Jahrbuch des Museums für Völkerkunde zu Leipzig: Band 26 Zum hundertjährigen Bestehen 1869–1969 [Reprint 2021 ed.] 9783112477182, 9783112477175


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Jahrbuch des Museums für Völkerkunde zu Leipzig: Band 26 Zum hundertjährigen Bestehen 1869–1969 [Reprint 2021 ed.]
 9783112477182, 9783112477175

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Jahrbuch des Museums für Völkerkunde zu Leipzig BAND XXVI Zum hundertjährigen Bestehen 1869-1969

AKADEMIE 1969

VERLAG

BERLIN

JAHRBUCH DES MUSEUMS FÜR VÖLKERKUNDE ZU LEIPZIG BAND XXVI

Zum hundertjährigen Bestehen

1869-1969 H E R A U S G E G E B E N VOM D I R E K T O R

AKADEMIE-VERLAG•BERLIN 1969

Redaktionssekretär: Dr. B A R B A R A

TREIDE

Die Autoren Bind für den Inhalt ihrer Abhandlungen selbst verantwortlich Redaktionsschluß: 31. 7.1968

Gedruckt mit Unterstützung der Regierung der Deutschen Demokratischen Republik Ministerium für Hoch- und Fachschulwesen Alle Rechte vorbehalten, insbesondere das der Übersetzung in fremde Sprachen Copyright 1969 by Museum für Völkerkunde zu Leipzig Erschienen im Akademie-Verlag GmbH, 108 Berlin, Leipziger Straße 3 - 4 Lizenznummer: 202 • 100/123/69 Karten: 19/69 Fotos:

Wieckhorst, Rabich, Stein Zeichnungen: Thomas

Herstellung: VI/2/14 VEB Werkdruck, 445 Gräfenhainichen • 3149 Bestellnummer: 2085/11/12

Im Jahre 1969 feiert das Museum für Völkerkunde sein hundertjähriges XXVI

Bestehen. Aus diesem Anlaß

des Jahrbuchs

Museums

ausschließlich

unseres

gestaltet. Republik

die 20. Wiederkehr

Staates begehen, blicken diet Mitarbeiter Stolz auf die in dieser Zeit dem Ministerium wicklung

wurde-Band

von Mitarbeitern

In diesem Jahr, indem die Werktätigen kratischen

zu Leipzig

der Deutschen der Gründung

ihres

unseres Hauses

voller

errungenen Erfolge. Ihr Dank

für Hoch- und Fachschulwesen,

des Museums

und Bildungsstätte

zu einer sozialistischen

stets allseitig

Möge dem Museum

gilt

das die EntForschungs-

unterstützt.

für Völkerkunde

erfolgreiche Entwicklung

Demo-

zu Leipzig

eine

im Dienste der ethnographischen

weitere Wis-

senschaft, der Völkerverständigung

und der Gestaltung des ent-

wickelten gesellschaftlichen

des Sozialismus

\

Republik

beschieden

sein.

Systems

in unserer

Die Vorgeschichte der Gründung des Museums f ü r Völkerkunde zu Leipzig 1868-1869 E i n Beitrag zur Geschichte der E t h n o g r a p h i e u n d des Museumswesens von

Ernst Gebmee,

Leipzig

(Mit 5 Figuren und 15 Abbildungen auf Tafel I - V I I I )

Im November 1969 begeht das Museum für Völkerkunde zu Leipzig sein lOOjähriges Bestehen. Das ist nicht nur ein hinlänglicher Grund, sondern geradezu eine Verpflichtung, sich wieder einmal der eigenen Vergangenheit zuzuwenden und die Entwicklung des Museums im Rahmen unserer Wissenschaft zu überschauen. Aus ähnlichen Anlässen ist in der Vergangenheit die Geschichte unseres Museums in großen Zügen wiederholt dargestellt worden. 1 Wenn jetzt im Zusammenhang mit dem 100. Jahrestag wiederum über die Geschichte resp. einen Abschnitt daraus geschrieben wird, so hat das verschiedene Gründe. Die Geschichtsbetrachtung hat sich in den letzten beiden Jahrzehnten im Zusammenhang mit den entscheidenden gesellschaftlichen Wandlungen in der Deutschen Demokratischen Republik, dem „sozialistischen Staat deutscher Nation" 2, grundlegend verändert. Das Erkennen undim steigenden Maße bewußte Berücksichtigen und Anwenden objektiver gesellschaftlicher Gesetze in der ökonomischen, politischen und wissenschaftlichen Praxis unserer Tage hatte auch zur Folge, daß die Geschichte neu gesehen und neu bearbeitet werden mußte. 3 Was für die Nationalgeschichte gilt, gilt auch für Teilgebiete, bis hin zur Geschichte einer wissenschaftlichen Institution, wie z. B. der unseren. Zu dem vielseitigen Formierungs- und Konsolidierungsprozeß der DDR-Ethnographie, in dem das Museum für Völkerkunde zu Leipzig auf Grund seines Potentials und der Aufgaben als Staatliche Forschungsstelle eine bedeutende Stellung einnimmt, gehört auch die Bearbeitung von Fragen der Wissenschaftsgeschichte. 4 Wissenschaftsgeschichte in bezug auf das Museum heißt, daß es sowohl unter dem Aspekt der Entwicklung der Ethnographie betrachtet werden muß als auch unter Berücksichtigung der Wissenschaft vom Museum, deren Gegenstand das Museum als spezielle Kategorie wissenschaftlich-kultureller Einrichtungen ist. 5 1 2 3

4 5

Erster Bericht, 1874; Weule, 1922; Krause, 1929; Lehmann, 1954. Verfassung der Deutschen Demokratischen Republik vom 6. April 1968. Gesetzblatt der Deutschen Demokratischen Republik Teil I Nr. 8. Berlin, den 9. April 1968. Hier seien nur zwei geschichtswissenschaftliche Ereignisse von nationaler Bedeutung genannt: Die Herausgabe des Lehrbuchs der deutschen Geschichte (Beiträge) durch A. Metjsel und R. F. Schmiedt seit 1960 und das Erscheinen der Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung, 8 Bde., 1966. Dazu sind vor allem zu nennen: Seixnow, 1961 (der historiographische Abriß); Win keimann, 1966; Schxentheb (im Druck). Die Wissenschaft vom Museum (Museumskunde, Museologie, Museumswissen -

6

ERNST GERMER

Der von mir zu behandelnde Geschichtsabschnitt wurde in den bisherigen Darstellungen (vgl. Anm. 1) stets nur sehr kursorisch abgehandelt. Daraus ergab sich ein recht unvollkommenes und z. T. unrichtiges Bild der Vorgeschichte, die schließlich zur Entstehung unseres Museums führte. Insbesondere die Probleme im Zusammenhang mit der Universität, die für die allgemeine Geschichte der Ethnographie an den deutschen Universitäten nicht uninteressant sind, fanden kaum Erwähnung. Das ist um so erstaunlicher,.als das Archiv unseres Museums reiche Materialien dazu beinhaltet, die ich meinen Ausführungen im wesentlichen zugrunde lege. Als am Mittwoch, dem 24. November 1869, die Leser der „Leipziger Zeitung" ihr Blatt durchsahen, fanden sie in der „zweiten Beilage", d. h. in einem Inseraten-Teil, den „Aufruf zu Beiträgen für die Erwerbung der culturhistorischen Sammlung des verstorbenen Hofraths Dr. Klemm zur Begründung eines allgemeinen anthropologischen Museums". I m Nachrichtenteil konnten sie dazu in einem redaktionellen (?) Artikel lesen, daß der Aufruf „einem Unternehmen gilt, das zu fördern und dessen Gelingen zu sichern nicht nur eine Pflicht, sondern noch viel mehr eine Ehrensache für das ganze Land ist, indem es sich und der Stufe seiner geistigen Bildung dadurch das schönste Denkmal setzt." Den Aufruf hatten 35 Persönlichkeiten 6 des Leipziger Bürgertums — Angehörige der Intelligenz und der Bourgeoisie — unterzeichnet, deren N a m e n z. T. bis heute einen guten Klang haben (vgl. Fig. 5, S. 25). Sie waren die Unterzeichner des Dokuments, das mit Recht als das Gründungsdokument des Museums für Völkerkunde zu Leipzig angesehen wird. 7 schait werden meist als Synonyme betrachtet) ist umstritten, und nicht immer und von allen wird sie als eigener Zweig im System der Gesellschaftswissenschaften angesehen (analeg der Bibliotheks- cder Archivwissenschaft). Die Stellungnahme zu diesem Problem ist eine gesonderte Angelegenheit und kann hier nicht erfolgen. Wissenschaft vcir Museum o. ä. soll hier als leiminus technicus aufgefaßt werden. 6 Die Angabe bei L E H M A N N , 1 9 5 4 , S. 1 7 , daß 3 8 Personen den Aufruf unterzeichneten, muß auf einem I r r t u m beruhen. Der zuerst gedruckte Aufruf t r ä g t nur die Namen von 35 Persönlichkeiten, und in einem späteren separaten Nachdruck sind es 36 Unterschriften. 7 Als solches wurde es von K A R L W E U L E betrachtet, der schrieb: „Es [das MfVL — E . G.] h ä t t e sein Jubiläum von Rechts wegen bereits im H e r b s t 1919 begehen können, reichen doch die allerersten Anfänge bis in das J a h r 1869 zurück." ( W E U L E , 1922, S. 5). H A N S D A M M setzt ebenfalls 1869 als Gründungsjahr an ( D A M M , 1930, S. 198). F R I T Z K R A U S E bereitete in den Kriegsjahren Material für die Darstellung der Museumsgeschichte vor, wobei auch er die Bemühungen u m den Erwerb der Sammlung Klemm als Beginn zugrunde legte, wie er es bereits 1929 getan h a t t e ( K R A U S E , 1929, S. 1; Nachlaß F R I T Z K R A U S E ) . Auch A L F R E D L E H M A N N u n d D I E T R I C H D R O S T datieren die Gründung in das J a h r 1869 ( L E H M A N N , 1954, S. 10; DROST, 1961, S. 4). Das Eröffnungsdatum des Museums, den 7. J u n i 1874 (Correspondenzblatt, 1874, Nr. 8, S. 64), oder ein anderes zwischen diesen beiden Tagen liegendes D a t u m ernsthaft als Gründungsdatum anzunehmen hieße, die gewaltige Arbeit beim Aufbau des Museums bis zu seiner Eröffnung ungerechtfertigt einzuschränken oder zu negieren.

Vorgeschichte der Gründung des Museums

7

Die Veröffentlichung des Aufrufs, dieser erste Schritt in die Öffentlichkeit, mit dem die nunmehr 100jährige Geschichte des Museums beginnt, hatte bereits eine zwar kurze, aber bedeutsame Geschichte. Am 26. August 1867 starb in Dresden der bedeutende deutsche Kulturhistoriker (s. Abb. 1, Taf. I ) 8 und hinterließ seinem Sohn, J O H A N 9 N E S G U S T A V K L E M M , als einzigem Erben die in Jahrzehnten zusammengetragene einzigartige kulturhistorische Sammlung. Die bedeutendste — bürgerliche — Privatsammlung ihrer Zeit verlor ihren Schöpfer und wechselte den Besitzer. Mit dem Antritt der Erbschaft bemühte sich J . G. K L E M M , „diese Sammlung, . . ., zu veräußern und dadurch wenigstens einen Teil des in dieselbe gewendeten Kapitals" für sich und seine Familie zurückzugewinnen. 10 I m November 1868 treten seine Bemühungen in das entscheidende Stadium. Die Sammlung als Ganzes zu verkaufen war ihm bis dahin nicht möglich gewesen. Er entschloß sich, „die Sammlung abteilungsweise zu veräußern" 1 1 , und publizierte diesen Plan im „Dresdner Kurier". 1 2 Nun entschloß sich das Britische Museum, die sog. germanischen Altertümer zu kaufen. Noch während K L E M M mit dem Britischen Museum in Verhandlungen stand, besuchte R U D O L F S E Y D E L 1 3 das Klemmsche Museum und brachte dabei zum Ausdruck, daß er einen Ankauf der Sammlung durch die Universität Leipzig begrüßen würde. Offenbar war das für K L E M M der entscheidende — vielleicht sogar der erste — Anstoß, sich mit dem Gedanken zu befassen, der Leipziger Universität die Sammlung zum Kauf anzubieten. S E Y D E L hatte K L E M M seine Unterstützung und einen Bericht über die Sammlung zugesagt, der am 9. November im „Leipziger Tageblatt" 1 4 erscheint und zum entscheidenden Signal für die weitere Entwicklung wird. S E Y D E L hat nach seinem wahrscheinlich im Oktober erfolgten Besuch in Dresden J O H A N N H E I N R I C H W U T T K E 1 5 von seinen Absichten in Kenntnis GUSTAV FRIEDRICH KLEMM

•s Unter dem Gesichtspunkt der Völkerkunde schrieben über KLEMM vor allem: OBST, 1 8 6 9 ; HEYDRICH,

1 9 3 9 ; LEHMANN, 1 9 5 4 ; DROST, 1 9 6 9 . I n d i e s e n A r b e i t e n

finden sich weitere Literaturhinweise. U

KLEMM h a t t e n u r e i n K i n d ,

d e n S o h n JOHANNES GUSTAV KLEMM (8. 10. 1833—

19. 2. 1873), der als Bergingenieur lange Zeit im Ausland lebte (Genealogisches Handbuch . . ., 4. Band, S. 189-190). 10 SAD, KLEMM an den König von Sachsen, 14. November 1868. — In allen Zitaten aus älteren Quellen — mit Ausnahme, wenn es sich um Namen oder Titel handelt — wird grundsätzlich die moderne Orthographie verwendet. 11 SAD, KLEMM an den König von Sachsen, 14. November 1868. Die Angabe ist dem Brief vom 14. November (s. Anm. 10) und SEYDEL, 1868, entnommen. Leider konnte ich den Artikel bisher nicht beschaffen. I;! RUDOLPH SEYDEL (27. 5. 1835-8. 12. 1892), philosophischer und theologischer Schriftsteller; 1860 Privatdozent, 1867 a. o. Professor für Philosophie an der Universität Leipzig (Meyers Lexikon, Bd. 15, 1897, S. 954). 15

SEYDEL, 1 8 6 8 . JOHANN K A R L HEINRICH WUTTKE ( 1 2 . 2. 1 8 1 8 - 1 4 . 6. 1 8 7 6 ) , H i s t o r i k e r u n d P u b l i -

zist; 1841 Habilitation an der Universität Leipzig, dort 1848 Professor der historischen Hilfswissenschaften, Ordinarius (Meyers Lexikon. Bd. 17,1897, S. 914/15).

8

Ebnst Germer

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, zur materiellen Gewalt« geworden. Die Absicht, „die Universität Leipzig, die städtischen Behörden und die bemittelten Einwohner" zur Realisierung dieses Planes zu vereinen, war zwar trotz der Bemühungen WUTTKES im Rahmen der Universität nicht gelungen, und auch die Stadt hatte noch keinen Anteil daran p, aber das Comité stellte durch die in ihm vereinten Persönlichkeiten eine durchaus repräsentative Körperschaft dar. Von den 36 Unterzeichnern 7,i gehörten zwölf als Professoren der Universität an. Sie vertraten die verschiedensten Fachrichtungen von der Arabistik ( F L E I SCHE», s. Abb. 10, Taf. VII) und Astronomie (BRUHNS, s. Abb. 6, Taf. VI) über die Geschichte ( W U T T K E , S. Abb. 3, Taf. III), Philosophie (MARBACH, S. Abb. 11, Taf. VII ; SEYDEL, S. Abb. 2, Taf. II) und Theologie (DELITZSCH, S. Abb. 9, Taf. VII) bis zur Zoologie ( C A R e s , s. Abb. 8, Taf. VII ; LEUCKART, S. Abb. 7., Taf. VI). Das war zwar nicht die Universität, zeigt aber, daß es trotz der Absage des Senats eine repräsentative Gruppe gab. die den Senatsentscheid auf ihre Weise „korri-

7:i

74

s e u m s als verloren b e t r a c h t e t w e r d e n . BERGT h a t sie 1906 b e n u t z t , als er d e n N a c h r u f für O b s t schrieb. D a n a c h f ü h r t e OBST v o n 1854 b i s 1855 T a g e b u c h in F o r m einer S e l b s t b i o g r a p h i e . D a n n t r i t t eine P a u s e ein b i s 1866. V o n dieser Zeit a n f ü h r t e er b i s 1906 T a g e b u c h m i t t e i l w e i s e t ä g l i c h e n E i n t r a g u n g e n . „ I h n e n vert r a u t e H e r m a n n O b s t alle Erlebnisse, alle G e d a n k e n u n d S t i m m u n g e n an, so d a ß sie E i n b l i c k in sein i n n e r s t e s L e b e n g e w ä h r e n . " (S. 8). Alle Z i t a t e aus d e n Tageb ü c h e r n s i n d BERGT 1906, S. 10/11, e n t n o m m e n . V o n e i n e m S t r e b e n , s t ä d t i s c h e B e h ö r d e n d i r e k t e i n z u b e z i e h e n , ist — soweit es d e n behandelten Zeitraum betrifft — nichts bekannt geworden. W i e e r w ä h n t , w u r d e der Aufruf später n o c h m a l s s e p a r a t g e d r u c k t (vgl. A n m . 6, S. 6). D a b e i w u r d e der A d v o k a t RUDOLPH SCHMIDT (vgl. A n m . 24 u n d 25. S. 10) als U n t e r z e i c h n e r a u f g e n o m m e n . D a s D a t u m des N a c h d r u c k s ist nicht bekannt.

Vorgeschichte der Gründung des Museums 3ta>cite B e i l a g e j u M 8 7 8 fcer S e i d i g e r SWittmodj. ktn 21. 51otitmbtt 1*69.

Kettling.

Aufruf

Seitiageu fiir bie Gnvrtbung ber (ulturfyifiorif^cn €>.ammfung bed mftotbcnen $ofrotye Di Alcmm jur SN. Atimbung (inet allgemeinen atttljrcpotogiityn flNufeumi. Die Unterjeidmeten haben )u einem Semite «-«reinigt, um ^Beiträge jumttntaufebtr berühmten, in einjig bafiehenttr iörife planmäßig angcU^tcn (Sammlung beö oerftotbenen 5?ofrath? unb Oberbiblicttjcfai« Dr. Oufta» Älemrn m Dreiben ent.gegenjunehmen. ©etffierthcutturbiitorifdjci (Sammlungen ift allgemein anerfannt. @ie ¡teilen — nadjftUmin'?@runbiä|jen geordnet - Iiie l*ntn>i(f«lung menjdjlidjer Suftänbe in ber flarftcn ©eife ©or* Sluge, unb ^tben rot ben entfpredjenbcn ^llbitbungen überafl benttorjug,bay fie, anftatt unjiiwrläffigcr Sepien, bat Original fell'ft barbieren unb, i'tatt bie 3}or|teIhi»g ber culturbiitcrifif*« (SJegcnjUnbc ber Vhantafie ju übertaffcit, eben biefe fclbfi in ihrem urfpTungli^cn SWateriate unb in ihter urfprünfllid>enftermj« ftoöliger SSahrncbmung bringen. iKadi ©rwerl'UHg ber (Sammlung beab|t$tigt bat (Semite bicfelbe junäerni4)tung tiefe« njerth&eflen ©cfca?ed foreie ber «ageftrengten iriffenil. imt» |>l»il. IjCailiart, ^n>|e[(or. Bl4biiirich Boomer, Äauimann. Dr. |>hil. .linrliacb. ^vofeffor. T»® -P Q, e &!< a« ! ®. • ® i 60,fi fi «5 60 0

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K a r t e aus: P . C. L ä u f e r , 1964: Stammesaufteilung und Siedlungsweise des Baining-Volkes, Neubritannien. I n : J a h r b u c h des Museums für Völkerkunde zu Leipzig.. Bd. X X . Das in Teil I zur Darstellung kommende Baining-Material des Leipziger und des Dresdner Museums wurde in der Hauptsache Ende des 19. und zu Beginn Sammlungen, Herrn Dipl.-Ethn. F r a n k Tiesler, für die Überlassung des Dresdner Baining-Materials zur Veröffentlichung meinen Dank sagen. Herr Kollege Tiesler unterstützte mich bei der Sichtung des Materials, wofür ich ihm besonders herzlich danke.

Baining-Sammlungen zu Leipzig und Dresden

119

des 20. Jahrhunderts auf der Gazelle-Halbinsel erworben und gelangte unmittelbar danach in die Museen. Sammler für beide Museen war rieben anderen das Ehepaar P A R K I N S O N . 1 3 I m Staatlichen Museum für Völkerkunde Dresden befinden sich Gegenstände der Baining von R I C H A R D P A R K I N S O N , die als Geschenk und auch als Kauf in den Jahren 1897 und 1898 das Museum bereicherten, im Museum für Völkerkunde zu Leipzig befinden sich Objekte, die Frau P A R K I N S O N nach Leipzig geschickt hat. Der weitaus größte Teil des Leipziger BainingMaterials stammt von Frau P A R K I N S O N , die nach dem Tode ihres Mannes selber zu den Baining ging und eine wertvolle Sammlung mitbrachte. Sie verkaufte sie in den Jahren 1913 und 1914 dem Leipziger Museum zusammen mit anderen Ethnographika aus Neubritannien und dem übrigen Bismarckarchipel. Es ist anzunehmen, daß sich darunter Objekte befinden, die noch R I C H A R D P A R K I N S O N gesammelt hatte. Die Baining-Gegenstände hat jedoch Frau P A R K I N S O N allem Anschein nach von ihrer allein unternommenen Sammelreise mitgebracht. Sowohl R I C H A R D P A R K I N S O N als auch Frau P A R K I N S O N standen im Briefwechsel mit den Völkerkundemuseen in Dresden und Leipzig und sammelten gewissermaßen auf „Bestellung". So schrieb R I C H A R D P A R K I N S O N 1897 an den Direktor des Dresdner Museums: „Ich komme möglicherweise nächstens selber nach Baining (gemeint ist das Gebiet der Chachet im Nordwesten der GazelleHalbinsel — B. T.) und werde Ihnen dann von dort senden, was ich einsammele. Die Leute, an und für sich höchst interessant, sollen jedoch recht arm an Gegenständen sein." Ein nicht geringer Teil der Baining-Objekte des Staatlichen Museums für Völkerkunde Dresden wurde von Diplom-Garteninspektor K A R L E M I L R U D O L P H zusammengebracht, der sich von 1907 bis 1914 in Neubritannien aufhielt und technischer Leiter des Botanischen Versuchsgartens in Rabaul war. Diese Stücke gelangten jedoch erst 1962, nach dem Tode von R U D O L P H , mit einer umfang-, reichen von ihm angelegten Sammlung ozeanischer und afrikanischer Gegenstände in das Dresdner Museum. 2 R I C H A R D P A R K I N S O N S Objekte im Dresdner Museum stammen, wie aus seinem Schreiben eindeutig hervorgeht, mit Sicherheit von den Nordwest-Baining. 3 ia

2

3

Beide haben zu den einzelnen Objekten meist knappe Erläuterungen über den Verwendungszweck gegeben und zum Teil auch einheimische Bezeichnungen angeführt. S i e h e TIESLER, 1968, S. 50.

Die Nordwest-Baining oder Chachet gliedern sich in die Untergruppen der Krau oder Kara, der Randulit, Gavit, Lamista und Kumkumkina, zu den ZentralBaining gehören die Vir, Uramot und Käirak (P. LÄUFER, 1964, S. 86—91; P. LÄUFER, 1946—49, S. 501). Eine geographische und ethnische Orientierung ermöglicht die von P. LAUFER übernommene Karte aus dem Aufsatz „Stammesaufteilung und Siedlungsweise des Baining-Volkes, Neubritannien" (1964, Karte auf S. 8 7 ) . Eine bis auf Untergruppen genaue Lokalisierung der Gegenstände war von den frühen Sammlern nicht zu erwarten — ist die Unterscheidung der Untergruppen der Baining doch erst das Resultat der jüngeren Forschung! Vgl. hierzu auch Anm. 17.

120

BARBABA T B E I D E

Dasselbe triíft zu für die Gegenstände des Sammlers RUDOLPH, der, wie den Original-Etiketten an seinen Objekten einwandfrei zu entnehmen ist, im Jahre 1909 eine Reise zu den Baining im Nordwesten der Gazelle-Halbinsel unternommen hat. Frau PARKINSON gibt als Herkunft der 1913 und 1914 nach Leipzig gesandten Baining-Gegenstände „Butam" an. Die Butam, eine melanesischsprachige Bevölkerung, die, vermutlich aus SüdNeuirland kommend, in der Ebene des Varongoi-Flusses nach Westen vorgerückt waren, bildeten einen Keil zwischen der melanesischsprachigen Küstenbevölkerung der Gunantuna im Norden und den Zentral-Baining im Süden. Zu beiden Seiten des Varongoi, vom Mündungsgebiet landeinwärts, lagen ihre Ansiedlungen. Mit beiden Nachbarbevölkerungen verfeindet, wurden sie schließlich vernichtet. 4 Schon Ende der achtziger Jahre des vorigen Jahrhunderts hatten die Butam aufgehört, als selbständige Bevölkerung zu existieren. Die wenigen Überlebenden waren von den Taulil 5 , deren Wohngebiete nordwestlich von den Butam lagen, aufgenommen worden.6 Als Frau PAEKINSON 1912 und 1913 ins Innere der Gazelle-Halbinsel kam, war ihr das einstige Wohngebiet der Butam in seinen ungefähren Grenzen bekannt. Sie bezeichnet es selbst in einem Brief an Sarfert (s. Anm. 8) als das Gebiet zwischen dem Varzin-Berg und den Baining-Bergen. Sie kam in dieses Gebiet und nahm an, auf Butam gestoßen zu sein, eine Vermutung, die für einzelne Personen durchaus zugetroffen haben kann. Tatsächlich hatten aber Baining der ZentralGruppe Teile des einstigen Butam-Territoriums wieder eingenommen 7, aus dem sie ehemals in südliche und westliche Richtung abgedrängt worden waren. 8 4

5

6

K L E I N T I T S C H E N , 1906, S. 260, 264; T o I R O T O / J . W E B E R , 1924, S. 23/24, Anmerkung; P . L A U F E S , 1964, S. 95; P A R K I N S O N , 1907, S. 50, 54, 172; P . L Ä U F E R , 1959, S. 1 8 5 - 1 8 8 . P A R K I N S O N , 1 9 0 7 , S. 1 7 2 ; P . L A U F E R , 1 9 5 9 , S. 1 8 4 / 8 5 . D i e Taulil - es leben heute noch einige hundert Menschen — waren wie die B u t a m v o n Osten k o m m e n d in der Varongoi-Niederung westwärts gezogen und wie diese v o n den Gunantuna und den Baining bekämpft worden. Sie waren m i t den B u t a m , obwohl diese eine andere Sprache hatten, stets befreundet gewesen ( P A R K I N S O N , 1 9 0 7 , S. 5 0 , 1 7 2 , 1 7 4 ; T o I B O T O / J . Weber, 1 9 2 4 , S. 2 2 ; P . L A U F E R , 1 9 5 9 , S. 1 8 7 , 1 8 9 / 9 0 ; P . L A U F E R , 1 9 6 4 . S. 9 5 ) . Der letzte Butam-Mann starb 1 9 3 8 bei den Taulil. P . L A U F E R schreibt i m Jahre 1959 (S. 184), daß noch einige Nachkommen aus Butam-Taulil-Ehen existieren.

' P . LAUFER, 1959, S. 1 8 6 / 8 7 .

8

Mündliche Mitteilung v o n P . LAUFER. Siehe auch P . LAUFER, 1959, S. 189. Vor dem K o m m e n der B u t a m und Taulil hatten sich allerdings die meisten Baining, die einst in der Varongoi-Ebene siedelten, bereits wegen der häufigen Überfälle der Gunantuna nach Süden zurückgezogen, so daß die B u t a m und Taulil in ein weitgehend menschenleeres Gebiet einwanderten, in dem sie auf wenig Widerstand stießen (P. LAUFER, 1959, S. 189). Frau P A R K I N S O N muß der Abschnitt über die B u t a m im Werke ihres Mannes nicht gegenwärtig gewesen sein, in dem er schreibt, daß der S t a m m der B u t a m seit einigen Jahren ganz vernichtet ist (PARKINSON, 1907, S. 50). D o c h ist sie — auf Grund eigener Beobachtungen — zu der Vermutung gelangt, daß die v o n ihr als B u t a m bezeichneten Bewohner der Gazelle-Halbinsel und die B a i n i n g eine Be-

Baining-Sammlungen zu Leipzig und Dresden

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Die von F r a u P A R K I N S O N angelegte Butam- Sammlung ist in Wirklichkeit eine Sammlung von Gegenständen der Zentral-Baining. Herr Professor P . C A R L L Ä U F E R h a t t e während seines letzten Besuches im F r ü h j a h r 1968 im Museum f ü r Völkerkunde zu Leipzig die Freundlichkeit, meine in diese Richtung gehende Vermutung zu bestätigen. F ü r zahlreiche Mitteilungen mündlicher u n d brieflicher Art bin ich Herrn Professor P. L A U F E R , dem vorzüglichen Kenner der Baining u n d Autor vieler Schriften über diese Bevölkerung, zu außerordentlichem D a n k verpflichtet. Ebenso herzlich danke ich dem Direktor unseres Museums, Herrn Professor Dr. H A N S D A M M , f ü r Angaben und Anregungen, die er mir aus seinem reichen Wissen über die Südsee-Sammlungen des Leipziger Museums zuteil werden ließ.

1.

Steingeräte

Besondere Beachtung gebührt zwei Steinbeilen, die R I C H A R D P A R K I N S O N 1 8 9 7 dem Dresdner Museum zusammen mit zwei Kochröhren und einem Tragnetz der Baining verkaufte. E r erwähnt in einem Brief aus demselben J a h r e an den damaligen Direktor des Museums zwei „gestielte Steinäxte aus den BainingBergen" der westlichen Gazelle-Halbinsel, die er jedoch nicht an Ort und Stelle gesammelt, sondern, wie die anderen genannten Stücke auch, angekauft h a t . 9 Die Herkunftsangabe darf man wohl als zuverlässig betrachten, da auch die Lokalisierung der anderen mit den Beilen gesandten Baining-Objekte zutreffend ist. FOY h a t 1899 in den Abhandlungen und Berichten des Königlichen Zoologischen u n d Anthropologisch-Ethnographischen Museums zu Dresden zusammen mit anderen von P A R K I N S O N erworbenen Stücken der Baining 1 0 auch eins der beiden Beile abgebildet und beschrieben (Museum Dresden, Katalogn u m m e r 1 2 0 4 4 ) . " Diese Veröffentlichung war H I N D E R U N G offenbar nicht völkerung seien, da sie auch dieselbe Sprache sprächen! Und zwar hatte Frau P A R K I N S O N 1 9 1 3 bei Kap Bogengang im Gebiet der Südost-Baining, der Mali, die Feststellung gemacht, daß diese Baining dieselbe Sprache hatten wie die Bevölkerung, die sie im Vorjahre besucht und für Butam gehalten hatte. So schreibt sie in ihrem Brief vom 19. 3. 1913 an Sarfert (Museum für Völkerkunde zu Leipzig, Akte 1913/70):

9 10 11

„. . . 1 make another trip to the homes of the Butams, will surely visit other villages where I did not go to when I went there last October where the Butams are . . . settled between mount Varzin and the Baining mountains, there I visited them. Near Henry Reid Bay and Bogengan K (Gebiet der Wide Bay — B. T.), I recruited some Bainings . . . days ago, and I have found out they have about same language with the Butams, it is very interesting, I have an idea, they are all the same only scattered all over the mountains, . . . " Zu jenem Zeitpunkt war P A R K I N S O N noch nicht bei d e n Baining gewesen (siehe S. 119 des vorliegenden Aufsatzes). Siehe S. 150, 152 des vorliegenden Aufsatzes. F O Y , 1 8 9 9 , S. 1 2 und Fig. 4 .

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BARBABA TREIDE

bekannt, denn in seiner Spezialstudie „Über steinzeitliche Beile der Südsee" { 1 9 4 9 ) nennt er als Literatur zur Frage der Beilformen bei den Baining lediglich B U S C H A N 12 und PARKINSON 13 und schreibt: „Nach Buschan benützen die Baining 'das Kniebeil', ebenso ungenau drückt sich P A R K I N S O N aus. Es war mir leider sonst nicht möglich, Berichte über das Steinbeil zu erlangen. Genaue Belege könnten aber kulturhistorisch von sehr großer Bedeutung sein." 14 Und an anderer Stelle bemerkt er: „Leider waren mir über die Beilformen der primitiven Baining keine eingehenden Nachrichten erhältlich." 15 Das Steinbeil war bereits vor der Jahrhundertwende, zumindest bei den Nordwest-Baining, fast überall von der Eisenaxt abgelöst worden16, und PARKINSON betont — 1 9 0 7 ! — die außerordentliche Schwierigkeit, „ein vollständiges Exemplar" zu bekommen. Bei den „Südbaining" 17 , so sagt er, ist die Steinaxt noch vielfach das „ausschließliche Handwerksgerät", und er sah auch diese Werkzeuge bei Kap Buller am Sankt-Georgs-Kanal in den Händen von Männern, die nach seiner Meinung beim Holzfällen waren. Es waren „ausschließlich Steinäxte mit dem üblichen knieförmigen Stiel". 18 Diese Formulierung deutet darauf hin, daß P A R K I N S O N dabei möglicherweise an die Exemplare aus den nordwestlichen Baining-Bergen dachte, die er 1897 nach Dresden geschickt hatte, und daß er bei der flüchtigen Betrachtung keinen Unterschied ermitteln konnte. So ist es zumindest nicht unwahrscheinlich, daß die „Südbaining" — P A R K I N S O N befand sich tatsächlich im Gebiet der Mbilta-Untergruppe der Mali (= Südost-Baining) — eine im wesentlichen gleiche Beilform wie die Nordwest-Baining verwendeten. Wegen der großen Furchtsamkeit der Männer, die PARKINSONS Näherkommen nicht abwarteten, gelang es ihm nicht, eines dieser Beile zu erwerben.19 Als P. L Ä U F E R 1 9 3 0 zu den Baining kam, sah er nirgendwo ein Steinbeil, so daß uns der hervorragende Kenner der Baining in diesem Punkte aus eigener Anschauung leider keine Aufschlüsse zu geben imstande ist. „Wohl kann man hie und da noch ein paar alte Steinklingen bekommen, die zufällig im Boden gefunden werden, aber niemand vermag noch mit Sicherheit anzugeben, wie sie geschäftet waren." 20 P. L Ä U F E R zitiert die auch im vorliegenden Aufsatz wörtlich wiedergegebenen Passagen bei HINDERUNG. 2 1 Auch ihm muß die alte Nummer der Dresdner Ab'2 BUSCHAN, 1 9 2 3 , S . 1 2 1 . « PARKINSON, 1 9 0 7 , S. 1 7 1 . 1 4 HINDERUNG, 1 9 4 9 , S . 8 6 . 1 5 HINDERUNG, 1 9 4 9 , S . 8 7 . « P . LÄUFER, 1 9 6 5 , S . 1 8 5 ; PARKINSON, 1 9 0 7 , S . 1 7 1 . 17

18 19

Eine feinere Unterscheidung zwischen den verschiedenen' Untergruppen der Baining war zur Zeit PARKINSONS noch nicht möglich. Auch später noch teilte man die Iniandbevölkerung der Gazelle-Halbinsel, den geographischen Gegebenheiten entsprechend, einfach in Nordwest- und Südost-Baining oder Süd-Baining. S i e h e h i e r z u PARKINSON, 1 9 0 7 , S. 4 9 / 5 0 ; P . LAUFER, 1 9 6 3 , S. 3 ; P . LAUFER, 1 9 6 4 , S . 8 4 — 1 0 7 u n d d i e V ö l k e r k a r t e d e r G a z e l l e - H a l b i n s e l b e i BURGER, 1 9 1 3 . HINDERUNG ( 1 9 4 9 , S. 86) v e r w e i s t a u f d i e s e S t e l l e b e i PARKINSON. 2 0 P . LÄUFER, 1 9 6 5 , S. 1 8 5 . PARKINSON, 1 9 0 7 , S. 1 7 1 . P . LAUFER, 1 9 6 5 , S. 1 8 4 .

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Handlungen nicht zugänglich gewesen sein, da er sonst sicher auf die beiden Baining-Beile P A R K I N S O N S Bezug genommen hätte. Unter Zugrundelegung der von H I N D E R U N G gegebenen Definitionen kann •zunächst festgestellt werden, daß es sich bei den beiden Stücken nicht um Äxte, sondern um Beile handelt, bei denen die Klingen in Dechselstellung angebracht sind. 22 Beide Stücke sind Kniebeile mit Mittelstück, und zwar vom Typ •des „Hülsenbeils", das von H I N D E R U N G auch als Kniebeil mit Mittelstück, Variation 3, bezeichnet wird. 23 Die einzelnen Bestandteile eines Hülsenbeils sind der Knieschaft, an dem der Stiel mit dem Griff und der Knieteil zu unterscheiden sind, das Mittelstück, die Klinge und die Umwicklung. 24 Das Mittelstück besteht aus zwei halbröhrenförmigen Hölzern. Knieteil und Klinge werden in dieses Mittelstück eingesteckt, das auf diese Weise die Verbindung zwischen Knieteil des Schaftes und der Klinge herstellt. Zur Befestigung der Klinge im Mittelstück und zur Fixierung des Mittelstücks auf dem Knieteil dient die parallel und unregelmäßig verlaufende Umwicklung des Mittelstücks mit Rotang. 2 5 B e i l 1 ( A b b . 1, T a f . X L I X ) Staatliches Museum für Völkerkunde Dresden, Katalognummer 12044: 26 Klinge,

Material: Stein, Grünstein-Konglomerat (nach FOY), blaugrün mit helleren Flecken. Größe: Klinge ragt 4 cm aus dem Mittelstück heraus; etwa 5,5 cm breit, 2,6 cm dick. F o r m : grobgeschliffen, Querschnitt wahrscheinlich „kantig", d. h. die Ellipsenform der Walzenklinge zeigt eine Neigung zur Linsenform 27, fast symmetrisch, runde, leicht spitz zulaufende Schneide. .Schaft und

Mittelstück

Der Stiel des aus hellem Holz gefertigten Knieschaftes ist 48,5 cm lang, der sichtbare Knieteil 19 cm. Er ist rot gefärbt. Die Kniespitze ist etwas ausgezogen. Das Mittelstück hat eine Länge von 14 cm und ist unter der dichten Rotang22

HINDERUNG, 1949, S. 13. HINDERUNG faßt die Äxte — Werkzeuge mit zum Schaft parallel stehender Schneide — und die Dechsel — Werkzeuge mit zum Schaft quer stehender Schneide — unter dem Oberbegriff Beile zusammen.

23 H I N D E R U N G , 1 9 4 9 , S . 2 3 0 , 2 3 5 , A b b . 2 3 . 2'* H I N D E R U N G , 1 9 4 9 , S . 1 6 - 1 9 . 20

25 H I N D E R U N G , 1 9 4 9 , S . 1 8 / 9 .

Des besseren Vergleichs der beiden Stücke wegen werden hier die bereits von FOY gemachten Angaben zu Beil 1 (Nr. 12 044) wiederholt und den Angaben zu Beil 2 (Nr. 1 2 0 4 5 ) g e g e n ü b e r g e s t e l l t . H I N D E R U N G , 1 9 4 9 , S . 1 5 , 2 2 9 , 2 3 3 , A b b . 3, N r . 4.

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BAÄBAKA TREIDE

umwicklung fast gänzlich verborgen. Die Umwicklung ist nicht auf das Mittelstück beschränkt, sondern hinübergeführt zum Stiel, um dem Mittelstück noch besseren Halt zu geben. B e i l 2 ( A b b . 2, T a f . X L I X ) Staatliches Museum für Völkerkunde Dresden, Katalognummer 12045: Klinge

Material: variolithischer Grünstein (nach FOY), gelbgrüngrau, mit helleren Flecken als bei 12044. Größe: Klinge ragt 4,3 cm aus dem Mittelstück heraus, etwa 4,4 cm breit, 1,8 cm dick. Form: gut geschliffen, Querschnitt dieser Walzenklinge wohl flach-konvex, d. h . die innere Breitseite ist im Querschnitt gerade, die äußere Breitseite dagegen stark gewölbt 28 , asymmetrisch, mit runder Schneide. Schaft und

Mittelstück

Der Stiel des aus hellem Holz gefertigten Knieschaftes ist 46,5 cm lang, der sichtbare Knieteil 15,3 cm. Die Kniespitze ist ausgeprägt, doch nicht ausgezogen. Das Mittelstück ist 14,5 cm lang und unter der dichten Rotangumwicklung fast völlig verborgen. Der sichtbare Knieteil ist wie bei Beil 1 rot gefärbt. Spuren roter Farbe zeigen sich außerdem am Stiel und am Mittelstück, wo die Umwicklung kleine Stellen frei läßt. Die Umwicklung ist nicht auf das Mittelstück beschränkt, sondern hinübergeführt zum Stiel. Die bei P. R A S C H E R zusammen mit anderen Waffen und Geräten der Baining abgebildeten zwei Steinbeile vermitteln wegen der Unzulänglichkeit der fotografischen Aufnahme keine klare Vorstellung von den Details, doch ist zu erkennen, daß es sich um zwei Beile mit Knieschaft handelt und daß die Klinge in einer Fassung steckt, die eine Umwicklung trägt. Allein wenig aussagekräftig, gewinnen diese beiden Beile in Verbindung mit den Dresdner Exemplaren doch erheblich an Bedeutung, zumal bei dem einen sogar die Rotangumwicklung vom Knieteil zum Stiel hinübergeführt zu sein scheint. 29 N Das Hülsenbeil tritt nach Hinderlings Belegen in Neuguinea und in Neubritannien auf. In Neuguinea kommt es in sehr lokaler Begrenzung an der Hood Bay und auf der Dorfinsel (an der Nordspitze der Huon-Halbinsel) vor, in Neubritannien am Kap Raoult, in Nakanai, am K a p Merkus-Liebliche Inseln, bei den Sulka und Gaktei und an der Jacquinot Bay. 30 Die Gaktei — einst so von den feindlichen Sulka bezeichnet — sind die zwischen den Flüssen Mevlou und Vulvut (beide münden in die Wide Bay) lebenden Asimbali, eine Untergruppe 28 HINDERLING, 1 9 4 9 , S. 15, 2 2 9 , 2 3 3 , A b b . 3, N r . 5. 29 P . RASCHER, 1 9 0 9 , S. 5 7 . 30 HINDERLING, 1 9 4 9 , S . 8 7 , 2 0 5 , 2 0 7 / 0 8 .

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•der Süd-Baining. 31 So hat H I N D E R U N G , ohne sich dessen bewußt zu sein, eine Beilform einer Baining-Gruppe beschrieben. 32 Dieses Hülsenbeil der Asimbali ( = Gaktei) aus dem Museum Basel zeigt auffällige Übereinstimmungen mit dem von den Nordwest-Baining stammenden Beil Nr. 12044 im Dresdner Museum. Beide Walzenklingen sind symmetrisch u n d im Querschnitt „kantig", beide Kniespitzen sind etwas ausgezogen, die Mittelstücke beider Exemplare unter dichter Rotangumwicklung fast vollständig verborgen. Die Maße der beiden Beile stimmen weitgehend überein. Leider vermerkt Hinderling nicht, ob bei dem Basler Beil die Rotangumwicklung vom Mittelstück zum Stiel hinübergeführt ist. Da er dieses augenfällige Detail weder für dieses noch für die anderen Hülsenbeile von Neubritannien erwähnt, muß man damit rechnen, daß die Umwicklung bei allen Exemplaren auf das Mittelstück beschränkt ist. Um so bemerkenswerter ist dann die Tatsache, daß •das Hülsenbeil Me 11364 aus dem Leipziger Museum für Völkerkunde — seine Herkunftsangabe lautet: Südküste Neubritanniens — die hinübergeführte Umwicklung trägt. So ist allem Anschein nach auch dieses Detail für eine nähere •ethnische oder geographische Zuweisung unbrauchbar. Wichtig ist nun, daß das Hülsenbeil als eine Variante des Kniebeils mit Mittelstück neben anderen Beilformen einen für Neubritannien charakteristischen Typ •darstellt 33 und daß H I N D E R U N G bei seinem Versuch einer kulturhistorischen Einordnung es weder mit Sicherheit zu den voraustronesischen noch zu den austronesischen Beilformen zählen möchte, zumal er über das relative Alter der Verwendung eines Mittelstücks und des Knieschafts noch keine endgültige Klarheit gewinnen konnte. 3 4 Die weite Verbreitung des Hülsenbeils auf Neubritannien und seine Verwendung durch Austronesier und Voraustronesier schränken die kulturhistorische Aussage der Dresdner Baining Beile und des Basler „Gaktei"-Beiles erheblich ein. So bleibt trotz der „wiederentdeckten" Baining-Beile des Dresdner Museums noch immer die Frage offen, ob es ein spezifisches, vielleicht älteres Beil bei den Baining gegeben hat. Selbstverständlich muß — in Ermanglung einer größeren Zahl von Belegstücken — mit der Möglichkeit gerechnet werden, daß die beiden Beile P A R K I N S O N S aus anderen Gegenden Neubritanniens — als Tausch- oder Beuteobjekte — zu den Baining gelangt und von ihnen benützt worden sind, daß die Baining jedoch selber eine andere, uns noch immer unbekannte Beilform bzw. -formen herstellten. Doch ist im Hinblick auf die Typengleichheit der Dresdner Stücke und des Basler Exemplars und unter Berücksichtigung auch •der von R A S C H E R abgebildeten Beile wohl durchaus die Vermutung gerecht. 31 32 -33 34

p . LAUTER, 1 9 6 4 , S . 9 2 / 3 , 9 5 ; P . LÄUFER, 1 9 6 2 , S. 4 4 8 ; P . LÄUFER, 1 9 5 5 , S . 3 6 / 7 . HINDERLING, 1 9 4 9 , S. 8 5 / 6 . HINDERLING, 1 9 4 9 , S . 8 1 - 8 8 . HINDERLING, 1 9 4 9 , S . 2 0 6 — 2 1 3 . N a c h SPEISER i s t d a s M i t t e l s t ü c k v o n e i n e r

späteren Welle der Voraustronesier mitgebracht worden, die Knieschäfte zum Mittelstück sind seiner Auffassung nach jedoch austronesisch (SPEISER, 1946, S. 2 2 ; HINDERLING, 1 9 4 9 , S . 2 0 6 - 2 1 1 ) .

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BARBARA

TREIDE

fertigt, daß das Hülsenbeil eine bei mehreren und vielleicht sogar bei allen Baining-Gruppen heimische Beilform war und demzufolge eine eventuelle Übernahme von anderen (spät-voraustronesischen oder austronesischen?) Bevölkerungen nicht sehr jungen Datums sein kann. Allerdings ist in diesem Zusammenhang auch in Rechnung zu stellen, daß die Dechselschäftung nach 35 S P E I S E R eine sehr „progressive" Schäftungsart ist, die sich rasch ausbreitet , und daß die Verwendung von symmetrischen Klingen neben asymmetrischen Klingen in den Baining-Beilen auf eine relativ späte Übernahme hinweisen kann. Nach S P E I S E R ist die Dechselklinge immer asymmetrisch 36 , und man könnte daran denken, daß die Baining — noch nicht sehr lange Zeit mit der Handhabung oder der Herstellung von Kniebeilen vertraut — nicht mehr verwendungsfähige asymmetrische Klingen durch ihre traditionellen symmetrischen Klingen ersetzt haben. Hierbei ist jedoch zu beachten, daß gerade bei Beilen mitMittelstück und besonders beim Hülsenbeil die Klinge bald in Axt- und bald in Dechselstellung verwendet wurde und demzufolge für ein solches „Mehrzweckgerät" symmetrische Klingen. und asymmetrische Klingen benützt werden konnten. 37 Ein für besiedlungsgeschichtliche Studien wichtiges Objekt verdankt das Staatliche Museum für Völkerkunde Dresden dem Sammler R U D O L P H : ein Pistill (Katalognummer 54444; Orig.-Nr. 49), das nach seiner Angabe in den Baining-Bergen ausgegraben wurde. Es ist allerdings nicht bekannt, ob er bei der Auffindung des Pistills zugegen war oder ob er das Stück 1907 aus anderer Hand bekommen hat. Das Pistill — R U D O L P H spricht von einem Zerreiber — ist aus grauem (vulkanischem?) Gestein gefertigt. Sein Durchmesser beträgt an der breitesten Stelle 13 cm, es ist 15 cm hoch. Das Pistill besteht aus einem kugeligen Körper, aus dessen stark abgeplatteter Schulterpartie sich mit fast rechtwinkligem Ansatz ein Griff von rundem-Querschnitt erhebt. Der Durchmesser des Griffs beträgt 3,5 cm, die Länge des Griffs 15 cm. Der Griff ist zweifellos abgebrochen, da er in einer schrägen Bruchfläche endet und außerdem im Vergleich zum Körper und auch im Vergleich zu den Griffen anderer in der völkerkundlichen Literatur abgebildeter Pistille viel zu kurz erscheint (Abb. 3, Taf. L). Dieses Pistill gehört zu dem viel diskutierten Komplex von Steinartefakten 38 , die man auf Neuguinea und vielen melanesischen Inseln als „prähistorische" Artefakte einstiger Bewohner gefunden hat und von deren Verwendung die heutigen Bewohner der betreffenden Gebiete — so auch die Baining — nichts zu berichten wissen. 35

SPEISER, 1946, S. 35.

36 S P E I S E R , 1 9 4 6 , S . 3 4 . 37

38

HINDERLING,

1949, S.

210/11.

Vereinzelter u n d nicht unbedingt zu diesem K o m p l e x gehörig sind figürliche Darstellungen, Baststoffklopfer u n d Netzsenker, die B Ü H L E R u n d S C H M I T Z anführen ( B Ü H L E R , 1946-49, S . 594/95 u n d S C H M I T Z , 1966).

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Bisher auf Neubritannien gemachte Funde „prähistorischer" Pistille wurden von P A R K I N S O N 3 9 , P . B L E Y 4 0 , P. MEYER'« 1 und B Ü R G E R 4 2 abgebildet und beschrieben. B Ü H L E R hat sie in seinem Aufsatz „Steingeräte, Steinskulpturen und Felszeichnungen aus Melanesien und Polynesien" zusammengestellt und unter Hinzuziehung weiteren, von Speiser 1930 gesammelten Materials im überregionalen Vergleich behandelt. 43 Die Höhen der einzelnen Pistille Neubrittanniens liegen zwischen 5,5 und 18,5 cm und die größten Durchmesser der Körper zwischen 5 und 1 3 , 5 cm. Das Exemplar aus der Sammlung R U D O L P H zählt demnach zu den größten bisher bekannt gewordenen Pistillen. Es ist sehr zu bedauern, daß der Griff des Dresdner Pistills abgebrochen ist, da wir so nicht wissen, ob er in seinem oberen Teil Verzierungen, etwa in Form von wulstigen Ringen, warzenförmigen Buckeln oder ähnlichem, besaß, wie das bei manchen Griffen auch der Kugelpistille der Fall ist. 44 Mehrere Pistille, so das von P. B L E Y aus der Gegend des Namkung-Flusses (Nordwesten der Gazelle-Halbinsel) abgebildete Stück 4 5 oder die von der Jacquinot Bay stammenden Exemplare (Sammler: SPEISER)46, sind durch eine Kante (BÜHLER) gekennzeichnet, die den Körper des Pistills in ein erkennbares oberes und in ein unteres Teil gliedert. Dieser Knick ist am Dresdner Stück nicht vorhanden, er fehlt gleichfalls an einem Pistill von Umboi (Giserum), das B Ü H L E R abbildet. 47 Eine der Grundfragen, die in der Diskussion um Verwendungszweck, Datierung und Ausbreitung der im melanesischen Gebiet angetroffenen Steinartefakte und um ihre Zuordnung zu Besiedlurgsbewegungen gestellt werden, besteht darin, ob alle bisher bekannten Steinartefakte einen einheitlichen technologischen Komplex bildeten. S P E I S E R und B Ü H L E R trennen die steinernen Keulenköpfe von den Steinmörsern und -pistillen. Sie weisen die durchbohrten Keulenköpfe aus Stein einer voraustronesischen 48 , nur in Neuguinea und auf Neubritannien verbreiteten Bevölkerung zu, während sie den größten Teil der Mörser und Pistille den Austro-Melaniden zuordnen. 49 Im Gegensatz dazu vertreten S. und R . B U L M E R und, sich ihrer Argumentation anschließend, auch S C H M I T Z die Auffassung von der technologischen und kulturhistorischen Einheitlichkeit des gesamten Steinkomplexes. 50 Tatsächlich weisen die Steinkeulenköpfe Neuguineas (sie sind oft stern-, morgenstern- und ananasförmig 51 ) und •i'J '-o 4» '•2

PARKINSON, 1 9 0 7 , S . 5 5 7 , A b b . 99, S . 559, A b b . P. BLEY, 1909, S. 525. P . MEYER, 1910, S . 1161. BURGEB, 1 9 1 3 , T a f . 1 b , c, d, e.

100.

« BÜHLER, 1 9 4 6 - 4 9 , S. 2 2 5 - 2 7 4 , 5 7 7 - 6 0 6 . 44 Siehe B Ü H L E R , 1946-49, S. 235, A b b . 3 e, b. « P . BLEY, 1909, S. 525. '•O B Ü H L E R , 1 9 4 6 - 4 9 , S. 235, « B Ü H L E R , 1946-49, S. 235,

A b b . 3 d, e. _ A b b . 3 a. '•8 Siehe HÖLTKER, 1940/41, S. 688. S P E I S E B , 1946, S . 21, 73; B Ü H L E R 1946-49, S . 603/04. SO SCHMITZ, 1 9 6 6 , S . 5 3 .

" HÖLTKER, 1940/41, S. 684/85.

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BARBABA T R E I D E

vor allem die Mörser aus dem gleichen Gebiet in ihren Verzierungen unübersehbare Ähnlichkeiten auf. Auffallende Ähnlichkeit besitzen auch die Steinkeulenköpfe der Baining und die Körper der Kugelpistille aus ihrem Gebiet. Man darf allerdings die morphologische Ähnlichkeit zwischen den Steinkeulenköpfen und den Kugelpistillen nicht überbewerten, denn neben einer Reihe von Pistillen mit relativ massivem und sich allmählich nach oben zu einem Griff verjüngendem Körper, bei denen das Oberteil des Griffs nicht verziert ist (z. B. Abb. 3i, Stößel von Neubritannien, Gasmata, Arue, bei BÜHLER, 1946—1949, S. 235 und Abb. b und e auf Tafel 1 bei BÜRGER), kann man gerade bei den Kugelpistillen mit deutlich abgesetztem und schlankem Griff nicht selten beobachten, daß die Griffenden Verzierungen in Gestalt von warzenartigen Buckeln, wulstigen Ringen usw. tragen (vgl. die bei BÜHLER, 1946—49, abgebildeten Stößel von Umboi, Giserum, Abb. 3b, S. 235 und von der Jacquinot Bay, Abb. 3e, S. 233). Es ist außerordentlich zu bedauern, daß bei vielen Kugelpistillen — wie beim Dresdner Stück — der Griff abgebrochen ist (vgl. Abb. 3k, Neuhannover, bei B Ü H L E R , 1946-1949, S. 235; Fig. 10, Neuirland, bei D A M M , 1962, S. 16). B Ü H L E R verfolgt das Kugelpistill und den Schalenmörser von Ostneuguinea bis nach Neuirland. 52 Die von S C H M I T Z beschriebenen Pistille aus Zentralneuguinea weisen neben den genannten Übereinstimmungen in der Formgebung zum Teil aber auch Abweichungen von den Pistillen Inselmelanesiens auf, vor allem im Fehlen der wuchtigen Quetsch- oder Reibkörper. Es ist darum denkbar, daß etwa zur gleichen Zeit Einflüsse vor allem wohl aus dem indonesischen Raum einerseits entlang der Nordküste Neuguineas die Zentralgebiete dieser Insel und andererseits von Neuirland aus Neubritannien erreichten. S C H M I T Z datiert die von ihm publizierten Steinobjekte aus Zentralneuguinea in eine Zeit nicht vor dem Ende des 1. J t . u. Z.53, S P E I S E R dokumentierte die nicht geringe mikronesisch-polynesische und jungindonesische Einflußnahme auf die Kultur Neuirlands 54 , und B Ü H L E R vermerkt gewisse Ähnlichkeiten der Kugelpistille mit den massiven poi-Stampfern der Polynesien 55 Wegen Abweichungen in der Formgebung trennt S P E I S E R die polynesischen von den melanesischen Pistillen: „Ihrer Form nach sind die beiden Typen also ganz verschieden, . . ." 56 , aber 57 B Ü H L E R widerlegt diese Auffassung anhand von Beispielen. Er erwägt unter anderem, ob die ringwulstförmigen oder warzenförmigen Verzierungen am Griffende, die für einen Typ der melanesischen Pistille so charakteristisch sind und sich auch an einem poi-Stößel von Tahiti finden 58 , „verkümmerte Wiedergaben 52 BÜHLER, 1946-49, S. 579/80, 583. B Ü H L E R betrachtet das Kugelpistill als Reib53 54 55 56 57 58

u n d Q u e t s c h g e r ä t (BÜHLER, 1 9 4 6 — 4 9 , S . 5 8 5 ) . SCHMITZ, 1 9 6 6 , S . 5 5 . SPEISER, 1 9 4 6 , S . 5 2 - 6 9 . BÜHLER, 1 9 4 6 - 4 9 , S. 5 8 4 , 5 8 7 . SPEISER, 1 9 4 6 , S . 5 5 . BÜHLER, 1 9 4 6 - 4 9 , S. 5 8 4 . BÜHLER, 1 9 4 6 - 4 9 , Tafel I e.

Stück eines Rindenbaststoffes des Baining MfV Leipzig, Me 10990

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menschlicher Köpfe bzw. Gesichter" sind, wie sie Steinkeulen und Steinpistille der Maori aufweisen. 59 Die wenigen auf der Gazelle-Halbinsel gefundenen Mörser gehören zu einer trichterförmigen Variante der Schalenmörser mit einem sehr charakteristischen zylindrischen Fußfortsatz. Sie finden sich auch auf Neuirland und auf Neuhannover, so daß man an einen — auch nach den Größenabmessungen möglichen — Zusammenhang mit den Kugelpistillen denken könnte. Allerdings kommen Holzmörser mit diesem zylindrischen Fußfortsatz auch auf Buka, Bougainville, Neugeorgia, Guadalcanar und San Christoval vor, wo Kugelpistille bisher noch nicht angetroffen wurden. 60 Danach bleibt die Frage offen, ob die Kugelpistille und die trichterförmigen Schalenmörser auf Neubritannien, Neuirland und Neuhannover überhaupt zusammen verwendet wurden und ob sie — wenn das der Fall war — nicht aus verschiedenen Richtungen auf diese Inseln gelangt sind. Nach dem bisher Gesagten kann man wohl nicht ohne Grund im BismarckArchipel ein Gebiet sehen, das kulturelle Anregungen aus verschiedenen Richtungen empfangen hat, so daß für die Baining wahrscheinlich wiederholt die Möglichkeit der Aufnahme von verschiedenen Kulturelementen in ihren Kulturbesitz bestand. Dabei ist nicht in erster Linie daran zu denken, daß sich kompaktere Bevölkerungen für längere Zeit auf der Gazelle-Halbinsel niederließen; dagegen spricht die doch wohl große Siedlungskontinuität der Baining und vielleicht auch der Umstand, daß die Steinartefakte in den Randbereichen ihres historischen Siedlungsgebietes gefunden wurden. Würden einmal Schalen und Mörser im zentralen Baining-Gebiet entdeckt werden, dann würde sich eine Reihe von Fragen ergeben, die gegebenenfalls gleichzeitig schon eine gewisse Beantwortung erfahren könnten: Saß hier vor den Baining eine Steingeräte herstellende bzw. verwendende Bevölkerung (oder Bevölkerungen), war eventuell eine Bevölkerung — wie die Butam der historischen Zeit — vorübergehend in das Gebiet der Baining (oder der Bevölkerung, aus der sich später die Baining bildeten) eingedrungen, gelangten diese Objekte als Einzelstücke (vielleicht zum nichtprofanen Gebrauch) zu den Baining, oder hatten die Baining die Verwendung von Mörsern und Pistillen übernommen, später aber wieder aufgegeben? Nicht zu entscheiden ist beim gegenwärtigen Stand der archäologischen Forschung auch, wann die Baining damit begonnen haben, die für sie in historischer Zeit so charakteristischen steinernen Keulenköpfe herzustellen, ob sie diesen Keulentyp bereits beim Vordringen nach Neubritannien besaßen (das würde ihre Ankunft in diesem Raum vor dem Neolithikum ausschließen), oder ob sie die Anregung zur Herstellung der Steinkeulenköpfe erst auf Neubritannien von der oder von den Bevölkerungen empfangen haben, die dort vorübergehend Fuß gefaßt hatten und als Verfertiger und Benutzer von steinernen Mörsern und Pistillen bereits in Erwägung gezogen wurden. Gleichfalls wurde 59 B Ü H L E B , 1 9 4 6 - 4 9 , S . 5 8 7 ; SCHMITZ, 1 9 6 6 , S . 3 5 , F i g . 5 7 . 6» B Ü H L E B , 1 9 4 6 - 4 9 , S . 5 8 6 . 9

Jahrbuch des Museums für Völkerkunde, Bd. X X V I

130

BARBARA T R E I D E

bereits angedeutet, daß die Formüber ein Stimmung zwischen den Steinkeulenköpfen und dem Körper der Kugelpistille kein besonderes Gewicht besitzt, da sich diese Übereinstimmung auf kein charakteristisches Element der Formgebung bezieht. So ist durchaus in Betracht zu ziehen, daß die von den Baining hergestellten Steinkeulenköpfe auf das Vorbild ähnlicher Keulen köpfe polynesischer Bevölkerungen zurückgehen. Bereits S P E I S E E hat 1933 festgestellt 61 , daß sich die steinernen Keulenköpfe der Baining in einer Reihe von Details von den steinernen Keulenköpfen Neuguineas unterscheiden, und zwar nicht nur in ihrer Form, sondern auch in der Art, wie die Keulenköpfe auf dem Keulenschaft befestigt sind. Vielleicht ist ein Grund dafür, daß die Baining die Verwendung und vor allem auch die Herstellung der steinernen Keulenköpfe bis in die jüngste Vergangenheit fortgeführt haben, in dem Umstand zu sehen, daß die Steinkopfkeulen nicht nur eine wirkungsvolle Waffe, sondern die steinernen Köpfe auch ein begehrter Handelsartikel waren. Es ist sehr wahrscheinlich, daß die Gunantuna als die Hauptabnehmer der Keulenköpfe nicht in engerem historischem K o n t a k t zu den hypothetischen Vermittlern der Herstellung von steinernen Keulenköpfen oder überhaupt einer entwickelteren Steinbearbeitungstechnik an die Baining gestanden haben. Die Gunantuna müssen nach dieser Auffassung später auf die Gazelle-Halbinsel gelangt sein. Beim gegenwärtigen Stand der archäologischen Erforschung Inselmelanesiens gibt es keine Anhaltspunkte dafür, daß die Baining jemals Mörser und Pistille verwendeten. Nimmt man an, daß sie Kugelpistille und trichterförmige Schalenmörser durch Kontakt zu anderen Bevölkerungen übernommen hatten, dann fällt eine Antwort auf die Frage schwer, warum die Baining die Herstellung oder zumindest die Verwendung steinerner Mörser und Pistille aufgegeben haben könnten. Für das zentrale Hochland Neuguineas darf man die Hypothese formulieren, daß die Aufgabe der Verwendung steinerner Mörser und Pistille im profanen Lebensbereich mit einem tiefgreifenden Wirtschaftswandel, mit dem erst einige Jahrhunderte zurückliegenden Übergang von einer kombinierten Bodenbau- und Erntewirtschaft zu einem hochspezialisierten, auf dem Anbau der Süßkartoffel basierenden Typ der Wirtschaftsführung und Ernährung zusammengehangen haben kann. 6 2 Für den Raum Neubritanniens, Neuirlards und Neuhannovers mit seiner offensichtlich sehr traditionsgebundenen Ernährung und Wirtschaftsführung auf der Grundlage des Taroanbaus läßt sich ein einschneidender Wirtschaftswandel in den letzten Jahrhunderten nicht wahrscheinlich machen, es sei denn, man nimmt an, daß die Baining vor nicht allzu langer Zeit überhaupt erst zum Bodenbau übergegangen sind. Dann könnten sie noch vor diesem Übergang steinerne Mörser und Pistille oder die Anregung zu ihrer Herstellung von späten, nicht vor dem 1. J t . u. Z. erfolgten Bevölkerungsbewegungen empfangen haben. Es bliebe bei einer solchen An« SPEISER, 1 9 3 3 , S . 7 7 / 8 . 62 T R E I D E , 1 9 6 7 , S . 1 2 1 / 2 2 .

Baining-Sammlungen zu Leipzig und Dresden

131

nähme allerdings die Frage offen, 'warum sie nicht gleichzeitig den Bodenbau übernommen haben; sollte eine Sammel- oder Erntewirtschaft wirklich ein starkes Bedürfnis zur Übernahme der steinernen Mörser und Pistille entwickelt haben ?C2a Vertritt man die Annahme, daß die Baining bereits seit längerer Zeit sowohl den Bodenbau als auch die Nutzung steinerner Mörser und Pistille kannten, kann man in Erwägung ziehen, daß sie, in ihrer Wirtschaftskraft durch die ständigen Auseinandersetzungen mit den benachbarten Bevölkerungen in der jüngeren Vergangenheit geschwächt, die Nutzung der steinernen Mörser und Pistille aufgegeben haben. Aber warum hatten dann in historischer Zeit die Zentral-Baining diese Geräte nicht mehr in Gebrauch ? Die Notwendigkeit einer systematischen archäologischen Forschung im BainingGebiet wird durch das Fehlen ausreichender Antworten auf alle diese Fragen nur noch einmal unterstrichen.

2.

Waffen

Die Baining benutzten mehrere Keulentypen, von denen einige starke Ähnlichkeiten mit Keulen von Nachbargruppen besitzen, doch ist, wie selbst P . L A U F E E bekennt, anhand des Museumsmaterials oft schwer zu sagen, welcher Keulentyp bei einer bestimmten Bevölkerung als ursprünglich angesehen-werden darf. Eine Entscheidung darüber ist deshalb heute nicht leicht, weil die alten Kriegswaffen nicht mehr hergestellt werden und man im ganzen BainingGebiet kaum noch einer alten Keule begegnet. 63 Sehr wahrscheinlich nicht von den in historischer Zeit benachbarten Bevölkerungen übernommen ist — wie oben ausgeführt wurde — die Keule mit durchbohrtem Steinknauf. Dieser Typ ist in der Leipziger PARKINSON- Sammlung vertreten durch zwei Exemplare, Me 10955 und Me 10956 (Akte 1913/70, Orig.-Nr.: 5. und 3. Keule von Kiste 7). Der runde Schaft der Keule Me 10955 besitzt an dem Handgriff einen kleinen, ovalen Knauf, den „Keulenschuh", über den der durchbohrte kugelförmige Steinknauf hinweggeschoben wurde zu dem sich verdickenden Schlagende hin. Hier ist er an dem Schaft befestigt mit Hilfe der aus zerstoßenem Parinarium-Samen (Parinarium laurinum A. GRAY)63* gewonnenen Kittmasse, in die zur Verzierung, wie dies häufig der Fall ist, Segmente der Nassa-Schnecken hineingedrückt wurden. Kleine Holzkeile, die zur festen Verbindung von Steinknauf und Schaft oft verwendet wurden 64 , hat man 62a y g j Anmerkung 52, aus der hervorgeht, daß das Kugelpistill sehr wahrscheinlich zum Reiben und Quetschen und nicht zum Stampfen verwendet wurde. Demzufolge braucht man auch nicht unbedingt an eine Benutzung des Pistills zum 6 3 P . LATTFEB, 1965, S. 186, Anm. 23. Zerkleinern von Taro zudenken. 6 3 a H e r r n Professor Dr. S. DANEKT, Leiter der Abteilung Systematik und Sortiment des Instituts für Kulturpflanzenforschung der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin in Gatersleben, danke ich herzlich für die mir auch diesmal gewährte Hilfe zur korrekten Benennung der angeführten Pflanzenarten.

6« P . L A U F E S , 1 9 6 5 , S. 1 8 8 .

9*

132

BARBARA T E E I D E

bei dieser Keule nicht benutzt. Der Keulenschaft ist 116 cm lang, der Durchmesser des Keulenkopfes, an der breitesten Stelle gemessen, beträgt 9,2 cm, die Höhe des Wulstes 8,7 cm. Das Stück Me 10956 (Abb. 4, Taf. L) ist 121 cm lang, der ebenfalls kugelige Steinknauf hat einen Durchmesser von 9,2 cm, der Wulst ist 8,7 cm hoch. Über dem spitz zulaufenden Handgriff sitzt der Keulenschuh, der bei diesem Exemplar wie bei den meisten Steinkopfkeulen der Baining gestaltet ist (wie bei Abb. 6, Taf. L I ) . 6 5 Die zur Verkittung dienende ParinariumMasse ist mit Segmenten der Nassa-Schnecke und mit bunten Perlen verziert. Dieser Keulentyp wird von Frau P A R K I N S O N dögi genannt, bei den Chachet, den Nordwest-Baining, heißt er nach P. L A U F E R a mdchrachaß6 Auch R I C H A R D 67 P A R K I N S O N gibt diesen Namen an. Das Dresdner Museum besitzt mehrere Stücke dieses Keulentyps: Nr. 16473 (Sammler R . P A R K I N S O N , 1896): Schaftlänge 124 cm, Durchmesser des länglichrunden Steinkopfes 9,1 bis 9,5 cm, Wulsthöhe 8,6 cm; Nr. 16474 (Sammler R . P A R K I N S O N , 1896): Schaftlänge 117cm, Durchmesser des länglich-runden Kopfes 9,2 bis 9,3 cm, Wulsthöhe 8,7 cm; Nr. 16475 (Sammler R . P A R K I N S O N , 1896): Schaftlänge 131 cm, Durchmesser des kugelförmigen Keulenkopfes 9,85 cm, Wulsthöhe 7,3 cm; Nr. 16476 (Sammler R . P A R K I N S O N , 1896): Schaftlänge 128 cm, Durchmesser des länglich-runden Kopfes 9,5 bis 9,6 cm, Wulsthöhe 9,9 cm; Nr. 16477 (Sammler R . P A R K I N S O N , 1896): Schaftlänge 121 cm, Durchmesser des kugeligen Steinkopfes 9,9 bis 10 cm, Höhe des Wulstes 7,4 cm; Nr. 16478 (Sammler R . P A R K I N S O N , 1896): Schaftlänge 131 cm, Durchmesser des ovalen Steinringes 8 cm, Wulsthöhe 4,5cm; Nr. 16479 (Sammler C. B R Ö C K E R , 1885): Schaftlänge 127 cm, Durchmesser des ringförmigen Steinkeulenkopfes 8 cm, Wulsthöhe 4,5 cm; Nr. 52370 (Sammler ist nicht angegeben) besitzt eine Original-Etikette mit dem Vermerk „a palau", Gazelle-Halbinsel, Neupommern. Schaftlänge 126,5 cm, Durchmesser des ringförmigen Keulenkopfes 7,7 cm, Wulsthöhe 40 cm; Nr. 54443 (Sammler R U D O L P H , 1907, Orig.-Nr. 54) ist ein kugeliger Keulenkopf (Abb. 5, Taf. L) von 12 cm Durchmesser mit der Etikette „Ein Keulenkopf von den Baininger-Bergbewohnern". Lichte Weite des Loches 3,2 cm, Wulsthöhe 8,1 cm; Nr. 54450 (Sammler R U D O L P H , 1907): Schaftlänge 120 cm, Durchmesser des sehr flachen Steinringes 7 cm, Wulsthöhe 2,6 cm; Nr. 5 4 4 5 5 a - d (Sammler R U D O L P H 1910, Orig.-Nr. 88) sind vier Steinkopfkeulen von unterschiedlicher Schaftlänge: 98 cm (a), 125 cm(b), 124,5 cm (c). Die Durchmesser der Steinköpfe betragen: kugeliger Kopf 9,9 cm (a) (Abb. 6, Taf. LI), ovaler Ring 8,2 cm (b), kugeliger Keulenkopf 8,6 cm (c). Die Höhe des Wulstes ist: 6,8 cm (a), 5 cm (b), 5,4 cm (c). Die Maße von 54455 d konnten nicht ermittelt werden, da diese Keule z. Zt. nicht verfügbar ist. Die Mehrzahl der Keulenköpfe ist mit Segmenten der Nassa-Schnecke verziert. Über die Durchbohrung des Keulenkopfes — es handelt sich um eine doppelkonische Bohrung — ist schon viel geschrieben worden, allerdings wurden auch «5 Siehe auch

S P E I S E R , 1933, «6 P . L A U F E R , 1 9 6 5 , S . 1 8 7 . «? P A R K I N S O N , 1 9 0 7 , S . 1 6 8 .

S. 78.

,

Baining-Sammlungen zu Leipzig und Dresden

133

Darstellungen gegeben, so von P O W E L L u n d ihm folgend S P E I S E K , die nicht akzeptiert werden können. 6 8 P . L A U F E R hat sich hierzu ausführlich geäußert, so d a ß eine Wiederholung unnötig ist. 6 9 Diese Stein köpf keulen sahen die Europäer zum ersten Male bei den melanesischsprachigen Küstenbewohnern in dem Bereich von Rabaul und Weberhafen. 7 0 Sie hörten dort die Bezeichnung a jjalau f ü r diesen Keulentyp. Bald jedoch brachten sie in Erfahrung, daß es sich hierbei u m typische Keulen aus dem noch unbekannten Hinterlande der Baining-Berge handelte 7 1 , und daß die Bewohner dieser Berggebiete der Küstenbevölkerung hinsichtlich der Steinbearbeitung überlegen waren. Die Stöcke wurden an der Küste hergestellt, aber die Keulenköpfe, die in Ring-, Kugel- und Eiform auftreten 7 2 , gelangten über Zwischenhändler aus den Berggebieten zur Küste. Durch Baining-Sklaven wurde später auch der Küstenbevölkerung im Nordosten der Gazelle-Halbinsel die Kenntnis der Steinkeulenanfertigung übermittelt. 7 3 P A R K I N S O N schreibt: „Hier (in den Distrikten am Varzin-Berge im Gebiet der Küstenbevölkerung — B. T.) habe ich vor J a h r e n die Anfertigung der Steinköpfe beobachten können, und die Methode stimmt genau überein mit der heute noch in Baining angewendeten." 7 4 F R I E D E RICI irrt sich, wenn er annimmt, daß alle Stein köpf keulen, die sich im Besitz der Küstenbevölkerung befanden, Beute- oder Handelsstücke aus dem BainingLand waren, wenn ihm das auch „verschiedentlich auf Befragen ausdrücklich erklärt worden ist." 7 5 Zur Leipziger Baining-Sammlung gehört die Keule „virigi", Me 10958 (Akte 1913/70, Orig.-Nr.: 4. Keule von Kiste 7) (Fig. 1), die ihrem T y p nach sicher identisch ist mit der von P . L A U F E R und R. P A R K I N S O N als a virki bezeichneten Flachkeule der Baining. 76 Das Leipziger Stück, aus schwarzbraunem Holz, ist 118 cm lang u n d das sich nach einem fast rechtwinkligen scharfen Absatz am Schlagende stark verbreiternde, abgerundete B l a t t ist 9 cm breit. Ein kurzer, ebenfalls abgesetzter Handgriff ist von rundlicher bis dreieckiger Form. Eine etwa 0,7 cm breite, leicht erhabene und quer über das breite Schlagende laufende Leiste schmückt die Vorderseite der Keule. Diese Keule könnte nach P A R K I N S O N bainingischen Ursprungs sein, doch besitzt sie auch „ A n k l ä r g e " auf der Nordost-Gazelle-Halbinsel. 77 Gemeint ist hier sicher die Keule bakul oder pakul™, deren große Ähnlichkeit mit a virki auf den ersten Blick zu konstatieren ist. P . L Ä U F E R , der ebenfalls darauf aufmerksam macht, daß die Flachkeule «8 POWELL, 1 8 8 4 , S . 1 4 1 ; SPEISEE, 1 9 4 5 , S . 5 ( n a c h P . LÄUFER, 1 9 6 5 , S . 1 8 7 ) . «9 P . LAUFEE, 1 9 6 5 , S. 1 8 7 . ™ POWELL, 1 8 8 4 , S. 1 4 1 / 4 2 . 71

P . LAUFEE, 1 9 6 5 , S. 1 8 7 ; FEIEDERICI, 1 9 1 5 , S. 11, 14. ™ FINSCH, 1 9 1 4 , S . 2 6 1 . 73

PARKINSON, 1907, S. 1 3 1 ; s i e h e a u c h FINSCH, 1914, S. 261.

7/

' PARKINSON, 1 9 0 7 , S . 1 3 1 . " FRIEDERICI, 1 9 1 5 , S. 11. ™ P . LAUFEE, 1 9 6 5 , S. 1 8 6 ; PAEKINSON, 1 9 0 7 , S. 1 7 0 . 77 PAEKINSON, 1 9 0 7 , S . 1 7 0 . 78

PAEKINSON, 1907, S. 130 u n d T a f . 8, N r . 6; siehe a u c h FEIEDEEICI, 1915, S. 15 LIND FINSCH, 1 8 9 3 , S . 1 0 6 .

134

BARBARA TREIDE

der Baining „verwandte Formen im Arsenal der Gunantuna hat", stellt fest, „daß die Möglichkeit einer gegenseitigen Beeinflussung nicht von der Hand zu weisen ist." 7 9 Diese vorsichtige Formulierung läßt offen, ob die a virkiKeule wie die Steinkopfkeule von den Baining zu den Gunantuna gelangt ist und dort in enger Anlehnung an das Vorbild zu einem für die Küstenbewohner charakteristischen Keulentyp wurde, oder ob die bakul-Keule den umgekehrten Weg genommen hat. Die Keule vom Typ bakul ist durch ein Exemplar in Frau PARKINSONS Sammlung vertreten, hier sulaka genannt: Me 1 0 9 5 9 (Akte 1913/70, Orig.-Nr.: 1. Keule von Kiste 7). Da sie ohne die geringste Abweichung den Keulentyp der Gunantuna repräsentiert 8 0 (vgl. die Dresdner bakul-Keule Nr. 20176 - Abb. 7, Taf. LI), erscheint die Vermutung berechtigt, daß sie von der Küste auf dem Tauschwege zu den Baining gekommen ist. Dieses Stück ist 138 cm , lang, das Schlagende 8,5 cm breit.

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Eine flache schmucklose Holzkeule, von L A T J F B E als Stabkeule bezeichnet, die zusammen mit vielen anderen Gegenständen der Baining von P A R K I N S O N abgebildet wurde 81 , gilt zweifelsfrei als Baining Keule. 82 Das Dresdner Museum besitzt ein solches Stück (Nr. 12140), das es im Jahre 1900 von G. R Ü H L E als Geschenk erhielt (Abb. 8, Taf. L I ) . Die Keule ist aus sorgfältig geglättetem schwarzbraunem Holz gefertigt, vom Griffende nach dem abgerundeten Schlagende zu wird sie nur unerheblich breiter. Ihre Länge beträgt 113 cm, an der breitesten Stelle mißt sie 5,3 cm. Zur Leipziger Baining-Sammlung zählt eine Keule mit rundem Schaft (sapke) 83 , Me 10954 (Akte 1913/70, Orig.-Nr.: 6. Keule aus Kiste 7) (Fig. 2), die nach P . L Ä U F E R den Baining zuzuweisen ist. 84 Diese Keule ist dem Stab der Steinkopfkeule sehr ähnlich, ebenso aber auch der Keule biri birika, die nach P A R K I N S O N und F I N S C H als ein im Nordosten der Gazelle-Halbinsel heimi™ P . LAUFER, 1965, S. 186. so V g l . P A R K I N S O N , 1 9 0 7 , T a f . 8 , N r . 6 . PARKINSON,

1907,

Abb.

22,

FINSCH, 1914, S. 261, A n m . 82

Siehe P. Anm. 3.

LÄUFER,

Nr.

17;

siehe auch

FOY,

1900, S. 9,

3.

1965, S. 186;

83 P A R K I N S O N , 1 9 0 7 , T a f . 8 , N r . 1 1 , S . 84

Fig. 1

Fig. 2

130.

Mündliche Mitteilung v o n P. L A U F E R während seines Besuches i m Museum für Völkerkunde zu Leipzig im April 1968.

Baining-Sammlungen zu Leipzig und Dresden

135

scher Keulentyp anzusehen ist. 8 5 Vielleicht existiert dieser Keulentyp nicht, wie P A R K I N S O N meint, seit „undenklichen Zeiten" bei der Küstenbevölkerung, sondern geht auf die mit der importierten Steinkopfkeule gewonnene Anregung zurück. Wir wissen, daß die Schäfte für die Steinkopfkeulen, zumindest in vielen Fällen, von den Küstenbewohnern selbst hergestellt und nur die durchbohrten Schlagsteine durch Zwischenhandel aus den Baining-Bergen bezogen wurden. 86 Me 10954 ist 130 cm lang, aus dunklem, rotbraunem Holz. Nach dem Schlagende zu wird die Keule breiter und dicker, nach dem Griffende zu verjüngt sie sich undläuft nach einem kleinen Absatz, dem Keulenschuh (20cm oberhalb des Endes), spitz aus. Me 10957, luvuluk (Akte 1913/70, Orig.-Nr.: 2. Keule aus Kiste 7) (Fig. 3), 131 cm lang, von rotbraunem Holz, stellt eine ungewöhnliche Keulenform dar, die weder als Baining-Keule noch als Keule der Küstenbevölkerung beschrieben worden ist und deren ethnische Zuweisung fraglich bleiben muß. Das Griffende ist gestaltet wie bei Me 10954, nach dem Schlagende zu wird der Schaft etwas dicker, verjüngt sich dann wieder und trägt einen schmalen, aus dem Holz herausgearbeiteten Ring mit einer sich anschließenden längs-ovalen Spitze als Abschluß. Im Staatlichen Museum für Völkerkunde Dresden befinden sich aus der Sammlung R U D O L P H zwei Keulen, Nr. 54451a (Abb. 9 , Taf. LH) und Nr. 5 4 4 5 1 b (Abb. 10, Taf. LH), die der Sammler auf der Original-Etikette als Schwertkeulen (Orig.-Nr. 93) ausBainingen gekennzeichnet hat. Beide Stücke sind 141 cm lang, aus schwarzbraunem Holz gefertigt. Nr. 54451b besitzt einen Keulenschuh und ist am Schlagende konkav gearbeitet, das Schlagteil von Nr. 5 4 4 5 1 a ist lanzettförmig gestaltet. Weder P . L Ä U F E R noch P A R KINSON erwähnen den Typ der Schwertkeule, doch spricht B U R G E R davon, daß der Baininger außer der Steinkopfkeule und einigen an • deren Formen, die er aufzählt, auch Schwertkeulen kennt. 87 Neben Gunantuna- und Sulka-Keulen 88 bzw. ihnen nachgebildeten Formen kannten die Baining auch Keulen aus dem südlichen Neuirland, wie durch ein Exemplar der Sammlung R U D O L P H (Nr. 54449, Orig.-Nr. 89) zu belegen ist (Abb. 11, Taf. LH). Die 134 cm lange Keule besitzt an beiden Enden einen angeschnitzten, stark abgesetzten konischen Abschluß. Sie entspricht im wesentlichen der mukmuk-Keule 89 , die P A R K I N S O N abbildet, und von der er sagt, PARKINSON, 1 9 0 7 , S . 1 3 0 ; FINSCH, 1 8 9 3 , S . 1 0 6 . 8? BUBGEB, 1 9 1 5 , 86 F I N S C H , 1 9 1 4 , S . 2 6 1 . S. 7 7 . 85

88

Baining-Keulen mit ananasförmigem Schlagwulst, die den SulkaKeulen nachgebildet wurden, sind in den Leipziger und Dresdner Sammlungen nicht vorhanden (siehe P. LAUFES, 1965, S. 186; BURGEB, 1913, S. 77).

89

B e i d e r mukmuk-Keule,

d i e PARKINSON ( 1 9 0 7 , T a f . 8, N r . 1 0 ) a b b i l -

det, befindet sieh an dem einen Ende zwischen Schaft und konischem Abschluß eine dünne und kräftig abgesetzte Scheibe.

Fig. 3

136

BARBABA

TBEIDE

daß sie aus dem südlichen Neumecklenburg (Neuirland) über den Sankt-GeorgsKanal nach der Gazelle-Halbinsel gebracht und „namentlich in den dortigen Nachbardistrikten" übernommen wurde. 90 Der Schaft und die konischen Enden des Dresdner Stückes sind mit roter Farbe bestrichen. Die Speere der Baining sind völlig unverziert. Sie werden hauptsächlich aus dem Holz der Betelpalme, aber auch aus anderem Palmholz gefertigt. Der Speer wird an beiden Enden zugespitzt — die Spitzen sind unterschiedlich lang — und der Schwerpunkt des Speeres in das erste Drittel des Schaftes gelegt. Nachdem der Schaft poliert worden ist, wird die Spitze im Feuer gehärtet. Speere werden heute noch als Jagdwaffe benutzt, in früheren Jahren waren sie den Bainingern als Kampfwaffe unentbehrlich. 91 Das Leipziger Museum besitzt Baining-Speere von S C H A P E R (Akte 1915/32). Me 11374 (Orig.-Nr. 178) ist 2,24 m lang, das Holz mit roter Farbe bestrichen. Die Spitze des Speeres Me 11375 (Orig.-Nr. 176) ist schwarz bestrichen, der Schaft rötlich; Länge 2,44 m. Me 11378 (Orig. 183) hat eine Länge von 3,23 m und ist aus sehr dunklem Holz. Neben Speer und Keule ist die Schleuder eine charakteristische Waffe der Baining, obwohl sie nur in freiem Gelände benutzt werden kann. Die begrenzte Anwendungsmöglichkeit der Schleuder in den dicht bewaldeten Berggebieten der Baining berechtigt, wie P. L A U F E E betont, jedoch nicht zu der Schlußfolgerung, daß die Schleuder eine von den Küstenbewohnern übernommene Waffe sei. S P E I S E R , der diese Auffassung äußerte, da es sich um eine austronesische Waffe handele 92 , hat wohl nicht beachtet, daß die Schleuder in den Ursprungsmythen der Baining häufig vorkommt und man deshalb eine eigenständige Erfindung der Schleuder durch die Baining nicht ohne weiteres ausschließen darf 9 3 , wenn auch die Schleuder der Baining und die der nordöstlichen Küstenbewohner der Gazelle-Halbinsel sich in nichts voneinander unterscheiden.9'« P. L A U F E R ist sogar überzeugt davon, „daß sie sicher als ein ureigenes Kulturgut der Baining zu gelten hat und nicht als Entlehnung von auswärts". Er schreibt in diesem Zusammenhang: „Im dichten Busch ist sie freilich auch in der Hand des besten Kämpfers wertlos, in Lichtungen, in den ausgedehnten Pflanzungen, an Flußläufen und am Strande dagegen war sie früher beim Kampf von großem Nutzen, eben weil der Schleuderstein bedeutend weiter reicht als der Speer. Dabei ist die Schleuder dem Baining durchaus nicht hinderlich (wie etwa der Schild), da sie bequem um den Hals oder Kopf geschlungen werden kann." 9 5 Auch F R I E D E R I C I scheint keinen Zweifel daran zu hegen, daß die Schleuder bei 9« P A R K I N S O N ,

1907, S. 130/31.

9» P . L A U F E R , 1 9 6 5 , S . 1 8 6 ; P A R K I N S O N , 1 9 0 7 , S .

167.

92 S P E I S E R , 1 9 4 5 , S . 5

187).

(nach

93 p . L A U F E R , 1 9 6 5 , S . 1 8 8 . 94 P A R K I N S O N , 1 9 0 7 , S . 95 p . L A U F E R , 1 9 6 5 , S .

167. 188.

P . LÄUFER, 1965, S.

Baining-Sammlungen zu Leipzig und Dresden

137

den Baining ein ursprüngliches Kulturelement ist. Mußte er auch feststellen, daß sein Versuch, die unterschiedliche Tragweise der Schleuder als ein Hilfsmittel bei Untersuchungen über Wanderungen und Völkerzusammenhänge in Melanesien zu verwenden, wegen der verwischenden Bevölkerungskontakte nicht die gewünschten Ergebnisse brachte, so glaubte er doch auch später noch, „daß der Gedanke an sich richtig war, und daß ein Teil der einwandernden Melanesier die Schleuder um den Hals trug, während die vorgefundene alteinheimische Bevölkerung, wie Baining und Tumuip, die Schleuder um den Kopf gewickelt hatte". 9 6 P . L A U F E R gibt an, daß die Baining mit der Schleuder auf eine Entfernung von 4 0 bis 5 0 m 9 7 ( B Ü R G E R sagt 5 0 bis 6 0 m 98 ) ihr Ziel kaum verfehlen, und auch 99 P A R K I N S O N hebt ihr großes Geschick im Werfen von Schleudersteinen hervor. Bei Überfällen auf fremde Gehöfte bedienten sich, wie B U R G E R schreibt, die Baining zunächst ihrer Fernwaffe, um einige Gegner bereits vor der Annäherung kampfuntüchtig zu machen, bevor sie die Keule im Nahkampf ^einsetzten. 100 Heute wird die Schleuder noch bei der Vogeljagd mit „großem Nutzen" verwendet. M1

Fig. 9

« FRIEDERICI, 1915, S. 31.

97 9

4

P. LÄUFER, 1965, S. 188.

8 BURGER, 1913, S. 73.

99

PARKINSON,

1907,

POWELL, 1884, S. 100

S.

167/68;

siehe auch

P . KLEINTITSCHEN,

1906,

S.

251

und

142/43.

S. 7 3 . Den Speer als Waffe für den Nahkampf zu bezeichnen, wie es tut, ist zweifellos verfehlt, wenn er auch nicht so weit wie die Schleuder reicht (siehe B U R G E R , 1 9 1 3 , S. 7 4 ; siehe auch P . L A U F E R , 1 9 6 5 , S. 1 8 6 ) . BURGER, 1913, BURGER

P. LAUFER, 1965,

S. 188.

138

BARBABA

TREIDE

Zur Leipziger Sammlung gehört eine Schleuder, Me 10960 a, mit einem Schleuderst ein, Me 10960b (Akte 1913/70, Orig.-Nr. 9a, b) (Fig. 4). Die Schleuder h a t ein 13 cm langes Lager aus Pandanusblatt 1 0 2 von 4,3 cm Breite, an dessen Enden je eine locker in Zopfmuster geflochtene Schnur von etwa 0,6 cm Breite aus gedrehtem Bast durch sehr sorgfältige Umwicklung mit einer dünnen und fest gedrehten Schnur aus demselben Material befestigt ist. Die beiden Schleuderschnüre sind gleichlang: 117 cm. Das Ende der einen Schnur ist geknotet, das Ende der anderen bildet eine Schlinge. Der Schleuderstein ist fast kugelig, er besitzt einen Durchmesser von 4,2 bis 4,8 cm. Er ist einer der runden kleinen Steine, die in Bergbächen und im Ufergeröll in großer Zahl zu finden sind und an denen bei den Baining niemals Mangel geherrscht haben soll. Allerdings kommen diese passenden Steine nicht überall vor, so daß sie nicht selten einen begehrten Tauschartikel darstellen. 103 Zu der Sammlung von Ethnographika, die P . L A U F E S im F r ü h j a h r 1 9 6 8 dem Leipziger Museum f ü r Völkerkunde als Geschenk übergab, gehört auch eine Schleuder. Das Lager f ü r den Stein besteht aus Bast. Die Länge der Schleuderschnüre beträgt 76 und 93 cm, die Länge des Lagers 9 cm, seine größte Breite 3,8 cm. Beide Enden der Schnüre sind geknotet. Abweichungen anderer Art sind nicht zu vermerken.

3. Herstellung

von

Rindenbaststoff

Die Rindenbastklopfer der Baining, von denen sich drei Exemplare in der Leipziger PARKINSON-Sammlung befinden, sind in ihrer Ausführung allem Anschein nach ohne Gegenstück in den übrigen Teilen Neubritanniens. Der Gedanke, gerippte Muschelschalen als Material f ü r den Schlagkörper zu verwenden, wurde aber nicht nur von den Baining realisiert. Bastklopfer, dessen Schlagkörper aus zwei Muschelschalen besteht und dessen Stiel mit Hülfe einer Klebsubstanz befestigt ist, erwähnen H A M B B U C H f ü r SüdwestNeubritannien, H I N D E R U N G u n d S P E I S E R f ü r die O-Mengen, und T I S C H N E R bildet einen Tapaklopfer mit angekitteter Pektenmuschel von der Jacquinot Bay ab. Soweit der Literatur zu entnehmen ist, waren die genannten Werkzeuge ohne die fürdie Baining-Klopfer charakteristische RotangumWicklung. 1 0 4 I m Besitz des Leipziger Museums f ü r Völkerkunde befindet sich aus den anderen Gegenden Neubritanniens kein Belegstück. 102

Die Verwendung von Bast ist ebenfalls üblich (P. L Ä U F E R , 1965, S. 188), wie auch an der Blanche Bay Baumblatt neben Bast zu diesem Zwecke genutzt wird ( F I N S C H , 1893, S . 105; siehe auch F R I E D E R I C I , 1915, S . 30). PARKINSON, 1907, S. 2 2 8 ; FINSCH,

1914, S. 2 5 4 ; P. LAUFER,

1965,

S. 188,

Anm.

1958,

S. 80.

39. HAMBRUCH,

1926,

S. 3 3 ; HINDERLING,

1949,

S. 17, 2 0 0 ; TISCHNER,

hält es für möglich, daß diese „Harzfassung" auf „australische Anregung zurückgeht" (Beilklinge und Schaft stecken in einem Harzklumpen) und verweist auf die Tapaklopfer der O-Mengen. Die Baining-Klopfer kannte er offenbar nicht. SPEISER

Baining-Sammlungen zu Leipzig und Dresden

139

Me 11060 (Akte 1914/63, Orig.-Nr. 34a) ist das am besten erhaltene Stück der Baining-Bastklopfer (Abb. 12, Taf. LIII). Der Schlagteil besteht aus zwei kräftig gerippten Schalen der drka-Muschel, die mit einer Klebmasse, vermutlich von Parinarium laurinum A. G R A Y , zusammengekittet sind. Der kurze hölzerne Stiel ist 2 bis 3 cm tief zwischen den beiden Muschelschalen eingekittet. Ein Rotangstreifen von 1 cm Breite ist in Längsrichtung um den Stiel herumgeführt und umgibt als schützender und stabilisierender Ring den Schlagkörper des Klopfers. Durch eine Querumwicklung mit etwas schmaleren Rotangstreifen wird der breitere, in den Ring auslaufende Streifen fest mit dem Holzstiel verbunden. Eine feine, aus pflanzlichem Material gedrehte Schnur, mit der die Muschelschalen vor dem Verkitten zusammengebunden wurden, ist einige Male um den Rotangring gewickelt und verbindet ihn so mit dem Schlagkörper. Die Gesamtlänge des Bastklopfers beträgt 26 cm, die sichtbare Länge des Stiels 19 cm, die größte Breite des Schlagkörpers (ohne Rotangring) 6 cm. Me 11062 (Akte 1914/63, Orig.-Nr. 34c) gleicht Me 11060, ist aber weniger gut erhalten. Die Kittmasse ist zum Teil herausgebröckelt, die Rotangumwicklung hat sich gelockert, und der um den Schlagkörper herumgeführte Rotangring ist am Stielansatz abgebrochen. Die zum Zusammenhalten der Muschelschalen dienende Schnur ist stellenweise zwischen dem Kitt erkennbar. Die Gesamtlänge des Klopfers mißt 29 em, die sichtbare Länge des Stiels 22 cm, die größte Breite des Schlagkörpers 7 cm. Der Bastklopfer Me 11061 (Akte 1914/63, Orig.-Nr. 34b) (Abb. 13, Taf. LIII) besitzt keinen Rotangring, und da auch keine Spuren einer einstigen Umwicklung des Stiels vorhanden sind, ist anzunehmen, daß dieser Klopfer vielleicht niemals umwickelt war. Der Stiel ist zwischen den Muschelschalen fest eingekittet, das Gerät kann folglich in dieser Beschaffenheit benutzt worden sein. Möglich ist allerdings auch, daß es in noch unfertigem Zustand in die Hände des Sammlers kam. P . L A U F E E erwähnt den Typ des Bastklopfers mit Rotangumwicklung in seinem Aufsatz „Handwerkliche Fertigkeiten der Baining" als das gebräuchlichste Gerät zur Baststoffbearbeitung. Wenn ein solcher Klopfer gerade nicht verfügbar ist, werden an seiner Stelle aber auch abgeflachte Steine oder Holzstücke verwendet, „in deren kolbenförmige Verdickung mit einer Kasuarzehe . . . Rillen gekratzt worden sind". 105 Es ist bemerkenswert, daß P A R K I N S O N 1907 schrieb, die Baining benutzten zum Klopfen der Baststreifen einen „Knittel" 1 0 6 , und daß er die so charakteristischen Rindenbastklopfer mit Muschelschalen überhaupt nicht zu Gesicht bekommen zu haben scheint. Auch F I N S C H führt diesen Typ von Bastklopfer der Baining nicht an, macht aber in einer Anmerkung Nach seiner Auffassung kann die Harzfassung von Indonesien aus, wo sie ebenfalls vorkommt, durch eine andere Bevölkerung gebracht worden sein, denn sehr wahrscheinlich sind die Australier nach SPEISER nicht bis nach Inselmelanesien g e k o m m e n (SPEISER, 1946, S. 15, 17). WS P . LAUFER, 1 9 6 5 , S. 1 8 4 ; s i e h e a u c h P . RASCHER, 1 9 0 9 , S. 1 9 3 / 9 4 . WS PARKINSON, 1 9 0 7 , S. 1 6 6 .

140

BARBABA

TREIDE

auf den von den üblichen melanesischen hölzernen „ Schlägern, häufig mit gerieftem Muster" 107 , abweichenden Bastklopfer von der Insel Kaniet aufmerksam, bei dem die Riefung durch einen in das Holz eingelassenen Haikiefer ersetzt wurde. 108 Er hätte also sicherlich nicht auf die Erwähnung des Baining-Typs mit Muschelschalen verzichtet, wäre er ihm bekannt gewesen. So ist die Vermutung naheliegend, daß die Baining im Nordwesten der Gazelle-Halbinsel, mit denen PARK I N S O N und auch F I N S C H in Berührung gekommen waren, entweder vorrangig oder ausschließlich hölzerne Rindenbastklopfer (neben solchen aus Stein?) verwendeten und die mit einem Schlagkörper aus Muschelschalen versehenen, wie sie P . L Ä U F E R bei den Zentral-Baining noch vor wenigen Jahren in Anwendung sah, hauptsächlich bei den zentralen und südlicheren Gruppen der Baining zu finden sind. Die Baststoffe der Baining haben die glänzendsten Prädikate erhalten: P. RAbetont die „mit wahrer Kunstfertigkeit ausgeführten Muster" 109 , von den „bewundernswertesten . . . Mustern" spricht FINSCH 1 1 0 , P. L Ä U F E R von etwas „Hervorragendem", das man auf diesem Gebiete „etwas Einmaliges im ganzen melanesischen R a u m " zu nennen versucht ist 111 , und P A R K I N S O N geht noch weiter, indem er sagt: „Diese intrikaten und feinen Muster finden nirgends in der Südsee ein Seitenstück". 112 Darf man auch P A R K I N S O N S überschwengliches Urteil im Hinblick auf die Spitzenleistungen der polynesischen Tapaerzeugung in dieser Ausschließlichkeit nicht gelten lassen, so ist doch gewiß, daß die bemalten Baststoffe der Baining Schöpfungen sind, die man in die Reihe der besten Tapaerzeugnisse der Südsee aufzunehmen hat. Der Rindenbaststoff dient bei den Baining in erster Linie religiösen Zwecken, er wird zur Bekleidung der gewaltigen, viele Meter hohen Tanzmasken und Figuren verschiedenster Art verwendet. Als Schambedeckung der Männer spielt die Tapa in Anbetracht der Mengen an Baststoff, die jährlich zur Herstellung der zahlreichen Masken (bis zu 100 innerhalb einer religiöse Zeremonien gemeinsam abhaltenden Gemeinschaft) benötigt werden, schon quantitativ eine sehr untergeordnete Rolle. 113 Da der vorliegende Aufsatz die Behandlung der Kultobjekte ausklammert, sollen einige RindenbaststofFe des Dresdner und Leipziger Museums, ohne auf SCHER

107

FINSCH, 1914, S. 361. FINSCH, 1914, S. 361, A n m . P . RASCHER, 1 9 0 9 , S.

4.

194.

" » FINSCH, 1914, S. 362. i n P . LÄUFER, 1 9 6 5 , S.

189.

"2 PARKINSON, 1907, S. 166. 113

P . L Ä U F E R , 1 9 6 5 , S. 1 8 9 . Unter den Lendentüchern aus europäischen Stoffen, die heute von allen Baining getragen werden, legen die Männer meist noch ihre alte Tapabinde an. Bei der Arbeit, so schreibt P . L A U F E R , wird o f t auf die europäischen Tücher verzichtet, da sie einen teuren Besitz darstellen und überdies ihre Nachteile haben. Auch während der Tanzfeste wird wohl in den meisten Fällen noch die Tapabinde getragen.

Baining-Sammlungen zu Leipzig und Dresden

141

Ihren religiösen Bezug einzugehen, als handwerkliche Erzeugnisse und als Dokumente des künstlerischen Gestaltungsvermögens und der Spezifik der Gestaltungsart der Baining vorgestellt werden. Sie lassen erkennen, daß innerhalb eines gewissen Grundprinzips mit Schöpferkraft und lebendiger Phantasie außerordentlich vielseitig variiert wird. Nicht nur die Bemalung, wie vielerorts in Melanesien li/j , sondern auch die Herstellung der Baststoffe wird bei den Baining allein von den Männern vorgenommen 115 , was aus der religiösen Bestimmung dieses Materials heraus zu erklären ist.110 Gewonnen wird der Baststoff hauptsächlich aus den Rinden des wildwachsenden 117 Brotfruchtbaumes, Artocarpus communis Forst. ( = A. incisa L . f.) 1 1 8 und des wildwachsenden Papiermaulbeerbaumes, Broussonetia papyrifera ( L . ) L'Her. 1 1 0 Die Mali nutzen, wie P. L A U F E R schreibt, noch einige andere Baumarten 120 , doch liegen für diese keine botanischen Namen vor. Der Baststoff von Artocarpus ist verhältnismäßig grob (wenn auch nicht so grob wie der von Ficus)121 und gelblich, manchmal sogar hellbraun.122 Er wurde zur Anfertigung der größeren Masken benutzt, deren Muster großflächig und im Detail weniger exakt ausgeführt sind. Andere Kultobjekte, wie Kopfhauben, Tanzhüte und die an lange Stangen gesteckten „Sichelbretter" 1 2 3 (s. u.), werden mit beinahe weißem Baststoff von außerordentlich feiner Struktur bekleidet, auf dem sehr zarte Linien und Punkte wirkungsvoll zur Geltung kommen.12'1 Das Bemalen des Baststoffes erfolgt übrigens erst an der fertiggestellten Maske oder Figur. 123 P . LATJFER, der oft Gelegenheit hatte, den Vorgang der Baststoffherstellung in allen Phasen zu beobachten, gibt davon eine sehr ausführliche Schilderung. Sie wird am besten mit seinen Worten wiedergegeben: „Nachdem man die gefällten Bäume (es sind jüngere, noch nicht so stark verholzte Bäume — B. T.) ihrer Krone beraubt hat, wälzt man sie an Ort und Stelle in ein offenes Feuer, über •dem sie hin und her gedreht und stückweise weitergezogen werden. Die Eingeborenen nennen das: ,der Baumstamm wird gekocht', denn die Hitze bewirkt, N'> F I N S C H , 1914, S. 362. »'s P A R K I N S O N , 1 9 0 7 , S. 6 2 0 ; B U E G E B , 1913, S. 6 7 ; F O Y , 1900, S . 1 2 ; P . R A S C H E R ,

1909, S. 193/94; P . LAUFER, 1965, S. 189. Iis P . L A U F E R , 1965, S . 189. U ? P . L A U F E R S diesbezügliche

Mitteilung bestätigt für die Baining FINSCHS allgemeine für ganz Melanesien getroffene Feststellung: „Ein Anbau der so nützlichen Bäume scheint nirgends stattzufinden, . . . " (FINSCH, 1914, S . 3 6 2 ) . Siehe auch H A M B R U C H , 1926, S. 25.

na y g i . T R E I D E , 1967, S. 69. Ii» FINSCH, 1914, S . 3 6 2 ; P . L A U F E R , 1965, S. 1 8 9 ; P . R A S C H E R , 1909, S . 1 9 3 ; B U R G E R , 1913, S. 67. 120 P . L A U F E R , 1965, S . 189.

PARKINSON,

1907,

S. 620;

121 H A M B R U C H , 1926, S. 24. 122 P . 123 p . 12'. P . « 5 p.

LAUFER, LAUFER, LAUFER, LAUFER,

1965, 1965, 1965, 1965,

S. S. S. S.

189. 189. 189/90; H A M B R U C H , 1926, S. 2 4 ; P A R K I N S O N , 1907, S. 620. 189.

142

Barbaba

Treide

daß der frische Rindensaft schaumig herausquillt. . . . Nachdem der so vorbereitete Stamm mit Wasser (oder womöglich im Wasser selbst) abgekühlt worden ist, klopft man mit einem hölzernen Schlägel (a münggem) oder mit einem abgeflachten Stein (a dülka) die gequollene Rinde ringsum locker und schneidet sie in bestimmten Abständen ringsherum und dann auch der Länge nach m i t einer scharfrandigen Muschel ein, so daß sie sich als länglicher, rechteckiger Streifen von ihrer Unterlage ablösen läßt. Diesen Streifen nun breitet m a n über dem glatten Stammstück wieder aus und schabt die äußere Borke mit einer Muschel ab 1 2 6 , bis alle rauhen Unebenheiten verschwunden sind u n d nur das reine Bastgeflecht übrigbleibt. H a t m a n eine Anzahl solcher ,Bastdecken' zusammen, so wässert man sie, d. h. m a n legt sie in ein fließendes Wasser u n d beschwert sie mit Steinen. Später legt m a n sie wieder über einen glatten S t a m m und klopft den spröden Stoff mit einem wgwfca-Muschelhammer 127 . . . weich; in Ermangelung eines solchen kann man die zähen Rindenstreifen 1 2 8 auch auf passenden Flußsteinen mit K n ü t t e l n bearbeiten. Auf diese Weise dehnt sich der Stoff u m das Doppelte, der Bast verfilzt sich mehr und mehr und wird glatt u n d geschmeidig. Alsdann kommen die Tuchstücke abermals f ü r 14 Tage lang in fließendes Wasser. Nach Beendigung dieser Periode werden sie ausgewrungen und zum Trocknen u n d Bleichen auf den Hüttendächern ausgebreitet oder wie frische Wäsche an einer Lianenleine aufgehängt. Schließlich bügelt man die je nach der Bastart weißen bis gelblichbraunen Tücher mit heißgemachten Steinen, wodurch sie steif werden." 1 2 9 Nach Beendigung der Maskentänze werden die BaststofFüberzüge einer weiteren Verwendung zugeführt. Sie bleiben als materieller Wertgegenstand, in den ein großer Teil Arbeitszeit investiert wurde, zum Nutzen der Gemeinschaft erhalten. Die Masken — sie werden nicht aufbewahrt, sondern treten nur einmal auf — entkleidet m a n und übergibt die Überzüge den Frauen als Schlafdecken. P . L ä u f e r berichtet, daß bei den Mali (Südost-Baining) der Träger der Maske selbst die Basthülle vom Bambusgestell entfernt und sie seiner nächsten Verwandten schenkt. 1 3 0 Diese Praxis, die man zunächst als ungewöhnliche Profanierung des Kultobjektes auffassen könnte 1 3 1 , findet ihre E r k l ä r u n g in der Vorstellung der 126 Zweifellos irrt sich B u r g e r , wenn er angibt, daß die „obere rauhe Rinde" durch Schaben und Klopfen mit einer drfca-Muschel (a girki) entfernt wird. Dieses Gerät (siehe S. 139 des vorliegenden Aufsatzes) ist dazu denkbar ungeeignet. Es würde erstens der Beanspruchung beim Klopfen der Rinde — wenn diese auch gequollen ist — nicht lange standhalten und zweitens beim Schaben auf Grund seiner abgerundeten Profile mit wenig Effekt arbeiten. 127 Siehe S. 139 des vorliegenden Aufsatzes. 128 Besser wäre, hier von Rindenbaststreifen oder nur von Baststreifen zu sprechen, da die Rinde bereits entfernt ist und so falsche Vorstellungen vermieden werden könnten. 129

P . L ä u f e r , 1965, S. 1 8 9 ; v g l . a u c h P . L ä u f e r , 1 9 4 6 - 1 9 4 9 , S. 514.

»30 p . L a u f e r ,

1959 b, S. 930.

131 Eoy schildert diesen Vorgang, noch ohne um den gedanklichen Hintergrund zu wissen, mit den Worten: „Von der abgeworfenen Figur (hareiga — B. T.) aber wurde seitens der Zuschauer der Rindenstoffüberzug abgeschnitten oder herunter-

Baining-Sammlungen zu Leipzig und Dresden

143

Baining, daß die Berührung mit Teilen von Masken, die die Stammesahnen verkörpern, Gesundheit und Fruchtbarkeit der Frauen bewirkt. Noch heute verfahren die Baining in dieser Weise. 132 Man darf wohl annehmen, daß auch der Wunsch nach einer sinnvollen weiteren Verwendung der Baststoffe — mehr oder weniger unbewußt — mit zur Ausbildung dieser Sitte beigetragen hat. Das Leipziger Museum besitzt aus der Sammlung von Frau P A R K I N S O N ein in der Ornamentierung sehr ausdrucksstarkes Stück Rindenbaststoff, Me 10990 (Akte 1913/70, Orig.-Nr. 17), das außerordentlich farbenkräftig rot u n d schwarz bemalt ist. Seine Länge beträgt 130 cm, seine Breite 40 cm. Dieses Stück ist nicht mehr vollständig. Ob es ursprünglich länger war, ist vom Ornament her nicht zu entscheiden, auf jeden Fall aber war es breiter, da von der zweiten Ornamentreihe nur noch die knappe Hälfte vorhanden ist. Es hat den Anschein, daß sich auch auf der anderen Seite der vollständig erhaltenen Ornamentreihe noch eine weitere Reihe angeschlossen hatte, so daß es ursprünglich mindestens drei nebeneinanderliegende Ornamentreihen gewesen sein können. Einen Ausschnitt zeigt die Farbtafel. Ein in Musterung und Farbgebung gleiches Stück, Me 11302, erwarb das Museum f ü r Völkerkunde zu Leipzig 1915 von dem Sammler S C H A P E R (Akte 1915/32). Es ist 117 cm lang und 38 cm breit. Auch dieses Stück ist nicht mehr vollständig. Da der von F r a u P A R K I N S O N gesandte Baststoff von den ZentralBaining stammen muß, darf man wohl mit einiger Sicherheit annehmen, daß auch Me 11302 aus dieser Gegend kommt. Von den Nordwest-Baining brachte der Sammler R U D O L P H im Jahre 1909 drei Tapa-Stücke mit, die wohl denselben Typ von Kultobjekten bekleideten wie die vorgestellten Leipziger Stücke, und zwar die von P. L A U F E R als „Sichelbretter" bezeichneten Objekte, die FOY in den „Publicationen" des Dresdner Museums „brettartige Gebilde" oder einfach „Bretter" nennt u n d von denen er einige abbildet. 1 3 3 Denkbar wäre auch, daß sie von jenen Kultobjekten herstammen, die FOY als „Schlangen" und als „phantastische Figuren" abbildet. 1 3 4 Das verwendete Material bestätigt diese Annahme: I n allen drei Fällen handelt es sich, wie bei den Leipziger Stücken auch, um sehr feinen Baststoff von Broussonetia papyrifera ( L . ) L'Her., der nach P. L A U F E R zur Anfertigung der „Sichelbretter" 1 3 5 verwendet wird. Demzufolge muß die Angabe R U D O L P H S auf den OriginalEtiketten, nach der diese drei bemalten Baststoffe zur Bekleidung der Baininger „Riesentanzmasken" benutzt wurden, dahingehend korrigiert bzw. präzisiert werden, daß diese Baststoffe zwar nicht die großen Tanzmasken (hareiga), wohl aber große Kultobjekte der Baining bekleidet haben. gerissen, um ihn mit nach Hause zu nehmen. Sobald ein Tänzer sich entfernt hatte, folgte ein neuer, und so wurden nacheinander ca. 70—80 Figuren vorgeführt, die alle dasselbe Schicksal erfuhren (FOY, 1900, S. 11). « 2 p . LAUFER, 1 9 6 5 , S . 1 8 9 ; P . L A U F E R , 1 9 5 9 b , S . 9 3 0 . «3 F O Y , 1900, Taf. IV, Nr. 1 - 9 . F O Y , 1900, Taf. V, Nr. 1, 2 und 3 - 5 . « 5 p . LAUFER, 1 9 6 5 , S . 1 8 9 .

144

BARBARA TREIDE

Die Ornamente sind vornehmlich in Schwarz unter Verwenden von etwas Gelb und bei Nr. 54385 von etwas Gelb und Rot ausgeführt. Der Rindenbaststoff mit der Katalognummer 54322 ist 127 cm lang und 31 cm breit (Abb. 14, Taf. L1V). Nr. 54385 hat eine Länge von 162,5 cm und eine Breite von 3 3 - 3 8 cm (Abb. 15, Taf. LIV), der Baststoff Nr. 54324 eine Länge von 199 cm und eine Breite von 39,5 cm (Abb. 16, Taf. LIV). Das Stück Tapa Nr. 54326 (Museum Dresden, Sammler R U D O L P H ) ist gröberer Baststoff von gelblich-hellbrauner Tönung. Vermutlich ist es der ein Gesicht darstellende bemalte Ausschnitt des Kopfteils einer großen Tanzmaske (Abb. 17, Taf. LV). F a r b e n : Schwarz und Rot, stellenweise Rotbraun. Länge: 100 cm, Breite: 115 cm. P A R K I N S O N h a t uns Erklärungen mehrerer Ornamente überliefert, die er von den Baining selber erhalten hat. 1 3 6 Ein darüber hinausgehender Versuch, die Zeichnungen als Ganzes sowie die einzelnen Ornamentkomplexe und kleinsten Ornamente, die sehr oft auch eine Bedeutung haben sollen, erklären zu wollen, würde zu keinem ihrer wirklichen Bedeutung entsprechenden Ergebnis führen. Die Stilisierung der dargestellten Naturvorbilder — durch P A R K I N S O N wissen wir, daß es sich in einigen Fällen um Palmenblätter, Canariumbäume, Holzkeulen, Muscheln, Kokosnüsse, Fischgräten, Blüten, Netzformen und andere handelt — geht so weit, daß ein Bemühen um Deutung dieser Striche, Linien, P u n k t e und Kreise lediglich anhand von Museumsmaterial als sehr wenig aussichtsreich erscheinen muß.

4. Flecht- und

Knüpfarbeiten

Die Flechtarbeiten der Baining sind immer wieder gerühmt worden. Sie zählen neben den Erzeugnissen auf dem Gebiete der Rindenbaststoffherstellung und der Sfceinbsarbiitung zu ihren bemerkenswertesten handwerklichen Leistungen. Ihren aus Schnüren gefertigten Netzen und Taschen gilt die Bewunderung der Gunantuna 1 3 7 , die sie von den Baining im Austausch erwerben. 138 Tragnetze 1 3 9 , Netztaschen, Körbe, Tragtaschen, Stellnetze, Tragbänder, Beutel, Täschchen, Armbänder in den verschiedensten Größen u n d Formaten und aus unterschied. « 6 PARKINSON,

1907,

S.

621-628. siehe auch

P . L A O T E R , 1962/63, S. 24; 138 p . R A S C H E R , 1 9 0 9 , S . 1 9 7 .

137

139

P . RASCHER,

1909, S. 64.

Zur Bezeichnung dieser Flechtarbeiten werden in der Literatur die Begriffe Tragnetz, Netztasche, Netzbeutel, Netzsack, Netz verwendet, da diese Gebilde unterschiedlichen Formats, mit und ohne Tragband, die Benutzung der verschiedensten Begriffe zulassen. Es erscheint jedoch angebracht, zumindest eine klare Differenzierung zwischen den Behältern ohne Tragband und den Behältern mit Tragband vorzunehmen. In dem vorliegenden Aufsatz werden die Behälter ohne Tragband Tragnetze (siehe auch FOY, 1900, S. 9), die Behälter mit Tragband Netztasche genannt.

Baining-Sammlungen zu Leipzig und Dresden

145

iichem Material 140 bilden einen großen Teil der Baining-Ausrüstung an materiellen Gütern überhaupt. Sie dienen als Transportmittel, als Aufbewahrungsbehälter, als Schmuckgegenstände (Armbänder, aber auch Tragnetze und Netztaschen, s. u.) und — in der Form von kleinen Schnurtaschen — als ständige Begleiter vor allem der Männer zur Aufnahme der Dinge des persönlichen Bedarfs. Den Kleinkindern werden oft winzige Netztäschchen umgehängt. 1 4 1 Me 11048 (Akte 1913/70, Orig.-Nr. 4a) ist eine aus graubraunem Rohr gefertigte weitmaschige Tragtasche (masiengi). An den Rand der Tasche ist ein Henkel aus demselben Material angeknotet. Er läuft in einen groben Knoten aus. Höhe der Tasche mit Henkel: 70 cm, Höhe ohne Henkel: etwa 34 cm, größte Breite: 50 cm, Maschenhöhe: 5 bis 6 cm. Ein ähnliches Stück ist die aus hellbraunem Rohr gearbeitete Tragtasche Me 11049 (Akte 1913/70, Orig.-Nr. 4b) (Abb. 18, Taf. LVI). Der Henkel ist ebenfalls an den Rand der Tasche angeknotet, aber sorgfältig gearbeitet. Er besteht aus einem 1,5 bis 2 cm breiten geflochtenen Band von gleichem Material. Höhe der Tasche mit Henkel: 65 cm, Höhe der Tasche ohne Henkel: 38 cm, größte Breite: 46 cm, Maschenhöhe: 3 bis 4 cm. Die Geflechtsart, in der diese beiden Taschen gefertigt sind, zeigt Fig. 5b.

Fig. 5a, b, c

Als Material für die Tragnetze und Netztaschen benutzt man den Bast mehrerer Bäume (unter anderem Hibiscus tiliaceus L.), den Faserbast von Bananenstauden, Lianen (angelka-Li'Anen), oder die sehr feinen Fäden, die aus den gespaltenen Luftwurzeln der Pandanus-Palme herausgelöst werden. Außer den angelka-Lianen, die man ohne weitere Aufbereitung verwenden kann, wird das Rohmaterial mit der flachen Hand auf dem Oberschenkel zu Schnüren gedreht. Der Bast von Hibiscus und Banane (Musa) wird vorher mit Steinen bearbeitet, damit er weich wird, dann sauber geschabt und durch eine Rotangschlinge hin und hergezogen, bis sich die einzelnen Fasern gut voneinander 140

Nähere Angaben über die pflanzlichen Materialien, die die Baining zur Herstellung ihrer geflochtenen Gegenstände verwenden, macht P. L Ä U F E R in seinem Aufsatz „Handwerkliche Fertigkeiten der Baining", 1965, S. 180/81 und in seiner Arbeit „Die Bainingstämme in ihrer äußeren Erscheinung", 1962/63, S. 24.

« 1 P . LÄUFER, 1 9 6 2 / 6 3 , S. 24. 10 Jahrbuch de3 Museums für Völkerkunde, Bd. X X V I

146

BARBARA T R E I D E

ablösen lassen. 142 Die fertigen Schnüre werden schließlich gefärbt, denn die Baining lieben es, die Wirkung ihrer Netzarbeiten durch Mehrfarbigkeit zu erhöhen und beweisen darin sehr viel ästhetisches Empfinden. Den roten Farbstoff entnimmt man der Samenkapsel von Bixa orellana L. oder den Früchten von Solanum ferox L., wozu noch der Saft einer anderen Pflanze hinzugegeben wird. Den gelben Farbstoff gewinnen die Baining aus der zerstoßenen Wurzel von Curcuma longa L., den blauen aus der Frucht von Dioscorea bulbifera L., aber auch, wie B U K G E R schreibt, aus den zerriebenen unteren Stengeln von Curcuma.143 Rot und Gelb wird bei den Südost-Baining auch aus zwei Lehmarten gewonnen, die gebrannt werden und einen rötlichen und gelben Ocker liefern. Schwarz ergeben mit Baumharz verbrannte Betelpalmenblätter. 144 Die Geflechtsart, in der alle Tragnetze und Netztaschen der Baining hergestellt sind, zeigt Fig. 6b. Es ist die Geflechtsart, die L E H M A N N in seiner Spezialstudie über die „Systematik und geographische Verbreitung der Geflechtsarten" als xVBa (Abbildung Nr. 62 auf Tafel 2) bezeichnet. 1 «

ai

b) Fig. 6a, b

Die gedrehten Schnüre werden mit den Fingern, ohne jedes Hilfsinstrument, verflochten, wobei Maschen von 3 bis 10 cm Durchmesser entstehen. 146 Die Tragnetze sind meist wesentlich breiter als tief. Me 10970 (Akte 1913/70, Orig.-Nr. 20a) aus rötlich-braunen, gelben und gelbbraunen Schnüren gefertigt, die ein über die Breite des Netzes laufendes buntes Streifenmuster bilden, ist 1,50 m breit und mißt an seiner tiefsten Stelle 22 cm. Die Öffnung des Tragnetzes ist 68 cm weit. Die spitz zulaufenden Enden sind mit Schnur von demselben Material zusammengeknotet. Das Tragnetz Me 10971 (Orig.-Nr. 20d), dessen größte Tiefe 37 cm beträgt, ist aus rotbraunen und gelblichhellgrauen Schnüren in Streifermuster geflochten (Abb. 19, Taf. LVI), Me 10972 (Orig.-Nr. 20e) wurde aus rötlichbraunen, dunkelbraunen, hellbraunen und gelb gefärbten Schnüren gearbeitet (Breite: 105 cm, Tiefe: 16 cm). Ein weiteres Exemplar i « P. L A U F E » , 1962/63, S. 23; P. LÄUFER, 1965, S. 180/81; siehe auch BURGER, 1913, S. 77. i « BURGER, 1 9 1 3 , S . 7 7 ; P . LAUFER, 1 9 6 5 , S . 1 8 0 / 8 1 . 144 P . LAUFER, 1 9 6 2 / 6 3 , S . 2 3 ; P . LAUFER, 1 9 6 5 , S . 1 8 1 . « s LEHMANN, 1 9 0 7 , S . 3 2 / 3 .

f'6 P . LAUFER, 1962/63, S. 23.

Baining-Sammlungen zu Leipzig und Dresden

147

dieser Art ist Me 10973 (Orig.-Nr. 20c), das bei einer Breite von 1 m eine Tiefe von 32 cm besitzt u n d dessen unregelmäßiges Streifenmuster aus bräunlichen, rötlichen und gelben Schnüren geflochten ist. Die spitz verlaufenden Enden des Tragnetzes sind miteinander verknotet. Auch das Dresdner Museum h a t ein solches Tragnetz in seinem Besitz, es handelt sich u m das 1897 von R. P A R K I N S O N gekaufte und in dem gemeinsamen Aufsatz über „Die Yolksstämme Neu Pommerns" von FOY abgebildete Stück (Nr. 12046) 147 , das mit einer Öffnung von 3,32 m Weite bei einer Tiefe von 22 cm den T y p dieser Baining-Tragnetze besonders charakteristisch repräsentiert. Diese Tragnetze werden von den Frauen mit der Stirn getragen, ebenso wie die vom Staatlichen Museum f ü r Völkerkunde Dresden 1962 mit der Sammlung R U D O L P H erworbene Netztasche (Museum Dresden, Nr. 54321, Orig.-Nr. 86), die R U D O L P H 1909 aus den Baining-Bergen mitbrachte (Abb. 20, Taf. LVII). Die Original-Etikette verzeichnet: „Tragnetz aus Bainingen, wird mit der Stirn von den F r a u e n getragen. 1909 Expedition." Dieses Stück ist ebenfalls mehr breit (100 cm) als tief (50 cm), über die ganze Breite der Vorderseite läuft ein Querstreifenmuster aus gelblichen, blauen, rotbraunen u n d hellbraunen Schnüren. Vier Längsstreifen sind durch Weiterführen der farbigen Schnüre der einen Reihe in einer oben oder unten benachbarten Reihe gebildet. Die Netztasche besitzt ein Tragband von 3 bis 4 cm Breite, das dieselbe Geflechtsart zeigt wie die Tasche. Die Rückseite der Tasche ist durch ineinander verlaufende Längsstreifen unterschiedlicher Breite aus hellbraunen und rotbraunen Schnüren verziert. Bevor die Tragnetze und Netztaschen von den Frauen zur Aufbewahrung u n d f ü r den Transport von Lebensmitteln benutzt werden, erfüllen sie, solange sie neu u n d ihre Farben frisch sind, ihren Zweck als Schmuckstücke. Die AnV fertigung eines solchen Gegenstandes erfordert Wochen bis Monate, und gewöhnlich zeigen die Frauen ihre neuen Stücke zum ersten Male bei Tanzfesten. Sie hängen diesen Schmuck wirkungsvoll über den Rücken oder häufiger n o c h über die linke Schulter und klemmen „ihn beim Reigen unter die rechte Achsel, so daß fast der ganze Oberkörper u n d die rechte H ü f t e bis zum. Knie davon verdeckt wird. Nichts wird bei dieser Gelegenheit in dem neuen Netz getragen, weil m a n die hübsche Handarbeit rein als Schmuck gewertet und bewundert wissen will". 148 Netztaschen, die von beiden Geschlechtern, vor allem aber wohl von Männern getragen werden 1 4 9 , sind wesentlich kleiner, doch unterscheiden sie sich nicht prinzipiell von den bisher beschriebenen Netzarbeiten. Sie sind ebenfalls breiter als tief u n d von derselben Geflechtsart. Me 10978 (Akte 1913/70, Orig.-Nr. 4d) ist 40 cm breit u n d (ohne Tragband) 21 cm tief, aus roten, gelblichen und wenigen dunkelbraunen Schnüren gearbeitet. Das ungewöhnlich breite Tragband aus gelblichen Schnüren (10 cm) ist in der Mitte mit einem etwa 4 cm breiten i « PARKINSON u n d F o v , 1 8 9 9 , S . 8, 1 3 u n d F i g . 5.

1« p. L A U F E R , 1962 63, S. 23; siehe auch P . RASCHER, 1909, S . 197. "9 P . LAUFER, 1 9 6 2 / 6 3 10«

S. 22/3.

148

BABBAEA

TREIDE

Streifen aus roter Schnur verziert (Abb. 21, Taf. LVII). Ganz ähnliche Stücke sind Me 10977 (Orig.-Nr. 4c) mit einer Breite von 41 cm und einer Tiefe von 22 cm (ohne Tragband) und Me 10979 (Orig.-Nr. 4a) mit einer Breite von 32 cm und einer Tiefe von 16 cm (ohne Tragband), beide aus der Sammlung von Frau PARKINSON ( A k t e 1 9 1 3 / 7 0 ) .

Von P. LÄUFER erhielt das Leipziger Museum für Völkerkunde eine Tasche, die die Männer der Baining, wie auch die Schnurtaschen, über der Schulter tragen (Abb. 22, Taf. VIII). Ihre größte Breite beträgt 48 cm, ihre Tiefe 23 cm. Die Tasche ist aus naturfarbenen Baststreifen dicht geflochten. Die Geflechtsart bildet LEHMANN ab als I A'azoc (Tafel 1, Nr. 2). 150 In die Vorderseite der Tasche sind braungefärbte Baststreifen, ein großes Karomuster bildend, eingeflochten. Die Flechtstreifen sind am oberen Rand der Tasche abgeschnitten, nur an den Seiten wurden einige von ihnen als Henkelschnüre weitergeflochten. Der Henkel besteht aus zwei gleichlangen (34 cm), als Zopf geflochtenen Schnüren (1,5 cm breit), die miteinander verknotet sind. Die Fransen am unteren Rand der Tasche sind angeknotet. Einige Flechtstreifen hat man am oberen Rand der Tasche in der Mitte von Vorderseite und Rückseite nicht abgeschnitten. Sie dienen wohl zum Zubinden. Ähnliche Stücke stammen vom Sammler SCHAPER (Museum für Völkerkunde Leipzig, Akte 1915/32), wieMe 11339, Me 11340. Dieser Taschentyp ist nicht auf die Baining beschränkt, er kommt auch in anderen Gebieten Neubritanniens (bis Mamusi) vor. 151 Ein unentbehrliches Ausrüstungsstück der Baining-Frauen ist das aus Streifen festen Rindenbaststoffes geflochtene mehrere Meter lange Tragband für den Transport von zentnerschweren Lasten wie Taro oder Feuerholz. Me 10986 (Akte 1913/70, Orig.-Nr. 11) (Fig. 7) ist 5,90 m lang, die Breite schwankt zwischen 4 und 4,7 cm. Die angewendete Geflechtsart ist nach LEHMANNS Klassifizierung IA"a z a (Tafel 1, Nr. 3). 152 An den Enden wird das naturfarbene Band allmählich schmaler und läuft schließlich in einen geflochtenen Zopf aus. Mit Hilfe des Tragbandes werden die Tarostengel, die man zu diesem Zweck an den Knollen beläßt, fest zusammengeschnürt. Eine frei bleibende Schlinge legt

Fig. 7 150 L E H M A N N ,

1907,

S.

30/1.

Mündliche Mitteilung von P . LAUFER. !S2 L E H M A N N , 1 9 0 7 ,

S.

30/1.

Baining-Sammlungen zu Leipzig und Dresden

149

sich die F r a u um die Stirn. 1 5 3 E i n e Abbildung Taro tragender Baining-Frauen bei P A R K I N S O N (1907, Tafel 9, S. 128) läßt die Tragweise unter Verwendung des B a n d e s deutlich erkennen. Sie scheint jedoch auf die Nordwest-Baining, von denen d a s F o t o P A R K I N S O N S s t a m m t — sie legen auch die Tragbänder der großen N e t z t a s c h e n 1 5 4 über die Stirn —, beschränkt zu sein, während alle übrigen Baining-Frauen die Tragbänder oberhalb der B r u s t entlangführen. Diese Art, die L a s t e n zu transportieren, bezeichnet P . L Ä U F E R als die ursprüngliche, die von den Chachet zugunsten der bei den Gunantuna gebräuchlichen ( B a n d über die Stirn gelegt) aufgegeben worden zu sein scheint. 1 5 5 R I C H A R D P A R K I N S O N gibt als Baining-Wort für das T r a g b a n d a garawacha a n 1 5 6 , F r a u P A R K I N S O N magaramka157

u n d P . LÄUFER

tengarn. 158

Unter der Inventarnummer Me 10981 (Akte 1913/70, Orig.-Nr. 8 b ) befindet sich in der Leipziger S a m m l u n g ein Flechtrahmen (maranigi), der zum Flechten von Armbändern gedient haben soll. Der Flechtrahmen besteht aus gebogenem, gespaltenem Bambusrohr, das ursprünglich, wie Zeichnung und Beschreibung a u f dem Katalogzettel angeben, durch zwei Hölzchen auseinandergespreizt wurde. Die beiden Hölzchen sind verlorengegangen. D a s auf dem R a h m e n befindliche A r m b a n d ist zur H ä l f t e fertiggestellt. Die L ä n g e des R a h m e n s beträgt 73 cm, seine größte Breite 21,5 cm. D a s A r m b a n d besteht a u s naturfarbenem Fasermaterial (Fig. 8). Die Geflechtsart ist IAVoc (Tafel 1, Nr. 2).»59

P . L A U F E R hat einen solchen Flechtrahmen bei keiner der von ihm besuchten Baining-Gruppen als Hilfsmittel zur Herstellung von Armbändern beobachtet. 1 6 0 So muß die F r a g e offen bleiben, ob dieser Flechtrahmen irrtümlich in die „ B u t a m " - S a m m l u n g von F r a u P A R K I N S O N hineingeraten ist, oder als Einzelstück auf heute nicht mehr zu rekonstruierendem Wege zu den Baining gelangt !53 P A R K I N S O N , 1 9 0 7 , S . 1 6 6 . Siehe S. 1 4 4 — 1 4 7 des vorliegenden 155 P . LAUFER, 1 9 4 6 - 4 9 , S. 503. PARKINSON, 1907, S . 166. 164

157 158

160

Akte 1 9 0 3 / 7 0 , Bemerkung P . LAUFER, 1965, S. 181. LEHMANN, 1907, S. 30/1. Mündliche Mitteilung von

Aufsatzes.

zu Objekt Nr. P . LAUFER.

11.

150

BARBARA T R E I D E

und, wie das in Arbeit befindliche Armband beweist, auch benützt worden ist. Aber wahrscheinlich ist er nicht zum festen Bestandteil des materiellen Kulturbesitzes der Baining geworden. Die geflochtene Speiseschüssel (Museum Dresden, Nr. 1 2 0 3 6 , Geschenk von R. P A R K I N S O N ' 1 8 9 8 ) , die P A R K I N S O N eindeutig als Baining-Schüssel kennzeichnete und die von FOY beschrieben und abgebildet wurde 161 , ist kein spezifisches Kulturelement der Baining. Diese Art der Speiseschüsseln (Abb. 23, Taf. LVIII; die Aufnahme zeigt die Unterseite) ist, was auch Foy bemerkt und anhand anderer Schüsseln des Dresdner Museums belegt 162 , auf Neubritannien weit verbreitet. Sie zeigen untereinander kleine, unwesentliche Abweichungen im Geflecht des Randes. Geflechtsart der Schüsseln ist nach L E H M A N N I I Bhß (Tafel 3 , Nr. 146). 1 6 3 Die Schüssel Nr. 1 2 0 3 6 ist, wie eine Überprüfung der Schüsseln des Dresdner Museums ergab, jedoch als einzige im Innern mit einer rötlichen Masse ausgestrichen. Zum Fang Fliegender Hunde sollen nach der Angabe von Frau P A R K I N S O N zwei sehr großmaschige Netze (masagaini) — die Maschenhöhe und -breite liegt bei 12 bis 16 cm - verwendet worden sein, Me 10 974 und Me 10 975 (Akte 1913/70, Orig.-Nr. 13b und 13c). Me 10974 ist etwa 10 m lang und 2 m breit. Die Netze sind mit dem in der Südsee fast allgemein üblichen Weberknoten geknüpft (LEHMANN, Fig. 175a). 164 Die bei der Herstellung von Flechtwerken von den Baining angewendeten Geflechtsarten zeigen, daß verschiedene Flechtwerke in „gewöhnlichem Taftgeflecht" gearbeitet sind. Diese Geflechtsart ist wegen ihrer fast universalen Verbreitung kaum geeignet, historische Beziehungen erkennen zu lassen. Dasselbe kann mit gewisser Einschränkung auch für den Weberknoten gesagt werden, der nach L E H M A N N in Indonesien und ganz Ozeanien einschließlich Australien Verwendung findet.165 Daneben kennen die Baining aber auch kompliziertere Geflechtsarten (wie bei der Herstellung von Tragtaschen, Tragnetzen und Netztaschen), deren Aussagewert für die Erhellung kulturhistorischer Zusammenhänge im indonesischen und ozeanischen Raum bereits von L E H M A N N erkannt und in Anlehnung an GTTIART dann auch von S P E I S E R beachtet worden ist.tGG I n Verfolgung der Anregungen L E H M A N N S , G U I A R T S und S P E I S E R S lassen sich Ähnlichkeiten der komplizierteren Geflechtsarten der Baining mit denen anderer ozeanischer und indonesischer Bevölkerungen nachweisen. Für die Geflechtsart der Tragtasche Me 11049 (Fig. 5 b) findet sich eine verwandte Geflechtsart außer auf Neubri161 IM 163 «W

PARKINSON, FOY, 1 8 9 9 , S . 8, 1 2 u n d F i g . 3. PARKINSON, FOY, 1 8 9 9 , S . 8. LEHMANN, 1 9 0 7 , S . 3 4 / 5 . LEHMANN, 1 9 0 7 , S . 2 7 . LEHMANN, 1 9 0 7 , S . 2 7 . 166 GUIABT, 1 9 4 5 , p . 8 8 ; SPEISER, 1 9 4 6 , S . 1 3 .

Baining-Sammlungen zu Leipzig und Dresden

151

tannien auch in Indonesien und Westirian (Fig. 5 a) 167 und andererseits in Australien und Neukaledonien (Fig. 5c). 16?a Die Geflechtsart der Tragnetze und Netztaschen ist, wie schon L E H M A N N feststellte, außer auf Neubritannien auch in weiten Teilen Neuguineas und in Australien verbreitet. 168 Die Analyse der Geflechtsarten Neubritanniens und speziell der Baining widerspricht nicht der schon geäußerten Auffassung, daß die Baining Beziehungen zu einem verhältnismäßig alten Besiedlungssubstrat Ozeaniens besitzen bzw. selber einen Teil davon darstellen können. Andererseits sind jüngere Einflüsse aus dem indonesischen Raum nicht unwahrscheinlich. Bereits dieser Vergleich auf relativ schmaler Materialbasis warnt vor einer Verbindung der in ihrer Struktur einfacheren Geflechtsarten mit älteren Besiedlungswellen bzw. der komplizierteren Geflechtsarten mit jüngeren Einwanderungen und jüngeren Kultureinflüssen (Vgl. Fig. 5a, b, c und Fig. 6a und b).

5.

Hausrat

Me 11050 (Akte 1913/70, Orig.-Nr. 2 a) ist ein aus waagerecht parallellaufenden Rohr streifen gefertigter ovaler Korb (kaik), dessen Stützgerüst aus acht senkrecht geführten dünnen Stäben aus weichem Holz besteht (Abb. 24, Taf. LIX). An vier Holzstäben sind aus geschmeidigem Rohr zwei im Zopfmuster geflochtene, sich überkreuzende Henkel befestigt. Gesamthöhe des Korbes (mit Henkel): 60 cm, Höhe ohne Henkel: etwa 40 cm. Solche Körbe dienten nach der Angabe von Frau P A R K I N S O N zum Tragen und Aufbewahren von Nahrung wie Taro, Yams und anderem. Sie hängen in den Häusern. Auf diese Korbart wird in der Literatur meines Wissens nicht aufmerksam gemacht. Aus Rinde gefertigt ist ein Schlangenkorb (:maganamgi), Me 10983 (Akte 1913/70, Orig.Nr. 3a). E r besteht aus 2 bis 3 cm breiten senkrecht angeordneten Rindenstreifen, die durch eiFig. 9 nen an der Stelle des größten Umfangs querlaufenden Streifen Rinde und durch ein sehr grobmaschiges Lianengeflecht zusammengehalten werden. Am oberen und unteren Ende wird der Korb durch je einen Ring aus verschlungenen Lianen befestigt. Zur Verstärkung ist dem querlaufenden Rindenstreifen im Innern des Korbes ein ebenso breiter Rindenstreifen entgegengesetzt. Höhe des Korbes: 32 cm, Umfang: 77 cm (Fig. 9). i«

LEHMANN, 1 9 0 7 , T a f e l 1, N r . 2 4 a u f S. 31, S. 2 0 / 1 , 2 3 .

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.2 § +3 I S S g ®„ S T A L K E R , 1688, zitiert bei F E D D E R S E N , 1958 (a), S . 216. 11 S T R A N G E , 1 9 2 6 , datiert die von ihm publizierten Exemplare, die B U S H E L L der Ch'ien-lung-Zeit ( 1 7 3 6 — 1 7 9 5 ) zuschreibt, in die K'ang-hsi-Zeit vor; der in den H E R B O L - N A C H R I C H T E N , Nr. 4 8 , S. 2 0 / 2 1 teilweise abgebildete Setzschirm aus dem Besitz der Lackfabrik H E R B I G - H A A R H A U S wird in die Jahre um 1 7 3 0 datiert. 12 R E I N , 1 8 8 6 , erwähnt sie nicht, desgleichen F E D D E R S E N , 1 9 6 0 . 13 Nach S E G U Y , 1923; nach F E D D E R S E N , 1958 (b), S . 42, benutzte man Fichtenholz. 14 Eine genaue Schilderung der Lacktechnik gibt R E I N , 1886, Bd. I I , S. 400—448, über die Grundierung speziell S. 423ff. Zu den Grundierungsarbeiten bei Koromandellack vgl. F E D D E R S E N , 1958 (b), S. 42. SEGUY, 1 9 2 3 ,

SEN, 1 9 5 8

191

Setzschirm in Koromandellacktechnik

Flächen eingetieft werden. Man erhält so — ähnlich wie bei der Cloisonnetechriik 1& — ein durch Stege getrenntes System von Zellen, deren eingetiefte Flächen mit kräftigen Farben bemalt werden. Durch den darunter liegenden weißen Kreidegrund heben sich die Farben leuchtend von dem sie umgebenden dunklen Lack ab, wodurch eine hervorragend dekorative Wirkung erzielt wird. 16 FEDDEBSEN weist darauf hin, daß auf Grund der oft hervorragenden Zeichnung der Koromandellacke wohl Entwürfe guter Maler dafür benutzt worden sind. Bevorzugte Motive für Setzschirme in Koromandellacktechnik sind auf der Vorderseite in Parallelperspektive wiedergegebene Landschaften oder Palastanlagen, in denen ein historisches Ereignis, eine Szene aus dem reichen chinesischen Sagen- und Legendenschatz oder eine Alltagsschilderung aus dem sorglosen Milieu der in Glanz und Luxus lebenden herrschenden Klasse dargestellt wird; die meist nur wegen des geringeren Reichtums des Rahmenschmuckes als solche ansprechbare .Rückseite zeigt im allgemeinen prächtige Kompositionen von Vögeln, Tieren und Pflanzen symbolischer Bedeutung oder ebenfalls Landschaftsdarstellungen. Die häufig in mehreren Zonen ausgeführte Bordüre wird gewöhnlich durch Blumen, Fabeltiere, Altertümer, Embleme sowie stilisierte chinesische Schriftzeichen oder durch Kombinationen dieser Motive, von denen die meisten ebenfalls symbolische Bedeutung haben und bestimmte Wünsche zum Ausdruck bringen sollen, gebildet. K O L L E R S Versuch 1 7 , die Verschiedenheit der Motive auf Vorder- und Rückseite dadurch zu erklären, daß das Zentralmotiv der Schauseite "zum Standardrepertoire der Setzschirmhersteller gehört haben soll, während die Darstellung auf der Rückseite sich auf ein konkretes, zu beglückwünschendes Ereignis bezöge, findet durchaus nicht auf allen Setzschirmen eine Bestätigung; zumindest ist dieses „konkrete, zu beglückwünschende Ereignis" in vielen Fällen nicht auf den ersten Blick oder überhaupt nicht zu erkennen. 18 Vielleicht trifft K O L L E R S Vermutung nur für die Erzeugnisse einer Koromandellackwerkstatt oder nur für einen bestimmten Zeitraum zu. Einen in Koromandellacktechnik gearbeiteten zwölfteiligen Setzschirm 19, (Taf. L X I X - L X X , Abb. 1 u. 2) mit Motiven der eben geschilderten Art erwarb das Museum für Völkerkunde zu Leipzig im Jahre 1960 von der Kunsthandlung Kühl (Dresden). Die Vorgeschichte des Stückes ist ungeklärt. 20 Abgesehen von 15

Die Cloisonnetechnik wird ebenfalls bei führlich beschrieben,

REIN,

1886,

Bd.

Iß F E D D E R S E N , 1 9 5 8 ( a ) , S . 2 1 6 . " KOLLER, 1 9 6 1 , S. 9. 18 Vgl. z . B . die Tafeln bei S T R A N G E , 1 9 2 6 , das in O Z 1 9 3 5 , Stück, den in F Ü H R E R , 1 9 3 1 , S. 8 beschriebenen Setzschirm 19 20

II,

S.

582-592

aus-

S. 2 6 6 beschriebene sowie das im folgen-

den abgehandelte Exemplar. Inventarnummer OAs 17 047; Aktenstück 1960/51. Trotz mehrmaliger Anfragen bei der Kunsthandlung war keinerlei Auskunft über den vorherigen Besitzer zu bekommen. Die Vermutung, daß das Stück von einem in der Nähe Dresdens gelegenen Adelssitz stammt und durch Kriegs- oder Nach-

192

W A L T E R BÖTTGER

einigen leichten Abstoßungen an den Rändern und Füßen sowie verblaßten Farben befand es sich in gutem Zustand. Seine Höhe beträgt 184 cm, die Breite jedes Flügels 40 cm — nur die beiden äußeren Flügel messen 40,5 cm in der Breite —, so daß sich in voll entfaltetem Zustand eine Gesamtlänge von rund 480 cm ergibt. Die zwölf Flügel werden durch je zwei 6 cm hohe Messingscharniere, die mit je drei Messingschrauben an den Kanten befestigt sind, miteinander verbunden. Alle Flügel tragen an den Schmalseiten römische Ziffern in fortlaufender Nummerierung, um das Zusammensetzen des Stückes zu erleichtern. 21 Jeder Flügel steht auf zwei 21 cm hohen Füßen, die bis zur Höhe von 15 cm eine Breite von 7 cm besitzen, danach verbreitern sie sich in bogenförmiger Schwingung auf etwa das Doppelte, wonach sie sich nach nochmaliger Schwingung zu einem 1 cm breiten Verbindungsstück vereinigen. Die Füße sind schwarz lackiert und weisen, abgesehen von ihrer geschwungenen Form, keine Verzierungen auf. In ihrem dekorativen Aufbau entsprechen Vorder- und Rückseite des Stückes einander fast völlig. Betrachten wir zunächst die etwas schlichtere Rückseite, deren Farbskala — ebenso wie die der Vorderseite — neben Weiß verschiedene Töne von Rot, Grün, Blau und Gelb umfaßt. 2 2 Den größten Teil der Rückseite des Setzschirmes (Taf. L X X , Abb. 2) nehmen Landschaftsdarstellungen ein, die sich gleichmäßig auf alle zwölf Flügel verteilen. Sie messen 74 X 36 cm — die der beiden äußeren Flügel, die zusätzlich eine den ganzen Schirm umgebende 7 cm breite Zierleiste tragen, sogar nur 74 X 29 cm —, nehmen also nicht die gesamte Breite eines Flügels ein, sondern werden jede durch eine rechteckige schmale weiße Linie zwei Zentimeter vom Rand entfernt eingefaßt. Die Landschaften lehnen sich eng an die im „Senfkorngarten" 2 3 dargestellten Vorbilder an und zeigen die für die chinesische Landschaftsmalerei typische Szenerie 24 — von Bergen umgebene Seen oder breite Wasserläufe, an deren Ufern Pavillons im Wasser stehen, mit baumbestandenen Inseln und Felsen, auf denen Pagoden aufragen oder Schenken mit ihren Reklamefahnen locken; das Ganze wird von Menschen, Booten und Vögeln belebt, die sehr schematisch, zum Teil nur mit wenigen Strichen angedeutet sind. Die Landschaften werden oben und unten kriegsereignisse in den Besitz der Kunsthandlung gelangte, ist wohl nicht ganz unbegründet. 21 Diese Ziffern wurden nachträglich eingekerbt, denn sie verletzen die Lackschicht. 22 Die Farben sind stellenweise stark verblaßt und besitzen nicht mehr ihre ursprüngliche Leuchtkraft, so daß sich nicht mit Sicherheit sagen läßt, ob die Farbtöne nur verschiedene Grade der Verblassung der Farben darstellen oder ursprünglich gewollt waren. Das könnte für die zeitliche Einordnung des Stückes wesentlich sein, da auf älteren Stücken offenbar in stärkerem Maße nur wenige reine Farben neben Gold und einigen Zwischentönen auftreten; vgl. KOLLER, 1 9 6 1 , S. 8 und Oz 1 9 3 5 , S. 2 6 6 . 23 Das „Malbuch vom Senfkorngarten" erschien 1679 und erlebte im 18. und 19. Jh. mehrere Neuauflagen. 24

V g l . FISCHER, 1 9 4 3 .

K o r o m a n d e l l a c k - S c t ü s c h i r m ; A u s s c h n i t t a u s M ü g e l ö dei- Vordorsoito m i t don H a u p t p e r s o n e n des R o m a n s

Setzschirm in Koromandellacktechnik

193

von einer dreifach gegliederten Bordüre eingefaßt. Diese besteht aus zwei 7 cm breiten, von je zwei schmalen roten Linien begrenzten Zierleisten mit stark stilisierten Lotusblumenranken 2 5 , von denen die äußere um die gesamte rückseitige Bildfläche des Setzschirmes läuft; zwischen ihnen befinden sich je zwölf Blumenmotive, von denen jedes ebenfalls von einer rechteckigen schmalen weißen Linie umgeben wird. Ihre Maße betragen auf den zehn inneren Flügeln in der oberen Bordüre 36 X 21 cm, in der unteren 36 X 27 cm, auf den beiden Außenflügeln 29 X 21 cm bzw. 29 X 27 cm. Zwar liegt es nahe, die Zwölfzahl der Flügel mit den zwölf Monaten in Verbindung zu bringen und die Blumen als die pflanzlichen Symbole derselben zu deuten 2 6 , aber das stößt auf einige Unstimmigkeiten. Zunächst einmal sind die Blumen oder Blütenzweige in mehreren Fällen nicht allein dargestellt, sondern in Kombination mit anderen Pflanzen, die sich nicht auf den gleichen Monat beziehen, bzw. überhaupt nicht als Monatssymbole genannt werden, z. B. Gardenie und Pfirsich (10. und 1. Monat) bzw. Pflaume und Narzisse; in mehreren Fällen sind die Pflanzen auch mit einem „Felsen" oder seltsam geformten Stein kombiniert, dem Symbol der Langlebigkeit. 27 Sodann ist weder die übliche Reihenfolge eingehalten, ganz gleich ob man beim rechten oder linken Außenflügel mit der Betrachtung beginnt 28 , noch lassen sich sämtliche zwölf Symbolpflanzen nachweisen — manche sind sowohl in der oberen Reihe wie auch in der unteren gleich mehrfach vertreten, z. B. die Gardenie insgesamt neunmal, Malven fünfmal, Päonien viermal, andere fehlen dagegen vollständig, z. B. die Magnolie —; dafür treten Blumen auf, die als Monatssymbole nicht genannt werden, z. B. Narzisse oder Jasmin. 2 9 Nach S T R A N G E 3 0 weichen die Blumen als Symbole der zwölf Monate in den einzelnen Provinzen etwas von der üblichen Norm ab, aber auch diese Erklärung führt hier nicht weiter. Gewiß haben alle diese Blüten ihre symbolische Bedeutung und sollen irgendwelche Wünsche zum Ausdruck bringen, wobei durch die wiederholte Abbildung einiger Blüten eine Intensivierung des Wunsches erreicht werden soll 31 — es war jedoch im Rahmen dieser Arbeit nicht möglich, die symbolische Bedeutung aller dargestellten Pflanzen zu erschließen, zumal einige der 25 Eine gleiche Zierleiste findet sich bei SEGUY, 1 9 2 3 , T a f . 26

27 28

29

STRANGE,

So bei S T R A N G E , 1 9 2 6 , S. 9 und Erklärung zu Taf. X X X V I I I . - Die Blumen der zwölf Monate sind: Pfirsich (erster Monat der alten Rechnung, unserem Februar entsprechend), (Baum-) Päonie, Kirsche, Magnolie, Granatapfel, Lotus, Birne, Malve, Chrysantheme, Gardenie, Mohn und Pflaume; nach F E D D E R S E N , 1 9 5 8 (a), S. 2 4 8 , desgl. bei W I L L I A M S , 1 9 6 0 , S. 1 9 0 . Nach L E S S I N G , 1 9 3 4 , S. 1 4 6 . Der chinesischen Betrachtungsweise entspräche der Beginn beim rechten Außenflügel entsprechend der Zeilenfolge im altchinesischen Buch. Zur Symbolik der Narzisse vgl. W I L L I A M S , 1960, S. 290, abweichend davon G R U B E , 1901, S. 138; zum Jasmin vgl. W I L L I A M S , 1960, S. 236, abweichend bei GRUBE, 1901,

S.

138.

3« S T R A N G E , 1 9 2 6 , S . 2 9 . 3I 13

1926, Taf. X X X V I I I , sowie bei

IX.

Beispiele dafür bei

GRUBE,

1901,

S.

137ff.

J a h r b u c h des Museums f ü r V ö l k e r k u n d e , B d . X X V I

194

W A L T E R BÖTTGER

in der Bibliographie aufgeführten Arbeiten zu diesem Problem nicht zu beschaffen waren. 32 Die Vorderfront des Setzschirmes wird sowohl durch die reichere Ausgestaltung des Rahmenschmuckes als auch durch das die zehn Innenflügel ohne Unterteilung einnehmende Zentralmotiv deutlich als solche gekennzeichnet. Wie auf der Rückseite ist die Bordüre der Vorderseite ebenfalls dreifach gegliedert, weicht aber im Dekor etwas von dieser ab. Die äußere Zierleiste als erste Zone des Rahmenschmuckes, die in den gleichen Abmessungen wie die der Rückseite um den ganzen Wandschirm läuft, besteht auf der Vorderseite aus einem achtkantigen Wabenmuster mit ganz formal wiedergegebenen kleinen blauen Sternblümchen 33 auf weißem Grund, in das in regelmäßigem Wechsel bei gleichbleibendem Abstand Medaillons von 6 cm Durchmesser mit gegenständigen Kranichdarstellungen, chinesischen fu- und shou-Zeichen in verschiedenen Schreibungen 34 sowie Halbmedaillons mit Blumen eingelassen wurden. Die Kraniche werden durch ihre roten Kopfplatten als Graue Kraniche (Megalornis grus) gekennzeichnet; bei den Blumen lassen sich Päonie, Lotus, Chrysantheme und Gardenie unterscheiden. Die Medaillons sind in der Zierleiste so verteilt, d a ß auf jeden Flügel oben und unten je fünf entfallen; davon bildet das Schriftzeichenmedaillon immer das mittelste, das von den beiden Halbmedaillons so flankiert wird, daß das linke vom oberen, das rechte vom unteren Rand angeschnitten wird, während die beiden gegenständigen Kranichmedaillons die äußeren bilden. Auf den beiden Außenflügeln, auf denen die Zierleiste vertikal verläuft, ist die Reihenfolge etwas abgewandelt: sie umfaßt hier vier Schriftzeichen- und drei Kranichmedaillons neben acht Halbmedaillons. Die zweite Zone des Rahmenscbmuckes bilden wiederum Blumenmotive, die in der Unter- und Seitenbordüre (Taf. L X X I - L X X I I , Abb. 3 u. 4) in Kombination mit Früchten und anderen Gegenständen aus dem Themenkreis der „Hundert Altertümer" 35 dargestellt sind. So stecken die Blumen stets in Vasen, ferner K O E H N , 1 9 4 2 , wo die symbolische Verwendung von 1 8 Pflanzen in der chinesischen Kunst abgehandelt wird. 33 Die Blümchen ähneln Astern, werden aber bei S T R A N G E , 1 9 2 6 , wo auf Taf. X X X V I I I ein ähnliches Zierleistenmuster — allerdings nicht farbig — abgebildet ist, als Chrysanthemen bezeichnet; eine Zierleiste mit gleichem Untergrund., jedoch ohne nähere Angaben dazu, bei K O L L E R , 1 9 6 1 , Abb. 1 . 34 Die Zeichen haben die Bedeutung „Glück" bzw. „langes Leben" und werden in der chinesischen Kunst gern als Ziermotive benutzt; vgl. die bei P E N K A L A , 1 9 6 3 , S. 111 und 112 abgebildeten je 100 verschiedenen Formen dieser beiden Schriftzeichen. 35 Die „Hundert Altertümer" bestehen nach F E D D E R S E N , 1958 (a), S. 244, aus einer Zusammenstellung von verschiedenen Emblemen, alten Bronzen, Jadegeräten und anderem. Nach W I I L I A M S , 1960, S. 226 umfassen die „Hundert Altertümer" neben zahlreichen konventionellen Darstellungen von Opfergefäßen, Blumen, Tieren usw. auch die Embleme der „Acht Kostbarkeiten" — Perle, Lochmünze, Raute, Bücher, Bild, Klangstein, gekreuzte Rhinozeroshornbecher und Artemisiablatt —, die Wahrzeichen der „Vier freien Künste" — Wölbbrettzither (Musik), Go-Brett nebst Behälter für Steine, zwei Bücher (Kalligraphie) und Bildrollen 32 Y E T T S , 1 9 4 1 ,

Setzschirm in Koromandellacktechnik

195

die in großer Typenvielfalt «abgebildet werden, teilweise sind sie auch in Schalen und anderen Gefäßen mit archaisierenden Formen eingepflanzt, daneben treten aber auch leere Gefäße auf, die aus dem Formenschatz der späten Bronzekunst stammen. Unter den auf alte Bronzen zurückgehenden Gefäßen überwiegen die Dreifußformen. Mehrfach treten auch Deckelkannen in aus der Keramik bekannten Formen auf, von denen die eine zwei Schriftzeichen trägt, die den Wunsch zur Erlangung eines hohen Lebensalters zum Ausdruck bringen. Insgesamt achtmal sind Ju-i-Zepter dargestellt, Glückssymbole in der Bedeutung „Möge alles nach Wunsch gehen". Auf dem rechten Außenflügel befindet sich eine Messermünze mit der Glückwunsch- und Widmungs-Inschrift JS]>ij ta chi yang chou yung in Siegelschriftzeichen 36 neben einer Pfauenfeder 37 und einem Zweig roter Koralle. 38 Ferner finden sich Muscheln oder Gehäuse großer Meeresschnecken, aus denen Gräser wachsen.39 Von den Emblemen der „Vier freien Künste" sind Wölbbrettzither und Bildrollen zu erkennen. An Früchten lassen sich die sog. Buddhahand-Zitronen, Pfirsiche und kleine Kürbisse unterscheiden, andere entziehen sich durch die geringe Größe ihrer Darstellung einer Deutung. 40 Problematisch sind auch hier wieder die (Malerei) —, die „Vier Kostbarkeiten" des Gelehrten — Tusche, Reibstein, Pinsel und Papier — sowie alle anderen Ziermotive, die nicht unter eine besondere Kategorie fallen. 36 Der Sinn der Inschrift ist nicht eindeutig zu ermitteln. Die beiden ersten Schriftzeichen drücken den Wunsch „großes Glück" aus und finden sich — nach P A T A L A S , 1965, Taf. 30, Y, 22 — in dieser Form bereits auf Lochmünzen der Epoche Chihcheng (1333—1367) der Yüan-Zeit, keinesfalls aber auf den über ein Jahrtausend älteren Messermünzen. Übersetzt man das letzte Zeichen in seiner herkömmlichen Bedeutung mit „gebrauchen", dann könnten die beiden davorstehenden Zeichen entweder als Regierungsdevise (nien-hao) eines Kaisers oder aber als Ortsbestimmung aufgefaßt werden. Beide Deutungsversuche scheitern aber: weder nennen die Nien-hao-Tabellen bei M A T H E W S , 1952, S. 1165ff. die Zeichen yang chou als Regierungsdevise, noch kommen sie in den mir zur Verfügung stehenden Nachschlagewerken als Ortsbezeichnung vor; das bekannte Yang-chou in der Provinz Kiangsu wird mit anderen Schriftzeichen wiedergegeben. Da das Zeichen yang auch als Familienname bekannt ist, sollten die Zeichen yang chou yung oder nur die ersten beiden Zeichen dieses Teiles der Inschrift vielleicht als Name angesehen werden, aber die Biographischen Wörterbücher — G I L E S , 1898, M A Y E B S 1910 und Jen-ming ta-tz'u-t'ien, 1929 — nennen keine Persönlichkeit dieses Namens. Damit scheidet die Inschrift zur Datierung des Setzschirmes aus. 37 Die Pfauenfeder wurde seit der Ming-Zeit als Auszeichnung für besondere Dienste an Beamte verliehen; vgl. W I L L I A M S , 1 9 6 0 , S. 3 1 4 . 38 Die symbolische Bedeutung der Koralle bezieht sich auf „Beförderung im Amt" oder „langes Leben"; nach W I L L I A M S , 1 9 6 0 , S . 8 6 . 39 Über die symbolische Bedeutung der Muschel, außer im Rahmen der „Acht buddhistischen Embleme", war nichts zu ermitteln, Zu den „Acht buddhistischen Emblemen" vgl. F E D D E R S E N , 1 9 5 8 (a), S. 2 4 6 . 40 Pfirsich, Granatapfel und Buddhahand-Zitrone werden bei F E D D E R S E N , 1 9 5 8 (a), S. 246 als Symbole für Reichtum an Jahren, Kindern und Glück genannt. Der Granatapfel fehlt in der vorliegenden Darstellung und ist vielleicht durch den Kürbis ersetzt worden, der auf Grund seiner Samenkerne ebenfalls als Symbol für zahlreiche Nachkommenschaft dient; vgl. K Ö R N E R , 1 9 5 8 , S. 9 1 . 13*

196

WALTER

BÖTTGER

Blumen, die — wie auf der Rückseite — nicht in allen Arten der Monatssymbole erscheinen. Auf den beiden äußeren Flügeln sind Päonien, Magnolien und Gardenien zu sehen, außerdem lassen sich in der Unterbordüre noch Lotus, Pfirsichblüte, Mohn, Chrysantheme, Pflaumenblüte und Malve nachweisen, zum Teil mehrfach, zum Teil in Kombination mit anderen. Auch hier werden auf den einzelnen Flügeln die Blumenmotive wieder von einer schmalen weißen Linie eingefaßt, die jedoch an den vier Ecken jeweils abgerundet und unterbrochen ist, wobei die Unterbrechung mit einer kleinen lanzettförmigen Spitze ausgefüllt wird. Die Maße der so geschaffenen Ornamentfelder sind die gleichen wie die der Rückssite. Auf den beiden Außenflügeln hat die zweite Zone des Rahmenschmuckes eine Abmessung von 24 x 92 cm, die Ziermotive werden teilweise von den beiden Zierleisten der Bordüre angeschnitten und eine nochmalige Einfassung nach Art der bei der Unterbordüre geschilderten entfällt. Die Oberbordüre — in den gleichen Maßen wie die der Rückseite gehalten und ebenso eingefaßt wie die Motive der Unterbordüre — zeigt nur Blumen und Blütenzweige aus der Gruppe der pflanzlichen Monatssymbole (Taf. L X X I I , Abb. 5), aber auch hier entspricht die Reihenfolge nicht der üblichen, es kommen Kombinationen der Symbole verschiedener Monate auf einem Flügel vor und zweimal treten Blumen auf, die normalerweise nicht zu den Pflanzen der zwölf Monate gerechnet werden — Hortensie und Lilie. Während aber auf der Rückseite die Gardenie am häufigsten dargestellt ist, zeigt die Vorderseite Päonien 4 1 an erster Stelle, am zweithäufigsten treten Lotusblüten 4 2 auf. Die dritte Zone des Rahmenschmuckes bildet die gleiche, 7 cm breite, rot eingefaßte Zierleiste mit Lotusrankendarstellungen wie auf der Rückseite; sie umgibt das die zehn inneren Flügel und je zwei Zentimeter der Außenflügel einnehmende Hauptmotiv und grenzt das Blumenmotiv der Bordüre von ihm ab. Das Hauptmotiv der Vorderseite (Taf. L X I X , Abb. 1) gibt eine jener Landschaften oder Palastanlagen mit figurenreicher Szene wieder, die F E D D E R S E N 4 3 als typisch für die Koromandellackschirme bezeichnet. Die Landschaft ist eine Fluß- oder Seenlandschaft, an deren Ufer im Hintergrund sich in der linken und rechten Bildhälfte je ein durch Felsen und Pflanzenwuchs halbverdecktes Gehöft erhebt. Beide Gehöfte sind durch lange, schmale, im Winde flatternde Fahnen als Schenken gekennzeichnet. Von den Gehöften aus überspannen leicht gewölbte Holzstege die Wasserläufe, die nach vorn von einer Anhöhe begrenzt werden. Das Wasser ist offenbar ziemlich seicht, denn auf der linken Seite waten vier Männer hindurch, denen das Wasser kaum bis an die Hüften reicht; im rechten Bildteil befährt ein flacher Nachen mit drei Männern an Bord das Wasser in Richtung Anhöhe. Die Anhöhe wird gegen das Wasser zu von einem balustradenähnlichen Geländer begrenzt, das in der Bildmitte von einem großen, mehrräumigen, einstöckigen Bauwerk mit geschwungenem Dach und über41

Z u r S y m b o l i k d e r P ä o n i e vgl. FEDDERSEN, 1958 (a), S. 2 4 6 ; b e i WILLIAMS, i 9 6 0 ,

S. 317. « Zur B e d e u t u n g der Lotusblüte vgl. «

FEDDERSEN, 1 9 5 8 (a), S. 213.

WILLIAMS, 1960,

S. 2 5 3 f f .

Setzschirm in Koromandellacktechnik

197

dachter Terasse unterbrochen wird, zu dem einige Stufen emporführen. Zwei weitere Gebäude von offenbar größerer Abmessung werden von den beiden Bildrändern angeschnitten; zwei durch eine Art „Geistermauer" 44 verbundene offene Pavillons stehen dem mittleren Bauwerk gegenüber. Nach vorn wird die ganze Anlage durch Felsen und Baumkronen begrenzt. Diese Szenerie wird durch Laubbäume und Bananenstauden, einen in einen quadratischen Sockel eingelassenen Fahnenmast mit quadratischem, vier Schriftzeichen tragenden Banner, drei Vögeln und einem seltsamen, hirsch artigen .Tier sowie einer größeren Anzahl Menschen belebt. Zwei der Vögel sind Kraniche, der dritte ähnelt einem Pfau. Das hirschartige Tier neben der linken Halle ist wohl mit einiger Sicherheit als das Fabelwesen Kilin 4 5 anzusprechen, denn einen Hirsch hätte der Künstler, der sonst alle Motive des Setzschirms naturalistisch darstellt, wohl ebenfalls naturalistisch wiedergegeben ; in diesem Fall dürfte wohl auch in dem Pfau ein Fabelwesen, nämlich der Feng-huang 46 zu sehen sein. Am häufigsten sind jedoch Menschen dargestellt, insgesamt 91 Personen; bei ihnen handelt es sich fast ausnahmslos um Männer, von denen die Mehrzahl bewaffnet ist. Die Bewaffnung besteht zum großen Teil aus Schwertern, unter denen einschneidige, leicht gekrümmte Typen überwiegen, doch kommen auch gerade, zweischneidige Schwerter vor. Die übrigen Waffen sind Stargenwaffen verschiedener Typen, unter denen Spieße (mao ^ und ch'iang ^ oder )47 sowie Hakenspieße (kou-chi zahlenmäßig am häufigsten sind; an zweiter Stelle stehen die Hellebarden (chi jji£ ) 49 , während Partisanen oder Dreizacklanzen (san-(ku-)ch'a H (US) 3£) 5 0 , Streitkolben (ch'ui ®F)51, Quer52 und schneider (ch'an J|l] oder Kusen (tao J J oder ch'ang-ping-tao 5 3 i i : i S 7]) in der Minderzahl sind; einmal tritt die Streitaxt (fu ^ ) und einmal der Bogen als Bewaffnung auf. Einige der dargestellten Langschaftwaffen werden 44

45

Zur Funktion der „Geistermauer" im chinesischen Bauwesen vgl. KELLING, 1935, S. 20ff. Zur Beschreibung der Kilin (Ch'i-lin), das oft fälschlich als Einhorn bezeichnet w i r d , v g l . LESSING, 1 9 3 4 , S. 1 4 0 ; F E D D E B S E N , 1 9 5 8 (a), S. 2 5 0 . WILLIAMS,

1960,

S. 409 f., hält es für ein giraffenartiges Tier, das heute ausgestorben ist. Zur Kilin F r a g e vgl. auch BÖTTGER, 1960, S. 23. '•E Z u m F e n g - h u a n g v g l . L E S S I N G , 1 9 3 4 , S . 1 4 4 ; W I L L I A M S , 1 9 6 0 , S . 3 1 9 F F . « B e i JANATA, 1 9 6 6 , S. 1 1 - 1 7 . « B e i JANATA, 1 9 6 6 , S. 1 8 . B e i JANATA, 1 9 6 6 , S. 2 9 - 3 1 . 50

Bei JANATA, 1966, S. 26; die S. 27 abgebildeten Typen fehlen auf dem Wandschirm.

51

B e i J A N A T A , 1 9 6 6 , S . 3 3 / 3 4 , n a c h CHOU W E I ,

oder ku-tuo jfik, auf Taf. 60 als ch'ui-ch'iang

1957, Taf. 63, auch suan-t'ou

^GIJ

bezeichnet.

52 B e i J A N A T A , 1 9 6 6 , S . 3 1 - 3 3 . 53

Bei JANATA, 1966, S. 19—24. Die Bezeichnung „Kuse" für die in der Urform sensenblattartige Klinge an langem Holzschaft findet sich nur bei JANATA. Nach CHOU WEI, 1957, Taf. 62 heißt diese Waffe, mit der in der chinesischen Ikonographie gewöhnlich der chinesische Kriegsgott Kuan-ti dargestellt wird, ch'angping-tao „Langschaftmesser" und ist erst seit der Sung-Zeit (960—1278) in Gebrauch; zumindest erwähnt CHOU WEI, 1957, S. 181—183, diese Waffe nicht für die ältere Zeit.

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WALTER BÖTTGER

bei JAN ATA 54 als Zeremonialwaffen oder Insignien f ü r Würdenträger ohne praktischen K a m p f w e r t genannt; als solche stehen sie in Waffenständern — wie auf unserem Bild links neben den zur Haupthalle führenden Treppenstufen — oder dienen zur Befestigung von Wimpeln, Standarten oder Fahnen. Feuerwaffen fehlen völlig. Die Bewaffneten sind einzeln oder in Gruppen unregelmäßig über die ganze Szene verteilt, die Unbewaffneten halten sich fast ausnahmslos in den Pavillons und größeren Bauwerken auf und halten charakteristische Attribute wie Ju-i-Zepter, Rechenbrett, (Geld?)-Säckchen usw.; fünf Personen tragen Standarten oder Banner u n d in einem Fall ist auch ein Kind mit einem Spielzeug in der H a n d dargestellt (Flügel 3, vorn rechts, halbverdeckt). Gewöhnlich befinden sich auf jedem Flügel des Setzschirms zwischen sieben und zwölf Personen. Was bedeutet nun diese Darstellung ? Jeder, der auch nur oberflächlich mit der chinesischen Romanliteratur Bekanntschaft gemacht hat, wird beim Anblick dieser Szene sofort an eines der meistgelesensten und bekanntesten Werke der chinesischen Romanliteratur erinnert: das Shui-hu-chuan TKJSH^» die „Wasserufer-Geschichten", in der deutschsprachigen Literatur unter dem Titel „Die Räuber vom Liang-shan-Moor" 5 5 bekannt. Diese Erzählung, die teilweise auf historischen Tatsachen 5 0 beruht, berichtet von den Taten des Volkshelden Sung K'iang ^fciX, auch Sung Kung-ming 5(5 BjJ genannt, einem ehemaligen Amtsschreiber, der gegen Ende der Nördlichen Sung-Dynastie (960—1126) mit 36 Räuberhäuptlingen die Provinz Shantung sowie die südlichen Teile der Provinzen Chihli u n d Shansi, aber auch das nördliche H o n a n durchzog bzw. unter seine Botmäßigkeit brachte, sich aber schließlich der herrschenden SungDynastie unterwarf, in deren Auftrag er im J a h r e 1123 einen Feldzug gegen die in Nordchina eingefallenen Liao-Tataren durchführte, aber schon ein J a h r später starb — offenbar eines gewaltsamen Todes. Die Taten des Sung K'iang und seiner Gefährten waren bereits während der Herrschaft der Südlichen Sung-Dynastie (1127—1278) recht populär, sie wurden mit allerlei legendärem Material ausgeschmückt und gehörten zum Standardrepertoire der Geschichtenerzähler. Zur Yüan-Zeit (1279-1368) war die Zahl der Helden bereits auf 108 gestiegen. 57 Sie besaßen amLiang-Berg pg [_Ll (liang shan) in Shantung, zwischen den Städten T'ung-p'ing-fu, Shou-ch'ang-hsien und Yün-ch'eng-hsien gelegen, ein stark befestigtes Lager, das durch das den Berg umgebende gleichnamige Moor (liang-shan-p'o Moor am Liang-Berg) abgesichert wurde u n d dadurch uneinnehmbar war. Das ganze Gebiet wurde von den Flüssen Wen $£ und Ch'i ffi umflossen, die sich hier vereinigten und zur Sung-Zeit noch einen weiteren Fluß, den Ch'üe in sich a u f n a h m e n ; sie bildeten ein Sumpfgebiet von beachtlichem Ausmaß. 5 8 54 1966, S. 40/41. 55 In neuerer Zeit findet sich im Titel auch der Begriff „Helden" anstatt „Räuber". 56

Das Material ist bei KUHN, 1957, S. 832—834 zusammengestellt.

57 FEIFEL, 1 9 5 9 , S. 2 9 4 - 2 9 7 .

58 Die Angaben nach dem Tz'u-yüan, sub ^Ui, 3 (T), S. 767 und äfilj s-ä, S. 768.

Setzschirm in K o r o m a n d e l l a c k t e c h n i k

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Eben dieser Liang-Berg mit Teilen des darauf errichteten Lagers und des den Berg umgebenden Fluß- und Sumpfgeländes ist auf unserem Wandschirm dargestellt. Die Wasserschenken, von denen sich auf der vorliegenden Abbildung zwei im Hintergrund befinden, spielen im Romangeschehen eine wichtige Rolle — hier sitzen Vertrauensleute der „Räuber", die Kundschafterdienste leisten und die Überfahrt zum Berg vermitteln — darauf deutet der auf Flügel 2 abgebildete Nachen mit drei Personen an Bord. Im Lager selbst nimmt die „Bundeshalle", die im Roman häufig erwähnt wird, einen großen Raum ein; sie erstreckt sich über vier Flügel (4—7), und auf Flügel 6 kann man einen Blick in sie hineintun (Taf. LXIX). Hier läßt sich auch die Hauptperson, Sung K'iang 5fvil> identifizieren: ein etwas beleibter, untersetzter Mann, klein von Wuchs, mit Schnauzund Kinnbart im dunklen Gesicht, der, mit einer Beamtenkappe und einem roten Mantel bekleidet, auf einem mit einem Tigerfell bedeckten Stuhl sitzt, einen kurzen Spieß mit daran befestigtem dreieckigen Wimpel in der Hand. Gerade so — bis auf den Wimpel — wird er im Roman beschrieben59, und ähnlich zeigt ihn auch ein Porträtbild, das einer modernen illustrierten Ausgabe (16 Bde.) des Kuang-i-Verlages, Shanghai, entnommen ist und bei KUHN (S. 685) reproduziert wird. Er wird von sieben seiner engsten Vertrauten umgeben, die sich auf Grund ihrer Beschreibung und ihrer Attribute zum Teil ebenfalls identifizieren lassen. So stehen auf seiner rechten Seite seine beiden Ratgeber Wu Yung und Kung Sun-sheng Q der letztere in der Tracht eines Taoistenmönchs und mit seinem Zauberschwert im Arm; ähnlich wird er auch, zusammen mit Wu Yung, auf einem Porträtbild der oben zitierten modernen Ausgabe dargestellt.60 Der neben diesen beiden Stehende mit dreigeteiltem Bart dürfte Lu Chün-yi sein, der zweite Häuptling, der im Roman als kräftig, hellhäutig und von stattlicher Gestalt beschrieben wird, sein dreigeteilter Bart ist auf einer alten Abbildung 61 deutlich zu erkennen. Vor ihm oben an der Treppe ist Li Kuei bärtig, dunkelhäutig und eine seiner beiden Streitäxte haltend, mit einiger Sicherheit zu bestimmen. Ob der Li Kuei gegenüberstehende Krieger mit einer Kuse im Arm den in der Rangordnung den fünften Platz einnehmenden Kuan Sheng HJ darstellen soll, ist nicht ganz sicher; die im Roman gegebene Personenbeschreibung — stattliche Erscheinung mit dreisträhnigem, bis auf die Brust reichenden Bart, schräg gestellten Augen und rötlich-brauner Gesichtsfarbe — würde viel besser auf den auf Flügel 9 des Schirmes dargestellten Kusenträger passen. Mit Sicherheit sind dagegen vor der Treppe Lu Chih-shen der ehemalige buddhistische Mönch, kenntlich an geschorenem Schädel, Vollbart und „Pilgerstab" — einem Streitkolben, den er unter den rechten Arm geklemmt hält — sowie Wu Sung kenntlich an seinem langen Haar, Stirnreifen, bartlosen Gesicht und dem hier allerdings etwas unförmig geratenen Rosenkranz, den er um den Hals trägt, sowie dem höchST Bei KUHN, 1957, S. 308, 373 und 812. EO Bei KUHN, 1957, S. 739. ei HERZFELDT, 1968, I I , S. 545.

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Waltee Böttger

geschwungenen Schwert, zu bestimmen; beide treten auch im Roman mehrfach gemeinsam auf. Bei dem hochgewachsenen, bärtigen Mann mit der Kopfbedeckung eines hohen Offiziers, der auf der anderen Seite des Häuptlingsstuhles steht, ist man geneigt, an Lin Ch'ung ^fcifjJ zu denken, steht er doch an sechster Stelle in der Rangfolge. Fraglich bleibt aber auch, ob die vor ihm stehende Person mit langgestielter, aber sonst nicht bestimmbarer Waffe im Arm, als Ch'in Ming f§| flß gedeutet werden darf, dessen Kennzeichen, die Wolfszahnkeule, dem Künstler offenbar nicht bekannt war, weshalb er seiner Phantasie in der Darstellung dieser Waffe freien Lauf gelassen h a t ; das ist um so merkwürdiger, als in alten Illustrationen zum Shui-hu-chuan Ch'in Ming mit seiner Wolfszahnkeule mehrfach abgebildet wird, der Künstler sich also von da Anregungen zur naturalistischeren Darstellung dieser charakteristischen Waffe h ä t t e holen können. Ob der Bogenschütze auf Flügel 5 den H u a Yung ißlfe wiedergeben soll, bleibt wieder fraglich; die von ihm im Roman gegebene Personenbeschreibung ist nicht erschöpfend, und gute Bogenschützen gibt es mehrere darin. Auf Flügel 8 ist wohl im Vordergrund der eilende „Geisterläufer" Tai Tsung USc^ mit kurzem Wimpelspieß und einem nicht näher definierbaren Gegenstand in der Hand, bei dem man an die ihm als Kurierausweis dienende Holzplatte denken könnte, dargestellt. Auf dem gleichen Flügel sitzt hinten auf dem Geländer Shih Chien ff^ig, der Meisterdieb, mit keckem Schnurrbart im dunklen Gesicht und von Gestalt lang u n d hager, ein kurzes Schwert in der linken H a n d haltend. Die drei mit Schwertern bewaffneten Frauen, die auf Flügel 10 vor dem Geländer stehen, stellen sicher die eigentlich mit zwei Schwertern fechtende Yi-chang-ch'ing — j t p r sowie K u Ta-sao j Ü ^ ^ f ! und Sun Erh-niang ^ ~ dar, die mehrfach bewaffnet in das Romangeschehen eingreifen. Bei allen anderen Figuren ist die Identifizierung recht schwierig und man kommt über bloße Vermutungen nicht hinaus. So läßt sich auf dem Wandschirm weder der Schlangenspeer des Lin Ch'ung noch die Kettenkeule des Tung Fei nachweisen, weder Wurfmesser, wie sie Li Ying kennzeichnen, noch der goldene Widerhakenspeer des Hsü Ning, und auch der durch zwei gleichzeitig gehandhabte Speere gekennzeichnete Tung P'ing t r i t t mit diesen beiden Attributen nicht auf dem Wandschirm auf. Erschwerend bei der Bestimmung der einzelnen Personen wirkt auch der Umstand, daß der Künstler nicht sämtliche 108 H ä u p t linge abgebildet hat, sondern nur 91 — wer befindet sich unter den fehlenden 17? Viele der 108 Personen treten zudem in einzelnen Romanszenen mit verschieschiedenen Waffen auf, so daß ihre Bestimmung allein von ihrer Bewaffnung her unmöglich ist. Die Personenbeschreibungen im Roman sind aber oft zu vage, als daß man sie zur Identifizierung benutzen könnte; in anderen Fällen aber weicht der Künstler bei der Wiedergabe der im Roman aufgeführten körperlichen Merkmale (Haarfarbe, Bartwuchs, Tätowierungen usw.) oder sonstiger Kennzeichen (Kleidung und Farbe derselben) der Handelnden stark von denselben ab, was eine genaue Bestimmung jeder Romanfigur recht schwierig macht. Es kann auch nicht die Aufgabe dieser Arbeit sein, sämtliche der 91 abgebildeten Personen zu identifizieren. Wissen wir denn, ob es überhaupt in der Absicht des

Setzschirm in Koromandellacktechnik

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Künstlers lag, alle 108 „Sterne" des Romans naturgetreu darzustellen? Auf diese Frage läßt sich keine Antwort geben. Von der Unstimmigkeit der Zahlen darf man sich auch nicht irritieren lassen. Der Künstler mußte sich natürlich bei seiner Darstellung nach den Möglichkeiten richten, die ihm die vorhandene Bildfläche bot. Wahrscheinlich hat er einige Gestalten in künstlerischer Freiheit absichtlich ungenau abgebildet, damit das Fehlen von 17 Personen nicht auf den ersten Blick offenbar wird. Der Eindruck, es handle sich bei der Darstellung um Gestalten aus dem Shui-hu-chuan, wird trotzdem gewahrt — einige besonders charakteristische Personen, z. B. Lu Chih-shen, Wu Sung, Sung K'iang, Wu Yung, Kung Sun-sheng, Li Kuei und die drei Frauen gestalten, sprechen ebenso dafür wie die sie umgebende Szenerie. Vielleicht gfelingt es später einmal, wenigstens die 36 „Sterne erster Ordnung" zu bestimmen, die sich sicher unter den 91 Figuren befinden. Künstlerische Freiheit ist wohl auch in der Darstellung von Bananenstauden zu sehen, die offenbar nur ihrer dekorativen Wirkung wegen abgebildet wurden fi2, denn diese Pflanzen wachsen in Shantung nicht, auch nicht zur Sung-Zeit; desgleichen ist das Auftreten von Kilin und Feng-huang eine künstlerische Eigenmächtigkeit : beide Tiere werden im Roman nicht erwähnt, passen aber in ihrer symbolischen Bedeutung 63 sehr gut zu der Figur Sung K'iang's, der im Roman als Vertreter der Interessen des Volkes gegen Beamtenwillkür, Ungerechtigkeit und Unterdrückung geschildert wird. Auf diese Charakterisierung weisen auch die vier Schriftzeichen des vor der Bundeshalle wehenden Banners, das die Devise t'i yüan hsing tao ^ X Î T J S „Das Volk vertreten und in den rechten Bahnen wandeln" 6/l trägt, denn so haben seine Zeitgenossen und die Nachwelt die Hauptfigur dieses Romans gesehen. Nach den obigen Ausführungen darf man wohl zusammenfassend behaupten, daß bei der Gestaltung des Hauptmotivs unseres Wandschirmes die gleichen künstlerischen Prinzipien zur Anwendung gekommen sind, die E B E K H A K D 6 5 für die Gestaltung von Tempelgemälden chinesischer Volkstempel, die auf chinesischer Volksliteratur basieren, festgestellt hat: der Künstler malte zum Teil auf Grund von mündlicher Tradition, zum Teil aber auf Grund von Anregungen aus illustrierten Romanausgaben; die dargestellten Personen sind so gekleidet, wie sie entweder in Theaterszenen oder aber in den illustrierten Romanen auf62 63

Über eine symbolische Bedeutimg der Bananenstaude war nichts zu ermitteln. Nach der Überlieferung läßt sich das Kilin nur dann blicken, wenn ein vollkommener Weiser regiert, der sich durch Milde, Gerechtigkeit und Wohltätigkeit auszeichnet, was auch die hervorragendsten Eigenschaften des Fabelwesens sein sollen. Gleichzeitig ist es Symbol der kampfbereiten Friedensliebe. Ebenso soll sich der Feng-huang nur in Zeiten blicken lassen, in denen Frieden und Wohlstand herrschen und so die Regierung eines vollkommenen Herrschers verkünden. Nach L E S S I N G , 1 9 3 4 , S . 1 4 0 u n d S . 1 4 4 , FEDDERSEN, 1 9 5 8 ( a ) , S . 2 5 0 u n d

WILLIAMS,

1960, S. 410 und 321. G/' Das Zeichen # war in den Wörterbüchern nicht auffindbar, steht aber möglicherweise für die Doppelung yüan-yüan jtyt in der Bedeutung „Volk, Massen". 65

EBERHARD, 1 9 6 5 , S . 1 0 3 ; 1 9 6 7 , S . 31.

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WALTER BÖTTGER

treten; die Haupthelden erkennt man an der (Theater-)Kleidung, Körperdetails (Gestalt, Hautfarbe, Bart usw.) oder an Attributen, die sie tragen. Der Aufbau des Bildes, die Darstellung der Nebenfiguren oder der umgebenden Szenerie bleibt der künstlerischen Freiheit überlassen. Hierbei richtet sich der Künstler nach seinem persönlichen Geschmack sowie nach dem ihm zur Verfügung stehenden Raum. Bleibt noch die Frage nach dem Alter des Setzschirmes zu beantworten. Da die drei darauf befindlichen Inschriften — wie oben dargelegt — keine Datierungen enthalten, muß das Alter des Stückes durch indirekte Hinweise erschlossen werden, vor allem solche, die sich aus der Geschichte des Romans, der das Motiv f ü r das Zentralbild liefert, ergeben. Die Geschichte des Romans aber ist ziemlich gut erforscht. 66 Daß er seit der Sung-Zeit recht populär war, wurde schon erwähnt. Die während der letzten dreihundert Jahre bekannteste Fassung erschien 1642, also etwa zur gleichen Zeit, als auch die Koromandellacktechnik in China aufkam. Eine so frühe Zeitstellung des Stückes ist aber aus zwei Gründen nicht sehr wahrscheinlich. Da ist einmal die Tendenz des Romans zu nennen, der von W I L H E L M 6 7 auf Grund seiner freimütigen Angriffe auf die zur Sung-Zeit herrschenden Zustände als klassisches Werk der sittlichen Empörung des chinesischen Volkes gegen Mißwirtschaft, Korruption und Beamtenwillkür charakterisiert wird und scharfe soziale Anklagen enthält, die zu dem Leitgedanken führen, daß die Verderbtheit der Regierung Ursprung des Räuberunwesens und ein guter Räuber besser als ein schlechter Beamter ist. Eine solche Tendenz mußte bei der herrschenden Klasse der Ch'ing-Zeit (1644—1911), zu der ja im wesentlichen ähnliche Klassenverhältnisse bestanden samt den gleichen Mißständen, wie sie der Roman für die Sung-Zeit geißelt, größtes Mißfallen erregen. Deshalb ist der Druck und der Vertrieb des Romans auch immer wieder von kaiserlichen Zensoren verboten worden, und noch am Ende des 18. Jahrhunderts ordnete ein scharfer, bei K U H N 6 8 auszugsweise zitierter Erlaß strenge Haussuchungen in Verlagen und Buchhandlungen nach etwa vorhandenen Druckstöcken und Exemplaren des „unflätigen" Shui-hu-chuan an und drohte allen an Druck und Vertrieb dieses anstößigen Werkes Beteiligten mit drastischen Strafmaßnahmen. Daß unter solchen Umständen ein Koromandellack-Setzschirm, der als Hauptmotiv gerade die Hauptpersonen dieses verpönten und verfolgten Romans trägt, hergestellt worden sein soll, ist schwer vorstellbar, zumal ja als Auftraggeber dafür nur ein Angehöriger der herrschenden Klasse in Frage kommt; unter denen hat es allerdings — wie überall und zu jeder Zeit auf der Welt — auch liberale Freigeister gegeben. Bessere Voraussetzungen für die Herstellung eines Wandschirms mit derart „anstößigem" Inhalt boten wohl die Jahre nach der Abdankung des Kaisers Ch'ien-lung 69 , als auch das Shui-hu-chuan neben anderen «6 F E I F E L , 1 9 5 9 , S . 2 9 4 F F . ; K U H N , 1 9 5 7 , S . 829FF. 67 W I L H E L M , 1 9 3 0 , S . 1 8 2 / 1 8 3 . 69

ES K U H N , 1 9 5 7 , S . 8 3 5 .

Ch'ien-lung ( 1 7 3 6 — 1 7 9 5 ) dankte nach sechzigjähriger Regierung ab, da er aus Pietät nicht länger als sein Großvater K'ang-hsi ( 1 6 6 2 — 1 7 2 2 ) regieren wollte, und starb im Jahre 1 7 9 9 ; nach E B K E S , 1 9 5 7 , S . 1 3 9 .

Setzschirm in Koromandellacktechnik

203

v o n i h m v e r b o t e n e n u n d v e r b r a n n t e n B ü c h e r n neu g e d r u c k t wurde. U n t e r seinem N a c h f o l g e r Chia-ch'ing (1796—1820) k a m es aus den gleichen G r ü n d e n wie zur Zeit der H a n d l u n g des R o m a n s wiederholt zu A u f s t ä n d e n , v o n d e n e n einer, der des „ G e h e i m b u n d e s v o m Himmelsgesetz", i m J a h r e 1813 in den P r o v i n z e n H o n a n u n d Chihli l o s b r a c h 7 0 : das T h e m a w a r also d a m a l s ganz aktuell. I n diese Zeit p a ß t a b e r stilistisch a u c h die ü b e r l a d e n e R a h m e n b o r d ü r e , die in ihren M o t i v e n u n d ihrer Symbolik n i c h t m e h r so klar u n d einfach g e s t a l t e t w u r d e , wie d a s auf ä l t e r e n S t ü c k e n der F a l l ist, sondern die in K o m b i n a t i o n e n u n d Wiederh o l u n g e n schwelgt; derartige E r s c h e i n u n g e n sind a u c h bei a n d e r e n Erzeugnissen des chinesischen K u n s t h a n d w e r k s seit E n d e des 18. J h . festzustellen. Dies ist •der zweite G r u n d , der ein höheres Alter des W a n d s c h i r m e s n i c h t wahrscheinlich erscheinen l ä ß t . E s ist also wohl berechtigt, das S t ü c k in die J a h r e u m 1800 zu datieren. Bibliographie 1 9 3 5 : Ein datierter Koromandelschirm. I n : Ostasiatische Zeitschrift (OZ), Neue Folge. 11. J g . B Ö T T G E K , W., 1960: Die ursprünglichen Jagdmethoden der Chinesen. Veröffentlichungen des Museums für Völkerkunde zu Leipzig. H e f t 10. Berlin. —, 1966: Ein datierter chinesischer Lacksetzschirm. I n : J a h r b u c h des Museums für Völkerkunde zu Leipzig, Bd. X X I I I , S. 72-81. B E E T S C H N E I D E R , 1881 ff.: Botanicum Sinicum. I n : Journal of the Royal Asiatic Society, Bde. X V I (1881), X X V (1893) u n d X X I X (1894/95). B U S H E L L , S. W., 1904: Chinese Art. 2 Vols. London. C H E N S H O U - Y I , 1961: Chinese Literature — a Historical Introduction. New York. C H O U W E I , 1957: Chung-kuo ping-ch'i shih chiao (Geschichte der Waffen in China). Peking. E B E B H A E D , W . , 1 9 4 8 : Chinas Geschichte. Bern. —, 1965: Chinesische Volksliteratur in chinesischen Volkstempeln. I n : Lectures and Reports of t h e IV International Congress for Folk-Narrative Research in Athens; Laographia Tom. K B ( X X I I ) : 1965, S. 100-104. Athen. —, 1967: Topics and Moral Values in Chinese Temple Decorations. I n : Journal of the American Oriental Society. Vol. 87, Nr. 1, S. 22-32. E L I S S E E F F , V., 1952: Notes sur l'histoire des laques. I n : Etudes d'Outre-Mer. L ' A r t de la laque. S. 3 9 3 - 4 0 0 . Marseille. E R K E S , E., 1 9 5 7 : Geschichte Chinas von den Anfängen bis zum Eindringen des ausländischen Kapitals. 2. Auflage. Berlin. F E D D E R S E N , M., 1 9 5 8 (a): Chinesisches Kunstgewerbe. 3 . Auflage. Braunschweig. —, 1958 (b): Les laques chinoises. Braunschweig und Paris. —, 1960: Japanisches Kunstgewerbe. Braunschweig. F E I F E L , P . E., 1959: Geschichte der chinesischen Literatur — mit Berücksichtigung ihres geistesgeschichtlichen Hintergrundes dargestellt nach N A G A S A W A K I K T T Y A , Shina Gakujutsu Bungeishi. Hildesheim. F I S C H E R , O., 1943: Chinesische Landschaftsmalerei. Berlin/Wien. F R A N K E , H., 1953: Sinologie. Bern. F Ü H R E R durch das Städtische Kunstgewerbemuseum zu Leipzig. Leipzig 1 9 3 1 . G I L E S , H . A . , 1 8 9 8 : A Chinese Biographical Dictionary. London and Shanghai. ANONYMUS,

HAUER,

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204

W A L T E R BÖTTGER

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Über die Präexistenzen der Dalai-Lamas Versuch einer kritischen Analyse tibetisch-buddhistischer Quellen V o n KRISTINA LANGE,

Leipzig

(Mit der Reproduktion eines gTer ma auf Tafel I X X I I I - L X X X 1 V , der Keproduktion eines T'an ka auf Farbtafel und 2 Skizzen)

Tibetisch-buddhistische Quellen — in Form des geschriebenen Wortes und der bildlichen Darstellung aus den vergangenen Jahrhunderten — sind Zeugen einer geistigen Kultur, die von buddhistischen Lehren beeinflußt ist. Eine der wichtigsten Aufgaben der Tibetologie sehen wir darin, in tibetisch-sprachigen Texten und auf Bildern aus Maler-Werkstätten tibetisch-buddhistischer Klöster vor allem auch nach dem zu forschen, was die in solchen Werken erkennbare Ideologie der Tibeter eigentlich bestimmt hat. > Ausgangspunkt unserer Betrachtungen ist die Annahme, daß die Tibeter in den einzelnen Epochen ihrer Geschichte jeweils nur das an buddhistischen Lehren aufgenommen, überliefert und weiterentwickelt haben, was sich in ihre eigenen Vorstellungen einfügen ließ und ihre Ideologie als Widerspiegelung der gerade im Lande herrschenden sozial-ökonomischen Verhältnisse organisch bereicherte. Demnach sehen wir in dem Dasein tibetischer Adepten buddhistischer Lehren indischer, chinesischer und zentralasiatischer Herkunft, die in scheinbar strenger Weltabgeschlossenheit die Loslösung von ihrer irdischen Existenz anstrebten, eine gesellschaftliche Erscheinung, die ihre Gestalt in dem gleichen Maße veränderte wie die sozial-ökonomischen Verhältnisse in Tibet, die Voraussetzung dafür waren, daß eine Geistlichkeit fremdartige religiöse Lehr-Texte übersetzen und auslegen konnte und versuchte, tibetischen Gegebenheiten entsprechende buddhistische Werke zu schaffen. Die folgenden Betrachtungen sind verschiedenen tibetisch-buddhistischen Quellen zur Wiedergeburten-Folge von Präexistenzen der Dalai-Lamas gewidmet, die als letzte, aufeinander folgende Punkte einer Linie von Inkarnationen des 'P'ags mc'og sPyan ras gzigs gelten, einer Manifestation des Bodhisattva Avalokiteävara, den die Tibeter angeblich seit Urzeiten für den höchsten Schutzherrn ihres Landes halten und der deshalb — ehe er sich in den Oberhäuptern der dGe lugs pa inkarnierte — schon in einer Reihe wichtiger Persönlichkeiten der tibetischen Geschichte irdisch existent gewesen sein soll. So überliefern es die Quellen, die wir bei genauerer Untersuchung meist unmittelbar •oder doch mittelbar den dGe lugs pa zuordnen können, indem wir feststellen, daß sie entweder von gGe lugs pa verfaßt worden sind, oder daß sie uns durch dße lugs pa zugänglich gemacht worden sind. Die dGe lugs pa führen ihren Ursprung als tibetische Anhänger des Buddhismus auf den Mönch bOon k'a pa (1357—1419) zurück, der zu Beginn des 15. Jahr-

206

KRISTINA

LANGE

hunderts eine Reformbewegung anregte, die sich vor allem auf die Verweltlichung bei den bKa' gdams pa, „die das Wort [der Lehren Buddhas] überliefern", bezogen haben soll, weshalb sich die Anhänger des bCoii Fa pa „Neue bKa gdams pa" {bKa' gdams pa gsar pajma) nannten. Ihrem 1409 gegründeten ersten Konvent gaben sie den Namen dGe Idan rnam par rgyal bai glin, wonach sie dGe Idan pa, „die von dGe Idan", hießen. I m Verlauf ihrer Ausbreitung — mit dem Anwachsen ihrer Anhängerschaft und weiteren Tempel- und Klostergründungen inner- und außerhalb Tibet^ — wurden sie allgemein unter abgeleiteten Bezeichnungen bekannt: als dGe lugs pa, „die der Tugend-Lehren", und Zva ser pa, „die Gelbmützigen", wovon im Mongolischen Sira sasin, im Chinesischen Huang jiao, „Gelber Glaube", abgeleitet wurde. Ob — ausgehend von europäisch-christlicher Terminologie — die dGe lugs pa „Gelbe Kirche" genannt werden sollten, kann hier nicht ausführlich erörtert werden. Es darf aber darauf hingewiesen werden, daß der Begriff S E K T E — f ü r die dGe lugs pa als „Tugend-Sekte" — als Bezeichnung für tibetische Anhänger des Buddhismus in der bisherigen Anwendung meist fragwürdig ist. Die dGe lug» pa könnte man vielleicht einen O R D E N nennen in dem Sinne, wie diese Bezeichnung auf mittelalterlich-katholische Orden zutrifft. Das mit europäischen Verhältnissen in seinen Ausmaßen schwer vergleichbare Wesentliche an tibetischen Anhängern der in diesem Falle buddhistischen Religion scheint jedoch weniger ihre zum Sektenbilden neigende Geistlichkeit zu s e i n a l s vielmehr ihre der jeweiligen gesellschaftlichen Wirklichkeit zugewandte und angepaßte Aktivität. Denn wie könnte man sonst erklären, daß z. B. aus den religiösen Reformbestrebungen eines einzelnen Mönches zu Beginn des 15. Jahrhunderts im Verlauf von 250 ereignisreichen Jahren eine ökonomisch gefestigte und politisch anerkannte, vielgliedrige Organisation wurde, deren geistliches Oberhaupt dann bis in unsere Tage als Repräsentant des tibetischen Staatswesens respektiert werden sollte ? Mit bemerkenswerter Nachdrücklichkeit überliefern jedenfalls Literatur und Geschichtsschreibung der dGe lugs pa ältere übernommene und im eigenen Sinn zitierte und systematisierte Lehren und zeichnen dabei ein Bild von der tibetischen Geschichte, nach dem nicht nur irdisches Dasein und buddhistischer Glaube, sondern auch weltliche Macht und Förderung der buddhistischen Religion einander bedingen müssen. Solche Werke können nur unter Berücksichtigung der mit ihrer Verbreitung verfolgten Absicht als Quellen für den gesamten tibetischen Buddhismus seit dem 8. Jahrhundert und für die Vergangenheit dieses Landes analysiert und interpretiert werden, denn die dGe lugs pa überliefern offensichtlich in ihrem Sinne dogmatisierte Informationen über die Geschichte der Tibeter. 1

Diese zweifellos vorhanden gewesene Neigung der Geistlichkeit erkennen wir an der inneren Gliederung des tibetischen Buddhismus in O'os skor („Lehr-Kreise"). Die Adepten solcher „Lehr-Kreise" und „Lehr-Kreis"-Systeme könnte man vielleicht als S E K T E N bezeichnen. Wieweit „Lehr-Kreis"-Systeme und O R D E N einander entsprechen, bzw. wieweit die Zugehörigkeit zu bestimmten „Lehr-Kreisen" die Organisation der O R D E N beeinflußt hat, ist bisher nicht untersucht worden.

Präexistenzen der Dalai-Lamas

207

I n diesem Zusammenhang bedürfen noch viele Fragen einer Klärung, der man nur durch sorgfältige Untersuchung und möglichst genaue Datierung der vorhandenen Quellen näherkommen wird. Ein wesentlicher Bestandteil der verbreitetsten dGe lugs pa-Überlieferungen sind bekanntlich gTer ma, Texte, die auf wunderbare Weise den einheimischen Geschichtsschreibern zugänglich geworden sein sollen. Ihre Datierung, formale u n d inhaltliche Analyse und Zuordnung zu bestimmten Lehr-Systemen des tibetischen Buddhismus wäre eine der dringlichsten Aufgaben der tibetologischhistorischen Forschung, denn es fällt auf, daß die Legenden dieser gTer ma auch unser Bild von der tibetischen Geschichte zuweilen arg verzerrt haben. Die Konstruktion der Wiedergeburten-Folge von Inkarnationen des 'P'ags mc'og sPyan ras gzigs, deren letzte, das Werk dieses Bodhisattva auf Erden vollendende Erscheinungen die rOyal ba rin po c'e, rGyal dban oder Dalai-Lamas sein sollen 2 , möchten w i r f ü r ein charakteristisches Beispiel der dGelugs pa-lSestrebungen in der zweiten Hälfte des 17. J a h r h u n d e r t s halten, als diese Anhänger des tibetischen Buddhismus versuchten, endgültig alle Bereiche des gesellschaftlichen Lebens im Lande und in seinen Beziehungen nach außen zu durchdringen. Die Konzeption der Wiedergeburten-Folge können wir nämlich in engem Zusammenhang mit dem Machtanspruch f ü r den rGyal ba Nag dban blo bzan rgya mco (1617—1682) betrachten, den die einheimische Überlieferung den „Großen f ü n f t e n rGyal ba" (rGyal ba Ina pa c'en po) nennt, womit sie die historische Gegebenheit würdigt, daß zu seiner Zeit dGe lugs pa an der politischen Herrschaft in Tibet maßgeblich beteiligt waren; gleichzeitig sanktioniert sie damit die Aufeinanderfolge seiner vier Vorgänger als dGe lugs pa-Oberhäupter.

Quellen zur Wiedergeburtenfolge

der

Dalai-Lamas

I m Bajid Ba der Blockdruck-Ausgabe der gSun 'bum des rGyal ba Ina pa c'en po Nag dban blo bzan rgya mco (1617—1682) befindet sich ein kleiner Text, der nach dem Titel „die G R U N D B I S S E zur Wiedergeburten-Folge [von Präexistenzen des rGyal ba Inapac'enpo], die Anleitung, wie [sie] zu malen sind, nebst einer Erläuterung, — [genannt] Klarer Spiegel enthält" ('K'runs rabs kyi zin bkod "dri c'ul gyi rtogs brjod k'a byan dan bcas pa gSal ba'i melon bzugsso).3 (Tafeln X X I I I - X X X I V ) 2

3

Über den mit der tibetischen Manifestation des Bodhisattva Avalokitesvara, 'P'ags m&'og sPyan ras gzigs ikonographisch identifizierbaren Khasarpana vgl. LANGE 1967 und die da angegebenen kanonischen Quellen. TOHOKU-Works-Catalogue 1953, No. 5655. — Hier steht ein Mikrofilm dieses Textes nach dem Exemplar der Blockdruck-Ausgabe der gSun 'bum des 5. DalaiLama zur Verfügung, das sich im Handschriften-Fonds der Leningrader Abteilung des Instituts für Orientforschung der Akademie der Wissenschaften der UdSSR (weiter: LO IV AN SS SR) befindet. Der Leitung dieses Instituts möchte ich an dieser Stelle nochmals aufrichtig danken, daß ich den reichen und wertvollen Tibetica-Bestand seines Handschriften-Fonds benutzen durfte; in diesem Falle

208

KRISTINA LANGE

Dieser Text wurde für ein gTer ma gehalten 4 ; seine Aufnahme in die gSun 'bum des rGyal ba Ina pa c'en po schreibt ihn dem Zahor-Bandhe zu, wie Nag dbaii blo bzaii rgya mc'o als Autor häufig genannt wird. Eine ganze Anzahl von Fakten spricht für die Annahme, daß wir in den gSun 'burn des Nag dbzn blo bzaii rgya mc'o weniger eine autorisierte Ausgabe der „Gesammelten Werke" des Zahor-Bandhe, als vielmehr eine Sammlung von Schriften vor uns haben, die den „Großen fünften gGyal ba" als bedeutenden buddhistischen Gelehrten und Staatsmann betreffen; wobei nicht immer klar zum Ausdruck gebracht wird, wieviel er zu der Abfassung der einzelnen Texte selbst beigetragen hat. Zum Beispiel enthalten die Bände Ca, G'a und Ja der gSuii 'bum seine Biographie, die er selbst verfaßt haben soll. A. I . V O S T E I K O V 1962 schreibt dazu: „Sie besteht aus sechs Bänden des üblichen tibetischen Formats. Davon sind drei Bände (Ka 365 fols., K'a 282 fols., Ga 247 fols.5 - KL) vom fünften Dalai-Lama selbst geschrieben und haben ihren Platz in der Sammlung seiner Werke gefunden." (S. 113) — „Sie bilden den fünften und sechsten Band und den ersten Teil des siebenten Bandes der zitierten Sammlung der Werke des fünften DalaiLama. Unter der Aufsicht des sDe srid Sans rgyas rgya mc'o (vgl. Band Ga fol. 378r, 1—2) schrieb der Schüler des fünften Dalai-Lama 'Jam dbyaiis grags pa den Schluß zu dieser Autobiographie." (S. 299/Anm. 552)— „Die Ausführungen in ihnen halten eine einfache chronologische Reihenfolge ein und brechen ab bei der Beschreibung der Ereignisse, die am 6. Tag des 9. Mongolischen Monats des Eisen-Huhn-Jahres (d. i. 1681) stattfanden. Die übrigen drei Bände (im Umfang von 360, 338 und 383 fols.) bilden zu dieser unvollendeten (rcom 'p'ro) Autobiographie die Ergänzung ('p'ros), die der sDe srid Sans rgyas rgya mc'o geschrieben hat. Diese Ergänzung wurde von ihm im Jahre 1692 begonnen und 1696 beendet." (S. 113) — „Diese Ergänzung des sDe srid Sans rgyas rgya mc'o wurde von der Staatsdruckerei Zol Par k'aii in Lhasa herausgegeben. . . . " (S. 299/Anm. 553) A. G E T T N W E D E L 1919 vermerkte, daß ihm als Verfasser des Gedichts über „Die Tempel von Lhasa" in den gSuii 'bum des Dalai-Lama Nag dbxii blo bzaii rgya mc'o gelehrte Mönche von Se ra, Byims c'en blo bziii und Seil ge bzaii po6, genannt worden seien, und „Der Großlama selbst gab den Text in Prosa an." (S. 9) bezieht sich mein Dank auch auf die Anfertigung des Mikrofilms und die Genehmigung, den Text danach publizieren zu können. — Der Text wird hier weit jr 4 G R U N D R I S S E genannt; vgl. S. 2 2 6 Nach S C H U L E M A N N 1958, 2 3 9 . J> Der dKar c'ag zu der Blockdruck-Ausgabe gibt für die Bände Ca, G'a und Ja der gSun 'bum noch die Gliederung der Autobiographie Du kü la'i gos bzan und die Folio-Anzahl der Blockdrucke jeweils für den darin enthaltenen Text einschließlich dazugehörigen separaten dKarö'ag;

nach L O I V A N SS S R : Tibetica, Cyb. 6 —I—, 5—7

6

jeweils fol. l v , 1—2. Ein sLob dpon Sen ge bzan po ist in den Kolophonen anderer dße lugs po-Werke erwähnt: als Verfasser eines Prajnäpäramitä — Kommentars (TAUBE 1966, No. 665; vgl. auch T A U B E 1966, No. 5A) und als Revisor einer Prajnäpärapritä - Erlau-

Der „Große f ü n f t e D a l a i - L a m a " (1617—1682) u n d seine Präexistenzen OAs 6878 Museum f ü r Völkerkunde Leipzig

Präexistenzen der Dalai-Lamas

209

A N D R E J I . V O S T R I K O V 1 9 6 2 diskutiert diese bekannte Beschreibung von Lhasa, die in das J a h r 1645 datiert wird 7 , ausführlich und gibt eine verbesserte Übersetzung des Kolophons 8 zu deren Blockdruck-Ausgabe in den gSufi'bum des 5 . Dalai-Lama. E r bezweifelt die unbelegte Angabe G B Ü N W E D E L S über die angeblichen Verfasser der Beschreibung 9 , d. h. des eigentlichen Gedichts, u n d weist nach, daß der Name '3 am dbyans dga' ba'i bses gnen, wie der Autor der Beschreibung in anderen Quellen genannt wird, ein Epitheton f ü r den 5. DalaiL a m a ist. 10 I m Zusammenhang mit unseren weiter unten geäußerten Erwägungen über das Zustandekommen des Textes über die Wiedergeburten-Folge seiner Präexistenzen in den gSun 'bum des „Großen f ü n f t e n rGyal ba" möchten wir es vorläufig für nicht ausgeschlossen halten, daß auch an dem Gedicht über die buddhistischen Kultstätten in Lhasa andere gelehrte dGe lugs pa mitgewirkt haben.

Der Text zur Wiedergeburten-Folge von Präexistenzen des Nag dban blo bzaii rgya mc'o in einer Inkarnationslinie des sPyan ras gzigs beginnt mit einem Einleitungsvers über die Malkunst (fol. l v , 1—3). Daran schließen sich GedichtAbschnitte, von Zusammenfassungen in Prosa unterbrochen, an, die der Druckstock-Schnitzer der Ausgabe des Leningrader Exemplars durch größere und kleinere Buchstaben gegeneinander abgesetzt h a t ; sie betreffen ( l v , 3—lOr, 6): (1) (2) (3) (4) (5) (6) (7) (8) (9) (10) (11) (12)

(13) (14) (15)

(16)

bDe ba ¿an gyi zin rGyal sras Päd dkar 'San / sPyan ras gzigs rGyal sras 'Jig rten dban p'yug rGyal po Sin k'ri can rGyal po bDe spyod dKon mc'og 'bans ö'os rgyal Sron bcan sgam po Ö'os rgyal K'ri sron Ideu bcan mNa' bdag K'ri ral 'Brom ston K'a c'e dGon pa ba bLa ma Sa c'en Zan 'gro ba'i mGon po mNa' bdag Nan IHa rfe dGe ba 'bum T'ams cad mk'yen pa dGe 'dun grub

terung (TAUBE 1966, Nos. 8—14) für eine 1691 redigierte und danach mehrmals neu gedruckte gZuns bsdus — Ausgabe (vgl. TAUBE 1966, II. Anhang, 2. Verzeichnis und Konkordanz der Texte von vier gZuns-bsdus-Ausgaben [Peking 1691, 1729, 1731, o. J.], Text No. 134). 7 T o H O K U - W o r k s - C a t a l o g u e 1953, N o . 5665 « VOSTRIKOV 1 9 6 2 , 3 2 3 - 3 2 6 / 6 5 0 . 9 VOSTRIKOV 1 9 6 2 , 3 2 3 / 6 4 8 . VOSTRIKOV 1 9 6 2 , 3 2 2 - 3 2 3 / 6 4 6 ; v g l . a u c h T A U B E 1 9 6 6 , N o s . 2 1 8 4 , 2 5 9 7 . 14 Jahrbuch des Museums für Völkerkunde, Bd. X X V I

210

KBISTINA LANGE

(17) T'ams cad mk'yen pa (18) T'ams cad mk'yen pa (19) T'ams cad mk'yen pa

dGe 'dun rgya mc'o bSod nams rgya mc'o Yon tan rgya mc'o

Diesen Abschnitten über den Himmel Sukhävati, das westliche Paradies des Mahäyäna-Buddhismus, in dem der Dhyänibuddha Amitäbha / 'Od dpag med residiert, und über die angeblichen Präexistenzen des rGyal ha Ina, pa c'en po folgen eine Erläuterung in Versen (lOr, 6—13 r, 2) mit Prosa-Zusammenfassung (13r, 2-3), das Schlußgedicht (13r, 3 - 5 ) und der Kolophon (13r, 5 - 6 ) mit noch einer in kleineren Buchstaben angefügten Bemerkung (13r, 6). Der Kolophon lautet 1 1 : „Dieser [Blockdruck enthält] die WiedergeburtenFolge [von Präexistenzen des rGyal ba Ina pa c'en po] für die Mal-Schulen zur Anleitung; [das sind] G R U N D B I S S E ZU einigen sehr wirkungsvollen Taten einzelner Lamas als samengleiche Aufzählung [der zu dieser Wiedergeburten-Folge eigentlich gehörenden Personen]. Zusätzlich [werden die G R U N D B I S S E ] mit deren Sinn zusammenfassenden Versen erläutert, [und es wird] erwogen, [die Wiedergeburten] auf Bildern darzustellen. Den hochgeschätzte Religionshüter übereifrig dazu aufforderten, der Zahor-Bandhe, hat [das Werk] im großen Palast Potala zusammengestellt. Der Schreiber [der Blockdruck-Vorlage 12 ] war Nag dban dge legs." (13r, 5—6) Die dem Kolophon in kleineren Buchstaben angefügte Bemerkung sagt: „Ob die [in der samengleichen Aufzählung genannten, als] einheitliche T'ugs rgyud13 aus verschiedenen Richtungen in einer Richtung 1 4 zusammengefaßten Wi( dergeburten einander folgten, ist nicht sicher." (13r, 6) Dieser möglichen Übersetzung des Kolophons ist zu entnehmen, daß der vorliegende Text aus den gSun 'bum des „Großen fünften rGyal ba" dreierlei enthält: 1) wesentliche Teile aus der eigentlichen Konzeption der Wiedergeburten-Folge; 2) Anregungen und Hinweise für die Maler, wen sie wie als Präexistenz darzustellen haben; und 3) Erläuterungen zu diesen beiden inhaltlichen Komplexen. Andere zeitgenössische Werke, die diese Wiedergeburten-Folge ausführlicher behandeln, sind uns bisher nur aus verschiedenen Titel-Verzeichnissen von dGe lugs pa — Werken bekannt. n Die in eckige Klammern gesetzten Wörter und Satzteile sind Ergänzungen der Übersetzung. 12 Oder: „[des Manuskriptes, nach dem die Druckstöcke geschnitten wurden]" 13 „Inkarnationsfolge" = Folge (rGyud) von Personen, die jeweils nach dem Tode ihrer Vorgänger geboren werden und in denen sich das Wesen/die Seele (T'ugs) einer bestimmten metaphysischen Personifikation kontinuierlich inkarniert, d.h. irdisch existent wird. — Andere tibetische Begriffe dafür in den hier benutzten Quellen: 'K'runs rabs, der Ausdruck der Respektssprache für sKyes rabs, „WiedergeburtenFolge" im genealogischen S inne, und s Prulpa brgyud ma,,,Folge von Inkarnationen''. 14 Der mit „Richtung" wiederzugebende tibetische Begriff bezieht sich auf eine Linie im geometrischen Sinne. Hier wird also zum Ausdruck gebracht, daß aus einzelnen Punkten/Personen verschiedener Linien/Inkarnationsfolgen eine neue Wiedergeburten-Folge konstruiert wurde, was gegen das damals verbindliche Dogma verstieß.

Präexistenzen der Dalai-Lamas

211

Der sDe srid Sans rgyas rgya mc'o (1653—1705) wäre demnach der Autor zweier Werke zu diesem Thema 1 5 : eines Textes rGyal ba Ina pa'i 'K'rwfis r«6[s] rmad byuii bskal pa ma von 13 fols. und des Kommentars dazu Mu tig gi p'ren ba von 79 fols. 16 Der schon genannte Schüler des Dalai-Lama, der auch dessen Autobiographie zu Ende geführt hat, der Hüter von P'a bort, k'a11, 'Jarn dbyans grags pa18, war der Autor eines Werkes, für das Inhalt und Titel mit [rGyal ba Ina pa c'en po\ de nid kyi ' K'runs rabs rNarn far bDud rci'i (ig pa19 bzw. Kun gzig slna pai'K'runs rabs bco liiai rNarn t'ar bDud rci'i t'igs pa20 angegeben werden. 15

16

17

K L O N E D O L B L A M A ' S W I E K - V E R Z E I C H N I S S E , fol. 5 4 v, 5 : . . ./ rGyal ba Ina pa'i 'k'runs rab rmad byun bskal pa mar biu gsum / de'i 'grel pa mu tig ö'en po la bdun du don dgu j . . . — Erwähnt bei V O S T R I K O V 1 9 6 2 , 7 5 . Es erscheint nicht angebracht, die G R U N D R I S S E in den gSun 'bum des 5 . DalaiLama mit diesem Text zu identifizieren, nur weil für beide die gleiche Folio-Anzahl zutrifft; denn K L O N R D O L B L A M A ' S W E R K - V E R Z E I C H N I S für den Autor Sans rgyas rgya mc'o wurde nicht nach einer Blockdruck-Ausgabe seiner gSun 'bum zusammengestellt, und es ist ungewiß, ob die Abhandlungen des sDe srid zur Wiedergeburten-Folge der Präexistenzen des 5. Dalai-Lama überhaupt je gedruckt worden sind. P'a bon k'a, eine Felsen-Höhle westlich vom Kloster Se ra ist der Ort, wo der Kult um den sPyan ras gzigs, der sich in der Wiedergeburten-Folge inkarniert haben soll, gepflegt worden zu sein scheint. Vgl. N A G D B A N B L O B Z A N R G Y A M C ' O , 1957, 53 über sKyid sod Nah bran P'a bon k'a als Kultstätte bereits zu Zeiten des Sron bcan sgampo; G R U N D R I S S E , fol. 6r, 6. — Das D e b t ' e r snon po, Buch V ( R O E R I C H 1 9 4 9 ) spricht (p. 2 9 7 ) von Pha bon kha of Yel pa und (p. 2 6 7 ) von Pha won thah, erwähnt außerdem im Buch V I I I ( R O E R I C H 1 9 5 3 , 5 1 8 ) einen Ort Pha bon dkar leb of Jo mo gahs bzw. (p. 478) Pha bon dkar leb, „which has been the seat of Padma (sambhava), and was fed by dakinis", der mit der genannten Felsen-Höhle nicht identisch zu sein scheint. Über sie vgl. auch F E R R A R I 1 9 5 8 , 101-102/186, und WYLIE

1962, 158/397 und

159/400.

Bemerkenswert ist, daß die ersten beiden Bestandteile seines persönlichen Namens mit den ersten beiden Bestandteilen des Epithetons 'Jam dbyans dga' ba'i bses gnen für den 5. Dalai-Lama übereinstimmen, was als Hinweis auf das LehrerSchüler-Verhältnis der beiden gedeutet werden könnte. Nag dban blo bzan rgya mc'o selbst dürfte durch wenigstens einen seiner Lehrer, den P'a bon k'a pa dPal 'byor Ihun grub, der 1637 starb (seine Biographie, verfaßt vom 5. Dalai-Lama, ToHOKU-Works-Catalogue 1953, No. 5595), in den Kult um Avalokitesvara eingeführt worden sein. Möglicherweise war er auch selbst der Reorganisator des Kultes, der in P'a bon k'a gepflegt wurde und erklärte seinen Lehrer nachträglich zum Hüter dieser Kultstätte, dem dann sein eigener Schüler 'Jam, dbyans grags pa folgte. Entsprechende Texte in den gSun 'bum des 5. Dalai-Lama dürften T O H O K U Works-Catalogue 1953, Nos. 5742, 5743 sein. dPal 'byor Ihun grub trägt den Beinamen P'a bon k'a pa / P'a van k'a pa in der Titel-Angabe seiner vom 5. DalaiLama verfaßten Biographie in K L O N R D O L B L A M A ' S W E R K - V E R Z E I C H N I S , fol. 52r, 2—3 bzw. in einer anderen Ausgabe (LO IVAN SS S R ; Tibetica, o. No.,fol. 56r, 4). 19 B R A G D G O N Z A B S DRTJN 's V E R Z E I C H N I S , fols. 11 v, 6 — 12r, 2: . . . zur cos dbyins ran grol dan / smon 'gro 'Jam dbyans dban rgyal rdo rfjes mjad pa'i Ina pa c'en po'i rnam t'ar / de nid kyi 'k'runs rabs rnam t'ar bdud rci'i t'ig pa P'a bon k'a pa 'Jam dbyans grags pas mjad pa / sDe srid kyi Du kü la'i k'a skon pot gsum . . . / 20 AK'tr R I N P O c c E's V E R Z E I C H N I S fol 8r, 2—5: . . . kun gzigs Ina pa'i 'k'runs rabs bco Ina'i rnam t'ar bdud rci'i t'igs pa P'a bon k'a pa 'Jam dbyans grags pas mjad

18

14»

212

KRISTINA

LANGE

Der Kreis der eigentlichen Autoren der Konzeption zur Wiedergeburten-Folge von Präexistenzen des rGyal ba Ina pa c'en po könnte also nach unserer bisherigen Kenntnis der Quellen auf Nag dban blo bzan rgya mc'o (1617—1682) selbst, den zwischen 1679 und 1703 als sDe srid („Regent") amtierenden Sans rgyas rgya mc'o (1653—1705) und auf den derzeitigen Hüter von P'a bon k'a, 'Jam dbyans grags pa, dessen genaue Lebensdaten nicht zu ermitteln sind, eingeschränkt werden; was nicht ausschließt, daß auch noch andere dOe lugs pa an dieser Schrift mitgewirkt haben könnten. Die Mitteilung des Kolophons zu den G R U N D R I S S E N gibt uns jedenfalls keine genaue Auskunft darüber, wer diese Schrift wann verfaßt hat. Da die Erläuterung zu den G R U N D R I S S E N sich auf den Kommentar Mu tig c'en po beruft 2 1 , könnten wir annehmen: Nag dbirh, blo bzan rgya mc'o selbst hat an der Konzeption zur Wiedergeburten-Folge seiner Präexistenzen insofern mitgewirkt, als er durch seine historisierenden Abhandlungen die Idee und durch seine Tätigkeit als dGe lugs pa-Oberhaupt die reale Voraussetzung gab, für ihn eine solche Inkarnationslinie zu konstruieren. Den ersten Entwurf der Konzeption verfaßte und kommentierte der sDe srid Sans rgyas rgya mco; seine Schriften dazu lagen vor, als die Blockdruck-Ausgabe der gSun 'bum des Nag dban blo bzan rgya mc'o zusammengestellt werden sollte. 'Jam dbyans grags pa verfaßte dann die Schrift zu diesem Thema, die in die gSun'-'bum des 5- Dalai-Lama aufgenommen wurde. Für eine ungefähre Datierung der Konzeption nach dem bisher einzigen bekannten Text zur Wiedergeburten-Folge der Dalai-Lamas, den G R U N D R I S S E N in den gSun 'bum des rGyal ba Ina pa c'en po, können wir davon ausgehen, daß von

21

pa / Ina pa c'en po'i rnam t'ar byin rlabs p'an bdei sfiin po can zur c'os dbyins ran grol gyis mjad pa / Ina pa c'en po'i rnam t'ar mt'ori bas don Idan mc'og tu dga' ba'i sgra dbyans smon 'gro './am dbyans dban rgyal rdo rjes bsgrigs pa / . . . / sDe srid Sans rgyas rgya mc'o'i Du kü la'i k'a skon po ta gsum / . . . Fassen wir die Angaben der in den Anmerkungen 19 und 20 zitierten Auszüge über die Biographien des 5. Dalai-Lama aus den genannten Verzeichnissen zusammen, so erhalten wir die Information, daß um die Mitte des 19. Jahrhunderts bei den dGe lugs pa vier Lebensbeschreibungen des „Großen fünften rGyal ba" verbreitet waren: 1. ein von seinem Schüler, dem P'a bon k'a pa 'Jam dbyans grags pa, verfaßtes Werk, das die Wiedergeburten-Folge seiner Präexistenzen und ihr Leben behandelt; diese Schrift ist möglicherweise mit den G R U N D R I S S E N in den gSun 'bum des 5. Dalai-Lama identisch; 2. die vom sDe srid Sans rgyas rgya mc'o 1692—1696 verfaßte Ergänzung zur Autobiographie in den gSun 'bum des 5. Dalai-Lama, deren drei Bände sich jeweils auf die entsprechenden Bände mit der chronologischen Aufzählung der Ereignisse in den gSun 'bum beziehen; 3. eine von einem Zur 6'os dbyins ran grol verfaßte Lebensbeschreibung; 4 . eine von einem 'Jam dbyans dban rgyal rdo r$e (vgl. T A U B E 1 9 6 6 , No. 2 0 0 4 ) verfaßte Lebensbeschreibung. Wir stellen fest, daß die von Sans rgyas rgya mc'o verfaßten Schriften zur Wiedergeburten-Folge nicht mit genannt sind, und schlußfolgern daraus, daß sie in der Mitte des 19. Jahrhunderts unter den dGe lugs pa nicht verbreitet waren. G R U N D R I S S E , fol. lOr, 6—v, 1 : 'P'ags pa dam pa'i sKyes rabs Mutig gi / p'renba.

Präexistenzen der Dalai-Lamas

213

den bisher überhaupt bekannten und untersuchten Schriften, die der ZahorBandhe im Pótala verfaßt haben soll, die am frühesten datierte aus dem Jahre 1673 stammt 2 2 , in deren Kolophon der Sitz des dOe lugs ya-Oberhauptes Rati 'byuti ' P'ags pa 'Jig rten dban pyug gi gCug lag Man dMar po Ri genannt wird. Berücksichtigen wir die Information im Kolophon eines in das Jahr 1676 datierten Werkes des Dalai-Lama 2 3 , die v o m Ran 'byun ' Jig rten dban p'yug gi P'o brail cen po Po ta la-'1 spricht und den Schreiber Ñag dban dge legs25 mit seinem Titel dPal gron snags rams ya2r> erwähnt, den er zur Zeit der Nieder22

24

TAUBE 1966, N o . 1254, (1255).

23

TAUBE 1966, N o . 1242.

Nach HOFFMANN 1956, 175 war schon 1574 zur Zeit des (3.) rOyal ba bSod nams rgya mc'o (1543—1588) auf dem Burg-Berg bei Lhasa, den wir als „Roten Berg" (dMar po Ri) oder Pótala kennen, ein Sitz des dOe lugs pa-Oberhauptes eingerichtet worden. FERRARI 1958, 88—89/47 erwägt die Angaben verschiedener dOe lugs pa-Quellen, nach denen der 5. Dalai-Lama und sein sDe srid zwischen 1645 u n d 1694 die etappenweise Errichtung größerer Gebäude auf diesem Berg veranlaßten. H . Richardson bemerkt dazu: „The name Pótala is hardly used by t h e Tibetans. They call it rTse, or rTse P r o b r a ñ . " Der angeführte Beleg für die Verwendung des Namens Pótala schon zu Zeiten des Sron bcan sgam po erscheint wenig gesichert, denn es wäre nicht ausgeschlossen, daß wir es bei der polemisierenden Einleitung zum Buch X I V des D e b t ' e r s ñ o n p o (ROERICH 1953, 1006) mit einer Interpolation der dGe lugs pa-Redaktion zu t u n haben, durch die dieses Werk des gZon nu dpal (1391—1481) zugänglich wurde. (Die von GEORGE N. ROERICH 1949 und 1953 ins Englische übersetzte Blockdruck-Ausgabe von Kun dge glin des zwischen 1476 u n d 1478 niedergeschriebenen Werkes ließ der zwischen 1791 u n d 1810 amtierende dGe lugs pa-Regent rTa c'ag pa Ye Ses blo bzañ bsTan pa'i mgon po besorgen; einzelne Druckstöcke m u ß t e n nachgeschnitten werden. Vgl. darüber ROERICH 1949, II—III und 1953, 1093; außerdem L. Petech bei FERRARI 1958, 93/66 u n d 67, wo die Jahreszahlen durch Druckfehler entstellt zu sein scheinen.) Das D e b t ' e r s ñ o n p o gibt ansonsten den Namen Pótala in Buch I (ROERICH 1949, 4, 5, 8, 10, 14, 15, 16) für das in Indien gelegene Reich, die Bezeichnungen Pótala (Buch X — ROERICH 1953, 791; Buch X I V — ROERICH 1953, 1 0 1 4 u n d 1079) u n d Po ta ri ( B u c h I I - ROERICH 1949, 71 u n d 93) f ü r d e n i n S ü d -

25

26

Indien gelegenen Berg, der dem Avalokitesvara geweiht war. Nur einmal ist in ROERICHS Übersetzung vom „Pótala of Lhasa" die Rede, u n d zwar in der Lebensbeschreibung des bCoñ k'a pa. — Daß in Buch I I über die „spätere Ausbreitung" buddhistischer Lehren in Tibet der Name Po ta ri in unmittelbarem Zusammenhang mit dMar po ri erwähnt wird (ROERICH 1949, 71 und 93) ist vorläufig nicht zu deuten, da wir keine Belege dafür haben, welche Rolle der Burg-Berg bei Lhasa in etwaigen Kulten um Avalokitesvara seit dem 12. J a h r h u n d e r t gespielt h a t . Bemerkenswert ist die Zuordnung von Vajrapäni, Mañjusri und Avalokitesvara zu den drei Bergen bei Lhasa: ICags po ri, Bon bo ri und dMar po ri, durch ein 1696 verfaßtes Werk des sDe srid Sans rgyas rgya mc'o; vgl. STEIN 1962, 192, wo die Schrift rNa ba'i böud len (TAUBE 1966, No. 2755) zitiert wird. Auch Schreiber der Blockdruck-Vorlagen für TOHOKU-Works-Catalogue 1953, No. 5664 (Chronik, datiert 1643; nach NAG DBAN BLO BZAN RGYA MC'O 1957, 271) und No. 5665 (Kultstätten von Lhasa, datiert 1645; nach VOSTRIKOV 1962, 325/650: Vägindra-sri [!]) u n d auch in dem Kolophon von TAUBE 1966, No. 1227 (Stotra für bCoñ k ' a p a ; datiert 1648). So in den Kolophonen von TAUBE 1966, No. 1242 (Pöjä-vidhi für die 16 Archats; datiert 1676) und No. 920 (Vajrabhairava-sädhana) undatiert. — Ñag dbañ dge legs war auch der Schreiber der Blockdruck-Vorlage für eine Neuausgabe einer Schrift

214

K R I S H N A LANGE

schrift der G R U N D R I S S E noch nicht führte, so können wir — diese Angaben zusammenfassend — schlußfolgern, daß die Konzeption der WiedergeburtenFolge um 1673 bis spätestens 1676 anzusetzen ist. 27 Seit führende dCte lugs pa durch das Bündnis mit den nach Tibet eingedrungenen Mongolen immer größer werdenden politischen Einfluß gewannen, versuchte ihre Geistlichkeit, die gesellschaftliche Stellung und Bedeutung der dGe lugs pa ideologisch zu untermauern und zu interpretieren. Nag dban blo bzaii rgya mco selbst und nach seinem Vorbild auch andere dGe lugs pa-Vertreter sorgten durch ihre Schriften für ein ihren Bestrebungen entsprechendes Bild von der Vergangenheit der Tibeter, das ihren Machtanspruch historisch belegen sollte. In diesem Zusammenhang werden auch das betonte Interesse z . B . des Zahor-Bandhe für die Überlieferungen der sogenannten Rotmützen-Sekten 28 und das ausführliche Zitieren nichtkanonischer g Ter ma als Quellen in der Chronik des 5. Dalai-Lama, die er schon 1643 abgeschlossen haben soll 29 , verständlich. Als dann nach dem Tode des Nag dbxn blo bzan rgya mco, also nach 1682, mit der endgültigen Zusammenstellung seiner Werke für die Blockdruck-Ausgabe seiner gSun 'bum begonnen wurde, mußte erwogen werden, was für Schriften dem „Großen fünften rGyal ba" im Interesse der dGe lugs pa zugeschrieben werden sollten; offensichtlich spielte der sDe srid Sans rgyas rgya mco bei den damaligen Auseinandersetzungen auch innerhalb der dGe lugs pa eine entscheidende Rolle. Sehen wir in ihm einen der exponiertesten dGe lugs pa-Vertreter, der seinerzeit im Lande selbst im Sinne des rGyal ba Ina pa c'en po weiterzuwirken versuchte, so würde ihn nicht nur charakterisieren, daß er nach dem Tode des Dalai-Lama dessen irdische Existenz dadurch glaubhaft zu verlängern suchte, daß er die Behauptung verbreiten ließ, Nag dban blo bzan rgya mc'o habe sich in den Potala zu jahrelanger Meditation zurückgezogen 30 ; auffallend ist auch, daß sein eigenes, durch datierte Blockdruck-Ausgaben belegtes Interesse an der dGe lugs pa-Geschichte erst nach 1682 anzusetzen ist 31 , und daß seine im 2ol

27

29

31

des bCon k r a pa, die auf Veranlassung des sDe pa (!) Sans rgyas rgya mc'o gedruckt wurde ( T A U B E 1966, No. 2184). I n jene Jahre fallen auch einige innenpolitisch für Tibet und die dGe lugs pa wichtige Ereignisse, die deren Ansehen fördern mußten, z. B. unterwarfen sich 1674 die Zva dmar pa Kar ma pa den dGe lugs pa; vgl. darüber R I C H A R D S O N

1958, 159.

28

Nach

HOFFMANN

1956, 172-173.

Dieses Werk ist das bisher noch am besten bekannte Beispiel für die dOe lugs pa — Geschichtsdarstellung im 17. Jahrhundert. Das Inhaltsverzeichnis vgl. bei V O S T R I KOV 1962, 196—197/246. — Ausführlich ausgewertet und in Auszügen übersetzt bei Tucci 1949. 30 Nach H O F F M A N N 1956, 176-177. Die Titel-Liste seiner Schriften in K L O N 1 B D O I BLA M A ' S W E R K - V E R Z E I C H N I S nennt u. a. fols. 54 v, 6 — 55 r, 3: (1) P'ug lugs reis kyi legs bsad mk'as pa'i mgul rgyan baidürya dkar po'i do sal dpyod Idan snin gi nor bu la drug brgya dan gsum ( = 603 fols.; nach VOSTRIKOV 1962, 83 datiert 1683—1685, die chronologische Tabelle fols. 18—22 führt bis 1687) / (2) dei dogs sei 'p'yon rgyas las Nag dban gi snan sgron zus pa dri ba brgya dan brgyad la drug öu re gsum ( = 63 fols.; vgl. VOSTRIKOV 1962, 233/354) / (3) de'i lan Sans rgyas rgya mc'os mjad pa gya' sei la bzi brgya dan bdun cu don gsum ( = 473 fols.; vgl. VOSTRIKOV 1934, 42) / . . ./

Präexistenzen der Dalai-Lamas

215

Par k'an auf dem Potala gedruckten Abhandlungen nicht unbedingt der Zustimmung aller dGe lugs pa sicher waren 3 2 ; Hinweise darauf sind, daß sein Vaidürya dkar po zu einer Diskussion führte und daß zu den in 'Bras spwfis gedruckten G R U N D R I S S E N ernsthafte Bedenken vom dogmatischen Standpunkt geäußert wurden, wie wir der dem Kolophon der G R U N D R I S S E angefügten Bemerkung entnehmen können. Die dem sDe srid direkt zugeschriebenen Schriften zur Wiedergeburten-Folge von Präexistenzen des Dalai-Lama scheinen in Blockdruck-Ausgaben überhaupt nicht verbreitet gewesen zu sein. Trotzdem hat sich die Lehre von den Präexistenzen der Dalai-Lamas in einer Inkarnationslinie von Wiedergeburten des 'P'ags mc'og sPyan ras gzigs im Verlauf der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts durchgesetzt und ist zu einem neuen Dogma geworden; Zeugnis davon legen verschiedene bildliche Darstellungen ab. Das T'an ka OAs 6878 in den Sammlungen des Museums für Völkerkunde Leipzig, eine aus ihrer Tempelfahnen-Umrahmung gelöste Malerei auf geleimter Leinwand (77 X 57 cm) 33 , bietet eine zusammenfassende Darstellung von 22 früheren Erscheinungen des rOyal ba Ina pa cen po, der in der Unterschrift zu seiner das Zentrum des Bildes einnehmenden Figur T'ams [6ad] mk'yen pa Nag dban blo bzan rgya mc'o genannt wird (Farbtafel). Die senkrechte Bildachse des T'an ka ist ein Baum, in dessen höchster Spitze der Dhyänibuddha Amitäbha / 'Od dpag med residiert. Die Landschaft, in der dieser Baum wachsen soll, ist im ersten G R U N D R I S S zur Wiedergeburten-Folge der vorliegenden Anleitung für Mal-Schulen beschrieben; der Kommentar dazu lautet: „[Der Bildhintergrund sei,] — gebildet aus allem kostbaren Schmuck (?) einer Landschaft mit Bergen und Bäumen —, der mit Gewässern, Quellen, Blumen, sprechenden, lauschenden, betenden Vögeln, mit Schirmen und anderen Symbolen [der Religion des] Buddha, mit Musikinstrumenten und anderen Wundern volle Himmel Sukhävati; in dessen Mitte befindet sich das Paradies der Residenz des Amitäbha mit dem Bodhi-Baum." (2v, 5—3r, 1).

32 33

(4) dga' Idan 6'os 'byun baidürya ser po la bzi brgya dan biu dgu ( = 4 1 9 fols; nach V O S T R I K O V 1 9 6 2 , 2 8 6 / 5 1 4 datiert 1 6 9 2 - 1 6 9 8 ) / . Über seine bisher noch am besten bekannten heilkundlichen Traktate vgl. O B E R MILLER 1 9 3 5 , L A N G E

19642.

Das Bild kam laut Aktenstück 1 9 0 9 / 3 4 (vgl. L A N G E 1 9 6 4 1 , 1 1 5 ) zusammen mit anderen „thibetanisehen Arbeiten [16.—19. Jahrhundert] aus den Lamaserien in Peking" in das Museum für Völkerkunde Leipzig. — Die verwischten Stellen auf dem Gesicht und Knie der Zentral-Figur sind auf einen Reinigungsversuch zurückzuführen, über den wir keinen Nachweis haben; dadurch sind die Gesichtszüge auf dem Original auch nicht mehr zu erkennen. Die verhältnismäßig dick aufgetragenen Farben wirken durch die darüber angesetzte Patina nachgedunkelt. Auf dem nachträglich schmäler geschnittenen Rand, in dem Stichlöcher darauf hinweisen, daß das Bild in eine Umrahmung eingenäht gewesen war, sind in tibetischen Zahlen und dBu med ungefähre Positionen für die einzelnen Figuren markiert. — Obwohl die Sammlung S P E C K V O N S T E R N B U R G in Peking zusammengestellt wurde, möchten wir es für möglich halten, daß das Bild in einer Lhasaer Kloster-Werkstatt gemalt worden war.

216

KRISTINA LANGE

Nag dban blo bzan rgya mc'o thront in der Krone dieses Baumes, dessen blühende Zweige seinen Sitz umfassen. Zu Füßen seines Thrones, vor und neben dem rechts ( = links auf dem Bild) Gerät verschiedener Kulte, Bücher und Opfergaben aufgestellt sind, haben sich 28 geistliche und weltliche Würdenträger versammelt, die sich dem Belehrung erteilenden „Großen fünften rGyal ba" der dGe lugs pa — miteinander disputierend, lauschend, anbetend und weitere Gaben überreichend — zuwenden. Unterhalb dieser Gruppe anschaulich charakterisierter Einzelpersonen, da, wo die Wurzel des Baumes zu vermuten wäre, ist die Schutzgöttin von Lhasa, IHa mo, dargestellt. Um diese ausdrucksvoll gemalte Bildachse sind 22 Präexistenzen des 5. DalaiLama als isoliert neben- und untereinander schwebende Figuren angeordnet. Den Bildaufbau veranschaulicht unsere Skizze 1. Dieses mit bemerkenswerter künstlerischer Meisterschaft gemalte T'an ka, zu dem uns gleichartige Bilder bisher nicht bekannt geworden sind, stellt eine präzisierte und ergänzte Version der Wiedergeburten-Folge dar, für die wir noch keinen Text-Beleg kennen. Da in dieser Darstellung Nag dban blo bzan rgya mc'o die letzte Inkarnation der Folge ist, müßte das T'an ka in den Jahren der wirklichen und vorgetäuschten irdischen Existenz des rGyal ba Ina pa c'en po anzusetzen sein, d. h. in den Jahrzehnten zwischen dem Entwurf der WiedergeburtenFolge um 1673 und der Einsetzung seines Nachfolgers, des 6. Dalai-Lama C'ans dbyans rgya mco (1683-1706), im Jahre 1697. Ebenfalls eine frühe Version der Darstellung der Wiedergeburten-Folge vermuten wir in der nachträglich erweiterten, nur fragmentarisch erhalten gebliebenen Serie von T'an ka, die Toni S C H M I D 1961 veröffentlicht hat. Von einer wahrscheinlich ursprünglich auf den 5. Dalai-Lama als Zentral-Figur bezogenen Serie sind übriggeblieben dieT'aii ka mit den Darstellungen von (I) (II) (IV) (VI) (IX) (VII)

sPyan ras gzigs Sron bean sgam po 'Brom ston 'P'ags pa bSod nams rgya mc'o dGe 'dun grub

(HI) K'ri sron Ide bean (V) Kun dga' snin po (VIII) dGe 'dun rgya mc'o (X) Yon tan rgya mc'o

Für eine solche Anordnung sprechen nicht nur die Reihenfolge innerhalb der Inkarnationslinie, sondern auch die Körperhaltung und Blickrichtung der HauptFiguren auf den T'aii ka. Die T'an ka X I und X I I der Serie, auf denen der 5. und der 6. Dalai-Lama dargestellt sind, dürften nachträglich hinzugefügt sein. 34 Auffallend ist, daß die Serie auch ein Bild des Sa skya pa 'P'ags pa (1235—1280) enthält, des Erfinders der ersten mongolischen Schrift; wir möchten das als 34

SCHMID 1961, 11: „Suppose the two last Dalailamas, artistically not quite up to the mark though quite creditable, were added to a somewhat older set. . . .The centre-piece (seventh Dalailama) obviously must than have replaced an other centre-piece."

P r ä e x i s t e n z e n der D a l a i - L a m a s

217

Skizze 1

Hinweis darauf deuten, daß diese Bilder-Serie mit den Ergänzungen der T'an ka X I und X I I zwischen 1697 und 1706 für verbündete mongolische Anhänger der dGe lugs pa bestimmt gewesen war. Ein Beispiel für die nicht seltene bildliche Darstellung der Inkarnationslinie des 'P'ags mc'og sPyan ras gzigs im 18. Jahrhundert ist das T'an ka I bei Alexander von STAEL-HOLSTEIN 1932. Die Version dieses T'an ka entspricht der des T'an ka OAs 6878, führt jedoch die Folge der Wiedergeburten weiter bis zum 8. Dalai-Lama bLo bzan 'jam dpal rgya mc'o (1758—1804), der das Zentrum dieses Bildes einnimmt.

218

KBISTINA LANGE

Der 5. Dalai-Lama ist durch seinen Platz in der Bildachse oberhalb der Zentral-Figur und durch größere Umrisse betont. K'ri sron Ide bcan fehlt. Den nicht zu identifizierenden Nor 'jin äb%n po in der oberen rechten ( = linken) Bildecke möchten wir für den Stifter dieses T'an loa halten. Das Bild hat folgende Anordnung der Einzel-Figuren: 0Q

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Präexistenzen der Dalai-Lamas

221

Die bildlichen Darstellungen auf den T'an ka zur Inkarnationslinie zeigen, daß •dann die Maler anderer Auffassung waren und es vorzogen, sich nach kanonischen ikonographischen Anregungen für eine zweihändige Manifestation des Avalokitesvara zu richten, die den Khasarpana 3 6 betrafen. Die Vorstellung des unter •dem Bodhi-Baum residierenden Amitäbha wurde von ihnen umgesetzt in die Darstellung des Amitäbha auf der Spitze des Bodhi-Baumes. Für die Identifizierung der einzelnen Punkte der Inkarnationslinie fehlt uns bisher die Kenntnis der Quellen, denen die Legenden um die verschiedenen Wiedergeburten entlehnt sind. Das macht sich besonders bemerkbar bei dem Versuch, den ersten Abschnitt der Folge von 'Jig rten dban p'yug bis dKon mcog 'bans zu analysieren, der in den G R U N D R I S S E N nur durch drei Punkte markiert ist: 1) ' J i g rten dban p'yug, dessen Name als ' J i g rten las 'das [pa'i] dban p'yug (3v, 1) erklärt wird; er soll der Sohn eines rQyal po sGra dbyans rna -sgra im Lande sGra can (3v, 4) gewesen sein. Zu der Zeit, als dieser Sohn regierte, soll es auch 2) einen (oder mehrere?) rQyal po Sin k'ri can gegeben haben. 3 7 Danach ist 3) von dem in Süd-Indien gelegenen Berg Potala 3 8 die Rede, der dem Avalokitesvara geweiht gewesen sein soll. In späteren Versionen der Wiedergeburten-Folge hat dieser Abschnitt — den bildlichen Darstellungen zufolge — nicht nur erste Erweiterungen, sondern auch Präzisierungen erfahren, die tibetischen Überlieferungen entsprachen. Wir können nicht beurteilen, welchen Einfluß die malkünstlerische Umsetzung der Lehre auf deren inhaltliche Präzisierung hatte. Dem rGyal po 'Jig rten dban p'yug folgt auf den T'an ka jedenfalls die Gestalt «ines IHa'i rGyal po, den K L O N R D O L BLA MA'S N A M E N S L I S T E erst an 2 3 . Stelle f ü h r t und den sie sGyu ma sprul pa ses pa IHa'i rGyal po39 nennt. Nach ihm folgen auf den T'an ka die beiden mythologischen Vorfahren der alten zentraltibetischen Herrscher gNa k'ri bcan po und IHa t'o t'o ri; der erstere gilt als der erste tibetische Herrscher des mythologischen Zeitalters überhaupt, zur Zeit des zweiten sollen Tibeter erstmals derzeit noch unverstandene buddhistischen Schriften und Symbole auf wunderbare Weise erhalten haben. K L O N R D O L B L A MA'S N A M E N S L I S T E zählt sie beide erst an 38. und 39. Stelle vor der •Gruppe der historischen zentraltibetischen Herrscher auf. Die Konzeption nennt danach — den G R U N D R I S S E N folgend — noch vor den alttibetischen Königen einen dKon mcog 'bans, den rGyal po dKon mcog *bans der späteren Versionen, dem da erst ein rGyal po Dad pa brtan pa hinzugefügt ist. Über den rJe dKon mcog 'bans zitiert die Chronik des 5. Dalai-Lama -36 V g l . LANGE 1 9 6 7 ; MALLMANN 1 9 4 8 , 5 1 - 5 2 u n d 1 9 4 - 1 9 7 . BHATTACHARYYA 1 9 2 4 , P I . X X I .

Zur Darstellung vgl.

•37 Vielleicht sind damit die mythologischen Vorfahren der historischen Herrscher Zentral-Tibets zwischen dem 6. und 9. Jahrhundert gemeint ?—Vgl. NAG DBAN 58

BLO BZAN EGYA M C ' O L 9 5 7 ,

18 —22.

Vgl. GRUNDRISSE, fol. 5r, 2—4 und unsere Anmerkung 24. Vgl. Tucoi 1949, T'an ka No. 100 (III, PI. P ; dazu II, 538), ein Bild, das den Lo sgyu ma sprul pa ses pa IHa yi rGyal po darstellt, umgeben von Seil ge sgra, rGyal po bDe mc'og, dGe 'dun 'p'el und P'o rin ra ja.

222

KRISTINA

LANGE

die b K a ' g d a m s g l e g s b a m 4 0 , im vorliegenden Text ist er zu dem Land 0 rgyan, aus dem Padmasambhava stammte, in Beziehung gesetzt. (5v, 3—6r, 1) Den rGyal po Dad pa brtan pa erwähnen K L O N E D O L B L A M A ' S N A M E N S 41 LISTEN im Zusammenhang mit den sKu mc'ed gsum, den drei Schülern des 'Bromston: Po to pa Bin i'en gsal, sPyan sna C'ul k'rims 'bar und P'u i'uii pa gZon nu rgyal mc'an, die um die Mitte des 11. Jahrhunderts gelebt haben dürften. In K L O N R D O L B L A M A ' S N A M E N S L J S T E zur Inkarnationslinie stehen die beiden rGyal po an 8. und 9. Stelle. Von den alten zentraltibetischen Herrschern sind nur drei in die Folge von Präexistenzen des „Großen fünften rGyal ba" aufgenommen: Sron bcan sgam po (gest. 649), K'ri sron Ideu bcan (755-797) und K'ri ral pa / Bai pa can (817-836). Die beiden ersten erhalten schon in der Konzeption den Titel Ö'os rgyal ( = Dharma-räja, „der buddhistischen Religion dienender König"), der dem K'ri sron Ide bcan dann in der systematisierten Version wieder abgesprochen, worden ist/*2 Möglicherweise ist das ein Hinweis darauf, daß — in den J a h r zehnten zwischen dem Entwurf der Wiedergeburten-Folge von Präexistenzen des rGyal ba Ina pa c'en po und der Formulierung der systematisierten Lehre von der Inkarnationslinie des ' P'ags mc'ogsPyan ras gzigs — zum Dogma erhobene Legenden die Einschätzung dieser beiden Herrscher aus buddhistischer Sicht verändert haben. 4 3 Der für die alttibetische Geschichte als bedeutender anger sehene Sron bcan sgam po ist durch die dGe lugs pa aus religiös-buddhistischeSicht noch weiter aufgewertet worden, und die Legenden um wirkungsvolle Taten für diese Religion zu seiner Zeit sind ein wesentlicher Bestandteil vieler nichtkanonischer Werke, die unter den dGe lugs pa verbreitet waren. Dabei hatte das zentraltibetische Reich erst unter K'ri sroii Ideu bcan im 8. Jahrhundert seine größten Ausmaße, und erst im 8. Jahrhundert läßt sich eine beschränkte Verbreitung buddhistischer Lehren verschiedenster Herkunft in Tibet mit Sicherheit nachweisen. 44 Doch die Überlieferung dieser Gegebenheiten scheint nicht genügt zu haben, um die traditionsgebundene zentraltibetische Oberschicht für die dGe lugs pa zu gewinnen, denn bekanntlich führten die zentraltibetischen Adelsgeschlechter ihre Genealogien meist in die Zeit des Sron bcan sgam po zurück, zu der im 7. Jahrhundert unter aktiver Anteilnahme ihrer Vorfahren das zentral40

41 42 43

44

V g l . N A G D B A N BLO BZAN RGYA M C ' O 1 9 5 7 ,

33.

Über die bKa' gdams pa, fol. 3r, 1. Auf dem T'an ka S T A E L - H O L S T E I N 1 9 3 2 : I aus der Zeit des 8. Dalai-Lama, d. h. aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts, ist er gar nicht dargestellt. Für eine ausführliche Erörterung dieses Fragenkomplexes wäre es notwendig, z. B. die verschiedenen Versionen des rOyal rabs 6'os 'byun gSal ba'i me Ion nach den bekannten Ausgaben und Zitaten vergleichend zu analysieren. Nach den bisherigen Forschungen dazu (vgl. K U Z N E C O V 1 9 6 0 , 1 9 6 1 , 1 9 6 6 ; dazu K O L M A § 1 9 6 3 , 1967) scheinen für das zentraltibetische Gebiet schon die Sa skya pa daran interessiert gewesen zu sein, die Genealogie der alten zentraltibetischen Herrscher mit einer entsprechenden religiös-buddhistischen Aufwertung in ihrem Sinne zu versehen, die mit einem Kult um den sPyan ras gzigs in Zusammenhang gebracht wurde. Vgl. STEIN 1961; DEMIEVILLE

1962.

Präexistenzen der Dalai-Lamas

223;

tibetische Reich zustande gekommen war. I n einem solchen Zusammenhang betrachtet, dürften den Legenden um Sron bcan sgarn po und seine angebliche Tätigkeit f ü r die buddhistische Religion wertvolle Daten über vorbuddhistische tibetische Glaubensvorstellungen entnommen werden können. 45 Nach dem letzten zentraltibetischen Herrscher, unter dem die buddhistische Religion nachweislich gefördert wurde, dem m]Sa'bdag K'ri ral (817—836), ist in der ergän zten Version der Wiedergeburten-Folge — belegt durch die T'an ka—der rGyal po dGe ba dpali6 eingefügt, der legendäre (?) Vater des indisch-buddhistischen Missionars Atlsa (981—1054), der im Mittelpunkt der bKa' gdams pa-Tradition der dGe lugs pa steht. 'Brom ston rGyal bai 'byun gnas (1C04—1C64) ist die nächste Wiedergeburt der Folge; er gilt als der Gründer der bKa' gdams pa. Die ihm folgende Inkarnation ist ein K'a ce dGon pa ba, den die systemat i s i e r t e V e r s i o n d e r L e h r e — e n t s p r e c h e n d d e r N*> MENSLISTE d e s KLON RDOL BLÄ

MA — noch vor dem 'Brom ston führt. Dieser K'a c'e dGon pa ba, „Kashmirische Eremit", ist wohl nicht mit dem „berühmten 'Pandit von Kashmir' Shäkyashribhadra" zu identifizieren, der zwischen 1204 und 1213 in Tibet gewirkt h a b e n soll. 4 7 KLON RDOL BLA MA'S NAMENSLISTE g i b t f ü r diese W i e d e r g e b u r t i n

der Inkarnationslinie den persönlichen Namen Jayaa nan ta / Jayänanda. Nack dem D e b t ' e r s n o n p o ist ein Kashmirer Tantriker Jayananda vor der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts anzusetzen. I m IV. Buch über die neuen Tantras und über die Lam 'bras — Lehren und ihre Adepten heißt es (ROERICH 1949, 219): „After the lapse of some time Sron-btsan was reborn as Kha-che dGon-pa-ba, a disciple of Kälacakrapäda (Dus-zabs-pa), the Junior, also known as Kha-che pan-chen, his real name beirg Jayananda. Thon-mi was reborn as rMa lo-tsä-ba Chos-'bar in Southern La-stcd. . . . In India he [ = rMa, geb. 1044 — KL) heard (the Doctrine) from Kha-che dGon-pa-ba. . . ," 4 8 Auf den Bildern zur Wiedergeburten-Folge von Präexistenzen des 5. DalaiLama ist er als Asket dargestellt, ein Hinweis darauf, daß wir in dieser Inkarnation mit Recht den Mahäsiddha A nan ta / An an da 4 9 vermuten können, „who, at first, was Brahman minister of a certain king of Bengal". 5 0 45

Vgl. z. B. SAG DBAN BLO BZAN RGYA MC'O 1957, 52—54 die systematisierte Aufzählung der Kultstätten, die zur Zeit des Sron bcan sgampo religiöse Bedeutung hatten. 46 Vgl. ROERICH 1949, 241 über diesen König eines indisch-buddhistischen Reiches Sahor/Zahor, auf das auch die Genealogie des Nag dban blo bzan rgya mc'o zurückgeführt wird, weshalb er sich Zahor-Bandhe nennt. 47 Nach HOFJMANN 1956, 126 und 131. 48 Vgl. auch ROERICH 1949, 232, 272, 343; 1953, 729. - Zu dem Zans mk'ar lo cä ba der GRÜNDRISSE, fol. 7V, 2 vgl. DAS 1951, 1090 B . «9 GBÜNWEDEI 1916, 141, 1 9 7 - 1 9 8 ; SCHMID 1958, 97/No. 55. - Vgl. auch T u c c i 1949, 229/No. 58. 60 Nach DAS 1908, X C V I ; die Legende dazu bei DAS 1908, 128. - Auf der Fig. 2 bei GRÜNWEDEL 1916 und auf dem T'an ka I X bei SCHMID 1958 sind Vögel die Attribute dieses Ananda. — Nach SCHMID 1955, 113—114 „enthält [die zweite Gruppe der Mabäsiddhas] eine Reihe von Siddhas, die wir nicht als 'Zauberer',, sondern eher als Gelehrte und Kirchenväter zu bezeichnen pflegen."

224

KBISTINA

LANGE

Als nächste Inkarnation des 'P'ags pa sPyan ras gzigs ist der Sa skya pa Kun dga' snin po (1092-1158) in die konzipierte Wiedergeburten-Folge aufgenommen. Wir kennen die Lehren der.Äa skya pa — deren Hierarchen mit Unterstützung der Mongolen, die dann in China die Yuan-Dynastie (1280—1367) gründeten, derzeit an der politischen Herrschaft in Tibet maßgeblich beteiligt waren—zu wenig, u m ausführliche Belege für einen unter den Sa skya pa verbreitet gewesenen Kult um den sPyan ras gzigs anführen zu können. 5 1 Daß gerade Kun dga' sninpo zur angeblichen Präexistenz des Nag dban blo bzan rgya mc'o erklärt wurde, kann auf die weltlich-politische Bedeutung der Sa skya pa überhaupt zurückgeführt werden, die sich die dGe lugs pa zum Vorbild nahmen und als deren Erben sie schon seit der Zeit ihres rGyal ba bSod nams rgya mc'o (1543—1588) aufzutreten suchten. 5 2 Da es ihnen zur Zeit der Konzipierung einer Inkarnationslinie f ü r ihre Oberhäupter vor allem u m die Festigung ihrer innenpolitischen Stellung ging, bezogen sie nicht etwa den tibetisch-buddhistischen Missionar bei den Mongolen, den Sa skya pa ' P'ags pa bla ma bLo gros rgyal mc'an (1235— 1280), in die Wiedergeburten-Folge ein, sondern den eigentlichen Begründer der Sa skya pa-Hierarchie. Zun 'gro ba'i mGon po g Yu brag pa (1123—1193) oder „Bla ma Z&ii gYu brag pa brTson 'grus grags pa . . . was a member of the powerful Ts'al pa family, who played such a large role in the history of Central Tibet." 5 3 Die G R U N D R I S S E berichten, daß unter den Lehren, die er hörte, auch Sprüche waren, mit denen in Lhasa der Ö'os rgyal Sron bcan sgarn po und in bSam yas der 0 rgyan rin po c'e, d. i. Padmasambhava, beschworen wurden. Außerdem gründete diese angebliche Präexistenz des 5. Dalai-Lama den Tempel G'al gun.5i Über die nächste angebliche Wiedergeburt in der Folge berichten die G R U N D R I S S E (8v, 3—4): „Der mNa' bdag Nan [geb. 1135] 55 fand bei Brag srin mo'i sbar rjas [in gTarn sul\, beim mK'o mt'in IHa k'an [in IHo brag], bei den Inschriften* Steinen a m Lhasaer ['P'rul snan gi] gCan k'an und an anderen Orten zahlreiche Zab gTer ma. Einmal schlief er auf einer Wiese [und t r ä u m t e , daß] eine Reiterin k a m u n d einen Bärenfell-Sack fallen ließ, [dann] gab sie dem Pferd einen Schlag mit einer Schädel-Kette und verschwand [wieder]. Nachdem sie verschwunden war, erwachte er u n d sah sich den Bärenfell-Sack a n ; darin befand sich das Zab cos [-Buch] des sLob dpon P a d m a [-sambhava]." Vom IHa rfe dGe ba 'burn wird in den G R U N D R I S S E N berichtet, d a ß er in Lhasa Zig gsos und G'u bzlos vornahm, Riten, die vielleicht mit der Heilung von Kranken u n d Beschwörungen gegen Hochwasser-Gefahr etwas zu t u n haben. 5 0 Nach R O E R I C H 1953, 1006 war „the doctor (lha-rje) dGe-ba-'bum (the builder of the golden roof over the Lha-sa gTsug-lag-khan 5 7 )". 51

Vgl. unsere Anmerkung 43.

52 V g l . L A N G E 1 9 6 7 , 53

FERRARI

1958,

73.

105/104;

seine Biographie im D e b t ' e r s n o n po

(ROERICH

1953,

711-715. 5-S G R U N D R I S S E , f o l . 8 r , 5 - 6 ; v g l . F E R R A R I 1 9 5 8 ,

55 Vgl. 56

ROERICH

1953, 445; T u c c i 1949, 114;

V g l . GRUNDRISSE, fol. 9r, 2—4.

105-106/105.

FERRARI

1958, 115/137. 57 VGL. G R Ü N W E D E L 1 9 1 9 ,

55.

Präexistenzen der Dalai-Lamas

225

Der in der ergänzten Version der T'an ka dann noch vor den rGyal ba rin po c'e eingeschobene Padmavajra, den K L O N R D O L BLA M A ' S N a m e n s l i s t e einen [Rig] gnas Ina mk'yen pa nennt, war der gLin ras pa Päd ma rdo rje (1128—1188). Das D e b t ' e r s n o n p o berichtet über ihn ( R O E R I C H 1 9 5 3 , 6 5 9 ) : „The Venerablte gLin, a disciple of dPal Phag-mo-gru-pa a t gLan-po-sna of g2ens in Upper Myan, 'The Source of Knowledge', there were two clans — Upper and Lower gLin. He belonged to the Lower gLin. His father, named rGyal-po sKyab-po was learned in Tantric propitiations, and gaimed his livelihood by practising medecine and astrology. His mother was gZus-mo Dar-chun. He was born in the year Earth-Male-Ape (sa pho spre'u — 1128 A. D.) and was named Pad-ma rdo-rje." — 5 ( R O E R I C H 1 9 5 3 , 5 6 4 : ) „The Brug-pa (bKa'-brgyud) . . . originated from gLin-ras-pa . . . " Der Spalte 3 unserer Übersicht, in der auch die Lebensdaten nach bisheriger Kenntnis der Quellen angegeben sind, ist mit einem Blick zu entnehmen, daß es sich bei den angeblichen Präexistenzen des „Großen f ü n f t e n rGyal ba" bzw. der Dalai-Lamas keineswegs um Wiedergeburten in einer Inkarnationslinie gehandelt haben k a n n ; denn die einzelnen Personen sind weder jeweils nach dem Tode ihres Vorgängers geboren, noch haben sie eine von der anderen nachweislich die Lehren bestimmter „Lehr-Kreise" (Ö'os skor)5S übernommen. Die Inkarnationslinie war also vom derzeitigen dogmatischen Standpunkt eine recht zweifelhafte Konstruktion. Wenn sie sich trotzdem als neues Dogma durchsetzen konnte, dann nur, weil sie in ihrem Inhalt ^.er sozialökonomischen Stellung u n d politischen Bedeutung der dGe lugs pa und ihrer Oberhäupter seit dem „Großen f ü n f t e n rGyal ba" entsprach. Diese Analyse einiger Quellen zur Wiedergeburten-Folge der angeblichen Präexistenzen der Dalai-Lamas in der Linie von Inkarnationen des ' P ' a g s mc'og sPyan ras gzigs ist ein Versuch. Sie lenkt die Aufmerksamkeit auf mögliche Methoden quellenkritischer Betrachtung und auf die Grenzen, die tibetologischhistorischen Forschungen gesetzt sein werden, solange wir nicht über primäre und möglichst genau datierte Werke tibetischer Autoren zu bestimmten Themen und Themen-Komplexen verfügen, nach denen wir uns ein Bild von der Geschichte dieses Landes machen können. Das hier behandelte Thema gehört offensichtlich in den noch kaum überschaubaren Komplex tibetisch-buddhistischer Lehren, die die bKa gdams paTradition der dGe lugs pa formulieren, und von der uns erst wenige der Werke, die diese Tradition stützen, ausreichend bekannt sind. Die G R U N D R I S S E , als seinerzeit bereits akzeptierte Abhandlung über die noch angezweifelte Kon58

Vgl. zu den T'ugs rje ö'en po'i cos skor und ihrer Überlieferung das Buch X I V des D e b t ' e r s n o n p o (ROEBICH: 1953, 1006—1064), das vermutlich nur so ausführlich ausfiel und in das Werk des gZon nu dpal (1391—1481) aufgenommen wurde, weil der Autor selbst Adept bestimmter Ärya-Amoghapasa-sädhana war (ROEBICH 1 9 5 3 ,

15

1018-1024).

Jahrbuch des Museums für Völkerkunde, Bd. X X V I

226

KRISTINA LANGE

zeption für eine Wiedergeburten-Folge von Präexistenzen des rGyal ba Ina pa ö'en po in dessen gSun 'bum aufgenommen, und die in unsere Analyse einbezogenen sekundären tibetisch-buddhistischen Quellen, die T'afi ka und K L O N K D O L B L A M A ' S N a m e n s l i s t e , lassen deutlich und deutbar erkennen, welchen Zweck die Lehren dieser g Ter ma verfolgten, in denen historische Überlieferungen und buddhistische Legenden miteinander verschmolzen wurden. Abkürzungen der Quellen A. Tibetische

Blockdrucke

GRUNDRISSE BGYA M C ' O ( 1 6 1 7 — 1 6 8 2 ) ; gSun 'bum (Ba): 'K'runs rabs kyi ¿in bkod 'dri c'ul gyi rtogs brjod k'a byan dan bias pa gSal bai me Ion; 13 fols. (TokoKU-Works-Catalogue 1953, No. 5655) ÜHCTHTyT BOCTOKOBeffeHHH AKa^eMiiH Hayn CCCP, JleHHHrpaflCKoe OT^ejieHiie; PyKonHCHuft XV Tibetica: Cyb. 6 Inventar-No. 479 der Sammlung G. Cybikov. Re5 = N A G D B A N BLO BZ A N

Produktion nach Mikrofilm (Auftrag No. 215) auf Tafeln 73—84. Namenslisten = Klon rdol bla ma S A G D B A N BLO BZAN (geb. 1719); gSun 'bum (Za): bsTan 'jin gyi skyes bu rgya bod du byon pa'i Min gi grans; 31 fols. (TOHOKHWorks-Catalogue 1953, No. 6562) Deutsche Staatsbibliothek Berlin: Tib[etischer] Bl[ockdruck] 61 (TAUBE 1966, No. 2841). K L O N B D O L BLA M A ' S W e r k - V e r z e i c h n i s s e (Ba): = Klon rdol bla ma N A G D B A N BLO B Z A N (geb. 1719); gSun 'bum bKa' gdams pa dan dOe lugs pai bla ma rags rim gSun 'bum mC'an t'o; 60 fols. (ToHOKU-Works-Catalogue 1953, No. 6555) Deutsche Staatsbibliothek Berlin: Tib[etischer] Bl[ockdruck] 64 (TAUBE 1966, No. 2845). K L O N BDOL MA'S

Verzeichnis = Brag dgon iabs drun D K O N M C ' O G B S T A N P A R A B R G Y A S (geb. 1 8 0 1 ) ; Yul mdosmad kyi Ijons su t'ub bstan rin po 6'e ji Itar dar ba'i c'ul gsal bar brjod pa Deb t'er rgya mc'o; fols. 4r, 6—19r, 4: G'os 'byun dan rNam t'ar gyi T'o bkod pa. - (Vgl. V O S T R I K O V 1 9 6 2 , 1 6 ) MHCTHTyT BocTOKOBefleHHH AKafleMHH Hayn CCCP, JleHHHrpaRCKoe oTjjejieHiie; Pyno1 NHCHMÄ (JIOHÄ, Tibetica: No. 30 der Sammlung B. Baradijn. B R A G D G O N ZABS D R U N ' s

A K'U RIN PO C'E'S V e r z e i c h n i s = A k'u rin po c'e S E S R A B RGYA M C ' O (1803—1875); dPe rgyun dkon pa 'ga' zig gi T'o yig Don gner yid kyi kunda bzad pa'i zla 'od 'bum gyi sne ma\ fols. 2v, 1—9r, 1: r N a m t ' a r C'os 'byun Deb t'er sogs kyi skor la. -

( V g l . VOSTRIKOV 1 9 6 2 , 16)

MHCTHTyT BocTOKOBefleHHH AKafleMHH Hayn CCCP, JleHHHrpajjcKoe OT^ejieHiie; PyKOimcHHÄ Tibetica: B — 377.

P r ä e x i s t e n z e n der D a l a i - L a m a s

B. Bûcher und BHATTACHABYYA, CHANDBA,

B.,

LOKESH,

1924: 1959:

227

Aufsätze

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15*

JOSEF,

228

KRISTINA

LANGE

r g y a rr) c ' o gnis kyis bsgrigs pa / gYan kran c'e dan Ses rab 'od zer gnis kyis par ¿us byas pa / gNas yul Pe ein Go ci öan sgo rtags an 54 pa j Mi rigs dpe skrun Man gis P e e i n du bskrun pao / spyi lo 1957 la //. OBERMILLER, E . A . / O B E P M M J I J I E P ,

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IlyTH H3yqeHHH

raSeTCKoii

Me«H-

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bam) H BPGMH ero HanncaHHH ( R e f e r a t 1 9 6 5 )

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IV,

17-32.

Nupeglas im Museum für Völkerkunde zu Leipzig Von

P E T E B GÖBEL,

Leipzig

(Mit 4 Figuren, 16 Abbildungen auf Tafel L X X X V - 1 X X X V I I I und 1 Farbtafel)

Die Glasarbeiten der Nupe Zentralnigeriens fanden verschiedentlich in der Literatur Erwähnung. Zunächst berichteten R O H L F S 1 , B A S T I A N 2 , S T A U D I N G E R 3 und P A S S A R G E 4 von der Tatsache der Glasverarbeitung im Nupegebiet, dann wendete man sich vor allem Herkunftsfragen zu. So erwähnt S T A U D I N G E R 5 , angedeutet bereits bei P A S S A R G E 6 , die Zuwanderung der Glasarbeiter in das Nupegebiet. Erörtert wurde, ob Glas bei den Nupe aus Rohstoffen hergestellt worden ist, bevor europäisches Flaschenglas und europäische Perlen eingeschmolzen wurden. Die Herstellung des Glases vor der Verwendung europäischen Glases bejahen P A S S A R G E 7 , F R O B E N I U S 8 , M E E K 9 , B A U M A N N 1 0 und N A D E L . " I n neuester Zeit wurden die Nupearbeiten besonders aus technologischem Interesse erwähnt, wobei sie zur Klärung der Herstellung der keltischen Glasarmringe der Latenezeit dienten. 12 Die vorliegende Arbeit sieht ihre Begründung in der notwendigen Veröffentlichung aller entsprechenden Objekte des Museums für Völkerkunde Leipzig, da in den bisherigen Publikationen über die Nupe die materielle Kultur viel zu wenig berücksichtigt wurde. Außerdem liegen in unserem Museumsmaterial verschiedene Bearbeitungsstufen von Glasringen vor, die für die technologische Beurteilung der Glasring- und Ringperlenproduktion von Wichtigkeit sind, da ähnliches Material unter den ausgegrabenen latenezeitlichen Glasgegenständen bisher nicht eindeutig vorliegt. 13 1

ROHLFS, 1 8 7 2 , S. 89. 2 BASTIAN, 1 8 7 4 , S. 111. 3 4 5 6 7 8

STAUDINGER, 1 8 9 1 , S. 5 9 7 . PASSABGE, 1 8 9 5 , S. 4 7 0 - 4 7 3 . S T A U D I N G E B , 1906, S . 2 3 1 - 2 3 2 . PASSABGE, 1 8 9 5 , S. 4 7 3 ; PASSARGE, 1 8 9 5 , S. 4 7 2 ;

später F R O B E N I U S , 1 9 1 2 ; M E E K , danach auch K R I E G E R , 1 9 4 3 , S .

1925; NADEL, 74.

FROBENIUS, 1912, S. 82.

9 MEEK, 1925, p. 158. «» B A U M A N N , 1 9 2 9 , S . 1 2 3 . 11

12

NADEL,

1940, pp. 8 5 - 8 6 ;

1951, pp. 274£f. Vgl. dazu K U N K E L , 1961, S. 324.

NADEL,

H A E V E B N I C K , 1960, S. 2 5 - 2 6 . 13 K U N K E L , 1 9 6 1 , S . 3 2 2 - 3 2 9 .

1951.

230

PETER

GÖBEL

Beschreibung der im Museum für Völkerkunde Leipzig vorhandenen Glasobjekte der Nupe Die Objekte stammen aus Sammlungen von M I S C H L I C H 1 4 , F R O B E N I U S K Ü L Z . 1 6 Die Nupegläser Nr. 1 — 4 5 Warden in Bida gesammelt, Nr. stammen aus Sokode und Nr. 5 0 — 5 2 aus dem Hausagebiet. 17

15

und

46—49

1. Glasmasse, Rohmaterial für Glasringherstellung. MAf 23931. Leicht gekrümmtes, mehrsträngiges, blaues Bruchstück von opaker Beschaffenheit. 0 1,9 cm L : 6 cm Gewicht: 24 g 2. Glasmasse, Rohmaterial für Glasringherstellung. MAf 23932. Kurzes, mehrsträngiges, schwarzes Bruchstück von opaker Beschaffenheit. 0 2 cm L : 3,2 cm Gewicht: 16 g 3. Glasmasse, Rohmaterial für Glasringherstellung. MAf 23933. Kurzes, mehrsträngiges, rosa Bruchstück von transluzider Beschaffenheit. 0 2 cm L : 3 cm Gewicht: 13g 4. Glasposten. MAf 23915.18 Blau, opak; breitgedrückt-tropfenförmig mit deutlicher Ansatzstelle; Ausgangsstufe für die Glasringherstellung. H: 1,9-2,6cm B : 3,7 cm Gewicht: 35,5 g « 5. Glasring (Ringperle). MAf 23922. Blau, opak; ringartig mit geringem Durchmesser; O — Profil; 2. Stufe der Glasringherstellung. H : 2,6cm B : 3,5cm Gewicht: 36g1£> 0 1,6cm 6. Glasring. MAf 23913./ Blau, opak; dünner Glasring mit flachem Dreiecks-Profil; Endform des Glasrings. H : 1,9 cm B : 6,6 cm Gewicht: 33 g 1 9 0 5,5 cm 7. Glasposten. MAf 23923. Schwarz, mit eingedrückten weißen und blauen Perlen; pilzförmig; deutliche Ansatzstelle für Werkzeug; Ausgangsstufe für Glasringherstellung. H : 1,3-1,7 cm B : 3,1cm Gewicht: 18 g 8. Glasring (Ringperle). MAf 23927. Schwarz mit eingedrückten weißen und blauen Perlen; ringartig mit geringem Durchmesser; 0 — Profil; eingedrückte Perlen bereits gedehnt. H : 1,6 cm B : 3,3 cm Gewicht: 24 g 0 1,3 cm Ii Aktenzeichen 1909/68, 1916/12 und 1927/84; betrifft MAf 17227-MAf 17234, MAf 25 723—MAf 25725, sowie MAf 28 010-MAf 28015 und MAf 28 017-M Af 28 026. 15 Aktenzeichen 1912/73 (Material der I I I . D I A F E 1910-1912), betrifft MAf 2 3 7 2 5 MAf 23728 (Werkzeuge) und MAf 23913-MAf 23929, sowie MAf 23931-MAf 23934. 16 Aktenzeichen 1905/8, betrifft MAf 10644-MAf 10647. 17 Die Objekte stellen sicher Nupe-Arbeiten dar. Ob in Togo hergestellt oder aus dem Nupegebiet eingehandelt, läßt sich aus den spärlichen Aktenangaben des Sammlers nicht feststellen. Vgl. dazu K R I E G E R , 1 9 4 3 , S. 7 4 . Den Verkauf übernehmen die Nupeglasarbeiter nicht, sondern Händler. 18 Die Aufzählung erfolgt nach den zusammengehörigen Sachgruppen, nicht nach laufenden Katalognummern. 19 Das Gewicht bestätigt, daß es sich um eine Reihe verschiedener Fertigungsstadien eines Ringes handelt. '

Nupeglas

231

9. Glasring. MAf 23928. Schwarz m i t eingeschmolzenen weißen, blauen u n d roten Perlen ; ringartig, mit unterschiedlichem O§NIKOVA, 1961, S. 276f.). 7LI

D Y A K O V , 1 9 6 6 . p . 5 3 ; s. a . D U T T , 1 9 5 1 .

S. 501 f.

Nagaland

349

stische Einstellung gegenüber den akuten Nationalitätenproblemen waren letztlich der Grund dafür, daß die nationalgesinnten Kräfte nicht schon in jener Phase die entscheidenden Positionen im Naga National Council erringen konnten. Nachdem im Jahre 1947 eine Delegation in New Delhi den separatistischen Forderungen der extremistischen Naga-Kreise nach völliger Lostrennung Nagalands von Indien Ausdruck verliehen hatte, kam es zu ersten offiziellen; Kontakten zwischen Vertretern des Indischen Nationalkongresses und des Naga National Council, deren Ergebnis das bekannte Hydari Agreement war. 77 Wenn dann in den nachfolgenden Jahren dennoch keine Einigung auf staatlicher Ebene zwischen der Zentralregierung der Republik Indien und den NagäVertretern erzielt werden konnte, so lag dies wohl in erster Linie daran, daß die extremistischen, von britischen und amerikanischen Kreisen unterstützten 7 8 Kräfte im Naga National Council, mit A. Z. Phizo an der Spitze, für längere Zeit die politische Führung an sich zu reißen vermocht hatten. Die Verfassung von .1950 garantierte den Naga, wie auch den anderen Bergvölkern Assams, eine gewisse Autonomie innerhalb des Unionsstaates Assam, doch die extremistischen Naga-Führer forderten einen eigenen Staat mit Gesetzgebender Versammlung und eigener Regierung. 79 Um dieser Forderung Nachdruck zu verleihen, bewogen sie 1952 die Bevölkerung, die Allgemeinen Wahlen völlig zu boykottieren, und da dies nicht den gewünschten Erfolg zeitigte, provozierten sie bewaffnete Auseinandersetzungen mit Einheiten der indischen Armee. 80 Doch nicht diese Kämpfe der Extremisten, die D Y A K O V ungerechtfertigterweise „a partisan war for independence" nennt, führten zur Bildung Nagalands 8 1 ; ebensowenig kann man die Schaffung des sechzehnten Staats der Indischen Union als Ergebnis einer „Korrektur am System der staatlichen Gliederung" betrachten, die vorzunehmen die Zentralregierung letztlich deshalb gezwungen war, weil „die Staatengliederung vom November 1956 . . . nicht konsequent dem Grundsatz, Menschengruppen mit gleicher Sprache und Kultur, die ein abgrenzbares geographisches Gebiet bewohnen, zu staatlichen Einheiten zusammenzufassen", entsprach. 82 Ohne Zweifel bildet die Bevölkerung Nagalands eine ethnische Einheit, deren Untergruppen, die sog. Stämme, sowohl historisch als auch kulturell eng miteinander verbunden sind. Sie sprechen auch zwar Dialekte, die alle zur tibetoburmanischen Sprachfamilie gehören, doch sind deren Unterschiede so groß, daß eine Verständigung oft äußerst schwierig ist 8:! , und nicht ohne eine gewisse Selbstironie stellten Teilnehmer auf einer Naga-Konferenz, auf der die Lostrennung von Assam gefordert wurde, fest, daß viele Sprecher der besseren Verständigung « s. ELWIN, 1 9 6 1 , p . 52. ' 8 S . STUHLMANN, 1 9 6 3 , S . 1. '9 E L W I N . 1 9 6 1 , p . 4 2 . SO E L W I N , 1 9 6 1 , p p . 5 3 - 6 1 . 81 DYAKOV, 1 9 6 6 , p . 7 6 , p . 7 9 . 82 L U L E I / S E L T E R , 1 9 6 7 , S . 8 4 . 83 H U T T O N , 1 9 6 5 , p . 1 9 .

350

W E E N E R HARTWIG

wegen Assamesisch 84 sprachen. 85 Aber auch hinsichtlich einer „linguistischgeographischen Begrenzung" vermag Nagaland nicht die Kriterien eines sog. linguistic State zu erfüllen, leben doch außerhalb seiner Grenzen noch über 170000 Naga, davon 125000 im südlich angrenzenden Manipur, 40000 in der Tirap Frontier Division der N.E.F.A. 8 6 und eine kleine, nicht bekannte Anzahl im Kachin-Staat der Union von Burma. So erweist sich eindeutig, daß die Bildung des sechzehnten indischen Bundesstaates weder das Resultat der jahrelangen bewaffneten Aktionen der extremistischen Kreise Nagalands noch das Ergebnis einer vom Zentralparlament vorgenommenen Korrektur am System der staatlichen Gliederung war, sondern daß er letztlich geschaffen wurde durch den Kampf des konsequent um seine nationalstaatliche Konsolidierung ringenden kleinen Volkes der Naga. Die progressiven Kräfte Nagalands hatten bereits in der antibritischen Phase ihrer Befreiungsbewegung versucht, ihre durch die Briten erzwungene, im antijapanischen Kampf jedoch durchbrochene politische Isoliertheit durch eine politisch-administrative Verbindung mit der indischen Provinz Assam völlig zu beseitigen. Später, in den Jahren der bewaffneten Aktionen der Extremisten, waren sie bestrebt, den unter Teilen der Naga-Bevölkerung verbreiteten indienfeindlichen Handlungen, Argumenten und Ressentiments zu begegnen. Zugleich nahmen sie jedoch auch direkten Kontakt zur indischen Zentralregierung auf und entsandten im September und Oktober 1956 Delegationen nach New Delhi und Shillong, um dem Ministerpräsidenten ihren Standpunkt und ihre Forderungen zu erläutern; Jawaharlal Nehru versicherte ihnen, daß seine Regierung — vorausgesetzt, daß die bewaffneten Aktionen zuvor beendet wären — bereit sei, Nagaland ein Maximum an Autonomie zu gewähren. I m August 1957 wurde die All Tribes Naga Peoples' Convention nach Kohima einberufen, an der 1765 Delegierte und mehr als 2000 Gäste aller Naga-Stämme teilnahmen. Einen ersten Erfolg erzielte die neugebildete politische Organisation der Naga, die Naga Peoples' Convention (N.P.C.), als die indische Regierung einer Forderung des I. Konvents entsprach und die bisherigen, dem Staat Assam resp. der N.E.F.A. zugehörenden Verwaltungseinheiten Naga Hills District und Tuensang Frontier Division zur Naga Hills Tuensang Area (N.H.T.A.) vereinigte und dem Außenministerium in New Delhi direkt unterstellte. 87 Der I I I . Konvent, der im Oktober 1959 in Mokokchung abgehalten wurde,- formulierte schließlich das Ziel, einen selbständigen Staat Nagaland innerhalb der Indischen Union zu bilden. Nach gründlichen Diskussionen, an denen neben verantwortlichen Mitarbeitern des Außenministeriums J . Nehru persönlich aktiv Anteil nahm 8 8 , beschloß das Zentralparlament am 84

Über diese in den Naga-Bergen KAUFFMANN, 1944a, S. 473f.

85 ELWIN, 1 9 6 1 , p . 13. 88

gesprochene Variante des Assamesischen s.

86 N A G , 1 9 6 5 , S . 3 4 5 .

87

s. ELWIN, 1 9 6 1 , p p . 6 4 - 6 5 .

Sein großes persönliches Interesse an den Problemen der zahlreichen ethnischen Minderheiten Indiens und seine Vorstellungen hinsichtlich der Lösung dieser Probleme legte NEHRU in seinen, im Vorwort zur 2. Auflage von V. ELWINS.

Nagaland

351

1. August 1960 die Schaffung Nagalands als eines selbständigen Staates der Union. 8 9 Als schließlich Präsident Radhakrishnan am 1. Dezember 1963 in Kohima Nagaland offiziell zum sechzehnten Bundesstaat der Indischen Union erklärte u n d den Gouverneur von Assam zum gleichzeitigen Gouverneur des neuen Staates sowie fünf Kabinettsmitglieder unter Leitung des Chefministers Shilu Ao vereidigte 9 0 , begann ein neuer Abschnitt in dem fortdauernden Prozeß der Lösung der vielgestaltigen Nationalitätenprobleme Indiens. Erstmalig in der Geschichte des freien Indiens h a t t e eine ethnische Minderheit, die noch in den letzten J a h r e n der britischen Kolonialherrschaft als „rückständige Stammesbevölkerung" galt, ihre Nationalstaatlichkeit erlangt. Andere, in ihrer Entwicklung relativ fortgeschrittene nationale Minderheiten Indiens, die mitunter zahlenmäßig noch größer sind als die Naga, sehen in der Gründung Nagalands ihr zu erstrebendes Vorbild. Den realen Weg zur Erlangung dieses oder eines — den jeweiligen konkreten Bedingungen entsprechend — ähnlichen Ziels hat die Kommunistische Partei Indiens (C.P.I.) in ihrem der Vorbereitung der Parlamentswahlen im J a h r e 1967 dienenden „Programm dringender Maßnahmen zur R e t t u n g des Landes, zum Schutze der Interessen der Massen" gewiesen. Darin heißt es, der Schlüssel zur Lösung der Probleme der sog. Stammesbevölkerung liege darin, „ihnen dort, wo es möglich ist, autonome Staatlichkeit oder — je nach Bevölkerungszahl, geographischer Lage usw. — regionale Autonomie zu gewähren. Das wird ihnen noch breitere Perspektiven der Beschäftigung, Bildung, kulturellen Entwicklung u n d Demokratisierung aller Lebensbereiche erschließen". 91 „A Philosophy for NEFA" (Bombay 1957) veröffentlichten „Panch Shila" for the

tribal people nieder; eine Kurzfassung derselben findet sich auch bei p. 45. 89 E L W I N , 1 9 6 1 , p p . 6 7 - 6 8 , p . 8 3 . SO STUHLMANN, 1 9 6 3 , S . 1. 9i D A N G E , 1 9 6 7 , S . 9 1 .

ELWIN, 1961,

352

W E B N E R HABTWIG

Daten zur Geschichte

Nagalands

(Zusammengestellt nach: D Y A K O V , 1966; E L W I N . 1961; INDO-ASIA.. S H A K E S P E A R . 1914)

1826 1832

1833 seit 1838 1861 1866 1873

1874 1876 1877

1879

1880

1881 1888 1894 ab 1902

1965-1967;

Koloniale Eroberung Assams durch die Briten Britische Truppen dringen bei ihrem Marsch von Manipur nach Assam in die Naga-Berge ein und stoßen dabei auf heftigen Widerstand der Bevölkerung Truppen des Raja von Manipur fallen in das Land der Angami ein, verheeren Kohima Wiederholte militärische „Strafexpeditionen" der Briten in das Gebiet der Angami Die Briten sperren den Naga jeglichen Zugang zu den Märkten in der Assam-Ebene Errichtung eines britischen Militärpostens in' Samaguting an der Westgrenze des Angami-Gebietes Durch die Inner Line Act verfügt die Kolönialregierung die praktische Isolierung der Berggebiete südöstlich des Brahmaputra Die Scheduled Districts Act legt besondere Bestimmungen für die Verwaltung der „undeveloped tracts" fest Errichtung einer Station der American Baptist Mission bsi Molungyimchen im Gebiet der Ao Mit der Errichtung eines Verwaltungszentrums in Kohima und einer Nebenstelle in Wokha nimmt die koloniale Annexion des Naga-Gebietes durch die Briten ihren Anfang Erfolgreicher Aufstand der Angami, den die Briten nur durch große militärische Übermacht niederzuschlagen vermögen Auf Grund der Frontier Tracts Regulation können in bestimmten Gebieten an den Grenzen Britisch-Indiens jegliche Gesetze außer Kraft gesetzt werden Mit der Bildung des Naga Hills District ist die Annexion des Naga-Gebietes vollzogen Bildung einer Verwaltungsnebenstelle in Mokokchung Verlegung des Missionszentrums der Baptisten in die Nähe von Impur Einbeziehung der östlich der Distriktgrenze gelegenen (Trans-Dikhu-) Dörfer der Naga in die britische Kolonialverwaltung

Nagaland Febr. 1913 1913 1917/18 1918 1919

1929

1935

1937

März 1944

1944

1945/46 April 1945 März 1946

Juni 1947

353

Erfolgreicher Angriff der Krieger einiger Trans-DikhuDörfer auf eine britische „Strafexpedition" Errichtung eines Militärpostens in Wakching, KonyakGebiet 2000 Naga nehmen im britischen Naga Labor Corps am I. Weltkrieg teil, Einsatz in Prankreich Gründung des Naga Club in Kohima und Mokokchung Die Government of India Act ermächtigt den Vizekönig, jedes beliebige Gebiet Indiens zu einem sog. „backward t r a c t " zu erklären; der Naga Hills District erhält diesen Status Vertreter der Simon Commission treffen in Kohima und Tuensang mit Vertretern des Naga Club zusammen, die ihnen ein Memorandum zu Fragen der geplanten Verfassung für Indien überreichen Auf Grund der Government of India Act werden die bisherigen „backward tracts" in „excluded or partially excluded areas" umgewandelt Das Gebiet des heutigen Distrikts Tuensang wird zur „tribal area" erklärt Der Naga Hills District und der North-East Frontier Tract (N.E.F.T.) erhalten den Status von „excluded areas" Japanische Truppen fallen, von Nordwest-Burma kommend, in Indien ein, besetzen Manipur und Teile des Naga-Gebietes Zerstörung Kohimas durch die Japaner Aktive Teilnahme der Naga am antijapanischen Befreiungskampf Errichtung einer kleinen Radiostation im Gebiet von Wakching Errichtung der ersten zwei kleinen Wasserkraftwerke in den Naga-Bergen Bildung des Naga Hills District Tribal Council (N.H.D. T. C.) Treffen des N.H.D.T.C. in Wokha: Annahme eines politischen Programms (örtliche Autonomie innerhalb der indischen Provinz Assam), Umbenennung in Naga National Council (N.N.C.) Erscheinen der ersten Nummer der „Naga Nation", des Organs des N.N.C. Erste Stimmen im N.N.C. für die völlige Lostrennung des Naga-Gebietes von Indien; eine nach New Delhi gesandte Delegation vertritt offiziell diese Forderung

23 Jahrbuch des Museums für Völkerkunde, Bd. XXVI

WEBNEB

HABTWIG

Indien erlangt seine politische Unabhängkeit Der Naga Hills District und der N.E.F.T. behalten vorerst den Verwaltungsstatus von „excluded areas" Besuch des Gouverneuers von Assam, Akbar Hydari, in Kohima; politische Gespräche mit den Führern des N.N.C., die die Unterzeichnung eines 9-Punkte-Memorandums (Hydari Agreement) zur Folge haben Bildung des Verwaltungszentrums Tuensang Debatte der N.N.C.-Führer mit dem Gouverneur von Assam über den Inhalt des Hydari Agreement Besuch eines Sub-Comitee of the Constituent Assembly in Assam und in Kohima ; Gespräche mit N.N.C.-Führern über den Inhalt der auszuarbeitenden, die Bergvölker Assams betreffenden „6th Schedule" der Indischen Verfassung Periode der „Direkten Aktionen"; ziviler Ungehorsam gegenüber den indischen Verwaltungsorganen im Naga Hills District und im N.E.F.T. Annahme der Verfassung — Indien wird Republik Auf Grund der Verfassung werden die bisherigen „excluded or partially excluded areas" in „scheduled or tribal areas" umgewandelt: der Naga Hills District wird „scheduled area" und die Tuensang Frontier Division des N.E.F.T. „tribal area" Die betroffenen Minderheiten Assams kritisieren die 6th Schedule der Verfassung Durch die North-East Frontier Regulation wird das Gebiet - des bisherigen N.E.F.T. in die North-Eastern Frontier Agency (N.E.F.A.) umgewandelt, deren südöstlichen Abschnitt die Tuensang Frontier Division bildet. I. Indischer Fünfjahrplan In diesen Jahren werden nahezu 1500 km Straßen im N.H.D. gebaut, die Zahl der Schulen verdoppelt sich Schaffung zweier National Extension Service Blocks im N.H.D. Errichtung mehrerer Verwaltungsposten in der Tuensang Tribal Area (T.T.A.): in Longleh (Phom), Kiphire (Sangtam), Mon (Konyak) und Noklak (Kalyo-Kengyu) Die extremistischen Kräfte des N.N.C. führen in allen Dörfern eine Volksbefragung über die völlige Lostrennung des Naga-Gebietes von Indien durch Völliger Boykott der Allgemeinen Wahlen in den NagaBergen

Nagaland E n d e 1953

1953

1953/56 1954 A n f a n g 1954 O k t o b e r 1954

F r ü h j a h r 1955 1955

J a n u a r 1956 22. 3. 1956

1956

23. A u g u s t 1956

Sept./Okt.

1956

A n f a n g 1957 23«

355

E i n e N a g a Goodwill Mission b e s u c h t A s s a m u n d n i m m t K o n t a k t zu verschiedenen P a r t e i e n des S t a a t e s auf. der jedoch keinen W i d e r h a l l findet A. Z. Phizo, einer der F ü h r e r der E x t r e m i s t e n , wird in B u r m a i n h a f t i e r t , v o n der R e g i e r u n g a n I n d i e n ausgeliefert, b a l d aber wieder freigelassen Periode des „Course of Violence", b e w a f f n e t e A k t i o n e n der E x t r e m i s t e n zur Verfolgung ihrer politischen Ziele P h i z o gilt als a n e r k a n n t e r F ü h r e r der a u f s t ä n d i s c h e n Separatisten Die Regierung M a n i p u r s b e s c h l a g n a h m t a n die 10000 Gewehre in den N a g a - D ö r f e r n I n der T u e n s a n g T r i b a l Area k o m m t es z u m b e w a f f n e t e n Ü b e r f a l l der Krieger P a n g s h a s auf das Dorf Y e n g p a n g , d e m 57 P e r s o n e n z u m Opfer fallen. Die indische Zentralregierung sieht sich z u m Eingreifen gezwungen V e r s t ä r k u n g der Militärposten in der T.T.A. I n K h o n o m a k o m m t es zu einem Treffen der n i c h t e x t r e mistischen N a g a f ü h r e r , die i h r e n A u s t r i t t a u s d e m N.N.C. e r k l ä r e n ; zu i h n e n g e h ö r t der n a m h a f t e F ü h r e r T. Shakrie T. Shakrie wird von A n h ä n g e r n des E x t r e m i s t e n Phizo ermordet I m R e n g m a - D o r f P h e n s i n y u bilden die E x t r e m i s t e n die sog. N a g a F e d e r a l G o v e r n m e n t , erklären Nagaland zu einer „souveränen V o l k s r e p u b l i k " u n d m a c h e n einen D o r f ä l t e s t e n (namens H o n g k h i n ) aus einem u n w e i t der burmesischen Grenze gelegenen Dorf z u m „ P r ä s i d e n t e n " Die b e w a f f n e t e n K r ä f t e der S e p a r a t i s t e n u m f a s s e n angeblich 15000 M a n n E i n e n b e d e u t e n d e n E i n f l u ß erlangen die S e p a r a t i s t e n u n t e r Teilen der Naga W o m e n ' s Society B e s t i m m t e Kreise der E x t r e m i s t e n v e r b r e i t e n u n d k ä m p fen u n t e r der L o s u n g „ N a g a l a n d for Christs!" D e b a t t e i m P a r l a m e n t in N e w D e l h i : J . Singh, der Vert r e t e r Manipurs, f o r d e r t die Bildung eines U n i o n s s t a a t e s „Nagaland" Ministerpräsident N e h r u e m p f ä n g t in N e w Delhi resp. in Shillong eine Naga-Delegation, der gegenüber er N a g a l a n d „ m a x i m a l e A u t o n o m i e " zusichert N i c h t e x t r e m i s t i s c h e K r ä f t e bilden das N a g a P e a c e Organising C o m m i t t e e , das seine H a u p t a u f g a b e in der Beendigung der b e w a f f n e t e n Aktionen sieht Die N a g a B a p t i s t Christian Convention appelliert von. K o h i m a aus an ihre A n h ä n g e r , f ü r den F r i e d e n einzu-

356

1957

22.-26. 8. 1957

Ende 1957

1. Dez. 1957

1956/61

Mai 1958

Ende 1958 Okt. 1959

Juli 1960

1. August 1960

18. Februar 1961 August 1961

WEBNEB. HABTWIG

treten; von einer Tagung in Impur wiederholt sie später den Appell Bei den Allgemeinen Wahlen kandidieren drei Naga für die Gesetzgebende Versammlung Assams, werden gewählt, und einer Ton ihnen wird in die Funktion eines Stellvertretenden Ministers' berufen. In Kohima findet die All Tribes Naga Peoples' Convention (I. Konvent) statt, an der 1765 Delegierte und an die 2000 Besucher teilnehmen; die politische Hauptforderung beinhaltet die administrative Vereinigung des Naga Hills District und der Tuensang Tribal Area; Gründung der Naga Peoples' Convention (N.P.C.) Eine Naga-Delegation trägt in Shillong dem Gouverneur von Assam und in New Delhi dem Ministerpräsidenten die Forderungen des I . Konvents vor Vereinigung des Naga Hills District und der Tuensang Tribal Area zur Naga Hills Tuensang Area (N.H.T.A.), die — gemäß Part B der 6th Schedule der Verfassung — eine besondere administrative Einheit darstellt; sie untersteht direkt dem Außenministerium in New Delhi I I . Indischer Fünfjahrplan Wegen der besonderen politischen Situation beginnt in der N. H. T. A. ab 1958 ein spezieller Dreijahrplan, in dessen Ablauf die landwirtschaftliche Produktion um 30% gesteigert werden kann I I . Naga Peoples' Convention in Ungma: Ernennung eines Komitees zur Ausarbeitung eines 16-Punkte-Programms zur Bildung eines selbständigen Staates innerhalb der Indischen Union Phizo, der Führer der Extremisten, flieht nach England I I I . Naga Peoples' Convention in Mokochung: Annahme der Forderung nach Bildung eines selbständigen Staates innerhalb der Indischen Union, nach Bildung von „Village, Rangs and Tribal Councils" in Nagaland Eine Naga-Djlegation unterbreitet das 16-Punkte-Programn dis I I I . Konvents in Mokokchung der Zentralregierung Ministerpräsident Nehru begründet im Zentralparlament die Bildung des neuen Unionsstaates Nagaland auf dem Territorium der bisherigen Naga Hills Tuensang Area Bildung einer aus 42 Mitgliedern bestehenden Interimskörpsrschaft und eines Exekutivrates für Nagaland D A D wird Vorsitzender des konsultativen Rates von Nagaland

Nagaland. 1963

357

Verabschiedung eines Gesetzes gegen Separatismus (16. Ergänzung zur Verfassung durch das Zentralparlament) 1. Dezember 1963 Präsident Radhakrishnan verkündet in Kollima feierlich die Bildung Nagalands, des 16. Staates der Indischen Union; Vereidigung Vishnu Sahays als Gouverneur von Nagaland und der fünf Kabinettsmitglieder unter Leitung des Chefministers Shilu Ao 10.-15. J a n u a r 1964 Allgemeine Wahlen zur Gesetzgebenden Versammlung Nagalands: die N.P.C. gewinnt 33 der insgesamt 46 Sitze Sommer 1964 Auf Initiative des englischen Geistlichen Rev. M. Scott wird eine Friedensmission, der außer Scott J . Nayaran und Chaliha angehören, ins Leben gerufen September 1964 Durch Vermittlung der Naga-Friedensmission Scotts k o m m t es zu einem „Waffenstillstand" zwischen den separatistischen Nagaführern u n d der Zentralregierung November 1964 Vertreter der Separatisten überreichen der Friedensmission ein Memorandum, in dem der Internationale Gerichtshof in Den H a a g aufgefordert wird zu entscheiden, ob Nagaland zur Indischen Union gehört oder nicht Wegen ihrer Bemühungen, mit den Separatistenführern Nagalands ein "Übereinkommen zu erzielen, wird die Regierung Shastri im Zentralparlament von der Opposition angegriffen 1965 Normalisierung des Lebens in allen Teilen Nagalands April 1965 M. R. Masani, der Führer der Swatantra-Partei, besucht mit Angeordneten der Opposition Nagaland und trifft dabei auch mit Führern der Separatisten zusammen 1965 Die Separatisten bringen angeblich erneut 5000 Freiwillige unter Waffen Die Anführer der Mizo protestieren u n d fordern die Anführer der Na ga-Separatisten auf, unverzüglich alle Versuche, verschiedene Kuki-Dörfer erpressen zu wollen, einzustellen Februar 1966 J . N a y a r a n erklärt seinen Austritt aus der Naga-Friedensmission 1. H a l b j a h r 1966 Rev. Scott unterstützt offiziell die separatistischen Forderungen der Naga-Extremisten, wendet sich mit entsprechenden Petitionen an ausländische Regierungen Rev. Scott versucht, das „Naga-Problem" vor die UNO zu bringen' April 1966 Ministerpräsidentin I. Gandhi verhandelt mit Vertretern der Separatisten in New Delhi 3. Mai 1966 Rev. Scott wird aus Indien ausgewiesen

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W E R N E R HARTWIG

O k t o b e r 1966

H e r b s t 1968 F e b r u a r 1969

U n t e r r e d u n g der Ministerpräsidenten I . G a n d h i m i t einer Delegation der S e p a r a t i s t e n u n t e r F ü h r u n g v o n K u g h a t o Sukhai Nagaland beansprucht das angrenzende assamesische T e r r i t o r i u m der K a k o d a n g a F o r e s t R e s e r v e Bei d e n W a h l e n zu der G e s e t z g e b e n d e n V e r s a m m l u n g N a g a l a n d s e r h ä l t die Naga Nationalist Organisation 22 der i n s g e s a m t 40 Sitze, die O p p o s i t i o n s p a r t e i United Front of Nagas e r h ä l t 12 Sitze F ü h r e r der U . F . N . ist A. K e v i c h u s a K . S u k h a i g r ü n d e t eine n e u e P a r t e i u n t e r d e n S e p a r a t i s t e n , den Council of Naga People Literaturverzeichnis Abkürzungen

AAL

— Asien-Afrika-Lateinamerika. Bilanz-Bei'ichte ; Chronik. Karl-MarxUniversität Leipzig CIS — Contributions t o I n d i a n Sociology. Paris/The Hague EA — Ethnologischer Anzeiger. S t u t t g a r t IA — Indo-Asia. Vierteljahreshefte f ü r Politik, K u l t u r und. W i r t s c h a f t Indiens. Stuttgart JASB — J o u r n a l of t h e Asiatic Society of Bengal. Calcutta J A S B o — The J o u r n a l of t h e Anthropological Society of B o m b a y . B o m b a y . JRAI — J o u r n a l of t h e Royal Anthropological I n s t i t u t e of Great B r i t a i n and Ireland. London NGM — The National Geographic Magazine. Washington PFS — Probleme des Friedens u n d des Sozialismus. Berlin SW/Gewi— Sowjetwissenschaft, Gesellschaftswissenschaftliche Reihe. Berlin YASB — Year-book of t h e Asiatic Society of Bengal. Calcutta ALLEN, B. C., 1906 (1959): Assam District Gazetteers — L a k h i m p u r . (Shillong). I n A u s z ü g e n i n : ELWIN, 1959, p . 26.

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Nagaland

359

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Museum für Völkerkunde Leipzig 1869—1969 Bibliographie des vom Museum herausgegebenen Schrifttums Zusammengestellt von

PETER GÖBEL,

Leipzig

Allgemeines Inhaltsverzeichnis der Museumspublikationen Bericht des Museums für Völkerkunde in Leipzig Jahrbuch des Museums für Völkerkunde zu Leipzig Mitteilungen aus dem Städtischen Museum für Völkerkunde zu Leipzig Veröffentlichungen des Museums für Völkerkunde zu Leipzig . . . . Veröffentlichungen des Museums für Länderkunde Ausstellungsführer . . . Mitteilungen aus dem Museum für Völkerkunde zu Leipzig

362 362 369 370 373 374 376

Thematische Übersicht Afrika Amerika Asien Europa Ozeanien/Australien Museologie Urgeschichte Allgemeines

377 380 382 390 392 396 404 406

I n der Bibliographie wird Vollständigkeit angestrebt. Erfaßt wurden alle vom Museum für Völkerkunde Leipzig herausgegebenen und gedruckt vorliegenden Schriften. Über die noch nicht publizierten Übersetzungen sowjetischer Arbeiten, die im Museum für Völkerkunde Leipzig vorhanden sind, kann man sich informieren bei M A H N , A N N E L I E S E , Bibliographie sowjetischer Arbeiten in deutscher Sprache (ungedruckte Übersetzungen) 1945—1965. I n : Ethnographisch-Archäologische Zeitschrift, 8. Jg., H. 3, S. 235-269, Berlin, 1967. Allgemeines Inhaltsverzeichnis der Museumspublikationen Die Periode von der Gründung des Museums 1869 bis 1900 wird von den Berichten des Museums für Völkerkunde in Leipzig erfaßt, der Zeitraum danach 1

Die vollständigen bibliographischen Angaben der einzelnen Arbeiten sind aus der thematischen Übersicht zu entnehmen.

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PETER GÖHKI.

ab 1901 wird, in den Jahrbüchern abgehandelt. Die Berichte haben gleichen Aufbau und umfassen: Geschichte des Jahres. — Rechnungsabschluß. — Protektoren. — Förderer. — Bevollmächtigte. — Beamte. — Mitgliederverzeichnis. — Verzeichnis der Erwerbungen. — Vereine, Gesellschaften und Institutionen, mit denen das Museum für Völkerkunde in Verbindung steht. 1.—28. Bericht des Museums f ü r Völkerkunde in Leipzig. 1873-1900. Leipzig, 1874-1901. J a h r b u c h des Museums f ü r Völkerkunde zu Leipzig Das Jahrbuch wird von der Direktion herausgegeben. Ab Band X V I I I lag die Redaktion in Händen von Dr. Wolfgang König, ab Band X X I V in Händen von Dr. Barbara Treide. Band I bis I X erschienen im R. Voigtländer's Verlag Leipzig, Band X—XIV im Verlag Otto Harrassowitz Leipzig, ab Band XV erscheint das Jahrbuch im Akademie-Verlag Berlin. Die Jahrbücher des Museums enthalten regelmäßig einen Bericht über die Entwicklung des Museums für den betreffenden Zeitraum, den das Jahrbuch umfaßt, sowie einen Bericht über die Sammlungszugänge. Ab Band X V I I I erscheint der Tätigkeitsbericht als Beilage zum Jahrbuch. In den Jahren 1908 bis 1926 erschien in d«n Jahrbüchern der Geschäftsbericht des Vereins für Völkerkunde und dessen kurze Sitznngsprotokolle. Bis Band I X „Jahrbuch des städtischen Museums . . .". Band I. 1906, Leipzig, 1907 B E R G T , W., F Dr. Hermann Obst. — Die Entwicklung des Museums für Völkerkunde 1901—1905. — Verzeichnis der in den Jahren 1901—1905 erworbenen Sammlungen. — B E R G T , W., Die Abteilung für vergleichende Länderkunde am städtischen Museum für Völkerkunde zu Leipzig. — K R A U S E , F., Zur Ethnographie der Insel Nissan. Band II. 1907. Leipzig, 1908 Die Entwickelung des Museums 1907. - Verzeichnis der in den Jahren 1906 und 1907 erworbenen Sammlungen. — Verzeichnis derjenigen Gesellschaften, Vereine und Institute, mit denen das Museum in Schriftenaustausch steht. — S A R F E R T , E., Zwei Bainingmasken. — S A R F E R T . E., Seltene Waffen von Vuvulu. — A N T Z E , G., Fetische und Zaubermittel aus Togo, I . — J A C O B , K . , Die La Tene-Funde der Leipziger Gegend. Band I I I . 1908/1909. Leipzig, 1910 Die Entwickelung des Museums 1908. — Verzeichnis der 1908 erworbenen Sammlungen. — Die Entwickelung des Museums 1909. — Verzeichnis der 1909 erworbenen Sammlungen. — B E R N H A R D T , J . , Sagen aus der Leipziger Pflege. — A N T Z E , G . , Einige Bemerkungen zu den Kugelbogen im Städtischen Museum für Völkerkunde zu Leipzig. — K R A U S E , F., Tanzmaskennachbildungen vom

Bibliographie

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mittleren Araguaya (Zentralbrasilien). — J A C O B . K . . Fundberichte aus Nordwestsachsen. — Verein für Völkerkunde. Geschäftsbericht für 1908/1909. — Mitgliederverzeichnis des Vereins für Völkerkunde. — W E U L E , K.. Die nächsten Aufgaben und Ziele des Leipziger Völkermuseums. Band IV. 1910. Leipzig, 1911 Die Entwicklung des Museums 1910. — Verzeichnis der 1910 erworbenen Sammlungen. — GERMANIST, P . , Das plastisch-figürliche Kunstgewerbe im Grasland von Kamerun. — A N T Z E , G., Ahnenfiguren aus Kreide von NeuMecklenburg (Neu-Irland). — B L O C H , T . , Graeco-buddhistisehe Altertümer im Museum für Völkerkunde zu Leipzig. — Verein f ü r Völkerkunde zu Leipzig, Geschäftsbericht für 1910. — M O H N , Das deutsche Tschadseegebiet, Land und Leute. Band V. 1911/1912. Leipzig, 1913 Die Entwicklung des Museums 1911 und 1912. — Vermehrung der Sammlungen 1911. — Verzeichnis der 1911 erworbenen Sammlungen. — Vermehrung der Sammlungen 1 9 1 2 . — Verzeichnis der 1 9 1 2 erworbenen Sammlungen. — E R K E S , E., Ahnenbilder und buddhistische Skulpturen aus Alt-China. — S A R F E R T , E., Ausgrabungsfunde von NanMatol auf Ponape. — S A R F E R T , E., Masken aus dem Bismarck-Archipel. I. Masken von Nissan. — S A R F E R T , E., Eine Kanuplanke aus Kaiser-Wilhelms-Land. — S A R F E R T , E., Deutschland in der Südsee. Reisebilder aus dem Bismarck-Archipel. — G E R M A N E , P., Zauberglaube und Mannbarkeitsfeiern bei den Wapare, Deutsch-Ostafrika. — G R E T S C H E L , E., Die Buschmann-Sammlung Hannemann. — J A C O B , K. H., Die Ausgrabung der Hügelgräber in der H a r t h (September bis Oktober 1 9 1 2 ) . — Verein für Völkerkunde, Geschäftsbericht für 1911 und 1912. — Mitgliederverzeichnis des Vereins für Völkerkunde. — Sitzungsberichte. Band VI. 1913/1914. Leipzig, 1915 Die Entwicklung des Museums 1913 und 1914. — Vermehrung der Sammlungen 1913. — Verzeichnis der 1913 erworbenen Sammlungen. — Vermehrung der Sammlungen 1914. — Verzeichnis der 1914 erworbenen Sammlungen. — W E U L E , K., Das Museum für Völkerkunde zu Leipzig. — S A R F E R T , E., Leitgedanken über die Entwicklung der Kultur. — REDÖHL, H., Einige Bemerkungen zu den im Leipziger Völkerkundemuseum befindlichen koreanischen Pfeilergottheiten. — W E U L E , K., Botenstäbe bei den Buschmännern. Eine südafrikanisch-australische Parallele. — K R A U S E , F., Eine seltene Speerschleuder im Leipziger Museum für Völkerkunde. — Verein für Völkerkunde, Geschäftsbericht für 1913 und 1914. - Sitzungsberichte. Band VII. 1915/1917. Leipzig, 1918 Die Entwicklung des Museums 1 9 1 5 — 1 9 1 7 . - Vermehrung der Sammlungen 1915. — Vermehrung der Sammlungen 1916. — Vermehrung der Sammlungen 1 9 1 7 . — Bücherei, Diapositiv- und Photographiensammlung. — W E U L E , K . , Sachsens Vorgeschichte und einer ihrer ersten Forscher. — W I L K E , G., Die

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PETER GÖBEL

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PETER GÖBKL

F. R . , Der omulodi-GIaube. „Schuldig" oder „unschuldig" im Bereiche des „Todeszauber-" oder „Hexenglaubens" in Afrika. — D A M M . H.. Ethnographische Materialien aus dem Küstengebiet der Gazelle-Halbinsel (Neubritannien). — H A R T W I G , W., Einige Bemerkungen zu einer Bodenbearbeitungsmethode im Spreewald. — D A M M . H.. Zur Neugestaltung unseres Museums. Geschaffenes und Zukünftiges. LEHMANN,

Band XVII. 1958. Berlin, 1960 Tätigkeitsbericht des Museums für das Jahr 1958. — B A R T H E L , T. S., Obsidianwaffen von der Osterinsel. — L A U F E E , C., Ein Beitrag zum Thema „Donnerkeilglaube" aus der Südsee. - SCHMITZ, C. A., Die Jawik-Figuren der Pasum in Nordost-Neu-Guinea. — W O L F , S., Bemerkungen zu den Neuirländischen Reibhölzern der Völkerkundemuseen Dresden und Leipzig. — D A M M , H., Ein „Schiffstuch" aus Süd-Sumatra. — BÖTTGER, W . , Nachtrag zum chinesischen Glückwunschbild von Ch'i Pai-shih. - MÜLLER, R. F. G., Die Bewertung der drei Fehler (dosa) durch die indischen Ärzte. — T A U B E , M., Verzeichnis der Tibetica des Leipziger Völkerkundemuseums. — D R O S T , D . , Transportable Herde in Afrika. — H A B E R L A N D , E., Äthiopische Dachaufsätze. — H A R T W I G , W., Zu den Aufgaben des ethnographischen Museums. Band X V I I I . Berlin, 1961 Tätigkeitsbericht des Museums für das J a h r 1959. — B Ö T T G E R , W., Geschenke der Koreanischen Volksdemokratischen Republik. Eine Sammlung koreanischer Volkskunstgegenstände. — BRÄUTIGAM, H., Tabellarischer Abriß der Nationalitäten Chinas. - K Ö N I G , W., und G. E. MARKOV, Vorläufiger Bericht über einige Ergebnisse der Teilnahme an einer ethnographischarchäologischen Expedition in die Turkmenische Sowjetrepublik im Jahre 1959. — D R Ä G E R , L., Einige indianische Darstellungen des Sonnentanzes aus dem Museum für Völkerkunde zu Leipzig. — D A M M , H., Temes nevinbur aus Süd-Malekula (Neue Hebriden). - H O F F M A N N , E., Die Bronzehelme der Sammlung Zschille im Museum für Völkerkunde zu Leipzig. — D R O S T , D . , Die Sonderausstellung „Völker der Republik Sudan" 1959/60. - Als Beilage zum Jahrbuch „Tätigkeitsbericht für das J a h r 1960". Band X I X . Berlin, 1962 D A M M , H . , Alte Steingeräte aus Melanesien und von den Samoa-Inseln. — R E I M , H . , Zur Wasserversorgung der Australier. — L A U F E R , C., Kulap Liu oder Kamadukduk. Zur Geschichte der Maskenbünde in Melanesien. — H Ö L T K E R , G-, Aus dem Kulturleben der Kire-Puir am unteren Ramu (Neuguinea). — BÖTTGER, W., Welchem Zweck diente die Leipziger Emma-o-Plastik * '. — MARKOV, G., Sechs turkmenische Teppicherzeugnisse aus dem Museum für Völkerkunde Leipzig. — P L A E S C H K E , H . , Ghandhäraplastik im Museum für Völkerkunde Leipzig. — H A S E L B E R G E R , H . , Wandmalereien und plastischer Bauschmuck in Guinea. - H A B E R L A N D , E., Nachträge zu „Äthiopischen Dachaufsätzen". — T R E I D E , D., Das Abbrennen der Vegetation bei nichtbodenbauenden Stämmen des westlichen Nordamerika. — K L O C K E , F .

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368

P E T E R GÖBEL

Band X X I I . Berlin, 1966 D A M M , H., Fritz Krause 1881-1963. - H Ö L T K E R , Gr., Das Geisterhaus bei den Bosngun am unteren Ramu River, Neuguinea. — U R B A N , M., Polynesische Stößel. Belegstücke aus den Beständen der Ethnographischen Sammlung der Universität Göttingen. — L A N G E , K., Die Kanjur-Deckel im Museum für Völkerkunde zu Leipzig. — K O N R A D , W . , Über Baduma-Lieder und den Bau einer fünfsaitigen Buduma-Harfe. — A R K A D E , C. W., A Discussion of the Bolivian Indian. — D R O S T , D., Die Sonderausstellung „Kunst aus Afrika" (1963-1965). - K Ö N I G , W., Die Ausstellung Zentral- und Mittelasien (Mongolei und Turkmenien). — H A R T W I G , W., Ethnographica der Chalcha und Burjaten (Mongolische Volksrepublik). - L I N Y A O - H U A und N. N. Ö E B O K SAROV, Die wirtschaftlich-kulturellen Typen Chinas. Band X X I I I . Berlin, 1966 L A U E E R , C., Der Ackerbau der Baining. — H Ö L T K E R , G., Zwei merkwürdige Zauberbündel mit Holzfiguren von der Insel Kairiru in NO-Neuguinea. — H A B E R L A N D , E., Zur Ethnographie der Alfendio-Region (Südlicher SepikDistrikt, Neuguinea). — Boos, F. H., Further Analysis and Classification of the Oaxacan (Zapotec) Urn of the God Tiger. — B Ö T T G E R , W., Ein datierter chinesischer Lacksetzschirm. — H A N S E N , H . H., Problems of Contact and Change. Field Research in a Muslim Village in the Island of Bahrain. — J A C O B E I T , W., Ein Stirnjoch wird gemacht. — G A B O R J A N , A., östliche Elemente in der ungarischen Fußbekleidung. — H O F F M A N N , E., Zyprische Kalksteinskulpturen der Sammlung Ohnefalsch-Richter (Teill). — T R E I D E , B., Erprobung von Lochkarten zur Auswertung ethnographischer Sammlungen im Museum für Völkerkunde zu Leipzig. — P O T A P O V , L. P., Das Museum für Anthropologie und Ethnographie der Akademie der Wissenschaften der UdSSR (Zum 250jährigen Bestehen des Museums). - Als Beilage: G Ö B E L , P., und E. G E R M E R , Erziehungsziel: Völkerfreundschaft. Zu den Ferienprogrammen im Museum für Völkerkunde Leipzig. Band X X I V . Berlin, 1967 H Ö L T K E R , G., Mutter-Kind-Motiv und verwandte Vorstellungen in der Holzplastik Neuguineas. — D A M M , H., Ethnographika aus dem Gebiet der Hansabucht (Nordost-Neuguinea). — T A U B E , E., Einige mongolische Unterhaltungsspiele. — L A N G E , K., Manifestationen des Avalokitesvara und ihre Inkarnationen in den Oberhäuptern der „Gelben Kirche". — H A R T W I G , W., Zum Problem der „feudal position" des Akekao (chief) bei den Sema-Naga (Indien). — B Ü T T N E R , T., Die autochthone Bevölkerung Adamauas im 19. J h . — Formen ihrer Unterdrückung durch die Fulbe-Aristokratie. — D R Ä G E R , L., Die Ausrüstung der Kriegsanführer bei den Ogalala-Dakota. Nach Aufzeichnungen von F. Weygold und J . R. Walker. — H O F F M A N N , E., Zyprische Kalksteinfiguren der Sammlung Ohnefalsch-Richter (Teil II). — G E R M E R , E., Museologische Betrachtungen am Beispiel der Sonderausstellungen „Waffen der Südseevölker" in Greiz, Leipzig und Potsdam. — W E N D T , R., Ungarische

Bibliographie

369

Volksbräuche im Jahreslauf. Zu einer Sonderausstellung des Ethnographischen Museums Budapest. — Als Beilage: Tätigkeitsbericht des Museums für die Jahre 1964 und 1965 und für das Jahr 1966. Band XXV. Berlin, 1968 H Ö L T K E R , G . , Ältere Bilddokumente zur Narbentatauierung in Neuguinea. — D A M M , H., Alte Holzgefäße von den Hawaii-Inseln. — T E E I D E , B., ökologische Klassifizierung von Pflanzen durch schoschonischsprachige Bevölkerungen im westlichen Nordamerika. — S T E I N , L., Die älteste Beschreibung der Beduinen in der deutschsprachigen Literatur. — B A W D E N , C. R., Einiges zu den Ethnographika der Chalcha und Burjaten im Museum für Völkerkunde Leipzig. — B Ö T T G E R , W., Weitere buddhistische Votivstelen aus dem alten China im Besitz des Museums für Völkerkunde zu Leipzig. — G Ö B E L , P., Die elo-Masken der Nupe im Museum für Völkerkunde Leipzig. — H O F F M A N N , E., Zyprische Skulpturen der Sammlung Ohnefalsch-Richter aus hellenistischer Zeit. — D R O S T , D., Töpferei in Afrika. Ökonomie und Soziologie. Band X X V I . Berlin, 1969 G E R M E R , F., Die Vorgeschichte der Gründung des Museums für Völkerkunde zu Leipzig 1868—1869. Ein Beitrag zur Geschichte der Ethnographie und des Museumswesens. — D R O S T , D., Gustav Klemms kulturhistorisches Museum. Ein Vorbericht. — D A M M , H . , Bemerkungen zu den Schädelmasken aus Neubritannien. — T R E I D E , B., Die Baining-Sammlungen in den Museen für Völkerkunde zu Leipzig und Dresden (Teil I). — STINGL, H . , Schwerter aus ZentralKalimantan. — B Ö T T G E R , W., Ein Setzschirm in Koromandellacktechnik mit Gestalten aus dem Shui-hu-chuan. — L A N G E , K., Über die Präexistenzen der Dalai-Lamas. Versuch einer kritischen Analyse tibetisch-buddhistischer Quellen. — G Ö B E L , P., Nupeglas im Museum für Völkerkunde zu Leipzig. — S T E I N , L., Ethnographische Untersuchungen im Wadi al-Gadid (VAR) 1968, Vorbericht. — D R Ä G E R , L., Die Ausstellung „Indianer Amerikas" im Museum für Völkerkunde zu Leipzig. — K Ö N I G , W., Einige Aspekte der gesellschaftlichen Dynamik in der turkmenischen Bodenbauergemeinde. — K E U S C H E , R., Die Abwanderung östlicher Indianer nach Spanisch-Louisiana. — H A R T W I G , W., Nagaland — „Linguistic State" oder nationalstaatliche Konsolidierung einer ethnischen Minderheit Indiens? — G Ö B E L , P., Museum für Völkerkunde zu Leipzig 1869—1969. Bibliographie des vom Museum herausgegebenen Schrifttums. Beiheft zum J B , Bd. X X V I : G U H K . G Ü N T E R , Karl Marx und theoretische Probleme der Ethnographie. Mitteilungen aus d e m Städtischen Museum f ü r Völkerkunde zu Leipzig Band I, Heft 1. Leipzig, 1905 E P H R A I M , H., Über die Entwicklung der Webetechnik und ihre Verbreitung außerhalb Europas. — Das erste Heft erschien im Verlag Karl W. Hiersemann, Leipzig. Die Serie wurde nicht fortgesetzt. 24 Jahrbuch des Museums für Völkerkunde, Bd. XXVI

370

[PETEK GÖBEL

Veröffentlichungen des Museums f ü r V ö l k e r k u n d e zu Leipzig Die Veröffentlichungen erscheinen in unregelmäßiger Folge. Die Hefte 1 - 6 erschienen im R. Voigtländer's Verlag, Leipzig, die Hefte 7 und 8 in Kommission bei Otto Harrassowitz, Leipzig, ab Heft 9 kommen alle Veröffentlichungen im Akademie-Verlag in Berlin heraus. Bis Heft 8 „Veröffentlichungen des Städtischen Museums für Völkerkunde zu Leipzig". Heft 1. Leipzig, 1907 STENZ, GEORG M., Beiträge zur Volkskunde Süd-Schantungs. Herausgegeben und eingeleitet von A. Conrady. Heft 2. Leipzig, 1907 dem Leben der arabischen Bevölkerung in Sfax (Regentschaft Tunis). Mit einem Beitrag von Prof. Hans Stumme in Leipzig.

NARBESHITBER, KARL, AUS

Heft 3. Leipzig, 1908 N Ä B E , F . M A X , Die steinzeitliche Besiedlung der Leipziger Gegend unter besonderer Berücksichtigung der Wohnplatzfunde. Mit einem Beitrag von Prof. Dr. C. Schröter, Zürich. Heft 4. Leipzig, 1912 F E L I X , JOHANNES,

Das Mammuth von Borna.

Heft 5. Leipzig, 1914 JACOB, K A R L HERMANN und Markkleeberg bei Leipzig.

CARL GÄBERT,

Die altsteinzeitliche Fundstelle

Heft 6. Leipzig, 1922 PLISCHKE, H A N S , Der Fischdrachen. Heft 7. Leipzig, 1942 ( = Vorgeschichtliche Reihe, Folge 1) JÖRNS, W E R N E R , Vor- und frühgeschichtliche Siedlungen in Rötha-Geschwitz. Teil I : Die germanischen Dorfreste. Heft 8. Leipzig, 1942 ( = Vorgeschichtliche Reihe, Folge 2) JÖRNS, W [ E R N E R ] , Zur östlichen Abgrenzung der Hunsrück-Eifel-Kultur. Heft 9. Berlin, 1958 HERRMANN, FERDINAND

und

P A U L GERMANN,

Beiträge zur afrikanischen

Kunst. Heft 10. Berlin, 1960 BÖTTGER, W., Die ursprünglichen Jagdmethoden der Chinesen nach der alten chinesischen Literatur und einigen paläographischen Schriftzeichen. Heft 11. Berlin, 1961 DROST, DIETRICH und WOLFGANG KÖNIG (Red.), Beiträge zur Völkerforschung. Hans Damm zum 6 5 . Geburtstag. ANELL, BENGT, Flügelnetze in der Südsee. —

Bibliographie

371

H . , Kaui. - B A R T H E L , T . S., Spiele der Osterinsulaner. - B E H N , F., Die Felsbilder in den Ligurischen Seealpen und das Felsbilderproblem. — BODROGI, I . , K a p k a p in Melanesien. — BÖTTGEK, W., Die Leipziger Emmaö-Plastik und ihre Restaurierung. — BRÄUTIGAM, H . , Probleme der Volksaufstände polyethnischer Gruppen in Südwest-China während der TaipingZeit. — DAMMANN, E., Zur Überlieferung der Segeju. — DKÄGER, L., Ein bemaltes Tipi der Dakota-Indianer im Museum für Völkerkunde Leipzig. — DROST, D., Eine Reiterdarstellung aus dem Kameruner Grasland. — E B E R HARD, W., Deception as a Political Tool in Ancient China. — FINSTERBUSCH, K., Die Mundorgeln des Museums für Völkerkunde zu Leipzig und die Darstellung des Instrumentes in Ost- und Südostasien. — FISCHEB, H . , Spiele der Wotut (Ost-Neuguinea). — GERMER, E., Miklucho-Maklai und die koloniale Annexion Neuguineas durch das kaiserliche Deutschland 1884. — GUHR, G., Über die sogenannten abnormen Heiraten und ihre Verwandtschaftsterminologie auf den Banks-Inseln (Melanesien). — H A B E R L A N D , E., Eisen und Schmiede in Nordost-Afrika. — H A R T W I G , W., Anfänge der Warenproduktion im südöstlichen Bismarck-Archipel in den letzten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts. — H E R B M A N N , F., Die Beschneidung. Zur Frage ihrer Deutung. - HERZOG, R., Ethnographische Sammlungen, Lehr- und Forschungsstätten in Kairo. — H O F F M A N N , E., Zur Geschichte der vorgeschichtlichen'Sammlung des Museums für Völkerkunde in Leipzig. — HÖFTMANN, H . , Möglichkeiten zur Wiedergabe europäischer Begriffe im Ewe. — H Ö L T K E R , G., Leichenbrand und anderes vom unteren Ramu (Neuguinea). — ISRAEL, H., Bemerkungen zu einigen verzierten Walroßzähnen aus Südwest-Alaska. — JACOBEIT, W., Zur Frage der Beziehungen zwischen Transhumanz, Nomadismus und Alpwirtschaft. — KIRCHOFF, P., Der Beitrag Chimalpahins zur Geschichte der Tolteken. — KOCH, G., Zur Theorie der polynesischen Einwanderung. — KÖNIG, W., Zur Gesellschaftsorganisation der Turkmenen. Die Stammesstruktur der Teke. — KONRAD, W., Die „Kanaken" des Tschadsees. Ein Beitrag zur Kenntnis der geistigen Welt der Buduma. — K R I E G E R , K . , Töpferei der Hausa. (AnkaDistrikt, Sokoto-Provinz, Nordnigeria). — KUNZ, L., Fenich und Waldkorn. — LARSSON, K . E., Ein figürlicher Aufhängehaken. — L Ä U F E R , C., Jagdzauber der Gunantuna (Südsee). — LEHMANN, F. R., Jonker Afrikaner und die Herero-Missionare seiner Zeit als „Häuptlinge wider Willen" (1844—1861), Südwestafrika. — L I P S , E., Ethnobotanisches zum „Zuckerahorn". — LOMMEL, A., Stilistische Vergleiche an australischen Felsbildern. — MENZEL, B., Wechselausstellungen im Museum für Völkerkunde Berlin. — MOSCHKAU, R., Zwei vorgeschichtliche Felsbilder an den Thömassteinen im Zittauer Gebirge. — N E U M A N N , P., Eine verzierte Kalebassenschüssel aus Suriname. — N E V E R MANN, H., Moko und Taniwha. — PLISCHKE, H., Der Ursprung des erdkundlichen Begriffes Salomonen. — R O S E , F . , The Indonesians and the Genesis of the Groote Eylandt Society, Northern Australia. - SCHLENTHER, U., Eine argentinische archäologische Steinsammlung im. Institut für Ur- und Frühgeschichte der Humboldt-Universität zu Berlin. — SCHLESIER, E., Über die BALDUS,

24*

372

PETER GÖBEL

Zweisprachigkeit und die Stellung der Zweisprachigen in Melanesien, besonders auf Neuguinea. — SCHMITZ, C. A., Eine Liebeszauberfigur der Komba in Nordost-Neuguinea. — S C H U B E R T , J., Aus Nordindien und dem Himälaya. Notizen zu einigen für das Museum für Völkerkunde Leipzig erworbenen Gegenständen. — S E L L N O W , I., Erkenntnistheorie und Geschichtsbegriff der soziologisch-funktionalistischen Schule. — S I E V E R S , L., Das Herrnhuter Völkermuseum. — S P A N D A U S , G., Das Häuptlingswesen der Ndau in Südostafrika. — S T E I N , L., Der Handel mit Nahrungsmitteln im Tschadseegebiet während des 19. Jahrhunderts. — T E R M E R , F., Der erste Bericht über die Ruinen von Uxmal, Yucatan, aus dem 16. Jahrhundert. — T I S C H N E R , H., Beiträge zur Ethnographie des alten Viti Levu und Vunua Levu nach unveröffentlichten Notizen und Zeichnungen Theodor Kleinschmidts aus den Jahren 187S-1878. - T O K A R E V , S. A., Zur Bedeutung der Frauendarstellungen im Paläolithikum. — T R E I D E , B., Nordosteuropa in der Vorstellung Adams von Bremen. — W E S T P H A L - H E L L B U S C H , S., Reisanbau im südlichen Iraq. — W O L F , S . , Zwei Beninarbeiten im Staatlichen Museum für Völkerkunde Dresden: Vogelgestaltiges Zeremonialgerät und Reliefplatte mit Vogel. — PLOTT, A., Verzeichnis der Schriften und Vorlesungen von Hans Damm. Heft 12. Berlin, 1962 Die Achal-Teke. Zur Wirtschaft und Gesellschaft einer Turkmenen-Gruppe im X I X . Jahrhundert. KÖNIG, WOLFGANG,

Heft 13. Berlin, 1962 R E I M , H E L M U T , Die Insektennahrung der australischen Ureinwohner. Eine Studie zur Frühgeschichte menschlicher Wirtschaft und Ernährung. Heft 14. Berlin, 1965 T R E I D E , D I E T R I C H , Die Organisierung des indianischen Lachsfangs im westlichen Nordamerika.

Heft 15. Berlin, 1967 DROST, DIETRICH,

Töpferei in Afrika. Technologie.

Heft 16. Berlin, 1967 T R E I D E , Barbara. Wildpflanzen in der Ernährung der Grundbevölkerung Melanesiens. Heft 17. Berlin, 1967 S T E I N , LOTHAR, Die Sam mar-Serba. Beduinen im Übergang vom Nomadismus zur Seßhaftigkeit. Heft 18. Berlin, 1968 D R Ä G E R , LOTHAR, Formen der lokalen Organisation bei den Stämmen der Zentral-Algonkin von der Zeit ihrer Entdeckung bis zur Gegenwart. Heft 19. Berlin, 1969 SCHUBERT, J O H A N N E S , Paralipomena Mongolica. Wissenschaftliche Notizen über Land, Leute, Lebensweise in der Mongolischen Volksrepublik.

Bibliographie

373

Heft 20. Berlin, 1969 H A R T W I G , W E E N E R , Wirtschaft und Gesellschaftsstruktur der Naga in der 2. Hälfte des 19. und zu Anfang des 20. Jahrhunderts.

Das Museum für Völkerkunde Leipzig besaß von 1891 (1896 Beginn der Ausstellungstätigkeit) bis 1907, dem J a h r der Abtrennung und Verselbständigung des angeschlossenen Museums, eine Abteilung für vergleichende Länderkunde. Die Veröffentlichungen dieser Abteilung während der Zeit der Zugehörigkeit zum Museum für Völkerkunde Leipzig wurden in die Zählung der „Veröffentlichungen des Museums für Länderkunde" als erste Hefte aufgenommen.

Veröffentlichungen des Museums f ü r L ä n d e r k u n d e Heft 1. Leipzig, 1896 (Verlag des Museums für Völkerkunde) STÜBEL, ALPHONS,

Einführung in die Bildersammlung der Vulkanberge von

Ecuador. Heft 2. Leipzig, 1899 S T Ü B E L , A L P H O N S , Erläuterungen zu den auf 8 Tafeln zusammengestellten Charakterpflanzen aus dem Hochlande von Ecuador und Colombia. Mit Bezug auf die im Grassimuseum zu Leipzig befindliche Bildersammlung dieser Gegenden.

Heft 3. Leipzig, 1901 (Verlag des Museumfe für Völkerkunde in Commission bei Max Weg) Ein Wort über den Sitz der vulkanischen Kräfte in der Gegenwart. ( = Mittheilung aus dem Museum für Völkerkunde zu Leipzig, Abtheilung für Länderkunde). Gekürzte französische Ausgabe : Notice jointe à l'édition française des profils représentant la genèse et la structure de l'écorce solide du globe du Dr. Alphons Stiibel. Par W. Prinz, Professeur à l'Université de Bruxelles. Leipzig, 1902

STÜBEL, A L P H O N S ,

Heft 4. Leipzig, 1903 (Max-Weg-Verlag) STÜBEL, A L P H O N S , Über die genetische Verschiedenheit vulkanischer Berge. Eine Studie zur wissenschaftlichen Beurtheilung der Aus brüche auf.den Kleinen Antillen im Jahre 1902. ( = Veröffentlichung der vulkanologischen Abteilung des Grassi-Museums zu Leipzig) Heft 5. Leipzig, 1903 (Max-Weg-Verlag) S T Ü B E L , A L P H O N S , Das nordsyrische Vulkangebiet Diret-et-Tulül, Hauran, Dschebel Manie und Dschölän. Beschreibung der im Grassimuseum zu Leipzig ausgestellten Zeichnungen der vulkanischen Schöpfungen dieses Gebietes. ( = Veröffentlichung der vulkanologischen Abtheilung des Grassi-Museums zu Leipzig)

374

PETER GÖBEL

Heft 6. Leipzig, 1903 (Max-Weg-Verlag) STÜBEL, A L P H O N S , Karte der Vulkanberge Antisana, Chacana, Sincholagua, Quilindaña, Cotopaxi, Rumiñihui und Pasochoa. Bin Baispiel für die Äußerung eruptiver Kraft in räumlich kleinen Abständen unter deutlichen Anzeichen ihrer Abschwächung und ihres Entstehens innerhalb begrenzter Zeiträume. ( = Veröffentlichung der vulkanologischen Abtheilung des GrassiMuseums zu Leipzig) Heft 7. Leipzig, 1904 (Max-Weg-Verlag) STÜBEL, A L P H O N S , Rückblick auf die Ausbruchperiode des Mont Pelé auf Martinique 1902—1903 vom theoretischen Gesichtspunkte aus. ( = Veröffentlichung der vulkanologischen Abtheilung des Grassi-Museums zu Leipzig) Heft 8. Leipzig, 1905 (Max-Weg-Verlag) W A G N E R , P[ATJL], Illustrierter Führer durch das Mussum für Länderkunde (Alphons-Stübel-Stiftung). Hrsg. von der Direktion des Museums für Völkerkunde. Ausstellungsführer /

I n dieser Aufstellung sind Ausstellungsführer von Gemeinschaftsausstellungen, an denen das Mussum für Völkerkunde bsteiligt war, nicht erfaßt, wenn diese Führer nicht vom Museum für Völkerkunde herausgegeben worden sind. WAGNER, P[AUL],

Illustrierter Führer durch das Mussum für Länderkunde (Alphons-StübelStiftung). Hrsg., von der Direktion des Museums für Völkerkunde. 70 S., 1 Plan, 30 Fig., 2 Ktn., Leipzig, 1905. K R A U S E , FRITZ,

Führer durch die Sonderausstellung übsr die Wirtschaft der Naturvölker. Juni 1909. Hrsg. von dsr Direktion. 20 S., Lsipzig, (1909). Illustrierter Führer durch die prähistorische Abteilung. Hrsg. von der Direktion. 28 S., 10. Tfn. Leipzig, 1910. Illustrierter Führer durch die SDndsrausstellung übsr Transport- und Verkehrsmittel der Naturvölksr und dsr außereuropäischen Kulturvölker. Sommer 1910. Hrsg. von dsr Direktion. 24 S., 13 Abb., o. O., (1910) Führer durch das Museum für Völkerkunde zu Lsipzig. Hrsg. von der Direktion. 204 S., 12 Tfn., 5 Grundrisse. Lsipzig, 1913. 4. Aufl. 1922. RICHTER, JOHANNES,

Illustrierter Führer durch die Prähistorische Abteilung. Hrsg. von der Direktion. Zeichnungen von Dr. Paul Gsrmann. 66 S., 8 Tfn., 14 Abb., Leipzig, 1922.

Bibliographie

375

ERKES, E . ,

Führer durch die Sonderausstellung „Ahnenkult", März-April 1922. 2 S., o. 0 . , (1922). Führer durch die Ausstellung Afrika — Ostafrika. Veranstaltet vom Museum f ü r Völkerkunde, Museum f ü r Länderkunde. 24 S., Leipzig, 1928. Das Museum f ü r Völkerkunde zu Leipzig. Seine Geschichte, seine Aufgaben u n d Einrichtungen nebst vorläufigem Führer durch die Sammlungen. Hrsg. von der Direktion. 20 S., 4 Grundrisse. Leipzig, 1929. DAMM, H A N S ,

Führer durch die Abteilung Südsee/Indonesien. 48 S., 4 Tfn., 4 Grundrisse, Leipzig, 1938. HUMMEL, SIEGBERT,

Ostasiatische Keramik. Töpferkunst u n d Porzellan aus China, Korea, J a p a n vom 2. J a h r h . v. Chr. bis zum 20. J a h r h . Ausstellung vom 24. April bis 31. Mai 1949. 8 S., 1 K t e , (Leipzig, 1949). DRÄGER, LOTHAR,

Führer durch die Sonderschau Brasilianische Waldindianer. 8 S., 3 Abb., 1 Kte, Leipzig, 1957. SCHUBERT, JOHANNES,-

Mongolei. Sonderausstellung des Museums f ü r Völkerkunde Leipzig im Grassimuseum. 12 S., 8 Abb., Leipzig, (1958). BÖTTGER, WALTER,

Führer durch die ostasiatischen Sammlungen. 62 S., 2 Grundrisse, 16 Abb., Leipzig, 1958. HARTWIG, W E R N E R ,

Südasiatische Völker. Eine Einführung in die südasiatischen Sammlungen. 70 S., 2 Grundrisse, 16 Abb., 2 Ktn., Leipzig, 1958. HARTWIG, W E R N E R ,

Nordasiatische Völker. Eine Einführung in die sibirischen 91 S., 3 Grundrisse, 2 Ktn., 10 Fig., 13 Abb., Leipzig, 1959.

Sammlungen.

DROST, DIETRICH,

Völker der Republik Sudan. Sonderausstellung 1959. 12 S., 8 Abb., Leipzig, 1959. DRÄGER, LOTHAR,

Prärie-Indianer. Sonderausstellung 1960. 16 S., 8 Abb., Leipzig, 1960. HÄLSIG, MARGOT,

R a b i n d r a n a t h Tagore (7. 5. 1861-7. 8. 1941). (Faltblatt des MTV anläßlich des 100. Geburtstages des Dichters.) 4 S., (Leipzig, 1961). DRÄGER, L . , DROST, D . , KÖNIG, W . , LANGE, K . , u n d H . STINGL,

Arbeit u n d Werkzeug. Sonderausstellung des Museums f ü r Völkerkunde zu Leipzig 1961/62. 40 S., 20 Abb. und 7 Tfn., Leipzig, 1962.

376 STINGL,

P E T E R GÖBEL HEINZ,

Indonesia Raja — Zierkunst eines Inselreiches. Sonderausstellung 1962/63. 20 S., 10 Abb., 2 Umschlagbilder, 1 Kte., Leipzig, 1962. DROST, DIETRICH,

Kunst aus Afrika. 39 S., 24 Tin., 4 Abb. und 1 Kte., Leipzig, 1963. 2. Aufl. 1968. [STINGL,

HEINZ],

Indonesische Plastik. (Faltblatt zur Sonderausstellung anläßlich des 20. Jahrestages der Republik Indonesien vom 15. Juli bis 30. August 1965) 6 S.. 3 Abb., (Leipzig, 1965). GERMER, ERNST,

Waffen der Südseevölker. 1 graph. Darstellung, 39 Abb., 1 Klappkarte. 41 S., Leipzig, 1965. KÖNIG, WOLEGANG,

Mongolei. Erläuterungen zu einer Ausstellung im Museum für Völkerkunde Leipzig. 95 S., 72 Abb., 5 Ktn., Leipzig 1967. DRÄGER, LOTHAR,

Indianer der Prärie. 46 S., 33 Abb., 2 Fig., Leipzig, 1968. STEIN, LOTHAR,

Beduinen. 64 S., 41 Abb., 1 Kte., Leipzig, 1969. GERMER,

ERNST,

Hausrat von Südseevölkern. Führer zu einer Sonderausstellung für Blinde. 2 S. Text, 31 S. Text in Punktschrift, 1 Abb., Leipzig, 1969.

Ab 1960 erscheinen die Mitteilungen aus dem Museum für Völkerkunde zu Leipzig als populärwissenschaftliche Schriftenreihe für unsere Besucher. Bis zum Jahre 1963 erfolgt eine durchlaufende Zählung bis Heft 16 (jährlich 4 Hefte), ab 1964 erscheinen jährlich 4 Hefte in eigener Zählung, ab 1966 erscheinen jährlich 2 Doppelhefte.

Mitteilungen aus dem Museum f ü r Völkerkunde zu Leipzig. Leipzig, 1960ff.

Thematische

Übersicht

Das gesamte Schrifttum, welches im Inhaltsverzeichnis innerhalb der einzelnen ReihenveröfFentlichungen aufgeführt wurde, sowie die Hauptartikel in den „Mit teilungen aus dem Museum für Völkerkunde zu Leipzig" von Heft 1/1960 bis Heft 3/4/1968 erscheinen in der thematischen Übersicht mit allen bibliographisch

Bibliographie

377

wichtigen Angaben unter den Hauptschlagworten : Afrika — Amerika — Asien — Europa — Ozeanien/Australien — Museologie — Urgeschichte — Allgemeines. Verwendete Abkürzungen /

J B — Jahrbuch des Museums für Völkerkunde zu Leipzig. VMV — Veröffentlichungen des Museums für Völkerkunde zu Leipzig. VML — Veröffentlichungen des Museums für Länderkunde. MM — Mitteilungen aus dem Museum für Völkerkunde zu Leipzig.

Afrika Fetische und Zaubermittel aus Togo. I. 83 Abb., in: J B . 'S. 3 6 - 5 6 . B Ü T T N E R , T H E A , Die autochthone Bevölkerung Adamauas im 1 9 . J h . — Formen ihrer Unterdrückung durch die Fulbe-Aristokratie. I n : J B , Bd. XXIV, Berlin, 1 9 6 7 , S. 1 3 2 - 1 5 7 . D A M M A N N , E R N S T , Zur Überlieferung der Segedju. I n : VMV, H. 1 1 , Berlin, ANTZE, G(USTAV),

Bd. II, Leipzig,

1908,

1961, S. 9 1 - 9 8 .

Tönerne Trommeln in Afrika. 14 Fig., 1 Kte., in: J B , Bd. XIV, Leipzig, 1956, S. 31-61. D R O S T , D I E T R I C H , Tönerne Dachaufsätze in Afrika. 16 Fig., in: J B , Bd. XV. Berlin, 1957, S. 83-105. D R O S T , D I E T R I C H , Völker der Republik Sudan. Sonderausstellung 1959. 12 S., 8 Abb., Leipzig, 1959. D R O S T , D I E T R I C H , Transportable Herde in Afrika. 28 Fig., in: J B , Bd. XVII, Berlin, 1960, S. 140-157. D R O S T , D I E T R I C H , Die Sonderausstellung „Völker der Republik Sudan" 1959/60. 11 Abb., 1 Grundriß, in: J B , Bd. X V I I I , Berlin, 1961, S. 113-138. D R O S T , D I E T R I C H , Eine Reiterdarstellung aus dem Kameruner Grasland. 9 Abb., in: VMV, H. 11, Berlin, 1961, S. 104-113. D R O S T , D I E T R I C H , Hochöfen in Afrika? 1 Abb., 1 Fig.. in: MM, H. 5, Leipzig. 1961, S. 1 - 5 . D R O S T , D I E T R I C H , Kunst aus Afrika. 39 S., 24 Tfn., 4 Abb., 1 Kte., Leipzig, 1963. D R O S T , D I E T R I C H , Zur Technik der Holz- und Metallbearbeitung in Afrika. 3 Abb., 1 Fig., in: MM, H. 15, Leipzig, 1963, S. 1 - 6 . D R O S T , D I E T R I C H , Mumifizierung in Afrika. 1 Kte., in: J B , Bd. XX, Berlin, 1964, S. 250-269. D R O S T , D I E T R I C H , Handel und Märkte in Afrika. 4 Abb., in: MM, H. 1, Leipzig, 1965, S. 1 - 5 . D R O S T , D I E T R I C H , Zur neuen Afrika-Ausstellung. 1 Abb., in : MM, H. 3, Leipzig, 1965, S. 7-10. DROST, DIETRICH,

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P E T E S GÖBEL

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PETER

GÖBEL

Die Entwicklung des Museums f ü r Völkerkunde 1901 bis 1905. Verzeichnis der in den J a h r e n 1901 bis 1905 erworbenen Sammlungen. I n : J B , Bd. I, Leipzig. 1907, S. 1 5 - 3 0 . Die Entwicklung des Museums 1907. I n : J B , Bd. I I , Leipzig, 1908, S. 7 - 1 1 . Vermehrung der Sammlungen 1906. I n : J B , Bd. I I , Leipzig, 1908, S. 11-12. Vermehrung der Sammlungen 1907. I n : J B , Bd. I I , Leipzig, 1908, S. 1 2 - 1 5 . Verzeichnis der in den J a h r e n 1906 u n d 1907 erworbenen Sammlungen. I n : J B , Bd. I I , Leipzig, 1908, S. 1 5 - 2 2 . Verzeichnis derjenigen Gesellschaften, Vereine u n d Institute, mit denen das Museum in Schriftentausch steht, I n : J B , Bd. I I , Leipzig, 1908, S. 2 2 - 2 8 . Die Entwicklung des Museums 1908. Verzeichnis der 1908 erworbenen Sammlungen. I n : J B , Bd. I I I , Leipzig 1910, S. V I I - X I I I , X I I I - X V I . Die Entwicklung des Museums 1909. Verzeichnis der 1909 erworbenen Sammlungen. I n : J B , Bd. I I I , Leipzig, 1910, S. X V I I - X X V I I I , X X V I I I - X X X I I I Die Entwicklung des Museums 1910. I n : J B , Bd. IV, Leipzig, 1911, S. V VIII. Vermehrung der Sammlungen 1910. I n : J B , Bd. IV, Leipzig, 1911, S. V I I I - X . Verzeichnis der 1910 erworbenen Sammlungen. I n : J B , Bd. I V , Leipzig, 1911, S. X I - X V I I . Die Entwicklung des Museums 1911 u n d 1912. I n : J B , Bd. V, Leipzig, 1913, S. 5 - 1 0 . Vermehrung der Sammlungen 1911. Verzeichnis der 1911 erworbenen Sammlungen. I n : J B , Bd. V, Leipzig, 1913, S. 1 1 - 1 8 . Vermehrung der Sammlungen 1912. Verzeichnis der 1912 erworbenen Sammlungen. I n : J B , Bd. V, Leipzig, 1913, S. 1 9 - 2 5 . Die Entwicklung des Museums 1913 u n d 1914. I n : J B , Bd. VI, Leipzig, 1915, S. 5 - 8 . Vermehrung der Sammlungen 1913. Verzeichnis der 1913 erworbenen Sammlungen. I n : J B , Bd. VI, Leipzig, 1915, S. 9 - 1 9 , 1 0 - 1 6 . Vermehrung der Sammlungen 1914. Verzeichnis der 1914 erworbenen Sammlungen. I n : J B , Bd. VI, Leipzig, 1915, S. 17, 1 8 - 2 2 . Die Entwicklung des Museums 1915 bis 1917. I n : J B , Bd. V I I , Leipzig, 1918, S. 5 - 7 . Vermehrung der Sammlungen 1915. Verzeichnis der 1915 erworbenen Sammlungen. I n : J B , Bd. V I I , Leipzig, 1918, S. 8, 8 - 1 0 . Vermehrung der Sammlungen 1916. Verzeichnis der 1916 erworbenen Sammlungen. I n : J B , Bd. V I I , Leipzig, 1918, S. 11, 1 1 - 1 3 . Vermehrung der Sammlungen 1917. Verzeichnis der 1917 erworbenen Sammlungen, I n : J B , Bd. V I I , Leipzig, 1918, S. 14, 14-16. Bücherei, Diapositiv- u n d Photographiensammlung. I n : J B , Bd. V I I , Leipzig, 1918, S. 17. Die Entwicklung des Museums 1918-1921. I n : J B , B d . V I I I , Leipzig, 1922, S. 1 0 - 1 4 . Vermehrung der Sammlungen 1918. I n : J B , B d . V I I I , Leipzig, 1922, S. 15-17.

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404

PETEB GÖBEL

DAMM, HANS, T ä t i g k e i t s b e r i c h t f ü r d a s J a h r 1966. Beilage z u m J B , B d . X X I V , Berlin, 1967, S. 1 1 - 1 6 .

Geschäftsbericht für 1908/09. I n : J B , Bd. I I I , Leipzig, 1910, S. 133-135. Sitzungsberichte (vom 26. Januar bis 17. Dezember 1909). I n : J B , Bd. I I I , Leipzig, 1910, S. 135-144. Mitgliederverzeichnis des Vereins für Völkerkunde (Stand vom 20. Februar 1910, 340 Mitglieder). I n : J B , Bd. I I I , Leipzig, 1910, S. 145-150. Geschäftsbericht für 1910. I n : J B , Bd. IV, Leipzig, 1911, S. 49-55. Geschäftsbericht für 1911 und 1912. I n : J B , Bd. V, Leipzig, 1913, S. 123-127. Mitgliederverzeichnis des Vereins für Völkerkunde (Stand vom 5. Dezember 1913). I n : J B , Bd. V, Leipzig, 1913, S. 128-133. Sitzungsberichte (vom 18. Januar bis 6. Dezember 1912). 8 Abb., in: J B , Bd. V, Leipzig, 1913, S. 134-174. Geschäftsbericht für 1913 und 1914. I n : J B , Bd. VI, Leipzig, 1915, S. 51-55. Sitzungsberichte (vom 17. Januar bis 25. November 1914). 2 Ktn., 2 Fig., 11 Tfn., in: J B , Bd. VI, Leipzig, 1915, S. 56-100. Geschäftsbericht für die Jahre 1915 bis 1917. I n : J B , Bd. VII, Leipzig, 1918, S. 48-52. Sitzungsberichte (vom 13. J a n u a r 1915bis 12. Dezember 1917). 2 Fig., 6 Tfn., in: J B , Bd. VII, Leipzig, 1918, S. 53-81. Mitgliederverzeichnis des Vereins für Völkerkunde. I n : J B , Bd. VIII, Leipzig, 1921, S. 113-119. Geschäftsbericht für die Jahre 1918 bis 1921. I n : J B , Bd. VIII, Leipzig, 1922, S. 77-82. Sitzungsberichte (vom 16. Januar 1918 bis 9. Dezember 1921). I n : J B , Bd. VIII, Leipzig, 1922, S. 83-112. Geschäftsberichte für die Jahre 1922 bis 1925 (bis einschließlich 14. Mai 1926). I n : J B , Bd. I X , Leipzig, 1928, S. 108-113. Sitzungsberichte (vom 13. Januar 1922 bis 14. Mai 1926). I n : J B , Bd. I X , Leipzig, 1928, S. 114-152. Urgeschichte BEHN, FRIEDRICH, Die Felsbilder in den Ligurischen Seealpen und das Felsbilderproblem. 1 Fig., in: VMV, H. 11, Berlin, 1961, S. 43-49. DROST, DIETRICH, u n d WOLFGANG KÖNIG ( R e d . ) , B e i t r ä g e z u r V ö l k e r f o r s c h u n g .

Hans Damm zum 65. Geburtstag. Textband: 752 S., 9 Fig., 4 Abrollungen, 11 K t n . ; Tafelband: 152 Tfn.; Berlin, 1961, ( = VMV, H. 11). FELIX, JOHANNES, Das Mammuth von Borna. 53 S., 1 färb. Abb., 8 Tfn., 9 Fig., Leipzig, 1912 ( = VMV, H. 4). HOFFMANN, EDITH, Zur Geschichte der vorgeschichtlichen Sammlung des Museums für Völkerkunde in Leipzig. 6 Abb., in: VMV, H. 11, Berlin, 1961, S. 259-275.

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406

PETER GÖBEL

U K S U L A , Eine argentinische archäologische Stcinsammlung im Institut für Ur- und Frühgeschichte der Humboldt-Universität zu Berlin. 12 Abb., in: VMV, H. 11, Berlin, 1961, S. 532-549. T O K A R E V , S ( E R G E J ) A ( L E K S A N D R O V I Ö ) , Zur Bedeutung der Frauendarstellungen im Paläolithikum. I n : VMV, H. 11, Berlin, 1961, S. 682-692. W E U L E , K A R L , Sachsens Vorgeschichte und einer ihrer ersten Forscher. 1 Abb., in: J B , Bd. VII, Leipzig, 1918, S. 18-20. N.N., Illustrierter Führer durch die prähistorische Abteilung. 28 S., 10 Tfn., Leipzig, 1910. SCHLENTHER,

Allgemeines G U S T A V , Einige Bemerkungen zu den Kugelbogen im städtischen Museum für Völkerkunde zu Leipzig. 12 Fig., in: JB, Bd. I I I , Leipzig, 1910, S. 79-95. BÖTTGER, W A L T E R , Wie man sich bettet, so liegt man. 4 Abb., in: M M , H . 4 , Leipzig, 1965, S. 1 - 5 . D A M M , H A N S , Bericht über die Sonderausstellung „Feldgeräte zur Bodenbearbeitung". Materialien zur Entwicklungsgeschichte des Feldbaues. 62 Fig., 16 Abb., in: J B , Bd. XIV, Leipzig, 1956, S. 99-123. D R A G E E , L O T H A R , Indianerbücher. I n : MM, H. 5, Leipzig, 1961, S. 12-14. D R Ä G E R , L O T H A R , Die Vielfalt der Masken. 3 Abb., in: MM, H . 1 3 , Leipzig, 1 9 6 3 , S. 1 - 6 . D R Ä G E R , LOTHAR, „Die Söhne der Großen Bärin" — mit den Augen eine* Völkerkundlers gesehen. I n : MM, H. 3/4, Leipzig, 1966, S. 27-30. ANTZE,

DRÄGER, LOTHAR; DROST, DIETRICH;

KÖNIG, WOLFGANG; LANGE,

KRISTINA,

und H E I N Z STINGL, Arbeit und Werkzeug. Sonderausstellung des Museums für Völkerkunde zu Leipzig 1961/62. 40 S., 20 Abb., 7 Tfn., Leipzig, 1962. D R O S T , D I E T R I C H , Mere und Hei-Tiki. 2 Abb., 2 Fig., in: MM, H. 10, Leipzig, 1962, S. 1 - 5 . D R O S T , D I E T R I C H , Anthropologen und Völkerkundler aus aller Welt trafen sich in Moskau. 2 Abb., in: MM, H. 4, Leipzig, 1964, S. 8 - 1 2 . D R O S T , D I E T R I C H und W O L F G A N G K Ö N I G (Red.), Beiträge zur Völkerforschung. Hans Damm zum 65. Geburtstag. Textband: 752 S., 9 Fig., 4 Abrollungen. 11 K t n . ; Tafelband: 152 Tfn.; Berlin, 1961 (=VMV, H. 11). E P H R A I M , H U G O , Über die Entwicklung der Webetechnik und ihre Verbreitung außerhalb Europas. Eine ethnographische Studie. 72 S., 55 Fig., 1 Kte., Leipzig, 1905 ( = Mitteilungen aus dem Städtischen Museum für Völkerkunde zu Leipzig, Band I, Heft 1). E R K E S , E ( D U A R D ) , Führer durch die Sonderausstellung „Ahnenkult", M ä r z April 1922. 2 S., o. 0., (1922). GERMER, E R N S T , und A ( L F R E D ) L E H M A N N , Daten für völkerkundlich Interessierte (1. Januar bis 31. März). I n : MM, H. 1, Leipzig, 1964, S. 11-12. Fortsetzung (1. April bis 30. Juni). I n : MM, H. 2, Leipzig, 1964, S. 15-16.

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INHALTSÜBERSICHT

ERNST

GERMER

Die Vorgeschichte der Gründung des Museums für Völkerkunde zu Leipzig 1869—1969. Ein Beitrag zur Geschichte der Ethnographie und des Museumswesens (Mit 5 Figuren und 15 Abbildungen auf Tafel I-VIII) DIETRICH

5

DROST

Gustav Klemms kulturhistorisches Museum. Ein Vorbericht (Mit 62 Abbildungen auf Tafel IX—XL, 2 Farbtafeln, 3 Diagrammen und 1 Karte) HANS

41

DAMM.

Bemerkungen zu den Schädelmasken aus Neubritannien (Mit 16 Abbildungen auf Tafel XLI-XLVIII und 1 Karte) BARBARA

.

85

TREIDE

Die Baining-Sammlungen in den Museen für Völkerkunde zu Leipzig und Dresden (Teil I) 117 (Mit 10 Figuren, 27 Abbildungen auf Tafel I L - L X , 1 Farbtafel und 1 Karte) HEINZ

STINGL

Schwerter aus Zentral-Kalimantan 161 (Mit 5 Figuren und 17 Abbildungen auf Tafel LXI-LXVIII und 1 Karte) WALTER

BÖTTGER

Ein Setzschirm in Koromandellacktechnik mit Gestalten aus dem Shui-hu-chuan 189 (Mit 5 Abbildungen auf Tafel L X I X - L X X H und 1 Farbtafel) KRISTINA

LANGE

Über die Präexistenzen der Dalai-Lamas. Versuch einer kritischen Analyse tibetisch-buddhistischer Quellen (Mit der Reproduktion eines gTer ma auf Tafel LXXIII-LXXXIV, der Reproduktion eines T an ka auf Farbtafel und 2 Skizzen)

205

Inhaltsübersicht

410 PETER

GÖBEL

Nupeglas im Museum f ü r Völkerkunde zu Leipzig (Mit 4 Figuren, 16 Abbildungen auf Tafel L X X X V - L X X X V I I I 1 Farbtafel) LOTHAR

229 und

STEIN

Ethnographische Untersuchungen im W a d i al-gadid (VAR) 1968, Yorbericht (Mit 22 Abbildungen auf Tafel L X X X I X - C , 1 F a r b t a f e l u n d 2 K a r t e n ) LOTHAR

DRÄGER

Die Ausstellung „ I n d i a n e r Amerikas"' imjVIuseum für Völkerkunde zu Leipzig (Mit 17 Abbildungen auf Tafel C I - C X I I und 1 Grundrißskizze) WOLFGANG

291

KRUSCHE

Die Abwanderung östlicher Indianer nach Spanisch-Louisiana (Mit 1 K a r t e ) WERNER

309

HARTWIG

Nagaland — „Linguistic S t a t e " oder nationalstaatliehe Konsolidierung einer ethnischen Minderheit Indiens? (Mit 8 Abbildungen auf Tafel C X I I I - C X V I ) PETER

267

KÖNIG

Einige Aspekte der gesellschaftlichen D y n a m i k in der turkmenischen Bodenbauergemeinde ROLF

247

333

GÖBEL

Museum für Völkerkunde zu Leipzig 1869—1969 Bibliographie des vom Museum herausgegebenen Schrifttums

361

TAFELN I-CXVI

GERMER

ABB. 1

TAFEL

TAFEL

II

Abb. 2

(IERMTIR

GERMER

Abb. 3

TAFEL III

TAFEL IV

GERMER

Abb. 4

TAFEL V

GEBMER

Abb. 5

GERMEK

T A F E L VI

Abb. 7

GERMER

Abb. 10

TAFEL

VII

TAFEL

Abb. 14

VIII

GKKJIHK

Abb. 15

DROST

Abb. i (NAm 1064; natürlichem H a a r . H a a r e ) 32 cm. (Von schaftlich bearbeitet

T A F E L XX

Nr. 2284). „Tomahawk aus Holz in Gestalt eines Kopfes, mit Die Zunge bildet eine Steinklinge. N o o t k a - S u n d " . L. (ohne K l e m m abgebildet u n d beschrieben in: CW I I , S. 71; wissenvon E. L I P S 1956).

(Angaben in Anführungsstrichelchen sind d e m Klemmschen K a t a l o g e n t n o m m e n . N r . =. laufende N u m m e r dieses Katalogs)

TAF E L X

DROST

A b b . 3 ( S A m 722; N r . 3419). K a l e basse, ä h n l i c h A b b . 2, m i t D a r s t e l l u n g der W a s s e r m u t t e r . S u r i n a m . D m . 8,6 x 9 cm. A b b . 2 ( S A m 721; N r . 4073). H a l b k u g e l i g e K a l e b a s s e , a u ß e n e r h a b e n e Schnitzereien, weiß inkrustiert. Surinam. D m . 1 5 , 5 x 1 3 cm.

A b b . 4 ( S A m 712; N r . u n b e k . ) . K e u l e a u s b r a u n e m Holz; unteres Ende mit eingetieften, g e o m e t r i s c h e n O r n a m e n t e n , die weiß i n k r u s t i e r t s i n d . S u r i n a m . L. 53 c m . A b b . 5. D e t a i l der O r n a m e n t i k v o n A b b . 4.

DROST

TAFEL XI

Abb. 6 (SAm 739; Nr. 4084). Aus Holz sehr [roh geschnitzte Figur. „Idol der Indianer. Niederländisch Guayana". H. 18,5 cm. Abb. 7 (SAm 741; Nr. 4082). Variante zu Abb. 6. Gleiche Angaben. H. 17,5 cm.

A b b . 8 (SAm 12307; Nr. 5401). Kopf einer Tonfigur, hohl, braun. Valencia bei Caracas. H . 6 cm.

DBOST

TAFEL XII

Abb. 9 (SAm 10585; Nr. 1995). Schwarzes Doppelgefäß aus Ton, auf der einen Seite in Menschenform. „ G r a b f u n d . Alt-Peru". H . 15 cm. (Vgl. CG V, S. 19 u n d Tf. I I , 9: Gefäß Sammlung ?).

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Abb. 10 (SAm 11437; Nr. 7438). Ovales Gefäß aus rotgelbem Ton, m i t Gesichtsdarstellung. „Aus Gräbern der Chamies-Indianer. Kolumbien". L. 26,5, H . 15,5 cm.

DHOST

Abb. 11 (SAm 19556; Nr. 6155). Druckwalze ans gebranntem Ton. mit Grabfund, Kolumbien. L. 6 cm. (Vgl. Ausland 1865. >S. 346).

TAFEL XIII

Spiralornamenten.

Abb. 12 (SAm 19557; Nr. 7409). Dsgl.. mit konzentrischen Kreisen. L. 8.5 cm.

Abb. 13 (SAm 1296; Nr. 2286). Dreiteilige Bola. „Gauchos, Pampas, Südamerika". L. 120 cm (vgl. CW I I , S. 55).

LAFHL XIV

Abb. 1 4 ( A u 4 9 7 ; N r . 1540). Speerschleuder mit Widerhaken. Australien. L . 67.5 cm (vgl. CW I I , S. 32). Abb. 15 (Me 3226; Nr. 1285). Keule aus Cooosnußholz, mit menschlichem Kopf am Ende (Ausschnitt). Salomonen („Siidsee"). L. 121 cm. L. des Kopfes 9.5 cm (vgl. CG I V , S. 343 und Tf. I V ) .

DROST

Duos?

(TAfEL XV

Abb. 16 (Me 5483; Nr. 1957). Keule aus hellbraunem Holz, beschnitzt u n d b e m a l t ; mit Faserbehang. St. Cruz („Südsee"). L. 76 cm.

Abb. 17 (Mo 6672; Nr. 4562). F r a g m e n t einer Keule, fläohenförmig mit K e r b s c h n i t t verziert. Viti? („Siidsee"). Li. 77.5 cm.

TAFEL XVI

Abb. 18 (Mi 3090; Nr. 4422). Handwaffe, speerförmig, m i t zwei Parierstangen; mit Haifischzähnen besetzt. Gilbert-Inseln („Markesas"). L. 82cm. Abb. 19 (Mi 3092; Nr. 1829). Handwaffe, mit Haifischzähnen besetzt. Gilbert-Inseln („Südsee"). L. 36 cm (vgl. CW I I , S. 63).

Duo ST

DROST

Abb. 20 (Po 529; Nr. 1298). A x t mit glatter, langer Steinklinge; Schaft unverziert. Her vey-Inseln („Südsee"). L 66,5 cm (vgl. CW I I , S. 72). Abb. 21 (Po 527; Nr. 2086). Zeremonialaxt m i t rundem Holzschaft, prachtvoll mit K e r b s c h n i t t verziert. Hervey-Inseln („Neuseeland"). L . 74 cm (vgl. CW I I , S. 73/74). Abb. 22 (Po 5 3 0 ; Nr. 1294). Ruder, vollkommen m i t Kerbschnittornamenten bedeckt. Hervey-Inseln („Neuseeland"). L. 106,5 cm (vgl. CG I V , S. 294 und Tf. V, 1).

TAFEL XVIII

DBOST

Abb. 2 3 a , b (Po 397; Nr. 1952). „Moko-Mokai". Mumifizierter Kopf eines tätowierten Maori. Neuseeland. H. 20 cm (vgl. CGIV, S. 284, 348 und Tf. I I ) .

DROST

Abb. 23 b

TAFEL X I X

TAFEL XX

Abb. 24 ( P o 4 0 5 ; N r . 1631). „Streitkeule aus b r a u n e m Jaspis, durchbohrt. P a t o p a t o . P e r u " . („Die Angabe ' P a t o p a t o ' m a c h t es im Zusammenhang m i t Material u n d F o r m der Keule wahrscheinlich, daß das Stück von den Maori s t a m m t , jedoch in Peru vom Sammler erworben wurde. 19. 5. 1932. Dr. D a m m " ) . L. 29 cm (vgl. CG IV, S. 341 u n d Tf. V, 5; CW I I , S. 26/27). Abb. 25 (Po 400; Nr. 1292). Keule aus hellbraunem Holz, mit Kerbschnittornamenten. Neuseeland („Südsee"). L. 56 cm.

DROST

DBOST

Abb. 26 (Po 1080; Nr. 2688). K a m m aus 17 Stäbchen; Griff mit Cocosfasern in Mustern verflochten. Neuseeland. L . 20 cm.

Abb. 27 (Po 4 0 1 ; Nr. 1297). Blashorn aus Holz, am Mundstück mit Spiralornamenten verziert. Neuseeland. L. 59 cm.

TAFEL X X I I

DROST

Abb. 28 (Po 1360; Nr. 1956). Halsschmuck, aus vielen feingeflochtenen schwarzen Haarschnüren, an denen eine Perlmutterschale hängt. Neuseeland. Breite der Muschel I i , 5 cm.

DBOST

TAFEL

XXXII

Abb. 29 a - c (NAs 1941-1947; Nr. 3664-3668, 3670, 3672). Vollständiges Schamanenkostüm, bestehend aus: Ledermantel, Brustlatz, Schulterkragen, 1 Paar Lederstiefeln, eisernem Mützengestell, Lederüberzug zum Mützengestell und Zaubertrommel, Tungusen. H. der Figur 155 cm.

TAFEL

XXIV

Abb. 29 b

DBOST

DROST

Abb. 29 c

TAFEL XXV

TAFEL X X V I

DBOST

A.bb. 30 (OAs 5881; Nr. 3230). Mundorgel m i t 17 Bambusröhren. „China". H . 40,5 cm.

Abb. 31 (OAs 2588; Nr. 6942). Kitsune. F u c h s m a s k e mit beweglichem Unterkiefer. „ J a p a n " , H . 18 cm.

DBOST

Abb. 32 (OAs 9795; Nr. 4537). „Wurzel, grotesk geschnitzt. J a p a n " . H. 45 cm.

TAFEL X X V I I

TAFEL X X V I I I

DHOST

A b b . 33 (OAs 10603; Nr. 6957). Figur einer Gottheit mit Vogelkopf, aus Holz geschnitzt; in Schrein. „Japan". H . 18 cm.

t a f e l XXIX

Drost

38

39

Abb. 34 (SAs 3969; Nr. 4457). Kleine Bronzefigur einer Göttin. „Göttin Lakshmi. Vorderindien". H. 9,1 cm. Abb. 35 (SAs 3968; Nr. 4456). Dsgl. Parwati, Gemahlin Schiwas. H. 11 cm. Abb. 36 (SAs 3957; Nr. 4458). Kleine Bronzefigur. Krishna als Knabe. „Tanzender Krishna. Vorderindien". H. 9,7 cm. Abb. 37 (3972; Nr. 4454?). Kleine Bronzefigur einer stehenden Göttin. Vorderindien. H. 4,5 cm. Abb. 38 (SAs 3971; Nr. 4455?). Kleine Bronzefigur einer Göttin. Vorderindien. H. 6 cm. Abb. 39 (SAs 3961; Nr. 4448?). Kleine Bronzefigur. Ganapati (Ganesha). Vorderindien. H. 4,6 cm. Abb. 40 (SAs 3962; Nr. 4446?). Dsgl. H. 4,8 cm. Abb. 41 (SAs 3966; Nr. 4445). Kleine Bronzefigur. Sitzender Ganesha. Vorderindien. H. 9,3 cm.

41

DROSI

TAFEL X X X

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Abb. 42 (SAs 3460; Nr. 4496). („Indien"). 36 x 22 cm.

Holzrelicf: Ein

Götterwagen.

Birma

DROST

TAFEL X X X I

Abb. 43 (SAs 3459; Nr. 4493). Holzrelief: Fünfköpfiger und vielarmiger Gott K a r t i k e y a mit Pfau (?). B i r m a (,,Indien"). 34 x 20 cm.

TAiEL

XXXII

Abb. 44 (SAs 3456; Nr. 4492). Holzrelief': Krishna auf der Kalija-Schlange. B i r m a („Indien"). 24 x 15 cm.

DROST

TAFEL

DROST

Abb. 47 (SAf 420; Nr. 3518). Dsgl. L. 26,5 cm.

XXXLII

TAFEL X X X I V

DROST

A b b . 48 (SAf 2 5 i ; N r . 3512). N a s horn, aus Holz geschnitzt, mit Brandornamenten. Betschuanen. L. 24 c m .

A b b . 49 (MAf 26775; N r . 3488). Pulverhorn mit eingeritzten Z e i c h n u n g e n : E l e f a n t , Giraffen, Löwen, Nashorn, Eidechsen, Jäger u. a. „ K a f f e r n " . L. 40 c m .

DROST

A b b . 50 (MAf 4 0 8 0 ; N r . 1790). H o l z k a m m , m i t 14 Z i n k e n ; Kerbschnittornamente. Loand a . L. 11 c m (vgl. CG I I I , S. 255 u n d T f . V I , 5). A b b . 51 (MAf 4082; Nr. 1789?). Dsgl., m i t 16 Z i n k e n . B e n g u e l l a . L . 11,7 c m .

A b b . 52 (MAf 8482; N r . 2120). S a n s a . B r e t t m i t 12 eisernen Zungen. Angola? („Guinea"). L . 16,8 c m .

TAFEL

XXXV

TAFEL

XXXVI

DEÖST

Abb. 53 (MAf 4090; Nr. 2699?). Blashorn aus Elfenbein. „Mandingo". L. 45 cm.

Abb. 54 (MAf 29 850; Nr. 1340). Goldgewicht in Form einer Antilope. Messing. Ashanti. „Bronzefigur eines Bockes oder einer Antilope. Antik. Dänemark". L. 5,5 cm.

JDKOSI'

Abb. 55 (Eu 648; Nr. 1301). „Kleine Zaubertrommel, geschnitzt, ohne Bilder". Lappen, Nordfinnland? (Rückansicht). 2 0 x 2 2 cm (vgl. CG I I I , S. 91 und Tf. I I I , 3).

Abb. 5Ii (Eu (¡49; Nr. 1300). „Zaubertromniel mit aufgemalten Figuren. Nordfinnisch", 42 x 4 7 . 5 cm (vgl. CG I I I , S. 91, Abb. S. 96, Tf. I I I , 4).

TAFEL

XXXVtt

TAFEL

XXXVIII

Abb. 57 (En 651; Nr. 1332). „ H a m m e r a u s Knochen, 16,5 x 8,3 cm (vgl. CG I I I , S. 98).

DROST

zur Zaubertrommel".

Lappland.

Abb. 58 (Eu 406; Nr. 2089). Zaubertrommel. Keifen aus Holz, Trommelfell aus Leder geometrische Zeichnungen. Lappland. 56 x 3 8 cm.

ÜKOSi

TAFEL

XXXIX

Abb. 59 a, b (En 580; Nr. 1406). Z a u b e r t r o m m e l ; Holzreifen m i t K r e u z s t e g ; Leder m i t Figuren bemalt.. L a p p l a n d („Grönland") (Vorder- u n d Rückansicht). 68 x 4 6 cm (vgl. CG I I I S. 91).

TAFEL XL

DROST

Abb. 60 (Eu 13893; Nr. 3770). Hölzerne Doppelflöte, verziert. Morlaken. L. 34,5 cm. Abb. 61 (Eu L. 37 cm.

Abb. 62 (Eu 13904; Nr. 4710). Holzflasche, auf vier i Füßen stehend; blau bemalt; kreuzweise mit Lederriemen umgeben. Serbien. H. 32,5 cm.

13892;

Nr. 4711).

Dsgl.

„Serbien".

DAMM

A b b . 1 a (Me 9771) A b b . l b (Me 9771)

TAFEL

Xliil

1)AMM

Abb. 2 a (Me 9772) Abb. 2 b (Me 9772)

DAMM

Abb. 3a (Me 9773) Abb. 3b (Me 9773)

TAFEL XLIII

TAFEL XLIV

DÄMM

Abb. 4 a (Me 9777) Abb. 4 b (Me 9777)

DAMM

A b b . 5 a (Me 9781) A b b . 5 b (Me 9781)

TAFEL XLV

TAFEL x i Vi

GAMM

Abb. 6a (Me 9783) Abb. 6b (Me 9783)

T A F E L XX.VII

DAMM

A b b . 7 a (Mc 9773)

A b b . 7 b (Mc 9773)

DAMM:

TAFEL XLVII1

A b b . 8 a (Mo 9781)

Ab)). 8 b (Mo 9781)

TAFEL X L I X

TREIDE

Abb. 1 Abb. 2

TAFEL L

TREIDE

Abb. 3

Abb. 4

Abb. 5

TAFEL LI

Abb. 7

Abb. 8

TBEIDE

TAFEL LH

Abb. 9

Abb. 10

Abb. 11

T A F E L LIII

TKEIDE

Abb. 12

Abb.13

T A F E L LIV

Abb. 14

THEIDJJ

Abb. 15

Abb. 16

TREIDK

A b b . 17

T A F E L LV

TAFEL LVI

TBEIDE

TAFEL LVII

TREIDE

Abb. 21

TAFEL LVIII

TBEIDK

TREIDE

Abb. 24 Abb. 26

TAFEL

Abb. 25

LIX

TAFEL

IX

Abb. 27 Nordwest-Baining vor einem Haus (Foto Rudolph, vermutlich 1909) Foto-Archiv des Staatlichen Museums für Völkerkunde Dresden

TREIDE

TAFEL LXII

STINGL

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TAFEL

STINGL

LXIV

Abb. 7 SAs 1287

STINGL

TAFEL LXV

A b b . 9 SAs 1294

Abb. 10 SAs 1296

TAFEL L X V I

STINGL

A b b . 1 1 SAs1222

Abb. 12 SAs 1297

Abb. 13 SAs1298

STINGI

Abb. 14 SAs 1141 Abb. 15 SAs 1297

TAFEL LXVII

TAFEL LXVI1I

A b b . 16 SAs 1142 A b b . 17 SAs 1143

STINGL

BÖTTGER

TAFEL

LXIX

TAFEL L X X

BÖTTGER

TAFEL

BÖTTGER

Abb. 3. Der linke Außenflügel der Vorderseite (Flügel 12) zeigt die ganze Vielfalt der Ziermotive des Rahmenschmuckes sowie die Unterteilung desselben in drei deutlich voneinander abgesetzte Zierzonen.

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LXXI

TAFEL L X X I I

Abb. 4. Detail der Unterbordüre der Vorderseite Abb. 5. Detail der Oberbordüre der Vorderseite

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