Holzbauten in Vorarlberg / Timber Structures in Vorarlberg [zweisprachige Ausgabe ed.] 9783955533823, 9783955533816

Timber Structures In Vorarlberg In Vorarlberg, you can find a 610,000-cubic-metre volume of pine, spruce and hardwood

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German Pages 144 [152] Year 2017

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Table of contents :
INHALT
Texte / Essays
Vom Bodensee zum Montafon: Holzbaukultur in Vorarlberg / From Lake Constance to the Montafon: Building culture in Vorarlberg
Wenn es ums Ganze geht: Architektur und Handwerk im Bregenzerwald / In search of synthesis: Architecture and craft in Bregenz Forest
Wenn Räume riechen: Zu den sinnlichen und atmos phärischen Qualitäten im Holzbau und im Handwerk / When rooms smell: On the sensory and atmospheric qualities of timber construction and craft
Projekte / Projects
Map of Vorarlberg
Nah am Wasser / Close to the water
Stille Einkehr / Quiet contemplation
Bekenntnis zur Patina / Committed to patina
Wertstoff e sammeln / Collecting recyclables
Unter dem Birnbaum / Under the pear tree
Systematisch geplant / Systematically planned
In Schindeln gekleidet / Clad in shingles
Alte und neue Gastlichkeit / Old and new hospitality
Unter Lichtpyramiden / Under pyramids of light
Weißtanne – unbehandelt / Silver fir – untreated
Vorbild für Kinder / A model for children
Kubischer Blickfang / Rack of cubes
Solitär am Hang / Solitary building on a hillside
Wohnhof mit Ausblick / Courtyard house with a view
Black Box mit Riesenfachwerk / Black box with giant timber framing
Wartestation im Grünen / Waiting in the midst of nature
Kreatives Wohnen / Creative living
Klangwürfel / Musical cube
In der Talenge / Narrow valley confines
Einfach ergänzt / Simple add-on
20 Jahre vorarlberger holzbau_kunst
AUTOREN / AUTHORS
ADRESSEN / ADDRESSES
PROJEKTBETEILIGTE / PROJECT PARTICIPANTS
BILDNACHWEIS / PICTURE CREDITS
IMPRESSUM / IMPRINT
Recommend Papers

Holzbauten in Vorarlberg / Timber Structures in Vorarlberg [zweisprachige Ausgabe ed.]
 9783955533823, 9783955533816

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Holzbauten in Vorarlberg

Edition

Timber Structures in Vorarlberg

INHALT

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Texte / Essays

Projekte / Projects

Sandra Hofmeister Vom Bodensee zum Montafon: Holzbaukultur in Vorarlberg From Lake Constance to the Montafon: Building culture in Vorarlberg 007

Karte Vorarlberg Map of Vorarlberg 040

Florian Aicher Wenn es ums Ganze geht: Architektur und Handwerk im Bregenzerwald In search of synthesis: Architecture and craft in Bregenz Forest 015 Renate Breuß Wenn Räume riechen: Zu den sinnlichen und atmosphärischen Qualitäten im Holzbau und im Handwerk When rooms smell: On the sensory and atmospheric qualities of timber construction and craft 027

Lang + Schwärzler Badehaus am Kaiserstrand, Lochau Bathhouse at Kaiserstrand, Lochau 042 Cukrowicz Nachbaur Architekten Bergkapelle Alpe Vordere Niedere, Andelsbuch Mountain chapel Alpe Vordere Niedere, Andelsbuch 046 Julia Kick Ökonomiegebäude, Dornbirn Farm building, Dornbirn 050 Marte.Marte Architekten Altstoffsammelzentrum, Feldkirch Scrap collection centre, Feldkirch 054 Martin Mackowitz Haus Birne, Nüziders Pear House, Nüziders 060 Architekten Hermann Kaufmann IZM Illwerke Zentrum Montafon, Vandans IZM Illwerke Centre Montafon, Vandans 064 Dietrich | Untertrifaller Architekten Wohnanlage, Alberschwende Hof Housing complex, Alberschwende Hof 070 Bernardo Bader Gasthof Krone, Hittisau Gasthof Krone, Hittisau 074

CONTENT

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Dietrich | Untertrifaller Architekten Sporthalle, Klaus Sports hall, Klaus 078

Architekten Hermann Kaufmann Biomasseheizwerk, Lech Biomass heating plant, Lech 126

Architekturwerkstatt Dworzak – Grabher Reihenhaus LG, Lustenau Terraced house LG, Lustenau 084

Marte.Marte Architekten Wohnhaus Summer, Weiler Residential building Summer, Weiler 132

Bernardo Bader Kindergarten, Bizau Kindergarten, Bizau 088

Matthias Ammann 20 Jahre vorarlberger holzbau_kunst 20 years of vorarlberger holzbau_kunst 138

Bruno Spagolla Wohnanlage Kiefernweg, Bartholomäberg Housing complex Kiefernweg, Bartholomäberg 094

Autoren Authors 140

Cukrowicz Nachbaur Architekten Gemeindezentrum, St. Gerold Community centre, St. Gerold 098 Bernardo Bader Haus im Feld, Sulz-Röthis House in a field, Sulz-Röthis 102 Marte.Marte Architekten Messehallen 09–12, Dornbirn Trade fair halls 09–12, Dornbirn 106 Arge Architekten Bader & Bechter & Kaufmann Bushaltestelle, Krumbach Bus stop, Krumbach 112 Juri Troy Architects Haus 37m, Hohenems House 37m, Hohenems 116 Cukrowicz Nachbaur Architekten Musikhaus, Röthis Music house, Röthis 122

Adressen Addresses 141 Projektbeteiligte Project participants 141 Bildnachweise Picture Credits 142 Impressum Imprint 143

HOLZBAUTEN IN VORARLBERG

TIMBER STRUCTURES IN VORARLBERG

Vom Bodensee zum Montafon: Holzbaukultur in Vorarlberg

From Lake Constance to the Montafon: Building culture in Vorarlberg

Sandra Hofmeister

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VOM BODENSEE ZUM MONTAFON

Hügelketten und Gebirgszüge prägen den Landschaftsraum vom Rheindelta bis zu den Gipfeln der Silvretta-Gruppe. Talschaften und Flüsse strukturieren die Topografie Vorarlbergs, Hügel und Wiesen wechseln sich mit schroffen Felsketten ab. Wälder durchziehen die Landschaft. Gut ein Drittel der Fläche des österreichischen Bundeslandes ist bewaldet. Fichten und Tannen, Buchen und Zirben schützen vor Muren und Lawinen. Der Wald ist Lebensraum und Teil der Kultur, technisch gesehen ist er Energieträger und Rohstoff zugleich. Die Vorarlberger haben die Pflege der Wälder und den Umgang mit Holz seit vielen Generationen erprobt und weiterentwickelt. Für Förster und Säger, Zimmerer und Tischler sowie Holzbaubetriebe gehört der Wald zum Alltag. Architekten und Handwerker kennen die Qualitäten von Holz, sie haben sein konstruktives Potenzial und seine Verarbeitungsmethoden in den letzten Jahrzehnten konsequent weiterentwickelt. In der Vierländerregion ist die gesamte Wertschöpfungskette der nachwachsenden Ressource zu Hause, vom Forst zur Waldwirtschaft bis zur Holzverarbeitung und der zeitgenössischen Baukultur.

LÄNDLICHE TRADITION UND URBANE NUTZUNGEN Vorarlberg ist ein Holzbauland. Hier werden vorbildhafte Gebäude konzipiert und realisiert, die längst auch außerhalb der Landesgrenzen Schule gemacht haben. Holzbaubetriebe und Architekten aus Dornbirn oder Mellau, Feldkirch oder Bregenz sind international als Experten ihres Fachs bekannt, sie realisieren Projekte in Paris und Berlin, Wien und Vancouver. Aus seinem engen Korsett ländlicher Einfamilienhäuser hat sich der Holzbau längst befreit und erobert derzeit urbane Zentren in Europa und Übersee, auch mit mehrgeschossigen Bauten. Fragen der Energie und der Ressourcen, der Nachhaltigkeit und des Raumklimas sind entscheidend für diese Entwicklung. Auch die industriellen sowie handwerklichen Techniken und Konstruktionsmethoden sind ausschlaggebend für die Renaissance des Holzbaus. Architekten und Handwerker aus Vorarlberg übernehmen hier eine Vorreiterrolle und setzen Signale für die Zukunft. Doch im Ländle war der Holzbau nicht immer so geschätzt wie heute. Mit dem aufkommenden

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Bürgertum im 19. Jahrhundert galten Holzbauten, die seit jeher die regionale Bautradition des Alpenraums geprägt haben, als Zeichen der Armut. Die anschließende Moderne favorisierte die Werkstoffe Beton und Stahl. Doch in den 1960er-Jahren interpretierten einige Vorarlberger Architekten, unter ihnen Leopold Kaufmann, Rudolf Wäger und Hans Purin, den Werkstoff Holz mit neuen Ansätzen. Ihre Entwürfe verzichteten weitgehend auf traditionelle Elemente, nicht jedoch auf das handwerkliche Können aus der Region. Die Neue Vorarlberger Bauschule entstand abseits der Universitäten, denn eine Architekturfakultät gibt es bis heute nicht in Vorarlberg. Statt provinzieller Einfamilienhäuser entstanden Flachdach- und Reihenhaussiedlungen mit Modellcharakter. Im Zuge dieser neuen Ära formierte sich auch ein Selbstverständnis, das bis heute die Grundlage der Holzbaukultur in Vorarlberg ist.

TECHNISCHE ERRUNGENSCHAFTEN Die Vorteile des Holzbaus liegen klar auf der Hand und sind mit entscheidend für seine Renaissance. Der Baustoff nutzt nachwachsende Ressourcen, die in der Region vorhanden sind. Er kann ohne schweres Gerät in kurzer Zeit auf der Baustelle montiert werden, erlaubt modulare Konstruktionen und Hybridkonzepte, schafft ein angenehmes Raumklima und hat eine gute Energiebilanz. All dies ist mit ausschlaggebend, warum sich der traditionelle Universalbaustoff nicht nur in Vorarlberg zu einem Zukunftsbaustoff entwickelt hat. Die beiden Vorarlberger Oskar Leo Kaufmann und Norbert Ruf nutzten das Modulprinzip für ein vorbildhaftes Projekt: Ihr System 3, das die Architekten für die Ausstellung »Home Delivery 2008 – Fabricating the Modern Dwelling« des Museum of Modern Art in New York als Prototyp entwickelten, setzte sich gegen mehrere Hundert internationale Vorschläge als eines von insgesamt fünf Projekten mit Pioniercharakter durch. Die einzelnen Elemente der modularen Holzkonstruktion wurden im Bregenzerwald vorgefertigt, in zwei Containern verschifft und in nur einem Tag auf dem Dach des Museums in Manhattan montiert. Das mobile Wohnsystem ist aus durchgehenden Holzplatten konstruiert, erweiterbar und variabel. Auch der LifeCycle Tower One (LCT One) in Dornbirn ist eine Pionierleistung im Holzbau. Der Büroneubau des

FROM LAKE CONSTANCE TO THE MONTAFON

Rolling hills and mountain ranges characterise the landscape from the Rhine delta to the summits of the Silvretta Alps. The topography of the Vorarlberg region is structured by valleys and rivers, with hills and meadows alternating with rugged rock formations. Forests lace the landscape. A good third of the area of the federal state is covered by forests. Spruce, fir, beech and stone pine trees protect from landslides and avalanches. The forest is living environment and part of the culture, and from a technical point of view, energy carrier and raw material. People living in Vorarlberg have a history of looking after forests and handling wood that goes back to many generations. The forest is part of the daily life of foresters, sawyers, carpenters and joiners as well as timber construction firms. Architects and craftsmen know the qualities of wood. Over the last decades, they have consistently developed the constructive potential of the material as well as its processing methods. The entire value creation chain of the renewable resource can be found in this four-country region, from forest to forest management, wood processing and contemporary building culture.

FROM RURAL TRADITION TO URBAN USAGE Vorarlberg is a timber construction region. Here, exemplary buildings are designed and realised, which have long since set a trend even beyond the borders of the small state. Timber construction firms and architects from Dornbirn or Mellau, Feldkirch or Bregenz are internationally known as experts in their fields, realising projects in Paris and Berlin, Vienna and Vancouver. Timber construction has long left behind the constraints imposed by the design of rural single-family homes and is currently conquering urban centres in Europe and overseas with multi-storey constructions as well. Issues related to energy, resources, sustainability and indoor climate are decisive for this development. Industrial as well as manual techniques and construction methods are crucial for the renaissance of timber construction. Architects and craftsmen from the Vorarlberg region assume a pioneering role in this regard and have set standards for the future. But it wasn’t always like that: in the past, timber construction in the Vorarlberg region (affectionately referred to as “Laendle”, literally meaning “little

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land”) did not have the status it has today. With the emergence of the middle classes in the 19th century, the traditional timber constructions typical for the Alpine area were regarded as symbols of poverty. Concrete and steel were favoured during the period of modernity that followed. In the 1960s however, some architects based in the Vorarlberg region, including Leopold Kaufmann, Rudolf Wäger and Hans Purin, re-interpreted wood as a building material. Their designs largely did away with traditional elements, but retained the typical craftsmanship of the region. The New Vorarlberg School of Construction evolved outside the universities – a faculty of architecture does not exist in Vorarlberg to this day. Instead of provincial single-family houses, flat-roofed and terraced housing areas with showcase character were developed. In the course of this new era, a self-conception emerged which until today comprises the foundation of timber architecture in Vorarlberg.

TECHNICAL ACHIEVEMENTS The advantages of timber construction are obvious and play a decisive role in its renaissance. The building material makes use of renewable resources that are available in the region. Advantages include assembly at the building site within a short period of time without requiring heavy machinery. Timber construction furthermore permits modular constructions and hybrid concepts, creates a pleasant indoor climate and offers a good energy balance. All this plays a crucial role as to why this traditional and universal building material has developed into a building material of the future – not only in Vorarlberg. Oskar Leo Kaufmann and Norbert Ruf, both based in Vorarlberg, made use of the modular principle of construction in an exemplary project known as System 3. The architects developed this project as a prototype for the exhibition “Home Delivery 2008 - Fabricating the Modern Dwelling” of the Museum of Modern Art in New York. It was selected as one of five projects with pioneering character out of several hundred international proposals. The individual modular timber construction elements were prefabricated in Bregenz Forest, shipped in two containers and assembled on the roof of the museum in Manhattan in just one day. This extendible and flexible mobile living system is made using continuous wooden

VOM BODENSEE ZUM MONTAFON

LifeCycle Tower One in Dornbirn: Der Hybridbau von Hermann Kaufmann Architekten wurde mit tragenden Brettschichtholzstützen und einer HolzBeton-Verbundrippendecke konstruiert. Dank des hohen Vorfertigungsgrades konnte das achtgeschossige Gebäude innerhalb von nur acht Tagen von fünf Monteuren errichtet werden.

Werkraum in Andelsbuch: Die gläserne Vitrine des Schweizer Pritzkerpreisträgers Peter Zumthor ist das stolze Zuhause des Handwerks. Die Mitglieder des Werkraum Bregenzerwald nutzen die Flächen unter dem ausladenden Holzdach für Versammlungen und Ausstellungen. Werkraum in Andelsbuch: The glass showcase designed by the Swiss winner of the Pritzker Prize, Peter Zumthor, is the proud home of regional skilled crafts and trades. The spaces under the projecting wooden roof are used by members of Werkraum Bregenzerwald for meetings and exhibitions.

LifeCycle Tower One in Dornbirn: The construction of this hybrid structure by Hermann Kaufmann Architekten is based on loadbearing glue-laminated beams and a wood-concrete composite ribbed slab. Significant prefabrication made it possible for five fitters to erect the eight-storey building in only eight days.

FROM LAKE CONSTANCE TO THE MONTAFON

System3 auf dem Dach des Museum of Modern Art in New York: Der Prototyp des mobilen Wohnsystems der Architekten Oskar Leo Kaufmann und Albert Rüf wurde im Bregenzerwald vorgefertigt und in zwei Containern in die USA verschifft.

System3 on the roof of the Museum of Modern Art in New York: The prototype of the mobile dwelling system designed by the architects Oskar Leo Kaufmann and Albert Rüf was prefabricated in Bregenz Forest and shipped to the USA in two containers.

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VOM BODENSEE ZUM MONTAFON

Vorarlberger Architekten Hermann Kaufmann ist in Holzsystembauweise errichtet und mit acht Geschossen an der Hochhausgrenze. Die vorgefertigten Elemente der Holz-Beton-Verbundrippendecken vereinfachten den Bauablauf und garantieren gleichzeitig die Brandschutzanforderungen. Das Konstruktionsprinzip des LCT-Systems mit nicht beplankten tragenden Elementen setzten die Architekten später auch für den Neubau der Illwerke im Montafon ein – der großvolumige Holzbau mit 10.000 Quadratmetern Nutzfläche nimmt die Büros des Energiekonzerns auf.

PROTAGONISTEN DER WERKSCHAU Wer heute in Vorarlberg unterwegs ist, den erstaunt die architektonische Vielfalt der Holzbauten und ihrer unterschiedlichen Nutzungen: Kindergärten und Gemeindehäuser, Schulen und Biomasseheizwerke, Feuerwehrhäuser und Bushaltestellen sind aus Holz gebaut. In ihnen verdichten sich die Qualität und das Können von Handwerkern und Architekten zu einer Werkschau der Gestaltung und der Gewerke. Denn neben den Gebäuden sind vor allem die Protagonisten ihrer Konzeption und Umsetzung für das internationale Renommee des Vorarlberger Holzbaus verantwortlich. Mehrere Generationen Architekten, die in Innsbruck oder Wien, in Paris oder Zürich Erfahrungen gesammelt haben, kehrten nach Studium und Ausbildung zurück nach Vorarlberg und eröffneten eigene Studios. Neben dem Alltag im Büro forschen und lehren einige von ihnen an Universitäten – und treten so auch als Botschafter der Vorarlberger Architektur auf. Gemeinsam mit Handwerkern haben sie sich in regionalen Vereinen wie holzbaukunst_vorarlberg oder dem Werkraum Bregenzerwald organisiert, um Ressourcen zu bündeln und Zukunftsfragen gemeinsam anzupacken. Mit Ausstellungen im Werkraumhaus in Andelsbuch, das der Pritzkerpreisträger Peter Zumthor für und gemeinsam mit den Handwerkern aus dem Bregenzerwald errichtet hat, treten sie selbstbewusst an die Öffentlichkeit. Und mit Architekturpreisen wie dem holzbaukunst_vorarlberg , dessen ausgezeichnete Projekte wir in diesem Buch aufgenommen haben, dokumentieren sie eine selbstbewusste Baukultur, in der Architekten und Handwerker gleichberechtigte Partner sind.

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FROM LAKE CONSTANCE TO THE MONTAFON

panels. Life Cycle Tower One (LCT One) in Dornbirn is another pioneering achievement in timber construction. The new office building by the architect Hermann Kaufmann from Vorarlberg is a modular timber construction. With its eight storeys, this building is at the border of being classified as a high-rise. The prefabricated wood-concrete composite ribbed slabs simplify the construction workflow while simultaneously complying with fire protection requirements. The principle of construction of the LCT system with unplanked load-bearing elements was later also used by the architects in the new construction for the Illwerke in Montafon. The large-volume timber construction with a usable area of 10,000 square metres accommodates the offices of the energy company.

PROTAGONISTS OF THE FEATURED WORKS The architectural diversity of timber constructions in the Vorarlberg region and their different uses never fail to impress. Kindergartens and town halls, schools and biomass heating plants, fire stations and bus stops may be built of wood. Reflecting the quality and skills of the craftsmen and architects, they are a veritable exhibition of craftsmanship and design. Apart from the buildings themselves, the persons involved in their conception and realisation are of course mainly responsible for the international renown of the timber architecture of Voralberg. Several generations of architects who gained experience in Innsbruck or Vienna, Paris or Zurich, returned to Vorarlberg after their studies and started their own firms. In addition to day-today office work, some of them are active in teaching and research at universities, and thus also act as ambassadors of architecture of the Vorarlberg region. Together with craftsmen, they have organised themselves into regional associations such as holzbaukunst_vorarlberg or Werkraum Bregenzerwald in order to bundle resources and jointly tackle questions regarding future developments together. The exhibitions in the WerkraumHouse (Werkraumhaus) in Andelsbuch, built by Pritzker Prize awardee Peter Zumthor with and for the craftsmen of Bregenz Forest, are an opportunity for them to present themselves to the public with pride. Moreover, architecture prizes such as the Vorarlberger Holzbaupreis (Vorarlberg Timber Construction Prize), which

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are included in this book covering a period of the last ten years, document a self-confident building culture where architects and craftsmen are partners on an equal footing.

HOLZBAUTEN IN VORARLBERG

TIMBER STRUCTURES IN VORARLBERG

Wenn es ums Ganze geht: Architektur und Handwerk im Bregenzerwald

In search of synthesis: Architecture and craft in Bregenz Forest

Florian Aicher

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WENN ES UMS GANZE GEHT

Eigentlich kann man nur staunen, wie sich das Land Vorarlberg in den vergangenen 50 Jahren verändert hat. Reihte es sich einst unter die Schlusslichter der Republik Österreich ein, so ist es heute Vorbild; war es damals Billigurlaubsland für die Nachbarn, so reagieren diese heute gereizt, wird das nun voraneilende Ländle nur erwähnt. Dabei bestätigt sich einmal mehr: Bauen war ein Motor für diese Entwicklung. Das freilich ist zu präzisieren: Es war ein neues Bauen, eine neue Architektur, es waren die »Baukünstler«, die bewirkten, dass ab den 1980er-Jahren Vorarlberg einen Besuch wert war. Heute zählt das österreichische Bundesland zu den führenden Architekturregionen der Welt. Baukultur ist hier ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Wie war das möglich? Dass eine schlüssige Antwort aussteht, liegt wohl daran, dass der Gründe viele sind. Gewiss aber ist, dass einer der Gründe der Holzbau ist. Das ist nicht selbstverständlich. Holzbauten waren es, die den Neuanfang einläuteten, und sie mussten sich durchsetzen – gegen das Image Baracke oder Stall, gegen die Moderne aus Glas und Stahl. Holzbau, das war: Selbstbau, Eigeninitiativen, kollektive Bau- und Wohnformen, Ökologie. Alltagsbauten aus dem heimischen Baustoff Holz, handwerklich verarbeitet, waren Vorbild. Besonders inspirierend wirkte der Architekt Eckhard Schulze-Fielitz mit seinem Strukturalismus in den 1970er-Jahren, der ein Gerüst zum eigenen Ausbau propagierte; oder der Architekt Roland Rainer, der in den 1950er-Jahren verdichteten Wohnbau lehrte, dazu Selbsthilfe und anonymes Alltagsbauen. Der Neubeginn nach dem Krieg war eine Kulturrevolution und eigentlich eine Rückbesinnung auf eigene Ressourcen.

NATÜRLICHE UND KULTURELLE RESSOURCEN Eigene Ressourcen: Das sind die Wälder des Landes. Das ist ebenso sehr die nach wie vor gepflegte Praxis des Holzbaus. Der Umgang mit Holz, die Fertigkeiten seiner Verarbeitung sind lebendig geblieben, die Tradition des Handwerks riss nicht ab. Die Begründungskette neue Architektur und Holzbau ist also zu ergänzen um das Handwerk. Das gilt besonders für die Region Bregenzerwald. Viele Architekten von dort haben einen familiären Hintergrund im Holzbau, oft waren Handwerker erste Auftraggeber. Architekt

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und Handwerker – man begegnet sich hier auf gleicher Augenhöhe. Gute Voraussetzungen für eine Architektur, der es ums Ganze geht. Das hat sie mit dem Handwerk gemein – ins Detail vertieft, hat dieses immer das ganze Werkstück im Sinn. Das Handwerk geht mit höchster Konzentration, zugleich mit schlafwandlerischer Sicherheit zu Werk. Nicht nur der geübte Blick lenkt jeden Handgriff, sondern beteiligt sind auch das Gefühl der Fingerspitzen, das Druckempfinden der Handballen, der Geruchssinn, die Geräusche der Arbeit. Das Werk: Einzelstück, Auftragsarbeit, von Ort zu Ort verschieden. Auf der Grundlage langen Übens wird improvisiert, experimentiert. Gute Bedingungen für einen Neuanfang. Wie anders die Industrie mit ihrer Teilung in kleinste Elemente, Optimierung der Fragmente, Organisation nach Plan. Der Arbeitsprozess wird in kürzeste Zeittakte zerlegt, die reibungslos, identisch auszuführen sind. Dies ist Voraussetzung für die hohe Stückzahl pro Zeiteinheit und für die Großserie des anonymen Markts. Beim Handwerk dagegen geht es um den konkreten Fall, der Produzent verantwortet den Ablauf von der Beschaffung des Materials über die Herstellung bis zur Auslieferung und Wartung des Werks mit fachlicher Kompetenz, persönlichem Engagement und individuellem Erfahrungswissen. Reaktion, Improvisation, Flexibilität, auch Revision sind gefragt. Jeder Griff fordert den ganzen Menschen – konzentrierten Geist, offene Sinne, geübtes Wissen und entschlossenen Willen. Kompetenz, Eigeninitiative und Risikobereitschaft spielen ineinander. Das vielbeschworene Ganze ist kein Mysterium, sondern gestiftet durch den Arbeitsprozess. Das Werk: eins, der Ort: hier, die Zeit: jetzt. Entsprechend besonders ist die Empfänglichkeit für das Material. In Holzbaugegenden ist Holzbau Welterfahrung. Holz begleitet ein Leben von der Wiege bis zur Bahre. Dem norwegischen Architekturtheoretiker Christian Norberg-Schulz begegnet seine frühe Kindheit »auf dem Holzfußboden spielend, die Dielen warm und freundlich, und in ihrer Maserung konnte ich eine reiche Welt von Adern und Ästen entdecken. Meine Sinne, das Sehen, Fühlen und auch das Schmecken, waren ganz zufrieden gestellt, so wie es sein soll, wenn ein Kind zum ersten Mal der Welt begegnet«.1 Der Zauber des Materials verdankt sich dem Umgang mit ihm. Es ist der Stoff, das Holz, das zum

IN SEARCH OF SYNTHESIS

The development of the federal state of Vorarlberg in the past 50 years – from shelf warmer to show piece of the Republic of Austria – it's truly amazing. Formerly considered a cheap holiday destination for its neighbours, the mere mention of the progressive state often gives rise to controversy today. It is however certain that architecture was a driver of this development. To be more precise, it is New Building, New Architecture and the “Building Artists” that have turned Vorarlberg into a place worth visiting since the 1980s. Today, this small Austrian state is considered one of the leading architectural regions in the world, where building culture is an economic factor. How was this possible? This is not an easy question to answer due to the large number of reasons involved. What is certain, though, is that timber construction is one of them. However, this is not a matter of course. It was timber structures which heralded a new beginning, having had to assert themselves against the "barrack or barn image" on the one hand and against a glass-and-steel modernism on the other. Back then, timber construction meant DIY construction, individual initiatives, collective forms of building and living forms, ecology. Everyday buildings crafted from local timber were the exemplary models. In the 1970s, a particularly inspiring influence was the structuralism of the architect Eckhard Schulze-Fielitz who proposed skeleton structures for individual finishing. Another factor was the architect Roland Rainer, who propagated densified residential construction in the 1950s as well as self-help and anonymous everyday building. The new beginning following the war was a cultural revolution and in fact, an opportunity to return to local resources.

NATURAL AND CULTURAL RESOURCES Local resources: These are the state's forests, as well as the still maintained practice of timber construction. Handling wood and the skills required for processing it have been kept alive – there was no break in the tradition of the craft. As such, crafts are another factor to be cited in addition to New Architecture and timber construction in the abovementioned chain of reasons. This especially applies to the Bregenz Forest (Bregenzerwald) region. Here, many architects come from families involved in timber construction and more often than not,

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skilled craftsmen were their first clients. Architects and craftsmen are on an equal footing here – an excellent basis for holistic architecture. In fact, architecture and craftsmanship have something in common in this regard: a focus on detail while always bearing in mind the workpiece as a whole. Craftsmanship demands the highest degree of concentration coupled with a sleepwalk-like confidence. An experienced eye guides every movement, but that’s not all: sensitivity of the fingertips, pressure felt by the ball of the hand, the sense of smell and even the noise associated with the work are all involved as well. The work may be an individual item or contract work and vary from place to place. Many years of practice qualify for improvisation and experimentation, creating great conditions for a new start. What a contrast to industry with its division into the smallest elements, optimisation of fragments and plan-based organisation. The work process is split into the shortest time cycles that can be executed smoothly and identically. This is a precondition for the high piece numbers per time unit and for the large volumes of the anonymous market. Craftsmanship on the other hand is about a specific case, with the producer taking responsibility for the whole process – including procurement of materials, fabrication, delivery and maintenance of the work – with professional competence, personal commitment and individual experience. What is required is responsiveness, improvisation, flexibility, and even revision. Each step demands the full commitment of a person – a concentrated mind, receptive senses, practised skills and a resolute will. An interplay of competence, personal initiative and readiness to take risks occurs. The oftenquoted “whole” is not a mystery, but is created by the work process itself. The work is: one; the place is: here; and the time is: now. Correspondingly, receptivity towards the material is important. In areas rich in timber-based construction, timber structures represent worldly wisdom. Wood is part of life, from the cradle to the grave. The Norwegian architectural theorist Christian Norberg-Schulz recalls his early childhood “playing on the wooden floor, the floorboards warm and friendly, with their grain displaying a rich world of veins and branches to be discovered. My senses - seeing, feeling, as well as tasting - were completely satisfied as they should be when a child first encounters the world.”1

WENN ES UMS GANZE GEHT

Mitmachen einlädt, das Begreifen herausfordert. Die Wipfel ein Rauschen, die Blätter ein flirrendes Schattendach, die Äste Klettergerüste, jeder Stock eine Verlängerung des Körpers und Stoff für Stabwerk, Geflecht, künstlichen Boden, »wie ich mir dort oben eine Hütte wie ein Vogelnest baute, um mich von der Erde zu lösen und dem Himmel näher zu sein. Bilder, wie sie […] zur Vorstellungswelt der Menschen gehören, wann immer sie ein Haus bauen«,2 so führt Christian NorbergSchulz seine Erinnerungen weiter aus. Darauf baut heute Ausbildung auf. Hubert Diem, Zimmerer an der Landesberufsschule in Dornbirn erklärt: »Wer einmal eine Sache selbst gemacht hat, auf elementare Weise, versteht Arbeitsabläufe besser. Ohne Dinge selbst erfahren zu haben, ohne Grundwissen und Kenntnisse der Anwendung, ohne auf diese Weise geschultes Vorstellungsvermögen und Erfahrungswissen fällt die Arbeit im Planungsbüro sehr schwer. Die Gefahr besteht, dass es nur noch den einen Weg gibt: vom Büro in die Werkstatt. Unsere Ausbildung legt großen Wert darauf, dass der umgekehrte Weg von der Werkstatt in die Planung offen bleibt; dass der Kopf frei wird, weil die Hand mitdenkt.«

WECHSELSPIEL VON HANDWERK UND INDUSTRIE Dieses Wechselspiel von Hand und Kopf macht die heutigen Betriebe aus. Auf der Basis gediegenen Handwerks blüht die Neigung zum Tüfteln und Experimentieren, sind Innovationen Tagesgeschäft. Als hätten die Begegnungen mit den Gestaltern neue Kräfte geweckt, ist in den Werkstätten eine erwartungsvolle Spannung zu spüren. Nicht wenige Betriebe nennen selbst entwickelte Produkte ihr Eigen, manches Werk fand den Weg in Ausstellungen bis nach Übersee. Bereits historisch ist die Vielfalt des Holzbau: Hier sind Blockbau (Strickbau) und Fachwerk (Riegelbau) verbreitet. In den letzten Jahren wurde die Palette erheblich erweitert. Der hiesige Holzbau brachte führend neue Bauweisen wie Element- oder Tafelbau voran. Im Möbelbau wurde ein eigenes Verständnis von Design entwickelt, das bis heute auf allen europäischen Messen zu Hause ist. Solches Handwerk ist der Industrie ebenbürtig. Sind in der Industrie heute Qualifikationen gefragt, die ganzheitlichem Schaffen im Handwerk

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entsprechen, so schließen Handwerksbetriebe zur Industrie auf. »Der Prozess der Industrialisierung, der der Arbeit die Intelligenz entzog und sie im Gerät band, dreht sich um«, so der Wirtschaftshistoriker Rolf Peter Sieferle. »Anspruchsvolle Jobs, die den Menschen an Qualifikation bereichern, statt ihn zu entkräften, sind gefragt – wie beim Handwerk, wo hochqualifizierte Leute mit eher einfachem Werkzeug hochwertige Produkte herstellen.« Die Maschine – einst Feindbild des Handwerks – ist heute integriert; Kleinantriebe und digitalisierte Steuerung machen es möglich. Ungewöhnlich dagegen, wie eigenständig mit Formen der Betriebsorganisation experimentiert wird.

FRISCHER WIND Wer heute ein Fließband sehen will, hat in einer Zimmerei im Bregenzerwald Gelegenheit. Freilich ist es kein fester Bestand der Werkstatt, sondern wird bei Bedarf installiert – ein Werkzeug, selbst entwickelt, einfach, flexibel. Es besteht aus zwei Eisenbahnschwellen, worauf Montageplattformen bewegt werden. Vom Rohbau bis zum Badezimmerspiegel entstehen identische, komplett installierte und ausgestatte Räume für Hotels, Seniorenoder Studentenheime. Im Kern arbeiten Zimmerer an rund zehn Arbeitsstationen, assistiert von Installateuren, Fliesen- und Bodenlegern aus der Umgebung; der Vorschub erfolgt per Hand. Wasserfest verpackt verlässt eine Box nach der anderen die Halle, wird gelagert und, wenn alle fertig sind, vor Ort gebracht und von derselben Mannschaft montiert. Etwa ein 100-Zimmer-Hotel in zwei Wochen. Modulbauweise heißt das hier, erstmals umgesetzt 1998. Planungsberatung, Werkplanung, Herstellung, Logistik, Baustelleneinrichtung und Aufrichten – alles kommt aus dem eigenen Haus. Damit ist das Spektrum entschieden in den Planungsbereich erweitert. Komplizierte Holzteile werden zugekauft. Vernetzung, Kooperation, Just-in-time-Produktion sind Standard. So hat sich innerhalb einer Generation ein Handwerksbetrieb neu erfunden und ist sich doch treu geblieben ist. Der Gewinn: wettersichere Fertigung, Serie und Standard, minimale Montagezeit auf der Baustelle. Lange ist der Firmeninhaber, der Zimmerer Michael Kaufmann, mit sich ins Gebet gegangen: Ist das unsere Zukunft? »Wenn ich – was mir der

IN SEARCH OF SYNTHESIS

The charm of the material is closely related to its handling. Wood is a material that invites participation, encourages comprehension. Swooshing tree tops, a mottled roof of shady leaves, branches for climbing, every stick an extension of the body and material for frames, meshes, false floors, “as I built myself a hut up there like a bird's nest, to get away from the earth and come closer to the sky. Images that are […] part of the world of the imagination of people whenever they build a house”2, to quote Christian Norberg-Schulz again. This is what vocational training in this field builds on today. Hubert Diem, carpenter at the State Vocational Training School (Landesberufsschule) in Dornbirn explains: “A person who has done something him-/herself in an elementary manner, understands the work processes involved better. Work in a planning office is very difficult without personal experience of things, without fundamental knowledge of use or without the powers of imagination and experience gained in this way. There is a danger of always following same one-way procedure, i.e. from the office to the workshop. Our training attaches great importance to keeping the opposite route open as well: the mind becomes clear, while the hand starts to think.”

NEW INTERPLAY BETWEEN CRAFT AND INDUSTRY It is the interplay between the hand and the mind that distinguishes today's firms. Innovations are their daily business. These, in turn, are developed on a basis of sound craftsmanship, allowing ingenuity, creativity, and experimentation to flourish. As if new powers had been awakened through contact with the designers, an expectant tension can be felt in the workshops. Quite a few firms have self-developed products to call their own, with some works also shown in exhibitions abroad. Timber construction has a history of being diverse: log constructions and half-timbering are common examples. The range has been extended considerably inrecent years. The local wood-building industry has advanced new techniques such as methods based on the assembly of elements or panels. A specific furniture making design has been developed, which can be found at all European trade fairs today. Such craftsmanship is on a par with industry. Wherever industry requires qualifications that correspond to a holistic creation process in the field of

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crafts today, craft-based businesses are closing the  gap on industry. “The industrialisation process that robbed work of intelligence and bound it to machinery is starting to reverse,” according to the economic historian Rolf Peter Sieferle. “Challenging jobs that enrich people in their qualification, instead of debilitating them, are in demand – such as in crafts where highly qualified individuals fabricate high-quality products with rather simple tools.” The machine – once the anathema of craftsmanship – is integrated today, thanks to small drives and digitalised control systems. What is unusual, on the other hand, is the autonomous experimentation with forms of business organisation.

THE VALUE OF A WIND OF CHANGE There is a carpenter's workshop in Bregenz Forest where a conveyor belt is not an unusual sight; not as a permanent fixture of course, but installed as required – a self-developed tool, simple and flexible. It consists of two railway sleepers on which assembly platforms can be moved. From shell construction to bathroom mirror – identical, fully fitted and equipped rooms are fabricated for hotels, retirement homes or student residences. Carpenters work about 10 core work stations assisted by fitters, tilers and floorers from the region; objects are advanced by hand. One packed, waterproof box after the other leaves the hall for storage until they are all ready. Then they are transported to the required destination and installed by the same team. Work required for a 100-room hotel can be completed in about two weeks. This “modular construction” system was first implemented in 1998. Planning consultation, construction design, fabrication, logistics, construction site equipment and erection all come from one source. This has distinctly extended the range of services to the planning field. Complex wooden parts are purchased from other suppliers. Networking, cooperation and just-in-time production are standard. In this way, a craft business managed to reinvent itself within a single generation, while remaining true to itself. The advantages gained in the process include weatherproof manufacturing, series and standardised production, as well as minimal assembly time at the construction site. Michael Kaufmann, owner of the firm and a carpenter himself, thought long and hard about the

Neben Möbeln und Innenausbauten werden in der Kaufmann Zimmerei und Tischlerei in Reuthe auch Dachstühle und Raumzellen für Systembauten gefertigt.

In addition to furniture and interior fittings, roof trusses and modules for system constructions are also manufactured in the carpentry and joinery workshop Kaufmann Zimmerei und Tischlerei in Reuthe.

Holz Reife Haus in Hittisau: In dem Gebäude der Holzwerkstatt Markus Faißt trocknen Hölzer aus den umliegenden Wäldern. Die Bäume werden im Winter während der passenden Mondphase geschlagen.

Wood maturing house in Hittisau: Wood from the surrounding forests is dried in a special building of Markus Faißt's workshop. Trees are felled in winter during the right phase of the moon.

WENN ES UMS GANZE GEHT

Betriebswirtschaftler rät – dieses Produkt ausbaue, investiere, was passiert dann mit der Belegschaft? Schon heute spüre ich, wie der Schwung nach Monaten immer gleicher Handgriffe nachlässt, wie Routine einkehrt und sich Monotonie bemerkbar macht, die Aufmerksamkeit nachlässt und sich Fehler häufen.« Dann ist dringend ein Wechsel nötig, dann braucht es Wind, Sonne, Baustellenluft. Nun ist die Zeit des Zögerns vorbei: Eine große Fertigungshalle für Modulbau ist im Entstehen. Zu groß ist die Nachfrage in Zeiten knappen Wohnraums, zu überzeugend die Antworten aus dieser Werkstatt. Dennoch bleibt es beim Mix. Der Anteil des Modulbau liegt bei 30 %, der klassische Neubau bei 40 %, die Altbausanierung bei 30 %. Eine konsequente Entwicklung? So scheint es. Vom Block- und Riegelbau des väterlichen Betriebs zur ersten Innovation der Holzständerbauweise, dann in der Werkstatt gefertigte Bauelemente als Holzständerbau, gefolgt vom Wechsel zu Elementen aus Brettsperrholz, schließlich Modulbauweise aus diesem Material. Doch Holzbau geht immer auch anders. Ein Betrieb in der Nachbarschaft zeigt es. Die Erfahrung mit elementiertem Bauen hat Kaspar Greber kombiniert mit der Tradition des Blockbaus. Er konnte auf eine wichtige Innovation, einige Kilometer entfernt und wenige Jahre zuvor entwickelt, zurückgreifen: Vollholzelemente für Wand und Decke. Diese erweiterte er zu einem fertigen Produkt, das er seit 2007 als eigenes Qualitätshaus anbietet. Dafür fügt er Massivelemente aus verdübelten Dielen mit vergüteter Sichtfläche und ökologischer Dämmung für Wände und Decken zu einem Systemhaus mit hochwertigem Standard zusammen und der Möglichkeit, auf individuelle Wünsche einzugehen. Das erfordert eine Umstellung des alten Handwerksbetriebs – größere Produktionsfläche und höhere Qualifikation der heute 25 Mitarbeiter. »Eigentlich hat sich«, so führt Greber aus, »der Zimmerer zu einem technischen Beruf entwickelt – Werkplanung und Baumanagement inbegriffen. Das hat ihn zu einem abwechslungsreichen, interessanten Beruf gemacht. Wir respektieren die Autonomie des Entwurfs, kommen mit der Werkplanung ins Spiel. Mehr wollen wir nicht. Dafür brauchen wir sehr gute Leute.« Seine Prognose ist ausgesprochen rosig. »Wir können uns die Arbeit aussuchen.«

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ALTE UND NEUE FREIHEIT Eine weitere Richtung, die der Holzbau nimmt: Die Erkenntnis, dass wir mit unseren Ressourcen haushalten müssen, lenkt den Blick auf die Beschäftigung mit vorhandener Bausubstanz, seien es alte Bauernhäuser oder urbane Bauaufgaben. Nachverdichtung ist in aller Munde, und da hat Holzbau – Stichworte Gewicht und Bauzeit – beste Karten. Gerade dort sind Handwerkstugenden wie Übung, Erfahrung, Pragmatik, Improvisation gefragt. »Allen Versprechungen der Technik zum  Trotz«, so der Technikhistoriker Ulrich Wengenroth, »ist immer noch der Mensch am fähigsten zu Komplexität. Arbeitsteilung und darauf aufbauende Planung bleibt immer dahinter zurück.« Diese führt zur Arroganz der Avantgarde, auch Planungsarroganz, die die Initiative der Beteiligten ausschließt. In Wengenroths Worten: »Wenn man Arbeiter wie Idioten behandelt, erhält man idiotische Qualität.« Der handwerkliche Holzbau des Bregenzerwalds dagegen zeigt: Engagement und Vermögen der Mitarbeiter bleiben die größten Ressourcen – gerade bei der Sanierung. In Vorarlberg sind Industrie – besser: große Unternehmen – und Handwerksbetriebe heute Partner. In Bedrängnis gerät das Handwerk aus anderer Richtung. Ulrich Wengenroth macht sie in der Planungsarroganz aus, die ihre schönsten Blüten im ostdeutschen Sozialismus trieb, der vor fast 30 Jahren implodierte. Fragt sich: Wo stehen wir heute? Sind wir nicht wieder gesegnet mit unzähligen Besserwissern und Experten, eingenistet in Verbandsetagen und Amtsstuben, die verordnen möchten, wie ein Fenster, ein Dachaufbau, das ganze Haus zu konstruieren sei, von Gibraltar bis Helsinki? Gespräche und Einblicke in Werkstätten, Schulen, Unternehmen und Institute in Vorarlberg versichern: Hier hat Holzbau Zukunft. Wer ihm industrielle Standards predigt, läuft der Vergangenheit hinterher. Wer seine Kreativität einschnürt, verdirbt ihn. Und wer den Blick auf den Bildschirm und das Huschen der Finger über den Screen für die Welt hält, ist arm dran. 1 Christian Norberg-Schulz: Einleitung. In: Makoto Suzuki, Holzhäuser in Europa, Stuttgart u.a. 1979, S. 6 2 Ebenda

IN SEARCH OF SYNTHESIS

change, asking himself: Is this our future? “If I listen to business economists and develop this product and invest, what will happen to my staff? I can already sense the enthusiasm dwindling after months of ever the same motions, routine and monotony creeping in and mistakes starting to crop up.” Then it’s high time for a change, for some wind, sun and fresh building site air. The time of hesitation is over, a large production hall for module construction is in the process of being built now. The demand for is simply too high – the answers from this workshop too convincing. Yet a kind of mix remains, with module construction at 30 %, classical new construction at 40 % and renovation of existing buildings at 30 %. Is this a logical development? It appears so: from log and half-timbered construction by the father's firm to innovative frame construction, followed by pre-fabrication of required building elements in the workshop, then a switch to cross-laminated timber elements and finally module construction using this material. Yet the development of timber construction can also take a different path, as is demonstrated by a firm in the neighbourhood: Kaspar Greber has combined experience in element-based building with the tradition of log construction. He was able to make use of an important innovation developed some kilometres away only a few years earlier: solid wood elements for walls and ceilings. He extended these to a finished product, an individual quality house, which he has been offering since 2007. To this end, solid elements composed of dowelled floorboards with finished visible surfaces and ecological insulation for walls and ceilings are put together based on a modular construction system. Apart from delivering a high standard, individual requirements can also be taken into account in the design. The old craft business had to be adapted accordingly: a larger production area was needed and the qualifications of the currently 25 employees had to be upgraded. “Carpentry has actually developed into a technical profession,” explains Greber, “with execution planning and building management on board as well. This has made it more diverse and interesting as a profession. We respect the autonomy of the design, but get to have our say in the execution planning. That's enough for us. We need highly capable people for that.” His prognosis: prospects are rosy. “We can pick the work that we want to do.”

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OLD AND NEW FREEDOM OF TIMBER CONSTRUCTION Timber construction is also developing in another direction. The realisation that we need to handle our resources sparingly puts the spotlight on existing building stock, from old farmhouses to urban dwellings. Re-densification is the order of the day, and let’s face it, in terms of weight and building time, timber construction has clear advantages. The virtues of a good craftsman, such as practice, experience, pragmatism, and improvisation, are particularly called for here. “Despite all the promises of technology,” says the historian of technology Ulrich Wengenroth, “the human capacity for complexity still wins. Division of work and planning based thereon will always fall short.” This leads to an avant-garde arrogance, or planning arrogance, that excludes the initiative of the parties involved. According to Wengenroth: “If you treat workers like idiots, you get idiotic quality.” Crafted timber constructions typical of Bregenz Forest on the other hand show that it is the commitment and ability of the employees that are the biggest resources – especially as far as renovation is concerned. Today, industry, or more precisely, large companies and craft businesses are partners in the Vorarlberg region. Skilled crafts and trades are, however, facing problems in another area. Ulrich Wengenroth cites planning arrogance as the culprit, with an astounding impact seen in association with the East German socialism that imploded almost 30 years ago. The question is: Where do we stand today? Are we not again blessed with innumerable know-it-alls and experts, sitting in associations and offices, who want to prescribe in detail how a window, the roof structure and indeed an entire house is to be constructed, from Gibraltar to Helsinki? Discussions with and insights gained from workshops, schools, companies and institutes in Vorarlberg confirm that timber construction has a future there. Those preaching industrial standards for timber construction are chasing the past; those restraining the creativity of timber construction will spoil it; and those who think that a monitor and fingers flitting across a screen are what it's all about must be pitied. 1 Christian Norberg-Schulz: Introduction. In: Makoto Suzuki, Wooden Houses in Europe, Stuttgart i.a. 1979, p. 6 2 ibid.

HOLZBAUTEN IN VORARLBERG

TIMBER STRUCTURES IN VORARLBERG

Wenn Räume riechen: Zu den sinnlichen und atmosphärischen Qualitäten im Holzbau und im Handwerk

When rooms smell: On the sensory and atmospheric qualities of timber construction and craft

Renate Breuß

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WENN RÄUME RIECHEN

Die atmosphärische Wirkung von Architektur beschreibt vor allem deren sinnliche Erfahrung. Licht und Akustik, Farben und Oberflächen nehmen Einfluss auf Raumatmosphären. Seltener ist dabei vom Geruch die Rede, der olfaktorischen Erfahrung im Umgang mit Material und Raum. Gerüche sind wenig quantifizier- und schwer benennbar. Doch sie sind nach dem deutschen Philosophen Gernot Böhme wie kaum ein anderes Sinnesphänomen atmosphärisch: »Unbestimmt in die Weite ergossen, hüllen sie ein, sind unausweichlich, sind jene Qualität der Umgebung, die am tiefgreifendsten durch das Befinden spüren lässt, wo man sich befindet«.1

SPRACHE UND GERUCH Neben dem Unvermögen, olfaktorische Wahrnehmungen zu abstrahieren, operiert der Geruchssinn nicht isoliert. Riechen und Schmecken sind eng verbunden, das gilt für die Funktion wie für die Bezeichnung. Wer nichts riecht, kann nur wenig schmecken. Und wer im alemannischen Sprachraum davon spricht, dass es an einem Ort gut schmecke, meint das neudeutsche Riechen. Jemanden nicht schmecken zu können, ist in Vorarlberg gleichbedeutend damit, diesen Menschen nicht leiden zu können. Und wenn im Schwäbischen etwas ein »Gschmäckle« hat, dann ist etwas Anrüchiges mit im Spiel. Auch in diesem Text wird es nach der regionaltypischen Konnotation hier und da gut oder schlecht »schmecken«. Obwohl das Vokabular für wahrgenommene Gerüche mehr als spärlich ist, gewinnen wir über das Riechen Erkenntnisse. Die Riechzellen können Hunderte von Gerüchen unterscheiden, auch wenn die Worte dafür fehlen. Doch aus dem mangelnden Wortschatz zu schließen, dass es an geruchlichen Vorstellungen fehlt, wäre falsch. Denn die Nase ist »das Instrument einer intuitiven Erkenntnis, die über ihre Gründe nicht explizit weiß, jedoch dafür nicht weniger präzise entscheidet«, so die rumänisch-österreichische Philosophin Madalina Diaconu.2

LEBEN ALS SOLCHES RIECHT In der Sinneshierarchie rangierte der Geruchssinn über Jahrhunderte am unteren Ende der Skala. Einen Grund dafür kann man im Vergleich

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mit Tieren sehen. In Bezug auf die Feinheit ihrer Geruchsorgane sind diese oft dem Menschen überlegen – umgekehrt erinnert die über Gerüche ausgelöste Wollust an das Tierische im Menschen. Geruch ist nahe an der Begierde, am Körper – eine Erklärung für die weitgehende Tabuisierung des Geruchs. Den Wissenschaften sind die rein subjektiven Erfahrungen als nicht messbare Daten suspekt. Kant hielt den Geruchssinn für den entbehrlichsten aller Sinne, sein Ideal war die reine, geruchlose Luft. Heute traut das Urteilsvermögen oft den eigenen Sinnen nicht mehr und delegiert etwa im Lebensmittelbereich Entscheidungen an das Haltbarkeitsdatum. Dass das Geruchserlebnis ein wesentlicher Bestandteil der Mensch-UmweltBeziehungen ist, greifen erst neuere Forschungen auf. Über das Einatmen von Duftmolekülen lösen Gerüche unmittelbare Reaktionen im Gehirn aus und nehmen so Einfluss auf Stimmungen und Gefühle, auf Urteile und Entscheidungen. Nicht immer sind wir uns dieser Auslöser bewusst. Auch längst vergessene Erinnerungen können über einmal gespeicherte Gerüche wieder hochkommen. Bewertet und interpretiert werden sie im Zusammenhang mit den konkreten Lebenssituationen, in denen sie (erstmals) erfahren wurden.3 Diese und andere Erkenntnisse zeigen, dass die Gerüche unser Leben und unsere Empfindungen tief durchdringen. Zur Bedeutung von Geruch im Zusammenhang mit Holzbau und Holzhandwerk habe ich mit einem Architekten und drei Handwerkern gesprochen – Menschen, die direkt mit Holz arbeiten und im Prozess der Entwicklung und Produktion bestimmte Qualitäten aufbauen.

ATMOSPHÄRE, CHARAKTER UND HALTUNG Mit dem Architekten Bernardo Bader treffe ich mich in der Modellbauwerkstatt in seinem Atelier in Steinebach/Dornbirn. Auf dem Tisch liegt ein Stapel Hochglanzmagazine zum Holzbau. Thema ist die bilddominierte und »polierte Vermarktung« des industriellen Holzbaus. Hier sei viel von Atmosphäre, Behaglichkeit und Wohlfühlen die Rede, sehr an der Oberfläche, sagt Bader. In seiner Betrachtung von Holz geht der Architekt jedoch tiefer. Holz als lebendiger und sensibler Baustoff funktioniert seiner Ansicht nach nicht überall und nicht auf Knopfdruck. Das Holz

WHEN ROOMS SMELL

The impact that architecture has on the atmosphere of a place primarily refers to how it is experienced by the senses. Light and acoustics, colours and surfaces all have an influence on spatial atmospheres. Something considered less often though is the sense of smell – the olfactory experience of material and space. Smells are hard to quantify and describe. Yet, according to the German philosopher Gernot Böhme, they are more atmospheric in nature than most other sensory phenomena: “Loosely effused in the expanse, they envelop, are unavoidable and are that quality of the surroundings that most pervasively indicates through sensation where one is.”1

LANGUAGE AND SMELL In addition to an inability to abstract olfactory perceptions, the sense of smell does not operate in an isolated manner. Smell and taste are closely connected. An impaired sense of smell is detrimental to the sense of taste. There is some interchangeability in a linguistic context as well. Alemannic dialects, for example, describe how something smells by using the word for taste. In Vorarlberg, if you want to say that you don’t like someone, you may literally say that you can’t “taste” (“schmecken”) that person. Or if Swabians claim that an issue has a "taste" to it (“Gschmäckle”), this could imply that there is something “fishy” about it. Things may be described as smelling (or tasting) good or bad in this text too, depending on regional connotation. The vocabulary for describing perceived smells may be very meagre, but we certainly gain insights through our sense of smell. The olfactory cells can differentiate hundreds of smells, even if there are no words to describe them. To assume that our olfactory imagination is inadequate since the terminology is deficient would, however, be wrong. The nose is, after all, “an instrument of intuitive cognition that may be unaware of its explicit reasons, yet assesses with no lesser precision,” according to the Romanian-Austrian philosopher Madalina Diaconu.2

LIFE AS SUCH SMELLS In the hierarchy of senses, our sense of smell had ranked low for centuries. A reason for this may become apparent in a comparison with animals. They

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are often superior to humans with regard to the development of their olfactory organs. Conversely, lust triggered by a smell calls to mind the animal in man. Smell is close to desire and the body, which may be an explanation for the extensive tabooing of odours. The sciences are wary of purely subjective experiences that don't offer any measurable data. Kant considered the sense of smell to be the most dispensable of all senses – his ideal was pure, odourless air. Confidence in our own senses is often lacking nowadays: we delegate our ability to judge as far as food is concerned to the use-by date for instance. The fact that olfactory experience is a significant part of the relationship between humans and the environment has been studied in recent research. Reactions in the brain are elicited by inhalation of scent molecules, with subsequent impact on our moods and feelings, on judgements and decisions. We are not always aware of these triggers. Long forgotten memories can also come back through familiar smells. They are evaluated and interpreted in connection with the actual situations in which they were (first) experienced.3 These and other findings show that smells have a profound impact on our lives and our feelings. I talked to an architect and three craftsmen about the significance of smell in association with timber construction and craft – people who work in direct contact with wood and who establish specific qualities in the development and production process.

ATMOSPHERE, CHARACTER AND ATTITUDE I meet the architect Bernardo Bader in the modelmaking workshop of his studio in Steinebach/ Dornbirn. A pile of glossy magazines on timber construction is lying on the table. We talk about the image-dominated and “polished marketing” of industrial timber construction. Bader says that on the surface there is a lot of talk about atmosphere, cosiness, and comfort. The architect, however, goes deeper in his perception of wood. As a living and sensitive building material, wood cannot be expected to work everywhere and at the push of a button. Wood creates moods and atmospheres, permitting a very special spatial experience, as does stone or adobe. Yet this is always the result of intensive efforts throughout the development of a

Volksschule in Doren: Die Innenräume des Sichtbetongebäudes von Cukrowicz Nachbaur Architekten sind mit unbehandelter Weißtanne aus den umliegenden Wäldern verkleidet. Alle Wandoberflächen sind glatt und gehobelt, die Böden fein gesägt. Primary school in Doren: The interior of the fair-faced concrete building by Cukrowicz Nachbaur Architekten is clad with untreated silver fir obtained from nearby forests. All wall surfaces are smooth and planed, while floors are finely sawn.

WHEN ROOMS SMELL

Das Holz Reife Haus in Hittisau nach dem Entwurf von Roland Gnaiger ist aus regionaler Weißtanne und Fichte konstruiert. Das Satteldachgebäude ergänzt das Ensemble der Holzwerkstatt Markus Faißt samt Ateliergebäude und Wohnhaus. The wood maturing house in Hittisau designed by Roland Gnaiger is made of regional silver fir and spruce. The gabled roof building supplements Markus Faißt's woodworking shop ensemble including a studio and residence.

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WENN RÄUME RIECHEN

erzeugt Stimmungen und Atmosphären, ganz spezielle Raumerfahrungen, ähnlich wie Stein und Lehm auch. Doch das ist immer das Ergebnis einer intensiven Beschäftigung über die gesamte Entwicklung des Bauwerks hinweg, von Anfang an. Materialien werden befragt, nach ihrer Herkunft, wie sie in den Bau hineinkommen, wie sie gefügt sind, nach ihrem Charakter. Wenn Bernardo Bader ein Haus betritt, empfindet und spürt er genau diese Auseinandersetzung, auch über den individuellen und besonderen Geruch. Die Kapelle von Salgenreute beispielsweise ist für ihn ein besonderer Raum. Umgeben von Holz und Licht ist die olfaktorische Erfahrung unaufdringlich, angenehm, entspannt. Für Bader ist dieses Bauwerk ein perfekter Widerpart zum standardisierten und beliebigen Fügen, zum »Vor-sichhin-bauen«. Er ist der Meinung, dass Holz mitunter viel zu technisch betrachtet wird. Die Frage nach dem Charakter – wo passt die Tanne hin und wo nicht, warum nehme ich Fichtenholz für das Schlafzimmer und Ahorn als Küchenholz –, die hält ein technisches Formblatt nicht fest. Aus Holz einen Superbaustoff zu machen, mit eingespritzten Zusätzen, Thermobehandlung und Anstrichen, »das entspricht dem Denken in Holz nicht. Holz hat als Material seine Vorzüge, aber auch seine Grenzen. Holz ist widerstrebend, und wer mit Holz arbeitet, arbeitet mit Widerständen«. In dieser Haltung spiegeln sich Merkmale, die der US-amerikanische Soziologe Richard Sennett dem Handwerk zuschreibt: die Auseinandersetzung im Team, das Einlassen auf Widerstände, die fortlaufende Fertigungsaneignung. In den offen und in »slow time« geführten Prozessen können sich neue Praktiken aufbauen, zum erfahrenen impliziten Wissen kommt neues, explizites Wissen hinzu. Qualität kommt nach Sennett nur über Handlungen und Haltung in ein Produkt.4

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Holz. Ich beobachte vorbeiziehende Wanderer, sie halten inne, bleiben stehen und schauen in die Luft, umgeben vom Geruch des Holzes, gelöst in der Atmosphäre eines Frühlingstags. Seit mehreren Generationen wird hier, nahe am Wasser, gesägt. Heute sind es vorwiegend Spezialschnitte, die Tobias Bartenstein für Zimmerer, Instrumentenbauer und Tischler auf der eigenhändig restaurierten Bandsäge ausführt. Der 88-jährige Vater Ignaz hilft mit. »Wir nehmen uns noch die Zeit, jedes Brett einzeln zu prüfen.« Als ich die beiden nach dem Geruch von Hölzern frage, schmunzeln sie. Sie würden wohl all ihre Hölzer blind erkennen, den alles umgebenden Holzgeruch nehmen die Handwerker kaum mehr bewusst wahr, den »Geschmack« der Hölzer in trockenem Zustand kennen sie nicht. Doch wenn ein Holz einen Fehler hat, dann erwacht die Nase, wird aufmerksam. Einen Pilz- und Bakterienbefall registriert sie eine Spur schneller als das Auge, sie nimmt den modrigen oder fauligen Geruch wahr, »es schmeckt einfach nicht ganz gesund«. Die Hölzer sind in diesem Fall nicht mehr für alles verwendbar, »dann werden eben Stumpen für Riegel gesägt, anstelle der langen Pfetten«. Den Geruch der Hölzer erlebt Bartenstein am intensivsten im Wald beim Holzen. Wenn er die Äste einer Fichte absägt und das Harz herausläuft, riecht es für ihn am besten. »Auch die Kleidung schmeckt noch lange nach. Da weiß man, dass man heute Fichten geschnitten hat.« Ein duftender Raum ist immer ein konkreter, qualitativer Ort, kein abstrakter Raum.5 Im Gedächtnis gespeichert, wird eine gemachte Dufterfahrung als persönliche Erinnerung wieder aktivierbar. Das  geschieht über bekannte Düfte, aber auch über gezielte Dufteinflüsse zu ästhetischen oder therapeutischen Zwecken.

»WIR SIND KEINE GERUCHSDESIGNER« DER ORT IST DER GERUCH SELBST Auf der Suche nach einem Säger fahre ich nach Hittisau. Am Eingang des Lecknertals in der Senke an Ließenbach und Bolgenach liegt ein kleiner arkadischer Fleck: die Säge Bartenstein. Ein großes, 500-jähriges Bauernhaus steht am Waldrand, zur Wiese hin liegen die alte und die neue Säge, die Freiräume dazwischen füllen geschichtete Blöcke von frisch geschnittenem

Auf dem Areal der Holzwerkstatt Faißt steht seit geraumer Zeit ein Holzreifehaus, das erste seiner Art. Im luftgespülten und sonnengeschützten Haus lagern die Hölzer zwischen, nach dem offenen Freiluftlager in Schwarzenberg und vor der Verarbeitung in der Werkstatt nebenan. Die Atmosphäre lebt von Licht, Luft und Regen, der Geruch verändert sich mit der Wetterlage und dem Reifezustand. Die Spitzen der geruchlichen

WHEN ROOMS SMELL

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construction, right from the start. Materials are questioned with regard to their origin, their integration in the construction, their make-up, their character. When Bernardo Bader enters a house, he can actually sense this process, also via the smell. The chapel in Salgenreute is a very special place for him, for example. Surrounded by wood and light, the olfactory experience is unobtrusive, pleasant and relaxed. Bader considers this building to be a perfect opposite to standardised and random assembly, to building without much thought. He holds the opinion that wood tends to be mainly regarded from a purely technical aspect. The question of character – where would fir go well and where not, or why do I choose spruce for the bedroom and maple for the kitchen – is not included in the technical specifications sheet. Turning wood into a super-material with injected additives, thermal treatment and coatings "does not correspond to thinking in terms of wood. Wood has advantages as well as limits. Wood is resistant, and working with wood means working with resistances.” This attitude reflects characteristics that the American sociologist Richard Sennett attributes to craftsmanship: discussions within a team, dealing with resistance, continuous evolution of production. New practices can be developed in the open “slow time” processes, adding new explicit knowledge to experienced implicit knowledge. According to Sennett, a product can only gain quality through actions and attitude.4

Bartenstein mainly specialises in specific cuts for carpenters, instrument makers and joiners, which he carries out on a band saw that he restored himself. His 88-year-old father Ignaz helps him. “We still take the time to check every single board.” When I ask them about the smell of different types of wood, they smile. They would probably recognise all their lumbers blindly, while they hardly remain consciously aware of the all-encompassing smell (or "taste" in regional parlance) of wood around them. The smell of dry pieces of wood on the other hand, is something they are not familiar with. When a piece of wood is faulty however, the sense of smell suddenly becomes attentive. Infestation by bacteria or mould is registered more rapidly by the nose than by the eye: a mildewy or rotten smell is identified immediately, “it just doesn’t smell healthy”. The timbers can then no longer be used for all purposes, “they are cut into stumps for bars rather than long purlins”. Bartenstein experiences the smell of wood most intensively in the forest when felling trees. His favourite smell is that of the resin coming out of a spruce after cutting off a branch. “The smell lingers in your clothes for quite a while. It reminds you that you cut spruce that day.” A fragrant room is always a real, qualitative place, not an abstract space.5 Stored in one's memory, the olfactory experience can be reactivated as a personal remembrance. This happens with familiar smells, but also through targeted olfactory experience elicited for aesthetic or therapeutic purposes.

THE PLACE IS THE SMELL ITSELF

“WE ARE NOT ODOUR DESIGNERS”

My quest for a sawyer leads me to Hittisau. A sawmill called Bartenstein can be found in an idyllic location at the beginning of the Lecknertal valley, in a depression along the Ließenbach and Bolgenach rivers. There is a large, 500-year-old farmhouse at the edge of a forest, with the old and new sawmills adjacent to a meadow and the empty space in between filled with stacked blocks of freshly cut wood. I watch passing hikers: they pause, stand still and look into the air around them, surrounded by the smell of wood, immersed in the atmosphere of a spring day. Sawing by the water is an activity that has been practised for several generations here. Tobias

A wood maturing house – the first of its kind – has been located on the premises of the wood workshop Faißt for some time now. It functions as an interim storage space, after open-air storage in Schwarzenberg and prior to processing in the workshop next door. The building is airy and protected from the sun. The atmosphere thrives on light, air and rain, with the smell changing according to the weather conditions and maturity of the wood. The timbers have already lost their olfactory peaks: “The lower the water content, the less intensive the olfactory perception,“ says Markus Faißt. When the wood first arrives, the smell reaches all the way to the pavement, less so in dry and cold

Kapelle Salgenreute in Krumbach: Der Sakralbau von Architekt Bernardo Bader spricht die Sinne an. Das spitze, räumlich gefaltete Dach des Holzschindelbaus hebt sich vom umliegenden Gelände auf dem Nagelfluhrücken ab.

Salgenreute Chapel in Krumbach: The sacral building by the architect Bernardo Bader addresses the senses. The pointed, spatially folded roof of the wood shingle building stands out clearly from the surrounding terrain of the Nagelfluh mountain chain.

WHEN ROOMS SMELL

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WENN RÄUME RIECHEN

Wahrnehmung haben die Hölzer jetzt schon verloren: »Je niedriger der Wassergehalt, desto weniger zuckt das geruchliche Wahrnehmungsprofil aus«, sagt Markus Faißt. Bei frischer Einlagerung rieche es bis zum Gehsteig hinaus, im trockenen und kalten Winter weniger, im Frühsommer, wenn die Luft feuchter ist, stärker. Mir fallen die Geruchswechsel auf, an den Schwellen von der Kühle in die Wärme, in den Gängen zwischen den Stapeln. Im Umgang mit seinen Hölzern kennt sich der Massivholztischler aus. Blind erkennt er ihre Gerüche, was auf persönlichem Erleben genauso beruht wie auf Konventionen, ewig erlebt, nicht designt. Denn die olfaktorische Qualität im Raum basiert primär auf Substanz. So ist beispielsweise die Beduftung eines Raums mit Zirbenspänen, also kleinen Oberflächen, für Faißt nicht mehr als eine Spielerei, geruchlich relevant sei das Substanztragende, in der Konstruktion kompakt, dicht und massig eingebracht. »Die Zirbe ist zweifelsohne ein auffällig wohlriechendes Holz, ein grandioser Spender mit lang anhaltender Wirkung. Doch die Fichte steht ihr in nichts nach. Vielleicht etwas weniger heftig, aber in einem begehbaren Schrankraum aus Fichte riecht es einfach gut. Mit den vielen offenen, großen Flächen bleibt diese Geschmacksnote auch lange, lange Jahre drinnen.« Den Zirbenhype mit der Kommerzialisierung des Dufts sieht er dort, wo es zu industriellen Ausmaßen kommt, kritisch. Denn an die sehr langsam nachwachsenden Koniferen denken die Trendsetter nicht.

LANDSCHAFTLICH DENKEN Helmut Fink denkt in Landschaften. Das Revier des gelernten Tischlers ist der Wald, die Herkunft seiner Bäume ist ihm vertraut. Eine Werkstatt hat er nicht, seine Arbeit verrichtet er vor Ort beim Verlegen von Holzböden, im Innenausbau und in der Sanierung. Der Wald und die Bäume sind für Fink Teil einer Landschaft, von der er auch selbst ein Teil ist. Das zeigt sich, wenn er einem Bauherrn auf dem Mieminger Plateau, wo Föhren, Lärchen, Wacholder und Fichten die Landschaft prägen, bei einer Haussanierung nicht die gewünschte Tanne, sondern eine dort wachsende Holzart verordnet. Neben dieser streng autochthonen Arbeitsweise haben Bäume für Helmut Fink auch verschiedene

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Charaktere. Die Buche zum Beispiel ist für ihn kühl. Warum? Er kann den einzelnen Baum nicht ohne den Wald mit den vielen Buchen denken, der an einem warmen Sommertag eine schattige und kühle Halle bildet. Im Sommer verbringt Fink fünf Wochen auf der Alpe. Hier macht er die Erfahrung zwischen bewohnt und unbewohnt: »Klar hat man die Hütte nach dem letzten Sommer ausgewaschen, aber sie ist während des Winters unbewohnt, und das ist ein interessanter Geschmack. Zuerst ist es kalt und ein wenig fremd, dann macht man ein Feuer, und es ist schon anders und wieder anders, sobald man das erste Mal gekocht hat. Da kommen die Gerüche und das Leben rein.« Deutlich wird hier, wie eine geruchliche Atmosphäre die Vertrautheit mit Familie, Landschaft und Heimat zum Ausdruck bringen kann und diese geradezu herstellt. Gerüche sind unsichtbar, aber es ist schwer, von ihnen Abstand zu nehmen. Wenn man Architektur und Material auch als Kommunikation begreifen möchte, dann sind mit den Gerüchen als atmosphärische Qualität immer die Menschen im Spiel. In der Entstehung und Herstellung wie im Gebrauch. Architektur wird menschlich. [1] Gernot Böhme: Architektur und Atmosphäre. München 2005, S. 128 [2] Madalina Diaconu: Tasten – Riechen – Schmecken. Eine Ästhetik der anästhesierten Sinne. Würzburg 2005, S. 218 [3] ebenda, S. 205 [4] Richard Sennett, Craftsmanship, Vortrag, gehalten am 09.10.2016 im MAK Wien, www.mak.at/vortrag_von_richard_sennett (Stand 08.02.2017) [5] wie Anm. 3, S. 208

WHEN ROOMS SMELL

winter conditions, and more so in early summer when the air is more humid. I notice the change in smell at the thresholds between cool and warm areas, in the passages between the stacks. The solidwood joiner knows how to handle his timbers. He recognises them blindly by their smell, based on personal experience as well as convention – perpetually experienced, not designed. The olfactory quality of a specific room is primarily based on substance. Perfuming a room with chips of Swiss stone pine, i.e. small surface areas, amounts to nothing more than playing around, in Faißt's view. What is of relevance in terms of smell is what carries the fabric, which is integrated into the construction – compact, dense and massive. “Swiss stone pine is certainly a remarkably fragrant wood, a magnificent dispenser of fragrance with a long-lasting effect. Yet spruce is just as effective. Perhaps not quite as vigorous, but a walk-in spruce wardrobe simply smells good. With its many large open surfaces, this fragrance remains intact inside for many years.” He regards the Swiss stone pine sees the hype around and the commercialisation of the smell critically, especially in an industrial context. Trendsetters simply don’t consider the fact that these trees are very slow-growing conifers.

THINKING IN TERMS OF LANDSCAPES Helmut Fink thinks in terms of landscapes. He trained as a joiner and the forest is his territory – he knows where his trees come from. He doesn't have a workshop, he does his work on site when laying wooden floors, doing interior finishing or renovation work. For Fink, the forest and the trees are part of a landscape to which he also belongs. This becomes evident for example when a client renovating a house on the Mieminger Plateau, characterised by pine, larch, juniper and spruce, ends up with a local type of wood rather than the originally envisaged fir. Apart from this strictly autochthonous work style, trees also have different characters for Helmut Fink. For him, the beech, for instance, is cool. Why? He can't think of the individual tree without thinking of the forest with its many beech trees, which forms a cool and shady retreat on a warm summer's day. Fink spends five weeks in an Alpine hut in summer.

037

The contrast between the inhabited and uninhabited becomes evident: “Of course the hut was cleaned after the last summer, but the fact that nobody lives in it over the winter gives it an interesting smell. First it is cold and a little strange, then you make a fire and it’s already different, and once you have cooked for the first time, it's different again. Life and all the smells come in then.” This illustrates how an olfactory atmosphere can express and actually create a sense of familiarity with family, landscape and home. Smells may be invisible, but it is difficult to ignore them. If architecture and material are also to be understood as communication, then humans are always involved in the smells defining atmospheric quality – in the creation and production phase as well as in usage. Architecture becomes human. [1] Gernot Böhme: Architektur und Atmosphäre. (Architecture and Atmosphere.) Munich 2005, p. 128 [2] Madalina Diaconu: Tasten – Riechen – Schmecken. Eine Ästhetik der anästhesierten Sinne. (Touch – Smell – Taste. Aesthetics of anaesthetised senses.) Würzburg 2005, p. 218 [3] ibid., p. 205 [4] Richard Sennett, Craftsmanship, lecture, held on 9th October 2016, MAK Vienna, www.mak.at/vortrag_von_richard_sennett (retrieved 08.02.2017) [5] As note 3, p. 208

HOLZBAUTEN IN VORARLBERG

TIMBER STRUCTURES IN VORARLBERG

Projekte

Projects

039

KARTE VORARLBERG

MAP OF VORARLBERG

040

Lindau Bodensee

01 DE Bregenz

16 08

07

St. Gallen 10 15

03 Dornbirn

02 11

17 09 CH

20 18 14

04 13

19 Lech

05 Bludenz LIE 12 06

AT

PROJEKTÜBERSICHT

PROJECT OVERVIEW

01 Badehaus am Kaiserstrand, Lochau Bathhouse at Kaiserstrand, Lochau 042

11 Kindergarten, Bizau Kindergarten, Bizau 088

02 Bergkapelle Alpe Vordere Niedere, Andelsbuch Mountain chapel Alpe Vordere Niedere, Andelsbuch 046

12 Wohnanlage Kiefernweg, Bartholomäberg Housing complex Kiefernweg, Bartholomäberg 094

03 Ökonomiegebäude, Dornbirn Farm building, Dornbirn 050 04 Altstoffsammelzentrum, Feldkirch Scrap collection centre, Feldkirch 054 05 Haus Birne, Nüziders Pear House, Nüziders 060 06 IZM Illwerke Zentrum Montafon, Vandans IZM Illwerke Centre Montafon, Vandans 064 07 Wohnanlage, Alberschwende Hof Housing complex, Alberschwende Hof 070 08 Gasthof Krone, Hittisau Gasthof Krone, Hittisau 074 09 Sporthalle, Klaus Sports hall, Klaus 078 10 Reihenhaus LG, Lustenau Terraced house LG, Lustenau 084

13 Gemeindezentrum, St. Gerold Community centre, St. Gerold 098 14 Haus im Feld, Sulz-Röthis House in a field, Sulz-Röthis 102 15 Messehallen 09–12, Dornbirn Trade fair halls 09–12, Dornbirn 106 16 Bushaltestelle, Krumbach Bus stop, Krumbach 112 17 Haus 37m, Hohenems House 37m, Hohenems 116 18 Musikhaus, Röthis Music house, Röthis 122 19 Biomasseheizwerk, Lech Biomass heating plant, Lech 126 20 Wohnhaus Summer, Weiler Residential building Summer, Weiler 132

041

LANG + SCHWÄRZLER

Nah am Wasser

042

Close to the water

BADEHAUS AM KAISERSTRAND, LOCHAU

BATHHOUSE AT KAISERSTRAND, LOCHAU

Ein 42 Meter langer Steg verbindet das Badehaus mit dem Freizeit- und Erholungsgebiet am Seeufer. Auf 30 Rundstützen und einer Plattform aus Stahlbeton ruht ein schlichter, eingeschossiger Baukörper, der den traditionellen Bautypus der Badehäuser am Bodensee in die moderne Formensprache Vorarlberger Architektur übersetzt. Das Gebäude beherbergt einen rundum verglasten Restaurantbereich mit Terrasse und großzügigem Sonnendeck sowie Umkleiden, Duschen und Sanitärräume. Dank der Faltläden und Glasschiebetüren lässt sich die komplette Fassade öffnen und schließen, wodurch vielfältige räumliche Kombinationsmöglichkeiten entstehen. Als Konstruktions- und Ausbaumaterial prägt Holz das gesamte Erscheinungsbild: Alle Stützen und Träger, die horizontale Lattung der Fassade sowie die Böden im Inneren und die Deckenschalung bestehen aus unbehandelter Weißtanne vom nahen Pfänderstock. Einzige Ausnahme bilden die Böden außen, die in acetyliertem Kiefernholz ausgeführt sind. Ein Energiekonzept mit kontrollierte Be- und Entlüftung mit Wärmerückgewinnung sowie einer Luftwärmepumpe, die in der kalten Jahreszeit die Zuluft vortemperiert, rundet den Bau ab.

A 42-metre-long jetty connects the bathhouse to the lakeside leisure and recreation area. A simple single-storey structure, translating traditional bathhouse design typical for Lake Constance using the modern design vocabulary of architecture in the Vorarlberg region, rests on 30 cylindrical columns and a platform made of reinforced concrete. The building accommodates a fully glazed restaurant area with a terrace and generous sun deck as well as changing rooms, showers and sanitary facilities. Thanks to folding shutters and glass sliding doors, the entire facade can be opened or closed, allowing a great variety of spatial combinations. Wood was used for construction and finishing work and therefore characterises the overall appearance. All beams and supports, the horizontal battens of the facade as well as the interior floors and ceiling planks are made of untreated silver fir obtained from the Pfänderstock mountain nearby. The exterior floors are an exception: acetylated pine is used for the decking. An energy concept with controlled ventilation and heat recovery as well as an airheating pump that pre-warms incoming air in the cold season rounds off the construction.

Architekten: Lang + Schwärzler, Bregenz Bauherr: Projektart Pircher Roland, Lochau Ausführung: Schertler-Alge, Lauterach Baumeisterarbeiten: Schertler-Alge, Lauterach Tragwerksplanung: Hagen-Huster, Bregenz; Schertler-Alge, Lauterach Vorarlberger Holzbaupreis 2011 Kategorie: Gewerbebau

Architects: Lang + Schwärzler, Bregenz Client: Projektart Pircher Roland, Lochau Execution: Schertler-Alge, Lauterach Master builder work: Schertler-Alge, Lauterach Structural engineering: Hagen-Huster, Bregenz; Schertler-Alge, Lauterach Vorarlberg Timber Construction Prize 2011 Category: Commercial construction

043

LANG + SCHWÄRZLER

aa

bb

044

BADEHAUS AM KAISERSTRAND, LOCHAU

Schnitte / Grundriss Maßstab 1:400

Sections / Floor plan Scale 1:400

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14

Zugangssteg Eingang Bademeister Umkleide Duschen Technik Müllraum Lager Anrichte Kühlraum Bar Café Terrasse Aufgang Sonnendeck

Access pier Entrance Head Lifeguard Changing room Showers Building services Garbage Storeroom Pantry Cold store Bar Café Terrace Stair to sun deck

a

13

14 5 6 9 b

4

7

11 10

4

3

b

8

2

1

a

12

CUKROWICZ NACHBAUR ARCHITEKTEN

Stille Einkehr

046

Quiet contemplation

BERGKAPELLE ALPE VORDERE NIEDERE, ANDELSBUCH

MOUNTAIN CHAPEL ALPE VORDERE NIEDERE, ANDELSBUCH 047

Auf sanft abfallenden Alpenwiesen in 1600 Metern Höhe steht dieses kleine hölzerne Bauwerk. Die Bauherren gelobten, eine Kapelle errichten zu lassen, wenn sie ein gesundes Kind zur Welt brächten. Als sie ihr Gelübde 20 Jahre später einlösen wollten, schlug der Gemeindesekretär einen Architektenwettbewerb vor. Der Preis: drei Laib Käse aus der hauseigenen Sennerei. Mithilfe von Familie und Freunden wurde die Kapelle von Hand und ohne Kran als vertikaler Strickbau errichtet. Das Fichtenholz stammt aus dem eigenen Wald, die Steine für das Fundament wurden auf der Alpfläche gesammelt. Kanthölzer mit Nut-und-Feder-Verbindungen und beidseitig fertiger Oberfläche bilden Außenwand, Dach und Boden. Es gibt keine Verkleidung, alles ist außen und innen sichtbar. Nur das Dach erhielt eine zusätzliche Bretterschalung. Ein schmaler Glasschlitz trennt die Altarwand optisch ab und belichtet die Kapelle. Einziger Schmuck in dem schlichten Bau ist das mit blauem Glas gefüllte griechische Kreuz an der Giebelwand.

Gently sloping Alpine meadows at an altitude of 1,600 metres surround this small wooden construction. The clients promised to have a chapel built if they were to be blessed with a healthy child. When they wanted to honour their promise 20 years later, the town clerk suggested holding an architectural competition. The prize was to be three loaves of cheese from the local alpine dairy. Family and friends helped to erect the log construction by hand without the use of a crane. The spruce wood used was obtained from their own forest, and the stones for the foundation were collected from the surrounding Alpine area. Squareshaped timber with finished surfaces on both sides and fitted with tongue-and-groove joints was used to build the outer walls, roof and floor. There is no cladding: everything is left visible, both inside and outside. Only the roof was clad with additional planking. The altar wall is visually differentiated by means of a narrow glass slit that also serves to illuminate the chapel. The only ornament in the simple structure is a Greek cross filled with blue glass on the gable wall.

Architekten: Cukrowicz Nachbaur Architekten, Bregenz Bauherr: Irene und Leo Feuerstein, Andelsbuch Ausführung: Hubert Meusburger Holzbau und Zimmerei, Schwarzenberg Tragwerksplanung: merz kley partner, Dornbirn Vorarlberger Holzbaupreis 2011 Kategorie: Innovative Holzanwendung

Architects: Cukrowicz Nachbaur Architekten, Bregenz Client: Irene and Leo Feuerstein, Andelsbuch Execution: Hubert Meusburger Holzbau und Zimmerei, Schwarzenberg Structural engineering: merz kley partner, Dornbirn Vorarlberg Timber Construction Prize 2011 Category: Innovative use of wood

Schnitt / Grundriss Maßstab 1:100

Section / Floor plan Scale 1:100

1 Eingang 2 Altar

1 Entrance 2 Altar

2

1

JULIA KICK

Bekenntnis zur Patina

050

Committed to patina

ÖKONOMIEGEBÄUDE, DORNBIRN

FARM BUILDING, DORNBIRN

051

Seit 1997 steht das als Ergänzung zu einem Hotel und einer Weinkellerei 1889 errichtete Wirtschaftsgebäude unter Denkmalschutz. Nachdem mehrere geplante Projekte scheiterten, wurde es nun zu einem Wohnhaus mit Atelier umgebaut. Dabei entschieden die Bauherren bewusst, die alten Strukturen wo möglich zu erhalten und nur beschädigte Bauteile auszutauschen. So blieb die Fassade mit ihrer Patina quasi unverändert erhalten, der komplette Ausbau fand auf der Innenseite der bestehenden Hülle statt. Im Erdgeschoss liegt das Büro der Bauherrin, in den zwei Geschossen darüber entstand eine loftartige Wohnung. Durch die offenliegenden alten Balken reicht der Blick von der Wohnebene bis unter den Dachstuhl. Alte und neue Holzelemente unterschieden sich klar voneinander. Die mit Sperrholz verkleideten Wände und Decken harmonieren optisch mit den restaurierten Dielenböden und der historischen Holzkonstruktion. Hinter der Verschalung der Fassade versteckt sich zur Straße hin ein kleiner Freisitz. Sichtschlitze erlauben Ausblicke und lassen Licht in die Wohnung fallen.

Built in 1889 to supplement a hotel and a winery, this service building has been listed since 1997. Following the failure of several planned projects, it has now been converted to a residential building with a studio. The clients consciously decided to retain the old structures wherever possible and replace only damaged building components. The facade and its patina basically remained unchanged, with the entire conversion taking place within the existing building shell. The client's office is located on the ground floor, while a loft-like apartment was created in the two storeys above. By leaving the old beams exposed, the view in the living area extends to the roof truss. Old and new wooden elements are clearly differentiated. The plywood-clad walls and ceilings harmonise visually with the restored floorboards and historical timber construction. A small outdoor sitting area facing the street is hidden behind the cladding of the facade. Additional vertical slits permit views to the outside and admit light to the apartment.

Architektin: Julia Kick, Dornbirn Bauherren: Julia Kick, Philipp Nußbaumer Ausführung: Mayer Holzbau, Götzis Vorarlberger Holzbaupreis 2017 Kategorie: Sanierung

Architect: Julia Kick, Dornbirn Clients: Julia Kick, Philipp Nußbaumer Execution: Mayer Holzbau, Götzis Vorarlberg Timber Construction Prize 2017 Category: Renovation

ÖKONOMIEGEBÄUDE, DORNBIRN

FARM BUILDING, DORNBIRN

Schnitt / Grundrisse Maßstab 1:400

Section / Floor plans Scale 1:400

1 2 3 4

1 2 3 4

Eingang Küche/Essen Wohnen Arbeiten

Entrance Kitchen/Dining Living Work

053

2 3 2

a

1 4

aa

a

MARTE.MARTE ARCHITEKTEN

Wertstoffe sammeln

054

Collecting recyclables

ALTSTOFFSAMMELZENTRUM, FELDKIRCH

SCRAP COLLECTION CENTRE, FELDKIRCH

055

Der Rohstoff Holz ist das zentrale gestalterische und konstruktive Element des Altstoffsammelzentrums. Er macht den Zweck der Halle – Wiederverwertbarkeit und Nachhaltigkeit – in der Architektur sichtbar. Das Baumaterial für das nachhaltige Gebäude stammt aus dem Stadtforst und den Wäldern der Region. Form und Grundriss wurden aus der Funktion und den Bewegungsabläufen beim An- und Abtransport der Wertstoffe entworfen. Bei Geschäftsbetrieb sind die großzügigen Schiebetore offen und sorgen für eine eindeutige Wegeführung. Sonst wirkt der mit Lärche verschalte schlichte Bau wie eine monolithische Einheit. Im Inneren vereint die Halle alle notwendigen Funktionen unter einem Dach. Die filigrane Konstruktion ruht auf kreuzförmigen, eingespannten Holzstützen, die Knoten, Zugverbindungen und Einspannungen sind aus Stahl gefertigt. Das großzügige Raumvolumen, das leichte Tragwerk mit Spannweiten von bis zu 15 Metern und die runden Oberlichter im extensiv begrünten Dach schaffen eine helle, luftige Atmosphäre.

The scrap collection centre's pivotal design and construction element is the raw material wood. In this way, the purpose of the hall – recycling and sustainability – is visibly reflected by the architecture. The material used to build the sustainable construction comes from the woods near the town and regional forests. The shape and layout were designed on the basis of the function and movement sequences associated with delivery and removal of recyclable materials. During business hours, generously sized sliding gates are open and safeguard unambiguous routing. Apart from that, the simple larchwoodclad structure appears as a monolithic unit. All the necessary functions are combined inside the hall under one roof. The delicate construction rests on a cruciform arrangement of fixed wooden support beams, while joints, tensile connections and restraints are made of steel. A bright and airy atmosphere is created within the generously sized volume supported by the light structure spanning up to 15 metres and illuminated by circular skylights cut into an extensively greened roof.

Architekten: Marte.Marte Architekten, Feldkirch Bauherr: Stadt Feldkirch Ausführung: Kaufmann Zimmerei und Tischlerei, Reuthe; Hilti & Jehle Wohnbau, Feldkirch Tragwerksplanung: M + G Ingenieure, Feldkirch Vorarlberger Holzbaupreis 2015 Kategorie: Gewerbebau

Architects: Marte.Marte Architekten, Feldkirch Client: City of Feldkirch Execution: Kaufmann Zimmerei und Tischlerei, Reuthe; Hilti & Jehle Wohnbau, Feldkirch Structural engineering: M + G Ingenieure, Feldkirch Vorarlberg Timber Construction Prize 2015 Category: Commercial construction

Schnitte / Grundriss Maßstab 1:750

Sections / Floor plan Scale 1:750

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10

Halle Grünschnitt Einfahrt Kunden An-/Abfahrt Lkw Großcontainer Ladezone Kunden Einfahrt Personal Kasse Container Problemstofflager Büro Ausfahrt Kunden Lager Galerie

11 12 13 14

Hall Green waste Customer entrance Lorry approach /exit Large containers Customer loading zone Employee entrance Cashier Container Storage of toxic materials Office Customer exit Storage Gallery

aa

14 11

bb

1

a 7

10

10 8 1 6

5

4

11 b

9 12

13 3 a

b

MARTIN MACKOWITZ

Unter dem Birnbaum

060

Under the pear tree

HAUS BIRNE, NÜZIDERS

PEAR HOUSE, NÜZIDERS

Der Wunsch des Bauherrn war es, dass der Wohnraum Bezug zu den Baumkronen der alten Hochstamm-Birnbäume nimmt, die auf dem Grundstück stehen. So entstand ein schlichter Baukörper, der mit gezielt gesetzten Öffnungen Ausblicke schafft und Einblicke gewährt. Eine vorgesetzte Ebene im Süden und Westen bildet eine überdachte Terrasse und einen Balkon. Mal nur mit einem Geländer, mal mit einem Holzgitter aus Dachlatten versehen, dient die vorgelagerte Struktur als Beschattung, Sichtschutz und Rankhilfe. Je nach Sonnenstand wirft sie interessante Licht- und Schattenmuster, auch in das Innere des Hauses. Der einfache, kostengünstige Bau wurde in Holzbauweise aus vorgefertigten Elementen errichtet. Eine vertikale Schalung aus sägerauer Fichte bildet die äußere Hülle. Auch beim Innenausbau ist Holz das vorherrschende Material – bis auf die Sichtestrich-Böden. Mehrschichtplatten aus Weißtanne bilden die Wandoberflächen, auch alle anderen Einbauten wie die Treppe samt Brüstung und die Küchenzeile entstanden aus dem nachwachsenden Rohstoff.

The clients desired that the house refers to the crowns of the tall pear trees standing on the plot of land. A simple building structure with specifically placed openings creating views to the outside and inside was designed in response. A covered ground-floor terrace and a balcony run along the southern and western sides of the building. In some places, the added structure is fitted with a railing, while in others it is finished with a wooden lattice made of roof battens. This allows it to fulfil various functions such as offering shade, privacy or support for climbing plants. Depending on the position of the sun, interesting patterns of light and shade are created both within and outside the house. This simple, economical building is a timber construction composed of prefabricated elements. The outer shell is made of a vertical casing of rough-sawn spruce. Wood also dominates the interior finishing, except for the fair-faced screed floors. The multi-layer boards covering the walls, and built-in structures such as the stairs and handrail as well as the kitchen cupboards are all made of silver fir.

Architekt: Martin Mackowitz, Feldkirch Bauherr: privat Ausführungsplanung und Bauleitung: Helmut Taudes, Nüziders Ausführung: Sutter Holzbau, Ludesch Vorarlberger Holzbaupreis 2017 Kategorie: Einfamilienhäuser

Architect: Martin Mackowitz, Feldkirch Client: Private Execution planning and construction management: Helmut Taudes, Nüziders Execution: Sutter Holzbau, Ludesch Vorarlberg Timber Construction Prize 2017 Category: Single-family houses

061

MARTIN MACKOWITZ

062

Schnitt / Grundrisse Maßstab 1:400

Section / Floor plans Scale 1:400

1 2 3 4 5

1 2 3 4 5

Eingang Küche/Essen Wohnen Schlafen Garage

Entrance Kitchen/Dining Living Bedroom Garage

aa

2 3

4

4 a

1

5

a

HAUS BIRNE, NÜZIDERS

PEAR HOUSE, NÜZIDERS

063

ARCHITEKTEN HERMANN KAUFMANN

Systematisch geplant

064

Systematically planned

IZM ILLWERKE ZENTRUM MONTAFON, VANDANS

IZM ILLWERKE CENTRE MONTAFON, VANDANS

Der Entwurf des rund 120 Meter langen, fünfgeschossigen Gebäuderiegels kombiniert die Stärken des Holzbaus mit denjenigen des Massivbaus. Verleimte, in die Fassade integrierte Holzstützen tragen die Elemente der Holz-Beton-Verbunddecke. In der Mittelachse liegen diese auf Stahlträgern, die wiederum auf Stahlbetonstützen ruhen. Dank des hohen Vorfertigungsgrads war es möglich, die gesamte Holzkonstruktion inklusive Fassaden des 10.000 Quadratmeter umfassenden Bürobaus in nur sechs Wochen zu errichten. Eine Besonderheit ist, dass die Holzkonstruktion im Inneren unverkleidet bleibt und dadurch einen Teil des Innenausbaus bildet. Die hybride Bauweise und Brandschürzen gewährleisten trotzdem den Brandschutz, ergänzend wurde eine Sprinkleranlage eingebaut. Die Fassade aus naturbelassenem Holz steht in der Tradition der Architektur des Montafons. Aufgrund der transparenten Fassadenstruktur entstehen hochwertige Arbeitsplätze mit direktem Bezug zur Landschaft. Die Vordächer über den Fensterbändern dienen gleichzeitig als Blendschutz und konstruktiver Holzschutz. Ein Besucherzentrum im ersten Obergeschoss macht das von einer Parkanlage umgebene neue Illwerke Zentrum auch für die interessierte Öffentlichkeit zugänglich.

The design of the approximately 120-metre-long, five-storey rectangular building combines the strengths of timber construction with those of solid construction. Glued wooden columns integrated in the facade carry the elements of the woodconcrete composite slab ceiling. In the central axis, these lie on steel girders, which in turn rest on reinforced concrete supports. Thanks to significant prefabrication, it was possible to erect the entire timber construction including the facades of this office building encompassing 10,000 square metres in only six weeks. A special feature is that the timber construction also remains unclad inside the building, making it part of the interior finishing. Fire protection is nevertheless safeguarded on account of the hybrid building design and fire screens, as well as installation of a sprinkler system. The facade made of natural untreated wood is in line with traditional architecture in the Montafon region. High-quality workplaces with a direct relation to the landscape are created thanks to the transparent nature of the facade design. Projecting roofs above the ribbon windows reduce glare while at the same time protecting the timber construction. A visitor centre on the first upper floor also makes the new Illwerke Centre, which is surrounded by a park, accessible to the public.

Architekten: Architekten Hermann Kaufmann, Schwarzach Bauherr: Vorarlberger Illwerke AG, Vandans Ausführung: Sohm HolzBautechnik, Alberschwende; i+R Gruppe, Lauterach Tragwerksplanung: merz kley partner, Dornbirn Vorarlberger Holzbaupreis 2015 Kategorie: Holzmischbauweise Gewerbe

Architects: Architekten Hermann Kaufmann, Schwarzach Client: Vorarlberger Illwerke AG, Vandans Execution: Sohm HolzBautechnik, Alberschwende; i+R Gruppe, Lauterach Structural engineering: merz kley partner, Dornbirn Vorarlberg Timber Construction Prize 2015 Category: Mixed timber construction – commercial

065

066

ARCHITEKTEN HERMANN KAUFMANN

aa

8 7

12

7 13

10

11

7 9

Zweites Obergeschoss / Second floor

2

3

6

5 4

a 1

Erdgeschoss / Ground floor

a

IZM ILLWERKE ZENTRUM MONTAFON, VANDANS

Schnitt / Grundrisse Maßstab 1:750 1 2 3 4 5 6

7 8 9 10 11 12 13

Haupteingang/Eingang Foyer Vortragssaal Küche Betriebsrestaurant Sonderfunktionen mit öffentlichem Parteienverkehr Großraumbüro/ Open Space Think Tank Zellenbüro Kopier-/Plotterraum Besprechungsraum offene Teeküche Pausenbereich

Section / Floor plans Scale 1:750 1 2 3 4 5 6

7 8 9 10 11 12 13

Main entrance/Entrance Foyer Auditorium Kitchen Company restaurant Special functions with public opening hours Open-plan office/ Open space Think tank Cubicle office Copy/Plotter room Conference room Open kitchenette Break area

IZM ILLWERKE CENTRE MONTAFON, VANDANS

067

DIETRICH | UNTERTRIFALLER ARCHITEKTEN

In Schindeln gekleidet

070

Clad in shingles

WOHNANLAGE, ALBERSCHWENDE HOF

HOUSING COMPLEX, ALBERSCHWENDE HOF

Mit ihren 17 Wohneinheiten weist die Wohnanlage für örtliche Verhältnisse eine beachtliche Größe und Dichte auf. Doch dank der Aufteilung in zwei Volumen fügt sie sich zurückhaltend in die bestehenden Strukturen. Die um 90 Grad zueinander gedrehten Häuser sitzen auf Betonsockelgeschossen und sind ins abfallende Gelände eingebettet. Auf diese Weise erscheinen sie von der einen Seite nur dreistöckig, die unterirdische Tiefgarage verbindet die beiden Gebäude. Konstruiert sind die Baukörper in Holz-BetonMischbauweise. Ein Skelett aus Stahlstützen und Betondecken bildet die tragende Struktur, die Außenwände bestehen aus Holzelementen. Mit den Schindeln aus Lärchenholz nimmt die Materialwahl für die Fassaden örtliche Traditionen auf. Lange Fensterbänder gliedern das Äußere horizontal, an den Gebäudeecken sind tiefe Loggien eingeschnitten. Im obersten Geschoss nehmen großzügige Dachterrassen die gesamte Gebäudebreite ein. Klare Grundrisse und helle Geräumigkeit sorgen im Inneren für ein offenes und weiträumiges Wohngefühl.

With its 17 residential units, this housing complex is fairly large and dense for local standards. Thanks to a division into two volumes, it nevertheless fits discreetly into the surrounding landscape. The houses located perpendicularly to each other are built on concrete semi-basements embedded in a sloping terrain. This makes them look like threestorey buildings from one side, with a subterranean garage connecting the two structures, which are based on a wood-concrete mixed building design. The supporting structure is composed of a framework of steel columns and concrete slabs, while the external walls are made of wooden elements. Larchwood shingles selected for the facades reflect local tradition. Long strips of ribbon windows structure the exterior horizontally and deep loggias are cut into the building corners. Large roof terraces occupy the whole breadth of the two buildings on the uppermost storey. A clear and generously sized layout characterises the bright interior design.

Architekten: Dietrich | Untertrifaller Architekten, Bregenz Bauherr: oa.sys baut, Alberschwende Ausführung: oa.sys baut, Alberschwende; Reich Bau, Au Tragwerksplanung: zte Leitner, Schröcken Vorarlberger Holzbaupreis 2015 Kategorie: Holzmischbauweise Wohnbau

Architects: Dietrich | Untertrifaller Architekten, Bregenz Client: oa.sys baut, Alberschwende Execution: oa.sys baut, Alberschwende; Reich Bau, Au Structural engineering: zte Leitner, Schröcken Vorarlberg Timber Construction Prize 2015 Category: Mixed timber construction - housing

071

WOHNANLAGE, ALBERSCHWENDE HOF

Schnitt / Grundrisse Maßstab 1:750

Section / Floor plans Scale 1:750

1 2 3 4 5 6

1 2 3 4 5 6

Eingang Schlafzimmer Dachterrasse Küche/Essen Wohnen Tiefgarage

HOUSING COMPLEX, ALBERSCHWENDE HOF

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Entrance Bedroom Roof terrace Kitchen/Dining Living Underground garage aa

3 2 4/5

4/5 2

2

2

3

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2

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2

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4/5 2

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a 2 4/5

6

BERNARDO BADER

Alte und neue Gastlichkeit

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Old and new hospitality

GASTHOF KRONE, HITTISAU

GASTHOF KRONE, HITTISAU

Seit fast 180 Jahren steht das Gasthaus Krone am Dorfplatz von Hittisau. Ziel des Um- und teilweisen Neubaus war ein kontinuierliches Miteinander von Neu und Alt. Holz spielte dabei die maßgebliche Rolle. Die Sanierung war eine Teamleistung von zahlreichen Firmen des Werkraum Bregenzerwald, einem Zusammenschluss von Betrieben, die an erprobte Handwerkstraditionen anknüpfen. Die Verbundenheit mit der Region und deren Handwerk zeigt sich im umgebauten Hotel- und Restauranteingang, in der neuen Stube und den neuen Hotelzimmern. Das vorherrschende Material ist in allen Räumen Holz, das Alt und Neu sowohl verbindet als auch unterscheidet und für ein behagliches Raumklima sorgt. Eine neuartige HolzBeton-Verbundkonstruktion, mit der die alte Bausubstanz ertüchtigt wurde, erfüllt gleichzeitig die Anforderungen an Brandschutz, Statik und Akustik. Eine Besonderheit des Hauses ist das als Raumteiler eingesetzte Weinkühlregal im Speisesaal, das mit allen technischen Raffinessen ausgestattet ist.

The hotel and restaurant Gasthof Krone has been part of the village square in Hittisau for almost 180 years. The aim of the conversion and new construction was to achieve a consistent blend of old and new. Wood played an important role in this. Many companies working with the Werkraum Bregenzerwald (an association of firms practising and maintaining long-established traditional crafts) were involved in the renovation. Commitment to the region and its skilled crafts and trades is clearly evident in the converted entrance to the hotel and restaurant, the new cosy restaurant (“Stube”) as well as the new hotel rooms. Wood dominates all areas, connecting as well as differentiating old and new and creating a pleasant indoor climate. A novel wood-concrete composite construction used to fortify the old building fabric simultaneously serves to fulfil fire protection, static and acoustic requirements. A special feature is the state-of-theart wine cooling rack in the dining room, which also functions as a room divider.

Architekt: Bernardo Bader, Dornbirn Bauherr: Helene und Dietmar Nussbaumer, Hittisau Ausführung: Zimmerei Nenning, Hittisau; Zimmerei Michael Kaufmann, Reuthe Tragwerksplanung: Ingo Gehrer, Höchst Vorarlberger Holzbaupreis 2009 Kategorie: Sanierung / Bestandserweiterung

Architect: Bernardo Bader, Dornbirn Client: Helene and Dietmar Nussbaumer, Hittisau Execution: Zimmerei Nenning, Hittisau; Zimmerei Michael Kaufmann, Reuthe Structural engineering: Ingo Gehrer, Höchst Vorarlberg Timber Construction Prize 2009 Category: Renovation / Extension

075

BERNARDO BADER

076

Grundrisse Maßstab 1:400

Floor plans Scale 1:400

1 Eingang 2 Gaststube 3 Zimmer

1 Entrance 2 Restaurant room 3 Room

3

3

3

3

3

3

1

Drittes Obergeschoss / Third floor

2

1

2

Erstes Obergeschoss / First floor

DIETRICH | UNTERTRIFALLER ARCHITEKTEN

Unter Lichtpyramiden

078

Under pyramids of light

SPORTHALLE, KLAUS

SPORTS HALL, KLAUS

079

Elf Jahre nach Errichtung der Mittelschule in Klaus wurde der Campus aus dem Wettbewerb von 2001 vollendet. Der Neubau gliedert sich in eine zweigeschossige Sporthalle mit Nebenräumen und einen dreigeschossigen Mehrzweckbereich. Eine lichtdurchflutete Mittelzone mit Foyer und Erschließungskern verbindet die beiden Nutzungsbereiche. Betreten wird die Halle über einen gedeckten Vorbereich, der gleichzeitig eine witterungsgeschützte Verbindung mit der Schule schafft. Bis auf den Erschließungskern aus Stahlbeton und die mit Stahl verstärkte Galerie ist der Neubau – wie schon die Schule – als Holzbau mit einem Tragwerk aus Brettschichtholz-Trägern ausgeführt. Auch die Verkleidungen im Inneren bestehen alle aus Holz oder Holzwerkstoffen. Die Fassaden, in die nur wenige gezielte Öffnungen gesetzt sind, wurden mit Weißtannenholz gestaltet – im Westen und Osten fugenlos, im Norden und Süden als Lamellenverkleidung, teils vor die Glasfassade gesetzt. Eine Besonderheit stellen die 56 pyramidenförmigen Oberlichter in der Turnhalle dar. Sie sind in das Raumtragwerk aus Holz integriert und sorgen mit unterschiedlichen Einfallswinkeln für eine gleichmäßige, blendfreie Belichtung.

The winning campus design of a competition held in 2001 was finally completed eleven years after erection of the Middle School in Klaus. The new construction is divided into a two-storey sports hall with auxiliary rooms and a three-storey multipurpose area. A light-flooded central zone with a foyer and circulation core connects the two usage areas. The hall is accessed via a covered entrance area, which simultaneously forms a weatherprotected connection to the school. Apart from the circulation core made of reinforced concrete and a gallery fortified with steel, the new building – like the school – is a timber construction with a supporting structure composed of gluedlaminated beams. All the interior cladding is also made of wood and wood-based materials. The facades, which have only a few specifically positioned openings, are made of silver fir. They are jointless in the west and the east, and in the form of slat cladding, partly positioned in front of the glass facade, in the north and the south. A special feature are the 56 pyramid-shaped skylights integrated in the wooden space framework of the sports hall. Even, glare-free illumination is ensured by light entering at different angles of incidence.

Architekten: Dietrich | Untertrifaller Architekten, Bregenz Bauherr: Gemeinde Klaus Ausführung: Dobler Holzbau, Röthis; Wilhelm+Mayer Bau, Götzis Tragwerksplanung: Kurt Pock, Klagenfurt Vorarlberger Holzbaupreis 2015 Kategorie: Öffentlicher Bau

Architects: Dietrich | Untertrifaller Architekten, Bregenz Client: Municipality of Klaus Execution: Dobler Holzbau, Röthis; Wilhelm+Mayer Bau, Götzis Structural engineering: Kurt Pock, Klagenfurt Vorarlberg Timber Construction Prize 2015 Category: Public construction

DIETRICH | UNTERTRIFALLER ARCHITEKTEN

aa

Schnitt / Grundrisse Maßstab 1:750

Section / Floor plans Scale 1:750

1 2 3 4 5 6

1 2 3 4 5 6

Eingang, überdacht Sporthalle Gymnastikhalle Umkleiden Mehrzwecknutzung Klassenzimmer

Entrance, covered Sports hall Gymnastics hall Changing rooms Multi-purpose use Classroom

082

SPORTHALLE, KLAUS

SPORTS HALL, KLAUS

083

6

1

a

a

2

3 Erdgeschoss / Ground floor

4

4 5 Untergeschoss / Basement floor

ARCHITEKTURWERKSTATT DWORZAK – GRABHER

Weißtanne – unbehandelt

084

Silver fir – untreated

REIHENHAUS LG, LUSTENAU

TERRACED HOUSE LG, LUSTENAU

Drei Generationen leben in den drei Wohneinheiten, die in Lustenau unter einem Dach entstanden sind. Eine Holzschalung umgibt den aus Mauerwerk errichteten Gebäuderiegel vollständig. An den Teilen der Fassade, die der Witterung ausgesetzt sind, besteht diese aus lasierter Fichte, geschlossen und vertikal verlegt. Auf der Südseite bietet ein Vordach konstruktiven Holzschutz für die Fassade, Balkone und Terrassen sind leicht in den Kubus eingezogen. In diesen geschützten Bereichen wurde die Außenwand mit einer unbehandelten Weißtannenlattung verkleidet. Diese ist horizontal mit offenen Fugen ausgeführt und hebt sich in ihrer helleren Farbigkeit deutlich von den exponierteren dunklen Fassadenbereichen ab. Im Inneren verbinden sich verputzte Wände und rauer Sichtbeton mit den warmen Holztönen der Fußböden und der Holzmassivdecke, ebenfalls aus Weißtanne. Eine Wärmepumpe mit Erdsonde erzeugt Heizwärme und Warmwasser, auf dem Dach ist eine Photovoltaikanlage zur Stromerzeugung integriert.

In the three residential units created in Lustenau, three generations are housed under a single roof. The rectangular masonry building is completely covered by wooden cladding. Areas of the facade that are more exposed to weather conditions are fitted with coated spruce laid vertically without any gaps. To the south, a projecting roof provides structural protection for the facade, while balconies and terraces are slightly retracted. In these protected areas, the outer walls were faced with battens of untreated silver fir. These are laid horizontally with open joints, and being lighter, provide a clear contrast to the darker exposed parts of the facade. Inside, plastered walls and rough exposed concrete harmonise with the warm woody shades of the floors and solid wood ceilings, also made of silver fir. A heat pump with a geothermal probe creates energy for heating and hot water, and a photovoltaic system is integrated in the roof.

Architekten: Architekturwerkstatt Dworzak – Grabher, Lustenau Bauherren: Eva Lingg-Grabher und Stephan Grabher, Grete und Albert Lingg, Christine Grabher Ausführung: Gebrüder Keckeis, Lustenau Tragwerksplanung: gbd Projects, Dornbirn Vorarlberger Holzbaupreis 2017 Kategorie: Mehrfamilienhäuser

Architects: Architekturwerkstatt Dworzak – Grabher, Lustenau Clients: Eva Lingg-Grabher and Stephan Grabher, Grete and Albert Lingg, Christine Grabher Execution: Gebrüder Keckeis, Lustenau Structural engineering: gbd Projects, Dornbirn Vorarlberg Timber Construction Prize 2017 Category: Multi-family houses

085

ARCHITEKTURWERKSTATT DWORZAK – GRABHER

086

Schnitt / Grundrisse Maßstab 1:400

Section / Floor plans Scale 1:400

1 2 3 4 5 6

1 2 3 4 5 6

Eingang Schlafzimmer Terrasse Küche/Essen Wohnen Garage

Entrance Bedroom Terrace Kitchen/Dining Living Garage

aa

2

2

2

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1

1

2

2

1

4

4 a

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5

3 5

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3

3

5

3

BERNARDO BADER

Vorbild für Kinder

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A model for children

KINDERGARTEN, BIZAU

KINDERGARTEN, BIZAU

089

Der Neubau des Kindergartens fügt sich mit Bedacht in die bestehende dörfliche Struktur ein. Seine Proportionen, die Materialität und traditionelle Bauelemente nehmen Bezug zur regionalen Architektur im Bregenzerwald und interpretieren sie zeitgenössisch – mit Schindeln aus Weißtanne für Fassade und Dach sowie Massivholzrahmen für die großen Fensteröffnungen. Der als Passivhaus konzipierte Kindergarten ist als konstruktiver Holzbau errichtet, selbst der Aufzugschacht besteht aus Holz. Dabei kam vorrangig Vollholz zum Einsatz, Plattenwerkstoffe wurden weitgehend vermieden. Die einfache Gebäudestruktur, Massivholzbalkenlagen als Geschossdecken sowie vorgefertigte Außenwandelemente gewährleisteten eine kurze Bauzeit. In den klar gestalteten Innenräumen sind Wände und Decken aus Weißtanne gefertigt, die Böden und Laibungsverkleidungen bestehen aus robusterem Eschenholz, ebenso ein Großteil des Mobiliars. Messbare Kriterien wie schadstofffreie Raumluft, eine ausgezeichnete Ökobilanz und eine lange Nutzungsdauer ergänzen die sinnlichen und haptischen Qualitäten des unbehandelten Holzes.

The new kindergarten building fits amenably into the existing village landscape. Its proportions, materiality and traditional building elements relate to the regional architecture typical for Bregenz Forest, while at the same time offering a contemporary interpretation – with shingles made of silver fir covering the facade and roof as well as frames of solid wood enclosing the large window openings. Designed according to passive house standards, the kindergarten is a timber construction where even the elevator shaft is made of wood. Solid wood was primarily used, while engineered wood material was largely avoided. The construction period was short thanks to the simple structure of the building, floor-ceiling constructions made of layers of solid wooden beams as well as prefabricated outer wall elements. Silver fir was used for the walls and ceilings of the clearly designed interior spaces, while more robust ash was used for floors, most of the furniture. Measurable criteria such as contaminant-free indoor air, an excellent ecological balance and a long service life supplement the sensual and haptic qualities of the untreated wood.

Architekt: Bernardo Bader, Dornbirn Bauherr: Gemeinde Bizau Ausführung: oa.sys baut, Alberschwende; Renato Huber Holzbau, Mellau Tragwerksplanung: merz kley partner, Dornbirn Vorarlberger Holzbaupreis 2011 Kategorie: Öffentlicher Bau

Architect: Bernardo Bader, Dornbirn Client: Municipality of Bizau Execution: oa.sys baut, Alberschwende; Renato Huber Holzbau, Mellau Structural engineering: merz kley partner, Dornbirn Vorarlberg Timber Construction Prize 2011 Category: Public construction

KINDERGARTEN, BIZAU

KINDERGARTEN, BIZAU

Sections / Floor plans Scale 1:400

Schnitte / Grundrisse Maßstab 1:400 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15

091

Vorplatz Eingang überdacht Flur/Ausweichraum Nebeneingang (UG teils extern genutzt) Garderobe WC Kinder WC Behinderte Gruppenraum Terrasse Spielplatz Büro/Aufenthalt WC Erwachsene Spielgruppe Bewegungsraum Geräteraum

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15

Forecourt Covered entrance Hall/Reserve space Side entrance (other users in basement) Cloakroom Children’s WC Disabled WC Group room Terrace Play area Office/Waiting room Adults’ WC Play group Activity space Equipment room

aa

bb

a 1 4

3

b

7

2 6

5

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8

9

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a

b

11 6

15

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14

13

093

BRUNO SPAGOLLA

Kubischer Blickfang

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Rack of cubes

WOHNANLAGE KIEFERNWEG, BARTHOLOMÄBERG

HOUSING COMPLEX KIEFERNWEG, BARTHOLOMÄBERG

095

Die kleine Wohnanlage mit Geschäftsflächen im Erdgeschoss wurde als Prototyp für einen mehrgeschossigen Wohnbau entwickelt – unter konsequenter Verwendung von Massivholztechniken. Eine wichtige Herausforderung war dabei die Erfüllung der brandschutztechnischen Anforderungen an die komplett mit Massivholz ausgeführten Erschließungs- und Fluchtwege, ebenso wie der Schallschutz an der stark befahrenen Hauptstraße. Hier wirkt die vorgestellte Loggia mit den großen verschiebbaren Glasflächen als Lärm- und Klimapuffer. Das seitlich angedockte Treppenhaus ist mit einer transparenten Holzlattung verkleidet. Vorgefertigte Multiboxdecken und Holzelementbauwände im Außenbereich unterstützen die konzeptionelle Idee einer möglichst flexiblen Grundstruktur. Dank optimierter Spannweiten von 5 × 9 Metern sind störende Stützen im Innenraum überflüssig. Städtebauliche Positionierung, einprägsame Architektur und nachhaltige Materialwahl machen den kompakten Holzbau zu einem einprägsamen Zeichen am Dorfeingang.

The small housing complex with commercial spaces on the ground floor was developed as a prototype for multi-storey residential housing with consistent implementation of solid wood construction methods. An important challenge was compliance with of the technical fire protection requirements by the circulation and escape routes, which are completely made of solid wood, as well as fulfilment of sound insulation near the much-frequented main road. A front loggia with large sliding glass doors functions as a sound and climate buffer. The stairwell at the side of the building is clad with a transparent screen of wooden laths. The concept of a basic structure allowing maximum flexibility is supported by prefabricated multi-box floorceiling constructions and exterior walls made of wooden elements. Disruptive supports in the interior spaces are not required thanks to optimised spans of 5 × 9 metres. Its town-planning-based positioning, impressive architecture, and sustainable material selection make the compact timber structure a memorable landmark at the village entrance.

Architekt: Bruno Spagolla, Bludenz Bauherr: Heidi und Siegfried Fritz, Bartholomäberg Ausführung: Fritz Holzbau, Schruns Vorarlberger Holzbaupreis 2009 Kategorie: Mehrfamilienhaus

Architect: Bruno Spagolla, Bludenz Client: Heidi and Siegfried Fritz, Bartholomäberg Execution: Fritz Holzbau, Schruns Vorarlberg Timber Construction Prize 2009 Category: Multi-family house

2

aa

bb

5

5

3/4

3/4

5

5

3/4

3/4

Schnitte / Grundrisse Maßstab 1:400 1 2 3 4 5

Sections / Floor plans Scale 1:400 1 2 3 4 5

a

Eingang Läden Küche/Essen Wohnen Schlafzimmer

1

b

b 2

Entrance Shops Kitchen/Dining Living Bedroom a

CUKROWICZ NACHBAUR ARCHITEKTEN

Solitär am Hang

098

Solitary building on a hillside

GEMEINDEZENTRUM, ST. GEROLD

COMMUNITY CENTRE, ST. GEROLD

099

Das neue Gemeindezentrum, der erste viergeschossige Holzbau in Vorarlberg, fügt sich dank der Hanglage kompakt in die ländliche Umgebung. Typologisch greift es Themen aus der regionalen Bautradition im Großen Walsertal auf. Die Architekten haben die Funktionszusammenhänge im Inneren in klare räumliche und konstruktive Strukturen übersetzt. Gezielt gesetzte Fensteröffnungen lassen differenzierte Raumsituationen mit unterschiedlichen Ausblicken entstehen. Nicht nur für den konstruktiven Holzbau und die Fassade kam Weißtanne zum Einsatz, sämtliche Innenoberflächen und Details bestehen aus Holz aus dem gemeindeeigenen Wald oder aus der Region: der Boden sägerau, die Verschalungen der Wände und Decken gehobelt und geschliffen, alle Hölzer bleiben unbehandelt. Die Vorfertigung fast aller Bauteile sorgte für Zeit- und Kostenersparnis. Die konsequente Umsetzung von ökologischen Kriterien prägt den kompakten Baukörper in Passivhausweise. Eine hochwertige Gebäudehülle und ein intelligentes Haustechniksystem mit kontrollierter Be- und Entlüftung machen das Gebäude nahezu energieautark.

Perched firmly on a slope, the new community centre is integrated into the rural surroundings. Apart from being the first four-storey timber construction in Vorarlberg, its typology also reflects components of regional traditional building in the Great Walser Valley. The architects have expressed functional interrelationships in terms of clear spatial and constructive elements within the building. Differentiated spatial situations with a variety of views of the surrounding landscape are achieved by targeted specific placement of window openings. The timber structure was built of silver fir obtained from the forest owned by the community or from regional forests. The same untreated wood was also used for the facade and all the interior surfaces and details: roughly sawn for the floor; planed and sanded for the cladding on walls and ceilings. Prefabrication of almost all of the building components saved time and money. Consistent implementation of ecological criteria endows the compact structure with a passive house character. The building is almost self-sufficient in terms of energy thanks to a high-quality building envelope and an intelligent building services system including controlled ventilation.

Architekten: Cukrowicz Nachbaur Architekten, Bregenz Bauherr: Gemeinde St. Gerold Ausführung: Zimmerei Berchtel, Schnifis; Holzbau Nigsch, Blons; Holzbau Heiseler, Sonntag Tragwerksplanung: M + G Ingenieure, Feldkirch Vorarlberger Holzbaupreis 2009 Kategorie: Öffentlicher Bau und Passivhauspreis

Architects: Cukrowicz Nachbaur Architekten, Bregenz Client: Municipality of St. Gerold Execution: Zimmerei Berchtel, Schnifis; Holzbau Nigsch, Blons; Holzbau Heiseler, Sonntag Structural engineering: M + G Ingenieure, Feldkirch Vorarlberg Timber Construction Prize 2009 Category: Public construction and passive house prize

CUKROWICZ NACHBAUR ARCHITEKTEN

100

aa

bb

1

7

11

12

2

5 4 8

1. Untergeschoss / first basement floor

Obergeschoss / Upper floor

b

1 1

a

9

10

a

2 3

3

4 5

6

2. Untergeschoss / second basement floor

4

6

b Erdgeschoss / Ground floor

5

Schnitte / Grundrisse Maßstab 1:400

Sections / Floor plans Scale 1:400

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12

Gruppenraum Büro Lager Teeküche Garderobe Eingang Technik Archiv Laden Bewegungsraum Sitzungsraum Bürgermeister

Group room Office Store Kitchenette Cloakroom Entrance Building services Archive Shop Activity space Meeting room Mayor

BERNARDO BADER

Wohnhof mit Ausblick

102

Courtyard house with a view

HAUS IM FELD, SULZ-RÖTHIS

HOUSE IN A FIELD, SULZ-RÖTHIS

103

Noch steht der klare hölzerne Baukörper allein am Ortsrand, im Übergang zu einer landwirtschaftlichen Grünzone. Doch seine Konzeption als introvertiertes Hofhaus reagiert bereits auf die künftige Verdichtung des angrenzenden Siedlungsgebiets. Alle Räume des zweigeschossigen Gebäudes orientieren sich vorwiegend auf den privaten Innenhof, doch gleichzeitig rahmen bewusst gesetzte Fenster die umliegende Berglandschaft. Im Erdgeschoss gehen Küche und Essbereich fließend in den Wohnraum über, unterschiedliche Höhen zonieren den Gemeinschaftsbereich. Große Glasschiebetüren öffnen sich zum begrünten Wohnhof, den eine teilweise überdachte Terrasse umgibt. Durch einen großzügigen Fassadenausschnitt, der sich bei Bedarf mit Schiebeläden schließen lässt, fällt der Blick von der Terrasse in die Umgebung. Die Materialwahl ist sparsam – sägeraue Tanne für die Fassadenschalung, die geschützten Bereiche an Eingang und Terrasse sowie die Wände innen sind als gehobelte, glatte Flächen ausgeführt, auf den Böden liegen bandgesägte Holzdielen.

Situated on the outskirts of town, this simple wooden structure is the first to populate the transition to a green agricultural zone. Its conception as an introverted courtyard house can be regarded as an early reaction to the future densification of the bordering housing development area. All the rooms of the two-storey building are largely oriented towards a private inner courtyard, while carefully placed windows frame the surrounding mountain landscape. On the ground floor, kitchen and dining areas merge with the living room; the commonly used space is zoned through variations in height. Large glass doors open up to the green courtyard partially surrounded by a covered terrace. A generous facade cutout that can be closed at will by means of sliding shutters discloses a view of the surroundings from the terrace. Material selection is economical – rough-sawn fir clads the facade, smooth planed surfaces cover interior walls and the protected entrance and terrace areas, while floors are finished with band-sawn wooden floorboards.

Architekt: Bernardo Bader, Dornbirn Bauherr: privat Ausführung: Berchtold Holzbau, Wolfurt Tragwerksplanung: Mader & Flatz, Bregenz Vorarlberger Holzbaupreis 2011 Kategorie: Einfamilienhaus

Architect: Bernardo Bader, Dornbirn Client: Private Execution: Berchtold Holzbau, Wolfurt Structural engineering: Mader & Flatz, Bregenz Vorarlberg Timber Construction Prize 2011 Category: Single-family house

HAUS IM FELD, SULZ-RÖTHIS

HOUSE IN A FIELD, SULZ-RÖTHIS

aa

bb

7

a

b

5

2

6

3

4

1

a

b

105

Schnitte / Grundrisse Maßstab 1:400

Sections / Floor plans Scale 1:400

1 2 3 4 5 6 7

1 2 3 4 5 6 7

Eingang Freisitz überdacht Innenhof Garage Küche/Essen Wohnen Schlafzimmer

Entrance Covered seating Courtyard Garage Kitchen/Dining Living Bedroom

MARTE.MARTE ARCHITEKTEN

Black Box mit Riesenfachwerk

106

Black box with giant timber framing

MESSEHALLEN 09–12, DORNBIRN

TRADE FAIR HALLS 09–12, DORNBIRN

107

Das neue Messe- und Veranstaltungsgebäude vereint auf insgesamt 10.500 Quadratmetern vier Hallen und Foyers sowie einen multifunktionalen Seminarbereich und einen Anlieferungshof unter einem Dach. In den monolithischen Baukörper mit mattschwarz beschichteten Wellblechfassaden sind gekrümmte, karminrote Ellipsen eingeschnitten. Diese gliedern die Fassaden und markieren die Zugänge. Eine der Ellipsen öffnet sich zu einem 14 Meter hohen Portal, durch das die Messebesucher die Hallen betreten. Beim Tragwerk dominiert der Holzbau. Die Deckenkonstruktion besteht aus 65 Leimholz-Fachwerkträgern mit jeweils 66 Metern Länge und bis zu 4,50 Metern Höhe. Diese lagern auf 11 Meter hohen Holzstützen entlang der Hallenlängsseiten und überspannen die Hallenbreite stützenfrei. Betonwände an den Querseiten sorgen für die Aussteifung der Konstruktion und schließen die Hallenflächen ab. Für den Innenausbau kommt ebenfalls Holz in Kombination mit Beton zum Einsatz. Auch in der Innenraumgestaltung spielt die Farbe Rot als Hausfarbe der Messe Dornbirn eine wichtige Rolle.

The new trade fair and event building unites four halls and foyers as well as a multi-functional seminar area and a delivery yard under one roof on a total area of 10,500 square metres. Coated corrugated sheet metal facades cover the monolithic building structure, with cutouts in the shape of carmine red ellipses. These structure the facades and mark the access points. One ellipse forms a 14-metre-high portal through which trade fair visitors enter the halls. Timber construction dominates the support structure. The roof and ceiling construction is composed of 65 trussed girders made of glued laminated timber, which are 66 metres long and up to 4.50 metres high. These rest on 11-metre-high wooden columns along the lengths of the halls and span the widths of the halls without additional supports. Concrete walls on the transverse sides brace the construction and close up the hall areas. Wood, in combination with concrete, is also used for the interior finishing. Being the corporate colour of the Messe Dornbirn, red plays an important role in the interior design.

Architekten: Marte.Marte Architekten, Feldkirch Bauherr: Messe Dornbirn Ausführung Holzbau: Arge Kaufmann Bausysteme, Reuthe; Kaufmann Zimmerei und Tischlerei, Reuthe; Kaspar Greber Holz- und Wohnbau, Bezau; Sutter Holzbau, Ludesch Tragwerksplanung: M + G Ingenieure, Feldkirch; gbd Projects, Dornbirn Vorarlberger Holzbaupreis 2017 Kategorie: Öffentlicher Bau

Architects: Marte.Marte Architekten, Feldkirch Client: Messe Dornbirn Execution of timber construction: ARGE Kaufmann Bausysteme, Reuthe; Kaufmann Zimmerei und Tischlerei, Reuthe; Kaspar Greber Holz- und Wohnbau, Bezau; Sutter Holzbau, Ludesch Structural engineering: M + G Ingenieure, Feldkirch; gbd Projects, Dornbirn Vorarlberg Timber Construction Prize 2017 Category: Public construction

MARTE.MARTE ARCHITEKTEN

1

aa

5

bb

108

MESSEHALLEN 09–12, DORNBIRN

TRADE FAIR HALLS 09–12, DORNBIRN

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Schnitte / Grundriss Maßstab 1:1000 1 2 3 4 5 6

Ein 1 Halle 9 Halle 11 Halle 12 Eingang Foyer Ladehof

4

5

3

Sections / Floor plan Scale 1:1000 1 2 3 4 5 6

Ein 1 hall 9 Hall 11 Hall 12 Entrance Foyer Delivery yard

a

a 2

5 4 b

6

b

MARTE.MARTE ARCHITEKTEN

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MESSEHALLEN 09–12, DORNBIRN

TRADE FAIR HALLS 09–12, DORNBIRN

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ARGE ARCHITEKTEN BADER & BECHTER & KAUFMANN

Wartestation im Grünen

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Waiting in the midst of nature

BUSHALTESTELLE, KRUMBACH

BUS STOP, KRUMBACH

Nach dem Abbruch der Sennerei sollte die Bushaltestelle die entstandene Lücke an der Hauptstraße in Krumbach im Bregenzerwald schließen. In konsequenter Fortführung des visuell dominierenden Baumaterials Holz im Ortskern wurde auch die Haltestelle aus dem nachwachsenden Rohstoff errichtet. Zwei vertikale und eine horizontale Scheibe bilden das Bauwerk, unter dessen lang gezogenem Dach vier Busse gleichzeitig halten können. Dank ihrer L-Form definieren die Wandscheiben die Wartebereiche für jede Fahrtrichtung. Das Materialkonzept folgt der einfachen und reduzierten Formensprache der Konstruktion. Dach- wie Wandelemente aus Fichtenholz wurden jeweils als vorgefertigte Elemente auf die Baustelle geliefert und dort auf einem Stahlbetonsockel verankert. Alle sichtbaren Betonflächen sind sandgestrahlt, für die Holzkonstruktion kommt heimische Fichte zum Einsatz, auch die beiden großzügigen Sitzbänke sind in massiver Fichte ausgeführt. Da sämtliche Materialien unbehandelt sind, unterliegen sie dem natürlichen Alterungsprozess.

An alpine dairy situated along the main road going through Krumbach in Bregenz Forest was pulled down, leaving a gap that was to be filled by a bus stop. To be consistent with the visual dominance of wood as the building material the centre of Krumbach, this renewable raw material was also used for construction of the bus stop. Two vertical and one horizontal panel form the structure, providing shelter for four buses under its long roof. Incorporated L-shapes define the waiting areas in both directions. The material concept follows the simple and reduced design vocabulary of the construction. Both the roof and wall elements made of spruce were brought to the building site as prefabricated elements and anchored on a reinforced concrete base. All visible concrete surfaces are sand-blasted, local spruce is used for the timber construction as well as the two generously sized benches for waiting passengers. Since all the materials are untreated, they are subject to a natural ageing process.

Architekten: ARGE Architekten Bader & Bechter & Kaufmann, Dornbirn Bauherr: Gemeinde Krumbach Ausführung: Sohm HolzBautechnik, Alberschwende Tragwerksplanung: M + G Ingenieure, Feldkirch Vorarlberger Holzbaupreis 2013 Kategorie: Öffentlicher Bau

Architects: ARGE Architekten Bader & Bechter & Kaufmann, Dornbirn Client: Municipality of Krumbach Execution: Sohm HolzBautechnik, Alberschwende Structural engineering: M + G Ingenieure, Feldkirch Vorarlberg Timber Construction Prize 2013 Category: Public construction

113

ARGE ARCHITEKTEN BADER & BECHTER & KAUFMANN

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BUSHALTESTELLE, KRUMBACH

Schnitte / Grundriss Maßstab 1:400

BUS STOP, KRUMBACH

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Sections / Floor plan Scale 1:400

aa

bb

b

a a

b

JURI TROY ARCHITECTS

Kreatives Wohnen

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Creative living

HAUS 37M, HOHENEMS

HOUSE 37M, HOHENEMS

Das etwa 70 m lange und nur 12 Meter breite Grundstück galt lange als unbebaubar. Nun erhebt sich dort ein ungewöhnliches Einfamilienhaus – nur 5 Meter breit, dafür 37 Meter lang. Es vereint Wohnen und Arbeiten unter einem Dach. Neben dem Zuhause für die junge Familie ist im nördlichen Teil des Gebäudes das Büro der beiden Bauherren untergebracht. Deren Idee war auch die grafische Gestaltung an den Längsfassaden mit einem anthrazitfarbenen Polyethylennetz, auf dem die Befestigung mit Edelstahlschrauben eine Maßskala ergibt. Im Inneren des zweigeschossigen Holzbaus reihen sich die einzelnen Funktionen entlang eines Gangs auf. Trotz des schmalen Grundrisses kommt kein Gefühl von Enge auf, die Zimmer wirken geräumig und sind lichtdurchflutet. Mittels Schiebetüren lassen sie sich vom Flur abtrennen oder nach Belieben zu flexibel nutzbaren Räumen erweitern. Die Fassadenöffnungen sind präzise gesetzt, sie richten sich nach dem Ausblick in die Umgebung. Aufgrund der geringen Spannweite sind im Inneren keine tragenden Wände notwendig, Massivholzdecken aus Fichtenholz überspannen die gesamte Breite.

For many years, the plot measuring about 70 metres in length and 12 metres in width was considered unsuitable for construction purposes. An unusual single-family house can be found there now – only 5 metres wide, but 37 metres long. It is used for residential as well as work purposes. Apart from being a home for a young family, the northern part of the building accommodates the office of the client couple. They also came up with the idea of the graphic “scale” design featured on the facade lengths, which are covered with anthracitecoloured polyethylene netting fixed with stainless steel screws. Individual functions are arranged in sequence along a corridor inside the two-storey timber structure. Despite the narrow layout, there is no feeling of being cramped inside, the rooms appear spacious and flooded with light. Sliding doors are used to separate them from the corridor or to extend them to spaces that can be used flexibly as required. The openings in the facades are positioned precisely taking into account the views of the surrounding landscape. Due to the narrow span, no load-bearing walls are required inside the building, with solid fir floor-ceiling constructions spanning the entire width of the house.

Architekt: Juri Troy Architects, Wien Bauherr: Familie Mathis, Hohenems Ausführung: Kaspar Greber Holz- und Wohnbau, Bezau Vorarlberger Holzbaupreis 2015 Kategorie: Einfamilienhaus

Architect: Juri Troy Architects, Vienna/Bregenz Client: The Mathis family, Hohenems Execution: Kaspar Greber Holz- und Wohnbau, Bezau Vorarlberg Timber Construction Prize 2015 Category: Single-family house

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JURI TROY ARCHITECTS

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HAUS 37M, HOHENEMS

HOUSE 37M, HOHENEMS

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HOUSE 37M, HOHENEMS

HAUS 37M, HOHENEMS

Schnitte / Grundrisse Maßstab 1:400

Sections / Floor plans Scale 1:400

1 2 3 4 5 6 7

1 2 3 4 5 6 7

Eingang Freisitz Arbeitszimmer/Büro Bad Küche/Essen Wohnen Schlafzimmer

6

7

Entrance Outdoor seating Work room/Office Bathroom Kitchen/Dining Living Bedroom

7

7

2 3

6

aa

bb

6

7

7

4

7

2

b

a

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6

c

5

b

3

5

1

3

c

a

cc

CUKROWICZ NACHBAUR ARCHITEKTEN

Klangwürfel

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Musical cube

MUSIKHAUS, RÖTHIS

MUSIC HOUSE, RÖTHIS

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Durch das Zurücksetzen von der Straße bildet der kubisch wirkende Neubau mit dem umliegenden Gebäude- und Baumbestand einen kleinen Platz. Im Erdgeschoss befinden sich der Sitzungsraum für den Musikverein, eine Backstube sowie ein Café. Die Einzelproberäume sind im Untergeschoss untergebracht und durch das leicht abfallende Geländeniveau natürlich belichtet. Das Herzstück des Gebäudes bildet der zweiseitig belichtete Proberaum im Obergeschoss. Seine Proportion, die Materialwahl und die aus akustischen Gründen schräg angeordneten raumhohen Fenster sorgen für einen guten Klang. Vertikale Holzlamellen an der Fassade schaffen ein angenehmes Licht im Innenraum. Das Musikhaus war ursprünglich als reiner Holzbau geplant, aus Schallschutzgründen wurde die Tragstruktur jedoch mit Stahlbeton und Stahl ausgeführt. Nur die oberste Geschossdecke ist eine Holzbalkenkonstruktion. Sämtliche Außenwände bestehen aus vorgefertigten Holzelementen, im Obergeschoss sind diese tragend. Die Holzschindeln der Fassade passen den Bau, der den Niedrigenergiestandard erfüllt, der regionalen Materialsprache an.

The new cube-like construction is set back from the street, creating a small square bordered by trees and other buildings. The ground floor accommodates a meeting room for the music club, as well as a bakery and a café. Individual practice rooms are located in the basement with natural illumination made possible through a slightly sloping terrain. A rehearsal room on the upper floor, illuminated from two sides, forms the heart of the building. Its proportions, the selected material, and room-high windows fitted at an angle for acoustic reasons, ensure a good sound. Vertical wooden fins covering the facade create pleasant lighting conditions inside. Although originally planned as a pure timber construction, the support structure of the Music House is made of reinforced concrete and steel for sound insulation reasons. Only the uppermost floor-ceiling construction is made of wooden beams. All outer walls consist of prefabricated wooden elements, which are load-bearing in the upper storey. The wooden shingles cladding the facade of the building, which complies with the low-energy standard, reflect the regional material design vocabulary.

Architekten: Cukrowicz Nachbaur Architekten, Bregenz Bauherr: Gemeinde Röthis Ausführung: Nesensohn Holzbau, Rankweil Tragwerksplanung: merz kley partner, Dornbirn Vorarlberger Holzbaupreis 2011 Kategorie: Mischbauweise

Architects: Cukrowicz Nachbaur Architekten, Bregenz Client: Municipality of Röthis Execution: Nesensohn Holzbau, Rankweil Structural engineering: merz kley partner, Dornbirn Vorarlberg Timber Construction Prize 2011 Category: Mixed construction

CUKROWICZ NACHBAUR ARCHITEKTEN

Schnitte / Grundrisse Maßstab 1:400

Sections / Floor plans Scale 1:400

1 2 3 4 5 6 7

1 2 3 4 5 6 7

Eingang Cafe/Gastgarten Bäckerei Sitzungszimmer Einzelproberäume Tiefhof Proberaum Musikverein

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7

Entrance Café/Garden for guests Bakery Meeting room Individual practice rooms Lower-level yard Music club rehearsal room

6 aa

7

1. Obergeschoss / First floor

2 3

1

4

a

a

Erdgeschoss / Ground floor

5 6 5

Untergeschoss / Basement floor

MUSIKHAUS, RÖTHIS

MUSIC HOUSE, RÖTHIS

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ARCHITEKTEN HERMANN KAUFMANN

In der Talenge

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Narrow valley confines

BIOMASSEHEIZWERK, LECH

BIOMASS HEATING PLANT, LECH

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Durch die Expansion des Fernwärmenetzes war nach über zehn Jahren die Kapazität der beiden Heizkessel des ursprünglichen Biomasseheizwerks erschöpft. Daher musste das Werk am Ortseingang von Lech am Arlberg vergrößert werden. An der engsten Stelle des Tals gelegen, führt der Erweiterungsbau das bestehende Gebäude fort. Dabei bilden die beiden Baukörper zusammen ein stimmiges Ganzes. Hauptelemente des Neubaus sind die eingegrabene Lagerhalle für Biomasse und das angeschlossene hölzerne Heizhaus mit Kipphalle – die Heiztechnik ist durch die Glasfassade sichtbar. Durch seine geschwungene Form, die dem Straßenverlauf folgt, und sein gewölbtes, pultartig abfallendes Dach wirkt das große Bauvolumen weniger massig. Für große Teile der Baukonstruktion kam heimisches Holz zur Verwendung, so besteht z. B. die Fassade entsprechend der regionalen Bautradition aus Tannenholz. Die architektonischen und städtebaulichen Qualitäten des Biomasseheizwerks zeigen, dass auch sogenannte Zweckbauten eine Bereicherung im Ortsbild darstellen können.

More than ten years of service, the capacity of the two boilers of the original biomass heating plant could no longer keep up with the demands of an expanding district heating network. This meant that the plant on the outskirts of Lech am Arlberg had to be enlarged. The extension located in the narrowest part of the valley is a continuation of the existing building, with the two structures forming a harmonious entity. The main elements of the new construction are a subterranean biomass storage area and an adjoining wooden boiler house with a tipping hall – the applied heating technology is visible through a glass facade. The curvy shape of the building, which follows the course of the road and a slightly concave shed roof make the large volume look smaller than it actually is. Local wood was used for much of the construction work, with the facade for example made of fir in line with regional building tradition. The architectural and urban development qualities of the biomass heating plant demonstrate that so-called functional buildings can also be a positive feature in the appearance of a town.

Architekten: Architekten Hermann Kaufmann, Schwarzach Bauherr: Biomasseheizwerk Lech, Lech Ausführung: Kaspar Greber Holz- und Wohnbau, Bezau Tragwerksplanung: Mader & Flatz, Bregenz Vorarlberger Holzbaupreis 2011 Kategorie: Öffentlicher Bau

Architects: Architekten Hermann Kaufmann, Schwarzach Client: Biomasseheizwerk Lech, Lech Execution: Kaspar Greber Holz- und Wohnbau, Bezau Structural engineering: Mader & Flatz, Bregenz Vorarlberg Timber Construction Prize 2011 Category: Public construction

Schnitt / Grundrisse Maßstab 1:750 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14

Brennstofflager Tagesbunker Hydraulikkammer Kesselhaus Anlieferung/ Rangierfläche Kipphalle Kippöffnungen Aschecontainer Dusche/Garderobe Überwachung Luftraum Elektrofilter/ Rauchgaskondensation Kessel Ascheraum

Section / Floor plans Scale 1:750 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14

Fuel storage Day bin Hydraulic chamber Boiler house Delivery/ Manoeuvering area Tipping hall Tipping openings Ash container Shower/Cloakroom Monitoring Air space Electric filter/ Flue gas condensation Boiler Ash room

BIOMASSEHEIZWERK, LECH

BIOMASS HEATING PLANT, LECH

6

131

8 11 3

1

13 14

aa

7

a 5

6 8

13

a

13 7

12 9

10 11

1

2

3 4

MARTE.MARTE ARCHITEKTEN

Einfach ergänzt

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Simple add-on

WOHNHAUS SUMMER, WEILER

RESIDENTIAL BUILDING SUMMER, WEILER

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Die Architekten ergänzten ein altes Bauernhaus mit einer zeitgemäßen Interpretation des traditionellen Rheintalhauses. Der Anbau übernimmt den Zuschnitt des Bestands und fügt sich so harmonisch in die Umgebung. Süd- und Ostseite sind als Glasfassaden aufgelöst, vorgelagert steht ein filterartiges Holzgerüst als überdachte Freifläche und Übergangsbereich. Über einen zurückhaltenden Eingang zwischen Wirtschaftsteil und Wohnhaus betritt man den Neubau. Im ungewöhnlich organisierten Inneren führt eine zentrale Treppe vom Erdgeschoss mit dem Schlafzimmer zur Wohnebene im ersten Stock. Dort ist der Raum bis zur Dachkonstruktion offen, auf einer Galerieebene liegt die Bibliothek. Der schlichte Holzbau basiert auf vorgefertigten Holzelementwänden, massiven Brettstapeldecken und einer Dachkonstruktion aus Brettstapelscheiben mit Zugstangen in Anlehnung an den traditionellen Sparrendachstuhl. Massive Lärche, rohe, geschliffene Estrichböden und weiß beschichtete Einbauten ergeben im Zusammenspiel eine reduzierte Materialität.

The architects extended an old farmhouse with a contemporary interpretation of the traditional Rhine valley house. The addition continues the design of the existing building and thereby merges harmoniously with the surroundings. A wooden scaffolding-like structure in front of the glazed southern and eastern sides creates a covered outdoor and entrance area. A discreet entrance between the work area and the residential house leads to the new construction. The interior layout is unusual, with a central staircase connecting the ground floor accommodating a bedroom to the living area on the first floor. The roof construction is kept visible from inside and a library is located on a gallery level. This plain wooden structure is based on prefabricated walls made of wooden elements, floorceiling constructions made of solid stacked wood, as well as a roof construction made of the same material coupled with tie rods similar to a truss roof design. A reduced materiality is achieved with solid larch, untreated polished screed floors and white-coated built-in structures.

Architekten: Marte.Marte Architekten, Feldkirch Bauherr: privat Ausführung: Kaspar Greber Holz- und Wohnbau, Bezau Vorarlberger Holzbaupreis 2013 Kategorie: Sanierung/Bestandserweiterung

Architects: Marte.Marte Architekten, Feldkirch Client: Private Execution: Kaspar Greber Holz- und Wohnbau, Bezau Vorarlberg Timber Construction Prize 2013 Category: Renovation/Extension

MARTE.MARTE ARCHITEKTEN

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Schnitt / Grundrisse Maßstab 1:400

Section / Floor plans Scale 1:400

1 2 3 4 5 6

1 2 3 4 5 6

Eingang Schlafzimmer Terrasse Küche/Essen Wohnen Galerie

Entrance Bedroom Terrace Kitchen/Dining Living Gallery

6 2

aa

Galerie / Gallery floor

4

5

3

1. Obergeschoss / First floor a

1 3

2

a

Erdgeschoss / Ground floor

SCHLUSSWORT

20 JAHRE VORARLBERGER HOLZBAU_KUNST Architektur, Holzbau, Ökologie und Kooperation sind die Basis unseres Vereins vorarlberger holzbau_kunst. Die Initiative wurde gegründet, um den regionalen Holzbau zu stärken und die Holzbauarchitektur zu fördern. 49 Holzbaubetriebe, 35 Partnerbüros aus Architektur und Planung sowie 65 Zulieferpartner aus Industrie und Handel bilden den Kern der Bewegung. Die Zusammenarbeit mit dem vai – Vorarlberger Architektur Institut und der Zentralvereinigung der ArchitektInnen Österreichs war uns stets ein Anliegen. Die Ursprünge dieses Netzwerks reichen zurück ins Jahr 1997. Damals wurde in Vorarlberg der erste Holzbaupreis Österreichs ins Leben gerufen – er trug mit zum Erfolg der lokalen Holzbaubetriebe und Architekten bei. Im Gegensatz zu anderen Marketingorganisationen für Holz standen bei den Vorarlbergern von Anfang an die gebauten Ergebnisse und ihr Erscheinungsbild im Vordergrund – nicht nur das Material. Auch deshalb genießen Vorarlberger Holzbaubetriebe und Holzbauarchitekten seit Jahren europaweit einen hervorragenden Ruf. In Sachen Marketing ging der Verein teilweise völlig neue Wege. Von Beginn an propagierten die Initiatoren und Mitglieder der vorarlberger holzbau_kunst die Wichtigkeit der regionalen Wertschöpfungskette. Stets lag das Augenmerk auf dem gesamten Arbeitsablauf, vom Waldarbeiter über den Säger und den Zimmerer bis hin zum Zeichner im Planungsbüro. Damit sicherte sich der Verein auch die Unterstützung der Politik sowie namhafter Sponsoren wie der Raiffeisenlandesbank, der Holzindustrie, dem Holz- und Baustoffhandel, der Vorarlberger Kraftwerke/Illwerke und der Vorarlberger Landesversicherung. Bis heute gilt Vorarlberg als Drehscheibe der modernen Holzbauarchitektur, weil hier die weltweit höchste Dichte an herausragenden Holzbauten zu finden ist – von öffentlichen über gewerbliche Bauten bis zum Wohnungsbau, als Neu- oder Bestandsbauten. Der anhaltende Boom lockt seit Ende der 1990er-Jahre viele Architekturtouristen nach Vorarlberg und bestätigt eindrücklich die Holzbaukompetenz der Zimmerleute, Architekten und Tragwerksplaner. Viele Regionen in Österreich, Deutschland, Frankreich und der Schweiz loben Architektur-

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wettbewerbe mit dem Schwerpunkt Holzbau aus. Doch der Vorarlberger Holzbaupreis ist noch immer die Benchmark in Sachen Architektur, Handwerk und Ökologie – obwohl bereits die zweite und dritte Generation an Planern und Handwerkern am Werk ist. Das hohe internationale Ansehen führt dazu, dass seit Ende der 1990er-Jahre der Exportanteil der Vorarlberger Holzbaubetriebe und der Architekturleistungen permanent steigt. Den Vorarlbergern ist es gelungen, ihre Pionierrolle hinsichtlich der Baukultur und des Handwerks über die Region hinaus bekannt zu machen. Diese Kompetenzen werden beim seit 1999 alle zwei Jahre verliehenen Vorarlberger Holzbaupreis in der Preiskategorie »Arbeit außer Landes« gewürdigt. Zwischenzeitlich gewinnt der Holzbau in ganz Europa und in Übersee an Bedeutung, und Vorarlberg darf zu Recht stolz darauf sein, dass viele baukulturelle und nachhaltige Impulse von diesem eigentlich sehr kleinen »Ländle« ausgegangen sind.

Matthias Ammann vorarlberger holzbau_kunst Geschäftsleitung holzbaukunst.at

CLOSING WORDS

20 YEARS OF VORARLBERGER HOLZBAU_KUNST Architecture, timber construction, ecology and cooperation are the basis of our association vorarlberger holzbau_kunst (vorarlberg timber construction_art). The initiative was founded to support regional timber construction and to promote architecture based on timber construction. A total of 49 timber construction firms, 35 partner offices in architecture and planning as well as 65 supply partners in industry and commerce form the core of the movement. Cooperation with the Vorarlberger Architektur Institut vai (Vorarlberg Architecture Institute) and the Zentralvereinigung der ArchitektInnen Österreichs (Central Association of Architects Austria) was always considered important. The origins of this network go back to the year 1997. Austria's first timber construction prize was established in Vorarlberg at the time – it contributed to the success of local timber construction firms and architects. As opposed to other timber marketing organisations, the movement in Vorarlberg focussed on the built results and their appearance – rather than only on the material – right from the start. This is also why timber construction firms and architects based in Vorarlberg have been enjoying an excellent reputation all over Europe for years. As far as marketing was concerned, the association explored new avenues. Right from the start, the initiators and members of vorarlberger holzbau_kunst propagated the importance of the regional value creation chain. The focus was always on the entire workflow, from the forest worker, sawyer and carpenter to the draughtsman in the planning office. This helped to secure political support as well as backing by renowned sponsors such as a bank (Raiffeisenlandesbank), the timber industry, the timber and building material trade, a power generation company (Vorarlberger Kraftwerke/Illwerke) and an insurance company (Vorarlberger Landesversicherung). Vorarlberg is considered a hub of modern architecture based on timber construction up to this day. This is because the density of outstanding timber constructions found here – including public, commercial and residential buildings, as well as new or existing structures – is the highest in the world. The persistent boom since the late 1990s has been

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attracting many architectural tourists to Vorarlberg – an impressive confirmation of the competence of the local carpenters, architects and structural engineers involved in timber construction. Many regions in Austria, Germany, France and Switzerland hold architectural competitions focussed on timber construction. The Vorarlberger Holzbaupreis (Vorarlberg Timber Construction Prize) is however, still considered to be the benchmark as far as architecture, craft and ecology are concerned – even though the second and third generation of designers and craftsmen is already at work now. High international prestige has led to a steady increase in the export share of timber construction firms and architectural services by companies in the region since the end of the 1990s. The timber construction pioneers in Vorarlberg have managed to make their building culture and craftsmanship known beyond the region. These competencies are honoured in the prize category “Work abroad” of the Vorarlberger Holzbaupreis, which is awarded every two years. Timber construction has in the meantime become increasingly important all over Europe and overseas, and Vorarlberg can proudly claim that many innovative ideas relating to building culture and sustainability have in fact, originated from this rather small state.

Matthias Ammann vorarlberger holzbau_kunst managing director holzbaukunst.at

AUTOREN

AUTHORS

SANDRA HOFMEISTER ist Chefredakteurin von DETAIL. Nach dem Studium der Kunstgeschichte und Romanistik in Berlin und München promovierte sie an der LudwigMaximilians-Universität. Von 2012 bis 2015 war sie Chefredakteurin der deutschen domus. Ihre Texte mit den Schwerpunkten Architektur und Design sind in internationalen Zeitungen, Zeitschriften und Büchern erschienen. Neben ihrer Tätigkeit als Redakteurin und Herausgeberin ist Sandra Hofmeister Lehrbeauftrage an der Architekturfakultät der Technischen Universität München. Freundschaften, berufliche Begegnungen und die Begeisterung für die Vorarlberger Baukultur führen sie regelmäßig in die Vierländerregion. Sandra Hofmeister lebt in München.

SANDRA HOFMEISTER is editor-in-chief of DETAIL magazine. After studying history of art and Romance studies in Berlin and Munich, she did a doctorate at the Ludwig Maximilians University Munich. She was editor-inchief of the German edition of domus from 2012 to 2015. Her texts focussing on architecture and design have been published in international newspapers, magazines and books. In addition to her work as an editor and publisher, Sandra Hofmeister is a lecturer at the Faculty of Architecture of the Technical University Munich. Friendships, professional contacts and a love of the local building culture regularly take her to Vorarlberg, in the four-country region. Sandra Hofmeister lives in Munich, Germany.

FLORIAN AICHER  wurde als zweites von fünf Kindern von Inge Aicher-Scholl und Otl Aicher 1954 in Ulm geboren und wuchs auf dem Campus der Hochschule für Gestaltung Ulm auf. Nach dem Architekturstudium an der Staatsbauschule in Stuttgart arbeitete er als Architekt bei Werner Wirsing, ab 1981 selbstständig. Neben dem Alltag im Architekturbüro engagierte er sich in der Forschung und Lehre an verschiedenen Hochschulen in Deutschland und Österreich, zuletzt an der Fachhochschule Kärnten. Er veröffentlichte zahlreiche Beiträge in internationalen Zeitschriften sowie viel beachtete Bücher zu Architektur und Handwerk. Die Baukultur Vorarlbergs war mehrfach Schwerpunkt seiner Publikationen. Florian Aicher lebt in Rotis im Allgäu. RENATE BREUSS ist Publizistin und externe Lehrbeauftragte für Kultur, Design und Wahrnehmung an der Fachhochschule Vorarlberg in Dornbirn, Studiengang Intermedia. Nach ihrem Studium der Kunstgeschichte an der Universität Innsbruck promovierte sie zum Maß im Kochen. Bis 2016 war sie Geschäftsführerin des Werkraum Bregenzerwald, wo sie den Aufbau und die Programmatik des dem Handwerk gewidmeten Werkraumhauses mitinitiierte und begleitete. Sie veröffentlichte Bücher und Beiträge zur Kultur des Bauens, zum Handwerk sowie zur Theorie des Kochens. Renate Breuß lebt in Rankweil in Vorarlberg.

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FLORIAN AICHER  was born in 1954 in Ulm, the second of five children of Inge Aicher-Scholl and Otl Aicher in Ulm. He grew up on the campus of the Ulm School of Design (Hochschule für Gestaltung Ulm). After studying architecture at the State School of Construction (Staatsbauschule) in Stuttgart, he worked as an architect for Werner Wirsing and was self-employed from 1981 onwards. Apart from everyday work in the architectural office, he was active in research and teaching at various higher education institutions in Germany and Austria, most recently at the University of Applied Sciences Kärnten. He has published numerous articles in international magazines as well as renowned books on architecture and craft. His publications have often focussed on building culture in Vorarlberg. Florian Aicher lives in Rotis in the Allgäu, Germany. RENATE BREUSS is a publicist and external lecturer teaching culture, design and perception in the Intermedia course at the University of Applied Sciences Vorarlberg in Dornbirn. After studying history of art at the University of Innsbruck, she gained a doctorate on the topic of measurement and proportioning in cooking. She was managing director of the Werkraum Bregenzerwald until 2016, where she was involved in initiating and supervising the establishment and programme development of the Werkraumhaus, which is dedicated to skilled crafts and trades. She has published books and articles on building culture, craftsmanship and the theory of cooking. Renate Breuß lives in Rankweil in Vorarlberg, Austria.

ADRESSEN / ADDRESSES

PROJEKTBETEILIGTE / PROJECT PARTICIPANTS

Architekt Bernardo Bader Steinebach 11 AT-6850 Dornbirn

LifeCycle Tower ONE, Dornbirn, Seite / Page 10 Architekten / Architects: Architekten Hermann Kaufmann ZT GmbH, Schwarzach Ausführung / Execution of timber construction: Sohm Holzbautechnik GmbH, Alberschwende Vorarlberger Holzbaupreis 2013, Kategorie: Holzmischbauweise / Vorarlberg Timber Construction Prize 2013, Category: Mixed wood building design

Architekten Hermann Kaufmann Sportplatzweg 5 AT-6858 Schwarzach Architekturbüro Spagolla Untersteinstraße 28 AT-6700 Bludenz Architekturwerkstatt Dworzak – Grabher Pestalozziweg 7 AT-6890 Lustenau Cukrowicz Nachbaur Architekten Anton-Schneiderstrasse 4 a AT-6900 Bregenz Dietrich | Untertrifaller Architekten Arlbergstraße 117 AT-6900 Bregenz Martin Mackowitz Helbockstraße 2 AT-6800 Feldkirch Julia Kick Architektin Franz-Michael-Felder-Straße 5 a AT-6850 Dornbirn Juri Troy Architects Schottenfeldgasse 72/2/12 AT-1070 Wien Lang + Schwärzler Architekturbüro Römerstraße 35 AT-6900 Bregenz Marte.Marte Architekten Neustadt 37 AT-6800 Feldkirch ARGE Architekten Bader & Bechter & Kaufmann Bechter Zaffignani Architekten Brosswaldengasse 14 AT-6900 Bregenz

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System3/Moma, New York, Seite / Page 11 Architekten / Architects: Oskar Leo Kaufmann & Albert Rüf, Dornbirn Ausführung / Execution of timber construction: Zimmerei Michael Kaufmann, Reuthe Vorarlberger Holzbaupreis 2009, Kategorie: Innovative Holzanwendung/ Vorarlberg Timber Construction Prize 2009, Category: Innovative use of wood Holz Reife Haus, Hittisau, Seite / Page 22 Architekten / Architects: Architekt Roland Gnaiger / Markus Faisst, Hittisau Ausführung / Execution of timber construction: Zimmerei Nenning OEG, Hittisau Vorarlberger Holzbaupreis 2013, Kategorie: Gewerbebau Vorarlberg Timber Construction Prize 2013, Category: Commercial construction Kapelle Salgenreute, Krumbach, Seite / Page 34, 35 Architekten / Architects: Bernardo Bader, Dornbirn Ausführung / Execution of timber construction: Holzbau Hirschbühl, Riefensberg Einreichung Vorarlberger Holzbaupreis 2017 / Submission Vorarlberg Timber Construction Prize 2017

BILDNACHWEIS

PICTURE CREDITS

Allen, die durch Überlassung ihrer Bildvorlagen, durch Erteilung von Reproduktionserlaubnis und durch Auskünfte am Zustandekommen des Buches mitgeholfen haben, sagt der Verlag aufrichtigen Dank. Sämtliche Zeichnungen in diesem Werk sind eigens angefertigt oder stammen aus den Archiven der Architekten. Trotz intensiver Bemühungen konnten wir einige Urheber der Abbildungen nicht ermitteln, die Urheberrechte sind aber gewahrt. Wir bitten um dementsprechende Nachricht. The publisher would like to express his sincere gratitude to all those who have assisted in the production of this book, be it through providing photos or artwork, or granting permission to reproduce their documents, or providing other information. All the drawings were specially produced for this publication or taken from the archives of the architects. Despite intensive endeavours, we were unable to establish copyright ownership in some cases; however, copyright is assured. Please notify us accordingly in such instances.

Fotografen / Photographers Seite / Page

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Bereuter, Adolf: 11, 34, 35, 70, 74, 76, 77, 88, 90, 92, 93, 102, 104, 105, 112, 114, 115 Boehringer, Fred: 87 Grass, Christian: 22, 23, 31, 1. Schlussbild, 2. Schlussbild Holzherr, Florian: 10 Klomfar, Bruno: 42, 44, 64, 67, 68, 78, 80, 81, 82, 128, 130 Lins, Marc: 54, 56, 57, 58, 59 Mackowitz, Hanno: 60, 62, 63 Madlener, Thomas: 45 Marte. Marte: 132, 134, 135 Martinez, Ignacio: 126, 129, 130

Wir danken dem Verein vorarlberger holzbau_kunst für die freundliche Kooperation und die Bereitstellung der Pressefotos. We would like to express our gratitude to the association vorarlberger holzbau_kunst for their kind cooperation and provision of press photos.

Mathis, Marco: 94, 96, 97 Mayer, Marcel: 72 Mosmann, Markus: 1. Einführungsbild, 2. Einführungsbild, 18, 19, 38 nam architektur Norman Müller: 10 Nußbaumer, Michael: 50, 52, 53 Pinjo, Faruk: 106, 108, 110, 111 Radon Fotografie, Norman Radon: 69 Rainer, Petra: 116, 118, 119, 120, 121 Schiess, Hanspeter: 30, 46, 48, 49, 98, 101, 122, 124, 125, 136, 137 Todorovic, Darko: 84,87

IMPRESSUM

IMPRINT

Herausgeberin / Editor Sandra Hofmeister

© 2017, erste Auflage / first edition

Autoren / Authors Florian Aicher, Matthias Ammann, Renate Breuss, Sandra Hofmeister, Sandra Leitte Redaktion / Editorial Team Sandra Hofmeister, Sandra Leitte Projektleitung / Project management Eva Herrmann, Melanie Zumbansen Lektorat (Deutsch) / Copy editing (German) Sandra Leitte, Katrin Pollems-Braunfels Übersetzung / Translation into English Antoinette Aichele-Platen, Yasmin Gründing Lektorat (Englisch) / Copy editing (English) Julian Jain, Yasmin Gründing Gestaltung / Design strobo B M (Matthias Friederich, Julian von Klier, Mara Schneider) Zeichnungen / Drawings Ralph Donhauser Reproduktion / Reproduction Repro Ludwig, AT-5700 Zell am See Druck und Bindung / Printing and binding Kessler Druck + Medien GmbH + Co. KG, DE-Bobingen Die für dieses Buch verwendeten FSC-zertifizierten Papiere werden aus Fasern hergestellt, die nachweislich aus umwelt- und sozialverträglicher Herkunft stammen. The FSC-certified paper used for this book is manufactured from fibres originating from environmentally and socially compatible sources.

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DETAIL Business Information GmbH, München www.detail.de ISBN 978-3-95553-381-6 (Print) ISBN 978-3-95553-382-3 (E-Book) ISBN 978-3-95553-383-0 (Bundle) Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Die dadurch begründeten Rechte, insbesondere die der Übersetzung, des Nachdrucks, des Vortrags, der Entnahme von Abbildungen und Zeichnungen, der Mikroverfilmung oder der Vervielfältigung auf anderen Wegen und der Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen, bleiben, auch bei nur auszugsweiser Verwertung, vorbehalten. Eine Vervielfältigung dieses Werks oder von Teilen dieses Werks ist auch im Einzelfall nur in den Grenzen der gesetzlichen Bestimmungen des Urheberrechtsgesetzes in der jeweils geltenden Fassung zulässig. Sie ist grundsätzlich vergütungspflichtig. Zuwiderhandlungen unterliegen den Strafbestimmungen des Urheberrechts. Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. This work is subject to copyright. All rights reserved, whether the whole or part of the material is concerned, specifically the rights of translation, reprinting, re-use of illustrations, recitation, broadcasting, reproduction on microfilms or in other ways, and storage in databases. For any kind of use, permission of the copyright owner must be obtained. Bibliographical information published by the German National Library. The German National Library lists this publication in the Deutsche Nationalbibliografie; detailed bibliographical data are available on the internet at http://dnb.d-nb.de.

Vorarlberg ist ein Holzbauland. Der Wald prägt das Landschaftsbild – er ist Energieträger und Rohstoff, aber auch Teil der Kultur und des Alltags in der Vierländerregion. Architekten, Handwerker und Holzbaubetriebe sind weit über die Grenzen des Landes hinaus als Pioniere des Holzbaus bekannt. Sie entwickeln Projekte, deren Konstruktion und gestalterische Qualität derzeit in Europa Schule machen. Dieses Buch zeigt aktuelle herausragende Holzbauten aus Vorarlberg, die typologisch kaum vielfältiger sein könnten und internationale Maßstäbe setzen für eine Renaissance des Holzbaus.

ISBN 978-3-95553-381-6

9 783955 533816

DETAIL Business Information GmbH, München www. detail.de

Vorarlberg is a timber construction region. Its landscape is characterised by forest, which is an energy carrier and a raw material as well as part of the culture and everyday life in this small federal state within a four-country region. Architects, craftsmen and timber construction firms are known as pioneers of timber construction far beyond the borders of Vorarlberg. The construction and design quality of the developed projects are currently exemplary in Europe. This book presents the latest outstanding timber constructions in Vorarlberg. These exhibit an impressive diversity and are settting international standards for a renaissance of timber construction.