Jahresbericht des Historischen Vereins Dillingen [5]

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JAHRES-BERICHT DES

HISTORISCHEN VEREINS DILLINGEN. V. Jahrgang 1892.

IM SELBSTVERLÄGE DES VEREINS.

BÜCHDRUCKEREI VON J. KELLER, DILLINGEN A.|D.

I.

Zur Geschichte des Vereins. Vom I. Vorstand, k. Lyc.-Prof u. b. geistL Rat Daisenberger, -1, Vereins Versammlungen* Nachdem das Vereinsjahr 1891 mit der General­ versammlung vom 21. Dezember 1891 abgeschlossen war, wurden im Laufe des Jahres 1892 vier Quartal­ versammlungen, zwei Vortragsabende und elf AusschussSitzungen abgehalten. Die erste Q uarta 1 v ers am mlung fand am 15. März in Dillingen, die zweite am 7. Juni in Gundelfingen, die dritte am 13. Oktober in Dillingen, die vierte, welche zugleich als Generalversammlung galt, am 15. Dezember ebenfalls in Dillingen statt. In diesen, meist sehr zahlreich besuchten Ver­ sammlungen wurde vom I. Vorstande über die Vor­ kommnisse des abgelaufenen Quartals Bericht erstat­ tet, daran reihten sich historische Vorträge und Refe­ rate über den Jnhalt einzelner im Vereine gehaltener Zeitschriften und über die Vereinsgaben jener histo1*

4 rischen Vereine, mit welchen der Dillinger in einem Tauschverkehr steht. Diese Referate wurden vom IConservator Herrn Dr. Englert und vom Vereinsbiblio­ thekar Herrn Gymn.-Assistent Harbauer erstattet. Die zwei Vortragsabende wurden am 19. Januar und am 11. November in Dillingen abgehalten. Gegenstand der Vorträge waren, in chrono­ logischer Reihenfolge: Am Vortragsabend, 19. Januar: 1.) „Die Quellen, zur Geschichte der ehemaligen Universität Dillingen,“ von Herrn Lyc.-Prof. D r. S p e c h t; bei der I. Quartalversammlung, 15. März : 2) „Uebergang des Generals Moreau über die Donau 1800,“ von Herrn Premierlieutenant Wülfel: 3) „Margaretha Ebner, Dominikanerin im Kloster Mödtngen,“ von Herrn Seminarhilfslehrer Rauschmayr; bei der II. Quartalversammlung, 7. Juni: 4) „Aus der Geschichte von Gundelfingen,“ von Herrn Lyc.-Prof.Daisenberger,(im Separatdruck erschienen); 5) „Ueber die Reihengräber und Funde in Gundel­ fingen und Schretzheim“, von Herrn Gymnasiallehrer Dr. Englert: bei der III. Quartalversammlung, 13. Oktober: 6) „Ueber die Gletscher vom Standpunkt der Physik und Erdgeschichte“, von Herrn Lyc.-Prof. und b. geistl. Rat Dr. Pfeifer; am Vortragsabend, 11. November: 7) „Die Buchdrucköreien und Bücherdrucke in Dillingen im 16. Jahrhundert,“ von Herrn Pfarrer und Dekan Schildj) Die elf Ausschuss-Sitzungen waren der Be­ sprechung von Vereinsangelegenheiten, der Bekanntgabe D Diese Yorträge sind im Auszuge dem Jahresberichte beigegeben, der Yortrag das Herrn Dekan Schild ist unter die wissenschaftlichen Beiträge aufgenommen.

5 der 218 Einläufe und der Besorgung von 157 Ausläufen gewidmet. Ausser den Versammlungen galt die weitere Tbätigkeit des Vereins 2. Der Erforschung des heimischen Bodens. Die schon in früheren Jahren begonnenen Aus­ grabungen in Faimingen und Schretzheim wurden fort­ gesetzt und ergaben sehr erfreuliche Resultate. Die Aufsicht bei diesen Ausgrabungen führte in Faimingen Herr Lehrer Scheller, in Schretzheim Herr Lehrer Kirchmann und dessen Sohn, Herr Joseph Kirchmann, Kandidat der Veterinärkunde, und Herr cand. theol. Durner. Neue Fundorte ergaben sich in Staufen, aus derZeit der Völkerwanderung, vielleichtauch der Karo­ lingerzeit, in Zöschingen, aus der Hallstattzeit — mit Trichtergruben und Hochäckern, in Zoltingen, die einer Untersuchung noch warten. Jn Lauingen stiess man im Weihgau auf ein ausgedehntes Gräberfeld, das die Leichen der bei Erstürmung der Wagenburg in Giengen (1462) gefallenen Streiter bergen dürfte; dass auch auf dem Kugelhut bei Glött einst ein römisches Kastell gestanden, dafür wurden vorderhand wenigstens An­ haltspunkte gefunden. Der Dank für Auffindung dieser Fundstätten gebührt Herrn Dekan Oberthanner in Staufen, Herrn Forstamts-Assessor Benz in Zöschingen, Herrn Oberförster Müller in Bissingen, Herrn Sem.-Lehrer Emmerig in Lauingen und Herrn Privatier Tröltsch in Aislingen. 3. Der Verkehr mit anderen Vereinen beschränkte sich im abgelaufenen Jahre auf die Korre­ spondenz mit einzelnen Mitgliedern derselben, auf den Sch-iftenaustausch mit 25 historischen Vereinen und die persönliche Vertretung des Dillinger Vereins

6 bei der allgemeinen Versammlung der deutschen anthro­ pologischen Gesellschaft in Ulm am 1.—3. August durch den I, Vereinsvorstand und das Mitglied Herrn Lyc.Prof. Dr, Pfeifer. 4. Das Museum Wurde im Laufe des Jahres neu geordnet, die einzelnen Fundstücke mit Etiketten versehen, andere Verbesse­ rungen vorgenommen, so dass das Museum selbst bei Kennern und Besitzern ähnlicher Sammlungen in Leip­ zig und Hamburg unbedingte Anerkennung gefunden hat. Herr Gymn.-Lehrer Dr. Schmaus und Herr Gymn.Assistent Harbauer haben aber auch viele Stunden der Neuordnung des Museums gewidmet und sich dadurch um den Verein hervorragendes Verdienst erworben. Ganz besonderen Dank schuldet der Verein dem Direktor des römisch-germanischen Museums in Mainz, unserem Ehrenmitgliede Herrn Dr. Lindenschmit, wel­ cher auch heuer wieder die unentgeltliche Rei­ nigung,Conservierung und Ergänzung der sehr zahlreichen Fundstücke mit liebenswürdigster Bereitwilligkeit über­ nommen und die oft so schwierige und zeitraubende Arbeit mit grösster Sorgfalt hat durchführen lassen. 5. Geschenke, Reiche Geldspenden, welche die Arbeiten des Vereins ermöglichten, wurden demselben zugewendet von Seiner Durchlaucht dem Fürsten Albert von Thurn und Taxis, dem hohen Protektor des Vereins, von der hohen Kommission für Erforschung der Urgeschichte Bayerns bei der k. Akademie der Wissenschaften, von der k. Regierung von Schwaben und Neuburg aus den vom Landrate bewilligten Mitteln, von den Magistraten der Städte Dillingen und Lauingen. Für die Münz­ sammlung wurden 112Münzen, für dieBibliothek

7 45 Werke, 20 Abbildungen, 15 Handschriften und 1 Urkunde von verschiedenen Gebern geschenkt. 6. Stand der Mitglieder. Der Verein hatte am letzten Dezember 1891 als Mitglieder den hohen Protektor des Vereins, Seine Durchlaucht den Fürsten Albert von Thurn und Taxis, 3 Ehrenmitglieder und 241 ordentliche Mitglieder. Jm Laufe des Jahres sind 22 neue Mitglieder dem Vereine beigetreten, 2 sind ausgetreten, 3 gestorben, so dass die Zahl der Mitglieder des Vereins am Ende des heurigen Jahres 258 ordentliche Mitglieder beträgt. Zum Schlüsse habe ich noch die höchst angenehme Pflicht zu erfüllen, allen denen, welche durch wissen­ schaftliche und musikalische Vorträge, Unterstützung bei den Ausgrabungen, Erteilung der Erlaubnis zu diesen Ausgrabungen in Faimingen und Schretzheim, durch Geschenke oder in anderer Weise die Bestrebungen des Vereins gefördert haben, den gebührenden wärmsten Dank auszusprechen. Der Vereinsausschuss besteht, nachdem der II. Conservator nach Bamberg versetzt worden ist, und der II Vereinsvorstand und IL Sekretär eine Wieder­ wahl abgelehnt haben, aus folgenden Mitgliedern: 1. 1. Vorstand: Lyc.-Prof. Daisenberger, 2. II. Vorstand: rechtsk. Bürgermeister Degen, 3. I. Sekretär: Bez.-A.-Assessor Fackelmann, 4. II. Sekretär: Major a. D. Frhr. von Reitzenstein, 5. 1. Conservator: Gymn.-Lehrer Dr. Englert, 6. II. Conservator: Gymn.-Turnlehrer Merlack, 7. Münzconservator: Gymn.-Professor Gröbl, 8. Bibliothekar: Gymn.-Assistent Harb au er, 9. Kassier: Buchdruckereibesitzer Jos. Keller.

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II.

Ausgrabungen. A. Bericht über die Ausgrabungen bei und in Faimingen.

(Von Lehrer Magnus Scheller, Faimingen.) Die diesjährigen Ausgrabungen bei Faimingen fielen in den Zeitraum vom 22. August bis 1. Oktober und nahmen — zweimalige Unterbrechung abgerechnet — 22 Tage mit 4—6 Arbeitern in Anspruch. Der mir vom histor. Verein erteilte Auftrag lautete: Erst den Anschluss der Ostmauer im Thal an die erstentdeckte Wallmauer — mithin die äussere Nordostecke — aufzusuchen, dann nach Möglichkeit die Gebäudereste im Lagerraum aufzudecken. Wie viel von der vorbezeichneten Ostmauer im Thal in den Vorjahren schon blossgelegt wurde, ist aus den Jahresberichten des hist. Vereins Dillingen von 1889 und 90 ersichtlich. (Taf. I). Jm Jahre 1890 war uns der 1889 aufgedeckte Teil dieser Mauer nicht mehr zugänglich, weil die Aecker mit Klee bestellt waren. Die von der Nordostecke der Wallmauer aus gezogenen Versuchsgräben zeigten keine Spur von der gesuchten Mauer. — Dagegen fand ich nahe der Landstrasse die Fortsetzung der Mauer, hielt sie jedoch für eine Römer­ strasse, da eine eigentliche Mauer nicht mehr vorhanden ist, sondern nur die unterste, aus Kalksteinstücken und Lehm bestehende Schichtung. Ebenso täuschte ich mich über die Richtung, weil der mittlere Teil im Vorjahre wieder eingedeckt worden und in dem Kleeacker nicht mehr zu erkennen war. (Vergl. Jahrg. 1890, Taf. I,

Ziff. 9.)

9 Jch bitte hienach den Abs. 4, Seite 11 des Jahres­ berichtes 1890, soweit derselbe von einer Römerstrasse spricht, als auf Jrrtum beruhend und den dort als Strassenkörper beschriebenen Teil als die geradlinige Fortsetzung der mehrerwähnten, in das Thal vorge­ schobenen Ostmauer betrachten zu wollen. Auch heuer noch wurde ich in dem Wahne, es hier mit einer Römer­ strasse zu thun zu haben, bestärkt, da eine etwa 60 m nördlich der Landstrasse vorgenommene Schürfung den gleichen vermeintlichen Strassenkörper erkennen liess. An ein befestigtes Lager von solch riesiger Ausdehnung wollte ich nicht glauben und hielt somit den ersten Teil meiner Aufgabe für nicht ausführbar, da die Haupt­ sache, die Mauer, fehlte; die Turmfundamente im Thal konnten ja auch einem anderen Gebäude angehört haben. Damit schritt ich zur Lösung der zweiten Aufgabe. Vorerst erhielt ich nur von einem Grundbesitzer Er­ laubnis zum Graben. Ein Versuchsgraben durch die ganze Länge des Ackers vom Kreuzle bis zur Leite ergab keinen Mauerfund, nur einige Bruchstücke römi­ scher Dachziegel und eine Hypokaustkachel. Am nächsten Tage waren wir glücklicher; wir stiessen auf einen gemau­ erten Keller (Taf. I ZifT. 9), dessen Jnneres hernach auf Anraten des Herrn Generalmajors Popp vollständig ausge­ hoben wurde. An Kleinfunden ergab der Aushub eine ziemliche Anzahl Bruchstücke von Koch-, Ess- und Trink­ geschirren aus hartgebranntem Thon mit gelblichen und auch mit blauen Bruchflächen, dann solche von terra cotta und terra sigillata, sowie einige Knochenreste von Rind, Schwein und Hase. Die Metallfunde sind: ein eiserner Thorschliesshacken von 17 cm Länge, 2 7* cm Stärke und 2 V4 Pfd. Gewicht, dann ein Bohrer, der eiserne Stiefel eines Stockes — vielleicht eines Lanzenschaftes —- eine abgebrochene Messerklinge, einige eiserne Ringe, Kloben mit Zwingen, viele Nägel, eine kleine Münze, deren Gepräge nicht mehr erkennbar

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ist, ein Schabeisen, 5 Stück ganz kleine Meisselchen und ein sehr zierlich gearbeiteter stilus aus Bronce mit rüder- oder löffelartiger Glättfläche. Ausserdem wurden noch gefunden: ein kreisrundes Löffelchen von Elfenbein mit abgebrochenem Stiel und zwei gleichfalls abgebrochene beinerne Nadeln mit runden Knöpfen, endlich einige Stückchen Glas und ein Wetzstein von etwas sandigem Schiefer mit 4 gleichen, sichtlich viel benützten Streichflächen. — Alle diese Fundgegenstände lagen 140—160 cm tief in einer schwarzen Erdschichte. Der Eingang zu dem Keller mit der obersten Stufe und den beiden je ein rechtwinkeliges Dreieck bildenden Seitenwänden war vorzüglich erhalten. Von der jeden­ falls hölzernen Treppe war aber keine Spur mehr vor­ handen. Die Mauern sind aus kleinen, an der Stirnund vielfach auch an den Berührungsflächen behauenen Kalksteinquadern mit Mörtelverband in Isodomum sorgfältigst aufgeführt. Die Quadern haben meistens 20 cm Länge, 11 cm Höhe und 15 cm Breite. Jn beiden Mauern fänden sich zur Ausgleichung der Schichten je ein paar römische Ziegel — Stücke von Fussbodenplatten — eingemauert. Diese Mauern sind 2,16 bezw. 2,24 m lang; die Stärke beträgt nur 15—17 cm, die grösste Tiefe 1,40 m; die Weite des Eingangs ist 1,10 m. Der Keller selbst hatte eine nahezu eirunde Boden­ fläche von 3,31 cm grösster Länge und 2,52 m grösster Breite. Die Kellerwand war aus unbehauenen Kalk­ steinen ohne Mörtel — nur mit Lehmverband — auf­ geführt. Die westliche Seite war in ihrem oberen Teile eingestürzt. Die Steine davon lagen teils am Boden^ teils in der Erde, womit der Keller aufgefüllt war. Das Gebäude, zu welchem der Keller einst gehören mochte, ist noch nicht aufgefunden. Die nach allen vier Richtungen, jedoch nur je 5—6 m weiter geführten Versuchsgräben Hessen keine Mauerspuren entdecken. Ein etwa 10 m südöstlich von erwähntem Keller

11 aufgemachter Versuchsgraben sollte die via principalis darlegen. Wir landen eine etwa 5 m breite, an den Enden 20 cm, in der Mitte 50—60 cm tiefe Kiesschichte, teilweise mit kleinen Bruchstücken von Kalkstein unter­ mischt und so fest wie eine Strasse. Beim Tiefergraben kamen wir jedoch auf eine mit schwarzer, fettiger Erde angefüllte Grube von 2,60 m Tiefe und 10 m Ent­ fernung der beiden Grubenränder von einander. An den Seitenwänden des Einschnittes zeichnete sich die eingefüllte schwarze Erde von dem gewachsenen Lehm scharf ab, und so war deutlich zu sehen, wie die Wände der Grube terassenförmig abliefen und dass die Grube kreisrund oder oval gewesen ist. — Jn der Tiefe von 2,30 m wurde die Hälfte eines Pferdekopfes ge­ funden, dabei ein rautenförmiges Stückchen Messing­ blech und ein Bruchstück einer Trense von gleichem Metall. Mittlerweile hatten mir noch mehrere Besitzer von anliegenden Aeckern bereitwilligst die Erlaubnis zu weiteren Nachforschungen erteilt. So konnten wir denn bald die Umrisse eines grösseren Gebäudes fast mitten im Lagerräume (Taf. I Ziff. 9) wenigstens teil­ weise, vielleicht zur Hälfte des einstigen Umfanges feststellen. Für den andern Teil konnte ich die Er­ laubnis zum Schürfen leider um keinen Preis erhalten. Das aufgedeckte Gebäude hatte eine Länge von 54 m, Richtung S.—N.jO, Die Mauern selbst sind abge­ brochen bis auf den Grund; die einstigen Fundament­ gräben heben sich aber von dem festen Boden mit scharfen Rändern ab und sind mit dem zurückgelassenen Bauschutt angefüllt. Die Umfassungsmauern waren 90 crn breit und 70—80 cm tief in der Erde. Die Bedeckung der Mauerreste mit Ackererde beträgt nur 20—40 cm. Die Ecken bilden keine rechten Winkel. Die Abwei­ chung von der senkrecht die Grundlinie berührenden Linie beträgt bei der nördlichen Querwand auf 10 m

12 Länge 62 cm = 80°, im Süden auf 13 m Länge 80 cm = 103°. Jn der Ostwand war kein Ein­ gang zu bemerken, dagegen sind solche in den beiden Querwänden deutlich erkennbar. Jn der Südwand ist nach 13,30 m Mauer eine OefTnung, die mit dem Ver­ suchsstab auf 1,80 m Weite bestimmt werden kann. Jn gleicher Weise ist in dem „verbotenen Acker“ die Fortsetzung der Mauer auf weitere 22 V2 m noch mit Wahrscheinlichkeit zu erkennen. Jn der Nordwand ist ein 1,80 m breiter Eingang schon nach 4 m (O.—W4), darauf setzt sich die Mauer bis zur nächsten 4,40 m weiten Oeffnung noch 9,80 m fort; die weitere nur mit dem Versuchsstab ermittelte Mauerstrecke beträgt noch 6,40 m. Soweit also die Breitseiten des Gebäudes wenigstens mit Wahrscheinlichkeit ermittelt werden konnten, hielt die Südwand 37,60 m, während von der Nordwand nur 26,40 m bestimmt werden konnten. Von dieser sind 16 m, von jener 13,30 m aufgedeckt worden. — Das Jnnere des Gebäudes ist durch zwei Zwischen­ wände in drei Räume abgeteilt, die sich an Grösse mit je ca 16,30 m ziemlich ungleich kommen. Beide Zwischen­ mauern waren nur 60 cm dick. Die südliche weist nach 4,80 m Länge gegen Westen schon eine Oeffnung von 6,25 m auf, wonach in gleicher Richtung nur noch ein Pfeiler kommt, der viel tiefer liegt und aus ziem­ lich grossen, unbehauenenSteinen zusammen gemauert ist. Seine Länge beträgt 95, die Breite 60 cm. Die den nördlichen vom mittleren Raume schei­ dende Mauer hat ebenfalls nach 4,80 m einen Durch­ gang. Dieser ist 3,30 m breit; hierauf setzt sich die Mauer noch weitere 10 m gegen W. hin fort. An Kleinfunden sind ausser Thon- undTerracottascherbenerwähnenswert: eine besonders schwere Bronce-Münze — Aur. com., ein eiserner Siegelring und eine angebrochene gerippte Perle aus hartgebranntem weissen Thon, deren Oberfläche wie oxidiert aussah.

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Diese letzteren Fundgegenstände waren in einer l,60ra tiefen Grube, die sieh unter der nördl, Wand des Ge­ bäudes quer durchzieht, — Schon 1889 stiessen wir am Südrande des Lagers gelegentlich der vergeblichen Aufsuchung der porta decumana auf die Mauerreste eines Gebäudes. Diese Spuren wurden nun von der s. Z. aufgedeckten Nord­ west-Ecke aus gegen Osten hin weiter verfolgt So konnte der nördliche Teil des Bauwerkes (Taf. I, ZifF. 5) blossgelegt werden, während der südliche mit einem beträchtlichen Teil des hohen Uferrandes s. Z. in die Donau — jetzt fliesst hier die Brenz — abgestürzt ist. — Die Hauptmauer zieht von W, nach S,jO, und ist noch 50 mlang. Es ist jedoch keinenfalls ausgeschlossen, dass sie nicht etwa noch länger war; die Spuren sind aber in dem ziemlich stark abfallenden Terrain durch den Pflug verwischt. Was noch vorhanden ist, zeigt, dass das Gebäude in 5 Räume abgeteilt war, wovon der 2, und 4. je wieder einen kleineren, durch eigene Mauern separierten Raum einschloss. Die Aussenwände sind im Westen und Norden 90, im Osten 100 cm dick; die Zwischenwände halten 80, 70, 60, 90 cm (W. —O.). Der erste Raum (W.) hat 6,95 m lichte Weite, der zweite 12,50 m, der dritte 3,60, der vierte 13,80 m, der letzte misst 8,40 m in der Breite, Jn der Nordostecke des zweiten Raumes ist — wie schon angedeutet — ein kleinerer Raum, dessen Bodenfläche 5,30 * 3,60 m beträgt, durch eine ziemlich rechtwinkelige, 50 cm starke Mauer ab­ geschieden Das Auffallendste am ganzen Gebäude ist eine im vierten Raume durch eine 90 cm starke, halb­ kreisförmige Mauer abgeschiedene Parzelle, deren Radius 2,05 m misst. Die Reste dieser Mauer bestehen aus ganz kleinen Kalksteinsplittern mit rötlichgelben Mörtel­ resten und stecken 60 — 70 cm tief in der Erde. Gegen Süden ladet die Mauer in einen pfeilerartigen Vor«*

14 sprung aus (50 * 100 cm)* — Jn dem Mauerschutte wurden zwei ganz kleine Stückchen bemalten Bewurfes — rot und gelb — von leuchtender Farbe gefunden, wie solcher 1889 an der Westwand dieses Gebäudes und besonders häufig an dem röm. Gebäude bei Hs. Nr. 7 auch vorkam. — Jm letzten Raume endlich, 10 cm von der Scheidewand entfernt und in gleicher Linie mit vorerwähntem Pfeiler, war wieder ein frei­ stehender Pfeiler (ee) mit ovaler Oberfläche, 1,70 zu 1.10 m messend. — Die östliche Aussenwand zeigt nach 4.10 m gegen Süden gerichteter Mauer eine OefFnung von 4,90 m Breite, hernach eine Fortsetzung der Mauer von nur 2,80 m Länge* Von der Hauptmauer (W*— S.jO.) 0,36 m gegen Norden vorgeschoben befindet sich eine 7,20 m lange, 60 cm breite, isolierte Mauer. Eine sehr schwache Mauer (30 cm breit, 30 cm tief, 3 m lang) bildet gleich­ sam die Fortsetzung der vierten Zwischenwand über die Hauptmauer hinaus gegen Norden hin. Die Haupt­ mauer ist in ihrem westlichen Teile 80 cm, im östl. nur 40 cm tief, und in ähnlicher Weise nehmen die Zwischenmauern von AVesten gegen Osten an Tiefe ab; das isolierte Stück der östl. Aussenwand ist dagegen 1,20 m tief in dem Boden und noch mit 40 cm Erde bedeckt, während alle andern Mauern nur 15-30 cm Decke hatten. Ebenso ist auch der Bestand der Mauern verschieden; während an den tiefer liegenden Stellen die Mauerschichtung aus unbehauenen Kalkbruchsteinen noch fest zusammenhängt, findet man an den seichteren Stellen nur mehr die Mauergräben mit Bauschutt, teil­ weise sogar mit Kies ausgefüllt Die Gräben selbst aber zeichnen sich — wie überall in unserm festen Boden — deutlich erkennbar ab. Ein kleiner Versuchs­ graben im westlichen Raume förderte eine Menge Bruchstücke röm* Falzziegeln, terra cotta und anderer Thonscherben zutage, wie sie in solcher Anzahl noch

15 nicht leicht dahier gefunden wurden. — Nach Jnschriften, Stempeln, Legionsnummern etc. etc. fahndeten wir vergeblich. Noch war der gewährte Kredit von 200 Mark nicht ganz erschöpft und mit dem Rest wollte ich mir Ge­ wissheit darüber verschaffen, ob das da unten im Thale eine Mauer oder Strasse, und ob die Gehäudereste daran wirklich die Fundamente von Thortürmen seien. Jm Jahre 1889 war nämlich wegen zu vorgeschrittener Zeit nur ziemlich oberflächlich geschürft worden; jetzt sollte tief gegraben werden, und das verschaffte uns Gewissheit. Es sind wirklich Turmfundamente ^Taf. I Ziff. 8), de­ ren Mauern 1,60 —1,90 m tief in dem gewachsenen Lehm stecken und 2 m durchschnittlich stark sind Freilich ist davon nur die Schichtung noch vorhanden, die aus Kalk­ steinstücken ohne Mörtelverband besteht und mit Bau­ schutt (Steinsplitter und Mörtel) bedeckt ist. Am oberen Ende des Thordurchganges, dessen untere, nach aussen gerichtete Hälfte ein tiefer Graben ist, findet sich ein 2V* * 21'12 m Oberfläche haltender Pfeiler eingemauert. Die Eckvorsprünge an beiden Türmen (vergl. 1889 Taf. II) erwiesen sich als nur 40 cm tief gehend. - Jn der vom südlichen Thorturme in stumpfem Winkel abstehen­ den Fortsetzung der Umfassungsmauer fand ich noch ein Stück fester Mauer 60 cm tief unter der Oberfläche und ca. 1,05 in über dem Grund der hier in der Ecke 1,90 m tiefen Schichtung. Das Mauerstück besteht aus 4 an der Stirnseite kunstlos behauenen Kalksteinquadern von durchschnittlich je 23—36 cm Länge und 17—23 cm Stärke. Die Steine sind in kalksatten gelblichen Mörtel gebettet, mit dem gleichen Bindemittel in den Fugen verbunden und auch oben damit eingedeckt. Nach dem Auffinden dieses Mauerstückes und nach Blosslegung des Raumes zwischen den Türmen, im Zu­ sammenhalt mit den 1889 hier aufgefundenen behauenen

Steinquadern war an eine Strasse wohl nicht mehr zu denken; es war sicher: ich hatte eine Mauer vor mir, — und nun galt es, deren nördliches Ende aufzudecken. Mittlerweile unternommene Versuche mit dem Stahl­ stabe über Richtung und Ende der Mauer in deren Ausdehnung nördlich der Landstrasse hatten ergeben, dass dieselbe mit 70- 80 m Entfernung von der Strasse gegen Westen abbiege, zugleich aber auch bedeutend breiter werde. Nur 15—20 cm unter der Oberfläche stiess ich überall auf Gestein, als wäre da ein mächtiges Pflaster unten. — Freilich war jetzt das bewilligte Geld aufgebraucht; aber ich konnte nun nicht mehr einhalten: die Lösung der Frage, die schon seit 3 Jahren uns beschäftigte, war nahegerückt. Die Arbeit war etwas schwieriger als an anderen Stellen, weil der Boden in einer Breite von 8—10 m und in einer Tiefe von 30—70 cm mit Steinen und Bauschutt wie gepflastert ist. Beinahe in der Mitte durch diese Schuttmasse zieht sich in weiter Curve (Taf. I, Ziff. 31 und durchschnittlich 1,20 m tief die Grundmauer vom Thal aus westwärts die Höhe hinan. Die Mauer ist auch hier, wie ihrer ganzen Länge nach 2,40 m breit. Schon ein paar Meter nach der Ein­ biegung in die abgerundete Ecke ist mit der Mauer ein Turm verbunden, der nur nach innen einspringt. Seine Seiten messen 3 m und 3,30 m, die rückwärtige 5,20 m. Das Jnnere des Turmes wurde nicht ausgehoben. Nach seiner Stellung ist zu schliessen, dass droben auf der Höhe ein zweiter Turm gestanden hat; doch bis hieher mit den Grabungen vorzurücken, ist nicht mehr gelungen. Die noch erhaltene Länge der beschriebenen Ost­ mauer beträgt: a) von der Bruchstelle am Brenzufer bis zu dem Thore 162 m, b) das Thor samt den Türmen 23 m,

17 c) von da bis zu dem Turme in der Nordostecke 216t/* m d) im ganzen — die Ecke voll ausgemessen — 404 m. Für mich besteht kein Zweifel mehr, dass die aufgedeckte Mauer droben auf der Höhe mit der von Westen her schon von Hrn. Stabsauditeur Sand auf­ gefundenen vermeintlichen Römerstrasse zusammenläuft, mit derselben identisch ist. Wie weit dieselbe nach Westen hin sich erstreckt, müssten erst weitere Grabungen aufklären« (Bemerkung der Redaktion.) Nach der Aus­ dehnung, welche das umfassendere Kastell, schon nach den jetzigen Anhaltspunkten zu schliessen, gehabt hat, scheint es ein L e g i o n s 1 a g e r, ähnlich denen von Regensburg und Car au ntura gewesen zu sein. Ein Umstand, welcher seiner zeit zu wenig betont wurde (vgl. II. Jahr.-Ber. S. 26, Z. 7 v. o.J, mag hier Erwähnung finden. Es wurde nämlich auf einem Steinquader eines Turmes an der‘porta dextra ein Silberdenar des Kaisers Caracalla (211—217) gefunden (II. Jahr.-Ber. S. 47). Daraus lässt sich der für die Zeitbestimmung des grösseren Kastells wichtige Schluss ziehen, dass die Errichtung dieses Lagers nicht vor 211 fällt. Wenn dieses Lager für eine Legion bestimmt war, so lag viel­ leicht, wenigstens von diesem Zeitpunkte an, dort die leg. III. italica, von welcher ja noch Jnschriften, die notorisch aus Faimingen stammen, vorhanden sind. Dies findet eine Bestätigung in dem, was Ohlenschlager über die Jnschrift C. I. L. III. 5874 sagt (Ohlenschlager, die römischen Truppen etc. S. 14). —

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18 B Bericht über die Ausgrabungen in den afamannischen Reihengräbern bei Schretzheim.

(Von cand. med. vet. Joseph Kirchmann, z. Z. in München.) Die Ausgrabungen, welche in den Vorjahren sehr erfreuliche Resultate ergaben, wurden heuer mit gleichem Erfolge fortgesetzt. 1. mit 3. Tag: Montag mit Freitag, 5. mit 9. September 1892. Am Montag den 5. September wurden die Aus­ grabungsarbeiten in Schretzheim wieder aufgenommen. Zunächst war geplant, die bereits voriges Jahr entdeck­ ten Gräberreihen weiter blosszulegen, was jedoch nicht geschehen konnte, da das betreifende Grundstück des Herrn Keis heuer mit Klee angebaut ist. Daher wur­ den nun mit Erlaubnis des westlich angrenzenden Grund­ besitzers, H. Oekonomen Stadler, die Ausgrabungen auf dessen Eigentum begonnen. Die ungünstige Wit­ terung war anfangs dem Unternehmen hinderlich. Montag und Dienstag zogen wir mehrere Versuchs­ gräben, ohne dass wir jedoch ein Grab entdeckten, und wir glaubten deshalb schon die westliche Grenze des Gräberfeldes gefunden zu haben. Am Mittwoch den 7. September musste die Arbeit wegen anhaltenden Regens vollständig unterbleiben. Bessere Erfolge als an den ersten zwei Tagen erzielten wir am Freitag den 9. September; denn nachdem wir den Morgen dieses Tages mit dem Einfüllen der Versuchsgräben zugebracht und sodann einen weiteren gezogen hatten, stiessen wir auf Grab XXI, welches vom Anfänge des Grabens 2ß m entfernt ist. Der Versuchsgraben geht anfangs in die erste, nach 20 m in die zweite Furche des Ackers. Das Grab hat eine Länge von 1,20 m, eine Breite von 0,35 m; die Tiefe desselben beträgt 1 m Jn diesem fanden wir das Skelett einesKindes von ungefähr

19 10 Jahren. Das Skelett mass 1 m. Die Knochen waren sehr schwach und ziemlich vermodert, der Schädel voll­ ständig eingedrückt. Als einzige Beigabe fand sich bei dem Kinde ein Halsschmuck, dessen Perlen teils aus buntem Thone, teils aus blauem Glase bestanden. Der dritte Versuchsgraben wurde noch weiter fort­ geführt und wir gerieten bald zu drei neuen Gräbern XXII, XXIII und XXIV, die wir jedoch wegen vorge­ rückter Zeit nicht mehr blosslegen konnten. 4. Tag: Samstag, 10. September 1892. Es wurde heute zuerst Grab XXIV aufgedeckt. Dasselbe, ein Brand grab, enthielt in einer Tiefe von 1,50 m das Skelett eines Knaben von etwa 11 Jahren, welches Alter wir sowohl aus der Länge des Skelettes, 1,10 m, als auch aus dem Vorhandensein zweier Milchzähne schlossen, unter welchen, wie man deutlich sehen konnte, die zwei Schneidezähne nach­ wuchsen. Die Länge des Grabes betrug 1,60 m, die Breite 0,55 m. Zu Füssen des Skelettes, doch 0,40 m tiefer, zeigte sich eine kesselförmige Brandgrube mit einem Durchmesser von 1,70 m, zu welcher noch einige erkennbare Stufen führten. Schon beim Aus­ heben dieser Feuerstätte kamen zuweilen Stücke von ge­ branntem Lehm und mehrere Urnenscherben, die wahrscheinlichen Ueberreste der bei Bereitung des Totenmahles verwendeten Kochgeschirre, zum Vorschein. Der Leiche waren zwei Pfeilspitzen beigegeben. Dieselben lagen an der linken Kopfseite, daneben ein kleiner Feuerstein. Es ist anzuneh­ men, dass dem Toten auch ein Bogen mitgegeben wor­ den, welcher jedoch, da das Grab ziemlich seicht war, und deshalb die Feuchtigkeit leicht eiödringen konnte, vollständig verweste, gleichwie die Schäfte der Pfeile, von welchen nur noch die in der Tülle der Pfeilspitze steckenden Holzteile erkennbar waren. Eine weitere 2*

20 Beigabe bestand in einem ledernen Lendengürtel, des­ sen Bronce Verschluss sich noch vorfand. Das Skelett selbst zeigte nur wenige Ueberreste; denn die Leiche war behufs Förderung der Verwesung mit Kalk bestreut worden, der die Wände des Grabes noch mit einer dünnen Schichte bekleidete. Sofort nach Aushebung des Grabes XXIV schrit­ ten wir zur Aufdeckung von Grab XXII. Stundenlange wurde rüstig fortgearbeitet und mancher sachunkundige Zuschauer zweifelte an einem endlichen Erfolge, zumal sich in der gewöhnlichen Gräbertiefe keine Spur von einer Leiche zeigte; dagegen konnte ein geübtes Auge aus der Bodenmischung mit Sicherheit auf eine vorhan­ dene Grabstätte schliessen, ja wir hofften sogar hier einen bedeutenden Fund zu machen, insoferne uns die Erfahrung belehrt hatte, dass tiefer liegende Leichen reichlicher ausgestattet sind. Jn der That sahen wir unsere Hoffnungen nicht nur erfüllt, sondern sogar übertroffen; denn dieses Grab bot des Jnteressanten so viel, wie noch keines der bisher hier aufgedeckten. Jn einer Tiefe von 2 m stiessen wir auf ein Skelett, das wir nach seinen Beigaben als ein weibliches erkannten, obwohl der starke Knochenbau, sowie die abnorme Länge desselben (es mass nämlich vom Scheitel bis zur Zehenspitze 1,80 m) eher auf ein Männerskelett hindeu­ teten. Das Skelett lag, nach Osten schauend, auf dem Rücken, den Kopf sanft nach rechts geneigt, die Hände längs des Körpers anliegend, in einem Grabraume von 2,50 m Länge und 1 m Breite. Der Hals war mit drei Perlschnüren geschmückt, deren erste aus verschiedenfarbigen Thonperlen bestehend denselben eng umschloss, während die zweite aus ähnlichen aber etwas grösseren Perlen gebildet, bis auf die Brust herab­ reichte und die dritte und grösste bis tief in die Herz­ grube sich ausdehnte. Letztere verdient besondere Be­ achtung deshalb, weil sich ihre Perlen sowohl durch

21 ausserordentliche Grösse, durch reiche Mannigfaltigkeit der Formen, Farben und Zeichnungen, als auch durch grosse Verschiedenheit der Stoffe auszeichnen» Die grösste hat die Form einer Konvexlinse und einen Kreisdurch­ messer von 3,5 cm. Die Hauptformen unserer Perlen sind vergleichsweise in Trommel, Würfel, Scheibe, Kugel und Linse widergegeben. Sie bestehen teils aus fa(,*oniertem Bernstein und Glas, teils a us bemaltem oder emailliertem Thon» Die Verzierungen der Perlen aus Thon und Glas sind aus einfacher Streifung, concentrischen Kreisen, Schuppen, Spiralen, oder Wellenli­ nien gebildet* Viele andere zerstreut gelegene, kleine Perlen berechtigen zu der Annahme, dass das Kleid der Leiche mit Perlen besetzt war. Fer­ ner wurde in der Höhe des Ellenbogengelenks, rechts der Wirbelsäule, ein Kreis von kleinen Perlen, dazwischen eine stark oxydierte Münze, auf Lederresten liegend, darüber ein kleiner Broncering und eine Broncestecknadel, sowie eine kleine Schnalle vorgefunden. Nach ihrer Art und Lage erscheinen diese Gegenstände als Bestandteile einer mit Perlen verzierten, ledernen Geldbörse mit Zehrpfennig als Jnhalt, welche mit einem Ringe versehen und mit­ tels der Stecknadel an der Gürtelschnalle befestigt war. Ausserdem fand sich unter dem Kinn der Leiche eine Scheibenfibei mit goldplattierter Silber­ unterlage in Goldfiligran mit kunstvoller Zeich­ nung geziert. Die zugehörige Nadel und die Spann­ feder hatten sich von der Rückseite abgelöst und lagen etwas tiefer auf einem Halswirbel. Besonders schön war der linke Unterschenkel des Skelettes geschmückt; denn unter dem Kniegelenk wiesen noch deutlich erkennbare Stücke von Lederriemen darauf hin, dass der Fuss ehemals über der Wade von einem ledernen K n i e g ü r t e 1 umgeben war; dieser war mit einer B r on ceschnalle geschlossen und über dem Schienbein mit

22 einer broncenen Zierplatte versehen. Ausser­ halb des linken Unterschenkels war eine broncene Zierscheibe, welche von einem ziemlich starken Be in reif umrahmt war. Neben dieser lagein eigen­ tümlich geformtes Eisen stück, dessen Gestalt und Umriss wegen der weit vorgeschrittenen Oxydation nicht mehr erkennbar waren. Zu Füssen des Skeletts wurde ein zweizeiliger Beinkamm vorgefunden, dessen Länge 14 cm und dessen Breite 5 cm misst. Derselbe steckt in einem beinernenFutteral, das ihn allseitig umschliesst und mit einem Broncering zum Aufhängen versehen ist. Links unterhalb der Füsse ka­ men Eier s c ha 1 e n und Tierknochen (Kalbsrippen ?) zum Vorschein, welche wahrscheinlich als Ueberreste von Speisemitgaben zu betrachten sind. Noch weiter unterhalb stand eine gläserne Urne. Dieselbe be­ steht aus grünem, sehr dünnem Glase und konnte we­ gen ihrer ausserordentlichen Zerbrechlichkeit nicht un­ beschädigt gehoben werden, ist jedoch noch sowTeit er­ halten, dass man ihre Form genau bestimmen kann. Besagte Urne enthielt mit Wasser verdünn ten Lehm. Letzterer war bei Auffüllung des Grabes von ungefähr hineingefallen; woher aber die Flüssigkeit rührt, ist uns ein Rätsel; möglicherweise kann sie als Labung für den Toten bestimmt gewesen sein. Die einzige Waffe, die der Leiche beigegeben war, bestand in einem Sax, welcher mit abwärtsgekehrter Spitze in der Brusthöhe auf dem Arme lag. Auch dieses Grab war wie das vorher geöffnete mit Kalk beslreut, trotz­ dem war aber der Schädel des Skelettes noch sehr gut erhalten und das vollständige Gebiss mit einem auffallend frischen Schmelz bekleidet. 5. Tag: Montag, 12. September 1892. Nachdem wegen Mangels an Raum die bereits ausgenommenen Gräber XXII und XXIV wieder einge-



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füllt worden waren, nahmen wir GrabXXIIIin Angriff. Dieses war von Grab XXII 2 m entfernt und stiess mit seinem Fussende an das im vorigen Jahre geöffnete Grab XX, von welchem es nur durch eine dünne Lehrnschicht getrennt war. Oben zeigte es eine ungewöhn­ liche Flächenausdehnung von 2,60 m Länge und 1,10 m Breite, verengerte sich aber in einer Tiefe von 1,35 m auf 0,5 m Breite und erreichte eine Gesamttiefe von 1,70 m. Auch in diesem Grabe waren Spuren von eingestreutem Kalk zu bemerken. Dieses Grab barg wieder ein Frauenskelett, das noch sehr gut erhal­ ten ist und wie alle übrigen Skelette ein vollstän­ diges Gebiss mit erstaunlich schönen Zähnen zeigt. Jn Bezug auf Lage, Grösse und Knochenbau stimmte dieses Skelett ganz mit dem vorigen überein* Es war mit Beigaben nicht so reichlich ausgestattet .wie jenes, trug aber auf der Brust eine aus gediegenem Golde kunstvoll gearbeitete, mit Filigranorna­ menten prachtvoll verzierte Scheibenfi bei im Ge­ wichte von 30 Gramm. Etwas tiefer als diese lag eine zweite Fibel aus Bronce mit Fil igranverzierungen, deren Zwischenzellen mit Glasschmelz ausgelegt sind. Eine einzige kleine Perlenschnur umschlang den Hals. Auch hier fehlten die üblichen Lenden- und Kniegürtel nicht. Längs des linken Wadenbeines be­ fand sich ein kleines Messer und daneben wieder ein Ei se nst ück von unbestimmter Form. Endlich enthüll­ ten wir an dem Fussende eine Thonurne, welche trotz aller Vorsicht nur in Scherben erhoben werden konnte. Mittlerweile hatten zwei unserer Arbeiter den Versuchs­ graben weiter geführt und ein neues Grab XXV ent­ deckt, das zur Blosslegung vorbereitet wurde; dessen Aufdeckung erfolgte nun Dienstag den 13. September. 6. Tag: Dienstag, 13. September 1892. Das Grab XXV hat eine Länge von 2,50m und eine Breite von 1,15 m. In einer Tiefe von 2 m kam

24 ein männliches Skelett von 1,80 m Länge zum Vorschein. Dasselbe war wohl infolge von Kalkauf­ guss, wovon sich viele Spuren zeigten, sehr stark in Verwesung übergegangen, denn sämtliche Knochen wa­ ren grösstenteils vermodert. Längs der linken Seite lag eine sehr gut erhaltene Spat ha, an, der noch Teile der hölzernen Scheide anklebten. Dieselbe hat eine Länge von 90 cm, ist 6 cm breit und läuft in eine Spitze aus. Quer über die Brust von rechts nach links zog sich ein Sax, 32 cm lang. Der Griff desselben war durch einovalesEisenplättchen vernietet und dieses mit einem Bleiknopfe verziert. Zur Ergän­ zung des Waffenschmuckes war dem Toten ein kleines Messer, eine Lanze und ein Schild beigegeben. Das Messer lag über dem linken Oberarm und gleich daneben in schiefer Stellung fand sich der Schild­ buckel aus Eisen mitBronce verziert. Die Lanzenspitze, deren Schaft gänzlich verwest war, wurde unter demFussende aufgefunden. An der Fussseite hatte das Grab eine halbkreisförmigeWölbung, in der ein ziemlich gut erhaltener Kamm niedergelegt war. Dieser Leichnam war reichlich mit Speisen versorgt; denn tief in der Wölbung entdeckten wir viele Eierschalen, daneben auch ein ganzes Ei, das jedoch beim Aushe­ ben zerbrach, dessen Dotter aber noch deutlich zu er­ kennen war. Ferner lagen an dieser Stelle eine Schweinshaxe und andere Schweinsknochen^ welche nach dem Urteil eines anwesenden Fachmannes von einem ^ bis 1 Jahr alten Schweine herrühr­ ten. Auch das Wildpret sollte dem Toten zur Mahl­ zeit nicht fehlen; denn aufgefundene Knochen (Wir­ belsäule mit Dornfortsatz) eines Hasen oder ähnli­ chen Tieres geben Kunde davon, und Röhrenkno­ chen von kleinen Vögeln, etwa Lerchen oder Wach­ teln beweisen, dass das Menü ein sehr reichhaltiges und für einen Feinschmecker berechnetes war.

25 Eine befremdende Erscheinung waren die hier und anderwärts auf dem Grunde des Grabes aufgefun­ denen grünen Pflanzen mit frischen Trieben, die offenbar schon seit dem Begräbnisse an der Stätte ge­ legen waren. 7. Tag: Mittwoch, 14, September 1892. Heute zogen wir von der Südgrenze des Gräber­ feldes aus zwei weitere Versuchsgräben, den einen von 7 m, den andern von 5 m Länge. In jedem derselben ent­ deckten wir unter dem Humus eine auffallend schwarze Erdschichte. Um uns Gewissheit über den Ursprung und die Bedeutung derselben zu verschaffen, zogen wir noch zwei weitere, parallele Gräben, in welchen wir die nämliche schwarze Bodenmischung, sowie auch einige Scherben aus gebranntem Thon entdeck­ ten. Es wäre nun möglich, dass hier eine allgemeine Brandstätte gewesen, jedoch ist es sehr eigentümlich, dass wir dann keine Kohlen- und Knochenreste fanden, welche sonst in allen Brandstätten Vorkommen. 8. Tag: Donnerstag, 15. September 1892. Nach Einfüllen der erwähnten Gräben wurde ein weiterer Versuchsgraben von der Südgrenze des Ackers ausgehend in nördlicher Richtung gezogen. 21,8 rn vom Ausgangspunkte des Grabens entfernt stiessen wir auf das XXVI, Grab und zwar gerade an die Kopfseite, an welche sich eine Brandgrube an­ schloss. Wir wollten die Umgrenzung des Grabes freilegen, kamen aber dabei weit westlich und entdeckten ein neues Grab (Grab XXVII). Es war anfangs unser Plan, beide Gräber so weit auszuheben, dass wir sie dann morgen öffnen könnten. Als wir jedoch in Grab XXVII eine Tiefe von 0,95 m erreicht hatten, kamen Knochen zum Vorschein, die vom Oberkiefer eines Schädels herrührten. Das Skelett musste

26 nun vollständig blossgelegt werden. Nachdem der Schädel und der Oberkörper frei lagen, zeigten sich so abnorme Formen, dass selbst die Vermutung nahe lag, wir möchten das Skelett eines Affen aufge­ funden haben. Denn an der sehr niedrigen Stirne fanden sich stark entwickelte Augenwulste vor. Die Augenhöhlen waren nahe beisammen. Der Unterkiefer wies nur Schneide- und Eckzähne auf, während der Oberkiefer nebst diesen auch starke Backenzähne enthielt. Die Schultern waren hoch gezogen, so dass der Kopf zwischen ihnen stak. An den ausserordentlich s t a r k entwickelten Armen ent­ deckten wir scharf eingebogene Handflächen Der Brustkorb erschien ungewöhnlich kurz, die Wirbelsäule nach links ausgebogen. Die Becken­ knochen standen schief nach innen geneigt. Der linke Oberschenkel hat eine Krümmungnachaussen. Das ganze Skelett ist sehr gut erhalten und misst vom Scheitel bis zur Ferse 1,75 m, dagegen vom Scheitel bis zum „verkrümmten Wirbel“ 0,95 m. Die Schulter­ weite des Skeletts beträgt 0,40, die Beckenweite 0,30 m. Eine sehr gut erhaltene Bronceschnalle und ein kleines Messer waren die einzigen Beigaben. 9. Tag: Freitag, 16. September 1892. Wie ich bereits berichtet, haben wir ein XXVI. Grab entdeckt. Dasselbe wurde nun geöffnet. Auf Grund gemachter Erfahrung schlossen wir schon aus der Anlage des Grabes (es war nämlich 2,70 m lang und 1,10 m breit), dass es eine bedeutende Ausbeute liefern werde, und in der That täuschten wir uns nicht; denn wir entdeckten bald ein reichlich geschmücktes Frauen­ skelett. Jn einer Tiefe von 2,05 m kam vorerst ein etwas seitlich gewendeter Schädel zum Vorschein, der wie überhaupt das ganze Skelett (Länge 1,70 m) schlecht erhalten war; dagegen fanden sich die zahl-

21 reichen Beigaben in einem verhältnismässig sehr guten Zustande. Kaum waren die ob eren Halswirbel entblösst, so schimmerte uns gleissendes Gold entgegen. Wir erho­ ben eine prächtige Scheibenfibel mit Goldunter­ lage und Goldfiligranauflage, die nach einer kunstvollen Zeichnung ausgeführt ist und deren Zwischen­ felder mit rotem Glasschmelz ausgelegt sind. Es sollte uns aber noch eine grössere Ueberraschung zu teil werden ; denn als wir weiterhin nur wenige Hände voll Erde entfernt hatten, so erglänzten aus der Tiefe, als wären sie frisch von der Münzstätte gekommen, zwei goldene Medaillen. Bei näherer Betrachtung erwiesen sie sich als Goldmünzen aus der Zeit des Kaisers Justinian. Ihre einseitig geprägte Umschrift lautet: „Justinianus P. P.u (Pater Patriae). Hiedurch ist das Alter dieses Grabes annähernd bestimmt. Es fällt also offenbar nicht vor die Regierungszeit Kaiser Justinians (527—565). Die beiden Münzen bildeten die Zierde einer Perlenschnur, welche um den Hals des Skelettes hing. Aufs höchste erstaunt und erfreut waren wir, als bei Entblössung des Brustkorbes nochmals eine der vorigen ähnliche goldene Scheiben fi bei ans Tageslicht gefördert wurde. Auch in diesem Grabe fand sich an derselben Stelle, wie in Grab XXII, ein Gü r te lb e schläg, in welchem ebenfalls eine Broncenadel stak. An letz­ terer war die mit einer Perlenschnur gezierte lederne Gürteltasche befestigt, wovon jedoch nur noch einige Lederreste und die an Broncedraht angefasste Per­ lenschnur vorhanden ist. Die Gürteltasche enthielt zwei Broncemünzen und einen blauen, marmorier­ ten, runden Stein. Von der Mitte des Gürtelriemens hing ursprünglich an einem Lederriemen ein cylindrisches Büchschen aus Bronceblech mit einem Durchmesser von 3 cm und einer Höhe von 2 cm. Dasselbe enthält eine Perle und einen verdorrten PflanzenteiL Tiefer unten zwischen den Knieenlagen



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untereinander zwei Spangenfibeln aus Bronce mit Gold taue hie rt, die ehemals, wie aus den ihnen rückseitig anhängenden Stoffresten zu ersehen, im Kleide gesteckt haben müssen. Auf der linken Seile hing vom Gürtel aus an einem besondern Riemen eine Muschel, jedenfalls als Schmuckgegenstand. An einem anderen Riemen, vom Lendengürtel ausgehend, waren zwei Ringe unmittelbar untereinander befestigt. Der eine trug eine bronce ne Zierscheibe in Lederetui, der der andere ein ledernes Täschchen mit zwei kleinen Mess er che n. Diese Leiche war ausnahms­ weise mit Lederschuhen ausgestattet, wovon viele Lederreste und die zugehörigen SchnallenmitRiemenzungen erhalten sind. Links neben dem Kopfe abwärts lag ein 40 cm langer und 5 cm breiter S a x mit eigentümlich geformter Spitze. Zu Füssen der Leiche stand, sorgfältig in Erde eingebettet, eine einfach verzierte Urne, 10 cm hoch, umgeben von verschiedenen Spei­ seüberresten, als Sch wein sknochen und Eier­ schalen. Also war auch diese Leiche für eine weite Reise gut und reichlich verproviantiert. 10. Tag: Samstag, 17. September 1892. Unser heutiges Tagewerk begann mit der Herstel­ lung eines neuen Versuchsgrabens, und gelegentlich dieser Arbeit streiften wir in einer Tiefe von 0,50 m das Skelett einer alten Frauensperson und öffneten dann das XXVIII. Grab, welches eine Länge von 2 m und eine Breite von 0,70 m hatte, wäh­ rend das Skelett selbst nur 1,50 m mass. Die Leiche lag, den Kopf stark rechtsseitig gewendet, mit'über dem Unterleibe verschlungenen Händen auf dem Rü­ cken ausgestreckt und war mit keinerlei Beiga­ ben ausgestattet, offenbar ein Zeichen, dass hier eine arme Person begraben worden, was schon aus dem Umstande erhellt, dass das Grab so seicht war.

29 Bei Fortsetzung unserer Arbeit entdeckten wir wieder ein Grab, das XXIX., dessen ausgedehnte Ober« fläche von 2,95 m Länge und 1 m Breite den Charakter eines bedeutenden Grabes trug und ein grosses Stück Arbeit in Aussicht stellte. Doch 1,50 m tief verengte sich das Grab auf 0,50 m Breite und barg in einer Gesamttiefe von 1,75 mdieHühnengestalt eines männlichen Skelettes: es mass nämlich vom Scheitel bis zum Becken 0,95 m., vom Scheitel bis zum Fersenbein 1,82 m, Der ganze Knochenbau von unge­ wöhnlicher Stärke und seltenen Dimensionen machte einen imposanten Eindruck auf den Beschauer. Die Ausstattung der Leiche war nicht besonders schmuck­ reich, denn bei ihr lagen nur eine Lanzenspitze, eine S p a t h a und ein Schildbuckel« Die beiden ersteren, linksseitig gelegen, hatten ihre Schneide, ent­ gegen den bisher gemachten Wahrnehmungen, in ver­ tikaler Richtung. Der eiserne Schildbuckel lag über dem Becken und bedeckte einen länglichen Feu­ erstein. Nach den vorhandenen Merkmalen des Schildes hatte derselbe einen Durchmesser von 50 cm. 11. Tag: Mittwoch, 21. September 1892. Heute gelang es uns, das bereits am 17, d. Mts. entdeckte XXX. Grab freizulegen. Gelegentlich der Feststellung der Umrisse des Grabes holten wir ziem­ lich weit nach links aus und entdeckten in einer Tiefe von 15 cm eine zerdrückte Urne. In derselben fanden wir eine kleine irdene und eine grosse gläserne Perle, letztere mit vertieften Schlangen­ linien verziert. Dabei lag ein kleines Messer und eine Schere. Neben der Urne, aber etwas tie­ fer, kam eine eiserne Schnalle zum Vorschein. Das Grab selbst hatte eine Länge von 1,35 mund eine Breite von 0,85 m. Die Leiche, die 1,40 m tief lag, war vermutlich infolge des starken Kalkauf-

30 g u s s e s und des noch jugendlich zarten Knochen­ baues fast vollständig verwest. Die noch vorhandenen Knochenreste Hessen eine Körperlänge von 0,70 m er­ kennen. Wir entdeckten also hier zum erstenmal das Grab eines kleineren Kindes und zwar das eines Knaben von etwa 3 Jahren, der trotz seiner Jugend schon eine Waffe bei sich führte, denn er war mit Pfeil und Bogen ausgerüstet, wovon aber nur mehr die eherne Pfeilspitze erhalten war. Zu Füssen wurde eine ganz unversehrte Thonurne erho­ ben. Dieselbe war Handarbeit von unregelmässiger Form und ohne jede Verzierung. 12. Tag: Donnerstag, 22. September 1892. Wir begannen das Tagewerk mit der Aushebung eines Doppelgrabes XXXI und XXXII. Nach unserem Urteile war hier links neben einer reichen, vornehmen Frau ihre arme Dienerin gebettet. Aus praktischen Gründen mussten wir vorerst GrabXXXII öffnen. Das­ selbe war 0,80 m lang, 0,50 m breit und 0,70 m tief. Es barg das Skelett einer jungen Frauens­ person ohne jede Beigabe. Das Skelett mass vom Kopf bis zur Ferse 1.45 m und lag auf dem Rücken, den Kopf nach rechts gegen Grab XXXI geneigt, die Hände auf der Brust gekreuzt. Die Knochen waren sehr schlecht erhalten, dagegen fanden wir noch Teile von den beiden Kiefern, welche prächtige, wenig abge­ nützte Zähne autwiesen. Nach Erhebung des Grabes XXXII konnten wir zur Aufdeckung des Grabes XXXI schreiten. Die Länge desselben betrug 2 m, die Breite 1,05 m und die Tiefe 1,40 m. Das Grab enthielt ein Frauenskelett von 1,65 m Länge. Auch diese Leiche war mit ver­ schiedenem Schmuck ausgestattet worden. Um den Hals trug sie eine Perlenschnur aus grossen und kleinen Perlen, welche teils aus gefärbtem Glase, teils

aus bemaltem Thon, teils aus Bernstein bestehen. Auf der Brust lagen unmittelbar unter einander zwei Schei­ benfibeln mit Goldfiligran und roter Glas­ einlage inBroneekapseln gehüllt. An der unteren Fibel hing ein grössererBroncering,an den ein kleinerer gekettet war. Derselbe trug ein bron­ zenes Zierstück, dessen Form wir jedoch nicht erkennen konnten. Unterhalb desselben kam eine Broncefibel zum Vorschein. Zwischen den beiden Oberschenkeln des Skeletts befand sich ein in viele Stücke zerfallener, beinerner Kamm, links dane­ ben Schere und Messer. Weiter unten erhoben wir zwei Spangenfibeln aus dünnem Bronceblech. In der Knieegegend fanden wir eine grosse, bemalte Perle von glattem, dunkelbraunem Stein. Zu solchen Beigaben erwarteten wir eine schöne Urne, eine solche fand sich aber nicht vor. 13. Tag: Freitag, 23. September 1892. Wenn man sich auch nach alter Bauernregel am Freitag von einem Unternehmen keinen grossen Erfolg verspricht, so wurde diesmal das Sprichwort Lügen ge­ straft, denn eine so reichhaltige Ausbeute, wie die heu­ tige, hat uns noch kein Tagewerk gebracht. Wir öff­ neten das XXXIII. Grab. Schon seine Umrisse (3 m Länge, 1,30 m Breite) deuteten auf die Grabstätte einer durch Reichtum hervorragenden Person hin, und in der That stiessen wir in der Tiefe von 2,30 m auf das Skelett einer ä 11e r en Fr a ue nsper son, das sich durch ungewöhnliche Grösse (1,90 m) auszeichnete und mit vielem und kostbarem Schmucke geziert war. Um den Halswirbel war ein aus verschiedenartigen Perlen zusammengesetzter Halsschmuck gelegt, von dem aus über dem Brustbein fünf goldene Medaillen mit einseitig geprägter Ornamentverzierung hingen. Von der mittleren derselben bedeckt landen wir eine in

32 Goldfiligran ausgeführte,mit rotem Glasschmelz ein­ gelegte Scheib enfi bei, welcher noch Lederreste von einem Riemen anhafteten. Jn der Tiefe der falschen Rip­ pen lag auf dem Rückenwirbel eine der vorigen ganz ähn­ liche, nur etwas grosse-e Scheibenfibel. Ueber dem Becken fand sich ein B r o n c e s t ü c k, das wegen der vorgeschrittenen Oxydation nach Form und Zweck nicht mehr unterschieden werden konnte. Dem Becken entnahmen wir rechts eine Sformige, goldeneFibel, die mit rotem G las Schmelz ausgefüllt war. Links da­ neben kam eine gelbbraune Bernsteinp erle mit einem Durchmesser von 5 cm zum Vorschein. Auf dem Kreuzbein lagen neben einander zwei broncene Sp ange nfib ein. Ein bisher noch nie entdeckter Schmuck, in einer grossen geschliffenenKrystallperle bestehend, fand sich am linken Oberschenkel und weiter unterhalb ein 20 cm langer, beinernerKamm. Eine weitere Beigabe war ein kleines Messer, das mit aufwärts gerichteter Spitze den Kamm berührte. Die Schnalle des Kniegürtels bildete den Schluss des Lei­ chenschmuckes. Als fremdartigen Fund entdeckten wir zwischen den Schienenbeinen zwei hornartige, rip­ penförmige Knochen. Auch in diesem Grabe man­ gelte trotz seiner reichen Ausstattung die sonst üb­ liche Urne. 14. Tag: Samstag, 24. September 1892. In geringer Entfernung von Grab XXXIII zeigten sich die Spuren des XXXIV. Grabes, das eine Länge von 2 m und eine Breite von 1 m hatte. Gegen unsere Erwartung stiessen wir in einer Tiefe von 0,90 m an einer ungewöhnlichen Stelle, nämlich an der Kopf­ seite, auf einen festen Gegenstand, der sich bei sorg­ fältiger Erhebung als ein Häufchen Scherben von zwei verschiedenen Thonurnen erwies. 30cm tiefer lag das Skelett eines Mädchens von etwa

33 13 Jahren, welches Alter aus der Länge des Skelettes, l, 30 m, und den nachwachsenden Zähnen zu bestimmen sein dürfte. Der Schädel war, entgegen allen anderen, nach links geneigt. Die wenigen Beigaben bestanden in einem Messer mit Feuerstein, das auf der Brust lag, ferner einer Broncenadel in der Nähe des Ellenbogengelenkes, einer broncenen Gürtel­ schnalle und etwas weiter unten einer eisernen Anhängschnalle. 15. Tag: Montag, 26. September 1892. Der heute bei Beginn der Arbeit gezogene Ver­ suchsgraben durchschnitt in einer Längenausdehnung von 10 m drei Gräber, wovon wir das erste, Grab XXXV., öffneten. Dasselbe hatte eine Länge von 2,70 m, eine Breite von 1,10 m und eine Tiefe von 2,10 m; 0,60 m tiel fanden wir Tier kno chen. Das Grab selbst barg das Skelett einer jungenFrauensperson von 1,70 m Länge. Das Skelett lag auf dem Rücken, den Kopf nach links geneigt. Als Beigaben fanden sich : Um den Hals eine Perlenschnur, unter derselben eine Scheibenfibel mit Goldfiligran und roter Glaseinlage, am linken Oberarm ein Armband aus Thon- und Glasperlen bestehend, im Becken eine eiserne Schnalle und Reste vom Lenden­ gürtel, zwischen den Oberschenkeln eine Schnalle aus Bronce, ein grosser Broncering, ein klei­ ner Broncering und ein Messer mit einem eisernen Ringe versehen, unterhalb des linken Knie­ gelenks zwei kleine Broncenägel und eine ge­ wöhnliche Perle, zu Füssen links ein beiner­ ner Doppelkamm, rechts Knochen von Speisemitgaben nebst Eierschalen.

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34 16. Tag: Dienstag, 27. Septembar 1892. Durch herrliches Herbstwetter begünstigt, schritten unsere Arbeiten rüstig voran, und heute nachmittags 3 Uhr hatten wir schon das Grab XXXVI bloss gelegt Dasselbe war 2,20 m lang, 0,65 m breit und 1,10 m tief. Gleich unter der Ackerkrume, 0,35 m tief, deckt en wir an der Kopfseite des Grabes eine kreisförmige, pechschwarzeErdschichtevon3 m Durchmesser auf, die 1,50 m nach der Tiefe verlief und in deren Mitte Urnenscherben beisammen lagen. Vorausge­ setzt, dass hier eine Brandstätte zur Bereitung des Leichenmahles und zum Ausbrennen der Urne war, so lässt es sich doch schwer erklären, wie eine so grosse Masse Erde so intensiv geschwärzt wurde und wodurch dieselbe ihr ausserordentlich grosses specifisches Gewicht erhalten hat. Das Grab selbst enthielt das Skelett einer jungen Frauensperson von 1,55 m Länge. Die Leiche lag auf dem Rücken, den Kopf nach rechts gewendet, die rechte Hand über dem Becken, die andere auf dem linken Oberschenkel. Der Leichenschmuck war spärlich und kennzeichnete darum die Leiche einer armen Person. Die übliche Perlenschnur um den Hals fehlte zwar nicht, ist jedoch äusserst einfach. Ein Lendengürtel mit eisern er S c h n a 11 e hatte die Hüften umschlossen. Links hingen an demselben bis über den Oberschenkel, von der linken Hand bedeckt, mehrere eiserne Ringe und Henkel und dabei lag ein Bronce stück in Form eines Uhrenzeigers Zwi­ schen den Oberschenkeln fanden sich zwei noch voll­ ständig erhaltene Broncefi b e 1 n, die mittels ihrer Nadeln wahrscheinlich am Kleide befestigt worden waren. Auch hier entdeckten wir, wie in fast allen Frauengrä­ bern, die Symbole häuslichen Fleisses, nämlich ein kleines Messer und einen An spinn von Glas Zu Schutz und Wehr war die Leiche mit einem Sa x aus-

35 geröstet worden. Derselbe lag in der Höhe des Kopfes längs des linken Oberarms. 17. Tag: Mittwoch, 28. September 1892* In eine" Entfernung von 2la m vom letzten Grabe lag das Grab XXXVII, die Ruhestätte eines Jüng­ lings, der in dem Blütenalter von etwa 18 Jahren hier gebettet wurde. Dessen vornehme Abkunft und Lebens­ stellung sind durch die WafTenrüstung charakterisiert. Wenn er auch keine Spatha führte, so war er doch mit einer Lanze ausgerüstet und zwar mit einer der schönsten, die bis jetzt aut unserem Gräberfelde ge­ funden wurden. Dieselbe lag auf der linken Seite längs des Körpers, die Spitze nach oben gerichtet. Die Länge des Schaftes betrug 1,00 m. Der Schild, aus Holz ge­ fertigt und mit L e d er überzogen, wovon sich noch Reste fanden, war mit einer Buckel aus Bronceblech versehen, welche einen Durchmesser von 20 cm hatte aber leider zerfallen ist. Als Schmuck der Leiche fand sich über dem Kopfe eine ei se r n e Sc hn alle, wahr­ scheinlich zur Kopfbedeckung gehörig. Im Gürtel staken schief zweikleineMesser und daneben lagen zwei Knöpfe, der eine aus Horn, der andere aus Bein, die vermutlich als Zierde des Gürtels gedient hatten. Das Grab mass 1,70 m Länge, 1,10 m Breite und war 2,20 m tief. Der untere Raum desselben zeigte Kalkspuren, darum war auch das Skelett, dessen Länge 1,40 m betrug, stark verwest. (Bemerkung der Redaktion.) In diesen 17 Gräbern fanden sich: 6 Halsketten aus verschiede­ nen Perlen, 3 Pfeilspitzen, 3 Feuersteine, 3 Gürtelbe schlägeaus Bronce. 3 römischeBronce münzen, OBronceringe, 3Bronce-Gewa ndnadeln,12 Schnallen au s Br once, 5 Schnallen aus Eisen, 9 Scheibenfibeln aus Go 1 darbeit, 1 3*

36 Scheibenfibel aus Broncearbeit, 2 Zierschei­ ben ausBronce,5 Beinkämme, 1 gläserne Urne, 6 thönerne Urnen, 3 Saxe, 12 Messer, 2 Spatha’s, 3 Lanzen, 3 Schildbuckel, 7 goldene Brakteaten, 2 Reste von Gür teltasc hen, 1 cylindrisches Büchschen aus Bronceblech (Amulett?),2Scheren. Sodann will ich noch einige Beobachtungen mitteilen. Fürs erste ist eine Wahrnehmung, welche ich schon im vorigen Jahre bei Oeffnung eines Grabes der Gundeifinger Reihengräber machte, dass sich nämlich tief auf dem Boden des Grabes (J. d. h. V. D. IV. S. 25 oben) frische Rasenstücke mit ebenso frischen Wurzeln vorfanden, durch ähnliche Funde in Schretzheim in schöner Weise bestätigt worden. Ich bemerke hiebei, dass bei allen diesen Beobachtungen eine Täuschung von Seite der Beobachtenden oder eine Fälschung von Seite der Grabenden ausgeschlossen ist. So fanden sich in Grab XXV und XXVI auf dem Grunde grüne Pflanzentriebe, die zur Art der Equisetaceen gehören dürften. Nicht minder interessant ist die Beobachtung, dass in mehreren Gräbern bei den Speiseresten, welche dem Verstorbenen mitgegeben wurden, sichE ierschalen von 12 —15 Eiern fanden und dass bei einigen Eiern R e s te desDotters deutlich erkennbar waren. Die Speisereste lagen gewöhnlich zu Füssen des Skelettes neben der Urne und bestanden meistenteils aus Schweinsrippen. Eine weitere schöne Entdeckung, die wir fast in allen Gräbern machten, ist die, dass der Fussboden und die Wände des Grabes mit einer Schicht Kalk be­ worfen waren und dass auch über den Leichnam eine ziemlich dicke Schicht Kalk gelegt worden war, jeden­ falls um den Verwesungsprozess zu beschleunigen. ln vielen Fällen haben wir die Beobachtung gemacht, dass die Tiefe des Grabes im Ver­ hältnisse steht zur Bedeutung des darin

3t Bestatteten, So wissen wir immer, dass, wenn das Grab nicht breit und tief ist, ein Kind oder ein armselig Ausgestatteter zum Vorschein kommen, dass aber ein breites und tiefes Grab (bis 2 m) einen Wohlsituierten ber­ gen wird. Zum Schlüsse erlaube ich mir noch anzufügen, dass wir voriges Jahr bei Grab XX terassenartige, halb­ kreisförmige Stuf e n, welche in das Grab hinabführten, deutlich warnehmen konnten. Zu diesen Beobachtungen, welche ich auf Ansuchen in der Monatsschrift des Hi s t orischenVereins von Oberbayern mitgeteilt habe, bemerkt der Redak­ teur derselben, Dr. Hager, k. Bibliothekar und Secretär des b. Nationalmuseums: „Wir haben dieier Mitteilung hier gerne Raum gegeben, weil sie von allgemeinem Jnteresse für die Erforschung merowingischer Gräber ist. Betreffs der Beigaben von Eiern und Schweinefleisch verweisen wir auf das fränkische Gräberfeld von Westhofen im Wormsgau, wonach dem Correspondenzbl. d. Westd. Zeitschr. 1887 Sp. 15 die gleiche Beobachtung gemacht wurde. Die Beigabe von Schachtelhalmen wurde auch 1854 in den Gräbern von Nordendorf konstatiert; vgl. G. Hager und J. A. Mayer, Die vorgeschichtlichen, römischen und merovingischen Altertümer des bayer. Nationalmuse­ ums, 1892, Nr. 1613. Die Pflanze galt in der Arzneikunde alter Zeit als blutstillendes Mittel. Die Beobachtung über Tiefe und Breite der Gräber hat nur lokale Bedeutung,“

Dass die letzte Bemerkung Hägers über Tiefe und Breite der Gräber nicht ganz richtig ist, beweist die Thatsache, dass auch anderwärts ähnliche Beobachtungen gemacht worden sind. So heisst es S. 48 der Ausgrabungen des historischen Vereins der Pfalz, Speyer 1886, in der Beschreibung des Grabfeldes bei Obrigheim: „Als eine gesicherte Beobachtung kann man die bezeichnen, dass die höher liegenden Skelette allerdings zumeist wohl erhalten waren, jedoch vielfach besserer und wert­ vollerer Beigaben entbehrten. — Andere Gräber liegen bedeutend tiefer, und gerade bei diesen stiess man auf bessere Beigaben, welche von einem verhältnismässig

38 günstigen Besitzstand des betreffenden Toten Zeugnis ablegen. Offenbar suchten ihre Angehörigen diese Leiche vor Leichenraub sicher zu stellen“. Wegen der Masse der Schädel, welche wir Herrn Univ.-Prof. Dr, J. v. R anke in München verdanken, ver­ weise ich auf Tafel II. C. Bericht über die Ausgrabungen bei Zöschingen *)

(Vom k. Forstamtsassessor Benz, Zöschingen.) Unweit des Ortes Zöschingen, etwa U km in südlicher Richtung, bilden die Staatswaldabteilungen Erlhau und Stubenberg den Abschluss eines dem schwä­ bischen Jura angehörigen langgestreckten Bergrückens. Ehedem mag hier auch in weiterem Umkreise ausschliess­ lich blühender, urwüchsiger Wald gestockt haben, heut­ zutage ist kaum mehr die Krone des Berges damit bestanden, während zu seinen Füssen sich allenthalben fruchtbares Kulturland mit zahlreich eingestreuten Wohn­ stätten ausdehnt. Auf diesem Höhenvorsprung, wo sich dem Auge eine überraschende Fernsicht nicht nur über den sog. Bachgau, sondern noch weiter bis zum Donau­ gelände und zu den althistorischen Gefilden bei Aislingen und Faimingen darbietet, befindet sich, unter dunklem Waldesschatten verborgen, eine Kolonie von etwa 24 deutlich erkennbaren Grabhügeln. Mit Vor­ liebe wählte das Rehwild diese kleinen, einige Umschau gewährenden Erderhöhungen zu seinem Lager, und einmal dessen Fährte verfolgend und nach tückischen Schlingen suchend, war ich auf den ersten dieser Hügel aulmerksam geworden. Soweit man nun bei der vorhan­ denen, dichten Mittelwaldbestockung erkennen kann, sind diese Hügel zum grössten Teil in ganz unregelmässiger Gruppierung in einem Umkreis von etwa 3 ha auf einem nach N. 0. neigenden, mässig abfallenden Hange aufge*) Zöschingen Hegt etwa 20 km nordwestlich von Dilüngen, pake der vuirttembergischen Grenze,

39 baut und in ihren Dimensionen sehr verschieden. Ihre äussere Form mag ursprünglich wohl kreisrund gewesen sein, jetzt ist sie oval —- mit der langen Seite nach N. 0.; ihre Höhe schwankt zwischen 3 i bis 3 m, Breite und Länge betragen 10 — 20 m. Es war zu vermuten, dass entsprechend der herr­ schenden Bodenneigung das Centrum der Hügel sich etwas thalabwärts verschoben habe, und dabei durch den Druck der mitunter bedeutenden Erdmassen die innerhalb geborgenen Thongetasse vielleicht umgestürzt und zertrümmert seien; obwohl ich nun diese Annahme beiden jüngst von mir begonnenen Aufgrabungen*) leider bestätigt fand, kann ich doch im Nachstehenden über ein ganz zufriedenstellendes Fundergebnis berichten. Unter Beihilfe von zwei fleissigen Arbeitern konn­ ten vom 10. bis 13. August 1892 durch schichtenweises Ausheben eines von der Mitte ausgehenden und über fast 3!| Umfang der Hügel sich ausdehnenden Kessels drei Gräber (i bis 111) geöffnet werden. Diese drei Hügel liegen so ziemlich in einer Reihe gegen S. 0.; I und II stossen unmittelbar aneinander, III ist von II etwa 13 m entfernt. Eine Abgrenzung ihrer äussersten Peripherie durch einen Graben oder Kranz von Steinen, wie häufig vorzukommen pflegt, war nicht wahrzunehmen, ebensowenig lagen Steine auf dem Pole der Hügel. Die Dimensionen waren folgende: I = 1 mhoch 10 m breit 12 m lang 45 m Umfang II 1,5,, ,, 14 ,, ,, 16 „ „ 60 ,. ,, III = 1 „ „ 12 „ „ 14 „ „ 50 „ Zahlreiche, in das Hügelinnere eingedrungene Baum­ wurzeln bereiteten nicht nur bei der Grabarbeit man­ cherlei Hindernisse, sondern — was noch mehr zu be­ klagen — sie haben auch durch Zerklüftung und Zer*) Die Erlaubnis zum Graben wurde vom k. Foratamte Dillingeu bereitwilligst ferteilt,

40 bröckelung der weichen Thongefässe im Laufe der Jahre schlimmen Schaden angerichtet. Der Aufbau der Hügel hat sich nun, von un­ ten nach oben gesehen, folgendermassen feststellen lassen : Gewachsener Boden; unmittelbar darüber die Brandschichte mit den Kulturresten; dann aufgeschüt­ teter Boden aus der Umgebung, bestehend in fettem, gelbem, durch Eisenbeimengungen (Bohnerze) geröte­ tem Lehm, dem noch wenige Kohlen- oder Aschen­ reste beigemengt sind, und als Abschluss des Ganzen eine dünne Humusschichte der Neuzeit. Was nun vor allem die Brandschichte be­ trifft, so liess sich ein regelmässiger Verlauf derselben in keinem der Gräber feststellen; doch war der Brand­ platz — zumal in Grab II — sehr ausgedehnt (2—3 qm), und, wie aus den vielen Kohlenüberresten zu schlos­ sen, wurde Holz zum Aufbau des Scheiterhaufens, am welchem die Leichenverbrennung vor sich gegangen ist, nicht gespart. Vielleicht dass es noch gelingt, die eine oder andere Holzart in den vorhandenen Kohlenbrocken nachzuweisen. Hauptsächlich erwähnenswert ist die Thatsache, dass in den bis jetzt geöffneten Gräbern von Skeletten sich nicht die geringste Spur vorfand, daher wir aller Wahrscheinlichkeit nach Brandstätten mit voll­ ständigem Leichenbrand vor uns haben. In zweiter Reihe nahmen natürlich die gefunde­ nen Kulturreste, bestehend in Thongefässen und Eisenteilen, unser besonderes Interesse in Anspruch. In allen drei Gräbern fanden sich, über dem gewach­ senen Boden neben der Brandschicht in frischen Lehm gebettet, je zwei umfangreiche Thonurnen neben­ einander und zwar in I umgestürzt, in II und III auf­ rech tstehend, alle aber stark zerbröckelt und beim Herausnehmen noch mehr in Scherben gehend. Es ist



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deshalb eine genaue Massangabe bezüglich dieser aus grruer oder dunkler, ungeschlemmter Erde gebrannten, ziemlich dickwandigen und äusserlich kupferrot ange­ strichenen Gefässe vorerst — ehe solche zusammenge­ setzt sind — nicht möglich, immerhin verraten sie Ur­ nenform (Taf. III Fig. 1), wobei die Bodenfläche etwa 10 cm, die Höhe 50 cm und der [grösste Umfang 80 cm betragen mag. Jede der genannten Urnen birgt im Innern die Scherben einer kleineren, mitAscheund Erdteilen angefüllten Urne von gleicher Beschaf­ fenheit — wenn auch etwas dünnwandiger —, welche gleich bei der Bestattung mit den Ueberresten des oder der Verbrannten in die als Ueberurne dienende grös­ sere eingesetzt worden zu sein scheint (Fig* 1); auch wäre die Möglichkeit zu vermuten, dass die kleine gleichsam als Deckel über der grösseren gestanden und erst beim Zusammenbruch dieser in des Innere gelangt wäre (Fig. 2)* Ich schalte hier noch ein, dass bei den erwähn­ ten Gräbern das Fehlen einer Steinkiste oder eines ähnlichen Behälters, in dem die Urnen für gewöhnlich eingeschlossen waren, um so charakteristischer ist, als ja allenthalben Steine im Ueberfluss zu haben gewesen wären. Nebenbei bemerkt, waren die beregten Doppel­ urnen in Grab I und II so ziemlich im Centrum der Hügel, in III dagegen etwa 3 m abseits der Mitte gelegen, welchem Umstand fernerhin beim Oeffnen sol­ cher Gräber Rechnung zu tragen sein dürfte. Als weitere Beigaben fand ich in Grab II und zwar nach W* an die typischen Doppelurnen anschlies­ send (Fig. 3a) vier kleinere Thongefässe (wahr­ scheinlich Schalen, Fig., 3 b), die so nahe aneindergesetzt waren, dass die gebrochenen Scherben sich gegenseitig überdeckten; doch konnten drei derselben, ziemlich gut erhalten, ausgehoben werden und dürften

42 schätzbare Stücke zu nennen sein, da sie über der kupferroten Glasur eine lineare, anscheinend stern­ förmige Handzeichnung mittels Graphit deutlich erken­ nen lassen» ßronce kam nicht zum Vorschein, dagegen inal-. len drei Grabstätten bemerkenswerte, leider stark oxy­ dierte Eisenteile» Schon gleich bei Beginn der Grabar­ beiten in Hügel I wurden kaum 25 cm unter der Ober­ fläche neben Thonscherben gegen S» liegende Teile einer etwa 28 cm langen, zweischneidigen Lanzen­ spitze mit schmalem Blatt und ziemlich kurzer Schaft­ röhre zu Tage gefördert (Fig. 4), und etwa iv\i min öst­ licher Fortsetzung davon ein weiterer Eisenteil, eben­ falls eine Lanzen spitze, aber kürzer mit stärkerer Schaftröhre (Fig. 5); ebenso in Grab II etwa 50 cm unter dem Hügelpol, rechts neben einer kleinen Urne liegend, drei Eisenteile, welche ebenfalls einer Lan­ zenspitze mit kurzer Schafiröhre angehörten (Fig. 6). In beiden Gräbern dürften wir es mit Nachbe­ stattungen zu thun haben, hier wie dort ohne Brand­ schicht und wahrscheinlich im Kampf erprobte Krieger betreffend. Endlich fanden sich in Grab III, rechts neben den Doppelurnen, mehrere rundliche, dünne, von Rost fast ganz verzehrte Eisenplättchen, welche als Teile einer Gürtelschliesse zu betrachten sein dürften. Ich erwähne noch, dass sich Spuren ausgedehn­ ter Hochackerbeete in der Nähe der Kolonie und zahlreiche, tiefe Trichtergruben (Wohnungen) in der etwa 2 km nördlich gelegenen Waldabteilung „Alt­ hau“ finden. Nicht unerwähnt will ich lassen, dass auch in den angrenzenden württembergischen Orten: Dischingen, Fleinheim, Neresheim etc. vielfach noch Hügelgräber sich vorfmden, in welchen man den hie­ sigen ähnliche Funde gemacht hat, (Bemerkung der Redaktion.) Nach der

43 Ansicht des Herrn Dr Naue (München), — s. Prähistorische Blätter, IV, S. 80— 00 — gehören die besprochenen drei Gräber der Hai 1 s tat t zei t und zwar der jün­ geren Periode an.

D. Der Staufener Fund.

(Vom k. Gymn.-Lehrer Dr. Englert.) Allen Lesern dieser Blätter ist wohl die „Büschel“ bekannt, jene hochragende Kuppe östlich von Oberbechingen, westlich der Römerstrasse von Faimingen nach Bopfingen, Sie trägt ein römisches Befestigungs­ werk, das die Aufgabe hatte, die Strassen FaimingenHeidenheim und Faimingen-Bopfingen, in deren Gabe­ lung sie liegt, zu schützen, den eigenen Truppen zum Stützpunkte, dem vorrückenden Gegner als Hemmnis zu dienen. Dieser Punkt, wie kaum ein zweiter geeig­ net, diese Aufgabe zu erfüllen, bietet abgesehen von seinem militärischen Gharakter eine herrliche Rundsicht weithin über das schöne Hügelland, vorzüglich über das „Bachthal“ mit seinen freundlichen Ortschaften, dessen mit üppigen Wiesengründen abwechselnde Fel­ der die länderverknüpfenden Strassen durchziehen. Im Norden umsäumt dieses schöne Thal ein Kranz von Höhen, die südlichen Ausläufer des „H ä r d t sf e 1 d s“, welchen zwei kegelförmige Hü *el vorliegen» Der eine von diesen trägt Altenberg, das an ihm terassenförmig hinaufgebaut ist, der andere die Kirche und den Kirchhof von Staufen. Hier ist die Stelle, welche die Gegenstände in sich schloss, die im folgenden beschrieben werden. Die Kirche, welche auf der genannten Höhe stand, war baufällig geworden und musste abgetragen wer­ den. Als man nun bei der Fundamentierung der neuen Kirche, welche sich dort erhebt, tiefer in den Boden

44 grub, fand man folgendes: Unter dem Boden des al­ ten Kirchenchores befindet sich eine ca» 40 cm breite Schicht Auffüllung aus Steinen; darunter eine ebenso dichte Schicht Sand und unter derselben 5 Aschen­ schichten, mit Steinen, welche Brandspuren zeigen, und Kohlen vermischt» Unter diesen Aschenschichten beginnt der mit Kalk vermischte Sandboden, aus welchem der ganze Hügel besteht. Diese Thatsache zwingt zu der Annahme, dass die abgetragene Kirche auf der Stelle einer älte­ ren Kirche stand, welche seinerzeit, vielleicht teilweise abbrannte. Anhaltspunkte für eine genaue Fixierung der Zeit fehlen. Ein aus der abgetragenen Kirche herausgebrochener gothischer Spitzbogen trägt die In­ schrift 1618. Ich war versucht, deshalb den Bau der­ selben in dieses Jahr zu versetzen, wenn nicht Herr Dekan Oberthanner in Staufen, dem mit Herrn Di­ striktstechniker G reiner dahier das Verdienst ge­ bührt, alle Funde erhalten zu haben, sagte, in diesem Jahre sei der letzte Anbau an die Kirche gemacht wor­ den. Nach allem war diese abgetragene Kirche in gothischem Stile erbaut. Ursprünglich musste aber eine ältere Kirche hier gestanden sein, eben die, von wel­ cher die erwähnte Auffüllung und die Brandschichten herrühren. Von dieser nun sind glücklicherweise zwei Reste, die in den Brandschichten 1,5 m unter dem jetzigen Ni­ veau unter dem Chorfundamente sich befanden, erhal­ ten. Das eine ist ein Säulenkapitä 1, das andere ein Sockel. Ersteres ist spätromanischen Cha­ rakters und spricht damit nicht nur für den romani­ schen Stil der früheren Kirche, sondern in sei­ ner Grösse und schönen Ausführung dafür, dass hier vor Zeiten ein imposanter Bau gestanden haben muss. Bekanntlich suchte man sich in den Anfangs­ zeiten des romanischen Stils mit einer Nachbildung des

45 korinthischen, resp. römischen CompositaKapitäls zu helfen ; doch sind diese Nachbildungen mei­ stens unbeholfen ausgefallen. Diesen Charakter zeigt unser Kapital und weist daher in frühe Zeiten. Aus einer Reihe umgebogener Akanthusblätter erheben sich an jeder der vier Seiten des Kapitäls zwei doppelte Blumenranken, die Voluten, zwischen welchen auf je­ der Seite je i Kopf angebracht ist. Drei Köpfe sind noch gut erhalten, der vierte wurde abgeschlagen. Diese Köpfe sind lediglich ornamentaler Schmuck und erinnern etwas an die Karyatiden, indem sie die Aufgabe haben, die Platte des Abakus mittragen zu helfen. Wie schon bemerkt, wurde in den Aschenschich­ ten auch ein Sockel gefunden. Derselbe trug wohl einen Pfeiler. Was die Stilisierung betrifft, so erinnert er an die korinthische Basis. Diese Funde aber werden hinsichtlich der Be­ deutung weit übertroffen durch einen hochwichtigen Grabfund. Doch muss ich, ehe ich zur Beschreibung desselben übergehe, noch einiges vorausschicken. Der obenerwähnte Chor der gothischen Kirche war an einen Turm angebaut. Leider habe ich den­ selben nicht mehr gesehen, doch versichern solche, welche ihn noch gesehen haben und sachverständig sind, dass er älter als diese letzte Kirche gewesen sei, vielleicht der früheren romanischen Kirche angehört habe, vielleicht auch noch älter gewesen sei. Bedenk­ lich bleibt immerhin, dass er schlecht fundiert und seit langer Zeit durch einen Strebepfeiler von Norden her gestützt war. Zwischen diesem Turme nun und dem Strebe­ pfeiler wurde in einer Tiefe von 3 m, ziemlich tief un­ terhalb der Fundamente des Strebepfeilers, von den Fundamenten des Turmes ca. 2 m entfernt, ein Grab gefunden. Es gehört in die Gattung der Grab kam-

mern (Lindenschmit, Handbuch T, 115 ff.) und stammt aus der späteren Merovingerzeit. Den Boden und die Decke bildete eine 2,60 m lange, 0,60 m breite, 0,04 m hohe Platte aus SolnhoferSchiefer. Die Seitenwände bestanden aus mau­ erartig, regelmässig geschichteten Steinen. Bei der Auf­ findung des Grabes war es nicht mehr hohl, sondern mit nasser, speckiger Erde ausgefüllt, was sich ganz natürlich durch die Annahme erklären lässt, dass im Laufe der Jahrhunderte viel mit Erde vermischtes Was­ ser durchsickerte und vielleicht auch beim Baue des Strebepfeilers die Deckplatte an einigen Stellen schad­ haft geworden sein mag. In diesem Grabe nun wurde ein vollständig erhalte­ nes Skelett gefunden, aber von den Arbeitern grösstenteils verschleudert. Dasselbe schaute genau nach Osten. Der Tote hielt in seiner rechten Hand das Skelett einer Taube oder eines Falken. Dieser Umstand ist nicht uninteressant und findet sich vielfach in Reihengrä­ bern. Ich teile hier eine Stelle aus Lipp, die Grabfelder von Kessthely S. 8i mit, welche auch diese Sitte beleuchtet: „Dass das Antlitz folgerichtig immer nach Osten gerichtet ist, beweist, dass unsere Vorfahren an ein Leben nach dem Tode, an eine Auferstehung geglaubt haben, und dass sie dieses Leben nur als eine Fort­ setzung des irdischen sich dachten. Das drückten sie durch die Beigabe der notwendigsten Hausgeräte, wie Messer etc. aus. Ihre Pietät gegen die Verstorbenen offenbart sich in der Mitgabe der Schmuck- und Spiel­ sachen, wie auch der Liebli ngst iere. Das Schauer­ liche des Todes milderten sie sowohl durch die nur einen vorübergehenden Schlummer andeutende Lage der Toten, als auch durch das Abhalten der Totenmahle, deren Ueberreste ins Grab gestreut wurden. Vom zärt­ lichen Verhältnisse zwischen Eltern und Kindern, also vom liebevollen Familienleben geben zahlreiche Spuren

Aufschluss. Die immer wahrnehmbare, sorgfältige Zube­ reitung der Frauen- und Kindergräber zeigt, dass unsere Vorfahren die Frauen und auch die Kinder hoch in Ehren hielten, eine an und für sich beachtenswerte Erscheinung in der blutgetränkten Epoche der Völker­ wanderung ,c Ich habe die ganze Stelle, auch solches, was auf unser Grab keinen Bezug hat, mitgeteilt, damit solche, welche sich um Grabfunde interessieren, erkennen, wie nur eine gewissenhafte Beobachtung und Sammlung al­ ler, auch der geringfügigsten Umstände es uns ermög­ licht, ein getreues Bild der Kultur vergangener Zeiten zu gewinnen. In der Kniegegend lagen zahlreiche Topfscherbe n. Herr Dr. Lindenschmit bestimmt die Fundgegen­ stände, die in einen Klumpen eingebacken in der Ge­ gend der Füsse lagen, wie folgt: 1) 5 Riemenzungen aus Silber, vergoldet, mit Granaten besetzt, die grösste nieliiert, 2) 2 Sporen mit Silbereinlage am Stachel, Ö) 2 silberne Schn äliehen, 4) 1 silberner Schieber, ringförmig, mit Granaten besetzt, 5) 2 silberne Beschlagplättchen, Gj 2 eiserne Steigbügel mit Silbernieten, einer in Trümmern, 7) zertrümmerte Eisenteile, zum teil mit Sil­ bernieten. Der Umstand, dass der Begrabene 2 Sporen hat, deutet auf eine spätere Zeitstellung des Grabes; denn aus der Merowingerzeit ist kein Grab mit 2 Sporen bekannt, indem die damaligen Reiter nach römicher Sitte nur einen Sporn, und zwar am linken Fusse trugen. Nach allem gehört dieses Grab dem 8.-9. Jahrhun­ dert an.

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in.

(Bericht des Miinzwartes, k. Gymnasial­ professors Groebl) Seit der letzten Generalversammlung erfuhr, wie in den früheren Jahren, die Münzsammlung wieder eine nicht unansehnliche Bereicherung. Es wurden nämlich dem Berichterstatter im gan­ zen 130 Stück übergeben.t) Die weitaus grösste Mehr­ zahl derselben, nämlich 112, sind Geschenke von Vereins­ mitgliedern oder solchen Personen, die, obwohl nicht dem Vereine angehörig, doch durch ihre Spenden ein anerkennenswertes Interesse für die Bestrebungen des­ selben bekunden. A. Unter den Geschenken sind 44 Stück aus Sil­ ber, 55 aus Kupfer, 2 aus Bronce, 11 aus anderem Metall (Nickel, Blei, Messing oder sonstigen Legierun­ gen^, und zwar von: Balda u f Leopold, Gymnassialsehüler*2), 1 s.3), Herrn Biehler, Oekonom, 1 s., „ Biehler, Maurer, 2 k., 1 a„ „ Bracher, Hutmachermeister, 12 s., 7 k., „ Eber, Privatier, 10 s., 23 k., 2 a., „ Fuchsberger, Pfarrer in Wittislingen, 1 s., „ Götz, Pfarrer in Ziertheim, 1 s., 4 k., „ Griesmaier, k. Gymnasiallehrer in Regens­ burg, 1 a., „ Gr uno, Seifensiederei- und Ziegeleibesitzer, 1 a., *) Auch einige religiöse Medaillen miteingerechnet. 2) Der Wohnort ist, wenn nicht eigens angegeben, Dillingen. 3) 8. = Münze von Silber, k. == Kupfer b. = Bronce, a. = anderen Metallen oder Legierungen,

49 Herrn Guggemos, Wachszieher, 1 s„ Hab er 1, Kaufmann, 1 s., 4 k., Frau Hänle, Brauereibesitzersgattin, 3 s., Herrn Hammaleser, Sattler, 1 s., „ Hardtmuth, 2 a. (Medaillen), ,, Dr. Herrle, prakt. Arzt in Stotzingen, 1 s. (röm. Silberdenar), Frl. Hintermayer, Privatiere, 1 a. (Kreuz), Herrn Ko 11 mann, cand theol., t s. (Taufandenken,) „ K ü g 1 e, Kaufmann, 2 k , „ Matth es, Stadtschreiber in Gundelfmgen, 1 k., „ Mengele, Oekonom, 1 k., 1 a., „ Probst, Brauereibesitzer, 4 s., 4 k., Freih. v. Reitzenstein, k. Major a. D., 1 s., 1 a., Herrn Schulz, Oekonom in Donaualtheim, 1 k., „ Sponheim er, k. Reallehrer in Lichtenhof, 1 s., „ Tröltsch, Privatier in Aislingen, 1 b. (röm. Kai­ sermünze), „ Vogel, Maurer in Donaualtheim, 1 s., „ Wiedemann, Pfarrer in Leuterschach, 1 s., 1 k., 1 b. (röm. Kaiserm.), „ Winzinger, Oekonom, t s., „ Zistl, k. Gymnasiallehrer, 1 k., endlich von 3 ungenannten Gebern 1 s., 4 k., 1 a4 Die meisten dieser Geschenke wurden bereits bei der Veröffentlichung in den hiesigen Tagesblättern be­ schrieben und eingehend besprochen, doch dürfte es angezeigt sein, die wichtigsten derselben, die vielleicht auch das Interesse weiterer Kreise erregen können, namhaft zu machen: A. 1) Eine Denkmünze (Bl.) auf den ersten Jahres­ tag der bayrischen Konstitution, deren Avers das Bild des Königs Maximilian Joseph zeigt, während der Revers die Worte trägt: „Dem Geber der Verfassung Baierns dankbare Staende. 26. Mai 1819.“ 4

50 2) Eine Montfort’sche Münze vom Grafen Hugo, der unter Kaiser Ferdinand II (reg. IG 19—1637) und eine desgl. vom Gr. Anton der 100 Jahre später unter Kaiser Karl VI. (reg 1711 —1740) lebte. 3) Eine Gedächtnismünze auf den Tod Herzog Wilhelms IV. von Sachsen, Jülich, Cleve und Berg (f 17. Mai 1662). 4) Ein Strassburger Einkreuzer- und ein ditto Zwei­ kreuzerstück, beide ohne Jahrzahl. 5) Ein schöner Silberthaler des Kaisers Rudolf!!, (reg. 1576 — 1612). 6) Ein desgl. des Salzburger Erzbischofs Wolf Dietrich von Raitenau (regierte 1587—1617 und starb als Gefangener auf Hohensalzburg). 7) Ein desgl. des Kaisers Karl VII. (reg. 1742— 45), dessen Revers die Stadt Augsburg zeigt. 8) Eine Silbermünze (Groschen) des Bistums 01nüilz; Av.: Brustb. n. r.,,Carolus D. G. epus Olomucensisul); Rev.: Wappen mit den bisch, und fürstl Insig­ nien „Princeps Reg. Ca. Bo Com 1668. 9) Eine Silbermünze des Bistums Bamberg und Würzburg; Av.: Wappen m. Fürstenhut, „Franc. Lud. D. G. ep. Barn. Wir. S R J. P. F. 0 1).“C; Rev : ganze Gestalt des hl. Kilian. Sanctus Kilianus, 17—95. 10) Zwei St. Gallener Münzen (s.) von 1619 und 1739. 11) Ein Sousstück (k) von 1793 A v : Eine recht­ eckige Tafel mit der Aufschrift: „(Chaque?) Ilvonm.e?) (est?) EG(al) DEVANT LALOl“, links davon eine Traube, rechts 5 Kornähren; Umschrift: „Rcpublique Franchise, Tan II.“ Rev.: Wage mit Kranz und Jakobinermütze, „Liberte, egalitö 1793.“ 0 Karl II. von Lichtenstein-Casieleorn 1664—1695 2) Franz Ludwig v. Erthal 1779 95, Bisch, v. Bamb. u. Ftirstb. v. "Würzhurg, Herzog von Ostfranken F(ranconiae) O^rientalis) D(ux).

51 12) Vier äusserst interessante französische Gedäehtnismünzen (k.), nämlich eine von Ludwig XVIII. auf die Gründung der societe Asiatique, 1. Avril 1822, der ältesten in Europa, eine zweite von 1840 auf Na­ poleon II, den Sohn des Königs Ludwig von Holland, der zuerst 18:H> in Strassburg, dann ein zweites Mai 1840 in Boulogne als Napoleon II, auftrat. Der Avers zeigt sein Bild in kleinem Massstabe mit der Umschrift Napoleon empereur; darunter stehen die Worte: Je desire que mes cendres reposent sur les rives de la Seine au milieu de ce peuple, que j’ai tant aime; der Revers stellt seinen Empfang in Boulogne dar; eine dritte vom 2. Mai 1841 auf die Taufe des Grafen von Paris Louis Philipp Albert, des Sohnes von Ferdinand Philipp Ludwig Karl Heinrich, Herzogs von Orleans, und der Prinzessin Helene von Mecklenburg, deren Köpfe der Avers zeigt, während der Revers die Taufhandlung darslellt; endlich eine vierte auf die Zerstörung von Tanger und Mogador ((>.-■-lh August 1844) durch Franz Philipp Louis Maria Ferdinand von Orleans, Prinz von Joinville, dessen Bild die Vorderseite zeigt, während die Rückseite in Worten die Bedeutung der Münze angibt. 13) Eine Denkmünze (s.) auf das 200jährige Ju­ biläum (23. Juni 1882) des hier in Garnison liegenden k. b. 2. Chevaulegers-Regiment ,,Taxis“. 14) Ein Silberbracteat, der aus einem bei Höttlingen (B.-A, Wertingen) gemachten Funde stammt. 15) Eine Münze (b.) des Kaisers Nero (s. u. CI.). 10) Desgl. d. Julia Mamäa (s. u. C 5.). 17) Desgl. (s ) d. Kaisers Antonius Pius (s. u. C 3.). 18) Ein silbernes Taufandenken, oval mit breiter Filigranornamentierung als Rand. Dasselbe trägt auf der Aussenseite das Bild einer Heiligen, auf der Innen­ seite stehen die Worte: „anno 1728 ist gebohrn Maria Victoria Graberin in Dillingen und hat Sie aus dem H. tauff gehoben H. Joseph Anton Herrnböckh canzeiist.“ 4*

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B Ferner hat der Verein durch günstigen Gelegen­ heitskauf 17 Münzen (13 s. 3 b. 1 a.) erworben, unter welchen ganz besonders hervorgehoben zu werden ver­ dienen: 1) Das grösste Stück unserer Sammlung, Durch­ messer 60 mm, wahrscheinlich ein Taufthaler. Av.: Anbetung des Jesuskindes in der Krippe durch die Hirten. „Jesus ein Kindt geborn v. einer Jungkfrawen auserkor“; R e v.: die Taufe Christi, darüber in hebrä­ ischer Schrift der Name Gottes. „Christ d, heilg. Tauf nim an v. seim Vorlauffer im Jor.“ 2) Ein desgl., der vielleicht ebenfalls als Taufan­ denken diente. Av.: Brustbild eines geharnischten Man­ nes n. r. „Cosm. III. D. G. mag. dux Etruriae.“1) Rev.: Die Taufe Christi „Dilectus filius meus.“ 3) Ein Thaler s.) des Erzherzogs Leopold von Steiermark 1620, Der Avers bietet sein Brustbild in bischöfl. Tracht,2) der Revers das österreichische Wap­ pen, unter diesem die beiden bisch, Wappen von Passau und Strassburg. 4j Ein Thaler (s) des Fürstbischofs Joseph3) von Eichstädt (a. d. J. 1796.) dessen Brustbild n. r der Avers trägt. Der Rev. zeigt sein Wappen mit folgendem Chronogramm als Umschrift: VasCVLIs aVLae argenteis patriae InDIgentI MlnlstraVlt aVXILIa. 5) Ein Thaler (s ) von Papst Innocenz XII. 169 •.4)* 6 6) Ein desgl. v. Papst Pius VI. 1785/’) 7) Ein Salzburger 10 Kreuzerstück von Erzb. Sig­ mund Graf von Schrattenbachft) 1751. D Cosmo III. Medici lebte 1642 — 1723. 3) Leopold hatte die Bistümer Passau u. St.assburg, legte dieselben 1626 nieder und wurde Gründer der Tiroler Linie, die aber schon 1665 ausstarb, 3) Joseph von Stubenberg (reg. 1790—1824. 0 Antonio Pignatelli aus Kei pel, 250. Papst, reg. 169 — 17( 0. r>) Giovanni Angelo Braschi, 25P. Papft, reg. 1775—1799. 6) Reg. 1753-1772.

~

53



8) Ein Viertelskronenthaler (Käsperle) v. 1791. 9) Eine Münze (b.) des Kaisers Nero (s. u. C 2.). 10) Eine desgl. des Kaisers Gallienus (s. u. C 6.) C.1) Endlich wurden an römischen Münzen er­ worben \ Av.: Kopf lorbeerbekr. n. r. . . . RO 1) Nero | CLAVD CAESAR AVG GER PM Kupfer m. ( TR PI... bei Glött j'Rev.: Der Cäsar sitzend vor einem Altar? gefunden ,'2) 1 zwischen SC. — SECVRIT AS AV-

/

GVSTI.

2) Nero Kupferm. ge- i Av.: wie d. v. IMP NER CAES AVG kauft (wahr-[ GER . .. scheinlich inj Rev. geflügelte Viktoria mit dem Schild des röm. Volkes zw. S C . Aislingen ge-1 funden). / 3) Antoninus Pius 1 Av.: Kopf bekr. n r. ANTONINUS PIUS Silberdenar, ( AUG Geschenk, j Rev. Kriegergestalt — PO M PP TR P X Fundort un-1 COS II bekannt. / 4) Commodus i , Kupferm. V‘ ‘ Kopf lorbeerbekr. n. r. . . AVREE COM . . bei d. heur. Rev.: Viktoria einen Kranz darreichend Ausgrab, in zw. S C; Unterschrift nicht mehr Faimingen lesbar. gefunden.

0 Dieser Abschnitt bildet die Fortsetzung derin den frühe­ ren Jahrgängen gegebenen Berichte über die dem Verein zugegegangenen römischen Münzen. z) Auf dem sog. Kugelhufc, einer Anhöhe nördlich von Glött, auf der höchst wahrscheinlich ein römisches Lager war,

54 5) Julia

Mamäa

* I Av.. Brustbild n r. — JVLIA MAMAEA

kl. Kupferm., I AVG Geschenk, / Rev.: Juno mit dem Pfau — IVNO CONSO gef. bei Leu-] . . . TRIX terschach.

6) Gallienus i gekauft (2 | Av.: Kopf lorheerbukr. n. r. — Stücke), J A1TOKP II AIK rAAAIHXOX XEB. Fundort un-lRev.: Ein Vogel und eine Feder. — bekannt. ) Auch wären hier noch anzuführen die 7 bereits an anderer Stelle erwähnten Goldbracteaten (Medail­ len?), sowie die 3 römischen Bmncemünzen ?), die in den heuer geöffneten Gräbern bei Schretzheim gefun­ den wurden. Da sich aber dieselben mit den übrigen Fundgegenständen behufs Reinigung und Bestimmung in Mainz befinden, so kann jetzt nicht näher darauf eingegangen werden. Zum Schlüsse sprechen wir allen Gebern, denen unsere Münzsammlung zum allergrössten Teile ihren Bestand verdankt, unsern wärmsten Dank aus und bitteii um Zuwendung weiterer Spenden für diesen Teil unseres Museums.

IV.

Bibliothek. (Bericht des Bibliothekars, Gymn.-Ass. Harbauer.) Die Bibliothek erfuhr im abgelaufenen Jahre durch Geschenke, Tausch und Ankauf von Schriften folgen­ den Zuwachs;

55 I. Dillinger Druckej) Alphonsus Pisanus, Acta et Canones Sacrosancti Primi Oecumenici Concilii Nicaeni. Dilingae. Apud Sebaldum Mayer. 1572. Canones et Decrela Sacrosancti Oecumenici et Generalis Concilii Tridentini. Anno 1564. Dilingae. Excudebat Sebaldus Mayer. Der recht Weg: Welche Weg oder strass der gläubig wandeln soll........... Gepredigt durch d. Johann Fabri von llailbrun, Thumbprediger zu Augfpurg. Getruckt zu Dillingen durch Sebaldum Mayer 1553. damit zusammengebunden: (Jn Ecclesiasten Salomonis Annotationes. Per Joannem Forum Mogunliae 1550.) Der Seelen Lustgäi tlin. Und: Der Geistlich Herpst. Getruckt zu Dilingen durch Sebaldum Mayer. (Ohne Jahrzahl.) Epistolae B Uieronymi Stridonensis. Dilingae apud Sebal­ dum Mayer 1562. Jahresbericht der k Studienanstalten zu Dilingen 1838 39. Dilingen. Aulinger. 1839. Englert, Heinrichs Buch oder der Junker und der treue Heinrich. Ein Rittermärchen. Nach einer Dillinger Handschrift mit Einleitung herausgegeben Progr. Dillingen 1892. (G d. H. Verfassers) Geistlicher Layenspiegel, darin man on gross und weitschwaitTiges nachlesen kann, ob die jetz gefürten Lehren auss dem Geist Gottes seyen. Durch Wolfgangum Sedelium Prediger. 1559. (Ohne Druckort und Drucker.) II.

Altertumskunde.

Arnold, Alamannische Gräber an der obern Donau. 1890. (H. G. L. Dr. Englert.) 0 Die Einteilung ist die gleiche wie in früheren Berichten. -Die in lüiunmern beigesetzten Namen bedeuten die Geber#



56



Arnold, Referat über „Chlingensperg, das Gräberfeld von Reichenhall.“ (G. d. v.) Blümner, das Kunstgewerbe im Altertum. 2 Bände. Prag 1885. (G. d. v.) Bürger, Römisches von der Himer Alb (G. d. v.) Föhr-Mayer, Hügelgräber auf der Schwäbischen Alb. Stuttg 1892. (H. G, R. und L. Pr D a i s e n b e r ge r.) Henle. der Men- und Mithrakult in Phrygien. Jung, Leben und Sitten der Römer in der Kaiserzeit. 2 Bde. Prag 1883/84. (H G. L. Dr En giert.) Miller, die römischen Begräbnisstätten in Württemberg. Progr. Stuttg. 1884. (G. d. v.) Miller, das Lager der Ala II Flavia in Aalen nebst Bemerkungen über die Armeen und die Erbauungs­ zeit des Limes raeticus und transrhenanus. S. Abdr. a. Westd. Zeitschr. f G. u. K. (G. d. v.) Ohlenschlager, die Ergebnisse der römisch-archäologi­ schen Forschungen der letzten 25 Jahre in Bayern. Richter, die Hügelgräber im Justing bei Leipheim. Aus­ grabungen 1889/90. Mit zwei Tafeln. (H. G. L. Dr. Engl ert.) Weber, die Besiedelung des Alpengebiets zwischen Inn und Lech und des Innthales in vorgeschichtlicher Zeit. (G. d H. Verfassers.) Weber, Bericht über neue vorgeschichtliche Funde in Bayern. Ausgrabungen 1.887. (G. d. v.) Weber, Bericht über neue vorgeschichtliche Funde in Bayern. Ausgrabungen 1888. (G. d. v.) Weber, Bericht über neue vorgeschichtliche Funde in Bayern. Ausgrabungen 1889/90. (G. d. v.) Weber, Eine Wohnung aus der jüngeren Steinzeit in Südostbayern. (G. d. v.) III.

Geschichte von Städten, Klöstern etc.

Schematismus der Geistlichkeit des Bistums Augsburg für 1892. (H, Domvikar Deller.)

57 Chronica Bavaricae Capucinorum provinciae a religionis institutione usque ad eius resuscitationem. Aug. Vind. 1869. (H P. Qaardian Otto.) Daisenberger, Aus der Geschichte von Gundelfingen. Vortrag. Gundelf 1892. (G. d. H. V.) Fugger, Kloster Wessobrunn. München 1885. (G. d. v.) Schematismus monasterii Oberalteichensis ab anno 1796. (H. Hofbräuhausbesitzer Hä nie.) Osiander, Ulm, sein Münster und seine Umgebung. Ulm 1892. (H. G. R. u. L. Pr. Daisenberger.) Rosenbusch-Pöllnitz, dasK. B. II, Chevaulegers-Regiment „Taxis“. München 1882. (K. Regiments-Kom­ mando.) Steichele, Archiv für die Geschichte des Bistums Augs­ burg. 3 Bände. Ausgsb. 1854—1860. (H. Kämmerer Zunhammer in Weil.) IV. Biograp hi een, Schriftenkunde. Braunmühl, Ghristoph Scheiner. Bamberg 1891. ^H. Buchdruckereibesitzer Keller) Falb, Das Land der Inka in seiner Bedeutung für die Urgeschichte der Sprache und Schrift. Leipzig 1883. (G. d. v.) Klein, Leben und Bildnisse der grossen Deutschen. 1. Bd, Mannheim 1785. (H. Buchhändler Blätter­ mann.) V. Periodische Schriften. Zeitschrift des Aachener GeschichtsVereins. 14. B. 1892. Allgäuer Geschichtsfreund. 5. Iahrgang 1892. Correspondenzblattder deutschen Gesellschaft für Anthro­ pologie, Ethnologie und Urgeschichte. 23. Jahrg. Mitteilungen des Vereins für die Geschichte Berlins. 1892. Schriften des Vereins für Geschichte des Bodensees, 20. H. Lindau 1892. Monatsblatt der Gesellschaft für Heimatkunde der Pro­ vinz Brandenburg zu Berlin. 1892. Nr. 1 und 2.

58

Korrespondenzblatt des Gesamtvereins der deutschen Geschichts- und Altertumsvereine. Jahrg. 1892. Protokolle der Generalversammlung des Gesamtvereins der deutschen Geschichts- und Altertumsvereine zu Sigmaringen 1891. Neue Heidelberger Jahrbücher. 2 Jihrg. 1892. Jahrbuch der Gesellschatt für Lothringische Geschichte und Altertumskunde. 3. lahrg. 1391. 4 lahrg. 1. Hälfte 1892. Annalen des Vereins für Nassauische Altertumskunde und Geschichtsforschung. 24. B. 1892. Naue, Prähistorische Blätter. 4. Jahrg. 1892. Neuburger Kollektaneenblatt 54. Jahrg. 1890. 38. Jahresbericht des germanischen Nationahnuseums zu Nürnberg 1891. Anzeiger des germanischen Nationalmuseums. Nürnberg. 1892. Oberbayerisches Archiv für vaterländische Geschichte. 28.-45 Bd. (Aus dem Nachlasse des II. Beneliziaten Sclimid in Aislingen.) Das gleiche. 47. Band. Jahresberichte des historischen Vereins von Oberbayern. 36.—40. u. 42.—49. (Aus dem Nachlasse des vo­ rigen.) Das gleiche. 52. u. 53. für die Jahre 1889 u. 1890. Die Sammlungen des historischen Vereins von Ober­ bayern. 1. Abth. 2. H. — 2. Abth.2 . H — 3. Abth. 1. u. 2. H. (Aus dem Nachlasse d. v.) Monatsschrift des hist. Vereins von Oberbayern. 1892. Mitteilungen des Oberhessischen Geschichtsvereins in Giessen. Neue Folge. 3. Bd. 1892. Register zu den Verhandlungen des historischen Vereins von Oberpfalz und Regensburg, Band 1— 40. 1892. Lese- und Redehalle deutscher Studenten in Prag. 1891. Zeitschrift des historischen Vereins tür Schwaben und Neuburg. 18. Jahrg. Augsburg 1891.

59 Kongl. Vitterhets Historie och Antiquitets Akademiens Manadsblad. Stockholm 1890. Wiirttembergische Vierteljahrshefte für Landesgeseliichte. Neue Folge. I. Jahrg. 1892. Westdeutsche Zeitschrift für Geschichte und Kunst. I I. Jahrg. Trier 1892. Korrespondenzblatt der Westdeutschen Zeitschrift. 11. Jahrgang 1892. VI. Vermischte s. Hof- und Staatshandbuch des Königreichs Bayern. Mün­ chen 1856. (II. Kämmerer Z un h a m m e r in Weil.) Biblia sacra. Nürnberg 1758. ( TI. Privatier B ru gga ie r.) Christ, Reform des Universitätsunterrichts. Rektoraisrede. München 1891. (G. d H. Verfassers.) Englert, Zwei neue Bruchstücke des Gedichts auf K. Ludwig den Payer. Sondeialdr. a d. Zeitsehr. f. d. Altert. B XXX. Berlin. (G.d. H. Verfassers) Lerchenmüller, Bode Christophs von Stadion, Bischofs von Augsburg, vorgetragen in der zu Dillingen im Jahre 1517 gefeierten Synode. Aus dem Latei­ nischen übersetzt und mit einem Vorwort heraus­ gegeben. Augsburg 1843. (II. Kämmerer Zunh a m m e r in Weil.) Fastenhirtenbrief des Bischofs Pankratius von Augs­ burg 1887. Hirtenbrief des Bischofs von Augsburg, Ignaz Albert von Riegg an alle Gläubigen seines Bistums nach vollendeter Diözesanvisitation. Augsburg 1832. (H. Schuhmacher Weidmann) Statistisches Handbuch für den Regierungsbezirk von Schwaben und Neuburg. l.Abth. Augsburg 1839. (H. Kämmerer Zunharam er in Weil ) Aufruf zur Begründung der Wittelsbacher Landesstiftung. München 1880. (H. Major Freih, v. R e i t z e n s t e i n.)

60 VII. Abbil düngen. Viktualien Preisse in dem Theuerungsjahre 1817 im Monat Januar. Augsburg. (H. Pfr. Bachschmied in Wallerstein.) Wahrer Entwurff der 5 gehaimnussen des Schmertzhafften Erlösers verehret in der Capellen an der srassen zu Steinheimb zwischen Höchstädt und Dillingen. (H. Kaufmann Haberl.) Das Allegorische Leichenbegängnis der Madame Lotto in Würtzburg. Einert inv. et sc. (H. Rechtsprak­ tikant Freih. v. Crailsheim.) S. Philippus, S. Bertholomeus, S. Judas Thadeus. Cock excu. (G. d. v.) S. Georgius M, Gastei et Berkhmüller Cath. sc. et exc. (G. d. v.) S. Barbara M., Weissenhahn sc. et excu. Mon. (G. d. v.) Joannes Saubertus. Minck pinx. Pfann sculp. (G. d. v.) Lord Wellington. London 1811. (G. d. v.) Die Schöpfung (Creavit Deus . . . ). (G. d. v.) Münztabelle. (G. d v.) Totentanz. Haffner excud. Aug. Vind. (G. d. v.) Tit. Herr Wolff Christoph Schmidt auf Ober- und Unter­ gattendorf .... Lohe pinx. Heiss sculps. Aug. Vind. (G. d. v.) loh. Kubezky, pictor, eximius, denat. Norimbergae a. 1740. Kubezky pinx. Haid sculpsit. (G d. v.) Serenissimus princeps ac dominus, dominus Fridericus dux Saxoniae, Juliae, Cliviae et Montium, Landgravius Thuringiae ...... Sandrart sculpsit Norim­ bergae 1677. (G. d v.) Fünf Abbildungen des Bartholomäus Holzhäuser. Zwei Photographien von Funden bei Weissenburg a. S. Castra Ludovici Badensis princ. et March. Villarsii ad Danubium inter Dillingam et Guntelfmgam, in Julio 1703.

61 Spruner, Genealogisch-historische Tabelle der Regenten von Bayern 2. Aufl. (H. Schäfflermeister S pi 1 e r.) Photographie der Staufener Funde, (s. p. 47.) Drei Abbildungen von Schlachten in den Iahren 1667 und 1678. (H. Schreinermeister Hardtmut.) Theses tripartitae philosophiae . * defendente . .. Antonio Friderico a Sometingen........ in cathol. et episcop. Universitate Dilingana A. 1668 disputatae. Der Stahlstich stellt Salomons Urteilspruch dar. (H. Gytnn.-Lehrer Stettner in München.) VIII. Handschriften. Eine Urkunde au Pergament. (H. Amtsrichter U r 1 i c h s.) Steur-Register der Stadt Dillingen. Amio 1623. (H. Mag.Rat Karl.) Innungslade der Zunft der Feuerarbeiter dahier. Darin: Maister-Buechanno 1688—1833. — Gesöllen-Buech 1688—1832. Dazu lahresrechnungen bis 1842. — Der Lelir-Iungen auf Ding- und frey-sprechungsbucli 1688 — 1833. — Statuten und Beschlüsse.— Rechnungen und Rechnungsbelege 1752 — 1861.— Einläufe und Ausläufe (Zeugnisse.) — Göggingen. — (H. Bierbrauereibesitzer Probst.) Legitimationsbrief dem Michael Kaltenegger von Dillingen angehörig, 21. luly 1727. Zwei Wanderbücher für Joh. Gg. Bracher 1828 und 1830. (H. Hutmachermeister Bracher.) Englert, drei Vorträge, gehalten im historischen Verein: „Dillingen und Umgebung in der Römerzeit.“ „Rö­ mische Inschriften aus Dillingens Umgebung.“ „Die Reihengräber aus der fränkisch-alamannischen Zeit im Donauthal.“ (G. d. H. Verfassers.) Verzaichniis derjenigen Maister so sich zu Michaeli A. 1671 ainem Ehrsamen Handtwerk der Pierpreijen zue Dillingen einverleibt gefunden haben. — Voigt Was am St. Michaeli oder am Jahrtag bei dem

62 Hnnndtwerk zu observieren und zu halten, — Dann folgt ein Verzeichnis der Brauiunungsmeister 1674— 1820. (H. Rrauereibesitzer Probst) Lehrjungenbuch der hiesigen Bräuerinnung 1677—1854. (G. d. v.) Fin türkischer Wechsel (H. Fabrikdircklor Käs )

V.

Rechnungsausweis. (Erstattet vom Kassier J. Keller.) Uebersicht des Rechnungs-Ergebnisses des historischen Vereins Dilfingen.

(21. Dezember 1801 bis 15 Dezember 181)2 ) 1 E i n n a b men: a) Aus dem Vorjahre 123 Mk. 50 Pf. bj Aufnahme-Gebühren der Vereinsmitglieder ä 1 Mk. Jahresbeitrag der Vereinsmitgliedor glieder ä 2 Mk. 424 „ e) Von der kgl Regierung von Schwa­ ben und Neuburg 200 ,, — „ Von der kgl. Akademie der Wis­ senschaften in München 300 ,, -- ,, d) Von Sr. Durchlaucht dem Fürsten von Thurn und Taxis 200 „ — „ e) Von Mitgliedern zum Ankauf eines W erkes 4 „ — „ Summa der Einnahmen: 1267 Mk. 50 Pf!

63 II. Ausgaben: a) Für Re^ie und Instandhaltung des Museums 40 Mk. b) Für Arbeitslöhne bei stattgefunde­ nen Ausgrabungen etc. 390 „ c) Für angekaufte Werke, Münzen und Fundgegenstände 83 „ d) Für Abonnements der Zeitschriften 8 e) Für Druck deslahresberichtes, phothographische Aufnahmen, lithographierte Pläne zum Jahresberichte und Buchbinderlöhne 512 „ fj Für geleistete Beiträge an andere 28 „ historische Vereine 50 Für wissenschaftliche Arbeiten g) h) Für Porto und Transportkosten, Er­ satz von sonstigen Ausgaben 82 „ an Ausschussmitglieder Summa aller Ausgaben: 111)5 Mk.

10 Pf» 75 „ 80 „ 20 „

1« 50 >1 •n

04 57 Pf

HI. Abgleichung: Einnahmen Ausgaben

1207 Mk 50 Pf. 1195 „ 57 „ Aktivrest: 71 Mk. 93 Pf.

VI.

Stand der Mitglieder. (Bericht des I. Sekretärs, k. Bezirks-Amts Assessors Fackelmann.)

Protektor:

Kron-Oberpostmeister, Erblicher Reichsrat der Krone Bayerns, Oberst-Inhaber des k. b. 2. Chemlegers-Regiments etc. Ehrenmitglieder: 1; Herr Hugo Arnold, k Hiuptmann aD. in München. 2) ,, Dr. L. Lindsnschmit Direktor des römischgermanischen Centralmuseums in Mainz. 3) „ Karl Popp, k. Generalmajor a/D. in München»

Verzeichnis der Mitglieder nach dem Stande vom I. Januar 1893. a) in Dillingen: Ahle Joh. Nep., Regens des bischöfl. Klerikalseminars. Baur Joseph, Lehrer. Becker Theodor, Kaufmann. Bergold Friedrich Karl, k. Oberexpeditor. Best Nikolaus, Privatier. Blättermann Karl Friedrich, Buchhändler. Bosch Hermann, k. Premierlieutenant. Bracher Gottlieb, Hutmachermeister. Brinz Martin, Kaufmann. Brütting Johann, Kaufmann und Gemeindebevollmäch­ tigter. Christa Benedikt, Baumeister Correck Otto, k. Oberst aD. Curtius Marquard, Kaufmann und Vorstand des Colle­ giums der Gemeindebevollmächtigten. Daisenberger Michael, k. ordentl. Lycealprofessor und bisch, geistl Rat, I. Vorstand. Degen Friedrich, rechtsk. Bürgermeister, II. Vorstand. Deininger Joseph, Magistrats-Offiziant. Desch Karl, k. Rittmeister und Eskadronschef. Dichtl Jakob, k. Postverwalter. Dorn Joseph, Lehrer. 5

60 Dusch Joseph, k. Amtsgerichtssekretär. Eller Max, Kunstgärtner. Endres Joseph, Uhrmacher und Gemeindebevollmäch­ tigter, Dr. Englert Sebastian, k. Gymnasiallehrer, I.Conserv a t o r« Eschenbach Philipp, k.Regierungsratund Bezirksamtmann, Faber Georg, k. Gymnasialrektor. Fackelmann Sebastian, k. Bezirksamtsassessor, I. Se­ kretär. Falko Hermann, k. Forstmeister. Fetzer Ferdinand, Buchhändler. Fetzer Hans, k. Zahlmeister. Fichter Joseph, Spitalverwalter. Fischer Christian, Sattlermeister. Funk Joseph, Seminarpräfekt. Gallenmüller Fritz, Photograph. Geiger Karl, Glasermeister. Geist Konrad, k. Gymnasialprofessor. Gentner Alois, Instrumentenfabrikant Gerstmaier Johann, Zimmermeister und Gemeindebe­ vollmächtigter. Girstenbräu Franz Xaver, k. Gymnasialprofessor, Griessmayr Anton, Seminarpräfekt Groebl Johann Nep., k. Gymnasialprofessor, Münz wart, Gruno Otto, Kaufmann und Gemeindebevollmächtigter. Haberl Adalbert, Kaufmann und Gemeindebevoll­ mächtigter. Haenle Max, Hofbräuhausbesitzer. Häutemann Ludwig, Bankier. Hafner Ulrich, k. Notar. Harbauer Joseph, Gymnasialassistent, Bibliothekar. Harder Joseph, Kaufmann und Magistratssekretär. Hardtmuth Karl, Schreinermeister. Helmschrott Ludwig, k. Rentbeamte. Hemberger Joseph, k. Stabsveterinär.

67 Himbsel Leo, k. Secondlieutenant. Hintermayr Ludwig, Bezirkstierarzt. Hoffmann Albrecht, k. Rittmeister lind RegimentsAdjutant. Hohenner Heinrich, k. Bauamtmann. Hohmann Karl, k. Rittmeister und Escadronschef. Hubei* JohPtnn Nep., Buchhalter. Huber Peter Paul, Kaufmann. Hutter Joseph, Drechslermeister. Dr. Jnhofer Mathias, k. Lycealprofessor. Jaufmann Karl, Gymnasialassistent. Dr. Johannes Adolf, k. Lycealprofessor. Kaess Anton, Fabrikdirektor. Karmann Joseph, Bräumeister. Keller Joseph, Buchdruckereibesitzer, Kassier. Keller Max, Schreibmaterialienhändler. Kennerknecht Martin, Benefiziumsvikar. Kiessling Christian, Kaufmann. Klein Karl, k. Major und Eskadronschef. Kloeber Alexander von, k. Major z. D. Koettel Hans, Metzgermeister und Gemeindebevoll­ mächtigter. Kolb Adalbert, Buchdruckereibesitzer und Gemeindebe­ vollmächtigter. Kügle Michael, Kaufmann. Dr. Laible Anton, k. Assistenzarzt. La Roche, Ludwig Freih. von, k. Rittmeister und Es­ cadronschef. Lauerbach Ernst, Stadtvikar. Leinecker Hugo, k. Premierlieutenant. Dr. Leistle David, k. ordentl. Lycealprofessor. Dr. Levy Leopold, Gerichtsreferendar, z. Z. EinjahrigFreiwilliger im k. 2. Chev.-Regiment. Lidl Viktor, k. Rendant. Luckner Karl, Kaminkehrermeister*

Lycealbibliothek, h*

Magistrat der Stadt Dillingen. Maier Elias, Lehrer. Mallinger Hans, Kaufmann* Marz Eugen, Uhrmacher. Martin Hans, Bezirksamtsoffiziant. Mengele Clemens, Zinngiesser und Kaufmann. Merlack Max, Gymnasialturn- und Zeichnungslehrer, II. Conservator. Müller Johann, Magistratsoffiziant. Niedermair Magnus, Stadtpfarrer. Nusser Johann, Gerbermeister und Magistralsrat Otzmann Fritz, k. Kasernen- und GarnisonsverwaltungsJnspektor. Pessl Heinrich Ritter von, k. Lycealrektor. Dr. Pfeifer Franz Xaver, k. ordentl. Lycealprofessor und bischöfl. geistl. Rat. Piehler Joseph, Apotheker. Probst Joseph, Bierbrauereibesitzer. Reinhard Max, k. Secondlieutenant. Reinhart Xaver, appr. Bader. Reitzenstein Albert Freih. von, k. Major a. D. II. Sekretär. Renz Xaver, Subregens. Renz Wilhelm, k. Rittmeister und Eskadronschef. Retzer Karl, Gymnasialassistent. Riess Georg, Kaufmann. Rollwagen Eduard, Kaufmann und Magistratsrat. Ruchte Alois, Cementwarenfabrikant. Sauter Leopold, Bierbrauereibesitzer. Scheftlmayr Karl, k. Oberstlieutenant und Bezirkskom­ mandeur. Scherer Ernst, Apotheker. Scherer Michael, Apotheker. Scheurl Adolf Freih. von, k. Kammerjunker und Se­ condlieutenant. Dr. Schmitzer Joseph, Lehramtsverweser am k. Lyceum,

69

Schöpft Max, Buchbindermeister. Schonger Christian, k. Premierlieutenant. Schreitmiller Mathias, Posamentier. Seemüller Joseph, Säcklermeister. Dr. Seil Joseph, k. Bezirksarzt Siebinger Johann, Bezirkshauptlehrer. Sigl Eduard, k. Militärveterinär. Sitnson Joseph, Photograph. Dr. Specht Thomas, k. Lycealprofessor. Steck Xaverf Privatier und Magistratsrat. Steichete Ludwig, Kaufmann. Thalhofer Franz Xaver, Stadtkaplan. Ungewifter Johannes, k. Gymnasiallehrer. Urlichs Max, k. Amtsrichter. Vitalowitz Karl, Prokurist der Fabrik Schretzheim. Walter Kaspar, Hutmachermeister. Weber Ludwig, Lehrer. Weigel Eduard, k. Premierlieutenant. Weinhart Georg, Seminarinspektor u. bischöfl. geistl. Rat. Weiss Wilh. pens. Lehrer. Wenninger Anton, k. Amtsgerichtssekretär a. D. Wimmer Theodor, k. Oberamtsrichter. Winter Gustav, Maler. Dr. Winterstein Theodor, k. Bezirksamtsassessor. Dr. Wolff Albert, prakt. Arzt. Zistl Max, k. Gymnasiallehrer. Zunhammer Hugo, Kaufmann. b) ausw är ts: Dr. Bach Joseph, k. Universitätsprofessor in München. Bachschmid Johann, Pfarrer in Wallerstein. Bauhofer Johann, Pfarrer in Echenbrunn u. Faimingen. Dr. Baumann Heinrich, k. Oberstabsarzt in Augsburg. Bayrle Michael, Pfarrer in Hausen. Beck Karl, k. Amtsrichter in Donauwörth. Benz Andreas, k. Forstamtsassessor in Zöschingen.



70

Bertele Hermann, Materialist in Lauingen. Biber Anton, k. Rentbeamte in Höehstädt. Dr. Bosch Karl, prakt Arzt in Weisingen. Britzelmaier Joseph, Pfarrer in Hafenhofen. Crailsheim Alexander Freih. von, k. Kammerjunker und Rechtspraktikant in Augsburg. Daisenberger Anton, Pfarrer u. Kap.-Kammer in Aislingen. Debes Karl, k. Amtsrichter in Lauingen. Deigendesch Karl, k. Seminarlehrer in Lauingen. Deinlein Hermann, Apotheker in Höehstädt. Deller Anton, Domvikar in Augsburg. Demeter Karl, Lehrer in Gundelfingen. Deuringer Johann Baptist, Hotelbesitzer in Lauingen. Dr Dinkel, Pankratius von, Bischof von Augsburg etc. Dorn Benno, Rechtsrat a. D. in München. Emmerig Adolf, k. Seminarlehrer in Lauingen. Ernst Kaspar, Pfarrer u. Kap.-Kämmerer in Hochaltingen. Ertinger Alois, Kaufmann in Nürnberg. Dr. Euringer Sebastian, Kommorant in Augsburg. Fäustle Wilhelm Maxentius, P arrer in Schretzheiin. Falkenhausen Alexander Freih. von, k. Kämmerer und Oberstlieutenant a. D. in München. Falkenhausen Julius Freih. von, k. Major äl. s. des 2. Chev.Rgts. u. Reitlehrer der Equitation in München. Feury Otto Freih. von, k. Oberst a. D. in München. Fischer Georg, Pfarrer in Steinheim. Fischer Joseph, k. Seminarlehrer in Lauingen. Fischer Julius, Benefiziumsvikar in Lauingen. Dr. Fleischmann Gottfried, k. Kreismedizinalrat in Bayreuth. Fuchsberger Joseph, Pfarrer in Wittislingen. Gärtner Joseph, Schlossermeister in Gundelfmgen. Geiger Joseph, Bierbrauereibesitzer und Landtagsabge­ ordneter in Gundelfingen. Girisch Georg, k. Regierungsrat u. Bezirksamtmann a. D. in Augsburg,

71 Goetz Karl, Pfarrvikar in Ziertbeim. Gretsch Johann, k. Gymnasiallehrer in Bamberg. Griesmaier Georg, k. Gymnasiallehrer in Regensburg. Haggenmiller Joseph, Pfarrer in Lutzingen. Dr. Hammermayer Georg, prakt. Arzt in Wittislingen* Held Rudolf, Lehrer und Chorregent in Gundelfingen. Hermann Jsidor, k Rentbeamte in Schrobenhausen. Hillenmayr Benedikt, Pfarrer in Deisenhofen. HofTmann Paul, k. Premierlieutenant und Brigade-Ad­ jutant in Nürnberg. Hofmiller Otto, k. Kreisschulinspektor und Kreisscholareh in Augsburg. Holl Joseph, Stadtpfarrer in Weissenhorn. Holzapfel Gustav, cand. pharm, in München. Jaeck Jakob, Lehrer in Höchstädt. Jechtl Georg, k. Amtsrichter in Höchstädt. Keller Anton, k. Hauptmann in Strassburg. Kessler Karl, Pfarrer und Distriktsschulinspektor in Sulzschneid. Kirchenverwaltung Diemantstein, Koenigbauer Joachim, k. Seminarinspektor in Lauingen. Kreissle Jakob, Pfarrkurat in Konzenberg. Kühn Andreas, Pfarrer in Eppisburg. Kunz Joseph, k. Gymnasiallehrer in Germersheim. Lahner Karl, Kommorant in Lauingen. Laumer Karl, k. Gymnasiallehrer in Burghausen. Leibhammer Anton, Pfarrer in Mördingen. Leipert Wilhelm, Hauptlehrer in Lauingen. Link Michael, Stadtschreiber in Lauingen. Litzl Alois, Pfarrer und Kap.-Kämmerer in Bergheim. Lochner Oskar Freih. von, Kommorant in München. Mack Emilian, Lehrer in Schabringen. Mack Heinrich, Lehrer in Gundelfingen. Madel Dominikus, k. Bahnexpeditor in Nordendorf. Magistrat der Stadt Gundelfingen. Maier Georg, k, Notar in Höchstädt.

72 Maier Martin, Pfarrer in Holzheim, Mathes Andreas,Stadtschreiber in Gundelfingen, Obmann, Mauthe Albert, Kaufmann in Gundelfingen. Mayer Karl, k. Notar in Lauingen. Mayr Georg, Stadtschreiber in Höchstädt, Obmann. Merkl Cajetan, k. Oberexpeditor in Gundelfingen. Miehler Otto, Seminarhilfslehrer in Lauingen. Dr. Morgott Ludwig, k. Seminarpräfekt in Lauingen. Müller Joseph, fürstlich Wallerstein’scher Oberförster in Bissingen. Nagler Franz Joseph, Stadtpfarrer in Gundelfmgen. Neuburger historischer Verein. Oberthanner Ferdinand, Pfarrer und Dekan in Staufen. Dr. Ortner Heinrich, k. Gymnasiallehrer in Regensburg. Dr. Ortolf Max, prakt. Arzt in Gundelfingen. Osswald Oskar, Kaminkehrermeister in Gundelfingen. Peterzelka Karl, Stadtpfarrer und Kap.-Kämmerer in Höchstädt. Pettendorfer Joseph, Benefiziat in Höchstädt. Preysing Max Graf von, Gutsbesitzer und Reichstags­ abgeordneter in Gundelfingen. Pürkhauer Theodor, Militärgeistlicher in Wtirzburg. Raich Michael, Kurat an den Heil- und Pflegeanstalten bei Kaufbeuren. Rauschmayr Johann, Seminarhilfslehrer in Lauingen. Reh Ludwig, Fabrikdirektor in Zöschlingsweiler. Reischach Paul Joseph Graf von, päpst. Hausprälat etc. in Lauingen Recher Martin, Lehrer in Aislingen, Rödelbrunn Karl, Pfarrer in Fristingen, Rösch Anton, Seminarschullehrer in Lauingen. Rues Franz Xaver, Pfarrer in Dietershofen. Sailer Johann, Müller in Donaualtheim. Sand Wilhelm, p. k. Slabsauditeur in Selingen. Sandner Heinrich, k. Oberstlieutenant a|D. in München, Schaidl Hermann, k. Forstwart in Staufen.

73 Scheller Magnus, Lehrer in Faimingen, Schild Franz Xaver, Pfarrer und Dekan in Donauahheim. Schilling Johann, Benefiziat in Lauingen, Dr. Schmaus Johann, k. Gymnasiallehrer in Bamberg. Schremm, Matth., Buchdruckereibesitzer in Gundelfingen, Schrettle Joseph, Bürgermeister in Lutzingen. Dr. Schröder Alfred, bischöfl. Archivar in Augsburg. Schweiger Friedr., k. Rittmeister a|D. in München. Dr. Schweinberger Max, prakt. Arzt und bezirksärztl. Stellvertreter in Höchstädt. Schweyer Michael, Lehrer in Lutzingen, Semmler Joseph, k. Amtsgeriehtssekretär in Mainburg. Simson Franz Xaver, Photograph in Bamberg. Dr. Solch Jakob, prakt. Arzt und bezirksärztl. Stellver­ treter in Lauingen. Thurn und Taxis Ludwig Fürst von, k. Premierlieute­ nant im k. 1. Schweren Reiter-Regiment etc. in München» Dr, Waibel Karl, k. Bezirksarzt in Günzburg. Weber Bernhard, Pfarrer in Eurishofen. Widnmann Hubert, k. Bauamtsassessor in München. Wiedemann Adam, Pfarrer in Leuterschach. Wimmer Eduard, k. Major und Bezirkskommandeur in Wasserburg. Wirschinger Ludwig, k. Bezirksamtmann a. D. in München, Zeiteimann Otto, k. Seminarlehrer in Lauingen. Zenetti Ferdinand, Apotheker und Bürgermeister in Lau­ ingen, Obmann. Zenetti Paul, cand pharm, in Strassburg.

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Mit folgenden Vereinen steht der historische Verein in Tausch verkehr: 1. Aachener Geschichtsverein. 2. Historischer Verein für Schwaben und Neuburg in Augsbu rg. 3. Verein für die Geschichte Berlins. 4 Gesamtverein der deutschen Geschichts- und Alter­ tumsvereine in Berlin. 5. Verein für Geschichte und Naturgeschichte in Donaueschingen. 6. Historischer Verein Eichslädt. 7. Oberhessischer Verein für Lokalgeschichte in Giessen. 8. Bibliothek der Heidelberger Universität 9. Historischer Verein von und für Jngolstadt. 10. Altertumsverein in Kempten. 11. Schleswig-holsteinisches Museum vaterländischer Al­ tertümer in Kiel. 12. Verein für Geschichte des Bodensees und seiner Umgebung in Lindau. 13. Memminger Altertumsverein. 14. Gesellschaft für Lothringische Geschichte und Alter­ tumskunde in Metz. 15. Münchener Altertumsverein. 16. Historischer Verein von Oberbayern in München. 17. Historischer Verein Neuburg. 18. Altertumsverein zu Plauen ijV. 19. Lese- und Redehalle deutscher Studenten in Prag. 20. Historischer Verein von Oberpfalz und Regensburg in Regensburg. 21. Bibliothek des Vereins von Altertumsfreunden im Rh ei n 1 a nde. 22. Nordisches Museum in Stockholm. 23. Kongl. Vitterhets Historie och Antiquitets Academien. Stockholm.

75 24. K. öffentliche Bibliothek 25. Verein für Altertum und schwaben. 26. Verein für Nassau’sche schichtsforschung

in Stuttgart. Kunst in Ulm und Ober­ Altertumskunde und Ge­ in Wiesbaden.

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1. Beilage.

längs des rechten Ufers der Donau. (Erste Fortsetzung mit 2 PI an-Tafeln.)

von Karl Popp, Generalmajor a. D. Mit dem Erreichen des Punktes G ü nzb ur g haben wir den zwischen Iller und Günz gelegenen Abschnitt hinter uns und betreten nun das Gelände zwischen Giinz und M in de h In diesem Abschnitt tritt die Donau so nahe an den steil abdachenden Höhenrand heran, dass zwischen ihrem rechten Ufer und dem Fuss der Höhen kaum ein Raum bleibt für eine unter allen Umständen benütz­ bare Strasse. Das ältere Atlasbiatt Di 11 in gen vom Jahre 1831 lässt diese Verhältnisse noch recht deut­ lich ersehen. Heutigen Tages hat man allerdings die Eisenbahn durch dieses schwierige Terrain hingeführt, was jedoch nur durch kostspielige Dammbauten und Stromlaufkor­ rekturen zu ermöglichen war. Die alten Verbindungen

77 dagegen sachten den angedeuteten Schwierigkeiten auszuweichen wie die der Jetztzeit und ihr nächstgelegenes Ziel im Thale der Min de 1 über die Plateams des der Donauniederung anliegenden Höhenrandes hinweg zu gewinnen, so auch die hier in Rede stehende Rö m erStrasse. Es entsteht nun vor allem die Frage, wo über­ schritt diese Strasse die G ü n z und welche Richtung hielt sie nach Passierung der letzteren zunächst ein, um den erwähnten Höhenrand jenseits zu erreichen. Wenn wir den Plan — TH. 5 — betrachten, so sehen wir, dass die direkte Fortsetzung der heutigen Staatsstrasse, von welcher wir ja die Römerstrasse, von der Ziegelei — Zf. 36 d. Tf. IV vor. Js. — her ange­ fangen, als überbaut annehmen müssen, etwa zwischen der Brücke, wo die Staatsstrasse die G ü n z überschrei­ tet und dem Steg nordöstlich davon — Zf. 1 und 2 d. Tfl. V — auf das Flüsschen stösst. Dorthin im allge­ meinen, vielleicht auch noch etwas weiter östlich, zielt aber auch die Verlängerung jener aus Nordwest-Nord über das Donau-Moos heranziehenden alten Strasse — Zf. 3 — (R. Ob. D. K. II pag. 24 u. f., dann G. 18)*, welche hier den Strom überschritt, beim trän situs guntiensis. Die Donau wird damals hart am Niederungsrand nördlich des Friedhofes und der alten Pfarrkirche mit ihrem Buckelquaderturm dahingeflossen sein, wie das auf dem bereits erwähnten älteren Atlasblatt noch ersichtlich ist und der z. Zt. vorhandene Altwasser-Arm bestätiget. Dort wurden auch in den ersten Jahrzehnten unseres Jahrhunderts auf dem Grunde des Gewässers grosse Werkstücke beobachtet und erhoben, welche auf einen zum Abschlüsse einer Brücke vorhanden gewesenen Turm schliessen lassen — R» Ob» D. K. II pg. 24» *) Hinsichtlich der Abkürzungen ist der achte Absatz des vorjährigen Berichtes massgebend,

Die Ansicht wird daher nicht zu gewagt erschei­ nen, dass unsere Römerstrasse möglichst nahe der angedeuteten Donaubrücke vorüber geführt war. Ist dieses aber der Fall gewesen, dann zog dieselbe dem nördlichen Fusse des Höhenvorsprunges entlang, auf welchem die Stadt Günzburg liegt, und gewann etwa in der Richtung der „weiten Gasse“ und durch die Gärten südlich der Chaussee nach Gundelfingen weiterziehend — Zf. 4 — den Fuss des DreirosenBerges — Zf. 5 — unterhalb der Wanne, in der Nähe der Keller. Nun will ich damit aber die Ansicht durchaus nicht verwerfen, dass der Römerweg, wie die heutige Hauptstrasse, bei Passierung der Günz recbts (s. ö.J aus- und dann in spitzem Winkel wieder links umbie­ gend, schräg über den steilen Hang der Stadthöhe hin­ auf und abermals in östliche Richtung übergehend, wie heutigen Tages Günzburg — eventuell die alte G u n t i a — durchziehend, auf den Drei-Rosenberg zu wei­ tergeführt habe. Das eine wie das andermal aber erreichte die Donauthalstrasse — heute überbaut — die städtischen Anlagen hindurch in schrägem Ansteigen den Plateau­ rand östlich derselben, 20 m über dem Wasserspiegel der Donau. Eine weitere Variante — Günzburg, Nornheim, Offingen — werde ich später noch besprechen. Wir schreiten nun in östlicher Richtung auf dem gut chaussierten Strässchen nach Rei se nsburg fort; nahe dem östlichsten Keller — Zf. 6 — gabelt der Weg, der nördliche Arm in dem nämlichen guten Zustand wie seither verbleibend — 3 bis 4 m breit — zieht sich allmählich fallend gegen den südwestlichen Teil erwähnter Ortschaft hinab, der südliche aber führt als sehr breiter Rain einem Fuss weg dienend, durchschnitt­ lich 2 bis 3 m höher als der nördliche Arm, parallel

— fg — dem letzteren dahin ebenfalls in das Dorf, wo sich beide Arme wieder vereinigen, zuletzt mit etwas stär­ kerem Gefälle. Offenbar war der obere Weg ehemals ebenso breit wie der untere und als Fahrstrasse be­ nützt, im Katasterblatt N. W. XVI. 41. — sind beide in gleicher Qualitätsbezeichnung und gleicher Breite eingetragen. Ich halte den jetzigen Fussweg für die ehemalige Römerstrasse. Nördlich derselben, jen­ seits der nur mässig breiten Thalsohle, erhebt sich ein steilabdachender, gegen Westen spitz verlaufender Rücken, dessen stark undulierter Scheitel die ausge­ dehnten, in ihren östlichen, höher gelegenen Teilen noch bewohnbar erhaltenen Reste der Reisensburg trägt, von deren Wartturm hinweg man eine weit ausge­ breitete Umsicht, insbesondere über die Donauniederung und das jenseitige Gelände geniesst. — R. Ob. D. K II Pg. 25. Unmittelbar nachdem die beiden Wege in das Dorf eingetreten, vereinigen sich dieselben zur durchschnitt­ lich 6 in breiten Ortsgasse, welche in der seitherigen Richtung verbleibend am Ostrande des Dorfes angelangt, senkrecht auf eine aus dem höher gelegenen nördlichen Teile des Ortes herab und in südlicher Richtung weiter führende Gasse stossend, endigt. Die Römerstrasse aber, durch nahe herantretende Gehöfte stark überbaut, durch­ schneidet die Ost-Lisiere des Dorfes und zieht in einer gänzlich verödeten, stark von Busch und Baum über­ wachsenen, tief in den Tertiär-Sand eiugeschnittenen engen Doppelhohlgasse, nunmehr als Fussweg dienend, durch die Steilmulde zwischen dem „Ghag“, und dem „Herrn-Bergu zum Plateau östlich Reisensburg hinan. Oben angelangt wird dieser alte Weg sofort wie­ der sehr breit und mündet in einen von Nordwest heranführeadea, alsbald scharf in West-Ost umbiegea*

80 den Fahrweg ein — Zf. 7 —, welcher durch die Felder dahin auf das Herrn-Holz zuzieht. Dieses Gehölze, in welchem zu beiden Seiten des Weges verteilt eine grössere Anzahl von Hügelgräbern liegen, — R. Ob. D. K. II pag 25 Zf. 3 zählte deren noch 41 in mehreren Gruppen — erstreckte sich einstens bis nahe an Reisensburg, wie das ältere Atlasblatt zeigt. Die Mehrzahl der Grabhügel ist durch das Abtreiben des Holzes und das Fortschreiten der Agrikultur ver­ schlungen worden, immerhin zeigen sich nördlich des Weges, bevor man noch an die dermalige West-Lisiere des Gehölzes gelangt (cof. neues Atlasblatt v. J. 1880) die überackerten Spuren einiger dieser Hügel — östl. Zf. 7, — darunter einer von ganz bedeutendem — ca. 50 m — Umfange und noch über 1 m Höhe. Wei­ terhin in einer Rlösse südlich des Weges — Zf. 8 — und im Gehölzrand östlich davon beobachteteich aber­ mals zwei Gruppen — 6 und 3 Stück — dieser Hügel; sie sind teilweise ebenfalls überackert, doch nicht so sehr verflacht. Die Gehölzparzelle nördlich des Weges konnte ich des dichten Bestandes und der ungünstigen Witterung halber nicht näher untersuchen, vielleicht finden sich dort auch noch einige dieser Gräber. Den Rest des Herrn-Holz es — etwa noch 300 m — durchzieht die alte Strasse in flacher Kurve südlich des geradlinig durchgeführten Forstweges — Zf. 9 —, welcher gleichsam die Sehne des Bogens bildet, den erstere beschreibt. Wieder ins freie Feld getreten zieht der alte Weg ziemlich breit bleibend, bald als flacher Damm, bald als Halbdamm, mehr oder minder hoch, einigemale auch flach hohlgefahren in der seitherigen Richtung weiter. Auf dem B u c h-B erg angelangt, zeigt sich unsere Strasse als sehr stattlicher bis 1,20 m hoher, südwärts abdachender Halbdamm — Zf. 10 —, von welchem jjahe s. w. des Burgstalles Landstrost ein minder

81 breiter Fahrweg in nordöstlicher Richtung abzweigt. Die alte Strasse setzt geradlinig fort und überschreitet, als allmählig bis zu 4 m tief eingeschnittene Hohlgasse mit kaum mehr lahrbahnbreiter Sohle die Flachmulde südlich obenerwähnter Burgstelle — Zf. lt —, durch­ kreuzt von einem ebenso tief eingeschnittenen, nordsüdwärts ziehenden Fahrweg. Im südöstlichen Schnitt­ winkel steht ein altes Kapellchen — cof. Planchen im 5000 th M. ad Zf. 1t. Die alte Strasse, leicht ansteigend, überschreitet nun das Plateau nördlich der „oberen Hüll“ — Planchen dazu auf Tfl V — und zieht dann abermals eingeschnitten allmählich mit dem Terrain fallend auf die Westlisiere von Off in gen zu, welche sie als tiefe, breitsohlige Hohlgasse durchschneidet und dann wahrscheinlich rechts umbiegend, wie die jetzige Ortsgasse s. ö schräg über die Steilabdachung der Höhe hinab auf die Kapelle — Zf. 1*2 — an der von Ret­ tenbach heranführenden Chaussee zuzieht, hierin letztere einmündend. Spuren einer geradlinigen Fort­ setzung des alten Weges von der West-Lisiere des Ortes quer durch denselben in die Niederung der Mindel hinab und darüber hinweg konnte ich nicht auffinden. Die ganze Strassen-Strecke vonGünzburg nach 0 f f i n g e n ähnelt sehr dem Segmente unmittelbar westlich von Günzburg. Nirgends eine Spur von Grundbau, selten nur steinige Oberfläche; nur durchweg gleich bleibende Richtung, die tiefen, fast stets verödeten Hohl­ gassen — hier vorzugsweise im Tertiär-Sand —, die wohlerhaltenen regelmässig gebauten Halbdammstrecken und insbesondere die Grabhügelgruppen zu beiden Seiten sprechen dafür, dass man die alte Römer-Strasse vor sich hat. Betrachten wir nun auch die sogenannte „OchsenStras s e“. Wenn man von der bereits erwähnten Kapelle südlich Off in gen auf der Chaussee an der Ziegelei vorüber südwestwärts die Höhe hinanschreitet, so erreicht

man nach Zurücklegung des ersten Kilometers eine Stelle, wo nördlich der selbst tief eingeschnittenen Distriktsstrasse eine verlassene, tiefe Hohlgasse — Zf. 13 — auf das Plateau hinauf- und weiterhin als flach gebogener Feldrain wieder in die Chaussee hineinführt. Die Aecker dortselbst tragen die Benennung „Heer­ strassfeld“, unmittelbar darauf mündet der von L a n d strost nach Re tte nb a ch führende „ßar ba ra w eg“ in dieDistriktsslrasse, welche hier fast in rechtem Win­ kel nach Rettenbach umbiegt. Die Heerstrasse setzt nun als „Ochsenstrasse“ benannt in direkter, leicht hin- und hergebogener Linie über das Plateau fort; schliesslich auf mehrere Hundert Meter überackert, mündet dieselbe etwa 11 ’z km westlich von Rettenbach scheinbar wieder in die Distriktsstrasse ein, welche von da ab nördlich an No rnheim vorbei, 1 km westlich dieses Orts sich mit der von Burgau heranführenden Staatsstrasse nach Günzb ur g vereinigt. Die Ochsen­ strasse aber zieht nach meiner Ansicht noch vor dem scheinbaren Einmünden in die Distriktsstrasse, in flachem Bogen nordwestlich wendend, durch das allmäh­ lich tiefer eingeschnittene Thälchen südwestlich des Schron-Bergs nach Reisensburg hinab, an jene Stelle, wo der zuerst beschriebene alte Weg zwischen Ghag und H errn-Berg auf das Plateau zieht. Diese Ochsenstrasse ist es wohl, welche Raiser —Ob. D, K. II pg. 24 Zf. 2 — als nach Porno ne führende Kommunikation bezeichnet; dagegen führt von Nornheim nach Landstrost —1. c. pg. 24Zf. 4 überhaupt kein direkter Weg, noch viel weniger aber die Och­ se nstrassse. Was nun letztere weiter anbelangt, welche ober­ flächlich ganz gleiche Beschaffenheit zeigt wie das Heerstrass-Segment westlich Günzburg, so bin ich der Ansicht, es sei diese Ochsenstrasse vielleicht eine jüngere Anlage als die Kommunikation von Rei-

83 sensburganLandstrost vorüber nach 0 f f i n g e n, entstanden, nachdem der Aufstieg zwischen Ghag und Herr n-Berg immer unpraktikabler und aus dem Grund eine Verlegung der Strasse nötig wurde. Aehnliche Erscheinungen begegnen uns auch weiterhin. Günzburg resp. Guntia war jedenfalls ein hervorragender Strassenknotenpunkt, Raiser - 1. c. II pg. 34 § 7 — führt ausser den vorher schon erwähnten Kommunikationen noch folgende auf: Den „Hart weg“, welcher jenseits der Donau von der „Mordschlacht“ — Zf. 3 — hinweg in nord­ westlicher Richtung über das Moos und Ried heim nach Langenau und weiterhin führte; sodann eine Abzweigung — Zf, 14 — nordöstlich Nornheim von der nach Offin gen führenden 0 c hsenstrasse über Rettenbach — Zf. 14 b —nach Mindelaltheim und Baumgarten, woselbst Raiser Pomone vermutet; ferner zwei „Verbindungsstrassen“ von Günzburg „teils über Deffingen und Kleinkötz teils an Leinheim und L i m p a c h vorbei gegen (wohl nach?) Wettenhausen“ und — setzt Reiser hinzu — „die römische Heerstrasse selbst behielt ihren geraden (?) Zug in einer Linie von K ö t z über den Bergrücken ge­ gen Wettenhausen etc. bei“, bezüglich welcher Strasse er früher schon — 1. c, II pg. 17 § 5 — gelegentlich Erwähnung der Verbindung zwischen Finningen und Günzburg die Bemerkung macht, „bei Strass ver­ einte sich die grosse Heerstrasse nach Augusta Vindelicorum, welche Gunlia gegen die Donau zur Seite liess — also wohl von Strass über Opferstae tten (?) nach Kötz — mit der viaclaudia.“ etc* wie das teils in dem Uebersichtskärtchen — L c* II — teils in einem ebensolchen Und zwar in etwas grösserem Massstab ausgeführten zur Viaca ersichtlich gemacht isL Warum aber zu dem doch sonst so wichtig geschii-



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derten Guntia nur eine Kommunikation zweiten Ran­ ges und nicht die Hauptstrasse selbst geführt haben soll, obwohl die Orte im Itinerar der Reihenfolge nach„Augusta V., Guntia, Coeliomonte etc etc.u, aller­ dings nicht „Guntia, Phaeniana oder Febianis“ lauten, ist von Raiser nicht klar gelegt worden. Meiner Ansicht nach hat die Hauptstrasse zum transitus guntien s i s direkt nach G u n t ia (G ü n z b u rg) geführt; von Wetto uhau sen oder Klein kötz mag dann immerhin, die Entfernung abzukürzen, eine weitere direkte, ebenso gut gebaute, bis jetzt aber noch nicht näher beschriebene Verbindung über G r o s s k ö t z nach 0 p f erstetten oder Strass geführt haben und damit die Kontinuität der Strasse Juvavia, AugustaV., Febi­ anis etc. gewahrt worden sein. An Befestigungsresten findet sich ausser dem von Raiser — 1. c 11 und in seiner Guntia — erwähnten, die römische Castralform noch deutlich zeigenden Günzburg, dann der frühmittelalterlichen R e i s e n sburg, ferner den Ueberresten von Landstrost und dem „quadratförmigen“ (pyramidal) von einem Graben umzogenen Burghügel in Rettenbach, auch noch ein kleiner Abschnittswall am Saume des Steilrandes s. ö. der Station Neu-Offingen, etwa 1 km westlich des Marktes Offingen — Zf. 15 —, die Feldgewanne endlich nordöstlich von Rettenbach trägt die Benen­ nung „Mahr bürg.“ Kehren wir nun zur Donauthalstrasse zurück, so entsteht eine ähnliche Frage wie bei Günzburg, in welcher Linie hat dieselbe das Mindelthal passiert, was vorerst ebenso wenig mit Bestimmtheit beantwortet werden kann, wie hinsichtlich des Günzthal-Ueberganges der Fall gewesen. Es ist ebensowohl möglich, dass die alte Strasse vom Südende Offingens — Zf. 12 — hinweg, nun überbaut von der modernen Chausse, die Mindel über-

85 schritt, wie auch auf einem näheren Weg aus dem mehr nördlichen Teile des Marktes in der Richtung auf den Tonis Bühl zu — Zf, 16, 17 . Die nicht seltenen Hochwasser des Flüsschens, sowie die Bahnbauten haben jegliche Spuren verwischt, selbst der Mindel-Lauf ist vor nicht allzu langer Zeit noch ein anderer gewesen wie gegenwärtig (cof. altes Atlasblatt). Ich habe in­ des keine Beobachtungen gemacht, welche die bestehende Ansicht,dass die Römerstrasse nach Ueberschreitung der Mindel dem nördlichen Fusse des Höhenrandes entlang zog, umstossen würden, ich präzisiere dieselbe vielmehr dahin, dass diese Strasse von Offin gen ab fast völlig eben über Gundremmingen, Aisiingen, Weisin gen, Holzheim bis nahe vor Eppisburg von der heutigen Distriktsstrasse überbaut weiterzog, wofür unter anderem auch die Flurbenennungen „P f a h 1äcker“ östlich Gundremmingen, der Altweg bei Eppisburg — Tfl. VI — und „Bettelstrasse“ jenseits dieser Ortschaft sprechen. Alle diese Orte wer­ den nur in ihren nördlichsten Teilen von der Römer­ strasse durchzogen; in Gundremmingen scheint dieselbe anfänglich sogar von der nördlich der Distrikts­ strasse anliegenden Häuserreihe überbaut zu sein. Jenseits Gundremmingen, beiläufig 17^ km davon — Tfl. V ZT 18 —, wird die Donauthalstrasse von einer von Norden heranführenden ebenfalls aus alter Zeit stammenden Kommunikation, der „Stein­ strasse,“ gekreuzt, welche in südlicher Richtung wei­ terziehend, tief eingeschnitten über den Asch-Berg nach Dürrlauingen führt. Raiser hat diese in Hinsicht auf den Donauüber­ gangs- und Knotenpunkt bei Faimingen äusserst wichtige Strasse — 1.c. pg. 27 und 28 § 8 — „Pomond' insbesondere aber unter ZifT. 5 pg. 31 wohl eingehender erwähnt, jedoch nicht ganz richtig in das zugehörige Strassenkärtchen eingezeichnet.

Auf dem Plateau nordwestlich von Baumgarten etwa noch 300 m vom Na tter holz entfernt, zieht von der Steinstrasse — Zf. 19 - hinweg ein breiter Feldweg, die „H o c h s t r a s s e“ benannt, in nordöstlicher Richtung, zuletzt tief eingeschnitten nach Aislingen hinab. Diese „Hochstr a ss e“, äusserlich ganz den in vorhergehenden Terrainabschnitten geschilderten Römerstrassen-Segmenten südlich der Linie L e i p h e i m, R e isensburg, Landstrost gleichend, ist auch in ent­ gegengesetzter Richtung, von der Steinstrasse hin­ weg, ca. 800 m lang überackert, aber in einzelnen breiten Wiesenstreifen — Zf. 20 und 21 —und den Feldrainen entlang verfolgbar. Sie kommt dann jenseits des von Gundremmingen nach Dürrlauingen führenden Verbindungsweges teilweise als Halbdammfahrweg — Zf. 22 teilweise eingeschnitten wieder zum Vorschein und setzt als breiter Rasen weg bis zum Herrnholz nördlich Schmuttenbach fort, von wo ab die Spur, bedeckt vom Holz, sich auch noch eine Strecke weit in westlicher Richtung erkennen lässt. Höchst wahr­ scheinlich zog dieselbe — ein Pendant zur früher erwähn­ ten Ochsenstrasse — in das Mindelthal hinab und über die Niederung hinweg nach Offingen — Zf. 23 — Diese ,,Hochs trasse“ mündet, alsbald nachdem sie den Markt Aislinge n betreten hat —Tfl. VI Zf. 23 —, in die Bettel-Strasse. Auf der Höhe südöstlich der Pfarrkirche letzter­ wähnten Ortes erheben sich bei St. Sebastian die mächtigen Wälle einer im allgemeinen viereckigen, in 3 Abschnitte geteilten Befestigungsanlage — Zf. 24 —. Raiser—1. c.II § 8 A. 3 — sagt,„die grosse römische Doppelschanze mit dem Conus, worauf ehemals ein römischer Wacht-Turm mit weiter Aussicht über das Donauthal stand und auf welchem jetzt eine Kapelle für St. Sebastian steht, bildete die linke Flanke der

87 befestigten Linie Paradunum, die von Pomonebis Drusomagus reichte“ etc. etc.; er gibt dazu eine Darstellung auf der zu erwähnter Abteilung II gehörigen Plantafel, welche aber kaum ein vollständig zutreffendes und klares Bild dieser Anlage bietet; ich werde später — cf. meinen Bericht v. J. 1891 pag. 88 Abstz 4 — eine ausführliche Schilderung dieses sehr interessanten Objektes folgen lassen, jetzt sei schon erwähnt, dass die Umgebung des Marktes, wie der Schanze eine reiche Fundgrube römischer Ueberreste, vorzugsweise von Zie­ geln und Gefässscherben aller Art ist, leider wurden dort noch niemals systematische Grabungen veranstaltet. Südwestlich der grossen Verschanzung oberhalb des Südendes von Aislingen liegen auf einem kurzen Vorsprung desselben Plateaus die Ueberreste des bis in die Neuzeit herein bestandenen Schlosses — Zt. 25—. Von demselben ist nun nichts mehr erhalten als die Plattform, auf der die Wohn- und \\ ehrbauten gestan­ den, sowie der breitsohlige, tiefe, im Halbkreis umziehend östlich vorliegende Abschnittsgraben Das Einzelnge­ bäude, welches heute am Nordrand der Plattform steht, ist neueren Datums. Ob es diese Burg war oder die vorher erwähnte Doppelschanze, welche im Jahre 1387 (?) durch Herzog Stephan belagert und eingenommen wurde, — Würdinger Städtekrieg v. 1370.bis 1390, auch Jahresbericht des hist. Vereins von Schwaben und Neuburg 1867 und 68 —, darüber konnte ich nichts in Erfahrung bringen; es fehlte mir dazu die nötige Zeit; vielleicht unterzieht sich der obenerwähnte oder der historische Verein von Dillingen der sicher dankens­ werten Aufgabe, hierüber Gewissheit zu verschaffen. Weiter habe ich zu erwähnen, dass Raiser — 1. c. pg. 30 — auf dem Kugel-Berg östlich von Ais­ lingen „die wahrscheinliche Stätte eines römischen Wacht-Turmes“ erkennen zu müssen glaubte, auf welchem dann im Mittelalter „die Ritterburg G1 ö 11“ erbaut wurde.

88 Jch konnte trotz eingehendsten Suchens auf der damals allerdings dicht mit Gehölz und Buschwerk bestandenen Kuppe — im alten Atlasblatt als „Ku ge lhu t,“ im Katasterblatt mit „Gu g el-B e r g“ bezeichnet— nichts finden, woraus auf den Bestand einer vormaligen Befes­ tigungsanlage oder auch nur auf Mauerwerksbauten geschlossen werden könnte, auch sind weder Wall-noch Graben-Spuren vorhanden. Im hinteren Ried, etwa 3 km nördlich von Aislingen und 2 km östlich des an der Fahrstrasse nach L a ui ngen stehenden Nenningshof liegt eine grössere Gruppe — z. Zt. vielleicht noch 21 Stück — von Hügelgräbern; ein einzelnes befindet sich etwa 600 m östlich erwähnten Gehöftes und zwei weitere, 800 resp 1500 m südwestlich desselben im freien Felde. Ob die grössere Gruppe identisch ist mit Raisers — 1. c. pag. 30 — Gruppe von 19 Hügeln „zu beiden Seiten der Fahrstrasse nach Lauin gen“, oder ob die zuletzt aufgeführten drei Hügel der Rest dieser Gruppe sind, bleibt vorerst noch fraglich, nachdem die von mir bezeichneten 21 Hügel weit ab von der Fahrstrasse nach Lauingen, beinahe genau auf der Luftlinie Aislin­ gen, Dillingen und die 3 Stück wohl zu beiden Seiten der Strasse, aber zu weit auseinander liegen* Nachdem die Distriktsstrasse, beziehungsweise die alte Strasse Ai slingen passiert und bevor sieEppis-, bürg erreicht hat, ist hinsichtlich der Römer-Strasse nichts besonders mehr zu erwähnen. Etwa 250 m vor man nachEppisb urg kommt, biegt — Zf. 26 — die Distriktsstrasse s. ö. ab in das Dorf hinein, die alte Strasse aber setzt, nun als sehr breiter, oberflächlich lehmig sandiger, flach ausgefahrener Feldweg, Eppisburg bis 200 m weit südlich zur Seite liegen lassend, geradlinig fort; nach etwa l1/* km zieht sie wieder unter die in südwestlicher Richtung aus dem Orte her-

80 ankommende Chaussee hinein — Zf. 27 —, welche nun wie seither am Fusse der Höhen hinführt. Zunächst südlich oberhalb der Pfarrkirche, auf dem „W irths-B erg“, einer nach drei Seiten steil ab­ dachenden gegen Westen zugespitzten Bergnase, liegen die Ueberreste einer ziemlich ausgedehnten Befestigung, die Eppisburg genannt — Zf. 30 —. Eine scharf begrenzte, kegelförmig ansteigende, ovale Plattform mit aufgesetztem kleinerem Kegel oder Spitzwall am west­ lichsten Vorsprung der Höhe, getrennt durch einen tiefen Abschnittsgraben von einem in gleichem Niveau mit der Plattform liegenden, gegen Osten etwas anstei­ genden, in weitere 2 Abschnitte zerlegten Vorwerk (Vorburg), welches gegen das östlich vorliegende Aussenterrain abermals durch Wall und Graben abgeschlos­ sen ist, führen uns die Kennzeichen einer frühmittelal­ terlichen Burganlage vor Augen, wohl einer Holzburg, nachdem ich weder von Mauerwerk noch von Mörtel­ resten auch nur die geringste Spur entdecken konnte. Ebenso wenig konnte ich an Ort und Stelle über die Geschichte dieses Objektes Auskunft erhalten. Baiser erblickt hier, sowie in noch zwei weiteren, mehr östlich auf demselben Höhenzug gelegenen Befe­ stigungsresten, wie immer, wenn über mittelalterliche Besi­ tzer nichts bekannt geworden, die Stätten eines römischen Castrums, resp. von Warth-Türmen. Leider ver­ misst man bei Raiser, was sehr häufig der Fall ist, die nötige Klarheit hinsichtlich der Lage und Orien­ tierung dieser Objekte ; auch die Beschreibung der fortifikatorischen Bestandteile derselben stimmt nicht mit den von mir an Ort und Stelle — Zf. 28, 29, 30 — gemachten Beobachtungen überein, worauf ich s. Zt. noch zurückkommen werde. Zu erwähnen sind noch die Grabhügel, welche Raiser in dem Gehölze „Tiergarten“ 2V* km n. w. und jene 5 auch von mir besuchten sehr grossen Hügel7

90 gräber ca. 2 km s. w. von Eppis bürg in dem Gehölze unmittelbar — % km — westlich von Ellerbach aufzählt. Die letzteren scheinen noch unberührt zu sein. Was die Niveau Verhältnisse der durchwanderten» beziehungsweise der im allgemeinen in Betracht zu ziehen­ den Strecke zwischen Günzburg und Eppisburg, zunächst aber die des nördlich zur Seite liegenden Stromlaufes der Donau anbelangt, so ergibt sich aus dem Vergleiche der auf dem neuen* Atlasblatt bei Günzburg, Neu-Offingen, Lauingen, Dillingen und Höchstädt eingetragenen Wasser-Cöten von 44*0, resp. 437, 424, 419 und 412 m mit den jeweils zwi­ schenliegenden Abständen von 5,5 resp. 13,3—5,2 und 6,3 km schon im allgemeinen, dass das Gefälle ein sehr gleichmässiges und ganz geringfügiges ist, welches 0,1% nirgends überschreitet; im ganzen beträgt dasselbe auf der ca. 29 km langen Strecke nur 28 m. Nur zwischen Günzburg und Offingen tritt die Donau, wenig­ stens noch mit ihren Altwässern, wie bereits einmal erwähnt, völlig an den diesseitigen Höhenrand heran, dann biegt der Stromlauf, allmählich sich entfernend, gegen Norden um und bespült von F a i m i n g e n abwärts, in ostnordöstliche Richtung übergehend, bis Donau­ wörth das jenseitige Hochufer. Die sehr gleichmässige Breite der Niederung beträgt auf der weiter oben bezeichneten Strecke zwischen 6 und 7,5 km; weitausgedehnte Moose und Riede erinnern an die in alter Zeit stark versumpfte Beschaffenheit dieses Geländes, welches mit Ausnahme der Auen zunächst des heutigen Stromlaufes und einiger Gehölze unbedeu­ tenden Umfanges völlig offen ist. Ob letzteres auch zu Anfang unserer Zeitrechnung schon der Fall gewesen, lässt sich nicht nachweisen, immerhin aber ist es mög­ lich, dass damals die ganze Niederung vollständig von Auenwaldungen bedeckt war. Pas der Niederung südlich anliegende Hügelland

steigt sofort sehr steil an und ist in nord-südlicher Richtung mehrfach, jedoch nur einmal — von dem bis zu 2 km breiten Mindelthal — in erheblicherem Masse, sonst aber nur von derGlött und einigen noch engeren und nur ganz kurzläufigen Thälern bei Aislingen, Weis in gen und Holzheim durchschnitten. Jm Verzüge von West gegen Ostnordost nur ganz allmählich und unbedeutend niederer werdend, erheben sich die Plateaus und Rückenlinien dieses Hügellandes, soweit es hier in Betracht kommt, durchschnittlich bis zu 500 resp. 480 m absoluter Höhe, demnach 00 bis 70 m über den Wasserspiegel der Donau zwischen Günzburg und Höchstädt. Die bereits erwähnten befestigten Punkte, Günz­ burg, Reisensburg, Landstrost, St. Sebastian bei Aislin­ gen und die Eppis-Burg, deren absolute Höhenlagen aus den Längenprofilen auf Ttl. V und VI*) zu entneh­ men sind, liegen durchweg am Hochrand der gegen die Niederung gewendeten Steilabdachung des Höhenzuges» welcher erstere in flach einwärts gebogener Linie um­ säumt. Alle diese Punkte besitzen vollständig freien Blick über das Donauthal hinweg bis zu den bewaldeten Südabdachungen der Rauhen Wanne; in südlicher Richtung oder landeinwärts dagegen ist die Umschau ebensowohl durch höhere wie auch durch waldbedeckte Lagen alsbald begrenzt, und was den Ausblick dem Höhenrande entlang speziell betrifft, so kann man von den Türmen Günzburgs aus nur den Turm der Rei­ sensburg, von der Plattform des letzteren aber gegen Westen über Günzburg hinweg die Güssen bürg *) Bezugnehmend auf das hinsichtlich der Längenprofile im vorjährigen Bericht — pag. 74 Zeile 20 v. o. — Erörterte, bemerke ich, dass wegen des hier vorliegenden noch kleineren Massstabes von 1 : 50000, in welchem diese Profile auf Tfl. V undYI ausge­ führt sind, das Verhältnis der Vertikal- zu den Langen-Dimenßionen = 10 : 1 gewählt wurde»

7*

02 in Leipheim und in östlicher RichtungLandstro st, dann die bewaldeten Flachkuppen des Asch-Berges sowie der nördlich von Schm u t te nbach gelegenen Höhe — TfL V — and über letztere hinweg vielleicht auch noch St. Sebastian bei A i sli n gen sehen. Die weitaus beste Umsicht aber ermöglicht letzterwähnter Punkt, von welchem hinweg, begünstigt durch die flache Einbiegung des Höhenrandes,alle am Steilabhang sowohl wie am nördlichen Fusse desselben gelegenen Punkte, hauptsächlich auch die Strasse, bis weit über Bins­ wangen hinaus, — selbstverständlich vice versa — zu beobachten sind. Die Strasse selbst schmiegt sich, wie bereits des Näheren erörtert, nachdem sie das Plateau zwischen Günz und Mindel überschritten hat, in ihrem weiteren Verlauf enge an die Contur des die Donauniederung begrenzenden Geländes an. Sie hatte nur zweimal stärkere Ansteigungen, von ca. 12°|0 unmittelbar östlich von Reisensburg und ca. 7°j0 bei Markt Offingen zu überwinden, dann aber zieht dieselbe, den Wasser­ spiegel der Donau immer 6 bis 10 m überhöhend, weit ab vom Inundationsgebiet des Stromes fast völ­ lig eben am Fusse der Höhen dahin. Der höchste Punkt, den sie überschreitet — östlich von Reisens­ burg —, liegt ca. 60 m, die Passagepunkte im Günzund Mindel-Thal ca. 5 bis 6 m über dem örtlichen Niveau der Donau; der tiefste Punkt der Strasse, östlich von Eppisburg, mit 428 m absoluter Höhe, liegt sogar 16 m höher, als der Wasserspiegel bei Höchstädt. Günstigere Steigungsverhältnisse über das G ünz-Mindel «-Plateau hinweg besitzt die Ochse nstrasse,und ähnlich geartet sind die der „Hoch­ strasse“ über das Plateau östlich der Mindel. Das Gelände gehört — abgesehen von den Allu­ vial-Ebenen des Donauthals und der Mindel — im allge­ meinen der Ter tiaer form ati on an, welche auf den

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Plateaus teilweise von Quartaerschotter überdeckt ist; besseres Strassenbaumaterial fehlt daher in diesem Abschnitt ebensosehr, wie in dem westlich der Günz, Dieserhalb wohl macht sich auch keine der hier in Rede stehenden Kommunikationen durch erheblichere Dammbauten auffällig, ebensowenig werden dieselben einen festeren Grundbau besitzen. Die im verflossenen Jahre an der „Römerstrasse“ im Ried westlich Finnin gen und auf den Höhen östlich davon durch­ geführten Schürtungen haben ergeben, dass der Strassenkörper lediglich aus einer sehr mächtigen Kiesauf­ schüttung besteht; das Gleiche wird sich wohl auch für den hier geschilderten Abschnitt heraussteilen* Des Knotenpunktes Günzburg und des dortigen Ueberganges habe ich bereits eingehender gedacht, abwärts Offingen bestunden in alter Zeit noch zwei weitere Uebergangspunkte, von welchen der bei Faimin gen mit aller Sicherheit nachgewiesen ist, der andere bei D i 1lingen aber nur vermutet wird. Heutigen Tages führen ebenfalls nur wenige Kommunikationen über das Ried, welche sich einesteils bei der Lauin ge r-, andernteils bei der D i 11 i n ger-Brücke vereinigen. Beim Abschluss der Beschreibung des hier in Rede stehenden RömerStrassen-Segmentes werde ich noch ausführlicher darauf zurückkommen, (AnmerkungderRed aktion.) Bezüglich der p. 88 erwähnten Gräber im Ried vgl* die Aus­ grabungsberichte in dem Jahr* Ber. d. hist. Ver* Dillingen 1 p* 6 f. und II p* 37 ff*

2. Beilage. Abschrift eines Zinsregisters ans Dillingen y. J. 1540. Von Dr. Englert, k. Gymn.-Lehrer. (Fortsetzung)1).

Gr emhain Jörg glotzeisens Endrissen goldschmid. W *Lienhart burckhart 1 guldin Zins vff Afre ausser 2 jauchart ackers vnder der höhe zwischen Bath widemans vnd des heiligen zu Schwenningen acker. Mer 1 jauchart ackers stosst vff Schwenninger weg zwischen lienhart fridels vnd Sixt heffelins zu gremhain acker. A. 1519 [abgelosst Ao. 44]2J Hans groner Hans glaser X *Hans alinger3) vormals Anna sailerin 3 ort zinss *) Siehe III. Jahresbericht, 2. Beilage, S. 17—24. *) Der einzelnen Urkunden Vorgesetzte Asteriskus bezeichnet, dass die Urkunden durchstrichen sind. — 3) nachgetragen von Hand 1. — 3) Yon Hand ü übergeschrieben: jetz Vytus Sailler.



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vff Afre ausser 1 jauchart ackers jn wegenlanger jn Gremhainer velder zwischen hansen vlen vnd michel Ratgebs äcker Anno 1523 [hatts abgelost anno 57jar]4) Hans biermann Jacob heinrichmaier5) Y Matheis vgkelinfi) 1 guldin gold zins vf! Bartholomej ausser 5 tagwerckh wissmad jm Ried zur langen gwand vnden an martin langen hoffmad stossennd, welchs jm andern jar zehndbar, Anno 1528 Ein Ersamer Rath vons augspurgers seligen tochterlins wegen Z Lienhart Burckhart7) vormals Anthoni burckhart genant deng, 1 guldin vff Michaelis ausser einem acker genant der Bischoff acker auff den BischofFberg stossend vnd zu Gremhain jm veld zwischen des vischers jm Sand vnd lienhart Scherben äcker*). Anno 1516. Hans nagel Jacob heinrichmair. *Matheus sailer. vormals Sebastian vl zwen guldin vff Lieehtmess ausser zwayen jaucharten ackers jnn Gremhainer veld zwischen michel Ratgeb vnd Bernhart langen äcker gelegen. Anno 1527. (sol ein Brieff auf­ richten) Hansen groner hansen glaser vormals scheffler Bernhart8) lang 1 guldin Zinss vff Georgij ausser fünff 4) Beisatz der Hand 3. — r>) Durchstrichen von Hand 4 und dar­ übergesetzt : Hans miller satter paullo blocklin. — 6) Durchstrichen von Hand 2 und darübergeschrieben: yetz Cristoff Rayser; dieses wurde durchstrichen von Hand 4 und übergeschrieben : ytz Hanns sailer. — 7) Durchstichen von Hand 4 und darübergeschrieben: Jetzt thoman Lang. — 8) Durchstrichen von Hand 4 und corrigiert: Jetzt Hanns. — *)Scb erbenäcker vielleicht römische Spuren.

96 viertl ackers jm Gremhainer veld genant der gelltner stosst vfT haffner weg zwischen sein bernharts langen hoffacker vnd jörgn mairs von Schwenningen aigen acker gelegen. Anno 1523, Claus mair ludwig glotzeisen, *Lienhart burckhart9) 1 guldin Zinss vfT Nicolaj ausser 1 jauchart ackers zu Lusthnaw aufF dem Eglester zwischen hansen widemann vnd der alten thonaw mer. einer halben jauchart auch zu lusthnaw aufF dem gleichen gelegen, zwischen den Raglinlehen gut vnd Michel bathwideman. Mer 1 jauchart zu lusthnaw an das Ried stossend, neben vlrich gerstmaiers vnd michel Ratgeb zu Gremhain, Anno 1536. Claus mair ludwig glotzeisen *Jörg burckhart10) 1 guldin zinss aufT Viti ausser vnserm acker zwischen des friemessers drej bett oben, vnd jörgen fridels acker vnden gelegen stosst aufF den Mülweg. Ao. 1537. Teussenhouen Michel keser jörg schlosser. AA *Jürg gruber 1 guldin zinss an gold vfT conversionis paulj, ausser 4 morgen ackers an einem stückh jn hochstetter Steur zwischen clausen widemans vnd vnser lieben frawen zu Lutzingen äcker gelegen. Anno 1515. Mö rsslingen Hans groner vlrich leberwurst BB y) Durch strichen und von Hand 2 dariib eingeschrieben : Jetzt hans gerstmair; dieses ebenfalls cörrigiert von Hand 4 in ytz Caspar lang. — 10) von Hand 3 beigesetzt: abgelost, —

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Narciss wellingen1) 1 guldin zinss vff Letare ausser einer jauchart ackers ongeuarlich genant der haselbronn zwischen hansen senings Egarten und hansen gerstmaiers hoffacker. Mer ein acker genant der Madacker ist auch ongeuarlich bej einer jauchart neben paulen brotsmann an einem vnd thoman dietrichs vnd Anna mairin wechselmad am andern ort gegen dem Berg hinan gelegen. Mer 1 äckerlin ist mer dann 1 fiertl ackers genant des hayd Egarlin zwischen Endris bartholmes hoff äcker und hansen haussmans hoff acker gelegen. Mer ausser mein obgenants hansen gerstmairs acker genant der haidacker ist mer dann ein jauchert zwischen Gertraudten haussmenni vnd hansen senings aigen acker. Mer 1 äckerlin thut mer dann 1 fiertl ackers stosst hinab gen der pfaffen wiss zwischen hansen haussmans hoff acker vnd Berlin saumen hoffäcker gelegen. Ao, 1511. Elisabet jungenmairin CG Hans haussmann^) vormals Jacob haussmann 1 guluin zinss vff jnvocavit ausser 1 jauchart ackers in mörsslinger veld stosst auff die Vichwaid und auffs wirts acker neben hansen hodems lehenacker gelegen» Ao. 1520. Plinth a in Jörg baur cassian lauginger. DD *Lienhart vischer 3 guldin zinss auff den auffart tag ausser 1 jauchart zwischen lienhart bairs vnd cassian gerstmairs äcker. Mer 1 fiertl jn Gremhainer veld vff 11) Yon Hand 2 beigesetzt „Erben“ ; Hand 3 corrigiert in: ytz anna gerstmairin. — ri) Hand 3 korrigiert in: Jetzt Benedikt bausmann.



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den Brachat weg. zwischen bernhart langen vndjörgen fridels von hoffen äcker. Mer aus einem äckerlin thut ettwas vnd ein viertl vff die Strass gen Hochstett zwi­ schen paul frettenweins vnd Sant Martins äcker. Mer ausser obgenants hansen wiedemans 5 viertl ackers jhenhalb der Eblen ein Anwander an Bastei langens acker zu Rain stossend. Mer 1 jauchart ob dem grenen weg zwischen lienhart hausers Erben vnd adam simons acker. Mar aus lienhart konlins 5 fiertl ackers jhenhalb der Eblen zwischen Martin vnd Berlin der Langen äcker. Mer aus jacob steffans 5 viertl ackers ackers jn Gremhainer veld zwischen Berlin langen vnd Lienhart kirchenschneiders acker Anno 1533. [abgelösst sambstags post penthecosten jns Nagels ampt. jn bei sein vlrichen baurs alten Bürgermaisters vnd bartolme betzen. Actum ins Ao.43.]ia) Vorder Fenyngen. Jörg glotzeisen Cassian schretzenmair CC *.Jörg mair vormals Caspar kun 1 guldin zinss vff jnvocavit, ausser einem acker bej demkoppaun zu beden seitten des Apts zu S. vlrich lehen äcker. Mer von 1 acker von dem holz auch zwischen vermelts Appts Lehenäcker. Mer 1 acker vff dem ochsen14) auch zwischen des Apts lehenäcker. Mer von einem acker gegen dem wreyher hinab zwischen des Apts lehenäcker gelegen. Anno 1521. Hö chs tett Hans Satler. FF *Jacob Fenstermacher 3 guldin Zinss Rheinisch auff Georgij ausser 3 jauchart ackers minder 8 Rutten 13) Nachtrag von Hand 1. — 14) Dieser Name „Ochsen­ strasse“ beweist, das? in der Nähe von Unter-Finningen eine Bömerstrasse zu suchen ist.



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neben lentzen kesers stossen auf die vorchen wiss jtem 1 jauchart bej hochstetter graben zwischen dem Sailmacher vnd Spital gelegen, jtem 2 jauchart vberlutzinger Steig an der Tumbei von Stainhain gelegen. Anno 1510. W i 11 i s 1 i n g e n Endris tragemacher der alte hans Rösslin. GG Hans miller1’*) 1 Pfd. 1 sch. hlr. vff pfingsten ausser 2 morgen aigens ackers jn wittiflinger veld stosst vff die Ay. zwischen lienhart bauren hoffacker oben vnd bansen baurens hoffacker vnden daran gelegen Ao. 1525, h h Cristian vnd melchior die schmid 2 guldin zinss vff. Gally Ao. 44 [Ludwig glotzeisen, Christoph tradel, heiligenpfleger, ausser vnd ab mein Christian schmids Etwas mer dann einer holben jauchort Reitackers zwischen Cristian Dollenbosch vnd hansen Preiders acker In der Reiten gelegen]1« (ist abgelost worden Ano 59,T) Hans Müller satler des Raths vnd Jorg speet der gemaindt. Michel kapffer von wittesslingen 1 guldin zinss ausser von vnd ab zwo jauchart Reithackers, jn den Reutin, zwischen dem Reuter groben, vnd bachinger wis von der gemaind gelegen, laut eines zinssbrieffs Anno 58.18) Hans Müller Satler vnd philips ostenwicher k k Hans Glötter von witteslingen 2 fl. zins ausser vnd 1 ) Durchstichen und darübergeschrieben von Hand 4: Jetzt Baltass werner.— lf?) [*] Zusatz von Hand 2. — n) Zusatz von Hand 4, — Eingetragen von Hand 5,

-

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ab sechs morgen aigens ackers. Dan zwen morgen an ain ander zwischen hansen meel vnd Barbara herrnerin acker zu Seen auf die langen heck vnd Melchior kellers Anwander stossende. Item 4 morgen, auch zu Seen zwischen hansen gerstmairs vnd vlrichen keusels acker gelegen, auf den grassigen weg stossende; laut zinssbrieffs. Anno 1559.1«) B r e n tz Dionisius Schnitzer Jörg schlosser. HH *Juncker Wilhalm güss. vormals bans güss 5 guldin Rheinisch gold auff jnvocavit ausser jrer Braittin zu Brentz hinder dem krautgartl gelegen, stosst vff gundellinger Strass. Anno 1510. [abgelösst Ao. 43 jn Ludwig glotzeisens ampt]19) A11 h a i m Gilg weh zu Tonawalthaim 1 guldin zinss vff Jorij ausser vnd ab seiner Behausung zwischen paulen baur genant thall vnd paulen gocklers heuser gelegen 31.'20) Z ürthaim Hans berner Jacob Miller FFF Veit herenschmid*1) daselbst 1 guldin zinss vff Cor­ poris Christi ausser von vnd ob vnserer acht Jauchort holtz zwischen den Closterfrawn zu Medingen vnd stof­ fei lentzen von Zürthain holtzer gelegen vffs kreut stossende. 1549**) Hans miller satler Jacob Miller. HHH lienhart beckh 2 fl. Zinss vff den Sontag Ocolj *y) Eintrag von Hand 5. — 2U) Späterer Zusatz von Hand 1. 2l) Yon Hand 4 ausgestrichen und darüber geschrieben: Jetzt

Caspar galgenwüller. —

tl)

Eintrag von Hand 2#

101 ausser von vnd ab unserer zwo juchort ackers die ein juchort ligt neben Reistinger stross . ... an zwoyen stucken diehalb juchort ligt zu........neben Narcissen schuster vnd siosst an der ander seiten lienhart keller mer dis vier holb juchort ligt neben petter Russen. 1550"). (Fortsetzung folgt.)

3. Beilage. Die Dillinger Buchdruckerei und ihre Drückwerke im 16. Jahrhundert. (Vortrag des Hrn. Dekan Fr. X. Schild in Donaualt­ heim im historischen Vereine zu Dillingen am 16. No­ vember 1892.) Ich habe heute dem historischen Verein ein Manuscript zum Geschenke gemacht, das eine von mir ge­ machte Zusammenstellung der hiesigen Buchdrucker­ werke aus dem 16. Jahrhundert enthält mit Angabe der Fundorte und kurzen biographischen Notizen über die Autoren. Es ist die Frucht einer mehrjährigen, mühseligen Arbeit, geschöpft aus einer Menge antiqua­ rischer Kataloge, dickleibigen Bänden von Bücherangaben, namentlich auch d. „Dictionnaire des ouvrages ano­ nymes et pseudonymes“ von P. Sommervogel S. J , aus vielen kathol Zeitschriften und der Durchsicht verschie­ dener Bibliotheken, besonders der hiesigen Seminar­ bibliothek. Es dürfte mir gelungen sein, ein nahezu vollständiges Verzeichnis der Dillinger Drucke zusammen­ gestellt zu haben, welche aus dem 16. Jahrhundert noch erhalten sind. Mein Vortrag will eine Uebersicht über diese meine Arbeit bieten und den Beweis liefern, welch hohes

103 Ansehen die hiesige Buchdruckerei im 16. Jahrhundert genossen hat. Ich gebe zuerst eine kurze Geschichte der hiesigen Buchdruckerei in der ersten Zeit ihres Bestandes, mache Sie sodann mit den bedeutendsten der Autoren bekannt, von denen im 16. Jahrhundert hier Werke gedruckt wurden, und gebe schliesslich eine Uebersicht dieser Druckwerke, nach ihrem Inhalte ge­ ordnet. I*

Wann ist die Buchdruckerei in Dillingen entstanden ? Ihre Gründung wird dem Cardinal Otto Truchsefs, dem Stifter der Dillinger Universität, zugeschrieben. So schreibt Braun mit Bezugnahme auf Veith: „Damit aber dieser Lehranstalt (sc. der Universität) nichts mangelte, errichtete er (Otto) auch für dieselbe eine eigene Buchdruckerei, welche er dem SebaldMayer anvertraute.1) Die Dillinger Chronik von W. Weiss*) bezeichnet das Jahr 1555 als dasjenige, in welchem Otto diese Buch­ druckerei anlegte. Das ist aber nicht richtig. Im Versteigerungs-Ka­ talog der ehemaligen Buxheimer Bibliothek von Karl Förster XXX v. J. 1883 findet sich N. 1143 eine An­ kündigung des von Papst Paul IIT. nach Mantua ausge­ schriebenen allgemeinen Concils.3) Diese „Jnsinuatio“ ist zwar ohne Angabe des Druckorts und des Jahres *) Ueber die Gesch. der Dillinger Bucbdruckerei finden sich einige Urkunden im Archiv der kgl. Studien-Fonds-Administration zu Dillingen, abschriftlich im Nachlass des Prof. Stempfle in der kgl. Kreis- und Studien-Bibliothek in Dillingen, die ich benützt habe. *) Braun Gesch. d. Bisch. A. III, 42"'. — Veithii Bibi. pag. 115. *) II. Aufl. S. 15. :]) Jnsinuatio indictionis generalis Uoncilii (Mantuae celebrandi) de dato Romae 10. Sepl. 1536 s. 1. et a. (DUingon 1537) 4. 8 nicht numm. Bl. In wessen Besitz diese Jnsin. gekommen, ist mir nicht bekannt,

104 gedruckt, der Catalog aber bezeichnet sie als Dillinger Druck v, J. 1537.

Es ist dieses das Jahr, zu dessen Anfang wegen der religiösen Wirren in Augsburg das ganze Domkapitel mit dem geistlichen Gerichte und der Kanzlei sich zu Bischof Christof v. Stadion nach Dillingen begab. Jhnen folgte der Reichsprälat von St. Ulrich, der Probst von hl. Kreuz mit den regulierten Chorherrn und der ganze Convent der Closterfrauen von St. Ursula. Ihr Aufenthalt in Dillingen dauerte 10 Jahre. Da mochte wohl das Bedürfnis vorhanden sein, eine eigene Druckerei in Dillingen zu errichten, umsomehr, als in dieser Zeit den katholischen Druckern in Augsburg bei Vermeidung ernster Strafe an Leib und Gut verboten war, etwas gegen die Neuerung zu drucken. Weiters hat unser Verein ein wunderliebes Büchlein erworben, aus 2 Teilen bestehend: 1) der Seelen Lustgärtlin 2) der geistlich herpst’), welches nach der Vorrede eine Klosterfrau — wahrscheinlich eine der oben genannten Ursulinerinnen von Augsburg, die 1537—1547 hier im Exil lebten, — neu zusammengestellt hat. Auf dem Schlussblatt eines jeden der beiden Teile heisst es: „Truckt zu Dilingen durch Sebald Mayer.“ Das Druckjahr ist nicht ange­ geben ; das Büchlein stammt gleichfalls aus der Buxheimer Bibliothek. Försters Auktionscatalog Nr 1110 bezeichnet das Jahr 1540 als Druckjahr. Die Anfänge der Buch­ druckerei in Dillingen gehen also bis ins dritte Dezennium des 16. Jahrhunderts zurück. Der erste Buchdrucker daselbst war Sebald Mayer. Woher stammt derselbe? Ein geborener Dillinger war er nicht Das schliesse ich schon aus dem, dass der Name „Sebald“ um jene Zeit in Dillingen sonst nie vorkommt; er weist auf Nürnberg, vielleicht auch auf Mainz hin. In Dillingen aber hatte Seb. Mayer das Bür­ gerrecht erworben. Die Buchdruckerei, die er hier anlegtef 0 vide unten im III. Teil des Vortrags,

i05 war sein Eigentum, und er verstand es, dieselbe bald emporzubriugen, namentlich seitdem die hiesige Univer­ sität gegründet worden war. Sie ’üente demselben Zwecke wie die Universität, der Erhaltung des wahren Glaubens und der Abwehr der Neuerung. Kaiserliche Privilegien schützten Seb. Mayer gegen den Nachdruck seiner Werke; fast sämmtliche Erzeugnisse seiner Offizin sind mitröm. kays. Majest. Freiheit gedruckt nnd besassen damit den Pass für den Eingang in alle kathol. Länder des gros­ sen Reiches. Den Verschleiss besorgte vornehmlich das grosse Augsburger Geschäft von Georg Willer. —• Seb. Mayer’s Drucke erschienen zum Teil in prachtvollster Ausstattung. Otto Braunsberger S. J. sagt von einem Dillinger Druck r. J. 1563, dem vom seligen Petrus Canisius in Dillingen aufgelegten kleinen Catechismus mit dem Betbüchlein : „Bemerkenswert ist auch die Ausstattung des W erkes: der grosse hübsche Schwa­ bacher Druck in schwarz und rot, die mehr als 100 Holzschnitte, von denen manche, wie der Heiland am Oelberge und St. Hieronymus, an Albrecht Dürer erinnern, das Schmuckwerk von Blumen, Früchten, Engelsköpfchen, Menschengestalten, welches im heitern, fast üppigen Renaissance-Geschmacke jede Seite des Buches umrahmt.t)“ Braunsberger knüpft daran die Bemerkung : „Dieses Er­ zeugnis der Dilinger Presse müsste allein schon genügen, das Verlangen nach einer Dillinger Buchdruckergeschichte rege und wirksam zu machen.ui) Schon in den fünfzger Jahren nahmen die bedeu­ tendsten Verteidiger des kathol. Glaubens die Druckerei des Seb. Mayer in Anspruch, so Peter de Soto, der hier die Universität eingerichtet und die Seele derselben war, der Cardinal St. Hosius, Bischof v. Ermeland, Petrus Canisius S. J.; insbesondere war es der allzeit schlagfertige Augsburger Domprediger Joh. Fabri v. Heilbronn, der A) Ergänz. Heft zu den Stimmen aus Maria Laach. 1893. S. 129. *) ib. S. 132 und 183,

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in diesem Dezennium die Dillinger Buehdruckerei be­ schäftigte,1) Aus dem Jahre 1559 zähle ich allein 15 hier aufgelegte Druckwerke. Sebald Mayer arbeitete um diese Zeit bereits mit 4 Druckpressen (wozu in den 60ger Jahren noch eine fünfte kam). Mehr hatten auch die berühmtesten französischen Drucker des 16. Jahrhunderts, die Estiennes, nicht. Christof Plantin in Antwerpen freilich, vor dem die grossen Drucker der damaligen Zeit alle zurückstehen, hatte i. J. 1565 deren bereits sieben, zehn Jahre später fünfzehn *) — Das Geschäft des Seb. Mayer ging also flott; gleichwohl befand er sich in ganz misslichen Verhältnissen, die ihn i. J. 1560 drängten^ seine Buchdruckerei an Cardinal Otto zu verkaufen. „Wir Sebaldt Mayer Buchdrucker zu Dillingen und Anna sein Eheliche Hausfrau bekhennen mit dem briev. Nachdem wir ain zeitlange her etlicher zugestandtner merglicher unfäl wegen, In etlich schulden gerunen und gewachsen, und derwegen täglichen von etlichen der gleubiger umb Bezahlung angefochten werden. Das wir zu Stillung und Abrichtung derselbigen .... Alle unsere matrices, schrifften, Pressen, Füguren, formen und Alles Andere, was zu der Truckherey gehörig. In unserm gewallt haben, vermög aines sundern unterschribenen Jnventarii Zedels .... dem Hochwürdigsten Fürsten, und Herrn, Herrn Otho der Hailigen Remischen kirchen Cardinaln, Bischoven zu augspurg etc. etc. unserm gnä­ digsten Fürsten und Herrn In ainer rechten kaufsweise umb Achthundert guldin reinisch ... zu kauften gegeben, auch überantwurt und zugestellt haben etc. etc tC heisst es im Verkaufsbrief ddo. 14. Dez. 1560. 9 Laut dem durch 1) Ein Lebensbild desselben und eine Beschreibung seiner Werke gibt Paulus im „Katholik“ Y. Band (1892) S. 17—35 und 1(’8—127. D Braunsberger. Erg. Heft zu d. St. aus M. Laach S. 150. •’) Original-Verkaufsbrief:kgl. StudienfondsAdministr. Archiv Kr. 53 — Abschrift: Prof. Stempfle’s Kachlass. 11,5.

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Insigel des Bürgermeisters Kasp. Ulmann beglaubigten Inventar1) bestand das Material der Buchdruckerei in 30 Schriften, 19 gegossenen und 1! ungegossenen, im ganzen über 30 Ctr.: an lateinischen Schriften die Capitel, die Antiqua und Cursiva in verschiedenen Grössen, eine griechische Schrift, an deutschen Schriften die Fraktur und die Schwabacherin in verschiedenen Grössen, die Bibelschrift oder Rheinländischen Matrices, die Strass­ burger- oder Mainzer-Schrift mit Matrices, den Matrices zu zweierlei Noten ins Messbuch, 4 Pressen mit allen ihren Zugehörungen, 4 holzenen deutschen und einem gar grossen lateinischen Alphabet, 180 Stück gross und klein holzenen Buchstaben mit Figuren zum Messbuch gehörig, 2 grossen holzenen Figuren, Crucifix und Ma­ rienbild zum Messbuch, 116 andern hülzenen Figuren, ferners allen Figuren zu des Faber’s Betbüchlein, detto ins Büchlein „geistlich Strassu, 3 Stück zu des Faber’s Briefen,2) meines gnädigsten Herrn holzene Wappen und Collegiumswappen etc. etc. ln einer weitern Urkunde v. J 1570 berechnet Sebald Mayer seine Kosten für die obengenannten Schriften, Matrices, 4 Pressen mit Zugehörungen auf 1089 fl. 45 kr., die hölzernen Figuren, Alphabet, Setzkästen, Bretter und Schiff, und andere gemeine Ding, so man zur Truckerei braucht, nicht miteingerechnet.3) Gleich nachdem Cardinal Otto die Buchdruckerei des Seb. Mayer käuflich erworben hatte, gab er sie demselben wieder in Bestand gegen eine jährlich auf unser lieben Frauen Lichtmesstag in die bischöfl, Kammer zu entrichtende Rente von 40 fl. rheinisch. (5°/o der Kaufssumme.) Der Bestandbrief ist dat. v. 11, Jan. 1) ib. Orig. Nr. 59, Abschrift 11,3. Des Domprediger Faber’s Werke befinden sich in der Münchener ^Staatsbibliothek. Paulus, der sie im Katholik Li. V. (1892) beschreibt, erwähnt diese Briefe Faber’s nicht. •J>) Original: k. Studienf. Administr. Nr. 59 Abschr. Prof. z)

Stemfle 11,4. 8*

108 1561J) Durch Urkunde vom 11. Mai 1568*2) schenkte Cardinal Otto die Druckerei mit sämtlichem oben an­ geführten Inventar, auch der 40 fl. Zinsgeld seiner Universität und dem Colleg s. Hieronimi zu Dillingen. Dieses hielt den Bestand mit Seb. Mayer, und nachdem dieser i. J. 1576 die Druckerei seinem Sohne Johann übergeben hatte, auch mit diesem und nach dessen Tod mit der Wittwe Barbara Mayer, aufrecht. Nach deren i. J. 1620 erfolgten Ableben aber nahm das Collegium die Buchdruckerei selbst in Begie, kaufte ein eigenes Haus für dieselbe und errichtete in Verbindung mit der Druckerei eine Verlagsbuchhandlung. An die Spitze des Geschäftes wurde ein Administrator gestellt. Mit den Administratoren (namentlich mit Sutor und Kanitz) machte das Colleg aber üble Erfahrungen Es kam zwar über die schlimmsten Zeiten so hinweg, dass immer durch den Druck der Schulbücher einiger Gewinn für das Colleg blieb, ja es erzielte, seitdem die Buchhandlung durch die Werke der PP. Lagmann, Wangnereek und Pirrhing gemehrt worden war, im Jahre durchschnittlich eine Einnahme von 1500 und mehr Gulden ; gleichwohl regte sich das Verlangen nach Veräusserung des Geschäftes. Dazu mochte auch der eigentümliche Zustand drängen, dass in der Druckerei mit dreierlei, verschiedenen Be­ sitzern gehörigen, Typen gearbeitet wurde: mit academischen Typen, d sind die, welche Cardinal Otto i. J. 1560 mit der Druckerei von Seb Mayer erkauft und 1568 mit derselben der Universität und dem Colleg geschenkt hat, und die, welche das Colleg in der Folge aus eigenen Mitteln angeschatft hatte; dann zweitens mit Typen der G e s e 11 s c h a f t J e s u, die der bayrische Herzog Albrecht dieser Gesellschaft geschenkt hatte; drittens mit Mayer’schen Typen, die Seb. Mayer nach dem Verkaufe seiner Druckerei, als er dieselbe im D ib. Nr. 54, bzw. IT,S. 2) ib. Nr. 55, bzw. 11,6.

109 Bestände hatte, aus eigenen Mitteln anschaffte, die er 1576 nebst einer neuen Presse seinem Sohne übergab, und deren Kosten er ihm an seinem mütterlichen Erbe abgezogen hat,1) Diese sind nicht in den Besitz des Gollegs übergegangen. Es war demnach auch die Ab­ rechnungverwickelt, Als nun i. J. 1644 der Verkauf der Druckerei beabsichtigt war — es hatte sich ein Käufer mit einem Angebote von 10000 fl. gemeldet — und der Rektor des Collegs P, Lamparter, die Sache dem Jesuitenge­ neral vortrug, erwiderte derselbe unterm 31. Dez. 16442)3 von Rom aus, die Sache scheine nicht mit geringen Schwierigkeiten verbunden; er wünsche, P. Rektor möge ausführlicheren Bericht erstatten, die Gründe pro und contra darlegen, und die Sache mit älteren und erfahreneren Männern, besonders dem P. Provinziale beraten. In dem Gutachten, das Rektor Lamparter darauf verfasste1), führt er unter den Gründen, die gegen denVerkauf des Geschäftes sprechen, besonders an die Pietät gegen den Schenker der Buchdruckerei, die gegenwärtige günstige Rente des Geschäftes und den Umstand, dass die angebotene Kaufssumme kaum die HälPe des Schätzungswertes erreiche, da das Haus auf 1000 fl , die Buchdruckerei auf 1000 fl,, der Bücherver­ lag aber auf 16000 fl, geschätzt werden könne. Für den Verkauf sprächen der Umstand, dass der Buchhandel, der bisher von den Obern nur aus Not (weil die Druckerei allein sich nicht rentiere) geduldet werde, durch den Ver­ kauf endlich dem Colleg abgenommen würde,dass die jähr­ lich sich wiederholendenKlagen derObern, auch Weltlicher darüber, dass die aus unserer Buchdruckerei hervor­ gehenden Werke viel teurer seien als jene anderer Druckereien, aufhören, dass die Gefahr des Verlustes 1) Orig. Urk. k. Studienf. Administr, Nr. 59 Abschrift; Stempfle 11,7. 2) ib. Nr. 63 bzw. 11,13 3) ib, Nr, 63, bzw. II,10,

110 der ganzen Sache beseitigt werde, indem es sehr schwer sei, einen treuen und erfahrenen Verwalter zu finden, dass dem Collegium nicht geringer Nutzen erwachse, indem aus den jährlichen Zinsen der Kaufssumme von 10000 fl, entweder die Kirche fundiert, oder 2 Zöglinge der Gesellschaft unterhalten werden könnten, und endlich, dass hiedurch den beständigen Klagen des P, Pirrhing über die Druckverzögerung seiner Bücher abgeholfen würde. Das Resume der Abwägung der Gründe pro und contra spricht sich für den Verkauf des Geschäftes aus. Die Sache verzog sich aber noch bis 1670, in welchem Jahre die Buchdruckerei und der Verlag käuflich an Joh. Bencardt überging. — Im Jahre 1701 bewilligte der Bischof Alexander Sigmund dem bisherigen Faktor der Benkhardt’schen Buchdruckerei, Samuel Melser, unbe­ schadet der Privilegien Bencardt’s die Aufrichtung einer neuen Druckerei in Dillingen1); diese führte den Titel: „Hof- und bürgerliche Buchdruckerei“, jene: „Universi­ tätsbuchdruckerei“. Eine noch weitere Darlegung der Geschichte der Dillinger Buchdruckereien liegt ausserhalb des für mei­ nen Vortrag gesteckten Rahmens, in welchen nur die beiden ersten Buchdrucker Dillingens, Sebald und Jo­ hann Mayer fallen. Ihre Glanzperiode hatte die Buch­ druckerei unter ersterem, dem Sebald Mayer.

II. Indem ich nun daran gehe, die Autoren nam­ haft zu machen, von denen im 16. Jahrhunderte Werke hier in Dillingen gedruckt wurden, erfasst mich ein Gefühl des Unwillens über die Undankbarkeit der Nachwelt, welche die verdienstvollsten Männer, die in den schweren Zeiten der Reformation mit dem Glau*) ib. 63 bezw. II, 15#

111 bensmute von Bekennern die katholische Fahne hoch­ gehalten haben, und ihre Werke grösstenteils vergessen konnte. „Wer gedenkt dieser beschweissten Kämpfer?“ klagte schon im vorigen Jahrhundert der Wiener Ge­ lehrte Michael Denis. Die Protestanten waren dankbarer gegen ihre Vorkämpfer. Sie haben die Schriften ihrer Reformatoren in einer einheitlichen Sammlung unter dem Titel „Corpus Reformatorum“ von neuem heraus­ gegeben.1)* Katholischer Seits fehlt bis zur Stunde noch ein solches Werk. Schon Ka mpf s chulte beklagt den Mangel eines solchen Werkes*) und Janssen, der viele katholische Streiter der Reformationszeit wieder zu Ehren gebracht hat, ruft aus: „wann werden wir endlich... ein Corpus Catholicorum erhalten?“ Der unermüdete Forscher Dr. Falk, Pfarrer in Klein-Winternheim, ent­ wirft im Katholik Jahrg. 1891 Seite 440 ff, einen Grundplan für die Herausgabe eines solchem W enn dieser Plan realisiert wird, dann werden in dem Corpus Catholicorum die Namen vieler Autoren glänzen, deren W7erke hier gedruckt wurden. Ich lühre diese Autoren, ohne mich jedoch der Vollständigkeit zu befleissen, gruppenweisse vor Augen.3)* 1) Cardinäle und Bischöfe. Hier verlangt es die Pietät, an erster Stelle Car­ dinal Otto v. Truchsess zu nennen, der, indem er die Druckerei mit seiner Universität verband, sie zu hohem Ansehen brachte. Es wurden nicht blos viele Wrerke, namentlich solche für die Heranbildung,^ den liturgischen Gebrauch, die Pastoration und Aszese sei­ nes Clerus auf seinen Befehl hier gedruckt und von ihm mit warmen Vorreden versehen, sondern er D Halle 1834. Gesell, der Universität Erfurt 1858. S. X der Vorrede zum II. Band. 3) Biographische Notizen über die Autoren vido mein Manuscript in der Yereinshibliothck. z)

112 hat auch andere grosse Männer, mit denen er in Correspondenz stand und persönlich verkehrte, ermuntert, ihre Werke hier in Druck zu geben. Ich nenne unter denselben besonders den Cardinal Stanislaus Hosius, Fürstbischof von Ermeland (geb. 1504, f 1579), gleich vortrefflich als Staatsmann, Bischof und Schrift­ steller, einen Mann, von dem Papst Paul IV. sagte: „Seitdem ichHosius kennen gelernt, habe ich die übri­ gen bewunderungswürdigen Männer unserer Zeit zu bewundern aufgehört.u Sodann erwähne ich Cardinal Poole (geb. 1500, f 18. Nov. 1558), den Dillingen im Jahre 1554 längere Zeit zu beherbergen die Ehre hatte, als er nämlich im Aufträge des Papstes auf der Reise begriffen, um in England nach dem Regierungsantritte Maria der Katholischen die katholische Religion wieder einzuführen, vom Kaiser aus politischen Gründen an der Weiterreise länger gehindert wurde. Cardinal Poole trat hier mit Peter de Soto in ein enges Freundschafts­ verhältnis. — Weiters nenne ich den Cardinal Contarini, den päpstl. Legaten auf dem Reichstage zu Regensburg 1541, dessen Werk, de potestate pontificis, hier, ins Deutsche übersetzt, gedruckt wurde, und den bereits 1468 gestorbenen Cardinal Joh. de Turre crem ata, dessen Traktat über das heiligste Sakrament auf Befehl Ottos i. J. 1558 in Dillingen gedruckt wurde. — Unter den bischöflichen Autoren sind hervorzu­ heben: Bischof Marquard v. Augsburg, der auf seine Kosten die Catechismen J. Canisii in deutscher und lat. Sprache drucken liess und die Ausgabe der kirchl. Riten der Diöz. Augsb. mit einer von ihm verfassten Vorrede versah; Mart. Crom er, erst Coadjutor und dann Nachfolger des Fürstbischofs Hosius in Ermeland, Mich. Helding1) (Sidonius), Bischof von Merseburg, f 1561 zu Wien im Exil; ferners der Bischof Wilhelm 1) Er hat mit Pflug und Agricola das Augsburger Jnterim verfasst.

113 Lindanus in Rörmond, der v. 1555—57 Professor an der Dillinger-Universität gewesen, die Seele aller Be­ strebungen, den alten kathoL Glauben in den Niederlanden aufrecht zu erhalten, f 1588, und der Bischof von Sylves in Algarbien, Hier. Osorius, der portugiesische Cicero genannt, f 1580. 2. Ordensmitglieder, a) Jesuiten: vor allem der sei. Petr. C a nisi u s, den nur zu nennen, schon sein Lob verkünden heisst. Kein anderer Name aus jener Zeit hat sich so tief in die Herzen des kath. Volkes gegraben wie der Name Canisius. Dillingen schuldet ihm besonderen Dank. Hieher hat er sich, nachdem er sich des Provinzialamtes entkleidet hatte, um besser wissenschaftlichen Arbeiten obliegen zu können, es war das i. J. 1569, zurückge­ zogen, hier schrieb er sein erstes Buch gegen die Mag­ deburger Centurien. Das Amt eines Kinderlebrers aber wollte der Kinderfreund auch hier nicht lassen. In der freien Zeit, die er sich abstehlen konnte, machte er sich ein Vergnügen daraus, Kinder und ungebildete Leute in den Katechismus einzuführen.') Sodann nenne ich den P.PaulHoffaeus, der dem Canisius als Provinzial folgte (f 1608); den fünften General der Gesellschaft Jesu, P. Aquaviva; den P. Joh. Polancus, dessen Geheimsekretär; die Jesuiten Fr. C o s t e r, (geb. Mecheln 1531), Ferd. Alber, (geb. Tyrol 1548), einige Zeit Professor an der hiesigen Universität, Jacob Gretser und Johann Fickler, beide Professoren in Jngolstadt, J. S t o t z, P. C h r i s t o p h R o s e f f i u s (R o s e n b u s c h), Domprediger in Augsburg, der bei Eröffnung der von Cardinal Otto veranstalteten Synode zu Dillingen am 15. Juni 1567, die Rede hielt, und Hi er. Turrensis der in demselben Jahre Professor an der Akademie in Dillingen war, P, Alphons Pisanus, gleichfalls Pro­ fessor dahier, P. J. P o g i a n o, den Portugiesen E m a n u e 1 0 Otto Braunsberger 1. c. S. 4»



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Acosta, Geschichtschreiber Indiens,dessen Cornmentar der berühmte Jesuit Joh. Peter Maffei, Professor der Eloquenz im röm. Collegium, aus dem Spanischen ins Lateinische übersetzte und hier drucken liess, und die spanischen Jesuiten Caspar Barzaeus,, dessen Briefe aus Jndien der Jesuit J. Ammon. Agricola über­ setzte. Franz Turrianus, der auch gegen die Mag­ deburger geschrieben hat (f Rom 1584) undP. Martonez (Martins), dessen Sendschreiben aus China, Japan und Indien an den General der Gesellschaft Jesu v. J. 1586 der oben genannteP. Rosenbusch in deutscher Sprache durch den Druck veröffentlicht hat — und P. Chr. Madridiu s. — b) Dominikaner. An der Spitze steht Peter de Soto, Theolog und Beichtvater des Kaisers Karl V., den Cardinal Otto zur Errichtung des hiesigen Collegs berief (f auf dem Conzil zu Trient und betrauert von allen Vätern); sodann Joh. Fabri v. Heilbronn, Domprediger in Augsburg, der eine Reihe vielgelesener Werke dem Seb. Mayer zum Drucke gab, f 17. Febr. 1558; Wilh. Hammer, eine Zierde des Prediger Or­ dens, erst Prior in Ulm, dann Regens der Ordensschule in Colmar, f nach 1565 als Beichtvater der Domini­ kanerinnen in .Gotteszell bei Schwäbisch Gmünd1); BarthoL Kleindienst,1) der unter Leitung des berühmten Franziskaners Konrad Kling in Erfurt eonvertirte, in Dillingen seine Studien vollendete, dann zu Augsburg in den Dominikanerorden trat, 1557 hier promovierte (seine Promotion war die erste theol. Promotion an der hiesigen Universität), ein paar Jahre die Professur der hl. Schrift und zugleich das Predigtamt der Stadtpfarrkanzel versah, und auch seine Eltern und Brüder, die er nach Dillingen kommen hiefs, und noch andere D Jhm und dem folgenden Barth. Kleindienst hat Nik. Paulus einen Gedenkstein gesetzt in den hist. pol. Bl. B. 1C8 (1891) S. 429 ff. und B. 109 (1892) S. 485—502.

115 zur kathol. Kirche zurückführte, (f Wi.en 8. Oct. 1560 auf der Rückreise von Rom). Weiters nenne ich noch den Provinzial des Predigerordens in Süddeutschland Gonr. Zittard etc. etc. c) aus andern Orden: der Benediktiner Wolfg. Sedel aus dem Kloster Tegernsee, durch 23 Jahre Hofprediger in München (f 1562), der Baarfüsser Mönch Joh. Perus (Wild) zu Mainz, der Carmelit Nie. A urificus von Siena und der Karthäuser Joh4 de La p ide etc. etc.. 3.) Domherren, Professoren, Rechtsge­ lehr te etc. etc.: Conrad Brunus (Braun), einer der grössten Lateiner und Griechen seiner Zeit (f 1563\ Rechts­ gelehrter und Theolog, Canonikus in Regensburg, Freising und Augsburg, Kanzler des Cardinais Otto, war der erste, der gegen die Magdeburger Centurien schrieb'). Jac. Hein rieh mann (f 1561), Domherr in Augsburg, bisch. Kanzler und Generalvikar, Philipp Dobereiner, Domdechant zu U. 1. Fr. in München, Mich. Buchinger, Vikar und Prediger zu Strassburg (f um 1573), der Spanier Jac. Noguera, Beichtvater des Kaisers Ferdi­ nand I., Domdekan in Wien, sp. Bischof von Alife im Königreich Neapel, der Niederländer Math. Galen us, von 1560—1562 Professor der Theologie an der hiesigen Universität, Georg Eder, Professor in Wien (f 1586), der Belgier Joh. Holthusius, lat. Schulrektor an der Domkirche in Augsburg und Examinator der Ordinanden, Herrn. Baumgarten, detto latein. Schulmeister in Augsburg, Adam Walasser, dessen Werke Sebald Mayer besonders schön und reich ausstattete, u a. — Besonders zu erwähnen ist noch der Krackauer Cano0 Er vermachte testamentarisch seine Häuser in Dillingen dem Seminar. (Braun Gesch. d. B» A. 3,010.)

116 nikus und Theolog des Königs Stefan von Polen, Stanisl. Socolorius1). 4.) Convertiten. Unter ihnen nenne ich vor allem Fr i e dr. Staphylus2) (f 1564), der sich anfangs in hohem Grade der Gunst Mart. Luthers erfreute, nach seiner Conversion aber sich grosse Verdienste um die kath. Kirche in Oesterreich erwarb, von Kaiser Ferdinand zu seinem Rate ernannt und in den Adelsstand erhoben, vom b. Herzog Albrecht mit einem adeligen Mannslehen begabt wurde und nicht minder der Gunst des Papstes sich erfreute, der ihn, obwohl er verheiratet war, zum Doktorat der Theologie zuliess und ihn mit 100 Goldkronen be­ schenkte. — Ein anderer Convertit, dessen sich Cardinal Otto annahm, ist Stephan Agricola jun, (f 1562) Sohn des gleichnamigen älteren Agricola, eines abgefalle­ nen Dominikanermönchs in Regensburg und nachherigen Predigers in Augsburg, —sodann Valentin Paceus, eigentl. Hartung od. Frid, der viele Jahre Professor der Theologie und orientalischen Sprachen in Leipzig gewesen, nach seiner'Conversion, zu der Cardinal Otto, der ihn in Regensburg kennen gelernt hatte, den Anstoss gab, hier in Dillingen der Schriftstellerei sich widmete und am 5. Febr. 1 558 bei einem Spaziergange von Lauingen zurück von einem Höchstädter Bürger (der ihn für einen Juden hielt) angefallen und so schwer verwundet wurde, dass er nach 3 Tagen starb. —Noch nenne ich Georg Wizel, (f 1573) der schon kathol. Priester war, als er sich der neuen Lehre zu wandte, jedoch wieder zurück trat, von 1533—1538 kathol. Pfarrer in Eisleben und später Pfarrer zu St. Victor in Mainz war. Ihn nennt *) v. unten im 3. Teil. S. (?) Die hiesige Sem. Bibi. U. 37 besitzt eine umfangreiche metrische Lebensbeschreibung des Fr. Staphylus Yon M. Joh. Lyresius von CleYe, *)

117 Falk „eine der interessantesten Persönlichkeiten des Reformationszeitalters, i) 5.) AndereGelehrte, Poeten, Medizine r. Wi lh.Eisengrein, f 1570, bekannt durch seinen Catalogus christianae veritatis, Nicol. Mameranus v. Mammern in Luxemburg, längere Zeit im Gefolge des Kaisers Carl V., — Gamerius Hannardus, genannt Mosaeus, Professor der griech, Sprache in Jngolstadt und Poeta laureatus, der bekannte Dr. Theophr. Pa­ racelsus von Hohenheim und mehrere andere. —

III. Wer kann sagen, wie viele kath. Druckwerke aus dem 16. Jahrhundert durch gewaltsame Zerstörung zu Grunde gingen, wie viele dieser so glaubenswarm ge­ schriebenen Werke den seichten Erzeugnissen eines josephiniscben Zeitalters Platz machen mussten, wie viele, von Spinnen eingewoben, noch ein ärmliches, unbekanntes Dasein fristen. Immerhin aber hat sich noch eine beträchtliche Zahl — auch von Dillinger Drucken — aus jener Zeit erhalten. Das vatikanische Museum, das britische Museum, die kgl. und kaiserlichen Hof- und Staatsbibliotheken, Kloster- und Seminarbiblioiheken ent­ halten solche. Die Dillinger Seminarbibliothek z. B. besitzt ca. 60 Dillinger Drucke vom 16. Jahrhundert, Eine beträchtliche Anzahl von seltenen Dillinger Drucken barg die ehemalige, jetzt leider veräusserte Buxheimer Bibliothek. Manches liegt in den Antiquariaten und in unzugänglichen Privatbibliotheken. Die von den Jesuiten herausgegebenen Werke sind in dem grossen Sammel­ werk von de Bäcker und den Ergänzungen von Som­ mervogel angegeben. Wiewohl mir nicht möglich war, in den Staatsbibliotheken nach Dillinger Drucken zu forschen, auch das Sammelwerk von de Bäcker nicht A) Beiträge zu einer Monogr. W* Katholik 1891. S. 130—138.

118 zugänglich war, ist es mir doch gelungen, über 200 Werke der Dillinger Druckerei aus der zweiten Hälfte des 16. Jahrh. zusammenzustellen, über die ich nun eine kurze Uebersicht gebe'). 1. Kirchengeschichte. a.) Concil und Papst betr. — Anzeigung des Concils von Mantua2) (1537), Bericht von der Haltung des Concils zu Trient vom Domprediger Joh. Fabri (1551\ Geschichte des Concils von Trient von J. Stotz S. J. (1572 , „dass Petrus zu Rom gewesen“, v. Joh. Fabri, von Nikol. Mameranus herausgegeben mit einer Vorrede an Christoph Fugger (1552 und 1553), „Bericht von Papst Johann VIII, welcher soll ein Weib gewesen sein“ von Francus Laur. Alb. (1572). b) Reformation Englands. — 2 Bücher des Cardinais Regin. Polus über das Concil (und die Taufe Kaiser Constantin des Grossen) und die Refor­ mation Englands — bisher in Deutschland nicht ge­ druckt — (1562) mit einer Vorrede des Paulus Manutius Aldi 0 v. J. 1556. c) Union derProtestanten mit der grie­ chischen Kirche. — Die unter dem Namen: „Censura Orientalis Ecclesiae“ von dem Krackauer Canoniker Stanislaus Socolonius aus dem Griechischen ins Latei­ nische übertragene, mitAnmerkungen versehene und durch den Druck veröffentlichte Antwort, welche der Patriarch Jeremias von Konstantinopel auf die Versuche der Tü­ binger Professoren, des Martin Crusius, Jak. Andreae ') Die vollständigen Titel der Bücher und ihre Fundorte vide mein Manuscript in der Bibi, des hist. Vereins Dillingen. z) siehe oben I. S. 103. ■'*) Paulus Manutius, Sohn des Venediger Buchdruckers Aldo Manuzio, für den die deutschen Humanisten schwärmten, übernahm 1501 auf Einladung des Papstes Pius I >r. die Leitung einer grossen Buchdruckerei in Rom. — Erg.-Heft z. d. St. aus M. Laach 1893, S. 43.

und Osiander, eine Anerkennung der griechischen Kirche zu erlangen, am 15 Mai 1576 gab (1582, Sem-Bibi.)» d) Zur Kirchengeschichte Japans — Briefe aus Indien von Barzaeus, übersetzt von J. Agricola Ammon (1563)* Thaten der Gesellschaft Jesu im Orient von Einman. Acosta, übersetzt von Joh. Pet. Maffei S» J. (1571). Sendschreiben aus den weit berühmten Landschaften Cliinn, Japan und Indien, herausgegeben von P. Chr. Rosenbusch (1586). Bericht über die Gesandschaft Japans au den Papst mit Be­ schreibung der Länder und Inseln (1586), Beschreibung der Reise derselben bis Rom und von da nach Lissa­ bon und den grossen Ehren, so.ihnen allenthalben von Fürsten und Herren erzeigt (1687). e) zur Geschichte der Jesuiten» — Brief des Generals Aquaviva (1584), Brief über die Geschichte des Jesuitenordens v. Elias Hasenmüller, neu herausg. von P. Jac. Gretser (1594). fjMönchswesen. — Ursprung des Mönchswesens von dem Dillinger Protessor M. Galenus Westcapellus gew. dem Abte in Steingaden (1563), und eine Chronik des Predigerordens und Beschreibung aller gelehrten Männer und Frauen dieses Ordens von Conr, Zittard 0. Pr. (1596). 2.N Dogmatik, Apologie und Polemik. a) über die Religion: Die Bücher des Bischofs Osorius gegen Walter Haddo (1569j, 3 Bücher des Bischofs Cromer über die falsche Religion unserer Zeit und die wahre Religion Christi (1559—1561), Evange­ lische Inquisition wahrer und falscher Religion v. G* Eder (1573), eine recht kathol. und evangelische Ermahnung an seine lieben Deutschen von dem Dilinger Professor Barth. Kleindienst (1560), voll des wärmsten Patriotismus geschrieben, eine ernste christliche Ermahnung an das edle Bayerland wider das Lästerbuch eines Sektenmeisters

120 von Joh. Fabri v. Heilbrunn (1557 und 1558), Ermah­ nung der alten christlichen Religion halber an die versammelte Ritterschaft und andern Stände des König­ reichs Polen von Rischof Cromer (1557), verdeutscht durch Stephan Agricola (1560), sodann die so berühmt gewordene, in alle europäischen Sprachen, selbst ins Arabische übersetzte Confessio des Cardinais Hosius; von den Dillinger Ausgaben dieses Werkes besitzt die hiesige Seminarbibliothek 2 Exemplare, eines in 4°, und eines in 8° (beide von 1557)1); eine deutche Uebersetzung durch Joh. B. Fickler erschien Dilingen 1572. b) über die Kirche, von Mich. Buchinger (1556 und 1557,) ein christlicher Bericht, was die hl. christl. Kirche uni deren Gewalt und Macht sei, von Hosius. Aus dem Latein (1559), De politia ecclesiastica von Conr. Braun, dasselbe Werk deutsch „von der kath. Kirchen-Autorität und Gewalt“, auf Befehl Ottos in Truck gegeben (1559) und von der Kirche Christi von Jak. Noguera (I560)2). c) über das Wort Gott es von Hosius (1558), christlicher Gegenbericht vom rechten wahren Verstand des göttlichen Wortes, von Verdollmetschung der deut­ schen Bibel und von der Einigkeit der luterischen Prädikanten von Friedr. Staphylus (0. 0, aber Dilingen 1561), sodann die 2 Bände, welche der selige Pet. Canisius, dem Befehle des heil. Papstes Pius V. gehorchend, gegen die „Magdeburger Centuriatoren“ unter dem ge­ meinsamen Titel „über die Entstellungen des Wortes Gottes“ schrieb. Der erste Band über den hl. Johannes, den Vorläufer des Herrn ist, mir in 2 Dilinger Ausgaben bekannt (1571 und 1572); von dem zweiten Band „der 0 Braun Gesell, d. Bisch. A. erwähnt schon eine Ausg. v. 1555. 2) In einem Schreiben des Wiener Professors Pet. Ulicinus spricht dieser die Autorschaft des Werkes an und beklagt sich^ dass ihm die Schrift entwendet worden sei.

121 unvergleichlichen Jungfrau Maria“ (zu Ingolstadt gedruckt ist eine teilweise deutsche Uebersetzung „von dem seligen Ableiben der allerh. Jungfrau Mariä“ durch Joachim Landolt in Dilingen erschienen (1592), Hier erwähne ich auch das Buch, welches der Augsb. Domherr Conr. Braun gegen die neue Kirchengeschichte des Matth* Flacc. Jllyr. und seiner Magdeburger Collegen geschrieben (1561 ? und 1565), des Wilh. Eisengrein „Catalog der christl, Wahrheit“, Gegenschrift gegen den Catalog der Zeugen der Wahrheit v, Flacc. Jllyr. (1565), Joh, Fabri’s „Der rechte Weg“ in Dilinger Drucken von 1553f), 155 4, 1556, 1557 in 4°, 1566 und 1569 in 8° und seine „Ant­ wort auf das unnütze etc, etc. Geschwätz des Math* Fl, Jllyr., so er geschrieben wider das Büchlein : Rechter Weg und wider die evangelisch Mess“ (1558); von Greter Gr. Artikel aus der Augsb. Confession, welchen viel Leut, so sich berührter Confession berühmen, mit der That widersprechen (1573), und eine Schrift von Johann Kasp, Rutland von Bretten über die strittigen Lehrpunkte (1559), d) Catechismen, Beicht- und Communion-Unterricht. Von Peter de Soto ein Compendium der christl. Lehre (lat, 0. J., dann 1554. 1558 und 15602) deutsch 0. J.) und ein Beichtunterricht (1553 und 1576); v, Joh. Fabri v. Heilbrunn „ein christlicher reiner Cateehismus“ (1558 und 1563) und „ein nützlich Beichtbüchlein“ (1551 und 1563); sodann die in der Folgezeit in unzähligen Auflagen gedruckten Catechismen des Pet* Canisius, die fast 300 Jahre die Herrschaft behaupteten und den gefeierten Namen dieses Seligen so tief in die Herzen der deutschen Katholiken gruben, *) Ein Exemplar der ersten Ausg. v. 1553 besitzt unsere Yer. Bibi. z) Die Ausg. v. 1560 liat Seb. Mayer auf Kosten des Chri­ stoph Schick gedruckt. Ein Exemplar ist in der Sem. Bibi. K. 149 b.

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122 dass jeder seinen Catechismus nur seinen „Canisi“ nannte1) Vom grossen Catechismus gibt es Dilinger Drucke v. 1570 (?) und 1571; sein kleinster Catechismus erschien zuerst latein. in Ingolstadt 1556; die deutsche Ausgabe wurde zuerst in Dilingen gedruckt 1558, wieder 1568 und 1596 und ist auch mit dem grossen Betbuche des Can. von der 4. Auflage an verbunden. Von der ersten Ausgabe v. J. 1558 existiert nur noch ein einziges Exemplar in der k. Hofbibliothek zu Berlin.'2) Von dem kleinen (eigentl. mittleren) Catechismus ist die erste lat. Dilinger Ausgabe vom J. 1572, andere Ausg. 1580 und 15933); die deutschen Ausgaben sind mit der 2. und 3. Auflage des deutschen Betbuches des Canisius verschmolzen. Diesem Betbuche hat Seb Mayer die prachtvollste Ausstattung gegeben4); es erschien in der 2. Auflage 15635)* dann rasch nacheinander 1564. 1568. 1573 und 1575. — Es findet sich jedoch die Ausgabe dieses Katechismus v. J. 1563 auch allein ohne das Betbuch in der Hofbibliothek zu Wien 21 Z. 46(’).Von Canisius ist ferner ein ,,Beicht- und Communionbüchlein“ in Auflagen v. 15677), 1579 und 1582 mit Betrachtungen 1) O. Braunsberger S. J. hat in seiner „Entstehung und ersten Entwicklung der Katechismen ) Ein Exemplar dieser Ausgabe ist im Privatbesitz des Hr. Pfarrers Litzl in Bergheim. 4) Siehe oben I. S. 105. •') Einziges Exemplar in der bisch. Bibliothek zu Eichstädt Sign. S. 1., von Domkapitular Joh. B. Reiser in Passau neu her­ ausgegeben Regensb. und New-York 1807. fi) nach O. Braunsberger a. a. O. S* 133. ~) Nach Sommervogel 11,072: Dilingen Jo. Mayer 1507. Da aber Joh. Mayer die Druckerei erst 1576 übernahm, ist ent­ weder die Jahresangabe oder der Name des Druckers falsch.

123 durch die ganze Woche* Diese Betrachtungen, die auch dem kl* Katechismus angefügt sind, sollen dem hl. Aloisius den Weg zur Gesellschaft Jesu gezeigt und in ihm das Verlangen geweckt haben, mit einem Orden, in welchem der Seele eine solche Nahrung geboten wird, in engere Verbindung zu treten. Es folgen die römischen Catechismen, lat* 1567, deutsch durch Paul Hoffaeus S. J. erster Druck 1568, andere Ausgabe 1576; von dieser besitzt die Seminarbibliothek ein prächtiges Exemplar mit Titelkupfer, Schöpfung und Sündenfall darstellend. e) über die hl. Messe. „Was die evangelisch Mess sei“ durch Joh. Fabri v* Heilbrunn (1555, X u* 171 Bl* 4°); in der Widmung an König Ferdinand sagt Fabri, er habe diese Schrift um so lieber dem Könige zugeeignet, da er wisse, dass die Röm. kön. Majestät das allerheiligste Amt der Messe mit sonderlicher, christ­ licher Liebe und herzlicher Andacht und Dankbarkeit täglich sieht und hört. Weitere Dillinger Ausgaben !) 1556. 1557. 1558 in 4°, 1569, 1599 in 8°. — Flacc* Illyricus versuchte eine „Widerlegung des sophistischen Buches des schwarzen Mönchs (Hans Schmid) von der Opfermesse.“ Fabri erwiderte darauf in seiner Antwort auf das unnütze Geschwätz des Fl. Illyr* (v* oben)2)* — 3.) Exegese, Predigten. Ein Commentar zur Genesis, dem Marc. Fugger, Herrn zu Kirchberg und Weissenhorn gewidmet, von dem Dominikaner Wilh* Hammer (1564), der Prophet D Lateinische Ausgaben erschienen in Köln, Wien, Ant­ werpen, Paris; hier auch eine französische Uebersetzung. 3) Mit Humor redet hier Fabri seinen Gegner an : „Willst du mein Büchlein widerlegen, so musst du anders in die Hände speien. ... Ach du armer, wehrloser, schwacher, kranker Kriegs­ mann, was unterstehst du dich wider die hl. Messe? Sie ist in nun mehr als 1500 Jahren sicher, stark und fest geblieben, so wird sie auch unüberwindlich und sieghaft ror dir und deinen Gesellen wohl bleiben etc. etc.u 9*

124 Joel, zur Besserung der Gläubigen ausgelegt und gepre­ digt durch Joh. Fabri, dem Bürgermeister und Rat der Reichsstadt Schwäbisch Gmünd gewidmet (1557), des Bischofs Mich« Helding zu Merseburg Predigten vom Glauben, guten Werken und Anrufung der Heiligen, herausgegeben von Joh. Fabri (1q51), eine Predigt des hl« Carl Borrom« von dem Jubeljahre, lat« und deutsch, mit Holzschnitt und Wappen (1575), des Canisius Adventund Weihaachtspredigten, deutsch v. A. Walasser — mit Holzschn, (1569), drei Leichenreden des Matth. Galenus (1561), zwei auf den Prof. Barth. Kleindienst, und eine auf den Jüngl. Tob. Gast, gehalten vor der versammelten Akademie in Dilingen, — und „Postille4, v« J. Rasser (1590). — 4) Pastoral und Liturgie. Examen Ordinandorum von Ferus (Wild) 1559, neu herausgegeben von Holtbusius (1564) und von F. Nie. Aurificus (1575 und 1578), von demselben Aurificus: „über die Würde, das Leben und die Sitten der Cleriker“ (1559), eine Schrift des Hosius zur Kelchbe­ wegung in Bayern und Oesterreich: „ob den Laien das Sakr. des Altars unter beiderlei Gestalten zu reichen, ob den Priestern die Ehe zu lassen und ob die gött­ lichen Aemter in einer jedweden Nationssprache zu ver­ richten seien4' (lat. 1557 u. 58. deutsch 1559),l) ferners ein „Traktat über die Verwaltung der Eucharistie und Feier der Messe44, dem ein Büchlein des Joh. de Lapide über die Lösung von Zweifeln in Bezug auf die Celebration und ein Dialog über die zur Feier der Messe erforderliche Disposition beigegeben ist mit einer VorA) Die hiesige Sem.-Bibi, besitzt die lat. Ausgabe von 1558. Auf der Innenseite de? Einbandes ist eine Handschrift des Bisch. Friedrich von Würzburg und Herzogs zu Franken, laut welcher er dieses Buch und den Tractat über die Seelsorgpriester einem Kloster (in Würzburg?) schenkt. Das Buch stammt aus der ehe­ maligen Bibliothek des Salesianum in Dilingen.

125 rede des Cardinais Otto, in welcher er seine Priester dringlich ermahnt, diese Bücher fleissig zu lesen (1558); Erklärung des Canons der Messe von Odo, Episc, Camaraeo (1578) '„grosse Messauslegung“, neu heraus­ gegeben von A. Walasser (1569i) und 1575), kürzere Auslegung von demselben (1578 und 1583), über den häufigen Empfang der hl, Sakramente von Chr. Madridius S. J. (1557), Anleitungen für Beichtväter von Joh. Polancus S, J. (1576) und Soartus (1596) und ein Un­ terricht für die Pfarrer, Seelsorger und Prediger im Salz­ burgerland (1556), jenem Land, in welchem, da es an der grossen Verkehrsstrasse von Deutschland nach Italien lag, sich alle möglichen Sekten zusammenfanden. An liturgisc henund Ritualbüchern merke ich an : das 1555 auf Befehl des Cardinais Otto gedruckte Missale, von dem ein Exemplar mit prächtigem Einbande sich in der hiesigen Kreis- und Studienbibliothek befindet, ein Rituale Augustanum mit Vorrede des Bischofs Marquard an den Augsb. Clerus (1580). Dieses Rituale enthält Seite 94 ff. die deutschen Gesänge, die dem Volke ge­ stattet werden, und am Schlüsse die Melodien zu diesen Gesängen. Die Sem. Bibi, besitzt ein Exemplar. Ferners ein Brevier für den Chor der Bamberger Kirche,*2) (1575), Horae diurnae nach dem Ritus der Constanzer Diözese, auf Befehl des Marc. Sitticus, Cardinais und Bischofs v. Constanz aufs neue gedruckt 4° (1575); auf dem Titelblatt das Wappen des Cardinais, rechts der hl. Conrad, links der hl, Pelagius. Weiters erwähne ich den Ritus und die Gebete bei Prozessionen und öffentlichen Bittgängen (1566)3), gemeine Gebet wider *) Von dieser ersten Ausg. ist ein Exemplar in der vati­ kanischen Bibi. — Yer. Schrift der Görres-Ges. 1890 8.12 Anm. 3. 2) In der hiesigen Sem. Bibi, ist der Sommerteil dieses Breviers; vorn Babenbergisches Wappen, auf der Rückseite die B. Kirche, getragen von Kaiser Heinrich und Kunigunde. 3) An der Spitze stehen die Gebete für die Yotivprozession, welche jeden Freitag in Dilingen von der Pfarrkirche zum Klostej

126 den leidigen Türken, (für das Bistum Augsburg) von der Kanzel abzulesen und im Haus täglich zu gebrauchen (1566). Spezial-Gebete für das Wohl des christl. Volkes von Peter de Soto mit angehängter lauretanischen Li­ tanei1) samt etlichen deutschen Gebeten (1558), „Kirchen-Gesäng und Gebet des ganzen Jahres von der hl. christl. Kirche angenommen und bisher in Brauch erhalten“ 2 T. 1128 Seiten, von Chr. Flurheym (1571), „kurzer Auszug der christl. und kath. Gesänge auf alle Sonn-, Fest- und Feiertag des Jahres, in den kathol. Kirchen zu singen“ auf Befehl des Bisch. Veit zu Bamberg, mit ornamentiert. Bordüren inHolzschnitt, eingedruckten Holz­ schnitten und Musiknoten2) (1576). Dieses ist der letzte Druck, der den Namen des Sebald Mayer trägt. — Dilinger Gesangbüchlein (1589); dann neues Testament mit Summarien des Joh. Benedictus Ed. vulg. (1565) und die Evangelien und Episteln für die Sonn- und Festtage des Jahres von Pet. Canis., lat. und griechisch (1593;, Proprium festorum (1597.) 5) Canones. Dekrete. Kirchenrecht. Canones und Dekrete des Conciliums von Trient, zum erstenmal in Deutschland gedruckt mit einem Ver­ zeichnis der verbotenen Bücher 1564, 2. verb. Aull. 15653) „Satzungen des Tritent. Conc. von den heimli­ chen oder Winkelheiraten, item von Reichung des Zehenten und dass man sich der Kirchen- und geistl. Güter verbotener Weis nicht gebrauchen soll“ 0. J. S. Udalrici abgehalten wird, woran sich der Cardinal mit Gefolge, der Pfarrklerus und das Volk sich beteiligt. *) am Schlüsse gedruckt: Diese Litanei möge alle Samstag und Sonderheit auf U. Fr. Festen in den Kirchen und Klöstern nach der Complet oder Ave Maria-Zeit jedes Orts gehalten wer­ den. "Wo aber keine Clerisei oder geistl. Versammlung, mag es ein jeder Priester in s. Kirche oder bin jeder Hausvater in s« Hause mit seinem Gesinde vollbringen. 2) bei Kosenthal um 50 M. angeboten. Cat. 37. 2628. 8) Unser Verein besitzt beide Ausgaben.

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(1565), Synodal-Dekrete der Diöz. Constanz v. J. 1567 (1569). Dekrete der 1569 abgehaltenen Salzburger Provin­ zialsynode (1574), Synodal-Dekrete der Diözese Augsburg mit Wappen des Cardinais Otto und des Collegs, Peli­ kan mit der Umschrift: ,,Sic his, qui diligunt“ 4Q (1567), Akten und Satzungen des ersten ökumenischen Concils von Nizäa, gesammelt und zusammengestellt von Alph. Pisanus S. J. (1572),1) sodann: „von des Bapstes zu Rom gewaltu von Cardinal Contarini. Aus d. Lat. v. Stephan Agricola (1560), — Traktat des Peter Soto über die Institution der Seelsorgsgeistlichen mit einer 13 Blatt umfassenden Epistel des Cardinais Otto (1558)2), des Fr. Turrianus S. J. Buch über die hierarchischen Ordinationen der Diener der kath. Kirche (1569), Brief des Dominikaners Umbertus über die Gelübde der Re­ ligiösen (1581) Consilia sive Responsa Juris vom Augsb. Domherrn Jak. Heinrichmann (1566). 6) Kirchenväter. a) desAur. Augustini 3 Reden von Meidung der Trunkenheit (1556 u 1558), dessen Meditationen (0. J. u. wieder 1571), dessen Ordensregel. Commenlar des Ugo von S. Victor und des Umbertus, 0. Pr., dann Confessio Augustiniana, aus seinen Werken zusaramengestellt durch den Dilinger Professor Hier. Turrensis (1567 u. 1569). b) des hl. Bernhard Meditationen, das Buch von der Seele, deutsch durch Chr. Grienenwald (1557)3) c) des S. E p h r e m opuscula. Aus dem Griech. ins Lat. v. dem Veroneser F. Petr. Zinus (1562) und von Jac. Menchusius Beistanus, Professor an der Akademie in Dilingen. (1563.) D Yereinsbibliothek. 2) Sehr schön verzierter Originaleinband und gemaltes Wap­ pen. Sem. Bibi. II, 90. 3) Mit schön gepresstem, reich mit Figuren und Ornamenten versehenen Originaleinband, von Rosenthal um 60 M. angeboten (Cat. 37# 5215).



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d) des hl. Hi e ronym u saasgewählte Briefe, 3 B. von P. Canisius mit einer Vorrede herausgegeben und der jungen Hochschule in Dilingen gewidmet. (1502. 1565)1) e) des hl. Ignatius Mart, opuscula, lat. durch Valent. Paceus (Hartung) 1557. f) des hl Joh. Chrisostomus Buch über die Jungfräulichkeit, Lat. v. Jul. Pogiano (1562). 7.) Ascetische Literatur. Davon weisst die Dilinger Buchdruckerei die herr­ lichsten Blüten auf. Mameranus gab für die Jugend, um sie zur Fröm­ migkeit anzuleiten, einige Kapitel aus dem goldenen Büchlein des Kanzlers J o h. G e r s o n (!) über die Nachfolge Christi heraus mit Widmung an Jac. Fugger, Sohn des Ant. Fugger (1553). Die Widmung ist geschrieben: Dilingae 15. Calendas Julias 15532). A. Walasser hat uns mit der neuen Herausgabe folgender alter Drucke mit vielen Holzschnitten versehen beschenkt: S. Brigittae Himmlische Olfenbarungen. Joh. Tauleri etliche Prophezeien. Amandi Henrici Seussen Büchlein von d. 9 Felsen und allerlei Ständen. Landolphi, Karth. Ord. Von der Artzney wid’ d. Anfechtungen der letzten Zeit, auch von Übung des Gemüts gegen Gott. Tractat v. Bruder Claus u. e. Bilger von d. Liebe und den Werken der Barmherzigkeit. Deutsch herausgeg. mit Vorwort von A. Walasser O.O. undJ. (Dil. 1570). „Ein edelKleinat der Seelen“ (1561), „christl. Ermahnung vom grossen Laster der Nachrede und Verleumdung“ 0 Die erste Ausg. y. 1562 ist in unserer Yer. Bibi. — Die Briefe des hl. Hier, haben wenigstens 24 Aufl. erlebt, v. de Bäcker. 2) Dem hochw. Herrn Math. Baumgartner, Dr. Phil., welcher die Güte hatte, für mich dieses Büchlein auf der k, Staatsbiblioth. zu München einzusehen, spreche ich an dieser Stelle meinen herzl. Dank aus. Nach seiner Mitteilung stammt das Büchlein

aus dem Kloster Polling*

129 (1570), „der Seelen-Artzney“ (1571), von der Rosenkranz Mariae Bruderschaft (1572), „von der Gemahelschaft des himml. Königs. Ein wunnigl ich schönes altes und geistl. Kunst-Büchlein mit Gleichnussen und Figuren fürgebil­ det.“ (1572). „Kunst wohl zu sterben“ (1569. 1572.1579. 1585 und 1597), „der Kirchenkalender“ deutsche Ausgabe des röm. Martyrologiums mit einer Vorrede und Ab­ handlung des Pet. Canis. über die Verehrung der Heiligen. 3. Aufl. 1583, gew. den Wohlgeboren Herren Georg und Marc. Fugger, Herren zu Kirchberg und Weissenhorn1). Die erste Ausg. ist Dil. 1562, dann 1572 und 73. Ferners ist hier gedruckt (1568) ein Buch des Franziskaners Otto v. Passau aus dem 15. Jahrh. „Die 24 Alten oder der guldin tron“.2) Heinr. Baumgartner, lat. Schulmeister in Augsburg hat aus d. Lat. übersetzt: „Spiegel der Vollkommenheit“ (1566), das Büchlein „Ruewardus von wahrer rhu der Seelen von Bischof Lindanus (1569j, und des M. Marulus Spal. 6 Bücher von Lehr und underweisung, das Leben wol und selig anzustellen“ (1594). „Spiegel des Sünders Betrachtungen vom hl. Kreuz Christi. — Wie ein geistlich Person sich verhalten soll“ verdeutscht durch Phil. Dobereiner (1566), von demselben „Guldine Schatzkammer voller schöner .. . kath. Gebett (1595) mit vielen Holzschn. und ornamentierten Rand­ borten. Von Fr. Coster S. J. 50 Betrachtungen vom Leben und Leiden der hl. Jungfrau Gottesgebärerin Maria (1588), 7 Betrachtungen über den alten herrlichen Lobgesang Salve Regina (1588), eine Apologie des Salve Regina von G. Tornsander wider den Prädikanten Matth. Roth D In dem in der Sem. Bibi, sich befindenden Exemplare sind am Schlüsse mit sehr schöner Handschrift geschrieben: „Legcs et Statuta iis omnibus observandae, qui in Collegio S’Hieronymi vixerint. F. 49.

v, K. Lex. I. Aufl. 7,916»

130 zu Lindau (1588); „geistlicher Layenspiegel“ von dem Benediktiner Wolfg. Sedel (0. 0. 1559 ), „der Seelen­ schatz“, aus dem Span, und Franz, verdollmetscht von Justus Blankwald (1559), „der Seelengarten“ (1568), „der himmlisch Kramer“ (1569), „Histuri und leben des gottseligen Nicolaasen von derFlüuvon Huldr. W itwyler (1571), des Thomas a Kampis, mit dem Namen ,Malleoli“ Werke 2 B. (1576), und ein Gebetbuch von Sim. Verrepaeus in einem späteren Drucke von 1572 mit Vorrede von 1565. Zu den Betrachtungsbüchern gehört endlich das schon im ersten Teile meines Vortrags genannte, von Seb. Mayer ca. 1540 gedruckte Büchlein. „Der Seelen Lustgärtlin Schöne Andächtige Betrachtungen was ein Mensch bey den eusserlichen unnd leiblichen Blumen Annd Kreutern innerlich vnd geistlich betrachten soll. Die 3 ersten Worte sind in Rotdruck, unter dem Titel ein Wappenschild mit einer einem Achter ähnlichen Figur (in Rot), von der auf jeder Seite 4 Herzen ans­ laufen. Das Büchlein (in kl, 12°) besteht aus 2 geson­ derten Teilen, Der erste Teil mit obigem Titel umfasst 110 numm. Bl. mit einem zweimal (auf Bl. A 3 undN a) vorkommenden Holzschnitte zu Gant. 6 (Jesus und seine Braut— eine Klosterfrau, die dem Geliebten ein Kränzlein reicht — im Liliengarten) und 2 andern kleinen Holzschnitten. Zur Betrachtung werden herangezogen Blumen, Blüten und Kräuter. *) Dann folgt die Reproduk*) a) von den Blumen das „Veihtdin, Grass vnd Klee vnnd Wegwarten vnnd Feldnegelin, Vergiss mein nit Ochsenzungen, Nrgelin, blawe Lilien, Rosen, weisse Lilien, Feldröslein, Ringelblumen, Benigna-Rosen und Porrago“ ; b) von allerlei Blü der Bäume. Weichsel-, Kirschen-^ Pyren-, Kuss- und Kösten-Blü, Weinstock-, Apfel- und Küttenblüe.“ c) "von mancherlei Kreutern, „Lavendel, Gamillen, Basilien, Wermut, Erdrauch, vnnser Frawen ftlünzkraut,

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tion des Holzschnittes mit der Aufschrift: „Wie der Gespons spatziert mit dir“, ferners ein Abschnitt „wie die Gespons dem Herren ein Kräntzlein macht“ mit den 2 kleinern Holzschnitten und zuletzt „die liebhabend Seel grüsst den Mayen.1) Am Schlüsse: Getruckt zu Dilingen durch Sebaldum Mayer; auf der Rückseite des Blattes Druckerzeichen (Wappenschild mit Rehgeweih? ) — Der zweite Teil des Buches führt den Titel: „Der geistlich Herpst (Rotdruck). Aussgelegt auff das in­ wendig leiden unsers aller liebsten Herrn Jesu Christi. Cant. 2. Botrus Cypri dilectus meus.“ 95. Bl. In die­ sem bildet die Weinlese den Stoff zur Betrachtung für die 5 Wochen der Weinlese.2) Es sind ergreifend schöne, rührende Betrachtungen. Diess Büchlein ist Beyfu8s, Salvey, Cardobenediktenkraut, Braunellen, Schelkraut, Mayendistel, Ispen, Weinrauten, Maseron, Ritter­ sporn, Lübstückl, Wolgemut, Rosmarin, Papeln und Wullenkraut.“ D Auf die wiederholte Frage des Herrn: „Mein allerliebstes Kind, wie lieb. hastu mich“ antwortet die Seel gar naiv: „Herr ich hab dich so lieb, dass ich beger, dass mein haut einseydin hemmet were, das wolt ich dir vber deinen verwundeten Leib anthun vnnd ich wolt dass all mein flaisch gebrannt were zu Ro­ senwasser, darmit wölt ich deine wunden waschen : ich wolt auch, dass das marck in dem gebain meins Leichnams eine edle Salbe were, so wolt ich Deine Wunden darmit salben : vnnd ich wolt auch, dass alle meine gebain zu pulver gestossen weren, das wolt ich in deine Wunden säen ... 0 Jesu, du bist ein vögelein, mein hert* sol dein nestlin sein, da gehört vil Götlicher lieb ein, wer die nit hat, dem wirdt sein leben saur. Amen. 2) „Es mag ein Mensch anfahen an dem tag Exaltationis sanctae Crucis in diesen geistlichen Herpst zu gehn vnd die funff wochen desselbigen Monats also ordnen, dass er die ersten Wo­ chen sieben Herpsterin oder Weinleserin bestelle : die ander wo­ chen die Treubel abschneid : die drit wochen beschaw wie die Weinbeer gepresst werden: die viert wochen soll er den kostparen Wein fassen: darnach die fünfften wochen Gest laden, die jra den süssen most helffen austrinken“,

132 noch aus einer viel späteren Ausgabe bekannt unter dem Titel: „Der geistlich May und geistlich Hörpst, aussgelegt auf! das auswendig und inwendig bitter Ley­ den Christi» Dil. bei Joh. Mayer 158D)* 8) V a r i a. Wallfahrt nach Jerusalem von Joh. Meggen von Luzern (1580)* 2), ein Drama: „Ecclesia militans“ (1573)3) von Mirakeln und Wunderzeichen (wider Joh. Marpach), von Jak. Rabus (1573), von dem hoch u. weitberühm­ ten Wunderzeichen, so sich mit dem hh. Sakrament zu Seefeld in Tyrol anno 1384 zugetragen (1580), Blü­ ten griechischer u. lateinischer Sentenzen zc. von Barth. Amantius (auch Landsperg genannt) 1556, Blüten aus der Bibel v. Thom. Hibernicus (1574), ewiger Augs­ burger Calender (1589), Regeln der Societät Jesu (v. Ferd. Alber S. J) 1583 u. 1599 mit Sendschrift unsers ehrw. Vaters Ignatius von der Tugend des Gehorsams d. Rom (1553) u. des Rev. P. Aquaviva vom Eifer der Vollkommenheit u. brüderlichen Liebe d. 19. Mai 1586, Beschreibung des von Card. Otto erbauten heiligen Thurmes in Dilingen v. Hannardus Gamerius (1567)4), Statuten des von Otto gegründeten Collegiums S. Hieronymi (1557), Chronik v. Speier v« Christi Geburt bis 1563 von Wilh. Eisengrein (1564), der anhängig Teil des Catalogs aller Fürsten und Herren, so auf dem Reichstag zu Augsburg gewesen, Rat und Hofgesind v. Nik. Mameranus (1566), über die zu Brüssel abgehal­ tenen Leichenfeierlichkeiten der Königin Maria von England u. des Kaisers Carl V. (155*), Beschreibung der Besängnisfeier, so Kaiser Ferdinand ihrer Maj. lie­ ben Bruder Carl V. am 24. u. 25. Febr. des 59 Jahres A) Yerstoiger.-Cat. Buxheim N. 743. 2) Die Wallfahr geschah i. J. 1542 nach Tobler 79. Rosenthal Cat. 80, 2441. 0 Norenberg II, 65. *) Unsere Yer.-Bibl,

133 zu Augsburg gehalten (1559), Copie eines Sendbriefs, 1571 dem König zu Portugal aus Indien zugeschickt, meldend einen grossen Sieg der k. Flotte bei Sumatra, sodann ein Kriegs-Feld-büchlein von allerlei Schlacht­ ordnungen mit 4 Tabellen und 2 Tafeln Schlachtord­ nungen (1569) mit Widmungsschreiben an en kaiserl. Rath u. Oberst Seb. Schärtel zu Burtenbach d. Wien 7» Jan. 1569, des Theophr. Paracelsus von Hohenheim, beider Artznei Doktor 3 Bücher „von der Bergsucht oder Berg­ krankheiten, herausgegeben von Samuel Architectus d. Augsburg 23. Mai 1567 (1567), des Jac. Oetheus, Dr Med., bischöfl. u. domkapitel’schen Physikus zu Eichstädt, Lehr- und Instruktion von rechtem und nützlichen Brauch der Arznei, den Gesunden, Kranken und Krankenpflegerin in 3 Teilen1). Zum Schlüsse erwähne ich eine Anzahl gedruck­ ter Elegieen, Carmina, Beglückwünschungen bei ver­ schiedenen Anlässen und einen in der k. Kreis- und Studienbibliothek dahier sich befindenden Sammelband, der die Jahreskataloge der zu Promovierenden, die Promotionthesen und die Beglückwünschungen der Pro­ movierten bald durch die Akademie, bald durch die Studiengenossen, bald durch die marianische Congregation, wenn ihr der Promovierte angehörte, enthält. Von allen in dieser Zusammenstellung genannten Werken ist die grössere Hälfte in lateinischer Sprache geschrieben, darunter sind einige Uebertragungen aus dem Griechischen und Spanischen; die kleinere Hälfte ist deutsch geschrieben, darunter mehrere Uebersetz*) Während der Reclame machende Th. Paracelsus als Neuerer der Medinzinkunst auftritt, steht Oetheus auf dem Stand­ punkte des Hippocrates. Aus dem ersten Teile, in welchem Oetheus über die Ursachen der Krankheiten spricht, gewinnt man ein Kulturbild der damaligen Zeit, namentl. über die GelegenheitsTrunke, Gesellen Aderlässen etc. etc.

134 ungen aus dem Latein, dem Spanischen und eine aus dem Französischen, Werden mir von irgend einer Seite Mitteilungen gemacht, die meine Arbeit ergänzen, bin ich von Her­ zen dankbar. So Gott will, werde ich in der Folge dem hiesigen historischen Verein auch die schon vor­ bereitete Zusammenstellung der Dilinger Drucke aus dem 17, und 18, Jahrhundert übergeben.

4. Beilage. Auszüge aus den im Laufe des Jahres im Verein gehaltenen Vorträgen.*) Den ersten Vortrag hielt Herr Dr. Thomas Specht, k. Lycealprofessor über „Die Quellen zur Geschichte der ehemaligen Universität Dillingen “

Die kgl. Kreis- und Studienbibliothek dahier besitzt eine Reihe von Quellenschriften, welche sich auf die i J. 1548 gegründete und i. J 1803 aufgehobene Uni­ versität Dillingen (Akademie mit Gymnasium) beziehen. An erster Stelle sind zu erwähnen die akade­ mischen Tagebücher oder Diarien. Es sind deren noch zwei vorhanden. Das erste trägt die Ueberschrift: Volumen primum Actorum in Academia Dilingana ab anno D. 1551 usque ad 1632 (Aussen auf dem Rücken: Academiae Diarium V. I.) Es ist ein Manuskript in Quart. Den Inhalt bilden die an der Universität vorge­ kommenen wichtigeren Ereignisse. Jedoch findet sich darin noch manches andere, was für die Geschichte der Anstalt, ihre Organisation, Disziplin u. s. w. von Interesse und Bedeutung ist, wie z. B. der Ritus der Verleihung der akademischen Grade, der Modus der Abhaltung *) S. p. 4.

des vierzigstündigen Gebetes am Sonntag Quinquagesima und den zwei darauffolgenden Tagen, Eidesformeln für die Professoren und Beamten der Universität, die Statuten für die sog. Ollarii, eine Beschreibung der Aufgabe und Pflichten des Pedells, Das Diarium schliesst am 18. Febr. mit der Bemerkung, dass gegen den Frühling des Jahres 1632 wegen des Schwedenkrieges die Akademie vertrieben wurde (disturbata fuit Academia). Der zweite Band des Diariums, ein Manuskript in folio, trägt die Ueberschrift: Actorum Universitatis Dilinganae Volumen II. Ab anno Domini 1632 ad annum 1716 inclusive. Dieser Band gibt in der Einleitung (Prooemium) zuerst eine Uebersieht der wichtigsten geschichtlichen Thatsachen aus der früheren Zeit der Universität. Die Eintragungen sind hier reichlicher als im ersten Bande. Sie bieten für die Geschichte der Universität und zwar sowohl für die äussere Geschichte, wie für die innere Organisation, Disziplin, Lehr- und Studienordnung, Personalstatus u, s. w. schätzenswertes Material. Es existierte noch ein 3 Band, wie aus einer von einem Späteren angebrachten Randbemerkung zum 18. Dez. 1641 im 2. Bande und aus einer Verweisung in dem noch zu nennenden Directorium academicum (p. 222) erhellt. Dieser 3 Band bezog sich auf die Zeit vom Jahre 1717 an. Bis jetzt konnte er nicht ermit­ telt werden. Hier sei auch erwähnt, dass ein wertvolles, die Geschichte des Jesuitenkollegs in Dillingen behandelndes Manuskript in 2 Bänden: Historia Collegii Societatis Jesu Dilingani ab anno 1549 usque ad annum 1772 in Freiburg in der Schweiz sich befindet (Vgl. Hausmann, Geschichte des ehemaligen päpstlichen Alumnates in Dillingen. Vorwort). Weitere auf der hiesigen Bibliothek aufbewahrte Manuskripte sind: Bullae, Privilegia, Statuta, TaxaeetFormulaeiuramentorum Academiae Dilinganae. (Im Manuskriptenkatalog N. 216). Die Bullen sind die auf die Errichtung der Universität sich beziehenden kaiserlichen und päpstlichen Urkunden. Die Statuten sind jene, welche Bischof Otto, der Gründer der Universität, für die externen Studierenden erliess. Ein Büchlein (N. 217) enthält, teils handschrift-

137 lieh, teils gedruckt, Folgendes : Die Bestätigungsbulle des Papstes Julius IIP, die Statuten für das Kollegium des h. Hieronymus (diese Statuten wurden übrigens niemals promulgiert und ausgeführt, an ihre Stelle traten andere), die Statuten für die Externen, Eidesformeln für Studier­ ende, einen Immakulateneid für den Rektor. Liber t e s t im o n i o ru m (N. 218). Auf dem Einband : Erlasse der Universität. Das Manuskript enthält in der That nicht bloss Zeugnisse für die Studierenden, sondern auch Erlasse und Verfügungen, ferner Bekannt­ machungen, auch Lektionsp äne, Eidesformeln, Empfehl­ ungsschreiben, Relegationssentenzen u. s. w. Die Zeugnisse sind meistens Formularien ohne bestimmte Namen, tragen aber auch bestimmte Namen und sind gerade dadurch interessant. Die Zeugnisse, Erlasse u. s. w. reichen bis zum Jahre 1641. Verwandt mit den im vorausgehenden angegebenen Quellen ist ein Büchlein mit mannigfachem Inhalt: Die Gebührenordnung vom Jahre 1598. (Renovatio pretiorum facta a senatu academico anno 1598), Formularien für Erlasse bei gewissen Anlässen im Laufe des Jahres, eine Kleiderordnung (Statutum de vestitu), die Statuten für die Externen, Vorschriften für den Pedell u. s. w. Directorium academicum novum v. J. 1691. Den Inhalt dieses Direktoriums bilden nicht etwa Vorschriften über die Feier des Gottesdienstes. Hiefür existierte ein Caeremoniale pro Collegio ecclesiastico S. Hieronymi in Dilinga (ln der Bibliothek des Priester­ seminars befindlich). Das Direktorium zerfällt in 6 Teile. Der 1. Teil befasst sich mit dem, was in jedem Jahre, in jedem Monat, in jeder Woche oder an einzelnen Tagen seitens der Professoren und der Studierenden an der Anstalt, in der Kirche u. s. w. zu geschehen hat. Dabei ist gelegentlich allerdings auch vom Gottesdienste die Reue Der 2. Teil handelt von den Schulübungen, nämlich den Repeiitionen und Disputationen, der 3. von den philosophischen Examina und Graden, der 4. von den juridischen Examina und Graden, der 5. von den theolo­ gischen Graden, der 6. gibt verschiedene Instruktionen. — Wie aus einer von einer spätem Hand herrührenden Bemerkung sich ergibt, wurde noch i. J. 1691 ein in mehreren Stücken vermehrtes und verbessertes Direk­ torium (in pluribus auctum et emendatumj hergestellt,



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welches den Titel führte: Direktorium noyius. Dieses wurde bis jetzt nicht gefunden. Formulae c o 11 a t o r u m g r a d u u m ab anno 1 768. Ein HefL Es sind im Ganzen 101 Formeln. Die letzte ist aus dem Jahre 1779 (I.Julih 55 rühren aus der Zeit her, als die Universität unter den Jesuiten stand, was bis zur Aufhebung des Ordens im Jahre 1773 der Fall war. Vor der 56. Formel steht die kurze Bemerkung: Post suppressum Soc. Jesu ordinem. Orationes in promotionibus etc. Es sind sehr leserlich geschriebene Reden bei Verleihung aka­ demischer Grade oder anderen festlichen Anlässen (Be­ ginn des Studienjahres u. s. w.j. Die Reden fallen in die Zeit von 1686 — 1723. Der Quartband trägt auf dem Rücken die Nummer II. Es gab also jedenfalls noch einen andern Band. Ein Heft, Abschriften von Zinsverschreibun­ gen enthaltend. Nach der Inhaltsangabe auf dem er­ sten Blatt enthielt das Heft noch manches andere, allein ein Teil der Blätter (wohl die Hälfte) fehlt. Ein Folioband, dessen Inhalt sich aber mehr auf das Collegium der Jesuiten als auf die Universität bezieht. Der Band besteht aus drei Teilen mit fol­ gendem Inhalt: I. (pars1 continet ordinationes maioris momenti a Generalibus missas et perpetuas. II. Responsa Generalium post provinciales congregationes Romae ad quaesita Provinciae superioris Germaniae data. III. Visitationes Collegii ^Dilingani) a Generali approbatas (So das Titelblatt). Sehr bedeutend sind zwei starke Foliobände, welche die gedruckten Promotionen enthalten. Der 1. Band trägt den Titel: Promotiones Academiae Dilinganae, v. J 1555—1631. Das 2. Blatt enthält das kolorierte Wappen des Gründers der Universität, des Bischofs und Kardinals Otto Truchsess von Waldburg, das 3 das der Universität. Auf den nächsten 2 Blättern folgenLektionsund Studienpläne für das Jahr 155:1 und 5t. Daran schliessen sich auf je einem Blatt die Promotionen. Diese enthalten den Namen des den Vorsitz führenden Profes­ sors, die Namen der promovierten Kandidaten, die er­ örterten oder verteidigten Quästionen, den Namen des Druckers und den Druckort (Dillingen). Uebrigens fin­ den sich in dem Bande zwischen hinein auch Gratula-

lationsgediehte für gewisse feierliche Gelegenheiten, un­ ter welchen die Doktorpromoiionen die erste Stelle einnehmen. Der 2. noch stärkere Band: Promotionum Academicarum Tom. II, enthält die Promotionen von 1632— 1760. Ein weiterer Folio band enthält im 1. Teile the­ ologische Promotionsthesen (Theses, oder assertiones theologicae), im 2. philosophische Promotionsthesen (Theses, assertiones philosophicaej, im 3. Gratulationsgedichte (Carmina gratulatoria), im 4. Verzeichnisse der Vorlesun­ gen und Bücher, über welche oder nach welchen gelesen wurde (Catalogus lectionum et librorum academiae Dilinganae) von 1564—1614. Die theologischen Promotionsthe­ senreichen von 1558—1631; die philosophischen von 1575 —1631. Uebrigens stammen die Thesen nur zum Teil aus Dillingen, sehr viele gehören anderen hohen Schu­ len an, wie es scheint, lauter solchen, die von Jesuiten geleitet wurden und mit der Academie in Dillingen ir­ gendwie in Beziehung standen. Auch eine Anzahl von lateinischen Theater­ stücken hat sich erhalten, die in Dillingen entstanden oder aufgeführt worden sind. Von grossem Werte sind die der hiesigen Bibli­ othek angehörenden St e mpf'le’schen Manuskripte. Stempfle war in den dreissiger und vierziger Jahren am hiesigen Lyceum Professor der Moral- und Pastoraltheologie, zugleich Bibliothekar. Er hat 24 Fascikel geschichtlichen Inhalts hinterlassen, von welchen sich 13 auf die ehemalige Universität (Akademie und Gym­ nasium) Dillingen beziehen. Drei Fascikel (I, IV, VII) geben eine kurze Geschichte der Universität, freilich für die verschiedenen Perioden in sehr ungleicher Weise. Vier Fascikel (II, III, VIII, XVIII) geben Ab­ schriften von wichtigen Urkunden, die auf die ehema­ lige Universität und das Klerikalseminar Bezug haben. Diese Urkunden stammen teils aus der k. Studienfonds­ administration Dillingen, teils aus dem bisch. Archiv in Augsburg, teils aus der Registratur des früher ver­ einigten Kapitels Dillingen-Lauingen. Für mehrere Ur­ kunden ist die Provenienz nicht angegeben. Andere Fascikel geben Aufschlüsse über das Stiftungsvermö­ gen und den ökonomischen Zustand der Universität,

140 über die akademische Buchdruckerei*), oder enthalten Fragmente aus den Diarien. Wieder andere endlich geben Statistisches (Verzeichnis der Rektoren und Pro­ fessoren, Angaben über die Schülerzahl)« Stern pfle hat seine Forschungen zum Teil dem Druck übergeben: Die Universität Dillingen in ihrer Gründ­ ung und ersten Blüte. Ein Programm zum Studienjahre 1832[33 (27 S. in Quart). Darin wird die Geschichte der Universität behandelt bis zu deren Uebergabe an den Orden der Gesellschaft Jesu 15h3 (>4. Zu erwähnen ist hier ferner: Haut, k Gymnasialprotessor: Geschichte der k Studien-Anstalt Dillingen in den ersten hundert Jahren (1548—1048). Programm zum Jahresbericht 1854. Die Arbeit von Haut lässt in mancher Beziehung zu wünschen übrig. Schliesslich kann Schreiber dieser Zeilen nicht umhin, auch hier auszusprechen, was er am Ende sei­ nes Vortrages seiner Zeit bemerkte: Es möchte eine kundige Hand eine den wissenschaftlichen Anforderun­ gen der Gegenwart entsprechende Gesamtdarstellung der Geschichte der Universität Dillingen für den Druck vor­ bereiten. Diese verdient eine solche Darstellung in vollem Masse. Denn sie hat einst ein reiches wissen­ schaftliches Leben entfaltet, eine grosse Reihe berühm­ ter Lehrer zu den ihrigen gezählt, einen tüchtigen Weltund Ordensklerus herangebildet, ganz besonders aber für die Erhaltung und Förderung des katholischen Glau­ bens in Süddeutschland mit grossem Erfolge gewirkt. Wir Spätgebornen haben davon kaum noch eine Ahn­ ung. Schon zwei Dezennien nach ihrer Entstehung konnte Hieronymus Torrensis, selbst eine Zierde ihres Lehrerkollegiums, den Gründer der Universität, Bischof Otto Truchsess, mit den Worten anreden: Jure gaudet Suevia tibique Antistiti gratulatur, quod tua opera hoc bonarum artium et philosophiae cum humanae, tum divinae habeat emporium. Agnoscit parens Suevia suam Dilingam, obscurum quidem et ineultum prius oppidum: nunc vero selectam musarum sedem veraeque pietatis et doctrinae salutaris domicilium admiratur. *) (An merk. d. Redaktion.)

Hrn. Dekan Sobild, 8. Beilage p. 102 ff.

Vgl, den Vortrag von



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Der zweite Vortrag wurde von Herrn k. Premierlieutenant Wölfei gehalten: „Per Uebergang der französischen Armee über die Donau am 19. und 20. Juni 1800 bei Dillingen und Lauingen*“

Napoleon als erster Consul Frankreichs übergab am Anfang des Jahres 1800 dem General Jean Victor Moreau den Oberbefehl über die Rheinarmee, während er selbst im Mai 1800 den grossen St. Rernhard mit seiner Armee überschritt. Am 25. April ging Moreau mit 100 000 Soldaten auf f> Punkten über den Rhein. Die Oesterreicher, verbunden mit den Bayern, Württembergern und Main­ zern, waren noch zahlreicher, jedoch befehligte dieselben nicht mehr der siegreiche Erzherzog Karl, sondern G. F. M. Kray, zwar ruhmgekrönt durch seine italienischen Triumphe, jedoch hochbetagt und einem Gegner, wie Moreau, keineswegs gewachsen. Die Bayern in unge­ fährer Stärke von 10 000 Mann standen unter dem Befehl das kurptälz. bayr. Generallieutenants Fr. von Zweibrücken, waren aber dem österr. General unter­ geordnet. Moreau trieb die Verbündeten durch eine Reihe glücklicher Gefechte vom Sehwarzwald bis nach Bayern zurück und konnte nach den Schlachten bei Engen, Stockach und Möskirch 20 000 Mann nach Italien sen­ den, so dass er nur mehr 80 000 Mann den Oester­ reichern entgegenstellte. Zwei neue Siege Moreau’s bei Biberbach und Memmingen (9. u. 10* Mai) zwangen Kray, die Verbindung mit den österr. Erblanden auf­ zugeben und sich in das stark verschanzte Lager bei Ulm zu werfen, allwo er eine Zeitlang die Unterneh­ mungen der Republikaner aufhielt. Es folgten in der Zeit vom 10. Mai bis zum 10. Juni eine Reihe von klei­ neren und grösseren Gefechten zwischen Iller und Lech, welche — von wechselndem Glück begleitet — nur Zeugnis von planlosem Handeln auf beiden Seiten ge­ ben. General Moreau steht am genannten Tage mit seiner Hauptmacht in der Umgegend von Augsburg, während Kray mit der Hauptmacht der Verbündeten in Ulm liegt und seine detachierten Abteilungen konzen-

142 triert bei Günzburg unter Befehl des Generals Sztarray stehen. Moreau sah endlich die Notwendigkeit ein, dem schwankenden Benehmen eine bestimmte Richtung zu geben, und kam zu der Ansicht, dass nichts die Geg­ ner gewisser von Ulm wegnötigen werde, als wenn er die Donau weiter unterhalb überschreitend, ihre Ver­ bindung mit den Erbstaaten bedrohe. Hiernach musste die französische Armee — mit Ausnahtne des Corps Richepance, welches vor Ulm blieb — am 12. und 13. Juni bis in die Gegend von Wettenhausen und Burgau marschieren. Von diesen Tagen an finden sich nun Aufzeichnungen in den Ar­ chiven von Dillingen und Lauingen. Zumal in letzterer Stadt hat der Spitalverwalter Kränzl eine eingehende Schilderung der Ereignisse jener Tage gemacht, welche mit den Daten der österr. Mil. Zeitschrift und anderen Quellen in Uebereinstimmung ist. Am 14. und 15. fin­ den Gefechte bei Burgau und Wettenhausen statt. Doch sind es von österr Seite nur Arriergarden-Gefechte, da General Sztarray von Anfang an den Entschluss hatte, sich nördlich der Donau zu ziehen. Am 16. be­ setzt General Grenier mit dem französischen linken Flü­ gel Günzburg. Das franz. Centrum, 3 Div. (Grandjean, Ledere, Decaen) und Cav.-Div. Hautpoult, steht bei Aislingen, während der rechte Flügel (Lecourbe) bei HolzheimEppisburg Stellung nimmt. Der österr. General Sztarray zieht sich nördlich der Donau, und zwar sind seine Kräfte wie folgt verteilt: Hinter der zerstörten Brücke bei Günzburg und bei Peterswörth 2 Comp, nebst 1 Esc. in Lauingen 4 h Bataillons, in Dillingen 7 Bataillons, bei Münster 3 Compagnien, in Donauwörth 3 Bataillons und 2. Esk. Der kleine Rest als Hauptmasse stand bei Gun­ delfingen. Die Ausdehnung der österr. Verteidigungs­ linie hatte nicht weniger denn 60 Kilometer, und darf unter diesen Umständen der Erfolg nicht überraschen. Die Franzosen unternahmen nun sofort Rekognos­ zierungen der Brücken, welche von Günzburg bis Tapfheim über die Donau führen, und wurde von den Patr, konsta-

143 tiert, dass die Brücken bei Blindheim und Gremheim am leichtesten wieder herzustellen und auch schlecht bewacht seien. Die Oesterreicher und Verbündeten warfen Schan­ zen an den Brücken bei Dillingen und Lauingen und entfernten Teile des Brüekcnbelages an beiden Brücken. Franz. Seits wurde nun beschlossen, gegenüber von Lauingen und Dillingen Schein-Angriffe auszuführen und bei Gremheim zuersi die Donau zu überschreiten. Am 18. Juni führte nun Lecourbe diese Schein-Angriffe aus und liess an demselben Tag Abends noch den rechten Flügel der franz. Armee und 5 Baon. und 14 Esk. des Centrums südlich von Gremheim rücken. Die bei diesem Kampf Gefallenen wurden in einem Massengrabe südlich vom Lindach begraben. Wenn man von der Donaubrücke rechts den ersten Weg verfolgt, bis sich derselbe kreuzt und einer nach dem Riedwirtshaus, der andere gegen Lauingen führt, so trifft man an der Kreuzung das sog. „Franzosenkreuz “ Dieses Kreuz war früher mehr gegen die Donau auf dem erwähnten Massengrab*) gestanden. Am 19. Juni am frühen Morgen durchschwimmen 80 Republikaner, deren Waffen und Kleidung in einem Nachen nachgeführt werden, den Strom südlich Gremheim und nötigen die geringen österr. Posten an diesem Ort und in Blindheim zum Abzug. Da an der Brücke bei Gremheim nur die Querbalken abgenommen waren, konnte sie schnell wieder brauchbar gemacht und benützt werden, und es befanden sich bereits beträchtliche Streitkräfte auf dem linken Ufer, als die Oesterreicher anrückten. Zuerst rückten nur die 3 Compagnien von Münster an, wurden aber von der Uebermacht rasch geschlagen und ihre Geschütze erobert. Später rückte Sztarray selbst gegen Lecourbe an. Die Aufzeichnungen, welche sich über diesen Kampf finden, zeigen klar, dass die Oester­ reicher nicht im Stande waren, den Franzosen irgendwo energisch Widerstand zu leisten. Es war ein Rück­ zugsgefecht, das später in wilde Flucht ausartete. Bei Dillingen zog sich die österr. Stellung von Schretzheim *) (Anmerkung der R e d a k t i o n.) Gelegentlich der Kn! wässeruiu sai beiten im Ried wurden ca. 100 in nö.dlich des beengten Kreuzes 5 Skelette, darunter eines in einem Sarge gefun­ den, welche mit aller 'Yahrsclieinliehkeit diesem Massengrabe an­

gehörten.

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über die Strasse bis zum Hang, und der Kampf hat hier gegen l Uhr Mittags getobt. Um ’j 3 Nachmittag, sagt der Verwalter Kränzle in seinen Aufzeichnungen, trie­ ben die Franzosen mit fürchterlicher Wut die Kaiser­ lichen durch Lauingen vor sich her. In Gundelfingen schien die Flucht der Oesterrei­ cher an den von Kray von Ulm aus entsendeten Hilfs­ korps aufgehalten worden zu sein. Am 19. und 20 Juni überschritten hier und in Lauingen noch gegen 50000 Franzosen die Donau. Bis zum 22. Juni dauerte die Plünderung der beiden Städte, welche an Grausamkeit und Härte nach den Aufzeich­ nungen in den Archiven an die Barbarei vergangener Jahrhunderte erinnerte. Ich schliesse mit dem Wunsche, dass unserem Vaterland eine erneute Invasion unseres Erbfeindes er­ spart bleiben möge, für das wir als die berufenen Schir­ mer desselben leben und sterben wollen.

Den dritten Vortrag hielt Herr Snminarhilfslehrer Rauschmayr von Lauingen über: „Margaretha Ebner und ihre Zeit/ *3 Es war eine höchst merkwürdige Zeit, als das Kloster Maria-Medingen**j durch eine seiner Insassinnen eine eigenartige Bedeutung gewann. Die tiefgreifende Zwie­ tracht in Deutschland während der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts, die schlimmen politischen und sozialen Zustände, erschreckende Naturereignisse : das waren die Ursachen zu einer gewaltigen Erschütterung der Gemüter, zur Entstehung jener Geistesricbtung, welche „Mystik“ heisst Die wichtigsten Anhänger derselben schlossen sogar einen Bund und nannten sich die ,.gotzf r i un d e.“ Damals lebte in Maria-Medingen die berühmte Dominikanerin Margaretha Ebner. Die Daten ih­ res Lebens können zum Teile nicht mehr ganz genau festgestellt werden. Als Geburtsort gilt Donauwörth, als Geburtsjahr 1291. Ihre „Offenbarungen“ ent­ halten davon nichts. Dagegen berichten diese, wie die *) Bei Ausarbeitung dieses Vortrags wurde besonders Margaretha Ebner und II e i n r i c h v on N ö r d 1 i n g e n. Ein Beitrag zur Geschichte der deutschen My­ stik v. Philipp Strauch benützt. **) Etwa 2 St. n.-w. von Dillingen,

145 Ebner ihre Lebensgeschichte in 2 Abschnitte gliedert: in ihre Jugendzeit, von der es heisst, wie aber ich vor lebte wol zwanzig jar, das kan ich niht geschriben — und in die Zeit, da sie „Gottes­ freundin“ wurde. In diesen Berichten zeigt sich die „Ebne rin“ als’ein echtes Frauenherz voll Milde und Güte* Sie genoss grosse Achtung bei ihren Mitschwestern, was sehr bezeichnend die Rede einer derselben sagt: „Der convent let dir alliu ding ze dem be­ sten an.“ Trotz ihrer langen und schweren Krankhei­ ten nahm M Ebner regen Anteil nicht bloss an ihrer nächsten Umgebung, sondern auch an dem Getriebe der Aussenwelt, der weltgeschichtlichen Ereignisse* Nach der vergeblichen Belagerung Burgaus durch Lud­ wig den Bayern (Dez. 1324 und Jan. 1325) drang der Kriegslärm bis in die stillen Mauern von Maria-Medin­ gen und nötigte die Dominikanerinnen (darunter die kranke Ebner) zur Flucht. Dessenungeachtet war diese eine Anhängerin Ludwigs, obgleich sie ihn mit eine ursachder selben irsal nennt. Sie zeigte in diesem Urteil eine für jene Zeit staunenswerte Objek­ tivität, wie sie auch in ihren Offenbarungen mit rüh­ render Naivetät ihre innersten Gedanken kund that. Jedoch tiefsinnige Spekulationen enthalten dieselben nicht. In den Kreis der Gottesfreunde wurde M. Ebner durch He inrich von Nördlingen geführt. Dieser, ein Weltpriester, führte ein sehr unruhiges Leben. Sein unsteter Charakter Hess ihn nirgends zur Ruhe kom­ men, Das Interdikt trieb ihn sogar nach Basel. Sein dortiger Aufenthalt gab Veranlassung zu einem merk­ würdigen brieflichen Verkehre zwischen Ebner und H. von Nördlingen. Dieser Briefwechsel erschliesst ganz besonders die beiden Charaktere, wie er auch ihr gegenseitiges Ver­ hältnis am besten kennzeichnet. Das Unstete in dem Wesen Heinrichs wurde oft gemildert durch den ruhi­ gen, sicheren Rat der Ebner. Ein Band eigenartig hoher Freundschaft verknüpfte beide im Grunde gleichgestimmte Seelen. Diese Briefe sind aber auch die Dokumente, welche dem Misstrauen und Argwohn den Boden entziehen; denn sie erbringen den Beweis, dass hier auch das skeptische Auge keinen 11

146 jener dieser eigenartigen Zeit so häufig zugesehriebenen innern Schäden entdecken kann. Nicht Heuchelei und bemäntelte Sinnlichkeit, sondern ungetrübte Sittlichkeitbildetedas Motiv zu der an MariaMedingen sich kn üpfenden Episode der deu tschen Mystik. Diese Episode bietet aber auch Anlass zu all­ gemeinen Gesichtspunkten. Für Literaturkunde sind die bezeichneten Briefe sehr wichtig Gelten sie ja doch als die ersten deutschen Briefe im engeren, stilistischen Sinne, insoferne sie nicht bloss Geschäft­ liches oder Amtliches vermitteln, sondern dem rein geistigen Verkehre dienen. In den Offenbarungen ha­ ben wir überdies ein literarisches Produkt von einer Frau. Die Sprache ist ein durch dialektische Formen ziemlich reichlich vermengtes Mittelhochdeutsch. In der Disposition zeigen die Briefe wenig Abwechselung; im einzelnen ist der Stil jedoch gehoben, zeigt nicht sel­ ten sehr zarte, wie auch manchmal sehr kühne Bilder. In kulturhistorischer Beziehung ist be­ sonders das psychologische Moment hervorzuheben. Die Menschen waren damals noch gewissermassen einfacher und unbefangener; für die unerträgliche Wirklichkeit bauten sie sich in ihrem regen Gefühlsleben eine bes­ sere Innenwelt auf. Eine andere Thatsache bedarf hier um so mehr der Erwähnung, als sie vor allem ihre Entstehung dem Bunde der Gottesfreunde verdankt. Das ain gotzfriund den andern vorhin ge warnen soll — diese Forderung fand wohl ihren praktischen Ausdruck in den engen Beziehungen Heinrichs und auch Taulers zum Medinger Kloster. Auch der Abt Ulrich III von Kaisheim war näher getreten. So ist ersichtlich, welche Bedeutung der Bund gewann, indem er Veranlassung zu einem regen geistigen Verkehre wurde, welcher frei­ lich mit grossen Schwierigkeiten zu kämpfen hatte. Bedenkt man, dass sich das alles radienartig um die berühmte Dominikanerin Margaretha Ebner drehte, so ist deren bedeutsame Stellung unter ihren Zeitgenossen wohl deutlich genug gezeichnet. Gegen das Ende ihres Lebens wurden die Zustände immer trostloser. Auch das Donauthal und die an­ grenzenden Landschaften wurden von dem schreckli-

147 chen Gespenst des schwarzen Todes (Pest) nicht verschont, wie aus einem traurigen Berichte des Kaisheimer Abtes an die Ebner hervorgeht. Mitten in die­ ser schlimmen Zeit, am 20. Juni 1351 starb diese be­ rühmte Medinger Nonne, und ihre anhänglichen Freunde betrauerten einen unersetzlichen Verlust. Heinrich v. Nördlingen, der schon wieder heimgekehrt wrar, führte wieder sein unstetes Wanderleben. Die letzten Jahre seines Lebens sind ganz unbekannt, man weiss nicht, wann noch wo er starb. So dürfte sich denn bestätigt haben, dass das Kloster Medingen in eigenartig bewegter Zeit keine un­ wichtige Rolle spielte. Für den Geschichtsfreund ist es ein sehr interessanter Ort,

Den v ier ten Vortrag*) hielt der I. Vorstand, Herrkgl. Lycealprofessor und bisch, geistl. Rat Daisenberger f „Aus der Geschichte von Gundelfingen“. Urkundlich kommt der Name „Gundulfingen“ zum erstemnale i. J. 744 vor. Herren von Gundelfingen finden sich wiederholt als Zeugen in Urkunden des 12. Jahrhunderts. Um diese Zeit gehörte es den Staufern. Der letzte dieses Geschlechts, der edle Konradin schenkte es vor seiner Abreise nach Italien seinen Gönnern, den Herzogen Ludwig dem Strengen und seinem Bruder Heinrich. Von diesen kam es an des ersteren Sohn Kaiser Ludwig den Bayer, welcher Gundellingen, das 1278 eine Stadt geworden war, i. J 1322 auch Stadt­ rechte verlieh. Bei den wiederholten Teilungen des Erbes des Kaisers Ludwig kam Gundellingen 1392 an den Herzog Stephan UI. den Kneyffel von BayernIngolstadt und nach dem Aussterben dieser Linie 1447 an die Herzoge von Bayern-Landshut. Als für die Enkel des letzten Landshuter-Herzogs, Georg des Reichen, durch den Kölner Spruch 1505 das Fürstentum Pfalz-Neuburg gegründet wurde, wurde G. pfalz-neuburgisch, musste unter Otto Heinrich, 1542, die lutherische Lehre annehmen und unter Wolfgang *) Der Vortrag wurde aut* Verlangen als Beilage zumGundelfinger Anzeiger vollständig gedruckt. U*

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Wilhelm, 1616, zur katholischen Lehre zurückkehren. 1742 kam G. mit Pfalz-Neuburg an die Sulzbacher-Linie, und als das Haupt dieser Linie, der Kurfürst Karl Theodor von der Pfalz i. J. 1777 auch Kurfürst von Bayern wurde, kam es an Bayern. Gundelfmgen hatte im Laufe der Zeiten viel von Kriegsnöten zu leiden. Im Jahre 1462 wurde es 6 Wochen lang von dem Feldherrn des Kaisers Friedrich III., Albrecht Achilles belagert; die Bürger verteidigten sich mit grosser Tapferkeit und hielten Stand, bis ihr Herzog Ludwig von Bayern-Landshut Ersatz brachte. In der Schlacht bei Giengen (19. Juli 1462) fochten die Gundelfmger tapfer für ihren Herzog und erhielten dafür Steuerermässigung auf 14 Jahre und 7 blaue und weisse Wecken in das schon von Kaiser Ludwig verliehene Stadtwappen — ein gekrönter Löwe mit herausgestreck­ ter Zunge und mit Doppelschweif, aufrechtstehend an einem Tannenbaum. Während des dreissigjährigen Krieges wurde die Stadt siebenmal geplündert; im spanischen Erbfolge­ kriegwaren nach dem Gefechte bei Höchstädt (1703) 2 französische Regimenter, nach der Schlacht bei Blind­ heim (1704) das englische Hauptquartier in der Stadt. In den Jahren 1796 und 1800 musste sie grosse Kontri­ butionen an die Franzosen bezahlen. Anderes Unglück brachten Feuersbrünste, Krankhei­ ten, Hungersnot, Ueberschwemmungeu. Eine berühmte Adelsfamilie waren die Schwaikher von Gundelfingen, die von 1336 bis gegen das Ende des 16. Jahrhunderts Vorkommen ; der berühmteste Gundelfinger ist wohl der i. J. 1606 in Gundelfingen geborne Jurist Kaspar Manz, Sohn des Bürgermeisters Kaspar Manz. Erst 24 Jahre alt, wurde er schon Rat des Bischofs von Augsburg, Heinrich von Knöringen, dann Professor an der Universität Dillingen und Jngolstadt, wo er siebenmal Rektor war und 40 Jahre lang wirkte. Grossar'ig war seine schriftstellerische Thätigkeit, da er gegen 50, mitunter sehr wertvolle Schriften verfasste, die er auch testamentarisch seiner Vaterstadt vermachte. Auf dem Rathause in Gundelfingen findet sich sein Porträt in Lebensgrösse. „Kaspar Manz war eine Persönlichkeit von hervorragender Bedeutung, der in jeder Stellung, die er einnahm, ausserordentliches

149 eistete und zum Rufe der Universität Jngolstadt we­ sentlich beitrug. Die Vielseitigkeit und Menge seiner schriftlichen Arbeiten zeigen sein reiches Wissen, sei­ nen stählernen Fleiss, seine unversiegbare Arbeitskraft, der Inhalt derselben seine gründliche Bildung, hohen Scharfsinn and glückliches Gestaltungsvermögen.“ (Deutsche Biographie.) Gundelfingen hatte schon am Ende des 13. Jahr­ hunderts einen Knabenschullehrer. Denn eine Schenk­ ungsurkunde Siboto’s von Gundelfingen an das Kloster Kaisheim v. J. 1296 ist bezeugt von „Otto doctor puerorum in Gundelfingen.“ In Jahrtagsstiftungen, welche vor 1500 gemacht wurden, sind Beträge für den,,Sehuelmeister“ und den „Organisten“ ausgeworfen. Zeuge des i. J. 1512 errichteten Testamentes der „witib mit Na­ men felizitas Giengorin“ ist der „wolgelerte Ersame vnd frume Maister Gilgen Harscher zu Gundelfmgen.“ Zum Schlüsse gedachte der Vortragende noch des Stadtpfarrers Friedrich, der von 1826—1836 Pfarrer in Gundelfingen und auch zweiter Präsident der Kam­ mer der Abgeordneten war und i. J. 1862 als Dom­ propst in Bamberg starb; dann des in Gundelfingen 1827 gebornen Priesters Dr. Leonhard Jörg, der als Professor der Mathematik und Physik zuletzt am k. Gymnasium in Freising, durch einen Schlaganfall i. J. 1888 mitten in seiner Lehrthätigkeit dem Leben ent­ rissen wurde.

Den fünften Vortrag hielt der I. Kon­ servator, Hr. k. Gymnasiallehrer Dr. En giert über

„Die Reihengräber und Funde in Gundelfingen und Schretzheim “ Redner verbreitete sich eingehend über das Al­ ter und die Anlage der Gräber und veranschaulichte seine Ausführungen durch Vorzeigen der einschlägigen Funde.

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Den sechsten Vortrag hielt der k. Lycealprofessoru. bisch, geistl. Rat Dr. Pfeifer über: „Die Gletscher vom Standpunkt der Physik und Erdgeschichte “ Der Vortragende führte sein Thema in zwei Teilen durch. Im ersten Teile wurde zuerst erklärt, wie ein Teil des Wasserdampfes, der aus den Meeren unter Einwirkung der Sonnenstrahlen in die Höhe steigt, in den kalten Regionen der Hochgebirge als Schnee nieder­ fällt und dann aus dem Firnschnee und aus den Firn­ mulden in den tieferen Regionen die Gletscher entstehen. Sodann schilderte der Vortragende die Haupterscheinungen der Gletscher in den Alpen, von denen er selbst mehrere bestiegen und traversiert hat, insbesondere die Grösse, Gestalt, Bewegung, die Moränen, die Spalten und die aus den letztem für die Touristen entstehenden Gefahren. Im zweiten Teile wurde gezeigt, dass die Gletscher in einer längst vergangenen Zeit, welche die Geologen als Eiszeit bezeichnen, eine viel grössere Ausdehnung als gegenwärtig hatten. Als Beweisgründe für diese Annahme wurden angeführt die erratischen Blöcke in Gegenden, wo jetzt keine Gletscher sich befinden, ferner die sogenannten Gletscherschliffe und Gletschertöpfe oder Gletschermühlen. Eine spezielle Rücksicht nahm der Vortragende hiebei auf die Spuren einer früheren Ver­ gletscherung im südlichen Bayern und Württemberg. Den Schluss des Vortrages bildete der Hinweis auf den Einfluss, welchen die eiszeitlichen Gletscher durch ihre Moränen und anderen Ablagerungen auf die Ausgestaltung des Reliefs der Länder und auf die Fruchtbarkeit des Bodens, ferner durch Löss und Lehm auf die Herstellung von Bausteinmaterial geübt haben.

Den s i e b t e n Vortrag hielt Hr. Dekan Schild von Donaualtheim über: „Die Buchdruckereien und Buchdrucke in Dillingen im 16. Jahrhundert“. Dieser Vortrag ist als 3. Beilage aufgenommen. S. p. 102,

Miscellanea. I,

(Dillinger archaeologischer Verein«) Der gegenwärtig in Dillingen bestehende historische Verein hatte bereits einen Vorgänger« Ein auf der k. Kreis- und Studienbibliothek dahier befindlicher grös­ serer Faszikel mit der Ueberschrift: Jahresberichte, Pro­ gramme und andere Gelegenheitsschriften, Dillingen 1833 —1841, enthält eine Piece: Die Statuten des arc hä ologischenVereinesim Bezirke des Kö­ niglichen. LandgerichtesDilin gen. Am Schlüsse folgt das Datum: Dili n gen am 25. November 1831. § 1 lautet: Der archäologische Verein hat den Zweck, zunächst die Beschaffenheit des Landgerichts-Bezirks Dillingen in früheren Zeiten, sowohl was dessen ört­ liche Lage, als die Verhältnisse seiner Bewohner be­ trifft, zu erforschen, und durch Zusammenstellung der einzelnen Resultate in ein geordnetes Ganze einen Bei­ trag zur vaterländischen Geschichte zu liefern. Diese Forschungen können sich auch auf benachbarte Orte des Landgerichts Dilingen erstrecken. Lyc.-Prof. Dr. Th. Specht. II. Auf den Nahmenstag Fräulein C. B. v. R. verfertiget in Dillingen von Z. H. J. an. 1713. Ich bin zwar kein Poet, auch nicht darzu gebohren, Der blinde Aberwitz hat mich ans Liecht gebracht,

Die Geister sind gar matt, das Hiern ist eingefrohren, Ich hab mein lebtag nichts als kühle Vers gemacht. Ich solte billich heut ein solches Carmen machen, DasHänd und Füsse hätt, und selbst ein Abtruck war Von deinem netten Geist, allein bey solchen Sachen Ist meine Kiel zu schwach, die Arbeith viel zu schwehr. Wann ich Nasonis Handt und Marons Feder hätte, Wolt ich noch heute vor der Sonnen Untergang Ein Buch drey Finger dick mit einem in die Wette Voll schreiben nach der Kunst; so aber hat den Rang Der gar nichts machen kan. Ich habe das Verthrauen Zu dir, mein Fräulein Baass, und weiss, du wirst allein Auf meinen threuen Sinn und guten Willen schauhen, Ob schon in dem Geiicht kein hohe Worte seyn. Ich will den gantzen Wunsch in diesse Zeilen schliessen : Sieh Fräulein, diesen Tag so lang in Glückh und Fried, So lang als sich die Flüss ins weitte Meer ergiessen, Und der Granathen-Baum in Ceres Gardten blüht. Au«: Mfigalissus, Deutsche Jesuitenpoesie Franckft. u. Leipz, 1731. S. 73 f.

Prof. Dr. Schröder in Marburg. III. (LauingerWiegendruck). Hainsrepertorium bibliographicum 1891 enthält: I n c i p i t: Liber beati Augustini... de Consensu | evangelistarum etc. Explicit.: Liber Beati Augustini Ipponensis.. . explicit feliciter. In ciuitate L au gingen. Im | pressus Anno ... 1473. Pridie Idus Apriles. fol. min. semig. (othisch). ch. (arakter) s. (ine') s. (ignaturis). c. (ustodibus) et pp. (paginarum) n. (umeris) 37 l(ineae) 106.ff(folia). HerrDr.Christ.Ruepprecht,des­ sen Güte wir diese Mitteilung verdanken, bemerkt: „Ohne Angabe des Druckers. Einziger Druck nach Falkenstein resp. Faulmann, wohl von einem fahrenden Drucker.

153 Der Typendruck ist römisch mit kleinen Abweichungen^ wie auch Panzer in seinen Annalen sagt.“ vgl. Allg. Z. Beilage 1891 Nr. 120. S. 4. Dr. E. IV. (Das Attentat auf Ludwig XVIII, verübt zu Dillingen am 19. Juli 1796). Ueber dasselbe habe ich mehrere Artikel im hiesigen Tag- u. Anzeigblatt Jhrg. 1892 Nr. 251, 252, 254 und 259 veröffentlicht, aus welchen ich hier einiges heraushebe. (Vgl* auch Weiss, Chronik der Stadt Dillingen S. 57 fund 310). Ludwig XVIII. wollte, aus Verona vertrieben, 1796 hier Schutz suchen am Hofe seines Vetters Clemens Wenzeslaus, des Bischofs von Augsburg, und traf am 19. Juli abends 3/\i0 Uhr hier ein mit seinem jüngeren Bruder Karl und vielen Emigranten. Die Prinzen reisten inkognito, so dass die Polizei keine Kenntnis von ihnen hatte. Bald nach ihrer Ankunft im „goldenen Stern“ als M o n s i e u r, am Fenster stand, geschah von der vorbeiführenden Strasse aus ein Schuss, wodurch derselbe an der Stirn leicht verwundet wurde. Nachdem die Polizei nun Kenntnis erhalten hatte ordnete sie sogleich die nötige Hilfeleistung an. Zugleich wurde eine Wache vor den Gasthof gestellt und die Stadthore gesperrt; doch konnte der Thäter nicht ermit­ telt werden. Am folgenden Tag konnte Ludwig XVIII. seine Reise fortsetzen. Dr. E. V. (Die Wittislinger Funde v. J. 1881.) Ueber dieselben ist eine genaue und von sachkundiger Feder verfasste Beschreibung enthalten S. 249—258 des Katalogs des bayerischen Nationalmuseums, IV. Bd. 1892. Auf Tafel XXI desselben Bandes finden sich die künst­ lerisch vortrefflich hergestellten Abbildungen der einzel­ nen Funde. Dr. E. 4^

Chronologische Aufzeichnungen aus Dillingen und Umgebung. 1893.

Vom Magistratsoffizianten Müller* 4. Januar: 15. Januar: 19* Januar:

20, Januar: 21. Januar: 21. Januar:

24. Januar:

In Lauingen wurden 3 Anwesen durch Feuer zerstört* Rechtsanwalt Joseph Schleifer in Dil­ lingen gestorben. Der von dem freiherrl* v. Hauch’schen Kirchenpatronate für den Pfarrer Carl August Wolfrum in Egelheim, Dekanats Markt Einersheim, ausgestellten Präsentation auf die erledigte protest* Pfarrstelle zu Haunsheim wurde die landesherrl. Bestätigung erteilt. Michael S c h m i d, Benefiziat in Aislingen, gestorben. Niederste Jahrestemperatur in Dillingen, nämlich — 17,8° Celsius. Stadtpfarrer Magnus Niedertnair in Dillingen wurde als Assistent des Kapitels Dillingen bestätigt. Der Gemahlin des k. Kammerjunkers und SecondJieutenants des 2. Chevaulegers-Re-

155 giments „Taxis“, Max Freih. v.Horn wurde der Hofzutritt verliehen. 27. Januar : D?tS Geburtsfest Seiner Majestät des deut­ schen Kaisers wurde in herkömmlicher Weise gefeiert. 27. Januar: In Gundelfingen brannten 2 Wohn­ häuser und 3 Scheunen nieder. 29. Januar: Die kath. Pfarrei Oberstaufen, Bezirks­ amts Sonthofen wurde dem Priester Georg S c h m i d, Pfarrer in Blindheim, übertragen. 30. Januar: Anton Daisenberger, Pfarrer inAislingen, erhielt Anweisung als Vikar des Frühmess-Benefiziums daselbst, f). Februar: Unterveterinär Adolf Günther des 2. Chevaulegers-Regiments „Taxis“ wurde zum Veterinär II. Klasse im genannten Truppen­ teile befördert. 0, Februar: Geistlicher Rat Dr. Franz Xaver Pfeifer feierte das 25jährige Dienstjubiläum als Professor der Philosophie am hiesigen k. Lyceum. 14. Februar: In Obermedlingen brannte ein Sta­ del ab. 18. Februar: Unteroffizier Friedrich B u z im 2. Chevau­ legers-Regiment „Taxis“ wurde zum Porte­ peefähnrich in seinem Truppenteil befördert. 26. Februar: Major Sandner, Commandeur des 2. Chevaulegersregiments „Taxis“ wurde zum Oberstlieutenant befördert. 1. März: Georg Finsterwalder, Commorant in Sindelsdorf, erhielt Anweisung als Vikar der Pfarrei Blindheim und Vikar excurr. der erledigten Kuratien Gremheim und Un­ terglauheim. 1. März: In Veitriedhausen wurde ein Stadel durch Feuer vernichtet.

156 Dem Rittmeister Albert Frhr, v, Reitze nstein, Eskadronschef im 2. ChevaulegersRegiment „Taxis“ wurde unter gebühren­ freier Verleihung des Charakters als Major der Abschied mit Pension und der Erlaub­ nis zum Tragen der Uniform bewilligt. 3. März: Portepeefähnrich Hans Baust im 2. Che­ vaulegersregiment „Taxis“ wurde zum Sekondlieutenant befördert. In Unterliezheim brannten 3 Firste 7. März: nieder. Die Gemeinde Blindheimveranstaltete 7. März: ihrem bisherigen Pfarrer, Priester Georg Schmid, vor seiner Abreise nach Ober­ staufen eine würdige Abschiedsfeier. Dem Major Frhr. von Falken hausen, 8* März: ä la suite des 2. Chevaulegersregiments „Taxis“, Reitlehrer an der Equitations-Anstalt, wurde die Erlaubnis zur Annahme und zum Tragen des kaiserl. österr. Ordens der eisernen Krone 3. Klasse verliehen. Die kath. Pfarrei Beizheim, Bezirksamts 10. März: Nördlingen, wurde dem Pfarrer in Burgha­ gel, Priester Anton Böck, übertragen. 11, März: Der von dem verstorbenen Privatier Al­ bert Hi 11 er von Lauingen letztwillig mit einem Kapitale von 2000 Mk. begrün­ deten örtlichen Stiftung zu Gunsten der Kinderbewahranstalt Lauingen unter dem Namen „Hiller’sche KinderbewahranstaltsStiftung“ wurde die allerhöchste landes­ herrliche Bestätigung erteilt. 12, März: Das Geburtsfest Seiner Königlichen Ho­ heit des Prinz-Regenten Luitpold wurde in feierlicher Weise begangen. 3. März:

157 13, März:

In Schretzheim brannte ein Wohn­ haus nieder. 16, März: Die neuerrichtete „Anstalt für weibliche Unheilbare“ in Lauingen wurde eröffnet. In Lau in gen fand die Verteilung des 20, März: für 25jährige Aktivität in der freiwilligen Feuerwehr gestifteten Ehrenzeichens an 3 Mitglieder der freiwilligen Feuerwehr Laubi­ gen, nämlich Kaufmann Lacher, Kaufmann Schretzmaier und Schreinermei­ ster Arnold in feierlicher Weise statt. 28, März: In Höchstädt wurde die Pfaffenmühle durch Feuer zerstört. 29 März: Premierlieutenant Hohmann des 2. Che­ vaulegers-Regiments „Taxis“ wurde unter Beförderung zum Rittmeister in diesem Re­ giment zum Eskadronschef ernannt. Dem Gymnasiallehrer Joseph Bayer 31, März: wurde mit Rücksicht auf seine Gesundheits­ verhältnisse der erbetene Dienstesurlaub bis zum Beginn des Schuljahres 1892|93 bewilligt und für den gleichen Zeitraum dem Gymnasium der geprüfte Lehramts­ kandidat Karl Jaul mann zur Unterrichts­ aushilfe beigegeben. 31, März: Julius Fisc h e r, Pfarrvikar in Sinning, erhielt Anweisung als Vikar des II. Stadtkaplaneibenefiziums in Lau in gen. 1, April: Das Bräuhaus zu Obermedlingen wurde durch Feuer zerstört. 1.—4. April: Der Hochwürdigste Herr Bischof Dr. Pan­ kratius von Dinkel in Augsburg erteilte in der Hauskapelle des bischöfl. Klerikalseininars in Dillingen am 1. April an 36 Akolyten das Subdiakonat, am 2. April an 38 Subdiakonen das Diakonat, am 3. April

158

9, April:

10, April: 24, April:

25. April: 26. April:

27, April.

3. Mai : 4. Mai:

5, Mai: 6, Mai:

8, Mai: 11. Mai: 15. Mai: 21* Mai:

an 30 Alumnen die 1. Tonsur und die vier niederen Weihen und am 4. April an 5 Diakonen das Presbyterat. Der neugeweihte Priester, P. Jsidor, feierte in der Kapuzinerkirche dahier sein erstes hi. Messopfer. In Ziert he im wurden 12 Anwesen durch Feuer vernichtet. Sekondlieutenant Sc hon g er im 2. Che­ vaulegers-Regiment „Taxis“ wurde zum Pre­ mierlieutenant, überzählig, befördert. Abends 6 Uhr zog ein heftiges Gewitter über Di 11 in gen. Die Gemeinde Haunsheim bereitete ih­ rem neuen Pfarrer Karl Wolfrum einen feierlichen Empfang. Das Geburtsfest Seiner Majestät des Königs wurde in bisher üblicher Weise ge­ feiert. In Berg heim wurde 1 Wohnhaus nebst Stadel durch Feuer eingeäschert. Veterinär 2. Klasse Günther vom 2. Chevaulegersregiment „Taxis“ wurde zur Reserve versetzt. In Staufen brannte eine Scheune und eine Remise nieder. Die kath. Pfarrei Blindheim wurde dem Priester Alois Rudolf, Pfarrer in Bäder, Bezirksamts Zusmarshausen, übertragen. Die Offiziere des 2. Chevaulegers-Regiments „Taxis“ veranstalteten ein Pferderennen. Das k, humanistische Gymnasium Dillin­ gen leierte sein übliches Maifest. In Steinheim wurde ein Anwesen durch Feuer zerstört. Morgens 4 Uhr brach im Anwesen des

159

27. Mai

31. Mai: 31. Mai :

JO. Juni:

13. Juni:

Metzgermeisters Joseph Bayerle in Dil­ lingen Feuer aus, dem bezeichnetes An­ wesen nebst Stall zum Opfer fielen. Georg Finsterwalder, Pfarrvikar in Blindheim, erhielt Anweisung als Vikar der erledigten Pfarrei Unterliezheim und Vikar excurr. der erledigten Pfarrei Oberliezheim, und Alois Rudolf, Pfarrer in Blindheim, erhielt Anweisung als Vikar excurr. der erledigten Curatien Unterglauheim u. Gremheim. In Staufen fand die feierliche Grundstein­ legung der neuen Pfarrkirche statt. Seine Königliche Hoheit Prinz Leopold trafen nachts 10 Uhr 34 Min. dahier ein und wohnten anderen Tags der Besichtigung zweier Eskadrons des hiesigen Regiments auf dem grossen Exerzierplätze an. Nach­ mittags 12 Uhr 34 Min. erfolgte die Rück­ reise Sr. Kgl. Hoheit nach München. Aus Anlass der Anwesenheit Sr. Kgl. Hoheit hatten die öffentlichen uud meisten Privat­ gebäude beflaggt. Nachts 10 Uhr 34 Min trafen Seine König­ liche Hoheit Prinz Leopold, sowie der Kom­ mandeur der k. 1. Division, Seine Königliche Hoheit Prinz Arnulph dahier ein und wohn­ ten am II. Juni der Besichtigung des 2. Chevaulegers-Regiments „Taxis“ auf dem grossen Exerzierplätze bei; nachmittags 3 Uhr 37 Min. kehrten Jhre Kgl. Hoheiten nach München zurück; während der An­ wesenheit Jhrer Kgl. Hoheiten hatte die Stadt Flaggenschmuck angelegt. Portepeefähnrich Maximilian Reinhard im 1. Schweren Reiter-Regiment „Prinz

160

13. Juni:

15» Juni:

19. Juni:

20. Juni : 20 Juni:

23. Juni:

Carl von Bayern44 wurde zum Sekondlieutenant im 2. Chevaulegers-Regiment „Taxis44 befördert. Der von dem bischöfl. geistl, Rat und Seminar-Inspektor Priester Georg Wein­ hart in Dillingen 'mit einem Vermögens­ komplexe im Werte von 131016 M. be­ gründeten Wohlthätigkeitsstiftung zur Ver­ pflegung und Erziehung armer oder verlas­ sener Kinder katholischer Konfession unter dem Namen „Kinderasyl in Gundelfingen44 wurde die Allerhöchste landesherrl. Bestä­ tigung erteilt. Die kath. Pfarrei Munzingen, Bezirksamts Nördlingen, wurde dem Pfarrer in Bachha­ gel, Priester Max Stenzenberger über­ tragen. Zu Bezirks-Geometern 1. Klasse und Vor­ ständen der Messungsbehörden wurden ab 1. Juli ernannt: Andreas Strebel in Dillingen nach Re­ gensburg und Karl Dü 11 in Regensburg nach Dillingen. Postadspirant S t e i n e r in Dillingen wurde zum Postadjunkten ernannt. Der von dem Fürsten Carl zu OettingenOcttingen und Oettingen-Wallerstein dem Priester Johann Ev. B ach sch m id, Stadt­ kaplan in Dillingen, ausgestellten Präsen­ tation auf die erledigte kath. Pfarrei Wal­ lerstein, Bezirksamts Nördlingen, wurde die landesherrl. Bestätigung erteilt. Nachm. 3 Uhr brannte das Anwesen der Oekonomenswittwe Viktoria Mack in Dil­ lingen nieder.

101 29, Juni:

Höchste Jahrestemperatur in Dillingen nämlich 29,8 Celsius. 530. Juni: Die Lycealprofessoren am k. Lyceum in Dillingen, Michael D a i s e n b e r g e r, Dr. Pranz Pfeifer, Dr. David Leistle und Dr. Ludwig Kalvoda wurden sämtliche zu ordentlichen Professoren an dem genann­ ten Lyceum befördert. 1. Juli: In H öch städt wurde eine StadtpostExpedition errichtet. l.Juli: Die Bahnadjunkten Oskar Glimser in Dillingen, Anton Panzer in Lauingen,Frz. Xav. Mayer in Gundelfingen und Philipp Fa ist in Höchstädt wurden zu Bahnex­ peditoren ernannt. 8. Juli: Versetzt wurden die Gymnasiallehrer Georg Griesmayer von Dillingen nach Regens­ burg, neues Gymnasium, Dr. Johann Schmaus von Dillingen nach Bamberg, altes Gymnasium; Theodor G e y r von Blies­ kastel nach Dillingen und Andreas Ulsamer von Kirchheimbolanden nach Dillingen, Befördert wurde zum Gymnasialprofessor der Gymnasiallehrer Johann Gröbl in Dil­ lingen und zum Gymnasiallehrer der Gymnasial-Assistent Karl La inner in Dillingen nach Burghausen. 8. Juli: Die Fahneneadetten Maximilian Rohe und Oskar Deiglmayr wurden zu Portepee­ fähnrichen im 2. Chevaulegers-Regiment ernannt. 10—17. Juli: Die Pfarrgemeinde Deisenhofen beging das 200jährige Jubiläum der Erbauung ihrer Pfarrkirche, das 25jährige Jubiläum der Errichtung der Pfarrei, sowie das 25jährige Jubiläum des Priesters Nagler als Pfar12

162 rer in Deisenhofen und das 40jährige Prie­ sterjubiläum desselben in festlichster Weise, Aus Anlass dieser Jubiläen fand in der Zeit vom

10. bis 17, Juli dortselbst eine

Volksmission statt. 15. Juli:

Bauamtsassessor Hubert Widnmannin Dillingen wurde an das Strassen- und Fluss­ bauamt München versetzt und zum Bauamtsassessor beim k. Strassenund Flussbauamt Dillingen der Staatsbau­ assistent Wilhelm Höf 1er in Bamberg er­ nannt.

16. Juli:

In H o 1 zh e i m wurde eine Postexpedition und in Weisingen eine Postablage er­ richtet; der Ort Weisingen wurde dem Be­ stellbezirk der neuerrichteten Postexpedition Holzheim, welche die nähere Bezeichnung „in Schwaben“ zu führen hat, zugeteilt. Der Postexpeditionsdienst in Holzheim wurde dem Brauereibesitzer Anton P f a h 1 e r daselbst auf Dienstvertrag verliehen.

16. Juli:

Der Bezirksarzt I. Kl. Dr. Gottfried Fleisch, mann in Dillingen wurde ab 1, August 1892 zum Kreismedizinalrat bei der k. Re­ gierung Kammer des Innern von Oberfran­ ken befördert.

22. Juli:

Seine Kgl. Hoheit Prinzregent Luitpold empfingfäen Kreismedizinalrat D r, F1 e i s c hmann von Dillingen in Audienz.

24. Juli: 24. Juli:

In Schwenningen fand das Fest der Fahnenweihe der Feuerwehr daselbst statt. In Blind heim wurden 2 Städel und 1 Söldanwesen durch Feuer zerstört, wobei leider auch ein Menschenleben zum Opfer fiel

163 25. Juli.

In Lutzingen wurden 2 Häuser und 1 Stadel vom Feuer eingeäschert. 31. Juli: Vom Hochwürdigsten Herrn Bischof Dr. Pankratius von Dinkel wurde in der Haus­ kapelle des bischöfl. Klerikalseminars in Dil­ lingen an 34 Diakonen das Presbyterat erteilt. 1. August: Postadjunkt W. Unsöld wurde von Kitzingen nach Dillingen versetzt. 1. August: SteueraufseherZinsmeister von Ebers­ berg wurde zum Aufschlageinnehmer in Bachhagel ernannt. 5. August: In Blindheim wurde ein Anwesen durch Feuer vernichtet. 6. August: Die Poststallhaltung in Dillingen wurde der Poststallhalterswitwe Ursula Ruf da­ selbst auf Dienstvertrag verliehen, ferner der Postexpeditions- und Telegraphendienst in Höchstädt dem Postexpeditor Josef Vogel von Kaisheim übertragen, 7. August: Der neugeweihte Priester Rudolf Held von Gundelfingen feierte in der Stadtpfarr­ kirche daselbst sein erstes hl. Messopfer. 9. August: Abends 9 Uhr entlud sich über Dillin gen ein sehr starkes Gewitter: Hagelkörner in der Grösse von Taubeneiern Hessen für die noch nicht eingebrachte Feldfrucht das Schlimmste befürchten; glücklicherweise fiel der Hagel nicht dicht und war ziemlich schnell vorüber, so dass von einem nen­ nenswerten Schaden nicht gesprochen wer­ den konnte. 12. August: Das 2. Chevaulegers-Regiment „Taxis“ ist zum Brigade-Exercieren nach Dinkelscherben abgerückt. 13. August: Major von K1 ö b e r, etatsmässiger Stabs­ offizier im 2. Chevaulegers-Regiment „Taxis“

- 164 — wurde mit Pension zur Disposition gestellt, und Major Fi hr. von B er ehern, etatsmässiger Stabsoffizier im 3. Chevaulegers-Regi­ ment „vacant Herzog Maximilian“ in gleicher Eigenschaft zum 2. Chevaulegers-Regiment „Taxis“ versetzt. 15. August: Der neugeweihte Priester Alois Hefele in Dillingen feierte in der Studienkirche dahier sein erstes hl. Messopfer, 23. August: In Bergheim brannte ein Anwesen nieder. 25. August: Premierlieutenant Albrecht Hoffmann, Regimentsadjutant im 2. Chevaulegers-Re­ giment „Taxis“, wurde zum Rittmeister er­ nannt. 28. August: Das 2. Chev-Regt. „Taxis“ rückte von den Brigade-Hebungen bei Dinkelscher­ ben kommend hier ein; anderen Tags marschierte die 1. und 2. Eskadron bezeich­ nten Regiments zu den Manövern nach Nord lingeu ab. 31. August: Das über unsere Gegend gezogene Ge­ witter kam in Holz heim zum Ausbruch und verursachte dortselbst, wie auch in Weisingen, Glött, Villenbach u. s. w. bis nach M eiting e n sehr bedeutenden Schaden. August: Die Pfarrkirche zu Weisingen erhielt drei neue gemalte Fenster. 3. Septbr.: Die 3., 4, und 5. Eskadron des 2. Chev. Regiments „Taxis“ rückte zu den Manövern nach Nördlingen ab. 3. Septbr.: Der Veteranen-, Soldaten-und Turnverein Dillinge n sowie die freiwillige Feuerwehr daselbst veranstalteten in der Stiftsgartenballe hier eine Sedansfeier,

165 7. u. 8. Septbr,: In Dil 1 ingen und Umgebung fanden anlässlich der diesjährigen Herbstmanöver grössere Truppeneinquartierungen statt. 8. Septbr.: Der Bezirksarzt I. Kl. Dr. Josef Seil in Koding wurde ansuehensgemäss ab 16. September 1892 auf die hiesige Bezirksarztensstelle I. Kl. versetzt. 11. Septbr.: In der Stiftsgartenhalle dahier wurde die Bienenwirtschaftliche Ausstellung feierlich eröffnet. 12. Septbr,: In Höchstädt wurde eine Bezirkstier­ schau abgehalten. 13. Septbr.: Der Kreisbienenzüehter-Verein Schwa­ ben und Neu bürg hielt dahier seine 13. Wanderversammlung ab. 18, Septbr. Die Kreisbienenausstellung im Stiftsgarten dahier wurde feierlich geschlossen. 18, Septbr,: Das 2. Chev.-Regiment. „Taxis“ kehrte von den Herbstmanöyern in seine Garnison zurück. 18. Septbr,: In Schretzheim fand die feierliche Weihe der Fahne der dortigen Feuerwehr statt, 18. Septbr,: In Dillingen wurde die neugegründete Mädchenfortbildungsschule eröffnet. 19. Septbr.: Kaplan Frz, Xav. Thalhofer in Bis­ singen erhielt Anweisung als Stadtkaplan in Dilljngen. 19. Septbr,: In Lauingen fand eine Bezirkstiersehau statt, an welche sich die im Rathause da­ selbst abgehaltene Jahresversammlung des landwirtschaftlichen Kreisvereins von Schwa­ ben und Neuburg anreihte. 25, Septbr.: In Dillingen fand die feierliche Ein­ weihung der neuen protestantischen Kirche statt

166 26. Septbr,:

27. 29. 30.

6.

11.

11.

14. 15,

Dem Oberstlieutenant Sandner, Kom­ mandeur des 2. Chevaulegers-Regiments „Ta­ xis“ wurde der Abschied mit Pension und mit der Erlaubnis zum Tragen der Uniform bewilligt. Ernannt wurde zum Regiments­ kommandeur in bezeichnetem Regimente der Major Frhr. von B er ehern, etatsmässiger Stabsoffizier dieses Regiments, und zum etatsmässigen Stabsoffizier im 2. Chevau­ legersregiment „Taxis“ Major Cronenbold, Eskadronschef vom 1. Uhlanenregiment „Kaiser Wilhelm II., König von Preussen.“ Septbr.: In Aislingenwurdeein Wohnhaus nebst Stadel durch Feuer vernichtet. Septbr.: In Lauingen brannten zwei Anwesen nieder. Septbr.: Das Allerhöchste Namensfest S. Majestät des Königs wurde in bisher üblicher Weise gefeiert. Oktober: Die am Amtsgericht Mainburg sich er­ öffnende Sekretärstelle wurde dem geprüf­ ten Sekretariatsadspiranten Josef Semmler, Sekretariatsgehilfe am Amtsgericht Dillingen, in prov. Eigenschaft verliehen. Oktober: Neomyst Aug. H aggenm ülle r vonBobingen erhielt Anweisung als Vikar des Kaplaneibenefiziums in Gundelfingen. Oktober: In Dillingen fand in den Kirchen bei­ der Confessionen feierlicher Gottesdienst für die eingerückten Rekruten statt, dem hierauf in der Kaserne die Vereidigung der Re­ kruten folgte. Oktober: Karl Zeller, Postexpeditor in [Dillingen gestorben. Oktober: Der bisherige Kaplaneibenefiziums-Vikar

167

16*

16*

19* 1*

5. 6.

13. 21*

Priester Ignaz Schmied in Gundelfingen wurde als Präfekt im Frhr* von Aufsesss’chen Studienseminar in Bamberg angestellt. Oktober: Rittmeister Re n z, bisher ä la suite des 2* Chevaulegersregiments „Taxis“ und Ad­ jutant der 2. Cavällerie-Brigade wurde zum Eskadronschef in seinem Truppenteil er­ nannt* Oktober: Oberstabsarzt 1. KL und Regimentsarzt Dr* Heinrich Baumann im 2. Chevaule­ gers-Regiment „Taxis“ wurde zum 4* Che­ vaulegers-Regiment „König“ unter gleich­ zeitiger Beauftragung mit Wahrnehmung der divisionsärztlichen Funktion bei der 2* Division versetzt* Oberstabsarzt 2* Kl* und Regimentsarzt Dr. Fischer wurde vom 3* Chevaulegers-Regiment „vacant Herzog Ma­ ximilian“ zum 2* Chevaulegers-Regiment „Taxis“ versetzt* Oktober : In Di Hingen fiel der erste Schnee* Das Allerhöchste Namensfest Seiner KöNovbr.: nigl* Hoheit des Prinz-Regenten Luitp old von Bayern wurde in herkömmlicherWeise gefeiert* Novbr.: In Frauenriedhausen brannte ein Stadel nieder* Novbr*: Seine Königl* Hoheit der Prinz-Regent nahmen die dienstlichen Meldungen des Majors und Kommandeurs des 2* Chevau­ legers-Regiments „Taxis“ Frhr* von Berc h e m und des Rittmeisters Hoftmann die­ ses Regiments entgegen* Novbr.: In Unterm edlingen wurde ein Stadel durch Fe uer zerstört* Novbr*: In Lauingen wurde ein Stadel vom Feuer eingeäschert.

168 26. Novbr : 28. Novbr.: 1. Dezbr.: 2. Dezbr:

2. Dezbr.:

11. Dezbr.:

24 Dezbr.:

27. Dezbr.: 31. Dezbr.:

Expeditor Anton Panzer in Lauingen wurde der Generaldirektion zugeteilt. In La ui ng en zerstörte das Feuer ein Wohnhaus nebst Stadel Postexpeditor Xaver A i e h i n g e r in Lin­ dau wurde nach Dillingen versetzt. Die kath. Ptarrei Gundremmingen wurde dem Priester Franz Lange, Pfarrer in Freihalden, Bezirksamts Giinzburg, verliehen. Bahnexpeditor Oskar Glimser in Dil­ lingen wurde dem Güterdienst in Augsburg zugeteilt. In Unterbec hingen und Burghag e 1 fand die feierliche Eröffnung und Ein­ weihung der dortselbst eingerichteten neuen Wasserleitung, welche beiden Gemeinden einen Kostenaufwand von 33000 Mk. ver­ ursachte, statt. Franz Lange, Pfarrer in Gundremmingen erhielt Anweisung als Vikar desßenenefiziums daselbst. ln Veitried h aus en wurde ein An­ wesen durch Feuer vernichtet. Der seit Juli zur Renovierung in München befindliche Hochaltar der Stadtpfarrkirche Dillin gen traf am 24. Dezbr. dahier ein und wurde noch am selbigen Tage aufgestellt,

Nekrolog auf den bisch, g. Rat und k. Lycealprofessor Michael Daisenberger t 18. Januar 1893.

von Dr. En giert, k. Gymn.-Lehrer.

Geboren zu Weilheim am 3. Sept. 1827 hatte er seine Gymnasialstudien ruhmvoll am alten Gymnasium, seine philosophischen und theologischen Studien mit Aus­ zeichnung an der Universität zu München zurüekgelegt, am 26. Juni 1850 die heil. Priesterweihe und im Juli desselben Jahres seine erste Anweisung als Caplan in Ottmaring und im Jahre 1852 den Caplansposten zu Mering erhalten. Im Jahre 1854 wurde er zum Prä12*

170 fecten am Studien-Seminar zu Neuburg ajD. ernannt, bereitete sich daselbst auf den philologischen Concurs vor, welchen er mit so glänzendem Erfolge bestand, dass er wenige Monate nach dem Concurse seine Anstellung an der Studienanstalt zu Neuburg, im Jahre 1863 am Wilhelms-Gymnasium zu München und am 23, August 1866 am Gymnasium zu Dillingen erhielt. Am 20. De­ zember 1878 ernannte ihn Se. Majestät zum Lycealprotessor in Dillingen und am 31. Dezember 1891 der hochw. Herr Bischof von Augsburg zum bischöfl. geistl. Rat. Was nun die Wirksamkeit Daisenbergers im Vereine betrifft, so ist bei mehreren Gelegenheiten derselben ge­ dacht worden, doch kann ich es nicht unterlassen, in in diesem officiellen Berichte ein kleines Bild seiner Thätigkeit und Verdienste zu entwerfen, um es in den Vereinsakten zu ewigem Gedächtnis niederzulegen. Als an dem Festabende, welchen der hiesige Ste­ nographenverein im J. 1888 zu Ehren des Dahingeschie­ denen gelegentlich des 20jährigen Bestehens dieses Ver­ eines veranstaltete, der Gedanke zur Gründung eines historischen Vereins von dem Berichterstatter angeregt und von dem damaligen Bezirksamtsassessor, nunmeh­ rigen Bezirksamtmann a. D. Wirschinger mit Begeisterung aufgenommen worden war, ergriff Daisenberger diese Idee, sobald er von derselben benachrichtigt worden war, mit Wärme und trug so wesentlich dazu bei, dass dieselbe trotz vielfacher Gegenvorstellungen und viel­ seitigen Abratens nicht aufgegeben wurde. Es hiess damals: „Ein h. V. hat hier keinen Boden“ oder auch „Ein h. V. hat hier keine Thätigkeit“ und wie diese Vorstellungen alle hiessen. Daisenberger aber trat un­ beirrt hier diesen Aeusserungen entgegen, dort ermu­ tigte er zum Fortschreiten auf dem einmal eingeschla­ genen Wege, So kann er mit Recht unter die Grün­ der des Vereines gezählt werden. In der Vorbesprechung behufs beabsichtigter Gründ-

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üng eines h. V. vom 11. Juni 1888, die im Konvikt abgehalten wurde, fiel die Wahl eines Präsidenten der Verhandlungen auf Daisenberger. Auch wurde derselbe in das an diesem Abende zur Beratung eines Statuten­ entwurfs beschlossene Comite als Vorstand gewählt. Als dann dieses Comite unter seiner sachkundigen (und klugen Leitung seine Geschäfte erledigt und für Diens­ tag, den 3. Juli 1888 eine Versammlung behufs Conslituierung des Vereins einberufen hatte, eröffnete und leitete er diese Versammlung und war der erste, welcher in die aufliegende Liste seinen Namen eintrug. Von dieser Versammlung zum I. Vorstande erwählt, beklei­ dete er diese Würde 5 Vereinsjahre hindurch mit un­ ermüdlicher Schaffensfreude. Hiefür erntete er jährlich die Anerkennung, dass er einstimmig zum I. Vorstande erwählt wurde. Während dieser 5 Jahre nun hat der Verstorbene die 52 Ausschusssitzungen grösstenteils selbst geleitet und in den 17 Quartal- und General­ versammlungen mit Ausnahme weniger den Vorsitz geführt. Sein körperlicher Zustand musste recht schlecht sein, wenn er sich an der persönlichen Teilnahme ab­ halten liess. Ja manchmal, wenn er schon den Keim einer Krankheit in sich trug, schleppte er sich, unge­ achtet der Mahnungen seiner treubesorgten Frl Schwester, mühsam atmend zur Versammlung. In dieser selbst leitete er alles mit der grössten Ruhe und hat oft in aufgeregten Ausschusssitzungen, wenn die Geister auf einander platzten, durch das Oel seiner Milde die auf­ geregten Wogen geglättet. So oft der Briefbote einen neuen Einlauf brachte, freute er sich, und besonders Zeichen, dass der Verein von auswärts aus autoritativen Kreisen immer grössere Anerkennung fand, erfüllten ihn mit Befriedigung. Wie viele Ausläufe hat er selbst besorgt und wie viele Stun­ den kostbarer Arbeitszeit haben ihm seine Berichte in

den Versammlungen und seine Vorträge gekostet! Solche hielt er 2, den einen in Lauingen am 8. Juni 1891 über das Gymnasium illustre dortselbst und den anderen in Gundelfingen am 7, Juni 1892 „aus der Ge­ schichte von Gundelfingen“, Es ist also nicht unberechtigt, wenn ich sage, der Tod Daisenbergers hat in den Verein eine unausfüllbare Lücke gerissen. H. P. A.

Taf. I. Ausgrabungen in Faimingen p. 13—15. (Krgänzung zu Ziff. 5 d. Taf. T im Jnhresber. 1890.)

Massstab: t

Aufgenommen und gezeichnet von M. Schellet.

Tafel II (p. 38.)

Gesicht

3 (XXXVI. Grab) 4 (XXIII. Grab)

183

142

97

189

138

94

135

97

5 (XXII.) Grab) 6 rr i

(XXXV. Grab) 8 (XXXVII. Grab) 9 (XXXIV. Grab) 10 11 (X. Grab).

114

133 Hilfs­ höhe 147

121

539

312

105

66

315

118

71

104

534

366

329

108

533

398

331

133

79

109

68

62

87 187

121

186

130

86

379

133

88

94

390

115

69

104 V. 113 H. 106 V. 119 H.

171

134

51,0

85,0

137

54 27

38 43

52 44

83

77,0

86,1

Länge Breite

*

}

B reite

P öh ®

57 41

101 V 128 50 110 23 H. 95 . 47 V. / 23 106 i 21 B. H.

31 30

50 36

32 36

52 40

118

32 38

134

53 28

50 24

88

77,5

72,7

73,0

77,7 ■99,2

85,1

53 38

69,8

23 B

52,8 80,0

71,9 dolichocephal, hypsicephal, leptoprosop, platyrrhin, ehamäkonch, leptostaphylin, mesognath; ziemlich gut er­ halten; Unterkiefer, beide Jochbögen beschädigt; Nasenstachel fehlt. 46,0 79,7 72,0 chamäprosop, leptorrhin, ehamäkonch, leptostaphylin. Stirnnaht. 76,9 mesorrhin, hypsikonch, leptostaphylin. dolichocephal, orthocephal.

71,1

97,4

48,0 84,2

77 (i,/7 54 41

Bemerkungen.

81,1 brachycephal, orthocephal, chamäprosop, mesorrhin, mesokonch, mesostaphylin, prognath. Rechter Jochbogen fehlt. 50,0 88,4 84,6 mesocephal, chamäprosop, mesorrhin, hypsikonch, mesostaphylin, mesognath. pars basilaris, Hinterhauptsschuppe u* Gaumen fehlt zum Teil. mesocephal, orthocephal; ohne facies; cranium und Unterkiefer gut erhalten.

48,9 88,8 65,2

G aum en

-[

Jochbreiten-G esicht

L ängenhöhen

78,3

33 41

102 V. 109 H.

L ängenbreiten

80,8 73,4

33 X

Profilw inkel 82