, daß in dieser Zeit auch am Meißner Dom gearbeitet wurde. Es ist die Zeit Bischof Konrads, in der begonnen wurde, in Meißen den alten romanischen Dom durch einen gotischen Neubau zu ersetzen. An unmittelbaren Nachrichten über den Dombau fehlt es freilich, wie so oft bei mittelalterlichen Bauwerken. Sofern die Datierung der einzelnen Bauabschnitte eines Bauwerks allein nach stilistischen Merkmalen vorgenommen werden muß, bleibt sie stets unsicher. Man hat den Beginn des gotischen Neubaus in Meißen auf Grund von Baueigentümlichkeiten der Kapelle über den beiden ersten südlichen Kreuzgangjochen bereits in die zwanziger Jahre des 13. Jahrhunderts, also in die Zeit Bischof Brunos II., setzen wollen und auf verwandte Formen im Chor des Magdeburger Doms verwiesen, der dieser Zeit entstammt. An Widerspruch hat es indessen nicht gefehlt. Es wurde gezeigt, daß auch das Vorbild des Naumburger Doms eingewirkt habe, dessen Langhaus erst um 1240 vollendet wurde, und daß sich Zusammenhänge zwischen der Gestalt des Naumburger Westchors, der damals geplant worden sein muß, und der ursprünglich geplanten Gestalt des Meißner Ostdiors vermuten lassen, wie es ja feststeht, daß die Bildwerke beider Chöre und des Meißner sogenannten Achteckbaus, wohl auch der Marien-Magdalenen-Kapelle, der gleichen Werkstatt entstammen. Die Anfänge des Baus würden dann in die Zeit Bischof Konrads fallen. Es muß den Kunsthistorikern überlassen bleiben, den aufgeworfenen Fragen weiter nachzugehen. Geschichtlich gesehen spricht alles für Baubeginn unter Konrad Brunos II. Interesse galt dem Ausbau der geistlichen und weltlichen Stellung des Bistums östlich der Elbe. Der Bau einer ersten Bautzener Domkirche muß von ihm zugleich mit der Gründung des dortigen Kollegiatstiftes in Angriff genommen worden sein, und auch in Großenhain wurde wohl damals eine Stiftskirche begonnen. Erhebliche Mittel erforderte zudem der Ankauf der Burg Stolpen, wozu auch das Domkapitel beitrug. Die Stellung des Bistums war noch nicht so gefestigt, daß man vermuten könnte, die materielle Grundlage für einen Neubau auch der Meißner Domkirche sei außerdem noch vorhanden gewesen, zumal das übliche Hilfsmittel des Ablaßprivilegs nicht zur Verfügung stand. Anders zur Zeit Bischof Konrads. Vor allem der Vertrag, den er Heinrich dem Erlauchten abnötigte, läßt die kraftvolle Stellung erkennen, zu der das Bistum aufgestiegen war, und zugleich das Bestreben, alle wie immer gearteten Geldquellen auszuschöpfen. Ablaßbriefe wurden jetzt erbeten. Von großen Ausgaben wie zur Zeit Brunos aber ist nichts überliefert. Liegt nicht die Vermutung nahe, daß jetzt erst die Mittel zum Dombau bereitgestellt wurden?
Dombau in Meißen
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An regen Beziehungen zu Naumburg fehlte es nicht, die das Vorbild des Naumburger Dombaus wahrscheinlich machen, war doch der Bruder des Meißner Dompropsts Heinrich, Dietrich, Dompropst und seit 1243 Bischof in Naumburg. Beide waren Halbbrüder des Markgrafen Heinrich des Erlauchten, in dessen Umgebung sie oft angetroffen werden. Zehnmal sind sie zwischen 1240 und 1252 gemeinsam als Urkundenzeugen nachzuweisen. Bischof Dietrich war es, der 1249 jene berühmte Urkunde ausstellte, die die Stifter des Naumburger Doms mit Namen nennt. Ihre Standbilder werden also damals in Arbeit gewesen sein. Aus dem gleichen Jahre stammen zwei päpstliche Ablässe für die Meißner Domkirche. Im folgenden Jahre aber ließ Bischof Konrad die ältesten oder angeblich ältesten Urkunden des Hochstifts von den Bischöfen von Naumburg und Merseburg transsumieren, eine Papsturkunde wurde auf 968 gefälscht. Man beschäftigte sich also in Meißen intensiv mit den Ursprüngen des Bistums, im Hinblick auf die Zehntstreitigkeiten mit dem Markgrafen Heinrich, und stieß dabei auf die Gestalt Ottos des Großen,, des Gründers des Hochstifts, und seiner Gemahlin Adelheid, die in einer der transsumierten Urkunden als Fürsprecherin auftritt. In Naumburg hatte man 1249 offenbar bereits den Gedanken gefaßt, das Andenken der „ersten Stifter" des Doms dadurch zu ehren und ihrem Seelenheil dadurch zu dienen, daß man ihnen in Stein gehauen einen Platz im Westchor einräumte. Man dachte dabei nicht an die erste Gründung in Zeitz, sondern an die Verlegung des Bistums und die Errichtung des ersten Domgebäudes in Naumburg und faßte eine ganze Reihe von adligen Wohltätern des Bistums fiktiv zusammen als „erste Stifter" (vgl. S. 123 ff.) In Meißen lagen die Dinge anders. Man konnte hier wirklich auf die Anfänge des Hochstifts zurückgreifen, und dann kam als Stifter allein Kaiser Otto in Betracht, daneben seine Gemahlin Adelheid. Die Standbilder beider schmücken heute die nördliche Wand des Chors, geschaffen von einem Meister derselben Werkstatt, aus der die Naumburger Stifterfiguren hervorgegangen sind. Nicht nur der künstlerische, sondern auch der innere Zusammenhang ist deutlich, wenn auch der Grundgedanke ein anderer ist. Denn nicht im Chor sollten diese Statuen ursprünglich ihren Platz finden, sondern gemeinsam mit den beiden anderen heute im Chor befindlichen, die die Patrone des Hochstifts, den Evangelisten Johannes und den Bischof Donatus darstellen, sowie mit den im Achteckbau aufgestellten Bildwerken Johannes des Täufers, eines den Weihrauchkessel schwingenden Diakonen (?) und der heiligen Jungfrau Maria den Figurenschmuck eines Prachtportals bilden, das nur im Westen des Gotteshauses, gegenüber dem Chor, seinen Platz gehabt haben kann. Neuere Forschungen haben dies mit
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einem hohen Grad von Wahrscheinlichkeit deutlich gemacht. Mittelpunkt des Portals zwischen den beiden ins Innere führenden Türen wäre dann die als Himmelskönigin gekrönte Maria mit dem Kinde gewesen, so daß man von einer Marienpforte sprechen kann. Ihr zunächst standen nach der wahrscheinlichsten Rekonstruktion an den schrägen Seitenwänden links und rechts die beiden Johannes, also zwei Hauptheilige, die den Herrn von Angesicht zu Angesicht sahen, der eine Vertreter des alten, der andere Vertreter des neuen Bundes. Zusammen mit der heiligen Jungfrau repräsentieren sie die himmlische Kirche, die hierarchia coelesüs. Es folgen Bischof (rechts) und Diakon (links) als Repräsentanten der Kirche auf Erden, der hierarchia ecclesiastica oder des sacerdotium, und schließlich, dem Eintretenden zuerst begegnend, die weltlichen Stifter des Gotteshauses, Kaiser (links) und Kaiserin (rechts), zugleich die Repräsentanten des Reiches, des regnum, der untersten Schicht im Stufenbau der Kirche Christi, desselben Reiches, über dessen Wesen man eben jetzt, im 13. Jahrhundert, nachdem es zusammengebrochen war, tiefer nachzudenken begann. Der Grundgedanke ist klar: dargestellt wird die allumfassende Kirche in allen ihren Gliedern. Zweifellos ist mit dem Abstand der Figuren von der Mutter Gottes zugleich eine Rangordnung ausgedrückt, wobei nach der geistigen Situation um 1250 selbstverständlich der Diakon als dem Kaiser übergeordnet, als näher zu Gott gelten muß, so gewiß man andererseits stolz darauf war, auf einen so erhabenen Kaiser wie Otto den Großen als Gründer der Meißner Kirche sich berufen und ihn an sichtbarer Stelle, im Vordergrunde des Portals, darstellen zu können. Nicht deutlicher konnte das Reichsfürstentum des Meißner Bischofs gegenüber den Angriffen des machthungrigen wettinischen Landesherrn betont werden. In gewisser Weise störend ist bei dieser Anordnung nur, daß die beiden Patrone des Hochstifts gleichsam auf zwei verschiedene Regionen verteilt sind. Aber vielleicht vermag hier ein dritter Ablaßbrief des Papstes Innozenz IV. von 1250 weiter zu helfen. Die beiden ersten von 1249 gewährten Ablaß für die Gläubigen, die die Domkirche an den Tagen Johannes des Evangelisten und des Donatus besuchten, also an den Tagen der Kirchenpatrone. Die dritte Urkunde aber nennt als Patrone, zu deren Ehren die Kirche gegründet sei, den Evangelisten Johannes und die Jungfrau Maria; von Donatus ist nicht die Rede. Darf man vermuten, daß ein Patrozinienwechsel beabsichtigt war? Die Verehrung des heiligen Donatus ging seit dem hohen Mittelalter mehr und mehr zurück. In den Altarwerken des 15. Jahrhunderts kommt er in Sachsen nicht mehr vor. Umgekehrt nahm der Marienkult immer mehr zu und hatte im 13. Jahrhundert
Die Marienpforte
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bereits einen ersten Höhepunkt erreicht. Wäre beabsichtigt gewesen, Maria zur Patronin der Domkirche zu machen, so gewinnt der Plan einer Marienpforte erhöhte Wahrscheinlichkeit. Der Hauptpatron Johannes stände dann zur rechten Hand der Mutter Gottes. Der Bischof aber wäre vielleicht ursprünglich gar nicht als Donatus gemeint gewesen, sondern als „der" Bischof schlechthin, wie „der" Diakon, beide zusammen als Sinnbild „der" irdischen Kirche. Ihren drohenden Bußruf und ihr liebendes Erbarmen im fürbittenden Gebet, wofür der Weihrauch Symbol ist, verkörpern die beiden Gestalten, die majestätische des Bischofs und die beschwingte des Diakons. Haben wir damit einen festen Anhaltspunkt für die Datierung der ersten Planung einer Marienpforte gewonnen, die Zeit zwischen März 1249 und Juni 1250, so können wir noch einen Schritt weitergehen. Der Ausdrude der Bischofsgestalt hat immer wieder die Betrachter angezogen und zugleich befremdet. Unnahbare Würde paart sich mit tiefer innerer Erregung, pathetische Drohung mit Sorge und Wehmut. In vollem Ornat umklammert er mit der Linken den Stab, an der halb erhobenen Rechten ist über dem Pontifikalhandschuh deutlich das zweite Symbol seiner geistlichen Würde, der Ring, sichtbar. Trauer und Zorn sprechen aus den geschürzten Augenbrauen und der tiefen senkrechten Falte über der Nasenwurzel. Gleich wird er die herabgezogenen Lippen öffnen — was wird er hervorstoßen? Zum Segen ist seine Hand sicherlich nicht erhoben. Wir erinnern uns jetzt, daß Bischof Konrad im Jahre 1250 sich genötigt sah, im Kampfe um die Rechte seiner Kirche Exkommunikation und Interdikt über Heinrich den Erlauchten und sein Land auszusprechen. In der Meißner Domkirche muß die Synode stattgefunden haben, wo dies geschah. Es ist ein richtender Bischof, der hier dargestellt ist. Er verkörpert die richtende Gewalt der Kirche auf Erden, der auch Fürsten unterworfen sind, ein Mahnmal für die wettinischen Markgrafen, deren Burg sich neben Dom und Bischofswohnung auf dem Meißner Burgberg erhob, nie wieder in das Recht des Hochstifts einzugreifen. Beabsichtigt war ursprünglich eine viertürmige Anlage in Kreuzform, wobei dem Grundriß das Vierungsquadrat von 30 mal 30 Fuß zugrunde gelegt wurde, eine Erinnerung aus romanischer Zeit. Ihm schlössen sich im Norden und Süden je ein Quadrat als Querhaus, im Westen drei als Langhaus, im Osten eins als Chor, vielleicht mit Fünfachtelschluß, an. Niedrigere Seitenschiffe von der halben Breite des Langhauses sollten dieses begleiten. Die Größe des Neubaus war so bemessen, daß man um die alte Kirche herumbauen konnte, ohne sie zu zerstören, bevor die neuen Bauteile nicht fertiggestellt waren. Zwischen den Westtürmen sollte die Marienpforte Zugang zum Inneren
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des Gotteshauses gewähren, vielleicht mit einer Vorhalle. Vielleicht war auch bereits ein äußerer Chorumgang vorgesehen. Begonnen wurde in der Zeit Bischof Konrads mit dem Bau der Ostteile der Kirche, also mit Osttürmen und Chor, auch die Mauern des Querhauses begann man emporzuführen. Gleichzeitig, d. h. bald nach 1250, müssen die Skulpturen der geplanten Marienpforte hergestellt worden sein, Mitglieder der Naumburger Werkstatt kamen deshalb nach Meißen. Ob der skulpturelle Gewölbeschmuck, der in der Marien-MagdalenenKapelle Verwendung fand, noch der Zeit Bischof Konrads angehört, steht dahin. Konrad erlebte nur die ersten Anfänge des Bauvorhabens, das sich über viele Jahrzehnte hinstreckte. Vom ursprünglichen Plane wurde dabei in vieler Hinsicht abgewichen, wie hier im einzelnen nicht mehr darzulegen ist (vgl. S. 97ff.). Vor allem wurde die Marienpforte nicht durchgeführt, wie ja auch der geplante Patrozinienwechsel scheiterte. Schon 1259 erscheint wieder Donatus als Patron, und der heiligen Jungfrau Maria wird in der Folgezeit als Patronin nicht mehr gedacht. Die Figuren der Pforte gelangten schließlich in das Kircheninnere an ihre heutigen Standorte. Der Bischof wurde nicht dem Diakon, sondern dem Evangelisten Johannes zugesellt und galt nun als Bischof Donatus, als Patron der Domkirche. Die besondere geschichtliche Lage, aus der seine Gestalt allein verständlich wird, hatte sich im Gedächtnis der Nachwelt verwischt. Als Bischof Konrad am 6. Januar 1259 starb, folgte ihm Alb e r t II., der bisherige Propst des Wurzener Kollegiatstifts, der der Überlieferung nach dem wahrscheinlich edelfreien Geschlechte von Mutzschen entstammte. Eine bedeutende Persönlichkeit ist er anscheinend nicht gewesen. Wir hören aus seiner Amtszeit von Streitigkeiten mit den Burggrafen von Dohna, den Herren von Rathen, von Bieberstein und anderen um bischöfliches Tafelgut, das wohl in der Oberlausitz zu suchen ist, erfahren aber nichts über den Ausgang. Das Lehnrecht über 15 Dörfer in der Nähe von Stolpen, das Hugo von Wolkenburg beanspruchte, konnte der Bischof nur durch eine Zahlung von 100 Mark Silbers ablösen. Mit dem Dompropst Siegfried gab es Zwist um die Propsteieinkünfte. Geißlerzüge erschütterten das Land. Bischof Albert exkommunizierte die Ketzer und vertrieb sie, wie zum Jahre 1261 berichtet wird. Auf das Ganze gesehen gewinnt man nicht den Eindruck, daß das Bistum sich auf der Höhe zu halten vermochte, die es unter Konrad erreicht hatte, und wundert sich daher nicht, wenn vom Fortgang des Dombaus nichts zu hören ist. Fast möchte man vermuten, Albert sei es gewesen, der den Plan des Patrozinienwechsels und damit der Marienpforte absichtlich zum Scheitern brachte. Die betonte Nennung des heiligen Donatus gleich in der ersten Urkunde, die uns
Albert II. • Withego
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von ihm erhalten ist, gibt immerhin einen Anhaltspunkt. Damit scheint auch der Gesamtplan geändert worden zu sein, und finanzielle Schwierigkeiten mögen dazu beigetragen haben, daß das Unternehmen schließlich überhaupt ins Stocken kam. Albert starb am 26. Juli 1266. Erst im Herbst wurde der Nachfolger gewählt: W i t h e g o von Furra Abkömmling eines thüringischen Ministerialengeschlechts. Er ist der erste Meißner Bischof nachweisbar ministerialischer Herkunft. Withego war zunächst Kanoniker in Erfurt, dann Propst zu Nordhausen gewesen. Dem Markgrafen Heinrich dem Erlauchten hatte er als Protonotar gedient. Man darf vermuten, daß seine Wahl nicht unbeeinflußt vom Markgrafen zustande kam, der endlich wieder einen Freund der Wettiner auf den Meißner Bischofsstuhl zu bringen bestrebt sein mußte. In der Tat finden wir Bischof Withego zunächst nicht selten in der Umgebung des Markgrafen, während seine beiden Vorgänger sich geflissentlich von ihm ferngehalten hatten. Doch scheint sich das Verhältnis später merklich abgekühlt zu haben, als er sich genötigt sah, die Interessen bischöflicher Landesherrschaft auch gegen den Markgrafen kräftig zu vertreten, und schließlich kam es so weit, daß auch Withego das Interdikt über das Land seines ehemaligen Herrn verhängte. (WUT),
Deutlich erkennbar ist Withegos Fürsorge für den Dombau, sie durchzieht seine gesamte Amtszeit. Ihm zur Seite stand der Domherr Konrad von Boritz, erst Schatzmeister (thesaurarius), dann Kustos des Domkapitels. Er war während der Amtszeit Withegos der für die Bauleitung Verantwortliche (1290: pro suis iabricis vel structuris). Bereits 1271 erwirkte Withego von dem in Meißen anwesenden Bischof Otto von Minden einen Ablaß für diejenigen, die bußfertig milde Beiträge zum Dombau leisteten. Der hohen Kosten des Werkes, das also inzwischen wieder in Gang gekommen sein muß, wird ausdrücklich gedacht. Ablaßbriefe von nicht weniger als dreizehn deutschen Bischöfen, dazu einen weiteren vom Erzbischof von Sorrent, brachte Withego vom Konzil von Lyon heim, das er 1274 besuchte. Wiederum galten sie denen, die den begonnenen Dombau durch ihre Spenden unterstützten. Im Jahre 1285 gewährte Withego selbst denjenigen einen Ablaß, die das Grab des Bischofs Benno in der Domkirdie besuchten und zu ihrem Bau etwas beitrugen. Auf dieses Grab mochte man bei den Bauarbeiten aufmerksam geworden sein, und der Anlaß war willkommen, für die gebefreudigen Besucher des Doms einen neuen Anziehungspunkt zu schaffen, indem man es zum Gegenstande der Verehrung machte und einen neuen Ablaß damit verband. Wenn der Diözesanbisdiof ihn selbst erteilte, so spricht dies dafür, daß die Verehrung Bennos, der ja damals noch längst nicht kanonisiert war, 7 Schlesinger II
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noch keineswegs verbreitet war, sondern erst in Gang gebracht werden sollte. Den Besuch auf dem vom päpstlichen Legaten Johannes von Frascati 1287 in Würzburg veranstalteten Konzil benutzte Withego wiederum, um von 28 deutschen Bischöfen Ablaßbriefe für den Kirchenbau zu erlangen. Die Indulgenz wurde geknüpft an den Besuch des Doms an den hohen Festtagen sowie an den Festen der Patrone Johannes Evangelista und Donatus und der heiligen Jungfrau Maria. Dies ist wichtig, denn während noch in einer Ablaßurkunde, die Erzbischof Heinrich II. von Mainz kurze Zeit vorher mit dem gleichen Zweck ausgestellt hatte, der Mutter Gottes nicht gedacht wurde, sondern als bestimmte Heiligenfeste nur diejenigen der Patrone erwähnt wurden, nennt eine weitere, die 1290 in Rom von zehn italienischen Erzbischöfen und Bischöfen für Meißen ausgestellt, aber von zwölfen besiegelt wurde und des Baus und der Ausschmückung des Doms wieder ausdrücklich gedenkt, neben den hohen Festen und allen Freitagen die vier Marienfeste sowie die Festtage Johannes des Täufers, des Evangelisten Johannes, desselben Heiligen „ante portam Latinam" und des Donatus. Es kann kein Zufall sein, daß die genannten Heiligen mit einer einzigen Ausnahme (Kaiser Otto und Kaiserin Adelheid kommen nicht in Betracht, da sie als nicht kanonisiert natürlich keinen eigenen Festtag besaßen) mit den überlieferten Namen der ursprünglich für die Marienpforte bestimmten Figuren übereinstimmen. Nur die Gestalt des Diakonen, die man früher auch auf Zacharias gedeutet hat und neuerdings als einen Engel ansehen möchte, bleibt offen. Sie wäre nach der Urkunde mit Johannes Evangelista ante portam Latinam gleichzusetzen. Ausgeschlossen ist es nicht, daß man sie um 1290 so gedeutet hat, wie man ja in der Gestalt des Bischofs um diese Zeit offensichtlich Donatus erblickte. Man könnte etwa folgenden Hergang vermuten: Wie man aus der Grabstätte Bennos Nutzen zu ziehen suchte, so wurden offenbar jetzt die vorhandenen Bildwerke, deren hohe künstlerische Qualität ihren Eindruck nicht verfehlt haben wird und für die man nach Wegfall der Marienpforte keine Verwendung mehr hatte, der Verehrung durch die zusammenströmenden Gläubigen zugänglich gemacht. Im Jahre 1291 wird einer über der Domtür (super portam introitus nostri monasterii) gelegenen neuerbauten Kapelle gedacht. Errichtet war sie zu Ehren der Patrone Johannes und Donatus, geweiht Johannes dem Täufer und den Märtyrern Johannes und Paul. Es kann sich nur um das Obergeschoß des Achteckbaus handeln, dessen Untergeschoß damals also bereits vollendet gewesen sein muß. Die Vorhalle am südlichen Querschiff war um 1290 wohl in der Tat der einzige größere Zugang zum im Bau befindlichen Dom. Es kann keine völlige Sicherheit gewonnen
Fortgang des Dombaus
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werden, ob die heute im Achteckbau befindlichen Figuren schon in dieser Zeit dort Aufstellung fanden, doch läßt sich eine entsprechende Vermutung immerhin begründen. Die dortigen Mauersockel waren an sich schwerlich für die Aufnahme von Figuren bestimmt. Wenn es aber wahrscheinlich ist, daß der Plan eines Hauptportals im Westen damals schon aufgegeben war, liegt es nahe, daß man nunmehr drei von ihnen dort anbrachte, um sie den verehrend sich Nahenden sichtbar zu machen: Maria, zu ihrer linken Hand Johannes den Täufer, zur rechten aber die Figur des Diakonen, der nunmehr als Apostel Johannes ante portam Latinam galt. Wen kann man anders zur rechten Hand der Jungfrau Maria erwarten, wenn der Täufer zur linken steht? Die Ablaßurkunde von 1250 legte den Namen fest, zu dem die jugendliche Gestalt mit ihrem der Mutter Gottes und dem Jesuskinde zugewandten Lockenhaupt, dessen Gesichtszüge leider erheblich zerstört sind, nicht schlecht paßte. Der Legende nach wurde der heilige Johannes unter Domitian in Rom vor dem nach Latium führenden Tor (porla Laiina) in einen Kessel voll siedenden Öles geworfen, aus dem er aber nicht nur unbeschädigt, sondern verjüngt hervorging. Wenn er jetzt den Blick auf die Jungfrau Maria richtete, so konnte dies an sein Leben auf Patmos erinnern, wo die Mutter Gottes ihm auf Wolken erschien, und der Weihrauchkessel mochte die inbrünstigen Gebete symbolisieren, die er dort verrichtete, ohne daß dieses Attribut im Grunde für Johannes passend gewesen wäre. So entstand im Achteckbau schließlich dieselbe Gruppe, die ursprünglich für den inneren Bereich der Marienpforte vorgesehen gewesen war, also eine künstlerisch sinnvolle Anordnung. Die Stifter des Domes aber und die Patrone versetzte man in den Chor, der damals in seiner heutigen Gestalt im wesentlichen vollendet gewesen sein muß. Nachträglich wurden hier die Kragsteine eingefügt, auf denen die Figuren heute stehen, die Stifter links, die Patrone rechts, so daß auch hier die Anordnung der inneren Motivierung nidit entbehrt. Die Form der Baldachine über ihnen verrät, daß die Aufstellung noch im 13. Jahrhundert erfolgt sein muß, denn sie ähnelt den Naumburger Baldachinen noch in mancher Hinsicht, die Wirkung der in Meißen tätig gewesenen Naumburger Werkstatt ist noch zu spüren, so daß der kunstgeschichtliche Befund den aus den Urkunden erschlossenen stützt: der Ablaßbrief von 1290 steht im Zusammenhang mit der Aufstellung der Figuren am heutigen Ort. Am Ende der Amtszeit Bischof Withegos waren vermutlich vollendet: der Chor, das Querhaus, das erste (östliche) Joch des Langhauses, das in seiner Gestalt erkennen läßt, daß man am Plane, eine Basilika zu bauen, vorläufig noch festhielt, die Westtürme bis zur Höhe von v
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12,3 m und vielleidit noch weitere Teile des Langhauses; Chor und Quersdiiff der romanischen Kirche müssen inzwischen abgerissen worden sein. Vom ursprünglichen Plane wich dieser zur Zeit Bischof Withegos aufgeführte Bau wesentlich ab, im Sinne einer von Frankreich her beeinflußten hohen Gotik, die der Bischof auf seinen Reisen kennengelernt haben mag, vor allem in Straßburg, das er auf der Fahrt zum Konzil von Lyon oder auf der Heimreise sicherlich berührte. Die zunächst geplante Gestalt des Meißner Langhauses zeigt offensichtliche Verwandtschaft mit dem Straßburger Langhaus, das damals unmittelbar vor der Vollendung stand. Der Chor wurde gestreckt. Das hochaufstrebende erste Chorjoch erhielt ein kunstvolles Sechskappengewölbe, für das man das Vorbild in Magdeburg und Halberstadt fand. Die dortigen Kirchen hat Withego nachweislich aus eigener Anschauung gekannt. Die Mauern des Querhauses wurden demgemäß nachträglich erhöht. Einflüsse zisterziensischer Bauweise zeigen besonders Achteckbau und Lettner. Sie verweisen nach Altzelle und dem Meißner Kreuzkloster, beides Stiftungen der wettinischen Markgrafen, und bringen das bessere Verhältnis des Bistums zum Landesfürsten, das unter Withego wenigstens zeitweise eintrat, zu sichtbarem Ausdrude. Auch der Grundriß des Langhauses wurde, wie schon angedeutet, verändert. Die drei Quadratjoche des Mittelschiffs wurden in je zwei oblonge Vierecke aufgeteilt, also den Jochen der Seitenschiffe angepaßt. Ein siebentes Joch wurde hinzugefügt. Damit wurden die Westtürme weiter hinausgerückt, die jetzt zudem an Format gewaltig gewannen. Aus einem einheitlichen Unterbau hervorwachsend, der die Seitenschiffe seitlich um die Hälfte ihrer Breite überragte, sollten sie sich alles andre überragend emporstrecken und die Führung der Schiffe übernehmen. Für ein Prachtportal zwischen ihnen war dann freilich kein Platz mehr. Eine letzte Änderung wohl unter dem Eindruck der 1283 geweihten Elisabethkirche in Marburg gehört wahrscheinlich ebenfalls noch in die Zeit Withegos: man ging von der Basilika zur Halle über, d. h. die Seitenschiffe wurden zur Höhe des Hauptschiffes emporgezogen. An diesem Plane endlich wurde festgehalten, und es begann zunächst der Bau der vier Ostjoche des Nordschiffs. Uber ein Jahrhundert verging indes, bis der Anschluß des Langhauses an die Westtürme erreicht war und die letzten Teile des romanischen Domes fallen konnten. So hat Bischof Withego das Gesamtbild des Innenraumes in seiner großartigen Geschlossenheit nicht mehr schauen dürfen, dessen Entstehung er mit aller Kraft Jahrzehnte hindurch gefördert hat und der als kostbares Denkmal gotischer Baukunst im meißnisch-sächsischen Lande mit seinem Namen für immer verknüpft ist.
Withego
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Mit der gleichen Energie, die Withego als Bauherr bewies, widmete er sich dem Ausbau des bischöflichen Territoriums und seiner Verteidigung gegen die Versuche der benachbarten weltlichen Landesherren, die Rechte des Hochstifts zu schmälern. Ebenso wandte er sich gegen die Selbständigkeitsgelüste seiner Vasallen. Bereits 1267 wurde der kleine hochstiftische Bezirk um Löbnitz durch Erwerb von vier Dörfern abgerundet. Sehr viel wesentlicher war, daß es gelang, die Anerkennung der bischöflichen Lehnherrschaft über Dresden, Pirna und Dohna zu erzielen. Man sieht nicht recht, auf welche Rechtstitel sie gegründet wurde. In der Nähe von Dresden hatte das Bistum alten Besitz (vgl. Bd. 1 S. 148). Pirna aber war ursprünglich böhmisch gewesen und mit der Landschaft Nisani um die Mitte des 12. Jahrhunderts unter Markgraf Konrad an die Wettiner gelangt, denen es in den letzten Jahren Friedrich Barbarossas vielleicht nochmals vorübergehend zugunsten des Reichs entzogen wurde. Die Oberherrschaft über die alte Reichsburg Dohna schwankte zwischen Wettinern und Pfemysliden. Ob eine Lehnsauftragung stattgefunden hat ist unklar. Möglicherweise erfolgte sie schon im 12. Jahrhundert. Nach dem Tode des Markgrafen Heinrich (1288) erhob dessen jüngster Sohn Friedrich Klemm Anspruch auf Pirna und vertauschte 1289 die Burg samt der Stadt an Böhmen, aber sein Bruder Friedrich Tuta kaufte ihm seinen Anspruch ab, so daß die Stadt wettinisch blieb. Bald sah sich jedoch der Markgraf genötigt, sie zu verpfänden, und nach seinem Tode gab sein Neffe Friedrich der Freidige seine Zustimmung zum Verkauf Pirnas durch die Pfandinhaber für 3000 Mark Silbers an Bischof Withego. Der Kauf wurde 1291 von König Rudolf bestätigt, Pirna wurde dadurch zur unmittelbar bischöflichen Stadt, die bisherige Lehnherrschaft in wirkliche Stadtherrschaft umgewandelt. Freilich erscheint es zweifelhaft, ob die Finanzkraft des Bistums damit nicht überfordert war, denn kurz vorher hören wir, daß der Bischof die wegen der benachbarten Silbergruben wichtige Burg Scharfenberg hatte veräußern müssen. Doch scheint es gelungen zu sein, sie einzulösen. Ein guter Haushalter ist Withego offenbar gewesen. Es geht dies schon daraus hervor, daß er für die Verbesserung der Landwirtschaft auf den bischöflichen Wirtschaftshöfen Sorge trug. Die Entrichtung der vom Papst für Kreuzzugszwecke auf dem Konzil von Lyon 1274 für sechs Jahre geforderten Zehnten vom Einkommen der gesamten Geistlichkeit mußte ihm bei den hohen Ansprüchen, die seine eigenen Unternehmungen an die bischöfliche Kasse stellten, ein Dorn im Auge sein. Er verweigerte sie wohl kaum grundsätzlich, zögerte sie aber beharrlich hinaus, so daß er schließlich 1277 der Exkommunikation durch den päpstlichen Zehntkollektor Reinher von
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Oria verfiel. 1279 und 1281 wurde die Exkommunikation wiederholt; erst 1283 war der Bischof bestimmt davon gelöst. Er war in diesem Jahre als Bevollmächtigter des Erzbischofs Erich von Magdeburg persönlich bei Papst Martin IV. in Orvieto. Sehr viel Eindruck scheint der Gebrauch dieser allmählich durch zu häufige Verwendung abgestumpften W a f f e also selbst bei einem Bischof nicht mehr gemacht zu haben, doch wird sich Withego schließlich haben entschließen müssen, die geforderten Beträge wenigstens zum Teil abzuführen. Aber noch 1285 mußte der päpstliche Kollektor zur Einhebung des Zehnten der Meißner Diözese antreiben, und ein Teil des Geldes wurde schließlich in ganz anderer Weise verwendet als vorgesehen. Withego war ein erfahrener Finanzmann, wobei ihm der Schatzmeister Konrad von Boritz als Berater zur Seite stand (vgl. S. 97). Dem Markgrafen Friedrich Tuta von Landsberg, der in den auf den Tod Heinrichs des Erlauchten (1288) folgenden Erbstreitigkeiten in große Geldverlegenheit gekommen war, war aus dem für das Heilige Land bestimmten, in Meißen aufbewahrten Zehnten eine Anleihe gewährt worden, wofür dem Hochstift (!) die markgräfliche Kapelle auf der Meißner Burg mit allem Zubehör eingeräumt und der Kauf markgräflicher Güter bis zu einem W e r t von 100 Mark Silbers gestattet wurde. Der Patriarch von Jerusalem, der die Gelder anmahnte, hatte vorerst das Nachsehen. Es scheint, daß das Geschäft etwas sonderbar zustande kam, indem der Markgraf angeblich das Geld einfach wegnahm. Aber ein schlechtes Geschäft machte das Bistum schließlich ganz gewiß nicht, und vollends nicht ein unfreiwilliges. Man konnte sich allerdings nicht beurkunden lassen, über Gelder verfügt zu haben, die dem Bistum nicht gehörten, so daß sich der etwas zerknirschte Ton der Urkunde des Markgrafen vom 17. August 1288 erklärt. Auf die Eintreibung der Bischofszehnten war Withego eifrig bedacht. Markgraf Heinrich mußte 1283 die einst 1252 mit Bischof Konrad getroffenen Abmachungen über Zehntentrichtung von seinem Eigengut in der Niederlausitz unter dem Druck des erneut verhängten Interdikts (vgl. S. 90) wiederum anerkennen, und nun tat der Bischof etwas, was die Rechtslage blitzartig erhellt: er forderte den Zehnten auch von den bisher offensichtlich nicht bezehnteten Weinbergen des Elbtals, denn was dem Markgrafen recht sei, das sei den Winzern billig. Nicht geringe Schwierigkeiten machte die Wahrung des ostelbischen Besitzes des Hochstifts. Die Oberlausitz war 1253 von Böhmen an Brandenburg gekommen. Die askanischen Landvögte erlaubten sich allerhand Übergriffe, doch mußten die brandenburgischen Markgrafen 1272 anerkennen, daß ihnen am Stiftsbesitz keinerlei Recht zu-
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stehe (mit Ausnahme von sechs Dörfern). Auch über strittige Zehnten wurde eine Vereinbarung erzielt. Um 1276 wurde eine neue Abmachung getroffen, die wiederum die Unabhängigkeit des Stiftslandes garantierte. Es sei den Landen der Markgrafen benachbart, hieß es da, womit die eigene bischöfliche Landesherrschaft anerkannt wurde: räumlich gehörte es gewiß zur Oberlausitz, rechtlich aber wurde es vom markgräflichen Lande Bautzen unterschieden. Gericht und Abgabenerhebung wurden den markgräflichen Vögten abgesprochen. Ausdrücklich geschah der mancherlei Bedrückungen Erwähnung, denen das Kirchengut ausgesetzt gewesen war und die sich bis zu Raub und Brand, d. h. zur offenen Fehde steigerten. Freilich mußte sich der Bischof zu einer Zahlung von 50 Mark Silbers verstehen, wofür ihm die Markgrafen ihren Schutz zusicherten. Wie leicht konnte aus solchem Schutzversprechen eine Schutzherrschaft werden! 1284 gab es in der Tat neue Streitigkeiten, deren Ausgang unbekannt ist. Um dieselbe Zeit muß Graf Albert von Brehna versucht haben, den bischöflichen Besitz um Würzen und Löbnitz zu beeinträchtigen oder gar an sich zu bringen. Auch diesen Angriff gelang es mit Hilfe des Interdikts abzuweisen. Der Graf verstand sich sogar zu einer Entschädigung von 150 Mark Silbers. Auch versprach er, der Abführung der „Kollekte" (d. h. wohl der päpstlichen Zehnten) aus seinem Lande nach Meißen keinen Widerstand mehr entgegenzusetzen. Im Jahre vorher wurden Streitigkeiten beigelegt, die über Berechtigung und Grenzen der bischöflichen Gerichtsbarkeit um Würzen, Mügeln, Meißen und Stolpen mit Heinrich dem Erlauchten entstanden waren. Auch die Jagd bei Stolpen, d. h. das Recht an den dortigen Wäldern, war strittig geworden. Wiederum verhängte Withego das Interdikt. Wir erfahren im folgenden Jahre auch Genaues über den Grund: der Markgraf hatte die Gerichtsbarkeit im Wurzener Lande an sich gezogen (de facto occupavimus), d. h. er hatte es seinem Territorium einzugliedern versucht. In den anderen Bischofslanden wird die Lage ähnlich gewesen sein. Der Bischof siegte. Man griff schließlich zurück auf den Vertrag, den Heinrich 1252 mit Bischol Konrad geschlossen hatte und der für die Kirche so ungemein günstig gewesen war. Er wurde durch einige Zusätze erweitert, und insbesondere, wie bereits erwähnt, die Entrichtung des Zehnten von den markgräflichen Eigengütern in der Niederlausitz erneut eingeschärft. Im folgenden Jahre verzichtete der Markgraf ausdrücklich auf alle Gerichtsrechte im Wurzener Lande, dessen Grenzen durch Erhebungen an Ort und Stelle genau festgelegt wurden. Die dabei tätige Kommission umfaßte fünf Vertreter des Bischofs und nur drei des Markgrafen, ein Manöver, das
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für das diplomatische Geschick: Withegos zeugt. Es entstand damit hier ein wirklich geschlossenes Gebiet, ein kleines bischöfliches Territorium, wie man sagen darf, welches das Hochstift bis in die Reformationszeit festzuhalten vermochte. Eine völlige Loslösung alles Bistumsbesitzes aus dem Verbände der Mark Meißen gelang indes nicht, dies wurde wenig später deutlich. Als nach dem Tode Heinrichs des Erlauchten die Mark (piincipatus Misnensis) im Erbgang zwischen Albrecht dem Entarteten und seinem Neffen Friedrich Tuta geteilt wurde, zahlte der letztere, um die Einheit des Landes zu wahren (pro unione terrae), den Oheim aus und erwarb auch den Anteil seines anderen Oheims Friedrich Klemm, der als spätgeborener Sohn Heinrichs mit einem Gebiet um Dresden abgefunden worden war. Es geschah dies mit Hilfe einer Landbede, die die Meißner Stände (domini et communis terra) bewilligt hatten, ein deutlicher Beweis dafür, daß in dieser Zeit ein ausgeprägtes Gefühl für die Geschlossenheit des meißnischen Landes bereits vorhanden gewesen sein muß. Bischof Withego nun sah sich genötigt, ebenfalls zu dieser Bede beizutragen. Es wurde zwar ausdrücklich festgestellt, dies geschehe völlig freiwillig, nicht aus irgendeinem Rechte und solle niemals wiederholt werden, denn das Bischofsgut sei „kraft kaiserlicher Autorität" vom Gericht des Markgrafen geschieden und getrennt. Aber zahlen mußte der Bischof eben doch, so bitter ihm das werden mochte, und die Beamten des Markgrafen erhielten sogar das Recht, bei der Einhebung der Bede von den einzelnen Hufen zugegen zu sein. Daß die bischöflichen Güter innerhalb des markgräflichen dominium gelegen seien, wurde ausdrücklich bemerkt. Der Begriff eines flächenhaften Staates war in der Ausbildung begriffen, zu dem schließlich alles gehörte, was innerhalb seiner Grenzen gelegen war (territorium clausum). Das Meißner Bistumsland konnte davon nicht unbetroffen bleiben. Es wird völlig deutlich, daß diese territorialen Angelegenheiten jetzt den breitesten Raum in der bischöflichen Amtsführung einnehmen. Die Pflichten gegen König und Reich waren weitgehend entfallen, aber die Verstrickung in die Händel der Welt war nur um so ärger geworden. Aus Reichsbischöfen waren Landesherren geworden, und wenn in Meißen wie auch in den beiden anderen mitteldeutschen Bistümern diese Entwicklung nie zu völligem Abschluß gekommen ist — vorwärts getrieben haben die Meißner Bischöfe sie mit aller Kraft. Withego hat gewiß seine geistlichen Amtspflichten nicht vernachlässigt. Er förderte die Klöster, nahm vor allem Anteil an der Zuweisung des Augustiner-Chorherrenstifts Zschillen an den Deutschen Orden (vgl. S. 343), der damit in seiner Diözese Fuß faßte, suchte die Diöze-
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sangrenzen gegen Lebus und Brandenburg zu erweitern (vgl. S. 42), hielt offenbar regelmäßig Diözesansynoden, besuchte Konzilien. Aber die Hauptsorge galt doch der Wahrung des kirchlichen Besitzstandes. Mit allen Mitteln geistlicher Strafgewalt sollte gegen diejenigen eingeschritten werden, die Kirchen und kirchliche Anstalten materiell schädigten. Nicht nur mit den Bischöfen von Naumburg und Merseburg, sondern auch mit dem von Brandenburg wurden Vereinbarungen über gemeinsames Vorgehen getroffen, wobei Beschlüsse der 1266 vom päpstlichen Legaten Guido in Magdeburg abgehaltenen Synode zugrunde gelegt wurden. Anlaß zu solchem Vorgehen war sicherlich häufig gegeben. Seitdem das Kirchengut nicht mehr Reichskirchengut war und des königlichen Schutzes entbehrte, lag es dem Zugriff der vielen offen, die nach dem Zusammenbruch der Staufer skrupellos nur ihren Besitz zu vergrößern und ihre Herrschaft zu mehren gedachten. Es liegt auf der gleichen Linie des Schutzes des Kirchenguts, ist gewiß aber auch in der allgemeinen Sehnsucht nach Ruhe und Ordnung begründet, die nach einer Jahrzehnte währenden Herrschaft der Willkür weite Kreise des Volkes erfaßt hatte, wenn Withego an den Landfriedensbestrebungen König Rudolfs von Habsburg tätigen Anteil nahm. Schon 1274 war er unter den wenigen nichtbairischen Bischöfen gewesen, die König Rudolfs Reichstag in Regensburg besucht hatten. 1289/90 finden wir ihn unter den zahlreichen Besuchern des Erfurter Reichstags, der vornehmlich dem Schutze des Landfriedens galt. Schon vorher aber (1287) war er dem thüringischen Landfrieden in Zeitz beigetreten, und auch an einem im Jahre 1288 zu Grimma geschlossenen lokalen Landfriedensbündnis der mitteldeutschen Fürsten und Bischöfe war er beteiligt (vgl. S. 145). Der Erfolg ist seinen unermüdlichen Bemühungen nicht versagt geblieben. Als Withego am 6. März 1293 starb, stand das Bistum Meißen wieder auf der gleichen Machthöhe, die es um die Mitte des Jahrhunderts unter Bischof Konrad erreicht hatte; der Rückschlag unter Bischof Albert war überwunden. Withegos Nachfolger B e r n h a r d verdankte seine Wahl angeblich dem Einfluß König Wenzels von Böhmen, und dies ist nicht unglaubhaft, denn das Streben Wenzels, in den Wirren, die nach dem Tode Heinrichs des Erlauchten in den wettinischen Landen eintraten, seine Herrschaft über das Erzgebirge nach Norden auszudehnen, ist auch sonst vielfach bezeugt. Bernhard hatte in der Tat bis zu seiner Erhebung zum Bischof im politischen Dienst Wenzels gestanden. Dem reichsministerialischen Geschlecht von Kamenz entstammend, war er anscheinend erst verhältnismäßig spät in den geistlichen Stand eingetreten. Seit 1268 begegnet er als Dekan, seit 1276 als Propst des
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Meißner Kapitels. Nur selten kann er indes nach Meißen gekommen sein, denn 1279 finden wir ihn als Pfarrer von Brieg und Kaplan Heinrichs IV. von Schlesien, von 1281 bis 1290 aber als dessen Kanzler. Als solcher wurde er 1287 im großen schlesischen Kirchenstreit von Bischof Thomas von Breslau exkommuniziert, der gegen den Herzog den gleichen Kampf um die Landesherrschaft führte, den die Meißner Bischöfe gegen die Wettiner und andere Fürsten zu führen hatten. Wirklich hat Bernhard in diesen Jahren che herzogliche Politik entscheidend beeinflußt. In dem nach dem Tode Herzog Heinrichs (1290) einsetzenden Kampfe um Schlesien trat Bernhard auf die Seite König Wenzels von Böhmen, mit dem ein Erbvertrag bestand. Sein hervorragendes diplomatisches Geschick verhalf dem König 1290 in Erfurt zur Belehnung mit allen ehemaligen Reichslehen Herzog Heinrichs. In Oberschlesien wurde Wenzel anerkannt und gewann 1292 auch die Herrschaft in Krakau, ständig von Bernhard von Kamenz beraten. Im gleichen Jahre wurde dieser als Bevollmächtigter König Wenzels zur deutschen Königswahl nach Frankfurt entsandt, die der Tod Rudolfs von Habsburg nötig gemacht hatte. Böhmen trat nach einigem Hin und Her gegen Albrecht von Österreich für Adolf von Nassau ein, und es dürfte dem Verhandlungsgeschick Bernhards überlassen gewesen sein, einen möglichst hohen Preis für die böhmische Stimme zu erzielen. Er brachte eine Verlobung von Wenzels Tochter Agnes mit Adolfs Sohn Ruprecht zustande. Im Zusammenhange damit wurde Wenzel Aussicht auf die Mark Meißen eröffnet, die nach dem Tode Friedrich Tutas vom Könige als heimgefallenes Reichslehen behandelt wurde. Das Pleißenland wurde ihm verpfändet. Konnte es unter diesen Umständen einen dem Böhmenkönig genehmeren Kandidaten für den meißnischen Bischofsstuhl geben als Bernhard von Kamenz, der, offenbar bereits hochbetagt, sich hier aufs Altenteil zurückziehen konnte, des politischen Treibens müde und doch in einer für Böhmen wichtigen Schlüsselstellung nicht völlig aus der großen Politik ausscheidend, wie dies jedem Politiker aus Leidenschaft ja unerträglich is*? In der Tat hat Bischof Bernhard den Boden der Meißner Mark geschickt für Wenzel aufgelockert. Die Stadt Pirna, das Einfallstor in den Elbtalkessel, verkaufte er samt Zubehör an Böhmen für 4000 Mark Silbers schon bald nach seinem Amtsantritt, und wenn Friedrich Klemm sein Dresdner Gebiet, in dessen Besitz er nach Friedrich Tutas Tod wieder gekommen war, 1294 Wenzel zu Lehen auftrug (wie schon einmal 1289), so konnte das nur mit Zustimmimg des Meißner Bischofs geschehen, der bis dahin Lehnherr gewesen war; man möchte meinen, es sei sogar auf seine Veranlassimg geschehen. Ob diese politischen Geschäfte wirklich im Interesse des
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Meißner Bistums lagen, ist zweifelhaft, doch kennen wir die Gegenleistungen nur teilweise. Pirna brachte immerhin 1000 Mark Silbers mehr ein, als es gekostet hatte, und Dresden samt Dohna und Radeberg waren noch im Jahre 1300 stiftmeißnische Lehen König Wenzels. Das Recht des Bischofs blieb also gewahrt. Immerhin beschloß das Kapitel wenige Tage nach dem Tode Bernhards, ein künftiger Bischof solle auf die Wiedererlangung Dresdens und Pirnas bedacht sein und Veräußerungen von Gebieten des Hochstifts nur mit besonderer Erlaubnis des Kapitels vornehmen dürfen, die beizuziehen also offensichtlich unterlassen worden war, obwohl man später auf ihre angebliche Einholung Bezug nahm. Die vor der Königswahl zu Adolf von Nassau geknüpften Beziehungen Bernhards brachten dem Hochstift ein Privileg ein, Königsgut im Werte bis zu 50 Mark Silbers jährlicher Einkünfte erwerben zu dürfen. Aber auch zu dem Wettiner Friedrich dem Freidigen, der die Mark als sein Erbe betrachtete, jedoch von König Adolf nicht anerkannt wurde, stellte Bernhard sich gut, und das Bistum erfuhr infolgedessen mancherlei Förderung von ihm. Vor allem verzichtete Friedrich endgültig auf alle Rechte am bischöflichen Silberbergwerk bei Scharfenberg. Mißhelligkeiten, die durch das Verhalten der markgräflichen Vögte entstanden waren, räumte er durch Schenkung der Jakobskapelle in der Wasserburg Meißen aus dem Wege. Wirklich scheint Bernhard in dem nun einsetzenden Kampfe um die Mark Meißen zwischen König Adolf und Markgraf Friedrich eine neutrale Haltung beobachtet zu haben. Noch im September 1294, als der König bereits auf dem Marsche war, bezeichnete er Friedrich mit vollem Titel und als „erlauchten Fürsten". Kurz vorher finden wir ihn beim Markgrafen in Eger. Es ist wohl möglich, daß er ihn auf einer Reise nach Nürnberg zu König Adolf begleitet hat, die einem letzten Versöhnungsversuch galt. Während der Bischof von Merseburg im Winter 1294/95 lange, der Naumburger wenigsten zeitweise sich im Gefolge Adolfs aufhielten, blieb Bernhard in Meißen. Man spürt den erfahrenen Staatsmann, der die Fäden nach keiner Seite abreißen läßt, solange es irgend möglich ist, und er konnte dies um so eher durchführen, als er stets den mächtigen König von Böhmen als Rückhalt hatte, der sich in der meißnischen Frage gleichfalls abwartend verhielt. Selbst als durch den Feldzug des Jahres 1296 Friedrich der Freidige aus der Mark vertrieben wurde und Graf Heinrich von Nassau als königlicher Statthalter in Meißen einzog, hören wir nicht, daß der Bischof die Gunst des Königs gesucht habe. Er hat infolgedessen Gunstbeweise für seine Kirche nicht empfangen, die z. B. den Klöstern der Mark in reichem Maße zuteil wurden. Freilich mag ihn damals
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bereits sein körperliches Befinden an der Entfaltung größerer Aktivität gehindert haben. Am 12. Oktober 1296 ist er gestorben. Nur wenig ist über seine kurze Tätigkeit als geistlicher Hirt seiner Diözese bekannt. Entsprechend seiner oberlausitzischen Herkunft galt seine besondere Fürsorge dem Domstift Bautzen, vor allem aber dem Kloster Marienstern bei Kamenz, das er einst selbst in Gemeinschaft mit seinen beiden Brüdern gegründet hatte. Die Beschlüsse des 1266 vom Kardinallegaten Guido in Magdeburg gehaltenen Konzils brachte er in Erinnerung. Der Dombau in Meißen scheint fortgeführt worden zu sein. 1296 ist die Rede von der neuerbauten Allerheiligenkapelle an der Südseite des Chors. Sie befand sich im Untergeschosse des „höckerigen" Turmes, es handelte sich also lediglich um einen Ausbau. Das ist alles, was wir wissen. Bernhard war kein Kirchenmann, sondern ein Staatsmann. Auf den bischöflichen Stuhl in Meißen ist er zu spät gelangt, als daß er seine großen Fähigkeiten hier hätte zugunsten des Bistums entfalten können. Bernhards Nachfolger war A l b e r t III. Er entstammte einem Geschlechte, das sich nach Leisnig nannte, wahrscheinlich dem burggräflichen, doch ist dies nicht völlig sicher, da es auch eine gleichnamige Familie ministerialischen Ursprungs gab. Auch ein edelfreies Geschlecht von Leißling (Lisnic und ähnlich) kommt in Betracht. Albert war in Meißen Dekan gewesen. Als solcher war er an einem während der Sedisvakanz gefaßten Beschluß des Kapitels beteiligt, der als eine Art Wahlkapitulation gelten darf, wenn auch nicht im strengen Sinne einer beschworenen Verpflichtung. Es wurden u. a. Bestimmungen getroffen über die Verleihung der Prälaturen und Kanonikate, insonderheit aber über die Verpflichtung des Bischofs, bei Veräußerung von Kirchengut die Zustimmung des Kapitels einzuholen. Wie schon erwähnt, wurde ihm die Wiedererwerbung von Pirna und Dresden ans Herz gelegt, überhaupt die Wahrung des hochstiftischen Grundbesitzes zur Pflicht gemacht. Eingehende Gelder aus dem Verkaufe von Pirna und Radmeritz (in der Oberlausitz) sollten in erster Linie zur Auslösung verpfändeter Kapitelsgüter verwendet werden. Das Bestreben, die Handlungsfreiheit des Bischofs zugunsten der Rechte des Kapitels einzuschränken, wird deutlich. Wenn Albert diese Beschlüsse mit faßte, so konnte erwartet werden, daß er, zum Bischof gewählt, sie auch durchführen würde. Dies scheint indes nicht der Fall gewesen zu sein, denn wir hören in der Folgezeit von schweren Differenzen zwischen Kapitel und Bischof, die bis zur Exkommunikation des letzteren führten. Daß es nicht gelang, Dresden und Pirna zurüdczuerwerben, lag im Zwang der politischen Verhältnisse. Nach dem Tode König Adolfs in
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der Schlacht bei Göllheim setzte der neue König Albrecht den König "Wenzel von Böhmen zum Reichsvikar in der Mark Meißen und im Pleißenlande ein, verpfändete ihm schließlich sogar die Mark und sprach etwa gleichzeitig die Einverleibung Pirnas in das Königreich Böhmen aus. Bischof und Kapitel mußten gute Miene zum bösen Spiel machen und den Verkauf im Jahre 1300 bestätigen. Albert ist zu Verhandlungen nach Prag gereist. Am 19. August erteilte er im Kloster Königssaal Wenzel eine entsprechende Urkunde und außerdem die Investitur mit Dresden, Radeberg, Dohna und Friedewald. Zwar starben die Pfemysliden im Jahre 1306 aus, und während der Kämpfe zwischen Heinrich von Kärnten und den Luxemburgern um den böhmischen Thron verzichtete König Heinrich VII. schließlich auf die Ausdehnimg nach Norden. Aber die Wiederherstellung des Bistumsbesitzes war trotzdem nicht mehr möglich. Pirna blieb vorerst böhmisch, in Dresden aber setzten sich die Wettiner wieder fest. König Albrecht hatte dem aus der Verbannung in Tirol zurückgekehrten Friedrich dem Freidigen die Mark Meißen zu entreißen versucht, in die Fußstapfen König Adolfs tretend. Der Sieg bei Lucka und die Ermordung des Königs sicherten dem Wettiner sein Erbe, die wettinische Landesherrschaft wurde wiederhergestellt. Friedrich Klemm, der während der ganzen Zeit faktisch Herr von Dresden geblieben war, erkannte seinen Neffen als Erben an, und so ist tatsächlich — um diese Episode auch über den Tod Bischof Alberts hinaus zu Ende zu führen — Dresden 1319 endgültig wettinisch geworden, nachdem es inzwischen einmal in die Hand der askanischen Markgrafen von Brandenburg gekommen, auch 1316 dem Bischof Withego II. von diesen für 1700 Mark Silbers verpfändet gewesen war, so daß sich noch einmal die Aussicht für das Bistum bot, hier festen Fuß zu fassen. Alles, was schließlich herausgeschlagen werden konnte, war eine Entschädigung von 1000 Schock Groschen für den Verzicht, Dresden als heimgefallenes Lehen zu beanspruchen (1319). Von da an ist die bischöfliche Lehnherrschaft über Dresden nur formal gewesen. Wenn Bischof Albert in dieser Sache keinen Erfolg hatte, so war ihm daraus kein Vorwurf zu machen, zumal er erhebliche Anstrengungen gemacht, wahrscheinlich sogar den päpstlichen Stuhl bemüht hat: hierher gehören offenbar zwei Bullen des Papstes Bonifaz VIII. von 1298 und 1303, die die Wiedererlangung bischöflicher Tafelgüter erleichtern sollten. Die Differenzen mit dem Kapitel hatten andere Gründe. Obwohl selbst aus dem Kapitel hervorgegangen, scheint Albert bestrebt gewesen zu sein, die im Laufe der Zeit stark geminderten bischöflichen Rechte diesem gegenüber wieder zu erweitern. Er forderte, den Kapi-
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telsverhandlungen beizuwohnen, alle die meißnische Kirche angehenden Urkunden in seinem Archiv zu konzentrieren, das Zustimmungsrecht zu allen statuarischen Festsetzungen des Kapitels, einen gewissen Einfluß auf die Besetzung der Präbenden und eine schärfere Handhabung der gottesdienstlichen Verpflichtungen der Kanoniker. Hierzu traten Streitigkeiten über einzelne wirtschaftliche Dinge, über Personalfragen, über die Abgrenzung der bischöflichen Gerichtsbarkeit und andere. 1303 hören wir, daß Meißner Domherren wegen Vernachlässigung ihrer geistlichen Pflichten entsetzt und vom Bischof exkommuniziert worden sind. Im Kapitel selbst gab es eine Partei, die den Bischof unterstützte, während die andere ihn beim Erzbisdiof Heinrich von Magdeburg verklagt und seine Exkommunikation bewirkt hatte. Diese zwar wurde 1307 aufgehoben, und es kam zu gütlicher Einigung, aber Erzbischof Burkhard wurde bald zu neuem Eingreifen bewogen (vor 1311). Die erzbischof liehen Entscheidungen stärkten offensichtlich die Rechte des Kapitels. Es gelang Albert nicht, sich einer Entwicklung entgegenzustemmen, die damals in allen deutschen Bistümern im Gange war. Mit der neu erstarkten wettinischen Landesgewalt mußte der Bischof sich so gut zu stellen versuchen, wie es nur immer ging. Es ist ihm in der Tat gelungen, 1308 von Friedrich dem Freidigen ein Privileg zu erhalten, das die Rechte des Bistums garantierte, zugefügtes Unrecht wieder gutzumachen versprach und insbesondere die Verleihungen Kaiser Friedrichs II., des Großvaters des Markgrafen, bestätigte. Dies war zweifellos ein Erfolg, denn in den vorhergehenden Jahren der Ungewißheit und des Kampfes hatte Albert nicht auf der Seite der Wettiner gestanden — notgedrungen, wie man sagen muß. Zunächst regierte König Wenzel, der im Jahre 1298 sogar in Meißen selbst erschienen war, unangefochten im Lande. Als Wenzel 1303 die Mark an die Askanier verpfändete, entstand ein völliges Chaos. Dem Bistum Meißen wurde vorübergehend damals die wichtige Burg Stolpen entfremdet, man weiß nicht durch wen, aber offensichtlich mit Zustimmung und Hilfe der bischöflichen Burgmannen und Lehnleute. Ob sie für Friedrich den Freidigen Partei ergriffen hatten? Nur durch Zahlung einer großen Geldsumme gelang 1305 der Rückerwerb. Den Vasallen mußte völlige Straffreiheit zugesichert werden. Im gleichen Jahre nahm König Albrecht die Mark in eigene Verwaltung. Erst nach 1307 konnte Friedrich wieder als ihr Herr gelten. Bischof und Domkapitel auf seine Seite zu ziehen, lag gewiß auch in seinem Interesse. So ist der Ton der Urkunde von 1308 mehr als freundlich, und zudem stiftete er alsbald eine Vikarie im Dom. Wie er indes seine landesfürstliche Gewalt gegen Bischof und Kapitel
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auszugestalten gedachte, läßt eine weitere Maßnahme erkennen: er nötigte dem Kapitel seinen Protonotar Walter als Domherrn auf. Alle Erklärungen und Zusicherungen können das Gewaltsame seiner Handlungsweise in dieser Angelegenheit nur notdürftig verhüllen. Als Bischof Albert am 2. Mai 1312 starb, war bereits eine neue Epoche in der äußeren Geschichte des Bistums angebrochen. Es hatte sich in Zukunft in erster Linie und schließlich nur noch allein mit den Wettinern auseinanderzusetzen, die seine Eingliederung in ihren mehr und mehr sich festigenden Landesstaat erstrebten. Das landesherrliche Kirchenregiment bereitete sich vor. In Naumburg bestieg im Jahre 1207 noch einmal ein Mann den bischöflichen Stuhl, der seiner ganzen Art nach an die Reichsbischöfe der Zeit Friedrich Barbarossas erinnerte. E n g e l h a r d wurde am 22. April 1207 von Erzbischof Albert von Magdeburg konsekriert, nachdem er eben erst die Priesterweihe empfangen hatte. Uber seine Herkunft ist nichts bekannt, doch muß man vermuten, daß er aus Schwaben stammte. Im Jahre 1233 weihte er nämlich die Kirche des Klosters Ellwangen. Was hätte ihn dazu veranlassen können, wenn nicht Familienbeziehungen? Auch über seine späteren Schicksale war man hier unterrichtet. Der Ellwanger Chronist notiert, daß er 1237 den Bamberger Dom geweiht habe, ohne der anderen dabei beteiligten Bischöfe zu gedenken. War Engelhard Schwabe, so kann man vermuten, daß seine Wahl nicht ohne Einwirkung König Philipps erfolgte. In seine Hand hatte Bischof Berthold' das Naumburger Bistum resigniert, und der König mußte diesen Eckpfeiler staufischer Macht im mitteldeutschen Osten zu sichern suchen. So finden wir denn Engelhard wenige Tage nach der Weihe bei Philipp in Frankfurt, und offenbar nicht nur, um die Investitur mit den Regalien zu empfangen. Denn schon Anfang August war er wieder beim Könige in Worms und begleitete ihn über Würzburg und wahrscheinlich Nordhausen und Quedlinburg nach Erfurt, wo Anfang Oktober ein Hoftag stattfand. Als entschiedener Parteigänger des Staufers erwies er sich damit bereits in seinem ersten Amtsjahre. Es war Papst Innozenz III. zwar gelungen, Bischof Berthold zur Abdankung zu bewegen, nicht aber, ihn durch einen Anhänger des weifischen Königs zu ersetzen, wie er das offensichtlich beabsichtigt hatte, als er am 19. April 1206 dem Naumburger Domkapitel die Erlaubnis erteilte, einen anderen Bischof zu wählen. Es ist dies der erste Fall, daß Innozenz das Recht der Bischofseinsetzung in Deutschland in dieser versteckten und im Grunde doch offenkundigen Weise in Anspruch nahm. Inzwischen hatte er sich genötigt gesehen, den Ausgleich mit Philipp zu suchen,
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und so wird er keinen Widerstand geleistet haben, als die Wahl auf Engelhard fiel. Die Ermordung König Philipps durch den Pfalzgrafen Otto von Wittelsbach am 21. Juni 1208 zu Bamberg war eine jener „zufälligen" Schicksalswendungen, die in der deutschen Geschichte so verhängnisvoll geworden sind. Die deutschen Fürsten fielen jetzt Otto IV. zu, unter ihnen auch Bischof Engelhard. Daß er bei der nun nochmals in Frankfurt stattfindenden Wahl anwesend war, läßt sich nur vermuten, bezeugt ist er aber am 11. Januar 1209 bei Otto in Augsburg, obwohl dort nur wenige nichtbairische Fürsten sich eingefunden hatten, und am 20. Februar verkündete er auf dem Hoftage von Nürnberg einen Spruch des Fürstengerichts. Am Romzuge des Jahres 1209 nahm er teil, blieb auch zunächst noch in Italien, als die meisten deutschen Fürsten bereits in die Heimat zurückgekehrt waren. Im Jahre 1210 ist er nicht mit Sicherheit in Deutschland nachweisbar, so daß seine Teilnahme am Unternehmen Ottos IV. gegen Sizilien immerhin möglich erscheint. Auch nach Bannung und Absetzung des Königs durch den Papst hielt er ihm zunächst noch die Treue. So finden wir ihn im Mai 1212 auf dem Hoftage in Nürnberg, obwohl damals sein Metropolit Albrecht von Magdeburg schon längst seinerseits den Weifen gebannt hatte. Die Wendung zu Friedrich II., der inzwischen in Frankfurt zum römischen König gewählt und in Mainz gekrönt worden war, muß Anfang 1213 erfolgt sein, wohl unter dem Einfluß Albrechts von Magdeburg und des Landgrafen Hermann von Thüringen. Sie hatte die Verwüstung des Bistums durch die Scharen Ottos zur Folge. Im Juli nahm Engelhard an jener Versammlung der Anhänger des jungen staufischen Königs zu Eger teil, die dessen Zugeständnisse an die Kurie billigte und damit zum Reichsrecht erhob: die Preisgabe der mittelitalienischen Besitzungen an den jetzt erst eigentlich begründeten Kirchenstaat und vor allem der Rechte des Königs an den deutschen Reichskirchen. Kurze Zeit später trat Markgraf Dietrich von Meißen zum Staufer über. Mit ihm nahm Engelhard am Herbstfeldzug Friedrichs gegen Sachsen teil und war auch im Juni 1214 wiederum bei Friedrich II. in Eger. Während der beiden ersten Monate des Jahres 1215 folgte er dem königlichen Hole ständig, empfing auch den König in Naumburg selbst. Schon im September besuchte er wiederum den Hoftag in Würzburg. Es kann kein Zweifel sein: die Angelegenheiten der Reichspolitik standen in diesen Jahren völlig im Vordergrunde seiner Tätigkeit. So werden es auch politische Erwägungen gewesen sein, die ihn zur Teilnahme am Kreuzzug des Jahres 1217 bestimmten. Schon im Herbst 1216 amtierte als sein Vertreter in Naumburg der greise Konrad von Krosigk, ehedem Bischof von Halberstadt, der sich
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ins Kloster Sittichenbach zurückgezogen hatte und es nunmehr nochmals verlassen mußte. Von Engelhard hören wir in der Folgezeit zunächst nichts, doch kann wohl kein Zweifel sein, daß er im Dienste Friedrichs II. von seinem Bistum ferngehalten wurde. Im März 1217 setzte sich das Kreuzheer in Bewegung, und im Oktober 1217 finden wir Engelhard in Akkon, an der Beratung über den Fortgang des Unternehmens beteiligt, Anfang 1218 in Cäsarea. Mit König Andreas von Ungarn scheint er aber bereits wenig später die Heimfahrt angetreten zu haben, denn bereits im Juli dieses Jahres war er wieder bei Friedrich II. in Würzburg. Auch in der Folgezeit ist er häufig in der Umgebung des Königs und auf Hoftagen anzutreffen, so 1219 in Goslar, Erfurt und Nürnberg, 1220 auf jener wichtigen Reichsversammlung von Frankfurt, auf welcher der König den geistlichen Fürsten weittragende Privilegien gewährte. Engelhard hat diese sogenannte
Conioedeiatio
cum
principibus
ecclesiasticis
mit be-
zeugt, doch hat sich eine besondere Ausfertigung für sein Bistum nicht erhalten. Wie großes Vertrauen er beim Könige genoß, geht daraus hervor, daß dieser ihn damals oder wenig später zu seinem Stellvertreter im Pleißenlande ernannte. Das mitteldeutsche Reichsterritorium war von den Wirrungen des zwanzigjährigen Thronstreits nicht verschont geblieben. Dem Wettiner Dietrich war es gelungen, die Reichsstadt Zwickau an sich zu bringen, die großen Reichsministerialen hatten sich daran gewöhnt, sich nicht mehr als Amtsträger des Königs, sondern als Herren eigenen Rechts zu fühlen. Zwar war einer von ihnen, Günther von Crimmitschau, als königlicher Landrichter eingesetzt, aber anscheinend ohne die Interessen des Königs hier zur Zufriedenheit wahrnehmen zu können. So wurde ihm der Naumburger Bischof vorgesetzt, und er hat in der Folgezeit tatsächlich als „kaiserlicher Richter" in Altenburg amtiert. Der zunehmenden Auflösung Einhalt zu gebieten, war freilich auch er nicht in der Lage: um 1239 mußte der König den edlen und sonstigen Rittern des Pleißenlandes mit Acht und Vermögenseinziehung drohen, falls sie den Anordnungen seines Landrichters Gebhard von Arnstein nicht Folge leisteten. Allerdings war Engelhard auch jetzt noch in Reichsgeschäften viel zu oft abwesend, als daß er sich der Dinge des mitteldeutschen Ostens mit dauerndem Erfolg hätte annehmen können. Nur kurze Zeit weilte er im Februar und März 1223 beim Könige in Italien, um an den Besprechungen über einen neuen Kreuzzug in Ferentino teilzunehmen, dann nochmals 1226 für längere Zeit (April bis Juli), wobei wiederum Kreuzzugsvorbereitungen der Anlaß gewesen sein werden. In dauernder Verbindung stand er mit der in Deutschland zurückgelassenen 8 Schlesinger II
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Regierung, die nominell der 1222 zum römischen König gewählte Heinrich (VII.), in Wirklichkeit Erzbischof Engelbert von Köln führte. Er traf 1223 in Nordhausen, 1224 in Bardowick, 1225 wieder in Nordhausen mit beiden zusammen. Nach dem Tode Engelberts nahm er 1226 an einem Reichstage in Würzburg teil. Man gewinnt den deutlichen Eindruck, daß Engelhard zu denjenigen Fürsten gehörte, die sich der Reichsregierung während der Abwesenheit eines wirklichen Königs tatkräftig annahmen, ohne doch wie manche andere in einen latenten Gegensatz zu Friedrich II. zu geraten. Am Kreuzzug des Jahres 1227 scheint Engelhard zusammen mit Bischof Ekkehard von Merseburg teilgenommen zu haben. Zwar ist seine Teilnahme, soviel zu erkennen ist, nirgends ausdrücklich bezeugt, aber in der Heimat ist er zwischen spätestens August 1227 und September 1229 nicht anzutreffen. Wohl aber amtierte Ende 1227 für ihn wiederum ein Vertreter, der Bischof Gottfried von ösel, der aus dem Kloster Pforte hervorgegangen war und damals sein neues Amt wohl noch nicht angetreten hatte. Für Vertretung hatte Engelhard also ebenso wie bei der Kreuzfahrt des Jahres 1217 gesorgt, und will man nicht annehmen, daß er auf eigene Faust eine Wallfahrt unternommen habe, die ihn zwei Jahre von seinem Bistume fernhielt, so ist Teilnahme am Kreuzzug das Wahrscheinlichste. Er dürfte zusammen mit dem Landgrafen Ludwig von Thüringen, der durch Eventualbelehnung mit der Mark Meißen und Zahlung von 5000 Mark Silbers vom Kaiser für den Kreuzzug gewonnen worden war, nach Brindisi gezogen sein, mit ihm auch Bischof Ekkehard von Merseburg. Der Landgraf starb an der in Brindisi ausbrechenden Seuche, die beiden Bischöfe aber waren wohl bereits abgesegelt oder schlössen sich der Abteilung des Patriarchen von Jerusalem und des Deutschordensmeisters Hermann, von Salza an, während der ebenfalls erkrankte Kaiser zurückblieb. Nach der Rückkehr widmete sich Engelhard zunächst den Angelegenheiten seiner Diözese. Die selbständiger werdende Politik Heinrichs (VII.), der mehr und mehr in ein fürstenfeindliches Fahrwasser geriet, mag dazu beigetragen haben, den Bischof vom Hofe fernzuhalten. Erst als im Jahre 1231 der von Gregor IX. 1229 nach Deutschland entsandte Kardinallegat Otto, der offensichtlich hier im Auftrage des Papstes die königliche Herrschaft zu unterhöhlen strebte und zunächst wohl gar auf die Aufstellung eines Gegenkönigs hinarbeitete, nach dem Frieden von Ceprano seine Tätigkeit ganz auf kirchliches Gebiet verlegte und mit seinen Reformbestrebungen den Bischöfen im höchsten Maße unbequem wurde, trat er wieder hervor. 1231 hatte der Legat ein Konzil nach Würzburg ausgeschrieben. Auch Erzbischof Albrecht von Magdeburg und Engelhard fanden sich ein, und sie werden
Engelhard als Kirchenpolitiker
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es gewesen sein, die ein von Herzog Albrecht von Sachsen und Graf Heinrich von Anhalt an die deutsche Geistlichkeit gerichtetes Schreiben mitbrachten, dessen Verlesung das Konzil sprengte. Die Bischöfe wurden darin an die zahlreichen Bedrückungen erinnert, denen sie durch den römischen Sendboten ausgesetzt gewesen waren, und ermahnt, dessen eingedenk zu sein, daß sie nicht nur Bischöfe, sondern auch Reichsfürsten seien. Eine förmliche Auflehnung gegen den Legaten war die Folge, wobei neben Abt Hermann von Corvey Bischof Engelhard der Wortführer der Unzufriedenen war. Beide wurden vom Legaten suspendiert, und gegen Engelhard wurde von Rom aus eine Untersuchung eingeleitet, die indes weitere Folgen nicht gehabt zu haben scheint. Es muß ihm im Gegenteil gelungen sein, sich beim Papst völlig zu rechtfertigen, denn in der Folgezeit wurde er wiederholt als kommissarischer Richter herangezogen, und einmal rühmte Gregor IX. sogar seine überaus großen Verdienste. An den Angelegenheiten der Reichspolitik blieb Engelhard nach wie vor beteiligt. Anwesend war er 1234 auf dem großen Frankfurter Reichstag Heinrichs (VII.), der einen allgemeinen Landfrieden verkündigte und die wilden Ketzerverfolgungen, die immer mehr um sich gegriffen hatten, eindämmte. Auch in Altenburg finden wir ihn im gleichen Jahre bei König Heinrich. Aber die Empörung des Sohnes gegen den Vater, die noch im selben Jahre offen zum Ausbruch kam, zu unterstützen, mußte ihm völlig fernliegen. Er nahm vielmehr an jenem glanzvollen Hoftage von Mainz teil, den der über die Alpen herbeigeeilte Friedrich II. nach der unblutigen Niederwerfung der Empörung 1235 abhielt. Engelhard bezeugte dort jene Urkunde, die mit der Errichtung des Herzogtums Braunschweig die endgültige Versöhnung der Staufer und Weifen herbeiführte. 1237 ist er dann nochmals in Ulm bei Friedrich II. nachweisbar. Es ist das letzte Mal, das wir ihn bei Hofe finden, obwohl er noch bis 1242 Bischof war. Daß die Führung der Diözesangeschäfte unter der häufigen Abwesenheit des Bischofs leiden mußte, liegt auf der Hand. Zum ersten Male in der Geschichte der mitteldeutschen Bistümer machte sich die Bestellung von Vertretern nötig, die aber zunächst nur bei Abwesenheit im Heiligen Lande in Anspruch genommen wurde. Man ersieht daraus immerhin, daß die Dinge nicht einfach sich selbst überlassen blieben. Wir wissen auch, daß Engelhard, wenn er anwesend war, Diözesansynoden gehalten hat; für 1234 ist eine solche bezeugt. Aber auch Konrad von Krosigk hielt in Engelhards Abwesenheit 1217 eine Synode in Naumburg, so daß man vermuten darf, daß ihre regelmäßige Wiederkehr fester Brauch war, zumal 1230 die Zeitzer Domherren angewiesen wurden, nur in kirchlicher Amtstracht zur feierlichen 8'
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Synode zu erscheinen. Kirchen hat Engelhard innerhalb und außerhalb seines Amtssprengeis mehrfach geweiht. Die vom päpstlichen Legaten angeordnete Visitation seiner Diözese führte er 1229 durch. Wir wissen, daß er zu diesem Zwecke im Kloster Bosau war und genaue Anweisungen über die Gestaltung der Liturgie gab, und es ist aufschlußreich, daß er, der Anhänger und Helfer Friedrichs II., in der darüber ausgestellten Urkunde den Papst als den „Quell des Rechtes selbst" bezeichnete. Auch andere Klöster wird er besucht haben, während die Visitation der Weltgeistlichkeit den Archidiakonen überlassen geblieben sein dürfte. Dabei müssen wir uns freilich erinnern, daß es eben die Anordnungen jenes Legaten waren, die Engelhard zu seinem Würzburger Protest veranlaßt hatten. Mit den Klöstern der Diözese gab es hin und wieder Besitzstreitigkeiten, vor allem mit Pforte und Bosau, doch ist es weniger der Bischof selbst gewesen, der sie führte, als das Kapitel, das diesen Klöstern von früheren Bischöfen gemachte Schenkungen zurückforderte, da es seine Zustimmung zur Veräußerung nicht gegeben hatte. Ganz abgesehen davon, daß diese Behauptung z. T. objektiv unrichtig war, kennzeichnet sie die wachsende Macht des Kapitels, die durch die häufige Abwesenheit des Bischofs noch befördert wurde. Im selben Maße sank das Ansehen der Klöster, von denen man auf diese Weise Zahlungen erpreßte, bei der Domgeistlichkeit, die mehr und mehr in materiellen Interessen aufging. Hätten Laien auf ähnliche Weise den Besitz der Klöster zu mindern gesucht, wären sie sicherlich der Exkommunikation verfallen. Der Bischof selbst war in diesen Dingen schwerlich die treibende Kraft, wie vor allem sein Verhältnis zu den neuen Bettelorden zeigt. Die Franziskaner hat Engelhard nachdrücklich gefördert. Im Jahre 1238 erließ er einen Hirtenbrief, der alle Gläubigen aufforderte, ihre Gottesdienste andächtig zu besuchen; es wurde dafür sogar Ablaß gewährt. Wenn Engelhard dabei bemerkt, durch die Predigt der Franziskaner werde dem eigenen Unvermögen nachgeholfen, dem Auftrage Christi voll Genüge zu tun, so ist dies wohl nicht nur eine Phrase zur Schau getragener Bescheidenheit, sondern ernste Sorge um die Vermehrung christlicher Verkündigung, die in den neuen Predigern nicht eine Konkurrenz, sondern eine willkommene Hilfe sah. Im gleichen Jahre weihte Engelhard die Kirche der Dominikaner in Erfurt, unterstellte auch das neugegründete Nonnenkloster Cronschwitz der geistlichen Leitung der Predigerbrüder. Auch mit dem Dominikanerorden stand er demnach in engen Beziehungen. Man wird aus diesen wenigen Nachrichten nicht zu viel herauslesen dürfen. Immerhin zeigen sie, daß Engelhard bei aller Inanspruchnahme durch die Geschäfte der großen Politik es mit seinem geistlichen
Engelhard als D i ö z e s a n - und als Landesherr
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Amte durchaus ernst nahm. Das gleiche gilt für seine Pflichten als Verwalter des weltlichen Hochstiftsbesitzes, als geistlicher Landesherr, wie man in dieser Zeit bereits sagen darf. Wir besitzen eine Urkunde des Papstes Gregor IX. von 1228, die den gesamten Bistumsbesitz bestätigte. Der Propst und ein Domherr waren nach Italien gereist, um sie zu erlangen. Ein in Naumburg angefertigtes Verzeichnis muß also zugrunde liegen. Lehrreich ist, daß dabei die Klöster der Diözese an erster Stelle angeführt werden. Sie wurden demnach im Gegensatz zum alten Eigenkirchenrecht, das sie als Eigentum der Stifter und ihrer Nachkommen betrachtete, jetzt als Eigentum des Hochstifts wenigstens beansprucht, abgesehen natürlich von den exemten wie Pforte, während umgekehrt das in der Diözese Meißen gelegene Kloster Riesa, eine Gründung der Naumburger Bischöfe und stets als Hochstiftseigentum behandelt, nicht mitgenannt wurde. Es wird deutlich, daß das Bestreben das gleiche ist wie im Bistum Meißen (vgl. S. 88f.), den gesamten kirchlichen Besitz unter besonderem Rechte zusammenzufassen und darauf weltliche Herrschaft zu gründen. Alle Pfarrkirchen beanspruchte man allerdings noch nicht, wie später — natürlich erfolglos — in Meißen, sondern nur die dem Bistum tatsächlich durch Schenkung oder Gründung gehörigen. Wichtiger sind in unserem Zusammenhange die nun folgenden Burgen (castra) und Städte mit ihrem Zubehör, denn in ihnen erkennen wir die weltlichen Verwaltungsbezirke des Hochstiftslandes. Genannt werden außer der Stadt Naumburg selbst die Schönburg bei Naumburg, Burg und Stadt (oppidum) Zeitz, Burg und Stadt Regis (südlich Leipzig), Burg und Stadt Strehla, die Stadt Dahlen (zwischen Würzen und Oschatz). Es handelt sich dabei stets um größere geschlossene Komplexe, wie eindringende Untersuchung zeigt, ähnlich denen des Bischofs von Meißen um Würzen und Bischofswerda, und die genannten Burgen sind keineswegs die einzigen, sondern zu ihnen gehören wieder andere Burgen (vgl. S. 554 f.). Hinzu kommen eine große Anzahl verstreuter Besitzungen im Gebiete der Pfalzgrafschaft Sachsen, der Mark Meißen und des Pleißenlandes, wobei große Wirtschaftsbezirke (viHicationes), zu denen mehrere Dörfer gehören, von kleinen Wirtschaftshöfen (villae) und Einzelbesitzungen (possessiones) unterschieden werden. Großer Wert wurde offenbar auf den Besitz der zugehörigen Zehnten gelegt. Diesen Besitz hat Engelhard durch den Ankauf des Burgwards Nerchau an der Mulde vom Erzstift Magdeburg noch vermehrt (1231); er zahlte dafür 800 Mark Silbers in bar. Die Finanzverhältnisse des Hochstifts scheinen also gut geordnet gewesen zu sein. Andere Erwerbungen suchte man auf billigere Weise zu machen: man stellte in Naumburg eine Urkunde auf den Namen Heinrichs IV. her (datiert zu
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1065), die dem Hodistift die Städte (oppida) Grimma und Oschatz übertrug. Die Schrift der Fälsdiung gehört ins 13. Jahrhundert, und das Wort oppidum rückt sie in die Nähe der päpstlichen Urkunde von 1228, so daß man sie in die Zeit Engelhards setzen dürfen wird. Eine ähnliche Fälschung wurde über eine angebliche Schenkung des Burgwards Langenberg durch den gleichen König zum Jahre 1060 angefertigt. Markgraf Heinrich der Erlauchte von Meißen hat offenbar auf Grund der ihm vorgelegten Fälschungen in der Tat im Jahre 1238 anerkannt, Oschatz, Grimma und Langenberg vom Hochstift Naumburg zu Lehen zu tragen, neben anderen Lehen, wo die Rechte des Hochstifts besser begründet waren, wie etwa in Schmölln (naumburgisch seit Verlegung des dortigen Klosters nach Pforte, vgl. S. 212). Unmittelbarer Anlaß für die Tätigkeit des Fälschers waren somit offensichtlich Auseinandersetzungen mit der wettinischen landesfürstlichen Gewalt. Sie begannen schon bald nach Engelhards Amtsantritt. Es ist bekannt, daß Markgraf Dietrich „der Bedrängte" von Meißen seine landesherrlichen Befugnisse nicht nur außerordentlich energisch wahrnahm, sondern sie mit allen Mitteln zu vermehren und auszudehnen suchte. Vor den Grenzen des Naumburger Bistumslandes machte er dabei nicht halt. Nach dem Tode des Markgrafen Konrad von der Ostmark (f 1210) waren dessen Besitzungen an Dietrich übergegangen, damit auch die Vogtei über das Hochstift Naumburg (vgl. S. 546). über die Rechte des Vogts muß es bald darauf zu Streitigkeiten gekommen sein, die durch einen Vergleich beendet wurden, der sehr zum Vorteil Dietrichs ausfiel. Er zahlte 500 Mark Silbers und konnte dafür seine Rechte erheblich vermehren. Es wurden ihm eingeräumt die Hälfte aller Nutzungen in Dahlen samt einigen umliegenden Dörfern, deren Besitzrecht teilweise strittig war, die Hälfte der Münze in Strehla und die Vogtei über diese Stadt, dazu lehnweise die Gerichtsbarkeit im Lande (provincia) Strehla östlich der Elbe und im Lande Buzewitz, d. i. der alte pagus Puonzouwa bei Zeitz, der Bezirk des späteren Gerichts im „Roten Graben". Die Stadt Zeitz selbst sollte der markgräflichen Gerichtsbarkeit nicht unterstehen. Außerdem wurden ihm überlassen alle Besitzungen in Regis, die Hälfte aller Forsteinkünfte (abgesehen vom unbekannten Forste Lezn) und die Hälfte des Waldes Ztradini (unbekannt), während Jagd und Fischfang gemeinschaftlich sein sollten. Schließlich erhielt Dietrich die Lehen einer großen Anzahl bischöflicher Lehnsträger, die nicht näher bezeichnet werden; die hervorragendsten unter ihnen dürften Graf Dietrich von Groitzsch (i 1207) und die Burggrafen von Meißen und von Leisnig gewesen sein. Der größte Teil des naumburgischen Besitzes war damit dem Markgrafen ausgeliefert, wenigstens hinsichtlich der Gerichts-
Engelhard und die Wettiner
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barkeit, die als Grundlage landesfürstlicher Herrschaft ausgestaltet werden konnte. Nur in dem kleinen Bezirke um Naumburg selbst, dessen Verwaltungsmittelpunkt die Schönburg war, blieb der Bischof uneingeschränkt Herr, dazu in der Stadt Zeitz. Das Gebiet von Regis war ganz verloren, das von Dahlen sich nach Osten um Strehla über die Elbe hinüberstreckende nicht nur zur Hälfte, denn daß die Halbierung der Einkünfte und Befugnisse zu neuen Reibungen führen mußte, lag auf der Hand, und es war vorauszusehen, daß dabei der Markgraf als der Stärkere auf die Dauer Sieger bleiben würde. Das Land Buzewitz war mit dem zunächst losen Bande der Gerichtsbarkeit dem werdenden wettinisdien Landesstaate eingegliedert. Um dieselbe Zeit oder wenig später sah Bischof Engelhard sich genötigt, für das bischöfliche Eigenkloster Bosau auf alle Rechte an der Stadt Zwickau und ihren Kirchen zu verzichten. Auch in diesem Falle leistete der Markgraf eine Zahlung von 250 Mark Silbers. In einem weiteren, uns nicht erhaltenen Vertrage mußte der Bischof das Befestigungsrecht an seinen Besitzungen „innerhalb der Mark" preisgeben. Als innerhalb der Mark gelegen konnten aber alle naumburgischen Besitzungen angesehen werden. Wir nehmen, wie schon bei den Streitigkeiten mit Meißen (vgl. S. 104), die Anfänge eines institutionellen Flächenstaates wahr, der alles in sich einzuverleiben strebte, was innerhalb seiner Grenzen lag. An diesen letzten Vertrag hat sich Bischof Engelhard nicht gehalten. Zum Hochstift gehörten noch immer eine ganze Reihe fester Burgen. Zum Teil waren sie im unmittelbaren Besitze des Bischofs, teils waren sie verlehnt, und dem Bischof stand dann das öffnungsrecht zu. In den beiden Hauptburgen Zeitz und Strehla waren Burggrafen eingesetzt, östlich der Elbe waren Saathain und Tiefenau als feste Plätze wertvoll, im Lande Zeitz Haynsburg und Breitenbach. Auch die alte Reichsburg Kayna war hier an das Bistum gekommen. In unmittelbarer Nähe von Naumburg besaß der Bischof die Schönburg, während Saaleck und Rudelsburg seit langem verlehnt waren und nur noch in loser Beziehung zum Hochstift standen. Es scheint, daß Engelhard diese Burgen auszubauen und in ihnen neue Befestigungswerke zu schaffen bestrebt war. Im Jahre 1238 kam es zu neuen Streitigkeiten mit Dietrichs Sohn und Nachfolger Heinrich dem Erlauchten. Der Markgraf hinderte jetzt den Bischof nicht mehr, die von ihm angelegten Befestigungen zu unterhalten und verfallene zu erneuern. Audi gelobte er, den Bischof und seine Kirche in ihrem Besitzstande und in ihren Rechten zu schützen. Er versprach weiterhin, keine Münzen unter dem Gepräge der zu Naumburg und Zeitz geprägten bischöflichen Münzen schlagen
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zu lassen und auf den dem Bischof „offenen", d. h. nicht verlehnten Besitzungen kein Gericht innerhalb der Dorfzäune zu halten. Die bischöfliche Lehnherrschaft über Großenhain und Ortrand (das ist der Ostteil der provincia Strehla, der durch Rodung erschlossen war), über den markgräflichen Anteil an den Gerichtsgefällen in den Städten Dahlen und Strehla und an der dortigen Münze, über die Städte Oschatz und Grimma, über Burg und Stadt Schmölln, die Rudelsburg mit Zubehör, die „Grafschaft" (comitatus) Pozewitz samt dem Forste zu Breitenbach, die Hainsburg und andere Ortschaften, die Burg Langenberg mit ihrem Gerichtsbezirk sowie über gewisse Zehntrechte um Eisenberg und Weißenfels erkannte er an. Wir erfahren damit, daß der Markgraf auch in unmittelbarer Nähe von Naumburg, auf der Rudelsburg, Fuß gefaßt hatte. Wir erfahren ferner, daß Regis nicht mehr als bischöfliches Lehen betrachtet wurde, nur freier Markt wurde dort gewährt (in oppido Nigitz dürfte für Rigitz verlesen sein). Die Anerkennung der Lehnherrschaft über Oschatz, Grimma und Langenberg, die das Bistum mit seinen Fälschungen durchsetzte, wollte nicht viel besagen, denn der Markgraf erklärte sorglos, er habe noch andere Lehen vom Bistum, die er jetzt nicht im Gedächtnis habe (die Urkunde ist in Groitzsch ausgestellt). Das Lehnsband verblaßte mehr und mehr zu einer bloßen Formalität. An einen Heimfall dieser Lehen war nicht zu denken, solange noch ein Seitenverwandter des Lehnsträgers lebte. Der Bischof rechnete offenbar anders. Die Urkunde Gregors IX. hatte dem Bistum nicht nur seinen gegenwärtigen Besitzstand bestätigt, sondern ihm auch das Recht eingeräumt, die ehemaligen Stiftsbesitzungen, die in die Hände von Laien gelangt waren, zurückzuerwerben (Decimas quoque et possessiones ad ius. ecclesiarum vestrarum spectantes, que a laicis detinentur, redimendi et legitime liberandi de manibus eoium et ad ecclesias ad quas pertinent revocandi libera sit vobis de nostra auctoritate facultas.) Das Anerkenntnis des Lehnverhältnisses bedeutete natürlich gleichzeitig die Anerkennung ehemaligen Bistumsbesitzes und konnte somit der erste Schritt zum Rückerwerb oder zum Neuerwerb sein. Aber ein solcher ist in keinem Falle gelungen. Ausschlaggebend waren allein die realen Machtverhältnisse, und sie entschieden im Verhältnis zu den Wettinern gegen das Bistum. Es ist nicht zu verkennen, daß es Engelhard gelungen ist, die Stellung des Bistumslandes unter Markgraf Heinrich zu verbessern, gemessen an der Zeit Markgraf Dietrichs. Aber eine so selbständige Stellung, wie sie Meißen seit der Mitte des Jahrhunderts einnahm, hat er nicht erzielen können, obwohl er sich zweifellos eines stärkeren Rückhalts am Könige erfreuen konnte als die Meißner Bischöfe. Auf diesen lastete freilich nicht der Druck der wetti-
Streit mit Zeitz um das Kathedralrecht
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nisdien Vogtei, wie dies bei Naumburg der Fall war. Die Vereinigung der vogteilidien Rechte mit den landesfürstlichen Ansprüchen machte hier die wettinisdie Stellung ganz besonders stark. Vor allem aber ist nicht zu vergessen, daß Bischof Engelhard es verschmähte, zur Durchsetzung seiner wirklichen oder vermeintlichen Rechte im weltlichen Bereich Exkommunikation und Interdikt anzuwenden. Seiner Auffassung vom Wesen der Kirche stellt das ein sehr ehrendes Zeugnis aus, und so erklärt es sich wohl auch, daß die Meißner Markgrafen bei aller Gegensätzlichkeit im politischen Bereiche in kirchlichen Dingen Engelhard auch außerhalb seiner Diözese gern zu Rate zogen, so bei der Einsetzung eines neuen Propstes auf dem Petersberge (1212) oder bei der Gründung des Thomasstiftes in Leipzig (1213). Noch ein anderer, innerkirchlicher Streit erfüllte die Amtszeit Bischof Engelhards: der Streit um das Verhältnis der beiden Domstifter in Zeitz und Naumburg. Schon in der Zeit Bischof Udos I. hatte man in dieser Angelegenheit eine päpstliche Entscheidung herbeizuführen gesucht (vgl. S. 58), doch war Klarheit nicht geschaffen worden. So beanspruchte die Zeitzer Kirche noch immer, die Mutterkirche der Naumburger zu sein, und vor allem machte das Zeitzer Kapitel ein Recht der Beteiligung bei der Bischofswahl geltend, das ihm das Naumburger Kapitel natürlich bestritt. Im Jahre 1228, also wohl in Abwesenheit Bischof Engelhards, entsandte dieses, wie bereits erwähnt, seinen Propst und den Domherrn Albert von Griesheim nach Perugia zu Papst Gregor IX. und ließ sich von diesem die auf Papyrus geschriebene und infolge Alters schadhafte Bulle Johannes XIX. von 1028 über die Verlegung des Hochstifts von Zeitz nach Naumburg erneuern. Es erlangte weiterhin jene eben besprochene Urkunde, die den Besitz des Hochstifts bestätigte und die Stiftskirche St. Petri zu Zeitz unter den zum Hochstift gehörigen Stiftern und Klöstern mit aufzählte. An der Unterordnung der Zeitzer Kirche unter die Naumburger konnte danach kein Zweifel mehr sein. Ausdrücklich konstituierte Papst Gregor Naumburg nochmals als Bischofssitz. Nach der Rückkehr der Gesandtschaft wurde ein Schiedsgericht eingesetzt, dem auf seiten des Naumburger Kapitels der Magdeburger Dompropst Wilbrand und zwei Naumburger Domherren, darunter der schon genannte Albert von Griesheim, auf seiten des Zeitzer Kapitels der Propst Arnold und zwei Domherren angehörten. Man einigte sich schließlich dahin, daß das Zeitzer Kapitel auf das Kathedralrecht seiner Kirche und auf das Recht der Mitwirkung bei der Bischofswahl ausdrücklich verzichtete. Zum Gedächtnis des Alters der Zeitzer Gründung wurde aber der Zeitzer Propst mit Sitz und Stimme ins Naumburger Kapitel aufgenommen, sollte also künftig auch an der Bischofs-
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wähl teilnehmen dürfen. Den Titel des Zeitzer Hochstifts sollte der Bischof nicht mehr führen, aber auch in Naumburg sollte künftig der Todestag Ottos des Großen, als des Gründers von Zeitz, feierlich begangen werden. Dem Zeitzer Stift wurde freie Wahl des Propstes gewährt; auch sollten zwei Archidiakonate der Diözese für immer mit dem Stifte verbunden bleiben, während die übrigen an Naumburger Domherren zu übertragen waren. Der Streit war damit endgültig entschieden. In der Domkirche zu Merseburg bestätigten am 6. Februar 1230 Erzbischof Albrecht von Magdeburg und Bisdiof Engelhard den Schiedsspruch, den die beiden Kapitel angenommen hatten, in feierlicher Versammlung; anwesend waren der päpstliche Legat Wilhelm von Modena, Bischof Ekkehard von Merseburg, viele Magdeburger, Merseburger und Meißner Domherren und zahlreiche andere Geistliche und Laien. Der Spruch wurde zunächst lateinisch und dann deutsch (vulgari sermone) verlesen, ein Zeichen dafür, daß die Streitfrage auch für solche Teilnehmer, die nicht Lateinisch konnten, von hohem Interesse gewesen sein muß, daß es sich also keineswegs nur um eine interne Auseinandersetzung handelte. Bestätigt wurde die ergangene Entscheidung nach und nach vom Kardinallegaten Otto (1230?), von König Heinrich (VII.) (1231), von Papst Gregor IX. (1236) und von Friedrich II. (1237). Die Kaiserurkunde ist mit Goldbulle beglaubigt. Man sieht, welchen Wert man der Angelegenheit beimaß, nicht nur in Naumburg, sondern auch in Zeitz: die kaiserliche und die päpstliche Bestätigimg erfolgten nämlich auf Ansuchen des Zeitzer, nicht des Naumburger Kapitels. Als bloße Niederlage scheinen somit die Zeitzer den Schiedsspruch nicht aufgefaßt zu haben, und in der Tat wahrte er ja das Prestige ihrer Kirche. Freilich hat sich auch später das Zeitzer Kapitel mit der Entscheidung nicht zufriedengegeben, wie eine Fälschung auf den Namen Gregors IX., datiert zu 1229, lehrt: der Zeitzer Kirche wird darin ihr Besitz bestätigt, und unter den zugehörigen Kirchen erscheint an siebenter Stelle (!) St. Peter und Paul in Naumburg, also die Kathedralkirdie. Mit dieser Fälschung hoffte man offenbar, der echten Urkunde Gregors für Naumburg von 1228 entgegentreten zu können, aber Folgen hat dies nicht gehabt. Worauf es um 1230 den Naumburgern besonders ankam, läßt vor allem die Bestätigung Heinrichs (VII.) erkennen: Bei Strafe von 100 Pfund Gold wurde verboten, den Bischof von Naumburg „zu Schimpf und Schande" (in ignominiam aut lesionem ipsius) als Bischof von Zeitz zu bezeichnen. Nur auf Veranlassung der Empfänger kann diese Wendung in die Urkunde gekommen sein, da wenige Jahre später (1237) die Kanzlei Friedrichs II. Engelhard bereits wieder als Bischof von Zeitz anführte. Die Feind-
Dombau in Naumburg
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schaft zwischen den beiden Kirchen muß damals eine sehr tiefgehende gewesen sein. Es würde sich nicht lohnen, auf diesen Streit so ausführlich einzugehen, wenn er nicht verknüpft wäre mit der Entstehung eines der kostbarsten Denkmäler mittelalterlicher deutscher Kunst, die uns erhalten geblieben sind, des Naumburger Westchors und seiner Stifterfiguren. Wann der Naumburger Dom in seiner heutigen Gestalt an die Stelle der älteren romanischen Domkirche (vgl. Bd. 1 S.96) getreten ist, ist geschichtlich nicht bezeugt. Natürlich erstreckte sich die Errichtung wie bei allen großen mittelalterlichen Kirchenbauten über einen langen Zeitraum. Stilistische Merkmale führen für große Teile des Baus in die Zeit Engelhards, den Westchor freilich schreibt man im allgemeinen der Zeit seines Nachfolgers Dietrich zu. In der Tat ist es erst Bischof Dietrich gewesen, der im Jahre 1249 jene berühmte Urkunde ausstellte, die die Namen der „ersten Stifter" (primi iundatores) der Domkirche nennt, deren steinerne Gestalten heute im Westchor auf den Beschauer herabblicken, und verfügte, daß gleich jenen die Toten und Lebenden, die durch ihre Spenden um den Bau des Domes sich verdient gemacht haben und noch verdient machen, in die allgemeine Brudergenossenschaft und die Teilnahme an den Gebeten des Domkapitels aufgenommen werden. Aber zugleich ist von der Absicht die Rede, das gesamte Werk seiner Vollendung zuzuführen (consummationem totius operis inponere cupientes), das also um die Jahrhundertmitte schon weit vorgeschritten sein mußte. Auch aus der Zeit Engelhards sind Baunachrichten überliefert, aber sie beziehen sich nicht auf den Dom selbst: 1213 ist allgemein von der Reparatur der Gebäude (ad ecclesiae aediiicia instauranda) die Rede, und zehn Jahre später wurde ein neues Kapitels- und Schlafhaus (capitolium et doimitorium) vorgesehen. Das Kloster Bosau sollte zu diesem Bau beisteuern, und der Zufall will es, daß die Verhandlungen darüber in der Domkirche (in maiori ecclesia) stattfand, die also damals (wie auch im Jahre 1213) benutzbar war. Doch schließt dies, wie wir schon in Meißen beobachten konnten, etwaige Neubauten nicht aus: auch in Naumburg wurde die neue Kirche um die alte herumgebaut, wie sich aus dem aufgedeckten Grundriß des älteren Doms mit Sicherheit ergibt. Wenn also die Kunsthistoriker den Baubeginn aus stilistischen Gründen in die beiden ersten Jahrzehnte des 13. Jahrhunderts setzen, wird man dem nicht widersprechen wollen. Immerhin ist es bemerkenswert, daß 1229 und 1236 Verhandlungen nicht im Dom, sondern in der Marienkapelle durchgeführt wurden. Es war dies die neben dem Dom befindliche spätere (seit 1252) Dompfarrkirche, von der außer geringen romanischen Mauerresten nur der
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Bistümer und Bisdiöfe
wohl im 14. Jahrhundert angebaute Chor erhalten ist. Ihr Grundriß weicht von der West-Ost-Adise des Domes erheblich ab, so daß nicht unwahrscheinlich ist, daß sie älter ist als selbst der ältere romanische Dom, dessen Achse mit der des späteren übereinstimmt. Besonders aufschlußreich ist, daß Pforte seine Beihilfe zu Händen des Domherrn Albert von Griesheim zahlen sollte, in dem wir den Baubevollmächtigten des Kapitels erblicken dürfen. Ihm war der Vikar Walung beigegeben, der neben ihm schon 1217 als Zeuge vorkommt. Albert von Griesheim war, wie wir bereits wissen, auch derjenige, der zusammen mit seinem Propste 1228 nach Italien entsandt wurde, um die im Streit mit Zeitz benötigten Unterlagen in der päpstlichen Kanzlei zu beschaffen, und er war auf Seiten Naumburgs Schiedsrichter in diesem Streite. Es ist sonderbarerweise noch nie hervorgehoben worden, daß unter den Stifterbildern im Naumburger Westchor ein deutscher König fehlt. Wenn wir von dem völlig umgestalteten Merseburger Dom absehen, dessen Ausschmückung im 13. Jahrhundert nicht mehr rekonstruierbar ist, sind diejenigen deutschen Dome, die kunstgeschichtlich und geschichtlich am engsten mit Naumburg verbunden sind, die Dome von Magdeburg, Bamberg und Meißen. In Magdeburg ehrte man Otto den Großen und seine Gemahlin Edgitha als Stifter durch eine Putzritzzeichnung am Kreuzgang, in Bamberg begegnen die Stifter Heinrich II. und Kunigunde zweimal, an der Gnadenpforte und an der Adamspforte; in Meißen erhielten Otto und Adelheid ihren Platz schließlich im Chor, an hervorgehobener Stelle. Das Totengedächtnis für KaiseT Otto war 1230 der Naumburger Kirche ausdrücklich zur Pflidit gemacht worden. Er wird dabei als iundaloi, Stifter, d. h. natürlich des Bistums, bezeichnet. In der Tat erscheint er in den Totenbüchern, sogar noch in einem ganz späten bis zum Beginn des 17. Jahrhunderts fortgeführten. Auch der Todestage Kaiser Heinrichs III. und der Kaiserin Agnes wurde in Naumburg gedacht, merkwürdigerweise begegnet jedoch Konrad II. nirgends. Seine Tätigkeit bei der Verlegung des Hochstifts nach Naumburg mußte dort zur Zeit des Domneubaus genau bekannt sein, denn 1228 hatte man ja die Bulle Johannes' XIX., die ihrer gedenkt, erneuern lassen, und außerdem lag jene Fälschimg auf den Namen Heinrichs III. vor, die dessen Vater die Initiative bei den Maßnahmen des Jahres 1028 zuschrieb. Wenn in Naumburg darauf verzichtet wurde, das Andenken dieser Könige im steinernen Bilde zu ehren, so kann der Grund nur in dem Gegensatz zu Zeitz gesucht werden. Otto hatte Zeitz gegründet, nicht Naumburg, daran konnte kein Zweifel sein. Die Feier seines Gedächtnisses war dem Kapitel 1230 als offensichtlich ungern erfüllte Pflicht auferlegt worden. Sie mußte eine immerwährende Erinnerung an das höhere Alter der Zeitzer Kirche
Der Naumburger Stifterchor
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sein. Hätte man Konrad II. oder, wie dies einmal beabsichtigt gewesen zu sein scheint, Heinrich III. an seine Stelle gesetzt, so konnte dies keineswegs befriedigen, denn dann trat nur um so deutlicher hervor, daß Naumburg jünger war als Zeitz. So ging man einen anderen Weg: betonte Zeitz das höhere Alter der Stiftung, so betonte Naumburg die größere Zahl der Stifter, die dem erlauchtesten Adel des Reiches entstammten und deren Familien im mitteldeutschen Osten z. T. noch in höchstem Ansehen blühten. Daß der Dom einst zum Seelenheil des ermordeten Markgrafen Ekkehard errichtetwordenwar (vgl. Bd. 1 S. 93), war offenbar noch nicht völlig vergessen, wenngleich seine Gestalt anscheinend mit der seines gleichnamigen Sohnes zusammenfloß. Der Gedanke der Totenfürsorge durch liturgisches Gebet war seit Jahrhunderten geläufig. So faßte man jetzt den einzigartigen Plan, nicht einen einzelnen König, sondern eine ganze Reihe besonders ausgezeichneter Personen in Stein gehauen in einem zu errichtenden, dem Totengedächtnis geweihten Westchor zu Zeugen dieser liturgischen Gebete zu machen und damit gleichzeitig ein Denkmal der „ersten Stifter" des Doms zu errichten, dem man in Zeitz nichts Gleichartiges an die Seite zu stellen hatte. Uberhaupt muß der ganze Dombau nicht zuletzt dem Gedanken entsprungen sein, den Glanz des Naumburger Hochstifts gegenüber der „Ärmlichkeit" (mediocritas) des Zeitzer Stifts vor aller Welt hervortreten zu lassen. Die Wirkung ist deutlich erkennbar: auch in Zeitz begann man alsbald einen neuen Dom zu bauen, wie eine Urkunde von 1262 erkennen läßt, doch kann diese im 15. Jahrhundert umgestaltete Kirche im Vergleich mit dem Naumburger Dom nur recht bescheiden gewesen sein. Die Namen der in Naumburg Darzustellenden fand man in den Totenbüchern. Zum größeren Teil waren sie im Dome selbst begraben. Als „erste Stifter" faßte man sie zusammen, zu einer Genossenschaft gleichsam, in vielleicht gewollter Doppeldeutigkeit des Ausdrucks, der sowohl auf den Rang wie auf das Alter weist. Männer und Frauen, die wenigstens auf drei Generationen sich verteilten, wurden ausgewählt und schließlich so dargestellt, als ob sie Zeitgenossen gewesen wären. Der aufgezeigte Gedankengang wird dadurch nur noch verdeutlicht: sie, deren Namen zwar klangvoll waren, von deren geschichtlicher Existenz aber die meisten eine klare Vorstellung nicht besaßen, wurden zurückprojiziert in die Zeit der Anfänge des Domes. Die Urkunde von 1249 spricht von ihren hohen Verdiensten vor Gott wegen der „ersten Gründung" (prima fundatio), was nun nicht mehr auf den Rang, sondern nur noch auf die Zeit gehen kann. Mit solchem Gremium konnte man wohl hoffen, Zeitz aus dem Felde zu schlagen, in einer Zeit zumal, in der das Kaisertum seinen alten Glanz nicht mehr
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besaß, wenigstens nicht bei den Domherren, deren Familien aufs engste mit dem aufsteigenden Landesfürstentum verknüpft waren, während der Bischof noch ganz in alter Weise dem staufischen Königtum anhing. Es ist klar, daß der erste Anstoß zum ganzen Plan nicht vom Bischof, sondern vom Kapitel ausgegangen ist, ohne dessen Mitwirkung zur Zeit Engelhards nicht einmal eine unbedeutende Schenkung vollzogen, geschweige denn ein Dombau geplant werden konnte, was bisher viel zu wenig beachtet wurde. Um das Interesse des Kapitels dem konkurrierenden Zeitzer Kapitel gegenüber ging es ja in erster Linie. Die Person Alberts von Griesheim stellt dann den Zusammenhang zwischen dem Rangstreit der beiden Kapitel und dem Kapitelsbauamt her. Trotzdem darf man die Rolle Engelhards beim Dombau nicht unterschätzen. War er auch vielleicht nicht seine ursprünglich treibende Kraft, so erlangte er doch auf die Durchführung entscheidenden Einfluß, ja sie ist aufs engste mit seiner Person verknüpft. Der Naumburger Dom läßt die Spuren seiner Persönlichkeit bis auf den heutigen Tag erkennen. Engelhard war ein weitgereister und wohl auch ein vielseitig gebildeter Mann, wie schon seine engen Beziehungen zum Hofe Friedrichs II. nahelegen. Er kannte nicht nur West- und Süddeutschland, sondern auch Italien und den Orient. Die Weihe des Bamberger Doms 1237 hat er zusammen mit den Bischöfen von Magdeburg, Eichstädt und Merseburg vollzogen, und das prachtvolle Bauwerk mit seinen herrlichen Skulpturen, das er schwerlich bei der Weihe zum ersten Male sah, wird seinen Eindruck nicht verfehlt haben. Wiederholt war er in Frankfurt, von wo er leicht das benachbarte Mainz erreichen konnte. Auch in Mainz wurde damals der Dom erneuert (Weihe 1239). 1235 weilte er in Mainz selbst, auf jenem glanzvollen Hoftage Friedrichs II., der den berühmten Mainzer Landfrieden verkündete. In Mainz aber war um diese Zeit, wie die Kunstwissenschaft wahrscheinlich gemacht hat, jener Meister tätig, den wir auf der Höhe seiner Schaffenskraft dann in Naumburg wiederfinden, das größte bildhauerische Genie des deutschen Mittelalters. Ihn nach Naumburg gezogen zu haben, ist unzweifelhaft das Verdienst Engelhards, der ihn damals bei der Arbeit beobachten konnte. Sein Nachfolger Dietrich, dem man es gewöhnlich zuschreibt, ist, soviel wir wissen, nie über die Grenzen Mitteldeutschlands hinausgekommen. Wo sollte er ihn kennengelernt und sich von seiner künstlerischen Gestaltungskraft überzeugt haben? Engelhard aber verknüpften schon vorher enge persönliche Beziehungen mit Mainz; war er es doch, der 1230 den Erzbischof Siegfried von Mainz in Erfurt beisetzte. Mit Siegfrieds gleichnamigem Nachfolger und Neffen werden diese Beziehungen nicht abgerissen
Fortgang des Dombaust
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sein, zumal ihn mit diesem die gemeinsame kaisertreue Gesinnung verbinden mußte, die der 1236 zum Reichsverweser ernannte Mainzer erst später änderte. Aber auch alle anderen stilistischen Beziehungen des Naumburger Doms lassen sich aus dem Lebensgang Engelhards plausibel machen: nach dem schon erwähnten Bamberg etwa oder nach dem Niederrhein (St. Andreas in Köln), von wo ihm Engelbert von Köln, mit dem er wiederholt zusammentraf, kunstfertige Handwerker verschrieben haben mag. Nach dem Metropolitansitz Magdeburg knüpften sich ohnehin die Fäden, und doch ist zu betonen, daß das Verhältnis Engelhards zu Erzbischof Albrecht ganz besonders eng war, so daß die stilistischen Wechselbeziehungen zwischen dem Naumburger und dem gleichzeitig erbauten Magdeburger Dom, die den Austausch von Werkleuten voraussetzen, sich von selbst ergaben. Selbst oberitalienische Anklänge (Form des östlichen Lettners), die auf Engelhards wiederholte Italienreisen zurückgehen mögen, finden sich in Naumburg. Vor allem aber wird Engelhard selbst der Entschluß zu danken sein, einen Westchor zu bauen, vielleicht unter dem Eindruck des Bamberger Doms, den er 1237 nachgewiesenermaßen sah, wobei allerdings hervorgehoben werden muß, daß ihn damals bereits eine dreißigjährige, durch gemeinsamen Königsdienst gefestigte Bekanntschaft mit Bischof Ekbert von Bamberg, dem Bauherrn dieses Domes, verband, so daß ihm dessen Gestalt nicht erst 1237 als etwas völlig Neues entgegengetreten sein kann. Es scheint, daß ein Westchor in Naumburg zunächst nicht geplant war, obwohl vielleicht schon der ältere Dom zweichörig gewesen ist. Vielleicht war an der Westseite eine Vorhalle schon begonnen. Hatte man wohl zuerst im Kreise der Domherren, denen ja der Totendienst oblag, den Gedanken gefaßt, den Ruhm der Naumburger Kirche über den der Zeitzer durch den Hinweis auf die große Zahl der edlen Stifter, deren Namen man in den Totenlisten fand, zu erhöhen, so ergab sich jetzt erst die Möglichkeit seiner monumentalen Verwirklichung. Ihn in der Form durchgeführt zu haben, die dem Naumburger Westchor seine einzigartige Stellung unter den deutschen Kunstdenkmälern des Mittelalters verleiht, ist freilich allein das Verdienst jenes unbekannten Meisters, der, vielleicht in Freiberg oder in Bamberg lernend, seine Wanderjahre in Frankreich verbrachte, wo man in Amiens und Reims, Chartres und Noyon die Spuren seiner Hand entdeckt zu haben glaubt, der dann nach Deutschland zurückkehrte, zunächst nach Metz, in Mainz die ersten Proben seiner Meisterschaft ablegte und in Naumburg zum geistigen Führer einer Werkstatt wurde, die dann in Meißen weiterwirkte. Sein Werk ist
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nidit nur Kunstwerk, sondern zugleich Ausdrude einer tiefen Frömmigkeit, von der an anderer Stelle zu sprechen sein wird. Die Baugeschichte des Naumburger Doms stellt sich danach folgendermaßen dar: Geplant war zunächst eine flachgedeckte, kreuzförmige Basilika in romanischen Formen, mit zwei Türmen im Osten, an die sich Nebenchöre anschlössen, und Vorhalle im Westen, vielleicht auch schon mit Westtürmen. Begonnen wurde der Bau wohl um 1210 zunächst im Osten, wobei anscheinend die Kapitelsgebäude abgerissen werden mußten, um Raum zu schaffen. Eine Verhandlung fand 1217 behelfsmäßig in der Kurie des Dompropstes statt, und noch 1244 war kein Kapitelsgebäude (claustrum) vorhanden. Wir gelangen damit in die Nähe jener Nachricht von 1213, die von Bautätigkeit erstmals Kunde gibt. Eine Erweiterung der Krypta des vorhandenen Doms wurde nach Osten vorgenommen, die Umfassungswände von Chor und Querschiff und die unteren Teile des ersten Doppeljochs des Langhauses errichtet. Dann scheint eine Stockung eingetreten zu sein. Anscheinend erwies sich jetzt (1223) zunächst ein Neubau der Kapitelsgebäude als dringlicher, doch ist er, wie sich aus der angeführten Nachricht zu 1244 ergibt, nicht vollendet worden. Der ursprüngliche Plan des Dombaus wurde nunmehr insofern geändert, als man zum Gewölbebau überging. Querschiff und Chor wurden eingewölbt, desgleichen das östliche Doppeljoch des Langhauses. Die Krypta wurde durch eine Vorkrypta nach Westen erweitert, der Chor durch einen Lettner abgeschlossen. Sodann wurde in einem neuen Bauabschnitt das Langhaus nach Westen vorgetrieben, in zwei weiteren Doppeljochen. In den Seitenschiffen sind dabei deutliche Einflüsse von Magdeburg her spürbar. Im Westen wurde eine Vorhalle als Abschluß begonnen. Soweit mag der Bau gediehen sein, als Bischof Engelhard 1237 nach Bamberg reiste. Benutzbar war die Kirche damals (1236), wie anscheinend schon im Jahre 1229 nicht; erst 1268 wurde wieder in moiori ecclesia geurkundet. Engelhard brachte vielleicht jetzt erst den Plan der Doppelturmfront mit einem zweiten Chor im Westen nach Bamberger Vorbild mit. Begonnen wurde zunächst mit dem Bau der Westtürme, deren Untergeschosse zu Kapellen ausgestaltet wurden. In der nördlichen von ihnen findet sich an ursprünglicher Stelle eine Statue der 1235 heiliggesprochenen Elisabeth von Thüringen. Der Chor war wahrscheinlich zunächst in andrer Weise ins Auge gefaßt, als er dann durchgeführt wurde, in frühgotischen Formen, breiter ausladend und mit gestrecktem Joch. Noch vor Engelhards Tod muß der Meister der Bildwerke nach Naumburg berufen worden sein, der seine Tätigkeit in Mainz spätestens 1239 beendet hatte. Unter seinem Einfluß wurde nun der Plan des Chors umgestaltet, im Sinne jener Einheit von Archi-
Die Stifterfiguren
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tektur und Plastik, die unsere höchste Bewunderung erregt. Bischof Engelhard hat freilich die Vollendung nicht erlebt, er starb 1242. Doch ist es zweckmäßig, sogleich den weiteren Fortgang der Arbeiten vorwegzunehmen. Der Westchor wurde nunmehr in von Frankreich her beeinflußten Formen hoher Gotik errichtet, der Bildhauer gliederte ihm die in der Bauhütte entstandenen Figuren ein. Die hohen Kosten drohten indes das Werk zu gefährden, so daß Engelhards Nachfolger Dietrich nach Hilfe Ausschau halten mußte. 1248 stellte Bischof Nikolaus von Prag der Naumburger Kirche einen Ablaßbrief aus, in dem es ausdrücklich heißt, es sei verdienstlich, den Bau von Kirchen, die aus eigener Kraft nicht vollendet werden können, auf diese Weise zu unterstützen. Die Situation ist damit schlaglichtartig erhellt. Im folgenden Jahr sah sich Dietrich genötigt, jene Urkunde zu erlassen, die für tatkräftige finanzielle Unterstützung des Vorhabens Aufnahme in die Gebetsverbrüderung zusagte. Waren damals der Bau und die plastische Ausgestaltung des Westchors — beide sind so eng aufeinander bezogen, daß man sogar Personengleichheit des Baumeisters und des leitenden Bildhauers vermutet hat — bereits im Gange, und dies scheint nach dem Gesagten sicher, so muß noch nach 1249 eine Änderung des ursprünglichen Figurenprogrammes erfolgt sein, denn nur zehn Namen der „ersten Stifter" von 1249 stimmen mit den überlieferten Namen der Stifterfiguren überein. Eine Frau, Gepa oder Berchta, wahrscheinlich die erste, wurde ausgeschieden, zwei neue Namen, Thietmar und Thimo, tauchen auf, so daß die Gesamtzahl der Namen um einen vermehrt ist. Mehrere Hände waren in der Werkstatt tätig, doch alle gehorchten dem überlegenen künstlerischen Willen des Meisters. Sie zu unterscheiden ist nicht unsere Aufgabe. Zuletzt wurde der Lettner geschaffen, ob vom gleichen Meister wie die Stifterfiguren oder von einem anderen, bleibe dahingestellt. Wann das plastische Werk vollendet war, ist unsicher. Fest aber steht, daß die Werkstatt schon im Beginn der fünfziger Jahre ihre Tätigkeit auch auf Meißen ausdehnte, wenn nicht dorthin verlegte. Eine Ablaßurkunde von 1254 für Naumburg ist für ihre Tätigkeit belanglos, denn noch waren andere Bauteile unvollendet: die Türme wurden erst in der Barockzeit bekrönt, der Südwestturm gar erst Ende des 19. Jahrhunderts hochgeführt, und vor allem gab es ja keine Kapitelsgebäude. Auch der Plan, die östliche Apsis durch einen gotischen Chor zu ersetzen, wird damals bereits gefaßt gewesen sein. Die unter Engelhard in überraschend kurzer Zeit — mit mittelalterlichem Maßstab gemessen — so weit geförderten Arbeiten kamen also unter Dietrich zum Erliegen. Das Domkapitel vermochte daran nichts zu ändern. Sein Anteil an der Durchführung des Bauwerks wird S Schlesinger II
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damit auf das richtige Maß zurückgeführt. Wenn 1270 der Ritter Ulrich von Balgstädt dem Hochstift die Befugnis einräumte, in seinem Steinbruch bei Balgstädt Steine kostenlos zu brechen, so zeigt dies, daß auch die Anteilnahme der Laien am Dombau keineswegs erloschen war, aber es fehlte der kraftvolle Bauherr. Nicht Dietrich, sondern Engelhard ist der Erbauer des Naumburger Doms und der Urheber des Westchors. Damit entfällt endgültig die lange verbreitete Annahme, die Stifterfiguren seien gleichsam eine Ahnengalerie Bischof Dietrichs, die schon stets insofern auf tönernen Füßen stand, als gerade die Hauptstifter, die Ekkehardinger, mit ihm nur sehr entfernt verwandt waren. Die kognatischen Familienzusammenhänge des Adels waren damals längst zugunsten der agnatischen zurückgetreten. Wenn die über den Anlaß zur Herstellung des Figurenzyklus ausgesprochenen Vermutungen — nur um solche handelt es sich — richtig sind, so tritt überhaupt der genealogische Zusammenhang der dargestellten Personen als unwesentlich völlig zurück, denn er ist ja absichtlich verwischt, da man sie alle als Zeitgenossen der „ersten Gründung" ansah. Es entfallen also auch alle noch so scharfsinnigen Spekulationen über den Einfluß dieser genealogischen Zusammenhänge auf die Anordnung der Standbilder. Nur das Verhältnis der Dargestellten zum Hochstift war für die Auswahl maßgeblich, und der Zweck des Ganzen war eine Repräsentation. Als zusammengehörig sind nur die beiden ekkehardingischen Ehepaare erkennbar. Die Bahn wird damit frei für eine Deutung des Zyklus rein aus der künstlerischen Absicht und dem inneren Gehalt heraus. Denn daran kann nun freilich kein Zweifel sein, daß in einem höheren Sinne alle Dargestellten zusammengehören, zu einer inneren, nicht nur formalen Einheit verschmolzen und verschränkt sind, die als das eigentliche Geheimnis des Zyklus immer wieder den Scharfsinn Berufener und Unberufener zu Deutungen herausgefordert hat. Man wird sie allein von dem Grunde mittelalterlicher Frömmigkeit aus vornehmen dürfen, denn die Skulpturen befinden sich im heiligen Räume einer Kirche. Eine Änderung des ursprünglichen Planes muß stattgefunden haben, aber nur in bezug auf die Auswahl der darzustellenden Personen, wobei man sich fragt, ob nicht schon in der Elfzahl der 1249 Genannten ein Schwanken zum Ausdruck kommt, wenn man nicht einfach eine Flüchtigkeit annehmen will. Auf die Konzeption des Ganzen blieb sie ohne Einfluß, denn sind im Angesicht Gottes nicht alle Menschen desselben Standes — diese Einschränkung dürfte das Mittelalter gemacht haben — gleich, ob sie nun Berchta oder Gepa heißen oder Thimo und Thietmar? Die beiden letzten Namen erscheinen in der Urkunde von
Deutung des Stifterchors
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1249 nicht, sondern nur in den Schildinschriften der Figuren. Sie wurden also nachträglich hinzugefügt, und eine der beiden erstgenannten Frauen, die beide inschriftlich nicht bezeugt sind, mußte ausscheiden. Es entsteht also hinsichtlich des Namens eine Unsicherheit, die sich nicht eindeutig aufklären läßt. Die geschichtlichen Gestalten der beiden nachträglich Aufgenommenen haben von jeher besonderes Interesse erweckt. Thimo soll beim Osterritt über die Felder einen schnelleren Mitbewerber heimtückisch getötet haben, Thietmar fiel angeblich im gerichtlichen Zweikampf, des Verrats am Kaiser angeklagt. Die Inschrift auf Thietmars Schild: OCCISUS, „erschlagen", scheint dazu gut zu passen. Aber der Todestag des im Zweikampf Erschlagenen ist in einer Lüneburger Totenliste überliefert und stimmt mit dem Todestag des Naumburger Stifters, der im Dom begraben ist, nicht überein. Beide können also nicht identisch sein. Die Vorstellung, die Figuren des Chorhauptes symbolisierten ein „Gottesgericht", oder gar alle Stifter seien als an einem solchen beteiligt dargestellt, gewissermaßen zu einer dramatischen Szene vereint, entbehrt also jeder geschichtlichen Begründung und muß fallengelassen werden. Die Schildinschrift Thimos: „Der der Kirche sieben Dörfer gab", hebt ihn nicht aus dem Kreise der anderen heraus, denn „Stifter" waren sie ja alle, „die auf Grund der ersten Stiftung sich das größte Verdienst vor Gott und die Verzeihung ihrer Sünden verdient haben", wie die Urkunde von 1249 sagt. Es ist sehr zweifelhaft, ob die offensichtlich sagenhafte Erzählung, die sich später an Thimos Namen knüpfte und im Beginn des 15. Jahrhunderts aufgezeichnet wurde, auf Grund einer verlorenen Merseburger Quelle, um die Mitte des 13. Jahrhunderts in Naumburg bereits mit seiner Person verbunden gewesen ist. Um „gezeichnete Sünder" handelt es sich also in beiden Fällen nicht. Occisus aber bedeutet auf jeden Fall gestorben ohne Beichte und Absolution, wie dies einst bei Markgraf Ekkehard I. der Fall war. Der zugrunde liegende religiöse Gedanke ist in diesem Falle klar: auch denen, die die Sterbesakramente nicht empfangen haben, gilt die Fürbitte der zum Chorgebet Versammelten, sofern sie nur ihre Frömmigkeit durch reiche Spenden (1249: per largitionem elemosinaium) an die Kirche, an die Heilanstalt, die allein ihnen wie allen anderen Menschen die göttliche Gnade vermitteln kann, bekunden. Auch sie sind aufgenommen in die allgemeine Brudergenossenschaft und haben Teil an ihren Gebeten (1249: in generalem fraternitatis societatem et orationum participationem... suscipimus commendatos). So erscheint die Änderung des ursprünglichen Planes nicht als Störung, sondern eher als Vertiefung der liturgisch in der Totenfürsorge begründeten Gesamtkonzeption. o*
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Diese Gesamtkonzeption muß in Einklang stehen mit dem repräsentativen Zweck, jeder Versudi der Deutung und der Konstruktion eines die Figuren verbindenden Zusammenhanges muß dies im Auge behalten. Mit gezeichneten Sündern war der Repräsentation des Naumburger Hochstifts schlecht gedient, und dies gilt aucäi für die Deutung „Menschen im Gericht", die erwogen worden ist, gestützt auf liturgische Texte und unter Einbeziehung der Bildwerke des Lettners und der Gestalten der beiden nur in Resten erhaltenen, zumeist aber wohl sachlich zutreffend erneuerten bunten Chorfenster. Mit dem Ausdruck von Scham, Furcht und Reue, den man zu erkennen glaubte, repräsentiert man schlecht den Glanz einer Domkirche und die fürbittende Kraft der Gebete seines Kapitels. Diese Deutung widerspricht auch der Urkunde von 1249, in der es heißt, die Fundatoren hätten sich das größte Verdienst bei Gott und Vergebung ihrer Sünden erwirkt (maximum apud deum meiitum et indulgentiam peccatorum suorum promeruerunt). Der Westchor steht nicht im Zeichen von Sünde und Gericht, sondern von Gnade und Erlösung. Aus den in Naumburg benutzten liturgischen Texten läßt sich diese Auffassung ebenso, wenn nicht besser begründen als jene andere. Der Zusammenhang aber, der die Figuren verbindet, ergibt sich aus der Betrachtung der Glasfenster. Ihre Bilder sind nicht ein Teil einer großen, Lettner und Chor umfassenden Weltgerichtsdarstellung, wie man gemeint hat, in deren Mittelpunkt der thronende Christus im Vierpaß des Lettners stehen würde. Die Apostel der Fenster wären dann die Beisitzer, die Stifter in den Wänden des Chors aber die Angeklagten. Es liegt vielmehr derselbe Gedanke zugrunde, der uns bereits an der Westpforte des Meißener Doms entgegentrat (vgl. S. 94): der Chor in seiner Gesamtheit ist eine Darstellung der Kirche, der ecclesia, in ihren verschiedenen Ausprägungen, man kann auch sagen der Kirche als der communio sanctorum. Zwölf Apostel der Naumburger Glasfenster, die ihre überwundenen Gegner unter die Füße treten, zwölf Tugenden, die auf besiegten Lastern stehen, dazu zwölf heilige Bischöfe und Diakone sowie zwölf Märtyrer und heilige Frauen — dies ist ohne Zweifel eine Darstellung der himmlischen Kirche, der ecclesia tiiumphans, wobei daran zu denken ist, daß ursprünglich vielleicht im obersten Teile des mittleren Chorfensters das Bild Christi erschien. Die Bischöfe in der unteren Station der Fenster sind dann unschwer als Abbild der irdischen Kirche, der ecclesia miiitans, zu deuten. Diese irdische Kirche aber umfaßt nicht nur den Klerus, sondern auch die Laien, sie gliedert sich in saceidotium und regnum. Das iegnum wird repräsentiert durch die Stifterfiguren, es wird dargestellt nicht in seiner Spitze, dem Kaiser, wie dies in Meißen der Fall ist, sondern in seiner tragenden Schicht,
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dem Adel. Eine Auffassung des Reiches kündigt sich an, die später in der Formel Kaiser und Reidi ihren prägnantesten Ausdruck gefunden hat. Eine umfassende Darstellung der Kirche also ist im Chor zu erblicken, im Chor, der dem Klerus vorbehalten war. Völlig davon zu trennen ist die Darstellung der Passion Christi an der Schauseite des Lettners, die einer anderen Welt, der Welt der Laien, zugekehrt ist. Diejenigen Laien, die in den Chor aufgenommen sind, sind Laien besonderer Art, Laien, die auf Grund ihrer verdienstlichen Werke in der besonderen Hoffnung der Gnade stehen und, als ein Vorbild für die Lebenden, dem himmlischen Reich bereits nahegerückt sind, das in den vom Lichte durchfluteten Glasgemälden der Fenster aufleuchtet. Sie sind auf dem Wege ins himmlische Jerusalem, wie man gesagt hat. Für sie gelten die Worte der Apokalypse und des Johannesevangeliums, die in so tröstlicher Weise in den Lesungen der Totenmesse erklingen, deren Ort man sich im Westchor denken muß: Beati mortui qui in Domino moriuntur. Amodo iam dicit spiritus, ut requiescant a laboribus suis. Opera enim illorum sequuntur illos (Apoc. 14,13). Und das andere: Qui verbum meum audit et credit ei qui misit me, habet vitam aeternam et in iudicium non venit, sed transiet a morte in vitam (Joh. 5,24). Der Tod Bischof Engelhards erfolgte Anfang April 1242. Das Kalendar des Klosters Pegau setzt die depositio, worunter nach dem Sprachgebrauch dieser Quelle der Tod, nicht die Beisetzung zu verstehen ist, auf den 4. April. Der Bosauer Mönch Paul Lang, der im Beginn des 16. Jahrhunderts eine Naumburger und eine Zeitzer Chronik schrieb, berichtet zwar, Engelhard sei im hohen Alter nochmals nach Rom gezogen, um vom Papste Innozenz Enthebimg von seinem Amte zu erbitten. Aber das ist nachweislich falsch. Wenn wir aus den letzten Jahren Engelhards nur verhältnismäßig wenig Nachrichten besitzen, so ist dies darin begründet, daß er sich vom politischen Treiben zurückgezogen hatte. Seine Fürsorge galt jetzt wohl in erster Linie dem Dombau. Mit ihm schied ein Mann dahin, dessen kraftvolle und reiche Persönlichkeit ihresgleichen unter den mitteldeutschen Bischöfen des 13. Jahrhunderts sucht. Sie in ihren einzelnen Zügen deutlich zu erkennen, ist freilich unmöglich. Die Quellen sind noch immer zu knapp und zu einseitig. Aber so viel wird man sagen dürfen, daß er Weite des Blicks mit Sorge für das Kleinste verband, Treue gegen das gute Alte mit Aufgeschlossenheit für das notwendige Neue, Weltoffenheit mit frommer Sorge für das Heil der eigenen und der ihm anvertrauten Seelen. In sein Inneres zu schauen, vermögen wir nicht, aber will es nicht scheinen, als träte in seiner Gestalt noch einmal jene längst zerbrochene mittelalterliche Einheit von Kirche und Welt entgegen, die
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uns aus den Naumburger Skulpturen unmittelbar anspricht? Engelhard gab dem Kaiser, was des Kaisers ist, und Gott, was Gottes ist. Der Naumburger Meister fand in ihm den kongenialen Bauherrn. Der Naumburger Dom ist ein Denkmal des großen Sinnes auch Bischof Engelhards, unter dem er erbaut wurde. Die Wahl des Nachfolgers war zwiespältig. Die Mehrheit des Kapitels wählte den Magister Petrus, der seit 1230 als Naumburger Domherr, seit 1236 als Scholastikus nachweisbar ist. Er entstammt einer wettinischen Ministerialenfamilie, die sich nach Hainspitz bei Camburg nannte (Hagin, Indago). Ein Zweig ist vielleicht in die Reichsministerialität übergetreten. Zur Zeit der Wahl war Peter zum Studium abwesend, wohl in Paris. Markgraf Heinrich der Erlauchte von Meißen sah aber jetzt die Zeit für gekommen an, den markgräflichen Einfluß im Hochstift zu stärken. Sein Halbbruder Dietrich, ein unehelicher Sohn Markgrafs Dietrichs des Bedrängten wohl mit einer Reichsministerialin, war schon als Kind (vor 1205) ins Domkapitel aufgenommen worden und zum Dompropst aufgestiegen (1230). Seine Wahl durchzudrücken, setzte der Markgraf alle Hebel in Bewegung. Es gelang in der Tat, einige Stimmen auf Dietrich zu vereinigen. Während nun Boten unterwegs waren, um Petrus herbeizuholen, wußte sich Dietrich durch Bestechung, wie ein Erfurter Chronist meldet, die Bestätigung des Erzbischofs Wilbrand von Magdeburg zu verschaffen. Markgraf Heinrich bezeichnete ihn daraufhin schon im Juni 1243 als Bischof. Auch Petrus war inzwischen herbeigeeilt, gleichfalls im Juni ist er in Naumburg nachweisbar. Noch war die Frage nicht entschieden, denn an Dietrich haftete der Makel unehelicher Geburt, der zur Bekleidung höherer Kirchenämter unfähig machte. Päpstlicher Dispens war nötig. Dietrich erlangte ihn von dem neugeweihten Papste Innozenz IV. durch Vermittlung des Erzbischofs Siegfried von Mainz, der damals bereits von der staufischen zur kurialen Partei übergetreten war. Auch Dietrich wird also einen Parteiwechsel vollzogen oder wenigstens vorgeschützt haben, während Markgraf Heinrich, sein Bruder, Anhänger des Staufers blieb. Das Bistum Naumburg, seit einem Jahrhundert und ganz besonders unter Bischof Engelhard eine starke Stütze der staufischen Macht im mitteldeutschen Osten, schien jetzt auf die päpstliche Seite hinübergezogen werden zu können. Dieser Gunst der politischen Lage verdankte es Dietrich neben dem Druck der Macht seines Bruders, wenn er schließlich obsiegte: am 3. Februar 1245 erteilte Innozenz dem Mainzer Erzbischof den Auftrag, die Weihe zu vollziehen, was noch vor dem 20. April geschah. Eine königliche Investitur ist anscheinend nicht erfolgt. Petrus war inzwischen gewaltsam aus Naumburg vertrieben worden. Er hielt sich 1244 in Corvey auf, wo
Dietrich II.
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er durch seine Gelehrsamkeit auffiel. Später ist er nach Naumburg zurückgekehrt, im Jahre 1251 finden wir ihn hier wiederum als Scholastikus in Tätigkeit. D i e t r i c h s II. Tätigkeit als Bischof unterscheidet sich von der seines Vorgängers ganz grundsätzlich. Wie mit einem Schlage brechen die weiten Beziehungen nach außen ab, die Engelhard unterhalten hatte. Hatte die päpstliche Partei gehofft, in Dietrich einen tatkräftigen Parteigänger auf den Naumburger Stuhl zu befördern, so hatte sie sich getäuscht. Er betätigte sich nicäit im kurialen Sinne, daran mochte ihn schon die Rücksicht auf seinen mächtigen Bruder hindern. Aber er betätigte sich auch nicht im Sinne der Kaiserlichen. Er hielt sich von der Reichspolitik offenbar grundsätzlich fern. Bei Hofe ist er nie erschienen, nicht bei Friedrich II. oder Konrad IV., aber auch nicht bei Heinrich Raspe oder Wilhelm von Holland. Er hat, wir wiesen schon darauf hin, die Grenzen Mitteldeutschlands anscheinend nie überschritten. Als sein von Naumburg am weitesten entfernter Aufenthaltsort ist die Wartburg bezeugt (1252). Dem Konzil von Lyon fernzubleiben, wurde ihm ausdrücklich Dispens erteilt. Ein einziges Mal hat er in politische Händel eingegriffen, aber bezeichnenderweise nicht in solche des Reiches, sondern in wettinische Familienauseinandersetzungen. 1268 drohte zwischen den Söhnen Heinrichs des Erlauchten, Albrecht und Dietrich, Fehde auszubrechen. Schon waren die Heere gesammelt. Dietrich legte sich ins Mittel, und es gelang ihm tatsächlich, den Frieden noch einmal herzustellen. Wegen dieser Verhandlungen versäumte er die Klosterweihe in Pforte, die an seiner Stelle die Weihbischöfe Friedrich von Karelien und Christian von Litauen vornahmen. So vermochte Dietrich die ganze Kraft auf das Bistum selbst zu richten, aber diese Kraft war offenbar nicht sehr groß. Für die schwierige finanzielle Lage des Hochstifts, die sogar zur Veräußerung der Burg Krossen, eines sehr alten Besitztums, und zu anderen Verkäufen führte, ist er freilich schwerlich verantwortlich zu machen. Der Dombau hatte offenbar ungeheuere Mittel verschlungen, und ihn zu fördern und zu vollenden ist Dietrichs große Sorge gewesen. Die Vollendung gelang nicht, wie schon gesagt wurde, aber wenigstens der Westchor wurde zu Ende geführt, und dies durchgesetzt zu haben, ist vor der Nachwelt sicherlich Bischof Dietrichs größtes Verdienst. Auch den Bau der Zeitzer Domkirche hat er übrigens durch Gewährung eines Ablasses unterstützt. Der weltlichen Verwaltung des Bistumsbesitzes hat er sich mit Eifer angenommen. In Zeitz, wo sich ein bischöflicher Hof (curia episcopalis) befand, den Dietrich öfter aufgesucht (nachweisbar 1258, 1270 und 1271) und auch befestigt und ausgebaut hat (1271, Sept. 20, in novo nostro palacio), begegnet jetzt wieder
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ein Burggraf, und als die obere Stadt vor 1262 abbrannte, suchte der Bischof durch Verlegung des Lebensmittelmarktes aus der Altstadt (Brühl) in die Oberstadt wirtschaftlich zu helfen, mußte dies aber rückgängig machen, da das Zeitzer Kapitel widersprach (vgl. S. 553 f.). Bemerkenswert ist, daß unter Dietrich als Urkundenzeugen auch Lehnleute aus dem ostelbischen Besitz des Bistums erscheinen. 1262 ist der Bischof selbst nach der Burg Tiefenau (bei Großenhain), die von ihm ausgebaut worden war, gekommen. Es scheint, daß er diesen außerhalb der Diözese gelegenen Besitzungen erhöhte Aufmerksamkeit zugewandt hat. Mit dem Bischof von Merseburg wurde ein Vertrag über die Verteilung der Kinder geschlossen, die aus Ehen von Ministerialen der einen Kirche mit Ministerialinnen der anderen hervorgegangen waren. An Reibungen mit dem landesfürstlichen Bruder fehlte es nicht. Schon 1247 mußte sich Dietrich deshalb an den Papst wenden, der daraufhin den Markgrafen Heinrich ermahnte, die Bedrückungen der Naumburger Kirche einzustellen. Den Grund des Streites erfahren wir nicht, doch wird er der übliche gewesen sein: Abgabenforderungen der markgräflichen Amtsträger auf Besitz des Hochstifts. Zu neuen Mißhelligkeiten kam es 1255. Sie zogen sich vier Jahre hin und wurden 1259 durch einen Vertrag beendet, der auf der ganzen Linie einen Rückzug des Bischofs vor der landesfürstlichen Gewalt seines Bruders gleichkommt. Fast will es scheinen, als sei dieser Vertrag ein Friedensschluß gewesen, der Abschluß einer Fehde, in der der Bischof unterlegen war, denn die außerordentlich harten Bedingungen anzunehmen würde er sich sonst schwerlich entschlossen haben. Ob er in den Jahren des thüringischen Erbfolgekriegs Partei gegen Heinrich ergriffen hatte? Dieser hielt sich von Ende Juli bis Anfang September 1259 auf der Schönburg auf, der stärksten bischöflichen Burg in unmittelbarer Nähe des Bischofssitzes, man möchte meinen, mit dem Rechte des Siegers. Der Vertrag war schon im April in Seußlitz geschlossen worden. Dietrich erkannte jedenfalls nunmehr die Schutzherrlichkeit des Markgrafen über das Hochstift an, verzichtete auf Entschädigungsansprüche aus den vorhergegangenen Bedrückungen des Markgrafen, überließ die Wiedergutmachung des dem Hochstift durch die markgräflichen Vögte (villici) zugefügten Schadens dem Ermessen und der Gerechtigkeit Heinrichs und versprach, den vorderen Hof in Zeitz niederzureißen, während er den inneren Hof noch benutzen durfte, solange er lebte. Dann sollte auch dieser niedergerissen werden. Vor allem aber mußte der Bischof sich dazu verstehen, die Befestigungen des bischöflichen Hofes von Zeitz und die Befestigungen der Stadt Zeitz zu schleifen. Selbst die Gräben sollten zugeschüttet werden. Die
Dietrich II.
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Burg Tiefenau wollte der Markgraf selbst besichtigen und dann bestimmen, was davon stehenbleiben durfte und was von den neuen Befestigungen niedergerissen werden mußte. Die alte Burg sollte erhalten bleiben. Am aufschlußreichsten ist die letzte Bestimmung des Vertrags: Urkunden, die geeignet sein konnten, die markgräflichen Forderungen zu e n t k r ä f t e n (litterae
domino
maichioni
contrariae),
sollten
aus-
geliefert werden. Man war sich also bewußt, daß mit diesem Vertrage ein alter Rechtszustand gewaltsam geändert wurde. Es handelte sich nicht nur um das Befestigungsrecht, das bereits Bischof Engelhard hatte nur mit Mühe halten können. Das Hochstift trat jetzt praktisch unter die landesfürstliche Gewalt der Wettiner, es wurde zu einem, wenn auch vorerst nur lose angegliederten Bestandteil des wettinischen Territoriums. Die nächste Folge war, daß die bischöflichen Leute zur Landessteuer herangezogen wurden. Mit der Erbteilung, die Heinrich der Erlauchte schon bei seinen Lebzeiten (1260) vornahm, war die Vogtei über das Hochstift an seinen Sohn Dietrich, der sich Markgraf von Landsberg nannte, gekommen. Im Jahre 1269 erklärte dieser zwar, er habe kein Recht, auf den Gütern des Bischofs und der beiden Kapitel irgendeine Bede oder Abgabe zu erheben; da er aber durch Ankauf der Burg Langenberg in Schulden geraten sei und dieser Ankauf auch zum Nutzen der bischöflichen Untertanen erfolgt sei, die von dort aus durch Räuberei arg bedrückt worden seien, bat er um eine freiwillige Beisteuer der Bistumsleute zur Tilgung der Schuld. Nur das Schreiben des Markgrafen ist überliefert, nicht die Antwort des Bischofs, doch kann kein Zweifel sein, daß die Bitte gewährt werden mußte. Die eidliche Versicherung des Markgrafen, niemals wieder eine solche Forderung zu stellen, war ein schwacher Trost. Wie Meißen 1288, so wurde Naumburg schon 1269 auf den Weg der Eingliederung in das Steuerwesen des werdenden Landesstaates gedrängt. Wenig wissen wir von Dietrichs kirchlicher Tätigkeit. Häufig nahm er kirchliche Handlungen in Erfurt vor. Fast will es scheinen, als habe er hier den Mainzer Erzbischof regelmäßig vertreten. 1247 weihte er eine Glocke, 1248 war er wieder in Erfurt und weihte den Marienaltar in der Kirche der Predigerbrüder. Auch er unterhielt also, wie sein Vorgänger, gute Beziehungen zu den Dominikanern. Den Franziskanern in Torgau gewährte er 1252 eine Indulgenz, hat also gleich Engelhard auch diesen Bettelorden unterstützt. Wiederum in Erfurt, weihte er 1249 auf dem Petersberge Nonnen, 1253 die Marienkirche. In das kirchliche Leben seiner eigenen Diözese gewähren solche Handlungen, die die Erfurter Chronisten zufällig überliefern, keinen Einblick. Wichtiger ist sein Eingreifen im Kloster Bosau. Hier lebten Abt
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und Konvent in Unfrieden, und schließlich kam es zu greulichen Ausschreitungen der Mönche, die, wie es hieß, ihren Abt lebendig begraben wollten. Als der Bischof erschien, um die gänzlich verfallene Klosterzucht wiederherzustellen, vertrieben ihn die Mönche mit Waffengewalt. Die Angelegenheit wurde nunmehr vor Innozenz IV. gebracht, der den Erzbischoi Siegfried III. von Mainz 1246 beauftragte, das Kloster zu revidieren oder revidieren zu lassen. Der Ausgang ist nicht überliefert. Man wird einen solchen Fall gewiß nicht verallgemeinern dürfen, doch wird auch in anderen Klöstern im 13. Jahrhundert über Verfall der Zucht geklagt. Von weiteren Maßnahmen Dietrichs zu ihrer Wiederherstellung ist nichts bekannt. Dagegen wissen wir, daß er eine bessere Ordnung in der Verwaltung der Pfründen des Domkapitels einführte. Auswärtige Pfründeninhaber sollten ausgeschlossen werden. Innozenz IV. hat diese Anordnung eindringlich bestätigt. Eine Synode in Naumburg ist 1246 bezeugt. Gestorben ist Dietrich am 22. Sept. 1272. Ihm folgte M e i n h e r , der ein Sohn des Burggrafen Hermann von Neuenburg war. Die Familie war edelfrei und nannte sich ursprünglich von Werben (Burgwerben bei Naumburg). Ein Zweig hatte seit dem Ende des 12. Jahrhunderts die Burggrafschaft Meißen inne, ein anderer erlangte die Burggrafschaft auf der Neuenburg über Freyburg a. d. Unstrut. Meinhers Brüder bezeichneten sich als Grafen von Osterfeld nach einer in der Nähe von Weißenfels gelegenen Burg. Schon 1245 wurde Meinher Dompropst in Naumburg, hat also dieses Amt 27 Jahre lang bekleidet, bevor ihn das Kapitel zum Bischof wählte, anscheinend ohne daß von irgendwelcher Seite her ein Drude erfolgt ist. Es ist dies ein deutliches Zeichen für die Schwächung der wettinischen Macht durch die Teilung von 1260 und die sich daran anknüpfenden Streitigkeiten. Heinrich der Erlauchte war auf Meißen und die Lausitz beschränkt, seine Söhne Albrecht und Dietrich aber, denen die Landgrafschaft Thüringen samt der Pfalz Sachsen und die neugebildete Mark Landsberg zugekommen waren, lagen zu oft miteinander in Fehde, als daß einer dem anderen einen Vorteil im Hochstift Naumburg gegönnt hätte. Durch ihre gegenseitige Eifersucht ermöglichten sie sogar dem Bischof Meinher, die Selbständigkeit des Hochstifts nochmals zu vermehren. 1276 war es wiederum zu bewaffneten Auseinandersetzungen gekommen, an denen auch Erzbischof Konrad von Magdeburg und mit ihm Bischof Meinher zunächst auf der Seite des Landgrafen sich beteiligten. Indem er geschickt die Partei wechselte, gelang es dem Bischof, Dietrich zu weitgehender Anerkennung seiner landesherrlichen Rechte wenigstens im Stiftsgebiet um Naumburg und Zeitz zu nötigen. Der Markgraf versprach, den Bischof in seinen Besitzungen und Ge-
Meinher
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richten in keiner W e i s e zu benachteiligen, ob sie nun •weichbilde oder burgwarde genannt werden, also weder in den städtischen noch in den ländlichen Gerichts- und Verwaltungsbezirken. Er gestand ihm nicht nur das Recht zu, die Stadt Naumburg mit W a l l und Graben zu befestigen, sondern stellte hierfür sogar seine Unterstützung in Aussicht. Die Ministerialität des Hochstifts sollte jederzeit zur Verteidigung der bischöflichen Besitzungen herangezogen werden dürfen. Schließlich verpflichtete sich Dietrich, mit seinem Bruder keinen Frieden zu schließen, bevor dieser der Befestigung Naumburgs nicht ebenfalls zugestimmt und überdies Genugtuung wegen zugefügten Schadens geleistet habe, insonderheit wegen der Burg Breitenbach (bei Zeitz). Im Jahre 1278 wiederholte der Markgraf seinen Verzicht auf Eingriff in die bischöfliche Gerichtsbarkeit, die ausdrücklich auch als eine weltliche gekennzeichnet wurde, in den Gerichtsbezirken um Naumburg, Zeitz und Schönburg. Die Grenzen der Bezirke wurden dabei genau umschrieben, eine deutliche Parallele zu der etwa gleichzeitig erfolgten Grenzumschreibung des Wurzener Landes der Bischöfe von Meißen (vgl. S. 103). Im Bezirk des Gerichtes Rolegrabe (östlich Zeitz) dagegen behielt sich der Markgraf die Gerichtsbarkeit vor, die hier kraft der Vogtei ja schon seinen Vorfahren zugekommen war. In einer weiteren Urkunde verpflichtete sich Dietrich, die Märkte und den Handelsverkehr der Stiftsstädte — es kann sich nur um Naumburg und Zeitz handeln — in Zukunft nicht mehr zu hindern, durch Sperrung der Straßen oder wie auch immer. Solche Behinderungen waren also vorgekommen. Er verpflichtete sich weiterhin, die beiden Städte nicht gegen den Bischof zu unterstützen. Es ist dies die erste Nachricht, die besagt, daß die Städte die bischöfliche Stadtherrschaft abzuschütteln strebten. Wiederum gestand er zu, daß der Bischof das Recht habe, die Ministerialen des Hochstifts jederzeit in seine Burgen zu legen und zum Dienste aufzubieten, und erkannte an, daß er seinerseits nicht berechtigt sei, v o n Burgmannen und Ministerialen des Bischofs und ihren Leuten Abgaben oder Dienste zu fordern. Die bedrohte bischöfliche Landesherrschaft war damit noch einmal hergestellt worden. Aber dies galt nur für den verhältnismäßig geringfügigen Hochstiftsbesitz um Naumburg und Zeitz, und auch dieser war verkleinert worden: das Gericht beim Roten Graben, die alte Landschaft Puonzouwa, drohte auf Grund der V o g t e i markgräflich zu werden, der Burgbezirk von Krossen wurde schon gar nicht mehr erwähnt. Noch weniger günstig lagen die Dinge im naumburgischen Territorium zu beiden Seiten der Elbe, das ja schon zur Zeit Dietrichs des Bedrängten ein Objekt wettinischer Begehrlichkeit gewesen war. Hier stand dem Bischof der alte Markgraf Heinrich gegenüber. Meinher sah sich
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genötigt, ihm die Burg Saathain, offenbar den festesten Stützpunkt naumburgischer Verwaltung östlich der Elbe, zunächst auf Lebenszeit zu Lehen zu geben (1274). Bald aber wurde der Lehnsnexus audi auf seinen Sohn Friedrich Klemm ausgedehnt, wenn auch unter Ausschluß der anderen Söhne Heinrichs (1276). Zu weiteren Veräußerungen zwang die mißliche Finanzlage des Bistums. Die Burg Tiefenau und die Städte Strehla, Dahlen und Nerchau mußten verpfändet werden, an wen, ist leider nicht ersichtlich. Der Besitz des Hochstifts östlich der Mulde entglitt ihm auf diese Weise. Ihn wirklich wiederherzustellen, ist nicht gelungen, es verblieb schließlich nur eine Lehnherrlichkeit, die zur bloßen Formalität verblaßte. Die Schuldenlast des Hodistifts betrug beim Tode des Bischofs immerhin noch 1100 Mark Silbers und vermehrte sich durdi die überhöhten Zinsforderungen der Zeit ständig. Ob sie allein auf die Kosten des Dombaus und auf die Unruhe der politischen Verhältnisse, die natürlich große Summen für Fehdezwecke nötig machte, zurückgeführt werden darf, erscheint fraglich. Auch der erhöhte Verbrauch der bischöflichen Hofhaltung und der Domherren wird dazu beigetragen haben, die Ausgaben über das erträgliche Maß zu steigern. Man begann damals in Deutschland in den Kreisen der hohen Geistlichkeit, einem heiteren Lebensgenüsse zu huldigen, und Naumburg schloß sich davon nicht aus. Es ist immerhin bezeichnend, wenn der Bischof dem Kloster Pforte 1275 zwei Hufen, die es gekauft hatte und deren Oberlehnsherr er war, nur unter der Bedingung bestätigte, daß das Kloster ihm und seinen Nachfolgern jährlich I8V2 Fuder Wein liefere. Die Domherren klagten im gleichen Jahre, daß ihnen die Einkünfte ihrer Präbenden zu standesgemäßem Lebensunterhalt nicht mehr genügten. Der Bischof inkorporierte daraufhin die Naumburger Stadtkirche St. Wenzel dem Domkapitel, damit eine neue Pfründe daraus gebildet werde. Die Seelsorge wurde einem schlecht dotierten Vikar übertragen. In den Genuß der Einkünfte gelangte in der Folgezeit der Dompropst. Von der sonstigen Tätigkeit Bischof Meinhers verraten die Quellen wenig. Die vielen kleinen und großen Rechtsgeschäfte der Kirchen, die die Bischöfe dieser Zeit vollzogen oder bestätigten, und ihre Ablaßbriefe füllen die Seiten der Urkundenbücher, sind aber im Zusammenhang der Bistumsgeschichte uninteressant und belanglos. Festgehalten zu werden verdient nur noch, daß Meinher 1274 das Konzil von Lyon besuchte und daß auch er, mitsamt seinem Kapitel, wegen Nichtzahlung der von der Kurie und ihren Legaten geforderten Abgaben der päpstlichen Exkommunikation nicht entging (vgl. S. 101 f.), ohne daß diese Maßnahme offenbar großen Eindruck gemacht hat
Ludolf • Bruno
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Nur ein Teil des Geforderten wurde gezahlt. Gestorben ist Meinher 1280 an unbekanntem Tage, ohne daß er, wie es scheint, aus der päpstlichen Exkommunikation gelöst war. Vielleicht ist dies der Grund, daß sein Name in keinem kirchlichen Kalender zu finden ist. Wiederum wurde der bisherige Dompropst zum Bischof gewählt, L u d o l f von Mihla, ein Angehöriger eines ministerialischen Geschlechts, das eine Seitenlinie der Truchsessen von Schlotheim bildete und mit den ministerialischen Herren von Eilenburg und von Torgau verwandt war. Wie schon 1272 in der Würde des Propstes, folgte er jetzt Meinher in der des Bischofs nach. Noch bevor er die Weihe empfangen hatte, wurde er vom päpstlichen Legaten Paulus exkommuniziert, und zwar wegen Bedrückung der Franziskaner seiner Diözese und Verweigerung der geforderten Zahlungen. Vor allem die erste Begründung ist bedeutungsvoll. Geht doch daraus hervor, daß das gute Verhältnis der Naumburger Bischöfe zu den Franziskanern, das unter Engelhard und Dietrich zu beobachten war, sich inzwischen ins Gegenteil gewandelt hatte, wohl nicht ohne Schuld der Bettelmönche. 1283 finden wir Ludolf gemeinsam mit Withego von Meißen bei Papst Martin IV. in Orvieto. Die Lösung vom Banne muß spätestens damals erfolgt sein. Seine kurze Amtszeit wird beschattet von der drückenden Schuldenlast, die ihm seine Vorgänger hinterlassen hatten. Da das Hochstift nicht zahlen konnte, wurden seine Bürgen gezwungen, Einlager zu halten, d.h. sich am Fälligkeitstage an einem vom Gläubiger bestimmten Orte einzufinden und dort bis zur Deckung der Schuld zu verweilen. Die Kosten solcher Internierung mußte natürlich das Bistum tragen. So sah sich Ludolf nach langen Beratungen mit dem Kapitel genötigt, wiederum Bistumsbesitz zu veräußern, zunächst einzelne Dörfer in der Nähe von Strehla (1282, 1284), dann die Burg Tiefenau mit dem zugehörigen Burgbezirke (1284), diese an den Markgrafen Heinrich. Nur durch das lockere und bald bedeutungslose Band der Lehnherrschaft blieb dieser einst wichtige Stützpunkt Naumburgs östlich der Elbe dem Bistum verbunden. Die Auflösung des naumburgischen Territoriums im Elbegebiet nahm ihren Fortgang, doch scheint es Ludolf auf diese Weise gelungen zu sein, die Finanzen des Bistums einigermaßen zu sanieren, wie sich aus ihrem Zustand unter seinem Nachfolger ergibt, wenn die Schulden auch nicht gänzlich abgetragen wurden. Im Januar 1285 nahm Ludolf teil an der Weihe der Minoritenkirche in Eger, die in Gegenwart König Rudolfs von Habsburg stattfand. Am 6. August des gleichen Jahres ist er gestorben. Zu seinem Nachfolger wurde abermals der bisherige Dompropst bestellt, B r u n o von Langenbogen. Das Geschlecht war edelfreien Standes. Bereits im Februar 1286 kaufte er von Markgraf Friedrich Tuta das
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Gericht „Roter Graben" bei Zeitz für 300 Mark Silbers. Der Bezirk des Gerichts wurde bei dieser Gelegenheit genau umschrieben. Er umfaßte ein Gebiet östlich der Elster, das seit langem dem Hochstift gehörig, aber auch seit langem von den Wettinem und ihren Amtleuten auf Grund der Hochstiftsvogtei in mannigfacher Weise für den werdenden wettinisdien Landesstaat in Anspruch genommen war und nunmehr dem markgräflichen Einfluß entzogen wurde. Seine Grenze folgte im wesentlichen der späteren Landesgrenze zwischen SadisenAnhalt und den Ländern Sachsen und Thüringen. Hier gelang es in der Folgezeit in der Tat, die bischöfliche Landesherrrschaft aufrechtzuerhalten. Ein Grundzug der Politik Bischof Brunos wird damit sichtbar: das Streben nach Wahrung seiner landesherrlichen Rechte wenigstens im Gebiet um Naumburg und Zeitz. Das Elbterritorium um Strehla war damals wohl bereits endgültig aufgegeben. Auch Bruno hat hier weitere Verkäufe vorgenommen. Dafür gelang es, für die beiden westlichen Stiftsgebiete manchen Vorteil zu erringen, sicher unter geschickter Ausnutzung der Streitigkeiten im wettinischen Hause und später der bedrängten Lage, in die die Wettiner durch die Unternehmungen der Könige Adolf und Albredit gekommen waren. Die beiden Söhne des Landgrafen Albrecht, Friedrich und Diezmann, bestätigten 1287 den Vertrag, den ihr Oheim Dietrich 1276 mit Bischof Meinher über die Befestigung der Stadt Naumburg geschlossen hatte, wenn auch offenbar erst nach langem Zögern. Den Ausschlag gab schließlich, und das ist lehrreich, daß der Bischof eine Urkunde des Papstes Innozenz II. von 1137 vorzulegen vermochte (vgl. S. 137), die Naumburg bereits als „befestigten Platz" (locus munitus) bezeichnete. Das alte Recht setzte sich durch. Audi der ausdrückliche Hinweis auf die Höllenstrafen, mit denen diese Urkunde die künftigen Beeinträchtiger des Hochstifts bedrohte, verfehlte wohl seine Wirkung nicht. Bestätigt wurden auch die Abmachungen von 1278 über die Freiheit des Handelsverkehrs der Stiftsstädte. Friedrich Tuta wiederholte 1288 diese Zusicherungen ebenfalls. Landgraf Albrecht selbst bekannte 1299, an den Gerichten Naumburg, Zeitz und Schönburg keinerlei Recht zu besitzen, wobei das Naumburger Weidibild wiederum genau umschrieben wurde. Schon 1288 hatte er die bischöfliche Lehnherrschaft über wichtige Besitzungen zwischen Unstrut und Ilm anerkannt, nämlich über die Burgen Eckartsberga, Buttelstedt und Rastenberg, das Dorf Memleben sowie über die Gerichtsstühle (comitiae) Aspe, Bucha und Beichlingen. Gleichzeitig bekannte er, auf die Burgen Kayna und Breitenbach keinen Anspruch erheben zu können. Der Ursprung dieser Lehnherrschaft ist dunkel. Klar dagegen liegt der Fall bei Grimma und
Bruno
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Oschatz, deren naumburgische Lehnsqualität der Landgraf 1300und 1301 anerkannte, da der Bischof ihm entsprechende Königsurkunden vorgelegt hatte. Sie waren Fälschungen, mit denen schon Heinrich der Erlauchte getäuscht worden war (vgl. S. 118,120). Ob nun bei jenen thüringischen Burgen und Gerichten in der gleichen Weise verfahren wurde, oder ob im Verlaufe der Auseinandersetzungen Landgraf Albrechts mit seinem Bruder Dietrich und seinen Söhnen eine Lehnsauftragung womöglich gegen Entgelt stattfand — sie liegt bei dem stets geldbedürftigen Landgrafen, der sogar die Mark Landsberg an die brandenburgischen Askanier und schließlich die Landgrafschaft selbst an König Adolf verkaufte, besonders nahe —, oder ob in der Tet alte Rechte Naumburgs an diesen Besitzungen vorlagen, was zumal bei Eckartsberga nicht ausgeschlossen erscheint, muß offenbleiben. An den Kämpfen um das Erbe Heinrichs des Erlauchten hat sich Bischof Bruno 1288 zusammen mit dem Bischof Heinrich II. von Merseburg auf der Seite der Söhne Albrechts, Friedrich und Diezmann, beteiligt. Eine dauerhafte Vermehrung des Naumburger Stiftsgebietes ist daraus nicht entstanden. Auch die Lehnherrschaft über die genannten thüringischen Besitzungen vermochte nicht festgehalten zu werden. Wohl aber wurde in diesen Jahren ein Band geknüpft zwischen dem Bischof und dem Markgrafen Friedrich dem Freidigen, dem Erneuerer der wettinischen Machtstellung in Mitteldeutschland nach schweren Kampfjahren, das nicht mehr zerreißen sollte. Einige Jahre später wird dies deutlich. Die Burg Haynsburg, 1238 naumburgisches Lehen Markgraf Heinrichs, war auf unbekannte Weise in den unmittelbaren Besitz des Bischofs zurückgelangt und wurde 1295 an Friedrich den Freidigen für 400 Mark Silbers verkauft, wobei allerdings die Bürger von Zeitz Bedenken geltend machten, es möchte Beeinträchtigung ihres Handels aus dem Verkaufe einer so nahe bei der Stadt gelgenen Burg entstehen. Das Geschäft ist insofern bemerkenswert, als damals König Adolf von Nassau seinen zweiten Zug gegen die Mark Meißen, der zur Vertreibung Friedrichs führte, bereits vorbereitete. Bischof Bruno war zwar während des ersten Zuges des Königs bei ihm im Lager vor Borna erschienen und ihm dann nach Leipzig gefolgt, aber nur, um sich alsbald wieder von ihm zurückzuziehen, während Bischof Heinrich von Merseburg den König über Nordhausen nach Mühlhausen geleitete. Jetzt ergriff Bruno unzweideutig für die Wettiner Partei. Der Verkauf der Haynsburg konnte nur bedeuten, daß dem Markgrafen ein Stützpunkt des Widerstandes gegen den König ausgeliefert wurde, und so erklären sich auch die trüben Befürchtungen der Zeitzer Kaufleute. An dieser Haltung hat Bruno auch festgehalten, nachdem das Schicksal bereits gegen Friedrich den Freidigen entschieden zu haben
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schien und König Adolf im Mai 1296 in Naumburg selbst gewesen war. Noch im Juni 1296 erneuerte er Friedrich die Lehen über Großenhain und Ortrand, wie sie Heinrich der Erlauchte und dann Friedrich Tuta besessen hatten. Er hatte sie Friedrich bereits 1292 übertragen und für Großenhain die Übertragung schon 1294 wiederholt. Großenhain ist in der Folgezeit zum festesten Stützpunkt des Markgrafen geworden. Hier faßte er nach seiner Rüdekehr aus der Emigration zuerst wieder Fuß. 1305 hat er auf das Recht an der ihm seinerzeit eingeräumten Haynsburg zugunsten des Bistums verzichtet. Nachteile sind dem Hochstift aus der Parteinahme für den Wettiner also anscheinend nicht erwachsen. Es war gewiß nicht leicht, in diesen Jahrzehnten immerwährender Kämpfe im Lande — auch in der Diözese Naumburg hinterließen die Heere nicht nur König Adolfs, sondern schon vorher die der streitenden Wettiner rauchende Trümmer auf ihren Spuren — das Naumburger Bistum ohne allzu große Verluste durch die Wechselfälle einer niemals klar übersehbaren politischen Lage hinduchzusteuern. Bischof Bruno hat sich, dies wird man sagen dürfen, als Politiker der schwierigen Situation gewachsen gezeigt. Er setzte auf die richtige Karte und schloß sich an den tatkräftigsten der wettinischen Fürsten an, dem die Zukunft gehörte, während das Königtum keine Anziehungskraft mehr auszuüben vermochte. Es liegt auf der Hand, daß in dieser unruhevollen Zeit die Sorge für den Landfrieden zu den dringlichsten Aufgaben des Bischofs als eines Mannes der Kirche sowohl wie als Landesherrn gehören mußte. Gemeinsam mit den Bischöfen von Meißen und Merseburg verpflichtete er sich 1286 zur Durchführung der scharfen Beschlüsse der Magdeburger Synode von 1266 gegen Brandstifter und Kirdienräuber und gegen diejenigen, die Bischöfe oder Kleriker gefangennahmen. Die letzte Bestimmung zeigt, daß die Mittel der kirchlichen Zuchtgewalt nicht nur gegen kriminelle Elemente, sondern auch in politisch begründeten Fehden angewandt werden sollten, wobei freilich im Zeitalter des Faustrechtes echte Fehden von Raub und Brand aus bloßer Habgier schwer zu unterscheiden sind. Eben aus der Unerträglichkeit dieses Mißstandes waren ja die Landfriedensbestrebungen erwachsen, deren König Rudolf sich nun wieder so nachdrücklich annahm. Im folgenden Jahre 1287 schloß Bruno sich zunächst dem thüringischen Landfriedensbündnis an, dem im Auftrage des Königs Erzbischof Heinrich II. von Mainz präsidierte. Eine einmalige Steuer zur Deckung der Kosten, wie sie vom Erzbischof bereits für Thüringen angeordnet war, wurde nun auch den Bewohnern des Bistumslandes auferlegt. Sie betrug ein Achtel des Einkommens. Leute von Ritters Art sowie Geist-
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liehe zahlten von ihren selbstbewirtschafteten Gütern nur die Hälfte dieses Satzes, die Städte waren ganz befreit. Belastet wurden also in erster Linie die Bauern, die unter den Verheerungen der Fehden ohnehin am meisten zu leiden hatten, doch ist immerhin bemerkenswert, daß die Geistlichkeit nicht gänzlich steuerfrei ausging. Von Rittern und Städten erwartete man wohl die Stellung von Aufgeboten zur Friedenswahrung, so daß es verständlich erscheint, wenn sie in steuerlicher Hinsicht bevorzugt wurden. Bereits im August 1287 wurde dieser thüringische Landfriede auch auf das Gebiet östlich der Saale ausgedehnt. Auf einem Tage in Zeitz traten die drei mitteldeutschen Bischöfe, die wettinischen Brüder Friedrich und Diezmann, ihr Oheim Friedrich Klemm und eine große Anzahl Herren des Osterlandes unter Vorsitz des Mainzer Erzbischofs zusammen und beschworen das Bündnis unter den gleichen Bedingungen, unter denen es in Thüringen geschlossen worden war. Die Wahl des Tagungsortes zeigt, daß Bischof Bruno um das Zustandekommen besonders bemüht gewesen ist. Bald nach dem Tode Heinrichs des Erlauchten vereinigten sich die Bischöfe mit Friedrich und Diezmann und den Grafen von Brehna und Anhalt nochmals zu Grimma in einem lokalen Landfriedensbund, dem wohl auch Friedrich Tuta angehörte. Selbstverständlich war Bruno 1289/90 auf dem großen Reichstag König Rudolfs in Erfurt anwesend, in dessen Mittelpunkt wiederum der Schutz des Landfriedens in Mitteldeutschland stand. Nur wenig Bemerkenswertes erfahren wir über Brunos Tätigkeit auf kirchlichem Gebiete. Er weihte 1285 das Klarissenkloster in Weißenfels, traf 1286 Anordnungen über die Obödienzen der Naumburger Domherren und bestätigte 1290 ein neues Statut des Kapitels. Besonderes Wohlwollen erwies er dem Kloster Bosau, kam aber auch anderen Klöstern durch Inkorporation von Pfarrkirchen entgegen. Aus eigenen Mitteln stiftete er ein Nonnenkloster zu Marienthal bei Eckartsberga, also in der Erzdiözese Mainz, wobei er sich dem Erzbischof von Mainz verpflichten mußte, das Kloster solle nie dem Zisterzienserorden oder einem anderen Orden, das heißt wohl Bettelorden, eingegliedert werden, sondern stets dem Erzbischof unmittelbar untergeben bleiben (1291). Gelegentlich ließ sich Bruno von einem Weihbischof vertreten (1294), obwohl von langer Abwesenheit nichts überliefert ist. Wir wissen nur, daß er 1286 an einer Synode in Würzburg und 1287 an der großen Synode ebendort teilnahm, die der päpstliche Legat Johannes von Tusculum einberief. Sie fand zugleich mit einem Reichstag König Rudolfs statt. Wie die übrigen Teilnehmer, wird auch Bruno die Geldforderungen der Kurie abgelehnt haben, die der Legat überbrachte. Doch ist im Jahre 1286 der Papstzehnte in der !0 Sdileslnger II
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Naumburger Diözese tatsächlich eingehoben worden; eine Quittung für den Vicepleban in Greißlau hat sich erhalten. 1298 war Bruno in Rom. Merkwürdig berührt es, daß Bruno 1286 den beim Dome in Naumburg gelegenen bischöflichen Hof dem Dompropst und seinen Nachfolgern überließ. Er wurde offenliditlidi nicht mehr benötigt, und da wir von einem Neubau, der die alte Bischofswohnung ersetzte, nidits hören, die große Landfriedenstagung des Jahres 1287 aber, die natürlich beträchtlichen Aufwand erforderte, nicht in Naumburg, sondern in Zeitz stattfand, so wird man annehmen dürfen, daß die bischöfliche Residenz inzwischen wieder von Naumburg nach Zeitz verlegt worden war, wie dies auch spätere Chronisten berichten. Schon Bischof Meinher scheint sich mehr in Zeitz als in Naumburg aufgehalten zu haben. Ein bischöflicher Hof in Zeitz bestand seit alters. Zur Zeit Bischof Dietrichs wurde er ausgebaut und befestigt (1271 in novo nostio palacio). Neben dem „inneren" Hofe (interior
curia) entstand der „vordere" Hof (anterior
curia), mit W a l l
und Graben umgeben. Markgraf Heinrich hatte 1259 seine Beseitigung verlangt (vgl. S. 136), Dietrich sie auch zugesagt; nach seinem Tode sollte auch der innere Hof abgerissen werden. Beides scheint nicht erfolgt zu sein. Im Jahre 1300 wurde sogar die Zahl der Burgmannen in Zeitz wiederum vermehrt. Bischof Bruno tauschte zu diesem Zwecke vom Kapitel eine Kurie und einen Turm ein. Die Wettiner, die wohl gehofft hatten, auf Grund der Vogtei als Richter im Roten Graben bei Zeitz die Stadt allmählich ihrem Territorium eingliedern zu können, fanden sich damit ab, daß Zeitz nicht nur bischöflich blieb, sondern zum Mittelpunkte der bischöflichen Herrschaft wurde. Diese Entwicklung nahm einige Jahrzehnte in Anspruch. Ihr letzter Akt ist der erwähnte Ankauf des Gerichts im Roten Graben (1286, Februar 19) und kurz darauf (Juni 5) der Verzicht auf die bisherige Residenz Naumburg. Der Bischof kam nur noch vorübergehend dahin, so daß ihm ein kleines Quartier genügte. Der Bischofshof aber, die ehemalige Burg Markgraf Ekkehards, wurde zum Sitze der Dompropstei. Uber die Gründe der Verlegung lassen sich mancherlei Vermutungen anstellen. Sie fand statt, damit die Bischöfe „freier lebten" (ut Iiberius viverent), sagt später der Bosauer Mönch Paul Lang. Er wird damit nicht gänzlich unrecht haben. Die Rechte des Domkapitels hatten sich derartig vermehrt, daß es dem Bischof nur lieb sein konnte, in einiger Entfernung von den Domherren zu wohnen, und ein Kapitel, das den Glanz der bischöflichen Hofhaltung zu vermehren geeignet war, ohne doch die bischöflichen Rechte einschränken zu können, bestand in Zeitz ja ebenfalls. Aber auch der Gesichtspunkt der Sicherung der Stadt
Dietrich
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Zeitz gegen die Ansprüche der Wettiner wird mitgespielt haben. Die Stadt Naumburg als Sitz der Kathedrale und des Kapitels genoß schon dadurch einen gewissen Schutz. Wurde Zeitz zum Sitz des Bischofs, so mußte es schwerfallen, die Stadt zur wettinischen Landstadt zu machen. Als Bischof Bruno am 1. Februar 1303 starb, konnte sie als sicherer Besitz des Hochstifts gelten. InMerseburg wurde imJahrel201 D i e t r i c h , ein unehelicher Sohn des wettinischen Markgrafen Dietrich von der Ostmark (f 1185) und der Kunigunde, der Witwe des Grafen Bernhard von Plötzkau, zum Bischof gewählt. Markgraf Dietrich hatte seiner Mutter und ihm für Lebenszeit sein Eigengut Groitzsch zum Unterhalt ausgesetzt. Dietrich war dann Domherr in Magdeburg und auch in Merseburg gewesen, wo er als Archidiakon fungierte. Die Wahl bedurfte päpstlichen Dispenses wegen des Makels der Geburt, der dem Elekten anhaftete. Innozenz III. kassierte sie bezeichnenderweise ganz, obwohl Dietrich sich im Frühjahr 1202 nach Rom aufgemacht hatte, um den Dispens zu erlangen. Erst nachdem der Vetter Dietrichs, Markgraf Konrad von der Ostmark, sich ins Mittel gelegt hatte, gestand er 1203 dem Merseburger Kapitel zu, Dietrich zwar nicht zu wählen, aber zu postulieren (vgl. S. 596), und beauftragte gleichzeitig den Erzbischof Ludolf von Magdeburg, den er damals offenbar von der staufischen Seite abziehen zu können hoffte, die Rechtmäßigkeit dieser Postulation zu prüfen. Von Dietrich selbst verlangte er den Eid unbedingten Gehorsams gegen den päpstlichen Stuhl, d. h. übertritt von der Partei König Philipps zu der Ottos IV. Der Erwählte hatte nämlich unzweifelhaft für Philipp Partei genommen. Wir finden ihn 1202 bei diesem in Halle, 1203 in Altenburg. An dem geharnischten Protest der Fürsten gegen die Tätigkeit des Kardinallegaten Hugo, der 1202 in Halle ausgefertigt wurde, hatte er sich vorsichtigerweise nicht beteiligt, was in seiner Lage verständlich ist, denn die Reise nach Rom stand unmittelbar bevor, doch schützte ihn das nicht vor der Exkommunikation durch Hugo. Sie erfolgte wohl, weil Dietrich in den Kämpfen des Jahres 1203, die das Gebiet an der Saale furchtbar verheerten, den Staufer unterstützt hatte. Nun mußte er klein beigeben, wenn er auf den bischöflichen Stuhl nicht verzichten wollte: er leistete den geforderten Eid. Innozenz gab daraufhin dem Bischof von Hildesheim Vollmacht, Dietrich zu absolvieren und ihn an Stelle des bei der staufischen Partei verharrenden Erzbischofs Ludolf zu konsekrieren. Aber jetzt stellten sich neue Schwierigkeiten ein. Otto IV. wollte freies Geleit nach Hildesheim, das ja mitten in seinem Machtbereich lag, nur gewähren, wenn Dietrich die Investitur von ihm empfing. Dies zu tun konnte sich Dietrich nicht entschließen, da es den offenen Abfall von Philipp 10*
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bedeutet hätte. Otto gewährte das erbetene Geleit schließlich doch, und so konnte endlich am 19. Dezember 1204 Dietrich in Hildesheim die Weihe empfangen. Die Gelegenheit wurde benutzt, um eine Verbrüderung der Merseburger mit der Hildesheimer Kirche herbeizuführen. Investiert hat ihn anscheinend Philipp, doch wird darüber nichts berichtet. Einen Parteiwechsel hat Dietrich jedenfalls nicht vollzogen, den erzwungenen Eid also nicht gehalten. 1206 war er wiederum bei König Philipp in Eger. Man sieht, in welche Gewissenskonflikte die deutschen Bischöfe durch die Politik des Papstes gestürzt wurden. Erst nach dem Tode Philipps wandte sich Dietrich wie alle deutschen Fürsten dem Weifen zu. Gemeinsam mit dem Markgrafen Dietrich von Meißen besuchte er Pfingsten 1209 Ottos Hof tag in Braunschweig, nachdem der König den Himmelfahrtstag in Merseburg selbst gefeiert hatte. Ohne in der Politik hervorzutreten, hat er dem Weifen noch die Treue gehalten, als die meisten mitteldeutschen Fürsten bereits Friedrich II. zugefallen waren. Die Wichtigkeit, die Merseburg mit seiner alten Pfalz in der Reichspolitik noch immer hatte, geht daraus hervor, daß Friedrich angeblich versuchte, hier im August 1213 einen Hoftag abzuhalten. Otto verhinderte ihn, und erst im September konnte er dann unter geringer Beteiligung stattfinden. Ob Dietrich anwesend war, ist fraglich. Im Gegensatz zu Engelhard von Naumburg wird Dietrich in Urkunden Friedrichs II. überhaupt nicht angetroffen, doch mag dies darin begründet sein, daß er bereits kränkelte, als der Stern des Staufers aufzusteigen begann. Von seiner Tätigkeit als Diözesan ist so gut wie nichts bekannt. Dagegen wissen wir, daß er häufig bei den Augustinerchorherren auf dem Lauterberge bei Halle weilte, mit deren Propst Walther (f 1205) ihn anscheinend enge Freundschaft verband. Das Stift lag nicht in der Merseburger Diözese, war aber wettinisches Familienkloster. Hier starb 1185 Bischof Dietrichs gleichnamiger Vater, der Markgraf von Landsberg, so daß die nahen Beziehungen sich erklären. Familiensinn knüpfte auch das gute Verhältnis des Bischofs zum Markgrafen Dietrich von Meißen, ebenfalls seinem Vetter, der ihn wiederholt als Schiedsrichter und zur Beurkundung kirchlicher Stiftungen heranzog. Ob aber wirklich Markgraf Dietrich im Jahre 1210 die merseburgische Lehnherrschaft über Leipzig, Naunhof und Schkeuditz anerkannt hat, wie eine nicht im Original erhaltene Urkunde besagt, deren Echtheit jedoch begründetem Verdacht unterliegt, ist zweifelhaft, wenn auch nicht völlig unmöglich. Merseburg hatte seit alters Anspruch auf den großen Wald zwischen Saale und Mulde erhoben (vgl. Bd. 1 S. 82), der nun zum großen Teil bereits gerodet war. Auch merseburgische Stiftsministeriale waren an seiner Erschließung be-
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teiligt gewesen (vgl. S. 72f.). Vielleicht gelang es in der Tat, diese Ansprüche jetzt insoweit durchzusetzen, daß der Stadtherr von Leipzig wenigstens die bischöfliche Lehnherrschaft anerkannte, denn um diese aufblühende Stadt muß es sich damals in der Hauptsache gehandelt haben, sodann um die deutschen Dörfer, die auf Rodungsboden um Naunhof entstanden waren. Nur an Schkeuditz hatte der Bischof wirklich ein unbezweifelbares Recht. Diese Burg war alter merseburgischer Besitz. Hinsichtlich Leipzigs aber war sein Recht mehr als zweifelhaft. Wenn Bischof Johannes auch bei der Stadtgründung vielleicht mitgewirkt hat, so doch sicherlich nicht als Stadtherr, schwerlich auch als Lehnherr des Grundes und Bodens, auf dem die Stadt errichtet war. Allenfalls mögen ihm Rechte an einzelnen Grundstücken zugekommen sein, und ohne Zweifel besaß er die alte Pfarrkirche bei der Burg. Verbriefte Rechte an Leipzig und Naunhof wurden vorgetäuscht durch zwei Fälschungen, die zu den Jahren 1021 und 1022 auf den Namen König Heinrichs II. angefertigt wurden und die Schenkung beider Städte zum Inhalt hatten. Es ist nicht sehr wahrscheinlich, daß Markgraf Dietrich mit solchen Fälschungen hätte übertölpelt werden können, dazu war er nicht der Mann. Geriet er doch wenig später in Differenzen mit dem Erzbischof von Magdeburg, die sich nur auf dessen Besitzungen in der Leipziger Gegend (Taucha, Nerchau) bezogen haben können, und die Verhängung des Interdikts über die Diözesen Merseburg und Meißen (1215) zeigt, wie unnachgiebig seine Haltung war. Wahrscheinlich ist, daß die Urkunde, durch die Markgraf Dietrich die Anerkennung der merseburgischen Forderungen angeblich aussprach, erst nach seinem Tode gefälscht und zusammen mit den anderen Fälschungen vorgelegt wurde (vgl. S. 152). Bischof Dietrich starb am 12. Oktober 1215. Sein Nachfolger E k k e h a r d entstammte der reichsministerialischen Familie Rabil. Er war Domherr in Merseburg gewesen, und der Chronist vom Lauterberge weiß seine Gelehrsamkeit zu rühmen, die in der Tat in den einleitenden Sätzen (Arengen) seiner Urkunden bisweilen durchschimmert. Bei seiner Wahl wirkte Konrad von Krosigk mit, der emeritierte Bischof von Halberstadt und damals Mönch in Sittichenbach, welcher sich offenbar allgemeinen Ansehens in Merseburg wie auch in Naumburg erfreute (vgl. S. 112 f.). Auch bei der am 5. Juni 1216 von Erzbischof Albrecht von Magdeburg vollzogenen Weihe Ekkehards war er beteiligt. Seiner geistlichen Obliegenheiten scheint sich Ekkehard sofort mit größtem Eifer angenommen zu haben. Wir hören 1216, 1217 und 1218 von Synoden in Merseburg, so daß ihre alljährliche Einberufung wenigstens für den Anfang seiner Amtszeit gesichert ist. Später trug er Sorge, daß die an gewissen Festen in der Domkirche
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üblichen Tänze und Spiele, über deren Charakter Näheres nicht auszumachen ist, abgeschafft wurden, da es zu Ausschreitungen gekommen war. Gegen das Ende seiner Amtszeit (1238) finden wir Dominikaner in seiner Umgebung, denen er den Weg in seine Diözese geebnet haben wird. An der Weihe des Bamberger Doms nahm er 1237 teil, kurz darauf in Erfurt an der Weihe der Bischöfe von Halberstadt und Prag. Erwähnung verdient ferner die große Visitation, die er im Augustinerchorherrenstift auf dem Lauterberge vornahm. In den Jahren 1220 bis 1225 wurde er häufig von Honorius III. als kommissarischer päpstlicher Richter delegiert, und das gleiche wiederholte sich unter Gregor IX. in den Jahren 1233 bis 1239. Bei der Kurie muß er also in gutem Ansehen gestanden haben. Aber auch am königlichen Hofe und auf den Hoftagen der deutschen Reichsregierung, die Friedrich II. für die Zeit seiner Abwesenheit eingesetzt hatte, ist er anzutreffen. Wir finden ihn 1216 bei Friedrich II. in Altenburg, 1223 bei Heinrich (VII.) und Engelbert von Köln in Nordhausen zusammen mit Engelhard von Naumburg, und so im folgenden Jahre wiederum in Bardowick. Im Sommer 1225 weilte er in Italien beim Kaiser und bezeugte den Vertrag von San Germano. Vorher war er in Rom gewesen, um ein päpstliches Urteil in dem schon lange währenden Streit mit dem Kloster Pegau (vgl. S. 73) zu erzielen, was ihm indes nicht gelang. Im Juni (und Juli?) 1226 war er wiederum in der Lombardei beim Kaiser, und im folgenden Jahre treffen wir ihn im September in Brindisi an, also offenbar an den Kreuzzugsvorbereitungen Friedrichs II. beteiligt. Daß er am Kreuzzug tatsächlich teilgenommen hat, bezeugt kein anderer als Gregor IX. selbst (1229 Oktober 6). Erst im Februar 1230 war er bestimmt wieder in der Heimat. Hervorgetreten ist er freilich bei der Unternehmung nicht, und auch in der Reichspolitik der Folgezeit war dies nicht der Fall. Nur noch einmal besuchte er einen Hoftag; es war der 1234 von Heinrich (VII.) in Altenburg gehaltene. Aber keineswegs ist er, als der Kampf zwischen Kaiser und Papst 1239 erneut ausbrach, zur kurialen Partei übergetreten. Seine Haltung brachte ihm vielmehr, wie so vielen anderen Bischöfen, noch kurz vor seinem Tode die Exkommunikation ein. Die Bedeutung Ekkehards in der Reichspolitik ist somit gering, mit der Engelhards von Naumburg nicht zu vergleichen. Ihm lag im Grunde wohl die Förderung der bischöflichen Landesherrschaft mehr am Herzen als das Schicksal von Reich und Kirche. Er vermochte sich der allgemeinen Verengung des Blickfeldes, die im deutschen Episkopat, von wenigen Ausnahmen abgesehen, seit 1198 eintrat, nicht zu entziehen. Das merseburgische Territorium, falls man von einem solchen überhaupt zu sprechen vermag, war sehr klein, ge-
Ekkehards Territorialpolitik
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messen selbst an den gewiß nicht bedeutenden Territorien der Bischöfe von Meißen und Naumburg. Große geschlossene Komplexe bestanden nirgends, kleine nur um Merseburg selbst, um Horburg und um Zwenkau, vielleicht auch um Lützen. Wichtige Burgen wie Schkeuditz waren verlehnt. Seit Thietmar erhoben die Bischöfe zwar Anspruch auf das der Saale ostwärts vorgelagerte Gebiet bis zur Mulde (vgl. Bd. 1 S. 82), ohne ihn indes durchsetzen zu können; im Gegenteil hatte die Gründung der Stadt Leipzig durch Markgraf Otto den Reichen (vor 1170) hier einen wettinisdien Stützpunkt geschaffen, von dem aus das umliegende Land der landesherrlichen Botmäßigkeit unterworfen werden konnte. Gerade zur Zeit der ersten Amtsjahre Ekkehards gelang es dem Markgrafen Dietrich, seine Herrschaft über die Stadtbürger und die Ministerialität dieser Gegend erheblich zu festigen. In Leipzig erbaute er nicht weniger als drei Burgen. Wenn also Dietrich die Lehnherrschaft Merseburgs über Leipzig tatsächlich 1210 anerkannt haben sollte, kann er ihr nur formale Bedeutung beigemessen haben. Da eröffnete der Tod Dietrichs (1221) dem Bischof große Aussichten. Der Markgraf hinterließ als Erben nur einen unmündigen, damals fünfjährigen Knaben Heinrich (den Erlauchten). Die vormundschaftliche Regierung für ihn führte Landgraf Ludwig von Thüringen, sein Oheim, nach besten Kräften, als Lehnsvormund über die wettinisdien Reichslehen nach kurzer Auseinandersetzung mit der Witwe des Verstorbenen und ihrem zweiten Gatten Poppo von Henneberg auch vom Reiche anerkannt. Jetzt trat Bischof Ekkehard mit dem Anspruch hervor, während der Unmündigkeit Heinrichs die Lehnsvormundschaft über die merseburgischen Lehen der Wettiner selbst wahrzunehmen, wozu er nach Lehnrecht berechtigt war. Als solche wurden Leipzig, Naunhof, Grimma, Borna und Groitzsch bezeichnet, dazu andere Plätze zwischen Saale und Mulde. Es handelt sich also um ein Gebiet, wo das Merseburger Bistum in der Tat gewisse Rechte und Besitzungen seit alters innehatte, ohne daß sie jedoch die beanspruchte Ausdehnung besaßen. Bestimmt unbegründet war die Forderung in bezug auf Grimma, wo ja Naumburg ebenfalls Lehnherrschaft erstrebte (vgl. S. 118), und Groitzsch, das wettinischer Allodialbesitz war. In Leipzig besaß Merseburg mit Bestimmtheit nur die alte Pfarrkirche (vgl.Bd. 1 S. 162);Naunhof lag auf gerodetem Lande und Borna mußte als Zubehör des von Heinrich IV. einst an Naumburg geschenkten Burgwards Tibuzin (vgl. Bd. 1 S. 120) gelten. Grundlage des merseburgischen Anspruchs waren also letzten Endes allein die von Thietmar gefälschte Urkunde über die Schenkung des Königsforstes „zwischen Saale und Mulde" an Merseburg durch Heinrich II. (Bd. 1 S. 82), und zwei
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eben erst angefertigte Fälschungen über die angebliche Schenkung von Leipzig und Naunhof an Merseburg ebenfalls durch Heinrich II. (vgl. S. 149). Aller Wahrscheinlichkeit nach wurde erst jetzt jener Lehnsrevers gefälscht und vorgelegt,der auf denNamenMarkgrafDietrichs lautete und zu 1210 datiert war. Durchgedrungen ist Bischof Ekkehard mit seinen Ansprüchen nicht. Der Landgraf vermutete wohl mit Recht, daß die Lehnsvormundschaft von ihm nicht im Interesse des Mündels, sondern im Interesse der Erweiterung des Stiftsterritoriums geführt werden würde. Er lehnte die bischöflichen Forderungen rundweg ab. Die Folge war Exkommunikation nicht nur des Landgrafen und seiner Ratgeber, sondern auch seines unmündigen Mündels und Verhängung des Interdikts über das ganze Land. Auf diese Weise wurde wenigstens die Zahlung der hohen Summe von 800 Mark Silbers erpreßt. Die bischöfliche Lehnherrschaft über die fraglichen Orte scheint nunmehr wenigstens teilweise anerkannt worden zu sein, ohne daß das zunächst weitere Folgen gehabt hätte. War die Vergrößerung des bischöflichen Territoriums auf diese Weise mißlungen, so gelang doch ohne Zweifel seine Festigung. Wichtig war vor allem die Abschüttelung der Domvogtei, die die Burggrafen von Leisnig lehnweise innehatten. Der Bischof erwarb sie zunächst als Pfandschaft für 100 Mark Silbers, indem er sich bei den jüdischen Gläubigern des Burggrafen Siegfried für diese Summe verbürgte (1234). Der Burggraf wird das Pfand schwerlich haben einlösen können, und in der Tat ließ der Bischof in der Folgezeit die Blutgerichtsbarkeit durch seine eigenen Beamten handhaben (1240 in Zwenkau durch den villicus) und verlehnte das Vogtdrittel der Gerichtsgefälle anderweitig. Bischöfliche Hofämter sind unter Ekkehard erstmals bezeugt (1225 Schenk und Marschall). Die Stadt Merseburg umgab er mit einer steinernen Mauer, anscheinend noch zur Zeit Markgraf Dietrichs und nicht ohne daß dieser und Landgraf Ludwig von Thüringen Einspruch erhoben. Der gleiche Kampf um das Befestigungsrecht wie in Naumburg begann also jetzt auch in Merseburg. Der Bischof setzte sich durch. Die Stadt Merseburg stand nunmehr, nachdem die königlichen Rechte dahingeschwunden waren, unter der alleinigen Botmäßigkeit des Bischofs, der frei über Markt und Zoll verfügte (1220) und im übrigen innerhalb seiner Besitzungen die Gerichtsbarkeit auf den Landstraßen, d. h. den Schutz und die Überwachung und damit auch die Bezollung des Handelsverkehrs, in Anspruch nahm (que spectant ad vecturam, 1240). Man wird nach allem vermuten dürfen, daß ihm auch an der wirtschaftlichen Förderung der Stadt Merseburg gelegen war. Als er am 1. Mai 1240 starb, hinterließ er—so bemerkt der Merseburger Chronist, der über manches aus seiner
Rudolf • Heinrich I.
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Amtszeit merkwürdig gut unterrichtet ist — das Bistum in besserem Zustande, als er es übernommen hatte, und dieses Urteil ist gewiß nicht unrichtig, so konventionell es in dieser Quelle an anderen Stellen sein mag. Nur sehr wenig wissen wir über die Amtszeit seines Nachfolgers R u d o l f . Er hatte Besitz in Webau bei Weißenfels, und da von 1308 bis 1317 ein Heinrich von Webau in Merseburg Domherr war, gehörte er wahrscheinlich dieser Familie an, die aber sonst nicht hervortritt. Vor seiner Wahl war er Propst in Merseburg (nachweisbar seit 1233). Was sein Verhältnis zu Friedrich II. betrifft, so ist erkennbar, daß er dessen Vertrauensleute begünstigte: 1243 überließ er Gottfried von Hohenlohe, dem hauptsächlichsten Vollstrecker des königlichen Willens in Deutschland seit 1237, die Lehen des verstorbenen Albert von Rotenfels. Sonst besitzen wir von ihm nur Beurkundungen belangloser Rechtsgeschäfte und einen Ablaßbrief für die Dominikanerkirche in Halberstadt. Mit dem Halberstädter Hochstift wurde eine Verbrüderung geschlossen. Rudolf starb am 7. April 1244. Ihm folgte H e i n r i c h (I.) von Wahren, seit 1228 als Domherr, seit 1242 als Propst in Merseburg bezeugt. Seine Familie war edelfreien Standes. Im Kampfe der päpstlichen und kaiserlichen Parteien, der nach der erneuten Bannung und Absetzung Friedrichs II. durch Innozenz IV. und der Wahl des thüringischen Landgrafen Heinrich Raspe zum Gegenkönig die ersten Jahre seiner Amtszeit erfüllte, scheint er sich wie sein Metropolit Wilbrand von Magdeburg zurückgehalten zu haben. Ein päpstliches Privileg, das 1247 Bischof und Kapitel von Merseburg die Vergünstigung gewährte, zur Ausführung päpstlicher Provisionen nur bei vollständiger Erwähnung dieser Indulgenz gehalten zu sein, sollte das Hochstift offenbar zur päpstlichen Partei hinüberziehen, an deren Spitze damals Erzbischof Siegfried von Mainz trat. Doch finden wir Heinrich gerade in diesen Jahren in freundlichen Beziehungen zum Markgrafen Heinrich dem Erlauchten, der als Anhänger des Staufers betrachtet werden muß und zu Siegfried von Mainz schon um seiner nach dem Tode Heinrich Raspes verfochtenen Ansprüche auf Thüringen willen in erklärtem Gegensatz stand. Bei den Gegenkönigen Heinrich und Wilhelm ist Bischof Heinrich zunächst nicht anzutreffen. Erst nachdem Friedrich II. gestorben und König Konrad IV. nach Italien gezogen war, hat er gleich dem Markgrafen Heinrich und Erzbischof Wilbrand seine Haltung geändert. In Merseburg selbst haben im April 1252 Heinrich der Erlauchte und Erzbischof Wilbrand König Wilhelm tatsächlich gehuldigt, und die Wahl des Ortes zeigt, daß Bischof Heinrich schon vorher zu ihm übergetreten sein wird; es war dies übrigens der letzte für Merseburg bezeugte
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Aufenthalt eines deutschen Königs. Zum Jahre 1254 hören wir, daß Innozenz IV. den Bischof beauftragte, in seinem Namen den neuen Erzbischof Rudolf von Magdeburg das Pallium zu überreichen und den Treueid von ihm zu empfangen. Die Zeit des Interregnums war für das Bistum Merseburg eine Zeit der Bedrängnis. Der um das Erbe Heinrich Raspes ausgebrochene thüringische Erbfolgekrieg zog auch die Merseburger Diözese in Mitleidenschaft. Die endgültige Entscheidung zugunsten Heinrichs des Erlauchten, dessen Urkunden Bischof Heinrich übrigens nicht selten bezeugte, brachte 1267 die Schlacht bei Beesenstedt. Die Gefangenen wurden nach Merseburg gebracht. Der Bischof stand also auf der Seite des Wettiners. Bezeichnender ist ein anderer Vorgang. In Burgscheidungen an der Unstrut, einer dem Bischof von Bamberg gehörigen Burg, saß ein bambergisches Ministerialengeschlecht von Knut. Es hatte seinen Besitz außerordentlich zu vermehren vermocht und verfügte bald nicht nur über Güter an der Unstrut, sondern auch um Weißenfels und Lützen sowie bei Leipzig, wo die Orte Knauthain, Knautnaundorf und Knautkleeberg noch heute den Namen festhalten. Auch vom Merseburger Bischof hatten sie Lehen empfangen. Aus unbekanntem Grunde eröffneten zwei Brüder Knut die Fehde gegen Bischof Heinrich, nahmen ihn auf einer Reise gefangen und erpreßten ein Lösegeld von 600 Mark Silbers, nachdem er hatte Urfehde schwören müssen. Von der Höhe der Summe mag eine Vorstellung geben, daß eine Hufe, also ein Bauerngut mittlerer Größe, damals mit 20 Mark bewertet wurde. Der Merseburger Chronist berichtet, die Knut hätten in der Folgezeit noch oft die Merseburger Kirche und die Bewohner des Bischoflandes mit Plünderung, Raub und Brand heimgesucht. Erst Bischof Gebhard gelang es, diese Raubritter um 1320 aus dem Stiftsgebiet zu vertreiben. Der Verwaltung des kleinen bischöflichen Territoriums nahm sich Bischof Heinrich mit Geschick an. Es gelang ihm, vom Markgrafen Heinrich die Anerkennung des Befestigungsrechtes an der Stadt Merseburg zu erlangen (1248). Die dortige Münze verpachtete er im Jahre 1255 in der üblichen Weise unter gleichzeitigem Erlaß einer Münzordnung, die eine alljährlich wiederkehrende Verschlechterung des Metallwertes der ausgeprägten Pfennige vorsah: am Anfang des Münzjahres (8. SeptembeT) wurden aus der Gewichtsmark Silber 300, am Ende des Jahres schließlich 360 Denare geschlagen. Des mit dem Bischof von Naumburg geschlossenen Vertrages über die Ministerialen ist bereits gedacht worden (vgl. S. 136). Eine andere bezeichnende Maßnahme betraf die Gerichtsbarkeit. Nach dem Erwerb der Domvogtei durch Bischof Ekkehard war das bis dahin dem Vogte, also
Albert • Friedrich I.
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dem Burggrafen von Leisnig zustehende Drittel der Gerichtsbußen in Zwenkau an einen gewissen Heinridi Krull in Lehen gegeben worden. Gegen Überlassung von zwei Hufen erwarb 1255 der Bischof dieses Lehen zurück und gelobte, es in Zukunft nicht mehr zu veräußern. Geleitet wurde er dabei wohl von der Absicht, alles Recht an der Gerichtsbarkeit in der Hand des Landesherrn zu konzentrieren, ein Grundsatz, der in Deutschland viele Jahrhunderte gebraucht hatte, um sich durchzusetzen. In kirchlicher Hinsicht galt seine besondere Fürsorge dem Nonnenkloster zu Leipzig. In der Stadt Leipzig besaß der Bischof einen Hof, wo er 1262 urkundete. Er genehmigte die Inkorporation des Nonnenklosters Nimbschen bei Grimma in den Zisterzienserorden. Dominikaner und Franziskaner begünstigte er nicht, gewährte aber den Wilhelmitern Eingang in seine Diözese, ohne daß es jedoch zu einer Klostergründung gekommen wäre. Er starb am 14. Mai 1265. Es erfolgte nunmehr eine zwiespältige Wahl. Ein Teil der Stimmen fiel auf A l b e r t , einen Angehörigen des wettinischen Ministerialengeschlechts der Truchsessen von Borna, während die andere Partei Friedrich wählte, einen Sohn Withegos von Torgau, der gleichfalls wettindscherMinisterialer war. Politische Hintergründe der Doppelwahl sind nicht ersichtlich. Beide Bewerber waren Merseburger Domherren und hatten, wenn der etwas romanhafte Bericht der Bistumschronik richtig ist, schon gemeinsam die Domschule besucht. Albert führte als Domherr den Magistergrad (1260). Die Bischofswürde erlangte schließlich nach langen Verhandlungen Albert, der sich sofort nach Magdeburg begab, um die Weihe zu erlangen. Aber bereits nach einem Vierteljahr starb er, und nunmehr wurde Friedrich nochmals gewählt, der sich in der Zwischenzeit von Merseburg ferngehalten hatte. Bischof F r i e d r i c h I. ist der erste mitteldeutsche Bischof, von dem wir eine sogenannte Wahlkapitulation besitzen. Ihr Inhalt ist im einzelnen an anderer Stelle zu erörtern (vgl. S. 527). Hier ist nur festzuhalten, daß der Bischof schwor, bischöfliche Einkünfte, Vogteien und sonstige Redite, auch diejenigen, die erst in Zukunft dem Hochstift heimfallen würden, nur mit Zustimmung des Kapitels als Lehen auszugeben und allen dem Hochstift unrechtmäßig entzogenen Besitz wieder an das Bistum zu bringen. Bischof und Kapitel waren sich in dem Bestreben, das Stiftsgut zu vermehren und zu festigen, offenbar einig und haben in der Folgezeit bedeutende Erfolge errungen, zunächst in Merseburg selbst. Als Überbleibsel der einst so bedeutenden königlichen Pfalz hatte sich hier ein Königshof und, wohl damit verbunden, die königliche Gerichtsbarkeit auf dem Neumarkt erhalten. Bischof Friedrich erwarb die Gerichtsbarkeit über beides, ohne daß
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eine königliche Verleihung nachweisbar wäre, also wohl einfach durch Usurpation in der Zeit des Interregnums. Noch im Jahre 1212 hatte Friedrich II. dem König von Böhmen das Privileg erteilt, nur zum Besuch der Hoftage in Nürnberg, Bamberg und Merseburg verpflichtet zu sein, und ein Hoftag fand, wie wir bereits hörten, noch 1213 tatsächlich statt. Damals galt also die Stadt mit ihrer Pfalz noch als Hauptstützpunkt königlicher Gewalt im Osten des Reidies. Jetzt war deren letzter Rest dahingeschwunden. Gleichmäßig übte der Bischof sein Recht über die ganze Stadt aus, abgesehen von den neugebildeten Immunität der Domherren, die aber kaum größere Bedeutung gehabt haben. Eine Gemeinde der Stadtbürger (universitas civium) bestand damals schon. Ob die Ratsverfassung bereits eingeführt war, ist zweifelhaft. Nachweisbar ist sie erst 1289. Umfänglich waren die Erwerbungen in der Umgebung Merseburgs, die ganz planmäßig erfolgten und oft erst nach jahrelangen Verhandlungen zum Abschluß kamen. Der Kauf einzelner Dörfer und Höfe auch aus geistlicher Hand, etwa vom Kloster Pegau, wurde nicht verschmäht, aber das Ziel war höher gesteckt: Burgen mit den an ihnen haftenden Rechten über Land und Leute im zugehörigen Bezirk und ganze Gerichtsstühle wurden angekauft. Es wird sehr deutlich, daß es sich dabei nicht um wirtschaftliche Maßnahmen handelte, sondern daß das Streben auf Erwerb von Herrschaft gerichtet war. Wie im Falle von Naumburg machte sich auch hier die Schwächung der wettinischen Macht durch die Teilung des Jahres 1260 deutlich bemerkbar, und das Geld der Merseburger Kirche war höchst willkommen, vor allem bei Landgraf Albrecht. So gelang zunächst der Ankauf der Burg Bündorf (westlich Merseburg) mit allem Zubehör, insbesondere mit dem Landgericht und den Burglehen der Burgmannen. Ausdrücklich wurde dem Bischof das Befestigungsrecht gewährleistet. Es folgte der Patronat über die Propstei Sulza samt der Gerichtsbarkeit über die Propsteigüter, wenig später die Gerichtsbarkeit über die Aue bei Merseburg. Schwieriger gestaltete sich der Erwerb umfangreichen Besitzes östlich der Saale aus der Hand der Herren von Friedeburg, den diese vom Markgrafen Dietrich von Landsberg, der Markgraf aber wiederum vom Hochstift zu Lehen trugen. Es gelang dem Bischof, zunächst eine Besitzteilung zwischen zwei gleichnamigen Brüdern Hoyer von Friedeburg herbeizuführen, in der Weise, daß dem älteren die Besitzungen östlich der Saale mit dem Mittelpunkte Schkeuditz, dem jüngeren aber diejenigen westlich des Flusses mit dem Mittelpunkte Bornstedt (bei Eisleben) zufielen. Wenig später erhielt der Jüngere noch einige ostsaalische Güter, wiederum unter Vermittlung des Bischofs, aber nur um bereits vier
Erwerbspolitik Friedrichs I.
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Wochen später seinen gesamten westsaalischen Besitz dem Bischof zu verkaufen, einschließlich der Vasallen und Ministerialen, die an den Bischof als neuen Herrn gewiesen wurden, und seine ostsaalischen Dörfer mit dem Mittelpunkte Oberthau dazu, wie aus späteren Urkunden hervorgeht. Bald erfolgt auch der Verkauf von Panitzsch. Auf seine sonstigen Merseburger Lehngüter verzichtete Hoyer und erhielt sie zurück. Sie wurden um die Stadt Lützen vermehrt. Im Juni 1269 folgte nun endlich ein Tauschgeschäft mit Hoyers älterem Bruder: dieser erhielt die Burg Bornstedt und übergab dafür dem Bischof die beiden Burgen Schkeuditz, die dieser wohl von Anfang an begehrt hatte und nun endlich erhielt. Noch waren aber die lehnherrlichen Rechte Markgraf Dietrichs abzulösen. Er empfing 500 Mark Silbers und leistete Verzicht, dem auch Landgraf Albrecht und Markgraf Heinrich 1270 beitraten, so daß nun endlich die Angelegenheit geordnet schien. Aber Markgraf Dietrich besann sich eines anderen und eröffnete die Fehde gegen das Hochstift (dixit se nos et ecclesiam nostiam in perpetuum destructurum). Reibereien zwischen ihm und dem Bischof hatte es schon seit längerer Zeit gegeben. Sie waren der üblichen Art: er forderte Abgaben und Heeresfolge von Stiftseingesessenen, zog Geistliche vor sein weltliches Gericht, hinderte die Sendgerichte und stellte nicht näher gekennzeichnete unbillige Forderungen an Domherren, Stiftsvasallen lind Ministerialen, die er bei Nichterfüllung mit hohen Strafen belegte. Mit einem Worte: er suchte landesherrliche Befugnisse im Stiftsgebiet auszuüben. Jetzt verwüstete er bischöfliche Dörfer, machte Gefangene und führte das Vieh fort. Der Bischof behauptete, selbst während eines Waffenstillstandes habe er ein Dorf in Schutt gelegt. Er antwortete mit Bann und Interdikt. Der Friedensschluß erfolgte im Mai 1271. Der Markgraf verzichtete endgültig auf Schkeuditz und Panitzsch und versprach, künftige Eingriffe in die bischöfliche Landesherrschaft zu unterlassen. Er erhielt dafür nicht 500, sondern 1500 Mark Silbers. Aber auch in der Folgezeit fehlte es nicht gänzlich an Mißhelligkeiten. Im Jahre 1277 mußte abermals ein Vertrag geschlossen werden, der sie beilegte. Im gleichen Jahre verkaufte der Markgraf den Gerichtsstuhl Eisdorf (südwestlich Leipzig) mit 32 Dörfern an den Bischof. Es war dies die letzte große Erwerbung, die Bischof Friedrich gelang. Man gewinnt den Eindruck, daß die bischöfliche Erwerbspolitik ganz planmäßig die Stadt Leipzig einzukreisen versuchte, auch durch Ankauf einzelner Dörfer (so Lützschena 1278). Rund um die Stadt besaß der Bischof jetzt Burgen und Dörfer, in ihr selbst einen Hof, seine Lehnherrschaft über sie war anerkannt. Konnte es nicht gelingen, die Stadt selbst der unmittelbaren bischöflichen Herrschaft zu
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unterwerfen? An Geldmitteln für einen etwaigen Kauf scheint es nicht gefehlt zu haben. Man sieht nicht klar, woher dieser plötzliche Reichtum floß. Teilweise wurde Geld durch den Verkauf entfernter gelegener Besitzungen beschafft, wie eine solche der alte Königshof Hamersleben war (nördlich Halberstadt), den das Bistum seit 1021 besaß und jetzt für 850 Mark Silbers verkaufte, oder Dettum (bei Wolfenbüttel), das 340 Mark Silbers einbrachte. Gegen Dettum erhielt das Bistum außerdem tauschweise das Dorf Kirchdorf an der Saale und den Marktflecken (villa forensis) Lützen von König Rudolf. Lützen war schon vorher in Stiftsbesitz gewesen. Der König verzichtete jetzt wohl nur auf sein Recht am Markte. Zur Deckung der entstandenen Verbindlichkeiten genügten diese Summen freilich nicht, und so werden wohl Ablaßgelder mit verwandt worden sein, die seit 1274 offenbar reichlich einkamen. Mehr als ein Dutzend Erzbischöfe und Bischöfe gewährten damals zur Wiederherstellung des durch Unwetter beschädigten Domes auf dem Konzil zu Lyon Ablaß. Auch wurde von Bischof Friedrich eingeschärft, daß Entbindung vom Kreuzzugsgelübde gegen die heidnischen Preußen nur gegen Loskauf möglich sei. 70 Mark verblieben dem Bischof jährlich aus dem Ertrag der Merseburger Münze. Interessant ist die Art des Vorgehens bei den bischöflichen Erwerbungen. Er richtete den Blick fast ausschließlich auf solche Güter, die früher schon einmal dem Hochstift gehört hatten, ganz folgerichtig im Sinne der Wahlkapitulation. Es läßt sich zeigen, daß die ältesten Urkunden des Hochstifts damals in der bischöflichen Kanzlei benutzt worden sind. So wurden längst vergessene Rechte wieder geltend gemacht und auf diese Weise wohl der Preis für den Ankauf gedrückt. Das letzte Ziel ist trotzdem nicht erreicht worden. Leipzig blieb markgräflich, und damit entfiel die Möglichkeit eines einigermaßen geschlossenen bischöflichen Territoriums von der Saale zur Mulde. Aber man darf das Erreichte um so weniger unterschätzen, als die bischöfliche Verwaltung anscheinend gut geordnet war und selbst die militärische Kraft des Bistums nicht ganz gering gewesen sein kann. In der Fehde gegen einen so mächtigen Reichsfürsten wie Dietrich von Landsberg erfochten auch die Bischöflichen Vorteile und machten Gefangene. Es ist in diesem Zusammenhange lehrreich, daß beim Verkauf von Dettum die Ministerialen ausdrücklich ausgenommen wurden. Audi von diesen entfernten Besitzungen scheint also das bischöfliche Aufgebot Zuzug erhalten zu haben. In Zwenkau erbaute Friedrich eine Burg, überhaupt hat man den Eindruck, daß der Bischof dem Waffenhandwerk nicht abgeneigt war. Im Jahre 1268 fand ein Turnier in Merseburg statt, auf dem Markgraf Johann von Brandenburg erstochen wurde. Der aufsehenerregende Unglücksfall hat uns die Nach-
Friedrich I. • Heinrich II.
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rieht von dieser Veranstaltung erhalten. Es ist schwer denkbar, daß sie ohne Zustimmung des Bischofs in Merseburg stattfinden konnte. Sein geistliches Amt hat Friedrich über diesen weltlichen Dingen nicht vernachlässigt. Im Gegenteil, er ist der erste der Merseburger Bischöfe gewesen, bei dem persönliche Fürsorge für die geistlichen Bedürfnisse der ihm anvertrauten Seelen mit einiger Deutlichkeit erkennbar wird. Klagen der Bevölkerung über mangelhafte Versorgung mit den Sakramenten drangen bis an sein Ohr und veranlaßten ihn zur Teilung eines allzu großen Pfarrsprengels und Gründung einer neuen Pfarrei, die er nicht etwa nur genehmigte, sondern selbst vornahm. Der überlieferte Fall (Hohenlohe/Storkwitz 1281) wird nicht der einzige gewesen sein. Friedrich bewilligte nicht nur zahlreiche Indulgenzen, sondern wies auch die Pfarrer seiner Diözese ausdrücklich an, sich für die Durchführung des dem abgebrannten Ägidiuskloster in Braunschweig bewilligten Ablasses bei ihren Pfarrangehörigen einzusetzen. In Ehesachen eines Leipziger Bürgers griff er mit persönlichen Weisungen ein, unter Androhung der Exkommunikation, und einem Pfarrer, der mit der Zahlung eines den Nonnen in Grimma geschuldeten Zinses säumig war, stellte er Suspension in Aussicht. Das Leipziger Thomasstift, das ihm sicherlich auch als Stützpunkt eigenen Einflusses in der Stadt diente, förderte er durch Inkorporation zweier Pfarrkirchen. Man gewinnt den Eindruck eines stark persönlich gefärbten Regiments in weltlichen und geistlichen Dingen. Friedrich besuchte das Konzil von Lyon 1274, wohl auch die große Magdeburger Synode von 1266. Sonstige weite Reisen scheint er unterlassen zu haben. Nur in Erfurt und Halberstadt ist er gelegentlich zu finden. Beachtung verdient, daß er nur ganz selten in wettinischen Urkunden als Zeuge angetroffen wird. Im Jahre 1275 wurde er von Papst Gregor X. beauftragt, der verwaisten Kirche von Samland einen Bischof zu bestellen, was er auch durchführte. Seine Wahl fiel auf den Deutschherren Christian von Mühlhausen, den er 1276 in Merseburg weihte. Friedrichs Ansehen bei der Kurie, das dieser Auftrag voraussetzt, schützte ihn freilich nicht vor der Exkommunikation wegen mangelhafter Entrichtung des Kreuzzugszehnten. Sie traf ihn 1281. Als er am 11. August 1282 starb, war auch in Merseburg ein Höhepunkt bischöflicher Machtentfaltung erreicht, wie ein solcher in Meißen bereits um die Mitte des Jahrhunderts, in Naumburg noch früher, im ersten Drittel des Jahrhunderts, beobachtet werden kann. Friedrichs Nachfolger H e i n r i c h (II.) hat die Politik des Vorgängers folgerichtig fortgesetzt. Die Familie von Ammendorf, der er entstammte, war ministerialischen Ursprungs, stieg aber im 13. Jahrhundert in den neu sich bildenden hohen Adel auf. Heinrich selbst er-
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scheint seit 1273 als Merseburger Domherr. SeineWahl machte Schwierigkeiten, da eine Gruppe im Kapitel sich scharf gegen ihn wandte. Erst nach geraumer Zeit wurde eine Einigung erzielt, nachdem drei der opponierenden Domherren plötzlich gestorben waren. Sofort wurde der neue Bischof in die Händel der wettinischen Familienpolitik verstrickt. Er schlug sich auf die Seite Dietrichs von Landsberg. 1284 wurde mit ihm ein Bündnis geschlossen, das sich vor allem gegen die Brüder Friedrich und Diezmann richtete. Dem Hochstift wurden vom Markgrafen die Freiheiten garantiert, die es zur Zeit Bischof Friedrichs gehabt hatte. Es darf als ein Ausfluß dieses Bündnisses betrachtet werden, daß es gelang, den Hochstiftsbesitz in und um Leipzig weiter zu vermehren. Der junge, aber energische Markgraf Friedrich Tuta, der Sohn und Erbe des 1285 gestorbenen Dietrich, verkaufte dem Bischof nicht nur seinen Hof in Leipzig, den ehemaligen Sitz des edelfreien Stadtvogtes, sondern vor allem den Gerichtsstuhl Markranstädt mit etwa 30 Dörfern. In kluger Voraussicht dessen, was kommen würde, verstärkte Heinrich die Befestigungen der Burgen Bündorf und Zwenkau. Vielleicht hat er auch die Burg in Lützen erbaut, doch erst in späterer Zeit. Schon 1286 kam es zum offenen Kampfe zwischen Friedrich Tuta und Friedrich dem Freidigen. Der Bischof nahm auf der Seite des ersten teil. Doch schloß er unter Vermittlung des Bischofs Bruno von Naumburg bald einen Sonderfrieden und vollzog einen Parteiwechsel, dessen Gründe wir nur vermuten können: wahrscheinlich zögerte Friedrich Tuta, den Verkauf Markranstädts wirklich durchzuführen, sondern hatte mit der Verabredung dieses Geschäfts den Bischof nur auf seiner Seite halten wollen. So finden wir diesen denn, als nach dem Tode Heinrichs des Erlauchten die Fehde von neuem ausbrach, auf der Seite der Gegner Friedrichs, gemeinsam mit Bruno von Naumburg. Der Friedensschluß, der im Oktober wahrscheinlich in Grimma erfolgte, brachte ihm zwar die volle Anerkennung seiner Landesherrschaft unter besonderer Hervorhebung des Befestigungsrechts. Auch versprach der Markgraf, den Handel der Merseburger Kaufleute in Zukunft nicht zu beeinträchtigen. Auf Markranstädt aber mußte Heinrich verzichten, und es scheint sogar, daß er noch weitere Zugeständnisse machen mußte (Lützen?). Wenn der Bericht des Merseburger Chronisten richtig ist, wurde ihm dagegen die Burg Tenneberg von Landgraf Albrecht überlassen, doch hat das Hochstift später hier niemals Rechte geltend gemacht. Erst der Tod Friedrich Tutas (1291) brachte die Dinge erneut in Fluß. Die Mark Landsberg war an seinen Oheim, den Landgrafen
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Albredit, gefallen, der sie alsbald an den Markgrafen Otto IV. „mit dem Pfeile" von Brandenburg verkaufte. Jetzt aber trat Bischof Heinrich mit seinen lehnherrlichen Rechten über Leipzig hervor und beanspruchte die Stadt samt dem umliegenden Lande als heimgefallenes Lehen für das Hochstift. Endlich schien der Augenblick gekommen, das lang erstrebte Ziel zu erreichen. Es ist schwer, von den komplizierten Vorgängen der Folgezeit ein einigermaßen klares Bild zu bekommen, zumal anscheinend die beurkundeten Verträge fast nie so ausgeführt worden sind, wie sie geschlossen wurden. In der Tat haben Albredit und Otto im November 1291 ausdrücklich auf Leipzig verzichtet samt den zugehörigen ländlichen Gerichtsstühlen „bei der Steingrube" vor der Stadt, in Rötha, Lützen und Markranstädt, wobei bemerkenswert ist, daß die beiden letzten Orte als unbestrittener wettinischer Besitz erscheinen. Schultheiß, Rat und Gemeinde der Stadt, die Vasallen und die übrigen Bewohner der vier Gerichtsstühle wurden in besonderen Urkunden an den Bischof als ihren neuen Herrn gewiesen. Es ist möglich, daß damals in Merseburg auf Grund einer echten Urkunde König Rudolfs von Habsburg, die Bischof Heinrich 1285 in Eger erhalten hatte, als er die Belehnung mit den Regalien vom König empfing, eine Königsurkunde gefälscht worden ist, die uns erhalten und mindestens höchst verdächtig ist. Sie bestätigt die älteren Kaiserurkunden des Hochstifts, worunter vor edlem die Fälschungen über den Forst zwischen Saale und Mulde sowie über Leipzig und Naunhof zu verstehen sind, wie sich aus der Fassung der Urkunde deutlich ergibt: ausdrücklich werden die überlieferten Grenzen des Forstes angeführt sowie Leipzig und Naunhof als merseburgisdies Lehen der Wettiner genannt. Gleichviel nun, ob die Urkunde tatsächlich 1285 von König Rudolf in gutem Glauben in dieser Form ausgestellt oder erst einige Jahre später gefälscht wurde — bei den Verhandlungen um Leipzig tat sie jedenfalls ihre Wirkung. Wenigstens auf dem Pergament setzte der Bischof seinen Anspruch durch. Aber ausgeliefert wurde die Stadt nicht, sondern Albredit setzte als Pfand für die Erfüllung des Vertrages die Burg Arnshaugk und die Stadt Neustadt an der Orla, Otto die Burgen Lauchstädt und Schkopau bei Merseburg. Bischof Heinrich verlieh nun zunächst den ganzen Komplex Leipzig der damals höchstens vierjährigen Tochter des verstorbenen Markgrafen Friedrich Tuta, Elisabeth, als Leibgedinge. Er mochte der Meinung sein, auf diese Weise sich selbst den größtmöglichen Einfluß sichern zu können, denn damals bereits wird ihm klar geworden sein, daß er die Stadt nicht sofort in eigener Verwaltung halten konnte, sondern sie irgendeinem der Wettiner lehnweise übertragen mußte. Praktisch war er ja gar nicht in ihren Besitz gelangt, 11 Schlesinger II
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und Landgraf Albredit vermochte sie ihm auch nicht auszuliefern, selbst wenn er gewollt hätte. Mußte für seine Söhne Friedrich und Diezmann schon der Verkauf der Mark Landsberg eine schwer zu überwindende Minderung ihres Erbes bedeuten, so scheinen sie sich der Veräußerung Leipzigs mit allen Kräften widersetzt zu haben, und die Belehnung Elisabeths kam einer Veräußerung gleich. So sah sich der Bischof genötigt, im August 1292 den Landgrafen selbst mit Leipzig und den Gerichtsstühlen bei der Steingrube und in Rötha gegen eine Abfindung von 2000 Mark Silbers zu belehnen, er behielt für das Hochstift jetzt also nur noch Markranstädt und Lützen, wo er schon ältere Rechte geltend machen konnte. Für die Geldsumme wurden ihm die Neuenburg mit der Stadt Freyburg und Burg und Stadt Eckartsberga verpfändet. Aber auch Markranstädt und Lützen wurden nicht dem Bischof unmittelbar, sondern zunächst auf zwei Jahre dem Albert Knut zur Verwaltung für die unmündige Elisabeth übergeben, einem Angehörigen jenes Geschlechts also, das Bischof Heinrich I. so übel mitgespielt hatte (vgl. S. 154). Erst nach Ablauf dieser Frist sollte der Bischof in die Lehnsvormundschaft eintreten. Wenigstens diese beiden Städte mit den zugehörigen Distrikten gelang es schließlich tatsächlich für das Hochstift zu erwerben und auf die Dauer festzuhalten. In Leipzig selbst aber finden wir schon 1293 den Markgrafen Diezmann als tatsächlichen Herrn. Er hatte sich der Stadt offenbar im Verlauf von Kämpfen bemächtigt, die er in diesen Jahren gegen die Brandenburger Markgrafen führte, um ihrem Vordringen in Mitteldeutschland ein Ziel zu setzen. Zum Gedenken an einen Sieg, den er über den Askanier Heinrich erfocht, stiftete er 1293 einen Altar in der Thomaskirche. Aber die Ereignisse überstürzten sich. Bereits im folgenden Jahre begannen die Unternehmungen König Adolfs in Mitteldeutschland. Bischof Heinrich hat unzweideutig für ihn Partei ergriffen. Er stieß im Dezember 1294 im Lager vor Borna zum König und begleitet ihn über Leipzig nach Nordhausen und Mühlhausen, vielleicht in der Hoffnung, von ihm erhalten zu können, was sich bisher seiner Begehrlichkeit immer wieder entzogen hatte. Aber der König hatte selbst die Absicht, sich in Mitteldeutschland eine Hausmacht zu gründen und konnte nicht daran denken, einen so wichtigen Stützpunkt wie Leipzig aus der Hand zu geben. Er löste im Gegenteil im nächsten Jahre, nach Beendigung seines zweiten Feldzuges gegen die Wettiner, die verpfändeten Burgen Neuenburg und Eckartsberga an Stelle des Landgrafen Albrecht, dem er die Landgrafschaft abgekauft hatte, ein. Bischof Heinrich machte dabei wenigstens einen ansehnlichen Geldgewinn, indem er statt 2000 Mark 3500 Mark forderte und erhielt. Die
Leipzig bleibt wettinisdi
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Stadt Leipzig wurde nun zunächst königlich, aber nach dem Tod Adolfs setzte sich alsbald Diezmann wieder in ihren Besitz und wurde schließlich auch 1299 von Bischof Heinrich mit ihr und den beiden zugehörigen Gerichtsstühlen belehnt, nachdem eine Verpfändung Röthas an Merseburg anscheinend infolge rechtzeitiger Zahlung der Pfandsumme ohne weitere Folgen geblieben war. Dem Merseburger Bischof war Leipzig damit auf die Dauer entzogen. Immerhin hatten mehr als zehnjährige Bemühungen und Kämpfe die Stellung des Bischofs im Leipziger Räume mit der Behauptung von Lützen und Markranstädt wesentlich verbessert. An den Landfriedensbestrebungen dieser Zeit hat Heinrich sich beteiligt, ohne daß man sagen könnte, es sei ihm damit wirklich ernst gewesen. Er verband sich 1286, wie wir bereits hörten, mit seinen Meißner und Naumburger Amtsbrüdern zur gleichmäßigen Durchführung der Kirchenstrafen an Friedensbrechern innerhalb der drei Diözesen gemäß den Beschlüssen der Synode von Magdeburg von 1266 (vgl. S. 144). Im folgenden Jahre trat er dem Erfurter Landfrieden bei, besuchte die große Synode von Würzburg (vgl. S. 145) und beteiligte sich auch an dem Tage von Zeitz, der den Erfurter Landfrieden weiter nach Osten ausdehnte. Der Friede von Grimma mit Friedrich Tuta brachte zugleich ein neues lokales Landfriedensbündnis, und selbstverständlich fehlte Heinrich nicht auf dem großen Reichstage Rudolfs von Habsburg in Erfurt 1289/90, der vornehmlich der Friedenswahrung gewidmet war. Er selbst ist aber niemals davor zurückgeschreckt, sich an einer Fehde zu beteiligen, wenn ihm dies geboten schien. Der kirchlichen Verwaltung seiner Diözese scheint er nicht geringe Sorgfalt zugewandt zu haben. Er bereiste sie. Wir finden ihn urkundend nicht wie die meisten seiner Vorgänger nur in Merseburg oder auf weiten Reisen auswärts, sondern auch in Brandis und Zschillen, in Zwenkau und Horburg und natürlich in Leipzig. Synoden in Merseburg fanden jetzt regelmäßig statt, mindestens zweimal im Jahre. Erstmals hören wir von Abgaben, die der Bischof einhob (procuratio). Eine sehr große Anzahl von Ablaßurkunden sind von ihm erhalten, wie er sich auch bemühte, von anderen Bischöfen für seine Domkirche solche zu erhalten. Allein für Bauten am Dom können die eingehenden Gelder nicht verwandt worden sein, denn wir hören zwar von Reparaturen, nicht aber von einem Neubau. In besonderer Weise begünstigte Heinrich die Augustiner-Eremiten, die sich in Grimma niedergelassen hatten. Sie erhielten das Recht, überall in der Diözese zu predigen, Beichte zu hören und Ablaß zu erteilen. Nicht sonderlich gut ir
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scheint das Verhältnis zum Kapitel gewesen zu sein. Nach seinem Tode sagten ihm die Domherren nach, er habe mancherlei zu Unrecht empfangen, und sein Nachfolger mußte zum Ausgleich in seiner Wahlkapitulation eine fromme Stiftung von nicht weniger als 300 Mark Silbers zusagen. Heinrich II. starb am 16. August 1301.
3. K L Ö S T E R U N D S T I F T E R Es ist auffallend, wie spät das im Mittelalter so verbreitete und in vielen Formen blühende religiöse Gemeinschaftswesen in der Landschaft östlich der Saale Fuß gefaßt hat. Um das Jahr 1100 gab es in der Diözese Merseburg ein Kanonikerstift in Merseburg selbst und ein Kloster in Pegau, das eben erst gegründet worden war, in deutlichem Zusammenhang mit der ostdeutschen Siedelbewegung. Im Naumburger Sprengel bestanden zwei Klöster in Naumburg selbst, also an der Saalelinie wie das Merseburger Stift. Ein Kloster in Schmölln muß bald wieder eingegangen sein, und wenn bei St. Stefan in Zeitz bereits im 11. Jahrhundert einmal eine klösterliche Niederlassung vorhanden gewesen ist, so war sie ebenfalls in Abgang gekommen. Es gab somit außerhalb des Bischofssitzes nur das Kollegiatstift in Zeitz als Fortsetzung des dortigen ehemaligen Domstifts. In der Diözese Meißen war weder Kloster noch Stift vorhanden, wenn man vom Domstift selbst wie in den beiden anderen Bistümern absieht. Wir zählen also um 1100 drei Niederlassungen an der Saale, die im Grunde noch zu Altdeutschland gehörten, ein Stift, das sein Dasein allein der Verlegung des Bischofssitzes nach Naumburg verdankte, und ein Kloster, das seinem ganzen Charakter nach bereits der Folgezeit angehörte, wie zu zeigen sein wird; zwei Stiftungen waren mißglückt. Um das Jahr 1300 gab es in den drei Diözesen Merseburg, Naumburg und Meißen etwa achtzig Klöster und Stifter, wobei einige wenige Niederlassungen geistlicher Ritterorden eingerechnet sind. Die Ursachen für die so durchgreifende Behebung des ursprünglichen Mangels während zweier Jahrhunderte sind verschieden. In erster Linie wird man sie in der Geschichte des kirchlichen Genossenschaftswesens selbst suchen müssen. Seit alters sind zwei Richtungen des gemeinschaftlichen Lebens — im Gegensatz zum Eremitentum — in der mittelalterlichen Kirche zu unterscheiden: Monasterium und Kanonie, auf deutsch Kloster und Stift. In beiden Ausprägungen gab es Niederlassungen sowohl für Männer wie für Frauen. Das Monasterium wurzelte in der in Mitteldeutschland in Betracht kommenden Form im wesentlichen im Benediktinerorden. Mönch und Nonne folgten im Abendland nach einer Periode der Ausbreitung der irischen Observanz seit fränkischer Zeit fast ausnahmslos der Benediktiner-
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Klöster und Stifter
regel, die von Benedikt von Nursia (1. Hälfte des 6. Jahrhunderts) gegeben, von Benedikt von Aniane (f 821) reformiert worden war. Die Kanonie hatte ihren Ursprung nicht im Mönchtum, sondern im gemeinschaftlichen Leben des Weltklerus, das Chrodegang von Metz (f 766) ebenfalls unter Benutzung der Benediktinerregel auf eine neue Grundlage gestellt hatte. Doch folgten die Kanoniker später einer Regel, die nach dem Namen des heiligen Augustin benannt wurde und nach neueren Forschungen wohl in der Tat auf ihn zurückgeht. Wie weit sie bereits von Chrodegang verwendet wurde, steht dahin. Einen weiblichen Weltklerus gab es natürlich nicht, wohl aber Frauenklöster freier Form, die seit der Aachener Synode von 816 als Kanonissenstifter den Kanonikerstiftern des Weltklerus zur Seite traten. Gestalt und Wirkung der Benediktinerregel sind heute bekannt, während die Augustinerregel noch der Erforschung bedarf, sowohl was den Text wie was ihre Anwendung betrifft. Das benediktinische Mönchtum erreichte in Deutschland die Höhe seiner Geltung und Wirkung in karlingischer und ottonischer Zeit, in einer Form, die germanisch-deutschem Wesen weithin angepaßt war, insonderheit germanisch-deutscher Adelsherrschaft. Gerade diese Anpassung freilich, für die Geschichte der deutschen Bildung und der deutschen Kultur von höchster Fruchtbarkeit — die Namen St. Gallen, Reichenau, Fulda, Corvey sprechen für sich —, trug den Keim des Verfalls in sich, wenn man die Abkehr von der Strenge asketisch-möndiischen Lebens, die allerdings schon in der Benediktinerregel selbst (cap. 48) begründete Hinwendung zur Wissenschaft und Kunst und damit zu freien Formen klösterlicher Daseinsordnung, vor allem aber die Einbeziehung in das politische Leben in den herrschaftlich gestalteten Formen der Zeit, die der ungeheuer angewachsene Besitz dieser Klöster und die zumeist edelfreie Herkunft der Insassen zusammen mit dem Eigenkirchenwesen von selbst mit sich brachten, als Verfall bezeichnen will, wie man dies von den ursprünglichen, asketischen Grundgedanken des Mönchtums aus ohne Zweifel tun muß. In entsprechender Weise gestaltete sich das Leben der Kanoniker, aber auch der Frauenklöster und Kanonissenstifter um. Gandersheim wurde zum Sitz wissenschaftlicher Studien, von Quedlinburg aus leitete die Äbtissin Mathilde während der Abwesenheit ihres Neffen Otto III. die deutschen Regierungsgeschäfte, und das Stift Essen leistete Reichsheerfahrt nicht weniger als die großen Männerklöster. Die von Burgund und Lothringen ausgehenden Reformbewegungen, für immer mit den Namen Cluny und Gorze verknüpft, haben uns bereits beschäftigt. War ihre Wirkung im weiten Räume von Kirche
Benediktiner • Reformen
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und Reich gewaltig, so gilt dies für den. engeren Bereich des Klosterlebens in noch erhöhtem Maße. Die klösterliche Frömmigkeit wurde erneuert und vertieft, Liturgie und Symbolik fanden erhöhte Pflege. Das „Reichsmönchtum" der Observanz von Gorze, das zunächst in Deutschland herrschend war, wurde von der radikaleren Richtung, die von Cluny ausging, teilweise abgelöst, und dies hatte weitere Folgen. Der Kampf gegen das Eigenkirchenwesen wurde jetzt entschlossen aufgenommen, der Anschluß an die römische Kurie gesucht. Die durch gemeinsame Lebensform und Totenfürsorge ohnehin verbundenen Einzelklöster schlössen sich nach dem Schema Hauptgemeinschaft-Nebengemeinschaft zusammen und fanden Schutz im zentral gelenkten Verband. Die neue Frömmigkeit ergriff auch den Weltklerus und die Laien. Eine Fülle von Neugründungen war die Folge. Noch in der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts erreichte diese in Deutschland vornehmlich von Hirsau ausgehende Welle Thüringen und das östliche Sachsen, im Beginn des 12. Jahrhunderts schlug sie über die Saale hinüber. Neben die wenigen vorcluniazensischen Benediktinerklöster traten jetzt in diesen Gegenden Reformklöster, gestiftet vom Adel oder von Bischöfen. Das erste war das noch nach der Observanz von Gorze gegründete, aber bald reformierte Pegau. Die Welle ist freilich bald verebbt. Audi die Reformklöster konnten und wollten nicht auf ausgebreiteten irdischen Besitz verzichten, und ihre Konvente spiegelten keineswegs die Gleichheit der Christenmenschen vor Gott wider: auch sie blieben dem Adel vorbehalten, wenn auch nicht mehr ausschließlich dem edelfreien. Auch Ministeriale und städtische Patrizier traten ein. Der Reformeifer ließ nach, und die Verstrickung in die Händel der Welt war unvermeidbar, zumal das Eigenkirchenwesen nicht hatte beseitigt werden können. So unterschieden sich diese Klöster schon bald nicht mehr von den Benediktinerklöstern älteren Stils, es sei denn dadurch, daß sie deren entschiedenen Vorzug, die stilvolle Pflege von Kunst und Wissenschaft, nicht im gleichen Maße aufzuweisen vermochten. Neue Reform war nötig, wobei aber zu beachten ist, daß sie zwar vielfach als Reform der L e b e n s f ü h r u n g begründet wurde, in Wirklichkeit aber eine Reform der L e b e n s f o r m war. Sie ging aus vom französischen Kloster Citeaux, ihr Träger war der Zisterzienserorden, ihr Held der heilige Bernhard von Clairvaux. Auch die Grundlage zisterziensischen Klosterlebens war benediktinisch. Die Benediktinerregel in unverkürzter Strenge blieb in Geltung und wurde wiederum zur Richtschnur asketischen Lebens. Aber sie wurde ergänzt durch die Charta caritatis (1115/1118), die den Orden von den Benediktinern trennte und als ersten eigentlichen Mönchsorden im strengen Sinne konstituierte: die Klöster waren nicht wie die
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Klöster und Stifter
alten benediktinisdien unabhängig voneinander gegründet und erst nachträglich zum Verband zusammengefaßt, sondern wie bei den Cluniazensern galt von vornherein ein System strenger Unter- und Nebenordnung. Tochterklöster blieben in dauernder Abhängigkeit vom Mutterkloster, von dessen Abt sie regelmäßig visitiert wurden. Die höchste Autorität lag beim alljährlich zusammentretenden Generalkapitel sämtlicher Abte, so daß von einem Zentralismus auf genossenschaftlicher Basis gesprochen werden kann. Es galt als Grundsatz, daß die Klöster wirtschaftlich nicht auf den Bezug von Renten abhängiger Bauern gestellt wurden, sondern durch eigene Arbeit der Mönche sollten sie sich erhalten. Den wissenschaftlichen Arbeiten der Benediktinerklöster, die ganz von selbst eine gewisse Exklusivität mit sich brachten, wurde der Wert der Handarbeit gegenübergestellt, die freilich nicht von den Brüdern selbst, sondern wiederum nach cluniazensischem, insbesondere hirsauisdiem Vorbild, von Laienbrüdern, den sogenannten Konversen, und von den nicht zum eigentlichen Klosterverbande gehörigen Famiiiaren ausgeübt wurde, während den Brüdern neben ihren gottesdienstlichen Aufgaben die Leitung dieser Arbeiten zukam. Nötig war also die Gründung landwirtschaftlicher Eigenbetriebe, die am besten abseits der dichter besiedelten Landstriche möglich war, auf erst urbar zu machendem Lande. Dem asketischen Ziel der Absonderung von der Welt kam dies entgegen. Es liegt auf der Hand, daß das Land östlich der Saale diesen neuen Orden in weit höherem Maße anziehen mußte, als es bei den Benediktinern der Fall gewesen war. War der Mangel an angebautem Lande und die verhältnismäßig geringe Bevölkerungsdichte für diese ein Hindernis, da es an zuweisbaren Einkünften für die Klöster gebrach, so eröffnete sich dem zisterziensischen Wirtschaftssystem hier ein sdiier unübersehbares Tätigkeitsfeld. Nimmt man hinzu, daß die Zisterzienser eine zum Visionären und zum Wunderglauben neigende Frömmigkeit pflegten, mit besonderer Hervorhebung des Marienkultes, und damit dem religiösen Bedürfnis des durch den vorausgehenden Investiturstreit und durch den Kreuzzugsgedanken tief erregten 12. Jahrhunderts weithin entgegenkamen, so nimmt es nicht wunder, daß dieser Orden in den Bistümern Mitteldeutschlands ungleich größere Bedeutung gewonnen hat als die Benediktiner. Auch viele Frauenklöster schlössen sich ihm an, aber meist ohne durch ein Filiationsverhältnis mit einem Mutterkloster verbunden zu sein. Weniger Verfassung und Wirtschaft des Zisterzienserordens als die zisterziensische Frömmigkeit übten in diesem Falle ihre Anziehungskraft aus. Diese war so groß, daß der Orden sich frühzeitig gegen die Aufnahme der zahlreich entstandenen Frauenklöster zu sträuben gezwungen sah, um
Zisterzienser • Regularkanoniker
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durch die nötig werdende Seelsorge und weltliche Verwaltung dieser Niederlassungen nicht von seinen eigentlichen Aufgaben abgelenkt zu werden. In Mitteldeutschland haben gleichwohl bis zum Ende des 13. Jahrhunderts einige Frauenklöster wirklichen Anschluß an den Zisterzienserorden gefunden, während andere sich damit begnügen mußten, nach zisterziensischer Gewohnheit zu leben. Selbständig neben diesen benediktinisdien Reformbewegungen, wenngleich nicht ohne Querverbindungen zu ihnen, stand im Zuge der allgemeinen Kirchenreform des 11. Jahrhunderts diejenige der Kanonikerstifter. Im Anschluß an Beschlüsse der Lateransynoden von 1059 und 1063 über das gemeinsame Leben der Geistlichen entschlossen sich die Mitglieder nicht weniger Kanonien zur Ablegung der drei feierlichen Gelübde (Armut, Keuschheit, Gehorsam), während sie bisher vielfach nicht verpflichtet gewesen waren, auf ihr Privateigentum zu verzichten. Durch erneute Verpflichtung auf die Augustinerregel unterschieden sie sich als „regulierte" Kanoniker nunmehr von den sogenannten Säkular-Kanonikern. Es entstand damit ein Orden der Augustiner-Chorherren. Er war nicht eigentlich ein Mönchsorden, aber doch wenig von einem solchen unterschieden, in der Hauptsache dadurch, daß die Chorherren sich vielfach gleich weltlichen Geistlichen die Ausübung der Seelsorge zur Aufgabe stellten. Es bildeten sich „Kongregationen", in denen die einzelnen reformierten Stifter verhältnismäßig lose zusammengefaßt wurden. Der Orden erlebte bald eine hohe Blüte, und während des 12. sowie im Beginn des 13. Jahrhunderts sind in den drei mitteldeutschen Diözesen eine nicht geringe Anzahl bedeutender Niederlassungen entstanden. Freilich war diese Blütezeit nur kurz, und auch in den Stiftern der AugustinerChorherren traten bald die gleichen Mißstände zutage wie in den Klöstern und Stiftern älterer Art, wenn auch, wie bei allen Bewegungen der Kirchen- und Klosterreform, die Klagen über den Verfall der Lebensführung nicht immer wörtlich genommen werden dürfen, sondern im Kampfe der verschiedenen Richtungen vielfach tendenziös zugespitzt sind. W i e bei den Benediktinern gingen auch im Falle der Kanoniker die Reformbestrebungen von Frankreich aus. In Premontre gründete 1120 der heilige Norbert den neuen Klerikerorden der Prämonstratenser, der seine Aufgabe in der Verbindung des asketischen mit dem tätigen Leben in Seelsorge und Mission sah. Aber obwohl Norbert 1126 Erzbischof von Magdeburg wurde und der Orden von hier aus im nordöstlichen Deutschland weite Verbreitung und große Bedeutung erlangte, konnte er in den mitteldeutschen Suffraganbistümern nicht recht Fuß fassen. Die Augustiner-Chorherren behaupteten hier das
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Klöster und Stifter
Feld, nur ein einziges Stift, Mildenfurth, gehörte dem Prämonstratenserorden an. Wir wissen aus den Berichten des Chronisten vom Lauterberge bei Halle, daß in diesem Augustiner-Chorherrenstift keineswegs alles so war, wie es sein sollte. Immerhin scheint der Orden in Mitteldeutschland in sich so gefestigt gewesen zu sein, daß er den prämonstratensischen Reformangriff abschlagen konnte. Noch im Beginn des 13. Jahrhunderts wurden eine Anzahl Niederlassungen neu gestiftet, darunter St. Afra in Meißen und St. Thomas in Leipzig. Weit bedeutsamer noch als diese im 12. Jahrhundert gegründeten oder wirksam werdenden neuen Orden wurden seit dem 13. Jahrhundert wie anderwärts so auch im mitteldeutschen Osten die Bettelorden, in erster Linie Franziskaner und Dominikaner; AugustinerEremiten und Serviten waren hier stets nur von geringer Bedeutung, sind auch nicht von Anfang an Bettelorden gewesen. Die entsprechenden weiblichen Orden waren die Klarissen und die Dominikanerinnen, während die Magdalenerinnen oder Reuerinnen sich zwar später den Dominikanerinnen anschlössen, von Haus aus aber keine Beziehungen zu den Bettelorden hatten. Betrachten wir zunächst die Grundlinien der Entwicklung, um dann später nochmals genauer darauf zurückzukommen. Es ist hier nicht der Ort, die religiöse Bewegung, die von der liebenswerten Gestalt des heiligen Franziskus von Assisi ihren Ausgang nahm, auch nur in den Umrissen zu schildern. Wir begnügen uns sozusagen mit Stichworten. Zwei Grundgedanken waren es, die seit dem 12. Jahrhundert die Herzen der weithin in Unruhe geratenen Gläubigen vorzugsweise erfüllten: die evangelische Armut und die apostolische Predigt. In der Nachfolge Christi den Gütern der Welt abzusagen und den Aposteln gleich für das Evangelium zu wirken, eine wahrhaft christliche Lebensgestaltung also, das war das Ideal, das die Gemüter nicht weniger Christen in zunehmendem Maße zu beherrschen begann. Es ist keine Frage, daß weder die rechtlich verfaßte, hierarchisch gegliederte, zur Weltmacht aufgestiegene Kirche noch die bisherigen Orden das neue religiöse Bedürfnis in vollem Umfange zu befriedigen vermochten. Zwar leisteten die Ordensleute das Armutsgelübde und verzichteten auch, wenn die Regeln streng durchgeführt wurden, auf persönliches Eigentum, aber nicht überall wurden die Regeln wirklich gehalten, und vor allem hatten die Klöster und Stifter als rechtsfähige Korporationen zumeist große, bisweilen riesenhafte Besitzungen, deren bloßes Vorhandensein bereits genügte, ein wirklich armes Leben in Frage zu stellen, wenn nicht von Haus aus unmöglich zu machen. Es war gar nicht der Besitz als solcher, den Christus verurteilt hatte, sondern die Sorge für den Besitz. Gerade aber diese
Prämonstratenser • Bettelorden • Franziskaner
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Sorge für den gemeinsamen Besitz lag den Ordensleuten ob und gewann teilweise die Herrschaft so über sie, daß umfangreiche Urkundenfälschungen zur Erhaltung und Vermehrung des irdischen Besitzstandes nichts Außergewöhnliches waren. Und noch in anderer Richtung war Grund zur Kritik. Die weitabgewandte Frömmigkeit der Ordensleute entsprach nicht dem, was die Apostel vorgelebt hatten. Weder die wissenschaftliche Arbeit der Benediktiner noch die Handarbeit der Zisterzienser war unmittelbar auf die Verkündigung und Ausbreitung des Evangeliums gerichtet und mußte deshalb radikalen Geistern als müßig erscheinen. In besserer Lage befanden sich die Chorherren, die die Seelsorge in den Vordergrund stellten, während ihre unmittelbare Ausübung Benediktinern und Zisterziensern wenigstens grundsätzlich versagt war. Es mag hiermit zusammenhängen, daß der Orden bis ins 13. Jahrhundert hinein in Mitteldeutschland seine Lebenskraft erwies. Die Folge dieser widerspruchsvollen Lage war, daß die religiöse Bewegung des 12. Jahrhunderts in die Häresie gedrängt wurde, wie am deutlichsten das Beispiel der Waldenser, jener großen, von der Kirche mit allenMittelnbekämpftensüdfranzösischenKetzerbewegung, zeigt. Es ist das Verdienst des großen Papstes Innozenz III. gewesen, die kleine Bußpredigergenossenschaft des heiligen Franziskus nicht aus der Kirche ausgeschlossen, sondern ihr den Weg zur Ordensbildung eröffnet zu haben, unter der gern erfüllten Bedingung, daß die Brüder Kleriker wurden und dem Papste Gehorsam gelobten. Mit der dritten Gestalt der Regel, die Honorius III. 1213 bestätigte, war die Ordensbildung vollendet. Die Franziskaner verzichteten nicht nur auf persönliches Eigentum, sondern auch die einzelnen Klöster wie der Orden selbst sollten keinen Besitz haben. Seine Mitglieder lebten von freiwilligen Spenden oder vom Bettel, waren also überaus beweglich. Auf diese Weise wurde es möglich, die ganze Kraft der Predigt und Seelsorge zu widmen, wobei das päpstliche Privileg, überall ohne Erlaubnis der Diözesanbischöfe predigen und Beichte hören zu dürfen, der raschen Ausbreitung Vorschub leistete. Folgerichtigerweise wurden die Franziskanerklöster nicht wie diejenigen der älteren Orden in der Einsamkeit errichtet, sondern dort, wo die Menschen sich zusammenballten und die Einwirkung auf sie in breiter Front am leichtesten möglich war, in den Städten, die soeben in einer ersten großen Welle der Urbanisierung das wirtschaftliche und soziale Gefüge Deutschlands umzugestalten begonnen hatten. Durch seine streng zentralistische Verfassung wurde der Orden zu einem wirksamen Instrument in der Hand des Papsttums. Frühzeitig schon, im zweiten Viertel des 13. Jahrhunderts, faßte er in den mitteldeutschen Diözesen Fuß. Um 1300 be-
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Klöster und Stifter
standen hier etwa anderthalb Dutzend Klöster, wozu noch zwei Klöster der Klarissen, des weiblichen Zweigs des Ordens, kamen. Ein Erfolg war erzielt, wie er selbst den Zisterziensern nicht beschieden gewesen war. Weniger Anklang hat der zweite große Bettelorden der Dominikaner in Mitteldeutschland gefunden. Vom heiligen Dominikus in Frankreich zunächst als Orden regulierter Chorherren gegründet, der 1216 durch Honorius III. bestätigt wurde, zeigte er mit dem Franziskanerorden viel Verwandtschaft. Audi die Dominikaner folgten dem Prinzip der evangelischen Armut und der apostolischen Predigt, sie nannten sich sogar Predigermönche. Audi sie ließen sich vornehmlich in Städten nieder, bei Wahrung der Beweglichkeit durch Verzicht auf feste örtliche Bindimg des einzelnen Bruders (stabilitas loci), und waren als Orden streng zentralistisch organisiert. Aber die Armut wurde bei ihnen nicht so konsequent durchgeführt wie bei den Franziskanern, und während diese mit ihrer Predigt in erster Linie erbauen wollten, wollten die Dominikaner bekehren. Der Kampf gegen die Ketzerei wurde zu ihrem hauptsächlichsten Anliegen. In doppelter Richtung wurde dies wirksam: positiv in der wissenschaftlichen Durchdringung und Weiterbildung der kirchlich gebilligten Glaubenslehre, negativ in der Vernichtung der Irrlehre. So wurden die Dominikaner einerseits zu den Trägern der hochscholastischen Wissenschaft, andererseits zu den Trägern der Inquisition. Das Amt des Inquisitors wurde vom Papste seit 1232 fast ausschließlich mit Dominikanern besetzt. Wir haben keine Zeugnisse dafür, daß ketzerische Bewegungen im Lande ostwärts der Saale im 13. Jahrhundert zu Bedeutung gelangt wären. Ist dies der Grund, weshalb die Zahl der damals hier entstehenden Dominikanerklöster auf wenige beschränkt blieb? In Leipzig treten Predigermönche bereits um 1230 entgegen, und wenig später werden sie nach Freiberg gekommen sein. Man kann also nicht sagen, die Franziskaner seien ihnen zuvorgekommen, so daß sie das Feld bereits bestellt fanden. So war es doch vielleicht die Abneigung gegen ihren finsteren Eifer in der Verfolgung der Ketzer, der ihrer Ausbreitung Grenzen setzte. Zwei vogtländische Frauenklöster waren ihnen unterstellt. Etwa ein Drittel der Klöster und Stifter der Bistümer Meißen, Naumburg und Merseburg waren um das Jahr 1300 mit Frauen besetzt. Ihrer Ordenszugehörigkeit wurde bereits gedacht, doch ist dies nicht so zu verstehen, daß die Gründung dieser Klöster durchweg von Anfang an im Rahmen dieser Orden ins Werk gesetzt wurde. Ganz gewiß war dies teilweise der Fall, etwa wenn vom Benediktinerkloster Bürgel aus nach 1143 ein Nonnenkloster in Remse entstand, oder wenn in Seußlitz
Dominikaner • Frauenklöster
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und Weißenfels die neugegründeten Frauenklöster von vornherein den Klarissen übergeben wurden. Wenn aber adlige Stifter Konvente von Frauen ins Leben riefen, die im wesentlichen der Aufnahme der unverheirateten weiblichen Verwandten ihrer selbst und ihrer Mannen dienen sollten, wie es bei Geringswalde oder Staucha der Fall gewesen sein mag (vgl. S. 284, 287), dann wird nicht immer deutlich, ob es sich ursprünglich um ein Kanonissenstift oder um ein Benediktinemonnenklosler handelt. Das Kreuzkloster in Meißen wiederum (vgl. S. 254f.), sicherlich aus ähnlichen Gründen vom Markgrafen Dietrich gestiftet, wurde bald dem Benediktinerorden, bald dem Zisterzienserorden zugeschrieben, eine Erscheinung, die sich anderwärts wiederholt. Sicherlich sind nun diese Klöster nicht als bloße Versorgungsanstalten gegründet worden, sondern eine religiöse Bewegung unter den Frauen des 12. und 13. Jahrhunderts kam den Absichten der Gründer entgegen. Das religiöse Bedürfnis der Frauen drängte auf geistliche Vertiefung im gemeinschaftlichen Leben. Vornehme Frauen entschlossen sich, der Welt zu entsagen. Mit Hilfe der männlichen Angehörigen entstanden auf diese Weise Frauenkonvente, ohne zunächst einer bestimmten Ordensregel unterstellt zu werden. In anderen Fällen war das völlig formlose Eremitendasein einiger weniger vom monastischen Ideal ergriffener Frauen die Wurzel des zukünftigen Klosters, wie etwa das Beispiel von Lausnitz zeigt (vgl. S. 236ff.). Leider liegen die Anfänge der Frauenklöster meist ganz im Dunkeln, da erzählende Quellen fast völlig fehlen. Die Stiftungsurkunden, soweit solche vorhanden sind, ordnen die Rechtsverhältnisse und spiegeln einen bereits fortgeschrittenen Zustand wider, ohne die tieferen Beweggründe der Stiftungen erkennen zu lassen. Jedenfalls wird man die Wirkung dieser religiösen Frauenbewegung auf das klösterliche Leben auch Mitteldeutschlands vor allem während des 13. Jahrhunderts nicht unterschätzen dürfen. Der Kirche mußte natürlich daran gelegen sein, sie in geordnete Bahnen zu lenken. So drängte vor allem Rom auf Anschluß an bestimmte Orden, deren Aufsicht und Obhut die Frauenklöster unterstellt wurden, wobei diese Orden keineswegs selbst die Initiative ergriffen, sondern im Gegenteil widerstrebten. Päpstliche Erlasse übertrugen seit 1243 die Sorge für die Frauenklöster den beiden großen Bettelorden, nachdem das Generalkapitel der Zisterzienser 1228 beschlossen hatte, Frauenklöster nicht mehr aufzunehmen und Aufnahme in den Orden nunmehr nur nocii auf Grund unmittelbarer päpstlicher Anweisung möglich war. Es ist eine eigentümliche Erscheinung, daß in den drei mitteldeutschen Diözesen wie auch im thüringischen Teil der Erzdiözese Mainz trotzdem weit mehr Frauenklöster (auch solche,
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Klöster und Stifter
die nach 1228 gegründet waren) sich zum Zisterzienserorden als zu den Bettelorden hielten, wobei freilich zu bedenken ist, daß diese Klöster nicht wirklich alle dem Zisterzienserorden inkorporiert waren, sondern vielfach, wie bereits erwähnt, lediglich die Benediktinerregel in Verbindung mit Zisterziensergewohnheiten befolgten. Neben diese meist in ländlicher Abgeschiedenheit gegründeten Frauenklöster — auch die den Bettelorden angeschlossenen befanden sich nur zum Teil in Städten — traten noch im zweiten Viertel des 13. Jahrhunderts einige Klöster der Magdalenerinnen in den Städten. Wieweit die religiöse Frauenbewegung des 13. Jahrhunderts eine Angelegenheit des hohen und niederen Adels in Mitteldeutschland war, wie weit sie auch das junge Bürgertum der Städte ergriffen hatte, ist aus den Quellen nidit ersichtlich, da wir erst seit dem 14. Jahrhundert die Namen der Insassinnen von Frauenklöstern in etwas größerer Anzahl kennen. Wenn aber auch dann noch Frauen bäuerlicher Herkunft nach unserer Kenntnis völlig fehlen, so wird man sagen dürfen, daß der Drang zum Kloster diese breiteste Schicht der Bevölkerung auch in der vorhergehenden Zeit nicht erreicht hat. Der Überblick lehrt, daß es in erster Linie die Gründung neuer Orden, daneben die religiöse Frauenbewegung war, die den ungemeinen Aufschwung des mitteldeutschen Klosterwesens im 12. und 13. Jahrhundert verursacht haben. Andere Ursachen kamen hinzu. In erster Linie ist die Umgestaltung des Landes durch die deutsche Ostsiedlung zu nennen. Ganz abgesehen von der anfänglichen Bedrohung durch den äußeren Feind, die dem Ordensleben ganz gewiß nicht günstig war, war die Zahl der Deutschen im Lande bis ins 12. Jahrhundert hinein gering. Den Slaven war der Zugang zu den Klöstern keineswegs grundsätzlich verschlossen, aber freie Geburt war die Voraussetzung für die Aufnahme, falls nicht gar ritterliche oder großbürgerliche Herkunft verlangt wurde, wie dies in nicht wenigen Klöstern und Stiftern auch des mitteldeutschen Ostens wenn nicht die Vorschrift, so doch die Regel gewesen zu sein scheint. Die Slaven aber waren in der übergroßen Mehrzahl minderfreien Standes. Die Zahl der edelfreien und ministerialischen Familien im Lande war zu gering, als daß aus dieser Schicht Klöster sich hätten füllen können, und die Aufgaben in der Grenzmark waren diesen ritterlichen Geschlechtern samt ihrem Anhange eindeutig vorgezeichnet. Auf dem Gebiete des kontemplativen Lebens lagen sie nicht. Wer aus diesen Kreisen doch dem geistlichen Leben sich zu widmen die Neigung hatte, dem standen die Domkapitel und die Klöster und Stifter an der Saale und in Magdeburg offen. Städte waren, auch wenn man sie nicht im Rechtssinne, sondern nur als wirtschaftliche und, worauf es hier
Ursachen des Aufschwungs des Klosterwesens
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ganz besonders ankommt, soziale Gebilde versteht, zunächst nur wenige vorhanden, und sie waren sehr klein. Ihre Bewohner fielen nicht ins Gewicht. Mönche und Nonnen hätten also von auswärts, aus dem mutterländischen Deutschland, herbeigezogen werden müssen. Hätte das Benediktinertum der Zeit missionarischen Eifer besessen, so hätte dem nichts im Wege gestanden. Aber es ist bereits darauf hingewiesen worden, daß dies nicht der Fall war. Die Art klösterlichen Lebens, die sich in den alten Benediktinerklöstern herausgebildet hatte, war in der Mark kaum durchführbar, weil es hier an gesicherten Einkünften fehlte. Es ist bezeichnend, daß auf den großen Besitzungen der Klöster Memleben, Hersfeld und Nienburg im Markengebiet die Gründung von Zweigniederlassungen anscheinend niemals ins Auge gefaßt wurde, während die Zahl der von Hersfeld abhängigen Klöster westlich der Saale doch recht beträchtlich war. Daß die großen Klöster Hersfeld und Fulda bis weit ins 11. Jahrhundert hinein fast alles klösterliche Leben in Thüringen an sich zogen, mag ebenfalls dazu beigetragen haben, die Gründung neuer Niederlassungen östlich der Saale zu erschweren. Im weiter nördlich gelegenen Gebiet übte die Metropole Magdeburg eine ähnliche, aber doch anders geartete Anziehungskraft aus: Klöster und Stifter wurden weniger draußen im Lande als am Sitz des Erzbischofs gegründet. Alles dies änderte sich mit der deutschen Ostsiedlung. Nicht daß die deutschen Bauern, die ins Land kamen und die Zahl der Deutschen vervielfachten, nunmehr das Reservoir gebildet hätten, aus dem die Klöster gespeist wurden. Bauern gingen nicht in die Klöster, sie wurden anscheinend gar nicht aufgenommen, wenigstens zunächst nicht. Aber die neuen Bauerndörfer, denen sich die alten slavischen verhältnismäßig rasch anglichen, bildeten die Grundlage für eine breitere Entfaltung auch des Lebens des Adels, der nun erst im Lande wirklich Wurzeln schlug, heimfest wurde und sich verzweigte. Durch Rodung und Siedlung gelangte man zu Herrschaft und Besitz. Die Einführung neuer Wirtschaftsmethoden brachte höhere und sichere Einkünfte. Jetzt erst, in der Durchmischung und im Ausgleich deutscher und slawischer Bevölkerung, konnte das Land wirklich als christlich gelten. Ein blühendes Städtewesen entfaltete sich, und wenigstens in den größeren Städten entstand ein besitzendes Bürgertum, das es an Ansehen mit dem kleinen Adel ministerialischer Herkunft sehr bald aufzunehmen vermochte. In diesem Lande Klöster zu gründen und ihnen Einkünfte zuzuweisen, machte keine Schwierigkeiten mehr, und bald gehörte es bei den großen Familien des Adels zum guten Tone. Der Gedanke der Totenfürsorge, der uns bereits bei der Verlegung des Hochstifts Zeitz nach Naumburg und bei der Beurteilung des
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Klöster und Stifter
Naumburger Westchores entgegentrat (vgl. S. 125), mag in erster Linie mitgesprochen haben. Klöster und Stifter waren die Orte regelmäßiger Gebete zu den kanonischen Stunden. Den Segen solcher Gebete auch den verstorbenen Angehörigen zukommen zu lassen, mußte das Bestreben jedes frommen Christen sein. Weniger Begüterte stifteten Jahrgedächtnisse, der Adel stiftete Klöster, wo die Verstorbenen zugleich ihre Ruhestätte fanden und ihrer täglich im Gebet gedacht wurde. Auf den eigenen Besitzungen ein solches Kloster zu errichten, war der beste Dienst, den man den Toten erweisen konnte. Wer weiß, ob nicht Vorstellungen germanischen Ahnenkults über die Jahrhunderte unbewußt nachwirkten? Die Wettiner besaßen bereits seit dem 10. Jahrhundert ihr Familienkloster zu Gerbstedt. Als sie östlich der Saale neue Schwerpunkte ihrer Macht fanden, stiftete Dedo das Stift auf dem Lauterberge, Markgraf Konrad vollendete die Stiftung. Durch Länderteilung begründete er fünf Linien, und nun stifteten diese weitere Klöster und Stifter, für sich und ihre Nachkommen, zu Altzelle, Zschillen, Dobrilugk und Brehna. Nur die Linie Wettin begnügte sich mit dem schon vorhandenen Gerbstedt. Das Haus Groitzsch gründete Pegau und Bürgel, die Burggrafen von Leisnig stifteten das Kloster Buch, die von Meißen das Kloster Staucha, die von StarkenbergDöben das Kloster Grünberg, das dann nach Frankenhausen verlegt wurde. Das Hauskloster der Edelfreien von Mügeln war Sornzig, das der Reichsministerialen von Kamenz Marienstern, der Reichsministerialen von Schönburg Geringswalde, der Reichsministerialen von Crimmitschau Crimmitschau, der aus wettinischer Ministerialität hervorgegangenen Herren von Eilenburg Mühlberg. Die reidisministerialischen Vögte von Weida, die Vorfahren des Fürstenhauses Reuß, besaßen die Klöster Mildenfurth, Cronschwitz, Weida und Saalburg. Diese Beispiele mögen genügen, um das Gesagte zu belegen. Wir wenden uns nunmehr den einzelnen Klöstern und Stiftern zu, zunächst den in der Zeit vor den Reformbewegungen gegründeten. Vielleicht das älteste Stift der drei mitteldeutschen Diözesen befand sich bei St. P e t e r auf der Altenburg bei M e r s e b u r g . Es ist bereits berichtet worden (vgl. Bd. 1 S. 127), daß ein Kloster hier erst unter Bischof Werner (1063—1093) gegründet wurde. Aber ein Kanonikerstift bestand schon lange vor seiner Zeit, und man darf vermuten, daß es in fränkische Zeit zurückreicht, obgleich die Kirche erst 1012 urkundlich genannt wird. Doch bezieht sich vielleicht schon eine Notiz des ältesten aus dem 10. Jahrhundert stammenden Kaiendars der Merseburger Domkirche auf die Peterskirche (22. Mai in Meisbürg dedicatio ecclesiae iniia monasterium constitutae). Im 11.
Peterskloster in Merseburg
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Jahrhundert war das Stift in Verfall geraten. Die Kanoniker bedrückten, wenn man der Uberlieferung Glauben schenken darf, ihre Hintersassen, wußten den Besitz nicht zusammenzuhalten, ließen die Gebäude verkommen. So übergab Bischof Werner die Kirche den Benediktinern. Eine neue Kirche wurde erbaut und am 1. August 1091 von Erzbischof Hartwig von Magdeburg geweiht. Zum Abt wurde Altmann eingesetzt, der aus dem Kloster Schwarzach am Main kam. Dieses Kloster gehörte der lothringischen, von Gorze ausgehenden Reformbewegung an, und zwar der sog. Junggorzer Richtung, die mit Altmann in der Magdeburger Kirchenprovinz Fuß faßte. Sein Nachfolger Erkenbert wurde 1107 auf königliche Weisung Abt von Corvey. Ausgestattet wurde das Kloster zunächst mit einer Anzahl Dörfern aus Bischofsgut in den Burgwarden Merseburg, Holleben, Hohenmölsen, Zweimen und Schkeuditz. Im Laufe der Zeit erwarb es weitere Liegenschaften im Umfange von etwa 150 Hufen, so daß der Besitzstand nicht unansehnlich war. Die Veitskirche in Merseburg und eine Anzahl Dorfkirchen waren dem Kloster inkorporiert. Es galt als bischöfliches Eigenkloster. Die Mönche traten in ein Verhältnis geistlicher Verbrüderung zum Domkapitel und waren gehalten, an bestimmten Festen am Gottesdienst in der Domkirche teilzunehmen sowie Totenoffizien für verstorbene Domherren zu halten. Der Abt wurde vom Konvent gewählt, bisweilen aber auch vom Bischof einfach ernannt. Er hatte dem Bischof einen Gehorsamseid zu leisten. Die Zahl der Mönche betrug im 13. Jahrhundert etwa dreißig. Da im 12. Jahrhundert zwei Äbte dem Kloster Berge bei Magdeburg entstammten, darf man annehmen, daß von dort aus die Hirsauer Reformbewegung, die seit dem ausgehenden 11. Jh. in Berge herrschend war, auch im Merseburger Peterskloster Eingang gefunden hat. Auf die äußere Rechtsstellung des Klosters ist dies jedoch ohne Einfluß geblieben. Eine gewisse Bedeutung scheint später die Klosterschule gehabt zu haben. Ein Hospital war bereits im 11. Jahrhundert im Kloster vorhanden. Außerhalb des Klostergebäudes befand sich eine Klause (reclusorium), die einen Klausner, zeitweise aber auch eine Inkluse beherbergte (so 1255). Nur kurze Zeit, während der Aufhebung des Bistums M e r s e b u r g (981—1004), hat dort ein Benediktinerkloster an Stelle des Domstifts bestanden. Die beiden Äbte Ochtrad und Heimo, die Thietmar nennt, stammten aus dem Kloster Berge bei Magdeburg, da dieses Merseburger Kloster durch Schenkung Ottos II. dem Erzstift inkorporiert war. Bedeutung hat es während der kurzen Zeit seines Bestehens nicht gewonnen. Daß bei der Johanniskirche, dem späteren Dom, bereits vor Gründung des Bistums von Otto dem Großen ein Kano12 Schlesinger n
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Klöster und Stifter
nikerstift eingerichtet worden war, dem vermutlich Boso vorstand, ist an anderer Stelle gezeigt worden (vgl. Bd. 1 S. 26). Der Verlegung des Hochstifts Zeitz nach Naumburg verdankt das Kollegiatstift St. P e t e r in Z e i t z seine Entstehung. Es blieb an der Stelle des Domstifts in Zeitz zurück, (vgl. Bd. 1 S. 92). Im ersten Jahrhundert seines Bestehens ist seine Geschichte fast gänzlich in Dunkel gehüllt. Erst 1089 tritt ein Zeitzer Propst als Zeuge auf, und im Laufe des 12. Jahrhunderts erscheinen dann die übrigen Dignitäre, Dechant, Schulmeister und Küster. Auch Schatz- und Kellermeister und Vitztum werden genannt. Das Kapitel erscheint als solches zuerst 1150 (in perpetuos usus Cizensium conSiatium), 1230 ausdrücklich als capitulum Cicense. Die Zahl der Domherrenstellen betrug im 12. Jahrhundert mindestens neun, wahrscheinlich mehr. Im 13. Jahrhundert wurden große und kleine Präbenden unterschieden,- auch gab es ständige Vikarien. Im 15. Jahrhundert zählte man neben vier Dignitäten acht vollberechtigte Domherren. Der Zudrang zum Kapitel scheint groß gewesen zu sein, denn 1291 mußten Bestimmungen getroffen werden, die die Zahl der Anwärter auf ein erträgliches Maß herabmindern sollten, über die ständische Zusammensetzung des Kapitels fehlt leider eine Untersuchung, ebenso wie über die Geschichte des Kollegiatstifts überhaupt. Angehörige edelfreier Geschlechter werden jedenfalls als Domherren angetroffen, so 1169 Dietrich, ein Sohn des Wettiners Dedo von Groitzsch (er trat später aus dem geistlichen Stande aus), seit 1154 Hartmann, der wahrscheinlich ein Bruder des Erzbischofs Wichmann von Magdeburg war, 1260 ein Burggraf von Starkenberg, seit 1295 Otto von Colditz; dieses ursprünglich reichsministerialische Geschlecht war damals bereits in den hohen Adel aufgestiegen. 1256 strebte Heidenreich von Zangenberg, der einem edelfreien Geschlecht entstammte, Aufnahme ins Kapitel an. Ein Graf von Osterfeld aus dem Geschlecht der Burggrafen von Neuenburg war 1306 bis 1313 Schulmeister. Ministerialischer Herkunft waren dagegen wohl Dietrich von Nebra (1262), Albrecht von Borna (1264), Arnold von Jerichow (1266—1280), Siegfried von Strehla (1270). Ob der 1243—1250 genannte Dechant Konrad von Halle bürgerlicher Herkunft war, steht dahin. Sonst nennen die Zeugenlisten des 12. und 13. Jahrhunderts meist nur Vornamen. Den Besitz des Kapitels bestätigte 1230 Papst Gregor IX. Er war nicht sehr umfangreich: vier Dörfer und ein Wirtschaftshof, dazu in weiteren sieben Dörfern verstreut 31V2 Hufen und Einkünfte in der Stadt Zeitz selbst, nämlich den Hofstättenzins und Abgaben der Schuster und Fleischer sowie Einkünfte aus der Münze. Doch lag die Stadtherrschaft nicht beim Kapitel, sondern beim Bischof. Die genannten Abgaben stammten aus bischöflicher Verleihung. Le-
Potersstift in Zeitz • Propstei Naumburg
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diglich in der Unterstadt, dem s o g e n a n n t e n Brühl, scheint das Kapitel stadtherrliche Rechte geltend gemacht zu haben. Hier gehörte ihm auch die Nikolaikirche. Die D o m h e r r e n k u r i e n besaßen Immunität. Erst im 14. J a h r h u n d e r t sind Obödienzen und besondere P f r ü n d e n für die übrigen Brüder nachzuweisen. Getrennt v o m Kapitelgut w a r das Propsteigut (bezeugt 1147). Ein 1196 angelegtes Verzeichnis nennt mindestens 130 H u f e n in 13 Dörfern. Ferner muß Propsteigut als Dienstlehen v e r g e b e n g e w e s e n sein, d e n n die Zeitzer Kirche besaß Ministeriale (vgl. Bd. 1 S. 256 f.). Die Vogtei über das Stilt hatten die Wettiner als Hochstiftsvögte inne. Zwischen ihnen und dem Kapitel ist es zu mancherlei Streitigkeiten gekommen. Die Vogtei ü b e r die Propsteigüter dagegen besaß im Beginn des 13. J a h r h u n d e r t s die reichsministerialische Familie Kiseling, vielleicht ein Zweig der H e r r e n von Vesta-Kamenz, als erbliches Lehen des Bischofs. Dauernd mit der Propstei v e r b u n d e n w a r der Archidiakonat im Zeitzer Sprengel (nachweisbar seit 1196), und als der Fortgang der Besiedlung des W e s t erzgebirges die Errichtung eines n e u e n Archidiakonats trans Muldam nötig machte (vgl. S. 486), w u r d e auch dieser dem Zeitzer Kapitel, seit 1416 dem Dechanten vorbehalten. Nicht ohne Bedeutung scheint die Stiftsschule als Ausbildungsstätte künftiger Geistlicher g e w e s e n zu sein, ü b e r A u f n a h m e und Ausscheiden der Scholaren entschied 1295 der Dekan. V o n der Rivalität des Zeitzer u n d des N a u m b u r g e r Kapitels u n d v o n dem Bestreben jenes, seine Kirche als Kathedralkirche zur A n e r k e n n u n g zu bringen und wenigstens eine Mitwirkung bei der Bischofswahl zu erlangen, die V e r l e g u n g des Bistums nach N a u m b u r g also gleichsam rückgängig zu machen, ist an anderer Stelle die Rede g e w e s e n (vgl. S. 121 ff.). Gegen die Bischöfe richteten sich solche Bes t r e b u n g e n nicht, sondern nur gegen das N a u m b u r g e r Kapitel. W e n n dessen Machtanspruch etwas eingedämmt wurde, k o n n t e es den Bischöfen n u r lieb sein. So h a t sich das Zeitzer Stift stets der Gunst der N a u m b u r g e r Bischöfe e r f r e u e n k ö n n e n und mancherlei Beweise dieser Gunst empfangen. Als in der zweiten H ä l f t e des 13. J a h r h u n d e r t s die Bischöfe auf die Dauer ihren W o h n s i t z in Zeitz nahmen, ist dieses Verhältnis n u r noch enger geworden. Ein w e i t e r e s Kanonikerstift (praepositura) bestand zur Zeit Bischof Brunos v o n M e r s e b u r g (1020—1036) in Naumburg. Es w a r damals n e u g e g r ü n d e t w o r d e n und w u r d e bereits nach wenigen J a h r e n des Bestehens bei der V e r l e g u n g des Bistums v o n Zeitz nach N a u m b u r g zum Sitz des Hochstifts (vgl. Bd. 1 S.92). G r ü n d e r w a r e n die Ekkehardinger. Auf sie gehen auch die beiden a n d e r e n N a u m b u r g e r Klöster, St. Georg und St. Moritz, zurück. 12'
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Klöster und Stifter
Das Benediktinerkloster St. G e o r g in N a u m b u r g hatte seinen Sitz ursprünglich bei der Stammburg der Ekkehardinger in Kleinjena gehabt. Der Stifter war Markgraf Ekkehard I.r der nach seiner Ermordung 1002 hier auch zunächst beigesetzt wurde. Nach der Erbauung des ersten Doms in Naumburg wurden seine Gebeine samt denen seiner gleichfalls in Kleinjena begrabenen Vorfahren in diesen überführt. Aber auch das Kloster wurde nach Naumburg verlegt. Der Zeitpunkt der Verlegung ist ungewiß; er liegt wahrscheinlich noch in der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts, bestimmt vor 1079, und wahrscheinlich vor 1046, dem Jahre des Aussterbens des ekkehardingischen Hauses. Die Tatsache der Verlegung ergibt sich mit Sicherheit daraus, daß das Georgenkloster im Jahre 1160 aus Schenkung des Stifters Ekkehard die Dörfer Groß- und Kleinjena besaß, während von einem dortigen Kloster nie mehr die Rede ist. Insgesamt belief sich damals der ländliche Klosterbesitz auf 214 Hufen und vier ganze Dörfer, deren Hufenzahl nicht angegeben ist, sowie zwei Mühlen, war also recht beträchtlich. Weiterer Besitz muß lehenweise ausgegeben gewesen sein. 1165 erging ein Spruch des in Erfurt tagenden Königsgerichts, daß die Lehnleute des Klosters, die für sich das Recht des Heerschilds in Anspruch genommen hatten (qui se autumant herskilt), nach dem Lehnrecht der Mannen des Bischofs leben sollten, ob sie nun „Heerschild" genannt würden oder anders. Der Umfang dieser Lehen kann nicht gering gewesen sein. Beispielsweise hatte 1182 der Ministerial Johann von Schönburg vier ganze Dörfer inne. 1248 erscheinen als Urkundenzeugen servi abbatis, die als niedere klösterliche Ministerialen angesehen werden dürfen. Wenn der etwas verworrene Bericht der um die Mitte des 12. Jahrhunderts verfaßten Chronik des Klosters Goseck in diesem Falle richtig ist, so wurde mit der Verlehnung von Gütern und Einkünften des Klosters an Freie und Ministeriale im letzten Viertel des 11. Jahrhunderts begonnen. Die städtischen und vorstädtischen Grundstücke des Klosters (1151 lamilia beati Georgii et areae ipsis attinentibus) nennt die Aufstellung von 1160 nicht. In der Georgenstraße besaß das Kloster im 13. Jahrhundert „seit alters" die weltliche Gerichtsbarkeit. Die Bedeutung, die ihm in seiner Frühzeit zukam, erhellt daraus, daß im Jahre 1079 der Gegenkönig Rudolf von Schwaben einen seiner Parteigänger, den Abt Friedrich von Goseck aus dem Hause der Pfalzgrafen von Sachsen, zum Abt einsetzte. Friedrich scheint damals die Sache der aufständischen Sachsen in Gemeinschaft mit Bischof Günther von Naumburg tatkräftig gefördert zu haben. Ein Klosterdorf wurde durch ihn zur Auslösung des in Gefangenschaft eines Anhängers Heinrichs IV. geratenen Bischofs Günther verpfändet. Später scheint er wie Bischof Günther seine politische Haltung
Georgenkloster in Naumburg
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geändert zu haben, denn 1090 setzte ihn Heinrich IV. zum Abt von Hersfeld ein. Ein verhältnismäßig enges Verhältnis der beiden Klöster Goseck und Naumburg scheint durch Abt Friedrich begründet worden zu sein, wurde doch 1126 umgekehrt der Naumburger Abt Berthold nunmehr Abt von Goseck. Die Vogtei stand nach dem Aussterben der Ekkehardinger dem Landgrafen von Thüringen zu. Als Vögte begegnen um 1140 Heinrich Raspe II.,1182 Ludwig III.,1225 Ludwig IV.,der die Vogtei an den Schenken Rudolf von Saaleck lehnweise weitergegeben hatte. Es ist möglich, daß auch die Landgrafen selbst sie als Lehen der Bischöfe erlangt haben, aber auch nicht ausgeschlossen, daß das Recht am Kloster mit dem übrigen Erbe der Ekkehardinger 1046 an den König überging, dessen Untervogt dann der Landgraf gewesen wäre. Die Einsetzung des Abtes Friedrich durch den König deutet jedenfalls auf ein königliches Eigenkloster. Auch richtete der Vogt unter Königsbann. Obwohl das Kloster bereits vor 1154 unter päpstlichen Schutz getreten war, der ihm 1247 von Innozenz IV. nochmals ausdrücklich verbrieft wurde, gelang es zunächst nicht, diese Vogtei abzuschütteln. Erst 1225 erwarb das Kloster die Vogtei über seine rechtssaalischen Besitzungen gegen Geldablösung, und dem Abte wurde von Heinrich (VII.) 1234 die freie Vogtwahl und der Besitz des Königsbannes bestätigt. Die Entvogtung des linkssaalischen Besitzes, wo die Vogtei nach dem Aussterben des landgräflichen Hauses an die Wettiner gelangt und durch Verlehnung zersplittert worden war, erfolgte noch später und schrittweise. Wohl aber sicherte ein großes Privileg Viktors IV. von 1160 dem Kloster die freie Abtwahl nach dem Brauche von Cluny und Hirsau zu. Die Reform hatte also auch in Naumburg Eingang gefunden, wahrscheinlich unter Bischof Udo I. (1125—1148), der den Abt Berthold seiner Würde entsetzte. Die Leistung von Heerfahrtsdiensten wurde dem Kloster untersagt, auch wurde ihm die Immunität bestätigt. Dem Bischof, der sich offenbar bei der Einführung der Reform weitgehenden Einfluß auf das Kloster gesichert hatte, wurden jetzt deutliche Schranken gesetzt. Eine Lösung aus der bischöflichen Gewalt bedeutete dies jedoch nicht, sie wurde vielmehr 1165 als bestehend anerkannt. Wenn 1176 Friedrich Barbarossa das Kloster in seinen kaiserlichen Schutz nahm, wird dies ebenfalls eine Verbesserung seiner Rechtsstellung dem Bischof gegenüber mit sich gebracht haben. Uber die Größe des Konvents fehlen Nachrichten aus älterer Zeit. 1253 werden Abt, Prior, Kellermeister, Hospitalmeister, Kustos und Kämmerer genannt. Uber Stand und Herkunft der Klosterinsassen läßt sich nichts sagen, da wir Namen kaum kennen, doch bildet das Vorhandensein einer Ministerialität einen gewissen Anhaltspunkt dafür, daß die Mönche edelfreier Abkunft waren, we-
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Klöster und Stifter
nigstens in der Frühzeit. Die Sorge für das vom Bischof Udo I. gestiftete Hospital St. Marien Magdalenen in Naumburg übernahm das Kloster 1144. Bemerkenswert ist, daß die Naumburger Benediktiner auch seelsorgarliche Obliegenheiten erfüllten. Eine besondere Taufkirche St. Margareten für die Hintersassen des Klosters wurde bereits 1151 gestiftet, und 1304 wurde bestimmt, daß die dem Kloster inkorporierte Pfarrkirche in Zorbau stets mit einem Naumburger Benediktiner zu besetzen sei. Das Gebot persönlicher Besitzlosigkeit wurde nicht streng gehandhabt. So hören wir 1213, daß einem Konventsmitglied die lebenslängliche Nutznießung einer Hufe vorbehalten war. Das zweite Naumburger Kloster St. M o r i t z bestand zunächst als Nonnenkloster oder Kanonissenstift. Wir wissen davon nur, daß die Insassinnen (moniales) es am Beginn des 12. Jahrhunderts am rechten geistlichen Eifer fehlen ließen und deshalb vor 1119 von Bischof Dietrich I. vertrieben und durch Augustiner-Chorherren ersetzt wurden. Nach gefälschter, aber in diesem Punkte glaubwürdiger Naumburger Überlieferung des 12. Jahrhunderts haben die ekkehardingischen Brüder Hermann und Ekkehard nach der Verlegung des Bischofssitzes von Zeitz nach Naumburg auch eine congregado monialium gestiftet. Da ein weiterer weiblicher Konvent in Naumburg nicht bestand, wird hierunter das Moritzkloster zu verstehen sein, wobei es freilich fraglich ist, ob es sich um ein Kloster oder nicht vielmehr um ein Kanonissenstift gehandelt hat und ob dieses bereits dem heiligen Moritz geweiht war oder ob die Wahl dieses Heiligen nicht erst bei der Neubegründung des Chorherrenstiftes erfolgte. Die einzige Kontinuität zwischen diesem und der früheren Niederlassung ist die des Besitzes, den Bischof Dietrich zur Ausstattung seiner Stiftung verwandte. Er konnte es nur tun, weil die Stifterfamilie schon 1046 ausgestorben war. DieGeschichte des Chorherrenstifts ist daher nicht hier anzuschließen, sondern gesondert zu behandeln. Ob auch bei St. Stephan in Zeitz, wo Bischof Dietrich ebenfalls vor 1119 ein Augustiner-Chorherrenstift zu gründen beabsichtigte, dies aber nicht durchführen konnte, bereits im 11. Jahrhundert eine klösterliche Niederlassung bestand, muß dahingestellt bleiben. Noch dürftiger ist unsere Kenntnis von der Abtei S c h m ö l l n , die vor 1066 durch Kaiserin Agnes dem Bistum Naumburg geschenkt wurde. Wir wissen von ihrer Existenz nur durch die Bestätigungsurkunde Heinrichs IV. über diese Schenkung aus dem genannten Jahre. Danach verfügte die Abtei nicht nur über ländlichen Grundbesitz, sondern auch über Markt, Münze und Zoll, doch wird nicht gesagt, an welchem Orte. Aus der Tatsache der Schenkung darf man wohl entnehmen, daß die geplante Stiftung eines königlichen Klosters im Pleißengau ent-
St. Moritz in Naumburg • Schmölln • Goseck
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weder gar nicht zustande kam oder daß es frühzeitig wieder einging. Als Stifterin hat Kaiserin Agnes zu gelten, die auch anderweitig über Besitz im Pleißengau verfügte. ü b e r das innere Leben dieser Klöster in der Frühzeit fehlen die Quellen. Immerhin tappen wir nicht gänzlich im Dunkeln, denn die Nachrichten, die eine im Kloster G o s e c k bei Naumburg um die Mitte des 12. Jahrhunderts verfaßte Chronik über das dortige Klosterleben bietet, werden mutatis mutandis auch für die Nachbarklöster Geltung haben, wobei man allerdings mit Übertreibungen rechnen muß, die auf das Konto des einseitig der Hirsauer Reformrichtung anhangenden Berichterstatters kommen. In wie enger Verbindung dieses vor 1049 von Erzbischof Adalbert von Bremen und seinen Brüdern, den Pfalzgrafen Dedo und Friedrich, gestiftete, vom Bistum Naumburg nur durch die Saale geschiedene Kloster zum Naumburger Georgenkloster stand, ist uns bereits bekannt (vgl. S. 181). Ähnlich eng waren dann im 12. Jahrhundert die Beziehungen zum Kloster Pegau, von wo aus Goseck im hirsauischen Sinne reformiert wurde, nachdem es vorher wohl der Gorzer Richtung gefolgt war. Die Erbauung der Kirche und sonstigen Klostergebäude streckte sich über mehrere Jahrzehnte hin. Wir hören, daß die ersten Mönche aus verschiedenen Klöstern (de diversis ¡ocis) zusammenkamen, also nicht Einheimische waren; es handelte sich um eine „Sammelgründung". Unter den ersten Äbten werden drei Baiern angetroffen. Ähnlich werden anfänglich die Verhältnisse in den ostsaalischen Klöstern und Stiftern gewesen sein, und in der Tat hören wir, daß der Abt des Naumburger Georgenklosters Berthold Schwabe war (1126). Noch im 12. Jahrhundert waren unter den wenigen Gosecker Mönchen, deren Namen wir kennen, Auswärtige. Es ist offensichtlich, daß dem Benediktinerorden in diesen östlichen Gegenden der Nachwuchs fehlte; andererseits waren die einzelnen Konvente nicht so voneinander isoliert, wie man beim Mangel eines umfassenden Verbandes annehmen könnte. Insonderheit gilt dies für die Klöster der verschiedenen Reformrichtungen. Auch mag von Wirkung gewesen sein, daß man Mönche möglichst vornehmer Herkunft ins Kloster zu ziehen suchte. Bei der Abtwahl spielten Reichtum und hohe Geburt jedenfalls wenn nicht von Anfang an, so doch frühzeitig eine erhebliche, bisweilen die ausschlaggebende Rolle. Es mag damit zusammenhängen, daß in Goseck eine ansehnliche Bibliothek gesammelt wurde, daß aber die Nachrichten über das Leben der Mönche nicht sehr günstig lauten. Hierzu trat die Unfähigkeit einiger Äbte, denen der Besitz des Klosters aus den Händen glitt. Schließlich kam es nach dem Berichte der Gosecker Chronik so weit, daß ein völliger wirtschaftlicher Ruin eintrat, die Gebäude verfielen,
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Klöster und Stifter
von Klosterzucht und regelmäßigem Gottesdienst nicht mehr die Rede sein konnte und die Mönche endlich nach allen Seiten auseinandergingen, so daß nur noch ein einziger Mönch sich im Kloster befand, als 1134 auf Veranlasslang der Gräfin Eilike von Ballenstedt die Hirsauer Reform von Pegau aus ihren Einzug hielt und dem Kloster zu neuem Aufschwung verhalf. Gewiß ist dieser Bericht tendenziös gefärbt, aber soll sich sein Verfasser alles aus den Fingern gesogen haben? Der unfähige Abt Berthold, der gleichzeitig Abt des Georgenklosters in Naumburg war, wurde von Eilike verjagt, aber schon vorher war er in Naumburg von Bischof Udo I. seiner Würde enthoben worden. Die Verhältnisse im Georgenkloster werden also nicht wesentlich besser gewesen sein als in Goseck. Schwerlich wird man die Neuordnung allein auf die Bosheit des Bischofs und der Gräfin zurückführen dürfen, deren Maßnahmen doch nicht allein ihren Grund in den gehässigen Einflüsterungen der Mönche einer anderen Richtung gehabt haben können. Ähnlich wie in Goseck wird man sich vielmehr die Vorgänge auch beim Verfall des Petristifts in Merseburg vorzustellen haben, wo ebenfalls erst die Reform unter Bischof Werner Ordnung schuf, und daß unter Umständen ein ursprünglich sicherlich nicht kärglich dotiertes Kloster ganz eingehen konnte, zeigt das Beispiel von Schmölln. Den alten Klöstern steht das Jakofcskloster in P e g a u als ein Kloster neuer Art gegenüber. Zwar wurde auch Pegau nicht sogleich als Reformkloster der Hirsauer Richtung gegründet, aber schon kurz nach der Gründung fand die Reform Eingang. Vor allem aber stand die Stiftung im engen Zusammenhang mit der deutschen bäuerlichen Siedelbewegung, die im obersächsischen Räume zuerst im Lande um Pegau klar bezeugt ist. Als Sühne für die Niederbrennung der Jakobskirche zu Zeitz in einer Fehde, so berichten die in Pegau selbst niedergeschriebenen, unter dem Namen der Pegauer Annalen bekannten Aufzeichnungen, leitete Graf Wiprecht von Groitzsch im Jahre 1091 die Erbauung des Klosters mit Unterstützung seines Schwiegervaters, des Böhmenkönigs Vratislav, in die Wege. Als Kern des künftigen Konvents wurde der erste Abt Bero mit drei Benediktinern und einem einzigen Konversen aus Schwarzach am Main berufen. Zunächst faßte also die sog. Junggorzer Richtung in Pegau Fuß. Die Bauten wurden rasch vollendet, und bereits am 26. Juli 1096 konnte das Kloster von Erzbischof Hartwig von Magdeburg geweiht werden. Als erste Ausstattung erhielt es die Burg (civitas) Pegau mit Zubehör, zwei ganze Dörfer, neun Hufen und 10 sol. Einkünfte. Als der Konvent wuchs, wurden fünf weitere Dörfer, fünfzehn Hufen, eine Mühle und drei Kirchen
Pegau
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samt Zehnteinkünften hinzugefügt. Durch Schenkungen der Söhne Wipredits und anderer wuchs der Klcsterbezirk später weiter an. Als im Jahre 1100 der erste Abt Bero starb, nahm Wiprecht dies zum Anlaß, das Kloster der Hirsauer Richtung zu übergeben. Er wandte sich um einen Nachfolger nach Corvey, damals dem Hauptsitz der Hirsauer Reform in Sadisen. Windolf, ein noch junger, aber durch die Strenge seines religiösen Wandels bereits hochangesehener Mönch, wurde ihm mit einigen weiteren Corveyer Brüdern gesandt. Er hat dem Kloster ein halbes Jahrhundert vorgestanden, und seiner Energie verdankte es offenbar in erster Linie den inneren und äußeren Aufschwung, den es nahm, auch wenn der Bericht der Pegauer Annalen vielleicht in zu hellen Farben auf dem absichtlich verdunkelten Hintergrunde der seiner Amtszeit vorhergehenden Jahre malen sollte. Die Zahl der Brüder erhöhte sich auf vierzig, so daß es nötig wurde, neue Gebäude zu errichten. Führend beteiligt war der Abt bei der Ansiedlung deutscher Kolonisten, die Wiprecht damals aus Franken herbeirief (vgl. S. 16). Nicht daß das Kloster von sich aus im großen Maßstabe gesiedelt hätte, aber es wirkte als wirtschaftliches Vorbild. Windolf ließ Gestrüpp roden und Sümpfe austrocknen, er legte Gärten mit Obstbäumen und Küchengewächsen an und gründete schließlich ein neues Dorf, das er Abtsdorf nannte; zwei weitere folgten. So darf das Kloster in diesen Jahren als ein Mustergut gelten, zugleich als Beratungsstelle für die herbeigezogenen Ansiedler, die sich hier vielleicht auch mit Gerät und Vieh versorgen konnten. Die Erfolge, die auf diese Weise für den Anbau des Landes erzielt wurden, waren außerordentlich: bereits im Jahre 1105 gab es im Burgward Groitzsch 17 neue Dörfer, die teilweise auch durch Umlegung slavischer Siedlungen entstanden sein mögen. Dem äußeren Wohlstand des Klosters enstprach die innere Zucht. Pegau wurde zu einer Keimzelle der Ausbreitung der Hirsauer Reform in Mitteldeutschland. Daß das Kloster Goseck von hier aus reformiert wurde, ist bereits erwähnt worden. Als Abt wurde Nenther dorthin entsandt. Der Gosecker Chronist weiß seine Tätigkeit über alle Maßen zu rühmen. Windolf selbst übernahm eine Zeitlang die Leitung des Klosters Oldisleben, dessen Vogtei Wiprecht durch seine zweite Gemahlin Kunigunde von Beichlingen zugekommen war, nach Entsetzung des bisherigen, angeblich ungeeigneten Abtes Lupert. Schließlich wurde ein neuer Abt Hillin aus Corvey berufen. Eine weitere Vogtei erbte Wiprecht über das Nonnenkloster Vitzenburg. In diesem Kloster lockerte sich, wie es heißt, die Zucht infolge allzu großen Reichtums, den vornehme Insassinnen eingebracht hatten. Auch hier wurde von Pegau aus eingegriffen. Die Nonnen wurden
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ausgewiesen und das Kloster in Reinsdorf an der Unstrut als Mönchskloster neu gegründet. Abt wurde Ludeger, der mit Windolf aus Corvey nach Pegau gekommen war. Es gehörte zur Eigenart der Hirsauer Reformklöster, vom Mutterkloster aus Zweigniederlassungen für wenige Mönche, sogenannte „Zellen", zu gründen. In der Regel waren sie einem Prior unterstellt, doch wurden in Mitteldeutschland auch Pröpste angetroffen. Sie nahmen den Überschuß der vielfach überfüllten Konvente auf, dienten der Verwaltung des klösterlichen Streubesitzes und nicht zuletzt der Seelsorge, auch wenn sie von den Brüdern selbst nicht geübt, sondern einem Weltgeistlichen übertragen wurde. Windolf selbst war, bevor er nach Pegau kam, Prior einer solchen von Corvey aus errichteten Zelle gewesen. Der Brauch wurde in Pegau aufgenommen. Inmitten des neu besiedelten Gebietes wurde in L a u s i c k , wo ein Gotteshaus bereits bestand, eine Zelle für sechs Brüder gegründet. Der Ort sollte Pfarrort für alle umliegenden neuen Dörfer sein. Der seelsorgerische Zweck stand also durchaus im Vordergrunde. Zugleich wird deutlich, daß das Kloster Pegau auch in geistlicher Hinsicht mit der Betreuung der deutschen Ansiedler beauftragt war. Ähnlich zu beurteilen ist wohl die Gründung der Propstei S c h k ' ö l e n durch Wiprechts Tochter Bertha (um 1140). Sie wurde reichlich dotiert und dem Kloster Pegau inkorporiert. Abt Windolf zog sich als Greis nach seiner Resignation (1150) hierher zurück. Es wird damit sichtbar, daß solche Zellenbildung gewiß auch eine Wurzel im Eremitentum hat. Während nach Gründung weiterer Pfarrkirchen die Mönche aus Lausick offenbar frühzeitig ins nahegelegene Mutterkloster zurückgezogen worden sind, hat die Schkölener Stiftung bis zur Reformationszeit Bestand gehabt. Bei der 1189 gegründeten St. Ottenkirche in der Niederstadt Pegau bestand seit dem 13. Jahrhundert ebenfalls eine Propstei, deren Ursprung bislang unbekannt ist. Die Rechtsstellung des Klosters gestaltete sich nicht völlig nach den Prinzipien der Hirsauer Reform. Zwar wurde es, gemäß den Reformforderungen, von Wiprecht dem päpstlichen Stuhl übertragen, Paschalis II. nahm es 1106 in den päpstlichen Schutz auf, und Viktor IV. bestätigte dies (1162). Zum Zeichen dieses Schutzes sollte alljährlich eine Goldmünze nach Rom gezahlt werden. Die Befugnisse des Bischofs wurden eingeschränkt, die freie Abtwahl garantiert. Aber ein Eigenkloster des Römischen Stuhls ist Pegau trotzdem nicht geworden. Die Vogtei verblieb erblich bei der Familie des Gründers, und besser als aus den Urkunden erkennt man aus den Pegauer Annalen, daß im Kloster selbst niemand daran zweifelte, daß Wiprecht nach wie vor Herr des Klosters blieb. Nach dem Erlöschen des Hauses Groitzsch
Pegauer Propsteien • Rechtsstellung Pegaus
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sollte dem Abt die Wahl des Vogtes freistehen. In Wirklichkeit ging, als im Jahre 1135 dieser Fall eintrat, das Kloster mit anderem Groitzscher Besitz an König Lothar über; es wurde also nach wie vor als Groitzscher Eigenkloster behandelt. Friedrich Barbarossa nahm Pegau 1172 in den kaiserlichen Schutz. Eine Schutzurkunde Lothars dürfte vorausgegangen sein (vgl. Bürgel, S. 189 f.). Die Zinszahlung an Rom blieb zum Zeichen der „Freiheit" des Klosters (ad indicium libertatis, so schon 1162) bestehen, und es wurde zugesichert, daß der römische König der alleinige Vogt des Klosters sein sollte. Die Wahl des Untervogtes blieb dem Abte freigestellt. Wenn wir aber den Reichsministerialen Friedrich von Groitzsch 1181 nicht ohne Reibung mit dem Abte die Vogtei ausüben sehen, so erhellt, daß in Wirklichkeit der Wille des Königs maßgebend war. Erst dem Abte Siegfried von Rekkin (1185—1223) gelang es, angeblich mit vieler Mühe und großen Kosten, wie es heißt, die freie Vogtwahl von Friedrich I., Heinrich VI. und Friedrich II. bestätigt zu bekommen, doch haben sich die entsprechenden Privilegien nicht erhalten, so daß man in diese Nachricht einige Zweifel setzen darf. Pegau war jetzt ein königliches Kloster und wurde in die königliche Siedlungs- und Städtepolitik eingespannt: von hier aus wurde das Kloster Chemnitz in den Erzgebirgswald vorgeschoben, und beim Kloster Pegau selbst wurde eine königliche Sta3t gegründet, deren Stadtherrschaft mit Münze, Markt und Zoll 1172 dem Abte übertragen wurde. Das Münzrecht haben die Äbte bis zum Ende des 13. Jahrhunderts ausgeübt. Friedrich II. hat dem Kloster 1215 den königlichen Schutz nochmals bestätigt. Aber bereits Philipp von Schwaben hatte, anscheinend um sich in der Zeit des Thronstreits im Reiche einen Anhänger zu schaffen oder zu erhalten, die Klostervogtei an den Wettiner Dietrich von Groitzsch übertragen, der bald mit dem Abte in Streitigkeiten geriet. Nach seinem Tode fiel sie seinem Bruder Konrad zu (i 1210). Später suchte Markgraf Dietrich der Bedrängte von Meißen sie sich gewaltsam anzueignen. Es gelang dem Kloster 1219 nochmals, ihn zurückzudrängen, unter gleichzeitiger Wahrung der Rechte der Stadt Pegau gegen die markgräfliche Konkurrenzgründung Groitzsch. Aber schließlich erreichten die Wettiner ihr Ziel doch. Aus einem königlichen wurde ein landesherrliches Kloster, und so ist es bis zur Auflösung in der Reformationszeit geblieben. Eine in seiner Art bedeutende Persönlichkeit ist der bereits erwähnte Abt Siegfried gewesen, der sich nicht nur dieser unaufhaltbaren Unterdrückung mit aller Kraft widersetzte, sondern zugleich den Kampf aufnahm um die Exemtion seines Klosters von der bischöflichen Gewalt und gegen den Verfall der Klosterzucht, der sich
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unter seinen drei Vorgängern angebahnt hatte. Nachdrückliche Unterstützung fand er dabei bei Papst Cölestin III., der sicäi durch die Eximierung des Klosters einen neuen Stützpunkt im Osten des Reiches und eine Verbindung zu den dortigen Gegnern Heinrichs VI. zu schaffen suchte. Pegau geriet dadurch nicht nur in Gegensatz zu Bischof Eberhard von Merseburg, sondern auch zum König (vgl. S. 73). Die Opposition der Mönche gegen den Abt, deren Führer Thimo aus dem reichsministerialischen Geschlecht von Colditz war, wird also nicht nur dessen Strenge, sondern auch seiner politischen Linie gegolten haben. Unter Beteiligung Marquards von Annweiler, den der König entsandt hatte, wurde der Pegauer Exemtionsanspruch zunächst zurückgewiesen. Erst nach Heinrichs VI. Tode konnte er durchgesetzt werden; er blieb wenigstens formell auch später gewahrt. Mit den widerspenstigen Mönchen kam es zur bewaffneten Auseinandersetzung, bei der der Vogt Friedrich von Groitzsch dem Abte beistand. Es wird sich in diesem Falle also in der Tat nur um Dinge der Klosterzucht gehandelt haben. Man wundert sich über diese Zuspitzung der Situation nicht, wenn man hört, daß Siegfried nicht weniger als 26 Mönche als untauglich aus dem Kloster auswies. Wiederholt mußte der Abt vorübergehend aus dem Kloster weichen, aber verzichtet hat er nicht. 1223 ist er in Pegau gestorben. Der Pegauer Konvent scheint stets nicht ganz klein gewesen zu sein, doch fehlen genaue Zahlen. Im Jahre 1261 wurde eine Urkunde des Abtes von 20 Mönchen unterschrieben. Davon waren 13 Priester, 4 Diakone und 3 Subdiakone. Vermutlich war dies der ganze vollberechtigte Konvent. In der Frühzeit findet man viele Reichsministeriale unter den Mönchen, vereinzelt auch Edelfreie; später wiegen die einfachen Ministerialen vor. Daß auch Bürger aufgenommen wurden, bleibt für das hohe Mittelalter Vermutung, auf Grund von Namen wie etwa Albertus Franko und Heinricus Saxo (1261). Bürgerlichen Stand verbürgen sie nicht. Seinen Besitz vermehrte das Kloster zunächst beträchtlich, später bröckelte manches ab. Aber noch in der Reformationszeit besaß es im Amte Pegau 108 Hufen, über die es die Obergerichtsbarkeit ausübte. Einen mehrhundertjährigen Kampf haben die Äbte mit der Pegauer Bürgerschaft um die Stadtherrschaft geführt. Die Stadt Pegau hat sie schließlich abgeschüttelt, aber nur, um sie mit der markgräflichen Stadtherrschaft zu vertauschen. Nicht unbedeutend war die Pflege der Wissenschaften in dem Kloster. Schon Windolf hatte den Grundstock zu einer Bibliothek gelegt, unter seinen Nachfolgern wurde sie beträchtlich vermehrt. Es scheint, daß sie in Schulbibliothek und eigentliche Klosterbibliothek geteilt war. J e n e umfaßte nach einem in der ersten Hälfte des 13. Jahr-
Pegau • Bürgel
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hunderts geschriebenen Katalog erstaunlich viele Handschriften antiker Schriftsteller, darunter sogar Piatons Timaios, natürlich in lateinischer Ubersetzung. Die Studien müssen demnach auf beachtlicher Höhe gestanden haben. Der Katalog der allgemeinen Klosterbibliothek stammt aus späterer Zeit (Mitte des 14. Jahrhunderts); hier befanden sich die theologischen Handschriften. Die Pegauer Schule war eine Studienanstalt für Benediktiner, nicht etwa zur Ausbildung von gewöhnlichen Klerikern oder zur Unterweisung von Knaben bestimmt. Der weltoffene Geist, der hier herrschte, tritt uns vor allem im ersten Teile des im Kloster verfaßten Geschichtswerkes entgegen, den bereits genannten Pegauer Annalen. Er enthält eine Lebensbeschreibung des Klostergründers Wiprecht. Mancherlei Sagenhaftes ist beigemischt, das der Verfasser mit sichtlicher Freude erzählt, auch wenn heidnische Vorstellungen zugrunde liegen. So muß ihm ein altdeutsches Heldenlied von den Harlungen bekannt gewesen sein. Die Fortsetzungen der Annalen, von verschiedenen Verfassern, bringen teilweise gute Nachrichten zur Geschichte des 12. Jahrhunderts. Sie zeigen, daß man in Pegau an den Zeitereignissen im Reiche lebhaften Anteil nahm. Seit dem 14. Jahrhundert scheint das wissenschaftliche Interesse im Kloster erlahmt zu sein. Eine weitere Stiftung des Hauses Groitzsch war das Benediktinerkloster B ü r g e l (Thalbürgel bei Jena). Die Stifter, Wiprechts Sohn Markgraf Heinrich von der Lausitz und seine Gattin Bertha, hatten beabsichtigt, das Kloster von vornherein nach Hirsauer Art von der Gewalt des Diözesanbischofs freizustellen und es wahrscheinlich wie Pegau dem römischen Stuhle zuweisen wollen, doch gelang es nach langem Hin und Her dem Bischof Udo I. von Naumburg zunächst, dies Ansinnen zurückzuweisen. Als er 1133 die Stiftung genehmigte, räumte er lediglich freie Abtwahl ein. Die Weihe des Abtes aber sollte ihm vorbehalten bleiben und das Kloster in allen gottesdienstlichen Dingen von ihm abhängig sein. Die Stifter gingen jedoch nicht von ihrem Willen ab. Gräfin Bertha war verwandt mit Paulina, der Stifterin von Paulinzella. Nach dem Beispiel dieses Klosters, das 1114 ein königliches Privileg nach dem sogenannten Hirsauer Formular erhalten hatte, gelang es ihr anscheinend, ein heute verlorenes Papstprivileg zu erwirken, das dem Kloster Bürgel weitgehende Rechte gewährte und es unter päpstlichen Schutz stellte. Im Gegensatz zu Pegau enthielt diese Urkunde Verzicht auf die Gründervogtei. Es mag dies damit zusammenhängen, daß die Gründung nicht vom Markgrafen, sondern von seiner Gattin ausgestattet wurde. Sie allein galt später als Stifterin. Bischof Udo mußte sich fügen, zumal nach dem Tode Markgraf Heinrichs (1135) König Lothar die Freiheiten des
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Klosters bestätigte, wobei nunmehr die Urkunde von 1114 für Paulinzella weithin wörtlich zugrunde gelegt wurde. Der Abt allein sollte der Herr des Klosters sein. Freie Abtwahl, volle Abgabenfreiheit, freie Wahl und Absetzbarkeit des Vogtes sowie Einschränkung seiner Befugnisse wurden zugesichert. Zum Zeichen der Freiheit der Abtei sollte das übliche Goldstück alljährlich nach Rom gezahlt werden. Gleichwohl trat das Kloster in ein wenn auch lockeres Verhältnis zum Könige: der Vogt sollte den Bann von diesem empfangen. Die Urkunde, deren Echtheit mit Unrecht bezweifelt worden ist, machte das Kloster, wie die Folgezeit lehrte, zu einem königlichen. Seine Schicksale ähnelten im 12. Jahrhundert denen Pegaus durchaus. Auch von Bürgel aus wurde, wie Chemnitz von Pegau aus, ein königliches Kloster in den Erzgebirgswald vorgeschoben; es ist das spätere Kloster Remse. Wie in Pegau wurde auch in Bürgel beim Kloster eine königliche Stadt gegründet und der Stadtherrschaft des Abtes unterstellt, um die er später ebenfalls einen langwährenden Kampf mit der Stadtgemeinde führte. Die weitgehenden Freiheiten, die ihm bei der Gründung eingeräumt worden waren, wußte das Kloster nicht zu wahren. Es erscheint 1228 als zum Bistum Naumburg gehörig, war also nicht exemt, und die Vogtei gelangte im 13. Jahrhundert in den erblichen Besitz der Wettiner (bezeugt 1258). Als ein Rest der alten Freiheit ist es zu betrachten, daß noch um die Mitte des 13. Jahrhunderts dem Abte die geistliche Gerichtsbarkeit in der Stadt Bürgel zukam. Wie Pegau wurde auch Bürgel schließlich zum landesherrlichen Kloster: 1271 bekundete Albrecht der Entartete, es stehe unter seiner Herrschaft (ditio). Die Vermögensumstände des Klosters waren nicht ungünstig. Vor allem im 14. Jahrhundert erwarb es auffällig viele Liegenschaften durch Kauf, doch kamen ihm auch reichlich Schenkungen zu. Es bildeten sich schließlich drei Besitzgruppen: um das Kloster selbst, um Camburg und auf den Höhen westlich und nördlich von Jena. Bedeutend war der Klosterhof in Wallichen bei Vieselbach. Mehrere Pfarreien waren dem Kloster inkorporiert. Auf seinem Besitz übte es im Spätmittelalter die Obergerichtsbarkeit („über Hals und Hand") aus. Die Besetzung mit Mönchen erfolgte in der Frühzeit von Pegau aus, wie sich aus dem Pegauer Totenbuch ergibt, so daß vorausgesetzt werden muß, daß nicht nur die Stifter von den Gedanken der Hirsauer Reform geleitet wurden, sondern daß sie auch im Konvent zu Hause waren. 1225 treten Prior, Hospitalmeister, Kantor, Kellermeister und Kustos auf. Es sind die gleichen Klosterämter, die wir auch im Naumburger Georgenkloster bezeugt fanden. Das Vorkommen des Priors deutet auf Zugehörigkeit zur Hirsauer Reform, über Größe und Zusammen-
Bürgel
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setzung des Konvents läßt sich scnst nur sagen, daß einige niederadlige Insassen begegnen. Ein Nebenkonvent von Nonnen hat nicht bestanden, wie angenommen worden ist. Von den ehemaligen Klostergebäuden hat sich die im Anfang des 13. Jahrhunderts vollendete Kirche teilweise erhalten. Das wiederhergestellte Langhaus wird noch heute als Pfarrkirche benutzt. Ostbau und westliche Vorhalle sind Ruinen, lassen aber den ursprünglichen Zustand erkennen. Die Kirche gehört neben Paulinzella zu den eindrucksvollsten Baudenkmälern Thüringens aus romanischer Zeit, Der ursprünglich 72 m lange, achtenswerte Bau führte in mancher Hinsicht den Stil von Paulinzella weiter und lehnte sich somit an Hirsauer Baugewohnheiten an. Während aber in Paulinzella die Mauern des Hochschiffs von Säulen getragen werden, hat die jüngere Kirche von Bürgel Pfeiler, ist also, anders als in der Gestaltung des Chores, hier „unmoderner". Man wird schließen dürfen, daß ein unmittelbarer Zusammenhang zwischen beiden Kirchenbauten nicht besteht. Vor allem kann eine bezeichnende Änderung nicht aus Paulinzella kommen: neben dem Chorquadrat mit Apsis befinden sich in Bürgel beiderseits je zwei Nebenchöre, von denen jeweils der äußere kleiner ist, so daß eine staffeiförmige Gliederung der insgesamt fünf Chöre entsteht. Bei deutschen Benediktinerkirchen ist diese Form ohne Beispiel, wohl aber ist sie in deutschen, auch mitteldeutschen Zisterzienserkirchen und in Cluniazenserkirchen Burgunds und Frankreichs heimisch. Die Übernahme der Bauformen eines anderen Ordens ist nicht wahrscheinlich, ganz abgesehen davon, daß die in Betracht kommenden mitteldeutschen Zisterzienserklöster mit alleiniger Ausnahme von Waldsassen im Egerland, das gleichalt ist, alle jünger sind als Bürgel. Man wird trotz vieler Bedenken Übernahme der Staffelung aus dem Westen in Betracht ziehen müssen. Weit reichten in jedem Falle die Beziehungen der Bürgeler Mönche, und sie werden nicht auf die Beschaffung von Bauleuten beschränkt gewesen sein. Die Betrachtung der Kirche vermittelt eine lebendigere Anschauung von der einstigen Bedeutung des Klosters, als die trümmerhaft erhaltenen schriftlichen Quellen dies vermögen. Alle bisher behandelten Klöster wurden im altbesiedelten Gebiet, wenn auch teilweise an seinem Rande, gegründet. Sie lehnten sich an eine Bischofskirche, eine Burg oder doch wenigstens ein Dorf (Schmölln) an. Bei den beiden von Pegau und Bürgel aus gegründeten Klöstern Chemnitz und Remse war dies nicht mehr der Fall, sie entstanden in der Einsamkeit des ungerodeten Waldlandes. Keineswegs war es allein die Weltabgeschiedenheit, der Gedanke des Eremitentums, der dazu verlockte. Hätte man beide Klöster dann an began-
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genen Straßen von Altenburg und Leipzig nadi Prag anlegen dürfen? Eher schon könnte der Gedanke der Hospitalität leitend gewesen sein: man wollte den Vorüberziehenden in der Unwirtlichkeit des Waldes Herberge bieten. Aber auch dies war nur ein Nebenzweck. Es ist bereits gezeigt worden (vgl. S. 5f.), daß die Gründung beider Klöster nur im Zusammenhang mit der Innenpolitik der deutschen Könige des 12. Jahrhunderts zu verstehen ist. Beide sollten Stützpunkte sein, einerseits für die Förderung des Fernhandels zwischen Altsachsen und Böhmen, wo Prag das Ausfallstor nach dem Südosten war, die „reichste der Städte an Handel", wie es schon im 10. Jahrhundert heißt, andererseits für die siedlerische Erschließung des Westerzgebirges, die Kaiser Lothar anscheinend als erster ins Auge gefaßt hatte. Das Benediktinerkloster C h e m n i t z wurde 1136 von Kaiser Lothar gestiftet an einem Orte, der eine Tagereise vom Rande des Erzgebirgswaldes entfernt war, dort, wo sich die beiden von Altenburg und Leipzig/Rochlitz über das Gebirge führenden Straßen einander näherten. Es wurde ausgestattet mit zwei Meilen Land im Umkreise — Dörfer gab es noch nicht. Dafür sollte es in diesem Gebiete etwaige Bodenschätze ausbeuten dürfen. Der Erzreichtum des Erzgebirges muß also schon damals, vor Entdeckung des Freiberger Silbers, geahnt worden sein. Die Verleihung war freilich illusorisch, denn um Chemnitz findet sich weder Metall noch Salz. Die Vogtei wurde dem Markgrafen Konrad von Meißen übertragen. Besetzt wurde das Kloster mit Mönchen aus Pegau, wie wiederum aus dem Pegauer Totenbuch ersichtlich wird. Auch in Chemnitz müssen also die Gedanken der Hirsauer Reform von vornherein heimisch gewesen sein. Die zentrale Stellung, die bei ihrer Ausbreitung in Mitteldeutschland Pegau zukommt, wird deutlich. In der äußeren Rechtsstellung des Kloster haben sich aber die Bestrebungen der Reform nur teilweise ausgewirkt. Obwohl es bei seiner Gründung in nahe Beziehung zum römischen Stuhl trat (locus . . . Romane ecclesie . . . delegatus), blieb es königliches Eigenkloster. Der Königsschutz wurde 1216 von Friedrich II. bestätigt. Päpstliche Schutzurkunden von 1218, 1264 und 1274 haben daran nichts geändert. Dagegen scheint das Kloster von der bischöflichen Gewalt weitgehend eximiert gewesen zu sein. Es bezieht sich wohl hierauf, wenn Papst Honorius III. 1226 sagen konnte, das Kloster gehöre dem römischen Stuhle unmittelbar an (ad nos nullo medio peitinens). Erst 1362 gelang es dem Bischof Johann I. von Meißen, dieser immediaten Stellung der Abtei Chemnitz nach langwierigem Prozeß ein Ende zu machen, nachdem der Abt Johannes Marschall in Uberschätzung seiner Möglichkeiten versucht hatte, sie auch auf den Archidiakonat
Chemnitz
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Chemnitz auszudehnen, der seit etwa 1300 mit der Abtei dauernd verbunden war. Im Jahre 1143 wurde dem Kloster von Konrad III. das Recht eingeräumt, einen Fernhandelsmarkt zu errichten. Seine Bewohner sollten Zollfreiheit im ganzen Reiche genießen. Der politische Zweck der Klostergründung wird damit offensichtlich. Freilich blieb es zunächst beim Plane, eine Stadt auf Klostergrund kam nicht zustande. Welcher Kaufmann hätte auch Neigung haben sollen, in der Einöde des Erzgebirges ansässig zu werden, wenn auch vielleicht der Weitervertrieb der von Prager Kaufleuten eingeführten Waren nach Mittel- und Norddeutschland reiche Gewinnmöglichkeit bot? Zunächst mußte es also das Bestreben des Klosters sein, das Land im Umkreise urbar zu machen. Man ging dabei nach dem gleichen Schema vor wie in Pegau. Auch hier entstand, wie an anderer Stelle (vgl. S. 22) bereits erwähnt, ein Abtsdorf (um 1200 villa abbatis). Aber erst nach dem Regierungsantritt Friedrich Barbarossas kam die bäuerliche Siedlung recht in Gang. Sie wurde von Reidisministerialen geleitet, und dem reichsministerialischen Geschlecht von Waldenburg wurde damals wohl auch die Klostervogtei anvertraut, die dem Markgrafen Konrad oder seinem Sohne Otto entzogen worden sein muß. Es hatte sie bis ins 14. Jahrhundert inne, erst 1375 wurde sie vom Kloster käuflich erworben. Das Kloster Chemnitz wird wie Pegau zur Musterwirtschaft für die in Entstehung begriffenen Bauerndörfer geworden sein. Bis zum Ende des Jahrhunderts entstanden auf Klosterland neun Dörfer, der Kern des späteren Klosterbesitzes. Um 1165 wurde nun auch endlich die längst geplante Stadtgründung durchgeführt, aber nicht vom Kloster selbst, sondern vom Könige, und ohne daß dem Abte in der Stadt Rechte eingeräumt wurden. Es entstand die Reichsstadt Chemnitz, in der der Abt im Gegensatz zu der Entwicklung in Pegau und Bürgel niemals die Stadtherrschaft erlangt hat. Doch wurden dem Kloster die Chemnitzer Pfarrkirchen übertragen, so daß es zunächst wenigstens das kirchliche Wesen der Stadt beherrschte. Freilich widerstrebte dem die Bürgerschaft schon am Ende des 13. Jahrhunderts. In den Kämpfen, die der Thronbesteigung Friedrichs II. vorhergingen, hatte das Kloster schwer zu leiden. Es wurde völlig zerstört, der Wiederaufbau kam zunächst nicht in Gang. Auch scheint innerer Verfall eingetreten zu sein. Papst Gregor IX. beabsichtigte daher 1235, es dem Zisterzienserkloster Buch zur Reformation zu übertragen, ein doppelt bemerkenswerter Schritt, da der Papst Chemnitz gleichsam als sein Eigenkloster behandelte und es einem fremden Orden übertragen wollte. Politische Gründe dieser Einmischung sind zu vermuten. 13 Schlesinger II
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Der Plan ist nicht zur Ausführung gekommen, und langsam hat sich das Kloster wieder erholt. Seinen Besitz vermochte es zu vermehren, vor allem um die nicht unbedeutende Herrschaft Rabenstein (1375). Aber auch einzelne Dörfer wurden erworben, so daß schließlich ein großer geschlossener Besitzkomplex um das Kloster entstand. Die verstreuten Klostergüter dehnten sich bis nach Böhmen aus. Auf dem Klostergut stand im Spätmittelalter dem Abte die Obergerichtsbarkeit zu. Im Gegensatz zu allen anderen sächsischen Klöstern ist Chemnitz nicht unter die wettinische Landesherrschaft getreten, sondern blieb reichsunmittelbar, wenigstens dem Namen nach. Von Kaiser Sigismund wurde dies 1415 ausdrücklich hervorgehoben und bestätigt. Allerdings konnte man sich nicht völlig den Forderungen der Wettiner entziehen, sondern mußte diesen beispielsweise 1346 Heerwagen stellen. Eine Blütezeit nicht nur äußerer Art scheint das Kloster im Beginn des 14. Jahrhunderts erlebt zu haben. Es fühlte sich damals stark genug, zwei Zweigniederlassungen ins Leben zu rufen. Ein Priorat wurde in der für die Hirsauer Bewegung üblichen Art in N e n k e r s d o r f in der Diözese Merseburg (nördlich Frohburg) gestiftet. Man faßte bei der Gründung sogar ins Auge, daß sich die Niederlassung zur selbständigen Abtei entwickeln würde, doch ist es dazu nicht gekommen. Sie ging vielmehr noch vor der Reformationszeit, angeblich 1478, ein. Eine Propstei entstand bei der 1313 dem Kloster inkorporierten Pfarrkirche der Stadt P e n i g . Bedeutung hat sie nicht erlangt. Nur wenige Brüder, mitunter nur einer, hielten sich in Penig auf, um den Gottesdienst durchzuführen. 1459 wurde die Pfarre wieder einem Weltgeistlichen übertragen. Die Wissenschaft scheint im Kloster keine besondere Pflege gefunden zu haben; nur wenige Handschriften theologischen Inhalts haben sich aus seinem Besitz erhalten. Erst unter dem Abte Heinrich von Schleinitz (1484—1522), einem Freunde humanistischer Bildung, ist eine nicht imbedeutende Bibliothek zusammengebracht worden. Die Stiftung des Nonnenklosters R e m s e nahm ihren Ausgang von einer Landzuweisung König Konrads III. an das Kloster Bürgel im Jahre 1143. Geschenkt wurden 100 Königshufen, im pleißnisdien Königswalde zu beiden Seiten der Mulde gelegen, dort, wo eine gleichzeitig bezeugte Straße von Altenburg nach Böhmen die Mulde kreuzte. Die zeitliche und sachliche Parallele zu Chemnitz ist deutlich. Um 1165/70 bestand das Kloster bereits, doch litten die Nonnen Mangel. Die Besiedlung des Klosterlandes, das übrigens in Wirklichkeit nicht in Königshufen, sondern nur in halb so großen „fränkischen" (Wald-) Hufen vermessen worden war, war also noch nicht in Gang gekommen. Später umfaßte der geschlossene Besitz rings um das Kloster
Remse • St. Moritz in Naumburg
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neun ganze und zwei halbe Dörfer. Die Halbierung von Dörfern zeigt, daß es nicht das Kloster selber war, das die Siedlung in Gang brachte, oder wenigstens nicht es allein. Den Hauptanteil werden auch in dieser Gegend Reichsministeriale gehabt haben. Immerhin deutet der Name des Dorfes Pfaffroda darauf hin, daß auch hier wie bei Pegau und Chemnitz eine Mustersiedlung angelegt wurde. Durch Tausch, Kauf und Schenkungen wurde im 12. und 13. Jahrhundert der Klosterbesitz abgerundet, so daß ein ansehnlicher Komplex entstand. Entfernter gelegene Güter in der Altenburger Pflege wurden abgestoßen. Das Kloster war Reichskloster. Heinrich VI. und Friedrich II. nahmen es 1193 und 1216 in den königlichen Schutz. Es durfte Reichsgüter ohne besondere königliche Genehmigung erwerben. Die Vogtei war den Reichsministerialen von Waldenburg übertragen, die auf der benachbarten, um 1170 errichteten gleichnamigen Burg saßen. Sie verpfändeten die Vogtei 1254 an das Kloster, doch muß das Pfand eingelöst worden sein, denn mit dem Ubergang der Herrschaft Waldenburg an die Herren von Schönburg erscheinen diese als Vögte. Mit Veit von Schönburg kam es 1388/90 zu harten Auseinandersetzungen wegen der Rechte des Vogtes. Erst 1488 brachte das Kloster die Vogtei endgültig an sich. Das Kloster war einem Propst unterstellt, der aus den Bürgeler Mönchen gewählt wurde, doch behielt sich der Abt von Bürgel jederzeit die Oberaufsicht vor. Dem Propst zur Seite stand ein Kustos, dem gleichzeitig die Pfarrkirche in Remse übertragen war. Die Zahl der Nonnen wird nie groß gewesen sein. Eine Urkunde von 1243 nennt außer der Priorin vier; bei der Visitation 1533 befanden sich neun Nonnen und eine Laienschwester im Kloster. Verdankten alle bisher genannten Klöster, soweit ihr Ursprung bekannt ist, ihre Entstehung dem frommen Eifer oder auch anderen Motiven weltlicher Stifter, so haben wir uns nunmehr einer Gruppe von Klöstern zuzuwenden, an deren ersten Anfängen bischöfliche Initiative steht. Besonders hervorgetreten ist dabei Bischof Dietrich I. von Naumburg (1111—1123). Wir hörten bereits (vgl. S. 182), daß dieser Bischof das Nonnenkloster St. Moritz in Naumburg vor 1119 in ein Augustiner-Chorherrenstift umwandelte. Päpstliche Bestätigungen erfolgten 1119 und 1138,- eine von Honorius III. ausgestellte Urkunde ist verloren. Die Chorherren faßten damit in der Diözese Naumburg Fuß, nachdem kurz vorher als erstes Chorherrenstift in Mitteldeutschland in der Erzdiözese Magdeburg Neuwerk bei Halle von Erzbischof Adelgoz gegründet worden war (1116). Uber die Ausstattung erfahren wir nichts, wir wissen nur, daß die Bischöfe in der Frühzeit dem Stift mancherlei Zuwendungen machten, ebenso die Landgrafen von Thüringen. 13'
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Möglicherweise kam diesen die Vogtei zu. Nur ein einziges Mal (1171) wird ein Vogt Gottfried genannt. Er ist vielleicht identisch mit dem landgräflichen Ministerialen Gottfried von Teutleben und in Wirklichkeit nur landgräflicher Untervogt gewesen. Später ist die Vogtei anscheinend lehnweise zersplittert worden. Wir finden die Schenken von Vargula, also ebenfalls landgräfliche Ministeriale, 1282 im Besitze einer solchen Teilvogtei, die damals das Stift erwarb. Das Stift stand im Eigentume der Bischöfe von Naumburg. Freie Wahl des Propstes war gewährt, doch mußte er vom Bischof investiert werden. St. Moritz galt als Tochterkirdie des Doms, die Chorherren hatten an den hohen Festtagen dort zu erscheinen und sich ferner am Totendienst für abgeschiedene Domherren zu beteiligen. Die äußeren Umstände des Stifts waren zunächst leidlich, später aber nicht günstig. Immer wieder hören wir seit dem Ausgang des 13. Jahrhunderts von Schulden und sonstiger finanzieller Bedrängnis, die teilweise auf die Mißwirtschaft der Pröpste zurückzuführen ist. Peter Sdiöbel mußte deshalb 1385 amtsentsetzt werden, während die Tüchtigkeit seines Vorgängers Hermann von Lengefeld gerühmt wird. Es nimmt nicht wunder, daß die Pröpste von St. Moritz häufig in der Umgebung des Naumburger Bischofs anzutreffen waren, auch außerhalb Naumburgs, einmal sogar im Heiligen Lande (1145). Bemerkenswerter ist, daß sie auch am Hofe des Markgrafen von Meißen nicht selten erschienen. Einer von ihnen, Christoph I., war sogar Protonotar Heinrichs des Erlauchten. Die Chorherren widmeten sich neben dem Chordienst vor allem der Seelsorge, insbesondere natürlich an den inkorporierten Kirchen. Eine nicht geringe Zahl von Chorherren war infolgedessen von Naumburg abwesend, und so machte sich 1314 die Anordnung von jährlich mindestens drei im Stift abzuhaltenden Generalkapiteln nötig. Diese Inkorporationen sollten sicherlich zugleich den mißlichen Vermögensverhältnissen des Stifts abhelfen, denn es handelte sich um alte und wohldotierte Kirchen: Hohenmölsen (1236), Eckartsberga (1288), Wahlitz (um 1300). Es blieb dem Propste überlassen, die Gottesdienste an diesen Pfarrkirchen von Chorherren ausüben zu lassen oder einen Weltgeistlichen damit zu betrauen. Nur in Eckartsberga sollte eine „Zelle" für zwei bis drei Brüder eingerichtet werden. Eine weitere Zelle wurde bereits 1173 an der oberen Zwickauer Mulde in der Gegend von Aue gegründet. Der Ort behielt den Namen Z e l l e später bei oder wurde auch als Klösterlein bezeichnet. Die Dotation in Gestalt von 60 Neubruchhufen („Lehen") setzten Markgraf Otto der Reiche und Meinher von Werben aus dem Hause der Burggrafen von Meißen aus; beteiligt war auch ein gewisser Dudo von Mineme (Meineweh bei Zeitz?). Friedrich Barbarossa bestätigte die Stiftung.
Zelle • Bosau
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Als eigentliche Stifter müssen wohl die Burggrafen von Meißen gelten. Die Vogteiverhältnisse sind unklar. Sowohl die Herren von Wildenfels wie auch die Besitzer der Herrschaft Schwarzenberg beanspruchten im 15. Jahrhundert vogteiliche Rechte. Die Einsetzung des Propstes blieb dem Moritzstift vorbehalten. Offensichtlich sollte ein geistlicher Mittelpunkt für die in der Entstehung begriffenen Dörfer dieser Gegend geschaffen werden. Das Klösterlein bestand bis in die Reformationszeit. Ein weiteres Tätigkeitsfeld eröffnete sich den Naumburger Chorherren, als ihnen 1325 das Lorenz-Hospital in Naumburg übereignet wurde, ü b e r Größe und Zusammensetzung des Konvents ist nichts bekannt. Wir wissen nur, daß auch Edelfreie ins Moritzstift eintraten, so ein Herr von Lobdeburg und einer von Heldrungen im 13. Jahrhundert, doch werden dies Ausnahmen gewesen sein. Neben dem Propst sind Prior und Kustos bezeugt. Wenigstens zeitweise scheint im 13. und 14. Jahrhundert ein Nebenkonvent von Kanonissen bestanden zu haben, von dem aber weiteres nicht überliefert ist. Etwa gleichzeitig mit der Umwandlung von St. Moritz in Naumburg erfolgte die Stiftung des Benediktinerklosters B o s a u (Posa) bei Zeitz durch Bischof Dietrich. Schon vor 1118, vielleicht seit 1114, war sie in die Wege geleitet, 1119 erfolgte der päpstliche Konsens, und 1121 wurde sie endgültig beurkundet. Als Ausstattung wurden 18 Dörfer ausgesetzt, darunter einige neugegründete, dazu zwei Herrenhöfe, 38 Hufen in verstreuten Dörfern sowie Zehnteinkünfte um Gera und vor allem im Pleißengau, wo sie 1000 Schober (scobrones, wohl jeweils 60 Garben) betrugen. Inkorporiert wurde dem Kloster die von Gräfin Bertha gestiftete Pfarrkirche in Zwickau mit ihrer Ausstattung. Hier sollte eine Zelle für sechs Mönche errichtet werden, die in erster Linie das Gedächtnis der Stifterin, des Bischofs und seiner Nachfolger im Gottesdienst pflegen, sicherlich aber auch die umfangreiche Pfarrei versorgen sollten, sei es in eigener Amtsführung oder durch einen Weltgeistlichen. Ob eine solche Zelle wirklich eingerichtet worden ist, steht dahin; man hört später nichts mehr davon. Jedenfalls war die Absicht wiederum, die Seelsorge für die zu erwartenden deutschen Siedler in der Umgebung von Zwickau einem Kloster anzuvertrauen. Es scheint, daß sie zunächst ausgeblieben sind, und so erklärt sich, daß die Zelle keinen Bestand hatte. Das Kloster selbst erhielt ebenfalls das Pfarrecht. Der Konvent wurde mit dem ersten Abte Ekkebert aus Hirsau berufen. Bosau wurde also von vornherein als Reformkloster gestiftet, doch wurde seine äußere Rechtsstellung nur teilweise den Hirsauer Prinzipien angeglichen. Freie Abtwahl im Rahmen der Hirsauer Kongregation wurde gewährt, doch blieb dem Bischof die Weihe des Abtes vorbehalten. Die Vogtei fiel dem Markgrafen Konrad als
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Hochstiftsvogt und zugleich Verwandten des Bischofs zu, sie sollte in seinem Hause erblich sein. Die Vogtei ist in der Tat in der Hand der Nachkommen Konrads verblieben. Erst seit der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts fand schrittweise die Entvogtung statt. Das Recht der Vogtwahl, das den Brüdern trotzdem eingeräumt wurde, war also in Wirklichkeit sehr eingeschränkt. Wichtig wäre jedoch die Möglichkeit der Absetzung bei mangelnder Eignung gewesen, wobei man sich indes fragt, ob eine solche Absetzung erzwingbar war. In jedem Falle wurde die Vogtei aus der Hand des Bischofs empfangen, der also Eigenklosterherr blieb. 1160 trat das Kloster unter Vermittlung Erzbischof Wichmanns von Magdeburg unter kaiserlichen Schutz. Auch unter Heinrich VI., Philipp von Schwaben und Friedrich II. riß das lose Band, das das Kloster mit den deutschen Königen verknüpfte, nicht ab, doch entging es in der Folgezeit der Unterwerfung unter die landesherrliche Gewalt der Wettiner nicht völlig. Markgraf Friedrich der Freidige nahm es 1310 in seinen Schutz, rückte also an die Stelle des deutschen Königs. Aber zu landesherrlichen Steuern und Heerfahrtsleistungen ist Bosau von den Wettinern nicht wie andere Klöster herangezogen worden, dank seiner Lage im Zeitzer Stiftsgebiet, wo der Bischof Landesherr war. Jedem Wechsel im Besitzstand des Klosters im einzelnen nachzugehen ist nicht möglich, doch sei immerhin bemerkt, daß es aus Zwickau im Laufe eines Jahrhunderts völlig verdrängt wurde. Die Stadtgründung, die hier vor 1145 erfolgt sein muß, und der Kampf um die Stadtherrschaft brachten dies schließlich mit sich, wenn auch gegen namhafte Geldentschädigung. Als sehr lukrativ erwiesen sich die dem Kloster übereigneten Zehntberechtigungen infolge der Vermehrung der Bauernstellen durch deutsche Siedlung, da das Kloster im Pleißengau auch den Neubruchzehnten erhalten hatte (1146). Ein Bosauer Zehntregister aus der Zeit um 1200 hat sich, einer nach Schulpforta gekommenen Augustin-Handschrift beigebunden, erhalten. Das Kloster bezog damals Zehnten aus mehr als 180 Dörfern. Es scheint, daß von jeder Hufe ein Schober entrichtet wurde. Die Zahl der Hufen im Dorfe betrug im Durchschnitt zehn. Es ist selbstverständlich, daß das Kloster sich insbesondere der Fürsorge seiner bischöflichen Herren zu erfreuen hatte. Bischof Udo II. inkorporierte ihm 1168 sogar das Kloster Riesa, das nicht recht gedeihen wollte, doch erwies sich dies wegen der allzu großen Entfernung als ungünstig, und die Inkorporation wurde bereits nach zwei Jahren wieder rückgängig gemacht. Bosau erhielt dafür die bedeutende und vermögende Kirche in Profen (vgl. Bd. 1 S. 179). Andere Bischöfe machten dem Kloster weitere Zuwendungen, so daß seine äußere Lage sich recht günstig gestaltete.
Bosau
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Allerdings hören wir gelegentlich auch (1276) von Schulden bei Juden. Im Jahre 1256 besaß Bosau außer seinen Zehntrechten und mancherlei anderen Berechtigungen 5 ganze Dörfer, 6 Wirtschaftshöfe (allodia), 224 Hufen, 2 Mühlen und 6 Kirchen. Auf einem Teil seiner Besitzungen übte es damals die weltliche Gerichtsbarkeit aus, und es wußte diese Gerichtsherrschaft in der Folgezeit zu vermehren. Allerdings war der Abt nicht selbst über das Klostergut verfügungsberechtigt. Grundstücksgeschäfte erfolgten stets durch die Hand oder wenigstens mit Zustimmung des Bischofs als Eigenkirchenherrn. ü b e r seine Kirchen hatte das Kloster nicht nur den Patronat inne, sondern sie waren ihm inkorporiert, wenn auch nicht unbestritten. Der Konvent umfaßte im 13. und 14. Jahrhundert etwa 30—40 Mönche. 1176 werden als collegium capituli außer Abt und Prior 12 Priester, 6 Diakone und 11 Subdiakone genannt, 1185 15 Priester, 4 Diakone, 9 Subdiakone und 3 Akoluthen. Hinzu kommen jeweils die Laienbrüder. An Klosterämtern sind im 13. Jahrhundert bezeugt Abt, Prior, Kustos und Kämmerer. Um die Klosterzucht stand es in dieser Zeit nicht immer zum besten. Es ist nur für uns, nicht für das Mittelalter nebensächlich, wenn 1229 Bischof Engelhard gegen gewisse Abweichungen und Wucherungen im liturgischen Bereiche einschreiten mußte. Um die Mitte des Jahrhunderts erreichte, wenn man der Überlieferung Glauben schenken darf, der Verfall seinen Tiefpunkt. Es kam zu harten Streitigkeiten mit dem Abte, der die Zucht wiederherzustellen strebte. Er wurde angeblich sogar an Leib und Leben bedroht. Dem visitierenden Bischof Dietrich II. leisteten die Mönche bewaffneten Widerstand, ja es scheint zur offenen Fehde zwischen Kloster und Bischof gekommen zu sein. Man wird demnach vermuten dürfen, daß die Mönche zumeist ritterlichen Geschlechtern entstammten, doch fehlen hierfür sonstige Belege, da immer nur Vornamen in den Quellen genannt werden. Die Mönche fälschten und vernichteten Urkunden, um der strengen Beobachtung der Regel aus dem Wege zu gehen, und drohten angeblich, um das Maß voll zu machen, ihren Abt lebendig zu begraben. Papst Innozenz IV. griff 1246 ein und ordnete strenge Bestrafung der Mönche unter Zerstreuung des Konvents in andere Klöster an, notfalls unter Zuhilfenahme weltlicher Gewalt. Neue Mönche sollten eingesetzt werden. Die Reform scheint gelungen zu sein, denn 1248 stellte derselbe Papst dem Kloster eine Schutzurkunde aus, in der er die Insassen seine „lieben Brüder" nannte. Selbstverständlich wäre es verfehlt, solche Vorkommnisse zu verallgemeinern. Vielmehr wurde zu anderen Zeiten die Pflege der Wissenschaften in Bosau nicht gänzlich vernachlässigt. Die Bibliothek, die 1185 zuerst erwähnt wird, legt davon Zeugnis ab. Sie enthielt Hand-
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sdiriften meist des 12. Jahrhunderts durchweg theologischen Inhalts und kam in der Reformationszeit (wohl nur teilweise) nach Sdiulpforta. Auch um 1500 ist die Herstellung von Handschriften in Bosau bezeugt, und in der Reformationszeit schrieb hier Paul Lang seine allerdings wenig wertvollen Geschichtswerke. Wie alle Benediktinermönche widmeten sich auch die Bosauer Mönche der Krankenpflege. Das Hospital wird erstmalig 1171 genannt. Die Gebetsverbrüderungen des Klosters scheinen sehr frühzeitig einen beträchtlichen Umfang angenommen zu haben, denn bereits 1185 war es üblich, den Hingang eines Bruders weit und breit (¡onge lateque) zu melden. Von den Gebäuden ist leider nichts erhalten, doch haben im vorigen Jahrhundert vorgenommene Grabungen ergeben, daß die Kirche wie die in Paulinzella eine Fünfapsidenanlage hatte. Wesentlich verschieden von der Entwicklung des Klosters Bosau war diejenige des zweiten von Bischof Dietrich I. von Naumburg etwa gleichzeitig gegründeten Klosters St. Marien in R i e s a . Die Stiftung war schon 1119 in die Wege geleitet und wurde unter Dietrichs Nachfolger Udo I. (1125—1148) vollendet. Riesa ist damit, wenn man vom Kollegiatstift Würzen absieht, das älteste Kloster in der Diözese Meißen. Wahrscheinlich war es zunächst mit Benediktinerinnen besetzt. Wie Bosau war auch dieses Kloster Eigenkloster des Naumburger Bischofs. Die Vogtei kam den Wettinern als Hochstiftsvögten zu. Riesa lag zwar außerhalb des Naumburger Sprengeis, aber inmitten des umfangreichen Grundbesitzes, den das Bistum zu beiden Seiten der Elbe innehatte. Es wird deutlich, daß für die Klosterstiftungen Bischof Dietrichs nicht nur geistliche, sondern auch wirtschaftliche Gesichtspunkte maßgebend waren: nur dort hatte ein Kloster Aussicht auf Gedeihen, wo es vom Bischof ausreichend dotiert werden konnte, d. h. inmitten des Bistumslandes, und es konnte dann nicht nur als geistliches, sondern auch als wirtschaftliches Zentrum seiner Umgebung ausgestaltet werden. Das Naumburger Bistumsland erstreckte sich im wesentlichen in drei Komplexen: um Naumburg selbst, um Zeitz und an der Elbe. In allen dreien gründete Dietrich Klöster: in Naumburg, in Bosau und in Riesa. Zweifellos war dem Riesaer Kloster von vornherein auch eine kolonisatorische Aufgabe im Rahmen der Siedlung gestellt. Es sollte ähnlich wie Pegau und die königlichen Klöster Chemnitz und Remse die Ansiedlung deutscher Bauern, die man erwartete, fördern und sie geistlich versorgen — zu diesem Zwecke war ihm die alte Pfarrkirche von Gröba mit ihrem großen Sprengel anscheinend gleich bei der Gründung inkorporiert worden — und ihnen als Musterwirtschaft vorbildlich sein. In der Tat finden sich 1234 im Besitz des Klosters, das der heiligen Jungfrau geweiht war,
Riesa
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die Dörfer Mergendorf und Heyda, neben solchen slavischen Namens, 1282 ein Dorf Zeliz, das auch Nuwundorp genannt wurde. Man wird diese Dörfer um so eher als vom Kloster aus angelegte Mustersiedlungen ansehen dürfen, als Bischof Martin von Meißen diesem vor 1190 den Zehnten von allen Ländereien zuwies, die es selbst dem Anbau zugeführt hatte (quae piopria labore et sumptu excoluerunt). Von einem mit deutschen Siedlern besetzten Dorfe im Walde Hovvisc (Hoysche bei Frauenhain), welches das Kloster erwarb, hören wir 1197; das Dorf, das bischöfliches Lehen war, bestand damals schon lange Zeit. Die von weltlicher Gewalt geleitete Siedlung war also tatsächlich in Gang gekommen. In den Anfängen des Klosters scheint dies freilich noch nicht der Fall gewesen zu sein. Es wurde bereits erwähnt, daß das Kloster wegen gänzlichen Verfalls 1168 vom Naumburger Bischof als Eigenklosterherrn dem Kloster Bosau inkorporiert wurde. Waren die erwarteten Siedler ausgeblieben, so daß sich Schwierigkeiten ergaben? Man möchte es vermuten, da Bosau das Kloster bereits nach zwei Jahren wegen mangelnden Ertrags wieder aufgab. Bischof Udo II. scheint es nun den Augustiner-Chorherren übertragen zu haben, denn die Pröpste, die in der Folgezeit nachweisbar sind, stammten aus den Chorherrenstiftern Lauterberg und Neuwerk bei Halle. Es ist also möglich, daß erst im letzten Drittel des 12. Jahrhunderts die geschilderte Siedlungstätigkeit des Klosters in Gang kam. Im Beginn des folgenden wurde es allmählich in ein Frauenkloster umgewandelt, in der Weise, daß zeitweise ein Doppelkonvent bestanden haben muß (etwa 1210—1230). Den Chorherren wurde das Kloster wieder entzogen. Bereits 1225 wurde der Meißner Domherr Albert zum Propst gewählt, doch Erzbischof Albrecht von Magdeburg erklärte die Wahl für nichtig und setzte von sich aus nochmals den Chorherrn Alexander aus Neuwerk bei Halle ein. Aber 1244 wird das nunmehrige Frauenkloster wiederum als zum Benediktinerorden gehörig bezeichnet. Obwohl das Kloster 1244 niederbrannte, gestaltete sich seine äußere Lage in der Folgezeit leidlich. Es war zunächst der Naumburger Bischof gewesen, der es durch Zuwendungen förderte, doch wurden auch beträchtliche Erwerbungen durch Kauf gemacht. Um die Mitte des 13. Jahrhunderts kann man den Besitz des Klosters auf etwa 200 Hufen schätzen. Hierzu kamen Zehnten und die Einkünfte aus der Elbfähre, der einzigen zwischen Riesa und Strehla. Mit dem Kloster war eine Pfarrkirche verbunden, auf die das Pfarrecht der Gröbaer Kirche überging. Der Propst war zugleich Pfarrer in Riesa. Eine Anzahl Kirchen wurden im Laufe der Zeit von der Pfarrei abgegliedert,
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dodi behielt das Kloster den Patronat. So erklärt sich leicht, daß der Pfarrer von Zeithain zugleich als Schatzmeister des Klosters erscheint (1296). Riesa galt in späterer Zeit als besonderer Erzpriesterstuhl. Die Präpositur Riesa der Meißner Bistumsmatrikel von 1495 (1346) umschreibt mit acht Parochien genau den ehemaligen Seelsorgebezirk des Riesaer Klosters. Archidiakon ist der Riesaer Propst nur vorübergehend gewesen. Mit dem Rückgang der bischöflich-naumburgischen Herrschaft an der Elbe seit dem Ausgang des 13. Jahrhunderts lockerte sich audi das Verhältnis des Klosters zum Bischof. 1288 nahm es Markgraf Heinrich der Erlauchte in seinen landesherrlichen Schutz, und im 14. Jahrhundert wurde es zu den markmeißnischen Beden und Heerfahrtslasten herangezogen. Die von der Regel vorgeschriebene persönliche Besitzlosigkeit wurde im Kloster nicht eingehalten. Wiederholt begegnen Stiftungen zur Nutznießung für bestimmte Nonnen auf Lebenszeit (zuerst 1296). Bei einer solchen Gelegenheit erfahren wir 1337 die Namen von zehn Nonnen. Die Hälfte davon waren bürgerlicher Herkunft, die übrigen entstammten dem niederen Adel. Doch begegnet als Äbtissin auch eine edelfreie Burggräfin von Dohna (1308). Schwerlich waren die 1337 Genannten die einzigen Insassinnen des Klosters. Der Konvent wird verhältnismäßig groß gewesen sein, befanden sich doch noch 1540 außer der Priorin acht Nonnen und vier Laienschwestern im Kloster. An Klosterämtern begegnen außer dem Probst 1260 Äbtissin und Priorin, 1451 dazu Kustodin, Schulmeisterin und Kämmerin. Eine vierte Stiftung, die Bischof Dietrich beabsichtigte, konnte er nicht mehr durchführen, da ihm der Tod zuvorkam. Es handelt sich um das S t e p h a n s k l o s t e r in Z e i t z . Ob bei der Stephanskirche schon vorher einmal ein Kloster oder Stift bestanden hat, bleibe dahingestellt. Jedenfalls wollte Dietrich 1129 hier Augustiner-Chorherren einführen. Er begann auch bereits mit der Dotierung, indem er 19 Hufen und Zehnteinkünfte überwies. Aber erst unter Bischof Udo I. gelangte 1147 die Stiftung zum Abschluß, nunmehr nicht als Chorherrenstift, sondern als Frauenkloster. Auf Rat Bernhards von Clairvaux, mit dem sich Udo besprach, und der Äbte von Walkenried und Pforte wurden Benediktinerinnen aus Drübeck (am Harz) berufen. Das Kloster ist nicht, wie man nach den Vorgängen bei der Gründung vermuten könnte, dem Zisterzienserorden angeschlossen worden. Es wurde 1154 und noch 1277 ausdrücklich als benediktinisch bezeichnet. Gegen Ende des 12. Jahrhunderts faßten auch Augustiner-Chorherren bei St. Stephan Fuß, so daß ein Doppelkonvent entstand (bezeugt 1185 und 1192), doch war dies nur eine vorübergehende Erscheinung. Zur schon vorhandenen Dotierung fügte Udo 1147 ein Dorf, einen Wein-
Stephanskloster in Zeitz
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berg und einen kleinen Wald, Einkünfte in Höhe von zwei Talenten in der Stadt Zeitz und geringfügige Zehnteinkünfte hinzu. Einige Laien vermehrten die Ausstattung sogleich um mehrere Hufen. Der Besitz des Klosters war somit zunächst bescheiden, ist aber beständig angewachsen. Schon 1154 hören wir, daß ein Naumburger Ministerialer zum Unterhalt seiner ins Kloster eingetretenen Schwester eine Hule gestiftet hat; 1206 stiftete Günther von Bünau, gleichfalls naumburgischer Ministerialer, zwei Hufen für seine Tochter. Auch in Zeitz wurde also das Armutsgelübde nicht strenge innegehalten, sondern die Nonnen hatten eigene Einkünfte. Man sah darüber hinweg, da nach ihrem Tode der Besitz dem Kloster anheimfiel. Gleichzeitig gestatten diese beiden Fälle einen gewissen Einblick in die Zusammensetzung des Zeitzer Konvents in der Frühzeit: es scheint, daß Töchter von Ministerialen zumal des Hochstifts dieses Kloster bevorzugten. Ein sicherer Schluß ist freilich auf Grund nur dieser beiden Fälle nicht möglich. Sehr wesentlich war es, daß 1154 Bischof Wichmann dem Kloster die Marktkirche St. Michaelis in Zeitz mit ihrer reichen Ausstattung einverleibte. Das Stephanskloster trat damit an die Spitze des kirchlichen Wesens der Stadt Zeitz, nicht das dortige Kollegiatstift. Die Einkünfte, die ihm hieraus zuflössen, waren nicht unbedeutend. Vor allem gehörte ein Zehnt von mehr als 100 Schobern dazu. Um diese Kirchenherrschaft des Klosters in der Stadt müssen später Streitigkeiten entstanden sein, sei es mit dem Kollegiatstift, sei es, was wahrscheinlicher ist, mit der Bürgerschaft. Urkundenfälschungen legen davon Zeugnis ab. Die Grundstückskäufe, die das Kloster in der Frühzeit durchführen konnte, wurden ihm wohl nicht zuletzt durch diese Einverleibung ermöglicht. Auch St. Stephan war bischöfliches Eigenkloster. Doch hatte die Vogtei nicht der Hochstiftsvogt inne, wie bei den übrigen Klöstern des Naumburger Bischofs, sondern sie war 1168 dem bischöflichen Ministerialen Ludwig von Krossen anvertraut, also eine reine Beamtenvogtei, über die der Bischof frei verfügte. Es mag dies damit zusammenhängen, daß das Weichbild der Stadt Zeitz dem Eingriff des Hochstiftsvogts bereits damals entzogen war. Uber die späteren Schicksale des Klosters ist wenig bekannt, da seine Urkunden unveröffentlicht sind. 1444/50 wurde es aus der Stephansvorstadt (südlich des Schlosses), wo es bis dahin gestanden hatte, in die Stadt neben die Michaeliskirche verlegt. Auch in der Meißner Diözese wurde um dieselbe Zeit, in der Bischof Dietrich von Naumburg die Gründung gleich von vier Klöstern und Stiftern ins Auge faßte, vom Bischof eine erste klosterähnliche Niederlassung gegründet. Es handelt sich um das Kollegiatstift W ü r z e n . In gewisser Weise mag die Gründung von Riesa dazu Anlaß gegeben
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haben, die im Jahre 1114, als die Wurzener Stiftung durchgeführt wurde, wohl bereits in Vorbereitung war. Riesa war in der Diözese Meißen gelegen, aber Naumburger Eigenkloster. Konnte Bisdiof Herwig, dem damals außer dem Meißner Domstift weder ein Kloster (congregatio) nodi ein Stift (iraternitas) in seinem Sprengel zur Verfügung stand, wie die Wurzener Stiftungsurkunde ausdrücklich betont, hinter Dietrich zurückstehen? Bei der Weihe des Wurzener Stifts am 16. August 1114 war dieser übrigens anwesend. Wie Dietrich wählte auch Herwig als Sitz der neuen Pflanzung den Mittelpunkt alten hodistiftischen Grundbesitzes, das tenitoiium Wurczense, das damals zuerst mit diesem Namen entgegentritt, wobei die Lage ganz im Westen der Diözese ihrem Gedeihen nicht ungünstig gewesen sein dürfte. Auch Herwig erwartete damals offenbar den Ausbau des Bistumsbesitzes durch deutsche Bauern, für den das bescheiden als monasteriolum bezeichnete Kollegiatstift der geistliche Mittelpunkt werden sollte, wobei die sofortige Inkorporation der Kirche von Pouch erkennen läßt, daß auch die seelsorgerische Betreuung der weiter muldenabwärts gelegenen Hochstiftsgüter den Wurzener Kanonikern obliegen sollte. Es ist in diesem Zusammenhange lehrreich, daß der berühmte, uns bekannte (vgl. S. 23) Ansiedlungsvertrag mit den Flandrern von Kühren vom gesamten Wurzener Kapitel bezeugt wurde (1154), und auch bei der Ordnung der Rechtsverhältnisse der Ansiedler von Löbnitz waren der Propst und drei Domherren von Würzen zugegen. Die Ausstattung setzte sich ganz aus Gütern der Meißner Kirche zusammen. Sie umfaßte den Burgward Pouch mit der Kirche, den Wurzener Zoll sowie die in einigen Dörfern des Wurzener Landes bestehenden heimgefallenen Lehen von vier hodistiftischen Ministerialen, schließlich neun völlig abseits, in Treben und Corbetha an der Saale, gelegene Hufen. Man darf annehmen, daß diese Güter von vornherein für die Stiftung von sechs Pfründen verwandt wurden. 1154 treten fünf, 1185 vier, 1223 sedis Kanoniker als Zeugen entgegen, darunter Propst, Dekan und Scholastikus. Das Amt des Dekans ist vielleicht nicht ursprünglich, sondern erst im Beginn des 13. Jahrhunderts begründet worden. Später begegnen noch Custos und Senior. Zwischen 1223 und 1262 wurde der Pfarrer der St. Wenzelskirche in der Stadt Würzen ins Kapitel aufgenommen, doch war noch 1275 die Kollatur dieser Kirche strittig. Erst im Jahre 1340 wurde das Vermögen der Wenzelskirche dem Kapitelsvermögen inkorporiert, während dies bei der zweiten Wurzener Pfarrkirche St. Jakobi schon vorher der Fall war. Von 1285 bis 1470 erhöhte sich die Zahl der Kanoniker auf elf, ist also niemals beträchtlich gewesen. Ihre Herkunft läßt sich erst im Spätmittelalter einigermaßen überblicken.
Würzen • Lauterberg
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Sie waren damals niederadligen und bürgerlichen Standes. Nur unter den Pröpsten lassen sich im 13. und beginnenden 14. J a h r h u n d e r t Söhne edelfreier Geschlechter (Burggrafen von Meißen und Leisnig) und solche, die in den hohen Adel hineingewachsen waren (v. Colditz, v. Strehla) nachweisen. Propst war stets ein Meißner Domherr. Er war zugleich Archidiakonus im Wurzener Sprengel wohl seit der Entstehung dieses Archidiakonats (Mitte des 12. Jahrhunderts?), der im Spätmittelalter etwa 70 Pfarreien umfaßte. Die sechs alten Pründen waren tornatiles, d. h. ihre Besetzung wechselte monatsweise zwischen dem Bischof und dem Kapitel. Unter den neuen befanden sich zwei bischöfliche, während zwei um 1463 gestiftete unter Laienkollatur standen. J e d e m Domherrn stand ein ständiger Vikar zur Seite. In der Geschichte des Meißner Bistums hat das Wurzener Kollegiatstift keine geringe Rolle gespielt. Das Kapitel befand sich lange Zeit hindurch in einem traditionellen Gegensatz zu dem meißnischen, in ähnlicher Weise wie dasjenige von Zeitz zum Naumburger. Es nimmt daher nicht wunder, daß die Meißner Bischöfe, die ja ihren Einfluß auf seine Zusammensetzung stets bewahrt haben, hier Rückhalt gegen ihr Kathedralkapitel suchten und häufig in Würzen weilten. Der Fürsorge der Meißner Bischöfe hat sich das Stift auch in materieller Hinsicht immer erfreuen können. Es ist nach der Reformationszeit als evangelisches Domstift bestehen geblieben. Es ist nunmehr einer Stiftung zu gedenken, die, äußerlich betrachtet, aus dem Rahmen unserer Darstellung herausfällt, da sie nicht in einer der drei behandelten Diözesen gelegen war, sondern zum Erzbistum Magdeburg gehörte. Das Augustiner-Chorherrenstift St. Peter auf dem L a u t e r b e r g e (Möns Serenus) oder Petersberge bei Halle ist aber so eng nicht nur mit der Geschichte des Hauses Wettin und damit Sachsens, sondern auch mit der Geschichte sächsischer Klöster und Stifter verknüpft, daß es in einer Kirchengeschichte Sachsens nicht fehlen darf. Die Gründung dieser bedeutenden Niederlassung wurde 1124 vom Grafen Dedo von Wettin begonnen. Das bisher einzige wettinische Kloster, das 985 vom Markgrafen Rikdag gegründete Kanonissenstift Gerbstedt, genügte ihm als Begräbnisstätte des Geschlechts offenbar nicht mehr, da er sich in der Herrschaft über das Stift durch die Bischöfe von Münster beeinträchtigt sah. Als Propst der neuen Pflanzung wurde Herminold, der bisherige Propst von Gerbstedt, berufen. Aber erst Dedos Bruder Konrad, der Markgraf von Meißen, führte die Stiftung wirklich durch, da Dedo 1124 eine Wallfahrt ins Heilige Land unternahm und noch im gleichen Jahre starb. Konrad überwies 1125 die Kapellen Löbejün und Ostrau mit ihrer Ausstattung von 30 Hufen
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sowie weitere 120 Hufen; seine Gemahlin Lukardis fügte nochmals 44 Hufen hinzu. Am 9. März 1128 bestätigte Papst Honorius II. die Stiftung. Aus seiner Urkunde geht hervor, daß sie dem römischen Stuhle übereignet worden war und den üblichen Anerkennungszins zu entrichten hatte. Ist an der Tatsache dieser Übertragung, die uns ja bereits im Falle von Pegau begegnet ist, die der Markgraf 1156 bestätigte und die durchaus im Zuge der Zeit liegt, somit nicht zu zweifeln, so ist doch der nicht im Original überlieferte Brief Markgraf Konrads, der den päpstlichen Schutz angeblich 1127 erbat, vermutlich verfälscht oder völlig gefälscht und gibt somit die Rechtsstellung des Stiftes schwerlich in allen Einzelheiten richtig wieder. Obwohl 1128 das Kloster in das Eigentum (ius) und den Schutz (tutela et patiocinium) des päpstlichen Stuhles überging und der Markgraf 1156 ausdrücklich die Klostergüter als Besitztum des heiligen Petrus (beati Petri possessiones) bezeichnete, hatte er die Vogtei doch sich und seiner Familie vorbehalten, ähnlich, wie dies Wiprecht von Groitzsch in Pegau getan hatte, mit der Einschränkung allerdings, daß sie nicht lehnweise weitervergeben werden durfte. Auf Grund dieser Vogtei blieben die Wettiner praktisch Eigenkirchenherren des Stifts. Wenn 1181 die Markgrafen Otto und Dietrich beurkundeten, daß dem Propste die niedere Gerichtsbarkeit zustehe, gewisse Klosteruntertanen von dem Besuch des Vogtdings befreit seien und Vogteiservitien nicht erhoben würden, so sind dies Vergünstigungen, die auf Grund der Vogteiherrschaft freiwillig gewährt wurden. Als Markgraf Dietrich von der Ostmark vor 1184 Grund und Boden für die Gründung der Stadt Schildau benötigte, entzog er dem Kloster, wenn auch gegen Entschädigung, einfach 60 Hufen bereits angebauten Landes, eine Maßnahme, die nur unter eigenkirchenrechtlichen Gesichtspunkten verständlich ist. Lehrreich ist auch, daß 1209 Markgraf Dietrich von Meißen auf dem Lauterberge eine Versammlung seiner Mannen (fideles) veranstaltete, wobei das Saft natürlich für die Beherbergungskosten aufkommen mußte, und daß Propst Walter in politischen Geschäften vom Markgrafen Konrad von der Ostmark nach Polen geschickt wurde (1199) und auch sonst als dessen Vertreter fungierte (1205). Die freie Wahl des Propstes wurde 1128 zwar vom Papste bestätigt, scheint also von Anfang an zugesichert worden zu sein. In Wirklichkeit aber gab der Wille des Stifters oft genug den Ausschlag. Die Chorherren mußten den dritten Propst Meinher auf Befehl des Markgrafen (oidinacione Conradi) wählen (1137), nachdem Konrad bereits der Wahl des zweiten Propstes Luderus widersprochen hatte, wenn auch ohne Erfolg. So ließ er es das nächste Mal wohlweislich gar nicht erst zur freien Wahl kommen. Auch bei der nächsten Propst-
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wähl setzte sich der Wille des Markgraien gegen die Wahl der Brüder durch (1151). Noch aus dem Jahre 1212 wird berichtet, Markgraf Dietrich habe eine strittige Wahl entschieden. Auch bei Streitigkeiten zwischen Konvent und Propst wurde der Markgrai als Richter angerufen (1216). Diese Abhängigkeit von der Stifterfamilie ist verständlich, wenn man bedenkt, daß nach dem Willen des Markgrafen der Lauterberg nicht nur die Begräbnisstätte seiner eigenen Familie, sondern auch seiner in der Umgebung des Stifts ansässigen Lehnleute und Ministerialen sein sollte. Es handelte sich also um eine ausgesprochene Familienstiftung unter dem Gesichtspunkte der Totenfürsorge. So begab sich denn auch Konrad, als er sein Ende herannahen fühlte, nach seinem Stifte, wurde Konverse und starb hier am 5. Februar 1157. Bezeichnender noch ist vielleicht, daß der gleiche Markgraf den Leichnam seiner Gemahlin, die während seiner Abwesenheit im Heiligen Lande gestorben und in Gerbstedt begraben worden war, 1146 exhumieren und nach dem Lauterberge überführen ließ. Insgesamt sind freilich nur neun Wettiner dort bestattet worden, da die einzelnen Linien, wie schon bemerkt, weitere Familienklöster stifteten. Nicht nur das Begräbnisrecht, sondern auch das Taufrecht besaß das Stift, seine Kirche war also Pfarrkirche. Erzbischof Friedrich von Magdeburg (1142—1152) hatte das Pfarrecht gewährt, jedoch nur für Edle, Freie und Ministeriale. Es handelt sich also um eine Personalpfarrei, wodurch das volle Pfarrecht der inkorporierten Kirchen natürlich nicht berührt wurde. Die „Alte Kapelle", die sogleich bei der Gründung des Klosters errichtet wurde oder schon bestand, hatte damals von Erzbischof Ruotger (f 1125) das volle Pfarrecht über 13 Dörfer der Umgebung erhalten. Eine Exemtion aus der Diözesangewalt des Erzbischofs •— die ersten Pröpste empfingen die Weihe vom Erzbischof von Magdeburg — fand zunächst nicht statt. Erst durch Privileg Innozenz' III. wurde im Jahre 1202 die Exemtion, wenn auch noch in einigermaßen verhüllter Form, ausgesprochen. Wenige Monate vorher hatte König Philipp das Stift in den königlichen Schutz genommen und ihm gestattet, Reichsgüter beträchtlichen Umfangs ohne besondere Genehmigung zu erwerben. Es wird ersichtlich, wie beide Gewalten das Stift oder vielmehr seinen Vogt, den Markgrafen Konrad von der Ostmark, auf ihre Seite zu ziehen suchten. In der Folgezeit hat das Petersstift tatsächlich eine exemte Stellung eingenommen, und Gregor IX. hat sie ihm nochmals ausdrücklich bestätigt, indem er die B e f r e i u n g v o m D i ö z e s a n r e c h t (ab omni
iure metropolitani
et
dioce-
sani) aussprach. Dabei ist es bis zur Auflösung im Jahre 1538 geblieben. Uber die Besitzentwicklung des Petersstifts läßt sich nur wenig sagen, da seine Urkunden zum größten Teil ungedruckt sind. Eine bedeu-
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tende Zuwendung machte nochmals Markgraf Konrad in Gestalt der Kirche in Niemegk, bei der seine Eltern ein Chorherrenstift gegründet hatten, das aber wieder eingegangen war. Ihre Ausstattung betrug immerhin 70 Hufen. Sie wurde von Konrads Sohn Dietrich gegen die Parochialkirche in Eilenburg vertauscht. Auch dieser Akt unterstreicht das Eigenkirchenrecht am Stift, wenn auch die Niemegker Besitzungen später teilweise zurückgegeben wurden. Es liegt auf der gleichen Linie, wenn Konrads Enkel, Graf Ulrich von Wettin, einen dem Stifte gehörigen Kelch bei hallischen Juden verpfändete, wo er abhanden kam. Doch machten die Wettiner ihrem Stifte auch erhebliche Zuwendungen. Des Versuches, es für die Siedlungsbewegung durch Zuweisung von 130 unbebauten Hufen an der Schwarzen Elster im Austausch gegen 60 Hufen bei Schildau einzuspannen, ist bereits gedacht worden (vgl. S. 23). Ungünstiger wurde die Lage des Stifts, als nach dem Aussterben der ostmärkischen Linie des Hauses Wettin (1210) die Grafen von Brehna und schließlich die Markgrafen von Meißen seine alleinigen Herren und Vögte wurden. Ihr Interesse galt in erster Linie dem Kloster Altzelle, so daß die Zuwendungen nun kärglicher wurden. Immerhin war die äußere Lage des Stifts nicht schlecht. In der zweiten Hälfte des 13. und im Beginn des 14. Jahrhunderts war es zu bedeutenden Ankäufen in der Lage; u. a. erwarb es, wenn auch nur vorübergehend, vom Erzbischof von Magdeburg die Stadt Könnern im Saalkreis (1309). Ein Privileg König Rudolfs von 1290 nennt Besitzungen in 29 Dörfern, dazu 13 Kirchen, einen Wirtschaftshof (allodium) in Wettin und sogar Liegenschaften in der Stadt Erfurt. Um die Mitte des 14. Jahrhunderts mag der Besitz mehr als 400 Hufen umfaßt haben. Aber zur Bildung eines geschlossenen Komplexes ist es nicht gekommen. Die Besitzungen an der Schwarzen Elster gingen verloren. In der Reformationszeit besaß das Stift vier Dörfer bei Schildau, Streubesitz um Eilenburg, z. T. wohl aus der Dotierung der dortigen Kirche herrührend, zwei Dörfer bei Bitterfeld und eine Anzahl Dörfer und wüste Marken in der Nähe des Klosters selbst, im Saalkreis, aber auch weiter westlich. Auffallend ist die große Zahl der Wüstungen auf Stiftsbesitz. Die Einnahmen betrugen damals zwischen 350 und 400 Schock Groschen. Als landesherrliches Stift war Petersberg, wie das Stift nunmehr genannt wurde, zu den üblichen Leistungen für Heerfahrt und Steuer verpflichtet. Die zivile Gerichtsbarkeit auf seinen Besitzungen übte 1290 der Propst selbst aus (piaepositus piaesideat placitis civilibus). Die ersten Chorherren kamen vielleicht aus Gerbstedt, doch kann ihre Zahl nicht groß gewesen sein. Zuzug auch aus anderen Stiftern Altdeutschlands ist zu vermuten. Bald erfolgte erheblicher Zuwachs aus
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dem Stift Neuwerk bei Halle, der insbesondere von Markgraf Konrad gefördert wurde. Der Konvent umfaßte 1208 reichlich 20 Chorherren, 1212 mindestens 34. Seine Zusammensetzung kann man einigermaßen erschließen. Es waren meist angesehene Ministeriale, vereinzelt auch Edelfreie und vermögende Bürgersöhne, die den Lauterberg aufsuchten. Im Beginn des 13. Jahrhunderts scheint ein recht hohes Eintrittsgeld zur Bedingung gemacht worden zu sein, und es kam schließlich dahin, daß auch Personen aufgenommen wurden, die sonst abgelehnt worden wären, wenn sie nur gut zahlten. Auch die Propstwahl erfolgte jetzt teilweise unter materiellen Gesichtspunkten, wie dies besonders bei der Wahl Dietrichs von Landsberg (1212) zutage trat. Ein bedenklicher Verfall der Klosterzucht war die Folge. In breiter Ausführlichheit wird er uns in der Chronica montis Sereni geschildert. Auch wenn man die offensichtliche Abneigung des Verfassers gegen Propst Dietrich und seine Anhänger in Rechnung stellt, bleibt das gezeichnete Bild außerordentlich trübe. Schon 1199 war das Stift durch eine Feuersbrunst eingeäschert worden, die infolge Trunkenheit der Brüder, die den Weinkeller geplündert hatten, entstanden war. Das Gelübde persönlicher Armut wurde in der Folgezeit nicht eingehalten, nodi weniger die gemeinsamen Mahlzeiten im Refektorium, sondern nicht wenige Brüder verpflegten sich nach ihrem eigenen Gutdünken. Auch mit dem Keuschheitsgelübde nahm man es nicht genau. Die Anwesenheit von weiblichen Konversen, die in dieser Zeit bezeugt ist — auch sie entstammten ministerialischen Familien — gab Anlaß zu mancherlei Gerede, das nicht völlig unbegründet gewesen zu sein scheint. Von Gehorsam konnte schon überhaupt nicht mehr die Rede sein. Es entstand Aufruhr gegen den allerdings unfähigen Propst, und Drohungen mit der Waffe in der Hand waren nichts Ungewöhnliches. Man vergnügte sich mit Würfelspiel um hohe Summen, und von der Propstkurie heißt es, sie sei zur Spielhölle und Trinkstube geworden. Auch die Laienbrüder (barbati), unter denen sich Leute bäuerlicher Herkunft (zmurdones) befanden, ergriffen in den Streitigkeiten, die sich aus diesen unerfreulichen Zuständen ergaben, Partei. Eine Reform fand 1225 statt, wir wissen jedoch nicht, ob die Verhältnisse sich wirklich alsbald zum Besseren wendeten, denn die Chronica Montis Sereni bricht mit diesem Jahre ab. Aber schon daß dieses Werk um 1230 geschrieben werden konnte, belehrt uns dahin, daß auch die Wissenschaft auf dem Lauterberge ihre Pflege fand, selbst in Zeiten vorübergehenden Verfalls. Es gab eine Partei im Stift, die gegen diesen Verfall ankämpfte. Ihr mögen wohl die Chorherren angehört haben, die eben in jener kritischen Zeit (1222) in die jungen Stifter St. Thomas in Leipzig und St. 14 Schlesinger II
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Afra in Meißen als Pröpste berufen wurden. Sie muß schließlich, die Oberhand gewonnen haben. Das Stift hätte sonst zugrunde gehen müssen, wenn die Angaben der Chronik auch nur im Kern richtig sind. Ihr Verfasser war der Kustos Martin. Heute verlorene Geschichtswerke der östlichen Harzlande (Nienburg, Ilsenburg) standen ihm zur Verfügung. Diese Tatsache und die der Chronik angehängte Genealogía Wettinensis, eine kunstlose Arbeit, die aber über die Verhältnisse der Stifterfamilie zuverlässig Auskunft gibt, bezeugen das geschichtliche Interesse, das auf dem Lauterberge vorhanden war. Für uns liegt der Hauptwert des Werkes in der offenherzigen Frische und anschaulichen Art, mit der der Verfasser das innere Leben des Stiftes schildert. Seine Chronik ist die einzige mitteldeutsche Quelle, die in dieser Hinsicht wirklichen Einblick gewährt, wenngleich seine Schilderungen der eingerissenen Mißstände mitunter arg übertrieben sein mögen. Wir ersehen aus ihr auch, daß um die Mitte des 12. Jahrhunderts auf dem Lauterberge Handschriften meist theologischen Inhalts in nicht ganz geringer Zahl abgeschrieben worden sind. Eine Stiftsschule gab es sicher damals bereits, wenn auch scholares erst zu 1212 genannt werden. Wenn also 1211 als Inhaber von Stiftsämtern neben dem Propst Prior, Hospitalmeister, Kustos, Kellermeister genannt werden, so ist gewiß ein Schulmeister hinzuzufügen. Das Hospital bestand bereits 1184. Von den Stiftsbaulichkeiten ist wenig erhalten, die Kirche zudem im 19. Jahrhundert durchgreifend erneuert worden. Ein geschlossener Eindruck des ehedem Vorhandenen kann somit nicht entstehen. Besonderes Interesse erweckt die „Alte Kapelle", die ein Rundbau war, wie die Fundamente ergeben. Bei der Stiftskirche ist bemerkenswert, daß ihr Westbau sich in einer Empore nach dem Schiff öffnet. Man mag sie für die Stifterfamilie bestimmt denken, später vielleicht für die im Stift vorhandenen Frauen. Der komplizierten Baugeschichte dieser Kirche nachzuspüren ist hier nicht der Ort (endgültige Weihe 1184). Festgehalten zu werden verdient aber, daß ihr Grundriß dem Hirsauer Schema entspricht. Unwiderbringlich verloren sind leider die zehn noch in der Reformationszeit vorhandenen Grabdenkmäler der Wettiner, angeblich aus Bronze. Vielleicht entstanden sie um die Mitte des 13. Jahrhunderts, zur selben Zeit, wie die Skulpturen von Naumburg und das Grabmal Wiprechts von Groitzsch in Pegau. 1955/56 wurde der Innenaum der Kirche restauriert, die Gelegenheit zu Grabungen jedoch nicht genutzt. Etwa gleichzeitig mit dem Petersstift auf dem Lauterberge wurde das zweite Kloster in S c h m ö l l n angelegt, nach später und unsicherer Überlieferung im Jahre 1127. Stifter war ein Graf Bruno, ein Verwandter des Bischofs Udo I. von Naumburg, also wohl ein Ange-
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höriger des ludowingisdien Landgrafenhauses. Es steht fest, daß das Kloster mit Benediktinern besetzt wurde. Ob vorher ein bald gescheiterter Versuch mit Nonnen gemacht worden war, wie anderthalb Jahrhunderte später behauptet wurde, bleibt fraglich. Der Graf, von dem sonst nichts bekannt ist, dotierte sein Kloster mit seinen reichen, im Pleißengau gelegenen Eigengütern, die fast ein Drittel dieser Landschaft umfaßten. Ihr Umfang wurde später auf 1100 Hufen geschätzt. Mag dies nun übertrieben sein, so erhellt doch, daß die Ausstattung dieses Klosters wesentlich reicher war, als diejenige aller anderen Klöster und Stifter, die uns bisher entgegentraten, auch wenn es sich teilweise um noch unangebautes Land im Südosten des Gebietes handelte. Man wird sich den Vorgang so vorzustellen haben, daß Graf Bruno oder schon sein Vater durch königliche Schenkung in den Besitz der offenbar sehr beträchtlichen Ausstattung der eingegangenen königlichen Abtei Schmölln gelangt war und dieses ehemalige Kirchengut, da er kinderlos war, wiederum zur Dotation eines Klosters verwendete. Grabungen haben gezeigt, daß sein Standort vermutlich der Pfefferberg bei Schmölln war. Aber auch diese Stiftung wollte nicht recht gedeihen. Angeblich befanden sich schon nach kurzer Zeit außer dem Abte nur noch vier Mönche im Kloster. Graf Bruno übertrug auf dem Sterbebette die Sorge dafür seinem Blutsverwandten Bischof Udo von Naumburg, der 1132 nach dem Willen des Verstorbenen Zisterzienser nach Schmölln berief, um das Kloster zur Blüte zu bringen. Sie kamen aus Walkenried. Aber bereits 1137 faßte der Bischof den Entschluß, das Kloster an einen anderen Ort zu verlegen, angeblich, weil die Insassen unter der Bedrückung der benachbarten Heiden und schlechter Menschen zu leiden hatten, der Ort für klösterliche Lebensführung überhaupt ungeeignet war und die Art der Umwohner Nachwuchs für das Kloster nicht erwarten ließ (quod locus idem propter barbarorum vicinitatem, pravorum persecutionem ipsiusque loci diiiicultatem eorum conversationi non congrueret, precipue quod propter gentis barbariem paucis vel nullis ad conversionem venientibus successionem ibi religio non haberet). Es ist das erste Mal, daß wir von Klosternachwuchs aus dem Lande selbst ausdrücklich hören; vielleicht sind Konversen gemeint, mit deren Hilfe die zisterziensische Kloslerwirtschaft besorgt wurde. In Wirklichkeit fand die Verlegung wohl statt, um das Bistum Naumburg in den Besitz der reichen Ausstattung des Klosters zu bringen. Es ist an anderer Stelle gezeigt worden, daß die politische Lage im Reiche es dem Bischof ermöglichte, sein Vorhaben durchzusetzen (vgl. S. 53). Er schlug sich in den Parteiungen um die Nachfolge König Lothars auf die Seite Konrads III. und erlangte im Januar 1138 die Bestätigung der Verlegung des Klosters
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nach Pforte bei Naumburg, wohin die Mönche bereits im Oktober 1137 „nach dem Rat und Willen des ruhmreichen Königs Konrad und der Fürsten" übergesiedelt waren. Schon lange vor ihrem Eintreffen war hier der Bau einer großen Kirche einmal begonnen worden, wie Grabungen ergeben haben; die Anlage weist Beziehungen zu St. Pantaleon in Köln auf. Vollendet wurde sie nicht, doch müssen Reste im 12. Jh. sichtbar gewesen sein. Der Ursprung dieser Kirche ist einigermaßen rätselhaft j nur neue Grabungen können Aufklärung bringen. Vielleicht geht die Anlage auf Markgraf Ekkehard I. zurück. Die endgültige Beurkundung der Gründung des Klosters P f o r t e erfolgte 1140. Der Name (locus Portensis) ist bislang unerklärt. Die Ausstattung, die es erhielt, konnte es für den im Pleißengau verlorenen Besitz auch nicht annähernd entschädigen. Sie wurde später auf etwa 50 Hufen geschätzt und bestand aus einem geschlossenen Komplex an der Saale mit zwei Wirtschaftshöfen (grangiae), einer Mühle und einem Wald. Zwar erkannte der Bischof an, daß er und seine Nachfolger verpflichtet seien, das Fehlende allmählich zu ersetzen, und in der Tat sind in der Folgezeit mancherlei Zuwendungen erfolgt, aber der Vorteil lag zunächst trotzdem bei weitem auf Seiten der Naumburger Kirche, die allerdings die pleißnischen Besitzungen auf die Dauer nicht hat halten können. Lehnherrliche Rechte in der Gegend von Glauchau, die der Bischof von Naumburg noch im Spätmittelalter geltend machte, mögen auf den Erwerb des Schmöllner Klosterbesitzes zurückzuführen sein. In der Gründungsurkunde wurde dem Kloster seine Freiheit bestätigt, da es, von einem freien Mann auf freiem Eigengut in Schmölln gegründet, jegliche Freiheit genoß und der Zisterzienserorden sich ohnehin kraft päpstlicher Privilegien einer besonderen Freiheit erfreue. Zweifellos geschah Gründung und Verlegung des Klosters in Schmölln kraft Eigenkirchenrechts. Bischof Udo war zunächst der Rechtsnachfolger des Gründers als Eigenkirchenherrn. Aber da das Kloster an den Zisterzienserorden gelangte, der das Eigenkirchenredit im alten Sinne nicht anerkannte, sah er sich genötigt, sich dieses Rechts zu entäußern. Die Gründungsurkunde von 1140 mit ihrer merkwürdigen Bezugnahme auf den Stand des Stifters bringt das Aufeinanderstoßen alter und neuer kirchlicher Rechtsanschauungen deutlich zum Ausdruck. Die Zurückhaltung des Schmöllner Klosterbesitzes mag der Bischof als Entschädigung für seinen Verzicht betrachtet haben. Die Diözesangewalt über das Kloster behielt er sich ausdrücklich vor, als er 1145 die besondere zisterziensisdie Freiheit Pfortes nochmals bestätigte. Aber sie festzuhalten gelang den Naumburger Bischöfen nicht. Pforte wurde noch im Laufe des 12. Jahrhunderts aus
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der Naumburger Diözese eximiert. Der Vorgang begann bereits 1142 und ist 1205 zum Abschluß gekommen. 1228 wurde das Kloster unter den zum Bistum Naumburg gehörigen nicht mehr aufgeführt. Es war von Anfang an vogtlos, sein Schutzherr (delensoi) allein der deutsche König. Konrad III. hat Pforte bereits 1140 in seinen Schutz genommen. Weitere königliche Schutzurkunden stammen von Friedrich Barbarossa, Otto IV., Rudolf von Habsburg und Karl IV.; Friedrich II. und Heinrich (VII.) bestätigten wenigstens das von Friedrich Barbarossa zuerst verliehene, von Otto IV. erweiterte Recht des Klosters, Reichsgüter ohne besondere Genehmigung zu erwerben. Auf seinen Gütern übte es die hohe Gerichtsbarkeit selbst aus (bezeugt in Flemmingen 1172). Wenn 1352 und 1360 dieses Recht vom wettinischen Landesherrn verliehen wurde, handelte es sich in Wirklichkeit nur um die Bestätigung eines längst bestehenden Zustandes. Diese Verleihung ist aber zugleidi der Beweis dafür, daß Pforte im 14. Jahrhundert der landesherrlichen Botmäßigkeit unterstand. Den Eingriffen der landesherrlichen Beamten blieb der Klosterbesitz zwar entzogen, dem Landesfürsten selbst aber war er unterstellt, wie Friedrich der Freidige 1306 beurkundete. In der Folgezeit wurden weitere Urkunden ähnlichen Inhalts ausgestellt. Das Recht, Abgaben und Dienste zu fordern, behielten sich die Wettiner vor, nachdem noch 1290 Rudolf von Habsburg dem Kloster die Abgabenfreiheit bestätigt hatte, doch bedurfte es jeweils besonderen Mandats. So hatte das Kloster 1347 drei Heerwagen zu stellen und 42 Mark Steuer zu zahlen. Der Klosterbesitz ist sehr bald erheblich angewachsen, weniger durch Schenkungen als durch Kauf und Tausch, also durch die wirtschaftliche Tüchtigkeit der Mönche. In der den Zisterziensern eigentümlichen Art bewirtschafteten sie zunächst ihre Besitzungen selbst. Auf ihnen genossen sie Zehntfreiheit, überall legten sie Wirtschaftshöfe, sog. Grangien, an, teilweise unter Verdrängung der ansässigen Bauern. Eine Anzahl von Bauemdörfern in der Umgebung Pfortes sind infolgedessen wüst geworden (Wenzendorf, Cuculau, Scobkowe). Ein weiteres bezeichnendes Beispiel ist das Dorf Osfurt (wüst bei Wendelstein an der Unstrut), das das Kloster vor 1157 erwarb. 1168 bestand hier eine Grangie, 1179 ein Weinberg, und der anliegende Wald wurde gerodet. Damals gab es noch eine Kirche im Dorfe. 1182 wurde der Besitz durch Ankauf von zwei dem Kloster Memleben gehörigen Hufen abgerundet. Bereits 1208 war die Zahl der Bauernstellen erheblich vermindert, ein neuer Weinberg war auf Ackerland angelegt worden. Bald darauf verschwand das Dorf ganz. Noch beim Erwerb des von Holländern besiedelten Dorfes Flemmingen im Beginn des 13. Jahrhunderts ließ sich das Kloster das Recht einräumen, die Bauern
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gegen Entschädigung zum Abzug zu nötigen (excludere), wenn auch nicht gewaltsam. Dazu ist es dann freilich nicht mehr gekommen. Das Verbot des Rentenbezugs für die Zisterzienser wurde gelockert (1208), und damit änderte sich auch die Wirtschaftsgestaltung der Pforter Mönche. Nichts ist bezeichnender hierfür, als daß 1250 der Beschluß gefaßt wurde, Äcker des Wirtschaftshofes in Flemmingen an die dortigen Bauern auszugeben. Der Umfang des Klosterbesitzes ist schwer abzuschätzen, da er dauerndem Wandel unterworfen war. Die Zahl der Grangien betrug um 1200, in der Höhezeit der Eigenwirtschaft des Klosters, mindestens ein Dutzend; sie lagen teilweise in erheblicher Entfernung vom Kloster. Um 1280 werden sogar 17 Gutsbezirke genannt, doch waren diese nicht durchweg eigentliche Grangien, sondern teilweise Hebebezirke für die Einkünfte aus der Rentenwirtschaft, zu der das Kloster mehr und mehr überging. Es handelt sich dabei durchaus um Streubesitz, der sich zwischen Erfurt und Halle erstreckte und vor allem entlang der Unstrut hinzog. Nach Osten zu erwarb das Kloster keinen Besitz. An der deutschen Besiedlung des Saalevorlandes und der weiter östlich gelegenen mitteldeutschen Gebiete war es in keiner Weise beteiligt, auch nicht indirekt, wie dies von anderen Zisterzienserklöstern immerhin vermutet werden darf. Wohl aber erwarb es sich Verdienst um die innere Kolonisation durch die Trockenlegung von Sumpfauen an Saale, Unstrut und Luppe, eine Kunst, in der die Zisterzienser ganz besonders erfahren waren und in der vor allem Pfortes Mutterkloster Walkenried Hervorragendes geleistet hat. Die Größe der zu den einzelnen Höfen gehörigen landwirtschaftlichen Fläche kennen wir nicht. Wohl aber können wir aus den Urkunden entnehmen, daß sie vorzüglich bewirtschaftet worden sind, denn überall begegnen nicht nur Äcker, Wiese und Wald, sondern auch Spezialkulturen, vor allem Obstgärten und Weinberge. Für das Dorf Flemmingen konnte das Kloster 1204 u. a. 200 Fuder Wein bieten. Das Getreide wurde in eigenen Mühlen gemahlen. Auch Brauerei und Badehaus waren im Kloster vorhanden. Nicht unbedeutend war offenbar die Fischerei. Aber auch gewerbliche Arbeit wurde in den Werkstätten (officinae) des Klosters und der Grangien betrieben: Gerberei, Weberei, Herstellung von Schuhen. Die landwirtschaftlichen und gewerblichen Erzeugnisse der Klosterwirtschaft wurden zum Verkauf gestellt. Es erklärt sich hieraus, daß das Kloster bestrebt war, von den umliegenden Landesherren Zollbefreiungen zu erlangen (zuerst 1215 von Dietrich dem Bedrängten). Der Erfurter Hof des Klosters diente wohl in erster Linie dem Warenvertrieb; weitere städtische Höfe besaßen die Mönche in Naumburg und Jena. Unablässig wurde der Besitz arrondiert, nicht zuletzt
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auf Kosten der benachbarten Benediktinerklöster und Chorherrenstifter Naumburg, Goseck, Memleben und anderer, die sich zu Veräußerungen genötigt sahen. Auf eine Zeit des Stillstands im 13. Jahrhundert folgten neue Erwerbungen. Eine geschlossene Klosterherrschaft wurde jetzt westlich der Saale gebildet, das Gebiet der sog. „Kreisdörfer" um Spielberg und Hassenhausen. Doch geriet das Kloster um die Mitte des 14. Jahrhunderts in Schulden, die zu Veräußerungen zwangen. Erst im 15. Jahrhundert erholte es sich wieder, ohne doch den früheren Wohlstand ganz zu erreichen. Von Pforte aus sind die Klöster Leubus und Altzelle in kurzem Abstände besetzt worden (1163, 1162/75), später im Baltenland die Klöster Dünamünde (1204/8) und Falkenau (1233). Andere Klostergründungen waren geplant, wurden aber nicht durchgeführt. Bischof Jaroslav von Breslau hatte im Jahre 1200 Pforter Mönche nach dem Herzogtum Oppeln gerufen und ihnen zur Gründung eines Klosters einen großen Landkomplex zur Verfügung gestellt, doch kam sie nicht zustande. Pforte verzichtete zugunsten von Leubus. Die Mönche kehrten bereits nadi kurzer Zeit nach Pforte zurück. In ähnlicher Weise schenkte 1210 Herzog Wladislaw von Kaiisch dem Kloster den Ort Virchuje (bei Priment) mit großem Zubehör zur Gründung eines Klosters, die jedoch gleichfalls unterblieb. Schließlich darf auch vermutet werden, daß die Schenkung eines Sees mit 100 Hufen Land bei Storkow in der Niederlausitz durch Markgraf Konrad von der Ostmark (f 1210) der Ausgangspunkt für eine Klostergründung werden sollte. Man hörte später nichts mehr darüber. Nicht nur in seinen Tochterklöstern Leubus und Altzelle, sondern auch in Heinrichau, Kamenz, Ossegk und Plass sowie in den Frauenklöstern Nimbschen, Marienstern, Marienthal und Trebnitz hatte Pforte die Visitationspflicht. Wenn das Kloster in der Lage war, immer wieder Mönche abzugeben, oder dodi wenigstens entsprechende Ansinnen an es gestellt werden konnten, so kann der Konvent nicht klein gewesen sein. Man wird im 12. und 13. Jahrhundert die Zahl der Mönche auf mindestens 70 bis 80 veranschlagen dürfen. Galt doch seit 1134 der Beschluß des Generalkapitels, kein Abt dürfe die Gründung eines neuen Klosters übernehmen, wenn im Mutterkloster nicht wenigstens 60 Mönche vorhanden seien. Die im Vergleich mit den Benediktinerklöstern hohe Zahl läßt den Schluß zu, daß in Pforte auf vornehme Abkunft weniger gesehen wurde, was der Vergleich mit Altzelle bestätigt, wo die Mehrzahl der Mönche bürgerlicher Herkunft waren. An Klosterämtern begegnen neben dem Abt Prior, Subprior, Kustos, Kantor, Kellermeister, Hospitalmeister, Siechenmeister, Pförtner und, beson-
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ders wichtig, Konversenmeister, dem die Aufsicht über die Laienbrüder zufiel, daneben Schatzmeister, Gartenmeister, Weinmeister, Webmeister, Schuhmeister, Baumeister (magister operis) usw. Audi Unterkellermeister und Unterpförtner werden genannt. Merkwürdigerweise ist nicht bezeugt der Pitanzmeister, dem in anderen Zisterzienserklöstern, etwa Altzelle und Dobrilugk, die Verwaltung der milden Stiftungen zukam. Einer der Brüder diente dem Abte als Notar, d. h. als Verwalter der Kanzlei. Man sieht, daß der Konvent die Einzelheiten des Wirtschaftsbetriebes überwachte, wenn auch die Brüder später nicht mehr selbst Hand anlegten. Ihnen lag vielmehr die Verrichtung des Gottesdienstes ob. Täglicher Mariendienst ist 1268, täglicher Totendienst 1226 bezeugt, Gottesdienste, die zusätzlich zur täglichen Konventsmesse und den ordentlichen Stundengebeten zu leisten waren. Zu den Predigten des Abts und Priors im Kapitelsaal — es dürfte sich um einen Konversengottesdienst handeln — waren auch Laien zugelassen, ja erwünscht, denn es wurde den Anwesenden Ablaß gewährt (1257). Später (1328) predigten auch andere Brüder, und zwar nicht nur im Kloster selbst, sondern auch vor dem Klostertor, auf den Grangien und anderswo. Wenig bekannt ist über wissenschaftliche Tätigkeit der Mönche, zumal die Bibliothek des Klosters nicht erhalten ist. Doch wissen wir, daß bereits im 12. Jahrhundert eine beträchtliche Bücherei vorhanden gewesen sein muß, denn den Mönchen, die von Pforte 1162/75 nach Altzelle gingen, wurde eine Anzahl Handschriften theologischen Inhalts mitgegeben, deren leider nur noch teilweise lesbares Verzeichnis in der Leipziger Universitätsbibliothek vorhanden war. Daß es auch später nicht völlig an wissenschaftlichem Interesse gefehlt haben kann, ergibt sich schon aus der Tatsache, daß im 15. Jahrhundert Pforter Mönche in nicht geringer Anzahl in Erfurt und Leipzig studiert iiaben. Die Handarbeit blieb im wesentlichen den Laienbrüdern (conversi) überlassen. Ihre Zahl muß wesentlich größer gewesen sein als die der Mönche. Meist waren sie wohl bäuerlicher Herkunft, doch begegnen vereinzelt auch Bürgersöhne und selbst Leute ritterlichen Standes, so Dietrich von Gosserstedt, von dem es ausdrücklich heißt, er habe früher das Gewand des Ritters getragen (1303). Aus diesen Laienbrüdern heben sich die Hofmeister (magistri grangiae oder curiae) heraus, die die Landwirtschaft auf den Wirtschaftshöfen zu leiten hatten. Daneben gab es weniger wichtige Ämter: Ackermeister, Viehmeister usw. Man wird die Leistung der Konversen um so höher einschätzen müssen, als die Arbeit im allgemeinen schweigend zu verrichten war und tägliche Teilnahme am Morgen- und Abendgot-
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tesdienst erwartet wurde. Neben den Konversen gab es auch Lohngesinde (mercenari). Uber die mancherlei wirtschaftlichen Anforderungen und Drangsalierungen, denen das Kloster ausgesetzt war, berichtet in satirischer Form ein Gedicht des Nikolaus von Bibra, das kurz nadi 1280 entstand. Die ehemalige Landesschule Pforte, in die das Kloster in der Reformationszeit umgewandelt wurde, bietet, wenn auch nicht im einzelnen, so doch in der Gesamtanlage immerhin noch ein Bild des alten Klosters. Die ursprünglich romanische Anlage von Klausur und Mühle ist noch zu erkennen. Im Erdgeschosse des „Fürstenhauses" befand sich das Infirmitorium mit einer Kapelle, die später als „Abtskapelle" bezeichnet wurde, sich erhalten hat und mit Recht als eine der besten Leistungen des sog. Ubergangsstils in Deutschland gerühmt wird. Der Grundcharakter ist noch durchaus romanisch, nur die Apsis zeigt bereits die polygonale Form der Gotik, und der Spitzbogen beginnt den Rundbogen zu verdrängen. Die Klosterkirche gilt als das älteste deutsche Beispiel einer ausgeprägten Zisterzienserkirche. Zwar ist sie in den Jahren 1251—1268 gotisch umgebaut worden, und andere Umgestaltungen folgten. Noch im 15. Jahrhundert wurde an der Kirche gebaut. Doch ist die ursprüngliche Anlage, eine romanische kreuzförmige Basilika mit sehr gestrecktem Langhaus und zwei Doppelkapellen an der Ostseite des Querschiffs, noch durchaus erkennbar. Eine ursprünglich staffeiförmige Anordnung der Apsiden, ähnlich wie in Bürgel, hatte man vermutet, doch haben Grabungen diese Vermutung nicht bestätigt. Der eindrucksvollste Teil des gotischen Neubaus ist der Chor, ein Meisterwerk, das wenig später liegt als der Naumburger Westchor und in der Klarheit der architektonischen Durchführung diesen vielleicht noch übertrifft. Ob der 1250 genannte magister opeiis Albert als sein Meister zu gelten hat, wie angenommen worden ist, steht dahin. Jedenfalls war das Naumburger Vorbild von nicht geringem Einfluß auf die so ganz unzisterziensische Gestaltung des Bauwerks. Vor allem die Einzelheiten der Kapitelle, Konsolen und Schlußsteine sind von großer Schönheit. Auch der Gesamteindruck des südlichen Seitenschiffs wird jedem Besucher unvergeßlich sein. Dagegen halten die Skulpturen der wesentlich späteren, an sich interessanten Westfassade den Vergleich mit Naumburg in keiner Weise aus. Wie alle Zisterzienserkirchen besitzt auch die von Pforte keinen Turm, sondern lediglich einen Dachreiter über der Vierung. Zum bedeutendsten Kloster im Lande Sachsen wurde eine Tochtergründimg von Pforte, A11 z e 11 e bei Nossen an der Freiberger Mulde.
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Wie im Falle von Pforte ging auch hier eine andere Klostergründung voran. Tammo von Strehla, einem Geschlechte entstammend, das später die naumburgische Burggrafschaft Strehla innehatte, hatte in den vierziger Jahren des 12. Jahrhunderts im Walde an der Freiberger Mulde, den er vom Bischof von Meißen zu Lehen trug, ein Benediktinerkloster gegründet, das indes wieder einging. Die in solchen Fällen stereotype Wendung, dies sei infolge Pflichtversäumnis (negligentia) der Mönche geschehen, wird man nicht allzu wörtlich nehmen dürfen. Die Schwierigkeiten im noch unangebauten Lande mögen groß genug gewesen sein. Wenig später begannen in dieser Gegend die Rodungen durch deutsche Siedler. Markgraf Otto der Reiche von Meißen ließ sie in großem Stile vornehmen. Die herbeiströmenden siedlungswilligen Bauern waren fränkischer Herkunft. Eine Klostergründung schien vorteilhaft, um für sie einen kirchlichen Mittelpunkt zu schaffen; solches Vorgehen hatte sich ja anderwärts bereits bewährt. Sie wurde vor 1162 in die Wege geleitet, angeblich auch auf Betreiben der Markgräfin Hedwig, die auf dem Lauterberge erfahren hatte, daß gemäß der Senioratsfolge die Vogtei dieses Stifts nicht stets ihren Nachkommen zukommen müsse. Gewiß wird auch der Wunsch, eine würdige Begräbnisstätte allein für die meißnische Linie der Wettiner zu besitzen, bei der Klosterstiftung eine Rolle gespielt haben. Einundzwanzig Wettiner sind im Kloster begraben, doch haben sich nur vier Grabsteine erhalten. Als Ausstattung wurden der neuen Pflanzung 800 soeben dem Anbau zugeführte Hufen zugewiesen, eine sehr reichliche Dotation, die derjenigen des Klosters Schmölln vergleichbar ist. Das Gebiet war Reichslehen des Markgrafen, so daß die Zustimmung Friedrich Barbarossas zugezogen werden mußte. Sie wurde 1162 erteilt, und gleichzeitig wurden Bestimmungen über die Rechtsstellung des Klosters getroffen: freie Abtwahl wurde zugesichert, doch sollte es in den Spiritualien dem Bischof von Meißen unterstehen. Die Vogtei wurde dem jeweiligen Markgrafen von Meißen vorbehalten, also nicht unbedingt der Familie des Gründers, und es ist bezeichnend, daß der Vogt nicht nur als advocatus, sondern zugleich auch als defensor bezeichnet wird. Im Vordergrund stand nicht mehr die Herrschaft, sondern der Schutz, und 1185 versprach demgemäß der Markgraf, die Vogtei völlig unentgeltlich auzuüben. Obwohl eigenkirchenrechtliche Elemente nachwirkten, wie dies vor allem darin sichtbar wird, daß 1185 dem Kloster 118 Hufen seiner Ausstattung vom Markgrafen wieder entzogen wurden, wenn auch gegen Entschädigung, da darauf Silberfunde gemacht worden waren, so war doch deutlich eine neue Rechtsauffassung im Begriffe, sich durchzusetzen.
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In der Urkunde von 1162 ist von Zisterziensern noch nicht die Rede, nur die Benediktinerregel wird genannt, aber das Marienpatrozinium, das in Aussicht genommen war, sowie der Ausdruck deiensor für den Vogt lassen den Schluß zu, daß von vornherein beabsichtigt war, eine Zisterze zu gründen. Die Mönche aus Pforte werden bald übersiedelt sein und die Anlegung der Klostergebäude in Angriff genommen haben. Der Ort, den man hierfür zunächst wählte, erwies sich als ungeeignet. Gegen markgräfliche Zugeständnisse in der Zehntfrage (vgl. S. 47) überwies Bischof Gerung von Meißen die Ausstattung des eingegangenen Benediktinerklosters, und hier wurde nun das neue Kloster errichtet. Wenn die Altzeller Jahrbücher als Gründungsdatum (initium Cellae S. Marie) den 27. Mai 1175 angeben, so dürfte es sich dabei um die Weihe des Chors der ersten Kirche handeln. Eine Anzahl Kapellen wurden in den folgenden Jahren geweiht, aber erst 1198 war der Bau der Kirche vollendet (oratoiium magnum). Bischof Martin bestätigte 1183 die Verfügungen seines Vorgängers, befreite das Kloster vom Zehnten und betonte nochmals seine Unterstellung unter die meißnische Diözesangewalt, indem er auf das Beispiel Pfortes verwies, das damals freilich bereits im Begriffe war, exemt zu werden. Eine genaue Grenzumschreibung des Klosterbesitzes, dereinen geschlossenen Komplex bildete, wie dies nur im Rodungsland möglich war, fand 1185 statt. 1190 nahm Clemens III. das Kloster in den päpstlichen Schutz, und es wird ersichtlich, daß es damals wie Pforte der Exemtion zustrebte, denn der Rechte des Bischofs wurde nicht mehr gedacht, wohl aber war der „päpstliche Vorbehalt" nicht vergessen. Die Exemtion ist tatsächlich weitgehend erreicht worden, doch suchten im Spätmittelalter die Meißner Bischöfe wiederum ihr Diözesanrecht geltend zu machen. Weitere päpstliche Schutzurkunden liegen aus den Jahren 1213, 1227, 1245 und 1364 vor. Der Königsschutz wurde dem Kloster 1224 von Heinrich (VII.) verbrieft, wobei ihm zugleich die Erwerbung von Reichsgütern ohne besondere Genehmigung gestattet wurde. Die Gerichtsbarkeit auf dem Klosterbesitz stand grundsätzlich in vollem Umfange dem Abte zu. Er ließ sie hinsichtlich der Blutgerichtsbarkeit zunächst (1221) durch den Markgrafen ausüben, dessen lokale Gerichtsbeamte (advocati) aber, und das ist wichtig, das Klostergebiet nur auf Aufforderung (nisi de vocatione abbatis) betreten durften. Später wurde ihnen die Ausübung jeglicher Gerichtsbarkeit überhaupt untersagt (1267), die somit den Beamten des Abtes zufiel. Sie wurde gegen Ende des Jahrhunderts ausgeübt durch iratres conversi iudices, die das Recht hatten, im ganzen Lande des Markgrafen „ihre" Übeltäter auch in Blutfällen ausgeliefert zu erhalten (sive sint fures sive iaptores sive incendiarii). Die Einverleibung
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in den wettinisdien Landesstaat hat aber diese weitgehende gerichtliche Immunität nicht hindern können. Zwar wurde dem Kloster im 14. Jahrhundert wiederholt Abgabenfreiheit zugesichert (zuerst 1317), doch bezog sich dies nur auf die regelmäßig zu erhebenden Abgaben, während kraft markgräflichen Mandats eine außerordentliche Besteuerung jederzeit möglich war. In der Tat ist das Kloster häufig zu den verschiedensten Leistungen herangezogen worden. Der Beginn dieser Entwicklung liegt tief im 13. Jahrhundert. Bereits in einer Urkunde Heinrichs des Erlauchten von 1243 wurde nicht mehr deutlich geschieden zwischen Vogtei und Landesherrschaft, was aber nicht bedeutet, daß diese im Hinblick auf das Kloster aus jener hervorgegangen sei. Altzelle war wohl das reichste der mitteldeutschen Klöster. Seine Ausstattung war von Anfang an sehr umfangreich gewesen, und es gelang, sie beträchtlich zu vermehren, meist durch Kauf, weniger durch Schenkungen, die indes keineswegs fehlten. Vor allem in Richtung auf Frankenberg zu sowie im Norden um Roßwein, Nossen und Siebenlehn wurde das geschlossene Klostergebiet erweitert. Mancherlei Streubesitz kam hinzu. Nach zisterziensischer Sitte legten die Altzeller Mönche Grangien an, von denen 1190 drei, 1213 aber bereits acht bezeugt sind. Ihre Zahl vermehrte sich späterhin noch mehr. Bei der Aufhebung im Jahre 1540 besaß es noch elf Wirtschaftshöfe. Etwa ebensoviele waren im Laufe der Zeit vom Kloster abgekommen oder eingegangen. Es ist bemerkenswert, daß die altzellischen Erwerbungen der Frühzeit vorzugsweise im Lößgebiet der sog. Lommatzscher Pflege, in der alten Landschaft Daleminzien gelegen waren. Als Wirtschaftsfadileute, die sie waren, wußten die Zisterzienser sehr wohl, welcher Boden die höchsten Erträge abwirft. Später dehnte sich der Streubesitz weit aus, bis in die Leipziger Gegend und an die Elbe nördlich Meißen und südlich Dresden, vereinzelt auch über die Elbe hinaus. An der Saale bei Jena (Zwätzen) und selbst in Böhmen (Lobositz) hatte das Kloster Grangien, wobei diese entfernt gelegenen Güter allerdings teilweise durch Schenkung erworben und auch auf die Dauer nicht gehalten wurden. Lobositz aber wurde 1252 gekauft. Im 13. Jahrhundert waren auch diese entfernten Güter zweifellos gut bewirtschaftet und in straffer Abhängigkeit vom Kloster. Wie hätte sonst 1271, durch Hungersnot im Lande genötigt, der Konvent seinen Sitz vorübergehend nach Lobositz verlegen können? An der deutschen Besiedlung des Erzgebirges war das Kloster völlig unbeteiligt. Die deutschen Dörfer auf dem ihm ursprünglich zugewiesenen Gebiet hat es nicht gegründet, sondern sie bestanden bereits.
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Neuerwerbungen im Erzgebirge hat es nur wenige gemacht {Weißenborn, Erbisdorf, St. Michaelis), hier wurden auch keine Grangien angelegt. Wir erinnern uns, daß auch Pforte an der Ostsiedlung nicht teilgenommen hat. Die Rolle der Zisterzienser in der Geschichte der sog. ostdeutschen Kolonisation ist offenbar erheblich überschätzt worden; wenigstens gilt dies für Mitteldeutschland. Auch das häufig als Musterbeispiel angeführte Zisterzienserkloster Waldsassen im Egerland hat in erster Linie bereits bestehende Dörfer erworben und keineswegs neue Dörfer in großem Umfange angelegt. Eine der wichtigsten Erwerbungen hätte für Altzelle die Übertragung sämtlicher Kirchen der aufblühenden Bergstadt Freiberg werden können (1225). Es waren außer dem Hospital nicht weniger als fünf Pfarrkirchen. Das Kloster hat sie nicht zu halten vermocht, doch ist unbekannt, wann sie verloren gingen. Höfe in Städten besaß es dagegen später mehrere in Freiberg und Leipzig, Dresden und Meißen. Ja es erwarb 1293 die Stadtherrschaft der damals nicht unbedeutenden Stadt Roßwein, und 1388 fiel ihm durch Schenkung erstmalig, erst 1500 endgültig durch Kauf das Städtchen Siebenlehn zu. 1430 wurden Burg und Stadt Nossen käuflich erworben. Der Wohlstand des Klosters hielt also auch im 15. Jahrhundert an. Eine vorübergehende Krise gegen Ende des 13. Jahrhunderts, die angeblich fast zur Auflösung des Konvents geführt hätte, wird nicht so ernst gewesen sein, wie der Abt es darstellte, denn wenn auch damals einige wertvolle Klostergüter verkauft wurden, so wurden doch andere erworben, der Erlös also keineswegs nur zur Abdeckung von Schulden verwandt. Bei der Auflösung 1540 besaß das Kloster 3 Städte, 75 Dörfer, 11 Wirtschaftshöfe und den Patronat über 23 Kirchen, von denen aber nur vier inkorporiert waren. Wahrlich ein stattlicher Komplex, der sich mit manchem kleinen Territorium des deutschen Südens und Westens vergleichen konnte I Die Klostergebäude sind leider völlig zerstört, nur das gewaltige Rundbogenportal der Umfassungsmauer, dessen Unterteil heute tief in der Erde steckt, vermag davon noch einen schwachen Eindruck zu vermitteln. Erhalten hat sich auch das Konversenhaus mit romanischem Untergeschoß; es wird heute als Kornspeicher benutzt. Auch die beiden schönen Portale der Stadtkirche in Nossen stammen aus Altzelle. Sie wurden nach der Aufhebung des Klosters, dessen Gebäude unaufhaltsamem Verfall ausgesetzt waren, dorthin gebracht und auf diese Weise dem Untergang entrissen. Die Klosterwirtschaft ähnelte der von Pforte sehr, doch ist ein ganz wesentlicher Unterschied offensichtlich: die Altzeller Mönche haben Rentenbezug von Anfang an nicht verschmäht. Die 800 überwiesenen
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Hufen wurden nur zum kleinen Teil in Eigenwirtschaft genommen, zum bei weitem größeren blieben sie deutschen Bauern gegen Abgaben überlassen, soweit nicht der Wald ungerodet blieb. Gewiß haben auch die AItzeller Mönche stellenweise Bauern gelegt. Von 1195 an erwarben sie z. B. nach und nach das Dorf Zadel an der Elbe mit mehr als 25 Hufen. Ein Klosterhof bestand bereits 1213. Zu ihm wurden 1237 noch fünf ehedem zur Kirche gehörige Hufen geschlagen. 1218 wurde die Anlage eines Weinbergs begonnen. 1276 wurde das benachbarte Dorf Coze gekauft. Eine Grangie wurde hier angelegt, auf der 1289 6 Pferde und 13 Ochsen gehalten wurden; 1293 war das Dorf verschwunden. Ein typisches Beispiel zisterziensischer Wirtsdiaftsgebarung also, durchaus vergleichbar dem Beispiel Osfurt, das wir für Pforte anführten. Aber 1351 beschloß der Abt, den Hof Zadel (wie auch den in Ostrau) gegen Zins an Bauern aufzuteilen, weil er wenig ertragreich war. Das Steuer wurde also völlig herumgeworfen. Viele Orte, die in den Besitz des Klosters gelangten, sind niemals anders als durch Zinsbauern genutzt worden, auch im fruchtbaren altbesiedelten Gebiete. Bei der Auflösung des Klosters war die Eigenwirtschaft recht bescheiden, die meisten Grangien waren verpachtet. Man sieht, daß die Wirtschaftsprinzipien Altzelles durchaus elastisch waren, wobei im Spätmittelalter vielleicht ein gewisses Nachlassen der wirtschaftlichen Tüchtigkeit zu beobachten ist, doch ohne daß dies besondere Folgen für den Wohlstand des Klosters gehabt hätte. In dieser Zeit wurden vielmehr umfangreiche Geldleihegeschäfte betrieben. Bedeutend war schon frühzeitig die gewerbliche Tätigkeit im Kloster, zumal die Tuchmacherei. Ein besonderes Webhaus (domus textrina) ist 1286 nachweisbar. Aber auch Schuster, Schmiede und Schneider waren vorhanden und nahmen im Spätmittelalter sogar Lehrlinge an, deren Ausbildung von jeder Innung anerkannt wurde. Es muß also nicht selten vorgekommen sein, daß junge Handwerker, ohne die Kutte zu nehmen, lediglich eine Ausbildungszeit im Kloster verbrachten. Einen Streit um die im Klosterdorf Großweitzschen ansässigen Handwerker gab es 1277 mit der Bürgerschaft der Stadt Döbeln. Es wurde dabei festgestellt, daß schon 1221, zur Zeit Markgraf Dietrichs, Schenke, Schmied, Schuster, Wollenweber und Schneider im Dorfe ansässig waren und daß gebraut werden durfte. Beim gleichfalls dem Zisterziensterorden angehörigen Kloster Buch wird uns Ähnliches begegnen (vgl. S. 242). Die Umgestaltung, die die dörfliche Wirtschaft unter dem Einfluß der Zisterzienser erfuhr, wird damit deutlich. Angestrebt wurde eine gewisse wirtschaftliche Autarkie für das Kloster: vom Rohstoff bis zur Fertigware wurde alles selbst erzeugt und ver-
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arbeitet und zum großen Teile auch selbst verbraucht. So möchte man vermuten, daß die große Zahl von Ochsen in Zadel wegen des Leders gehalten wurden. Doch hat es auch an Handel nach außen nicht gefehlt. Zollfreiheit in der Mark Meißen besaßen die Brüder zwar nur für Waren ihres eigenen Bedarfs, nicht für Handelsware, aber gerade daß diese ausgenommen wurde zeigt, daß die Altzeller Mönche auch Handel trieben. Vermutlich dienten die Klosterhöfe in den Städten als Stützpunkte für denVertrieb von Waren. Bedeutend war der Besitz des Klosters an Mühlen, wobei besonders die Mühlen bei Grimma eine Rolle spielten, deretwegen es mancherlei Unzuträglichkeiten mit der Stadt gab. Selbst im Bergbau haben sich die Mönche versucht, wenn auch hier ohne nennenswerten Erfolg. Eine direkte Nachricht über die Zahl der Mönche liegt erst aus dem Jahre 1408 vor, sie betrug damals 48. In früherer Zeit wird sie höher gewesen sein. Im Jahre 1255 beabsichtigte man, ein Tochterkloster in Seußlitz zu gründen, doch kam es nicht dazu (vgl. S. 325). Erst die Gründung von Neuzelle wurde 1268 wieder wirklich durchgeführt. Damals konnte also der Konvent Brüder abgeben. Aber noch 1480 sind 15 altzellische Mönche nach Ungarn gegangen, um eine Zisterze ins Leben zu rufen, unbekannt wo, und 1540 waren 80 Personen im Kloster zu verpflegen, wovon doch wohl mindestens die Hälfte Mönche waren. Ihrer Herkunft nach waren die Brüder ganz vorwiegend bürgerlichen Standes. Nur wenige Söhne des niederen Adels lassen sich nachweisen, vielleicht einige Bauern. Sie alle entstammten seit dem 13. Jahrhundert meist der Mark Meißen, nur in den Anfängen des Klosters ist Zuzug auch aus entfernteren Gebieten häufiger gewesen. So war das Hauskloster der Wettiner wirklich ein markmeißnisches Kloster, was sich auch in den engen Beziehungen zu einigen meißnischen Adelsgeschlechtern äußert, deren Angehörige sich im Kloster begraben ließen. Die Burggrafen von Meißen und die Burggrafen von Dohna besaßen hier eigene Begräbniskapellen. Möglich war die Aufnahme von Laien, die im Kloster ihren Lebensabend verbrachten. Die Klosterämter waren im wesentlichen dieselben wie in Pforte, und auch das Tagewerk in geistlicher Hinsicht war im ganzen das gleiche. Als Prediger tat sich Abt Ludeger (1210—1234) hervor. Ganz besonders ausgeprägt muß in Altzelle die Gastfreundschaft gewesen sein, die nicht nur dem Landesherrn und dem Bischof gewährt wurde, was oft mit großem Aufwand verbunden war, sondern jeglichem Durchreisenden zugute kam. Erst aus der Reformationszeit liegen Zahlen vor: es sollen innerhalb von drei Jahren 14 000 Reisende zu Pferde und 20 000 zu Fuß beherbergt worden sein.
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Großes Ansehen genoß in der Reformationszeit die Bibliothek des Klosters. Vor allem der gelehrte, durch humanistische Bildung ausgezeichnete Abt Martin von Lochau (1493—1522) hatte zu ihrer Vermehrung beigetragen, über ihre Bestände, die damals etwa 1000 Bände umfaßten, orientiert ein in der Jenaer Universitätsbibliothek befindlicher Katalog von 1514. Es geht aus ihm hervor, daß die wissenschaftlichen Studien in Altzelle von den Anfängen des Klosters an mit Eifer betrieben worden sind. Wir erinnern uns, daß die ersten Mönche eine Anzahl Handschriften aus Pforte mitbekommen hatten. Der Bestand wurde bald vermehrt, sei es durch Ankauf oder Schenkung, sei es durch eigene Abschreibearbeit. Man beschäftigte sich schon im 12. Jahrhundert mit geschichtlichen Studien, und wenn auch die im Kloster selbst verfaßten, damals begonnenen Jahrbücher mehr als dürftig sind, so zeigen doch die vorhandenen Handschriften der Chroniken Hugos von St. Viktor und Ekkehards von Aura, von Widukinds Sachsengeschichte und der Böhmenchronik des Cosmas, daß man bestrebt war, den Gesichtskreis zu erweitern. Die beiden letztgenannten Werke wurden vermutlich noch im 12. Jahrhundert im Kloster selbst abgeschrieben. Um 1200 besaß der Mönch, spätere Abt Ludeger Augustins De civitate Dei; er schenkte die vielleicht von ihm selbst geschriebene Handschrift 1206 dem Meißner Hochstift. Im 13. Jahrhundert erwarb das Kloster Bedas Kirchengeschichte und das Geschichtswerk des Orosius, aber auch Handschriften antiker Autoren (Seneca, Exzerpte aus Cicero). Andere Altzeller Handschriften dieser Zeit sind verloren: die sächsische Weltchronik in lateinischer Übersetzung und, besonders zu bedauern, Brunos Buch vom Sachsenkriege, das uns überhaupt nur in einer einzigen, sehr späten, ebenfalls aus Altzelle stammenden Handschrift erhalten ist. Eine im Kloster damals verfaßte Weltchronik (von der Entstehung der Welt 1 bis 1261) entbehrt des selbständigen Wertes und ist als bloße Kompilation mit Recht unveröffentlicht geblieben. Auch im 14. Jahrhundert wurde die Zahl der Handschriften weiter vermehrt, darunter um eine 1343 angefertigte wertvolle mitteldeutsche Übersetzung der Evangelien. Eine Klosterschule muß damals schon lange vorhanden gewesen sein, wenn sie auch niemals erwähnt wird. Wahrscheinlich diente sie nur der Unterrichtung der Neueingetretenen und unterstand dem Novizenmeister. Die Schule wurde anscheinend später zu einer Art Studienkolleg ausgebaut, denn 1397 wurde Magister Vinzenz Grüner, ein gebürtiger Zwickauer, als Lektor der freien Künste und der Theologie aus Prag nach Altzelle berufen, wo er bis zu seinem Tode 1421 gewirkt hat. Nach dem Auszug der deutschen Studenten aus Prag 1409 hat vermutlich die Altzeller Schule vorübergehend die Aufgaben des dortigen,
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1374 v o n Karl IV. gegründeten zisterziensischen „Bernhardinerkollegs" übernommen, bis 1427 ein neues Zisterzienserkolleg an der Universität Leipzig gegründet wurde. Sein erster Leiter war Georg, ein Mönch aus Altzelle. Veranlassung zu dieser Gründung gab wohl erst der Tod des Matthäus von Königsaal, der, von den Hussiten aus Prag vertrieben, die Schule in Altzelle geleitet hatte. Eine Anzahl seiner Werke befand sich in der Klosterbibliothek. Nicht wenige Mönche aus Altzelle haben in der Folgezeit in Leipzig studiert. Einen nochmaligen Aufschwung nahmen die Studien unter dem bereits erwähnten Abt Martin von Lochau. Wenig später als Altzelle dürfte ein weiteres Zisterzienserkloster gegründet worden sein, D o b r i l u g k in der Niederlausitz. Stifter war Markgraf Dietrich von der Ostmark (f 1184), der Bruder des Gründers von Altzelle, doch liegt das Jahr nicht fest, da eine Stiftungsurkunde nicht erhalten ist. Anscheinend wurden die ältesten Urkunden des Klosters v o n den Mönchen selbst vernichtet und durch eine Reihe von Fälschungen ersetzt. Die erste echte Urkunde für Dobrilugk stammt erst aus dem Jahre 1202. Nach der Zisterziensertradition fallen die Anfänge des Klosters ins Jahr 1165, und es ist nicht unglaubhaft, daß damals Mönche aus Walkenried nach der Niederlausitz gezogen worden sind. Doch mag die Gründung einer neuen Niederlassung in diesem deutscher Siedlung noch kaum gewonnenen Land schwierig gewesen sein und sich verhältnismäßig lange hingezogen haben. Daß der ganze Plan mit der erwarteten Ansiedlung deutscher Bauern in Zusammenhang stand, ist offensichtlich. Als Ausstattung erhielt das Kloster außer einigen slavischen Dörfern einen unbesiedelten Landstrich an der Kleinen Elster, auf dem sich später die Fluren von acht Dörfern erstreckten, die vermutlich vom Kloster selbst aus mit Hilfe deutscher Bauern angelegt worden sind. Im dünnbesiedelten Lande östlich der Elbe waren andere Wirtschaftsgrundsätze geboten als in den weiter westlich gelegenen Gebieten. Hier galt es nicht Bauern zu verdrängen, sondern herbeizurufen. Der Anlage von Neubrüchen durch das Kloster und seine Bauern (coloni) wird 1228 ausdrücklich gedacht, aus Anlaß der Gewährung von Zehntfreiheit durch Bischof Bruno II. von Meißen. Schon v o r h e r w a r e n die Mönche in der Lage gewesen, einige bereits bestehende Ortschaften anzukaufen. Auch durch Schenkungen wurden sie unterstützt. Die Festigung der Verhältnisse wird daraus ersichtlich, daß in Kirchhain ein Markt eingerichtet v/erden konnte. Der Ort ist in der Folgezeit zum Städtchen aufgestiegen. Obwohl die Mönche somit ein halbes J a h r h u n d e r t nach den ersten A n f ä n g e n aus dem Gröbsten heraus waren, blieb doch ihr Leben noch immer hart, ihre 15 Schlesinger II
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Klöster und Stifter
Lage dürftig. Kronzeuge hierfür ist Walther von der Vogelweide, der dichtete: Ich bin verlegen als ein sü: min sieht här ist mir worden rü. süezer sumer, wä bistu ? ja saehe ich gerner veltgebü. e daz ich lange in solher drü beklemmet waere als ich bin nü, ich wurde e mündi ze Toberlü. Der Dichter mochte in dem harten Winter 1210/11 am Hofe des Markgrafen Dietrich von Meißen von der Mühsal und den Entbehrungen gehört haben, denen die Brüder noch immer ausgesetzt waren. Die Vogtei über das Kloster lag zunächst bei den Wettinern. Der Gründer hat sie wohl gleich bei der Stiftung seiner Familie vorbehalten. Sie war keine bloße Schutzvogtei im zisterziensisdien Sinne, sondern eine im Eigenkirchenrecht wurzelnde Gründervogtei, die die Klosteruntertanen zu Abgaben verpflichtete. Erst 1234 überließ Markgraf Heinrich der Erlauchte das ihm zustehende Vogtdrittel der Gerichtsgefälle (terciam paitem advocatie, que ad nos spectabat) dem Kloster, aber audi dann noch standen dem Vogt gewisse Leistungen zu, die, mit der Niederlausitz an die Markgrafen von Brandenburg gekommen, 1350 als die vogtye zu dem Doberlug verpfändbar waren. Zugleich geht aus der Schenkimg von 1234 hervor, daß der Abt Gerichtsherr im Klostergebiet war, auch hinsichtlich der Blutgerichtsbarkeit, wie dies für einzelne Dörfer auch anderweitig bezeugt ist (1217). Das Verhältnis des Klosters zum Diözesanbischof ist zunächst dunkel. Wenn Honorius III. sich 1222 der Rechte des Klosters annahm, so besagt dies noch nichts über eine Exemtion. Aber 1253 wurde Dobrilugk von Innozenz IV. in sehr ins einzelne gehenden Bestimmungen von der Diözesangewalt des Meißner Bischofs weitgehend befreit. Wie im Falle von Altzelle gelang es freilich dem Bischof im 14. Jahrhundert, sich über diese Bestimmungen hinwegzusetzen Langwierige und kostspielige Streitigkeiten waren die Folge (1353). Im Jahre 1234 besaß das Kloster 15 Dörfer, die ein geschlossenes Gebiet um Dobrilugk bildeten, dazu 24 Hufen in drei weiteren Dörfern. 1253 werden außerdem fünf Grangien genannt. Nur zwei von ihnen lagen im geschlossenen Klostergebiet, die drei übrigen, offensichtlich später hinzugekommenen, in der Nähe der Elbe zwischen Belgern und Torgau. Zwei weitere Dörfer wurden hier 1256 und 1269 erworben und in Grangien umgewandelt. Es wird ersichtlich, daß auch
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die Zisterzienser von Dobrilugk in die traditionelle Wirtschaftsweise ihres Ordens einlenkten: sie strebten Eigenwirtschaft im altbesiedelten Lande und da wieder vorzugsweise in der Flußniederung an. Umfangreiche Erwerbungen in der Niederlausitz wurden seit 1297 gemacht, insbesondere von den Herren von Eilenburg, die im Laufe von sechs Jahren Güter im Werte von fast 1000 Mark dem Kloster überließen. Wie günstig muß damals dessen Wirtschaftslage gewesen sein! Der Ankauf eines Hofes in der Stadt Luckau deutet darauf hin, daß mit dieser Stadt, in deren Nähe ein Teil der Neuerwerbungen lag, Wirtschaftsbeziehungen angeknüpft werden sollten. Die Herrschaft über Burg und Stadt Lübben hat Dobrilugk nur vorübergehend innegehabt. Im Jahre 1373 besaß das Kloster 31 Dörfer und zwei Grangien um Dobrilugk selbst, drei Dörfer und drei Grangien an der Elbe und fünf Dörfer bei Ludcau, den Hof in dieser Stadt und den Wald Markgrafenheide. Kaiser Karl IV. als neuer Herr der Niederlausitz nahm damals das Kloster in seinen Schutz. Auch in den folgenden Jahrzehnten hat es noch eine Anzahl Dörfer im Osten erworben, bis die in der Niederlausitz im 15. Jahrhundert herrschende politische Unsicherheit einen gewissen Niedergang herbeiführte. Nicht den gesamten Besitz hat es damals zu halten vermocht, doch verzeichnet ein nach der Auflösung (1541) angelegtes Erbbuch (1546) noch immer das Städtlein Kirchhain und 28 Dörfer. Auf die Klosterwirtschaft einzugehen erübrigt sich, denn sie war dieselbe wie in Pforte und Altzelle, als Besonderheit verdient lediglich Erwähnung, daß gemäß der Natur des Landes die Waldbienenzucht eine bedeutende Rolle spielte. Das gleiche gilt für das geistliche Leben im Kloster und die Klosterämter. Der Konvent wird zunächst klein gewesen sein, doch erreichte er in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts die Größe, die für Abzweigung eines Tochterklosters vorgeschrieben war. Sie erfolgte in Polen in Semmritz, das dann NeuDobrilugk genannt wurde. Schon vor 1239 hatte das Kloster hier von Herzog Wladislaw von Großpolen 500 Hufen an der Obra erhalten. Sie wurden ihm 1259 von seinem Sohn Boleslaw bestätigt, und den Mönchen wurde aufgetragen, dort einen Marktflecken nach deutschem Recht und deutsche Dörfer nach welchem Recht immer zu gründen, also die deutsche Siedlung in Gang zu bringen. Doch dauerten die Vorbereitungen noch bis 1286. Erst in diesem Jahre konnte das neue Kloster geweiht werden. Es wurde später nach Biesen verlegt. Die Dobrilugker Zisterzienser waren fast durchweg bürgerlicher Herkunft. Die Namen, die genannt werden, deuten auf Städte der Niederlausitz und Mitteldeutschlands. Uber die Pflege der Wissenschaft im Kloster weiß man nur, daß die Bibliothek zusammen mit der des Zölestinerklosters 15*
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auf dem Oybin nach Prag kam, wo sie zum Grundstode der Bücherei des dortigen Jesuitenkollegiums und damit der Universitätsbibliothek wurde. 1441 wurden 62 Bücher meist theologischen Inhalts aus dem Kloster Ploß in Böhmen, die die Mönche von einem Prager Bürger gekauft hatten, sogleich an das Prämonstratenserstift auf dem Harlungerberge bei Brandenburg weiter verkauft. Für großes wissenschaftliches Interesse in dieser Zeit spricht das nicht. Aber auch Mönche aus Dobrilugk haben im 15. Jahrhundert in Leipzig studiert. Zwei Söhne des Markgrafen Konrad stifteten Zisterzienserklöster, der dritte, Graf Dedo von Groitzsch, gründete das Augustiner-Chorherrenstift Z s c h i l l e n (heute Wechselburg an der Zwickauer Mulde). Die Anfänge des Stifts müssen etwa gleichzeitig mit denen Altzelles liegen, denn bereits 1168 war der Bau einer Kirche soweit vorgeschritten, daß eine erste Weihe vollzogen werden und Bischof Gerung von Meißen die Stiftung beurkunden konnte, während der Stifter selbst eine abschließende Stiftungsurkunde erst 1174 ausstellte. Wiederum wird deutlich, daß die neue Pflanzung ein geistlicher Mittelpunkt für deutsche Siedler werden sollte, denn wir hören, daß in der Umgebung Neubrüche angelegt und deutsche Bauernhufen, wie in der Gegend von Altzelle „Lehen" genannt, gebildet worden waren, und die alte Pfarrkirche für diese Gegend, die Rochlitzer Petrikirche (vgl. Bd. 1 S. 170) mit zugehörigen 12 Hufen, wurde dem Stift übereignet. Weitere 17 Hufen in drei slavischen Dörfern sowie 22 der neuen „Lehen" wurden dem Kloster als Ausstattung außerdem übergeben, dazu ein großes Waldstück, dessen Rodung anscheinend erwartet wurde, denn 1168 war von unbebauten Hufen im Walde, die also bereits vermessen waren, die Rede. Freie Wahl des Propstes wurde zugesichert. Die Vogtei behielt der Stifter sich und seinen Erben vor, doch so, daß sie ihm keinen Nutzen bringen und nicht verlehnbar sein sollte. Der Schutz (deiensio) wird gegenüber der Herrschaft betont, doch liegen noch immer eigenkirchenrechtliche Gedanken zugrunde, die sich auch darin äußern, daß Dedo die Beurkundung in Gegenwart seiner fünf Söhne und seines Bruders Otto vornahm. Die hohe Gerichtsbarkeit auf seinen Besitzungen hatte das Stift nicht von Anfang an inne, sondern erwarb sie erst zur Zeit Heinrichs des Erlauchten in zwei Etappen gegen Zahlung von 50 und 100 Mark Silbers. Die erste Zahlung wurde vor 1228 geleistet. Zschillen blieb der Diözesangewalt des Bischofs unterstellt, der sich 1182 das Recht zweimaliger Gastung im Jahre vorbehielt. Er verlieh dafür Zehnteinkünfte. Papst Coelestin III. nahm das Stift 1196 in den päpstlichen Schutz, ohne seine Rechtsstellung näher zu umreißen, auch eine Besitzbestätigung Innozenz' III. von 1205 tat dies nicht. Es ist also offenbar bei der ursprünglichen Regelung ge-
Zschillen
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blieben. Der erste Propst Dietrich und mit ihm wohl die ersten Chorherren kamen vom Lauterberge, dessen Propst Ekkehard zur Durchführung der Stiftung hilfreich die Hand geboten hatte. Die Besitzentwicklung war nicht ungünstig. In dem bei der Stiftung zugewiesenen Walde wurden sechs deutsche Bauerndörfer angelegt, weitere sechs schenkte der Sohn Dedos im Jahre 1208, so daß das Stift jetzt mit dem Zubehör der Rochlitzer Kirche über mehr als 15 Dörfer verfügte. Dazu wurde dem Propste schon 1186 von Bischof Eberhard von Merseburg, zusammen mit dem Pfarrecht (cura) in Rochlitz — die Kirche wurde also dem Stift inkorporiert —, die Archidiakonatsgewalt im ganzen Bereiche des Rochlitzer Allodialbesitzes des Grafen Dedo übertragen. Dies geschah auf Veranlassung des Grafen, der dem Bischof als Gegenleistung die Kirche in Geithain überwies. Der Vorgang ist sehr bemerkenswert. Denn der Rochlitzer Archidiakonat des Propstes von Zschillen erstreckte sich später (vor 1228) auch über weite Gebiete der Meißner Diözese, d. h. über den gesamten Umfang der „Grafschaft" Rochlitz. Graf Dedo muß also auch vom Meißner Bischof eine ähnliche Urkunde erwirkt haben, wie sie das Stift von Bischof Eberhard erhielt, doch ist sie anscheinend verloren. Die Absicht ist deutlich: es war dem Grafen daran gelegen, die geistliche Jurisdiktion im Bereiche seines Rochlitzer Allodialbesitzes in der Hand des Propstes seiner Stiftung vereinigt zu wissen, der also in Wirklichkeit nicht so unabhängig gewesen sein dürfte, wie dies zunächst den Anschein haben könnte. Das Interesse eines weltlichen Herrn setzte sich über Diözesangrenzen hinweg. Vereinheitlichungstendenzen der werdenden Landesherrschaft benutzten das Eigenkirchenrecht als Vorspann, bei äußerer Anpassung an das neue kanonische Recht. Die Zahl der Chorherren in Zschillen kann nicht groß gewesen sein. Dies ergibt sich schon daraus, daß nicht nur der erste, sondern auch der zweite und vierte Propst vom Lauterberge kamen. Zu diesem Stifte wurden noch lange enge Beziehungen unterhalten. Vielleicht läßt dies einen Schluß auf die Zusammensetzung des Konvents zu: er wird aus vornehmen Leuten ritterlicher Abkunft, in erster Linie aus Söhnen königlicher und vermögender markgräflicher Ministerialenfamilien bestanden haben. In einer späteren Quelle, die aber aus den verlorenen Annalen des Thomasstifts in Leipzig schöpft, werden sie als nobiles bezeichnet, was indes schwerlich auf edelfreie Geburt zielt. W i e auf dem Lauterberge trat auch in Zschillen im 13. Jahrhundert innerer Verfall ein. 1278 heißt es, die Brüder hätten ein unordentliches und ihrer Regel zuwiderlaufendes Leben geführt, das sie trotz wiederholter Visitationen durch die Bischöfe von Meißen, die einige Brüder
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ausgewiesen, andere mit Strafen belegt hätten, nicht änderten. Bischof Withego habe das Stift abermals visitieren und reformieren wollen. Als jedoch die Stiftsinsassen das erfahren hätten, sei es zum offenen Tumult gekommen, die Brüder hätten den Propst mit gewaffneter Hand angegriffen und verletzt, den Prior aber getötet. Markgraf Heinrich der Erlauchte, der dies in einer Urkunde aufzeichnen ließ, war nicht der Meinung, daß das Stift durch Brüder des AugustinerOrdens in geistlicher und weltlicher Hinsicht wiederhergestellt werden könne. Er entschloß sich daher, es dem Deutschen Orden zu übertragen, nach langen Beratungen mit dem Bischof von Meißen und anderen Geistlichen. Es ist nicht völlig klar, ob dieser Bericht den Tatsachen entspricht oder ob er übertreibt. Daß aber ein wahrer Kern zugrunde liegt, wird schwerlich zu leugnen sein, schon im Blick auf die detaillierten Angaben und im Vergleich mit den Verhältnissen auf dem Lauterberge (vgl. S. 209), aber auch anderwärts. Wurde doch 1323 das Augustiner-Chorherrenstift Schiffenberg bei Gießen vom Erzbischof Balduin von Trier ebenfalls dem Deutschen Orden wegen sittlicher Verwilderung übertragen. Der Niedergang des Ordens scheint also allgemein gewesen zu sein. Der Akt der Übertragung war eigenkirchenrechtlich begründet, worauf schon die ausdrückliche Zustimmung der Söhne Heinrichs hindeutet, wurde aber nach kanonischem Recht vollzogen
(per donacionem
eiusdem
Misnensis
episcopi
et capituli). Die Rechte des Bischofs für die Zukunft wurden genau umschrieben. Das weitere Schicksal Zschillens als Deutschordenshaus wird an anderer Stelle zu verfolgen sein (vgl. S. 343). Von den Stiftsgebäuden ist nur die Kirche erhalten, die heutige Wechselburger Schloßkirche. Diese aber darf mit ihren Skulpturen als ein auserlesenes Kleinod romanischer Kunst in Mitteldeutschland gelten. Erbaut etwa zwischen 1160 und 1180, wie neuere, noch unveröffentlichte Untersuchungen ergeben haben, hat die Kirche die Gestalt einer dreischiffigen, kreuzförmigen, flachgedeckten romanischen Pfeilerbasilika. Der Grundriß ist nicht aus dem Vierungsquadrat entwickelt. Zuerst wurden wohl das Querhaus, sodann der Ostbau mit dem Chor erbaut. Hieran schloß sich das Langhaus, während der Westbau vielleicht unvollendet blieb. Die geplante Zweiturmfront blieb entweder im zweiten Stockwerk stehen, oder die obere Turmzone wurde in späterer Zeit, möglicherweise nach einem Brande, reduziert. Zwischen den Türmen öffnet sich eine Empore nach dem Mittelschiff. Sie darf wie auf dem Lauterberge als Platz des Stifters und seiner Familie gelten. Der Eingang befindet sich an der Nordseite. Die Säulen der nach drei Seiten offenen Vorhalle sind von besonderer Schönheit. Im 15. Jahrhundert wurde die Decke der Kirche gotisch eingewölbt (vor
Die Wechselburger Schloßkirche
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1487). Der Chor lag ursprünglich viel höher über einer dreischiffigen, vierjochigen Krypta mit halbrunder Apsis. Die zum Chorraum gezogene Vierung wurde gegen das Langhaus abgeschlossen durch den herrlichen Lettner, der heute, in seiner Gestalt weitgehend verändert, teils als Umbau des modernen Hochaltars, teils als Kanzel verwendet wird. Sein plastischer Schmuck, der an künstlerischer Bedeutung den Skulpturen von Naumburg, Meißen und Freiberg gleichkommt, stellt die gesamte Heilsgeschichte dar, gemäß den Vorstellungen der Zeit im Sinne der Vordeutung des Alten Testaments auf d a s N e u e (concoidia
veteris
et novi
testamenti),
die m a n beson-
ders in bestimmten „typologischen" Vorformungen der Gestalt Christi und seines Lebens zu erkennen glaubte. So stehen an der Kanzel die beiden Reliefs, die Isaaks Opferung und die Erhöhung der Schlange darstellen, als Hindeutung auf den Opfertod Christi. Ob die heute an den Vierungspfeilern angebrachten Gestalten wirklich Abraham und Melchisedek sind, wie gewöhnlich behauptet wird, möge dahingestellt bleiben. Wie Abraham damals dargestellt wurde, zeigt vielmehr das Kanzelrelief. Die Rekonstruktion der ursprünglichen Gestalt des Lettners kann hier nicht im einzelnen dargelegt werden. Nur soviel sei gesagt, daß die berühmte Kreuzigungsgruppe nicht auf einem Querbalken über dem Lettner im Triumphbogen gedacht werden muß, wie man gemeint hat, sondern wie heute noch auf einer den Lettner krönenden steinernen Bogenkonstruktion ihren Platz hatte. Das Zentrum der gesamten Darstellung bildete die Gestalt Christi als thronenden Weltenrichter, an der Vorderseite des auf einem Ciborium ruhenden Ambo am weitesten nach vorn gerückt. Die Einordnung eines ganzen Reigens von Figuren in ein Programm kennen wir zunächst von französischen und unter französischem Einfluß stehenden Portalen. Hier ist das Figurenprogramm, vom Portal gelöst und in den Innenraum verlegt, am Lettner durchgeführt worden. Insofern bedeutet Wechselburg einen der Höhepunkte in der Entwicklung der monumentalen deutschen ardiitekturgebundenen Plastik, die hier zugleich, was die Ausformung der Einzelfigur betrifft, den entscheidenden Schritt zum klassischen Stil der staufischen Epoche tut. Die noch heute sichtbaren figürlichen Grabplatten des Stifterpaares dürften zu Tumbengräbern in der Nordhälfte der Vierung gehört haben. Auch das Querhaus dürfte als Grablege der Stifterfamilie gedient haben. Durch zahlreiche Urkundenfälschungen entstellt und verdunkelt ist die Geschichte des Augustiner-Chorherrenstifts St. Marien auf dem Berge bei A l t e n b u r g , das gewöhnlich als Bergerkloster bezeichnet wird. Gleich die angebliche Gründungsurkunde des Stifts von 1172 ist unecht, desgleichen die Bestätigung der Gründung durch Bischof
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Klöster und Stifter
Udo II. von Naumburg. Aber etwas Echtes muß beiden Urkunden zugrunde liegen, und da auch ein freilich sehr dürftiger metrischer Bericht über die Gründung des Stifts, im 14. Jahrhundert verfaßt, vorliegt, läßt sich immerhin sagen, daß es aller Wahrscheinlichkeit nach auf Veranlassung Friedrich Barbarossas im Zusammenhang mit der von ihm vorgenommenen Stadterweiterung in Altenburg, die ins Jahr 1165 zu setzen ist, gestiftet worden ist. Die Weihe erfolgte wohl tatsächlich 1172. Mittelsmänner des Kaisers waren der pleißnische Landrichter Hugo von Wartha und der Marschall Rudolf von Altenburg oder von Brand, die beide einem reichsministerialischen Geschlecht angehörten, das sich später nach der Burg Waldenburg nannte. Es ist sehr wohl möglich, daß sie die eigentlichen Gründer waren und daß das Stift gleich bei der Gründung dem Reiche übergeben wurde, wie wir dies bei Buch finden werden (vgl. S. 240). Die erste Ausstattung, drei Hufen und ein Herrenhof von sieben Hufen, war jedenfalls nicht sehr königlich. Das Stift selber aber hat später Wert darauf gelegt, sogleich vom König gegründet worden zu sein; so erklären sich wohl die Fälschungen, denen eine echte Königsurkunde von 1172 zugrunde liegen muß. Nur auf diese Weise war es möglich, den Herren von Waldenburg die Vogtei zu bestreiten, die die Fälschungen dem König vorbehielten, wobei ihre Unverlehnbarkeit und der Verzicht auf Abgaben festgesetzt wurden. In Wirklichkeit werden die Herren von Waldenburg ursprünglich Vögte gewesen sein, sei es nun als Gründer, sei es als beauftragte Vögte des Königs, wie sie ja auch die Vogtei über die königlichen Klöster Chemnitz und Remse wohl seit den Tagen Barbarossas innehatten. Das Stift suchte statt dessen Anlehnung bei den Burggrafen von Altenburg, ohne jedoch etwa deren Vogtei anzuerkennen. Wenn in der angeblichen Stiftungsurkunde dem Stifte sogleich die Blutgerichtsbarkeit zugestanden wurde, so ist dies ebenfalls auf das Konto des Fälschers zu setzen, während die Gewährung freier Propstwahl im Rahmen des üblichen bleibt, obwohl auch dieser Passus einer Vorlage entnommen ist, die wir kennen. Mit einer Reihe weiterer Fälschungen suchte das Stift die Bestimmungen der angeblichen Gründungsurkunde wahrscheinlich zu machen und noch zu erweitern, und dies ist ihm tatsächlich gelungen. Die ganze Aktion wurde in die Wege geleitet, als man einen Besuch Rudolfs von Habsburg in Mitteldeutschland erwartete. Im Jahre 1286 ließ das Stift nicht nur eine Reihe teilweise gefälschter oder verfälschter Urkunden von Landgraf Dietrich beglaubigen, sondern es wurde gleichzeitig auf den Namen des Burggrafen Albrecht III. von Altenburg, Generalrichters im Pleißenlande, ein Transsumt gefälscht, das nicht weniger als 28 teils echte, teils gefälschte oder verfälschte Urkunden enthält und zu 1279
Bergerstift in A l t e n b u r g
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datiert wurde. Auf Grund dieser beiden Transsumte, die ihm vorgelegt wurden, hat im Jahre 1290 Rudolf von Habsburg dem Stift tatsächlich alle Rechte bestätigt, die es beanspruchte, und es in seinen Schutz genommen. Er bestätigte dem Propst zudem, daß ihm seit alters die Würde eines königlichen Kaplans zugekommen sei, und dem Stifte den Gerichtsstand vor dem königlichen Hoigericht. Erst auf Grund des zweiten gefälschten Transsumts wurde dann die angebliche Stiftungsurkunde als Einzelstück hergestellt (wahrscheinlich 1297). Weitere königliche Schutzurkunden liegen von den Königen Adolf und Albrecht vor. Eine Exemtion aus dem Bistum Naumburg hat das Stift offenbar nicht angestrebt. Päpstliche Schutzurkunden erhielt es von Honorius III. (1216) und Gregor IX. (1227). Seine ursprünglich recht magere Ausstattung hat das Stift vor allem durch Zuwendungen des pleißenländischen freien und reichsministerialischen Adels, aber auch der deutschen Könige vermehren können. Ein Zinsverzeichnis von angeblich 1244, das aber erst später hergestellt wurde, nennt 25 Hufen und drei Wirtschaftshöfe, doch handelt es sich hier offenbar nur um solchen Besitz, der strittig war. Der gesamte Besitz war wesentlich größer. Er lag meist in der Nähe von Altenburg verstreut, auch in der Stadt selbst hatte das Stift Besitz und Rechte. Das zitierte Privileg Rudolfs von Habsburg von 1290 nennt außer den sogleich zu erwähnenden Patronatsrechten an den Stadtkirchen, Burgkapellen und zwei Dorfpfarrkirchen drei ganze Dörfer, vier Wirtschaftshöfe, sechs Mühlen, gegen hundert Hufen (mansi), die zumeist im Altsiedellande des Pleißengaus gelegen waren, und 15 Bauernlehen (ieoda) in Rodungsdörfern weiter östlich, dazu neunzehn Höfe (curiae) in der Stadt und acht Hofstätten (areae) in den Vorstädten, sechzehn Fleischbänke, zwei Badstuben sowie zahlreiche Gärten und verstreute Ackerstücke. Schon im Jahre 1200 war dem Bergerkloster die königliche Pfarrkirche in Treben (vgl. Bd. 1 S. 183) übereignet worden. Ob bald darauf auch die Pfarrkirche in Mehna hinzugefügt wurde, steht dahin. Jedenfalls haben sich die Chorherren später in ihren Besitz zu setzen vermocht. Die bei weitem wichtigste Erwerbung war die Schenkung der Bartholomäikirche samt allen zugehörigen Kirchen und Kapellen in der Stadt Altenburg und auf der Burg durch Friedrich II. im Jahre 1215, der 1224 die Inkorporation folgte. Das Stift trat damit an die Spitze des gesamten Kirchenwesens der Reichsstadt Altenburg. Reibungen zwischen Stift und Bürgerschaft blieben nicht aus (1273/75). Als in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts die Wettiner in den Besitz des Pleißenlandes kamen, begannen sie als Schutzherren des Stiftes aufzutreten. Eine Schutzurkunde Landgraf Albrechts liegt von 1269 vor. Im 14. Jahrhundert ist das Berger-
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kloster dann endgültig in den Landesstaat eingegliedert und zu Steuern und Heerfahrtsleistungen herangezogen worden. Im Stift selbst behauptete man, der erste Propst sei vom Lauterberge gekommen. Die Chronica montis Sereni weiß davon nichts, während sie doch über die Entsendung von Lauterberger Kanonikern nach Zschillen und Riesa gewissenhaft berichtet. Man wird also die Herkunft der ersten Kanoniker offenlassen müssen. Für die zahlenmäßige Stärke des Konvents fehlt es an Unterlagen. Seine Mitglieder dürften sich in erster Linie aus dem reichsministerialischen Adel des Pleißenlandes rekrutiert haben. Der pleißnische Adel, einschließlich der Burggrafen von Altenburg und der Herren von Waldenburg, bevorzugte das Stift als Begräbnisstätte. Nicht nur Eintritt in die Gebetsbrüderschaft, sondern auch ins Stift selbst zum Zwecke der Altersversorgung, also unter Beibehaltung des Laienstandes, ist bezeugt. Besonders aufschlußreich sind die Abmachungen, die im Jahre 1204 mit Tuto von Gera und seiner Frau bei solcher Gelegenheit getroffen wurden. Aber auch ein Armenhospital bestand beim Stift, es wird zuerst 1237 genannt. Als Dignitäre treten neben dem Propst Prior, Kustos und Kantor entgegen. An Stelle des Scholastikus begegnet im 15. Jahrhundert der rector scolarum, d a n e b e n subcantor
und locatus. V o n den
Gebäuden haben sich nur die beiden schönen Westtürme der romanischen Kirche erhalten, die heute als „Rote Spitzen" bezeichnet werden. Reste der regelmäßig kreuzförmigen Basilika sind in dem anliegenden Hause noch erkennbar (Säulen). Die Kirche war aus Backstein errichtet, was in dieser Zeit in Mitteldeutschland ganz ungewöhnlich ist; der Grund ist nicht erkennbar. Möglicherweise sind die Vorbilder in Oberitalien zu suchen. Auch Einzelheiten der Bauformen weisen dorthin. Es ist nicht ausgeschlossen, daß hier der Wille des königlichen Bauherrn von Einfluß war, der am Zentrum des königlichen Pleißenlandes bei seiner Altenburger Pfalz einen repräsentativen Kirchenbau schaffen wollte. Ein Menschenalter früher noch als das Chorherrenstift in Altenburg entstand ein Frauenstift des gleichen Ordens in L a u s n i t z (Klosterlausnitz südlich Eisenberg). Eine späte deutsche Chronik, die aber ältere Aufzeichnungen benutzt haben muß, gibt Nachricht von der Gründung, und diese Angaben werden durch Urkunden bestätigt. Danach war es eine Witwe Kuniza, die, von frommem Eifer beseelt, die Stiftung in die Wege leitete. Nachdem sie schon geraume Zeit ein Gott zugewandtes Leben in der Stille geführt, anscheinend auch Gleichgesinnte um sich versammelt hatte, beschloß sie, in der Waldeinsamkeit eines Ortes, den nur ein Eremit Sigeboto bewohnte, ein Kloster zu gründen. Sie erreichte mit Hilfe ihres Verwandten, des wettini-
Klosterlausnitz
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sehen Ministerialen Gerhard von Hainspitz (Indago), der einer Camburger Burgmannenfamilie entstammte, daß der Besitzer des Waldes, Markgraf Heinrich von der Lausitz, der Sohn Wiprechts von Groitzsch, ihn zu dem frommen Vorhaben zur Verfügung stellte. Auf einem Esel ritt sie im Lande umher, um milde Gaben zu sammeln und die künftigen Mitglieder des Konvents zu werben. Vor allem folgten ihr angeblich neun Jungfrauen aus Halle, deren eine zur Priorin eingesetzt wurde. Kuniza trat ein, ohne ein Amt zu übernehmen. Als erster Propst wurde der Priester Lupoid von Apolda gewonnen (1132?). Es scheint, daß ursprünglich auch einige weitere Männer sich in die Einsamkeit des Waldes zurückgezogen hatten, denn die Urkunde des Papstes Innozenz II., die 1137 die Stiftung bestätigte, spricht von Brüdern und Schwestern. Vielleicht bestand also zunächst ein Doppelkonvent, wie wir ihn bereits wiederholt angetroffen haben. Das provisorische hölzerne Kirchlein, das zunächst erbaut wurde, muß 1137 bereits bestanden haben. Der Bericht der Chronik ist sicherlich erbaulich ausgeschmückt, gewährt uns aber doch Einblick in die religiöse Frauenbewegung des 12. Jahrhunderts, die auf Lebensgestaltung im evangeliengemäßen Sinne abzielte. Kuniza darf als eine frühe Vertreterin dieser Bewegung gelten. Aus einer losen Gemeinschaft frommer Frauen, die noch keine approbierte Regel angenommen hatte und sich bei dem Orte Ryss (Reißen bei Buttstädt?), wo auch eine Kapelle genannt wird, offenbar auf Kunizas Besitztum sammelte, entstand schließlich an anderem Orte eine Niederlassung nach der Augustinerregel, in festen Formen auch hinsichtlich des Rechts. Die Vogtei der Stiftung blieb im erblichen Besitz der Ministerialen von Hainspitz, bis sich das Stift im Jahre 1250 die Vogtlosigkeit erkaufte. Die Ubereignung an den päpstlichen Stuhl, die 1157 unter Auferlegung des üblichen Anerkennungszinses beurkundet wurde, bedeutete weder Aufgabe der vogteilichen Rechte seitens der Gründerfamilie noch Exemtion aus der Naumburger Diözese. Im Gegenteil hat der Bischof von Naumburg zeitweise maßgeblichen Einfluß sogar auf die Einsetzung des Propstes ausgeübt. Die Oberherrschaft über das Stift haben stets die Wettiner innegehabt, als die Herren der ministerialisdien Gründer. Als solche vertraten sie auch zur Zeit Friedrich Barbarossas das Stift dem Könige gegenüber als Vögte. In den königlichen Schutz wurde es von Heinrich VI. aufgenommen. Auch Philipp und Friedrich II. haben entsprechende Urkunden ausgestellt und die Erwerbung von Reichsministerialengütern gestattet. In der Folgezeit trat Lausnitz unter wettinische Landesherrschaft. Gelegentliche Steuerbefreiung schützte nicht vor Bede und Stellung von Heerwagen, wenn auch stets besonderes Mandat erforderlich war.
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Die Lausnitzer Klosterkirche wurde an einem anderen Orte errichtet als das ursprüngliche Holzkirchlein, dessen Platz sich als ungünstig erwies. Der Bau nahm lange Zeit in Anspruch, erst 1180 oder 1181 konnte er geweiht werden. Aber bereits 1212 brannte die Kirche nieder, wurde jedoch in sechs Jahren wiederhergestellt. Von der ursprünglichen Anlage, die fünf Altäre besaß, ist kaum mehr etwas erkennbar. Türme und Langhaus wurden bereits im 16. Jahrhundert abgetragen, und im Jahre 1863 erfolgte eine Restauration, die einem Neubau der Westseite gleichkommt. Ob die Kirche dem „Hirsauer Schema" folgte, ist wohl nicht völlig sicher. Wäre es der Fall, so käme Einfluß von Hamersleben her in Betracht, von wo der zweite Propst Wulfer nach Lausnitz kam und wo damals eine Kirche im strengen Hirsauer Stil gebaut wurde. Angeblich versuchte Wulfers Schwester Limburga, die aus Drübeck kam, die Benediktinerregel in Lausnitz einzuführen, doch ohne Erfolg. Die folgenden Pröpste wurden verschiedenen Stiftern Mitteldeutschlands entnommen. Einer von ihnen, Albero, der aus dem Naumburger Moritzstift kam, mußte im Jahre 1200 amtsentsetzt werden, da er die Verwaltung des Stifts vernachlässigt und sich an den Chorfrauen vergangen hatte. Einen mächtigen äußeren Aufschwung nahm das Stift seit etwa 1230. Es erwarb umfangreiche Besitzungen in seiner Umgebung. Den zahlreichen Kauf- und Schenkungsurkunden stehen nur wenig Veräußerungen gegenüber. Auch in der Stadt Eisenberg faßte es Fuß. Im Beginn des 15. Jahrhunderts besaß Lausnitz den Patronat über 15 Pfarrkirchen seiner Umgebung, wonach sich der Umfang seiner Besitzungen abschätzen läßt. In der Reformationszeit hatte es Zinseinkünfte in 36 Dörfern und besaß außerdem fünf Wirtschaftshöfe zur Eigenwirtschaft. Auf diesem Besitz übte das Stift seit 1277 die niedere Gerichtsbarkeit aus, während die Obergerichte dem Landesherrn vorbehalten blieben. Die Zahl der Chorfrauen wurde anläßlich einer Visitation durch Bischof Engelhard von Naumburg 1220 auf 30 beschränkt, wird aber später selten erreicht worden sein. 1458 waren nur 20 im Stift. Ihrer Herkunft nach gehörten sie zunächst wohl meist dem ministerialischen Adel an. Später haben sich auch Bürgertöchter unter die niederadligen Konventsmitglieder gemischt. Ein Eintrittsgeld wurde erhoben, und gesonderter Besitz war später die Regel. Neben der Priorin begegnen Küsterin und Kellermeisterin, zwei Sangesmeisterinnen, die Lehrerin und die Siechenmeisterin. Seit 1442 führte die äußeren Geschäfte nicht mehr der Propst, sondern ein weltlicher Vorsteher. Nach der Art seines Ursprungs steht das Stift Lausnitz im 12. Jahrhundert in den mitteldeutschen Diözesen allein; erst im 13. Jahrhun-
Mildenfurth
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dert folgten ihm weitere Frauenklöster, die vergleichbar sind. Allein steht auch das Prämonstratenserstift M i l d e n f u r t h . Sonderbarerweise haben, wie bereits erwähnt, die weißen Mönche im Südteil der Magdeburger Kirchenprovinz in den Diözesen Meißen und Merseburg überhaupt nicht, in der Naumburger nur mit diesem einen Stift Fuß fassen können, obwohl doch der Gründer des Ordens, der heilige Norbert von Xanten, seit 1126 Erzbischof von Magdeburg war und das von ihm gestiftete Magdeburger Marienstift zum Mutterstift zahlreicher Prämonstratenserniederlassungen geworden ist So ist es nicht völlig unglaubwürdig, daß der Stifter Mildenfurths, der Reichsministeriale Heinrich („der Reiche") von Weida, durch ein besonderes Ereignis zur Stiftung veranlaßt worden ist; wie die Gründungslegende erzählt durch ein schreckliches Traumgesicht, das er hatte, als er auf einem Hoftage in Magdeburg weilte. Die Stiftung erfolgte 1193, doch ist keine Stiftungsurkunde erhalten. Die Besetzung wurde vom Magdeburger Marienstift aus vorgenommen, angeblich zunächst nur mit vier Chorherren. Propst wurde der Prior des Mutterstifts, mit dem Mildenfurth der sächsischen Ordenszirkarie angehörte, die innerhalb des Ordens eine sehr selbständige Stellung einnahm. Ausgestattet wurde Mildenfurth zunächst mit der alten Pfarrkirche in Veitsberg, der ältesten des Vogtlandes (vgl.Bd. 1S. 181},undHufenbesitz indreiDörfern slavischen Ursprungs. Aber auch Neubruchhufen werden genannt, und zwei eingeforstete Wälder wurden hinzugefügt. Es scheint, daß die Besetzung der Gegend mit deutschen Bauern damals vor dem Abschluß stand, denn 1209 begegnen zahlreiche deutsche Ortsnamen, und auch die Neustadt Weida bestand damals bereits. Man darf vermuten, daß die Übertragung der Veitskirche an die Prämonstratenser vor allem unter dem Gesichtspunkt erfolgte, die geistliche Versorgung der deutschen Ansiedler zu sichern, wie wir Ähnliches in vielen anderen Fällen beobachten konnten. Die Seelsorge betrachtete der Orden ja als seine Hauptaufgabe. Die rechtliche Form der Übertragung dieser Kirche war eigentümlich: Heinrich von Weida ließ sie dem Landgrafen Hermann von Thüringen und dieser dem Kaiser Heinrich VI. auf, der Kaiser aber inkorporierte sie unter Bestätigung der Privilegien der Chorherren dem ganzen Prämonstratenserorden. Mit der Vogtei über die Klostergüter wurde Landgraf Hermann belehnt, der seinerseits wieder Heinrich von Weida damit belehnte. Die rechtliche Eigonexistenz war damit dem Stifte im Grunde zugunsten des Ordens abgesprochen. Die Vogtei aber blieb nicht kraft Eigenkirchanrechts beim Geschlecht der Gründer, sondern stand zur Verfügung des Königs, der sie über den Landgrafen dem Weidaer als seinem Beauftragten verlieh. Seines
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eigenkirdienrechtlidien Anspruchs hat sich also der Gründer zweifellos in diesem Falle begeben, was darin begründet sein mag, daß die Herrschaft Weida damals nicht Eigengut oder Reidislehen der Vögte war, sondern beim Landgrafen zu Lehen ging. Gleichwohl blieben die Vögte bis zum Ausgang des Mittelalters in dauernder Beziehung zum Stift, auch nachdem sie 1410/27 die Herrschaft Weida an die Wettiner eingebüßt hatten. Noch 1521 wurde betont, der Vogt von Greiz werde „als Stifter" die Rechte des Klosters zu schützen wissen. Daraus erhellt gleichzeitig, daß sämtliche Vogtlinien als an der Stiftung beteiligt gedacht wurden. Das Resultat entsprach also schließlich doch dem Eigenkirchenrecht, und es ist lehrreich, daß trotz der ursprünglichen Übertragung an den König Königsurkunden für das Kloster völlig fehlen. Vogteiliche Rechte wurden jedoch von den Weidaern, soviel wir wissen, nicht geltend gemacht. Unzweifelhaft wurde Mildenfurth als Grablege der Vögte gegründet. Ein 1280 abbrechender Nekrolog ergibt, daß zahlreiche Angehörige des Geschlechts dort beigesetzt wurden. Nach dem Übergang der Herrschaft an die Wettiner war das Stift im 15. Jahrhundert dem wettinischen Landesherrn zur Heeresfolge verpflichtet. Landesherrliche Steuern sind dagegen anscheinend nicht erhoben worden. 1230 nahm es Gregor IX. in den päpstlichen Schutz, in derselben Form, wie sie für nicht exemte Benediktiner und Augustiner-Chorherren üblich war. Es blieb also dem Diözesanbischof unterstellt. Freiheit der Propstwahl wurde gewährleistet und Befreiung vom Neubruchzehnten gewährt. 1313 hören wir von der Absicht, die Benediktinerregel einzuführen, dem Zisterzienserorden beizutreten und den Konvent dem Kloster Waldsassen zu unterstellen. Wenn dieser Ubertritt überhaupt vollzogen worden ist, so kann er nur kurze Zeit Bestand gehabt haben. Der Besitz des Stifts wurde in der Folgezeit nicht unbeträchtlich vermehrt. Aber reich ist Mildenfurth nicht geworden, es kann nur als mittelmäßig begütert gelten. Bereits 1230 waren drei Wirtschaftshöfe vorhanden, die bis zur Aufhebung vom Kloster aus bewirtschaftet wurden, zunächst vielleicht durch Konversen, später durch weltliches Gesinde. Große Bedeutung hat die Eigenwirtschaft nicht erlangt. In der Reformationszeit verfügte das Stift weiterhin über grundherrliche Rechte in 55 Orten, von denen ihm indes nur wenige ganz gehörten. Nur über einen Teil dieses Besitzes hatte der Propst die niedere Gerichtsbarkeit inne. Geld hat das Stift nicht ausgeliehen, wohl aber selbst Anleihen aufgenommen. Vor allem nach den Hussitenkriegen scheint die wirtschaftliche Lage nicht glänzend gewesen zu sein. Genaue Zahlen über die Größe des Konvents lassen sich nicht angeben. Ob die Zahl 30, die einmal in später und unsicherer Überlieferung auf-
Mildenfurth
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taucht, ungefähr richtig ist, muß dahingestellt bleiben. 1529 waren nur noch neun Chorherren im Stift, und auch eine Urkunde von 1449 nennt nur neun (anwesende) Brüder, so daß die Gesamtzahl weniger als zwanzig gewesen sein wird, wenn man berücksichtigt, daß ein Teil der Brüder außerhalb weilten, etwa als Pfarrer. Die Gesamtzahl der inkorporierten Pfarreien betrug damals acht, die aber sicher nicht alle mit Konventsangehörigen besetzt waren. Unter diesen finden sich zunächst Angehörige benachbarter ministerialischer Familien. Im 15. Jahrhundert war der Konvent rein bürgerlich. In den Klosterämtern kommen vor Propst (nicht Abt!), Prior, Subprior, Küster, Senior und Küchenmeister. Die Zahl der Laienbrüder scheint stets sehr gering gewesen zu sein. Zahlreich war dagegen in späterer Zeit das weltliche Gesinde. Nicht ohne Bedeutung war die wissenschaftliche Betätigung im Stift, wie die heute in der Universitätsbibliothek Jena befindlichen Handschriften aus Mildenfurth beweisen. Auch ein Armenhospital hat bestanden. Die Mildenfurther Kirche ist nach Urteil der Sachverständigen das bedeutendste spätromanische Bauwerk Ostthüringens neben dem Naumburger Dom, an den sie mancherlei stilistische Anklänge zeigt. 1238 wird sie zum ersten Male genannt, ist also wohl etwa gleichzeitig mit dem Dom erbaut worden, und es ist nicht ausgeschlossen, daß ein Mitglied der Naumburger Bauhütte hier tätig war. Erhalten ist sie freilich nur als Fragment, eingebaut in ein Schloß, das nach der Aufhebung des Stifts und seiner Umwandlung in ein Rittergut (1544) errichtet wurde. Gleichwohl entbehrt das Gebäude noch heute nicht des Reizes. Die ursprünglich 73 m lange kreuzförmige Anlage zeigte im Westen einen Doppelturm, über der Vierung befand sich ein dritter Turm. Das Langhaus war im gebundenen System gewölbt. Die Seitenschiffe setzten sich über das Querhaus hinaus fort und wurden wie der Chor von halbkreisförmigen Apsiden abgeschlossen. In den formvollendeten Kapitellen der den Pfeilern vorgesetzten Halbsäulen mischen sich den romanischen Elementen bereits frühgotische bei, ebenso zeigen die Fenster des Hauptschiffs bereits gotische Formen. Von den Konvents- und Wirtschaftsgebäuden sind nur wenige Reste erhalten. Wie Mildenfurth gehört auch das Zisterzienserkloster B u c h (Klosterbuch bei Leisnig) dem Ende des 12. Jahrhunderts an. Da eine Stiftungsurkunde jedoch nicht erhalten ist, läßt sich das Gründungsjahr nicht angeben. Wir wissen nur, daß das Kloster im Jahre 1192 bestand und daß der damals lebende Burggraf Heinrich von Leisnig der Stifter war, so daß es noch nicht lange existiert haben kann. Nach der Zister-
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ziensertradition wurde Budi am 10. August 1192 geweiht. Die erste Ausstattung nahm der Burggraf vor. Sie bestand aus Besitzungen in der Nähe von Leisnig, vor allem aus dem Dorfe Buch selbst mit seiner Egidienkirdie. Die Ministerialen von Leisnig, denen das dortige Rittergut (antiqua curia) gehört hatte, wurden vom Burggrafen anscheinend anderweitig abgefunden, die erste Grangie Altenhof wurde hier angelegt. Das wichtigste Ausstattungsstück des Klosters war aber die große Parochie Leisnig (vgl. Bd. 1 S.204f.) mit ihrer reichen Ausstattung, deren Patronat ihm 1192 eingeräumt wurde. Bereits vor dem Jahre 1215, dann nochmals in aller Form 1354 wurde sie dem Kloster inkorporiert. Es handelte sich um eine bislang an den Naumburger Domherrn und späteren Würzburger Dompropst und Bischof Otto von Lobdeburg verliehene Königskirche. Der Burggraf von Leisnig überwies dem Reiche dafür die Parochie Eichstädt, die ihm als Eigengut gehörte (bei Querfurt?). Es wird ersichtlich, daß es sich bei Buch zunächst um eine Familienstiftung der Leisniger Burggrafen handelte, wie sidi dies auch aus der Fürsorge der Nachkommen des Stifters für das Kloster ergibt, insonderheit aus einer Urkunde von 1213, in der Burggraf Gerhard von Leisnig mit Zustimmung seiner Erben auf die Vogtei über das Klosterdorf Paudritzsch sowie auf alle seine Rechte an den Gütern der Abtei verzichtete (quicquid mei iuris erat in cunctis praediis ipsius abbatiae). Es scheint, daß dies den Verzicht auf eine eigenkirchenreditlich begründete Herrenvogtei, die also zunächst ausgeübt wurde, bedeutete. Ein Vogt tritt in der Folgezeit nicht mehr entgegen, das Kloster war vogtlos. Auch die deutschen Könige, die es wiederholt in ihren Schutz nahmen (1192, 1231, 1234, 1296, 1378), seine Besitzungen bestätigten und ihm das Recht einräumten, ohne besondere Genehmigung Reichsgüter zu erwerben (1206, von Friedrich II. 1231 eingeschränkt auf den Umkreis von 6 Meilen rings um das Kloster), erscheinen in den Urkunden nicht als Schutzvögte (defensores) wie bei anderen Zisterzienserklöstern, obwohl sie tatsächlich die Schutzherrschaft (defensio specialis) ausübten. Die Beziehungen des Klosters zum deutschen Königtum waren eng. Sie erklären sich nicht nur aus der besonderen Stellung des Zisterzienserordens, sondern auch daraus, daß Leisnig eine Reichsburggrafschaft war und das Kloster vermutlich in der Hauptsache mit Reichslehen ausgestattet wurde. Auch eine formelle Übertragung an das Reich durch den Gründer hat schon 1192 stattgefunden (Heinricus casteüanus idem monasterium . . . imperio donavit). Das Vorwalten eigenkirdienreditlidier Vorstellungen bei der Gründung wird damit nochmals unterstrichen. Es nimmt nicht wunder, daß Burggraf Heinrich 1203 in der Klosterkirche beigesetzt wurde. Auch in der Folgezeit sind Mitglieder der burggräf-
Buch
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liehen Familie im Kloster begraben worden, wie aus dem Totenbuch hervorgeht. Frühzeitig trat Buch in Verbindung mit den Markgrafen von Meißen, denen bereits 1234 von König Heinrich (VII.) der Schutz des Klosters aufgetragen wurde. Sie haben es mit reichen Schenkungen bedacht, ihm auch 1286 gegen Zahlung von 50 Mark die Blutgerichtsbarkeit auf einem Teil seiner Besitzungen eingeräumt und es 1392 von allen Abgaben befreit. Aber gerade aus solchen Privilegien wird ersichtlich, daß Buch damals schon dem wettinischen Landesstaate einverleibt war, wie dies dann im 14. Jahrhundert völlig deutlich wird, zumal seitdem die Burggrafschaft Leisnig 1329/65 den Wettinern zugefallen war. Bis dahin hatten noch immer die Burggrafen Rechte über das Kloster ausgeübt, bis 1309 z. B. sogar die Gerichtsbarkeit auf den Klösterhöfen Altenhof und Paudritzsch, die zum Kern des Klosterbesitzes gehörten. Der Verzicht auf die Vogtei von 1213 hatte sich also offenbar nur auf deren Einkünfte, nicht auf die Ausübung der Gerichtsbarkeit bezogen. 1386 aber besaß das Kloster einen eigenen Galgen. Die Gerichtsbarkeit übte es jedoch nur im Rahmen wettinischer Landesherrschaft aus, auch besaß es die „Obergerichte" nicht auf allen seinen Besitzungen. So wurde das Kloster 1347 wie viele andere zu markgräflicher Bede und Heerfahrtsdiensten herangezogen. 1373 sprachen die Markgrafen von „unserem" Kloster Buch, und 1443 wurde es gar der Gemahlin Friedrichs des Sanftmütigen als Leibgedinge verschrieben. Im Jahre 1228 erlangte Buch den päpstlichen Schutz. Eine Exemtion aus dem meißnischen Diözesanverbande ist freilich nicht sicher nachzuweisen, scheint aber erfolgt zu sein. Bischof Bruno von Meißen hatte das Kloster 1215 in seinen besonderen Schutz genommen und ihm 1225 das Begräbnisrecht für jedermann eingeräumt, der nicht exkommuniziert war und den zuständigen Pfarrer mit den Stolgebühren abgefunden hatte. Die Exemtion muß, wenn überhaupt, um die Mitte des Jahrhunderts (1244) erfolgt sein. Im 14. und 15. Jahrhundert bestand allerdings die Verpflichtung, den Bischof alljährlich von Judika bis Ostern zu beherbergen. Wir wissen aber, daß die Meißner Bischöfe im 14. Jahrhundert die Exemtion auch anderer Zisterzienserklöster rückgängig zu machen suchten. Zehntfreiheit erhielt Buch 1231. Die Besitzentwicklung des Klosters kann hier nur gestreift werden. 1215 verfügte es erst über drei Grangien und zwei Dörfer in seiner unmittelbaren Umgebung. Um 1220 beginnen dann ausgedehnte Erwerbungen von Streubesitz. Eine Urkunde Friedrichs II. von 1245 bestätigt den Erwerb von 15 Dörfern und einem Herrenhof mit Weinte Schlesinger II
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berg bei Meißen (Rauental). Der ursprüngliche Klosterbesitz ist darin nicht enthalten, auch nicht alle Neuerwerbungen. An der Elbe faßte das Kloster außer bei Meißen bei Dresden Fuß (Reick), vor allem aber in der Gegend von Belgern (1235 Ammelgoßwitz). Hier baute es seinen Besitz während des 13. Jahrhunderts systematisch aus und erwarb schließlidi 1309 die Stadtherrschaft von Belgern, womit auch der Patronat der Stadtkirche verbunden war. Vor 1388 wurde diese dem Kloster inkorporiert. Der dortige Klosterhof wurde in der Folgezeit fast zu einem Filialkloster ausgebaut, der Besitz im 14. Jahrhundert noch abgerundet. Aber auch bei Rochlitz (Lastau) und im Pleißengau (Lödla), wo ein bedeutender Klosterhof gegründet wurde, der zu besonderen Leistungen an den Landesherrn verpflichtet war, sowie im Erzgebirge (Streckewalde, Mildenau, Reichenau) dehnte sich buchischer Besitz. Die um das Kloster selbst gelegenen Besitzungen wurden vor allem im Laufe des 13. Jahrhunderts systematisch erweitert und abgerundet. In der Reformationszeit besaß das Kloster außer der Stadt Belgern noch etwa 50 Dörfer mit 22 Kirchenpatronaten, obwohl in den vorhergehenden Jahrzehnten mancherlei Veräußerungen stattgefunden hatten. Es konnte also an Reichtum sehr wohl mit den übrigen mitteldeutschen Zisterzienserklöstern wetteifern. Die Wirtschaft auf diesen Besitzungen zeigt die bekannten Züge: in der Frühzeit Eigenwirtschaft, dann Ubergang zum Rentenbezug. Aber noch um die Mitte des 14. Jahrhunderts konnten auf der Grangie Ammelgoßwitz bei Belgern erst 19, dann nochmals 24 Pferde geraubt werden. An Personal gab es dort damals einen Mönch als Priester, der zugleich die Schreibgeschäfte verrichtete, den Hofmeister, den Gerätemeister (magister aratorum), den Koch, den Schäfer sowie Laienbrüder (conversi) und Arbeiter, die nicht dem Kloster angehörten (familiar es). Von einer Siedlungstätigkeit des Klosters ist nichts bekannt; wie bei Pforte und Altzelle ist mit ihr auch nicht zu rechnen. Wir wissen im Gegenteil, daß es gelegentlich in der Frühzeit Bauern gelegt hat (Paudritzsch, Tautendorf). Was den Gewerbebetrieb anbetrifft, so ersehen wir, wie schon bei Altzelle (vgl. S. 222), daß Handwerker nicht nur im Kloster selbst und auf seinen Grangien, sondern auch in den Nachbardörfern tätig waren, beispielsweise in Gersdorf bei Leisnig 1277 Schmiede, Schuster, Weber, Schneider, Bäcker, Fleischer, Kürschner, Brauer und Schankwirte. Sie durften ihre Waren sogar auf dem Markte in Leisnig feilhalten, sofern sie sich zu den dortigen Innungen hielten. Die ersten Mönche kamen aus Sittichenbach nach Buch. Die Größe des Konvents war wohl geringer als in Pforte, Altzelle und Dobrilugk. Im 16. Jahrhundert wird angegeben, die Zahl der Mönche habe zu-
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nächst 12, später 20 betragen und sich schließlich auf 30 gesteigert. Bezeichnend ist, daß Buch nie in der Lage gewesen ist, einen Tochterkonvent abzugeben, es sei denn, daß man die 1235 beabsichtigte Übertragung des Benediktinerklosters Chemnitz an Buch zum Zwecke der Reformation (vgl. S. 193) hierher rechne. Doch kam sie nicht zustande. Grünhain wurde zwar von Buch aus gegründet, aber von Sittidienbach aus besetzt. Die Klosterämter w a r e n wie in anderen Zisterzienserklöstern benannt. Es gab neben dem Abt Prior und Subprior, Kellermeister, Siechenmeister, Gastmeister, Kämmerer, Bursarius, Küchenmeister, Pitanzmeister, Pförtner, Kustos und Kantor. Audi ein Subcellerarius wird genannt. Die einzelnen Klosterämter w a r e n mit gesonderten Einkünften ausgestattet. Einblick ins innere Leben des Klosters gewinnen wir erst im 15. J a h r h u n d e r t . Damals hatte die ursprüngliche Strenge zisterziensischer Lebensführung sich längst gewandelt. Nachrichten, die wir aus dem J a h r e 1450 über die in Buch zu reichenden Extraspeisen (Pitanzen) besitzen, lassen erkennen, daß dort auch an Fasttagen niemand zu hungern brauchte. Abt Martin (1460—66) verfaßte eine Schrift gegen die Unmäßigkeit der Ordensleute, die sich aber weniger gegen seinen eigenen Orden als gegen die Benediktiner richtete (Tractatus contra inlempeiantias religiosorum maxime nigrorum monachorum. Universitätsbibliothek Leipzig Mscr. Lips. 600). Sie ist mit zahlreichen gelehrten Zitaten ausgeschmückt, so daß man annehmen muß, daß die Wissenschaften in Buch wirkliche Pflege in dieser Zeit fanden. In der Tat sind hier im Spätmittelalter eine Anzahl historischer Schriften verfaßt worden, so im 14. J a h r h u n dert eine verlorene Geschichte der Burggrafen vor\Leisnig, im 15. eine meißnische Chronik, die nur in ihrem letzten Teile (1438—1489) erhalten ist. Abt Simon (1647—1496) wird die Fortsetzung des Chronicon terrae Misnensis in der Leipziger Handschrift 1319 zugeschrieben, die von 1431 bis 1486 reicht. Das Verhältnis beider Chroniken zueinander ist noch nicht untersucht. Eine Reimchronik über das Kloster und eine Gründungsgeschichte des Klosters sind leider bis auf geringe Bruchstücke verschollen. Es nimmt danach nicht wunder, daß um die Mitte des 15. J a h r h u n d e r t s eine Schule auch beim Klosterhof in Belgern zur Unterweisung der j ü n g e r e n Mönche in den Trivialwissenschaften bestand. 1486 genehmigte das Generalkapitel der Zisterzienser ihre Umwandlung in ein Studienkolleg, das auch den Angehörigen anderer Klöster zugänglich sein sollte, und schon im folgenden J a h r e w u r d e der Antrag gestellt, daß seine Absolventen nach Prüfung die Studien an der Universität fortzusetzen in der Lage sein sollten, bis zur Anwartschaft auf einen Lehrstuhl der Theologie. Von 1428 bis 1517 studierten 17 Bucher Mönche in Leipzig. Die Bibliothek des Klo-
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sters ist leider in alle Winde zerstreut, nur geringe Reste werden in der Leipziger Universitätsbibliothek und in der Leisniger Superintendentur aufbewahrt. Die Jahrhundertwende bedeutet in der Geschichte der mitteldeutschen Klostergründungen nicht die gleiche Zäsur wie das J a h r 1198 in der allgemeinen deutschen Geschichte und in der Geschichte und Kirchengeschichte unseres Raumes. Gewiß unterscheidet sich das dreizehnte Jahrhundert im Ordenswesen Mitteldeutschlands deutlich vom zwölften, vor allem durch das Aufkommen der Bettelorden und die starke Vermehrung der Frauenklöster, während der Benediktinerorden seine Anziehungskraft völlig eingebüßt hat. Aber zunächst entstehen noch weitere Augustiner-Chorherrenstifter und Zisterzienserklöster, auch zwei Kanonikerstifter, so daß in dieser Hinsicht die ersten Jahrzehnte des neuen Jahrhunderts ohne Bruch an das zu Ende gehende anschließen. Nicht völlig neu ist auch, daß diese Klöster und Stifter jetzt nicht selten in unmittelbarer Nähe von Städten angelegt werden, wobei von den grundsätzlich die Städte aufsuchenden Bettelorden zunächst abgesehen werden soll. Die Benediktiner- und Zisterzienserklöster waren in der Einsamkeit entstanden. Erst nachträglich wurden in der Nähe der ersteren Städte gründet, wie Chemnitz, Pegau, Bürgel, während die Zisterzienser in ihrer Exklusivität verharrten. Eine verständliche Ausnahme machten in der Frühzeit nur die Klöster und Stifter in den Bischofsstädten selbst. Anders liegen die Dinge bei den Augustinerchorherren. Gleich die erste Stiftung dieser Art in Mitteldeutschland, Neuwerk, wurde in unmittelbarer Nähe von Halle errichtet, und auch der Lauterberg ist nicht weit von dieser Stadt entfernt. Zschillen liegt unweit von Rodilitz, das um die Mitte des 12. Jahrhunderts als städtische Siedlung wohl bereits bestand, und wiederum in der Nähe einer bedeutenden Stadt wurde das Bergerkloster bei Altenburg errichtet. Die Chorherrenstifter des 13. J a h r hunderts suchten durchweg die Städte auf, und ähnliches gilt für einen Teil der Frauenklöster. W e n n sich dann Franziskaner und Dominikaner ganz auf die Städte beschränkten, so wurde dies also von den Chorherren schon im 12. Jahrhundert vorbereitet. W a s schließlich die geographische Verteilung der Stiftungen betrifft, so hat man in der Frühzeit den Eindruck: j e weiter westlich, desto besser. Die große Meißner Diözese tritt zunächst hinter der wesentlich kleineren Naumburgs zurück, zumal in ihren ostelbischen Teilen. Es ist bezeichnend, daß der erste Vorstoß an die Elbe (Riesa) von Naumburg aus erfolgte. Zuerst überschritten die Zisterzienser den Strom (Dobrilugk), doch blieb dies vereinzelt. Das ostelbische Gebiet ist in der Tat erst im 13. Jahrhundert dem Ordenswesen erobert worden. Nun aber gewann
St. Afra in Meißen
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das Bistum Meißen die Vorhand vor Naumburg, während Merseburg infolge des geringen Umfangs seines Sprengeis weder im 12. noch im 13. Jahrhundert in Wettbewerb treten konnte. Gleich die erste bedeutende Gründung des 13. Jahrhunderts wurde durch die Bischöfe von Meißen vorgenommen: das Augustiner-Chorherrenstift St. A f r a in M e i ß e n selbst. Auf bischöflichem Grund und Boden bei der bereits im 10. Jahrhundert bestehenden Pfarrkirche vor der Burg Meißen im Jahre 1205 errichtet, blieb St. Afra bischöfliches Eigenkloster und nach dem Beispiel von St. Moritz in Naumburg, das sich Bisehof Dietrich zum Vorbild nahm, als ecclesia secundaria von der Domkirche abhängig. Die Chorherren waren demgemäß verpflichtet, an bestimmten Tagen am Gottesdienst im Dom teilzunehmen. Freie Propstwahl wurde zugebilligt, das Recht der Investitur und damit auch der Ablehnung des Gewählten jedoch dem Bischof vorbehalten. Als Schutzvogt (protector) wurde Markgraf Dietrich von Meißen bestellt. Papst Innozenz III. bestätigte 1206 den Besitz des Stifts, und Erzbischof Wilbrand von Magdeburg nahm es 1250 in seinen Schutz, ohne daß seine Rechtsstellung sich dadurch geändert hätte. Die Schutzurkunde des Erzbischofs war wohl nur eine Gegenmaßnahme gegen die Bestrebungen Bischof Konrads von Meißen, sein Bistum aus der Magdeburger Kirchenprovinz zu lösen. Ausgestattet wurde das Stift mit dem Widum der bisherigen Pfarrkirche St. Afra, bestehend aus Grundbesitz und Zehnten, sowie dem Patronat über die Pfarrkirche in Brockwitz. Die Marktkirche St. Marien in Meißen, damals noch als Kapelle bezeichnet, wurde ihm inkorporiert, unter Hinzufügung von bischöflichen Zehnten rings um Meißen. Der Zweck der Stiftung ist damit deutlich: die kirchliche Versorgung der Bewohner des Bischofssitzes und seiner Umgebung sollte auf eine neue Grundlage gestellt werden. Dies kommt auch darin zum Ausdruck, daß alle meißnischen Burgmannen und ihre Dienstleute sowie das Gesinde der Domherren der Afrakirche zugewiesen wurden, um die Domherren und ihre Vikare von der Seelsorge zu entlasten, wie es wohl etwas ironisch heißt, denn auch von ihrer Nachlässigkeit ist die Rede. Es scheint, daß sie ihren seelsorgerischen Pflichten nicht in der gewünschten Weise nachgekommen waren und daß dies der unmittelbare Anlaß der Stiftung war. Im Jahre 1256 erscheint dann die neue Afragemeinde als universitas buigensium Misnensium et communitas provincialium et Tusticorum pairochiae sanctae Airae attinentium. Es ist sehr wohl möglich, daß die Stiftung auch auf Betreiben der meißnischen Burgmannen vorgenommen worden ist. Hervorgehoben zu werden verdient, daß auch die Meißner Bürger mit der getroffenen Regelung das ganze Mittelalter hindurch zufrieden waren. Zu Reibungen zwischen
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der Bürgerschaft und dem Stift wegen der Handhabung der Seelsorge in der Stadt, wie sie sich anderwärts beobachten lassen, ist es nicht gekommen. Die Geschichte des Stifts ist arm an äußeren Ereignissen. Seine Aufgaben waren ihm vorgezeichnet, und zu ihrer Erfüllung standen die notwendigen Mittel zur Verfügung. Die Bischöfe haben dem Stift häufig Zuwendungen gemacht, weniger die Markgrafen von Meißen. Vor allem war es der in der Umgebung Meißens ansässige Adel, aus dessen Schenkungen St. Afra Nutzen zog. Besonders tat sich die Familie von Schleinitz hervor. So kam im Laufe der Zeit ein beträchtlicher Güterbestand zusammen, der auch durch einzelne Käufe vermehrt wurde. Es handelt sich zunächst um Streubesitz in der Umgebung Meißens, nur wenige Besitzungen lagen abseits. Im ersten Drittel des 15. Jahrhunderts angelegte Zinsregister gewähren einen gewissen Einblick in die wirtschaftlichen Verhältnisse des Stiftes, doch sind sie nicht vollständig. Zum Jahre 1430 sind Geldeinkünfte in 27 Dörfern verzeichnet, dazu Sackzehnten in 19 und Garbenzehnten in 15 Dörfern. Doch waren es meist nur einzelne Bauern in diesen Dörfern, die dem Stift pflichtig waren. Die ersten Chorherren entstammten vielleicht zum Teil dem Naumburger Moritzstift. Der zweite Propst, Albert, kam vom Lauterberge. Die Zahl der Chorherren bewegte sich im 14. und 15. Jahrhundert zwischen zehn und zwanzig, doch waren meist nicht alle im Stift anwesend. Nur zum alljährlichen Generalkapitel hatten auch die als Pfarrer, in andere Stifter oder in sonstigen Geschäften Beurlaubten sich vollzählig einzufinden. Die Konventualen schieden sich 1452 in seniores und iuniores. Diese Scheidung entspricht derjenigen in emancipati und nort emancipati (1371). Die stiftischen Ämter waren die üblichen: Propst, Prior, Kustos, Kantor, Infirmarius, auch ein Camerarius wird genannt. Ihrer Herkunft nach entstammten die Chorherren zunächst dem niederen Adel aus der Umgebung von Meißen und dem städtischen Patriziat zumal Meißens und Dresdens. Bemerkenswert ist, daß 1242 ein Johannes Slawus als Chorherr erscheint. Seit der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts überwiegt dann das nichtpatrizische Bürgertum. Privateigentum war durchaus üblich. Gegen Ausgang des Mittelalters konnten nicht nur männliche, sondern auch weibliche Laien sich zur Altersversorgung ins Stift einkaufen. Da das Stift innerhalb der Stadtmauern lag, hatte es nur geringe bauliche Ausdehnungsmöglichkeiten, doch war für große Gebäude auch kein Bedarf. Gebaut wurde am Ende des 13. und zu Beginn des 14. Jahrhunderts. Von diesen Baulichkeiten sind nur geringe Reste noch erkennbar.
Schule bei St. Afra
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St. A f r a ist berühmt geworden durdi die Schule, in die das Stift nach seiner A u f h e b u n g umgewandelt wurde (1543). Man fragt sich, ob diese Schule an eine Tradition aus katholischer Zeit anknüpfen konnte und darf diese Frage bejahen. Bereits die Stiftungsurkunde des Afrastifts von 1205 bestimmt, es solle zur Erhöhung der Feierlichkeit des Gottesdienstes eine Sdiule für 12 Knaben (pueri seculares) eingerichtet werden. Gewiß wurden diese Knaben in erster Linie in dem unterwiesen, was für den Gottesdienst nötig war, also im Kirchengesang und in der lateinischen Sprache. Die Bezeichnung seculares aber lehrt, daß es sich keineswegs um künftige Chorherren handelte. Die Schule war nicht für die Unterweisung der Novizen bestimmt. Dies geht auch hervor aus einer zu 1279 oder 1289 datierten, vielleicht gefälschten Urkunde, die aber gerade deshalb Schlüsse auf das Zuständliche erlaubt, wenn auch vielleicht für eine etwas spätere Zeit: es wird hier gerügt, daß die Schüler von St. A f r a an die Domschule übergehen und umgekehrt. Nur mit Genehmigung der Lehrer (magistri) soll das künftig gestaltet sein. Die Zahl der Schüler hatte sich inzwischen auf 24 erhöht. Es soll nicht behauptet werden, daß nicht einige Schüler später ins Stift eintraten, und sicherlich hat sich die Mehrzahl dem geistlichen Stande zugewandt. W o z u w ä r e eine gelehrte Bildung, als die noch im 13. Jahrhundert bereits die Fähigkeit des Lesens und Schreibens galt, sonst nötig gewesen? Aber prinzipiell war dies nidit der Fall. Die Leitung der Schule war infolgedessen auch nicht einem als Scholasticus bezeichneten Chorherrn, sondern einem eigenen rector scolarium anvertraut, wie er allerdings erst seit dem 14. J a h r h u n d e r t in den Urkunden entgegentritt, und zwar niemals in der Reihe der Chorherren. Die Schule selbst wurde als scola sanctae Affrae bezeichnet (1360). Sie gehörte also zum Stift, war aber nicht mit ihm identisch. Von ihrem inneren Betriebe wissen wir nichts. Lediglich die Tatsache, daß der Schulmeister meist zugleich öffentlicher Notar war, läßt einen Schluß darauf zu, daß die Unterweisung sich nicht völlig auf Kirchliches beschränkte. Hierzu paßt n u n vorzüglich, daß unter den Büchern, die der afranischen Bibliothek seit der Mitte des 15. Jahrhunderts in nicht ganz geringem Umfange schenkungsweise zugewendet wurden, sich in der Hauptsache neben theologischen Schriften juristische W e r k e finden. Uber den älteren Bestand der Bibliothek und über ihr späteres Schicksal ist Dunkel gebreitet. Um das J a h r 1500 scheint dann humanistische Bildung auch in St. A f r a ihren Einzug gehalten zu haben: der Schulmeister wurde nunmehr als gymnasiarches bezeichnet. Der gleiche Markgraf Dietrich v o n Meißen, dem die Vogtei des Afrastiftes übertragen worden war, stiftete wenige J a h r e später ein Augustinerchorherrenstift St. T h o m a s in L e i p z i g . Bereits 1212 war
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die Gründung in die Wege geleitet, wie sich aus einer Bestätigung Kaiser Ottos IV. ergibt, aber erst 1213 wurde sie vollzogen. Das Stift sollte seinen Sitz bei einer der beiden Stadtpfarrkirdien haben, an deren Stelle der Markgraf eine neue, dem Apostel Thomas geweihte Kirche aufführen ließ. Ihre Vorgängerin hatte vielleicht ein anderes Patrozinium. Es ist nicht unmöglich, daß mit dem Titelheiligen ursprünglich nicht der Apostel, sondern Thomas von Canterbury gemeint war, und daß die Wahl dieses Heiligen in Zusammenhang steht mit dem Übergang des Markgrafen von der Partei Ottos IV. zu der Friedrichs II., d. h. des Papstes, im Jahre 1213. Doch müßte dies schon 1289 vergessen gewesen sein, denn damals erscheint unzweideutig der Apostel als Kirchenpatron. Wie St. Afra wurde auch St. Thomas in erster Linie zur Neuordnung des Pfarreiwesens gegründet. Die zweite Pfarrkirche der Stadt, St. Nikolai, mit der zugehörigen Petrikapelle, der vermutlich ältesten Kirche Leipzigs (vgl. Bd. 1S. 162), wurde dem Stifte einverleibt, so daß es das gesamte Kirchenwesen der Stadt beherrschte. Bedenkt man, daß es eben zu dieser Zeit zu schweren Zusammenstößen zwischen dem Markgrafen und den Stadtbürgern kam, die sich seiner Herrschaft zu entziehen strebten, so erscheint die Gründung des Stifts als absichtsvolle politische Maßnahme des Stadtherrn, zumal er seine Stiftung von Otto IV. und dann von Friedrich II. (1219) bestätigen ließ. Die Autorität des Königs wurde gegenüber den Selbständigkeitsgelüsten der Bürgerschaft geltend gemacht. Bemerkenswert ist dabei, daß in beiden königlichen Urkunden die Vogtei als Zubehör der markgräflichen Würde erscheint, während der Markgraf selbst in seiner Stiftungsurkunde als künftige Vögte seine Erben und Nachfolger nannte. Die Vogtei sollte unverlehnbar sein und unentgeltlich ausgeübt werden. Beiden Bestimmungen liegen noch immer eigenkirchenrechtliche Gesichtspunkte zugrunde. War doch das Stift nicht nur aus wettinischem Eigengute, sondern auch aus Zubehör der Mark dotiert worden, die königliches Lehen war: dies kehrten die Könige hervor. Für Dietrich aber war die Mark, die er soeben für sich und sein Haus dem Zugriff der königlichen Gewalt entrissen hatte, Erbgut seines Geschlechtes, Erben und Nachfolger waren also identisch. Freiheit der Propstwahl und volle Abgabenfreiheit wurden zugesichert. Eine Exemtion aus der bischöflichen Gewalt fand nicht statt, obwohl Papst Honorius III. das Stift 1218 und 1220 in seinen Schutz nahm. Sie ist auch später nicht angestrebt worden. Ausgestattet wurde St. Thomas zunächst mit der Dotierung der beiden Leipziger Stadtkirchen, die sich ihrerseits in die Ausstattung der alten Königskirche geteilt hatten (vgl. Bd. 1S. 162 f.). Es kamen auf diese Weise fünf Dörfer, zwölf Hofstätten (areae) in der Stadt und zwei
St. T h o m a r in Leipzig
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Hufen Stadtfeld zusammen, eine Dotierung, die zwar nicht reichlich, aber immerhin ausreichend genannt werden kann. Schenkungen vermehrten in der Folgezeit diesen Besitz beträchtlich, und um 1270 setzte dann eine planmäßige Erwerbspolitik des Stifts ein, das vor allem Dörfer im Süden von Leipzig, aber auch zahlreiche im Süden und Westen des städtischen Weichbildes selbst gelegene Güter an sich brachte. Es scheint, daß um 1310 durch einen Ratsbeschluß diesen Erwerbungen ein Riegel vorgeschoben wurde. Streitigkeiten zwischen Propst und Konvent seit der Mitte des 14. Jahrhunderts und schlechte Wirtschaft vor allem des dem Stifte vom Markgrafen aufgezwungenen Propstes Ulrich von Maltitz führten zudem eine Stagnation herbei, und die Stadt nutzte die vorübergehende Schwäche des Stiftes, um es 1373 seiner Besitzungen innerhalb des Mauerrings bis auf die unmittelbar von ihm selbst genutzten gegen Entschädigung zu entäußern. Gleichzeitig erlangte die Stadt erheblichen Einfluß auf ihr kirchliches Wesen, indem die Bürgerschaft die Einsetzung von Kirchvätern in die Hand nahm und selbständige Kirchenvermögen neben den Pfarrgütern eingerichtet wurden. Der größte Teil der Oblationen sollte nicht mehr dem Stift, sondern diesem Kirchenvermögen zufließen. Die Besetzung der Stadtküsterei und die Verwaltung der Kapellen wurden dem Stift ebenfalls entzogen. Längere Streitigkeiten waren vorhergegangen, die nun in dieser Weise durch Markgraf Wilhelm beigelegt wurden. Die kirchliche Herrschaft des Stifts in der Stadt war damit gebrochen. Die Stadtkirchen gewannen eine selbständige Stellung, und die Befugnisse des Stifts wurden auf ein bloßes Patronatsrecht und die geistlichen Obliegenheiten reduziert. Es ist nicht der Versuch gemacht worden, dagegen anzukämpfen, sondern die Brüder fanden sich mit der neuen Ordnung ab und konzentrierten nunmehr die ganze Kraft auf die Abrundung ihres außerstädtischen Besitzes. Dies hatte in erstaunlichem Maße Erfolg. Bis etwa 1410 gelang es, den Grundbesitz annähernd zu verdoppeln. Dann ließen die Grundstückskäufe nach, aber die wirtschaftliche Lage blieb nach wie vor gut. Man ging zur Geldwirtschaft über und lieh in der Form des Rentenkaufs Kapitalien gegen Zins aus. Erst die Reformation brachte raschen Verfall, doch waren die Güter, die bei der endgültigen Auflösung des Stifts 1543 teils an den Rat, teils an die Universität gelangten, noch immer sehr beträchtlich. In der Höhezeit hatten sie etwa zwanzig ganze Dörfer und Streubesitz in fünfzehn weiteren Dörfern umfaßt, wozu noch Besitzungen an Wald und Wiesen und in der Stadt und ihrem Weichbild kamen. Die Zahl der Chorherren schwankte im 13. Jahrhundert zwischen zehn und zwanzig, im 14. Jahrhundert stieg sie an und scheint sich dann bei der Zahl zweiundzwanzig gehalten zu haben. Es handelt sich
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dabei nur um die eigentlichen Chorherren, die mindestens Subdiakone sein mußten. Die Gesamtzahl der Stiftsinsassen war höher, zumal auch Laien als iamiliaies und confratres gegen entsprechende Zahlung aufgenommen wurden. Von ihnen zu unterscheiden sind die Konversen. Schon im 13. Jahrhundert scheinen die Chorherren meist bürgerlicher Herkunft gewesen zu sein, doch sind auch einzelne Angehörige des niederen Adels nachweisbar. Neben dem Propst begegnen Prior, Kustos, Kantor, Infirmarius und Kämmerer, Procurator und Collector, ferner Küchenmeister, Kellermeister, Kleidermeister und Bibliothekar (librarius). Der erste Propst kam aus St. Moritz in Halle und wird von dort vermutlich auch die ersten Chorherren mitgebracht haben. Hauptaufgabe der Chorherren war die Seelsorge: ars artium regimen animarum heißt es in den Stiftsstatuten von 1445. Doch scheint es, daß sie sich vielfach durch Vikare vertreten ließen. Gleichzeitig mit dem Thomasstift ist anscheinend das Hospital St. Georg gegründet worden, und es ist nicht unwahrscheinlich, daß es von Anfang an dem Stift inkorporiert war. Schon in der Frühzeit verwalteten die Chorherren das Hospital nicht unmittelbar, sondern begnügten sich, es zu verleihen, d. h., in Lehen zu geben. Der Hospitalmeister war kein Chorherr. Nicht anders stand es mit der dem Stift angegliederten Schule, der Vorgängerin der später durch die Pflege des Gesangs weltberühmt gewordenen Thomasschule. Als scola exterior wird sie 1254 erstmals genannt. Nach der Analogie von St. Afra darf vermutet werden, daß sie gleich bei der Gründung des Stifts mit eingerichtet wurde, und der Name besagt hier noch deutlicher als in Meißen, daß sie nicht für den Chorherrennachwuchs, sondern für Schüler aus der Stadt bestimmt war. So erklärt es sich, daß 1373 wie beim Hospital so auch bei der Schule die Stadt versuchte, das Stift auszuschalten, das die Schule dem rector scolarium schon 1254 gegen Zins „geliehen" hatte, doch blieb dem Stift dieses Recht erhalten. Der Rektor, ursprünglich der einzige Lehrer, war nicht Chorherr. Er empfing seine Verpflegung im Konvent und bezog sein Einkommen aus dem Schulgeld der Knaben, hatte also die Schule gleichsam gepachtet. Seit der Gründung der Universität Leipzig (1409) stand die Thomasschule in enger Beziehung zu ihr. Mehrere ihrer Rektoren lehrten zugleich an der Universität und erlangten hier hohe Ehrenämter, wie das des Kanzlers und des Rektors. Audi auf das Stift selbst blieb die Gründung der Universität nicht ohne Rückwirkung: im Wintersemester 1427 ließen sich fünf Chorherren auf einmal inskribieren, und weitere folgten ihnen. Die juristischen Vorlesungen fanden sogar in einem Auditorium im Stift selbst statt. Das Verhältnis zu dieser Fakultät scheint enger gewesen zu sein als zur theologischen. Wir erinnern uns der juristischen Neigungen der
Camburg / Eisenberg
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Meißner Chorherren. Auch die Bibliothek des Thomasstifts wurde im 15. Jahrhundert vor allem um Schriften über das kanonische Recht vermehrt. Aber schon vorher hatte man wissenschaftliche Studien betrieben. Die Bibliothek umfaßte um 1400 116 Bände, und zwar nicht nur theologische, sondern auch einige historische Werke. Im Thomasstift wurden bereits im 13. und 14. Jahrhundert umfangreiche annalistische Aufzeichnungen niedergeschrieben, die nicht nur die Geschichte des Stifts selbst, sondern audi Ereignisse der allgemeinen Geschichte zum Gegenstande hatten. Sie sind leider verloren. Die Stadt Leipzig ist eine Gründung des Vaters Markgraf Dietrichs, des Markgrafen Otto des Reichen. Dasselbe gilt aller Wahrscheinlichkeit nach für die Gründung der Stadt Eisenberg (vgl. S. 26). Wenn Dietrich auch in dieser Stadt den Versuch unternahm, ein Chorherrenstift zu gründen, so gewinnen wir Einblick in die Absichten, die der Markgraf mit seinen Stiftungen verfolgte: er wollte das kirchliche Wesen der alten und wichtigen Städte seines Herrschaftsbereiches straff zusammenfassen, indem er die Pfarrkirchen dieser Städte den von ihm gegründeten geistlichen Anstalten inkorporierte. Noch deutlicher wird diese Absicht bei näherer Betrachtung der Vorgeschichte und des weiteren Fortgangs der Eisenberger Gründung. Ein Stift der Augustiner hatte zunächst in C a m b u r g bestanden. Sein Propst wird zum Jahre 1214 genannt. Es hatte seinen Sitz in suburbio, das heißt in der städtischen Siedlung unter der Burg; bereits 1149 werden sehr deutlich Bürger in Camburg (cives in Kamboich) von den markgräflichen Ministerialen unterschieden. Gründer war Markgraf Dietrich, der zur Zeit der ersten Gründung des Stifts, die wegen der Zustimmung seines Bruders Albrecht (f 1195) vor 1195 anzusetzen ist, noch Graf von Weißenfels war. Das Stift wurde mit seinem Eigengute zu Camburg (de propiietate nostra Kamburg pertinente) ausgestattet, die Zustimmung auch der übrigen Verwandten eingeholt. Die Stiftung fand also ausgesprochenermaßen in den Formen des Eigenkirchenredits statt, und zwar in einer der ältesten Städte des in der Bildung begriffenen wettinischen Territoriums. Von vornherein war jedoch beabsichtigt, daß das Stift seinen endgültigen Sitz in E i s e n b e r g haben sollte, die Unterkunft in Camburg war nur eine vorläufige. So konnte bereits 1198 vom einzurichtenden claustrum Isenberg gesprochen werden, und als wir in einer undatierten Urkunde des Markgrafen, die wohl kurz nach 1210 anzusetzen ist, etwas über die Ausstattung erfahren, wird es als in oppido nostro Isenborch gelegen bezeichnet, obwohl doch der Propst sich noch 1214 nach Camburg nannte. Die Entfernung beider Städte war nicht groß, und das Kirchenwesen beider sollte das Stift betreuen, denn beide Pfarrkirchen wurden ihm inkorporiert, dazu
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die Burgkapelle in Camburg; außerdem erhielt es die Patronate zweier mit 6 und 4 Hufen ausgestatteten Dorfkirchen und weitere 38 Hufen Grundbesitz. Vielleicht waren städtebauliche Maßnahmen — Anlage einer Neustadt — erst abzuwarten, bevor das Stift in Eisenberg ansässig werden konnte. Vor 1217 scheint dann die Übersiedlung tatsächlich stattgefunden zu haben. Am 9. Oktober dieses Jahres wurde auf einer Synode in Naumburg die Ausstattung bestätigt. Anwesend war jedoch nicht der Propst, sondern ein Priester Herbold als provisor der neuen Pflanzung. Es ist dies das erste Anzeichen dafür, daß die Chorherren die in sie gesetzten Erwartungen nicht erfüllten. Das Stift kam nicht vorwärts, und bereits 1219 sah sich der Markgraf veranlaßt, es in ein Frauenkloster umzuwandeln. Im Jahre 1212 hatte Dietridi ein in Triptis im Orlalande, also in der Mainzer Erzdiözese befindliches Frauenkloster wegen seiner Dürftigkeit nach Z w i c k a u verlegt, wo er eben in diesem Jahre Fuß zu fassen begann. Der Abt von Bosau, der seit 1118 dort Rechte insbesondere an der alten Pfarrkirche inZwickau-Ostirweine besaß (vgl. Bd. 1S. 185 f.), wurde mit einer Zahlung von 250 Mark abgefunden, die Stadt selbst, im 12. Jahrhundert Reichsstadt, war samt ihrer Kirche wohl durch Verleihung König Philipps oder Ottos IV. an Dietrich übergegangen. Ein Stützpunkt wettinischer Macht im Muldenlande war in der Entstehung begriffen. So nimmt es nicht wunder, daß auch hier der neue Stadtherr eine Klosterstiftung vornahm. In welcher Beziehimg er zum Kloster in Triptis stand, ist unbekannt. Wenn er es verlegte (transtulit), läßt dies auf Eigenkirchenherrschaft schließen. Aber Triptis war nicht wettinischer, sondern lobdeburgischer Besitz, und in Triptis hat das Zwickauer Kloster keinerlei Besitz behalten. So ist es sehr wohl möglich, daß die Nonnen, deren Ordenszugehörigkeit ungewiß ist, die vielleicht zunächst nur eine freie Kongregation nach der Art der ersten Nonnen von Lausnitz gebildet hatten und die bei Erlahmen des religiösen Eifers die Armut als drückend empfanden, freiwillig dem Angebot des Markgrafen, ihrer Niederlassung in Zwickau Entfaltungsmöglichkeiten zu bieten, gefolgt sind. Der Kern der Ausstattung, der ihnen hier gewährt wurde, ist wiederum bezeichnend: die Pfarrkirche von Zwickau-Ostirweine und die Stadtpfarrkirche. 1219 erfahren wir dann, daß es in den Zwickauer Vorstädten noch zwei weitere Kirchen gab, die dem Kloster ebenfalls übereignet worden waren. In diesem Jahre nämlich verlegte Dietrich das Kloster nach Eisenberg und vereinigte es mit dem dortigen Chorherrenstift in der Form, daß lediglich das Frauenkloster weiterbestand. Die nunmehrige Ausstattung des Klosters wird sehr genau umschrieben. Sie umfaßte jetzt die Stadtkirchen von Eisenberg und Camburg, fünf Dorfkirchen der Umgebung,
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alle mit ihrem Widum, vier Kapellen in und bei Eisenberg, eine in Camburg, weiteren Grundbesitz, darunter vor allem ein Herrengut (predium) in Schleuskau von 16 Hufen und das Dorf Schmiedhausen samt einer zugehörigen Waldung von 380 Acker Größe, schließlich die Ausstattung des Zwickauer Klosters, nämlich die Parochie ZwidcauOstirweine mit Zubehör und zwei Zwickauer Vorstadtkirchen, nicht jedoch die Stadtpfarrkirche St. Nikolai, die erst 1272 dem Kloster übereignet wurde, nachdem sie bedeutungslos geworden war. Die Ausstattung war also sehr reich bemessen, und das Kloster konnte nunmehr als Mittelpunkt des wettinisdien Allodialbesitzes um Camburg-Eisenberg und damit auch der beiden Städte gelten, während die Stadt Zwickau ihre kirchliche Selbständigkeit vorerst zu wahren wußte, man möchte glauben kraft Widerstands der Bürger, die noch nicht vergessen hatten, daß ihre Stadt einst Reichsstadt gewesen war. Es hat bei dieser Einrichtung offenbar keine Rolle gespieit, daß die Insassen des Klosters Frauen waren. Die äußeren Angelegenheiten führte der Propst, und somit lag ihm auch die Sorge für den Gottesdienst und für die Seelsorge in den Pfarreien des Klosters ob. Es scheint, daß die Eisenberger Pröpste sich dieser Aufgabe mit Eifer und Erfolg angenommen haben, auch in Zwickau, wo vielleicht gerade infolge der Inkorporation die ehemalige Vorstadtkirche St. Marien zur Hauptkirche der Stadt wurde, während die Nikolaikirche zur Kapelle herabsank, und wo es 1267 zu ernsthaftenStreitigkeiten mit den Franziskanern wegen der Ausübung der Seelsorge kam. Als erster Propst wurde der bereits 1217 als provisor genannte Herbold bestellt. Die Nonnen werden 1268 als Benediktinerinnen bezeichnet. Es mag Neigung zum Anschluß an den Zisterzienserorden bestanden haben. Das Patrozinium lautete demgemäß St. Marien und zum heiligen Kreuz. Aber der Aufsicht des Ordens unterstand das Kloster nicht. 1219 war es dem Schutze des Naumburger Bischofs unterstellt worden, und dabei ist es geblieben. Von den weiteren Schicksalen des Klosters ist wenig zu melden. Durch Schenkungen vor allem der Wettiner, ihrer Lehnleute und Dienstmannen, vereinzelt auch von Eisenberger Bürgern vermehrte sich der Klosterbesitz ständig. Einige Verkäufe in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts fallen kaum ins Gewicht, und Käufe sind nicht selten. Seine Stellung in den Städten Eisenberg und Zwickau wußte das Kloster festzuhalten, in Zwickau gegen den Widerstand der Bürgerschaft unterstützt von den Wettinern und den naumburgischen Bischöfen. Erst 1505 wurden hier die Patronate der Stadtkirchen an den Rat verkauft. Auch in Eisenberg ging es nicht ohne Reibungen ab, über Camburg fehlen Nachrichten, über die inneren Verhältnisse
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Klöster und Stifter
des Klosters und über Größe und Zusammensetzung des Konvents wissen wir nichts, nur die Vornamen einiger Priorinnen sind überliefert. Im 14. Jahrhundert hatten die Nonnen persönlichen Besitz, und zwar mit ausdrücklicher Billigung des Naumburger Bischofs. Ein Hospital beim Kloster wird zuerst 1255 erwähnt. Die Klosterbaulichkeiten, die am Ende des 13. und im Beginn des 14. Jahrhunderts mit Hilfe zahlreicher Ablässe errichtet wurden, sind bis auf geringe Reste verschwunden. Markgraf Dietrich hat noch ein weiteres Frauenkloster gestiftet, zum H e i l i g e n K r e u z bei M e i ß e n . Auch dieses Kloster lag also in unmittelbarer Nähe einer bedeutenden Stadt, ohne indes wie St. Thomas in Leipzig und Eisenberg in die Kirchengeschichte dieser Stadt von vornherein verflochten zu werden. Die Aufgabe der städtischen Seelsorge war bereits dem bischöflichen Kloster St. Afra zugefallen. Es scheint vielmehr, daß das Kreuzkloster von Anfang an als Versorgungsstätte für die Töchter des wettinischen Ministerialadels gedacht war. Seine Ausstattung, die 1220 beurkundet wurde, war demgemäß eine ganz andere: die beiden Kirchen St. Martin und St. Nikolai außerhalb der Stadt, die aber nicht Pfarrkirchen, sondern im Grunde wohl nur Kapellen waren, fünf Dörfer und zwei Herrengüter in der Nähe Meißens samt einigen weiteren Grundstücken, vor allem aber die großen Kolonistendörfer Luppa bei Oschatz, Sommerfeld bei Leipzig und das zehn Hufen artbaren Landes haltende Herrengut Piestel bei Torgau. Von vornherein wurde also weit entfernter, aber wertvoller Besitz zugeteilt. Nicht eine Aufgabe wurde dem Kloster gestellt, sondern auf seine wirtschaftliche Sicherstellung wurde gesehen. Dem Propste wurde die volle Gerichtsbarkeit auf den Klostergütern gewährt. Gegründet worden war das Kloster schon vor 1217 und hatte zunächst in der Wasserburg (aquaticum Castrum) bei der Jakobskapelle eine Stätte gefunden. Erst als der Bau der neuen Klostergebäude weit genug fortgeschritten war, wurde die Verlegung nach der Stelle, wo sich noch heute die Ruinen des Kreuzklosters befinden, vorgenommen. Diese Überreste, von der Kunstwissenschaft sehr genau untersucht, lassen erkennen, daß es sich um geräumige und künstlerisch sehr bedeutende Bauten gehandelt haben muß, deren Durchführung die ganze erste Hälfte des 13. Jahrhunderts in Anspruch genommen haben dürfte. Der von vornherein gehobene Lebensstil der Insassinnen des Klosters kommt damit zu deutlichem Ausdruck. Von Interesse ist der Kampf um die Rechtsstellung des Klosters in den ersten Jahren seines Bestehens. Nicht um die Vogtei handelte es sich. Diese wird nie ausdrücklich erwähnt. Das Kloster war vogtlos, aber es wurde als selbstverständlich angesehen, daß die erbliche
Hl Kreuz bei Meißen
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Schutzherrschaft den Wettinern zustand, und so wurde bestimmt, daß der Propst in Blutgerichtsfällen die wettinischen Amtleute (villici) beiziehen sollte, die aber nur auf seine Aufforderung und ohne Gebühren zu berechnen richten durften. Schutzurkunden der Markgrafen und ihrer Gattinnen, denen zeitweise formal der Schutz des Klosters übertragen wurde, liegen aus dem 14. Jahrhundert vor. Strittig war vielmehr das Verhältnis zum Diözesanbischof. Das Kloster strebte die Exemtion an und erlangte in den ersten 30 Jahren seines Bestehens nicht weniger als sieben Papstprivilegien. Die Nonnen behaupteten, Zisterzienserinnen zu sein, und die Päpste gingen darauf ein: bis 1235 bezeichneten die Papsturkunden das Kloster stets als zum Zisterzienserorden gehörig. Die Absicht ist klar, man wollte der Freiheiten, die dieser Orden genoß, teilhaftig werden. Der wiederholt verbriefte päpstliche Schutz kam dem entgegen. Aber auch Bisdiof Bruno von Meißen hatte das Kloster 1224 in seinen Schutz genommen, unter Hinweis darauf, daß er die Gründung des Klosters als Diözesan mit Zustimmung des Kapitels genehmigt hatte, d. h. er machte sein Diözesanrecht geltend. Wie schon 1221/2 nannte er die Nonnen Benediktinerinnen. Das Spiel wird völlig klar, wenn in der Urkunde von 1224 die Worte s. Benedicti ausradiert und durch Cisterciensis ersetzt sind. Nur im Kloster selbst kann diese „Verbesserung" vorgenommen worden sein. Eine Urkunde Gregors IX. von 1227 schien die Sache zum Abschluß zu bringen. Sie nahm das Kloster in der üblichen Weise in den päpstlichen Schutz und räumte ihm außer sonstigen Vergünstigungen Zehntfreiheit und Freiheit von jeder geistlichen und weltlichen Gerichtsbarkeit ein, vorbehaltlich der Autorität des päpstlichen Stuhls („päpstlicher Vorbehalt"). Sehr ausführlich wurde dies im einzelnen erläutert, teilweise in wörtlicher Anlehnung an die übliche Form des Zisterzienserprivilegs. Volle Exemtion von der bischöflichen Gewalt schien damit gesichert, und in einer kurz vorher ausgestellten Papsturkunde heißt es demgemäß, das Kloster gehöre zu denjenigen, die vom apostolischen Stuhl mit „höherer Freiheit" (maiori übertäte) ausgestattet seien. Aber der energische Bischof Konrad gab den Kampf nicht auf, sondern schlug die Nonnen mit ihren eigenen Waffen. Bald nach seinem Amtsantritt nahm er eine Visitation des Kreuzklosters vor und bestimmte, daß sie als Zisterzienserinnen von nun an die Zisterzienserregel in aller Strenge einzuhalten hätten, nicht nur was die Kleidung, sondern auch was das Fasten und den Gottesdienst betreffe. Als Aufsicht wurde ihnen der Abt von Altzelle gesetzt, der das Kloster allj ährlich visitieren sollte. In der Tat hat der Abt dieses Recht in der Folgezeit geltend gemacht. Ziemlich kleinlaut wandten sich die Nonnen nun wiederum an den Papst mit der Versicherung,
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Klöster und Stifter
sie hätten mit dem Zisterzienserorden nichts gemein als die Kleidung, und baten um Befreiung von dem auferlegten Joche und vor allem von der Exkommunikation, die der strenge Abt über die Widerspenstigen verhängt hatte (1248). So kam schließlich 1249 ein neues Papstprivileg zustande, das nun nicht mehr von Zisterzienserinnen sprach, demgemäß aber auch von Exemtion nichts mehr verlauten ließ, sondern bedeutsam zum päpstlichen den bischöflichen Vorbehalt fügte (salva sedis apostolicae auctoritate et diocesani episcopi canonica iustitia). Damit war das Kreuzkloster zum Benediktinerorden und unter die bischöfliche Gewalt zurückgekehrt. Der erste Propst Walther und die erste Äbtissin des Kreuzklosters waren aus Altsachsen herbeigerufen worden. Die Nonnen dagegen werden von Anfang an aus dem meißnischen Gebiete gestammt haben. Erst seit dem Beginn des 14. Jahrhunderts können wir ihre ständische Herkunft einigermaßen überblicken. Neben niederadligen Damen standen in dieser Zeit Töchter des gehobenen Bürgerstandes, vor allem aus Meißen und Dresden, aber auch aus Freiberg. Äbtissinnen waren mit zwei Ausnahmen stets Adlige. Das Priorat wurde überwiegend mit Bürgerlichen besetzt, das Subpriorat dagegen wieder mit Adligen. Daneben gab es noch die Ämter der Kantorin, der Küsterin und Kellerin. Beim Eintritt ins Kloster wurde ein beträchtliches Eintrittsgeld erhoben, und die meisten der Nonnen bezogen persönliche Leibrenten, die nach ihrem Tode nicht durchweg dem Kloster anheimfielen, da die Nonnen testierfähig waren (1384). In der Hauptsache werden freilich die Schwestern ihren Besitz dem Kloster vererbt haben. Von Einhaltung des Armutsgelübdes konnte also keine Rede sein. Für die Stärke des Konvents in älterer Zeit fehlen Anhaltspunkte. Die Zahl 30 bis 40, die geschätzt worden ist, wird dadurch bestätigt, daß 1540 noch 38 Jungfrauen im Kloster waren. Der Besitz des Klosters betrug um die Mitte des 13. Jahrhunderts etwa 150 Hufen. Er hat sich seitdem nicht wesentlich vermehrt, und die entfernt gelegenen Besitzungen Piestel und Sommerfeld wurden sogar abgestoßen (1395, 1456). Im 14. und 15. Jahrhundert erwarb das Kloster hauptsächlich Geldzinsen, so daß man von einem Übergang zu reiner Geldwirtschaft sprechen kann, der hier früher liegt als bei anderen Klöstern. Es mag dies zusammenhängen mit der Besonderheit des Kreuzklosters, das eher einem Fräuleinstift als einem Kloster glich und vor allem den Insassinnen ein sorgenfreies Leben zu sichern bestimmt war. Es paßt gut hierzu, das auch das gottesdienstliche Leben im Kloster anscheinend wenig Vertrauen bei der Bevölkerung genoß: auffallend wenig Seelgerätstiftungen wurden gemacht, und in der Klosterkirche gab es am Ausgang des Mittelalters nur zwei Altäre, während bei den Meißner
Kollegiatstift Bautzen
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Franziskanern über sechzig standen. Für fromme Stiftungen zum eigenen Seelenheile suchte man sich andere Kirchen aus. So floß das Leben der Benediktinerinnen ruhig und in geordneten Bahnen dahin, aber wohl eben deshalb war es das Kreuzkloster, das in Meißen am längsten der Reformation wiederstand. Nonnen aus Holzzelle und Mühlberg fanden hier Zuflucht. Erst 1568 erfolgte die endgültige Aufhebung, und die letzten Nonnen sind auch dann noch bis an ihr Lebensende dem alten Glauben treu geblieben. In einer Bestätigungsurkunde für das Kreuzkloster von 1220/21 hatte Bischof Bruno von Meißen geklagt, die Zahl derartiger Stiftungen in seiner Diözese sei gering. Er selbst suchte diesem Mangel Abhilfe zu schaffen, indem er zwei Kollegiatstifter ins Leben rief, bezeichnenderweise beide östlich der Elbe gelegen, in Bautzen und Großenhain. Das Kollegiatstift B a u t z e n wurde zwischen 1213 und 1218 bei der alten Bautzener Pfarkirche St. Johannis d.T. (vgl. Bd. 1 S.206f.) gegründet. Die Pfarrkirche mitihrem riesigen Sprengel wurde demStift inkorporiert. Ihr Vermögen bildete die Grundlage seiner Ausstattung. Hinzugefügt wurde 1221 lediglich das Dorf Schmiedefeld und der Bischofszehnt in Cunnersdorf. Der König von Böhmen als Landesherr nahm das Stift 1220 in seinen Schutz und räumte ihm das Recht ein, von seinen Edlen und Lehnleuten Güter bis zu einem Umfang von drei bis vier Hufen erwerben zu dürfen. Der Bau einer neuen Kirche in Bautzen wurde in Angriff genommen, ihr Chor konnte bereits am Johannistage 1221 geweiht werden. Anscheinend wurde dabei dem Johannispatrozinium das des heiligen Petrus beigefügt (zuerst begegnend 1237), das dann seit dem Ende des 13. Jahrhunderts das alte Patrozinium verdrängte. Gleichzeitig mit der Einrichtung des Kollegiatstifts wurde für die Oberlausitz ein besonderer Archidiakonatsbezirk geschaffen, der dem Meißner Domherrn Nikolaus übertragen wurde (zuerst erwähnt 1216), Nikolaus war zugleich Pfarrer von Bautzen und Erzpriester. Die Propstei des neuen Stifts war zunächst mit der Propstei des Meißner Domkapitels verbunden, doch verziditete der Dompropst Dietrich alsbald, vermutlich weil das Bautzner Kapitel einen eigenen Propst zu haben wünschte. Nunmehr wurde Nikolaus vom Bischof zum Propst ernannt, doch unter dem Widerspruch der Kapitularen, die das Recht der freien Propstwahl beanspruchten. Es kam zum Vergleich: die freie Propstwahl wurde eingeräumt, jedoch mit der Einschränkung, daß der Propst stets dem Meißner Kapitel zu entnehmen sei, das Kapitel aber erkannte Nikolaus als ersten Propst an. Der Bautzner Archidiakonat ist seitdem mit der Propstei verbunden geblieben, wie dies wohl von Anfang an beabsichtigt war. 17 Schlesinger II
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Die Zahl der Stellen betrug zunächst sieben, wurde aber schon 1222 auf zwölf erhöht. Sie sind von Anfang an mit besonderen Einkünften verbunden gewesen. Das Amt des Dekans war zunächst nicht vorgesehen, sondern wurde erst 1222 eingerichtet. Dem Dekan wurde das Pfarrecht der Bautzner Kirche übertragen, doch übte er es nicht selbst aus, sondern übertrug es seinerseits einem als plebanus oder parochialis curatus bezeichneten Kanoniker. Auch war er Erzpriester in Bautzen, während der Propst sich mit dem Archipresbyterat in Göda begnügte. Man gewinnt den Eindruck, daß ein ursprünglich größerer Erzpriesterbezirk, der dem Propst Nikolaus noch in seiner Gesamtheit zukam, bei der Einrichtung des Dekanats 1222 geteilt worden ist. Der Dekan wurde vom Kapitel aus seiner Mitte gewählt. Dagegen stand die Besetzung der Dignitäten des Kustos und Schulmeisters dem Bischof zu. Die Kantorei wurde erst im Jahre 1355 errichtet. Pleban und Senior können nicht als Dignitäre gelten. Bis zum Ausgang des Mittelalters stieg die Zahl der Pfründen auf siebzehn. Sie schieden sich im 14. Jahrhundert in höhere und niedere; im 15. Jahrhundert fand eine Dreiteilung statt. Bis auf die dem Bischof vorbehaltenen beiden Pfründen wurde die Besetzung grundsätzlich durch Wahl vorgenommen. Ein Eintrittsgeld von einer Mark bei höheren und der Hälfte bei niederen Pfründen wurde 1372 erhoben. Die Kanoniker waren seit dem 14. Jahrhundert überwiegend bürgerlicher Herkunft, vor allem waren Bautzner Bürgerfamilien vertreten. Für die ältere Zeit fehlen genügende Unterlagen. Nationale Beschränkungen bestanden grundsätzlich nicht, doch kommen Kanoniker unzweifelhaft slavischer Herkunft im Mittelalter nicht vor. Die Pröpste waren fast ausschließlich Adlige. Ein Vikar (des Propstes) begegnet bereits 1222. Im Jahre 1293 gab es ständige und nichtständige Vikare. Zu Ausgang des Mittelalters bestanden 23 Vikarien. Es kann kein Zweifel sein, daß das Bautzner Stift als Mittelpunkt für die geistliche Versorgung der Oberlausitz gegründet worden ist. Ihre Bedeutung als Pfarrkirche hat die Bautzner Kollegiatkirche das ganze Mittelalter hindurch bewahrt. Sie blieb die einzige Pfarrkirche der Stadt, aber auch die in ihrem großen Sprengel gegründeten Landkirchen blieben zunächst von ihr abhängig. Anlaß der Gründung des Stifts war sicherlich die Besetzung des Landes mit deutschen Dörfern, die im Beginn des 13. Jahrhunderts ihren Höhepunkt erreicht hatte (vgl. Bd. 1 S. 206 f.). Doch bedeutet dies nicht, daß die slavische Bevölkerung vernachlässigt worden wäre. In der Bautzner Kirche wurde 1293 nicht nur deutsch, sondern auch slavisch gepredigt; vom Pfarrer der von ihr abhängigen Marienkirche außerhalb der Mauern wurde im gleichen Jahre verlangt, daß er beide Sprachen beherrsche oder
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doch mindestens einen slavisch sprechenden Vikar halte. AnderKollegiatkirdie selbst gab es 1376 eine vicariaSlavica. Ihr Inhaber war ausschließlich mit Gottesdienst und Seelsorge der Wenden betraut. Wenn die wendische Sprache sich in der Oberlausitz bis heute in Resten erhalten hat. so ist dies nicht zuletzt auf diese kirchliche Fürsorge zurückzuführen. In der Stadt Bautzen versuchte der Rat im 14. Jahrhundert, die alleinige Kirchenherrschaft des Kapitels zu brechen. Die Streitigkeiten wurden in der sogenannten Concordia Carolina von 1364 durch Kaiser Karl IV. beigelegt. Durch Bestellung eines „Kirchvaters" wurde dem Rate wenigstens ein gewisser Einfluß auf das kirchliche Wesen eingeräumt. Von der Entwicklung des stiftischen Grundbesitzes ist schwer ein Bild zu gewinnen, da die Wirtschaft des Stifts schon im 14. Jahrhundert in der Hauptsache auf bloßen Rentenbezug gestellt war, die Quellen außerordentlich verstreut sind und die vorhandenen Vorarbeiten nicht genügen. Im Laufe der Zeit erwarb das Stift durch Schenkung und Kauf Streubesitz in zahlreichen Dörfern der Oberlausitz, ohne daß die Bildung geschlossener Komplexe angestrebt worden wäre. Dies ist auch gar nicht zu erwarten, da das Stiftsvermögen von vornherein in Pfründen geteilt war, wenn auch ein Kern gemeinsamen Vermögens stets bestehen blieb. Eine sehr wesentliche Rolle spielte unter den Einkünften der Zehnt. Die Einkünfte der Propstei werden 1481 mit 10 Mark Silbers angegeben; zwei im Beginn des 14. Jahrhunderts gestiftete Präbenden waren mit je 10 Talenten Einkommen dotiert, doch wurde dies als nicht ausreichend erachtet, und die Einkünfte wurden infolgedessen vermehrt. Zur Entrichtung landesherrlicher Abgaben war das Stift verpflichtet, nur vorübergehend wurde ihm Befreiung gewährt (1318). Eine Stiftsschule hat von Anfang an bestanden, oder vielmehr zwei, eine innere und eine äußere (1226). Sie wurde später nicht vom Scholasticus (bezeugt bereits 1218), sondern von einem rector scolarium geleitet (1331). Die Zöglinge (pueii, scolares) wurden für den Chorgesang verwendet und in der sonst üblichen Weise unterrichtet. Die der inneren Schule waren künftige Geistliche, die der äußeren rekrutierten sich wohl zum größten Teile aus Söhnen von Bautzner Stadtbürgern, denn 1364 versuchte der Rat, die Schule unter seinen Einfluß zu bringen. Kaiser Karl IV. entschied indes den Streit zugunsten des Kapitels. Eine Schulordnung liegt in einer Fassung von 1418 vor, ist aber wohl in Wirklichkeit ein halbes Jahrhundert älter. Es ist bemerkenswert, daß das Schulgeld nach sozialen Gesichtspunkten gestaffelt war. Für arme Kinder bestand Schulgeldfreiheit, über die Pflege der Wissenschaften im Kapitel selbst ist kaum etwas IT
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bekannt. Erwähnung verdient indes, daß um 1340 zwei Bautzner Kanoniker in Bologna Rechtswissenschaften studierten. Audi Propst Dietrich von Goch war dort inskribiert gewesen (1367). Sein Nachfolger Johann von Schleinitz war Doctor decretorum, desgleichen Propst Lampert von Seehausen (1432—1456). Seit dem Ende des 15. Jahrhunderts begegnen dann wiederholt Juristen im Kapitel. W i e weit sich diese gelehrten Herren tatsächlich in Bautzen aufgehalten haben und sich nicht vielmehr begnügten, die Erträgnisse der dortigen Pfründe einzustecken, steht dahin. Die meisten von ihnen besaßen auch andere Pfründen. Fest steht, daß die Pröpste später nur selten nach Bautzen kamen, sondern ihre Amtsgeschäfte durch einen Offizial wahrnehmen ließen (nachweisbar seit 1383). Da Bautzen in der Reformationszeit mit der gesamten Oberlausitz noch zu Böhmen gehörte, wurde das Stift nicht aufgelöst, sondern ist bis zur Gegenwart als katholisches Kollegiatstift bestehen geblieben. Lediglich der Propst, statutengemäß aus dem inzwischen evangelisch gewordenen Meißner Domkapitel zu wählen, war stets Protestant, ohne indes seine propsteilichen Rechte auszuüben. An der Spitze des Kapitels stand vielmehr in Wirklichkeit nunmehr der Dekan, dem das Amt der geistlichen Administratur in beiden Lausitzen übertragen war und der seit 1752 regelmäßig zum Bischof in partibus ernannt zu werden pflegte. So ist das Bautzner Kollegiatstift jahrhundertelang der Hauptstützpunkt des Katholizismus in Sachsen gewesen. Weit weniger als über Bautzen wissen wir über das zweite von Bischof Bruno gegründete Kollegiatstift St. G e o r g e n in G r o ß e n h a i n (Ozzek). Es bestand im Jahre 1225 bereits, und 1241 hören wir, daß die Propstei aus der Vereinigung der Pfarren (plebanatus) von Großenhain und Z s c h e i l a (b. Meißen) entstanden war, wo eine gleichfalls dem heiligen Georg geweihte Pfarrkirche bereits 1180 nachweisbar ist. Infolgedessen wurde das ganze Mittelalter hindurch das Kapitel auch nach Zscheila genannt, diese Bezeichnung überwiegt sogar. Als Kollegiatkirche galt später anscheinend die Georgenkirche in Zscheila, so sicher 1490, während in Großenhain lediglich eine Georgenkapelle nachweisbar ist, die schwerlich als Sitz eines Kapitels gelten kann. Da aber 1226 ausdrücklich vom capitulum S. Georgii in Ozzek die Rede ist und noch 1324 canonici Haynensis ecclesie genannt werden, muß anfänglich das Verhältnis anders gewesen sein. Jedenfalls war die Kollegiatkirche nicht die Großenhainer Stadtkirche, die eine Marienkirche war und 1298 dem Großenhainer Magdalenerinnenkloster übereignet wurde. Man muß vielmehr annehmen, daß außer der Stadtkirche eine weitere, ältere Pfarrkirche St. Katharinen für die Dörfer der Umgebung bestanden hat (Berwardus sacerdos de lndagine
Großenhain / Zscheila • Crimmitschau
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1212/1215, St. Katharinen 1313 bezeugt), die dem Stifte einverleibt wurde, infolge der Verlegung der Stiftskirche nach Zscheila aber immer mehr zurückging. Reste von Kapitelsgebäuden haben sich weder in Großenhain noch in Zscheila erhalten. Der Propst wird im Januar 1226 namentlich genannt, doch ist bereits 1227 ein anderer Propst bezeugt, 1230 ein dritter. Der Wechsel erfolgte also sehr schnell, ohne daß wir den Grund kennen. Das Kapitel bestand außer dem Propst aus Dekan, Scholaster, Kustos, Kellerer und fünf Kanonikern (1226). Später ist die Zahl zurückgegangen. 1490 waren in Zscheila anscheinend nur noch vier thumherren einschließlich Propst und Pfarrer vorhanden. Uber die Ausstattung des Stifts ist nur bekannt, daß ihm das Widum der Zscheilaer Kirche sowie der beim dortigen bischöflichen Hofe vorhandenen Kapelle zufiel, darunter der Zehnt im Burgward Loga (bei Bautzen), der aber schon 1226 veräußert wurde. Wie mit der Bautzner Propstei war auch mit der von Großenhain der gleichnamige Archidiakonat verbunden, der ursprünglich vielleicht an der Zscheilaer Pfarrkirche haftete. Man wird in der Vermutimg nicht fehlgehen, daß das Kollegiatstift Großenhain ursprünglich zum kirchlichen Mittelpunkt der Gebiete zwischen Elbe und Schwarzer Elster bestimmt war. Anders als das Bautzner Stift vermochte es jedoch der gesetzten Aufgabe nicht gerecht zu werden und ist deshalb bedeutungslos geblieben. Nur von geringer Bedeutung war auch das etwa gleichzeitig mit Großenhain-Zscheila gegründete Augustiner-Chorherrenstift St. Martin vor der Stadt C r i m m i t s c h a u . Die zu 1222 datierte Bestätigung der Gründimg durch Bischof Engelhard von Naumburg ist gefälscht, doch war das Stift im Jahre 1228 tatsächlich vorhanden. So wird man den sachlichen Angaben der Fälschung immerhin teilweise Glauben schenken dürfen. Gründer war danach der Reichsministeriale Heinrich von Crimmitschau, königlicher Landrichter im Pleißenlande, der das Stift auf Anraten des Bischofs an Stelle einer gelobten Wallfahrt nach der Peterskirche in Rom errichtete. Die Erzählung gibt offensichtlich die Stiftstradition wieder und erscheint nicht unmöglich. Das eigenkirchenrechtliche Element bei der Stiftung geht schon aus der Zustimmung hervor, die die sieben Söhne des Stifters geben, an der ebenfalls nicht zu zweifeln ist. Es wird noch deutlicher dadurch, daß die Herren von Schönburg mit der Erwerbung Crimmitschaus gegen Ende des 13. Jahrhunderts auch die Schutzherrschaft über das Stift antraten, das gleichsam als Zubehör dieser Herrschaft galt. Mit den Spiritualien war es dem Bischof von Naumburg unterstellt. Ausgestattet wurde das Stift mit der Pfarrkirche St. Lorenz in der Stadt Crimmitschau und der Pfarrkirche St. Martin vor der Burg samt ihren beiden Filialen, der Schloß-
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kapelle und der Kirche in Kleinbernsdorf. Offenbar war die Martinskirdie die alte, schon vor der Stadtgründung vorhandene Pfarrkirche, und hier wurde das „Oratorium" eingerichtet. Propst wurde ein Chorherr Dietrich aus dem Bergerstift in Altenburg, von wo auch die übrigen Kanoniker gekommen sein dürften. Die Methode war also die gleiche wie bei Großenhain-Zscheila: das Stift entstand aus der Vereinigung zweier Pfarrkirchen. Demgemäß ist auch der Zweck der Stiftung sicherlich ein ähnlicher gewesen, nämlich die geistliche Versorgung der Herrschaft und der Stadt Crimmitschau. Der Propst erhielt vom Bischof die Befugnis, die vereinigten Kirchen selbst zu besetzen, doch sollte er für sie in den Spiritualien dem Archidiakon verantwortlich sein. Die Zahl der Chorherren war stets klein, schwerlich jemals höher als sechs. Zum Teil waren sie als Pfarrer tätig. Neben dem Propst begegnen Prior, Küster und Senior. Laienbrüder gab es nicht. Schenkungen erhielt das Stift vor allem von den Reichsministerialen des Pleißenlandes, so daß nach und nach nahezu 60 Hufen in der Umgebung von Crimmitschau zusammenkamen, über die ihm die niedere Gerichtsbarkeit zustand. Von schlechter Wirtschaft hören wir 1298. Der Konvent hatte angeblich Güter, Rechte und Zehnten verschleudert, und die Kunde davon wurde bis zum Papst gebracht, der den Augustinerpropst in Erfurt mit der Wiederherstellung der Ordnung beauftragte. Am wichtigsten war wohl, daß im Jahre 1345 Fritz von Schönburg den Chorherren das in Abgang gekommene Kloster Kralapp (zwischen Komotau und Kaaden) zueignete, in der Absicht, es wieder herzustellen. Es ist nicht bekannt, ob es dazu gekommen ist. Der Umwandlung des Stifts in eine Karthause ist an anderer Stelle zu gedenken. Sehr viel wichtiger als dieses kleine dynastische Stift ist das auf ganz andere Weise entstandene Zisterzienserkloster G r ü n h a i n im Westerzgebirge geworden. Hier ging die Stiftung nicht, wie bei allen bisher behandelten Klöstern und Stiftern, von einem weltlichen Stifter oder einem Bischof, sondern vom Orden selbst aus. Im Beginn des 13. Jahrhunderts hatte der Ministeriale Heidenreich von Stein (an der Zwickauer Mulde bei Hartenstein) auf seinem Vorwerk Grünhain eine Nikolaikirche gestiftet. Sie lag an einer vielbegangenen Straße, die vom südöstlichen Altsachsen über Altenburg und Zwickau nach Prag führte (vgl. S. 6) und war damals die letzte Kirche vor der breiten Waldzone, welche die nach Böhmen ziehenden Kaufleute durchschreiten mußten, bevor sie ins Egertal gelangten. So lag es nahe, daß sie hier dem heiligen Nikolaus, dem Schutzpatron der Reisenden und Kaufleute, ihre Gabe darbrachten, um seines Schirmes auf dem nicht ungefährlichen Wege gewiß zu sein. Die Einkünfte der Kirche aus
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diesen Opfergaben waren also reichlich, und dies scheint die Auimerksamkeit des Zisterzienserordens auf sie gezogen zu haben. Man beschloß, hier ein Kloster ins Leben zu rufen und erwarb zunächst die Kirche selbst samt Vorwerk und wohl auch das zugehörige Bauerndorf Grünhain. Mit der Leitung des Unternehmens war Abt Brüning von Budi beauftragt. Ein urkundlicher Beleg hierüber fehlt, wohl aber liegt eine Urkunde von etwa 1233 vor, in der der Verkauf von vier weiteren Dörfern (darunter zwei wüst liegenden) durch Heidenreich von Siein an Abt Brüning bestätigt wurde. Der Abt heißt darin provisor des Klosters (locus) Grünhain, als Käufer trat die Nikolaikirche selbst auf, der jetzt das Patrozinium der Mutter Gottes, der Patronin des Zisterzienserordens, noch vor dem heiligen Nikolaus beigelegt war. Damals war also das Kloster bereits in der Entstehung begriffen, und 1238 und 1240 wurden vier weitere Dörfer angekauft. Eine Bestätigung dieses Jahres ergibt, daß außerdem noch drei Dörfer in den Besitz des Klosters übergegangen waren, sicherlich ebenfalls durch Kauf. Wir wissen aus Urkunden, daß für diese Ankäufe 480 Mark Silbers tatsächlich aufgewendet wurden. Nimmt man die nicht urkundlich bezeugten Käufe hinzu, so kann man den Gesamtaufwand auf 750 Mark schätzen. Ein aufschlußreiches Baispiel für die wirtschaftliche Kraft des Ordens in dieser Zeit! Freilich werden die Einkünfte der Nikolaikirche nicht unbeträchtlich zur Durchführung des Werkes beigetragen haben. Nach der zisterziensischen Uberlieferung war inzwischen das Kloster mit Mönchen aus Sittichenbach, dem Mutterkloster von Buch, besetzt worden (1235). Abt Brüning hat dann selbst die Leitung des neuen Klosters übernommen (bezeugt 1238). Der Besitz des Klosters wuchs in der Folgezeit außerordentlich an, weit mehr durch Kauf als durch Schenkungen. Nicht wenige Urkunden, die von donatio sprechen, bekräftigen in Wirklichkeit ein Kaufgeschäft. Der geschlossene Besitz um Grünhain selbst wurde festgehalten und erweitert. 1254 wurde der erste Besitz in der Nähe von Zwickau erworben (Krossen), der dann planmäßig vermehrt wurde, so daß am Ende des 14. Jahrhunderts die Stadt an drei Seiten von Grünhainer Klosterdörfern umgeben war. Streitigkeiten mit dem Rate um die Gerichtsbarkeit auf diesem Besitz zogen sidi jahrzehntelang hin. 1261 ist der erste Besitz in Böhmen, Wernsdorf bei Kaaden, bezeugt. Hier brachte es das Kloster im Laufe der Zeit auf etwa ein Dutzend Dörfer. Ebenfalls noch im 13. Jahrhundert wurde ein mehrere Dörfer umfassender Besitzkomplex um Oberlungwitz erworben. Unklar ist der Ursprung der Besitzungen in der Altenburger Pflege, die erst seit 1347 entgegentreten, aber sicherlich älter sind. Ihr Mittelpunkt war der Klosterhof Gardschütz, v/o in der Reformationszeit
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Gefälle aus nicht weniger als 41 Dörfern eingezogen wurden. Freilich handelte es sich dabei meist nur um Dorfanteile. Aber schon 1347 war dieser Hof zusammen mit dem Bucher Klosterhof Lödla verpflichtet, dem Landesherrn einen Heerwagen zu stellen. Eine bedeutsame Erwerbung glückte schließlich noch 1413 mit dem Ankauf der östlich ans Grünhainer Kerngebiet angrenzenden Herrschaft Schlettau. „Kolonisatorisch", wie man geglaubt hat, hat sich das Kloster auf seinem Besitz kaum betätigt. Die Bauerndörfer bestanden alle schon, als es sie erwarb. Aber in seiner Wirtschaftsgebarung unterscheidet es sich doch erheblich von den uns bisher bekannt gewordenen Zisterzienserklöstern. Auch Grünhain hat Grangien angelegt. Zur Zeit König Albrechts I. (1298—1308) sind sie mit diesem Worte bezeugt. Das Dorf Grünhain selbst ist untergegangen, es wurde in einen Wirtschaftshof verwandelt. Nur im Flurnamen „Zwölf Lehen" hat sich eine Erinnerung daran erhalten. Aber die sonstigen Klosterhöfe waren mehr Hebestätten für die Leistungen der abhängigen Bauern, als daß auf ihnen Eigenwirtschaft betrieben wurde. Gardschütz wurde soeben erwähnt. Noch deutlicher tritt dies beim Besitz um Zwickau entgegen. Hier befand sich nämlich der Klosterhof in der Stadt selbst. Von Eigenwirtschaft konnte hier überhaupt nicht die Rede sein, der Hof war lediglich Verwaltungsmittelpunkt. Weitere Klosterhöfe gab es in (Abtei-)Oberlungwitz und Wistritz bei Kaaden, offensichtlich ebenfalls weniger eigentliche Grangien, wenngleich hier Eigenwirtschaft nicht völlig gefehlt haben wird, als Mittelpunkte von Hebebezirken. Wir lernen eine klösterliche Wirtschaftsform kennen, die in vielem der der großen Benediktinerklöster des frühen Mittelalters ähnelt. Weinberge besaß das Kloster in Maua an der Saale und in Böhmen. Nicht völlig klar ist, in welchem Umfange und seit wann es sich am Bergbau beteiligt hat. In Betracht kommt wohl weniger Silber als Eisen und Kohle (in Oberhohndorf). Eine erhebliche Rolle muß die Waldwirtschaft gespielt haben. Zwei Städte sind auf Grünhainer Klostergut entstanden, Grünhain (vor 1280) und Zwönitz (Mitte des 15. Jahrhunderts). Die Stadt Schlettau dagegen bestand bereits, als die gleichnamige Herrschaft an das Kloster gelangte. über die Rechtsstellung des Klosters gibt es wenig Quellen, ein Anzeichen dafür, daß seine weitgehende Selbständigkeit unbestritten war. Einen Vogt hatte es nicht, wer hätte auch die Vogtei beanspruchen sollen, da niemand das Recht des Gründers in Anspruch nehmen konnte? Die hohe und niedere Gerichtsbarkeit übte das Kloster auf seinem Besitz selbst aus, und darum ist es allerdings zu Streitigkeiten mit den Nachbarn gekommen, die aber stets zugunsten des Klosters entschieden wurden. Königliche und päpstliche Privilegien liegen
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nicht vor, dafür aber bereits 1251 eine landesherrliche Bestätigung seiner Rechte durch Markgraf Heinrich den Erlauchten. In den wettinischen Landesstaat ist das Kloster ohne Reibungen hineingewachsen. Es war um die Mitte des 14. J a h r h u n d e r t s den W e t t i n e r n bede- und heerfahrtspflichtig. Eine Exemtion von der bischöflichen Gewalt ist nur in sehr fragwürdiger Uberlieferung bezeugt. Man darf annehmen, daß Grünhains Stellung zum N a u m b u r g e r Bischof ähnlich war, wie die der Klöster Altzelle und Buch zum Bischof von Meißen. 1243 nahm Abt Brüning a n einer Diözesansynode in N a u m b u r g teil. ü b e r die Stärke des Konvents läßt sich Eindeutiges nicht feststellen. Neben dem Abt w e r d e n Prior, Subprior, Kustos und Kellerer als Amtsträger genannt. Als Äbte begegnen im 14. J a h r h u n d e r t Angehörige des niederen Adels und Söhne einiger Zwickauer Bürgergeschlechter. Als Ausnahme muß es wohl betrachtet werden, daß 1273—1301 der edelfreie Otto v. Lobdeburg Mönch im Kloster war. Die wenigen Namen, die wir aus späterer Zeit kennen, deuten auf bürgerliche Herkunft. Laienbrüder sind nicht nachzuweisen. Vor der A u f h e b u n g des Klosters (1536) scheint die Klosterwirtschaft ausschließlich mit Lohngesinde, darunter Frauen, betrieben worden zu sein. Es ist kaum denkbar, daß dies auch schon in älterer Zeit der Fall war. Das Fehlen der Nachrichten erklärt sich vielmehr aus der Vernichtung des Klosterarchivs. Eine produktive wissenschaftliche Tätigkeit haben die Grünhainer Mönche anscheinend nicht ausgeübt. Doch studierten im 15. J a h r h u n d e r t einige in Leipzig, einer auch in Wittenberg. Eine nicht unbeträchtliche Bibliothek von etwa 650 W e r k e n war im Beginn des 16. J a h r h u n d e r t s vorhanden, doch ist sie wohl erst von dem Abte Paul Morgenstern (1486—1507) zusammengebracht worden, der humanistischer Bildung zugeneigt war. Nur kurz ist an dieser Stelle auf ein weiteres Zisterzienserkloster einzugehen, das zwar zum Bistum Meißen gehörte, aber wie die meisten der Klöster der Niederlausitz nur in sehr loser Beziehung zu Sachsen stand, im Grunde nur durch seinen Stifter. Im J a h r e 1249 hatte Markgraf Heinrich der Erlauchte von Meißen ein Bündnis mit Herzog Heinrich III. von Breslau geschlossen, der im Streit mit seinem Bruder Boleslaw II. von Liegnitz lag. Als Preis für seine Hilfe wurde ihm die Burg Schiedlo übergeben und die Abtretung weiterer Gebiete versprochen. In der Tat erhielt er nach Beendigung der Fehde (1252/53) einen Landstrich zwischen Oder und Spree, der bis dahin zum Lande Lebus gehört hatte. Das Gebiet wurde in der Folgezeit auch kirchlich zum Bistum Meißen gezogen (vgl. S. 42). Es w a r nicht sehr wertvoll, da zum großen Teile noch unbesiedelt. Erst der Wettiner ist es gewesen, der die Ansiedlung deutscher Bauern hier in die W e g e leitete.
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Audi die Städte Fürstenberg und Friedland hat er gegründet. In diesen Zusammenhang gehört auch die Stiftung des Klosters N e u z e l l e durch den Markgrafen im Jahre 1268. Sie erfolgte zum Seelenheile seiner im Vorjahre verstorbenen Gemahlin Agnes bei dem Dorfe Starzeddel (wüst bei Neuzelle) und trat an die Stelle einer schon 1255 von Altzelle aus geplanten Zisterze in Seußlitz an der Elbe, die dort nidit zustande kam (vgl. S. 325). Als Ausstattung wurde dem Kloster Land im Umkreise von einer Meile angewiesen. Es wurde also in derselben Weise verfahren wie vor 135 Jahren im Falle des Klosters Chemnitz, und wenn es heißt, daß der Patronat aller auf diesem Gebiete vorhandenen oder künftig zu errichtenden Kirchen dem Kloster zufallen solle, so wird deutlich, daß die Situation die gleiche war: das Umland war erst zu erschließen. Uber ein Jahrhundert hatte also die deutsche Ostsiedlung gebraucht, um vom Erzgebirge bis in die entlegenen Gebiete der Niederlausitz vorzuschreiten. Der Konvent zog im Jahre 1281 ein. Mutterkloster war Altzelle, nachdem vielleicht vorübergehend Lehnin dafür in Aussicht genommen war. Gegen Ende des Jahrhunderts wurde das Kloster an seinen heutigen Ort verlegt. Im Jahre 1304 wurde die Verbindung der Niederlausitz mit der Mark Meißen gelöst. In den wechselvollen Zeiten, die diese Landschaft in den beiden folgenden Jahrzehnten durchlebte, vermochte das Kloster seinen Besitz durch Schenkung und Kauf zunächst ständig zu vermehren, wenn auch infolge der häufig im Lande herrschenden Unruhen Rückschläge nicht ausblieben. Am wichtigsten war wohl die Erwerbung der Burg Schiedlo und der Stadt Fürstenberg im Jahre 1316. Freilich mußte diese 1370 an Kaiser Karl IV. abgetreten werden und wurde erst 1406 wieder erworben. Der Kaiser bestätigte in diesem Jahre den sonstigen Besitz des Klosters. Er umfaßte damals 28 Dörfer und Teilbesitz in vier Dörfern, vier Dörfer waren verlehnt. Der Besitz bildete zum größten Teil einen zusammenhängenden Komplex. Schwerlich wurden die ursprünglichen Klosterdörfer, acht an der Zahl, vom Kloster selbst angelegt, sondern sie entstanden wohl noch vor 1281. Lehrreich ist, daß die Bestätigungsurkunde von 1370 keine Grangien nennt, die 1312 einmal erwähnt werden. Es waren deren insgesamt drei vorhanden. Es scheint, daß die Neuzeller Klosterwirtschaft, wie diejenige Grünhains, von vornherein hauptsächlich auf Zinsbezug gestellt war, obwohl es an Eigenwirtschaft nicht ganz gefehlt hat. Besonders die Teichwirtschaft muß erhebliche Bedeutung gehabt haben, wurde doch systematisch eine große Reihe von Seen erworben. In der Folgezeit gelang eine wesentliche Besitzvermehrung nicht mehr. Zwar wurde das Klostergebiet abgerundet und vor allem eine Exklave nördlich Lieberose erheblich vermehrt, aber
Neuzelle • Servitenstift Großenhain • Grimma
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umfangreiche Verlehnungen standen dem gegenüber. Einen schweren Rückschlag bedeute vor allem die Zerstörung des Klosters durch die Hussiten 1429. Die Zugehörigkeit der Niederlausitz zu Böhmen in der Reformationszeit verhütete die Aufhebung des Klosters, das noch bis zum Jahre 1817 bestanden hat. Die Größe des mittelalterlichen Konvents ist unbekannt. Die Klosterämter waren die üblichen. Als Studenten an der Leipziger Universität sind Mönche aus Neuzelle erst seit 1477 nachweisbar; einer wurde 1506 in Frankfurt a. d. Oder immatrikuliert. Wenig bekannt ist über das Servitenstift in G r o ß e n h a i n . Die Angehörigen dieses 1233/40 in Florenz entstandenen Ordens folgten der Augustinerregel. Erst 1256 erhielt er die päpstliche Bestätigung, so daß das Großenhainer Stift nicht sdion um 1240 gegründet worden sein kann, wie bisher angenommen wurde. Brüder, die bereits 1253 in Großenhain auftreten, waren nicht Serviten, sondern Franziskaner, doch ist es hier nicht zu einer Niederlassung dieses Ordens gekommen. Die Ordenszugehörigkeit der Großenhainer Mönche scheint zunächst geschwankt zu haben: sie wurden 1318 vom Meißner Bischof als Augustiner-Eremiten bezeichnet, nannten sich 1361 aber selbst Marienknechte. So ist es immerhin nicht ausgeschlossen, daß die ursprüngliche Wurzel dieses Klosters eine dritte, franziskanische ist. Die Gründungszeit steht nicht fest, sie muß in die zweite Hälfte des 13. Jahrhunderts fallen. Die erste sichere Nachricht stammt aus dem Jahre 1299, wenn nicht gar erst von 1318. In diesem Jahre erhielten die Brüder vom Bischof Withego II. von Meißen das Recht, zu predigen und Beichte zu hören. Das Kloster ist offenbar nie zu größerer Bedeutung gekommen. Auch sein Besitz war gering. An seiner Spitze stand ein Prior. Nach 1312 wurde in der Diözese ein zweites Servitenstift von Bischof Withego II. von Meißen in Radeburg gegründet, über welches das Großenhainer die Aufsicht führte. Es entstand aus dem dortigen Hospital. Wenn es von diesem Stift in der Reformationszeit heißt, es seien selten mehr als zwei Brüder dort gewesen, mitunter auch nur einer, so läßt das wohl auch einen Schluß auf den zahlenmäßigen Bestand des Großenhainer Konvents zu, der aber 1544 immerhin noch sechs Kleriker und einen Laienbruder umfaßte. An dieser Stelle mag das Augustiner-Eremitenkloster in G r i m m a angeschlossen werden. Dieser Orden, dessen größter Sohn später Martin Luther war, war 1256 aus dem Zusammenschluß verschiedener italienischer Eremitenkongregationen entstanden. Wirklich Eremiten waren die Augustiner nicht, sondern gründeten ihre Klöster vorzugsweise in Städten. Ende des 13. Jahrhunderts bestanden in Deutschland bereits etwa 60 Konvente. Die Grimmaer Stiftung ging vom Orden
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selbst aus. 1287 genehmigte Markgraf Friedrich Tuta die Niederlassung in der Stadt, 1289 nahm Bischof Heinrich von Merseburg die Brüder in seinen Schutz. Zahlreiche Ablässe unterstützten das Unternehmen. Der Platz für das künftige Kloster wurde vom Kloster Altzelle käuflich erworben, aber erst 1313 bezahlt. Bereits 1291 kam es zu Streitigkeiten mit dem Stadtpfarrer wegen des Begräbnisrechts, die erst 1299 beigelegt wurden. Die Brüder beanspruchten nämlich das Recht der Seelsorge, das ihnen 1349 auch in der Diözese Naumburg gewährt wurde, während sie es in der Merseburger von Anfang an besaßen. 1302 trat das Kloster unter päpstlichen Schutz, ohne jedoch eximiert zu werden. Da die Augustiner-Eremiten, obwohl ursprünglich nicht zu den Bettelorden gehörig, ähnlich den Franziskanern von Almosen lebten, war der Grundbesitz des Klosters gering. Immerhin wurde 1404 das Vorwerk zu Hohnstädt erworben, dessen Ackerland später noch durch Zukauf vermehrt wurde, ferner mancherlei Besitz in der Stadt selbst. Dieser war kraft markgräflicäien Privilegs von Abgaben befreit, so daß sich das Kloster 1444 auf Drängen des Rates genötigt sah, auf weitere Erwerbungen im Bereiche der Stadt zu verzichten. Daß das Grimmaer Kloster keineswegs arm war, geht daraus hervor, daß es im Jahre 1500 den gesamten Besitz Altzelles in und bei Grimma, darunter zwei Mühlen, zu kaufen vermochte. 1522 waren 12 Mönche und 4 Laienbrüder im Kloster, darunter Prior, Subprior, Kustos, Unterkustos, Gastmeister. Die Ämter des Pförtners, Schaffners und Kellerers hatten Laienbrüder inne. Anderweitig begegnen noch Lesemeister, Ältester und (nach 1500) Mühlmeister. In früheren Zeiten konnte das Kloster angeblich vierzig Mönche aufnehmen. Terminierhäuser gab es in Altenburg, Chemnitz und Eilenburg. Es war also ein recht großer Bezirk, in dem die Grimmaer Augustiner Almosen sammelten. Festgehalten zu werden verdient, daß im Jahre 1419 das im Kloster begangene Augustinusfest, bei dem den Andächtigen reichlicher Ablaß gewährt wurde, auf den Sonntag nach Bartholomäi verlegt wurde, weil an diesem Tage Jahrmarkt war und infolgedessen viel Volk in der Stadt zusammenströmte. Aufgehoben wurde das Kloster Grimma 1529 und schließlich (1550) in die bekannte Fürstenschule umgewandelt. Wenigstens zu erwähnen ist, daß in L i s s e n (bei Osterfeld) in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts eine Zelle des Benediktinerklosters Reinhardsbrunn bestand. 1216 ist Reinhardsbrunner Besitz in Lissen nachweisbar, zu dem 1256 die dortige Pfarrkirche gehörte. Bei ihr wurde offenbar bald darauf ein Ableger des Mutterklosters gegründet, denn 1267 erscheint ein Propst, und 1280 wird das Kloster (cenobium) genannt, das in die Rechte und Pflichten der Pfarrkirche ein-
Lissen • Frauenklöster
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getreten ist. Bedeutung hat diese Niederlassung nicht gewonnen, und ihre weiteren Schicksale sind unbekannt. Groß ist die Zahl der im 13. Jahrhundert gestifteten Nonnenklöster. Meist handelt es sich um Gründungen des Adels, und sicherlich dienten nicht wenige der Versorgung der überzähligen Töchter und Witwen der höheren Stände, d. h. des edelfreien und ministerialischen Adels und, seit dem Aufkommen der Städte, des besitzenden Bürgertums. Sie wurden vielfach wohl sogleich zu diesem Zweck gegründet. Aber auch ein echtes religiöses Bedürfnis war wirksam, wie bereits angedeutet wurde, und hierzu sei noch einiges gesagt. Nicht nur in Frankreich und im nordwestlichen Deutschland, wo diese Dinge am besten erforscht sind, sondern auch unabhängig davon in Mitteldeutschland hatte sich bereits im 12. Jahrhundert ein starker Zug zu freiwilliger Armut und Keuschheit bei den Frauen gerade auch vornehmer Herkunft bemerkbar gemacht. Die Überlieferung ist freilidi mehr als dürftig. Immerhin konnten wir ihn im Falle des Klosters Lausnitz deutlich beobachten (vgl. S. 234). Im 13. Jahrhundert wurde diese Bewegung nicht schwächer, sondern stärker. Eine religiöse Haltung, wie sie bei der heiligen Elisabeth von Thüringen angetroffen wird, stand sicherlich nicht vereinzelt. Nur wird sie nur selten dem Gedächtnis der Nachwelt bewahrt worden sein wie in diesem extremen Falle, der zudem die Landgräfin, die höchstgestellte Frau Thüringens, betraf, die den Blicken der Öffentlichkeit am meisten ausgesetzt war. Unsere Quellen für Klostergründungen sind ganz vorzugsweise Urkunden, in denen wir Nachrichten über die religiösen Beweggründe der Stiftungen nur als abgegriffene, kanzleiübliche Wendungen erwarten dürfen, und wenn im 14. und 15. Jahrhundert nicht wenige Nonnenklöster sich aus den nun reichlicher fließenden Quellen in der Tat als reine Versorgungsanstalten erweisen lassen, so besagt dies wenig für das Fehlen religiöser Impulse in der Gründungszeit. In einem Falle können wir ihr Vorhandensein mit aller Deutlichkeit nachweisen. Das Frauenkloster in Cronschwitz bei Weida, später den Dominikanern unterstellt, wurde im Jahre 1238 von Jutta, der Gemahlin des Vogtes Heinrich IV. von Weida gestiftet. Jutta trat selbst in das Kloster ein und wurde seine erste Priorin, mußte sich aber zu diesem Zwecke von ihrem Gatten scheiden lassen, der seinerseits in den Deutschen Orden eintrat. Die Scheidung wurde vollzogen, obwohl unmündige Kinder vorhanden waren, die nun unter päpstlichen Schutz und unter Vormundschaft des Bischofs Rudolf von Merseburg und des Abtes Walther von Sittichenbach traten. Die Klosterinsassinnen gehörten später vorzugsweise dem Adel insbesondere des Vogtlandes an.
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Klöster und Stifter
Nicht wenige Damen aus der Gründerfamilie traten ein. Wir würden also durchaus auf eine klösterliche Versorgungsstätte schließen müssen, wenn wir nicht die Gründungslegende besäßen, deren Angaben durch eine Papsturkunde bestätigt werden und die uns einen Blick in die offenbar sehr exaltierten religiösen Motive der Stiftung tun läßt. Dies schließt natürlich nicht aus, daß das Kloster in Wirklichkeit auch gleichzeitig Versorgungsstätte war und als solche betrachtet wurde. Eine derartige Mischung der religiösen mit den praktischen Motiven werden wir bei der Gründung der meisten Frauenklöster anzunehmen haben, auch dort, wo jene nicht ausdrücklich überliefert sind. Hierzu kommt bei den Stiftungen des Adels sicherlich noch der Wunsch, eine standesgemäße Begräbnisstätte zu besitzen, wo nicht nur die Gebeine der Abgeschiedenen in würdiger Weise ruhen konnten, sondern auch für ihr Seelenheil regelmäßig von den dazu Berufenen gebetet wurde. Die mitteldeutschen Frauenklöster haben alle Anschluß an einen der bestehenden großen Orden gesucht, ohne ihn allerdings durchweg in rechtlich klarer Form zu finden. Einige begnügten sich mit der Annahme der Benediktinerregel und führten somit, gemäß der Verfassung dieses Ordens, ein selbständiges Dasein ohne feste Bindung an andere, neben- oder übergeordnete Klöster. Wieder andere näherten sich mehr der Form des Kanonissenstiftes. Die bei weitem größte Anziehungskraft hat im 13. Jahrhundert der Zisterzienserorden ausgeübt, dem in den mitteldeutschen Diözesen die Konkurrenz der Prämonstratenser fast völlig fehlte. Zudem lehnte dieser Orden bereits seit dem Ende des 12. Jahrhunderts die Aufnahme von Frauenklöstern ab. Auch die Zisterzienser haben sich 1220, endgültig 1228 zu einer ähnlichen Bestimmung entschlossen, um der lästigen Pflicht der Seelsorge und Visitation bei den Frauenklöstern ledig zu werden, die den eigentlichen monastischen Zielen des Ordens nicht entsprach. Aber nach den Zisterziensergewohnheiten zu leben, konnte den Gemeinschaften der Nonnen nicht verwehrt werden, und viele haben sie angenommen. Die Gründe sind wohl doppelter Art und scheinen sich fast zu widersprechen. Die Anziehungskraft dieser Gewohnheiten wird zunächst begründet gewesen sein in ihrer Strenge, die den Zielen der religiösen Frauenbewegung entgegenkam und auch in der übrigen Laienwelt bereitwillig Anerkennung fand. Dieser Orden hebt sich, so heißt es 1251 in einer Urkunde Markgraf Heinrichs des Erlauchten, am Himmel der streitenden Kirche von seinesgleichen ab wie die Sonne von den Sternen. Strenge Ordensgewohnheiten (auctoritas religionis), leidenschaftliche Frömmigkeit (fervor devocionis), vortreffliche Liebesgesinnung (splendor caiitatis) und überhaupt alle Tugenden (virtutum omnium magnitudo) zeichnen ihn aus.
Frauenklöster • St. Georg in Leipzig (Hohenlohe)
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Daneben aber war es für diejenigen, die das Frauenkloster lediglich als Versorgungsanstalt betrachteten, verlockend, in den Genuß der Freiheiten zu kommen, die dem Zisterzienserorden zugebilligt waren, d. h. vor allem Exemtion vom Aufsichtsrecht des Diözesanbischofs. W e n n der Orden selbst die Visitation der ihm nicht inkorporierten Zisterzienser-Frauenklöster ablehnte, der Bischof aber nicht das Recht dazu hatte, dann lebten diese Klöster praktisch ohne Aufsicht, und nicht wenigen ihrer Insassinnen wird dies willkommen gewesen sein. Es hängt offensichtlich hiermit zusammen, daß bei vielen Frauenklöstern ein eigentümliches Schwanken zwischen Benediktinern und Zisterziensern zu beobachten ist. Am deutlichsten ist uns der Grund dieses Schwankens beim Kreuzkloster in Meißen geworden (vgl. S. 255). Nicht das arme und keusche Leben, sondern das bequeme Leben war hier offenbar das Ziel des Strebens. Einige noch vor der Mitte des 13. J a h r h u n d e r t s gegründete städtische Frauenklöster fanden Anschluß an den Orden der Magdalenerinnen (Reuerinnen). Dieser in Deutschland entstandene Orden nahm ursprünglich vorzugsweise Frauen auf, die der in den mittelalterlichen Städten weitverbreiteten Prostitution verfallen w a r e n und nun sühnen wollten, was sie in der Welt gesündigt hatten. Die Ordensregel wurde 1232 von Gregor IX. erteilt. Nur geringen Anklang haben die weiblichen Zweige der Bettelorden gefunden. Lediglich zwei Klöster haben sich dem vom heiligen Franziskus gestifteten Klarissenorden angeschlossen, die gleiche geringe Zahl dem Dominikanerorden. Da Stiftungsurkunden der einzelnen Klöster teilweise fehlen und die Gründungszeit nicht genau zu ermitteln ist, gliedern wir die folgende Darstellung nicht chronologisch, sondern regional nach Diözesen. Das Georgenkloster vor der Stadt L e i p z i g , in der Nähe derPleißenburg in der Petersvorstadt, war bereits vor 1230 von Hohenlohe (bei Lützen, vgl. Bd. 1S. 161) dahin verlegt worden. An die Zeit in Hohenlohe erinnert heute noch die Pfarrkirche des Dorfes, die im Gegensatz zu allen anderen sächsischen Dorfkirchen des 12. und 13. Jahrhunderts nicht einschiffig, sondern kreuzförmig angelegt ist, und zwar ist das Kreuz fast gleicharmig. Bemerkenswert sind zwei romanische Portale. Unzweifelhaft handelt es sidi um die einstige Klosterkirche. Der Vorgang der Gründung und die genaue Gründungszeit sind nicht zu erkennen. Möglicherweise handelt es sich um die Stiftung eines wettinischen Ministerialen. Die Wettiner, die wenigstens bei der Verlegung nach Leipzig mitgewirkt haben müssen, haben das Kloster in mannigfacher W e i s e begünstigt. Die erste Schenkung, die für das Kloster bezeugt ist und ein Herrengut Prizzez (Prittitz?) sowie die große
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Summe von 50 Mark Silbers umfaßte, stammte aber von dem Ritter Otto von Lichtenhain (wüst bei Teuchern) aus dem wettinischen Ministerialengesdilecht von Teuchern, das vielleicht ursprünglich edelfreien Standes gewesen war. Ob wir den eigentlichen Gründer dieser Niederlassung in dieser Familie suchen müssen? Denkbar wäre freilich auch, daß es sich in Hohenlohe um eine jener sich freiwillig zusammenschließenden Frauengemeinschaften gehandelt hat, eine eigentliche Stiftung also gar nicht vorlag, und daß erst mit der Verlegung nach Leipzig der Konvent feste Rechtsform erhielt. Das Fehlen jeglicher Spur einer Vogtei wird man jedoch hierfür schwerlich geltend machen dürfen, denn sie fehlt auch bei Frauenklöstern des 13. Jahrhunderts, die ihre Entstehung bestimmt einem Gründungsakt im eigentlichen Sinne verdanken. Vielleicht war eine Frau aus dem Geschlechte der Teuchern die treibende Kraft des ersten Zusammenschlusses. Die Angabe neuerer Geschichtschreiber, das Kloster habe zunächst in Merseburg bei der Thomaskirche auf dem Neumarkt bestanden und sei von da nach Hohenlohe verlegt worden, entbehrt der Begründung in den Quellen ebensosehr wie die Behauptung, an seiner Stelle sei bei St. Thomas in Merseburg schon vor 1230 ein Kollegiatstift eingerichtet worden. Das Kollegiatstift St. Thomas in Merseburg wurde vielmehr erst 1316 gestiftet und bereits 1327 nach der Sixtuskirche verlegt; es soll in einem späteren Abschnitte behandelt werden. Das Leipziger Georgenkloster hielt sich im 13. und 14. Jahrhundert zum Zisterzienserorden. Erst in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts trat Unklarheit ein, und 1480 wurde entschieden, die Nonnen seien Benediktinerinnen. Das Kloster stand unter der Aufsicht des Bischofs von Merseburg, war jedoch von der Archidiakonatsgerichtsbarkeit befreit. Die Wahl des Propstes (praepositus, provisor, auch piocuiatoi) war frei. Um wirkliche Pröpste mit weitgehenden Vollmachten hat es sich dabei wohl nicht gehandelt. Lediglich die Besorgung der weltlichen Geschäfte und die Seelsorge für die Klosterinsassinnen war ihnen aufgetragen. 1274 bestätigte ein päpstliches Privileg diese Gerechtsame und dazu das Begräbnisrecht. Die Wahl der Äbtissin bedurfte in späterer Zeit der Bestätigung des Bischofs. Die Erhebung von Abgaben vom Klosterbesitz war nur kraft besonderen landesherrlichen Mandats möglich (1334). Auch unterstand er der Gerichtsbarkeit der landesherrlichen Beamten nur in Hochgerichtsfällen (furtum vel homicidium 1285/8). Der Besitz des Klosters war nicht groß, aber ausreichend und lag meist in der Nähe von Leipzig. Außer Grundbesitz in einigen Dörfern besaßen die Nonnen neben dem Patronat über die Röthaer Pfarrkirche (seit 1255) vor allem Waldungen (Nonnenholz!) und einen Wirtschaftshof mit einer Mühle, das Brand-
Torgau / Nimbschen
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vorwerk, auf dem sie Eigenwirtschaft trieben, dazu seit 1287/98 zwei weitere Mühlen {Nonnenmühle und Thomasmühle). Audi Rentenkäufe wurden im 14. Jahrhundert abgeschlossen. Die Nonnen waren zunächst offenbar vornehmer Herkunft. Adelheid Rabil, die Nichte des Bischofs Ekkehard von Merseburg aus reichsministerialischem Geschlechte, trat ein. Als 1246 die Tochter des Ritters Heinrich von Kohren, vielleicht sogar edelfreier Herkunft, den Schleier nahm, stiftete Markgraf Heinrich der Erlauchte nicht weniger als 36 Höfe (curiae) vor dem Peterstor. Später überwogen die Bürgerlichen, aber noch in der Reformationszeit lebte eine Angehörige des in den hohen Adel aufgestiegenen Hauses Reuß im Kloster, und zwei Äbtissinnen entstammten den angesehenen Adelsfamilien v. Pflug und v. Haugwitz. So nimmt es nicht wunder, daß das Gebot persönlicher Armut nicht befolgt wurde. Es war durchaus üblich, die ins Kloster eintretenden Damen mit einem Leibgedinge auszustatten, das nach ihrem Tode entweder dem Kloster oder einer anderen Nonne anheimfiel, in nicht wenigen Fällen aber auch an die Stifter oder Erben zurückgelangte. In der Reformationszeit war jedoch eine solche Ausstattung nicht Bedingung. Es lebten vielmehr damals auch Nonnen im Kloster, die kein eigenes Einkommen besaßen. Die Zahl der Insassinnen wurde 1262 auf höchstens vierzig festgesetzt. Sie wird meist erreicht worden sein, denn noch 1519 lebten, allerdings einschließlich der Laienschwestern, über fünfzig Frauen im Kloster, und 1540 waren es noch immer zwanzig. Ämter bekleideten außer der Äbtissin die Priorin, die Unterpriorin, die Kellerin und die Küsterin (1376). Auch eine Seniorin und eine Küchenmeisterin werden genannt. Laien, die sich eingekauft hatten, sog. praebendaiii, scheinen zeitweise im Kloster gelebt zu haben. 1259 wurden die Klostergebäude durch Brand zerstört, 1471 abermals von einer Feuersbrunst heimgesucht. Nach der Aufhebung des Klosters sind sie im Jahre 1543 niedergerissen worden. Auch die Gründung des zweiten Frauenklosters der Merseburger Diözese Marienthron in N i m b s c h e n bei Grimma ist nicht völlig aufzuhellen, und gleich dem Leipziger Georgenkloster hat es seinen ursprünglichen Standort gewechselt. Dieser befand sich in T o r g a u . Hier hatte bereits im Beginn des 12. Jahrhunderts der nachmalige Markgraf Konrad von Meißen die Gründung eines Benediktinerklosters oder wenigstens die Zweigniederlassung eines solchen angestrebt, indem er sein dortiges Erbgut samt der Kirche dem Kloster Reinhardsbrunn schenkte, unter Vorbehalt der Vogtei und unter der Bedingung, daß ein Kloster dort entstehe (et patres ibidem constiluantur). Dies war nicht der Fall, und so wurde die Schenkung nicht rechtskräftig. Ein Vorfahr Heinrichs des Erlauchten, unbekannt welcher, hat dann, 18 Schlesinger II
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teilweise mit den gleichen Gütern, in Torgau ein Frauenkloster dotiert. Man kann am ehesten an Dietrich den Bedrängten denken und kommt dann in den Anfang des 13. Jahrhunderts. Dieses Kloster befand sich nördlich vor der Stadt, ganz nahe der Stadtmauer. Erst im J a h r e 1243 ist es urkundlich bezeugt. Damals schenkte Markgraf Heinrich dem Kloster die Pfarrkirche in Weßnig sowie die Kirchen in Torgau und Altbelgern, sämtliche mit allem Zubehör, das Dorf Pölbitz und einen See. Aber bereits vor 1250 wurde das Kloster nach Grimma verlegt, also noch immer nicht an den endgültigen Ort. 1251 wurden seine Besitzungen vom Markgrafen bestätigt, wobei sich zeigt, daß zu den drei Kirchen im Elbgebiet, die 1243 geschenkt worden waren, nicht weniger als 23 Filialkirchen gehörten. Die einzeln aufgeführten Einkünfte dieser Kirchen waren dementsprechend hoch. Neu kam hinzu die Pfarrkirche von Grimma mit ihren beiden Filialen Großbardau und Grethen. Nicht genannt ist das Grimmaer Elisabeth-Hospital, das erst 1253 im Besitze des Klosters auftaucht. Das neue Kloster solle, so wird betont, auf Eigengut des Markgrafen erbaut werden. Es ist zunächst in Grimma beim Hospital errichtet worden; nach der abermaligen Verlegung nach Nimbschen heißt es antiquum claustrum (1289). Aus dem J a h r e 1250 liegen zwei Papsturkunden für das Kloster vor, die beide die Zugehörigkeit zum Zisterzienserorden betonen. Die erste ist eine einfache Schutzverleihung, die zweite, nur vier Wochen später ausgestellte, schließt sich dagegen an das übliche Formular des Zisterzienserprivilegs an und gewährt infolgedessen freie W a h l der Äbtissin, Befreiung vom Neubruchzehnten und Exemtion von der bischöflichen Gewalt. Das Kloster befolgte in der Tat nicht nur wie andere Frauenklöster Zisterziensergewohnheiten, sondern war dem Orden wirklich inkorporiert worden, wie 1279 festgestellt wurde. Aber die Merseburger Bischöfe gaben sich mit der Exemtion des Klosters nicht zufrieden. Lange Streitigkeiten wurden schließlich vom Abt Burchard von Altzelle dahin entschieden, daß das Kloster unter Vorbehalt der sonstigen zisterziensischen Rechte unter die Merseburger Diözesangewalt zurückkehren solle, wie sie in gleicher Weise auch von den Bischöfen von Meißen und Naumburg über die Zisterzienserklöster ihrer Diözesen ausgeübt wurde. Das Kloster wurde der Aufsicht des Abtes von Pforte unterstellt. Es muß damals bereits nach Nimbschen verlegt gewesen sein. 1258 hatte es dort Güter erworben, 1262 wurde ein Kirchenbau ins Auge gefaßt. 1264 hören wir auch vom Bau der Klostergebäude, und 1277 begegnet erstmalig der neue Name Thionus beate Marie virginis prope Grimme. Durch zahlreiche Ablässe war der Bau gefördert worden, so daß im J a h r e 1291 die Kirche geweiht werden konnte. Die
Nimbschen
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Vogtei wird in den Urkunden des Klosters niemals erwähnt, es war vogtfrei. 1254 hatte Heinrich der Erlauchte seinen Besitz von aller weltlichen Gerichtsbarkeit befreit. Dies wurde später wiederholt bestätigt und zugleich eingeschärft, daß die markgräflichen Beamten nicht zur Abgabenerhebung berechtigt sein sollten. Es bedurfte hierzu, wie bei vielen anderen Klöstern, besonderen landesherrlichen Mandats. Zur Entrichtung der Landbede (precaria generalis) war das Kloster indes verpflichtet (1337), auch hatte es einen Heerwagen zu stellen (1347). Vogtfreiheit bedeutete also keineswegs Freiheit von der landesherrlichen Gewalt, oder umgekehrt ausgedrückt, die Landesherrschaft über das Kloster ist nicht aus der Vogtei erwachsen. Eine Schutzherrschaft allgemeiner Art haben die Wettiner wohl seit der Gründung über das Kloster ausgeübt. Eine Schutzurkunde König Adolfs von 1296 ist ohne sachliche Bedeutung, da er sie im Grunde nur als damaliger Herr der Mark Meißen ausstellte. Seinen Besitz um Torgau hat das Kloster festzuhalten vermocht, ja es hat ihn sogar um allerlei Grundbesitz vermehren können. Vier Dörfer wurden hier auf die Dauer besessen, andere sind wüst geworden. Wesentlich w a r e n aber vor allem die Einkünfte kirchlicher Art aus seinen Pfarreien: Zehnt und Meßkorn. Die Bischöfe von Meißen haben die Pflichtigen wiederholt zur Entrichtung bei Androhung der Exkommunikation ermahnt. Ein zweiter Besitzkomplex entstand in der N ä h e von Nimbschen selbst. Er umfaßte schließlich neun Dörfer, doch sind auch hier Ortschaften eingegangen. Dieser Besitz wurde allmählich durch Kauf erworben, 1289 besaß das Kloster hier erst vier Dörfer. In der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts hat es weit über 1000 M a r k Silbers für Grunderwerb ausgegeben. Die Vermögensumstände w a r e n also günstig. Sie verbesserten sich noch, als das Kloster 1277 den Bergzehnten, d. h. den zehnten Teil alles noch in den Halden zu findenden Metalls, von Markgraf Heinrich von seinen sämtlichen Bergwerken erhielt. Wiederholte Bestätigungen beweisen, daß das Kloster auf dieses Recht, das offenbar recht einbringlidi war, großen W e r t legte. Mancherlei Besitz hatten die Nonnen in Grimma, vor allem eine Mühle und das noch 1289 genannte Elisabeth-Hospital, das sie aber eingehen ließen. Eigenwirtschaft ist später nur auf dem Klostergut Nimbschen betrieben worden. Der Klosterhof in Torgau diente nur Verwaltungszwecken. Uber die Stärke des Konvents liegen Zahlen erst aus dem 16. J a h r h u n d e r t vor. Sie betrug danach mehr als vierzig Nonnen, wozu noch einige Laienschwestern kamen. Damals w a r e n die Insassen teils niederadliger, teils bürgerlicher Herkunft, und so wird es von Anfang an gewesen sein, mit Uberwiegen der Adligen noch im 14. Jahrhundert. Privatvermögen der Nonnen war 18'
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üblich, aber nicht Bedingung. Es gab außer der Äbtissin die Ämter der Priorin, Unterpriorin, Küsterin, Kämmererin, Bursarin, Kellerin, Sangmeisterin und Siechmeisterin. Einen eigentlichen Propst hat das Kloster vielleicht anfänglich, später aber nicht mehr besessen. Die weltlichen Geschäfte führte vielmehr ein Vorsteher, der nicht geistlichen Standes zu sein brauchte. Für die Seelsorge waren Beichtväter (coniessoies) da, die durchweg Mönche aus Pforte gewesen zu sein scheinen. Weit weniger als über die beiden eben behandelten Klöster, deren Urkunden gedruckt sind, wissen wir über die meisten Frauenklöster der Naumburger Diözese. Es ist freilich auch unnötig, sie alle ausführlich zu behandeln, denn viele Züge wiederholen sich bei diesen Stiftungen des 13. Jahrhunderts, von denen keine größere Bedeutung erlangt hat. Stifterin des Klosters B e u d i t z (bei Osterfeld) war Mechthild, eine Tochter Meinhers, des ersten Burggrafen von Meißen aus dem Hause Werben und Gemahlin des Edelfreien Konrad von Lobdeburg. Eine Hospitalgründung im Jahre 1218 ging vorher, doch ist unklar, ob dieses Hospital sich in Prittitz (bei Weißenfels) oder in Beuditz selbst befand und ob das Nonnenkloster, dessen Bestehen im Jahre 1232 bezeugt ist, als seine direkte Fortsetzung angesehen werden kann, zumal das Hospital der Jungfrau Maria und dem heiligen Nikolaus, das Kloster aber derselben und dem Apostel Matthäus geweiht war (1275). Bei dem Hospital, das mit der Pfarrkirche in Prittitz und einigen Grundstücken dotiert wurde, bildete sich zunächst eine Gemeinschaft von Weltpriestern, die sich das Sammeln von Almosen zugunsten des Hospitals vornahmen. Man hört später nichts mehr von ihnen, so daß dieser Versuch einer Konventsbildung wohl als gescheitert betrachtet werden muß. Die Schutzherrlichkeit über diese Stiftung behielt sich Mechthild vor. In der Folgezeit darf das Kloster Beuditz, über dessen Gründung weiter nichts verlautet, als Hauskloster der Burggrafen von Neuenburg und Grafen von Osterfeld, d. h. der Nachkommen Meinhers von Werben, betrachtet werden. Die Herren von Lobdeburg waren offensichtlich bei der Gründung nicht beteiligt. Die wenigen Nonnen, deren Namen wir im 13. Jahrhundert kennen lernen, waren alle meinheringischer Abkunft. Eine Gräfin von Dassel, die 1244 eintrat, war eine Enkelin der Stifterin, die Priorin Irmtrud, die 1280 genannt wird, eine Schwester der Grafen von Osterfeld, 1267 wurden zwei Töchter des Burggrafen Hermann von Neuenburg dem Kloster übergeben, 1293 zwei weitere Gräfinnen von Osterfeld. Auch die Schenkungen, die dem Kloster gemacht wurden, rührten in der Hauptsache von dieser Familie her, daneben treten nur die Wettiner her-
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vor. A b e r auch die wenigen sonstigen Schenkungen wurden nur v o n Edelfreien gewährt. O b man daraus schließen darf, daß der Eintritt ins Kloster zunächst nur Damen edelfreien Standes offenstand, muß trotzdem dahingestellt bleiben. Denn die beiden Burggräfinnen v o n Neuenburg waren 1267 noch Kinder, es wurde ausdrücklich die M ö g lichkeit im A u g e behalten, daß sie mit 12 Jahren wieder austreten könnten. So ist es möglich, daß das Kloster in erster Linie als Erziehungsstätte edelfreier Töchter benutzt wurde, während die sonstigen Insassinnen nicht so vornehmer Herkunft, aber zunächst gewiß wenigstens niederadligen Standes waren. Eine Nonne bürgerlicher Herkunft, eine Tochter des Weißenfelser Bürgers Hermann Souki, tritt aber bereits 1301 entgegen, über die Größe des Konvents fehlen Nachrichten. Neben den üblichen Klosterämtern ist in Beuditz auch das der Schulmeisterin bezeugt. Eine Äbtissin scheint es zunächst nicht gegeben zu haben, lediglich eine Priorin. Erst seit 1307 treten Äbtissinnen entgegen. Ihnen zur Seite stand ein Propst. Z w e i „Brüder", die 1271 eine Klosterurkunde bezeugten, sind wohl als Beichtväter zu betrachten, die gleichzeitig genannten Hofmeister und Kellermeister waren mit den weltlichen Geschäften des Klosters befaßt. Immer wieder wird das Kloster als Zisterze bezeichnet. A b e r wirklidi dem Orden inkorporiert war es nicht. Es fehlen dementsprechend auch alle päpstlichen Privilegien, die ihm eine besondere Rechtsstellung hätten verbürgen können, so daß es als unter den Naumburger Bischöfen und unter der Schutzherrschaft der Burggrafen v o n Neuenburg und Grafen von Osterfeld stehend betrachtet werden muß. Diese Schutzherrschaft (protectio et luitio) ist 1246 ausdrücklich bezeugt; sie sollte unentgeltlich ausgeübt werden. Auch Königsurkunden sind nicht vorhanden, und die erste Urkunde, die die Stellung zum Landesherrn regelt, ist eine Befreiung v o n der landesherrlichen Bede von 1354. Die enge Bindung an die Gründerfamilie kommt in diesem Mangel an Urkunden zum Ausdruck. Der landesherrlichen Gewalt war Beuditz aber nicht entzogen, sondern hatte 1347 einen Heerwagen zu stellen. Im 15. Jahrhundert hatte der Landesherr das Recht der Bestätigung der Propstwahl. Der Besitz des Klosters wird 1354 mit 47*/2 Hufen in 6 Dörlern angegeben, doch ist dies sicherlich nur eine Teilangabe. Nach den erhaltenen Urkunden hatte das Kloster weit über 100 Hufen durch Schenkung und Kauf erworben, und dazu ist die ursprüngliche Ausstattung zu rechnen, über die nichts bekannt ist. Die einzelnen Besitzslücke machten meist nur w e n i g e Hufen, manchmal nur eine halbe Hufe aus, so daß geschlossene Komplexe nicht entstehen konnten. Vielfach wird es sich um Leibgedinge eintretender Nonnen gehandelt haben, die durchaus üblich waren.
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Etwa gleichzeitig mit Beuditz muß das Nonnenkloster L a n g e n d o r f entstanden sein, das zeitweise auch nach. Greißlau genannt wurde. Beide Orte liegen benachbart südlich von Weißenfels. Das Kloster erscheint 1228 in einer Aufzählung der zum Bistum Naumburg gehörigen Klöster noch nicht, wohl aber werden Besitzungen des Hochstifts in Langendorf genannt, 1230 bestand es in Langendorf, 1235 heißt es dann Greißlau, seit etwa 1260 wiegt wieder die Bezeichnung Langendorf vor, doch begegnet noch 1274 der Name Greißlau. Die Schwankung kann nur so erklärt werden, daß auch der Ort Langendorf ursprünglich Greißlau hieß, daß es also nicht nur Ober- und Untergreißlau, sondern drei Orte dieses Namens gab. 1274 wurde das Kloster zum Zisterzienserorden gerechnet, ebenso 1300 und 1308, ohne ihm indes inkorporiert zu sein. In späterer Zeit galten die Nonnen als Benediktinerinnen (zuerst 1385). Der Vorgang der Gründung ist dunkel. Sollte es sich ursprünglich um eine jener freien Frauengemeinschaften gehandelt haben? Hierfür könnte sprechen, daß noch 1246 die Geschäfte des Klosters nicht von einem Propst, sondern von einem einfachen irater Heinrich geführt wurden (qui tunc eiusdem ecclesie negotia procurabat). 1251 begegnen zwei nach Greißlau genannte Priester, die dann 1256 als Pfarrer bezeichnet werden. Ein Propst tritt erstmalig 1255 entgegen. 1238 nahm Bischof Engelhard von Naumburg das Kloster in seinen Schutz und machte ihm gleichzeitig eine bedeutende Schenkung von 18 Hufen. Hierauf bezieht es sich wohl, wenn es 1289 heißt, das Kloster sei zuerst aus bischöflichem Tafelgut gegründet worden. Vögte begegnen nicht. Sucht man zu erkennen, welche Adelsfamilien in engen Beziehungen zum Kloster standen, um daraus einen Schluß auf die Stifter zu ziehen, so kommt am ehesten die Familie Knut in Betracht (vgl. S. 154). Sophie von Knut war 1230 im Kloster, 1275 trat abermals eine Tochter dieser Familie ein, und 1336 waren gleichzeitig zwei Fräulein von Knut Nonnen. Aber Sicherheit ist nicht zu gewinnen, denn die edelfreien Herren von Vitzenburg hatten gleichfalls Beziehungen nach Greißlau. Auch Töchter des niederen Adels waren im Kloster, daneben aber auch Bürgerliche. Papstund Königsurkunden für das Kloster fehlen wie bei Beuditz. Es unterstand im 14. Jahrhundert wettinischer Landesherrschaft und war 1347 heerfahrtpflichtig. 1315 beabsichtigte Markgraf Friedrich der Freidige, das Kloster nach Groitzsch zu verlegen und schenkte ihm zu diesem Zwecke die dortige Pfarrkirche, 1317 erfolgte die bischöfliche Bestätigimg der Inkorporation. Die Verlegung fand nicht statt, aber die Inkorporation ist geblieben. Die Vermögensverhältnisse des Klosters waren anscheinend ziemlich dürftig, sein Grundbesitz gering. 1281 wurde ausdrücklich über Mangel geklagt. Die Zahl der Nonnen war
Langendorf • Petersberg • Stadtroda
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deshalb anscheinend nie groß. 1501 waren nur fünf im Kloster. 1540 gab es 16 Nonnen meist bürgerlicher Herkunft und 5 Laienschwestern. Das Anwachsen der Zahl ist darauf zurückzuführen, daß Nonnen aus Beuditz nach Langendorf übergesiedelt waren. Von geringer Bedeutung ist stets das Kloster P e t e r s b e r g (bei Eisenberg) gewesen, das gleichfalls den Zisterziensergewohnheiten folgte, ohne dem Orden anzugehören. Berücksichtigt man, daß später das Kloster weder Vögte hatte noch in enger Verbindung mit einer Adelsfamilie stand, so wird man hier ebenfalls an freien Zusammenschluß denken dürfen. Der stets nur verhältnismäßig geringe Besitz des Klosters würde dann im Mangel einer ursprünglichen Dotation mit seinen Grund haben. Das Kloster scheint verhältnismäßig erhebliche Eigenwirtschaft betrieben zu haben: 1360 besaß es vier Wirtschaftshöfe und fünf Weinberge, auch ansehnliche Holzungen, aber nur einige wenige Zinsbauern. Ein Brand in diesem Jahre war für das Kloster verhängnisvoll. Die wirtschaftlichen Schwierigkeiten wollten seitdem kein Ende nehmen. Man half sich mit wiederholten Verpfändungen von Klostergütern an Nonnen. Es erhellt hieraus, daß diese nicht nur Leibrenten, sondern auch Kapitalvermögen besaßen. Sie waren niederadliger und bürgerlicher Herkunft. Auch ein edelfreies Fräulein von Lobdeburg war Nonne in Petersberg (1339). Groß kann der Konvent nie gewesen sein. In der Reformationszeit waren sieben Nonnen im Kloster. Es gab dementsprechend nur wenige Klosterämter: Äbtissin, Priorin, Küsterin und Kellerin. An die Stelle des Propstes tritt seit 1420 zeitweise ein Vorsteher, der weltlichen Standes war. Urkunden, die die geistliche und weltliche Rechtsstellung des Klosters betreffen, fehlen fast völlig. Es war im 14. Jahrhundert bedepflichtig, wurde aber wegen seiner Armut wiederholt von der Entrichtung befreit. In gleicher Richtung weist es, wenn Petersberg keinen eigenen Heerwagen zu stellen hatte, sondern nur zu den von Lausnitz zu stellenden beitrug. Eine Stiftung der edelfreien Herren von Lobdeburg war das Nonnenkloster S t a d t r o d a , das gleichfalls der Zisterziensergewohnheit folgte. Das Jahr der Gründung ist unbekannt. Es muß im zweiten Viertel des 13. Jahrhunderts liegen. 1247 tritt das Kloster erstmalig urkundlich entgegen. In diesem Jahre nahm es Innozenz IV. in den päpstlichen Schutz, ohne ihm weitere Freiheiten zu gewähren. Es unterstand der Aufsicht des Naumburger Bischofs. Vögte hat das Kloster nicht besessen, blieb aber trotzdem in enger Abhängigkeit von den Herren von Lobdeburg, die hier ihre Grabstätte hatten, ja muß als deren Eigenkloster gelten. Denn mit der Herrschaft Leuchtenburg ging auch das Kloster im 14. Jahrhundert an die Grafen von
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Klöster und Stifter
Schwarzburg über und wurde 1370 mit der Burg Leuchtenburg und der Stadt Roda als Morgengabe der Gemahlin des Grafen Johann v o n Schwarzburg übertragen. Gegen Ende des Jahrhunderts gelangte es an die Wettiner und wurde seitdem zum wettinischen Amte Leuchtenburg gerechnet, obwohl es auf den meisten seiner Besitzungen die Obergerichtsbarkeit ausübte. Eine Befreiung v o n der Gewalt der landesherrlichen Beamten, w i e sie v i e l e andere Klöster besaßen, liegt nicht vor, wohl aber ein Schutzbrief Kaiser Karls I V . von 1358, also aus schwarzburgischer Zeit. Die ursprüngliche Ausstattung kennen wir nicht, sie scheint u. a. auch entfernt gelegene Besitzungen in der Gegend v o n Weißenfels umfaßt zu haben, die indes bald abgestoßen wurden. Später lag der Besitz des Klosters in seiner Umgebung. Er betrug 1450 neun ganze und drei halbe Dörfer. Umfangreiche zum Klosterhof in Roda gehörige Ländereien bewirtschaftete das Kloster selbst. A n seiner Spitze stand ein Propst, der im 15. Jahrhundert durch einen Vorsteher ersetzt wurde. Der Konvent war offenbar stets klein, kaum größer als zehn Nonnen, eher kleiner. Neben der Äbtissin hatten nur Priorin und Küsterin Klosterämter inne. Die Seelsorge an den Nonnen übten 1281 zwei Kapläne des Propstes aus. Töchter des Hauses Lobdeburg werden wiederholt als Nonnen angetroffen, auch Burggräfinnen von Kirchberg, die ebenfalls edelfreien Standes waren. Die sonst namentlich bekannten Nonnen entstammten meist dem niederen Adel, doch auch einige Bürgerliche waren darunter. 1285/1301 wurde dem Kloster die Stadtkirche in Jena übergeben, die indes nicht sein dauernder Besitz blieb. Es wurde vielmehr bei dieser Kirche ein neues Kloster, das Michaeliskloster, gegründet, dessen erste Nonnen aus Roda gekommen sein dürften. Die Ruine der Klosterkirche, die noch Bestandteile des ersten Baues aus der Mitte des 13. Jahrhunderts erkennen läßt, mag in ihrer Form (einschiffiger rechteckiger Saalbau mit Nonnenempore im Westen) als Beispiel für den Kirchenbau dieser kleinen Frauenkonvente des 13. Jahrhunderts gelten. Ein Propst von F r a u e n p r i e ß n i t z (südöstlich Camburg) erscheint zuerst 1259. Auch die Gründung dieses Klosters dürfte also noch in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts liegen. Es befolgte Zisterziensergewohnheit (1274), gehörte jedoch nicht zum Ordensverband. Der V o r g a n g der Gründung ist unklar. Schwerlich waren die Schenken von Tautenburg die Gründer, w i e angenommen worden ist; sie traten erst später in Beziehung zum Kloster. Auch über die weiteren Schicksale des Klosters ist kaum etwas bekannt. W i r wissen nur, daß ihm 1327 v o m Naumburger Moritzkloster das dortige Lorenzspital übertragen worden ist, in dem ständig zehn Sieche zu betreuen waren.
Frauenprießnitz • Altenburg • Grünberg / Frankenhausen
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Dem Orden der Magdalenerinnen gehörte das Nonnenkloster in A l t e n b u r g an. Urkundlich begegnet es erst 1279, bestand aber damals wohl schon einige, wenn nicht sogar schon geraume Zeit, vielleicht schon seit vor 1245. Uber Gründung und Gründer fehlen Nachrichten. Bereits vor 1303 wurde das Kloster von seinem ursprünglichen Standort in der Sporenstraße inmitten der Stadt in die Nähe des Teichtores verlegt. Die bisherigen Gebäude wurden teils dem Rat, teils dem Bergerstift übergeben, das in der Folgezeit hier eine Kapelle errichtete. Sie wurde 1308 als Margaretenkapelle neu geweiht. Am neuen Orte wurde das Kloster 1358 von einem Brand heimgesucht, der seine Urkunden vernichtete. Aus diesem Anlaß wurde sein Besitz bestätigt, der damals aus dem Dorfe Saara, drei Mühlen, reichlich zwanzig Hufen, wozu noch sechs wüste Hufen kamen, einzelnen Äckern und dem Patronat über drei Dorfpfarrkirchen bestand. Bedeutend war er also nicht. Demgemäß kann auch die Zahl der Insassinnen zehn schwerlich überstiegen haben. An der Spitze stand eine Priorin. 1300 werden neben ihr noch Sacrista und Celleraria genannt, ferner seit 1298 ein Propst. Von der Gerichtsbarkeit der markgräflichen Vögte wurde das Kloster 1347 eximiert, jedoch mit Ausnahme der Hochgerichtsbarkeit. Es stand damals unter dem Schutz des Markgrafen, der einen Propst einsetzte. Von der Michaelisbede waren sechs Schock Groschen an die markgräfliche Kammer abzuführen, der Rest sollte dem Kloster verbleiben. Auch in diesem Kloster hatten die Nonnen Privatbesitz, wofür folgender Vorgang bezeichnend ist: 1358 übertrug Heidenreich von Benndorf dem Kloster Güter, die dieses seinerseits den beiden Nonnen Adelheid von Benndorf und Margarete von Bruch überließ non obstante regula precipiente haberi proprium non debere. Des Unzulässigen solcher Leibgedinge war man sich also sehr wohl bewußt, ohne doch die Sitte abzustellen. Vermutlich sind es die Burggrafen von Starkenberg aus dem edelfreien Geschlechte von Tegkwitz gewesen, die zwischen 1260 und 1271 ein Frauenkloster auf ihrem Eigengute in G r ü n b e r g (nördlich Crimmitschau) stifteten, das bald nach dem benachbarten Frankenhausen verlegt wurde, nachdem Dietrich von Landsberg dem Kloster die dortige Burg (Castrum) übergeben hatte (1276). Die Verlegung war 1292 vollzogen. Die erste Ausstattung kennen wir nicht; es muß sich um Güter in der Nähe von Grünberg gehandelt haben. Hinzu kamen Besitzungen in der Gegend von Naumburg, die Agnes von Starkenberg, eine Schwester des vermutlichen Stifters, eingebracht hatte. Sie wurden bald veräußert. 1360 besaß das Kloster fünf Dörfer um Grünberg, die einen besonderen Gerichtsbezirk bildeten, in dem das Kloster die volle Gerichtsbarkeit besaß. Sie war jedoch damals an
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Klöster und Stifter
die Herren von Sdiönburg verpfändet. Außerdem besaß das Kloster in der Reformationszeit Streubesitz in etwa 30 Ortschaften. Er wird nach und nach durch Stiftungen oder Käufe zusammengekommen sein. Eigenwirtschaft wurde auf dem Klosterhofe Frankenhausen betrieben. Gegen Ende des Mittelalters wurden Kapitalien in der Form des Rentenkaufs ausgeliehen. Vogteirechte der Gründerfamilie sind nicht bezeugt. 1285 nahm Markgraf Friedrich Tuta das Kloster in seinen Schutz. Markgraf Dietrich (Diezmann) gewährte 1289 Befreiung von landesherrlichen Abgaben, und auch König Adolf stellte 1294 einen Schutzbrief aus. In der Tat scheint das Kloster Steuern nicht gezahlt zu haben, war aber im 15. Jahrhundert den Wettinem zur Heeresfolge verpflichtet. In der Heerwagenliste von 1347 steht es dagegen noch nicht. Das Kloster befolgte Zisterziensergewohnheit, ohne dem Orden anzugehören. Papstprivilegien besaß es nicht, es unterstand der Aufsicht des Naumburger Bischofs. Der Konvent setzte sich bis zuletzt ausschließlich aus Töchtern des niederen Adels zusammen, zumal des Vogtlandes und des Pleißenlandes. Groß kann er nie gewesen sein. 1531 waren noch sechs Nonnen im Kloster. An der Spitze stand eine Äbtissin, ihr zur Seite ein Propst, daneben gab es Priorin, Kustodin, Kantorin und Kellermeisterin. Die Nonnen besaßen beträchtliches Privatvermögen (1388/9). Ob die Anfänge des Nonnenklosters Saalburg noch ins 13. Jahrhundert zurückreichen, ist sehr zweifelhaft. Wahrscheinlich entstand es erst im ersten Jahrzehnt des 14. Jahrhunderts, so daß es an anderer Stelle zu behandeln ist. Das bedeutendste Frauenkloster des 13. Jahrhunderts in der Diözese Meißen war das Kreuzkloster in Meißen, das im Zusammenhange der Klosterstiftungen Markgraf Dietrichs behandelt wurde (vgl. S. 254 ff.). Aber es war nicht das älteste. Bereits vor dem Jahre 1198 hatte der Kleriker Luprand, aller Wahrscheinlichkeit nach identisch mit einem gleichnamigen Meißner Domherrn, zusammen mit seinen Brüdern Dieprand und Dietrich eine Kirche in S i t z e n r o d a (südlich Torgau) gestiftet. Die Familienzugehörigkeit der drei ist unbekannt. Von einem Kloster war zunächst nicht die Rede. Aber die Ausstattung läßt erkennen, daß es sich von vornherein nicht um eine gewöhnliche Pfarrkirche gehandelt hat: zwei Herrengüter und acht Hufen, dazu Zehnteinkünfte entsprechen durchaus dem, was bei der Dotierung eines kleinen Klosters üblich war. In der Tat werden Propst und Priorin bereits 1225 genannt, so daß man die Klosterstiftung in die ersten Jahre des 13. Jahrhunderts setzen darf. Die Nonnen hielten sich später zum Benediktinerorden. Wenn sie ein einziges Mal Zisterzienserinnen genannt werden (1300), so hatte dies seinen Grund. In der
Dörschnitz / Sitzenroda
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zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts wurde nämlich das Nonnenkloster in D ö r s c h n i t z (nördlich Lommatzsch) mit dem Kloster vereinigt, d. h. nach Sitzenroda verlegt. In Dörschnitz hatte 1190 der markgräfliche Ministerial Konrad eine Pfarrkirche gestiftet (vgl. Bd. 1 S. 201), zu der er 1206 ein Armenhospital hinzufügte (xenodochium pauperum quod diciiUT hospitaie). Ihm wurden die Kirche in Dörschnitz, diejenige in Frankenstein und vier Hufen übertragen. Die Verwaltung wurde einigen Regularkanonikern übergeben, die Vogtei Konrad vorbehalten. Aus diesem Hospital ist anscheinend das spätere Frauenkloster hervorgegangen. Der Verlauf ist also ganz ähnlich wie in Beuditz. Als Stifterin des Klosters galt eine domina Gepa, über die wir sonst nichts wissen, und da sie später auch in Sitzenroda als Stifterin betrachtet und dort das Dörschnitzer Klostersiegel geführt wurde, wird man sagen dürfen, daß das Kloster Sitzenroda im Kloster Dörschnitz aufgegangen ist und nicht umgekehrt, auch wenn als Sitz des Klosters Sitzenroda gewählt und der Klosterbesitz um Dörschnitz bis auf den Patronat der Kirche in Frankenstein veräußert wurde. Das Kloster in Dörschnitz bestand 1233 und noch 1250, die Verlegung war 1270 vollzogen. Es erhielt 1250 von Innozenz IV. ein Privileg, das ihm Zisterzienserfreiheiten und somit weitgehende Exemtion von der bischöflichen Gewalt gewährte. Es wurde ausdrücklich bestimmt, daß die Nonnen nach Zisterzienserinstitutionen leben sollten. Die Verlegung von Dörschnitz bedeutete Ubertritt zu den Benediktinern, aber es ist immerhin erklärlich, wenn 1300 nodi einmal von Zisterzienserinnen gesprochen wurde. 1283 besaß das nunmehrige Kloster Sitzenroda fünf Dörfer, einen Herrenhof und einen Wald, jedoch wissen wir aus anderen Urkunden, daß diese Dörfer ihm nicht in vollem Umfange gehörten, und andererseits ist es fraglich, ob die Urkunde wirklich den gesamten Klosterbesitz nennt. Dieser vermehrte sich durch Schenkung und Kauf beträchtlich, ohne daß er bedeutend geworden wäre. Seinen Kern bildeten später acht Dörfer in unmittelbarer Nähe des Klosters, im Umkreise lag Streubesitz, in ähnlicher Weise etwa wie in Frankenhausen. Das Kloster unterstand der Aufsicht des Meißner Bischofs. Einen Vogt hatte es nicht. Markgraf Heinrich der Erlauchte nahm es 1283 in seinen Schutz. 1291 wurde es von allen landesherrlichen Steuern befreit; nur im Falle besonderer Gefahr sollte es durch spezielles Mandat zur Beisteuer aufgefordert werden. Eine Bestätigung erfolgte 1332 (sicuti cetera cenobia emunitalis privllegio nostri indulti tulcita). In der Tat scheint Sitzenroda keine Landbede entrichtet zu haben, auch hatte es 1347 keinen Heerwagen zu stellen. Erst 1510 war das Kloster heerfahrtpflichtig. Auf den meisten seiner Besitzungen kam ihm im Spätmittelalter die Obergerichtsbarkeit zu. Zah-
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len über die Größe des Konvents fehlen. Er wurde geleitet von einer Priorin, seit etwa 1300 von einer Äbtissin; außerdem erscheinen Subpriorin, Küsterin, Kantorin und Kellerin. Ein Propst begegnet bereits 1225. Die Nonnen scheinen bis ins 15. Jahrhundert meist aus dem niederen Adel hervorgegangen zu sein. Dann erscheinen auch Bürgertöchter. Der Grundsatz persönlicher Armut war nicht durchgeführt, sondern Einkaufsgelder und Leibgedinge lassen sich schon im 13. Jahrhundert nachweisen. Erhalten ist die Stiftungsurkunde des Nonnenklosters G e r i n g s w a l d e aus dem Jahre 1233. Gründer war Hermann von Schönburg aus reichsministerialischem, vorher wohl edelfreiem Geschlecht. Er stattete die neue Pflanzung mit dem Patronat über zwei allerdings sehr entfernt (bei Dresden) gelegene Kirchen, 22 Hufen, 3 Mühlen, 5 Hofstätten (areae) und dem Gelände der zerstörten Burg und der verlassenen Stadt (oppidum desolatum) Geringswalde aus. Auf vogteiliche Rechte verzichtete der Gründer, indem er seinen Nachkommen und Amtleuten untersagte, auf diesen Besitzungen irgendwelche Gerichtsbarkeit auszuüben, es sei denn vom Propst gerufen und auch dann ohne Entgelt. 1261 wurde in besonderer Urkunde diese Bestimmung noch einmal wiederholt und erweitert. Dem Kloster wurde jetzt ausdrücklich die Blutgerichtsbarkeit verliehen. Die Aufgabe aller eigenkirchenrechtlichen Rechte am Kloster bedeutete dies jedoch keineswegs. Es erhellt dies weniger daraus, daß nach der Aufhebung sein Besitz an die Herren von Schönburg zurückfiel und für die Ausstattung einer schönburgischen Landesschule verwendet wurde, denn die Herren von Schönburg beanspruchten in ihrem Gebiete landesherrliche Rechte, als vielmehr daraus, daß sie wiederholt in die Bestellung der Äbtissin eingegriffen haben, und wenn 1390 Veit von Schönburg gelobte, er wolle Propst, Äbtissin und Priorin nicht absetzen, so muß auch das vorgekommen sein, übrigens hieß 1271 Friedrich von Schönburg ausdrücklich Vogt des Klosters (honorabilis advocaius noster), was die tatsächliche rechtliche Lage gegenüber der verbrieften charakterisiert. Noch im 15. Jahrhundert fanden Angehörige des Geschlechts im Kloster ihre letzte Ruhestätte. Papst Gregor IX. nahm 1238 Geringswalde in seinen Schutz und bestätigte seinen Besitz und seine Freiheiten. In geistlicher Hinsicht blieb es dem Meißner Bischof unterworfen. Die Nonnen hielten sich zum Benediktinerorden. Der Klosterbesitz vermehrte sich in der Folgezeit in ansehnlicher Weise durch Schenkungen vor allem der Herren von Schönburg, durch Kauf und durch Leibgedinge der eintretenden Nonnen, die dem Kloster heimfielen. Auch in Geringswalde wurde im 13. Jahrhundert die persönliche Besitzlosigkeit nicht durchgeführt. Im Jahre
Geringswalde • Sornzig
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1489 umfaßten die beiden Gericbtsstühle des Klosters neun Dörfer. Zahlreicher Streubesitz in annähernd vierzig Orten kam hinzu. Auf dem Klostervorwerk wurde die übliche Eigenwirtschaft betrieben. Ein weiterer Wirtschaftshof des Klosters befand sich bis 1463 in Zsdiannewitz (bei Mügeln). Auch Rentenkäufe lassen sich in der Spätzeit nachweisen, u. a. liehen die Stadträte von Glauchau und von Colditz beim Kloster Kapitalien. Der Konvent scheint nicht klein gewesen zu sein. Aus einer Stiftung des Propstes Walter aus dem Jahre 1271 geht hervor, daß mit einer Zahl von 60 Nonnen gerechnet wurde, die allerdings später kaum mehr erreicht worden sein dürfte. 1247 werden Priorin, Subpriorin, Scholastika, Celleraria, Sacrista, Portaria, Cameraria, Subcelleraria und eine weitere Nonne namentlich genannt „und alle übrigen". 1265 begegnen außerdem Küsterin und Kantorin. An der Spitze des Konvents stand ursprünglich die Priorin, seit dem 14. Jahrhundert eine Äbtissin. Der Propst wurde im 14. Jahrhundert durch einen weltlichen Vorsteher ersetzt. Das frühzeitige Auftreten einer Schulmeisterin verdient hervorgehoben zu werden, ps steht in mitteldeutschen Frauenklöstern einzig da. Uber ihre Tätigkeit fehlen Zeugnisse, so daß offen bleiben muß, ob sie lediglich die Novizen oder, was leicht denkbar wäre, auch dem Kloster zur Erziehung übergebene Töchter adliger Familien unterwies. Lehrreich ist es, daß 1265 einmal von dem Kapitel (totum eiusdem ecclesiae capitulum) die Rede ist. Dies läßt den Schluß zu, daß Geringswalde ursprünglich mehr der Form des Kanonissenstifts sich näherte. Hierfür spricht auch, daß bei einer Leibgedingestiftung 1280 vorgesehen wurde, die Bewidmeten könnten das Kloster wieder verlassen. Man fragt sich, ob nicht auch in anderen mitteldeutschen Frauenklöstern, die anfänglich nur einer Priorin unterstanden, die Dinge ähnlich lagen, etwa in Beuditz. Zwei Töchter der Familie von Schönburg sind im Kloster nachweisbar. Sonst setzte sich der Konvent bis ins 16. Jahrhundert hinein wohl ausschließlich aus Damen niederadliger Herkunft zusammen. Zu den Wettinern trat das Kloster nicht in Beziehung, da die Herren von Schönburg ihr Gebiet und damit auch ihr Kloster von wettinischer Landesherrschaft freizuhalten wußten. Eine Stiftung des edelfreien Siegfried von Mügeln war das Frauenkloster in S o r n z i g , das 1248 bereits bestand. Es entstand bei der Pfarrkirche des Ortes, die Siegfried samt dem Dorf mit den Mühlen, Gütern in sechs umliegenden Dörfern und zwei Pfarreien Limbach und Naundorf mit ihren Zehnteinkünften seiner Stiftung zuwies. Volle Gerichtsbarkeit wurde eingeräumt, dazu Zehnte in siebzehn Dörfern. Weitere Dörfer in der Umgebung schenkte Siegfried bis 1252. Außerdem setzte er das Kloster 1255 zum Erben seines Mobiliarvermögens ein, obwohl
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Klöster und Stifter
er eine Tochter besaß, die ihrerseits zwei Söhne hatte. Man gewinnt den Eindruck, daß er, sohnlos, sein gesamtes Vermögen nach und nach seiner Stiftung zuwandte. Papst Innozenz IV. nahm es mit dem üblichen Zisterzienserprivileg, das Exemtion gewährte, 1248 in seinen Schutz. Seine Name war Marienthal (valüs S. Marie iuxta Mugelin). Vom Gericht des Burggrafen von Leisnig war das Kloster 1275 befreit. Die Nonnen wurden 1292 und 1335 als Benediktinerinnen bezeichnet, aber 1348 war der Zisterzienser Johannes Kule Propst, so daß an Schwankung der Ordenszugehörigkeit gedacht werden muß. Die Insassinnen gehörten meist dem niederen Adel an. 1338 waren allein fünf Fräulein von Limbach im Kloster. Doch begegnet 1346 auch eine Grimmaer Bürgertochter. Einkauf war üblich, auch in der Form, daß die Nonnen Renten vom Kloster selbst kauften. Zu landesherrlichen Leistungen ist das Kloster noch im 14. Jahrhundert anscheinend nicht herangezogen worden. Ebenfalls eine adlige Gründung war das Frauenkloster M ü h l b e r g . 1228 gestattete Markgraf Heinrich der Erlauchte, daß Otto und Bodo von Eilenburg die Kirche in Mühlberg, die sie aus einer Parodiial- zu einer Konventualkirche machen wollten, aus markgräflichen Lehen mit Einkünften bis zu 50 Mark Silbers ausstatteten. Die Erlaubnis war nötig, denn die Herren von Eilenburg gehörten der wettinischen Ministerialität an, stiegen freilich dann in den hohen Adel auf. Im Jahre 1230 war die Gründung vollzogen und wurde von Erzbischof Albrecht von Magdeburg bestätigt. Propst wurde Martin, Pfarrer von Mühlberg. Die Ausstattung war reichlich: vier Herrengüter, sechs Dörfer, eine Straße und fünf Kurien in der Stadt, dazu Waldungen und verstreute Äcker, vor allem aber die Pfarrkirche der Stadt. Vogtfreiheit wurde gewährt (moriasterium cum omnibus bonis suis liberum permanens advocati pressuram minime paciatur advocatiam eidem libeialitei conierentes). Auch in diesem Falle bedeutete das wohl nicht den Verzicht auf alle eigenkirchenherrlichen Rechte, denn in der Zeugenreihe der Urkunde wird Otto von Eilenburg als advocatus bezeichnet, und noch 1346 vermochte das Kloster eine Besitzveräußerung nur mit Zustimmung zweier Brüder von Eilenburg vorzunehmen. Die Nonnen hielten sich nach der Zisterziensergewohnheit, doch scheint das Kloster dem Orden nicht inkorporiert gewesen zu sein. Trotzdem nahm an einer Visitation, die 1232 der Bischof von Meißen in Begleitung eines Domherrn vornahm, auch der Abt von Altzelle teil. Der Zustand des Klosters wurde für gut befunden. Der Propst, vordem Kanoniker, mußte Ordenstracht anlegen und wurde auf die Regel verpflichtet. Die Zahl der Nonnen wurde auf höchstens dreißig festgesetzt. Ein Papstprivileg für das Kloster liegt nicht vor, es blieb dem Bischof
Mühlberg • Staucha/Döbeln
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von Meißen unterstellt. Durch Schenkungen vor allem der Herren von Eilenburg und durch Kauf vermehrte es zumal im 13. und 14. Jahrhundert seinen Besitz beträchtlich. So erwarb es allein im Jahre 1285 von den Eilenburgern sieben Dörfer mit drei Kirchen. Audi von den Wettinern wurde es begünstigt. Die Klostergüter hatten schließlich bedeutenden Umfang. Sie erstreckten sich in Streulage im Norden bis in die Gegend von Herzberg, im Süden tief ins Meißnische hinein. Mehrere Herrenhöfe wurden in Eigenwirtschaft gehalten, andere Dörfer nur durch Abgabenbezug von den Hintersassen genutzt. Aber auch als Ritterlehen wurden Besitzungen ausgegeben. Der ehemalige Klosterbesitz umfaßte 1559 vier Vorwerke und Nutzungen in 26 Dörfern, von denen neun dem Kloster ganz gehörten. Im späten 15. Jahrhundert nahm die Ausleihung von Kapitalien in der Form des Rentenkaufs beträchtlichen Umfang an. Der Konvent mag die festgesetzte Zahl dreißig häufig erreicht haben. Noch 1540 waren 30 Chorjungfrauen und 17 Laienschwestern im Kloster. Es gab demgemäß zahlreiche Klosterämter. Der Äbtissin, die sich zeitweise von Gottes Gnaden nannte, unterstanden im 14. Jahrhundert Priorin, Unterpriorin, Küsterin, Kellerin, Sangesmeisterin, Kammerin, Siechmeisterin, Sacrista, Pförtnerin und Fenestraria. Diese beaufsichtigte anscheinend den Verkehr der Nonnen mit der Außenwelt, der nur durch ein Fenster stattfinden sollte. Die Nonnen entstammten meist dem niederen Adel, aber auch Töchter der inzwischen in den Hochadel aufgestiegenen Stifterfamilie traten ein. Bürgerinnen stand das Kloster wohl erst in der Spätzeit offen. Auch das Kloster Mühlberg scheint von landesherrlichen Abgaben und Diensten im 14. Jahrhundert befreit gewasen zu sein. Das Benediktinerinnenkloster in S t a u c h a hat Burggraf Meinher II. von Meißen im Jahre 1222 gestiftet. Die Stiftungsurkunde ist nicht erhalten. Kern der Ausstattung war die Pfarrkirche in Staucha mit ihrem Widum und ihren Filialen, dazu drei Dörfer. Wir hören dann fast vierzig Jahre nichts vom Kloster. Erst 1261 bestätigte Meinher III. die Übertragung der Stauchaer Kirche. Aber bereits drei Jahre später nahm der Burggraf die meisten dieser Filialkirchen wieder an sich und übergab dafür dem Kloster die bedeutende Pfarrkirche in Leuben. Die Vogtei verblieb der Stifterfamilie: Burggraf Meinher III. wurde ausdrücklich 1286 als advocatus
nostii
daustri
bezeichnet und willigte
noch 1296 in eine Besitz Veränderung. Ihre Begräbnisstätte hatten die Burggrafen jedoch nicht in Staudia. In der Umgebung von Staucha erwarb das Kloster nur unbedeutenden Besitz. Die Meißner Burggrafen, die bald in mißlidie Vermögensumstände gerieten, vermochten ihrer Stiftung keine größeren Zuwendungen mehr zu machen. Es scheint
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Klöster und Stifter
hiermit zusammenzuhängen, daß das Kloster vor die Tore der Stadt Döbeln verlegt wurde. 1328 überwies Markgraf Friedrich der Ernsthafte den Nonnen das vom Döbelner Amtmann Johannes Große vor 1303 gestiftete Georgenhospital mit seiner Ausstattung, und 1330 ist von der neuen Pflanzung in D ö b e 1 n die Rede. Die Nonnen waren freilich noch 1334 in Staucha. Das Hospital behielt in der Folgezeit seinen Charakter bei. Die äußeren Verhältnisse des Klosters scheinen sich nun gebessert zu haben. Die Kirche von Döbeln wurde ihm inkorporiert, und es gelang, Besitz in der Umgebung zu erwerben, durch Kauf und Schenkung, vor allem durch Leibgedinge eintretender Nonnen. 1352 wird Besitz in 12 Dörfern namhaft gemacht. Dazu besaß das Kloster den großen Nonnenwald bei Waldheim. Eigenwirtschaft wurde auf den drei Klostervorwerken in Döbeln, Staucha (dem späteren Rittergut Oberstaucha) und Grünberg (bei Waldheim) betrieben. Auf seinem Besitz hatte das Kloster die niedere Gerichtsbarkeit inne. Landesherrliche Steuern sollten nur kraft besonderen Mandats erhoben werden (1347), doch hatte es einen Heerwagen zu stellen. Angeblich befanden sich im Kloster in der Regel 16 Nonnen, eine Zahl, die nicht unglaubhaft ist. An der Spitze stand eine Äbtissin, ihr zur Seite ein Propst. Außer der Priorin, die 1380 entgegentritt, gab es noch Sangesmeisterin und Küsterin. Die Nonnen waren zunächst meist niederadliger Herkunft, doch begegnet 1333 auch eine Bürgerstochter aus Oschatz. Bei der Aufhebung des Klosters waren nur adlige Insassinnen darin. Eine edelfreie Burggräfin von Meißen war 1438 Äbtissin. Privatbesitz war gestattet und Eintrittsgeld zu zahlen schon im 13. Jahrhundert üblich. So befanden sich beispielsweise 1337 zwei Töchter und zwei Nichten des Ulrich von Maltitz im Kloster. Er stiftete zur Ausstattung der Töchter Einkünfte in Höhe von 25 Schillingen, die nach ihrem Tode den Nichten und dann erst dem Kloster zufallen sollten. Zwei andere Nonnen erhielten 1328 eine Mühle als Ausstattung (pro praebenda). Sie waren anscheinend noch jugendlichen Alters (puellae) Man gewinnt den Eindruck, daß die Verfassung auch dieses Klosters sich mehr der eines Kanonissenstiftes näherte. Im Dunkel liegt die ältere Geschichte des Magdalenerinnenklosters in F r e i b e r g , da die Urkunden des Klosters zum größten Teil durch Brand im Jahre 1359 vernichtet wurden. So wissen wir von Gründung und Gründer nichts, es läßt sich nur sagen, daß das Kloster im Jahre 1248 vorhanden war. Seine äußeren Umstände scheinen zunächst dürftig gewesen zu sein, denn wiederholt sahen sich die Nonnen zu Besitzveräußerungen genötigt. Auch mit der Klosterzucht war es anscheinend nicht zum Besten bestellt. 1272 verfiel das Freiberger Kloster wegen Ungehorsams gegen die Ordensoberen der päpstlichen Exkommunikation.
Magdalenerinnen in Freiburg
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Allmählich vermehrte sich der Besitz des Klosters. Im Jahre 1360 besaß es immerhin drei Wirtschaftshöfe, zwei Mühlen, dazu Zehnte und Geldeinkünfte von Stadtgütern. In diesem Jahre wurde ihm zudem die Pfarrkirche St. Donati vor der Stadt Freiberg inkorporiert. Die Folge war allerdings, daß diese Kirche völlig verfiel. 1443 wurde sie von der Freiberger Knappschaft als Kapelle wieder aufgebaut, nachdem das Kloster auf sein Recht am Gebäude verzichtet hatte. Die Pfarrei war damals bereits eingegangen. Seinen Grundbesitz hat das Kloster in der Folgezeit nur unbeträchtlich vermehrt. Wohl aber sammelte es am Ende des 15. Jahrhunderts ein erhebliches Barvermögen an, das es in den Stand setzte, Kapitalien in der Form des Rentenkaufs auszuleihen. Nicht nur der meißnische Adel, sondern auch zahlreiche Städte, selbst der Rat von Erfurt, Herzog Georg und Herzog Heinrich von Sachsen benutzten das Kloster als Bankinstitut. Noch im Jahre 1544 bezog es 1664 Gulden wiederkäufliche Zinsen, d. h. Kapitalzinsen, was bei dem damals üblichen Zinsfuß von fünf Prozent einem ausgeliehenen Kapital von mehr als 33 000 Gulden entspricht. Diese finanzielle Blüte des Klosters war eine Folge seiner Reformierung 1473/80. Vorher war es nahe daran gewesen einzugehen, nur noch vier Nonnen hielten sich darin auf. Die Klosterzucht war nicht weniger verfallen als die Klosterwirtschaft. Es war die aus Naumburg am Queis berufene Priorin Barbara Schröder, die das Kloster wieder emporbrachte, in Gemeinschaft mit dem Rate der Stadt Freiberg, der sich seiner annahm. Vornehmlich Freiberger Stadtkinder sollten in Zukunft aufgenommen werden. Die Zahl der Nonnen wurde 1493 auf dreißig festgesetzt, diese Zahl aber in der Folgezeit überschritten. Denn auch Auswärtige drängten in das rasch wieder aufblühende Kloster, zumeist Adlige, aber auch Bürgertöchter. Sie alle mußten so viel einbringen, daß ihr Lebensunterhalt gewährleistet war. Nur für Freiberger Stadtkinder galt diese Bestimmung nicht, doch flössen gerade von reichen Freiberger Stadtbürgern dem Kloster große Summen zu. Dorothea Thambergin aus Freiberg brachte allein 1400 Gulden ein. Vor der Reformation des Klosters war im Konvent niederer Adel stark vertreten, aber auch damals waren bereits nicht wenige Freibergerinnen im Kloster, vornehmlich Patrizierfamilien entstammend. Zahlenangaben aus älterer Zeit fehlen. An der Spitze stand eine Priorin, ferner gab es eine Subpriorin, Kantorin, Küsterin, Schaffnerin, Küchenmeisterin und Kellerin. Im 13. Jahrhundert begegnet ein Prior; im 14. und 15. besorgte der Rat der Stadt die weltlichen Geschäfte als Vorsteher (zuerst bezeugt 1392). Erst infolge der Reform wurde schließlich ein Propst eingesetzt. Von Vogtei ist nicht die Rede. In geistlicher Hinsicht waren die Magdalenerinnen im Prin19 Schlesinger II
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zip exemt. Ihre Niederlassungen unterstanden nur dem obersten Ordensgericht (praepositus generalis) und dem Papste. Gleidiwohl wurde die Reform 1473 vom Bischof von Meißen in die Wege geleitet. Ein zweites Magdalenerinnenkloster in der Diözese Meißen bestand in G r o ß e n h a i n . Auch seine Gründung liegt im Dunkel. 1240 bestand es bereits. Die ursprüngliche Ausstattung ist ebenfalls unbekannt. 1288 besaß das Kloster sechs Dörfer, Zehnteinkünfte und Zinsen von Stadtgütem, dazu verstreute Grundstücke; 1309 kamen drei weitere Dörfer hinzu. Auch in der Folgezeit vermehrte sich der Besitz weiter, dazu treten Zinseinkünfte entgegen, die wahrscheinlich aus Rentenkäufen stammten. So wies Herzog Georg von Sachsen 1510 250 Gulden vom Amte Hain an, sicherlich als Zinsen für geliehenes Kapital. Den gleichen Umfang wie in Freiberg scheinen jedoch die Geldgeschäfte in Großenhain nicht angenommen zu haben. Eine wichtige Erwerbimg war der Patronat der Großenhainer Stadtkirche (1298). Die kirchliche Rechtsstellung des Klosters dürfte die gleiche gewesen sein wie die des Freiberger. In weltlicher Hinsicht unterstand es dem wettinischen Landesherrn, der 1309 Befreiung von Steuern und Diensten verlieh. Die Nonnen waren überwiegend niederadliger Herkunft, so noch 1540 die 18 Chorjungfrauen fast alle „des Adels". Daneben gab es fünf Laienschwestern. Ältere Zahlen über die Stärke des Konvents sind nicht bekannt. Klosterämter bekleideten die Priorin, Unterpriorin, Küsterin, Sangesmeisterin, weitere sind wohl nur zufällig nicht genannt. Großenhain liegt bereits östlich der Elbe. DieZahl der Frauenklöster ist hier wesentlich geringer als westlich des Stromes, dafür haben sich aber zwei von ihnen, Marienthal und Marienstern, bis in die Gegenwart erhalten. Wir erinnern uns dabei, daß der südliche Teil der Oberlausitz samt dem darin gelegenen Kloster Marienthal nicht zur Diözese Meißen, sondern zur Diözese Prag gehörte, wobei allerdings eine Verschiebung der Diözesangrenzen erst durch die Gründung des Klosters stattfand (vgl. S. 39 f.). Die Stiftung des Klosters M a r i e n t h a l bei Zittau wurde 1238 von König Wenzel von Böhmen und seiner Gattin Kunigunde, einer Tochter Philipps von Schwaben, beurkundet, nachdem bereits 1234 dem Kloster das Dorf Seifersdorf zugewiesen worden war. Die Ausstattung umfaßte acht ziemlich entfernt gelegene Dörfer, die teilweise erst von den bisherigen Besitzern erkauft worden waren. Die Vogtei behielt der König sich und seinen Nachkommen vor, doch sollte sie unentgeltlich ausgeübt werden. Das Kloster wurde jedoch von der Niedergerichtsbarkeit der landesherrlichen Vögte, worunter hier die Amtsleute der landesherrlichen Vogteibezirke zu verstehen sind,
Magdalenerinnen in Großenhain • Marienthal
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befreit, nur die Hochgerichtsfälle blieben ihnen vorbehalten. Den Klosterfuhrwerken wurde in den königlichen Landen Zollfreiheit gewährt. Als eigentliche Gründerin galt Kunigunde. Schon 1235 war durch Verfügung Gregors IX. das Kloster, dessen Gründung sich offenbar einige Zeit hinzog, dem Zisterzienserorden inkorporiert worden. Zum Vaterabt wurde derjenige von Altzelle bestimmt, dem alljährliche Visitation zur Pflicht gemacht wurde. Die ältesten Urkunden des Klosters sind demgemäß von einer Altzeller Hand geschrieben. Erste Äbtissin war vielleicht eine Burggräfin von Dohna. 1243 versicherte der König das Kloster nochmals seines besonderen Schutzes. Marienthal wurde 1235 noch zur Diözese Meißen gerechnet, ebenso 1238, Die Weihe der Kirdie nahm jedoch 1244 Bischof Nikolaus von Prag vor. Eine Verschiebung der Diözesangrenzen hatte also inzwischen stattgefunden, offensichtlich auf Betreiben des Königs von Böhmen, der die Stiftung seiner Gattin nicht nur innerhalb der Grenzen seines Landes, sondern audi innerhalb der böhmischen Diözese wissen wollte. Unklar bleibt freilich, weshalb dann nicht ein anderer Ort für die Klostergründung gewählt wurde. Ausdrücklich wurde die Zugehörigkeit zum Zisterzienserverbande der Prager Diözese 1258 betont. Aus der bischöflichen Jurisdiktion war das Kloster damit entlassen. Im Jahre 1245 war Marienthal bereits mit dem üblichen Zisterzienserprivileg, das Exemtion aussprach, in den päpstlichen Schutz aufgenommen worden. Die Besitzverhältnisse entwickelten sich günstig. Ganze Dörfer und einzelne Grundstücke wurden im 13. und 14. Jahrhundert angekauft, darunter bereits 1242 das Dorf Jauernick mit seiner bedeutenden und alten Kirche (vgl. Bd. 1 S. 208f.). Die ganze Herrschaft Ostritz und fast die Hälfte der Herrschaft Rohnau brachte das Kloster auf diese Weise allmählich an sich. Die wichtigste Erwerbung war die Stadt Ostritz, die von den Burggrafen von Dohna anscheinend in mehreren Etappen gekauft wurde. 1497 besaß das Kloster die Stadt Ostritz, neun ganze und zwei halbe Dörfer, dazu einzelne Bauern. In der Neuzeit bestand der Klosterbesitz schließlich in 21 Ortschaften und 4 Ortsteilen (1833). Eigenwirtschaft wurde 1334 auf den Klosterhöfen Marienthal, Schlegel und Oberseifersdorf betrieben, zudem hatte das Kloster einen Mühlmeister in Ostritz. Er war wie die Hofmeister der Klosterhöfe ein Laienbruder des Zisterzienserordens. Rentenkäufe kommen bereits um die Mitte des 14. Jahrhunderts vor. Die weltliche Rechtsstellung des Klosters erfuhr durch die Könige von Böhmen, die es bis ins 15. Jahrhundert hinein immer wieder in ihren Schutz nahmen, mancherlei Besserung. Vor allem wurde ihm 1346 durch König Johann die Obergerichtsbarkeit auf dem größten Teile seiner Güter eingeräumt. Zur 19'
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landesherrlichen Steuer (berna) blieb das Kloster indes verpflichtet, jedoch nicht von der Herrschaft Ostritz, die als ehemaliger Besitz eines Herrengeschlechtes davon befreit war. Nicht weniger als vier Schutzbriefe stellte Karl IV. aus, der wichtigste ist der von 1357. Einen schweren Schlag für das Kloster bedeutete die Zerstörung durch die Hussiten 1427. Die Nonnen flüchteten nach Görlitz, und das Kloster blieb nun fast dreißig Jahre lang verlassen. Erst nach 1452 wurde es wieder aufgebaut. Die Insassinnen waren im Mittelalter fast durchweg Adlige, darunter auch Töchter des böhmischen Herrenstandes (v. Leipa, v. Dohna, v. Kamenz). Vereinzelt bleibt eina Verwandte einer Kamenzer Bürgerfamilie (1329). Die Nonnen hatten Privatbesitz, nicht wenige sogar ziemlich bedeutenden, der nicht nur in Renten, sondern auch in Kapitalvermögen bestand, das teilweise aus den Ersparnissen der offenbar recht reichlich bemessenen Renten gebildet worden war (1334, 1337). 1366 betonte die Äbtissin, sie habe einen Kauf ganz mit eigenen Mitteln bestritten. Uber die Größe des Konvents fehlen Nachrichten aus älterer Zeit. Klosterämter hatten Priorin, Unterpriorin, Kellerin und Küsterin inne. Einen Propst besaß das Kloster nicht, sondern es wurde anscheinend in geistlicher und weltlicher Hinsicht von Altzelle aus betreut. Erst seit dem 15. Jahrhundert begegnet ein Klostervogt weltlichen Standes, der die Klosterwirtschaft beaufsichtigte und führte. Das Kloster M a r i e n s t e r n bei Kamenz war eine Stiftung des Reichsministerialen von Kamenz. Die Stiftungsurkunde wurde 1248 ausgestellt. 1249 folgte die bischöfliche Bestätigung, aber erst 1264 die förmliche Inkorporation in den Zisterzienserorden durch die Äbte von Pforte und Ossegk. Zum Vaterabt wurde auch hier der Abt von Altzelle bestellt. Die Schirmvogtei behielten sich die Gründer vor. Als eigentlicher Stifter wurde Bernhard III. von Kamenz, der spätere Bischof von Meißen, angesehen. Er hatte all sein Erbgut dem Kloster zugewiesen und sich dafür auf Lebenszeit nur eine jährliche Rente von 100 Mark Silbers ausbedungen. Das Kloster sollte zunächst in Wittichenau angelegt werden, doch änderte man diesen Plan und erbaute es südöstlich von Kamenz am heutigen Platze beim Dorfe Panschwitz. 1259 war der Bau anscheinend vollendet. Die Ausstattung des Klosters war sehr reichlich. Sie umfaßte die Pfarrkirchen von Crostwitz und Kamenz mit ihrer bedeutenden Dotation sowie das Hospital in Kamenz, das wie die beiden Pfarrkirchen gleichfalls eine Stiftung der Herren von Kamenz war. Hinzu kamen noch vor 1264 zwei ganze und sieben halbe Dörfer, zwei Vorwerke, sieben Mühlen, 36 Hufen in zwei Dörfern, weitere verstreute Grundstücke und Nutzungen sowie Zehnteinkünfte. Bernhard von Kamenz, der erst 1296 starb,
Marienstern
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blieb weiter um seine Stiftung eifrig bemüht. Er erkaufte von den Herren von Schönburg die anderen Hälften der dem Kloster bereits überwiesenen halben Dörfer und überließ sie diesem zusammen mit zwei anderen ganzen Dörfern im Jahre 1285. Vier weitere Dörfer wurden 1286, 1292 und 1296 erworben. Es entstand auf diese Weise ein beträchtlicher Besitzkomplex um Wittichenau. Ein zweiter bildete sich um Marienstern selbst, ein dritter kleinerer nördlich von Kamenz und ein vierter 40 km ostwärts des Klosters um Bernstadt, wo Bernhard teils von seiner Familie, teils von den Herren von Schönburg nach und nach den größten Teil des sog. Eigenschen Kreises mit der Stadt Bernstadt erwarb und dem Kloster zuwies. In der Folgezeit hat Marienstern durch Zukauf diese Besitzungen noch abgerundet und auch anderwärts durch Schenkung und Kauf mancherlei Besitz erworben, so daß es schließlich außer den beiden Städten Wittichenau und Bernstadt über 52 Dörfer und 8 Dorfteile verfügte. Veräußert wurde im Jahre 1348 das Kamenzer Hospital an die Stadt Kamenz. Das Kloster hatte es seinem ursprünglichen Zwecke entzogen und gänzlich verfallen lassen, ein Beispiel für die mitunter recht nachteilige Wirkung der Inkorporation geistlicher Anstalten in Klöster. Wir erinnern uns des Schicksals der Donatikirche in Freiberg. Indes sind solche Erscheinungen nicht zu verallgemeinern. Ein Zinsregister von 1374/82 nennt noch immer 49 zinspflichtige Ortschaften; es gewährt sehr lehrreiche Einblicke in die Wirtschafts- und Sozialgeschichte der Oberlausitz im 14. Jahrhundert. DieZahl der Hintersassen des Klosters betrug damals rund 1400. 1264 trat Marienstern unter den Schutz der Markgrafen von Brandenburg, die seit 1253 Landesherren in der Oberlausitz waren und Steuerfreiheit und volle Gerichtsbarkeit auf den Klostergütern verliehen. Weitere Schutzurkunden der Askanier wurden 1299 und im Beginn des 14. Jahrhunderts ausgestellt. Mit dem Übergang der gesamten Oberlausitz an Böhmen nach der Zwischenherrschaft Herzog Heinrichs von Jauer in ihrem Ostteile, der das Kloster 1320 privilegierte, wurden die Böhmenkönige Landesherren über Marienstern. Eine Schutzurkunde König Johanns liegt vom Jahre 1330 vor, und weitere Privilegien seiner Nachfolger folgten. Wichtig war die Erneuerung der Steuerfreiheit 1378 durch König Wenzel. Zur Heerfahrt blieb das Kloster jedoch verpflichtet. Es hatte im 14. und 15. Jahrhundert zwei Heerwagen zu stellen. Man darf sagen, daß in Marienstern von Anfang an an die Stelle der Vogtei der Gründerfamilie, die nach dem Tode Bischof Bernhards kaum mehr zur Geltung gebracht, wurde, obwohl die Herren von Kamenz nach wie vor ihre Begräbnisstätte im Kloster hatten, der landesherrliche Schutz trat. Es läßt sich hier
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besonders deutlich beobachten, daß die landesherrliche Gewalt über ein Kloster nicht aus der Vogtei zu erwachsen braucht, sondern kraft des ihr innewohnenden selbständigen Rechts geltend gemacht wurde. Papsturkunden für das Kloster liegen von 1282, 1284, 1291 und 1301 vor. Eine Exemtion aus der Diözese Meißen erfolgte jedoch nicht, sondern Marienstern genoß nur den einfachen päpstlichen Schutz. So konnte Bischof Johann I. 1345 die Abhaltung eines zweiten Kirchweihfestes in Marienstern verbieten, da es dabei zu Ausschreitungen der Bauern gekommen war. Bereits bei der Gründung hatte sich Bischof Konrad das Diözesanrecht vorbehalten, ü b e r die Größe des Konvents in älterer Zeit erfahren wir nichts. Er setzte sich vorzugsweise aus dem Adel zusammen, wobei neben ehedem reidisministerialischen, in den hohen Adel aufgestiegenen Geschlechtern (v. Kamenz, v. Colditz) und Angehörigen des böhmischen Herrenstandes (v. Lobkowitz) meist niederadlige Familien entgegentreten. Es verdient dabei indes Beachtung, daß in der Oberlausitz schon frühzeitig eine neue Schichtung des Adels die alten Unterschiede verwischte. Auch Kamenzer Bürgertöchter werden erwähnt, neben solchen aus anderen Städten. Ein beträchtliches Eintrittsgeld wurde erhoben. Es war so hoch, daß selbst die Herren von Kamenz es sehr dankbar vermerkten, als eine Angehörige ihres Geschlechts 1405 ausnahmsweise ohne Geld aufgenommen wurde. Unter diesen Umständen versteht es sich von selbst, daß das zisterziensische Gebot persönlicher Armut nicht durchgeführt wurde. Einen eigentlichen Propst hatte das Kloster wohl nicht. Die so bezeichneten Personen scheinen mehr Verwaltungsbeamte gewesen zu sein. Die geistliche Betreuung der Nonnen oblag Beichtvätern. An der Spitze des Konvents stand die Äbtissin, die frei gewählt wurde. Völlig im Dunkeln liegt der Ursprung des Benediktinerinnenklosters G u b e n . Die Sage schreibt seine Gründung Friedrich Barbarossa zu, ältere Chronisten nennen den Markgrafen Dietrich von Landsberg (1156—1185). All dies bleibt offen, da die erste urkundliche Nachricht erst von 1319 stammt. Damals trat das Kloster zusammen mit Neuzelle einem Bunde Niederlausitzer Adliger mit der Stadt Guben bei zu gemeinsamem Handeln einem neuen Landesherrn gegenüber. Auf Bedeutung und Rechtsstellung des Klosters fällt damit wenigstens ein Streiflicht. 1411 gehörte die Äbtissin zum Prälatenstand der Niederlausitz. Das Kloster erwarb bedeutenden Besitz in der Umgebung von Guben, vor allem im Süden der Stadt im „Alten Lande". Er erstreckte sich zu beiden Seiten der Neiße von Bärenklau, Deulowitz und Reichenbach bis Cummeltitz, Oegein und Mehlen. Die Zahl der Klosterdörfer muß zeitweise zwei Dutzend überstiegen haben. ü b e r die Stadtpfarrkirche besaß das Kloster den Patronat. Die
Guben • Franziskaner
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Vogteiverhältnisse der alleren Zeit sind nicht erkennbar. Im 15. Jahrhundert übte die Stadt eine Schirmherrschaft aus. Neben der Äbtissin stand ein Propst. Auch Priorin und Unterpriorin werden genannt. Nachrichten über Größe und Zusammensetzung des Konvents fehlen. Eine neue Gestalt und einen völlig neuen Auftrieb erhielt wie überall so auch in Mitteldeutschland das Klosterwesen durch das Auftreten der Bettelorden, also der Franziskaner und Dominikaner, denen sich erst später kleinere Orden zugesellten. Es ist bereits darauf hingewiesen worden, daß es nicht in den Rahmen einer Kirchengeschichte Sachsens gehört, die Gestalten der beiden Ordensgründer zu charakterisieren und die ungeheueren von ihnen ausgehenden Wirkungen in ihrer Gesamtheit zu überblicken. Immerhin muß dem bereits einleitungsweise in diesem Kapitel Gesagten (vgl. S. 171 f.) ergänzend und vertiefend einiges hinzugefügt werden. Als Franziskus im Jahre 1209 oder 1210 mit elf Gefährten von Assisi nach Rom ging, um die päpstliche Erlaubnis zu erbitten, in apostolischer Armut als wandernder Bußprediger umherziehen zu dürfen, lag ihm wofti nichts ferner als die Absicht, einen Orden zu gründen. W a s er tat, tat er aus dem Geiste seiner Zeit heraus, die sich nach der pcrtectio evangelica sehnte und sie in den bisherigen Formen des kirchlichen Lebens nicht zu finden vermochte. Er tat es in der nachtwandlerischen Sicherheit einer kindlichen Frömmigkeit, die asketischen Ernst mit sieghafter Fröhlichkeit des Herzens in der überwältigenden Liebe zu Gott und seiner Kreatur vereinigte und sich der Gefahren, die am Wege lauerten, gar nicht bewußt war. Genau gleichzeitig begannen die furchtbaren Kriege gegen die Albigenser, die im Grunde nichts anderes gewollt hatten als Franz: Armut, Wanderpredigt, Gemeindebildung, also Nachfolge Christi. Ihr W e g hatte in die Ketzerei, in Verfolgung, Not und Tod geführt. Es war der Einsicht Innozenz' III. zw danken, daß die Armutsbewegung in der Gestalt des Franziskanerordens eine Heimstätte im Schöße der Kirdie fand. Unter zwei Bedingungen wurde Franz die Erlaubnis zur Wanderpredigt gewährt: er und seine Gefährten mußten Priester werden, und die Gefährten mußten ihm, er selbst aber dem Papste Gehorsam geloben. Die Eingliederung in die Organisation der hierarchisch aufgebauten Kircho als Anstalt war damit vollzogen, der Primat des Priesters vor dem Laien gewahrt. Gleichzeitig war die erste Grundlage für eine künftige ordensmäßige Ausgestaltung der Bewegung gelegt, die dann tatsächlich erfolgte. Schwerlich war sich der Papst der Tragweite seiner Tat bewußt, sie lag in der allgemeinen Richtung seiner Politik den Ketzerbewegungen gegenüber, zu deren Bekämpfung er neue Wege suchte. Schon andere waren vor Franziskus an der Kurie gewesen und hatten
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ähnliche Zusagen erhalten. Um so deutlicher tritt die überragende Größe des heiligen Franz hervor, dem das Mönchtum verdankt, daß seine Bedeutung in der Geschichte der Kirche des späten Mittelalters die gewiß nicht geringe der vorhergehenden Jahrhunderte nicht nur erreicht, sondern übertroffen hat. Die Tatsache, daß der religiöse Impuls, der von ihm ausging, schließlich unter dem Einfluß der Kurie in die Form des Ordens geradezu gezwungen werden mußte, in eine Form also, die ihm im Grund wesensfremd war, und daß er trotzdem imstande war, diese fremde Form lebendig zu erneuern und auf eine kaum erreichte Höhe zu führen, ist wahrhaft erstaunlich. Sie erklärt freilich auch, daß der Orden von Anfang an Keime des Verfalls in sich trug, die in den Kämpfen um die Auslegung der Ordensregel alsbald sichtbar wurden. Es sei gleich hier bemerkt, daß in dem großen Streit zwischen der strengen Richtung der Observanten und der milderen der Konventualen, der schließlich zur endgültigen Trennung führte, die mitteldeutschen Klöster sich fast durchweg auf die Seite der zweiten schlugen, wie im einzelnen zu zeigen sein wird. Erst in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts faßten die Observanten auch in Mitteldeutschland Fuß. Die verlorene erste Regel der Franziskaner oder Minoriten (fratres minores) oder Barfüßer, wie sie sich nannten, war im Grunde keine eigentliche Regel, wenigstens nicht im Sinne der bisherigen Orden, sondern eine Zusammenstellung einiger Schriftworte mit wenig Hinzufügungen gewesen. Eine neue, weit ausführlichere Regel wurde 1221 verfaßt, fand aber die päpstliche Anerkennung erst nach langen Umarbeitungen, bei denen vor allem Kardinal Ugolino von Ostia mitwirkte, im J a h r e 1223. Eine Erklärung dieser Regel, die Papst Gregor IX. 1230 gab, brachte die Entwicklung zum Abschluß. Die Franziskaner hatten sich als Orden konstituiert, wenn auch als durchaus neuartiger Orden. Der ursprüngliche Gedanke war damit umgebildet, man möchte sagen, verbogen worden; das offensichtliche Widerstreben des Ordensgründers rechtfertigt diesen Ausdruck. Verpflichtend blieb der Grundsatz der Armut. Nicht nur der einzelne Ordensbruder, sondern auch die einzelnen Niederlassungen, j a der gesamte Orden als solcher sollten auf jeglichen Besitz an Geld und an Liegenschaften verzichten. Die Arbeit wurde keineswegs verworfen, sollte aber nicht um des Lohnes willen getan werden. Alleinige legitime Erwerbsquelle zur Fristung des Lebens war das Almosen. Das ursprüngliche Ideal völliger Besitzlosigkeit war damit freilich durchbrochen, denn organisierter Almosenerwerb bedeutet Ansammlung von Vorräten, und diese wurde nicht nur erlaubt, sondern sogar im Interesse der Kranken und Bedürftigen der Bruderschaft empfohlen.
Franziskaner
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In Wirklichkeit haben die mitteldeutschen Franziskanerklöster in folgerichtiger Weiterbildung dieser in die Bahnen des Gewohnten zurücklenkenden Vorschrift alle Besitz, sogar Grundbesitz gehabt, wenn auch in sehr bescheidenem Umfange, so daß der grundsätzliche Unterschied von den reichen Klöstern älterer Prägung erhalten blieb. Festgehalten wurde auch, wenigstens zunächst, der Verzicht auf festen Wohnsitz der Mönche, auf die stabilitas loci. Dieses Prinzip hat sehr bald weit stärkere Einschränkung erfahren. Es bildeten sich überall feste Konvente mit festem Sitz. Aber gleichwohl blieb ein Rest des Prinzips der W a n d e r p r e d i g t erhalten. Die Franziskaner predigten keineswegs nur in ihrer eigenen Kirche, viele Konvente haben erst sehr spät ihre eigene Kirche gehabt. Der Kirchenbau war nicht wie bei den älteren Orden der Ausgangspunkt, sondern der Abschluß der Klostergründung, denn nicht der tägliche gemeinschaftliche Dienst zum Lobe Gottes in der Einsamkeit des Chores, sondern die Verkündigung seiner Botschaft mitten im Treiben der W e l t war Aufgabe franziskanischen Ordenslebens. Infolgedessen zeigt auch die franziskanische Kirchenbaukunst ein ganz eigentümliches Gepräge, das man auch in Mitteldeutschland beobachten kann, obwohl hier nicht wenige Franziskanerkirchen ganz verschwunden und viele sehr stark umgestaltet sind. Die Regel schrieb äußerste Einfachheit der baulichen Gestaltung vor. Sie verbot besondere Länge und W ö l b u n g des Schiffes sowie den Bau von Türmen. M a n hat sich hieran auf die Dauer nicht gehalten. Besonders Einwölbungen fanden schon frühzeitig statt, w ä h r e n d V e r l ä n g e r u n g der Kirchen und Errichtung von Türmen im allgemeinen erst dem 15. J a h r h u n d e r t angehören. Gebaut wurden ursprünglich ausgesprochene Predigtkirchen, einschiffig und vielfach ohne stark ausgeprägten Chor. Ihnen allen fehlt das Querhaus, und insofern unterscheiden sich diese Kirchen sehr deutlich von denen der Zisterzienser, deren Stil sie im übrigen in mancher W e i s e verpflichtet sind. Reichte der Raum nicht mehr aus, so wurde ein Seitenschiff angebaut. Erst als im Spätmittelalter auch die franziskanische Frömmigkeit sich wandelte, schritt man zu deutlich von den Laienkirchen abgetrennten Choranlagen, die oft eine beträchtliche Länge zeigen und in die sich der Konvent nunmehr zurückziehen konnte. Unverkennbar ist, daß die ursprüngliche Form der Franziskanerkirchen auf die bauliche Gestaltung der spätmittelalterlichen Stadtpfarrkirchen Mitteldeutschlands nicht ohne Einfluß geblieben ist. W i e könnte dies anders sein? In jeder Kirche und Kapelle, ja auch in ungeweihten Räumen predigten ja die Minoriten, und der erstaunlich große Umfang der Bezirke, die sie im Spätmittelalter Almosen heischend und verkündigend durchstreiften (Termineien), erinnert noch immer an das
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ursprüngliche Prinzip der Wanderpredigt. Auch waren sie in ihren Konventen weit weniger seßhaft als die älteren Orden, sondern der Ubergang von dem einen ins andere Kloster erfolgte leicht und oft. Das Bestreben, sich in einem Kloster seßhaft zu machen, galt noch im 14. Jahrhundert als Mißbrauch. Der einzelne Mönch war weniger Glied seines Klosters als des Ordens, der die ganze bekannte Welt in Provinzen und diese wieder in Kustodien eingeteilt hatte. Die Termineien der einzelnen Klöster waren im kleinen diesen auf Raumerfassung abzielenden Großbezirken nachgebildet. Nicht auf beherrschenden Höhen, in vornehmer, der Betrachtung geweihter Weltabgeschiedenheit wie die Benediktiner, oder in entlegenen, dem Anbau durch der Hände Arbeit erst zu erschließenden Tälern wie die Zisterzienser nahmen die Franziskaner ihren Sitz, nachdem sie zu fester Niederlassung übergegangen waren. Ihr gegebenes Betätigungsfeld waren die im 13. Jahrhundert auch im Lande östlich der Saale mächtig aufblühenden Städte. Hier, wo sich eine aus den alten ständischen und agrarwirtschaftlichen Bindungen gelöste Bevölkerung zusammenballte, wo schon frühzeitig allein der Besitz zu Ansehen verhalf — die immer wiederkehrende Scheidung der sozialen Schichten in den mitteldeutschen Städten ist „arm unde rieh" —, hier war der rechte Ort für ihre volkstümliche Predigt. In der Stadt fiel der Gegensatz einer zu Reichtum gekommenen Oberschicht und eines in der Entstehung begriffenen Proletariats der im Kampf ums Dasein zu kurz Gekommenen zuerst ins Auge. Hier konnte die durch selbstlosen Dienst und ständige Hilfsbereitschaft bekräftigte Verkündigung der sich freiwillig erniedrigenden Bettelmönche in erster Linie auf Wirkung rechnen. Bei ihnen galt kein Vorrecht des Standes wie bei den alten Orden, die nur Adlige und Angehörige des gehobenen Bürgertums aufnahmen, dem Kleinbürger und Bauern aber die Aufnahme wenn nicht verweigerten so doch sehr erschwerten. Ein „proletarischer" Orden waren sie freilich nicht. Auch die Franziskaner rekrutierten sich in den ersten Jahrzehnten ihres Bestehens vorwiegend aus dem städtischen Besitzbürgertum, dem Adel und der Geistlichkeit. Bei diesen Schichten war das Bedürfnis nach persönlicher Armut stärker als bei denen, die ohnehin nicht wohlhabend waren. Grundsätzlich aber wurden Angehörige aller Schichten aufgenommen, und der Sohn des Handwerkers stand dem Edelfreien gleich. Nur auf beschränkte Zeit wurde der „Gardian", wie der Leiter des einzelnen Klosters hieß, gewählt, stand also nicht den übrigen Mönchen auf Lebenszeit als Instanz eigenen Rechts gegenüber wie die Äbte und Pröpste der alten Klöster und Stifter. War es ein Wunder, daß der Orden Zulauf hatte, den man freilich auch nicht überschätzen darf,
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daß viele, die sich zwar nicht entschließen konnten, in den Orden einzutreten, sich doch wenigstens seiner Seelsorge anvertrauten, sich in die Bruderschaft aufnehmen ließen und auf dem Franziskanerfriedhof die letzte Ruhestätte suchten? Franziskus selbst hatte diejenigen, die seinen Weg gehen wollten, ohne doch Familie, Haus und Beruf zu verlassen, zu einer losen Gemeinschaft der sog. Tertiarier zusammengefaßt (1221). Ihr Vorkommen ist in den Diözesen Meißen, Naumburg und Merseburg erst spät und nur für Frauen nachgewiesen (vgl. S. 336), aber kein deutlicheres Sinnbild für die trotzdem bestehende Gemeinde in der Gemeinde, die der Orden unter den Laien zu bilden suchte, kann es geben als diese franziskanischen Friedhöfe. Das Recht des Begräbnisses, der Predigt, des Messelesens und Beichtehörens war den Minoriten durch päpstliches Privileg 1231 eingeräumt worden. Die parochiale Ordnimg, die sich im mitteldeutschen Osten eben erst gefestigt hatte, wurde dadurch freilich in ihrer Existenz bedroht. Erbitterte und sich immer wiederholende Streitigkeiten mit der Pfarrgeistlichkeit waren die Folge. Wir hören von ihnen in Bautzen Ende des 13. Jahrhunderts, in Zwickau bereits 1267, dann wieder im 14. und 15. Jahrhundert, in Meißen 1332 und 1372 und so fort. Auch die Bischöfe, die wie Engelhard von Naumburg und Konrad von Meißen die Ausbreitung des Ordens zunächst begünstigt hatten, gerieten infolgedessen teilweise in Gegensatz zu ihm. Noch bevor der Orden fest konstituiert war, hatten sich bereits 1219 einige Brüder nach Deutschland aufgemacht. Der erste Vorstoß mißlang, ein zweiter 1221 hatte besseren Erfolg. In Speyer wurde in diesem Jahre die deutsche Ordensprovinz gegründet. Die Brüder faßten zunächst am Rhein und in Süddeutschland festen Fuß, bald auch im östlichen Sachsen (Magdeburg, Halberstadt, Hildesheim 1223) und in Thüringen (Erfurt 1224, Mühlhausen, Nordhausen, Eisenach und Gotha 1225). Wir wissen nicht mit Bestimmtheit, wann und von v/o aus die Ausbreitung nach dem heutigen Sachsen erfolgte. Bereits 1230 wurde die deutsche Ordensprovinz in zwei geteilt, die rheinische und die sächsische, zu der auch Thüringen und in der Folgezeit das Land östlich der Saale gehörte. Die sächsische Ordensprovinz besaß später verhältnismäßig große Selbständigkeit, sogar eigene Provinzialstatuten, die die Ordensregel ergänzen sollten. Ihr Zentrum scheint Magdeburg gewesen zu sein, wo schon 1228 ein Franziskanerkolleg gegründet wurde. Vielleicht wurde von hier aus nach Süden und Osten ausgegriffen. Jordanus vonGiano, der erste Kustos derKustodie Thüringen (1225), der in seiner Chronik über die Ausbreitung des Ordens berichtet, schweigt sich über das östliche Gebiet aus; wann
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die Kustodien Leipzig, Meißen und Goldberg, denen die Klöster der mitteldeutschen Bistümer zugerechnet wurden, entstanden sind, ist unbekannt. Sie waren nach franziskanischer Überlieferung 1260 vorhanden. Doch trifft dies für Goldberg schwerlich zu (vgl. S. 311). Erst 1238 haben wir einen sicheren Anhaltspunkt in einem schon erwähnten Hirtenbrief (vgl. S. 116) des Bischofs Engelhard von Naumburg, der die Gläubigen seiner Diözese aufforderte, die stationes, das heißt die Gottesdienste der Minoriten andächtig zu besuchen und dafür Ermäßigung der zuerkannten Kirchenstrafen gewährte. „Sie haben sich in der Kirche Gottes glänzenden Ruhm erworben", heißt es in der Urkunde, und man möchte daraus schließen, daß sie bereits seit einiger Zeit im Sprengel tätig waren, und dies um so mehr, als die Franziskaner bereits 1234 in Böhmen in größerer Zahl auftauchten, nachdem sie angeblich schon 1232 in Prag und Mies Niederlassungen gegründet hatten. 1243 gab es in der Diözese Meißen bereits einige Häuser (domus) des Ordens. Von vorhandenen Klöstern oder Kirchen ist in beiden Fällen bezeichnenderweise zunächst nicht die Rede. Eine Kirche in Torgau sollte damals erst erbaut werden. Die Franziskaner kamen zunächst als Gäste in die Städte, wohnten in behelfsmäßigen Unterkünften, mieteten sich eine Kammer oder zogen in ein leerstehendes Siechenhaus, bis ihnen irgendwo an der Stadtmauer die Erwerbung eines eigenen Gebäudes gelang, das nun zum Kloster ausgestaltet wurde. Es ist infolgedessen schwer, die Gründungsdaten der einzelnen Niederlassungen festzulegen, wie überhaupt die Quellen zur Geschichte ihrer Klöster äußerst spärlich fließen. Schenkungen, insbesondere Liegenschaftsübertragungen, die sonst die Hauptmasse der Urkunden liefern, konnten gemäß der Ordensregel nicht stattfinden, wenigstens zunächst nicht, und da der Orden in noch ganz anderer Weise zentralistisch ausgerichtet war als der Zisterzienserorden, fejilen auch die Urkunden, die die Rechtsstellung des einzelnen Klosters verbriefen. Da der Orden exemt war, war auch jedes einzelne Kloster ganz selbstverständlich der bischöflichen Jurisdiktion entzogen, und vor dem Zugriff der weltlichen Gewalt bewahrte sie ihre Armut. Zu feierlichen Gründungsurkunden fehlte jeder Anlaß, denn die Franziskanerklöster wurden j a nicht von einem Stifter gegründet und dotiert, sondern die Niederlassung ging stets vom Orden selbst aus und geschah in aller Stille. Im 15. Jahrhundert freilich sind die Brüder dann anscheinend bestrebt gewesen, ihren Klöstern ein möglichst hohes Alter und einen vornehmen Gründer zuzuschreiben. Die Inschriften, die damals in Franziskanerkirchen angebracht wurden, verdienen nur geringen Glauben. So ist es ein Glück, daß wir wenigstens ein Verzeichnis besitzen, das
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um 1340 aufgestellt wurde und in der Kustodie Leipzig folgende Klöster nennt: Leipzig, Eger, Zeitz, Hof, Zwickau, Weida, Weißenfels, Altenburg. Nur eins bestand somit damals im Bistum Merseburg, während es im Naumburger Bistum vier gab, dazu das Klarissenkloster in Weißenfels (vgl. S. 327 ff.). Für die Kustodie Meißen nennt das Verzeichnis Meißen, Freiberg, Dresden, Cottbus, Oschatz, Torgau und das Klarissenkloster Seußlitz, sämtlich im Bereidi der Diözese gelegen. Die Kustodie Goldberg entstand erst 1274, vorher gab es eine Custodia Budinensis, was wohl in Budesinensis zu verbessern ist, der die oberlausitzischen Klöster angehörten, während die schlesischen sich zunächst zur Ordensprovinz Polen hielten. Da die Oberlausitz bis 1253 böhmisch war, gehörte die Bautzner Kustodie ursprünglich zur böhmischen Ordensprovinz, die noch 1239 unter dem minister Saxoniae stand, sich also aus dieser Provinz abgespalten hatte. Erst 1262 und endgültig 1269 wurde diese Kustodie der Saxonia zugeschlagen, wohl eine Folge des Übergangs der Oberlausitz an die Markgrafen von Brandenburg, und 1274 schlössen sich ihr ein Teil der schlesischen Barfüßerklöster an, wobei nunmehr der Sitz nach dem aufblühenden Goldberg verlegt wurde. Sie umfaßte nach dem Verzeichnis von 1340 zehn Klöster, davon drei in der Diözese Meißen: Bautzen, Görlitz und Zittau. Löbau ist nicht genannt, obwohl dort ein Franziskanerkloster 1336 bestimmt bestanden hat. Nun zu den einzelnen Klöstern, ü b e r dasjenige in L e i p z i g , das sicherlich bedeutend war, da es einer Kustodie den Namen gab, wissen wir sehr wenig. Es befand sich an der Stelle der heute zerstörten Matthäikirche. Die früheste Nachricht ist eine Eintragung in einer Handschrift der Leipziger Universitätsbibliothek, die besagt, daß diese Handschrift dem Minoritenkloster im Jahre 1253 geschenkt wurde. Es mag damals schon einige Zeit, vielleicht sogar schon ein Menschenalter bestanden haben, denn das nächste Zeugnis, ein Brief des Provinzialministers Ulrich an den Leipziger Konvent, ist über hundert Jahre jünger, die Quellenlage wird damit eindeutig charakterisiert. Erst im 15. Jahrhundert setzen die Urkunden in größerer Zahl ein, offensichtlich im Zusammenhange damit, daß die ursprüngliche Besitzlosigkeit des Klosters damals aufgehört hatte. Bereits 1380 hatte Markgraf Wilhelm dem Kloster 36 Acker Holz im Rosental geschenkt, wobei die entgegenstehende Bestimmung der Regel in der Form umgangen wurde, daß als Eigentümer die Nonnen zu Seußlitz galten, die Leipziger Barfüßer aber die Nutznießung daran haben sollten. Im 15. Jahrhundert machte der Konvent ohne jede Bedenken Geldgeschäfte mit dem Leipziger Rat. Erst mit dem Auftreten des großen franziskanischen Bußpredigers Johannes von Capistrano in Leipzig 1452 änderte sich dies wieder. Die Brüder kehrten zur strengen Regel
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zurück, entäußerten sich ihres Besitztums und erbaten vom Rate die Bestellung zweier Vorsteher für die Führung der weltlichen Geschäfte. Freilich war die Wirkung dieser Reform nur von begrenzter Dauer, doch sollen die Unruhen, die sich am Ende des 15. Jahrhunderts im Zusammenhang mit dem regelwidrigen Leben eines Teils der Leipziger Franziskaner ergaben, an anderer Stelle behandelt werden, sie gehören bereits an den Vorabend der Reformationszeit. Die Konvente der Franziskanerklöster waren im allgemeinen kleiner als die der alten Orden, doch kann die Zahl der Brüder in Leipzig nicht ganz gering gewesen sein, denn noch 1540 waren dreizehn Mönche und drei Laienbrüder im Kloster, und 1451, also vor der Reform des darauffolgenden Jahres, werden Gardian, Vizegardian, Sakristan und zwei Älteste genannt, was auf einen verhältnismäßig großen Konvent deutet. Der sonst wiederholt bezeugte Lesemeister (lector) fehlt wohl nur zufällig. Das Auftreten Capistrans in Leipzig veranlaßte etwa siebzig Angehörige der Universität, darunter Magister, Adlige und reiche Leute, in den Franziskanerorden einzutreten, wie der Rat 1462 dem Papste Pius II. mitteilte. Nicht alle werden sich freiwillig dem Leipziger Konvent zugewandt haben. Acht Mitglieder waren im Laufe des 15. Jahrhunderts bei der Universität Leipzig eingetragen. Der Terminierbezirk des Klosters erstreckte sich bis Grimma und Delitzsch, in beiden Orten besaß das Kloster Terminierhäuser. Als das älteste Franziskanerkloster in der Diözese Naumburg gilt dasjenige in Z w i c k a u . Als Jahr der Gründung nennen spätere Zwickauer Chronisten übereinstimmend 1231. Es ist nicht völlig unglaubwürdig. Die Franziskaner selbst führten die Gründung ihres Konvents im 15. Jahrhundert auf einen Zwickauer Bürger Konrad Egerer zurück. Der Name ist tatsächlich als der eines Richters in Zwickau urkundlich nachweisbar, aber erst 1273. Es müßte sich also wohl um einen Verwandten, vielleicht den Vater des Genannten, gehandelt haben. Die erste sichere Nachricht über das Bestehen des Konvents liegt aus dem Jahre 1254 vor: der Gardian Bernhard und ein weiterer Zwickauer Minorit bezeugten damals eine Urkunde. Es wird sich wohl so verhalten, daß Egerer den Minoriten, die schon in den dreißiger Jahren nach Zwickau kamen, schließlich zum Erwerb eines Hauses verhalf, das als Kloster eingerichtet wurde. Es lag im Süden der Stadt am später so genannten Klosterplatz, zu dem vom Markte aus über den Kornmarkt die Klostergasse führte. Bereits 1267 kam es zu ernsten Streitigkeiten mit dem Pfarrer der Zwickauer Stadtkirche, die bezeichnend genug sind. Der Pfarrer klagte durch seinen Patron, das Kloster Eisenberg, er habe seine Pfarrangehörigen wenigstens einmal im Jahre, zur Fasten-
Zwickau
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zeit, zur Beichte zu kommen aufgefordert, die Franziskaner aber hätten dem Volke versichert, sie besäßen größere Autorität, denn die ihrige sei unmittelbar vom Papste, die des Pfarrers aber nur von Archidiakonen, Bischöfen und Erzbischöfen abgeleitet, und ihre Absolution sei infolgedessen wirkungsvoller. Weiteren Streit gab es um das Begräbnisrecht. Die Franziskaner nähmen ferner nicht nur das Recht der Sakramentsspendung in Anspruch, sondern behaupteten auch, niemand könne an dem Tage exkommuniziert werden, an dem er ihre Kirche besucht habe; eine solche bestand also damals bereits. Allerlei Schmähreden seien gegen ihn und seine Kirche geführt worden, selbst vom Kustos der Minoriten, als er anwesend war. Schließlich hätten die Brüder diese geistlichen Dinge vor das weltliche Gericht des Markgrafen gebracht, den sie sich offenbar gewogen glaubten. Wir hören bei dieser Gelegenheit den Namen des Bruders Dietrich von Gardelegen, erfahren also, daß die Zwickauer Minoriten keineswegs alle aus der Umgebung der Stadt stammten. Die Minoriten erwiderten, der Pfarrer habe ihren Prokurator — einen solchen besaßen sie demnach damals zur Führung der v/eltlichen Geschäfte — wider seinen letzten Willen beerdigt. Er habe den Wunsch geäußert, von ihnen beerdigt zu werden, wie dies ihren Privilegien gemäß durchaus möglich sei. Der Pfarrer habe die Predigt ihres Kustos durch Zwischenrufe gestört, und an Schmähreden seinerseits habe es nicht gefehlt. Vor allem habe er die Brüder der Häresie bezichtigt, wofür ein öffentlicher Beweis sei, daß ihre Predigt das Licht der Öffentlichkeit zu scheuen habe: sie predigten in den Winkeln (in angulis), weil sie in Gegenwart von Klerikern nicht zu predigen wagten. Offensichtlich fand also die Franziskanerpredigt in Zwickau damals im allgemeinen nicht in den Kirchen, sondern anderswo statt, wir wissen nicht, ob in besonderen Versammlungsräumen oder möglicherweise auch auf den Gassen. Im übrigen unterwarfen sich die Minoriten auf einem vor dem Bischof von Naumburg in Zeitz anberaumten Tage dem Urteil des Bischofs nicht, sondern beschuldigten diesen, er sei in der Wahrung ihrer Rechte und Privilegien nachlässig und bei der Zuziehung ihrer Zeugen träge. Der Bischof übertrug daraufhin die Entscheidung ad superiorem, d. h. wohl an den Provinzialminister der Franziskaner. Uber den Ausgang wissen wir nichts. Wie sehr muß bereits nach einem halben Jahrhundert die Gesinnung, die der heilige Franziskus vorgelebt hatte, im Zwickauer Konvent geschwunden gewesen sein! Ähnliche Verhältnisse sind aus den Jahren 1353 und 1462 bekannt, auf sie soll hier nicht eingegangen werden. Das Armutsgelübde wurde nicht streng eingehalten, das Kloster besaß eine Badstube und erhielt 1401 vom Markgrafen fünf Schock
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von der Jahrrente der Stadt, wobei wie im Falle von Leipzig wieder das Kloster Seußlitz als formaler Eigentümer galt. Die spitzfindige Formulierung solcher Schenkungen — es wurde von Almosen gesprochen — läßt nicht den Schluß zu, daß der Armutsgedanke noch wirklich lebendig war. Im Beginn des 16. Jahrhunderts waren die Mönche imstande, nicht nur eine neue Kirche, sondern das gesamte Kloster neu zu bauen, und als in der Reformationszeit das Kirchengerät verkauft wurde, betrug der Erlös mehr als 1100 Gulden. Es muß bemerkt werden, daß das Kloster eine Reform hinter sich hatte: es unterstand 1498 nicht mehr dem Kustoden, sondern zusammen mit Leipzig und Görlitz einem Visitator. Auf alle Renteneinkünfte hat das Kloster allerdings im Verlaufe dieser Reform verzichtet (1491). Die Terminei des Klosters erstreckte sich sehr weit und war in die Unterbezirke Crimmitschau, Lößnitz, Chemnitz, Glauchau, Reichenbach und Auerbach gegliedert. An einigen dieser Orte besaß das Kloster Terminierhäuser. Die Zahl der Mönche kann man danach schätzen, daß im Kloster 1525 48 Betten vorhanden waren, 1523 wurde sie auf zwanzig beschränkt, so daß ersichtlich wird, daß die in den Visitationsakten der Reformationszeit genannten Zahlen der Klosterinsassen mit großer Vorsicht zu benutzen sind, zumal anderwärts wiederum eine Vermehrung durch Zusammenlegung von Konventen eintrat. Immerhin sind diese Zahlen dort, wo sie bekannt sind, besser als keine. Die wissenschaftlichen Studien scheinen am Ausgang des Mittelalters im Kloster Bedeutung gehabt zu haben. Für die Bücherei wurde sogar ein besonderes Gebäude errichtet (1451, 1494), desgleichen für die Klosterschule (1482), die als schola inteiioi bezeichnet wird und somit wohl auch eine schola exterior für die Kinder aus der Stadt voraussetzt. In A l t e n b u r g fand 1239 nach der Ordensüberlieferung ein Provinzialkapitel der Franziskaner statt, eine Niederlassung muß also damals bereits bestanden haben. Urkundlich begegnen fünf Altenburger Franziskaner erst 1272. Uber die Geschichte des Klosters wissen wir aus älterer Zeit wenig, erst am Ende des 15. Jahrhunderts und in der Reformationszeit tritt es hervor. 1314 bestand der Konvent aus 12 Mönchen einschließlich des Gardians, eine Zahl, die wohl für andere Franziskanerklöster in dieser Zeit ebenfalls angenommen werden darf. Das Kloster erhielt damals von seinem ehemaligen Prokurator, dem angesehenen Altenburger Bürger Rudolf Kaufmann, u. a. eine Hufe zugewiesen, die es aber alsbald dem Bergerkloster verkaufte, um wenigstens nicht mit Grundbesitz gegen das Gebot der Besitzlosigkeit zu verstoßen. Ein Terminierhaus bestand in Schmölln. Die heutige schlichte Oberkirche in Altenburg steht an der Stelle der
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ehemaligen Klosterkirche. Noch schlechter unterrichtet sind wir über das Kloster in Z e i t z , das sich an der Stelle des früheren Stiftsgymnasiums befand. Audi diese Niederlassung wird in den dreißiger Jahren des 13. Jahrhunderts entstanden sein, aber erst von 1266 liegt ein Ablaßbrief des Kardinallegaten Guido, von 1278 ein solcher des Magdeburger Erzbischofs für die damals im Bau befindliche Minoritenkirche in Zeitz vor. Geweiht wurde die Kirche am 30. April 1279. Sie stellte ursprünglich ein einfaches langgestrecktes Rechteck dar, das erst im Spätmittelalter durch einen ebenfalls sehr langen Chor mit polygonalem Schluß nach Osten erweitert wurde. Eine 1489 beabsichtigte Reform des Klosters scheint gescheitert zu sein, denn der Auftrag wurde 1493 wiederholt. Das Kloster i n W e i d a wird erstmalig 1267 erwähnt. Damals heißt es bei Beurkundung einer Altarstiftung in der Peterskirche in der Neustadt Weida: „früh, wenn bei den Minoriten zur Prim geläutet wird". Als Stifter gaben mehr als zwei Jahrhunderte später die Brüder selbst die Vögte von Weida aus, doch ist dieser Angabe wenig Wert beizulegen. Das Kloster besaß zunächst nur eine Kapelle, eine Kirche wurde erst in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts erbaut. Es ist die heutige Stadtkirche. Sie war ursprünglich einschiffig, ein südliches Seitenschiff wurde erst später angebaut. Gardian war damals (1350/55) ein Vogt von Weida, ein weiterer Angehöriger dieser im 14. Jahrhundert bereits in den hohen Adel aufgestiegenen Familie ist 1358 als Laienbruder nachweisbar. Auch das Weidaer Kloster hat Grundbesitz erworben, wenn auch nur in ganz geringem Umfange. In einem Falle wurde auch hier ein anderer Eigentümer, die Klarissen in Hof, vorgeschoben (1355). Die Brüder dehnten ihre Umgänge bis nach Schleiz aus. In Lobeda und Gera besaßen sie Terminierhäuser. Die Zahl der Mönche betrug vor der Reformation wohl gegen fünfundzwanzig, denn nachdem 1531 13 Federbetten den aus dem Kloster gezogenen Mönchen mitgegeben worden waren, waren noch 14 vorhanden. Von Reform hören wir 1489 und 1493. 1514 gehörte das Kloster der martinianischen Richtung an. In der Diözese Meißen ist als eins der ersten Franziskanerklöster das in T o r g a u nachweisbar. Bischof Konrad von Meißen setzte 1243 den Bartholomäitag als Weihetag seiner Kirche fest und gewährte denen Ablaß, die diese Kirche bußfertig an gewissen Festtagen besuchten. Weiteren Ablaß erteilte er 1253. Während aber 1243 von einer den heiligen Peter und Paul geweihten Kirche die Rede ist, wird 1253 nur von Oratorien gesprochen, es waren also zunächst wohl nur eine oder mehrere Kapellen vorhanden. Dagegen wird 1377 eine Kirche mit Apsis genannt. Die noch heute vorhandene Franziskaner20 Schlesinger II
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kirche (Alltagskirche) wurde erst im 15. Jahrhundert erbaut. Doch wird bereits im 13. Jahrhundert der Kreuzgang des Klosters erwähnt. Es wirft ein bezeichnendes Licht auf die geänderte Auffassung der Regel, wenn 1360 der Konvent sich gegen den Rat verpflichtet, daß alles, was ihm an Erbe, Zins und Geld zufallen würde, wieder verkauft und nicht als Eigentum behalten werden solle. Das Kloster muß also damals durch seine Erwerbungen in der Stadt der Bürgerschaft unangenehm geworden sein. Die Abmachung wurde auf die Dauer nicht eingehalten, denn 1434 erwarben die Brüder ein Haus bei der Stadtmauer. 1401 machte Markgraf Wilhelm ihnen ein Geschenk und stiftete jährliche Einkünfte von der Jahrrente der Stadt, 1406 schenkte er ein Stück Wald, wobei wiederum die Seußlitzer Klarissen als Empfänger galten und den Torgauer Brüdern nur die Nutzung vorbehalten blieb. 1510 freilich fungierte der Rat als Treuhänder bei einer Seelgerätstiftung. Ein Übergang zur Richtung der Observanten, die es mit der Armut ihrer Klöster ernst nahmen, scheint also inzwischen erfolgt zu sein. Die Zahl der Mönche war anscheinend nicht unbeträchtlich. 1360 stellten Gardian, Lesemeister und drei Älteste eine Urkunde aus, die fünf weitere Torgauer Minoriten bezeugten. Ein Vizegardian erscheint 1377. Ungefähr gleichaltrig mit der Torgauer Niederlassung ist das Kloster in O s c h a t z . Am 19. September 1246 stellte Papst Innozenz IV. eine Ablaßurkunde für alle diejenigen aus, die den Bau einer Franziskanerkirche in Oschatz fördern würden. Eine undatierte Ablaßurkunde Bischof Konrads von Meißen liegt wohl wenig später. Eine Inschrift am ehemaligen Chorgestühl besagte, die Kirche sei 1248 geweiht worden. Weitere Inschriften waren auf Tafeln angebracht, die bis 1764 an den Wänden des Chores hingen. Danach soll der Bau des Klosters bereits 1228 begonnen worden sein, und 1246 habe ein Provinzialkapitel in Oschatz stattgefunden. Diese Nachrichten verdienen schwerlich Glauben. Die Kirche war ursprünglich eine einfache rechteckige, turmlose Saalkirche, die später mehrfach umgebaut wurde: der Chor, ursprünglich wohl nur ein Joch haltend, wurde verlängert und polygonal geschlossen, ein südliches Seitenschiff angebaut, ein Turm errichtet und schließlich das Ganze eingewölbt. Der Grundbesitz, den das Kloster in der Folgezeit erwarb, war gering, aber doch immerhin vorhanden. Auch diesem Kloster verschrieb Markgraf Wilhelm, der ein großer Gönner der Franziskaner gewesen sein muß, einen Teil der Jahrrente der Stadt und schenkte ihm einen Hof bei der Stadtmauer. Barzuwendungen sind im 14. und 15. Jahrhundert wiederholt bezeugt. Die Prokuratur übte 1493 der Rat der Stadt aus. Uber die Zahl der Klosterinsassen fehlen für die ältere Zeit Nach-
Oschatz • Meißen
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richten; angeblich hat sie zwischen 12 und 14 geschwankt. Neben dem Gardian werden Vizegardian, Küster, Prediger und drei Älteste erst am Ausgang des 15. Jahrhunderts und im beginnenden 16. Jahrhundert genannt. In dieser Zeit hören wir auch von Streitigkeiten mit dem Stadtpfarrer. Einen bedeutenden Schatz von Inkunabeln enthielt die Bibliothek des Klosters, jedoch keinerlei Handschriften. Wissenschaftliches Interesse ist also anscheinend erst gegen Ende des Mittelalters bei den Oschatzer Minoriten erwacht. Die Niederlassung am Bischofssitze M e i ß e n selbst, am namengebenden Hauptort der Kustodie, läßt sich urkundlich erst spät nachweisen: 1263 und dann wieder 1266 und 1272 treten Meißner Minoriten als Zeugen auf. Aber bei der Förderung, die Bischof Konrad den Franziskanern angedeihen ließ, ist es wenig wahrscheinlich, daß sie nach Meißen selbst später kamen als nach Torgau und Oschatz, und eine wenn auch späte Nachricht besagt tatsächlich, daß Bischof Konrad die Meißner Franziskanerkirche geweiht habe. Dies wird richtig sein, obwohl Bischof Withego in einer undatiert überlieferten Urkunde sagt, er habe die Kirche an einem 1. Mai geweiht, was also nach 1266 geschehen sein muß. Es kann sich nur um eine erneute Weihe gehandelt haben, vielleicht auch um die Weihe von Nebenaltären, denn die Meißner Franziskanerkirche war wie die Torgauer eine Peter-Pauls-Kirche, Withego aber nennt andere Heilige. In der Meißner Franziskanerkirche waren später nicht weniger als 60 Altäre vorhanden. Die Nachricht besagt weiterhin, daß das Kloster gegründet worden sei mit Hilfe milder Spenden des Markgrafen, der Meißner Burgmannen und Bürger und vieler anderer gläubiger Christen, und auch dies wird das Richtige treffen, zumal wir wissen, daß auch Heinrichs des Erlauchten Gattin Agnes (i 1268) eine Stiftung zur Begehung des Festes des heiligen Franziskus in Meißen gemacht hat. Schon 1281 war ein Neubau des Klosters im Gange, wie mehrere Ablaßurkunden aus diesem und den folgenden Jahren bekunden. In diese Zeit dürfte die Weihe durch Withego (f 1293) gehören. Von weiteren Bauten hören wir um 1400. Im 15. Jahrhundert wurde das Kloster, das sich an der Triebisch an der Stelle der heutigen Stadtbücherei und Roten Schule befand und dessen Kirche heute als Stadtmuseum dient, durch Hochwasser und Feuersbrunst wiederholt heimgesucht. Abermals machte sich ein Neubau nötig. Eine hohe kreuzgewölbte dreischiffige Hallenkirche wurde errichtet und 1457 geweiht. Diese Bauten durchzuführen wurde dem Kloster dadurch erleichtert, daß man auch hier die Armutsvorschrift nur in sehr gemilderter Form durchführte. Offensichtlich war dies im 14. Jahrhundert in der ganzen sächsischen Provinz der Fall. W i e hätte sonst der Provinzialminister 1378 den Meißner 20"
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Kustoden auffordern können, dafür Sorge zu tragen, daß in jedem Kloster Besitzinventare aufgestellt werden sollten, die in Kopie auch im Archiv derKustodie aufzubewahren seien? Es war wiederum Markgraf Wilhelm, der auch den Meißner Franziskanern unter Zwischenschaltung der Seußlitzer Nonnen erhebliche Zuwendungen machte (1401). Auch an sonstigen Schenkungen laufender Einnahmen fehlte es nicht. Nicht einmal die persönliche Armut wurde streng bewahrt. 1384 hören wir, daß drei einzelnen Mönchen für ihre Leistungen bei einem Seelgedächtnis Vergütungen aus der Stiftung zukommen sollten, wenn auch geringe. Das Prinzip war damit jedenfalls durchbrochen. Im übrigen ist der Erlaß von 1378 in der zitierten und seinen übrigen Bestimmungen ein Zeugnis dafür, daß die Minoritenklöster in Mitteldeutschland damals in starker Abhängigkeit von den Oberen gehalten wurden. Die Zahl der Mönche betrug 1540 in Meißen neun, wird aber früher größer gewesen sein. Gardian, Untergardian, Lesemeister und drei Älteste werden 1463 genannt. Seit der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts läßt sich die Herkunft einiger Meißner Franziskaner bestimmen. Sie waren vorzugsweise Angehörige von Kleinbürgerfamilien aus Meißen. Patriziersöhne sind nicht nachweisbar. Noch 1540 erklärten die Mönche, daß „sie fast alle Burgerskinder zu Meissen seindt". Zweifellos ein Adliger war dagegen jener Heinrich von Rothowe, der in der Anfangszeit des Klosters entgegentritt (1263—1272). Schon seine wiederholte Zeugenschaft in bischöflichen und markgräflichen Urkunden legt dies nahe. Ob er der gleichen Familie angehörte, der auch die Burggrafen von Dohna entstammten, steht freilich dahin. Zwar bedeutet ein einzelner Name wenig, aber vielleicht wird doch ein bemerkenswerter Unterschied in der sozialen Zusammensetzung des Konvents vom 13. zum 15. Jahrhundert faßbar. Ein Terminierhaus bestand in Döbeln. Die Bibliothek des Klosters ist zerstreut, doch scheint sie außer wertvollen Druckwerken auch eine nicht geringe Zahl von Handschriften enthalten zu haben. In D r e s d e n fand nach franziskanischer Überlieferung 1265 ein Provinzialkapitel statt, was eine Ordensniederlassung voraussetzt. In der Tat wurde 1272 im Hause der Minoriten zu Dresden ein Vertrag abgeschlossen, und sieben Jahre später begegnet der Gardian Johannes als Zeuge. Weiteres läßt sich nicht ermitteln. Das Kloster lag zwischen großer und kleiner Brüdergasse. Sein Besitz war gering, doch ist immerhin deutlich, daß auch in Dresden nicht völlige Besitzlosigkeit herrschte. Unter den Schenkern begegnet in erster Linie wieder Markgraf Wilhelm. Es ist in diesem Falle sogar erkennbar, daß seine Zuwendung zunächst an das Kloster selbst ging und die Seußlitzer Nonnen in der üblichen Weise erst später eingeschoben
Dresden • Freiberg
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wurden. Die Prokuratur übernahm der Dresdner Rat vor 1410. Der Terminierbezirk erstreckte sich bis Bischoiswerda, Gottleuba, Neustadt (bei Stolpen), Pirna, Dippoldiswalde. Hier besaß das Kloster 1419 ein Terminierhaus, dazu später in Pirna ein „Häuslein". Die Stärke des Konvents kennen wir nicht. Neben Gardian, Vizegardian und Lesemeister begegnen erst sehr spät Älteste. Interessante Einblicke in das Leben des Klosters im 15. Jahrhundert gewähren die für die Jahre 1420/21, 1486/87 und 1489 erhaltenen Klosterrechnungen. Die Klosterkirche war die spätere Sophienkirche. Erbaut um die Mitte des 14. Jahrhunderts, hatte sie als einzige Kirche Dresdens wesentliche Teile ihrer mittelalterlichen Gestalt bewahrt. Sie war von vornherein zweischiffig angelegt; jedes Schiff besaß einen besonderen, aus dem Achteck gebildeten Chor. Diese Form erinnert an französische Dorninikanerkirchen; unter den deutschen Franziskanerkirchen steht sie einzig da. Das Franziskanerkloster in F r e i b e r g tritt erst sehr spät in den Quellen entgegen. Ein Minorit Dietrich Cerdo, ehemals Bürger in Freiberg, begegnet 1280, und da bereits drei Jahre später der Gardian des Freiberger Klosters eine Urkunde des Bischofs von Meißen bezeugte, kann kein Zweifel sein, daß er diesem Kloster angehörte. Ein Kapitel in Freiberg fand vor 1279 statt, dann wieder 1295. Der Freiberger Chronist Möller behauptete zwar um die Mitte des 17. Jahrhunderts, das Kloster sei bereits 1233 von Nikolaus von Hainsberg gestiftet worden, und er dürfte damit eine im Kloster selbst bewahrte Überlieferung wiedergeben. Richtig ist sie, was die Person des Stüters betrifft, bestimmt nicht, während das Jahr schon eher zutreffen könnte, wenigstens ungefähr. Freiberg war in der Zeit des ersten Auftretens der Franziskaner wohl die volkreichste Stadt der Mark Meißen, es besaß bereits 1225 fünf Pfarrkirchen und ein Hospital. Man kann sich schwer vorstellen, daß die Minoriten sich liier später niedergelassen haben sollten als etwa in Oschatz. Es ist wiederum bezeichnend für die Quellenlage, daß die beiden nächsten Nachrichten, von einigen gelegentlichen Erwähnungen abgesehen, erst eine Ablaßurkunde von 1369 und die Quittung über den Empfang einer Stiftung für eine Seelenmesse 1385 sind. Erst als die Barfüßer die Besitzlosigkeit aufgegeben hatten, werden die Urkunden zahlreicher. Auch in Freiberg war dies der Fall. Seit dem Ausgang des 14. Jahrhunderts wurden den Brüdern erhebliche Zuwendungen gemacht, in barem Gelde, laufenden Einkünften, aber auch Grundbesitz. Auch hier trat Markgraf Wilhelm hervor (1386 und 1401), wiederum auf dem Wege über die Seußlitzer Nonnen. Die Freiberger Franziskaner besaßen mehrere Häuser in der Stadt. 1510 führten sie sogar einen Prozeß um
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zwei Häuser, wobei das Kloster vor Gericht durch den Lesemeister vertreten wurde. Einen Prokurator hatte es also damals nicht, sondern führte seine weltlichen Geschäfte selbst. Auch vorher sind ähnlich enge Beziehungen zum Rate wie anderwärts nicht nachweisbar. In den Jahren 1475—1478 begegnet der Freiberger Bürger Stefan Freidank als Prokurator. Zu Streitigkeiten mit der Pfarrgeistlichkeit kam es 1464, die bis nach Rom getragen wurden. Angeblich war das Kloster damals in sittlichen Verfall geraten, so daß Papst Paul II. den Bischof von Meißen mit seiner Reformierung beauftragte. V o n der Durchführung einer solchen hören wir jedoch nichts, sondern Bischof Dietrich traf lediglich Anordnungen über das Verhältnis der Bettelmönche zum Weltklerus. Das Freiberger Dominikanerkloster war von der Angelegenheit ganz in gleicher Weise betroffen. Bereits im folgenden Jahre wurde im Kloster ein Provinzialkapitel abgehalten. Die Zahl der Mönche betrug 1385 mindestens fünfzehn. So viele Namen werden jedenfalls zweimal als Urkundenaussteller genannt, darunter Gardian, Vizegardian und Lesemeister. In Wirklichkeit wird der Konvent noch größer gewesen sein. Später wurden weniger Brüder zur Ausstellung von Urkunden herangezogen. Älteste begegnen erst sehr spät. Zwölf von den 1385 genannten fünfzehn Namen lassen sich als Namen von Freiberger Bürgergeschlechtern nachweisen, fünf davon gehörten dem städtischen Patriziat an, vier Handwerkerfamilien, die übrigen müssen offen bleiben. Ein Name ist der eines maikmeißnischen ritterlichen Geschlechts, und auch die beiden restlichen Namen weisen nicht in große Entfernung: Egerer nach Zwickau, Roßwein spricht für sich. Wir erinnern uns, daß bereits der erste 1280 genannte Freiberger Franziskaner ein ehemaliger Bürger der Stadt war. Man versteht, daß bei dieser Zusammensetzung des Konvents die Mönche auf Seßhaftigkeit drängten. Die Gebäude des Klosters samt der Kirche sind heute völlig verschwunden. Es befand sich hinter dem Untermarkt. Die Angaben über die Gründung der Niederlassung in B a u t z e n sind schwankend. Am Kloster soll sich eine Inschrift befunden haben, die die Weihe der Kirche ins Jahr 1225 setzte. Sie erweist ihre Unechtheit schon damit, daß sie als Zeit der ersten Niederlassung das unmögliche Jahr 1218 nannte. Der Wahrheit näher kommt wohl die Notiz des Kaiendars des Görlitzer Minoritenklosters, die als Gründungsjahr 1240 angibt, aber sicherlich insofern falsch ist, als sie einen Markgrafen von Brandenburg als Stifter bezeichnet. Den Baugrund sollen Adlige (nobiles terre) von ihren Häusern unter der Burg (in suburbio) zur Verfügung gestellt haben. Genannt werden insbesondere Herren de Benewitz (v. Pannewitz?). All dies ist unsicher. Wirklich festen Boden betreten wir erst mit einer Ablaßurkunde Innozenz' IV.
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von 1248. Damals war das Kloster im Bau. Wenn sich nun im Bautzner Stadtarchiv eine Urkunde Alexanders IV. von 1256 befindet, die nicht dem Bautzener Kloster, sondern den Minoriten allgemein die Privilegien seiner Vorgänger Gregor IX. und Innozenz IV. bestätigte, so dürfte daraus hervorgehen, daß die Bautzner Niederlassung damals im Orden überlokale Bedeutung hatte: sie war Mittelpunkt der Custodia Bud(es)inensis, die dann nach Goldberg verlegt wurde, als der Orden weiter nach Osten ausgriff. Auch dann noch behielt das Bautzner Kloster große Bedeutung. Dies lehren schon die hier ganz besonders erbitterten Streitigkeiten mit dem Weltklerus, die 1295 einsetzten, das ganze 14. Jahrhundert erfüllten und sich ins 15. Jahrhundert hinein fortsetzten. Ihr Verlauf gewährt lehrreiche Einblicke in die Art der Verkündigung und der Volksfrömmigkeit im deutschen Spätmittelalter und soll bei der Behandlung dieses letzten Zeitraumes der mittelalterlichen Kirchengeschichte Sachsens dargestellt werden. Hier sei nur bemerkt, daß die Bautzner Franziskaner nicht nur in deutscher, sondern auch in sorbischer Sprache predigten, was zwar erst im 14. Jahrhundert nachzuweisen ist, aber sicherlich auch bereits im vorhergehenden der Fall war. In einem langen Verzeichnisse der Personen, die von den Bautzner Franziskanern beerdigt worden sind (1345), finden sich demgemäß auch vereinzelt wendische Leute neben Stadtbürgern, die das Hauptkontingent stellten, und zwar sowohl Handwerker wie Patrizier, ferner nicht wenig Adlige ritterlichen Standes, ein schöner Beleg für die Breitenwirkung der Minoritenpredigt. Die Einkünfte, die dem Kloster aus diesen Beerdigungen zuflössen, waren nicht gering. Das Bautzner Kapitel als Patron der Stadtkirche St. Petri verlangte damals die ihm laut Verfügung Bonifaz VIII. (Decretale super cathedram von 1300) zukommende sog. portio canonica, das ist der vierte Teil der an die Franziskaner gezahlten Begräbnisgelder, welcher der zuständigen Pfarrkirche überwiesen werden sollte, von nicht weniger als 500 Mark Einkünften, die das Kloster angeblich gehabt hatte. Gezahlt wurden dann freilich nur 55 Mark. Es ergibt sich schon hieraus, daß das Bautzner Kloster nicht der strengen Richtung des Ordens anhing. Es wurde im Gegenteil mancherlei Grundbesitz erworben, Häuser in der Stadt, Waldstücke usw., nicht zuletzt aus Spenden und Vermächtnissen derjenigen, die in die Bruderschaft des Klosters aufgenommen und auf seinem Friedhof begraben zu werden wünschten. Einzig dastehend ist im Kreise der hier zu betrachtenden Minoritenkonvente, daß auf einer Schäferei sogar umfangreiche eigene Viehwirtschaft betrieben wurde. Näheren Einblick in die Vermögensumstände des Klosters gewinnen wir im Jahre 1506
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auf Grund einer vorliegenden Abrechnung. In diesem J a h r e wurde eine silberne Monstranz im Gewicht von 34 Mark Silbers in Auftrag gegeben, wozu das Silber einzeln angekauft worden war, die Gewichtsmark meist für sieben Rechnungsmark. Darüber hinaus betrugen die Herstellungskosten 120 Gulden. Gleichzeitig wurden für die Orgel 68 Mark ausgegeben, ungerechnet zweieinhalb Zentner Zinn und beträchtliche Trinkgelder. Mehr als 60 Mark wurden für die Kirchenausstattung gezahlt, für Meßgewänder und ähnliches an die 100 Gulden. Hinzu kommen die laufenden Ausgaben für Kirchengeräte, Handwerkerlöhne usw. Ausgaben für Lebensmittel und dergleichen enthält die Abrechnung nicht. Die Gelder fielen durch Almosen und aus der Eigenwirtschaft an. Gegen 240 Mark hatte das Kloster ausgeliehen. Die Summen sind nicht allzu bedeutend, denn der Geldwert war damals bereits gesunken. Zwei schwarze Röcke kosteten 15 Mark, 12 kleine und 12 große messingene Schüsseln 9 Mark, wie aus der Rechnung hervorgeht. Immerhin läßt schon die ganze Art der Rechnungsführung, die übrigens ein Mönch vornahm (er spricht vom Fenster „vor meyner celle", das repariert worden ist), erkennen, daß der im Kloster herrschende Geist nichts mehr mit dem des heiligen Franziskus gemein hatte. Besonders hervorgehoben zu werden verdient, daß erst 1492 eine Reform des Klosters stattgefunden hatte. Sie hatte aber nicht wie in Leipzig zum Anschluß an die Observantenbewegung, sondern lediglich an die sogenannten Reformaten, die eine mittlere Linie einzuhalten suchten, geführt. An Kleinodien besaß das Kloster 1512 u. a. 16 kunstvoll geschmiedete Kelche, doch wohl aus Silber, deren Bilder im einzelnen beschrieben werden, 4 kostbare größere Krüge, 11 Pazifikalien, 34 Umbralien, eine silberne, mit Edelsteinen besetzte und vergoldete Krone für das Marienbild usw. Auch hieraus wird offensichtlich, wie stark sich die Auffassung vom Charakter klösterlichen Lebens derjenigen der alten Orden angenähert hatte. Anderwärts hatte man sehr wohl ein Gefühl dafür, daß kostbare Kirchengeräte nicht zum W e s e n des Ordens paßten. Die Leipziger Franziskaner übergaben 1495 im Verlaufe der Reformation ihres Klosters dem Rate außer den Urkunden über ihren Besitz auch die Kirchenkleinodien. Daß diese Kleinodien tatsächlich als Vermögensanlage betrachtet wurden, besagt eine Nachricht aus dem Görlitzer Barfüßerkloster von 1371, der zufolge Kelche damals dort verpfändet waren, übrigens auch Bücher. Man muß nach allem annehmen, daß der Bautzner Konvent verhältnismäßig groß war, doch sind Zahlen nicht bekannt. Nur die aus dem Görlitzer Franziskanerkloster stammende Nachricht, in Bautzen seien 1479 zwanzig Brüder der Pest zum Opfer gefallen, bietet einen Anhaltspunkt. Die Klosterämter waren die üblichen. Die Kirche ist nur noch als Ruine vorhanden.
Görlitz
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Das Franziskanerkloster in G ö r l i t z soll nach einem späten Eintrag im Kalendar des Klosters 1234 gegründet worden sein, wie das Bautzner von einem Markgrafen von Brandenburg. Auf die CJnhaltbarkeit der zweiten Angabe wurde bereits hingewiesen. So ist auch fraglich, ob das Jahr zutrifft. An anderer Stelle überliefert die gleiche Quelle, daß die Kirche 1245 geweiht wurde. Stifter seien die Herren von Wirsing gewesen. Man hat sich dies später so zurechtgelegt, daß diese dem Orden ihren außerhalb der Stadt gelegenen Hof überließen. Hier sei das Kloster erbaut worden und erst in den Stadtbezirk einbezogen worden, als dieser um die Mitte des 13. Jahrhunderts erweitert wurde, oder allenfalls gleichzeitig mit dieser Stadterweiterung entstanden. Alles dies ist höchst unsicher. Beide Zusätze zum Kalendar gehören der Schrift nach erst ins 15. Jahrhundert, die älteste datierte Eintragung der Handschrift stammt von 1361, und eine Inschrift am Chorgestühl in Görlitz, die ähnliches mitteilt (sog. Annales Franciscanorum), wurde erst 1484 angebracht. Auf diese Nachrichten ist also kein rechter Verlaß. Doch wissen wir, daß das Kloster im Jahre 1266 bestand, denn in diesem Jahre fand hier ein Provinzialkapitel statt, wie dann wieder 1315 und 1388. Damals lag das Kloster im Streit mit dem Stadtpfarrer Johannes von Luttitz, um der üblichen Streitpunkte willen. Ein langwieriger Prozeß bei der Kurie wurde geführt, der schließlich mit der Verurteilung der Barfüßer endete. Da sie sich dem Urteil nicht fügten, wurde der Kirchenbann über sie verhängt (1391). Aber trotzdem setzten sie ihre Tätigkeit fort. Sie konnten es nur, weil der Rat der Stadt auf ihrer Seite stand. Erst als der Stadtpfarrer 1393 das Interdikt über die Stadt aussprach, sah sich der Rat genötigt, die Franziskaner aus Görlitz auszuweisen, nicht ohne ihnen zwei Schock Zehrgeld mitzugeben. Jetzt erst gaben die Mönche klein bei, und es kam zur Einigung und Rückkehr. Der Vorgang ist bezeichnend für die Beliebtheit, die der Orden im 14. Jahrhundert bei den städtischen Bürgerschaften genoß. 1416 freilich kam es zu einem Zusammenstoß desGardians Franz Schubert mit den städtischen Behörden, anscheinend weil fremdes Bier im Kloster ausgeschenkt worden war. Der Gardian beschimpfte dabei die Görlitzer als „Wendehälse". Die Verwaltung führten, so äußerte er sich, geringe Leute, Bäcker und Kürschnersöhne, die gelehrten Leuten mißgünstig und außerdem bestechlich seien. Die Äußerung mag hier angeführt werden, weil sie Einblick erlaubt in den hochmütigen Geist, der sich mancherorts in den Franziskanerklöstern breitmachte und schließlich dahin führte, daß Capristran empfahl, keine weltlichen Leute an der Mahlzeit der Brüder teilnehmen zu lassen, da diese dann glauben könnten, die Geistlichen seien Menschen wie sie selbst. Man wird solche Nachrichten freilich nicht verallgemeinern dürfen.
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Das Armutsgebot wurde in Görlitz nicht aufrechterhalten. Das Kalendarium verzeichnet die Namen all der Wohltäter, die dem Kloster Kelche, Gewänder, Bücher, aber auch Barsummen und vereinzelt Liegenschaften schenkten oder vermachten. Der Görlitzer Bürgermeister Johannes Haß ( i 1544), ein scharfer Gegner der lutherischen Lehre, schrieb später von den Görlitzer Barfüßern des 15. Jahrhunderts: „haben überaus wohl zu aller Notdurft gestanden, das Beste gessen und getrunken ohne Mangel". In der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts wurde das Kloster reformiert, vielleicht im Anschluß an das Auftreten Capristrans 1453, der in Görlitz elf Personen zum Eintritt in den Orden veranlaßt hatte. 1476 und noch 1498 stand das Kloster demgemäß unter einem Visitator. Wissenschaftliche Studien wurden im Kloster im 14. Jahrhundert betrieben. Eine kleine Bibliothek war vorhanden. Der älteste Katalog v o n 1348 ist nicht vollständig und nennt 29 W e r k e . 1362 werden dann bereits 72 W e r k e aufgezählt, insbesondere natürlich solche, die zur Predigtvorbereitung dienen konnten, also Bibelkommentare, Sentenzen (d. h. systematisch geordnete Sammlungen v o n Bibelzitaten), Predigtsammlungen (darunter z. B. Berthold von Regensburg). A b e r auch juristische und philosophische W e r k e fehlen nicht ganz, dagegen antike Schriftsteller so gut w i e völlig, bis auf — sonderbarerweise — Euklids Geometrie. 1458 beschloß das Provinzialkapitel, ein Franziskanerstudium in Görlitz einzurichten. Zwei Lesemeister wurden als Lehrer angestellt, acht bis zehn Brüder aus fremden Klöstern sollten als Schüler nach Görlitz kommen. Das Studium bestand noch 1486. Es bereitete auf das Theologiestudium an der Universität v o r und ähnelte insofern dem Zisterzienserkolleg in Belgern (vgl. S. 243). Die Bibliothek wurde in diesen Jahren beträchtlich vermehrt, so daß sie schließlich etwa 300 Schriften umfaßte. Verläßliche Zahlen über die Stärke des Görlitzer Konvents fehlen. Bald nach der Mitte des 14. Jahrhunderts soll er aus vierzig und mehr Mönchen bestanden haben. Die Zahl ist nur insofern wertvoll, als sie zeigt, was von den Franziskanern selbst als sehr starker Konvent betrachtet wurde. 1463 sollen neun, 1469 zehn, 1508 abermals zehn Brüder an der Pest zugrundegegangen sein. Da man der Verstorbenen im Gebet gedachte, verdienen die Zahlen Glauben. Klosterämter bekleideten Gardian und Lektor. Daneben werden häufig die Senioren, einmal auch die Komputisten genannt. Die Klosterkirche stand an der Stelle der heutigen Dreifaltigkeitskirche. Ein neuer Chor wurde 1371/81 erbaut, eine Orgel 1382 durch Meister Ortulf, einen berühmten Orgelbaumeister (lamosus in arte organica) vollendet. Offensichtlich war das Kloster in diesen Jahrzehnten in günstiger finanzieller Lage, wie sich auch aus den zahl-
Cottbus • Sorau • Löbau
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reichen und reichlichen Stiftungen ergibt, die ihm gerade damals zugewandt wurden. Ob das Franziskanerkloster C o t t b u s noch ins 13. Jahrhundert zurückreicht, ist zweifelhaft. Angeblidi wurde es zwischen 1280 und 1300 von den Herren von Cottbus gegründet, doch wird man, wie allen solchen Nachrichten, auch dieser mit Mißtrauen begegnen müssen. Ein urkundlicher Beleg liegt erst von 1350 vor, doch sichert das Grabdenkmal Friedhelms von Cottbus von 1307, das in der Kirche noch vorhanden ist, höheres Alter. Es gab wohl auch den Anlaß zu der Gründungsfabel. W e n n es richtig wäre, daß das Kloster die Abgaben einiger ganzer Dörfer in der Umgebung der Stadt bezogen hat und daß ihm die Cottbuser Stadtkirdie inkorporiert war, wie neuere Geschichtsdireiber berichten, so stünde es im Kreise der mitteldeutschen Franziskanerklöster einzig da. Wir wissen über seine Schicksale sehr wenig. Noch geringer ist unsere Kenntnis über das Kloster S o r a u . Der dortige Konvent soll nach der lokalen Überlieferung im Jahre 1274, nach dem Görlitzer Kalendar aber erst 1299 durch die Herren von Dewin gestiftet worden sein. Eine Inschrift im Chorgestühl des mecklenburgischen Dominikanerklosters Röbel Soraviensis 1241 ist ebenfalls auf Sorau bezogen worden, jedoch fälschlich, denn ohne Zweifel handelt es sich hier nicht um Dominikaner, sondern Franziskaner. Im Verzeichnis der Kustodien von 1340 begegnet auch das Sorauer Kloster, ebenso in einem Verzeichnis von 1370. So bleibt die Gründungszeit ungewiß. Weitere Nachrichten fehlen fast völlig, und auch die Gebäude wurden bereits 1549 ein Raub der Flammen. Nur die Kirche erinnert, allerdings in völlig veränderter Gestalt, an das ehemalige Kloster. Es ist bereits darauf hingewiesen worden, daß L ö b a u im Verzeichnis von 1340 fehlt. Wir besitzen aber eine Urkunde des Löbauer Rats von 1336, der zufolge ein Löbauer Bürger dem dortigen Minoritenkonvent zu Händen seines petitor, eines Löbauer Ratsherren, einen Wald schenkte. Das Kloster bestand also damals bereits, seit wann wissen wir nicht. Es zeigt sich, daß die franziskanische Überlieferung nicht völlig zuverlässig ist, sondern Lücken aufweist, was z. B. auch im Falle von Weida (vgl. S. 305) in Betracht kommt. Es zeigt sich weiterhin, daß die Notiz des Görlitzer Kalendars, Löbau sei erst im Jahre 1336 unter Beihilfe des Stadtrichters und anderer Bürger gegründet worden, der Begründung völlig entbehrt. Der Unwert dieser Quelle tritt damit in helles Licht. 1382 vereinbarten die Löbauer Brüder mit Heinrich von Radeberg, dem Besitzer des Ritterguts Cunewalde, vor dem Görlitzer Landgericht, dieser solle gegen eine geringe
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Klöster und Stifter
Abgabe den Schutz des 1336 geschenkten W a l d e s übernehmen. Als eine Spätform der Vogtei ist dieser Vorgang immerhin interessant, auch insofern, als die Franziskaner Maßregeln zum Schutze des an sich v e r p ö n t e n Grundeigentums trafen. Zur strengen Richtung gehörten sie also nicht. Erst um 1500 w u r d e eine Reform im Kloster durchgeführt, nachdem die Mönche vorher ein „ungöttliches und verdächtiges W e s e n " vollführt hätten, w a s ihnen der Löbauer Rat bescheinigte. Mit ihm scheint das Kloster in enger V e r b i n d u n g gestanden zu haben. Die Zahl der Mönche betrug nach der örtlichen Überlieferung nie mehr als acht. Nicht zur Meißner, sondern zur Prager Diözese, wohl aber zur Kustodie Meißen gehörte das Franziskanerkloster in Z i t t a u . Es wurde nach dem Görlitzer Kalendar 1260 von einem Herrn v o n Leipa gegründet. Es wird an dieser Nachricht so viel richtig sein, daß das Kloster erst nach der ersten Ummauerung der Stadt seinen Anfang nahm, die der Stadtschreiber J o h a n n e s von Guben (um 1370) ins J a h r 1255 setzte. Die W e i h e des Chors der Klosterkirche, der jetzigen PeterPauls-Kirche, erfolgte nach später chronikalischer Nachricht (um 1650) im J a h r e 1293. Auch diese Kirche war, wie die meisten mitteldeutschen Franziskanerkirchen, ursprünglich wohl einschiffig. Der langgestreckte Chor ist flach geschlossen und gehört der ursprünglichen Anlage an, während der überschlanke Turm spätere Zutat ist. In den Resten des ehemaligen Klostergebäudes ist heute das Stadtmuseum untergebracht. Erst von 1312 liegt eine urkundliche Erwähnung vor. Eine Schenkung an das Kloster Marienstern wurde von dem Ritter Rensco von Guzk im Zittauer Franziskanerkloster beurkundet, wo er auf einer Reise krank darniederlag. Die Gastlichkeit der Mönche zeigt sich hier einmal an einem k o n k r e t e n Beispiel. 1369 kam es zu Streitigkeiten mit dem Stadtrat wegen des Asylrechts des Klosters. Der Rat hatte in der Spätzeit die Prokuratur inne. Geringer Grundbesitz war vorhanden. Auch einige Z u w e n d u n g e n von Naturalleistungen sind aus dem 14. J a h r h u n d e r t überliefert. Auf die Stärke des Konvents läßt vielleicht die Tatsache einen Rückschluß zu, daß nach A u f h e b u n g des Klosters 16 arme alte Frauen darin einquartiert wurden. Ein Provinzialkapitel fand 1407 in Zittau statt. Es ist bereits darauf hingewiesen worden, daß der zweite große Bettelorden der Dominikaner wesentlich weniger Klöster in Mitteldeutschland gegründet hat als die Franziskaner. Der rationale Zug, der diesem Orden von A n f a n g an eigen war, kommt darin zum Ausdruck. N u r dort wurden Klöster ins Leben gerufen, wo es wirklich zweckmäßig zu sein schien und für ihr Gedeihen alle Voraussetzungen erfüllt waren. Schwerlich gibt es größere Gegensätze als die Gestalten
Zittau • Dominikaner
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des heiligen Franz und des heiligen Dominikus. Die Wirkung, die jenem aus der überströmenden Fülle seiner glaubensstarken Persönlichkeit heraus gleichsam von selbst zufiel, erreidite dieser in zielbewußter Arbeit unter nüchternster Ausnutzung aller gegebenen Möglichkeiten. Dominikus war Spanier. Das hauptsächliche Feld seiner Tätigkeit aber war Frankreich, und französischen Charakter hat sein Orden in der Folgezeit weitgehend bewahrt. Es war der Grundgedanke des Dominikus, daß man die in Frankreich so mächtig angewachsene Ketzerbewegung nur mit ihren eigenen Mitteln schlagen könne. Den häretischen Wanderpredigern, deren Predigt durch ihr armes Leben einer nach Nachfolge Christi dürstenden Zeit so eindrucksvoll war, mußten rechtgläubige Wanderprediger entgegengestellt werden, auf die all die Vorwürfe, die gegen den Klerus erhoben wurden, nicht zutrafen, die also gleichfalls ein armes Leben führten. So nahm auch Dominikus das Prinzip der Besitzlosigkeit auf gleich dem heiligen Franz, aber niemals mit der gleichen Schärfe. Man gewinnt den Eindruck, daß ihm die Armut nicht eine Glaubenssache, sondern eine Zweckmäßigkeitsfrage war. Hauptzweck des Ordens, der die Augustinerregel annahm und bereits 1216 von Honorius III. bestätigt wurde, war die Seelsorge, die Rettung der Seelen vor dem Verderben in der Irrlehre durch Verkündigung der christlichen Wahrheit in der Predigt. Durch die Verwaltung irdischer Güter konnten die Brüder von dieser Aufgabe nur abgezogen und in ihrer Beweglichkeit gehindert werden. Allein auf die Predigt sollten sie ihr Augenmerk richten. Diese Predigt aber sollte rechtgläubig und jeder ketzerischen Einwendung und Lehre von vornherein den Boden zu entziehen in der Lage sein. Gründliches theologisches Studium war also notwendig, und so traten neben der Predigt die Studien in den Mittelpunkt der Ordenstätigkeit. Schon frühzeitig faßten die Dominikaner Fuß an den Universitäten, vor allem an denjenigen von Paris und Bologna, und beherrschten bald von hier aus die theologische Wissenschaft der Zeit, sei es in ihrer scholastischen, sei es in ihrer mystischen Ausprägung. Glänzende Namen treten entgegen: Thomas von Aquino und Albert der Große, aber auch Meister Eckhart, Heinrich Seuse und Johannes Tauler waren Dominikaner. Kraft dieser ihrer Gelehrsamkeit erschienen die Brüder freilich nicht nur für die Bekämpfung und Bekehrung, sondern auch für die Aufspürung der Irrgläubigen als besonders geeignet, und ihre unbedingte Unterordnung unter die Kurie machte sie zum geeigneten Werkzeug der päpstlichen Inquisition. Die Geschichte des Ordens ist aufs engste verknüpft mit der Geschichte dieser furchtbaren Ausgeburt klerikalen Machtwahns. Seine Verfassung ist in ihrem Zentralismus ein Seitenstück zu derjenigen des Franziskanerordens. Auch hier steht an der Spitze ein einzelner, der General, ihm zur Seite das Generalkonzil.
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Klöster und Stifter
Die Einteilung in Provinzen sicherte die vollständige Erfassung des Raumes, auf den der Orden seine Tätigkeit richtete. Und dieser Raum ist die ganze Welt. Provinzialpriore und Provinzialkapitel entsprechen wiederum der franziskanischen Ordnung. An der Spitze des einzelnen Klosters stand der Prior. Während aber bei den Minoriten die gesamte Gewalt bei den Ordensbeamten lag, kommt bei den Dominikanern ein demokratisches Element zur Geltung: gewählte Vertreter der Brüderschaft, die Definitoren, beaufsichtigten die Amtsführung der Provinzialpriore, und auch in der zentralen Leitung des Ordens kam ihnen nicht geringer Einfluß zu. Die regelmäßigen Visitationen wurden ebenfalls nicht von den Prioren, sondern von besonders bestellten Visitatoren durchgeführt. Ein ausgeklügeltes Kontrollsystem fehlte also nicht und sollte alle Mißstände im Keime ersticken. Nicht mit Unrecht ist gesagt worden, die Verfassung des Dominikanerordens sei das Vollkommenste, was das Mittelalter in Hinsicht auf Verfassungsbildung mönchischer Verbände hervorgebracht habe. Etwa gleichzeitig mit den Franziskanern kamen die Predigerbrüder, wie sie sich nach der Hauptaufgabe ihres Ordens nannten, nach Deutschland, wie jene aus Italien, so diese aus Frankreich. Die Ausbreitung erfolgte gleichsam sprunghaft: im Beginn der zwanziger Jahre tauchten sie in den rheinischen Bischofsstädten auf, und schon 1224 waren sie in Magdeburg, 1226 in Breslau, 1227 in Danzig. Gleichwohl blieb die Gesamtzahl der Klöster wesentlich geringer als im Franziskanerorden, aus bereits angedeuteten Gründen. Erst um 1300 machte sich die Aufteilung der deutschen Ordensprovinz in zwei Provinzen notwendig: Teutonia und Saxonia. Die Provinz war wiederum in Nationen eingeteilt, an deren Spitze Nationalvikare standen. Zur meißnischen Nation gehörten die Klöster der mitteldeutschen Bistümer. Nach L e i p z i g kamen die Dominikaner 1229, im gleichen Jahre wie nach Erfurt. 1231 erhielten sie von Heinrich dem Erlauchten die Erlaubnis, auf einem von dem Edelfreien Heinrich von Wahren überlassenen Areal an der Stadtmauer Kloster und Kirche aus Stein zu erbauen. Es geschah dies an der Stelle der heutigen Universität, die Universitätskirche St. Pauli ist die ehemalige Klosterkirche, doch ist von der ursprünglichen dreischiffigen Anlage nichts erhalten. Der Urkundenschatz des Klosters ist nicht ganz gering gewesen. Man erkennt, daß im 14. Jahrhundert in mäßigem Umfange Grundbesitz, durchweg Wald, durch Schenkung oder auch durch Kauf erworben wurde, dazu auch Renteneinkünfte. Als besonders dem Kloster gewogen erwiesen sich die Herren von Pflug. Terminierhäuser werden 1459 in Altenburg, Torgau, Grimma, Eilenburg, Delitzsch, Borna und Prettin genannt, doch waren dies nicht alle vorhandenen; weitere
Dominikaner • Leipzig
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gab es in Weißenfels, Naumburg, Pegau, Geithain, Lützen, Taucha und Zeitz. Der dem Kloster zugewiesene Bezirk war also sehr groß. Die Einkünfte aus den gesammelten Almosen müssen beträchtlich gewesen sein, denn das Kloster war in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts in der Lage, größere Kapitalien gegen Zins auszuleihen. Dies geschah, obwohl auch die Leipziger Predigermönche unter dem Eindruck der Predigt Capistrans eine Reformierung ihres Klosters ins Auge gefaßt und den Rat gebeten hatten, ihnen Vorsteher zur Führung der weltlichen Geschäfte zu bestellen. Anders als bei den Franziskanern scheint auf die Dauer hieraus nichts geworden zu sein. Man hört zwar in den siebziger Jahren von einer von Leipzig ausgehenden Reformbewegung, die die Klöster in Plauen und Pirna ergriff, aber als es am Ende des Jahrhunderts zu harten Streitigkeiten zwischen reformierten und nicht reformierten Predigerklöstern kam, gehörte Leipzig zur zweiten Gruppe. Bruchstücke sehr exakt geführter Rechnungen sind seit dem Beginn des 15. Jahrhunderts erhalten. Es geht daraus hervor, daß die Terminierer das von ihnen gesammelte Getreide teilweise verkauften und dem Konvent das Geld überwiesen (1409/20). Später waren sie zur Entrichtung bestimmter Getreidemengen nadi Leipzig verpflichtet, womit sie teilweise im Rückstand blieben. Sie bewirtschafteten also gewissermaßen die Terminierbezirke selbständig und auf eigene Rechnung (1435). Uber die Außenstände des Klosters wurde genau Buch geführt. Sonst treten unter den Einkünften Anniversargelder, Meßpfennige und Opfergelder hervor, auch wiederkehrende Leistungen aus Testamenten. Eine größere Summe fiel dem Kloster aus der Hinterlassenschaft des Bruders Friedrich „Gast" (Hospes) zu. Man muß woh! annehmen, daß es sich um einen in die Bruderschaft und Obhut des Klosters aufgenommenen Laien handelt. Einem Ausgabenbuch von 1415 ist zu entnehmen, daß der Prior zur Rechnungslegung verpflichtet war. Es ergab sich, daß er für die Brüder mehr ausgegeben hatte als die Einnahmen betrugen, so daß der Konvent ihm eine Summe schuldig bleiben mußte, wovon der Prior wiederum dem Lesemeister und dem Bruder Moritz von Calbe Summen schuldete. Die Wirtschaftsführung im Kloster trug also durchaus kaufmännische Züge, auch die persönliche Besitzlosigkeit scheint nicht streng durchgeführt gewesen zu sein. Vom Geiste evangelischer Armut ist wenig mehr zu spüren. Aber das Klosterleben erschöpfte sich hierin nicht. Im Mittelpunkte standen die wissenschaftlichen Studien. Eine Bibliothek war von Anfang an vorhanden. Ihre Reste befinden sich in der Leipziger Universitätsbibliothek. Vermehrt wurde sie nicht nur durch Schenkungen (so
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Klöster und Stifter
sdion 1239), sondern auch durch Kauf aus Konventsmitteln. Bereits vor der Gründung der Universität Leipzig war der Prior Peter Rybestral Professor der Theologie (1404), und im 15. Jahrhundert studierten nicht wenige Leipziger Dominikaner an der dortigen Universität und erreichten Würden der theologischen Fakultät, ohne dann allerdings im Lehrkörper eine Rolle zu spielen. Erst um die Jahrhundertwende ließ dieser Eifer merklich nach. Trotzdem bewilligte noch 1511 die Artistenfakultät dem Kloster eine Beihilfe zum Bau einer neuen Bibliothek. Ein Verzeichnis der Brüder aus der Zeit um 1500, das jedoch nicht vollständig ist, nennt 29 Namen. Die Namen der Laienbrüder, deren es stets eine ganze Anzahl gab, sind möglicherweise darin nicht enthalten. Viele Namen sind nach dem Herkunftsort gebildet und bieten ein recht bezeichnendes Bild: Breslau, Weida, Eger, Bernburg, Dillingen, Wunsiedel, Königshofen, Windsheim, Naumburg, München, Coburg, Zittau, Bischofswerda, Urach, Ochsenfurt. Es waren also keineswegs vorwiegend Einheimische, die damals im Kloster weilten. Augenfällig ist der starke Zustrom aus Süddeutschland. Doch darf man dieses Bild schwerlich auf die frühere Zeit übertragen. Klosterämter bekleideten außer dem Prior Subprior, Lesemeister, Küster, Küchenmeister und Sententiarius. Außerdem gab es mehrere Senioren. Die Pflege der Studien beaufsichtigten der Magister studentium und die Kursoren. Mitglied des Konvents war am Vorabend der Reformation der bekannte Johann Tetzel. Eine wesentlich bedeutendere Persönlichkeit als dieser Ablaßprediger war Markus von Weida, um dieselbe Zeit Lesemeister und Prediger im Kloster (f 1516). Er verfaßte eine Schrift über das eheliche Leben, ließ seine Predigten über das Vaterunser drucken und brachte zwei Schriften Mechthilds von Magdeburg und Gertruds von Helfta, jener großen Mystikerinnen des 13. Jahrhunderts, gleichfalls zum Drude. Eine weitere Schrift von ihm ist den Rosenkreuzbruderschaften gewidmet. Obwohl nicht wenige Gedanken bei ihm anklingen, die später die Reformatoren zu den ihrigen gemacht haben, war er doch zugleich ein Verteidiger des Ablaßwesens und würde bei längerem Leben sicherlich in der Reihe der Gegner Luthers zu finden gewesen sein. Etwas jünger als das Leipziger Predigerkloster ist das in F r e i b e r g. Die erste urkundliche Nachricht, die sein Bestehen voraussetzt, stammt von 1243, und so ist das Gründungsjahr 1236, das die dominikanische Uberlieferung angibt, nicht unglaubwürdig. Eine Inschrift in der ehemaligen Vorhalle des Klosters nannte zwar 1233, doch sind auch ihre sonstigen Zeitangaben unzuverlässig. W i e die Leipziger Dominikaner erwarben auch die Freiberger seit dem Beginn des 14. Jahrhunderts Grundbesitz und Renten für ihr Kloster durdi
Freiberg • Plauen
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Kauf und Schenkung, jedoch nur in geringem Umfange. Dagegen waren seit der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts erhebliche Barmittel vorhanden, die zinsbringend angelegt wurden. Schuldner des Klosters waren nicht nur Adlige, sondern auch die Stadträte zu Freiberg und Chemnitz, ja selbst Herzog Georg und Herzog Heinrich von Sachsen. Terminierhäuser gab es in Annaberg, Sayda, Wolkenstein, Chemnitz, Leisnig, Mittweida, Döbeln, Lommatzsch, Oschatz, Meißen und Großenhain. Die Klostergebäude befanden sich am Schloßplatz, sie sind völlig verschwunden. Als Amtsträger begegnen Prior, Subprior und Lesemeister. Zahlen über die Stärke des Konvents fehlen, er wird dem Leipziger etwa gleichgekommen sein. Von dem Verfall der Sitten, der angeblich um 1465 im Kloster eingetreten war, war bereits die Rede (vgl. S. 310). Der berühmteste Insasse des Klosters war Dietrich von Freiberg, ein origineller Denker, der 1293 bis 1296 Ordensprovinzial für Deutschland war, 1297 Magister der Theologie in Paris wurde und zahlreiche Schriften naturwissenschaftlichen, philosophischen und theologischen Inhalts verfaßt hat (vgl. S. 499). Ein Urteil darüber, ob er lediglich ein bedeutender Einzelner war oder ob im 13. Jahrhundert die Studien im Freiberger Kloster in allgemeiner Blüte standen, ist deshalb unmöglich, weil die Bibliothek bei einem Brande im Jahre 1484 anscheinend untergegangen ist. Immerhin ist es bemerkenswert, daß Dietrich 1276 zur Ausbildung von Freiberg nach Paris geschickt wurde. Der Anschluß an die wissenschaftliche Bewegung der Zeit wurde also im Kloster ohne Zweifel gesucht. Uber die Anfänge des Dominikanerklosters in P l a u e n i. V. berichtet ein Erbbuch des Amtes Plauen von 1520, es sei im Jahre 1266 auf einer Hofstatt gegründet worden, die die Plauener Bürgerfamilie Canis dazu gegeben habe, und „mit allmosen und bettel erbauet" worden. Die Nachricht klingt nicht unglaubwürdig. Die genannte Familie ist in der Tat im 13. Jahrhundert in Plauen nachweisbar, und auch die dominikanische Uberlieferung nennt das gleiche Jahr. Die erste Erwähnung des Priors der Predigermönche stammt freilich erst vom Jahre 1291. Eine nur in deutscher Ubersetzung erhaltene Urkunde von 1295 nennt dann Heinrich von Weida, Heinrich von Plauen, Heinrich und Günther von Schwarzburg, Walther und Volkwin als Zeugen, „alle bruder des predigerordnung". Vier Söhne des hohen Adels gehörten also damals dem Konvente an. Um dieselbe Zeit begegnen zwei Herren von Pohl, Angehörige eines niederadligen Geschlechts des Vogtlandes, als Brüder und Prioren im Kloster, wenig später waren zwei Vögte von Gera und ein Herr von Schönburg, also wieder Hochadlige, im Konvent. Im Beginn des 14. Jahrhunderts wird ein Herr von Wolfersdorf genannt. Es scheint also, daß der ein21 SAlesinger II
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Klöster und Stifter
heimisdie Adel zunächst einen bedeutenden Teil der Insassen des Klosters stellte, doch änderte sidi das im Laufe des 14. Jahrhunderts. Die überlieferten Namen der 1430 von den Hussiten ermordeten sechs Mönche sind durchweg bürgerlich. 1476 wurde das Kloster von Leipzig aus reformiert. Leider besitzen wir keine Anhaltspunkte für die Gesamtstärke des Konvents. Zuwendungen an das Kloster, sowohl Liegenschaften geringen Umfangs wie vor allem Renten, begegnen seit 1301 und verhalfen im Laufe der Zeit zu einem bescheidenen Besitz. 1445 Gulden waren 1520 gegen Zins ausgeliehen. Terminierhäuser besaß das Kloster in Zwickau, Oelsnitz i. V. und Mühltroff, späterhin weitere Häuser, von denen aber nicht feststeht, ob sie zu Terminierzwecken benutzt wurden, in Hof, Gera und Schneeberg. Die Niederlassung der Dominikaner in L u c k a u soll nach einer Notiz des Pirnaer Dominikaners Johannes Lindner in seinem krausen, in der Reformationszeit entstandenen Sammelwerk im Jahre 1291 gegründet worden sein. Der „Pirnische Mönch" verdient sonst wenig Glauben, aber über die Klöster seines Ordens mögen ihm gute Quellen zur Verfügung gestanden haben. Auch die Gründungs jähre der Konvente von Leipzig und Freiberg überliefert er richtig, für Plauen bestätigt er die Nachricht des Erbbuches von 1520, weiß sogar hinzuzufügen, der Bau des dortigen Klosters habe 1273 begonnen und sei 1285 vollendet worden, was keineswegs ausgeschlossen erscheint. So wird wohl auch seine Angabe für Luckau zutreffen. Prior und Konvent werden freilich erst 1307 urkundlich genannt, doch wurde schon 1296 auf dem Straßburger Generalkapitel ein Luckauer Prior seines Amtes enthoben. 1404 wählten die Luckauer Predigerbrüder den Leipziger Dominikaner Nikolaus Magni zum Prior. Die Nachricht, die sie hierüber dem Leipziger Prior zukommen ließen, nennt die Namen von 13 Brüdern, die die Wahl vollzogen, darunter Subprior, Lektor und Magister studentium. Das war gewiß der ganze Konvent. Sie waren alle bürgerlichen Standes und stammten, soweit die Namen ein Urteil zulassen, aus der Niederlausitz. Auch 1438 wurde der Propst wiederum dem Leipziger Konvent entnommen. Eine Reformation des Klosters fand angeblich 1460 statt. In und um Luckau erwarb das Kloster im 14. und 15. Jahrhundert Besitzungen, die etwas bedeutender waren als sonst bei Mendikantenklöstern üblich, nämlich einige Wiesen und Gärten, auch Weinberge, eine Ziegelscheune sowie mehrere Hufen Landes, vor allem zwei Höfe in Waldow und inSando mit ihrem Zubehör. Auch war der Konvent in der Lage, Darlehen gegen Zinsen auszuleihen. Terminierhäuser bestanden in Calau, Lübben, Drehna, Golßen, Herzberg, Lieberose, Guben, Kirchhain, Dornau, Cottbus. Die Klostergebäude befanden sich an der Stelle der späteren Strafanstalt.
Luckau • Pirna
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Bemerkenswert ist, daß sich kein Ludeauer Mönch einwandfrei in einer Universitätsmatrikel erkennen läßt. Trotzdem scheint in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts das wissenschaftliche Interesse nicht ganz gering gewesen zu sein. Ein Magister studentium läßt sich nachweisen, wissenschaftlich gebildete Lesemeister kamen von auswärts nach Luckau, und Handschriften sind damals im Kloster abgeschrieben worden. Eine Bibliothek war vorhanden, auch eine Schule. Bruchstücke von Rechnungsbüchern aus dieser Zeit gewähren Einblick in das äußere Leben des Klosters. Es geht aus ihnen hervor, daß um 1439 ein Teil der Bücher des Klosters verpfändet war. Die finanzielle Lage scheint also damals nicht sonderlich günstig gewesen zu sein. Die Einkünfte setzen sich zusammen aus Erträgen von Liegenschaften, Vermächtnissen, Bettelertrag, Verkäufen, Verpfändungen, die Ausgaben aus Arbeitslohn und Bezahlung der Gegenstände des täglichen Bedarfs (Kleidung, Brot, Fleisch, Fische, Bier), audi Mahngebühren. Wir ersehen auch, daß bei Abwesenheit des Lektors und der Terminierer vorübergehend nur vier Priesterbrüder im Kloster anwesend waren. In P i r n a ließen sich die Brüder erst ganz am Ende des hier ins Auge gefaßten Zeitraumes nieder, im Jahre 1300, wie der „Pirnische Mönch" glaubhaft berichtet. Urkundlich bezeugt sind Prior und Konvent zuerst. 1307. Das Kloster befand sich in der Nähe des Elbtores. Die Stadtbefestigungen mußten bei seiner Anlage weiter nach Westen hinausgerückt und teilweise vereinfacht werden. Es wird deutlich, wie hervorragend das Ansehen der Mönche gleich bei ihrem Auftreten gewesen sein muß. wenn ein solcher Eingriff möglich war. Die Kirche wird jetzt als Museum benutzt. Der Besitz des Klosters war gering, und auch die Geldzinsen, die im Jahre 1542 verzeichnet wurden, entspradien nur sehr kleinen „Hauptsummen" (Kapitalien), so daß es sich schwerlich um ausgeliehenes Kapital, sondern vielmehr um milde Stiftungen gehandelt haben wird. Solche Stiftungen machten diejenigen, die auf dem Klosterfriedhof begraben und in das (erhaltene) Totenbuch des Klosters eingetragen zu werden wünschten. Schon 1317 kam es wegen dieser Dinge zu Streitigkeiten mit dem Stadtpfarrer. Die Verwaltung der weltlichen Dinge scheint weitgehend der Rat besorgt zu haben. Nur von einem Terminierhaus zu Dresden haben wir Nachricht, doch wird es nicht das einzige gewesen sein. Beispielsweise besaß das Kloster auch ein Haus in Bautzen, das als Terminei zwar nicht bezeugt ist, aber als solches gedient haben wird. Eine Reformierung des Klosters fand von Leipzig aus um 1476 statt. Das Kloster gehörte zur Ordensprovinz Saxonia. Ein Beschluß des Generalkapitels in Ferrara, es der böhmischen Ordensprovinz zu-
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Klöster u n d Stifter
zuweisen, wurde 1494 wieder aufgehoben. Auf die Zahl der Möndie können wir daraus schließen, daß sich bei der Aufhebung 19 „geringe" Betten in den Zellen befanden. Sie werden nicht alle mit Mönchen belegt gewesen sein. 1446 werden neun Mönche namentlich genannt. Klosterämter hatten Prior, Subprior, Lesemeister und Cursor inne, daneben begegnen Älteste des Konvents. In der Reformationszeit entstand im Kloster jenes bereits wiederholt zitierte Onomasticum mundi generale des Lesemeisters Johannes Lindner, eine unförmige und unkritische Kompilation, die in alphabetisch geordneten Artikeln einen Uberblick über den damaligen Stand des historischen und geographischen Wissens zu geben suchte. Der Verfasser zeigte sich freilich seiner Aufgabe, die schon damals die Kräfte eines einzelnen weit überstieg, nicht gewachsen. Schätzenswert sind seine Nachrichten über die Ortsgeschichte vieler Städte. Die Bibliothek des Klosters enthielt 1545 nach dem Zeugnis des Leipziger Professors Kaspar Borner eine Anzahl guter und wohlerhaltener Codices, doch ist ihr Bestand nicht mehr festzustellen. — Beide Bettelorden sind frühzeitig mit der religiösen Frauenbewegung in Berührung gekommen. Die erste Gründung des Dominikus war ein Frauenkloster, Prouille bei Toulouse, das auf seine Veranlassung Bischof Diego von Osma ins Leben rief (1206), und mit dem Namen des Franziskus ist aufs engste verbunden der der heiligen Klara, die sich schon 1212 zum armen Leben bekehrte und das Kloster S. Damiano gründete. Aber Franziskus hat energisch gegen die Angliederung weiterer Frauenklöster an seinen Orden gekämpft, und manches spricht dafür, daß auch Dominikus sich zuletzt auf diesen Standpunkt gestellt hat, obwohl noch zwei weitere Frauenklöster auf ihn zurückgehen, Madrid und, wichtig wegen der Verbreitung seiner Regel in Deutschland, S. Sisto in Rom. Es ist hier nicht der Ort zu schildern, wie die Kurie den Widerstand der Orden gegen die cura monialium, die ihnen eine von der eigentlichen Aufgabe abziehende Last bedeutete, allmählich überwunden hat, so daß schließlich den Franziskanern der Orden der Klarissen, den Predigerbrüdern der der Dominikanerinnen fest angegliedert wurde. Auch die innere Entwicklung dieser Frauenorden ist hier nicht zu verfolgen. Notwendig ist nur zu sagen, daß von den Klarissen das Prinzip der Besitzlosigkeit, das die Stifterin mit aller Energie verfolgt und gewahrt hatte, unter dem Druck der Kurie allmählich aufgegeben und durch das Prinzip strengster Klausur ersetzt werden mußte, eine Maßnahme, die sicherlich des inneren Rechts nicht entbehrt. Erhaltung der Frauenklöster durch Bettel hätte ihre Existenz in Frage gestellt. Die Dominikanerinnen hatten sich den Armutsgedanken niemals in glei-
Frauenkonvente • Seußlitz
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eher Schärfe zu eigen gemacht. Auch bei diesen Klöstern wurde vor allem auf materielle Sicherung gesehen. So ist denn das Klarissenkloster zu S e u ß l i t z eins der vermögendsten Frauenklöster der Diözese Meißen gewesen. Der Ort, ursprünglich Sitz eines edelfreien Geschlechts, war in die Hand Heinrichs des Erlauchten gekommen. Die Pfarrkirche wandte er dem Kloster Altzelle zu. 1255 wurde hier die Gründung eines Zisterzienserklosters bei der reich dotierten Seußlitzer Pfarrkirche erwogen, Papst Alexander IV. hatte bereits seine Genehmigung erteilt, doch scheiterte der Plan, da der Markgraf das Schloß einige Jahre zum Sitze seiner Hofhaltung machte. Erst nach dem Tode seiner zweiten Gemahlin Agnes wurde die Stiftung durchgeführt, doch nicht in Seußlitz, sondern in Neuzelle (vgl. S. 266). Seußlitz selbst aber wurde 1268 den Franziskanern zur Errichtung eines Klarissenklosters übergeben, nach dem Willen der verstorbenen Markgräfin, wie es heißt. Agnes war eine Nichte der heiligen Agnes von Prag, die 1233 dort das erste Klarissenkloster nördlich der Alpen gegründet hatte. In diesem Kloster war Heinrichs Gattin erzogen worden, und so ist es durchaus glaubwürdig, daß sie das Augenmerk des Markgrafen auf den Orden gelenkt hat. Ihr anscheinend plötzlicher Tod scheint ihn sehr erschüttert zu haben, wie ihre immer wiederkehrende Nennung in den Urkunden des folgenden Jahrzehnts und die Stiftung gleich zweier Klöster zu ihrem Gedächtnis erkennen läßt. Der Umbau des markgräflichen Hofes in Seußlitz, zu dem auch die Dresdner Bürger beisteuerten (1271), war 1272 beendet, und nun konnte an die Einrichtung des Konventes gedacht werden. Ein Brief des Generalprotektors der Minoriten an den Provinzialminister von Sachsen von 1273 läßt die Verfassung erkennen, die dem Konvent zugedacht war. Einige Minoriten sollten sich ständig zur geistlichen Versorgung der Nonnen und Handhabung der Verwaltung und Aufsicht in Seußlitz aufhalten, was dann auch geschehen ist. Sie unterstanden einem Gardian. Das Kloster wurde dem Provinzialminister direkt unterstellt, der es alljährlich visitieren sollte. Ihm waren alle Klosterinsassen zu Gehorsam verpflichtet, unter denen auch Laienschwestern und Laienbrüder vorgesehen waren (tarn abbatissa quam sorores et servitiales nec non capellani et conversi et ceteii de familia). Die Bestätigung der Äbtissin stand ihm zu, und zwar in der Weise, daß er eine erfolgte Wahl sehr wohl ablehnen konnte. Die Äbtissin hatte ihm über die Wirtschaftsführung Rechenschaft abzulegen. Hinsichtlich ihres geistlichen Lebens folgten die Nonnen der sog. vierten Regel der Klarissen, die Papst Urban IV. 1263 erlassen hatte. Die ersten Nonnen, sechs bis acht an der Zahl, sollten aus der alemannischen Ordensprovinz herbeigerufen werden und kamen wohl
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Klöster und Stifter
aus dem Kloster Söflingen bei Ulm. Die Zahl wird sich bald durch Neueintritte erhöht haben. Die päpstliche Bestätigung der Stiftung erfolgte 1274, diejenige durch König Rudolf von Habsburg drei Jahre später. Nichts wurde versäumt, um dem Kloster seine rechtliche und wirtschaftliche Stellung zu sichern. Die Ausstattung war von Anfang an reichlich: es erhielt außer dem markgräflichen Hof in Seußlitz mit dem zugehörigen Vorwerk 17 Dörfer, darunter 10, die einen geschlossenen Komplex um Schrebitz (vgl. S. 202) bildeten. Gerichtliche Immunität und Zollfreiheit für die auf der Elbe herangeführten Lebensmittel wurden zugesichert. Markgraf Heinrich war auch weiterhin um das Kloster besorgt. 1272 erfolgten mehrere kleine Schenkungen, 1278 wurde die Kirche in Seußlitz hinzugefügt, für die Altzelle entschädigt wurde, später der Patronat über die Frauenkirche und das Maternihospital in Dresden, zwei kirchliche Anstalten von großer Bedeutung und reichem Besitze (vor 1288). Beide hat das Kloster freilich nicht festzuhalten vermocht, sondern die Frauenkirche wurde 1316 gegen die Kirche in Zehren und drei Dörfer an den Bischof von Meißen vertauscht, und das Hospital gelangte 1329 gegen Entrichtung von 20 Pfund jährlicher Gefälle an den Rat der Stadt Dresden, nachdem ein vergeblicher Versuch gemacht worden war, beide einem in Dresden zu gründenden Klarissenklcster zuzuwenden. Die Gründung schlug fehl (vgl. S. 328). Mancherlei Käufe und vor allem dem Kloster heimfallende Leibgedinge der eintretenden vermögenden Damen vermehrten den Klosterbesitz. An diesen Leibgedingen hielten die Seußlitzer Klarissen fest, von persönlicher Armut konnte bei ihnen nicht die Rede sein. Weitere landesherrliche Schenkungen kamen hinzu. So erwarb das Kloster Besitz und Einkünfte in Leipzig und sogar in Eisenach. In der Reformationszeit (1541) besaß es außer umfangreicher Eigenwirtschaft in Seußlitz selbst vier Vorwerke in Merschwitz, Baselitz, Radewitz und Steudten, drei Schäfereien, zwei Mühlen, eine Ziegelscheune, dazu 28 Dörfer mit allen Gerichten und den Patronat über fünf Kirchen. Die Einnahmen an Geldzinsen betrugen über 330 Schock, wozu mehr als 800 Scheffel Getreide, 16 Schock Hühner und um 100 Schock Eier kamen. Die volle Gerichtsbarkeit auf seinen Besitzungen war dem Kloster anscheinend von Anfang an eingeräumt worden, sie wurde ihm später wiederholt bestätigt, und die landesherrlichen Beamten wurden vor Übergriffen gewarnt. Von landesherrlichen Steuern wurde das Kloster 1301 befreit, 1332 erfolgte die Befreiung von Heerfahrtsleistungen. Trotzdem ist es in der Liste der Heerwagen von 1347 wieder mit einem Heerwagen aufgeführt, und auch eine Steuerbefreiung von 1330 galt nur für die Hebungen der markgräflichen Beamten,
Seußlitz
• Weißenfels
327
während bei allgemeiner Landbede nur ein Nachlaß stattfinden sollte. In diesen Dingen blieb das Kloster durchaus vom Ermessen der landesherrlichen Gründerfamilie abhängig. Allerdings w u r d e ihm zeitweilig auch die selbständige Erhebung von Steuern zum eigenen Nutzen übertragen. Der Ort Seußlitz erwarb unter der Obhut des Klosters städtische Rechte, die später aber wieder verloren gingen. Die Zusammensetzung des Konvents war sehr vornehm. Damen des höchsten Adels traten ins Kloster ein, so Gertrud, Herzogin von Österreich (1287), Anna (1345) und Beatrix (1350), Töchter des Markgrafen Friedrich des Ernsthaften, eine Burggräfin von Dohna (1333), Anna von Eilenburg (1418) und viele Töchter meißnischer niederadliger Geschlechter. Aber ausschließlich für den Adel war das Kloster nicht bestimmt. Bereits 1290 trat die Tochter des Großenhainer Bürgers Dietrich von Ebersbach ein. Auch unter den dem Kloster zugeordneten Franziskanern begegnet ein edelfreier Herr von Dohna als Gardian. Uber die Größe des Konvents v e r m a g man sich kein Bild zu machen. 1542 w a r e n zwanzig Personen im Kloster, doch waren dies wohl nicht durchweg Nonnen. Daß das Kloster Seußlitz als Mittelstelle für Zuwendungen an die Franziskaner der Mark Meißen benutzt wurde, denen Besitz an sich verboten war, ist bereits wiederholt erwähnt worden. Auch das Klarissenkloster i n W e i ß e n f e l s ist eine wettinische Gründung. Wir besitzen eine legendarisch gefärbte Chronik des Klosters, die bis 1347 reicht und wenig später abgefaßt worden sein wird. Es geht daraus hervor, daß Markgraf Dietrich von Landsberg in Gemeinschaft mit seiner Gemahlin Helene, einer geborenen Markgräfin von Brandenburg, das Kloster gestiftet hat, und dies wird bestätigt durch eine Ablaßurkunde Bischof Heinrichs von Havelberg, die sicherlich auf Grund der Verbindungen Helenes zustande gekommen ist (1284). Auch ihr Bruder, Markgraf Otto mit dem Pfeil, hat dem Kloster mancherlei Gutes getan. Eine G r ü n d u n g s u r k u n d e liegt nicht vor, die angebliche Ubersetzung einer solchen aus dem 16. J a h r h u n d e r t ist eine Fälschung. Im J u n i 1285 bestand des Kloster bereits. Es befand sich zunächst neben der Nikolaikirche in der Altstadt Weißenfels. Die W e i h e fand nach der Klosterchronik am 4. Oktober 1285 statt. Bald aber dachte man an Verlegung oder doch Abzweigung eines weiteren Konvents. Nach dem Tode Heinrichs des Erlauchten hatte sich Friedrich Tuta von Landsberg, der Sohn und Nachfolger des Weißenfelser Klosterstilters, in den Besitz der Mark Meißen und der Stadt Dresden zu setzen gewußt. Aber seine Vettern Friedrich und Diezmann griffen zu den Waffen, und auch die Weißenfelser Gegend war das Ziel ihrer Fehdezüge. Für das schutzlose Kloster begann eine schwere Zeit. Es
328
Klöster und Stifter
wird hiermit zusammenhängen, daß um 1290 in Dresden mit dem Bau eines Klarissenklosters begonnen wurde, der im Januar 1291 schon weit vorgeschritten war. Als Bauherrn nennt die Weißenfelser Chronik Friedrich Tuta. Papst Nikolaus IV. erteilte damals dem neuen Kloster einen Ablaß, zugleich auch dem Weißenfelser, das also wohl weiterbestehen sollte. Seußlitz stellte seinen Dresdner Besitz dem neuen Kloster zur Verfügung. Aber der plötzliche Tod Friedrich Tutas machte alles zunichte. Dresden fiel an seinen Oheim Friedrich Klemm zurück, der den Klosterbau nicht fortsetzte. Die Bürger von Dresden zerstörten die begonnenen Gebäude und leisteten erst 1303 Ersatz. Das den Seußlitzer Nonnen gehörige Maternihospital brachten sie an sich. Man gewinnt nicht den Eindruck, daß die Klarissen in Dresden willkommen waren. So wurde der Dresdner Plan aufgegeben und 1301 das Weißenfelser Kloster zu besserem Schutze in die Stadt selbst verlegt. Reste des Klostergebäudes haben sich hier erhalten (Stadthaus, Museum). Die Gründungsgeschichte wird man des legendarischen Beiwerks entkleiden müssen. Aber auch dann noch bleibt ersichtlich, daß die Initiative zur Klostergründung von den Frauen des markgräflichen Hofes ausging, in erster Linie von Sophie, der Tochter Dietrichs, die mit dem 1268 in Neapel schimpflich hingerichteten Staufer Konradin verlobt gewesen war und dann den Gatten, Herzog Konrad von Glogau, frühzeitig verlor (vor 9. Oktober 1274). Sophie kann damals höchstens 16 Jahre alt gewesen sein. Sie verkaufte ihren Witwensitz Krossen, kehrte zu den Eltern zurück und beschloß, anscheinend unter dem Eindruck des Erlebten, Nonne zu werden. Die Chronik berichtet von schroffem Widerstand des Vaters gegen diesen Plan, ob wahrheitsgemäß, steht dahin. Er kam jedenfalls nicht zur Wirkung, und als das Kloster vollendet war, nahm auch Sophies jüngere Schwester Gertrud, obwohl sie mit Herzog Bolko von Schweidnitz verlobt war, gegen den Willen des Verlobten nach dem Tode des Vaters den Schleier (1286). Es wird deutlich, daß dieses Kloster weniger dem Bestreben, eine Versorgungsstätte zu schaffen, als der Frauenfrömmigkeit der Zeit seine Entstehung verdankt. Vom Naumburger Bischof wurde die Stiftung 1285 bestätigt. Kern der Ausstattung war die Weißenfelser Pfarrkirche mit ihrem Einkommen, die dem Kloster inkorporiert wurde (1293). Hinzu kam nach der gefälschten Gründungsurkunde, die aber in diesem Falle wahrscheinlich Richtiges überliefert, die Morgengabe der Markgräfin Helene, die nach ihrem Tode dem Kloster zufiel, bestehend in den Märkten Markranstädt samt dem dortigen Patronatsrecht, Rötha und Hohenmölsen, dem Dorfe Selau und einem Vorwerk bei Weißenfels. Später werden außerdem
Weißenfels • Cronschwitz
329
g e n a n n t Grundstücke in und um W e i ß e n f e l s , d i e Stadt Stößen, G e l d einkünfte
in
den Städten
Weißenfels
mehreren Dörfern, z w e i H ö f e
und M a r k r a n s t ä d t
in L e i p z i g
sowie
sowie
verstreute
D i e s e r Besitz wuchs in der F o l g e z e i t durch m a n c h e r l e i
in
Hufen.
Schenkungen
noch an, doch hat ihn das K l o s t e r nicht f e s t h a l t e n k ö n n e n . V o r a l l e m die Rechte in S t ö ß e n und M a r k r a n s t ä d t g i n g e n v e r l o r e n .
Zeitweise
muß das K l o s t e r sehr v e r m ö g e n d g e w e s e n sein, denn schwerlich w ä ren sonst so v o r n e h m e N o n n e n e i n g e t r e t e n w i e M a r g a r e t e , d i e T o c h t e r des M a r k g r a f e n H e i n r i c h v o n B r a n d e n b u r g und N i c h t e K a i s e r L u d w i g s des Baiern, und E l i s a b e t h v o n O r l a m ü n d e , d i e e i n e V e r w a n d t e K ö n i g A d o l f s w a r , v i e l l e i c h t auch z w e i T ö c h t e r M a r k g r a f H e i n r i c h s des Erlauchten. A u c h
die G r a f e n
von Osterfeld
aus
dem
edelfreien Ge-
schlechte v o n W e r b e n und d i e e d e l f r e i e n H e r r e n v o n L o b d e b u r g l i e ß e n d e m K l o s t e r S c h e n k u n g e n z u k o m m e n , so daß die V e r m u t u n g l i e g t , daß T ö c h t e r d i e s e r Geschlechter
nahe-
im K l o s t e r w a r e n , ü b e r
die
S t ä r k e des K o n v e n t s ist nur b e k a n n t , daß er ursprünglich (1285) aus 15 N o n n e n
b e s t a n d e n h a b e n s o l l und daß
1540 noch
18 geistliche
Schwestern, dazu z w e i L a i e n s c h w e s t e r n , im K l o s t e r w a r e n ,
übrigens
k e i n e s w e g s alle a d l i g e r H e r k u n f t . D i e e r s t e n N o n n e n w a r e n nach der K l o s t e r c h r o n i k aus Seußlitz g e k o m m e n . W i e in Seußlitz w a r e n auch in W e i ß e n f e l s e i n e A n z a h l F r a n z i s k a n e r unter e i n e m G a r d i a n mit der g e i s t l i c h e n B e t r e u u n g und w e l t l i c h e n V e r w a l t u n g des K l o s t e r s betraut. 1286 b e z e u g t e n d r e i v o n ihnen e i n e U r k u n d e , d a r u n t e r Bruder Dietrich v o n Erfurt proiessor
eiusdem
ordinis.
Eine Schule b e s t a n d i m K l o s t e r
v o n A n f a n g an. G e r t r u d , d i e b e r e i t s 1286 e i n g e t r e t e n e T o c h t e r
des
Stifters, w a r Schulmeisterin. D i e Schule d i e n t e zur E r z i e h u n g der d e m K l o s t e r b e r e i t s im k i n d l i c h e n A l t e r ü b e r g e b e n e n k ü n f t i g e n N o n n e n . Aber
auch zur Errichtung
einer
Knabenschule
stiftete
das
Kloster
1341 e i n Haus. Statuten des K l o s t e r s k e n n e n w i r aus d e m Jahre 1513. W i e die W e t t i n e r
den Franziskanern,
so w a n d t e n
die V ö g t e
von
W e i d a , G e r a und P l a u e n den D o m i n i k a n e r n ihre Gunst zu. W i r w i s s e n bereits, daß m e h r e r e
Angehörige
dieser
ehedem
xeichsministeriali-
schen, im L a u f e des 13. J a h r h u n d e r t s a b e r in d e n h o h e n A d e l und zur L a n d e s h e r r s c h a f t a u f g e s t i e g e n e n F a m i l i e ins P l a u e n e r P r e d i g e r k l o s t e r e i n g e t r e t e n sind ( v g l . S. 321), und im 14. J a h r h u n d e r t w u r d e n gleichf a l l s S ö h n e der v e r s c h i e d e n e n V o g t l i n i e n D o m i n i k a n e r in J e n a und a n d e r w ä r t s . V o r h e r schon w a r e i n H e r r v o n W e i d a P r i o r des D o m i n i k a n e r k l o s t e r s zu Erfurt (1256—59). S e i n e Eltern sind d i e S t i f t e r des D o m i n i k a n e r k l o s t e r s C r o n s c h w i t z . D e r V o r g ä n g e b e i d e r Stiftung h a b e n w i r b e r e i t s gedacht ( v g l . S. 269). N a c h d e r
Gründungslegende,
d e r e n A n g a b e n urkundlich b e s t ä t i g t zu w e r d e n v e r m ö g e n , w u r d e die Ehe des V o g t e s H e i n r i c h I V . v o n W e i d a (Heinrichs I. v o n G e r a ) g e -
330
Klöster und Stifter
schieden, obwohl unmündige Kinder vorhanden waren, damit seine Gattin J u t t a in das Kloster Cronschwitz, er selbst aber in den Deutschen Orden eintreten konnte. Wiederum also erkennen wir als Motiv der Klosterstiftung die eigenartige Frömmigkeit der Zeit, wobei wohl der Frau die Initiative zugekommen sein wird. Als Platz des Klosters wurde ein Grundstück ausgesucht, das dem Kloster Mildenfurth gehörte und von diesem erst eingetauscht werden mußte. Den Gründern hätte anderer Besitz in Fülle zur Verfügung gestanden, so daß man den Angaben der Legende wohl Glauben schenken muß, ein besonderes religiöses Erlebnis habe die Eheleute gerade auf diese Stelle hingewiesen. Ehescheidung und Klostergründung erfolgten 1238. Die W e i h e vollzog Bischof Engelhard von Naumburg. Die Nonnen nahmen die Regel von S. Sisto in Rom an, doch gelang es ihnen zunächst nicht, Aufnahme in den Dominikanerorden zu finden, der damals die zahlreich in Deutschland entstehenden Frauenklöster, die dies erstrebten, erfolgreich abwehrte. Nur der geistlichen Obhut der Predigerbrüder wurde das Kloster unterstellt. Die weltliche Leitung übernahm zunächst der Deutsche Orden. Die Nonnen sollten notfalls auch andere Beichtväter neben den Dominikanern gebrauchen dürfen. Ein Propst sollte niemals eingesetzt werden. Der Predigerorden war also nicht verpflichtet, eine Anzahl Brüder ständig nach Cronschwitz abzuordnen. Erst später ist dies geschehen, als nach der unter dem Druck der Kurie erfolgten Neuregelung der Beziehungen der Frauenklöster zu den Bettelmönchen das Kloster dem Dominikanerorden 1246 inkorporiert wurde. Noch 1245 erwähnt eine große Schutzurkunde des Papstes Innozenz IV. die Zugehörigkeit zum Orden nicht. Nur von der Augustinerregel war hier die Rede. Freie Wahl der Priorin wurde gewährleistet, Exemtion von der bischöflichen Gewalt fand jedoch nicht statt. 1246 dagegen unterstellte der Papst das Kloster dem Provinzialprior der Provinz Teutonia, der das Visitationsrecht erhielt. Die Abordnung von Predigerbrüdern nach Cronschwitz wurde ausdrücklich angeordnet. Die Freiheit der W a h l des Priors blieb vorbehalten. Auch wurde dem Kloster entgegen der Ordensgewohnheit der Erwerb von Gütern gestattet. Die künftige Rechtsstellung des Klosters war damit endlich festgestellt und das behelfsmäßige Eintreten des Deutschen Ordens erloschen. Cronschwitz galt später als das reichste der vogtländischen Klöster. Die ursprüngliche Ausstattung ist jedoch nicht bekannt. In späterer Zeit erstreckte sich der Streubesitz im Norden bis über Gera hinaus, im Süden bis in die Gegend von Greiz, vereinzelt aber noch viel weiter südlich, im Osten bis Schmölln. Auch westlich der Elster wurden Zinsen in vielen Dörfern bezogen. Die Zinseinnahmen betrugen 1532 etwa
Cronschwitz
331
110 Schock. Groschen und steigerten sich durch die straffere Verwaltung in der Zeit der Sequestration des Klosters, in der der Besitz natürlich nicht mehr anwuchs, bis 1540 bis auf etwa 250 Schock, dazu 230 Scheffel Getreidezinsen. Man wundert sich nicht, daß das Kloster in seiner Spätzeit in der Lage war, erhebliche Geldsummen auszuleihen. 1531 betrug das Kapital, dessen Schuldner mit den Zinsen in Rüdestand geblieben waren, 4660 Gulden. W i e hoch mag sich die Gesamtsumme der auf Zinsen ausgeliehenen Gelder belaufen haben? Eigenwirtschaft wurde auf den Klosterhöfen Cronschwitz und Meilitz, vorübergehend auch auf den beiden Vorwerken Straßberg und Wolfsgefährt betrieben. Fünf Weinberge hielt das Kloster ebenfalls in Eigenwirtschaft. Es besaß den Patronat über acht Pfarreien, die ihm teilweise inkorporiert waren. Durch Schenkungen, Kauf und Tausch, nicht zuletzt durch Leibgedinge der eintretenden Nonnen und durch Seelgerätsstiftungen war dieser Besitz zusammengekommen. Als besonders freigebig gegen das Kloster erwies sich natürlich die Gründerfamilie, die es auch als Grabstätte benutzte. Eigenkirdienrechtliche Gedanken waren noch nicht völlig überwunden: die Stifterfamilie beanspruchte noch in der Reformationszeit, als das benachbarte Gebiet längst wettinisch geworden war, die Schutzherrschaft über das Kloster. Sehr wertvoll waren offenbar die Kirchenkleinodien (Abendmahlsgeräte, Monstranzen, Meßgewänder, Reliquien usw.), die 1535 verzeichnet wurden. Zahlreiche Töchter der verschiedenen Vogtlinien traten ins Kloster ein. Auch die übrigen Angehörigen des Konvents waren bis zuletzt fast durchweg Adlige, vorzugsweise natürlich Töchter niederadliger Geschlechter des Vogtlandes. Eine Zahl ist erst aus dem Jahre 1537 überliefert. Damals waren 17 Nonnen im Kloster. Eine Urkunde von 1328 wird von acht Schwestern bezeugt, doch war das schwerlich der ganze Konvent. Auf Privatbesitz verzichteten sie nicht, behielten vielmehr Leibgedinge und Schenkungen, die nach ihrem Tode nidit unbedingt ans Kloster fallen mußten, schlössen auch Käufe ab. In dieser Hinsicht unterschied sich dieses den Bettelmönchen unterstellte Kloster in nichts von den übrigen Frauenklöstern und -Stiftern. In der Auswahl der Aufzunehmenden war es, wie soeben gezeigt, sogar wesentlich exklusiver als die meisten anderen. Klosterämter hatten Priorin, Subpriorin, Küsterin und Werkmeisterin inne. Die Verwaltung des Klosters lag zunächst einem der dort anwesenden Dominikaner ob, deren Zahl in späterer Zeit sechs betrug, während 1328 nur vier als Zeugen erscheinen. Seit der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts wurde ein weltlicher Hofmeister oder Vorsteher bestellt. Um 1275 ging das Kloster zu einer strengeren Observanz über. Reformbestrebungen am Ausgang des 15. Jahrhunderts scheiterten.
332
Klöster und Stifter
Ein weiteres Dominikanerinnenkloster befand sich in W e i d a . Es lag in der Neustadt, westlich der heute „am Marienhof" genannten Straße. Nur die Umfassungsmauern der Kirche haben sich erhalten. Die erste sichere Erwähnung des Klosters fällt ins Jahr 1293. Wir wissen nicht, wie lange es damals bereits bestand, vermutlich erst seit kurzer Zeit. Es ist eigentümlich, daß Vogt Heinrich der Kleine von Weida im Jahre 1296 den Nonnen den Patronat der Peterskirche in Weida nur unter der Bedingung verlieh, daß sie sich weiterhin zum Dominikanerorden halten würden, andernfalls sollte die Schenkung nichtig sein. Man könnte vermuten, daß das Kloster nicht von Anfang an dem Orden inkorporiert war. Es war der heiligen Maria Magdalena geweiht, so daß es sich ursprünglich um Magdalenerinnen gehandelt haben könnte. Auch andere Dominikanerinnenklöster haben dieses Patrozinium, und es läßt sich bei ihnen wirklich zeigen, daß sie aus Magdalenerinnenklöstern hervorgegangen sind. Eine Stiftungsurkunde fehlt jedenfalls, und die erste Ausstattung des Klosters kennen wir nicht. An Besitz konnte es sich nicht mit Cronschwitz messen. Das Weidaer Kloster besaß später außer dem Klosterhof selbst zwei Vorwerke in Teichwitz und Wartenberg (wüst bei Crimla). Doch wurden beide anscheinend nicht sachgemäß bewirtschaftet. Erbzinsen gingen aus 37 Dörfern ein, dazu auch von Besitzungen in Weida selbst. Es handelt sich teilweise nur um geringfügige Beträge, die in ganz ähnlicher Weise wie in Cronschwitz zusammengekommen waren. Eine zielbewußte Wirtschaftspolitik haben die Frauenklöster der Bettelorden wie auch alle übrigen Frauenklöster kaum je betrieben. Die Erwerbungen blieben mehr oder weniger dem Zufall überlassen. 1296 wurde dem Kloster die Peterskirche in Weida einverleibt, das ist die Kirche der Neustadt. Angehörige des Vogtgeschlechts sind im Weidaer Kloster nicht nachweisbar, es war das weniger vornehme Kloster. Ihm wendeten sich nicht wenige Töchter des niederen vogtländischen Adels zu, daneben aber auch in nicht geringer Anzahl Bürgertöchter, u. a. aus Gera, Plauen, Eger und natürlich Weida selbst. Leibgedinge waren üblich. Außer der Priorin begegnen Subpriorin, Küsterin, Werkmeisterin, Brotkellnerin und auch einmal eine Buchmeisterin. Eine Schulmeisterin wird nicht erwähnt, doch wurde im Kloster Schule gehalten (1362), und zwar anscheinend nicht nur für zukünftige Nonnen. Auch Laienschwestern gab es im Kloster, daneben Pfründnerinnen, die hier ihren Lebensabend verbrachten. Hinweise auf die Größe des Konvents fehlen. 1514 wurden 30 Personen im Kloster beköstigt, wovon kaum mehr als die Hälfte Nonnen gewesen sein dürften. Wie in Cronschwitz waren auch in Weida Predigermönche als Seelsorger tätig; sie handhabten ursprünglich auch die Verwaltung des Klosters, die später von einem weltlichen Vorsteher besorgt wurde.
Weida
333
In geistlicher Hinsicht war das Kloster dem Dominikanerprovinzial unterstellt. Eine Reform fand 1513 statt. Ein drittes Dominikanerinnenkloster sollte anscheinend 1289 in Plauen gestiftet werden. Der Provinzial Hermann gestattet in diesem Jahre seine Errichtung, doch ist es dann offenbar nicht dazu gekommen. Ein Zusammenhang mit dem späteren sog. Nonnenhaus besteht wahrscheinlich nicht. Es handelt sich bei diesem wohl vielmehr um eine Niederlassung der Beginen. Bei fast allen Frauenklöstern Mitteldeutschlands ließ sich zeigen, daß zum Eintritt ein verhältnismäßig hohes Eintrittsgeld oder Leibgedinge wenn nicht gefordert wurde, so doch üblich war. Darüber hinaus stellten nicht wenige Klöster besondere Anforderungen an den Stand der Eintretenden. Wenn auch rein adlige Klöster selten waren, so gehörten doch die meisten Nonnen wenigstens dem niederen Adel oder dem gehobenen Bürgerstande, dem städtischen „Patriziat", an, das heißt denjenigen Bürgergeschlechtern, die wir auch in den Stadträten und in der Ausübung sonstiger städtischer Amter antreffen. Die Stadtbürger schieden sich damals in „arm unde rieh". In erster Linie standen die Frauenklöster den „Reichen" offen, wobei, wie wir sehen, die den Bettelorden unterstellten keine Ausnahme machten, sondern teilweise gerade besonders anspruchsvoll waren. Der „armen" Schicht der städtischen Bevölkerung, deren Lebensumstände deshalb im allgemeinen keineswegs proletarisch zu nennen waren, und vor allem der breiten Schicht der Bauern, die ebenfalls als „arme Leute* bezeichnet wurden, obwohl sie zumeist in durchaus zufriedenstellenden wirtschaftlichen Verhältnissen lebten, blieben diese Klöster verschlossen. Ob bei den Frauen der bäuerlichen Bevölkerung, die damals sicherlich mehr als drei Viertel der Gesamtbevölkerung ausmachte, Bedürfnis und Neigung vorhanden war, ins Kloster einzutreten, wissen wir nicht. Die Quellen lassen uns hier völlig im Stich. Aus allgemeinen Erwägungen heraus wird man die Frage schwerlich bejahen können. Tatsächliche Eintritte von Bauerntöchtern lassen sich in unserem Gebiete mit Sicherheit nirgends nachweisen. Wo tatsächlich die Neigung zum Anschluß an ein Kloster bestand, wird wohl nur die Aufnahme unter das zahlreiche landwirtschaftlich und in der Hauswirtschaft tätige Gesinde in Betracht gekommen sein. Anders lagen die Dinge in den Städten. Die Verkündigung der Bettelmönche verfehlte ihre Wirkung besonders auf den weiblichen Teil der Bevölkerung nicht, kam wohl auch teilweise religiösen Strömungen entgegen, die bereits vorhanden waren. Die Neigung zu klösterlichem Leben war hier offenbar sehr stark. Aber nicht alle Frauen wurden in die bestehenden Klöster aufgenommen, sei es, weil sie den finanziellen oder ständi-
334
Klöster und Stifter
sehen Anforderungen nicht zu genügen vermochten, die hier gestellt wurden, oder sei es, weil diese Klöster überhaupt überfüllt waren, wie dies im 13. Jahrhundert weniger in Mitteldeutschland, wohl aber in anderen Gegenden Deutschlands bezeugt ist. Immerhin konnte einige Male von Höchstzahlen berichtet werden, die für die Konvente festgesetzt wurden. Das hatte nur Sinn, wenn Überfüllung drohte. So sahen sich viele Frauen, die sich zum religiösen Leben in Armut und Keuschheit berufen glaubten, ohne doch Anschluß an ein bestehendes Kloster finden zu können, zur Gründung freier Frauengemeinschaften in besonderen Häusern außerhalb der großen Orden genötigt, wie dies Honorius III. 1216 ausdrücklich gestattet hatte, überall in Europa wurden diese frommen Frauen im 13. Jahrhundert als Beginen bezeichnet. Keineswegs handelte es sich dabei um völlig mittellose Personen, sondern auch hier wurde darauf gesehen, daß eine jede etwas einbrachte. Aber wer dies nicht vermochte, konnte sidi auch durdi seine Arbeit ernähren, wurde also nicht zurückgewiesen. Weibliche Handarbeiten, insbesondere Spinnen und Weben sowie Ziehen von Kerzen, aber auch Krankenpflege und Unterricht der Kinder kamen dafür in Betracht. In Zwickau bestand beim Beginenhaus eine Waschhütte. Freilich scheint auch Bettel vorgekommen zu sein, und allerlei Mißstände knüpften sich an das Herumziehen in Städten und Dörfern, so daß bald Klagen über das unfromme Leben mancher Beginen laut wurden und derber Spott ihnen nicht erspart blieb. Verpflichtende Gelübde wurden nicht gefordert, so daß Austritt aus den Beginenhäusern jederzeit möglich, wenn auch wahrscheinlich verhältnismäßig selten war. Ihren Ausgang nahm die Bewegung anscheinend vom heutigen Belgien und breitete sich bald nach Nordwestdeutschland aus, um noch im 13. Jahrhundert das ganze deutsche Sprachgebiet zu ergreifen. Die kirchlichen Oberen standen den Beginen mißtrauisch gegenüber, teilweise wohl mit Recht. Aber sicherlich waren die erhobenen Vorwürfe durchaus nicht für alle Beginen zutreffend, insbesondere nicht derjenige der Ketzerei. Um ihm zu entgehen, suchten manche Beginenhäuser Anschluß an die Bettelorden, insbesondere an die Dominikaner, deren geistlicher Obhut sie sich unterstellten, ohne doch in den Orden aufgenommen zu werden. Dies rief wiederum den Widerspruch der Weltgeistlichkeit hervor, die das alleinige Recht der Seelsorge für sich in Anspruch nahm. Einer solchen Streitigkeit verdanken wir anscheinend die erste Erwähnung der Beginen im Bistum Meißen. Eine Magdeburger Synode hatte 1261 bestimmt, daß die Beginen bei Strafe der Exkommunikation dem Pfarrer der Parochie unterworfen sein sollten, in der sie wohnten. In Magdeburg gab es Beginen schon vor der Mitte des 13. Jahrhunderts; das berühmteste
Religiöse Frauenbewegung • Beginen
335
Mitglied des Hauses war Mechthild von Magdeburg, die Verfasserin des „Fließenden Lichtes der Gottheit", die bereits um 1230 eintrat. 1295 nun sah sich Bischof Bernhard von Meißen veranlaßt, diese Bestimmung seinen Geistlichen wiederum ins Gedächtnis zu rufen. Ein besonderer Fall scheint zugrunde zu liegen, doch wissen wir nicht wo. Wenn aber der Bischof ihn zum Anlaß eines allgemein gehaltenen Erlasses nahm, kann die Verbreitung der Beginen im Bistum damals keine ganz geringe gewesen sein. Es entspricht dies durchaus Nachrichten, die wir aus den Nachbarlandschaften besitzen. Magdeburg wurde bereits erwähnt; in Erfurt heißt es 1282, die Beginen seien sehr zahlreich; selbst im Bistum Olmütz war die Erscheinung, wenn auch nicht der Name, bereits 1273 durchaus bekannt. Die erste tatsächliche Nachricht, die aus den mitteldeutschen Bistümern ihre Anwesenheit für einen bestimmten Ort bezeugt, stammt aus Meißen selbst. Den dortigen Augustiner-Chorherren wurde 1279 gestattet (oder 1289?), zu Zeiten des Kirchenbannes Beginen auf ihrem Friedhof zu bestatten. Sie bewohnten das Seelhaus (1357 selylhuz, 1384 domus animarum), nach dem der Seelensteig, der nach St. Afra hinaufführt, genannt ist. Das nächste Zeugnis stammt erst aus dem Jahre 1300 und betrifft Plauen i. V. Es wurde damals erwogen, ein dem dortigen Deutschordenshause zugewendeter Hof in der Neustadt könne von Beginen bezogen werden, die also vorhanden gewesen sein müssen. Wenig später (1309) hören wir, daß in Freiberg der Begine Aluscha eine Stiftung gemacht wurde, und 1317 wurde in Pirna bestimmt, wenn eine Jungfrau oder Frau das Gewand der Begine anlege und Prozession halten wolle, so solle sie dies zuerst in der Pfarrkirche und dann erst bei den Dominikanern tun. Es liegt in der Natur der Dinge, daß wir Nachrichten über die Beginen in den uns zur Verfügung stehenden Quellen nur sehr spärlich erwarten dürfen, und so muß man wohl annehmen, daß in den genannten Städten bereits im 13. Jahrhundert der Zusammenschluß erfolgt war. Vielleicht war dies auch anderswo der Fall, wo Nachrichten erst aus späteren Zeiten vorliegen, etwa in Zwickau, wo 1354 der Ratsherr Heinrich Crossener sein Haus auf dem Holzmarkte vier Schwestern zur Krankenpflege zur Verfügung stellte, oder in Leipzig, wo sowohl den Franziskanern wie den Dominikanern am Vorabend der Reformation Beginenhäuser unterstellt waren. Auch in Zittau bestanden mehrere Häuser, eins davon wurde 1278 gestiftet. Möglich ist auch, daß das Haus der Jungfrauen der dritten Regel St. Bernhardini oder der Schwestern St. Francisci, das Ende des 15. Jahrhunderts in Kamenz bezeugt ist, auf ein Beginenhaus zurückgeht, doch ist der Ursprung ganz dunkel, ebenso wie der des Tertiarierinnenklosters in Görlitz. Das gleiche gilt für das Nonnen-
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Klöster und Stifter
haus in Luckau. Sicher ist nur, daß in späterer Zeit die Beginen mit den sogenannten Tertiarierinnen des Franziskaner- sowohl wie des Dominikanerordens zusammengeworfen wurden. Franziskus hatte 1221, wie bereits erwähnt (vgl. S. 299), den „Dritten Orden" für solche von seiner Idee Ergriffenen gestiftet, die aus irgendeinem Grunde das Weltleben beibehalten mußten, aber doch Heiligung in seinem Sinne erstrebten, und auch beim Dominikanerorden war eine solche Genossenschaft entstanden. W e n n im 15. Jahrhundert in Sachsen Tertiarierinnen auftauchen, die in besonderen Häusern gemeinschaftlich lebten, so widerspricht dies dem ursprünglichen Sinn der dritten Regel, die ein solches nachgeahmtes Klosterleben gerade nicht vorsah. Freilich gab es schon am Ausgang des 13. Jahrhunderts zumal in Süddeutschland Klöster sogenannter regulierter Tertiarierinncn, die sich zu gemeinsamem Leben verbunden hatten und auch Gelübde beobachteten. In Mitteldeutschland aber ist es fraglich, ob die „Nonnenhäuser" und „Regelhäuser" des Spätmittelalters in gleicher W e i s e entstanden sind. Es wird sich hier vielmehr um ursprüngliche Beginenhäuser gehandelt haben, die die Tertiarierregel in späterer Zeit annahmen, um sich den mancherlei Verfolgungen zu entziehen, denen die Beginen wegen angeblicher Ketzerei seit dem 14. Jahrhundert ausgesetzt waren. Wurde doch 1311 auf dem Konzil von V i e n n e das Beginentum überhaupt verboten; erst J o h a n n X X I I . hat das Weiterbestehen der erwiesenermaßen rechtgläubigen Häuser gestattet. So war für die Tertiarierinnen neben dem Namen Regelschwestern oder -nonnen (einmal in Freiberg „Polternonnen") in Mitteldeutschland auch weiterhin der Name Beginen üblich. Zeigen läßt sich dies besonders deutlich in Zwickau, wo 1522 den Franziskanern gestattet wurde, die „Schwestern des dritten Ordens" in ihrem Kloster zu begraben, 1524 aber Streit mit dem Rate entstand, weil die Franziskaner für das Begräbnis einer „Begine" entgegen den Abmachungen von 1522 nicht die Erlaubnis des Bürgermeisters eingeholt hätten. W e n n wir also in der Tat Beginenhäuser nur dort antreffen, wo auch Konvente der Franziskaner oder Dominikaner nachweisbar sind, so ist wohl der Grund nicht der, daß sie von vornherein nach der dritten Regel dieser Orden gegründet worden waren, sondern daß sich im 14. Jahrhundert nur die Häuser halten konnten, die sich dieser Regel anschlössen. An ihrer Verbreitung bereits im 13. Jahrhundert kann nicht gezweifelt werden. Manches Haus mag überhaupt keine Spuren in den Quellen hinterlassen haben, und auch von den anderen mögen Nachrichten an so versteckter Stelle vorhanden sein, daß sie sich der Aufmerksamkeit entzogen haben. Ein nicht minder eigenartiges Zeugnis der klösterlichem W e s e n zu-
Beginen • Der Deutsdie Orden
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geneigten mittelalterlichen Frömmigkeit als die Beginen sind, wenn auch in ganz anderer Weise, die geistlichen Ritterorden, die eine Verbindung von Mönchtum und ritterlicher Lebensführung und Haltung, die sich im Schwertkampf erprobt, herzustellen suchten. Zumal der Deutsche Ritterorden hat in Mitteldeutschland eine sehr bedeutende Stellung eingenommen, vor allem in Thüringen. Von hier aus strahlte er in die östlich angrenzenden Bistümer, in erster Linie das Naumburger, aus. Schon als 1198 in Akkon die auf dem Kreuzzuge Friedrich Barbarossas von Bürgern aus Bremen und Lübeck zur Pflege der Kranken und Verwundeten gegründete „Bruderschaft des Hospitals von St. Marien" in einen geistlichen Ritterorden, eben den Deutschen Orden, umgewandelt wurde, geschah dies in Gegenwart nicht weniger Edlen aus Mitteldeutschland, an ihrer Spitze Landgraf Hermann von Thüringen und die Markgrafen Konrad von Landsberg und Dietrich von Meißen. Die Wettiner haben dem Orden im 13. Jahrhundert ihre Gewogenheit bewahrt und dies durch zahlreiche Schenkungen bewiesen. Insbesondere war Markgraf Dietrich der Bedrängte der Begründer des Deutschordenshauses in Dommitzsch. Heinrich der Erlauchte unternahm im Jahre 1237, als die Deutschherren bereits längst in Preußen ansässig geworden waren, dort, wo sie ihre weltgeschichtliche Leistung vollbringen sollten, einen Zug in dieses heidnische Land, angeblich in der Begleitung von 500 Rittern, und wirkte bei der Einnahme von Elbing mit. Auch Heinrichs Sohn Albrecht zog 1266 nach Preußen, um dort die Ritterwürde zu erlangen, desgleichen Dietrich von Landsberg. Noch enger war das Geschlecht der Vögte von Weida, Gera und Plauen dem Orden verbunden. In der Person Heinrichs von Plauen hat es ihm einen seiner bedeutendsten Hochmeister gestellt, und noch zahlreiche andere Vögte sind seit dem 13. Jahrhundert in den Orden eingetreten, als erster von ihnen Heinrich von Weida schon vor 1224. Sein gleichnamiger Bruder, der Gründer des Klosters Cronschwitz, brachte es 1241 zum Landmeister in Preußen, ein Heinrich Reuß von Plauen war 1336 bis 1338 Großkomtur zu Marienburg, zur Zeit des Hochmeisters Heinrich von Plauen waren gleichzeitig drei weitere Angehörige des Geschlechts Ordensbrüder, und noch 1469 hat abermals ein Heinrich von Plauen das Hochmeisteramt bekleidet. Kein Wunder, daß auch in der Heimat die Vögte den Orden außerordentlich begünstigten. Das Vogtland ist in kirchlicher Hinsicht seine ganz besondere Domäne gewesen. Der Orden hatte sich eine doppelte Aufgabe gesetzt: Haltung von Spitälern und ritterlichen Kampf gegen die Heiden. Seine Mitglieder waren in Ritter-, Priester- und dienende Brüder geschieden. Sie alle legten die drei Gelübde der Keuschheit, des Gehorsams und des Le22 Schlesinger II
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bens ohne Eigentum ab, doch war es ausdrücklich gestattet, daß die Brüder im gemeinsamen Namen des Ordens Besitz aller Art innehaben durften. Die einzelnen Niederlassungen hießen Kommenden, an ihrer Spitze stand der Komtur. Zusammengefaßt wurden sie zu Balleien unter Landkomturen. In Thüringen geschah dies noch vor der Mitte des 13. Jahrhunderts. Sitz des Landkomturs war Zwätzen bei Jena. Zur thüringischen Bailei gehörten auch die Ordenshäuser des Pleißenlandes und Vogtlandes. Auf die großen Leistungen des Ordens in der Geschichte Deutschlands und des Ostens einzugehen, ist hier nicht der Ort. Aber daran darf erinnert werden, daß er, um sie zu vollbringen, des festen Rückhalts in der altdeutschen Heimat bedurfte, in materieller Hinsicht wenigstens zunächst, in personeller aber wegen der Ehelosigkeit der Brüder auf die Dauer. Thüringen, das Pleißenland und Vogtland haben dies ihm in erster Linie gewährt. Neun der Hochmeister des Ordens stammten aus diesem Gebiet, darunter der große Hermann von Salza. Fast die Hälfte der preußischen Landmeister war thüringisch-obersächsischen Ursprungs, dazu zahlreiche Ritterbrüder und Kleriker. Aber auch das preußische Siedelwerk des Ordens wurde von hier aus gespeist, wie die Ortsnamen der ostpreußischen Kolonistendörfer erkennen lassen: Söhne thüringischer und obersächsischer Bauern, in der Siedelarbeit bereits erprobt, zogen, geführt von ritterlichen Unternehmern, nach Ostpreußen, um eine neue Heimat zu gewinnen. Ein Zeugnis ist besonders bezeichnend. 1285 wurden dem Dietrich Stange und seinen Nachkommen vom Domkapitel des Bistums Pomesanien unter Vermittlung des Landmeisters Konrad von Thierberg 1000 in vier Bezirken gelegene Hufen überwiesen, in denen sie das Recht des Burgen- und Mühlenbaus und der Stadtgründung haben sollten; das der Berufung bäuerlicher Kolonisten wurde als selbstverständlich vorausgesetzt. Vierzehn Tage später erhielt er die Burg Stangenberg bei Christburg nebst 100 Hufen zur Besiedlung, und 1288 überließ ihm der Orden bedeutende Besitzungen nördlich von Marienwerder. Die Familie stammte aus dem Pleißenlande und kommt um dieselbe Zeit wiederholt in Altenburger Urkunden vor, die bezeichnende Namengebung aber nach den Besitzern, die die Burg bei Christburg auszeichnet, finden wir dort in Stangendorf wieder (im Mülsengrund bei Zwickau). Muß man nicht schließen, daß die Stange bereits in der Heimat als Siedlungsunternehmer tätig waren? Sie waren nicht die einzigen, die von Mitteldeutschland aus auf diese Weise ins Ordensland gelangten. Die berühmte Kulmer Handfeste von 1233 bezeugt eine Anzahl Ritter, die unter Führung des Burggrafen Burchard (VI.) von Magdeburg zur Unterstützimg des Ordens nach Preußen gekommen
Der Deutsche Orden • Altenburg
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waren, darunter Bernhard von Kamenz, Johann von Pack, Friedrich von Zerbst, Otto von Zörbig; zwei andere Namen sind vielleicht auf Pouch bei Eilenburg und Liebenau bei Kamenz zu deuten. Arnold von Mügeln und Dietrich von Brandis kommen in anderen Urkunden vor. Eine ganz bedeutende Rolle spielte in der Geschichte der Besiedlung des Ordenslandes die Lübecker Familie Fleming. Vor 1259 nun trat der Altenburger Bürger Heidenreidi Fleming in den Deutschen Orden ein. Ein genealogischer Zusammenhang der beiden Familien läßt sich nicht nachweisen, aber vermuten kann man ihn immerhin. Es liegt auf der Hand, daß diese Unternehmer Siedlungswillige aus den Dörfern ihrer alten Heimat nachzogen. Kampf, Eroberung, Mission, Siedlung, Staatsaufbau hießen die Aufgaben des Ordens im Preußenlande. In Mitteldeutschland waren sie andere. Hier trat die ursprüngliche Aufgabe der Armen- und Krankenpflege in den Vordergrund, bald auch daneben die Verkündigung und Seelsorge in den Pfarrkirchen, die ihm übereignet wurden, und der Schulunterricht. Nicht die Ritterbrüder, sondern die Priesterbrüder waren hier diejenigen, die die Führung der Dinge in Wirklichkeit in der Hand hatten. Zunächst hatte der Orden im Südteil des Magdeburger Erzbistums, in Halle, Fuß gefaßt. Ein Hospital der Deutschherren war im Jahre 1200 hier bereits im Bau. Den nächsten Stützpunkt erwarb er im Bistum Naumburg. Friedrich II., der große Förderer des Ordens, schenkte ihm im Jahre 1214 das von Friedrich Barbarossa 1181 gestiftete Hospital in A l t e n b u r g , zu dem außer sonstigem Besitz die Parochie Altkirchen gehörte (vgl. Bd. 1 S. 182). Dieses Hospital wurde zum Sitz eines bedeutenden Deutschordenshauses, das in der Folgezeit umfangreichen Streubesitz im Pleißenlande erwarb. Besonders von den Burggrafen von Altenburg erhielt es zahlreiche Schenkungen. Aber auch Kaiser Friedrich II. hat die Kommende mit Rechten und Nutzungen weiterhin bedacht, und dasselbe taten später als Rechtsnachfolger des Königs die Wettiner. Nicht zuletzt haben die Reichsministerialen des Pleissenlandes, daneben auch Altenburger Stadtbürger zur Vermehrung des Besitzes beigetragen. Die jährliche Nutzung betrug 1448 fast 820 Gulden. Es bestand eine sogenannte Pietanz, d. h. eine Stiftung für besondere Speisezuschüsse an die Brüder, mit jährlich 46 Gulden Zinseinkommen. 1553 wurde das Zinseinkommen auf 265 Schock, das aus der Eigenwirtschaft auf 114 Schock angeschlagen. Ein Komtur tritt zuerst 1221 mit der Bezeichnung magistei, 1224 als praeceptor, 1226 als provisor auf; in diesem Jahre war er zugleich Provisor in Porstendorf. 1248 endlich begegnet der Ausdruck commendator. In der gleichen Urkunde aber erscheint ein Komtur von N e n n e w i t z , das 22'
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ist ein heute wüst gewordenes Dorf strittiger Lage in der Nähe von Altenburg, und nun treten Komture von Nennewitz bis 1288 neben denen von Altenburg auf. Man gewinnt den Eindruck, daß vor 1248 eine Umorganisation in der Weise durchgeführt wurde, daß in Nennewitz, wo das Altenburger Hospital schon vor dem Ubergang an den Orden Besitz gehabt hatte, der dann noch vermehrt wurde, eine besondere Komturei gegründet wurde, die gleichwohl mit Altenburg in engem Zusammenhange blieb und schließlich am Ende des Jahrhunderts wieder mit dem Hause Altenburg verschmolzen wurde. Volle Selbständigkeit hat Nennewitz nie besessen; der dortige Komtur wurde vielmehr 1259 unter die Altenburger Brüder (fratres domus noslre) gerechnet. In welcher Weise eine etwaige Aufgabenteilung zwischen beiden Komturen oder Häusern stattgefunden haben könnte, wird nicht ersieh tlidi. Vorrechte der Gerichtsbarkeit und Abgabenentrichtung auf ihren Gütern hat die Altenburger Kommende besessen und später durch Urkundenfälschungen zu bekräftigen und zu erweitern gesucht. Trotzdem war der Komtur 1347 dem Landesherrn bedepflichtig und gehalten, einen Heerwagen zu stellen, und in der Reformationszeit hatte er nur die Erbgerichtsbarkeit, nicht aber die Obergerichte auf den Gütern des Hauses inne. In kirchlicher Hinsicht wurde das Begräbnisrecht beansprucht, was zu Streitigkeiten mit dem Altenburger Chorherrenstift als dem Patron der dortigen Pfarrkirchen führte (1265). So wurde 1290 ausdrücklich festgestellt, daß aus der Schenkung der Martinskapelle auf der Burg dem Orden weder das Recht der Seelsorge noch das Begräbnisrecht erwachsen sollte. Erkennbar wird daraus immerhin, in welcher Richtung die Bestrebungen der Brüder gingen. In der Tat hat der Orden es schließlich dahin gebracht, daß mit der Hospitalkirche St. Johannis Pfarrechte verbunden wurden, wenn auch nur in einem kleinen Bezirk. Bei Gelegenheit der Kapellensdienkung wird die Tätigkeit der Brüder einmal charakterisiert: an der Spitze steht die Krankenpflege (caritatis opeia), sodann der Gottesdienst in Gebet, Messe und Chordienst (oraciones, missae, vigiliae), Armenpflege (elemosinae) und wissenschaftliche Tätigkeit (doctrinae). Aller daraus entspringenden guten Werke hoffte der Schenker teilhaftig zu werden. Es wird ersichtlich, daß die Tätigkeit des Ordens in Mitteldeutschland sich nicht sehr von der älterer Mönchsorden unterschied. Besondere Aufmerksamkeit wurde dem Schulwesen zugewendet. 1272 stellte der Rat der Stadt einen Hof zur Verfügung, damit das Deutschordenshaus darin eine Schule einrichte, die also offensichtlich dem Unterricht der Bürgerkinder dienen sollte. Ein Schulmeister (magister scholarum) war Zeuge der Urkunde, etwas völlig Neues kann also nicht geschaf-
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fen worden sein. Daß der Rat dem Ordenshaus die Schule anvertraute, ist um so bemerkenswerter, als das kirchliche Wesen sonst völlig in der Hand des Chorherrenstifts Sankt Marien auf dem Berge lag. Der Orden genoß offenbar in dieser Hinsicht einen besonderen Ruf, und in der Tat wissen wir, daß in Mühlhausen bereits 1232 eine Ordensschule eingerichtet wurde. Auch diejenige in Eger geht ins 13. Jahrhundert zurück, und weitere werden uns noch begegnen. Uber die Zahl der in Altenburg anwesenden Brüder sich eine Vorstellung zu machen, ist schwer. Als Urkundenzeugen treten sie verhältnismäßig häufig auf, teilweise in nicht geringer Anzahl: 1248 acht, 1259 sechs, 1296 elf. Die Namen wechseln oft; Übergang von einem Hause ins andere scheint nicht selten gewesen zu sein. Herkunft aus Thüringen und dem Pleißenlande überwiegt bei weitem. Während des ganzen 13. Jahrhunderts waren wesentlich mehr Ritterbrüder als Priesterbrüder in Altenburg. Vielleicht war ursprünglich überhaupt nur ein einziger Priesterbruder vorhanden. 1296 werden dann drei genannt, und im 15. Jahrhundert muß wie in der ganzen Bailei ihre Zahl die der Ritterbrüder weit übertroffen haben. 1448 waren nur noch vier Brüder am Orte, davon drei Priesterbrüder. Einen anderen Charakter als das Deutschordenshaus in Altenburg hatte von vornherein das in P1 a u e n i. V. Hier war der Kern nicht ein Hospital, sondern die 1122 gegründete Pfarrkirche mit ihrem großen Sprengel (vgl. Bd. 1 S. 187), die Heinrich IV., Vogt von Weida, der später selbst in den Orden eintrat, ihm im Jahre 1224 überwies. Eine formale Bestätigung der Schenkung durch die Nachkommen des Stifters der Kirche und die Lehnherren des Gebietes, die Grafen von Eberstein, erfolgte erst 1267. Ein Deutschordenshaus wird bei dieser Kirche bald nach 1224 eingerichtet worden sein. 1244 bestanden bereits zwei Höfe, ein oberer und ein unterer. Die Ausstattung der Plauener Kirche hatte 1122 meist in Zehnteinkünften bestanden, die nun dem Orden zufielen. Besitz in der inzwischen entstandenen Stadt Plauen war hinzugekommen. Das Deutschordenshaus erwarb planmäßig Grundbesitz, teilweise durch Verzicht auf Zehntrechte. 1263 besaß es mehr als 80 Äcker, deren Größe freilich offenbleibt. Zuwendungen der Vögte und des vogtländischen Adels vermehrten diesen Besitz, so daß die Kommende im Jahre 1328 Güter und Einkünfte in 58 Ortschaften besaß und, nachdem im 15. Jahrhundert unzweifelhaft wirtschaftlicher Niedergang eingetreten war, vor der Auflösung noch immer Zinsen von 65 Bauern in 19 Dörfern, von 91/! Häusern in der Stadt Plauen und von 20 Vorstädtern bezog. Hinzu kam der in Eigenwirtschaft gehaltene Besitz. Bereits 1280 war das Haus in der Lage, dem Vogte Heinrich von Plauen Schulden in Höhe von 10 Mark Silbers zu bezahlen. Ein Anteil
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an den Einkünften der Plauener Münze wurde dafür erworben. Aber nicht immer war das Verhältnis zu den Vögten gut. Das Haus hatte dem Vogt von Plauen täglich vier Brote und zwei Kannen Bier aus seiner Brauerei zu liefern und ein Pferd für Botendienste zu halten. Hierüber kam es zum Streite. Der Vogt untersagte daraufhin seinen Untertanen, in der Johanniskirche weniger als zwei Gulden zu opfern, natürlich um die gewohnten viel geringeren Opfer der Pfarrkinder ganz zu verhindern, verbot, den Ordensbrüdern etwas zu verkaufen, ja brach schließlich mit gewaffneter Hand in den Komturhof ein, ließ das Vieh wegtreiben und verjagte die Brüder. Der Fall gelangte bis vor Kaiser und Papst. Im Jahre 1360 kam es endlich zum Ausgleich. 1332 wurde dem Orden vom Vogt Heinrich dem Langen das von ihm erbaute Spital an der Elsterbrücke überwiesen. Es war also nunmehr Gelegenheit zur Ausübung der Krankenpflege auch in Plauen. In der Tat tritt in der Folgezeit ein Spitalmeister unter den Ordensbrüdern immer wieder entgegen. Hauptaufgabe war jedoch die Seelsorge und Verwaltung des Pfarramtes. Als der Orden 1224 die Plauener Pfarrei erhielt, waren zwar bereits Teile ihres Sprengeis abgespalten worden, er war aber trotzdem noch immer sehr umfangreich. Mehr als ein Dutzend selbständiger Pfarrkirchen sind nach und nach innerhalb seiner Grenzen entstanden, die alle vom Deutschen Orden zu besetzen waren. Wir wissen nicht, ob es anfangs mit Priesterbrüdern geschah. 1448 waren von zehn Kirchen nur zwei von Priesterbrüdern verwaltet, und am Beginn des 16. Jahrhunderts waren durchweg Weltgeistliche an diesen Kirchen tätig. Nur in Plauen selbst lag Gottesdienst und Seelsorge stets in der Hand der Ordensbrüder. Aber die Zahl der Priesterbrüder war nicht klein, so daß die Möglichkeit einer anderen Besetzung in früherer Zeit sehr wohl besteht. In der Reformationszeit wird sie mit neunzehn angegeben, „vor alters" seien es zwölf Priester und zwei Ritter gewesen. Urkundliche Nachrichten aus älterer Zeit weisen ganz in diese Richtung: bereits 1288/92 sind fünf Priesterbrüder nachweisbar, dazu vier Ritterbrüder; 1448 neun Priesterbrüder und ein Schulmeister. Anders als in anderen Häusern stand an der Spitze der Priesterbrüder ursprünglich ein Prior, der gleichzeitig Pfarrer von Plauen war. Dem Komtur kam anscheinend mehr die Vertretung des Hauses nach außen hin zu. Ursprünglich war überhaupt nur ein Prior vorhanden gewesen, der seit 1267 auch als Komtur bezeichnet wird. Dann wurden beide Ämter getrennt, und im 14. Jahrhundert verschwindet der Prior. Dagegen stand auch weiterhin der Pfarrer von Plauen selbständig neben dem Komtur. Erst in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts wurde es üblich, daß der Komtur zugleich Pfarrer war. Seit 1470 heißt er obendrein Archidiakonus, womit zum Ausdruck
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gebracht wurde, daß wie der ganze Orden so auch das Haus Plauen von der bischöflichen Gewalt und der Aufsicht der bischöflichen Archidiakone eximiert war. Nicht erst seit dieser Zeit, sondern von jeher sind die ardiidiakonalen Befugnisse vom Deutschordenspfarrer in Plauen selbst ausgeübt worden. Bereits 1448 ist die geistliche Gerichtsbarkeit im Besitze des Plauener Pfarrkomturs bezeugt. An weiteren Ämtern begegnen Vizekomtur, Küster, Trappier (d. h. Kleidermeister), Kellermeister und der schon genannte Spitalmeister. Nicht ein Ordensbruder, sondern ein angestellter Schulmeister war der 1319 erwähnte rector parvulorum. Er führte den Magistertitel und war in der Lage, der Kirche zu Adorf 24 Mark Silbers zum Heile seiner Seele zu stiften. Um ganz primitiven Unterricht wird es sich also nicht gehandelt haben. 1388 war der Schulmeister zugleich Stadtschreiber (prothonotarius) der Stadt Plauen. Offensichtlich wurde also die Schule wie in Altenburg zugleich im Interesse der Stadtbürger unterhalten und unterstand wohl deren Mitaufsicht. Einen dritten Typus des Deutschordenshauses stellt Z s c h i l l e n dar. W i r hörten bereits, daß das dortige Augustiner-Chorherrenstift 1278 dem Deutschen Orden übergeben wurde, da die eingerissenen Mißstände eine Reform von Grund aus erforderlich machten. Die Bedingungen, unter denen dieser Ubergang erfolgte, waren für den Orden ungewöhnlich. Während er sonst mit allen seinen Besitzungen von der bischöflichen Gewalt eximiert war, wurden hier dem Meißner Bischof alle ihm bisher am Stift zustehenden Rechte vorbehalten. Der Orden mußte sich verpflichten, die Einkünfte des Hauses nicht, wie sonst üblich, im Heiligen Lande, in Preußen oder Livland zu verwenden, sondern nur für das Haus selbst. Auch durften ohne Genehmigung des Bischofs Veräußerungen von Liegenschaften nicht vorgenommen werden. Befreiung von den üblichen an Bischof und Papst zu entrichtenden Abgaben erfolgte nicht. Der mit der Propstei des Stiftes verbundene Archidiakonat blieb dem Orden gegen die Zusicherung erhalten, daß zu seiner Handhabung ein Propst anzustellen sei, der der Bestätigung durch den Bischof bedurfte. So stand das Haus Zschillen bis zu seiner Aufhebung stets unter einem Propste, während dem Komtur die Regelung der weltlichen Dinge zukam. Doch konnten beide Ämter in einer Hand vereinigt sein. Außer den Ritterbrüdern sollten in Zschillen stets zwölf Priesterbrüder zur Besorgung des täglichen Gottesdienstes vorhanden sein. Diese Zahl ist noch 1451 und 1503 tatsächlich erreicht worden. Uber die Zahl der Ritterbrüder sind wir nicht unterrichtet, doch ist mit Bestimmtheit anzunehmen, daß sie hinter der der Priesterbrüder zurüdcblieb. 1451 waren jedenfalls nur zwei vorhanden. Ämter hatten außer Propst und Komtur Kustos, Kel-
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lermeister, Küchenmeister, Pietanzmeister und Trappier inne. Zur Verwaltung der Archidiakonatsgeschäfte stand dem Propst ein Offizial zu Seite. Als Archidiakon unterstand der Propst auch dem Bischof von Merseburg, dem gegenüber er gleichfalls auf bestimmte Rechte verzichten mußte. Nicht alle diese Bestimmungen wurden übrigens später streng eingehalten. Deutlich wird vor allem eins: der klösterliche Charakter des Hauses sollte erhalten bleiben, vor allem in gottesdienstlicher Hinsicht. Nicht Krankenpflege oder Seelsorge, sondern der Chordienst stand hier im Mittelpunkt. Die Anpassungsfähigkeit des Ordens an die verschiedenen Formen mittelalterlichen religiösen Lebens tritt damit in helles Licht. Gleichwohl besaß das Ordenshaus den Patronat über mindestens sieben Pfarrkirchen, darunter die bedeutenden von Rochlitz und Seelitz sowie die Stadtkirche in Geithain. An anderer Stelle wird die Zahl der Kirchen sogar noch höher angegeben. Aber nur eine dieser Kirchen war 1451 mit einem Priesterbruder besetzt. Nicht eingerechnet ist dabei die Dorfkirche St. Otten in Zschillen selbst, die als Bestandteil des Hauses galt und wo der Gottesdienst stets vom Kustos versehen wurde. Eine Schule ist 1448 bezeugt. Umfangreich war auch der sonstige Besitz des Hauses. 1518 verfügte Zschillen über 455 „besessene Mann", d. h. ansässige Leute, die zu Zins und Dienst verpflichtet waren, in 22 Dörfern. Sie lagen zum Teil in einem geschlossenen Komplex, noch von der Gründung des Chorherrenstiftes her. Uber seine Leute besaß der Komtur die obere und die niedere Gerichtsbarkeit, die vom Markgrafen in zwei Etappen für insgesamt 150 Mark erworben worden war (1285). Dem Landesherrn war ein Heerfahrtwagen zu stellen. Seit etwa 1330 war Propst, später Komtur in Zschillen Heinrich von Hesler, dessen Name durch seine Bibeldichtungen („Evangelium Nicodemi" und „Apokalypse") in der Geschichte der deutschen Literatur einen guten Klang hat, doch wurden sie vor der Zschillener Zeit verfaßt. Von geringerer Bedeutung waren einige andere Deutschordenshäuser im Vogtlande. Im Jahre 1260 oder 1264 schenkte Heinrich Vogt von Plauen dem Deutschordenshause Plauen den Patronat der Pfarrkirche in R e i c h e n b a c h i. V. Die Brüder kauften in der Folgezeit mehrere Grundstücke am Orte, und einige begaben sich zu dauerndem Aufenthalte dorthin, wie dies 1274 bezeugt ist. Der Grund für eine neue Kommende war damit gelegt, und 1279 tritt in der Tat erstmals ein Komtur auf. Stets blieb die Reichenbacher Pfarre der feste Kern der Kommende. In einer ganzen Reihe von Urkundenfälschungen versuchte der Orden um die Mitte des 15. Jahrhunderts, die Rechte dieser seiner Pfarre insbesondere über wirkliche und angebliche
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Filialkirchen und ihre Einkünfte zu erweitern. Sie haben die Forschung lange irregeführt. Weniger fallen sie dem Notar Gregorius Wernher in Eger zur Last, der nur ausführendes Organ war, als den Auftraggebern, d. h. der Leitung der Bailei Thüringen. Sie sind im Zusammenhange weiterer Fälschungen zu betrachten, die der Orden bei dem gleichen „Fachmanne" damals herstellen ließ. Es ist immerhin lehrreich, was um dieses Zeit beansprucht wurde: fünf zur Pfarre gehörige Filialkirchen (Mylau, Waldkirchen, Plohn, Röthenbach und Irfersgrün) mit allen Zehnten, der Komturhof selbst, der volle Zehnt und außerdem noch Getreideabgaben von den Stadtfeldern, dazu Höfe und Hofstätten in und um Reichenbach, Zinsen von etwa 40 Bauern in Dörfern der Umgebung, die niedere Gerichtsbarkeit über diese Bauern usw. W a s davon wirklich dem Hause zugekommen ist, läßt sich nicht sagen. Wir wissen nur, daß 1448 die jährliche Nutzung etwa 130, 1451 etwa 165 Gulden betrug, ü b e r die Zahl der Brüder fehlen Nachrichten aus älterer Zeit. 1448 waren vier Priesterbrüder vorhanden. Damals bestand eine Schule. Auch das Ordenshaus S c h l e i z geht auf die Schenkung des Patronats der dortigen Pfarrkirche zurück, die Otto von Lobdeburg-Arnshaugk wahrscheinlich 1284 oder kurz vorher vollzog, „um die Seelen vor der Gefahr zu schützen und den Gottesdienst zu vermehren" (ad occurrendum periculis animarum et cultum divini nominis ampliandum). Dies ist wohl mehr als eine geläufige Wendung der Urkundensprache. Die hohen Erwartungen, die man in die seelsorgerischen Fähigkeiten der Ordensbrüder setzte, werden vielmehr deutlich. Möglicherweise gehört die Berufung des Ordens nach Sdileiz in den Zusammenhang der Gründung der dortigen Neustadt. Bereits 1285 wird dann das Deutsche Haus in Schleiz urkundlich genannt. Die Brüder hatten das Dorf Mönchgrün gekauft. Wie in Reichenbadi setzte sich also auch hier der Orden bei der ihm übergebenen Kirche zunächst mit eigenen Mitteln fest. Bereits 1292 wurden die jährlichen Einkünfte des Hauses auf 20 Mark geschätzt. Sie wurden auch weiterhin vor allem durch Käufe, aber auch durch Schenkungen vermehrt. 1448 wurden die Einkünfte mit 125 Gulden in bar und über 300 Scheffel Getreide angeschlagen, 1451 mit insgesamt über 330Gulden. NeunKirchen standen außer der Schleizer unter dem Patronat des Ordenshauses, aber nur zwei waren mit Priesterbrüdern besetzt. Insgesamt befanden sich damals fünf „Herren mit dem Kreuze" im Hause, durchweg Priesterbrüder, ferner ein Schulmeister. Ein solcher wird bereits 1375 erwähnt. Auch hier ließen sich also die Brüder den Unterricht angelegen sein. Bereits 1302 treten fünf Brüder des Schleizer Hauses als Urkundenzeugen auf, darunter zwei Ritterbrüder.
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In dem Einkommen der Kommende Schleiz war auch Einkommen aus T a n n a mit enthalten, und wir erfahren, daß sich dort drei Priesterbrüder aufhielten. Der Patronat der Tannaer Kirche war 1279 von den Vögten von Gera und von Weida dem Orden geschenkt worden. Es ist nun sehr lehrreich, daß die Schenkung 1296 wiederholt wurde, unter der ausdrücklichen Bedingung, daß eine Ordensniederlassung dort gegründet werde (ut ibidem iesidenciam iaciant corporalem). Die Motive der Patronatsschenkung auch von Plauen, Reichenbach und Schleiz werden damit deutlich: die Vögte legten Wert auf Ordenshäuser am Orte. Die Brüder waren als tüchtige Seelsorger bekannt und beliebt, wie wir dies schon im Falle von Schleiz beobachten konnten. In T a n n a ist es freilich nicht zur Gründung einer selbständigen Kommende gekommen, aber die dortige Kirche war auch keine bloße Patronatskirche des Hauses Plauen. Der Patronat wurde in der Folgezeit wiederholt bestätigt, aber nicht dem Hause Plauen, sondern dem Orden allgemein oder dem thüringischen Landkomtur. Ein 1330 genannter Pfarrer von Tanna war ohne Zweifel Weltgeistlicher. Aber 1344 ist die Rede von den „dutschen Husern zcu Slewicz unde czu der Tannen". Ein Ordenshaus scheint also damals tatsächlich bestanden zu haben, und zwar bereits in Verbindung mit Schleiz. Der Versuch des Naumburger Bischofs, die Tannaer Kirche dem Deutschen Hause in Plauen zu inkorporieren (1359), scheiterte. Vorübergehend scheinen dann die Vögte dem Orden ihren Besitz überhaupt bestritten zu haben, doch leisteten sie 1366 Verzicht. Bei der Verbindung mit Schleiz ist es später offenbar geblieben, in der Form, daß die Pfarrei in geistlicher und weltlicher Hinsicht von Schleiz aus verwaltet wurde, ohne doch ihre rechtliche Selbständigkeit einzubüßen. Ein Komtur von Tanna ist nicht bezeugt, sondern stets ist nur vom Pfarrer die Rede. Er war 1385 Priesterbruder. Noch 1503 gab es in Tanna drei Priesterbrüder. Nicht ins Bistum Naumburg, sondern bereits zur Regensburger Diözese gehörte die Kirche von A d o r f . Als Filial der Pfarrkirche von Asch gelangte sie durch Schenkung des Vogts Heinrich von Plauen 1289 an den Deutschen Orden. Wenig später wurde in Adorf eine Stadtgründung vorgenommen und die Kirche wohl im Zusammenhange damit verselbständigt. Auch die Niederlassung des Ordens mag noch im 13. Jahrhundert erfolgt sein, wahrscheinlich in einem Hofe, der 1294 für die Adorfer Kirche im Beisein des Plauener Komturs und Priors gekauft wurde. Eine Mühle wurde bald darauf erworben, und 1318 kaufte Heinrich von Kürbitz, Komtur zu Saalfeld und Asch, weitere Güter an. Eine selbständige Kommende bestand noch nicht. Wohl aber wird 1328 das „Haus der Deutschen Brüder" in Adorf mit seinem
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Komtur Johannes von Siebleben genannt. Eine Verselbständigung war also inzwischen erfolgt. Die Kommende besaß damals Güter und Einkünfte bescheidenen Umfangs außer in Adorf selbst in fünf Dörfern. Einiges kam in der Folgezeit hinzu, und 1337 hören wir vom Bau eines Verbindungsgangs zwischen Deutschem Hause und Kirche. Man darf vermuten, daß er um des Chordienstes der Brüder willen angelegt wurde. Es muß damals ein wirklicher Konvent in Adorf vorhanden gewesen sein, und in der Tat begegnen 1366 neben dem Komtur ein Priesterbruder und ein Bruder Hofmeister als Urkundenzeugen. Zu größerer Bedeutung ist jedoch das Haus nie gekommen, wenn es auch die der ursprünglichen Mutterkirche in Asch immerhin übertraf, und es scheint, daß in späterer Zeit die Geschäfte des Komturs sich in der Wahrnahme des Pfarramtes erschöpften. Die Einkünfte wurden 1448 auf etwa 176 Gulden angeschlagen, waren also ungefähr ebenso hoch wie in Reichenbach, doch waren nur drei Priesterbrüder am Orte. Die Schule wurde von einem nicht dem Orden angehörenden Schulmeister verwaltet. Stets von geringer Bedeutung ist anscheinend auch die Kommende des Deutschen Ordens in D o m m i t z s c h an der Elbe gewesen, obwohl sie zu den ältesten in Mitteldeutschland gehört. Bereits 1219 eignete Markgraf Dietrich von Meißen, der 1198 bei der Gründung des Ordens in Akkon zugegen gewesen war, diesem das Dorf Niprodeviz, das mit neuem Namen Hagenendorph hieß (Hohendorf zwischen Trossin und Roitzsch?), also eine slawische, jetzt aber mit deutschen Bauern besetzte Siedlung, in piovintia Domuts. 1223 fügte Landgraf Ludwig von Thüringen als Vormund des unmündigen Markgrafen Heinrich des Erlauchten zwei Dörfer Rodhewiz (oder ob identisch mit Nip-rodewiz?) und Bnewetiz hinzu mitsamt dem Burgkorn und weltlichem Gericht. Aus diesen Schenkungen erwuchs eine Kommende, die sogar die Reformationszeit überdauert hat. Doch mangelt es durchaus an Nachrichten über sie. Kern des Hauses war die Pfarrkirche der Stadt. Außerdem hatte der Komtur nach den Visitationsakten von 1529 denPatronat über die Kirchen von Falkenberg, Trossin und Kreischau inne. es mag sein, daß dies nicht die einzigen waren. Als Besitz der Kommende sind sonst nur zwei wüste Marken Drognitz und Waltersdorf bei Dommitzsch überliefert. Sie gehörte nicht zur Bailei Thüringen, wie die übrigen mitteldeutschen Ordenshäuser, sondern zur Bailei Sachsen, lag aber auch von den Häusern dieser Bailei weit entfernt. Nur ganz vorübergehend hat der Orden in der Oberlausitz Besitz gehabt. Hier gehörte ihm der Patronat der Pfarrkirche in Pulsnitz. Man weiß nicht, wie er diesen Besitz erlangt hat. Die Absicht, hier
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eine Kommende einzurichten, hat anscheinend nie bestanden, denn bereits 1225 wurde die Kirche an den Bischof von Meißen veräußert (vgl. S. 84). In weit geringerem Maße als der Deutsche Orden hat der ältere Ritterorden der Johanniter in Mitteldeutschland Fuß fassen können, nämlich im Grunde nur mit einer Niederlassung in Z i t t a u , die also noch dazu nicht innerhalb des Bereichs der mitteldeutschen Bistümer, sondern im Bistum Prag lag. Der Ursprung der Niederlassung ist dunkel. Sicherlich erfolgte sie von Böhmen her, wo der Orden in Deutschland zuerst auftauchte. Sie unterstand demnach dem Großpriorat Böhmen und Polen. Der erste feste Anhaltspunkt ist ein Ablaßbrief des Bischofs Paul von Krakau von 1289 für eine Reihe von Johanniterkirchen, darunter auch die Johanneskirche in Zittau. Aber bereits 1275 kauften die Zittauer das Dorf Herrendorf vom Johanniterorden, der also damals in der Zittauer Gegend bereits begütert war. 1291 wird ein Bruder Pfarrer genannt. Das ganze Mittelalter hindurch sind die Johanniter die Verwalter des gesamten Zittauer Kirchenwesens geblieben, mit alleiniger Ausnahme der Franziskanerkirche, wobei die Bürgerschaft ihren Einfluß durch „Kirchväter" seit dem 14. Jahrhundert freilich ebenfalls geltend machte. Zahlreiche Stiftungen von Seelenmessen und Altären kamen den Brüdern zugute, insbesondere die 1373 gestiftete „Pietanz" zu ihrer leiblichen Versorgung, die in der Folgezeit weitere Zuwendungen erhielt. Das Bestreben war offensichtlich nicht auf den Erwerb von Grundbesitz, sondern von laufenden Einkünften gerichtet. Sie wurden 1373 auf 290 bis 350 Gulden geschätzt, einschließlich des Zehnten und des Zolls, den die Kommende somit besaß. Die Zahl der Brüder betrug 1373 neun, dazu drei Weltgeistliche. Ein Ritterbruder war nicht darunter. 1396 waren ebenfalls zwölf Stellen vorhanden, doch wurde damals die Errichtung einer 13. und 14. Stelle ins Auge gefaßt. Jeder Bruder besaß also eine eigene Pfründe. Die Brüder stammtan, soweit die Namen einen Schluß zulassen, vorwiegend aus Zittau selbst, aus der Oberlausitz, Böhmen und Schlesien. Der Komtur war zugleich Pfarrer, die übrigen fanden als Meßpriester der zahlreichen Altäre Verwendung. Im Laufe des 15. Jahrhunderts tauchen dann immer mehr Weltgeistliche als Altaristen auf, es muß unentschieden bleiben, ob infolge Vermehrung der Zahl der Altäre oder Verminderung der Zahl der Brüder. Doch ist das letztere wahrscheinlicher, da ja bereits 1373 drei Stellen mit Weltgeistlichen besetzt waren. An der Frauenkirche in der Stadt war immer ein Weltgeistlicher tätig. Eine Schule bestand in Zittau bereits im Jahre 1310, doch ist sie nicht von den Johannitern eingerichtet worden. Erst 1352 wurde dem Komtur das Recht eingeräumt, bei der Berufung des Schulmeisters mitzuwirken.
Johanniter in Zittau • Orden des HI. Grabes in Droyßig
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Lediglich als ein Ableger der Zittauer Kommende kann diejenige in Hirschfelde gelten. Die dortige Pfarrkirche war ebenfalls den Johannitern übergeben, seit wann steht dahin (bezeugt 1365). 1373 befanden sich nur drei Ordenspriester in Hirschfelde. Die Schätzung der Einnahmen schwankt zwischen 44 und 75 Gulden. Ein Komtur wird in unsicherer Überlieferung zuerst 1352 genannt; ein Bruder Nikolaus von Hirschfelde kommt bereits 1337 vor, doch wird er sich nicht nadi der Kommende, sondern nach dem Geburtsort genannt haben. Der Komtur gehörte dem Zittauer Konvent an. Sehr spät erst, nämlich zwischen 1493 und 1517, ging der sogenannte Tempelhof in D r o y ß i g (bei Zeitz) an den Johanniterorden über. Man hat aus dem Namen auf eine Niederlassung des ältesten Ritterordens der Templer am Orte geschlossen, und in der Tat ist in einer Urkunde von 1478 von den Tempelherren zu Droyßig die Rede. Aber 1493 nannten sich die Brüder selbst „vom Orden des Heiligen Grabes zu Jerusalem zu dem Hause Droyßig". Der Templerorden war ja damals längst aufgelöst und vernichtet worden (1311). Es ist richtig, daß seine Besitzungen zum Teil an die Johanniter gelangten und diese infolgedessen gelegentlich in den Häusern, wo sie die Nachfolge angetreten hatten, als Templer bezeichnet wurden. Aber bereits 1215 bestätigte Friedrich II., daß der Edelfreie Albert von Droyßig gemeinsam mit seiner Gemahlin ein Haus, das er in Droyßig erbaut hatte, samt der dortigen Pfarrkirche mit weiterem Zubehör aus Eigen- und Reichsgut „dem Heiligen Grabe" geschenkt habe, und 1303 stellten die „Brüder von dem Orden des Heiligen Grabes zu Droyßig und Utenbach" eine Urkunde aus. Es kann also kein Zweifel sein, daß Droyßig von Anfang an eine Niederlassung des Ordens des Heiligen Grabes gewesen ist und der Name „Tempelherren" eine volkstümliche Bezeichnung für die Brüder dieses wenig verbreiteten Ritterordens war, der gelegentlich auch einmal in der wettinischen Kanzlei verwendet wurde. Eine Zweigniederlassung des Droyßiger Hauses muß vor 1303 in Utenbach bei Apolda entstanden sein. 1489 vereinigte Papst Innozenz VIII. den Grabesorden mit dem Johanniterorden, und so bestätigte 1518 der Großprior dieses Ordens, Johann von Hattstein, den bisherigen Droyßiger Prior als Komtur. Aber zu einer wirklichen Übernahme des Hauses scheint es nicht mehr gekommen zu sein, denn 1535 nannte sich der Vorsteher des Droyßiger Hauses noch immer Propst, die Brüder aber, deren Zahl fünf betrug, hießen conventuaüs brüder. Was Albert von Droyßig veranlaßt hat, schon 1215 diesen damals im Abendlande kaum verbreiteten Orden in das entlegene Droyßig zu ziehen, steht dahin. Albert genoß bei vier deutschen Königen, Friedrich I., Heinrich VI., Philipp und Friedrich II. hohes Ansehen und muß im Reichs-
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Klöster und Stifter
dienst eine hervorragende Rolle gespielt haben; wir wissen, daß er auch in Sizilien tätig war. Die beste Erklärung ist wohl, daß er den Orden als Kreuzfahrer oder Wallfahrer im Heiligen Land selbst kennenlernte. Die Nachrichten über die Geschichte des Hauses sind dürftig. Wir wissen nur, daß es in Grimma ein Hospital besaß (zuerst nachweisbar 1440).
4. N E U E P F A R R K I R C H E N I N L A N D U N D S T A D T Um das Jahr 1100 darf die Zahl der Pfarrkirchen im Bistum Meißen, wie im einzelnen gezeigt worden ist (vgl. das 5. Kapitel des 1. Teils), mit höchstens 40 veranschlagt werden. Die sogenannte Meißner Bistumsmatrikel von 1495, ein für Zwecke der Abgabenexhebung hergestelltes Register aller Pfründen der Diözese, nennt dagegen nicht weniger als 897 Pfarrkirchen. Das Verzeichnis beruht auf einer verlorenen älteren Fassimg aus dem Jahre 1346. Die seither neu entstandenen Kirchen sind natürlich ergänzt worden, und sie alle auszuscheiden ist unmöglich, da entsprechende Nachrichten nur vereinzelt auf uns gekommen sind. Eindringende Untersuchung hat immerhin ergeben, daß die Zahl dieser jüngeren Kirchen keineswegs groß gewesen sein kann. Wenn Auspfarrung, d. h. Erhebung von Kapellen oder Filialen zu selbständigen Pfarrkirchen oder völlige Neugründung solcher beurkundet wird, so geschieht dies in der Mehrzahl der Fälle schon vor dem Jahre 1346, ja noch vor 1300. Es ist dabei zu berücksichtigen, daß die Zahl der erhaltenen Urkunden für das Spätmittelalter ungeheuer anwächst, wodurch das Sinken der Zahl der Kirchgründungsurkunden erst das rechte Gewicht erhält. Gewiß ruhen die Urkunden der Zeit nach 1300 zum großen Teil noch ungedruckt in den Archiven, aber für kleinere Gebiete ist auch dieses Material vollständig durchgearbeitet worden, wobei sich das Gesagte bestätigte. Nur ganz wenige Kirchen sind im 14. und 15. Jahrhundert neu entstanden, im Bereich eines Erzpriestersprengels kaum mehr als zwei oder drei. Landschaftliche Verschiedenheiten sind dabei natürlich zu berücksichtigen. Im spätbesiedelten Erzgebirge, wo auch im Spätmittelalter Bergbau und Waldnutzung noch neue Siedlungen entstehen ließen, ist die Zahl der späten Kirdigründungen höher als in den Altsiedelgebieten des Niederlandes, wo im Gegenteil während der „negativen Siedlungsperiode" des 14. und 15. Jahrhunderts nicht wenige Dörfer wüst wurden und auch manche Kirche eingegangen sein mag, wie sich dies in Einzelfällen tatsächlich nachweisen läßt (z. B. Olschwitz, vgl. Bd. 1 S. 162, oder Wüstung Köllsdorf bei Lausidc, 1181 ecclesiain Clobelochstoiph, vgl. S. 366, oder Kathewitz bei Schönburg a. d. Saale, an die nodi der Flurname Kaitzkirdie erinnert. Weitere Beispiele S. 382). Gelegentlich haben sich sogar bauliche Reste solcher untergegangener Kirchen erhalten; am eindrucksvollsten wohl inWendisch-Drehna (Kr. Luckau), wo
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Neue Pfarrkirchen
der zinnengekrönte massige Turm der „Wüstekirche" fünfundzwanzig Meter hoch über die Ebene ragt. Unweit davon liegen die Ruinen der gleichfalls untergegangenen Kirche von Bornsdorf. Nicht die Spätzeit katholischen Kirchentums in Mitteldeutschland im 14. und 15. Jahrhundert, sondern das 12. und 13. Jahrhundert, mit anderen Worten die Zeit der großen deutschen Ostsiedlung, ist zugleich die Zeit großzügigsten Ausbaus des Pfarrnetzes. Der Folgezeit blieb im wesentlichen nur die Ausschmückung dieser Kirchen durch Altarstiftungen, die sich nun in fast unglaublicher Weise häuften. Wie dicht die Pfarrkirchen auch im Gebiet östlich der Elbe sogar schon im Beginn des 13. Jahrhunderts lagen, ergibt eine ins Jahr 1220 zu setzende Urkunde für das Kreuzkloster in Meißen: die Kirchen von Lampertswalde mit Filial Blochwitz, von Walda, Linz, Oelsnitz und Schönfeld (alle bei Großenhain zwischen Röder und Pulsnitz) waren damals bereits vorhanden. Wenig weiter östlich erscheinen 1225 die Pfarrer von weiteren vier Kirchen: Pulsnitz, Bischheim, Gersdorf, Neukirch., dazu die Stadtpfarrer von Großenhain selbst und Kamenz. Man wird nicht fehlgehen, wenn man um das Jahr 1300 die Zahl der Pfarrkirchen im Bistum Meißen mit etwa 800 annimmt. In den beiden Jahrhunderten der deutschen Siedlungszeit hat sie sich etwa verzwanzigfacht. Im Bistum Merseburg, das ja wesentlich kleiner war, darf man die Zahl der Pfarrkirchen um 1100, abgesehen von den Kirchen des Bistumssitzes selbst, auf höchstens 25 bis 30 schätzen, wobei aber zu berücksichtigen ist, daß etwa ein Drittel davon im Gebiet unmittelbar um Merseburg selbst, zum großen Teile im Lande westlich der Saale, zu suchen ist. Ein Hussitensteuerregister des Bistums Merseburg von 1428 nennt dagegen 168 Pfarrkirchen. Vollständig is es nicht, es fehlen beipielsweise die Pfarreien des Archidiakonats Zsdiillen, da der Pfarrer von Königsfeld die Beisteuer geschlossen entrichtete. Etwa 15 Kirchen sind hier hinzuzurechnen. Ferner fehlen die Kirchen der Stadt Leipzig und andere vereinzelte. Wenn auch in diesem kleinen Bistum, das um 1100 bereits als wesentlich besser erschlossen gelten muß als Meißen, die Zahl der Kirchen somit nicht so erstaunlich anwuchs wie im weiter östlich gelegenen Gebiet, so darf man doch 1428 das Siebenfache, um 1300 mindestens das Sechsfache der Zahl von etwa 1100 veranschlagen. Im Bistum Naumburg betrug die Zahl der Pfarrkirchen um 1100 höchstens etwa 35. Eine vergleichbare Zahl aus dem Spätmittelalter fehlt, da eine registerförmige Aufzeichnung über die Kirchen dieser Diözese bisher nur bruchstückweise bekannt geworden ist. So sind wir zunächst angewiesen auf ein Verzeichnis derjenigen Pfründen, die in den Jahren 1317 — 1319 vakant geworden waren und deren Einkorn-
Zahl der Pfarrkirchen
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men Papst Johann XXII. auf eine gewisse Zeit für sich beanspruchte. Das Verzeichnis nennt 52 Pfarrkirchen, die glücklicherweise nach Archidiakonatsbezirken gruppiert sind. Für den Muldensprengel (archidiaconatus Irans Muldam) besitzen wir nämlich ein Verzeichnis der Pfarrkirchen von etwa 1475. Es nennt 30 Pfarrkirchen, wobei Schneeberg und Neustädtel, die erst dem Bergsegen des ausgehenden 15. Jahrhunderts ihre Entstehung verdanken, zunächst nicht genannt sind, sondern erst in einem Nachtrag folgen. Auch die übrigen Orte gehören durchweg nicht der bergmännischen, sondern zunächst der bäuerlichen, ins 12. Jahrhundert zu setzenden Besiedlung des Westerzgebirges an. Dies gilt auch für die späteren Bergstädtchen Eiterlein und Zwönitz. Jüngere Kirchen wie die von Eibenstock, Sosa und Hundshübel nennt unsere Liste noch nicht; sie waren um 1475 noch nicht selbständige Pfarreien. Berücksichtigt man noch, daß Grünhain bestimmt, Griesbach wahrscheinlich der Liste hinzuzufügen sind, so wird man annehmen dürfen, daß die Zahl von 30 Pfarrkirchen im Muldensprengel bereits für das Jahr 1320 anzusetzen ist. Das Verzeichnis von 1320 nennt fünf, die in den letzten drei Jahren vakant geworden waren. Die wirkliche Zahl der Kirchen betrug also etwa das Sechsfache, und wir kommen somit, wenn wir von der Gesamtzahl 52 ausgehen, auf etwa 300 Kirchen für das Bistum. Zur Kontrolle dieser rohen Rechnung kann dienen, daß im Pleißensprengel 1320 zwölf Pfarrkirchen genannt werden. Ein Subsidienverzeichnis von 1524 nennt 50. Vollständig ist auch dieses keineswegs. Es fehlen beispielsweise die Kirchen der Stadt Altenburg; Zwickau mit mindestens drei Pfarrkirchen wird nur summarisch genannt. Ferner fehlen die 1320 aufgeführten Kirchen von Kriebitzsch, Ponitz und Ziegelheim sowie das bereits 1170/75 als Pfarrkirche belegte Jerisau, offenbar weil sie die geforderten Abgaben bereits bezahlt hatten, während das Register nur die noch ausstehenden Kirchen anführt. Dies fällt sofort ins Auge, aber eindringende Untersuchung ergibt noch mehr. In Wirklichkeit umfaßte der Pleißensprengel in der Reformationszeit fast die doppelte Anzahl Pfarrkirchen, von denen höchstens etwa zehn erst dem 14. und 15. Jahrhundert ihre Entstehung verdanken. Ergab sich also im Vergleich mit dem Register von 1320 im Muldensprengel die Schlüsselzahl 6, so würde sie im zum größten Teil altbesiedelten Pleißensprengel sogar 7 bis 8 sein, und die Zahl der Kirchen im gesamten Bistum würde sich demnach um 1320 auf über 350 belaufen. Dies wäre das Zehnfache des Bestandes von um 1100. Nach der ersten Berechnung käme man auf das Acht- bis Neunfache. Legen wir diese Zahl zugrunde, so greifen wir bestimmt nicht zu hoch, auch wenn wir die Zufälligkeit der für das Jahr 1320 überlieferten Zahl in Rechnung stellen. 23 Schlesinger II
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Die so gewonnenen Vergleichszahlen entsprechen durchaus dem Bilde, das wir uns von dem Zustande der drei Bistümer in der Frühzeit machen konnten. Der Merseburger Sprengel war am engsten an das mutterländische Deutschland angelehnt und erstredete sich zudem meist über altbesiedeltes Land. Hier war die Zahl der Kirchen um 1100 im Verhältnis zur Größe der Diözese am höchsten, das Anwachsen bis zum Ende der Siedlungszeit infolgedessen vergleichsweise am geringsten. Ganz anders in der Meißner Diözese: sie war am längsten und ärgsten den Unbilden des Grenzkrieges ausgesetzt gewesen, und ihr Gebiet umfaßte weite Strecken spätbesiedelten Landes, im Erzgebirge, vor allem aber auch östlich der Elbe, wo die Kirchengründungen um 1100 ohnehin eben erst in den Anfängen steckten. In dieser Diözese vermehrte sich die Zahl der Pfarrkirchen ganz folgerichtig am meisten. Eine Mittelstellung nahm Naumburg ein. Der Nordteil der Diözese ähnelte der Merseburger, der Südteil dagegen, Vogtland und Westerzgebirge, war zunächst nur schwach oder überhaupt nicht besiedelt und wurde erst durch deutsche Bauern erschlossen. Um 1100 gab es hier nur die eine Kirche in Veitsberg. Wir wundern uns nicht, daß Naumburg auch hinsichtlich der relativen Vermehrung der Pfarrkirchen eine Mittelstellung zwischen Merseburg und Meißen einnimmt. Um das Jahr 1300 darf man das Netz der Pfarrkirchen in allen drei Diözesen als etwa gleich dicht ansehen, abgesehen vielleicht von einigen Strichen der Niederlausitz, wo es aber auch später verhältnismäßig weitmaschig geblieben ist. Es liegt auf der Hand, daß nicht jede einzelne der im 12. und 13. Jahrhundert entstandenen Pfarrkirchen im folgenden behandelt oder auch nur genannt werden kann. Erwägt man, daß für die weitaus meisten Kirchen ältere Quellen fehlen, nicht wenige vielmehr erst in den Visitationsakten der Reformationszeit erstmals genannt werden, obwohl sie vielleicht schon im 12. Jahrhundert, sicherlich aber im 13. bestanden, würde ein solches Unternehmen die Grenzen, die uns hier gesteckt sind, völlig sprengen, denn es wäre in allen diesen Fällen eindringende Einzeluntersuchung nötig. So muß die Beschränkung auf große Umrisse genügen, die sich auch ohne solche Untersuchungen erkennen lassen. Etwas eingehendere Behandlung einer Anzahl charakteristischer Fälle vermag dem gewonnenen Bilde Farbe zu geben. Die Vermehrung der Pfarrkirchen ist auf doppelte Weise erfolgt; durch Zerteilung alter Parochien und durch Kirchgründung „aus wilder Wurzel", also im bisher unbesiedelten Lande, das noch zu keiner Parochie gehörte, ganz ähnlich also dem Siedlungsvorgang, der sich ja auch in doppelter Form, durch Ausbau des Altlandes und durch Rodung, vollzog. Während aber die beiden Arten der Siedlung auch zeitlich un-
Zerteilung der Großparochien
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terschieden werden können, indem, auf das Ganze gesehen, die eine die andere ablöste, ist dies bei den analogen Vorgängen der Kirchgründung nicht der Fall. Sie gehen vielmehr Hand in Hand. Bereits im Beginn des 12. Jahrhunderts erfolgten im Südteil der Naumburger Diözese Kirchgründungen außerhalb der bisher bestehenden Parochien. Sie sind zwar ihrer ganzen Art nach noch dem Typus der älteren Pfarreien zuzurechnen, wurden aber andererseits ohne Zweifel durch die Erwartung deutscher Ansiedler veranlaßt. Man suchte weite, noch ungerodete Gebiete in die künftigen Sprengel einzubeziehen. Ähnliches geschah noch früher in Lausick (um 1105) in der Diözese Merseburg, wo diese Ansiedler schon eingetroffen und neue Dörfer bereits gegründet waren. Im Jahre 1154 bei der Anlegung des niederländischen Kolonistendorfes Kühren bei Würzen wurde vorgesehen, daß das Dorf eine eigene Kirche erhielt, wobei von einer Herauslösung aus einer älteren Parochie nicht die Rede ist. Audi die fränkischen Kolonisten in Taubenheim haben 1186 einen eigenen Pfarrer. Damit stehen wir bereits in der Höhezeit der deutschen Siedlung durch Waldrodung. Gleichzeitig fanden während des ganzen 12. Jahrhunderts im altbesiedelten Lande Auspfarrungen statt, d. h. die übergroßen Parochien, die in der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts gebildet worden waren, wurden zerschlagen. Als Beispiel mag die schon oft genannte Parochie Altkirchen bei Altenburg dienen (vgl. Bd. 1 S. 182). 1140 war eine einzige Filialkirche in Schwanditz vorhanden. Als dann 1192 König Heinrich VI. die Parochie dem Altenburger Hospital schenkte, gab es in dem Sprengel bereits mehrere „Kapellen". Sie haben sich in der Folgezeit verselbständigt. Wir hörten bereits, daß der Sprengel der Altpfarrei 1140 über 30 Dörfer umfaßte, in der Reformationszeit dagegen nur noch 17, wobei allerdings einige untergegangen sind. Ganz ähnlich lagen die Dinge inProfen (vgl. Bd. 1 S. 179). Hier wurde 1170 bestimmt, die innerhalb der Parochie schon erbauten und künftig zu erbauenden Kirchen sollten von der Mutterkirche abhängig bleiben. Dieselbe Bestimmung wurde aber bereits 1118 und 1122 für Zwickau und Plauen gleich bei der Gründung getroffen. Es wird ersichtlich, daß die Zerschlagung der Großparochien schon einsetzte, als ihre Bildung eben abgeschlossen wurde, um das Jahr 1100, d. h. gleichzeitig mit dem Beginn der Ostsiedlung im Lande. Während aber der siedlerische Ausbau des Altlandes in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts im wesentlichen als abgeschlossen gelten darf, nahm der kirchliche Ausbau längere Zeit in Anspruch. Noch das ganze 13. Jahrhundert hindurch hören wir von der Bildung neuer Parochien durch Zerschlagung alter, und erst im Beginn des 14. Jahrhunderts sehen wir den Vorgang im wesentlichen zu Ende gebracht. Es ist dabei so, daß nur in den seltensten Fällen Urkunden vorhanden sind, die die Ausglie-
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derung einer neuen Pfarrkirche aus einer alten Parochie zum Gegenstand haben, sondern meist treten plötzlich selbständige Kirchen an Orten entgegen, deren frühere Zugehörigkeit zu anderen Kirchen sich aus gewissen Indizien (vgl. Bd. 1 S. 155) ergibt. So ist es ein glücklicher Zufall, daß wir die an sich auf der Hand liegenden Motive solcher Sprengelzersplitterung wenigstens in einem Falle einmal schwarz auf weiß erfahren: Bischof Engelhard von Naumburg weihte 1226 die Kirche von Sdiellsitz, die gegründet worden war, weil die weiten Kirchwege vor allem bei Taufe und Beerdigung lästig und nicht ohne Gefahr waren (tum propler iemotionem viarum tum pioptei asperilalemtemporis tarn in delerendis corporibus deiunctoium quam parvulorum baptismatibus pluiima sepe peiicula posse emeigi perpendimus). Ähnliche Gründe werden 1281 bei der Gründung der Parochie Großstorkwitz angegeben (vgl. S. 363). Es war also das Bedürfnis und der Wunsch der Pfarreingesessenen, der zur Gründung neuer Kirchen führte. In erster Linie gilt dies natürlich für die zuwandernden Deutschen. Sie kamen aus einem Lande, in dem die regelmäßige kirchliche Versorgung der Bewohner seit Jahrhunderten zur Gewohnheit geworden war und Kirchwege von mehreren Stunden jedenfalls die Ausnahme bildeten. War es ein Wunder, daß sie bei der Ansiedlung, die ja nicht nur zu ihrem, die eine neue Scholle suchten, eigenem Nutzen, sondern zugleich auch zum Nutzen der Grundherren erfolgte, die Herrschaft über Land und Leute und Vermehrung ihrer Einkünfte gewannen, die Errichtung von Kirchen zur Bedingung machten? Man darf sich nicht dadurch täuschen lassen, daß als Kirchgründer fast nur die Grundherren entgegentreten, wie sich aus den Urkunden und den späteren Patronatsverhältnissen ergibt. Schwerlich würden diese aus freien Stücken so viele Kirchen in den Neudörfern gegründet haben, wenn sie nicht durch diese Zugeständnisse erhöhte Aussicht gehabt hätten, siedelwillige Bauern an sich zu ziehen. Es wurde bereits wiederholt darauf hingewiesen, daß die Gründung der Kirchen in Zwickau und Plauen offensichtlich in Erwartung zuströmender deutscher Bauern erfolgte. Besonders deutlich ist das Zusammenspiel von Kirchgründung und Ansiedlung bei den Kolonistendörfern der Niederländer zu beobachten. Das Beispiel Kühren wurde bereits genannt. Hinzuzufügen ist Flemmingen bei Naumburg, wo zwar eine Kirche erst sehr spät bezeugt ist (1304), aber bereits im Jahre 1152 bestanden haben muß, da Bischof Wichmann den Ansiedlern damals gewährte, daß der Dompropst das Sendgericht in ihrem Dorfe abhalten solle (synodum suum cum eis celebret), was nur in oder vor der Kirche geschehen sein kann. Weitere Urkunden sind aus unseren Diözesen nicht überliefert, wohl aber aus
Neugründung .aus wilder Wurzel"
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der Erzdiözese Magdeburg: auch in den Niederländersiedlungen Pechau (1159), Groß-Wusterwitz (1159) und Krakau (1158/66) wurde von Anfang an eine Kirche vorgesehen, ebenso in Naundorf bei Dessau (1159). Das Bild rundet sich, wenn wir hören, daß schon 1106 Erzbischof Friedrich von Hamburg-Bremen den niederländischen Kolonisten, die er in Bruchländereien an der unteren Weser ansiedelte, das Recht einräumte, überall dort Gotteshäuser zu errichten,wo es ihnen angemessen erschien, und sie mit einer Hufe auszustatten. Er selbst stellte einen Anteil des Bischofszehnten für die Ausstattung zur Verfügung. Deutlich wird das Bestreben der Niederländer, möglichst viele Kirchen zu besitzen, am liebsten in jedem ihrer Dörfer eine Pfarrkirche. Ob nicht auch zwischen Röder und Pulsnitz, wo wir auf engem Räume 1220 die Existenz von fünf Pfarrkirchen und einem Filial feststellen konnten und wenig weiter östlich gleich vier weitere Pfarrkirchen 1225 vorfanden (vgl. S. 18 f.), die Ansiedler Niederländer waren? Um eine Einzelerscheinung handelt es sich hierbei nicht, denn schon 1198 wurde die Stiftungsurkunde der Pfarrkirche in Sitzenroda von den Pfarrern der beiden nordöstlich Würzen nahe beieinander gelegenen Dörfer Thammenhain und Falkenhain bezeugt. Im Wurzener Land aber ist durch die Kührener Urkunde niederländische Siedlung ja tatsächlich nachzuweisen. Ähnliche Verhältnisse müssen überall dort vorausgesetzt werden, wo Bauern niederländischer Herkunft sich ansiedelten, also bis an den Rand des Mittelgebirges hin (vgl. S. 18). Für die aus dem westlichen Mitteldeutschland und dem Maingebiet sowie in geringerem Maße aus Oberdeutschland zuströmenden Ansiedler fehlt es an Ansiedlungsverträgen, die derartig klaren Einblick gewähren. Aber andere Beobachtungen vermögen hier weiterzuhelfen. Besagt nicht der häufige Ortsname Neukirchen, daß eine Kirche gleich bei der Gründung des Ortes angelegt wurde? Er begegnet bei Borna, bei Waldenburg, bei Crimmitschau, bei Chemnitz, bei Lauchstädt und bei Wilsdruff, in der Form Neukirch bei Pulsnitz und am Hohwald in der Oberlausitz. Hinzu kommen Markneukirchen und Bobenneukirchen im Vogtland. Weiterhin ziehen das Augenmerk auf sich Ortsnamen wie Waldkirchen im Vogtlande und bei Zschopau, Hohenkirchen Kreis Zeitz und bei Rochlitz, wozu der bekannte Schlachtort Hochkirch in der Oberlausitz kommt, Rothenkirchen im Vogtland, Kirchberg im Westerzgebirge und bei Stollberg sowie Kirchbach bei öderan. Kirchdorf an der Saale wurde schon an anderer Stelle erwähnt (vgl. Bd. 1 S. 160). Es lassen sich hinzufügen die nach Kirchenheiligen benannten Orte der Glauchauer Gegend im Mülsen- und Lungwitztale: Mülsen St. Micheln, St. Niklas und St. Jakob, wobei allerdings St. Jakob als Filialkirche vielleicht jüngeren Ursprungs ist, sowie St. Egidien und St. Peter an
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der Lungwitz, das heutige Niederlungwitz. Seine Kirche war zwar in der Reformationszeit Filial von Lobsdorf, doch fragt man sich, ob dieser Zustand der ursprüngliche gewesen ist. Weiter sind zu nennen St. Gangloff bei Stadtroda und St. Michaelis bei Freiberg sowie Martinskirchen bei Mühlberg und Lorenzkirch bei Strehla. Fast alle diese Orte liegen im Rodungsgebiet des Mittelgebirges und seines Vorlandes; eine Ausnahme machen nur Martinskirchen, Lorenzkirch, Hochkirch (Umbenennung für slavisch Bukewiz, so noch 1222) und Neukirchen bei Borna. Einige der Orte, wie Neukirchen bei Crimmitschau und Rothenkirchen, sind jüngeren Ursprungs und gehören nicht mehr der großen Siedlungszeit an. Bei der Mehrzahl aber ist dies der Fall. Die Namen zeigen die enge Verbundenheit der Ansiedler mit dem kirchlichen Wesen und den Wert, den man auf den Besitz einer Kirche legte. Sie zeigen aber auch, daß die Kirche im Ort nicht selbstverständlich war, sondern das Dorf, wo sie stand, aus den übrigen Ortschaften der Umgebung heraushob. Sicherlich war auch in den Teilen Sachsens und der angrenzenden Gebiete, die nicht von Niederländern, sondern vorwiegend von Franken besiedelt wurden, das Bestreben vorhanden, möglichst in jedem größeren Dorfe eine Kirche zu erbauen. Durchgeführt wurde dies jedoch nicht, sondern es wurden meist mehrere Dörfer zu einer Parochie zusammengefaßt. Anfänglich wurden teilweise sogar sehr große Bezirke gebildet, wie im einzelnen noch darzulegen sein wird. Diese Parochien sind in der Folgezeit vielfach ihrerseits wieder unterteilt worden. Auch der Name Neukirchen kann ja so verstanden werden, daß die neue Kirche im Gegensatz zu einer älteren steht, zu der sich das Dorf ursprünglich hielt. Voraussetzung ist dann allerdings ein Ortsnamenwechsel, und es darf immerhin darauf hingewiesen werden, daß Neukirchen bei Chemnitz schon um 1200 als Nova ecclesia, Neukirch am Hohwaldl222 als Neinkirgen zu belegen sind, daß also hier die Gründung der neuen Kirche doch wohl gleich bei der Ortsgründung erfolgte. In diesenZusammenhang gehört eine Stelle aus einem allerdings erst im 15. Jahrhundert überlieferten Benedictionale, die aber als wesentlich älter angesehen wird und die sich mit der kirchlichen Weihe neugegründeter Dörfer, vermutlich deutscher Ostsiedlungsdörfer, befaßt. Wir wissen natürlich nicht, ob diese Weihe in der hier vorgeschriebenen Form gerade in Mitteldeutschland wirklich stattfand, aber das Ganze ist doch so charakteristisch, daß man unbedenklich annehmen darf, daß wenigstens Ähnliches vorgenommen worden ist. Gleich das Eingangsgebet des Formulars, Deus cuius anliqua miracula,
das auch f ü r das
Wachstum der Kirche bittet, weist auf die Frühzeit der Ostsiedlung hin, als das zu besetzende Land noch als heidnisch galt, würde also gut in das Mitteldeutschland der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts passen.
Kirchen in Ortsnamen • Weihe neuer Dörfer
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Es wurde sodann Matth. 5, 13—16 vorgelesen. „Ihr seid das Salz der Erde" und „Man zündet auch nicht ein Licht an und stellt es unter den Scheffel" sind die wesentlichen Gedanken dieser für den besonderen Zweck sicherlich außerordentlich passenden Lesung. Der Priester exorzisierte darauf Wasser und Salz zweimal, weihte Asche und Wein und machte aus Wasser, Salz, Asche und Wein eine Mischung, die mehrmals besonders geweiht wurde, damit sie für Mensch und Tier und das ganze Dorf heilsam werde. Sodann weihte er ein kleines Kreuz und durchschritt damit das ganze neuangelegte Dorf, mit dem Kreuze und der geweihten Mischung Segen spendend. Nach diesem Umgang wurde das kleine Kreuz an einem großen befestigt, das als Dorfkreuz aufgestellt wurde und fortan den Mittelpunkt des ganzen Dorfes bilden sollte. Ob der häufige Flurname „beim heiligen Kreuz" sich auf solche Dorfkreuze zurückführen läßt? Geweiht wurde das große Kreuz unter drei Gebeten, die vor allem die Abwehr alles von Menschen, Vögeln, Würmern und Dämonen drohenden Schadens erflehten. Es ist offensichtlich, daß der baldige Ersatz des Dorfkreuzes durch eine „neue Kirche" gewissermaßen als Krönung des Ganzen betrachtet werden mußte. Sicherlich hat solches religiöse Brauchtum auch auf die einheimischen Slaven seine Wirkung nicht verfehlt. Im Altsiedelbereich durchmischte sich die slavische Bevölkerung mit deutschen Bauern. Diese wurden zunächst, da sie ja nicht im geschlossenen Komplexe ansässig wurden, in die vorhandenen Pfarrkirchen gewiesen, die sie nun gemeinsam mit den Altansässigen besuchten. Wie auf allen Lebensgebieten, setzte sich nunmehr auch auf kirchlichem Gebiete allmählich deutsche Sitte durch. Die Klagen über das Heidentum der Slaven verstummten seit der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts, und im 13. Jahrhundert war das kirchliche Leben in den Dörfern des Altsiedelbereiches gewiß nicht weniger intensiv als in den deutschen Rodungsdörfern. Es konnte natürlich nicht die Rede davon sein, daß etwa jedes der dortigen kleinen Dörfer von oft nur einem halben Dutzend oder noch weniger Hofstellen eine Kirche erhielt. Aber die Zerschlagung allzu großer Parochien wurde nunmehr ein dringendes Bedürfnis und allenthalben durchgeführt, sei es zunächst auch nur durch Gründung von Kapellen und Filialkirchen, die erst allmählich zu selbständigen Kirchspielen heranwuchsen. Auch hier war es so, daß die Grundherren die Kirchgründer waren. Ein greifbarer Vorteil wie im Rodungsgebiet erwuchs ihnen damit nicht. Aber Kirchgründung war in dieser Zeit nun einmal Sache des Adels, und wie die großen Grundherren ihr Hauskloster, so stifteten die kleineren eine Pfarrkirche. Das religiöse Verdienst verband sich dabei mit der standesgemäßen Sitte und nicht zuletzt mit dem praktischen Be-
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dürfnis der Hintersassen, dem die Dorfherren ihr Ohr nicht verschlossen. Einige charakteristische Fälle mögen angeführt werden. Vor 1219 erbaute der Edle Alberich im Dorfe Schweta bei Mügeln eine Kapelle. Im genannten Jahre entschloß er sich, sie in eine Pfarrkirche umzuwandeln. Als Parochie wies er ihr vier Dörfer zu, offensichtlich seinen Besitz in dieser Gegend. Eins von ihnen bestimmte er als Pfarrausstattung, von seinem in Eigenwirtschaft gehaltenen Grund und Boden gewährte er obendrein den vollen Zehnten. Etwa gleichzeitig stiftete der Edle Siegfried von Mügeln die Parochie Sornzig, deren Umfang er zwar nicht festsetzte, der er aber sogleich die Kapelle seines Schlosses Mügeln als Filial einverleibte (1218). Auch er gewährte ein Dorf als Ausstattung. Die Kirche stand auf seinem Eigengute, über den Umfang seiner Herrschaft erfahren wir 1243 mehr: durch seinen Amtmann (villicus) ließ Siegfried in Sornzig selbst und in vier benachbarten Dörfern Gerichtsbarkeit ausüben. In 17 Dörfern besaß er 1250 Zehntrechte, und von zweien dieser Dörfer erfahren wir in den folgenden beiden Jahren, daß sie sein markgräfliches Lehen waren. Wiederum wird deutlich, daß die neue Kirche für den Herrschaftsbereich des Kirchherrn im Altlande bestimmt war. Daß aus dieser Pfarrkirche ein Kloster hervorgegangen ist, ist uns bereits bekannt (vgl. S. 285). Als nun diesem Kloster 1250 der Besitz der Pfarrei Sornzig bestätigt wurde, werden gleichzeitig zwei weitere Kirchspiele genannt: Limbach und Naundorf. Beide Orte liegen in der Nähe von Mügeln. Auch der Gründer dieser Kirchen war sicherlich ein Herr von Mügeln, doch besitzen wir keine Gründungsurkunden. Die Gründungen liegen wohl noch vor derjenigen der Sornziger Kirche. Die deutschen Ortsnamen, darunter der sehr bezeichnende Naundorf, ließen für sich allein noch nicht den zwingenden Schluß zu, daß es sich hier um Dörfer deutscher Bauern handelt. Aber abgesehen von der Siedlungsform, die ebenfalls in diese Richtung weist, wird fünf Jahre später das Dorf Sornzig als slavisches Dorf (slavica villa) bezeichnet, was natürlich den Gegensatz zu deutschen Dörfern voraussetzt. Nicht im selben Dorf, aber doch in benachbarten Dörfern wohnten also hier Deutsche und Slaven im Gemenge. Jene drangen wohl zuerst auf Kirchenbau in ihren Dörfern, aber auch diesen kam die allgemeine Tendenz schließlich zugute. Die alte Großpfarrei Mügeln war somit bereits um die Mitte des 13. Jahrhunderts in fünf kleine Bezirke aufgelöst. Etwas anders verlief anscheinend der Vorgang in Staucha, ebenfalls im Altsiedelland bei Lommatzsch gelegen. Auf die schwer zu erhellende Auflösung des Sprengeis ist bereits eingegangen worden (vgl. Bd. 1 S.200f.). Nunmehr aber muß besonders darauf hingewiesen werden, daß auch in dieser Gegend Deutsche und Slaven in enger Gemeinschaft gelebt
Gründung neuer Pfarrkirchen im Altsiedelgebiet
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haben müssen. Die alten, dem Kloster Staudia gehörigen und unter dem ursprünglichen Patronate der Burggrafen von Meißen stehenden Kirchen von Planitz, (Hohen-)Wussen und Striegnitz besaßen 1264 Filialkirchen in Ziegenhain, Hof und Nuendorph (heute Mehltheuer). Hier stehen die jüngeren Kirchen in den Ortschaften deutschen Namens. In größerer Nähe des Bischofssitzes wurzelte also das Christentum schon vor Ankunft deutscher Bauern immerhin so fest ein, daß die Zerschlagung der alten Großpfarrei Staucha vielleicht schon im 11. oder beginnenden 12. Jahrhundert begann. Sie wurde fortgesetzt, als im 12. Jahrhundert neue Orte gegründet wurden, die nun deutsch benannt wurden. In ähnliche Verhältnisse führt uns die Gründungsurkunde der unweit von der letztgenannten gelegenen Kirche in Dörschnitz. Der markgräfliche Ministeriale Konrad Spannseil hatte sie vor 1190 gegründet und mit drei Hufen sowie dem Zehnt seiner Eigenwirtschaft ausgestattet. Samt einem Beidorf löste er sie aus der Mutterparochie Leuben, die er durch Zuwendung des Dorfes Churschütz (Cunradesdori) entschädigte, das er zu diesem Zweck neu angelegt hatte (quam pioptei id ipsum ... novellavii). Der Zweck der Pfarreigründung wird hier freilich von Haus aus ein anderer gewesen sein, wie die Weiterentwicklung zeigt, die über ein Hospital zum Kloster führte, wenn auch die Stiftung den Umwohnern selbstverständlich zugute kam. Aber das Miteinander von Deutschen und Slaven wird auch hier deutlich, nicht zuletzt in der Entstellung des Namens Konradsdorf. der sich zunächst zu Conradiz und schließlich zu Churschütz wandelte, was allein im deutschen Munde wohl schwerlich möglich gewesen wäre. Immer wieder begegnen wir in den uns erhaltenen Gründungsurkunden des Altsiedeilandes der Person des Grundherrn als dem Kirchgründer, sei er nun edelfreien oder ministerialischen Standes. Es war naheliegend, daß die neuen Parochien sich in ihrem Umfange mit dem Eigengut oder Lehnsbesitz dieser ritterlichen Herren deckten. Nur für die eigenen Hintersassen wurde kirchliche Fürsorge geübt, und die Hintersassen anderer Herren in diese adligen Eigenkirchen zu ziehen, wird schon deshalb auf Schwierigkeiten gestoßen sein, weil ja deren künftige kirchliche Abgaben und Leistungen dem neuen Eigenkirchenherrn und nicht ihrem wirklichen Herrn mittelbar zugute gekommen wären. Denn nach wie vor war das Eigenkirchenrecht im Niederkirchenwesen herrschend, wie noch zu zeigen sein wird. Je nach der Größe des adligen Besitzes konnten also diese neuen Kirchspiele recht verschieden groß sein, und da er im Altlande meist wenig umfangreich war — Schenkung von drei Königshufen war in salischer Zeit das Normalmaß gewesen, mit dem die lideles und milites des Königs und der Markgrafen ausgestattet wurden —, waren es auch die meisten dieser Kirchspiele: sie um-
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faßten nur wenige Dörfer, wobei stets zu berücksichtigen ist, daß diese Dörfer klein waren und nahe beieinander lagen. Im Ostteile des Wurzener Landes der Bischöfe von Meißen lassen sich solche adligen Kleinpfarreien mit aller Deutlichkeit beobachten. Im jungbesiedelten Gebiete lagen grundsätzlich die Verhältnisse völlig gleich. Auch hier waren adlige Herren im Besitze des größten Teiles des Grund und Bodens, durch ihre Vermittlung und unter ihrer Leitung fand die Rodung, Urbarmachung und Ansiedlung statt. In ihrer Hand lag auch die Kirchgründung, sofern das Land nicht von vornherein an geistliche Anstalten gelangt war, wie etwa im Falle der Klöster Chemnitz und Remse. Doch war dies die Ausnahme. Altzelle z. B. erhielt, wie wir uns erinnern, seine 800 Hufen erst, als sie schon urbar gemacht waren und infolgedessen auch die Kirchgründung bereits in die Wege geleitet gewesen sein wird, und wo etwa die Bischöfe im Besitze noch unerschlossenen Landes waren, wie Meißen in der Oberlausitz und teilweise im Wurzener Lande, Naumburg östlich der Elbe und im Südosten des Pleißengaus und Merseburg in beschränktem Maße zwischen Saale und Mulde, wurde es in der Regel lehnweise an adlige Herren ausgegeben, denen Ansiedlung und Kirchgründung überlassen blieb. Im Interesse des Herren hätte die Herrschaftspfarrei gelegen, analog zum Altlande, im Interesse der siedelnden Bauern die Ortspfarrei in jedem Dorfe. In der Tat schwankt im Rodungslande die Größe der ursprünglichen Parochien zwischen diesen beiden Extremen. Man muß sich dabei erinnern, daß die Rodungsdörfer viel größer und zudem noch vielfach als Waldhufendörfer weiträumiger in der Anlage des Siedelplatzes waren als die Dörfer des Altlandes, und daß vollends die Größe der adligen Herrschaften im Gebirge und seinem Vorlande diejenige der Ritterlehen aus der Zeit vor der großen Ostsiedlung um ein Vielfaches übertraf. Bedeutete die Herrschaftspfarrei im Altlande im allgemeinen eine Kleinparochie und einen unbezweifelbaren Fortschritt gegenüber dem bisherigen Zustande, so bedeutete sie im Rodungslande eine ausgesprochene Großpfarrei, die im Laufe der Zeit zerschlagen werden mußte, sollte das kirchliche Leben nicht Schaden leiden. Trotzdem sind solch große Herrschaftspfarreien angelegt worden, am ausgeprägtesten wohl im Vogtlande, aber auch im Osterzgebirge und in der Oberlausitz, vielleicht auch in der Niederlausitz. Selbst im Niederlande fehlten sie zunächst nicht ganz, wie etwa das Beispiel von Lausick zeigt, auf das sogleich zurückzukommen sein wird. Im allgemeinen aber herrschte hier die Kleinpfarrei vor, wenn auch Parochien, die nur ein Dorf umfaßten, die Ausnahme bildeten. Auch im westlichen und mittleren Erzgebirge und seinem Vorlande wurden kleinere Einheiten be-
Herrschaftspfarrei und Ortspfarrei
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vorzugt. Großpfarreien finden wir vor allem am Rande des Altsiedellandes, wo sich nicht selten beobachten läßt, daß zu einer noch in diesem gelegenen Kirche eine Anzahl Rodungsdörfer hinzugeschlagen wurden, die dann mit einigen Dörfern vordeutscher Anlage zu einer Parochie vereinigt waren. Man kann solche Formen als Zeugnisse für den Gang der Siedlung und zugleich für die Mischung deutscher und slavischer Bevölkerung im kirchlichen Bereich betrachten. W e n n wir nunmehr einen Gang durch die einzelnen Bistümer antreten, so ist nochmals zu betonen, daß dies nicht Kirchspiel für Kirchspiel geschehen kann. Nur dort, wo der Zufall der urkundlichen Überlieferung Anhaltspunkte bietet oder wo der spätere Zustand unschwer einwandfreie Rückschlüsse auf Vorgänge des 12. und 13. Jahrhunderts zuläßt, k a n n verweilt werden. Für den kleinen westsaalischen Teil des Bistums Merseburg fehlen solche Anhaltspunkte. Es kann nur wiederholt werden (vgl. Bd. 1 S. 159), daß es hier am Ausgange des Mittelalters etwa dreißig Kirchen gab, die, sofern sie nicht bereits vor 1100 entstanden sind, zum größten Teile dem 12. und 13. J a h r h u n d e r t angehören werden. Ähnlich liegen die Dinge in der unmittelbaren Umgebung des Bistumssitzes östlich der Saale. Im übrigen läßt sich die Diözese in zwei Teile gliedern: in das vorwiegend altbesiedelte Land westlich der Pleiße und in das vorwiegend Rodungsboden umfassende Gebiet zwischen Pleiße und Mulde. Als charakteristisch für die Bildung neuer Kirchspiele in jenem Teile darf die Auflösung der alten Großpfarrei Schkeitbar gelten. Wir erinnern uns, daß sie bereits im 11. J a h r h u n d e r t begann: damals wurde aller Wahrscheinlichkeit nach die Pfarrei Hohenlohe ausgeschieden (vgl. Bd. 1 S. 161). Aber die Zerschlagung ging weiter. Weil die in den Außenbezirken der Parochie Hohenlohe wohnenden Gemeindeglieder, so heißt es 1281, oft den Gottesdienst entbehren und ihre Kinder ohne Sakrament der Taufe, ihre Alten und Kranken ohne Beichte, letzte Ölung und Eucharistie sterben müssen, ist eine Teilung notwendig. Bischof Friedrich von Merseburg nahm sie vor und erhob die Leonhardikapelle in Großstorkwitz zur Pfarrkirche. Vier heute zum Teil wüstgewordene Dörfer w u r d e n ihr zugeschlagen. EinTeil des Zehnten mußte der Mutterkirche weitergezahlt werden, wie 1322 bezeugt ist. In diesem J a h r e besaß aber die Kirche von Hohenlohe Zehnteinkünfte und Grundbesitz nicht nur in Großstorkwitz, Werben, Thesau und Eisdorf, sondern auch in Zitschen und Tellschütz, wo später selbständige Pfarreien nachweisbar sind (bis 1465 und 1540). Beide Parochien umfassen die Pfarrei Großdalzig von Norden und Süden. Man wird, obwohl urkundliche Nachrichten fehlen, doch annehmen dürfen, daß alle drei Kirchspiele wie Großstorkwitz ursprünglich zu Hohenlohe gehörten, daß also die
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alte Großpfarrei in fünf Parochien aufgelöst wurde, wozu, wenn man auf den ältesten Zustand zurückgeht, als sechste noch die ursprüngliche Mutterkirche Schkeitbar zu rechnen ist, die ihrerseits 1545 ein Filial in Thronitz besaß. In ähnlicher Weise muß sich die Auflösung der übrigen Altpfarreien im Westteile des Bistums vollzogen haben. Im Falle von Hohenlohe war der Bischof selbst Patron. Dies war die Ausnahme. Wir können freilich nur ein Beispiel für die Regel, die Neubildung von Kirchspielen unter adligem Patronat, anführen, aber es genügt, um das Prinzip erkennen zu lassen. Im Jahre 1206 entstand ein Streit zwischen dem Grafen Dietrich von Groitzsch und dem Pfarrer von Pissen über die Rechtsstellung der Kirche in Altranstädt. Dieser behauptete, sie sei Filial seiner Pfarrkirche, jener versicherte das Gegenteil. Der Streit wurde dahin entschieden, daß die Pfarrkirche von Pissen durch Zahlung von fünf Mark zu entschädigen sei. Die Altranstädter Kirche aber wurde selbständig. Wir befinden uns am Rande des Altsiedelgebietes. Pissen nennt bereits Thietmar von Merseburg, ohne übrigens einer Kirche zu gedenken. Wann diese entstanden ist, steht dahin. Berücksichtigt man, daß die in der Reformationszeit zugehörigen Dörfer z. T. so bezeichnende Namen tragen wie Günthersdorf und Rodden (1545 Rode), wird man die Entstehung der Parochie nicht vor den Beginn des 12. Jahrhunderts setzen können. Sie erstreckte sich jedenfalls über alte und neue Dörfer, wozu auch Altranstädt zu rechnen ist, das durch den Grafen Dietrich kirchliche Selbständigkeit erlangte. Ganz in der Nähe spielte sich zwanzig Jahre später ein ähnlicher Vorgang ab. Das Kloster Altzelle errichtete 1225 in seinem Dorfe Oetzsch bei Markranstädt eine Kirche, die gegen Entschädigung durch Übereignung einer Hufe aus der Parochie Thalschütz gelöst wurde. Thalschütz war 1545 Filial von Pissen, jedoch noch 1298 selbständige Pfarre. Auf engem Räume treffen wir also im ersten Viertel des 13. Jahrhunderts vier Pfarrkirchen an, in einer Gegend, die zwischen den alten Großpfarreien Keuschberg und Zweimen liegt. Thalschütz dürfte von Keuschberg abgegliedert sein, während die ursprüngliche Zagehörigkeit von Pissen nicht erkennbar ist. Fügen wir noch die Namen einiger Kirchen hinzu, die zufälligerweise im Laufe des 13. Jahrhunderts urkundlich genannt werden, so wird hinreichend deutlich, wie der kirchliche Zustand im altbesiedelten Teil der Diözese um 1300 beschaffen war. Es sind die Kirchen von Lausen bei Markranstädt (1234), also wiederum in der Gegend, die uns soeben beschäftigte, Gautzsch und Großzschocher (1217), beide wettinische Gründungen und heute Vororte im Süden von Leipzig, so daß also auch hier die Kirchen nahe beieinander lagen, Großgörschen und Dölzig (1277), Horburg (1287), wo schon das Vorhandensein eines der Naumburger
N e u g r ü n d u n g e n in der Diözese Merseburg
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W e r k s t a t t oder gar ihrem Hauptmeister zugeschriebenen Madonnenbildes die Existenz der Kirche, die der heiligen J u n g f r a u geweiht war und als Wallfahrtskirche galt, im 13. J a h r h u n d e r t voraussetzt, und Vesta an der Saale (1263/65), sicherlich eine Gründung des nach diesem Orte benannten Reichsministerialengeschlechts. Anspruch auf Vollständigkeit erhebt diese Liste nicht. Sie läßt erkennen, daß auch Orte, die ohne für uns e r k e n n b a r e Bedeutung waren, im 13. J a h r h u n d e r t Kirchen besaßen. Hin dichtes Netz von Parochien muß um 1300 vorh a n d e n gewesen sein. Im Ostteil der Diözese, der zum großen Teil ursprünglich von jenem W a l d e eingenommen wurde, dessen Besitz Bischof Thietmar erstrebte, ist das Schulbeispiel einer Kirchgründung der f r ü h e n Siedlungszeit diejenige von Lausick. Wir wissen bereits (vgl. S. 186), daß Wiprecht von Groitzsch hier im J a h r e 1104 eine mit sechs Mönchen zu besetzende Zelle des Klosters Pegau und zugleich eine Pfarrkirche gründete. Ausdrücklich b e m e r k t der Pegauer Mönch, dem wir diese Nachricht v e r d a n k e n : „der Ort sollte Pfarrort für alle umliegenden Dörfer sein (quem locum parrochiam esse omnium circumiacentium villaium disposu.it)", und zwar im Zusammenhang des Berichts über die Ansiedlung fränkischer Bauern durch Wiprecht. Er fährt dann fort, die Zustimmung des Merseburger Bischofs sei dazu erforderlich gewesen, und führt nun im W o r t l a u t eine Urkunde an, die diese Zustimmung erteilte. Von der Kirchgründung ist in ihr nicht die Rede, sondern lediglich von Zehntzuweisungen bereits bestehender und künftig noch anzulegender Dörfer an das Kloster Pegau. 17 N a m e n w e r d e n genannt, darunter auch Lausick selbst. Mit dem Chronisten dürfen wir der Meinung sein, daß die genannten Dörfer, die meist deutsche, auf -dort endigende, zum Teil aber auch slavische N a m e n tragen, die Parochie der n e u e n Kirche bilden sollten, die durch weitere Dorfgründungen noch Zuwachs zu erhalten Aussicht hatte. A n anderer Stelle der Pegauer Annalen heißt es ausdrücklich, die Zehnten v o n 16 Dörfern hätten zur Lausicker Pfarrei gehört. In weltlicher Hinsicht wurden sie zum weitentlegenen Burgward Groitzsch gerechnet, wie die Urkunde des Bischofs bemerkt. Eine A u s p f a r r u n g aus der Groitzscher Parochie [and jedoch nicht statt, ein erneuter Beweis dafür, daß eine „Burgwardparochie" hier nicht bestand. Die Kirchgründung in Lausick erfolgte vielmehr „aus wilder Wurzel", in einem Gebiet, das noch zu überhaupt keiner Parochie gehörte. Erst durch die Urkunde Bischof Albuins w u r d e eine solche 1105 ins Leben gerufen. Ein sehr großes Kirchspiel wurde also hier für deutsche Bauern gegründet, wobei vielleicht auch von Slaven b e w o h n t e (und unter deutscher Leitung angelegte?) Dörfer mit einbezogen wurden, ein weiteres Beispiel für
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die Durchmischung beider Bevölkerungsbestandteile. Seine weiteren Schicksale lassen sich leider nicht lückenlos verfolgen. Wir wissen nur, daß schon 1181 eine Kirche in Clobelochstorph (Wüstung Köllsdorf bei Lausick) aus dem ursprünglichen Sprengel ausgeschieden war. Der Pegauer Chronist nennt sie gesondert als Schenkung Wiprechts an das Kloster (Clovedechesdorf), was aber schwerlich zutrifft, da der Zehnt des Ortes nach 1181 nach Lausick zu entrichten war, was auf ursprüngliche kirchliche Zugehörigkeit deutet. Von Haus aus selbständigwar dagegen viellekht die Kirche von Dittmannsdorf (Diemar/sdorf), die an gleicher Stelle genannt wird. Die Parochie umfaßte später nur das Dorf selbst. Sie muß entstanden sein, bevor unsere Quelle nach der Mitte des 12. Jahrhunderts niedergeschrieben wurde. Wenn sie nicht früher größer war, wofür aber Anhaltspunkte fehlen, zeigt sich, daß man im Siedlungsgebiet Wiprechts sehr bald zur Bildung kleiner und kleinster Parochien überging, wohl dem Wunsche der Siedler entsprechend. Als eine ähnliche Neubauernpfarrei darf vielleicht diejenige von Obergeithain betrachtet werden, die bereits 1186 genannt wird. Der Sprengel von Lausick verfiel der Auflösung, die bereits im 12. Jahrhundert begann, übriggeblieben ist ein Bezirk von sechs Dörfern mit vier Filialkirchen. Die im 12. Jahrhundert in Lausick erbaute Kirche ist in ihrer Grundform erhalten. Die heutige Stadtkirche ist eine kreuzförmige Pfeilerbasilika ohne Türme. Der Vierungsturm wurde viel später aufgesetzt. Bemerkenswert ist das Westportal, das ebenfalls noch dem 12. Jahrhundert entstammt. Eine charakteristische Dorfkirche ist dies nicht. Die Kirche läßt vielmehr in ihrer Form erkennen, daß sie zugleich Klosterkirche und vielleicht Stadtkirche sein sollte (1158 ist ein Markt bei der munitio Luzeche bezeugt). Im Jahre 1213 wurde die Kirche von Probstheida bei Leipzig mit dem gesamten Dorfe dem Leipziger Thomaskloster zugewiesen. Das Dorf hatte damals 30 Hufen, wovon zwei der Ortsvorsteher (scultetus) und eine die Kirche innehatten. Es sind dies genau dieselben Verhältnisse, wie sie 1154 in dem flandrischen Kolonistendorf Kühren anzutreffen sind. Man darf vermuten, daß Probstheida eine ebensolche niederländische Siedlung war und daß die Pfarrkirche ursprünglich nur für das Dorf selbst bestimmt war. Wenn später außer ausgesprochenen Neudörfem auch vordeutsche Siedlungen zu ihr gehörten, so haben wir dies bereits so erklärt, daß die Probstheidaer Kirche an die Stelle derjenigen der untergegangenen AI tpfarreiOlschwitz getreten ist (vgl. Bd. 1 S. 162). In Großbardau bei Grimma dagegen, dessen Kirche um dieselbe Zeit (1218) in einer Urkunde entgegentritt, scheint die Parochie von vornherein verhältnismäßig groß gewesen zu sein. Damals reichte sie bis an die Mulde hinüber nach Grimma, und schon 1241
Neugründungen in den Diözesen Merseburg und Naumburg
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ist von mehreren Filialen die Rede. Solche waren 1251 Grethen und Kleinbardau. 1269 gehörten zudem noch Otterwisch, Hohnstädt und Bernbruch zum Kirchspiel. Vorübergehend war die Pfarrei in Personalunion mit derjenigen der Grimmaer Stadtkirche verbunden. Es handelte sich anscheinend um die Pfarrkirche für eine Reihe von Rodungsdörfern, die von den Wettinern angelegt wurden, denn Patron war 1218 Markgraf Dietrich. Die Gründung der Stadt Grimma neben der dortigen markgräflichen Burg brachte in dieser Gegend den Siedlungsvorgang zum Abschluß. Erwähnt sei schließlich noch, daß im Osten von Leipzig die Kirchen in Brandis und Machern nachweislich bereits zur Zeit Erzbischof Wichmanns von Magdeburg (i 1192) bestanden. Als dritte tritt Panitzsch hinzu, die zwar erst 1301 genannt wird, deren ungefüger, aus einem Granitfindling gehauener Taufstein aber wesentlich höheres Alter verbürgt. Panitzsch hatte später zwei Filialen: Althen und Sommerfeld, ferner gehörten Borsdorf und Cunnersdorf zum Kirchspiel. Man darf annehmen, daß wir die Pfarrkirche für den Besitz der Herren von Friedeburg vor uns haben, den diese 1269 an das Hochstift Merseburg veräußerten (vgl. S. 156). Der Pfarrort selbst ist vordeutscher Entstehung, auch ist in seiner Flur eine Wüstung Wilschwitz aufgegangen. Die beiden Filialdörfer aber sind ausgeprägte Straßenangerdörfer mit regelmäßigen Gewannfluren und geben damit ihren deutschen Ursprung zu erkennen. Mischung von Deutschen und Slaven im gleichen Kirchspiel ist also wiederum zu vermuten. Diese Beispiele mögen genügen, um einen Eindruck der Pfarrorganisation im jungbesiedelten Teile des Bistums Merseburg am Ende der Siedelzeit zu vermitteln. Man wird sagen dürfen, daß sie nicht schlechter war als im Westen der Diözese. Im Bistum Naumburg sind wir in der glücklichen Lage, aus der Zeit der ersten Anfänge deutscher bäuerlicher Siedlung die Weiheurkunden der Kirchen in Zwickau (1118) und Plauen i. V. (1122) zu besitzen. Sie wurden bereits besprochen (vgl. Bd. 1 S. 185 f.), da sie, an der Schwelle einer neuen Zeit stehend, zugleich den Abschluß der vorhandenen Entwicklung veranschaulichen. In unserem jetzigen Zusammenhang ist allein interessant, daß in beiden Fällen die Erbauung weiterer Kirchen innerhalb der weiten, genau umschriebenen Sprengel vorgesehen wurde, die von den Mutterkirchen abhängig bleiben sollten. (Zwickau: ecclesie in posleium intra prefatos limites construende parochie cum omni iure subiaceanl; Plauen: inlra hos ergo terminos nullus absque assensu plebani sacerdotis ecclesias conslruat vel dedicari facial, et si qua constructa tueiil, matiici ecclesie obediai). Zwar nicht von Auflösung, aber doch von Gliederung der Großparochien wurde also gleich bei der Gründung gesprochen, und dies läßt den Schluß zu, daß im
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altbesiedelten Gebiete eine solche Gliederung der alten Großpfarreien damals bereits im Gange war. Aul das Beispiel Altkirchen wurde bereits verwiesen (vgl. Bd. 1 S. 182). Ein solche Gliederung hat nun in jedem Falle früher oder später die Auflösung im Gefolge gehabt. Gerade die Beispiele Zwickau und Plauen zeigen dies deutlich. Zur Zwickauer Marienkirche gehörten 1219 nur noch elf Dörfer in der Muldenaue von Bockwa bis Giabowe (wüst bei Glauchau). Ortsnamen wie Siedlungsform dieser Dörfer weisen auf vordeutsche Entstehung hin. Weiter muldenabwärts bestand bereits 1170/75 die Pfarrei Jerisau, deren Sprengel ursprünglich ebenfalls innerhalb des 1118 als zur Marienkirche gehörig umschriebenen Gebietes gelegen hatte. Der Pfarrort ist gleichfalls vordeutschen Ursprungs. Dasselbe gilt fürKrossen, wo 1219 eine Kapelle vorhanden war, die später zur selbständigen Pfarrkirche aufstieg. Also nicht einmal die Dörfer, die 1118 bereits bestanden, vermochte die Marienkirche festzuhalten, und die deutschen Neugründungen erhielten offenbar von vornherein neue Kirchen, die sich alsbald völlig verselbständigten. In der Muldenaue liegt unweit von Schlunzig, einem im Ortsgrundriß völlig formlosen Dorfe, dessen Flureinteilung geradezu als Schulbeispiel einer Blodcund Streifenflur auf vordeutscher Grundlage gelten darf, das langgestreckte Reihendorf Niederschindmaas, mit einer Flur, deren schmale, leicht gewundene Hufenstieifen sich in der Art der Marschhufen aneinanderreihen. Glücklicherweise wird das Dorf bereits 1237 urkundlich genannt (Syndemansdori)-, Andreas von Tettau hatte damals schon seit langem (longa per tempora) acht Hufen darin zu Lehen. 1219 bestand also Niederschindmaas bestimmt bereits, und es lag mitten unter den damals zur Zwickauer Marienkirche gehörigen slavischen Dörfern, zwischen Schlunzig und Grabowe, ohne doch selbst in diese Kirche eingepfarrt zu sein. Das Dorf dürfte sich vielmehr von Anfang an zu der Kirche in Mosel gehalten haben, wie dies für spätere Zeit bezeugt ist. Zu dieser Parochie gehörten noch drei oder vier weitere Dörfer deutscher Gründung. Es zeigt sich hier einmal mit aller Deutlichkeit die Trennung von Deutschen und Slaven im kirchlichen Wesen. Auch dies ist also vorgekommen. Man muß sich hüten, allgemeine Regeln aufzustellen, doch wird man sagen dürfen, daß eine solche Trennung die Ausnahme war. Mosel war bei weitem nicht die einzige Neusiedlerpfarrei, die auf dem Boden des 1118 abgegrenzten Kirchspiels entstanden ist. Die Kirchen des Mülsengrundes gehören ebenso hierher wie Auerbach bei Zwickau und vor allem zahlreiche Kirchen des Westerzgebirges bis hinauf nach Kirchberg und Lößnitz. Frühe urkundliche Nachrichten über diese Kirchen fehlen zumeist, nur der Pfarrer von Zschocken
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wird bereits 1219 genannt. Man darf sich durch den Namen (1219 Schakan) nicht täuschen lassen: die Siedlungsform weist dieses Dorf eindeutig als Gründung deutscher Bauern aus. Hält man hinzu, daß bereits vor 1230 sich die Gründung eines besonderen Archidiakonats „jenseits der Mulde" (trans Muldam) nötig machte, der eben die Kirchen des Westerzgebirges umfaßte, so wird deutlich, daß die Auflösung des ursprünglichen Zwickauer Sprengeis sogleich in der Siedlungszeit erfolgt sein muß. An die Bestimmung von 1118 über die Unterordnung unter die Mutterpfarrei hielt man sich dabei nicht. Eine ehemalige Abhängigkeit dieser Kirchen von der Zwickauer ist durch keinerlei Anzeichen wahrscheinlich zu machen. Dies ist nur aus dem Gang der Siedlung und aus dem Eigenkirchenrecht zu begründen. Die Besiedlung erfolgte nicht vom Zentrum Zwickau aus, wie dies wohl ursprünglich erwartet worden war, sondern auf Zwickau zu, und sie wurde getragen nicht vom Geschlecht des Gründers der Zwickauer Kirche, denn das Haus Groitzsch starb bereits 1135 aus, sondern von den Herren von Schönburg, den Burggrafen von Meißen als Herren der Grafschaft Hartenstein und den Vögten von Weida, Gera und Plauen. In den Dörfern, die sie aus dem Walde roden ließen und mit deutschen Bauern besetzten, machten sie ein Herrschaftsrecht geltend und zugleich ein Verfügungsrecht über die Pfarrkirchen, die sie dort gründeten. Eine Vorschrift wie die von 1118 beachteten sie nicht. Rodung und Siedlung schuf nicht nur Herrschaft über Land und Leute, sondern auch über Kirchen. Es liegt auf der Hand, daß die Kirchgründung von Zwickau von 1118 derjenigen in Lausick von 1105 nachgebildet war. Sollten dort sechs Mönche aus Pegau ansässig werden, so hier sechs Mönche aus Bosau, und beide Sprengel wurden entsprechend groß gewählt. In beiden Fällen wurden Zehnteinkünfte zugewiesen. Als Schwiegertochter Wiprechts mußte Gräfin Bertha mit der Art der Lausicker Kirchgründung völlig vertraut sein. Wenn sie von vornherein eine Aufgliederung des Sprengeis ins Auge faßte, so vielleicht deshalb, weil in den dazwischen liegenden 13 Jahren eine solche auch in Lausick sich als erforderlich oder doch wenigstens erwünscht herausgestellt hatte. Der Hauptunterschied aber war der, daß in Lausick die deutschen Bauern, für die die Kirche bestimmt war, bereits anwesend waren, während sie in Zwickau erst erwartet wurden (prescripli termini in presentiarum culti, uti in futurum perpetuo tempore colendi). Dort lag also Leitung der Siedlung und Pfarrorganisation in einer Hand, hier nicht, denn die Siedler blieben zunächst aus, und als sie kamen, hatten sich die Herrschaftsverhältnisse grundlegend gewandelt. Etwas anders verlief die Auflösung des 1122 umgrenzten Sprengeis der Kirche von Plauen i. V. Es ist bereits darauf hingewiesen worden 24 Schlesinger II
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(vgl. Bd. 1S. 187), daß etwa ein Dutzend Pfarrkirchen in späterer Zeit von ihr lehnsabhängig waren und daß sie außerdem 1529 immerhin noch über zwei Filiale und 22 Beidörfer verfügte. Eine Auflösung des Sprengeis ist also auch hier eingetreten, hat aber doch gewisse Spuren und eine ziemlich große Restparodiie hinterlassen. In Taltitz und Kürbitz, die zu den von Plauen abhängigen Kirchen gehörten, begegnen Pfarrer schon 1225; auch in Unterwürschnitz muß eine Pfarrei damals schon bestanden haben, vielleicht auch in Leubnitz. Diese Parochien umfaßten jeweils einige Dörfer des altbesiedelten Landes zugleich mit einigen Rodungsdörfern. Man darf annehmen, daß diese Kirchen gleich bei der Entstehung der letzteren gegründet worden sind. Slaven und Deutsche wurden in einer Pfarrei zusammengefaßt. Die Filialkirche Theuma dagegen wurde erst 1267 durch Heinrich, Vogt von Plauen, zur selbständigen Pfarrei erhoben; neun Dörfer wurden ihr zugewiesen. Die Auspfarrungen setzten sich also über lange Zeit hin fort. Wenn bei diesen Kirchen das Abhängigkeitsverhältnis zur Mutterpfarrei gewahrt blieb, so deshalb, weil Kirchherrschaft über die Mutterkirche und Siedlung in einer Hand lagen, nämlich in der der Vögte. Schon bei der Gründung der Kirche in Plauen durch Adalbert von Eberstein war der Stammvater des Geschlechts, Erkenbert von Weida, als Zeuge gegenwärtig gewesen. Aus der Hand der Ebersteiner empfingen die Vögte von Weida die Landschaft Dobna samt der Kirche in Plauen als Lehen und führten hier die Ansetzung deutscher Bauern und damit die Gründung ihrer Herrschaft Plauen durch. Die Plauener Kirche vermochten sie 1224 dem Deutschen Orden zu schenken, behandelten sie also als ihre Eigenkirche, der lehnherrliche Konsens der Grafen von Eberstein ist erst sehr viel später eingeholt worden. Wenn die Weidaer oder ihre Lehnleute neue Kirchen gründeten, wurde der Herrschaflszusammenhang somit nicht zerrissen, wenn die Abhängigkeit von Plauen gewahrt blieb. Aber nicht das gesamte 1122 umschriebene Gebiet gelangte auf diese Weise an die Weidaer. Im Süden bildete sich vielmehr ebenfalls durch Rodung und Siedlung in der Hand der reichsministerialischen Vögte von Straßberg die Herrschaft Voigtsberg, und so wundert es uns nicht, daß in ölsnitz, dem Mittelpunkt dieser Herrschaft, 1225 eine Pfarrkirche bestand, die in c.ar Folgezeit keinerlei Spuren ehemaliger Abhängigkeit von Plauen zeigt. Dasselbe gilt für die Kirchen von Auerbach, Falkenstein und Schöneck, die wohl gleichnamigen Reichsministerialen ihre Entstehung verdanken und als ausgesprochene Herrschaftspfarreien gelten müssen. Wenn sie auch erst spät in den Quellen auftauchen, gehen sie doch sicherlich in die Zeit der bäuerlichen Besiedlung dieser Gegend zurück, ebenso wie die Kirche von Treuen. Man muß annehmen, daß bereits vor dem Übergang der Pfarrei Plauen an den Deutschen Orden (1224) diese Kirchen
Plauen i. V.
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bestanden, und dies wird umso wahrscheinlicher, wenn wir hören, daß innerhalb der Herrschaft Schönlels-Werdau, die den eben genannten als Rodungsgebiet völlig gleicht, allerdings außerhalb des 1122 umschriebenen Sprengeis liegt, die Kirche in Neumark 1225 bereits als Sitz eines Erzpriesters (decanus) nachweisbar ist. Das gesamte Herrschaftsgebiet umfaßte aber dieses Kirchspiel nicht, sondern die Stadt Werdau war sogar durch eine Archidiakonatsgrenze von Neumark und Schönfels getrennt. Auch im benachbarten Beiersdorf bestand damals schon eine Kirche. Nicht ohne Grund sind die Verhältnisse in den Sprengein von Zwickau und Plauen etwas ausführlicher dargestellt worden, gewähren sie doch in anschaulicher Weise Einblick in die Vorgänge der Gründung von Pfarrkirchen im Verlaufe der bäuerlichen Besiedlung des Westerzgebirges und Vogtlandes. Weitere Nachrichten, die aus diesem Gebiete überliefert sind, vermögen das Bild zu ergänzen. Wir erinnern uns zunächst dessen, was an anderer Stelle über die alte Pfarrkirche von Veitsberg, die älteste des Vogtlandes, gesagt worden ist (vgl. Bd. 1 S. 200f.). Bereits dort wurde auf die großen Kirchspiele in ihrer Umgebung, Döhlen, Frießnitz, Albersdorf, Culmitzsch hingewiesen. Culmitzsch und Döhlen begegnen zuerst 1230, Frießnitz erst 1267, Albersdorf noch später, da seine Kirche im Gegensatz zu den anderen mit dem Kloster Mildenfurth inkorporiert war. Die Pfarrei wurde 1474 mit der von Berga vereinigt. Wenn die Kirchen von Culmitzsch und Döhlen schon vor 1230, die von Frießnitz sicherlich ebenfalls noch im 13. Jahrhundert dem Kloster Mildenfurth übereignet wurden, so wird das Patronat vorher bei den Gründern dieses Klosters, den Vögten von Weida, gelegen haben. Sie müssen auch als Gründer dieser Kirchspiele gelten. Nichts spricht für ehemalige Abhängigkeit von Veitsberg, sondern alles für Gründung „aus wilder Wurzel", die wiederum in der Weise vorgenommen wurde, daß jeweils einige schon bestehende Dörfer mit einer Anzahl Rodungsdörfern in einer Parochie vereinigt wurden. Die so entstandenen großen Parochien bestanden bis in die Reformationszeit fort. Berga/Albersdorf umfaßte 1529 neun Orte, Culmitzsch zehn, Frießnitz zwölf, Döhlen sechzehn. In nicht wenigen der zugehörigen Dörfer bestanden damals Filialkirchen oder Kapellen, doch ist es zu einer Auspfarrung nur in einem Falle gekommen: Trünzig wurde 1313 von Culmitzsch gelöst, auf Veranlassung des Grundherrn Luppold von Wolframsdorf. Man darf in diesen Kirchspielen den Typus der Plarrei der frühen deutschen Siedlungszeit erblicken, wie er uns auch anderwärts begegnen wird. Siedlung und Bildung von Parochien gingen Hand in Hand, und auf diese Weise festigte sich auch der Sprengel der alten Veitsberger Kirche. 24"
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Neue Pfarrkirchen
In Elsterberg wurde eine Pfarrkirche um das Jahr 1200 gegründet. Patrone waren 1225 die Herren von Lobdeburg-Elsterberg gemeinsam mit den Vögten von Weida, die also bei der Stiftung beteiligt gewesen sein müssen. Wahrscheinlich hatten sie genehmigt, daß einige ursprünglich zu Plauen gehörige Dörfer zu der neuen Parochie geschlagen wurden, sich vielleicht auch an der Pfarrausstattung beteiligt. Als nun kurze Zeit darauf die Herren von Weida eine Pfarrkirche bei ihrem Schlosse Greiz zu gründen beabsichtigten, beanspruchten die Herren von Elsterberg, diese solle von der Elsterberger Kirche abhängig bleiben, da sie in deren Sprengel (in conterminio) gelegen sei. Es kam zu einem Streite, der sich mehrere Jahre hinzog und schließlich so entschieden wurde, daß die Weidaer auf ihren Anteil am Elsterberger Patronate und die Elsterberger auf ihr etwaiges Recht an der neuen Pfarre verzichteten. Es zeigt sich mit aller Deutlichkeit, daß in Elsterberg eine Pfarrei mit großem, abgegrenztem Sprengel gegründet worden war, doch lag über die Abgrenzung offensichtlich schon 1225 keine Urkunde vor. Dieser Sprengel umfaßte die ganze Herrschaft Elsterberg, denn noch 1366 waren die Kapläne (capellani) von Syrau, Limbach, Dobia, Fröbersgrün, Ruppertsgrün und Pöllwitz dem Elsterberger Pfarrer als ihrem Patron gehorsam. Dies besagt zwar nicht, daß diese Kirchen damals noch Kapellen gewesen wären, also des Pfarredits entbehrten, denn ein Pfarrer (plebanus) von Limbach tritt bereits 1349 entgegen, ein solcher von Ruppertsgrün 1365, von Syrau 1327; wohl aber, daß sie von der Pfarrei Elsterberg abgezweigt worden waren, wie man annehmen darf noch im Laufe des 13. Jahrhunderts. Der „Gehorsam", zu dem die abhängigen Kirchen verpflichtet waren, wird nicht näher gekennzeichnet. Es scheint nach einem Schreiben des Elsterberger Pfarrers von 1527, als seien ihm im Spätmittelalter archidiakonale Befugnisse (sunderliche jurisdicticn) übertragen gewesen, ähnlich wie dem Plauener Komtur, doch spricht er selbst nur von Archipresbyterat. Eine ähnlich große Pfarrei war die von Reichenbach. Zwar ist es ausgeschlossen, daß sie bereits im Jahre 1140 bestand, wie eine zu diesem Jahre datierte Urkunde angibt, die jedoch zu den Fälschungen des Deutschen Ordens aus der Mitte des 15. Jahrhunderts gehört (vgl. S. 344f.). Wohl aber können die Angaben dieser Urkunde für die Erhellung des ursprünglichen Umfangs der Parochie immerhin verwendet werden. Zweck der Reichenbacher Fälschungen war u. a., die Rechte der Mutterkirche über ihre ehemaligen Filialkirchen festzuhalten, die sich abzulösen strebten oder schon losgelöst hatten. Es ist wenig wahrscheinlich, daß sich der Fälscher seine Angaben völlig aus den Fingern sog. Danach hätten siebzehn Dörfer, die meist schon in ihren Namen die
Herrschaftspfarreien im Vogtland
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Entstehung durch Rodung erkennen lassen, ursprünglich zur Pfarrei gehört, und da 1212 der Ort Reichenbach als einziger im Lande Mylau in echter Urkunde ausdrücklich genannt wird und ein Pfarrer 1225 vorkommt, dürfte dies nach Analogie von Elsterberg den Zustand im Beginn des 13. Jahrhunderts wiedergeben. Der Sprengel ist dann offenbar bald verkleinert worden. Die Orte Waldkirchen, Irfersgrün, Plohn und Mylau erhielten eigene Kirchen und schieden aus ihm aus, doch wurde dieser Vorgang durch die erwähnten Fälschungen des Deutschen Ordens, der die Reichenbacher Kirche seit 1264 besaß, in mannigfacher Weise behindert. Gründer all dieser Kirchen waren vermutlich die Reichsministerialen von Mylau, die im Jahre 1214 bezeugt sind. Wenigstens genannt seien in diesem Zusammenhange noch die Kirchen von Schleiz (Bergkirche), Hohenleuben und Tanna, die zwar erst verhältnismäßig spät genannt werden (1232, 1267, 1232), nach der ursprünglichen Größe ihrer Sprengel, die gelehrte Forschung erschlossen hat, aber ebenfalls als Herrschaftskirchen gelten müssen, wobei Schleiz vielleicht als Pfarrei für die ganze terra dicta Wisenta (so 1280) zu gelten hat, denn die Abgabe, die dem Pfarrer 1232 von seinen Anbefohlenen gereicht wurde, wurde als wesertter bezeichnet. Möglich ist freilich auch, daß dieses Wort nicht die Abgabe selbst, sondern nur das Hohlmaß bezeichnet, mit dem sie gemessen wurde. Eine Filialkirche wurde 1333 in Oschitz errichtet. Hohenleuben war Pfarrkirche für die Herrschaft Reichenfels, zu der ursprünglich auch die Gegend von Zeulenroda gehörte. Noch 1533 umfaßte das Kirchspiel acht Beidörfer und drei Filialkirchen. Auch für die Pfarreien Lobenstein, Pausa und Saalburg gilt wohl Ähnliches. Wenn 1223 eine Kirche in Kulm bei Saalburg geweiht wurde und 1232 eine Kapelle in (Wüsten-?) Dittersdorf bei Schleiz bereits bestand, so ergibt sich, daß die Auflösung auch dieser Großpfarreien frühzeitig einsetzte. Im Vogtland herrschte also zunächst die Großpfarrei vor, und zwar in der Form der Herrschaftspfarrei. Anders im Westerzgebirge und seinem Vorlande. Weder für die Schönburgischen Herrschaften noch für die Grafschaft Hartenstein lassen sich Anhaltspunkte für derartige Herrschaftspfarreien ausfindig machen. Hier herrscht vielmehr seit der frühen Siedlungszeit die nur wenige Dörfer umfassende Kleinpfarrei, vor allem im Gebiete östlich der Zwickauer Mulde. Ein besonderer Grund für diesen Unterschied ist nicht zu erkennen. Es versteht sich von selbst, daß diese wenig bedeutenden Kirchen oder ihre Pfarrer in den Urkunden selten und nur ganz zufällig genannt werden. Nur am Rande des Altsiedellandes wurden größere Komplexe gebildet, so die Pfarrei Ziegelheim, die noch in der Reformationszeit sechs Beidörfer besaß, ursprünglich aber vielleicht die doppelte Anzahl umfaßte, nach den
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Neue Pfarrkirchen
Siedlungsiormen durchweg deutsche Rodungsdörfer. Bereits 1320 waren hier mindestens drei Priester tätig, mehr als in mancher Stadt. Urkundlich wird die Kirche 1254 genannt. Gößnitz und wohl auch Meerane sind ähnlich zu beurteilen, um wenigstens noch einige Beispiele zu nennen. Es sei darauf aufmerksam gemacht, daß in dieser Gegend zwar schriftliche Nachrichten über Auspfarrungen fehlen, daß wir sie hier aber teilweise mit Hilfe der Flurkarten nachweisen können. Wenn in Schönberg bei Meerane die Flur waldhufenförmig eingeteilt ist, der Pfarrbesitz aber in zwei Blöcken am Rande der Flur liegt, wenn im Waldhufendorie Dennheritz, ebenfalls bei Meerane, der Pfarrbesitz in einem aus Herrschaftsland ausgeschiedenen Stück Wald besteht, in Wernsdorf bei Glauchau die Pfarrhufe mitten aus dem Rittergutsland herausgeschnitten ist, dann besagt dies mit derselben Sicherheit wie eine Urkunde, daß die Kirchen dieser Dörfer nicht sogleich bei deren Anlegung, sondern erst nachträglich gestiftet wurden, daß also Auspfarrungen vorgenommen wurden. In welcher Zeit dies geschah, läßt sich im Falle von Niederwinkel bei Waldenburg zeigen. Ein Pfarrer wird hier 1254 genannt, also verhältnismäßig frühzeitig. Trotzdem liegt in der Blockflur des Dorfes das Pfarrland nicht im Gemenge mit dem Bauernland, wie in Jerisau, wo ein Pfarrer bereits 1170/75 erscheint, sondern in einem langen, waldhufenförmigen Streifen am Rande der Flur. Wir schließen auf Gründung der Pfarrei im Beginn des 13. Jahrhunderts. Kleinpfarreien herrschen auch vor im Gebiete von Werdau. Genannt seien als Beispiele Langenhessen, Teichwolframsdorf, Langenbernsdorf. In Ronneburg bestand eine Pfarrei bereits 1209. Anscheinend war sie ursprünglich von bedeutender Größe, doch nur in einem Fall ist die frühere Zugehörigkeit des Gebiets einer später selbständigen Parochie überliefert. Der Pfarrer von Ronneburg beanspruchte 1237 nämlich die Kirche von Schmirchau als Filial und führte deshalb einen langen Streit mit dem Ritter Gerhard von Liebschwitz, offensichtlich dem Gründer der Kirche. Der Naumburger Bischof entschied schließlich zugunsten der „Freiheit" der Parochie Schmirchau. Sie umfaßte 1529 nur dies eine Dorf und stand noch immer unter dem Patronat der Herren von Liebschwitz, wie auch das benachbarte Linda, dessen Kirchspiel ebenfalls nur dies eine Dorf umfaßte und sich vielleicht von Schmirchau abgespalten hat. Schmirchau darf also als Musterbeispiel einer kleinen Adelspfarrei dienen, in deren Entstehung wir in diesem Falle einen Blick tun können. Sie ist ins erste Drittel des 13. Jahrhunderts zu setzen, und es trifft sich glücklich, daß in derselben Gegend, aber mehr nach dem altbesiedelten Gebiete zu, ein ähnlicher Fall bereits ein halbes Jahrhundert früher überliefert ist. Im Jahre
Neue Pfarreien in der Diözese Naumburg
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1166 überließ Bischof Udo II. von Naumburg als Herr des bischöflichen Eigenklosters Bosau 40 Schober (scobiones) Getreide vom Neubruchzehnten des Pleißengaues, der diesem Kloster übereignet war, zur Ausstattung der neuerbauten Kirche in Nöbdenitz (Nibodiz). Es geschah dies auf Bitten des Abtes mit der Begründung, der Edle Gerhard von Nöbdenitz habe als erster den Zehnten seiner Neubrüche vollständig ans Kloster entrichtet. Er empfing nun diese 40 Schober gleichsam als Gegenleistung für seine Kirche (ecclesia sua); offensichtlich war er es gewesen, der sie auf seinem Eigengute (piopiia et libera hereditas) errichtet hatte. Die Namen seiner Neubrüche erfahren wir aus den Visitationsakten vor 1529: zur Kirche von Nöbdenitz gehörten damals als Filiale Vollmershain, Jonaswalde, Mennsdorf, Wettelswalde, also Dörfer, die sich meist schon in ihren Namen als Gründungen auf ehemaligem Waldboden zu erkennen geben. Ferner war der Pfarrer Patron über Nischwitz, wozu Heukewalde als Beidorf gehörte; auch dieses Kirchspiel muß ursprünglich zu Nöbdenitz gehört haben. Es wird ersichtlich, daß von einem Herrensitz am Rande des Waldes aus in den Wald hinein gerodet und ein großes Kirchspiel für den ganzen Komplex gebildet wurde. Die Kirche befand sich beim Herrensitz, der aber bald nach Posterstein verlegt wurde. Der Vergleich mit Schmirchau ist lehrreich: die Parochien des 12. Jahrhunderts waren wesentlich größer als die des 13. Jahrhunderts. Wir befinden uns damit bereits am Rande des altbesiedelten Gebietes. In diesem war Gründung von Pfarrreien „aus wilder Wurzel" unmöglich. Während im Falle von Schmirchau der Anspruch des Pfarrers von Ronneburg abgewiesen wurde, war im nördlichen Teile des Bistums das Netz der Parochien seit dem Ende des 11. Jahrhunderts festgelegt, und neue Kirchen blieben zunächst in Abhängigkeit von der Mutterkirche. In zwei Fällen können wir das mit aller Deutlichkeit beobachten. Es ist bereits gezeigt worden, daß die im 10. Jahrhundert bestehende, vielleicht in karlingische Zeit zurückreichende Pfarrei Kirdiberg bei Jena nach Lobeda verlegt worden ist, während Kirchberg selbst zum Filial herabsank (vgl. Bd. 1 S. 173). Weitere Filialkirchen bestanden 1228 in Ammerbach, Jägersdorf, Schlöben und Schöngleina. Keine dieser Kirchen gehörte 1529 noch zur Parochie. Die drei letzten waren selbständig, ebenso die Pfarrei Burgau, wohin anscheinend später die nunmehrige Filialkirche des Kirchbergs verlegt worden war; ihr war Ammerbach als Filial zugeschlagen. Nur in diesem Falle ist die alte Abhängigkeit im Patronat des Lobedaer Pfarrers über Burgau noch erkennbar. Dafür besaß aber Lobeda jetzt fünf andere Filiale in Wöllnitz, Rutha, Zöllnitz, Drakendorf und Schiebelau. Die Zerschla-
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gung der alten Großpfarrei nahm also ihren Fortgang. Wann die 1228 genannte Filiale selbständig wurden, hat sich nicht ermitteln lassen. Audi die alte und bedeutende Kirche in Profen ist bereits behandelt worden (vgl. Bd. 1S. 179). Schon 1171 wurde hier von Kirchen innerhalb des Sprengeis gesprochen, von bereits vorhandenen und noch zu errichtenden (ecclesie, que infra terminos parrochie constructe sunt veJ conslruentur). Es sollte mit ihnen nach dem Ermessen des Klosters Bosau, dem damals der Patronat über Profen übertragen wurde, verfahren werden. In der Tat erfahren wir 1324 die Namen von vier Kapellen innerhalb des Profener Sprengeis: Gatzen, Michelwitz, Schwerzau und Draschwitz. Bereits im Jahre 1235 war jedoch die Kapelle von Trautzschen selbständiges Kirchspiel geworden, auf Bitten des Ritters Arnold von Trautzschen, offensichtlich des Gründers der Kirche. Er fand die Mutterkirche mit zwei Hufen ab und erhielt dafür den Patronat über seine Gründung, hatte jedoch den zu bestellenden Pfarrer jeweils dem Abt von Bosau zur Bestätigung zu präsentieren. Vor 1320 wurde auch die Kapelle von Gatzen selbständig, woraus hervorgeht, daß die Angaben von 1324 auf einer älteren Vorlage beruhen. Die spätere Entwicklung ist wenig durchsichtig. Michelwitz wurde jedenfalls als Filial zu Gatzen geschlagen, und der Kirche in Profen verblieben schließlich nur noch Beersdorf und Lützkewitz als Beidörfer. Als drittes Beispiel ließe sich Altkirchen anfügen, das jedoch bereits vorweggenommen wurde (vgl. Bd. 1 S. 182). Zur Abrundung des gewonnenen Bildes besprechen wir noch einige Kirch gründungsurkunden aus dem altbesiedelten Teile der Naumburger Diözese. In Dobitschen hatte innerhalb der Parochie Mehna der Ritter Heinrich von Dobitschen 1204 gegen den Willen des Patrons (Bergerkloster in Altenburg) eine Kapelle gestiftet und strebte nun ihre Weihe an. Er kennte sie nur gegen Entschädigung in Höhe von 6 Mark erreichen. Die Kapelle wurde dafür zur Pfarrkirche erhoben (pro exemptione). Ihr Sprengel scheint immer nur in diesem einen Dorf bestanden zu haben. Noch 1528 war der Patronat in der Hand der Gründerfamilie. Haben wir es hier also mit einer ausgesprochenen kleinen Adelspfarrei zu tun, so liegt der Fall bei Göthewitz anders. Dieser Ort gehörte dem Zeitzer Kapitel. Bischof Berthold II. weihte hier 1199 eine Kapelle, der jedoch volles Pfarrecht nicht eingeräumt wurde. Nur kleine Kinder, Fremde und andere besitzlose Leute sollten hier begraben werden (sepulturam parvulorum et vialorum aliorumve pauperum). Den Hufenbauern (villanis mansos habentibus) blieb das Begräbnis untersagt, es sei denn mit Erlaubnis des (bisherigen) Pfarrers. Taufen sollten nur im Notfalle vorgenommen werden dürfen. Gleichwohl wurde ein Pfarrer eingesetzt. Äußerst aufschlußreich ist seine Dotierung: von 37 Hufen sollte er je einen Schef-
Beispiele aus der Diözese Naumburg
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fei Korn und Hafer von der halben Größe dessen, mit dem den Zeitzer Stiftsherren gezinst wurde, erhalten, dazu von den Hofstätten worzedelos genannte Pfennige (zu worf „Hofstatt" und sedel „Sitz"?). Die Dotierung bestand also ausschließlich in laufenden Abgaben der Pfarreingesessenen, und man wird schließen dürfen, daß sie es waren, die die Gründung dieser Kirche veranlaßten. Es ist dies im 12. Jahrhundert der einzige Fall im Bistum, daß einmal die Gemeinde als Kirchgründer auftritt. Anders als viele adlige Dorfherren verstanden sich offenbar die Zeitzer Kanoniker nicht dazu, für die Gründung einer von ihren Untertanen gewünschten Kirche materielle Opfer zu bringen, weder für die Pfarrausstattung noch für die Exemtion aus der bisherigen Parochie. Die neue Kirche war daher noch zur Reformationszeit Filial von Wahlitz. Hier muß bereits 1199 der Sitz der Mutterkirche, die nicht genannt wird, angenommen werden. Nicht völlig durchsichtig ist der Gründungsvorgang der Kirche in Ossig bei Zeitz. 1121 überwies Bischof Dietrich I. von Naumburg dem von ihm gegründeten Kloster Bosau u. a. die villa Ozzek mit dem anliegenden Walde, dem neuen Dorfe (nova villa) mit Wiesen, Mühlen und allem Nutzen, sowie Timmendorf (wüst) mit dem Forste (cum loresto). Bischof Udo I. bestätigte diese Schenkung 1146 und fügte hinzu, Bischof Dietrich habe auch die Kirche in Ossig dem Kloster überwiesen, die jedoch er, Udo, geweiht habe. Wir erfahren auch, daß das „neue Dorf" zuerst von einem gewissen Zvemuzl bewohnt worden sei. Der Forst und die villa quae Thimonis dicitur werden ebenfalls genannt. Der Bischof gab der Hoffnung Ausdrude, der Forst möge dem Anbau erschlossen werden; die anfallenden Zehnten sollten dann an die Kirche in Ossig entrichtet werden. Der Zehnt des „neuen Dorfes" war ihr bereits zugewiesen worden. Wer nun die Kirche gegründet hat, Bischof Dietrich oder der Abt von Bosau, bleibt unklar. Da Dietrich 1123 starb und Udo sein Amt 1125 antrat, ist die erste Annahme durchaus nicht unmöglich. Denn soviel wird doch deutlich: die Kirchgründung erfolgte im engsten Zusammenhange mit der Gründung neuer Dörfer in dieser Gegend, und das Ganze nahm eine gewisse Zeit in Anspruch. Die Hoffnungen Bischof Udos, der anliegende Forst möge gerodet werden, erfüllten sich freilich nicht. Ossig liegt noch heute am Rande des großen Zeitzer Forstes. Wäre er der Siedlung erschlossen worden, so ergibt sich aus der Zehntbestimmung von 1146, daß die Rodungsdörfer der Parochie Ossig zugeschlagen worden wären. Sie hätte dann dasselbe Bild gezeigt, wie es uns so oft begegnet: einige kleine Orte des Altsiedeilandes mit mehreren großen des Rodungsgebietes vereinigt. Die Urkunden bestätigen einen Schluß, den wir anderwärts, etwa in der Gegend von Veitsberg/Weida, nur aus den späteren Pa-
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N e u e Pfarrkirchen
rochialgrenzen und Siedlungsformen zu ziehen vermögen: Kirchspiele dieser Art gehören der frühen Kolonisationszeit an und werden „aus wilder Wurzel" gegründet, ohne daß von Auspfarrung die Rede wäre. Ganz anders in späterer Zeit. Gründer der 1224 geweihten Kirche in Rodameuschel war wiederum ein Adliger Volkmar. Sie mußte von der Mutterkirche St. Peter in Stöben durch Übergabe dreier Äcker losgekauft werden und wurde von Volkmar mit Getreideabgaben und Weinbergzehnten ausgestattet. Eine Personalpfarrei schließlich wurde 1234 auf der Burg in Gera gegründet, indem die dortige Kapelle Plarrrecht für die Burgmannen und das Gesinde der Burg erhielt. Doch sollten nur die Ritter auf der Burg sich begraben lassen dürfen, während ihr Gesinde nach wie vor das Begräbnis bei der Geraer Pfarrkirche zu suchen hatte, der auch die Einkünfte der Kapelle verblieben. Den anzustellenden Geistlichen besoldete der Burgherr Heinrich Vogt von Weida. Wir verlassen damit die Naumburger Diözese und wenden uns dem Bistum Meißen zu. Vorgänge der Kirchgründung im altbesiedelten Gebiete um Mügeln und Lommatzsch während des 12. und 13. Jahrhunderts wurden bereits behandelt (vgl. Bd. 1 S. 201 ff.). Einige charakteristische Beispiele für die Auflösung von Großpfarreien sollen folgen. ü b e r Leisnig ist das Wesentliche bereits an anderer Stelle (vgl. Bd. 1 S. 204 f.) gesagt worden: Bereits 1215 bestanden im Sprengel der Matthäikirche acht Kapellen, darunter in Sitten, Seifersdorf, Zschirla, Collmen und Polkenberg. In Collmen und Zschirla begegnen um 1266 Pfarrer. Die Verselbständigung dieser Kapellen zu Kirchen war also vollzogen. Gleichzeitig werden, wenn wir von der Stadt absehen, damals noch die Pfarren von Gersdorf, Leipnitz, Wendishain und Zschoppach genannt. Eine weitere Aufgliederung hatte also bereits stattgefunden. Einblick in den Fortgang dieses Prozesses gewährt eine Urkunde von 1268, derzufolge die Witwe eines Edelfreien Tammo von Mähris eine Pfarrkirche in Börtewitz gestiftet und dotiert hatte, die nunmehr aus dem Leisniger Sprengel gelöst wurde. Die Mutterkirche wurde durdi Entrichtung eines Teils der in Getreideabgaben bestehenden Ausstattung nach Leisnig entschädigt und der Stifterfamilie der Patronat eingeräumt. Die Kirchfahrt umfaßte nur dies eine Dorf. Bemerkenswert ist, daß als Grund der Stiftung hier einmal das eigene Seelenheil sowie das des verstorbenen Gatten und der Voreltern angegeben wird, ein Motiv, das sicherlich häufig eine Rolle gespielt haben wird. Der hier genau bekannte Vorgang erlaubt Schlüsse für die anderen Kirchen. Ganz anders ist der Vorgang der Kirchgründung in Nauberg im Jahre 1300 verlaufen. Hier waren es die Einwohner, die vom Bischof von Meißen eine Hufe kauften, um
Diözese Meißen: Zerteilung der Parochie Leisnig
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ihren Ertrag ihrem Pfarrer zuzuwenden, damit er in der Kapelle ihres Ortes dreimal in der W o c h e die M e s s e lese. Es wurde also lediglich ein Filial gegründet, und Filial von Zschoppach war Nauberg noch 1529. Die Dorfherrschaft besaß 1286 zur Hälfte das Kloster Buch, zur anderen Hälfte anscheinend, wie aus dem Hufenkauf hervorgeht, der Bischof von Meißen. Es ist aufschlußreich, daß beide für die Förderung des Gottesdienstes am Ort nichts getan haben und für eine Exemtion der Nauberger Kirche nichts übrig hatten (vgl. Göthewitz, S. 376 f.). Ähnlich verliefen die Dinge in Bockelwitz, wo gleichfalls die Lasten der Kirchenausstattung und der Exemtion, die hier 1306 stattfand, ganz von den Einwohnern getragen werden mußten. Dies war möglich, da acht Dörfer sich zu einer neuen Parochie zusammentaten. Dem bisherigen Pfarrer in Altleisnig wurden zür Abfindung 12 M a r k Silbers gezahlt, und den Einwohnern trug der Bischof Albert auf, die zu gründende Kirche so auszustatten, daß der Pfarrer standesgemäß (honorihce et commode) leben könne. Der Patronat a b e r fiel nicht etwa ihnen zu, wie dies recht und billig g e w e s e n wäre, sondern dem Abte von Buch, der in der ganzen Angelegenheit k e i n e n Finger gerührt hatte. Den Patronat über Leipnitx und Zschoppach b e s a ß e n 1404 die Herren v o n Colditz aus reichSministerialischem Geschlecht. Ihnen wird die Loslösung beider Parochien aus dem Leisniger Sprengel zuzuschreiben sein. Nach Gersdorf nannte sich ebenfalls ein reichsministerialisches Geschlecht, dem die Gründung der 1206 genannten Kirche zu verdanken sein wird. Auspfarrung war hier nicht nötig, denn die 1529 zur Kirchfahrt gehörigen sechs Dörfer e r w e i s e n durch Namen und Siedlungsform alle ihren Ursprung durch Rodung. Die Pfarrei W e n d i s h a i n dagegen vereinigte Dörfer deutscher und vordeutscher Art in sich. B e m e r k e n s w e r t e r w e i s e steht aber die Kirche in einem Ort deutscher Gründung. W a n n diese Kirchen errichtet wurden, läßt sich aus einer Betrachtung der V e r h ä l t n i s s e der Pfarrei Altenhof erschließen. Das Kloster Buch wurde vor 1192 gegründet in dem ehemaligen Orte Buch (in villa, quae quondam dicebatur Buoch). Die Bauern waren also anscheinend schon damals verdrängt und eine Grangie eingerichtet worden, die später als Altenhof (1231 in antiqua curia Buoch) bezeichnet wurde. 1225 aber wurde der A b t v o n Budi als Patron und ordentlicher Pfarrer (parrochianus praecipuus) der Egidienkirche in Buch bezeichnet, wo die Bauern (coioni) die S a k r a m e n t e empfingen. Zur Kirche in Altenhof gehörten 1529 die Orte Naunhof, Beiersdorf und Naundorf. Mindestens Beiersdorf muß, wie der Name besagt, durch zugewanderte Siedler gegründet worden sein. Um Naundorf aber entstand bereits 1225 Streit mit dem Pfarrer von Leisnig, und wir ersehen bei dieser
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Neue Pfarrkirchen
Gelegenheit, daß das Dorf ursprünglich aus zwei Ortschaften bestanden hatte, Schirmene und Nuezedliz („Neusiedlung"); diese sei nach Buch, jene nach Leisnig zur Kirche gegangen. Die beiden Dörfer seien später auf Veranlassung (de voluntale et consensu) des Edlen Siegfried von Mügeln in eins zusammengefaßt worden. Wir haben hier ein Zeugnis für eine jener Umlegungen, die im gesamten Gebiet der deutschen Ostsiedlung eine große Rolle spielen, wenn sie auch vielleicht gerade in Mitteldeutschland vergleichsweise selten sind. Die Umbenennung zweier slavisdi benannter Ortschaften in Naundorf ist dabei besonders charakteristisch: der Name übersetzt Nuezedliz. Dieser Name wiederum besagt, daß bereits vor der Umlegung ein Akt der Neusiedlung stattgefunden hatte. Der Bischof wies nun das gesamte Dorf der Egidienkirche in Buch zu, doch erhielt der Pfarrer von Leisnig als Abfindung jährlich vier Solidi, die im ganzen Dorfe umgelegt werden sollten, da ihre Äcker zusammenhängend und benachbart seien (cum sint agri eorum continui
et contigui),
d. h. also doch wohl
im Gemenge lagen. Offensichtlich greift diese Darstellung auf Dinge zurück, die noch vor der Klostergründung lagen. Die Kirche in Buch muß damals bereits als Pfarrkirche bestanden haben und als solche vom Abte übernommen worden sein. Sehr deutlich wird die Scheidung der deutschen coloni von den Slaven: diese besuchten die alte Kirche bei der Burg Leisnig, für jene war in Buch eine neue Kirche gegründet worden. Aber auch die Uberwindung dieses Gegensatzes wird deutlich: schon vor 1225 besuchten anscheinend alle Einwohner des nunmehrigen Dorfes Naundorf die Kirche in Buch. 1225 war die Rechtsstellung der Bewohner bereits so weit ausgeglichen, daß sie alle gleichmäßig den Abfindungszins an den Leisniger Pfarrer aufbringen mußten. Alles deutet darauf hin, daß die Gründung dieser Kirche in die Frühzeit der deutschen Siedlung, d. h. in die erste Hälfte des 12. Jahrhunderts gehört. Die Gründung weiterer Kolonistenkirchen und der Beginn der Auflösung des Sprengeis der Großpfarrei Leisnig wird danach in seine zweite Hälfte gesetzt werden müssen. Auch über Weßnig, Torgau und Altbelgern ist bereits gehandelt worden (Bd. 1 S. 196 ff.), so daß das dort Gesagte hier nicht wiederholt zu werden braucht. Wir erinnern uns nur, daß dicr;e Kirchen 1251 zusammen nicht weniger als dreiundzwanzig Filialkirchen besaßen (ihre Namen Bd. 1 S. 196 und 197). Die meisten von ihnen lagen in Orten slavischen Namens, aber auch einige deutsche Namen treten auf, darunter so bezeichnende wie Greuendorph und Margrauendorph, in denen offensichtlich der Gründer oder Grundherr festgehalten ist, oder Saxdorph, der vielleicht an die zugewanderten Siedler erinnert, ferner Valkenberch und Blumenberch. Die Urkunde von 1251 enthält auch Listen der meß
Zerteilung der Parochie Weßnig / Torgau
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kornpflichtigen Orte, aus denen der ganze Umfang der Parochie ersichtlich wird. Nicht weniger als dreimal begegnet der Ortsname Niendorph, der für sich spricht, ferner Cunigisdorph und Monichisdorph, die wiederum auf die Grundherren Bezug nehmen, Beiersdorph, das neben Saxdorph zu stellen ist, Heyde, Lengendorph und Hoendorph und eine ganze Anzahl mit deutschen Personennamen gebildete Ortsnamen meist auf -dorf, aber auch in der bezeichnenden deutschslavischen Mischform Meinartiz. Es wird völlig deutlich, daß in diesen Parochien neben dem slavischen ein starkes deutsches Element vorhanden war, und zwar saßen diese Deutschen in besonderen Dörfern, die sie gegründet und benannt hatten, die aber gleichwohl besondere Pfarrkirchen nicht erhalten hatten, also anders als im Falle Leisnig/ Altenhof. Zwei der meßkornpflichtigen Orte ziehen besonders das Augenmerk auf sich. Der Name Mertinskirche (Martinskirchen bei Mühlberg) setzt eine Kirche voraus, ohne daß sie doch unter den Filialkirchen genannt wäre, und in Kowerliz (Cavertitz bei Oschatz) wird ein Pfarrer genannt, der drei Malter Getreide Dahlener Maßes nach Weßnig/Torgau entrichtete, obwohl doch seine Nennung eine selbständige Pfarrei voraussetzt. Beides läßt sich urkundlich aufklären. In Cavertitz bestand bereits 1234 eine Kirche, die Otto von Eilenburg gehörte (ecclesia sua); er entschädigte sie damals für einen Zehnten, mit dem sie dotiert war und der jetzt mitsamt dem Herrengut, auf dem er haftete, dem Kloster Riesa zugewendet wurde, mit sechs Äckern, einer Wiese und zwei Malter Korn von der Mühle Cavertitz. Wir haben also bestimmt eine von den Herren v o n Eilenburg gegründete Pfarrkirche vor uns, die aus dem Sprengel der Mutterkirche ausgeschieden war. Die drei nach Weßnig/Torgau zu entrichtenden Malter Getreide aber sind nicht anders zu beurteilen als die Abgaben, die von Börtewitz nach Leisnig zu entrichten waren: sie bildeten die Entschädigung für die Auspfarrung, die ins erste Drittel des 13. Jahrhunderts zu setzen sein dürfte. 1267 wurde diese Auspfarrung zu allem Überfluß von Bischof Dietrich II. v o n Naumburg nochmals beurkundet. Martinskirchen erscheint 1253 in einer Urkunde Bischof Konrads von Meißen, die die Ausstattung der Altbelgerner Kirche neu festsetzte, unter der Bezeichnung ad sanctum Martinum und als der einzige von zwölf Orten, wo die Kirche nicht nur Getreideeinkünfte, sondern eine Hufe besaß, von Altbelgern selbst natürlich abgesehen, wo sie anderthalbe innehatte. Für den Unterhalt eines Kaplans war also gesorgt, und ein Filial wurde eingerichtet. Allerdings war der Priester nur von Michaelis bis Ostern am Orte anwesend, offensichtlich wegen des Hochwassers und Eisgangs der Elbe, die damals anders als heute Pfarrort und Filial trennte. Der Zustand v o n 1251 hält also nur einen Moment eines im Gange befindlichen Prozesses fest: 23 Filialkirchen
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waren vorhanden, eine war bereits ausgeschieden und selbständig geworden, eine Kapelle war noch nicht Filial, wurde aber bald darauf dazu erhoben. Den Auflösungsprozeß weiter zu verfolgen ist unnötig; nur sein Resultat soll festgehalten werden: alle 1251 zu Weßnig/Torgau gehörigen 15 Filialkirchen waren in der Reformationszeit aus der Parochie losgelöst bis auf Loßwig, das noch 1529 Filial war, und zumeist selbständige Kirchspiele geworden, die allerdings später teilweise wieder anderen als Filial zugewiesen wurden. Die Kirchen in Gräfendorf und Löhsten sind untergegangen. Für den Zeitpunkt der Verselbständigung gewährt einen Anhaltspunkt das Auftreten eines Pfarrers in Welsau 1282, für die Art der Verselbständigung das Beispiel von Cavertitz. Von acht im Jahre 1251 zu Altbelgern gehörigen Filialen waren in der Reformationszeit vier selbständige Pfarrkirchen (Blumberg, Koßdorf, Saxdorf, Ubigau). Drei waren nach anderen Kirchen eingepfarrt worden, ein Ort (Grazzowe) ist samt seiner Kirche wüst geworden. Nach 1251 sind noch weitere Filialkirchen gebildet worden, von denen das bereits genannte Martinskirchen und Stehla bei Altbelgern verblieben. Ganz auf dem Boden der alten Großpfarrei liegen aber auch die 1494 selbständigen Parochien Schmerkendorf, Kiebitz, Marxdorf und Lönnewitz. Sie müssen ebenfalls einmal Filiale von Altbelgern gewesen sein, ohne daß sich das noch nachweisen ließe. östlich der Elbe ist die Pfarrei Bautzen der Typus der alten Großparochie (vgl. Bd. 1 S.206). Sie war bereits 1222 in der Auflösung begriffen. Neun Filialkirchen werden damals genannt (ihre Namen Bd. 1S. 207), weitere waren vorhanden oder sollten noch errichtet werden. Fünf der namentlich aufgeführten lagen im altbesiedelten Gebiete, vier dagegen in sehr großen Waldhufendörfern im Süden der Parochie auf verhältnismäßig engem Räume: Wilthen, Neukirch am Hohwald, Sohland, Cunewalde. Welche die älteren sind, läßt sich auf Grund der Quellen nicht entscheiden, denn die Frage, wann und durch wen diese Filialkirchen selbständig wurden, ist aus der Überlieferung nicht zu beantworten. Zunächst jedenfalls waren Deutsche und Slaven in einer Parochie vereint. Die frühzeitige Gründung von Filialkirchen in benachbarten deutschen Dörfern läßt jedoch das Bestehen erkennen, für die neuen Dörfer zu eigenem Kirchenwesen zu gelangen, und die große Zahl der nach Bautzen kirchenden alten Dörfer legte den Wunsch nach Aufgliederung von selbst nahe, sobald christliche Art wirklich Wurzeln geschlagen hatte. Daß es wiederum vorzugsweise der Adel gewesen sein wird, der im altbesiedelten Lande für die Gründung neuer Pfarrkirchen sorgte, zeigt die spätere Auspfarrung der Kirche in Milkel aus der Bautzener Parochie (1353): Es war die am Orte ansässige Familie von Metzradt, die die Abfindung des Bautzener Kapitels mit
Zerteilung der Pfarrei Bautzen
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einer Mark Silbers jährlich übernahm. Acht Dörfer wurden der neuen Pfarrei zugewiesen. Auf diese oder ähnliche Weise entstanden im Laufe des Mittelalters noch sieben weitere Kirchspiele auf dem Boden der alten Bautzener Parochie (Steinigtwolmsdorf, Schirgiswalde, Postwitz, Taubenheim, Kotitz, Radibor, Kütten), und da alle genannten Filiale selbständige Pfarrkirchen geworden sind, hatte sich 1495 das Kirchspiel in 17 Pfarreien aufgelöst. Unabhängig davon wurden im Norden zum größten Teile auf Rodungsland sich erstreckende umfangreiche Herrschaftspfarreien gebildet, die denen des Vogtlandes vergleichbar sind: Muskau, Baruth, Hoyerswerda, Ruhland. Verhältnismäßig große Pfarreien sind auch im rechtselbischen Teile der Sächsischen Schweiz anzutreffen (Hohnstein, Sebnitz, Neustadt, Stolpen), doch sind hier nur Hohnstein und Stolpen als Herrschaftsmittelpunkte bezeugt. Die Bischöfe von Meißen scheinen auf ihrem Besitz um Bischofswerda kleinere Kirchspiele angelegt zu haben, wenigstens ist ein solches bereits 1221 in Schmiedefeld bezeugt. In der Gegend von Löbau häufen sich die kleinen Parochien, die vielfach nur ein Dorf umfassen (Schönbevg, Dürrhennersdorf, Georgswalde, Ebersbach, Herwigsdorf, Berthelsdorf, Strahwalde), nur Löbau selbst weist eine große Parochie auf, die aus slavischen und deutschen Dörfern gebildet und wohl von der alten Kirchfahrt Kittlitz (vgl. Bd. 1 S. 208) abgezweigt ist. Es fragt sich, ob diese kleinen Pfarreien ursprünglich sind, denn Nachrichten aus älterer Zeit fehlen, aber möglich ist es ohne weiteres. Immer wieder zeigt es sich, daß eine Regel für die Bildung großer und kleiner Kirchspiele auf Rodungsboden nicht aufgestellt werden kann. In der Großenhainer Gegend etwa, wo Kleinpiarreien in den Urkunden frühzeitig entgegentreten (vgl. S. 357), findet sich doch die große Kirchfahrt Niederebersbach eingestreut, die noch 1540 zwölf Dörfer umfaßte, und die schon 1228 genannte Kirche in Frauenhain hatte 1540 acht Beidörfer. Am Orte befand sich ein Wirtschaftshof des Bischofs von Naumburg, so daß die Kirche zu den ältesten der Gegend gehören dürfte. Nur genaue siedlungsgeschichtliche Untersuchung vermöchte Klarheit über die Gründe solcher Unterschiede zu schaffen. Lehneiche Einblicke in die Verhältnisse einer Oberlausitzer Herrschaftspfarrei gewährt eine Urkunde für die Pfarrkirche in Kamenz von 1225. Bischof Bruno von Meißen beurkundete, er habe diese Kirche neu geweiht, die ursprünglich an anderer Stelle gestanden habe. Bernhard von Vesta (gest. vor 1220) habe dort eine Stadt (oppidum) erbaut, die aber samt der Kirche durch Feuersbrunst zerstört und von Bernhards gleichnamigen Sohne an einen anderen Ort verlegt und neu errichtet worden sei. Es wird davon gesprochen, daß Bernhard der
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Neue Pfarrkirchen
Ältere die Kirche dotiert habe, und so wird ihm wohl auch die Gründung zu verdanken sein, die ins Ende des 12. Jahrhunderts gesetzt werden kann. Der Sohn vermehrte die Ausstattung, deren einzelne Bestandteile genau aufgezählt werden; hiervon wird an anderer Stelle zu handeln sein. Wichtiger ist in dem Zusammenhange, daß wir die Namen der zugehörigen Dörfer erfahren. Es sind ihrer sechzehn, deutsche und slavische gemischt, dazu die neue Stadt Kamenz, also anscheinend die ganze Herrschaft Kamenz, die als burcwardus bezeichnet wird. Gemeint ist damit sicher der zur Burg Kamenz, nach der sich die Herren von Vesta nunmehr nannten, gehörige Landbezirk, nicht mehr ein Burgward nadi der Art derjenigen der ottonischen Zeit, wenn auch die Honigabgabe, die in diesem Bezirk an den Burgherrn zu entrichten war und deren Zehnt der Kirche zugesichert wurde, recht altertümlich anmutet. In ähnlicher Weise sind alle Herrschaftspfarreien entstanden zu denken, die sich zum Teil auf altbesiedeltes, zum Teil auf Rodeland erstreckten: durch Stiftung des burggesessenen Adligen, unter dessen Leitung die Erweiterung des Anbaus und zugleich der Herrschaft erfolgte. Bemerkenswert ist im Falle von Kamenz, daß Deutsche und Slaven nicht nur zur gleichen Parochie gehörten, sondern auch ganz die gleichen Abgaben an den Pfarrer bezahlten, einen Scheffel Korn von der Hufe. In kirchlichen Dingen waren sie rechtlich gleichgestellt. Nachdem aber die Kirche 1248 dem Kloster Marienstern überlassen worden war, wurde 1263 eine Teilung der Gefälle vorgenommen, bei der die Verschiedenheit des Volkstums offenbar eine Rolle gespielt hat: die Getreideeinnahmen des Pfarrers wurden auf elf Dörfer eingeschränkt, die mit einer Ausnahme (Wiednitz) alle deutsche Namen haben. Das Getreide aus den übrigen Dörfern, das sind aber meist solche slavischen Namens, sollte dem Kloster zur Verfügung stehen, übrigens begegnen jetzt vier Dörfer im Kamenzer Sprengel, die 1225 noch nicht mit genannt waren. Vielleicht sind sie in der Zwischenzeit erst angelegt worden. 1225 wurden ja auch der Pfarre 20 Hufen Wald in der Nähe von Biehla zum Anbau (excolendi) angewiesen und ganz allgemein von Getreideabgaben erst noch zu bebauender Hufen gesprochen. Ebenfalls den Herren von Vesta-Kamenz verdankt wohl die Kirche in Crostwitz ihre Entstehung, die von ihnen 1248 zusammen mit der Kamenzer dem Kloster Marienstern übergeben wurde. Sie ist sicherlich älter als diese, denn ihr großer Sprengel erstreckte sich vornehmlich im Altsiedellande, während der von Kamenz meist auf Rodungsboden lag. Daß aber auch die Gründung dieser Kirche mit dem Fortschreiten der Siedlung zusammenhängt, zeigt ihre Ausstattung, die u. a. im Dorfe Naußlitz (Nouosedliz „Neusiedlung") mit zwölf gerodeten Hufen (que
Kirchspiele östlich der Elbe
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mansos habet duodecim exstirpalos) bestand. Es ist in ziemlicher Entfernung vom Kirchorte am Rande des Altsiedellandes gelegen, und wenn als weiteres Ausstattungsstück ein Wald genannt wird, so wird er wohl wie im Falle von Kamenz zur Rodung übergeben worden sein. Wie weit sich freilich der Sprengel ins ehemalige Waldgebiet in Richtung auf Wittichenau ehedem erstreckt hat, bleibt unklar. In Wittichenau selbst bestand jedenfalls 1248 bereits ein selbständiges Kirchspiel. Man wird annehmen dürfen, daß die Crostwitzer Kirche von den Herren von Vesta gegründet wurde, sogleich nachdem sie in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts in der Oberlausitz Fuß gefaßt, d. h. Lehen und Eigengüter vom König v o n Böhmen erhalten hatten. Die Kirche von Lampertswalde bei Großenhain wurde bereits genannt und dabei audi als Beispiel einer Kleinparodiie vielleicht für niederländische Ansiedler bezeichnet. Dem widerspricht nur scheinbar, daß 1220 zehn Orte Getreideabgaben an den Pfarrer zu leisten hatten, die mit zwei Ausnahmen (Schönborn und Mühlbach) slavische Namen tragen, denn die Kirche besaß ein Filial in Blochwitz. M a n wird annehmen dürfen, daß dies die ursprüngliche Pfarrkirche für die slavischen Dörfer der Umgebung war, die auf Wunsch der deutschen Ansiedler aber in eins der neugegründeten Dörfer verlegt wurde. Blochwitz sank zum Filial herab. Bischof Bruno sagt, er habe die Lampertswalder Pfarrkirche (parrochia) 1219 geweiht. Es k a n n sich nur um eine Wiederweihe gehandelt haben, denn das Dorf Linz zahlte 1220 10 Schillinge für die Exemtion seiner Kirche nach Lampertswalde, die nicht unmittelbar nach der Neugründung der dortigen Kirche vorgenommen worden sein kann. Diese dürfte vielmehr ins 12. J a h r h u n dert zurückgehen. Um zunächst östlich der Elbe zu verbleiben, mögen hier sogleich einige Bemerkungen über die Niederlausitz angeschlossen werden. Auch hier fehlt es nicht gänzlich an unmittelbaren urkundlichen Zeugnissen für das Bestehen von Kirchen in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts, wenn sie sich auch auf bloße Nennung der Namen beschränken. Ob die 1228 nach Schlieben, Lugau, Lindena und Kreblitz genannten Priester (sacerdotes) Pfarrer waren, bleibt zweifelhaft, denn in den beiden letztgenannten Orten gab es 1495 keine Kirchen. M a n weiß nicht, ob sie eingegangen sind oder ob dort nie Kirchen vorhanden waren. Aber Kirchhain begegnet mit diesem Namen, der ja eine Kirche voraussetzt, wenn auch nicht am Orte selbst und keine Pfarrkirche, vor 1240, und 1253 werden dann unter den Besitzungen des Klosters Dobrilugk die Kirchen von Kirchhain, Werenzhain, Frankena, Münchhausen, Lindena, Friedersdorf, Gruhno, Schönborn, Bönitz, Kemlitz und Falkenberg genannt. Nicht alle w a r e n Pfarrkirchen, sondern Werenz25 Schlesinger II
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Neue Pfarrkirchen
hain Filial von Kirchhain, Lindena Filial von Schönborn, Gruhno Filial von Friedersdorf. Die älteste dieser Kirchen ist wohl die von Kirchhain, sie wird noch ins 12. Jahrh. zurückgehen (vgl. Bd. 1 S. 211). Die anderen gehören wahrscheinlich erst in den Beginn des folgenden. Sie alle aber verdanken ihre Entstehung dem Einsetzen der deutschen bäuerlichen Siedlung und den Dobrilugker Zisterziensern, die für die kirchliche Versorgung der Siedler Sorge trugen. Es handelte sich um ausgesprochene Kleinparochien von höchstens drei Dörfern. Sehr bezeichnend ist, daß in dem Dorfe Dobristroh, das das Kloster 1279 erworben hatte, bereits 1285 eine Kirche erbaut war, deretwegen es mit dem Pfarrnr von Altdöbern zu Streitigkeiten kam. Die neue Kirche blieb Filial dieser Pfarrei, und nur ein weiterer Ort mit dem charakteristischen Namen Novzedel („Neusiedlung", jetzt wüst) wurde dem Filial zugeschlagen. Verlassen wir den Klosterbesitz, so werden die Kirchspiele größer, etwa Schlabendorf und Gießmannsdorf in der Gegend von Ludcau, die wohl der gleichen Zeit angehören. Bei der Burg Schiedlo an der Oder wird eine Kirche bereits 1253 erwähnt, während die Pfarreien des Neuzeller Klosterbesitzes meist erst im 14. Jahrhundert in den Quellen erscheinen. Gerade hier aber tritt für sechs Pfarreien ein gleichmäßiger Ausstattungssatz von je zwei Hufen entgegen, so daß man wohl annehmen darf, daß sie entstanden, als im letzten Drittel des 13. Jahrhunderts dieses Gebiet planmäßig mit deutschen Bauern besetzt wurde. Die Kirchspiele umfaßten meist eine größere Anzahl von Dörfern, und zwar deutsche und slavische im Gemenge. Eine Trennung beider Volkstümer im kirchlichen Wesen läßt sich in der Niederlausitz zunächst nicht beobachten. Außerhalb des Gebiets der beiden Zisterzienserklöster fehlen ältere Nachrichten so gut wie ganz. Aber es kann keinem Zweifel unterliegen, daß der deutsche Adel im Laufe des 13. Jahrhunderts nicht wenige Gotteshäuser gegründet hat. So entstand am Herrschaftsmittelpunkt Senftenberg ein Kirchspiel, das noch 1555 18 Dörfer umfaßte, also doch wohl eine Herrschaftspfarrei war wie die benachbarten Oberlausitzer Parodiien Hoyerswerda und Ruhland. Kehren wir in den westelbischen Teil des Bistums Meißen zurück, so erinnern wir uns zunächst, daß wir in den ehemaligen Waldgebieten des Nordens die Pfarrer (sacerdotes) von Thammenhain und Falkenhain bereits 1198 erwähnt fanden (vgl. S. 357). Sie bezeugten die Gründungsurkunde der Kirciie in Sitzenroda, aus der später das dortige Kloster hervorgegangen ist. Der Name dieses Ortes, der noch heute am Rande des großen Sitzenrodaer Forstes liegt, ist bezeichnend für den Rodungscharakter der Siedlungen dieser Gegend, den Thammenhain und Falkenhain auch ganz klar in ihrer Siedlungsform erkennen lassen.
Niederländisches Siedlungsgebiet
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Aber noch weitere Geistliche bezeugten diese Urkunde: außer den Pfarrern v c n Dommitzsch, wo ja wahrscheinlich bereits im 11. Jahrh. eine Pfarrkirche vorhanden war (vgl. Bd. 1 S. 199 f.), und von Schildau, wo in dieser Zeit das Bestehen einer Stadt vorausgesetzt werden muß (siehe unten), diejenigen von Schmannewitz, Taura und Pylatuwiz. Der letzte Ort konnte nicht festgestellt werden, die beiden anderen liegen ebenfalls am Rande des Forstes. Wenn sie auch vordeutsche Namen tragen, so spricht doch bei Schmannewitz die Siedlungsform, bei Taura schon der fast quadratische Umriß der Flur, die auf drei Seiten von Wald umgeben ist, deutlich genug für die Anlage durch deutsche Rodungsbauern. Wir besitzen ja sogar für diese Gegend einen Bericht, der die Erbauung der Stadt Schildau vor 1184 auf 60 Hufen, die umliegenden Dörfern entzogen wurden, überliefert (vgl. Bd. 1 S.26), also ein deutliches Zeugnis für planmäßige Siedlungstätigkeit nach der Mitte des 12. Jahrhunderts. Wir fügen noch hinzu, daß 1222 auch weiter südlich in Deutschluppa, östlich von Kühren am Wermsdorfer Forst gelegen, eine Kirche bezeugt ist, deren Patronat der damals bereits verstorbene Ritter Ortolf, ein Burgmann der Burg Döben bei Grimma, innegehabt hatte. 1224 war er strittig zwischen dem Meißner Kreuzkloster und dem Ritter Heinrich von Beiersdorf (bei Grimma) als dem Erben Ortolfs. Siedlungstätigkeit des Geschlechts geht aus dem Namen, den Heinrich führte, klar hervor. Bediente man sich in der Gegend von Grimma bairischer Bauern, so in Luppa wohl solcher aus den Niederlanden. Der Vertrag von 1154 mit den Flandrern von Kühren, der ja die Gründung einer Pfarrkirche vorsah (vgl. S. 355), wird durch diese Beobachtungen in einen größeren Zusammenhang hineingestellt. Wir müssen in diesem Gebiete bereits im dritten Viertel des 12. Jahrhunderts mit der Errichtung einer ganzen Reihe von Pfarrkirchen im Verlaufe der Besiedlung durch Niederländer rechnen. Es wurden kleine Parochien gebildet, wie die Niederländer es liebten, doch schließt dies nicht aus, daß gelegentlich auch eine Anzahl slavischer Dörfer in die neuen Pfarreien gewiesen wurden wie im Falle von Thammenhain, das noch 1529 sieben oder acht Beidörfer durchweg slavisdien Namens besaß. In erster Linie haben wir neue Pfarrkirchen natürlich in dem großen, im 12. Jahrhundert der Siedlung erschlossenen Waldgebiet des Erzgebirges und seines Vorlandes zu suchen, also südlich einer Linie, die etwa von Rochlitz nach Dresden zu denken ist. Wenn wir von dem 1186 bezeugten, bereits erwähnten Pfarrer von Taubenheim südlich Meißen absehen (vgl. Bd. 1 S. 191; der Ort gehört ganz an den Rand des Rodungsgebietes) und ebenso von der Kirche inKlösterlein-Zelle bei Aue (1173), die gewiß Pfarrecht besaß, aber doch eine Klosterkirche war, betrifft 25"
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Neue Pfarrkirdien
die erste Nachricht über eine Pfarrkirche in diesem Gebiet Frankenstein bei öderan. Sie wurde vor 1206 dem Hospital in Dörschnitz durch Markgraf Dietrich übereignet. Der Ort bestand bereits 1185 und lag in der Nähe der vier Dörfer eines gewissen Eckard, den wir wohl als Siedlungsunternehmer betrachten dürfen. Die Kirche wird gleich bei der Dorfgründung, die im Auftrage des Markgrafen Otto von Meißen noch vor 1162 unternommen wurde, erbaut worden sein. Ausgestattet war sie mit vier Hufen, dazu mit Getreideabgaben (modii) und Meßpfennigen (nummi missales). Wir befinden uns in der Nähe jener 800 Hufen, die im genannten Jahre 1162 dem Kloster Altzelle überwiesen wurden. Eine Grenzbeschreibung von 1185 setzt uns in die Lage festzustellen, daß auf diesem Gebiete zehn 1495 genannte Parodiien entstanden: Etzdorf, Marbach, Pappendorf, Langhennersdorf, Großschirma, Kleinwaltersdorf, Tuttendorf, Berthelsdorf, Erbisdorf und Christiansdorf (so 1183, in der Stadt Freiberg aufgegangen). Nur eine dieser Kirchen, die von Erbisdorf (heute mit dem Bergstädtchen Brand vereinigt), wird verhältnismäßig frühzeitig, im Jahre 1226, genannt. Flurgeographische Untersuchungen haben aber gezeigt, daß die 1225 genannte Jakobskirche in Freiberg die Kirche des 1183 zusammen mit Berthelsdorf und Tuttendorf genannten Ortes Christiansdorf ist, die vermutlich schon bestanden hat, als vor 1185 dieses Dorf mit Tuttendorf, Berthelsdorf und einem Walde, der als Herrengut genutzt werden sollte, dem Kloster wieder entzogen wurde, da der Markgraf infolge der reichen Silberfunde die Stadt Freiberg anzulegen beabsichtigte. Zehntpflicht der Bewohner der genannten drei Dörfer ist 1183 bezeugt, so daß für ihre kirchliche Betreuung gesorgt gewesen sein muß. Man wird also vermuten dürfen, daß die genannten Kirchen wenn nicht alle, so doch zum Teil, wie die Frankensteiner gleich bei der Besiedlung des Gebietes, d. h. vor 1162, errichtet worden sind. Es wurden also hier von Anfang an kleine Parochien gebildet. Wenn das ganze Altzeller Klosterland 800 Hufen umfaßte, so kommt man bei ganz roher Rechnung auf durchschnittlich 80 Bauernhöfe mit ihren Bewohnern im Kirchspiel, wobei Mehrhufengüter, Gemeinländereien und die Kirchlehen selbst, die die Zahl der zu betreuenden Seelen noch weiter herabsetzen, nicht berücksichtigt sind. Ähnlich werden die Verhältnisse im Chemnitzer Klosterland gewesen sein, wo ja schon um 1200 eine Kirche in Neukirchen vorhanden gewesen sein muß (vgl.S. 357). Auch in den weltlichen Herrschaften des Westerzgebirges und seines Vorlandes wurden nicht Herrschaftsparochien, sondern Kleinparochien gebildet, wie in den angrenzenden Herrschaften der Naumburger Diözese Glauchau, Waldenburg, Lichtenstein, Schwarzenberg und der Grafschaft Hartenstein. In der Herrschaft Stoll-
Das Erzgebirge und sein Vorland
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berg beispielsweise gab es 1495 sechs Kirchspiele, und nichts deutet darauf hin, daß sie Absplitterungen aus einer ursprünglichen Herrschaftspfarrei waren. Wir kennen die Burgsitze auch der übrigen westerzgebirgischen Herrschaftsbesitzer: Rabenstein, Erdmannsdorf, Schellenberg, Wolkenstein, Rauenstein (Lengefeld). Kirchen haben bei diesen Burgen bestanden, und sie gehören sicherlich zu den ältesten des Erzgebirges. Aber ihre Parochien übertreffen an Größe und Bedeutung die vielen anderen Pfarreien in der Reformationszeit nicht, mit alleiniger Ausnahme vielleicht von Wolkenstein, zu dessenKirche 1539 fünf Beidörfer gehörten, und von Schellenberg, das drei Beidörfer besaß, seinerseits aber Filial von Flöha mit fünf Beidörfern war. Es bestand also einmal eine Parochie von zehn Dörfern, deren Sitz sich aber nicht beim Burgort befand. Obwohl erst 1399 bezeugt, geht die Kirche sicherlich in die Siedlungszeit zurück. Um eine Herrschaftsparochie muß es sich auch bei Wolkenstein nicht gehandelt haben. Wissen wir doch, daß am Rande des Rochlitzer Altsiedeilandes zwar bereits 1209 bei der Burg Rochsburg eine Pfarrkirche bestand, und zu ihr gehörten noch 1539 außer dem Pfarrort immerhin vier Orte, darunter ein Filial. Aber im gleichen Jahre wird auch die Kirche des zur Herrschaft Rochsburg gehörigen Ortes Hohenkirchen genannt, deren Sprengel 1539 ebenfalls fünf Dörfer umfaßte und deren reiche Ausstattung, zehn Hufen und ein Wald, d. h. das ganze Pfarrdorf, ebenso wie der Name für hohes Alter spricht. Zur Herrschaft gehörte aber auch der Ort Burkersdorf (Burgstädt), 1539 mit drei Beidörfern, und von ihm heißt es 1283, der Propst von Zschillen stehe seit alters (ab antiquo) dem dortigen Sendgericht (sinodus) vor. Dies setzt natürlich auch „seit alters" das Bestehen einer Kirche voraus. Mindestens drei Kirchen waren also im Beginn des 13. Jahrhunderts in der Herrschaft Rochsburg vorhanden, und so lagen wohl die Dinge auch in den Muldenherrschaften Drachenfels/Penig und Wolkenburg ähnlich wie im Westerzgebirge. Weiter nach Osten zu bestand eine Kirche in Mittweida, worunter wohl das Dorf Altmittweida zu verstehen ist, bereits 1209. Mittelpunkt einer Herrschaft war der Ort nicht. Es sei in diesem Zusammenhang daran erinnert, daß auch in Sayda am Erzgebirgskamm schon 1209 eine Kirche erwähnt wird, die jedoch zum Bistum Prag gehörte (vgl. S.40). Mit der Siedlung und Herrschaftsbildung drang auch das kirchliche Wesen von Süden über den Erzgebirgskamm herüber, denn hier war ein zwar steiler, aber wesentlich kürzerer Aufstieg zu überwinden. Von Norden aus erreichte die bäuerliche Siedlung das höchste Gebiet des Gebirges zunächst nicht. Hier erstreckten sich noch immer weite Wälder, die erst der Bergbau des 15. Jahrhunderts der Ansiedlung erschloß. Im Osterzgebirge scheinen zunächst teilweise Herrschaftsparochien
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Neue Pfarrkirchen
gebildet worden zu sein. Es waren hier die Markgrafen von Meißen und die Burggrafen von Dohna, die die Siedlung vermutlich mit Hilfe ritterlicher Lehnleute vorwärtstrieben, diese von Dohna, jene vermutlich von Freiberg und Tharandt aus. So ist es wohl nicht bloßer Zufall, wenn in den Quellen zuerst die Pfarrkirchen von Dippoldiswalde und Frauenstein entgegentreten (1218). An beiden Orten befanden sich markgräfliche Burgen. Zu Dippoldiswalde gehörten 1539 immerhin fünfeinhalb Dörfer, und man darf vermuten, daß die Parochie früher größer war. Frauenstein dagegen übertraf wie der gleichfalls markgräfliche Burgsitz Lauenstein die Nachbarparochien an Größe nicht. Es läßt sich nicht klären, ob im höheren Gebirge sogleich kleine Parochien gegründet wurden oder spätere Zerschlagung vorliegt. Die Kirche bei der dohnaischen Burg Liebstadt dagegen hatte in der Reformationszeit einen Sprengel von neun zugehörigen Dörfern zu betreuen, in zweien befanden sich Filiale. Vielleicht war auch Rabenau Sitz einer Herrschaftspfarrei bei der dortigen Burg der Burggrafen von Dohna. Soweit die Nachrichten der schriftlichen Quellen. Ihnen zur Seite treten die Baudenkmäler. Von den ländlichen Pfarrkirchen der Zeit vor 1100 hat sich keine einzige erhalten. Sie waren, wie wir aus Nachrichten für Altkirchen im Pleißengau und für Veitsberg entnehmen können, zum Teil aus Holz gebaut und mußten schon deshalb zugrunde gehen. Es wäre von höchstem Interesse, wenn wir auch nur einige Anhaltspunkte für die Bauweise dieser Holzkirchen hätten, aber sie sind nicht vorhanden. Der einzige vielleicht noch aus dem 11. Jahrh. stammende Rest einer (steinernen) ländlichen Pfarrkirche ist der Ostschluß des nördlichen Seitenschiffs der Kirche von Veitsberg (vgl. Bd. 1 S. 181), doch ist es recht fraglich, ob diese Kirche von Anfang an als eigentliche Dorfkirche erbaut worden ist und nicht vielmehr eine Burgkapelle war, die dann in eine Pfarrkirche umgewandelt wurde. Nicht gering ist dagegen die Zahl der steinernen romanischen Dorfkirchen des 12. und 13. Jahrhunderts, die die Stürme der Zeit überdauert haben, wenn auch vielfach nicht ohne Entstellung. Ihr Vorhandensein vermag mitunter wichtige Aufschlüsse zu geben, so etwa, wenn die in der Gegend von Sitzenroda und Schildau bereits im 12. Jahrhundert genannten Pfarrkirchen (vgl. S. 357) dadurch eine Ergänzung erfahren, daß die kleine, turmlose Kirche von Ochsensaal mit ihren rohen Mauern nach ihren baulichen Formen sicherlich ebenfalls noch im 12. Jahrhundert errichtet wurde und sich somit eine Lücke schließt, die das einheitliche Bild der frühen Pfarrorganisation dieser Gegend mit ihren Zwergparochien gestört hätte, oder wenn das noch ins 12. Jahrhundert zu setzende Portal der Kirche von Altpenig erkennen läßt, daß nicht nur in der Herrschaft Rochsburg, sondern auch in der südlich angrenzenden Herrschaft
Romanischer Dorfkirdienbau
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Drachenfels-Penig Dorfkirchen sogleich in der Siedlungszeit (die Flur von Altpenig zeigt Waldhufen) gegründet wurden. Wenn wir weiter hören, daß so ausgesprochene Neusiedlerdörfer dieser Gegend wie Langenleuba, Kaufungen, Obergräfenhain, Niedersteinbach, Oberelsdorf, rechts der Mulde Wiederau und Topfseifersdorf romanische Kirchen oder wenigstens Reste solcher besitzen, so ist auch ohne Belege in den schriftlichen Quellen der Beweis erbracht, daß hier ursprünglich nicht große Herrschaftsparochien, sondern von vornherein Kleinparochien jeweils für wenige Dörfer deutscher Siedler angelegt worden sind, wie dies vermutungsweise bereits angedeutet wurde (vgl. S. 374). Romanische Formen waren im Kirchenbau auf dem Lande wesentlich länger im Brauch als in den Städten. Im zweiten Drittel des 13. Jahrhunderts, als hier der gotische Stil bereits die Herrschaft angetreten hat — man denke an die Bauten von Naumburg und Meißen —, steht auf dem Lande die Romanik noch unerschüttert, und es ist sehr wohl möglich, daß hier noch bis zum Ende des Jahrhunderts romanisch gebaut wurde. Die verwendeten Formen sind sehr einfach, aber gerade in ihrer Schlichtheit gewiß nicht ohne Reiz. Wenn wir von der wahrscheinlich in den Beginn des 12. Jahrhunderts gehörigen Kirche von Knautnaundorf bei Leipzig absehen, die eine spätgotisch erweiterte romanische Rundkapelle ist, ähnlich der wohl noch in die Zeit Wiprechts zurückreichenden Burgkapelle in Groitzsch („Rotunde"), und die vielleicht als eine der ältesten erhaltenen Dorfkirchen Sachsens gelten darf, aber in ihrer Form ziemlich allein steht — ähnliche Formen waren vielleicht in Strauch und in Sacka, beide bei Großenhain, vorhanden —, so lassen sich drei Grundformen unterscheiden. Als einfachste, wenn auch nicht immer älteste Anlagen müssen diejenigen gelten, die der oben genannten in Ochsensaal entsprechen. An einen kleinen, rechteckigen, flachgedeckten Raum schließt sich im Osten eine halbkreisförmige, in der Viertelkugel gewölbte Apsis an. Diese Anlagen („Apsissaal") sind selten. Als Beispiel kann außer Ochsensaal Wasewitz bei Würzen dienen, wo auf der Apsis erst 1851 ein runder Turm errichtet wurde. Es ist nicht völlig klar, wie sie zu deuten sind. Ist der rechteckige Bau Gemeindehaus oder Chor? Im zweiten Falle wäre auf die Gemeinde im Kirchenbau zunächst überhaupt keine Rücksicht genommen worden, was denkbar ist. Uber den Verlauf der dörflichen Messe in dieser Zeit und die Art der Anteilnahme der Gemeinde an ihr wissen wir nichts. Aber wahrscheinlich ist, daß diese ganz einfachen Formen vielleicht ursprüngliche Filialkirchen waren, oder ihre Gestalt aus Mangel an Mitteln oder auch aus künstlerischem Unvermögen zu erklären ist. Weniger selten kommen sie im deutschen Südosten und in Böhmen vor.
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Neue Pfarrkirchen
Häufiger ist die dreiteilige („normale") Form, die in Gemeindehaus (der Ausdruck Langhaus erscheint bei diesen kleinen Kirchen wenig angemessen), Chor und Apsis gegliedert ist. Der Chor ist wie das Gemeindehaus rechteckig, aber schmäler und kürzer, so daß er sich mitunter dem Quadrate nähert, mitunter sogar als Querrechteck erscheint, und niedriger, zum Teil flach gedeckt, zum Teil aber auch flach gewölbt. Nicht wenigen dieser Kirchen hat ein Turm zunächst gefehlt, doch ist dieser Zustand nur selten erhalten. Wenigstens ein Dachreiter wurde als Turmersatz nachträglich aufgesetzt, oder es wurde überhaupt ein Turm hinzugefügt. Wahrscheinlich zu scheiden sind von diesen völlig turmlosen Kirchen diejenigen, die von vornherein einen spitzbehelmten Dachreiter trugen; auf sie ist noch zurückzukommen. Der turmlose Typus scheint ehedem vor allem in Mittelsachsen verbreitet gewesen zu sein, in Dörfern des Altsiedeilandes, aber auch auf Rodungsboden. Die ursprüngliche Form zeigt am deutlichsten die Nikolaikirche in Colditz. Als Beispiele mit nachträglich aufgesetztem Dachreiter seien Wilsdruff, Rochsburg, Lonnewitz bei Oschatz und Altenhof bei Leisnig genannt, vor allem aber die Kirche von Auerswalde bei Chemnitz, die nicht nur im Grundriß, sondern, was in Sachsen selten ist, auch im Aufbau im wesentlichen unverändert erhalten ist. Störend wirken außer dem schlanken Dachreiter nur die nachträglich eingebrochenen großen Fenster. Stattlicher als diese turmlosen Kirchen sind die weit häufiger anzutreffenden Kirchen, bei denen sich über dem Chor, also im Osten, ein Turm erhebt, wie sie vor allem in der Gegend um Rochlitz, Grimma und Leipzig, aber auch in Mittelsachsen, z. B. Niederrossau bei Mittweida, begegnen. Der mächtige Turm, der ursprünglich wohl stets ein Satteldach trug, beherrscht die ganze Anlage und verleiht ihr einen wehrhaften Charakter, der durch die Stärke des Mauerwerks und die geringe Größe der Fenster, von denen freilich nur sehr wenige sich in der ursprünglichen Gestalt erhalten haben, noch verstärkt wird. In der Tat haben diese wehrhaften Kirchen in den fehdereichen Zeiten des Mittelalters einmal dem praktischen Bedürfnis entsprochen, wurden aber in der konservativen Weise des Landvolkes auch beibehalten, als eine Notwendigkeit nicht mehr bestand. Als eigentliche Wehrkirchen sind sicherlich die wenigsten der romanischen sächsischen Dorfkirchen anzusehen, und der Turm ist wohl mehr ein Wahrzeichen der Gottesburg als ein dem Turm der Ritterburg angeglichener Wehrbau. Immerhin ist daran zu erinnern, daß die Magdeburger Synode von 1266 die Befestigung der Kirchen und Friedhöfe unter Strafe stellte. Auch damals noch wurden also Kirchen für Wehrzwecke gebraucht oder vielmehr mißbraucht. Erhebt sich ein Turm über dem Chor, so ist dieser stets gewölbt. Ein wenigstens im Grundriß wohlerhaltenes Beispiel einer
Romanischer Dorfkirchenbau
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Chorturmkirche ist die Kirche von Grethen bei Grimma, deren ursprünglichen Aufbau eine Abbildung aus dem Jahre 1842 klar erkennen läßt. Architektonisch am eindrucksvollsten sind aber ohne Zweifel die Kirchen, bei denen der Turm dem Gemeindehaus im Westen vorgesetzt ist. Es entsteht auf diese Weise eine vierfache Höhenabstufung von Westen nach Osten, die die Betonung der West-Ost-Achse, die im Inneren der Kirche in der Aneinanderreihung immer kleiner werdender Räume alles auf den an der Grenze von Apsis und Chor stehenden Altar ausrichtet, auch im äußeren Aufbau der Kirche zum Ausdrude bringt. Am nachdrücklichsten geschieht dies dann, wenn die Breite des Turms der des Gemeindehauses entspricht, doch kommen auch Türme vor, die schmäler sind als dieses. Es verdient jedoch hervorgehoben zu werden, daß der Eingang dei romanischen Dorfkirchen sich ursprünglich nur selten im Westen befand (so etwa in Rochsburg), sondern meist zwei Türen im Süden oder je eine im Süden und Norden vorhanden waren. Ein Ansatz zur Zentralisierung ist damit gegeben, der durch das Fehlen von Pfeilern oder Säulenreihen und die stets flache Decke des Gemeindehauses verstärkt wird. Bei den Chorturmkirchen kommt diese „geheime Neigung zum Zentralbau", die den Deutschen zugeschrieben wird, auch in der äußeren Gestalt zum Ausdruck, während die West-Ost-Richtung im Äußeren der Westturmkirche völlig vorherrscht. Bekannt ist die aus Granitfindlingen erbaute, auf ihrem Hügel weithin sichtbare Kirche von Thekla bei Leipzig, die diese vierteilige Fcrm zeigt. Als weiteres bezeichnendes Beispiel kann die Kirche von Klinga (Kreis Grimma) dienen. Das Untergeschoß des querrechteckigen Turms öffnet sich hier nach dem quadratischen Gemeindehaus in zwei Bogen. An dieses schließen sich wiederum querrechteckiger Chor und halbkreisförmige Apsis an. Nur die nachträglich eingebrochenen Fenster stören den einheitlichen Gesamteindruck. Man muß sie durch nicht über 1 m hohe, kaum mehr als 20 cm breite Schlitze ersetzt denken, die sich nach innen und außen durch schräge Gewände erweiterten und im Rundbogen gewölbt waren. Vor allem an den Südseiten der Kirchen sind sie fast immer durch große Fenster ersetzt worden. Erhalten haben sich einige beispielsweise in Thekla, ein einzelnes an der Nordmauer der Kirche in Hänichen bei Leipzig. Am Turm sind in Klinga die ursprünglichen kleinen Luken noch vorhanden, auch die auf Säulen gekuppelten Fenster seines Obergeschosses sind ursprünglich. Alle diese romanischen Kirchen sind klein. Die ganze Länge überschreitet nur selten 20 m, häufig ist sie geringer. Stets erheben sie sich inmitten eines Friedhofs, gern auf einem Hügel. Die Innenausstattung
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N e u e Pfarrkirchen
war denkbar einfach. Plastischer Schmuck fehlte so gut wie völlig, und nur selten sind Spuren einfacher ornamentaler Bemalung zu entdecken. Auch eigentliche Architekturformen sind spärlich. Nur gelegentlich finden sich Kämpfergesimse am Triumphbogen oder einfach gegliederte Portale. Die Rundbogenfriese an den Apsiden der Kirchen v o n Auerswalde und Kaufungen sind Ausnahmen. Emporen und Gestühl fehlen. Der Altar war eine einfache rechteckige Steinplatte auf gemauertem Unterbau, in den ein Behälter für die Aufbewahrung der Reliquien eingelassen gewesen sein mag. Altaraufsätze entstammen einer späteren Zeit. Der Taufstein war vielfach aus einem Granitfindling, bisweilen auch aus einem Block Rochlitzer Porphyr herausgeschlagen und von sehr einfacher Gestalt: eine ausgehöhlte Halbkugel sitzt auf einem Fuße auf. Meist stand er wohl in der Nähe des Eingangs. Glocken haben sich aus dem 12. und 13. Jahrhundert in nicht ganz geringer Zahl erhalten. Die ältesten haben keine Inschrift, sondern zeigen nur eingeritzte Kreuze und andere, oft seltsame Zeichen. Weihesprüche treten dann im 13. Jahrhundert auf, mitunter auch der Name des Glockengießers. So tragen die Glocken von Baalsdorf, Großwiederitzsch, Oetzsch, Geringswalde und Niedergräfenhain die Inschrift: Heinricus tiiius Tiderici me iecit. Ein Glockengießer Tidericus erscheint 1278 in Lühnde bei Hildesheim. Der Reichtum an romanischen Dorfkirchen ist im Gebiete der drei mitteldeutschen Bistümer erstaunlich groß, wobei natürlich auch diejenigen zu zählen sind, von denen lediglich ein Baubestandteil, etwa der Turm oder die Apsis oder ein Portal oder auch nur ein Fenster oder Taufstem sich in späteren Umbauten erhalten haben. V o n anderen Kirchen, die völlig abgebrochen und durch Neubauten ersetzt wurden, liegen wenigstens Nachrichten vor, die auf romanische Anlage schließen lassen, so etwa, wenn es von der alten Kirche in Schweta bei Mügeln heißt, sie sei im Lichten nur 9'/2 Ellen weit und 27 Ellen lang gewesen. Im Kreise Leipzig zeigen an die zwanzig Dorfkirchen Merkmale romanischen Stils, im Kreise Grimma mehr als dreißig, im Kreise Rochlitz wiederum zwanzig, im Kreise Oschatz ebenso viele, im Kreise Naumburg zwölf, im Kreise Weißenfels fünfzehn. Es entspricht dies durchaus der früher getroffenen Feststellung (vgl. S. 352ff.), daß die große Mehrzahl der Pfarrkirchen um das Jahr 1300 bereits vorhanden war. Das Verbreitungsgebiet dieser Kirchen in ihren verschiedenen Ausprägungen ist noch nicht so erforscht, daß sich zwingende Schlüsse ziehen ließen. Klar ist nur soviel, daß sie im Niederlande verbreiteter sind als im Gebirge und seinem Vorlande. Doch ist es fraglich, ob dies stets so gewesen ist. Keineswegs entspricht dieser Gegensatz dem von
Der Bestand an romanischen Dorfkirchen
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altbesiedeltem und erst durch Rodung erschlossenem Lande, wenn man von den höheren Lagen des Erzgebirges absieht, denn gerade in unzweifelhaft erst im Zeitalter der deutschen Ostsiedlung entstandenen Rodungsdörfern Mittelsachsens finden sich schöne romanische Kirchen. Das Schulbeispiel ist Auerswalde, dessen N a m e für sich spricht. Auch die sehr altertümliche Kirche von Niederrossau bei Mittweida liegt in einer Waldhufenflur. W e i t e r e Beispiele aus der Gegend v o n Penig und Rochlitz wurden bereits genannt, sie ließen sich vermehren. Auch im Vogtlande hat es romanische Anlagen gegeben. Reste solcher haben sich beispielsweise in Eichigt südlich ölsnitz und in Waldkirchen (!) bei Reichenbach erhalten. Im Kreise Zwickau sind Spuren romanischer Formgebung immerhin in acht oder neun Kirchen noch erkennbar. Selbst hoch im Erzgebirge, in Griesbach bei Schneeberg, findet sich eine romanische Apsis, ein wichtiger Anhaltspunkt für die Entstehungszeit der Kirchen dieser Gegend, für die wir keine urkundlichen Zeugnisse haben. Es ist unzweifelhaft so, daß das ursprüngliche Verbreitungsbild durch spätere Neubauten am Platze der alten Kirchen verwischt worden ist, und daß diese Neubauten v o r allem dort vorgenommen wurden, w o Gewerbe und später Industrie die Mittel dafür bereitzustellen vermochten, aber auch das Bedürfnis danach durch Vermehrung der Bevölkerung und Umgestaltung ihrer Struktur wachriefen. Gewerbe und Industrie machten sich in Sachsen auf dem Lande zuerst in den höheren Lagen des Landes ansässig, während das Niederland zunächst ausschließlich dem konservativen Bauerntum vorbehalten blieb. Möglich ist auch, daß im Gebirge der Holzbau länger in Brauch blieb als im Niederland. Ähnlich ist es wohl zu beurteilen, wenn östlich der Elbe die romanischen Kirchen, wenigstens in der Oberlausitz, wesentlich seltener sind als westlich des Stromes. Daß auch dort romanische Dorfkirchen nicht gefehlt haben, zeigen die beispielsweise in Göda, Gröditz (Kreis Bautzen), Berzdorf auf dem Eigen, Hochkirch (Taufstein), Ruppersdorf bei Löbau (Apsis), Herwigsdorl (Kreis Zittau, Unterteil des Turmes) und Lampertswalde (bei Großenhain) erhaltenen Reste. Ganz erhalten hat sich, wenn auch mit spätgotischer Einwölbung, die ursprünglich turmlose romanische Kirche von Schönau auf dem Eigen. V i e l e Kirchen wurden in der Oberlausitz nachweislich im 18. und noch im 19. Jahrhundert neu erbaut, an der Stelle der niedergerissenen alten, unter denen sich bestimmt romanische befanden, so nach Bildern von 184Ü in Sohland und Rothstein, in Lichtenberg bei Pulsnitz (turmlos) oder in Großhennersdorf. In der Niederlausitz sind romanische Dorfkirchen häufiger erhalten, so etwa um Dobrilugk in Lindena, Schönborn, Lugau (hier sitzt auf massigem Feldsteinunterbau ein Zwillingsturm aus Backsteinen) und Friedersdorf, in Waltersdorf und Riedebeck bei Luckau sowie beson-
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ders in der Gegend von Finsterwalde. Herrschend ist hier der Westturm, während in der Oberlausitz vor allem ursprünglich turmlose Kirchen vorhanden gewesen zu sein scheinen (Baruth bis 1769, Postwitz, Ebersbach, Sohland am Rotstein bis 1841, vielleicht auch Sohland an der Spree und andere). Chortürme fehlen östlich der Elbe gänzlich. Dieser auffallendste Unterschied im Grundriß und Aufbau der romanischen Dorfkirchen, mit oder ohne Turm, läßt sich nach der Verbreitung noch nicht deuten. Die verhältnismäßig wenigen erhaltenen turmlosen Kirchen sind über das ganze Gebiet verstreut. Es handelt sich fast durchweg um dreiteilige Grundrisse, mit Gemeindehaus, Chor und Apsis. Diese turmlose Form begegnet sowohl im östlichen Thüringen wie auch im ostwärts an Sachsen anschließenden Gebiete, in Schlesien, sonst vor allem östlich der Elbe bei Magdeburg bis hinüber zur Oder. Südostdeutsche und norddeutsche Verdichtungsgebiete (Ostfriesland, Schleswig-Holstein) zeigen vorwiegend andere Formen (Apsissaal oder quadratischen Chor ohne Apsis). Deutlicher ist das Verbreitungsbild der verschiedenen Turmstellung. Es läßt sich sagen, daß der Westturm von Nordwesten her, der Ostturm aber von Südwesten her in Sachsen eingedrungen ist. Jener herrscht nördlich einer Linie Halle—Leipzig—Würzen—Oschatz durchaus vor, dieser südlich einer Linie Mittweida—Wechselburg—Altenburg—Eisenberg—Camburg. Wenn hier Westtürme auftreten, so läßt sich fast immer zeigen, daß sie späterer Entstehung sind. Dazwischen findet sich ein Mischgebiet. Bemerkenswert ist, daß im Kreise Merseburg der Ostturm durchaus vorherrscht. Sprachliche Erscheinungen und Eigentümlichkeiten des Erbrechts (Halbteilungs- und Drittelungsrecht), die ähnliche geographische Verbreitung zeigen, legen die Vermutung nahe, daß der Westturm von den von Nordwesten her zuwandernden „niederländischen" Siedlern bevorzugt worden ist, der Chorturm von den aus südwestlicher Richtung kommenden „Franken". Das Fehlen des Chorturms im ostelbischen Gebiet ermöglicht Vermutungen über die Datierung: der Chorturm scheint eine relativ altertümliche, in Mitteldeutschland vorwiegend dem 12. Jahrhundert angehörige Form zu sein. Freilich wird dieses Bild, dessen Deutung zunächst Vermutung bleibt, gestört durch Einflüsse anderer Art. Wir wissen, daß die Klöster in Mitteldeutschland wie anderwärts in erster Linie Träger der baulichen Entwicklung auf kirchlichem Gebiete waren. Dies gilt sowohl für die Reformbewegung von Hirsau und die Augustiner-Chorherren wie auch für die Zisterzienser. Es ist sehr wohl möglich, daß von manchen Klöstern aus der Dorfkirchenbau beeinflußt worden ist. So fällt es auf, daß Formen, die sich an Dorfkirchen in der Umgebung des
Verbreitungsbild der Dorfkirchenformen
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Petersstiftes auf dem Lauterberge bei Halle finden, an der Apsis der Kirche von Zschillen-Wechselburg wiederkehren. Das ist insotern nicht verwunderlich, als die engen Beziehungen beider Chorherrenstifter bekannt sind, kann aber darüber hinaus als Beweis dafür dienen, daß die Kirchen um den Lauterberg baulich in der Tat vom Stift her beeinflußt wurden. Wenn nun die gleichen Formen sich an den Kirchen von Auerswalde bei Chemnitz und Kaufungen bei Penig finden und das Portrai der Kirche von Rochsburg sowie auch dasjenige der Kirche von Knobelsdorf bei Waldheim in ihrer Art dem Wechselburger ähneln, obwohl sie künstlerisch auf niedrigerer Stufe stehen, so wird man annehmen dürfen, daß wiederum von Wechselburg aus Werkleute hinaus auf die Dörfer gingen, um beim Kirchbau planend und helfend einzugreifen. Vielleicht gehören auch die Pforten der Kirchen von Aue und Ossig im Kreise Zeitz in diesen Zusammenhang. Unklar bleibt, ob der in Westsachsen und Ostthüringen, aber auch im Erzgebirge im Dorfkirchenbau weitverbreitete spitzbehelmte Dachreiter, der ja bei den meisten turmlosen Zisterzienserkirchen anzutreffen ist, zisteriziensischen Einfluß anzeigt. Bei vielen Dorfkirchen wurde der hohe spitze Helm, ohne Zweifel eine gotische Form, später freilich durch einen Helm in einfacher barocker oder anderer Form ersetzt. Sicherlich entstammt ein Teil dieser schlichten turmlosen, ja bisweilen architekturlosen Dorfkirchen mit Dachreitern erst der Zeit des ausgehenden Mittelalters; selbst noch im 16. und 17. Jahrhundert scheinen solche Kirchen gebaut worden zu sein. Aber auch dort, wo wir sicher wissen, daß im 12. und 13. Jahrhundert eine Pfarrkirche bereits bestand, etwa in Jerisau bei Glauchau (1170/75) und in Niederwinkel bei Waldenburg (1254), tritt die Form entgegen. In der Tat zeigt die Kirche von Niederwinkel eine halbrunde romanische Apsis, und auch in Jerisau haben sich romanische Architekturteile und ein romanischer Taufstein (seit 1858 in Wechselburg) erhalten. Auch die Kirchen von Gallschütz bei Mügeln, Königswalde bei Werdau und Schönau bei Borna besitzen bei romanischer Grundform einen hohen spitzen Dachreiter, und das gleiche gilt für die 1864 und 1866 abgerissenen Pfarrkirchen von Zschirla bei Colditz und Chemnitz-Hilbersdorf. Teilweise wird der Dachreiter erst nachträglich auf turmlose romanische Kirchen aufgesetzt worden sein (Auerswalde). In anderen Fällen weicht aber die Gestalt dieser Kirchen von danen der romanischen Zeit ab: die Apsis fehlt, und wenn ein Altarhaus (Chor) sich abhebt, so ist es zwar schmäler, aber vielfach nicht niedriger als das Gemeindehaus, liegt mit diesem also unter einem Dache. Der Chorschluß besteht dann mitunter in gotischer Weise aus drei Seiten des Achtecks, ist aber teilweise auch rechteckig gestaltet. Deut-
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lieh zeigt der Chor der in der Grundform romanisch gestalteten Kirche von Langenhessen bei Werdau den Übergang zu gotischer Formgebung. An die Stelle des flachen Tonnen- oder Kreuzgewölbes treten in späterer Zeit in diesen Kirchen Wölbungen mit vollen, birnenförmig profilierten Rippen. Es ist bisher angenommen worden, der Dorfkirchenbau habe in Sachsen in der Zeit der hohen Gotik, also seit dem letzten Drittel des 13. Jahrhunderts, so gut wie völlig geruht und erst sehr spät, am Ende des 15. Jahrhunderts, erneuten Aufschwung genommen, nunmehr unter dem Einfluß städtischer Kirchenbaukunst. Man wird demgegenüber die Frage aufwerten dürfen, ob die geschilderten turmlosen Kirchen, die im hohen Helm des Dachreiters und dann auch in der Gestaltung des Chors den Einfluß gotischer Bauweise erkennen lassen, nicht doch zum Teil bereits im 13. Jahrhundert entstanden sind. Es ist durchaus denkbar, daß von den Zisterzienserklöstern Altzelle, Buch und Grünhain, die ja im Erzgebirge und Pleißenlande ausgedehnte Besitzungen hatten, Elemente des gotischen Stils schon frühzeitig auch aufs Land hinausgetragen wurden. Freilich handelt es sich nur um Elemente. Diese ländlichen Kirchenbauten bleiben in ganz anderer Weise als die himmelstrebenden gotischen Kirchen der Städte mit ihrem erregten Formenwerk erdgebunden; schlicht und sachlich legen sie gleich den romanischen Zeugnis ab von dem nüchternen, ja derben Bauernsinn derer, für die sie erbaut wurden. In welchem Zusammenhange diese Kirchen mit den turmlosen romanischen stehen und ob ihre Verbreitung wie die der Ost- und Westtürme vielleicht siedlungsgeschichtlich gedeutet werden kann — man würde dann Herkunft aus dem westsaalischen Mitteldeutschland vermuten müssen — muß dahingestellt bleiben, solange das Verbreitungsgebiet nicht für große Räume festliegt. Völlig außer Betracht sind bisher die Stadtkirchen geblieben. Die große Bedeutung, die das im 12. und 13. Jahrhundert in Mitteldeutschland mächtig aufblühende Städtewesen gewann (vgl. S. 25 ff.), erfordert ihre gesonderte Behandlung, wobei freilich auch in diesem Falle nicht eine erschöpfende Darstellung angestrebt, also Stadt für Stadt betrachtet werden kann. Es muß genügen, daß die wichtigsten Städte behandelt und aus der großen Menge der übrigen einzelne bezeichnende Fälle herausgehoben werden; auf diese Weise sind wenigstens die Grundlinien eines Gesamtbildes zu gewinnen, das freilich erst durch vertiefte ortsgeschichtliche Forschung, die außerhalb des Rahmens der gestellten Aufgabe liegt, an vielen Stellen Farbe erhalten würde. Einige allgemeine Bemerkungen sind zum besseren Verständnis der Entwicklung in den einzelnen Städten vorauszuschicken. Die Stellung der Städte innerhalb der kirchlichen Verbände, d. h. in erster Linie der
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Parochien, ist je nach ihrem Alter und ihrer Entstehungsweise verschieden. Jeder Stadtgemeinde wohnte das Bestreben inne, auch eine selbständige Kirchgemeinde zu bilden, und in der Tat haben alle Städte Sachsens dieses Ziel erreicht. Wenn schon, wie wir uns erinnern, den dörflichen Ansiedlern die Errichtung neuer Parochien von den grundherrlichen Leitern der Ansiedlung vielfach eingeräumt wurde, so mußte dies erst recht in den Städten der Fall sein, die einem einmaligen Gründungsakt ihre Entstehung verdankten, und deren Zahl war nicht ganz gering. Wie bei neuzugründenden Dörfern mußten auch hier die Bewohner von auswärts oder doch wenigstens aus den ländlichen Siedlungen der Umgebung herbeigezogen werden, und im Rahmen der zu gewährenden städtischen Freiheit spielte die eigene Pfarrei gewiß keine geringe Rolle. Als Normalfall darf daher bei der „kolonialen" Stadtgründung des 13. Jahrhunderts die gleichzeitige Einrichtung einer Stadtpfarrkirche angesehen werden. Selbstverständlich war dabei auf bereits Bestehendes Rücksicht zu nehmen. Am einfachsten lagen die Dinge, wenn eine Stadt bei einer vorhandenen Pfarrkirche erbaut wurde: diese wurde dann zur Stadtkirche, ohne deshalb ihre bisherige ländliche Parochie aulzugeben. Kam diese bereits bestehende Kirche innerhalb der Stadteinfriedung, die ja vielfach in Wall und Graben oder auch in Mauern bestand, zu liegen, so ist dieses Verhältnis vielfach bis in die Gegenwart bestehen geblieben. Möglich war aber auch der Fall, daß Gegebenheiten des Geländes oder die Grundbesitzverhältnisse dazu zwangen, die vorhandene Pfarrkirche außerhalb des entstehenden Stadtberinges zu lassen, in dem gleichwohl die Bewohner des bisherigen Kirchdorfes Aufnahme fanden. Obwohl die Entfernung bis zu ihr dann in der Regel vielfach keineswegs groß war, ist später doch eine weitere städtische Kirche erbaut worden, die mehrfach zunächst im Filialverhältnis zur ersten, die ihre oft umfangreiche ländliche Parochie beibehielt, verblieb, aber das Bestreben zeigte, sich ganz von ihr loszulösen und bisweilen schließlich sogar als Mutterkirche an die Stelle jener trat. War der Stadtgründer zugleich Eigenkirchenherr oder, wie man seit dem 13. Jahrhundert sagte, ohne daß dies eine wesentliche Wandlung des Rechtsverhältnisses anzeigte (vgl. S. 574), Patron der Pfarrkirche, in deren Sprengel die zu errichtende Stadt lag, so war es ihm nicht schwer, eine eigene städtische Parochie auszuscheiden. Wo Städte auf ursprünglichem Rodungsboden, meist als wirtschaftliche Mittelpunkte der durch Siedlung entstandenen Herrschaften, angelegt wurden, lag in den meisten Fällen dieses Rechtsverhältnis vor. Eine Entschädigung der Mutterkirche konnte dann unterbleiben, falls sie nicht freiwillig gewährt wurde. Anders lagen die Dinge dort, wo Städte inner-
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halb von Kirchspielen entstanden, deren Patronat nicht beim Stadtgründer lag, wie nicht selten im altbesiedelten Lande. Nur gegen Entschädigung vermochte dann die neue Stadt aus dem alten Pfarrverbande gelöst zu werden, und bisweilen gelang dies zunächst überhaupt nicht. Städte, deren Bewohner lange Zeit hindurch auf dem Dorfe zur Kirche gehen mußten, lassen sich jedoch nicht nachweisen, es sei denn, daß die Stadtgründung innerhalb der Flur einer Landgemeinde mit schon vorhandener Kirche erfolgte, ohne daß diese in der Stadt aufging. Die Dorfkirche wurde dann auch von den Städtern besucht, kann aber nicht eigentlich mehr als Dorfkirche gelten. Meist wuchs das ursprüngliche Dorf zur Vorstadt heran, und eine besondere Stadtkirche ist dann schließlich doch noch errichtet worden, wenn auch zunächst vielleicht nur als Kapelle. Eine Sonderstellung nehmen die Städte der Frühzeit ein, bei denen in Mitteldeutschland zur allmählichen Entwicklung aus Kaufmannssiedlungen und Handwerker- und Marktorten meist der einmalige Gründungsakt einer Neustadt hinzutrat, und dann wieder die aus bäuerlichen oder bergmännischen Dörfern auf dem Wege über den Marktflecken entstandenen Städtchen des Spätmittelalters, deren Entwicklung vielfach durch beurkundete Verleihung des Stadtrechts abgeschlossen wurde. Die spätmittelalterlichen Städtchen müssen hier ausscheiden, denn sie gehören erst dem 14. und 15. Jahrhundert an, und auf ihre Kirchen ist infolgedessen später einzugehen. Hier genügt der einfache Hinweis, daß die Kirchen dieser Orte in den meisten Fällen bereits vorhanden gewesen sind, bevor die Stadtrechtsverleihung erfolgte. So wurden sie aus Dorfkirchen zu Stadtkirchen. Erst für die um 1500 „aus wilder Wurzel" gegründeten rasch anwachsenden Bergstädte des oberen Erzgebirges wurden sogleich neue Kirchen vorgesehen und auch alsbald errichtet. Auch hier liegen also einfache Verhältnisse vor. Besondere Aufmerksamkeit verdienen dagegen alle jene frühen Städte, die aus Siedlungen der verschiedensten Art schließlich zu Städten im Rechtssinne zusammenwuchsen. Bezeichnend für sie ist die Mehrzahl der Pfarrkirchen. Dies erklärt sich nicht nur daraus, daß sie als die ältesten auch die bedeutendsten und volkreichsten Städte waren und schon aus diesem Grunde mehrerer Pfarreien bedurften. Es wird hingegen in dem Nebeneinander verschiedener Pfarrkirchen vielfach zugleich das Nebeneinander verschiedener, auch rechtlich zunächst voneinander abgehobener Siedlungskomplexe sichtbar, die sich erst nachträglich zur einheitlichen Stadtgemeinde zusammenschlössen. Auch dort, wo „gegründete" Städte über zwei oder drei Pfarrkirchen verfügen, liegt stets die Vermutung nahe, daß die Stadtgründung neben einer bereits vorhandenen Siedlung welcher Art auch immer erfolgte.
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Trug diese bereits stadtähnlichen Charakter, so wird man von Altstadt und Neustadt sprechen. Gewißheit gibt in jedem Falle nur gewissenhafte ortsgeschichtliche Untersuchung unter Berücksichtigung des Stadtgrundrisses und des Flurbildes. Daß bei einer „aus wilder Wurzel" gegründeten Stadt von vornherein zwei oder mehr städtische Parochien vorgesehen waren, dürfte kaum vorgekommen sein. Frühzeitig schon sind Vorstadtkirchen nachweisbar. Das Wachstum der von Mauern oder wenigstens von Wall und Graben umgebenen Städte war beschränkt, und so entstanden dort, wo die wirtschaftliche Entwicklung günstig war und Zuwanderer anzog, Ansiedlungen außerhalb des Mauerrings, die mit der „Rechtstadt", wie man in Sachsen sagte, schon deshalb rechtlich keine Einheit bildeten, weil sie des Schutzes der Mauern nicht teilhaftig waren, infolgedessen auch nicht zu ihrer Erhaltung und Bewachung beitrugen und somit eines sehr wichtigen Teiles der kommunalen Redite und Pflichten entbehrten. Sie bildeten eigene Gemeinden, die auch auf eigenes kirchliches Wesen Wert legten. Pfarrechte besaßen schließlich teilweise die Kirchen der städtischen Hospitäler. Sie erstreckten sich indes zumeist lediglich auf die Insassen, so daß von geschlossener Anstaltsseelsorge gesprochen werden kann. Krankheit und Gebrechlichkeit der zu Betreuenden, die somit am Besuche des ordentlichen Gottesdienstes gehindert waren, aber auch die notwendige Isolierung der mit ansteckenden Krankheiten, zumal mit Aussatz Behafteten, erklären diese Erscheinung zur Genüge. In Einzelfällen wurden den Hospitalkirchen auch kleine Sprengel außerhalb der Anstalt zugewiesen, so daß Vollpfarreien entstanden. Wenden wir uns nunmehr den Pfarreiverhältnissen in einzelnen Städten zu, so richtet sich der Blick natürlich zuerst auf die Bischofsstädte selbst. Wir wissen bereits (vgl. Bd. 1 S. 158), daß inMerseburg außer Dom und Peterskirche bereits um die Mitte des 11. Jahrhunderts die Sixtikirche als Pfarrkirche einer ersten städtischen Siedlung, der schon von Thietmar genannten Magdeburger Kaufmannskirche vergleichbar, errichtet wurde, und daß vielleicht wenig später neben der in ein Kloster umgewandelten Stiftskirche St. Peter auf der Altenburg die Veitskirche als nunmehrige Pfarrkirche für diese alte Siedlung entstand. Bezeugt ist sie als solche allerdings erst 1270. Sie war mit dem Peterskloster verbunden und ist noch heute Pfarrkirche des Stadtteils Altenburg. Eine Stadlerweiterung wurde in staufischer Zeit von Bischof Eberhard vorgenommen. Im Jahre 1188 gestattete Kaiser Friedrich I. die Errichtung eines Neumarktes jenseits der Saale. Eine dem heiligen Thomas von Canterbury geweihte Kirche (beati Thome martyris) bestand damals bereits, kann aber, da dieser erst 1173 kanonisiert wurde, noch nicht lange vorhanden gewesen sein. Für die in der Entstehung be26 Schlesinger II
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griffene Neumarktsiedlung wurde somit sogleich eine eigene Pfarrkirche vorgesehen und auch alsbald errichtet. Die romanischen Formen des Gotteshauses, einer Kreuzbasilika mit drei Apsiden, gehen wohl in die Gründungszeit zurück. Nur der Chor ist unverändert erhalten, dazu zwei schöne Portale. Im Beginn des 14. Jahrhunderts wurde bei dieser Kirche die Gründung eines Kollegiatstiftes in die Wege geleitet, das aber bereits 1327 an die Sixtuskirche verlegt wurde. Später als die Thomaskirche bezeugt, nämlich erst 1247, in Wirklichkeit aber wesentlich älter ist die Kirche des heiligen Maximus. Der Merseburger Chronist Möbius, der nach der Mitte des 17. Jahrhunderts schrieb, hielt sie sogar für älter als die Sixtikirche. Dies wird schwerlich zutreffen. Aber 1347 wird die Kirche als forensis ecclesia sancti Maximi civitatis nostre Merseburg bezeichnet. Sie muß also als die Pfarrkirche der Merseburger Altmarktsiedlung gelten, d. h. als Pfarrkirche der eigentlichen Stadt, die wohl in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts, wenn nicht schon im 11. Jahrhundert als Stadt im Rechtssinne bereits bestand. 1323 wurde sie der Dompropstei inkorporiert. Eine besondere Pfarrkirche für die Bewohner der Domfreiheit scheint im 13. Jahrhundert noch nicht bestanden zu haben. Erst 1362 erscheint die Michaeliskirche beim Dom mit dem Zusatz sive parochia, während sie nach ihrer Neuerrichtung 1294 noch lediglich als cappella bezeichnet wird. Wenn sie audi erst 1255 in den Quellen auftaucht, war sie doch wohl wesentlich älter. Weniger deutlich als in Merseburg, wo an der Geschichte der Pfarrkirchen weitgehend die Geschichte der Stadtanlage abgelesen werden kann, liegen die Dinge in Naumburg. Als Hauptpfarrkirche der Stadt galt 1228 St. Wenzel, deren Pfarrer zuerst 1218 genannt wird, doch werden 1228 auch andere Parochien und Kapellen erwähnt (parochiam sancti Wenceczlai cum ahis parochiis et capellis sitis in Nuenburc). Urkundlich bezeugt sind in der vorhergehenden Zeit ihrer zwei: einmal die Pfarrei des Marien-Magdalenen-Hospitals, deren über das Hospital selbst hinausgehenden Umfang Bischof Udo I. 1144 umschrieb. Alt war sie nicht, denn erst der Bischof selbst hatte das Hospital gegründet, und trotz ihres Pfarrechtes wurde sie nur als Kapelle bezeichnet. Sodann die Pfarrei St. Margareten, die Bischof Wichmann 1151 auf Bitten des Abtes des Georgenklosters bei der Kapelle in dessen Vorhof gründete und der er außer der Klosterfamilie die Georgengasse zuwies. Es wird deutlich, daß beide Pfarreien mit der Stadt nichts zu tun haben, obwohl St. Marien-Magdalenen später innerhalb des Mauerrings zu liegen kam. Aber auch St. Wenzel kann schwerlich als deren erste Pfarrkirche betrachtet werden. Wir hören nämlich 1358, daß Bischof Rudolf die Jakobikirche von der Marktkirche St. Wenzel trennte und zu einer Kapelle degradierte. 1541 wurde sie abgebrochen. Ältere Nachrichten
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fehlen. Es h a n d e l t sich offensichtlich um eine Kirche, d e r e n B e d e u t u n g i m m e r m e h r a b n a h m . Sie k a n n somit k e i n e infolge z u n e h m e n d e r Bev ö l k e r u n g zur E n t l a s t u n g der H a u p t k i r c h e g e g r ü n d e t e N e b e n k i r c h e sein, die sich im u m g e k e h r t e n Sinne h ä t t e entwickeln m ü s s e n . So w i r d m a n sich f r a g e n dürfen, ob das 1358 v o r a u s z u s e t z e n d e Filialverhältnis zu St. W e n z e l ursprünglich war, u n d m a n wird diese F r a g e v e r n e i n e n müssen, w e n n m a n hört, daß die e r s t e in Zeitz n e b e n dem Dom nachw e i s b a r e , v o n W i p r e c h t v o n Groitzsch zerstörte Kirche gleichfalls eine J a k o b i k i r c h e war, sicherlich die Kirche der u n t e r der Bischofsburg ans ä s s i g e n K a u f l e u t e u n d H a n d w e r k e r . Nach i h r e m Vorbild w i r d in N a u m b u r g nach der V e r l e g u n g des Hochstifts v o n Zeitz f ü r die 1033 v o n K l e i n j e n a a n der Unstrut h i e r h e r ü b e r s i e d e l t e n K a u f l e u t e (vgl. Bd. 1 S.96) eine Pfarrkirche g e g r ü n d e t w o r d e n sein. N o c h b i s 1422/26 n a h m e n die B e w o h n e r der S t r a ß e b e i m J a k o b s t o r , „die die P f a r r e heißt", eine rechtliche S o n d e r s t e l l u n g in der Stadt ein, sie w u r d e n erst d a m a l s u n t e r Stadtrecht gestellt. Auch s t a n d d o r t der Pfarrhof, in dem d e r P f a r r e r v o n St. W e n z e l w o h n t e . Grundherrliche Rechte machte hier der Domp r o p s t geltend. Es h a n d e l t sich w o h l u m die A u s s t a t t u n g der alten J a k o b s p f a r r e i . Hier, bei der g r o ß e n u n d k l e i n e n J a k o b s g a s s e u n d u m d e n Holzmarkt, ist w o h l der älteste Stadtteil N a u m b u r g s zu suchen. In N a u m b u r g fand nach A u s w e i s des Stadtplans, der e i n e n g r o ß e n viereckigen M a r k t p l a t z zeigt, eine regelrechte M a r k t g r ü n d u n g statt, die zu d a t i e r e n schwierig ist. Doch g e h ö r t sie sicherlich noch in die e r s t e H ä l f t e d e s 12. J a h r h u n d e r t s (vgl. S. 552). Als Kirche d i e s e r Siedlung ist die W e n z e l s k i r c h e zu betrachten. Als M a r k t k i r c h e (1358) w u r d e sie zur H a u p t k i r c h e der Stadt u n d die alte J a k o b s k i r c h e ihr u n t e r g e o r d n e t . Das setzt v o r a u s , daß die dort zunächst a n s ä s s i g e n K a u f l e u t e in die M a r k t siedlung g e z o g e n w a r e n . Die P f a r r a u s s t a t t u n g der J a k o b s k i r c h e gel a n g t e a n d e n Dompropst. 1275 w u r d e auch St. W e n z e l d e m D o m k a p i t e l i n k o r p o r i e r t . Eine w e i t e r e Pfarrkirche, St. O t h m a r im sog. Salzviertel, wird zuerst 1259 e r w ä h n t , d ü r f t e a b e r wesentlich älter sein. Ihr Ursprung ist u n k l a r (gegründet v o r 1208?). Vermutlich v e r d a n k t sie der allmählichen E r w e i t e r u n g d e r M a r k t s i e d l u n g ihre Entstehung, die f ü r die Zeit seit e t w a 1160 wahrscheinlich gemacht w o r d e n ist. Der Stadtp l a n zeigt die Lage v o n St. O t h m a r a u ß e r h a l b des S t a d t k e r n s ; sie muß als V o r s t a d t k i r c h e gelten. In s p ä t e r e r Zeit u m f a ß t e die Parochie fast 300 W o h n s t ä t t e n , U n t e r t a n e n des Rats, des Bischofs und Kapitels s o w i e der Klöster St. Moritz, St. G e o r g u n d Pforte. N e b e n der S t a d t b e s t a n d als rechtlich g e s o n d e r t e r , s p ä t e r auch g e s o n d e r t u m m a u e r t e r K o m p l e x die D o m f r e i h e i t (emunilas). Ihre B e w o h n e r d ü r f t e n sich ursprünglich zum Dom selbst g e h a l t e n haben. Um die M i t t e des 13. J a h r h u n d e r t s (seit 1247?) tritt d a n n e i n e b e s o n d e r e Dompfarrkirche entgegen, die
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Marienkirche, hervorgegangen aus einer Kapelle, die vielleicht auf hohes Alter zurückblicken kann (vgl. Bd. 1 S. 175). Da erst 1252 ein Hof zur Pfarrwohnung erworben wurde, dürfte die Errichtung dieser Pfarrei kurz vorher vorgenommen worden sein. Im ehemaligen Bischofssitz Zeitz bestand neben der Domkirche schon vor 1079 eine Kirche St. Jakobi. Sie wurde, wie bereits erwähnt, in diesem Jahre von Wiprecht von Groitzsch zerstört. Man wird in ihr die Kirche einer Kaufmanns- und Handwerkersiedlung neben der Domburg, der späteren Unterstadt um den Brühl, erblicken dürfen. Wiprecht wird die Kirche wieder aufgebaut haben, stiftete er doch zur Sühne für ihre Zerstörung später sogar das Jakobskloster in Pegau. Doch fehlen Nachrichten, und die Kirche der Unterstadt war später dem heiligen Nikolaus geweiht. Es ist jedoch nicht ausgeschlossen, daß erst beim Neubau dieses Patrozinium gewählt wurde, denn Wiprecht war vor seiner Wallfahrt nach Santiago de Compostela, wo ihm die Klosterstiftung auferlegt wurde (1088/90), in Rom und wird hier von der 1087 erfolgten Translation des heiligen Nikolaus erfahren haben. Unmittelbar nach seiner Rückkehr gründete er in Pegau eine Nikolaikirche für sich und seine Umgebung, und da der heilige Jakob durch die Pegauer Klosterstiftung gleichsam entschädigt war, ist es möglich, daß auch in Zeitz eine Nikolaikirche an Stelle der alten Jakobikirche erbaut wurde, zumal Nikolaus als Patron der Kaufleute galt. 1147 und noch 1230 wird die Nikolaikirche, die vor 1147 aus der Hand des Bischofs an das Zeitzer Kapitel gelangt war, als Kapelle genannt, doch besaß sie 1255 einen Friedhof, also Pfarrecht, und noch im 16. Jahrhundert wußte man, daß St. Nikolai „die erste pfarre in Czeitz gewesen". Es wird uns noch öfter begegnen, daß Stadtkirchen zunächst als Kapellen bezeichnet werden, da sie alte Abhängigkeiten nicht sogleich abzustreifen vermochten. Wie in Merseburg und Naumburg wurde auch in Zeitz noch vor der Mitte des 12. Jahrhunderts eine Marktsiedlung planmäßig angelegt, die spätere Oberstadt (vgl. S. 553). Eine dem heiligen Michael geweihte Marktkirche (ecclesia ioiensis) wurde errichtet und bereits 1154 dem Zeitzer Stephanskloster inkorporiert. Sie war die Hauptkirche der Stadt. Ferner bestand 1119 zur Zeit Bischof Dietrichs I. die Stephanskirche, jedoch steht nicht fest, ob es sich um eine Pfarrkirche handelte und vollends, ob sie für die Stadt bestimmt war. Wahrscheinlicher ist, daß hier bereits im 11. Jahrhundert einmal ein Stift oder Kloster bestanden hat, das dann im 12. Jahrhundert von den Bischöfen Dietrich und Udo erneuert wurde. Im 16. Jahrhundert waren nach St. Stephan fünf Dörfer, die Stephansgasse als Vorstadt und die „gemeine im kalten Felde" eingepfarrt. Schließlich gab es im Spätmittelalter eine Anzahl Kapellen, die teilweise bereits im 13. Jahrhundert vorhanden gewesen sein mö-
Zeitz • Meißen
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gen. Bezeugt ist n u r die M a r i e n - M a g d a l e n e n - K a p e l l e b e i m W e n d i s c h e n Tor (1278). In M e i ß e n b e s t a n d vielleicht eine K a u f m a n n s s i e d l u n g , m i n d e s t e n s ein H a n d e l s p l a t z (portus). Eine z w e i t e Kirche ist n e b e n der Domkirche im J a h r e 984 nachweisbar. Es ist die V o r g ä n g e r i n der s p ä t e r e n A f r a kirche, bei der 1205 ein C h o r h e r r e n s t i f t g e g r ü n d e t w u r d e . Bei dieser G e l e g e n h e i t e r f a h r e n wir v o n der Existenz e i n e r M a r k t k i r c h e St. M a rien (capella sanclae Mariae in ioro). Es ist b e r e i t s darauf h i n g e w i e s e n w o r d e n (vgl. Bd. 1S. 190), daß die A u s s t a t t u n g dieser Kirche altertümliche Z ü g e trägt. Als civitas erscheint M e i ß e n zuerst 1150, u n d blickt m a n auf die a n d e r e n Bischofsstädte, so w i r d m a n es nicht f ü r unmöglich halten, daß auch in M e i ß e n noch in der e r s t e n H ä l f t e des 12. J a h r h u n d e r t s eine n e u e M a r k t s i e d l u n g g e g r ü n d e t w o r d e n ist, d e r e n Kirche die zunächst als Kapelle bezeichnete M a r i e n k i r c h e w a r . Die A f r a k i r c h e w u r d e 1205 zur Dompfarrkirche bestimmt. Die B e w o h n e r d e r Burg u n d Domfreiheit (mililes in Castro sive militaies et eorum iamiliae et canonicorum servi) e m p f i n g e n hier S a k r a m e n t e u n d Begräbnis. 1256 w i r d die G e m e i n d e der A f r a k i r c h e bezeichnet als c o m m u n i t a s miiitum piovincialium et rusticorum panochiae sanclae Aiiae attinentium. Die gleichzeitig g e n a n n t e universitas burgensium Misnensium gehörte also nicht dazu, s o n d e r n gewiß zu der M a r i e n k i r c h e . A n d e r Bezeichn u n g Kapelle braucht m a n k e i n e n A n s t o ß zu n e h m e n . Sie sollte w o h l nur die ursprüngliche A b h ä n g i g k e i t v o n der M u t t e r k i r c h e zum A u s druck b r i n g e n u n d schließt d e n Besitz v o n Pfarrechten nicht aus. 1213 lieißt St. M a r i e n ecclesia forensis, u n d 1289 ist d a n n deutlich v o n der S t a d t p f a r r e i die Rede. Zwei w e i t e r e Kirchen, St. M a r t i n auf d e m Berge und St. Nikolai, w u r d e n 1220 v o n M a r k g r a f Dietrich d e m Kreuzkloster geschenkt. Auch St. N i k o l a i lag nicht in d e r eigentlichen S t a d t (1394 exlra muros), s o n d e r n außerhalb, am s p ä t e r e n N e u m a r k t . Eine A n z a h l Dörfer, die alle rechts der Triebisch lagen, w a r e n ihr e i n g e p f a r r t . K e i n e s w e g s h a n d e l t es sich ursprünglich u m eine bloße W e g e k a p s l l e , wie m a n gemeint hat, s o n d e r n w o h l um e i n e Vorstadtkirche, d e r e n ländlicheParochie wahrscheinlich noch v o r 1205 v o n St. A f r a a b g e t r e n n t wurde. Hier w o h n t e n auch die J u d e n . St. M a r t i n d a g e g e n b e s a ß k e i n e selbständige Parochie, s o n d e r n u n t e r s t a n d 1393 u n d 1437 der Nikolaikirche u n d w a r wohl in der Tat e i n e W e g e k a p e l l e , w i e auch die 1221/22 g e n a n n t e J a k o b s k a p e l l e in der „ W a s s e r b u r g " Pfarrechte nicht besaß. Immerhin wird m a n sich f r a g e n dürfen, ob diese Kapelle nicht u r s p r ü n g lich einmal f ü r die ICaufmannssiedlung (983 portus) bestimmt g e w e s e n ist. Eine Beziehung des heiligen J a k o b u s zu den K a u f l e u t e n scheint b e s t a n d e n zu h a b e n (vgl. e t w a Zeitz u n d N a u m b u r g , auch Chemnitz, W ü r z e n u n d Leipzig), doch w u r d e er s p ä t e r v o m h e i l i g e n N i k o l a u s v e r -
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drängt. Weitere Kapellen bestanden im 12. Jahrhundert auf der Burg, nämlich in den Kurien des Markgrafen und des Burggrafen. Pfarrecht besaßen sie nicht. Den Bischofsstädten in gewisser Weise vergleichbar sind diejenigen Städte, die neben Königsburgen oder königlichen Klöstern, zum Teil auch neben den Burgen der Markgrafen im Laufe des 12. Jahrhunderts entstanden. Auch bei ihnen sind Vorgänge allmählichen Wachstums mit einmaligen Maßnahmen der Stadtgründung verknüpft (vgl. Bd. 1 S.25), und im kirchlichen Wesen spiegelt sich das wenigstens teilweise wider. Die Ansiedlung von Kaufleuten aus dem Goslarer Rechtsgebiet, die Kaiser Lothar um 1135 in Altenburg ins Leben rief, wurde mit einer eigenen Pfarrkirche St. Bartholomäi versehen. Der Kult des Heiligen weist deutlich nach Niedersachsen, wo ihn die Bischöfe Meinwerk von Paderborn und Godehard von Hildesheim volkstümlich machten. Von dem romanischen Bau ist nur eine dreiteilige Kryptenanlage erhalten, die für eine Stadtkirche ganz ungewöhnlich ist. Verwandte Formen finden sich in Köln (S. Maria im Kapitol) und Brauweiler, aber auch in Italien (Ardenga, Farneta). Auch die Stadtkirche in Waldenburg an der Zwickauer Mulde ist der Überlieferung nach eine Bartholomäikirche, wenn auch ältere Zeugnisse hierfür fehlen. Hier überschritt die Straße, auf der die Altenburger Kaufleute nach Böhmen zocjen, die Mulde, und 1256 waren diese in Waldenburg zollfrei. Ein Zusammenhang auch im kirchlichen Wesen liegt damit nahe. Eine zweite Pfarrkirche bestand in der rechts der Mulde gelegenen, ursprünglich nur aus einer einzigen Straße bestehenden Altstadt Waldenburg. Schließlich war in der Reformationszeit eine Pfarrei zu St. Thomas vor dem Glauchauer Tor vorhanden. Da weitere Nachrichten fehlen, weiß man nicht, welche Bewandtnis es mit ihr hat. Vielleicht handelt es sich um eine Hospitalkirche. In Altenburg galt St. Bartholomäi 1215 als die Hauptkirche der Stadt. Sie wurde damals dem Marienstift inkorporiert samt allen anderen Kirchen und Kapellen auf der Burg und in der Stadt. Die Burgkapellen interessieren hier nicht, denn sie besaßen keine Pfarrechte. Dagegen bestand schon zur Zeit König Philipps die Nikolaikirche in der Stadt, an die noch heute der Name Nikolaikirchhof und der dortige Turm erinnern. Es ist bereits an anderer Stelle die Vermutung ausgesprochen worden, daß am gleichen Orte die alte Altenburger Pfarrkirche für die zur Königsburg gehörigenDörtergestandenhabe (vgl. Bd. 1S. 174). AlsFriedrich Barbarossa um 1165 eine großzügige Stadterweiterung vornahm, wurde sie in den Mauerring einbezogen und nunmehr zur Stadtkirche, wahrscheinlich mit Wechsel des Patroziniums. Beide Kirchspiele, St. Bartholomäi und St. Nikolai, waren im Spätmittelalter zugleich städtische Verwaltungs- und Steuerbezirke, doch sind sie nicht identisch mit Altstadt
Altenburg • Zwickau
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(um 1135) und Neustadt (um 1165). Außerhalb der ummauerten Stadt blieb die Siedlung Naschhausen (Nashusen) unter der Burg, die im Mittelalter gleichfalls als Stadt galt. Mit hoher Wahrscheinlichkeit hat man hier die älteste, in salische Zeit zurückgehende stadtähnliche Siedlung bei der Altenburger Königsburg zu suchen. Eine Pfarrkirche St. Martin ist in Naschhausen erst seit dem Beginn des 15. Jahrhunderts (1420) nachweisbar, kann aber natürlich viel älter sein. Unklar bleibt, ob sie in irgendeinem Verhältnis zur schon viel früher bezeugten Martinskapelle auf der Burg stand, in der vielleicht das älteste Altenburger Gotteshaus erblickt werden darf (vgl. Bd. 1 S. 173). Pfarrechte besaß schließlich das 1181 von Friedrich Barbarossa gegründete, 1214 von Friedrich II. dem Deutschen Orden übergebene Johannishospital, jedoch nur für den Bereich der Anstalt selbst (vgl. S. 340) und für einige dem Orden gehörige Dörfer, nicht innerhalb der Stadt. In Zwickau begegnet neben der 1118 gegründeten Marienkirche in Zwickau-Osterwein (vgl. Bd. 1S. 185 f.) eine Stadtkirche (ecclesia eiusdem oppiai) erstmalig mit aller Deutlichkeit 1212. Daneben gab es 1219 bereits zwei Vorstadtkirchen, St. Marien und St. Katharinen. Diese beiden sind identisch mit den heutigen Kirchen gleicher Bezeichnung. Der „Dom" St. Marien ist also aus einer Vorstadtkirche hervorgegangen. Die von ihm zu unterscheidende, von uns schon wiederholt besprochene ältere, 1118 gegründete Marienkirche stand in der Nähe der heutigen Moritzkirche. In der Stadt hat sie niemals Pfarrecht besessen. W a n n der Wechsel des Patroziniums stattfand, bleibt unklar, doch darf vermutet werden, daß es noch im 12. Jahrhundert geschah. Als die Kirche in den Hussitenkriegen zerstört wurde (1430), vielleicht auch schon früher, übernahm die jüngere Marienkirche, die inzwischen zur Hauptkirche der Stadt geworden war, einen großen Teil ihrer Pfarrfunktionen. Hauptkirche ist aber St. Marien ursprünglich nicht gewesen. Die 1212 genannte Stadtkiche war vielmehr die heute nicht mehr vorhandene, sondern in der Reformationszeit abgerissene Nikolaikirche in der Nähe der Muldenbrücke, die ihre Bedeutung schon im 14. Jahrhundert einzubüßen begann. 1353 wird sie bereits einmal nur als Kapelle bezeichnet, heißt aber sonst Kirche und erscheint im Zwickauer Rechtsbuch (Ende des 14. Jahrhunderts) den Kirchen St. Marien und St. Katharinen gleichgeordnet. Als ecclesia in Zwiccowe wird sie 1192 und 1160 genannt. Die verschiedene Ausstattung ermöglicht die Unterscheidung von der Pfarrkirche von 1118. Entstanden ist sie wohl noch vor 1145 im Zusammenhang mit einer Stadtgründung König Konrads III. In der Zeit der Thronstreitigkeiten zwischen Staufern und Weifen ging die Stadt an die Wettiner über. Mehrere Stadterweiterungen fanden statt, auch der Marktplatz wurde vielleicht zweimal vergrößert, wie
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Neue Pfarrkirchen
seine Form nahelegt, die aber auch bei der Gründung sogleich in der uns erhaltenen, gleichsam eine Folge von drei Plätzen bildenden Gestalt geplant gewesen sein kann. Gründer der heutigen Marienkirche war vielleicht Markgraf Dietrich von Meißen. Unter seiner Herrschaft werden städtebauliche Maßnahmen in Zwickau getroffen worden sein, die sie immer mehr in den Mittelpunkt der Stadt rückten, nachdem der alte Mauerring erweitert worden war, und sie allmählich zur Hauptkirche aufsteigen ließen. Wir beobachten also eine Entwicklung, die der in Naumburg ähnelt. Marien- und Katharinenkirche wurden 1219 dem Kloster Eisenberg geschenkt, die Nikolaikirche erst 1272. Die Hospitalkirchen St. Margareten und zum Heiligen Geist treten erst im 14., St. Johannis erst im 15. Jahrhundert entgegen. In enger Verbindung mit Altenburg und Zwickau stand von Anfang an die dritte pleißnische Reichsstadt Chemnitz, ü b e r den Patronat dei dortigen Marktkirche St. Jakobi (iorerisis in civitate Kemniz ecclesia) verfügte 1264 Landgräfin Margarete, die Tochter Kaiser Friedrichs II., ein deutliches Anzeichen dafür, daß die Kirche wie überhaupt die Marktsiedlung königliche Gründungen sind. Er wurde damals dem Chemnitzer Benediktinerkloster bestätigt, das ihn bereits 1254 besaß; der Patronat über die Johanniskirche „extra muros" wurde 1264 hinzugefügt. Eine Vorstadtkirche bestand also bereits um die Mitte des 13. Jahrhunderts, während die zweite, St. Nikolai, erst 1331 als Pfarrkirche erscheint. Hervorgegangen ist sie aus einer Kapelle, die dem Dorfe Kappel den Namen gab. Als Capella wird es um 1200 genannt, so daß die Nikolaikirche auf diese mittelbare Weise als erste der Chemnitzer Kirchen, vom Kloster selbst natürlich abgesehen, in den Quellen erscheint. Auf dem Nikolaikirchhof fand das Landding für die Klosterdörfer statt. Es ist immerhin möglich, daß hier eine Kapelle bereits bestand, noch bevor die Stadt um 1165 von Friedrich Barbarossa gegründet wurde. Die Hospitäler zu St. Georgen und zum Heiligen Geist werden erst im 14. Jahrhundert erwähnt. Mit ihnen waren Kapellen verbunden, die Pfarrechte nicht besessen zu haben scheinen. Im Gegensatz zu allen bisher behandelten Städten liegen die Pfarreiverhältnisse in Chemnitz völlig klar: es gab von Anfang an eine einzige Hauptpfarrkirche für die Stadt und nur für diese. Erst nachträglich entstanden Vorstadtpfarreien. So spiegelt sich im kirchlichen Wesen die Tatsache, daß die Stadt Chemnitz eine Gründung völlig „aus wilder Wurzel" ist, die erste östlich der Elbe und Saale, wenn man von der wieder eingegangenen Löwenstadt Heinrichs des Löwen absieht. W i e Chemnitz ist auch die Stadt Pegau eine Gründung Friedrich Barbarossas, wenn auch hier keine Reichsstadt entstand, sondern der
Chemnitz • Pegau • Leisnig
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Abt des Benediktinerklosters als Mittelsmann bei der Stadtgründung benutzt wurde. Als 1172 die Stadt (civitas) Pegau mit Münze, Markt und Zoll erstmalig genannt wurde, bestanden hier bereits mehrere Kirchen: die Klosterkirche, die Nikolaikirche, 1091 von Wiprecht von Groitzsch als Kapelle gegründet, und die Stadtkirche St. Lorenz, die allerdings erst 1207 anläßlich ihrer Inkorporation ins Kloster erwähnt wird, aber älter sein muß. Abt Siegfried von Pegau nahm nämlich 1189 an der Translation der Gebeine des heiligen Otto teil und brachte wertvolle Reliquien mit heim, über denen er eine Kirche neben der Stadt Pegau (iuxta civitalem Pigaviensem) erbauen ließ. Es ist die Ottenkirche in der sogenannten Niederstadt, die sich von der planmäßig angelegten Oberstadt deutlich durch die Unregelmäßigkeit ihres Straßenverlaufes scheidet und wahrscheinlich eine sehr alte Marktsiedlung ist, die von den Pegauer Annalen schon zu 1096 als civitas bezeichnet wird. Da die Oberstadt 1189 bereits bestand, wäre die Ottenkirche sicherlich dort errichtet worden, wenn sie noch keine Stadtkirche gehabt hätte. So geschah es in der Altstadt, die sich bis dahin wohl zur Nikolaikirche gehalten hatte und nunmehr ebenfalls eine eigene Kirche erhielt. Urkundlich wird St. Otten 1215 erwähnt. Später war hier der Sitz eines Propstes. Eine ähnliche Gründung wie Pegau, entstanden im Zusammenwirken von König und Kloster, dürfte das Städtchen (oppiäum) Bürgel bei Jena gewesen sein, das 1234 von Heinrich (VII.) und Friedrich II. samt Zoll und Gericht und allen Privilegien (libertatibus), die es seit alters besaß (ab antiquo), dem Kloster Bürgel bestätigt wurde. Seine kirchlichen Verhältnisse bieten nichts Besonderes. Die einzige Pfarrkirche der Stadt, St. Johannis, wird erst spät erwähnt. Sehr kompliziert ist dagegen das kirchliche Wesen der unter einer Reichsburg entstandenen Stadt Leisnig. Mittelsmann des Königs bei der Stadtgründung, die wahrscheinlich neben bereits Vorhandenem ebenfalls in der Zeit Barbarossas erfolgte, war hier anscheinend der Burggraf. Schon 1214 gab es vier Gotteshäuser in Leisnig: die alte Großpfarrei St. Matthäi, die seit 1192 dem Kloster Buch inkorporiert war, die Plarrkirche (ecclesia) St. Pankratii, die Kapelle St. Nikolai in der Neustadt (in oppido novo Liznik), dazu eine Kapelle auf der Burg. Die Lage der Pankratiuskirche ist nicht angegeben. Da sie aber im Gegensatz zu den übrigen Tochterkirchen von St. Matthäi (vgl. Bd. 1 S. 204), die alle Kapellen waren, als einzige ecclesia genannt wird, kann man in ihr nur die Kirche der Altstadt Leisnig, die es ja im Gegensatz zur Neustadt gegeben haben muß, erblicken. Diese Altstadt hat ihre Wurzeln vielleicht in einer Siedlung bereits der salischen Zeit unter der Burg. Die Gründung der Stauferzeit war wohl die Neustadt von 1214. Wenn aber später, im Jahre 1286, von der Nikolai-
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N e u e Pfarrkirchen
kirche der Altstadt (veteris civitatis) und der Matthäikirche der Neustadt (novae civitatis ante Castrum) die Rede ist, so ergibt sidi, daß die Stadt noch im 13. Jahrhundert sich lebhaft weiterentwickelte: die Neustadt v o n 1214 war inzwischen zur Altstadt geworden, und eine nunmehr als Neustadt bezeichnete dritte städtische Siedlung war vor der Burg bei der alten Matthäikirche entstanden. Sie war planmäßig gegründet worden, denn es ist ausdrücklich von einer Verlegung der Stadt die Rede, und die Möglichkeit einer abermaligen Verlegung wurde erwogen. Die Matthäikirche wurde zur Stadtkirche, während die älteste Siedlung bei der Pankratiuskirche zum Dorfe herabsank, für das sich der N a m e Tragnitz durchsetzte. Aber auch die Altstadt von 1286 hatte das gleiche Schicksal, denn da 1326 eine Mühle in der Altstadt Leisnig erscheint, muß man diese im Tale der Mulde und nicht bei der erst 1540 erbauten Gottesackerkirche St. Nikolai, am ehesten also bei dem heutigen Dorfe Altleisnig suchen. Die verhältnismäßig große Entfernung von der Burg wird die Verlegung in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts veranlaßt haben. W i e die Pankratiuskirche sank also auch die ehemalige Stadtkirche St. Nikolai zur Dorfkirche herab, wurde aber dadurch entschädigt, daß ihr der rechtsmuldische Teil des großen Sprengeis der Matthäikirche, die die umgekehrte Entwicklung nahm, 1286 abgetreten wurde. W i e in Leisnig bestand auch in Rochlitz eine bereits in salischer Zeit wichtige Königsburg, und auch hier wird es frühzeitig zur Ansiedlung von Händlern und Gewerbetreibenden gekommen sein. Aber die kirchlichen Verhältnisse waren höchst einfach: einzige Pfarrkirche blieb die schon zu Thietmars Zeit bestehende, aber wohl noch wesentlich ältere Petrikirche, wie St. Matthäi in Leisnig vor der Burg gelegen, bis in die Reformationszeit. Innerhalb der ummauerten Stadt, die fast nur aus dem langgestreckten Marktplatze bestand, sicherlich dem 12. Jahrhundert zugewiesen und als eine Gründung der Grafen von Groitzsch aus dem Hause Wettin angesehen werden darf, wurde zwar eine Stadtkirche erbaut. Das Patrozinium der im J a h r e 1200 heiliggesprochenen Kaiserin Kunigunde erweist, daß dies frühestens im Beginn des 13. Jahrhunderts geschehen sein kann. Aber Pfarrecht erhielt diese Kirche erst in der Reformationszeit. Wir haben hier also den seltenen Fall, daß eine offensichtlich planmäßig angelegte Stadt jahrhundertelang ohne eigene Parochie blieb. Vergleichbar ist Würzen, wo neben der alten Pfarrkirche St. Marien, bei der seit 1118 ein Kollegiatstift bestand und die im Spätmittelalter deshalb als Dom bezeichnet wurde, bis 1348 zwei städtische Kirchspiele vorhanden waren, St. Wenzel und St. Jakobi. Aber keine der drei Kirchen lag in der ummauerten Stadt u m den rechteckigen
Rodilitz • Würzen • Leipzig
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Markt. Die Marienkirche mit der Domfreiheit (1470 uff der freyheil) bildete rechtlich eine Siedlung für sich. Die Jakobikirche war die Pfarrkirche der Altstadt, über deren Entstehung nur Vermutungen möglich sind. Da bereits 1114 in Würzen Zoll erhoben wurde, ist nicht ausgeschlossen, daß hier eine stadtähnliche Siedlung bereits in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts bestand. Der Zoll v o n 1114 war allerdings schwerlich ein Marktzoll, sondern wie der 1118 in Zwickau bezeugte ein Durchgangszoll. Nicht ohne weiteres durchsichtig ist, weshalb die Wenzelskirche außerhalb der ummauerten Stadt lag, als deren Pfarrkirche sie gewöhnlich angesehen wird. Dies ist nicht völlig richtig, denn noch 1348 bestanden in Würzen nebeneinander zwei Pfarrbezirke, der obere und der untere, deren Grenzen strittig waren, also nicht mit denen der rechtlich und topographisch voneinander getrennten Siedlungen Altstadt und Marktstadt identisch gewesen sein können, sondern offenbar beide an der ummauerten Stadt Anteil hatten. Erst in diesem J a h r e wurden beide zu einer Parochie vereinigt, doch unter Aufrechterhaltung der gewöhnlichen Gottesdienste an beiden Kirchen (populus superior et inferior tamquam unus grex servalo officio ad s. Wenceslaum et ad s. Jacobum more solito et prius consuelo gubernetur). Der kirchliche Zusammenschluß erfolgte also wesentlich früher als der weltliche: erst 1413 erhielten die Bewohner der Altstadt und der Vorstädte Bürgerrecht. Zieht man den Stadtplan zu Rate, so scheint die Annahme am naheliegendsten, daß die Bewohner der Marktstadt sich ursprünglich mit zum Dome hielten. Sie bildete mit der Domfreiheit eine topographische Einheit. Die Wenzelskirche wird ursprünglich eine Vorstadtkirche gewesen sein, und erst als das Kapitel W e r t darauf legte, den Dom allein zu benutzen, wurde sie zusammen mit St. Jakobi zur Stadtkirche. Ein Vizepleban von Würzen begegnet zur Zeit Bischof Alberts II. (gest. 1266). Damals bereits muß also eine Wurzener Pfarrkirche einer Domherrenpfründe inkorporiert gewesen sein. 1358 wurde der Dombezirk mit Wall und Graben befestigt und dadurch von der Stadt getrennt. Nicht ohne weiteres aufzuklären sind auch die ältesten Parochialverhältnisse der Stadt Leipzig. Zwar besitzen wir hier eine Stadtrechtsverleihung Markgraf Ottos von Meißen, die mit Sicherheit vor 1170 gesetzt werden darf, gewinnen also Einblick in jenen Gründungsvorgang des 12. Jahrhunderts, den wir bei allen bisher behandelten Städten nur erschließen konnten. Aber wichtige Fragen beantwortet uns dieser auch in seiner äußeren Form höchst merkwürdige „Stadtbrief" nicht, so vor allem nicht die Frage nach dem, was schon vor der Gründung Ottos vorhanden war, und des Kirchenwesens wird mit Ausnahme einer Bestimmung über das geistliche Gericht nicht gedacht. Erst 1213 erfahren wir anläßlich der Stiftung des Thomasklosters, daß
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Neue Pfarrkirchen
es in Leipzig zwei Stadtkirchen gab, St. Thomä und St. Nikolai samt der Kapelle St. Petri; sie wurden sämtlich damals dem neugegründeten Kloster geschenkt. Es ist bereits die Vermutung ausgesprochen worden, daß diese 1213 der Nikolaikirche untergeordnete Peterskapelle die älteste Leipziger Pfarrkirche war (vgl. Bd. 1 S. 162). Ihre Parochie wurde bei Gründung der Stadt und ihrer Kirchen aufgelöst, ihre Ausstattung den beiden Stadtkirchen zugewiesen. Es besteht kein Zweifel, daß an der Kreuzung zweier wichtiger Handelsstraßen, der von Mainz und Erfurt kommenden und weiter nach Osten führenden, 984 die Elbe zwischen Meißen und Boritz überschreitenden, die im Mittelalter via regia hieß, und der aus Süddeutschland (Regensburg) über Altenburg heranführenden, die Magdeburg zustrebte und 1285 als stiata quae ad imperium pertinet bezeichnet wurde, schon längst vor Verleihung des Stadtrechts durch Markgraf Otto eine stadtähnliche Siedlung mit einem Handelsumschlagplatz bestanden haben muß. Sie örtlich festzulegen ist schwer. Die Bodenfunde weisen nach der Gegend des Matthäikirchhofs, aber auch bei der Peterskapelle oder -kirche gab es noch 1359 einen vicus S. Petri, in dem eine ehemalige Kaufmannssiedlung erblickt werden könnte, und schließlich bestand bereits 1236 außerhalb der Stadt (extra muros) eine weitere Pfarrkirche St. Jakobi, in deren Parochie (am Ranstädter Steinweg) 1288 Bäcker und Wollenweber wohnten, die also nicht dörflichen Charakter hatte. Die Kirche erscheint 1239 im Besitz des 1036 gestifteten Erfurter Schottenklosters, und da dieses gleichfalls dem heiligen Jakobus geweiht war, ist es sehr wohl möglich, daß diese Kirche von Erfurt aus gestiftet wurde, zur geistlichen Versorgung der nach Osten ziehenden Erfurter Kaufleute, die sich hier zeitweise und später vielleicht auch auf die Dauer niederließen. Wir erinnern uns der Beziehungen des heiligen Jakobus zu den Kaufleuten (vgl. S. 405). Jedenfalls ist es nicht ausgeschlossen, daß diese Kirche wie die Peterskirche älter ist als die beiden Stadtkirchen. Dies war noch im 16. Jahrhundert nach dem Berichte des Chronisten David Peiffer die vom Volke festgehaltene Meinung. Späte und unsichere Uberlieferung behauptet, bereits Markgraf Konrad habe 1134 Leipzig mit einem Erdwerk befestigt und (dadurch) in eine Stadt verwandelt. Eine erste städtebauliche Maßnahme wäre dann der kurz vor 1170 durch Markgraf Otto durchgeführten bereits vorhergegangen. Ob diese Doppelung in der Doppelung der Pfarrkirchen sich widerspiegelt? Die Thomaskirche müßte dann, nach dem Stadtgrundriß zu urteilen, die ältere sein, die Nikolaikirche wäre der Gründung Markgraf Ottos zuzuschreiben, wofür auch ihre Ausstattung mit zwei Dörfern ausgesprochen „kolonialer" Anlage und Verfassung, Baalsdorf und Probstheida (vgl. Bd. 1 S. 18), spricht. Schwerlich wird man annehmen dürfen, daß eine einheitlich geplante Stadtanlage von vorn-
Leipzig • Camburg
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herein zwei Pfarrkirchen erhalten sollte, und so wird ihr völlig gleichberechtigtes Nebeneinander im Jahre 1213 zu einer Stütze für die Vermutung eines ersten Gründungsvorgangs schon vor dem uns urkundlich überlieferten, durch Markgraf Konrad oder wen immer. Eine neue Festlegung der Parochien wird dann unter Markgraf Otto stattgefunden haben,- nicht umsonst wurde Bischof Johann von Merseburg als erster Zeuge bei der Verleihung des Rechtes von Magdeburg und Halle an Leipzig herangezogen. Wie in anderen Städten besaßen auch in Leipzig die Kirchen der beiden außerhalb der Mauern gelegenen Hospitäler St. Georgen (gegründet vor 1212) und St. Johannes (gegründet vor 1278) das Recht der Seelsorge an ihren Insassen. Die Stadt Leipzig war nicht die einzige, die die Markgrafen von Meißen im 12. Jahrhundert besaßen. Die Pegauer Annalen nennen neben Leipzig 1189 Eisenberg, und die Chronik des Petersstiftes auf dem Lauterberge berichtet, Markgraf Albrecht habe 1194 bei den Kämpfen um die Herrschaft in der Mark die Zerstörung aller seiner befestigten Plätze (munitiones) außer Leipzig, Camburg und Meißen angeordnet. Die Nachrichten dieser älteren Quellen stützen die Notiz einer meißnischen Fürstenchronik des beginnenden 15. Jahrhunderts, Markgraf Otto habe Freiberg, Leipzig und Eisenberg mit festen Mauern umgeben lassen, wenn auch auf die Angaben dieser Chronik für die ältere Zeit sonst wenig Wert zu legen ist. In der Tat wird 1219 die alte Mauer in Eisenberg (ambitus aggeris et muri veteris) urkundlich bezeugt. Soviel wird jedenfalls deutlich, daß die Wettiner nicht etwa im 13. Jahrhundert ein Städtewesen östlich der Saale aus dem Boden gestampft haben, sondern daß auch auf ihren Besitzungen die Ansätze zu einem solchen längst vorhanden waren. Der Fall Leipzig steht keineswegs vereinzelt da. In Camburg werden Stadtbürger (cives) bereits 1149 genannt. Man wird sie in der nach 1210 und wiederum 1219 als suburbium bezeichneten Siedlung suchen, die unterhalb der Burg rechts der Saale lag. Kirchlich hielten sie sich zu der mit der Burgkapelle verbundenen Pfarrei (vgl. Bd. 1 S. 178). Aber auch links der Saale entstand eine Marktsiedlung, die 1210/19 eine eigene Marktkirche besaß (ecclesia lorensis), deren Pfarrer als plebanus forensis 1250 begegnet. Wann sie entstanden ist, steht dahin. Diese Kirche gehörte später zum Erzbistum Mainz und hat anscheinend auch die rechts des Flusses gelegenen Teile Camburgs an sich gezogen. Aber bis etwa 1300 lassen sich keinerlei Beziehungen Camburgs zu Mainz, wohl aber sehr enge zu Naumburg nachweisen. In welch enger Verbindung mit Camburg die Stadt Eisenberg stand, ist bereits gezeigt worden. Hier bestand eine Altstadt, auf welche die soeben angeführten Nachrichten zu beziehen
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sind. Sie wurde 1189 zerstört. In dieser Altstadt war eine Stadtkirche St. Nikolai vorhanden. Als jedoch eine neue Stadt in einiger Entfernung von der alten angelegt wurde (1219 civitas), wurde auf dem Markte auch eine neue, dem. Apostel Paulus geweihte Stadtkirche erbaut. Ebenso wie St. Nikolai und die Kirchen der Dörfer Rauda und Beinsnette (wüst bei Eisenberg) heißt sie jedoch 1219 lediglich capella, denn das Pfarrecht (parochia) lag bei dem zunächst in Camburg gegründeten Chorherrenstift (vgl. S. 251), dessen Verlegung nach der Neustadt Eisenbeig aber von vornherein beabsichtigt war. Wir wissen, daß sie nicht zustande kam, sondern daß das Stift bereits 1219 in ein Frauenkloster umgewandelt wurde, das nun nicht in, sondern vor der Stadt erbaut wurde. Gleichwohl wurden ihm die beiden Stadtkirchen inkorporiert. St. Nikolai ist in der Reformationszeit eingegangen, nachdem sie bis dahin Vorstadtkirche gewesen war. In den Kreis dieser frühen wettinischen Städte gehört auch Weißenfels. Wir wissen bereits, daß hier schon im 12. Jahrhundert zwei Stadtkirchen, je eine für Altstadt und Neustadt, bestanden (vgl. Bd. 1 S. 177 f.). Daß auch die Kirche St. Nikolai beim Kloster ursprünglich eine Parrkirche war, ist 1301 ausdrücklich bezeugt. Zu nennen ist schließlich noch Torgau, wo eine Marktsiedlung vor der Burg bereits 1119 vorhanden war. Hier gründete Graf Thimo von Brehna aus dem Hause Wettin die Marienkirche, die allmählich die alte Kirche in Weßnig überflügelte und verdrängte (vgl. Bd. 1 S. 197 f.). Diese Marktsiedlung erweiterte sich allmählich, aber auch ein einmaliger großzügiger Gründungsakt muß stattgefunden haben, wie die Form des rechteckigen Marktplatzes zeigt. Damals wurde die Nikolaikirche als Kirche der Neustadt errichtet, die jedoch Filial der Marienkirche als der eigentlichen Stadtkirche blieb. Unsicher ist, ob die Hospitalkirche zum Heiligen Geist ins 13. Jahrhundert zurückreicht. Wichtiger als alle diese Städte wurde die Bergstadt Freiberg, eine Gründung Markgraf Ottos des Reichen. Im Kirchenwesen kommt dies frühzeitig zum Ausdruck. Schon 1225 sind hier, abgesehen vom Armenhospital, fünf Pfarrkirchen bezeugt. Diese Pfarreien waren für die verschiedenen Siedlungen bestimmt, aus denen Freiberg zusammenwuchs und die unter Markgraf Dietrich im Zusammenwirken des Stadtherrn mit einem Ausschuß von vierundzwanzig Bürgern zu einer einheitlichen Stadtgemeinde zusammengeschlossen wurden, an deren Spitze der Ausschuß der Vierundzwanzig als Stadtrat trat (1227 hii, qui dicuntur XPCIIIIor de civitate et buigenses omnes). Die älteste Kirche war St. Jakobi, ursprünglich die Dorfkirche des Dorfes Christiansdorf (vgl. S. 388), auf dessenFlur die ersten Silberfunde gemacht wurden und das in der Folgezeit zu einer Siedlung vornehmlich von Bergleuten heran-
Eisenberg • Weißenfels • Torgau - Freiberg
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wuchs, die aus Altsachsen, also wohl aus dem Harz, zuzogen (1241 civitas Saxonum, „Sächsstadt"). Daneben entstand eine Ansiedlung von Kleingewerbetreibenden um den „Buttermarkt". Für die zuströmenden Bergleute w a r sie auch lebensnotwendig, und der lokale Handel verhieß andererseits denen, die ihm oblagen, reichen Gewinn, wie dies in aufblühenden Bergstädten zu sein pflegt. Für diese Siedlung wurde die Nikolaikirche erbaut. Beide Siedlungen w u r d e n 1185/90 zu einer Stadt zusammengefaßt und wohl auch ummauert; hierauf dürfte die oben S. 26 angeführte Nachricht über die erste Ummauerung Freibergs durch Markgraf Otto zu beziehen sein. Die Jakobskirche galt nunmehr als Hauptkirche der Stadt, denn der älteste Freiberger J a h r m a r k t fand am Tage nach Jakobi statt. Fraglich bleibt, ob in diese Altstadt bereits der Stadtteil einbezogen war, der vor der markgräflichen Burg entstand. Ein Herrenhof (dominicalej war bereits 1185 vorhanden, und es ist klar, daß er mit dem Fündigwerden des Silbers ungeahnte Bedeutung erlangte. Das Bergregal stand dem M a r k g r a f e n zu. Der Herrenhof wurde damit zum Sitz der markgräflichen Bergverwaltung und bald auch der lokalen Landesverwaltung, des „Amtes" Freiberg (1378 Freyberg Castrum cum attinenciis). Ein markgräflicher Vogt wird 1221 genannt, weitere markgräfliche Ministeriale und Lehnleute wurden hier seßhaft. Es ist das Nächstliegende, das Dominieale v o n 1185 in der Nähe des späteren Schlosses Freudenstein zu suchen. Zwischen dieser Burg und den Ansiedlungen der Bergleute und Gewerbetreibenden entstand eine weitere stadtähnliche Siedlung. Hier w u r d e die Marienkirche gegründet, der spätere Dom. Gewiß war sie zunächst in erster Linie für die Bedürfnisse der Herrschaft, der herrschaftlichen Beamten und des grundbesitzenden Adels und seines Gesindes bestimmt. Noch im S p ä t n i t t e l a l t e r sind mehrere große Güter, die dem Lehnrecht unterlagen, in der Freiberger Flur nachweisbar, und weitere finden sich in großer Zahl in der N ä h e Freibergs. Aber auch dieser Siedlungsteil wurde in die sich rasch v e r g r ö ß e r n d e Stadt hineingezogen, zumal auch hier sich Leute ansiedelten, die bürgerlicher N a h r u n g nachgingen, darunter vielleicht bereits Fernhändler, die die Zukunftsmöglichkeiten Freibergs erkannt hatten. Auch Ritterbürtige wurden Freiberger Bürger (z.B. 1230 Ripertus miles ei burgensis in Vriberch tilius Riperti quondam advocati). Dies sind die A n f ä n g e des späteren Untermarktes. W a r er noch nicht in die vor 1190 ummauerte Stadt einbezogen, so geschah dies, als vor 1218 die Neustadt um den O b e r m a r k t ganz planmäßig, wie der Stadtgrundriß zeigt, erbaut wurde. Dieser Stadtteil, wo später vorzugsweise Gewandschneider und Krämer wohnten, diejenigen also, deren Geschäfte nicht nur der Deckung des örtlichen Bedarfs dienten, derselbe, wo auch Rathaus und Kaufhaus errichtet worden sind, erhielt
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N e u e Pfarrkirchen
wiederum eine eigene Parochie St. Petri. ihr Piarrer Hermann tritt erstmalig 1218 entgegen, und zwar an der Spitze der Freiberger Geistlichen; jetzt galt also die Peterskirche als Hauptkirche. Diese Neustadt war damals wahrscheinlich räumlich und rechtlich mit den älteren Stadtteilen bereits zu einer Gesamtgemeinde zusammengeschlossen, die sog l e i c h u m m a u e r t w u r d e (1233 domus
hospitaüs
. . . exlra
muros
civi-
tatis Vriberc), unter Einbeziehung der damals vielleicht auis neue erbauten markgräflichen Burg in die Befestigungsanlage. Eine Rechtsverleihung fand statt, die von dem Ausschuß der Vierundzwanzig beschworen wurde. Da sich sowohl in dem zur Sächsstadt wie in dem zur Oberstadt gehörigen Teile der Stadtflur je zwölf waldhufenähnliche Besitzstreifen rekonstruieren lassen, hat man in diesem Ausschuß die maßgebenden Leute der Altstadt sowohl wie der Neustadt vermutet, kapitalkräftige und wagemutige Männer, die Grund und Boden des markgräflichen Dominicale im großen Umfang an sich gebracht hätten und die die Errichtung einer Gesamtstadt finanzierten, für die der bezeichnende Name Freiberg gewählt wurde. Näherliegend ist es, die Zahl aus der Gerichtsverfassung abzuleiten, in der die Zwölfzahl von jeher bedeutsam war, also etwa aus zweimal zwölf Geschworenen der beiden ursprünglichen Stadtteile. Eine Oberschicht hätten diese Leute auch in diesem Falle gebildet. Es läßt sich zeigen, daß sie teilweise vom Rhein her zugewandert sind. Leute dieser Art werden auch zu den verschiedenen Kirchenbauten, wie wir dies vom Johannishospital mit Sicherheit wissen, erheblich beigetragen haben, wenngleich der Patronat aller Freiberger Kirchen zunächst markgräflich blieb. Doch äußerte sich der Einfluß der Bürgerschaft auf das kirchliche Wesen darin, daß die Übertragung aller Freiberger Kirchen an das Kloster Altzelle, die Heinrich der Erlauchte 1225 vornahm, nicht von Dauer war; sie scheiterte offenbar am Widerstand der Bürger, die das Kloster auf andere Weise zu entschädigen ja die Mittel hatten. Der Komplex der nunmehrigen Stadt Freiberg erwies sich alsbald wiederum als zu klein. Es entstand eine Vorstadt, für die noch vor 122.5 eine weitere Pfarrkirche St. Donati sich als nötig erwies. Auch das Johannishospital besaß Pfarrrecht für seine Insassen: 1230 tritt ein hospilalis sacerdos Volkmar auf, und schon 1226 gab es einen Friedhof beim Hospital, wo sich auch Nichtinsassen begraben lassen konnten. Ein weiteres Hospital St. Bartholomäi für Aussätzige entstand außerhalb der Stadt (um 1250?) und erhielt ebenfalls Pfarrecht. Die reiche Gliederung des kirchlichen Wesens der Stadt, die bereits in den ersten vierzig Jahren ihres Bestehens erreicht wurde, läßt die Bedeutung erkennen, zu der sie in kurzer Zeit aufstieg. Noch deutlicher wird dies, wenn man den Blick auf die Goldene Pforte der Marienkirche
Freiberg • Die Goldene Pforte
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richtet, jenes älteste und einzigartige W e r k obersächsischer Plastik, das gerade in der Zeit geschaffen worden sein muß, als eine einheitliche Stadtgemeinde in Freiberg b e g r ü n d e t worden war. Von der romanischen Marienkirche ist außer diesem Portal und einer Kreuzigungsgruppe, die auf dem Querbalken des Triumphbogens über dem Lettner angebracht w a r und einerseits nach Halberstadt, andererseits nach Wechselburg weist, so gut wie nichts erhalten, aber schon das wenige Erhaltene macht Freiberg zu einer b e r ü h m t e n Stätte großer deutscher Kunst. Ein repräsentatives Gotteshaus entstand hier als Ausdruck der kraftvollen Stellung, die die Freiberger Bürgerschaft errungen hatte. Es ist jedoch bezeichnend, daß m a n w e d e r die Sächsstadt noch die Neustadt für dieses V o r h a b e n wählte, sondern den Stadtteil bei der Burg, der nicht nur als neutraler Boden zwischen beiden gelten konnte, sondern zugleich der Stadtteil war, in dem die Stadtherrschaft ihren Sitz hatte. Es wird deutlich, daß der Aufschwung, den die Stadt und zugleich ihr kirchliches W e s e n nahmen, dem Zusammenwirken herrschaftlicher Förderung und bürgerlichen Unternehmungsgeistes zu danken ist. In der Tat w u r d e die Marienkirche in der Folgezeit zum reichsten und bedeutendsten Gotteshaus der Stadt, w e n n auch der Aufstieg zur Hauptkirche erst 1480 mit der Errichtung eines Kollegiatstiftes bei ihr zum Abschluß kam. Als erstes vollständiges Statuenportal in Deutschland machte die Goldene Pforte Epoche in der Geschichte der deutschen Plastik. Französisches Vorbild ist in eigentümlich deutscher W e i s e aufgenommen, verarbeitet und umgestaltet. Das Figurenprogramm, das französische Kathedralen an drei Portalen bringen, ist hier an einem einzigen zusammengefaßt, und alles ist auf die Gestalten des Erlösers und seiner Mutter, die im Zentrum des Ganzen, im Tympanon, erscheinen, gedanklich und formal bezogen. In den Figuren der Gewände, die nicht aus Säulen entwickelt, sondern zwischen die Säulen, also gleichsam in kleine Innenräume gestellt sind ; sind die alttestamentarischen Praefigurationen des heiligen Paares dargestellt. Der Sinnbezug des Ganzen wird besonders deutlich in der Gestalt des Täufers, der als einziger zum Bogenfeld emporblickt, da er als einziger die Menschwerdung Gottes erlebte. Die Bogen der Portalwölbung füllen Engel und Heilige, Evangelisten und Propheten, dazu Auferstehende. In der Mitte steht jeweils eine Szene: die Krönung Maria, das Ewige Leben, der Heilige Geist, die Auferstehung der Toten. Verherrlichung der Gottesmutter, der die Kirche geweiht war, verbindet sich also mit der Darstellung christlicher Heilswahrheiten, wie sie im Credo ausgesprochen werden. Nicht leicht zu deuten sind die kleinen Figuren der Kämpferzone: ein Gekrönter, ein Mönch, ein Fischer, Männer und 27 S c h l e s i n g e r II
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N e u e Pfarrkirchen
Jünglinge (Steinmetz, Bergmann?), dazu Tierköpfe. Immer wieder begegnet der (meißnische?) Löwe. Für die Datierung des Werkes geben die Quellen keine Anhaltspunkte, wie wir sie etwa in Naumburg und Meißen besitzen, es sei denn, daß ein 1223 als Zeuge in einer von dem Freiberger Vogt und Bürger Heinrich ausgestellen Urkunde auftretender Kanoniker des Petersstifts auf dem Lauterberge bei Halle (Zacharias sacerdos
el canonicus
de Sereno Monte)
als von dort nach Frei-
berg berufener Bausachverständiger gelten darf. Ob die 1225 genannte Pfarrkirche bereits diejenige war, in die man durch die Goldene Pforte eintrat, steht dahin. Eine kleine Kirche mag vorhergegangen sein, oder das Prachtportal wurde vielleicht auch nachträglich an dem bereits vorhandenen Gotteshause angebracht. Aber soviel steht fest, daß die stilistischen Beziehungen der Freiberger Plastik einerseits nach dem Westen und nach Halberstadt, andererseits nach den wettinischen Stiftern auf dem Lauterberge und in Zschillen/Wechselburg sich am besten durch das Zusammenwirken des Stadtherrn mit den zugewanderten Bürgern beim Bau der Marienkirche erklären lassen. Wenigstens Planung und Baubeginn dürften demnach noch in die Zeil Markgraf Dietrichs (f 1221) zu setzen sein. Die folgende Zeit der Minderjährigkeit Markgraf Heinrichs läßt für so weitgreifende Planung keinen Raum. Sehr viel einfacher gestaltete sich das kirchliche Wesen derjenigen wettinischen Städte, die nicht wie Freiberg durch die Silberfunde besonders begünstigt waren, sondern einfach als wirtschaftliche Mittelpunkte der umgebenden Bauerndörfer gegründet wurden. Als instruktives Beispiel haben wir Schildau kennengelernt (vgl. Bd. 1 S. 26), eine ganz planmäßige Gründung auf 60 den umliegenden Dörfern entzuyeiien Hufen. Die Stadt erhielt von vornherein eine Kirche, deren Pfarrer bereits 1198 genannt wird. Bei dieser einen Kirche ist es geblieben. Das entlegene Städtchen vermag noch heute ein Bild von jenen kleinen Städten der Kolonisationszeit zu geben, wenn auch nicht im Erscheinungsbild seiner Bauten. Ähnlich wird man sich etwa Großenhain in der Frühzeit vorzustellen haben, das ebenfalls noch im 12. Jahrhundert entstanden sein mag und dessen Stadtkirche 1212/25 bezeugt ist. Eine Vorstadtkirche St. Katharinen trat hier später hinzu. Um dieselbe Zeit, im Jahre 1215, wird die Stadtkirche von Dahlen genannt, das als Gründung der Bischöfe von Naumburg gelten muß. Auch hier blieb es bei dieser einen Kirche, neben der es lediglich eine Peterskapelle am Burgberg gab, in der man sicher zu Unrecht die älteste Kirche der Stadt vermutet hat. Auch die Kirche von Dippoldiswalde tritt in dieser Zeit entgegen (1218). Eine zweite Kirche St. Nikolai ist wohl als Vorstadtkirche zu beurteilen, entstammt aber nach
Kleinstädte des 12. und 13. Jahrhunderts
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ihrer baulichen Gestalt (turmlos, Übergangsstil) noch dem 13. Jahrhundert. Es ist unnötig, die Zahl der Beispiele wesentlich zu vermehren. Bei den meisten im 13. Jahrhundert entstandenen Städten liegen die Verhältnisse in ähnlicher Weise klar: entweder es blieb bei einer einzigen Stadtkirche, oder wenn eine zweite vorhanden war, ist sie deutlich als Vorstadtkirche, die später hinzukam, oder als ehemalige Dorfkirche zu erkennen, die bereits vor der Stadtgründung vorhanden war. Der erste Fall liegt z. B. in Pirna vor (St. Marien und St. Nikolai in der Vorstadt), der zweite in Wilsdruff, dessen Name (1259 Wilandestorf) ja bereits besagt, daß der Ort zunächst nicht als Stadt, sondern als deutsches Bauerndorf angelegt wurde. Die Flur zeigt Waldhufen. Die Jakobskirche dieses Dorfes, eine turmlose romanische Dorfkirche des 12. Jahrhunderts von ungewöhnlicher Größe, hat sich erhalten und wurde später zur Vorstadtkirche (heute Begräbniskirche), während in der Stadt selbst eine Nikolaikirche errichtet wurde. Ähnlich liegen die Dinge in Groitzsch, wo der Vorgang der Stadtgründung durch Markgraf Dietrich einmal ausnahmsweise urkundlich bezeugt ist (1219), nur daß die vorhandene Kirche hier sehr viel älter war (vgl. Bd. 1 S. 165). Auch hier wurde die ehemalige Dorfkirche St. Marien frühzeitig zur Vorstadtkirche, wie baulich ohne weiteres zu erkennen ist (romanische Pfeilerbasilika), neben der eigentlichen Stadtkirche St. Egidien. In Mittweida dagegen blieben Stadt und Dorf getrennt, nur ein Teil der Waldhufenflur wurde zur Stadt gezogen. Neben der Stadtkirche St. Marien steht somit die bereits 1209 genannte Dorfkirche von Altmittweida. Verschwunden ist die ehemalige Dorfkirche im Falle von Lommatzsch. Der umfangreiche Sprengel der dortigen Wenzelskirche, wahrscheinlich aus der Altpfarrei Leuben gelöst(vgl.Bd. 1 S.200f.), läßt erkennen, daß es sich ursprünglich um eine Landkirche gehandelt hat. Lommatzsch selbst ist indes nie Dorf gewesen, wie die geringe Größe seiner Flur erkennen läßt. Die Kirche muß also ursprünglich im benachbarten Altlommatzsch gestanden haben und in die Stadt verlegt worden sein. Genannt wird sie vor 1190, wobei unklar bleibt, ob sich dies bereits auf die Stadt oder noch auf Altlommatzsch bezieht. Ganz anders verlief die Entwicklung in Werdau. Hier wurde die Stadt in der Flur eines Waldhufendorfes gegründet, dessen Egidienkirche, obwohl außerhalb der Ummauerung gelegen (1320 exlra muros), dennoch Hauptkirche der Stadt blieb. Innerhalb der eigentlichen Stadt gab es zunächst nur eine Marienkapelle (so noch 1381). Erst später gingen die Pfarrechte an diese über. Ähnlich war es in Penig, wo die Stadtkirche St. Marien bis 1313 als Filial der Egidienkirche des auf dem jenseitigen Muldenufer gelegenen Dorfes Altpenig galt. 27"
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Neue Pfarrkirchen
Einige Städte des markmeißnischen Gebietes scheinen indes schon frühzeitig zwei Kirchen besessen zu haben, ohne daß eine als Vorstadtkirdie oder ehemalige Dorfkirche erweislich wäre. So stehen in Döbeln nebeneinander St. Nikolai und St. Jakobi, in Grimma St. Marien und St. Nikolai. Nur eingehende ortsgeschichtliche Untersuchung vermag zu klären, ob diese Doppelparochien in doppelten Vorgängen der Stadtgründung, d. h. in nachträglicher Erweiterung einer sich als zu klein erweisenden Stadtanlage begründet sind, wie dies die Stadtpläne in diesen Fällen an die Hand zu geben scheinen. Erinnert sei in diesem Zusammenhang an Leipzig. In Geithain, wo die Stadtkirche St. Nikolai neben der 1186 genannten Marienkirche in Obergeithain um 1200 bereits bestanden haben muß, entstand die zweite Kirche St. Katharinen erst im 14. Jahrhundert als gemeinsame Kapellenstiftung von zehn Bürgern. Eine Hospitalkirche wurde in Geithain 1209, eine ebensolche, der heiligen Elisabeth geweihte in Grimma kurz vor 1241 gestiftet. Das dortige für Aussätzige bestimmte Georgenhospital scheint eine Kapelle erst im 14. Jahrhundert erhalten zu haben. Kompliziert sind die Verhältnisse in Borna. Hier gab es eine Johanniskirche in der Altstadt, zu der sich auch die Dörfer Wenigenborna und Gnandorf hielten, neben der Hauptkirche St. Marien in der Stadt (1327 in oppido seu civitale Bornis), die 1294 stark befestigt gewesen sein muß, da sie von Adolf von Nassau belagert wurde. Die 1332 erstmalig genannte Georgenkirche war eine Hospitalkirche. Daneben gab es aber noch eine Kirche St. Kunigunden außerhalb der Stadt, die zwar erst 1493 in den Quellen erscheint, aber ihrer baulichen Gestalt nach dem frühen 13. oder gar noch dem 12. Jahrhundert entstammen muß. Um eine ehemalige Dorfkirche kann es sich nicht handeln. Als turmlose flachgedeckte Pfeilerbasilika würde sie unter den Dorfkirchen Sachsens einzig dastehen. Der Name „Königskirche", den sie getragen haben soll, ist nicht einwandfrei überliefert, vermutlich handelt es sich dabei nur um eine Entstellung aus Kunigundenkirche. Der ursprüngliche Zweck des geschmackvoll wiederhergestellten Gotteshauses hat sich bislang nicht ermitteln lassen. Die Verwendung des Backsteins, und zwar im gleichen Format wie bei der Kirche des Chorherrenstifts in Altenburg, deutet auf Beziehungen zum Mittelpunkt des Pleißenlandes. Auf alle Fälle wird man Borna nicht unter die Städte Sachsens rechnen dürfen, die aus einem einmaligen Gründungsakt entstanden, wie etwa Dresden, dessen kirchliche Verhältnisse das ganze Mittelalter hindurch bemerkenswert einfach waren. Pfarrkirche war die schon lange vor Gründung der Stadt vorhandene Frauenkirche (vgl. Bd. 1 S.192), die aber außerhalb der Mauern zu liegen kam. Es wurde darum an einer Ecke des (Alt-)Marktes wohl sogleich bei der planvollen Erbauung der
Weitere Kleinstädte
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Stadt eine Marktkirche St. Nikolai erriditet, die indes von jener abhängig blieb. Da ihr ein Splitter vom Kreuze Christi geschenkt wurde (angeblich 1234 von Heinrich dem Erlauchten), wandelte sie ihr Patrozinium noch im 14. Jahrhundert in das des heiligen Kreuzes um. In enger Verbindung mit der Kirche stand wie in Meißen und Grimma das Brückenbauamt. Zuwendungen wurden meist an Brücke und Kirche gemeinsam gemacht. Bartholomäi- und Maternihospital, die beide dem 13. Jahrhundert entstammen, besaßen Kapellen für ihre Insassen. Meist nur eine einzige Kirche besaßen die von adligen Herren des Pleißenlandes gegründeten Städte, sei diese nun aus einer schon vor der Stadtgründung vorhandenen Kirche hervorgegangen wie in Meerane oder Lößnitz, wo das Kirchspiel gleichzeitig als Bezirk geltenden Stadtrechts nachweisbar ist (1286), oder sogleich als Stadtkirche gegründet worden, wie in Glauchau und Lichtenstein. Ähnlich liegen die Dinge im Vogtland. Die dortigen Herrschaftskirchen wurden zugleich zu Stadtkirchen, als bei den Herrschaftsmittelpunkten Städte entstanden. In Plauen ist das ebenso deutlich erkennbar wie in Elsterberg und Greiz. Auch die Stadtkirche von Reichenbach muß als ursprüngliche Herrschaftskirche gelten (vgl. S. 345), wenn sie auch nicht bei dem Herrschaftsmittelpunkte Mylau lag. Bezeichnenderweise blieb sie außerhalb der ummauerten Stadt. Anders in Weida. Hier wurde aus demSprengel der Altpfarrei Veitsberg (vgl. Bd. 1 S. 181) für die noch ins 12. Jahrhundert zurückreichende erste städtische Ansiedlung (1209 civitas) eine eigene Parodiie St. Marien ausgeschieden. Als dann im 13. Jahrhundert die erste Anlage sich als zu klein erwies und eine Neustadt angelegt wurde (1267 nova civitas), erhielt auch diese eine eigene Kirche St. Petri. In Sdileiz war die Herrschaftskirche St. Nikolai zugleich Kirche der Altstadt. Es mag sein, daß hier eine Kirche überhaupt erst bei der ersten Stadtgründung errichtet wurde (zuerst genannt 1232). Die Neustadt wurde wohl erst in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts erbaut und erhielt nun eine eigene Stadtkirche St. Georgen. Der großen Mannigfaltigkeit im kirchlichen Wesen der Städte westlich der Elbe steht eine weit größere Gleichförmigkeit im ostelbischen Lande, in den beiden Lausitzen, gegenüber. Hier besaßen die Städte in der Regel eine einzige Kirche, die zugleich Hauptkirche der Stadt und Pfarrkirche für die umgebenden Dörfer war. Durch die teilweise noch heute vorhandenen Kirchen der Bettelorden darf man sich nicht irreführen lassen, denn eigentliche Pfarrkirchen waren sie im Mittelalter nicht. Erst später wurden dann Vorstadtkirchen abgezweigt, die zugleich die Seelsorge auf dem Lande übernahmen und insofern die Kirchen der volkreicher werdenden Städte entlasteten. Da in ihnen in
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Neue Pfarrkirchen
der Muttersprache der Landbevölkerung gepredigt wurde, hießen sie in der Niederlausitz meist wendische Kirchen. Vereinzelt mögen sie aus Kirchen bereits vorhandener Dörfer hervorgegangen sein, in deren Flur die neue Stadt gegründet worden war. Selbst in einer so bedeutenden Stadt wie Bautzen blieb die Stiftskirche St. Petri fast das ganze Mittelalter hindurch die einzige Pfarrkirche. Die 1293 zuerst bezeugte Vorstadtkirche St. Marien kann nicht als eigentliche Stadtkirche gelten, wenn auch die Bürgerschaft zum Bau beigetragen hatte und auf die Handhabung des Gottesdienstes und der Seelsorge Einfluß nahm, sondern war in erster Linie für die zur Bautzner Parochie gehörigen Dörfer bestimmt. Von ihrem Pfarrer wurde Kenntnis der wendischen Sprache erwartet. Die Nikolaikirche ist als Begräbniskirche erst im 15. Jahrhundert entstanden, desgleichen die Michaeliskirche außerhalb der Mauern, die eine Vorstadtkirche war. Ferner bestanden im Spätmittelalter zwei Hospitalkirchen zum heiligen Geist und St. Marien und Marthen. Nur die erste geht wohl ins 13. Jahrhundert zurück, die zweite stand zeitweise in enger Verbindung mit der Marienkirche. Nicht für die Stadt, sondern lediglich für den Adel bestimmt war die 1225 von einigen Adligen gestiftete Georgenkapelle auf der Burg. Pfarrecht hat sie nicht besessen. Die Stadt Görlitz besitzt zwar zwei Märkte, von denen der Untermarkt der ältere ist und auf die um 1215 erfolgte erste Stadtgründung zurückgeht, während der viel geräumigere Obermarkt erst um 1250 im Zuge einer großzügigen Stadterweiterung entstand, aber nur eine Pfarrkirche St. Petri in der Altstadt. Die Neustadt erhielt keine eigene Pfarrkirche. Die Nikolaikirche war die Kirche eines bereits vor Gründung der Stadt vorhandenen Waldhufendorfes, das wohl noch im Laufe des 13. Jahrhunderts von der Stadt erworben wurde. Sie wurde damit zur Vorstadtkirche (jetzt Begräbniskirche). Wenn ihre Gründung gewöhnlich in die Zeit um 1100 gesetzt wird, so ist dies freilich zu früh. Eine weitere Vorstadtkirche war die Frauenkirche, ü b e r die Gründung der Stadtkirche in Kamenz sind wir durch eine Urkunde unterrichtet (vgl. S. 383f.), die sehr deutlich zeigt, wie sie zugleich zur Pfarrkirche für die zur Burg gehörigen Dörfer bestimmt war (1225). Sie blieb die einzige Pfarrkirche der Stadt, daneben gab es nur eine Kapelle für das vor 1248 gestiftete Hospital, die in der üblichen Weise die Hospitalinsassen geistlich versorgt haben wird. Eine zweite Hospitalkirche St. Just (Jodokus) gehört wohl erst dem 14. Jahrhundert an, eine dritte z j m Heiligen Geist dem Ausgang des 15. Jahrhunderts. Ähnlich wie in Kamenz gehörten auch in Löbau zur Nikolaikirche der frühzeitig genannten Stadt (1221 oppidum) eine Anzahl Dörfer, die aus dem Sprengel von Kittlitz losgelöst wurden (vgl. Bd. 1 S. 208).
Städte östlich der Elbe
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Ob die außerhalb gelegene, 1366 von einem Kaplan versehene Frauenkirche älter war als die Stadtkirche, ist sehr zweifelhaft. Es wird sich um eine der üblichen Vorstadtkirchen handeln. 1842 wurde sie abgebrochen. Hauptkirche der Stadt Zittau war die Johanniskirche, alle anderen Kirchen (natürlich mit Ausnahme der Klosterkirche St. Peter und Paul) waren Vorstadtkirchen. Dies gilt auch für die Frauenkirche, die ihrer ganzen Bauart nach (kreuzförmige Basilika im Ubergangsstil, nur Chor und Querschiff erhalten) nicht, wie vermutet worden ist, eine ehemalige Dorfkirche gewesen sein kann; sie dürfte ins dritte Viertel des 13. Jahrhunderts zurückgehen. Schon bald nach der Gründung (um 1230?) und der wohl um 1255 erfolgten Ummauerung erwies die Stadt sich demnach als zu klein. Da sich in der Nähe der Komturhof befand, diente die Kirche vielleicht gleichzeitig den Bedürfnissen der Zittauer Johanniter und wurde auf deren Veranlassung erbaut. Kreuzkirche und Dreifaltigkeitskirche (Wendenkirche) sind aus Kapellenstiftungen des 14. und 15. Jahrhunderts hervorgegangen. In unmittelbarer Nähe von Stadttoren gelegen, dienten sie ebenfalls den Bedürfnissen der Vorstädte. Die beiden vor den Toren gelegenen Hospitäler erhielten Kapellen erst um die Mitte des 14. Jahrhunderts. In der Niederlausitz befand sich, wie wir uns erinnern, die älteste Kirche wahrscheinlich in Cottbus (vgl. Bd. 1 S. 210 f.). Sie wurde zur Stadtkirche St. Nikolai („Oberkirche"). Daneben bestand im Spätmittelalter eine Vorstadtkirche St. Katharinen. Unter den verschiedenen Kapellen, die die Meißner Bistumsmatrikel von 1395 aufzählt, erscheint auch eine außerhalb der Mauern gelegene capella sclavorum. Die Nikolaikirche als einzige Pfarrkirche in Luckau dürfte bei Gründung der Stadt im Beginn des 13. Jahrhunderts sogleich erbaut worden sein. Bereits 1281 mußte an einen Neubau gedacht werden. Sonst gab es nur Kapellen, darunter eine Georgenkapelle auf dem Markt (in ioro). Auch die Pfarrkirche von Lübben war eine Nikolaikirche. Eine wendische Kirche in der Vorstadt wurde erst im 16. Jahrhundert erbaut. In ähnlicher Weise entstand in Calau eine Landkirche für die wendischen Dörfer erst um 1520 neben der Stadtkirche, in Senftenberg nach der Mitte des 16. Jahrhunderts. Die wendische Kirche in Spremberg wird schwerlich älter sein. Audi hier war im Mittelalter nur eine Stadtpfarrkirche vorhanden. In Guben gab es zwar mindestens fünf Kapellen (ohne die Spitäler), aber nur eine Pfarrkirche. Diese Beispiele mögen für die Niederlausitz genügen. Sie zeigen die einheitliche Gestaltung des städtischen Kirchenwesens. Bemerkenswert ist, daß die meisten Stadtkirchen hier zugleich ländliche Parochien besaßen. Nicht nur als wirtschaftliche, sondern auch als kirchliche Mittelpunkte für die Dörfer der Umgebung sind diese Städte gegründet
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Neue Pfarrkirchen
worden. Bezeichnenderweise begegnet eine nicht geringe Anzahl von ihnen im Spätmittelalter als Erzpriestersitz (sedes). Von städtischen Kirchenbauten des 12. und 13. Jahrhunderts hat sich in Mitteldeutschland nur wenig erhalten. Das rasche Anwachsen der Bevölkerung machte Um- und Neubauten nötig, wofür die Bürger leichter Mittel aufbringen konnten als die Landbewohner. So hat. vor allem der kirchliche Eifer des Spätmittelalters nicht wenig zum Verschwinden der romanischen Stadtkirchen beigetragen. Der städtische Kirchenbau des obersächsischen Gebietes wird beherrscht von der späten Gotik des 15. und frühen 16. Jahrhunderts, also von der Hallenkirche. Natürlich haben sich einzelne romanische Bauglieder erhalten, die indes vielfach nur dem Bausachverständigen bemerkbar sind, etwa an der Michaeliskirche in Zeitz, der Marienkirche in Groitzsch oder am Freiberger Dom (von der Goldenen Pforte natürlich abgesehen). Deutlicher sind in Freiberg die romanischen Merkmale am „Hahnenturm" der Petrikirche und an den beiden Westtürmen der Nikolaikirche erkennbar. Noch heute eindrucksvoll sind aber vor allem die romanischen Westtürme der Stadtkirche in Geithain samt dem schönen Portal zwischen beiden sowie die Westfront der Frauenkirche in Grimma. Dasselbe gilt für die Westfront der Marienkirche in Torgau, wenngleich hier der Südturm barock erneuert worden ist. Der Westbau der Nikolaikirche in Leipzig ist dagegen durch spätere Umbauten entstellt, derjenige der Johanniskirche in Plauen i. V. ebenso schmucklos wie der Westbau der Lorenzkirche in Pegau. In Altenburg hat sich unter der Bartholomäikirche eine dreiteilige romanische Krypta erhalten, die noch dem 12. Jahrhundert entstammen dürfte (vgl. S. 406). Krypten werden sonst unter den Stadtkirchen Mitteldeutschlands nicht angetroffen; das Vorkommen gerade bei dieser Kirche ist bislang ungeklärt. Dem Übergangsstil der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts gehört die nur noch fragmentarisch erhaltene Frauenkirche in Zittau an, während die 1615 umgebaute Stadtkirche von Ostritz etwas älter sein dürfte. Bemerkenswert ist hier vor allem das schön gegliederte Nordportal. Romanische Anlagen in ihrer Gesamtheit haben sich nur dort erhalten, wo Kirchen frühzeitig ihre Bedeutung verloren, also Anlaß zur Vergrößerung und Modernisierung im Sinne der Zeit nicht gegeben war. Dies gilt vor allem von der rätselhaften Kunigundenkirche in Borna, die freilich auch erst von allerlei späten Verunstaltungen hat befreit werden müssen, sodann von der Nikolaikirche in Dippoldiswalde, die jener auch formal verglichen werden kann, übrigens besitzt die dortige Marienkirche ebenfalls einen schönen romanischen Turm. Die romanischen Kirchen von Colditz und Wilsdruff gehören als ehemalige Dorfkirchen nicht hierher. Als außerhalb der
Städtischer Kirchenbau
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Bischofssitze Naumburg und Meißen seltenes Beispiel für frühgotischen Stadtkirchenbau in Sachsen sei der älteste Teil der Petrikirche in Bautzen genannt, der aus dem Ende des 13. Jahrhunderts stammen dürfte (Westbau).
5. V E R K Ü N D I G U N G HÖHEZEIT
UND F R Ö M M I G K E I T
MITTELALTERLICHEN
IN
DER
KIRCHENTUMS
Um das Jahr 1100, so stellten wir fest (vgl. Bd. 1 S. 154), konnte der Acker, den die christliche Mission im Sorbenlande zu bestellen hatte, erst als kaum oberflächlich aufgeritzt gelten. Die beiden folgenden Jahrhunderte haben ihn tatsächlich bestellt, so bestellt, daß um 1300 das kirchliche Leben in den Diözesen Meißen, Merseburg und Naumburg sich in nichts mehr von seiner Gestaltung in den Diözesen Altdeutschlands unterschied, es sei denn dadurch, daß die Kirchen jünger und infolgedessen teilweise ärmer waren. Allein schon die ungeheuere Vermehrung ihrer Zahl läßt einen Schluß zu, um wieviel intensiver die Verkündigung jetzt gestaltet wurde. Nicht nur um Pfarrkirchen handelte es sich dabei, sondern vor allem auch um Klöster. Zwar hielten sich der Benediktinerorden und seine Abzweigungen, vor allem die Zisterzienser, zunächst von der Seelsorge fern, aber gleichwohl mußte bereits das Vorhandensein von Klöstern in die Umgebung hinein wirken. Die Augustinerchorherren aber und die freilich nur mit einem einzigen Kloster vertretenen Prämonstratenser, in noch verstärktem Maße sodann die Bettelorden sahen gerade in der Seelsorge eine wesentliche oder sogar die Hauptaufgabe mönchischen Lebens. Die Folge war, daß schon frühzeitig auch die älteren Orden ihre ursprünglichen Grundsätze aufgaben und gleichfalls begannen, seelsorgerische Tätigkeit auszuüben. So nimmt es nicht wunder, daß Klöster und Stifter nicht selten als kirchliche Mittelpunkte der durch deutsche Siedlung erschlossenen oder auch erst zu erschließenden Landschaften gegründet wurden, wie wir bereits beobachten konnten. Nicht allein wirtschaftliche, sondern auch seelsorgerische Gesichtspunkte sind dabei gewiß maßgeblich gewesen. Auch wenn die Brüder das Pfarramt nicht selbst ausübten, sollte doch der Konvent ein festes Zentrum für die Weltgeistlichen der Umgebung bilden, und er ist dies unzweifelhaft in vielen Fällen auch gewesen. Den zugewanderten deutschen Siedlern aber wurde wie in der alten Heimat eine Stätte geboten, auf die sie als einen Sitz ganz besonders intensiver und verdienstlicher Gottesverehrung voll Bewunderung und Ehrfurcht blicken konnten.
Die Träger der Verkündigung
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So wird man die Rolle der Klöster und Stifter in Verkündigung und Seelsorge während des 12. und 13. Jahrhunderts nicht gering einschätzen dürfen, obwohl auch Nachteile entstanden, auf die sogleich einzugehen sein wird. Die Hauptarbeit aber war natürlich von den Weltgeistlichen zu bewältigen, in erster Linie v o n den Pfarrern und ihren Gehilfen. Leider wissen wir über sie so gut wie nichts. Ihre Namen begegnen zwar nicht ganz selten in den Zeugenlisten der Urkunden, aber stets nur die Vornamen mit dem zugesetzten Pfarrort, so daß die Herkunft im Dunkeln bleibt. Die N a m e n sind durchweg deutsch. Einen zwingenden Schluß auf deutsche Abstammung läßt dies freilich nicht zu, denn schon vor der Mitte des 12. Jahrhunderts trugen nachweislich die Slaven teilweise deutsche Namen, und im Laufe der Zeit wird dies mehr und mehr üblich geworden sein. Der Ausgleich, der sich zwischen Deutschen und Slaven allmählich vollzog, wird diesen auch den tatsächlichen Zugang zum Pfarramt eröffnet haben, der ihnen grundsätzlich ja nie verschlossen gewesen war. Eine offensichtlich sagenhaft ausgeschmückte Erzählung über die Anfänge des Klosters Pforte, abgefaßt wahrscheinlich um 1280, läßt zwar noch deutlich Reste der deutschen Abneigung gegen die Slaven erkennen, setzt aber gleichzeitig voraus, daß diese nicht minder eifrig als die Deutschen auf Begräbnis in geweihter Erde, am liebsten in der Kirche selbst bedacht waren. Die Klagen über slavisches Heidentum verstummen seit der Mitte des 12. Jahrhunderts völlig. Wir wissen, daß Slaven schon im Beginn des 12. Jahrhunderts ins Kloster Bosau eintraten (vgl. Bd. 1 S. 136); warum sollten sie nicht auch Pfarrer geworden sein? Aber positive Anhaltspunkte hierfür fehlen wie gesagt völlig. Es ist eine große Ausnahme, wenn wir 1293 einmal erfahren, daß der Stadtpfarrer von Löbau ein Sohn des Ritters Albert von Gaußig war. Die Nachricht läßt nicht den Schluß zu, daß in dieser Zeit auch Söhne des niederen Adels sich der Aufgabe kirchlicher Verkündigung in den Städten und Dörfern zugewandt hätten. Denn schon im 12. Jahrhundert wurde es üblich, Pfarrpfründen an Domherren zu verleihen, die damit als Pfarrer (rectoies, plebani) der betreffenden Kirche galten, aber keineswegs das Pfarramt selbst wahrnahmen, und es ist sehr wohl möglich, daß auch in Löbau ein solcher Fall vorliegt. Schon 1192 war der Naumburger Domherr Otto v o n Lobdeburg, also ein Edelfreier, Inhaber der Pfarrei Leisnig; sein Vorgänger war der Meißner Dompropst Dietrich. Noch früher, 1154, erscheint der Zeitzer Kanoniker Hartmann als Pfarrer der dortigen Michaeliskirche. Der Meißner Domherr Alexander, Kaplan des Markgrafen und Pfarrer zu Schmölln in der Naumburger Diözese, erlangte 1245 päpstlichen Dispens, zur Aufbesserung seines Einkommens noch weitere, auch mit Seelsorge
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Verkündigung und Frömmigkeit
verbundene geistliche Ämter zu übernehmen, und wenige Monate später erhielten zwei weitere Domherren die gleiche Erlaubnis. Der Naumburger Domherr Ulrich von Colditz hatte 1297 die Wenzelspfarrei in der Stadt Naumburg inne, der Merseburger Domherr Ehrenfried war um 1273 Pfarrer von Markwerben, und auch die Pfarrei Hohenlohe befand sich 1235 in der Hand eines Merseburger Domherrn. Die Beispiele ließen sich leicht vermehren. Beachtenswert ist dabei vor allem, daß diese vornehmen Domherren keineswegs nur in der Diözese ihrer Domkirche Pfarreien innehatten. Geistliche Helfer ihres Bischofs in der Diözese als dem ursprünglichen und eigentlichen Seelsorgebezirk waren sie längst nicht mehr. Der materielle Gesichtspunkt trat völlig in den Vordergrund. Keiner verwaltete das ihm übertragene Pfarramt selbst. 1307 bestimmte Erzbischof Heinrich von Magdeburg vielmehr geradezu, die Meißner Domherren, die Kanoniker von Würzen und Bautzen sowie die ständigen Vikare der Meißner Domkirche sollten, sofern sie Pfarrämter innehätten — die Sitte beschränkte sich also nicht auf die Domherren der Kathedralkirchen —, dadurch nicht von ihrer Residenzpflicht entbunden sein, sondern für die Bestellung geeigneter Stellvertreter in den Pfarreien Sorge tragen. Ausdrücklich heißt es, die Pfründen am Orte seien zum standesgemäßen Lebensunterhalt nicht ausreichend. Ihn aufzubessern mußte also die Ausstattung der Pfarrkirchen herhalten, die nun von schlecht bezahlten Vikaren verwaltet wurden. Solche viceplebani begegnen beispielsweise 1270 in Schildau, 1290 in Strehla. In der Praxis wurde also nur ein geringer Teil des für den Unterhalt der Pfarrei und des Pfarrers verfügbaren Einkommens wirklich für die Verkündigung und Seelsorge verwendet. Gewiß waren die Pfarren mitunter sehr reich ausgestattet, aber wäre es nicht dienlicher gewesen, überschüssige Gelder für die Besoldung von Kaplänen zu verwenden, die in den teilweise noch immer recht großen Parochien doch gewiß notwendig und nützlich gewesen wären? Statt dessen kostete die Verselbständigung jeder Kapelle immer wieder Kampf, da sie das Einkommen der Mutterkirche schmälerte, und unterblieb, wenn sich niemand bereit fand, diese zu entschädigen, während gleichzeitig der Löwenanteil der Erträge der von den Stiftern ausgesetzten Ausstattungen den rein persönlichen Bedürfnissen irgendwo residierender Domherren zugute kam. In ähnlicher Weise wirkte das Inkorporationswesen, auf dessen rechtliche Seite einzugehen sein wird (vgl. S. 585 ff.). Zahlreiche Pfarrkirchen gelangten in den Besitz von Klöstern, Stiftern und anderen geistlichen Korporationen. Es soll nicht geleugnet werden und wurde
Domherren als Pfarrer • Inkorporationen
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bereits betont, daß das Verdienst der Klöster und Stifter um Verkündigung und Seelsorge keineswegs unterschätzt werden darf. Die Übereignung von Pfarrkirchen an sie erfolgte vielfach offensichtlich in seelsorgerischer Absicht, besonders deutlich etwa im Falle von Zwickau (vgl. Bd. 1 S. 185 f.) oder Veitsberg (vgl. S. 237). Aber meist war dodi in erster Linie der Gesichtspunkt maßgebend, durch solche Schenkungen den Vermögensumständen des bedachten Klosters aufzuhelfen, und die Wirkung war dann die gleiche wie im Falle der Übertragung des Pfarramtes an Domherren: der Löwenanteil der Pfarreinkünfte floß in die Klosterkasse, und für die Zwecke der Pfarre selbst blieb nur ein geringer Bruchteil übrig. Wie zahlreich die auf diese Weise an die Klöster gelangten Pfarrkirchen waren, ist bei den einzelnen Klöstern erwähnt worden, sofern Nachrichten darüber zugänglich sind. Bemerkenswert ist, daß auch in den Städten Pfarreien im 12. und vor allem im 13. Jahrhundert vielfach an Klöster übertragen wurden. Man hat berechnet, daß im wettinischen Thüringen am Vorabend der Reformation von 59 städtischen Pfarrstellen 46 geistliche Patrone hatten. Im östlich angrenzenden Gebiet wird das Verhältnis nicht anders gewesen sein. Da wir auf eine frühere Zeit, das 13. Jahrhundert, abstellen, lassen sich vergleichbare genaue Zahlen nicht geben. Fest aber steht, daß schon damals gerade in den bedeutenderen Städten die Pfarreien zumeist Stiftern und Klöstern inkorporiert oder wenigstens übereignet waren. Das früheste Beispiel liegt in Zeitz vor, wo 1154 die Michaeliskirche dem Stephanskloster übertragen wurde. Die Leipziger Stadtkirchen wurden 1213 dem Thomasstift übereignet, diejenigen der Stadt Altenburg 1215 dem dortigen Bergerstift. Die Zwikkauer Kirchen gelangten 1219 an das Kloster Eisenberg und diejenigen Freibergs 1225 an das Kloster Altzelle, dem sie allerdings nicht verblieben sind. Dem Chemnitzer Benediktinerkloster wurde der Besitz der Chemnitzer Stadtkirchen 1254 und 1264 bestätigt. Nur vorübergehend war die Dresdner Frauenkirche dem Kloster Seußlitz übereignet. Sie wurde 1316 tauschweise dem Bischof von Meißen überlassen, der sie in Zukunft jeweils einem Domherrn zu übertragen sich verpflichtete. Bei der Gründung des Afrastifts in Meißen 1213 wurde ihm auch die dortige Marktkirche einverleibt, während die Stadtkirche St. Wenzel in Naumburg erst 1270 dem Domkapitel inkorporiert wurde. Nur am dritten Bischofssitz Merseburg konnten die Stadtkirchen ihre Selbständigkeit bewahren. Die Pfarrkirche in Bautzen wurde selbst Kollegiatkirche, die Stadtkirche St. Wenzel in Würzen dagegen samt der Jakobskirche dem dortigen Kollegiatstift erst 1340 einverleibt. In zahlreichen kleineren Städten fand die Übertragung der Stadtkirchen an Klöster während des 13. Jahrhunderts statt, so in
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Kamenz an Marienstern 1248, in Torgau, Grimma und Mühlberg an Nimbsdien 1243/51, in Schmölln an Cronschwitz 1269, in Großenhain 1298 an das dortige Nonnenkloster usw. An anderer Stelle ist bereits gezeigt worden, daß der Deutsche Orden im Vogtlande eine ganze Reihe von Stadtkirdien, der Johanniterorden die Kirchen der Stadt Zittau innehatte (vgl. S. 341 ff., 348). Diese Beispiele mögen genügen. Der Einfluß der Orden auf das städtisdie und ländliche Kirchenwesen war also außerordentlich groß, besonders natürlich dort, wo die Pfarrer selbst Ordensangehörige waren, wie im Falle der Ritterorden oder der Augustiner-Chorherren, die die Pfarreien mit Priesterbrüdern und Chorherren zu besetzen pflegten. In Meißen sowohl wie in Leipzig wurden noch im Spätmittelalter die Pfarreigeschäfte von Ordensgeistlichen der Stifter St. Afra und St. Thomas wahrgenommen, und so kann es im 13. Jahrhundert hier und anderwärts, wo die Kirchen den Chorherren übertragen waren, nicht anders gewesen sein. Die Pfarreien Eilenburg, Zörbig und Niemegk, die 1210 und 1212 mit Chorherren vom Lauterberge besetzt waren, gehörten zwar zur Magdeburger Diözese, können aber immerhin zur Stütze des Vermuteten angeführt werden. Audi die dem Leipziger Thomasstift gehörigen Dorfkirchen in Großzschocher und Gautzsch wurden um 1271 anscheinend mit Chorherren besetzt, doch blieb die Möglichkeit, hier Weltpriester als Kapläne einzusetzen, ausdrücklich vorbehalten. Zwei Chorherren aus dem Naumburger Moritzstift wurden 1291 dem schon betagten Pfarrer von Eckardsberga als Koadjutoren beigegeben, und 1236 erhielt dieses Stift die Ermächtigung, die Kirche von Hohenmölsen mit Ordensbrüdern oder Weltgeistlichen zu versehen. Auch den Altenburger Chorherren wurde 1224 anheimgestellt, die Pfarre in Altenburg mit Mitgliedern ihres Konvents oder mit Weltgeistlichen zu besetzen. Sie versuchten, dieses Recht auch auf die Pfarren in Mehna und Treben auszudehnen. Audi theoretisch nahmen sich die Chorherren der Seelsorge an: auf dem Lauterberge bei Halle verfaßte in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts der spätere Hallenser Propst Heidenreidi einen Liber de cuia pastorali. Beispiele für die Deutschherren sind bereits an anderer Stelle angeführt worden (vgl. S. 339ff.). Ob die Benediktiner schon im 13. Jahrhundert Mönche ihres Ordens als Stadtpfarrer eingesetzt haben, wissen wir nicht; erst 1430' hören wir von solchen Versuchen in Chemnitz. Möglich wäre es immerhin, denn als Landpfarrer haben sie sich schon weit früher betätigt. Dem Kloster Bosau wurde Pfarrecht gleich bei seiner Gründung eingeräumt (1121), und wenn tatsächlich sechs Bosauer Benediktiner nach Zwickau entsandt worden sind, wie in der
Einfluß der Orden
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Stiftungsurkunde der dortigen Pfarrkirche von 1118 verlangt wurde, werden sie es dort auch ausgeübt haben. 1286 erfahren wir, daß der ehemalige Abt Limar von Bosau Pfarrer in Profen war. Er hatte die Pfarrei völlig heruntergewirtschaftet und mußte abgesetzt werden. Ein anderer Mönch trat an seine Stelle. Als 1306 die Parochie Jenaprießnitz dem Kloster geschenkt wurde, stellte der Bischof von Naumburg es dem Ermessen des Abtes anheim, sie mit einem Weltgeistlichen oder einem Benediktiner zu besetzen. 1304 bestimmte der gleiche Bischof, die Kirche von Zorbau bei Weißeniels sei stets mit einem Benediktiner des Naumburger Georgenklosters zu besetzen. Grundsätzlich haben also die Benediktiner im 12. und 13. Jahrhundert die Ausübung der Seelsorge gewiß nicht abgelehnt, und so wird man auch vermuten dürfen, daß die 1104 nach Lausick entsandten sechs Pegauer Mönche (vgl. S. 186) die dortige Pfarrei selbst verwaltet haben. Auch im Zuge der Reform haben sich die Benediktiner nicht völlig auf sich selbst zurückgezogen, sondern sie haben sich volksmissionarischen Aufgaben nicht verschlossen. Man möchte eher glauben, daß durch die Reform diese mehr in den Vordergrund traten: von den Hirsauern wird berichtet, daß sie im Umherziehen predigten. Selbst die Zisterzienser, denen ihre Gewohnheiten die Seelsorge wegen der damit verbundenen Berührung mit der Welt ursprünglich verboten, haben an diesem Standpunkt nicht konsequent festgehalten. Als Pfarrer sind die Grauen Mönche in Mitteldeutschland allerdings nicht nachweisbar, wohl aber wissen wir, daß sowohl in Pforte wie in Altzelle im Kapitelshause öffentliche Predigten stattfanden, und daß man Wert darauf legte, möglichst viele Zuhörer zu haben. Hätten sich sonst Pforte 1257, Altzelle 1258 Ablaßbriefe für die Teilnahme an diesen Gottesdiensten erteilen lassen? Auch Frauenklöster haben die ihnen überlassenen Pfarreien durch Ordensgeistliche verwalten lassen, denen zugleich die Seelsorge für den Konvent selbst anvertraut war. So wurde die Peterskirche in Weida seit der Inkorporation in das dortige Nonnenkloster (1296) von den Dominikanern betreut. Ob dagegen der 1232 bis 1251 genannte Pfarrer Thimo von Greißlau ein Ordensmann war oder ein Weltgeistlicher, muß offenbleiben; daß er zugleich die Seelsorge im Kloster Greißlau/Langendorf ausübte, ist nicht zu bezweifeln. Mit dem Auftreten der Bettelorden kam seit dem zweiten Viertel des 13. Jahrhunderts in den Städten eine neue, nicht an Pfarrbezirke gebundene Art der Seelsorge in Gang. Die Ausbreitung der Franziskaner und Dominikaner in Mitteldeutschland ist an anderer Stelle geschildert worden (vgl. S. 299 ff.). Jeder der neu entstehenden Konvente
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war ein neues Zentrum seelsorgerischer Betätigung, und die außerordentlichen Erfolge, die diese mönchische Seelsorge wie anderwärts so auch in Mitteldeutschland hatte, sind bekannt; sie ergeben sich schon aus den immer wiederkehrenden Kompetenzkonflikten mit der Piarrgeistlichkeit. Nicht nur die Predigt wurde gepflegt, sondern auch zum Hören der Beichte, zur Auferlegung von Kirchenbußen und zur Erteilung der Absolution sowie zur Vornahme von Begräbnissen waren die Mendikanten ermächtigt. Ganz ähnliche Ziele verfolgten die ursprünglich nicht zu den Mendikanten gerechneten Wilhelmiter und Augustiner-Eremiten, die seit 1256 bzw. 1289 in der Merseburger Diözese auftraten und wie Franziskaner und Dominikaner die Förderung der Bischöfe erfuhren, ohne aber jemals die gleiche Bedeutung erlangen zu können. Es ist bereits darauf hingewiesen worden (vgl. S. 116), daß Bischof Engelhard von Naumburg die Tätigkeit der Franziskaner 1238 als höchst willkommene Ergänzung der seelsorgerischen Arbeit in seiner Diözese begrüßte. .Die Ernte ist zwar groß, aber der Arbeitet sind wenig; bittet daher den Herrn, daß er zu seiner Ernte Arbeiter sende", so leitete er die Urkunde ein, die der franziskanischen Predigt durch Gewährung von Ablaß Zulauf verschaffen sollte. Es darf vorausgesetzt werden, daß die mit der Seelsorge betrauten Ordensgeistlichen ihre Ausbildung in den mit ihren Klöstern, Stiftern und Kommenden verbundenen Schulen empfingen. Etwas vom Geiiste der Orden, denen sie angehörten, wird so auch in der Verkündigung wirksam geworden sein. Wo aber wurden die Weltgeistlichen ausr gebildet? In erster Linie kommen nach wie vor die Schulen bei den Kathedralkirchen in Betracht. Die „armen Schüler" (scholares paupeies, offenbar im Gegensatz zu den künftigen Domherren), die beim Chor 7 dienst behilflich waren, wurden im 13. Jahrhundert nicht selten mit Stiftungen bedacht. In ihnen haben wir wohl kleiner Leute Kinder zu erblicken, die auf den künftigen geistlichen Beruf vorbereitet wurden. In Naumburg erfahren wir im Jahre 1145 einmal Namen und Herkunft eines solchen Scholaren: Dietrich scolaris wurde zusammen mit seiner Schwester Basilia und deren Nachkommenschalt von Bischof Udo der Naumburger Kirche zu Ministerialenrecht für das Schenkenamt überl a s s e n (in ius minisieiialium
ad officium
pincernarum);
er w a r hörigen
Standes (de iamilia mea). Geistlicher wurde er also nicht, aber man darf voraussetzen, daß die „armen Schüler", die diesen Beruf ergreifen wollten, vielfach ähnlicher Herkunft waren. Freie Geburt wird für die künftigen Landgeistlichen schwerlich die Regel gewesen sein, zumal sich der Unterschied von Freiheit und Hörigkeit im Laufe der Zeit mehr und mehr verwischte (vgl. S. 34). Schulen bestanden auch bei den Kollegiatsstiftern in Zeitz, Würzen, Bautzen, und auch aus diesen Schu-
Ausbildung der Weltgeistlichen
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len werden künftige Geistliche hervorgegangen sein. Man darf wohl sogar annehmen, daß die beiden letztgenannten Stifter nicht zuletzt aus dem Grunde ins Leben gerufen wurden, für den Pfarrernachwuchs geeignete Ausbildungsstätten zu besitzen. Vielleicht fand auch in den Schulen der Klöster und Stifter dieser oder jener seine Ausbildung, doch waren diese Schulen, soviel zu sehen ist, in erster Linie für die Ordensangehörigen, andere auch für den allgemeinen Unterricht von Kindern, die im weltlichen Stand verbleiben wollten, bestimmt. Nicht wenige künftige Geistliche werden einfach eine Lehrzeit bei einem Pfarrer durchgemacht haben, wie dies 1293 in Zadel bei Meißen bezeugt ist, wo der Pfarrer einen Scholaren bei sich hatte, der doch wohl vom sonst üblichen Kirchner (ecclesiasticus) zu unterscheiden ist, obwohl er ihn sicherlich ersetzte. Wenn 1226 dem Kloster Pforte gestattet wurde, bei der Kapelle in Porstendorf an Stelle von zwei Priestern nur einen Priester und einen Scholaren zu halten, so zeigt dies, daß die Gewohnheit allgemeiner verbreitet war. ü b e r die Pflichten eines solchen Scholaren bei der Naumburger Dompfarrkirche sind wir unterrichtet: er öffnete und schloß die Kirche, läutete, assistierte dem Pleban bei seinen Messen, brachte die Bücher und Paramente und schaffte sie wieder fort. Mit Kirchnerdiensten hatten sich diese zukünftigen Geistlichen also ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Gleichwohl wurden in Zeitz um die Mitte des 12. Jahrhunderts die Scholaren vom Kirchner unterschieden. Am deutlichsten ist 1250 in Camburg erkennbar, daß es sich um künftige Geistliche handelte: dort hatte der Scholar täglich in der Burgkapelle Mette und Vesper zu lesen. Anscheinend führte im 13. Jahrhundert ein Teil dieser Scholaren das Dasein der „Fahrenden"; ihr unstetes und sittenloses Leben tadelte die Magdeburger Synode von 1266. Auch die Lebensführung der übrigen Geistlichkeit scheint damals durchaus nicht so gewesen zu sein wie sie sollte. Die Synode hatte Veranlassung, sich gegen Völlerei und Trunkenheit sowie gegen die öffentliche Haltung von Konkubinen zu wenden (vgl. S. 594). Uber die Art der Ausbildung und die Anforderungen, die für den Erwerb der geistlichen Weihen gestellt wurden, fehlen alle Nachrichten. Sehr hoch werden sie schwerlich gewesen sein. Wenn als Inhaber der Pfarrei Klöden vor 1219 einmal ein Träger des Magistergrads auftritt, so war dies doch wohl irgendein Domherr, dem es lediglich um die Pfründe zu tun war. In der Regel wird für die Verwaltung eines ländlichen Pfarramtes die Kraft eines einzelnen ausgereicht haben. Aber es gab auch große Parochien, wo dies nicht der Fall war. So waren 1320 bei den Kirchen in Profen, Wählitz und Ziegelheim, alle in der Naumburger Diözese gelegen, je drei Priester tätig, und von Kaplänen, welche die in Dörfern 28 Schlesinger II
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großer Kirchspiele errichteten Kapellen bedienten, bevor sie selbständig wurden, hören wir oft. Charakteristisch ist eine Nachricht von 1253, die besagt, daß der Pfarrer von Altbelgern jeweils von Michaelis bis Ostern einen Geistlichen zur Versorgung des Filials Martinskirchen halten mußte. Der Ort war damals noch durch die Elbe von der Mutterkirche getrennt, und Hochwasser und Eisgang machten im Winter die kirchliche Versorgung von der Mutterkirche aus mitunter unmöglich. Auch bei den Stadtkirchen waren teilweise mehrere Priester tätig, so in Glauchau 1320 zwei. Aber auch in bedeutenden Städten scheint die Pfarrgeistlichkeit verhältnismäßig gering an Zahl gewesen zu sein. In Leipzig sind noch im 15. Jahrhundert an beiden Stadtkirchen nur je ein Pfarrer und ein Unterpfarrer bezeugt, und auch bei der Meißner Stadtkirche kam man bis 1475 mit zwei Geistlichen, Pfarrer undPrediger, aus. Es fragt sich, ob bei diesen Kirchen des 13. Jahrhunderts nicht vielleicht nur ein einziger Geistlicher tätig war. Es ist eine große Ausnahme, wenn wir 1315 an der Dompfarrkirche St. Marien in Naumburg außer dem Pleban neun weitere Geistliche als ständige Vikare in Tätigkeit finden, sie ist nur aus dem Bestreben zu erklären, am Sitze des Bischofs den Gottesdienst auch in der Pfarrkirche möglichst eindrucksvoll zu gestalten. Wohl zu unterscheiden von der Pfarrgeistlichkeit sind die Meßpriester, die im Besitze von aus Seelgerätsstiftungen (vgl. S. 466) entstandenen Kapellen und Altarpfründen waren. Als 1267 der Pfarrer Siboto von Weida einen Katharinenaltar in der dortigen Pfarrkirche stiftete, wurde ausdrücklich bestimmt, der mit der Verwaltung des Altardienstes betraute Vikar dürfe nicht einem Weidaer Pfarrer als Hilfspriester dienen, auch nicht selbst Pfarrer werden, es sei denn, er gebe die Pfründe auf, und niemals dürfe der Pfarrer von St. Peter selbst Vikar des Altars werden. Die Selbständigkeit des Altars war damit gewährleistet, er gehörte nicht zur Pfarrei (ne vicaria parrochie annexa videatur). Die Zahl dieser Meßpriester war im 13. Jahrhundert noch nicht erheblich. Bei Dorfkirchen gab es sie überhaupt nicht, soviel wir wissen, und auch in den Städten beginnt die Zahl der Kapellen und Altäre in den Kirchen erst seit dem 14. Jahrhundert anzuwachsen. Selbst in Freiberg, wo die Bürger am ehesten im Besitze der Mittel sein mußten, Meßpfründen zu stiften, hören wir vor 1300 nur von einer einzigen Kapellenstiftung in der Marienkirche (1288). In der Thomaskirche in Leipzig bestanden 1355 außer dem Hochaltar fünf Altäre. Als erster wird der Kreuzaltar genannt, sicherlich der Laienaltar, der nicht auf eine besondere Stiftung zurückgeht, sondern von Anfang an vorhanden war, sodann der Marienaltar, von dem wir wissen, daß er 1293 von Markgraf Dietrich aus Anlaß seines Sieges über den Markgrafen Hein-
Meßpriester • Vikare der Kathedralkirchen
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rieh, von Brandenburg gestiftet wurde. Man darf also vermuten, daß die Altäre nach ihrem Alter aufgezählt sind; die drei weiteren würden demnach erst der Zeit nach 1293 angehören. Auch in den Pfarrkirchen der Stadt Merseburg ist mit Sicherheit, wenn man von den Hauptaltären und den Kreuzaltären als Laienaltären absieht, vor 1300 nur der M a t e m i altar in der Sixtikirche bezeugt (1267). Der Nikolaialtar in der Maximikirche begegnet 1315, geht also wohl ebenfalls ins 13. Jahrhundert zurück. Auch bei anderen, erst später genannten Altären kann dies selbstverständlich der Fall sein, aber immerhin wird doch so viel deutlich, daß mit einer größeren Anzahl von Meßpriestern selbst in einer mitteldeutschen Bischofsstadt im 13. Jahrhundert noch nicht gerechnet werden kann. Die übergroße Mehrzahl der vielen Kapellen und Altäre, die die Meißner Bistumsmatrikel von 1495 in allen Stadtkirchen und selbst vereinzelt in Dorfkirchen nachweist, verdankt ihre Entstehung erst dem 14. und 15. Jahrhundert. Etwas größer mag die Zahl der Altäre und Kapellen schon vor 1300 in den Klosterkirchen gewesen sein; ihnen wandte der fromme Sinn derZeit in erster Linie Seelgerätstiftungen zu. So gab es in Pforte 1268 mindestens drei Nebenaltäre, die aber natürlich von Ordensgeistlichen versehen wurden, und im Stifte auf dem Lauterberge wurden schon 1146 aus Anlaß des Todes der Markgräfin Lukardis allein drei Altäre gestiftet. Sehr viel glanzvoller als in allen anderen Kirchen war selbstverständlich der Gottesdienst in den Kathedralkirchen, und er erforderte demgemäß eine zahlreiche Priesterschaft. Der Bischof selbst zelebrierte offenbar in Meißen das Pontifikalamt am Ende unseres Zeitraumes nur noch selten; dann waren die Domherren verpflichtet, ihm zu ministrieren. ö f t e r scheint der Bischof auswärts Offizium und Pontifikale gehalten zu haben. Im übrigen lag die Durchführung der täglichen Messe am Hochaltar und die Leitung des Chorgebetes den Domherren ob, die sich darin wochenweise ablösten. Der diensthabende Domherr hieß hebdomadarias. Ihre Zahl betrug 1307 vierzehn. Ihnen zur Seite standen ständige Vikare (vicarii maiores), die sie beim Gottesdienst unterstützten oder auch im Falle der Abwesenheit vertraten. Nur an den höchsten Festen (Ostern, Pfingsten, Weihnachten, Mariä Himmelfahrt und am Feste des Patrons Donatus) waren die Domherren allein tätig. An den übrigen hohen Festen, die eingeläutet wurden (in quibus praepulsatio consuevil haberi), assistierten dem zelebrierenden Domherrn zwei Vikare; den Dienst des Diakonen und Subdiakonen versahen zwei Domherren, die diesen Weihegrad besaßen, doch konnten sie allenfalls durch Vikare vertreten werden. An den übrigen Tagen sollte der Gottesdienst nach alter Gewohnheit stattfinden, das heißt wohl, daß die Durchführung notfalls ganz in der Hand der Vikare liegen 28*
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konnte. In der Praxis wird dies sehr häufig der Fall gewesen sein, wird doch später Klage darüber geführt, daß die Domherren nicht einmal am Donatstage die Offizien besorgten. ü b e r die Zahl der Vikare am Beginn des 14. Jahrhunderts ist nichts bekannt. Im Jahre 1214 werden drei namentlich genannt, ein Priester und zwei Diakone. Im Laufe des 13. Jahrhunderts stieg ihre Zahl durch Stiftung neuer Vikarien, wie solche z. B. 1239, 1244, 1263 und 1299 bezeugt sind. Jedenfalls war schon 1244 der Chordienst dieser Vikare eine durchaus geläufige Einrichtung. Neben diesem Chordienst lag den Vikaren die Verwaltung des Altardienstes an den Altären ob, mit deren Pfründen sie dotiert waren. Da schon 1268 neben ständigen Vikaren (perpetui) auch unständige (temporales) erwähnt werden, die offenbar nur ersatzweise als Vertreter der Domherren herangezogen wurden, und da den 1307 genannten vicarii majores selbstverständlich vicarii minores gegenüberstehen mußten, die anscheinend zum Chordienst in Vertretung der Domherren überhaupt nicht zugelassen, sondern auf den Altardienst an Nebenaltären beschränkt und im übrigen nur zur Teilnahme am Gottesdienst im Chor verpflichtet waren, muß die Zahl der Vikare recht beträchtlich gewesen sein und damit auch die Zahl der im Dom vorhandenen Kapellen und Altäre. Allerdings ist zu berücksichtigen, daß z. B. in der 1296 gestifteten Allerheiligenkapelle gleich drei Vikare tätig waren. Urkundlich bezeugt sind in der Domkirche bis zum Jahre 1300 acht bepfründete Kapellen und Altäre; da in den folgenden Jahrzehnten eine ganze Reihe weitere in den Quellen auftauchen, wird ihre Zahl in Wirklichkeit wesentlich größer gewesen sein. Auch die Kapläne des Bischofs, die wohl mit seiner Vertretung in Predigt und Seelsorge in der Gemeinde des bischöflichen Hofes beauftragt waren, mögen mit Altarpfründen ausgestattet gewesen sein. Zu Beginn des 16. Jahrhunderts gab es in der Meißner Domkirche 52 Vikare; etwa die knappe Hälfte dieser Zahl mag schon um 1300 vorhanden gewesen sein. So war also die bei der Meißner Domkirdie beschäftigte Priesterschaft recht zahlreich, und nicht anders war es in Merseburg. Hier werden 1332 13 Vikare genannt, doch gab es in Wirklichkeit mehr, denn schon vorher bezeugte Vikarien erscheinen in der Aufzählung nicht. Zuerst treten Vikare hier im Jahre 1230 entgegen. Für Naumburg begegnet, soviel zu erkennen ist, ein Vikar erstmals 1223. Er heißt Walung und bezeugt schon 1217 zusammen mit vier anderen Priestern, die in der Zeugenreihe auf den Domherrn Albert von Griesheim folgen, eine Urkunde des Naumburger Dompropstes. Vielleicht dürfen alle fünf als Naumburger Vikare gelten. Ein Kaplan Friedrich tritt bereits 1144 entgegen, und 1277 werden unterschieden vicarii und capellani
Vikare der Kathedral- und Kollegiatkirchen
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choii; diese sind vielleicht den vicarii minores der beiden anderen Domkirchen vergleichbar. Es gab 1333 im Dom acht Kapellen, wovon wahrscheinlich sieben in den Türmen lagen, die achte in der Krypta, ferner außer dem Hauptaltar mindestens sieben weitere Altäre. Die Durchführung der vielfältigen gottesdienstlichen Handlungen wurde hier durch das Vorhandensein eines Westchors erleichtert, dessen Priesterschaft später zu einer besonderen geistlichen Kongregation zusammengeschlossen war. Ein verkleinertes Abbild der Kathedralkirchen waren die Kollegiatkirchen in Zeitz, Würzen und Bautzen, während das Kollegiatstift Großenhain-Zscheila stets unbedeutend blieb. Von Zeitzer Vikaren erfahren wir erst 1296, doch war die Einrichtung offensichtlich längst eingebürgert. Ihre Pflichten waren damals geteilt zwischen Dienst im Chor und Dienst an den Altären. Näheres ist über die Verhältnisse in Bautzen bekannt. Einen Vikar des Propstes, der ja zugleich Meißner Domherr war, gab es hier schon 1222. 1237 bestanden mindestens drei Nebenaltäre. Am Ende des Jahrhunderts (1293) werden dann bereits vicarii perpetui und temporales unterschieden. Ihre Zahl kann also nicht ganz gering gewesen sein, wenn auch ein großer Teil der in der Reformationszeit vorhandenen 23 Vikarien erst im Spätmittelalter entstanden sein wird. Zwei Ablaßurkunden von 1296 und 1298 nennen als palroni derKollegiatkirche elf und zehn Namen, die man als die Namen der vorhandenen Nebenaltäre auffassen darf, zumal sich so charakteristische wie sancte Crucis und sanctorum apostulorum Pelri et Pauli, Andree et Jacobi darunter befinden. Vier der aufgeführten Weihenamen sind als solche von Altären in Bautzen auch anderweitig bezeugt (1237, 1303). Es wird ersichtlich, wie lückenhaft die Quellen dort im allgemeinen sind, wo eine solche zufällige Aufzählung fehlt. Besonders aufschlußreich ist, daß im 14. Jahrhundert die Bautzner Vikare auch zum Beichtehören in der Advents- und Fastenzeit sowie zur Predigt, also zu unmittelbar seelsorgerischen Funktionen herangezogen wurden. 1376 bestand für die geistliche Betreuung der Wenden eine besondere vicaria Slavica. Nichts spricht dagegen, daß diese Aufgaben den Vikaren bereits im 13. Jahrhundert oblagen, und von hier aus ist vielleicht auch ein Rückschluß auf seelsorgerische Tätigkeit der Vikare an den Kathedralkirchen zulässig. Bei der Vielzahl der Ablässe, die diesen seit der Mitte des 13. Jahrhunderts zugute kamen, liegt die Vermutung nahe, daß den Vikaren die seelsorgerische Betreuung der herbeiströmenden Gläubigen zukam, denen doch wenigstens Beichtgelegenheit geboten werden mußte. Bei der großen Zahl der Beteiligten und dem Reichtum an zur Verfügung stehenden Mitteln muß der Gottesdienst in den Kathedral- und
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Stiftskirchen der Großartigkeit nicht entbehrt haben. Wir besitzen einen Visitationsabschied des Erzbischofs Siegfried von Mainz aus dem Jahre 1244 für Naumburg, der uns einen Blick in seine Handhabung tun läßt. Unter Glockengeläut betraten an Festtagen die Domherren, geführt vom Dekan, wenigstens zur Prim, Terz und Vesper den Dom in feierlicher Prozession und begaben sich nach dem Chor, bei dessen Betreten und Verlassen sie sich nach dem Altar hin verneigten,- zu den übrigen Tagzeiten und an gewöhnlichen Tagen erfolgte somit der Einzug in weniger feierlicher Form. Großer Wert wurde auf die sachgemäße musikalische Durchführung der Liturgie gelegt. Die Psalmen sollten so gesungen werden, daß in der Mitte der ja in der Regel parallel gebauten Verse und an ihrem Ende eine kurze Pause gemacht wurde. Ein ausdrucksvollerer Vortrag wurde auf diese Weise erzielt. Die Einhaltung der richtigen Kirchentonart und der Wechsel zu einer neuen zu gegebener Zeit wurden eingeschärft. Der Hebdomadar stimmte die Antiphon an, der in der nächsten Woche Diensthabende (proximus) antwortete mit dem Psalm, wobei er sich an die angestimmte Tonart zu halten hatte (ne presumat aliquis in psalmi decantatione alio tono quam inceptum fuerit uti cerlatim). Die Strenge des gregorianischen Gesanges sollte also gewahrt werden, doch waren offensichtlich auch Regungen zu einer freieren Ausgestaltung vorhanden. So hören wir zehn Jahre später, daß Markgraf Heinrich der Erlauchte von Meißen eine neue Komposition des Kyrie und Gloria vorgelegt hatte; ihre Verwendung wurde vom Apostolischen Stuhl allen Kirchen seines Landes genehmigt. An hohen Festen lag die musikalische Leitung des Gottesdienstes in der Hand des Kantors (in ieslis precipuis, in quibus per cantorem chorus regalur in officio et in tonis). Auch sonst hatte dieser für die richtige musikalische Durchführung der Liturgie Sorge zu tragen (imponendo psalmos et tonos foimando ac aliis cantoris officium exequatur). Es kam freilich vor, daß dieser oder jener bei der Lesung der Epistel, des Evangeliums oder der Messe beteiligte Domherr den Gottesdienst versäumte; dann sollte dieser keine Unterbrechung erleiden (auch dies muß also geschehen sein), sondern auf Weisung des Dekans hatte rasch ein anderer einzuspringen. Durch mancherlei Zeremonien wurde die Feierlichkeit des Gottesdienstes erhöht. Zahlreiche Stiftungen galten der Beschaffung von Wachskerzen, die während des Gottesdienstes, und von ö l für Lampen, die zur Nachtzeit oder auch Tag und Nacht bei den Altären brannten. Auch ewig brennende Kerzen wurden gestiftet. Die würdige Beleuchtung des Gotteshauses war ein Hauptanliegen. Die Ausgaben für „Luminarien" begegnen neben denen für Bauzwecke (fabrica) immer wieder. Weiterhin hören wir um 1256 in Meißen von einer
Gottesdienste
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Stiftung, aus deren Erträgnissen vier Scholaren besoldet wurden, die während der Feier der heiligen Messe, mit weißen Gewändern (albae) und Umhängen (cappae) angetan, Kerzen mit Weihrauchfässer in den Händen, zu beiden Seiten des Altars stehen sollten bis zur Erhebung des Leibes und Blutes des Herrn durch, den Priester. Während der Kommunion hatten zwei von ihnen in beiden Chören, das heißt wohl bei den rechts und links im Chor verteilten Domherren, zu räuchern. Galt dies für die tägliche Konventualmesse, so erfuhren die einzelnen Heiligenfeste noch besondere Ausgestaltung, z. B. wurde seit 1268 in Meißen am Margaretentag (13. Juli) die Lebensgeschichte der heiligen Margareta gesungen. Ganz besondere Verehrung erfuhr die Mutter Gottes. In Pforte etwa las man 1268 täglich Marienmessen. In einem Zisterzienserkloster nimmt dies nicht wunder, da die Heilige Jungfrau die besondere Patronin des Ordens war. Aber auch in Merseburger Dom fanden am Ende des 13. Jahrhunderts jeden Sonnabend Marienvespern statt, unseren Wochenschlußandachten vergleichbar, deren Besuch sogar mit Ablaß verbunden war. Teilnehmer der Gottesdienste in den Domkirchen waren außer den Chorherren alle Vikare, deren Verpflichtung zur Teilnahme häufig hervorgehoben wird, dazu die Chorschüler. Es fanden täglich zu den sieben kanonischen Tagzeiten in den Chorräumen der Kathedral-, Kollegiat-, Stifts- und Klosterkirchen die vorgeschriebenen Stundengebete statt, außerdem die Konventsmesse. Hinzu kamen, abgesehen von den Klosterkirchen, die Messe für die Laien am gewöhnlich dem Heiligen Kreuze geweihten Laienaltar vor den Chorschranken, die in der Regel am frühen Morgen gelesen zu werden pflegte, wie dies allerdings erst 1303 in der Bautzner Kollegiatkirche, 1316 am damals eben gegründeten, später nach St. Sixti verlegten Thomasstift in Merseburg nachzuweisen ist. Hinzu kamen weiterhin vor allem die zahlreichen auf Stiftungen zurückgehenden Messen in den Seitenkapellen und an den Nebenaltären, die je nach den Stiftungsbestimmungen drei- oder viermal in der Woche, mitunter aber auch täglich gelesen werden mußten, und die Totenmessen am Todestage des Stifters (Anniversarien), denen Vigilien am Vorabend vorherzugehen pflegten. Wie zahlreich sie waren, lehrt etwa ein Blick in das Kalendar des Hochstifts Merseburg von 1320/21. In manchen Kapellen wurden auch besondere Stundengebete verrichtet, z. B. Marienhoren in der Allerheiligenkapelle der Meißner Domkirche. So war an gottesdienstliciien Veranstaltungen in den großen Kirchen des Landes ganz gewiß kein Mangel, und es nimmt nicht wunder, wenn diese Vielfalt auch baulich zum Ausdruck kommt: in Naumburg errichtete man einen zweiten Chor, der vielleicht in erster Linie dem Totendienst gewidmet
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war, und Ein- und Anbauten von Kapellen finden sich im 13. Jahrhundert sowohl in Merseburg wie in Meißen bezeugt. Wesentlich weniger gut unterrichtet sind wir über die Gottesdienste in den einfachen Pfarrkirchen in Stadt und Land. Immerhin wird man soviel sagen dürfen, daß hier im 13. Jahrhundert der tägliche Gottesdienst wenigstens in den Städten die Regel war. Nachweisbar ist dies in den Stadtkirchen von Freiberg, Leisnig, wo 1308 eine zweite tägliche (Früh-)Messe gestiftet wurde, und Zwickau, wo dies zur Zeit Bischof Brunos von Naumburg (gest. 1304) ebenfalls geschah, ferner in der Dompfarrkirdie St. Marien in Naumburg. Wenn 1262 die Leipziger Chorherren sich bereitfanden, in der Hauskapelle der edlen Frau Gertrud von Friedeburg nicht nur täglich Messe, sondern auch Matutin und Vesper zu halten, so kann man sich nicht denken, daß der Gottesdienst in ihren Pfarrkirchen seltener stattgefunden hätte. In St. Marien in Bautzen und in St. Marien in Naumburg wurden außer der Messe 1315 ebenfalls täglich Matutin und Vesper, in Naumburg auch Komplet gesungen. Gewiß war diese Kirche als Dompfarrkirche besonders gut versehen, und dies gilt bis zu einem gewissen Grade auch für die Bautzner Vorstadtkirche, die Filial der dortigen Kollegiatkirche war. Aber auch in Zwickau waren im Jahre 1353 wie wohl schon im 13. Jahrhundert außer den beiden Messen (Frühmesse und Hochmesse) in beiden Stadtkirchen Mette, Vesper und Komplet üblich, und selbst in kleinen Städten und auf Dörfern haben wir direkte und indirekte Nachweise wenigstens für die tägliche Messe. Wenn in Weida 1267 diese am neugestilteten Marienaltar eingeführt wurde, so war sie natürlich auch am Hauptaltar üblich. In der Burgkapelle von Osterfeld fand 1265 täglich Matutin, Messe und Vesper statt, desgleichen 1271 in der Laurentiuskapelle des (Otten-?)Hospitals zu Naumburg. Doch ist in diesem Falle zu berücksichtigen, daß der Gottesdienst in den Hospitälern demjenigen in Kloster- und Stiftskirchen angenähert zu werden pflegte. Die Bestimmung lautet hier: in ipsa capella insliiutus (der Vikar) missam et horas canonicas, maxime matutinas et vesperas, si non obstat impedimentum canonicum, in predicta capella decantet omne die. Da nicht anzunehmen ist, daß der Vikar die Stundengebete allein sang, sind hier die zu einer Bruderschaft vereinigten Hospitalinsassen als Teilnehmer an Mette und Vesper zu denken. Rückschlüsse auf tägliche Messen in Dorfkirdhen lassen Urkunden zu, die bestimmen, daß in Kapellen wenigstens einige Male in der Woche Messen gelesen werden sollten, so in Peissen, wo dies bis 1295 einmal, seitdem aber an drei Tagen in der Woche der Fall war. Ahnliche Urkunden lür vogtländische Orte (Mylau, Straßberg) sind gefälscht, lassen aber immerhin erkennen, was üblich war. Es ist jedoch zu
Gottesdienste
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berücksichtigen, daß nach Dekretalenredit der Priester täglich nicht mehr als eine Messe lesen sollte, daß also, sofern ein Priester außer seiner Pfarrkirche noch Kapellen zu versorgen hatte, die tägliche Messe in der Pfarrkirche ausgeschlossen wurde, falls er sich an diese Bestimmung hielt. Vielfach werden freilich in diesen Fällen Hillsgeistliche (Kapläne) tätig geworden sein. Fragen wir nach dem Besuch dieser täglichen Gottesdienste, so sind wir wiederum auf Nachrichten des 14. Jahrhunderts aus Zwickau angewiesen. Vorschrift war nach kanonischem Recht für jeden Gläubigen der Besuch der sonntäglichen Messe, und der Zwickauer Rat schärfte dies um 1353 den Bürgern ausdrücklich ein. Aber auch die wochentäglichen Gottesdienste müssen gut besucht gewesen sein, zumal die Frühmesse. Hätte sonst der Rat Veranlassung gehabt, auf ihre möglichste Verkürzung bedacht zu sein ane allen ullczug unde harrung, daz daz volk an syne arbeit wider gen unde czillich komen müge? Es wird dann sogar in Betracht gezogen, daß die Leute audi noch andere Messen und Gotteshäuser besuchen wollen. Mehrmalige Teilnahme am täglichen Gottesdienste scheint also für die Städter nichts Außergewöhnliches gewesen zu sein, wie auch eine Urkunde aus Bautzen von 1293 besagt, die Teilnehmer an der Frühmesse in St. Marien in der Vorstadt sollten anschließend in die Pfarrkirche St. Petri gewiesen werden. Besonders rege wird außer sonntags der Gottesdienstbesuch an den zahlreichen Festtagen gewesen sein. Die Zwickauer Kirchenordnung von 1353 verlangte auch an Festtagen den Besuch der Messe, und hier wie anderwärts wird es im 13. Jahrhundert nicht anders gewesen sein. Vor allem mußten ja die zahlreichen auf Kirchenbesuch an bestimmten Festtagen abzielenden Ablaßurkunden in dieser Richtung wirken. Selbstverständlich wurden nicht alle Festtage, deren große Zahl etwa das Kalendar der Merseburger Domkirche von 1320/21 erkennen läßt, auch von den Laien als Feiertage begangen; kirchliche Festtage und allgemeine Feiertage sind scharf zu scheiden. Immerhin war die Zahl auch dieser nicht gering, doch kann man Genaues schwer sagen, da die Ablaßurkunden nicht die Feiertage, sondern Festtage nennen, so z. B. eine solche von 1290 für Meißen Weihnachten, Ostern, Himmelfahrt, Pfingsten, die vier Marienfeste, die nicht näher bezeichnet werden, die Tage Johannes des Täufers und Johannes des Evangelisten sowie desselben ante portam Latinam, des Donatus als Patrones der Kirche, das Kirchweihfest und die Weihetage der in der Kirche befindlichen Altäre. Diese waren gewiß nicht durchweg Feiertage, und andererseits sind bei weitem nicht alle Feiertage genannt. Für St. Afra in Meißen nennt eine
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Ablaßurkunde von 1284 gleichfalls vier Feste Christi und die Marienfeste, Michaelis, Peter und Paul, die Feste der Apostel Andreas und Thomas sowie der Heiligen Augustin, Nikolaus, Martin, Franz, Afra, Elisabeth, Katharina, das Fest der elftausend Jungfrauen, Allerheiligen und das Kirchweihfest. Als Feiertage dürfen wohl diejenigen Feste gelten, die mit Geläut am Vorabend eingeleitet wurden (praepulsalio). Für den innerkirchlichen Gebrauch unterschied man festivitates maiores und minores sowie festivitates dupüces und simplices; dies war von Bedeutung für die anzuwendende Liturgie (z. B. 1296 festivitates cum novem leccionibus peractae). Den doppelten Festen waren diejenigen der Apostel (festivitates apostolicae) gleichgestellt. Neue Feste wurden durch bischöflichen Erlaß eingeführt, aber auch durch Stiftungen konnte das besonders feierliche Begängnis eines Festes in einer bestimmten Kirche veranlaßt werden, wie z. B. 1269 des Thomastages in der Meißner Kirche. Den breitesten Raum im Gottesdienste der zu gemeinschaftlichem Leben vereinigten Kleriker nahm das gemeinsame Chorgebet (officium) ein. Laien pflegten im allgemeinen ihm nicht beizuwohnen; schon die Tatsache, daß die Stundengebete im vielfach durch einen Lettner von den anderen Teilen der Kirche abgeschlossenen Chor stattfanden, dessen Betreten den Laien untersagt war, schließt dies aus. Für die Laien war vielmehr die Messe bestimmt. Unterschieden wurden Messen cum nota und sine nota. Ihre Form wird im 13. Jahrhundert in Mitteldeutschland im allgemeinen dem römischen Ritus entsprochen haben, wie er später im Missale Romanum festgelegt worden ist, doch zeigen noch die im Ausgang des Mittelalters gedruckten Naumburger Meßbücher einzelne Abweichungen, die früher wahrscheinlich zahlreicher gewesen sind. So wurde damals in Naumburg in das Gebet Te igitur clemenlissime pater auch der König eingeschlossen (et pro rege nostro). Erheblichere Abweichungen lassen sich noch zu dieser Zeit im Formular der Totenmessen sowie im Wortlaut der Orationsteile verschiedener anderer Messen feststellen. Keinesfalls darf man also die heutige Uniformität bereits für das 13. Jahrhundert voraussetzen. Ein Erlaß Erzbischof Burkhards von Magdeburg von 1308/11 stellt fest, die Meißner Kirche habe wie alle Suffragankirchen mit den ihr untergebenen Kirchen im gottesdienstlichen Dingen den Gewohnheiten der Metropolitankirche zu folgen, unbeschadet aber der Einhaltung darüber hinausgehender besonderer Gewohnheiten einzelner Kirchen, „denn die Gewohnheiten der Kirchen weichen in verschiedener Weise voneinander ab" (consuetudines ecclesiarum diversimode variantur). Abweichungen waren also gestattet, und vom römischen Ritus ist überhaupt nicht die Rede. Bei der Vielzahl der je nach dem
Chorgebet • Messe
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Tage im Laufe des Kirchenjahrs und je nach dem besonderen Zweck in ihren veränderlichen Teilen verschieden gestalteten Messen war für solche Abweichungen breiter Raum vorhanden. Meßstiftungen geschahen zumeist in der Weise, daß die zu verwendenden Formulare vorgeschrieben wurden, besonders häufig pro deiunctis, pro peccatis und animarum (cum vigiliis praecedentibus), aber auch pro salule vivorum, de trinitate, de sancto spiritu, de sancla cruce, de omnibus sanctis, häufig de sancla Maria, de beata virgine und de domina nostra, oder auch zum Lobe einzelner Heiligen (Petrus, Nikolaus, Katharina usw.), an Sonntagen zwischen Ostern und Pfingsten de resurrectione, oder auch die gewöhnlichen Sonntags- und Festtagsmessen (de dominica, de die). Die meisten dieser Messen nennt auch das Verzeichnis der Votivmessen des Missale Romanum, doch weicht die Verteilung auf die einzelnen Wochentage von der dort verzeichneten ab. Einzelne Stiftungen machten Vorschriften über die Ausgestaltung der Liturgie. So wurde 1299 in Pirna eine missa cum sequentia gestiftet. Noch eingehender sind die Vorschriften, die 1291 der Meißner Domherr Gebhard, gleichzeitig Dechant zu Mainz, für die Begehung der Vigilien des Peter-Pauls-Festes im Dom machte: nach beendigter Vesper sollten die Domherren in feierlicher Prozession vor den Altar der beiden Heiligen ziehen unter Gesang des Responsoriums Petrus, amas me, am Altar den Hymnus Aurea luce, den Psalm Magnificat und die Antiphon Simon Barjona mit Versikel und Kollekte de beato Petro singen; bei der zweiten Vesper sollten die entsprechenden Texte sein Magnus sanctus Paulus während der Prozession, am Altar Hymnus und Psalm wie vorher, Antiphon O gloriosum mit Versikel und Kollekte de beato Paulo. Ähnliche Ausgestaltungen der Hören scheinen im Kloster Bosau üblich gewesen zu sein. Sie wurden 1229 von Bischof Engelhard von Naumburg verboten (omnia psallentia, que praeter regulam erant inserta, postponatis) und genaue Vorschriften über die einzuhaltende Gottesdienstordnung gemacht (vgl. Anmerkung). Anderwärts wurden gottesdienstliche Besonderheiten dagegen gefördert. In der Plauener Pfarrkirche war es 1265, in der Bautzner Kollegiatkirche 1294 üblich, jeden Freitag in Prozession vom Chor nach dem Marienaltar zu ziehen, unter Absingung der Antiphon Salve regina. Wer dem beiwohnte, erhielt dafür sogar Ablaß zugesichert. In Bautzen wurde am Sonnabend am gleichenAltar eine Marienmesse zelebriert. In der Kollegiatkirche zu Zeitz wurden jeden Sonntag die Hostien, die für die Alten und Kranken reserviert waren, während der Messe erneuert und von den Ministranten vom Sakramentshäuschen (sacrarium) zum Altar und zurück gebracht. Wer von den Anwesenden
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mit gebeugtem Knie den geweihten Leib des Herrn verehrte und ein Vaterunser samt Englischem Gruß sprach, erhielt Ablaß. Erstmals 1317 läßt sich in Merseburg die Einrichtung eines Heiligen Grabes während der Kartage nachweisen (sepulcrum ciucis, da es zur Aufbewahrung des Kreuzes nach der adoiatio crucis diente). Kerzen brannten dort vom Gründonnerstag bis zur Ostemacht, audi wurden Psalmen beim Heiligen Grab gelesen. Die Sitte war 1317 bereits fest eingewurzelt und geht sicherlich ins 13. Jahrhundert zurück. In Naumburg ist sie erst am Ausgang des Mittelalters nachweisbar, aber sicherlich wesentlich älter. Ein Uberrest aus heidnischer Zeit, wenn auch natürlich in durchaus christlichem Gewände, waren vielleicht die Spiele und Tänze (choreae et ludLi), die bis 1235 im Merseburger Dom mehrmals im Jahre stattfanden. Sie wurden in diesem Jahre verboten, da es zu Ausschreitungen gekommen war. Näheres wissen wir leider nicht. Die Sprache des Meßgottesdienstes war die lateinische; wir haben keine Anhaltspunkte dafür, daß Teile der Messe, etwa Vaterunser und Glaubensbekenntnis, in der Volkssprache gesungen oder gesprochen wurden. Deutsch war dagegen die Sprache der Predigt, in der Oberlausitz und wohl auch in der Niederlausitz auch slavisch (sorbisch), doch ist dies in unserem Zeitraum nur in Bautzen nachweisbar. Eine in Magdeburg überlieferte Psalmenübersetzung des 12. Jahrhunderts ist leider nicht genauer lokalisierbar, stammt aber in jedem Falle aus Mitteldeutschland. Der Text, der eine merkwürdige Mischung hochdeutscher und niederdeutscher Formen zeigt, enthält nämlich auch einzelne unzweifelhaft sorbische Wörter, die darauf hindeuten, daß der wohl in einem Kloster zu suchende Schreiber der sorbischen Sprache mächtig war. Vielleicht ist der Schluß auf ihre gottesdienstliche Verwendung auch außerhalb der Lausitzen gestattet. Die Predigt wurde keineswegs vernachlässigt. Wir haben vielmehr Grund zu der Annahme, daß sie im 13. Jahrhundert wenigstens in den Stadtkirchen allsonntäglich stattfand. Sicher bezeugt ist dies für die Naumburger Dompfarrkirche 1315 (plebanus . . . maneat obligatus videlicet in die dominica ad missam cum nota et ad faciendum sermonem ad populum), und wenn in Bautzen für den Besuch der Predigt des Pfarrers oder seines Vikars 1293 Ablaß gewährt wurde, so zeigt dies, welchen Wert man auf diesen Teil der Verkündigung legte. In der von der Kollegiatkirche abhängigen Marienkirche freilich wurde nur am Kirchweihtage gepredigt, während sonstige Predigten untersagt waren, aber doch nur, um den Zulauf zu den Predigten in der Hauptkirche nicht zu gefährden. In Zwickau hören wir 1267 von einer Predigt in der Katharinenkirche. Die Nachrichten sind also recht spärlich,
Predigt
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doch ist dies in der Art unserer Quellen begründet. Wenn in den Städten die Predigt ein selbstverständlicher Teil des sonntäglichen Meßgottesdienstes war, wie dies aus der angezogenen Urkunde für Naumburg hervorzugehen scheint, so kann man nicht erwarten, sie häufig erwähnt zu finden. Nur durch Zufall erhalten wir Einblick in den wirklichen Zustand. So ist aus dem Jahre 1353 eine schon erwähnte Kirchenordnung des Rates der Stadt Zwickau überliefert. Sie gehört dem hier behandelten Zeitraum nicht mehr an, doch beruft sie sich selbst auf die alte Gewohnheit, und die Verhältnisse, die vorausgesetzt werden, sind so, daß sie nicht von heute auf morgen entstanden sein können. Man wird mit der nötigen Vorsicht diese Quelle auch für die Erhaltung der gottesdienstlichen Veranstaltungen des 13. Jahrhunderts heranziehen dürfen. Da wird nun sogar die Predigt bei der täglichen Frühmesse untersagt, offensichtlich aus dem Grunde, die Gottesdienstbesucher nicht zu lange von der Arbeit abzuhalten. Will man predigen, daz sol man thun czu der hochmessen ader nach vesper, als von alder gewonheit ist gewest und noch halden wollen. Sunder in dem adveniu unde in den lasten sol man in der wochen dry tage predigen czu der irumesse, Miltewoche, Frylage unde am Sonnabende, wenne daz evangelium ist gelesen. Man rechnete also durchaus mit Predigten auch an Wochentagen, während der Advents- und Fastenzeit waren sie Vorschrift. So wird im 13. Jahrhundert in Zwickau mindestens die Sonntagspredigt üblich gewesen sein, wenn wir auch nur ein einziges Mal zufällig von einer Predigt hören. Man wird also auch nicht aus dem gänzlichen Schweigen der Quellen über Predigten in Dorfkirchen schließen dürfen, daß sie dort völlig gefehlt hätten, um so weniger, als wir ja bereits von den Gottesdiensten der Zisterzienser in Pforta und Altzelle hörten, die doch auf alle Fälle für die umwohnende Landbevölkerung bestimmt waren und nicht etwas gänzlich Neues vermittelt haben werden. Eine nicht geringe Rolle muß bereits im 13. Jahrhundert die Ablaßpredigt gespielt haben. Die Boten der mit Ablaßurkunden bedachten Kirchen und geistlichen Anstalten zogen im Lande umher, bei den Geistlichen Aufnahme heischend, und veranlaßten diese, die Pfarrangehörigen zu bestimmter Zeit zusammenzurufen, um die Ablaßpredigt zu hören und daraufhin natürlich die nötigen Spenden zu gewähren. Der Mißbrauch, der schon damals getrieben wurde, veranlaßte 1267 Papst Clemens IV. zum Einschreiten im Bistum Merseburg. In den Städten trat neben die Predigttätigkeit der Pfarrgeistlichkeit vor allem die der Franziskaner und Dominikaner, später auch der Wilhelmiter und Augustiner-Eremiten. Von den Bischöfen wurden die Bettelmönche während des 13. Jahrhunderts nachdrücklich gefördert,
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und es wurde zum Besuch ihrer Predigtgottesdienste (siationes) aufgefordert. Ihre Predigten fanden zunächst nicht ausschließlich in den Kirdien, die die Franziskaner vielfach vorerst gar nicht besaßen, sondern auch in geeigneten Versammlungsräumen, vielleicht sogar unter freiem Himmel statt. So konnte ihnen vorgeworfen werden, sie predigten in Winkeln (in anguüs), weil sie wegen ketzerischer Lehre das Licht zu scheuen hätten. Die Predigt der Bettelmönche war nicht auf den Sonntag beschränkt. Den Augustiner-Eremiten wurde 1289 von Bischof Heinrich von Merseburg die Genehmigung erteilt, öffentlich zu predigen, wann und wie oft sie wollten (sermones ad populum iaciant, quandocumque vel quocienscumque fuerit oportunum). Der Zulauf zu den Predigten zumal der Franziskaner muß wie anderwärts außerordentlich gewesen sein. Von einer praedicatio papulosa et sollempnis des Kustoden hören wir in Zwickau wiederum 1267. Es handelte sich dabei um eine Kreuzzugspredigt, die im Auftrage des päpstlichen Stuhls gehalten wurde. Die Dominikaner predigten schon 1230 und 1243 und dann wieder 1256 den Kreuzzug nach Livland. So wird die Aufforderung zur Teilnahme an Kreuzzügen breiten Raum in den Predigten des 13. Jahrhunderts eingenommen haben. Ohne Erfolg war diese Predigt schwerlich, wenn wir auch nur wenige Nachrichten haben. Selbst über den Kreuzzug Heinrichs des Erlauchten nach Preußen, der wahrscheinlich ins Jahr 1237 zu setzen ist, schweigen die einheimischen Quellen völlig — können wir erwarten, in ihnen Nachrichten über minder angesehene Kreuzzugsteilnehmer zu finden? Daß Teilnahme am Kreuzzug nichts seltenes war, geht wohl gerade aus diesem Schweigen hervor, und wenn wir hören, daß auch Heinrichs Söhne Albrecht 1266 und Dietrich 1273 nach Preußen zogen, so wird ersichtlich, daß der Kreuzzug zum guten Tone ritterlicher Frömmigkeit gehörte. Aber nicht auf den Ritterstand war die Bewegung beschränkt. 1288 hören wir zufällig einmal, daß auch ein Leipziger Bürger das Kreuz genommen hatte. Daß das Kreuzzugsgelübde häufig nicht nach reiflicher Überlegung, sondern unter dem unmittelbaren Eindruck einer Predigt abgelegt wurde, scheint daraus hervorzugehen, daß viele sich eines anderen besannen und daß infolgedessen Loskauf vom Gelübde gestattet werden mußte. Propst Dietrich vom Lauterberge hatte deshalb 20 Mark in jährlichen Raten von drei Mark zu zahlen. Er nahm an der Kreuzfahrt des Jahres 1222 nach Preußen nicht teil, während die Pröpste von Neuwerk und St. Moritz in Halle mitzogen. All dies bezieht sich auf die gegen die noch heidnischen Nachbarn im Osten gerichteten Kreuzzüge, die im 13. Jahrhundert in Mitteldeutschland durchaus im Vordergrunde standen. Daß aber auch im vorhergehenden Jahrhundert die Kreuzzüge in den Orient Widerhall fanden,
Predigt der Bettelorden • Kreuzzugspredigt
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geht hervor aus einem Gebet für die heiligen Stätten und die christlichen Staaten und Städte im Heiligen Lande, das einer der Pegauer Annalisten zum Jahre 1187 niederschrieb. Es dürfte die allgemeine Stimmung, nicht nur die der Klosterinsassen, treffend kennzeichnen. Wesentlich skeptischer war sein Mitbruder, der 40 Jahre früher über den Kreuzzug Konrads III. berichtete. Er sah ihn veranlaßt durch die schredcenerregende Predigt von Leuten magnae estimationis et ieligiosi habitus, die verkündeten, der jüngste Tag stehe nahe bevor. Der Annalist, der etwa gleichzeitig schrieb, hielt dies offensichtlich für unrichtig und die Prediger im Grunde für Schwindler. ü b e r den sonstigen Inhalt der Predigten wissen wir wenig. Sicher wurden die handschriftlich verbreiteten Predigtsammlungen eifrig benutzt, doch ist es mehr als fraglich, ob die Predigtniederschriften uns wirklichen Einblick in Inhalt und Form der mündlichen Predigten gestatten. Man gewinnt den Eindruck, daß die literarischen Ambitionen der Verfasser die Gestalt der Predigtsammlungen bestimmt haben. Um 1400 waren mehrere Sammlungen im Leipziger Thomasstift vorhanden, doch wissen wir nichts über ihr Alter, da sie sich heute nicht mehr nachweisen lassen. Schon in der ersten Hällte des 12. Jahrhunderts gab es im Augustiner-Chorherrenstift auf dem Lauterberge bei Halle zwei Predigtbücher (omeliae), die im Stift selbst geschrieben worden waren, man weiß nicht ob nach Vorlagen oder auf Grund vcn dort wirklich gehaltenen originalen Predigten. Erhalten sind sie anscheinend nicht. Eine große Predigtsammlung in deutscher Sprache bewahrt die Leipziger Universitätsbibliothek auf. Ihr Inhalt entstammt großenteils dem 12. und 13. Jahrhundert, und die sprachliche Gestaltung eines Teils der Texte läßt den Schluß zu, daß sie in Mitteldeutschland niedergeschrieben wurden. Aber die gleichen Predigten begegnen auch in süddeutschen Handschriften, und über die Herkunft der Leipziger Handschrift ist ebensowenig etwas bekannt, wie über die Verfasser der einzelnen Predigtgruppen. Daß einer von ihnen in der Gegend von Goslar tätig war, kann man vermuten. Um Predigten, die für die mitteldeutschen Bistümer charakteristisch wären oder von denen auch nur sicher wäre, daß sie hier gehalten worden sind, handelt es sich also nicht, und somit gehört die Besprechung dieser großen und wichtigen Sammlung nicht in die Kirchengeschichte Sachsens, sondern Deutschlands oder in eine Geschichte des deutschen Predigtwesens. Daß schon um die Mitte des 12. Jahrhunderts im Bistum Naumburg Predigten aufgeschrieben wurden, besagt eine Nachricht aus Zeitz, die aber im übrigen nicht völlig durchsichtig ist. Der Inhalt der Dominikanerpredigten wird im 13. Jahrhundert weithin von der Abwehr der Ketzerei bestimmt gewesen sein. Im übrigen darf man annehmen,
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daß das Gedankengut der Scholastik und der deutschen Mystik in ihnen wirksam war. Aber namhafte Prediger, wie in Thüringen vor allem Meister Eckhart oder, von geringerer Kraft, Heinrich von Erfurt und der Augustiner-Eremit Heinrich von Friemar, sind dem östlich angrenzenden obersächsischen Räume nur zwei entsprossen, und einer von ihnen war Dominikaner, der andere ein Zisterzienser. Abt Ludeger von Altzelle (gest. 1234) hat zahlreiche Predigten verfaßt, die im Kloster aufgeschrieben und z. T. von ihm selbst diktiert wurden. Offensichtlich waren sie zunächst nicht für Laien, sondern nur für den Konvent bestimmt, und die grammatischen und etymologischen Erörterungen, mit denen sie angefüllt sind, sowie die häufig angewandte Reimprosa geben Anlaß zu der Vermutung, daß sie nicht in deutscher, sondern in lateinischer Sprache gehalten wurden, während sonst im allgemeinen die lateinische Sprache zwar für die Niederschrift der Predigten verwandt wurde, diese aber in Wirklichkeit deutsch, vielfach wohl in sehr veränderter Form, vorgetragen wurden. Eine Ausnahme machen wohl die 25 Osterpredigten, die Ludeger vor der Laiengemeinde (ad populum) hielt. Daß er zu Ostern im Konvent predigte, sagt er ausdrücklich im Vorwort der als Uber azymorum bezeichneten Sammlung von 42 Predigten (de mandato praelatorum noslrorum iam aliquotiens in conventu fratrum in hac solempnitate sum locutus). Von einigen der Predigten steht es fest, daß sie in Wirklichkeit nicht gehalten, sondern lediglich diktiert worden sind, und man fragt sich überhaupt, ob die drei Sammlungen, die uns neben zwei Einzelpredigten überliefert sind, nicht vornehmlich Lehrzwecken gedient haben. Der Libei iestivus, der mit Rat und Hilfe des Abtes Winnemar von Pforte begonnen und vollendet wurde, enthält 55, der Liber ierialis 64 Predigten. Sie alle zeugen von ausgebreiteter Gelehrsamkeit im Sinne der Zeit. Neben den selbstverständlich in großer Zahl begegnenden Bibelzitaten stehen solche aus den Vätern, vor allem aus Augustin, in dem Ludeger außerordentlich belesen war, aber auch aus christlichen Dichtern wie Prudentius, Sedulius und Venantius oder Schriftstellern wie Isidor, Beda, Boethius. Selbst heidnische Autoren werden angeführt, z. B. Cicero und Persius. Die Deutung der an die Spitze der Predigten gestellten Schriftworte schließt vielfach an die Erklärung des Wortsinnes an; vielfach ist sie auch allegorisch und wirkt dann mitunter spielerisch. Eine besondere Vorliebe zeigt Ludeger für symbolische Spielereien mit Buchstaben und vor allem mit Zahlen, wie dies im Sinne der Zeit lag. Wir wissen, daß z. B. auch Innozenz III. in außerordentlichem Maße zu diesen Dingen neigte. Die Gedankenverbindungen, die auf diese Weise zustande kommen, erscheinen uns Heutigen gewaltsam und befremdlich. Aber auch über-
Predigtsammlungen • Ludeger • Dietrich von Freiberg
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raschend modern anmutende theologische Gedanken finden sich bei Ludeger, so wenn er sagt, der Schlüssel zum rechten Schriftverständnis liege im Kreuz und Leiden Christi (Clavis quaedam iidelissima reservandae atque intelügendae sacrae scripturae crux et passio Christi). Als einer der ersten in Deutschland geht er in seinen Predigten im ausgedehntesten Maße auf die Liturgie und die kirchlichen Zeremonien ein. Ein starkes Hervortreten der Marienverehrung ist bei einem. Zisterzienser selbstverständlich. Zentrum christlichen Glaubens aber ist ihm das Kreuz Christi, an dem der Christ in allen Lagen des Lebens Halt findet (Ingressuri aut egressuri, doimituii aut surrecturi seu cperis aliquid inchoaturi, si non ad crucis incumbamus baculum, quid proderit?). Der Dominikaner Dietrich von Freiberg (vgl. S. 321) hat sich als Theologe und Prediger einen glänzenden Namen gemacht. Aber leider ist nicht eine einzige Predigt von ihm erhalten, und außerdem hat er die Heimat so frühzeitig verlassen, daß er der Kirchengeschichte Sachsens nicht angehört. Als Prediger besaß er späterhin großes Ansehen, wie das Gedicht einer süddeutschen Nonne bezeugt, das ihn neben Eckhart stellt. Es heißt darin: Der hohe meister Diderich Der wil uns machen froh, Er sprächet lulerlichen AI in principio. Des adelares fiuke Wil er uns machen kunt, Dy sele wil er versenken In den giunt ane grünt. Scheidet abe. Mystisch geprägt war also der Inhalt seiner Predigten, aber wo er diese mystischen Gedanken in sich aufgenommen hat, wissen wir nicht. Dafür, daß es bereits in Freiberg geschah, fehlt jeder Anhaltspunkt. Als sicher darf gelten, daß die an die Laien gerichteten Predigten häufig auf die Grundzüge der kirchlichen Ethik Bezug nahmen. Diese waren einfach genug: der Mensch hat es in der Hand, durch ein tugendhaftes Leben seine Aussichten zu vermehren, der Verdammnis im Jüngsten Gericht zu entgehen oder ihr durch ein sündhaftes Leben mit Bestimmtheit anheimzufallen. Da nun niemand von Sünden frei ist, gilt es, durch besondere Anstrengungen einen Ausgleich zu schaffen. Gute Werke bereiten den Weg zur ewigen Seligkeit, denn niemand entgeht dem Richter, und was der Mensch sät, das wird er ernten 29 Schlesinger II
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(Rom. 14, 10; 2. Kor. 9, 6). Gute Werke aber sind in erster Linie Stiltungen für die Kirche, um die Fürbitte der Heiligen und derer, die sich auf Erden dem kontemplativen Leben geweiht haben, zu erringen. Sie gilt es als Freunde zu gewinnen mit dem ungerechten Mammon (Luk. 16, 9). Immer wieder begegnen diese Gedanken und die zitierten Bibelstellen in den einleitenden Sätzen (Arengen) der Urkunden, deren Verfasser ja Geistliche waren, und so wird man voraussetzen dürfen, daß Sätze wie diese, die ihnen so leicht in die Feder flössen, auch den Gläubigen in der Predigt zu Gehör gebracht wurden. Es macht dabei nichts aus, daß diese Arengen als feststehende Kanzleiformen immer wieder benutzt wurden, ja daß sie bisweilen denen der päpstlichen Kanzlei entlehnt waren. Die Wirkung der zugrunde liegenden Vorstellungen konnte durch solche Bekräftigung von Seiten der höchsten Autorität nur vermehrt werden, und jeder Prediger wird gern bei ihnen verweilt haben. Wenn andererseits die Aussteller der Urkunden ihre geistlichen Schreiber diese Formeln immer wieder verwenden ließen und danach handelten, so besagt dies, daß auch die Laien in dieser Gedankenwelt lebten. Wir können auf diese Weise einen Blick in die Frömmigkeit der Zeit tun, worauf sogleich zurückzukommen sein wird. Wie geläufig der Gedankengang war, geht daraus hervor, daß er auch bei dem Verfasser der in die Pegauer Annalen eingegangenen Lebensbeschreibung Wiprechts von Groitzsch wiederkehrt. Taufe und Begräbnis sind diejenigen kirchlichen Amtshandlungen, die auch heute noch von vielen gefordert werden, die sich sonst einer Zugehörigkeit zu einer „christlichen Religionsgemeinschaft" kaum mehr entsinnen. Im Mittelalter war ihre Bedeutung vergleichsweise nicht minder groß. Neben dem Altarsakrament galten Taufe und Begräbnis als wichtigste Funktionen des Pfarrers; die anderen Sakramente werden demgegenüber wesentlich seltener erwähnt (1235 divina et sacramenta tarn in baptismate parvulorum quam in sepultura morientium). Die sepultura begann mit der Berufung des Priesters an das Sterbelager, umfaßte also auch die Gewährung der Sterbesakramente. Taufe und Begräbnis waren diejenigen Amtshandlungen, die grundsätzlich nur vom zuständigen Pfarrer vorgenommen werden sollten. Freilich wurden hinsichtlich des Begräbnisses im 13. Jahrhundert durch Privilegierung vor allem der Mendikantenklöster, aber auch anderer geistlicher Anstalten vielfach Ausnahmen gestattet, und so kam es dahin, daß die Wahl der Begräbnisstätte schließlich freistand, wenn nur dem zuständigen Pfarrer die ihm zustehenden Gebühren entrichtet wurden, ü b e r die Art des Leichenbegängnisses erfahren wir 1317 aus Pirna, daß bei der im Sterbehause aufgebahrten Leiche Vigilien gehalten wurden. Am nächsten Tage fand dann in feierlicher Prozession die
Taufe • Begräbnis • Beichte
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Überführung nach dem Friedhofe statt, der bei der Pfarrkirche gedacht werden muß. Hier wurde wohl noch vor der Beerdigung eine Totenmesse gesungen. Es kam auch vor, daß die Prozession wegfiel und die Verwandten des Toten den Sarg trugen, sei es nun aus besonderer Devotion oder um die Kosten zu sparen. V o r dem Hinscheiden empfing der Sterbende die letzte Ölung und Eucharistie (Storkwitz 1281). Vorher ging die Beichte. Um sie in Empfang zu nehmen, wurde der Geistliche zum Kranken gerufen. Selbst bei Nacht hatte er diesem Rufe auch auf Dörfer, in denen keine Kirche bestand, Folge zu leisten. Allerdings war es üblich, ihm dafür eine Gabe zu reichen. Auch die Beichte war ein Mittel, die Gläubigen an ihren zuständigen Pfarrer zu binden, denn seit der vierten Lateransynode (1215) war jeder grundsätzlich verpflichtet, diesem einmal jährlich zu beichten, und dieses Gebot wurde in Mitteldeutschland auch tatsächlich eingeschärft (z. B. in Zwickau 1267). Bevorzugte Beidhtzeiten waren die Advents- und Fastenzeit. Auch die den Orden wiederholt erteilten Bestätigungen ihres Privilegs, Beichte zu hören und Absolution zu erteilen, nahmen doch stets auf dieses Recht des Pfarrers Rücksicht. Die immer wiederkehrenden Streitigkeiten zwischen Bettelorden und Pfarrgeistlichkeit zeigen, daß viele die Beichte bei jenen vorzogen, vermutlich weil sie glaubten, ihre Absolution sei wirkungskräftiger (vgl. S. 303). Auch das Begräbnis auf den Friedhöfen der Mendikanten übte j a sicherlich deshalb so große Anziehungskraft aus, weil dort die Grabesruhe besser gewährleistet schien als anderwärts. Zu den Kranken wurden sie ebenfalls gerufen, doch wurde 1317 in Pirna bestimmt, sie sollten dann den Pleban und seine Kapläne veranlassen hinzugehen. Das Recht, die Sterbesakramente zu erteilen, besaßen sie dort also nicht. Auch wurde damit verhindert, daß sie letztwillige Verfügungen eines Sterbenden entgegennahmen, was vorher in Pirna häufig der Fall gewesen sein muß. Auch aus Zwickau hören wir ähnliches (1267). Der Verdacht liegt nahe, daß die Bettelmönche den großen Einfluß, den sie als Beichtväter bei der Bevölkerung hatten, benutzten, um ihren Kirchhöfen möglichst viele Begräbnisse zu sichern und die damit verbundenen Stiftungen einzuheimsen. In Bautzen war es nötig, 1290 derartige Manipulationen zu verbieten, ohne daß allerdings die Mendikanten ihrer geradezu bezichtigt wurden. In einem Vergleich, der 1295 herbeigeführt wurde, wurde aber den dortigen Franziskanern ausdrücklich das Recht zugebilligt, die Sterbesakramente zu erteilen und auch Testamente entgegenzunehmen, anders als in Pirna. Man sieht, daß Einzelnachrichten nicht verallgemeinert werden dürfen. 29*
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Ob audi das ebenfalls 1215 erfolgte Gebot der österlichen Kommunion allgemein durchgeführt wurde, wissen wir nicht, ü b e r Firmung und Eheschließung fehlen ebenfalls alle Nachrichten. Zur Taufe mußten die Kinder in die Pfarrkirche gebracht werden. Wenigstens bei diesem Sakramente drohte dem Pfarrer keine Konkurrenz. Wenn 1217 den Zwickauer Franziskanern vom dortigen Pleban vorgeworfen wurde, sie hätten das Recht beansprucht, alle Sakramente zu verwalten, auch das der Taufe, so wird dies in dieser Allgemeinheit schwerlich zutreffen. Immerhin gaben die Minoriten zu, ihre Prokuratoren und ihr Gesinde (servi pro nostris necessitates nobiscum continue commorantes) mit den Sakramenten versehen zu haben. Daß Kinder ungetauft starben, kam vor; es gab auch jetzt noch Dörfer, die von ihrer Pfarrkirche weit entfernt waren. Noch immer waren feierliche Taufgottesdienste zu Ostern und zu Pfingsten üblich (1226 Großjena/Schellsitz: baptismum pascalem et pentecosies in maliice ecclesia recipiant), doch wurde auch zu jeder anderen Zeit getauft, wie sich gerade aus dem angeführten Beispiel ergibt: erhielt doch auch die Filialkirche in Schellsitz das Taufrecht Die Handhabung der Kirchenzucht erfolgte in der Hauptsache durch das kirchliche Bußwesen, sodann durch kirchliche Strafen. Das Bußwesen wurde im 13. Jahrhundert in doppelter Hinsicht durchlöchert: einmal dadurch, daß den Mendikanten das Recht, Beichte zu hören, Kirchenbußen aufzuerlegen und zu absolvieren zugebilligt wurde und auf diese Weise die Gläubigen der erziehenden und richtenden Hand des zuständigen Pfarrers entglitten, zum anderen durch das mehr und mehr um sich greifende Ablaßwesen. Der Ablaß bewirkte den Erlaß zeitlicher Sündenstrafen, auf Erden und im Fegefeuer, außerhalb des Bußsakraments auf Grund von Leistungen, die rein geistlicher Art sein konnten (Besuch gewisser Kirchen zu bestimmten Zeiten, Teilnahme an bestimmten Gottesdiensten, Verrichtung bestimmter Gebete an bestimmtem Ort), zumeist aber in materiellen Zuwendungen an bestimmte Kirchen und sonstige geistliche Anstalten bestanden oder doch damit verbunden waren. Insbesondere für Bauzwecke wurden solche erbeten (fabiica), aber auch für Beleuchtung (luminaria) und Kirchengerät (ornamenta). Hauptbuße war das Fasten. Von ihm für einen Zeitraum von vierzig Tagen (carrena) zu befreien, „Ablaß" zu erteilen, besaßen die Bischöfe das Recht, und von diesem Recht wurde eifrig Gebrauch gemacht. Synoden waren eine willkommene Gelegenheit, von den dort versammelten Bischöfen Ablaßurkunden für die eigene Kirche zu erhalten (z. B. 1274 in Lyon für Meißen). J e mehr Bischöfe sich beteiligten, auf um so längere Zeit erstreckte sich der gewährte Erlaß. Auch von sonstigen Kirchenbußen vermochte der
Handhabung der Kirchenzucht
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Bischof auf vierzig Tage, in besonderen Fällen bis zu einem Jahr zu befreien. Welcher Art die verhängten Kirchenbußen im einzelnen waren, erfahren wir aus einer Aufzeichnung der angeblich 1145 vom Patriarchen von Jerusalem über den Markgrafen Konrad von Meißen verhängten. Er sollte zeit seines Lebens täglich auf seine Kosten fünf Arme speisen, außer in Krankheitsfällen vom ersten Advent bis Weihnachten fasten wie in der Fastenzeit, mittwochs und sonnabends sich des Fleisches und Fettes enthalten und freitags nur Fastenspeisen genießen. Nur an hohen Festen und wenn ihm ein Bischof oder Ordenspriester es gestattete, sollte er mittwochs und freitags in der Form Dispens haben, daß er dafür einen Armen speiste. Die Verkündigung des Ablasses geschah in der Weise, daß die beschenkte Kirche, wie bereits erwähnt, Boten aussandte, die die Diözese, aber mit Genehmigung des zuständigen Diözesanbischofs auch die Nachbardiözesen bereisten und Ablaßpredigten hielten. Mehrere Schreiben des Merseburger Bischofs an seine Kleriker liegen beispielsweise vor, die zu guter Aufnahme solcher Boten auffordern. Vom eigentlichen Ablaß zu scheiden sind die sogenannten Bußredemptionen, d. h. die Gewährung von Nachlässen an Einzelpersonen unter Berücksichtigung des individuellen Falles, die häufig in der Form geschahen, daß eine Kirchenbuße in eine andere umgewandelt wurde, z. B. in eine Wallfahrt oder auch in eine materielle Leistung. So wird von Wiprecht von Groitzsch erzählt, er habe dem Erzbischol Hartwig von Magdeburg und dem Bischof Werner von Merseburg seine Sünden (Morden, Brennen, Rauben im Kriege, Kirchenschändung) gebeichtet, um Absolution zu erlangen und Genugtuung zu leisten. Wenn es nun weiter heißt, die beiden hätten nicht gezweifelt, daß sie ihn hätten entsühnen können, aber zur Erleichterung seiner Buße hätten sie ihn nach Rom zum Papste selbst gesandt, so scheint dies darauf hinzudeuten, daß feste Bußtaxen in Brauch waren, von denen abzuweichen selbst ein Erzbischof nicht in der Lage war. Der Papst legte Wiprecht zunächst eine Wallfahrt nach Santiago de Compostela auf, und dort wurde ihm endlich, unter Verzicht auf öffentliche Kirchenbuße, die Erbauung eines dem heiligen Jakobus geweihten Klosters anbelohlen. Wiprecht hat es dann in Pegau tatsächlich erbaut und ersparte sich so den Schimpf der öffentlichen Kirchenbuße und langwährendes Fasten samt sonstigen Bußübungen. Ob sich alles wirklich so zugetragen hat, ist eine andere Frage, aber jedenfalls gewährt die Erzählung Einblick in die Gedanken des um die Mitte des 12. Jahrhunderts schreibenden Pegauer Mönchs und in die damals herrschende Übung. Besonders lehrreich sind dabei die Worte, die er dem spanischen Patriarchen in den Mund legt: „Wir scheuen uns, ein öffent-
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Verkündigung und Frömmigkeit
liches Urteil zu fällen über die Sünder unserer Zeit. O daß sie doch Büßer und nicht vielmehr Spötter wären, die eine Änderung ihres früheren Lebens nicht erkennen lassen, sobald sie wieder mit der Kirche versöhnt sind!" Es folgt dann unter Hinweis auf Luk. 16, 9 die Aufforderung zum Bau eines Klosters, und zwar, wiederum unter Hinweis auf 2. Kor. 9, 6, nicht eines kleinen, sondern eines großen Klosters. Das Vertrauen in die Wirkung öffentlicher Buße auf den inneren Menschen ist also recht gering. An ihre Stelle tritt die materielle Leistung, damit bei der ganzen Angelegenheit wenigstens etwas Bleibendes herausspringe. Der erbauliche Satz: „Wahre Gerechtigkeit besteht nicht im Anfangen, sondern im Beharren" vermag über den Pessimismus des Gedankengangs nicht hinwegzutäuschen. öffentliche Kirchenbuße wurde im Bistum Meißen noch im 13. Jahrhundert auferlegt, und zwar unter Beihilfe der weltlichen Gewalt. So verurteilte 1222 Landgraf Ludwig von Thüringen als Vormund des unmündigen Markgrafen Heinrich des Erlauchten die Reichsministerialen von Mildenstein, die dem Bischof von Meißen Zehnten verweigert und in der anschließenden Fehde ihn gefangen genommen und seinen Kaplan verwundet hatten {vgl. S. 81 f.), auf den öffentlichen Synoden in Naumburg und Merseburg vor Klerikern und Laien im Büßergewand mit Ruten in den Händen zu erscheinen, ihre Sünden öffentlich zu bekennen und auf die strittigen Zehnten Verzicht zu leisten. Eine Erschwerung der Strafe bedeutete es, daß das Büßergewand bereits vor der Stadt anzulegen war, und daß dreißig Gefolgsleute sich der gleichen Strafe zu unterziehen hatten. Vor dem Bischof von Meißen und dem Domkapitel sollten sie gar mit fünfzig Begleitern am Gründonnerstag während des Hochamtes erscheinen und sich dem Bischof zu Füßen werfen. Das Bußgewand sollte bereits an dem Orte angelegt werden, wo der Kleriker verwundet worden war, und dort hatten sie sich außerdem einer schimpflichen, harmscar genannten Strafe zu unterziehen. In wollenem Gewände und mit bloßen Füßen, die Rute in der Hand, sollte Arnold von Mildenstein den Bischof wieder in die Gewere seiner Zehnten einsetzen. Zweck des ganzen Vorgangs war nicht Besserung, sondern Vergeltung, wie ausdrücklich gesagt wird (ut a simili 1ratres iidem verecundiam pro verecundia, ruborem suslineant pro rubore). Wir wissen nicht, ob diese Buße tatsächlich geleistet worden ist; anscheinend war es nicht der Fall. In ganz anderer Weise vollzog sich die Privatbuße. Auch hierfür mag ein Beispiel angeführt werden. Kurz nach 1200 sandte der päpstliche Pönitentiar Paulus von Orta einen gewissen Wilhelm, der wegen seiner Verbrechen (vierfacher Totschlag, Brandstiftung, Kirchenschän-
Bußwesen • Exkommunikation und Interdikt
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dung und andere) beim päpstlichen Stuhl Absolution erbeten und empfangen hatte, nach Meißen, damit ihm dort gemäß den Vorschriften der Väter und des kanonischen Rechts die entsprechende Buße auferlegt werde. Sie würde vierzig Jahre oder noch länger gewährt haben, und da der Papst bereits Bußredemption zugesagt hatte, wurde die Verhängung einer Wallfahrt nach Jerusalem empfohlen. Das Fasten wurde dem Sünder vom Pönitentiar erlassen. Kirchliche Strafen waren Exkommunikation und Interdikt. Während jene auf die Person abstellte und nur den wirklich oder vermeintlich Schuldigen traf, erstreckte sich diese auf räumlich umgrenzte Gebiete weltlicher oder kirchlicher Art, also auf Dörfer, Städte, Herrschalten, Fürstentümer, Kirchspiele, Diözesen. Alle Bewohner wurden gleichmäßig vom Gottesdienst und von der Gewährung der kirchlichen Gnadenmittel ausgeschlossen, ob schuldig oder unschuldig. Der Grundgedanke war, den meist hochgestellten Schuldigen zum Nachgeben zu bewegen. Denn in den allermeisten Fällen wurde das Interdikt verhängt zur Durchsetzung wirklicher oder vermeintlicher kirchlicher Rechtsansprüche und Geldforderungen (Zehnten, Prokurationen), vor allem von den Päpsten auch aus politischen Gründen. Die Strafe wurde verhältnismäßig häufig angewandt. So war während des 13. Jahrhunderts die Diözese Meißen 1215, 1219 und 1246, die Mark Meißen 1221, 1252 und 1283 im Interdikt. Trotzdem verfehlte sie in den meisten Fällen ihre Wirkung nicht. Wir erinnern uns, wie die Verhängung des Interdikts dem Bischof Konrad von Meißen zum Siege über den Markgrafen Heinrich den Erlauchten verhalf (vgl. S. 87), und die bischöflichen Zehntforderungen sind in erster Linie mit Hilfe des Interdikts durchgesetzt worden. Am wirkungsvollsten war wohl die mit ihm verbundene Verweigerung des kirchlichen Begräbnisses; war doch damit nach dem Glauben der Zeit die Grabesruhe oder gar die ewige Seligkeit in Frage gestellt. Von außerordentlichem Werte mußten unter diesem Gesichtspunkt die Privilegien sein, die manche Klöster, vor allem der Zisterzienser, erhielten und die generelle Befreiung vom Interdikt gewährten. Die Messe wurde dann in der Klosterkirche bei geschlossener Tür und mit halber Stimme gesungen. Das Kloster Greißlau erlangte 1289 sogar die Vergünstigung, daß auf seinem Friedhof auch die in seine Bruderschaft aufgenommenen Laien während des Interdikts kirchlich beerdigt werden durften. Fast stets erfolgte seine Verhängung in Verbindung mit der Exkommunikation des oder der Schuldigen. Die Exkommunikation wurde darüber hinaus recht oft ausgesprochen, nicht selten aus sehr äußerlichen und teilweise politischen Gründen, aber auch wegen Ketzerei, wofür schon Unglaube an die Wunderlätigkeit gewisser Reliquien galt (Heiliges
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Verkündigung und Frömmigkeit
Kreuz von Halle 1214), oder Teilnahme an Turnieren, die im 12. Jahrhundert durch Unglücksfälle verhältnismäßig viele Opfer forderten, wenn auch bei weitem nicht so viele wie heute der Sport. Die vom Bischof verhängte Exkommunikation wurde in allen Kirchen der Diözese verkündet. Außerdem wurde Vorsorge getroffen, daß sie auch in den Nachbardiözesen bekannt wurde. Die Wirkung dieser Strafe scheint sich durch allzuhäufigen Gebrauch allmählich vermindert zu haben, doch ist bezeugt, wie großer Wert darauf gelegt wurde, wenigstens vor dem Tode aus ihr gelöst zu werden, um das Begräbnis in geweihter Erde zu erlangen. Auf Geistliche beschränkt war die Strafe der Amtsentsetzung, von der wir bisweilen hören. Fragt man nach Zeugnissen zeitgenössischer Frömmigkeit, so lassen uns die Quellen weitgehend in Stich. An Schriften, die als ihr unmittelbarer Ausdrude gelten könnten, wie sie in den Nachbargebieten etwa von Meister Eckhart oder Mechthild von Magdeburg verfaßt wurden, fehlt es ganz, wobei allerdings daran erinnert werden muß, daß auch Mechthilds „Fließendes Licht der Gottheit" nur durch Zufall überliefert ist. Heinrich von Nördlingen fand die Handschrift siebzig Jahre nach Mechthilds Tod. So wissen wir nicht, ob nicht dennoch auch in Frauenklöstern oder Beginenhäusern Sachsens ähnliche religiöse Gedanken einmal dem Pergament anvertraut worden sind. Aber auch nach einem Werke, das dem Thietmars vergleichbar wäre, das für eine weiter zurückliegende Zeit immerhin reichen Aufschluß bot (vgl. Bd. 1 S. 89), suchen wir vergeblich. Die wenigen während des 12. und 13. Jahrhunderts östlich der Saale verfaßten Geschichtswerke enthalten kaum etwas, was auf die Frömmigkeit der Zeit Bezug hat. in dem in Betracht kommenden Teile der Merseburger Bischofschronik fehlt es völlig, in den Pegauer Annalen äußert sich nur der Verfasser des ersten Teiles, der um 1150 schrieb, gelegentlich etwas eingehender zu diesen Dingen, und dem Verfasser der auf dem Lauterberge bei Halle um 1230 verfaßten Chronik, die verhältnismäßig noch am meisten bietet, sind doch die mit ermüdender Breite geschilderten Streitigkeiten der einander bekämpfenden Parteien in seinem Stift sehr viel wichtiger. Immerhin läßt sich so viel erkennen, daß gewisse Züge, die uns zur Zeit Thietmars entgegentreten, auch jetzt noch lebendig gewesen sein müssen. Es ist bereits an anderer Stelle darauf hingewiesen worden (vgl. Bd. 1 S. 226), daß dem Verfasser der Pegauer Annalen im Heidentum wurzelnde Vorstellungen vom Sippenheil noch durchaus geläufig waren; um wieviel mehr muß dies bei den Laien vorausgesetzt werden! An die Bedeutung von Vorzeichen glaubte man im 13. Jahrhundert noch ebenso wie im 11., ob es sich nun um Himmelszeichen, Witterungserscheinungen oder anderes handelte. Frommen Leuten wird ihr Todes-
Frömmigkeit • Abergläubische Vorstellungen
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datum schon vorher zur Gewißheit oder sie ahnen wenigstens Zeit und Umstände ihres Todes voraus. Dies ermöglichte ihnen die rechte Vorbereitung auf das Ende, auf die viel ankommt, denn der Mensch wird so gerichtet, wie ihn das Ende vorfindet. Propst Johannes vom Lauterberge bat also vor seinem Abscheiden alle seine Mitbrüder um Verzeihung für alles Übel, das er ihnen jemals angetan habe, und ließ sich zum Beweise seiner demütigen Gesinnung aus dem Bett auf eine mit Asche bestreute Matte aus Ziegenhaaren bringen, um dort das Ende zu erwarten. Auf rechtzeitige Buße kommt alles an, und die hohe Bedeutung der Sterbesakramente wird klar, deren Kraft noch immer magisch aufgefaßt wurde. In helle Beleuchtung setzt dies eine Geschichte, die in der Lauterberger Chronik erzählt wird. Der Priester wurde in Halle zu einem Sterbenden gerufen. Es handelte sich um einen Salzsieder, der sich selbst in die kochende Salzpfanne gestürzt hatte, wie sich nach dem Bericht herausstellte auf den Rat von Dämonen, die, in harmlose weiße Kleider gehüllt und sich den Anschein seelsorgerischer Hilfsbereitschaft gebend, seine Sündenangst benutzt hatten, um ihn dahin zu bringen, durch Selbstopferung des sündigen Körpers den Zorn Gottes vermeintlich zu versöhnen, in Wirklichkeit aber durch diese Tat nur um so sicherer dem ewigen Verderben anheimzufallen. Durch den Priester wurde er über die Sündhaftigkeit seines Unternehmens (quod se ipsum ülecile punivit) belehrt, zugleich aber auf die unerschöpfliche Gnade Gottes hingewiesen. Er beichtete daraufhin und begehrte die Eucharistie, doch w a r er den Leib des Herrn zu genießen wegen der Schwellung der Zunge nicht mehr imstande. Er verlangte nunmehr vom Priester, dieser solle ihm wenigstens das Wasser darreichen, mit dem er sich die Hand abgespült hatte, deren Fingerspitzen die Hostie erfaßt hatten, zum Zeichen seines Glaubens an das Sakrament (pro testimonio fidei sue, quam de illo saciamento firmiter retineret). So geschah es, und alsbald erhob sich unter der Erde das W e h k l a g e n derjenigen, die ihm den bösen Rat gegeben hatten, ihm vernehmbar, nicht aber dem Priester. Die Seele war gerettet, der Leib wurde in geweihter Erde begraben. Der Berichterstatter knüpft daran die Erwägung, es sei diesem Menschen vielleicht durch die Buße die Strafe, die er sich sündhafterweise selbst auferlegt hatte, gereinigt und nun selbst zum Reinigungsmittel geworden, wie dem Schächer am Kreuze nach seinem Bekenntnis die Strafe seiner Verbrechen zum verdienstvollen Martyrium. Es wird deutlich, daß dem V o l k e der Glaube an die allein durch die Vermittlung des Priesters wirksame Kraft der Buße nicht überall fester Besitz war, sondern daß die Bußgesinnung auch andere W e g e ohne solche Vermittlung suchte, bis hin zum Exzeß, und gleichzeitig, daß die Kirche allen solchen Versuchen als vom Teufel eingegeben energisch entgegen-
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trat. Der Glaube an die Sünde und Tod besiegende Erlösungstat Christi war eingekleidet in den Glauben an die magische Kraft der Hostie: der Sterbende bezeugt seinen Glauben, indem er das mit Partikeln der Hostie in Berührung gekommene Wasser trinkt. Von einer Nonne in Lippoldsberg berichtet die gleiche Quelle, sie habe Hostien vergraben, die sie nicht zu genießen wagte, da sie die Absicht hatte, aus dem Kloster zu entfliehen. Wunderbare Gesichte führten zur Entdeckung. Noch immer war, dies ergibt die Hallenser Geschichte weiterhin, der alte kompakte Teufels- und Dämonenglaube durchaus lebendig. Auch der Glaube an den lebenden Leichnam war noch nicht erloschen. So berichtet der Pegauer Mönch, im Jahre 1123 seien bei Worms Geister erschienen, gleich einer Kriegsschar zu Rosse und bewaffnet. Sie zogen umher und gaben an, sie seien die Geister kurz vorher verstorbener Krieger. Die Reliquienverehrung dauerte an. Die Übertragung der Körper der Heiligen Drei Könige von Mailand nach Köln im Jahre 1167 wurde auch in Pegau und auf dem Lauterberge der Aufzeichnung wert gehalten, muß also bis in diese östlichen Gebiete Aufsehen erregt haben. Der Abt von Pegau brachte 1189 Reliquien des heiligen Otto (von Bamberg) mit, über denen in Pegau eine besondere Kirche erbaut wurde. Wiprecht von Groitzsch empfing schon weit früher in Spanien ein Schienbein des heiligen Jakobus, die Hauptreliquie des von ihm erbauten Jakobsklosters in Pegau, wo auch Reliquien St. Veits aus Corvey aufbewahrt wurden. Es ist bereits anderwärts erwähnt worden (vgl. S. 53), daß um 1147 Reliquien des heiligen Lambert von Lüttich nach Naumburg geschickt wurden. Graf Dedo von Wettin brachte ein Stück, des heiligen Kreuzes aus Jerusalem nach dem Lauterberge, und dem Verfasser der Chronik des Stifts ist es nicht zweifelhaft, daß der „alte Feind" allein durch die Anwesenheit dieser Reliquie eine schwere Niederlage erlitten habe. Kloster Pforte schenkte 1174 dem Kloster Ichtershausen Reliquien des heiligen Godehard. Vor 1169 brachte ein Priester Meinher Reliquien des heiligen Nikolaus nach Merseburg. So besaß schließlich jede Kirche ihre Reliquien, selbst die Dorfkirche in Eula bei Borna. Hier wurden sie in einer Kapsel auf dem Altare aufbewahrt, die sich bei einem Besuche Wiprechts wie ein Buch öffnete und hellen Glanz ausstrahlte. In den Leipziger Stadtkirchen St. Thomas und St. Nikolai waren Teile der Marterwerkzeuge Christi vorhanden. Ein Partikel des heiligen Kreuzes, von Markgraf Heinrich dem Erlauchten der Nikolaikirche in Dresden geschenkt, veranlaßte deren Umbenennung in Kreuzkirche. Dieser Reliquie wurde besondere Kraft zugeschrieben, so daß zahlreiche Wallfahrer die Kirche aufsuchten. Besonders zu Pfingsten und am Johannisfeste war der Zustrom stark. Wallfahrten waren ein
Reliquienverehrung
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Ausdrude der Frömmigkeit der Zeit. Der Lauterberg pflegte alljährlich am 30. Juli aufgesucht zu werden. Der heilige Petrus vollbrachte hier bedeutsame Wundertaten, die der Chronist ausführlich erzählt: Gefangenenbefreiung, Gefühllosmachung gegen Folterung, Errettung aus Unwetter und natürlich zahlreiche Krankenheilungen. Vornehme begnügten sich nicht mit dem Besuche dieser einheimischen Wallfahrtsorte, sondern wählten sich entfernte Ziele. Am wirkungskräftigsten war natürlich eine Wallfahrt nach den heiligen Stätten in Jerusalem, wie sie beispielsweise die Wettiner Dedo und Konrad durchführten. Indes war der Zeit bewußt, daß mit Reliquien auch allerhand Unfug getrieben wurde. Der Verfasser der Lauterberger Chronik enthält sich gegenüber dem 1154 in Huysburg stattgefundenen rumor reliquiarum der Stellungnahme, doch zeigt schon diese Ausdrucksweise die innere Ablehnung, und das Auftauchen eines angeblich wundertätigen Kreuzes in Halle 1214 wird direkt als Schwindel bezeichnet, auf den freilich auch sonst kluge Leute, wie Bischof Konrad von Halberstadt, damals schon Mönch in Sittichenbach, und Propst Poppo vom hallischen Neuwerkkloster hereingefallen seien. Auf völliger Ablehnung alles Wunderwesens beruht dies bei unserem Autor keineswegs, denn die Wunder des heiligen Petrus, die dieser alljährlich in seiner Kapelle auf dem Lauterberge am 30. Juli verrichtete, werden, wie gesagt, in aller Breite erzählt. Fast will es scheinen, als sei die Verdächtigung der Echtheit von Wundern nichts anderes als ein Mittel in dem Konkurrenzkampf, den die Priester der einzelnen Wallfahrtskirchen gegeneinander führten, denn eine wundertätige Reliquie brachte viel ein. Der Gaben, die auf dem Petersaltar auf dem Lauterberge niedergelegt wurden, wird bei jeder einzelnen Wundererzählung ausdrücklich gedacht, und wenn vorgerechnet wird, während der wenigen Monate, die der Zulauf zu dem angeblich wundertätigen Kreuz in Halle angehalten habe, habe sich die Einnahme auf mehr als 150 Mark belaufen, abgesehen von den Wachsspenden, so spricht daraus doch wohl ein gewisser Neid. Der Zulauf, den derartige wundertätige Reliquien fanden, ist erklärlich aus dem Bestreben, hier Heilung von allerlei Gebrechen zu finden, doch muß man den Vorgang auch im Zusammenhange sehen mit der tiefen und angstvollen Sorge um das Seelenheil, die die Zeit erfüllte und als der eigentliche Grundzug ihrer Frömmigkeit gelten darf. Das Wunder ist das sichtbare Zeichen der göttlichen Allmacht und Allgüte und, von Heilinen vollbracht, das sichtbare Zeichen der Kraft ihrer Fürbitte. Der Glaube an die abgrundtiefe Verderbtheit des Weltlebens, dem doch die große Mehrzahl der Gläubigen täglich verhaftet blieb, war anscheinend Allgemeingut wenigstens der höheren Stände. Es ist
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eine besondere Gnade, schon als Kind zu sterben, denn die Berührung mit der Sündhaftigkeit der Welt bleibt den Abberufenen weithin erspart, argumentiert der Lauterberger Chronist. Wem aber diese Gnade nicht zuteil wird, für den ist das Beste die Flucht aus der Welt, d. h. der Eintritt ins Kloster, denn Klosterleben ist Nachfolge Christi. Je früher er vollzogen wird, desto besser. Wer von Jugend auf im Kloster gelebt hat, bleibt für immer dem überlegen, der erst später eintrat. Dies waren Gedanken eines Augustiner-Chorherrn, der also selbst sich von der Welt getrennt hatte. Aber zeigt nicht die plötzliche, so ungemeine Vermehrung der Klöster seit dem 12. Jahrhundert, daß solche Gedanken Widerhall in breiten Kreisen fanden? Die vielen Angehörigen des hohen und höchsten Adels, deren Eintritt in einen Orden überliefert ist — erinnert sei nur an die Wettiner oder an die Vögte von Weida, Gera und Plauen —, haben diesen Schritt gewiß nicht allein aus Gründen der standesgemäßen Versorgung getan. Dem widerspricht schon, daß die Konversion von manchen, und dies sind gerade die am besten bekannt gewordenen Fälle, erst im Gefühl des herannahenden Todes vollzogen wurde. So legte Wiprecht von Groitzsch 1124 im Kloster Pegau das Mönchsgelübde ab „und wandte sich ganz Gott zu, der allein die Krankheit des inneren Menschen heilt, damit er sein Leben vom ewigen Verderben erlöse". Und Markgraf Konrad von Meißen trat 1156 in sein Chorherrenstift auf dem Lauterberge ein, wo er noch zwei Monate und fünf Tage lebte. Der extreme Fall Heinrichs von Weida ist uns bereits bekannt, dessen Ehe geschieden wurde, damit beide Gatten sich dem Ordensleben weihen konnten (vgl. S. 269). Aber nicht nur große Herren handelten so. Im Jahre 1182 begab sich der naumburgische Stiftsministerial Johannes von Schönburg mit seiner Frau in das Georgenkloster und übergab dem Abte alle seine Güter auf den Todesfall. Eine Konversion wurde nicht vollzogen, und der Gesichtspunkt der Altersversorgung mag hier mitgespielt haben, vielleicht stand er sogar im Vordergrund. Aber gleichzeitig wurde beiden doch volle Bruderschaft zugesichert (plena iralernilas) und die Aussicht auf Vergebung der Sünden und Erlangung des ewigen Lebens ihnen ausdrücklich eröffnet. In ähnlicher Weise übergab sich 1244 der Freiberger Bürger Roland „aus Ehrfurcht vor dem Namen Jesu Christi sowie zur Vergebung aller seiner Sünden und derer seiner verstorbenen Frau Hedwig" dem Kloster Altzelle. Es kann kein Zweifel sein: auch die Laien waren davon überzeugt, daß das klösterliche Leben das im Grunde dem Christen allein angemessene sei, nur fanden die meisten nicht die Kraft zur Bekehrung (conversio). Hierher gehört auch die Tatsache, daß Adlige als Laienbrüder in den Klöstern niedere Arbeiten verrichten (vgl. S. 305). Aber auch der Weltgeistliche war über den Laien weit hinaus-
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gehoben, wenn nicht kraft seiner Lebensführung, so doch kraft des characler indelebilis, den ihm die Priesterweihe verlieh. Es konnte gar nicht die Rede davon sein, daß alle Menschen vor Gott gleich seien, sondern was die Kirche lehrte, das war auch die Überzeugung der Laien: es gibt zwei Klassen von Christgläubigen, Klerus und Laien, und der Unterschied zwischen ihnen ist zugleich ein Wertunterschied, jene sind näher zu Gott. Die Adresse einer Urkunde Markgraf Konrads von Meißen von 1130 bringt dies deutlich zum Ausdruck: sie wendet sich an die Gläubigen beider Rangstufen, Laien und Klerus (Christi fideles utriusque gradus, ¡aici et officio altaris mancipali). Nur durch Vermittlung des Priesters kann, das war die allgemeine Überzeugung, der Laie das ewige Heil erlangen, wie dies Ludeger von Altzelle in der Weise darlegte, daß er in einer Predigt die Bedeutung aller sieben geistlichen Weihegrade für die Laien entfaltete. Im Kirchenbau kam diese Abhebung des Klerus von den Laien zum Ausdruck in der Einführung des Lettners, der den Chor als Klerikerkirche vom Langhaus als Laienkirche abriegelte. Gerade Mitteldeutschland hat kunsthistorisch so hochbedeutende Beispiele aus dem 13. Jahrhundert aufzuweisen wie Naumburg und Wechselburg, die aber bei weitem nicht die einzigen vorhandenen Lettner waren. W e n n dann freilich in Naumburg die Bildwerke der weltlichen Stifter doch im Chor aufgestellt wurden, wenn in Meißen Kaiser und Kaiserin als Repräsentanten des regnum (vgl. S. 94) den Heiligen und Priestern zugesellt wurden und so in beiden Fällen eine Darstellung der Gesamtkirche als der auch die Laien mitumfassenden Christenheit entstand, wenn selbst an der Goldenen Pforte in Freiberg in der Kämpferzone offensichtlich Laien dargestellt sind, so besagt dies, daß die Zerreißung der Kirche in zwei so scharf geschiedene Regionen dem Wesen einheimischer Frömmigkeit nicht durchaus entsprach. Ein latenter Widerstand wird hier sichtbar, der erst sehr viel später in der Reformation Luthers zum offenen Durchbrach kam. W a s kann der Laie für sein Seelenheil tun? Dies ist die Frage, die die Zeit bewegt. Die Antwort lautet sehr einfach: gute Werke. Die Frömmigkeit des 12. und 13. Jahrhunderts ist durchaus Werkfrömmigkeit. Was aber ist ein gutes Werk? In erster Linie natürlich die rege Teilnahme am kirchlichen Leben, also Besuch des Gottesdienstes über die kirchlichen Vorschriften hinaus, andächtige Gebete an gnadenreichen Orten und ähnliches; die Ablaßurkunden sind ja in Fülle vorhanden, die solches fordern und umschreiben. In ihnen ist nun, wenn auch nicht immer, so doch zumeist zugleich die Rede von einer anderen Art des guten Werkes, die in der damaligen Zeit ungemein großa Bedeutung erlangte: die milde Stiftung oder, wie der zeitgenössische Ausdruck
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lautet, das „Almosen". Der Begriff ist ungemein weit. Er dehnt sich von der beim Gottesdienstbesuch dargebrachten freiwilligen Optergabe des wenig Begüterten bis zur Ausstattung eines großen Klosters oder Hospitals durch einen adligen Herrn. Zweierlei Empfänger kommen in Betracht: die Kirchen und die Armen. Zugrunde liegt der Gedanke der Fürbitte. Das Gebet aller in der Kirche als dem mystischen Leib Christi vereinten Gläubigen kommt ihnen allen zugute. Aber der eine betet viel, der andere wenig, dieser hat sich jenem dankbar zu erweisen für das Geschenk, das ihm gleichsam gemacht wird, und er tut es durch Almosen. Eine Vorstellung spezifisch germanischer Herkunft kommt zu Hilfe: nach germanischem Recht erfordert Gabe Gegengabe, um rechtskräftig zu werden. Nur dann also kann das fürbittende Gebet wirksam sein, wenn ihm als dem Geschenk des Betenden die Gegengabe dessen entspricht, für den gebetet wird. Die Fürbitte wird so gleichsam zum Gegenstande eines Rechtsgeschäftes, und der Schritt ist nicht weit zu der Vorstellung, daß sie käuflich sei. Diese Vorstellung herrscht im hohen Mittelalter tatsächlich vor. Es kommt zur Ausbildung des Begriffs des Seelgeräts. Durch milde Stiftungen werden die Empfänger verpflichtet, für das Seelenheil des Stifters zu beten und Messen zu lesen, und niemand zweifelt an der Wirksamkeit dieser erkauften Gebete und sonstigen kirchlichen Handlungen, über deren Umfang und Durchführung die genauesten Vorschriften gemacht werden. Ein Zug zur Verdinglichung ist also zu beobachten, genau wie im Lehnwesen: wie ursprünglich der Vasallendienst allein auf Grund der Treueverpflichtung geleistet wurde und das Lehen die zusätzliche Gegenleistung des Herrn an den Mann darstellte, später aber die Erteilung des Lehens zur Voraussetzung und Grundlage des geschuldeten Dienstes wurde, so entwickelte sich auch die fürbittende Gebetshilfe auf Grund allgemeiner Christenpflicht zu einer Leistung auf Grund der Übergabe einer milden Stiftung, die in den meisten Fällen wie beim Lehen in Grundbesitz oder Renten bestand, die aus solchem anfielen. Aber nicht nur der Fürbitte der Menschen wurde man durch Almosen teilhaftig, sondern auch der noch viel wirksameren Fürbitte der Heiligen selbst, deren Verehrung durch Zuwendung von Mitteln an die ihnen geweihten Kirchen oder Altäre vermehrt wurde, wenn nicht überhaupt noch die Vorstellung nachklang, daß die Stiftungen in den persönlichen Besitz des Heiligen übergingen und man sich auf diese Weise unmittelbar seiner Dankbarkeit versicherte. Ausgesprochen wird dies freilich jetzt nicht mehr. Es ist bereits darauf hingewiesen worden, daß die Kirche nicht versäumt hat, die Gläubigen immer wieder zu guten Werken dieser Art zu ermahnen. W a s in den Arengen der Ablaßurkunden ausgesprochen
Werkfrömmigkeit
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wurde, das wird auch Gegenstand der Predigt gewesen sein (vgl. S. 449). Daß diese Gedanken wirklich Wurzeln schlugen, geht daraus hervor, daß sie auch in den Arengen der Stiftungsurkunden von Seelgeräten wiederkehren. Gewiß waren auch deren Verfasser Geistliche, die aus dem Schatze der üblichen Formeln schöpften, aber daran kann doch kein Zweifel sein, daß der Inhalt dieser Formeln von den Stiftern als den Ausstellern der Urkunden gebilligt wurde. Wenn eine in Ablaßurkunden vielbenutzte, der päpstlichen Kanzlei entstammende Arenga besagte, daß zwar niemand dem Gericht entgehen kann, wo er das Urteil empfangen wird, je nach seinem Verhalten auf Erden gut oder schlecht, daß wir aber die letzte Ernte dadurch beeinflussen können, daß wir Werke der Barmherzigkeit auf Erden gleichsam aussäen, deren vielfältige Frucht wir dann im Himmel ernten, und daß wer kärglich sät, auch kärglich ernten wird (2. Kor. 9, 6), wer aber im Segen sät, das ewige Leben ernten wird, so mußte für die nüchterne Betrachtungsweise dies allerdings gleichbedeutend sein mit der Möglichkeit, durch materielle Zuwendungen an die Kirche das Seelenheil zu fördern. In der Arenga einer Ablaßurkunde für Kloster Pforte von 1266 heißt es geradezu: „durch reiche Stiftungen werden Sünden entsühnt" (eiemosinarum ¡argicio, quibus expiantur peccata), und der Pegauer Annalist meint, Almosen seien imstande, die Sünden völlig zu tilgen wie Wasser das Feuer. Die Urkunde eines Laien, des Grafen Dedo von Groitzsch, nimmt den gleichen Gedanken auf: unsere Sünden wollen wir durch fromme Stiftungen und Taten der Erbarmung an den Armen ausgleichen (peccata nostra elemosinis et misericordiis paupeium iedimamus). Wir wollen uns, so fährt die Urkunde, den viel zitierten Spruch Luk. 16,9 anwendend, fort, mit dem ungerechten Mammon Freunde machen, die uns in die ewigen Hütten aufnehmen. Der Gedanke der Fürbitte klingt an. Dieser Gedanke der Fürbitte tritt in der verschiedensten Form entgegen. Man muß die Stätten der Heiligen voll Frömmigkeit verehren, heißt es wiederum in einer Ablaßurkunde für Pforte, denn wenn wir Gottes Freunde ehren, so machen sie uns selbst der Freundschaft Gottes teilhaftig; indem wir ihren Schutz gewinnen, erlangen wir durch ihre Fürbitte, was wir auf Grund unseres eigenen Verdienstes nicht erlangen könnten. Von materiellen Leistungen ist also hier nicht die Rede, obwohl die Urkunde dem Kloster zweifellos solche vermitteln möchte. Anders ist der Gedanke gewendet in der großen Schenkungsurkunde des Markgrafen Konrad für das Stift auf dem Lauterberge von 1156. In der Furcht, den Zorn des ewigen Richters über die Fülle seiner Sünden nicht besänftigen zu können, hat der Markgraf das Chorherrenstift erbaut und den Insassen für immer den Lebensunterhalt angewiesen. Er ist nun der Zuversicht, daß diese die Vergebung der Sünden, die er in
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der Verstrickung in weltliche Geschäfte täglich begeht, durch ihre tägliche Fürbitte erflehen und erlangen. Sehr klar ist hier ausgesprochen, was die großen Herren des 12. und 13. Jahrhunderts zur Klostergründung veranlaßte. Eine Urkunde seines Enkels Dietrich wiederum für Pforte verdeutlicht das noch: wer sich selbst dem kontemplativen Leben nicht widmen kann — daß dies das Beste wäre, wird nicht ausgesprochen, ist aber selbstverständlich —, der soll wenigstens diejenigen, die es können, schützen und fördern, um der Früchte ihrer „Arbeit" (laboi) teilhaftig zu werden. In einer Urkunde seines Sohnes Heinrich von 1231 heißt es, es sei Aufgabe der Weltleute, von den Ordensleuten alles fernzuhalten, was deren Kontemplation stören könnte, denn eben durch diese Kontemplation werde ja jenen geholfen. Was wir aus eigener Kraft nicht vermögen, das können wir mit Hilfe der Ordensleute erreichen, sagt Markgraf Dietrich 1217 mit aller Deutlichkeit, oder 1220, anders gewendet: Gott hätte schon lägst das Schwert seines Zornes über uns geschwungen, wenn ihn nicht die Bitten derjenigen, die er aus der Ungerechtigkeit der Welt zu seinem Gehorsam geführt hat, davon abgehalten hätten. Turmhoch sind also die Kleriker, und zumal die Ordensleute, dem Laien überlegen. Es ist ja keineswegs so, daß sie auf Kosten derer, die „nicht ohne Grund das Schwert tragen", wie Markgraf Dietrich 1220 sagt, ein ruhiges und bequemes „beschauliches" Leben führen. Nein, Kontemplation ist Arbeit, dies hörten wir schon, und diese Arbeit ist der Arbeit der Weltleute als auf die Erlangung des ewigen Heils gerichtet nicht nur qualitativ überlegen, sondern sie wird zudem noch verrichtet, auch während die anderen ruhen, die noctuque, wie immer wieder betont wird. Kontemplation ist aber auch Kampf. Als Kämpfer für Gott, Deo militantes, werden die Ordensleute in unzähligen Urkunden bezeichnet. Das Leben des Mönchs steht dem des Ritters nicht nach. Im klösterlichen Feldlager halten sie Feldwache, heißt es 1216 für Altzelle, damit die göttliche Gnade alles Übel von uns fernhalte. So ist es nur recht und billig, wenn wir ihnen, die freiwillig arm sind, einen Teil der Güter zukommen lassen, die uns ja ohnehin nur von Gott übertragen sind. Auf diese Weise den Gottesdienst zu vermehren, ist der sicherste Weg, sich einen Schatz im Himmel und ein segnendes Gedächtnis bei den Menschen zu schaffen (Markgraf Dietrich bei Gründung des Klosters Eisenberg 1219). In kleineren Verhältnissen sah das dann so aus, daß der Naumburger Domherr Gerlach von Heldrungen den Mönchen in Pforte 1202 unter Berufung auf Luk. 16,9 eine Hufe in Eberstedt und ein Fuder Wein in Mertendorf stiftete; vom Ertrage sollte alljährlich ein Gedächtnismahl an seinem Todestage gehalten werden, bei dem, falls es in den Winter falle, den Brüdern
Fromme Stiftungen • Fürbitte • Gebetsverbrüderung
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weißeres Brot, bessere Fleischspeisen und Fische, im Sommer abei Butter, Käse und Eier verabreicht werden sollten, „damit, während ihnen eine körperliche Erquickung gereicht wird, der Seele dessen, der sie reicht, von ihnen eine geistliche Erquickung durch fürbittendes Gebet zuteil werde". Alle diese Stiftungen fallen unter den Begriff des „Seelgeräts" im weitesten Sinne. Die Art der auf diese Weise vollzogenen Stiftungen war sehr unterschiedlich, je nach dem Vermögen und nach den Absichten des Stifters. Wer die Mittel dazu hatte, stiftete ein Kloster. Dies war zweifellos der einfachste Weg, sich die Fürbitte der Ordensleute auf die Dauer zu sichern, und der Gottesdienst wurde auf diese Weise am nachdrücklichsten vermehrt. Auch die Stiftung von Pfarrkirchen erfolgte zum Erlaß der Sünden. Bei der Gründung der Plauener Johanniskirche 1122 ist dies ausdrücklich bezeugt (vgl. Bd. 1 S. 187). Wer weniger besaß, begnügte sich mit der Stiftung einer Kapelle oder eines Altars in einer bereits bestehenden Kirche, unter Festsetzung der Zahl der dort zu seinem Seelenheil wöchentlich zu lesenden Messen, oder er beschränkte sich auf die Stiftung nur einer wöchentlichen Messe bei einem bereits bestehenden Altar, oder er trug auch bei zur Verschönerung eines bereits üblichen Gottesdienstes durch Gesang oder Vermehrung der Beleuchtung. Wachsstiftungen für Beleuchtungszwecke spielen eine große Rolle, auch ö l für die ewigen Lampen wird gern ausgesetzt. Von hohem Werte war es, in die Bruderschaft eines Klosters, eines Stifts oder gar eines Ordens aufgenommen zu werden. Klöster und Stifter pflegten untereinander Gebetsverbrüderungen abzuschließen, die die Mitglieder des einen Konvents der guten Werke des anderen teilhaftig machten. Als gute Werke galten alle im Kloster vorgenommenen gottesdienstlichen und barmherzigen Handlungen (1297 Pegau: missae oraticnes elemosinae; 1305 Mühlberg: vigiliae, ieiunia, orationes et ceterae labores). Häufig wurde außerdem dreißigtägiges Gebet für verstorbene Brüder und Schwestern des verbrüderten Konvents vereinbart. An Zugehörigkeit zum selben Orden waren solche Verbrüderungen nicht gebunden, sondern Nonnenklöster verbrüderten sich mit Chorherrenstiftern, Domkapitel mit Zisterzienserklöstern usw. Auch Laien konnten in die Bruderschaft eines Klosters oder Stifts aufgenommen werden, aber da von ihnen wirksame Gebeishilfe nicht zu erwarten war, konnte dies nur auf Grund von Stiftungen geschehen, sie hatten zu zahlen. Der bekannteste Fall ist die Aufnahme der Förderer des Naumburger Dombaus in die Bruderschaft des Kapitels 1249, der lebenden sowohl wie der toten, deren Namen genannt 30 Sdilesinger II
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werden. In ähnlicher Weise wurde 1260 vom Abte von Citeaux allen, die zum Bau der Kirche des Klosters Pforte beitrugen, sogar Teilhabe an den guten Werken des gesamten Zisterzienserordens verheißen. Aber es sind auch Beispiele bekannt, daß Laien als einzelne in die Bruderschalt von Klöstern aufgenommen wurden, so 1287 ein Zwikkauer Bürger und seine Frau in Frankenhausen, 1317 ein gewisser Konrad von Etzelsdorf samt seinen Vorfahren in Bosau. Die Stiftung hatte in diesem Falle einen Wert von zwanzig Mark Silbers. Aufnahme in die Bruderschaft bedeutete dann nidit nur Teilhabe an den guten Werken, sondern auch Begräbnis auf dem Friedhof des Klosters (so 1223 in Altzelle, wo generell von denen gesprochen wird, die in der Bruderschaft des Klosters standen), und namentliche Verlesung am Gedächtnistag für die toten Brüder, wie dies 1305 im Leipziger Thomasstift bezeugt ist. Es ist nicht sicher, daß dieser Gedächtnistag der Allerseelentag (2. November) war, an dem auch allgemein aller Verstorbenen gedacht wurde. Seine feierliche Begehung in der Naumburger Domkirche wurde erst 1161 auf Grund einer Stiftung Bischof Bertholds und seines Bruders Truthwin eingeführt, und in Bosau gedachte man der im Kloster Verstorbenen noch 1301 am Montag nach Trinitatis. Eine besonders wertvolle Bruderschaft erwarb 1145 Markgraf Konrad von Meißen mit derjenigen des Hospitals von Jerusalem. Bei weitem am gebräuchlichsten war die Stiftung des eigentlichen Seelgedächtnisses, des Anniversars, d. h. einer am jeweiligen Todestage gesungenen feierlichen Totenmesse, der am Vorabend ein Abendgottesdienst (Vigilien) vorherging. Es machte sicherlich einen großen Unterschied in den entstehenden Kosten aus, ob man sich einen solchen Anniversar in einer Kathedral-, Kollegiat- oder großen Klosterkirche bestellte, wo er unter erheblichem Gepränge und großer Beteiligung stattfand (z. B. waren 1277 in Zeitz Kanoniker, Vikare, Kapläne, arme Scholaren und der Kirchner für die Teilnahme an einem Anniversar zu bedenken), oder in einer simplen Dorfkirche, wie dies 1270 in Kriegsdorf bei Merseburg bezeugt ist. Hier waren damals zwölf Anniversarien zu halten; der Pleban erhielt für jede sechs Denare. Nach den Vorstellungen der Zeit mußte dann freilich die Wirkung für die arme Seele geringer sein, denn wer kärglich sät, wird kärglich ernten. Dies schärfte die Kirche selbst immer wieder ein. Durchaus üblich war es, Anniversarien auch für das Seelenheil anderer zu kaufen, gleichviel, ob sie längst abgeschieden waren oder noch lebten, besonders gerne für Eltern und Voreltern und sonstige Verwandte, aber auch (bei Klerikern) für Vorgänger im Amte oder für noch andere. In jedem Falle kam die Fürbitte der Priester der im Fegefeuer schmachtenden armen Seele zugute.
Anniversarien • Begräbnisfürsorge
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Wer auch einen solchen Anniversar nicht erschwingen konnte, der sorgte wenigstens für ein Begräbnis in besonders geweihter Erde. Die Ruhestätte auf dem gewöhnlichen Friedhof genügte vielen nicht, bei oder am liebsten in einer Klosterkirche begraben zu sein, erschien für das Seelenheil am dienlichsten. Hier war man den Reliquien der Heiligen, die in den Altären aufbewahrt wurden, vor allem auch den täglichen Konventgottesdiensten besonders nahe. Außerdem mag der Gedanke an das kirchliche Asylrecht mit hineingespielt haben. Der Feind in der Fehde, ja selbst der verfolgte Verbrecher genoß im Kirchengebäude Schutz, hier war er dem Zugriff der Verfolger entzogen. In gleicher Weise mochte der Abgeschiedene hier vor der Verfolgung des Teufels und seiner Trabanten geschützt sein. Dieser Vorzug des Begräbnisses in der Kirche selbst wurde freilich nur wenigen Vornehmen zuteil, in erster Linie natürlich den Stiftern und ihren Angehörigen, die übrigen gewöhnlicheren Sterblichen mußten mit dem Friedhof vorlieb nehmen. Auch auf diesen war das Asylrecht ausgedehnt, doch mochte man es hier für weniger wirksam halten, und in der Tat wurde es hier wohl öfter gebrochen als in den Kirchen. Es ist bekannt, wie sehr seit dem Auftreten der Bettelmönche das Eegräbnis auf ihren Friedhöfen gesucht wurde. Hier hielt man die Grabesruhe für besonders gesichert, denn in Frömmigkeitsübung und Lebensführung waren diese neuen Orden den alten in den Augen der Welt weit überlegen. Und nicht nur in den Augen der Welt. Gleich beim ersten Auftreten der Mendikanten in Mitteldeutschland schrieb der Chronist vom Lauterberge, also selbst ein Ordensmann, ein Augustinerchorherr: „Was ist der Grund der Neuerung? Nichts anderes als die Schimpflichkeit der nachlässigen und faulen Lebensführung derer, die in den Orden sich befinden, auf die die Kirche anfänglich gegründet war. Es ist doch schließlich bekannt, zu welchen Gipfel der Heiligkeit auf Grund ihrer Lebensführung der heilige Augustin und Benedikt, die so lehrten, wie sie lebten, gelangt sind; wer ihren Vorschriften Gehorsam bewahren will, bedarf keiner neuen Einrichtungen ...Es ist nicht anzunehmen, daß jemand vom Orden der Predigerbrüder oder der Minoriten heiliger sei als Augustin und Benedikt. Es sei ferne, daß ich dies sage, um gute Bestrebungen herabzusetzen; nur deshalb sage ich es, weil es traurig, sehr traurig ist, daß die ursprünglichen Orden infolge des nicht ordensgemäßen Wandels derjenigen, die in ihnen Profeß getan haben, in solche Verächtlichkeit geraten sind, daß sie von denen, die das Weltleben verlassen wollen, für zum Heil nicht mehr genügend angesehen werden." Wenn ein Chorherr so urteilte, so ist es kein Wunder, daß auch die Laien, die nicht Profeß tun wollten, sich zu den neuen Orden hingezogen fühlten, daß sie hier 30"
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ihr Begräbnis suchten. Es mag hinzugekommen sein, daß das Begräbnis, wenigstens zunächst, hier wirklich um Gottes willen gewährt wurde, wenn audi praktisch immer eine Spende damit verbunden gewesen sein wird, auf deren Erlangung die Mendikanten in späterer Zeit zweifellos ausgegangen sind. In der Tat liegen die Fälle, in denen Klöster der älteren Orden als erstrebte Begräbnisstätten nachweisbar sind, meist vor dem Auftreten der Mendikanten, so im Falle von Buch (1225) und Altzelle (1233) oder auch des Freiberger Hospitals (1226/33), das zwar kein Kloster war, aber als kurz vorher ins Leben gerufene geistliche Anstalt eine besondere Zugkraft ausübte. Ständisch eingeschränkt war das Begräbnisrecht des Stifts auf dem Lauterberge. Gleich bei der Gründung wurde bestimmt, daß Edle, Freie und Ministeriale sich dort sollten begraben lassen dürfen, die Lehn- und Gefolgsleute des Gründers, des Markgrafen Konrad, wie man annehmen muß. Nicht durchsichtig ist, weshalb zwei Cronschwitzer Nonnen 1264 bestimmten, nicht in ihrem Kloster, sondern in der Johanniskapelle in Plauen begraben zu werden. Deutlich wird jedenfalls die Bedeutung, die die Wahl des Begräbnisplatzes für die Menschen des 12. und 13. Jahrhunderts besaß. Bei jenen, die in der Lage waren, durch Klosterstiftung eine Familiengrabstätte zu schaffen, stand diese Absonderung vom allgemeinen Kirchhof durchaus im Einklang mit sehr alten, schon vorchristlichen Vorstellungen, die Bestattung an der Seite der Ahnen als wünschenswert erscheinen ließen. Die Söhne Markgraf Konrads, so urkundete er 1156, werden an der Seite von Vater und Mutter bis zum Tage der Auferstehung schlafen (iilii mei ... in lateribus patris sui et matris sue usqua in diem resurrectionis dormituri). Bei jenen aber, die in irgendeinem Kloster ihre Ruhestätte wählten, wurde dieser Zusammenhang gerade zerrissen, und die Pfarrgeistlichkeit versäumte nicht, dies gegenüber den Mendikanten zu betonen, wie 1267 in Zwickau (in parochia piopiia elegisse sepulturam in sepulcris patrum suorum). Neue religiöse Vorstellungen waren stärker als alteingewurzelte Sitte. Empfänger aller bisher genannten Stiftungen war die Kirche selbst. Nicht wenige von ihnen waren freilich mit gewissen Zuwendungen auch an die Armen verbunden, vor allem die Anniversarienstiftungen. Meist wurde so verfahren, daß am Tage des Totengedächtnisses nicht nur die am Gottesdienst Beteiligten, sondern auch eine bestimmte Anzahl Arme Zuwendungen erhielten. Wir nähern uns damit dem zweiten großen Zweig des Stiitungswesens, der Wohlfahrtspflege. Nicht Mehrung des Gottesdienstes, sondern Minderung des Elends war hier das Ziel. „Was ihr einem von den geringsten meiner Brüder getan habt, das habt ihr mir getan" (Mt. 25,40) ist das Wort, auf das
Stiftungen für die Armen • Hospitäler
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man sich berufen konnte und beriei. Auch Fürsorge für die Armen und Kranken schafft somit einen Schatz im Himmel. In der verschiedensten Weise wurde sie geübt, vor allem durch regelmäßig wiederkehrende Speisungen oder durch Stiftungen von Kleidung und Schuhen. Es ist gar nicht zu leugnen, daß diese Stiftungen zum großen Teile von wirklicher Liebesgesinnung zeugen, nicht etwa bloße konventionelle kirchliche Verpflichtung des Vermögenden waren, die er mit Geld abmachte. So wurden 126S für die Kranken im Hospital des Klosters Pforte, soweit sie Fleisch essen durften, Hühner, soweit dies nicht der Fall war, Fische gestiftet, und andere Stiftungen gingen sichtlich darauf aus, den Armen nicht nur in äußerster Not zu helfen, sondern ihnen an Festtagen eine Freude zu machen. Audi die den Armen gestifteten Bäder dienten ihrer Gesunderhaltung. Es ist bekannt, welch hohen medizinischen Wert man mit Recht den Bädern im Mittelalter beimaß. Erstmals nachweisbar sind solche „Seelbäder" 1150/54 in Zeitz, später z. B. 1236 in Plauen i. V., wo sonnabends alle Bäder kostenlos waren. Sehr viel gründlicher als alle diese Einzelmaßnahmen suchten die Hospitalstiftungen der Not zu Leibe zu gehen. Das kirchliche Hospitalwesen lag zunächst in der Hand der Klöster. Gastfreundschaft und Armen- und Krankenpflege im Kloster zu üben war eine Hauptaufgabe aller Orden mit Ausnahme der Mendikanten, deren Tätigkeit nach außen gerichtet war und die sich infolgedessen nur der offenen Krankenpflege widmeten. Doch übten auch sie gelegentlich Gastfreundschaft. So war wohl auch in Mitteldeutschland kein Kloster ohne Hospital, auch wenn wir nur verhältnismäßig selten über sein Bestehen aus Quellenzeugnissen unterrichtet sind. Wo es der Fall ist, ist es bei den einzelnen Klöstern vermerkt worden (vgl. Kap. 3). Freilich dienten diese klösterlichen Spitäler teilweise in erster Linie oder auch ausschließlich der Aufnahme kranker und schwacher Klosterinsassen; in diesem Falle wurden sie als inhrmaria bezeichnet und sind vom eigentlichen Hospital zu scheiden. Bei größeren Klöstern unterschied man das Gästehaus für die Vornehmen und das eigentliche hcspilale pauperum. Kleine und arme Klöster bedurften des besonderen Gästehauses nicht. In den seltenen Fällen, in denen einmal ein Vornehmer Einlager hielt, behalf man sich anderweitig. Welchen Umfang die von den Klöstern geübte Gastfreundschaft annehmen konnte, ist aus Altzelle überliefert und bereits dargelegt worden (vgl. S. 223). über klösterliche Krankenpflege fehlen Nachrichten, und sie hat wohl auch eine nennenswerte Bedeutung über die Klostermauern hinaus nicht gehabt. Auch bei Kathedralkirchen hat es im Mittelalter Spitäler gegeben, doch weisen nur in Meißen Spuren darauf hin, daß
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das dortige Hospital ursprünglich aus Mitteln der Domherren unterhalten wurde. In Naumburg und Merseburg fehlen alle Anzeichen. Auch bei den mitteldeuts±en Kollegiatstiftern sind Hospitäler nicht nachweisbar und wohl auch nicht vorhanden gewesen. Neben diese Kloster- und Stiftshospitäler trat nun das von vornherein mit dem alleinigen Zweck der Armen- und Krankenpflege gegründete bruderschaltliche Hospital. Es ging auf private Stiftung zurück, genau wie die meisten Klöster, und nicht selten entwickelte sich schließlich ein Kloster daraus, oder das Hospital wurde mit einem Kloster vereinigt. Wir hörten bereits, daß das der Fall war bei dem Hospital (xenodochium paupeium) in Dörschnitz bei Meißen (vgl. S. 283), das der markgräfliche Ministeriale Konrad Spannseil bei einer von ihm gegründeten Pfarrkirche 1206 ins Leben rief. Die Verwaltung wurde zunächst regulierten Chorherren übertragen, doch ging die Stiftung schließlich in einem Frauenkloster auf, das mit dem Kloster Sitzenroda vereinigt wurde. Ähnlich war der Hergang in Prittitz. Das hier von Mechthild von Lobdeburg, der Tochter des Grafen Meinher von Werben, 1218 gestiftete Hospital (domus hospitalis, que colligat pauperes et egenos, debiles et infirmos) ging im Nonnenkloster Beuditz auf. Sehr klar kommt hier die ursprünglich bruderschaftliche Struktur zum Ausdruck. Es heißt in der bischöflichen Bestätigungsurkunde, einige Priester (religiosi sacerdotes), die sich schon vorher zu gegenseitiger Hilfeleistung verpflichtet und eine Bruderschaft (coniiateinilas) gestiftet hätten, hätten sich in dem Hospitale zusammengeschlossen und bestimmt, daß ihre gesammelten Almosen dem Hospital zugute kommen sollten. Wer von ihnen erkrankte, sollte daselbst gepflegt werden und nach seiner Genesung zu seiner Kirche zurückkehren. Die Brüder waren also als Pfarrer tätig und wohnten nicht im Hospital. Falls aber einer mit dem Tode abgehe, sollte er in der Mutterkirche zu Prittitz beigesetzt werden und seine bewegliche Habe dem Hospitale zufallen. An der Spitze stand ein Hospitalmeister (magister domus); neben ihm ein Priester, der von der Bruderschaft gewählt wurde und dem die geistliche Betreuung der Insassen oblag. Die Schutzvogtei blieb wie in Dörschnitz der Stifterfamilie vorbehalten. Ganz offensichtlich diente die Hospitalgründung in Prittitz dem Seelenheile nicht nur der Stifterin und ihrer Familie, sondern auch der bruderschaftlich zusammengeschlossenen Geistlichen. Eine auf tätige Nächstenliebe gegründete Frömmigkeit tritt hier zutage, die mehr Wert auf Linderung des irdischen Elends legte als auf gemeinsames Chorgebet. Es ist jedoch bezeichnend, daß diesem bruderschaftlichen Hospital lange Dauer nicht beschieden war. Die beherrschende Macht in der Frömmigkeit der Zeit war das Kloster.
Brudersdiaftlidae Hospitäler • Städtische Hospitäler
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Die in den Städten gegründeten Hospitäler, deren Zahl allmählich außerordentlich anwuchs, glichen zunächst in ihrer Struktur den betrachteten ländlichen Spitälern durchaus; erst später traten sie in enge Beziehung zur Stadtgemeinde. Das älteste dieser Art dürfte das MarienMagdalenenhospital in der Stadt Naumburg sein, das Bischof Udo I. schon vor 1144 gestiftet hatte. Die ursprüngliche Art der Verwaltung, die ebenfalls bruderschaftlich gewesen sein wird, bewährte sich hier jedoch nicht. Die Armen wurden vernachlässigt, und das Personal mißbrauchte die für die Notleidenden ausgesetzten Unterstützungen. Der Bischof sah sich infolgedessen genötigt, die Anstalt zunächst dem Kloster Pforte und dann dem Georgenkloster in Naumburg zu übertragen. Man kann von Inkorporation sprechen, deren Grund zunächst tatsächlich die Fürsorge für die Insassen war. Aber bereits die Übertragung an das Georgenkloster 1144 läßt erkennen, daß vom Kloster Pforte diese Inkorporation mehr geschäftsmäßig betrachtet wurde; ließ es sich doch vom Georgenkloster durch Grundstücke entschädigen. Dies kann nur so viel heißen, daß auch die Zisterzienser von Pforte die Erträgnisse des Stiftungsvermögens nicht voll den Hospitalinsassen hatten zukommen lassen, sondern daß ein Teil in die Klosterkasse floß, und wenn die Naumburger Benediktiner bereit waren, für Übernahme des Hospitals Grundstücke hinzugeben, so wird sich daran nichts geändert haben. Hier bereits wird sichtbar, daß derartige Inkorporationen, selbst wenn sie in der Absicht geschahen, die Hospitäler Mönchen und Nonnen, gleichsam als den in erster Linie dazu berufenen „Fachleuten", zur Verwaltung anzuvertrauen, vielfach üble Folgen für die inkorporierten Hospitäler hatten, die teilweise in einer Weise ausgebeutet wurden, daß sie an den Rand des Ruins kamen. So war es beispielsweise der Fall bei dem Hospital in Kamenz, das 1248 dem Kloster Marienstern übertragen wurde. Hundert Jahre später war es dem ursprünglichen Zwecke vollständig entfremdet, die Äbtissin hatte ein Vorwerk daraus gemacht. Erst als Borso von Kamenz die Stiftung seiner Väter daraufhin dem Kloster wieder entzog, wurde mit Hilfe der Kamenzer Bürgerschaft der alte Zustand wieder hergestellt, aber nur für einige Zeit, denn der Propst Nikolaus von Milstrich vertrieb abermals die Kranken und Armen aus dem Hospital. In einer Beschwerde des Rats heißt es, es seien arme und elende Leute auf der Straße erfroren und verdorben, die man „vor Unlust", d. h. wohl wegen ansteckender oder ekelerregender Krankheiten, in den Stuben nicht habe können leiden. Das Hospital in Altenburg, 1181 von Friedrich Barbarossa gestiftet und eines der ältesten in Mitteldeutschland, wurde 1214 von Friedrich II. dem Deutschen Orden übertragen, der sich ja auch speziell der Krankenpflege widmete. Aber gleichwohl wurde bestimmt, daß ein Teil der Einkünfte für den
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Orden jenseits des Meeres verwendet werden sollte. Dieser Teil wurde also den Pflegebedürftigen entzogen. Höchst charakteristisch ist die Verfälschung einer Urkunde, die hier vorgenommen wurde: das Wort pauperibus wurde in fialribus geändert, so daß die Einkünfte des Hospitals nicht den Armen, sondern den Brüdern des Deutschen Ordens zufließen sollten. Zu unterscheiden ist von diesem Hospital das dem Marienstift gehörige, das gleichfalls nicht nur den Stiftsinsassen diente, sondern als Armenhospital bereits 1237 erwähnt wird. Es ist unter diesem Gesichtspunkt nicht verwunderlich, wenn die aufstrebenden Städte die Verwaltung der Hospitäler in eigene Hand zu nehmen suchten. Sogeschah es beispielsweise mitdemMaternihospital in Dresden, einer Gründung Heinrichs des Erlauchten, die dem Klarissenkloster in Seußlitz übergeben worden war. 1329 erwarb der Rat zu Dresden das Hospital gegen eine dem Kloster zu zahlende Rente von jährlich 20 Talenten, die von den Gütern des Hospitals aufzubringen war. Diese Summe ging also wiederum für die eigentlichen Zwecke des Hospitals verloren, aber wenigstens die sonstigen Einkünfte kamen nunmehr den Insassen ungeschmälert zugute. Andere städtische Spitäler waren von vornherein bürgerliche Gründungen und der Aufsicht des Rates unterstellt, wie dies in späterer Zeit die Regel war. Das Freiberger Johannishospital z. B. war vor 1224 von Freiberger Bürgern unter der Führung des Pfarrers der Peterskirche, des Vogtes Heinrich von Freiberg und des Ludwig von Honsberg, also markgräflicher Dienstmannen, die aber zugleich Bürger gewesen zu sein scheinen, sowie des Eberhard von Dencinrode gestiftet worden. Es wurde bruderschaftlich organisiert und von einem Kollegium von vier Männern verwaltet, dem der genannte Priester, der für die Hospitalkirche bestellte Priester und zwei Laien angehörten, deren einer der schon genannte Eberhard war, während der andere, Heinrich Kyuelkorn, 1241 als Ratsherr nachweisbar ist. Dieses Kollegium war vom Meißner Bischof mit Einwilligung der Stifter und der Bürgerschaft eingesetzt und vom Markgrafen bestätigt worden. Nicht nur dieser, sondern auch der Papst nahmen die Anstalt in ihren Schutz. Die Wahl des Leiters (iector) stand den Bürgern oder Ratsmannen (burgenses) zu, wie der Markgraf 1255 bestätigte. Dem Hospital, das das Begräbnisrecht hatte, wurden zahlreiche, oft bedeutende Stiftungen gemacht, vor allem von Freiberger Bürgern. 1271 konnten infolgedessen die beiden Freiberger Bürger Johannes Krämer und Heinrich Becherer als damalige Geschäftsführer aus Mitteln der Anstalt nicht weniger als 220 Talente für Ankauf einer Rente aus der Freiberger Münze aufwenden, und 1288 wurde von den Geschäftsführern (burgenses de Vriberg procuratores bospitalis) das ganze Dorf Bobritzsch gekauft, um nur zwei Beispiele für den günstigen Vermö-
Städtische Hospitäler
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gensstand zu geben. Die Erträgnisse scheinen in voller Höhe den et sustentaInsassen zugute gekommen zu sein (1288 pro reiectione cione pauperum, infirmorum et debilium egiolancium). Ein besonderes Hospital für Aussätzige wurde um die Mitte des 13. Jahrhunderts oder in seiner zweiten Hälfte in Freiberg gegründet, das „Fernesiechenhaus" St. Bartholomäi. Auch diese Anstalt war eine bürgerliche Gründung. Aufgenommen wurden nur Männer, während die Frauen auf Grund einer besonderen Abmachung der beiden Städte in das gleichnamige Hospital nach Dresden überführt wurden, w i e umgekehrt die Dresdner Männer nach Freiberg. Gegen Ausgang des Mittelalters besaßen die meisten mitteldeutschen Städte, auch die kleinen, ihr Hospital; die größeren hatten ihrer mehrere. Das „Universalhospital" gliederte sich dann in Spezialhospitäler auf. Aus naheliegenden Gründen sind besondere Leprosenhäuser außerordentlich häufig anzutreffen, auch in unbedeutenden Städten. Andere Hospitäler dienten später speziell der Altersversorgung, wieder andere der Beherbergung der unbemittelten Reisenden, v o r allem der Pilger. Manche schränkten den Kreis der Aufzunehmenden auf ortsansässige Bürger ein. In Mitteldeutschland ist dies im 13. Jahrhundert noch nicht zu beobachten. A l s Beispiel eines Universalhospitals darf St. Lorenz in Meißen gelten, eine Stiftung des Domkapitels, die 1216 bereits bestand und v o m Zehnten der domstiftischen Präbenden unterhalten wurde. Die Anstalt war also ursprünglich nicht städtisch. Sie wurde 1216 ganz allgemein als „Armenstift" (hospitale pauperum) bezeichnet. A l s arm galten aber auch die Scholaren der Domschule, die hier gleichsam als in einem Internat untergebradit waren, und daß das Hospital zugleich Krankenhaus war, ist klar bezeugt. Es war ferner Altersheim, in das man sich einkaufen konnte. Solche Fälle begegnen 1233 und 1250. In Merseburg wird erst 1333 ein Hospital erwähnt, das damals von Bischof Gebhard v o n Schraplau auf dem Neumarkt gegründet und der heiligen Barbara geweiht wurde. Noch jünger ist das städtische Andreashospital. Es ist wenig wahrscheinlich, daß der Bischofssitz vorher ohne Hospital war, doch fehlen alle Nachrichten. In Naumburg dagegen entstand schon v o r 1248 durch Stiftung Ottos von Lichtenhain ein zweites Hospital, das dem heiligen Laurentius geweiht war. Desgleichen besaß Leipzig im 13. Jahrhundert zwei Hospitäler, St. Georg, aus dem später das große städtische Krankenhaus hervorgegangen ist (gestiftet vor 1212), und das Leprosenhaus St. Johannis (erwähnt 1278). Auch eine kleine Stadt w i e Grimma hatte damals mehrere Hospitäler: zunächst ein vom Markgrafen 1241 gestiftetes, der heiligen Elisabeth geweihtes, das aber durch Übertragung an das Kloster Nimbschen bald wieder einging (1289 wird es zum letzten M a l e erwähnt),
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sodann das dem Orden vom heiligen Grabe zu Droyßig gehörige zum heiligen Kreuz, das zwar erst im Jahre 1440 erwähnt wird, aber wohl ebenfalls in die Zeit Heinrichs des Erlauchten zurückgeht, schließlich das Leprosenhaus St. Georgen, das 1312 zuerst genannt wird. Erst dem 15. Jahrhundert entstammt das Jakobshospital. In Geithain gründete Markgraf Konrad von der Ostmark bereits im Jahre 1209 ein Hospital. Die Beispiele dieser beiden Städte lehren, daß viele Hospitäler, die erst im Spätmittelalter urkundlich genannt werden, in Wirklichkeit schon im 13. Jahrhundert entstanden sind. Erwähnt seien hier einige, für die Zeugnisse aus dieser Zeit tatsächlich vorliegen: Weißenfels (1273), Plauen i. V. (1255), Görlitz (1264), Zittau (1303), Zwickau (1266), Lößnitz (1286), Eisenberg (1255, dem Kloster gehörig), Torgau (1267), Guben (1295). Einige dieser Städte besaßen später weitere Hospitäler, die teilweise ebenfalls noch ins 13. Jahrhundert zurückgehen können, so etwa Zwickau und Plauen. Audi die Hospitäler der Stadt Chemnitz werden älter sein, als ihre erste Erwähnung (1350) erkennen läßt. Geweiht waren diese älteren Anstalten meist den heiligen Georg, Jakobus, Johannes dem Evangelisten,- erst gegen Ende des 13. Jahrhunderts scheint es beliebt geworden zu sein, sie dem Heiligen Geiste zu weihen. Das am frühesten (1264) erwähnte Heilig-Geist-Hospital ist dasjenige zu Görlitz. Für diese Anstalt besitzen wir Zinsregister aus dem 15. Jahrhundert (das älteste von 1449), die Einblick in den Besitzstand eines städtischen Hospitals gewähren, wenn auch für eine spätere Zeit. Im 13. Jahrhundert wird der Besitz noch geringer gewesen sein. Das Hospital lag jenseits der Neißebrücke und unterstand 1282 der Aufsicht städtischer rectores. über das innere Leben in den Hospitälern wissen wir nichts und haben dies umso mehr zu bedauern, als dieses Leben ja nicht nur für die Geschichte kirchlicher Armen- und Krankenpflege, sondern auch für die Geschichte mittelalterlicher Frömmigkeit aufschlußreich wäre. Denn es ist aus anderen Gegenden Deutschlands bekannt, daß die Bruderschaft des Pflegepersonals sich allmählich zu einer Bruderschaft aller Spitalinsassen ausweitete, die eine festgefügte Lebensordnung mit regelmäßigen gottesdienstlichen Veranstaltungen und geistlichen Übungen besaß. Aber der Mangel an Nachrichten nimmt nicht wunder, denn selbst über das innere Leben der Klöster dieser Zeit ist nur sehr wenig überliefert. Wenn die Klöster, wie wiederholt festgestellt werden konnte, die Frömmigkeit der Zeit beherrschten, so müssen wir versuchen, uns ein Bild des Klosterlebens zu machen. Sein täglicher Ablauf im allgemeinen, durch die regelmäßig wiederkehrenden Stundengebete in
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feste Formen gebracht und durch geistige und körperliche Arbeit oder auch durch seelsorgerische Tätigkeit des weiteren ausgefüllt, ist aus den Ordensregeln bekannt. Er ist hier nicht darzustellen. Worauf es ankäme, wäre zu wissen, wie die Regeln im einzelnen durchgeführt wurden und vor allem, in welchem Geiste dies geschah. Die Nachrichten, die über den Verfall der Klosterzucht in einzelnen Klöstern und Stiftern vorliegen, besagen wenig. Sie sind an ihrer Stelle bereits erwähnt worden und brauchen hier nur kurz zusammengefaßt zu werden. Die Abtei Chemnitz lag 1235 in geistlicher und weltlicher Beziehung so darnieder, daß eine Reform durch den Benediktinerorden für unmöglich gehalten wurde und die Zisterzienser von Buch einspringen sollten, was dann aber unterblieb. Der Bosauer Konvent mußte 1246 in andere Klöster zerstreut werden, da sonst die völlig ins Wanken geratene Ordnung nicht wiederhergestellt werden konnte (vgl. S. 199). Das Stift Zschillen wurde 1278 den Augustiner-Chorherren entzogen und dem Deutschen Orden übergeben; die Vorgänge werden hier ähnlich gewesen sein wie in Bosau. In Pforte scheint schon 1154 nicht alles so gewesen zu sein wie es sein sollte. Bischof Wichmann von Naumburg sprach damals in einer Urkunde für dieses Kloster sehr anzüglich von Prälaten der Klöster, die aus Klostergut prassen, während die Brüder darben, und von der daraus entspringenden Zwietracht in den Konventen. In St. Georg in Naumburg und vor allem in Goseck verfiel die Klosterzucht bereits in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts sichtlich (vgl. S. 183f.). Berücksichtigt man die große Zahl der Niederlassungen und den langen Zeitraum von zwei Jahrhunderten, so dürfen diese Nachrichten wirklich nur als Berichte über Einzelfälle gewertet werden, die man keineswegs verallgemeinern darf, zumal die Berichterstattung offenbar nicht immer unparteiisch war. Schwerwiegender sind da schon die Erzählungen des Chronisten vom Lauterberge, der ja selbst sehr ernste Betrachtungen über den Verfall der Lebensordnung wenigstens bei den alten Orden anstellte und dessen Berichte einen tiefen Blick in den Geist der Zwietracht und des kleinlichen Haders, aber auch des Ehrgeizes, der Vetternwirtschaft und des Dünkels tun lassen, der in einem mitteldeutschen Augustiner-Chorherrenstift in den ersten Jahrzehnten des 13. Jahrhunderts herrschte (vgl. S.209). Freilich wird man auch hier einwenden müssen, daß es nur ein einziges Stift ist, in dessen inneres Leben wir während eines beschränkten Zeitraumes Einblick gewinnen, und daß wir alles durch die Brille eines Berichterstatters sehen, der in den Parteikämpfen, die das geistliche und weltliche Dasein des Stifts zerrütteten, selbst Partei war und an den Gegnern kein gutes Haar ließ. Immerhin ist der Wert dieser Quelle hoch, und soviel wird man ihr entnehmen dürfen: das Allzumenschliche war den mitteldeutschen
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Verkündigung und Frömmigkeit
Klöstern und Stiftern dieser Zeit keineswegs fremd. Der Verfasser erzählt indes auch von anderen Stiftern, in denen nach seiner Meinung das Ordensleben in glänzender Blüte stand, so vor allem in Neuwerk bei Halle. Viele Edelleute suchten dieses Stift wie den rettenden Hafen nadi dem Schiffbruch um der Bekehrung willen auf, so heißt es bei ihm, und diese Wendung wird dem wirklich nahekommen, was im Inneren derjenigen vorging, die sich zum Eintritt in ein Kloster entschlossen. Bekehrung, conversio, das bedeutet nicht nur Absage an die Welt, sondern Flucht aus der Welt, die den Christen immer wieder in Versuchungen führt, denen er erliegt, und die ihn in Schuld verstrickt, der er nicht entrinnen kann. Es wird von einem Edelmann berichtet, den ein tödlicher Unfall beim Sport (ludus puerorum) so erschütterte, daß er der Welt den Rücken kehrte. Ähnliche Fälle werden zahlreich gewesen sein. Enthaltsamer Lebenswandel und strenge Beobachtung der Ordenspflichten zierten den Mönch und machten ihn geeignet, über andere gesetzt zu werden, und gute Leistungen in den Wissenschaften vermehrten dieses Verdienst. So berichtet ein Pegauer Mönch von seinem Abte Windolf. Aber er sieht nicht die letzte Erfüllung in solcher Werkfrömmigkeit, sondern augustinische Gedanken klingen bei ihm an. Die „zuvorkommende" Gnade Gottes ist es, die im Menschen das Bewußtsein der Sünde weckt, ihn zum Glauben führt und den Geist der Liebe in ihm entzündet. Und so ruft er aus: „Wo die Sünde mächtig geworden ist, da wird die Gnade noch viel mächtiger. Welche Kraft liegt in dem Worte, das der Heilige Geist durch den Mund seiner Heiligen geredet hat!" Wir lernen hier eine andere Seite klösterlicher Frömmigkeit keimen, die in den uns zur Verfügung stehenden Quellen nur höchst selten zum Ausdruck kommt, in Wirklichkeit aber das geistliche Leben in den Klöstern weithin geprägt haben wird. Nur zwei Nachrichten besitzen wir über Einsiedeleien. Ein Inclusus ist 1180 in Zscheila bei Meißen bezeugt; er trat uns bereits entgegen (vgl. S. 19). Auch des Reclusoriums beim Peterskloster in Merseburg, das offenbar ständig besetzt war, wurde bereits gedacht (vgl. S. 177). Nahebei befand sich der „Klusgarten", der anscheinend vom Klausner bestellt wurde. Ob der Ortsname Einsiedel, der in Sachsen zweimal, bei Chemnitz und bei Olbemhau, und der Bergname Einsiedel bei Pirna auf Männer hindeuten, die in der Vorzeit einmal in der Einsamkeit einer Klause Gott am besten glaubten dienen zu können, bleibe dahingestellt. Auf das Ganze gesehen scheint das Eremitentum in den mitteldeutschen Diözesen nicht Fuß gefaßt zu haben. Von der Frauenfrömmigkeit der Zeit ist bereits die Rede gewesen, soweit sie sich aus den Vorgängen bei der Gründung der Klöster er-
Einsiedeleien • Frauenfrömmigkeit
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kennen läßt. Für das geistliche Leben in diesen Klöstern fehlen wiederum die Quellen, und was in den Beginenhäusern im 13. Jahrhundert getan, gedacht und geglaubt wurde, entzieht sich vollends unserer Kenntnis. Lediglich eine Chronik des Klarissenklosters in Weißenfels enthält ausführliche Nachrichten über das Leben der ersten Nonnen, die am Ende des 13. Jahrhunderts das Kloster bezogen. Aber die Chronik ist nicht vor der Mitte des 14. Jahrhunderts abgefaßt, und so besteht der Verdacht, daß der Verfasser den Geist und die Zustände seiner eigenen Zeit um ein reichliches halbes Jahrhundert zurückverlegte. Immerhin werden die Wandlungen nicht so stark gewesen sein, daß wir nicht an dieser Stelle mangels anderer Nachrichten auf sie zurückgreifen dürften. Es treten Gedanken entgegen, wie sie allgemein die mystisch geprägte Frauenfrömmigkeit des 13. Jahrhunderts erfüllen: die Brautschaft der Seele mit Gott, die sich bisweilen bis zum erotisch gefärbten Eins-Sein mit ihm als dem Geliebten steigert. „Da verband sich die junge königliche Fürstin (Sophie von Landsberg) mit Gott und vermählte sich mit ihm und erkor ihn zu einem Geliebten (/ridel) in solch brennender Liebe, daß sie eher tausend Tode erleiden wollte, wenn dies möglich gewesen wäre, als ihr Gelübde brechen." Sophies Schwester versuchte, sich mit dem Messer das Gesicht zu zerfleischen, um auf diese Weise dem irdischen Verlobten zu entrinnen und sich ganz dem Seelenbräutigam in die Arme werfen zu können. Den Klosterjungfrauen ward denn auch reicher Lohn zuteil. Elisabeth von Orlamünde wurde abends nach der Komplet, als sie noch allein gebetet hatte, von einem schönen Jüngling in das Schlaihaus und in ihre Zelle geleitet, und erst in der verschlossenen Zelle gab er sich als der Herr Christus, der Konic aller engele und der iuncvrouven vridel zu erkennen. Engel wurden häufig im Kloster beobachtet. Bruder Heinrich von Zwickau, einer der Franziskaner, denen die Seelsorge im Kloster anvertraut war, sah, wie die Heiligen die Jungfrauen bei Tische bedienten. Aber auch der Teufel blieb nicht aus, sondern versuchte, das Glockenhaus anzuzünden. Es wurden sehr viele Tränen vergossen, beim Gebet sowohl wie beim Empfang der Eucharistie. Weinen galt wie zur Zeit Thietmars von Merseburg immer noch als verdienstlich. Verdienstlich war es auch, möglichst lange Zeit im Chor der Klosterkirche zu verweilen. Gebrechliche wurden mit dem Fahrstuhl dorthin gebracht. Intensive Betrachtung der Marter des Herrn und inbrünstiges Gebet führten zu Entrükkungszuständen mit allerlei Visionen. Margarethe von Brandenburg z. B. empfing vom Arme der Mutter Gottes den Sohn, der sie umhalste und küßte. Kein Wunder, daß diese überhitzte Religiosität bei Gertrud von Landsberg schließlich zu religiösem W a h n s i n n führte: dise wort
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Verkündigung und Frömmigkeit
sprach su in also hitziger andacht und borninder libe, daz su alse gar von sinnen und vornunft quam, daz su numer mer weder zu sinnen quam. Sie gab schließlich die Seele auf in die hende uris zarten frideiis, mit deme sal su ruhe ewiclichin an ende. Diese Proben einer wenig erfreulichen Frauenmystik mögen genügen. Diese Frauen lebten aber nicht allein der Betrachtung und dem Gebet, sondern auch der Arbeit, freilich wiederum in einer exaltierten Weise, die uns Heutigen wenig verständlich ist. Fürstentöchter glaubten ihre Demut vor Gott nicht besser dartun zu können, als indem sie den Abort säuberten und beim Kehren des Klosters Mist und Staub und verfaulten Unrat, in dem die Würmer krochen, mit den Händen aufsammelten, ja, sich zur Erde warfen und sich den Schmutz ins Gesicht kehren ließen. Es ist aufschlußreich, daß der Berichterstatter bemerkt: Wer andirs sich ubete en den demutigen werken an su (ohne sie, nämlich Sophie von Landsberg), daz war ur unlidelichin. Die Demut schlug also schließlich um in Sucht, es anderen zuvorzutun, das heißt aber doch in geistlichen Hochmut. Freilich wurde auch wirklich nützliche Arbeit geleistet, die Fürstentöchtern nicht schaden konnte: Küchendienst, Krankenpflege, auch Schulunterricht für arme Kinder. Helene von Landsberg, die Mutter Sophies und Gertruds, trat nicht ins Kloster ein, sondern nahm lediglich die dritte Regel an. Aber sie beteiligte sich stets an den sieben kanonischen Stundengebeten, auch in der Nacht, sah auf christliche Eintracht unter ihrem Gesinde und ließ sich bei Tisch erbauliche Bücher vorlesen, und zwar in deutscher Sprache. Man möchte gern wissen, was gelesen wurde, aber der Chronist schweigt sich aus. Den Ubersteigerungen der Frömmigkeit ihrer Töchter hielt Helene sich offenbar fern. Man fragt sich rückblickend, was an dem Bericht des Chronisten, eines Franziskaners, echt und was nachträglich übertreibende Ausschmückung ist. Daß aber solche Ausschmückungen auf Wirkung rechnen konnten, läßt immerhin den Stil der Frauenfrömmigkeit seiner Zeit erkennen, der gegen Ende des 13. Jahrhunderts nach dem, was wir aus anderen Teilen Deutschlands wissen, nicht wesentlich anders gewesen sein wird als zur Abfassungszeit der Chronik. Frömmigkeit der geschilderten Art schlägt nur allzu leicht um in Ketzerei. Aber wir haben keine Anhaltspunkte dafür, daß die großen Ketzerbewegungen des 13. Jahrhunderts Mitteldeutschland ergriffen haben. Die Züge der Geißler berührten 1261 auch die Diözese Meißen. Sie wurden von Bischof Albert exkommuniziert und vertrieben. Von novatianischer Ketzerei meißnischer Domherren hören wir 1257. In Naumburg wurde 1244 dem Domherrn Dietrich von Crimmitschau vorgeworfen, er habe die römische Kirche als ketzerisch bezeichnet. Dies könnte fast nach Waldensertum aussehen, doch zeigt die weitere Be-
Frauenfrömmigkeit • Ketzer
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handlung des Falles, daß es sich eher um eine politisch begründete Äußerung des Angehörigen einer kaisertreuen reichsministerialischen Familie gehandelt haben wird. Waldenser begegnen in Mitteldeutschland erst seit dem 14. Jahrhundert, doch ist es immerhin bemerkenswert, daß sie 1462 außer in Zwickau und Glauchau gerade in Crimmitschau auftreten. Da es Ketzer anscheinend kaum gab, ist auch über die Tätigkeit der Inquisition im 13. Jahrhundert in unserem Gebiete nichts bekannt.
6. V E R F A S S U N G , R E C H T UND W I R T S C H A F T Wie im gesamten Bereiche der Kirche ist auch in der Kirche Mitteldeutschlands seit dem 12. Jahrhundert ein grundlegender Wandel auf dem Gebiete von Verfassung und Recht zu beobachten. Die Periode vorwiegend germanisch geprägten Kirchenrechts ist zu Ende, das kanonische Recht festigt sich nicht nur, sondern beginnt die Herrschaft anzutreten. Dies bedeutet nicht, daß die im Dekret Gratians um 1140 zusammengefaßten Rechtssätze mit einem Schlage überall eingeführt und durchgeführt worden und die germanischen Elemente aus der Verfassung der Kirche völlig verschwunden wären. Es bedeutet vielmehr, daß seit dem Investiturstreit die niemals gänzlich verschwundenen Grundsätze altkirchlichen, römisch geprägten Kirchenrechts mit neuer Energie durchdacht, ausgebaut und von dem zur Weltherrschaft strebenden Papsttum zur Geltung gebracht wurden. Die Herrschaft der Laien in der Kirche wurde zurückgedrängt und in einem jahrhundertelangen Prozesse schließlich beseitigt. Die römische Kirche wurde zur universalen Priesterkirche unter dem Primat des Papstes. Ein vorläufiger Abschluß wurde mit der Vollendung des Corpus iuris canonici im Jahre 1317 erreicht. Auch Rechtsgedanken germanischer Herkunft waren in ihm verarbeitet, jedoch in bezeichnender Umbildung. Romanisches Rechtsdenken hatte wiederum die Oberhand gewonnen und prägte die unendliche Fülle völlig neuer Sätze und Einrichtungen, um die der Bestand des Vorhandenen vermehrt wurde. Das katholischkirchliche Recht erreichte eine juristische Vollkommenheit ohnegleichen, es steht ebenbürtig neben dem römischen Recht, mit dem gemeinsam oder auch, wie in Deutschland, ihm vorauseilend es seinen Siegeszug antrat, ohne nun freilich alle Prinzipien einheimischer Rechtsgestaltung beseitigen zu können. Das 12. und 13. Jahrhundert sind in der Kirchengeschichte Mitteldeutschlands Jahrhunderte des Kampfes um die Durchsetzung des kanonischen Rechts. Aber nicht allein von hier aus werden diese Jahrhunderte mitteldeutscher Kirchengeschichte, verfassungs- und rechtsgeschichtlich betrachtet, geprägt. Sie sind in Deutschland die Jahrhunderte des Sieges des Landesfürstentums über die königliche Zentralgewalt gewesen. Für die Kirche bedeutet dies zweierlei: Es bedeutet einmal, daß die
Kanonisches Recht • Landesfürstentum
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Bischöfe und — nicht in Mitteldeutschland — auch manche Äbte aus beauftragten Verwaltern des Reichskirchen gutes selbst zu Landesfürsten aufstiegen. Der reiche Besitz der Hochkirchen an Land und Leuten, über die Herrschaftsrechte ausgeübt wurden, wurde organisiert in der Form des Landesstaates. Die enge Bindung an den König wurde damit gelöst. Die Rückwirkung auf die Verfassung der Kirche selbst liegt auf der Hand. Sodann aber bedeutet dieser Sieg des Landesfürstentums, daß der „Staat", mit dem sich auseinanderzusetzen der Kirche im gesamten Verlauf ihrer Geschichte immer wieder neu als Aufgabe gestellt ist, ihr jetzt nicht mehr als Reich, sondern als Territorium gegenübertrat. Der wirksame Schutz der Kirchen lag seit dem 13. Jahrhundert nicht mehr beim Könige, sondern bei den Landesfürsten, die nun freilich — gemäß germanisch-deutschem Rechtsdenken — aus diesem Schutze auch den Anspruch auf Herrschaftsrechte herleiteten. Hier bereits liegt eine der Wurzeln des späteren landesherrlichen Kirchenregiments. Verschärfend trat hinzu, daß die Kirche nicht nur als Kirche sich dieser Ansprüche zu erwehren hatte, sondern daß die Bischöfe als Fürsten in jenen Kampf um die Landesherrschaft hineingezogen wurden, der ja nicht nur ein Kampf nach oben und nach unten, gegen die königliche Zentralgewalt einerseits und gegen den widerspenstigen Adel und das auf genossenschaftliche Selbstregierung hinstrebende Bürgertum andererseits war, sondern der sich gleichsam auch in horizontaler Richtung abspielte als Kampf gegen den Nebenbuhler, den nicht aufkommen zu lassen der Trieb der Selbsterhaltung gebot und dessen Gebiet einzuheimsen als lockendes Ziel erscheinen mußte. Speziell in Mitteldeutschland blieb die deutsche Ostsiedlung, die eine Neugestaltung auf allen Lebensgebieten bedeutete, nicht ohne Rückwirkung auf die Kirchenverfassung, insbesondere auf diejenige der Niederkirchen. Rücksichtnahme auf Besonderheiten slavischer Wirtschaftsweise und Sozialverfassung war jetzt nicht mehr notwendig, denn das Land war deutsch geworden. Die weiten Gebiete, die der Ansiedlung jetzt überhaupt erst erschlossen wurden, boten genügend Raum, die Rechts- und Wirtschaftsformen, die den Ansiedlern aus ihrer Heimat geläufig waren, anzuwenden, ohne Rücksicht auf Vorhandenes nehmen zu müssen. Wenden wir uns nunmehr den einzelnen Erscheinungen zu, in denen kirchliches Rechts-, Verfassungs- und Wirtschaftsleben sich abspielt, so richtet sich der Blick zuerst auf die Bischöfe und ihre Amtssprengel, die Diözesen. Getrennt davon zu behandeln ist die Ausgestaltung der weltlichen Herrschaft der Bischöfe zur Landesherrschaft. 31 Schlesinger II
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Verfassung, Recht und Wirtschaft
Grundsätzlich blieb die Stellung des Bischofs im 12. und 13. Jahrhundert die gleiche wie in den vorhergehenden Zeiten (vgl. Bd. 1 S. 240 ff.). Er war nach wie vor kraft göttlicher Ordnung der einzige Leiter seiner Diözese und als solcher Inhaber der Weihe-, Lehr- und Jurisdiktionsgewalt. Alle anderen Geistlichen leiteten ihre Befugnisse nur aus Übertragung eines Teils der bischöflichen Gewalt ab, woran Bischof Friedrich von Merseburg 1270 den Klerus der Diözese erinnerte, als er ihn zu Schutz und Hilfe für die Merseburger Kirche aufrief, „von der ihr mit geistlicher Nahrung erquickt zu werden pflegt, ja von der ihr sogar alle geistliche Gewalt (auctoritas), die ihr habt, empfangt." Eine Sonderstellung nahm lediglich die Ordensgeistlichkeit ein. In welcher Weise die einzelnen aus dem Bischofsamte fließenden geistlichen Rechte von den Bischöfen von Meißen, Merseburg und Naumburg wahrgenommen wurden, ist in dem Kapitel über Bischöfe und Bistümer dargestellt und belegt worden und braucht hier nicht wiederholt zu werden. Dort ist im einzelnen dargelegt worden, in welcher Weise sich die Bischöfe der Verwaltung und Mehrung des Besitzes ihrer Kirchen annahmen. Nach wie vor war der Bischof derjenige, dem im Prinzip die oberste Verwaltung und der Schutz des gesamten Kirchengutes in der Diözese zukam, wie dies am deutlichsten die zahllosen Urkunden erkennen lassen, die die Bischöfe ausstellten, um Schenkungen, Käufe, Tauschverträge oder auch nur den vorhandenen Besitz der Kirchen ihrer Diözesen zu bestätigen. Gelegentlich wird ausgesprochen, daß Veräußerungen aus Gut aller Kirchen der Diözese, auch tausch- und pfandweise, nur durch Genehmigung des Bischofs Rechtsgültigkeit erlangen können, so 1199 von Bischof Berthold II. von Naumburg. Die vermögensrechtliche Einschränkung der bisdiöflichen Gewalt durch die zum Teil eigenkirchenrechtlich begründete Bindung der Bistümer an das deutsche Königtum hatte sich seit dem Investiturstreit mehr und mehr gelöst. Auf ihren letzten Rest, das Spolienrecht, d. h. das Recht auf den beweglichen Nachlaß der Bischöfe, verzichteten die Könige Philipp und Otto IV. für den gesamten Bereich der Magdeburger Kirchenprovinz. Aber an die Stelle der alten Einschränkungen traten neue. Verfügungsberechtigt war der Bischof, ganz abgesehen von den Gütern der Kirchen seiner Diözese, die selbständige Rechtspersönlichkeiten (im Rahmen des Eigenkirchenrechts) darstellten, also der Klöster, Stifter und Pfarrkirchen, nur über einen Teil des Bistumsvermögens, der als bischöfliches Tafelgut (mensa episcopalis, doch ist dieser Ausdruck in den mitteldeutschen Bistümern nicht üblich) ausgeschieden war, und auch hier konnten Grundstücksgeschäfte seit dem
Stellung der Bischöfe
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13. Jahrhundert nur noch mit Bestätigung des Domkapitels vorgenommen werden. Es wird hierauf zurückzukommen sein. Die Mehrung und Intensivierung des kirchlichen Lebens einerseits, die Hinwendung der Bischöfe zu den Aufgaben weltlicher Regierung ihrer Territorien andererseits machte in zunehmendem Maße eine Zerteilung der bischöflichen Amtsbefugnisse, machte ihre Übertragung auf untergeordnete Instanzen notwendig. War dies zunächst nur in bezug auf Kultus und Lehramt geschehen, so geschah es nunmehr auch hinsichtlich der Verwaltung und Jurisdiktion. Neben und über die Aufgliederung des Bistums in Parochien trat eine Aufgliederung in Archidiakonate und Erzpriestersprengel (sedes, Dekanate). Insbesondere die den Archidiakonen übertragenen Befugnisse wurden von diesen sehr bald gleichsam kraft eigenen Rechts ausgeübt, obwohl sie ihnen ursprünglich nur delegiert gewesen waren. Sie konnten ihnen nicht mehr entzogen werden, wie dies im Mittelalter auch bei Amtsübertragungen im weltlichen Bereich häufig nicht mehr möglich war. Wie die Bischöfe nannten sich die Archidiakone Dei gratia, von Gottes Gnaden. Aus Gehilfen des Bischofs wurden auf diese Weise seine Konkurrenten. Rückhalt fanden diese Archidiakone insbesondere bei den Domkapiteln, denen sie in ihrer Mehrzahl angehörten. In diesen Domkapiteln stoßen wir auf eine weitere Größe, die die bischöfliche Gewalt einschränkte. Sie gewann maßgeblichen Anteil an der Verwaltung der Diözesen. Nur mit Zustimmung des Domkapitels erlangten nicht wenige Handlungen des Bischofs Rechtsgültigkeit. Von hoher Bedeutung war insbesondere, daß die Domkapitel im Laufe des 12. Jahrhunderts zu Körperschaften wurden, denen allein das Recht der Bischofswahl zukam. Es wurde Brauch, daß der künftige Bischof dem Kapitel Versprechungen über seine Amtsführung machen mußte, die in sogenannten Wahlkapitulationen urkundlich bekräftigt wurden. Auf dieseWeise hatten die Domkapitel Gelegenheit, die Rechte des Bischofs immer weiter einzuschränken. Am nachdrücklichsten aber wurde eine solche Einschränkung von oben her vorgenommen, von der römischen Kurie. Im zunehmenden Maße gerieten die Bischöfe seit dem Investiturstreit in Abhängigkeit vom Papste, seinen Legaten und den kurialen Behörden. Das Vordringen des kanonischen Rechts, das den päpstlichen Zentralismus theoretisch unterbaute, bedeutete zwar einerseits eine Stärkung der bischöflichen Gewalt, die wie alle geistliche Gewalt als der weltlichen Gewalt unendlich überlegen erachtet und aus den weltlichen Bindungen gelöst wurde, soweit sie unerwünscht waren, es bedeutete 31*
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aber andererseits ihre Schwächung zugunsten des päpstlichen Primats. Bereits für Bischof Engelhard von Naumburg (gest. 1242) war der Papst Urquell des Rechts (ipse ions juris). Der Bischof empfing also nach Engelhards Meinung seine Rechte nicht mehr unmittelbar von Gott. Trotzdem bedeutet dies keine Wesensänderung des Bischofsamtes. „Die Bedeutung, nicht der Beruf des bischöflichen Amts war durch die neue Stellung der Päpste verändert" (Hauck). Neben die direkte Einwirkung auf die Bischöfe von Rom aus trat die Durchlöcherung der Diözese als des bischöflichen Amtsbereichs durch die Exemtion zahlreicher Klöster und Orden, die unmittelbar unter den Papst traten. Am folgenreichsten war die Exemtion der Bettelorden, da diese die Seelsorge ausübten. Selbst die Parochien als unterste Sprengel kirchlicher Verwaltung fielen auf diese Weise der Durchlöcherung anheim zugunsten der päpstlichen Allgewalt, als deren brauchbare Werkzeuge sich die Mendikanten erwiesen, zuungunsten aber der Bischöfe und des gesamten Weltklerus. Die Aufteilung der mitteldeutschen Bistümer in Archidiakonatsbezirke dürfte in die erste Hälfte des 12. Jahrhunderts fallen. Eindeutig bezeugt ist dies für Naumburg, wo wir 1140 bei der Neuweihe der Kirche in Altkirchen den Dekan der Zeitzer Stiftskirche, Witrad, als Archidiakon im Pleißengau genannt finden. Der Vorgang, dessen gedacht wird, lag einige Jahre zurück, und ein anderer war bereits an Witrads Stelle Archidiakon geworden, der Magister Heinrich von Werleburg, ein Naumburger Domherr. Er tritt in der Zeugenreihe der Weiheurkunde auf. Kann somit das Amt nicht eben erst eingeführt worden sein, so war es doch auch noch nicht sehr alt, denn 1122 wurde bei der Weihe der Kirche in Plauen der Mitwirkung eines Archidiakons noch nicht gedacht. Der Pfarrer der neuen Kirche, Thomas, wurde vielmehr vom Bischof unmittelbar eingesetzt. Man wird also auf Einrichtung der Archidiakonate um 1130 schließen dürfen. Im Bistum Merseburg wird das Amt des Archidiakons (oilicum archidiaconatus) erst 1186 genannt, aber als durchaus bekannt vorausgesetzt. In der Diözese Meißen begegnet ein Archidiakon gar erst 1201. Bei der Dürftigkeit der Uber lieferung besagt dies nicht, daß das Amt nicht schon ein halbes Jahrhundert oder noch länger bestanden haben könnte. Andererseits isl 1114 bei der Gründung des Kollegiastifts Würzen (vgl. S. 203 f.) vom Archidiakonat noch nicht die Rede, dessen ständiger Inhaber der Propst später war. Berücksichtigt man, daß archidiakonale Befugnisse im Erzbistum Magdeburg erstmals 1121 in der Hand des Propstes von Neuwerk bei Halle, in den thüringischen Teilen der Mainzer Erzdiözese 1133 in der Hand des Propstes von Dorla nachzuweisen sind, und daß im Bistum Halberstadt ein Archidiakonat erstmals 1120 in
Arcfaidiakonate
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der Hand des Propstes von Kaltenborn auftaucht, so wird man annehmen dürfen, daß auch in den Diözesen Merseburg und Meißen die Neubildung wie im Naumburger Bistum in die erste Hälfte des 12. Jahrhunderts fällt. Die Zahl der Ardiidiakonate betrug 1225, ganz deutlich dann 1233 im Bistum Merseburg fünf. Zu den vier Domherren, die in Urkunden dieser Jahre nebeneinander als Ardiidiakone auftraten, ist jeweils der Propst von Zschillen hinzuzufügen, der den Archidiakonat bereits seit 1186 innehatte. Dabei ist es bis zur Reformationszeit geblieben. Im Bistum Naumburg sind 1320 vier Ardiidiakonate bezeugt, deren Bestehen sich bereits für das Jahr 1230 erschließen läßt. Eine Änderung erfolgte erst im 15. Jahrhundert, indem die Rechte des Komturs von Plauen über die exemten Ordenspfarreien nun ebenfalls als Archidiakonat bezeichnet wurden (vgl. S. 342 f.) und auch der Pfarrer von Elsterberg über die von ihm abhängigen Pfarrer ardiidiakonale Rechte erhielt. Den älteren Ardiidiakonaten sind diese jüngeren Bildungen nur sehr bedingt vergleichbar. Im Bistum Meißen nennt erst eine Urkunde von 1434 die Ardiidiakonate, und nicht einmal vollständig: es werden acht aufgezählt, doch fehlen die Bezirke der Oberlausitz und der Niederlausitz, die damals zu Böhmen gehörten und in denen infolgedessen die vom Basier Konzil ausgeschriebene und sonst im ganzen Bistum geforderte Steuer nicht eingehoben werden konnte. Sollte sie doch auch gegen die Hussiten verwendet werden. Es bestanden also damals zehn Ardiidiakonate. Wann diese Zahl erreicht wurde, wissen wir nicht. 1495 bestanden nur noch neun, die Propstei Riesa war inzwischen als Archidiakonat in Wegfall gekommen und zur Propstei Meißen geschlagen worden. Im einzelnen handelt es sich um die folgenden Bezirke, deren Grenzen erst für die Refoimationszeit oder das ausgehende 15. Jahrhundert angegeben werden können, so daß Grenzbeschreibungen hier unterbleiben, die zudem sehr viel deutlicher aus Karten entnommen werden können. Im Bistum Merseburg umfaßte der Sprengel des Dompropstes, der im 14. Jahrhundert auch als bannus bezeichnet wurde, in der Hauptsache das kleine linkssaalische Gebiet der Diözese und griff nur in der unmittelbaren Umgebung des Bischofssitzes über die Saale nach Osten hinüber. Zwischen Saale und Elster erstredete sich der Archidiakonat Keuschberg, der seit 1330 mit der Domkantorei verbunden war, jedoch nicht bis zur Bistumsgrenze im Norden reichte. Hier dehnte sich vielmehr in einem schmalen Streifen der Sprengel des Domdechanten an unterer Elster und Luppe über Leipzig bis hinüber
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Verfassung, Recht und Wirtschaft
zur Mulde. Den südöstlichen Zipfel der Diözese um Rochlitz und Geithain umfaßte der Archidiakonat des Propstes von Zschillen, der ebenfalls als bannus bezeichnet wurde (1349). Der Rest der Diözese, also der Hauptteil des zwischen Elster und Mulde gelegenen Gebietes, gehörte hier dem Archidiakonat zu, der 1344 für immer mit der Domsdiolasterei vereinigt wurde und früher vielleicht vorübergehend einmal nach Grimma benannt worden ist. Im Bistum Naumburg erstreckte sich der Ardiidiakonat des Naumburger Dompropstes von der Südgrenze des Bistums gegen den Orlagau entlang der Saale nach Norden, ohne aber die Elster im Osten zu erreichen. Das Elstergebiet um Zeitz und Gera sowie das ganze Vogtland samt einem Zipfel, der über die obere Saale nach Westen hinübergriff, gehörte vielmehr zum Sprengel des Zeitzer Dompropstes. Der pleißnische Archidiakonat umfaßte den alten Pleißengau, aber auch das Rodungsgebiet in dessen Osten sowie im Süden um Crimmitschau, Werdau und Zwickau bis über Kirchberg i. E. hinaus. Erst seit 1418 war er dauernd mit der Naumburger Domkantorei verbunden. Zum Archidiakonat iians Muldam schließlich wurde das erst in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts besiedelte Gebiet des Westerzgebirges und seines Vorlandes geredinet, soweit es zur Naumburger Diözese gehörte. Auch in diesem Falle wurde die Würde erst 1416 auf die Dauer mit der des Zeitzer Stiftsdechanten vereinigt, doch stand bereits seit 1230 fest, daß der Archidiakon stets ein Zeitzer Domherr sein müsse. Der Kern des Meißner Bistums wurde eingenommen von der Propstei Meißen, die sich von einer nördlich Strehla und Dahlen verlaufenden Linie zwischen Elbe, Wilder Weißeritz und Zsdiopau bis zur Südgrenze des Bistums gegen Prag erstreckte. Seit 1307 gehörte auch das Gebiet von Sayda dazu, das, vom Bistum Prag abgekommen (vgl. S. 40), bis dahin dem Meißner Bischof unmittelbar unterstanden hatte. Im Westteil des Bistums gab es drei Archidiakonate: die Propstei Würzen, die sich in einem schmalen Streifen von Colditz abwärts immer am Ostufer der Mulde hinzog, der südlich anschließende Archidiakonat Zschillen zwischen Zwickauer Mulde und Zschopau, mit einem Zipfel im Südosten bis nach Zsdiopau hinauf, und wiederum südlich anschließend der Archidiakonat Chemnitz zwischen diesem Flusse und der Bistumsgrenze gegen Naumburg und Prag. Im Norden erstreckte sich zu beiden Seiten der Elbe der Dekanat Meißen. Den Elbkessel um Dresden samt den angrenzenden Rodungsgebieten bis zur Südgrenze des Bistums nahm der nach dem alten Landschaftsnamen Nisani bezeichnete Archidiakonat (Nisicensis) ein. östlich der Elbe lag zwischen
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dem Strom und der Pulsnitz die Propstei Großenhain, und den ganzen Osten des Bistums umfaßten schließlich die beiden großen Archidiakonate Oberlausitz und Niederlausitz, die identisch waren mit den gleichnamigen politischen Bezirken. Der Name Lusatia supeiioi ist verhältnismäßig jung. Der Archidiakonat war ursprünglich nach Bautzen genannt (de Butsin, Budesinensis). 1307 hat er sich um das Gebiet um Seidenberg vergrößert, wie der Propsteisprengel um Sayda, und vor 1346 auch um das Gebiet um Sorau, das vorher zum niederlausitzischen Archidiakonate gehört hatte. Die Propstei Riesa, die nur vorübergehend als Archidiakonat bestand, umfaßte nur die unter dem Patronat des Klosters stehenden Kirchen. Der Sprengel ist denen von Plauen und Elsterberg im Bistum Naumburg vergleichbar, und es ist sehr fraglich, ob er im 13. Jahrhundert bereits vorhanden war. Nicht in die Archidiakonatsverfassung eingegliedert waren die Bischofsstädte. Für Meißen geht dies mit aller Deutlichkeit aus der Matrikel von 1495 hervor, und in den beiden anderen Bistümern wird es nicht anders gewesen sein. Die Sonderstellung, die diese Städte als civitates im kirchenrechtlichen Sinne innerhalb der Diözese oder besser sogar neben der Diözese einnahmen, ist für Meißen zum Jahre 1244 bezeugt. Die Größe der Archidiakonatsbezirke war sehr verschieden. Sie schwankte am Ausgang des Mittelalters im Bistum Meißen zwischen 27 (Zschillen) und 217 Kirchspielen (Niederlausitz). Im Bistum Merseburg sind für Zschillen 17, für den Scholastereisprengel 89 Parochien berechnet worden. Die Zahlen mögen nicht völlig genau sein, geben aber ein ungefähr zutreffendes Bild. Für das Bistum Naumburg fehlen vergleichbare Zahlen, aber auch hier springt der Größenunterschied zwischen dem Zeitzer Propsteisprengel und dem Muldensprengel sofort in die Augen. Beobachtet man Größe, Lage und Namen der Archidiakonatsbezirke, so gewinnt man den deutlichen Eindruck, daß sie künstlich geschaffen wurden, und zwar nach verschiedenen Gesichtspunkten. Einige Namen knüpfen an vordeutsche Landschaftsbezeichnungen an (Plisni, Nisani), ohne daß doch der kirchliche Sprengel sich auf altbesiedeltes Gebiet beschränkte. Immerhin wird man vermuten dürfen, daß diese Archidiakonate zu den ältesten gehörten und noch vor Beginn der deutschen Ostsiedlung entstanden, in deren Verlauf sie sich dann mit der Entstehung neuer Kirchspiele vergrößerten. Die rein geographische Bezeichnung trans Muldam dagegen weist darauf hin, daß hier an überhaupt nichts Vorhandenes angeknüpft wurde, sondern daß eine Neuschöpfung nach rein rationalen Gesichtspunkten auf jungbesiedeltem
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Boden vorliegt. Ein einziger Archidiakonat ist nach einer sehr alten Pfarrkirche benannt, Keuschberg. Keineswegs aber ist er aus dieser „Urpfarrei" hervorgegangen, sondern die wahrscheinlich noch ältere Pfarrei Görschen liegt mit im Sprengel, ebenso wie die noch im 10. Jahrhundert gegründete Kirche von Schkeitbar. Man wird vermuten dürfen, daß in Keuschberg die Archidiakonatssynoden stattfanden. Hier befand sich 1330 auch ein weltlicher Gerichtsstuhl. Klar sind die Fälle Bautzen und Niederlausitz: hier liegen politische Bezirke zugrunde, die terra Budisinensis und die Mark Lausitz, wie sie im Laufe des 12. Jahrhunderts sich gefestigt hatten; die kirchliche Gliederung schloß sich an die weltliche an. Die übrigen Archidiakonate sind nach den Inhabern genannt, doch sind diese Bezeichnungen teilweise jüngeren Ursprungs, denn eine feste Verknüpfung bestimmter Archidiakonate mit bestimmten Kapitelsdignitäten oder Klöstern und Stiftern erfolgte nicht sogleich bei der Gründung, wenigstens nicht überall. So war der Archidiakonat über das Gebiet um Chemnitz 1254 noch nicht in der Hand des Chemnitzer Abtes, wie dies dann seit 1313 nachweisbar ist. Die feste Übertragung Merseburger Archidiakonate an Merseburger Domdignitäten erst im 14. Jahrhundert wurde bereits erwähnt, während allerdings der Zeitzer Propsteisprengel schon 1196 und dann wieder 1233 in der Hand des Propstes erscheint. Die erst im 15. Jahrhundert mit Dignitäten vereinigten beiden Naumburger Archidiakonate behielten ihre alten Namen bei. 1220 begegnet in einer Urkunde Bischof Brunos II. von Meißen als Zeuge ein Archidiakon Wipertus in Zrudowe. Der Ort ist sonst nicht nachweisbar, und so hat man, da die Urkunde nur in Abschrift überliefert ist, die Lesung Zcsiiowe = Zscheila vorgeschlagen. Wir wüßten dann den Namen des Großenhainer Archidiakonats, bevor er mit der dortigen Propstei verbunden wurde, in der, wie anderwärts dargelegt (vgl. S. 260), die Zscheilaer Kirche aufging. Die älteren Namen der anderen Archidiakonate kennen wir nicht. Es darf aber vermutet werden, daß derjenige des Meißner Dompropstes von Anfang an in dessen Hand war, wenn dies auch erst sehr spät, 1307, urkundlich nachweisbar ist. Größe und Lage des Sprengeis machen es unwahrscheinlich, daß der erste Würdenträger nach dem Bischöfe ihn jemals einem anderen überlassen haben könnte, zumal auch der Merseburger Dompropst schon 1233 als Archidiakon bezeugt ist, ebenso wie der Dechant. Auch der Naumburger Dompropst stand hinter dem Zeitzer nicht zurück und war schon im 12. Jahrhundert Archidiakon: im Jahre 1152 waren die Bewohner von Flemmingen bei Naumburg in sein Sendgericht (synodus) pflichtig. Wann die Würde des Archidiakonus dem Wurzener Propst auf die Dauer übertragen wurde, wissen wir nicht; sicher ist er als solcher erst 1306 bezeugt. Bei der Gründung des Dorfes Kühren bei Würzen 1154
Entstehung der Archidiakonate
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ist von seinen archidiakonalen Rechten nicht die Rede, doch beweist dies nicht das Fehlen der Einrichtung. Der Wurzener Propst steht immerhin an der Spitze der Zeugenreihe. Dagegen war der Meißner Domdechant schon 1219 Archidiakon. Ganz ungewiß ist, wann der Propst von Riesa ardiidiakonale Befugnisse erhielt. Der Grund wird gewesen sein, daß Riesa eine Gründung des Bischofs von Naumburg war und infolgedessen die unter dem Kloster stehenden Kirchen eine Sonderstellung im Bistum Meißen erhielten. Obwohl die Archidiakonate sich keineswegs organisch aus älteren kirchlichen Sprengeln entwickelt haben, sondern durch administrativen Akt geschaffen wurden, entstanden sie doch nicht alle gleichzeitig. Wenigstens in einem Falle können wir spätere Entstehung mit Bestimmtheit nachweisen. Der Merseburger Archidiakonat Zschillen wurde 1184 auf Bitten des Stifters des Augustinerchorherrenstifts Zschillen, des Grafen Dedo, neu geschaffen. Er sollte sich auf den gesamten Allodialbesitz des Grafen (in toto ambitu allodii D. marchionis) erstrecken, d.h. auf das Land Rocblitz, das 1143 von König Konrad III. den Wettinern geschenkt worden war. Es muß also vorausgesetzt werden, daß damals auch im Bistum Meißen ein entsprechender Archidiakonatsbezirk ausgeschieden wurde, wenn er auch als solcher (archidiaconatus Rochlicensis) erst 1209/28 genannt wird, denn die allodiale „Grafschaft" Rochlitz erstredete sich zu beiden Seiten der Mulde, also in beiden Diözesen. Nun haben wir zwar in beiden kein älteres Zeugnis für das Vorhandensein von Archidiakonaten, aber der Wortlaut der Urkunde von 1184 läßt keinen Zweifel darüber, daß damals die Einrichtung durchaus bekannt war und nichts Neues darstellte. Es wurde somit, wie bereits dargelegt (vgl. S. 229), auf Veranlassung eines weltlichen Herrn unter dem Propst von Zschillen ein kirchlicher Jurisdiktionsbezirk gebildet, der sich in zwei Bistümer erstreckte, auf die Diözesangrenzen also keine Rücksicht nahm, um sein Eigengut von der von außen hereinwirkenden kirchlichen Gerichtsbarkeit weitgehend unabhängig zu machen. Dem Gründer des Stifts konnte sein Ansinnen offenbar nicht abgeschlagen werden, zumal er sich erbötig zeigte, Entschädigung zu gewähren: der Merseburger Domkirche wurde die Kirche von Obergeithain mit einem Talent jährlicher Einkünfte übereignet. Auch der Archidiakonat trans Muldam muß später entstanden sein als die übrigen Naumburger Archidiakonate. Im Jahre 1140, als der pleißnische Archidiakonat bereits seit einiger Zeit bestand, gab es im Westerzgebirge noch keine Kirche außer der von Zwickau, und es ist bezeichnend, daß diese alte Kirche zum Pleißensprengel gezogen
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wurde. Die Erweiterung des besiedelten Landes durch das Einströmen deutscher Bauern war also hier Anlaß zur Errichtung eines neuen Archidiakonats, der zuerst 1230 mittelbar bezeugt und 1267 ausdrücklich genannt ist, während im Bistum Meißen anders verfahren wurde. Hier erweiterte die Besiedlung des Erzgebirges die Archidiakonate des Dompropstes und Nisani bis hin zum Kamm des Erzgebirges. Aber auch im Meißner Bistum hat die Siedlungszeit vielleicht neue geistliche Jurisdiktionssprengel ins Leben gerufen, und zwar östlich der Elbe. Völlig eindeutig sind freilich die Quellen nicht. Der Meißner Domherr Nikolaus heißt 1214 dTchipresbytei in Budesin (Bautzen), 1216 dagegen und dann öfter archidiaconus de Bulsin (Budesinensis). Wenn nicht die Bezeichnung Erzpriester von 1214 einfach ein anderer Name für den Ardiidiakonus ist oder wenn nicht Nikolaus, ursprünglich Erzpriester, in die Stelle eines anderen, inzwischen ausgeschiedenen Archidiakonen einrückte, von dem aber nichts überliefert ist, dann hat die Oberlausitz noch 1214 zu einem anderen Archidiakonate (Zrudowe/Zscheila?) gehört und wurde vor 1216 zum selbständigen Archidiakonatssprengel. Hierfür spricht, daß gleichzeitig ein Kollegiatstift in Bautzen gegründet wurde und daß um dieselbe Zeit die Gründung eines weiteren Kollegiatstifts in Großenhain erfolgte, dessen Propst ebenfalls Archidiakon wurde, d. h. vielleicht das Amt des Zscheilaer Archidiakonen übernahm (vgl. S. 488). Wenn dies richtig ist, so ist es naheliegend, in dieser Zeit auch die Neueinrichtung des Archidiakonats Niederlausitz zu vermuten, der 1228 erstmals in den Quellen entgegentritt. Der gesamte Ostteil des Bistums wäre dann im Beginn des 13. Jahrhunderts neu organisiert worden, eine Folge deutscher Siedlung, die hier um 1200 in vollem Gange war, von einigen Teilen der Niederlausitz abgesehen. Die Archidiakone waren, soviel wir erkennen können, in ihrer übergroßen Mehrzahl Mitglieder der Domkapitel. Im Bistum Naumburg wurde dies 1230 für alle Archidiakone ausdrücklich festgesetzt. Wenn zwei der vier Archidiakonate damals dem Zeitzer Kapitel eingeräumt wurden, so ist zu berücksichtigen, daß dessen Propst, der stets auch zugleich dem Naumburger Kapitel angehörte, und daß im übrigen das Zeitzer diesem in gewisser Weise gleichgeachtet zu werden beanspruchte (vgl. S. 121 ff.). Die wenigen Nachrichten, die wir aus der Zeit vor 1230 besitzen, lassen ebenfalls nur Domherren beider Kapitel als Archidiakone erkennen. Im Bistum Merseburg war seit 1184 der Propst von Zschillen Archidiakon, an dessen Stelle 1275 der dortige Komtur trat. Alle anderen in den Quellen entgegentretenden Archidiakone gehörten dem Merseburger Kapitel an. Im Bistum Meißen
Stellung des Archidiakons
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waren von den Archidiakonen außer Propst und Dechanten auch die Pröpste v o n Würzen, Bautzen und Großenhain ständig Mitglieder des Meißner Domkapitels. Die Archidiakone der Niederlausitz und von Nisani waren ebenfalls stets Domherren. Nur der Abt von Chemnitz und der Zschillener Propst (später Komtur) hatten also Archidiakonate inne, ohne dem Kapitel anzugehören, wozu später noch vorübergehend der Propst von Riesa kam. Die Rechte, die die Domherren als Archidiakone ausübten, dürften nicht unerheblich zur Stärkung der Stellung der Domkapitel in den drei Bistümern beigetragen haben. Der Archidiakon war im Hinblick auf kirchliche Verwaltung und geistliches Gericht in seinem Sprengel Vertreter des Bischofs. Die Geistlichen des Bezirks waren, soweit sie nicht von seiner Gewalt ausdrücklich eximiert waren, ihm Gehorsam (subiectio, oboedientia) schuldig und unterstanden seiner Gerichtsbarkeit (iuiisdictio). Er besaß ihnen gegenüber eine Zwangsgewalt (coercitio), mit deren Hilfe er seine Anordnungen durchzuführen vermochte. Sein Aufsichtsrecht (visitatio) übte er auf Visitationsreisen aus, auf denen ihn die unterstellten Geistlichen zu beherbergen und zu verpflegen hatten (procuralio). Dieses Aufsichtsrecht erstredete sich auch auf die richtige Durchführung von Bestimmungen, die über Stiftungen, z. B. v o n Anniversarien, getroffen worden waren. Bei Verstößen und Vergehen verhängte der Archidiakon Bußen und Strafen (correctio). Er vermochte Exkommunikationen auszusprechen und von ihnen loszusprechen. Von ihm wurden die Pfarrer und Vikare ins Pfarramt eingewiesen (vestitura), sie empfingen die cura animarum und den accessus altaris (inslilutio). Als wirkliche Mittelinstanz schoben sich also die Archidiakone zwischen Bischof und niedere Geistlichkeit. Eifersüchtig auf die W a h r u n g ihrer Rechte bedacht, wußen sie im 14. Jahrhundert den Bischof von Meißen dahin zu bringen, diese förmlich zu beschwören und zu beurkunden. W a s damals aufgezeichnet wurde, entspricht durchaus dem Brauche, der schon für das 13. J a h r h u n d e r t aus Einzelurkunden ersichtlich wird, nur daß wohl jetzt erst der Bischof genötigt wurde, selbst bei seinen Patrcnatskirchen die archidiakonalen Rechte anzuerkennen und zu respektieren. Zu Kompetenzstreitigkeiten zwischen dem Bischof und dem Propst und Dekan von Meißen kam es 1307. Für die Ausübung des Rechts der Archidiakone, Dispens von der Präsenzpflicht zu erteilen und den Ubergang von einer Pfründe in die andere zu regeln, finden sich im 13. Jahrhundert noch keine Beispiele, doch muß sie wohl vorausgesetzt werden. Unzweifelhaft stand ihnen aber bereits damals und schon im 12. Jahrhundert, wie das angeführte Beispiel von Flemmingen lehrt (vgl. S. 488), die Sendgerichtsbarkeit über Laien zu (1361 leyen send). Wahrscheinlich ist unter dem Dekan,
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dem die Bürger von Leipzig gemäß dem ihnen vor 1170 verliehenen Stadtrecht gehorsam sein sollten, der Merseburger Domdekan zu verstehen, zu dessen Ardiidiakonatssprengel Leipzig gehörte. Möglich ist freilich auch die Beziehung auf einen Erzpriester (vgl. S. 493), für die aber sonst im Bistum Merseburg die Bezeichnung Dekan, die im benachbarten Naumburger Bistum üblich war, nicht überliefert ist. Audi über Patronatsstreitigkeiten entschied der Ardiidiakon. Das Sendgericht fand bei den dazu bestimmten Pfarrkirchen statt. Eine solche war 1283 z. B. Burkersdorf, das heutige Burgstädt, schon seit alters. Die Gastungspflicht der Geistlichkeit erstreckte sich auch auf diese Sendgerichtstage, von denen wir freilich nicht wissen, in welchen Abständen und für welche Bezirke sie gehalten wurden. Audi vom Verfahren und etwaigen Sendschöffen ist nichts überliefert. Zu Streitigkeiten mit den Landesherren kam es wegen der Ausübung dieser geistlichen Gerichtsbarkeit im Bistum Meißen bereits 1201 und dann wieder in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts. 1252 wurde bestimmt, daß Archidiakone und Erzpriester ihre Sendgerichte (sedes synodales) in Städten und Dörfern (in civilatibus, oppidis et vil Iis) ungehindert halten dürfen. Es ist dabei wichtig, daß auch die größeren Städte (civitates) dieser Gerichtsbarkeit unterworfen waren. Maßgeblich für ihre Handhabung war das im Bistum gewohnheitsmäßig geltende Recht (Meißen 1231: diócesis nostrae consuetudines generales; Merseburg 1304: lex diocesana). Wie weit es mit dem kodifizierten kanonischen Recht übereinstimmte oder von ihm abwich, kann nur durch eindringende Spezialuntersuchung geklärt werden. Im Bistum Merseburg unterschied man jedenfalls bereits 1269 ius canonicum, civile und legale. Das letzte ist wohl identisch mit dem ius commune, auf das Bischof Friedrich 1279 sich bezog. Auch im Bistum Meißen wurde 1291 auf ius canonicum et civile Bezug genommen, und sdion vorher, seit 1281, tauchen Reditsausdrüdce römisch-rechtlichen Ursprungs in den bischöflichen Urkunden auf. In merseburgischen und naumburgischen Urkunden sind solche schon 1271 und 1270 nachweisbar. Werke des römischen und kanonischen Rechts waren 1299 im Besitze des Meißner Domherrn Dietrich von Torgau: die Pandekten Justinians, Gratians Dekret und das Dekretale sowie Erläuterungsschriften dazu. Die Archidiakone empfingen ihr Amt vom Bischof. Von ihm wurde ihnen die cura animaium über Klerus und Laien ihres Sprengeis anvertraut, ihm hatten sie dafür einen Obödienzeid zu leisten. Zu regelmäßigem Besuch der Diözesansynoden waren sie verpflichtet, ebenso zu Beiträgen für den Unterhalt päpstlicher Legaten sowie des Bischofs und
Stellung der Archidiakone
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seiner Boten wie überhaupt zu allen Leistungen, die dem Bischof als Ordinarius, d. h. als Inhaber der ordentlichen Weihe-, Lehr- und Iurisdiktionsgewalt von den Sprengelangehörigen (subiecti) gewohnheitsgemäß entrichtet wurden. Die Übertragung des Amtes scheint bisweilen an die Übergabe einer bestimmten Pfarrkirche geknüpft gewesen zu sein. So empfing 1186 der Propst von Zschillen seinen Archidiakonat zusammen mit der Seelsorge in Rochlitz, und es wurde bestimmt, daß in Zukunft jeder Zschillener Propst diese Kirche nach kirchlichem Benefizialrecht erhalten sollte und mit ihr (cum ipsa) das archidiakonale Amt (honorem archidiaconatus). Der Archidiakon von Nisani war stets Patron von Briesnitz und Kaditz, später wurde ihm auch noch die Kirche von Kötzschenbroda übergeben. In diesem Falle handelte es sidi also wohl nur um die finanzielle Ausstattung des Amtes. Das Recht auf Gastung (procuratio), das die Archidiakone besaßen, wurde bereits erwähnt. Darüber hinaus erhielten sie eine als sinodalia oder synodaticum bezeichnete Gerichtsgebühr, ü b e r ihre Höhe sind wir nicht unterrichtet. In der Niederlausitz wurden 1307 nach alter Gewohnheit die dem Archidiakon von den Geistlichen gebührenden Gefälle in Lot (in lotonibus) erhoben. Ein Lot war gleich 15Denaren. W e n n der Pfarrvikar von Grimma 1339 jährlich einen Vierdung zahlte, so kann dies wohl nicht ohne weiteres auch auf andere Kirchen übertragen werden. Der Pfarrer von Weißenfels zahlte vielmehr 1326 zwei Mark. In späterer Zeit finden wir auch die als calhedraticum bezeichnete bischöfliche Steuer in der Hand der meißnischen Archidiakone. Noch 1255 wurde sie vom Bischof selbst erhoben. Wir wissen nicht, ob der Ubergang noch im 13. oder erst im 14. Jahrhundert stattfand. Ein Recht des Archidiakons an Teilen des Nachlasses der Geistlichen, insbesondere am besten Pferd, ist nur aus der Diözese Naumburg überliefert. Wesentlich schlechter als über die Archidiakone sind wir über die Erzpriester und Landdekane unterrichtet. Im Bistum Meißen war die Bezeichnung archipresbyter, im Bistum Naumburg dagegen die Bezeichnung decanus üblich; im Bistum Merseburg begegnet das Amt höchst selten und spät, doch ist immerhin offenbar, daß wie in der Meißner Diözese von Erzpriestern gespochen wurde. Der Grund für diese Unterschiede ist nicht ersichtlich. Die Meißner Bistumsmatrikel von 1495 zeigt eine Einteilung der einzelnen Archidiakonate in Sedes, das sind (Gerichts-) „Stühle" v o n Erzpriestern, jeweils nach einem bestimmten Orte benannt, zu denen eine verschieden große Zahl von Parochien mit allen darin enthaltenen geistlichen Pfründen gehörte. Bemerkt sei, daß im 14. J a h r h u n d e r t die Inhaber dieser Sedes in der Niederlausitz Pröpste hießen. Das Fragment der Naumburger Bistumsmatrikel, ebenfalls aus dem Ende des 15. J a h r h u n d e r t s stammend,
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zeigt für den Muldensprengel, für den allein die einzelnen Pfarreien genannt sind, diese Einteilung nicht, und auch der schon wiederholt genannte Abschätzungsbericht der vakanten Pfründen von 1320 begnügt sich mit der Angabe der Archidiakonate. Wohl aber enthält ein Subsidienverzeidinis über den ernestinisdien Anteil des Bistums Naumburg von 1524 eine Einteilung in Dekanate, und auch das eben erwähnte Fragment gibt wenigstens in einer Uberschrift an, die Propstei Naumburg habe drei Dekanate. Sie entsprechen den meißnischen Sedes. Zu bemerken ist sogleich, daß der pleißnische Archidiakonat nur ein Dekanat umfaßte, mit dem er sich also deckte. Für den Muldensprengel sind Dekanate, wie gesagt, überhaupt nicht überliefert. Eine vermutete Einteilung in drei derartige Bezirke auf Grund ganz später und unsicherer Überlieferung ist reine Konstruktion. Viel wahrscheinlicher ist, daß auch dieser Archidiakonat nur ein Dekanat umfaßte, zumal ihn das zitierte Fragment ausdrücklich als decanatus tians Muldam bezeichnet. Für die Diözese Merseburg aber wissen wir nur, daß es Erzpriester gab. Am naheliegendsten ist die Vermutung, daß hier die Dekanate oder Sedes sich durchweg mit den Archidiakonaten deckten. Am Ausgange des Mittelalters gliederte sich der Naumburger Dompropsteisprengel in die Dekanate Lobeda, Schkölen, Zorbau (oder Gösen, wüst in Zorbauer Flur?); der Zeitzer Propsteisprengel in die Dekanate Zeitz, Profen (oder Auligk), Gera, Weida, Schleiz, Greiz und Dobna (Plauen i. V.)- Die beiden anderen Archidiakonate waren ungegliedert, und dasselbe vermuteten wir für die merseburgischen. Im Bistum Meißen umfaßte der Dompropsteisprengel die Sedes Döbeln, Freiberg, Lommatzsch, Oschatz, Roßwein, Riesa (zeitweise exemt), Sayda (seit 1307), Wilsdruff; der Dekanatssprengel die Sedes Herzberg, Mühlberg, Prettin, Schmiedeberg, Torgau; der Archidiakonat Nisani die Sedes Dippoldiswalde, Dresden, Pirna, Radeberg; die Propstei Würzen die Sedes Düben, Leisnig, Würzen; der Archidiakonat Chemnitz die Sedes Chemnitz, Stollberg, (Altstadt-)Waldenburg, Wolkenstein; die Oberlausitz die Sedes Bischofswerda, Propstei Bautzen, Kamenz, Sorau (seit 1346, vorher zur Niederlausitz), Löbau, Görlitz, Hohnstein/Sebnitz, Stolpen, Lauban, Reichenbach, Seidenberg (seit 1307); die Niederlausitz die Sedes Beeskow, Calau, Cottbus, Dahme, Forst, Guben, Kirchhain, Lübben, Luckau, Schlieben, Spremberg, Storkow, Zossen. Nur je eine gleichnamige Sedes waren in der Propstei Großenhain und im Archidiakonat Zschillen anzutreffen. Es fällt auf, daß die Sedes des Bistums Meißen meist nach Städten genannt sind, darunter solchen, deren Entstehung erst im 13. Jahr-
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hundert feststeht. Man könnte daraus auf verhältnismäßig späte Entstehung der Einrichtung schließen. Die Verhältnisse in anderen deutschen Bistümern, z. B. Konstanz, lehren jedoch, daß eine Festlegung der Namen dieser Bezirke erst verhältnismäßig spät erfolgte. Im Bistum Konstanz konnte jeder Pfarrer des Bezirks Dekan werden, und nach seinem jeweiligen Amtssitz schwankte zunächst die Bezeichnung des Dekanats. Erst seit dem 14. Jahrhundert erfolgte dann eine Festlegung nach dem ständigen Versammlungsort der jeweiligen Landkapitel, der vielfach identisch war mit dem politischen Hauptort und Verkehrsmittelpunkt des Gebiets. Für das Bistum Meißen fehlt es an Quellen, um eine solche Entwicklung deutlich erkennbar zu machen, aber alles spricht dafür, daß sie in ähnlicher Weise verlief. Jedenfalls wissen wir, daß noch im 14. Jahrhundert keineswegs immer der Pfarrer des Sedeshauptortes Erzpriester seines Bezirks war, z. B. war Erzpriester der Sedes Görlitz 1364 der Pleban von Kieslingswalde. Die Erzpriesterstühle können demnach längst vorhanden gewesen sein, als die Städte entstanden, nach denen sie später hießen. Ob sie früher oder später als die Archidiakonate oder gleichzeitig mit ihnen gebildet wurden, steht dahin. Im Bistum Naumburg sind die Dekanate zumeist nach Orten genannt, deren Kirchen die ältesten und bedeutendsten im Bezirk waren. Dies gilt für Lobeda, Zeitz, Profen, Gera, in gewisser Weise auch für Sdileiz und Greiz (vgl. S. 494). Immerhin ist verwunderlich, daß der ursprüngliche Sitz des Dekans in diesem Teile des Vogtlandes nicht Plauen war. Auch hier ist unter der Bezeichnung Dobna ein Dekanat vorhanden gewesen, aber die Form des Greizer Sprengeis zeigt mit Deutlichkeit, daß Plauen nachträglich von Greiz abgegliedert wurde und nicht umgekehrt Greiz von Plauen. Weida ist wohl an die Stelle von Veitsberg getreten. Schkölen ist bekannt als Sitz eines markgräflichen Landdings, das von 1197 bis 1256 bezeugt ist. Nur bei Zorbau ist eine irgendwie geartete Bedeutung des Ortes nicht mehr erkennbar. Man gewinnt den Eindruck, daß die Namen der naumburgischen Dekanate älter sind als die der meißnischen Sedes. Eine Festlegung scheint hier früher erfolgt zu sein. Aber keineswegs waren auch hier die Pfarrer der Dekanatshauptorte immer Dekane. 1235 begegnen vielmehr zwei Dekane von Dorna (Turnewen) und Ostrau; es sind dies vermutlich die Vorsteher der Dekanate Gera und Zeitz, die also damals bereits bestanden. Bereits zehn Jahre früher taucht neben dem Dekan von Ostrau ein Dekan von Neumark auf, der Erzpriester des Greizer Sprengeis gewesen sein wird. Das älteste Zeugnis für das Vorkommen von Erzpriestern gehört in die Diözese Naumburg und entstammt dem Jahre 1154. Papst Anasta-
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sius IV. beauftragte damals den Dompropst, die Archipresbyter und übrigen Prälaten der Naumburger Kirche, das Georgenkloster im Besitze gewisser Güter zu Gosserau bei "Weißenfels zu schützen. Es ist bemerkenswert, daß hier nicht von Dekanen die Rede ist, wie später durchweg im Naumburger Sprengel. Man wird zunächst an der Identität dieser frühen Erzpriester mit den späteren Dekanen zweifeln. Aber da der Dompropst Archidiakon war, erübrigte sich die besondere Nennung eines solchen, und die archipresbyteri können also nicht mit den Archidiakonen identisch sein, wie man auf Grund des Vergleichs mit den Bezeichnungen z. B. im Bistum Würzburg vermuten könnte. Es ist die Rede von Sprengelangehörigen (parochiani) der Angeredeten und von Gericht (audientia), in dem Klage erhoben werden kann. Die Erzpriester waren also mit einer Teilnahme an den Funktionen geistlicher Gerichtsbarkeit betraut, und man wird sie daher für Vorsteher von Dekanaten halten dürfen. Vielleicht gehört hierher auch ein Sendgericht, das vor 1170/75 der Pfarrer Hugo von Jerisau (bei Glauchau) hielt und in dem er gegen die Nonnen von Remse Klage wegen ihm entzogener Seelsorgeberechtigung im benachbarten Dorfe Weidensdorf erhob. Erzpriester heißt dieser Pfarrer zwar nicht, aber da 1268 (1258?) der Pfarrer Beringer von Jerisau als Dekan (pro tempore Plisnensis tene decanus) bezeugt ist und wir andererseits für Sendgerichtsbarkeit der gewöhnlichen Pfarrer keinerlei Anhaltspunkte haben, dürfte diese Deutung die nächstliegende sein. Sendgerichtsbarkeit scheint auch gemeint zu sein, wenn 1171 dem Kloster Bosau die Kirche in Profen „mit dem Bann" (cum banno) bestätigt wurde. Wir hörten bereits, daß nach Profen ein naumburgischer Dekanat genannt war. In dieselbe Richtung führt das älteste, wesentlich spätere Zeugnis für das Bistum Merseburg. Im Jahre 1270 verhängte Bischof Friedrich über das Gebiet des Markgrafen Dietrich von Landsberg das Interdikt, unter anderem wegen Raubes der Plerde eines Erzpriesters, der pflichtgemäß (secumdum ofticii debitum) dem Sendgericht vorsaß (sinodo piesidenle). Im Bistum Meißen fällt die erste Erwähnung ins Jahr 1214. Sie nennt den uns bereits bekannten Meißner Domherrn und späteren Propst von Bautzen und Archidiakon der Oberlausitz Nikolaus archipresbyter in Budesin lediglich mit Namen. Aber auch hier erfahren wir bereits 1252 von sedes synodales der Erzpriester (vgl. S. 258), an deren Ausübung sie gehindert worden sind, und einige Wochen später befahl Bischof Konrad dem Erzpriester von Torgau, die ihm nachgeordneten Geistlichen (clerici subiecii) zur Eintreibung der Zehnten anzuhalten. Etwa gleichzeitig (1254) wird ein decanus loci, worunter wohl ein Erzpriester verstanden werden muß, für Chemnitz genannt. Ob die in der Meißner Diözese unübliche Be-
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Zeichnung als Dekan auf frühere Zugehörigkeit zu Naumburg deutet (vgl. S. 37)? Um die Mitte des 13. Jahrhunderts waren also in den Diözesen Meißen und Merseburg die Erzpriester in voller Funktion, und wenn dies in der Naumburger Diözese bereits ein Jahrhundert früher bezeugt ist, so wird man in diesen beiden Bistümern aus dem Schweigen der Quellen für das 12. Jahrhundert nicht ohne weiteres auf das Nichtvorhandensein der Sache schließen dürfen. Der Ursprung der Einrichtung ist nicht mehr erkennbar. Es ist möglich, daß die Rechte der Erzpriester teilweise auf Rechte zurückgehen, die die Pfarrer der ältesten Kirchen über die Pfarrer der aus ihren Parochien ausgegliederten jüngeren Kirchen ausübten, doch ist dies nicht eben wahrscheinlich. Wahrscheinlicher ist Neuschöpfung von oben her, wie bei den Archidiakonaten, und man hätte dann zu fragen, ob beide Einrichtungen gleichzeitig oder wenigstens im Zusammenhang miteinander erfolgten. Hierfür spricht, daß Archidiakonat und Dekanat oder Sedes sich teilweise deckten und daß im Pleißensprengel der Dekan sich im 14. Jahrhundert deutlich als Vertreter des Archidiakons erweist, der ihn noster decanus nannte (1352); er selbst nannte sich 1353 decanus archidiaconi lene Plisnensis. Im Bistum Merseburg, wo Erzpriester nur selten in den Quellen entgegentreten (1299 in Löbschütz bei Grimma, 1309 in Witznitz bei Borna, erst seit 1369 in Leipzig), hieß der Leipziger Erzpriester 1509 decani et archidiaconatus Merseburgensis archipresbyter Lipczensis. Aber dies kann eine jüngere Entwicklung sein. Im Bistum Meißen waren jedenfalls die Erzpriester im 13. Jahrhundert nicht bloße Unterbeamte der Archidiakone, sondern erhielten ihre Weisungen vom Bischof direkt, und auch der Merseburger Bischof sprach 1270 von seinem Erzpriester. Auf alle Fälle war die Entstehung lies Amtes nur mit Willen des Bischofs möglich. Wesentlich ist das starke Hervortreten der gerichtlichen Befugnisse der Erzpriester in den mitteldeutschen Diözesen in der Frühzeit (12. und 13. Jahrhundert). Die Quellen bestätigen die Angaben des Sachsenspiegels, demzufolge es dreierlei Sendgerichte gab: des Bischofs, des Dompropstes, d. h. des Archidiakons, und der Erzpriester, in die verschiedene Stände pflichtig waren: die Schöffenbaren, die Pfleghaften und die Landsassen. Die neuere Forschung sieht die Pfleghaften als bäuerliche Siedler an. In der Tat hörten wir, daß 1152 die holländischen Ansiedler von Flemmingen dem Send des Naumburger Dompropstes unterstanden. Man wird dann vermuten dürfen, daß die Sendgerichte der Erzpriester für die einheimische slavische Bevölkerung bestimmt waren, die auch im weltlichen Gericht zunächst einen von den Deutschen verschiedenen Gerichtsstand hatte. Uber die sach32 Schlesinger II
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Ii die Zuständigkeit und über das Verfahren der ardiidiakonalen und archipresbyteralen Sendgerichte fehlt leider jede Nachricht, es sei denn, daß eine Synodalenentsdieidung (sententiae synodales), auf die 1293 Bezug genommen wird und die besagt, daß Getreideabgaben an die Peterskirche in Bautzen innerhalb einer Meile im Umkreise Bringschulden seien, in das Bautzner Sendgericäit gehörte. Die Beilegung eines Streites zwischen den Bautzner Franziskanern und der dortigen Weltgeistlichkeit, die 1295 die Erzpriester von Görlitz und Kamenz vornahmen, erfolgte nicht im Sendgericht, sondern in einem Schiedsgericht. Von der Stellung der Erzpriester an der Spitze der Landkapitel der Geistlichen, die in anderen Diözesen Deutschlands völlig im Vordergrunde steht, lehlt in Mitteldeutschland bis zum Ende des 13. Jahrhunderts jede Nachricht, ebenso über ihre Einkünfte. Das bisher bekanntgewordene Quellenmaterial ist viel zu schmal, als daß sich Abschließendes sagen ließe, doch scheint es, daß die mitteldeutschen Erzpriester nicht völlig dasselbe sind wie die Landdekane west- und süddeutscher Diözesen. Wenn Verwaltung und geistliches Gericht im Bistum somit weitgehend aufgegliedert und dezentralisiert waren, so verblieben doch der zentralen Instanz, dem Bischof, noch immer Befugnisse genug, die allerdings an seinem Sitz selbst durch das Domkapitel eingeschränkt wurden, wie bereits angedeutet wurde und weiter unten auszuführen sein wird. Nach wie vor war dem Bischof die volle Weihegewalt vorbehalten. Er allein konnte Priesterweihe, Kirchweihe und Bereitung des heiligen Öls vornehmen. Auch das Sakrament der Firmung spendete grundsätzlich nur er. Unbeschadet der Visitationen durch die Ardiidiakone hatte er das Recht, überall in der Diözese Visitationen durchzuführen, die exemten Klöster ausgenommen. Die nicht exemten Klöster unterstanden nicht den Archidiakonen, sondern dem Bischof unmittelbar. Daß Klostervisitationen in der Tat stattfanden, hörten wir bei der Behandlung der einzelnen Klöster (z. B. Bosau, Zschillen, Mühlberg). Aber auch bischöfliche Visitationen der Weltgeistlichkeit sind vorgenommen worden, wie der ebenfalls bereits berührte Prozeß des Abtes von Chemnitz gegen Bischof Johannes I. von Meißen ergibt (vgl. S. 192). Der Abt wollte als Archidiakon dieses Recht des Bischofs ausschließen, doch ohne Erfolg. Der Prozeß gehört freilich ins 14. Jahrhundert, doch haben wir keine Anhaltspunkte, die uns zu der Annahme berechtigen, das Visitationsrecht des Bischofs sei in den vorhergehenden Jahrhunderten eingeschränkter gewesen. Selbstverständlich hatte der Bischof das Recht, über den Klerus bei Visitationen oder
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auch sonst Bußen und Strafen zu verhängen, bis hin zur Amtsenthebung. Seiner Stellung im allgemeinen kirchlichen Büß- und Ablaßwesen ist an anderer Stelle gedacht worden (vgl. S. 452 ff.). Der Bischof hatte das Recht, die Diözesansynode einzuberufen und zu leiten. Für Meißen ist sie zuerst 1130 bezeugt, für Naumburg vor 1148, für Merseburg erst 1174. Wie oft sie stattfand, ist zunächst nicht erkennbar. Die wenigen auf Synoden ausgestellten Urkunden, die uns erhalten sind, lassen Schlüsse nicht zu, zumal die Zeugenreihen erkennen lassen, daß ausdrückliche Nennung der Synoden in der Datierung bisweilen unterblieb. Wenn aber dann für Merseburg zufällig aus drei aufeinanderfolgenden Jahren auf Synoden ausgestellte Urkunden von 1216, 1217 und 1218 vorliegen, so erscheint der Schluß gerechtfertigt, daß in dieser Zeit, und vielleicht nicht nur in dieser Zeit, Diözesansynoden mindestens einmal im Jahre gehalten zu werden pflegten. 1288 haben wir dann endlich eine sichere Nachricht: der Propst von Zschillen wurde verpflichtet, zweimal im Jahre, am Montag nach Lätare und am Montag nach der Michaeliswoche, nach Merseburg zur Synode zu kommen. Am feststehenden Tage, im Frühjahr und im Herbst, fand sie also nun regelmäßig statt, und Nachrichten aus dem Beginn des 14. Jahrhunderts besagen, daß Pröpste und Prioren zum Besuch gewohnheitsrechtlich verpflichtet waren (prout est consuetum). Aus den beiden anderen Bistümern besitzen wir so konkrete Nachrichten nicht. Wenn aber 1222 die Brüder von Mildenstein verurteilt wurden, auf den Merseburger und Naumburger Synoden die ihnen auferlegte Buße abzuleisten (vgl. S. 454), wenn 1230 angeordnet wurde, die Zeitzer Domherren sollten zur Naumburger Synode nicht anders erscheinen als in kirchlicher Amtstracht und außerdem über die Sitzordnung Bestimmungen getroffen wurden, so ist es recht wahrscheinlich, daß auch in Naumburg die Synoden in nicht allzu großen Abständen an bestimmten Terminen regelmäßig wiederkehrten. In Meißen fanden Synoden 1230 und 1231 statt, so daß auch hier regelmäßige Durchführung mindestens einmal im Jahre vermutet werden kann. Hierfür spricht auch, daß bereits am 30. Dezember 1284 auf den Termin der nächsten Synode, die am Mittwoch nach Lätare stattfinden sollte, Bezug genommen wurde. Es wird dies der festliegende Frühjahrstermin gewesen sein. Uber die Teilnehmer der Synoden sind wir am besten im Bistum Naumburg unterrichtet. Die Zeugenlisten nennen außer den Domherren Äbte, Pröpste, Pfarrer, Vikare und Laien. Aus den Bestimmungen von 1230 wissen wir, daß die Archidiakone an der Spitze der ihnen unterstehenden Geistlichkeit (cum cleio ipsorum) erschienen. Äbte und 32*
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Pröpste, die vom Besuch der Synode beireit waren, gab es anscheinend nicht. Sowohl die Äbte der Benediktinerklöster St. Georg zu Naumburg, Bosau und Bürgel, wie auch der Zisterzienserabt von Pforte und der Prämonstratenserpropst von Mildenfurth sowie die Pröpste der Frauenklöster erscheinen in den Zeugenlisten. Völlig eximiert waren wie überall lediglich die Mendikanten. Im Bistum Merseburg dagegen wird nur der Abt des Petersklosters aui der Altenburg ölter in Synodalurkunden als Zeuge angeführt, und im Bistum Meißen besteht Grund zu der Annahme, daß der Abt von Chemnitz wie auch die Zisterzienseräbte nicht zum Besuch der Synode verpflichtet waren. Auch in Merseburg und Meißen waren Laien an der Synode beteiligt. Wie in Naumburg waren sie durchweg ritterlichen Standes. Bürger und Bauern wurden nicht angetroffen. Der bischöfliche Send war zum geistlichen Standesgericht des Adels geworden. Wieweit diese Laien zum Besuch der Synode verpflichtet waren, steht dahin. Regelmäßig dürften nur die hochstiftischen Ministerialen und ein Teil der freien Vasallen teilgenommen haben. Die Markgrafen, die von allen drei Hochstiftern Lehen hatten, erschienen jedenfalls nicht, und dasselbe dürfte für andere Edelfreie gelten, wenngleich natürlich Nichterwähnung in den Zeugenlisten Anwesenheit nicht ausschließt. Daß der Adel öffentliche Kirchenbuße vor der bischöflichen Synode abzulegen hatte, wurde bereits erwähnt. Ort der Tagung waren die Kathedralkirchen. Nur ein einziges Mal, im Jahre 1237, fand, soviel wir wissen, eine Naumburger Synode in Zeitz statt. Der Grund wird gewesen sein, daß damals der Naumburger Dom im Bau und deshalb unbenutzbar war. Im Gegensatz zu den Synoden der Archidiakone und Erzpriester wurden die bischöflichen Syno d e n als synodus
generalis,
publica, plena o d e r sollempnis
bezeichnet.
Auch die Bezeichnung publicum capitulum kommt vor (1160 in Meißen). Synodalstatuten haben sich aus der Zeit vor 1300 nicht erhalten. Wir wissen infolgedessen nur von Rechtsgeschäften, die auf den Synoden verhandelt und beurkundet wurden. Meist handelt es sich um Grundstüdcsübertragungen auf Grund von Schenkung oder Kauf an Kirchen und kirchliche Anstalten oder um deren strittige Gerechtsame. In solchen Fällen wirkten die Laien bei der Urteilsfindung mit, wenn die andere Partei ein Laie war. Wiederholt wurden Auspfändungen auf den Synoden beurkundet. Daß auch Beschlüsse über die Gestaltung des kirchlichen Lebens der Diözesen gefaßt wurden und der Diözesanklerus hier seine Weisungen empfing, muß vorausgesetzt werden, ist aber nicht überliefert. Das gleiche gilt für feierliche Exkommunikation und Interdikt.
Diözesansynoden • Der bischöfliche Hof
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Sitz der bischöflichen Verwaltung war die bischöfliche Hofhaltung, die curia. Das Wort curia bezeichnet ursprünglich das Gebäude, in dem der Bischof mit seinem Gesinde wohnte und hat diese Bedeutung auch beibehalten. Daneben gewinnt es seit dem 13. Jahrhundert den Sinn einer Behörde, nachweisbar zuerst in Meißen 1231. Es ist von Hoikaplänen und dem Hofnotar die Rede, und nach dem Vorbild weltlicher Fürstenhöle wurden ministerialische Hofämter eingerichtet, auf die bei Behandlung der Hochstiftsministerialitäten noch einzugehen sein wird. Ein Arzt kam hinzu. Eine spezielle Finanzabteilung, die Kammer (camera), ist in Merseburg 1292 nachweisbar. Ein besonderes Münzgewicht (pondus) war dort seit alters üblich. Einen ständigen Leiter der bischöflichen Kurie gab es neben und unter dem Bischof zunächst nicht. Nur zweimal (1147, 1153) tritt in den Naumburger Quellen ein Vitztum (vicedominus) entgegen, der ein Zeitzer Domherr war und zugleich als Schreiber fungierte, ü b e r seine sonstigen Funktionen wissen wir nichts. Möglich ist, daß er nicht ein Amtsträger des Bischofs, sondern des Zeitzer Kapitels war; in Bamberg war der Vitztum Verwalter des Kapitelsvermögens. Die Ämter des Offizials und des Generalvikars begegnen im 13. Jahrhundert noch nicht, doch tritt 1312 in Meißen ein Offizial des Bischofs entgegen. Das Amt kann also noch ins 13. Jahrhundert zurückgehen. Er wird wie anderwärts mit der Wahrnehmung der bischöflichen geistlichen Gerichtsbarkeit betraut gewesen sein. Weihbischöfe als ständige Vertreter und Gehilfen des Bischofs bei der Ausübung seiner geistlichen Amtspflichten (vicarii in pontificalibus) sind in Meißen und Merseburg nicht nachweisbar. In Naumburg wurden dagegen im Falle längerer Abwesenheit Vertreter des Bischofs bestellt, wie dies an anderer Stelle (vgl. S. 115) nachgewiesen worden ist, und gelegentlich ließ sich der Bischof von Nachbarbischöfen vertreten, etwa im Falle von Krankheit. Von eigentlichen Weihbischöfen kann auch hier nicht gesprochen werden. Auch bischöfliche Pönitentiare sind im 13. Jahrhundert in den mitteldeutschen Diözesen nicht nachweisbar. Mit besonderen Aufträgen betrauten die Bischöfe sog. nunlii speciales, die sonst kein Amt innehatten. Sie wurden dem Kreis der Domherren und der bischöflichen Ministerialität entnommen. Die bischöflichen Kapläne waren zunächst Domherren, später nur noch Vikare. Organisierte bischöfliche Kanzleien gab es zunächst nicht. Die Urkunden wurden von Gelegenheitsschreibern geschrieben, die man unter den Angehörigen der Domkapitel und den Kaplänen suchen muß. Ein bischöflicher Notar begegnet in Merseburg zuerst 1186, in Naumburg 1186/90, also um dieselbe Zeit. Noch 1153 war hier der Vitztum als Schreiber tätig, 1168 ein anderer Zeitzer Kanoniker. In
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Meißen ist ein Schreiber des Bischofs (scriptor episcopi) erst 1215 anzutreffen (zusammen mit einem Schreiber des Propstes). 1222 wird ein Notar genannt, später erscheinen wieder Schreiber. Man weiß nicht, ob dies schon im Beginn des 13. Jahrhunderts Inhaber verschiedener Ämter waren, wie es dann 1282 zweifelsfrei belegt ist, als beide in derselben Urkunde als Zeugen genannt werden. Bereits um 1275 begegnen zwei Notare, Johannes und Konrad, in den Urkunden. Der zweite wird sowohl notaiius wie auch sciiptoi genannt. Beide waren Meißner Domherren, während der erste Merseburger Notar ein Mönch, vermutlich des Petersklosters auf der Altenburg, war und auch die zu Beginn und Ende des Jahrhunderts begegnenden Meißner Notare dem Domkapitel nicht angehörten. 1223 war der Notar Johannes Scholastikus in Bautzen. Wahrscheinlich wurden die Kanzleibeamten nicht dem Domkapitel entnommen, sondern rückten in dieses ein. Bezeugt ist dies vom Naumburger Notar Heinrich, der 1255 noch nicht Domherr war, wie dann 1257. Auch in Merseburg begegnen 1287 zwei Kanzleibeamte, Protonotar und Notar, und wenn 1299 in Naumburg ein Protonotar genannt wird, so werden hier dieselben Verhältnisse vorauszusetzen sein. Soviel sich übersehen läßt, tritt bei allen drei Hochstiftern eine feste Organisation der bischöflichen Kanzlei erst um die Mitte des 13. Jahrhunderts ein. Vorher stammen eine große Reihe von Hochstiftsurkunden von Empfängerhand. Als geistlicher Leiter seiner Diözese hatte der Bischof das Recht, Abgaben zu erheben. Sie sind zu unterscheiden von den Abgaben, die er als Grundherr und dann als Landesherr kraft weltlichen Rechts einzog und können ihrerseits wieder eingeteilt werden in solche, die von Geistlichen und solche, die von Laien gefordert wurden. Eine von den Geistlichen erhobene Abgabe war das cathedialicum, das im Bistum Meißen 1255, im Bistum Merseburg 1269 bezeugt ist. Aus der Naumburger Diözese fehlen Nachrichten. Im Bistum Meißen war diese Steuer, wie bereits erwähnt, um die Mitte des 14. Jahrhunderts in der Hand der Archidiakone. An ihre Stelle trat eine andere, als subsidium (episcopale), deutsch stewre bezeichnete Abgabe, die zuerst 1318 entgegentritt. Es scheint also noch im 13. Jahrhundert eine Neuordnung eingetreten zu sein. In späterer Zeit wurde das subsidium aller zwei Jahre erhoben, und zwar nach der Höhe des geschätzten Einkommens der einzelnen Pfründe, und dies war auch schon bei dem cathedialicum der Fall (pro quantitate reddituum suorum). Klöster und Stifter waren von diesen Abgaben befreit. Zu unterscheiden ist hiervon das subsidium caritativum, das zuerst in der Meißner Diözese 1351 bezeugt ist und wohl erst seit dem 14. Jahrhundert erhoben wurde. Welcher Art das subsidium war, das 1291 das Domkapitel und
Kanzlei • Abgaben an den Bischof
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das Kollegiatstift Zeitz dem Naumburger Bischof zu leisten hatten, muß offen bleiben. Als Visitator stand dem Bischof das Recht auf Beherbergung und Verpflegung zu, die sog. procuratio. Da bischöfliche Visitationen der Pfarrkirchen zwar möglich waren, aber in der Regel den Archidiakonen überlassen blieben, ist diese Verpflichtung nicht in eine regelmäßige Abgabe umgewandelt worden. Regelmäßig dagegen visitierte der Bischof die nicht exemten Klöster und Stifter, oder er behielt sich wenigstens das Recht dazu vor. So hören wir 1182, daß das Stift Zschillen verpflichtet war, den Bischof zweimal im Jahre mit einem Gefolge von 15 Mann zu beherbergen. 1278 war diese Verpflichtung auf einmaligen Besuch in der Osterwoche reduziert. Nicht auf das zur Meißner Diözese gehörige Stift selbst, sondern auf die ihm gehörigen Pfarrkirchen in der Merseburger Diözese bezieht sich die Prokurationspflicht, zu der es 1288 vom Merseburger Bischof für seine Beauftragten (nuntii) angehalten wurde. Auch hier hatte also der Bischof das Recht auf allgemeine procuratio, während aus der Naumburger Diözese Nachrichten wiederum fehlen. Von einer Ablösung der Prokurationslast durch die Klöster hören wir erst im 14. Jahrhundert. Die von den Laien geforderte bischöfliche Abgabe war der Zehnt. Auf die verwickelte ältere Geschichte des Zehntwesens ist ausführlich eingegangen worden (vgl. Bd. 1 S. 258ff.). Es stellte sich dabei heraus, daß den mitteldeutschen Bischöfen ein allgemeines, ipso iure geltendes Zehntrecht ursprünglich nicht zukam, sondern daß die Verfügung über den Zehnten bei den Eigenkirchenherren, in erster Linie beim Könige lag. Erst im Verlaufe der Kirchenreform erhoben die Bischöfe Anspruch auf den Zehnten ihrer gesamten Diözese kraft kanonischen Rechts, und die Meißner Bischöfe haben diesen Anspruch sogar mit Urkundenfälschungen durchzusetzen versucht. Es gelang ihnen, wenigstens von den Neubrüchen seit der Mitte des 12. Jahrhunderts eine fixierte Abgabe von einem Schodc Garben je Hufe zu erhalten, während die Dörfer des altbesiedelten Gebietes nach wie vor nur einen Solidus entrichteten, gleichviel wie groß sie waren. Um eigentliche Zehnte handelte es sich dabei nicht, sondern um eine Weiterentwicklung des Anteils an den weltlichen Abgaben der Bevölkerung, der den Bistümern in der Gründungszeit zugewendet worden war, und die Bezeichnung decima und ähnliche wurden dafür zunächst auch nicht gebraucht. Doch wurden die Abgaben bald mit diesem Namen belegt, und man unterschied in Zukunft Altzehnt und Neubruchzehnt. Zehntfrei blieb allem Anschein nach das Herrenland, soweit nicht die Besitzer sich freiwillig zur Leistung des Zehnten verstanden, der dann als voller Ertragszehnt gegeben wurde.
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Diesem um die Mitte des 12. Jahrhunderts in der Diözese Meißen erreichten Zustand entspricht, was wir in der ersten Hälfte des Jahrhunderts in der Naumburger Diözese beobachten können. Wenigstens in ihrem Südteil und im Pleißengau beanspruchte der Bischof ausgedehnte Zehntrechte, über die er zugunsten von Pfarrkirchen, des Klosters Bosau und des Klösterleins Zelle bei Aue verfügte. Es handelte sich, soweit nicht voller Ertragszehnt geleistet wurde, durchweg um in Garben oder Scheffeln zu entrichtende fixierte Getreideabgaben, die als Zehnt (decima, decimacio) bezeichnet wurden. Auch hier wurden Altzehnt und Neubruchzehnt unterschieden. Das Kloster Bosau erhielt vom Bischof einen Zehnt im Pleißengau und im Geragau bereits 1121 zugewiesen, den Neubruchzehnt im Pleißengau erst 1145. Vorher hatte ihn der pleißnische Archidiakonus und Zeitzer Domherr Witrad vom Bischöfe zu Lehen gehabt. Der Altzehnt wurde schon 1121 in „Schobern" (scobrones) erhoben, die vielleicht mit einem Schock Garben gleichgesetzt werden dürfen, und die für einzelne Dörfer überlieferten Zahlen legen die Vermutung nahe, daß von jeder Hufe ein Schober gegeben wurde. Ein Zehntverzeichnis des Klosters Bosau aus der Zeit um 1200 bestätigt dies. Es beginnt mit den Worten: In Budowle decimus dimidius mansus, inde recipimus tot scobrones. Bei den zahlreichen weiteren Dörfern, die aufgezählt werden, ist dann nur noch die Zahl der Schober genannt, die aber überall der Hufenzahl entsprechen wird. Eine Neuordnung muß also auch hier stattgefunden haben, und zwar nach der Vornahme der Verhufung der slavischen Dörfer. Wir stoßen damit auf eine in den Quellen sonst nicht bezeugte Umlegung slavischer Dörfer zu deutschem Recht, als deren Kennzeichen der Schoberzehnt gelten darf. Die kirchlichen Abgaben waren nun nicht mehr auf das Dorf, sondern auf die Hufe als Einheit gelegt. Seitdem werden sie als Zehnt bezeichnet worden sein. Der Zusammenhang mit dem Beginn der deutschen Siedelbewegung ist deutlich: die Zugrundelegung der Hufeneinheit beweist, daß auch im Zehntwesen deutsche Sitte von den Slaven übernommen wurde und nicht nur umgekehrt etwa die Fixierung des Zehnten als slavischer Brauch von den Deutschen, wobei es ohnehin fraglich ist, ob der fixierte Zehnt als spezifisch slavisch gelten darf. Was dem Bischof von Meißen erst um die Mitte des Jahrhunderts gelang, und nur für die Neubrüche, das hatte der Naumburger Bischof schon zu Beginn des Jahrhunderts erreicht, und zwar auch für die Dörfer des Altsiedellandes: von jeder Hufe kam ihm als Zehnt eine fixierte, in Garben zu liefernde Getreideabgabe zu. Daß sie zunächst für die Neubruchhufen die gleiche war wie für die altangebauten Hufen, ergibt das Bosauer Zehntregister, das unterschiedslos Dörfer slavischen und deut-
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sehen Namens aulzählt. Zu 1166 ist ausdrücklich bezeugt, daß der Edle Gerhard von Nöbdenitz den Neubruchzehnten in Schobern entrichtete. Aber dabei ist es anscheinend nicht geblieben. Das Zehntverzeichnis nennt am Schlüsse eine Gruppe von Dörfern, die den Zehnt in gedroschenem Getreide nach Scheffeln gaben. Ortsnamen und Siedlungsformen erweisen sie als deutsche Neuanlagen auf Rodungsland, die jünger sein müssen als die anderen deutschnamigen Orte des Verzeichnisses. Altzehnt und Neubruchzehnt w a r e n jetzt auch in der Art der Entrichtung unterschieden. Ein Zehnt solcher Art, fixiert und in Schobern oder Scheffeln entrichtet, w a r also die decima constituía rusticorum, die 1122 bei der Gründung der Pfarrkirche in Plauen i. V. ihr übertragen und unterschieden wurde vom vollen Ertragszehnt der ritterlichen Leute, der decima plenaria militum, den sie gleichfalls erhielt. Dieser Vollzehnt wurde freiwillig entrichtet, denn erst 1236 wurde der Plauener Kirche ein Zehnt von 140 Äckern (also von unverhuftem Herrenland!), die innerhalb der Parochie gelegen waren, durch den Vogt von Weida als Lehnherrn — Besitzer war Konrad von Roda — zugewiesen. Auch das Bosauer Zehntregister zeigt dieselben Verhältnisse: während vom Königshof in Kürbitz und anderen voller Ertragszehnt gegeben wurde, war der Herrenhof in Siiridishain ( = Ehrenhain) überhaupt von der Zehntzahlung ausgenommen und bewahrte damit den ursprünglichen Zustand. Erst 1139 schenkte der Zeitzer Stiftsministerial Hartwich dem Kloster Bosau den vollen Zehnten von seinem in Krössuln und Meuselwitz in Eigenbau gehaltenen Lande, das also vorher zehntfrei war. Der Naumburger Bischof beanspruchte den Zehnten kraft kanonischen Rechts, und wir hören auch nichts von Widerstand gegen die Entrichtung. Aber w e n n im J a h r e 1166 der eben erwähnte Edle Gerhard von Nöbdenitz gerühmt wird, er habe als erster im Pleißengau auf Grund der Schenkung Bischof Udos dem Kloster Bosau den Neubruchzehnten entrichtet, so bekommt man doch Bedenken, ob denn wirklich der bischöfliche Zehntanspruch allgemein Anerkennung fand, zumal wenn man sich erinnert, daß diese Schenkung bereits zwei Jahrzehnte zurücklag. Vom Zehntrecht des Bischofs erhalten wir Kenntnis aus Anlaß der Stiftung von Pfarrkirchen und Klöstern, die v o n ihren Stiftern dotiert wurden und die der Bischof weihte. Es lag sicherlich auch in der Absicht der Stifter, den neuen Kirchen Zehnten zuzuwenden, und dies geschah dann am zweckmäßigsten, weil von kirchlicher Seite nicht anfechtbar, in den Formen des kanonischen Rechts durch den Bischof. Besonders deutlich wird dies bei der Stiftung der Zwickauer Pfarrkirche 1118, wo im Bereiche des territorium, also des
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weltlichen Herrschaftsbezirks, anscheinend ein voller Ertragszehnt zur Hälfte — wer die andere Hälfte bezog, wissen wir nicht — und noch dazu der Fisch- und Jagdzehnt eingeräumt wurden, dieser ausdrücklich kraft Schenkung der Stifterin, der Gräfin Bertha von Groitzsch. Das gleiche geschah 1122 in Plauen. Hier war der Zehntbezirk der pagus Dohna, der Herrschaftsbereich des Grafen von Eberstein (qui ditioni eius subiacebat). Ob aber auch dort, wo die Eigenkirchenherren nicht von sich aus Zehnte zuwiesen, der Bischof Zehnte anweisen konnte, ist doch recht fraglich. Im Geragau wurden dem Kloster Bosau die Zehnten lediglich von acht oder neun Dörfern überwiesen, und man weiß nicht, wie der Bischof in ihren Besitz kam; im bei weitem größten Teil des Gaus hatte er anscheinend kein Zehntrecht. Ob es hier dem Grundherrn, dem Stifte Quedlinburg, zukam? Vielleicht waren aber auch die genannten Dörfer zu deutschem Recht umgelegt worden und zehnteten deshalb dem Bischof, während die anderen überhaupt zehntfrei waren. Anders scheinen die Verhältnisse im Pleißengau zu liegen, denn der Zehnt von 1000 Schobern, den der Bischof scheinbar ohne fremdes Zutun ebenfalls dem Kloster Bosau zuwies, ist stets von der Forschung als Zehnt des ganzen Gaus angesehen worden. Er war dies aber in Wirklichkeit nicht, denn die zur Parochie Altkirchen gehörigen Dörfer, die uns 1140 genannt werden, erscheinen nur zum Teil im Bosauer Zehntregister. Aber auch die Kirche von Altkirchen bezog 1140 keinen Zehnt, er wäre in der ausführlichen Weiheurkunde sicherlich genannt worden. Ob also von den im Register fehlenden Dörfern überhaupt gezehntet wurde und an wen, wissen wir nicht. Weiter ist zu beachten, daß 1145 von neun Dörfern die Rede ist, die dem Bischof „seit alters" zehnteten (decimam de novem villis, que antiquitus decimam persolverunt, quam proprio manu tenueram). Vermutlich handelt es sich um dieselben neun Dörfer, die 976 der Zeitzer Kirche im Pleißengau geschenkt wurden (vgl. Bd. 1 S. 50). Dann aber hätte es eine Zeit gegeben, in welcher der Bischof nur auf dem Besitz seiner Kirche zehntberechtigt war. Da andererseits die Zuweisung von 1121/1145 in der Tat verwirklicht worden ist, wie das Besauer Zehntverzeichnis lehrt, muß dem neuen bischöflichen Anspruch von anderer Seite Nachdruck verliehen worden sein. Hierfür kommt nur der deutsche König in Betracht, der noch 1160 den Pleißengau als pagus noster Plisna bezeichnete. Auch hier würde sich dann ein Zusammenhang von Zehntrecht und weltlicher Herrschaft ergeben. Es ist dabei bemerkenswert, daß 1145 dem Kloster nur der halbe Zehnt, wie 1118 in Zwickau, zugewiesen wurde; wer die andere Hälfte bezog, ist wiederum nicht ersichtlich.
Art der Zehnterhebung
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Erst Friedrich Barbarossa bestätigte 1160 dem Kloster den ganzen Zehnt, jetzt folgerichtig in Höhe von 2000 Schobern. Ihm dürfte also das Recht der Zehntverleihung zugekommen sein. Wir führen noch zwei weitere Fälle an. Dem Kloster Bürgel überwies um 1145 Bischof Udo den Neubruchzehnt nur auf seinen eigenen Besitzungen, d. h. praktisch, daß er diese vom bischöflichen Zehntanspruch befreite. Das gleiche geschah 1165/70 mit dem Kloster Remse, das dazu noch das Recht der Zehnterhebung auf bischöflichen Besitzungen östlich der Mulde erhielt, während der Besitz des Markgrafen Otto von Meißen ausdrücklich ausgenommen wurde. Hier hatte dieser selbst den Zehnt zu Lehen, so heißt es. Ob dies nicht einfach bedeutet, daß er ihn nicht zahlte und auch nicht dazu gezwungen werden konnte, daß aber in lehnrechtlicher Form wenigstens der Anspruch gewahrt wurde? Der Zusammenhang zwischen weltlicher Herrschaft und Recht der Zehnterhebung wird durch diese Beispiele doch recht deutlich, und daß es sich dabei nicht nur um kirchliche Grundherrschaft handelte, zeigt neben den Maßnahmen Friedrich Barbarossas das Beispiel des Markgrafen Otto. Frühzeitig nachweisbare Zehntkirchen waren außer Zwickau und Plauen die Kirchen in Zeitz (St. Michaelis) und in Profen, beides bischöfliche Eigenkirchen. Die Profener Zehnteinkünfte betrugen 1170 nicht weniger als 1100 Schober. Wahrscheinlich sind diese Zehnten beiden Kirchen vom Bischof überwiesen worden. Ob aber der Zehnt vor der Uberweisung vom Bischof selbst jemals im vollen Umfange eingehoben wurde, bleibt eine offene Frage, und bezeichnend ist es, daß im genannten Jahre der Profener Zehnt lehnweise dem Grafen Dedo, dem Herrn der benachbarten Burg Groitzsch, gegen 11 Hufen, die er abtrat, überlassen wurde, weil er ihn für seine Burg benötigte, in deren Bezirk die Pflichtigen Dörfer zum großen Teile gelegen haben werden. Vielleicht ist auch hier die erste Zuweisung im Einvernehmen mit der weltlichen Gewalt erfolgt, zumal die Profener Kirche wahrscheinlich eine adlige Gründung ist (vgl. Bd. 1 S. 179). Die Zehnten der Zeitzer Michaeliskirche aber lagen 1154 in verstreuten und teilweise von Zeitz weit entfernten Dörfern, so daß auch hier bei der Zuweisung die Dorfherren beteiligt gewesen sein werden. Man gewinnt den Eindruck, daß der Bischof das Zehntrecht, das er beanspruchte, selbst gar nicht recht zu nutzen vermochte und daß deshalb Zuweisung an Pfarrkirchen oder auch an weltliche Herren nach Lehnrecht sich empfahl. Wurde der Zehnt in Garben erhoben, so bedeutet dies, daß er auf den Feldern abgeholt werden mußte. Wie hätte dies in der doch häufig sehr kurzen Erntezeit von Naumburg oder
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Verfassung, Recht und Wirtschaft
Zeitz aus im gesamten Bereich der Diözese geschehen können? Das Bosauer Zehntverzeichnis ist angelegt worden, um solche Abholung zu organisieren, aber hier handelte es sich um ein sehr viel kleineres Gebiet. Man gewinnt weiterhin den Eindruck, daß eine Erhebung überhaupt nur dort möglich war, wo bei den weltlichen Herren guter Wille vorhanden war. Wo dies nicht der Fall war, blieben die bischöflichen Anordnungen erfolglos. Am deutlichsten ist dies bei den Zehntverhältnissen der Zwickauer Pfarrkirche (in Osterwein, vgl. Bd. 1 S. 185 ff.) zu beobachten. Schon 1219 stand ihr nur noch, oder vielmehr noch immer nur, der Zehnte in den wenigen Dörfern vordeutschen Ursprungs in der Muldenaue zu, während die Dörfer der umliegenden, innerhalb der 1118 umschriebenen Parochie entstandenen Rodungsherrschaften ihr nicht zehntbar waren. Sofern sie Zehnt entrichteten — wir wissen dies nicht, können es nur vermuten, da 1192 die Zwickauer Stadtkirche im Besitz eines Zehnten von 50 Schobern war —, muß er den in diesen Dörfern selbst errichteten neuen Kirchen und gelegentlich auch den Stadtkirchen zugefallen sein, und zwar kraft Zuweisung durch die Kirchengründer, die man ohne Bedenken nach wie vor als Eigenkirchenherren bezeichnen darf. Ähnlich liegen die Dinge in Plauen i.V. (vgl. Bd. 1 S. 187ff.). Hier ist an die Stelle des 1122 zugewiesenen Zehnten der sog. Pfaffenscheffel getreten, eine Abgabe an gedroschenem Getreide, die 1448 noch immer 380 Scheffel Korn, 30 Scheffel Hafer, 2 Scheffel Weizen und ein Scheffel Gerste trug. Die Pflichtigen Orte verzeichnen die Visitationsprotokolle der Reformationszeit. Sie füllen bei weitem nicht die 1122 umschriebene Parochie aus, sondern vor allem im Süden und Osten waren weite Gebiete nicht mehr nach Plauen pflichtig. Auch hier kann der Zehnt nur von den Besitzern der auf Rodungsboden neu entstandenen Herrschaften ihren Eigenkirchen zugewendet worden sein. Wenn 1166 der schon wiederholt genannte Edle Gerhard von Nöbdenitz der neuen Pfarrkirche des Ortes mit ausdrücklicher Erlaubnis des Bischofs 40 Schober des von ihm dem Kloster Bosau entrichteten Neubruchzehnten überwies, so ist dies ein Beispiel dafür, wie eine solche eigenkirchenrechtlich begründete Zuwendung zweckmäßig mit den Formen des Kirchenrechts in Einklang gebracht wurde. Ob sie stets in dieser Weise stattfand, ist mindestens zweifelhaft, und jedenfalls konnte der Bischof ein derartiges Ansinnen schwerlich ablehnen, wenn es ihm gestellt wurde. Dies mag genügen, um den Widerstreit kanonischer und eigenkirchenrechtlicher Prinzipien im Zehntrecht der Diözese Naumburg zu verdeutlichen. In der Meißner Diözese führte dieser Widerstreit zu ernsten Zusammenstößen mit der weltlichen Gewalt, zu Exkommunikation und
Art der Zehntentrichtung
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Interdikt, ja zu olfener Fehde. Dies ist an anderer Stelle dargelegt worden (vgl. S. 87). Hier handelt es sich nur um die Schilderung des tatsächlichen Zustands und seiner rechtlichen Begründung. Die Vereinbarung, die für das Gebiet der Mark Meißen vor 1162 getroffen worden war, hat einen Dauerzustand nicht herbeigeführt. Jene Abgabe von einem Solidus je Dorf, die bis dahin landesüblich gewesen war und für das Altsiedelgebiet zunächst beibehalten wurde, begegnet in späteren Quellen nicht mehr. Wie in den Rodungsdörfern muß auch in den Dörfern vordeutschen Ursprungs die Geldzahlung in eine Getreideleistung umgewandelt worden sein, die für die Kirche günstiger war. Die deutschen Siedler gingen also voran, die einheimischen Slaven folgten. Von einer Angleichung des Zehntrechts an die einheimische Sitte kann in dieser Hinsicht keine Rede sein. Aber auch die Fixierung der Zehntleistung im Gegensatz zum vollen Ertragszehnt bedeutete nicht ohne weiteres eine bloße Angleichung an slavischen Brauch, sondern war eine der Erleichterungen, die den Siedlern auch in anderer Hinsicht, etwa im Gerichtswesen, gewährt zu werden pflegten, und daß die Fixierung zunächst in Geld geschah, deutet doch auch nicht auf altertümliche slavische Gepflogenheit. Grundsätzlich freilich erwartete der Bischof von Meißen von den Neuankömmlingen die Entrichtung des vollen Ertragszehnten, und wo sie sich auf Bistumsland niederließen, mußten sie ihn auch leisten, so 1154 in Kühren und 1185 in Löbnitz. Es sind dies bezeichnenderweise die einzigen klaren Zeugnisse für vollen Zehnt bäuerlicher Siedler, die wir aus der Diözese haben. Die bischöfliche Auffassung, die auch von Erzbischof Wichmann von Magdeburg geteilt wurde, kam in einem Tauschvertrag Bischof Gerungs mit diesem im Jahre 1163 deutlich zum Ausdrude: es ist da die Rede vom Zehnten, den die Slaven fixiert und alle anderen voll entrichten (quam vel Sclavi ex sialuto vel aliud quodlibet genus hominum ex integro persolvuni), aber wiederum handelt es sich um Besitz der beiden Kirchen. Diese Auffassung hat sich außerhalb der bischöflichen Besitzungen nicht durchzusetzen vermocht. Als es im Jahre 1252 wiederum zu einem Vertrag mit dem Markgrafen von Meißen kam, mußte Bischof Konrad zubilligen, der Zehnt in der Mark solle nach Gewohnheit des Landes (secundum terrae consueludinem) entrichtet werden. Im deutlichen Gegensatz steht dies zu der bisher vertretenen Ansicht, wie sie 1231 in einer Urkunde Bischof Heinrichs für das Kloster Buch zum Ausdruck kommt: hier ist die Rede von Zehnten, die kralt allgemeiner Gewohnheit des Bistums anfallen (quia . . . secundum diócesis nostrae consuetudines generales episcopales deeimae excrescebant). Landrecht stand also hier gegen Kirchenrecht, und wenn der Vertrag von 1252 sonst durchaus einen Sieg der Kirche
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Verfassung, Redit und Wirtschaft
über die weltliche Gewalt bedeutete, so siegte doch in der Zehntfrage das Landrecht. Die „Gewohnheit des Landes" war recht ungleichmäßig. Gewohnheit war jedenfalls nicht ein allgemeines Zehntrecht des Bischofs, das lehren die um 1200 beginnenden Auseinandersetzungen, die es bei dem Versuche seiner Durchsetzung gab, deutlich genug. In einem Falle führten sie zum direkten Verbot der Zehntentrichtung an den Bischof (Ulrich von Wettin 1201). Das heißt mit anderen Worten, daß die Erhebung der Zehnten, sofern solche überhaupt entrichtet wurden, vielfach bei den Pfarrkirchen, d. h. aber im Zeitalter der Ostsiedlung bei den neugegründeten Eigenkirchen des Adels gelegen haben muß. Die Kirchgründer beanspruchten die Zehnten für die von ihnen gestifteten Kirchen. Drei Beispiele mögen dies veranschaulichen: Im Jahre 1119 beurkundete „Markgraf" Konrad, sein Vater Thimo habe die Kirche in Torgau zuerst dotiert, u. a. mit Zehnten und mit Scheffeln, die von den einzelnen Hufen geschüttet wurden (aliasque decimas quorundam ad pieíatum ¡ocum pertinentes cum modiis, qui singuli de singulis mansis redduntur). Auch der Zehnt zweier Herrengüter wurde mit ausgesetzt, und es ist klar, daß der Wettiner über den gesamten von seiner Grundherrschaft anfallenden Zehnt frei verfügt hatte. Bei der Neugründung der Kirche in Kamenz 1225 umfaßte die von Bernhard von Vesta überwiesene Ausstattung u. a. den vollen Ertragszehnt des Herrenhofes samt Zehnten von an die Herrschaft zu entrichtenden Abgaben, sowie in Scheffeln von den einzelnen Hufen zu entrichtende Getreideabgaben in 16 zur Parochie gehörigen Dörfern. Im Jahre 1250 stattete Siegfried von Mügeln das von ihm gegründete Kloster Sornzig u. a. aus mit Zehnten in 11 Dörfern, die 151 Vi Schock Garben, ein Malter Korn und zwei Malter Hafer trugen. Ob also eine Pfarrkirche oder ein Kloster bedacht wurden, ob die zehntenden Dörfer im Altsiedellande lagen wie bei Torgau und in Dalaminzien oder ob es sich um neugegründete Dörfer deutscher Siedler handelte wie im Falle von Kamenz — die Dorfherren verfügten als Eigenkirchenherren über den Zehnten und die sonstigen Getreideleistungen an die Kirche. Die angeführten Beispiele zeigen zugleich, daß die Entrichtung des Zehnten in verschiedenartiger Weise erfolgen konnte. Herrengüter zehnteten in voller Höhe vom Rohertrag. Vom Bauernland wurden fixierte Zehntabgaben in doppelter Weise entrichtet: als Garbenzehnt in Schocken und als Körner- oder Sackzehnt in Scheffeln oder Maltern, wie wir dies bereits im Bistum Naumburg kennengelernt haben. Es kann indes dabei nicht wie dort deutlich geschieden werden zwischen
Körnerzehnt und Meßkorn
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altbesiedelten und gerodeten Dörfern oder gar zwischen deutscher und slavischer Sitte der Zehntentrichtung, denn beide Arten kommen in der Diözese Meißen sowohl in Dörfern vermutlich deutschen wie vermutlich vordeutschen Ursprungs vor, und auch nach Landschaften ist nicht zu scheiden. Mitten unter den nach Sornzig in Garben zehntbaren Dörfern liegt ein Dorf, das Sackzehnt gibt, und in den Parochien Torgau und Weßnig wiederum, wo 1251 die übergroße Mehrzahl der Dörfer in Scheffeln zehnteten, wurden doch in einigen Dörfern Schocke erhoben. Nur speziellste lokalgeschichte Untersuchung, die hier nicht geleistet werden kann, vermöchte vielleicht die Gründe solcher Unterschiede aufzuhellen. Vollzehnte, die hier gleichfalls anfielen, lagen auf Herrenland oder Äckern, die ehemals Herrenland gewesen waren. In den zur Ausstattung des Afraklosters in Meißen gehörigen Dörfern wurden 1205 sowohl Körner- wie Garbenzehnte entrichtet (decimae et scocci). Man könnte, blickt man auf die in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts im Bistum Naumburg bezeugten Verhältnisse, im Kömerzehnten eine spätere Stufe der Entwicklung sehen, eine Umwandlung des ursprünglichen Garbenzehnten. Denn zweifellos war der Körnerzehnt für beide Teile vorteilhafter als der Garbenzehnt. Er beließ den Bauern das Stroh und gestattete jederzeitige Einbringung der Ernte, ohne auf den Zehnteinnehmer warten zu müssen. Dieser wiederum wurde überhaupt überflüssig, denn der Sackzehnt war in der Regel eine Bringschuld. Er bot außerdem den Vorteil genaueren Maßes. In der Tat sind nicht wenige Garbenzehnten in Sackzehnte umgewandelt worden. Die Visitationsprotokolle der Reformationszeit kennen fast nur noch Getreideabgaben in Scheffeln, nunmehr vielfach als Dezem bezeichnet, und im Falle von Weßnig und Torgau läßt sich zeigen, daß alle Zehntabgaben schließlich in Scheffelzehnt umgewandelt wurden. Aber nur auf diese Weise entstand der Körnerzehnt nicht. Hiergegen spricht schon der alte Beleg aus Torgau, der ins 11. Jahrhundert führt; hiergegen spricht vor allem, daß der Körnerzehnt auch als „Meßkorn" (annona missalis) bezeichnet oder dieser Abgabe gleichgesetzt wurde. Wiederum in den Parochien Torgau und Weßnig ist diese Gleichsetzung bezeugt, und hier wird auch völlig deutlich, daß das Meßkorn eine an den Pfarrer zu entrichtende Abgabe war, die ein Entgelt für die von ihm vorgenommenen gottesdienstlichen und seelsorgerischen Handlungen, in deren Mittelpunkt die Messe stand, darstellte. Im Jahre 1310 kam nämlich eine Vereinbarung des Klosters Nimbschen mit dem Pfarrer von Zwethau nordöstlich Torgau über die
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Verfassung, Redit und Wirtschaft
Errichtung einer Filialkirche in Zeckritz zustande. Es wurde bestimmt, der Zwethauer Pfarrer solle einmal in der Woche in Zeckritz Messe lesen und dafür jährlich von jeder Hufe einen Scheffel Meßkorn (pro missali annona) erhalten, ohne Schmälerung des Meßkorns, das die Nimbschener Nonnen seit alters in diesem Dorfe hatten. Dieses Meßkorn der Nonnen muß aber identisch sein mit dem Scheffelzehnt, der 1251 für Zeckritz bezeugt ist, übrigens nicht unter dem Namen Zehnt. Es heißt lediglich „diese Dörfer geben Scheffel" (iste ville dant modios). Ein ganz ähnlicher Vorgang ist 1267 aus der Diözese Naumburg überliefert. Heinrich Vogt von Plauen hatte in Theuma bei Plauen eine neue Kirche gestiftet und dotiert. Außerdem erklärten die Bauern des Kirchspiels (rustici pertinentes ad eandem panochiam) sich bereit, dem Pfarrer dafür, daß er bei ihnen Wohnung nahm und persönlich Gottesdienst hielt (faciat residentiam et per ipsum ibidem divinum oflicium frequentius habeatur), eine regelmäßige Leistung in Scheffeln zu schüttenden Getreides darzubringen. Der Ausdruck Meßkorn begegnet hier nicht, aber die Sache ist ganz dieselbe. Die Frage scheint berechtigt, ob nicht auch der Plauener Pfaffenscheffel eine vergleichbare Abgabe ist. Berücksichtigt man nun noch, daß in Polen das Meßkorn eine für deutschrechtliche Siedlung geradezu bezeichnende Abgabe an den Pfarrer war und hier als tacma bezeichnet wurde, was dem in Mitteldeutschland gebräuchlichen Worte Dezem entspricht, so wird man im Körnerzehnten teilweise gleichfalls eine mehr oder weniger freiwillig übernommene oder auch wie in Zeckritz vom Grundherrn einfach auferlegte Abgabe der Bauern an den Pfarrer erblicken dürfen, die also mit Bischofszehnten nichts zu tun hat. Es heißt vielmehr 1241 für Zadel bei Meißen ausdrücklich, der Zehnt des Dorfes werde um des Pfarramts willen (ratione plebanatus) gezahlt. Daß diese Abgabe der Genehmigung durch den Grundherrn bedurfte, ist in Theuma bezeugt, und daß nur der Grundherr als Eigenkirchenherr sie der auszustattenden Kirche übertragen konnte, ist klar. So erklärt sich, daß der Sackzehnt vielfach als vom grundherrlichen Stifter übergebenes Ausstattungsstück erscheint. Ein eigentlicher Zehnt war er gar nicht, sondern ein Ersatz für den Zehnten. Wenn in späterer Zeit das Meßkorn bei Auspfarrungen als zusätzliche Belastung neben dem Zehnten erscheint, so besagt das nicht, daß dies auch in der Siedlungszeit bereits so gewesen sei. Als 1220 Bischof Bruno II. die Überweisung der Pfarrei Lampertswalde bei Großenhain an das Meißner Kreuzkloster bestätigte, zählte er die einzelnen Orte auf, in denen von jeder Hufe dem Pfarrer je ein Scheffel Korn und Hafer gegeben wurde. Lampertswalde kann damals erst wenige Jahrzehnte bestanden haben, so daß die ursprünglichen Ver-
Meßkorn • Zehnt vom Herrenland
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hältnisse schwerlich geändert sein können. W ä r e außer dieser nicht als Zehnt bezeichneten Scheffelabgabe noch ein Bischofszehnt fällig gewesen, so hätte er genannt werden müssen, sei es nun, daß der erlassen wurde oder daß der Bischof trotz der Übereignung an das Kloster ihn sich vorbehielt. Eines grundsätzlichen Unterschieds zwischen Zehnt und Meßkorn war man sich jedenfalls im Beginn des 14. Jahrhunderts nicht bewußt, wie eine bischöfliche Urkunde für das Kloster Seußlitz von 1316 erweist, wenn sie von „Meßkorn oder Zehnt in Scheffeln und in Garben" spricht (annona missalis seu decima in modiis et manipulis). Selbst der Unterschied zum Garbenzehnt scheint hier verwischt. Die Ursache dürfte sein, daß damals Garbenzehnte kraft bischöflicher Verleihung oder grundherrlicher Festsetzung in großer Zahl ebenfalls in der Hand der Pfarrer waren und daß der Umwandlungsprozeß der Garbenzehnten in Sackzehnten bereits im Gange war. Der in den Visitationsakten der Reformationszeit so häufige Dezem als in Körnern zu schüttende fixierte Getreideleistung wird zum größten Teil auf das Meßkorn zurückgehen, zumal diese Bezeichnung nicht mehr entgegentritt. Der Vertrag von 1252 dürfte die beschriebene Art der Zehntung endgültig gebilligt haben. Dem stand auf der anderen Seite das Zugeständnis des Markgrafen gegenüber, von seinen Gütern in der Niederlausitz Zehnt zu zahlen und auch die anderen dortigen Gutsbesitzer (possessores) zur Zehntzahlung anzuhalten. Es handelt sich dabei um den sog. Prädialzehnten (decima piaedialis), der auf das Herrenland gelegt werden sollte, während der Streit ein halbes Jahrhundert früher um den Niederlausitzer Zehnten ganz allgemein gegangen war. Offensichtlich war das Herrenland um die Mitte des Jahrhunderts in der Niederlausitz noch immer zehntfrei, während in der Mark Meißen davon in der Regel — keineswegs immer — voller Ertragszehnt gegeben wurde. Die Freiwilligkeit dieser Leistung wird im Vergleich mit den niederlausitzischen Verhältnissen wiederum deutlich. Nun aber sollte allgemein das dortige Herrenland zehntpflichtig sein, und der Markgraf erklärte sich als erster zur Entrichtung bereit. Beide Parteien haben den Vertrag nicht gehalten. Der Bischof forderte sofort den vollen Ertragszehnten (vera decima) nicht nur vom Herrenland, sondern, unter Berufung auf den Vertrag mit dem Markgrafen, von allen Pfarreingesessenen (a vestris parrochialibus omnibus), und zwar als Bischofszehnten (ut nobis decimas nostras solvant), wie aus einem Mandat an den Erzpriester von Mühlberg (1252) hervorgeht, das die anderen Erzpriester in derselben Weise erhalten haben werden. In Wirklichkeit wurden nicht einmal die Prädialzehnten gezahlt, und 33 Schlesinger II
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so kam es 1283 zu einem neuen Vertrag, in dem diese wenigstens zugesagt wurden. Es ist völlig deutlich, daß die Meißner Bischöfe den herkömmlichen Zustand im Sinne des kanonischen Rechts zu ändern suchten. Dies geht auch aus einer Urkunde König Ottokars von Böhmen von 1226 hervor, in der zugesagt wird, den bischöflichen Ansprüchen auf den Neubruchzehnten in der Oberlausitz Rechnung zutragen (ratumeliamhabemus, ut per terram Budeshyn in decimis riovalium vobis respondeatur): die Forderung des Bischofs erweist sich deutlich als eine auf Widerstand stoßende Neuerung, und die letzte Entscheidung liegt beim König. In der Mark Meißen ist ein Anspruch des Bischofs auf den Neubruchzehnten, und zwar mit Bezug auf ganz bestimmte Neubrüche in der Gegend von Rochlitz, 1168 bezeugt. Vermutlich sollte er in der vor 1162 vereinbarten Form, ein Schock Garben je Hufe, erhoben werden. In der Niederlausitz begegnet der Anspruch 1177. In beiden Fällen wurde freilich der Zehnt mit Zustimmung von Grund und Boden übereignenden weltlichen Herren an Klöster gegeben, so daß beide Nachrichten für ein tatsächlich nutzbar gemachtes Recht des Bischofs nichts ergeben. In der Niederlausitz kam es vielmehr, wie gesagt, schon um 1200 wegen des Zehntrechts zu ernsten Auseinandersetzungen mit der weltlichen Gewalt, die zur Exkommunikation des Markgrafen Konrad von Landsberg führten. Wie die weltlichen Herren der östlichen Gebiete die Frage des Neubruchzehnten beurteilten, das zeigt am besten eine Beschwerde, die Herzog Heinrich von Schlesien 1226 bei Papst Honorius III. gegen den Breslauer Bischof Laurentius erhob: er sei eine neue, im Landrecht (consuetudo terrae) nicht begründete Abgabe, die geeignet sei, rodungswillige Siedler fernzuhalten und die bereits Angesiedelten wieder zu vertreiben. Durchgesetzt haben die Bischöfe von Meißen ihre Ansprüche nicht. Ein allgemeines Zehntrecht in der ganzen Diözese, das ihnen als Wunschbild vorschwebte, haben sie nicht erreicht. In völliger Klarheit geht dies aus den eben berührten Vertrag von 1283 hervor. In ihm versprach der Markgraf u. a., falls er Güter kaufe oder durch Heimfall erlange, die dem Bischof zehntpflichtig seien, so solle der Zehnt weitergezahlt werden. Es gab also damals noch immer Güter, die dem Bischof nicht zehntpflichtig waren, und dabei ist es geblieben. Am wenigsten gelang es, dem Bischof die Neubruchzehnten zu sichern. Fast alle bischöflichen Zehnten, die sich nachweisen lassen, fallen späterhin im Altsiedellande an, während die Rodungsgebiete davon so gut wie frei sind.
Zehntkämpfe
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Die Zusage des Markgrafen von 1283 läßt zugleich erkennen, daß er selbst solche nicht zehntpflichtige Güter besaß, daß also der Praedialzehnt in der Mark Meißen nicht „Gewohnheit des Landes" war, und daß damit gerechnet werden mußte, daß er die Zehntzahlung verweigerte, sobald ein Gut in seine Hand kam. Nochmals wird damit die Freiwilligkeit des vollen Zehnten vom Herrenlande unterstrichen. Er wurde von manchen Gütern gezahlt, wir haben dafür genug Beispiele, und die Visitationsakten lehren, daß sich diese Art der Bezehntung bis in die Reformationszeit erhalten hat. Aber andere Herrengüter (dominicalia, allodia, „Vorwerke") gaben Garbenzehnt, und noch andere waren zehntfrei, wie vor allem diejenigen, deren Zehnt neugegründeten Pfarrkirchen überwiesen wurde, ohne daß eine Entschädigung des bisherigen Empfängers stattzufinden brauchte. Dies gilt z. B. für das allodium des markgräflichen Ministerialen Konrad Spannseil in Dörschnitz bei Lommatzsch bis 1190 oder für das Bernhards von Vesta in Kamenz bis 1225 oder doch bis zur Gründung der ersten Kamenzer Kirche. Wie verfahren wurde, wenn eine Zehntberechtigung bereits vorlag, zeigt das Verhalten Ottos von Eilenburg, der 1234 ein ailodium, das bisher der Kirche in Cavertitz bei Oschatz gezehntet hatte, samt diesem Zehnten dem Kloster Riesa schenkte und die Pfarrkirche dafür mit sechs Äckern, einer Wiese und einer Abgabe von zwei Maltern Korn jährlich entschädigte. Immerhin erweist auch dieses Verfahren die Verfügungsmacht des Eigenkirchenherrn über den Zehnten. Gelegentliche freiwillige Zuwendungen wurden gleichfalls als Zehnt bezeichnet, so wenn 1205 der Reichsministeriale Bernhard von Trebsen eine ganze Jahresernte seines Gutes Wuhnitz (bei Lommatzsch) dem Kloster Altzelle zuwandte. Daß der Name Zehnt hier fehl am Platze ist, liegt auf der Hand. Der Fall zeigt, daß die Zehntpropaganda der Kirche den Begriff auch im Verständnis der Laien ausweitete. Es wurde bereits an anderer Stelle gezeigt, daß Zehnteinkünfte des Bischofs von Meißen am Ausgang des Mittelalters sich nur dort nachweisen lassen, wo seine Kirche Grundbesitz oder auf ehemaligen Grundbesitz zurückgehende lehnherrliche Rechte hatte: um Mügeln, in der Oberlausitz und in der Gegend von Dresden (vgl. Bd. 1 S. 263). Audi den bereits im 10. Jahrhundert verliehenen Zehnten im Burgward Boritz hat die Meißner Kirche festzuhalten vermocht, wenn auch nicht in der Hand des Bischofs, sondern in der des Propstes. Der Zehnt bei Dresden wurde ebenfalls nicht vom Bischof, sondern vom Dekan genutzt. Es wird daraus ersichtlich, daß der Bischof seine Zehnten aus der Hand gab und daß infolgedessen der am Ausgang des Mittelalters nachweisbare Bestand nur ein Bruchteil des ursprünglichen sein wird. Aber 33"
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allein aus solchen Veräußerungen läßt sich, das Bild des Restbestandes nicht erklären. Es zeigt vielmehr deutlich, daß in der Diözese Meißen das kanonische Zehntrecht nicht durchgedrungen ist. W e n n der Bischof, abgesehen von Boritz, wo das Bistum den Zehnten kraft königlicher Verleihung besaß, auf die Dauer nur dort Zehntrechte geltend machen konnte, wo er zugleich weltlicher Herr war, so bedeu tet dies den Sieg eigenkirchenrechtlicher Vorstellungen. Wie die weltlichen Herren in ihrem Gebiet v e r f ü g t e der Bischof in dem seinigen über den Zehnten, keineswegs aber in seinem gesamten Amtssprengel, in der Diözese. Es ist dabei lehrreich, daß in den beiden Gebieten, wo der Bischof wirkliche Landesherrschaft ausübte, im W u r zener Lande und im Gebiet um Bischofswerda und Stolpen, bischöfliche Zehnte nicht bezeugt sind. Es handelt sich hier großenteils um von deutschen Siedlern erschlossenes Rodungsland, und ihnen gegenüber mußte der Bischof anscheinend schließlich auf Forderungen verzichten, denen die Siedler in den Herrschaften des Adels gewohnheitsrechtlich nicht ausgesetzt waren, wollte er die Nachteile vermeiden, die Herzog Heinrich v o n Schlesien so anschaulich beschrieben hatte. Er fügte sich der consuetudo terrae. An die Stelle des Bischofszehnten trat auch hier derDezem oder das Meßkorn des Pfarrers. Selbst in Kühren, wo sich 1154 die Siedler zur Leistung des vollen Zehnten an den Bischof verpflichtet hatten — die Entrichtung an den Bischof geht aus der Befreiung der Pfarrhufe hervor —, wurde später nur dem Pfarrer fixierter Körnerzehnt gegeben. Eine Abspaltung des Bischofszehnten war der Pfarrzehnt nicht, denn nirgends im gesamten Bistum ist eine Zehntteilung zwischen Bischof und Pfarrer bezeugt, wie sie in anderen Bistümern üblich war. In der Diözese Brandenburg z. B. erhielten der Bischof zwei Drittel, die Pfarrer ein Drittel des Zehnten. Der Unterschied ist letzten Endes darin begründet, daß dieses Bistum ein königliches Zehntprivileg besaß, Meißen dagegen wie auch Zeitz-Naumburg und Merseburg nicht. An den wenigen Stellen, wo Zehntdrittelung in den mitteldeutschen Bistümern bezeugt ist — im Vogtlande, in einem frühen, aber zweifelhaften Beleg in Tauschwitz bei Altenburg und in der Reformationszeit schließlich auch in der Gegend von Schlieben —, erhielt nicht der Bischof einen Anteil am Zehnten, sondern der Grundherr, wie eine zum J a h r e 1271 gefälschte Urkunde für Reichenbach i. V. erweist, die in dieser Sache Glauben verdient. Zehntdrittelung dieser Art ist überhaupt keine kanonische Art der Teilung, sondern entspricht dem Eigenkirchenrechte. Sie ist der im Mittelalter in ganz Deutschland verbreiteten Drittelung der Gerichtsgefälle nachgebildet, die dem Gerichtsherrn zwei Drittel, dem beauftragten Richter aber ein Drittel der Ein-
Sieg des Eigenkirchenrechts • Zehntveräußerung
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künfte zuwies. Ganz in der gleichen Weise erhielt der Eigenkirchenherr zwei Drittel des Zehnten. Der Bischof ging leer aus, es sei denn, daß ihm wie in Brandenburg der Herrenanteil durch Privileg übertragen wurde. Mit der in Spanien und Teilen Galliens üblichen kanonischen Zehntdrittelung hat diese Art der Teilung nichts zu tun. Das gewonnene Bild schließt natürlich nicht aus, daß trotzdem weitgehende Veräußerung von Bischofszehnten oder doch des Anspruchs darauf stattfand. In nicht wenigen Fällen verzichtete der Bischof auf Erhebung. In der Regel zehntfrei waren z. B. die Zisterzienserklöster. Wenn die Meißner Bischöfe also vor 1170 dem Kloster Altzelle und vor 1228 dem Kloster Buch die Zehnten auf den Klostergütern überließen, bestätigten sie nur, was die Zisterzienserprivilegien ohnehin besagten. Andere Klöster waren nicht grundsätzlich zehntfrei. Dem Kloster Riesa z. B. wurde zwar der Novalzehnt von Bischof Martin von Meißen (f 1190) geschenkt, von den Dörfern des Altsiedeilandes blieb es aber gleichwohl nach Boritz zehntpflichtig. Zehntverleihungen an Pfarrer, die im Bistum Naumburg in so großem Umfange stattfanden, sind in der Meißner Diözese nicht überliefert, was natürlich nicht ausschließt, daß sie vorgenommen wurden. Die Garbenzehnten, die in der Hand der Pfarrer angetroffen werden, mögen z. T. aus bischöflicher Zuweisung stammen. Mit einiger Sicherheit darf dies angenommen werden für die 50 Schock Garbenzehnten, die 1205 die bischöfliche Eigenkirche in Brockwitz bei Meißen besaß; schon die runde Summe legt es nahe. Auch die Marktkirche in Meißen, gleichfalls bischöfliche Eigenkirche, besaß in diesem Jahre Schockzehnte, die wohl ebensolchen Ursprungs sind. Ebenfalls auf bischöfliche Verleihung muß der Zehnt im oberlausitzischen Burgward Loga (nordöstlich Bautzen) beruhen, der zur bischöflichen Kirche in Zscheila gehörte und mit dieser an das Kollegiatstift Großenhain kam, das ihn 1226 dem Bautzner Kapitel verkaufte. Leider hören wir nichts über die Art der Entrichtung. Man muß vermuten, daß es sich hier um Leistungen aus vordeutscher Zeit gehandelt hat, vielleicht um Honig, wie er 1225 im benachbarten Burgward Kamenz an die Kamenzer Kirche gelangte und wie er dem Bischof im gleichen Jahre 1226 vom König von Böhmen für die Oberlausitz gewährleistet wurde. Zuwendungen von Bischofszehnten erhielten weiterhin das Domkapitel in Meißen, wie bereits gezeigt, und das Kollegiatstift in Bautzen, dieses u. a. allen Bischofszehnt rings um Bautzen (1314). Uberhaupt scheinen die Bischofszehnten in der Oberlausitz wesentlich dichter gelegen zu haben als im westelbischen Teil der Diözese. Dies mag mit dem reichen Grundbesitz zusammenhängen, den das Hochstift ursprünglich hier
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hatte. Eine Nachricht von 1234 zeigt den Zusammenhang von Zehnt und Grundbesitz deutlich (jenseits der Neiße). Wenig wahrscheinlich ist die Vermutung, daß die Könige von Böhmen sich den bischöflichen Zehntforderungen geneigter zeigten als die meißnischen und lausitzischen Markgrafen, so daß sie hier wenigstens teilweise durchgesetzt werden konnten. Das Kollegiatstift Würzen wurde ebenfalls mit bischöflichen Zehnten bedacht, und zwar bei seiner Gründung 1114 im Burgward Pouch an der Mulde. Da aber der gesamte Burgward mit übereignet wurde, handelte hier der Bischof nicht kraft Kirchenrechts, sondern als Grundherr, und der Zehnt wird aus einer weltlichen Abgabe hervorgegangen sein (vgl. Bd. 1 S. 263). Audi an Laien wurden Bischofszehnten zu Lehen gegeben, wie wir dies in der Naumburger Diözese bereits im 12. Jahrhundert beobachten konnten (vgl. Bd. 1 S. 265). Im Bistum Meißen setzen die Nachrichten erst für das zweite Drittel des 13. Jahrhunderts ein. Der Zehnt wurde also als nutzbares Recht zum Lehnobjekt, mit dem Vasallen und Ministeriale ausgestattet wurden. Diese konnten ihn weiterverleihen und die Afterlehnsträger wiederum; z. B. war ein Zehnt von 60 Schock in Mochau 1255 bereits in die vierte Hand gelangt. Doch wird man in der Beurteilung solcher Lehnsverhältnisse vorsichtig sein müssen. Es handelt sich fast durchweg um Zehntübertragungen durch Laien an Geistliche, an Kirchen und an kirchliche Anstalten, die auf bischöfliche Beurkundung Wert legen mochten, wie dies auch mitunter ausdrücklich gesagt wird. Nur zu nahe liegt da der Verdacht, daß um der kanonischen Theorie willen Lehnsverhältnisse konstruiert wurden und in die Urkunden Eingang fanden, die in Wirklichkeit nie bestanden hatten. So ist es schwer glaubhaft, daß 1292 Otto von Gorschmitz den Zehnt auf seinem eigenen Herrengute, den er dem Kloster Buch überwies, vom Bischof zu Lehen trug, sondern der Zustand der bisherigen Zehntfreiheit wurde wohl auf diese Weise verschleiert. Seit 1216 besaß das Domkapitel ein Privileg des Papstes Innozenz III., nach dem es von Bischöfen verlehnte Zehnte von den Lehnsträgern zurückkaufen, d. h. gegen Entschädigung enteignen konnte, denn sonst wäre das Privileg unnötig gewesen. 1236 gestattete Bischof Heinrich dem Bautzner Kapitel, zur Besserung seiner Einkünfte 300 Schock verlehnte Bischofszehnte von den gegenwärtigen Besitzern zu kaufen. Die Anerkennung eines Lehnsverhältnisses war also von erheblicher praktischer Bedeutung für die angestrebte Konzentration des Zehntrechts. Aber selbstverständlich können nicht alle Lehnsverhältnisse so gedeutet werden, zumal wir wissen, das Zehnte auch von den Bischöfen vertauscht und verkauft wurden.
Zehntwesen in der Diözese Merseburg
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Eingezogen wurden die bischöflichen Zehnten durch Zehntkollektoren, wie wir einen solchen 1277 in der Gegend von Dresden in Tätigkeit finden. Aber auch die Erzpriester und Pfarrer wurden beauftragt, Bischofszehnte einzuheben oder doch wenigstens zur Entrichtung aufzufordern. Zehntumwandlung in Geldzahlungen ist 1272 in Schleife in der Oberlausitz bezeugt. Nur spärlich sind die Nachrichten, die wir über das Zehntwesen der Diözese Merseburg besitzen. Grundsätzlich beanspruchte auch hier der Bischof die Verfügung über den Zehnten, und zwar bereits 1105. Bischof Albuin tradierte damals die Zehnten der von Wiprecht von Groitzsch neu angelegten Dörfer dem Kloster Pegau; auch diejenigen der künftig erst anzulegenden Dörfer sollten ihm zufallen. Der Zusammenhang, in dem die Urkunde in den Pegauer Annalen überliefert ist, ergibt, daß Empfängerin die von Pegau aus gegründete Pfarrkirche und Propstei Lausick war. Zu ihr gehörte noch 1181 der Zehnt des heute wüsten Ortes Köllsdorf bei Lausick, der inzwischen eine eigene Kirche erhalten hatte. Es handelt sich 1105 um einen Neubruchzehnten. Die Zuweisung entsprach dem Wunsche des Klostergründers und Eigenkirchenherrn Wiprecht, der als Fürsprecher (Intervenient) ausdrücklich genannt wird. Er dürfte es gewesen sein, der die Zuweisung veranlaßte. Sechzig J a h r e später wird das Verfügungsrecht des Grundherrn über den Zehnten völlig deutlich. Der Abt von Pegau erwarb Zehnte in Carsdorf, Dobergast und auf dem Herrenhofe in Pegau gegen Abtretung von sieben Hufen mit sechs Höfen im Dorfe Stolpen an den Grafen Dedo von Groitzsch. Das Rechtsgeschäft wurde dadurch mit einem kanonischen Mantel bedeckt, daß der Graf die Zehnten angeblich vom Bischof zu Lehen trug, nunmehr auch die Hufen zu Lehen nahm und das Ganze infolgedessen durch die Hand des Bischofs vollzogen wurde. In ähnlicher Weise wurde 1174 Heinrich Knut für Überlassung des Zehnten in Hilpertize (unbekannt, bei Pegau) mit einer Hufe entschädigt. W o nun Zehnte in der Folgezeit begegnen, finden wir sie fast durchweg als Lehen in der Hand von Laien. Vereinzelt wurden sie auch von Klöstern besessen. Einen grundsätzlichen Unterschied bedeutet das nicht, sondern bestätigt nur den Zusammenhang zwischen Grundherrschaft und Zehntrecht. Auch der König tritt um 1180 als Zehntherr auf (in Kattewitz, wüst bei Hohenmölsen). Ein tatsächlich genutztes bischöfliches Zehntrecht begegnet in den Merseburger Urkunden nicht. Man muß vielmehr annehmen, daß dort, wo er erhoben wurde, sich der Zehnt in der Hand der Pfarrer befand, denen er v o n den Gründern der Pfarrkirchen übertragen worden sein muß, oder daß die Grundherren ihn selbst nutzten. Dem Bischof gelang
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es lediglich, als Lehnherr dieserZehnten anerkannt zu werden. Dies war ohne Zweifel ein geeignetes Mittel, sie durch Heimfall in die Hand des Bischofs zu bringen, und so mußte sich denn auch 1265 der Erwählte Friedrich gegenüber dem Kapitel verpflichten, heimgefallene Zehnte niemals wieder an Laien auszugeben. Andere Zehnte erwarb das Domkapitel durch Kauf, auch außerhalb der Diözese, z. B. in Obhausen bei Querfurt. Wenn ein um 1300 angelegtes und etwa dreißig Jahre später überarbeitetes Einkünfteregister des Domkapitels auch Zehnte nennt, die diesem zukamen, und zwar zu Händen des Propstes, wird man somit darin nicht durchweg einen ursprünglichen Bischofszehnten erblicken dürfen, der auf das Kapitel übergegangen war, sondern die Zusammenfassung all der Zehntrechte, die dieses nach und nach auf verschiedener Rechtsgrundlage erworben hatte. Immerhin ergibt sich aus der Wahlkapitulation Bischof Heinrichs von 1301, daß der Propst als Archidiakon Zehnte bezogen hat und daß auch der Bischof auf sie Ansprüche erhoben hatte, auf die er nunmehr verzichten mußte. Art und Umfang dieser Zehntrechte sind völlig unklar, zumal sie als zur Kirche in Keuschberg gehörig bezeichnet werden. Auffällig ist bei den Zehnten des Propstes ihre verschiedene Höhe in den einzelnen Orten, die zwischen 1 Schock Garben (Lauchstädt) und 83 Schock (Zöschen) schwankt. Ein allgemeines Zehntrecht des Bischofs hat anscheinend auch in dieser Diözese im 12. und 13. Jahrhundert nicht bestanden. Aber auch die Pfarrer bezogen nicht ipso iure den Zehnt ihrer Parochien, wie am deutlichsten die Verhältnisse in Rochlitz zeigen, wo 1174 dem Pfarrer nur der Zehnt von 12 Dotalhufen zukam, obwohl das Kirchspiel sehr viele Dörfer umfaßte (vgl. Bd. 1 S. 170). Rechtsbegründend scheint tatsächlich nur Zuweisung durch den Kirchstifter gewesen zu sein. Erhoben wurde der Zehnt im Bistum Merseburg zumeist in Garben, und zwar in Schock (sexagenae) oder Schober (scobrones, 1166 in Pegau). Körnerzehnte begegnen nur selten und dann stets in der Hand der Pfarrer. Sie sind also dem meißnischen Meßkorn vergleichbar. Als 1281 die Kapelle in Großstorkwitz in eine Pfarrkirche umgewandelt wurde, verblieb der Mutterkirche Hohenlohe ein Garbenzehnt, während der Zehnt, der der neuen Kirche zufiel, in Pegauer heimezzen, einem Getreidehohlmaß, zu entrichten war. Wenn auch nur dieser eine Fall deutlich überliefert ist, so scheint doch ganz allgemein auch im Merseburger Bistum der Körnerzehnt jünger zu sein als der Garbenzehnt. Die Bedeutung der Domkapitel für die Verwaltung der Diözesen ist uns bereits in mannigfacher Weise entgegengetreten, insonderheit kraft der maßgeblichen Stellung, die ihre Mitglieder in der Ardiidia-
Domkapitel
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konatsverfassung erlangten. Aber auch als Korporationen gewannen sie zunehmenden Einfluß. Die Bischöfe bedienten sich, seitdem wir Urkunden von ihnen besitzen, bei dem Abschluß wichtiger Rechtsgeschäfte des Rates ihrer Kleriker, Vassalien und Ministerialen. Nicht nur als Handlungszeugen erschienen diese in den Urkunden, sondern auch als Zustimmungszeugen, da derjenige, der einem in seiner Gegenwart vollzogenen Rechtsgeschäft nicht widerspricht, zugleich seine Zustimmung zu erkennen gibt. In Merseburg wurden 1105 die Zeugen ausdrücklich als Zustimmungszeugen gekennzeichnet (consentientibus), in Naumburg ist dies 1140 der Fall. Stets erscheinen unter ihnen Domherren, und meist stehen sie an erster Stelle. Berücksichtigt man, daß andere Bischofsurkunden die Nennung von Zeugen überhaupt unterlassen, daß also in Anlehnung an die Königsurkunde die Zeugenschaft als Beweismittel für die vollzogene Handlung kraft der Autorität des bischöflichen Siegels entbehrlich wird, so tritt der Charakter dieser Zeugenlisten nur um so deutlicher zutage. Aber auch im Context der Urkunden wird des Rates, der Fürsprache und der Zustimmung des um den Bischof versammelten Kreises frühzeitig gedacht, so in Naumburg bereits 1103. Es ist lehrreich zu beobachten, in welcher Form dieser Vermerk in den Urkunden erscheint, wofür besonders die naumburgischen aufschlußreich sind. In der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts wurden in Naumburg die Geistlichen einfach als Klerus zusammengefaßt, die Laien erscheinen als Ministeriale, Getreue (tideies, d. h. Vassalien) oder auch einfach als Volk (populus). Noch 1152 wird der Zustimmung und des Zeugnisses von Klerus und Volk gedacht. In der zweiten Hälfte des Jahrhunderts ist dagegen nicht mehr einfach vom Klerus die Rede, sondern jetzt werden nur noch die Domherren als canonici, iratres oder auch einfach als ecclesia des Bischofs genannt. Eine wesentliche Verengung ist also eingetreten: der übrige Klerus schied aus dem Rate des Bischofs aus. Nicht so die Laien. Zwar wurden bereits 1172 und 1174 Urkunden allein mit Zustimmung der Domherren ausgestellt, ohne Zuziehung von Laien, und 1170 unterschied man sehr fein zwischen Konsens der ecclesia und bloßer Gegenwart der Edlen und Ministerialen. Aber 1190 wird die Zustimmung (assensus) auch der Ministerialen wieder erwähnt, und 1197 wurde eine Handlung in Gegenwart der Domherren und Ministerialen vollzogen. Bis 1166 ist meist nur von Rat und Fürsprache die Rede, seit 1170 fast nur noch von Zustimmung. Aber bei weitem nicht alle bischöflichen Urkunden, auch nicht diejenigen, die Veränderungen im Besitzstand betreffen, erwähnen den Konsens ausdrücklich. Nach wie vor genügte auch die bloße Zeugenschaft, wobei charakteristisch ist, daß jetzt mitunter das
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gesamte Kapitel unter den Zeugen aufgeführt wird (z. B. um 1182: et ceteri canonici, und dann öfter). Voll rechtserheblich war anscheinend im 12. Jahrhundert der Rat und die Zustimmung der Umgebung des Bischofs noch nicht, aber man wird sagen dürfen, daß er die Tendenz hatte, es zu werden. Zugleich ist die Tendenz erkennbar, die Laien zurückzudrängen, zunächst die freien Vasallen; die Zurückdrängung der nicht zum Kapitel gehörigen Geistlichkeit war bereits in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts vollzogen. Ganz am Ende des Jahrhunderts begegnet dann die Formel cum unanimi consensu et volunlate capituli nostri (1199). Der körperschaftliche Konsens des Kapitels ist damit zum ersten Male klar bezeugt. Im Laufe der ersten Jahre des 13. Jahrhunderts wurde er zunächst zu einem Konsensrecht und schließlich zu einem ausschließlichen Konsensrecht ausgestaltet. Bereits 1213 entstand Streit mit dem Kloster Pforte über das Dorf Flemmingen, das Bischof Berthold angeblich ohne Einwilligung des Kapitels dem Kloster überlassen hatte. Die Rechtskraft des Geschäfts wurde bestritten und erst jetzt hergestellt, indem Bischof Engelhard gemeinsam mit allen namentlich angeführten Domherren urkundete. 1223 wurde dann sogar in die Zeit Bischof Udos II. zurückgegriffen und die Rechtsgültigkeit der Übertragung der Kirche in Profen an das Kloster Bosau, die 1170 erfolgt war, in Abrede gestellt, weil auch für sie ein Konsens des Kapitels nicht beigezogen worden war. Es ist also völlig deutlich, daß das Kapitel im Beginn des 13. Jahrhunderts ein tatsächliches Konsensrecht erlangt hatte und nunmehr versuchte, ihm rückwirkende Kraft zu verleihen. Es ist nicht ausgeschlossen, daß dieses Konsensrecht seit der Wahl Bischof Engelhards bestand (vgl. S. 111). Eine nachträgliche Bestätigung der ohne Konsens vom Kloster Riesa erworbenen bischöflichen Güter erfolgte noch 1234. Der Konsens des Kapitels wird seit dem Beginn des 13. Jahrhunderts in den Urkunden oft erwähnt, und seit seinem zweiten Drittel erscheint es auch als Mitaussteller bischöflicher Urkunden, die es dann auch mit besiegelte. Der Laien dagegen geschieht keine Erwähnung mehr, und 1244 wurde ausdrücklich bestimmt, daß Laien zu den kirchlichen Verhandlungen (tractatus) nicht mehr zugezogen werden sollten. Gleichzeitig wird freilich gesagt, daß dies immer wieder geschehen war. Die endgültige Verdrängung der Laien aus dem bischöflichen Rat war also ein Vorgang, der sich über mehrere Jahrzehnte erstreckte. Endlich um die Mitte des 13. Jahrhunderts stand das Domkapitel als allein zur Mitregierung befugte Körperschaft dem Bischof vollberechtigt gegenüber. Die Entwicklung in den Bistümern Merseburg und Meißen verlief ganz ähnlich, so daß sie nicht mit gleicher Ausführlichkeit geschildert
Konsensrecht der Domkapitel
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zu werden braucht. In Meißen gibt es Belege für ausdrücklichen Konsens der Kanoniker (iratres, ecclesia) seit der Zeit Bischof Gerungs (f 1170); seit dem Beginn des 13. Jahrhunderts stimmte das Kapitel als Körperschaft zu (de consensu capituli) oder stellte die Urkunden gemeinsam mit dem Bischof aus und siegelte sie mit. Ein besonderer Konsensvermerk zur Begründung der Mitbesiegelung wurde seit dem letzten Drittel des Jahrhunderts üblich. Auffällig ist, daß in den Zeugenreihen der wenigen aus dem 12. Jahrhundert erhaltenen bischöflichen Urkunden die Domherren keine hervorragende Rolle spielen, obwohl sie nicht fehlen. Zustimmungszeugenschaft scheint in Meißen nicht im gleichen Maße üblich gewesen zu sein wie in Merseburg, wo ein bereits erwähntes ausdrückliches Zeugnis hierfür schon aus dem Jahre 1105 vorliegt, das sich 1218, 1235 und sogar noch 1260 wiederholt. In derselben Richtung deutet es, daß hier 1174 die Reihe der „geeigneten" Zeugen eröffnet wird mit den Domherren, auf die dann gegen die Gewohnheit Ministeriale noch vor den freien Vasallen folgen, offensichtlich nach dem Prinzip der Eignung zur Zustimmungszeugenschaft. Mit solcher Bezeugung, die der Zustimmung gleichkam, begnügte man sich hier das ganze 12. Jahrhundert hindurch. Nur ein einziges Mal ist von Beratung durch die Umgebung des Bischofs die Rede (1127). Aber um 1221 urkundeten und siegelten Bischof und Kapitel gemeinsam, wie in der Folgezeit oftmals. Die Zustimmungszeugenschaft wurde folgerichtig fortgebildet zum Konsensvermerk jedes einzelnen Zeugen, wie er erstmalig 1233 entgegentritt (consensi hinter jedem Zeugennamen). Die Laien waren in den Zeugenlisten schon seit Beginn des 13. Jahrhunderts zurückgetreten. In dieser Liste fehlen sie ganz. Ihre Mitwirkung war nicht mehr rechtserheblich. Aus Zustimmungszeugen waren sie zu bloßen Handlungszeugen geworden, wo sie in der Folgezeit noch auftreten. Im Jahre 1235 wird dann endlich auch in einem Urkundentext auf den Rat des Kapitels Bezug genommen (de consilio nostri capituli), und 1240 begegnet ein ausdrücklicher Konsensvermerk für das Kapitel insgesamt (de communi consensu nostri capituli). Die Entwicklung kann damit als abgeschlossen gelten. Anfechtung der Gültigkeit eines Rechtsgeschäfts mangels Zustimmung des Kapitels ist erst aus dem Jahre 1327 überliefert. Soviel sich übersehen läßt, mußte die Zustimmung der Domkapitel beigezogen werden bei Veräußerung von Hochstiftsgütern, d. h. Verkauf, Verleihung, Verpfändung und Tausch, bei Eingriffen in die inneren Angelegenheiten des Kapitels, bei Neuerrichtung von Benefizien an den Domkirchen, aber auch in wichtigen Diözesanangelegenheiten, wie Neugründungen (z. B. St. Afra in Meißen), Inkorporationen usw. Umgekehrt war freilich auch die Zustimmung des Bischofs zu Beschlüs-
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sen des Kapitels erforderlich, die nicht lediglich dessen interne Angelegenheiten betrafen, also vor allem zu Veräußerungen aus Kapitelsgut und zu Bestimmungen, die die Domkirche als solche betrafen. Unabhängig vom Kapitel handelte der Bischof kraft seines höheren Weihegrades bei Erteilung von Ablaß und Verhängung der Exkommunikation, ferner als Richter in Fällen, die allein seiner Jurisdiktion unterstanden. Selbstverständlich vermochte er über sein Privateigentum ohne Zustimmung des Kapitels zu verfügen. Hand in Hand mit dieser Ausbildung eines ausschließlichen Konsensrechtes der Domkapitel geht die Ausbildung ihres alleinigen Rechts, den Bischof zu wählen. In Merseburg war die erste Wahl nach dem Wormser Konkordat 1122 in kanonischer Weise durch Klerus und Volk erfolgt (vgl. S. 70). Bei der Wahl Dietrichs im Jahre 1201 waren nur noch die Kanoniker und die Prälaten der Diözese beteiligt. Die Wahl Rudolfs schließlich wurde 1240 dem Berichte der Bistumschronik zufolge nach der herrschenden Rechtsgewohnheit nur noch vom Kapitel vorg e n o m m e n (capitulo,
prout iuris est et moris indicto),
u n d d a b e i ist e s
geblieben: sein Nachfolger Heinrich erlangte 1244 den bischöflichen Stuhl de unaninimi consensu capituli. Der Chronist braucht also dieselben Worte, die im Konsensvermerk der Urkunden um diese Zeit üblich wurden. In Meißen ergibt sich das alleinige Wahlrecht des Kapitels bereits 1228 daraus, daß zwar die Rechtsgültigkeit der Resignation Bischof Brunos von Kapitel und Ministerialität beschworen, ein Termin zur Vornahme einer Neuwahl aber allein dem Kapitel gesetzt wurde. In Naumburg schließlich erteilte noch ein Vierteljahrhundert früher, im Jahre 1206, Papst Innozenz III. bei der Resignation Bischof Bertholds dem Naumburger Kapitel, und nur ihm, den Auftrag, die Neuwahl vorzunehmen. Wir wissen, daß es in der Folgezeit zu schwerem Streit mit dem Zeitzer Kapitel kam, das gleichfalls ein Recht an der Wahl beanspruchte (vgl. S. 121), und kennen auch den 1230 beurkundeten Ausgang: nur die Naumburger Kanoniker blieben wahlberechtigt, mußten allerdings den Zeitzer Propst in ihre Reihen aufnehmen. Wie es in den einzelnen Bistümern zu diesem ausschließlichen Wahlrecht der Domkapitel gekommen ist, wissen wir nicht, denn brauchbare Nachrichten über die Wahlen des 12. Jahrhunderts fehlen völlig. Es mag sich auch hier, wie bei der Durchsetzung des Konsensrechts, um einen ganz allmählichen Vorgang gehandelt haben. Die bereits berührte Bestimmung des Jahres 1244 über den Ausschluß der Laien von den kirchlichenVerhandlungen in Naumburg (vgl. S. 522) gedenkt auch ausdrücklich der Wahlen, bei denen die Parteien die weltliche Gewalt anrufen, natürlich um ihren Kandidaten durchzusetzen. Um der Freiheit
Bisdiofswahlrecht der Domkapitel
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der Kirche willen habe dies zu unterbleiben. Die Erinnerung an die Beteiligung der Laien an der Bischofswahl war also damals noch keineswegs verschwunden. Man darf dabei nicht außer acht lassen, daß die Domherren vielfach den adligen Familien der Diözesen entstammten, die als Vassailen oder Ministeriale der Hochstifter früher an den Bischofswahlen beteiligt gewesen waren. Ein indirekter Einfluß dieser Kreise auf die Wahlen bestand also fort, sei es dadurch, daß die Domherren ihre mächtigen weltlichen Verwandten um Unterstützung eines Kandidaten angingen, oder sei es dadurch, daß diese von sich aus ihre Brüder, Söhne und Oheime in den Kapiteln zu beeinflussen suchten. Diese Sachlage erleichterte ohne Zweifel die Durchsetzung der Forderungen des kanonischen Rechts auf Ausschluß der Laien, die nun wenigstens formal durchgeführt wurde. Auch die Verengung der geistlichen Wählerschaft auf die Angehörigen der Domkapitel dürfte von hier aus gefördert worden sein, denn ohne Zweifel war ein Domherr den Wünschen des Adels eher zugänglich als ein Abt oder gar der niedere Weltklerus. Lehrreich ist andererseits, daß sowohl in Naumburg wie in Meißen das ausschließliche Wahlrecht des Domkapitels erstmals im Zusammenhang mit päpstlichen Eingriffen entgegentritt. Den natürlichen, durch die besondere ständische Zusammensetzung geförderten Bestrebungen der Domkapitel kam das kanonische Recht entgegen, und so wurde die Entwicklung von außen her beschleunigt und zum Abschluß gebracht. 1215 hatte das vierte Laterankonzil das ausschließliche Wahlrecht der Domkapitel festgelegt, und diese Bestimmung hat sich alsbald in den drei Bistümern tatsächlich durchgesetzt. ü b e r direkte Einflußnahme des Königs auf die Wahlen, wie sie zumal für die Zeit Friedrich Barbarossas in anderen Bistümern bezeugt ist, ist in Meißen, Merseburg und Naumburg nichts überliefert. Aber wenn wir in der Person Bischof Alberts einen besonderen Günstling Konrads III. auf dem Meißner Stuhl finden, so wird deutlich, daß der König auch nach dem Wormser Konkordat noch immer Mittel und Wege fand, die Wahlen nach seinem Willen zu lenken. Ähnliches dürfte für die Wahl Engelhards in Naumburg 1207 gelten. Wie käme ein Schwabe, der in enger Beziehung zu dem Kloster Ellwangen stand, zum Bistum Naumburg, wenn nicht auf Wunsch König Philipps? Es mag sein, daß der neue Bischof damals dem Kapitel Zugeständnisse hinsichtlich des Konsensrechts machen mußte, um es dem Willen des Königs gefügig zu machen. Die Quellen legen diese Vermutung nahe (vgl. S. 111). Daß der König seine Vertrauensleute in den Domkapiteln hatte, ergibt sich schon daraus, daß Angehörige reichsministerialischer Geschlechter in ihnen saßen. Dies wird unterstrichen durch ein Schreiben Friedrichs II. von 1217 an Propst und Kapitel zu Meißen, in dem er ersuchte, den
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Domherrn Magister Nikolaus während seiner Abwesenheit von Meißen trotzdem als anwesend zu betrachten. Unter Berufung auf das Recht des Königs, je ein Mitglied jeder Kathedralkirche in seinen Dienst nehmen zu können, hatte er ihn in sein Gefolge gezogen (in familiariiatem nostram pienarie recepimus), da er seiner zur Führung der Geschäfte b e d u r f t e (quid ipsum pro nostrorum promotione negotiorum plurimum habemus necessarium). M a g n u n Nikolaus in der
Kanzlei oder wo immer beschäftigt gewesen sein — er genoß jedenfalls das Vertrauen des Königs, und Leute seines Schlages wird es in den Kapiteln auch sonst gegeben haben. Sie waren die geeigneten Mittelsmänner, die Kandidaten des Königs zu begünstigen, ohne daß dieser persönlich hervortrat. In ähnlicher Weise hatte, als der Stern des staufischen Königtums sank, das aufsteigende Landesfürstentum die Möglichkeit, die Bischofswahlen zu beeinflussen. Wir erinnern uns, daß 1242/44 in Naumburg gegen den bereits gewählten Petrus der Wettiner Dietrich den bischöflichen Stuhl bestieg, offensichtlich auf Betreiben seines Halbbruders, des Markgrafen Heinrich des Erlauchten von Meißen. Daß 1293 Bernhard von Kamenz seine Wahl zum Bischof von Meißen dem König Wenzel von Böhmen zu danken hatte, ist mit Händen zu greifen, wenn es auch quellenmäßig nicht zu erhärten ist. Es zeigt sich, daß die rechtliche Ausschaltung der Laien keineswegs gleichbedeutend war mit der Ausschließung ihres tatsächlichen Einflusses. Wie überall in der Verfassungsgeschichte genügt auch in der kirchlichen Verfassungsgeschichte eine rein institutionelle Betrachtungsweise nicht, sondern es sind lebendige Menschen, die die Institutionen nach ihrem Willen benutzen und gestalten. Die Nachrichten über die einzelnen Wahlen sind viel zu dürftig, als daß sich hinsichtlich des Hergangs dem, was allgemein bekannt ist, etwas hinzufügen ließe. Wir wissen lediglich, daß im 13. Jahrhundert rechtzeitig eine Kapitelssitzung angesagt werden mußte, auf der dann die üblichen Verhandlungen (tractatus) über die Lage der Kirche und die in Betracht kommenden Kandidaten stattfanden. In der Regel einigte man sich offenbar schon vor der Vornahme der eigentlichen Wahl. Wurde eine solche Einigung nicht erzielt, so wurde eine neue Kapitelssitzung anberaumt (Merseburg 1282). Bei der Wahl selbst gaben die Domherrn einzeln — wir wissen es nicht, ob offen oder geheim — ihre Stimme ab. Wünschenswert war nach wie vor Einstimmigkeit, aber nicht unbedingt erforderlich. 1242 betrachtete man in Naumburg die Wahl Peters zunächst als gültig, obwohl einige Stimmen auch auf Dietrich entfallen waren. Daß dann schließlich Peter doch nicht Bischof
Hergang bei der ßischofswahl
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wurde, sondern die wettinische Partei Dietrich gewaltsam durchzudrücken vermochte, zeigt indes, daß das Mehrheitsprinzip noch längst nicht zur Herrschaft gelangt war. Auch die kleinere Gruppe konnte als sanior pars gelten. So war es 1282 in Merseburg möglich, daß die Opposition von sechs Domherren, darunter allerdings der Propst, die Wahl Heinrichs II. zunächst verhinderte, und erst der Tod von dreien von ihnen führte als sichtbares Zeichen Gottes schließlich zur erstrebten Einigkeit. Von einem besonderen Akte der Zustimmung der Kathedralgemeinde nach der Wahl und feierlichen ersten Messe (communis electio) ist nichts überliefert. Der letzte Rest der alten Volkswahl war vielmehr der feierliche Empfang, von dem wir 1265 bei Albert von Merseburg hören, aber erst nach der Rückkehr des Bischofs aus Magdeburg, wo er vom Erzbischof bestätigt und geweiht worden war. Nur höchst selten geschieht der königlichen Investitur mit den Regalien Erwähnung, so allgemein 1231 in einer Urkunde Heinrichs (VII.) für Naumburg und um 1265 in der Wahlkapitulation Friedrichs I. von Merseburg. Ihr Empfang galt als selbstverständlich und wird im 12. Jahrhundert überhaupt nicht, im 13. höchst selten, versäumt worden sein. Die genannte Wahlkapitulation, also ein schriftlich abgegebenes und beeidetes Versprechen des Erwählten, während seiner Amtszeit gewissen Forderungen des Kapitels zu genügen, ist die erste, die von einem mitteldeutschen Bischof überliefert ist. Die Versprechungen, die der Bischof abgab, gliederten sich in solche, die die Vermögensverwaltung des Hochstifts betrafen, in solche, die die bischöfliche Gerichtsbarkeit abgrenzten und schließlich in solche, die die Einkünfte der Domherren sichern sollten. Der Bischof gelobte, die dem Hochstift unmittelbar verfügbaren Einkünfte, Vogteien und Rechte weder lehnweise noch auf andere Art zu veräußern, es sei denn mit Zustimmung des Kapitels. Dasselbe galt für künftig heimfallende Lehen, deren Einkünfte zehn Mark im Jahre überstiegen. Das Konsensrecht des Kapitels wurde also nochmals betont. Verlehnung heimfallender Zehnten an Laien sollte überhaupt ausgeschlossen sein. Für Rückerwerb der dem Bistum unrechtmäßig, d. h. ohne Konsens des Kapitels, entzogenen Besitzungen verpflichtete sich der Bischof besorgt zu sein. Holzverkauf ohne Genehmigung des Kapitels war ihm nur in einem bestimmten, Holzmark genannten Walde gestattet. Auch verpflichtete er sich, die Güte des in der Merseburger Münze geprägten Geldes aufrechtzuerhalten. Was die Gerichtsbarkeit betraf, so sollten die Häuser der Domherren dem Gericht des bischöflichen Stadtvogtes (voitding) nicht unterstehen, auch von aller Dienstbarkeit (servitus) frei sein, bis auf die Abgaben, die dem Bischof von ihren handeltreibenden Bewohnern zu entrichten waren (pro negociationibus). Die Kanoniker selbst dagegen genos-
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sen Marktfreiheit, d. h. wohl Freiheit vom Marktzoll (libertas fori). Um Freiheit des Gerichtsstandes kann es sich bei dieser Bestimmung schwerlich handeln, es sei denn, daß man ein genossenschaftliches Gericht des Kapitels annehmen will, das für die Domherren zuständig war und dann unter Vorsitz des Dekans gestanden haben müßte, über ihr Gesinde sollten die Domherren innerhalb der Domfreiheit (emunitas) selbst Richter sein. Im Falle der Rechtsverweigerung war die übergeordnete Instanz nicht der Bischof, sondern der Dekan. Audi auf ihren Gütern stand ihnen die Gerichtsbarkeit zu. über Fremde hatte innerhalb der Domfreiheit nicht der Bischof, sondern der Dekan die Gerichtsbarkeit; lediglich, das Blutgericht lag beim Bischof. Die Vikare unterstanden gerichtlich dem Dekan, vermochten aber an den Bischof zu appellieren. In der Stadt Merseburg sollten Kleriker weder gepfändet noch verhaftet werden dürfen. Wurden sie trotzdem verhaftet, so waren sie nicht dem Bischof, sondern dem Propste vorzuführen. Die Einkünfte der Domherren schließlich betrafen die Bestimmungen, ihre Güter nur mit ihrer Zustimmung mit Abgaben zu belasten, freie Benutzung des Stiftsbauamtes und der am Merseburger Fischteich gelegenen Mühle zu gewähren und mit den dem Kapitel schuldigen Zahlungen nicht im Rückstand zu bleiben. Es ist fraglich, ob diese Wahlkapitulation die erste ist, die im Bistum Merseburg überhaupt ausgestellt wurde. Ihr Inhalt weist teilweise auf eine frühere Zeit, vor allem hinsichtlich der Sicherung des Konsensrechts bei Veräußerungen. Da wir eine weitere urkundliche Verpflichtung eines Merseburger Bischofs aus dem Jahre 1301 besitzen, die die Bestimmungen von 1265 zum großen Teile wörtlich übernimmt, ist es sehr wohl möglich, daß auch diese teilweise auf eine ältere, heute verlorene Vorlage zurückgehen. 1301 wurde neu bestimmt, daß die Scholaren nur der Gerichtsbarkeit des Scholastikus unterstehen sollten. Die Archidiakonatszehnten und Güter der Kirche zu Keuschberg sollten vom Bischof und seinen Beamten nicht in Anspruch genommen werden. Daneben stehen einige neue Zusicherungen rein wirtschaftlicher Art. Wie schon 1265 wird wiederum 1301 deutlich, daß das Kapitel sein Wahlrecht benutzte, um seine Unabhängigkeit vom Bischof in rechtlicher und gerichtlicher Hinsicht immer weiter zu vermehren und immer größeren Einfluß auf die Vermögensverwaltung des Hochstifts zu gewinnen. Es sind durchweg rein materielle Dinge, die erörtert werden, Forderungen, die das geistliche Leben in der Diözese betrafen, wurden nicht gestellt. In Naumburg und Meißen sind Wahlkapitulationen aus dem 13. Jahrhundert noch nicht überliefert. Wohl aber besitzen wir einen Beschluß
Wahlkapitulationen • Kapitelsvermögen
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des Meißner Kapitels von 1296, der einer solchen außerordentlich nahe kommt. Der künftige Bischof Albert, bislang Dekan, erscheint noch mit dieser Bezeichnung unter den Ausstellern. Es handelt sich um Rückerwerb verlorengegangener Hochstiftsgüter, vor allem Pirnas und Dresdens, sowie um Anerkennung des Konsensrechts des Kapitels bei künftigen Veräußerungen, um Sicherung und Vermehrung des Kapitelsbesitzes sowie um die Besetzung der Prälaturen und sonstigen Kapitelsämter. Wir haben in dieser Urkunde den Entwurf einer Wahlkapitulation vor uns, von der freilich nicht überliefert ist, daß sie der künftige Bischof dann tatsächlich beeidet hat. Ohne daß förmliche Güterteilungen überliefert wären, tritt doch die Scheidung von Bischofsgut und Kapitelsgut bei allen drei Hochstiftern im 13. Jahrhundert völlig klar zutage. So wurde 1244 in Naumburg bestimmt, daß bei Verzögerung der Auszahlung der Präbenden durch den Propst nicht etwa der Bischof einzugreifen habe, sondern die Vermögensverwaltung dem Kapitel als Körperschaft zufallen solle; bei der Verpachtung der Merseburger Münze im Jahre 1255 wurde scharf geschieden zwischen den Einkünften, die der Bischof, und denen, die das Kapitel davon bezog. In Meißen wurde bereits 1130 bei einer Schenkung das Verfügungsrecht des Bischofs ausgeschlossen, und 1144 erscheinen die Kapitelsdörfer deutlich von denen des Bischofs getrennt. Gleichwohl blieb in Merseburg der Bischof dem Kapitel zu gewissen Leistungen verpflichtet. Das Kapitelsvermögen bestand vor allem in Grundbesitz. Quellen, die den Gesamtbesitz erkennen lassen, sind erst aus dem 14. Jahrhundert überliefert: für Merseburg das schon genannte Verzeichnis der Güter und Einkünfte aus seiner ersten Hälfte, für Meißen eine Bestätigung Karls IV. über die einzeln aufgezählten Besitzungen von 1350. Für Naumburg müssen wir uns mit einem Verzeichnis der Propsteigüter von 1367 begnügen. Das Meißner Kapitel besaß danach 76 Dörfer und 40 Dorfanteile, mindestens 23 Wirtschaftshöfe (allodia) sowie Einkünfte in den Städten Meißen und Großenhain, ferner Weinberge, Mühlen, Teiche usw. Es handelt sich durchweg um Streubesitz, in der Hauptsache in der Gegend von Meißen selbst sowie um Dresden und Lommatzsch, nur wenige Güter liegen abseits. Deutlich ist die allmähliche Anhäufung durch Stiftungen, Kauf und Tausch erkennbar. Auffällig ist, daß nur ganz wenige Orte deutsche Namen tragen, ein Zeichen dafür, daß die Erwerbungen in der Hauptsache noch vor Beginn der deutschen Siedlung gemacht wurden. Später kam der Stiftungseifer nicht mehr den Domkapiteln, sondern den Klöstern zugute. Das Merseburger Kapitel besaß 254 Hufen, dazu Holzungen, zwei Weinberge, eine Anzahl abgabepflichtiger Höfe und Mühlen sowie einzelne Landparzellen, schließlich Zehnteinkünfte und Einkünfte aus 34 Schlesinger II
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der Merseburger Münze. Zur Naumburger Propstei gehörten 18 Dörfer und vier Wirtschaftshöfe sowie die Burg Osterfeld mit sechs Burglehen. Teilweise waren diese Besitzungen außerhalb der Diözese zwischen Saale und Ilm gelegen. Der größere Teil des Kapitelsvermögens dürfte der Verwaltung des Propstes entzogen gewesen sein. Wahrscheinlich schon seit dem 12., sicher erkennbar im 13. Jahrhundert, waren nämlich nicht mehr wie ursprünglich die Pröpste die alleinigen Verwalter der Kapitelsvermögen, sondern diese waren zu einem erheblichen Teile in sogenannte Obödienzen aufgeteilt, d. h. in Güterkomplexe, die den Domherren unmittelbar zur Verwaltung übergeben wurden und von denen sie ihren Mitbrüdern zu bestimmten Leistungen verpflichtet waren; der Überschuß blieb in ihrer Hand. Zu bestreiten waren von diesen Obödienzen vor allem die Kosten der Jahrgedächtnisse, die als Auflagen auf gewissen Stiftungen ruhten. In Naumburg war das Wort oboedientiarius schon 1154 geläufig, wurde aber damals nicht mit Bezug auf das Domkapitel angewandt. Voll ausgebildet finden wir hier das Obödienzenwesen 1244. Bestimmungen von 1277 schärften rechtzeitige Auszahlung der fälligen Leistungen (denarii oboedientiales et qui de anniversariis dari consueverunt) ein, und 1281 wurde festgesetzt, daß nach dem Tode eines Obödientiars das Einkommen der Obödienz ihm, d. h. seinen Erben, noch ein Jahr lang zufallen solle. In Merseburg wurde zur Zeit Bischof Johanns (f 1170) die Rischmühle einem Kleriker, der nicht Domherr war, als Obödienz gegeben. 1236 liegt dann ein klares Zeugnis für die voll ausgebildete Institution vor. Bestimmungen über die Verteilung der Obödienzen wurden 1311 getroffen. Ein Kanoniker konnte danach mehrere innehaben. In Meißen begegnen Obödienzen in den Quellen 1263,1277 und 1278, dann wieder 1311 anläßlich einer Neueinteilung. Die Einrichtung muß damals schon lange bestanden haben. Nun wurden 14 Obödienzen gebildet, acht größere und sechs kleinere. Sie scheinen mit der Zahl der Pfründen derjenigen Domherren, die kein besonderes Amt innehatten, übereinzustimmen. Der Inbegriff des Einkommens eines Domherrn aus den gebührenden Zuwendungen des Propstes und der Obödienzen (nicht aus den Überschüssen!) hieß Pfründe (praebenda). Zur Pfründe kam hinzu die curia, die Wohnung in einem eigenen, dem Kapitel gehörenden Hause. Mit der vita communis war es endgültig vorbei. Nur die Scholaren und Neulinge im Kapitel, die noch keine große Pfründe besaßen, schliefen im Dcrmitorium. Die Zahl der Pfründen nämlich war bei allen drei Kapiteln bemessen. Man unterschied große und kleine Präbenden. In Merseburg gab es 17 große Präbenden, in Meißen 15; für Naum-
Obödienzen • Präbenden
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bürg ist eine Zahl nicht bekannt, doch kann sie nicht wesentlich größer gewesen sein. An anderer Stelle (vgl. Bd. 1 S.276) ist die Vermutung ausgesprochen worden, daß die drei Kapitel mit einer Zahl von je 15 Mitgliedern ins Leben getreten seien. Diese Zahl hat sich bis zum Ende des 13. Jahrhunderts also nicht wesentlich erhöht. Neben diese eigentlichen capitularii traten aber seit dem 13. Jahrhundert canonici minores, für die neue „kleine" Pfründen, die praebendae minores oder pueriles geschaffen wurden, wie dies 1263 in Meißen bezeugt ist. In Merseburg werden sie zuerst 1303 erwähnt. In Naumburg begegnen praebendae
maiores,
die minores
v o r a u s s e t z e n , z u e r s t 1306. Da sie
aber in Zeitz schon 1292 entgegentreten, darf ihr Vorhandensein auch in Naumburg für das 13. Jahrhundert vorausgesetzt werden. Schon 1244 ist von praebendae integrae die Rede, die wohl ebenfalls im Gegensatz zu den kleinen Pfründen stehen. Nur für Naumburg ist die Zahl der letzteren (vier) bekannt, in Meißen scheint sie sechs betragen zu haben. Vollberechtigt waren die Inhaber dieser Pfründen nicht, sie wurden es erst mit dem Aufrücken in eine freiwerdende praebenda maior, das nach der Reihenfolge der Aufnahme erfolgte. Im Grunde waren sie also nur vorläufig dotierte Anwärter. Bloße Anwartschaft auf kleine Praebenden begegnet in Meißen erstmalig 1309. Doch scheinen solche Exspektanzen erst im Spätmittelalter größeren Umfang angenommen zu haben. Der Besitz einer großen Pfründe wurde 1306 in Naumburg ausdrücklich zur Bedingung gemacht für die Aufnahme ins Kapitel, die als emancipalio bezeichnet wurde, d. h. als Lösung von der Gewalt des Scholastikus, dem die Scholaren unterstanden. Der Ausdruck stammt also noch aus einer Zeit, in der die Domherren aus der Domschule hervorzugehen pflegten. Aber bereits 1317 wurde die Bestimmung von 1306 wieder aufgehoben, so daß man vielleicht für das 13. Jahrhundert vermuten darf, es habe zeitweise mehr Domherren gegeben als große Pfründen. Auch eine zweite Aufnahmebedingung von 1306, zweijähriges Studium an einer Universität (in studio generali), wurde 1317 kassiert. Es blieb nur die Bedingung der erforderlichen Weihen bestehen, für die 1244 und 1323 diejenige des Subdiaconus als genügend erachtet wurde. 1244 war zwar ein Mindestalter von 25 Jahren für die Aufnahme festgesetzt worden, von 18 Jahren für die Erlangung einer Pfründe, aber davon war später nicht mehr die Rede, und die Forderung guter Sitten und wissenschaftlicher Bildung (competen tis seien lie) war ein dehnbarer Begriff. Als Aufnahmegebühr wurden 1290 drei Mark zum Nutzen der Scholaren und neun Mark zum gemeinen Nutzen des Kapitels festgesetzt. Man gewinnt den Eindruck, daß der Zudrang sehr stark war. Dies geht auch hervor aus einem 34*
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Beschlüsse des Zeitzer Kapitels von 1292, es solle in Zukunft niemand mehr über die Vierzahl (der kleinen Präbenden? ultra numerum quaternarium) hinaus ins Kapitel aufgenommen werden. Bereits im Jahre vorher hatte Bischof Bruno gerügt, es seien in Zeitz zuviel Kanoniker aufgenommen worden, und eine Reduzierung auf eine erträgliche Zahl gefordert. Die Verschärfung der Aufnahmebedingungen, vor allem die Forderung des Universitätsstudiums sollte offensichtlich das Eindringen ungeeigneter Elemente verhüten, mit dem also während des 13. Jahrhunderts gerechnet werden muß. Aber diese Reformen ließen sich nicht durchführen, wie die Bestimmungen von 1317 zeigen. Aus Meißen und Merseburg ist ähnliches aus dem 13. und beginnenden 14. Jahrhundert nicht überliefert. Vollzogen wurde die Aufnahme durch Wahl des Kapitels, das audi Anwartschaften erteilte. Wie weit auch der Bischof, wenigstens der Merseburger, ein Wort mitzusprechen hatte, wird nicht recht deutlich. In Meißen war es 1308/11 strittig, ob er überhaupt ein Recht habe, an den Kapitelssitzungen teilzunehmen. Der Erzbischof von Magdeburg entschied gegen den Bischof. Die Rechte und Pflichten der Domherren blieben grundsätzlich dieselben wie im 11. Jahrhundert (vgl. Bd. 1 S. 277f.). Sie besaßen das Recht auf Sitz und Stimme im Kapitel, Sitz im Chor und Zuteilung einer Pfründe. Sie hatten die Möglichkeit, über ihre Hinterlassenschaft testamentarisch zu verfügen. Das sogenannte Gnadenjahr (annus graiiae) ermöglichte den Domherren, auch über die Erträgnisse ihrer Pfründen im ersten Jahre nach ihrem Tode Bestimmungen zu treffen; doch wurde dieses Recht in allen drei Bistümern zu Ende des 13. und im Beginn des 14. Jahrhunderts zum gemeinen Nutzen des Kapitels eingeschränkt. Diesen Rechten stand gegenüber die Pflicht, am regelmäßigen Chordienst teilzunehmen und die übertragenen Obödienzen treulich zu verwalten, desgleichen natürlich die etwa übertragenen Kapitelämter. Mit der Erfüllung dieser Pflichten sah es freilich ziemlich trübe aus, da im 13. Jahrhundert die Residenzpflicht, d. h. die Pflicht der Anwesenheit am Orte, weithin gelockert war. Unter Wahrung bestimmter Formen konnte jeder Domherr auf unbestimmte Zeit abwesend sein. Dies war auch gar nicht anders möglich, denn allen päpstlichen Verboten zum Trotz besaßen nicht wenige Domherren Pfründen auch an anderen Kathedral-undKollegiatkirchen. In Meißen waren z.B. die Pröpste von Würzen, Bautzen und Großenhain ständig Mitglieder des Kapitels, in Naumburg seit 1230 der Propst von Zeitz. Propst Dietrich von Bautzen war 1294 zugleich noch Merseburger Domherr, und Dietrich von Gattersleben war um dieselbe Zeit Domherr zugleich in Naumburg, Merseburg und Halberstadt. Der Meißner Dekan Gebhard war zugleich Propst von St. Viktor in Mainz und des Kollegiatstifts
Aufnahme ins Kapitel • Stellung der Domherren
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Großenhain, außerdem aber noch Protonotar am Hofe Heinrichs des Erlauchten, wo er sich wohl meistens aufgehalten haben wird. Die Beispiele ließen sich häufen. 1317 erklärte Bischof Heinrich von Naumburg eine Satzung, wonach jeder Naumburger Kanoniker seiner Pfründe verlustig gehen sollte, sobald er in ein anderes Domstift aufgenommen wurde, für ungültig, obwohl sie vom Papste bestätigt worden war. Auch die Geschäftsführung der Archidiakone, die ja überwiegend Domherren waren, erforderte häufige Abwesenheit vom Bischofssitz. Selbst die Übernahme von Pfarreien durch Domherren, die sehr häufig war, war wenigstens ein Vorwand, sich vom Kapitelssitz zu entfernen. 1307 wurde in Meißen dagegen Stellung genommen. Die Domherren sahen sich infolgedessen genötigt, Vertreter zu stellen, die ihre Pflichten am Orte wahrnahmen. Es waren dies die ständigen Vikare, von denen an anderer Stelle berichtet worden ist (vgl. S. 435). Die Domherrenstellen selbst wurden mehr und mehr zu bloßen Einnahmequellen, deren Rechten kaum mehr Pflichten gegenüberstanden, während die Vikare die eigentliche Kathedralgeistlichkeit darstellten. In die Lebenshaltung eines Meißner Domherrn am Ende des 13. Jahrhunderts gewährt anschaulichen Einblick das Testament des Domherrn Dietrich von Torgau von 1299. Er war zugleich Propst von Bautzen. Sein Vermögen war ansehnlich, die Dienerschaft verhältnismäßig zahlreich, der Stall und der Keller wohlbestellt, der Hausrat entbehrte nicht einiger Prunkstücke. Eine ziemlich umfangreiche Bibliothek war vorhanden. So ergibt sich das Bild einer nicht üppigen, aber doch recht gehobenen Lebensführung. Zu den alten Kapitelsämtern des Propstes, Dekans und Sdiolastikus, die bestimmt oder wenigstens wahrscheinlich bei allen drei Kapiteln bereits im 11. Jahrhundert vorhanden waren (vgl. Bd. 1 S. 275f.), traten im Laufe des 12. Jahrhunderts weitere. In Naumburg begegnet 1145 der Kustos, 1135 der Kämmerer, 1196 der Kellerer, erst 1217 der Kantor. Kellerer und Kämmerer gehörten nicht zu den eigentlichen Würdenträgern des Kapitels. Ein Kustos wird in Merseburg 1166 angetroffen, ein Kämmerer 1174, Kantor und Kellerer erst 1225. In Meißen tritt der Kustos 1160 entgegen, der Kantor erst 1273, der Kellerer 1216. Das Amt des Kämmerers fehlt. In allen drei Bistümern trat an die Stelle des Kustos zeitweilig ein Thesaurar. Zwei verschiedene Ämter sind dies schwerlich gewesen. Alle Ämter waren mit besonderem Einkommen dotiert. In Meißen geht dies vor allem daraus hervor, daß bei Ubergang in eine solche „Dignität" die bisher innegehabte Obödienz aufgegeben werden mußte. Hauptaufgabe des Propstes war die Verwaltung des Kapitelsvermögens, von dessen Einkünften er die Pfründen auszuzahlen hatte. Von
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mancherlei Differenzen, zu denen es wegen angeblich ungenügender oder unpünktlicher Auszahlung kam, hören wir nicht selten. Nur in Meißen scheint die Vermögensverwaltung dem Propste frühzeitig entglitten zu sein. Der Dekan stand den inneren Angelegenheiten des Kapitels vor. Er beaufsichtigte die Durchführung der Gottesdienste und hatte die Disziplinargewalt über die Kapitelsangehörigen. Ihr Umfang war freilich immer umstritten. Lehrreich ist, daß 1244 in Naumburg die Kanoniker nicht nur dem Bischof, sondern auch dem Dekan durch Handschlag Gehorsam versprechen mußten. Er und nicht der Propst erscheint damit als der eigentliche Leiter des Kapitels. Infolgedessen wurde auch seine Residenzpflicht weit strenger gehandhabt als die der übrigen Domherren. In Merseburg hatte er um 1265 beträchtlichen Anteil an der Gerichtsbarkeit innerhalb der Domfreiheit. Nur die Blutgerichtsbarkeit verblieb hier dem Bischof uneingeschränkt. Auch in Meißen hören wir 1307 von der mit der bischöflichen Gerichtsbarkeit konkurrierenden des Dekans. Von den jurisdiktioneilen Rechten, die den Dekanen aller drei Hochstifter als Archidiakonen zukamen, ist diese Gerichtsbarkeit zu trennen. Dem Kantor war die Leitung des Chorgesanges übertragen, dem Scholastikus diejenige der Domschule, die nicht pur Ausbildungsstätte künftiger Kanoniker, sondern auch der Geistffchkeit überhaupt war, einer heutigen kirchlichen Hochschule vergleichbar. Sein Einfluß war infolgedessen bedeutend und seine Stellung sehr angesehen. Häufig fungierten die Schulmeister als päpstliche kommissarische Richter, wohl weil von ihnen Kenntnis des kanonischen Rechts erwartet wurde. Dem Kustos lag die Verwaltung und Beaufsichtigung des Kirchensdiatzes und damit die Ausschmückung des Domes ob. Es mag hiermit zusammenhängen, daß wir ihn 1290 in Meißen als Leiter auch des Bauamtes antreffen. Der Kellerer war in Meißen Hilfsbeamter des Propstes auf ihn war bereits 1278 die Auszahlung der Präbenden übergegangen. In Merseburg haben wir einen Anhaltspunkt für diese Tätigkeit erst aus dem 14. Jahrhundert. Der Merseburger Kämmerer wird einmal als cameraTius doimitorii bezeichnet; vermutlich lag ihm also die Aufsicht und Fürsorge für das gemeinschaftliche Leben der jüngeren Kanoniker und Scholaren ob. Schon im 13. Jahrhundert wurde begonnen, allen diesen Ämtern ständige Vikare zuzuordnen, auf denen bei der häufigen Abwesenheit auch der Dignitäre bald die Last der Geschäftsführung zu einem nicht geringen Teile geruht haben wird. In Meißen stand außerdem, seit 1285 bezeugt, dem Propst ein Domherr als Offizial zur Seite. Was Stand und Herkommen der Domherren betrifft, so entstammten die meißnischen bis zum Beginn des 14. Jahrhunderts in ihrer großen Mehrzahl der Mark Meißen und den unmittelbar angrenzenden Gebieten, soweit man aus den etwa vierzig überlieferten Zunamen all-
Kapitelsämter • Stand und Herkommen der Domherren
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gemeine Schlüsse ziehen darf. Sie beginnen erst im 13. Jahrhundert, und auch dann überwiegen zunächst die bloßen Vornamen bei weitem, so daß unsere Angaben erst für eine verhältnismäßig späte Zeit gelten. Was vorher war, wissen wir nicht. Die am weitesten von Meißen entfernten Herkunftsorte waren im 13. Jahrhundert Jeridiow, Mühlhausen, Breslau, Magdeburg, Leipa. Ein Domherr hat den Beinamen Polonus (1205), einer heißt Petrus Ruzinus. Herkunft aus Polen oder Rußland besagt dies nicht mit Sicherheit, wie der Beinamen Reuß für die Vögte von Plauen zeigt, der fünfzig Jahre später aufkam. Eine Reise nach dem Osten kann diese Übernamen bewirkt haben. Die Hälfte der Namen sind mit Sicherheit ministerialisch, davon drei reichsministerialisch (v. Colditz, v. Kamenz, v. Wolftitz). Das Hauptkontingent stellt die wettinische Ministerialität, doch fehlen auch nicht völlig Ministeriale anderer Herren (v. Prettin, v. Jerichow, v. Rodehausen; die Herren v. Zweimen dürften zur merseburgischen, die v. Strehla zur naumburgischen, die de Aquatico Castro zur meißnischen Hochstiftsministerialität gehören). Aber auch Angehörige edelfreier Geschlechter sind ins Meißner Domkapitel eingetreten, so Dietrich von Kittlitz, der später Bischof wurde, und Söhne der burggräflichen Häuser von Meißen, Dohna, Starkenberg, Magdeburg und der mit den Burggrafen von Altenburg verwandten Herren von Frohburg. Auch ein Wettiner freilich unehelicher Abkunft war Propst in Meißen. Zweifelhaft ist die Standesqualität der Familien v. Nossen und v. Lübben. Bernhard von Leipa gehörte dem böhmischen Herrenstande an (1312). Fraglich bleibt, ob die Domherren, die sich nach Zeitz, Leipzig, Mühlhausen, Guben und Breslau nannten, Stadtbürger waren oder ritterlichen Geschlechtern angehörten, die ihren Namen nach diesen Städten führten. Beides ist möglich. Nach Pegau nannten sich zwei Domherren. Eine Adelsfamilie dieses Namens ist nicht bekannt. Wahrscheinlich entstammten sie einer gleichnamigen Meißner Bürgerfamilie. Das Meißner Domkapitel war also im 13. Jahrhundert gemischtständisch, wobei man offenlassen muß, ob die ohnehin zweifelhaften Stadtbürger nicht doch Abkömmlinge von in Städten seßhaft gewordenen ritterlichen Familien waren. Anders ist das Bild in Naumburg während des 12. Jahrhunderts. Es sind immerhin zehn Domherren, deren Familienzugehörigkeit wir feststellen können. Sie stammten alle aus dem linkssaalischen Thüringen bis auf zwei Herren von Saaleck, deren Burg am rechten Ufer der Saale liegt. Sechs von ihnen waren edelfrei. Hinzu kommen noch der Propst Dietrich, dessen Geschlechtsnamen wir nicht kennen, der aber als Verwandter Erzbischof Wichmanns von Magdeburg ebenfalls edelfreier Herkunft gewesen sein muß, und wahrscheinlich auch Heinrich von Werleburg, der zwar keiner bekannten edelfreien Familie entstammt,
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aber schon deshalb edelfreier Abkunft gewesen sein wird, weil sein Name zu den am frühesten genannten gehört. Einer, Hugo von Wartha, gehört einem der angesehensten reichsministerialischen Geschlechter des Pleißenlandes an, das ebenfalls thüringischer Herkunft war, aber damals wohl bereits auf der Waldenburg an der Zwickauer Mulde saß. Erst ganz am Ende des Jahrhunderts finden wir drei einfache Ministeriale im Domkapitel vor. Die Quellenbasis ist zu schmal, um zwingende Schlüsse zu ziehen, aber die Wahrscheinlichkeit ist groß, daß ursprünglich für den Eintritt ins Naumburger Kapitel edelfreie Geburt gefordert wurde. Bemerkenswert ist, daß mit Ausnahme jenes Hugo von Wartha das Kapitel Zuzug aus dem ostsaalischen Gebiet nicht hatte. Auch hier waren edelfreie Familien ansässig, aber ihre Söhne fanden offenbar im Rahmen der deutschen Siedelbewegung lockendere Aufgaben, als sie der Eintritt in ein Domkapitel stellen konnte. Im 13. Jahrhundert ändert sich das Bild. Es sind mehr als vierzig neue Namen, die uns bis 1288 entgegentreten. Nach wie vor weist die Mehrzahl nach Thüringen, aber auch das Gebiet zwischen Saale und Mulde ist jetzt mehrfach vertreten. Völlig geändert hat sich die ständische Zusammensetzung des Kapitels. Zwar fehlen auch jetzt Edelfreie nicht, an ihrer Spitze der uneheliche Wettiner Dietrich, der spätere Bischof. Es begegnen ein Graf von Buch und ein Graf von Kirchberg, ein Burggraf von Starkenberg, ein Burggraf von Altenburg und ein Verwandter von ihm, ein Herr von Flößberg, ferner drei Burggrafen von Neuenburg und ein diesem Hause verwandter Herr von Osterfeld, es begegnen Edelfreie von Vippach, Langenberg, Tannroda, Kötzschau und Zangenberg (zweimal); auch ein Herr von Voigtstedt ist vielleicht edelfreier Abkunft, während der Stand der Familie von Kohren zweifelhaft bleibt. Aber mehr als die Hälfte der zu identifizierenden Namen ist jetzt unzweifelhaft ministerialisch, fünf davon reichsministerialisch (v. Allerstedt, v. Colditz, v. Crimmitschau, v. Straßberg, v. Wolftitz, vielleicht auch v. Zschocher). Unter den übrigen Ministerialen überwiegen die des Landgrafen von Thüringen. Ein Wandel in der ständischen Zusammensetzung des Naumburger Kapitels scheint also um 1190 eingetreten zu sein: auch Ministerialen war jetzt der Zutritt gestattet. Noch immer aber war das Naumburger Kapitel vornehmer als das meißnische. Wenn auch die edelfreie Exklusivität nicht gewahrt werden konnte, so war doch die Zahl der edelfreien Mitglieder ziemlich hoch, und Leute bürgerlichen Standes fanden keine Aufnahme. In Merseburg wurde es wie in Meißen erst in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts allmählich üblich, die Domherren in den Zeugenreihen der Urkunden mit ihren Geschlechtsnamen anzuführen, und auch sonst begegnen uns fast ausschließlich Vornamen, die Bischofschronik nicht
Stand und Herkommen der Domherren
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ausgenommen. So sind wir auf ein recht spätes Material angewiesen, das aber dafür bis zur Mitte des 14. Jahrhunderts mit annähernder Vollständigkeit vorliegt. Die Zunamen von nahezu neunzig Domherren sind überliefert, von denen etwa ein Dutzend entweder über Stand und Herkunft nichts besagen (z. B. Hebestrit, Mor, de Clavi) oder der Identifizierung Widerstand leisten (z. B. Scorbuz, Nendorp), ü b e r die Hälfte des Restes gehört mit Sicherheit ministerialischen Geschlechtern, bei einigen weiteren ist Ministerialität wahrscheinlich. Reichsministeriale sind nur wenige darunter (v. Schellenberg, Kiseling, v. Würchhausen, vielleicht auch v. Geusa). Edelfreien Standes waren die Domherren v. Mansfeld, v. Querfurt, v. Stolberg, v. Ammendorf (drei), v. Schraplau, v. Wahren, v. Neuenburg; ob andere, die die Namen v. Beichlingen, v. Dassel (drei), v. Camburg, v. Falkenstein führten, diesen edlen Familien oder gleichnamigen Ministerialenfamilien zuzurechnen sind, muß offenbleiben. Stadtbürger können die Kanoniker sein, die sich nach Braunschweig, Leipzig, Freiberg nannten; ein im 14. Jahrhundert bezeugter Domherr von Ausfeld (Owesuelt) gehört vielleicht einer gleichnamigen Merseburger Bürgerfamilie an. Für alle vier ist indes auch ritterliche Abkunft möglich. Das Merseburger Domkapitel war also wie das meißnische spätestens seit der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts auch Ministerialen zugänglich, die sogar das Hauptkontingent der Kanoniker stellten. Ob beide Kapitel einmal wie das Naumburger im 12. Jahrhundert freiständisch gewesen sind, werden auch eingehendere Untersuchungen, als sie in unserem Zusammenhange möglich waren, schwerlich feststellen können. Nicht überraschend ist, daß der landschaftlichen Herkunft nach die Merseburger Domherren vorzugsweise dem südöstlichen Altsachsen bis zur Unstrut im Süden und dem ostwärts anschließenden Gebiete bis zur Elbe entstammten. Nur vereinzelt begegnen Kanoniker aus der Mark Meißen. Die drei Domkapitel besaßen also verhältnismäßig festumrissene Einzugsgebiete, die sich kaum überschnitten. Von hier aus betrachtet war Naumburg ein thüringisches, Merseburg ein sächsisches, Meißen ein meißnisch-lausitzisches Bistum. Wie der Grundbesitz der Domkapitel war auch derjenige des Bischofs ursprünglich zum großen Teile Streubesitz gewesen oder er war, soweit den Hochstiftern ganze Burgwarde übereignet worden waren, durch Verlehnungen oder andere Veräußerungen dazu geworden. Die wesentlichen Besitzveränderungen sind für alle drei Hochstifter im Zusammenhange der Geschichte der einzelnen Bischöfe dargestellt worden und brauchen hier nicht wiederholt zu werden. Nur darum kann es sich handeln, diejenigen Gebiete zu umreißen, die es zu einer gewissen Geschlossenheit gebracht haben und die den Bischöfen auf die Dauer
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verblieben sind, in denen sie sogar Landesherrschaft auszuüben vermochten. Sehr bedeutend muß im 12. und bis ins 13. Jahrhundert hinein der Besitz des Meißner Hochstifts in der Oberlausitz gewesen sein. Noch die Grenzbegehung, die 1223 den bischöflich meißnischen vom königlich böhmischen Besitz schied und 1241 nochmals beurkundet wurde (vgl. S. 83), läßt erkennen, daß nicht nur die bereits 1006 an Meißen gelangten Burgwarde Göda, Doberschau und Dolgowitz festgehalten worden waren und noch immer beträchtliche Komplexe darstellten. Auch östlich der Neiße war vielmehr bischöflicher Besitz vorhanden. Ein weiterer geschlossener Bezirk dehnte sich um Bernstadt, während Besitz um Elstra nur undeutlich faßbar ist. Aber der größte Teil dieser Besitzungen konnte nicht gehalten werden, sondern ging noch in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts verloren. Nur der 1241 umschriebene Burgward Doberschau mit Wilthen und das ansehnliche Gebiet, das vom Burgward Göda aus in südwestlicher Richtung in den Wald hinein gerodet worden war, verblieben auf die Dauer den Bischöfen, vermehrt um den Bezirk der Burg Stolpen, die Bischof Bruno wohl 1222 erworben hatte. Vom Burgward Dolgowitz waren 1495 nur noch Bischdorf und Cunnersdorf bischöfliche Lehen. Alles andere entglitt der Hand des Bischofs, zuerst wohl das Gebiet um Bernstadt (vor 1245) und der Besitz östlich der Neiße. Spuren des ehemaligen Kirchengutes finden sich hier später überhaupt nicht mehr, und auch in der Gegend von Elstra erinnert nur der Name Bischdorf an die ursprünglichen Besitzverhältnisse. Den großen Verlusten stehen nur kleinere Erwerbungen gegenüber, doch gelang es immerhin, den Bischofswerda-Stolpener Besitz zu vergrößern und abzurunden. Um die Bischofsstadt selbst hatte der Bischof mancherlei Streubesitz, der sich aber nirgends zu größeren Komplexen von auch nur einigen Dörfern zusammenschloß. Besitz in der Dresdener Gegend, der vielleicht auf einen geschlossenen Burgward zurückgeht, konnte 1206 fest umgrenzt werden und erweiterte sich in der Folgezeit noch. Aber es blieb hier beim bloßen Grundbesitz, der zudem zum großen Teile an das Kapitel gelangte. Die Aufrichtung bischöflicher Herrschaft war im Kerngebiet der Mark unmöglich, denn hier gebot allein der Markgraf. Nicht einmal in der Stadt Meißen selbst vermochte der Bischof die Stadtherrschaft auszuüben, die vielmehr dem Markgrafen zufiel. Auch östlich der Elbe nach Großenhain zu und im westlichen Daleminzierlande hatte der Bischof Streubesitz. Ein Stützpunkt seiner Herrschaft war hier Mügeln, aber auch nicht mehr, denn noch im 13. Jahrhundert saß hier das gleichnamige Edelgeschlecht, übte in den Dörfern der Umgebung Gerichtsbarkeit aus (1243) und gründete das Kloster Sornzig, das reich dotiert wurde. Erst als das Geschlecht
Besitz des Hocfastifts Meißen • Vogtei
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nach der Mitte des Jahrhunderts in männlicher Linie ausstarb, erwarb der Bischof die Burg Mügeln, während ihm die Herrschaft in der Stadt bereits 1249 zukam. Den benachbarten Burgward Zschaitz hatte das Hochstift bereits 1046 erhalten, doch fiel er der Zersplitterung anheim. Immerhin blieben ihm etwa ein Dutzend Dörfer erhalten, teils als Bischofs-, teils als Kapitelsgut, teils auch verlehnt, aber Herrschallsbildung gelang hier ebensowenig wie in der Gegend von Dresden. Anders im Lande an der Mulde um Würzen. Auch hier hatte das Hochstift Burgwarde teils geschenkt erhalten, teils auf Grund gefälschter Urkunden usurpiert (vgl. Bd. 1 S. 90). Während die weiter muldenabwärts gelegenen Burgwarde Pouch und Löbnitz nur zu Komplexen geringen Umfangs ausgestaltet werden konnten und Pouch zudem bald als Kirchenlehen an die Herzöge von Sachsen überging, entstand um Würzen und Püchau ein ähnliches bischöfliches Territorium wie umBischofswerda-Stolpen. 1284 wurden nach langem Streite mit dem Markgrafen die Grenzen auf Grund örtlicher Erhebungen festgesetzt. Das Gebiet wurde damals als Wurzener Land (terra Wrscynensis) bezeichnet. Eine allgemeine Hochstiftsvogtei, die gleichmäßig über den gesamten Hochstiftsbesitz Rechte ausgeübt hätte, bestand in Meißen im 12. und 13. Jahrhundert nicht mehr. Zwar tritt in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts ein edelfreier Vogt Pribislaus entgegen (1152—1185), der als Domvogt (advocatus maioris domus) oder auch einfach als Kirchenvogt (advocatus ecclesie) bezeichnet wird. 1180 steht er als Zeuge hinter dem Burggrafen von Meißen unter Meißner Burgmannen (urbanij. Aber gleichzeitig begegnen andere Vögte, im Wurzener Lande ein sonst unbekannter Siegfried, im Gebiet von Pouch und Löbnitz Otto Vogt von Pouch. War jener ebenfalls edelfreien Standes, so gehörte dieser der bischöflichen Ministerialität an. über das Land um Bischofswerda und Stolpen hatte im Anfang des 13. Jahrhunderts der freie Herr Moiko die Vogtei inne, und die Vogtei von Mügeln verkauften 1278 die Grafen von Brehna aus wettinischem Hause, die sie angeblich schon lange besessen hatten, an die Reichsministerialen von Colditz. Aber noch 1252 erscheint ein Siegfried Vogt von Mügeln, der dem gleichnamigen Edelgeschlecht angehört und vielleicht ein Nachkomme jenes Vogts Siegfried war, den wir 1154 im Wurzener Lande antrafen. An Reibungen zwischen Bischof und Vögten, die ihre Befugnisse überschritten, fehlte es wie überall nicht. 1201 wurde Papst Innozenz III. zum Einschreiten gegen die Meißner Stiftsvögte veranlaßt. Seit dem Beginn des 13. Jahrhunderts brachten die Bischöfe Vogteien käuflich an sich. Im 14. Jahrhundert scheint dieser Prozeß beendet zu sein. An der Stelle der erblichen Vögte stehen nunmehr Beamtenvögte, die auch als Hauptleute (capitanei) bezeichnet werden. Aber schon der 1185 ge-
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n a n n t e Vogt Otto von Pouch scheint der Vorläufer eines solchen Beamtenvogts gewesen zu sein. Nur die Niedergerichtsbarkeit stand ihm in Löbnitz zu, w ä h r e n d Hochgerichtsfälle unter Königsbann verhandelt w e r d e n mußten. W e r sein Inhaber war, steht dahin (der Graf von Brehna?). Im W u r z e n e r Lande begegnet 1154 solche Einschränkung des Vogteirechts nicht. Hier wird außer dem Vogte noch ein villicus genannt, der wohl Ministerialer des Bischofs war und ebenfalls als Vorläufer bischöflichen Beamtentums gelten darf. 1234begegnet ein villicus v o n Meißen, der aber auch markgräflicher Beamter gewesen sein kann. Das Vogtding fand im W u r z e n e r Lande 1154 dreimal jährlich statt. Die Gericiitspfliditigen hatten dem Vogte Gastung zu gewähren. Nicht der gesamte bischöfliche Besitz w u r d e durch Erwerb der Vogteien aus der Gerichtsverfassung der M a r k gelöst, sondern nur im Wurzener Lande und im Bezirk von Bischofswerda und Stolpen gelang dies auf die Dauer. Hier w u r d e 1251 und 1284 die bischöfliche Gerichtsbarkeit v o m Meißner M a r k g r a f e n anerkannt. Um die Stellung der Hochstiftsuntertanen in der Militärverfassung des Landes kam es schon im 12. J a h r h u n d e r t zu Streitigkeiten. Auch in bezug hierauf war die 1144 getroffene Regelung nicht generell, sondern landschaftlich verschieden. In Nisani, dem Elbkessel um Dresden, sollten die Bistumsleute vom Burgwerk und öffentlichen Wachdienst frei sein. In der Oberlausitz h a t t e n sie drei Stuben (stupae) auf der Bautzner Burg zu b a u e n und instand zu halten sowie Wachdienst zu leisten. Im Zagost, der östlichen Oberlausitz, galt zwar Wachdienstpflicht, nicht aber Pflicht zum Burgwerk. Es w a r e n dies Verpflichtungen, die dem Markg r a f e n als V e r t r e t e r des Königs geschuldet wurden. Bezeichnenderweise w u r d e die Ablösung des Wachdienstes, das Wachkoni, später nicht dem M a r k g r a f e n , sondern den Burggrafen geleistet, die von Konrad III. j e n e m als königliche Amtsträger an die Seite gestellt waren. Zu dieser A b g a b e blieb ein Teil der Hochstiftsdörfer verpflichtet, andere erlangten Befreiung (z. B. 1245 in der Oberlausitz). Völlige Abgabenfreiheit nicht nur f ü r den g e s a m t e n Klerus der Diözese Meißen, sondern auch für dessen Hintersassen innerhalb der M a r k sicherte 1252 Markgraf Heinrich der Erlauchte zu. Den damals erreichten Höhep u n k t seiner Machtstellung hat das Bistum nicht lange zu halten vermocht. Offenbar noch im Laufe des 13. J a h r h u n d e r t s sind große Teile des Hochstiftsbesitzes in das Militärwesen des wettinischen Landesstaates eingegliedert worden. Freilich wird dies erst im 14. und 15. J a h r h u n d e r t deutlich erkennbar. Für die Gebiete v o n W ü r z e n und Bischofswerda-Stolpen galt dies jedoch nicht, sondern es w a r e n wohl diese Besitzungen, v o n d e n e n der Bischof später sein Kontingent dem Reiche unmittelbar zu stellen hatte. Bezeichnend ist, daß v o n der Lei-
Landesherrschaft des Bischofs von Meißen
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stung, die den Markgrafen nicht als ursprünglichen Amtsträgern des Königs geschuldet, sondern von ihnen kraft eigenen landesherrlichen Rechts erhoben wurde, der landesherrlichen Steuer (Bede), das Bischofsland grundsätzlich frei war, wie dies 1289 ausdrücklich anerkannt wurde. Gerade damals aber wurde die Steuer auf Grund besonderer Übereinkunft, die nicht ohne Druck zustande gekommen sein wird, dennoch erhoben, und so wundern wir uns nicht, daß im 14. und 15. Jahrhundert ein Teil der Bischofsdörfer in den markgräflichen Bedelisten erscheint. Aber das Wurzener Land und der Bischofswerda-Stolpener Bezirk blieben frei, und es ist sehr fraglich, ob die Steuer von 1289 auch dort erhoben worden ist oder nur vom sonstigen Bischofsgut in der Mark. Man wird also sagen dürfen, daß in diesen beiden Gebieten der Bischof selbst Landesherr war. Hohe Gerichtsbarkeit einschließlich der Strafvollstreckung, Heerbann (auch das Befestigungsrecht) und Steuer standen ihm hier zu. Auch besaßen die Bischöfe das Bergregal, das Recht auf Münze und Zoll und das Recht an der Königsstraße. Die Bischöfe waren im 13. Jahrhundert Reichsfürsten (zuerst bezeugt 1223) und besaßen später die Reichsstandschaft. 1289 bekannte Markgraf Friedrich Tuta von Meißen, das Bischofsgut sei kraft kaiserlicher Autorität von seiner richterlichen Gewalt (iurisdictio, das heißt hier nach dem ganzen Zusammenhang soviel wie Landesherrschaft) geschieden und getrennt. Aber seine rechtlich klar umschriebene Stellung wurde immer wieder bedroht und eingeschränkt durch die realen Machtverhältnisse, die ständige Übergriffe der wettinischen Beamten ermöglichten und „freiwillige" Anerkennung von Rechten der Wettiner auch auf Stiftsgebiet erzwangen. In der Oberlausitz erkannten die Markgrafen von Brandenburg als Landesherren um 1276 die rechtliche Sonderstellung des Bischofslandes zwar ebenfalls an, machten aber sogleich darüber eine Schutzherrschaft geltend. Zu stützen vermochte sich der Bischof im 13. Jahrhundert auf Vassailen, Ministeriale und auch auf die Bürger seiner Städte. Um mit den letzten zu beginnen, so ist nochmals zu betonen, daß der Bischof in Meißen selbst die Stadtherrschaft niemals ausgeübt hat. Meißen tritt erstmals 1150 als Stadt (civilas) entgegen. Wie bei den meisten älteren Städten Mitteldeutschlands gehen hier Vorgänge allmählichen Wachstums mit solchen einmaliger Gründung Hand in Hand. Die civilas von 1150 war vermutlich eine Gründung Konrads III. (vgl. S. 25) neben einer bereits vorhandenen stadtähnlichen Siedlung (portus, worunter wohl ein Handelsplatz zu verstehen ist, schon 983), die mit Hilfe des von ihm eingesetzten Burggrafen Hermann von Wohlbach
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durchgeführt wurde. Stadtrichter war der Burggraf, dem auch der Arealzins zukam. Die Marktkirche dagegen gehörte bis 1205 dem Bischof, und er erhob ursprünglich den Marktzoll. Nur so ist dies zu deuten, daß der König als Stadtgründer und Stadtherr diese Verteilung vornahm. Aber an die Stelle des Königs trat als Stadtherr in der Zeit der Thronkämpfe nach 1198 der Markgraf von Meißen, und es ist dem Bischof nicht gelungen, sein Recht an der Stadt festzuhalten oder gar auszudehnen. Auch die Burg mußte er mit Markgraf und Burggraf teilen, und die „Freiheit" mit Bischofswohnung und Domherrenkurien wurde erst allmählich zusammengekauft. Stadtgründungen hat der Meißner Bischof anderwärts vorgenommen. Der Name der Stadt Bischofswerda (1227 Biscoüsweide) spricht für sich selbst. Die Zeit der Stadtgründung steht hier nicht fest, denn erst 1361 wird der Ort Stadt genannt. Ein bischöflicher Ministerialer Meinhard von Bischofswerda begegnet 1227 neben anderen, die sich nach Dörfern nannten, um 1276 aber ein weiterer Angehöriger des Geschlechts zusammen mit dem Pfarrer und dem Pfarrer von Jochgrim. Damals wird der Ort bereits Stadt gewesen sein. Jochgrim ist nämlich der alte Name für die Stadt Stolpen, wo 1357 bereits Altstadt und Neustadt unterschieden wurden. Auch Stolpen-Jcchgrim ist eine bischöfliche Gründung, und die Pfarrer beider Städte waren um 1276 zusammen in einem Schiedsgericht tätig. Eine bischöfliche Gründung ist vermutlich auch Bernstadt in der Oberlausitz. Bischof Bruno II. (1209—1228) hatte den Ort Bernsdorf vor 1234 von Zdislaus von Schönburg erworben, und noch 1234 erscheint er als Dorf, 1280 aber als Stadt (civitas), damals allerdings bereits dem Bischof entzogen und im Besitze der Herren von Kamenz. Die endgültige Abfindung des Schönburgers 1234 deutet jedoch darauf hin, daß der Bischof mit dem Orte seine besonderen Absichten hatte. Er hielt sich damals im benachbarten Schönberg auf, also jenseits der Neiße. In seiner Umgebung weilten der Bautzner Pfarrer, der Dekan und zwei andere Domherren, ferner bischöfliche Vasallen und Ministeriale. Man kann sich nicht denken, was den Bischof veranlaßt haben sollte, mit erheblichem Gefolge den entlegenen Ort aufzusuchen, wenn er ihn damals nicht selbst besessen hätte. Mit aller Wahrscheinlichkeit gehörte er zum Bischofslande jenseits der Neiße, und um diese Zeit wird hier die Stadtgründung vergenommen worden sein, der diejenige in Bernsdorf/Bernstadt wenig später folgte. Freilich gingen beide Städte dem Bischof schon bald nach der Gründung verloren. Sie entstanden beide in deutlichem Zusammenhange mit der deutschen bäuerlichen Siedlung, in der Flur von deutschen Bauerndörfern.
Bischöflich-meißnische Städte • Vassailen und Ministeriale
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Audi bei Bisdiofswerda ist dies wahrscheinlich. Eine Marktgründung zugleich mit der Gründung eines Bauerndorfes wurde auf muldenländischem Besitz des Bistums schon im 12. Jahrhundert in Löbnitz versucht. Hier wurden 1185 Bauern (coloni) angesetzt, aber auch Leute, die Markthandel trieben (lorenses), und diese erhielten hallisches Recht, also das gleiche Recht, das seit einiger Zeit die Bürger von Leipzig gebrauchten. Von den Höfen am Markte sollte der in Städten übliche Rekognitionszins von sechs Denaren entrichtet werden. Sicherlich war es auf eine Stadtgründung abgesehen, die indes fehlschlug. Der Ort ist, soviel wir wissen, immer Dorf geblieben. Glücklicher scheint die Stadtgründung in Mügeln verlaufen zu sein, die ebenfalls dem Meißner Bischof zugeschrieben werden muß, denn wir finden ihn 1249 im Besitze des dortigen Zolls. Nicht geklärt ist das Verhältnis des Bischofs zu dem Edelgeschlecht von Mügeln, das noch um dieselbe Zeit auf der Burg saß. Vielleicht hatte es sie als bischöfliches Vogteilehen inne. Eine bischöfliche Gründung ist schließlich ohne Zweifel Würzen, doch liegen die Anfänge dieser Stadt ganz im Dunkel. Bedeutend war also das Städtewesen auf hochstiftischem Boden keineswegs. Bemerkenswert ist immerhin, daß die bischöflichen Städte im 14. Jahrhundert dem meißnischen Markgrafen nicht zur Stellung von Heerwagen verpflichtet waren, daß also ihre militärische Kraft dem Bischof selbst zugute kam. Heerfahrtspflichtig waren ihm auch diejenigen Ritterbürtigen, die bischöfliche Lehngüter besaßen. Ein bischöfliches Lehnbuch besitzen wir erst aus dem Jahre 1495, und Rückschlüsse von da ins 13. Jahrhundert sind kaum möglich. Daß aber sehr wesentliche Teile des Bischofsgutes als Lehen an ritterliche Mannen ausgegeben waren, ergeben die Zeugenlisten der bischöflichen Urkunden schon im 12. Jahrhundert. Vor allem Ministeriale nennen sich da nach Orten bischöflichen Besitzes, die sie offenbar nach Lehnrecht besaßen, aber auch die als Zeugen fungierenden Edelfreien werden Bischofslehen innegehabt haben. Die Grafen von Brehna begegnen am Anfang, die meißnischen Wettiner und die Könige von Böhmen erst gegen Ende des 13. Jahrhunderts als bischöfliche Lehnleute. Bei diesen mächtigen Fürsten war das Lehnsband ein rein formales. Von L e h n h e r r s c h a f t des Bischofs kann wohl nicht gesprochen werden. Es blieb ihm höchstens die Aussicht auf Heimfall. Aber neben ihnen standen weniger mächtige edelfreie und ministerialische Vassailen. Die Größe aller dieser Lehen war selbstverständlich verschieden, aber auch bei Ministerialen offenbar im Durchschnitt nicht ganz gering. So hatte der bischöfliche Ministeriale Heinrich von Göda um 1226 in der Gegend von Bischofswerda außer Goldbach, Weickersdorf und Geißmannsdorf noch andere Dörfer inne. Wir ersehen daraus, daß
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damals bereits das Bischofswerdaer Land weitgehend in Ritterlehen zerlegt war, wie wir dies später auch in großen Teilen des Wurzener Landes beobachten können. Hier häuften sich die Sitze der hochstiftischen Ministerialität, der wir seit der Mitte des 12. Jahrhunderts voll ausgebildet in den Quellen begegnen. Ihre Ursprünge liegen im Dunkel, und auch über die rechtliche Stellung der Ministerialen ergibt sich kaum etwas. W i r wissen nur, daß ihnen im 12. Jahrhundert ihre Dienstlehen nicht ohne weiteres entzogen werden konnten. Bischof Martin sah sich 1185 genötigt, Löbnitz für 200 Mark von seinem Ministerialen Hermann von Löbnitz zurückzukaufen, als er dort die soeben erwähnte Marktgründung beabsichtigte. Nach dem Vorbild weltlicher Fürsten richtete der Bischof an seinem Hofe ministerialische Hofämter ein. Ein Truchseß wird bereits 1185 genannt, ein Kämmerer begegnet 1202, ein Schenk 1218, ein Marschall 1223. Mit seinem Bruder und anderen Rittern wurde er zur familia des Bischofs gerechnet. Der Bischof von Naumburg war seinem Meißner Amtsbruder gegenüber insofern im Vorteil, als ihm die Stadtherrschaft in den beiden Städten Zeitz und Naumburg stets zugekommen ist und infolgedessen zwei feste Mittelpunkte bischöflicher Herrschaftsbildung v o n vornherein zur Verfügung standen. In der Umgebung von Naumburg gelangte viel bischöflicher Besitz an die Klöster Pforte, St. Moritz und St. Georg sowie an das Domkapitel. Der bischöflichen Landesherrschaft ging er verloren, es blieb nur die „Aue" und ein Landstreifen zwischen Weicha und Wethau, vor allem aber der Bezirk der Burg Schönburg mit einem Dutzend Dörfern. Größer war das naumburgische Territorium bei Zeitz. Hier bestand es in der Hauptsache aus dem Gericht beim Roten Graben (vgl. Bd. 1 S. 179), das östlich der Elster lag, mit den Burgen Haynsburg und Kayna, die durch Fälschung einer Urkunde an das Bistum gelangte, während weiter elsteraufwärts der Burgbezirk von Krossen bis auf die Burg selbst mit etwa einem halben Dutzend Dörfern, die 1270 aus einer Verpfändung wieder eingelöst wurden, nicht festgehalten werden konnte und die Langenberger Pflege vergeblich erstrebt wurde. Auch westlich des Flusses war das Bischofsgut wenig bedeutend. Es sind etwa 80 Dörfer, die bis zum Ende des 13. Jahrhunderts in der Zeitzer Gegend als Bischofsbesitz erscheinen, und in etwa 25 weiteren sind Streubesitz und einzelne Rechte nachweisbar. Diese Besitzungen gehen zum großen Teil auf die königliche Schenkung des Landes Puonzouwa v o n 995 zurück. Sie wurden durch Schenk u n g e n des Bischofs an das Zeitzer Domkapitel und an die Klöster Bosau und St. Stephan in Zeitz sowie durch Verlehnungen weitgehend zersplittert, und erst gegen Ende des 13. J a h r h u n d e r t s gelang es, in Auseinandersetzung mit den wettinischen Vögten, einen geschlosse-
Besitz des Hochstifts Naumburg
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nen Bezirk bischöflicher Gerichtsbarkeit und Landesherrschaft zu bilden. Ein dritter Komplex gruppierte sich um die Burg Strehla als Mittelpunkt zu beiden Seiten der Elbe, in einem verhältnismäßig schmalen Streifen, der sich erst östlich der Elbe verbreiterte, von Dahlen im Westen bis in die Gegend von Elsterwerda und Großenhain im Osten reichend. Grundlage war die Schenkung dreier Burgwarde durch Heinrich IV., deren Erweiterung in der deutschen Siedlungszeit erfolgte. Von Bedeutung ist dieser Besitz vor allem im 12. und im Beginn des 13. Jahrhunderts gewesen. Seit der zweiten Hälfte des Jahrhunderts zerbröckelte er allmählich und ging im 14. Jahrhundert schließlich verloren. Mitten darin lag das bischöfliche Eigenkloster Riesa, dem umfangreiches Bischofsgut zugewendet wurde, östlich der Elbe waren Herrschaftsstützpunkte vor allem die Burgen Saathain und Tiefenau und der bischöfliche Hof Frauenhain. Nicht völlig zu klären ist das Recht des Bischofs an der Burg Hirschstein an der Elbe. Der größte Teil des umschriebenen Gebietes war verlehnt, an bischöfliche Ministeriale und kleinere Lehnsträger, vor allem aber an die Wettiner, und deren Belehnung war fast gleichbedeutend mit Verlust des Bischofsgutes. Einem so viel mächtigeren Lehnmann gegenüber hatte das Recht des Lehnherrn geringes Gewicht, und aus Rat und Hilfe, zu denen jener verpflichtet war, wurden unmerklich Schutz und Schirm, weniger als Pflicht, sondern bald als Quell mannigfacher Rechte, die schließlich auch einfach aus landesherrlicher Machtvollkommenheit abgeleitet wurden, ralione principalus, wie es 1299 einmal heißt. Im übrigen bedeutete Verlehnung Verzicht auf unmittelbare Ausübung der Herrschaftsrechte, die vielmehr in ihrer Gesamtheit dem Lehnsträger zufielen. So sah sich 1135 Bischof Udo I. nicht in der Lage, dem hallischen Neuwerkkloster Zollfreiheit auch auf verlehnten Bischofsgütern zu gewähren, wie er sie für den unmittelbaren Bistumsbesitz einräumte (in aliis episcopii locis . . . que ad nos peitinent, excepiis videlicet beneliciis, absque theloneo commeandi libertatem . . . tribuimus). Ob der Besitz des Bischofs im Pleißengau, den er durch die Verlegung des Klosters Schmölln nach Pforte erlangt hatte (vgl. S. 211 f.), jemals einen zusammenhängenden Komplex gebildet hat, steht dahin. Er erscheint in den Quellen nur noch als zu Lehen ausgegebener Streubesitz, der bis auf rein formale Lehnherrschaft verlorenging. Auch von dem Burgward Butsin, den das Hochstift seit der Zeit Heinrichs IV. besaß (vgl. Bd. 1 S. 120), sind dem Bischof nur Regis und Breitingen verblieben. Den Burgbezirk Nerchau hat das Hodistift nur vorübergehend im 13. Jahrhundert besessen. Weiterer Streubesitz in der Mark Meißen, der Pfalzgrafschaft Sachsen und in Thüringen kann außer Betracht bleiben, da er für die Territorienbildung bedeutungslos war. 35 Schlesinger II
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Hochstiftsvögte waren im 12. und 13. Jahrhundert die Wettiner, aber nicht etwa als Markgrafen von Meißen. Schon 1103 treffen wir nämlich den Wettiner Dedo als Vogt an, während die Mark bis zum gleichen Jahre in der Hand Heinrichs von Eilenburg war, und es spricht vieles dafür, daß bereits Dedos Vater Thimo (von Kistritz) Nauxnburger Vogt war. Erst 1125 gelangte die Hochstiftsvogtei im Erbgange an den Markgrafen Konrad. Bei der Teilung seiner Länder 1156 wies er sie dem dritten Sohne Dedo (v. Groitzsch) zu, der also wiederum nicht Markgraf war, sondern erst 1185 die Ostmark erbte. Bei der ostmärkischen Linie des Hauses blieb die Vogtei bis zu ihrem Aussterben 1210, um nunmehr wieder an die meißnische zu gelangen. Mit der Zeit ist sie dann durch Verlehnung zerstückelt worden, auch ließen sie die Wettiner teilweise durch, ihre Amtleute (villici) ausüben. Andere Teilvogteien mögen aus Schenkungen zu erklären sein, für die die Vogtei von den Schenkgebern vorbehalten wurde. Bereits 1164 heißt Vogt Dedo summus advocatus, im Gegensatz zu seinen Untervögten. 1191 war Markgraf Konrad noch selbst Vogt der Zeitzer Propstei, wenn er die Vogtei auch Beamtenvögten übertragen hatte, denen er nur in bestimmtem Umfange die Gewere (warandia) an ihr überließ, während sie 1238 insgesamt als Lehen in der Hand des Ministerialengeschlechts von Gladitz war. Schon 1140 begegnet ein edelfreier Vogt Hermann von Saaleck, 1144 ein Vogt Meinher (von Werben?), und um 1169 erscheint der Edelfreie Reinhard von Boblas ebenfalls als Vogt. Sie alle müssen wohl als Lehnvögte der Wettiner gelten, wie dies 1170 für den Ministerialen Siegfried von Hainspitz hinsichtlich der Vogtei über den Bistumsbesitz in Schmölln klar bezeugt ist. Die Entvogtung wurde durch diese Zersplitterung erleichtert. Für die Städte Naumburg und Zeitz erfolgte sie bereits im 12. Jahrhundert, und die Einsetzung bischöflicher Burggrafen (vgl. S. 56) in Zeitz und Strehla scheint zum Ziele gehabt zu haben, die Vogteigerichtsbarkeit auch aus den ländlichen Bezirken um Zeitz und Strehla zu verdrängen. Dies dürfte teilweise Erfolg gehabt haben. 1238 kam dem Vogte auf den unverlehnten Besitzungen des Hochstifts wenigstens innerhalb der Zäune keine Gerichtsbarkeit zu, und das Gericht (comitatus) in Pouzewicz, das ist das alte Land Puonzouwa mit dem Gerichtsstuhl beim Roten Graben, galt als bischöfliches Lehen. Aber schon Markgraf Dietrich der .Bedrängte" war nach 1210 wieder im Vordringen gegen das Hochstift. Die Strehlaer Burggrafschaft kam in Wegfall, und hier schwanden überhaupt die Rechte des Bischofs mehr und mehr dahin, während die zurückgedrängte Gerichtsbarkeit der wettinischen Vögte sich wieder ausbreitete. Um Naumburg und Zeitz dagegen konsolidierte sich die bischöfliche Herrschaft. Die Weichbilder dieser
Naumburger Hodistiftsvogtei
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Städte blieben von der Vogtgerichtsbarkeit eximiert, dazu auch der Burgbezirk Schönburg (1278 bezeugt), und 1286 ging das Gericht des Landes Butzewitz, das 1271 wiederum wie schon 1238 als Grafschaft bezeichnet wurde (comitia), endgültig in den Besitz des Bistums über. Hier hat sich wirklich ein wenn auch kleines bischöfliches Territorium, das Bestand hatte, gebildet, während die Reste des östlichen Territoriums 1307 an die Herren von Eilenburg veräußert wurden. Das verbleibende Band formaler Lehnherrschaft wurde 1367 gelöst. Die wettinische Vogtei war eine Gesamtvogtei, sie erstreckte sich nicht nur über den Besitz des Bischofs, sondern auch der beiden Domkapitel von Naumburg und Zeitz samt ihren Propsteien sowie über die bischöflichen Eigenklöster Bosau und Riesa. Streitigkeiten wegen der Rechte des Vogtes hat es immer gegeben, bald auf diesem, bald auf jenem Teilstück. Wir erfahren daher über sie mancherlei, aber zugleich wird ersichtlich, daß allgemeine Aussagen sich nicht machen lassen, sondern daß die vogteiliche Befugnis in immer neuen Kompromissen immer wieder neu festgelegt wurde, ohne daß diese Festsetzungen sich auf den gesamten bevogteten Besitz der Naumburger Kirche erstreckten. Noch 1140 übte der Vogt die Gerichtsbarkeit auch in Naumburg und Zeitz selbst aus. Es standen ihm genau umschriebene Naturalleistungen (servicia) in bestimmter Anzahl von Einheiten zu. Außerdem besaß er auf Grund der Vogtei bischöfliche Lehen. 1144 ist dazu eine von den Bauern in Denaren erhobene Vogtsteuer bezeugt. Aber auch Getreideabgaben wurden von den einzelnen Hufen gefordert (vor 1169), wenn auch schließlich nicht durchgesetzt. Die Vogteigerichtsbarkeit beschränkte sich 1169 auf das Blutgericht. Alle andere Gerichtsbarkeit müssen also damals bereits die Richter des Hochstifts selbst ausgeübt haben. Auf dem Gebiet der ZeitzerPropstei wurden die Hochgerichtsfälle 1191 festgesetzt auf Blutrunst, Diebstahl, Nachtbrand und Notzucht, dazu den Frauen angetaner Schimpf (de nudato capite iemine quod vulgo dicitur barchowet). Das Vogtgericht fand hier dreimal jährlich statt. Nicht nur Bluturteile wurden gefällt, sondern auch Geldbußen ausgeworfen, von denen der Vogt ein Drittel, der Propst zwei Drittel erhielt. Die Verhandlungen waren an strenge Formen gebunden (vare). Die Vogteiabgabe wurde in Getreide erhoben und hieß Landscheffel (lantskephel). Nach 1210 wurde aus Anlaß der Übernahme der Hodistiftsvogtei durch Markgraf Dietrich ihr Umfang neu festgesetzt. Die Städte Naumburg und Zeitz unterstanden jetzt der Vogtei nicht mehr, sondern nur noch das Land Butzewitz und der rechtselbische Teil des Elbeterritoriums sowie die Stadt Strehla. Dem Gericht beim Roten Graben sollte der Markgraf persönlich Vorsitzen. 1238 unterstand auch die Stadt Dahlen dem Gericht des Vogts. 35*
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Eigentliche Vogteistreitigkeiten traten in der Folgezeit mehr und mehr zurück. Strittig waren jetzt nicht mehr bloß die Vogteigerichtsbarkeit und die auf Grund ihrer erhobenen Abgaben, sondern die Gesamtheit der landesherrlichen Rechte, in erster Linie Befestigungsrecht und Heerfahrt, Steuer, Münze und Zoll, daneben immer noch die Gerichtsbarkeit. Die Auseinandersetzungen der einzelnen Bischöfe mit den Wettinern sind bereits geschildert worden (vgl. Kap. II). Hier interessiert allein das schließliche Ergebnis. Die Markgrafen räumten ein, im Bischofslande das Recäit der Bede nicht zu besitzen (1269). Gleichwohl wurden gelegentlich Steuern kraft gütlicher Vereinbarung mit den Bischöfen erhoben. Das Befestigungsrecht des Bischofs in Naumburg und Zeitz wurde anerkannt, ebenso sein Recht, seine Ministerialen in seine Burgen zu legen und zum Dienst aufzubieten. Dem Handel der Stiftsstädte sollte nichts in den Weg gelegt werden (1276, 1278). Die Bezirke, in denen dem Bisdiof allein die Gerichtsbarkeit zustand, einschließlich der Blutgerichtsbarkeit, wurden teilweise genau umschrieben, in ganz ähnlicher Weise wie das Wurzener Land des Bischofs von Meißen (1278, 1286, 1299). Für das Gebiet um Strehla liegt eine solche Grenzumschreibung nicht vor, aber zufälligerweise ist um dieselbe Zeit (1278) die dreimalige Abhaltung des bischöflichen Gerichts in Strehla, in das die Dörfer der Umgebung pflichtig waren, bezeugt. In diesen Gebieten stand dem Bischof nun wirkliche Landesherrschaft zu, wenn auch Schutz und Schirm der Markgrafen über das Hochstift immer wieder betont wurden. Das bischöfliche Aufgebotsrecht (cüppeatura) über Lehnleute tritt 1160 entgegen; damals bereits wurde die Gestellung von Heerwagen gefordert. Der Bischof führte sein Aufgebot dem deutschen Könige unmittelbar zu, so 1331 dreißig Behelmte. Er ließ in Naumburg, Zeitz und Strehla Münzen prägen und erhob Zölle, wie dies schon um die Mitte des 12. Jahrhunderts mehrfach bezeugt ist. 1296 wurde der Bischof als Reichsfürst bezeichnet. Die Investitur mit den Regalien empfing er vom Könige (1231 bezeugt). Als bischöfliche Amtsträger traten im 12. Jahrhundert neben den bereits erwähnten Burggrafen 1140 ein villicus, 1191 ein Amtmann (ambetman) und vielleicht auch schon Beamtenvögte auf (Vogt Hermann von Naumburg 1147). Daneben begegnen die üblichen Hofämter. Schenk, Kämmerer und Truchseß werden zuerst 1191 als Zeugen genannt, der Marschall folgt 1207. Die Ämter selbst aber sind älter. Wir besitzen nämlich drei Urkunden von 1145, 1157 und 1159, in denen Schenkungen von Unfreien an die Naumburger Kirche zu Ministerialenrecht für die Ämter des Schenken, Marschalls und Truchsessen festgehalten werden. Die Hofämter müssen also bereits damals bestanden haben oder eben eingerichtet worden sein. Sonderbarerweise wird 1145 auch eine Frau
Bischöflich-naumburgische Landesherrschaft • Ministerialität
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geschenkt, die sogar an erster Stelle genannt wird. Ob es sich jeweils um die erste Einrichtung des Amtes handelt, bleibt fraglich, aber dann wäre wenigstens erklärlich, daß eine ganze Hörigenfamilie übereignet und mit Ministerialenrecht bewidmet wurde. Um Hörige niederer Ordnung, Roßknechte und ähnliche Leute, handelt es sich übrigens dabei nicht. 1145 wird ein scolaris der Domschule genannt, und der 1159 übereignete Hugo besaß 4V2 Hufen als Lehen, die in fünf verschiedenen, weit voneinander entfernten Dörfern gelegen waren, was bäuerliche Wirtschaft ausschließt. Eine Hufe lag in Pfuhlsborn bei Apolda. Sie begegnet wieder im Besitze des bischöflichen Ministerialen Hugo von Tribüne oder von Schönburg, der vor 1186 sein Testament machte. Er ist also identisch mit dem 1159 geschenkten Hugo, und demzufolge auch sein ältester Sohn Hugo, der sich nach Schönburg oder nach Rudelsburg nannte, mit dem 1197 bezeugten Truchseß Hugo. Daß auch noch andere Ministeriale das Truchsessenamt bekleideten, erweist der 1191 genannte Truchseß Otto von Graitschen (bei Camburg). Von höchstem Interesse ist nun das Testament Hugos, in dem er zugunsten seiner fünf Söhne über seine Lehen verfügte. Er besaß solche von nicht weniger als zweiundzwanzig verschiedenen Lehnherren. Der Aufstieg, den man in der Dienstmannschaft des Bischofs von Naumburg nehmen konnte, wird damit deutlich. Die Familie von Schönburg, die von der edelfreien und später reichsministerialischen gleichnamigen Familie zu unterscheiden ist, diente im ganzen 13. Jahrhundert und ins 14. Jahrhundert hinein den Naumburger Bischöfen sowohl auf der Schönburg wie auf der Rudelsburg in der Burgmannschaft. Auf die Anfänge der Naumburger Ministerialität und auf die Mitwirkung der Ministerialen im Rat des Bischofs ist bereits an anderer Stelle eingegangen worden (vgl. Bd. 1 S. 256f.). Im 12. Jahrhundert war sie voll ausgebildet, und im 13. Jahrhundert tritt ihre Bedeutung vor allem in militärischer Hinsicht noch klarer hervor. Ein großer Teil des Bischofsgutes war lehnweise an Ministeriale ausgegeben. In den Dörfern übten sie die als hertum bezeichnete Dorfherrschaft (dominium ville) aus. Sie gründeten selbst Dörfer und benannten sie nach ihren Namen (1168 vilia Emesti im Besitze des bischöflichen Ministerialen Ernst). Sie empfingen Lehen nicht nur vom Bischof, sondern auch von anderen Herren und vermochten diesen Lehnsbesitz auf ihre Söhne zu vererben. Besitzzersplitterung trat dadurch ein. Merkmale ursprünglicher Unfreiheit hatten die Naumburger Ministerialen noch im 13. Jahrhundert nicht abgestreift. So wurde 1251 ein Vertrag mit dem Bischof von Merseburg über die aus Mischehen beider Ministerialitäten entsprossenen Kinder geschlossen, der auf Teilung mit Bevorzugung der mütterlichen Seite bei ungerader Zahl hinauslief. Das soziale Ansehen
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wurde dadurch keineswegs gemindert. Von der Zahl der Naumburger Ministerialen eine Vorstellung zu gewinnen, ist schwer. Schon 1108 werden nebeneinander zwölf mit einfachem Personennamen genannt. In dieser Weise erschienen sie in der Folgezeit oft und in beträchtlicher Anzahl. Die feste Bindung aller Familienangehörigen in das Dienstverhältnis bringt es mit sich, daß häufig Brüder miteinander genannt werden. Erst um die Mitte des 12. Jahrhunderts wurde es allmählich üblich, die Ministerialen mit einem Herkunftsnamen zu bezeichnen. Zuerst treten die von Krossen, Gröbitz, Heukewalde, Altenburg (bei Naumburg), Hagen (?), Gostelitz (wüst bei Goseck), Zeitz, Blisna (Altenburg?), Streckau, Rochlitz, Predel, Hohenmölsen, Bircha (?), Nonnewitz, Bünau (Beuna), Minkwitz auf Orte, in denen bischöflicher Besitz nachweisbar ist, wiegen also durchaus vor. Wo dies nicht der Fall ist, mögen Heiraten naumburgischer Ministerialentöchter mit Männern anderer Ministerialitäten übertritt eines Teils der Kinder in die naumburgische Ministerialität verursacht haben. Seit der Zeit Bischof Engelhards wurde es üblich, die Ministerialen nicht mehr gesondert in den Zeugenreihen zu bezeichnen. Nur die Inhaber von Hofämtern wurden noch als solche hervorgehoben. Trotzdem blieb die Scheidung von Ministerialität und freier Vassallität zunächst noch bestehen. Auffällig ist die große Zahl von Namen edelfreier Geschlechter, die in den Zeugenlisten der Naumburger Bischofsurkunden im 12. Jahrhundert entgegentreten. Es mag dies mit der ständischen Zusammensetzung des Kapitels zusammenhängen, und die scharfe Scheidung nach Ständen, die während des ganzen 12. Jahrhunderts in den Naumburger Urkunden üblich war, kann vielleicht als ein weiterer Beweis für den ursprünglich freiständischen Charakter des Kapitels dienen. Der größte Teil dieser edelfreien Herren, die so verhältnismäßig oft in der Umgebung des Bischofs von Naumburg anzutreffen sind, wird Lehen vom Bischof gehabt haben. An der Spitze stehen natürlich die Wettiner als die Stiftsvögte. Gelegentlich erscheinen die Landgrafen von Thüringen und westsaalische Grafen. Das Hauptkontingent aber stellten burggräfliche und untitulierte Geschlechter der Saalegegend und ihres östlichen Vorlandes, weniger auch Thüringens. So treffen wir in der Umgebung des Bischofs an die Herren von Leißling, Camburg, Horburg, Bornstedt, Boblas, Roda (mit ihren Agnaten von Trachenau), Saaledc, Altenburg (Plisne), Wethau, Roben, Salsitz, Becka, Breitenbuch, Schönburg, Greißlau, Lobdeburg, Teuchern, Nöbdenitz, Grunau, Greifenhain, Droyßig, Heldrungen, Püchau, Nessa, Rasephas, Imnitz, Werben (Burggrafen von Meißen), Tegkwitz (Burggrafen von Döben), ferner Burggrafen von Leisnig, Kirchberg, Zeitz und auch Magdeburg. Seit dem letzten Drittel des 12. Jahrhunderts begegnen in zunehmendem Maße
Edelfreie Vassallen des Bistums Naumburg
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auch Reichsministeriale, z. B. von Groitzsch, Hagen (Hainspitz), Weida, Zedlitz, Colditz, Wartha (Waldenburg), wohl auch Gröbitz. Nur bei wenigen dieser Geschlechter, die vielleicht teilweise in bisher noch nicht erkanntem Familienzusammenhange stehen, so daß sich die Zahl der Stämme vermindert, ist tatsächlich nachweisbar, daß sie Lehen vom Bischof empfingen, aber was könnte sie sonst veranlaßt haben, seine Nähe immer wieder zu suchen? Besonders zu beachten ist, daß einige ihre Namen von Orten empfangen haben, die nachweisbar naumburgischer Besitz waren (z. B. Schönburg, Teuchern, Tegkwitz, Roda). Daß an diesen Orten neben dem naumburgisdien Besitz auch noch so bedeutendes adliges Eigengut vorhanden war, daß nach ihm eine Namengebung nahegelegen hätte, ist schwer zu glauben. Diese edelfreien Geschlechter nannten sich vielmehr wahrscheinlich nach bischöflichen Lehen, die sie innehatten. Das zu Lehen ausgegebene Bischofsgut muß also recht umfangreich und frühzeitig verlehnt gewesen sein, und es ist ein Zeugnis dafür, wieviel dem Bistum entfremdet wurde, wenn in den Lehnregistern 1493 nur noch 20 Namen auf 33 Gütern erscheinen, die 65 Ritterpferde zu stellen hatten. Es gibt freilich andererseits auch kein zuverlässiges Bild, wenn in einer Urkunde von 1308 als naumburgische Lehen des Markgrafen Friedrich des Freidigen aufgezählt werden: in Thüringen die Grafschaften Aspe, Beichlingen und Bucha, die Burgen Buttelstedt, Eckartsberga und Rastenberg, in Meißen und im Osterlande die Städte Großenhain, Ortrand, Grimma, Oschatz und Rochlitz, der Stuhl zu Groitzsch, die Burg Droyßig und das Gericht Eisenberg. Die thüringischen Lehen waren teilweise erst von Friedrichs Vater Albrecht dem Bischof übertragen worden. Die meißnischen beruhten auf Fälschungen der bischöflichen Kanzlei (vgl. S. 143). Praktische Bedeutung hat dieses nur formale Lehnsband nicht gewonnen. Von größter Bedeutung für die weltliche Herrschaftsbildung des Bistums waren, wie schon gesagt, die beiden Bischofsstädte Naumburg und Zeitz. In beiden alten Kaufmannssiedlungen kam dem Bischof die uneingeschränkte Herrschaft zu. Wir hörten bereits, daß die Vogtgerichtsbarkeit im Laufe des 12. Jahrhunderts verdrängt wurde. Die städtischen Weichbilder wurden 1278 genau umschrieben. Naumburg geht als Stadt auf einen einmaligen Gründungsakt des Jahres 1033 zurück. Damals siedelten die Kaufleute von Kleinjena an der Unstrut nach dem neuen Bischofssitze über und wurden vom Könige mit einem Privileg bedacht, das sie unter besonderes Recht stellte (vgl. Bd. 1 S.96). Man wird ihre Ansiedlung beim Holzmarkt in der Nähe der alten Jakobskirche suchen müssen (vgl. Bd. 1S. 175). Die Entfernimg von der schützenden Burg der Ekkehardinger ist freilich verhältnismäßig groß, aber nicht ohne Beispiel. Zu verweisen ist auf Magdeburg, wo die Entfer-
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nung der Kaufmannssiedlung von der Domburg noch größer ist. In der Nähe der Burg wurde der Dom erbaut. Die bei ihm entstehende Siedlung, die Domfreiheit, blieb räumlich und rechtlich von der Stadt stets getrennt. Hier lagen Bischofshof und Domherrenkurien. Weitere Ansiedlungen entstanden um die beiden Klöster St. Georgen und St. Moritz, die ebenfalls in der Nähe der Burg angelegt worden waren. Audi sie blieben räumlich und rechtlich von der Stadt zunächst getrennt. Diese dürfte, wie die quadratische Form des Marktplatzes und der regelmäßige Straßenverlauf erkennen lassen, einem einmaligen Gründungsakt des Bischofs ihre Entstehung verdanken. Ein Vergleich mit dem Stadtplan von Merseburg etwa zeigt sehr deutlich den Unterschied zur Grundrißbildung dieser „allmählich gewordenen" Stadt. Man wird sich vorzustellen haben, daß die ursprüngliche Kaufmannssiedlung nicht mehr ausreichte und daß zwischen ihr und dem Dom eine Neuanlage mit geräumigem Marktplatz und neuer Stadtkirche St. Wenzel geschaffen wurde, vermutlich noch im ersten Drittel des 12. Jahrhunderts. Kurz darauf entstanden auch in Altenburg und Zwickau Kaufmannssiedlungen, und in Chemnitz wurde eine solche wenigstens geplant (vgl. S. 25). Man wird von einer förmlichen Stadtverlegung sprechen müssen, nicht von einer bloßen Erweiterung, denn die Häuser der Straße bei dem Jakobstor standen bis 1422/26 außerhalb des Stadtrechts und gingen beim Propst zu Lehen. Diese Siedlung muß also von den Kaufleuten aufgegeben worden sein. Wenn Naumburg 1142 und 1144 als civitas bezeichnet wird, so ist hierunter wohl bereits die neue Stadt zu verstehen. Schon 1135 ist der Marktzoll genannt, den dann 1152 der Domherr Magister Wilhelm vom Bischof zu Lehen hatte und der nunmehr dem Kapitel zugeeignet wurde. Die Wenzelskirche erscheint erst 1218 in den Quellen. Ob mit der Neugründung auch eine Stadtrechtsverleihung verknüpft war, wissen wir nidit. Später brauchte Naumburg magdeburgisches Recht, ohne daß eine Bewidmung nachweisbar wäre. Von der Stadtbefestigung hören wir erst 1276, doch wohl aus Anlaß von Erneuerungsarbeiten, die damals vorgenommen wurden und zu Streitigkeiten mit dem Markgrafen geführt hatten. 1287 taucht der Plan auf, Domfreiheit und Stadt mit einer gemeinsamen Mauer zu umgeben. Ob eine Nachricht von 1238 über Bau von Befestigungen auch auf Naumburg oder nur auf bischöfliche Burgen zu beziehen ist, steht dahin. Als Unternehmer der Befestigungen erscheint in jedem Falle der Bischof, der auch Patron der Marktkirche war und, wie wir sahen, über den Marktzoll verfügte. Daß die Naumburger Bürger im 13. Jahrhundert bedeutenden Fernhandel trieben, geht aus dem Versprechen Markgraf Dietrichs von Landsberg hervor, die Zufahrtsstraßen nach Naumburg nicht sperren zu wollen (1278). Es ist dabei die Rede von den
Bisdiöflidi-naumburgische Städte
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Naumburger Märkten, von lahdunge und nyderiagunge und von Kauf und Verkauf, die dort stattfanden. Man darf hierin eine erste Nachricht über die später viel besuchten Naumburger Messen sehen. Waidhandel, vielleicht auch schon Vertrieb des berühmten Naumburger Biers werden bereits im 13. Jahrhundert Haupterwerbszweige gewesen sein, wie dies dann im 14. Jahrhundert bezeugt ist. 1305 wurden in Naumburg Getreide, Hopfen und Waid, Wein und Bier, aber auch Wolle, Garn, Tuch, Vieh und Fleisch gehandelt; auch Geldleihe ist bezeugt. Ein bürgerliches Patriziat muß vorhanden gewesen sein, doch wird sich nicht nachweisen lassen, ob seinen Kern die Nachkommen der Kaufleute von 1033 bildeten. Von einer Bewegung der Naumburger Bürgerschaft gegen den bischöflichen Stadtherrn hören wir 1278. Es wird hiermit zusammenhängen, daß 1305 zuerst der Rat entgegentritt, der noch ins 13. Jahrhundert zurückreichen dürfte. Denn schon 1329 kam es zu einer bürgerlichen Bewegung gegen den Rat, der nunmehr nur noch zur Hälfte von den Patriziern (divites) besetzt wurde. An der Spitze des Stadtgerichts stand im 13. Jahrhundert ein bischöflicher Schultheißj die Blutgerichtsbarkeit dürfte dem Vogte des Bischofs zugekommen sein (vgl. S. 118, Vogt Hermann vonNaumburg 1147). Noch 1374 wird ein bischöflicher Blutrichter (iudex sanguinis) in der Stadt genannt, der mit dem Schultheißen nicht identisch war. Zeitz tritt 1147, also um dieselbe Zeit wie Naumburg, erstmalig als Stadt im Rechtssinne (civifas) entgegen. Eine Kaufmannssiedlung wird hier bereits vor Entstehung der Naumburger bestanden haben (vgl. Bd. 1 S. 35). Sie ist unter der Bischofsburg am Brühl zu suchen. Hier lag wohl die von Wiprecht von Groitzsch zerstörte Jakobskirche, die als Nikolaikirche wieder aufgebaut wurde. Diese „Unterstadt" war von der Siedlung um den Dom rechtlich und räumlich getrennt. Noch vor 1162 standen hier die Fleischbänke und fand ein Markt statt, man meinte damals seit der ersten Gründung der Stadt. Aber es handelte sich lediglich um einen Lebensmittelmarkt. Fernhandelswaren wurden vielmehr auf dem Markte der „Oberstadt" gehandelt, die einen großen rechteckigen, erst später durch Einbauten verkleinerten Marktplatz besaß. Er bestand bereits 1154, denn damals wird die Marktkirche (ecclesia forensis) St. Michaelis genannt, das ist die Pfarrkirche der Oberstadt. Die civitas von 1147 ist also die Oberstadt. Als ihr Gründer muß einer der Naumburger Bischöfe der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts gelten, denn dem Bischöfe kamen die Einkünfte aus der Stadt (reditus huius civitatis) 1147 zu. Nur einen Teil von ihnen wies er dem Stephanskloster und dem Kollegiatsstift an. Bereits 1135 verfügte er über den Marktzoll, wobei allerdings nicht feststeht, ob es sich um Untermarkt oder Obermarkt handelt. Zwar war gewiß der Zoll von Fern-
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handelswaren gemeint, denn von ihm befreit wurde das Neuwerkkloster in Halle, aber vor Gründung der Oberstadt wurde sicherlich auch in der Unterstadt Fernhandel getrieben. Erst später sank hier der Markt zum Markt der kleinen Leute herab. Eine wirtschaftliche und soziale Differenzierung der dortigen Bevölkerung führte schließlich zu einer Neuanlage, also nunmehr auch zur räumlichen Differenzierung. Auch diese Neuanlage reichte nicht aus, sondern ein weiterer Stadtteil wurde um den Neumarkt angelegt, der schon 1223 als novum forum, 1250 als nova civitas entgegentritt. Außerhalb der Stadt blieb das Stephanskloster, das erst im 15. Jahrhundert hineinverlegt wurde. 1159 unterstand die Stadt einem bischöflichen praelectus viüae, von dem nicht feststeht, ob er mit dem Burggrafen identisch ist, der gleichfalls als Präfekt bezeichnet wurde. Eine Zeitlang wird der Burggraf das Stadtgericht allein gehandhabt haben. 1227 begegnet dann ein bischöflicher Schultheiß. Der Handel der Stadt Zeitz kann im 13. Jahrhundert nicht weniger bedeutend gewesen sein als der Naumburgs. 1322 wurden hier Leder, Felle, Kleider, Wolle, Garn, Wachs, Hopfen, Fische und Weine aus Italien, Österreich, dem Elsaß und den Rheinlanden gehandelt. Tuche kamen aus Ypern, Köln, Trier, Friedberg, Görlitz, Tangermünde, Stendal, Maastricht und Poperingen bei Ypern. Die Versprechungen Markgraf Dietrichs von 1278, den Handel der Bischofsstädte nicht hindern zu wollen, galten auch für Zeitz. Auch hier müssen damals die Märkte von erheblicher Bedeutung gewesen sein. Von Stadtbefestigung hören wir 1259. Markgraf Heinrich der Erlauchte forderte ihre Beseitigung, die vom Bischof auch zugesagt wurde. Ob sie wirklich erfolgt ist, steht dahin. Wie in Naumburg scheint auch in Zeitz um 1278 eine Bewegung der Bürgerschaft gegen den bischöflichen Stadtherrn im Gange gewesen zu sein, wie überhaupt beide Städte in enger Interessengemeinschaft standen. Der Rat tritt erstmals 1322 entgegen und besaß damals bereits Polizeigewalt. Seine Anfänge scheinen ins 13. Jahrhundert zurückzugehen. Neben den beiden bedeutenden und für ihre Zeit wohl auch verhältnismäßig großen Bischofsstädten steht eine Anzahl kleiner Städte, die aller Wahrscheinlichkeit nach den Naumburger Bischöfen ihre Entstehung verdanken. Die älteste dürfte Teuchern sein. Der Ort wird zwar noch 1140 als villa bezeichnet, aber bei der Kirche, die schon 976 dem Bistum Zeitz übereignet worden war, fand bereits 1135 Marktverkehr statt, dessen Marktzoll dem Bischof zukam. Die Vogtei über Teuchern ließ sich 1140 Markgraf Konrad zusprechen; auch dies spricht für die Bedeutung des Ortes schon in dieser frühen Zeit. Unter wettinischer Vogtei, die anscheinend bald in Herrschaft umgewandelt wurde, sank Teuchern in dörfliches Dasein zurück und erlangte erst am Aus-
Weitere naumburgische Städte
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gang des Mittelalters wieder Stadtrecht. Aber noch 1235 waren Verkaufsstände vorhanden, über die der Bischof verfügte. Das Verhältnis der Edelherren von Teuchern zu dieser ersten stadtähnlichen Siedlung ist undurchsichtig. Eine bischöfliche Stadt entstand weiterhin am Mittelpunkte des Naumburger Elbterritoriums, bei der Burg Strehla, die schon 1003 genannt wird. Bald nach 1210 heißt Strehla civitas, und eine Münze am Orte ist bezeugt. Die Vogtei über die Stadt wurde damals dem Markgrafen von Meißen lehnweise übertragen. Er trat damit an die Stelle des im 12. Jahrhundert bezeugten bischöflichen Burggrafen, und folgerichtig kam ihm 1238 ein Teil der Gerichtsfälle in der Stadt zu. Aber 1288 ist wieder ein ministerialisdier Stadtvogt des Bischofs bezeugt (advocatus civitatis nostrae Stiele). 1228 wird Strehla als oppidum bezeichnet, also als „Städtchen". Eine rechtliche Minderung wird dies zunächst nicht bedeutet haben. Aber wenn die Stadt bald nach ihrer noch ins 12. Jahrhundert zu setzenden Gründung, die, wie der große rechteckige Marktplatz zeigt, nach vorgefaßtem Plane erfolgt ist, von einer gewissen Bedeutung gewesen sein muß, was auch daraus hervorgeht, daß der markgräfliche Anteil an den Einkünften der Münze noch 1238 immerhin zwanzig Pfund Pfennige betrug, so hat sie diese Bedeutung auf die Dauer doch nicht halten können. Sie sank zum reinen Ackerbürgerstädtchen herab und entglitt wie das gesamte Stiftsgebiet an der Elbe schließlich den Händen des Bischofs. Dieses Schicksal teilte auch die Stadt Dahlen. Wie Strehla gehörte sie 1228 als oppidum zu den Besitzungen des Hochstifts, und bald nach 1210 werden der bischöfliche Hof nebst Obstgarten und die Pfarrkirche genannt. Eine Anzahl Dörfer, die später wüst geworden sind und deren Bewohner anscheinend in die Stadt zogen, waren damals noch vorhanden. Aber die Stadt wird bereits bestanden haben, denn der Markgraf empfing die Hälfte der Einkünfte aus Dahlen, während die umliegenden Dörfer als ganze zwischen ihm und dem Bischof geteilt waren. Aus der Zusammenlegung von Dörfern ist die Stadt also nicht entstanden. Der große, fast quadratische Marktplatz weist auf planmäßige Gründung hin. Sie erfolgte wohl um 1200. 1188 heißt Dahlen noch Dorf (apud villam que Tollanum vocatur). Stadtgründer war sicherlich der Naumburger Bischof. Die Vogtei in der Stadt besaß 1238 der Markgraf von Meißen. Schließlich ist zu nennen die Stadt Regis, die 1228 als oppidum im Besitze des Hochstifts erscheint. Der quadratische Marktplatz verrät auch hier planmäßige Anlage, die ein Naumburger Bischof bei der gleichnamigen Burg vorgenommen haben muß, vielleicht um 1220. Kurz nach 1210 beanspruchte Markgraf Dietrich von Meißen den Ort, der damals anscheinend noch nicht Stadt war, als Lehen, doch scheint er ihn nicht erhalten zu haben. Regis war vielmehr immer im unmittel-
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baren Besitz des Bischofs. Bedeutung hat das Städtchen im Mittelalter nicht erlangt, sondern sank vielleicht sogar vorübergehend wieder zum Dorfe herab. Auch den Bischöfen von Merseburg ist die Bildung eines geschlossenen Territoriums gelungen. Als das Hochstift im 16. Jahrhundert säkularisiert wurde, bestanden vier bischöfliche Ämter in Merseburg (Küchenamt), Lützen, Lauchstädt und Schkeuditz mit mehreren Städten und vielen Dörfern. Aber dieses Territorium ist erst seit dem letzten Drittel des 13. Jahrhunderts gebildet worden, im Zuge einer planmäßigen Erwerbspolitik der Bischöfe, die wir in ihren einzelnen Phasen verfolgen konnten (vgl. S. 156 ff.). Insonderheit ging sie aus auf Rückgewinnung der als Lehen ausgegebenen Hochstiftsbesitzungen und auf Ausdehnung der bischöflichen Lehnherrschaft. Letztes Ziel war der Erwerb der Stadt Leipzig. Er ist nicht gelungen. Lauchstädt mit Zubehör wurde erst 1370 von Erzbischof Albrecht von Magdeburg erworben, scheidet also hier für unsere Betrachtungen aus. Das Amt Schkeuditz setzte sich zusammen aus dem Zubehör der Burgen Schkeuditz und Horburg. Jene war alter Hochstiftsbesitz, von Heinrich II. geschenkt (?). Als Lehen war sie an die Wettiner und von diesen an die edelfreien Herren von Friedeburg gekommen. Der Rückerwerb gelang endgültig erst 1271. Damals bestanden hier zwei Burgen, die Stadt mit Münze und Zoll sowie mehrere Mühlen. Ein Bezirk (districtus), dessen Dörfer aber in den Quellen verschieden aufgezählt werden, war zugehörig. In Horburg hatte Bischof Eberhard vor 1191 eine Burg erbaut, die an die Stelle eines älteren festen Sitzes trat und 1277 Mittelpunkt eines Gerichtsbezirks war. Sie befand sich im 14. Jahrhundert vorübergehend im Lehnsbesitz der edelfreien Herren von Schraplau, wurde aber dann zum Amte Schkeuditz geschlagen. Den Hauptbestand des Amtes Lützen bildeten die Bezirke der Gerichtsstühle Eisdorf, Lützen und (Mark) Ranstädt,die 1277 undl285/92 von den Wettinern erworben wurden. Eisdorf war alter bischöflicher Besitz und vermutlich lehnweise an die Wettiner gekommen, während bei Ranstädt eine solche Beziehung offenbar nicht bestand. Die älteste Geschichte von Lützen ist unklar. 1269 wurde die Stadt Lützen (civitas Lucia) von Bischof Friedrich an Hoyer von Friedeburg in Lehen gegeben. 1282 aber wurde der Marktflecken Lützen (villa ¡orensis Luzin) vom Bischof von Rudolf von Habsburg eingetauscht, und 1291 schließlich erwarb Bischof Heinrich vom Landgrafen Albrecht mit der Stadt Leipzig auch den Gerichtsstuhl Lützen (sedes iudicialis in Lutzin). Diese Nachrichten sind kaum miteinander zu vereinigen. Vielleicht bezieht sich die zweite nicht auf Lützen, sondern auf Lausen. Deutlich aber wird, daß von wirklicher Herrschaft des Bischofs in Lützen jedenfalls erst seit Ende des 13. Jahrhunderts gesprochen wer-
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den kann. Zum Amte Lützen wurden schließlich auch Burg und Stadt Zwenkau mit Zubehör gerechnet, der Rest des dem Hochstift schon im 10. Jahrhundert geschenkten Burgwards. Zwenkau ist anscheinend immer im unmittelbaren Besitz des Bischofs verblieben. Zum Küchenamte Merseburg gehörten unter anderem die Burg Bündorf (1012 Boian villa) mit dem zugehörigen Bezirke, die 1265/76 mit dem Landgericht, dem Burglehen und anderen Lehngütern Landgraf Albrecht, der sie offenbar als bischöfliches Lehen innehatte, dem Bistum überließ, und die Burg Liebenau, die magdeburgisches Lehen der Herren von Werderden war und diesen erst 1356 von Bischof Heinrich abgekauft wurde. Auch dieses Amt ist also eine jüngere Bildung. Es wird deutlich, daß noch um die Mitte des 13. Jahrhunderts das Merseburger Hochstift lediglich über Streubesitz, meist in der unmittelbaren Umgebung des Bischofssitzes, verfügte, dazu über verlehnte Güter, deren Umfang aber nicht allzu bedeutend gewesen sein kann. Hauptsächlichste Lehnsträger waren wohl die Wettiner, die schließlich sogar die bischöfliche Lehnherrschaft über Leipzig und Naunhof anerkannten (vgl. S. 162), ohne daß dies praktische Bedeutung erlangt hätte. Auch über Grimma, Borna und Groitzsch beanspruchte der Bischof die Lehen, doch ohne Erfolg. Wirkliche merseburgische Lehen der Wettiner waren dagegen Schkeuditz, eine Reihe von Dörfern in der Umgebung von Leipzig, wobei Panitzsch im Osten der Stadt ein gewisser Mittelpunkt gewesen zu sein scheint, und wohl auch Bündorf. Von ihnen trugen wiederum die Herren von Friedeburg umfangreiche Güter zu Lehen. Edelfreie begegnen als Zeugen in Bischofsurkunden bei weitem nicht in gleicher Anzahl wie in Naumburg, doch fehlen sie nicht. Zu nennen sind etwa die Burggrafen von Neuenburg, Groitzsch, Dohna und Leisnig, die Herren von Horburg, Roda, Greifenhain, Werben, Imnitz, Schkeuditz, Flößberg, Kötzschau, Wahren. In ihnen werden wir Vasallen der Bischöfe zu erblicken haben. Freilich ist dies nur in Einzelfällen nachweisbar (z. B. bei den Burggrafen von Dohna 1289). Ein bischöflicher Lehnhof tritt 1234 entgegen. Damals ist die Rede vom Recht der Merseburger Vasallen (ius iasallorum nostrorum). 1236 wiederholt sich dies (ius feodorum, quo nostrates . . . communiter uti solent). In der Hand edelfreier Vasallen war auch die Domvogtei. 1127 bis 1144 begegnet als Domvogt der Edelfreie Adelbero, hundert Jahre später war die Vogtei als Lehen in der Hand der Burggrafen von Leisnig. Von ihnen erwarb sie 1234 Bischof Ekkehard zunächst pfandweise, doch ist eine Einlösung nicht erfolgt. Das Bußendrittel des Vogts wurde nun zunächst als Lehen ausgegeben, aber 1255 für den Bischof zurück-
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erworben. Es handelte sich hierbei nur um den unverlehnten Hochstiftsbesitz. Auf ihren Lehen besaßen die Vassalien des Bischofs im allgemeinen auch die Vogtei. Im Zuge der bischöflichen Territorialpolitik wurden diese Vogteien seit der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts planmäßig zurückerworben und nunmehr durch bischöfliche Beamte verwaltet, wie solche 1321 genannt werden (advocati vel bedelli). In der Gegend von Zwenkau handhabte bereits 1240 der bischöfliche Amtmann (villicus) das Blutgericht und die Gerichtsbarkeit auf den Straßen (que spectant ad vecturam); er heißt 1271 Vogt. Vogteien nicht zu verleimen gehörte zu den Bestimmungen der Wahlkapitulation von 1263/ 1265. Ihre gewissenhafte Einhaltung hat sicher zur Festigung des bischöflichen Territoriums beigetragen. Bischöfliche Ministeriale treten in den Zeugenlisten erst seit 1174 entgegen, aber verhältnismäßig selten und nicht immer als solche bezeichnet. Zweifellos war auch in Merseburg das Institut der Ministerialität voll ausgebildet. Dies lehrt schon der Vertrag mit Naumburg über die Verteilung der Kinder aus Mischehen (vgl. S. 136) oder die Tatsache, daß 1186 sechs zum Gute Hamersleben gehörige Ministeriale genannt und daß noch 1277 beim Verkauf von Dettum an den Herzog von Braunschweig die dortigen Ministerialen ausgenommen wurden. Aber die gleiche Bedeutung wie in Naumburg hat die Dienstmannschaft anscheinend nicht erlangt. Hofämter sind bezeugt, und zwar tritt der Schenk 1216, der Marschall 1225, der Kämmerer erst 1269 entgegen. Der Truchseß scheint gefehlt zu haben, übertritt aus der markgräflichen in die merseburgische Ministerialität, wohl zum Zwecke der Heirat, wurde 1249 gestattet. Im übrigen versuchten aber die Markgrafen, die bischöfliche Ministerialität und auch Vasallität an sich zu ziehen. Wir hören davon seit 1271. Erfolg hatten sie damals nicht, sondern mußten sich schließlich verpflichten, nur solche Mannen zu ihrem Dienste zu fordern, die audi von ihnen Lehen innehatten. Ein Gebiet des Bischofs, in dem allein er eine zwingende Gewalt auszuüben vermochte (districtus), wurde damals ausdrücklich anerkannt. In der Stadt Merseburg kam dem Bischof die Stadtherrschaft zu, und hier lag wohl die eigentliche Grundlage späterer Herrschaftsbildung. Die Bedeutung des Ortes bereits in der Frühzeit ist geschildert worden (vgl. Bd. 1 S. 33 f.). Leider ist die ältere Überlieferung zur Stadtgeschichte vollkommen zerstört, so daß man versuchen muß, sich aus wenigen zufälligen Nachrichten ein Bild zu machen. Der Stadtgrundriß ergibt, daß das Gebiet der Domfreiheit auf dem Domhügel mit den Kurien des Bischofs und der Kanoniker von der Stadt räumlich getrennt war. Die rechtliche Trennung ergibt sich aus der Wahlkapitulation Bischof
Merseburgische Vassalien und Ministeriale • Die Stadt Merseburg
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Friedrichs von 1263/5, die von der emunitas spricht. Nördlich davon befand sich auf dem Domhügel der Königshof, auf dem erst Bischof Friedrich (i 1283) die Gerichtsbarkeit erwarb. Wiederum nördlich schloß sich die „Altenburg" mit dem Peterskloster an. Ebenfalls Altenburg hieß eine Einstraßenanlage im Westen des Domhügels, die sich im Norden zu einem kleinen Dreiecksplatz zu erweitern scheint. In diesem Suburbium sind wohl die ältesten Sitze der Kaufleute zu vermuten. Die eigentliche Stadt zeigt, im Gegensatz etwa zu Naumburg, alle Merkmale allmählicher Entstehung. 1004 heißt es, die Kaufleute besäßen Hofstätten innerhalb und außerhalb der Burg (curtilia infra et extra urbem), das heißt wohl, daß sie teilweise bereits in einem Teile des späteren Stadtgebiets wohnten. Man sucht ihre curtilia an der Burgstraße und am Entenplan. Markt, Münze und Zoll wurden damals dem Bischof bestätigt. In ihrem Besitze ist er geblieben, er verfügte 1220 über den Zoll, verpachtete 1255 die Münze und erweiterte 1188 den Markt seiner Stadt (in sua civitate). Er bedurfte freilich hierzu der königlichen Genehmigung. Marktrecht galt in der Zeit Friedrich Barbarossas hier also noch immer als Königsrecht. Der König erteilte gleichzeitig die Erlaubnis zur Anlage einer Neumarktsiedlung jenseits der Saalebrücke bei der Thomaskirche. Als eine einzige breite Straße ist sie angelegt worden, räumlich und rechtlich von der Stadt getrennt. Die Gerichtsbarkeit hat hier angeblich erst Bischof Friedrich erworben, zusammen mit der über den Königshof. Sie muß also vorher dem König zugestanden haben. Auf die sehr komplizierte Siedlungsentwicklung in der Stadt selbst kann nicht näher eingegangen werden. Ein Siedlungskern war jedenfalls auch um die Sixtikirche vorhanden. Neue Straßen, vor allem die Gotthardstraße, wurden im 11. und 12. Jahrhundert angelegt, wobei neuere Forschungen ergeben haben, daß dabei weniger dem Bischof als der in der Entstehung begriffenen Stadtgemeinde die Initiative zukam. Das bischöfliche Stadtgericht hieß um 1265 Vogtding. Die Ratsverfassung ist zuerst 1289 bezeugt. Um die Stadtbefestigung entstand 1248 mit Markgraf Heinrich Streit, der aber zugunsten des Bischofs beigelegt wurde. Uber die Entwicklung der städtischen Wirtschaft erfahren wir wenig. Abgaben von Kaufleuten bezog der Bischof wie schon 1004 so noch 1265. Juden, die bereits Thietmar erwähnt, waren auch 1234 und 1269 vorhanden. Sie betrieben Geldgeschäfte. Die Märkte in Merseburg und überhaupt den Warenverkehr (ladunge et niderladunge) versprach Markgraf Friedrich von Meißen nicht zu stören. Man wird also, obwohl alle weiteren Nachrichten fehlen, vermuten dürfen, daß Merseburg auch im 13. Jahrhundert ein nicht unbedeutender Handelsplatz war, wenn es auch vielleicht die Bedeutung, die es in der Frühzeit des Osthandels besaß,
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schon wegen des Aufkommens anderer Städte (Naumburg, Leipzig) nicht hatte halten können. Dagegen war der Bischofssitz nach wie vor von hoher Wichtigkeit in der Reichsverfassung als Ort von Hoftagen und Aufenthaltsort des Königs. Hoftage fanden hier mit Sicherheit 1107, 1108, 1127, 1128,1134, 1135, 1136, 1152, 1182, 1203 und 1213 statt, weitere sind zu vermuten. Insgesamt werden nach 1100 vierundzwanzig Königsaufenthalte gezählt. Der letzte ist derjenige Wilhelms von Holland 1252. Merseburg war also ein wichtiger Pfalzort, wie auch der Sachsenspiegel bezeugt, der es unter die fünf Pfalzen in Sachsen rechnet, da die kuning echte hove haben sol. Die Pfalzgebäude sind nördlich des Doms zu suchen. Mit dem Aufhören der Benutzung sdieinen sie zugrunde gegangen zu sein und wurden wohl im Laufe des Interregnums von den Bischöfen usurpiert. Es mag sein, daß die späte Entstehung eines bischöflichen Territoriums mit den engen Beziehungen, die das Königtum zu Merseburg aufrechterhielt, in Zusammenhang steht, zu beweisen ist es jedoch nicht. Ob etwa die Stadt Lützen, die ja als solche zuerst im Besitze des Bischofs auftaucht (vgl. S. 158), eine bischöfliche Gründung ist, ist ganz unklar. Völlig sicher ist dies dagegen bei Zwenkau. Hier bestand schon frühzeitig ein Markt, der aber 1195 eingegangen war. Kaiser Heinrich VI. gab damals die Genehmigung zu seiner Erneuerung. Von Befestigungsarbeiten wird 1288 berichtet. Neben Merseburg und dem Schlosse Horburg war Zwenkau um 1265 bischöfliche Residenz, die man sich freilich nicht sehr glänzend wird vorstellen dürfen. Bischöfliche Urkunden sind im 13. Jahrhundert oft dort ausgestellt worden, und die bischöfliche Burg war anscheinend bedeutend, auch die Kirche besaß erhebliche Einkünfte (vgl. Bd. 1S. 164). Die Stadt aber ist stets unwichtig geblieben. Die übrigen Städte des späteren Bistumslandes sind nicht bischöfliche Gründungen, sondern von Vasallen in der Zeit der Verlehnung gegründet worden wie Schkeuditz oder überhaupt Neuerwerbungen wie Markranstädt. Ob Bischof Johannes Anteil an der Gründung der Stadt Leipzig gehabt hat, wird kaum feststellbar sein. Im sogenannten Stadtbrief Markgraf Ottos des Reichen steht er als erster Zeuge, ihm folgt der edelfreie Stadtvogt Gottsdialk von Schkeuditz. Es ist nun sehr bemerkenswert, daß der Vogthof der Herren von Schkeuditz in Leipzig (curia nostra in Lipczk, que quondam curia advocati de Skudicz vocabatur) 1285 merseburgisches Lehen war. Die älteste Leipziger Pfarrkirche (vgl. Bd. 1 S. 162) gehörte ebenfalls dem Bischof. Dies sind die wenigen Anhaltspunkte, die wir dafür haben, daß den bischöflichen Ansprüchen auf Leipzig (vgl. S. 157 ff.) etwas Tatsächliches zugrunde lag.
Landesherrschaft des Bischofs von Merseburg • Klosterverfassung
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Die Landesherrschaft des Bischofs stand seit dem Ausgang des 13. Jahrhunderts außer Zweifel und wurde mehrfach von den Wettinern anerkannt, nachdem noch 1270 Markgraf Dietrich von Landsberg Heerfahrt, Gerichtsbarkeit und Steuer auf bischöflichem Gebiet ohne Erfolg in Anspruch genommen hatte. Diese Rechte kamen vielmehr in der Folgezeit ohne Einschränkung dem Bischof zu. Er galt als Reichsfürst (zuerst 1231) und empfing vom Könige die Regalien. Sein Aufgebot in Gestalt von 30 Behelmten führte er 1331 dem deutschen Könige unmittelbar zu. ü b e r die Steuer (precaria) verfügte er 1269. Von der Blutgerichtsbarkeit hörten wir bereits, desgleichen von Münze und Zoll. Lediglich das Übergewicht der tatsächlichen Macht der Wettiner hat schließlich diese selbständige Stellung des Merseburger Bischofslandes wie auch der Territorien der Bistümer Meißen und Naumburg am Ausgange des Mittelalters wieder eingeschränkt. Die Darstellung der Klosterverfassung auf mitteldeutschem Boden während des 12. und 13. Jahrhunderts sieht sic±v nicht geringen Schwierigkeiten gegenüber. Quellen, die Einblick in die innere Verfassung der Klöster gewähren, gibt es kaum, abgesehen von dem Stift auf dem Lauterberge, ü b e r Rechte und Pflichten des Vorstehers, sein Verhältnis zum Konvent, seine Wahl, über Gliederung des Konvents und Bedingungen der Aufnahme über das hinaus etwas Zusammenfassendes zu sagen, was aus den Ordensregeln bekannt ist und was daher nicht die territoriale, sondern die allgemeine Kirchengeschichte angeht, ist kaum möglich. Auf diese Dinge soll daher hier nicht eingegangen werden. Einiges ist bei der Darstellung der einzelnen Klöster zu finden. Die Klöster der Bettelorden scheiden überhaupt aus. Von den allermeisten von ihnen kennen wir aus dem 13. Jahrhundert nur die Existenz, und bei der durchaus zentralistischen Verfassung dieser Orden sind Besonderheiten ohnehin nicht zu erwarten. Skizziert werden können also lediglich die Grundzüge der äußeren Verfassung der Klöster und Stifter der älteren Orden, wobei zu bedenken ist, daß jedes von ihnen, so viele Gemeinsamkeiten auch seine Verfassung mit derjenigen der Klöster oder Stifter desselben oder auch anderer Orden aufweist, doch seine eigene Verfassungsgeschichte hat, in ähnlicher Weise, wie das etwa für jede Stadt gilt. Die Besonderheiten sind, soweit sie deutlich erkennbar sind, bei den einzelnen Klöstern bereits angedeutet worden. ü b e r die Verfassung der wenigen Klöster, die bereits im 11. Jahrhundert vorhanden waren, wissen wir so gut wie nichts. Deutlichen Einblick gewinnen wir erst in Pegau, also ganz am Ende des 11. Jahrhunderts. Das Zeitalter der Reform hatte damals seinen Höhepunkt 36 S c h l e s i n g e r II
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bereits überschritten. Gleichwohl wird die Klosterverfassung Mitteldeutschlands während des 12. Jahrhunderts noch durchaus beherrscht vom EigenkiTchenredit in seiner Ausprägung als Eigenklosterrecht, das zunächst nur wenige Einschränkungen erfuhr, und selbst in der Klosterverfassung des 13. Jahrhunderts sind die eigenkirchenrechtlichen Züge noch deutlich erkennbar. Es sind zu unterscheiden Eigenklöster des Königs, der Bischöfe und des Adels. Königliche Gründungen waren, wenn man von Schmölln und dem Kanonikerstift auf der Altenburg bei Merseburg absieht, die noch im 11. Jahrhundert eingingen, Chemnitz, St. Marien auf dem Berge bei Altenburg und Remse. Seit dem Aussterben des Hauses Groitzsch gehörten femer dem Reiche die Klöster Pegau und Bürgel, also ursprünglich adlige Gründungen, und sogleich bei der Gründung wurde das Zisterzienserkloster Buch dem Reiche vom Burggrafen von Leisnig übereignet. Unklar ist die Stellung des Georgenklosters in Naumburg, das im 11. Jahrhundert königliches Eigenkloster gewesen zu sein scheint, über das aber später der Naumburger Bischof anscheinend eigenkirchenherrliche Rechte ausgeübt hat oder doch sich anmaßte. Bischöfliche Eigenklöster waren das Peterskloster auf der Altenburg bei Merseburg (seit der Neugründung durch Bischof Meinher) und die vier von Bischof Dietrich I. von Naumburg gegründeten Klöster und Stifter Bosau, Riesa, St. Moritz in Naumburg und St. Stephan in Zeitz. Der Bischof von Meißen gründete St. Afra in Meißen. Abgesehen wurde dabei von den Kollegiatstiftern. Alle anderen Klöster und Stifter, also die übergroße Mehrzahl, waren adlige Stiftungen und standen demgemäß im Eigentum des Adels. Dies gilt auch noch für die meisten Stiftungen des 13. Jahrhunderts, wenngleich damals gewisse Lockerungen eingetreten sind und wir infolgedessen und wegen der schlechten Überlieferung die Gründer und Eigentümer einiger Frauenklöster nicht mehr erkennen können. Eine Ausnahme macht die Zisterzienserabtei Grünhain, die einen Herrn anscheinend nie besessen hat. Außerhalb des Eigenklosterwesens stehen ferner die Klöster der Magdalenerinnen, der Serviten, Augustiner-Eremiten und selbstverständlich der eigentlichen Bettelorden. Bis zur Mitte des 12. Jahrhunderts sind eine Anzahl Klöster von ihren Gründern dem Römischen Stuhl oder dem heiligen Petrus übereignet worden. Es handelt sich um Pegau, Bürgel, Chemnitz, Lauterberg bei Halle und Lausnitz. Sie traten damit nicht nur unter den besonderen Schutz, sondern theoretisch auch in das Eigentum (ius, proprietas) der Kurie, doch war dies nicht gleichbedeutend mit päpstlicher Eigenkirchenherrschaft. Die Eigenkirchenherrschaft der weltlichen Stifter und ihrer Rechtsnachfolger dauerte vielmehr an, wie dies beim
Eigenklöster • Römische Klöster
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Stift auf dem Lauterberg gezeigt werden konnte (vgl. S. 206), aber auch bei Pegau und Bürgel ersichtlich wird, wenn sie mit anderen Teilen des Groitzscher Erbes dem Reiche zufielen, oder bei Chemnitz, wenn das Königtum nach wie vor über die Vogtei verfügte. Eine Entvogtung fand gleichfalls nicht statt. Wenn Pegau 1162 und Lauterberg 1201 als „freie" Klöster bezeichnet wurden, so kann sich dies nur darauf beziehen, daß beide inzwischen weitgehende Exemtion von den Rechten des Diözesanbischofs erlangt hatten, wenn man mit der im Kirchenkampf geläufig gewordenen Wendung überhaupt einen bestimmten verfassungsrechtlichen Sinn verbinden will. Keinesfalls aber war die Exemtion aus der Diözese etwa die automatische Folge der Übertragung an den Römischen Stuhl oder der Gewährung des päpstlichen Schutzes, wie vor allem der Fall Lausnitz zeigt, und auch bei Pegau gab es schweren Streit (vgl. S. 235,187f.). Immerhin wurde in Bürgel die Exemtion gleichfalls angestrebt, wenn auch nicht erreicht, und Chemnitz war bis 1362 tatsächlich exemt. Ein innerer Zusammenhang wenigstens scheint also zwischen Ubereignung an die Kurie und Exemtion zu bestehen. Im übrigen wird man sagen dürfen, daß die Übereignungen praktisch ohne Folgen waren. Eine Reformation des Klosters Chemnitz z. B., die Papst Gregor IX. unter Übertragung an den Zisterzienserorden in die Wege zu leiten versuchte, wurde nicht durchgeführt. Die Motive für die Schaffung römischer Klöster sind im einzelnen undurchsichtig, waren aber schwerlich politischer Art. Ubereignungen von Klöstern an Bistümer, die anderwärts häufig sind, sind nicht vorgekommen, wenn man von Schmölln 1066 und dann wieder im 12. Jahrhundert absieht, wo aber aus der Übertragung ein bischöfliches Eigenkloster schließlich nicht entstand. Die Rechte des Eigenklosterherrn am Kloster beruhten, wie in den Quellen oft betont wird, auf dem Rechte der Gründung, also auf der Ausstattung, die er ihm gewährt hatte, sodann auf dem Schutz und der fortdauernden Fürsorge, die er und seine Erben oder seine sonstigen Rechtsnachfolger der Pflanzung angedeihen ließen. Der Klosterherr bestimmte bei der Gründung die Ordenszugehörigkeit seiner Stiftung. Kam sie nicht zur Blüte oder geriet sie in Verfall, so kam ihm das Recht zu, sie zu reformieren (Pegau 1100, Goseck 1134). Unter Umständen trat dann ein Wechsel der Ordenszugehörigkeit ein, die alten Mönche wurden vertrieben und neuen, einem anderen Orden entnommenen das Kloster übergeben (Schmölln 1132, Eisenberg 1219, Zschillen nach 1278 bezeichnenderweise mit Zustimmung der Söhne des Klosterherrn). Ursprünglich kam den Klosterherren auch die Bestellung des Vorstehers (Abt oder Propst) zu, wie dies in den Anfängen von Pegau, beim Peterskloster auf der Altenburg und wenigstens in ge36*
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wissen Nachwirkungen bei Lauterberg und Geringswalde erkennbar ist. Im allgemeinen war jedoch im 12. Jahrhundert freie Wahl des Vorstehers zugebilligt. Es war dies eine der Hauptforderungen der Reform gewesen. Wenn in sehr vielen Privilegien des 12. Jahrhunderts dieses Recht der freien Wahl verbrieft wurde, so läßt dies immerhin erkennen, daß es noch keineswegs selbstverständlich war. Standen die Eigenklöster im Eigentum ihres Herrn, so waren sie fclgerichtigerweise frei veräußerlich. Hierher gehören die erwähnten Übertragungen an den Römischen Stuhl und die von Buch an das Reich (vor 1192). 1168 überwies Bischof Udo II. von Naumburg das Kloster Riesa dem Kloster Bosau. Es ist dabei zu beachten, daß Riesa in der Meißner Diözese lag, daß der Bischof also nicht als Ordinarius, sondern allein als Eigenklosterherr handelte. Bereits 1170 wurde die Übertragung rückgängig gemacht und Riesa wieder verselbständigt. Unzweifelhaft bedeutete dies nunmehr einen Eingriff in das Bosauer Klostervermögen. Auch solche Eingriffe waren also möglich, jedoch nur gegen angemessene Entschädigung. Bosau erhielt als Ersatz eine Pfarrkirche. In ähnlicher Weise wurde Altzelle kurz vor 1185 ein Teil der Dotierung wieder entzogen, dem Stifte auf dem Lauterberge wurde Besitz bei Sdiildau genommen und solcher an der Schwarzen Elster dafür gegeben (vor 1183), Staucha erhielt noch 1264 für eine Anzahl Pfarrkirchen eine andere, bedeutendere. In den Fällen Altzelle und Lauterberg ist völlig klar, daß die Besitzverschiebungen allein im Interesse des Eigenklosterherrn erfolgten, während in anderen Fällen auch der Nutzen des Klosters mitgesprochen haben kann. Entschädigungslose Enteignung ist nicht bezeugt. Sie hätte als Unrecht gegolten, denn wohl konnte der Herr über das Vermögen des Klosters als Ganzes verfügen, nicht aber die Substanz mindern, die als für geistliche Zwecke bestimmtes Sondervermögen aus seinem sonstigen Vermögen einmal ausgeschieden war. Lehrreich ist in dieser Hinsicht der Fall von Schmölln, dessen Vermögen nach der Verlegung nach Pforte zum großen Teil in der Hand des Naumburger Bischofs verblieb, doch wurde immer wieder betont, daß eine Entschädigung noch zu erfolgen habe. Daß die Klöster vererbt wurden wie das übrige Vermögen des Stifters, ergibt sich aus allem, was wir über ihre Geschichte wissen. Ausdrücklich wird der Erbgang 1198 bei Altzelle erwähnt (Cella sancte Marie . . . hereditaria successione ad nos devoluta). In analoger Weise gelangten die bischöflichen Klöster jeweils an den Nachfolger auf dem bischöflichen Stuhl. In späterer Zeit erfolgten Veräußerungen und Vererbungen von Klöstern nur noch zusammen mit den Herrschaften, zu denen sie geredinet wurden. Auf diese Weise kam im 14. Jahrhundert Stadtroda von den Lobdeburgern an die Schwarz-
Rechte des Eigenklosterherrn
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burger, Crimmitschau von den Herren von Crimmitschau an die von Sdiönburg. Auch Verlegungen wurden von Eigenkirchenherren durchgeführt, so von Schmölln nach Pforte 1137, von Torgau nach Grimma und Nimbschen um die Mitte des 13. Jahrhunderts, von Grünberg nach Frankenhausen noch 1272/92. In anderen Fällen waren sie mit der Verschmelzung mit einem anderen Kloster oder Stift verknüpft (Zwikkau/Eisenberg 1219, Dörschnitz/Sitzenroda nach 1250). Schenkungen an ein Eigenkloster geschahen zunächst nur durch die Hand des Herrn, der seinerseits Vorsteher und Konvent in die Gewere an den zugewandten Gütern setzte, ebenso Käufe. Besonders deutlich ist dies z. B. im Falle von Bosau zu beobachten. Alle während des 12. Jahrhunderts vom Abte getätigten Käufe wurden zunächst durch bischöfliche Urkunde vollzogen oder wenigstens wurde später seiner Zustimmung gedacht. Die erste Schenkung, bei der dies nicht der Fall war, machte 1192 König Heinrich VI., wobei zu bedenken ist, daß das Kloster seit 1160 unter Königsschutz stand. Erst im 13. Jahrhundert sind dann Rechtsgeschäfte mit anderen Kontrahenten beurkundet, die der Abt selbständig vollzog. Der Aufstieg des Klosters zur selbständigen Rechtspersönlichkeit muß nahezu das ganze 12. Jahrhundert in Anspruch genommen haben. Er erfolgte bei anderen Klöstern wohl in ähnlicher Weise und um dieselbe Zeit, bei manchen Stiftungen des Adels auch erst später. Eine Sonderstellung in Richtung auf weit größere Selbständigkeit nahmen von Anfang an die Zisterzienserklöster ein, auf die zurückzukommen sein wird. Finanzielle Ausnutzung der Klöster durch die Eigenklosterherren, dergestalt etwa, daß ein Teil der Überschüsse der klösterlichen Wirtschaft oder eine feste Abgabe an sie zu entrichten gewesen wäre, ist nicht mit Sicherheit bezeugt. Ein einziges spätes Zeugnis kann so gedeutet werden. Das Frauenkloster Stadtroda wurde 1370 von den Grafen von Schwarzburg als Morgengabe verwandt, muß also Einkünfte abgeworfen haben. Daß die Gründung eines Eigenklosters eine nutzbringende Kapitalanlage gewesen sei, wird man schwerlich sagen können. Daß aber der Eigenklosterherr grundsätzlich das Recht besaß, von seinem Kloster Leistungen wirtschaftlicher Art zu fordern, ergibt sich aus den an die Vögte zu entrichtenden Abgaben. Zu den hauptsächlichsten Rechten des Eigenklosterherrn gehörte die Bestellung des Vogtes seines Klosters. Hauptaufgaben des Vogtes waren die Handhabung der Gerichtsbarkeit auf Klostergut, die Vertretung vor weltlichem Gericht (z. B. betr. Altzelle auf dem Landding Collm 1198: quod ecclesie advocatus essem, adiudicatus sum pro ea utpote mundiburdus debere controversie respóndete) und der Schutz vor Beeinträchtigungen jeder Art. Er bezog dafür gewisse Abgaben
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von den Hintersassen des Klosters. Es war üblich, daß der adlige Gründer eines Klosters die Vogtei selbst wahrnahm und sie seinem Geschlechte vorbehielt, vielfach in der Form des Seniorats. Eigenklosterherrschaft und Vogtei lagen also in diesen Fällen, und sie sind sehr zahlreich, in derselben Hand, und da die Rechte des Vogtes weithin denen des Eigenklosterherrn glichen, könnte es scheinen, als seien Vogtei und Eigenklosterherrschaft identisch. Dies ist jedoch nicht der Fall. Der Eigenklosterherr ist auch der Herr der Vogtei, und er ist somit mehr als bloßer Vogt, auch wenn er die Vogtei selbst wahrnimmt. Die vogteilichen Rechte sind von denen des Herrn abgeleitet, und aus diesem Grunde müssen sie ihnen gleichen, ohne doch die gleichen zu sein. Die Veräußerungsbefugnis kam z. B. dem Vogte nicht zu, sondern nur dem Eigenklosterherrn. So war Markgraf Konrad von Meißen Vogt des Klosters Chemnitz, die Veräußerung an den päpstlichen Stuhl aber nahm König Lothar vor. Niemals nannten sich mitteldeutsche Bischöfe selbst Vögte ihrer Eigenklöster, wohl aber bezeichnete sich 1269 der Bischof Friedrich von Merseburg als Eigentümer der Vogtei des dortigen Petersklosters (cum ad nos dicte advocatie proprietas pertineret). Daß die von den Bischöfen beauftragten Vögte nicht bloße Untervögte waren, ergibt sich daraus, daß der Naumburger Hochstiftsvogt zugleich Vogt zweier bischöflicher Eigenklöster war. Allerdings ist Vogt und Vogt nicht das gleiche. Bestellung von Untervögten war statthaft, und auf dem Wege der Verlehnung konnte ein Vogt mehrere Untervögte haben (z. B. bei St. Georgen in Naumburg). Vogteiherr des Petersklosters auf der Altenburg bei Merseburg war der Bischof. Von ihm trugen die Wettiner die Vogtei zu Lehen, und zwar teilweise Markgraf Dietrich von Landsberg, teilweise Markgraf Heinrich von Meißen. Von jenem hatten sie wiederum teilweise die Edelfreien von Friedeburg lehnweise inne, teilweise die Burggrafen von Dohna, die sie dem Ritter Gottschalk von Hagenest weiterverliehen hatten. Markgraf Heinrich belehnte die Grafen von Mansfeld und Querfurt, die sie nochmals an die Brüder von Vesta verlehnt hatten. Das ganze Verhältnis wird sichtbar bei der Entvogtung 1269 und 1273 durch Kauf und läßt erkennen, wie diese Vogtei im Grunde nur noch als nutzbares Recht betrachtet wurde, das man wie jedes andere in Lehen reichte oder veräußerte. Ausübender Vogt und Nutznießer der Einkünfte war natürlich nur der zuletzt Belehnte, mit dem auch das Kaufgeschäft abgeschlossen wurde. Es ist durchaus zuzugeben, daß die vom Eigenklosterherrn verlehnte Vogtei sich wie so viele Lehen verselbständigen konnte und dann nicht mehr als bloßer Auftrag erschien, zumal wenn die Vögte sich Rechte anmaßten, die ihnen ursprünglich nicht zukamen, und daß die Quellen bei Stiftungen des
Klostervogtei
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Adels zwischen Klosterherrn und Vogt nicht scheiden, wozu aber auch kein Anlaß war. Bedeutsam ist, daß nach Verzidit auf das wichtigste vogteiliche Recht, die Gerichtsbarkeit (z. B. Geringswalde 1233 und 1261), ja selbst nach ausdrücklicher Übertragung der Vogtei an das Kloster (z. B. Mühlberg 1230), die eigenklosterherrlichen Rechte keineswegs erloschen. Zu fragen ist auch, ob dort, wo im 13. Jahrhundert an die Stelle der Vogtei eine bloße Schutzherrschaft des Gründers und seiner Familie trat (defensio, protectio u. ä.), diese aus einer Umbildung der Vogtei oder nicht vielmehr aus einer solchen der Eigenklosterherrschaft entstand. Daß in manchen Fällen Vogt (advocatus) und Schutzherr (defensor) identisch sind, steht freilich außer Zweifel (Altzelle). In bezeichnender Abwandlung der theoretischen Forderungen der Reformkirche auf Freiheit der kirchlichen Anstalten von jeglicher weltlichen Gewalt haben die Klöster zwar nach Einschränkung der Befugnisse des Vogtes, zunächst jedoch weniger nach gänzlicher Entvogtung gestrebt. Die Vogtei war eben nicht lediglich eine drückende Last, sondern die Klöster bedurften der Vögte. Einschränkungen, die in den Urkunden immer wieder entgegentreten, waren Absetzbarkeit des Vogtes bei Untauglichkeit, was gleichbedeutend damit war, daß der Vogt sein Amt nicht nach Lehnrecht empfangen konnte; hiermit zusammenhängend Verzicht auf Weiterverlehnung der Vogtei, also auf Einsetzung von Untervögten; Verzicht auf Abgaben und Ausübung allein um göttlichen Lohnes willen; Einschränkung der Vogtgerichtsbarkeit auf bestimmte bezeichnete Fälle zumal der Blutgerichtsbarkeit oder allgemeiner auf solche, die der Vorsteher durch seine Richter nicht entscheiden konnte und bei denen er infolgedessen den Vogt zum Eingreifen besonders aufforderte; oder schließlich überhaupt Übertragung der vollen Gerichtsbarkeit auf das Kloster selbst. Alle diese Einschränkungen lassen erkennen, welche Befugnisse den Vögten ursprünglich zukamen oder wenigstens von ihnen beansprucht wurden. Freie Wahl des Vogtes ist erstrebt worden, so in Bosau, Bürgel und Pegau, wurde aber nicht wirklich durchgeführt. Dem Georgenkloster in Naumburg wurde sie 1234 von Heinrich (VII.) samt dem Besitze des Königsbannes bestätigt, doch war damals bereits die Vogtei in den Besitz des Klosters selbst übergegangen. Um volle Entvogtung bemühten sich die Klöster seit dem 13. Jahrhundert, sei es durch Kauf wie im Georgenkloster oder durch Urkundenfälschung, wie z. B. im Bergerstift Altenburg, wo man sich selbst eine bloß nominelle Schutzherrsdiaft des Reiches verbriefte, oder später in Chemnitz, wo durch Interpolation der Bestätigungsurkunde von 1143 der Übergang der Vogtei auf das Kloster vorbereitet wurde. Bei Gründungen
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des 13. Jahrhunderts, zumal bei Frauenklöstern, wurde vielfach von Anfang an Vogtlosigkeit eingeräumt. Dies geschah, indem entweder in den Stiftungsurkunden die Vogtei überhaupt nicht Erwähnung fand (z. B. Heiliges Kreuz bei Meißen), oder an ihrer Stelle lediglich vom Schutz die Rede war (z. B. St. Afra in Meißen). Aber noch bei der Gründung des Thomasstiftes in Leipzig 1213 wurde dieser Sdiutz, der zuerst 1174 bei der Gründung des Augustiner-Chorherrenstifts Zschillen entgegentritt, nicht verlehnbar war und keinen materiellen Nutzen bringen sollte, als Vogtei bezeichnet. Was die Gerichtsbarkeit betrifft, so war die Regelung in den verschiedenen Klöstern sehr verschieden, auch nicht für den gesamten Klosterbesitz gleichmäßig. Schenkungen geschahen mitunter unter Vorbehalt der Gerichtsbarkeit oder wenigstens Blutgerichtsbarkeit. Wurde sie als Vogtei aufgefaßt, so entstanden Teilvogteien, die der Vogtei über das Gesamtkloster nicht vergleichbar sind (z. B. Buch 1213: advocatiam quam super villam Buderoz [Paudritzsch] fratrum monasterii Buch habui). Selbstverständlich konnten andererseits Befreiungen von der Gerichtsbarkeit nur dort und in dem Maße gewährt werden, wie der Privilegierende sie selbst besaß. Die Streulage und Überschichtung der gerichtlichen Rechte hatte die gleiche oder eine noch größere Buntscheckigkeit auf Klosterbesitz zur Folge, wenn nicht alle Beteiligten zugunsten des Klosters verzichteten. Einheitlichkeit der Gerichtsbarkeit auf Klosterbesitz wurde nur allmählich oder überhaupt nicht erzielt, gleichviel ob sie vom Vogte oder vom Kloster selbst ausgeübt wurde. Privilegien lassen den tatsächlichen Zustand häufig nicht richtig erkennen. Völlig konnten die Klöster der Mitwirkung der weltlichen Gewalt in der Handhabung der Gerichtsbarkeit nicht entraten, und sei es auch nur hinsichtlich der Exekution. Einige besaßen später allerdings einen eigenen Galgen. Was sie anstrebten, war grundsätzliche Freiheit von jeder weltlichen Gerichtsbarkeit, aber doch die Möglichkeit, diese im Notfalle anzurufen, ohne dafür zu zahlen. Eine solche bloß subsidiäre, unentgeltliche Gerichtsbarkeit auf Anruf übte der Schutzvogt aus (defensor), der institutionell gesehen den eigentlichen Vogt immer mehr verdrängte. Seine Hauptaufgabe war der Schutz, wie der Name besagt, und zwar nach jeder Richtung hin. Seinen Pflichten standen wenigstens nach der kirchlichen Anschauung Rechte nicht gegenüber. Die vielfältigen und beweglichen Klagen der Quellen über angeblich unrechtmäßige Belastung durch die Vögte bringen das deutlich zum Ausdruck, so wenn Bischof Friedrich von Merseburg 1269 sagt, früher seien die Vögte dazu da gewesen, Mönche und Kleriker zu schützen, nun aber hätte sich Name und Handlungsweise der ehemaligen Beschützer (defensores) verändert, sie über-
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lasteten die Leute mit so viel Leistungen, daß den eigentlichen Herren zu nehmen nichts übrig bleibe. Das geschichtliche Verhältnis war damit auf den Kopf gestellt, was man zu erreichen suchte und weitgehend schon erreicht hatte, wurde als idealer Zustand der Vergangenheit gepriesen. Wo der Vogt irgendeine Forderung stellte, galt er als Erpresser. Er sollte alles allein um himmlischen Lohnes willen tun, allenfalls blieben die Mönche zum Gebet für ihn verpflichtet, wie die Chorherren von St. Thomas in Leipzig (1213). Die Abschwächung des Eigenklosterrechts, die sich im Laufe des 12. Jahrhunderts vollzog, kommt in diesem Wandel zu sehr deutlichem Ausdruck. Aber zu völligem Verschwinden wurde es nicht gebracht. Schutz und Schirm stehen zwar bei den Neugründungen seit dem Ausgang des 12. Jahrhunderts durchweg im Vordergrund, aber noch immer finden sich eigenkirchenrechtliche Elemente in der Verfassung der Klöster, und der Schutz selbst wurzelt in der Eigenklosterherrschaft. Der Gründer ist in der Regel auch der Defensor, mag er sich nun Vogt nennen oder nicht, und in keinem Falle, selbst bei völliger Vogtlosigkeit, sind alle Fäden des Verhältnisses zur Stifterfamilie gelöst. Sehr ungleichmäßig war die Bevogtung der Zisterzienserklöster, für die besonders in Süddeutschland Vogtlosigkeit die Regel war. An die Stelle der Vogtei trat dort die Schirmherrschaft des Königs, die ebenfalls Vogtei genannt wurde. Als Vögte der mitteldeutschen Zisterzen haben sich deutsche Könige nicht bezeichnet, und nur zu Buch traten sie in nähere Beziehung, da das Kloster dem Reiche übereignet wurde. Die königlichen Schutzverleihungen für Pforte unterscheiden sich nicht von solchen für Klöster anderer Orden. Bei Altzelles Gründung wirkte zwar der König mit, aber Vogtei und Schutz wurden ausdrücklich dem Markgrafen Otto als dem Gründer übertragen, für die Zukunft allerdings nicht seinen Nachkommen, sondern seinen Nachfolgern in der Mark. Man könnte also daran denken, daß hier eine Art Untervogtei vorgeschwebt habe, wie dies sicherlich bei Buch der Fall war, dessen Schutz 1234 von Heinrich (VII.) ebenfalls dem Markgrafen von Meißen aufgetragen wurde. Grünhain und Dobrilugk standen in keiner Beziehung zum deutschen König. Blickt man auf die Gründungsvorgänge, so gewahrt man Züge, die dem Eigenkirchenrecht angehören, am deutlichsten bei Pforte, Altzelle und Buch. Eine Ausnahme stellt Grünhain dar. In der Folgezeit erlangten die Klöster verschiedene Rechtsstellung. Völlig vogtlos waren nur Pforte und Grünhain, jenes Kloster vermutlich deshalb, weil es zunächst Hintersassen nicht besaß, sondern auf seinen Grangien nur Konversen tätig waren, die weltlicher Gerichtsbarkeit nicht unterstanden, dieses, weil es überhaupt ohne Mitwirkung der weltlichen Gewalt gegründet worden
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war. Dobrilugk unterstand einer wirklichen Gründervogtei der Wettiner, in Altzelle war sie wesentlich eingeschränkt, wenn audi nicht auf bloßen Schutz reduziert, in Buch ist volle Klarheit nicht zu gewinnen. Der König, die Burggrafen von Leisnig und die Wettiner übten hier vogteiartige Rechte aus. Im Hinbiidt auf die Vogtei bildeten die Zisterzienserklöster also keine geschlossene Gruppe. Dies gilt auch, wenn man die im 13. Jahrhundert dem Orden inkorporierten Frauenklöster einbezieht. Völlige Vogtlosigkeit wie in Nimbschen steht neben unentgeltlich ausgeübter Schutzvogtei wie in Marienthal. Eine ganze Reihe Klöster erhielten von deutschen Königen, von Lothar bis zu Heinrich (VII.), Schutzprivilegien. Dies betrifft nicht nur die im Eigentum des Königs stehenden Klöster Chemnitz, Altenburg, Remse, Pegau, Bürgel und Buch, sondern auch die Zisterzen Pforte und Altzelle, die Benediktinerklöster St. Georg zu Naumburg und Bosau, das Augustiner-Chorherrenstift auf dem Lauterberge, das Frauenkloster Lausnitz, also bischöfliche und adlige Eigenklöster. Es ist an anderer Stelle dargelegt worden, daß die deutschen Könige des 12. Jahrhunderts ihre mitteldeutschen Klöster als Werkzeuge ihrer Siedlungs- und Wirtschaftspolitik benutzt haben (vgl. S. 5 f.). Es ist verlockend, die Schutzverleihungen ebenfalls in diesem Zusammenhange zu sehen, zumal die genannten Klöster entweder im königlichen Pleißenlande selbst oder doch in seiner Nähe lagen und teilweise auch die Vergünstigung erhielten, Reichsgut ohne besondere königliche Genehmigung als Schenkung entgegennehmen zu dürfen. Aber man wird mit solchen Schlüssen vorsichtig sein müssen, bevor die königlichen Schutzurkunden der Stauferzeit sich nicht in ihrer Gesamtheit überblicken lassen. Mitunter wird nämlich auch deutlich, daß der Anlaß zu ihrer Verleihung ein örtlicher ist, z. B. im Falle von St. Georg Schutz gegen Übergriffe des Diözesanbischofs. Sehr deutlich lassen dagegen am Ende des 13. Jahrhunderts die Schutzprivilegien König Adolfs die politische Absicht erkennen: die Einbeziehung der Klöster in die zu gründende Hausmacht. Die Rechtsfolgen des Königsschutzes sind aus den zur Verfügung stehenden Quellen nicht klar erkennbar, doch scheint es, daß er geeignet war, das Verhältnis zum Eigenklosterherrn zu lockern. Interessant ist in diesem Zusammenhange eine Bestätigungsurkunde Ottos IV. für das Thomasstift in Leipzig von 1213, die zwar nicht ausdrücklich Schutz verleiht, aber bestimmt, der Stifter, Markgraf Dietrich, könne die Schutzvogtei kraft kaiserlicher Satzung (ex imperiali constitutione) niemals veräußern. Wie bei Altzelle sollte diese Schutzvogtei in Zukunft nicht auf seine Nachkommen, sondern auf seine Nachfolger in der Mark übergehen. Im übrigen scheint der Schutz tatsächlich im Vordergrunde gestanden zu
Königsschutz • Päpstlicher Schutz
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haben. 1176 heißt es für St. Georgen in Naumburg, der König werde nunmehr jedes dem Kloster zugefügte Unrecht als gegen sich selbst begangen und als eine Beleidigung des Reiches ansehen. Dem Königssdiutz nachgebildet war in der hier in Betracht kommenden Zeit der päpstliche Schutz, der ursprünglich rein kirchliche Wurzeln gehabt hatte, aber erst durch Übernahme germanisch-muntreditlicher Vorstellungen umfassende Bedeutung erlangte. Schutzurkunden der Päpste liegen für eine ganze Reihe von Klöstern vor, in erster Linie natürlich für die bereits genannten römischen Klöster, aber auch für die Zisterzen Pforte, Altzelle und Dobrilugk und besonders die dem Zisterzienserorden einverleibten Frauenklöster Nimbschen, Sornzig, Dörschnitz, Marienstern, Marienthal und (fälschlich) Heiliges Kreuz bei Meißen, ferner für die Chorherrenstifter Altenburg, Zschillen und St. Thomas in Leipzig, für die Benediktinerklöster Bosau und St. Georg in Naumburg, das Prämonstratenserkloster Mildenfurth, die Frauenklöster Lausnitz und Geringswalde. Dazu kommen eine große Anzahl von Besitz- und Rechtsbestätigungen ohne besondere Schutzverleihung. Die Art des verliehenen Schutzes war verschieden. Zu unterscheiden sind einfacher päpstlicher Schutz, bei dem im sogenannten „bischöflichen Vorbehalt" alle Rechte des Diözesanbischofs gewahrt blieben, und spezieller Schutz, der den „päpstlichen Vorbehalt" enthielt und das Kloster dadurch in eine enge Verbindung mit dem römischen Stuhl brachte, auch häufig mit mehr oder weniger weitgehender Exemtion aus der zuständigen Diözese verbunden war. War dies nicht der Fall, so erscheinen bisweilen beide Vorbehalte in Verbindung miteinander. Die „römischen" Klöster erlangten Exemtion bis auf Bürgel und Lausnitz, wo der Widerstand des Naumburger Bischofs offenbar zu energisch war. Man gewinnt nicht den Eindruck, daß die Kurie sich besonders bemüht hat, solche Widerstände zu überwinden oder daß sie gar eine bischofsfeindliche Politik verfolgte. Am deutlichsten spricht hier wohl der Rückzug, der im Falle von Heilig Kreuz bei Meißen angetreten wurde (vgl. S. 255f.). Es ist zu beachten, daß ein kirchenrechtlicher Begriff der Exemtion erst im Laufe der Zeit entwickelt wurde, nicht von vornherein vorhanden war. Die Rechte der Eigenklosterherren wurden durch Verleihung des päpstlichen Schutzes nicht in jedem Falle aufgehoben. Die „Freiheit" des Zisterzienserordens wurde gefördert. Im 13. Jahrhundert war ein besonderes Zisterzienserprivileg ausgebildet, das zuerst Pforte erhielt (1205), später Dobrilugk und die Frauenklöster des Ordens mit Ausnahme von Marienstern, das nur unter einfachen päpstlichen Schutz trat. Es verbriefte freie Abtwahl, Freiheit von geistlichem und weltlichem Gericht sowie vom Neubruchzehnt und Exemtion aus der Diözese, wobei die dem Bischof verbleibenden
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Rechte genau umschrieben wurden. Aber es ist wiederum lehrreich, daß nicht alle Zisterzienserklöster es erhielten. Buch und Grünhain können überhaupt keine päpstlichen Urkunden aufweisen, Altzelle erhielt zwar eine ganze Anzahl, darunter 1190 die erste sogleich mit „päpstlidiem Vorbehalt", die aber nur einzelne Rechte verbrieften oder bestätigten, darunter die Zehntfreiheit. Meist wurden, wie dies mitunter ausdrücklich gesagt wird, die päpstlichen Schutzurkunden wohl auf Bitten der Klöster ausgestellt, je nach dem Bedürfnis, und sie sollten weniger einen neuen Rechtszustand herbeiführen als den bestehenden gewährleisten, der freilich von den Empfängern nicht immer richtig dargestellt worden sein wird. So haben denn auch die Zisterzienserabteien volle Exemtion nur vorübergehend erlangt. 1279 wurden in einem Privileg Bisdiof Friedrichs von Merseburg für Nimbschen dem Bischof ausdrücklich die Rechte gewahrt, die auch die Bischöfe von Meißen und Naumburg über die Zisterzienserklöster ihrer Diözesen besaßen. Da diese Rechte im einzelnen nicht genannt werden, besagt dies nicht, daß sie nicht freier gestellt waren als andere Klöster, aber jedenfalls war die Exemtion nicht die weitgehende des Zisterzienserprivilegs. Der päpstliche Schutz erwies sich also in dieser Richtung als wenig wirkungsvoll. Auch gegen das Eigenklosterwesen wandte er sich im allgemeinen nicht, wie bereits bei den „römischen" Klöstern zu beobachten war. Im allgemeinen verbriefte die Kurie hinsichtlich der Vogtei nichts, was die Klöster nicht ohnehin bereits besaßen. Daß in jedem Falle, wie im weltlichen Bereich, Schutz immer einen gewissen Anspruch auf Herrschaft verlieh, wird am besten deutlich aus den bischöflichen Schutzurkunden, die sich erhalten haben. Sie wurden dort ausgestellt, wo die Gefahr einer Exemtion zu drohen schien, und die Gewährung des bischöflichen Schutzes schloß zugleich den Anspruch auf das Recht des Ordinarius über das Kloster ein. Solche Urkunden liegen beispielsweise für die Zisterzienserabteien Altzelle und Buch vor. In der Tat ist es in diesen Fällen gelungen, die Exemtion zu verhindern. Völlig aber wird diese Bedeutung des bischöflichen Schutzes im Kampfe um die Rechtsstellung von Heilig Kreuz bei Meißen klar (vgl. S. 255 f.). In ähnlicher, aber auf die weltliche Seite der Klosterverfassung bezogener Weise ist der landesherrliche Schutz aufzufassen, der seit dem letzten Drittel des 13. Jahrhunderts gewährt wurde, in erster Linie natürlich von den Wettinern, aber in der Oberlausitz auch von den brandenburgischen Markgrafen und den Königen von Böhmen. Mit Vogtei und Eigenkirchenwesen hat er nichts mehr zu tun. Nicht klar
Landesherrlicher Schutz
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erkennbar ist dies bei den Schutzurkunden der Wettiner, denn diese besaßen die Vogtei oder doch die defensio über viele Klöster, sei es als Gründer (Lauterberg, Altzelle, Zschillen, Dobrilugk, St. Thomas in Leipzig, Eisenberg), sei es als Dienstherren der ministerialischen Gründer (Lausnitz, Mühlberg), sei es als von Bischöfen beauftragte Vögte (Bosau, Riesa, St. Afra in Meißen) oder schließlich als Beauftragte des Königs (Pegau, Buch). Wenn aber 1264 die Markgrafen von Brandenburg das Kloster Marienstern auf Bitten der Stifter in ihren Schutz nahmen, ein Kloster, mit dem sie niemals vorher etwas zu tun gehabt hatten, so ist das deutlich der Ausfluß der neuen, den Frieden schützenden, ja den alleinigen Friedensschutz beanspruchenden landesherrlichen Gewalt, die sich einheitlich über das gesamte Territorium auszudehnen suchte. Nicht anders ist es zu beurteilen, wenn im Beginn des 14. Jahrhunderts die Wettiner Rechte an den Besitzungen des Klosters Pforte geltend machten, das doch stets vogtlos gewesen war. Der Inhalt der landesherrlichen Schutzurkunden, die sich dann im Laufe des 14. Jahrhunderts häufen, ist meist der gleiche: die Klöster werden vor den Eingriffen der Beamten des Landesherrn geschützt, sie sollen frei sein von deren Gerichtsbarkeit und von den Abgaben, die sie erheben. Aber sie werden dem Landesherrn unmittelbar unterstellt, auf sein besonderes Mandat haben sie Steuer zu entrichten und Heerfahrt zu leisten. Die wettinischen Bedelisten und Heerwagenverzeichnisse des 14. Jahrhunderts zeigen, wie die meisten Klöster auf diese Weise dem Landesstaate eingegliedert worden sind, keineswegs auf Grund der Umbildung alter Rechte, sondern kraft der landesherrlichen Machtvollkommenheit, die neues Recht schuf. Am deutlichsten wird vielleicht der Charakter dieses landesherrlichen Schutzes, wenn man ihn dem Schutz vergleicht, in den die Markgrafen von Brandenburg als Landesherren der Oberlausitz um 1276 die dortigen Besitzungen des Hochstifts Meißen aufnahmen, an denen sie keinerlei althergebrachtes Recht besaßen. Die Landesherrschaft über die Klöster ist somit nicht aus Vogtei und eigenkirchenrechtlichem Schutz erwachsen, sondern der Landesherr trat an die Stelle des Vogtes und Defensors. Sehr deutlich wird dies bei Nimbschen, das 1254 von Heinrich dem Erlauchten Befreiung von aller seiner und seiner Nachkommen Gerichtsbarkeit auf allen Besitzungen, wo immer sie gelegen seien, erhielt. Die markgräflichen Beamten wurden ausgeschlossen, der Abgabenfreiheit wurde als selbstverständlich nicht gedacht. Bestätigt wurde damit der Zustand der Vogtlosigkeit dieses Zisterzienserinnenklosters. Der Markgraf handelte hier noch als Eigenkirchenherr, indem er betonte, er selbst habe das Kloster gegründet. Markgraf Friedrich der Ernsthafte verlieh 1337 ein neues Privileg. Jetzt ist nicht mehr von
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der Gerichtsbarkeit des Landesherrn, sondern nur noch von der seiner Beamten die Rede. Abgabenfreiheit wird gewährt, aber mit ausdrücklicher Ausnahme der alljährlichen Midiaelisbede und derjenigen Abgaben, die der Landesherr selbst mündlich oder durch besonderes Mandat fordert. Die Gründung wird nicht mehr erwähnt, und das Ganze beschränkt sich auf den Klosterbesitz im Herrschaftsbereich (dicio) des Landesfürsten. Vom ersten zum zweiten Privileg führt kein Weg, sondern altes Recht ist durch neues ersetzt worden. In noch ausgesprochenerem Maße als in der Klosterverfassung tritt die fortdauernde Herrschaft des Eigenkirchenrechts während des 12. und 13. Jahrhunderts in der Verfassung der Pfarrkirchen und Kapellen zutage. Sie standen prinzipiell durchweg im Eigentum der Gründer und ihrer Rechtsnachfolger, also der Erben oder derjenigen, an die die Kirchen veräußert worden waren. Insbesondere gelangten viele Kirchen durch Schenkung an geistliche Anstalten. Das Recht des Kirchenherren an der Kirche wurde gemäß den Forderungen, die das kanonische Recht seit dem 12. Jahrhundert erhob, als Patronat (ius patronatus) bezeichnet. Wenn aber die Kirche den Patronat als ein ius spirituale adnexum bezeichnete, das auf Dankbarkeit gegründet, in seinem Umfange von ihr selbst zu bestimmen sei, so drangen diese Gedanken in Mitteldeutschland noch längst nicht durch. Zwar stand dem Patron theoretisch im 13. Jahrhundert nicht mehr das Einsetzungsrecht des Pfarrers zu. Es war zu einem Präsentationsrecht abgeschwächt (1264 Meißen: ius patronatus sive praesentationis), während die Einsetzung selbst der Bischof oder schon frühzeitig an seiner Stelle der Archidiakon vornahm. Ob in der Praxis der Vorschlag des Patrons häufig abgelehnt wurde, ob er praktisch überhaupt abgelehnt werden konnte, steht dahin. Die Quellen kommen auf diese offenbar selbstverständlichen Dinge kaum zu sprechen, und als es 1268 anläßlich der Stiftung der Pfarrkirche in Börtewitz bei Leisnig einmal der Fall ist, wird das Recht des Patrons vom Meißner Bischof in einer Weise gekennzeichnet, die dem alten Eigenkirchenrecht wesentlich mehr ähnelt als dem neuen Präsentationsrecht; die edelfreie Stifterin Cäcilie von Mähris und ihre Nachkommen sollten das Recht haben, die Pfarrstelle nach ihrem Willen mit einem geeigneten Priester zu besetzen (ut ipsa et iilii sui ... et eorum successores ecdesiam in Börtewitz pro vera parrochia porrigere queant cuicunque voiuerint sacerdoti ydoneo). Selbstverständlich wurde die cura animarum vom Archidiakon übertragen, wenn dies auch nicht erwähnt wird, aber es wird doch deutlich, daß das Präsentationsrecht praktisch einem Besetzungsrecht gleichkam. Alleinige Vorbedingung war die
Die Pfarrei • Eigenkirchenrecht
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Eignung des Priesters, über die man natürlich stets geteilter Meinung sein konnte. Bei der Erhebung der Burgkapelle in Gera zu einer Personalpfarrei 1234 war bei der Erwähnung des Besetzungsredits des Stifters nicht einmal v o n dieser Eignung die Rede (prefate Capelle de bonis suis dotate in quocunque sibi placuerit piovideat sacerdote). A m längsten hat der König ein wirkliches Einsetzungsrecht an seinen Pfarrkirchen geltend gemacht. Noch 1216 übertrug er e s in Kriebitzsch bei A l t e n b u r g auf das Kloster Bosau als Bestandteil des P a t r o n a t s rechts, während er sich die V o g t e i vorbehielt. Vogtei an Niederkirchen wird sonst nicht erwähnt. In keinem Falle vermochte der Eigenkirdienherr den Pfarrer abzusetzen. Der Eigenkirchenherr setzte bei der Gründung der Pfarrei den Umfang der Parochie fest (z. B. Lausidc 1105, Schweta 1218, Kamenz 1225 usw.) und bestimmte der Pfarrkirche unter Umständen sogleich ein Filial, w i e 1219 Siegfried v o n Mügeln seiner Gründung Sornzig in Gestalt der Kapelle der Mügelner Burg. Im allgemeinen übernahm er auch die Entschädigung der bisherigen Mutterkirche (iestamum), wie dies im altbesiedelten Lande, w o die Parochien im 11. Jahrhundert fest geworden waren, nötig war (z.B. Dörschnitz vor 1190, Dobitschen 1204, Altranstädt 1206, Rodameuschel 1227 usw.). Er stattete die n e u e Kirche aus und schuf auf diese W e i s e ein kirchliches Sondervermögen, das jedoch aus seinem Gesamtvermögen nicht ausschied. Die Kirche blieb seine Kirche, w i e dies in den Urkunden ausdrücklich gesagt wird (z.B. Cavertitz 1234, Rodameuschel 1227 usw.). Er vermochte sie — oder vielmehr genau genommen das Patronatsrecht über sie — zu vererben, zu verschenken, zu vertauschen, in Lehn zu reichen, zu verpfänden und zu verkaufen, dies im allgemeinen nur im Zusammenhange mit dem sonstigen Besitz im Dorfe oder mit dem Rittergut. Der Patronat erscheint also als Bestandteil der Grundherrschaft oder auch auf bestimmten Grundbesitz radiziert. Fälle, in denen das „Kirchenlehen'' oder „Pfarrlehen" allein verkauft wurde, begegnen erst später. Aber auch im 13. Jahrhundert wurde der Patronat als nutzbares Recht in Verkaufsurkunden größerer Komplexe, zu denen Kirchen gehörten, stets angeführt; als zwei Beispiele für v i e l e m ö g e n der Verkauf v o n neun Hufen in Göhlitzsch bei Merseburg mit dem Patronate (et ms patronatus in eadem villa) durch das Kloster Pegau 1261 und der Verkauf der Burg Tiefenau mit zugehörigen Dörfern samt den Patronaten der dortigen Kirchen durch den Bischof v o n Naumburg 1284 stehen. Schenkung v o n Kirchen erfolgte nicht nur an Klöster und Stifter, w o für Belege anzuführen unnötig ist, sondern auch an weltliche Herren. So schenkte M a r k g r a f Heinrich der Erlauchte den P a t r o n a t der Stadtkirche Belgern vor 1287 seinem Truchseß Albert v o n Borna. Eingriffe
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in das den Pfarreien einmal zugewendete Vermögen waren möglidi, aber wie bei den Klöstern nur gegen angemessene Entschädigung. Als z.B. Otto von Eisenberg 1234 ein Herrengut dem Kloster Riesa zuwendete, entschädigte er die Kirche von Cavertitz, die bisher den Zehnt davon bezogen hatte, durch Grundstücke und Kornzinsen. Audi in die Verwaltung des Pfarrgutes griff der Patron ein. So gestatteten die Brüder von Nossen vor 1264 dem Kloster Altzelle, vom Kirdigute in Nossen Holz, Steine und Sand für den Bau von Fischteichen zu entnehmen, und als der Pfarrer vom Kloster Entschädigung verlangte, waren sie es wieder, die über die gezahlte Summe quittierten. Der Vorgang macht deutlich, daß Minderung des kirchlichen Sondervermögens auch bei Pfarrkirchen als Unrecht galt. Er verdeutlicht aber auch, daß im 13. Jahrhundert die Pfarrkirchen eigene Rechtspersönlichkeit nur mit Einschränkung besaßen. Die Ausdrücke Kirchlehen und Pfarrlehen, die ohne Bedeutungsunterschied am Ausgang des Mittelalters den Inbegriff des Vermögens einer Pfarrkirche und schließlich diese selbst als selbständige Vermögensträgerin bezeichnen, begegnen im 13. Jahrhundert noch nicht. Eigentümer dieses Vermögens war nicht die Kirche selbst, sondern der Patron kraft seines Patronatsrechts, das in Wirklichkeit noch immer ein Eigenkirdienrecht war. Finanzielle Ausnützung der Pfarrkirche durch den weltlichen Eigenkirchenherrn ist nicht nachzuweisen, abgesehen von den wenigen Fällen von Zehntdrittelung, die aber auch erst in späterer Zeit bezeugt sind. Andererseits fragt man sich, welchen Sinn die erwähnte Schenkung der Belgerner Pfarrkirche an einen markgräilichen Dienstmann hatte, wenn diesem kein greifbarer Vorteil erwuchs. Man wird also immerhin vermuten dürfen, daß die laikalen Eigenkirchenherren aus ihren Pfarrkirchen einen gewissen Nutzen zogen, wenn auch vielleicht nicht im gleichen Ausmaße, wie es die Klöster und Stifter hinsichtlich der ihnen inkorporierten Kirchen taten (vgl. S. 585 f.). Nutzungsberechtigt war in erster Linie dex jeweilige Pfarrer, der vom Einkommen der Pfarrausstattung zunächst wohl auch die Ausgaben für die Handhabung des Gottesdienstes zu bestreiten hatte (Beleuchtung, Abendmahlswein, Paramente und sonstige Sachausgaben), soweit diese nicht durch fromme Stiftungen anfielen, denn von einem besonderen Vermögen der Kirchen, das für diese Zwecke und für die bauliche Instandhaltung und Erneuerung der Kirchengebäude bestimmt war (Fabrikvermögen), hören wir zunächst bei Dorfkirchen nichts. Wohl aber lassen sich seine Anfänge in den Städten beobachten, z. B. 1298 in Görlitz, 1299 in Pirna. Es erwuchs hier aus Stiftungen, die für die Luminarien u. ä. gemacht und gesondert verwaltet wurden (vgl. auch S. 438). Früher schon sind begreiflicherweise Fabrikvermögen bei Eurgkapel-
Pfarrkirchenvermögen • Küster
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len nachweisbar, die ja mit einer Pfarrei nicht verbunden waren und keine Gemeinde hatten, die für Beleuchtung usw. sorgte, so 1150 bei der Kapelle des Burggrafen auf der Meißner Burg fad luminaria). 1219 bei der Burgkapelle in Camburg (desgl.). Auch auf den Dörfern bestanden in der Reformationszeit nach Ausweis der Visitationsakten teilweise gesonderte Kirchenfabriken, bei den meisten Kirchen aber werden sie nicht erwähnt. Es besteht der Verdacht, daß der alte Zustand das ganze Mittelalter hindurch angedauert hat. Uber die Verteilung der Baulast bei Fehlen des Fabrikvermögens und wenn dieses nicht ausreichte fehlen alle Nachrichten. Das Amt des Küsters dürfte auf dem Dorfe noch nicht allgemein üblich gewesen sein. Es wurde teilweise von den Scholaren mit versehen, wo solche vorhanden waren, teilweise wohl auch von den Bauern reihum wie vielleicht in Altranstädt, wo der Küster von jeder Hufe jährlich einen Denar erhielt und dafür dem Pfarrer in der Kirche und beim Krankenbesuch zu assistieren, darüber hinaus aber keine Verpflichtungen hatte, er hätte sie denn freiwillig oder vom Pfarrer besonders entlohnt übernommen. Besorgung des Küsteramtes „nach der Zeche" war noch in der Reformationszeit vielfach üblich. Dagegen gab es beamtete Küster in den Städten, wie sich dies z. B. 1268 für Leisnig, 1293 für Bautzen (campanator), im Beginn des 14. Jahrhunderts für St. Nikolai in Leipzig nachweisen läßt. Auch an bedeutenden Dorfkirchen wird das Amt schon im 13. Jahrhundert nicht gefehlt haben; bezeugt ist es 1281 in Hohenlohe. Die Gründer der Pfarrkirchen waren nicht nur auf dem Lande, sondern auch in den Städten im 12. und 13. Jahrhundert ganz vorwiegend Adlige, vom Markgrafen bis hinab zum kleinen Ministerialen, daneben Bischöfe auf ihren Besitzungen und Klöster, zumal die Zisterzienser (Dobrilugk, aber auch Altzelle z. B. 1225 in Oetzsch bei Markranstädt). Obwohl die Kirchenstiftungen stets zum Nutzen und vielfach wohl auch auf Veranlassung der Gemeinden erfolgten, treten diese nur in ganz wenigen Fällen als bei der Stiftung beteiligt hervor, so 1199undeutlich inGöthewitz (vgl.Bd. 1S. 175), wodie neueKirche allein mit Abgaben der Bauern dotiert wurde, deutlicher 1267 in Theuma bei Plauen, wo die Parochianen sich zu freiwilligen Leistungen an den künftigen Pfarrer verstanden (vgl. S. 370) und 1306 in Nauberg bei Leisnig, wo die Bauern den Zins einer Hufe kauften, um durch Übertragung an den zuständigen Pfarrer diesen zu veranlassen, dreimal in der Woche Gottesdienst in ihrer Kapelle zu halten. Um Stiftung einer Pfarrkirche handelt es sich also nicht, es entstand lediglich ein Filial. Der deutlichste Fall liegt 1306 in Bockelwitz, gleichfalls bei Leis37 Schlesinger II
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nig, vor (vgl. S. 379). Hier wurde tatsächlich eine neue Pfarrkirche nur von den Parochianen dotiert und von ihnen auch die Mutterkirche entschädigt. Aber ein genossenschaftlicher Patronat entstand trotzdem nicht, Patron blieb vielmehr der Patron der Mutterkirche. Ein genossenschaftlicher Patronat von Laien ist nirgends nachweisbar, auch in den Städten nicht. Die Patronate der Stadtkirchen lagen überall bei den Stadtherren, soweit sie nicht geistlichen Anstalten übertragen worden waren. Dennoch nahmen die Stadtbürger Einfluß auf die Gestaltung des kirchlichen Lebens, über die Rechte und Pflichten des Pfarrers an der Vorstadtkirche St. Marien in Bautzen wurde 1293 vor der endgültigen Festsetzung durch das Domkapitel als Patron mit den Bürgern verhandelt, in Borna bestand 1309 ein gewisses Aufsichtsrecht der Pfarreingesessenen über das Pfarrvermögen, und daß der Rat von Zwickau 1353 eine Gottesdienstordnung erließ, wurde an anderer Stelle berichtet (vgl. S. 440f.). Diese Befugnis wird nicht etwas völlig Neues gewesen sein, sondern sich aus Verhältnissen entwickelt haben, die im 13. Jahrhundert wurzeln mögen. Ein Bürger war 1353 in Zwickau Kirchenältester (procurator
ecclesie
nostie
parochialis),
und
auch dieses Amt wird am Ausgang des 13. Jahrhunderts in Zwickau schon bestanden haben, wenn man bedenkt, daß es in Görlitz 1298, in Pirna 1299 nachgewiesen werden kann (procurator parochialis). Im selben Jahre begegnet in Grimma zwar nicht der Name, aber doch die Sache, wenn zwei Bürger beauftragt wurden, aus einer der Pfarrkirche gezahlten Entschädigungssumme Güter anzuschaffen. Sonst werden Kirchenälteste (Kirchväter, vitrici) freilich erst im 14. Jahrhundert angetroffen, aber auch an der Sixtikirche in Merseburg war das Amt 1329 bestimmt schon seit längerer Zeit eingeführt. Wo es bestand, muß auch mit den Anfängen eines selbständigen Fabrikvermögens gerechnet werden, denn dessen Verwaltung war, soviel die spärlichen Quellen erkennen lassen, zunächst die einzige Aufgabe der Kirchenältesten. Auf dem Lande sind sie im 13. Jahrhundert noch nicht nachweisbar, während sie in den Visitationsakten der Reformationszeit stellenweise begegnen (z. B. in Ziegelheim bei Glauchau). Die Einrichtung stellt insofern eine Parallele zum Eigenkirdienrecht dar, als das Fabrikvermögen, aus dem die Baulast und die Ausgaben für den Gottesdienst bestritten wurden, zum größten Teil aus regelmäßigen Opfergaben und freiwilligen Spenden und Stiftungen der Gemeinde zusammengekommen war und diese infolgedessen ein fortdauerndes Recht an diesem kirchlichen Sondervermögen geltend machte. Von hier aus wird auch die Einflußnahme der Stadträte auf die Ordnung des Gottesdienstes rechtlich verständlich. Aber auch mit einfacher Übertragung der Prinzipien der Gemeindebildung auf genossenschaft-
Kirchenälteste • Kirchenausstattung
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lidier Grundlage aus dem weltlichen in den geistlichen Bereich ist zu rechnen, da in Land und Stadt im hohen Mittelalter genossenschaftliche Bildungen überall den herrschaftlichen Bindungen an die Seite treten und sie teilweise verdrängen. Den Kern der Pfarrausstattung bildete seit dem 12. Jahrhundert eine Landzuweisung von einer oder mehreren Hufen zur Selbstbewirtschaftung durch den Pfarrer. Sie begegnet 1118 in Zwickau, 1122 in Plauen, 1154 bei der Ansiedlung der Niederländer in Kühren und dann in weiteren Gründungsurkunden bis ins 14. Jahrhundert hinein. Aber nicht die wenigen erhaltenen Stiftungsurkunden gewähren ein zureichendes Bild von dieser Landausstattung der Kirchen im Verlaufe der deutschen Ostsiedlung, sondern viel eindrucksvoller ist ein Blick in die Visitationsakten des 16. und in die Flurbücher des 19. Jahrhunderts. Aus ihnen ergibt sich, daß in den durch deutsche bäuerliche Siedlung erschlossenen Teilen des Landes fast jede Pfarrei mit einem regelrechten Bauerngut verbunden war, und das zugehörige Land liegt in der Feldflur der Dörfer in der Regel genauso wie das Bauernland, in Gewannen, Gelängen oder Waldhufen, je nach der Flurform des Ortes. Ist dies nicht der Fall, so ist nachträgliche Gründung der Kirche wahrscheinlich (vgl. S. 358 ff.). Auch in den altbesiedelten Teilen des Landes wurde diese Ausstattungsform nunmehr durchgeführt. Die Ausdrücke „Pfarrlehen" und „Kirchlehen", die später den Gesamtbesitz der Pfarrkirchen bezeichnen, werden ursprünglich diesen Kern der Ausstattung gemeint haben, denn seit dem 12. Jahrhundert war in weiten Teilen Mitteldeutschlands nach fränkischem Sprachgebrauch das Wort Lehen gleichbedeutend mit Hufe. Anderwärts sagte man dafür Erbe, und in der Tat begegnet vereinzelt auch der Ausdruck Pfarrerbe, mit Pfarrlehen gleichbedeutend. Aber auch rechtliche Anschauungen gaben Anlaß, von Lehen zu sprechen. Die Übertragung des Kirchenvermögens an den Pfarrer zu lebenslänglicher Nutzung wurde lehnrechtlich aufgefaßt, wenn auch keineswegs alle Grundsätze des Lehnrechts auf diese kirchliche Leihe angewandt wurden. Die Kirchen galten als Lehen (beneficium) des Pfarrers, das ihm vom Kirchherrn gereicht worden war, wie dies 1154 bei der Stadtkirche in Zeitz (iratre nostro Hartmanno Cicense canonicobeneiiciali iurepossidente) und 1220 in Lampertswalde bei Großenhain nachweisbar ist (ecclesiam . . . una cum filia eiusdem . . .quas Hildebrandus presbyter ab eo [dem Markgrafen] in beneficio possidebcrt). Die Beispiele ließen sich vermehren. Es ist dabei zu beachten, daß noch das gesamte Kirchenvermögen, nicht etwa nur die Pfründe des Pfarrers als beneficium bezeichnet wurde. Andererseits wurden 1235 zwei Hufen, die der Kirche in Profen als Entschädigung für die Auspfarrung der Kapelle in 37*
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Trautzschen übergeben wurden, ausdrücklich aus Lehen in Eigen umgewandelt (ius ieodi, quod habebat in illis, tytulo proprietatis . . . eidem parochiae ad aucmentacionem sue dotis . . . donavit). Nur das Nutzungsrecht des Pfarrers wurde also lehnrechtlich aufgefaßt, während das Besitzrecht der Kirche selbst, sobald sie als selbständiger Vermögensträger erscheint, stets Eigentum war. Besonders häufig begegnet in den Visitationsakten ein Ausstattungssatz von zwei Hufen, ohne daß man ihn doch als den Normalsatz bezeichnen könnte, denn auch größere Pfarrgüter kommen vor, und nicht selten mußte sich der Plarrer mit einer Hufe oder auch mit noch weniger begnügen. Man wird ganz gewiß nicht die Pfarrausstattung des 16. oder gar des 19. Jahrhunderts ohne weiteres derjenigen des 12. und 13. Jahrhunderts gleichsetzen dürfen. Nicht nur Vergrößerungen lassen sich nachweisen, wie etwa in Mosel bei Zwickau, wo das Pfarrgut 1529 IV'4 Hufe betrug, wovon aber 3A Hufe erst unlängst durch Schenkung der Rittergutsherrsdiaft hinzugekommen waren, sondern auch Verkleinerungen, und zwar aus Anlaß von Inkorporationen (vgl. S. 587 ff.). Das Prinzip aber wird völlig deutlich: an die Stelle der Dorfdos ist die Hufendos getreten. Der Pfarrer lebt nicht mehr gleichsam als Grundherr von den Abgaben und Zinsen der Pfarrhörigen, sondern er lebt gleich den deutschen Bauern, die er zu betreuen hat., von der Eigenwirtschaft seines Hofes. Freilich kommt noch immer in Erinnerung an die frühere Gewohnheit Ausstattung mit ganzen Dörfern vor, so in Schweta und Sornzig (vgl. S. 360) oder in Hohenkirchen bei Rochlitz, wo eist durch die Inkorporation in das Kloster Buch der Pfarrei der Besitz des Dorfes entzogen wurde (1235), aber auch bei der Nikolaikirche in Leipzig oder der vor 1225 gegründeten Pfarrkirche in Greiz. Dorfschenkungen an Kirchen, Kapellen und Altäre begegnen bis zum Ausgang des Mittelalters immer wieder. Die vier Dörfer, die 1316 als Ausstattung der Kirche in Seußlitz erscheinen, waren schwerlich deren Dotierung von Anfang an, sondern wurden ihr wohl teilweise erst von Heinrich dem Erlauchten gewidmet, als er vorübergehend in Seußlitz seinen Wohnsitz nahm (vgl. S. 325) und intolgedessen auch die dortige Pfarrkirche besondere Bedeutung erlangte. Noch einige Beispiele mögen angeführt werden. Es erhielten 1355 die Kirche von öderan das Dorf Breitenau von Markgraf Wilhelm, 1381 die Kirche von Ehrenfriedersdorf die Dörfer Eibenberg und Berbisdorf von den Herren von Waldenburg, ein Altar in der Jakobikirche von Chemnitz 1283 das Dorf Meinersdorf von zwei Chemnitzer Bürgern, die Kirche von Wolkenstein 1385 das Dorf Arnsfeld von Hans von Waldenburg usw. Um eigentliche Pfarrausstattung handelt es sich dabei freilich nicht durchweg, denn
Kirdienausstattung
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solche Stiftungen kommen, wenn nicht eine neue Pfründe begründet wurde, im 14. Jahrhundert bereits dem Fabrikvermögen der bedachten Kirche zugute, wo ein solches vorhanden war. Aber in der vorhergehenden Zeit, als dieses noch nicht selbständig geworden war, und dort, wo es überhaupt nicht gebildet wurde, wurden ähnliche Stiftungen ebenfalls gemacht, gewiß vielfach mit einer bestimmten Auflage, aber doch zu Händen des Pfarrers oder genauer des Eigenkirchenherrn für das Pfarreivermögen. So begegnen 1540 als Bestandteil des Pfarrlehns von Zehren bei Meißen Erbzinsen, die für eine Messe vom Herrn von Schleinitz gestiftet worden waren. In vielen Fällen wird die Erinnerung an die ursprüngliche Stiftung wenn nicht verlorengegangen so doch nicht schriftlich festgehalten worden sein. Nicht jedes Dotaldorf kann somit als ursprüngliches Ausstattungsstück gelten. In ähnlicher Weise sind wohl nicht wenige der sogenannten Pfarrdotalen in den Besitz der Pfarreien gelangt, das sind Bauern, die im Spätmittelalter den Pfarrern zins- und fronpflichtig waren und häufig auch ihrer niederen (weltlichen!) Gerichtsbarkeit unterstanden. Insbesondere ist an Entschädigung bei Auspfarrungen zu denken. 1264 wurde Geld, mit dem die Pfarre in Nossen vom Kloster Altzelle entschädigt worden war (vgl. S. 576), durch Kauf von zwei Hufen im Dorfe Steegen angelegt. Andere dürften auf dem der Pfarre ursprünglich zur Eigenwirtschaft übergebenen Grund und Boden auf dem Wege der „Vererbung", d. h. der Ausgabe zu erblicher Nutznießung gegen Zins und Dienst, ansässig geworden sein, wie dies 1295 in Seifertshain bei Grimma bezeugt ist. Noch andere wurden von den Pfarrern gekauft, wie wir dies 1317 und 1421 in Altstadt-Waldenburg hören; es handelt sich natürlich nicht etwa um Unfreie, sondern um sogenannten Rentenkauf. Aber auch von vornherein scheinen Pfarreien mit den Zinsen und Diensten verstreut in der Parochie oder außerhalb ihrer wohnender Bauern bewidmet worden zu sein, wie vielleicht die Pfarre in Rochsburg, die 1333 Güter in Lunzenau, Niederelsdorf, Wernsdorf, Markersdorf, Mohsdorf und Arnsdorf besaß. Nicht selten begegnet diese „Streudos" bei Stadtkirchen, wo sie auch leicht erklärlich ist: dem Stadtpfarrer lag die Handhabung eigener Landwirtschaft fern, und häufig wird in den Stadtfluren gar nicht genügend Land zur Pfarrausstattung zur Verfügung gestanden haben. Gerade bei diesen Kirchen ist freilich in besonderem Maße mit späterem Anwachsen der Bewidmung durch Stiftungen zu rechnen. Sogleich bei der Kirdigründung erscheinen nicht selten außer der Landausstattung auch Ausstattungsstücke anderer Art: ein Zoll (Zwickau 1118), ein Stück Wald und die halbe Nutzung einer Mühle (Plauen 1122), bei Stadtkirchen städtische Grundstücke (Zwickau 1192, Eisenberg 1219). Vor allem aber erscheinen Getreideabgaben und Zehnte.
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Ein mit der Pfarrgründung ipso iure wirksam werdendes Zehntrecht kam den Pfarrkirchen nidit zu. Es bedurfte vielmehr erst der Zuweisung durch den Zehntberechtigten. Sie ist teilweise erfolgt, teilweise unterblieben. So waren keineswegs alle Pfarrkirchen im Besitze von Zehnten, und wenn sie solche besaßen, dann keineswegs immer in ihrer ganzen Parochie, sondern häufig nur von einzelnen Dörfern oder auch von einzelnen Gütern, und andererseits kamen auch Pfarrzehnte außerhalb der Parochien gelegentlich vor. Bereits Dargelegtes muß hier unter dem Gesichtspunkt der Pfarrausstattung nochmals berührt werden. Zehntberechtigt waren die Bischöfe, soweit sie das Zehntrecht erlangt hatten (vgl. Bd. 1S. 263 ff.), und die Grundherren. Die Bischöfe beanspruchten seit dem 12. Jahrhundert vor allem mit mehr oder weniger Erfolg den Neubruchzehnten. In der Tat sind, wie wir schon hörten (vgl. Bd. 1S. 185 ff.) im Bistum Naumburg große Zehntzuweisungen an neugegründete Pfarrkirchen für den ganzen Umfang ihrer Parochien durch die Bischöfe erfolgt, so an Zwickau, Plauen und wohl auch Profen. Diese Zuweisungen geschahen im Einvernehmen mit den Kirchgründern, die Grundherren der ganzen zugewiesenen Sprengel waren, und hätten ohne deren Zustimmimg schwerlich Rechtskraft erlangt. Zuweisungen von Bischofszehnten an Pfarrkirchen sind auch in der Diözese Merseburg bezeugt, wenn auch in kleinerem Umfang. Im Bistum Meißen sind sie wenigstens wahrscheinlich zu machen. Die adligen Kirchgründer pflegten ihre Kirchen mit dem vollen Ertragszehnten ihrer bisher zehntfreien, in Eigenwirtschaft gehaltenen Herrengüter zu dotieren, so vor 1190 in Dörschnitz, 1218 in Sornzig, 1219 in Schweta, 1225 in Kamenz, 1233 in Frohburg usw. Aber auch fixierte Abgaben in Garben und Scheffeln wurden bisweilen vom Herrenlande gewährt, so 1222 für die Burgkapelle in Bautzen, ein Anzeichen für die völlige Freiwilligkeit dieser Zehntleistungen. Neben diesem wirklichen Zehnten stehen fixierte Getreideabgaben vom Bauernland, die den Pfarrkirchen zugewiesen wurden, häufig ein Scheffel Korn oder dazu noch ein Scheffel Hafer je Hufe. Als Zehnt werden diese Abgaben zunächst im allgemeinen nicht bezeichnet, vor allem vermeiden die bischöflichen Urkunden diesen Ausdruck. Wo ihr Ursprung erkennbar ist, wird ersichtlich, daß die zur Zuweisung Berechtigten die Grundherren waren, so 1225 in Kamenz, 1227 in Rodameuschel, 1232 in Schleiz, 1268 in Börtewitz usw. Daß diese Getreideabgaben als Zehnt gemeint waren, geht deutlich hervor aus den Urkunden für Kamenz und Rodameuschel, wo sie neben Zehntabgaben des Herrenlandes stehen, die ausdrücklich als solche bezeichnet sind.
Zehnt • Meßkorn • Opfer
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Eine etwa neben dem Bischofszehnten zusätzlich an den Pfarrer zu entrichtende Leistung waren sie nicht. Hier liegt der Ursprung des Meßkorns (annona missalis) der Urkunden (vgl. S. 511 f). Es ist verständlich, daß der Ausdruck Zehnt vermieden wurde, im Interesse der Pflichtigen, an die sonst von den Pfarrern weitergehende Forderungen hätten gestellt werden können, aber auch vom Standpunkte der Kirche aus, die diese im Vergleich zum Vollzehnten geringfügige Abgabe nicht als wirklichen Zehnt anerkennen konnte. Trotzdem ist im Spätmittelalter dafür die Bezeichnung Dezem (tetzem, tetzmann, teczmaß usw.) durchgedrungen. Diese überall in registerförmigen Quellen des 16. Jahrhunderts, vor allem in den Visitationsakten begegnende Leistung ist in ihrem Kernbestande, wie bereits dargelegt, nichts anderes als das Meßkorn, das in diesen Quellen völlig fehlt. Wenn der Ausdruck als tacma oder taca von der polnischen Kirche für das dort von deutschen Siedlern entrichtete Meßkorn übernommen wurde, muß er im 13. Jahrhundert in der Volkssprache Mitteldeutschlands schon gebräuchlich gewesen sein. Daß es sich um eine rein kirchliche Abgabe, nicht etwa um Übertragung weltlicher Hebungen auf die Kirche handelt, ergeben außer dem Namen die Fälle, wo von der freiwilligen Entrichtung durch die Parochianen berichtet wird. Der in Schleiz 1232 begegnende Name wesenter bezeichnet wohl nicht eine im Wisentalande um Schleiz seit grauer Vorzeit erhobene weltliche Getreideabgabe, wie angenommen worden ist, sondern einfach das dort übliche Scheffelmaß (modius qui dicitur wesenter). Vom Meßkorn zu unterscheiden sind die Meßpfennige (missales denarii). Sie waren nicht etwa eine Geldablösung für jenes, sondern das beim Besuch der Messe übliche „Opfer", das frühzeitig in eine feste Abgabe umgewandelt worden zu sein scheint. So besaß 1206 die Kirche von Frankenstein Meßpfennige (missales nummi) neben dem einfach als modii bezeichneten Meßkorn und der Landausstattung von einer Hufe. Das fixierte Opfergeld war später an den vier Quatembern zu entrichten. Das älteste Zeugnis für missales denarii führt ins Bistum Merseburg, wo sie 1181 der Pfarrer von Köllsdorf bei Lausick bezog, während der Zehnt an die Mutterkirche in Lausick fiel. Daneben wird es an freiwilligen Gaben der Gottesdienstbesucher nicht gefehlt haben, wie solche 1263 in Kamenz neben den Meßpfennigen erwähnt werden (oblaciones) und 1288 in St. Marien in Freiberg (heute Dom) auch von den Kapellen dem Pfarrer vorbehalten blieben. Zur eigentlichen Kirchenausstattung gehören solche Oblationen nicht; wenn trotzdem die Meßpfennige 1206 in Frankenstein und 1225 in Kamenz darunter er-
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scheinen, so besagt dies nur, daß dem Eigenkirchenherrn grundsätzlich ein Recht an allen Einkünften seiner Kirche zustand, wie sich dies auch bei der Teilung der Pfarreinkünfte 1317 in Seußlitz zwischen Pfarrer und Kloster ergibt, wenn dem Pfarrer die Opfergaben (oiiertoria) samt den Gebühren von zu errichtenden Testamenten ausdrücklich zugewiesen werden mußten. Sogenannte Stolgebühren, die für die Verrichtung geistlicher Amtshandlungen (Taufe, Begräbnis) gefordert wurden, sind in den Quellen nicht bezeugt, wurden aber sicherlich erhoben, denn schwerlich wäre es sonst mit den Franziskanern zu so harten Auseinandersetzungen wegen des Begräbnisredites gekommen. Als Beispiel für die Gesamtausstattung einer Pfarrkirche möge diejenige Kirche in Kamenz dienen, die nach der Zerstörung der alten Stadt Kamenz durch einen Brand in der an neuem Orte gegründeten Neustadt neu errichtet und dotiert wurde (vgl. S. 383 f.). Sie ist in der Weiheurkunde von 1225 aufgezählt. Danach besaß die Kirche vier Hufen bei der Neustadt, offensichtlich zur Eigenwirtschaft bestimmt, als Kern der Ausstattung. Weiter wurden ihr eingeräumt der volle Ertragszehnt vom Herrenhofe und der Zehnt von Abgaben an die Herrschaft (Arealzins und Marktzoll in der Stadt, Honigabgaben in den Dörfern des Burgbezirks), ein Hof in der neuen Stadt (als Pfarrwohnung), in Scheffeln zu schüttende Getreideabgaben von den Hufen der Stadtflur (Meßkorn) sowie Meßpfennige. Sie erhielt ferner 20 Hufen Wald zur Rodung (excolendos), auf denen also ein pfarreigenes Dorf entstehen konnte, Scheffelabgaben (Meßkoni) von den Hufen der zur Parochie gehörigen Dörfer, weitere vier Hufen in zwei Dörfern (Pfarrdotalen) und Pfarrhof und Garten in der alten Stadt. Man darf nicht vergessen, daß diese Kirche besonders gut dotiert war. Sie war nicht nur eine Stadtkirche, sondern zugleich auch Kirche für die ganze Herrschaft Kamenz. Der Vermehrung der Ausstattung bei der Neugründung wird ausdrücklich gedacht. Nicht jede im 12. und 13. Jahrhundert gegründete Pfarrkirche wurde so reichlich dotiert. Deutlich wird auf alle Fälle, wie verschiedenartiger Herkunft die in den Visitationsakten des 16. Jahrhunderts meist nur summarisch angeführten Einkünfte der Pfarrkirchen an Getreide und Geld sein können und daß nicht jede Getreidehebung ein Zehnt zu sein braucht, zumal die Erbzinsen der Dotalen nicht nur in Geld, sondern auch in Getreide geleistet wurden. Die Ausstattung der Kapellen und Altäre wie auch das Verhältnis der Meßpriester zu deren Patronen unterstand denselben rechtlichen Grundsätzen wie bei Pfarrkirchen und braucht hier um so weniger ausführlich behandelt zu werden, als diese Stiftungen im 13. Jahrhundert noch keinen großen Umfang angenommen hatten. Die wenigen aus
Altarpfründen • Inkorporation
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dem 13. Jahrhundert überlieferten Stiftungsurkunden für Altarpfründen lassen erkennen, daß es sich durchweg um sogenannte Patronatspfründen handelt. Schwerlich können sie als die Verweltlichung ursprünglich anderer, kanonisch geprägter Rechtsformen gedeutet werden (Kollationspfründe, Lohnpriesterstelle); sie sind vielmehr ein eigenwüchsiger Ableger des Eigenkirchenrechts. Sowohl 1267 in W e i d a wie 1288 in Freiberg wird jedes Recht des Pfarrers an der Altarpfründe ausgeschlossen. Der Patronat verbleibt im ersten Falle, da der Stifter ein Priester und infolgedessen ohne Nachkommen ist, den Vögten von Weida als den Eigenkirchenherren der Kirche, in der der Altar steht, im zweiten den Nachkommen des Stifters, beide Male nach dem Prinzip des Seniorats. Als Vermögensträger scheint schon frühzeitig das Altarlehen selbst gegolten zu haben. Schon 1287 werden provisores des Katharinenaltars in der Petrilcirche in Weida genannt, der sich damit als selbständige Rechtspersönlichkeit erweist. In den Patronat solcher Stiftungen bei Stadtkirchen trat später nach dem Ableben des Stifters vielfach der Stadtrat ein. Es wurde bereits erwähnt, daß bei Burgkapellen die Bildung eines Fabrikvermögens am frühesten zu beobachten ist (vgl. S. 576). In besonderer W e i s e war das Verhältnis der Klöster und Stifter zu den ihnen gehörenden Eigenkirchen rechtlidi ausgestaltet. Es begegnet dafür seit der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts der Ausdrude Inkorporation, zuerst anscheinend 1270 in Naumburg (incorporamus). Die Sache ist wesentlich älter. Weniger durch eigene Gründung als durch Schenkung waren viele Klöster und Stifter in den Besitz von Pfarrkirchen gekommen. Sie besaßen sie zunächst ganz in der gleichen W e i s e wie die weltlichen Eigenkirchenherren, deren Rechtsnachfolger sie ja vielfach waren, und dieses Recht wurde im 13. Jahrhundert als Patronat bezeichnet. Während aber der Kirchenbesitz v o n Laien nach der kirchlichen Theorie unstatthaft war, fand sie am Kirchenbesitz von Geistlichen und geistlichen Anstalten nichts zu tadeln, sondern räumte ihnen noch mehr Rechte ein, als die laikalen Kirdienherren in der Regel beansprucht hatten, nämlich die Nutzung eines Teils oder auch des gesamten Einkommens des Pfarrers. Im ersten Falle blieb eine selbständige Pfarrei erhalten, der allerdings durch Teilung nur noch ein Rest des ursprünglichen Einkommens zur Verfügung stand. Im zweiten Falle wurde theoretisch das Kloster oder Stift selber Pfarrer, d. h. die Pfarrei mit ihrem Vermögen ging in ihm auf und wurde entweder von den Ordensbrüdern selbst oder vikarisch verwaltet. Dem Vikar wurde ein verhältnismäßig geringes, als (portio) congrua bezeichnetes Einkommen gewährt, das von Fall zu Fall verschieden festgesetzt wurde. Möglich war auch, daß dem Vikar das in seiner Höhe
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mitunter schwankende Pfarreinkommen überlassen und er nur zu einer festen Zahlung verpflichtet wurde, die dann pensio hieß. In jedem Falle also wurde der Pfarrkirche durch die Inkorporation Einkommen entzogen und einer anderen kirchlichen Anstalt zugewandt. Die geistliche Eigenkirchenherrschaft behielt Formen bei, die an weltlichen Eigenkirchen in Mitteldeutschland bereits überwunden waren. Die beiden Grundformen der Inkorporation vergegenwärtigen am besten zwei Beispiele. 1317 wurden dem Klarissenkloster Seußlitz als Ersatz für den abgetretenen Patronat über die Pfarrkirche in Dresden von Bischof Withego II. von Meißen die Pfarreien Seußlitz und Zehren inkorporiert (habebit incorporationem duarum ecclesiarum scilicet in Suselitz et in Cerin). Von der Ausstattung der Seußlitzer Kirche erhielt das Kloster zu eigenem Gebrauch drei Dörfer mit allen Rechten und Zubehör sowie das gesamte Meßkorn oder Zehntgetreide in Scheffeln und Garben, von der Ausstattung der Kirche in Zehren den Zehnt vom dortigen Herrengut und 39 Schock Garben, die alljährlich in drei Dörfern anfielen. Die künftigen Plebane, die vom Kloster wie von jedem weltlichen Patron zu präsentieren waren, behielten den Rest, der in Zehren nicht näher umschrieben wird, in Seußlitz im Dorf Strießen mit dem Herrengut und allem Zins sowie in Oblationen und Gebühren bestand. Solche Teilung unter rechtlicher Erhaltung der Pfarrei ist im 13. Jahrhundert nicht selten bezeugt, ohne daß freilich für sie bereits der Ausdruck Inkorporation üblich gewesen wäre, z. B. 1235 in Hohenkirchen, 1255 in Weßnig, Torgau und Altbeigem, 1260 in Rötha, 1263 in Kamenz usw. Der Sache nach entspricht sie der von der Kanonistik als non pleno iure charakterisierten Inkorporation. Ihr steht gegenüber die Inkorporation pleno iure, die der begünstigten Anstalt auch die Spiritualien der inkorporierten Pfarrei überläßt, die also rechtlich selbständig zu existieren aufhört. Im Jahre 1170 übertrug Bischol Udo II. von Naumburg dem Kloster Bosau als Ersatz für das ihm entzogene Kloster Riesa (vgl. S. 198) die Pfarrkirche in Profen (ecclesiam in Prouen cum dote sua) mit der Bestimmung, daß das Pfarrecht dieseT Kirche in Zukunft von Bosauer Benediktinern ausgeübt werden solle. Auch die von Profen abhängigen Kirchen sollten zur vollen Verfügung der Abtei stehen (statuentes ut baptismus et sepultura secundum disposicionem abbatis a irahibus Buzauiensis ecclesie ibidem perpetuo agatur et reliqua, que divina sunt, in ecclesia eadem perficiantur, et ecclesie, que infra términos parrochie constructe sunt vel construentur, ad voluntatem abbatis et fratrum disponantur). Diese Maßnahme, die 1256 in einer päpstlichen Bestätigungs"rkunde lediglich als Übertragung des Patronats bezeichnet wurde
Grundformen der Inkorporation
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(ius patronatos, quod habetis in ecclesia sita in villa, que nominatur Provin), erscheint 1324 in einer Urkunde Bischof Heinrichs von Naumburg als Inkorporation (incorporado legitima). Am rechtlichen Zustand hatte sich währenddessen nichts geändert. Der Schluß ist zwingend, daß das, was man im 14. Jahrhundert als Inkorporation bezeichnete, der Sache nach bereits im 12. Jahrhundert vollzogen worden ist. Im 13. Jahrhundert begegnen Einverleibungen ähnlicher Art häufig, allerdings meist in der Form, daß freigestellt wird, die Kirche mit einem Ordensmanne oder vikarisch mit einem Weltgeistlichen zu besetzen, so z. B. 1236 in Hohenmölsen, 1270 in Naumburg, 1271 in Gautsdi und Großzschocher. Urkunden von 1204 für Mehna und Treben, von 1224 für Altenburg sind gefälscht, lassen aber das Prinzip wie echte Urkunden erkennen. Das Kloster oder Stift erhält das Besetzungsrecht (ius instituendi), das vom Präsentationsrecht zu unterscheiden ist, und es wurde ihm die Nutzung des Pfarreinkommens zur Verfügung gestellt, bis auf den geringen Rest der Kongrua im Falle vikarischer Besetzung, wie dies für Treben in einer noch dem 13. Jahrhundert angehörigen Fälschung zum Ausdruck kommt: der vicarius perpetuus dieser Kirche, vom Bergerstift in Altenburg eingesetzt, muß dem Propste unter Bürgschaft seines Vetters geloben, mit der vom Stifte ausgesetzten sustentatio congrua zufrieden zu sein, wie dies seine Vorgänger gewesen waren. Der Ursprung dos Inkorporationswesens liegt ohne Zweifel im Eigenkirclienrecht. 1216 überließ Friedrich II. dem Kloster Bosau, wie bereits erwähnt (vgl. S. 575), das Patronatsrecht der Königskirche in Kriebitzsch mit der Maßgabe, das Kloster könne nach dem Tode des jetzigen Pfarrers die Pfründe besetzen mit wem es wolle oder zum eigenen Nutzen des Klosters verwenden (beneJicio quem voluerit investiré vel ad utilitatem fratrum in augmentum prebendarum propriis usihus retiñere). Der Sache nach war dies eine Inkorporation pleno iure, vorgenommen vom deutschen Könige, also einem laikalen Eigenkirchenherrn. Mehr als ein Jahrhundert später (1324) wurde die Schenkung von Bischof Heinrich von Naumburg bestätigt und nunmehr die Kirche dem Kloster förmlich inkorporiert, und zwar so, daß es dort einen ständigen Vikar halten sollte, der zur Leistung einer pensio an das Kloster verpflichtet war (ecclesiam . . . eidem monasterio incorporavimus ..., ita ut abbas ... ibidem ponat perpetuum vicarium, qui sibi . . . ex ea certam pensionem persolvat, vicario congrua sustentacione relicta). Die Inkorporation bedeutet also in diesem Falle sogar die Einschränkung der auf Grund alten Eigenkirdienrechts eingeräumten vollen Verfügungsfreiheit. Übertragungen von Kirchen durch den laikalen Eigenkirchenherrn an geistliche
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Anstalten müssen im 12. Jahrhundert auch anderwärts in dieser Form durchgeführt worden sein. Wenn Heinrich VI. 1192 die Pfarrkirche in Leisnig unter dem Vorbehalt dem Kloster Buch übertrug, daß er den gegenwärtigen Pfarrer zum Verzicht bewegen könne, dann muß auch hier der Sache nach eine Inkorporation ins Auge gefaßt gewesen sein. Man wird dann auch die Übertragung der Michaeliskirche in Zeitz 1154 an das dortige Stephanskloster unter Verzicht des bisherigen Pfarrers eine eigenkirchenrechtliche Inkorporation nennen dürfen, denn der Bischof von Naumburg, der sie vornahm, war zugleich Eigenkirchenherr. Die frühesten Inkorporationen wurden, da ein kirchliches Inkorporationsrecht noch gar nicht ausgebildet war, nicht vom Bischof oder vom Papst, wie dies später üblich wurde, sondern von den Eigenkirchenherren vorgenommen. Im Falle Leisnig hatte die Übertragung durch den König die Folge, daß der Abt 1215 rechtlich als Pfarrer erscheint, der die Kirche und die zugehörigen Kapellen mit Vikaren besetzte, quia iruitur iure personatus; 1225 heißt er parrochianus praecipuus et patronus. Erst später wurden diese eigenkirchenherrlichen Inkorporationen von der Genehmigung des Ordinarius abhängig gemacht. So überließ 1296 Vogt Heinrich der Ältere von Weida dem Nonnenkloster zu Weida den Patronat der dortigen Petrikirche in der Form der Inkorporation (ut eandem ecclesiam usibus suis applicent), jedoch vorbehaltlich der Zustimmung des Bischofs (quantum optinere poterunt ex venerabilis domini episcopi Nuenburgensis munere gracioso). Sie erfolgte alsbald und läßt die rechtlichen Grundlagen klar erkennen: derjenige, der die Inkorporation mit Zustimmung seiner Erben vorgenommen hatte, war der Eigenkirchenherr (cum . . . Henricus advocatus de Wyda . . . de consensu heredum suoium ecclesiam beati Petri in VJyda ... cuius ius patronatus pertinuit ad eundem ... in vos et ecclesiam vestram transtulerit ... tali condicione, ut rectore ipsius ecclesie ... cedente vel decedente eandem parrochiam sive ecclesiam per vestros capeiianos ofiician laciatis proventus ecclesie eiusdem in usus vestros et vestre ecclesie convertentes). Es ist nur folgerichtig, daß zunächst die Klöster als Eigenkirchenherren sich auch zu eigenmächtiger Teilung des Pfarrvermögens berechtigt glaubten. Wir hören, daß vor 1237 eine solche vom Kloster Altzelle in Zadel vorgenommen wurde, die so ausfiel, daß der dem Pfarrer bleibende Teil für seinen Unterhalt nicht ausreichte, obwohl die Kirche reichlich, nämlich mit fünf Hufen, ausgestattet war. Jetzt erst griff der Bischof ein, und auf seine Ermahnung hin wurde die Kongrua erhöht. Solche Güterteilungen wurden ursprünglich einfach kraft Eigenkirchenreciits, oder, wie man in Angleichung an die kanonische Termi-
Inkorporation und Eigenkirchenrecht
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nologie sagte, auf Grund desPatronats vorgenommen. Kronzeuge hierfür ist Papst Clemens IV., der 1266 eine in Merseburg vorhandene Konstitutionsbulle erließ, die besagte, daß kein Bischof von Klosteroberen Präsentationen entgegennehmen dürfte, es sei denn für ausreichenden Unterhalt des Präsentierten gesorgt, und diese Anordnung auch auf exemte Klöster ausdehnte. Ausdrücklich heißt es, diese zögen als Palrone häufig vom Einkommen ihrer Pfarrkirdien so viel an sich, daß der Rest zum Unterhalt ihrer Pfarrer nicht mehr ausreiche (religiosi exempti de pioventibus parrochialium ecclesiarum, in quibus ius obtinent patronatus, tantum percipiunt annuatim, quod rectores ecclesiarum ipsarum non possunt de residuo commode sustentari). Nur von Patronat, noch nicht von Inkorporation ist hier die Rede; doch liegt sachlich ohne Zweifel solche vor. W i e man derartige Teilungen und Verkürzungen des Pfarreinkommens mit einem kanonischen Mantel zu umkleiden suchte, ersehen wir wiederum in Leisnig. Auch hier war vor 1215 eine Teilung vorgenommen worden, ohne Mitwirkung des Bischofs, der sie erst nachträglich bestätigte, aber, wie es hieß, nach dem Vorbilde einer Teilung, die schon vor Übergang der Kirche an das Kloster Buch, also vor 1192, der damalige Pfarrer, der Meißner Dompropst Dietrich, vollzogen hatte, offensichtlich zwischen sich selbst und dem von ihm eingesetzten Vikar. Auf seinen Spuren (ipsius vestigiis inhaerentes) teilte nun audi das Kloster, indem es das Einkommen des nicht residierenden Pfarrers übernahm, an dessen Stelle, nicht nur an die Stelle des Patrons, es durch die Schenkung des Königs getreten war. Der 1215 bestätigende Bischof nannte dies plenissimum ius patronatus, offensichtlich noch in Ermangelung des Ausdrucks Inkorporation. Die Formulierung ist sehr geschickt, denn sie läßt in der Tat das rechtliche W e s e n der späteren Inkorporation erkennen. Sie ist ein gesteigertes geistliches Patronatsrecht, wie der Patronat aus dem Eigenkirchenrecht stammend, aber in Formen des kanonischen Rechts eingehüllt. Diese Einhüllung wurde dadurch erleichtert, daß der geistliche Patron in jedem Falle die Qualifikation besaß, die Pfarrei selbst zu verwalten und infolgedessen alle Rechte des Pfarrers selbst in Anspruch nehmen konnte, während der eigentliche Pfarrer in die Stellung eines Vikars gedrängt wurde. Das Recht des Eigenkirchenherrn an der Besetzung der Pfarrstelle und an ihrem Einkommen floß auf diese Weise zusammen mit dem Recht des Pfarrers auf Bestellung eines Vikars und Teilung des Pfarreinkommens mit ihm. Genügte es für den vorhergehenden Zeitraum, die von außen her in das Leben der mitteldeutschen Bistümer hineinwirkenden kirchlichen Instanzen, Metropolitangewalt und Papsttum, anhangsweise zu
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erwähnen, lediglich zurAbrundung des gezeichneten Bildes (vgl. Bd. 1 S. 288 ff.), so haben sich im 12. Jahrhundert die Verhältnisse gründlich gewandelt, wenigstens hinsichtlich des Papsttums. Der päpstliche Zentralismus gelangte zur Herrschaft in der abendländischen Kirche, und wenn auch im damals noch immer verhältnismäßig entlegenen Mitteldeutschland die päpstlichen Eingriffe zunächst noch weniger häufig waren als anderwärts, so spürt man doch die Änderung der Gesamtsituation auf Schritt und Tritt. Dies gilt gerade auch für die Metropolitangewalt. An ihren äußeren Ausdrudesformen hatte sich wenig geändert, aber ihre Legitimierung empfing sie jetzt in ganz anderer Weise als früher von Rom her. Im Grunde war sie nur noch Ausfluß der päpstlichen Vollgewalt. Der Erzbischof von Magdeburg besaß nach wie vor das Recht der Bestätigung und Konsekration seiner Suffraganbischöfe und hat es wohl in der Regel ausgeübt, wenngleich dies nur verhältnismäßig selten bezeugt ist. Aber Ausnahmen kamen vor; z. B. wurde Bischof Dietrich II. von Naumburg auf päpstliche Anordnung vom Erzbischof von Mainz konsekriert, da Erzbischof Wilbrand von Magdeburg damals (1245) exkommuniziert war. Es wurde zwar ausdrücklich betont, es solle dies kein Präjudiz für die Zukunft sein, aber das Prinzip wurde trotzdem durchlöchert, zumal die Exkommunikation Wilbrands aus rein politischen Gründen erfolgt war. Ferner übte der Erzbischof ein Aufsichtsrecht über die Bischöfe seiner Provinz aus. Hieraus ergab sich das Recht der Visitation in den Töchterdiözesen und die Gerichtsbarkeit höherer Instanz. Von einer tatsächlich durchgeführten erzbischöflichen Visitation im Bistum Naumburg hören wir erst 1325, und zwar aus Anlaß eines Streites über die Höhe der beanspruchten Prokurationsgelder, der sich jahrelang hinzog. Erzbischöfliche Visitationen haben aber wohl auch vorher stattgefunden, ohne jedoch einen uns erhaltenen schriftlichen Niederschlag gefunden zu haben. Auch in dieses Recht griff der Papst ein. Es war wiederum Erzbischof Siegfried von Mainz, der 1244 von Innozenz IV. beauftragt wurde, eine Visitation der Magdeburger Kirchenprovinz vorzunehmen. Im Bistum Naumburg hat er sie hinsichtlich der Kathedralkirche selbst durchgeführt, allerdings ohne an Ort und Stelle zu erscheinen, sondern lediglich auf Grund des Berichtes, den nach Erfurt entbotene Domherren unter Eid erstatteten. In der Diözese Meißen beauftragte Siegfried den Bischof, den Propst, den Dekan und den Domherrn Siegfried von Pegau, alle Kirchen zu visitieren. In besonderem Mandat wurde den Domherren nochmals eingeschärft, nicht ohne den Bischof zu handeln. Erzbischof Wilbrand war ausgeschaltet und belegte seinerseits die Diözese Meißen mit dem Interdikt, vielleicht weil Bischof
Rechte der Metropoliten • Provinzialsynoden
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Konrad die Gelegenheit benutzte, gänzliche Lösung seines Bistums aus der Magdeburger Provinz anzustreben (vgl. S. 87). Gelungen ist dies zwar nicht, aber die Aushöhlung der Metropolitangewalt durch die päpstlichen Eingriffe wird doch sehr deutlich. Provinzialsynoden haben vermutlich öfter stattgefunden, als dies überliefert ist. So werden z. B. 1135, 1151, 1157, 1163, 1171 alle Magdeburger Suffraganbischöfe beim Erzbischof angetroffen; dasselbe ist später 1298, 1299, 1304 der Fall. Die Versammlung von 1157 wird ausdrücklich als Provinzialsynode gekennzeichnet (in generali concilio); sie fand in Merseburg statt. Von einer Provinzialsynode in Halle 1175 berichtet die Chronik des Lauterberges. In der urkundlichen Überlieferung ist sie nicht erkennbar. Es wird ersichtlich, daß der Tagungsort wechselte, und zugleich, daß die urkundliche Überlieferung fragmentarisch ist, wie erst recht die chronikalische. Die Bedeutung dieser Versammlungen war freilich gering. Akte kirchlicher Gesetzgebung, die es unternommen hätten, generell auf die herrschenden Zustände einzuwirken, sind aus dem 12. Jahrhundert nicht überliefert. Was verhandelt worden ist, wissen wir nur selten. In der Hauptsache waren es wohl Dinge, die auf das allgemeine kirchliche Leben ohne Einfluß waren, zumal Rechtsfragen. Die Synode von 1157 war z. B. einberufen worden, um den Osnabrücker Zehntstreit beizulegen, ihr Hauptgegenstand betraf also die Kirchenprovinz gar nicht. 1163 wurde ein Zehnttausch zwischen Magdeburg und Meißen beurkundet; 1151 und 1171 wurden die Besitzungen des Klosters Bosau bestätigt. In diesen beiden Jahren wissen wir auch über die übrigen Teilnehmer der Synoden einigermaßen aus den Zeugenlisten Bescheid. 1151 waren die Kapitel von Magdeburg, Naumburg und Zeitz anwesend, außerdem die Abte von Berge, Pforte, St. Georg in Naumburg und die Pröpste von Bürgel, Lausnitz und St. Moritz in Naumburg, dazu die Markgrafen von Meißen und Brandenburg und Landgraf Ludwig von Thüringen sowie weitere Grafen, Edle und Ministeriale; 1171 das Magdeburger Kapitel, der Abt und der Propst von Berge und die Pröpste von Gottesgnaden und Neuwerk bei Halle, die Markgrafen von Meißen und Brandenburg, der Burggraf von Magdeburg und Magdeburger Ministeriale, dazu der Klerus der Naumburger Diözese und wiederum weitere Edle und Ministeriale (tota eciam Nuenburgensis et Cicensis ecclesia, tarn prelati quam subditi, abbates, prepositi et omnis clerus, nobiles et ministeriales). Man kann vermuten, daß die erste Synode in Naumburg, die zweite in Magdeburg stattfand. Die Urkunden, deren Zeugenlisten wir kennen, galten in beiden Fällen dem Kloster Bosau, also einem Kloster der Naumburger Diözese. Es mag hiermit zusammenhängen, daß außer dem Magde-
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burger Gefolge des Erzbischofs nur der Klerus dieser Diözese in den Zeugenlisten erscheint. Auch derjenige der anderen Tochterdiözesen wird anwesend gewesen sein. Besonders bemerkenswert ist die Teilnahme der Laien, die damals offensichtlich noch gang und gäbe war. Audi der Verfasser jenes Aufrufs zum Kampf gegen die Slaven und zur Ansiedlung in ihrem Lande, der um 1108 entstand (vgl. S. 22) scheint an eine Art Provinzialsynode unter Teilnahme von Laien zu denken, wenn er vom Konvent in der Bittwoche zu Merseburg spricht, und noch 1175 in Halle waren Laien anwesend, wenn auch vielleicht nicht aktiv an der Synode beteiligt. Es scheint, daß in der Folgezeit nicht nur sie von der Teilnahme zurückgedrängt wurden, sondern daß auch der Klerus die Provinzialsynoden nicht mehr vollzählig besuchte und daß sie schließlich überhaupt in Abgang kamen. Auf einer Versammlung, die 1191 in Gottesgnaden stattfand, fehlte der Bischof von Havelberg, 1220 in Magdeburg derselbe und der Bischof von Meißen. Dann hören für lange Zeit die Nachrichten überhaupt auf. Es war die päpstliche Gewalt, die im 13. Jahrhundert die Einrichtung neu belebte. Schon Innozenz III. hatte 1215 auf der vierten Lateransynode die alte Bestimmung erneuert, die die alljährliche Abhaltung der Provinzialsynoden vorsah. Seine Forderung blieb zunächst wie in ganz Deutschland so auch in der Magdeburger Kirchenprovinz wirkungslos. Aber 1261 fand dann auf ausdrückliche päpstliche Anordnung ein Provinzialkonzil in Magdeburg statt, das sich die allgemeine Besserung der kirchlichen Zustände zum Ziele setzte. Seine Statuten haben sich erhalten. Breiten Raum nehmen in ihnen Bestimmungen zum Schutze des Klerus gegen Gewalttaten, zumal gegen Gefangennahme, ein. Gegen die Übeltäter soll mit dem Interdikt vorgegangen werden, dessen Ausdehnung sich nach dem kirchlichen Range des Gefangenen richtet. Belangung Geistlicher vor weltlichem Gericht hat Exkommunikation zur Folge. Die üblichen Klagen über Übergriffe der Vögte fehlen nicht. Andere Bestimmungen richten sich gegen Belastung des Klerus mit Abgaben und Diensten sowie gegen Schmälerung des Kirchenguts, wozu offensichtlich auch das Spolienrecht der Eigenkirchenherren und ihr Recht, während der Vakanz das Einkommen ihrer Kirchen für sich selbst zu ziehen, gerechnet wird. Im Vordergrund aber steht zweifellos der Schutz vor Kriegsunbill. Ob die angedrohten geistlichen Strafen freilich wirksam waren, steht dahin. Exkommunikation steht auf Befestigung von Kirchen und Friedhöfen für kriegerische Zwecke. Das Asylrecht der Kirchen und Gottesäcker wird eingeschärft. Es wird sogar vorausgesetzt, daß in Fehdezeiten auf den Friedhöfen Hütten und andere Zufluchtsstätten errichtet werden. Von Totschlag und Verstümmelung, Beraubung und Pfän-
Provinzialsynoden • Päpstliche Legaten
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dung der Geistlichen ist die Rede, auch von Niederbrennung von Kirchen. In all diesem spiegelt sich die harte und dunkle Zeit des Interregnums, und so nimmt es nicht wunder, daß an der Spitze der Statuten die Ermahnung zum Frieden steht, darüber hinaus aber allmonatliche allgemeine Bittprozessionen um Frieden in allen Gemeinden, unter Teilnahme der Ordensgeistlichkeit, angeordnet werden, bei denen der die Schrecken und Not des Krieges unübertroffen ausdrückende 79. Psalm (nach Luthers Zählung) gesungen werden soll, mit der Antiphon: Herr gib Frieden. Einzelbestimmungen betreffen die Unterordnung der Beginen unter die Pfarrer und das zügellose Leben der als Eber(har)dini bezeichneten fahrenden Scholaren, schließlich die Einhaltung der kirchlichen Ehegesetze. Man hat den deutlichen Eindruck, daß die Bestimmungen dieser Synode aus der Not und den Bedürfnissen der Zeit entstanden sind, so wie sie sich im mitteldeutschen Räume tatsächlich geltend machten. Eine weitere Provinzialsynode fand um 1275 statt, doch wissen wir Näheres von ihr nicht. Erst aus der Zeit Erzbischof Burchards III. (f 1325) sind wieder ausführliche Provinzialstatuten überliefert. ü b e r richterliche Tätigkeit der Erzbischöfe in ihrer Kirchenprovinz ist wenig überliefert. Sie erstreckte sich auf Sachen, in denen ein Suffraganbischof selbst Partei war, wie dies z. B. im Streite des Bischofs von Meißen mit dem von Lebus 1269 um die Diözesangrenze der Fall war, oder im Streite desselben Bischofs mit dem Kloster Seußlitz 1299, oder mit seinem Kapitel 1307. Nicht vom Metropoliten, sondern vom päpstlichen Legaten Guido wurde die Magdeburger Synode von 1266 einberufen. Sie stellt einen bemerkenswerten Versuch der Kurie dar, auf die Gestaltung des kirchlichen Wesens in der Magdeburger Kirchenprovinz unmittelbar Einfluß zu nehmen. Kardinallegaten hatten bereits in den Jahren 1224 bis 1231 fast ununterbrochen in Deutschland geweilt. In immer neuen Aufträgen bereisten sie das Land, versammelten den Klerus um sich, verhandelten Rechtsstreitigkeiten, aber auch andere Fragen aktuellen Interesses und trafen im Namen des Papstes ihre Entscheidungen, die Endgültigkeit beanspruchten. Es war insbesondere der Kardinalbischof Konrad von Porto, dessen Wirksamkeit sich 1225 auch in den mitteldeutschen Diözesen nachweisen läßt. Er scheint bereits im September in Magdeburg eine Synode abgehalten zu haben, von der aber nur eine das Stift Quedlinburg betreffende Urkunde erhalten ist. Wenig später war er in Naumburg. In Gegenwart des Legaten Wilhelm von Modena wurde 1230 zu Merseburg der Streit um das Kathedralrecht zwischen den Kapiteln von Naumburg und Zeitz entschieden. Auch der Kardinaldiakon Otto von St. Nikolaus bestätigte den Spruch. 38 Schlesinger II
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Für ihre Tätigkeit forderten die Legaten Prokurationsgebühren, deren Entrichtung anscheinend auf Widerstand stieß. 1281 verfielen der Bischof von Merseburg und der Erwählte von Naumburg der Exkommunikation, weil sie mit der Zahlung an den päpstlichen Nuntius Paul von Tripolis in Rückstand waren. Bei anderen Legaten ist es nicht sicher, ob sie wirklich in die mitteldeutschen Diözesen gekommen sind (Gregor von Crescentio 1220, Hugo von Sabina 1252). Von ungleich größerer Bedeutung war die Tätigkeit Guidos von Lucina, der 1265 bis 1267 in Deutschland wirkte. Aus dieser Zeit haben sich im Merseburger Archiv eine Anzahl von Papsturkunden Clemens' IV. erhalten, die sich alle mit der Abstellung kirchlicher Mißstände befassen. Auswüchse des Inkorporationswesens, die zur Vakanz der Pfarrstellen führten, sollten beseitigt werden; die Pfarrer sollten rechtzeitig die ihren Ämtern entsprechenden Weihen erhalten und ihrer Residenzpflidit genügen; Prälaten, Pfarrer und Kleriker sollten nicht mehr gehalten sein, Träger päpstlicher Briefe und Indulgenzen gegen ihren Willen bei sich aufzunehmen, zu verpflegen und vor zusammengerufener Gemeinde Gottesdienst halten zu lassen. Die Ausdehnung päpstlicher Indulgenzen, Exkommunikation und Interdikt betreffend, auf die Sentenzen und Prozesse der Bischöfe wurde verboten und den Bischöfen und ordentlichen geistlichen Richtern unter Aufhebung aller entsprechenden Privilegien die Ausübung der vollen geistlichen Gerichtsbarkeit gewährleistet. Der Versuch, Mißstände zu beseitigen, auch wenn sie sich aus der kurialen Praxis selbst ergaben, ist unverkennbar. Auch eine Verordnung über die Amtstracht der Äbte und Prälaten auf Provinzialkonzilen und Diözesansynoden lief auf Stärkung der Bischöfe hinaus, denen jene sidi gleich zu sein dünkten. Man wird nicht fehlgehen, wenn man alle diese Maßnahmen mit der Tätigkeit Guidos in Zusammenhang bringt. Im Dezember 1266 berief er eine Provinzialsynode nach Magdeburg ein. Sein Synodalschreiben ist erhalten. Es stimmt fast völlig mit demjenigen einer Synode überein, die er kurz vorher in Bremen gehalten hatte, und in großen Teilen auch mit dem einer im Folgejahr in Wien gehaltenen Synode. Wir haben demnach ein Programm vor uns, das verwirklicht werden sollte; nicht jede Bestimmung läßt also ohne weiteres den Schluß auf den tatsächlichen Zustand in den mitteldeutschen Diözesen zu. Dem Klerus wird eine dem geistlichen Amt angemessene Lebensweise empfohlen. Insbesondere wendet sich die Synode gegen Völlerei und' Trunkenheit der Geistlichen sowie gegen diejenigen, die öffentlich Konkubinen halten. Es ist schwer zu sagen, inwieweit solche Warnungen in den herrschenden Zuständen begründet waren. Die Prälaten sollten ihre Untergebenen nicht übermäßig
Guido von Lucina • Eingriffe der Kurie
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mit Abgaben belasten, insonderheit bei Visitationen, und bei kirchlichen Wahlen keinen Drude ausüben, um ihre Verwandten in einträgliche Pfründen zu bringen. Weitere Bestimmungen wenden sich gegen Beeinträchtigung des Kirchenguts und gegen Gewalttaten an Klerikern. Die angedrohten Strafen sind, wie schon 1261, Exkommunikation und Interdikt. Die alljährliche Abhaltung von Synoden wird dabei vorausgesetzt, doch ist nicht kenntlich, welcher Art sie sind. Die Innehaltung der kirchlichen Ehegesetze wird eingeschärft. Eine weitere Bestimmung verbietet die Vereinigung mehrerer mit Seelsorge verbundener Pfründen in einer Hand. Verordnungen (statuta), die die Freiheit der Kirche beeinträchtigen, und die dafür Verantwortlichen werden scharf bekämpft. Es ist nicht recht ersichtlich, was damit gemeint ist. Naheliegend ist die Vermutung, daß die zunehmende Einflußnahme der Stadtgemeinden auf kirchliche Dinge das Mißfallen der Synode erregte, zumal städtische Behörden (consules et rectores et consiliarii locorum) ausdrücklich genannt werden. Auf konkrete Anlässe scheint eine Bestimmung Bezug zu nehmen, die sich auf Verweigerung der Lehnshuldigung durch Laienfürsten, die von ihren Vorfahren Kirchenlehen ererbt haben, wendet. Schließlich wird gegen Simonie Stellung genommen, auch gegen die Sitte, die dem Aichidiakon das beste Gewand und das Pferd eines verstorbenen Pfarrers zubilligt. Die oberste Kirchengewalt war also ernstlich bemüht, Zucht und Ordnung zu heben und die teilweise anscheinend wenig erfreulichen Zustände zu bessern. Ohne fördernde Wirkung ist die Synode ganz gewiß nicht geblieben. Noch 1286 haben sich die Bischöfe von Meißen, Merseburg und Naumburg auf ihre Bestimmungen berufen (vgl. S. 105). Aber andererseits war doch gerade das Eingreifen der Kurie in die kirchlichen Verhältnisse geeignet, die kirchliche Ordnung zu stören, obwohl es, wie bereits erwähnt, sich in den mitteldeutschen Diözesen während des 12. und 13. Jahrhunderts immerhin in erträglichen Grenzen hielt. Im 12. Jahrhundert war es überhaupt selten und beschränkte sich im wesentlichen auf Schutzverleihungen an Klöster, ohne beabsichtigte Spitze gegen die Bischöfe, deren ordentlicher Diözesangewalt die Klöster allerdings teilweise entzogen wurden. Hiervon ist an anderer Stelle die Rede gewesen (vgl. S. 563). Die Kurie hat auch versucht, auf die Gestaltung der Verhältnisse in den Klöstern selber fördernd Einfluß zu nehmen, so 1235 in Chemnitz, 1246 in Bosau. Einen ersten Höhepunkt erreichte der päpstliche Zentralismus unter Innozenz III. Aus der Zeit seines Pontifikats liegen für das Bistum Meißen mehr Papsturkunden vor als aus der gesamten vorhergehenden Zeit. In der Folgezeit hielten die päpstlichen Eingriffe an, um sich 38'
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unter Innozenz IV. womöglich noch zu steigern. Im letzten Drittel des 13. Jahrhunderts flauten sie sichtlich ab. Anscheinend trat das Bistum Meißen am stärksten in den Gesichtskreis der Kurie, während Naumburg und Merseburg weniger betroffen wurden (vgl. S. 51). Auf die Bischofswahlen haben die Päpste gelegentlich Einfluß genommen, der ihnen besonders dann zufiel, wenn dem Kandidaten ein kanonischer Mangel wie uneheliche Geburt oder zu niedriger Weihegrad anhaftete. In diesem Falle konnte eine Wahl gar nicht stattfinden, sondern der Kandidat wurde „postuliert", und nur dem Papste stand es frei, durch Tilgung des Hindernisses ihn zuzulassen, wie dies Innozenz III. dem Merseburger Kapitel 1203 nachdrücklich in Erinnerung brachte. Audi strittige Wahlen boten willkommenen Anlaß zur Einmischung. Aber Besetzung der Bistümer durch den Papst („Provision") ist bis zum Ende des 13. Jahrhunderts nicht vorgekommen, obwohl es gerade das Bistum Naumburg war, bei dessen Neubesetzung Innozenz III. 1206 zum ersten Male mit voller Klarheit aussprach, daß das Recht der Bischofseinsetzung dem Papste zukomme, der von sich aus dem Domkapitel nur die Erlaubnis zur Wahl gebe (dans dilectis iiliis canonicis Nuumburgensibus ex parle nostra licentiam alium sibi presulem eügendi). 1228 wurde in Meißen eine Provision angedroht, aber dann nicht durchgeführt (vgl. S. 85). Mehrfach haben jedoch die Päpste die Resignation von Bischöfen erzwungen (Berthold II. von Naumburg, Bruno II. von Meißen). Die Möglichkeit, niedere Pfründen von sich aus zu besetzen, haben die Päpste seit Innozenz III. grundsätzlich für sich in Anspruch genommen, bis Clemens IV. 1265 dieses Recht einschränkte, da es auf wachsenden Widerstand stieß und in vollem Umfange ohnehin nicht durchführbar war. Merseburg erhielt 1247, Meißen 1254 von Innozenz IV. das Privileg, päpstliche Provisionen für die Kapitelspräbenden und andere Pfründen nur dann durchführen zu müssen, wenn in der Provisionsurkunde der Wortlaut des Privilegs vollständig eingerückt sei. Solche Provisionen müssen also vorgekommen sein, obwohl sie nicht überliefert sind. In Meißen griff Innozenz III. 1203 und 1205 zwar in die Besetzung der Kapitelspräbenden ein, aber nur, indem er strittige Fälle entschied. In Zeitz wurden 1256 durch päpstliche Exekutoren vorgenommene Provisionen rückgängig gemacht, und auch in Naumburg wurde 1266 die Ernennung von vier Domherren durch den Kardinallegaten Guido von Clemens IV. für ungültig erklärt, da Pfründen überhaupt nicht frei waren. Wir hören dann erst wieder 1309 von der Übertragung des Rechts, die nächste freiwerdende Präbende des Kapitels in Meißen zu besetzen, an Erzbischof Burchard von Magdeburg durch den Papst.
Postulation und Provision • Päpstliche Gerichtsbarkeit
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Die zahlreichen Besitzbestätigungen, die die Kurie auf Ansuchen erteilte, düriten praktisch von geringem Nutzen gewesen sein, konnten aber auch nichts schaden. Auf den Wert, der ihnen beigemessen wurde, wird zurückzukommen sein. Nur schädlich konnte dagegen wirken, daß Rom in zunehmendem Maße für die Entscheidung aller möglichen Rechtshändel in Anspruch genommen wurde und sich ihrer auch tatsächlich annahm. Die Rechtsfälle wurden auf diese Weise dem ordentlichen Richter entzogen und gelangten an eine Instanz, die in der übergroßen Mehrzahl der Fälle gar nicht die Möglichkeit besaß, sich in hinreichender Weise über die Rechtslage zu informieren. Die Parteien waren gezwungen, Anwälte (Prokuratoren) nach Rom zu entsenden, die ihre Sache in den oft langdauernden Prozessen vertraten, deren Kosten damit immer mehr anwuchsen. Die Kurie versuchte beiden übelständen dadurch abzuhelfen, daß sie in der Heimat der Parteien kommissarische Richter ernannte, deren Sachund Ortskenntnis sie voraussetzte. Solche Aufträge wurden Bisdiöfen, Äbten und Pröpsten, Archidiakonen und sonstigen Domherren zuteil, und zwar vielfach nicht Einzelpersonen, sondern Kommissionen von in der Regel zwei oder drei Mitgliedern. Aber dies hatte wiederum den Nachteil, daß dabei keineswegs die Grenzen der Diözesen berücksichtigt wurden, daß also nunmehr von einer Diözese in die andere hineinregiert werden konnte, und zwar von Leuten, deren Befugnissen keine entsprechende Verantwortlichkeit gegenüberstand. Der im Range weit niedriger Stehende erhielt den Auftrag, über den Höherstehenden zu urteilen, so z. B. 1261 der Propst von St. Thomas in Leipzig, eine Streitsache des Bischofs von Meißen mit einigen Adligen zu entscheiden, 1274 der Propst und ein Domherr von Magdeburg, den Streit der Bischöfe von Meißen und Brandenburg um die Ausdehnung ihrer Diözesanrechte zum rechtlichen Austrag zu bringen. In beiden Fällen wäre der Erzbischof die richtige Instanz gewesen, aber er wurde ohne Zweifel absichtlich übergangen, denn dies war ja gerade das Prinzip, dem ordentlichen Richter die Entscheidung zugunsten der Kurie zu entziehen. Man war in Rom des Glaubens, die Gesamtkirdie bis in den letzten Winkel hinein unmittelbar regieren zu können, zwar ohne die Mittelinstanzen etwa zu beseitigen, aber indem man ihnen Bedeutung nur insoweit zumaß, als dies der Bedeutung der Zentrale nicht abträglich erschien. Das Augenmaß für das Mögliche mangelte den Verantwortlichen vollkommen. Der Uberblick ging verloren oder war nie vorhanden. War es nicht ein grotesker Zustand, daß der Papst den Stiftskirchen Privilegien erteilte, die sie gegen seine eigenen Provisionen und die Maßnahmen seiner Legaten schützen sollten oder daß er sich
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veranlaßt sah, die Träger seiner eigenen Briefe und Indulgenzen zu desavouieren? Dazu mangelte der päpstlichen Kirchenregierung die Konsequenz. Was nützte die Einschärfung der kanonischen Ehegesetze, wenn Vornehme davon entbunden wurden, was die Bestimmung gegen die Pfründenhäufung, wenn der Papst immer wieder davon dispensierte? Keine Rechtssache war geringfügig genug, um von der Kurie zurückgewiesen zu werden. Ist es verständlich, wenn Grenzstreitigkeiten der Bistümer untereinander oder die Frage des Vorrangs des Naumburger vor dem Zeitzer Kapitel oder grundsätzliche Streitpunkte des Zehntrechts, die ganze Territorien betrafen, nach Rom gebracht wurden, und gilt dies zur Not auch noch etwa für die strittige Exemtion des Klosters Pegau, so ist es um so unverständlicher, wenn der Papst bemüht wurde wegen des Patronats der Dorfkirche von Jahna (1203) oder wegen des Pfarramts in Klöden (1219) oder um den strittigen Besitz einiger Bücher zwischen dem Kleriker Dietrich von Großenhain und den Pfarrern dreier benachbarter Dorfkirch en sowie wegen der gegen jenen erhobenen üblen Nachrede (1266). Man war in Rom ganz gewiß nicht in der Lage zu entscheiden, ob eine vom Burggrafen von Dohna erbaute Burg auf bischöflich meißnischem Grund und Boden stehe oder nicht (1201). Wir wissen zufälligerweise, daß dieser Rechtsstreit schließlich in der Tat nicht in Rom oder durch römische Kommissare, sondern durch den Markgrafen von Meißen als von beiden Seiten angerufenem sachkundigen Schiedsrichter entschieden worden ist (1206; vgl. S. 52). Das Thomasstift in Leipzig wandte sich an den Papst nicht nur, weil ihm der Besitz des Dorfes Pfaffendorf bestritten wurde, sondern glaubte auch auf diese Weise sich einer Geldforderung des Ritters Friedrich Schlick entziehen zu können (1227, 1232). Diese Beispiele mögen genügen. Unmöglich konnten diese Dinge in Rom sach- und fristgemäß entschieden werden die unumgängliche Rückverweisung an Kommissare aber bedeutete neuen Zeitverlust und neue Kosten, und so standen schließlich die Kosten in keinem Verhältnis mehr zum Wert des Streitgegenstandes. Die gefällten Urteile werden nicht selten im Widerspruch gestanden haben zu denen der ordentlichen Gerichte, denn natürlich wurde der langwierige und kostspielige Weg nach Rom zumeist erst beschritten, nachdem ein Urteil bereits ergangen war, das die Unzufriedenheit einer Partei erregte. So stark im Mittelalter das Rechtsbewußtsein war, so wenig gefestigt war die Rechtssicherheit. Das „kuriale System" erschütterte sie nur noch mehr, obwohl nicht verkannt werden darf, daß das Zutrauen in die Gerechtigkeit Roms und in die Erzwingbarkeit römischer Urteile zunächst sehr groß gewesen sein
Mißstände • Abgaben an die Kurie
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muß. Denn soviel ist sicher: es war nicht nur die Kurie, die von sich aus überall Anlässe zum Eingreifen suchte, sondern es waren auch und vor allem immer wieder die streitenden Parteien, die sich nach Rom wandten, wobei es sich allerdings in Mitteldeutschland ausschließlich um Kleriker gehandelt haben dürfte. Das Urteil der Laien über das kuriale System kennen wir nicht. Dem Klerus jedenfalls galt das Papsttum als die rechtswahrende Macht schlechthin, als der „Quell des Rechts", wie die bereits wiederholt angeführte Wendimg Bischof Engelhards von Naumburg lautete. Schon im 12. Jahrhundert kam dies zum Ausdruck, wenn Udo II., ebenfalls Bischof von Naumburg, sich bei der Beurkundung von Rechtsgeschäften geringfügiger Art zur Bekräftigung auf die päpstliche Autorität berief (1185). Als ganz besonders wertvoll mußten somit die bereits erwähnten Besitzbestätigungen gelten, um die von geistlichen Anstalten aller Art immer wieder nachgesucht wurde und die Rom in der freigebigsten Weise erteilte. Wieweit die Ernennung von Konservaloren, die den Besitzstand bedrängter Kirchen schützen, entfremdetes Kirchengut. zurückbringen und ungeordnete Verhältnisse ordnen sollten, von tatsächlichem Nutzen war, steht dahin. Die Bettelmönche maßen der von ihnen erteilten Absolution besondere Kraft bei, v/eil sie im Namen des Papstes erfolgte (vgl. S. 303), und entsprechend wird man die Weihe durch den Papst beurteilt haben, die z.B. 1227 der Abt von Pegau erhielt. Je mehr der päpstliche Zentralismus sich festigte und der Umfang der an die Kurie gezogenen Angelegenheiten anwuchs, desto höher stiegen natürlich auch die Kosten der kurialen Verwaltung. Man suchte sie im 13. Jahrhundert durch Ausbau des Gebührenwesens, zumal bei der Besetzung der Erzbistümer, Bistümer und Abteien durch den Papst (Palliengelder, Servitien) sowie durch Inanspruchnahme der sogenannten Annaten, d. h. des halben ersten Jahreseinkommens aller von der Kurie zu besetzenden Pfründen, die nicht servifienpflichtig waren, und der Interkalarfrüchte, d. h. des Einkommens der Pfründen während der Zeit ihrer Vakanz, schließlich auch des Nachlasses der Geistlichen (Spolien) zu decken. In Mitteldeutschland hat sich dies in erkennbarer Weise zunächst noch nicht ausgewirkt. Wir wissen, daß das päpstliche Provisionswesen hier noch während des ganzen 13. Jahrhunderts wenig zur Geltung kam, und dementsprechend hören wir nichts über die Forderung entsprechender Gebühren. Servitien, Annaten, Spolien und Interkalarfrüchte scheinen nicht erhoben worden zu sein. Erst 1316 forderte Johann XXII. in der Magdeburger Kirchenprovinz ein Jahreseinkommen aller während der nächsten drei Jahre ledig werdenden geistlichen Benefizien, nunmehr ohne
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Rücksicht auf etwaige Besetzung durch den Papst, sondern ausnahmslos. Diese Annaten sind auch tatsächlich eingezogen worden. Ein Abschätzungsbericht über die vakant gewordenen Pfründen von 1320 hat sich für die Diözese Naumburg erhalten. Es geht aus ihm mit aller Deutlichkeit hervor, daß das Recht der Kurie, diese Abgaben zu erheben, zwar grundsätzlich anerkannt wurde, daß die Inhaber der Pfründen sich ihnen aber mit allen möglichen Ausflüchten zu entziehen suchten. Noch größere Schwierigkeiten machte die Erhebung des 1274 auf der Synode zu Lyon für sechs Jahre ausgeschriebenen Kreuzzugszehnten, der aber, wie sich bald zeigen sollte, gar nicht für Kreuzzugszwecke verwendet wurde. Ein Kreuzzugszehnt in Höhe eines Vierzigstels aller Einkünfte des Klerus war schon 1199 von Innozenz III. in der Magdeburger Kirchenprovinz ausgeschrieben worden. Wir wissen nicht, welchen Erfolg die Forderung hatte. Als 1267 der Ritterorden von Santiago mit päpstlicher Genehmigung für seine Tätigkeit im Heiligen Lande sammelte, hatte Bischof Withego von Meißen diese Sammlung nach Kräften unterstützt. Trotzdem waren die Sammler offenbar stellenweise wenig freundlich aufgenommen worden. Nunmehr erschien 1276 der päpstliche Zehntkollektor Reinher von Oria wiederum in der Diözese Meißen und begann seine Tätigkeit damit, daß er mit Zustimmung des Bischofs und des Kapitels die Getreideeinkünfte der Geistlichkeit in Geld anschlug. Der Malter Hafer wurde zu einem Vierdung, Roggen und Gerste zum doppelten, Weizen und Erbsen zum dreifachen Preis angesetzt. Aber mit allen Bischöfen der Provinz leistete auch Withego der päpstlichen Anordnung Widerstand. Er entrichtete in der Folgezeit nicht nur selbst den Zehnten nicht, sondern verbot auch seinem Klerus die Entrichtung. Er verfiel deshalb 1277 und erneut 1279 der Exkommunikation; noch 1281 hatte er sich nicht zur Zahlung bequemt. Anscheinend hat er den prinzipiellen Widerstand schließlich aufgegeben, aber noch 1285 sollte gegen säumige Zahler mit Exkommunikation vorgegangen werden, und 1288 waren zwar beträchtliche Summen gesammelt, aber nicht abgeliefert worden, sondern in die Hand des Markgrafen Friedrich von Landsberg gekommen (vgl. S. 102). Es ist nicht bekannt, wann die Zahlungen endlich geleistet worden sind. Sie werden sich noch lange hingezogen haben. Im Bistum Naumburg wurden noch 1286 Papstzehnten vom Vizepleban von Greißlau eingezogen, und die endgültige Abrechnung erfolgte erst 1304 in Magdeburg. Das Bistum hatte nach der am 28. August dort ausgestellten Restquittung insgesamt 450 Mark Silbers entrichtet. An die Stelle des wirklichen Zehnten trat also eine Pauschalsumme, die vermutlich wesentlich niedriger war als der ursprüng-
Kreuzzugszehnt
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lieh vom gesamten Einkommen der Kleriker verlangte volle Zehnt. Das Bistum Merseburg erhielt am 16. September eine Quittung über 170 Mark, zahlte also entsprechend seiner geringen Größe noch weit weniger als Naumburg. Es war in dreißig Jahren nicht gelungen, die anfängliche Forderung durchzusetzen, an deren grundsätzlicher Berechtigung der Billigdenkende nicht zweifeln wird. Das Papsttum hatte die Kirche auf den Gipfel irdischer Machtstellung geführt; es hatte das Recht, von ihren Gliedern die Mittel zu fordern, die zur Erhaltung dieser Stellung notwendig waren. Die Gläubigen haben dies auch theoretisch nicht bestritten, aber praktisch handelte man anders. Hier vielleicht am deutlichsten, aber auch in anderen Erscheinungen kirchlichen Lebens im 13. Jahrhundert zeigt sich, daß dem Glanz dieser äußeren Machtstellung die innere Festigkeit der Kirche nicht entsprach. Schon kündigte sich die große Krise an, die ihre Geschichte seit dem 14. Jahrhundert in zunehmendem Maße zu beherrschen begann.
ABKÜRZUNGEN ASG
Archiv für Sächsische Geschichte, 1863 ff. NF. Neue Folge dazu, 1875 ff.
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UB Vögte
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ZRG Kan. Abt.
Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte. 1880 ff. Kanonistische Abteilung, 1911 ff.
Die Abkürzungen für die in den Monumenta Germaniae Histórica veröffentlichten Quellen sind die üblichen, also SS = Scriptores, DO I = Diplom Ottos I. usw. Alle anderen Abkürzungen sind so gewählt, daß sie leicht aufgelöst werden können.
ANMERKUNGEN zu S e i t e 1 ff. Zu Absdm. 1 vgl. die in Anm. zu Bd. 1 S. 102 ff. angeführte allgemeine Literatur. Besonders verpflichtet weiß ich mich der Darstellung R. K ö t z s c h k e s i n seiner Sächsischen Geschichte, 1. Bd. (1935), S. 68 ff. Zur königlichen Politik in Mitteldeutschland vgl. K. B o s l , Die Reichsministerialität der Salier und Staufer (1950/51) und W. S c h l e s i n g e r , Die Anfänge der Stadt Chemnitz und anderer mitteldeutscher Städte (1951). Ferner d e r s . , Egerland, Vogtland, Pleißenland, in: Forschungen zur Geschichte Sachsens und Böhmens, hrsg. R. Kötzsdike (1937), S. 61 ff. Burggrafschaften: H. Heibig, Der wettinisdie Ständestaat (1955), S. 204 ff., dazu W. Schlesinger, Jb. f. Gesch. Mittel- und Ostdeutschlands 2 (1953), S. 49 ff. zu S e i t e 6: Konrads Titel: CDSR I 2 Nr. 154 unus dei gratia principum Saxonie possessor et tutor Myssinensis marchie. zu S e i t e 7: Vogttitel der Reichsministerialen von Weida: K. B o s l , Die Reichsministerialität der Salier und Staufer (1950/51), S. 177 f., 535. Die vorgeschlagene Lösung befriedigt nicht, da die Reichsministerialen von Straßberg den Vogttitel ebenfalls führen. zu S e i t e 8: Herrschaftsbereich Konrads a lluvio Nissa usque ad Thuringiam sog. Ann. Veterocellenses, Mitt. d. Deutschen Gesellschaft 1 (1874), S. 176. Verzeichnis der Tafelgüter: H. D a n n e n b a u e r , Zs. f. würU. Landesgesdi. 12 (1953), S. 1 ff. Vgl. dazu Jb. f. Gesch. Mittel- und Ostdeutschlands 2 (1953), S. 20, 23 f., 28. zu S e i t e 9: Eid für Heinrich den Erlauchten: Chron. Reinh. SS 30, 1, S. 596. zu S e i t e 14ff.: Ostsiedlung: Noch heute; für Mitteldeutschland grundlegend E. O. S c h u l z e , Die Kolonisierung und Germanisierung der Gebiete zwischen Saale und Elbe (1896). Die beste neuere zusammenfassende Darstellung bei R. K ö t z s c h k e , Sächsische Geschichte I (1935), S. 92 ff. Weitere Literatur ebenda, S. 256. Ferner: M. M ü l l e r , Landschaftsbild und Siedlungsgeschickte des Ostteils der Leipziger Tieflandsbucht (1937). W. S c h l e s i n g e r , Die Besiedlung des Landes um Rochlitz. In: Buch der Landschaft Rochlitz (1936). J. L a n g e r , Der Ausbau des ostdeutschen Kolonisationswerkes in der Freiberger Landschaft (1936). H. L ö s c h e r und E . V o i g t , Heimatgeschichte der Pflege Stollberg i. E. Lief. 1—8 (mehr nicht erschienen, o. J. (1933 ff.]). H. Q u i r i n , Herrschaftsbildung und Kolonisation im mitteldeutschen Osten (Nachr. Ak.
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Anmerkungen
Göttingen 1949). E. S c h w a r z , Die volksgeschichtlichen Grundlagen des Kreises Pirna. Zs. f. slav. Phil. 22 (1954). Th. F r i n g s , Spradie und Siedlung im mitteldeutschen Osten, S. B. Leipzig, Phil. hist. Klasse 84 (1932). E b e r t , F r i n g s , G l e i ß n e r , K ö t z s c h k e , S t r e i t b e r g , Kulturräume und Kulturströmungen im mitteldeutschen Osten (1936). Aufschlußreich auch die dort S. 318 f. zitierten sprachwissenschaftlichen Arbeiten. Neudruck der sprachgeschichtlichen Kapitel in Th. F r i n g s , Spradie und Geschichte III (1956). Hier S. 207 ff. weitere Literaturangaben. Erst nach dem Tode des Verfassers erschien R. K ö t z s c h k e , Ländliche Siedlung und Agrarwesen in Sachsen (1953). z u S e i t e 14: Eine Karte des frühgeschichtlichen und heutigen Waldes bot zuletzt O. S c h l ü t e r im Atlas des Saale- und mittleren Elbegebietes, hrsg. O. S c h l ü t e r und O. A u g u s t (1959), Karte 5. Dazu O. S c h 1 ü t e r , Die Siedlungsräume Mitteleuropas in frühgeschichtlidier Zeit, 2. Teil II (1958), S. 31 ff. Zu vergleichen ist die Karte von J. L e i p o l d t bei F r e n z e l - R a d i g - R e c h e , Grundriß der Vorgeschichte Sachsens (1934), S. 72 f. Auf die an die Rekonstruktion der Altlandschaft anknüpfenden Kontroversen ist hier nicht einzugehen. z u S e i t e 15 f.: Siedlung im Bistum Naumburg: UB Naumburg I Nr. 110, 116, 123, 124, 152, 153, 154, 179, 140, 175, 176, 177, 391, 212 (Heuckewalde). z u S e i t e 16 f.: Beginn der Ostsiedlung in den Bistümern Merseburg und Meißen: Ann. Pegav. SS 16 S. 247; CDSR I 2 Nr. 175, 134, 289. Saathain: UB Naumburg I Nr. 153. z u S e i t e 17 ff.: „Hochkolonisation": UB Naumburg I Nr. 210, dazu Nr. 216; CDSR II 1 Nr. 50, 53; Helmold I 89, hrsg. Schmeidler S. 175. CDSR I 2 Nr. 308, dazu Nr. 510; Nr. 355, dazu 404, 461. UE Naumburg I Nr. 277, 259 (Nibodiz ist nicht Nobitz), 289. SS 23, S. 159 f. CDSR I 2 Nr. 427, 460, 523, 484. II 9 Nr. 2. Oberlausitz: CDSR II 7 Nr. 1 (S. 1), 1 (S. 222); II 1 Nr. 101, 117. Cod. Lus. sup. I Nr. 15. N. Laus. Mag. 95 (1919), S. 88 ff. R. K ö t z s c h k e in Festschr. R. Jecht (1938), S. 19, der ein lebhafteres Einsetzen der deutschen Siedlung in der Oberlausitz erst etwa seit 1220/30 annimmt, kann ich um so weniger beipflichten, als der Beginn der Siedlung im noch weiter östlich gelegenen Niederschlesien bereits für das letzte Drittel des 12. Jhs. erwiesen ist, seitdem H. K r u p i c k a die Echtheit des sog. Leubuser Stiftungsbriefes aufzeigte (Zs. d. V. f. G. Schlesiens 70 [1936], S. 63 ff.). Vgl. A. M o e p e r t , ebenda 73 (1939). Siegfried: UB Merseburg I Nr. 121. Schilow, Csilowe = Zsdieila. z u S e i t e 19ff.: Abschluß der Siedlung: CDSR I 2 Nr. 552 (dazu I 3 Nr. 99), 510; I 3 Nr. 78. UB Vögte I Nr. 38, dazu J. L e i p o l d t , Geschichte der ostdeutschen Kolonisation im Vogtland (1927), S. 121. G. K ö h l e r , Das Kloster des hl. Petrus auf dem Lauterberge (o. J.) Urk. Nr. 5. CDSR II 4 Nr. 6; II 8 Nr. 11. Cod. Lus. sup. I 2 Nr. 58. UB Dobrilugk, Nr. 115 f.
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zu S e i t e 22: Charakteristik 1240: MIÖG 27, S. 73 f. Aufruf 1108: UB Magdeburg I Nr. 193. Dazu M. T a n g 1, NA d. Ges. f. ältere deutsche Gesch.kde. 30 (1905), S. 183 ff. Pegau: SS 16 S. 246 f. Chemnitz: CDSR II 6 Nr. 303. Pfaffroda: Remse war Nonnenkloster, und Pfaffe heißt nur der Weltgeistliche. Zusammenarbeit des Remser Ortsgeistlichen mit dem Kloster zum Zwecke der Siedlung ist aber naheliegend. z u S e i l e 23: Riesa: CDSR I 2 Nr. 350, 365. Zschillen: CDSR I 2 Nr. 355, 404, 461. Petersberg: CDSR II 1 Nr. 140. z u S e i t e 25 ff.: Städtische Siedlung: Literatur bei K ö t z s c h k e , Sachs. Geschichte I, S. 257, ferner Deutsches Städtebuch, Bd. II Mitteldeutschland (1941), wo Literatur für die einzelnen Städte nachgewiesen ist. Vgl. ferner über die Anfänge des mitteldeutschen Städtewesens (Chemnitz, Altenburg, Zwickau, Pegau, Saalfeld, Rodilitz, Leisnig, Meißen und andere) die Anm. zu S. 1 ff. genannte Arbeit von W. S c h l e s i n g e r . Die Quellen sind am bequemsten zusammengestellt in den Quellen zur älteren Geschichte des Städtewesens in Mitteldeutschland, hrsg. vom Inst. f. dt. Landes- u. Volksgeschichte a. d. Univ. Leipzig, 2 Hefte (1949). Die Belege für das Folgende sind meist in dieser Sammlung mit Hilfe des Registers leicht zu finden und werden hier nicht wiederholt. z u S e i t e 26 f.: Großenhain: CDSR II 4 Nr. 147, 149, 152, 389 b. Geithain: CDSR I 3 Nr. 141. Gründungen Dietrichs: R. K ö t z s c h k e , Markgraf Dietrich von Meißen als Förderer des Städtebaus, NASG 45 (1924), S. 7 ff. z u S e i t e 27: Urkunde Vladislavs: CDSR I 2 Nr. 387. z u S e i t e 28: Städte der Niederlausitz: R. L e h m a n n , Niederlausitz (1937), S. 44 ff.
Geschichte des Markgraftums
z u S e i t e 29ff.: Soziale Schichtung: H. H e i b i g , Der wettinische Ständestaat bis 1485 (1955). H. S c h i e c k e l , Herrschaftsbereich und Ministerialität der Markgrafen von Meißen im 12. und 13. Jh. (1956). z u S e i t e 34: Klage um Freiheit: CDSR II 1 Nr. 187. Weißenfels: UB Merseburg I Nr. 343. z u S e i t e 36 ff.: Bistumsgrenzen: Quellen und Literatur vgl. Bd. 1 Anm. zu S. 43 ff. Im einzelnen ist der Grenzverlauf der Merseburger Diözese im südöstlichen Rodeland beschrieben bei L. B ö n h o f f , Der Pleißensprengel, NASG 29 (1908), S. 24 ff. auf Grund einer undatierten Grenzbeschreibung UB Merseburg I S. 1077; derjenige der Naumburger Diözese im Westerzgebirge gegen Meißen von d e m s e l b e n , Der Muldensprengel, ebenda 24 (1903), S. 51 ff., im Vogtland gegen Regensburg und Bamberg Mitt. d. Alt. V. Plauen i.V. 20 (1909), S. 78 ff. Hier schließt an die in Bd. 1 S. 300 zitierte Arbeit von R. H e r r m a n n ; vgl. d e n s e l b e n , Die Dekanatsgrenzen im Naumburger Bistumssprengel Thü-
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Anmerkungen
ringer Anteils, Zs. d. V. f. Thür. Gesch. NF 31 (1935), S. 243 ff. Sehr instruktiv Karte 5 bei J. L e i p o 1 d t , Die Geschichte der ostdt. Kolonisation im Vogtland (1927), die Bistumsgrenzen und Herrschailsgrenzen zeigt, auch die Gebiete Egerland und Regnitzland deutlich heraustreten läßt. Eine Übersichtskarte bietet der Atlas des Saale- und mittleren Elbegebietes (1959) Blatt 16 (G. Wentz). zu S e i t e 37: Grenzverschiebung an der Mulde: UB Naumburg I Nr. 158, 277. CDSR II 6 Nr. 302, 308. z u S e i t e 38: Grenze gegen Bamberg: 1359 nennt eine Urkunde Karls IV. die Burg Hirschberg super iluvio Sale Nuembergensis diócesis. F. M. P e 1 z e 1, Karl IV. Bd. 2 (1783), UB S. 283 ff.; vgl. UB d. Vögte II Nr. 48. Die Lesung Nurembergensis ist sinnlos. Es fragt sich, ob das Naumburger Bistum einmal weiter nach Süden gereicht hat oder ob es sich um einen Irrtum handelt. 1479 gehört die Kirche von Gefell mit ihrem Filial Hirschberg jedenfalls zu Bamberg (Weber im 56. Ber. d. hist. V. f. Bamberg, 1894/95, S. 99). Da nicht anzunehmen ist, daß ein so später Wechsel in der Diözesanzugehörigkeit in den Quellen keine Spuren hinterlassen habe, wird es sich um einen Irrtum handeln. z u S e i t e 39f.: Meißen: Zu vergleichen ist stets die Karte des Bistums Meißen von O. P o s s e , CDSR I 1 (im einzelnen verbesserungsbedürftig). Bestätigung Innozenz' II. 1137: CDSR II 1 Nr. 121. Breslau: W. S c h u l t e , Quellen zur Geschichte der Besitzverhältnisse des Bistums Breslau (1907), S. 171 ff. Geschichte Schlesiens, hrsg. v. d. hist. Komm, f. Schlesien, Bd. 1 (1938) S. 246 f. (3. Aufl. 1961, S. 308 f.). Grenze gegen Prag: W. S c h l e s i n g e r , Entstehung und Bedeutung der sächsisdi-böhmisdien Grenze, NASG 59 (1938), S. 6 ff., wozu zu vergleichen ist Historicka mapa Cech. von F. P a 1 a c k y und J. K a l o u s e k , Abh. d. kgl. böhm. Ges. d. Wiss. 6. Folge 8. Bd. (1877), die jedoch zu verbessern ist, da sie Gebiete zu Böhmen und zum Bistum Prag zieht, die im 14. Jh. nicht mehr dazugehörten, andererseits Schlettau außerhalb läßt. Zittau, Ostritz: Deutsches Städtebuch II S. 241, 179. Cod. Lus. sup. I 2 Nr. 33 von 1238 erweist Zugehörigkeit des Klosters Marienthal zur Diözese Meißen; so ganz sicher 1235 die Urkunde Gregors IX. ebenda Anhang Nr. 47. 1244 und 1258 gehörte das Kloster zu Prag, ebenda Nr. 51 und N.Laus. Mag. 78 (1902) S. 18. Vgl. J. P r o c h n o , Regesten zur Geschichte der Stadt und des Landes Zittau, N. Laus. Mag. 113 (1937), S. 87 Nr. 13, wozu S. 85 Nr. 9 zu vergleichen ist. Vgl. ferner J. B a u e r m a n n , N.Laus. Mag. 99 (1923) S. 117 f. Zugehörigkeit von Zittau, Ostritz und Marienthal zu Prag im 14. Jh. bezeugen Libri confirmationum (vgl. Bd. 1 S. 301 oben) I S. 62, 66 (Großschönau), 139 und oft. Gottleuba, Königstein: A. M e i c h e , Hist.-top. Beschreibung der Amtshauptmannschaft Pirna (1927), S. 91, 141. Libri confirmationum I, S. 165, V, S. 71 usw.; II, S. 16, 110; IV, S. 211 usw. Eine Karte des Verlaufs der Bistumsgrenzen im Elbsandsteingebirge um 1400, die aber bereits für das 13. Jh. zutreffen muß, bietet E. R a w o l l e , Mundart und Kolonisation in der sächsisch-böhmischen Schweiz (1934), Karte 3. Schlettau: Libri confirmationum I, S. 151, V, S. 166, VIII—X, S. 138,152, 194, 210, 253. Vgl. Karte 5 bei H. C1 a u ß , Geschichte und Sprache
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im sächs.-böhm. Westerzgebirge (1934). Sayda: L. B ö n h o f f , N.Laus. Mag. 89 (1913), S. 126 Anm. 4. Uber die Herren von Riesenburg H. B e s c h o r n e r in Forschungen zur Gesdiiditc Sachsens und Böhmens, hrsg. R. Kötzschke (1937), S. 92 ff. Hohnstein, Wildenstein, Schluckenau: S c h l e s i n g e r , aaO., S. 30 f. Die kirchliche Zugehörigkeit ergibt sich aus der Meißner Matrikel von 1345. Dazu M e i c h e aaO., S. 118 ff.; bes. S. 120. Seidenberg, Friedland: CDSR II 1 Nr. 341, dazu B ö n h o f f , aaO., S. 126 f. E m l e r , Reg. Boh. III Nr. 318. Vgl. Karte 5 bei G. S t r e i t b e rg, Die wortgeographische Gliederung Ostsachsens und des angrenzenden Nordböhmens (1935). zu S e i t e 40f.: Grenze gegen Brandenburg: Grundlegend F. C u r s c h m a n n , Die Diözese Brandenburg (1906), S. 211 ff. Prelauki: Cod. d. Brand. A 24 Nr. 17. Urkur.den von 1177: CDSR I 2 Nr. 426 f. Dahme: CDSR II 1 Nr. 367. Cod d. Brand. A 8 Nr. 27, 15, 16 (= UB Magdeburg I Nr. 303), 48. Baruth: E. J a c o b s , Zur Kunde der geistlichen Verhältnisse des Landes Baruth, N. Mitt. a. d. Gebiet hist.-ant. Forsch. 11 (1867), S. 95 ff. Bereits eine um 1350 entstandene summarische Ubersicht der Kirchen der Erzdiözese Magdeburg nennt In sede Baruth V (gedr. Zs. d. V. f. Kg. d. Prov. Sachsen 29 [1923], S. 23). Mittenwalde, Köpenick: CDSR II 1 Nr. 236. Für Lichtenwalde ist Mittenwalde zu lesen. Vgl. hierzu die von Curschmann S. 222 Anm. 5 angeführten Quellen. Streit von 1237/46: CDSR II 1 Nr. 118. MGEpp. saec. XIII 2 Nr. 267. Streit mit Lebus 1269/74: CDSR II 1 Nr. 208, 220. z u S e i t e 43 f.: Godebold: SS 16, S. 183, 187. SS 12. S. 703. DL III 66, 34. CDSR II 1 Nr. 44—47. UB Magdeburg I Nr. 237. Dob. I 1418. Zur Fälschung von DO I 149 vgl. Bd. 1 Anm. zu S. 43 ff. z u S e i t e 44 f.: Meinward: SS 16, S. 187. Der Name lautet hier Reinhardus. CDSR I 2 Nr. 175. UB Naumburg I Nr. 161. Meißen: CDSR II 4 Nr. 1, 149: dazu K ö t z s c h k e NASG 45 (1924), S. 15. z u S e i t e 45: Albert: St. 3403 f., 3437, 3465. B e r n h a r d i , Konrad III. (1883), S. 267 Anm. 14. Otto Fris., Gesta I 62 f. hrsg. v. Simson, S. 96. St. 3581 f., 3589, CDSR I 2 Nr. 223. SS 16, S. 86. UB Naumburg I Nr. 191. Dob. I 1675. Ob Albert vor seiner Erhebung zum Bischof bereits die Stellung eines Dompropstes in Meißen erlangt hatte, wie man nach CDSR I 2 Nr. 218 vermuten kann, muß unentschieden bleiben. z u S e i t e 46ff.: ordinalionis Gerung: SS 16, S. 86, dazu CDSR I 2 Nr. 295 von 1160: anno ... Gerungi Misnensis episcopi V/°. Dob. II 1639, III 162 (Lausnitz), 411 (Veitsberg). SS 16, S. 22; vgl. 30, 1, S. 363. CDSR II 1 Nr. 50—57. Dob. III 149, 398. UB Naumburg I Nr. 263. Stellung zum Schisma: SS 23, S. 352. Zweifelhaft ist Gerungs Anwesenheit auf dem Hoftage von Bamberg 1164, vgl. UB Naumburg I Nr. 250 f., wo für Brihsinensis vielleicht Mihsinensis zu lesen ist. Todesdatum SS 23, S. 153 und 16, S. 23 in Verbindung mit CDSR II 6, S. 481. z u S e i t e 48 ff.: Martin: SS 16, S. 193. Dob. III Nr. 438, 468, 553, 599, 601, 609, 646, 648, 794. CDSR I 2 Nr. 529, 512, 534. Kreuzzug: R. R ö h r i c h t , Die Deutschen im'Heiligen Lande (1894), S. 67.
608
Anmerkungen
zu S e i t e 50 ff.: Dietrich: CDSR II 1 Nr. 61—77; I 3 Nr. 36, 31, 46; II 4 Nr. 147—149; Dob. II Nr. 915, 1307. CDSR II 6 S. 479. Das Todesjahr ergibt sich aus CDSR II 1 Nr. 93 in Verbindung mit II 4 Nr. 151. zu S e i t e 53: Richwin: SS 16, S. 254 f. Domherr: UB Naumburg I Nr. 104, 116, 123 f. Schenkung: Nr. 154. L e p s i u s , S. 37. zu S e i t e 53 ff.: Udo: SS 16, S. 255; 30, S. 523. B e r n h a r d i , Lothar, S. 101 Anm. 50. UB Naumburg I Nr. 126—186, 266. SS 16, S. 82, 84, 258. Naumburg civitas: UB Naumburg I Nr. 168 (1144). E. B o r k o w s k y , Naumburg (1928), S. 37 zieht Nr. 26 von 1030 heran, danach auch Deutsches Städtebuch II S. 617; doch heißt civitas in dieser Urkunde wohl sicher „Burg". Zeitz: Nr. 180 (1147).Burggrafen: Nr. 230, 256, 366, dazu L e p s i u s , Urk. Nr. 52. Die dort genannten provinciae entsprechen offenbar den Amtsbezirken der Burggrafen. Kloster Riesa: UB Naumburg I Nr. 260. Fälschungen: ebenda Nr. 27, 52. Sie werden nach der Schrift ins 12. Jh. gesetzt. Genauere Datierung ist vorerst nicht möglich. Wallfahrt und Kreuzzug: R ö h r i c h t , S. 24 f., 41. z u S e i t e 54: Urkunde 1138 Juli 26: UB Naumburg I Nr. 143. Sie ist gefälscht und steht ganz auf Rasur; vgl. die Vorbemerkung. Eine echte Urkunde Konrads lag aber vor, wie Siegel und Monogramm erweisen; die dem 12. Jh. entstammende Rückaufschrift: traditio regis Cunradi de (Breitenbuch, auf Rasur) et loresto läßt erkennen, daß nur ein anderer Forst für den ursprünglich geschenkten in der Fälschung eingesetzt wurde. Es spricht sonach alles dafür, daß die Wendung pro iideli servitio bereits im Original gestanden hat. — Bemerkenswert ist, daß Konrad 1140 beurkundet, die Verlegung von Schmölln nach Pforte sei consilio et voluntate nostra geschehen, obwohl sie 1138 von Innozenz II. bereits bestätigt wurde, als er noch gar nicht König war. Es mochte ratsam erscheinen, dieses merkwürdige Geschäft noch nachträglich mit der Autorität des Königs zu decken. Wenn dies gewährt wurde, obwohl mit der Einschränkung, der Bischof solle nachträglich die Wertdifferenz der getauschten Besitzungen auszugleichen versuchen, so deutet auch dies auf die vermutete Betätigung Udos für die Wahl Konrads und den Zusammenhang der päpstlichen Urkunden damit hin. UB Naumburg I Nr. 149. z u S e i t e 58ff.: Wichmann: W. H o p p e , Erzbischof Wichmann von Magdeburg, Gesch. Bll. f. Stadt u. Land Magdeburg 43 (1908), S. 134 ff. mit genauen Quellenangaben. Hier kommen nur in Betracht SS 16, S. 84, 258; 6, S. 680; 23, S. 227, 149; UB Naumburg I Nr. 189—221, 265. Salzhandel: Nr. 228. Uber die Erhebung zum Erzbischof von Magdeburg und den sich anknüpfenden Streit vgl. vor allem H. S i m o n s f e l d , Jahrbücher des deutschen Reichs unter Friedrich I. (1908), S. 88 ff., 104 ff., 122 ff., 186, 215 f. Eine treffende Charakteristik Wichmanns bietet A. B r a c k m a n n , Magdeburg als Hauptstadt des deutschen Ostens (1937), S. 62 f. Carmina Burana, hrsg. S c h m e 11 e r (1847) Nr. 29. zu S e i t e 62: Berthold: SS 16, S. 88; 17, S. 673 (Italienzug 1158). UB Naumburg I Nr. 130, 133 (Dechant), 138 usw. (Propst), Nr. 223—246, 270 f.; Nr. 233 ist falsch datiert,
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gehört zu 1157. Das Todesjahr: SS 16, S. 22 (1161); ebenso 23, S. 152, wo auch Mailand genannt wird. z u S e i t e 63 ff.: Udo II.: SS 23, S. 152, 160. UB Naumburg I Nr. 241—334. SS 16, S. 195, 265 in Verbindung mit Sdiöttgen-Kreysig II, S. 163. z u S e i t e 66 ff.: Berthold II.: Mon. Erphesf. S. 193, 198 f., 203. UB Naumburg I Nr. 283, 340—428. Resignation: An der Richtigkeit der bestimmten Nachricht des Erfurter Chronisten kann nicht gezweifelt werden. Danach muß die Behauptung des Papstes UB Naumburg I Nr. 428 beurteilt werden. A. D i e g e 1, Der päpstliche Einfluß auf die Bischofswahlen in Deutschland während des 13. Jhs. (Diss. 1932), S. 78 hätte dies berücksichtigen sollen. z u S e i t e 70 ff.: Für die Merseburger Bischöfe ist man, da das Urkundenbuch bloße Nennungen als Zeugen nicht aufgenommen hat, noch immer angewiesen auf W i l m a n s , Regesta episcoporum Merseburgensium, Ardi. d. Ges. f. ält. dt. Geschichtskde. 11 (1858), S. 172 ff., wo indes vielfach Ergänzungen anzubringen, Fälschungen zu streichen und Irrtümer zu berichtigen sind, ferner auf die Erwähnungen in den Jahrbüchern des Deutschen Reichs, die aber für 1159 bis 1190 fehlen. Meingot: SS 10, S. 188. UB Merseburg I Nr. 97 und S. 1081. Tod: SS 16, S. 18, 186 (zu 1138); SS 6, S. 775 f. in Verbindung mit UB Merseburg I S. 1006. z u S e i t e 70: Eckelin: SS 16, S. 186; 23, S. 145; 10, S. 188 f. UB Merseburg I Nr. 97. SS 16, S. 19, 187, 258 in Verbindung mit UB Merseburg I S. 1003. Reinhard: SS 16, S. 167,258. UB Merseburg I Nr. 97 (vgl. Nr. 99:1144 ist Volkmar Abt), 98. Todesdatum: UB Merseburg I S. 986, das Jahr ist nur nach dem Amtsantritt des Nachfolgers zu bestimmen, der am 9. 10. wohl 1170 im 18. Amtsjahre starb. z u S e i t e 71: Johannes: UB Merseburg I Nr. 100—111. Dob. II Nr. 75, 149—152, 278, 288. CDSR I 2 Nr. 315 f., 372. SS 16, S. 22; 30, S. 368. Tod: SS 16, S. 23, 260 (beide zu 1171), aber UB Merseburg I S. 1000 zu Okt. 9, während 1171 Mai 7 Eberhard bereits Bischof ist: UB Erzst. Magdeburg I Nr. 334. Man hat die Wahl, einen Irrtum in Jahreszahl oder Datum anzunehmen; ich entscheide mich für das erste wegen UB Merseburg I Nr. 139: Urkunde Eberhards von 1197 Jan. 7 anno piesulatus nostri XXVII. z u S e i t e 71 ff.: Eberhard: SS 16, S. 23, 260, 262, 267; 23, S. 159, 168, 201 ff. UB Merseburg 1 Nr. 111—144, S. 1001. Dob. II 438, 449, 553, 601, 603, 605, 648, 686, 862, 905, 914, 916, 936 f., 952, 955, 980, 986, 1057, 1070 a. CDSR I 2 Nr. 485 ff., 582. Zum Streit mit dem Abte von Pegau vgl. L. A. C o h n , Mitt. d. gesch. u. alt.-forsch. Ges. d. Osterlandes 4 (1858), S. 511 ff. z u S e i t e 74 ff.: Zur Beurteilung Barbarossas und seiner Kirchenpolitik vgl. H a u c k IV, S. 300 f. und d e n s . , Friedlich Barbarossa als Kirchenpolitiker (1898); dagegen etwa H. H e i m p e 1, Friedrich Barbarossa und die Wende der stau39 Schlesinger II
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Anmerkungen
fischen Zeit (1942). M. P o m t o w , über den Einfluß der altrömischen Vorstellungen vom Staat auf die Politik Friedrichs I. und die Anschauungen seiner Zeit (Diss. 1885). A. B r a c k m a n n , Ges. Aufsätze, S. 133 ff., 399 ff. W. S t a c h , Politische Dichtung im Zeitalter Friedrichs I. N. Jb. f. dt. Wiss. 13 (1937), S. 385 ff. D e r s . „Salve, mundi domine". SB. Ak. Leipzig Phil.-hist. Kl. 91 (1939), Heft 3. P. K o s c h a k e r , Europa und das römische Recht (1947), S. 38 ff. H. K o e p p 1 e r , Frederic Barbarossa and the School of Bologna, Engl. Hist. Rev. 54 (1939). S. 577 ff. E. H. K a n t o r o w i c z , Laudes regiae (1946), S. 144. Urkunde Heinrichs (VII.): L e p s i u s , S. 285. zu S e i t e 81 ff.: Bruno II.: CDSR II 1 Nr. 78—109, 117, 121. I 3 Nr. 187, 239, 249, 266, 292, 302, 334. II 4 Nr. 3, 152—154, 391—395. II 12 Nr. 11. Cod. Lus. sup. I (2. Aufl.) Nr. 14—22. UB Merseburg I Nr. 181 f. S c h ö 11 g e n - K r e y s i g II, S. 172 ff. Nr. 4, 5, 7, 14. B e y e r , Altzelle Reg. Nr. 35, 50, 59. Amtsantritt nach CDSR I 3 Nr. 292. A. M e i c h e , Die Oberlausitzer Grenzurkunde vom Jahre 1241, N.Laus. Mag. 84 (1908), S. 145 ff. R. J e c h t , Neues zur Oberlausitzer Grenzurkunde, ebenda 95 (1919), S. 63 ff. Die bischöflichen Silbergruben befanden sich in der Nähe von Meißen bei der Burg Scharfenberg nach CDSR II 1 Nr. 315. z u S e i t e 85f.: Heinrich: CDSR II 1 Nr. 112—120. II 4 Nr. 7, 400. II 12 Nr. 11, 13.1 3 Nr. 442, 462. Dob. III 213 f., 747. B e y e r Nr. 79, 80, 82, 86, 87, 90. S c h ö t t g e n K r e y s i g II, S. 178 f. Nr. 20, 21, 29, 32. Cod. Lus. sup. I Nr. 28, 29. Amtsantritt nach S c h ö t t g e n - K r e y s i g Nr. 20 und CDSR II 12 Nr. 11. Tod: CDSR II 6 S. 477 in Verbindung mit I 2 Nr. 119, 122. z u S e i t e 86ff.: Konrad: P o 11 h a s t , Reg.Pontif. Rom. I Nr. 10 942. CDSR II 1 Nr. 121—186. II 4 Nr. 156—158, 161. II 12 Nr. 606. II 15 Nr. 257. Cod. Lus. sup. I Nr. 49. Beyer, Altzelle Reg.Nr. 100, 109, 111, 122, 124, 131, 132. MG Epp. saec. XIII Bd. 3 Nr. 21. Tod: CDSR II 6 S. 472 in Verbindung mit Beyer Nr. 132 und CDSR II 1 Nr. 188. Die Ann. Veterocell. SS 16, S. 43 geben 1258, sind aber chronologisch nicht zuverlässig, ebenso Chron. parv. Dresd. Mencken SS III, S. 346. z u S e i t e 92 ff.: Dom: C. G u r 1 i11, Bau- und Kunstdenkmäler, Heft 40 (1919). D e r s . , Der Dom als Bauwerk. In: Der Dom zu Meißen, Festsdir. 1929, S. 81 ff. J. S c h u b e r t , Der Dom zu Meißen (1927). D e h i o , Handbuch I s ,S.239ff. F. R a u d a , Meißen (1927). D e r s . , Meißen, die tausendjährige Elbstadt (1929). H. G i e s a u , Die Meißner Bildwerke (1936). H. K ü a s , Die Naumburger Werkstatt (1937). E . H a e n e l , Dom und Burg in Meißen (1938). W. H e n t. s c h e 1, Dom und Schloß zu Meißen (1944). R. H a m a n n - M a c L e a n , Die Rekonstruktion der Meißner Marienpforte, Marb. Jahrb. f. Kunstwiss. 14 (1949), S. 57 ff. E. H. S e m p e r , Der Dom zu Meißen (1955). H. J. M r u s e k , Zur Baugeschichte des Meißner Domes, in: Festschr. f. Joh. Jahn (1957), S. 131 ff. D e r s., Meißen (o. J.), S. 41 ff. Die Darstellung im Texte schließt sich an die Ergebnisse von Küas an, die m. E. R. Hamann-Mac Lean nicht widerlegt, doch mit Abweichungen in der Deutung des Figurenzyklus der Marienpforte, insbesondere der Gestalt des Bischofs. An eine Mitwirkung Heinrichs d. Erl. bei dem Dombau, wie Küas will, kann nach dem im Texte Ausgeführten nicht gedacht werden.
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611
Hätte der Markgraf mitgewirkt, dem aus den Freiberger Silbergruben reiche Mittel zur Verfügung standen und der für einen der reichsten Fürsten Deutschlands galt, wäre auch die bald eintretende Stockung im Dombau schwer verständlich. Meine eigene Auffassung habe ich dargelegt und begründet in W. S c h l e s i n g e r , Meißner Dom und Naumburger Westchor. Ihre Bildwerke in geschichtlicher Betrachtung (1952). zu S e i t e 96: Albert II.: CDSR II 1 Nr. 136, 158, 188—198. Sdiöttgen-Kreysig II, S. 192 Nr. 54. Beyer, Reg.Nr. 136, 138, 143. SS 16, S. 43. Dort auch Tod zu 1. August 1266 (danach Mendcen SS III, S. 347); vorzuziehen ist das Datum CDSR II 6 S. 478. zu S e i t e 97ff.: Withego: UB Merseburg I Nr. 327. CDSR II 1 Nr. 200—309. II 12 Nr. 30, 41, UB d. Deutschordensballei Thüringen I Nr. 296—299, 309, 319. Dob. IV Nr. 103, 231, 244, 347, 488 f., 492, 593, 699, 946, 1042, 1097, 1308, 1685 f., 2097, 2193 f., 2271, 2628, 2775, 2975. Mendcen SS III, S. 347. Tod: CDSR II 6 S. 474 und die Inschrift des Grabsteins im Meißner Dom bei M a c h a t s c h e k (wie Bd. 1 S. 306) S. 215. Uber die Familie v. Wur vgl. M ü l l e r - A l p e r m a n n (ebda.), S. 54 Anm. 32. Die Anleihe an Friedrich Tuta wird gewährt worden sein, um ihm den Ankauf des Gebietes Friedrich Clemens zu ermöglichen, auf das auch König Wenzel von Böhmen Absichten hatte. Es konnte nicht im Interesse Withegos liegen, wenn Wenzels Macht bis vor die Tore Meißens reichte. Vgl. hierzu F.X. W e g e l e , Friedrich der Freidige (1870), S. 123f. und H. W a g e n f ü h r e r , Friedrich der Freidige (1936), S. 29 Anm. 68. Hiermit hängt wohl auch der Erwerb der Lehnherrschaft über Dresden, Pirna und Dohna zusammen. zu S e i t e 105 ff.: Bernhard: CDSR II 1 Nr. 205, 243, 310—319. Cod. dipl. Lus. I Nr. 82 (mit falschem Datum, die Urkunde gehört vermutlich zu 1295 April 5), 89 f., 95, 97. Beyer Reg.Nr. 214, 216 f. Chron. Aulae regiae (Mon. hist. Boh., hrsg. Dobner, V) S. 77 ff. H. K n o t h e , Bernhard von Kamenz, der Stifter des Klosters Marienstern, ASG 4 (1866), S. 82 ff. Geschichte Schlesiens, hrsg. v. d. Hist. Komm. f. Schlesien 1. Bd. (1938), S. 124 ff. (3. Aufl. 1961, S. 167 ff.). B. B r e t h o 1 z , Geschichte Böhmens und Mährens (1912), S. 496, 501. W e g e 1 e , S. 184 Anm. 3, S. 186 Anm. 2, S. 222 Anm. 1. V. S a m a n e k , Studien zur Geschichte König Adolfs (1930), S. 249. Tod: CDSR II 6 S. 480 in Verbindung mit CDSR II 1, Nr. 319, 321. zu S e i t e 108 ff.: Albert III.: CDSR II 1 Nr. 318, 320—349. II 4 Nr. 189 f., 192. Sdiöttgen-Kreysig II, S. 222 Nr. 130. Tod: Inschrift des Grabsteins bei M a c h a t s c h e k , S. 236, Mendcen SS III, S. 348. Dresden: O. R i c h t e r , Verfassungsgeschichte der Stadt Dresden (1885), S. 239 ff. Streit mit dem Kapitel: K a l t e n b r u n n e r , Mitt. a. d. vatikanischen Archiv I Nr. 526. zu S e i t e 111 ff.: Engelhard: Die urkundliche Uberlieferung ist zu finden bei Dobenecker II und III im Register. Vgl. ferner SS 23, S. 173 f., 182, 205, 219. Mon. Erphesf. S. 204, 81, 92, 94, 216 f., 238 (Tod. Dazu Kai. Pegav., Mencken SS II, S. 127. Zu deposicio = Tod vgl. Thür.-sächs. Zs. f. Gesch. u. Kunst 1 [1911], S. 257. Die 39"
612
Anmerkungen
Nachricht Paul Längs steht bei Pistorius, SS I ed. Struve, S. 1168.) Ellwangen: SS 10, S. 20, 37. Fälschungen: DH IV 68, 141. z u S e i t e 114: Engelhards Teilnahme am Kreuzzug bleibt unsicher. Vgl. W i n k e l m a n n , Friedrich II., 2. Bd., S. 490 ff. Sicher aber ist seine Abwesenheit aus Deutschland, die durch Dob. II 2430 (1227 Juli 26) und III 70 (1229 Sept. 6) eingegrenzt wird. III 23 ist zu 1238 zu setzen (vgl. Nr. 742 a), 34 f. setzt Anwesenheit in Deutschland nicht voraus, und 49 ist undatiert. Gottfried: Dob. II 2463, vgl. über ihn F. W i n t e r , Die Zisterzienser des nordöstlichen Deutschlands, 1. Bd. (1868), S. 309 ff. Es mußte Friedrich natürlich außerordentlich willkommen sein, einen zuverlässigen deutschen Bischof, der schon einmal im Heiligen Lande gewesen war, am Kreuzzug teilnehmen zu sehen. Sicher bezeugt ist die Teilnahme Ekkehards von Merseburg: UB Merseburg I Nr. 162. Die Fußnote Kehrs überzeugt nicht, denn Winkelmann hat diese Urkunde offensichtlich nicht gekannt. z u S e i t e 123 ff.: Dombau: Grundlegend H. G i e s a u , Der Dom zu Naumburg (1927). Dadurch ist überholt der Band 24 Naumburg (Stadt) des Inventarisationswerks der Provinz Sachsen von H. B e r g n e r. Aus der älteren Literatur verdienen hervorgehoben zu werden: C. P. L e p s i u s , Uber das Alterthum und die Stifter des Doms zu Naumburg = Mitt. a. d. Gebiet hist.-ant. Forsch. 1 (1822), wieder abgedruckt Kl. Schriften I (1854), S. 1 ff. A. S c h m a r s o w , Die Bildwerke des Naumburger Doms (1892). S. L ü 11 i c h , Uber den Naumburger Dom. D e r s , Zur Baugeschichte des Naumburger Doms (Progr. d. Domgymnasiums 1898, 1902, 1904). Neuere Werke: W. P i n d e r und W. H e g e , Der Naumburger Dom (3. Aufl. 1933). H. K ü a s , Die Naumburger Werkstatt (1937, mit einem wichtigen Beitrag von W. S t a c h über die Urkunde von 1249). Dazu P. M e t z , a . f . Kunstgesch. 1939, S. 183 ff. W. P i n d e r , Der Naumburger Dom und der Meister seiner Bildwerke (1939j. H. B e e n k e n , Der Meister von Naumburg (1939). J. J a h n , Schmuckformen des Naumburger Doms (1944). P. M e t z , Der Stifterchor des Naumburger Doms (1947, besprochen von K. W e s s e l , Dt. Lit. Ztg. 70 [1949], S. 457 ff.). Vgl. d e n s ., Zur Deutung der Meißner und Naumburger Skulpturenzyklen des 13. Jh., Zs. f. Kunstgesch. 1940, S. 153 ff. E. L i p p e 11, Das Geheimnis des Naumburger Meisters. Zs. f. dt. Geisteswissenschaft 1 (1938). D e r s . , Der Dom zu Naumburg (1939). Hierauf und zugleich auf Metz fußen die Deutungen von P. H i n z , Der Naumburger Meister (1951). Das Buch kann selbständigen wissenschaftlichen Wert nicht beanspruchen. Die marxistisch-leninistische Sicht bieten W. H ü t t , H. L. N i c k e l , P. F e i s t , Der Naumburger Dom, Architektur und Plastik (1956), wo S. 201 f. weitere Literatur verzeichnet ist. Meine eigene Auffassung habe ich dargelegt und ausführlich aus den Quellen begründet i n W . S c h l e s i n g e r , Meißner Dom und Naumburger Westchor. Ihre Bildwerke in historischer Betrachtung (1952). Zu einer ähnlichen Deutung, aber unter Vernachlässigung der historischen Zusammenhänge, gelangen A. S t a n g e und A. F r i e s , Idee und Gestalt des Naumburger Westchores (1955). Vgl. hierzu H. P a t z e , Gött. gel. Anz. 210 (1956), S. 206 ff. und H. B e u m a n n , Bll. f. dt. Landesgesch. 92 (1956), S. 487 f. Für Bischof Dietrich als geistigen Urheber des Westchors tritt wieder ein H. P r e 11 e r , Die heilige Elisabeth und der Naumburger Dom, Forsch, u. Fortschr. 33 (1959), S. 214 f. Auch E. S c h u b e r t und J. G ö r 1 i t z , Die Inschriften des Naumburger Doms und der Domfreiheit (1959), S. 6 nehmen
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Entstehung nach 1249 an. Die Begründung bleibt abzuwarten. Auf die Anführung der allgemeinen Werke von Dehio, Bruhns, Pinder, Panofsky, Jantzen und anderer wird hier verzichtet. Die Darstellung im Text geht in der Deutung der Quellen ihren eigenen Weg, in der Deutung des kunstgeschichtlichen Befunds folgt sie im allgemeinen Giesau, der aber viele Fragen offen läßt. Gegen Giesau und mit Küas vermag ich den Beginn der Arbeiten am Westchor nicht erst nach 1249 anzusetzen. Auch Giesau müßte vor allem nach seinen Ausführungen S. 58, 64 und 66 f. zu früherer Datierung kommen; nur durch die Urkunde von 1249 ist er zu seinem Ansatz verleitet worden. Die Urkunde besagt aber in keiner Weise, ob der Bau eines Stifterchors erst bevorstand oder bereits im Gange war. Die Ablaßurkunde von 1248 aber sagt klar, daß die notwendigen Mittel zu versiegen drohten. Unter solchen Umständen faßt man keine neuen großen Pläne, sondern begnügt sich, das Begonnene zu vollenden. Der Versuch Giesaus, Bischof Dietrich als denjenigen wahrscheinlich zu machen, der den Naumburger Meister von Mainz nach Naumburg zog (S. 65), muß als gescheitert betrachtet werden. Dietrich war 1246 nicht in Veitshöchheim, auch nicht in Frankfurt. Beide Urkunden sind Fälschungen erst der Neuzeit, vgl. die Bemerkungen Dobeneckers zu III Nr. 1312 und 1377. Für eine Anwesenheit Erzbisdiof Siegfrieds von Mainz in Naumburg 1244 spricht nichts. Verwiesen sei schließlich auf die ganz unabhängig von diesen Erwägungen durchgeführte Untersuchung über die Meißner Bildwerke, die ergab, daß die Naumburger Werkstatt etwa seit 1252 in Meißen tätig war (vgl. S. 94 ff.). Auch die neuerlichen Darlegungen Prellers, die gewiß wegen ihrer neuen Gesichtspunkte außerordentlich anregend sind, überzeugen mich nicht von der Urheberschaft Bischof Dietrichs. Es geht aus ihnen nur hervor, daß die Arbeiten am Westchor einige Jahre nach 1235 liegen müssen, was mit dem im Texte gegebenen Zeitansatz durchaus zusammentrifft. Der Gedanke, der Dombau zu Naumburg hänge zusammen mit dem Streite der beiden Kapitel („damit nicht nur das Recht, sondern auch der äußere Glanz für Naumburg als Bischofssitz spreche"), ist zuerst geäußert worden von S. L ü 11 i c h (Progr. 1898, S. 38). G i e s a u , S. 64 hat ihn dann auf den Westchor mit seinem Statuenzyklus übertragen, ohne indes den historischen Problemen, die sich damit ergaben, weiter nachzugehen. Mit allem Vorbehalt möchte ich noch auf eine Nachricht hinweisen, die vielleimt in diesen Zusammenhang gehört. Die Finanzlage des Hochstifts war in der Zeit Bischof Dietrichs ausgesprochen schlecht. Es waren Schulden vorhanden, die Burg Krossen, ein sehr alter Besitz des Bistums, hatte verpfändet werden müssen, und andere Besitzungen mußten verkauft werden (Dob. III 2668, IV 503 f., 726, 906). Der Bischof selbst sprach aus: „Not kennt kein Gebot" (pro necessitate, que legem, non habet). Die Finanzlage muß also wirklich sehr übel gewesen sein. Man ist natürlich geneigt, die hohen Kosten des Dombaus dafür verantwortlich zu machen. Dietrichs Nachfolger Meinher sagt über die Entstehung der Schulden 1273 nur allgemein, sie seien pro utilitate nostrae ecclesiae gemacht worden. Dietrich selbst spricht, sich 1258 deutlicher aus: pro nostrae ecclesiae libertale conservanda. Man kann dies auf Auseinandersetzungen mit den wettinischen Vögten und Landesherren beziehen. Näher liegt es, im Zusammenhang mit dem Dombau an die Abwehr der Zeitzer Ansprüche zu denken. Zeitz beanspruchte ja allen Ernstes, Kathedralkirche und mater der Naumburger Domkirche zu sein, was sich aus dem Vergleich von 1230 und vor allem aus der S. 122 zitierten Fälschung ergibt. So betrachtet, wäre der Dombau, die Ursache der Verschuldung, in der Tat ein Werk für die Freiheit der Naumburger Kirche gewesen, wenn die im Text geäußerten Vermutungen richtig sind.
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Anmerkungen
z u S e i t e 134ff.: Dietrich: Zur Wahl vgl. P. A l d i n g e r , Die Neubesetzung der deutschen Bistümer unter Innozenz IV. (1900), S. 17 ff. Mon. Erphesf. S. 238. Urkundliche Überlieferung bei Dob. III und IV. Domherr: II 1663. Propst: III 120, dazu A l d i n g e r , S. 18 Anm. 2. Mutter: IV 622 nennt er Günther von Crimmitschau consanguineus. Vgl. auch 512. Nach Or. Domstiftsarchiv Naumburg von 1271 Sept. 20 war seine Mutter die Schwester Meinhards von Wolftitz, Burggrafen von Zeitz. Peter: Dob. III 120, 448, 627, 1090, 1784; Leibniz, SS II S. 311. Lepsius S. 85 sagt, Dietrich sei 1252 auf dem Reichstag von Frankfurt gewesen. Nach J. K ä m p f , Geschichte des Deutschen Reichs während des großen Interregnums (1893), S. 130f., war es nicht der Fall. Vgl. auch Anm. zu S. 123ff. wegen Heinrich Raspes (Veitshöchheim, Frankfurt). Uber sein Eingreifen in die wettinische Familienfehde F. X. W e g e l e , Friedrich der Freidige (1870), S. 66. — Vgl. ferner Mon. Erphesf. S. 105, 115, 241 f., 245. Tod: Mencken II, S. 144 in Verbindung mit Dob. IV 726, 828. z u S e i t e 138ff.: Meinher: Urkunden bei Dob. IV. Uber die Herren von Werben E. L ü r ß e n , Ritterbürtige Geschlechter der Mark Meißen (1916), S. 29 ff., bes. S. 59 ff. Propst: Dob. III 1225. Zum Vertrag mit Markgraf Dietrich W e g e l e , S. 75. Tod: zwischen 1280 Aug. 20 und 1281 Jan. 8. Dob IV 1831, 1888. z u S e i t e 141: Ludolf: Dob. IV. Uber seine Abkunft L ü r ß e n , aaO., S. 76 Anm. 5. Tod: Thür.-sächs. Zs. f. Gesch. u. Kunst 1 (1911) S. 257. z u S e i t e 141 ff.: Bruno: Urkunden bei Dob. IV bis 1288. Für die Folgezeit ist man auf die Angaben bei Lepsius angewiesen. Vgl. ferner Mon. Erphesf. S. 292, 294. Herkunft: L e p s i u s , S. 168 Anm. 384. Stand: UB Erzst. Magdeburg Nr. 280. Vgl. M ü l l e r - A l p e r m a n n , S. 35 Anm. 36. Wahl: Thür.-sächs. Zs. f. Gesch. u. Kunst 1 (1911), S. 257. Die Urkunde beweist, daß die von Paul Lang gebrachte Nachricht, es sei zunächst ein gewisser Bartherius gewählt worden, der aber nach der Weihe gestorben sei, Fabelei ist. Sie beweist zugleich gegen L e p s i u s , S. 113, daß Bruno tatsächlich mit dem bisherigen Dompropst identisch ist. Es muß alsbald ein neuer Dompropst gleichen Namens, ein Oheim (patruus) des Bischofs gewählt worden sein, Dob. IV 2567. Aufenthalt in Rom: LHA Dresden Or. 1579. Tod: Mencken II, S. 121. Zum Landfrieden von Grimma vgl. W e g e l e , S. 112 Anm. 1 und UB Merseburg I Nr. 518. Nach der Zeugenreihe dieser Urkunde im Vergleich mit den bei Dob. IV 2975 genannten Vollstreckern des Landfriedens kann wohl kein Zweifel sein, daß er in den November 1288 zu setzen ist, während Dobenecker für Februar eintritt. Dann muß aber auch Friedrich Tuta beteiligt gewesen sein; bei der Art der Uberlieferung der Nachricht ist versehentliche Auslassung seines Namens sehr wohl möglich. Allgemein zum Landfrieden in Mitteldeutschland O. D o b e n e c k e r , Zs. d. V. f. Thür. Cesdi. N.F. 4, S. 529 ff. z u S e i t e 144: Verwüstungen: Die Greueltaten der Heere König Adolfs sind bekannt, vgl. W e g e l e , S. 196 f., aber schon vor 1287 sank die Martinskirche in Crimmitschau in einer Fehde in Trümmer. zu S e i t e 145: Kloster Marienthal: L. N a u m a n n ,
Zur Geschichte der Zisterzienser-
zu Seite 134—153 f.
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Nonnenklöster Hesler und Marienthal (Beiträge zur Lokalgeschichte des Kreises Eckartsberga 3, 1855); d e r s ., Geschichte des Kreises Eckartsberga (1927), S. 273 ff. zu S e i t e 147: Dietrich: W i l m a n s, Archiv d. Ges. f. alt. dt. Geschiditskde. 11, S. 181 ff. UB Merseburg I Nr. 145—160. Dob. II 1215, 1241, 1307, 1459. SS 23, S. 159, 168 f., 171 f., 174, 177 f., 181 ff., 205. SS 21, S. 246. SS 10, S. 190 bietet nichts. Zur Wahl vgl. R. S c h w e m e r , Innozenz III. und die deutsche Kirche (1882), S. 85 ff. Tod: SS 23, S. 186 zum 12. Oktober, ebenso das Merseburger Kalendar, UB Merseburg S. 1001 und das Güterverzeichnis des Domkapitels S. 1048; vgl. S. 1000 Anm. 9, wonach die Angabe SS 23, S. 190 Anm. 23 und W i 1 m a n s , S. 183 zu berichtigen sind. z u S e i t e 148: Lehnsurkunde 1210: CDSR I 3 Nr. 148, UB Merseburg I Nr. 157 a (S. 1087). Posse spricht von grober Fälschung, für die Kehr keinen Grund sieht. Die Urkunde ist nur in Abschrift erhalten. Unbefriedigend ist die Darstellung von F. G ü n t h e r , Die Entwicklung der Landeshoheit über Leipzig und im Leipziger Landkreise (1948), S. 29 ff. z u S e i t e 149: Interdikt 1215: SS 16, S. 268. z u S e i t e 149 ff.: Ekkehard: W i l m a n s , S. 183 ff. UB Merseburg I Nr. 161—246. Dob. II 1690 ff., 2080, 2087, III 424, 427 ff. SS 23, S. 177, 182, 186 f., 205, 223 ff., SS 10, S. 190 f. Mon. Erphesf. S. 92 f. Herkunft: UB Merseburg I Nr. 208 in Verbindung mit 237. Nach Chron. Mont. Ser. war er verwandt mit Propst Dietrich von Lauterberg, der der weitverzweigten Ministerialenfamilie von Landsberg entstammte. Kreuzzug: vgl. Anm. zu S. 114. Tod: Kai. UB Merseburg I, S. 986 in Verbindung mit der Angabe der Regierungsdauer SS 10, S. 191 und UB Merseburg I Nr. 249, die den Beginn des Pontifikats seines Nachfolgers Rudolf vor 1240 Juli 15 ergibt. Nr. 250 ist wohl versehentlich nochmals anno 110 datiert. — Der Bericht der Bischofschronik über die Ummauerung Merseburgs wird als richtig erwiesen durch UB Merseburg I Nr. 254 (extra muros), die Lehnsanerkenntnis Mgr. Heinrichs durch Nr. 260 (Baalsdorf) wenigstens wahrscheinlich gemacht. Der Hergang hat durchaus nichts Befremdliches; selbst wenn die Namen der bischöflichen Unterhändler falsch sein sollten, wie Kehr vermutet, darf man deshalb keineswegs den ganzen Bericht verwerfen. Vogtdrittel: UB Merseburg I Nr. 282. z u S e i t e 153: Rudolf: W i 1 m a n s , S. 186. UB Merseburg I Nr. 247—256. Herkunft: SS 10, S. 191 in Verbindung mit UB Merseburg I, S. 1019 Anm. zu August 30. Propst: ebenda Nr. 212. — Vgl. noch Mon. Erphesf. S. 99, 238: 1243 Juni 6 nimmt er Priesterweihen in Leipzig vor. Tod: UB Merseburg I S. 984 in Verbindung mit Nr. 257. Nichts anzufangen ist mit der Angabe der Bischofschronik über seine Amtszeit. z u S e i t e 153 f.: Heinrich I.: W i l m a n s , S. 186 f. UB Merseburg I Nr. 157—315. Dob. III 2332, 2389, 2418, 2653, 2728. SS 10. S. 191 f. Mon. Erphesf. S. 111. Tod: UB Merseburg I S. 987 in Verbindung mit Nr. 318, wo Friedrich noch als electus bezeich-
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Anmerkungen
net wird, dodi kann die vorhergehende zwiespältige Wahl eine lange Sedisvakanz zur Folge gehabt haben, so daß auch 1264 als Todesjahr möglich ist, oder gar 1263. Die letzte von Heinrich mir bekannt gewordene Urkunde ist datiert 1262 Okt. 8. z u S e i t e 155: Albert: SS 10, S. 192. UB Merseburg I Nr. 296. z u S e i t e 155ff.: Friedrich I.: W i l m a n s , S. 188 ff. UB Merseburg I Nr. 316—460, 531. Dob.IV, 1105, 1262, 1499. SS 10, S. 193. Tod: UB Merseburg I S. 994 in Verbindung mit Nr. 455 und 465. z u S e i t e 159ff.: Heinrich II.: W i l m a n s , S. 189ff. UB Merseburg I Nr. 465—626. SS 10, S. 193 f. Mon. Erphesf. S. 292, 294. Tod: UB Merseburg I S. 995 in Verbindung mit Nr. 625 und 629. Zur Auseinandersetzung mit den Wettinern: W e g e 1 e , S. 112, 152 ff. ; W a g e n f ü h r e r , S. 27, 34. Unbefriedigend ist wieder die Darstellung von G ü n t h e r , S. 37 ff. Audi die Karte ebenda S. 37 zeigt einen viel zu großen und geschlossenen Komplex als „Territorium des Bistums Merseburg im 12. und 13. Jh.". z u S e i t e 165 ff.: Klöster: M. H e i m b u c h e r , Die Orden und Kongregationen der katholischen Kirche, 2 Bde. (3. Aufl. 1933/4). Klosterverzeichnisse für die Diözesen Meißen, Merseburg und Naumburg bietet H a u c k III, S. 1039 f., IV S. 1026 ff.; für Sachsen L. B ö n h o f f , Sachs. Kirchen- und Schulblatt 57 (1907), Sp. 22 ff. ; für Thüringen R. H e r r m a n n , Thüringische Kirchengeschichte 1. Bd. (1937), S. 299 ff.; für das zu Sachsen-Anhalt gehörige Thüringen R. H e r r m a n n , Zs. d. V. f. thür. Gesch. 8 (1871), S. 77 ff.; für die Niederlausitz R. L e h m a n n , Niederlaus. Mitt. 16 (1924), S. 18ff.; für die Lande Heinrichs d. Erl. F. W. T i t t m a n n , Geschichte Heinrichs des Erlauchten (1850), S. 310 ff. (fehlerhaft); für das ernestinische Sachsen zur Reformationszeit P. K i r n , Friedrich der Weise und die Kirche (1926), S. 195 ff. Ein zeitgenössisches Verzeichnis der Klöster im Lande Herzog Georgs befindet sich im Landeshauptarchiv Dresden. H. G. H a s s e , Geschichte der sächsischen Klöster in der Mark Meißen und Oberlausitz (1888) ist unvollständig, unkritisch und ungenau. — Zur Verfassungsgeschichte der Klöster: G. S c h r e i b e r , Kurie und Kloster im 12. Jh., 2 Bde. (1910). H. H i r s c h , Die Klosterimmunität seit dem Investiturstreit (1913). G. T e l l e n b a c h , Die bischöflich passauischen Eigenklöster und ihre Vogteien (1928). R. M o l i t o r , Aus der Rechtsgeschichte benediktinischer Verbände, 2 Bde. 1928/32. Ph. H o f m e i s t e r , Von den Nonnenklöstern, A. f. kath. Kirchenrecht 114 (1934). St. H i l p i s c h , Die Doppelklöster (1928). H. G o e t t i n g , Die klösterliche Exemtion in Nord- und Mitteldeutschland vom 8. bis zum 15. Jh. A. f. U. 14 (1936), S. 105 ff. Th. M a y e r , Fürsten und Staat (1950). Speziell für Mitteldeutschland: G. R a t h g e n , Untersuchungen über die eigenkirchenrechtlichen Elemente der Kloster- und Stiftsvogtei vornehmlich nach thüringischen Urkunden bis zum Beginn des 13. Jhs., ZRG Kan. Abt. 17 (1928), S. 1 ff. J. E n g e l m a n n , Untersuchungen zur klösterlichen Verfassungsgeschichte in den Diözesen Magdeburg, Merseburg und Zeitz-Naumburg (1933). Ders., Die Hirsauer Reformbewegung in der Kirchenprovinz Magdeburg, Stud. u. Mitt. OSB 1935, S. 1 ff. G. B u r c k , Stand und Herkommen der Insassen einiger Klöster
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der mittelalterlichen Mark Meißen (Diss. 1913). Allgemeine Literatur über einzelne Orden geben Heimbudier und das Lexikon für Theologie und Kirche von Buchberger (1930,38), Neuauflage von Josef Höfer u. Karl Rahner (1957 ff.). Ich hebe hervor, was mir wichtig scheint. Benediktiner: B. A l b e r s , Consuetudines monasticae, 5 Bde. (1900/12). Ph. S c h m i t z , Geschichte des Benediktinerordens (1947 ff.), bisher vier Bände der deutschen Ausgabe. Grundlegend für die benediktinisdie Reform ist K. H a l l i n g e r , Gorze-Kluny, Studien zu den monastischen Lebensformen und Gegensätzen im Hochmittelalter (1950 51), vgl. dazu kritisch Th. S c h i e f f e r , A. f. mittelrhein. Kirchengesch. 4 (1952), S. 24 ff. G. T e i l e n b a c h , Zum Wesen der Cluniacenser, Saeculum 9 (1953), S.374ff. NeueForschungen überCluny und dieCluniaccnser,hrsg. G. T e i l e n b a c h (1959); darin bespricht Tellenbach S. 3 ff. neuere Literatur; wichtig die Kritik an Hallinger S. 6 ff. Benediktinerinnen: Ph. S c h m i t z , Geschichte der Benediktinerinnen (1959). Augustiner-Chorherren: A. v a n H t t e , Les Chanoines Réguliers de Saint-Augustin (1954). P. S c h r o e d e r , Die Augustinerregel, A. f. U. 9 (1926), S. 271 ff. J. C. D i c k i n s o n , The Origins of the Augustin Canons and their Introduction into England (1952). Weitere Literatur zur Regel Lex. f. Theol. u. Kirche 2 1, Sp. 1105. J. W i r g e s , Die Anfänge der AugustinerChorherren und die Gründung des Augustiner-Chorherrenstifts Ravengiersburg (Diss. 1928). J. M o i s , Das Stift Rottenbuch in der Kirchenreform des 11. bis 13. Jhs. (1953). Zisterzienser: Statuta capitulorum gen. ordinis Cisterciensis, 9 Bde. (1933 ff.). J. T u r k , Cistercii statuta antiquissima, Anal. Cist. 4 (1949). J. B. M a h n , L'ordre Cistercien et son gouvernement des origines au XIII. siècle (21951). L. L. Le k a i , The White Monks. A History of the Cistercian Order (1953), 1958 in deutsdier Ubersetzung. E. W e r n e r , Neue Texte und Forschungen zur Charta Caritatis (Literaturbericht), Forsch, u. Fortsdir. 29 (1955), S. 25 ff. F. W i n t e r , Die Cisterzienser des nordöstlichen Deutschlands, 3 Bde. (1868/71). A. H o l t m e y e r , Cisterzienserkirchen Thüringens (1906). H. S v o b o d a , Die Klosterwirtschaft der Cistercienser in Ostdeutschland (1930). B. S c h u l z e , Der Anteil der Zisterzienser an der ostdeutschen Kolonisation, Jb. f. brandenb. Landesgesdi. 2 (1951). E. G. K r e n i g , Mittelalterliche Frauenklöster nach den Konstitutionen von Citeaux, Anal. S. O. Cist. 10 (1954), S. 1 ff. E. H o f f m a n n , Das Konverseninstitut des Zisterzienserordens (1905). H. W i s w e , Grangien niedersächsischer Zisterzienserklösfer, Braunschw. Jb. 34 (1953), S. 5—134. Praemonstratenser: B. F. G r a s s l , Der Praemonstratenserorden, seine Geschichte und seine Ausbreitung bis zur Gegenwart; Beilage zu Analecta Praemonstratensia 10 (1934). P. F. L e f è v r e , La liturgie de Prémontré (1957). F . W i n t e r , Die Praemonstratenser des 12. Jhs. und ihre Bedeutung für das nordöstliche Deutschland (1865). Kanonissen: K. H. S c h ä f e r , Die Kanonissenstifter im deutschen Mittelalter (1907). Magdalenerinnen: A. S i m o n , L'ordre des Pénitentes de Ste. Marie Madeleine en Allemagne (Diss. 1918). Serviten: M. S o s s n a , Quellen und Literatur über den Servitenorden (Diss. 1910). G. Z i n k l , Der Orden der Diener Marias (1927); d e r s . , Die Servitenklöster in Deutschland vor der Reformation, Der Katholik 92 (1912 = 4. Folge Bd. 10), S. 26 ff. Franziskaner: H . H o l z a p f e l , Handbuch der Geschichte des Franziskanerordens (1909). F. de S e s s e v a l l e , Histoire générale de l'Ordre de St. François, 2 Bde. (1935/37). R. K r a u t h e i m e r, Die Kirchen der Bettelorden in Deutschland (1925). R. B a n a s c h , Die Niederlassungen der Minoriten zwischen Weser und Elbe im 13. Jh. (Diss. 1891). L. L e m m e n s , Niedersächsische Franziskanerklöster im Mittelalter (1896). Dominikaner: A. M. W a 1 z , Compendium historiac Ordinis Predicatorum (1930). Weitere Literatur über die Bettelorden bei J. H o l l e n s t e i n e r ,
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Anmerkungen
Die Kirche im Ringen um die christliche Gemeinschaft (1940), S. 498 ff. Für Thüringen vgl. F. S c h e e r e r , Kirchen und Klöster der Franziskaner und Dominikaner in Thüringen (1910). Klarissen: E. W a u e r, Entstehung und Verbreitung des Klarissenordens besonders in Deutschland (1906). Ritterorden: H. P r u t z , Die geistlichen Ritterorden (1908). M. T u r n i e r , Der Deutsche Orden im Werden, Wachsen und Wirken bis 1400 (1955) kann nur mit Einschränkung empfohlen werden. z u S e i t e 173: Frauenklöster und religiöse Frauenbewegung: H. G r u n d m a n n , Religiöse Bewegungen im Mittelalter (1935, grundlegend). z u S e i t e 176 f.: Peterskloster in Merseburg: O. R a d e m a c h e r , Das Kloster St. Petri in Merseburg (1913). H a 11 i n g e r, S. 403 ff. Quellen: SS 10, S. 184; 12, S. 244. Urkunden im UB d. Höchst. Merseburg I. z u S e i t e 177: Kloster beim Dom: Thietmar III, 16, hrsg. R. H o 11 z m a n n , S. 118. UB d. Höchst. Merseburg I Nr. 24. z u S e i t e 178: Zeitz: Man ist angewiesen auf die Bemerkungen bei C. P. L e p s i u s , Geschichte der Bischöfe des Hochstifts Naumburg, l.Theil (1846) und bei C. Z e r g i e b e l , Chronik von Zeitz, 3 Bde. (1896). Urkunden im UB des Höchst. Naumburg I und bei Dobenecker. Einiges ist den handschriftlichen Sammlungen Rosenfelds für den zweiten Band des Naumburger Urkundenbuchs (benutzt im Zentralarchiv Potsdam) entnommen. V i e l Material enthält das Ms. Devrients für den Band Naumburg der Germania Sacra im Landeshauptarchiv Weimar. Es wurde nachträglich verglichen. z u S e i t e 180f.: Georgenkloster: Eine brauchbare Monographie fehlt. Beachtung verdient wegen der eingestreuten Quellenzitate J. M. S c h a m e l i u s , Historische Beschreibung von dem Benediktinerkloster zu St. Georgen vor der Stadt Naumburg (1728). Vgl. auch L. N a u m a n n , Aus der Geschichte des Naumburger Bistums (1929), S. 4 f. Quellen: SS 10, S. 146, 150. Urkunden im UB des Höchst. Naumburg I und seiner ungedruckten Fortsetzung sowie bei Dobenecker. Den Spruch des Königsgerichts von 1165 druckte R a m a c k e r s im N A d. Ges. f. alt. dt. Gesch. Kde. 50 (1933), S. 621 f. Vgl. ferner E n g e l m a n n , Untersuchungen, S. 13: B u r c k , S. 20, 22, 24 f., 27 f. ; H a 11 i n g e r, S. 236 f. z u S e i t e 182: Nonnenkloster St. Moritz: UB d. Höchst. Naumburg I Nr. 120, 140, 152. N a u m a n n , S. 5 f. Schmölln: UB d. Höchst. Naumburg I Nr. 64. z u S e i t e 183 f.: Goseck: Chronicon Gozecense, SS 10, S. 140 ff.s dazu B u r c k , S. 16 ff. Hallinger ist geneigt, alle Nachrichten über den Verfall des Klosterlebens in vorkluniazensicher Zeit auf tendenziöse Berichterstattung zu schieben. Ich kann ihm hierin nicht folgen, denn dies setzte eine allzu konsequente Ver-
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leumdungstätigkeit der mönchischen Geschichtschreiber voraus. Auch kann es nicht befriedigen, wenn H. sich genötigt sieht, die Einführung der Hirsauer Reform z. B. in Pegau einfach damit zu begründen, daß es dem Gründer Wiprecht „so einfiel" (S. 407). z u S e i t e 184 ff.: Pegau: Eine neuere Monographie fehlt. Man ist angewiesen auf Chr. S c h ö t t g e n , Historie . . . Graf Wiprechts usw. (1749), Sect. II (S. 115 ff.): Historie des Klosters zu Pegau, und F. A. F u s s e l , Anfang und Ende des Klosters St. Jacob zu Pegau (1857). H a s s e , S. 19ff.; E n g e l m a n n , Untersuchungen, S. 10 f.; d e r s., Reformbewegung, S. 4 ff., 7 ff., 15. G o e t t i n g , S. 183. R a t h g e n , Register. B u r c k , S. 29 ff. H a 11 i n g e r, S. 405 ff. Vgl. auch A. G ü n d e 1, Landesverwaltung und Finanzwesen in der Pflege GroitzschPegau (1911), S. 3 ff., 166, 192 ff. J. H o h l f e l d , Stadtrechnungen als historische Quellen (1912), S. 118 ff. Bibliothek: H. P e t z h o 1 d in Gautzsch, A. d. sächs. Gesch. 1 (1843), S. 17ff., L. S c h m i d t in NASG 20 (1899), S. 13ff. Quellen: Annales Pegavienses SS 16, S. 232 ff., dazu C o h n , Mitt. der gesch.- und alt.forsch. Ges. d. Osterlandes 4 (1858), S. 472 ff., insbesondere S. 509 ff. Chron. Mont. Ser. SS 23, S. 201 ff. Anonymus de fundatione et benefactoribus ecclesiae Pigaviensis bei Mencken SS II, Sp. 101 ff.; Sp. 117 ff. das Kalendar des Klosters. Dazu das Fragment NASG 14 (1893), S. 324 ff. Urkunden bei Mencken II, Sp. 107 ff.; S c h ö t t g e n , Codex probationum im Anhang seiner Historie; L u d e w i g , Reliquiae manuscriptorum II (1720), S. 196 ff., 244 f., 262 ff., 267 f., 317 ff.; ferner einzelnes UB des Höchst. Merseburg I, Dobenecker und CDSR I, 2 und 3. z u S e i t e 186: Lausick: SS 16, S. 247. L. B ö n h o f f , Vor 800 Jahren. Sächs. Kirchen- und Schubl.55 (1905), Sp.569ff. K e i t e l (vgl. Anm. zu S. 367ff.), S.88ff. Schkölen: Sog. Ann. Vetero-Cellenses, Mitt. d. Dt. Ges. Leipzig I 2 (1874), S. 172. J. M. S c h a m e l i u s , Kurze historische Beschreibung von dem ehemaligen Kloster zu St. Moritz vor der Stadt Naumburg (1729), S. 35 ff. z u S e i t e 189 ff.: Bürgel: UB von Stadt und Kloster Bürgel, hrsg. P. M i t z s c h k e (1895). E n g e l m a n n , Untersuchungen S. 13 f. H e r r m a n n , S. 145 f. P. W e b e r , Hirsau — Paulinzella — Thalbürgel, Zs. d. V. f. thür. Gesch. NF. 12 (1902), S. 621 ff. Nicht verwendet wurde die Ausarbeitung Devrients für die Germania Sacra (Landeshauptarchiv Weimar). Zur Urkunde von 1136 vergleiche die Vorbemerkungen bei M i t z s c h k e Nr. 7, D o b e n e c k e r I Nr. 1315, DL III Nr. 84. Gegen den Inhalt läßt sich nichts einwenden. Er entspricht dem Hirsauer Formular, wie es 1114 für Paulinzella verwendet wurde; Dob. I 1099. Audi daß die Urkunden der Stifterin und die päpstliche Bestätigung, auf die Bezug genommen wird, nicht vorhanden sind, ist nicht verwunderlich, da das ältere Bürgeler Archiv um 1219 zugrunde ging. Ein Widerspruch zur Urkunde Bischof Udos von 1133 besteht allerdings, aber es ist sehr wohl denkbar, daß auf die Dauer der Wille der mächtigen Stifter den Widerstand des Bischofs zu überwinden wußte; den Ausschlag gab wohl der Papst. — Kirche: D e h i o , Handbuch Bd. 1 (3. Aufl. 1927), S. 353. E. L e h m a n n , Bemerkungen zum Staffelchor der Benediktinerklosterkirdie Thalbürgel, in: Festschr. Joh. Jahn (1958), S. l l l f f .
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Anmerkungen
z u S e i t e 192 ff.: Chemnitz: Urkundenbuch der Stadt Chemnitz und ihrer Klöster, hrsg. H. Errn i s c h (CDSR II 6), 1879. H. E r m i s c h, Geschidite des Benediktinerklosters zu Chemnitz, ASG. N. F. 4 (1878), S. 254 ff., 289 if.j 5 (1879), S. 193 ff. D e r s . , Die Beziehungen des Benediktinerklosters zu Chemnitz zur Pfarrei Penig, Mitt. d. sächs. Alt.-V. 26/27 (1877), S. 199 ff. L. S c h m i d t , NASG 20 (1899), S. 24 ff. E n g e l m a n n , Untersuchungen S. 7 ff. z u S e i t e 194 f.: Remse: UB von Stadt und Kloster Bürgel, hrsg. P. M i t z s c h k e (1895). K. G. E c k a r d t , Zur Geschichte dos Klosters Remse bei Waldenburg, ASG. III (1865), S. 203 ff. P ä t z o l d , Geschichte des Klosters Remse, Schönburgische Gesch. B1I. 2 (1895), S. 19 ff., 65 ff. W. S c h 1 e s i n g e r, Die Sdiönburgischen Lande bis zum Ausgang des Mittelalters (1935), S. 53 ff. z u S e i t e 195 ff.: St. Moritz in Naumburg: K. P. L e p s i u s , Kl. Schriften I (1854), S. 54 ff. Urkundenanhang ebenda; weitere Urkunden UB d. Höchst. Naumburg I und bei Dobenecker. Klösterlein: H a s s e , S. 61 ff.; K. M ü l l e r , Das Klösterlein Zelle bei Aue, Glückauf 23 (1903), S. 2 ff. z u S e i t e 197 ff.: Bosau: Eine neuere Monographie fehlt, sie wäre höchst wünschenswert. Nicht mehr brauchbar ist Joh. Georg Lackfelds Chronologia abbatum Bosaugiensium usw., hrsg. von J. M. S c h a m e ! i u s (1731). E n g e l m a n n , Untersuchungen, S. 9f. R a t h g e n , Register. Quellen: Paul L a n g e , Chronica Numbergensis ecclesiae (Mencken, SS II, S. 1 ff.) und ders., Chronica Citizensis ( P i s t o r i u s - S t r u v e , SS I, S. 1120 ff.) enthalten auch Nachrichten über Bosau, wo der Verfasser lebte. P. M i t z s c h k e , Die Legende von der Gründung des Klosters Posa, Mitt. Osterland 10 (1895), S. 457 ff. Urkunden bei S c h ö 11 g e n - K r e y s i g, DD et SS II S. 418ff. (Chartarium abbatiae Bosau). Für die ältere Zeit besser UB d. Höchst. Naumburg I und Dobenecker. zu S e i t e 200 ff.: Riesa: F. M ü h l m a n n , Beiträge zur Geschidite des Klosters und der Stadt Riesa (1881); danach H a s s e , S. 238 ff. B e n z , Die Anfänge des Klosters und der Propstei Riesa, BSKG 26 (1913), S. 181 ff. L. B ö n h o f f , Bildete die Propstei Riesa ein Archidiakonat des Meißner Hochstifts? Ebenda 17 (1904), S. 161 ff. E n g e l m a n n , Untersuchungen, S. 10. Quellen: Chron. Mont. Ser. SS 23, S. 166, 179, 222. Die älteren Urkunden des Klosters sind verstreut im CDSR, die jüngeren zumeist ungedrudct. Die Fundstellen sind bei Mühlmann und Benz zuverlässig angegeben. zu S e i t e 202 f.: St. Stephan in Zeitz: Wenige Bemerkungen bei E. Z e r g i e b e l , Chronik von Zeitz und den Zeitzer Dörfern (1896) und bei Lepsius. Urkunden: UB des Höchst. Naumburg und bei Dobenecker. Das meiste ist unveröffentlicht. z u S e i t e 203 ff.: Würzen: Chr. S c h ö t t g e n , Historie der Chur-sächsischen Stiftsstadt Wurtzen (1717). L. B ö n h o f f , Die Stiftungsurkunde des Wurzener Kollegiatstifts, BSKG 27 (1914), S. 1 ff. D e r s., Die Pfründen der Stiftskirche U. L. Frauen
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in Würzen, Mitt. d. Wurzener Gesch.- u. Alt.-V. II 2 (1916), S. 1 ff. Der Meinung Bönhoffs, die Zahl der Pfründen habe ursprünglich nur fünf betragen, kann ich mich nicht anschließen. D e r s., Würdenträger und Mitglieder des Wurzener Stiftskapitels bis zur Kapitulation, ebenda, S. 48 ff. Quellen: Stiftungsurkunde bei Bönhoff, weitere Urkunden und Statuten von 1362 mit späteren Erweiterungen bei Schöttgen. Vgl. auch CDSR II 1—3. z u S e i t e 205ff.: Lauterberg: H. G. B o t h e , Kurz gefassete historische Beschreibung des ehemaligen berühmten Augustinerklosters auf dem Petersberge (1748). C. R. W i c h m a n n , Chronik des Petersbergs bei Halle a. S. (1857). S. S c h u 11 z e G a l l e r a , Saalkreiswanderungen III (1920), S. 163 ff. G. K ö h 1 e r, Das Kloster des hl. Petrus auf dem Lauterberge b. Halle und die ältesten Grabstätten des erlauchten sächsischen Fürstenhauses (o.J., 1857?); mit Urkundenbeilagen. A. N e b e l , Die Anfänge und die kirchliche Rechtsstellung des AugustinerChorherrenstifts St. Peter auf dem Lauterberge, Thür.-sächs. Zs. f. Gesch. und Kunst 6 (1916), S. 113 ff. mit älterer Literatur. Völlig unzulänglich R. S p i n d l e r , Das Kloster auf dem Petersberge bei Halle. Seine Baugeschichte bis zur Restauration durch Schinkel (1918). Dagegen C. P l a t h n e r , Zur Baugeschichte des Klosters auf dem Petersberge, Thür.-sächs. Zs. 10 (1920), S. 65 ff., 11 (1921), S. 1 ff. H a s s e , S. 50 ff. H. K u n z e , Die kirchliche Reformbewegung des zwölften Jahrhunderts im Gebiet der mittleren Elbe und ihr Einfluß auf die Baukunst, Sachsen und Anhalt 1 (1925), S. 462ff. R a t h g e n , Register. E n g e l m a n n , Untersuchungen, S. 18 ff. W. H o 11 z m a n n , Wettinisdie Urkundenstudien, in Festschrift f. Rob. Holtzmann (1933), S. 167 ff. B u r c k , S. 39 ff. E. R u n d n a g e l , Die Chronik des Petersberges bei Halle und ihre Quellen (1929) und HZ142 (1930), S.542ff. Dazu S c h m e i d l e r , HZ144 (1931), S.296ff., und wiederum R u n d n a g e l , Festschr. f. R. Holtzmann, S. 154 Anm. 88. Die Chronik ist gedruckt SS 23, S. 130 ff. Weitere Quellen verzeichnet N e b e l , aaO. Eine Untersuchung zur Besitzgeschichte des Klosters fehlt. Sein Umfang in der Reformationszeit ergibt sich aus den im Landeshauptarchiv Dresden befindlichen Rechnungen (Loc. 8962 Des Klosters zu Petersberg Haushaltungssachen). Hier auch Or. 1289 die Urkunde Rudolfs von Habsburg von 1290. z u S e i t e 210 f.: Schmölln: R. S e y f a r t h , Geschichte der Stadt Schmölln (1938), S. 135 ff. z u S e i t e 212 ff.: Pforte: UB d. Klosters Pforte, hrsg. P. B ö h m e , 2 Bde. (1893/1915). G. A. B. W o l f f , Chronik des Klosters Pforte (1843/6). W. C o r s s e n , Alterthümer und Kunstdenkmäler des Cisterzienserklosters und der Landesschule zu Pforte (1868). P. B ö h m e , Zur Geschichte des Cisterzienserklosters St. Marien zur Pforte (Progr. 1873). D e r s., Pforte in seiner kulturgeschichtlichen Bedeutung während des 12. und 13. Jhs. Neujahrsbl. der Hist. Kom. d. Prov. Sachsen 1888. R. P a h n c k e , Schulpforte. Geschichte des Zisterzienserklosters Pforte (1956). W i n t e r , Register. E n g e l m a n n , Untersuchungen, S. 24 ff. H o 11 m e y e r, S. 82 ff., 213 ff., 275 ff. Ausführliche Ausarbeitungen über Pforte aus der Feder O. D e v r i e n t s befinden sich bei dessen Materialien für die Germania Sacra (Landeshauptarchiv Weimar) ; sie wurden für den Text nicht benutzt. Dasselbe gilt für Bürgel und Remse. Ältere Kirchenanlage: W. H i r s c h f e l d , Cistercienserkloster Pforte. Geschichte seiner romanischen Bauten und ein älteres Westwerk (1933). Gedicht: Nicolai de Bibera occulti Erfordensis carmen satiri-
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Anmerkungen
cum, In: Geschichtsqu. d. Prov. Sachsen I (1870). In Betracht kommen die Verse 1051 bis 1163. Zum Namen Pforte: P a h n c k e , S. 55 ff. Zum Besitzstand und seiner Bewirtschaftung neuerdings H. J a c o b , Die Bedeutung des Forstregals für den Landesausbau im Hodimittelalter (Diss. 1957), S. 53 ff. z u S e i t e 217ff.: Altzelle: E. B e y e r , Das Cisterzienser-Stift und Kloster Altzelle in dem Bistum Meißen (1852). Die für ihre Zeit hervorragende Arbeit sollte durch eine neue Darstellung ersetzt werden. Quellen: Annales Vetero-Cellenses, SS 16, S. 41 ff. Verzeichnis der Käufe und Schenkungen (saec. XIII.) im Bericht der Deutschen Gesellschaft zu Leipzig 1840, S. 32 ff.; Bruchstück eines Totenbuches, ebenda 1841, S. 1 ff. Die Urkunden regestiert B e y e r , S. 517 ff. Drucke der ältesten Stücke CDSRI 1, 2 und 3; vgl. auch G a u t s c h , A. d. sächs. Gesch. 1 (1843), S. 197 ff. L. S c h m i d t , Zur Geschichte der wissenschaftlichen Studien in den sächsischen Klöstern, 1. Altzelle, NASG 18 (1897), S. 201 ff. Hier S. 229 ff. der Bibliothekskatalog von 1514. O. H o l d e r - E g g e r , Uber eine Chronik aus Altzelle, NA d. Ges. f. alt. dt. Geschichtskunde 6 (1881), S. 399 ff. Zahl der Mönche 1540: Extract der Visitation 1540 LHA Dresden loc. 10297. Großweitzschen: ebenda Or. 890. Die Urkunde fehlt bei Beyer ebenso wie Or. 1055 von 1283 Okt. 21, die Gerichtsbarkeit betreffend. Eine von O. M ö r t z s c h gezeichnete Karte des Grundbesitzes des Klosters befindet sich im LHA Dresden in der großen Kartenmappe H. Beschorners. Bauten: C. G u r 1 i 11, Zisterzienserkloster Altenzella (1922). H. M a g i r i u s , Das Konversenhaus im Kloster Altzella, in: Festschr. Joh. Jahn (1958), S. 153 ff. Grabsteine: A. M a e d e b a c h , Die Grabdenkmäler der Wettiner um 1270 im Kloster Altzella, ebenda, S. 165 ff. Grabungen sind seit 1954 an der Kirche und der Klausur in Gang. Die Kirche war eine dreischiffige Basilika gebundenen Systems mit Vierung, Querarmen und Staffelchor, das Mittelschiff war kreuzrippengewölbt. Sie hat als einer der frühesten Backsteinbauten mit Hausteingliederung in Mitteldeutschland zu gelten. Vielleicht besteht ein Zusammenhang mit der Marienkirche in Freiberg, wo ebenfalls Formziegel gefunden wurden (frdl. Mitteilung von H. J. Krause). Vgl. Studienfahrt der Denkmalpfleger vom 17. bis 21. Sept. 1961, hrsg. vom Institut für Denkmalpflege in der Deutschen Demokratischen Republik (1961), mit Plan. Nicht zugänglich war mir H. Magirius, Kloster Altzella, Abriß seiner Kunstgeschichte (ungedr. Diss. Leipzig 1957, Drucklegung steht bevor). z u S e i t e 225ff.: Dobrilugk: UB d. Kl. Dobrilugk, hrsg. R. Lehmann (1941). R. L e h m a n n , Die ältere Geschichte des Cisterzienserklosters Dobrilugk in der Lausitz (1917). z u S e i t e 228ff.: Zschillen: C. P f a u , Grundriß der Chronik über das Kloster Zsdiillen (1909). B u r c k , S. 53 ff. E n g e l m a n n , Untersuchungen, S. 22 f. R a t h g e n , Register. W. H e i n i c h , Der älteste Landbesitz des Klosters Zschillen und die Flur Wiederau, Aus der Heimat für die Heimat, Beiblatt zum Burgstädter Anzeiger 1931. L. B ö n h o f f , Der Zschillener Archidiakonat des Meißner Hochstifts, NASG 31 (1910), S. 272 ff. Quellen: SS 23, S. 155, 162 f., 168, 174, 176, 230. Urkunden im UB d. Deutschordensballei Thüringen I S. 231 ff. R. G o 1 d s c h m i d t , Die Skulpturen von Freiberg und Wechselburg. Mit einem Beitrag von L. Giese (1924). Grabungen haben gezeigt, daß die Lettner-Rekonstruktion Gieses von falschen Voraussetzungen ausging. Der Lettner war kein
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Kryptenlettner, sondern befand sich an der Westseite der westlichen Vierungspfeiler, trennte also vermutlich das ganze Querhaus ab; vgl. H. K ü a s , Ein Beitrag zur Grabungsmethodik, in: Festschr. Joh. Jahn (1958), S. 87. Das Figurenprogramm wird hiervon nicht berührt. Die Bogenkonstruktion über der Kreuzigungsgruppe ist nachweisbar Original. Uber die in Gang gesetzten Wiederherstellungsarbeiten berichtet der Führer zur „Studienfahrt", vgl. bei Altzelle. z u S e i t e 231 ff.: Altenburg: J. L o b e , Die Pröpste des Bergerklosters in Altenburg, Mitt. d. gesch.- u. alt.forsch. Ges. d. Osterlandes 11 (1907), S. 213 ff. mit der verstreuten älteren Literatur. J. B l e i c h , Die Schreiber und Diktatoren des Bergerklosters zu Altenburg (Thür.) im 13. Jh. (Diss. Würzburg Masch.-Schr. 1940). E n g e l m a n n , Untersuchungen, S.21f. H e r r m a n n , Thür.Kirchengesch.I,S. 147f. Quellen: Ein lat. Gedicht des 14. Jhs. Quando claustrum iundatum est et a quo gab heraus P. M i t z s c h k e , Mitt. Osterland 9 (1887), S. 389 ff., dazu L ö b e , ebenda, S. 405 ff. Urkunden im Altenburger Urkundenbuch, hrsg. H. P a t z e (1955), und bei Dobenecker; vgl. Korrespondenzblatt des Gesamtvereins 1868, S. 18 ff. W. F l a c h , Das Testament des Propstes Jahn von Döhlen für das Bergerkloster in Altenburg, Zs. d. V. f. thür. Gesch. N. F. 30 (1933), S. 547 ff. Den Versuch einer Rekonstruktion der Gründungsurkunde Friedrich Barbarossas bietet H. P a t z e , Altenb. UB, S. 97* Anm. 3. Kirche: H. J. K r a u s e , Ein übersehener Backsteinbau der Romanik in Mitteldeutschland, in: Festschr. Joh. Jahn (1958), S. 89ff. Transsumt von angeblich 1279: H. P a t z e im Altenb. UB, S. 63' ff., 131* ff. z u S e i t e 234ff.: Lausnitz: P. D i e t z e , Geschichte des Klosters Lausnitz, Mitt. d. gesch.- u. alt.forsch. V. Eisenberg 17 (1902), S.3ff., 18 (1903) S.3ff. H e r r m a n n . S.146f. E n g e l m a n n , Untersuchungen, S. 20f. Quellen: Die Chronik von Kloster Lausnitz ist gedruckt von E. H a s e in Mitt. Osterland 8 (1875), S. 65ff. Dort auch S. 48 ff. Urkunden. Weitere Urkunden bei Dobenecker. z u S e i t e 237 ff.: Mildenfurth: R. D i e z e 1, Das Praemonstratenserkloster Mildenfurt b. Weida (Thüringen), Beitr. z. thür. KG 5 (1937), S. 1 ff. mit ausführlicher Besprechung der Quellen und älteren Literatur. Ich hebe hervor: R. H e r r m a n n , Weidaer Kirchengeschichte (1934), S. 31 ff. und C. G. B r a n d i s , Ein altes Bücherverzeichnis aus Mildenfurt, Festschr. f. Dobenecker (1929), S. 183 ff. Urkunden: UB d. Vögte von Weida, Gera und Plauen, hrsg. B. Schmidt, 2 Bde. (1885/92). Gründungslegende bei Arnold von Quedlinburg, Zs. d. V. f. thür. Gesch. NF 3 (1883), S. 399 ff. z u S e i t e 239ff.: Buch: J. G. S i e b e r , Zur Geschichte des Klosters Buch, in: Harthaer Heimatbuch, 1. Bd. (o.J.), S. 114 ff. C. W. H i n g s t , Das Kloster Buch (1865). D e r s . , Das Kloster Buch in seinem Ursprünge, Wachstum und Glänze, Mitt. d. sächs. Alt. V. 14 (1865), S. 64 ff. D e r s . , Der Kirchenkollaturbezirk des ehemaligen Klosters Buch.. Mitt. d. Alt. V. Leisnig 4 (1876), S. 59 ff. D e r s . , Annalen des Klosters Buch, ebenda 5—7 (1878—1886). H. B a 11 r e , Beiträge zur Geschichte des Klosters Buch (ungedr. Diss. Leipzig 1951). H a s s e , S. 117 ff. W i n t e r , Register. E n g c l m a n n , Untersuchungen, S. 29 f.
624
Anmerkungen
S c h m i d t , NASG 20, S. 9 ff. Quellen: Bruchstück einer Chronik des 16. Jhs. bei Mencken, SS II, S. 680, III, S. 878 f. Bruchstück einer Reimchronik, ebenda III, S. 934 f. Chronicon terrae Misnensis seu Buchense, hrsg. E. G e r s d o r f mit angefügtem Roten Buch des Klosters, Bericht der Deutschen Gesellschaft Leipzig 1839, S. 1 ff. Codex diplomaticus monasterii Buch, in: SchöttgenKreysig, DD et SS II, S. 171 ff. Die päpstliche Schutzurkunde von 1228 ist ungedruckt (LHA Dresden Or. 286). z u S e i t e 245 ff.: Meißen St. Afra: Th. F1 a t h e , Das Kloster der Augustiner-Chorherren zu Sanct Afra in Meißen, ASG NF 2 (1876), S. 61 ff., 97 ff. H. G r ö g e r , Tausend Jahre Meißen (1929), S. 128 ff., 277 ff. E n g e 1 m a n n , Untersuchungen, S. 17. B u r c k , S. 57 ff. H a s s e , S. 68 ff. (hier besonders unzuverlässig). Quellen: Urkunden CDSR II 4, Nr. 147—360. Kalendar bei Schöttgen-Kreysig, DD et SS II, S. 135 ff. Bibliothek: P e t z h o 1 d t , Serapeum 2 (1841), S. 134 ff. — Die von G r ö g e r , S. 129, gegebene Ubersetzung der Arenga der Stiftungsurkunde von 1205 ist unrichtig, infolgedessen sind auch die daraus gezogenen Schlüsse hinfällig. z u S e i t e 247 ff.: St. Thomas in Leipzig: H. R o t h e , Der Besitzstand des Leipziger Thomasklosters und dessen Bewirtschaftung und Verwaltung (Diss. 1927). G. W u s t m a n n , Geschichte der Stadt Leipzig (1905), S. 20ff. H a s s e , S.76ff. E n g e l m a n n , Untersuchungen, S. 23f. L. S c h m i d t , NASG 20 (1899), S. 27ff. R. S a c h s e , Ältere Geschichte der Thomasschule zu Leipzig (1912). Quellen: Urkunden CDSR II 9. z u S e i t e 251 ff.: Eisenberg: F. G. G o 11 e r , Nachrichten von dem Nonnenkloster in Eisenberg (1730). A. B a s e d o w , Beziehungen des Eisenberger Nonnenklosters zu Zwickau, Mitt. d. gesch.- u. alt. forsch. V. Eisenberg 35 (1922), S. 223 ff. Quellen: Urkunden bei Dobenecker. Wenig brauchbar, weil zu knapp, sind die Regesten über das Nonnenkloster zu Eisenberg von E. L ö b e in Mitt. d. V. f. Gesch. u. Alt.Kde. zu Kahla und Roda 3 (1885), S. 331 ff. z u S e i t e 254ff.: Hl. Kreuz in Meißen: K. S e e l i g e r , Das Kloster zum Heiligen Kreuz bei Meißen, Mitt. d. V. f. Gesch. d. Stadt Meißen 1 (1882), S. 22 ff., 2. Heft (1883), S. 1 ff. bietet alles Wesentliche. E. N e u b a u e r , Zur Geschichte des Kreuzklosters, ebenda 4 (1895), S. 111 ff. (Reformationszeit). F. R a u d a , Die Baukunst der Benediktiner und Zisterzienser im Königreich Sachsen und das Nonnenkloster zum Heiligen Kreuz bei Meißen, ebenda 10 (1917/18). G r ö g e r , S. 140 ff., 284 ff. E n g e 1 m a n n , S. 14 ff. B u r c k , S. 82 ff. Völlig ungenügend H a s s e , S. 247 f. Visitation 15-W: LHA Dresden Loc. 10 297 Extract . . . z u S e i t e 257ff.: Bautzen: F. S c h w a r z b a c h , Geschichte der Kollegiatkirche und des Kollegiatstifts St. Petri zu Bautzen im Mittelalter, N.Laus. Mag. 105 (1929), S. 76 ff. J. H. S e y 1 e r , Die Propstei zu St. Petri in Bautzen, ebenda 106 (1930), S. 80 ff. L. B ö n h o f f , Archidiakonat, Erzpriesterstuhl und Pfarrei Bautzen, ebenda 89 (1913), S. 125 ff. I i K n o t h e , Die geistlichen Güter in der Ober-
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lausitz, ebenda 66 (1890), S. 192 ff. R. N e e d o n , Die Schule des Bautzner Domstifts im Mittelalter, ebenda 103 (1927), S. 237 ff. D e r s. , über die Gründung des Domkapitels St. Petri zu Bautzen, Bautzner Geschichtshefte 4 (1921), S. 29 ff. G. K r u m b i e g e l , Uber die Einkünfte des Domstifts St. Petri zu Budissin, vornehmlich im Mittelalter, ebenda 2 (1916), S. 1 ff. (unzureichend). H. K n o t h e , Die Pröpste des Kollegiatstifts St. Petri zu Bautzen 1221—1562, NASG 11 (1890), S. 17 ff. Quellen: Urkunden im Cod. dipl. Lus. I (2. Aufl. 1856), dazu CDSR II 1—3. F. P. (d. i. Prihonsky), Statuten des Collegiatstifts St. Petri zu Budissin (1858). Weiteres bei S c h w a r z b a c h , S. 111. zu S e i t e 260 f.: Großenhain: Am besten L. B ö n h o f f , NASG 35 (1914), S. 243 f. O. M ö r t s c h , Historisch-topographische Beschreibung der Amtshauptmannschaft Großenhain (1935), S. 30. K. v. B r u n n gen. v. K a u f f u n g e n , Das Domkapitel von Meißen im Mittelalter (Diss. 1902), S. 69. Quellen: Die wenigen Urkunden, die meist nur den Propst als Zeugen nennen, CDSR II 1—3. Wichtig vor allem Cod. dipl. Lus. I 2 Nr. 21 und CDSR II 1 Nr. 122. Idi bin mir bewußt, daß das im Text Dargelegte völlig ungenügend ist, vermag ich doch nicht einmal den Ort der Kollegiatkirche mit Bestimmtheit anzugeben. Aber die Quellenlage ist so, daß in den mir gesteckten Grenzen mehr nicht zu ermitteln war. Ob eine Spezialuntersuchung zum Erfolg führen würde, ist fraglich; sie wäre trotzdem erwünscht. — Bönhoff nimmt zwei getrennte Kapitel unter einem Propste an,- die Gründung des Zscheilaer Kapitels schreibt er Bischot Bruno, die des Großenhainer Heinrich dem Erlauchten zu. Das hat viel für sich, doch halte ich die spätere tatsächliche Vereinigung der Kapitel für wahrscheinlicher. Nach Mörtzsch dauerte die Verbindung nur bis 1485 an, doch ist noch 1490 der Propst zum Hayne Vorsteher des Kapitels in Zscheila. — Archidiakonat: CDSR II 4 Nr. 389 b, falls Zrudowe der nicht im Original überlieferten Urkunde in Zcsilowe emendiert werden darf. zu S e i t e 261 f.: Crimmitschau: H. W i e m a n n , Geschichte des Augustiner-Klosters St. Martin und der Karthause bei Crimmitschau (1941), mit ausführlichem Quellenverzeichnis und älterer Literatur. Fälschung zu 1222: Altenburger UB, S. 99* ff. Papsturkunde von 1298 LHA Dresden Or. 1578. Das Regest bei Wiemann ist leider wie die meisten seiner Regesten unzureichend. zu S e i t e 262 ff.: Grünhain: L. E n d e r l e i n , Kloster Grünhain (Zisterzienser) im westlichen Erzgebirge (1934). Besser ist die Entstehungsgeschichte des Klosters dargestellt bei L ö s c h e r - V o i g t , Heimatgeschichte der Pflege Stollberg i. E. (1933 ff.) Lieferung 6. Quellen: Urkunden bei Schöttgen-Kreysig II, S. 526 ff., und bei Dobenecker. Weiteres verzeichnet E n d e r l e i n , S. 170 ff. zu S e i t e 266 f.: Neuzelle: W. O e 1 m a n n , Das Stift Neuzelle (Diss. 1937) mit ausführlicher Besprechung der Quellen und älteren Literatur. D e r s . , Die Entwicklung der Kulturlandschaft im Stift Neuzelle (1950). UB des Klosters Neuzelle, hrsg. T h e u n e r und L i p p e r t , 2 Hefte (1897/1924). zu S e i t e 267: Großenhain: O. M ö r t z s c h , 40 Schlesinger II
Historisch-topographische Beschreibung der
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Anmerkungen
Amtshauptmannschaft Großenhain (1935), S. 32. G a u t s c h , A. d. sächs. Gesch. 1 (1843), S. 100 f. Radeburg: M ö r t z s c h , S. 66. K. T o l l e r , Das ehemalige Kloster der Marienknechte zu Radeburg (o. J.). zu S e i t e 267f.: Grimma: C. G. L o r e n z , Die Stadt Grimma im Kgr. Sachsen historisch beschrieben, 3 Bde. (1856/71). Urkundenbuch der Stadt Grimma und des Klosters Nimbschen, hrsg. L. S c h m i d t = CDSR II 15. zu S e i t e 268: Lissen: Dob. II 1667, III 2489, IV 57, 1831. zu S e i t e 270: Urkunde 1251: CDSR II 15, Nr. 251. z u S e i t e 271 ff.: Leipzig: G. W u s t m a n n , Geschichte der Stadt Leipzig 1. Bd. (1905), S. 37 ff. Urkunden: UB der Stadt Leipzig, hrsg. J. F ö r s t e m a n n , 3. Bd. (1894) = CDSR II 10. über den angeblichen Ursprung des Klosters in Merseburg vgl. I r m i s c h , Sachsen und Anhalt 6 (1930), S. 143 Anm. 676. z u S e i t e 273 ff.: Nimbschen: K. S e i d e l , Der Besitzstand des Klosters Nimbschen in und um Torgau (Diss. 1911). C. G. L o r e n z , Die Stadt Grimma im Kgr. Sachsen historisch beschrieben, 3 Bde. (1856 ff.). H a s s e , S. 270 ff. W i n t e r II (wie Anm. zu S. 165 ff.), S. 53 ff. E n g e 1 m a n n , S. 31 f. Urkunden: Urkundenbuch der Stadt Grimma und des Klosters Nimbschen, hrsg. L. S c h m i d t (1895) «= CDSR II 15, S. 173 ff. Nachträge dazu NASG 16 (1895), S. 307 ff. z u S e i t e 276 f.: Beuditz: W i n t e r II, S. 49 f. H o 11 m e y e r , S. 133. Urkunden: Reliquiae diplomaticae sanctimonialium Beudizensium, Schöttgen-Kreysig II, S. 369 ff. Dobenecker III. IV. z u S e i t e 278: Greißlau-Langendorf: F. G e r h a r d t , Das Kloster Langendorf, Thür, sächs. Zs. 4 (1914), S. 2ff. W i n t e r II, S.50f. H o l t m e y e r (wie Anm. zu S. 165ff.), S. 132, 326 ff. Dob. III. IV ; dazu Originalurkunden des LHA Dresden. z u S e i t e 279: Petersberg: P. D i e t z e , Geschichte des Klosters und der Parochie Petersberg, Mitt. d. Gesch. V. Eisenberg 14 (1899), S. 3 ff. (mit Angabe der meist ungedruckten Quellen). z u S e i t e 279f.: Stadtroda: E. L o b e , Das Zisterzienser-Nonnenkloster in Roda, Mitt. d. Gesch. V. Kahla und Roda 2 (1884), S. 20 ff. H o l t m e y e r , S. 141 ff., 164 f., 314 ff. Urkunden bei Dobenecker. z u S e i t e 280: Frauenprießnitz: H e r r m a n n , S. 167. H o l t m e y e r , Irrig W i n t e r II, S. 52. Urkunden bei Dobenecker.
S. 148f., 348ff.
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z u S e i t e 281: Altenburg: v. d. G a b e 1 e n z , Zur ältesten Geschichte des Nonnenklosters Maria Magdalena in Altenburg, Mitt. d. Ges. d. Osterlandes 5 (1862), S. 422 ff. Vgl. ebenda 6, 117 ff. ; 10, 355 ff. Urkunden im Landesarchiv Altenburg, bis 1350 im Altenburger UB., hrsg. H. P a t z e (1955). z u S e i t e 281 f.: Frankenhausen: H. W i e m a n n , Geschichte des Zisterzienser-Nonnenklosters Frankenhausen bei Crimmitschau (1938), mit Verzeichnis der Quellen und älteren Literatur. Urkunden: Schöttgen-Kreysig II, S. 510 ff. und Dobenecker. z u S e i t e 282 ff.: Sitzenroda/Dörschnitz: G. S p e c h t , Das Kloster Sitzenroda und seine Klosterdörfer (Diss. 1913), mit Verzeichnis der Quellen und Literatur. Urkunden: C. F. S e y f f a r t h , Diplomatische Nachrichten von dem ehemaligen Jungfrauenkloster Marien-Pforte zu Sitzenroda (1773). G. S p e c h t , Ungedruckte Urkunden vom Kloster Sitzenroda, Mitt. d. Gesch. V. Würzen 2 (1914), S. 27 ff. Schutzurkunde Innozenz' IV. für Dörschnitz von 1250 LHA Dresden Or. 478. z u S e i t e 284f.: Geringswalde: R. H o f m a n n und C. M ü 11 e r , Gründung und Geschichte des Klosters Geringswalde (1920). C. M ü l l e r , Schönburg, Geschichte des Hauses bis zur Reformation (1931), S. 31 ff. J. G. S i e b e r im Harthaer Heimatbuch, 1. Bd. (o. J.), S. 71 ff. Urkunden: C. H. A. B e r n h a r d i , Beytrag zu einer Geschichte des Städtleins Geringswalde (1777). C. A . T o b i a s , Regesten des Hauses Schönburg . . . bis 1326 (1865). Th. S c h ö n , Geschichte des Fürstlichen und Gräflichen Gesamthauses Schönburg, 8 Bde. und Naditragsband (1901/10). Dobenecker. z u S e i t e 285f.: Sornzig: Uber das Kloster war bisher außer seiner Existenz so gut wie nichts bekannt; vgl. H a s s e , S. 277 f. Winter nennt es nicht. Die Uberlieferung ist nicht schlecht, aber unveröffentlicht. Die Angaben im Text beruhen auf Originalen des L H A Dresden. Eine Monographie wäre erwünscht. z u S e i t e 286f.: Mühlberg: S c h m i d t , Geschichte des Mühlberger Marienklosters (1920). M. L o r e n z , Kloster Güldenstern (1928). W i n t e r II, S. 57 f. Urkunden: G. C. K r e y s i g , Beyträge zur Historie derer Chur- und Fürstlichen Sächsischen Lande 1 (1754), S. 107 ff. Größe des Konvents 1540: Extrakt der Visitation 1540, LHA Dresden loc. 10 297. z u S e i t e 287f.: Staudia'Döbeln: C. S. H o f f m a n n , Historische Nachrichten von dem ehemaligen Jungfrauenkloster in Staucha (1803). T. M ä r c k e r , Das Burggrafthum Meißen (1842), bes. S. 291 f. C. W . H i n g s t , Chronik von Döbeln und Umgebung (1872), S. 94 ff. H i n g s t in Moschkau, Saxonia 2 (1377), S. 82 f. B. K e l l e r , Kirchliche Chronik der Stadt Döbeln (1900), S. 11 f. ist mehr als dürftig. H a s s e , S. 250 ff. Urkunden im LHA Dresden. Die von 1261 ist gedruckt bei H a s c h e , Mag. d. sächs. Gesch. 7 (1790), S. 592 f. Die Stiftung im Jahre 1222 geht hervor aus LHA Dresden Or. 963. 40-
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Anmerkungen
z u S e i t e 288f.: Freiberg: K 1 o t z s c h , Geschichte des vormahligen Jungfrauenklosters zu Freyberg, in: Sammlung vermischter Nachrichten zur Sächsischen Geschichte 7 (1772), S. 1 ff. K. G a u t s c h , Das Freiberger Jungfrauenkloster und seine Aufhebung, Mitt. d. Freiberger Alt.V. 17 (1880), S. 33 ff. Unbrauchbar H a s s e , S. 276 f., vortrefflich B u i c k , S. 102 f. Urkunden: CDSR II 12, S. 396 ff. z u S e i t e 290: Großenhain: M ö r t z s c h , Hist.-top.-Besdir. d. A.H. Großenhain (1935),S.31 f. G. W. S c h u b e r t h , Chronik der Stadt Großenhain (1877/92), S. 43ff. z u S e i t e 290ff.: Marienthal: J. B. S c h ö n f e l d e r , Urkundliche Geschichte des königl. Jungfrauenstifts St. Marienthal (1834). Darauf fußend H a s s e , S. 280ff. W i n t e r II, S. 58. H. K n o t h e , N.Laus. Mag. 66 (1890), S. 182ff. D e i s . , Die Laienbrüder oder Conversen der beiden sächsischen Cistercienserinnen-Klöster Marienstern und Marienthal, NASG 9 (1838), S. 29ff. E n g e l m a n n , S. 33. Urkunden: R. D o e h 1 e r , Urkunden des Klosters St. Marienthal, N.Laus. Mag. 78 (1902), S. 1 ff. (Regesten). Cod. dipl. Lus. I 2 . E r b e n - E m i e r , Reg. Boh. J. P r o c h n o , Regesten zur Geschichte der Stadt und des Landes Zittau 1234—1437, N.Laus. Mag. 113 (1937), S. 79 ff., 114 (1938), S. 1 ff. Die Stiftungsurkunde jetzt am besten Cod. dipl. regni Boh. III Nr. 176. Vgl. dazu J. B a u e r m a n n , Die ältesten Urkunden f. Kloster St. Marienthal 1234—1245, N.Laus. Mag. 99 (1923), S. 99 ff., dessen Kritik aber über das Ziel hinausschießt. z u S e i t e 292 ff.: Marienstern: H. K n o t h e , Urkundliche Geschichte des Jungfrauenklosters Marienstern (1871). Danach H a s s e , S. 300 ff. W i n t e r II, S. 58 f. E n g e l m a n n , S. 30. Urkunden: N.Laus. Mag. 43 (1866), S. 383 ff. Vgl. ebenda 65 (1889), S. 295 ff. und 30 (1853) Anhang; Cod. d. Lus. R CDSR II 7. Zwei Bogen Urkunden des Klosters Marienstern (1222—1350) wurden dem N.Laus. Mag. 35 (1869) als Beilage beigegeben. Es existieren nur noch wenige Exemplare, von denen mir keins zugänglich war (zitiert bei Knothe als Cod. d. Lus. sup. II). Vgl. R. J e c h t , N.Laus. Mag. 115 (1939), S. 111. Zinsregister 1374/82: Das Zinsregister des Klosters Marienstern, hrsg. W. H a u p t und J. H u t h (1957). z u S e i t e 294: Guben: R. L e h m a n n , Niederlaus. Mitt. 16 (1923), S. 21 ff. H. J e n t s c h , Kirchliches aus den ältesten Gubener Stadtbüchern, ebenda 13 (1917), S. 118 ff. Völlig unbrauchbar ist W. S a u ß e , Geschichte des Jungfrauenklosters und der Klosterkirche vor Guben, N.Laus. Mag. 43 (1866), S. 155 ff. Die wenigen verstreuten Urkunden zitiert Lehmann. z u S e i t e 300: Urkunden von 1238 und 1243: L e p s i u s , S. 78 f. CDSR II 1 Nr. 124. Böhmen: Chronica fratris Jordani, hrsg. H. B o e h m e r (1908), S. 83 mit Anm. 3. z u S e i t e 300f.: P. S c h l a g e r , Inschriften auf Chorstühlen in mittelalterlichen Franziskanerkirchen, Beitr. z. Gesch. d. sächs. Franziskanerprovinz 1 (1908), S. 1 ff. D e r s . , Verzeichnis der Klöster der sächsischen Franziskanerprovinzen, Fran-
z u S e i t e 288—305 f.
629
zisk. S t u d i e n 1 (1914), S. 230 ff. H i e r S. 294 A b d r u c k d e r d i e sächsische P r o v i n z b e t r e f f e n d e n A b s c h n i t t e des sog. P r o v i n c i a l e v e t u s t i s s i m u m v o n ca. 1340. — J . B ü h r i n g , U r k u n d e n u n d A u s z ü g e z u r Geschichte C a p i s t r a n o s u n d des B a r f ü ß e r k l o s t e r s zu A r n s t a d t , A l t - A r n s t a d t 3 (1906), S. 76 f. druckt ein K l o s t e r v e r z e i c h n i s d e r zwölf sächsischen K u s t o d i e n v o n a n g e b l i c h 1260 ( G e n e r a l k a p i t e l v o n N a r b o n n e ) , u n d d i e s ü b e r n a h m R. H e r r m a n n , T h ü r . Kirchengeschichte I, S. 179. Es h a n d e l t sich a b e r g a r nicht u m e i n e o r i g i n a l e Q u e l l e , s o n d e r n u m e i n e Z u s a m m e n s t e l l u n g des P. A e g i d i u s B l u m e n b e r g in d e s s e n C o m p e n d i u m c h r o n o l o g i c u m P r o v i n c i a e S a x o n i a e (1759). Daß d a s V e r zeichnis nicht d e n Z u s t a n d v o n 1260 w i e d e r g i b t , e r g i b t sich a u s d e r N e n n u n g v o n Seußlitz ( g e g r ü n d e t 1272) u n d W e i ß e n f e l s (1284). Bei d e r K u s t o d i e Leipzig s t e h t als Nr. 6 W i t t e n b e r g , d a f ü r ist sicher W e i d a zu lesen, w i e d a s V e r z e i c h n i s v o n ca. 1340 sicherstellt. Die v o n H e r r m a n n , S. 180 f ü r d i e s e s K l o s t e r gez o g e n e n Schlüsse e n t f a l l e n d a m i t . z u S e i t e 301 : Leipzig: C. E v e r s , D a s F r a n z i s k a n e r B a r f ü ß e r k l o s t e r zu Leipzig (1880). G. W u s t m a n n , Geschichte d e r S t a d t Leipzig (1905), S. 42 ff., 174 ff., 179 ff. H. K ü a s , Ein B e i t r a g z u r G r a b u n g s m e t h o d i k , in: Festschr. J o h . J a h n (1958), S. 83 ff. Q u e l l e n : CDSR II 10, S. 253 ff. z u S e i t e 302 ff.: Z w i c k a u : H e r z o g , C h r o n i k v o n Zwickau, 3 Bde. (1839—45), bes. I, S. 153 ff. H a s s e , S. 174 ff. J. G. W e 11 e r , Nachricht v o n e i n e m a l t e n T e r m i n i s o d e r T e r m i n i e r b u c h e , in: A l t e s a u s a l l e n T h e i l e n d e r Geschichte, 2. Bd. (1766), S. 745 ff. F. D o e 11 e , O.F.M., R e f o r m a t i o n s g e s c h i c h t l i c h e s a u s K u r s a c h s e n (1933), S. 31 ff. Vgl. A.-R. F r ö h l i c h , Die E i n f ü h r u n g d e r R e f o r m a t i o n in Zwickau, Mitt. d. Alt.-V. Z w i c k a u 12 (1919), S. 61 ff. O. C 1 e m e n , R e s t e d e r B i b l i o t h e k des F r a n z i s k a n e r k l o s t e r s in Zwickau, F r a n z i s k . S t u d i e n 17 (1930). zu S e i t e
304:
A l t e n b u r g : W a g n e r , Mitt. O s t e r l d . 2 (1845/48), S. 394 ff. F. D o e i l e , R e f o r m a t i o n s g e s c h i c h t l i c h e s a u s K u r s a c h s e n (1933), S. 3 ff. H e r r m a n n , S. 180. Q u e l l e n : G l a ß b e r g e r s C h r o n i k , A n a l e c t a F r a n c i s c a n a II (1887), S. 62 f. u n d C h r o n i c a f r a t r i s J o r d a n i , hrsg. H. B o e h m e r (1908), S. 59 f. Es s i n d z w e i K a p i t e l in A l t e n b u r g zu scheiden, e i n s f a n d 1239, e i n s 1241 o d e r 1242 s t a t t . A l t e n b u r g e r UB., Nr. 227, 339, 405, 481, 580. W e i l e r I, S. 1 ff. zu S e i t e
305:
Zeitz: E. Z e r g i e b e l , C h r o n i k v o n Zeitz, 3. Bd. (1894), S. 123 f. A b l a ß b r i e f v o n 1266 u n d K i r c h w e i h e 1279: UB d. Höchst. N a u m b u r g II, M a n u s k r i p t R o s e n felds, b e n u t z t im Z e n t r a l a r c h i v P o t s d a m . W e i d a : H. G. F r a n c k e , Schicksale u n d B e s c h r e i b u n g des F r a n z i s k a n e r k l o s t e r s in W e i d a , J a h r e s b e r . d. V o g t l d . alt.-forsch. V. H o h e n l e u b e n 81/83 (1913), S. 1 ff. R. H e r r m a n n , W e i d a e r Kirchengeschichte (1934), S. 56 ff. J. S c h m i d t , Die B i b l i o t h e k des F r a n z i s k a n e r k l o s t e r s in W e i d a , F r a n z . S t u d i e n 17 (1930), S. 90 ff. Q u e l l e n a n h a n g b e i Francke, e i n i g e w e i t e r e U r k u n d e n im UB d. V ö g t e v o n W e i d a , h r s g . B. Schmidt. z u S e i t e 305 f.: Torgau: G r u 1 i c h , Denkwürdigkeiten der kursächsischen Kurfürstlichen R e s i d e n z T o r g a u (1855), S. 244 ff. E. H e n z e in V e r ö f f . d. T o r g a u e r Alt.-V.
630
Anmerkungen
13/14 (1901), S. 22 ff. C. K n a b e , Geschichte der Stadt Torgau (2. Aufl. 1925), S. 43. Die w e n i g e n Urkunden sind gedruckt UB Torgau, hrsg. C. K n a b e (1902). i u S e i t e 306: Oschatz: C. S. H o f f m a n n , Historische Beschreibung der Stadt, des Amtes und der Diözese Oschatz, 1. Theil (2. Aufl. 1872), S. 69 ff., 353 ff. J. P e t z h o l d t , Bibliotheca Oschatziensis (1851). Inschrift: Beitr. z. Gesch. d. sächs. Franziskanerprovinz 1 (1908), S. 15. Die P a p s t u r k u n d e v o n 1246 fehlt bei Potthast, hat sich auch im LHA Dresden nicht auffinden lassen. Doch ist wohl an der bestimmten A n g a b e H o f f m a n n s nicht zu zweifeln. z u S e i t e 307 f.: Meißen: P. M a r k u s , Das Franziskanerkloster in Meißen, Mitt. d. V. f. Gesch. d. Stadt Meißen 2 (1891), S. 311 ff. H. G r ö g e r , Tausend J a h r e Meißen (1929), S. 299 ff. F. D o e l l e , Aus den letzten Tagen der Franziskaner zu Meißen, Franz. Studien 1 (1914), S. 65 ff. U r k u n d e n : CDSR II 4, S. 272 ff.; II 1, Nr. 194, 198, 214. z u S e i t e 308: Dresden: G. M ü 11 e r , Das Franziskanerkloster in Dresden, BSKG 5 (1890), S. 91 ff. H a s s e , S. 185 ff., mit Abdruck der erhaltenen Rechnungen. Urkunden: CDSR II 5 S. 288 ff. Kapitel 1265: Anal. Franc. II (1887), S. 76. Chronica Jordani, S. 63. z u S e i t e 309: Freiberg: K 1 o t z s c h , Geschichte des ehemaligen Franciscaner-Klosters zu Freyberg, in: Sammlung vermischter Nachrichten zur Sächsischen Geschichte 1 (1767), S. 149 ff. mit U r k u n d e n a n h a n g . H a s s e , S. 169 f. Kapitel: Chronica Jordani, S. 63, 65. Die U r k u n d e n sind zu benutzen im CDSR II 12. Gardian 1283: II, 1, Nr. 257. z u S e i t e 310ff.: Bautzen: E d e l m a n n , Das Franziskaner-Kloster in Bautzen, N.Laus. Mag. 49 (1872), S. 1 ff. H. K n o t h e , ebenda 66 (1890), S. 174 ff. U r k u n d e n a n h a n g bei E d e l m a n n . W e i t e r e s Cod. dipl. Lus I 1 , wichtig insbes. Nr. 97 und 246. SS rer. Lus. N. S. I, S. 274 Anm. und N.Laus Mag. 96 (1920), S. 113 mit dem Bem e r k u n g e n R. J e c Ii t s , S. 118. z u S e i t e 313 f.: Görlitz: R. J e c h t , Geschichte der Stadt Görlitz, 1. Bd. (1922/20), S. 34, 97 f., 149. W. J e c h t , N.Laus. Mag. 95 (1919), S. 15 ff. H . K n o t h e , N.Laus. Mag. 66 (1890), S. 173 f. E. K o c h , Zweierlei Franziskaner in der Oberlausitz, ebenda 91 (1915), S. 122 ff. und 92 (1916), S. 215 ff. Bibliothek: F. D o e l l e , Reformationsgeschichtliches aus Kursachsen (1939), S. 199 ff. Quellen: SS rer. Lus. N. S. I S. 265 ff. ; dazu R. J e c h t , N.Laus. Mag. 96 (1920), S. 112 ff. und Quellen zur Geschichte der Stadt Görlitz (1909), S. 208 ff.; Chronica Jordani, S. 63, 68. Die Ä u ß e r u n g Capristrans lautet: Saecuiares videnles vos comedenles, putant vos eis similes homines. Quando aulem vestrae praesentiae penuriam habebunt, pulabunt vos angelos. Anal. Franc. II, S. 343. z u S e i t e 315: Cottbus: R. L e h m a n n , Niederlaus. Mitt. 16 (1922/23), S. 14 f., mit A n g a b e der wenigen Quellen und älteren Literatur. D e r s . , Geschichte des Markgraftums Niederlausitz (1937), S. 121 f.
zu Seite 306—323
631
Sorau: L e h m a n n , Mitt., S. 29. Urkunden scheinen überhaupt nicht bekannt zu sein. Löbau: H. K n o t h e , Die Franziskanerklöster zu Löbau und Kamenz, BSKG 1 (1882), S. 99 ff. D e r s . , N.Laus. Mag. 66 (1890), S. 179 f. Urkunden: CDSR II 7. SS rer. Lus. N S I S. 275 Anm. z u S e i t e 316: Zittau: Chr. A. P e s c h e c k , Handbuch der Geschichte von Zittau, 1. Theil (1834), S. 370 ff. H. K n o t h e , N.Laus. Mag. 66 (1890), S. 177 ff. Vgl. auch E. K o c h , N.Laus. Mag. 91 (1915), S. 124 f. Ganz unselbständig C. G. M o r a w e k , Die Kirche zu St. Petri und Pauli in Zittau (1882). Quellen: J. P r o c h n o , Regesten zur Geschichte der Stadt und des Landes Zittau 1234—1437, N.Laus. Mag. 113 (1937), S. 79 ff., 114 (1938), S. 1 ff., leider mit unzureichendem Register. z u S e i t e 316f.: Verfassung des Dominikanerordens: H a u c k IV, S. 408 f. P. v o n L o é , Statistisches über die Ordensprovinz Saxonia, Qu. u. ForscJi. z. Gesch. d. Dominikanerordens 4 (1910). z u S e i t e 318ff.: Leipzig: G. W u s t m a n n , Geschidite der Stadt Leipzig, 1. Bd. (1905), S. 40 ff., 178 f., 337, 340 ff. Urkunden: CDSR II 10, S. 137 ff. Gründung: Das Jahr in dem von F i n k e , Rom. Quartalsdir. 8 (1894), S. 370 gedruckten Verzeichnis stimmt überein mit der örtlichen und anderweitigen Überlieferung, vgl. CDSR II 10 Nr. 198 Vorbemerkung und Nr. 305 (S. 214 Z. 24). — F. B r e i t k o p f , Markus von Weida (1932). Freiberg: K 1 o t z s c h , Geschidite des ehemaligen Dominicaner- oder Prediger-Klosters zu Freyberg, in: Samml. vermischter Nachr. z. sächs. Gesch. 3 (1769), S. 1 ff. Urkunden: CDSR II 12 S. 327 ff. Dietrich: E. K r e b s , Meister Dietrich (1906). Verfasserlexikon, hrsg. W. S t a m m l e r , Bd. 1 (1933), Sp. 423 ff. mit weiterer Literatur. z u S e i t e 321: Plauen: J. V o g e 1, Dominikaner-Kloster und Nonnenhaus zu Plauen i. V., Mitt. d. Alt. V. Plauen 20 (1909), S. 121 ff. C. v. R a a b , Der Besitz des Klosters zu Plauen, ebenda 16 (1903/04), S. 18 ff. A. H i 1 p e r t , Die Säkularisation des Dominikanerklosters zu Plauen, ebenda 23 (1913), S. 1 ff. W. B a c h m a n n , Das alte Plauen (1954), S. 111 ff. Urkunden: UB d. Vögte von Weida, Gera und Plauen, hrsg. B. S c h m i d t , 2 Bde. (1885/92). Gründung: C. v. R a a b , Das Amt Plauen im Anfang des 16. Jhs. und das Erbbuch von 150G (1902), S. 19. Vgl. Mencken SS II, Sp. 1595. z u S e i t e 322: Luckau: F. B ü n g e r , Zur Mystik und Geschichte der märkischen Dominikaner (1926), S. 134 ff. J. V e t t e r , Chronik der Stadt Luckau, 2. Aufl. v. A. P e t e r s e n (1904), S. 166 ff. R. L e h m a n n , Niederlaus. Mitt. 16 (1923), S. 24 f. mit Angabe der zerstreuten Urkundendrucke. Gründung: Mencken SS II, Sp. 1579. UB des Klosters Dobrilugk Nr. 130. Monumenta ordinis fratrum Praedicatorum histórica III, S. 281. z u S e i t e 323: Pirna: R. H o f m a n n , Die kirchlichen Zustände der Stadt Pirna vor der Reformation (Progr. 1887), S. 53 ff. D e r s . , Reformationsgeschichte der Stadt
632
Anmerkungen
Pirna, BSKG 8 (1893), S. 100 ff. Neue Sächsische Kirdiengalerie, Eph. Pirna (1901), S. 41 ff. A. M e i c h e , Hist.-top. Beschreibung der Amtshauptmannschaft Pirna (1927), S. 252f. W. B a c h m a n n und W. H e n t s c h e l , Die Kunstdenkmäler des Freistaates Sachsen, Bd. 1: Die Stadt Pirna (1929), S. 151 ff. Urkunden: CDSR II 5, S. 472 ff. Gründung: Mencken SS II, Sp. 1593.CDSR II 1 S. 271. — H. M ü l l e r Das Onomasticum mundi generale des Dominikanermönchs Johann Lindner zu Pirna und seine Quellen, NASG 24 (1903), S. 217 ff. z u S e i t e 325 ff.: Seußlitz: P. M a r k u s , Das Klarissinnenkloster zu Seußlitz, Mitt. d. V. f. Gesch. d. Stadt Meißen7 (1909), S.75ff. u . e b d . l l (1931), S. 155ff. E. W a u e r , Entstehung und Ausbreitung des Klarissenordens (1906), S. 130 ff. O. M ö r t z s c h , Hist.-top. Beschreibung der Amtshauptmannschaft Großenhain (1935), S. 78 ff. Die Urkunden dee Klosters sind meist ungedruckt und befinden sich im LHA Dresden. z u S e i t e 327 ff.: Weißenfels: J.-P. L e p s i u s , Historische Nachricht von dem St. ClarenKloster zu Weißenfels, in: Kl. Schriften 2 (1854), S. 231 ff. W a u e r , S. 134 ff. F . G e r h a r d t , Geschichte der Stadt Weißenfels a. d. Saale (1907). Die Chronik ist herausgegeben von Opel in Neue Mitt. a. d. Geb. hist. ant. Forsch. 11 (1867), S. 373 ff. Urkunden ebenda und bei Lepsius; vgl. auch Dob. IV und H. K r a b b o und E. W i n t e r , Regesten der Markgrafen von Brandenburg (1910 ff.). Uber die angebliche Gründungsurkunde handelt W. G i e s e , Thür, sächs. Zs. 8 (1918), S. 145 ff. Sie ist zu vergleichen mit der bei F. X. W e g e 1 e , Friedrich der Freidige (1870), S. 410 abgedruckten Urkunde von 1292. Statuten: E. D o e l l e , Die Statuten der Klarissen zu Weißenfels aus dem Jahre 1513, Franz. Stud. 1 (1914), S. 356 ff. Dresden: Registres de Nicolaus IV. (hg. v. E. Langlois, Paris 1886/93) 3997f. Dazu J. Chr. H a s c h e , Dipl. Geschichte von Dresden, Teil 2 (1817), Dipl. Nr. 21, 41 und CDSR II 5 Nr. 18. z u S e i t e 329 ff.: Cronschwitz: B. S c h m i d t , Geschichte des Klosters Cronschwitz, Zs. d. V. f. thür. Gesch. NF 6 (1892), S. 111 ff. R. H e r r m a n n , Weidaer Kirchengeschichte (1934), S. 39 ff. H. T h u r m , Das Dominikaner-Nonnenkloster Cronschwitz bei Weida (1942) mit ausführlichen Literatur- und Quellenangaben. Die fleißige Arbeit ist ungeschickt und viel zu breit angelegt; sie bedarf mancher Richtigstellung. H. W i I m s , Das älteste Verzeichnis der deutschen Dominikanerinnenklöster, Quellen u. Forschungen zur Geschichte des Dominikanerordens 24 (1928), S. 93 ff. Gründungslegende bei S c h m i d t , S. 119 ff. Urkunden: UB d. Vögte und Dobenecker. E. D e v r i e n t , Bischöfliche und Papsturkunden für das Kloster Cronschwitz, Zs. d. V. f. thür. Gesch. NF 31 (1935), S. 20 ff. z u S e i t e 332: Weida: H.-G. F r a n c k e , Das Nonnenkloster der glückseligen MariaMagdalena in Weida, Mitt. d. V. f. vogtl. Gesch. Plauen i. V. 30 (1920), S. 1 ff. R. H e r r m a n n , Weidaer Kirchengeschichte (1934), S.43ff. W i l m s , S.95f. Urkunden: UB d. Vögte. z u S e i t e 333: Plauen: H. F i n k e , Ungedruckte Dominikanerbriefe des 13. Jhs. (1891) Nr. 144. W. F i s c h e r , Das Regelhaus der Sammlung der Schwestern des hl. Dominikus, in: Vogtländische Forschungen, Festschr. f. C. v. Raab (1904).
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633
z u S e i t e 334ff.: Beginen: H. G r u n d m a n n , Religiöse Bewegungen im Mittelalter (1935), S. 319 ff. G. L i e b e , Das Beginenwesen der sächs.-thüringischen Lande in seiner sozialen Bedeutung, A. f. Kulturgesch. 1 (1903), S. 35 ff. CDSR II 1 Nr. 317. Meißen: CDSR II 4 Nr. 167. Dazu G r ö g e r , Meißen, S. 309. Plauen: UB der Deutschordensballei Thüringen Nr. 637. Dazu W. F i s c h e r , in: Vogtländische Forschungen (Festschrift f. C. v. Raab, 1904), S. 81 ff.; J. V o g e 1, Mitt. d. Alt. V. Plauen 20 (1909), S. 145 ff. Pirna: CDSR II 5 Nr. 196. Zwickau: D o e 11 e , Reformationsgeschichtliches, S. 145 ff. Leipzig: CDSR II 10. Dazu W u s t m a n n , Geschichte der Stadt Leipzig, S. 44. Zittau: N.Laus. Mag. 113 (1937), S. 196 Nr. 408. Dazu C. A. P e s c h e c k , Handbuch der Geschichte von Zittau, 1. Bd. (1834), S. 710 ff. Kamenz: CDSR II 7 Nr. 181. Görlitz: N.Laus. Mag. 108 (1932), S. 26. Luckau: B ü n g e r , S. 15. z u S e i t e 337 ff.: Deutscher Orden: B. S o m m e r l a d , Der deutsche Orden in Thüringen, Forsch, zur thür.-sächs. Gesch. 10 (1931). J. V o i g t , Die deutsche OrdensBallei Thüringen, Zs. d. V. f. thür. Gesch. 1 (1854), S. 91 ff. J. A 1 b e r t i , Der deutsche Ritterorden in Thüringen und im Vogtland, Mitt. d. vogtl. Alt. V. Hohenleuben 47/49 (1878), S. 1 ff. A. F. V ö 1 k e 1, Geschichte des deutschen Ritterordens im Vogtlande (1888). Weitere Literatur verzeichnet K. H. L a m p e in seinem Urkundenbuch der Deutschordensballei Thüringen, 1. Bd. (1936), S. XI ff. Die Urkunden bis 1311 sind hier gedruckt, doch wimmelt das Register von Fehlern, und auch die Texte enthalten z. T. Lesefehler. Für die spätere Zeit bietet einiges J. V o i g t , Urkunden zur Geschichte der deutschen Ordensbailei Thüringen, Zs. d. V. f. thür. Gesch. 3 (1859), S. 313 ff. z u S e i t e 339 ff.: Altenburg: Eine Monographie fehlt leider. Einiges bei v. d. G a b e l e n t z , Die Aufhebung des deutschen Ordenshauses zu Altenburg und deren Folgen 1539 ff., Mitt. d. Gesch. u. alt. forsch. Ges. d. Osterlandes 2 (1845/48), S. 145 ff. Die Urkunden sind jetzt am besten im Altenburger UB gedruckt. Die Angaben im Text sind diesem und L a m p e s Urkundenbuch entnommen. Vgl. auch S o m m e r l a d passim. Pfarrechte: Mitt. 2, S. 190 f. z u S e i t e 341 ff.: Plauen: J. V o g e l , Geschichte des Deutsdiordenshauses zu Plauen i. V., Mitt. d. Alt. Ver. Plauen 7 (1888/89), S. 35 ff. D e r s., Das Deutschordenshaus in Plauen, Festschr. zum 30j. Bestehen des Alt.-V. Plauen (1903). V o l k e 1, S. 129 ff. J. M ü l l e r , Die Anfänge des Schulwesens in Plauen, Mitt. Plauen 1 (1875/80), S. 31 ff. A. B a c h m a n n , Das alte Plauen (1954), S. 72 ff. Quellen: Die Urkunden außer in Lampes Urkundenbuch im UB der Vögte, Bd. 1 und 2 und bei J. M ü 11 e r , Urkunden und Urkundenauszüge zur Geschichte Plauens und des Vogtlandes, Mitt. Plauen 1—5 (1875—1885). Register dazu in Heft 11 (1895). Neuerdings: Urkunden zur Geschichte der Deutschordens-Komturei Plauen, Teil I 1224—1266 (1958). C. v. R a a b , Das Amt Plauen im Anfang des 16. Jhs. und das Erbbuch vom Jahre 1506, Beilage zu Mitt. Plauen 15 (1901/02). z u S e i t e 343f.: Zschillen: C. P f a u , Grundriß der Chronik über das Kloster Zschillen (1909), mit zahlreichen Quellenbeilagen.
634
Anmerkungen
z u S e i t e 344: Reichenbach: Ph. W a g n e r , Beiträge zur Geschichte und H e i m a t k u n d e der Stadt Reichenbach i. V. (1934), S. 101, 103 f. V ö 1 k e 1, S. 145 ff. W . F l a c h , Die U r k u n d e n der Vögte v o n W e i d a , Gera und Plauen (1930), S. 209 ff. D e r s., Urkundenfälschungen der Deutschordensballei Thüringen im 15. Jh., Festschrift f ü r Valentin Hopf (1933), S. 86 ff. U r k u n d e n in den Sammlungen v o n Lampe, Schmidt u n d Müller. z u S e i t e 345: Schleiz: J. A l b e r t i , Geschichte des Deutschen H a u s e s zu Schleiz (1877). B . S c h m i d t , Geschichte der Stadt Schleiz, 2. Bd. (1909), S. 65 ff. V ö 1 k e 1, S. 163 ff. Quellen wie bei Reichenbach und Schmidt, 1. Bd. (1908. Regesten). z u S e i t e 346: Tanna: Ausführlich V ö 1 k e 1, S. 179 ff. Nicht zugänglich war mit R. H a n s e l , Der Deutsche O r d e n in Tanna. In: Hirschberger Nachrichten 1937, Nr. 25. Quellen: U r k u n d e n bei Lampe, Schmidt, Müller und Ubersetzungen bei Völkel. z u S e i t e 346 f.: Adorf: K r e n k e l , Blicke in die V e r g a n g e n h e i t der Stadt Adorf (1862). V ö l k e l , S. 154 ff. Q u e l l e n w i e bei Reichenbach. z u S e i t e 347: Dommitzsch: CDSR I 3 Nr. 262, 312. M. Küstner, Der Deutsche Ritterorden in D., Die Heimat, Beil. z. T o r g a u e r Ztg. 1925. Pulsnitz: CDSR II 1, Nr. 99. z u S e i t e 348: Zittau: C. A. P e s c h e c k , Handbuch der Geschichte v o n Zittau, 1. Theil (1834), S. 366 ff. H. K n o t h e , N.Laus. Mag. 66 (1890), S. 168 ff. Quellen: J. P r o c h n o , Regesten zur Geschichte der Stadt und des Landes Zittau, N.Laus. Mag. 113 (1937), 114 (1938). Die J o h a n n i t e r k o m m e n d e ist im Register leider nicht a u f g e f ü h r t . z u S e i t e 349: Hirschfelde: Knothe, aaO., S. 169. D e r s., Geschichte des Fleckens Hirsdifelde (1857). Quellen: P r o c h n o , aaO. Droyßig: M. S c h ü p f e r l i n g , Der Tempel-Herrenorden in Deutschland (Diss. 1915), S. 111 ff. C. L. L o r e n z , Die Stadt Grimma im Kgr. Sachsen historisch beschrieben, 3. Abt. (1871), S. 1449 f. E. Z e r g i e b e l , Chronik v o n Zeitz und den Zeitzer Dörfern IV (1894), S. 439 ff. Q u e l l e n : Dob. II 1618. R e i n , Thuringia Sacra, S. 601, S c h ö 11 g e n , Dipl. Nachlese VIII, S. 697. Drei Urkunden bei Schüpferling, A n h a n g Nr. 11—13. CDSR II 15 (Grimma). Das Verdienst, nachgewiesen zu haben, daß die G r ü n d u n g v o n 1215 k e i n e Templerk o m m e n d e war, kommt Schüpferling zu. Doch kann ich ihm nicht folgen, w e n n er annimmt, es h a b e n e b e n der N i e d e r l a s s u n g der Brüder vom G r a b e s o r d e n auch noch eine solche der Templer b e s t a n d e n . H i e r f ü r fehlt j e d e r A n h a l t s p u n k t außer der Bezeichnung Tempelhof und Tempelherren, die aber auf die Grabesb r ü d e r mit dem gleichen Recht oder Unrecht a n g e w a n d t w e r d e n k o n n t e wie auf die J o h a n n i t e r . Nicht zugänglich w a r mir P a s s i n i , II sacio militare ordine Gerosolimitano del santo Sepulcro (1889).
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635
z u S e i t e 351 ff.: Neue Pfarrkirchen: ü b e r die registei förmigen Aufzeichnungen der drei Bistümer vgl. Bd. 1 Anm. zu S. 43 ff. mit der dort genannten Literatur. Das selbständig gewonnene Urteil über die Zahl der Kirchgrünöungen im 14. und 15. J h . entspricht den Ergebnissen Leo B ö n h o f f s , des weitaus besten Kenners der Pfarreigeschichte der drei mitteldeutschen Bistümer: NASG 35 (1914), S. 257. Gewiß sind auch nach 1300 Auspfarrungen und Neugründungen von Kirdien vorgekommen. Berücksichtigt man aber, daß von den etwa 50 Kirchgründungsurkunden, die mir für das Gebiet der drei Bistümer bekanntgeworden sind, nur 20 dem schreibfreudigen 14. und 15. J h . entstammen, während alle übrigen der vorhergehenden urkundenarmen Zeit angehören, so wird man das im T e x t Gesagte für zutreffend halten. Ich möchte meinen, daß im T e x t die Zahl der Spätgründungen — im Bistum Meißen sind 100 angenommen — eher noch zu hoch angesetzt ist. Ohne schriftlichen Niederschlag blieben Kirchgründungen in dieser Zeit völlig fester Parochialverhältnisse kaum, und daß neun Zehntel der einschlagigen Urkunden spurlos verlorengegangen seien, vermag ich nicht zu glauben. zu S e i t e
351:
Kathewitz: UB Pforte Nr. 19. Wendisch-Drehna: Die Kirche war wohl eine Wallfahrtskirche, die vielleicht im 13. J h . noch nicht existierte. zu S e i t e
352:
Lampertswalde usw.: CDSR II 4 Nr. 389 b (S. 443). II 1 Nr. 1. zu S e i t e
353:
Muldensprengel: L. B ö n h o f f , S. 43 ff.
Der Muldensprengel,
NASG 24 (1903),
Zahl der Pfarrkirchen im Pleißensprengel: L. B ö n h o f f , sprengel, NASG 29 (1903), S. 10 ff., 217 ff. zu S e i t e
Der Pleißen-
355:
Kühron: CDSR I 2 Nr. 254. Taubenheim: CDSR I 2 Nr. 523. Altkirchen: UB Naumburg I Nr. 152. UB Deutschordensballei Thüringen I Nr. 5 g. zu S e i t e
356:
Sdiellsitz: UB Naumburg II Nr. 473, Ms. Rosenfelds, benutzt im Zentralardiiv Potsdam. Flemmingen: IJB Pforte I Nr. 394. UB Naumburg I Nr. 310. Flämische Kolonistendörfer: R. K ö t z s c h k e , Quellen zur Geschichte der ostdeutschen Kolonisation Nr. 15, 16, 14, 13, 1. Vgl. dazu H. F. S c h m i d , Das Recht der Gründung und Ausstattung von Kirchen im kolonialen Teil der Magdeburger Kirchenprovinz (1924), S. 99 ff. zu S e i t e
357:
Thammenhain, Falkenhain: 282 ff.), S. 45 f.
S e y f f a r t h , Sitzenrode (vgl. Anm. zu Seite
Neukirchen bei Chemnitz: CDSR II 6 Nr. 303. Neukirch: Cod. d. Lus. 2 Nr. 15.
636
Anmerkungen
z u S e i t e 358f.: Dorfweihe: A. S c h ö n f e l d e r , Die kirchliche Weihe deutscher Ostsiedlungsdörfer im Mittelalter, Hist. Jb. 52 (1932), S. 501. z u S e i t e 360: Sdiweta: S c h m i d , S. 116 Anm. 1. Sornzig: B e y e r , Altzelle, Regest Nr. 50. LHA Dresden Or. 208, 383, 485, 562 a, b. z u S e i t e 360f.: Staudia: LHA Dresden Or. Dep. Meißen 74, Or. 637, 646. Vgl. Anm. zu S. 287 f. Dörschnitz: CDSR I 2, Nr. 552; I 3, Nr. 99 f. zu S e i t e 362: Pfarreien des Wurzener Landes: L. B ö n h o f f , Mitt. Wurzener Gesch. V. 2 (1914), S. 22. z u S e i t e 363ff.: Pfarrkirchen im Bistum Merseburg: vgl. Bd. 1 Anm. zu S. 158 ff. z u S e i t e 363: Hohenlohe: UB Merseburg I Nr. 134, 229, 449, 744. B ö n h o f f , NASG 32 (1911), S. 234 f. z u S e i t e 364: Pissen: UB Merseburg I Nr. 152. Thietmar III 16 (S. 116). Parochie zur Reformationszeit: F l e m m i n g , ZKGPrS 5 (1906), S. 196. B ö n h o f f , NASG 32, S. 233. Oetzsch, Thalsdiütz: UB Merseburg I Nr. 192, 254, 598. F l e m m i n g und B ö n h o f f , aaO. Lausen: UB Merseburg I Nr. 224. Gautzsch, Großzschocher: CDSR II 9 Nr. 4. Großgörschen, Dölzig: ebenda Nr. 24. Horburg: UB Merseburg I Nr. 513. Vesta: ebenda Nr. 315. z u S e i t e 365: Lausick: SS 16, S. 247, 245. UB Merseburg I Nr. 89, 125. forum: CDSR I 2 Nr. 277. L. B ö n h o f f , Vor 800 Jahren, Sachs. Kirchen- und Schulblatt 45 (1905), Nr. 44 und 45. D e r s„ NASG 32, S. 258 und BSKG 26, S. 64 f. Dürftig K e i t e 1 (vgl. Anm. zu S. 367 ff.), S. 88 ff. z u S e i t e 366: Obergeithain: CDSR I 2 Nr. 518. Die Auspfarrung von Nauenhain aus der Parochie Geithain 1334 (UB Merseburg I Nr. 894) bezieht sich auf die Stadtkirche. Die Marienkirche in Obergeithain wurde nach Gründung der Stadt zur Pfarrkirche des Dorfes Wickershain. z u S e i t e 366f.: Probstheida: CDSR II 9 Nr. 2. Großbardau: CDSR II 15 Nr. 2, 4, 251, 255, 265. B ö n h o f f , NASG 32, S. 253 ff. Brandis, Machern: UB Merseburg I Nr. 204. Panitzsch: ebenda Nr. 625. H. Q u i r i n , Panitzsch (1937). z u S e i t e 367 ff. Bistum Naumburg: W. K e i t e 1, Die Gründung von Kirchen und Pfarreien im Bistum Zeitz-Naumburg zur Zeit der Christianisierung (1939). R. H e r r -
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637
m a n n , Thüringische Kirchengesdiichte I (1937), S. 142 ff. Vogtland: J. L e i p o 1 d t , Geschichte der ostdeutschen Kolonisation im Vogtlande auf der Grundlage der Siedlungsformenforschung (1927), S. 138 ff. Zwickau: vgl. Bd. 1 Anm. zu S. 185 ff. Plauen: vgl. Bd. 1 Anm. zu S. 187 f. z u S e i t e 371: Neumark, Beiersdorf: L. B ö n h o f f , Die Parochien der Herrschaft Schönfels, Mitt. d. Alt. V. Plauen 20 (1909), S. 113 ff. Weida: vgl. Bd. 1 Anm. zu S. 181. z u S e i t e 372: Elsterberg: L. B ö n h o f f , Die Parochie Elsterberg und ihre Entwicklung bis zum Ende des 15. Jahrhunderts, Mitt. d. Alt. V. Plauen 19 (1908), S. 133 ff. P. R. B e i e r 1 e i n , Geschichte der Stadt und Burg Elsterberg i. V. 1. Bd. Urkundenbuch (1928). Hier Nr. 329 der Brief von 1527. 2. Bd. Geschichte der Kirche und der Schule (1929). z u S e i t e 372f.: Reichenbach: L. B ö n h o f f , Die Parochie Reichenbach und ihre Entwicklung bis zum Jahre 1529, Mitt. d. Alt. V. Plauen 19 (1908), S. 120 ff. Ph. W a g n e r , Beiträge zur Geschichte und Heimatkunde der Stadt Reichenbach i. V. (1934). Die Urkunde von 1140 ist gedruckt UB Naumburg I Nr. 152, vgl. dazu die Ausführungen von F l a c h in den Anm. zu S. 344 genannten Schriften. Schleiz, Hohenleuben, Tanna: L. B ö n h o f f , Die Parochien der alten Herrschaften Mühltroff und Pausa, Mitt. d. Alt. V. Plauen 20 (1909), S. 95 ff. B. S c h m i d t , Geschichte der Stadt Schleiz, 2. Bd. (1909), S. 78 ff. B u r k h a r d t , vgl. übernächste Anm., S. 163 Nr. 27, 29, S. 162 Nr. 19. z u S e i t e 373 f.: Kulm: Dob. II 2105. Dittersdorf: S c h m i d t , 1. Bd. Nr. 1. Ziegelheim, Meerane usw. W. S c h l e s i n g e r , Die Schönburgischen Lande bis zum Ausgang des Mittelalters (1935), S. 40 ff. z u S e i t e 374: Ronneburg, Schmirdiau: UB d. Vögte I Nr. 38, 65. C. H. B u r k h a r d t , Geschichte der sächsischen Kirchen- und Schulvisitationen (1879), S. 73 Nr. 93. z u S e i t e 375: Nöbdenitz: UB Naumburg I Nr. 257. B u r k h a r d t , S. 73 Nr. 105, 100. Dazu K e i t e 1 , S. 90 f., der aber wie alle anderen Nibodiz mit Nobitz bei Altenburg gleichsetzt. Gerhard von Nibodiz nennt sich jedoch später von Stein, worunter nur Posterstein in unmittelbarer Nachbarschaft von Nöbdenitz verstanden werden kann. Vgl. Dob. II 880, 2010, 2073. Lobeda: Dob. III 35. B u r k h a r d t, S. 83 Nr. 116; S. 82 Nr. 11, 15; S. 85 Nr. 111; S. 86 Nr. 139. z u S e i t e 376: Profen: UB Naumburg I Nr. 273. Schöttgen-Kreysig II, S. 441, 459. v. L e d e t u r , Allg. Archiv 15, S. 340. Dazu B ö n h o f f , NASG 32 (1911), S. 224, 227 und K e i t e 1, S. 57. Döbitzschen: U3 Naumburg I Nr. 419. B u r k h a r d t , S 47, Nr. 47. Dazu B ö n h o f f , NASG 29 (1908), S. 44. K e i t e 1, S. 92.
638
Anmerkungen
Göthewitz: UB Naumburg I Nr. 405. B u r k h a r d t , S. 246 Nr. 168 mit Anmerkung. Die Interpretation von K e i t e 1, S. 98 ff. ist unrichtig. z u S e i t e 377: Ossig: UB Naumburg I Nr. 123, 177; dazu K e i t e 1, S. 95 f. Der Hauptmangel der Keitelschen Arbeit, nämlich der Verzicht auf Heranziehung ungedruckten Materials, macht sich hier besonders deutlich bemerkbar. z u S e i t e 378: Rodameuschel: Dob. II 2463. Gera: Dob. III 457. z u S e i t e 378ff.: Bistum Meißen: L. B ö n h o f f , Wo suchen wir die ältesten Kirchorte Sachsens?, BSKG 26 (1913), S. 47 ff. Niederlausitz: R. L e h m a n n , Geschichte des Wendentums in der Niederlausitz bis 1815 im Rahmen der Landesgesdiidite (1930), S. 54 ff. Oberlausitz: L. B ö n h o f f , Die Einchristlichung der OberLausitz, Jb. d. eächs. Missionskonferenz 34 (1921), S. 8 ff. z u S e i t e 378 f.: Leisnig: Schöttgen-Kreysig II, S. 172 f., 192 f., 176 f. Dazu L. B ö n h o f f , Der Leisniger Kirchensprengel und sein ursprünglicher Umfang. Mitt. d. Alt. V. Leisnig 13 (1908), S. 37 ff. Nauberg: CDSR II 1, Nr. 333. T. M ä r c k e r , Das Burggraftum Meißen (1842), Urkunde Nr. 24 (S. 424). B u r k h a r d t , S. 99 Nr. 51. Bockelwitz: Schöttgen-Kreysig II, S. 222 f. z u S e i t e 380f.: Weßnig usw.: CDSR II 15 Nr. 251. LHA Dresden Or. 323, 528 (fehlerhaft gedruckt bei H a s c h e , Mag. d. sächs. Geschichte 2, S. 161 ff., 700). CDSR II 15, Nr. 274 (Welsau), dazu K. S e i d e l , Der Besitzstand des Klosters Nimbschen in und um Torgau (Diss. 1911). z u S e i t e 382: Bautzen: Cod. d. Lus. I 2 Nr. 15. Dazu L. B ö n h o f f , Archldiakonat, Erzpriesterstuhl und Pfarrei Bautzen, N.Laus. Mag. 89 (1913), S. 125 ff. Milkel: N.sadis. Kirchengalerie, Diöz. Bautzen, S. 163 f. Schmiedefeld: Cod. dipl. Lus I s Nr. 14. Niederebersbadi: B u r k h a r d t , S. 257 Nr. 24. Frauenhain: S. 269 Nr. 480. Dob. III 35. z u S e i t e 383 f.: Kamenz: CDSR II 7 Nr. 1, 5. Dazu S c h m i d , Recht der Gründung, S. 142 ff. B ö n h o f f , BSKG 26 (1913), S. 119 f. z u S e i t e 384 f.: Croetwitz: Urkunden N.Laus. Mag. 43 (1866), S. 383 ff. Dazu B ö n h o f f , BSKG 26 (1913), S. 120 f. Lampeitswalde: CDSR II 4 Nr. 389b (S. 443). z u S e i t e 385 f.: Kirchhain usw.: UB Dobrilugk Nr. 23, 40. Dobristroh: Nr. 76. Schiedlo: UB Neuzelle Nr. 3. Dazu L e h m a n n , aaO., S. 54 ff. z u S e i t e 386f.: Thammenhain usw.: Zeugenreihe bei G. S p e c h t , Das Kloster Sitzenroda und seine Klosterdörfer (Diss. 1913), S. 2, Anm. 2. B u r k h a r d t , S. 99 Nr. 62. Deutschluppa: CDSR II 4 Nr. 388, 392 c (S. 445).
zu Seite 377—390 ff.
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z u S e i t e 388: F r a n k e n s t e i n : CDSR I 3 Nr. 100, 12 Nr. 510, 308. Dazu M e i c h e , NASG 41 (1920), S. 11 ff. Etzdorf usw.: M e i c h e , aaO., S. 1 ff. B ö n h o f f , BSKG 26 (1913), S. 56. Erbisdorf: CDSR II 12 Nr. 8. Christiansdorf: I 2 Nr. 475, 510: dazu J. L a n g e r , NASG 48 (1927), S. 185 ff. z u S e i t e 389: Flöha: Dt. Städtebuch II, S. 73. B u r k h a r d t , S. 263 Nr. 213. Stollberg: L. B ö n h o f f , Die mittelalterlichen Landkirchenkreise von Chemnitz und Stollberg, Mitt. d. V. f. Chemnitzer Gesch. 14 (190G/08), S. 45. Rodisburg, Hohenkirchen, Burkersdorf: CDSR 13 Nr. 131, 141. SdiöttgenKreysic; II, S. 182. UB d. Ordensbailei Thüringen I Nr. 377. Dazu H. L ö s c h e r , Geschichte der Stadt Lunzenau (1933), S. 42 ff. Mittweida: CDSR I 3 Nr. 141. Dippoldiswalde, Frauenstein: CDSR I 3 Nr. 249. B u r k h a r d t , S. 261 Nr. 152, S. 262 Nr. 173, 176. z u S e i t e 390: Liebstadt: A. M e i c h e , Hist.-lop. Beschreibung der Amtshauptmannschaft Pirna (1927), S. 166. z u S e i t e 390ff. Kirchenbau: Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Königreichs Sachsen, hrsg. R. S t e c h e und C. G u r 1 i 11, 41 H e f t e (1882 ff.). Dazu die entsprechenden Teile der Bau- und Kunstdenkmäler Thüringens, hrsg. P. L e h f e l d t (1902 ff.), und die beschreibende Darstellung der Bau- u. Kunstdenkmäler d. Prov. Sachsen u. d. angrenzenden Gebiete (1879 ff.). Die einzelnen H e f t e dieser I n v e n t a r e berücksichtigen die Dorfkirchen, die nichts Besonders bieten, in unterschiedlichem Maße. Ferner G. D e h i o , Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler, Bd. 1 Mitteldo^utschland (3. Aufl. 1927). Ergänzend heranzuziehen sind die A n g a b e n der N e u e n sächsischen Kirchengalerie und die Abbildungen in Sachsens Kirchengalerie. C. G u r I i 11, Die Dorfkircho, in: Sächsische Volkskunde, hrsg. R. W u t t k e (2. Aufl. 1901), S. 385 ff. Allgemein: E. B a c h m a n n , Art. Dorfkirche, im Reallexikon zur deutschen Kunstgesch. 4 (1958), Sp. 245 ff. D e r s., Kunstlandschaften im romanischen Kleinkirchenbau Deutschlands, Zs. d. dt. V. f. Kunstwiss. 8 (1941, grundlegend). M. E i m e r , Die romanische Chorturmkirche in Süd- und Mitteldeutschland (1935). H. E h e , Norddeutsche Feldsteinkirchen (1926). W e n i g ertragreich ist O. G r u n e r , Die Dorfkirchen im Königreiche Sachsen (1904). Die Darstellung im Text ist stellenweise verpflichtet der ungedruckten Dissertation von S. S c Ii a r f e , Die romanische Dorfkirche zwischen Saale und Elbe als O b j e k t der Kunstgeschichte (Halle 1925), doch zeigte sich, daß ihre A n g a b e n nicht in allen Fällen zuverlässig sind. Insbesondere werden Kirchen als turmlos bezeichnet, die in Wirklichkeit Türme besitzen, z. B. Laas, Schmorkau, Zöschau im Kreise Oschatz, Ammeishain und Bernbruch im Kreise Grimma. W e n n auch diese Türme teilweise M e r k m a l e j ü n g e r e r Entstehung zeigen, so kann doch nicht vorausgesetzt werden, daß die Kirchen vor ihrer Erbauung überhaupt turmlos waren. Der Turm der Kirche zu Gleisberg bei Roßwein w u r d e erst 1626 abgebrochen und durch einen Dachreiter ersetzt. Umgekehrt soll Großbothen Kreis Grimma eine Chorturmkirche besitzen. In Wirklichkeit hat die Kirche nur einen Dachreiter. So wird man mißtrauisch auch gegen die allgemeinen Ergebnisse. Eine neue e x a k i e Bearbeitung ist ein dringendes Desiderat
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Anmerkungen
der Forschung. Sie müßte auch auf die technische Seite des ländlichen Kirchenbaus eingehen. z u S e i t e 391 r Rundkirchen: Ob selten vorkommende Apsiden im Dreiviertelkreis (z. B. Gohlis bei Strehla) oder die runde Sakristei in Altoschatz ursprünglich Rundkirchen gewesen sind, wie gelegentlich vermutet wurde, ist mehr als zweifelhaft. z u S e i t e 401: Merseburg: I r m i s c h , Sachsen und Anhalt 6 (1930), S. 69 ff. mit Belegen, z u S e i t e 402 f.: Naumburg: UB Naumburg I Nr. 168, 197, 209. L e p s i u s Nr. 56, 72. Dob. II 1179, III 2727, 2071. L. N a u m a n n , Zur Entwicklungsgeschichte Naumburgs, Thür.-sächs. Zs. 7 (1917), S. 1 ff. mit älterer Literatur, aus der hervorzuheben ist E. H o f f m a n n , Naumburg a. S. im Zeitalter der Reformation (1901), wo S. 44 ff. die Kirchen behandelt werden. Dompfarrkirche: Urkunde von 1247 Juni 18 in UB Naumburg II (Ms. Rosenfelds, benutzt im Zentralarchiv Potsdam). z u S e i t e 404: Zeitz: SS 16, S. 241, 244. Dob. III 105, 2327; IV 1567. UB Naumburg I Nr. 177, 188, 217, 224, 120. E. Z e r g i e b e l , Chronik von Zeitz IV (1894), S. 125 ff. St. Nikolai erste Pfarre: Landeshauptarchiv Magdeburg, Rep. A 29 d Teil I Nr. 1956/2 Bl. 104b. Ebenda die Parochie St. Stefan 1565. z u S e i t e 405: Meißen: CDSR II 4 Nr. 1, 3, 147, 161 f., 388, 391. L. B ö n h o f f , Mitt. d. V. f. Gesch. d. Stadt Meißen 8 (1910), S. 226ff. R. K ö t z s c h k e , NASG 45 (1924), S. 14ff. H. G r ö g e r , 1000 J a h r e Meißen (1929). H. J. M r u s e k , Meißen (1957). z u S e i t e 406: Altenburg: Dob. II 1613, 1309, 609; IV 2166. Die Urkunden sind jetzt vorzüglich gedruckt im AltenburgerUB, hrsg. H. P a t z e (1955). Krypta: H. J. K r a u s e in Festschr. Joh. Jahn (1958), S.98 Anm.3. Martinskirche in Naschhausen: Mitt. Osterland 3, S. 295 ff.; 12, S. 284. Deutsches Städtebuch II, S. 264 f. W. S c h 1 e s i n g e r , Die Anfänge der Stadt Chemnitz und anderer mitteldeutscher Städte (1951), S. 97 ff. Waldenburg: Deutsches Städtebuch II, S. 226 ff. Eine Geschichte der Stadt Waldenburg von F. Resch ist ungedruckt. z u S e i t e 407: Zwickau: CDSR I 3 Nr. 166, 266. Dob. IV 817. G a u t s c h , Archiv I (1843), S. 246 ff. Zwickauer Rechtsbuch, hrsg. G. U l l r i c h (1941), S. 32. UB Naumburg I Nr. 377, 238. M i t K ö t z s c h k e , NASG 45 (1924), S. 32 ff. und H a h n , Deutsches Städtebuch II, S. 244 ff. vermag ich mich nicht einverstanden zu erklären. Vgl. für die Begründung des im Text Ausgeführten meine Anfänge der Stadt Chemnitz (1951), S. 150 ff. z u S e i t e 408: Chemnitz: CDSR II 6 Nr. 1, 2, 13, 303. A. B e r n s t e i n , Die topographische Entwicklung der Stadt Chemnitz, Mitt. d. V. f. Chemnitzer Gesch. 26 (1928). G. L a u d e l e y , Die Marktkirche St. Jakobi in Chemnitz, ebenda 29 (1933/4). W. S c h l e s i n g e r , Die Anfänge der Stadt Chemnitz (1951).
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z u S e i t e 409: Pegau: SS 16, S. 244 f., 267, SS 23, S. 202. Dob. II 1617. UB Merseburg I Nr. 102. J. H o h l f e l d , Stadtredinungen als historische Quellen (1912). W. S c h l e s i n g e r , aaO. S. 87ff. Bürgel: UB v. Stadt und Kloster Bürgel, hrsg. P. M i t z s c h k e , I Nr. 70, 72, 142. z u S e i t e 409 f.: Leisnig: Schöttgen-Kreysig II, S. 171, 174, 191, 193, 204, 229. L. B ö n h o f f , Mjtt. d. Gesch. V. Leisnig 13 (1908), S. 37 ff. Deutsches Städtebudi II, S. 129 f. z u S e i t e 410: Rodilitz: Budi der Landsdiaft Rochlitz, hrsg. A. B e r n s t e i n (1936). z u S e i t e 410 f.: Würzen: Chr. S c h ö t t g e n , Historie der chursächsischen Stifts-Stadt Wurtzen (1717), mit Urkundenbeilagen. L. B ö n h o f f , Mitt. d. Alt.V. Würzen II 2 (1916), S. 8 f. Deutsches Städtebudi II, S. 236 ff. Stadtplan des 18. Jhs. Bauund Kunstdenkmüler 20, S. 271. Vizeplebane: Schöttgen-Kreysig II, S. 193. z u S e i t e 411 ff.: Leipzig: G. W u s t m a n n , Geschichte der Stadt Leipzig I (1905) . J . K r e t z s c h m a r , Die Entstehung von Stadt und Stadtrecht in den Gebieten zwischen der mittleren Saale und der Lausitzer Neiße (1905), S. 104ff. Hier ist S. 132 die chronikalische Uberlieferung zusammengestellt. R. K ö t z s c h k e , Leipzig in der Geschichte der ostdeutschen Kolonisation, Sehr. f. V. f. Gesch. Leipzigs 11 (1917), S. 1 ff., mit Quellenangaben (in Betracht kommen vor allem CDSR II 9 Nr. 1, 2, 11, 12; II 8 Nr. 10, 16). Deutsches Städtebudi II, S. 120 ff. In vielem schief ist F. G ü n t h e r , Die Entwicklung der Landeshoheit über Leipzig und im Leipziger Landkreise (1948). Die Anfänge der Stadt Leipzig verdienten erneute Untersuchung auf breiter Grundlage, zumal die im Städtebudi bereits als 1939 erschienen vermerkten Studien zur mittelalterlichen Verfassungs-, Siedlungs- und Wehrgeschichte von Leipzig aus der Feder des früheren Leipziger Stadtarchivars Ernst Müller noch immer auf sich warten lassen. Ob sie noch jemals das Licht der Öffentlichkeit erblicken werden, steht ebenso dahin, wie bei den von ihm angekündigten Untersuchungen über Burg und Burgward Leipzig und über den Leipziger „Stadtbrief". Erschienen ist bisher m. W. neben Bemerkungen über die Rannische Vorstadt (Leipziger stadtgeschichtliche Forschungen 1,1952, S. 9 ff.) nur eine Abhandlung Forschungsergebnisse zur Topographie und Verfassungsgeschichte des älteren Leipzig, in: Forschungen aus mitteldeutschen Archiven zum 60. Geburtstag von H. Krelzschmar (1953), S.235. Diese aus der Interpretation der Schossbücher des 16. Jhs. gewonnenen Forschungsergebnisse befriedigen nicht. Bodenfunde: G. M i l d e n b e r g e r , Die mittelalterlichen Bodenfunde im Bereich der Leipziger Altstadt, in: Frühe Burgen und Städte, Fcstschr. W. Unverzagt (1954), S. 543 ff. Hier wird Wert darauf gelegt, daß Funde aus der Zeit vor 1250 nur im Norden der Stadt gemacht worden seien, und dementsprechend wird der Nordteil mit der Nikolaikirche für älter gehalten als der Südteil mit der Thomaskirche. Aber die Karte auf S. 145 zeigt innerhalb des Mnuerrings überhaupt nur zwei Funde vor 1250, und die Thomaskirche ist 1253 als Siadtkirche bezeugt. Neuntens: Stadtkernforschung in Leipzig; hrsg. vom Ins!., i'. Vor- und Frühgesc.h. d. Univ. Leipzig (1959). Stadtbrief: H. P a l z e , Zur Kriük zweier mitteldeutscher Stadtrechtsurkunden. B1I. f. rlt. Landesgesch. 92 (1956), S. 142 «f., bes. S. 146—155. 41 Schlesinger II
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Anmerkungen
z u S e i t e 413: Camburg: Die Quellen stellt zusammen W. F l a c h , Zs. d. V. f. thür. Gesch. NF 36 (1942), S. 85. Camburg hat im späteren Mittelalter zum Erzbistum Mainz, Archidiakonat St. Marien in Erfurt, Dekanat Utenbach gehört. Für das frühere Mittelalter trifft das schwerlich zu; erscheint doch Wilhelm von Camburg sogar unter den Stifterfiguren des Naumburger Westchors. Eisenberg: F l a c h , S.88. Aufschlußreich ist besonders CDSR I 3 Nr. 266. Deutsches Städtebuch II, S. 288 ff. z u S e i t e 414: Weißenfels: K ö t z s c h k e , NASG 45 (1924), S. 11 ff. Urkunde 1301: LHA Dresden Or. 1675. Torgau: C. K n a b e , Geschichte der Stadt Torgau (2. Aufl. 1925), S. 39 ff. z u S e i t e 414 ff.: Freiberg: H. E r m i s c h , Wanderungen durch die Stadt Freiberg im Mittelalter, NASG 12 (1891), S. 86ff. R. K ö t z s c h k e , Markgraf Dietrich, ebd. 45 (1924), S. 20ff. J. L a n g e r , Flurgeographische Untersuchungen über die ältesten Freiberger Besiedlungsverhältnisse, ebd. 48 (1927), S. 185ff. D e r s . , Die Anfänge Freibergs und seines Bergbaus, ebd. 52 (1931), S. 1 ff. Deutsches Städtebuch II, S. 76ff. Goldene Pforte: A. G o l d s c h m i d t , Die Skulpturen von Freiberg und Wechselburg (1924). H. K ü a s , Die Goldene Pforte zu Freiberg (1943). Eine Gesamtrestaurierung des Freiberger „Doms" ist seit 1959 im Gange. Nach den vorläufigen Ergebnissen ist die Goldene Pforte nachträglich, im Zuge der Errichtung einer Halle an Stelle der ursprünglichen Basilika, an die heutige Stelle versetzt worden. Vgl. den Führer zur .Studienfahrt" (wie Anm. zu S. 217 ff.). z u S e i t e 418ff.: Zu den S. 418 ff. erwähnten Städten sind stets zu vergleichen die Angaben im Deutschen Städtebuch und, soweit sie im heutigen Lande Sachsen liegen, bei H. H e i b i g , Untersuchungen über die Kirchenpatrozinien in Sachsen auf siedlungsgeschichtlicher Grundlage (1940). Auch die Inventare der Bau- und Kunstdenkmäler wurden herangezogen; sie enthalten z. T. Wiedergaben lehrreicher Stadtpläne aus älterer Zeit. Ein Teil der erwähnten Städte wird von K ö t z s c h k e in dem bereits wiederholt zitierten Aufsatz über Markgraf Dietrich, NASG 45, behandelt. Auf Quellenangaben im einzelnen konnte verzichtet werden. Sie finden sich ausführlich bei Heibig sowie teilweise in der im Deutschen Städtebuch zitierten Literatur, die mir allerdings für die niederlausitzischen Städte nicht zur Verfügung stand. Die auf sie bezüglichen Angaben sind also nur dem ersten Band des Deutschen Städtebuchs entnommen. Erstnennungen von Kirchen: Schildau G. S p e c h t , Das Kloster Sitzenroda (Diss. 1913), S. 2 Anm. 2; Großenhain CDSR I 3 Nr. 216; Dahlen LHA Dresden Or. 198; Dippoldiswalde CDSR 13 Nr. 249; Geithain CDSR 12 Nr. 518,13 Nr. 141, UB Merseburg I Nr. 1083; Lommatzsch CDSR I 2 Nr. 552; Penig CDSR II 6 Nr. 333; Schleiz Dob. III 303. Die Urkunden für Dresden, Pirna, Grimma, Kamenz, Löbau sind in besonderen Bänden des CDSR gedruckt, für Zittau Regesten im N. Laus. Mag. 113/14 (1937/38). „Königskirche" in Borna: E. H ö g g , Die Kunigundenkirche zu Borna und ihre Wiederherstellung, Die Denkmalspflege 32, H. 4 (1930), S. 276ff. H. J. K r a u s e in Festschr. Joh. Jahn (1958), S. 97 mit Anm. 43.
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z u S e i t e 427 f.: N a m e n v o n P f a r r e r n : Es ist nicht möglich, alle U r k u n d e n anzuführen, in d e n e n Pfarrer namentlich e r w ä h n t sind. Ich beschränke mich auf einige Beispiele, die ich wahllos herausgreife: CDSR II 1 Nr. 64, 198, 341; II 4 Nr. 38 c (S. 450); UB N a u m b u r g I Nr. 124, 152; UB Bürgel Nr. 91, 96, 100, 106, 115; Schöttgen-Kreysig II, S. 193; Mitt. Plauen I (1880), S. 10 Nr. 11; G. S p e c h t , Das Kloster Sitzenroda, S. 2 Anm. 2; UB Dobrilugk Nr. 13 usw. Ein einw a n d f r e i slavischer N a m e ist mir nicht in einem einzigen Falle b e g e g net. Slaven mit deutschem N a m e n : CDSR I 2 Nr. 117. Auch die 1196 in den Dörfern der Zeitzer Propstei ansässigen Bauern t r a g e n in der ü b e r w i e g e n d e n M e h r z a h l deutsche N a m e n ; UB N a u m b u r g I Nr. 391. Exordium monasterii Portensis: UB Pforte I S. 7 ff. Pfarrer v o n Löbau: CDSR II 7 Nr. 4 (S. 223). D o m h e r r e n als P f a r r e r : Schöttgen-Kreysig II, S. 171 Nr. 1, S. 172 Nr. 4. UB N a u m b u r g I Nr. 217. CDSR II 1 Nr. 130 ff., 322, 341. UB M e r s e b u r g I Nr. 386, 229. z u S e i t e 428: Vizeplebane: CDSR II 1 Nr. 212, 296. z u S e i t e 429: R. H e r r m a n n , Das Verfügungsrecht ü b e r die städtischen Pfarrstellen im Ernestinischen Thüringen und die Reformation, Festschr. f. Dobenecker (1929), S. 225 ff. z u S e i t e 430: I n k o r p o r a t i o n e n v o n Stadtkirchen: UB N a u m b u r g I Nr. 217 (Zeitz); CDSR II 9 Nr. 2 (Leipzig); Dob. II, 1613 (Altenburg), 1849 (Zwickau); CDSR II 12 Nr. 6 (Freiberg); II 6 Nr. 1, 2 (Chemnitz); II 1 Nr. 363 (Dresden); II 4 Nr. 3 (Meißen); Lepsius, S. 308 Nr. 72 (Naumburg) ; Cod. dipl. Lus. I 2 Nr. 15 (Bautzen); H e 1 b i g , Patrozinien, S. 632 (Würzen); CDSR II 7 Nr. 4 (Kamenz); II 15 Nr. 248, 251 (Torgau, Grimma); UB Vögte I Nr. 150 (Schmölln) ; M ö r t z s c h , Beschreibung Großenhain, S. 30 (Großenhain). Meißen, Leipzig: H. G r ö g e r , T a u s e n d J a h r e Meißen (1929), S. 292. CDSR II 10 Register u n t e r Leipzig, Thomaskloster, Pröpste, canonici. Eilenburg usw.: SS 23, S. 178, 181. Gautzsch, Großzschocher: II 9 Nr. 21. Eckartsberga: UB N a u m b u r g II (Ms. Rosenfelds, benutzt im Zentralarchiv Potsdam) 1291 März 17. H o h e n m ö l s e n : Dob. III 627. A l t e n b u r g : A l t e n b u r g e r UB, Nr. 108. M e h n a , T r e b e n : A l t e n b u r g e r UB, Nr. 56 (Fälschung). Heidenreichs Liber de cura pastorali: SS 23, S. 145. z u S e i t e 430 f.: Chemnitz: CDSR II 6 Nr. 108. Bosau: UB N a u m b u r g I Nr. 123, 116. Schöttgen-Kreysig II, S. 455 (Jenaprießnitz). UB N a u m b u r g II (Ms. Rosenfelds, b e n u t z t im Zentralarchiv Potsdam) 1286 Febr. 16. Zorbau: ebd. 1304 Aug. 25. Pforte, Altzelle: UB Pforte I Nr. 159; Beyer, Altzelle, Regest Nr. 131. W e i d a : R. H e r r m a n n , W e i d a e r Kirchengeschichte (1934), S. 15. Greißlau: Dob. III Nr. 315, 1983. z u S e i t e 432: scholares pauperes: UB M e r s e b u r g I Nr. 384, 576 usw. UB N a u m b u r g II (Ms. Rosenfelds, benutzt im Z e n t r a l a r d i i v Potsdam) 1277 Febr. 23. CDSR II 1 Nr. 285. Dietrich: UB N a u m b u r g I Nr. 172. 41-
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Anmerkungen
z u S e i t e 433: Zadel: Beyer, Altzelle S. 96 Anm. 9. Porstendorf: UB Pforte I Nr. 96. Naumburg: UB Naumburg II (Ms. Rosenfelds, benutzt im Zentralarchiv Potsdam) 1315 März 20. Zeitz: UB Naumburg I Nr. 218. Camburg: Dob. III 1820. z u S e i t e 433 f.: Profen, Wahlitz, Ziegelheim: v. L e d e b u r , Allg. Archiv f. d. Geschichtskunde des preußischen Staates 15 (1834), S. 340, 346, 351. Martinskirchen: CDSR II 15 Nr. 253. Glauchau: v. L e d e b u r , S. 353. Leipzig: CDSR II 9 Nr. 215, 210. Meißen: G r ö g e r , S. 292. z u S e i t e 434 f: Naumburg: UB Naumburg II (Ms. Rosenfelds, benutzt im Zentralarchiv Potsdam) 1315 März 20. Weida: UB Vögte I Nr. 144. Freiberg: CDSR II 12 Nr. 41. Leipzig: CDSR II 9 Nr. 111, 38. Merseburg: I r m i s c h , Sachsen u. Anhalt 6 (1930), S. 103 ff. Pforte: UB Pforte I Nr. 96, 157, 206. Lauterberg: SS 23, S. 146. z u S e i t e 435 f.: Domkirche Meißen: CDSR II 1 Nr. 341, 83 (in der vorletzten Zeile ist das Komma nicht hinter, sondern vor vicaiii zu setzen), 119, 125, 193, 329, 205, 318. Offizien am Donatstage: Päpstliche Urkunden und Regesten aus den Jahren 1353—1378, die Gebiete der heutigen Provinz Sachsen und deren Umlande betreffend, hrsg. G. Schmidt (1889), Nr. 89. Altäre und Kapellen: Nr. 189, 329, 301, 323, 119, 299, 196 (diese Kapellen nicht im, sondern neben dem Dom), 318. Bischöflicher Kaplan: 204. z u S e i t e 436: Naumburg: Dob. II 2066, 1749. UB Naumburg I Nr. 144. II (Ms. Rosenfelds, benutzt im Zentralarchiv Potsdam) 1277 Febr. 23. Merseburg: UB Merseburg I Nr. 872, dazu Nr. 242, 576. z u S e i t e 437: Zeitz: UB Naumburg II (Ms. Rosenfelds, benutzt im Zentralarchiv Potsdam) 1296 April 26. Bautzen: S c h w a r z b a c h , N. Laus. Mag. 105 (1929), S. 107ff. mit Quellenangaben. Dazu Cod. d. Lus. I 1 Nr. 29, 99, 101, 112. z u S e i t e 438: Gottesdienst im Naumburger Dom: UB Naumburg II (Druckbogen benutzt im Zentralarchiv Potsdam) Nr. 573 von 1244 Sept. 30. z u S e i t e 439: Meißen: CDSR II 1 Nr. 174, 183, 205. Pforte: UB Pforte I Nr. 206. Merseburg: UB Merseburg I Nr. 540f. Beleuchtung: z.B. CDSR II 1 Nr. 318: sepo vero commutato in oleum et in ceram tenebitur dictae capellae nocturno tempore in ardenti lampade, diurno vero ad missam in cereis convenientibus providere. In .der gleichen Urkunde Stiftung pro perpetuo iumine cereo habendo in medio monasterii. Messe für die Laien: Cod. dipl. Lus. I 2 Nr. 112. UB Merseburg I Nr. 711. Merseburger Kalendar: UB Merseburg I S. 970ff. Marienhoren in Meißen: CDSR II 1 Nr. 318.
zu Seite 433—444 ff.
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z u S e i t e 440 f.: Täglicher Gottesdienst: CDSR II 12 Nr. 41; Sdiöttgen-Kreysig II S. 224 f.; Mitt. d. dt. Ges. Leipzig 1848, S. 22ff.; UB Naumburg II {Ms. Rosenfelds, benutzt im Zentralarchiv Potsdam) 1315 März 20 und 1271 ohne Tag (Hospital); Cod. dipi. Lus. I 2 Nr. 86; UB Merseburg I Nr. 302, 582; UB d. Vögte I Nr. 144; UB Deutsdiordensballei Thüringen I Nr. 226, 394. Feste: CDSR II 1 Nr. 292 (vgl. Cod. dipi. Lus. sup. I 2 Nr. 88 f.), II 4 Nr. 172, II 1 Nr. 205, 207, 319, 348.1 2 Nr. 293. z u S e i t e 442: Ein Verzeichnis der gedruckten Naumburger Meß- und Chorbücher gibt J. P. L e p s i u s , Kl. Schriften I (1854), S. 41 ff. Idi habe die Exemplare der Zwickauer Ratsschulbibliothek benutzt. Erlaß Burdiards: CDSR II Nr. 348. z u S e i t e 443: Meßstiftungen: CDSR II 1 Nr. 119, 183, 189, 207, 299 (Peter-Pauls-Fest), 318, 323. II 12 Nr. 41. II 9 Nr. 11, 61. Cod. dipi. Lus. I 2 Nr. 85. UB Vögte I Nr. 144 usw. Die Gottesdienstordnung für Bosau von 1229 lautet: /n/ra matutinarum pulsacionem XV gradus et cursus de domina nostra, cum suilragiis sanctorum et collecta pro iamiliaribus dicalur; deinde maialine canonicae secundum morem; post secundum noclurnum in privalis diebus capitulum, versus, Paternoster et collecta, postea laudes cum precibus: Ego dixi et psalmo: Miserere mei et collecta, et post antiphone de patronis et omnibus sanctis: Benedicamus a pueris dicatur. Ante quamlibel regulärem horam de s. Maria cantetur et collecta pro iamiliaribus; in privatis diebus ad omnes horas preces: Ego dixi, et post: Miserere mei, et pro Miserere mei et post: Benedicamus; pro De prolundis dicatur: Pro deiunetis. Sexta feria VII psalmi cum lelanya et psalmo: Deus misereatur et tribus collectis dicatur. Sed in XL singulis diebus, sicut mos est, aguiur. In iestis diebus post capitulum et versum: Kyrieleison, Christeleison, Kyrieleison prolelate dicalur, et dominica orationem collecta sequatur et: Benedicamus Domino. Inira vesperarum pulsacionem omisso: Deus auribus sicut in malut(in)a agalur. Vigiliac ex more cclebrenlur et solummodo post: Benediclus coüccle dlcanlur. Sdiöttgen-Kreysig II, S. 420. Der Druck scheint fehlerhaft zu sein. Plauen, Bautzen: UB Vögte I Nr. 131; Cod. dipi. Lus. I 2 Nr. 95. Zeitz: CDSR II 1 Nr. 324. z u S e i t e 444: Heiliges Grab: UB Merseburg I Nr. 712. L e p s i u s , Kl. Sdiriften I, S. 44 f. Spiele und Tänze: UB Merseburg I Nr. 229. Psalmenübersetzung: H. K r i e d t e , Deutsche Bibelfragmente in Prosa des XII. Jahrhunderts. Phil. Diss. Freiburg/Br. (1927/30), S. 36 ff. z u S e i t e 444 ff.: Allgemeine Literatur zur Geschichte der Predigt: R. C r u e 1, Geschichte der deutschen Predigt im Mittelalter (1879). A. L i n s e n m a y e r , Geschidite der Predigt in Deutschland (1886). F. R. A1 b e r t, Die Gesdiidite der Predigt in Deutschland, 3 Teile (1892/96). Ein Buch wie das von F. L a n d m a n n , Das Predigtwesen in Westfalen (1900), fehlt für Mitteldeutschland leider. Sonntägliche Predigt: UB Naumburg II (Ms. Rosenfelds, benutzt im Zentralarchiv Potsdam) 1315 März 20. Cod. dipi. Lus. I2 Nr. 87 (deutsche und slavische Predigt), 86. Daß audi in der Niederlausitz slavisdi gepredigt wurde, kann man daraus schließen, daß es noch im Spätmittelalter der Fall war; es ist nicht anzunehmen, daß die Sitte erst in dieser Zeit eingeführt worden ist. Zwickau:
646
Anmerkungen
G a u t s c h , Archiv f. sächs. Gesch. I (1843), S. 249; hier auch über Predigt der Franziskaner. Kirdienordnung 1353: Bericht der Deutschen Gesellschaft Leipzig 1848, S. 22 ff. z u S e i t e 445: Ablaßpredigt: UB Merseburg I Nr. 332. z u S e i t e 445f.: Förderung der Bettelmönche durch die Bischöfe: UB Merseburg I Nr. 238 (Dominikaner Zeugen in bischöflicher Urkunde von 1238), 247, 284 (Wilhelmiter), 450, 523 (Augustiner-Eremiten). L e p s i u s , Bischöfe von Naumburg I, S. 78 f. Kreuzzugspredigt der Dominikaner: CDSR II 12 Nr. 492; II 10 Nr. 201; II 1 Nr. 110. Leipziger Bürger: UB Vögte I Nr. 227. Loskauf: UB Merseburg I Nr. 380. Lauterberg: SS 23, S. 145. Kreuzfahrt 1222: S. 199 f. z u S e i t e 447: Pegauer Annalen: SS 16, S. 266, 258. Leipziger Predigtsammlung: Altdeutsche Predigten, hrsg. A. E. S c h ö n b a c h , 1. Bd. Texte (1886). Möglicherweise stammt die Hs. aus dem Leipziger Thomasstift. Dort waren, wie im Text erwähnt, um 1400 mehrere Predigtsammlungen vorhanden, vgl. CDSR II 9 Nr. 187. Hss. sind von dort auch sicherlich in die Leipziger Universitätsbibliothek gelangt, etwa Nr. 824 (L. Schmidt, NASG 18, S. 215 Anm. 51 und 20, S. 28 Anm.75). Bezeichnet waren sie nicht, was für die vorliegende Hs. Nr. 760 ebenfalls zutrifft. Sie galt nach Kriegsende als verloren. Zeitz: UB Naumburg I Nr. 218. Der Domherr Hartmann hat Bäder für die Armen und Reichnisse für die Domherren, Ministranten, Scholaren und den Kirchner zur Begehung seines Anniversars gestiftet. Weiter heißt es: ut quicquid . . . preter hos [solidos], quos supra piovisoii balneorum pauperibusque ac ministris allaris daii fideliter instituit, residuum inveniatur, ad omelias duas, quas diligentissime conscriptas deo et beatis Petro et Paulo apostolis tiadideiat, et ad balneorum instrumenta reparanda conservetur. Die Handschriften wurden also der Zeitzer Kirche geschenkt; war die Geldstiftung für den Priester bestimmt, der die Predigten vortrug, vielleicht im Anschluß an die Bäder? z u S e i t e 448: Ludeger: G. B u c h w a l d , Abt Ludeger von Altzelle als Prediger, BSKG 34/5 (1925), S. 1 ff. Die Hss. der ungedruckten Predigten befinden sich in der Universitätsbibliothek Leipzig (Nr. 452—454). z u S e i t e 449: Dietrich von Freiberg: E. K r e b s , Meister Dietrich (1906). Hier S. 148 das zitierte Gedicht. z u S e i t e 450: Zum Problem Predigt und Arenga vgl. neuerdings H. F i c h t e n a u , Arenga (1957) s. v. Predigt in Register. Pegauer Annalen: SS 16, S. 243. z u S e i t e 450 f.: sepultura: Schöttgen-Kreysig II, S. 441. Leichenbegängnis in Pirna: CDSR II 5 Nr. 196, S. 472. Letzte Ölung, Eucharistie: UB Merseburg I Nr. 449. Beichte: G a u t s c h , Archiv I (1843), S. 247. Cod. dipl. Lus. I« Nr. 86 (Nachtbesuche auf den Dörfern), CDSR II 5 S. 472. UB Vögte I Nr. 62.
zu Seite 445—461
647
z u S e i t e 451: Mendikanten: Vor allem G a u t s c h , Archiv I S. 246 ff.¡ CDSR II 5 S. 472 f.,• Cod. dipl. Lus. I* Nr. 82, 86, 97. z u S e i t e 452: Ungetaufte Kinder: UB Merseburg I Nr. 449. Taufe zu Ostern und Pfingsten: UB Naumburg II Nr. 473 (Ms. Rosenfelds, benutzt im Zentralarchiv Potsdam). Vgl. auch SS 23, S. 184 zu 1214. Ablaß für Meißen in Lyon: CDSR I Nr. 222 ff. Ablaßurkunden liegen so zahlreich vor, daß sidi weitere Belege für das im Text Ausgeführte erübrigen. z u S e i t e 453: Markgr. Konrad: CDSR I 2 Nr. 189. Merseburg: UB Merseburg I Nr. 198, 227, 441. Wipredit: SS 16, S. 242 f. z u S e i t e 454: öffentliche Kirchenbuße: CDSR II 1 Nr. 92. Privatbuße: ebenda Nr. 66. z u S e i t e 455: Interdikt: H. D i x , Das Interdikt im ostelbischen Deutschland (Diss. 1913) mit Belegen für Meißen. Beispiel einer Befreiung: CDSR II 4 Nr. 168. Greißlau: UB Naumburg II (Ms. Rosenfelds, benutzt im Zentralarch. Potsdam) 1289 Sept. 1. Exkommunikation: Dob. III 1019; CDSR II 1 Nr. 188, 271, 281; SS 23, S. 155, 175, 184, 586 und öfter. Amtsentsetzung: SS 23, S. 168. z u S e i t e 457f.: Vorzeichen: SS 16, S. 255, 256, 262, 265; SS 23, S. 196. Todesahnungen: SS 23, S. 168, 164. Hallischer Salzsieder: SS 23, S. 121. Nonne von Lippoldsberg: SS 23, S. 148. Geister in Worms: SS 16, S. 254. z u S e i t e 458 f.: Reliquien: SS 16, S. 260, 267, 243, 246; SS 23, S. 153, 139, 149, 186. CDSR II 9 Nr. 75; II 5 Nr. 13, 21. UB Naumburg I Nr. 186. UB Pforte I Nr. 18. UB Merseburg I Nr. 109. z u S e i t e 459: Lauterberger Chronist: SS 23, S. 190, 165, 151. z u S e i t e 460: Wipredit: SS 16, S. 255. Konrad: SS 23, S. 150. Johann von Schönburg: UB Naumburg I Nr. 314. Roland von Freiberg: Beyer, Altzelle, Nr. 100. z u S e i t e 461: Urkunde Konrads: CDSR I 2 Nr. 82. Die Stelle bei Ludeger ist gedruckt BSKG 34/5 (1925), S. 27 und lautet: Frustra pulsas ianuam, cui non lavet ostiarius. Petendi nescis ordinem non edoctus per ¡ectorem. Praeda oris hostibus non adiutus per exorcislam. Ambulans in tenebris non eximeris a negotio perambulante in tenebris, quia lumen tibi non ministrat acoiitus. Nosse, quae geruntur intrinsecus non est tuum, quia non tibi conductum praestat subdiaconus. Ad regis mensam succumbere tibi non conceditui, quoniam causae
648 tuae non attestatur non te sanctiiicavit
Anmerkungen diaconus. Foris ergo manebis saceidos.
longe factus a sanclis,
quia
z u S e i t e 463: Arengen: UB Merseburg I Nr. 227 = UB Pforte I Nr. 203 = CDSR II 10 Nr. 12 und öfter. UB Pforte I Nr. 191, 197. CDSR I 2 Nr. 262, 404. I 3 Nr. 213, 434, 239, 280, 275, 217, 266. UB Pforte I Nr. 55. Vgl. SS 16, S. 243. z u S e i t e 464 ff.: Zum Seelgerätewesen vgl. H. L e n t z e , Das Seelgerät im mittelalterlichen Wien, ZRG kan. Abt. 44 (1958), S. 35 ff.; auch ebenda 36 (1950), S. 528 ff. (Begräbnis und Jahrtag); 37 (1951), S. 221 ff. {Altarpfründen). z u S e i t e 465 f.: Beispiele für Gebetsbrüderschaft: CDSR II 1 Nr. 140, 180; II 9 Nr. 48, 65. UB Pforte I Nr. 18 usw. Naumburg: L e p s i u s , Bischöfe Nr. 64. Pforte: UB Pforte I Nr. 166. Frankenhausen, Bosau: Schöttgen-Kreysig II, S. 457, 510 f. Altzelle: Beyer Nr. 59. Leipzig: CDSR II 9 Nr. 64. Allerseelen: UB Naumburg I Nr. 224. Bosau: Schöttgen-Kreysig II, S. 451. Jerusalem: CDSR I 2 Nr. 188. Seelgerätstiftungen anzuführen erübrigt sich, die Urkundenbücher enthalten Beispiele in Menge. Zeitz 1277: UB Naumburg II (Ms. Rosenfelds, benutzt im Zentralarchiv Potsdam) 1277 Februar 23. Kriegsdorf: UB Merseburg I Nr. 363. z u S e i t e 467: Asylrecht: UB Merseburg I Nr. 487. Chronist vom Lauterberge: SS 23, S. 220 f. z u S e i t e 468: Begräbnisstätten: Schöttgen-Kreysig II, S. 177. Beyer, Altzelle Nr. 59. CDSR II 12 Nr. 8; I 2 Nr. 484, 262. UB Vögte I Nr. 130. G a u t s c h , Archiv I (1843), S. 250. z u S e i t e 468 f.: Zuwendungen an die Armen: Beispiele UB Merseburg I Nr. 423. UB Pforte I Nr. 206. UB Naumburg II (Ms. Rosenfelds, benutzt im Zentralarthiv Potsdam) 1277 Febr. 23. Seelbäder: UB Naumburg I Nr. 218. UB Vögte I Nr. 64. z u S e i t e 469ff.: Hospitäler: Grundlegend S. R e i c k e , Das deutsche Spital und sein Recht im Mittelalter, 2 Bde. (1932). Meißen: CDSR II 4 Nr. 4. Dazu R e i c k e I, S. 33. Dörschnitz: CDSR I 3 Nr.99. Prittitz: Schöttgen-Kreysig II, S. 369. Das Regest Dob. II 1779 ist ungenau. z u S e i t e 471: Naumburg: UB Naumburg I Nr. 168. Kamenz-. CDSR II 7 Nr. 7, 18, 19. Altenburg: Dob. II 609, 1586; III 700. z u S e i t e 472: Maternihospital: CDSR II 5 Nr. 40. 41, O. R i c h t e r , Verfassungsgeschichte der Stadt Dresden, 3. Bd. (1891), S. 183 ff. z u S e i t e 472f.: Freiberg: CDSR II 12 Nr. 5—13, 17 f., 20—22, 26—30, 32—34, 36, 37, 40 usw. Eine Monographie über dieses Hospital w ä r e wünschenswert. Fernesiechenhospital: ebenda Nr. 54, vgl. II 5 Nr. 12.
zu Seite 463—484 ff.
649
z u S e i t e 473 f.: Meißen: H. G r ö g e r . 1000 Jahre Meißen (1029), S. 124 ff. Merseburg: UB Merseburg I Nr. 877. Naumburg: Dob. III 1585, 1628, 3359, 3384; IV 695 usw. Leipzig: CDSR II 9 Nr. 1: II 8 Nr. 10. Grimma: CDSR II 15 Nr. 4, 6—9, 195, 22. Dazu Chr. Georg L o r e n z , Die Stadt Grimma, 3 Bd. (o. J.), S. 1448 ff. Geithain: CDSR I 3 Nr. 141. z u S e i t e 474: Weißenfols usw.: UB Merseburg I Nr. 386. UB Vögte I Nr. 107; Cod. dipl. Lus. 1 2 Nr. 102, 106. 109,-Dob. III 2334; W i 1 k e , Ticemannus, Urk. Nr. 88. Die Angaben für Zwickau, Loßnitz und Torgau sind dem Deutschen Städtebuch entnommen; sie dürften zutreffend sein. Görlitz: W. v. B o e t t i c h e r , Alte Zinsregister des Hospitals zum Heiligen Geiste in Görlitz, N.Laus. Mag. 96 (1920), S. 1 ff. z u S e i t e 474ff.: Klosterzucht: CDSR II 6 Nr. 308. Dob. III 1396. UB Deutsdiordensballei Thüringen Nr. 296 ff. UB Naumburg I Nr. 216. Lauterberg: Es ist zwecklos, aus der Chronica Montis Sereni einzelne, den inneren Verfall des Klosters betreffende Stellen anzuführen. Man muß diese Quelle ganz lesen, um einen deutlichen Eindruck zu gewinnen. Neuwerk: SS 23, S. 145 ff. z u S e i t e 476: Pegauer Annalen: SS 16, S. 246, 244, 242. z u S e i t e 477 f.: Die Chronik des Klarissenklosters in Weißenfels ist gedruckt N.Mitt. a. d. Gebiet hist.-ant. Forsch. 11 (1867), S. 373 ff. z u S e i l e 478f.: Geißler: SS 16, S. 43. Novatianer: CDSR II 1 Nr. 184. Dietrich von Crimmitschau: UB Naumburg II Urk. 1244 Sept. 30 (zitiert nadi Abschrift Rosenfelds, benutz! im Zentralarchiv Potsdam). z u S e i t e 480ff.: Zu Abschnitt VI vgl. allgemein H. E. F e i n e , Kirchliche Rechtsgeschichte, 1. Bd., 3. Aufl. (1955), S. 241 ff. A. W e r m i n g h o f f , Verfassungsgeschidite der deutschen Kirche im Mittelalter (2. Aufl. 1913). z u S e i t e 482ff.: Bischöfliche Gewalt: UB Merseburg I Nr. 365. UB Naumburg I Nr. 403. 7. u S e i t e 484 ff.: Archidiakonate: L. v. L e d e b u r, Uber Umfang und Einteilung des Naumburger Sprengeis, Allg. Archiv f. d. Geschichtskde. d. preuß. Staates 15 (1834), S. 318 ff. L e p s i u s , Bischöfe, S. 343 ff. L. B ö n h o f f , Der Muldensprengel, NASG 24 (1903), S. 43 ff. D e r s., Der Pleißensprengel, ebenda 29 (1908), S. 10 ff. R. H e r r m a n n , Die mittelalterlichen Bistumsgrenzen im reußischen Oberland, Zs. d. V. f. thür. Gesch. NF. 30 (1933), S. 1 ff. D e r s., Die Dekanatsgrenzen im Naumburger Bistumssprengel Thüringer Anteils, ebenda NF. 31 (1935), S. 243 ff. L. B ö n h o f f, Das Bistum Merseburg, seine Diözesangrenzen und seine Archi-
650
Anmerkungen
d i a k o n a t e , N A S G 32 (1911), S. 201 ff. R. B e c k e r , Ein O r i g i n a l d e r M e i ß n e r B i s t u m s m a t r i k e l u n d d i e E i n t e i l u n g d e s B i s t u m s M e i ß e n , e b e n d a 23 (1902), S. 193 ff. L. B ö n h o f f , B e o b a c h t u n g e n u n d B e m e r k u n g e n zur M e i ß n e r Bist u m s m a t r i k e l , e b e n d a 35 (1914), S. 125 ff., 232 ff. D e r s„ D e r Zschillener Archid i a k o n a t d e s M e i ß n e r H o c h s t i f t s u n d d i e Grafschaft Rochlitz, e b e n d a 31 (1910), S. 272 ff. D e r s., D e r A r c h i d i a k o n a t C h e m n i t z , Mitt. d. V . f. C h e m n i t z e r Gesch. 11 (1901), S. 125 ff. V g l . e b e n d a 14 (1908), S. 24 ff. D e r s„ D e r G a u N i s a n in p o l i t i s c h e r u n d kirchlicher B e z i e h u n g , N A S G 36 (1915), S. 177 ff. D e r s., B i l d e t e d i e P r o p s t e i R i e s a e i n A r c h i d i a k o n a t d e s M e i ß n e r Hochstifts?, BSKG 17 (1904), S. 161 ff. D e r s . , A r c h i d i a k o n a t , Erzpriesterstuhl u n d Pfarrei Bautzen, N.Laus. M a g . 89 (1913), S. 125 ff. K l ä h n , D i p l o m a t i s c h e s V e r z e i c h n i s der A r c h i d i a k o n e d e r Lausitz, e b e n d a 35 (1859), S. 1 ff.; v g l . S. 2 3 7 f f . zu S e i t e
484:
E i n f ü h r u n g d e s A r d i i d i a k o n a t s : UB N a u m b u r g I Nr. 152, 124. M a n darf a u s d e m t e s t i m o n i u m e s i l e n t i o in d i e s e m F a l l e auf d a s F e h l e n d i e s e r I n s t i t u t i o n schließen: der Archidiakon hätte genannt w e r d e n m ü s s e n , w e n n e s einen g e g e b e n hätte. V g l . e t w a d i e F ä l s c h u n g für Reichenbach z u 1140, e b e n d a Nr. 151: s a c e r d o s Richenbachensi ecclesie pieiiciendus curam de manu prepositi ecclesie Cicensis (d. i. d e r z u s t ä n d i g e A r c h i d i a k o n ) recipiat. Merseburg: UB M e r s e b u r g I Nr. 129. M e i ß e n : CDSR II 1 Nr. 68. M a g d e b u r g : UB Erzst. M a g d e b u r g I Nr. 206. T h ü r i n g e n : D o b . I 1179. H a l b e r s t a d t : U B Höchst. H a l b e r s t a d t I Nr. 147. zu S e i t e
485:
Zahl d e r A r c h i d i a k o n a t e : U B M e r s e b u r g I Nr. 194, 214. v . L e d e b u r : Archiv f. d. G e s c h i c h t s k d e . d e s preuß. S t a a t e s 15 (1834), S. 3 1 8 f f . D a z u L e p s i u s , Bischöfe, Urk. Nr. 57. H i e r w e r d e n g e n a n n t duo aichidiaconatus • . • alii autem archidiaconatus omnes. D i e Z a h l m u ß a l s o m i n d e s t e n s v i e r b e t r a g e n . M a n g e w i n n t d e n Eindruck, daß d i e Einrichtung w e i t e r e r A r c h i d i a k o n a t s b e z i r k e für m ö g l i c h g e h a l t e n w u r d e . P l a u e n , E l s t e r b e r g : H e r r m a n n , Zs. d. V . f. thür. Gesch. N F . 31 (1933), S. 2 7 0 ff. M e i ß e n : CDSR II 3 Nr. 949, 956. N A S G 23 (1901), S. 204 ff., w o g e g e n ü b e r der auf A b s c h r i f t e n b e r u h e n d e n u n d in V e r w i r r u n g g e r a t e n e n Z u s a m m e n s t e l l u n g CDSR I I S . 200 d e r T e x t d e s O r i g i n a l s der M e i ß n e r B i s t u m s m a t r i k e l z u g r u n d e g e l e g t ist. Karten: B i s t u m N a u m b u r g Zs. d. V . f. thür. Gesch. NF. 31 (1933) nach S. 284. F e r n e r N A S G 24 (1903), nach S. 216 ( M u l d e n s p r e n g e l ) u n d 29 (1907) nach S. 246 ( P l e i ß e n s p r e n g e l ) . M e r s e b u r g : e b e n d a 32 (1911) a m Schluß d e s B a n d e s . M e i ß e n : CDSR I 1 a m Schluß d e s B a n d e s . Z u s a m m e n f a s s e n d e U b e r s i c h t s k a r t e v o n G. W e n t z i m M i t t e l d e u t s c h e n H e i m a t a t l a s , hrsg. v o n d e r l a n d e s g e s c h i c h t lichen F o r s c h u n g s s t e l l e der P r o v i n z Sachsen, Blatt 14 = Blatt 16 d e s A t l a s d e s S a a l e - u n d m i t t l e r e n E l b g e b i e t e s , hrsg. O. S c h l ü t e r u n d O. A u g u s t (1959). D i e Karte ist nicht o h n e F e h l e r . Es f e h l t im Bistum M e r s e b u r g d e r Archidiak o n a t Z s c h i l l e n v ö l l i g ; im B i s t u m M e i ß e n s i n d d i e S e d e s S a y d a u n d W i l s d r u f f fälschlich zur P r o p s t e i R i e s a g e z o g e n (vgl. N A S G 23, S. 205 A n m . 35 u n d 32, S. 131, 239 f. s o w i e BSKG 17, S. 161 ff.). zu S e i t e
485 ff.:
B e l e g e für d i e B e n e n n u n g d e r A r c h i d i a k o n a t e i m B i s t u m M e r s e b u r g : B a n n u s d e s D o m p r o p s t e s : UB M e r s e b u r g I S. 1068. K e u s c h b e r g : e b e n d a Nr. 626, 776, 791, 801, 842. B a n n u s Zschillen: e b e n d a Nr. 1016. V g l . f e r n e r Nr. 129 u n d CDSR II 6 Nr. 329, 332 f. G r i m m a : UB M e r s e b u r g I Nr. 881. B i s t u m N a u m b u r g :
zu Seite 484—493 ff.
651
L e d e b u r , aaO., dazu UB N a u m b u r g I Nr. 152 (Plisna), 391 (Dompropstei Zeitz). Domkantorei: NASG 29, S. 249 Anm. 5. Zeitzer Dechant: ebenda 24, S. 59. Bistum Meißen: CDSR II 3 Nr. 956. NASG 23, S. 204 ff. Sayda: CDSR II 1 Nr. 341. Die Sedes Wilsdruff hat stets zum Dompropsteisprengel gehört, niemals zur Propstei Riesa. Vgl. BSKG 17, S. 61 ff., wo jedoch unbeachtet bleibt, daß Riesa selbst tatsächlich Archidiakonat war. B ö n h o f f hat dies später verbessert NASG 32, S. 239. Bautzen: CDSR II 1 Nr. 84 f.; II 4 Nr. 389b. Seidenberg: II 1 Nr. 341. Sorau: BSKG 7, S. 51 ff. ( K n o t h e ). Meißen: CDSR II 1 Nr. 127. Die Kirchen der Stadt k o m m e n in der Matrikel von 1495 nicht vor. Keuschberg: UB Merseburg I Nr. 835. Chemnitz: CDSR II 6 Nr. 1, 331, 361. Zeitz: UB N a u m b u r g I Nr. 391. L e p s i u s , Bischöfe, Urkde. Nr. 57. Zrudowe: CDSR II 4 Nr. 389. Die K o n j e k t u r stammt von Bönhoff. Dompropst Meißen: CDSR II 1 Nr. 341. Merseburg: UB Merseburg I Nr. 214. N a u m b u r g : UB Naumburg I Nr. 209. W ü r z e n : Schöttgen-Kreysig, II. S. 222 f. Aber schon die U r k u n d e ebenda S. 192 f. von etwa 1260 macht ihn als Archidiakon wahrscheinlich. Kühren: CDSR I 2 Nr. 254. Domdechant Meißen: II 1 Nr. 88. Zschillen: UB Merseburg I Nr. 129; UB Deutschordensballei Thüringen I Nr. 296 h. Irans Muldam: L e p s i u s , Bischöfe, Urk. Nr. 57. G a u t s c h , A. d. sächs. Gesch. I (1843), S. 251. Bautzen: Schöttgen-Kreysig II, S. 172 f. mit falschem J a h r . CDSR II 1 Nr. 84 f.; II 4 Nr. 389 b. LHA Dresden Or. 208. Cod. dipl. Lus. I ! Nr. 15. Niederlausitz: R. L e h m a n n , Geschichte des M a r k g r a f t u m s Niederlausitz (1937), S. 118. z u S e i t e 491 ff.: Rechte der Archidiakone: Cod. dipl. Lus. I 2 Nr. 15. UB Merseburg I Nr. 249, 363, 368, 626, 632, 881, 892, 943. Dob. II 1109. CDSR II 1 Nr. 68, 88, 165, 341; II 2 Nr. 545, 572 f.; II 6 Nr. 1, 329, 332 f.; II 15 Nr. 5, 265; II 8 Nr. 2 (Leipzig). Schöttgen-Kreysig II, S. 369. UB Deutschordensballei Thüringen I Nr. 377. UB N a u m b u r g II ( Ms. Rosenfelds, benutzt im Zentralarchiv Potsdam 1304 August 25). UB Vögte I Nr. 330. Die Belege ließen sich vermehren. Recht des Bistums: Schöttgen-Kreysig II, S. 178. UB M e r s e b u r g I Nr. 636, 349, 438, 369. 1288 wird unterschieden lex diocesana und lex iurisditionis; ebenda 516. CDSR II 1 Nr. 299, 251, 209, 329. Schöttgen-Kreysig II, S. 440. Pflichten des Archidiakons: UB Merseburg I Nr. 516. Ausstattung: Ebenda Nr. 129. CDSR II 1 Nr. 218, 341. sinodalia: UB Merseburg I 249, 877 und öfter. CDSR II 1 Nr. 68 usw. Grimma: UB Merseburg I Nr. 943. Weißenfels: UB Naumburg II (Ms. Rosenfelds, benutzt im Zentralarchiv Potsdam 1326 Juli 2). cathedraticum: CDSR II 15 Nr. 257; II 2 Nr. 545. Bestes Pferd: UB N a u m b u r g II 1286 Februar 16 und 1322 März 5. z u S e i t e 493 ff.: Erzpriester, Sedes u n d D e k a n a t e : vgl. die Anm. zu S. 484 ff. g e n a n n t e Literatur. Dazu H. K n o t h e , Die Erzpriester in der Oberlausitz, BSKG 2 (1883), S. 33 ff. Die Druckorte der zitierten Register sind genannt Ed. I Anm. zu S. 43 ff. Die Konstruktion v o n Sedes für den Muldensprengel stammt von B ö n h o f f , NASG 24, S. 58 ff.
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Anmerkungen
Meißner Dekanatssprengel: Clöden war nidit Sedes; vgl. NASG 23, S. 206 Anm. 37. Kieslingswalde: BSKG 2, S. 36. Dorna, Ostrau: Sdiöttgen-Kreysig II, S. 441. Das Regest bei Dob. III 542 ist irreführend. Die Reihe der Zeitzer Domherren beginnt nicht mit Heinrich, Propst von St. Stephan, sondern endet mit Konrad. Neumark: Dob. II 2206. Älteste Zeugnisse: UB Naumburg I Nr. 220, 294. Dazu NASG 29, S. 260 Nr. 1. UB Merseburg I Nr. 365. Sdiötten-Kreysig II, S. 173. CDSR II 1 Nr. 165, 169; II 6 Nr. 1. Pleißnischer Dekan: Bönhoff, NASG 29, S. 259 ff. Merseburger Erzpriester: UB Merseburg I Nr. 611. CDSR II 10 Nr. 202; II 9 Nr. 127. Leipzig 1509: II 10 Nr. 107 Vorbemerkung. z u S e i t e 497: Sachsenspiegel: Ldr. I 2 § 1. z u S e i t e 498: sentcniiae synodales: II 7 Nr. 6.
Cod. dipl. Lus. I 2 Nr. 85. Schiedsgericht 1295: CDSR
z u S e i t e 499 ff.: Synoden: Meißen: CDSR II 1 Nr. 44, 52, 184, 264. Sdiöttgen-Kreysig II, S. 179. Beyer, Altzelle, Regest Nr. 80. Naumburg: UB Naumburg I Nr. 221, 233, 290, 384. Dob. II 1765; III 412, 665. L e p s i u s , Bischöfe, Urk. Nr. 57. CDSR II 1 Nr. 92. Merseburg: UB Merseburg I Nr. 112, 126, 162—164, 192, 252, 254, 516, 636, 690. CDSR II 1 Nr. 92. Die Listen erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit. z u S e i t e 501: Kapläne: CDSR II 1 Nr. 198, 204, 238, 303, 339. UB Naumburg I Nr. 146, 168, 272. Dob. III 1533, 2335, 2362, 3353. UB Merseburg I 130, 280. Arzt: Schöttgen-Kreysig II, S. 178; UB Merseburg I Nr. 664. camera: ebenda Nr. 568. vicedominus: UB Naumburg I Nr. 179, 213. Ofiizial: CDSR II 4 Nr. 193. Vertretung des Naumburger Bischofs: Dob. II 411, 1694, 1741, 1765, 1851, 2105, 2465. nuntii speciales: CDSR II 1 Nr. 95. UB Merseburg I Nr. 361, 365. z u S e i t e 501 f.: Kanzlei: Eine genaue Kanzleiuntersuchung besitzen wir nur für Merseburg in der Einleitung zu Kehrs Urkundenbuch. Für Meißen und Naumburg vermag O. P o s s e , Die Lehre von den Privaturkunden (1887) die Lücke nicht auszufüllen. Notare und Schreiber: UB Naumburg I Nr. 213, 261, 366. Dob. III 457, 542, 754, 2362, 2523, 3353. Lepsius, Bischöfe Urk. Nr: 82. Sdiöttgen-Kreysig II, S. 173. CDSR II 1 Nr. 95, 122, 204, 206, 211, 238, 242, 303; II 4 Nr. 391, 153. L e p s i u s , Urk. Nr. 74. Für Merseburg vgl. Kehrs Einleitung. Eine Untersuchung der Meißner Kanzlei dürfte wegen der dort hergestellten Fälschungen besonders lehrreich sein. z u S e i t e 502 f.: Abgaben: R. S t a r k e , Die Einkünfte der Bischöfe von Meißen im Mittelalter (Diss. 1911). CDSR II 15 Nr. 287. Auf dieser Urkunde beruht UB Merseburg I Nr. 356, doch würde man die Bestimmungen über das cathedraticum schwerlich mit abgeschrieben haben, wenn die Abgabe in der Merseburger Diözese unbekannt gewesen wäre. CDSR II 2 Nr. 545. subsidium: vgl. die Stel-
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len bei S t a r k e , S. 52 Anm. 265. UB Naumburg II (Ms. Rosenfelds, benutzt im Zentralarchiv Potsdam 1291 Jan. 7). s. caritativum: CDSR II 1 Nr. 459. procuratio: CDSR II 6 Nr. 361. Zschillen: I 2 Nr. 461. UB Deutschordensballei Thüringen Nr. 299. UB Merseburg I Nr. 516. z u S e i t e 503 ff.: Zehnte im Bistum Meißen: CDSR I 2, Nr. 475. Bistum Naumburg: UB Naumburg Nr. 123, 175, 177 (Bosau), 146 (Hartwich), 176 (Bürgel), 116 (Zwickau), 124 (Plauen), 217 (Zeitz), 257 (Nöbdenitz), 273 (Profen), 277 (Remse); CDSR I 2 Nr. 397 (Klösterlein); UB Vögte I Nr. 64 (140 Äcker bei Plauen). Bosauer Zehntverzeichnis: H. P a t z e , Zur Geschichte des Pleißengaus im 12. Jh. auf Grund eines Zehntverzeichnisses des Klosters Bosau (bei Zeitz) von 1181/1214, Bll. f. dt. Landesgesch. 90 (1953), S. 78 ff. (mit Textabdruck). Zur Frage des vermeintlichen slavischen Ursprungs des fixierten Zehnten: W. S c h l e s i n g e r , Die deutsche Kirche im Sorbenland, Zs. f. Ostforschg. 1 (1952), S. 354 ff. Es ist hervorzuheben, daß nach dem Bosauer Verzeichnis „geschütteter" Zehnt gerade von den Rodungsdörfern geleistet wird, während die ursprünglich slavischen Dörfer Garben geben. Eine Ableitung vom slavischen zip .Schüttkorn" ist also nicht möglich. — Der Zehnt von 1000 Schobern in UB Naumburg I Nr. 123 ist identisch mit dem halben Zehnten des Pleißengaus in Nr. 175; wenn in Nr. 192 beide nebeneinander stehen, so ist der Grund mechanische Summierung der in den Vorurkunden verbrieften Rechte. Urkunde Friedrich Barbarossas von 1160 ebenda, Nr. 238. Pfaffenscheffel: Mitt. d. Alt. V. Plauen 6 (1887), S. 1 ff., bes. S. 31 ff. z u S e i t e 509: Schwerlich an die alte Solidusabgabe knüpfen an die beiden solidi, die 1185 die Bewohner von Löbnitz an der Mulde dem Bischof zu entrichten hatten. CDSR II 1 Nr. 50. Es handelt sich um eine Doppelsiedlung von Markthandel Treibenden und Bauern, so daß die Verdoppelung des Schillings an sich nicht auffällt. Da aber voller Ertragszehnt und außerdem noch Schocke Garben (praeterea scocciis) zu entrichten sind, wird es sich vielmehr um den Grundzins handeln, der von jeder Hufe im Gegensatz zu den 6 den. Wurfzins der Marktbewohner zu entrichten war. z u S e i t e 509 ff.: Zehnte im Bistum Meißen: CDSR II 1 Nr. 475 (Vertrag vor 1162), 254 (Kühren), 512 (Löbnitz); II 1 Nr. 165 (Vertrag von 1252). Sdiöttgen-Kreysig II, S. 178. CDSR II 1 Nr. 68 (Ulrich von Wettin); I 2 Nr. 58 (Torgau); II 7 Nr. 1 (Kamenz). LHA Dresden Or. 135 (Sornzig). CDSR II 15 Nr. 251 (Torgau, Weßnig). Dazu K. S e i d e l , Der Besitzstand des Klosters Nimbschen in und um Torgau (Diss. 1911), S. 43 ff. II 4 Nr. 147 (Dörfer von St. Afra). LHA Dresden Visitationsakten 1529 loc. 10 598; 1539/40 loc. 10 599; 1540 loc. 10 594. Meßkorn: S e i d e 1, S. 20 f. mit Belegen, dazu H. F. S c h m i d , Recht der Gründung (vgl. Anm. zu S. 574 ff.), S. 138 mit Anm. 2, die aber gegen Seidel nicht durchschlägt. Die von Schmid beigebrachten Belege erweisen einen prinzipiellen Unterschied zwischen Zehnt und Meßkorn nicht; auch zwischen deeima und decimatio müßte dann ein solcher Unterschied bestehen. Meine Ansicht habe ich formuliert Zs. f. Ostforsch. 1 (1952), S. 361 f. Die deutsche Bezeichnung messkorne, messekorn steht CDSR II 15 Nr. 399 und II 1 Nr. 491. Theuma: Mitt. d. Alt. V. Plauen 1 (1880), Nr. 37. Lainpertswalde: CDSR II 4 Nr. 389b (s. 443). Weitere Beispiele für Körnerzehnt bei E. O . S c h u l z e , Kolonisierung, S. 307 f.
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Anmerkungen
Zadel: II 1 Nr. 122. Vertrag von 1283: II 1 Nr. 257. Oberlausitz: II 1 Nr. 102. Rochlitz: I 2 Nr. 355. Niederlausitz: II 1 Nr. 58, 65. Schlesien: II 1 Nr. 100. Beispiele für vollen Zehnt der Herrengüter: S c h m i d , Pfarrorganisation, S. 16 Anm. 5. Sie ließen sich vor allem durch Heranziehung der Visitationsakten vermehren. z u S e i t e 515 f.: Dörschnitz: CDSR II 1 Nr. 552. Cavertitz: LHA Dresden Or. 321. Wuhnitz: CDSR I 3 Nr. 78. Zehnteinkünfte des Meißner Bischofs: S t a r k e , Einkünfte S. 90 ff. (Mügeln, Oberlausitz). O. T r a u t m a n n , Zur Geschichte der Besiedlung der Dresdner Gegend, Mitt. d. V. f. Gesch. Dresdens 22 (1912), S. 30 Anm. 2 (Boritz); S. 31 ff. (Dresdner Gegend). Vgl. Bd. 1 Anm. zu S. 263. z u S e i t e 516f.: Kühren: S c h m i d , Recht der Gründung, S. 137 Anm. 9. Brandenburg, Havelberg: F. C u r s c h m a n n , Die Diözese Brandenburg (1906), S. 331. Belege für Zehntdrittelung: Schmid, aaO., S. 138 ff. UB Naumburg I Nr. 180 von 1147 (unum mansum et duas décimas). Visitationsakten 1529, LHA Dresden loc. 10 598 (Schlieben). UB Deutschordensballei Thüringen I Nr. 226 (Reichenbach). Auch im sog. ducatus Transalbinus empfing der Magdeburger Erzbischof nicht kraft Kirchenrechts, sondern als weltlicher Herr zwei Drittel des Zehnten; vgl. E. O. S c h u l z e , Kolonisierung, S. 297 Anm. 4. Von hier aus dürfte die Zehntdrittelung in der Gegend von Schlieben beeinflußt sein. Altzelle, Buch: CDSR I 2 Nr. 475. Schöttgen-Kreysig II, S. 178 f. Riesa: BSKG 26 (1913), S. 196 Anm. 1. CDSR II 1 Nr. 83. Brockwitz, Meißen: CDSR II 4 Nr. 147, 149. Loga: Cod. dipl. Lus. 1 1 Nr. 21, vgl. Nr. 23 (Honig). Bautzen: ebenda Nr. 141. Bischofszehnte in der Oberlausitz; ebenda Nr. 28, 29, 52. CDSR II 1 Nr. 215. Vgl. auch K n o t h e , ASG6 (1868),S. 161 ff. Doch sind nicht alle genannten Zehnte als Bischofszehnte erkennbar. Güter jenseits der Neiße: CDSR II 1 Nr. 117. z u S e i t e 518: Zehntverlehnung: CDSR II 1 Nr. 117, 215, 279, 303. Beyer, Altzelle, Regest Nr. 124. Schöttgen-Kreysig II, S. 196, 197, 214. Rüdekauf von Zehnten: II 1 Nr. 86. Verkauf und Tausch: II 1 Nr. 117, 158, 244, 287. Cod. dipl. Lus. I* Nr. 141. Geldablösung: CDSR II 1 Nr. 215. Kollektor: ebenda Nr. 244. z u S e i t e 519 f.: Zehnte in der Diözese Merseburg: UB Merseburg I Nr. 89, 125, 102, 112, 122, 134, 248, 250, 356, 363, 449, 525. Wahlkapitulation Bischof Friedrichs: Nr. 316; Bischof Heinrichs: Nr. 626. Obhausen: Nr. 551 f., 596 f. Kapitelszehnte: ebenda S. 1067 ff. Rochlitz: CDSR I 2 Nr. 404. Großstorkwitz: UB Merseburg I Nr. 449. Bei Nr. 449 ist zu beachten, daß Grundherrschaft und verlehnter Zehnt hier nicht in einer Hand liegen. Bedeutungsvoll ist, daß Lehnherr der zehntpflichtigen Hufen das Bistum Naumburg ist. z u S e i t e 520 ff.: Domkapitel: K , v . B r u n n gen. v. K a u f f u n g e n , Das Domkapitel von Meißen im Ma. (Diss. 1902). F. R a n g e , Die Entwicklung des Merseburger Domkapitels (Diss. 1910). Beide Arbeiten sind in vielen Punkten korrekturbedürftig. Für das Kapitel von Naumburg fehlt eine Untersuchung, obwohl sie schon wegen des Verhältnisses zum Zeitzer Kapitel besonders interessant
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wäre und auch das allerdings größtenteils ungedruckte Material verhältnismäßig reich ist. Zusammenstellungen über das Naumburger Kapitel sind in den ungedruckten im Weimarer Archiv aufbewahrten Vorarbeiten Devrients für den Band Naumburg der Germania Sacra enthalten. Das im Text Ausgeführte ist aus den Quellen gearbeitet. Rat und Konsens: UB Merseburg I Nr. 89. UB Naumburg I Nr. 150, 104, 133, 153, 210, 254, 273, 277, 283, 292, 316, 364, 397, 403, 418. Dob. II 1730, 2011, 2066 f. III 445, 627, 1090, 1109, 1628 (Besiegelung!) usw. UB Naumburg II (Ms. Rosenfelds, benutzt im Zentralarchiv Potsdam) 1244 Sept. 30. CDSR I 2 Nr. 475. UB Naumburg I Nr. 260. CDSR II 4 Nr. 147—149, 152; II 1 Nr. 75, 84. Vgl. auch Nr. 74. II 1 Nr. 215 (Konsensvermerk). UB Merseburg I Nr. 89, 163, 229, 296, 97, 112; zu beachten ist bei dieser Nummer die Eröffnung der Reihe der Freien mit alii. Nr. 143 kann schwerlich herangezogen werden, da die Urkunde nidit überliefert ist. Nr. 178, 194, 214, 224, 229. 231, 242 usw., 789. z u S e i t e 524ff.: Bischofswahlen: G. v. B e 1 o w , Die Entstehung des ausschließlichen Wahlrechts der Domkapitel (1883). F. G e s e l b r a c h t , Das Verfahren bei den deutschen Bischofs wählen in der zweiten Hälfte des 12. Jhs. (Diss. 1905). H. K r a b b o , Die Besetzung der deutschen Bistümer unter der Regierung Kaiser Friedrichs II. (1901). D e r s . , Die ostdeutschen Bistümer, bes. ihre Besetzung unter Kaiser Friedrich II. (1906). G. A 1 d i n g e r , Die Neubesetzung der deutschen Bistümer unter Papst Innozenz IV. (1900). Wahlen in Merseburg: SS 10, S. 188. UB Merseburg I Nr. 145. SS 16, S. 191. Meißen: CDSR II 1 Nr. 108. Naumburg: UB Naumburg I Nr. 428. L e p s i u s , Bischöfe, Urk. Nr. 57 ff. UB Naumburg II (Ms. Rosenfelds, benutzt im Zentralarchiv Potsdam) 1244 Sept. 30. z u S e i t e 525 f.: Brief Friedridis II.: CDSR II 1 Nr. 87. z u S e i t e 526f.: Hergang der Wahl: SS 10, S. 191 ff. z u S e i t e 527: Investitur: L e p s i u s , Bischöfe, Urk. 58. UB Merseburg I Nr. 316. z u S e i t e 527 ff.: Wahlkapitulationen: UB Merseburg I Nr. 316, 626. CDSR II 1 Nr. 320. Libertas fori heißt nach dem Zusammenhang der erstgenannten Urkunde schwerlich Freiheit des Gerichtsstandes. z u S e i t e 529: Gütertrennung: UB Naumburg II (Ms. Rosenfelds, benutzt im Zentralarchiv Potsdam) 1244 Sept. 30. UB Merseburg I Nr. 283, 317. CDSR II 1 Nr. 44, 48. z u S e i t e 529 f.: Besitz: UB Merseburg I S. 1030 ff. CDSR II 1 Nr. 453. Domkapitelarchiv Naumburg XLIII 24 (Uber ccnsuülis. Hier benutzt in Abschrift Devrients im Zentralarchiv Potsdam). z u S e i t e 530: Obödienzen: UB Naumburg I Nr. 216. II (Ms. Rosenfekls, benutzt im Zentralarchiv Potsdam) 1244 Sept. 30, 1277 Juni 21, 1281 Okt. 24. UB Merseburg I
656
Anmerkungen
Nr. 111, 231, 674. CDSR II 1 Nr. 193, 218, 247, 347. Dignitäre waren in Meißen auch die Archidiakone von Nisani und der Niederlausitz, vgl. Nr. 218, so daß 7 Dignitätspfründen plus 8 große Obödienzen die Zahl fünfzehn ergeben; die sechs kleinen Obödienzen hatten offenbar die canonici minores inne. z u S e i t e 530 f.: Zahl der Pfründen: R a n g e , S.23, K a u f f u n g e n , S.16f. In Naumburg gab es 1088 sechzehn Kanoniker (vgl. Bd. 1 S. 275). Auf B1.64 des Verzeichnisses der Propsteigüter von 1367 hat eine Hand des 15. Jhs. nomina et numerus canonicorum aufgezeichnet. Es sind zwanzig. Auf die iabrica folgen dann noch vier minores canonici sowie die vicarii und lectores chori. Kurien: In Meißen gab es um 1552 15 domus canonicales, entsprechend der Zahl der großen Präbenden, CDSR II 3 Nr. 1460. Daß Kurien bereits im 13. Jh. bestanden, geht hervor aus II 4 Nr. 161 und II 1 Nr. 329. In Merseburg werden sie durch UB Merseburg I Nr. 316 vorausgesetzt, in Nr. 700 erwähnt. Die Kurie des Propstes erscheint 1261, Nr. 300. In Naumburg sei;:t, schon die Niederreißung der Kapitelsgebäude beim Neubau des Domes in der eisten Hälfte des 13. Jhs. das Bestehen der Kurien voraus. Die Kurie des Propstes wird bereits 1217 genannt, Dob. II 1749. z u S e i t e 531 ff.: praebendae minores: CDSR II 1 Nr. 195. UB Merseburg I Nr. 631. UB Naumburg II (Ms. Rosenfelds, benutzt im Zentralarchiv Potsdam) 1306 Febr. 21, 1292 April 26, 1244 Sept. 30. Exspektanzen: CDSR II 1 Nr. 345. Aufnahmebedingungen: UB Naumburg II 1306 Febr. 21, 1317 Jan. 7, 1323 März 23, 1290 April 14, 1244 Sept. 30. Zeitz: ebenda 1291 Jan. 7, 1292 April 26. Testierfreiheit: UB Merseburg I Nr. 576. CDSR II 1 Nr. 329, 341. Gnadenjahr: UB Merseburg I Nr. 649, 844. CDSR II 1 Nr. 329. UB Naumburg II (Ms. Rosenfelds, benutzt im Zentralarchiv Potsdam) 1281 Okt. 24. In Meißen ist die Einschränkung erst aus den Statuten von 1498 ersichtlich, muß aber viel früher erfolgt sein. Pfründenhäufung: UB Merseburg I Nr. 576 und Register S. 1208 linke Spalte unten. UB Naumburg II 1317 Jan. 7. Testament Dietrichs: CDSR II 1 Nr. 329. Vgl. UB Merseburg I Nr. 576. Dazu W. H o p p e , Ein Domherr am Ausgang des 13. Jhs., Dt. Gesch. Bll. 10 (1909), S. 312 ff. z u S e i t e 533 f.: Ämter: UB Naumburg I Nr. 172, 133, 391. Dob. II 1765. UB Merseburg I Nr. 102, 110—112, 194. CDSR II 1 Nr. 52, 218, 84. Thesaurar: UB Naumburg I Nr. 189. Dob. II 2127. UB Merseburg I Register S. 1169. CDSR II 1 Nr. 238 f. und öfter. Sondereinkommen: z. B. UB Merseburg I Nr. 283. CDSR II 1 Nr. 218, 347. ü b e r die Rechte und Pflichten der Amtsträger vgl. R a n g e , S. 54 ff.; K a u f f u n g e n , S. 53 ff. Ich hebe einige wichtige Quellenstellen hervor. Propst: UB Merseburg I Nr. 381, 675. UB Naumburg II 1244 Sept. 30. Vor allem aber UB Merseburg I,S. 1054 ff. und der ungedrudcte Liber censualis der Naumburger Propstei von 1367 (vgl. Anm. zu S. 529 f.). Dekan: UB Merseburg I Nr. 316. CDSR II 1 Nr. 341. UB Naumburg II 1244 Sept. 30. Ebenda über den Kantor, vgl. auch CDSR II 1 Nr. 218. Scholastika: UB Merseburg I Nr. 980 (Arenga), 147. CDSR II 4 Nr. 390 b (S. 444); II 1 Nr. 115; IT 6 Nr. 314 usw. Kustos: CDSR
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II 1 Nr. 292. Kellerer: ebenda Nr. 247. UB Merseburg I S. 977. Offizial des Propstes: CDSR II 4 Nr. 176. z u S e i t e 534 ff.: ü b e r Stand und Herkunft der Domherren bis zum Beginn des 14. Jhs. Angaben zu machen, ist nicht ganz leicht. Aus Merseburg und Meißen liegen aus dem 12. Jh. nur ganz wenige Urkunden mit Zeugenreihen vor, aber auch in Naumburg, wo sich mehr brauchbare Quellen erhalten haben, war es damals noch üblich, die Domherren lediglich mit Vornamen anzuführen. In Merseburg und Meißen war dies noch fast das ganze 13. Jh. hindurch der Fall, während man in Naumburg damals bereits vielfach einen Zunamen beisetzte. Während aber die edelfreien Geschlechter im allgemeinen bekannt sind, ist es schwer, die Herkunftsorte der ministerialischen Geschlechter zu identifizieren und überhaupt zu entscheiden, ob es sich um einen Adligen handelt. Unmöglich ist dies z. B. bei dem in meißnischen Urkunden der 2. Hälfte des 13. Jhs. häufig auftretenden Domherrn und Thesaurar Konrad von Boritz. Da sich in Boritz zwei allodia befanden (CDSR II 1 Nr. 453), würde man auf ministerialische Herkunft schließen, wenn man nicht aus CDSR II 1 Nr. 189 wüßte, daß Konrad Pfarrer in Boritz war und daher seinen Zunamen führte. Stand und Herkunft bleiben also dunkel. In anderen Fällen ist nicht zu entscheiden, ob es sich um Ministeriale oder um Stadtbürger handelt, etwa wenn um 1256 in Meißen ein Kanoniker Albertus dictus de Dobelin auftaucht (II 1 Nr. 183). Die Stadt Döbeln bestand damals bereits, es gab aber auch ein ritterliches Geschlecht dieses Namens. Ich habe mich in diesem Falle für Ministerialität entschieden, da die Stadt Döbeln stets ohne erkennbare Bedeutung war und die Bildung einer rechtlich herausgehobenen städtischen Oberschicht somit unwahrscheinlich ist: diese kommt für die Besetzung der Domherrenstellen allein in Betracht. Schwer unterscheidbar ist auch in manchen Fällen Reichsministerialität und wettinische Ministerialität, und für manche Geschlechter, vor allem des altbesiedelten Mittelsachsen, läßt sich die Standesqualität überhaupt nicht feststellen. Sie werden von den Ministerialen geschieden, sind aber auch nicht edelfrei; am ehesten sind sie vielleicht den Schöffenbarfreien des Sachsenspiegels vergleichbar. Die Angaben irn Text beruhen auf ziemlich genauer Kenntnis des Materials, die ich mir im Laufe der Jahre erworben habe. Sie machen aber keinen Anspruch auf Endgültigkeit. Dazu wären viel genauere Untersuchungen nötig, als sie in diesem Zusammenhange möglich sind. Hingewiesen sei auf E. L ü r ß e n , Ritterbürtige Geschlechter der Mark Meißen (Diss. 1916); G. B u r c k , Stand und Herkunft der Insassen einiger Klöster der mittelalterlichen Mark Meißen (Diss. 1913); H. S c h i e c k e l , Herrschaftsbereich und Ministerialität der Markgrafen von Meißen im 12. und 13. Jh. (1956). Auf die Nennung aller Namen und auf die Anführung von Einzelbelegen habe ich verzichtet. Wo Namen genannt sind, sind die Belege in den Registern der Urkundenbücher und bei Dobenecker leicht zu finden. Die Liste der Meißner Domherren, die H . G r ö g e r , 1000 Jahre Meißen (1929) S. 263, bietet, ist ergänzungs- und verbesserungsbedürftig. Lubene ist Lübben, Dewin ist Döben an der Mulde. z u S e i t e 538 ff.: Territorium des Bischofs von Meißen: E. R i e h m e , Markgraf, Burggraf und Hochstift Meißen (Diss. 1905), mit Belegen. Für die bischöfliche Landesherrsdiaft sind besonders wichtig die Urkunden CDSR II 1 Nr. 165, 179, 243, 257, 263, 290, 304 (Blutgerichtsbarkeit). Für die Lage im 12. Jh. vgl. Nr. 50, 59. 42 S c h l e s i n g e r II
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Anmerkungen
z u S e i t e 539: Pribislaus Burgmann: UB Merseburg I Nr. 121. Die Meißner Burgmannen waren im 12. Jh. nicht ministerialischen Standes. Vogt Siegfried von Mügeln: LHA Dresden Or. 518. z u S e i t e 541 f.: Meißen: R i e h m e , S. 78 ff. H. G r ö g e r , 1000 Jahre Meißen (1929). R. K ö t z s c h k e , NASG 45, S. 14 ff. H. J. M r u s e k , Meißen (1957). Die im Text vorgetragene Auffassung habe idi begründet: Die Anfänge der Stadt Chemnitz (1951), S. 177 ff. z u S e i t e 542: Bischofswerda: Deutsches Städtebuch II, S. 27 ff. Stolpen: ebenda, S. 216. A. M e i c h e , Hist.-top. Beschreibung der Amtshauptmannsdiaft Pirna (1927), S. 335 ff. Bernstadt, Sdiönberg: Deutsches Städtebuch II, S. 27; I, S. 874. W. J e c h t , N.Laus. Mag. 95 (1919), S. 35 f., 45 f. CDSR II 1 Nr. 117 scheint mir die weitergehenden Schlüsse des Textes zuzulassen. z u S e i t e 543: Lehnbuch 1495: Chr. S c h ö t t g e n , Historie der Stiftsstadt Würzen (1717), Anhang. W a b s t , Historische Nachricht von des Churfürstenthums . . . Sachsen . . . jetziger Verfassung (1732), S. 153 ff. Ministeriale: CDSR II 1 Nr. 50, 52—54, 58 f., 89, 93, 101 f. usw. Für die Oberlausitz besonders lehrreich Nr. 242; II 4 Nr. 153 f. Hofämter: CDSR II 1 Nr. 59, 93; I 3 Nr. 64( II 4 Nr. 153. Beyer, Altzelle, Regest Nr. 50. z u S e i t e 544ff.: Territorium des Bischofs von Naumburg: Nützliche Zusammenstellungen in den Ausarbeitungen Devrients für die Germania Sacra (Landeshauptardiiv Weimar). B. H e r m a n n , Die Herrschaft des Hochstifts Naumburg östlich der Mulde (ungedr. Diss. Leipzig 1924). Zoll 1135: UB Naumburg I Nr. 133. ratione principatus: L e p s i u s , Urk. Nr. 82. Hier auch Ableitung von Rechten aus empfangenen Lehen: ratione bonorum quomodolibet ad nos devolulorum. z u S e i t e 546: Vogtei: R i e h m e , S. 108 ff. Vgl. auch E. H o f f m a n n , Naumburg im Zeitalter der Reformation (1901), S. 164 ff. Quellen: UB Naumburg I Nr. 153, 161, 260 (Titel!), 270, 367; CDSR I 3 Nr. 156; Dob. III Nr. 754. Lehnvögte: UB Naumburg I Nr. 148, 169, 271, 273; L e p s i u s , Bischöfe, Urk. Nr. 61. Weitere Auseinandersetzungen: Dob. III Nr. 2720; IV Nr. 388, 1274, 1567, 1582, 2525. L e p s i u s , Urk. Nr. 82. Comitia Pouzewicz: Schöttgen-Kreysig II, S. 446. Verkauf von 1307 und 1367: Dipl. Heb. I, 126 f. UB Naumburg II (Ms. Rosenfelds, benutzt im Zentralarchiv Potsdam), zwei Urkunden von 1367 Jan. 6. z u S e i t e 548: Heerfahrt: UB Naumburg I Nr. 239; UB der Vögte I Nr. 712. Blut.gerichtsbarkeit: UB Naumburg II (Ms. Rosenfelds, benutzt im Zentralarchiv Potsdam) 1277 Aug. 23 betr. Altenburg bei Naumburg: iudicium de questionibus ...
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pro eitusione sanguinis aut aiia causa, que truncacionem membrorum aut interilum hominum exigat secundum varietatem excessuum sive iacinoium diversoium. Gericht: CDSR II 1 Nr. 183. Zölle: UB Naumburg I Nr. 133, 209 bis 211. Reichsfürst: UB Pforte I Nr. 322. Regalien: L e p s i u s , Bischöfe, Urk. Nr. 58. Beamte: Burggraf von Zeitz, UB Naumburg I Nr. 256, 264, 279 usw.; von Strehla Nr. 366. Villicus: Nr. 152. Amtmann: Nr. 367. Vogt von Naumburg: Nr. 180, 187. Hofämter: UB Naumburg I Nr. 367, 394, 172, 232, 235. z u S e i t e 549: Hugo von Schönburg: ebenda Nr. 333, 334; sein gleichnamiger Sohn Nr. 290, 316, 394. z u S e i t e 549f.: Ministeriali tat: ü b e r ihre Bedeutung vgl. vor allem Dob. IV 1274, 1582. Dorfherrschaft: UB Naumburg 1 Nr. 314. Dorfgründung: ebenda Nr. 264. Lehnsbesitz: z.B. Nr. 321 (Bischof), vor allem Nr. 334 (Erblichkeit). Vertrag 1251: UB Merseburg Nr. 274. Zeugenreihen beginnen mit Nr. 110, solche mit Zunamen mit Nr. 213 (vgl. auch Nr. 168). Weitere anzuführen erübrigt sich. z u S e i t e 551: Lehnregister 1493: Landeshauptardiiv Weimar Ges. A. 928 Bl. 7 f. Lehen Markgraf Friedridis: Or. Weimar Ges. A. 949. z u S e i t e 551 ff.: Naumburg: L. N a u m a n n , Zur Entwicklungsgeschichte Naumburgs, Thür, sächs. Zs. 7 (1917), S. 1 ff., mit älterer Literatur. Ferner E. B o r k o w s k y , Naumburg 1028—1928 (1928). Deutsches Städtebuch II, S. 617 ff. Die Entstehungsgeschichte der Stadt ist strittig. Borkowsky suchte die Kaufleutesiedlung von 1033 noch 1928 beim heutigen Marktplatz, Heldmann suchte sie beim Dom, Naumann wies erstmals auf die Jakobskirche hin, schloß sich aber der Ansicht Heldmanns an. Seine Auslührungen über die Entwicklung der Stadt im 13. Jh. bedürfen der Berichtigung. Die im Text geäußerte Ansicht beansprucht nur den Wert einer Hypothese. Gründliche Untersuchung täte not. z u S e i t e 553: Zeitz: Deutsches Städtebuch II S. 746 ff. Vgl. W. S c h 1 e s i n g e r , Die Anfänge der Stadt Chemnitz (1951), S. 102 ff. Eine brauchbare Stadtgeschichte fehlt. z u S e i t e 554: Teuchern: Deutsches Städtebuch II, S. 705 f. UB Naumburg I Nr. 133, 153. Dob. II Nr. N 30. z u S e i t e 555: Strehla: Deutsches Städtebuch II, S. 217 f. UB Naumburg I Nr. 366 (Burggraf, Pfarrer 1186/90). L e p s i u s , Bischöfe, Urk. Nr. 52. Dob. III Nr. 35, 754. CDSR II 1 Nr. 283. Regis: Deutsches Städtebuch II, S. 195 f. L e p s i u s , Bischöfe, Urk. Nr. 52, 36 ( = Dob. III Nr. 35). Dahlen: Deutsches Städtebuch II, S. 42 f. CDSR I 2 Nr. 533. L e p s i u s , Bischöfe, Urk. Nr. 52. Dob. III, Nr. 35, 754. 4r
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Anmerkungen
z u S e i t e 556: Schkeuditz: UB Merseburg I Nr. 59, 333, 358/61, 365, 373. Horburg: UB Merseburg I Nr. 135 f., 428, 931 f., 927. Eisdorf: UB Merseburg I Nr. 428. Ranstädt: ebenda Nr. 480, 558, 560 f., 564, 568—70. Lützen: ebenda Nr. 354, 453, 558 usw. wie bei Ranstädt. z u S e i t e 557 f.: Bündorf: UB Merseburg I Nr. 318, 417 f., 39. Lehnsansprüche: SS 10, S. 190. Lehnhof: UB Merseburg I Nr. 231, 243. Vogtei: Riehme (wie Anm. zu S. 538 ff.), S. 111 f. mit Belegen, z u S e i t e 558: villicus in Zwenkau: UB Merseburg I Nr. 242. Vogt: Nr. 369. Ministeriale: ebenda Nr. 112, 130, 119, 127, 268, 274, 372, 426, 427. Hofämter: ebenda Nr. 162, 192, 353. z u S e i t e 558 ff.: Stadt Merseburg: Deutsches Städtebuch II, S. 606 ff. mit älterer Literatur. Eine brauchbare Stadtgeschichte fehlt, doch bereitet Herr R. G ü n z e 1 in Plettenberg (Westf.) eine gründliche topographische Untersuchung vor, in die er mir freundlicherweise Einblick gewährte. Seine Ergebnisse teilte er mir außerdem Ostern 1956 brieflich mit. Vgl. ferner H. G. S t e i n b e r g , Merseburg. Ein Beitrag zur Stadtgeographie Mitteldeutschlands (ungedr. Diss. Münster 1955). UB Merseburg I Nr. 316, 458, 31, 171, 283, 132, 531, 267, 224, 345, 518. Pfalz: W. S c h l e s i n g e r , Merseburg (zugleich Versuch eines Modells künftiger Pfalzbearbeitungen), in: Deutsche Königspfalzen, Festschr. P. E. Schramm (1962). z u S e i t e 560: Zwenkau: Deutsches Städtebuch II, S. 243 f. (korrekturbedürftig). UB Merseburg I Nr. 138, 518. Hier ist die civitas des Bischofs natürlich nicht Zwenkau, sondern Merseburg. Leipzig: CDSR II 8 Nr. 2, 12. z u S e i t e 561: Bischöfliche Landesherrschaft: UB Merseburg I Nr. 365, 372, 427, 472, 486. Reichsfürst: Nr. 208, 586. Regalien: Nr. 474. Aufgebot: UB d. Vögte von Weida I Nr. 712. Steuer: Nr. 349. z u S e i t e 561 ff.: Klosterverfassung: W e r m i n g h o f f , S. 180 ff. und die bei F e i n e , S. 161 ff. genannte Literatur, aus der G. T e l l e n b a c h , Die bischöflich-passauischen Eigenklöster und ihre Vogteien (1928) von besonderem Nutzen war. H. H i r s c h , Untersuchungen zur Geschichte des päpstlichen Schutzes, MIÖG 54 (1941), S. 363 ff. H. A p p e 11, Die Anfänge des päpstlichen Schutzes, ebenda 62 (1954), S. 101 ff. Für Mitteldeutschland G. R a t h g e n , Untersuchungen über die eigenkirchenrechtlichen Elemente der Kloster- und Stiftsvogtei nach thüringischen Urkunden bis zum Beginn des 13. Jhs., ZRG Kan. Abt. 17 (1928) S. 1 ff.; J. E n g e 1 m a n n , Untersuchungen zur klösterlichen Verfassungsgeschichte in den Diözesen Magdeburg, Meißen, Merseburg und Zeitz-Naumburg (1933). Auf die Angabe von Einzelbelegen wurde für das Folgende verzichtet. Es wird auf die Anmerkungen zu den einzelnen Klöstern verwiesen.
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z u S e i t e 568: Friedrich von Merseburg: UB Merseburg I Nr. 352. Vgl. Nr. 382. z u S e i t e 574 ff.: Niederkirchen: Grundlegend H. F. S c h m i d , Das Recht der Gründung und Ausstattung von Kirchen im kolonialen Teil der Magdeburger Kirchenprovinz während des Mittelalters (1924); vgl. d e n s . , Die rechtlichen Grundlagen der Pfarrorganisation auf westslavischem Boden und ihre Entwicklung während des Mittelalters (1938), S. 5 ff. In diesen Werken auch alle Belege, die im folgenden nur in Auswahl angeführt werden. Für das Erzgebirge: H. L ö s c h e r , Die Pfarrausstattung im Verlaufe der bäuerlichen Besiedlung des Erzgebirges, Glückauf 49 (1929), S. 142 ff. z u S e i t e 574f.: Präsentationsredit: CDSR II 1 Nr. 196 u. ö. Börtewitz: Schöttgen-Kreysig II, S. 194. Zu vergleichen sind auch die Bemerkungen des Bischofs bei der Auspfarrung von Trautzschen 1235 über das Einsetzungsrecht des Ritters Arnold von Trautzschen, ebenda S. 441. Gera: UB Vögte I Nr. 62. z u S e i t e 575 f.: Göhlitzsch, Tiefenau: UB Merseburg I Nr. 300. Dob. IV Nr. 2346. Belgern: S c h m i d , S. 124 Anm. 5. Cavertitz: ebenda S. 123 Anm. 2. Nossen: Beyer, Altzelle, Regest Nr. 141. z u S e i t e 576f.: Görlitz, Pirna: N.Laus. Mag. 70 (1894), S. 158. CDSR II 5 Nr. 12 (S. 335). Meißen, Camburg: CDSR I 2 Nr. 223; I 3 Nr. 266. z u S e i t e 577: Altranstädt: UB Merseburg I Nr. 152 Anm. d. Der Konjektur bei S c h m i d , S. 199 Anm. 3 vermag ich nicht zu folgen; mir scheint vielmehr vor dem ersten nisi in ausgefallen zu sein. Küster: Schöttgen-Kreysig II, S. 194. Cod. d. Lus. I 1 Nr. 86. CDSR II 10 S. 249. UB Merseburg I Nr. 449. Göthewitz usw.: UB Naumburg I Nr. 405. Mitt. d. Alt. V. Plauen 1 (1880) S. 30 Nr. 37. Schöttgen-Kreysig II, S. 222 f. z u S e i t e 578: Einflußnahme der Bürgerschaft: Cod. d. Lus. I 2 Nr. 86, 102. CDSR II 10 Nr. 202. G a u t s c h , Archiv der sädis. Geschichte 1 (1843), S. 256, CDSR II 5 Nr. 12 (S. 335), II 15 Nr. 166. UB Merseburg I Nr. 329. z u S e i t e 579: Zeitz, Lampertswalde, Profen: UB Naumburg I Nr. 217. CDSR II 4 Nr. 389 b (S. 443). Schöttgen-Kreysig II, S. 441. z u S e i t e 580: Hohenkirchen: CDSR I 3 Nr. 131. Schöttgen-Kreysig II, S. 182. Leipzig: CDSR II 9 Nr. 2. Die Thomaskirche hat das Pfaffendorf der alten Petrikirche übernommen. Greiz: Dob. II 2206. Seußlitz: CDSR II 1 Nr. 363. Die übrigen Dorfschenkungen nach L ö s c h e r , S. 143.
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Anmerkungen
z u S e i t e 581: Zehren: Visitationsakten 1540, LHA Dresden loc. 10 594. „Vererbung": UB Merseburg I Nr. 582. Hierher gehört wohl CDSR II 6 Nr. 383. Nossen: Beyer, Altzelle, Regest Nr. 141, 143. Altstadt-Waldenburg: W. S c h 1 e s i n g e r , Die Schönburgischen Lande (1935), S. 45 Anm. 1. Rochsburg: H. L ö s c h e r , Geschichte der Stadt Lunzenau (1933), S. 43. z u S e i t e 583: Frankenstein: CDSR 13 Nr. 100. Köllsdorf: UB Merseburg I Nr. 125. Kamenz: CDSR II 7 Nr. 5. Freiberg: CDSR II 12 Nr. 41. Kamenz: CDSR II 7 Nr. 1, dazu Schmid, Recht der Gründung, S. 142 ff. z u S e i t e 585: Weida: UB Vögte I Nr. 144, 224; Freiberg: CDSR II 12 Nr. 41. Literatur zur Inkorporation: F e i n e , S. 355, 364 ff. Die Deutung der Inkorporation durch L i n d n e r als einer dauernden Übertragung des Pfarrbeneficiums an ein Kloster oder Stift durdi den Bischof (ZRG Kan. Abt. 36, 1950, S. 296), die er aus Quellen der Regensburger Diözese gewonnen hat ( die Arbeiten sind genannt ZRG, Kan. Abt. 43 [1956], S. 453) und die dort ihre Richtigkeit haben mag, bestätigen die mitteldeutschen Quellen nicht oder doch nur insofern, als der Bezug auf das Verhältnis Pfarrer-Vikar nur zur Verhüllung des Verhältnisses Eigenkirchenherr-Pfarrer diente, das der Inkorporation ursprünglich zugrunde liegt. z u S e i t e 586: Seußlitz: CDSR II 1 Nr. 363. Vgl. die Fälle Schöttgen-Kreysig II, S. 182; CDSR II 15 Nr. 257; II 10 Nr. 13; II 7 Nr. 5 usw. z u S e i t e 586 f.: Profen: UB Naumburg I Nr. 273. Sdiöttgen-Kreysig II, S. 443, 459. Vgl. L e p s i u s , Kl. Schriften I, S. 112; UB Merseburg I, Nr. 368; L e p s i u s , Bischöfe, Nr. 72; Mehna, Treben, Altenburg: Altenburger UB, Nr. 56, 112, 298, dazu Einleitung, S. 104 ff. z u S e i t e 587 f.: Kriebitzsch: Sdiöttgen-Kreysig II, S. 438, 460. Leisnig: ebenda S. 171, 172 f., 176. Zeitz: UB Naumburg I Nr. 217. Weida: UB Vögte I Nr. 306, 308. Zadel: Beyer, Altzelle, Regest Nr. 87. z u S e i t e 589: Clemens IV.: UB Merseburg I Nr. 324. z u S e i t e 590f.: Weihe Dietrichs: Dob. III 1214. Visitationen: UB Naumburg II (Ms. Rosenfelds, benutzt im Zentralarchtiv Potsdam) Urkunden von 1325 Aug. 10, Aug. 10/14, Aug. 14, Aug. 20; 1327 vor März 10; 1244 Sept. 30. CDSR II 1 Nr. 127, 129. Provinzialsynoden: UB Naumburg I N. 134, 191, 229 (dazu Dob. II 136), 247, 280 f., SS 23, S. 155 f. CDSR II 1 Nr. 321, 325. Dob. II 887, 1918. Die Synoden von 1129 und 1140, die H a u c k V, S. 134 Anm. 2. erwähnt, waren wohl nur solche der Erzdiözese, nicht der Provinz. z u S e i t e 592: Provinzialkonzil 1261: SS 14, S. 422. Statuten bei Schannat-Hartzheim III, S. 805 ff.; dazu H a u c k V, S. 142 Anm. 2. Hier auch über die Synoden von ca. 1275.
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z u S e i t e 593: Richterliche Tätigkeit: CDSR II 1 Nr. 208 (vgl. 220), 332, 341. z u S e i t e 593 f.: Konrad von Porto: UB Merseburg I Nr. 188—190. Wilhelm von Modena: Nr. 201. Otto von St. Nikolaus: Dob. III 98. Prokuration: UB Merseburg I Nr. 447. SS 23, S. 222 f. Andere Legaten: CDSR II 1 Nr. 91, 161. z u S e i t e 594: Synode von 1266: Synodalschreiben bei Schannat-Hartzheim III, S. 802 ff. z u S e i t e 595: Chemnitz, Bosau: CDSR II 6 Nr. 308. z u S e i t e 596: Meißen 1203, 1205: CDSR II 1 Nr. 70, 73. Provisionen: UB Merseburg I Nr. 263, 287. CDSR II 1 Nr. 175 f., 345. UB Naumburg II (Ms. Rosenfelds, benutzt im Zentralardiiv Potsdam) 1266 Nov. 5. z u S e i t e 597: Prokuratoren: z. B. CDSR II 1 Nr. 73. UB Merseburg I Nr. 200. Der Lauterberger Kanoniker Siegfried von Rekkin ging am 23. Sept. 1223 selbst nach Rom, um seine Sache zu vertreten. Er kehrte am 20. Februar 1224 zurück. Vier Mark Silbers wurden ihm als Beihilfe zu den Kosten gewährt. SS 23, S. 208, 210. Propst von St. Thomas usw.: CDSR II 1, Nr. 190, 236. z u S e i t e 597f.: Provisionsprivilegien: vgl. Anm. zu S. 596. Schutz vor Legaten: CDSR II 1 Nr. 177. Dispens von Pfründenhäufung: CDSR II 1 Nr. 130—132, 141, 152, 322. z u S e i t e 598: Streitgegenstände: CDSR II 1 Nr. 118, 126, 236, 65, 68, 179. UB Merseburg I Nr. 140 f., 187, 199 f.; Bagatellsachen: II 1 Nr. 71, 88, 199 f., 67 (vgl. 74); II 9 Nr. 9 f. z u S e i t e 599f.: Udo II: UB Naumburg I Nr. 324, 326. Abt von Pegau: UB Merseburg I Nr. 199. Annaten 1316: Päpstl. Urkunden und Regesten 1295—1352, die Gebiete der heutigen Provinz Sachsen und deren Umiande betreffend, bearb. G. S c h m i d t , 1. Bd. (1886), S. 88 Nr. 7. Abschätzungsbericht 1320 gedr. in v. Ledeburs Allg. Archiv f. d. Geschichtskunde des preußischen Staates 15 (1834). z u S e i t e 600 f.: Kreuzzugszehnt: UB Naumburg I Nr. 404. MIÖG 10 (1889), S. 587 Nr. 5, S. 596 Nr. 13. CDSR II 1 Nr. 240, 249. O. P o s s e , Analecta Vaticana (1878) Nr. 1078 f. CDSR II 1 Nr. 268, 286, 291. UB Naumburg II (Ms. Rosenfelds, benutzt im Zentralarchiv Potsdam) 1286 Jan. 12, 1304 Juni 8, 1304 Aug. 28. UB Merseburg I Nr. 638. W. H o p p e , Deutsche Gesdiichtsblätter 10 (1909), S. 314 ff.
REGISTER bearbeitet von W a l d e m a r
Rüther
V o r b e m e r k u n g : Jahreszahlen sind in Klammern gesetzt, sie bezeichnen entweder das Jahr des Ereignisses, das Auftreten einer Person oder die feststellbaren Lebensjahre, vorgesetztes R. gibt die offiziellen Regierungsjahre an. Abkürzungen Bg Bi. Btm. Bü. Eb. Ebtm. Edelfr. Fl. Fr. Geb. Gm. Gr. Hl. Hz. Hzgtm. i. Kg. Ks. Lgr.
Burg Bischof Bistum Bürger Erzbischof Erzbistum Edelfreie Fluß Frau Gebirge Gemeinde Graf Heilige(r) Herzog Herzogtum in König Kaiser Landgraf
A Aachen, St. i. Rhld. — Synode (816) 166 Ablaß 92—94, 97—99, 116, 129, 135, 153, 159, 163, 306, 310, 320, 327, 437, 444 f., 463 — Predigt 445, 646 Abtsdorf, Wü. b. Chemnitz 193 — Wü. b. Pegau 22, 185 Adalbert, Eb.v. Bremen (R. 1043—72) 183 —• I., Gr. v. Eberstein (um 1095, f um 1126) 370 Adelbero, Domvogt z. Merseburg (1127—44) 557 Adelgoz v. Veltheim, Eb. v. Magdeburg (R. 1107—19) 195
Mgr. Min. Mu. n. Nfl. nw. 0. R. Rmin. s. So. St. To. w. Wü. z. *
oo t
Markgraf Ministeriale Mutter nördlich Nebenfluß nordwestlich ostwärts Regierungs-, Amtszeit Reichsministeriale siehe, südlich Sohn Stadt Tochter westlich Wüstung zu geboren verheiratet gestorben
Adelheid, 2. Fr. Ks. Ottos I., To. Kg Rudolfs II. v. Burgund (* 931/2, oo 951, ¥ 999) 93 f., 98, 124 — v. Benndorf, Nonne i. Magdalenerinnenkl.-Altenburg (1348, 1358) 281 — Rabil, Nonne i. St. Georgkl.Leipzig (1231/8) 273 Adolf v. Nassau, dsdir. Kg. (R. 1292—98) 12, 106—109, 142—144, 162 f., 233, 275, 282, 329, 420, 570,611, 614 Adorf, St. i. Vogtland 27, 38, 346, 634 — DO-Haus 346 f., 634 Komtur 347; s. Joh. v. Siebleben Konvent 347 Hofmeister 347
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Adorf (Forts.) — Schule 347 — Herrschaft 38 — Kirche 343, 346 f. Afra, Hl. 442 Agnes, Fr. Ks. Heinrichs III., To. Gr. Wilhelms III. v. Poitou (* um 1020, î 1077) 124, 182 f. — To. Kg. Wenzels (IV.) II. v. Böhmen (* 1284, Î 1293) 106 — v. Prag, Hl., To. Kg. Ottokars I. v. Böhmen (* 1208, f 1283) 325 — v. Starkenberg (n. 1296) 281 — 2. Fr. Mgr. Heinr. d. Erlauchten v. Wettin, To. Kg. Wenzels (III.) I. v. Böhmen (oo 1244/5, i 1268) 266, 307, 325 Akkon, St. i. Hl. Land 55, 113, 337, 347 — Konzil (1197) 68 Alberich, Edler (um 1218) 360 Albero v. Montreuil, Eb. v. Trier (R. 1131—52) 53 — Mönch i. Moritzkl.-Naumburg, Propst z. Lausnitz (1199—1200) 236 Albersdorf, Gm. 7 km o. Weida/ Thür. — Kirche 371 — Kirchspiel 371 Albert s. auch Albrecht — Trudiseß v. Borna, Mag., Domherr z. Zeitz, dann Bi. v. Merseburg (R. 1265—66) 155, 178, 527, 616 — II. v. Borna, Truchseß Mgr. Heinr. d. Erlauchten (1240—68) 575 — v. Döbeln, Domherr z. Meißen (1227—58) 657 — v. Droyßig (1181—1223) 349 — Franko, Mönch z. Pegau (1261) 188 — v. Gaußig, Ritt., u. s. So. Peter, Stadtpfr. z. Löbau (1293) 427 — v. Griesheim, Domherr z. Naumburg (1224—51) 121, 124, 126, 436 — Knut (1286—1333) 162 — Chorherr z. Lauterberg, Propst z. St. Afra-Meißen (1227) 246 — (III.) v. Leisnig, Dekan, dann Bi. v. Meißen (R. 1297—1312) 108—111, 379, 529, 611
— Bi. v. Lüttich (R. 1191—92) 67 — I., Bi. v. Meißen (R. 1149—52) 45, 525, 607 — Domherr z. Meißen, Propst d. Marienkl.-Riesa (1224/25) 201 — (II.) v. Mutzschen, Propst d. Kol. legiatstifts Würzen. Bi. v. Meißen (R. 1258—66) 96 f., 105, 411, 478, 611 — Abt. d. Kl. Pforte (R. 1137—53) 54 — Baumeister i. Kl. Pforte (1250) 217 — Rotenfels (f v. 1243) 153 — v. Wettin, Gr. v. Brehna (f 1283/4) 103 Albertus Magnus (* 1193, 1206?, f 1280) 317 Albigenser, frz. Gruppe der Katharer i. 12./13. Jhdt. 295 Albredit III., Bggr. v. Altenburg, Generalrichter i. Pleißenland (1256—80) 232 — I. v. Habsburg, dsdir. Kg. (R. 1298—1308) 11, 106, 109 f., 142, 233, 264 — (II.) v. Käfernburg, Eb. v. Magdeburg (R. 1207—32) 69, 84, 111 f., 114, 122, 127, 149, 201, 286 — I., Hz. v. Sachsen (R. 1212—61) 115 — (III.) v. Sternberg, Eb. v. Magdeburg (R. 1368—71) 556 — v. Wettin, Mgr. v. Meißen, der Stolze, So. Ottos d. Reichen (R. 1190—95) 8, 251, 413 — Lgr. v. Thür. (1265), Mgr. v. Meißen, d. Entartete (R. 1288 bis 1307), * 1315 u. s. Fr. Margarethe, To. Ks. Friedr. II. (s. dort) 9—11, 91, 104, 135, 138, 142 f., 156 f., 160—162, 190, 233, 337, 446, 551, 556 f. Albuin, Bi. v. Merseburg (R. 1096—1112) 365, 519 Alessandria, St. i. Ob.-Italien — Belagerung (1174) 64 Alexander III., Papst (R. 1159—81) 48, 64 — IV., Papst (R. 1254—61) 311, 325 — Gr. v. Gravina (1040/1) 45 — Domherr z. Meißen, Pfr. z.
Register Schmölln, Kaplan d. Mgr. Heinr. d. Erlauchten (1245) 427 — Chorherr i. Neuwerkkl.-Halle, Propst z. S t Marien-Riesa (1210—40) 201 Allerstedt, Gm. 16 km sw. Querfurt — Genannte, NN. Domherr z. Naumburg 536 Allstedt, St. 10 km so. Sangerhausen 49, 67 Alpen, mitteleurop. Gebirge 85, 325 Altbelgern, Gm. 5 km n. Mühlberg/ Elbe — (Pfarr-) Kirche 274, 380 f., 586 — Kirchspiel 382 — Pfr. 434 Altbernsdorf, Gm. 16 km sw. Görlitz 18, 84 Altdeutschland (s. auch Deutschland, Nord-D., Ober-D., Ost-D., Süd-D„ West-D.) 3, 165, 208 — Btmr. 426 Altdöbern, Gm. 12 km sso. Calau/ Ndr.-Lausitz — Kirchspiel 386 — Pfr. 386 Altdresden (s. auch Dresden) 3 Altenburg, St. i. Thür. 5—7, 25, 32 f., 46—48, 52, 55, 60, 64, 67, 71—73, 113, 115, 147, 150, 192, 194, 232 f., 262, 340, 355, 396, 406, 408, 412, 516, 550, 575, 605, 623, 629 — Altstadt 406 — Bartholomäikirdie, Hauptkirche, Kirche der Kaufmannssiedlung 233, 406, 424 Kirchspiel 406 vicarius perpetuus 662 — Bergerkloster, Augustiner-Chorherrenstift St. Marien 65, 231—234, 244, 281, 304, 340 f., 376, 406, 429, 472, 562, 567, 570 f., 587, 623 Armenhospital 234, 472 Kirche 234, 420, 623 Konvent 234 Chorherren 233 f., 430, s. Dietrich, Propst z. Crimmitschau Kantor 234 Kustos 234 Prior 234 Propst 232—234, 587, 623,
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s. Jahn Scholastikas 234 Vogtei 232 — Bürger 339, s. Heidenreich Fleming — Bg, Pfalz 25, 234, 406 f. Kapellen 406 Martinskapelle 340, 407 Bgr. 232, 234, 339, 535, s. Albrecht III.; NN. Domherr z. Naumburg 536 — DO-Haus 339—341, 633 Brüder 340 f. Komtur 339 f., s. v. Nennewitz Magister 339 Präzeptor 339 Provisor 339 Schule 340 f., 343 Schulmstr. 340 — Franziskanerkl. 301, 304 Kirche 305, s. auch Oberkirdie Gardian 304 Konvent 304 Mönche 304 Prokurator s. Rudolf Kaufmann Provinzialkapitel (1239) 304 — Genannte, Edelfr.?, Rmin. NN. 550, s. Rudolf — Hospital St. Johannis 65, 339 f., 355, 407, 471 f., 648 Kirche St. Johannis 340 — Kapellen 233 — Kaufleute 5, 55, 406 — Kaufmannssiedlung 406, 552 — Kirchen 233, 353, 430, 643 — Königshof 65 — Landding, -richter 30 — Magdalenerinnenkl., zunächst i.d. Sporenstr., ab 1303 am Teichtor 281, 627 Celleraria 281 Nonnen s. Adelheid v. Benndorf; Margarethe v. Bruch Priorin 281 Propst 281 Sacrista 281 — Margaretenkapelle am ersten Platz d. Magdalenerinnenkl. i. d. Sporenstr. 281 — Neustadt 407
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A l t e n b u r g (Forts.), Nikolaikirche, vermutl. zunächst alte Pfarrkirche der zur Burg gehörigen Dörfer 406 Kirchhof 406 Kirchspiel 406, 640 — Oberkirche a. d. Stelle der ehem. Franziskanerkl.-Kirche 304 — Pfr. 587 — Pflege 195, 263 — Rat 281, 340 f. — S p o r e n s t r a ß e 281 — Teichtor 281 — Terminierhaus d. Augustinerkl.Grimma 268 d. Dominikanerkl.-Leipzig 318 — U r k u n d e n 338 Altenburg, Bg 2 km w. N a u m b u r g / Saale — Blutgerichtsbarkeit 658 — Genannte, Min. d. Hodistifts N a u m b u r g NN. 550 Altenhof, Gm. 5 k m o. Leisnig 240 f., 379 — Kirche 379, 381, 392 — Kirchspiel 379 Altenzelle s. Altzelle Altes Land s. Guben Altilemmingen s. Tribüne Althen, Gm. 8 km o. Leipzig — Kirche 367 Altkirchen (Ztarecoztol), Gm. 9 km sw. A l t e n b u r g — Kirche 57, 390, 484, 506, 635 — Kirchspiel 15, 339, 355, 368, 376, 506 Altleisnig (s. auch Leisnig) 410 — Nikolaikapelle 410 — Pfr. 379 Altlommatzsch (s. auch Lommatzsch) 419 Altmann, A b t d. Peterskl.-Merseb u r g (um 1091) 177 Altmittweida (s. auch Mittweida) — Kirche 419 Altosdiatz (s. auch Oschatz) — Kirche 640 Altpenig, Ortsteil Penig N. 419 — Egidienkirche 390, 419 — Flur 391 Altranstädt, Gm. 12 k m w. Leipzig 364
— Kirche 364, 575, 661 — Küster 577 — Pfr. 577 Altsachsen (s. auch Sachsen) 6, 192, 256, 262, 415, 537 Altzelle, Gm. 15 km sw. Meißen — Benedikt./Zisterziens Kl. 18, 24, 86, 100, 176, 208, 215—228, 242, 265 f., 268, 292, 325 f., 362, 364, 388, 398, 416, 429, 431, 445, 448, 464, 466, 468, 515, 517, 564 f., 567, 569, 571 f., 576 f., 581, 588, 622, 643, 654, 658, 661 f. Abt 86, 218 f., 221 f., 255 f., 286, 291, s. Burkhard; Ludeger; Martin v. Lochau Bibliothek 224 f. Bibliothekskatalog 622 Friedhof 466 Gebetsbruderschaft 648 Hintersassen 566 Jahrbücher 219, 224, 603, 622 Kirche 219, 622 f. Klosterland 388 Konvent 220 f., 448 K o n v e r s e n h a u s 221 Lektor s. Vinzenz Grüner Mönche 220—225, 622, s. Georg, Leiter d. Zisterz.-Kollegs a. d. Univ. Leipzig; Roland, Bü. z. Freiberg Novizenmstr. 224 Schule 224 f. Schulmeister s. M a t t h ä u s v. Königsaal Totenbuch 622 Vogt 218 f., 565 f. Vogtei 218, 220, 569 f., 573 W e b h a u s 222 Weltchronik 224, 622 Aluscha, Begine z. Freiberg (1309) 335 Amelung, Br. d. Bi. Joh. v. Merseb u r g (1146—67) 71 Amiens, St. i. Nordfrankreich 127 Ammelgoßwitz, Gm. 5 km o. Belgern/Elbe — Hof d. Kl. Buch 242 Ammelshain, Gm. 8 km nw. Grimma — Kirche 639 Ammendorf, St. 5 km s. Halle/Saale
Register — Genannte, Edelfr., s. Heinr., Domherr, Bi. v. Merseburg; NN. Domherren z. Merseburg 537 Ammerbadi, Gm. 3 km sw. Jena — Kirche 375 Anaklet II., Papst (R. 1130—38) 43 Anastasius IV., Papst (R. 1153—54) 61, 495/6 Andreas v. Tettau (1237, 1261) 368 Andreas II., Kg. v Ungarn (R. 1205—35) 113 Anhalt, mitteldsche Grafschaft 142 — Gr. NN. 145; s. Heinrich Aniane, St. u. Abtei i. Südfrankreich — Mönche s. Benedikt Anna v. Eilenburg (1418) 327 — To. d. Mgr. Friedr. d. Ernsthaften (* 1345, f n. 1363) 327 Annaberg, St. i. Erzgeb. — Terminierhaus d. Dominikanerkl.-Freiberg 321 Annales Pegavienses s. Pegau, Chronist — Veterocellenses s. Altzelle, Jahrbücher Annone, St. b. Asti i. Italien 64 Annweiler, Gm. 10 km w. Landau/ Pfalz — Genannte, Rmin., s. Marquard Anselm, Bi. v. Havelberg (R. 1129—55) 71 — Domherr u. Kustos z. Meißen (1156—90) 46 Apolda, St. i. Thür. 349, 549 — Genannte, Mainz. Min., s. Lupoid, Propst z. Lausnitz A q u a t i c u m Castrum
— Genannte, NN. Domherren z. Meißen 535 Aquino, St. i. Mittelitalien — Genannte s. Thomas Archipoeta, Dichter d. Kreises um Friedrich Barbarossa u. Reinald v. Dassel (ca. 1160/67) 76 Ardenga, St. i. Italien — Kirche 406 Arelat, Kgr. i. Südostfrankreich 68 Arnold v. Jerichow, Kanoniker, Mag. scholar. z. Zeitz (1266—80) 178 — Bi. v. Merseburg (R. 1118—26) 70
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— v. Mildenstein (1205—20) 454 — v. Mügeln, DO-Ritter (1246) 339 — v. Quedlinburg, Protonotar (Mitte d. 13. Jhdts) 623 — v. Trautzschen (1235—39) 376, 661 — v. Wuhnitz (1185) 19 — Dompropst z. Zeitz (1199—1230) 121 Arnsdorf, Gm. 11 km ssw. Rochlitz 581 Arnsfeld, Gm. 8 km o. Annaberg/ Erzgeb. 580 Arnshaugk, Gm. 1 km s. Neustadt/ Orla 13 — B i 161 Arnstadt, St. i. Thür. — Franziskanerkl. 629 Arnstein, Bfruine b. Harkerode, 8 km sw. Aschersleben — Genannte s. Gebhard Arntitz, Gm. 10 km w. Meißen 19 Arzberg, Gm. 10 km so. Torgau — Kirche 8 Asch, St. i. Böhmen — DO-Haus Komtur s. Heinrich v. Kürbitz — Pfarrkirche 346 f. Askanier, dschs. Fürstengeschlecht 7, 11—13, 41, 102, 109 f., 143, 293, s. Eilike; Heinrich Aspe, Gerichtsplatz im Ried b. Mittelhausen, 5 km n. Erfurt — comitia 551 Assisi, St. i. Mittelitalien 295 — Genannte s. Franziskus Asylrecht 467, 648 Aue, St. i. Erzgeb. 18, 65, 196, 387, 504, 620 — Kirche 397 Auerbach, St. i. Vogtland — Genannte, Rmin., NN. 370 — Kirche 368, 370 — Unterterminei d. Franziskanerkl. Zwickau 304 Auerswalde, Gm. 8 km n. Chemnitz — Kirche 392, 394 f., 397 Augsburg, St. i. Bayern 112 Augustin, Kirchenvater (* 354, f 430) 166, 442, 448, 467 — Handschriften 198, 224
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Augustiner-Chorherren, Orden 169, 171, 238, 244, 396, 426, 430, 460, 467, 475, 617 — Generalkapitel 246 Augustiner-Eremiten, Orden 163, 170, 235, 267 f.. 432, 445 f., 646 — Klöster 562 Augustinerregel 166, 169, 235, 267, 317, 330, 617 Augustus, röm. Ks. (lebte 63 v. Chr. bis 14 n. Chr.) 77 Auligk Gm. 6 km s. Pegau — Dekanat 494 Auma, St. 3 km sw. Weida/Thür. 38 Aura, Gm. 7 km sw. Bad Kissingen — Benediktinerkl. Äbte s. Ekkehard Ausfeld (Owesuelt), Domherr z. Merseburg 537 B Baalsdorf, Gm. 6 km o. Leipzig 18, 73, 412, 615 — Glocken 394 Babenberger, mittelalterl. dschs. Adelsgeschlecht 7 Bärenklau, Gm. 10 km sw. Guben 294 Baiern, süddschs. Land 53 — Bauern 387 — Herzöge s. Heinrich d. Löwe; Heinrich d. Stolze — Hzgtm. 64 Balduin v. Luxemburg, Eb. v. Trier (R. 1307—54) 230 Balgstädt, Gm. 7 km nw. Naumburg 130 — Genannte s. Ulrich Ballenstedt, St. 8 km so. Quedlinburg — Genannte, Gr., s. Eilike Bamberg, St. i. Bayern 54, 61, 66, 112, 127 f., 156 — Bi. 73, 154 s. Ekbert; Thimo — Btm. 37 f., 74, 91, 605 f. — Dom 111, 124, 126 f., 150 — Domherren s. Walram, Bi. v. Naumburg — Hoftag (1164) 71, 607 — Vitztum 501
Barbara, Hl. 473 — Schröder, Priorin d. Magdalenerinnenkl.-Freiberg (1480—1522) 289 Bardowick, Gm. 4 km n. Lüneburg 114, 150 Barfüßer s. Franziskanerorden Bartherius, sagenhafter Bi. v. Merseburg (angebl. zu 1285) 614 Bartholomäus, Hl. 406 — Tag 268 Baruth, St. 18 km s. Zossen — Herrschaft 41 f., 607 — Kirche 20, 396 — Kirchspiel 383 Basel, St. i. d. Schweiz — Konzil 485 Baselitz, Gm. 6 km sw. Großenhain/Sa. — Vorwerk d. Kl. Seußlitz 326 Basilia, Schw. d. Naumburger Scolaris Dietrich (1145) 432 Bautzen (Budeshyn, Budissin), St. i. Sachsen 27, 83, 259—261, 299, 422, 437, 441, 443 f., 451, 517, 654 — Archidiakon s. Nikolaus, Domherr z. Meißen — Ardiidiakonat 41, 83, 487 f., 624, 638, 650 f. — Archipresbyter 258, 490, s. Nikolaus, Domherr z. Meißen — Archipresbyterat (Sedes) 494, 496, 638, 650 — Bürgerfamilien 258 f. — Bürgerschaft 422 — Bg 310, 540 Georgenkapelle 422, 582 — Bgr. 5 — Dom, Pfarrkirche Johannis, dann Stadtkirche St. Petri 92, 257—259, 311, 422, 425, 429, 437, 439—441, 443, 498, 624 f., 643, 645 Nebenaltäre 437, 443, 644 Andreas 437 Jakobus 437 Marien 443 Peter u. Paul 437 Kirchspiel 257, 382 f., 422, 624, 638, 650 Küster 577 Pfr. 258, 444, 542, s. Nikolaus, Domherr z. Meißen
Register Senior 258 Vikar 444 — Dom-, Kollegiatstift St. Petri 83, 92, 108, 257—260, 432 f., 490, 517, 624 f. Dekan 258, 260, 542 Dekanat 258 Kanoniker 258, 260, 428, 542 Kantorei 258 Kapitel 257—260, 311, 382, Kustos 258 517 f., 578 Propst 257 f., 260, 490, 532, 625, s. Dietrich v. Goch; Dietridi, Domherr z. Merseburg; Johann v. Schleinitz; Lampert v. Seehausen; Nikolaus, Domherr z. Meißen; Dietrich v. Torgau Offizial 260 Vikar 258, 437 propstei 83, 257, 259, 261, 624 Schule 259, 432, 625 Sdiulmstr. 258 f., s. Johann rector scholarum 259 Vikare 437 vicaria slavica 259 — Franziskanerkl. 301, 310—313, 630 Friedhof 311 Kirche 310 Konvent 312 Kustodie, dann nach Goldberg/Schles. verlegt 301, 311 Schäferei 311 — Haus d. Dominikanerkl.-Pirna 323 — Hospitalkirchen Hl. Geist 422 St. Marien und Marthen 422 — Kreis 395 — Land 6, 103, 488, 514 — Marienkirche vor d. Stadt 258, 422, 440 f., 444, 578 Pfr. 258, 422, 578 — Michaeliskirche 422 — Nikolaikirche 422 — Patrizier 311 — Rat 259 — Sendgericht 498 Beatrix, To. d. Mgr. Friedr. II. d. Ernsthaften (1339—99) 327 Becherei s. Heinrich
671 Becka, Adelsfam. d. Saalegegend u. d. östl. Vorlandes NN. 550 Becket s. Thomas Beda Venerabiiis, angelsächs. Benediktiner u. Kirchenlehrer (674—735) 448 — Kirchengesch. 224 Beersdorf, Gm. 5 km s. Pegau 376 Beesenstedt, Gm. 12 km nw. Bisleben — Schlacht (1267) 154 Beeskow, St. i. d. Mark Brandenburg 41 — Sedes 494 Beginen, Asketinnen nach Art d. Nonnen ohne bindendes Gelübde 333 f., 336 f., 593, 633 — Häuser 477 Beichlingen, Gm. 5 km n. Kölleda — Genannte NN. Domherr z. Merseburg 537; s. auch Kunigunde — Grschaft 551 Beiern, Gm. 9 km so. Altenburg 21 Beiersdorf, Gm. 5 km so. Falkenberg/Elster 381 — Gm. 5 km no. Leisnig 379 — Genannte s. Heinrich — Gm. 11 km wsw. Zwickau — Kirche 371, 637 Beinsnette, Wü. b. Eisenberg/Thür. — Kirche 414 Belgern, St. 13 km so. Torgau 226, 242 — Hof d. Kl. Buch 242 f. — Schule 243 — Stadtkirche 242, 575 f., 661 — Zisterzienserkolleg 314 Belgien 334 Belmsdorf, Gm. 2 km so. Bischofswerda — Schulzen 83 Benedikt v. Aniane, Reformator d. Benedikt.-Regel (um 750—821) 166 — v. Nursia, Stifter d. BenediktOrdens, Abt z. Montecassino (um 480 — um 550) 166, 467 Benediktiner, Baukunst 624 — Kirchen 191 — Klöster 167 f. — Mönchtum 166—169, 175 — Orden 165, 169, 171, 173 f., 177,
672
Register
183 f., 189, 200 f., 211, 215, 238, 243 f., 255, 264, 270—272, 298, 426, 430 f., 475, 616 f. Benediktiner (Forts.), Regel 165/6 f., 238 ßenew/fz s. Pannwitz Benignengrün, Ortsteil v. Wurzbach, 5 km o. Lehesten 38 Benndorf, Gm. 6 km so. Borna b. Leipzig 37 — Genannte s. Adelheid, Nonne d. Magdalenerinnen-Altenburg; Heidenreich Benno v. Woldenberg, Mönch z. Goslar, Bi. v. Meißen (R. 1066—1106) 97 f. Berbisdorf, Gm. 7 km s. Chemnitz 580 Berchta, vorgesehene Stifterfigur i. Naumburger Dom (s. auch Gepa) 129 f. Berg, Grsdi. u. Hzgtm. a. Niederrhein — Genannte s. Engelhard Berga, St. 4 km o. Weida — Kirchspiel 371 Berge, Kl. b. Magdeburg 177 — Abt 591; s. Heinrich; Volkmar — Mönche s. Heimo; Ochtrad — Propst 591 Beringer, Pfr. z. Jerisau, Dekan d. Pleiflenlandes (1258?/60, 1270) 496 Berka v. d. Duba, böhm. Adelsgeschlecht 40 [367] Bernbruch, Gm. 7 km sw Grimma — Kirche 639 Bernburg, St. a. d. unteren Saale 320 Bernhard v. Clairvaux, Kirchenlehrer f um 1090, f 1153) 54 f., 167, 202 — III. v. Kamenz, Pfr. z. Brieg, Dekan, Propst, Kaplan Heinr. IV. v. Schlesien, Bi. v. Meißen (R. 1293—96) 105—108, 292 f., 335, 526, 611 DO-Ritter (1221, 1223) 339 — v. Leipa, Domherr z. Meißen (1312) 535 — Gr. v. Plötzkau (f 1147) 147 — Hz. v. Sachsen (1180—1202) 67
— I. v. Trebsen (1172—1208) 19, 515 — I. v. Vesta (1191 — vor 1220) 27, 383 f. — II. v. Vesta (1220—45) 27, 510, 515 — Gardian d. Franziskanerkl.Zwickau (1254) 302 Bemsdoif s. Bernstadt Bernstadt (Bernsdorf), St. 12 km so. Löbau 18, 24, 83 f., 87, 293, 538, 542, 658 — Kirchspiel 41 Berntitz, Gm. 8 km sw. Oschatz 19 Bero, Min. d. Gr. Dedo (v. 1182) 23 — Abt z. Pegau (1091—1100) 184 f. Bertha v. Gleisberg, Fr. d. Heinr. v. Groitzsch, B i r . v. Magdeburg, Mgr. d. Lausitz (um 1120—35) 189, 197, 369 — v. Groitzsch, To. d. Gr. Wiprecht, Fr. d. Gr. Dedo v. Wettin (Î 1144) 186, 506 —• v. Sulzbach, To. d. Gr. Berengar II. v, Sulzbach, Fr. d. Kaisers Manuel v. Byzanz (f 1160) 45 Berthelsdorf, Gm. 6 km s. Freiberg 388 — Kirchspiel 388 — Gm. 9 km so. Löbau — Kirchspiel 41, 383 Berthold (I.) v. Boblas, Bi. v. Naumburg (R. 1154—61) 62, 66, 71, 466, 608 — Bi. v. Meißen (R. 1146—49?) 45 — VI., Hz. v. Meranien, Gr. v. Andechs (f 1204) 68 — I. Bi. v. Naumburg s. B. v. Boblas — II. Bi. v. Naumburg (R. 1186—1206) 66—70, 73, 111, 376, 482, 522, 524, 596, 609 — Abt. d. Georgenkl.-Naumburg, Abt z. Goseck (1126—34) 181, 183 f. — v. Regensburg, Volksprediger (Ï 1272) 314 Berwardus, Priester z. Großenhain (1212/15, 1224) 260 Berzdorf, Gm. 12 km ssw. Görlitz — Kirche 395 Besancon, St. i. Ostfrankreich — Reichstag (1157) 76
Register Bettelorden 116, 137, 141, 145, 170—174, 244, 268, 271, 295, 316, 324, 330—334, 421, 426, 431, 445 f., 451, 467, 484, 599, 617,646, s. auch Mendikanten — Klöster 561 f. Beuditz, Gm. 8 km so. Naumburg 276 — Kloster 276—279, 283, 470, 626 Äbtissin 277 Hofmeister 277 — — Hospital 276 Kellermeister 277 Konvent 277 Nonnen 276 f., s. Gfn. v. Dassel; Tö. d. Bgr. Hermann v. Neuenburg; Grfnn. v. Osterfeld; To. d. Hermann Souki, Bü. z. Weißenfels Priorin 277, s. Irmtrud v. Osterfeld Propst 277 Bibra, St. u. Kloster 15 km nw. Naumburg/Saale — Genannte s. Nikolaus Bieberstein, Gm. 10 km n. Freiberg/Sa. — Genannte, Rmin.?, Edelfr.? NN. 96 Biehla, Gm. 4 km so. Kamenz 384 Bigele, unbek. Wü. b. Zeitz 15 Bircha, naumburg. Min. 550 Bisdidorf, Gm. 5 km o. Löbau/Sa. 83, 538 Bischheim, Gm. 4 km sw. Kamenz — Kirche 352 — Pfr. 352 Bischofswerda (Biscoliswerde), St. i. d. Ob. Lausitz 18, 23, 83, 117, 309, 320, 383, 516, 538—543, 658 — Genannte, Min. d. Hochstifts Meißen 83, s. Meinhard — Land 544 — Pfr. 542 — Sedes 494 — Vogt s. Moiko Bitterfeld, St. i. Sa.-Anh. 208 Biesen, St. 20 km sw. Schwerin/ Warthe — Zisterzienserkl. 227 Blisna, Naumb. Min. 550 43 Schlesinger II
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Blochwitz, Gm. 12 km no. Großenhain/Sa, — Kirche 352, 385 Blumberg (Blumenberdi), Gm. 8 km s. Falkenberg/Elster — Kirche 380, 332 Blutgerichtsbarkeit 5, 219, 226, 284, 657 Bnewetiz, Wü. b. Dommitzsch/Elbe 347 Bobenneukirchen, Gm. 8 km so. ölsnitz/Vogtl. 357 — Kirchspiel 38 Bober, Ii. Nfl. d. Oder i. Schles. 39 Boblas, Gm. 6 km s. Naumburg — Genannte, Edelfr. 550, s. Berthold u. s. Br. Truthwin; Reinhard Bobritzsch, Ob. u. Ndr., Gm. 12 km so. bzw. 8 km o. Freiberg 472 Bockelwitz, Gm. 5 km nno. Leisnig 577 — Kirche 379, 578, 638 Bodcwa, Gut 2 km s. Zwickau 368 Bodo I. v. Eilenburg (1199—1230) 286 Böhmen, mitteleurop. Land 5—7, 10—14, 19, 39 f., 47, 83, 101 f., 106, 192, 194, 220, 260, 262—264, 267, 293, 300 f., 348, 391, 406, 485, 538, 603, 606 f.. 611 — Adelsgesdblechter s. v. Berka, Leipa ; Pfemysliden — Franziskanerordensprovinz 301 — Grenze 606 — Herzöge 12, s. Vratislav — Johannitergroßpriorat 348 — Kg. 8, 11 f., 28, 39, 47 f., 67, 81 f., 86, 156, 257, 291, 293, 385, 517 f., 543, 572, s. Johann; Ottokar; Vladislav; Wenzel — Kgr. 98, 101, 109 — Thron 109 Bönitz, Gm. 10 km so. Falkenberg/ Elster — Kirche 385 Börtewitz (Bertewitz), Gm. 6 km no. Leisnig 381 — (Pfarr-) Kiiche 378, 574, 582, 661 — Kirchspiel 378 Boethius, Gelehrter u. Staatsmann (* 482?, f 524?) 448 Boian villa s. Bündorf
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Register
Boleslaw II., Hz. v. Liegnitz (R. 1241—78) 265 — II. Hz. v. Polen (R. 1247—79) 227 Bolko I., Hz. v. Schweidnitz (f 1301) 328 Bologna, St. i. Italien 63, 260 — Rechtsschule 77, 610 — Universität 317 Bonifatius VIII., Papst (R. 1294—1303) 109,311 Boritz, Gm. 8 km so. Riesa 412, 516 f., 654, 657 — Bgward 25, 515 — Genannte s. Konrad, Pfr., Domherr z. Meißen Borna, St. 20 km s. Leipzig 26, 143, 151, 162, 357 f., 397, 420, 458, 557, 578 — Altstadt 420 — Genannte s. Albrecht; B.-Buchheim, wettin. Min. s. Albert — Georgenkirche 420 — Johanneskirche 420 — Kunigundenkirche außerhalb d. Stadt 420, 424, 642 — Marienkirche 420 — Terminierhaus d. Dominikanerkl.-Leipzig 318 Borner, Kaspar, Univ.-Prof. z. Leipzig (1545) 324 Bornsdorf, Gm. 11 km s. Luckau/Lausitz 352 Bornstedt, Gm. 8 km sw. Eisleben 156 — B | 157 — Genannte 550 Borso v. Kamenz (um 1350) 471 Borsdorf, Gm. 11 km o. Leipzig 367 Borlewitz s. Börtewitz Bosau, jetzt Posa, Gm. 2 km no. Zeitz 200 — Benediktinerkl. 15, 23, 56 f., 59, 66, 116, 119, 123, 137 f., 145, 197, 199—201, 375—377, 427, 430 f., 443, 466, 475, 496, 498, 504—508, 522, 544, 547, 562, 564 f., 567, 570 f., 575, 586 f., 591, 595, 620, 643, 653, 663 Äbte 137 f., 199, 252, 375—377, 431, 500, s. Ekkebert, Möndi v. Hirsau; Limar
Bibliothek 199 Bruderschaft 648; s. Konrad v. Etzelsdorf Gottesdienstordnung 443, 645 Hospital 200 Kämmerer 199 Konvent 138, 197, 475 Kustos 199 Mönche 138, 199, 369, 430, 586, s. Paul Lang Prior 199 Vogt 573 Vogtei 197 f., 573 Zehntregister 504—506, 508, 653 Boso, Mönch d. Kl. St. Euueram-Regensburg, Bi. v. Merseburg (R. 968—970) 178 Boyneburg, Reichsbg a. d. Werra, 10 km ssw. Eschwege 67 Brand s. Erbisdorf Brandenburg, St. i. d. Mark Brand. — Bi. 42, 88, 105, 516, 597, s. Gernand — Btm. 36, 39—42, 105, 516 f., 607, 654 — Dominikaner 631 — Mark 12, 14, 102 — Mgr. 20, 102 f., 109, 143, 162, 226, 293, 301, 310, 313, 541, 572 f., 591, 632, s. Erich; Johann; Otto — Prämonstratenserstift a. d. Harlungerberg 228 Brandis, St. 15 km o. Leipzig 163 — Genannte s. Dietrich; Goswin — Kirche 367, 636 Brandvorwerk, Besitz d. Georgenkl.-Leipzig b. Leipzig 272 Braunschweig, St. nördl. d. Harzes — Ägidiuskl. 159 — Genannte NN. Domherr z. Merseburg 537 — Hz. 558 — Hzgtm. 115 — Hoftag (1209) 148 Brauweiler, St. 10 km w. Köln — Kirche 406 Brehna, St. 12 km sw. Bitterfeld 6 — Bg6 — Gr. 208, 540, 543, s. Günther — Grsch. 12 — Kl. 176
Register — wettin. Gr.-Linie (1290 ausgest.) 10 f., 145, 539 Breitenau, Gm. 14 km o. Chemnitz 580 Breitenbach, Gm. 6 km sw. Zeitz 119 — Forst 120 Breitenbuch, Bgruine b. Breitenbach, 6 km sw. Zeitz 139, 142, 608 — Genannte, Edelfr., Min. d. Hochstifts Naumburg 550 Breitingen, Gm. 9 km n. Altenburg 545 Bremen, St. i. Nordwestdeutschland — Bürger 337 — Eb. s. Adalbert; Hartwig v. Stade — Synode 594 Breslau, St. i. Schlesien 320, 535 — Bi. 82, s. Jaroslav; Laurentius; Thomas Zaremba — Btm. 36, 39, 606 — Dominikaner 318 — Genannte, NN. Domherren z. Meißen 535 Brieg, St. i. Schlesien — Pfr. s. Bernhard v. Kamenz Briesnitz, Stadtteil nw. von Dresden — Kirche 493 Brindisi, St. i. Süditalien 114, 150 Brockwitz, Gm. 10 km o. Großenhain/Sa. — (Pfarr-) Kirdie 245, 517, 654 Bruch, Fam. v. oder a. d. Br. z. Wahlitz, 2 km nw. Hohenmölsen — Genannte s. Margarete, Nonne i. Magdalenerinnenkl.-Altenburg Brüx (Most), St. i. Böhmen 40 Brüning, Abt d. Kl. Buch (1217—43) 263, 265 Bruno, Gr., Verwandter d. thür. Landgr., Inhaber e. Teils d. Pleißengaues, Stifter d. Zisterzienserkl. Schmölln (1127— vor 1140) 210 f. — v. Langenbogen, Dompropst, Bi. v. Naumburg (R. 1285—1304) 141—147, 160, 440, 532, 614 — Bi. v. Merseburg (R. 1020—36) 179 — v. Merseburg, Vf. d. Buchs v. Sachsenkrieg, Chronist im Investiturstreit, Kanzler (?) d. Ge43'
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genkgs. Hermann v. Salm (i nach 1084) 224 — Dompropst z. Merseburg (um 1285) 614 — (II.) v. Porstendorf, Bi. v. Meißen (1209—28) 81—86, 92, 225, 241, 255, 257, 260, 383, 385, 488, 512, 524, 538, 542, 596, 610, 625 Buch (Buoch), Gm. 4 km o. Leisnig 240, 379 — Genannte, Gr., NN. Domherr z. Naumburg 536 — (Pfarr-) Kirdie St. Egidien 240, 380 — Pfr. 379 — Zisterzienserkl. 24, 86, 176, 193, 222, 232, 239—243, 263, 265, 379, 398, 409, 468, 475, 509, 517 f., 562, 564, 569 f., 572, 580, 588 f., 623, 654 Abt 86, 243, 379 f., 588, s. Brüning; Martin; Simon Annalen 623 Bibliothek 243 Bursarius 243 Gastmeister 243 Gerichtsbarkeit 568 Kämmerer 243 Kantor 243 Kellermeister 243 Kirche 240 Küchenmeister 243 Kustos 243 Mönche 242 f. Pförtner 243 Pitanzmeister 243 Prior 243 Reimchronik 243, 624 Siechmeister 243 Subcellerarius 243 Subprior 243 Vogt 240 Vogtei 240 f., 568, 573 Bucha, Gm. 7 km so. Wiehe/Unstnit — comitia 551 Buchheim, Gm. 7 km no. Eisenberg/ Thür. — Genannte s. Borna-B. Buchwitz, Wü. b. Eilenburg 23, 46 Budeioz s. Paudritzsch Budeshyn, Budesin, Budissin s. Bautzen
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Register
Budowle, Wü. Budele w. Altenburg od. Podebuls Gm. 10 km sw. Zeitz? 504 Bünau s. Beuna — Genannte, Min. d. Hodist. Naumburg 550! s. Günther Bündorf (Boian villa), Gm. 6 km w. Merseburg 557 — B | 660 — Bglehen 557 — Landgericht 557 Bürgel, St. 12 km o. Jena 15, 25, 190, 193, 409, 619 f., 641 — Benediktinerkl., jetzt Talbürgel, 1 km s. Bürgel 5 f., 58, 172, 176, 189—191, 194, 217, 244, 409, 507, 562 f., 567, 570 f., 619—621, 641, 653 Abt 25, 189 f., 195, 500 Archiv 619 Hospitalmeister 190 Kantor 190 Kellermeister 190 Kirche 191,619 Konvent 191 Kustos 190 Mönche 191, 195 Prior 190 Propst 591 Vogt 189 f. — Gericht 409 — Johanniskirche 409 — Zoll 409 Bukewitz s. Hochkirch Bunzlau, St. i. Schlesien — Kastellanei 39 Buoch s. Buch Burchard s. Burkhard Burgau, Gm. 3 km s. Jena 13 — Kirchspiel 375 Burggrafenamt 55 Burggrafschaften 5, 56, 603 Burg-Lengenfeld, St. 20 km n. Regensburg/Bay. 16 Burgscheidungen/Unstrut, Gm. 15 km nw. Naumburg 154 Burgstädt (Burkersdorf s. dort), St. 13 km s. Rochlitz 389, 622 — Pfarrkirche 492 — Sendgericht 492 Burgwerben, Gm. 2 km nno. Weißenfels 138
— Genannte s. Werben Burgund, westeurop. Landschaft 63, 71, 166, 191 Burkersdorf, Gm. 12 km s. Rochlitz (s. auch Burgstädt) 389 — Kirche 389, 639 Burkhard, Abt z. Altzelle (1279, 1282) 274 — v. Kittlitz (1185—87) 50 — VI., Bgr. v. Magdeburg (1233—46) 338 — (III.) v. Schraplau, Eb. v. Magdeburg (R. 1307—25) 110, 442, 593, 596, 645 Buttelstedt, St. 9 km n. Weimar — Bg 142, 551 Buttstädt, St. 17 km no. Weimar 235 Butzewitz, comitia (s. auch Puonzouwa) 658 Byzanz, St. am Bosporus (s. auch Konstantinopel) 45 — Kaiser s. Johannes,- Manuel C Cäcilie, To. d. Gr. Ludwig d. Springers v. Thür., Fr. d. Gr. Gerlach v. Veldenz (i 1141) 63 — v. Mähris (um 1268) 574 Caesarea, St. i. Palästina 113 Calau, St. 25 km w. Cottbus 28 — Landkirche 423 — Sedes 494 — Terminierhaus d. Dominikaner.kl.-Luckau 322 Calbe, St. a. d. unteren Saale — Genannte s. Moritz Camburg, St. 15 km nno. Jena 6, 26, 190, 251—253, 280, 396, 413, 549, 642 — Augustinerstift 251, 413 Propst 251 — Bürger 251 — Bg 6, 251 Kapelle 252, 413,433,577, 644, 661 Mannen 6, s. v. Hainspitz — Genannte, Edelfr., Min. d. Mgr. 251, NN. Domherr z. Merseburg 537, 550 — Marktkirche 413
Register Kirchspiel 413 Pfr. 413 — Marktsiedlung 413 — Scholar 433, 644 — Stadtpfarrkirche 252 — Suburbium 251 Kapelle 253 Canis, Bürgerfam. z. Plauen 321 Cannewitz, Gm. 10 km n. Bisdiofswerda — Genannte, Min d. Höchst. Meißen, 83, s. Matthäus Canterbury, St. i. England — Eb. s. Thomas Becket Capistrano (richtig Capestrano) St. i. d. Abruzzen — Genannte s. Johannes Carmina Burana, lat. u. dsche. Vagantenlieder d. 13. Jhdts. 62, 603 Carsdorf, Gm. 6 km sw. Rodilitz 519 cathedraticum 493, 502 Cavertitz, Gm. 9 km n. Oschatz — (Pfarr-) Kirche 381 f., 515, 575 f., 654, 661 — Mühle 381 — Pfr. 381 Ceprano. St. i. Mittelitalien — Friede (1230) 86, 114 Cerdo s. Dietrich Cerin s. Zehren Chartres, St. i. Mittelfrankreich 127 Chcitil'.on, südl. Vorort v. Paris — Genannte s. Walter Chemnitz, Fl. i. Sachsen 486 — St. i. Sachsen 7, 15, 26, 32, 37, 192 f., 357 f., 392, 397, 405, 408, 430, 476, 488, 603, 605, 620, 640, 043, 658 f. — Archidiakonat 192/3, 486, 489, 494, 650 f. — Benediktinerkl. St. Marien 5 f., 22, 25 f., 37, 55, 187, 190—195, 200, 243 f., 266, 362, 408, 429, 475, 562 f., 566, 570, 595, 605, 620, 663 Äbte 86, 193, 488, 491, 498, 500, s. Johann Marschall; Heinr. v. Schleinitz Bibliothek 194 Land 388 Vogtei 563, 567 — Bürger 580 — Hospitäler 474
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Hl. Geist 408 St. Georgen 408 — Jakobikirche (Marktkirdie) 408, 580, 640 Altar 580 — Johanneski rdie extra muros 408 — Kaufmannssiedlung 552 — Landding 408 — Landkirchenkreis 639 — Marktkirche s. Jakobikirdie — Nikolaikirche extra muros 408 Kirchhof 408 — Pfarrkirchen 193 — Rat 321 — Sedes 494, 496 — Stadtkirchen 429, 643 — Terminierhaus d. Dominikanerkl.-Freiberg 321 d. Augustinerkl.-Grimma 268 — Unterterminei d. Franziskanerkl.-Zwickau 304 — Vogtei 5 f., 192 f., 232 Chemnitz-Hilbersdorf — Kirche 397 Christburg, St. i. Westpreußen 338 Christian, Weihbi. v. Litauen (R. 1254—71) 135 — v. Mühlhausen, Bi. v. Samland (R. 1276—95) 159 Christiansdorf, in Freiberg aufgegangen, 388 — Kirche (s. Freiberg, St Jakobi) 414 — Kirchspiel 388, 639 Christoph I., Propst d. Moritzkl.Naumburg, Protonotar Heinr. d. Erlauchten (1246—61) 196 Chrodeganci, Bi. v. Metz (R. 742—766) 166 Churschütz (Cunradesdori, Conradiz), Gm. 5 km sw. Lommatzsch 361 Cicensis s. Zeitz Cicero, röm. Politiker u. Schriftsteller (106—43 v. Chr.) 448 — Handschr. 224 Citeaux, St. i. Mittelfrankreich — Stammkl. d. Zisterzienser 167 Abt 466 Konstitutionen 617 de Clavi, Domherr z. Merseburg (1330) 537
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Register
Clemens III., Papst (R. 1080—1100) 73, 219 — IV., Papst (R. 1265—68) 445, 589, 594, 596 Clobelochslorph, Clovedediesdorf s. Köllsdorf Cluny, Kl. i. Mittelfrankreich 166 f., 181, 617 Cluniazenser 168, 617 — Kirchen 191 Coburg, St. i. Franken 320 Cölestin III., Papst (R. 1191—98) 50, 188, 228
Colditz, St. 13 km s. Grimma 7, 27, 397,486 — Genannte, Rmin. 13, 27, 30, 205, 285, 379, 539, 551, s. NN. Nonnen I. Kl. Marienstern 294; Withego II., Bi. v. Meißen; NN. Domherr z. Meißen 535; NN. Domherr z. Naumburg 536; Otto; Thimo; Ulrich — Nikolaikirche 392, 424 Collm, Berg 7 km w. Oschatz — Landding 30, 52, 565 Collmen, Gm. 3 km no. Colditz — Kapelle 378 — Pfr. 378 Concordia Carolina (1364) 259 Conradiz s. Churschütz Corbetha (jetzt Gr. Korbetha), Gm. 8 km no. Weißenfels 204 Cornegliaco, St. i. Italien — Genannte s. Petrus Corpus iuris canonici 480 Corvey, Kl. a. d. Weser 134, 166, 185, 458 — Äbte NN. 70; s. Erkenbert, Abt d. Kl. St. Peter-Merseburg; Hermann; Wibald; Abt von Stablo — Genannte s. Widukind Cosmas, slav. (poln.) Geschichtsschreiber Dekan d. Prager Kirche, Vf. d. Böhmenchronik (f 1125) 224 Cottbus, St. i. d. Ndr.-Lausitz 28, 315 — BIr. 5, 30 — Franziskanerkl. 301, 315, 530 — Genannte 315, s. Friedhelm — Kirche 28 — Markt 28 — Sedes 494
— Stadtkirche St. Nikolai (Oberkirche) 315, 423 — Terminierhaus d. Dominikanerkl.-Luckau 322 — Vorstadtkirche St. Katharina 423 capella sclavorum 423 Coze, Wü. b. Zadel/Elbe 222 [celli] Crescentino i. d. oberit. Prov. Ver— Genannte s. Gregor Crimmitschau, St. i. Sachsen 27, 261 f., 281, 357 f., 486, 627 — Augustinerchorherrenstift St. Martin 176, 261 f., 565, 625 Chorherren 262 Karthause 262, 625 Konvent 262 Küster 262 Prior 262 Propst 262, s. Dietrich, Kanoniker d. Bergerklosters-Altenburg Senior 262 — Genannte, Rmin., 13, 27, 176, 565, s. Dietrich; Günther; Heinrich; NN. Domherr z. Naumburg 536 — Herrschaft 262 — Pfarrkirche St. Lorenz 261 St. Martin v. d. Burg 261 f., 615 — Schloßkapelle 261/2 — Unterterminei d. Franziskanerkl.-Zwickau 304 — Waldenser 479 Cronschwitz, Dominikanerkl. 1 km n. Weida 116, 176, 269 f., 329—332, 337, 430, 632 — Hofmeister 331 — Klosterhof 331 — Konvent 331 — Küsterin 331 — Nonnen 468 — Priorin 330 f., s. Jutta, Fr. d. Vogtes Heinr. IV. v. Weida — Subpriorin 331 — Vorsteher 331 — Werkmeisterin 331 Crossener s. Heinrich Crostwitz, Gm. 14 km nw. Bautzen — (Pfarr-) Kirche 292, 384 f., — Kirchspiel 384 f., 638 Csilowe s. Zscheila Cuculau s. Kukulau
Register Culmitzsch, Gm. 9 km o. Weida — Kirche 371 — Kirchspiel 371 Cummeltitz, Gm. 15 km so. Guben 2S4 Cunewalde, Gm. 10 km w. Löbau — Kirche 19, 382 — Rittergut 315 Cunigisdorph, Wü. unbek. Lage i. d. Ndr.-Lausitz 381 Cunnersdorf, Gm. 13 km o. Leipzig 367 — Gm. 6 km s. Löbau 28, 257, 538 Curtradesdorf s. Churschütz Czeitz s. Zeitz D Dahlen, St. 10 km nw. Oschatz 117—120, 140, 486, 545, 547, 555, 659 — bisch. Hof 555 — Marktplatz 555 — Maß 381 — Peterskapelle am Biberg 418 — Stadtkirche 418, 555, 642 — Vogtei 555 Dahme, St. i. SO-Brandenburg 41 f., 607' — Bgward 42 — Genannte, Rmin.?, 30 — Sedes 42, 494 Dalaminza, Daleminzien, slav. Landschaft a. d. mittl. Elbe um Meißen 220, 510, 538 — Volk 12 Danzig, St. a. d. Ostsee — Dominikaner 318 Dassel, St. 12 km w. Einbeck — Genannte, Gr., NN. 276; NN. Domherren z. Merseburg 537 Dedo. Pfalzgr. v. Sachsen (f 1056) 183 — IV. v. Wettin, So. Thimos v. Wettin-Brehna (f 1124) 4, 23, 176, 205, 458 f., 546 — V v. Wettin, der Feiste, Mgr. d. Lausitz (R. 1144—90) 26, 62, 64, 66, 178, 228 f., 463, 489, 507, 519, 546
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Delitzsch, St. 20 km n. Leipzig 17 — Landding 30 — Termmierhaus d. Dominikanerkl.-Leipzig 318 d. Franziskanerkl.-Leipzig 302 Dcncinrode, Genannte s. Eberhard Dennheritz, Gm. 3 km s. Meerane 374 Dettum, Gm. 9 km o. Wolfenbüttel 158, 558 — Ministeriale 558 Deulowitz, Gm. 5 km s. Guben 294 Deutscher Orden 68, 84, 230, 330, 337—341, 343, 345—348, 370, 372 f., 407, 430, 471 f., 475, 618, 633 -— Hochmeister s. Heinrich v. Plauen; Hermann v. Salza — Land 338 f. — Ritter s. Dietrich v. Brandis; Dietrich Stange, Heinr. IV. Vogt v. Weida Deutschland (s. auch Alt-D., NordD„ Ober-D., Ost-D., West-D.,) 2 f., 112—114, 127, 140, 155, 166 f., 175, 269, 271 Deutschluppa s. Luppa Dewin s. Döben Diego (Didacus v. Acebes), Bi. v. Osma (R. 1201—7) 324 Diemarisdorf s. Dittmannsdorf Dieprand, Br. d. Klerikers ( Meißener Domherren?) Luprand (v. 1198) 282 Dietrich, Br, d. Klerikers (Meißener Domherren?) Luprand (v. 1198) 282 — Propst z. Bautzen, Domherr z. Merseburg (1279—94) 532, 656 — Chorherr d. Bergerkl.-Altenburg, Propst z. St. Martin-Crimmitschau 262 — v. Bern, Gestalt d. dschn. Heldensage, dessen geschichtliche Grundlage Theoderich d. Gr. (* 455, f 526) ist 80 — v. Brandis, DO-Ritter (1244) 339 — Cerdo, Mönch d. Franziskanerkl.-Freiberg (1280) 309 — v. Crimmitschau. Domherr, Dekan z. Naumburg (1251—71) 478, 649
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Register
Dietrich (Forts.), v. Ebersbach, Bü. z. Großenhain u. To. NN., Nonne i. KI. Seußlitz (1290) 327 — v. Erfurt, Franziskanerbr., Gardian i. Klarissenkl.-Weißenfels (1286) 329 — v. Freiberg, Dominikanerprovinzial f. Deutschi. (1293—96), Mag. d. Theol. z. Paris (1297), (f n. 1310) 321, 449, 631, 646 — v. Gardelegen, Mönch d. Franziskanerkl.-Zwickau (um 1267) 303 — v. Gattersleben, Domherr z. Naumburg, Merseburg u. Halberstadt (1292—1334) 532 — Glockengießer z. Lühnde 394 — v. Goch, Propst d. Kollegiatsstifts-Bautzen (1405) 260 — v. Gosserstedt, Mönch i. Kl. Pforte (1303) 216 — v. Großenhain, Kleriker (1266) 598 — v. Hillersleben, Domherr z. Magdeburg (um 1157) 61 — (II.) v. Kittlitz, Pfr. z. Leisnig, Dompropst, Bi. v. Meißen (R. 1191—1208) 50—52, 80, 82, 257, 427, 535, 589, 608 — v. Landsberg, Propst z. Lauterberg (1212, 1223) 209, 446, 615 — v. Lindenau (1182) 72 — (I.) Bi. v. Naumburg (R. 1111 bis 23) 42, 53, 56 f., 182, 195, 197 f., 200, 202—204, 377, 404, 562 — (II.) Bi. v. Naumburg s. Dietrich v. Wettin — Propst z. Naumburg (1137—53) 535 — Scolaris z. Naumburg u. s. Schw. Basilia (1145) 432, 643 —• v. Nebra, Kanoniker z. Zeitz (1262) 178 — v. Schönberg, Bi. v. Meißen (1463—76) 310 — Stange, DO-Ritter i. Pleißenland u. Pomesanien (1285) 338 —• v. Torgau, Domherr z. Meißen, Propst z. Bautzen (1272—99) 492, 533
— Propst d. Stifts Wechselburg (Zschillen) (1174—86) 229 — v. Wettin, So. d. Mgr. Konrad d. Gr., Mgr. d. Ndr.-Lausitz/Ostmark (R. 1156—85) 6, 23, 26, 71, 147 f., 206, 208, 225, 228, 294 So. d. Mgr. Dedo V., Gr. v. Groitzsch u. Sommerschenburg (R. 1190—1207) 26, 118, 178, 187, 364 Bi. v. Merseburg (R. 1202—15) 147—149, 524, 615 Mgr. v. Meißen u. Ndr.-Lausitz, der Bedrängte (R. 1190—1221) 8 f., 26 f., 52, 112 f., 118—120, 134, 139, 142 f., 148 f., 151 f., 173, 187, 206 f., 214, 222, 226, 245, 247 f., 251 f., 254, 274. 282, 337, 347, 367, 388, 405, 408, 414, 418 f., 464, 546 f., 570, 605, 642 (II.) Bi. v. Naumburg (R. 1243—72) 87 f., 93, 123, 126, 129 f., 134—139, 141, 146, 199, 245, 381, 526 f., 536, 590, 612—614, 662 Mgr. v. Landsberg, d. Weise, So. Heinr. d. Erlauchten (* 1242, f 1285) 10, 34, 135, 137 f., 156— 158, 160, 281, 327 f., 337, 496, 552, 554, 561, 566, 614 (Diezmann), So. Albrechts d. Entarteten, Mgr. d. Ndr.-Lausitz (R. 1288—1307) 10 f., 142 f., 145, 160, 162 f., 232, 282, 327, 434, 446 Dietwin, Kardinallegat (1138) 54 Diezmann s. Dietrich Dillingen/Donau, St. i. Bayern 320 Dingelstedt, Gm. 12 km nw. Halberstadt — Genannte s. Rudolf Dippoldiswalde, St. 15 km s. Dresden 27, 309 — B i 390 — (Pfarr-) Kirche 390, 418, 642 — Kirchspiel 390, 639 — Marienkirche 424 — Nikolaikirche 418, 424 — Sedes 494 — Terminierhaus d. Franziskanerkl.-Dresden 309
Register Dittmannsdorf (Diemaris-), Gm. 5 km no. Borna b. Leipzig — Kirche 366 — Kirchspiel 366 Dobelin s. Döbeln Dobergast, Gm. 11 km no. Zeitz 51S Dobersdiau, Gm 6 km sw. Bautzen — Blward 83, 536 — Genannte, Min. d. Höchst. Meißen 83 Dobia, Gm. 10 km sw. Greiz — Kaplan 372 Dobitsdien, Gm. 10 km sw. Altenburg — Genannte 376 — Kapelle 376 — Kirche 66 — Kirchspiel 575, 637 Dobna, slav. Landschaft um Plauen 370, 506 — Dekanat 494 f. Dobranitz, Gm. 10 km n. Bisdiofswerda — Genannte. Min. d. Höchst. Meißen (?) 83 Dobrilugk. St. i. d. Ndr.-Lausitz 19, 395 — Zisicrzienserkl. 20, 24, 176, 216, 22ü—227, 242. 244, 385 f., 569— 571, 577, 622. 631 Bibliothek 227 Gebiet 226 Konvent 227 Mönche 225—228, 336 Vogt 226 Vogte! 226, 570, 573 Dobrisiroh, jetzt Freienhufen, Gm. 5 km nnw. Senftenberg — Kirche 385, 033 Döbeln {Dobeiin), St. i. Sachsen 19, 27, 222. 288, 627. C39, 657 — Amtmann s. JohenneK Große — Genannte s. Aibert — Georrjenhospitnl 288 — Jfikobikirche 420 -•- Kirche 288 — Kloster {von Staudia herverlegt) 288, (527 Äbtissinnen 288, s. Bgr. v. Meißen Küsterin 288
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Nonnen 288, s. NN. aus Oschatz; NN. v. Maltitz Priorin 288 Propst 288 Sangesmeisterin 288 Vorwerk 288 — Nikolaikirche 420 — Sedes 494 — Terminierhaus d. Dominikanerkl -Freiberg 321 — — d. Franziskanerkl.-Meißen 308 Döbon fßewin), Gm. 4 km o. Grimma — B§ 387 — Bgmannen s. Ortolf, Ritt. — Bgr. 5, 550 — Genannte, Edelfr., 315 Döhlen, Stadtteil v. Freital, 7 km. sw. Dresden — Genannte s. Jahn — Kirche 371 Kirchspiel 371 Dölzig, Gm. 11 km w. Leipzig — Kirche 364, 636 Dörschnitz, Gm 12 km nw. Meißen 515, 654 — ArniP.nhospital 283, 388, 470, 648 — (Pfarr-) Kirche 283, 361. 470, 582. 636 — Kirchspiel 575 — Nonnenkl. (mit Sitzenroda vereinigt) 283. 565. 571, 627 Vogtei 283 Dohna, St. 15 km so. Dresden 28, 101, 107. 109, 390, 611 — (Reichs-) BS 101 — Bfir. 5, 28, 30, 52, 96, 202, 223, 291, 308, 390, 557, 566, 598, NN. Äbtissin z. Marienthal bei Zittau 291 ,• NN. Domherr z Meißen 535; NN. Nonne i. Kl. Seußlitz 327 — Genannte r.. NN. Nonnen z. Ma» rier.thal b. Zittau 292; NN. Gr-rcMan d. Kl. Seußlitz 327 Dolgow ila, Gm. 5 km no. Löbau — Bgward 83, 538 Dominikanerorden 116, 137, 150, 155, 170, 172, 244. 269, 271, 295, 316—318, 329 f., 334, 431 f., 445 f., 448, 631 f., 646 — Briefe 632
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Register
Dominikanerorden (Forts.), Definitoren 318 — General 317 — Generalkonzil 317 — Klöster 632 — Nationalvikare 318 — Predigten 447 — Provinzen, Böhmen 323 Saxonia 318, 323 Teutonia 318, 330 — Provinzial s. Hermann f. Deutschi. s. Dietrich v. Freiberg — Provinzialkapitel 318 — Provinzialpriore 318, 330, 333 — Verfassung 631 Dominikus v. Guzman, Gründer d. Dominikanerordens (* um 1170, * 1221) 172, 317, 324 Domitian, röm. Ks. (R. 81—96) 99 Dommitzsch (Domuts), St. 10 km nw. Torgau — DO-Haus 337, 347, 634 Komtur 347 — (Pfarr-) Kirche 347, 387 — Pfr. 387 Donatus, Hl. 93, 95 f., 98, 435 — Tag 436, 441, 644 Donau, mitteleurop. Fluß 7, 67 Donauwörth, St. i. Bayern 67 Dorfweihe 636 [Thür.] Dorla, Gm. 5 km sw. Mühlhausen/ — Stift Propst 484 Dorna (Turnewen), Gm. 3 km s. Gera — Dekan 495, 652 Dornau s. Tornow Dorothea Thambergin, Nonne d. Magdalenerinnenkl.-Freiberg (1522—43) 289 Drachenfels, Bgruine so. Penig/Sa. — Genannte, Rmin., 13 — Herrschaft Dr.-Penig 389, 391 Drakendorf, Gm. 5 km so Jena — Kirche 375 Draschwitz, Gm. 7 km no. Zeitz — Kapelle 376 (Wald-) Drehna, Gm. 12 km sw. Luckau/Ndr.-Lausitz — Terminierhaus d. Dominikanerkl.-Luckau 322
(Wendisch-) Drehna, 15 km südöstl. Luckau — Wüstekirche 352, 635 Dresden (s. auch Alt-Dr.) St. i. Sachsen 17, 26, 31, 101, 104, 106—109, 220, 242, 246, 256, 284, 327 f., 387, 420, 486, 515, 519, 529, 538— 540, 611, 632, 648, 654 — (Alt-) Markt 420 — Bartholomäihospital 421, 473 —- Brückenbauamt 421 — Brüdergasse, kl. u. gr. 308 — Bürger 325, 328 — Frauenkirche 326, 420, 429, 642 f. — Franziskanerkl. 301, 308, 630 Alteste 309 Gardian 309, s. Johannes Kirche (spätere Sophienkirche) 309 Konvent 309 Lesemeister 309 Provinzialkapitel (1265) 308 Vizegardian 309 — Hof d. Kl. Altzelle 221 — Kirche 586 — Klarissenkl. 326, 328, 632 — Kreuzkirche s. Marktkirche St. Nikolai — Landeshauptarchiv 616, 621 f., 624—627, 630, 632, 636, 638, 642, 651, 653 f., 658, 662 — Maternihospital 472 — Marktkirche St. Nikolai, dann Kreuzkirche 421, 458 — Maternihospital 326, 328, 421, 648 — Rat 309, 326, 472 — Sedes 494 — Terminierhaus d. Dominikanerkl.-Pirna 323 Drognitz, Gut 6 km nw. Torgau 347 Droyßig, Gm. 10 km w. Zeitz — B | 551 — Genannte, Edelfr. 550 — (Pfarr-) Kirche 349 — Ordenshaus z. Hl. Grab 474, 634 — Tempelhof 349, 634 Prior 349 Drübeck, Gm. 5 km no. Wernigerode/Harz — Benediktinerinnenkl. Nonnen 202
Register Duba s. Berka v. d. Duba Dudo v. Míneme (Meineweh?) (1171 bis 1174) 196 Düben, St. a. d. Mulde, 17 km o. Bitterfeld — Sedes 494 Dünamünde, St. a. d. Mündung d. Düna i. d. Rigaer Meerbusen — Zisterzienserkl. 215 Dürrhennersdorf, Gm. 6 km sw. Löbau — Kirchspiel 383 E Eberhard v. Dencinrode (v. 1224) 472 — (II.) v. Seeburg, Bi. v. Merseburg (R. 1171—1201), 64, 68, 71—74, 188, 229, 401, 556, 609 Eber(har)dini, ketzerische Vaganten d. 13. Jhdts. 593 Ebersbach, Gm. 10 km sw. Löbau — Genannte s. Dietrich — Kirche 396 — Kirchspiel 41, 383 Eberstedt, Gm. 7 km no. Apolda 464 Eberstein, Bg b. Holzminden/Weser — Genannte, Gr. 341, 370, 506 Eckard, Siedlungsunternehmer um Frankenstein/Sa. (um 1185) 388 Eckartsberga, St. 10 km nno. Apolda 145, 162 — Bg. 142 f., 162, 551 — Kirche 196 — Kreis 614 — Pfr. 430, 643 Eckelin II., Bi. v. Merseburg (R. 1138 bis 1143) 70, 609 Eckhart s. Meister Eckhart Edgitha, Fr Ks. Ottos I., To. Kg. Eduards I. v. England (f 946) 124 Eger, St. i. Böhmen 52, 107, 112, 148, 161 320, 332 — DO-Sch'ule 341 — Land 6 f., 37 f., 191, 221, 262, 603, 606 — Minoritenkl. 301 Kirche 141 — Notar s. Gregorius Wernher
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Egerer, NN. Mönch i. Franziskanerkl.-Freiberg 310; s. Konrad Ehrenfried, Domherr z. Merseburg, Pfr. z. Markwerben (um 1273) 428 Ehrenfriedersdorf, St. 7 km nnw. Annaberg/Erzgeb. — Kirche 580 Ehrenhain, Gm. 4 km s. Altenburg — Herrenhof 505 Eibenberg, Gm. 8 km s. Chemnitz 580 Eibenstock, St. i. Erzgeb. — Kirche 353 Eichicht, Gm. 6 km so. Saalfeld — Kirchspiel 38 Eichigt, Ob. u. Unter-, Gm. 7 km s. ölsnitz — Kirche 395 (Kl.-)Eichstädt, Gm. 6 km ssw. Querfurt 240 Eichstätt, St. i. Bayern — Bi. NN. 126 Eigenscher Kreis, um Bernstadt b. Löbau/Sa. 24, 87, 293, 395 Eilenburg, St. 20 km no. Leipzig 6, 17, 23, 46, 208, 339 — Bg 6 ' — Genannte, Min. d. Mgr. 27, 30, 141, 176, 227, 286 f., 381, 547, s. Otto I. u. s. Br. Bodo I. ; NN. Nonnen i. Kl. Mühlberg 287; Anna, Nonne i. Kl. Seußlitz 327 — (Parochial-)Kirche 208 — Kirchspiel 430, 643 — Terminierhaus d. Augustinerkl.Grimma 268 — —• d. Dominikanerkl.-Leipzig 318 Eilike, Fr. d. Gr. Otto v. Ballenstedt, To. d. Hz. Magnus v. Sachsen (f 1142) 184 Einsiedel, Berg b. Pirna 476 — St. 7 km so. Chemnitz 476 — Gm. 7 km Olbernhau/Erzgeb. 476 Einsiedeleien 476 Eisdorf, Gm. 6 km nw. Pegau 363 — Gerichtsstuhl 157, 556, 660 Eisenach, St. i. Thür. 299, 326 Eisenberg (Isenberg), St. 15 km nw. Gera 26, 120, 234, 236, 251—253, 279, 396, 413, 623 f., 642 — Altstadt 413 f., 642 — Bürger 253
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Register
Eisenberg (Forts.), Chorherrenstift, dann Benadiktinerinnenkl. 252 bis 254, 302, 408, 414, 429, 464, 563, 565, 624 Hospital 254, 474 Konvent 254 Nonnen 253 f. Priorin 254 Propst 523 [boldl Provisor, dann Propst s. HerVogtei 573 — Genannte s. Otto — Gericht 551 — Kapelle 253 — Markt 414 — Neustadt 252, 414 — Stadtkirche St. Nikolaus 252, 414 St. Paulus 414, 581 Eisleben, St. 25 km w. Halle 54, 156 Ekbert v. Meran, Bi. v. Bamberg (R. 1203—37) 127 Ekkebert v. Hirsau, Mönch, Abt d. Kl. Bosau (1121) 197 Ekkehard, Abt d. Kl. Aura (1127-n. 1125) — Chronik 224 — Propst z. Lauterberg (1157—84) 229 — Mgr. v. Meißen I. (R. 985—1002) 125, 131, 146, 180, 212 II. (R. 1028—46) 125, 182 — v. Rabil, Domherr, Bi. v. Merseburg (R. 1216—40) 114, 122, 149 bis 152, 154, 273, 557, 612, 615 Ekkehardinger 130, 179—182, 551 Elbe, dschr. Strom 7 f., 12, 16—18, 20, 22—24, 28, 39—41, 56, 65, 83 f., 92, 102, 118 f., 139—142, 200, 202, 220, 222, 225—227, 242, 244, 257, 261, 274, 290, 326, 347, 352, 354, 362^ 381—383, 385 f., 395 f., 408, 412, 421, 486 f., 490, 517, 537 f., 545, 547, 555, 603 f., 617, 621, 639 Elbegebiet, mittleres 606, 650 Elbsandsteingebirge 12, 606 Elbtalke$sel 106, 486, 540 Elbing, St. i. Ostpreußen 337 Elisabeth, To. d. Gr. Hermann III. v. Orlamünde, 3. Fr. d. Mgr. Albrecht d. Entarteten (oo v. 1290, f n. 1333) 329, 477
— To. d. Kg. Andreas II. v. Ungarn, Fr. d. Lgr. Ludwig IV. v. Thür. (* 1207, f 1231) 128, 269, 442, 473, 612 — To. d. Mgr. Friedridi Tuta (1287 bis 1291) 161 f. Ellwangen, St. i. Württemberg — Kloster 111, 525 Chronist d. Annalen (1146 bis 1237) 111, 612 Elsaß, Landschaft am Oberrhein 554 Elster, r. Nebenfluß d. Saale 142, 330, 485 f., 544 — kleine 225 — Schwarze, r. Nebenfluß d. Elbe 7, 9, 17—20, 23, 41, 208, 261, 564 Elsterberg, St. 5 km s. Greiz 13, 27, 372, 637 — Archidiakonat 485, 650 — Archipresbyterat 372 — B i 637 — Genannte s. Lobdeburg-E. — Herrschaft 372 — (Pfarr-)Kirdie 372, 421 — Kirchspiel 372 f., 487, 637 — Pfr. 372, 485 Elsterwerda, St. a. d. Schw. Elster 545 Elstra, St. 5 km so. Kamenz/Sa. 538 — Bezirk 83, 87 Eiterlein, St. 10 km w. Annaberg/ Erzgeb. 38, 353 Engelbert v. Berg, Eb. v. Köln (R. 1216—25) 114, 127, 150 Engelhard, Bi. v. Naumburg (R. 1207 bis 1242) 111—123, 126—130, 133 bis 135, 137, 141, 148, 150, 199, 236, 261, 278, 299 f., 330, 356, 432, 443, 484, 522, 525, 550, 599, 611 f. England, westeurop. Land 1, 76, 617 — Kg. s. Richard Löwenherz Eppstein/Taunus, Gm. u. B i r u i n e 13 km n. Wiesbaden — Genannte s. Siegfried II. u. III. Eb. v. Mainz (Brand-)Erbisdorf, St. 8 km s. Freiberg/Sa. 221 — Kirche 388 — Kirchspiel 388, 639 Erdmannsdorf, Gm. 10 km o. Chemnitz
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Register — Bg 389 — Herrschaft 389 — Kirche 389 Erfurt, St. i. Thür. 48 f., 63, 65, 68, 71—73, 106, 113, 126, 134, 137, 145, 150, 159, 163, 208, 214, 216, 299, 412, 590 — Archidiakonat St. Marien 642 — Augustinerkl. Propst 262 — Beginen 335 — Chronist 609 — Dichter s. Nikolaus v. Bibra — Domherren s. W i t h e g o v. Furra — Dominikaner 318, 329 Kirche 116 Prior s. NN. v. W e i d a — G e n a n n t e s. Dietrich; Heinrich — Hof. d. Kl. Pforte 214 — H o f t a g (1207) 111 — Kaufleute 412 — Königsgericht (1165) 180 — Marienkirche 137 — Petrikloster 137 — Predigerbrüderkirche 137 — Rat 289 — Reichstag (1289/90) 105 — Schottenki. 412 Erich, Mgr. v. Brandenburg, Bi. v. M a g d e b u r g (R. 1283—95) 102 Erkenbert, Abt d. Kl. St. Peter-Merseburg, Abt z. C o r v e y (1107 bis 1127)177 — I. v. W e i d a (um 1122, f v. 1143) 370 Ernestiner, Teillinie d. W e t t i n e r — Lande, Adel 494 Ernst, naumburg. Min. (1140—90?) 549 Erzgebirge (s. auch Ost-E., West-E.) 5, 7, 10, 12, 14 f., 18 f., 22, 28, 36, 38, 40, 55, 65, 105, 187, 190, 192 f., 220 f., 242, 266, 351, 354, 362, 387, 389, 335, 397 f., 400, 490, 625, 661 Essen, St. i. Ruhrgebiet — Stift 166 Etzdorf (Etzelsdorf), Gm. 2 km s. Roßwein — G e n a n n t e (von hier od. Gm. 3 k m no. Eisenberg) s. Konrad — Kirchspiel 388, 639 Eugen III., Papst (R. 1145—53) 60, 62
Euklid, griech. M a t h e m a t i k e r (Ende d. 4. Jhdts. v. Chr.) 314 Eula, Gm. 20 km so. Leipzig — Kirche 458 Europa (s. auch Mittel-Europa) 1, 76, 79, 334, 610 Exkommunikation 82 f., 91, 95, 101 f., 108, 110, 121, 140 f., 147, 152, 241, 256, 275, 288; 334, 455 f., 478, 491, 500, 508, 524, 590, 594 f., 600, 647
F Falkenau, Zisterzienserkl. b. Dorpat i. Estland 215 Falkenberg (Valkenberch), Gm. 15 km o. Torgau 380 — Kirche 347, 385 Falkenhain, Gm. 10 k m no. W ü r z e n — Pfr. 357, 386, 635 Falkenstein, St. i. Vogtl. — Genannte, Rmin. 370; NN. Domherr z. M e r s e b u r g 537 — Kirche 370 F a m e t a , St. i. Italien — Kirche 406 Ferentino, St. i. Mittelitalien 113 Ferrara, St. i. Ob.-Italien — Generalkapitel d. Dominikaner 323 Fichtelberg, i. Erzgebirge 13, 38 Finsterwalde, St. i. d. Ndr.-Lausitz 28, 396 Flandern, Landschaft i. Nordbelgien — Bevölkerung (Flamländer) 17 f., 204, 366, 387 — NN. Geistlicher 22 Fleming, A l t e n b u r g e r Fam. s. Heidenreich — Lübecker Fam. 339 Flemmingen, Ortsteil v. Hartha, 10 km wsw. Döbeln 17 — Gm. 3 km sw. N a u m b u r g 15, 59, 213 f., 356, 488, 491, 497, 522, 635 Kirche 356 — Gm. 6 km w. Penig 18, 21 Flöha, St. 10 km o. Chemnitz — Kirchspiel 389, 639 Flößberg, Gm. 5 km o. Borna b. Leipzig
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Register
Flößberg (Forts.), Genannte, Edelfr., 557; NN. Domherr z. Naumburg 536 Florenz, St. i. Italien 267 Forst, St. 20 km o. Cottbus 28 — Sedes 494 Fränkischer Ks. 77 — Zeit 3, 165, 176 Franken, süddsche. Landschaft (s. auch Ober-Fr., Ost-Fr.) 5, 18, 33, 185 — Bewohner (s. auch Mainfranken) 21, 218, 355, 358, 365, 396 — Sprachgebrauch 579 Franken, Gm. 8 km sw. Penig 21 Frankena, Gm. 4 km n. Dobrilugk 19 — Kirche 385 Frankenberg, St, 12 km no. Chemnitz 27, 81, 220 Frankendorf (Liubanuwiz), Wü. zw. Trebitz u. Priester, 10 km nw. Halle/Saale 18 Frankenhausen, Gm. 2 km s. Crimmitschau 21 — Bg 231 — Kloster 176, 281—283, 565, 627 Äbtissin 282 Bruderschaft 648; NN. Bürger u. Bürgerin aus Zwickau 466 Kantorin 282 Kellermeisterin 282 Klosterhof 282 Konvent 282 Kustodin 282 Nonnen 282 Priorin 282 Propst 282 Frankenstein, Gm. 10 km w. Freiberg 388 — Kirche 283, 388, 583, 639, 662 Frankfurt, St. a. Main 54, 60, 111 bis 113, 126, 613 f. — Königswahl (1292) 106 — Reichstag (1234) 115 Frankfurt/Oder, St. i. Brandenburg — Universität 267 Franko s. Albert Frankreich, westeurop. Land (s. auch Südfr.) 1, 76, 100, 127, 129, 169, 171 f., 191,231,269, 317 f. — Kg. NN 63
Franz (iskus) v. Assisi, Hl., Gründer d. Franziskanerordens (* 1182?, f 1226) 170 f., 271, 295 f., 299, 333, 307, 312, 317, 324, 336, 442 — Schubert, Gardian d. Franziskanerkl.-Görlitz (1416) 313 Franziskaner, geistl. Orden 91, 116, 141, 155, 170—172, 244, 253, 267 f., 295—300, 315—317, 324 f., 329, 336, 431 f., 445 f., 451, 584, 617 — Friedhof 299 — Generalprotektor 325 —• Kirchen 628 — Klöster 297 — Ordensprovinz, alemann. 325 sächs. 628 — Predigt 645/6 Frauenhain, Gm. 13 km no. Riesa 201
— Kirche 383 — Kirchspiel 383, 638 — Wirtschaftshof d. Bi. v. Naumburg 383, 545 Frauenprießnitz, Gm. 4 km s. Camburg/Saale — Kloster 280, 626 Propst 280 Frauenstein, St. i. Erzgeb., 20 km so. Freiberg — Bg 390 — Herrschaft 40 — (Pfarr-)Kirche 390 — Kirchspiel 390, 639 Freiberg (Vriberch), St. i. Sachsen 7, 9 f., 18, 26, 31 f., 127, 172, 221, 256, 358, 388, 390, 413—418, 434, 449, 642 — Altstadt 415 f. — Amt 415 — Armenhospital 414, 468 — Bartholomäushospital 416, 473 Fernesiechenhaus 473, 648 — Beginen 335 f., s. Aluscha — Bergbau 7, 9 f., 32, 192, 611, 642 — Bürger 415 f., 472, s. Dorothea Thambergerin; Heinrich Becherer; Johann Krämer; Ripertus; Roland u. s. Fr. Hedwig; Stephan Freidank — Bürgerschaft 472 — Bg, mgrfl. 415—417 — Buttermarkt 415
Register Chronist s. Georg Möller Dominieale, mgrfl. s. Herrenhof Dominikanerkl. 310, 320, 322, 631 — Bibliothek 321 — Konvent 321 — Lesemeister 321 — Prior 321 — Subprior 321 — Fernesiechenhaus s. Bartholomäushospital Flur 415 Franziskanerkl. 301, 309 f., 630 — Älteste 310 — Gardian 309 f., 630 — Kapitel 630 — Konvent 310 — Lesemeister 310 — Mönche 310, s. Dietrich Cerdo; Egerer; Roßwein — Provinzialkapitel (1279, 1295) 309, (1465) 310 Freudenstein, Schloß 415 Genannte s. Dietrich; NN Domherr z. Merseburg 537 Herrenhof 415 f. Hof d. Kl. Altzelle 221 Hospital 221, 309 Jahrmarkt 415 Jakobskirche 388, 414 f. Johanneshospital 41G, 472, 648 — Friedhof 416 — Priester 472, s. Volkmar Kaufhaus 415 Kirche 231 Kirchen 429, 643 Knappschaft 239 Landschaft 603 Magdalenerinnenkl. 288—290, 628 — Kantorin 289 — Kellerin 289 — Küchenmeisterin 289 — Küsterin 289 — Nonnen 288 f., s. Dorothea Thambergerin — Prior 289 — Priorin 289, s. Barbara Schröder — Subpriorin 289 — Vorsteher 289 Marienkirche ( = Dom) 415, 417 f., 424, 440, 583, 622, 642
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Goldene Pforte 416—418, 424, 461,642 Kapellen 583 Kapellenstiftung 434, 644 Kollegiatstift 417 Pfr. 583, 585, 662 — Ministeriale 415 — Münze 472 — Neustadt um d. Obermarkt 415 bis 417 — Nikolaikirche 415, 424 — Oberstadt 416 — Patriziat 310 — Petrikirche Hahnenturm 424 Kirchspiel 416 Pfr. 472, s. Hermann — Pfarrkirche St. Donati v. d. Stadt 289, 293, 416 — — Kirchspiel 289 Pfarrgeistlichkeit 310 — Pfarrkirchen 221, 309, 416 — Rat 289, 310, 321, 414 — Rathaus 415 — Ratsherren, s. Heinrich Kyuelkorn — Schloßplatz 321 — Sedes 494 — Untermarkt 310, 415 — Vogt, mgrfl. 415, s. Heinridi Freiberger Mulde s. Mulde, Freiberger Fieidank s. Stephan Freising, St. i. Bayern — Genannte s. Otto Freyburg, St. 7 km nno. Naumburg 48, 138, 162 Friedberg, St. i. Hessen 554 Friedeburg, Gm. 5 km s. Könnem/ Saale — Genannte, Edelfr., NN. 156, 367, 556 f., 566, s. Gertrud; Hoyer Friedersdorf, Gm. 8 km n. Dobrilugk — Pfarrkirche 385 f., 395 Friedewald, Gm. 7 km nnw. Dresden 109 Friedhelm v. Cottbus (1307—26) 315 Friedland, St. 8 km s. Beeskow/ Mark 266 — St. i. Böhmen — Erzpriesterstuhl 41, 607
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Register
Friedland (Forts.), Herrschaft 41 Friedrich I., dschr. Ks. (R. 1152—90) 1, 6 f., 15, 43, 47—49, 58—67, 70 bis 72, 74, 76—80, 101, 111, 181, 187, 193, 196, 213, 218, 232, 235, 294, 337, 339^ 349, 401, 406—409, 471, 507, 525, 559, 608—610, 623, 653 — II., dschr. Ks. (R. 1212—50) 1, 9 f., 80 f., 84—86, 89—91, 110, 112 bis 116, 122, 126, 135, 148, 150, 153, 156, 187, 192 f., 195, 198, 213, 233, 235, 240 f., 248, 339, 349,407—409, 471,525 f., 587,612, 655 — Gast, Br. d. Dominikanerkl.-Leipzig (1409/20?) 319 — v. Goseck, sächs. Pfalzgr. (1040 bis 1088) 183 Abt d. Georgenkl.-Naumburg (1079—90), erwählter Bi. v. Naumburg, dann Abt z. Hersfeld (R. 1090—1100) 180 f. — I. v. Groitzsch (* 1142/5, f 1182) 187 f. — I. Eb. v. Hamburg-Bremen (R. 1104—23) 357 — v. Haseldorf, Kanoniker z. Hamburg, Weihbi. v. Karelien (R. 1255—68) 135 — Domkaplan z. Naumburg (1144) 436 — Hz. v. Österreich (1230, * 1246) 85 — Schlick, Ritter (1227, 1232) 598 — I. v. Schönburg (1247—89) 284 — VIII. v. Schönburg-Crimmitschau (1341—45) 262 — v. Torgau, Domherr, Bi. v. Merseburg (R. 1266—83) 155—160, 363, 482, 492, 496, 520, 527, 556, 559, 566, 568, 572,'615 f., 654, 661 — v. Wettin, Eb. v. Magdeburg (R. 1142—52) 60, 207 Tuta, Mgr. v. Landsberg (R. 1285—91) 10, 101 f., 104, 106, 141 f., 144 f., 160, 163, 268, 282, 327 f., 541, 600, 611, 614 Klemm, Mgr. v. Dresden (f 1316) 101, 104, 106, 109, 140, 145, 328, 611
der Freidige, Lgr. v. Thür. (R. 1307—23) 10 f., 101, 107, 109—111, 142—145, 160, 162, 198, 213, 278, 327, 551, 559, 611, 614, 632, 659 II der Ernsthafte, Mgr. (R. 1323—49) 288, 327, 573 II. d. Sanftmütige, Kurf. v. Sachsen (R. 1428—64) 241 d. Weise, Kurf. v. Sachsen (R. 1486—1525) 616 — v. Zerbst, DO-Ritter (1223) 339 Friemar, Gm. 7,5 km no. Gotha — Genannte s. Heinrich Friesen, Gm. 3 km nw. Reichenbach/ Vogtl. 21 Frießnitz, Gm. 5 km w. Weida — Kirche 371 — Kirchspiel 371 Fröbersgrün, Gm. 8 km nnw. Plauen — Kaplan 372 Frössen, Gm. 14 km s. Schleiz — Kirchspiel 38 Frohburg, St. 11 km no. Altenburg 37, 194 — Genannte, Edelfr., dann Bgr. v. Altenburg, Rmin.?, Min. d. Mgr. NN. Domherr z. Meißen 535 — Kirche 582 Fürstenberg/Oder St. i. Brandenburg 41, 266 Fulda, St. i. Hessen — Kloster 166, 175 Furra (WUT), Gr. u. KL, Gm. 6 bzw. 8 km nw. Sondershausen — Genannte, thür. Min. 611; s. Withego G Gallien, röm. Prov. 517 Gallschütz, Gm. 8 km n. Döbeln — Kirche 397 Gandersheim, St. i. Ndr.-Sachsen — Kloster 166 Gardelegen, St. i. d. Altmark — Genannte s. Dietrich Gardolf, Bi. v. Halberstadt (R. 1193 bis 1201) 73 Gardschütz, Klosterhof 5 km s. Altenburg 263 f. Gast s. Friedrich
Register Gat(t)ersleben, Gm. 10 km no. Quedlinburg — Genannte s. Dietrich Gatzen, Gm. 5 km s. Pegau — Kapelle 376 Gaußig (Guzk), Gm. 8 km sw. Bautzen — Genannte s. Albert, Ritter; Rensko ; NN., Stadtpfr. z. Löbau (1293) 427 Gautzsch, Stadtteil v. Markkleeberg, s. v. Leipzig — Kirche 364, 430, 636, 643 — Pfr. 587 Gebetsbrudersdiaft 131, 234, 465 f., 648 Gebhard v. Arnstein, kgl. Landrichter (1209—56) 113 — Domherr z. Meißen, Dechant z. Mainz (1291) 443 — Dekan z. Meißen, Propst z. St.Viktor-Mainz u. Großenhain, Protonotar Heinr. d. Erlauchten (1270—91) 532/3 — v. Schraplau, Bi. v. Merseburg (R. 1320—40/1) 154, 473 Gefell, Gm. 15 km s. Schleiz — Kirche 606 — Kirchspiel 38 Geißler, rel. Bußbewegung 96, 478, 649 Geißmannsdorf, Gm. 2 km n. Bischofswerda 18, 543 Geithain, St. 8 km w. Rochlitz (s. auch Ob.-G.) 26, 486, 605 — Hospital 474, 649 Kirche 420 —• Kalharinenkirche 420 — Kirche 229, 344 — Kirchspiel 636 — Stadtkirche St. Nikolai 420, 424, 636, 642 — Terminierhaus d. Dominikanerkl.-Leipzig 319 Gelnhausen, St. i. Hessen 68, 74 — Reichstag (1186) 49 Genshagen, Gm. 10 km so. Teltow b. Berlin 41 Georg, Hl. 19, 474 — Mönch z. Altzelle, Leiter d. Zisterzienserkollegs d. Univ. Leipzig (1427) 225 44 Schlesinger II
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— Hz. v. Sachsen (R. 1500—39) 289 f., 321, 616 Georgswalde, Gm. 5 km n. Rumburg/Bölimen 40 — Kirchspiel 383 Gepa, vorgesehene Stifterfigur im Naumburger Dom (s. auch Berchta) 129 f. — Stifterin d. Kl. Dörschnitz (um 1206) 283 Gera, St. i. Thür. 15, 17, 27, 197, 330, 332, 486 — B | 378 Kapelle 378, 575 Pfarrei 378, 575 — Dekanat 494 f. — Gau 504, 506 — Genannte s. Tuto — Hof d. Dominikanerkl.-Plauen 322 — (Pfarr-)Kirche 378, 495 — Land 15 f. — Terminierhaus d. Franziskanerkl.-Weida 305 — Vögte 329, 337, 346, 369, 460; NN. Brü. i. Dominikanerkl.-Plauen 321 Gerbstedt, St. 12 km nno. Eisleben — Kloster 176, 207 f. Kanonissen 205 Propst s. Herminold Gerhard v. Hainspitz (1132—56) 235 Presbyter S. — Kardinaldiakon, Crucis (1130, 1154) 61 — Bgr. v. Leisnig (1196—1213) 240 — v. Licbschwitz, Ritter (1237, 1243) 374 — Dompropst z. Magdeburg (1136 bis 58) 60 — v. Nöbdenitz (1166—92) 375, 505, 508, 637 Geringswahle, St. 8 km no. Rochlitz 27, 284, 627 — Benediktinerinnenkl. 173. 176, 284 f., 564, 567, 571, 627 Äbtissin 284 f. —• — Cameraria 285 Celleraria 285 Kantorin 285 Kapitel 285 Konvent 285 Küsterin 285
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Register
Geringswalde (Forts.) — Nonnen 284 f., s. v. Schönburg Portaria 285 Priorin 284 f. Propst 284 f., s. Walter Sacrista 285 Scholastika 285 Subcelleraria 285 Subpriorin 285 Vogt 284 Vorsteher 285 — Bg 48, 284 — Glocken 394 Gerlach v. Heldrungen, Domherr z. Naumburg (1196—1206) 464 — Gr. v. Veldenz (f n. 1144) 63 Gernand, Bi. v. Brandenburg (R. 1221— 41) 84 Gernrode, St. 7 km s. Quedlinburg — Kl. 67, 72 Gero. Gr. v. Seeburg (fll22) 58 Gersdorf, Gm. 15 km sw. Chemnitz 38 — Gm. 5 km s. Leisnig 242 Genannte, Rmin. 379 Kirche 379 Kirchspiel 378 — Gm. 4 km sw. Kamenz Kirche 352 Pfr. 352 Gertrud v. Friedeburg (1262, 1270) 440 — v. Helfta, Mystikerin (1256 bis 1302) 320 — Hzn. v. Österreich (* 1299) 327 — v. Wettin, To. d. Mgr. Dietrich v. Landsberg, Braut Hz. Bolko I. v. Schweidnitz, Schulmeisterin d. Klarissenkl.-Weißenfels (f 1325) 328 f., 477 f. Gerung, Abt. v. Bosau, Bi. v. Meißen (R. 1152—70) 17, 46—50, 64, 219, 288, 509, 523, 607 Geusa, Gm. 4 km w. Merseburg — Genannte s. NN. Domherr z. Merseburg 537 Geyer, St. 7 km nw. Annaberg/Erzgeb. 38 Giano, St. i. Italien — Genannte s. Jordanus
Gießen, St. i. Hessen 230 Gießmannsdorf, Gm. 3 km no. Lukkau — Kirchspiel 386 Gladitz, Gm. 5 km nw. Zeitz — Genannte, naumb. Min. 546 Glauchau, St. 25 km w. Chemnitz 6, 18, 27, 65, 212, 357, 397, 496, 578 — Herrschaft 38, 388 — Stadtkirche 421 Priester 434, 644 — Stadträte 285 —• Unterterminei d. Franziskanerkl.-Zwickau 304 — Waldenser 479 Gleisberg, Gm. 10 km so. Döbeln — Genannte s. Bertha — Kirche 639 Gleißbach, Wasserlauf b. Bürgel 15 Glogau, St. i. Schlesien — Bgward 39 — Hz. s. Konrad Gnandorf, Ortsteil Borna-S. b. Leipzig 420 Goch, St. i. Rheinland — Genannte s. Dietrich Godebold, Bi. v. Meißen (R. 1119 bis 40) 43 f., 87, 607 Godehard, Hl. 458 — Bi. v. Hildesheim (R. 1022—38) 406 Göda, Gm. 7 km w. Bautzen 86 — Archipresbyterat 258 — Bgward 83, 538 — Genannte, Rmin., Min. d. Höchst. Meißen s. Heinrich; NN. 83 — Kirche 395 Göhlitzsch (jetzt Leuna) Gm. 3 km so. Merseburg 575, 661 Göllheim, Gm. 22 km w. Worms 109 Görlitz, St. i. d. Ober-Lausitz 19, 28, 84, 292, 313, 554, 576, 630, 661 — Altstadt 422 — Bürgermeister s. Johannes Haß — Dreifaltigkeitskirche 314 — Franziskanerkl. 301, 304, 310, 312 bis 314, 630 Bibliothek 314, 630 Gardian 314, s. Franz Schubert Kirche 313 f. Komputisten 314
Register Konvent 314 Lesemeister 314 Mönche 313 f. Provinzialkapitel (1266, 1315, 1388) 313 Senioren 314 — Frauenkirche 422 — Hospital z. Hl. Geist 474, 649 — Kalendar 313, 315 f. — Kirchenäl teste 578 — Landgericht 315 — Neißebrücke 474 — Neustadt 422 — Nikolaikirche 422 — Obermarkt 422 — Petrikirche i. d. Altstadt 422 — Rat 313 — Sedes 494 f., 498 — Stadtpfr. s. Johannes v. Lutlilz — Tertiarierinnenkl. 335 — Untermarkt 422 Görschen, Gm. 8 km so. Naumburg — Kirchspiel 488 Göschwitz, Gm. 4 km s. Jena — Kirche 66 Gösen, Wü. i. d. Flur Zorbau? — Dekanat 494 Göthewitz, Gm. 9 km o. Weißenfels — Kapelle 376 — Kirche 377, 379, 577, 661 — Pfr. 376, 638 Gohlis, Gm. 5 km n. Riesa — Kirche 640 Goldbach, Gm. 4 km sw. Bisdiofswerda 18, 543 — Sdiulze 83 Goldberg, St. i. Schlesien, 20 km sw. Liegnitz — Franziskanerkustodie, vorher i. Bautzen 300 f., 311 Golßen, St. 18 km nw. Luckau — Terminierhaus d. Dominikanerkl.-Ludtau 322 Gorschnitz, Gm. 3 km o. Leisnig — Genannte s. Otto Gorze, Kl. i. Lothringen 166 f., 177, 183 f. Goseck, Gm. 5 km w. Weißenfels 550 — Kloster 181, 183—185, 215, 475, 618 44'
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Äbte NN. 183; Berthold, Abt d. Georgenkl.-Naumburg; Nenther Bibliothek 183 — — Chronik 180, 183, 185 Goslar, St. i. Ndr.-Sadisen 49, 53, 60, 62, 65, 67, 70, 113, 447 — Kanoniker s. Benno v. Woldenberg; Werner — Rechtsgebiet 406 Gossnrau, Gm. 9 km so. Weißenfels 496 Gosserstedt (Herren-, Hohen-, München-), Gm. 5 km bzw. 7 km nw. Buttstädt, bzw. 3 km w. Camburg/'Saale — Genannte s. Dietrich Güstelitz, Wü. b. Goseck — Genannte, naumburg. Min. 550 Goswin I. v. Brandis (1191—1212) 72 Gotha, St. i. Thür. 299 Gotik 100, 129, 217 Gottesgab, Gm. 14 km o. Johanngeorgenstadt 38 Gottfried v. Hohenlohe (f 1254) 153 — Bi. v. ö s e l (R. 1227—29) 114, 612 — v. Teutleben, Vogt d. Moritzkl.Naumburg (1171—1228) 196 Gottleuba, St. 13 km s. Pirna 40, 309, 606 Gottschalk v. Hagenest, Ritter (1272 bis 82) 566 — v. Schkeuditz, Stadtvogt v. Leipzig (1156—81) 71,560 Grabowe, Wü. b. Glauchau 368 Gräfendorf (Margrauendorph), Gm. 3,5 km sw. Herzberg/Elster 380 — Greuendorph, Gm. 9 km sw. Torgau 380, 382 Graitschen, Gm. 5 km o. Camburg/ Saale — Genannte s. Otto Grassau (Giazzowe), Gm. 10 km n. Herzberg/Elster 382 Gratian, röm. Ks. (R. 375—383) — Dekret 75, 480, 492 Gravina, St. i. Apulien — Genannte, Gr., s. Alexander Grazzowe s. Grassau
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Register
Gregor IX., Papst (R. 1227—41) 42, 84, 114 f., 117, 120—122, 150, 178, 193, 207, 233, 238, 255, 271, 284, 291, 296, 311, 563, 606 — X. Papst (R. 1271—76) 159 — v, Crescentino, päpstl. Legat (1220) 594 Gregorius W e r n h e r , N o t a r z. Eger (um 1461) 345 Greifenhain, Gm, 2 km o. Königsbrück/Sa. — G e n a n n t e 550, 557 Greißlau, Ob.- u. Unt.-, Gm. 4 km s. Weißenfels — Genannte, Edel fr. s. Thimo; NN. 550 — Pfr. 278 — Priester 278 — Vizepleban 146, 600 — Zistersienser-, dann Benediktinerinnenkl. (s. auch Langendorf) 278 f., 431, 455, 626, 643 —• — f r a t e r s. Heinrich — — Friedhof 455 N o n n e n 278 f. — — Propst 278 Greiz, St. i. Thür. 27, 330 — D e k a n a t 494 — Pfarrkirche 372, 421, 495, 580, 661 — Schloß 372 — Vogt 238 Grethen, Gm. 4 km w. Grimma — Kirche 274, 367, 393 Greuendorph s. Gräfendorf Griesbach, Gm. 6 km nw. Aue/Erzgeb. — Kirche 353, 395 Griesheim, Gm. 3 km sw. Stadtilm/ Thür. — G e n a n n t e s. Albert Grimma, St. 25 km so. Leipzig 26, 118, 120, 142, 145, 151, 155, 160, 223, 267 f., 274, 366 f., 387, 392 f., 497, 551, 557, 565, 581, 626, 634, 649 — Archidiakonat 486, 650 f. — Augustiner-Eremitenkloster 163, 267 f., dann Fürstenschule s. dort — — Ältester 268 Gastmeister 268 Kellerer 268 Kustos 268
Lesemeister 268 Mönche 268 Mühlmeister 268 Pförtner 268 Prior 268 Schaffner 268 Subprior 268 Unterkustos 268 — Brückenbauamt 421 — Rg, mgrfl. 367 — Elisabethhospital 274 f., 473 Kirche 420 —• Fürstenschule 268 — Georgenhospital 420, 474, 649 — Hospital d. Templerhauses Droyßig 350, 474, 649 — J a k o b s h o s p i t a l 474, 649 — Kirchenälteste 578 — Klostergut 275 — Kreis 394, 639 — Landfriedensbündnis (1288) 105, 163, 614 — Marienkirche 420, 424, 642 — Mühle 275 — Nikolaikirche 420 — N o n n e n 159 — Pfarrkirche 274, 578 V i k a r 493 — Rat 268 — Stadtkirche 367, 430, 643 — Stadtpfr. 268 — Terminierhaus d. Dominikanerkl.-Leipzig 318 d. Franziskanerkl.-Leipzig 392 Gröba, Gm. 2 km nw. Riesa/'Elbe — (Pfarr-)Kirche 200 f. — Kirchspiel 200 Gröbitz, Gm. 8 km ssw. Weißenfels — Genannte, naumb. Min. 550 f. Gröditz, Gm 13 km nno. Bautzen — Kirche 395 — Gm. 15 km so. Bunzlau/Schles. Bgward 39 Groitzsch, St. 15 km n o Zeitz 5, 27, 120, 147, 151, 187, 278, 419, 557 — Bg 165, 180, 507 — Bgr. 557 — Bgkapelle 391 — Bgward 185, 365 — Genannte, Gr., s. Bertha; Wipredit Rmin. 551, s. Friedrich
Register — Haus (1136 ausgestorben) 4—6, 176, 186 i., 189, 369. 562 Erbe 563 Groitzsch-Wettin 410, s. Dedo — Kirche 419 — Kirchspiel 365 — Marienkirche i. d. Vorstadt 419, 424 — Pfarrkirche 278, 419 — Pflege 619 — Sedes 551 Großbardau, Gm. 3 km s. Grimma — Kirche 274, 366, 636 — Kirchspiel 366, 636 Großbothen, Gm. 5 km s. Grimma — Kirche 639 Großdalzig, Gm. 5 km n. Pegau — Kirchspiel 363 Große s. Johannes Großenhain (Osseg), St. 14 km o. Riesa/Elbe 17, 26, 120, 136, 144, 261, 352, 383, 385, 395, 418, 512, 529, 538, 545, 551, 579, 605, 625, 628 — Amt 290 — Amtshauptmannschaft 625 f., 632 — Archidiakon s. Kollegiatstift St. Georgen, Propst — Archidiakonat 261, 487 f., 625 — Bürger s. Dietrich v. Ebersbadi — Genannte s. Dietrich, Kleriker — Kollegiatstift St. Georgen 83, 257, 260—262, 437, 490, 517 Kapitel 260, 625 Kirche 92, 625 — — Georgenkapelle 260 — — Propst (= Archidiakon) 490 f., 532, 625, s. Gebhard, Dekan z. Meißen Propstei 260 f., 487 f., 494 — Magdalenerinnenkl. 260, 230; 430, 627 Konvent 290 Küsterin 290 — — Nonnen 290 Priorin 290 Sangesmeisterin 290 Unterpriorin 290 — Pfarrkirche St. Katharina (f. d. Umgebung) 260, 418, 642 — Sedes 494 — Sorvitenstift 267, 626
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— — Konvent 267 Mönche 267 Prior 267 — Stadtkirche St. Marien 260, 290, 418, 430, 642 f. Kirchspiel 83, 260 —• — Priester s. Berwardus Stadtpfr. 352 — Terminierhaus d. Dominikanerkl.-Freiberg 321 Großgörschen, Gm. 7 km nw. Pegau — Kirche 364, 636 Großhennersdorf, Gm. 10 km n. Zittau — Kirche 395 Großjena, Gm. 5 km n. Naumburg/ Saale 180, 452 Großschirma, Gm. 7 km nw. Freiberg — Kirchspiel 388 Großschönau, Gm. 10 km w. Zittau 606 Großstorkwitz, Gm. 3 km n. Pegau 363 — Kirchspiel 356, 363 — Leonhardikapelle = Pfarrkirche 363, 520, 654 Großweitzschen, Gm. 5 km nw. Dobbeln 222, 622 Großwiederitzsch, Gm. 4 km n. Leipzig — Glocken 394 Großwusterwitz, Gm. 12 km w. Brandenburg/Havel 357 Großzschocher, Stadtteil Leipzig-SW 364, 636 — Kirche 430, 643 — Pfr. 587 Grünberg, Gm. 4 km n. Crimmitschau 281 — Genannte s. Heinrich — Nonnenkl. 176, 281, 565, dann nach Frankenhausen b. Crimmitschau verlegt — Gm. 3 km so. Waldenburg/Sa. 288 Grüner s. Vinzenz Grünhain, St. 5 km n. Schwarzenberg/Erzgeb. 263 f. — Genannte s. Stein — Kirche 353 — Nikolaikirche 262 f. — Zisterzienserkl. 24, 243, 262 bis
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Register
266, 398, 562, 569, 572, 625 Grünhain (Forts.) — Abt-Provisor 263, 265. s. Paul Morgenstern Archiv 265 Bibliothek 265 Kellerer 265 Konvent 265 Kustos 265 Mönche 265, s. Otto v. Lobdeburg Prior 265 Subprior 265 Vorwerk 262 f. Gruhno, Gm. 5 km s. Dobrilugk 19 — Kirche 385 f. Grunebach, Wasserlauf b. Eilenburg 37 Grunau, Gm. 6 km w. Pegau oder 2 km w. Roßwein — Genannte, naumb. Min. 550 Guben; Neiße, St. i. Brandenburg 28, 294 f., 628 —Altes Land, Landstrich s. Guben 294 — Benediktinerinnenkl. 294, 628 Äbtissin 294 f. Kirche 628 Konvent 295 Priorin 295 Propst 295 Unterpriorin 295 Vogtei 295 — Genannte s. Johann; NN. Domherr z. Meißen 535 — Sedes 494 — Spitäler 423, 474 — Stadtpfarrkirche 294, 423, 628 — Terminierhaus d. Dominikanerkl.-Luckau 322 Güldenstein s. Mühlberg, Nonnenkloster Günther I. v. Bünau (1198—1206) 203 — v. Crimmitschau, kgl. Landrichter, später DO-Bruder (1220—88) 113, 614 — v. Schwarzburg, Br. i. Dominikanerkl.-Plauen (1295—98) 321 — v. Wettin-Brehna, Bi. v. Naumburg (R. 1079—90) 180 Günthersdorf, Gm. 12 km w. Leipzig 364
Guido, päpstl. Legat, Kardinalpriester St. Laurent» in Lucina (R. 1263—72) 105, 108, 305, 593 f., 596 Guzk s. Gaußig Guzman, span. Adelsfam. s. Dominikus H Habsburg, europ. Herrschergeschlecht, s. Albrecht; Rudolf Hänichen, Gm. 9 km no. Leipzig — Kirche 393 Hagen (Hagin, Indago), Rmin., Min. Mgr. 235, 551; s. Gerhard; Petrus; naumb. Min. 550 Hagenendorph s. Hohendorf Hagenest, Gm. 11 km sw. Borna b. Leipzig — Genannte s. Gottschalk Haida, Gm. 4 km nw. Elsterwerda 381 Hain, Amt, s. Großenhain Hainsberg (Hons-), Gm. 10 sw. Dresden — BI 120 Genannte s, Ludwig; Nikolaus Hainspach, Gm. 15 km nw. Rumburg/Böhmen — Kirchspiel 40 Hainspitz, Gm. 4 km w. Eisenberg/ Thür. 134, 551 — Genannte s. Hagen,- Siegfried Halberstadt, St. i. Sachsen-Anhalt 53, 158 f., 299, 417 f. — Archidiakonat 484, 650 — Bi. 150, s. Gardolf; Konrad v. Krosigk — Btm. 91 — Dom 100 — Domstift 153 Domherren s. Dietrich v. Gat(t)ersleben Dompröpste s. Wichmann, Bi. v. Naumburg, Eb. v. Magdeburg —• Dominikanerkirche 153 — Stift St. Pauli 58 Halle/Saale, 26, 47, 52, 59, 69, 71 f., 85, 147, 214, 235, 244, 396 f., 430, 457—459, 592, 621
Register — G e n a n n t e s. Konrad — Gottesgnadenkl. 592 Propst 591 — Hospital d. DO 339 — J u d e n 208 — Kloster z. Hl. Kreuz 456, 459 — Kl. a. d. Petersberg s. Lauterberg — Moritzkl. 250 — — Propst 446 — N e u w e r k k l . 18, 56, 59, 195 201. 209, 244, 276, 545, 554, 649 C h o r h e r r e n s. A l e x a n d e r Propst 446, 484, 591, s. Heidenreich; Poppo — Provinzialsynode (1175) 591 — Recht 71, 413, 543 — Salzsieder 457, 647 Hamersleben, St. 7 km so. Osdiersleben 72, 558 — Kloster 236 — Königshof 158 Hans v. W a l d e n b u r g (1385) 580 Harlungen, Geschlecht d. dschn. Held e n s a g e 189 Harra, Gm. 18 km sw. Schleiz — Kirchspiel 38 Hartenstein, St. 15 km so. Zwickau 27, 262 —• G e n a n n t e s. Stein — Grschaft 38, 369, 373, 388 Hartha, St. 10 km oso. Döbeln 623, 627 Hartmann, Dompropst z. N a u m b u r g (1190—1204) 69 — D o m k a n o n i k e r z. Zeitz (Br. d. Eb Wichmann v, Magdeburg?) (1140 bis 59) 178, 427, 579, 646 Hartwig, Abt v. Hersfeld, Hb. v. Macideburg (R. 1079—1102) 177, 184, 453 — v. Stade, Eb. v. Bremen (R. 1148 bis 68) 61 — Min. d. Zeitzer Domkapitels (1121—57) 505, 653 Harz, dsdis. Mittelgeb, (s. auch Süd-H.) 202, 415 — Lande 210 Haseldorf, Gm. 7 km sw. Utersen/ Holstein — G e n a n n t e s. Friedrich Haß s. J o h a n n e s
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Hassenhausen, Gm. 4 km w. Bad Kosen 215 Hattstein, Bgruine o. Ndr.-Reifenberg/Taunus — G e n a n n t e s. J o h a n n e s Hauck, Albert,Kirchenhistoriker 484 v. Haugwitz, NN. Äbtissin d. Georgenkl.-Leipzig (1537—41) 273 Havelberg, St. i. B r a n d e n b u r g — Bi. 88, 592, s. Anselm; Heinrich — Btm. 654 Haynsburg, Gm. 4 km sw. Zeitz 119 — Bg 143 f., 544 Hazecho, D e k a n d. Domkapitels M a g d e b u r g (1135—61) 60 Hebestrit, Domherr z. Merseburg (1285—97) 537 Hedwig, Fr. d. Mgr. O t t o d. Reidien v. Wettin, Mgr. v. Meißen, To. Albrechts d. Bären (i 1203) 218 Fr. d. Roland, Bü. z. Freiberg, d a n n Mönch z. Altzelle (1244) 460 Heidenreich v. Benndorf (1313—58) 281 — Fleming, Bü. z. A l t e n b u r g (1259 bis 90) 339 — Propst, d. Neuwerkkl.-Halle (1170 bis 81) 430, 643 — v. Stein (Grünhain) (1233—54) 262 f. Domherr z. — v. Zangenberg, N a u m b u r g (1243—65) 178 Hl. Drei Könige 458 Hl. Land 54 f., 64, 102, 115, 196, 205, 207, 343, 350, 447, 600, 607, 612 Heimo, Mönch d. Kl. Berge, Abt d. Bcnediktinerkl.-Merseburg (n. 981) 177 Heinrich II., dschr. Ks. (R. 1002 bis 24) 124, 149, 151 f., 556 — III., dschr. Ks. (R. 1039-^56) 74, 124 f. — IV., dschr. Ks. (R. 1056—1106) 5 f., 44, 54, 117 f., 151, 180—182, 545 — VI., dschr. Ks. (R. 1090—97) 1, 8 f., 11, 26, 51 f., 67 f., 72—75, 79 f., 187 f., 195, 198, 235, 237, 349, 355, 560, 565, 588 — VII., dschr. Ks. (R. 1308—13) 11, 109
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Register
Heinrich (Forts.), dschr. Kg. (i 1242) 78, 81, 114 f., 122, 150, 181, 213, 219, 241, 409, 527, 567, 569 f., 610 — (II.) v. Ammendorf, Domherr, Bi. z. Merseburg (R. 1282—1301) 143, 159—163, 268, 446, 520, 527, 556, 616, 654 — I. Gr. v. Anhalt (R. 1212—52) 115 — (II.) v. Anhalt, Eb. v. Magdeburg (R. 1305—7) 110, 428 — Hz. v. Bayern, d. Löwe (R. 1156 bis 80) 7, 12, 60, 63 f., 67, 72, 408 d. Stolze (R. 1126—38) 5, 43, 53 f. — Becherer, Bü. z. Freiberg (1271 bis 82) 472 — v. Beiersdorf, Ritter (1224) 387 — I., Abt d. Kl. Berge b. Magdeburg (R. 1180—90) 50 — I., Mgr. v. Brandenburg (R. 1233 bis 1318) 162, 329, 434/5 — III., Hz. v. Breslau (R. 1241—66) 265 —• I. v. Crimmitschau, Kgl. Landrichter i. Pleißenland (1212 bis 26) 261 —• Crossener, Ratsherr z. Zwickau (1354) 335 — v. Dobitschen, Ritter (1204) 376 — v. Erfurt, mystischer Prediger d. 1. Hälfte d. 14 Jhdts. 448 — Vogt u. Bü. z. Freiberg (1223 bis 30) 418, 472 —• v. Friemar, Prediger, Leiter d. dsdin. Ordensprovinz d. Augustiner-Eremiten (t 1340) 448 — I. Vogt v. Gera s. Heinrich IV. Vogt v. Weida — v. Göda (1226) 543 — Glockengießer (um 1278?) 394 — Br. i. Nonnenkl. Greißlau (1246) 278 — v. Groitzsch, So. Wiprechts, 1124 Bgr. v. Magdeburg, 1131 Mgr. d. Lausitz (f 1135) u. s. Fr. Bertha v. Gleisberg 189, 235 — v. Grün(en)bsrg, Bi. v. Naumburg (R. 1317—34) 533, 587 — v. Hesler, Propst, dann Komtur z. Wechselburg (1332—37) 344 — Hz. v. Jauer (R. 1301—46) 293
— VI. Hz. v. Kärnten (1295—1335) 109 — (II.) Knoderer, Eb. v. Mainz (R. 1286—88) 98, 144 — Knut (1174) 519 — III. v. Kohren (1228—46) u. s. To. NN. 273 — Krull, Inhaber d. Gerichtsbußen z. Zwenkau (1255) 155 — v. Kürbitz, DO-Komtur z. Saalfeld u. Asch (1318—22) 346 — Kyuelkorn, Ratsherr z. Freiberg (1241) 472 — Bgr. v. Groitzsch, Bgr. v. Leisnig (1172—1200, i 1203) 239 f. — I. Bi. v. Meißen (R. 1228—40) 19, 23, 85 f., 509, 518, 610 — Vogt v. Meißen (1233) 86 — Gr. v. Nassau-Siegen (R. 1290 bis 1343) 107 — Notar d. Bi. v. Naumburg (1255, 1257) 502 — v. Nördlingen, Prediger d. myst. Bewegung (um 1350) 456 — I., Vogt v. Plauen (1238—1303) 341, 344, 346, 370, 512 — III., der Lange, Vogt v. Plauen (1302—47) 342 — v. Plauen, Br., dann Prior i. Dominikanerkl.-Plauen (1294 bis 1306), 321 Hochmstr. d. DO, dem er von 1310—40 angehörte, Sohn Heinrich Reuß I. 337 — — Hochmstr. d. DO (1469—70) 337 — v. Radeberg, Besitzer d. Rittergutes Cunewalde (1382) 315 — Reuß v. Plauen, Großkomtur d. DO (1336—38) 337 — v. Rothowe, Mönch i. Franziskanerkl.-Meißen (1263—72) 308 — Hz. v. Sachsen, der Fromme (R. 1539—41) 289, 321 — Saxo, Mönch z. Pegau (1261) 188 — v. Schleinitz, Abt d. Kl. Chemnitz (R. 1484—1522) 194 — I., Hz. v. Schlesien (R. 1201—38) 82, 514 — IV., Hz. v. Schlesien (R. 1266 bis 90) 106, 516
Register v. Schwarzburg, Br. d. Dominikanerkl.-Plauen (1295) 321 Seuse, dschr Mystiker (1300 bis 66) 317 Raspe (II.), Lgr. v. Thür., Gr. v. Gudensberg (f 1154/5) 181 — dschr. Kg. (R. 1246—47), Lgr. v. Thür. 135, 153 f., 614 v. Sternberg, Bi. v. Havelberg (R. 1270—90) 327 (IV.) v. Stolberg, Bi. v. Merseburg (R. 1341—57) 557 v. Veldeke, Dichter i. d. 2. Hälfte d. 12. Jhdts. 77 (I.) v. Wahren, Bi. v. Merseburg (R. 1244—66) 87 f., 153—155, 162, 524, 615 f. — (1185—1232) 318 Abt z. W a l k e n r i e d (R. 1145—54) 54 v. W e b a u , Domherr z. Merseburg, Rektor d. Kirche z. Schkeuditz (1308—17) 153 v. Weida, Br., dann Prior i. Dominikanerkl.-Plauen (1295—1318) 321 II. v. Weida, d. Reiche (1174 bis v. 1209) 237 III. v. Weida, DO-Ritter (1209 bis 24) 337 IV. v. Weida, V o g t v. Gera (I.) (1209—37), DO-Ritter (1238, f 1249/50) u. s. Fr. Jutta, 1. Priorin d. Kl. Cronschwitz 329, 337, 341, 378, 460 IX. v. Weida, der Kleine (1281 bis 1320?) 332, 588 v. Werleburg, Mg., Domherr z. Naumburg, Archidiakon i. Pleißengau (1122—45) 484, 535 v. Wettin, Gr. v. Eilenburg (I.) 1089 Mgr. (f 1103) 546 — Dompropst z. Meißen (1241, f 1259) 93 — Mcjr. v. Meißen, d. Erlauchte (R. 1221, 1230—1288) 9 f., 27 f., 40, 42, 81 f., 87—95, 97, 101—105, 118—120, 134—141, 143—146, 151, 153 f., 157, 160, 196, 202, 220, 226, 228, 230, 265 f., 270, 273 bis 275, 283, 286, 307, 318, 325—327, 329, 337' 347, 416, 418, 421, 438,
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446, 454 f., 458, 464, 4 7 2 - ^ 7 4 , 526* 533, 540, 554, 559, 566, 573, 575, 580, 603, 610 f., 615 f., 625 Protonotar s. Gebhard, Dekan z. Meißen — v. Zwickau, Franziskaner i. Zwickau (1254) 477 Heinnchau, Gm. 15 km ssw. Strehlen/Schlesien — Zisterzienserkl. 215 Heldrungen/Unstrut, St. 9 km so. Frankenhausen — Genannte 550; NN. Chorherr z. St. Moritz-Naumburg 197; s. Gerlach Helene, Fr. d. Mgr. Dietrich v. W e t tin-Landsberg, To. d. Mgr. J o hann I. v. Brandenburg (00 1258, f 1304) 327 f., 478 Helfta, Gm. 3 km so. Eisleben — Genannte s. Gertrud Helmold v. Bosau, Pfarrer, Vf. d. Slavenchronik (* n. 1177) 18 Herbold, Provisor, dann Propst d. Stiftes Eisenberg (1217—20) 252 Hermann, Abt z. C o r v e y (1223—57) 115 — Provinzial d. Dominikanerordens (1289) 333 — Pfr. d. Petrikirche Freiberg (1218 bis 33) 416 — v. Lengefeld, Propst d. Moritzkl.Naumburg (1366) 196 — v. Löbnitz (1185) 544 — Mgr. v. Meißen (1009—31) 182 — Bgr. v. Neuenburg (1240—97) u. 2 Tö., Nonnen i. Kl. Beuditz 138, 276 f. — v. Saaleck, V o g t d. Stiftes Naumburg (1147—65) 546, 548, 553 — v. Salza, Hochmeister d. DO (R. 1210—39) 114, 338 — (II.?) v. Schönburg (1232/7) 284 — Souki, Bü. z. Weißenfels u. To. NN. Nonne i. Kl. Beuditz (1301) 277 — I., Lgr. v. Thür. (R. 1190—1217) 68, 112, 237, 337 — v. Wohlbach, Bgr. z. Meißen (1143—68) 44, 541 Hermanni villa, Dorfgründung i. Btm. Meißen (v. 1144) 17
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Register
Herminold, Propst z. Gerbstedt, dann z. Lauterberg (1124) 205 Hermsgrün, Gm. 4 km no. Adorf/ Vogtl. 38 Herrendorf, Ortsteil Zittau 348 Hersfeld, St. i. Hessen 54, 81 — Kloster, Reichsabtei 87, 175 Äbte s. Friedrich v. Goseck; Hartwig, Eb. v. Magdeburg Herwig, Bi. v. Meißen (R. 1108—19) 43, 203 f. Herwigsdorf, Gm. 5 km so. Löbau1 Sachsen — Kirchspiel 383 — Gm. 4 km nw. Zittau Kirche 395 Herzberg/Elster, St. 18 km so. Schweinitz 287 — Sedes 494 Gm. 10 km nw. Beeskow/ Mark Terminierhaus d. Dominikanerkl.-Luckau 322 — St. 10 km so. Osterode/Südharz 67 Heßler, Gm. 6 km no. Eckartsberga — Genannte s. Heinrich — Kloster 614 Hessen, westdschs. Land 9, 21 — Klöster s. Hersfeld Heuckewalde, Gm. 8 km s. Zeitz 16, 604 Heukewalde, Gm. 6 km so. Ronneburg 375 — Genannte, naumb. Min. 550 Heyda, Gm. 5 km sso. Riesa/Elbe 201 Heyde s. Haida Hildebrand, Pfr. z. Lampertswalde (1220) 579 Hildesheim, St. i. Ndr.-Sachsen 147 f., 299 — Bi. 147, s. Eckelin II. — Dom 148 Scholaster s. Albuin. Bi. v. Merseburg Hillersleben, Gm. 8 km so. Haldensleben — Genannte s. Dietrich Hillin, Abt z. Oldisleben (1124 bis 48) 185 Hilpeitize Wü. b. Pegau 519
Hirsau, Kl. 15 km s. Pforzheim 167, 181, 186, 191, 210, 236, 619 Mönche 431, s. Ekkebert, Abt z. Bosau Reformbewegung 177, 183 bis 185, 189 f., 192, 194, 197, 396, 616, 619 Hirschberg, St. 13 km s. Sdileiz 38, 634 — Bg. 606 — Kirche 606 Hirschfelde, Gm. 7 km nno. Zittau 634 — DO-Kommende 349, 634 Brü. 349 s. Nikolaus v. H. — — Komtur 349 — Genannte s. Nikolaus — Pfarrkirche 349 Hirschstein/Elbe, Gm. 9 km so Riesa — Bg 545 Hochkirch (Bukev/iz), Gm. 10 km so. Bautzen 357 f. — Kirche 395 Hoendorph s. Hohndorf Hof, St. i. Bayern — Franziskanerkl. 301 — Großpfarrei 37 — Haus d. Dominikanerkl. Plauen 322 — Klarissenkl. 305 — Gm. 10 km so. Oschatz Kirche 361 Hohendorf (Hagenendorph, Niprodeviz), Wü. zw. Trossin u. Roitsch, 5 km sw. Dommitzsch/ Elbe 347 Hohenkirchen, Gm. 9 km s. Rochlitz 357 — Kirche 389, 580, 661 — Kirchspiel 389, 580, 586., 639 — Gm. 13 km so. Zeitz 357 Hohenleuben, Gm. 9 km nw. Greiz 629, 633 — (Pfarr-) Kirche 373 — Kirchspiel 373, 637 Hohenlohe, Bgruine i. Hohlach, 10 km sw. Uffenheim/Mittelfranken — Genannte s. Gottfried — (Lo), Gm. 6 km n. Pegau
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Register Georgenkl. 271 f. — Klosterkirche s. Pfarrkirche (Pfarr-)Kirche 271, 363 f., 520, 636 Kirchspiel 159, 363 Küster 577 Pfr. NN. Domherr z. Merseburg (1235) 428 Hohenmölsen, St. 9 km so. Weißenfels 519 — Bgward 177 — Genannte, naumb. Min. 550 — Kirche 196, 430, 643 — Markt 328 — Pfr. 587 Hohenstein-Ernsttal, St. 10 km o. Glauchau 38 Hohenwussen, Gm. 10 km so. Oschatz — Kirche 361
Hohndorf (Hoendorph), Gm. 7 k m n.
Dommitzsch/Elbe 381 Hohnstädt, Gm. 2 km n. Grimma 268, 367 Hohnstein, St. 12 km o. Pirna 383, 607 — Herrschaft 40 — Kirchspiel 383 — Sedes 494 Hohwald, Basaltkegel d. Lausitzergeb. sw. Bautzen 357 f., 382 Holland, westeurop. Land — Bewohner (Holländer) 16—18, 56, 59, 213, 497 Holleben, Gm. 6 km sw. Halle/Saale — Bgward 177 Holzzelle, Gm. 8 km so. Eisleben — Nonnenkl. 257 Honorius II., Papst (R. 1061—64) 206
— III., Papst (R. 1216—27) 82, 150, 171 f., 192, 195, 226, 233, 248, 317, 334, 514 Honsberg s. Hainsberg
Horburg, Gm. 5 km sw. Schkeuditz 556 — Bg 72, 151, 163, 556, 560, 660 — Genannte 550, 557 — Gericht 556 — Kirche 364 f., 636 Hovvise s. Hoysdie
Hoyer v. Friedebuig, Gebr. (1255 bis 71) 156 f., 556 Hoyerswerda/Elster, St. i. Sa. — Kirchspiel 383, 386 Hoysche (Hovvise), Wald b. Frauenhain/Sa. 201 Hugo, Pfr. z. Jerisau (v. 1170/5) 496 — de S. Caro päpst. Kardinallegat, Kardinalpresbyter v. St. Sabina (1245—63) 90, 147, 594 — v. Schönburg od. Rudelsburg, Truchseß (1197) 549, 659 — v. Tribüne od. v. Sdiönburg (1159) 549 — v. St. Victor, Augustiner-Chorherr, Prior z. St. Victor-Paris (* 1096, i 1141) 75 Chronik 224 — v. Wartha, Domherr z. Naumburg (1190—1206) 536 pleißn. Landrichter (1168 bis 1200) 232 — v. Wolkenburg (1241—98) 96 Hundshübel, Gm. 7 km n. Eibenstodc/Erzg. — Kirche 353 Hussiten, vorref. Bewegung 225, 267, 292, 322, 485 — Kriege 238, 407 — Steuerregister 352 Huysburg, Gm. 12 km n. Halberstadt 459 I u. J Jägersdorf, Gm. 3 km n. Kahla/ Saale — Kirche 375 Jahn v. Döhlen, Propst d. Bergerstifts-Altenburg (1396) 623 Jahna, Gm. 10 km w. Meißen — Kirche 598 Jakobus, Hl. 404 f., 412, 453, 458, 474 — Tag 415 Jaroslav v. Schlesien u. Oppeln, Bi. v. Breslau (R. 1199—1201) 215 Jauer, St. 15 km s. Liegnitz — Hz. s. Heinrich Jauernick, Gm. 15 km o. Löbau 291 — Kirche 291 Ichtershausen, Gm. 4 km n. Arnstadt/Thür.
700
Register
Ichtershausen (Forts.), Kloster 458 Ida, Fr. Thimos v. Wettin-Brehna, To. Otto II. v. Northeim, Hz. v. Bayern (um 1070/90) 208 Jena, St. i. Thür. 7, 13, 27, 81, 189 f., 220, 375, 409 — Dominikanerkl. 329 — Hof. d. Kl. Pforte 214 — Michaeliskl. 280 Nonnen 280 — Stadtkirche 280 — Univ.Bibl. 224, 239 Prießnitz Kirchspiel 431, 643 Jerichow, St. 6 km so. Tangermünde/Elbe 535 — Genannte s. Arnold; NN. Domherr z. Meißen 535 Jerisau, Gm. 2 km n. Glauchau 368, 374 — (Pfarr-) Kirche 353, 397 — Kirchspiel 368 — Pfr. 374, s. Beringer; Hugo Jerusalem, St. i. Hl. Land 58, 455, 458 f. — Hospital 466, 648 — Patriarch 102, 114, 453 Jessen/Elster, Gm. 5 km w. Schweinitz 41 Ilm, Li. Nfl. d. Saale, mündet zw. Camburg u. Bad Kösen 142, 530 Ilsenburg, St. 7 km nw. Wernigerode/Harz — Kloster 210 Imnitz, Gm. 7 km no. Pegau — Genannte, Edelfr. 550, 557 Indago s. Hagen Inkorporation 585, 662 Innozenz II., Papst (R. 1130—43) 39, 43 f., 53, 58, 142, 235, 608 — III., Papst (R. 1198—1216) 51 f., 68 f., 75, 82, 111 f., 147, 171, 207, 228, 245, 295, 448, 518, 524, 539, 592, 5S5 f., 600, 615 — IV., Papst (R. 1243—54) 39, 87, 90 f., 94, 133 f., 136, 138, 153 f., 181, 199, 226, 279, 283, 286, 306, 310 f., 330, 590, 596, 614, 627, 655 — VIII., Papst (R. 1484—92) 349 Inquisition 172, 479
Interdikt 87, 91, 95, 97, 102 f., 121, 149, 152, 157, 455, 496, 500, 509, £90, 594 f., 647 Interregnum 10, 89, 154, 156, 560, 593, 614 Investiturstreit 1 f., 4, 62, 74, 76, 168, 480, 482 f., 616 Jochgrim s. Stolpen Johannes, Evangelist 93—96, 98, 474 — Tag 441 — evangelista ante portam latinam 98 f. T a g 441 — der Täufer 93 f., 98 f., 257,, 417 Tag 441, 458 — u. Paulus, Märtyrer 98 — XIX., Papst (R. 1024—32) 121, 124 — XXII., Papst (R. 1316—34) 336, 353, 599 — Scholastiker z. Bautzen, Notar d. Bi. v. Meißen (1233) 502 — Kg. v. Böhmen (R. 1310—46) 291, 293 — I., Mgr. v. Brandenburg (R. 1220 bis 66) 42, 158 — II., Ks. v. Byzanz (R. 1118—43) 45 — v. Capistrano, franziskan. Bußprediger (* 1386 f 1456) 301 f., 313 f., 319, 629 — Gardian d. Franziskanerkl.-Dresden (1279) 308 — v. Eisenberg, Bi. v. Meißen (R. 1342—70) 192, 294 — III., Bi. v. Frascati (Tusculum) (R. 1285—1309), päpstl. Legat 98, 145 — Große, Amtm. z. Döbeln (1303) 288
— v. Guben, Stadtschreiber z. Zittau (um 1370) 316 — Haß, Bürgermstr. z. Görlitz (f 1544) 314 — v. Hattstein, Großprior d. Johanniterordens (1518) 349 — Krämer, Bü. z. Freiberg (1271) 472 — Kule, Propst d. Kl. Sornzig (1348) 286 — Propst z. Lauterberg (1342—43) 457 — Lindner, Br. d. Dominikanerkl.Pirna, „der Pirnische Mönch",
Register Vf. d. Onomasticum mundi generale (um 1530) 322—324, 632 — v. Luttitz, Stadtpfr. z. Görlitz (Ende d. 14. Jhdts.) 313 — II. Marschall, Abt. d. Kl. Chemnitz (1360—65) 192 — Notar d. Bi. v. Meißen (1263—76) 502 — I.. Propst, Bi. v. Merseburg (.R. 1154—69 od. 70) 71,149, 413, 498, 530, 560, 609 — v. Pack, DO-Ritter (1230—51) 339 — v. Schleinitz, Propst d. Kollegiatstifts Bautzen (1405—21) 260 — v. Schönburg (1182) 180, 460, 647 — II., Gr. v. Schwarzenburg (R. 1354—1407) 280 v. Siebleben, Komtur d. DO-Hauses Adorf (1328) 347 — Slawus, Chorherr z. St. AfraMeißen (1242) 246 — Tauler, dschr. Mystiker Cum 1300 bis 61) 317 — Tetzel, Br. d. Dominikanerkl.Leipzig (um 1465—1519) 320 Johanngeorgenstadt, St. 20 km s. Annaberg/Erzgeb. 38 Johanniterorden 348 f., 430, 634 — Großprior s. Johann v. Hattstein — Großpriorat Böhmen u. Polen 348 .Jonaswa'.de, Gm. 7 km sw. Schmölln — Kirche 375 Jordanus v. Giano, Kustos d. Franzislcanerkustodie Thür. (1225) 299 Irfersgrün, Gm. 8 km o. Reichenbach/Vogtl. 373 — Kirche 345, 373 Irmtrud, Grfn. v. Osterfeld, Priorin •z. Beuditz (1267—80) 276 isenbcrq s. Eisenberg Isidor, Èb. v. Sevilla (R. 599—636), Kirchenvater 448 Italien, südeurop. Land (s. auch Mittel-I. ; Ober-I.) 53, 60—64, 67 f., 70—72, 79 f., 112 f., 117, 124, 126, 150, 153, 318, 554 — Zug 608 Juden 199, 208 Jungfrauen, elftausend — Tog 442
701
Justinian L, byzaiu. Ks. (R. 527 bis 565) — Pandekten 492 Jutta, Mgrfn. v. Meißen, Fr. Dietrich d. Bedrängten, To. d. Lgr. Hermann I. v. Thür, (f 1235) 81 — Fr. d. Vogtes Heinr. IV. v. Weida, To. d. Bgr. Albrecht I. v. Altenburg?, 1. Friorin d. Kl. Cronschwitz (1250—68) 269, 330
K Kaaden, St. i. Nordböhmen 40, 262 f. Kaditz, Gm. 7 km nw. Dresden — Kirche 493 Käfernburg, Ruine b. Arnstadt — Genannte, Gr., s. Albrecht II., Eb. v. Magdeburg; Wilbrand Kahla, St. 14 km s. Jena 27, 38, 624, 626 Kaiser u. Kge, dsche. 4 f., 8, 10 f., 13, 26 f., 30, 44 f., 47. 52, 55, 64, 74—80, 88, 120, 124 f., 131, 134, 150, 154, 181, 187, 190, 192 f., 198, 232 f., 23S, 240, 342, 361, 409, 442, 481, 503, 508, 519, 525 f., 540—542, 544, 548, 551, 559—562, 569—571, 573, 575, 589, s. Adolf v. Nassau; Albrecht I. v. Habsburg; Friedrich I. u. II.; Heinrich. II.—IV., VI., VII., (VII.); Heinrich Raspe; Karl d. Gr.; Karl IV.; Konrad II., III., IV.; Konradin; Lothar; Otto I., II., III., IV.; Philipp; Rudolf v. Habsburg; Wilhelm v. Holland — Kanzlei 526 — Kapelle, s. Kapelle, kgl. — u. Reich 133 — röm. (byzantin.) 77; Augustus; Gratian; Justinian; Konstantin d. Gr.; Valentinian Kaisertum, Kgtm. 1, 3, 7 f., 11, 55. 75, 125 f., 144, 482, 563 Kaitzkirche, Fin. b. Schönburg/Saale 351 Kaiisch, St. i. Polen — Hzgtm. — — Hz. s. Wlaöislaw
702
Register
Kaltenborn, Gm. 6 km o. Sangerhausen — Kloster Propst 485 Kamboich s. Camburg Kamenz, St. i. Sa. 18, 27 f., 292 f., 339, 383 f., 515, 584, 653 — Beginenhaus 335, 633 — Bürger NN. N o n n e n i. Kl. Marienstern 294; NN. N o n n e i. Kl. M a r i e n t h a l b. Zittau 292 — Bürgerschaft 471 — Bg 384 — Bgward 384, 517, 584 — Franziskanerkl. 215, 384 — Genannte, Rmin. (s. auch v. Vesta) 13, 24, 87, 176, 179, 292 bis 294, 542 s. Bernhard III., Dekan, Propst, Bi. v. Meißen; Bernhard DO-Ritter; Borso; NN. N o n n e n z. M a r i e n s t e r n 294; NN. N o n n e z. Mariental b. Zittau 292; NN. Domherr z. M e i ß e n 535 — H a u s d. J u n g f r a u e n d. 3. Regel St. Bernhardini 335 d. Schwestern St. Franzisci 335, 631 — Herrschaft 384, 584 — Hospital 292 f., 422, 471, 648 Kapelle 422 — Hospital St. J u s t 422 Kirche 422 — Hospital Hl. Geist 422 — (Pfarr-)Kirche 292, 383 f., 422, 430, 510, 515, 517, 582—584, 642 f., 662 — Kirchspiel 384 f., 510, 575, 584, 586, 638, 662 — N e u s t a d t 584 — Rat 471 — Sedes 494, 498 — Stadtflur 584 — Stadtpfr. 352, 384 Kammin, St. i. H i n t e r p o m m e r n — Bi. 42 — Btm. 42 Kapelle, kgl. 45 Kappel, Ortsteil sw. v o n Chemnitz 408 Karelien, Landschaft i. SO-Finnland — W e i h b i . s. Friedrich v. Haseldorf
Karl d. Gr., frank. Ks. (R. 768—814) 77 — IV., dschr. Ks. (R. 1346—78) 213, 225, 227, 259 , 266, 280, 292, 529, 606 Katharina, Hl. 443 — Tag 442 Kathewitz, Wü. b. Schönburg/Saale — Kirche 351, 635 Kattersnaundorf, Gm. 6 km sw. Delitzsch 17 Kattewitz, Wü. b. Hohenmölsen 519 Kaufmann s. Rudolf Kaufungen, Gm. 12 km no. Glauchau — Kirche 391, 394, 397 Kayna, Gm. 9 km so. Zeilz 15, 63 — Bg 119, 142, 544 Kemlitz, Gm. 13 km w. Luckau — Kirche 385 K e t z e r b e w e g u n g (s. auch novatian. Ketzerei) 171 f., 295, 317, 334, 336, 447, 455, 478 f. Ketzerverfolgung 115, 172, 295 Keuschberg, Gm. 8 km so. Merseburg 488 — Archidiakonat 485, 488, 650 f. • S y n o d e n 488 — Bg 68, 74 — Gerichtsstuhl 488 — Kirche 488, 520, 528 — Kirchspiel 364 Kiebitz, Gm. 1 km no. Falkenberg/ Elster — Kirchspiel 382 Kieslingswalde, Gm. 12 k m o. Görlitz — Pfr. 495, 652 Kirchbach, Gm. 6 km no. Öderan/Sa. 357 Kirchberg/Saale, Bg o. J e n a — Bgr. 550; NN. N o n n e n i. Kl. Stadtroda 280 — Genannte, Gr. s. NN. Domherr z. N a u m b u r g 536 — (Königs-)Kirche 173, 375 — Kirchspiel 375 — Gm. 12 km sw. Chemnitz 357 — St. 10 km s. Zwickau 357, 486 Kirche 368 Kirchdorf/Saale, G., 10 km sso. Merseburg 158, 357
Register Kirchenbuße (s. auch Privatbuße) 454, 647 Kirchenstaat 112 Kirdihain, Gm. 3 km n. Dobrilugk 227, 385 — Markt 225 — Pfarrkirche 385 f., 638 — Sedes 494 — Terminierhaus d. Dominikanerkloster-Ludc.au 322 Kiseiing, Rmin. Fam. (?) aus Mellridistadt/Bayern, NN. 179; Domherr z. Merseburg 537 Kittlitz, Gm. 6 km n. Löbau/Sa. — Genannte, Edelfr. 13, 49 f., s. Burkhard; Dietrich, Bi. v. Merseburg — Kirchspiel 383, 422 Kitzen, Gm. 12 km sw. Leipzig — Genannte, Edelfr. s. Burkhard Klara v. Scefi, Hl. (1194—1253), Begründerin d. Klarissenordens 324 Klarissenorden 170, 172 f., 271, 324, 618, 632 Kleinbardau, Gm. 5 km sw. Grimma — Kirche 3G7 Kleinbernsdorf, Gm. 5 km sw. Crimmitschau — Kirche 262 Kleinjena, Gm. 5 km nnw. Naumburg 180, 403, 551 — Abtei, später n. St. Georg-Naumburg verlegt 180 — Bg, Stammburg d. Ekkehardinger 180 Kleinwaltersdorf, Gm. 3 km nw. Freiberg — Kirchspiel 388 Klinga, Gm. 6 km nw. Grimma — Kirche 393 Kütten, Gm. 22 km nno. Bautzen — Kirchspiel 383 Klöden, Gm. 15 km so. Wittenberg/ Elbe — Bg 652 —Kirchspiel 433, 598 — Pfr. 433 Klösterlein-ZeUe s. Zelle b. Aue/ Erzgeb. Klosterbuch s. Buch Knauthain, Gm. 7 km s. Leipzig 154
703
Knautkleeberg, Gm. 6 km s. Leipzig 154 Knautnaundorf, Gm. 12 km sw. Leipzig 154 — Kirche 391 Knobelsdorf, Gm. 4 km no. Waldheim/'Sa. — Kirche 397 Knut, bamberg. Min. Gesdiledit z. Burgscheidungen 154, 278, s. Albert; Heinrich; Sophie, Nonne z. Greißlau; NN. Nonne z. Greißlau 278 Koblenz, St. i. Rheinland 54, 68 Köllsdorf (Clobelochstorph, Clovedechesdorfj, Wü. b. Lausick 351, 366, 519 — Kirche 519 — Pfr. 583, 652 Köln, St. i. Rheinland 54, 458, 554 — Eb. s. Engelbert — Kirchen St. Andreas 127 — •— St. Maria im Kapitol 406 König s. Kaiser u. Kge; Franken, Kge Königsbrück, St. 13 km w. Kamenz 28 Königsfeld, Gm. 3 km w. Rochlitz — Pfr. 352 Königshofen, St. i. Grabfeld 320 Königslutter, St. i. Ndr.-Sachsen 53 Königssaal, Kloster b. Prag 109 — Genannte, (Mönch?) s. Matthäus Königstein/Elbe, St. 10 km so. Pirna 40, 606 Königswalde, Gm. 2 km no. Werdauy'Sa. — Kirche 397 Könnern, St. a. d. Saale 208 Köpenick, Stadtteil so. von Berlin 41, 607 — Bgward 42 Kötzsdiau, Gm. 9 km so. Merseburg — Genannte 557; NN. Domherr z. Naumburg 536 Kötzsdienbroda, Ortsteil von Radebeul/Sa. — Kirche 493 Kohren, St. 11 km ono. Altanburg
704
Register
Kohren (Forts.), Genannte, Edelfr., Rmin.?, Min. d. Mgr. s. Heinrich; NN. Domherr z. Naumburg 536 Komotau, St. i. Böhmen 262 Konrad II., dschr. Ks. (R. 1024—39) 77, 124 f. — III., dschr. Ks. (R. 1138—52) 5 f., 25, 43—46, 53—56, 58, 60, 65, 70, 75, 77, 193 f., 211 f., 313, 407, 447, 489, 525, 540 f., 607 f. — IV. dschr. Kg. (R. 1250—54) 135, 153, 291 — Pfr. z. Boritz, Domherr z. Bautzen u. Meißen (1260—96) 97, 102, 657 — Egerer, Bü. u. Richter z. Zwickau (1273) 302 — v. Etzelsdorf, Angehöriger d. Bruderschaft d. Kl. Bosau (1303 bis 17) 466 — II. Hz. v. Glogau (f 1273/4) 328 — v. Halle, Dechant d. Hochstifts Zeitz (1243—50) 178 — v. Krosigk, Bi. v. Halberstadt (R. 1201—9, f 1225) 112, 115, 149, 459 — v. Lobdeburg u. s. Fr. Mechthild (1195—1218) 276 — Notar d. Bi. v. Meißen (1250—91) 502 — Domherr z. Naumburg, der spätere Dechant? (1184—1205) 69 — (I.) v. Querfurt, Eb. v. Magdeburg (R. 1134—42) 43, 54 — v. Roda (1236) 505 — v. Scheyern, Eb. v. Mainz (R. 1161—65) 73 — v. Schönburg, Bi. v. Meißen (R. 1240—58) 86—91, 93, 95 f., 102 f., 105, 245, 255, 294, 299, 305—307, 381, 455, 496, 509, 591, 610 — Spannseil. Mgr. Min. (v. 1190) 19, 283, 361, 470, 515 — (II.) v. Sternberg, Eb. v. Magdeburg (R. 1266—77) 138 — v. Thierberg, Landmstr. d. DO (1276—85) 338 — v. Urach, Kardinalbi. v. Porto (R. 1219—27) 593, 663 — v. Wettin, Mgr. v. Meißen u. d. Ndr.-Lausitz, der Große (R. 1127/30—1157) 4—8, 44, 51, 54 bis 58, 62, 101, 176, 192 f., 197/8,
205—208, 228, 273, 412 f., 453, 459—461, 463, 466, 468, 510, 546, 554, 566, 603, 647 Mgr. d. Ndr.-Lausitz (R. 1190 bis 1210) 68, 82, 118, 147, 187, 206—209, 215, 229, 337, 474, 514 — Domherr z. Würzen (n. 1196) 50 z. Zeitz (1235—49) 652 Konradin, dschr. Kg. (f 1268) 10, 80, 328 Konradsdorl s. Churschütz Konstantin d. Gr., röm. Ks. (R. 306 bis 337) 77 Konstanz, St. i. Baden — Btm. 495 Koßdorf, Gm. 10 km s. Falkenbexg/ Elster — Pfarrkirche 382 Kotitz, Gm. 14 km o. Bautzen — Kirchspiel 383 Kottmarsdorf, Gm. 5 km s. Löbau/Sa. — Kirchspiel 41 Kowertiz s. Cavertitz Krämer s. Johann Krakau, St. i. Polen 106 — Gm. 16 km o. Zerbst 357 Kralapp, Kloster i. Böhmen, 8 km sw. Komotau 262 Kreblitz, Gm. 6 km n. Luckau — Priester 385 Kreischau, Gm. 3 km o. Torgau — Kirche 347 Kreuzzug 5, 49, 54 f., 58, 67 f., 70, 72, 74, 112, 114, 150, 337, 446 f., 607 f., 612, 615, 646 — Gedanke 168 — Predigt 446, 646 — Stimmung 22 — Zehnte 600, 663 Kriebitzsch, Gm. 6 km nw. Altenburg — (Königs-)Kirdie 353, 575, 587, 662 — Pfr. 587, 662 — Vogtei 575 Kriegsderf, Gm. 4 km o. Merseburg — Kirche 466 — Pfr. 466 Krössuln, Gm. 9 km s. Weißenfels 505 Krosigk, Gm. 12 km nnw. Halle an der Saale
Register — Genannte, Edelfr. s. Konrad, Bi. v Halberstadt Krossen, Gm 14 km sw. Zeitz 263, 328, 368 — Bg 135, 544, 613 — Bgward 139, 544 — Genannte, naumb. Min. 550j s. Ludwig — Kapelle 368, dann Pfarrkirche — Kastelianei 39 Krull s. Heinrich Kühren, Gm. 6 km so. Würzen 17, 23, 46, 204, 355—357, 366, 387, 488, 509, 579, 635, 651, 653 f. — Pfr. 516 — Pfarrkirche 387 Kürbitz, Gm. 5 km sw. Plauen — Genannte s. Heinrich — Kirche 370 — Königshof 505 — Pfr. 370 Kukulau (Cuculau), Gut 2 km s. Bad Kösen 213 Kule e. Johannes Kulm, St. a. d. Weichsel — Handfeste (1233) 338 — Gm. 8 km sw. Schleiz Kirche 373, 637 Kunigunde, Fr. Ks. Heinrich II., To. d. Gr. Siegfried v. Luxemburg (t 1033) 124, 410 — v. Beichlingen, 2. Fr. Wiprechts v. Groitzsch (f 1140) 185 — Fr. d. Kg. Wenzel I. v. Böhmen, To. Kg. Philipps v. Schwaben (oo 1224, f 1248) 290 f. — Wwe. d. Gr. Bernhard v. Plötzkau, Konkubine d. Mgr. Dietrich v. d. Ostmark (n. 1147) 147 Kuniza, Wwe., Stifterin d. Kl. Lausnitz, Verwandte d. Gerhard v. Hainspitz 234 f. Kunnersdorf, Gm. 10 km so. Löbau/ Sa. 18 Kurie s. Rom, Kurie Kyffhäuser, B I u. Gebirge no. Sondershausen/Thür. 80 f. Kyuelkorn s. Heinrich 45 Schlesinger II
705 L
Laas, Gm. 6 km n. Oschatz — Kirche 639 Lähn, Gm. 12 km no. Hirschberg/ Schles. 39 Lambert, Hl. 53, 59, 458 Lampert v. Seehausen, Propst d. Kollegiatstifts Bautzen (R. 1432—56) 260 Lampertswalde, Gm. 10 km o. Großenhain 653 — (Pfarr-) Kirche 352, 385, 395, 579, 635, 638, 661 — Kirchspiel 385, 512 — Pfr. 385, s. Hildebrand Landfrieden (s. auch Grimma) 105, 115, 144, 146, 163, 614 Landsberg, St. 13 km no. Halle/ Saale — Genannte s. Dietrich, Propst z. Lauterberg; Dietrich v. Wettin — Mark 10, 138, 143, 160, 162 — Mgr. s. Friedrich v. Wettin, Tuta Lang, Paul, Mönch i. Kl. Bosau, Vf. d. Cronicon Citizense (um 1536) 133. 146, 200, 612, 614 Langenberg, St. 5 km nw. Gera — B I 120, 137 — Bgward 118 — Genannte NN. Domherr z. Naumburg 536 — Pflege 544 Langenbernsdorf, Gm. 5 km so Werdau — Kirchspiel 374 Langenbogen, Gm. 13 km w. Halle/ Saale — Genannte, Edelfr. s. Bruno, Dompropst, Bi. v. Naumburg Langendorf, Gm. 2 km s. Weißenfels — Nonnenkl. (s. auch Greißlau) 278 f., 626 Langenhessen, Gm. 5 km s. Crimmitschau 21 — Kirche 398 — Kirchspiel 374 Langenleuba-Ndrhain, Gm. 10 km sö. Altenburg — Kirche 391
706
Register
Langennaundorf, Gm. 7 km o. Falkenberg/Elster 381 (Langen-) Salza, St. i. Thür. —• Genannte s. Hermann Langenwolmsdorf, Gm. 10 km s. Bischofswerda 18 Langhennersdorf, Gm. 7 km nw. Freiberg — Kirchspiel 388 Laodicea, St. i. Kleinasien — Schlacht (1147) 55 Lastau, Gm. 6 km n. Rodilitz 242 Lateransynoden (1179) 49, 64; (1059, 1063) 169; (1215) 451, 525, 592 Latium, röm. Prov. 99 Lauban, St. i. Schlesien 2B — Sedas 494 Lauchstädt, St. 8 km wnw. Merseburg 357, 520, 556 — Amt, bischöfl. merseburg. 556 — B8 161 Lauenstein, St. 22 km sw. Pirna — B§, mgrfl. 390 — Herrschaft 40 — Kirchspiel 390 Laurentius, Hl. 473 — Doliveta, Bi. v. Breslau (R. 1207—32) 514 Lausen, Gm. 2 km o. Markranstädt 556 — Kirche 364, 636 Lausidc (Luzeche), St. 25 km so. Leipzig 351, 362, 365 f., 519,583 — (Pfarr-)Kirdie 365 f., 369, 519, 583 — Kirchspiel 355, 365 f., 431, 575, 636 — Markt 366, 636 — Zelle d. Kl. Pegau 186, 365, 519, 619 Lausitz (Luzice), ostsädis, Landschaft 138, 421, 444, 622 — Archidiakon 650 — Mark 6, 8, 11, 90,488 — Mgr. 518, s. Dedo; Dietrich; Konrad Lausnitz, Gm. 12 km no. Stadtroda/ Thür. (Klosterlausnitz) — Kloster 173, 234—236, 269, 279, 562 f., 570 f., 623 Chorfrauen 236
Kellermeisterin 233 Kirche 48, 235 f., 607 Konvent 235 f. Küsterin 236 Lehrerin 236 Nonnen 252 Priorin 235 f. Propst 48, 235, 591, s. Albero, Mönch z. St. Moritz-Naumburg; Lupoid v. Apolda; Wulfer Sangesmeisterin 235 Siechmeisterin 236 Vogt 235 Vogtei 235, 573 Vorsteher, weltl. 236 Lauterberg, Augustinerchorherrenstift a. d. Petersberg 10 km n. Halle/S. 18 f., 23, 26, 48, 73, 148, 150, 170, 176, 201, 205—210, 218, 229 f., 234, 244, 397, 418, 430, 447, 458—460, 463, 468, 561—564, 570, 604 f., 620, 646 — Alte Kapelle 207, 210 — Chorherren 206—209, 229, 234, 430, s. Albert, Propst z. St. AfraMeißen; Dietrich; Propst z. Wechselburg; Siegfried v. Rekkin; Zacharias — Chronist s. Martin — Hospital 210 Meister 210 — Kellermeister 210 — Kirche 210 — — Altäre 435, 644 Petersaltar 459 — Konvent 207 — Kustos 210, s. Martin — Prior 210 — Propst 121, 206—210, s. Dietrich v. Landsberg; Ekkehard; Herminold, Propst z. Gerbstedt; Johannes; Luderus; Meinher; Walther Kurie 209 — Schule 210 Scholaren 210 Schulmeister 210 — Vogt 207 — Vogtei 206, 218, 573 Lauterstein, Gm. 8 km w. Olbernhau/Erzgeb. — Herrschaft 40
Register Lautitz (Luttitz?), Gm. 8 km n. Löbau/Sa. — Genannte s. Johann Lebus, St. i. Brandenburg — Bi. 42, 593 — Btm. 36, 39, 41 f., 86, 105, 607 — Land 265 Legnano, St. i. Ob.-Italien — Schlacht 64 Lehndorf (Lengendorph), Gm. 6 km n. Mühlberg/Elbe 381 Lehnin, Gm. 14 km so. Brandenburg/ Havel — Zisterzienserkl. 266 (Böhm.-)Leipa, St. 25 km sw. Zittau 535 — Genannte 292, 316 s.Bernhard; NN. Nonnen i. Kl. Marienthal Leipnitz, Gm. 8 km so. Grimma — Kirchspiel 378 — Patronat 379 Leipzig, St. i. Sachsen 18, 20, 24, 26, 31 f., 40, 71—73, 117, 143, 148 f., 151 f., 154 f., 157 f., 160—163, 172, 192, 216, 220, 225, 228, 243, 249 bis 251, 254, 265, 271 f., 326, 364, 366 f., 391—393, 396, 405, 412 f., 420, 430, 485, 492, 556 f., 560, 615, 624, 626, 629, 631, 641 — Altstadt 641 — Beginenhäuser 335, 633 — Bürger 159, 248, 446, 492, 543, 646 — Bg 149, 641 — Bg'ward 641 — Chronist s. David Pfeiffer — Dominikaner 318, 335 — — Kloster 318—323, 631 Bibliothek 319 f. Kirche (s. Univ.-Kirche St. Pauli) 318 Konvent 319 f. Konversen 320 Küchenmeister 320 Küster 320 Lesemeister 319 f., s. Markus v. Weida Magister studentium 320 Mönche 320, s. Friedrich Gast; Johann Tetzel; Moritz v. Calbe; Nikolaus Magni 45"
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Prior 319 f., s. Peter Rybestral Senioren 320 Sententiarius 320 — — Subprior 320 Terminierer 319 Vorsteher 319 Erzpriester 4S7, 652 Franziskanerkl. (a. d. Stelle d. späteren Matthäikirche) 301, 312, 319 Älteste 302 Gardian 302 Konvent 301 f. Kustodie 300 f., 304, 629 Lesemeister 302 Mönche 302, 335 Sakristan 302 Vizegardian 302 Vorsteher 302 Gebetsbrüderschaft 648 Genannte s. NN. Domherr z. Meißen 535- NN. Domherr z. Merseburg 537 Georgenkl. i. d. Petersvorstadt b. d. Pleißenburg 271 f. Äbtissin 272 f., s. v. Haugwitz; v. Pflug Besitz s. Brandvorwerk; Nonnenholz- Nonnenmühle; Thomasmühle Hospital 250, 413, 473, 649 Hospitalmeister 250 Kellerin 273 Küchenmeisterin 273 Küsterin 273 Nonnen 273, s. Adelheid Rabil; To. d. Ritters Heinr. v. Kohren; NN Reuß Priorin 273 Propst 272 Senioren 273 Unterpriorin 273 Gerichtsstuhl b. d. Steingrube v. d. Stadt 161 f. Hof d. Kl. Altzelle 221 bisdxöfl. merseburg. 155, 157 d. Klarissenkl. Weißenfels 329 Jakobikirche 412 Kirchspiel 412 Johanneshospital 413, 473, 649
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Register
Leipzig (Forts.), Kaufmannssiedlung 412 — Kirchen 352 — Königskirche 248 — Kreis 394, 615, 641 — Matthäikirdie, a. d. Stelle d. Franziskanerkl. 301 Kirchhof 412 — Nikolaikirche, mit zugehöriger Petrikapelle 18, 248, 412, 424,458, 580, 641 Küster 577 Pfr. 434, 644 Unterpfr. 434 — Nonnenkl. 155 — Peterstor 273 — Petersvorstadt 271 — Petrikapelle 248, 412, 661 Kirchspiel 412 — Pfarrkirche b. d. Bg 149, 151, 560 — Pleißenbg 271 — Predigtsammlung 447, 646 — Rannische Vorstadt 641 — Ranstädter Steinweg 412 — Rat 161, 249, 301 f., 312, 319 — Rosental, früher Gehölz, jetzt Stadtteil Leipzig-W. 301 — Schultheiß 161 — Stadtküsterei 249 — Stadtmauer 318 — Stadtpfarrkirchen 1) St. Thomas, 2) St. Nikolaus 248 — Stadtrecht 492 — Stadtvogt 160, s. Gottschalk v. Schkeuditz Hof 160, 560 — Thomaskirche 248, 412, 434, 458, 641, 661 Altäre 162, 434 f., 644 Kreuzaltar 434 Marienaltar 434 Pfr. 434 Unterpfr. 434 Augustinerchorherrenstift 121, 159, 170, 209, 247—251, 254, 366, 411 f., 429 f., 447, 466, 568, 570 f., 598, 624, 643, 646 Annalen 229 Bibliothek 251 Bibliothekar 250 Chorherren 249 f., 440, 569, 643
Collector 250 Infirmarius 250 Kämmerer 250 Kantor 250 Kellerer 250 Kleidermeister 250 — Konvent 249 Küchenmeister 250 Kustos Prior 250 Procurator 250 Propst 210, 248—250, 597, 643, 663, s. Ulrich v. Maltitz Schule 250, 624 Rektor 250 Subdiakone 250 Vogtei 248, 573 — Tieflandsbucht 603 — Universität 249 f., 267, 302, 318, 320 Artistenfakultät 320 Bibliothek 216, 243 f., 301, 319, 447, 646 Kirche St. Pauli 318 Magister 302 Professoren s. Kaspar Börner; Peter Rybestral Theol. Fakultät 320 Zisterzienserkolleg 225 Leiter s. Georg, Möndi z. Altzelle Leisnig (Lizendicet), St. 18 km sw. Döbeln 8, 33, 67, 239 f., 242, 378, 381, 392, 574, 577 f., 605, 638, 641 — Altstadt 409 f., 641 [409 f.] — (Kgs.-, Reichs-)Bg 5, 7, 25, 49, — Bgr. 5, 30, 118, 152, 155, 176, 205, 240 f., 286, 409, 550, 557, 562, 570, s. Gerhard; Heinrich; Siegfried Geschichte 243 Min. 240 — Bgrschaft 241 — Genannte s. Bgr.; Edelfr.(?), Bgm. v. L. (?), z. T. Rmin., Min. d. Mgr. s. Albert III., Dekan, Bi. v. Meißen — (Kgs-)Kirche 240, 380 f., 588, 662 Küster 577 Vikare 588 — Martinskapelle a. d. Bg 380, 409 — Matthäikirdie 378, 409 f, 440
Register Kirchspiel 240, 378—380, 410, 589, 638 Pfr. 379 f., s. Dietrich, Dompropst z. Meißen; Otto v. Lobdeburg, Domherr z. Naumburg — Mühle 410 — Neustadt 409 f. — Nikolaikirche i. d. Neustadt 409 — Pankratiuskirdie i. d. Altstadt 409 f. — Sedes 494 — Superintendentur 244 — Terminierhaus d. Dominikanerkl.-Freiberg 321 Leißling, Gm. 5 km sw. Weißenfels — Genannte, Edelfr. 550 Lengefeld, Gm. 4 km nnw. Sangerhausen — Genannte s. Hermann — s. Rauenstein Lengendorph s. Lehndorf Leubach, Fl. w. Penig 37 Leuben, Gm. 10 km w. Meißen — (Pfarr-) Kirche 287 — Kirchspiel 361, 419 Leubnitz, Gm. 2 km s. Werdau/Sa. — Kirchspiel 370 Leubus/Oder, Gm. 20 km ono. Liegnitz — Zisterzienserkl. 215 Stiftungsbrief 604 Leuchtenburg, BI, 2 km o. Kahla 280 — Amt 280 — Herrschaft 279 Leutenberg, St. 11 km so. Saalfeld 38 Lezn, unbek. Forst 118 Lichtenberg, Gm. 10 km sso. Königsbrück/Sa. — Kirche 395 Lichtenhain, Wü. b. Teuchern — Genannte, Edelfr., Min. d. Mgr. s. Otto Lichtenstein, St. 10 km so. Glauchau 27 — Herrschaft 38, 388 — Stadtkirche 421 Lichtenwalde s. Mittenwalde Liebenau, Gm. 4 km no. Kamenz — Bg 557 — Genannte s. NN. DO-Ritter 339 Liebenwerda, St. a. d. Elster 27
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Lieberose, St. 20 km s. Beeskow/ Mark 266 — Terminierhaus d. Dominikanerkl.-Luckau 322 Liebschwitz, Gm. 5 km s. Gera —• Genannte 374, s. Gerhard Liebstadt, St. 13 km sw. Pirna 28 — Bg 390 — Kirche 390 — Kirchspiel 390,639 Ligurinus, 1186/7 verfaßtes Epos d. Taten Friedr. Barbarossas 77 f. Limar, Abt z. Bosau, Pfr. z. Profen (1286) 431 Limbach, Gem. 4 km s. Oschatz — Genannte 286, NN. Nonnen i. Kl. Sornzig 286 — Kirchspiel 285, 360 — Gm. 12 km no. Plauen Kaplan 372 Pfr. 372 Limburga, Nonne z. Drübeck, Sdiw. Propst Wulfers v. Lausnitz (n. 1180) 236 Linda, Gm. 6 km s. Ronneburg/Thür. 374 — Kirchspiel 374 Lindena, Gm. 4 km n. Dobrilugk 19 — Kirche 385 f., 395 — Priester 385 Lindenau, Gm. 1 km w. Leipzig — Genannte, Min. d. Höchst. Merseburg? s. Dietrich Lindner s. Johann Linz, Gm. 4 km sw. Ortrand/Sa. — Kirche 352, 385 Lippoldsberg, Gm. 7 km oso. Karlshafen/Weser — Kloster 458 Nonne 458, 647 Lissen, Gm. 11 km so. Naumburg — Pfarrkirche 268 — Zelle d. Benediktinerkl. Reinhardsbrunn 268, 626 Propst 268 Litauen, balt. Land — Weihbi. s. Christian Liten 34 Liturgie 116, 125, 131 f., 167, 438, 443, 449 Liubanuwiz s. Frankendorf Livland, balt. Landschaft 343, 446
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Register
Lizendice, Lausitz oder Leisnig (?) 8 Lobdeburg, Bgruine 4 km so. Jena — Genannte 13, 27, 30, 252, 276, 279, 329, 372, 550, 564, s. Konradi Otto; NN. Chorherr i. Moritzkl.Naumburg 197; NN. Nonne i. Kl. Petersberg b. Eisenberg 279; NN. Nonne im Kl. Stadtroda 280 Lobeda, Gm. 4 km so. Jena 27 — Dekanat 494 f. — Kirche 495 • - Kirchspiel 375, 637 — Pfr. 375 — Terminierhaus d. Franziskanerkl.-Weida 305 Lobendau, Gm. 18 km nw. Runiburg/ Böhmen — Kirchspiel 40 Lobenstein, St. 17 km sw. Sdileiz 27 — Herrschaft 38 — Kirchspiel 373 Lobkowitz, Bg b. Prag — Genannte NN. Nonne i. Kl. Marienstern 294 Lobositz, St. i. Böhmen 220 Lobsdorf, Gm. 5 km o. Glauchau 38, 358 Lochau, Gm. 6 km no. Merseburg — Genannte s. Martin Lodi, St. i. Ob.-Italien 71 Löbau, St. i. Sa. 18, 28, 83, 383, 395, 422 — Bürger 315 — Franziskanerkl. 301, 315 f., 331 Mönche 315 f. — Frauenkirche 423 Kaplan 423 — Rat 315 f. — Ratsherr 315 — Sedes 494 — Stadtkirche St. Nikolai 422 f., 642 Kirchspiel 383 — Stadtpfr. 427, 643 s. NN. v. Gaußig — Stadtrichter 315 Löbejün, St. 16 km nnw. Halle/Saale — Kapelle 205 Löbnitz, Gm. 10 km oso. Bitterfeld 17, 23, 33, 46, 49, 88, 101,103, 204. 509, 540, 543 f., 653 — Bg 49 — Bgward 171,539
— Genannte s. Hermann Löbschütz, Gm. 7 km no. Grimma — Erzpriester 497 Lödla, Ob.- u. Unter-, Gm. 3 bzw. 4 km wnw. Altenburg — Hof d. Kl. Buch 242, 264 Löhsten, Gm. 11 km no. Torgau — Kirche 382 Lönnewitz, Gm 5 km s. Falkenberg/ Elster — Kirdispiel 382 Lößnitz, St. 4 km no. Aue/Erzgeb. 27, 421 — Hospital 474, 649 — Kirche 368, 421 — Kirchspiel 421 — Unterterminei d. Franziskanerkl.-Zwickau 304 Löwenstadt, Fehlgründung Heinr. d. Löwen a. d. Trave obcrh. Lübeck 408 Loga, Gm. 10 km n. Bautzen — Bgward 261, 517, 654 Lombardei, oberital. Prov. 150 Lombardus s. Petrus Lommatzsch, St. i. Sa. (s. auch Alt-L.) 19, 283, 360, 378, 419, 515, 529 — Pflege 220 — Sedes 494 — Terminierhaus d. Dominikaner kl.-Freiberg 321 — Wenzelskirche 419, 642 Kirchspiel 419 Lonnwitz, Gm. 2 km so. Oschatz — Kirche 392 Lorenzkirch, Gm. 2 km no. Riesa 358 Loßwig, Gm. 2 1cm s. Torgau — Kirche 382 Lothar, dschr. Ks., Hz. v. Sachsen 4 f., 17, 22, 25, 43, 53, 55 f., 70, 75, 187, 189, 192, 211, 406, 566, 570 Lothringen, westeurop. Landschaft 166, 177 — Kloster s. Gorze Lubene s. Lübben Lucin s. Lützen Lucius III., Papst (R. 1181—85) 72 Lucka, St. 5 km nno. Meuselwitz — Schlacht (1307) 11,109 Luckau, St. i. d. Ndr.-Lausitz 28, 351, 386, 395, 631
Register — Beginen-Nonnenhaus 335/6,633 — Dominikanerkl. 322 f., 631 Bibliothek 323 Konvent 322 Lektor 322 f. Magister studentium 322 f. Mönche 323 Prior 322, s. Nikolaus Magni Subprior 322 — Georgenkapelle a. d. Markt 423 — Hof d. Kl. Dobrilugk 227 — Nikolaikirche 423 — Sedes 494 — Strafanstalt 322 Luckenwalde, St. i. Brandenburg 41 Ludeger, Abt. d. Kl. Altzelle (1210 bis 34) 223 f., 448 f., 461, 646 f. — Mönch z. Corvey u. Pegau, Abt z. Reinsdorf (1121/3) 186 Luderus, Propst z. Lauterberg (v. 1137) 206 Ludolf, Eb. v. Magdeburg (R. 1192 bis 1205) 69, 147 — v. Mihla, Dompropst, Bi. v. Naumburg (R. 1280—85) 141, 614 Ludus de Antichristo, lat. eschatolog. Dichtung (um 1160) 78 Ludwig d. Fromme, fränk. Ks. (R. 814—840) 77 — d. Bayer, dsdir, Ks. (R. 1314 bis 1347) 329 — v. Hainsberg (v. 1224) 472 — v. Krossen (1166—97) 203 — I., Lgr. v. Thür. (R. 1123—40) 53 f. — IL, Lgr. v. Thür. (R. 1140—72) 591 — III. der Fromme, Lgr. v. Thür. (R. 1172—90) 67, 181 — IV., Lgr. v. Thür. (R. 1217—27) 9, 81, 114, 151 f., 181, 347. 454 Lübben, St. i. Spreewald 28,227, 657. — Bg 227 — Genannte s. NN. Domherr z. Meißen 535 — Nikolaikirche 423 — Sedes 494 — Terminierhaus d. Dominikanerkl.-Ludcau 322 — wend. Kirche i. d. Vorstadt 423 Lübeck, St. a. d. Ostsee — Bürger 337, s. Fleming Lückendorf, Gm. 8 km ssw. Zittau — Paß 39
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Lühnde, Gm. 13 km n. Hildesheim — Glockengießer s. Dictrich Lüttich, St. i. Belgien 53,458 — Bi. s. Albert — Reichstag (1131) 70 Lützen (Lucin, Luzin, Lutzin), St. 13 km no. Merseburg 151, 154, 157 f., 162 f., 271, 556, 560 — Amt, bischöfl. merseburg. 556 f. — BI 160 — Gerichtsstuhl 161, 556, 660 — Terminierhaus d. Dominikanerkl -Leipzig 319 Lützkewitz, Gm. 3 km s. Pegau 376 Lützschena, Gm. 8 km nw. Leipzig 157 Lugau, St. 4 km nw. Stollberg/Sa. 38 — Gm. 3 km o. Dobrilugk 19 Kirche 395 Priester 385 Lukardis, Fr. d. Mgr. IConrad d. Gr. v. Wettin, To. d. schwäb. Gr. Albrecht I. (oo 1116/9, i 1146) 206 f., 435 Lungwitz, re. Nfl. d. Zwickauer Mulde, mündet b. Glauchau 357 f. Lunzenau, Gm 9 km s. Rochlitz 581, 639, 662 Lupert, Abt z. Oldisleben (1101) 185 Lupoid v. Apolda, Propst z. Kl. Lausnitz (1132—52) 235 Luppa, Gm. 10 km wnw. Oschatz 254 — Kirche 387, 638 Luppe, re. Nfl. d. Saale, mündet n. Merseburg 214, 485 Luppold v. Wolframsdorf, Ritter (1310—55) 371 Luprand, Kleriker (Domherr z. Meißen?) u. s. Brü. Dieprand u. Dietrich, Stifter d. Kl. Sitzenroda (v. 1198—1219) 282 Luther, Martin 267,320,461 Luttitz s. Lautitz Lutzin s. Lützen Luxemburg, St. u. Land i. Westeuropa — Genannte 109, s. Balduin, Eb. v. Trier; Heinrich VII., dschr. Ks.; Kunigunde, Fr. d. Ks. Heinr. II. Luzeche s. Lausicfc Luzice s. Lausilz Luzin s. Lützen
Register
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Lyon, St. i. Frankreich 647 — Konzil (1245) 91, 135 (1274) 97, 100 f., 140, 158 f., 452, 600 M Maastricht, St. i. Holland 554 Madiern, Gm. 7 km w. Würzen — Kirche 367, 636 Madrid, St. i. Spanien — Dominikanerinnenkl. 324 Mähren, mitteleurop. Landschaft — Geschichte 611 Magdelenerinnenorden 170, 174, 271, 281, 332, 617 — Klöster 562 Magdeborn, Gm. 10 km so. Leipzig — Kirche 163 — Kirchspiel 163 Magdeburg, St. i. Sachsen-Anhalt 26, 43, 59, 61 f., 70, 127 f., 155, 174, 237, 299, 296, 412, 444, 535, 551, 591 f., 600, 608 — Archidiakonat 484, 650 — Beginen 334 f. — B | 552 — Bgr. 550, 591, s. Burkhard VI.; NN. Domherr z. Meißen 535 — Dom 92, 100, 124, 127 — Dom-, Erz-, Hodistift 117, 175, 177, 557, 591 Dekan s. Hazecho Herren 122, 597, s. Dietrich v. Hillersleben; Dietrich v. Wettin; Konrad, BI. v. Meißen Kapitel 59 f., 591 Propst 597, s. Gerhard; Wilbrand — Dominikaner 318 — Eb. 26, 42, 126, 149, 175, 207 f., 305, 527, 532, 590—593, 597, 654, s. Adelgoz v. Veltheim: Albert II. v. Käfernburg; Albert III. v. Sternberg; Burkhard III. v. Schraplau; Friedrich v. Wettin; Hartwig v. Hersfeld; Heinrich II. v. Anhalt; Konrad I. v. Querfurt; Konrad II. v. Sternberg; Ludolf; Norbert v. Xanten; Ruotger v. Veltheim; Werner; Wichmann; Wilbrand v. Käfernburg
— Ebtm. 11, 17, 24, 39, 41—44, 46, 48, 54, 61, 71, 90 f., 177, 195, 205, 237, 245, 339, 357, 430, 482, 590 bis 593, 599 f., 607, 616, 635, 660 f. — Franziskanerkolleg 299 — Genannte s. Bruno; Mechthild — Kaufmannskirche 401 — Kaufmannsiedlung 552 — Land 608 — Landeshauptarchiv 640 — Marienstift 237 Prior 237 — Ministerialen 591 — Recht 28, 71, 413, 552 — Salzhandel 608 — Synode (1225) 593; (1261) 334, 433, 592 f., (1266) 105, 108, 144, 159,163, 392—394, 663 Magni s. Nikolaus Mahlen (Malina), Gm. 10 km so. Zeitz — Forst 15, 56 Mähris, Gm. 5 km s. Oschatz — Genannte, Edelfr., Min. Mgr. 378, 8. Cäcilie; Thammo Mailand, St. i. Ob.-Italien 48, 63, 71, 458, 609 Main, dschr Fluß — Franken, Bevölkerung (s. auch Franken) 21 — Gebiet 21, 357 Mainz, St. a. Mittelrhein 49, 53,112, 126—128, 412, 613 — Archidiakon 484 — Dom 126 — Eb. 84, 137, 145, 590, s. Heinrich II., Knoderer; Konrad v. Scheyern; Siegfried II. u. III. v. Eppstein — Ebtm. 38, 90, 145, 173, 252, 413, 642 — Dediant s. Gebhard, Domherr z. Meißen — Hoffest (1184) 77 — Hoftag (1189) 75; (1235) 115, 126 — St. Viktor Propst s. Gebhard, Dekan z. Meißen Malina s. Mahlen Maltitz, Gm. 10 km oso. Döbeln
Register — Genannte, Min. d. Mgr. s. Ulrich u. 2 To. u. 2 Ni. i. Kl. Döbeln; Ulrich, Propst z. St. Thomas-Leipzig Mansfeld, St. i. Sachsen-Anhalt — Genannte, Gr. 566, s. NN. Domherr z. Merseburg 537 Manuel, Ks. v. Byzanz (R. 1143—80) 45 Marbach, Gm. 10 km so. Döbeln — Kirchspiel 388 Marburg/Lahn, St. i. Hessen — Elisabethkirche 100 Margarethe, Hl. 439 — Tag 439 — To. d. Mgr. Heinr. v. Brandenburg, Nichte Ks. Ludwig d. Bayern 329, 477 — v. Bruch, N o n n e i. Magdalenerinnenkl.-Altenburg (1358) 281 — To. Ks. Friedr. II., Fr. d. Lgr Albrecht d. Entarteten (1237—70) 9, 91, 408 — Fr d. Kurf. Friedr. II. d. Sanftmütigen v. Sachsen, To. d. Erzhz. Ernst I. v. ö s t e r r . (oo 1431, f 1486) 241 Margrauendorph s. Gräfendorf Maria, Mutter Gottes 93—96, 98 f., 200, 253, 263, 276, 417, 439, 443, 645 — Feste 441 f. — V e r e h r u n g 449 — Magdalena, Hl. 332 Marienburg, DO-Bi i. W e s t p r e u ß e n 337 Marienstern, Zisterzienserinnenkl. 9 km so. Kamenz 108, 176, 215, 290, 292—294, 316, 384, 430, 471, 571, 573, 611, 628 — Äbtissin 294, 471 — Konvent 294 — N o n n e n 628, s. NN. v. Colditz; NN. v. Kamenz; NN. v. Lobkowitz — Propst 294, s. Nikolaus v. Milstrich — Vogtei 293 — Zinsregister 628 Marienthal, Kl. 3 km nw. Eckartsberga 145, 215, 614 — Kl. b. Mügeln s. Sornzig
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—• Zisterzienserkl. 13 km nno. Zittau 39, 290 f., 571, 606 Äbtissin 292, s. Bgrfn. v. Dohna Kellerin 292 Klosterhof 291 Klostervogt 292 Konvent 292 Küsterin 292 N o n n e n 292, 628 Priorin 292 Unterpriorin 292 Vogt 292 Vogtei 290 Marienthron s. Nimbschen Marienwerder, St. i. W e s t p r e u ß e n 338 Markersdorf, Gm. 7 km no. W a l d e n burg/Sa. 581 M a r k g r a f e n (s. auch Meißen, Mgr,; Nordmark, Mgr.) 406, s. Dietrich; Heinrich; W e t t i n e r Markgrafenheide, W a l d sw. Dobrilugk 20, 227 Marklissa, Gm, 10 km s. Lauban' Schles. —- Bg 86 f. Markneukirchen, St. i. Vogtl. 38, 357 (Mark-)Ranstädt, St. 10 km sw. Leipzig 160, 162 f., 329, 364, 560, 577 — Gericht 556, 660 Stuhl 160 f. — M a r k t 328 Markus v. Weida, Br. i. Dominikanerkl.-Leipzig (f 1516) 320, 631 M a r k w e r b e n , Gm. 3 km nw. Weißenfels — Pfr. s. Ehrenfried, Domherr z. Merseburg Marquard v. Annweiler, Truchseß (1192, 1195) 188 Martin, Hl., Bi. v. Tours (R. 371 bis 400) 442 — IV., Papst (R. 1281—85) 102, 141 — Abt d. Kl. Buch (1460—66) 243 — Kustos d. Kl. Lauterberg, Vf. d. Lauterberger Chronik (um 1230/1) 48, 61, 73, 149, 170, 209 f., 413, 456—460, 467, 475 f., 591, 647—649 — v. Lochau, Abt z. Altzelle (1493 bis 1522) 224 f.
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Register
Martin (Forts.), Bi. v. Meißen (R. 1170—90) 48—50, 201, 219, 517, 544, 607 Domherr z. Meißen — Mag., (1205/6) 51 [286] — Pfr. u. Propst z. Mühlberg (1230) Martinskirchen, Gm. 10 km sw. Bad Liebenwerda 358, 381, 434, 644 — Kirche 382, 434, 644 — Priester 381 Marxdorf, Gm. 6 km so. Falkenberg/ Elster — Kirchspiel 382 Mathilde, T. Ks. Otto I., 1. Äbtissin z. Quedlinburg (* 955, i 999) 166 — To. d. Gr. Thimo v. Wettin, Fr. d. Gr. Gero v. Seeburg (°o um 1155) 58 Matthäus, Apostel 276 — v. Cannewitz (Anf. 1200) 83 — v. Königsaal, Leiter d. Schule z. Altzelle (um 1415) 225 Maua/Saale, Gm. 6 km s. Jena 264 Mechthild v. Magdeburg, Mystikerin (1212—80) 320, 335, 456 — Fr. d. Konrad v. Lobdeburg, To. d. Bgr. Meinher v. Meißen-Werben, Stifterin d. Kl. Beuditz (1218 bis 20) 276, 470 Meerane, St. i. Sachsen 374, 421, 637 — Kirche 421 — Kirchspiel 421 Mehlen, Gm. 8 km n. Forst/Lausitz 294 Mehltheuer, Gm. 5 km s. Riesa — Kirche 361 Mehna, Gm. 8 km wsw. Altenburg — Kirche 233 — Kirchspiel 376, 430, 587, 643, 662 Meilitz, Gm. 6 km n. Weida — Hof d. Kl. Cronschwitz 331 Meinarlilz s. Mertitz Meinersdorf, Gm. 12 km s. Chemnitz 580 Meineweh (Mineme?), Gm. 9 km nw. Zeitz 196 — Genannte s. Dudo Meingot, Bi. v. Merseburg (R. 1126 bis 37) 70, 609 Meinhard v. Bisdiofswerda (1227) 542
— v. Wolfstitz, B£r. v. Zeitz (1259 bis 71) 614 — Propst v. Lauterberg (1137) 206 — Priester z. Merseburg (um 1169) 458 — v. Neuenburg-Osterfeld, Dompropst, dann Bi. v. Naumburg (R. 1273—80) 138—142, 146, 562, 613 f. — (v. Werben?), naumb. Stiftsvogt (1143/4) 546 — I. v. Werben u. Bgr. v. Meißen (1171—1214) 196, 276, 470 — II. v. Werben (1203—64) 287 — III. v. Werben (1249—89) 287 Meinward, Dompropst, dann Bi. v. Meißen (R. 1140—49/50) 44 f., 607 Meinwerk, Bi. v. Paderborn (R. 1009 bis 36) 406 Meißen, St. i. Sachsen 18, 20, 25, 29, 31, 34, 44 f., 47, 50 f., 81, 91, 93, 96 f., 102 f., 106 f., 110, 123, 127, 129, 159, 220, 242, 246, 254, 256, 260, 299, 335, 387, 391, 405, 412 f., 418, 425, 430, 433, 439, 441, 455, 469 f., 476, 487, 512, 517, 526, 529, 532 f., 535, 538 f., 541 f., 581, 605, 610 f., 613, 630, 632 f., 640, 643 f., 649, 657 f. — Afrakirche v. d. Bg 245, 441 Kirchspiel 245 Stift d. Augustinerchorherren 52, 170, 210, 245—248, 250, 254, 335, 405, 429 f., 511, 523, 562, 568, 624, 643, 653 Bibliothek 247, 624 Camerarius 246 Chorherren 245—247, 335, s. Joh. Slawus Friedhof 335 Infirmarius 246 — Kalendar 624 Ka,ntor 246 Kustos 246 Prior 246 Propst 210, 245, s. Alberl — Schule 247 rector sdiolarum 247 Vogt 573 Vogtei 245, 247, 573 — Ardiidiakon 484, 489—491, 493, 497, 502, 534
Register Archidiakonate 485, 493, 650 Archipresbyter 493, 497 Archipresbyterate 494 Archiv, bischöfl. 87 Beginen 335, 633 Bi. 23, 34, 37, 39—42, 45, 47, 54 f., 58, 74, 94, 106 f., 110, 117, 120, 139, 144, 151, 163, 205, 218 f., 223, 226, 229 f., 241, 245 f., 255, 258, 265, 267, 274 f., 283 f., 286 f., 290, 309 f., 326, 343, 347, 362, 378 bis 380, 383, 429, 435, 454, 472, 482, 486, 488, 491, 493, 497, 503 f., 509 f., 513—518, 523 f., 529, 532, 537—539, 541—544, 548, 562, 572, 574, 590, 592 f., 595, 597, 600, 652, 654, 657, s. Albert I.; II. v. Mutzschen; III. v. Leisnig; Benno v. W o l d e n b e r g ; Bernhard III. v. Kamenz; Berthold; Bruno II. v. Porstendorf; Dietrich II. v. Kittlitz; Dietrich v. Schönberg; Gerung, Abt v. Bosau; Godebold; Heinrich I.; Herwig; J o h a n n v. Eisenberg; Konrad v. Schönburg; Martin; Meinward; Ulrich v. Wettin; W i t h e g o I. v. Furra; W i t h e g o II. v. Colditz — Besitz 544 — Kanzlei 502, 652 — Kapläne 436, 454, 644 — Lehnbuch 543 — N o t a r 502, s. Konrad; J o h a n n ; Johann, Scholaster z. Bautzen — Offizial 501 — Schreiber 87, 502 — W a h l e n 655 Btm. 12, 17, 19, 22, 37—44, 46 bis 51, 56, 80—83, 85—93, 100—102, 104 f., 107—111, 117, 119, 149, 163, 165, 172, 200, 203—205, 229, 237, 241, 244 f., 257, 265, 267, 282, 290 f., 294, 299—301, 305, 316, 325, 334 f., 351 f., 354, 362, 378, 386, 426, 454 f., 478, 485—487, 489 bis 492, 494—497, 500—504, 508 f., 511, 514, 516—518, 522—525, 528, 532, 536 f., 540, 543, 561, 564, 572, 582, 590, 595 f., 600, 605 f., 616, 622, 635, 638, 647, 650 f., 660, 663 — Karte 650
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715 Matrikel 202, 351, 423, 435, 487, 493, 607, 650 f. Ostsiedlung 604 Brückenbauamt 421 Bürger 307, s. Pegau, Domherr z. Meißen Bürgerschaft 246 Bg (s. auch Wasserburg) 29, 93, 102, 245, 405 f., 542, 610 Bgr.kurien Egidienkapelle (=Bgr.kurienkapelle) 45 mgrl. Kapelle (— J o h a n n e s kapelle) 102, 577, 661 Mgr.kurien 406 BIr. 5, 27, 29 f., 45, 118, 176, 197, 205, 223, 287, 361, 369, 539 f., 542, 550, 657, s. NN. v. W e r b e n ; Hermann v. Wohlbach; NN. Äbtissin d. Kl. Döbeln 288 ; NN. Domherr z. Meißen 535 Barschaft 138 Bgrfntum 627, 638 Bgmannen 245, 307, 539, 658 Chronik 243, 413 Diözesansynode 499 f., 652 Dom, Kathedralkirche 34, 91—99, 108, 124, 132, 149, 176, 231, 245, 405, 436 f., 440, 442 f., 461, 524, 610—613, 644 A l t ä r e 436, 644 Peter u. Paul 443 Bauamt 534 Bauwerkstalt 610 Freiheit 405, 542 Kapellen 436, 644 — — Allerheiligenkapelle 108, 436, 439, 644 Vikar 436 Marien-MagdalenenKapelle 92, 96 Marienpforte 610 Ostchor 92 f., 96, 99 f., 108, 124 Dom-, Hochstift 19, 47, 82—84, 88, 93—95, 101—104, 107 f., 137, 152, 165, 204, 224, 500, 515, 517, 529, 537—539, 573, 591, 620, 622, 650, 657 Archidiakonal (s. auch Propst) 488, 490 f., 651 Besitz 539, 541,543
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Register
Meißen (Forts.) — Dekan 85, 489, 491, 515, 533 f., 590, 651, s. Albert III. v. Leisnig, Bi. v. Meißen; Bernhard v. Kamenz; Gebhard Dekanat 486 Sprengel 494, 652 Diakone 435 f. Herren 50 f., 91, 113, 122, 205, 286, 428 f., 435—437, 439, 443, 470, 478, 491, 523, 533 f., 537, 644, 656 f., s. Albert; Albert v. Boritz; Albert v. Döbeln ; Alexander, Kaplan d. Mgr., Pfr. z. Schmölln; AnselmjNN.de Aquatico Castro; Bernhard v. Leipa; NN. v. Breslau; NN. Bgr. v. Dohna, Magdeburg, Meißen, Starkenberg; NN. v. Colditz; Dietrich v. Kittlitz; Dietrich v. Torgau; NN. v. Frohburg; Gebhard; NN. v. Guben; NN. v. Jeridiow; Joh., Notar d. Bi., NN. v. Kamenz; Konrad, Notar d. Bi.; NN. v. Leipzig; NN. v. Lübben; Luprand (?); Martin, Mag.; NN. v. Mühlhausen; Nikolaus, Archidiakon d. Ob.-Lausitz; NN. v. Nossen; NN. v. Pegau; Petrus Ruzinus; Polonus; NN. v. Prettin; NN. v. Rockhausen; Siegfried v. Pegau; NN. v. Strehla; Walter, Protonotar Friedr. d. Freidigen, NN. v. Wolftitz; NN. v. Zeitz; NN. v. Zweimen Kurien 542, 656 Kantor 533 Kapitel 23, 47 f., 50 f., 81 f., 85 89, 92, 97, 106—111, 230, 255, 257, 260, 454, 473, 491, 502, 517 f., 523 bis 525, 529, 531—533, 535, 537 f., 593, 596, 600, 611, 625, 654 Sitzungen 532, 539 Kellerer 533 f. Kustos ( = Thesaurar) 533 f., s. Albert v. Boritz Propst 85, 257, 488, 491, 515, 525, 533 f., 590, s. Bernhard v. Kamenz; Dietrich v. Kittlitz; Heinrich; Meinward; Siegfried; NN. v. Wettin 535 Offizial 534
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Schreiber 502 Propstei 257, 485 f., Sprengel 494, 651 [ritz] Schatzmeister s. Albert v. BoSchule 247, 473 Scholaren 439, 473 Scholaster 51, 533 Subdiakone 435 Vikare 428, 435 f., 644 Vikarie 110 [bislaus] Vogt 48, 539, s. Heinrich; PriVogtei 539 Elbfähre 47 Franziskanerkloster 257, 301, 307, 630 Älteste 308 Bibliothek 308 — Gardian 308 Kirche (Peter-Paul) 307 Kustodie 300 f., 307 f., 316 Kustode 308 Lesemeister 308 Mönche 307 f., s. Heinrich v. Rothowe Untergardian 308 Fürstenschule 52 Hof d. Kl. Altzelle 221 Hospital 469 f., 648 Jakobskapelle i. d. Wasserburg 405 Juden 405 Kirche 110, 452 Kirchen 429, 463, 651 Kreuzkloster, zuvor i. d. Wasserbg b. d. Jakobskapelle, Benedikt./Zisterzienserinnen 100, 173, 254—257, 271, 282, 352, 387, 405, 512 f., 568, 571 f., 624 Äbtissin 256 Kantorin 256 Kellerin 256 Kirche 256 Konvent 256 Küsterin 256 Nonnen 255—257 Priorat 256 Propst 254 f., s. Walther Subpriorat 256 Vogtei 254 f. Kurie, bischöfl. 501 Lorenzhospital 473, 649 Marienhoren 439, 644
Register Mark 4, 6—8, 11, 22, 29 f., 32, 52, 55, 68, 88—90, 104, 106 f., 109 f., 114, 117, 119, 138, 143, 175, 223, 248, 256, 266, 275, 287, 309, 327, 413, 420, 455, 509, 513—515, 534, 537 f., 540 f., 545 f., 551, 569 f., 614, 616 f., 657 — Klöster 657 — Mgr. 8, 13, 18, 24, 29, 45, 47, 51, 73, 81, 119, 121, 196, 208, 218 bis 220, 241, 246, 255, 281, 303, 307, 344, 361, 390, 413, 415, 472, 500, 509, 513—515, 518, 538—543, 545, 547 f., 552, 555, 558, 569, 577, 579, 591, 598, s. Albrecht; Ekkehard I. u. II.; Heinrich v. Wettin; Hermann; Jutta; Vratislav; Wilhelm Kapläne s. Alexander Minis terialität 558, 605, 657 Marktkirche St. Marien, Stadtpfarrkirdie 45, 245, 405, 429, 517, 542, 654 — Pfr. 434 Marktsiedlung 405 Marktzoll 542 St.-Martins-Kirche a. d. Berge 254, 405,640 Ministeriale 30, 85, 523 f., 541 bis 545, s. de Antiquo Castro; Meinhard v. Bisdiofswerda — Kämmerer 544 — Marschall 544 — Schenk 544 — Truchseß 544 Neumarkt 405 Nikolaikirche 254, 405, 640 Obödienzien 530 Pfarrkirche v. d. Bg 245 Präbenden 530 f. Rote Schule 307 Seelensteig 335 Seelhaus 335 Stadtbücherei 307 Stadtrichter 542 Stände 104 Terminierhaus d. Dominikanerkl.-Freiberg 321 Villicus 540 Wasserbg 36, 107 — Jakobskapelle 107, 254, 405
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— Zehnt 503, 653 Meister Eckhart, dschr. Mystiker (etwa 1260—1327) 317, 448 f., 456 Memleben, Gm. 4 km so. Roßleben 142 — Kirche 50 — Kloster 175, 213, 215 Mendikanten 451 f., 467—469, 484, 500, 647, s. auch Bettelorden — Klöster 450 Mennsdorf, Gm. 4 km so. Ronneburg/Thür. — Kirche 375 Meran, St. u. Landschaft i. Südtirol — Genannte s. Ekbert, Bi. v. Bamberg Meranien, Küstenland d. nördl. Adria — Hz. s. Berthold Mergendorf, Gm. 4 km so. Riesa 201 Merschwitz, Gm. 6 km w. Großenhain/Sa. — Vorwerk d. Kl. Seußlitz 326 Merseburg, St i. Sa.-Anh. 20, 25, 43 f., 53 f., 60, 67, 70, 73 f., 131, 147 f., 151—156, 158 f., 161, 163, 352, 363, 402, 436, 458, 466, 470, 487, 519, 521, 528, 532, 552, 557 bis 560, 575, 589, 592 f., 615, 626, 644, 660 — Altenbg 401, 500, 502, 559, 562 f., 566 Veitskirche 177, 401 — Altmarktsiedlung 402 — Kirche s. Maximuskirche — Amt, bischöfl. 556 — Andreashospital 473 — Archidiakon 484 f., 491, 534, s. Dietrich v. Wettin, Bi. v. M. — Archidiakonate 485, 488, 494, 528, 649/650 f. — Ardiipresbyter 493 f., 497, 652 — Archiv 594 — die Aue 156 — Barbarahospital a. d. Neumarkt 473, 649 — Bi. 24, 26, 52, 54, 71, 74, 84, 93 105, 107, 126, 136, 144, 153 f., 156, 177, 272, 274, 344, 364 f., 453, 482, 503, 519 f., 528 f., 532, 534, 537, 556—561, 566,594 f., 609, 647, 653, s. Albert Truchseß v. Borna; AI-
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Register
buin; Arnold; Boso, Mönch z. St. Emmeram-Regensburg; Bruno ; Dietrich v. Wettin; Eberhard II. v. Seeburg; Edcelin II.; Ekkehard v. Rabil; Friedrich v. Torgau ; Heinrich I. v. Wahren; Johann I.j Meingot; Reinhard; Rudolf v. Webau; Thietmar v. Wahlbeck; Werner Merseburg (Forts.) — Chronik, verfaßt 1136, mit Interpolationen u. Fortsetzungen bis 1514, 70, 152, 154 f., 160. 456, 524, 536, 615 Kämmerer 558 Kanzlei 502, 652 Kurien 558 Marschall 558 Notar 501 f. Protonotar 502 Schenk 558 Trudiseß 558 — Bim. 16 f., 37—39, 56, 70—72, 148 bis 155, 158, 163, 165, 172, 177, 194, 237, 245, 268, 273, 299, 301, 352, 354 f., 362—365, 367,426, 432, 445, 485—487, 489—492, 494, 496 f., 500, 502 f., 516, 519 f., 522 bis 525, 528,532, 536 f., 557,582 f., 596, 601, 605, 616, 635 f., 649 f., 652, 660 Grenzen 649 Karte 650 Klerus 482 Ostsiedlung 604 — Bü. s. Ausfeld — Bg, fränk. 559 - B|straße 559 — Bgward 71, 177 — Chronist s. Georg Möbius — Diözesansynode 499 f. — Dom, Johanneskirche, später Laurentiuskirdie 122, 124, 158, 163, 177, 401 f., 437, 439 f., 444, 489, 560, 618 Altäre 644 Freiheit 402, 528, 534, 558 Hügel 558 f. Kapellen 644 — Dom-, Hochstift, zeitweilig Benediktinerkl. 72, 148,153,155—158, 160—163,165,176 f., 367, 482,500, 527 f., 537, 556 f., 618
Abt s. Boso; Heimo, Mönch d. Kl. Berge; Ochlrad, Mönch d. lü. Berge Archidiakon (s. auch Propsl) 488, 520 Bauamt 528 Besitzungen 556, 558 Dekan 485, 488, 491 f., 528, 533, 656 Sprengel 492 Herren 122, 156 f., 160, 164, 177, 485, 491, 524, 527 f., 530, 534, 536 f., 656 f., s. Albert, Truchseß v. Borna, Bi. v. M.j NN. v. Ausfeld; NN. v. Beichlingen; NN. v. Braunschweig; NN. v. Camburg; NN. de Clavi; NN. v. Dassel; Dietrich, Propst z. Bautzen; Dietrich v. Gattersleben; Dietrich v. Wettin; Ehrenfried, Pfr. z. Markwerben; Ekkehard v. Rabil; NN. v. Falkenstein; NN. v. Freiberg; Friedrich v. Torgau; NN. v. Geusa; NN. Hebestrit; Heinrich v. Ammendorf; Heinrich v. Wahren; Heinrich v. Webau; NN., Pfr. z. Hohenlohe; NN. Kiseling; NN. v. Leipzig; NN. v. Mansfeld; NN. Mor; NN. Nendorp; NN. v. Neuenburg; NN. v. Querfurt; NN. v. Schellenberg; NN. v. Schraplau; NN. Scorbuz; NN. v. Stolberg; NN. v. Würchhausen Kurien 558, 656 Kämmerer 533 f. Kalendar 439, 441, 615, 644 Kantor 533 Kantorei 485 Kapitel 70, 147, 153, 155, 160, 164, 177, 490 f., 520, 527—529, 531 bis 533, 537, 596, 654 Güterverzeichnis 615 Sitzungen 526 Kellerer 533, 657 Kustos {= Thesaurar) 533, 656 Propst (s. auch Archidiakon) 485, 488, 520, 527 f., 533 f., 650, s. Eckelin II., Bi. v. M.; Heinrich v. Wahren; Johann I., Bi. v. M.; Rudolf v. Webau; Kurie 656 Offizial 657
Register — Propstei 402, 485 — Schatzverzeichnis 70 — Schule 155 Scholaren 528, 534 Sdiolastikus 528, 533, 656 Scholastrie 486 f. — Vikare 436, 528 — Vikarien 436 Entenplan 559 Fischteich 528 Gotthardstr. 559 Hl. Grab 444, 645 Hoftage (1107 f., 1127 f., 1134—36, 1152, 1182, 1203, 1213, 1252) 560 Juden 559 Kammer 501 Kaufleute 160 Kaufmannssiedlung 25 Kirche 148, 154, 156 Königshof 155, 559 Kreis 396 Küchenamt 556 f. Markt 72, 559 — Freiheit 528 — Siedlung 404 — Zoll 528 Maximuskirche 402 — Nikolaialtar 435, 644 Michaeliskirche 402 Ministeriale 148, 154, 157, 539, 558, s. v. Zweimen Mühle 528 Münze 154, 158, 527, 529 f., 559 Neumarkt 155, 272, 401, 473 — Pfarrkirche 402, s. Thomaskirche Kollegiatstift, 1327 a. d. Sixtuskirche verlegt 402 — Siedlung 402, 559 Petrikirche a. d. Altenburg, zunächst Kanonikerstift, dann Benediktinerkl. St. Peter 70, 176 f., 184, 401, 559, 562 f., 618 — Abt 177, 500, s. Altmanns Erkenbert; Reinhard, Bi. v. M. — Hospital 177 — Kanoniker 177, 502 — Klause 177, 476 — Schule 177 — Vogtei 566 Pfalz 70, 74, 155 f., 560 Pfarrkirchen 435, 640
— — — — — — —
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Präbenden 530 f. Provinzialsynode (1157) 591 Ratsverfassung 156, 559 Rischmühle 530 Saalebrücke 559 Sixtuskirche 401 f., 439, 559, 578 — Kirchenälteste 578 Kollegiatstift von St. Thomas hierher verlegt 272 Maternialtar 435 Vogtding) 559 — Stadtgericht — Stadtkirchen 429 — Sladtvogt 527 — Synoden (1216—18) 149, 163, 454, 652 — Thomaskirche a. d. Neumarkt 272, 401, 559 Kollegiatstift, dann z. Sixtuskirche verlegt 272, 439 — Veitskirche 401 — Vogt 154, s. Adelbero; Bgr. v. Leisnig — Vogtei 152, 154, 557 f. — Zehnt 654 — Zoll 559 Mertendorf, Gm. 7 km so. Camburg/ Saale 464 Meitinskirche s. Martinskirchen Mertitz (Meinartitz), Wü. s. Mühlberg/Elbe 381 Meßkorn 583 Meßpfennige 583 Metz, St. i. Lothringen 127 Metzradt, Adelsfam. z. Milkel 382 Meuselwitz, St. i. Thür. 505 Michael, Hl. — Tag 442 Michelwitz, Gm. 9 km nnw. Meuselwitz — Kapelle 376 Mies, St. i. Böhmen — Franziskanerniederlassung 300 Mihla, Gm. 11 km n. Eisenach — Genannte, Min. d. Lgr. s. Ludolf v. M., Dompropst, Bi. v. Naumburg Mildenau, Gm. 5 km o. Annaberg/ Erzgeb. 242 Mildenfurth, Gm. 3 km n. Weida 19 — Prämonstratenserstift 170, 176, 237—239, 330, 371, 571, 623 Armenhospital 239
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Register
Mildenfurth (Forts.) — Bücherverzeichnis 623 Chorherren 239 Kirche 239 Konvent 238 f. Küchenmeister 239 Küster 239 Prior 239 Propst 237—239, 500 Senior 239 Subprior 239 Vogtei 237 — Schloß 239 Mildenstein, Bg b. Leisnig 82 — Genannte, Rmin. 81—83, 454, 499, s. Arnold Militärverfassung 540 Miliisch, St. i. Schlesien — Bgward 39 Milkel, Gm. 14 km n. Bautzen — Kirche 382 — Kirchspiel 383, 638 Milstridi, Gm. 7,5 km no. Kamenz — Genannte s. Nikolaus Miltse, westl. Oberlausitz 44 Mineme s. Meineweh? Minkwitz, Gm. 4 km so. Leisnig — Genannte, naumb. Min. 550 Minoriten s. Franziskanerorden Missale Romanum 442 f. [38] Mißlareuth, Gm. 15 km sw. Plauen Mittelitalien (s. auch Italien, Ob.-, Süd-I.) 112 Mittelrhein (s. auch Rhein, Ndr.-R.) 21 Mittelsachsen 392, 395 Mittenwalde, St. 20 km so. Berlin 41, 607 — Bgward 42 Mittweida, St. 18 km nno. Chemnitz (s. auch Alt-M.) 392, 396, 419 — Marienkirche 389, 395, 639 — Terminierhaus d. Dominikanerkloster-Freiberg 321 Modena, St. i. Ob.-Italien — Bi. s. Wilhelm v. Sabina Möbius, Georg, Rektor u. Dr. theol. z. Leipzig, Vf. d. Neuen Merseburgischen Chronica (1668) 402 Möller, Andreas, Arzt und Chronist z. Freiberg (f 1660) 309 Mönche, iroschott. 165
Mönchgrün, Gm. 4 km w. Schleiz 345 Mönchsdorf (Monichisdorph), Wü.b. Koßdorf/Wenzendorf, 10 km s. Falkenberg/Elster 381 Mönchtum 166, 337 Mohsdorf, Gm. 9 km sw. Chemnitz 581 Moiko, Vogt d. Landes um Bischofswerda u. Stolpen (1222) 84, 539 Mongoleneinfall (1241) 86 Monichisdorph s. Mönchsdorf Montreuil, St. 30 km so. Boulogne/ Frankr. — Genannte s. Albero, Eb. v. Trier Mor, Domherr z. Merseburg 537 Morgenstern, Paul, Abt d. Kl. Grünhain (R. 1486—1507) 265 Moritz (Mauritius), Hl. 182 — v. Calbe, Br. d. Dominikanerkl.Leipzig 319 Mosel, Gm. 4 km sw. Glauchau — Kirche 368 — Kirchspiel 368 — Pfarrgut 580 Mügeln (Mugelin), Gm. 9 km sw. Oschatz (s. auch Alt-M.) 88 f., 103, 285, 360, 378, 394, 397, 515, 538, 543, 654 — Bg 539, 543 Kapelle 575 — Genannte, Edelfr. 176, 360, 538, 543, s. Arnold; Siegfried — Schloß, Kapelle 360 — Vogt s. Siegfried v. M. — Vogtei 539 — Zoll 543 Mühlbacft, Gm, 9 km o. Großenhain 385 Mühlberg, St. 15 km nw. Riesa/Elbe 27, 358, 381 — Nonnenkloster 86,176, 257, 286 f., 465, 498, 627 Äbtissin 287 Fenestraria 287 — — Kämmerin 287 Kellerin 287 Konvent 287, 627 Küsterin 287 Nonnen 286 f., NN. v. Eilenburg 287 Pförtnerin 287 Priorin 287
Register Propst 286, s. Martin, Pfr. z. M. Sacrista 287 Sangesmeisterin 287 Siedlmeisterin 287 — — Unterpriorin 287 Vogt 286 Vogtei 567, 573 — Pfarrkirche 286, 430 — Sedes 494, 513 Mühlhausen, St. i. Thür. 69, 74, 143, 162, 299, 535 — DO-Schule 341 — Genannte s. Christian, Bi. v. Samland; NN. Domherr z. Meißen 535 Mühltroff, St. i. Vogtl., 15 km nw. Plauen — Herrschaft 637 — Kirchspiel 637 —• Terminierhaus d. Dominikanerklosters Plauen 322 Mülsenbach re. Nfl. d. Zwickauex Mulde, mündet oberh. Glauchau 338, 357, 368 München, St. i. Bayern 320 Münchhausen, Gm. 7 km no. Dobrilugk 19 — Kirche 385 Münnerstadt, St. i. Mainfranken 73 Münster St. i. Westfalen — Bi. 205 Mugelin s. Mügeln Mulde, Fl. i. Mittelsachsen 6, 16, 18, 23 f., 37 bis 39, 49, 72, 117, 140, 148, 151, 158, 161, 179, 19-1, 362 f., 366, 368, 391, 410, 419, 486, 489, 507 f., 518, 536, 53S, 543, 606, 653, 658 — Archidiakonat 353, 369, 486 f., 489, 494, 651 — Freiberger 217 f. — Herrschaften 389 — Land 252 — Sedes 651 — Sprengel 605, 635, 649 Karte 650 — Zwidcauer 13, 18, 37, 196, 228, 262, 373, 406, 486, 536 Muskau, St. an der Neiße — Kirchspiel 383 Mutzschen, St. 11 km ono. Grimma — Genannte, Edelfr. (?) s. Albert 46 Schlesinger II
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Mylau, St. 5 km so. Greiz 373, 421, 440 — Genannte, Rmin. 373 — Kirche 345, 373 — Land 373 Mystik, rel. Geistesbewegung 320, 448, 631
N Narbonne, St. i. Südfrankreich — Franziskanergeneralkapitel (1260) 629 Naschhausen (Nashusen), Siedlung südl. unterhalb d. Bg Altenburg, i. d. Stadt aufgegangen 407 — Pfarrkirche St. Martin 407, 640 Nauberg, Gm. 8 km nw. Leisnig — Kapelle 379 — Kirche 378, 577, 638 — Pfr. 379, 577 Nauenhain, Gm. 6 km nw. Rochlitz — Kirche 636 Naumburg/Saale, St. i. Sa.-Anh. 15 bis 17, 25, 32, 48, 54, 56 f., 59, 61 f., 70, 93, 111 f., 115, 117, 119—122, 124, 126 f., 129, 131 f., 134 f., 138 f., 142, 144, 146 f., 152, 159, 165, 178 f., 182 f., 196, 200, 252, 281, 320, 356, 391, 402 f., 405, 408, 418, 425, 432, 442, 445, 458, 470, 478, 487 f., 496, 507, 521, 544, 546 bis 548, 551—553, 559 f., 585, £91, 593, 608, 612 f., 640, 658 f. — Archidiakone 490 f.', 499, 534, 650 — Archidiakonate 122, 484 f., 488 f., 649—651 — Archipresbyter 496 — Aue 544 — Bi. 17, 24, 37, 52, 63, 74, 84, 105, 107, 116 f., 119, 122, 126, 137, 139, 141, 151, 154, 163, 179—181, 196 bis 204, 212, 235, 253 f., 261, 265, 274, 277, 279, 282, 303, 328, 346, 374', 383, 403 f., 418, 431, 434, 482, 489, 503—505, 507 f., 521 f., 529, 534, 537, 544—556, 562, 564, 570 bis 572, 575, 582, 588 f., 594 f., 608, 618, 646, 652, 658, s. Berthold I. v. Boblas ; Berthold II.; Bruno v. Langenbogen; Dietrich I.; Dietrich II. v. Wettin; Eberhard II. v.
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Register
Seeburg; Engelhard; Friedrich v. Goseck; Günther v. WettinBrehna; Heinrich v. Grün(en)berg ; Ludolf v. Mihla; Meinher v. Neuenburg; Richwin; Rudolf v. Saaleck-Nebra; Udo I. u. II.; Walram, Domherr z. Bamberg; Wichmann [659] Naumburg (Forts.) — Amtmann 548, Besitz 551 Hof 146, 552 Kämmerer 548 Kanzlei 502, 551, 652 Marschall 548 Notar 501, s. Heinrich Protonotar 502 Rat 522, 549 Schenk 548 Schreiber 501 Siedlung 604 Thesaurar 656 Truchseß 548 Villikus 548, 659 Wahlen 655 — Btm. 7, 13, 15, 17, 24, 37—39, 53, 55—58, 61 f., 65—69, 111—121, 124, 134—136, 140 f., 143 f., 146, 156, 163, 165, 172, 182 f., 190, 195, 200, 211, 213, 233, 235, 237, 244 f., 268, 276, 278, 299—302, 337, 339, 352—355, 362, 367, 375—378, 388, 413, 426 f., 432 f., 447, 484—487, 490—495, 497, 499, 502—504, 508, 510—512, 516—518, 524 f.. 527 f., 530, 532, 537, 544, 547, 551, 558, 561, 572, 582,590—592, 596, 600 f., 605 f., 613, 616, 618, 635 f., 649 f., 654, 660 Karte 650 — Bürger 552 f. — Bg 552, 608 — Bgr. 548 — Dekanate 495 Grenzen 605 — Diözesansynode 499 f., 652 — Dom, Kathedral-, Stiftskirche St. Peter u. Paul 92 f., 123—128, 130 bis 135, 140, 146 f., 180, 196, 210, 231, 239, 403, 433, 438 f., 444, 461, 466, 500, 552, 590, 612 f., 640, 644, 656. 659
Altäre 437, 644 Bau 465, 613 Meister 613 Werkstatt 96, 99, 239, 364/5, 612 f. Freiheit 403, 552, 612 Kapellen 437, 644 Kirchspiel 403 Westchor 92 f., 123—125, 127 bis 130, 132 f., 170, 217, 437, 4G1, 611—613, 642 — Dom-, Hochstift 57, 62, 117—121, 125, 130, 132, 131—144, 1-17, 151, 175! 179, 212, 278, 500, 537, 545 bis 548, 555, 613, 658 Archiv 614 Besitz 555 Dekan 438, 533 f., 656, s. Berthold v. Boblas Dekanate 493 Herren 59, 117, 121 f., 126 f., 140, 145, 196, 438, 490 f., 4Ö6, 499, 521 f., 524, 531, 533 f., 590, 596, 656 f. s. Albert v. Griesheim; NN. v. Allerstedt 536; NN. B.§r. Altenburg 536; NN. Gr. v. Buch 536; Dietrich v. Crimmitschau; Dietrich v. Gatlersleben; Dietrich v. Wettin, dann Bi. ; NN. v. Flößberg 536; Gerlach v. Heldrungen; Heinrich v. Weiieburg; Hugo v. Wartha; NN. Gr. v. Kirchberg 536; NN. v. Kötzschau 536; NN. v. Kohren 536; Konrad; NN. v. Langenberg 536; NN. Bgr. v. Neuenburg 536; NN. v. Osterfeld 536; Otto v. Lobdeburg; Petrus v. Hagen; NN. v. Saaleck; NN. Bgr. v. Starkenberg 536; NN. v. Straßberg 536; NN. v. Tannroda 536; Ulrich v. Colditz; NN. v. Vippach 536; NN. v. Voigtstedt 536; Volkwin; Wilhelm, Mag.; NN. V. Woiftitz 536; NN. v. Zangenberg 536; NN. v. Zschocher 536 — Kurien 552, 656 Kämmerer 533 Kantor 438, 533, 656 Kantorei 486, 651
Register — Kapitel 58, 62, 66, 79, 111, 116, 121—124, 126, 129, 132, 134, 137 f., 140 f., 145, 147, 179, 205, 403, 429, 465, 490 f., 502, 522, 524 f., 529 bis 534, 536 f., 544, 547, 550, 552, 591, 593, 598, 613, 648, 654 f. Archiv 655 Gebäude 656 •— Kapläne s. Friedrich — Kellerer 533 — Kustos (== Thesaurar) 533, 656 — Leute 44 — Oboedientiarius 530 — Propst 117, 121, 124, 128, 140, 146, 356, 403, 436, 486, 488, 496 f., 529 f., 533, 547, 552, s. Berthold v. Boblas; Bruno v. Langenbogen; Dietrich; Hartmann; Ludolf v. Mihla; Meinher v. Neuenburg Ardiidiakonat 486, 488, 496 Kurie 656 — Propstei 494, 530, 547, 656 Güter 529, 656 — Scholaren 433, 531, 644, s. Dietrich u. s. Schw. Basilia — Schule 531, 549 scolaris 549 — Schulmeister 531, 533, s. Petrus v. Hagen — Subdiakone 531 — Vikare 14, 436, s. Walung Genannte s. Hermann Georgenklosler, Benediktiner, zuvor i. Kleinjena 57, 59, 64, 66, 179—181, 183 f., 190, 215, 403, 460, 471, 475, 496, 544, 552, 562, 566 f., 570 f., 618 — Abt 181, 402, 460, 500, 591, s. Berthold; Friedrich v. Goseck — Kämmerer 181 — Kellermeister 181 — Kustos 181 — Ministerialität 181 — Mönche 431 — Pfarrkirche 59 — Prior 181 — Taufkirche St. Margarethen 182, 402
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Untervögte 566 Vogt 566 Vogtei 181, 567 — Georgenstr., -gasse 180, 402 — Gericht 142, 659 — Hl. Grab 444 — Hof d. Kl. Pforte 214 — Holzmarkt 403, 551 — Hospital St. Marien-Magdalenen, ab 1144 in Pflege d. Georgenkl. 57, 59, 182, 402, 645, 648 Kapelle 59 Kirchspiel 402 — Jakobskirche 402 f., 551, 659 Kirchspiel 403 — Jakobstor, -gasse 403, 552 — Kaufmannsiedlung 25, 553, 659 — Kirche 58, 121, 123, 127, 129, 136 Pfr. 444, 587 — Kreis 394 — Lorenzhospital, dem Moritzkl., dann dem Kl. Frauenprießnitz übereignet 197, 280, 473, 649 — St. Margaretenkirche Kirchspiel 402 — Marienkirche, s. 1252 Dompfarrkirche neben dem Dom 123, 404, 440 Hof 404 Pfarrei 404 Pfr. 434, 644 Vikare 434 — Marien-Magdalenenhospital 471, 648 — Markt Platz 403, 552, 659 Siedlung 404 Zoll 552 — Meßbücher 442, 645 — Ministeriale 57, 139, 203, 521, 548—550, s. NN. v. Altenburg 550; nn. v. Bircha 550; NN. v. Blisna 550; NN. v. Bünau 550; Dietrich scolaris; NN. v. Gostelitz 550; NN. v. Gröbitz 550! Günther v. Bünau; NN. v. Hagen 550; NN. v. Heukewalde 550; NN. v. Hohenmölsen 550; Hugo v. Schönburg/Rudolstadt; Hugo v. Tribune/Schönburg; NN. v. Krossen 550; Ludwig v. Krossen;
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Register
NN. v. Minkwitz 550; NN. v. Nonnewitz 550; Otto v. Graitschen; NN. v. Predel 550; NN. v. Rochlitz 550; NN. v. Streckau 550; NN. v. Strehla 550; NN. v. Zeitz 550 Naumburg (Forts.), Moritzkloster, Augustiner-Chorherren, vor 1119 Kanonissenstift 52 f., 65 f., 179, 182, 195, 197, 245 f., 280, 403, 430, 544, 552, 562, 618 bis 620 Chorherren 196, 430, s. Albero, Propst z. Lausnitz 236; NN. v. Heldrungen 197; NN. v. Lobdeburg 197 Konvent 197 Propst 196, 591, s. Christoph I.; Hermann v. Lengefeld; Peter Sdiöbel Vogt s. Gottfried v. Teutleben — — Vogtei 195 — Münze 548 — St. Othmarkirdie 403 Kirchspiel 403 — Ottenhospital Laurentiuskapelle 440 — Patriziat 553 — Präbenden 530/1 — Provinzialsynode 662 — Rat 403, 553 — Salzviertel 403 — Schenken s. Dietrich scolaris — Schultheiß 553 — Sendgericht 488 — Stadtgericht 553 — Stadtkirche St. Wenzel, Marktkirche 140, 402 f., 429, 552, 640, 643 Pfr. 402 f., s. Ulrich v. Kolditz Pfarrhof 403 — Synode 454 — Terminierhaus d. Dominikanerkl. Leipzig 319 — Vitztum 501 — Vogt 118, 546 f., 553, 566, 659, s. Dedo V. v. Wettin; Hermann v. Naumburg; Hermann v. Saaleck; Meinher (v. Werben?); Reinhard v. Boblas; Siegfried v. Hainspitz
— Vogtei 118, 120/1, 137, 142, 198, 546 f. — Zehnt 504, 653 — Zoll 658 f, Naumburg a. Queis, St. i. Schlesien — Nonnenkloster 289 Nonnen s. Barbara Schröder, Priorin d. Kl. Freiberg Naundorf, Gm. 2 km o. Großenhain
22 — Gm. 8 km no. Köthen/Anhalt Kirche 357 — (Nuezedliz, Schirmene), Gm. 2 km no. Leisnig 379 f. — Gm. 8 km nw. Meißen 22 — Gm. 5 km s. Oschatz Kirchspiel 285, 360 Naunhof, Gm. 16 km so. Leipzig 148 f., 151 f., 161, 557 — Gm. 5 km no. Leisnig 379 Naußlitz (Nouosedliz), Gm. 10 km o. Kamenz — Kirchspiel 384 f. Nebra/Unstrut, Gm. 9 km s. Querfurt — Genannte s. Dietrich Neinkirgen s. Neukirch Neiße (Nissa), Ii. Nfl. d. Oder, mündet oberhalb Fürstenberg 8, 33, 42, 294, 518, 538, 542, 603, 641, 654 Nendorp, Domherr z. Merseburg 537 Nenkersdorf, Gm. 3 km n. Frohburg — Priorat d. Kl. Chemnitz 194 Nennewitz, Wü. unbekannter Lage b. Altenburg 340 — Genannte s. NN. Komtur d. DOHauses Altenburg (1248) 339; (1288) 340 — Komturei d. DO. 340 Nenther, Mönch z. Pegau, Abt d. Kl. Goseck (1153) 185 Nerchau, St. 5 km no. Grimma 140, 149 — Bgward 117, 545 Nessa, Gm. 6 km sw. Weißenfels — Genannte NN. Min. d. Hochslifts Naumburg 550 Neudobiilugk s. Semmritz Neuenburg, Bg a. d. Unstrut, 1 km o. Freyburg 48, 72, 138, 162
Register — Genannte (s. auch v. Werben), Bgr. 276 f., 557, s. Hermann; Meinher, Dompropst, Bi. v. Naumburg; NN. Domherr z. Merseburg; NN. Domherr z. Naumburg Neukirdi (Neinkirgen), Gm. 10 km nno. Bischofswerda 18, 357 f., 635 — Kirche 382 — Gm. 8 km w. Kamenz 357, 635 Kirche 352 — — Pfr. 352 Neukirchen, Gm. 5 km so. Borna b. Leipzig 357 f. — Gm. 8 km sw. Chemnitz 357 f., 635 Kirche 388 — Gm. 2 km s. Crimmitschau 357 f. — Gm. 10 km w. Dresden 357 — Gm. 5 km w. Waldenburg/Sa. 357 Neumark, Gm. 5 km no. Reichenbach'Vogtl. — Erzpriester 371, 495 — Kirche 371, 637 — Kirchspiel 371, 637 Neunaundorf, Gm. 3 km o. Herzberg/Elster 381 Neustadt/Orla, St. i. Thür. 38, 161 — St. 20 km nno. Pirna 309 Kirchspiel 383 Neustädtel, St. 4 km w. Aue/Westerzgeb. — Kirche 353 Neuzelle, Gm. 15 km 11. Guben/ Neiße — Kloster 223, 266 f., 294, 325, 386, 625, 638 Konvent 266 f. Mönche 267 Nibodiz s. Nöbdenitz Nieda, Gm. 20 km nno. Zittau — Kirchspiel 41 Niederebersbach, Gm. 12 km so. Großenhain — Kirchspiel 383, 638 Nicderelsdorf, Gm. 10 km ssw. Rochiitz 581 Niedergräfenhain, Gm. 4 km w. Geithain/Sa. — Glocken 394
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Niederlande (s. auch Holland) 21, 33, 46, 387 — Bewohner (Niederländer) 355 bis 358, 366, 385, 396, 579 Niederlausitz (s. auch Lausitz, Ob.L.) 4, 8 f., 12—14, 19 f., 27 f., 44, 88, 102 f., 225—227, 260, 265—267, 294, 322, 354, 362, 385 f., 395, 422 f., 444, 485, 487 f., 490, 493, 513 f., 616, 631, 633, 638, 545, 654 — Adel 294 — Ardiidiakonat 487 f., 430, 494, 651 — Archidiakone 491, 493, 656 — Mgrfntum 605, 630, 651 — Pröpste 493 — Städte 605 — Wendentum 638 — Zehnten 513 Niederlungwitz, Gm. 2 km o. Glauchau 357 f. Niedernaundorf, Wü. b. Sdiildau, 15 km s. Torgau 381 Niederrhein (s. auch Rhein, Mittelrhein) 21, 45, 127 Niederrossau, Gm. 4 km o. Mittweida — Kirche 392, 395 Niedersachsen 406 — Franziskanerklöster 617 — Zisterzienserklöster 617 Niederschindmaas (Syndemansdort), Gm. 2 km w. Glauchau 65, 368 Niederschlesien (s. auch Schlesien) — Siedlung 604 Nicdersteinbach, Gm. 15 km sw. Rodiii tz — Kirche 391 Niederwinkel, Gm. 5 km no. Glauchau 374 — Kirche 397 — Pfr. 374 Niemegk, Gm. 3 km o. Bitterfeld — Chorherrenstift 208 — Kirche 208 — Kirchspiel 430 Nienburg/Saale, St. 6 km n. Bernburg/Sa. — Kloster 175, 210 Niendorph s. Langennaundorf, Neunaundorf, Niedernaundorf Nigitz s. Rigitz
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Register
Nijmegen, St. i. d. Niederlanden 45 Nikolaus, Hl. 262 f., 276,404 f., 442 f., 458 — IV., Papst (R. 1288—92) 328 — v. Bibra, Dichter (1279/80) 217, 621
— v. Hainsberg (1233—69) 309 — v. Hirschfelde, Br. d. DO-Kommende Hirsdifelde (1337) 349 — Magni, Br. d. Dominikanerkl. Leipzig, Prior d. Dominikanerkl. Luckau (1401—04) 322 — Domherr z. Meißen, Mag., Ardiidiakon d. Ob. Lausitz, Pfr. z. Bautzen (1210—39) 257 f., 490, 496, 526 — v. Milstrich, Propst z. Marienstern (1348) 471 — Heinrich v. Riesenburg, Bi. von Prag (R. 1241—58) 91, 129, 291 Nimbsdien, Gm. 4 km s. Grimma 273—275 — Nonnenkl. Marienthron 155, 215, 273—275, 430, 473, 511, 565, 570 bis 573, 626, 638, 643, 653 Äbtissin 274, 276 Bursarin 276 Kämmerin 276 Kellerin 276 Kirche 274 Konvent 275 Küsterin 276 Nonnen 275, 512 Priorin 276 Propst 276 Sangmeisterin 276 Siechmeisterin 276 Unterpriorin 276 Vorsteher 276 Nipiodeviz, dsdi. Hagenendorph s. Hohendorf Nisani, slav. Landschaft a. d. Elbe b. Dresden 6, 8, 44, 101, 540, 650 — Ardiidiakon 486 f., 490 f., 493, 656 — Ardiidiakonat 494 Nischwitz, Gm. 8 km w. Crimmitschau — Kirche 375 — Kirchspiel 375 Nissa s. Neiße
Nixdorf, Gm. 16 km wnw. Rumburg/ Böhmen — Kirchspiel 40 Nobitz, Gm. 3 km o. Altonburg 604 Nöbdenitz (Nibodiz), Gm. 5 km sw. Schmölln/Thür. 18, 604, 637, 653 — Genannte, Min. d. Hochstifts Naumburg, 550, s. Gerhard — Kirche 375, 508 — Kirchspiel 375, 637 — Pfr. 375 Nördlingen, St. i. Bayern — Genannte s. Heinrich Nollendorfer Paß, Osterzgeb. zw Pirna u. Bodenbach 40 Nonnenholz, Wald d. Georgenkl. Leipzig 272 Nonnenmühle, Mühle d. Georgenkl. Leipzig 273 Nonnewitz, Gm. 5 km nw. Zeitz — Genannte, naumb. Min. 550 Norbert v. Gennep, Xanten, Gründer d. Prämonstratenserordens, Eb. v. Magdeburg (R. 1126—34) 43, 53, 169, 237 Nordböhmen (s. auch Böhmen) 607 Norddeutschland (s. auch Deutschland, Alt-D., Mittel-D., Ober-D., Ost-D., West-D.) 63, 193, 616 Nordhausen, St. i. Harz 67, 73, III, 114, 143, 150, 162, 299 — Kloster Propst s. Withego v. Furra Nordwestdeutschland 334 Normannenreich 68 Nossen, St. 15 km sw. Meißen 217, 220 f., 576 — Bg 221 — Genannte 576- NN. Domherr z. Meißen 535 — Stadtkirche 221 Kirchspiel 581, 662 Pfr. 576, 661 Nouosedlitz s. Naußlitz novatian. Ketzerei 91, 478, 649 Novzedel, Wü. b. Dobristroh 386 Noyoa, St. i. Frankreich 127 Nuendorf = Naundorf, Gm. 8 km nnw Zeitz u. Gm. Nonnendorf, 9 km sw. Gera 15
Register — = Naundorf, Gm. 15 km sw. Dresden u. Ob. Naundorf, Gm. 6 km s. Dresden 17 Nürnberg, St. i. Bayern 7 f., 63, 70, 73, 107, 113, 156, 606 — Hoftag (1209 u. 1212) 112 Nuezedliz s. Naundorf Nursia, St. i. Mittelitalien — Genannte s. Benedikt Nuslize, früher Dorf Nösselitz, jetzt vereinigt mit Gimritz-Raumitz b. Wettin 15 Nuwundorp s. Zeliz O Obercunnersdorf, Gm. 6 km s. Löbau/Sa. — Kirchspiel 41 Oberdeutschland (s. auch Deutschland, Alt-D., Mittel-D., Nord-D., Ost-D., Süd-D., West-D.) 357 Oberelsdorf, Gm 11 km ssw. Rochlitz — Kirche 391 Oberfranken (s. auch Franken, Ost-F.) 37 Obergeithain, Ortsteil v. Geithain — Marienkirche 420, 489, 636 Kirchspiel 366, 636 Obergräfenhain, Gm. 9 km sw.Rochlitz — Kirche 391 Oberhohndorf, Gm. 2 km s. Zwickau 264 Oberitalien (s. auch Italien, Mittel-I., Süd-I.) 127, 234 Oberlausitz (s. auch Lausitz, Miltse, Ndr.-L., Zagöst) 7 f., 12—14, 18 bis 20, 23, 27, 30, 40 f., 47, 49 f., 81—84, 86, 89, 96, 102 f., 108, 257—260, 290, 293 f., 301, 347 f., 357, 362, 383, 385 f., 395 f., 444, 485, 487, 514 f., 517, 519, 538, 540 bis 542, 572 f., 604, 610, 624/5, 630, 638, 654, 658 — Archidiakon s. Nikolaus, Domherr z. Meißen — Archidiakonat 257, 487, 490, 494 — Archipresbyter 651 — Bischofszehnte 654
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— Klöster 301, 616 Oberlungwitz, St. 2 km s. Hohenstein-Ernstthal 263 — Hof d. Kl. Grünhain 264 Oberpfalz, südostdeutsdie Landschaft 21, 37 Oberschlesien (s.auch Schlesien) 106 Oberseifersdorf, Gm. 5 km n. Zittau — Hof d. Kl. Marienthal 291 Oberthau, Gm. 5 km w. Schkeuditz — Kirche 157 Obhausen, Gm. 4 km no. Querfurt 520, 654 Obra, Ii. Nfl. d. Warthe i. Polen 227 Ochsenfurt/Main, St. i. Bayern 320 Ochsensaal, Gm. 15 km no. Würzen — Kirche 390 f. Ochtrad, Mönch d. Kl. Berge, Abt d. Benediktinerkl. Merseburg (n. 981) 177 Oder, dschr. Strom 39, 41 f., 265, 386, 396 Oderan, St. 15 km o. Chemnitz 27, 40, 357, 388 — Kirche 580 Oegein, Gm. 3 km o. Beeskow/Mark 294 Oelsnitz, Gm. 9 km no. Großenhain — Kirche 352 — St. i. Vogtl. 370, 395 Pfarrkirche 370 Terminierhaus d. Dominikanerkl. Plauen 322 ösel, Ostsee-Insel vor Estland — Bi. s. Gottfried Österreich, mitteleurop. Land 544 — Hz. s. Friedrich Oetzsch, Gm. 5 sw. Markranstädt 364, 636 — Glocken 394 — Kirche 364, 577, 636 Olbernhau, St. i. Erzgeb. 476 Oldisleben, Gm. 8 km so. Frankenhausen am Kyffhauser — Kloster 185 Abt s. Hillin; Lupert Olmütz, St. in Mähren — Btm. 335 Olschwitz, Wü. s. Leipzig 351 — Kirchspiel 366 Oppeln, St. i. Schlesien — Hzgtm. 215
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Register
Oria, St. i. Süditalien — Genannte s. Reinher Orla, re. Nfl. d. Saale, mündet b. Orlamünde 38 — Gau 38, 486 — Land 252 Orlamünde, St. a. d. Saale — Genannte s. Elisabeth Orosius, Paulus, Kirchenschriftsteller Vf. d. Hist. adv. paganos (um 413/6) 224 Orta, St. i. Ob. Italien — Genannte s. Paulus Ortolf, Ritter, Bgmann d. Bg Döben b. Grimma (1218—44) 387 Ortrand, St. 30 km o. Riesa 120, ,44, 551 Ortulf, Orgelbaumeister (1382) 314 Orvieto, St. i. Mitlelitalien 102, 141 Oschatz (s. auch Alt-O.) St. i. Sachsen 27, 117 f., 120, 143, 254, 381, 392, 396, 515, 551, 630 — Amt 630 — Bürger, NN. Nonne i. Kl. Döbeln 288 — Franziskanerkl. 301, 306 Älteste 307 Bibliothek 307, 630 Gardian 307 Kirche 306 Küster 307 Mönche 306 f., 309 Prediger 307 Provinzialkapitel (1246) 306 Vizegardian 307 — Kreis 394, 639 — Rat 306 — Sedes 494 — Stadtjahrrente 306 — Stadtpfr. 307 — Terminierhaus d. Dominikanerkl.-Freiberg 321 Osdiersleben/Bode, St. i. SachsenAnhalt 72 Oschitz, Gm. 2 km sw. Schleiz — Kirche 373 Osfurt, Wü. b. Memleben/Unstrut 213, 222 Osma, St. i. Spanien — Bi. s. Diego Osnabrück, St. i. Ndr .-Sachsen — Zehntstreit 591
Osseg s. Großenhain Ossegk, Gm. 8 km w. Teplitz/ Böhmen — Kloster 215 Abt 292 Ossig (Ozzek), Gm. 5 km ssw. Zeitz 15 — Kirche 377, 397 — Kirchspiel 377, 638 Ostdeutschland (s. auch Deutschland, Alt-D., Mittel-D., Nord-D., Ober-D., Süd-D„ West-D.) 165, 603 — Btmr. 655 — Kolonisation 635, 641 — Zisterzienser 617 Osterfeld, St. 14 km so. Naumburg 268, 276 — Bg 138, 530 Kapelle 440 — Genannte, Gr. 138, 276 f., 329; NN. Nonnen z. Beuditz 276; NN. Domherr z. Naumburg 536 j NN. Schulmeister z. Zeitz (1306—13) 178 Osterhausen, Gm. 12 km ssw. Eisleben 54, 70 Osterland, Landschaft zw. Mulde u. Saale 145, 551, 609, 619, 623, 633, 640 Osterweine (auch Ostirweine), untergegangener Ort i. Zwickau 252 — (Pfarr-) Kirche St. Marien 407, 508 — Kirchspiel 253 Osterzgebirge 362, 389 Ostirweine s. Osterweine Ostmark, sächs. = Lausitz 4, 6, 8, 546 — Mgr. s. Dietrich; Ekkehard II.; Konrad Ostpreußen (s. auch Preußen), ostdschs. Land 28, 338 Ostrau, Gm. 9 km nno. Döbeln/Sa. 222
— Gm. 15 km n. Halle/Saale 205 Dekan 495, 652 Ostritz, St. 15 km nno. Zittau/Sa. 28, 39, 291, 606 — Herrschaft 291 f. — Stadtkirche 424 Ostsachsen 607
Register Ostsiedlung 1 f., 5, 16, 21, 24, 46, 89, 174 f., 266, 352, 355, 358, 362, 380, 395, 481, 487, 510, 579, 603 f. — Dörfer 636 Ostthüringen, mitteldsdie. Landschaft (s. auch. Thüringen, NordTh.) 239, 397 Otterwisch, Gm. 9 km so. Grimma 367 Otto I., dsdir. Ks. (R. 936—973) 5, 44, 47, 93 f., 98, 122, 124, 177 — II., dschr. Ks. (R. 973—983) 77, 177 — IV., dschr. Ks. (R. 983—1002) 44, 47, 87 f., 166 — IV., dschr. Ks. (R. 1198—1218) 69, 78, 81, 111 f., 147 f., 213, 248, 252, 482, 570 — Bi. v. Bamberg (R. 1102—39), Kanzler Heinrich IV. 409, 458 — III., Mgr. v. Brandenburg (R. 1220—67) 42 — IV., Mgr. v. Brandenburg, „mit dem Pfeil" (R. 1266—1308/9) 161, 327 — v. Colditz, Domherr z. Zeitz, Br. d. Bi. Ulrich v. Naumburg (1292—1324) 178 — I. v. Eilenburg (1199—1241) 286, 381, 515 — v. Eisenberg (1230—56) 576 — Bi. v. Freising (R. 1138—58) Geschichtsschreiber 47, 55, 61, 77 — v. Gorschmitz (1292) 518 — v. Graitschen, Trudiseß (1191) 549 — II. v. Lichtenhain, Ritter (1230 b. 1248) 272, 473 — v. Lobdeburg, Domherr z. Naumburg, Dompropst, Bi. v. Würzburg (R. 1207—23) 240, 427 Mönch i. Kl. Grünhain (1237—1301) 265 — IV. v. Lobdeburg-Arnshaugk (1252—89) 345 — v. Monteferrato, Kardinallegat, Diakon v. St. Nikolaus i. tull. Kerker, Bi. v. Porto (R. 1245—51) 114 -116, 122, 593, 663 — Vogt v. Pouch (1172—1214) 539 f. — v. Stendal, Bi. v. Minden (R. 1266—75) 97
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— v. Wettin, Mgr. v. Meißen, der Reiche (R. 1156—90) 6—8, 18, 26, 71, 151, 193, 196, 206, 218, 225, 228, 251, 388, 411—415, 507, 560, 569 — v. Wittenbach, Pfalzgr., Hz. v. Bayern (R. 1180—83) 64 Pfalzgr. (f 1209) 52, 112 — v. Zörbig, DO-Ritter (1223) 339 Ottokar I., Kg. v. Böhmen (Hz. 1192, Kg. 1198, * 1230) 514 — II. Kg. v. Böhmen (R. 1253—78) 91 Owesuelt s. Ausfeld Oybin, Berg u. Kurort 8 km sw. Zittau — Zölestinerkl. Bibliothek 228 Ozzek s. Großenhain; Ossig P Pack s. Johann Panitzsch, Gm. 10 km o. Leipzig 157, 557, 636 — Kirdie 367, 636 — Kirchspiel 367, 636 Pannewitz, Gm. 9 km nw. Bautzen 310 Panschwitz, Gm. 7 km so. Kamenz 292 Papendorf s. Pfaffendorf Pappendorf, Gm. 13 km nw. Freiberg — Kirchspiel 388 Papst 45, 51 f., 59, 61, 64, 68, 71 f., 75—77, 79 f., 82, 85, 101, 116, 150, 171 f., 206, 255, 262, 290, 303, 342 f., 453, 455, 472, 480, 483 f., 525, 532 f., 562 f., 571 f., 586, 588, 590—593, 595—600, 608 f., 619, 624, 630, 632, 660, s. Alexander III. und IV.; Anaklet II.; Anastasius IV.; Bonifaz VIII.; Clemens III. und IV.; Coelestin III.; Eugen III.; Gregor IX.; Honorius II. u. III.; Innozenz II., III., IV. u. VIII.; Johann XIX. u. XXII.; Lucius III.; Martin IV.; Nikolaus IV.; Paschalis II.; Paul II.; Pius II.; Urban III. u. IV.; Viktor IV. — Kanzlei 44, 124, 463
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Register
Papst (Forts.), Stuhl 50 f., 73, 82, 87, 91, 109, 147, 186, 190, 192, 206, 235 255, 438, 446, 455, 562—564, 566, 571 Papsttum 1, 7, 9, 80, 171, 480, 589 f., 599, 601 Paris, St. i. Frankreich 134, 321 — Universität 317 Paschalis II., Papst (R. 1099—1118) 186 Passau, St. i. Bayern — Bi. s. Rüdiger — Btm. 616 Patmos, griech. Insel d. Sporaden i. d. Ägäis, Verbannungsort d. Evgl. Johannes 99 Paudritzsch (Buderoz), Gm. 2 km o. Leisnig 240—242 Paul II., Papst (1464—71) 310 Paulina, Stifterin d. Kl. Paulinzella (i 1107) 189 Paulinzella, Kl. 8 km s. Stadtilm/ Thür. 189—191, 200, 619 Paulus, Apostel 305 — v. Orta, päpstl. Pönitentiar (n. 1200) 454 — Przemiankowski, Bi. v. Krakau (R. 1266—92) 348 — Bi. v. Tripolis (R. 1274—79) 141, 594 Pausa, St. i. Vogtl., 12 km nw. Plauen — Herrschaft 637 — Kirchspiel 373, 637 Pavia, St. i. Ob.Italien — Synode (1160) 63, 71 Pechau, Gm. 7 km so. Magdeburg 357 Pegau, St. 18 km ssw. Leipzig 7, 25, 31, 48, 65, 72, 184, 408 f., 519 f., 605, 641 — Amt 188 — Bg 184 — Genannte NN. Domherr z. Meißen 535 — Herrenhof 519 — Jakobskloster 5, 22, 73, 133, 150, 156, 165 167, 176, 183—188, 190 f., 193, 195, 200, 206, 210, 244, 365 f., 404, 409, 453, 458, 460, 465, 519, 561—563, 567, 570. 575, 598, 605, 619
Äbte 25, 187 f., 409, 458, 519, 599, 609, 663 s. Bero; Siegfried v. Rekkin; Windolf Bibliothek 188 f., 619 Chronist, Vf. d. Annalen (12./ 13. Jh.) 73, 184—186, 189, 365 f., 409, 413, 447, 450, 453, 456, 458, 463, 476, 519, 604, 619, 646, 649 — — Kalendar 619 Kirche 409 Mönche 5, 188, 192, 369, 431, s. Albertus Franko; Heinrich Saxo; Nenther; Thimo v. Colditz Schule 188 f., Vogt 187 Vogtei 186, 573 — Markt 187, 409 — Münze 187, 409 — Nikolauskapelle, -kirche 404, 409, 641 — Oberstadt 409 — Ottenkirche i. d. Niederstadt 186, 409, 641 Propst 409 — Stadtkirche St. Lorenz 409, 424, 458, 641 — Terminierhaus d. Dominikanerkl.-Leipzig 319 — Zoll 187, 409 Peißen, Gm. 6 km o. Halle/Saale — Kapelle 440 Penig, St. 15 km ssw. Rochlitz (s. auch Alt-P.) 37 f., 395, 397, 419 — Herrschaft s. Drachenfels — (Marien-) Kirche 419, 642 — Kirchspiel 620 — Propstei d. Kl. Chemnitz 194 Perugia, St. i. Mittelitalien 121 Peter u. Paul, Hl. 646 Fest 442 f., 645 — Rybestral, Prior d. Dominikanerkl. u. Prof. d. Theol. a. d. Univ. Leipzig (1401—4) 320 — Schöbel, Propst d. Moritzkl.Naumburg (um 1385) 196 Petersberg, Gm. 5 km nw. Eisenberg/Thür. — Kirchspiel 626 — Nonnenkl. 279, 626 Äbtissin 279 Kellerin 279 Konvent 279
Register
Küsterin 279 Nonnen 279, s. N N . v. Lobdeburg Priorin 279 Propst 279 Vorsteher 279 — Kl. s. Lauterberg Petrus, A p o s t e l 75, 206, 257, 305, 443, 459, 562 — Stuhlfeier 75 — v. Cornegliaco, Eb. v. Sorrent (R. 1268—78) 97 — v . Hagen, Mag., Scholastiker z. Naumburg (1230—63) 134 f., 526 €14 — Lombardus, T h e o l o g e u. Phil., Bi. v . Paris (R. 1158/9—60) 75 — Ruzinus, Domherr z. Meißen 535 Pfaffendorf, Stadtteil n. v o n Leipzig 598, 661 Pfaffroda, Gm. 4 km no. Meerano/ Sa. 22, 195, 605 Ptahgr. s. Friedrich v. Goseck Pfeiffer, David, Leipziger Chronist 17. Jh. 412 v. Pflug, N N . 318; N N . Äbtissin d. Georgenkl.-Leipzig 273 Pforte, KI. 3 km sw. Naumburg 24, 53, 57, 59, 66, 70, 114, 116—118, 124, 135, 140, 198, 200, 212—219, 221—224, 227, 242, 403, 427, 431, 433, 439, 445, 458, 463 f., 466, 471, 475, 522, 544 f., 564 f., 569—571, 573, 608, 621 f., 643 f., 648 — A b t 202, 216, 274, 292, 500, 591, s. Albert Kapelle 217 — Ackermeister 216 — Baumeister 216, s. A l b e r t — Bibliothek 216 — Fürstenhaus 217 — Gartenmeister 216 — Hintersassen 569 — Hospital 469 Meister 215 — Kantor 215 — Kellermeister 215 — Kirche 212, 217, Nebenaltäre 435, 644 W e s t w e r k 621 — K o n v e n t 215 — Konversenmeister 216
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— Kustos 215 — Landesschule 217, 621 — Mönche 213—216, 219, 276, 464 — Pförtner 215 — Prior 215 f. — Schatzmeister 216 — Schuhmeister 216 — Siedienmeister 215 — Subprior 215 — Unterkellermeisler 216 — Unterpförtner 216 — Viehmeister 216 — W e b m e i s t e r 216 — Weinmeister 216 Pfuhlsborn, Gm. 6 km no. Apolda/ Thür. 549 Philipp, dschr. Kg. (R. 1198—1208) 19, 52, 69, 74, 79, 111 f., 147 f., 187, 198, 207, 235, 252, 290, 349, 406, 482, 525 Piestel, Gut 8 km so. Torgau 254, 256 Pirna/Elbe, St. i. Sachsen 12, 27, 101, 106—109, 309, 443, 450 f., 529, 576, 611, 631 f., 646, 661 — Amtshauptmannschaft 606, 632, 639, 658 — Beginen 335, 633 — Bg 101 — Dominikanerkl. 319, 323, 335, 631 A l t e s t e 324 Bibliothek 324 Cursor 324 Friedhof 323 Kirche 323 K o n v e n t 323 f., Lesemeister 324 Mönche 323 f., s. Johann Lindner Prior 323 f. Subprior 324 Totenbuch 323 — Elbtor 323 - - Ephorie 632 — Kaplan 451 — Kirchenälteste 578 — Kreis 604 — Museum 323 — Nikolaikirche i. d. Vorstadt 419 — Pfarrkirche St. M a r i e n 335, 419, 451, 642 Friedhof 451 — Rat 323
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Register
Pirna (Forts.), Sedes494 — Stadtpfr. 323, 451 Pissen, Gm. 10 km w. Leipzig 364 — (Pfarr-)Kirche 364 — Kirchspiel 364, 636 — Pfr. 364, 636 Pius II., Papst (R. 1458—64) 302 Planitz, St. 4 km s. Zwickau — Kirche 361 Plass (Ploß), jetzt Plasy, Gm. 9 km sw. Karlowitz/Böhmen — Kloster 215, 228 Mönche 228 Platten, Gm. 5 km sso. Johanngeorgenstadt Sa. 38 Plauen, St. i. Vogtl. 15, 27, 321, 332 f., 341, 343, 506, 512, 577, 579, 631, 633, 653 — Amt 321, 631, 633 — Ardiidiakon 342 f., 485 — Archidiakonat 487, 650 — Beginen 333, 335 — Bürger 343, s. Canis — Dekanat 494 f. — Deutschordenshaus 335, 341 bis 344, 346, 633 Brüder 342 Hof i. d. Neustadt 335, 341 f. Kellermeister 343 (Pfarr-)Komtur 342 f., 346, 372, 485 Komturei 633 Küster 343 Prior 342, 346 Schulmeister 342 f. Spitalmeister 342 f. Trappier 343 Vicekomtur 343 — Dominikanerkl. 319, 321 f., 329, 333, 631 f. Konvent 321 f. Mönche 322, s. Heinrich v. Plauen; Heinrich u. Günther v. Schwarzburg; Heinrich v. Weida; NN. v. Pohl; NN. v. Schönburg; NN. Vögte v. Gera; Volkwin; Walther; NN. v. Wolfersdorf Prior 321 — Elsterbrücke 342 — Erbbuch 631, 633 — Genannte s. Heinrich —- Herrschaft 370
— Hospital 342, 474 — Johanniskirche 30, 341 f., 356, 367, 370, 421, 424, 443, 465, 468, 484, 505, 507 f., 581 f., 645 — Kirchspiel 342, 355,367—372,582, 637 — Münze 342 — Pfr. 342 — Schulwesen 633 — Seeelbad 469, 648 — Stadtschreiber 343 — Vögte 329, 337, 342, 369 f., 460, 535 Pleiße, Fl. in Westsadisen 212, 363, 408 — Gau 15 f., 18, 21, 54, 57, 182 f., 197 f., 211 f., 233, 242, 362, 375, 390, 486, 504—506, 545, 550, 653 Ardiidiakon 57, 262, 484, 497, s. Heinrich v. Werleburg, Domherr z. Naumburg; Witrad, Dekan d. Stiftskirdie-Zeitz Archidiakonat 486, 489, 494, 651 Dekan 497, 652, s. Beringer, Pfr. z. Jerisau Geschichte 653 Königsgut 5 — — Königswald 194 Landrichter s. Albrecht III-, Bgr. v. Altenburg; Hugo v. Wartha — Reichsterritorium 7, 9—11,13, 27, 29 f., 37, 47, 65, 90, 106, 109, 113, 117, 233 f., 262, 282, 338 f., 341, 390, 421, 536, 570, 603 Sprengel 353, 487. 483, 497, 605, 635, 649 Karte 650 Plisne, s. Pleißengau Plötzkau, Gm. 9 km s. Bernburg/Sa. — Genannte, Gr. s. Bernhard Plohn, Gm. 8 km so, Reichenbach/ Vogtl. 373 - Kirche 345, 373 Pohl, Gm. 6 km nno. Plauen •— Genannte, NN. Brü. i. Dominikanerkl.-Plauen 321 Pöllwitz, Gm. 5 km so. Zeulenroda. Thür. — Kaplan 372 Pößneck, St. i. Thür. 38
Register Pölbitz, Gm. 4 km o. Dommitzsch/ Elbe 274 Polen, osteurop. Land 43, 71, 206, 512, 535 — Btmr. 43 — Franziskanerordensprovinz 301 — Hz. s. Boleslaw II. — Johannitergroßpriorat 348 — Kriege 47 Polkenberg, Gm. 4 km nnw. Leisnig — Kapelle 378 Polonus, Domherr z. Meißen (1205) 535 Pomesanien, Landschaft i. Preußen — Domkapitel 338 Ponitz, Gm. 4 km nno. Crimmitschau — Kirche 353 Poperingen, St. i. Westflandern 554 Poppo VII., Gr. v. Henneberg (R. 1190—1245) 151 — Propst d. Neuwerkkl.-Halle (1213—43) 459 Porstendorf, Gm. 3 km s. Dornburg/ Saale — Chorherrenstift 84 Provisor 339 — Genannte, Edelfr.?, Rmin.? s. Bruno II., Bi. v. Meißen — Kapelle 433, 644 — Priester 433 — Scholar 433 Porto, suburbanisches Btm. Roms — Bi. s. Konrad v. Urach Posa s. Bosau Postorstein, Gm. 5 km o. Ronneburg/ Thür. 375, 637 (Gr.-) Postwitz, Gm. 7 km s. Bautzen — Kirche 396 — Kirchspiel 383 Pouch, Gm. 5 km o. Bitterfeld 88 — Bgward 204, 518, 539 — Genannte, NN. DO-Ritter 339 — Kirche 204 — Vogt 49, s. Otto Pouzewicz, Pozewilz s. Puonzouua Prämonstratenserorden 169 f., 237, 270, 426, 617 Prag, St. i. Böhmen 5 f., 40, 109, 192, 224 f., 228, 262, 486 — Bi. 41, 150, s. Nikolaus Heinrich v. Riesenburg
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— Btm. 38—41, 91, 290 f., 316, 348, 389, 486, 606 — Bürger 228 — Franziskanerniederlassung 300 — Genannte s. Agnes — Jesuitenkollegium 228 — Kaufleute 193 — Klarisssenkloster 325 — Universität Bibliothek 228 zisterziens. Bernhardinerkolleg 225 Predel, Gm. 7 km sw. Pegau — Genannte, naumb. Min. 550 Predigerbrüder 116, 172, 467 Predigt 258, 645 Prelauki, unbek. Grenzort zw. d. Diözesen Meißen und Lebus 41, 607 Premontre, Stammkl. d. Präinonstratenser b. Laon/Nordfrankreich 169 Pfemysliden, tschech. Fürstengeschlecht 7, 11, 101, 109 Preßnitzer Paß üb. d. Erzgeb. zw. Zwickau u. Kaaden 40 Prettin, St. 12 km nw. Torgau/Elbe 46 — Genannte, NN. Domherr z. Meißen 535 — Sedes 494 — Terminierhaus d. Dominikanerkl.-Leipzig 318 Preußen, Deutschordensland 337 bis 339, 343, 446 Landmeister s. Heinrich IV. v. Weida Pribislaus, Domvogt z. Meißen (1152—35) 539, 658 Priment, Gm. 18 km so. Wollstein/ Posen 215 Prittitz (Prizzez?), Gm. 6 km sw. Weißenfels 470 — Herrengut 271 — Hospital 276, 470, 648 — — Hospitalmeister 470 — Pfarrkirche 276, 470 Privatbuße (s. auch Kirchenbuße) 454, 647 Prizzez s. Prittitz Probsthain, Gm. 14 km sw. Torgau 23
Register
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Probstheida, Stadteil Leipzig SO 366, 412 — Ortsvorsteher 366 — Pfarrkirche 366, 636 Profen (Prouen, Provin), Gm. 9 km nno. Zeitz 355, 587, 653, 662 — Dekanat 494—496 — Kirche 198, 376, 433, 495 f., 507, 522, 579, 582, 586 f., 644, 661 f. — Kirchspiel 355, 376, 430, 582, 637 — Pfr. s. Limar, Abt z. Bosau — Priester 433, 644 Prouille, Dominikanerkl. b. Toulose 324 Provin s. Profen Prudentius v. Troyes, theol. Schriftsteller ti. Dichter (f 861) 448 Prußen, Volk i. späteren Ostpreußen 158 Püchau, Gm. 6 km nw. Würzen 539 — Genannte, naumb. Min. 550 Pulsnitz, St. 10 km sw. Kamenz 395 — Pfarrkirche 84, 347, 352, 634 — Pfr. 352 — Ii. Nfl. d. Schwarzen Elster, mündet oberhalb Elsterwerda 352, 357, 487 Puonzouua (Butzewitz, Pouzewicz, Pozewitz), slav. Landsdiaft beiderseits d. mittl. Elster oberhalb Zeitz 118—120, 139, 544, 546 Pursdienstein, Gm. 11 km o. Olbernhau/Erzgeb. — Bg 40 — Herrschaft (s. auch Sayda-P.) 10, 12 Pylatuwiz unbek. Wü. — Pfr. 387 Q Quedlinburg, St. i. Sachsen/Anhalt 70, 111 — Genannte s. Arnold — Stift 166, 506, 593 Queis, Nfl. d. Bober/Schlesien 39, 289 Querfurt, St. i. Sadisen/Anhali 240, 520 — Genannte, Gr. NN. 566; s. Konrad, Eb. v. Magdeburg; NN. Domherr z. Merseburg 537
R Rabenau, St. 10 km ssw. Dresden — Bg 390 — Kirchspiel 390 Rabenstein, Gm. 6 km w. Chemnitz — Bg 389 — Herrschaft 194, 389 — Kirche 389 Rabil, Min. Fam. a. d. Gegend um Halle? — Genannte, Rmin. s. Adelheid, Nonne z. St. Georgen-Leipzig; Ekkehard, Domherr, Bi. v. Merseburg Radeberg, St. 13 km ono. Dresden 107, 109 — Genannte s. Heinrich — Sedes 494 Radeburg, St. 17 km n. Dresden 267 — Hospital 267 — Servitenkl. 267, 626 Radeck, Gm. 3 km sso. Altötting/ Bayern — Genannte s. Rüdiger, Bi. v. Passau Radewitz, Gm. 7 km o. Riesa/Elbe — Vorwerk d. Kl. Seußlitz 326 Radibor, Gm. 7 km nnw. Bautzen — Kirchspiel 383 (Klein-) Radmeritz, Gm. 8 km no. Löbau 108 Rahewin, Geschichtsschreiber (t zw. 1170 u. 1177) 77 Ranstädt s. Markranstädt Rasephas, Orts teil von Altenburg — Genannte, Edelfr., später naumb. Min. 550 Rastenberg, St. 12 km o. Kölleda — Bg 142, 551 Rathen, Gm. 10 km o. Pirna — Genannte NN. 99 Rauda, Gm. 3 km so. Eisenberg/ Thüringen — Kirche 414 Rauenstein, Gm. 12 km nw. Olberhau/Erzgeb. 40,389 — Bg 389 — Kirche 389 Rauental, Stadtteil v. Meißen 242 Ravengiersburg, Gm. 6 km o. Simmern/Hunsrück
Register — Augustineichorherrenstilt 617 Rechenberg, Gm. 18 km ssw. Dippoldiswalde/Erzgeb. 12 — BÜ 40 Recht — kanonisches 84, 229, 251,480, 492, 505, 514, 525, 534, 598 — röm. 77 f., 610 Reformationszeit 36, 39, 104, 187 f., 194, 197, 200, 205, 208, 210, 217, 223 f., 236, 238, 242, 249, 257, 260, 263, 267, 273, 279, 282, 302, 304 f., 320, 322, 324, 326, 331, 335, 340, 342, 347, 353—355, 358, 364, 371, 373, 377, 382, 389 f., 406 f., 410, 414, 429, 437, 461, 485, 508, 511, 513, 515 f., 577 f., 616 f., 621, 624, 627, 629—631, 633, 636, 640, 643, 658 Regensburg, St. i. Bayern 16, 45, 60, 67, 412 — Btm. 37 f., 346, 605, 662 — Genannte s. Berthold — Kloster St. Emmeram Mönche s. Boso — Reichstag (1274) 105 Regis, St. 5 km sw. Borna b. Leiznic; 117—120, 545, 555 f., 659 — Bg 117, 555 — Marktplatz 555 Regnitzland, nordostbayr. Landschaft 7, 37, 606 Reich 2, 4—6, 8, 10, 14, 25, 29, 43, 47, 53 f., 57 f., 67—69, 72—74, 77. 79 f., 101, 104, 124, 133, 135, 150, 156, 167, 187—189, 193, 211, 232, 240, 481, 540, 562—564, 567, 569, 571, 614 — Gut 5, 7, 19, 213 — Kirdiengut 481 — Lehen 6—8, 106 — Ministeriali tat 603 Reichenau, Insel u. Kloster i. Ober(Boden-) See 166 — Gm. 12 km sw. Dippoldiswalde/ Saale 242 Reichenbach, Gm. 4 km s. Guben 294 — Priester 650 — Sedes 494, 650 — Gm. 9 km sw. Torgau 23
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— St. i. Vogtland, 7 km so. Greiz 21, 27, 344 f., 373, 395, 516, 634, 637, 654 DO-Kommende 344—347, 634 Komturhof 345 Schule 345 (Piarr-) Kirche 344, 373, 421 Kirchspiel 372 f., 637 Pfr. 373 Unterterminei d. Franziskanerkl. Zwickau 304 Reichenberg, Gm. 8 km nw. Dresden 28 Reichenfels, Schi. 1 km w. Hohenleuben, 7 km s. Weida/Thür. 38, 373 Reick, Stadtteil so. von Dresden 242 Reims, St. i. Nordfrankreich 127 Reinhard v. Boblas, naumb. Stiftsvogt (1147—69) 546 — Bi. v. Merseburg (R. 1143—52) 70, 609 Reinhardsbrunn, Gm. 3 km s. Waltershausen/Thür. — Kloster 43, 268, 273 Reinher v. Oria, päpstl. Zehntkollektor (1276—79) 101/2, 600 Reinsdorf/Unstrut, Gm. 9 km s. Querfurt — Kloster 186 Abt s. Ludeger, Mönch z. Corvey u. Pegau Reißen, Ob. u. Unter-, Gm. 3 u. 4 km s. Buttstädt/Thür. 235 Rekkin s. Röcken Reliquien 458 f., 647 Remptendorf, Gm. 10 km sw. Schleiz 38 Remse, Gm. 5 km n. Glauchau 6, 38 — Nonnenkl. 22, 37, 66, 172, 190 f., 194 f., 200, 362, 507, 562, 570, 605, 620 f., 653 Kustos 195 Nonnen 496 Propst 195 Vogtei 195, 232 — Pfarrkirche 195 Rennersdorf, Gm. 10 km so. Löbau — Kirchspiel 41 Rennsteig, Hohenweg d. Thür. Waldes 38 Rensko v. Guzk, Ritter (1312) 316
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Register
Reuerinnenorden s. Magdalenerinnenorden Reuß, thür. Adels-, Fürstengesdilecht 13, 30, 176, 535, s. NN. Insassin d. Georgenkl.-Leipzig 273 — Oberland 649 Rhein (s. a. Mittel-Rh., Nieder-Rh.) 80, 99, 416 — Bischofsstädte 318 — Lande 554 Rheinfelden, St. 12 km o. Basel — Genannte s. Rudolf Richard I., Löwenherz, engl. Kg. (R. 1189—99) 67 f., Richenza, Wwe. Ks. Lothars (¥1141) 55 Richwin, Bi. v. Naumburg (R. 1123 bis 1125) 53, 608 Riedebeck, Gm. 5 km ssw. Ludtau/ Ndr.-Lausitz — Kirche 395 Riesa/Elbe, St. i. Sachsen 200, 620 — Ardiidiakon 202, 489 — Ardiidiakonat 487, 651 — Erzpriesterstuhl 202 — Kloster St. Marien, anfangs Benediktinerinnen, dann Augustiner-Chorherren, 1244 wieder Benediktinerinnen 23, 57, 66, 82, 117, 198, 200—204, 234, 244, 381, 485, 487, 489, 515, 517, 522, 545, 547, 562, 564, 576, 586, 605, 608, 620, 654 Äbtissin, NN. Bgrfn. v. Dohna 202 Elbfähre zw. Riesa u. Strehla 201 Kämmerin 202 Kustodin 202 Pfarrkirche 201 Priorin 202 Propst 201 f., 489, 491, s. Albert, Domherr zu Meißen; Alexander, Chorherr z. Neuwerk-Halle Propstei 987, 620, 650 f. Schatzmeister 202 — Schulmeisterin 202 — Pfr. 201 — Präpositur 202 — Sedas 494
— Vogt 573 — Vogtei 200, 573 Riesenburg, Bg 12 km w. Teplitz/ Böhmen — Genannte 30, 40, 607, s. Nikolaus Heinrich, Bi. v. Prag Rigitz s. Regis Rikdag, Wettiner, Mgr. (R. 979—985) 205 Ripertus, Ritter, Bü. z. Freiberg (1227—30) 415 Ritterorden, geistl. 165, 337, 618 (s. auch Deutscher Orden) — v. Santiago 600 Roben, Gm. 7 km nnw. Gera/Thür. — Genannte, naumb. Min. 550 Rochlitz (Rochelez), St. i. Sachsen 6, 18, 26, 192, 242, 244, 357, 387, 389, 392, 394 f., 410, 486, 493, 514, 551, 580, 603, 605, 641, 654 — Ardiidiakonat 74, 229, 489 — (Königs-) Bg 6, 25,56, 410 — Bgr., naumb. Min. 550 — Bgward 44 — Grsdiaft 229, 489, 650 Groitzsch, Wettinerlinie (ausgestorben 1210) 9 — (Petri-, Pfarr-) Kirche v. d. Bg 228 f., 344, 410, 493 — Kirchspiel 520, 654 — Kreis 394 — Land 6, 489 — Landschaft 603, 641 — Marktplatz 410 — Pfr. 520, 654 Rochsburg, Gm. 11 km s. Rochlitz — Bg 389 — Herrschaft 389 f. — (Pfarr-)Kirche 389, 392 f., 397,639 — Kirchspiel 581, 662 Rodehausen, Gm. 7 km s. Erfurt — Genannte s. NN. Domherr z. Meißen 535 Roda, Gm. 11 km no. Grimma 13 — Genannte s. Konrad Rodameuschel, Gm. 2 km s. Camburg/Saale — Kirche 378, 575, 582, 638 Rodden (Rode), Gm. 6 km nw. Markranstädt 364 Rodhewiz (Nip-rodewiz?), Wü. b. Dommitzsch/Elbe 347
Register Röbel, St. i. Mecklenburg — Dominikanerkl. 315 Röcken (Rekkin), Gm. 10 km no. Weißenfels — Genannte s. Siegfried, Abt z. Pegau Roda, Gm. 8 km w. Altenburg 551 — Genannte 550 f., 557 Röder, Ii. Nfl. d. Schwarzen Elster, mündet b. Elslerwerda 17, 352, 357 Rötha (Rothowe), St. 11 km s. Leipzig — Genannte s. Heinrich — Gerichtsstuhl 161—163 — Markt 328 — Pfarrkirche 272, 586 Röthenbach, Gm. 9 km so. Reichenbach/Vogtl. — Kirche 345 Rohnau, Gm. 10 km no. Zittau 40 — Herrschaft 291 Roitzsch, Gm. 6 km sw. Dommitzsdi/ Elbe 347 Roland, Bü. z. Freiberg u. s. Fr. Hedwig (1244), dann Mönch z. Altzelle 460, 647 Rom, St. i. Mittelitalien 61 f., 69, 73, 87, 90, 98 f., 133, 146 f., 150, 186, 295, 404, 453, 597—599, 614 — Dominikanerinnenkl. s. S. Sisto — Kirche 478, 480 — Kurie 112, 115, 145, 150, 159, 167, 173, 187, 190, 295 f., 310, 313, 324, 330, 483 f., 562 f., 571 f., 590, 593, 595—600, 616 — Peterskirche 61, 261 — Ritus 442 — Zug 53, 60, 64, 69, (1154) 48, (1209) 112 Ronneburg, St. 7 km o. Gera — Kirchspiel 374, 637 — Pfr. 374 f. Rosenkreuzbruderschaft 320 Roßwein, St. 8 km so. Döbeln 27, 220 f. — Genannte, NN. Mönch d. Franziskanerkl.-Freiberg 310 — Sedes 494 Rotenfels, Gm. 8 km so. Rastatt/Baden — Genannte s. Albert 47 Schlesinger II
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Roter Graben (Roiegrabe), Gerichtsbezirk o. Zeitz 118, 139, 142, 146, 544, 546 f. Rothenkirchen, Gm. 7 km no. Auerbach/Vogtl. 357 f. Roihowe s. Rötha Rothstein, Gm. 8 km n. Liebenwerda — Kirche 395 Rotstein, Berg 7 km o. Löbau 396 Rottenbuch, Gm. 10 km s. Schongau/ Bayern — Augustinerchorherrenstift 617 Rudelsburg/Saale, Bg 9 km sw. Naumburg 119 f., 549 — Genannte s. Hugo v. Schönburg Rudolf, Gr., mittelhochdsdie. Diditung (1170/3) 78 — v. Altenburg od. Brand, Marschall (1170, 1172) 232 — v. Dingelstedt, Eb. v. Magdeburg (R. 1254—60) 154 — I. v. Habsburg, dschr. Kg. (R. 1273 bis 1291) 10 f., 101, 105 f., 141, 144 f., 158, 161, 163, 208, 213, 232 f., 326, 556, 621 — Kaufmann Prokurator d. Franziskanerkl.-Altenburg (1314—44) 304 — v. Rheinfelden, dschr. Gegenkg. (R. 1077—80) 180 — v. Saaleck-Nebra, Bi. v. Naumburg (R. 1352—62) 402 — I. Hz. v. Sachsen (R. 1298—1356) 11 — Schenk v. Saaleck (1218—38) 181 — v. Webau, Propst, Bi. v. Merseburg (R. 1240—44) 153, 269, 524, 615 Rüdiger v. Radeck, Bi. v. Passau (R. 1233—50) 85 Ruhland/Elster, St. 25 km w. Hoyerswerda — Kirchspiel 383, 386 Rumburg, St. i. Nordböhmen 40 Ruotger v. Veltheim, Eb. v. Magdeburg (R. 1119—25) 207 Ruppersdorf, Gm. 10 km sso. Löbau — Kirche 395 Ruppertsgrün, Gm. 9 km nno. Plauen — Kaplan 372 — Pfr. 372
Register
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Ruprecht, Gr. v. Nassau, So. Kg. Adolfs v. Nassau (R. 1298—1304) 106 Rußland, osteurop. Staat 535 Rutha, Gm. 6 km so. Jena — Kirche 375 Ruzinus s. Petrus Rybestral s. Peter Ryss, Reißen b. Buttstädt?, s. dort 235 — Kapelle 235 S Saaleck, St. 9 km so. Schleiz/Thür. — Herrschaft 38 — Kirchspiel 373 — Kloster 176, 282 Saale, Fl. i. Mitteldeutschland 7 f., 13 f., 16 f., 38, 71 f., 145, 147 f., 151, 156—158, 161, 165, 167 f., 172, 174—176, 181, 183, 204, 212, 214 f., 220, 264, 298 f., 352, 357, 362 f., 365, 398, 401, 408, 413, 456, 485 f., 530, 535 f., 550, 603 f., 606, 632, 639, 641 — Gebiet 606, 650 — Kreis 208, 621 Saaledc, Gm. 7 km sw. Naumburg — Bg 119, 535 — Genannte, Edelfr., später naumb. Min. 550; s. Hermann; NN. Domherr z. Naumburg £35; Rudolf Schenk Saalfeld, St. i. Thür. 7, 25, 67, 73, 605 — DO-Haus Komtur s. Heinrich v. Kürbitz — Königsburg 25 Saara, Gm. 5 km s. Altenburg 281 Saarmund, Gm. 9 km so. Potsdam 41 Saathain, Gm. 9 km so. Liebenwerda 17, 56, 119, 604 — Bg 140, 545 Sachsen (s. auch Alt-S.) — Benediktiner 624 — DO-Ballei 347 — Dominikanerorden 631 — Franziskanerordensprovinz 301, 630 Provinzialmeister 303, 307, 325, s. Ulrich
— Fürstenhaus 621 — Hz. 539, Albreciit; Bernhard; Georg; Lothar; Rudolf — Hzgtm. 12 — Kirchenpatrozinien 642 — Klöster 194, 205 — Kgr. 626, 634 — Pfalzgr. 12 — Pfalzgrafschaft 9 f., 90, 117, 138, 545 — Provinz 612, 663 — Tertiarierinnen 336 — Zisterzienser 624 Sachsenspiegel 29, 33, 497, 560, 652, 657 Sacka, Gm. 12 km o. Großenhain — Kirche 391 Sachs. Weltchronik, Chronik i. dschr. Sprache (13. Jh.) 224 Sächssladt s. Freiberg Sagan. St. i. Schlesien — Kastellanei 39 Saint Jean de Losne, St. i. Burgund — Reichsversammlung (1162) 63, 71 Salier, dschs. Ks. u. Kghaus 3 f., 74, 78 f., 407, 409 f., 603 Saloniki, St. i. Griechenland 55 Salsitz, Gm. 2 km sw. Zeitz — Genannte, Edelfr., später naumb. Min. 550 Salza s. Langensalza Samland, ostpreuß. Landschaft — Bi. s. Christian Sando, Gm. 2 km sw. Ludkau — Hof. d. Dominikanerkl.-Ludcau 322 St. Damiano, St. i. Italien — Dominikanerkl. 324 St. Egidien, Gm. 6 km so. Glauchau 357 San Germano, St. i. Mittelitalien — Vertrag (1225) 150 St. Gallen, St. i. d. Schweiz — Kloster 166 St. Gangloff, Gm. 12 km o. Stadtroda/Thür. 358 St. Jakob, Gm. 5 km o. Zwickau 357 St. Michaelis, Gm. 10 km ssw. Freiberg 221, 358 St. Micheln, Gm. 6 km o. Zwickau 357 St. Niklas, Gm. 7 km o. Zwickau 357
Register St. Peter s. Ndr.-Lungwitz St. Sisto, Dominikanerkl. z. Rom 324, 330 Santiago de Compostela, St. i. Nordwestspanien 404, 453 (s. auch Ritterorden) Saxdorf (-dorph), Gm. 8 km wsw. Liebenwerda 380 f. — Kirche 382 Saxo s. Heinrich Sayda, St. 8 km no. Olbemhau/Erzgeb. 40 f., 486 f. — Bg 40 — Erzpriester 40, 494 Stuhl 41, 650 — Herrschaft 10, 12 — Kirche 389 — Propstei 487, 651 — Terminierhaus d. Dominikanerkl.-Freiberg 321 Purschenstein, Herrschaft 40 Scefi, ital. Adelsgeschlecht s. Klara Schakan s. Zschocken Scharfenberg, Gm. 7 km so. Meißen — Bg 101 — Silbergruben 81, 107, 610 Sdieibenberg, St. 8 km o. Schwarzenberg/Erzgeb. 38 Schellenberg, Gm. 14 km nno. Chemnitz — Bg 389 — Genannte, Rmin. 13, NN. Domherr z. Merseburg 537 — Herrschaft 389 — Kirche 389 — Kirchspiel 389 Schellsitz, Gm. 2 km o. Naumburg/ Saale — Kirche 356, 425, 635 Schenkendorf, Gm. 5 km sw. Königswusterhausen — Genannte, Schenken v. Sch. u. Teupitz 30 Scheyern, Gm. 4 km sw. Pfaffenhofen/'Ob .Bayern — Genannte s. Konrad, Eb. v.Mainz Schiebelau, Gm 8 km sso. Jena — Kirche 375 Schiedlo, Gm. a. d. Mündung d. Neiße i. d. Oder 42 — Bg 265 f., 386 47-
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— Kirche 386, 638 Schiffenberg, Augustinerchorherrenstift 5 km s. Gießen/Lahn 230 Schildau, St. 11 km sw. Torgau 18, 23, 26, 206, 208, 387, 390, 418, 564 — Kirche 418, 642 — Pfr. 387, 418 — Vizepleban 428 Schilow s. Zsdieila Schirgiswalde, Gm. 12 km s. Bautzen — Kirchspiel 383 Schirmene s. Naundorf Schkeitbar, Gm. 5 km o. Lützen — Kirche 364, 488 — Kirchspiel 363 Schkeuditz, St. 18 km nw. Leipzig 72, 148 f., 156, 557, 560 — Amt, bischöfl. merseb. 556 — Burgen 157, 556, 660 — Bgward 177 — Genannte, Edelfr. 557, 560, s. Gottschalk, Stadtvogt v. Leipzig — Mühlen 556 — Münze 556 — Zoll 556 Schkölen, St. 11 km s. Weißenfels — Bg 149, 151 — Dekanat 494 f. — Landding 30, 495 — Propstei, Zelle d. Kl. Pegau 186, 619 Schkopau, Gm. 5 km n. Merseburg — Bg 161 Schiabendorf, Gm. 8 km so. Luckau — Kirchspiel 386 Schlegel, Gm. 10 km n. Zittau — Hof d. Kl. Marienthal 291 Schleife, Gm. 12 km oso. Spremberg/ Lausitz 519 Schleinitz, Gm. 11 km w. Meißen — Genannte, Bgmannen v. Meißen? 246, 581, s. Heinrich; Johann Schleiz (Slewicz), St. i. Thür. 13, 27, 305, 583, 634, 637 — Altstadt 421 — Bergkirche 373 — Dekanat 494 f. — DO-Haus 345 f., 634 Brüder 345
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Register
Schleiz (Forts.) — Schulmeister 345 — Herrschaft 38 — Herrschaftskirche Sl. Nikolai i.d. Altstadt 421 — Neustadt 345, 421 — Pfarrkirche 345, 495, 532 Kirchspiel 373, 637 Pfr. 373 — Stadtkirche St. Georgen 421, 642 Schlesien, ostdtsches Land (s. auch O'ö.-Schlesien) 14, 28, 106, 348, 396, 654 — Franzislcanerkl. 301 — Geschichte 606, 611 — Hz. s. Heinrich I., III., IV. — Kirchenstreit (1287) 106 Schlettau, St. 5 km sw. Annaberg/ Erzgeb. 12, 38, 40, 264, 606 — Herrschaft 264 Schleuskau, Gm. 3 km so. Camburg/' Saale — Herrengut 253 Schlick s. Friedrich Schlieben, St. 10 km no. Herzberg/ Elster 516, 654 — Priester 385 — Sedes 494 Schlöben, Gm. 5 km nw. Stadtroda/ Thür. — Kirche 375 Schlotheim, Gm. 14 km ono. Langensalza/Thür. — Genannte NN. Trudisesse 141 Sdiluckenau, Gm. 8 km nw. Rumburg/Böhmen — Herrschaft 40, 607 — Kirchspiel 40 Sdilunzig, Gm. 5 km sw. Glauchau 368 Sdimannewitz, Gm. 14 km nw. Oschatz — Pfr. 387 Schmerkendorf, Gm. 2 km so. Falkenberg/Elster — Kirchspiel 382 (Bad) Schmiedeberg, St. 20 km so. Wittenberg — Sedes 494 Schmiedefeld, Gm. 15 km o. Dresden 257 — Kirchspiel 383, 638
Schmiedehausen, Gm. 4 km nw. Camburg/Saale 253 Schmirchau, Gm. 7 km so. Gera — Kirche 374, 637 — Kirchspiel 374 f. Schmölln, St. 14 km sw. Altenburg 118, 120, 212, 330, 546, 621 — Abtei, dann Benediktiner/Zisterzienserkl. 53 f., 57, 118, 165, 182, 184, 191, 210—212, 218, 562—565, 608, 618, 621
Mönche 212 — Bg 120 — Pfefferberg 211 — Stadtkirche 430, 643 Pfr. s. Alexander, Domherr z. Meißen — Terminierhaus d. Franziskanerkl.-Altenburg 304 Schmorkau, Gm. 12 km w. Kamenz — Kirche 639 Schnauder, re. Nfl. d. Weißen Elster, mündet b. Pegau 16 Schneeberg, St. 5 km nnw. Aue/ Westerzgeb. 395 — Haus d. Dominikanerkl.-Plauen 322 — Kirche 353 Schöbel s. Peter Schöna, Gm. 14 km o. Eilenburg 23 Schönau, Gm. 5 km so. Borna b. Leipzig — Kirche 397 — Gm. 15 km ono. Löbau Kirche 395 Kirchspiel 41 Schönberg, Gm. 7 km sw. Löbau 19, 84, 542, 658 — Genannte s. Dietrich — Kirchspiel 383 — Gm. 3 km no. Meerane 374 Sdiönborn, Gm. 3 km sw. Dobrilugk — Pfarrkirche 385 f., 395 — Gm. 12 km ono. Großenhain 385 Kirche 385 Schönburg, Gm. 4 km o. Naumburg 351, 551 — Bg 117, 119, 136, 139, 544, 549 — Bgmannen s. Hugo v. Tribüne — Bgward 547
Register — Genannte, Edelfr., später Rmin. 13, 24, 27, 30, 48, 87, 176, 195, 261, 282, 284 f., 293, 369, 550 f., 565, s. Fritz; NN. Nonnen i. Kl. Geringswalde 285; Hermann; Johann; NN. Br. i. Dominikanerkl. Plauen 321; Veit; Zdislaus — Gericht 142 — Haus 627 — Lande 373, 620, 637, 662 — Landesschale 284 Schöneck, St. i. Vogtl. — Genannte, Rmin. 370 — Kirche 370 Schönefeld, Gm. 10 km o. Luckenwalde/Brandenburg 41 Schönfeld, Gm. 12 km o. Großenhain — Kirche 352 Sdiönfels, Gm. 8 km sw. Zwickau 371 — -Werdau, Herrschaft 371, 637 Schöngleina, Gm. 5 km n. Stadtroda/Thür. — Kirche 375 Scholastik 172, 448 Schönau, Gm. 12 km wnw. Rumburg/Böhmen — Kirchspiel 40 Schraplau, St. 14 km so. Eisleben — Genannte 556, s. Burkhard, Eb. v. Magdeburg; Gebhard, Eb. v. Magdeburg; NN. Domherr z. Merseburg 537 Schrebitz, Gm. 10 km n. Döbeln — Bgward 326 Schröder s. Barnara Schubert s. Franz Schulplorta s. Pforte Schwaben, süddsche. Landschaft (s. auch Nord-Schw.) — Hz. 111 Schwaben, Gm. 12 km n. Glauchau 21 Schwanditz, Gm. 7 km w. Altenburg — Kirche 355 Schwarza, Gm. 5 km nw. Saalfeld — Genannte, Rmin.? s. Weifer Schwarzach/Main, Gm. 8 km no. Kitzingen — Kloster 177, 184
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Mönche s. Altmann, Abt z. St. Peter, Merseburg Schwarzburg, St. u. Bg a. d. Schwarza/Thür. — Genannte, Gr. 280, 564/5, s. Günther; Heinrich; Johann Schwarzenberg, St. 8 km so. Aue/ Erzgeb. — B | 13 — Herrschaft 38, 197, 388 Schweidnitz, St. i. Schlesien — Hz. s. Bolko Seh weinshaus, Bgbezirk i. Krs. Jauer/ Schlesien 39 Schweinitz/Elster, St. i. Sachsen/Anhalt 18, 41 Schweinshütter (Swinshut), Wü. b. Benignengrün s. Wurzbach 38 Schweiz, Sachs. 383, 606 Schwerzau, Gm. 8 km ssw. Pegau — Kapelle 376 Schweta, Gm. 7 km ssw. Oschatz — Kapelle 360, 636 — (Pfarr-) Kirche 360, 394, 580, 582 — Kirchspiel 360, 575 Scobkowe, Wü. b. Flemmingen, 4 km sw. Naumburg 213 Scorbuz, Domherr z. Merseburg 537 Sebnitz, St. i. d. Sachs. Schweiz — Kirchspiel 383 — Sedes 494 Sedulius, altchristl. latein. Dichter (1. Hälfte d. 5. Jhs.) 443 Seeburg, Gm. 11 km nno. Eisleben — Genannte, Gr. s. Eberhard; Gero Seehausen, St. 10 km nw. Wanzleben — Genannte s. Lampert Seelbäder 469, 648 Seelgeräte 464—466, 648 Seelitz, Gm. 1 km o. Rochlitz — Kirche 344 Seidenberg, Gm. 18 km sw. Lauban/ Schlesien 28, 40/1, 87, 487, 607 — Bg 49 — Sedes 494, 651 Seifersdorf, Gm. 4 km ssw. Leisnig 290 — Kapelle 378 Seifertshain, Gm. 11 km so. Leipzig 581
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Register
Seitsch, Gm. 25 km no. Glogau/ Schlesien — Bgward 39 Selau, Gm. 2 km o. Weißenfels 328 Semmritz, Gm. 8 km ssw. Schwerin/ Warthe — Kloster (Neudobrilugk) 227 Seneca, röm. Philosoph (i 65) — Handschrift 224 Senftenberg, St. i. d. Ndr.-Lausitz 28, 336 — (Land-)Kirche 423 — Kirchspiel 386 Servitenorden 170, 267, 617 — Klöster 562 Seuse s. Johann Seußlitz (Suselitz), Gm. 10 km so. Riesa/Elbe 136, 327 — Genannte, Edelfr., Bimannen v. Meißen 325 — Hof, mgrfl. 326 — (Pfarr-)Kirche 325 f., 580, 586, 661 f. —• Kirchspiel 586 . — Klarissenkloster 172,301,304,306, 308 f., 325—329, 429, 472, 513, 584, 586, 593, 629, 632, 662 Äbtissin 325 Gardian 325, s. NN. v. Dohna Konvent 325, 327 Nonnen 301, 325, s. Anna v. Eilenburg; Anna u. Beatrix v. Wettin; NN. Bgrfn. v. Dohna; Gertrud, Hzgn. v. Österreich — beabsichtigte Zisterze 223, 266, 325 — Schloß 325 Siboto, Pfr. z. Weida (1267—85) 434 Siebenlehn, St. 13 km n. Freiberg 220 f. Siebleben, Gm. 5 km o. Gotha —• Genannte s. Johann Siedlung 39-^1, 49, 56, 72, 83, 198 200 f., 242, 338 f., 354, 357, 359, 361—364, 366—369, 371, 374 f., 377, 382, 384—387, 389, 391, 399, 400, 604 f. — Bewegung 24, 27 f., 36, 59, 165, 208
Siegfried II. v. Eppstein, Eb. v. Mainz (R. 1200—30) 85, 90, 126 — (III.) v. Eppstein, Reichsverwe-
ser, Eb. v. Mainz (R. 1230—49) 126 f., 134, 138, 153, 438, 590, 613 — v. Hainspitz (1168—80), naumb. Vogt z. Schmölln 54c — v. Leisnig, Bgr. (1217—41) 152 —• Domdekan, Propst z. Meißen (1246—66) 96 — II. v.Mügeln (1215—34) 360, 380, 575 — III. v. Mügeln (1252, 1255) 285 f., 510, 539, 658 — v. Pegau, Domherr z. Meißen (1216—44) 590 — v. Rekkin, Abt z. Pegau (1185— 1223) 73, 187, 409, 6G3 — Vogt i. Wurzener Land (1154) 539 — v. Strehla, Domherr z. Zeitz (1270) 178 — Eremit z. Zscheila (v. 1180) 19, 604 Sieglitz, Gm. 6 km w. Meißen 201 Sieglitzberg, Berg 3 km sw. Lobenstein/Thür. 38 Siiridishain s. Ehrenhain Sigeboto, Eremit z. Lausnitz (v. 1132) 234 Sigena, Fr. d. Gr. Wiprecht I. v. Groitzsch (um 1050) 16 Sigibert v. Groitzsch, Rmin., Kämmerer (1168—81) 64 Sigismund, dschr. Ks. (R. 1410—37) 194 Simon, Abt. d. Kl. Buch (1467—96) 243 Sitten, Gm. 5 km. n. Leisnig — Kapelle 378 Sittichenbach, Zisterzienserkl. 7 km s. Eisleben 113, 149, 242 f., 263 — Äbte s. Walther — Mönche s. Konrad v. Krosigk, Bi. v. Halberstadt Sitzenroda, Gm. 12 km s. Torgau/ Elbe 390, 635 — Benediktiner-/Zisterzienserinnenkloster 282 f., 386, 470, 565, 627, 638, 642 f. Äbtissin 284 Kantorin 284 — — Kellerin 284 Konvent 284
Register Küsterin 284 Nonnen 282 Priorin 282, 284 Propst 282, 284 —• — Subpriorin 284 — Forst 386 — Pfarrkirche 282, 357, 386 Sizilien, ital. Insel 45, 112, 350 Slaven, osteurop. Völkergruppe 14—18, 21, 30, 33—35, 174 f., 237, 258 f., 359—361, 363, 365, 367 f., 370, 380—382, 384, 427, 497, 504, 509, 592 — Adel 30 — Bauern 34 — Brauch 504 — Dörfer 16, 33, 225, 237, 368, 383, 385—387, 504, 653 — Heidentum 427 — Hintersassen 360 — Land 661 — Namen 28 f., 643 — Namengebung 18, 28, 34 — Ortsnamen 365, 380, 385, 504 — Predigt 258, 645 —• Sozial Verfassung 481 — Sprache 444 — Stämme s. Sorben; Wenden — Wirtschaftsweise 481 — Zehnte 653 Slawus s. Johann Slewicz s. Schleiz Smurden 209 Söflingen, Klarissenkl. b. Ulm/ Donau 326 Sohland/Rotstein, Gm. 8 km ono. Löbau — Kirche 396 — /Spree, Gm. 20 km s. Bautzen 19 Kirche 382, 395 f. Sommerfeld, Gm. 7 km o. Leipzig 254, 256 — Kirche 367 — St. 23 km o. Forst 23 Sommerschenburg, Gm. 8 km so. Helmstedt — Genannte s. Dietrich v. Wettin, Gr. v. Groitzsch Sophie v. Knut, Nonne z. Greißlau (1230) 278
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— v. Wettin, To. d. Mgr. Dietrich v. Landsberg, Braut Kg. Konradins, Fr. d. Hz. Konrad v. Glogau (f 1318) 328, 477 f. Sorau, St. i. d. Nrd.-Lausitz 28, 487 — Franziskanerkl. 315, 631 Kirche 315 Konvent 315 — Sedes 494, 651 Sorben, slav. Volk, vgl. Wenden — Land 14, 24, 35 f., 653 Btmr. 14, 24 Kirche 653 kirdil. Betreuung 259, 422,437 Mission 426 — Sprache 259, 311, 444 Sornzig, Gm. 8 km sw. Oschatz 285, 360, 511, 580, 582, 636, 653 — Amtmann 360 — (Pfarr-)Kirche 285 — Kirchspiel 360 —• Nonnenkloster d. ZisterzienserBenediktinerinnen Marienthal 176, 285 f., 360, 510, £38, 570 f., 575, 627 Nonnen 286, s. NN. aus Grimma 286; NN. v. Limbach 286 Propst 286, s. Johann Kule Sorrent, St. i. Mittelitalien — Eb. s. Petrus v. Cornegliaco Sosa, Gm. 4 km o. Eibenstock/Erzgeb. — Kirche 353 Souki s. Hermann Spanien, westeurop. Land 458, 517 — Patriarch 453 Spannseil s. Konrad Speyer, St. a. Rhein 45, 62, 54, 67, 69, 74, 299 — Btm. 74 Spielberg, Gm. 5 km waw. Bad Kösen 215 Spolienrecht 482 Spree, Fl. i. d. Ndr.-Lausitz u. d. Mark Brandenburg 41 f., 265, 396 Spremberg, St. i. d. Ndr.-Lausitz 28 — Sedes 94 — Stadtpfarrkirche 423 — Wend. Kirche 423 Stablo, St. i. Belgien — Genannte s. Wibald
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Register
Stadtroda, St. i. Thür. 27, 280, 358, 624 — Nonnenkloster 279 f., 5ü4 f., 626 Äbtissin 280 Kapläne d. Propstes 280 Kirche 280 Konvent 280 Küsterin 280 Nonnen 280 Priorin 280 Propst 280 Vorsteher 280 Stange, Ritterfam. d. Pleifienlandes s. Dietrich Stangenberg, DO-Bg b. Christburg/ Westpreußen 338 Stangendorf, Gm. 6 km no. Zwickau 338 Starkenberg, Gm. 8 km w. Altenburg — Genannte, Bgr. (s. auch v. Tegkwitz) 176, 281, s. Agnes; NN. Domherr z. Meißen 535; NN. Domherr z. Naumburg 538; NN. Domherr z. Zeitz 178 Starzeddel, Wü. b. Neuzelle 266 Staucha, Gm. 10 km so. Oschatz 360 — (Pfarr-)Kirche 287 — Kirchspiel 360 f., 636 — Nonnenkloster, nach Döbeln verlegt 173, 176, 287 f., 361, 564, 627, 636 Nonnen 288 — Vorwerk d. Kl. Staucha-Döbeln i. Ob-St. 288 Staufer, mittelalterl. Herrschergeschlecht 3 f., 10, 13, 29, 69, 75, 77—80, 105, 111, 115, 126, 134, 147 f., 153, 231, 401, 407, 409, 526, 570, 603, 609 f. Steegen, Gm. 15 km sw. Chemnitz 581 Stein s. Posterstein — (Harten-)-Grünhain, Rmin.?, Min. d. Mgr.? s. Heidenreich Steinbach, Gm. 15 km so. Altenburg 37 — Fl. w. Penig 37 Steinigtwolmsdorf, Gm. 15 km ssw. Bautzen — Kirchspiel 383
Stendal, St. i. d. Altmark 554 — Genannte s. Otto, Bi. v. Minden Stephan Freidank, Bü. z. Freiberg, Prokurator d. Franziskanerkl. (1443—78) 310 Sternberg, Schloß 10 km no. Pyrmont — Genannte s. Albrechtj Heinrich; Konrad Steudten, Gm. 17 km sw. Riesa/Elbe — Vorwerk d. Kl. Seußlitz ?26 Stöben, Gm. 3 km n. Camburg/Saale — Kirchspiel St. Petersberg 378 Stößen, St. 9 km so. Naumburg/ Saale 329 Stolberg, St. a. Harz — Genannte s. Heinrich, Bi. v. Merseburg; NN. Domherr z. Merseburg 537 Stollberg, St. 15 km sw. Chemnitz 38, 357 — Herrschaft 388/9 — Landkirchenkreis 639 — Pflege 603, 625 — Sedes 494 (Gr.-)Stolpen, Gm. 6 km so. Pegau 519 Stolpen fJochgrim), St. 15 km no. Pirna/Elbe 18, 23, 88, 88 f., 96, 103, 309, 383, 516, 539—541, 658 — Altstadt 542 — B | 84, 92, 110, 538 — Kirchspiel 383 — Neustadt 542 — Pfr. 542 — Sedes 494 — Vogt s. Moiko Storkow, St. 15 km sw. Fürstenwalde/Mark 215 — Sedes 494 (Gr.-) Storkwitz, Gm. 2 km no. Pegau — Kirchspiel 159, 451 Strahwalde, Gm. 6 km sso. Löbau/ Sa. — Kirchspiel 41, 383 Straßberg, Gm. 5 km sw. Plauen 440 — Genannte, Rmin. NN. Domherr z. Naumburg 536 — Vögte 370, 603 — Vorwerk d. Kl. Cronschwitz 331
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Register Straßburg, St. i. Elsaß 100 — Generalkapitel d. Dominikaner (1296) 322 Strauch, Gm. 8 km nno. Großenhain — Kirche 391 Streckau, Gm. 5 km nw. Zeitz — Genannte, naumb. Min. 550 Streckewalde, Gm. 7 km no. Annaberg/Erzgeb. 242 Strehla, St. 7 km nw. Riesa/Elbe 24, 65, 117—120, 140—142, 358, 486, 546—548, 555, 640, 659 — Bg 117, 119, 545, 555 — Bgr., bischöfl. naumb. 56, 119, 546, 555, 659 — Bgrsdiaft 218, 546 — Genannte, Edelfr., Rmin.?, Min. d. Höchst. Naumburg? 30, 205, s. NN. Domherr z. Meißen 535; Siegfried; Tammo — Gericht, bischöfl. 548 — Kirche 382 — Land (provincia) 118, 120 — Marktplatz 555 — Münze 548, 555 — Pir. 659 — Vizepleban 428 — Vogt 555 — Vogtei 555 Striegau, St. i. Schlesien — Bgward 39 Striegnitz (Storkeuuitz?), Gm. 8 km s. Riesa/Elbe — Kirche 361 Strießen, Gm. 4 km sw. Großenhain 586 Süddeutschland (s. auch Deutschland, Alt-D., Nord-D., Ober-D., Ost-D., West-D.) 126, 299, 320, 412 Südfrankreich (s. auch Frankreich) 171 Südharz (s. auch Harz) 67 Sulza, Bad, St. 9 km no. Apolda/ Thür. 25 — Propstei 70, 156 Sulzbach, St. i. d. Ob. Pfalz — Genannte s. Bertha Supan 34 Suselitz s. Seußlitz Sutri, St. i. Mittelitalien — Synode (1046) 76
Swinshut s. Schweinshütter Syndemansdorl s. Ndr. Schindmaas Syrau, Gm. 6 km nnw. Plauen — Kaplan 372 — Pfr. 372 T Tafelgüter 8, 109, 603 Taltitz, Gm. 3 km wnw. ölsnitz/ Vogtl. — Kirche 370 — Pfr. 370 Tammo v. Mähris u. s. Wwe. (1268) 378 — v. Strehla (1140—90) 218 Tangermünde, St. a. d. Mittelelbe 554 Tanna (Tannen), St. 10 km sso. Schleiz 38, 346, 634 — DO-Niederlassung 346, 634 — Kirche 346, 373, 637 — Pfr. 346 Tannroda, St. 15 km ssw. Weimar — Genannte s. NN. Domherr z. Naumburg 535 Taubenheim, Gm. 11 km sso. Bautzen — Kirchspiel 383 — Gm. 7 km s. Meißen 18, 355, 387, 635 Pfr. 355, 387 Taudia, St. 10 km no. Leipzig 149 — Kirche 168 — Terminierhaus d. Dominikanerkl.-Leipzig 319 Tauler s. Johann Taura, Gm. 10 km s. Torgau — Pfr. 387 (Gr.-)Tauschwitz, Gm. 4 km no. Schmölln 516 Tautenburg, Gm. 5 km so. Dornburg/Saale — Genannte, Sdienken v. T. 280 Tautendorf, Gm. 3 km sw. Leisnig 242 Tegkwitz, Gm. 5 km w. Altenburg 551 — Genannte, Bgr. v. Döben u. Starkenberg 281, 550 f. Teidiwitz, Gm. 3 km so. Weida
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Register
Teidiwitz (Forts.), Vorwerk d. Dominikanerkl.-Weida 332 Teichwolframsdorf, Gm. 9 km w. Werdau — Kirdispiel 374 Tellschütz, Gm. 3 km n. Pegau 363 Templerorden 349 Tenneberg, Bg b. Waltershausen/ Thür. 160 Tertiarier, lose Ordensgemeinschaft d. Franziskaner 299 Tertiarierinnen 336 Tertiarierregel 336 Tettau, Gm. 5 km no. Meerane — Genannte, Rmin? s. Andreas Te/zeJ s. Johann Teuchern, St. 10 km nw. Zeitz 56, 551, 554, 659 — Genannte, Edelfr., Min. d. Mgr. v. Meißen 63, 272 , 550 f., 555 — Kirche 554 — Marktzoll 554 — Vogtei 554 Teupitz, Gm. 18 km s. Königswusterhausen/Mark —• Genannte (s. auch Schenkendorf) 30 Teutleben, Gm. 10 km w. Gotha — Genannte, lgr. Min. s. Gottfried Thalbürgel, Gm. 8 km n. Stadtroda/ Thür. (s. auch Bürgel) 189 Thalsdiütz, Gm. 9 km so. Merseburg — Kirchspiel 364, 636 Thambergin s. Dorothea Thammenhain, Gm. 11 km no. Würzen — Kirdispiel 387, 638 — Pfr. 357, 386, 635 Tharandt, St. 10 km sw. Dresden 390 Thekla, Gm. 5 km no Leipzig — Kirche 393 Thesau, Gm. 5 km nw. Pegau 363 Theuma, Gm. 7 km so. Plauen/Vogtl. 653 — Kirche 370, 512, 577 — Kirchspiel 512 — Pfr. 512, 577 Thietmar, Stifterfigur i. Naumburger Dom 129—131
— Gr. v. Walbeck, Bi. v. Merseburg (R. 1009—18) 72, 151, 177, 364 f., 401, 410, 456, 477, 559 Thimo, Stifterfigur i. Naumburger Dom 129—131 — Bi. v. Bamberg (R. 1196—1202) 68 — v. Colditz, Mönch z. Pegau (um 1190) 188 — v. Greißlau, Pfr. z. St. PeterWeida (1232—51) 431 — v. Wettin-Brehna (i um 1091) 58, 208, 414, 510, 546 Thomas, Apostel 248, 442 — Tag 442 — v. Aquino, scholast. Theologe (1225—74) 317 — Becket, Eb. v. Canterbury (R. 1162—70) 248, 401 — Pfr. z. Plauen (1122) 484 — Zaremba, Bi. v. Breslau (R. 1270—92) 106 Thomasmühle d. Leipziger Georgenklosters b. Leipzig 273 Thronitz, Gm. 3 km ssw. Markranstädt — Kirche 364 Thüringen, Land i. Mitteldeutschland (s. auch Nord-Th., Ost-Th.) 7 f., 10, 21, 30, 38, 67—69, 142, 144 f., 153, 167, 175, 191, 269, 299, 341, 395, 429, 448, 535 f., 545, 550, 603, 605/5, 616, 623, 643, 660 — Arctoidiakonat 650 f. — DO-Ballei 337 f., 341, 345, 347, 611, 622, 633 f., 639, 645, 649, 653 f., — Erbfolgekrieg 136, 154 — Franziskanerkustodie Kustos s. Johann v. Giano — Gr. s. Ludwig d. Springer u. s. To. Cäcilie, Fr. d. Gr. Gerladi v. Veldenz — Kirchengeschichte 616, 623 , 629, 637 — Klöster, Franziskaner u. Dominikaner 618 — Landfriedensbündnis 144—145 — Lgr. 9, 11, 63, 67 f., 181, 195 f., 238, 536, 550, s. Albrecht v. Wettin u. s. Fr. Margarethes Bruno, Verwandter; Dietrich v. Wettin;
Register Diezmann i Friedrich d. Freidige; Heinrich Raspe II.; Heinrich Raspe, dsdir. Kg.; Hermann I.; Ludowinger; Ludwig I.-IV. — — Gericht 82 — Lgrschaft 9, 11, 67, 90, 138, 143, 162 — Zisterzienserkirchen 617 Tibuzin (Titibutzin), Bgward b. Borna (Deutzen?) 151, 545 Tidericus s. Dietrich Tiefenau, Gm. 9 km no. Riesa/Elbe 119 — Bg 136 f., 140 f., 545, 575, 661 — Bgward 141 Tiefensee (Ezerisco, Gezerlsca?), Gm. 3 km w. Düben/Mulde 88 Tierberg, Gm. 11 km s. Künzelsau/ Kocher, Württemberg — Genannte s. Konrad Timmendorf, Wü. b. Zeitz 377 Titibutzin s. Tibuzin Topfseifersdorf, Gm. 7,5 km so. Rochlitz — Kirche 391 Torgau/Elbe, St. i. Sachsen-Anhalt 8—10, 25, 27, 226, 254, 275, 282, 381, 511, 630, 634, 638 , 642, 653 — Bg 414 — Erzpriester 90, 496 — Franziskaner 137 Kloster 301, 305 f., 630 Älteste 306 Gardian 306 — Kirche (Alltagskirche, Peter u. Paul) 305 f. Konvent 306 Lesemeister 306 Mönche 306 f. Vizegardian 302 — Genannte, wettin. Min. 30, 141, s. Dietrich, Domherr z. Meißen; Friedrich, Domherr, Bi. v. Merseburg; Withego — Hospital z. Hl. Geist 474, 649 Kirche 414 — Kirche 274, 300, 380, 430, 510, 586, 643 — Kirchspiel 382, 511 — Marienkirche 414, 424 — Markt 414 Siedlung 414
747
— Neustadt 414 — Nikolaikirche i. d. Neustadt 414 — Nonnenkloster n. d. Stadt a. d. Stadtmauer, nach Nimbschen verlegt 273 f., 565 Hof d. Klosters Nimbschen 275 — Rat 306 — Sedes 494 — Stadtjahrrente 306 — Terminierhaus d. Dominikanerkl.-Leipzig 318 — wettin. Residenz 629 Tornow (=Dornau), Gm. 11 km sw. Lübbenau/Spreewald — Terminierhaus d. Dominikanerkl.-Luckau 322 Toulouse, St. i. Südfrankreich 324 Tours, St. i. Mittelfrankreich. — Bi. s. Martin Trachenau, Gm. 8 km nw. Borna b. Leipzig — Genannte, naumb. Min. 550 Tragnitz, Gm. 2 km nw. Leisnig — Pankratiuskirche 410 Trautzschen, Gm. 2 km s. Pegau — Genannte s. Arnold — Kapelle 376, 379/80 — Kirchspiel 376, 661 — Pfr. 376 Trebbin, St. 15 km nno. Luckenwalde/Mark 41 Treben, Gm. 8 km n. Altenburg — (kgl. Pfarr-) Kirche 233 — Kirchspiel 430, 587, 643, 662 — vicarius perpetuus 587, 662 — Wü. s. Dehlitz/Saale 204 Trebnitz, St. 22 km n. Breslau — Nonnenkloster 215 Trebsen, St. 7 km n. Grimma — Genannte, Edelfr., dann Rmin., Min. d. Mgr. v. Meißen s. Bernhard Treuen, St. i. Vogtl. — Kirche 370 Tribüne, jetzt Altflemmingen, Gm. 3 km sw. Naumburg 17 — Genannte s. Hugo Triebel, Ob. u. Unter-, Gm. 6 km sw. Ölsnitz/Vogtl. — Kirchspiel 38
Register
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Triebisch, li. Nfl. d. Elbe, mündet b. Meißen 307, 405 Trier, St. a. d. Mosel 70, 554 — Eb. s. Albero; Balduin v.Luxemburg — Ebtm. 90 Tripolis, St. i. Libyen — Bi. s. Paulus Triptis, St. 10 km o. Neustadt/Orla, Thür. 33 — Frauenkloster 252 Nonnen 252 Tröglitz, Gm. 4 km no. Zeitz 62 Trossin, Gm. 13 km nw. Torgau — Kirche 347 — Kirchspiel 347 Troyes, St. i. Frankreich — Genannte s. Prudentius Trünzig, Gm. 9 km nnw. Werdau/Sa. — Kirchspiel 371 Truthwin v. Boblas, Br. d. Bi. Berthold I. v. Naumburg (1161) 466 Turin, St. i. Oberitalien 63 Turnewen s. Dorna Tusculum, St. i. Mittelitalien — Genannte s. Johann Tuto v. Gera u. s. Fr. Hazedia (1204) 234 Tuttendorf, Gm. 2 km n. Freiberg 388 — Kirchspiel 388 Tyrus, St. i. Hl. Land 50
Ulrich v. Balgstädt, Ritter (1270— 87) 130 — v. Colditz, Domherr z. Naumburg, Pfr. z. St. Wenzel-Naumburg (1297) 428 —• sächs. Provinzialminister d. Franziskanerordens (1359—71) 301 — v. Horburg (1083) 72 —• v. Maltitz, Propst z. St. ThomasLeipzig (1361—63) 249 u. 2 To. u. 2 Nichten, Nonnen i. Kl. Döbeln (1337, 1360) 288 — Gr. v. Wettin (t 1206) 51, 208, 510, 653 Ungarn, mitteleurop. Land 223 — Kge. s. Andreas Unstrut, Ii. Nfl. d. Saale 49, 142, 154, 186, 214, 403, 537, 551 Unterwürschnitz, Gm. 6 km nw. Adorf/Vogtl. — Kirchspiel 370 Urach, St. i. Württemberg 320 — Genannte s. Konrad Urban III., Papst (R. 1185—87) 49 f. — IV. (R. 1261—64) 325 Utenbach, Gm. 3 km o. Apolda/ Thür. — Dekanat 642 — Ordenshaus z. Hl. Grab 349
U
Valentinian I., röm.Ks. (R 364—375) 77 Valkenberch s. Falkenberg/Elster Vargula, Gm. 9 km o. Langensalza — Genannte, lgr. Min., Schenken, Vögte d. Moritzkl.-Naumburg 196 Veit, Hl. 458 — I. v. Schönburg (1388—1423) 195, 284 Veitsberg, Gm. 3 km no. Weida/ Thür. 377 — Dekanat 495 — Kirche 48, 64, 237, 354, 371, 390, 429, 607 — Kirchspiel 421 Veitshöchheim, St. 6 km nw. Würztourg 613 f.
Udo I., Bi. v. Naumburg (R. 1125— 48) 44, 48, 53—59, 62 f., 65, 121, 181 f., 184, 189, 200, 202, 210— 212, 377, 402, 404, 432, 471, 507, 545, 608, 619 — (II.) Gr. v. Veldenz, Bi. v. Naumburg (R. 1161-86) 63—66, 198, 201, 232, 375, 522, 554, 586, 599, 609, 663 Ubigau, St. 4 km o. Falkenberg/ Elster — Pfarrkirche 382 Ugolino, Bi. v. Ostia (R. 1206—27), Kardinal, dann Papst Gregor IX. (s. dort) 296 Ulm, St. i. Württemberg 115, 326
V
Registei Veitskirche s. Merseburg, Altenburg ì Prag Veldeke s. Heinrich Veldenz, Gm. 5 km nnw. Bernkastel/ Mosel — Genannte s. Gerlach u. s. Fr. Cäcilie; Udo II. Bi. v. Naumburg Veltheim, Gm. 10 km n. Osterwieck/ Nordharz — Genannte s. Adelgoz, Eb. v. Magdeburg; Ruotger, Eb. v. Magdeburg Venantius, altchristl. Dichter (Mitte d. 6. Jhdts.) 448 Venedig, St. i. Oberitalien 64, 72 Verona, St. i. Oberitalien 49 f., 72 — Reichstag (1238) 85 Vesta/Saale, Gm. 9 km nno. Weißenfels — Genannte, Rmin., Bgmannen z. "Weißenfels 13, 24, 179, 365, 384 f., 566, s. Bernhard I., II. — Kirche 365, 636 Vienne, St. i. Südfrankreich — Konzil (1311) 336 Vieselbach, Gm. 8 km ono. Erfurt 190 Viktor IV., Papst (R. 1138—39) 48, 63, 76, 181, 186 Vinzenz Grüner, Lektor d. Kl. Altzelle (1397—1421) 224 Vippach(-Edelhausen), Gm. 15 km nw. Weimar — Genannte s. NN. Domherr z. Naumburg 536 Virchuje, Gm. b. Priment, Prov. Posen 215 Vitzenburg/Unstrut, Gm. 9 km s. Querfurt — Genannte, Edelfr. 278 — Nonnenkloster 185 Vladislav II., Kg. v. Böhmen (Hz. 1140, Kg. 1158, entsagt 1173, f 1175) 27, 47, 605 Vogelweide s. Walther Vogtland, südwestsächs. Landschaft 7, 13 f., 19, 21, 27, 29, 37, 72, 237, 269, 282, 321, 331 f., 337 f., 341, 354, 357, 362, 371, 373, 383, 395, 421, 430, 440, 486, 495, 516, 603 f., 605 f., 629, 632 f., 637
749
— Deutschorden 633 Häuser 344 — Frauenklöster 172 — Klöster 330 Voigtsberg, Gm. 1 km no. ölsnitz/ Vogtl. — Herrschaft 370 Voigtstedt, Gm. 9 km s. Sangerhausen — Genannte s. NN. Domherr z. Naumburg 536 Volkmar, Adliger b. Rodameuschel (1224) 378 —• Abt d. Kl. Berge b. Magdeburg (1144) 609 —• Priester d. JohannishospitalsFreiberg (1230) 416 Volkssprache 583 Volkwin, Domherr z. Naumburg (1170, ab 1182 Kustos, 1207) 69 — Br. i. Dominikanerkl. Plauen (1295) 321 Vollmershain, Gm. 5 km sw. Schmölln — Kirche 375 Vratislav II. Hz., dann Kg. v. Böhmen (R. Hz. 1161, Kg. "1086—92) 184 Vrlberch s. Freiberg W Wahlitz, Gm. 9 km so. Weißenfels — Kirche 196, 433, 644 — Kirchspiel 377 — Priester 433, 644 Wahlkapitulationen, bisdiöfl. 527 f., 558, 655 Wahren, Stadtteil nw. von Leipzig — Genannte, Edelfr. 557, s.Heinrich, Dompropst, Bi. v. Merseburg; Heinrich, Domherr 537 Walbeck, Gm. 23 km w. Haldensleben — Genannte s. Thietmar, Bi. v. Merseburg Walda, Gm. 5 km nw. Großenhain — Kirche 352 Waldenburg, St. 10 km no. Glauchau 13, 27, 37, 357, 374, 397, 406, 620, 640
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Register
Waldenburg (Forts.), Altstadt -406, 581, 662 — Bg 195, 232, 536 — Genannte, Rmin. 13, 2?, 30, 193, 195, 232, 234, 551, 580, s. Hans; Hugo v. Wartha; Rudolf v. Altenburg od. Brand — Glauchauer Tor.406 — Herrschaft 37, 388 — Sedes 494 — Stadtkirche Bartholomäi 406 — Thomaskirche v. d. Glauchauer Tor Kirchspiel 406 [478 f.] Waldenser, mittelalt. Sekte 171, Waldheim, St. 8 km sw. Döbeln 27, 397 — Nonnenwald 288 Waldkirchen, Gm. 5 km so. Reichenbadi/Vogtl. 357, 373 — Kirche 345, 373, 395 — Gm. 4 km nno. Zschopau 357 Waldow, Gm. 25 km nno. Lübben/ Spree — Hof. d. Dominikanerkl.-Luckau 322 Waldsachsen, Gm. 3 km no. Crim, mitschau 21 Waldsassen, St. i. d. Oberpfalz — Kloster 191, 221, 238 Walkenried, Gm. 4 km so. Bad Sachsa/Harz — Kloster 211, 214 Äbte 202, s. Heinrich Mönche 225 Wallfahrt 608 Wallhausen/Helme, Gm. 6 km sw. Sangerhausen 63, 71 Wallichen, Gm. 9 km no. Erfurt — Hof d. Kl. Bürgel ISO Walram, Domherr z. Bamberg, Bi. v. Naumburg (R. 1091—1111) 15 f., 22 Waltersdorf, Wü. Mark b. Dommitzsch/Elbe 347 — Gm. 6 km o. Luckau — — Kirche 395 Waither v. Chätillon, Dichter u. Gelehrter (* um 1135, f n . 1185)76 — Propst d. Kl. Geringswalde (1271) 285
— Propst d. Augustinerchorherrenstifts Lauterberg (1198, i 1205) 148, 206 — Domherr z. Meißen, Protonotar d. Mgr. v. Meißen (1309—26) 111 — Propst d. Kreuzkl.-Meißen (1224) 256 — Br. d. Dominikanerkl.-Plauen (1295) 321 — Abt d. Kl. Sittichenbach (1237— 48) 269 — v. d. Vogelweide, Minnesänger u. polit. Dichter (* um 1170, i um 1230) 76, 78, 226 Walung, (Dom-)Vikar z. Naumburg (1217—23) 124, 436 [Thür. 135] Wartburg, Bg 3 km s. Eisenach/ Wartenberg, Wü. b. Crimla, 3 km nnw. Weida/Thür. — Vorwerk d. Dominikanerkl.Weida 332 — Gm. 25 km s. Zittau Genannte 40 Wartha, Wü. a. d. Unstrut zw. Golzen u. Bibra — Genannte, Rmin. 551, s. Hugo, Landrichter; Hugo, Domherr z. Naumburg Wasewitz, Gm. 7 km nnw. Würzen — Kirche 391 Webau, Gm. 7 km so. Weißenfels — Genannte s. Heinrich; Rudolf, Propst, Bi. v. Merseburg Wechselburg, (-Zschillen) Gm. 5 km s. Rodilitz 163, 396 f., 417 f., — Ardiidiakonat 343 f., 352, 485— 487, 489, 491, 493 f., 622, 650 f. Offizial 344 — Augustinerchorherrenstift, dann DO-Haus 23, 104, 228—231, 234, 244, 343 f., 397, 475, 489, 498, 503, 563, 568, 571, 605, 622, 633, 653 Chorherren 229 f. Kellermeister 343/4 Kirche, jetzt Schloßkirche 228, 230 f., 397, 461, 642 Komtur 343 f., 490 f Konvent 229 Küchenmeister 344 Kustos 343 f. Pitanzmeister 344
Register Prior 230 Propst 223—230, 343 f., 389, 485 f., 489—491, 493, 499, s. Dietrich; Heinrich v. Heßler — — Propstei 343, 494 Ritterbrüder 343 Schule 344 Trappierer 344 Vogtei 228, 568, 573 — Kirche St. Otten 344 — Sedcs 494 — Sendgericht 389 Weicha, re. Nfl. d. Saale 544 Weickersdorf, Gm. 3 km so. Bischofswerda/Sa. 18, 543 Weida (Wyda), St. i. Thür. 237, 269, 320, 332, 377, 421, 623, 632 — Dekanat 494 f. — Dominikanerinnenkl. i. d. Neustadt 332 f., 431, 588, 632 Brotkellerin 332 Buchmeisterin 332 Klosterhof 332 Konvent 332 Küsterin 332 Priorin 332 — — Schulmeisterin 332 Subpriorin 332 Vorsteher 332 Werkmeisterin 332 — Franziskanerkl. 301, 305, 315, 629 Bibliothek 629 Gardian 305, s. Vögte v. W. Kapelle 305 Kirche, heutige Stadtkirche 305 Mönche 305, s. Vögte v. W. — Genannte, Rmin. 7, 370,372,551, s. NN. Prior d. Dominikanerkl.Erfurt (1256—59) 329, Erkenbert; Heinrich; Markus — Herrschaft 38, 238 — Kirchengeschichte 623, 629, 632, 643 — Kloster 176 — Am Marienhof(Straße) 332 — Marienkirche 421, 643 Marienaltar 440 Kirchspiel 421, 643 — Neustadt 421
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— Peterskirche i. d. Neustadt 305, 332 421, 431, 434, 588, 644, 662 Katharinenaltar 434 — — Pfr. s. Siboto Provisores 585, 662 — Stadtkirche, frühere Franziskanerklosterkirche 305 — — Pfr. 585 — Vögte 7, 13, 27, 176, 238, 305, 329, 332, 337, 346, 369—372, 460, 505, 585, 603, 637, s. Heinrich, Br., dann Prior i. Dominikanerkl. Plauen; Heinrich III., IV. u. s. Fr. Jutta; IX. d. Kleine; NN. Gardian d. Franziskanerkl.-W. (1350/55) 305; NN. Möndi d. Franziskanerkl.-W. (1358) 305 Weidensdorf, Gm. 4 km n. Glauchau/Sa. 18, 65, 496 Weißenberg, St. 12 km n. Löbau/ Sa. 28 Weißenborn, Gm. 6 km so. Freiberg 221 Weißenfels, St. a. d. Saale 26, 34, 120, 138, 154, 276, 278, 280, 327— 329, 414, 431, 496, 605, 632, 642 — Altstadt 414, 642 — Bürger s. Hermann Souki — Chronik 632 — Franziskanerkloster 301 — Genannte, Gr. s. Dietrich v. Wettin, d. Bedrängte — Grschaft 251 — Hospital 474, 649 — Klarissenkloster 145, 173, 301, 327—329, 414, 477, 629, 632, 649 Chronik 477 Franziskaner s. Dietrich v. Erfurt Gardian 329 Konvent 329 — — Nonnen 329, 477, s. Elisabeth v. Orlamünde; NN. To. Heinrich d. Erlauchten 329; Margarethe, To. d. Mgr. Heinrich v. Brandenburg Schule 329 Schulmeisterin s. Gertrud v. Wettin — Kreis 394 Marien-Michaeliskirche, Pfarr-, Stadtkirche 328
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Register
Weißenfels (Forts.) — Pfr. 493, 651 — Museum 328 — Neustadt 414 — Nikolaikirche i. d. Altstadt 327 f., 414 — Stadthaus 328 — Terminierhaus d. Dominikanerkl.-Leipzig 319 Weißeritz, Ii. Nil. d. Elbe 62, 486 Weifen, dschs. Herrschergeschlecht 5, 43, 54, 63, 67, 70, 72, 80, 115, 407 Weifer v. Schwarza (1186) 71 Welsau, Gm. 3 km nw. Torgau — Pfr. 382, 638 Weltklerus 166 f., 426, 427, 430, 461, 498, 605 Wendelstein/Unstrut, Gm. 13 km sw. Querfurt 213 Wenden, dsche Bezeichnung f. d. Sorben, s. d. Wendishain, Gm. 5 km so. Leisnig — Kirche 379 — Kirchspiel 378 f. Wenigenauma, Gm. 5 km nw. Zeulenroda/Thür. 38 Wenigenborna, Stadtteil Borna-Altstadt 420 Wenzel I., Kg. v. Böhmen (R. 1230— 53) 85, 91, 290 f. — II., Kg. v.Böhmen (R 1278—1305) 105—107, 109 f., 526, 611 — IV., Kg. v. Böhmen (1373, dsdir. Kg. 1376—1400, * 1419) 293 Wenzendorf, Wü. unterhalb Bad Kosen a. d. Ii. Saaleufer 213 Werben, Gm. 3 km nw. Pegau 363 — Genannte, Edelfr., Bgmannen (s. auch Bgwerben) 138, 329, 550, 557, 614, s. Meinher Werdau, St. 5 km w. Zwickau (s. auch Herrschaft Schönfels-W.) 27, 371, 374, 307 f., 419, 486 — Egidienkirche 419 — Marienkapelle 419 Werderthau (Werderden), Gm. 14 km n. Halle/Saale — Genannte 557 Werenzhain, Gm. 5 km n.Dobrilugk — Kirche 385
Werleburg, heute Werlaburgdorf, Kr. Goslar — Genannte s. Heinrich Wermsdorf, Gm. 10 km w. Oschatz — Forst 387 Werner, Eb. v. Magdeburg (R. 1063— 78) 39 — Bi. v. Merseburg (R. 1063—93) 176 f., 184, 453 Wernher s. Gregorius Wernsdorf, Gm. 12 km s. Geithain 581 — Gm. 3 km sw. Glauchau Kirche 374 — Gm. 5 km nw. Kaaden/Nordböhmen 263 Werra, dschr. Fluß 9 Weser, dschr. Strom 617 Weßnig (Weznik), Gm. 7 km sso. Torgau 381, 653 — (Pfarr-)Kirche 274, 380, 414, 586, 638 — Kirchspiel 382, 511 Westdeutschland (s. auch Deutschland, Alt-D., Nord-D., Ober-D., Ost-D., Süd-D.) 126 Westerzgebirge (s. auch Erzgebirge) 65, 72, 179, 192, 262, 353 f., 357, 368 f., 371, 373, 388 f., 486, 489, 605, 607 Westfalen, nordwestdsche. Landschaft —• Predigtwesen 645 Westsachsen (s. auch Sachsen, AltS.) 397 Wethau, Ii. Nfl. z. Saale, mündet unterhalb Naumburg 544 — Genannte, Edelfr., später naumb. Min. 550 Wettelswalde, Gm. 6 km ssw. Schmölln — Kirche 375 Wettin, St. 15 km nw. Halle/Saale 6 — Bg 6 — Grsdiaft 11, 176 — Wirtschaftshof d. Kl. Lauterberg 208 Wettiner, dschs. Herrschergeschlecht 4, 6—12,26f.,29f.,40,44,63,67,89, 97, 101, 106, 109—111, 120 f., 135, 137—139, 142—144, 146—148, 151, 156, 159—162, 176, 179, 181,
Register ISO, 194, 198, 200, 205—208, 210, 213, 218, 223, 226, 233, 235, 238, 241, 248, 252—255, 265, 271, 275, 280, 282 , 285, 287, 290, 329, 337, 339, 364, 367, 407, 413, 418, 460, 489, 527, 541, 545 f., 548, 550, 556 f., 561, £66, 570, 572 f., 616, 621 f., s. Albert; Albrecht; Brehna; Dedo IV. u. V. ; Dietrich; Friedrich; Gertrud; Heinrich; Konrad; Otto; Rikdag; Sophie; Thimo; Ulrich — Bedelisten 573 — Familienfehde 614 — Haus 539 —• Heerwagenverzeichnis 573 — Herrschaft 90 — Kanzlei 349 — Landesherrschaft 6, 13, 27, 109 f., 118, 194, 235, 241, 278, 285 — Landesstaat 4 f., 9 f., 84, 105, 119, 137, 142, 220, 241, 265, 540 — Landesteilungen 6 — Mgr. 67, 95, 100 — Ministerialität 176, 535 — Städte 414, 418 — Ständestaat 603, 605 — Vögte 544, 546, 613 — Vogtei 547 Weznik s. Weßnig Wibald, Abt v. Stablo (R. 1130—52), Ratgeber Kg. Konrad III., ab 1146 Abt auch v. Corvey (noch 1157) 45 Wichmann, Bi. v. Naumburg (R. 1149—52), später Eb. v. Magdeburg (R. 1152—92) 17, 24, 46, 49, 58—65, 67, 71 f., 178, 198, 203, 356, 367, 402, 475, 509, 535, 608 Wickershain, Gm. 1 km so. Geithain — Pfarrkirche 636 Widukind, Mönch z. Corvey, sädis. Geschichtsschreiber (f n. 973) 224 Widum 245, 253, 261, 287 Wiederau, Gm. 8 km sso. Rochlitz — Flur 622 — Kirdie 391 Wiednitz, Gm. 13 km nnw. Kamenz 384 Wien, St. i. Österreich 648 — Synode (1267) 594 48 Schlesinger II
753
Wilandestori s. Wilsdruff Wilbrand, Gr. v. Käfernburg, Dompropst, Eb. v. Magdeburg (R. 1235—54) 85, 91, 121, 134, 153, 245, 590 Wildenfels, St. 9 km so. Zwickau — Genannte, Edelfr.?, Rmin.? 197 Wildenstein, Gm. 13 km nw. Rumburg/Nordböhmen — Herrschaft 40, 607 Wildschütz, Gm. 12 km sw. Torgau/ Elbe 23 Wilhelm v. Holland, dschr. Kg. (R. 1248—56) 90, 135, 153, 560 — Mag., Domherr z. Naumburg (1145—52) 552 — de Sabina, Bi. v. Modena (R. 1222—33), päpstl. Legat 122, 593, 663 — v. Wettin, Mgr. v. Meißen (R. 1349—79—1407), 249, 301, 306, 308 f., 580 — v. Wettin-Camburg (f 1116) 642 Wilhelmiterorden 155, 432, 445, 646 Wilschwitz, Wü. i. d. Flur Panitzsch 367 Wilsdruff (Wilandestori), St. 9 km w. Dresden 357 — Jakobskirche 391, 419 — Nikolaikirche 419, 424 — Sedes 494, 650 f. Wilthen, Gm. 10 km ssw. Bautzen 18, 538 — Kirdie 382 Windolf, Mönch z. Corvey, Abt z. Pegau (1105—1150) 22, 185 f., 188, 476 Windsheim/Aisdi, St. i. Franken 320 Winnemar. Abt d. IC1. Pforte (1199— 1236) 448 Wipertus, Archidiakon in Zrudowe (1220) 488 Wipredit II. v. Groitzsch, Mgr. d. Lausitz (1117), Mgr. v. Meißen (1123—24) 4, 16 f., 22, 53, 55, 184—186, 189, 206, 210, 235, 365 f., 369, 391, 403 f., 409, 450, 453, 458, 460, 519, 553, £19, 647 v. Wirsing, Genannte NN. 313 (Stifter d. Franziskanerkl.-Görlitz?) Wisenta, re. Nfl. d. Saale 38
754
Register
Wisenta (Forts.), Land, slav. Landschaft beiderseits d. Wisenta 373, 583 Wistritz, Gm. 3 km n. Kaaden — Hof d. Kl. Grünhain 264 Withasen 34 Withego (II.) v. Colditz, Bi. v. Meißen (R. 1312—42) 109, 267, 586 — (I.) v. Furra, Kanoniker z. Erfurt, Propst z. Nordhausen, Protonotar Heinrich d. Erlauchten, Bi. v. Meißen (R. 1266—93) 97—105, 141, 230, 307, 600, 611 — v. Torgau (1231—60) 155 Witrad, Dekan d. Stiftskirche-Zeitz, Archidiakon i. Pleißengau (1140— 45) 484, 504 Wittelsbach, dschs. Herschergeschlecht s. Otto I., Hz. v. Bayern; Otto, Pfalzgr. Wittenberg/Elbe, St. i. Sadisen-Anhalt 7, 265, 629 Wittidienau, St. 7 km s. Hoyerswerda 292 f., 385 — Kirchspiel 385 [b. Leipzig] Witznitz, Gm. 2,5 km nw. Borna — Erzpriester 497 Wladislaw Odonicz IV., Hz. v. Kaiisch (1202—29), Hz. v. Gr. Polen (1229—39) 215, 227 Wöllnitz, Gm. 2 km sso. Jena — Kirche 375 Wohlbach, Gm. 7 km ssw. Coburg/ Bayern — Genannte s. Hermann Wohldenberg, Gm. 15 km so. Hildesheim —• Genannte s. Benno v. Woldenberg, Mönch z. Goslar, Bi. v. Meißen Wolfenbüttel, St. i. Ndr.-Sachsen 158 Wolfersdorf, Gm. 6 km o. Weida — Genannte s. NN. Br. i. Dominikanerkl.-Plauen 321 Wolframsdorf, Gm. 9 km nw. Werdau/Sa. — Genannte s. Luppold Wolfsgefährt, Gm. 5 km n. Weida — Vorwerk d. Kl. Cronschwitz 331 Wolftitz, Gm. 9 km w. Geithain
— Genannte s. Meinhard; NN. Domherr z. Meißen 535; NN. Domherr z. Naumburg 536 Wolkenburg/Mulde, Gm. 12 km no. Glauchau —. Genannte s. Hugo — Herrschaft 389 Wolkenstein, St. 9 km nno. Annaberg/Erzgeb. — Bg 389 — Herrschaft 40, 389 — Kirche 389, 580 — Kirchspiel 389 — Sedes 494 —• Terminierhaus d. Dominikanerkl.-Freiberg 321 Worms, St. a. Rhein 49, 54, 68, 74, 111, 458, 647 — Konkordat (1122) 45, 60, 70, 524 f. Wünsdiendorf, Gm. 3 km no. Weida 19 Würdihausen, Gm. 4 km n. Dornburg/Saale — Genannte s. NN. Domherr z. Merseburg 537, Würzburg, St. i. Franken 45, 48, 53, 60, 63, 68—71, 73 f., 111, 113 — Bi. s. Otto v. Lobdeburg — Btm. 74, 496 — Dompröpste s. Otto v. Lobdeburg — Hoftag (1215) 112 — Konzil (1231) 114—116 — Reichstag (1226) 114 — Synode (1286) 145 (1287) 98, 145, 163 Wüstendittersdorf, Gm. 3 km o. Sdileiz — Kapelle 373, 637 Wuhnitz, Gm. 6 km sw. Lommatzsch 19, 513, 654 — Genannte, Min. Mgr. v. Meißen s. Arnold Wulfer, Propst z. Lausnitz (1154) 236 Wunsiedel, St. i. Fichtelgebirge 320 Wur s. Furra Wurzbach, Gm. 22 km sw. Sdileiz 38 Würzen, St. 24 km o. Leipzig 17, 23, 51, 103, 117, 205, 355, 357, 391, 396, 405, 488, 539, 543, 620, 641, 658
755
Register — Altstadt 411, 641 — Ardiidiakon 205, 488 f. — Archidiakonat 2C5, 484, 486, 494, €51 — Domfreiheit 411 — Geschichte 636 — Jakobskirche, Pfarrkirche i. d. Altstadt 204, 410 f., 429 — Kollegiatstift b. St. Marien 51, 200, 203—205, 410, 429, 433, 484, 518, 620 Dekan 204 — — Herren 204 f., 428, s. Konrad Kapitel 204 f., 411, 621 Kirche 437 , 643 Kustos 204 Propst 51, 204 f., 484, 488 f., 491, 532, s. Albert v. Mutzsdien; NN. v. Coltitz 205; NN. Bgr. v. Meißen 205; NN Bgr. v. Leisnig 205 i NN. v. Strehla 205 Propstei 486 Scholas tikus 204 Schule 432 Senior 204 Vikar 205 — Land 49, 88 f., 103, 139, 204, 357, 362, 516, 539—541, 544, 548 Pfarreien 636 Vogt 48, 540, s. Siegfried — Markt 411 Stadt 411 — Pfarrkirche St. Marien ( = Dom) 410 f. Vizepleban 411, 641 — Sedes 494 — Sprengel 205 — Villikus 540 — St. Wenzelskirche 204, 410 f., 429 — Zoll 204, 411 Wyda s. Weida Wyhra, re. Nfl. d. Pleiße, mündet unterhalb Lobstädt 16, 37 X Xanten, St. a. Ndr.-Rhein — Genannte s. Norbert, Eb. Magdeburg 48*
v.
Y York, St. i. England — Genannte, Anonymus v. Y., Sammlung histor. Traktate a. d. Corpus Christi-College z. Cambridge (ca. 1100)77 Ypern, St. i. Nordwestbelgien 554 Z Zacharias, Hoherpriester, Vater Johannes d. Täufers 98 — Kanoniker d. Petersstiftes a. d. Lauterberg b. Halle (1223) 418 Zadel, Gm. 4 km nw. Meißen 222 f., 512, 588, 654 — Hof d. Kl. Altzelle 222 — Kirche 222, 588, 662 — Pfarramt 512 — Pfr. 433, 588, 644 — Scholar 433 Zagöst, östl. Ob. Lausitz 44 Zangenberg, Gm. 3 km no. Zeitz — Genannte, Edelfr. s. Heidenreich; NN. Domherren z. Naumburg 536 Zaremba s. Thomas Zcsilowe s. Zscheila Zdislaus v. Schönburg (1222—>34) 84, 542 Zeckritz, Gm. 6 km o. Torgau 512 — Kirche 512 Zedtlitz, Gm. 2 km s. Borna b. Leipzig — Genannte, Rmin. 551 Zehnt 16, 18, 23, 34, 44, 46 f., 51, 58, 81 f., 88, 90, 101—103, 145, 159, 201—203, 213, 219, 225, 238, 241, 245 f., 259, 275, 292, 381, 504—520, 528, 582 f., 600 f., 653 — Anspruch 58, 86 f., 507, 517 — Recht 58, 198, 506, 510, 515 f., 518—520 — Streitigkeiten 93, 591 Zehren (Cerin), Gm. 5 km nw. Meißen — Kirche 326, 586 — Kirchspiel 586 — Pfarrlehen 581, 662 Zeithain, Gm. 3 km no. Riesa/Elbe
756
Register
Zeithain (Forts.), Pfr., Schatzmeister d. Marienkl.-Riesa 202 Zeitz (Cicensis, Czcitz), St. i. Thür. 15 f., 25, 54—56, £8 £., 62 f., 65, 93, 117—119, 122, 136, 138 f., 142 f., 145—147, 163, 178 f., 182, 196 f., 200, 203, 303, 349, 357, 377, 405, 447, 466, 486,500,507 f., 544, 546—548, 551, 553 f., 608, 618, 620, 629, 634, 653, 659 — Archidiakon 650 — Archidiakonat 179, 486—488,490, 651 — Bi. 122 Schultheiß 554 — — Bg 403 f. — Btm. 179, 516, 554, 61E, 660 — Brühl 136, 179, 404, 553 — Bg 117, 119, 553 — Bgr. 56, 119, 136, 545, Ò5Ó, 554, 608, 659, s. Meinhard v. Wolftitz — Bgmannen 146 — Chronik 640 — Dekanat 494 f., — Dom, Kathedral-, Peters-, Stiftskirche 121, 135, 179, 403 f., 437, 495, 553 Altäre 437, 644 — Dom-, Hoch-, Kollegiatstift St. Peter 58, 62, 121 f., 124 f., 165, 175, 178 f., 203, 403, 443, 503, 506, 553, 596, 613, 650 Dechant 178 f., 486, 651, s. Konrad v. Halle; Witrad Gebiet 198 Herren 115,121,178, 377, 486, 490, 499, 501, 532, 646, 652, s. Albrecht v. Borna; Arnold v. Jerichow; Dietrich, So. d. Gr. Dedo v. Groitzsch; Dietrich v. Nebra; Hartmann (Br. d. Eb. Wichmann v. Magdeburg?); Heidenreich v. Zangenberg; Konrad; Otto v. Colditz; Siegfried v. Strehla; NN. Bgr. v. Starkenberg; Stephan Kurien 179 Kapitel 15, 53, 58, 62, 66, 79, 121 f., 126, 136 f., 146, 178 f., 205, 376, 404, 490, 501, 524, 532, 544, 547, 591, 593, 598, 613, 654
Gut 179 Ministeriale 179, s. Hart-
— —
— — — — — — — — — — — — —
— — — —
wig Kellermeistor 178 Küster 178 Propst 122, 178, 486, 488, 490, 524, 532 s. Arnold; Erinbert; Udo II., Bi. v. Naumburg Propstei 66, 179, 546 f., 643, 651 Gut 179 Sprengel 488, 494 Schatzmeister 178 Schule 179, 432 Scholaren 433, 644, 646 Schulmeister 178, s. NN. Gr. v. Osterfeld 178 Vitztum 178 Forst 377 Franziskanerkloster (a. d. Stelle d. früheren Stiftsgymnasiums) 301, 305 Kirche 305 Genannte, naumb. Min. 550; NN. Domherr z. Meißen 535 Gericht 142 Hof, bischöfl. 135 f., 146 Jakobikirche (ihre Nachfolgerin d. Nikolaiskirche?) 184, 403 f., 553 Kaltes Feld 404 Kauimannssiedlung 553 Kirche 58, 121—124, 127, 579, 646, 661 — Kirchner 546 Kreis 397 Land 119 Landfrieden, tliür. (1287) 105 Marien-Magdalenenkapelle a. Wendischen Tor 405 Markt 553 f. Kirche St. Michael 203. 404, 424, 429, 507, 553, 588, 640, 643 Pfr. £88, 662 s. Hartmann, Kanoniker z. Zeitz Siedlung, später Oberstadt 404 Zoll 553 Ministranten 646 Münze 178, 54B Neumarkt 554 Nikolaikirche, Nachfolgerin d.
Register Jakobskirdie? 179, 404, 553, 640 — Friedhof 404 Obermarkt 553 Oberstadt 136, 404, 553 f. Präbenden 531 f. Präfekt 554 Rat 554 Seelbad 469, 646 Seelgerät 466, 648 Stadtgericht 554 Stephansgasse 404 Stephanskirche, darin Benediktinerinnenkloster 54, 57, 59, 66, 165, 182, 202 f., 404, 429, 544, 553 f., 562, 538, 620 Konvent 203 Nonnen 203 Vogtei 203 — Stephansvorstadt s. d. Schlosses 203 — Stiftsgymnasium (s. Franziskanerkl.) 305 — Terminierhaus d. Dominikanerkl.-Leipzig 319 — Untermarkt 553 — Unterstadt 553 f. — Vikare 437 — Vogt 179 — Vogtei 146, 179 — vorderer Hof 136 — Wendisches Tor 405 Zeliz (Nuwundorp), s. Sieglitz Zelle, Stift d. Moritzkl.-Naumburg, 1 km no. Aue/Erzgeb. 65, 196, 504, 620, 653 — Kirche 387 — Kustos 197 — Prior 197 — Propst 197 — Vogtei 197 Zerbst, St. i. Sa.-Anh. — Genannte s. Friedrich Zeulenroda, St. i. Thür. 373 Ziegelheim, Gm. 10 km so. Altenburg — Kirche 353, 433, 644 — — Älteste 578 — Kirchspiel 373, 637 — Priester 374, 433 Ziegenhain, Gm. 7 km s. Lommatzsch — Kirche 361 — — — — — — — — — — —
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Ziegenrück, St. i. Thür. 38 Zipkorn 653 Zisterzienser 58, 145, 155, 167—169, 171—174, 202, 211—214, 220— 222, 227, 238—244, 253, 255 f., 262—265,270—272,274,277,279 f., 282 f., 286, 291 f., 294, 2S8, 300, 396, 426, 431, 445, 448 f., 455, 466, 517, 563, 571, 577, 612, 617 — Bauweise 100, 624 — Generalkapitel 168, 173, 215, 243 — Kirchen 191, 217, 297, 397 — Klöster 242 ff., 565, 569 f., 572 — Regel 255 Zitschen, Gm. 5 km n. Pegau 363 Zittau, St. i. Sachsen 28, 39 f., 290, 316, 320, 348, 606, 628, 631, 633 f. — Beginenhäuser 335, 633 — Dreifaltigkeitskirche 423 — Franziskanerkloster 301, 316, 631 Kirche, jetzt Peter-Paulkirche 316, 348, 423, 631 Konvent 316 — — Mönche 316 — — Provinzialkapitel (1407) 316 — Frauenkirche 348, 423 f. — Hospitäler 423, 474 — Johanneskirche 348, 423, 642 — Johanniterkommende 348 f., 634 Brüder 348, 423 Komtur 348 Hof 423 — Kirchen 430 — Kreis 395 — Kreuzkirche 423 — Land 40, 348, 606, 628, 631 — Schule 348 — Schulmeister 348 — Stadtmuseum 316 — Stadtrat 316 — Stadtschreiber s. Johann v. Guben — Wendenkirdie s. Dreifaltigkeitskirche Zmurdones s. Smurden Zöbelwitz, Bgbezirk Krs. Glogau/ Schlesien 39 Zöbern, Gm. 10 kmw.ölsnitz/Vogtl. — Kirchspiel 38
Register
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Zölestinerorden, Gründung d. Papstes Cölestin V. nach strenger Benediktinerregel 227 Zöllnitz, Gm. 7 km so. Jena — Kirche 375 Zörbig, St. 15 km w. Bitterfeld — Genannte s. Otto — Kirchspiel 430 Zöschau, Gm. 3 km so. Oschatz — Kirche 639 Zöschen, Gm. 8 km o. Merseburg 520 Zorbau, Gm. 4 km o. Weißenfels — Dekanat 494 f. — Flur 494 — Pfarrkirche 182, 431, 643 Zossen, St. 15 km sw. Königswusterhausen/Mark 41 — Sedes 494 • Zrudowe s. Zscheila
Zschaitz, Gm. 7 km no. Döbeln — Bgward 539 Zschannewitz, Gm. 10 km sw. Oschatz — Hof d. Kl. Geringswalde 285 Zscheila (Csilowe,
Sdiilow,
Zcsi-
lowe), Gm. 1 km o. Meißen 19, 261, 488, 517 — Archidiakon 490, s. Wipertus — Archidiakonat 490, 651 — Hof, bischöfl. Kapelle 261 — Inclusus 476 — (Pfarr-)Kirche St. Georg 260 (s. auch Kollegiatkirche) — Kirchspiel 83, 260 — Kollegiatstift 262 Dekan 261 Kanoniker 261 Kapitel 260 f., 625 (s. Großenhain) Kellerer 261 Kirdie (s. aucii Pfarrkirche St. Georg) 261 Kustos 261 Propst 261 — — Scholaster 261 Zschillen s. Wechselburg
Zschirla, Gm. 3 km o. Colditz/Mulde — Kapelle 378 — Kirche 397 — Pfr. 378
(Gr.-)Zsdiocher, Stadtteil Leipzig SW — Genannte s. NN. Domherr z. Naumburg 536 Zschocken (Schakan), Gm. 11 km so.
Zwickau — Pfr. 368 Zschopau, Fl. i. Sachsen 13, 81, 486 Zschopau, St., 15 km so. Chemnitz/Sa. 357, 486 Zsdioppach, Gm. 6 km nw. Leisnig — Kirchspiel 378 f. — Patronat 379 Ztarecoztol
s. Altenkirchen
Ztradini, unbekannter Wald 118 Zvemuzl, Mann i. Lande Gera 15, 377
Zwätzen, Gm. 4 km n. Jena 220 — Landkomturei 338 Zweimen, Gm. 9 km o. Merseburg — Bgward 177 — Genannte s. NN. Domherr z. Meißen 535 — Kirchspiel 364 Zwenkau, St. 20 km ssw. Leipzig 26, 151 f., 155, 163, 557, 560, 660 — Amtmann, bischöfl. 558 — Bgward 557, 560 — Forst 158, 160, 557, 560 — Markt 72, 560 — Vogt 558, 660 Zwethau, Gm. 4 km no. Torgau — Pfr. 511 f. Zwickau, St. i. Sachsen 5—7, 25, 27, 32, 40, 56, 113, 119, 198, 252 f., 262—264, 299, 338, 368 f., 408, 430, 441, 445, 451, 468, 486, 506, 579, 605, 624, 629, 653 — Beginen 336 — — Haus 334, 633 — Bürger 265, 441, 466, 578, s. NN. Egerer, Mönch d. Franziskanerkl.-Freiberg; Konrad Egerer! Vinzenz Grüner — Bürgermeister 336 — Franziskanerkloster 301 f., 304, 336, 565 Büdierei 304, 629 Gardian s. Bernhard Kirche 303 f.
Register — Konvent 302 I. — Kustos 303 f., 446 — Mönche 303 f., 452, s. Dietrich v. Gardelegen; Heinrich v. Zw. — Prokurator 303 — Sdiule 304 Frauenkloster 252 — Nonnen 252 Hof d. Kl. Grünhain 264 Holzmarkt 335 Hospital 474, 649 — Kirche z. Hl. Geist 408 St. Johannis 408 Katharinenkirdie 407 f., 444 Kaufmannssiedlung 552 Kirche 15, 36, 56, 119, 252 Kirchen 353, 429, 643 — Älteste 578 — Ordnung 441, 445, 645 f. Klosterplatz 302 Klostergasse 302 Kornmarkt 302 Kreis 395 St. Margareten-Hospitalkirche 403
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— Marienkirche, zunächst Vorstadtkirche i.Ostirweine.dannHauptkirche 253, 356, 367—369, 407 f., 431, 440, 489, 508, 581 f. Kirchspiel 508, 582 — Markt 302 — Marktplatz 407 — Moritzkirdie 407 — Muldenbrücke 407 — Rat 336, 441, 445, 578 — Ratsherren s. Heinrich Crossener — Ratsschulbibliothek 645 — Rechtsbuch 407, 640 — Reformation 629 — Richter s. Konrad Egerer — Stadtjahrrente 304 — Stadtpfarrkirche St. Nikolai, dann Kapelle 197, 252 f., 407 f., 429, 440, 505, 507, 640 Kirchspiel 355, 363 f., 371, 637 Pfr. 302 f., 452 —• Terminierhaus d. Dominikanerkl.-Plauen 322 — Waldenser 479 — Zoll, böhm. 411 Zwönitz, St. 9 km no. Aue/Erzgeb. 38, 264, 353
ERLÄUTERUNG ZUR KARTE Zu vergleichen ist die sehr viel differenziertere Karte Nr. 17 im Atlas des Saale- und mittleren Elbegebiets, Hrsg. O. Schlüter und O. August (1959). Sie zeigt, daß nach 1300 nur noch relativ wenige Klöster entstanden sind. Unsere Karte läßt sehr deutlich das Vorschreiten des Klosterwesens von West nach Ost erkennen. Obwohl das Gebiet der Mark Meißen seit der Mitte des 10. Jahrhunderts zum Reiche gehörte und das Bistum in Meißen seit 968 ununterbrochen bestand, gab es noch um 1100 in der Diözese nicht ein einziges Kloster oder Stift, auch am Bischofssitz nicht, wenn man vom Hochstift selbst absieht. Das am weitesten östlich gelegene Kloster ist damals Pegau, das aber auch erst seit wenigen Jahren bestand. Im Laufe des 12. Jahrhunderts ändert sich im Gebiet zwischen Saale und Elbe das Bild gründlich, aber östlich der Elbe ist um 1200 Dobrilugk das einzige Kloster. Nur bei Betrachtung der Karte werden die auf S. 226 zitierten Verse Walthers von der Vogelweide voll verständlich. Erst die Bettelorden haben in beiden Lausitzen eine größere Zahl von Klöstern gegründet. Die aus dem Kartenbild für die Kirchengeschichte Sachsens zu ziehenden Schlüsse liegen nicht ohne weiteres zutage. Schwerlich wird man das Fehlen der Klöster und Stifter auf mangelnden Missionseifer oder die noch wenig durchgreifende Christianisierung zurückführen dürfen, denn Pfarrkirchen gab es um 1100 wenigstens westlich der Elbe genug. Die Klostergründungn dürften vielmehr mit dem Vorschreiten der deutschen Siedlung zusammenhängen. Die slavische Bevölkerung hatte offenbar keine Neigung zum klösterlichen Leben, vielleicht aber auch gar keine Möglichkeit dazu, wenn man die ständischen Aufnahmebedingungen der Zeit vor 1100 berücksichtigt. Gründung von Klöstern und Stiftern für die wenigen ständischen herausgehobenen Deutschen im Lande lohnte sich anscheinend nicht. Die sozialen Umschichtungen des 12. Jahrhunderts, die mit der deutschen Ostsiedlung Hand in Hand gingen oder doch gleichzeitig stattfanden, änderten dann die Lage. Untergelegt ist der Karte die heutige Waldverbreitung. Sie dürfte zwar nicht im einzelnen, aber doch im wesentlichen, von den erst durch den spätmittelalterlichen Bergbau erschlossenen Teilen des Erzgebirges und gewissen Gebieten der Lausitzen abgesehen, der Wald-
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Erläuterung zur Karte
Verbreitung um das Jahr 1300 entsprechen. Ein Vergleich mit der dem ersten Bande beigegebenen Karte läßt also das im Zeitalter der deutschen Ostbewegung der Siedlung erschlossene Land erkennen. Die Grenzen der Diözesen liegen nunmehr überall fest, sind aber in ihrem Verlaufe im einzelnen teilweise nur durch Rückschlüsse aus späterer Zeit rekonstruierbar, also unsicher. Eine Karte der Pfarrkirchen ist für die Zeit um 1300 nicht möglich, sondern kann auf Grund der registerförmigen Aufzeichnungen erst für das ausgehende 15. Jahrhundert hergestellt werden. Sie wäre dem dritten Bande beizugeben.
Klöster und Stifter in den Diözesen Mei zu W . Schlesinger, Kirchengeschichte Sac
ßen, Merseburg, Naumburg um 1300 :hsens, Band II (Böhlau-Verlag, Köln).
Sorau