123 77 17MB
German Pages 214 Year 2023
Angelika Riffel
Heilpflanzen für den Verdauungstrakt Wirkung und Anwendung nach der Traditionell Europäischen Medizin
Heilpflanzen für den Verdauungstrakt
Angelika Riffel
Heilpflanzen für den Verdauungstrakt Wirkung und Anwendung nach der Traditionell Europäischen Medizin
Angelika Riffel Altmünster, Österreich
ISBN 978-3-662-67001-9 ISBN 978-3-662-67002-6 (eBook) https://doi.org/10.1007/978-3-662-67002-6 Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://portal.dnb.de abrufbar. © Der/die Herausgeber bzw. der/die Autor(en), exklusiv lizenziert an Springer-Verlag GmbH, DE, ein Teil von Springer Nature 2023 Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung, die nicht ausdrücklich vom Urheberrechtsgesetz zugelassen ist, bedarf der vorherigen Zustimmung des Verlags. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Bearbeitungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Die Wiedergabe von allgemein beschreibenden Bezeichnungen, Marken, Unternehmensnamen etc. in diesem Werk bedeutet nicht, dass diese frei durch jedermann benutzt werden dürfen. Die Berechtigung zur Benutzung unterliegt, auch ohne gesonderten Hinweis hierzu, den Regeln des Markenrechts. Die Rechte des jeweiligen Zeicheninhabers sind zu beachten. Der Verlag, die Autoren und die Herausgeber gehen davon aus, dass die Angaben und Informationen in diesem Werk zum Zeitpunkt der Veröffentlichung vollständig und korrekt sind. Weder der Verlag noch die Autoren oder die Herausgeber übernehmen, ausdrücklich oder implizit, Gewähr für den Inhalt des Werkes, etwaige Fehler oder Äußerungen. Der Verlag bleibt im Hinblick auf geografische Zuordnungen und Gebietsbezeichnungen in veröffentlichten Karten und Institutionsadressen neutral. Planung/Lektorat: Renate Eichhorn Springer ist ein Imprint der eingetragenen Gesellschaft Springer-Verlag GmbH, DE und ist ein Teil von Springer Nature. Die Anschrift der Gesellschaft ist: Heidelberger Platz 3, 14197 Berlin, Germany Das Papier dieses Produkts ist recyclebar.
V
Vorwort z „Gesundheit und Krankheit entscheiden sich im Bauchraum“ oder „Eure Lebensmittel sollen Eure Heilmittel sein“
Schon die zwei großen Heilkundigen Hildegard von Bingen und Hippokrates wussten um die Wichtigkeit des gesamten Bauchraumes für unser Leben. Auch für mich ist eine gesunde Funktion des Magen-Darm-Traktes essenziell, um die Gesundheit zu erhalten und bei Erkrankungen und Beschwerden den gesamten Bauchraum zu unterstützen. Viele Körperfunktionen hängen eng mit den Vorgängen im Körper zusammen, sei es das Immunsystem, der Stoffwechsel, die Produktion von wichtigen Hormonen, Neurotransmittern oder Enzymen und nicht zuletzt das Blut. Heilpflanzen könnten hier eine wichtige Unterstützung in jedem Alter bieten. Angelika Riffel
Altmünster, Österreich September 2023
VII
Inhaltsverzeichnis 1
Heilpflanzen für Mund- und Rachenraum.................................................................1
1.1 Heilpflanzen für akute Beschwerden in Mund- und Rachenraum..................................2 1.1.1 Eibisch.........................................................................................................................................................2 1.1.2 Isländisches Moos...................................................................................................................................5 1.1.3 Kamille, echte...........................................................................................................................................6 1.1.4 Malve, wilde..............................................................................................................................................9 1.1.5 Myrrhe.........................................................................................................................................................11 1.1.6 Salbei...........................................................................................................................................................13 1.2 Chronische Mundschleimhaut-, Zahnfleisch-, Hals-, Rachenentzündung...................14 1.2.1 Bitterklee, Fieberklee.............................................................................................................................15 1.2.2 Blutwurz, Tormentillwurzel..................................................................................................................17 1.2.3 Enzian, Gelber...........................................................................................................................................19 1.2.4 Heidelbeere...............................................................................................................................................21 1.2.5 Tausendguldenkraut..............................................................................................................................23 1.3 Heilpflanzen für die Speiseröhre................................................................................................25 2
Heilpflanzen für den Magen...............................................................................................27
2.1 Heilpflanzen bei Gastritis..............................................................................................................31 2.1.1 Feigen..........................................................................................................................................................31 2.1.2 Fenchel........................................................................................................................................................33 2.1.3 Flohsame....................................................................................................................................................35 2.1.4 Johannisbeere, schwarze.....................................................................................................................36 2.1.5 Kamille, echte...........................................................................................................................................38 2.1.6 Linde............................................................................................................................................................39 2.1.7 Melisse.........................................................................................................................................................42 2.1.8 Muskatellersalbei....................................................................................................................................44 2.1.9 Pfingstrose.................................................................................................................................................46 2.1.10 Ringelblume..............................................................................................................................................48 2.1.11 Schwarzerle...............................................................................................................................................50 2.1.12 Weitere Hinweise bei chronischer Gastritis und Appetitlosigkeit.........................................51 2.2 Heilpflanzen bei Reizmagen.........................................................................................................53 2.3 Heilpflanzen für die Magenschleimhaut..................................................................................54 2.3.1 Bartflechte.................................................................................................................................................54 2.3.2 Isländisches Moos...................................................................................................................................55 2.3.3 Käsepappel................................................................................................................................................56 2.3.4 Lein (Flachs), Leinsamen.......................................................................................................................58 2.4 Heilpflanzen bei Magen-, Zwölffingerdarmgeschwüren....................................................59 2.4.1 Kamille.........................................................................................................................................................59 2.4.2 Süßholz.......................................................................................................................................................60 2.5 Weitere Heilpflanzen für Verdauung, Übelkeit, Erbrechen, Magenschwäche.............62 2.5.1 Boldo............................................................................................................................................................62 2.5.2 Kreuzkümmel...........................................................................................................................................63
VIII
Inhaltsverzeichnis
2.5.3 Kümmel.......................................................................................................................................................65 2.5.4 Pfefferminze..............................................................................................................................................66 2.5.5 Tausendguldenkraut..............................................................................................................................66 2.5.6 Muskatellersalbeiwein...........................................................................................................................67 2.6 Heilpflanzen für den Reizmagen.................................................................................................67 2.6.1 Feigenknospen (s. auch 7 Abschn. 2.1.1).......................................................................................67 2.6.2 Kamille, echte...........................................................................................................................................69 2.6.3 Melisse.........................................................................................................................................................69 3
Heilpflanzen bei Darmerkrankungen...........................................................................71
3.1 Heilpflanzen für den Reizdarm....................................................................................................73 3.1.1 Fenchel........................................................................................................................................................73 3.1.2 Kamille, echte...........................................................................................................................................74 3.1.3 Kümmel (s. 7 Abschn. 2.5.3)................................................................................................................74 3.1.4 Pfefferminze..............................................................................................................................................75 3.1.5 Krauseminze..............................................................................................................................................76 3.1.6 Ringelblume..............................................................................................................................................78 3.2 Heilpflanzen bei Blähungen, Roehmheld-Syndrom.............................................................79 3.2.1 Anis...............................................................................................................................................................81 3.2.2 Fenchel........................................................................................................................................................82 3.2.3 Koriander....................................................................................................................................................82 3.2.4 Kümmel.......................................................................................................................................................84 3.2.5 Sternanis.....................................................................................................................................................84 3.3 Heilpflanzen bei Morbus Crohn und Colitis ulcerosa...........................................................85 3.3.1 Heidelbeere...............................................................................................................................................85 3.3.2 Ringelblume..............................................................................................................................................86 3.3.3 Schafgarbe.................................................................................................................................................86 3.3.4 Weihrauch, indischer.............................................................................................................................89 3.4 Heilpflanzen bei Durchfall.............................................................................................................91 3.4.1 Blutwurz, Tormentillwurzel..................................................................................................................91 3.4.2 Brombeerblätter......................................................................................................................................92 3.4.3 Eichenrinde...............................................................................................................................................93 3.4.4 Erdbeerblätter..........................................................................................................................................96 3.4.5 Heidelbeere (s. 7 Abschn. 1.2.4).........................................................................................................97 3.4.6 Himbeerblätter........................................................................................................................................98 3.4.7 Rosenblütenknospen............................................................................................................................100 3.4.8 Schlafmohn, Opium...............................................................................................................................103 3.5 Heilpflanzen bei Verstopfung und chronischer Darmträgheit.........................................105 3.5.1 Aloe..............................................................................................................................................................107 3.5.2 Faulbaum...................................................................................................................................................109 3.5.3 Kreuzdorn..................................................................................................................................................111 3.5.4 Rhabarber..................................................................................................................................................112 3.5.5 Senna...........................................................................................................................................................115
IX Inhaltsverzeichnis
3.5.6 Flohsamen (s. 7 Abschn. 2.1.3)...........................................................................................................117 3.5.7 Leinsamen (s. 7 Abschn. 2.3.4)...........................................................................................................117 3.5.8 Rizinusbaum.............................................................................................................................................118 3.5.9 Ahorn, Bergahorn....................................................................................................................................120 3.5.10 Preiselbeersprossen...............................................................................................................................121 3.6 Heilpflanzen bei Hämorrhoiden und Venenbeschwerden.................................................122 3.6.1 Blutwurz (s. 7 Abschn. 1.2.2 und 3.4.1.)...........................................................................................122 3.6.2 Edelkastanie..............................................................................................................................................123 3.6.3 Eiche (s. 7 Abschn. 3.4.3)......................................................................................................................124 3.6.4 Hamamelis, Virginische Zaubernuss................................................................................................125 3.6.5 Kamille, echte (s. 7 Abschn. 1.1.3, 2.1.5 und 2.6.2)......................................................................126 3.6.6 Mäusedorn................................................................................................................................................126 3.6.7 Rosskastanie..............................................................................................................................................128 3.6.8 Weinlaub, rotes........................................................................................................................................129 3.6.9 Zitterpappel..............................................................................................................................................131 3.7 Heilpflanzen bei dyspeptischen Beschwerden......................................................................132 3.7.1 Ananas.........................................................................................................................................................133 3.7.2 Kurkuma.....................................................................................................................................................134 3.7.3 Papaya, Melonenbaum.........................................................................................................................136 3.7.4 Schleifenblume, bittere.........................................................................................................................137 4
Kinder................................................................................................................................................139
4.1 4.2 4.3 4.4 4.5 4.6
Übelkeit, Erbrechen.........................................................................................................................140 Durchfall..............................................................................................................................................141 Verstopfung.......................................................................................................................................143 Blähungen..........................................................................................................................................144 Bauchschmerzen..............................................................................................................................145 Appetitlosigkeit................................................................................................................................146
5
Heilpflanzen für die Leber....................................................................................................149
5.1 Löwenzahn.........................................................................................................................................152 5.2 Mariendistel.......................................................................................................................................155 5.2.1 Rosmarinsprossen...................................................................................................................................158 5.2.2 Wacholdersprossen................................................................................................................................159 5.2.3 Wegwarte...................................................................................................................................................160 5.2.4 Zuckerrübe................................................................................................................................................161 6
Heilpflanzen für die Galle.....................................................................................................163
6.1 6.2 6.3 6.4 6.5
Artischocke.........................................................................................................................................165 Erdrauch..............................................................................................................................................167 Rettich..................................................................................................................................................168 Schöllkraut.........................................................................................................................................170 Wermut................................................................................................................................................173
X
Inhaltsverzeichnis
7
Bitterstoffpflanzen....................................................................................................................175
7.1 Amara tonica......................................................................................................................................179 7.1.1 Bitterklee (Fieberklee) (s. 7 Abschn. 1.2.1).....................................................................................179 7.1.2 Bitterorangenschale...............................................................................................................................181 7.1.3 Chinabaum................................................................................................................................................183 7.1.4 Enzian (s. 7 Abschn. 1.2.3)....................................................................................................................186 7.1.5 Kondurango..............................................................................................................................................187 7.1.6 Tausendguldenkraut (s. 7 Abschn. 1.2.5 und 2.5.5)....................................................................188 7.1.7 Amara aromatica.....................................................................................................................................190 7.1.8 Erzengelwurz............................................................................................................................................191 7.1.9 Kalmus.........................................................................................................................................................193 7.1.10 Kardobenediktenkraut..........................................................................................................................195 7.1.11 Wermut (s. 7 Abschn. 6.5)....................................................................................................................196 7.2 Amara acria.........................................................................................................................................198 7.2.1 Galgant.......................................................................................................................................................198 7.2.2 Ingwer.........................................................................................................................................................201
Serviceteil L iteratur.............................................................................................................................................. 204 Stichwortverzeichnis...................................................................................................................... 205
1
1
Heilpflanzen für Mund- und Rachenraum Inhaltsverzeichnis 1.1
eilpflanzen für akute Beschwerden in Mund- und H Rachenraum – 2
1.1.1 1.1.2 1.1.3 1.1.4 1.1.5 1.1.6
E ibisch – 2 Isländisches Moos – 5 Kamille, echte – 6 Malve, wilde – 9 Myrrhe – 11 Salbei – 13
1.2
hronische Mundschleimhaut-, Zahnfleisch-, Hals-, C Rachenentzündung – 14
1.2.1 1.2.2 1.2.3 1.2.4 1.2.5
itterklee, Fieberklee – 15 B Blutwurz, Tormentillwurzel – 17 Enzian, Gelber – 19 Heidelbeere – 21 Tausendguldenkraut – 23
1.3
Heilpflanzen für die Speiseröhre – 25
© Der/die Autor(en), exklusiv lizenziert an Springer-Verlag GmbH, DE, ein Teil von Springer Nature 2023 A. Riffel, Heilpflanzen für den Verdauungstrakt, https://doi.org/10.1007/978-3-662-67002-6_1
2
1
Kapitel 1 · Heilpflanzen für Mund- und Rachenraum
Der Mund und Rachen sind die Eingangsorte vieler Bakterien, Viren, Pilze und anderer Mikroorganismen. Bei Entzündungen, geschwächten oder trockenen Schleimhäuten können sich diese Mikroorganismen dann festsetzen und zu Infektionen, Entzündungen, Halsschmerzen oder Schluckbeschwerden führen. Bewährt haben sich dabei lokale Anwendungen in Form von Mundspülungen oder Gurgelwässer. Vor allem entzündete Mandeln, Hals, Mund oder Rachen können mit pflanzlichen Mitteln gut ausgeheilt werden. Teebaumöl in Gurgelwässern wirkt entzündungshemmend und antibakteriell. Das antiviral wirkende ätherische Öl der Melisse beschleunigt die Abheilung von Fieberblasen (Herpes labialis). Heilpflanzen, die hier angewendet werden, wirken meist entzündungshemmend, schleimhautschützend, zusammenziehend oder als Tonikum. Sie enthalten unter anderem Schleimstoffe, Glykoside, ätherische Öle, Bitterstoffe oder Gerbstoffe. Wiederholte Anwendungen tragen zur Schmerzlinderung und Linderung der Entzündungen bei, was den Heilungsprozess beschleunigt. Akute Beschwerden klingen schneller ab, die Krankheitsdauer wird verkürzt.
1.1
eilpflanzen für akute Beschwerden H in Mund- und Rachenraum
1.1.1
Eibisch
Althaea officinalis L. z Malvengewächs
Der Eibisch ist ein Malvengewächs mit großen, rötlich-weißen Blüten, wird bis zu 1 m hoch, besitzt 3- bis 5-lappige, beiderseits samtig filzige Blätter. Der Eibisch bevorzugt Wiesen mit salzhaltigen Böden.
3 1.1 · Heilpflanzen für akute Beschwerden in Mund- und Rachenraum
1
Die Wurzel wird auch gerne Altheewurzel, Fließkrautwurzel, Gilfwurz, Heilwurz, Hilfswurz, Sammtpappelwurz, Schleimtee, Weiße Süßholzwurzel, Wilde Malvenwurzel, „marshmallow root“, Radix bismalvae oder Radix hibisci genannt. Die Blätter sind bekannt unter Altheeblätter, Attigkraut, Hilfkraut, Kinderbettthee, Sammetpappel, Stockwurzkraut oder Wildes Pappelkraut. z Vorkommen
Heimisch in ganz Mitteleuropa z Verwendete Pflanzenteile
Blüten – Althaeae flos Blätter – Althaeae folium Wurzeln – Althaeae radix Die Blätter werden im Sommer von der blühenden Pflanze gesammelt. 8 Teile frische Blätter geben 1 Teil getrocknete. Die Wurzel wird ausschließlich von kultivierten Pflanzen im Frühling und Herbst gegraben, von der Hauptwurzel, Wurzelfasern und äußeren Rindenschicht befreit, dann an der Luft oder bei sehr gelinder Wärme getrocknet. 5 Teile frische Wurzel ergeben 1 Teil getrocknete. Die im Spätherbst gegrabene Wurzel enthält mehr Schleimstoffe. >>Frisch geerntete Wurzeln müssen aufgrund des Schleimgehalts sehr rasch an der Luft oder unter Wärme getrocknet werden, da sich sonst Mikroorganismen ansiedeln können. Die Droge wird dann fleckig und riecht muffig. Auch Blätter und Blüten müssen möglichst rasch im Schatten getrocknet werden.
z Inhaltsstoffe
Die Blätter und Blüten enthalten Schleimstoffe v. a. Galacturonorhamnane, Arabinogalactane, Glucane, Flavonoide wie Tilirosid, Hypolaetin-8-gentiobiosid, Luteolinderivate. In den Wurzeln kommen daneben Stärke, Pektin, Rohrzucker, Mineralstoffe, Carbonsäuren, Scopoletin und Aminosäuren vor. z Wirkung
Reizlindernd, entzündungshemmend, heilend, befeuchtend. Der Schleim bildet eine schützende Schicht um die gereizten Schleimhäute, beruhigt sie, damit die Entzündungen, auch bei Wunden, schneller abheilen können. z Einsatzgebiete
Husten v. a. trockener Reizhusten, Erkältungen, Entzündungen von Mund, Rachen, Magen, Darm, Insektenstiche. Zubereitungen aus der Wurzel haben sich bei Verbrennungen und entzündeten oder zerstörten Schleimhäuten während oder nach Bestrahlungen und Chemotherapien sehr bewährt.
4
1
Kapitel 1 · Heilpflanzen für Mund- und Rachenraum
Wurzel: Hustenreiz, Durchfall, Kolik, Schmerzen beim Harnlassen mit Harnzwang, Entzündungen im Mund-Rachen-Bereich. Geeignet für Kinder, Erwachsene, Schwangere, Stillende. z Zubereitungen
Wurzel: Als Tee werden Kaltwasserauszüge bevorzugt, da hier die Schleimstoffe gelöst werden, nicht aber die Stärke (Verkleisterung). Teemischungen aus Blüten und Blatt – ungesüßt bei Magen-Darm-Störungen oder zum Gurgeln und Spülen. iiEibischtee mit Honig gesüßt ist ein gutes Hustenmittel bei chronischem Asthma, Staublunge, Emphysem, Bronchitis und Erkältungshusten.
Kaltwasseransatz Wurzel als Spülung bei entzündeten Schleimhäuten, Magenschmerzen. 2 Teelöffel Wurzel + ¼ Liter kaltem Wasser übergießen und ½ Stunde stehen lassen – hin und wieder umrühren, abseihen – auf Trinktemperatur erwärmen und schluckweise trinken.
5 1.1 · Heilpflanzen für akute Beschwerden in Mund- und Rachenraum
1.1.2
1
Isländisches Moos
Cetraria islandica, Lichen islandicus z Familie der Flechten
55 Vorkommen Die Flechtenart ist im gesamten Mittel- und Hochgebirge Europas zu finden. Obwohl Flechten und Moose sehr reich an außergewöhnlichen und besonderen Wirkstoffen sind, werden sie nur wenig eingesetzt. Die Flechte wird bis zu 12 cm hoch und kann im Spätsommer bis in den Herbst hinein geerntet und an der Luft getrocknet werden. Sie ist auch unter dem Namen Heideflechte, Lungen-, Fieber- oder Hirschhornflechte, Kramperltee, Tartschenflechte, Raspal oder Rispel bekannt. 55 Verwendete Pflanzenteile Die ganze Pflanze – Lichen islandicus
6
1
Kapitel 1 · Heilpflanzen für Mund- und Rachenraum
55 Wirkstoffe Bis zu 70 % wasserlösliche Schleimstoffe wie Lichenan, Isolichenan, Polymere von D-Glucose, D-Glucuronsäure, Galactomannane, Glucane, bittere Flechtensäuren wie Depsidone, Cetrarsäure, Fumarprotocetrarsäure, Protolichesterinsäure, Usninsäure, usninsaures Natrium, Chinone, Carotinoide, Naphtharizinderivate, Jod, Enzyme, Vitamine 55 Wirkung Reizmildernd, immunstimulierend, antibiotisch, tuberkulostatisch, bakterizid, binden überschüssige Säuren, wundheilend 55 Einsatzgebiete Mund-, Rachenentzündungen, Zahnfleischspülungen, Wundbehandlung. Als Tee bei Reizhusten, Keuchhusten, Magen-Darm-Beschwerden, Erschöpfungszuständen nach Infektionskrankheiten, morgendliche Hustenanfälle bei Staublunge, Lungenemphysem, chronischer Bronchitis, Appetitlosigkeit, Lungenleiden, schlecht heilende Wunden, Roborans, hartnäckigem Durchfall. Bewährt hat sich eine Mischung mit Thymian bei Keuchhusten. Geeignet für Kinder, Erwachsene, Schwangere, Stillende.
Zubereitung Tee: 1–2 gehäufte Teelöffel Isländisches Moos mit ¼ Liter kaltem Wasser übergießen, langsam zum Sieden erhitzen und sofort abseihen. 2- bis 3-mal täglich 1 Tasse trinken, bei Husten mit Honig gesüßt.
1.1.3
Kamille, echte
Matricaria chamomilla L.
7 1.1 · Heilpflanzen für akute Beschwerden in Mund- und Rachenraum
1
z Korbblütlern
Die Kamille gehört zu den bekanntesten und beliebtesten Heilpflanzen. Für mich ist sie eine wichtige Frauen- und Kinderheilpflanze, die aus der Kinderheilkunde nicht wegzudenken ist. Als Arzneipflanze sollte sie nicht mit der Geruchlosen Kamille (Matricaria inodora) verwechselt werden. Diese ist größer, fester und höher, riecht nicht und wird medizinisch nicht angewendet. z Vorkommen
Sie kommt in Mitteleuropa wild vor auf Feldwegen, Äcker oder in Gärten. z Verwendete Pflanzenteile
Blütenköpfe – Matricariae flos Die Blütenköpfe werden von den vom Mai bis August blühenden Pflanzen bei trockenem Wetter möglichst kurzstielig gepflückt, ohne Verzug in dünner Schicht auf einem luftigen Trockenboden aufgestreut und, sobald sie genügend trocken sind, in dicht schließende Gefäße gefüllt. 5 Teile frische Kamille geben 1 Teil getrocknete. Der beste Zeitpunkt zum Einsammeln der Blütenköpfe ist der 3.–5. Tag nach Aufblühen. Die Blüten sollten nicht über 45 Grad, am besten auf einem luftigen Dachboden, getrocknet werden. z Inhaltsstoffe
Ätherisches Öl mit Bisabolol, Farnesen, Chamazulen, Matricin, Guaianderivate Spathulenol, Chamaviolin, Guaianolide wie Matricarin, Desacetylmatricarin, über 30 Flavonoide wie Apigenin, Apigenin-7-O-Glucosid, Quercetin, Chryseriol, Lutein, Patuletin, Rutin, Hyperosid, Comosiin, Cumarine wie Umbelliferon, Herniarin, Aesculetin, Cumarin, Scopoletin, Isoscopoletin, Anissäure, Kaffeesäure, Vanillinsäure, Syringasäure, Schleim wie Fructan vom Inulintyp und weitere Inhaltsstoffe. z Wirkung
Entzündungshemmend, krampflösend, schmerzstillend, gegen Blähungen, beruhigend, desinfizierend, bakteriostatisch (Kamillentee bei Infektionskrankheiten), fungistatisch, nervenstärkend. Die meisten Inhaltsstoffe finden sich in alkoholischen Auszügen, in der Teeform wurden nur 15 % festgestellt. Das Destillat des ätherischen Öls beinhaltet Bisabolol, das antiseptisch, ulkusprotektiv und ulkuskurativ wirkt. Die Flavonoide sind v. a. krampflösend, in Teeform und alkoholischen Auszügen und erreichen 30–50 % der Wirkung von Papaverin. z Einsatzgebiete
Klinisch wird die Kamille gerne bei akuter Gastritis eingesetzt. Daneben bei Haut-, Schleimhautentzündungen, bakteriellen Hauterkrankungen, Beschwerden der Mundhöhle, Zahnfleisch, entzündliche Erkrankungen des Nieren-Blasen-, Magen- Darm-Trakts, Krämpfen, Blähungen, als leichtes Beruhigungs- und Schlafmittel, rheumatische, ziehende Gliederschmerzen, aufgeregte Nerven, Nervenleiden,
8
1
Kapitel 1 · Heilpflanzen für Mund- und Rachenraum
Brust- und Halskrämpfe bei Angst, gestörter Verdauung wegen Zorn, Zahnschmerzen nach Essen und Trinken, psychisch bedingte Magenkrämpfe mit Druck aufs Herz, kurzer Atem, leeres saures Aufstoßen, Übelkeit, Brechreiz, Spannung im Unterleib, bitterer und saurer Geschmack im Mund, Appetitlosigkeit, nervöser Durchfall, Bauchweh der Kinder, Brust-Hals-Krämpfe, Magenkrämpfe verbunden mit Druckgefühl im Magenbereich ausstrahlend in den Herzbereich, kurzer Atem, Brechreiz, Spannungen im Unterleib, bitterer oder schleimig-saurer Geschmack, Appetitlosigkeit, Koliken und Blähungen mit aufgetriebenem Bauch, nächtliche Durchfälle, schneidende Leibschmerzen, Menstruationskrämpfe. Geeignet für Kinder, Erwachsene, Schwangere, Stillende. z Zubereitungen
Der Kamillentee ist ein Heiltee. Die übliche Dosierung liegt bei 3-mal täglich 1 Tasse. Als Tropfen werden 20 Tropfen in ein kleines Glas Wasser empfohlen. Kamillenkur Sehr beliebt bei Gastritis ist die Kamillenkur – 3-mal 1 Tasse täglich trinken, am besten auf leeren Magen morgens vor dem Frühstück, letzte Tasse am Abend vor dem Schlafengehen.
Kamillenrollkur 2 Tassen frühmorgens trinken und dann jeweils 5 min auf dem Rücken, auf der linken Seite, auf dem Bauch und auf der rechten Seite liegen. Bei akute Koliken: 2 Tassen in kurzen Abständen von 20–30 min nacheinander trinken, zusätzlich die Rollkur machen.
Bäder oder feuchte Umschläge werden bei Wunden empfohlen und Dampfbäder bei chronischem Schnupfen oder Nebenhöhlenentzündungen. Dampfbad 1 kleine Handvoll Kamillenblüten mit 1 L kochendem Wasser übergießen, 5–10 min einatmen.
Chamomilla in der Homöopathie wird bei nervöser Schlaflosigkeit, Kopf- und Gesichtsneuralgien, Muskelrheumatismus, Blähungskoliken, nächtlichem Reizhusten und zerrüttetem Nervensystem eingesetzt. Besonders beliebt sind die Chamomillaglobuli in der Kinderheilkunde bei Müttern, deren Babys starke Koliken haben oder bei Bauchweh von Kindern ohne Ursache. Nervöse Überempfindlichkeit, Ungeduld, ärgerliche Gereiztheit, Schmerzüberempfindlichkeit mit innerer Unruhe, Dysmenorrhö.
9 1.1 · Heilpflanzen für akute Beschwerden in Mund- und Rachenraum
1
Oleum carminativum: Kolik-Öl 55 55 55 55 55
Olei Chamomillae infusi 20,0 Olei Carvi Olei Cumini Olei Foeniculi aa gtt. X Olei Menthae piperitae 1,2
Innerlich 15–20 Tropfen, als Einreibung für den Bauchbereich
1.1.4
Malve, wilde
Malva sylvestris L. Malva alcea L. Althaea rosea (L.) Cav – Stockrose z Eibischgewächs
Die Wilde Malve, besser als Käsepappel bekannt, wächst an Wegrändern, Wiesenrändern oder Zäunen, ist eine sehr genügsame Pflanze und sicherlich eine der bekanntesten, neben dem Eibisch, wenn es um Schleimhautentzündungen oder trockene Schleimhäute geht. Sie wird auch blaue Pappelblume oder Rossmalvenblüte genannt.
10
1
Kapitel 1 · Heilpflanzen für Mund- und Rachenraum
Die Stockrose mit ihren schönen, großen Blüten, hochstämmig und rauhaarig, wird vorwiegend in Bauerngärten kultiviert. Sie ist auch unter Baummalve, Pappelrose oder Stockmalve bekannt. z Vorkommen
Die Pflanzen sind in ganz Europa heimisch. z Verwendete Pflanzenteile
Blüten – Malvae flos Blätter – Malvae folium Die Blüten werden nach dem Aufblühen mit den Kelchen gesammelt und sorgfältig getrocknet, um die blaue Farbe möglichst zu erhalten. 5 Teile frische Blüten ergeben 1 Teil getrocknete. Die Blätter werden in den Sommermonaten von den blühenden Pflanzen geerntet und möglichst rasch getrocknet. 5–6 Teile frische Blätter ergeben 1 Teil getrocknete. z Inhaltsstoffe
Schleimstoffe v. a. Polysaccharide, Flavonoide v. a. 8-O-Glucoronide des Hypolaetins, Isoscutelareins und Gossypetin-3-O-glucosid, Flavonoidsulfate, Gerbstoffe, ätherisches Öl. In den Blüten wurden noch zusätzlich Anthocyane wie Malvin, Delphinidin und Spuren von Cumarinen gefunden. z Wirkung
Entzündungshemmend, reizlindernd, heilend, schleimhautschützend z Einsatzgebiete
Schleimhautreizungen in Mund- und Rachenraum, Magen-Darm-Bereich, Katarrhe der oberen Luftwege, trockener Husten, Erkältungskrankheiten, mildes Adstringens bei Angina oder Magen-Darm-Entzündungen, Halsentzündungen, Halsschmerzen, Koliken. Äußerlich zur Wundbehandlung in Form von Waschungen, Bädern oder Umschlägen. Die Stockrosen werden aufgrund ihres Gerbstoff- und Schleimgehaltes als Aufguss oder Abkochung (10–20:200) innerlich bei leichten Halsentzündungen als Gurgelwasser genutzt. Die farbstoffreichen Blütenblätter dienten in Weingegenden vielfach dazu, dem Rotwein eine dunklere Farbe zu geben. Geeignet für Kinder, Erwachsene, Schwangere, Stillende.
11 1.1 · Heilpflanzen für akute Beschwerden in Mund- und Rachenraum
Zubereitungen Den Tee etwas länger ziehen lassen (5–10 min), damit die Schleimstoffe gut ausgezogen werden, Gerbstoffe unterstützen die Wirkung noch. Langsam gurgeln bzw. Mund spülen. Bestandteil von Teemischungen, Hustenpastillen. Bewährt hat es sich, den Tee oder die Hustenteemischungen mit Honig zu süßen, damit die Aufnahme der Wirkstoffe beschleunigt und verbessert wird. Der Honig als eigenes Heilmittel unterstützt diese Wirkungen noch.
1.1.5
Myrrhe
Commiphora myrrha, Commiphora molmol
1
12
1
Kapitel 1 · Heilpflanzen für Mund- und Rachenraum
z Balsamstrauchgewächs
Der Myrrhenbaum ist ein Baum, dessen Harz schon seit Jahrtausenden angewendet wird. Sogar in der Bibel findet die Myrrhe Erwähnung. Der Baum wird im arabischen Raum bis zu 10 m hoch. Murr (semitisch) bedeutet bitter. Myrrhe und Weihrauch galten als „göttlicher Wohlgeruch“. Die Harze wurden früher mit Gold aufgewogen, so wertvoll waren sie. Sie waren Bestandteil des heiligen Salböls. Für die Ägypter war der Myrrhenduft Symbol für Liebe und Sinnlichkeit. Heute noch wird er für einen gesunden Schlaf nach einem anstrengenden Tag, zu viel Kopfarbeit, Sorgen, Stress oder bei innerer Unruhe geräuchert, da er sehr erdet. Myrrhe beruhigt die Nerven und löst Verschleimungen der Atemwege. Das Harz war in der Heilkunde auch unter Gummi-resina Myrrha oder Rothe Myrrhe bekannt. z Vorkommen
Arabien, Somalia, Jemen, Sudan, Äthiopien z Verwendete Pflanzenteile
Das Harz als Tinktur, ätherisches Öl oder zur Räucherung z Inhaltsstoffe
20–40 % Harz, 3–10 % ätherisches Öl, Schleim, Pektine und Gummi z Wirkung
Entzündungshemmend, desinfizierend, schmerzstillend, antibakteriell, wundheilend, pilzfeindlich, gewebestärkend, narbenbildend, stärkend. Myrrhe wirkt gegen Bakterien und Pilze im Körper, ohne die nützlichen Bakterien und Pilze abzutöten. z Einsatzgebiete
Mund-, Rachen-, Magen-, Darmschleimhautentzündungen, Zahnfleischentzündungen, Parodontose, Durchfall, Wunden, Darmpilze, Pilze im Mund, Schwäche von Personen, die phlegmatischer, gedunsener, reizloser Natur sind, MagenDarm-Verschleimungen, Speisen nur schwer verdaulich, liegen zu lange im Magen, Druck, Blähungen. Leberanschwellungen, bei denen das Blut schleimig und dickschwarz ist und dadurch der Blutumlauf sehr träge ist. Lungensucht mit schleimigem, übelriechendem, eitrigem Auswurf. Äußerliche Anwendung für Kinder, Erwachsene, Schwangere und Stillende geeignet.
13 1.1 · Heilpflanzen für akute Beschwerden in Mund- und Rachenraum
1
Zubereitungen Bei Zahnfleischentzündung 1 Tropfen Myrrhentinktur auf einen Finger geben und das Zahnfleisch massieren – mehrmals täglich. Kinder, Prothesenträger (Druckstellen) – einige Tropfen Myrrhentinktur in lauwarmes Wasser und spülen und gurgeln.
Die Salbe wird als Wundsalbe verwendet, da sie desinfizierend, gewebestärkend und narbenbildend wirkt. 1.1.6
Salbei
Salvia officinalis L. z Lippenblütler
Der bis zu 1 m hohe Strauch liebt sonnige Standorte, vor allem Kalkhänge. Im Sommer steigt sein aromatischer Geruch sofort in die Nase. In der Blütezeit ist er über und über voll mit Bienen. Typisch für den Arzneisalbei sind die länglich geformten, graugrünen Blätter auf der Oberseite und auf der Unterseite sind sie weiß-filzig. Die Blüten sind hellblau bis violett. Die Pflanze wird auch Königssalbei, Edelsalbei oder Gartensalbei genannt.
14
1
Kapitel 1 · Heilpflanzen für Mund- und Rachenraum
z Vorkommen
Beheimatet ist der Salbei im gesamten Mittelmeerraum und wird seit jeher als Heilund Gewürzpflanze angewendet. z Verwendete Pflanzenteile
Blätter – Salviae officinalis folium Man sammelt die Blätter im Mai und Juni vor dem Aufblühen, entfernt Stängelteile und trocknet sie an einem luftigen, schattigen Ort. 4–5 Teile frische Blätter ergeben 1 Teil getrocknete. z Inhaltsstoffe
Ätherisches Öl mit Thujon, Campher, Cineol, Borneol, Bornylacetat, Sesquiterpene wie Viridiflorol, Caryophyllen, Lamiaceengerbstoffe, Bitterstoffe wie Carnosol, Rosmanol, Isorosmanol Safficinolid, Triterpene, Steroide, Flavonoide, Luteolin- und Apigeninderivate, Glykosylflavone wie Vincenin-2, verschiedene Glucoside. z Wirkung
Entzündungshemmend, desinfizierend, krampflösend, antimikrobiell, antiviral, schweißhemmend, milchsekretionshemmend (Tee), leicht blutzuckersenkend, menstruationsfördernd, beruhigend auf Erregungen, Zittern, Schmerzen, Unruhe. z Einsatzgebiete
Entzündungen von Mund-, Rachenschleimhaut, Zahnfleisch, Heiserkeit, Verdauungsstörungen, Blähungen, Entzündungen der Darmschleimhaut (neben der Hauptpflanze Schafgarbe), Durchfälle, Nachtschweiß, erleichtert das Abstillen, allgemeine Nervenschwäche, Nervenleiden, Zittern der Hände, nervöse Krämpfe, nervöses Kopfweh, Drüsenmittel, Schweißausbrüche durch Schwäche und erschöpfende Erkrankungen, schleimige Durchfälle und leichte Ruhr von Schwäche verursacht, Schwindsucht, Zahnpflege, gichtisch-rheumatische Erkrankungen, Wundgeschwüre. Geeignet für Erwachsene, nicht geeignet für Kinder, Schwangere, Stillende. z Zubereitungen
Tee, Gurgellösung, Mundspüllösung, Fertigpräparate. Homöopathischen Zubereitung (Salvia D2) bzw. Trinken des Tees bei Wechseljahrbeschwerden.
1.2
hronische Mundschleimhaut-, Zahnfleisch-, C Hals-, Rachenentzündung
Adstringierende Heilpflanzen 55 Tormentillwurzel 55 Heidelbeere
15 1.2 · Chronische Mundschleimhaut-, Zahnfleisch-, Hals-,…
1
Tonisch wirkende Heilpflanzen 55 Tausendguldenkraut 55 Bitterklee, Fieberklee 55 Enzianwurzel Adstringierend wirkende Heilpflanzen werden vor allem bei chronischer Mundschleimhaut-, Zahnfleisch-, Rachenentzündung und hartnäckigem Raucherkatarrh aufgrund des Gerbstoffgehalts angewendet. Bei Mundtrockenheit infolge Sicca-Syndrom oder Bestrahlungen wirken zusätzlich tonische Heilpflanzen sehr gut. 1.2.1
Bitterklee, Fieberklee
Menyanthis trifoliata L.
16
1
Kapitel 1 · Heilpflanzen für Mund- und Rachenraum
z Fieberkleegewächs
Der Bitterklee gehört auch zu den stärkeren Bitterstoffdrogen in der Pflanzenwelt mit einem Bitterwert von 1:3000. Er ist aber schwächer als Enzian oder das Tausendguldenkraut. Weitere Namen sind Sumpfklee, Wasserklee, Dreiblatt, Biberklee. In der traditionellen europäischen Medizin wurde der Klee als magenstärkendes Bittermittel und gegen Wechselfieber gebraucht. z Vorkommen
Sumpfige Stellen auf Wiesen und Mooren in ganze Europa z Verwendete Pflanzenteile
Blätter – Menyanthidis trifoliatae folium Die Blätter werden zur Blütezeit im Mai und Juni gesammelt, getrocknet und trocken aufbewahrt. Die langen Stiele sollten nicht entfernt werden. 4–5 Teile frische Blätter geben 1 Teil trockene. z Inhaltsstoffe
Glykosidische Bitterstoffe der Klasse Secoiridoidglykoside Dihydrofoliamenthin, Swerosid, Menthiafolin, Loganin, Desoxyloganin, Gentianin, Gentianidin, Gentialutein, Gentiatibetin, Gerbstoffe, Flavonoide wie Hyperosid, Rutosid, Cumarine, Phenolcarbonsäuren, Triterpene z Wirkung
Amarum purum, appetitanregend, fördert die Sekretion der Verdauungssäfte z Einsatzgebiete
Dyspeptische Beschwerden, Appetitlosigkeit. Geeignet für Erwachsene, Nicht geeignet für Kinder, Schwangere, Stillende z Zubereitungen
Tee Dekokt Tinktur Der Bitterklee wird selten alleine angewendet, meist in Kombinationen mit anderen Heilpflanzen. Species amarae 55 55 55 55 55
Folior. Trifolii fibrini (Bitterkleeblätter) Folior. Menthae pip. (Pfefferminze) Herb. Centaurii min. (Tausendguldenkraut) Herb. Millefolii (Schafgarbe) Fruct. Foeniculi (Fenchel)
Zu gleichen Teilen mischen
17 1.2 · Chronische Mundschleimhaut-, Zahnfleisch-, Hals-,…
1.2.2
1
Blutwurz, Tormentillwurzel
Potentilla tormentilla, Potentilla erecta (L.) RAEUSCHEL z Rosengewächs
Das Rosengewächs ist sehr klein, recht unscheinbar und wächst vielerorts. Aus einem dicken Wurzelstock wachsen 3- bis 5-fingerige Grundblätter und mehrere beblätterte Stängel mit zahlreichen gelben Blüten. Die Blüte hat nur 4 Blumenkronenblätter. So kann man sie von anderen Fingerkrautgewächsen unterscheiden. Der Wurzelstock ist rot. Die Heilpflanze wurde auch Ruhrwurzel, Rothheilwurzel, Meer-, Nadel-, Heilwurz, roter Gängel oder Deutsche Ratanhia genannt. z Vorkommen
Die Blutwurz ist vor allem in Mitteleuropa verbreitet, in Mooren, Wäldern, Ebenen bis ins Hochgebirge, nassen Hochmooren, moorigen Bergwäldern, Heiden, trockenen Kiefernwäldern oder Heiden mit kargen Sandböden. z Verwendete Pflanzenteile
Von Wurzeln befreiter Wurzelstock – Tormentillae rhizoma Man sammelt den Wurzelstock im Frühjahr, wäscht ihn nach Entfernen der fadenförmigen Wurzeln und trocknet ihn. 5 Teile frisches Rhizom geben 2 Teile trockenes. z Inhaltsstoffe
Die Wurzel ist eine der wichtigsten und ergiebigsten Gerbstoffdrogen im Pflanzenreich. Sie enthält ca. 15–20 % Gerbstoffe, die bei Lagerung in die tormentillroten Phlobaphene übergehen, Pyrogallol, (+)-Catechin, (−)-Epicatechin, Procyanidine B3 und B6, Catechintrimere, Gerbstoffe Ellagitannine, Agrimoniin, Pedunculagin, 2,3-Hexahydroxydiphensäureglucosid, Laevigatin B und F, Flavonoide wie Kämp-
18
1
Kapitel 1 · Heilpflanzen für Mund- und Rachenraum
ferol, Phenolcarbonsäuren wie Kaffee-, Gallussäure, Catechingallate, p-Cumarund Sinapinsäure, Triterpensäuren wie Chinova-, Tormentill-, Ursol- und 3-epi-Pomolsäure, Tormentosid und Isomere Grundsätzlich kann die Pflanze nur wenig Wasser aufnehmen. In der traditionellen europäischen Medizin wird dies „physiologische Trockenheit“ genannt. z Wirkung
Adstringierend, entzündungshemmend, antiallergisch, blutdrucksenkend, antiviral, blutstillend, immunstimulierend, Interferon induzierend, wirkt auf die erschlaffte Schleimhaut im Darm und Unterleib, wundheilend, zur Stärkung des Herzens, Fieber, Gicht, Pest, zur Stärkung der Frucht im Mutterleib, zur Verhütung vorzeitiger Geburten z Einsatzgebiete
Aufgrund der Gerbstoffe bei akuten und chronischen Durchfallerkrankungen, langwierige, auf Schwäche beruhende Durchfälle und Ruhren, Morbus Crohn, Colitis ulcerosa, Darmblutungen, die von Schwäche herrühren, akute und subakute Magen-, Darmentzündungen, Darmkoliken, Sommerdurchfall, Entzündungen von Mund, Zahnfleisch, Rachen, Schleimhäute, Mandeln, Wechselfieber, Wunden, Nasenbluten, Krampfaderblutungen, nimmt üblen Atem, stärkt Zähne und Zahnfleisch, heilt skorbutische Blutungen, Mastdarmvorfälle. Geeignet für Kinder, Erwachsene, Schwangere, Stillende Zubereitungen Tee: Mit kaltem Wasser ansetzen, kurz zum Sieden bringen und sofort abseihen. Bis zu 3-mal 1 Tasse täglich Tinktur: Durchfall – mehrmals täglich, akut stündlich, 10–30 Tropfen in 1 Likörglas Wasser Spülung – 1 Teelöffel auf 1 Glas Wasser Eine gute Kombination ist Blutwurztinktur mit Arnikatinktur und/oder Myrrhentinktur. Diese werden bei Zahnfleischentzündungen oder unverdünnt als Pinselung eingesetzt. Abkochung: 2–3 Esslöffel Wurzel mit 1 L Wasser abkochen, mehrmals am Tag spülen. Teilbäder oder Umschläge bei Erfrierungen, schlecht heilende Wunden, Hämorrhoiden, Verbrennungen Zum Gurgeln ist eine Kombination mit Salbei und Kamille sehr zu empfehlen.
19 1.2 · Chronische Mundschleimhaut-, Zahnfleisch-, Hals-,…
1.2.3
1
Enzian, Gelber
Gentiana lutea L. z Enziangewächs
Der Gelbe Enzian gehört sicherlich zu den bekanntesten Bitterstoffpflanzen. Er ist auch unter den Namen Bitterwurz, Fieberwurz, Hochwurzel, Hirschwurzel, Alexiswurzel, Werlachwurzel oder Großer Enzian bekannt. Medizinisch genutzt wird nur der Gelbe Enzian. Die blau blühenden Enziangewächse haben keine medizinische Bedeutung. Der Gelbe Enzian ist ein reines Amarum mit einem Bitterwert von 1:20.000 und einer reinen tonischen Bitterstoffwirkung. Er enthält keine Gerbstoffe und hat daher keine adstringierende Wirkung.
20
1
Kapitel 1 · Heilpflanzen für Mund- und Rachenraum
z Vorkommen
Ganz Europa z Verwendete Pflanzenteile
Wurzel – Gentianae radix Die Wurzeln werden im Frühjahr gesammelt, stärkere der Länge nach gespalten und getrocknet. Man sollte sie luftdicht abgeschlossen lagern, da sie Feuchtigkeit aus der Luft anziehen. z Inhaltsstoffe
Secoiridoid-Bitterstoffe wie Gentiopikrosid, Swertiamarin, Swerosid, Amarogentin, gelbe Farbstoffe als Xanthonderivate wie Gentisin, Isogentisin, Gentiosid, Kohlenhydrate wie Glucose, Fructose, Saccharose, Gentiobiose, Gentianose, Pektine, weitere gelbildende Stoffe, Alkaloide wie Gentianin, ätherisches Öl, Phytosterole z Wirkung
Tonisierend, stärkend, appetitanregend, fördert die Produktion der Verdauungssäfte, galleanregend, stimuliert die Freisetzung von Gastrin. iiGelber Enzian wirkt schon von der Mundschleimhaut aus auf den Magen – sollte bei der Einnahme kurze Zeit im Mund verbleiben. !!Bei empfindlichem Reizmagen mit Übersäuerung kann es zu einer Verstärkung der Beschwerden kommen.
z Einsatzgebiete
Verdauungsbeschwerden, Völlegefühl, Blähungen, Appetitlosigkeit, Magenschwäche mit Durchfall, Muskelschwäche, Bleichsucht. Geeignet für Kinder, Erwachsene, Schwangere, Stillende z Zubereitungen
Tee: Wenig getrocknete Wurzel mit 1 Tasse Wasser kalt ansetzen – aufkochen – 5 min ziehen lassen oder direkt als Tee zubereiten, 30 min vor der Mahlzeit trinken. Extrakte: Mit Wasser verdünnt einnehmen. Tinktur: 10 Tropfen auf Zucker oder mit Wasser verdünnt vor jeder Mahlzeit einnehmen. Wein: Morgens und abends 1 Löffel iiSinnvoll ist es, Adstringenzien mit schleimlösenden Arzneipflanzen abwechselnd anzuwenden.
Tinctura Gentianae Aus 1 Teil mittelfein zerschnittener Enzianwurzel und 5 Teilen 60 %igem Weingeist durch Mazeration gewonnen
21 1.2 · Chronische Mundschleimhaut-, Zahnfleisch-, Hals-,…
1.2.4
1
Heidelbeere
Vaccinium myrtillus L. z Heidekrautgewächs
Die Heidelbeeren werden wegen ihres Gerbstoffgehaltes seit langer Zeit in der Heilkunde bei Durchfall und Ruhr als Abkochung eingesetzt. Beliebt war auch die Verwendung als Wein. Der Wein oder Extrakt wurde auch gerne dem Rotwein zugesetzt, um die Farbe zu intensivieren. Heute sind sie vorwiegend als Obst bekannt. Kinder lieben es, Heidelbeeren zu essen, damit ihre Zunge und Zähne anschließend schön blau sind. Die Beeren sind auch bekannt unter den Namen Baccae Myrtillorum, Myrtilla, Blaubeeren, Bickbeeren, Besinge, Gandelbeeren. z Vorkommen
Wächst in Mooren und Wäldern im Nord- und Mitteleuropa z Verwendete Pflanzenteile
Blätter – Myrtilli folium Beeren – Myrtilli fructus siccus Die Heidelbeeren werden zur Zeit der Reife, im Juli und August, gesammelt, an der Sonne getrocknet und dicht verschlossen aufbewahrt. 6,5 Teile frische Beeren ergeben 1 Teil getrocknete. z Inhaltsstoffe
Früchte: Bis zu 10 % Gerbstoffe wie Pyrogallol, Proanthocyanidine, Anthocyanoside Glykoside des Delphinidins, Malvidins, Cyanidins, Flavonoide wie Quercetinglykoside, Astragalin, Chlorogensäure, Caffeoylchinasäuren, Mineralstoffe, Fruchtsäuren, Vitamine, Invertzucker, Pektine, Iridoide in unreifen Früchten.
22
1
Kapitel 1 · Heilpflanzen für Mund- und Rachenraum
Blätter: Catechingerbstoffe wie Catechin, Epicatechin, Gallocatechin, Proanthocyanidine, Flavonoide wie Quercetinglykoside, Astragalin, Flavone, Iridoide, Phenolcarbonsäuren wie Chlorogensäure, Chinolizidinalkaloide wie Myrtin und Epimyrtin, Arbutin, Hydrochinon, Mangan, Chrom z Wirkung
Früchte, als Abkochung oder Tee, haben 3 Heilfaktoren – adstringierend, antiseptisch, adsorptiv. Die Stühle werden sauer, der unangenehme Geruch verschwindet. !!Werden Heidelbeeren im Spätsommer im frischen Zustand und in größeren Mengen gegessen, wirken sie abführend.
Blätter: blutzuckersenkend, antidiabetisch z Einsatzgebiete
Früchte: akute Durchfallerkrankungen, leichte Entzündungen der Mund- und Rachenschleimhaut. Zubereitungen mit 25–35 % Vaccinium myrtillus Anthocyanosiden werden innerlich bei erhöhter Kapillarpermeabilität besonders bei diabetischer Retinopathie, zur Verbesserung der Nachtsehleistung und zur Epithelregeneration bei Magen-, Darmgeschwüren und zur Narbenbildung eingesetzt. Schleimig-saures Erbrechen, Magenkrämpfe. Geeignet für Kinder, Erwachsene, Schwangere, Stillende Blätter: Diabetes mellitus, zur Vorbeugung und Behandlung von Beschwerden im Bereich des Magen-Darm-Trakts, der Niere, ableitenden Harnwegen, Atemwege, Rheuma, Gicht, Hauterkrankungen, Hämorrhoiden, Durchblutungsstörungen, funktionellen Herzbeschwerden, zur Anregung des Stoffwechsels, zur Blutreinigung, bei Blutzersetzung. Saft der Blätter bei Skorbut und entzündeten Augen !!Früchte: Kauen von trockenen Heidelbeeren wird vielerorts empfohlen. Jedoch sollte man dabei bedenken, dass die harten Schalen und Kerne der Früchte auch in den Darm gelangen und dort die ohnedies gereizte Schleimhaut noch mehr reizen. Deshalb sollte man sie nicht mitschlucken. Besser ist die Zubereitung als Abkochung oder Tee zu trinken.
i Anwendung Tee: 3 Esslöffel Beeren in 500 ml Wasser – 10 min kochen, mehrmals täglich 1 Glas warm trinken Abkochung: 2–3 Esslöffel Beeren in 500 ml Wasser 30 min kochen – mehrmals täglich 1 Esslöffel einnehmen Tee auch zur Behandlung von Hämorrhoiden – kurmäßig 3–4 Wochen 1–2 Gläschen täglich
Blätter: Als Bestandteil in blutzuckersenkenden Teemischungen
23 1.2 · Chronische Mundschleimhaut-, Zahnfleisch-, Hals-,…
1.2.5
1
Tausendguldenkraut
Centaurium erythraea RAFN. z Enziangewächs
Das Tausendguldenkraut wächst recht unscheinbar meist auf moorigen Wiesen. In früheren Zeiten galt es als sehr wichtiges Heilkraut, was schon der Name besagt. Es wurde auch Fieberkraut, Erdgallenkraut, Christikreuzthee oder Rother Aurin genannt. In der traditionellen europäischen Medizin ist die Pflanze als Bitterstoffdroge noch heute von großer Bedeutung bei unstillbarem Erbrechen, als Bitterstoff- Lieferant und als stärkendes Magenmittel. Es hat eine steife Wuchsform, die unteren Blätter bilden eine Blattrosette, der 4-kantige Stängel ist im oberen Teil verzweigt. Die Blüten sind klein, rosa bis fleischrot, selten weiß, die Blätter kreuzweise gegenständig.
24
1
Kapitel 1 · Heilpflanzen für Mund- und Rachenraum
Das Tausendguldenkraut gehört zu den stärksten Bitterstoffdrogen in der Pflanzenwelt. Alle Teile schmecken bitter. Ein wässriger Auszug ist in der Verdünnung 1:3500 noch bitter. z Vorkommen
Europa, Nordamerika, Nordafrika, westliches Asien z Verwendete Pflanzenteile
Blühendes Kraut – Centaurii herba Man sammelt das im Juli und August blühende Kraut und trocknet es entweder in Bündeln oder man schneidet das frische Kraut und trocknet es an einem schattigen, luftigen Ort. 4 Teile frisches Kraut ergeben 1 Teil getrocknetes. z Inhaltsstoffe
Bitterstoffe Secoiridoidglykoside, Gentiopikrosid, Swerosid, Gentioflavosid, Swertiamarin, Centapikrin, Desacetylcentapikrin, Centaurosid, Erythaurin, Amarogentin, Gentiopikrin, Harze, Oleanolsäure, Flavonoide, Xanthonderivate wie Methylbellidifolin, Eustomin, Desmethyleustomin, Phenolcarbonsäuren wie p-Cumar-, Protocatechu- und Ferulasäure, Terephthalsäureester, Triterpene, Phytosterole, Alkaloide >>Blüten und Stängel sind besonders reich an Bitterstoffen.
z Wirkung
Tonisierend, appetitanregend, erhöht die Magensaftsekretion. Der Tee wirkt zusätzlich entzündungshemmend, schmerzstillend, fiebersenkend. Er leitet Gase ab, verbessert die Magensäfte und sorgt für eine Ableitung der überschüssigen Magensäure. Die tonisierende Wirkung tritt erst nach längerer Einnahme auf, deshalb sollte es über längere Zeit eingenommen werden. z Einsatzgebiete
Amarum purum, Magenschwäche, mangelnde Magensaftsekretion, Magenbrennen, chronisch dyspeptische Zustände, fehlende Verdauungssäfte des Magens und Bauchspeicheldrüse, Blähungen, unstillbares Erbrechen, kalter, erschlaffter, müder Magen, Anorexia nervosa, nervöse Erschöpfung, Fiebermittel, Verschleimungen, Stockungen und Verstopfungen im Darmkanal, Leberverhärtung, Lungenverschleimung, Verdauungsschwäche durch Mangel an Gallebildung, Störungen im Blutlaufe, bei Blutmangel, Verhärtungen der Lunge nach Lungenentzündungen. Albertus Magnus beschreibt die Verwendung der Wurzel bei Gelbund Lebersucht, kranker Milz, Fieber, Grimmen, kalten Magen und Würmer. Geeignet für Erwachsene, Schwangere, Stillende, nicht geeignet für Kinder z Zubereitungen
Tee: zur Appetitanregung, Anregung der Verdauungssäfte, bei schwachem Magen. Bei unstillbarem Erbrechen vor jeder Mahlzeit 1 Tasse schluck- oder löffelweise lauwarm trinken. Extrakte: 3-mal 10–15 Tropfen täglich in wenig Wasser verdünnt einnehmen.
25 1.3 · Heilpflanzen für die Speiseröhre
1.3
1
Heilpflanzen für die Speiseröhre
z Refluxösophagitis
Viele Menschen leiden heute unter Reflux. Durch den Übertritt von Magensäure in die Speiseröhre kann es zu einer Schädigung der Schleimhaut kommen. Sodbrennen, saures Aufstoßen, Brennen oder eine chronische Entzündung der Schleimhaut der Speiseröhre sind die Folgen. Dabei werden auch die Stimmbänder in Mitleidenschaft gezogen. Auch kann die Säure in der Nacht durch die liegende Position in die Lunge übergehen, was zu chronischem Husten und Bronchitis führt. z Erleichterung bringen
55 Bei Entzündungen und Beschwerden der Speiseröhre hilft mit Heilpflanzen wie Eibisch oder Salbei gurgeln 55 In der Nacht den Oberkörper hochlagern bzw. in Rechtsseitenlage schlafen 55 Ernährung: Abends keine schweren oder späten Mahlzeiten mehr einnehmen, keine Rohkost, keine Milchprodukte wie Joghurt oder Sauermilchprodukte essen, gut vertragen werden Suppen, warme leichte, gekochte Speisen, Kompott, Bratapfel, Schonkost 55 Vermeiden Nikotin, Alkohol, Kaffee, scharfe Gewürze, Gebratenes, Gegrilltes, da sie die Säureproduktion anregen 55 Gewichtsoptimierung 55 In der Schulmedizin werden Protonenpumpenhemmer (Magenschutz) verordnet, die kurzzeitig eingesetzt Hilfe schaffen, allerdings bei Langzeiteinnahme oft Beschwerden verursachen. Protonenpumpenhemmer verhindern die Bildung von Magensäure, was bei einer Langzeiteinnahme den pH-Wert des Magens verändert. Im Magen herrscht von Natur aus einen pH-Wert von 2, ist also sehr sauer. Diesen pH-Wert braucht der Magen zur Erfüllung seiner Aufgaben wie Aufspaltung der Proteine oder Abtötung von Mikroorganismen, die wir mitschlucken. Wird der pH-Wert jetzt auf Dauer verändert, kann der Magen seine Funktion nicht mehr erfüllen. Proteine können nich mehr vollständig aufgespalten werden. So gelangen Nahrungsteile in den Darm, die da nicht hingehören. Im Darm herrscht ein basischer pH-Wert. Diese Reste führen dann zu Irritationen bis hin zu Unverträglichkeiten. Auch Mikroorganismen können in den Darm gelangen und dort Probleme und Darmpilze verursachen. Im Magen selbst kann der Helicobacter pylori angreifen. 55 Entspannung mit Hilfe von Akupunktur, beruhigenden Pflanzen wie Ringelblume oder Melisse, Entspannungsverfahren 55 Die Funktion des Schließmuskels zwischen Speiseröhre und Mageneingang kann unterstützt werden durch die Einnahme von Bitterstoffen. Bitterstoffe regen die Bildung der Galle an. Diese unterstützt die Funktion des Schließmuskels.
27
2
Heilpflanzen für den Magen Inhaltsverzeichnis 2.1
Heilpflanzen bei Gastritis – 31
2.1.1 2.1.2 2.1.3 2.1.4 2.1.5 2.1.6 2.1.7 2.1.8 2.1.9 2.1.10 2.1.11 2.1.12
F eigen – 31 Fenchel – 33 Flohsame – 35 Johannisbeere, schwarze – 36 Kamille, echte – 38 Linde – 39 Melisse – 42 Muskatellersalbei – 44 Pfingstrose – 46 Ringelblume – 48 Schwarzerle – 50 Weitere Hinweise bei chronischer Gastritis und Appetitlosigkeit – 51
2.2
Heilpflanzen bei Reizmagen – 53
2.3
Heilpflanzen für die Magenschleimhaut – 54
2.3.1 2.3.2 2.3.3 2.3.4
artflechte – 54 B Isländisches Moos – 55 Käsepappel – 56 Lein (Flachs), Leinsamen – 58
2.4
eilpflanzen bei Magen-, H Zwölffingerdarmgeschwüren – 59
2.4.1 2.4.2
amille – 59 K Süßholz – 60
© Der/die Autor(en), exklusiv lizenziert an Springer-Verlag GmbH, DE, ein Teil von Springer Nature 2023 A. Riffel, Heilpflanzen für den Verdauungstrakt, https://doi.org/10.1007/978-3-662-67002-6_2
2.5
eitere Heilpflanzen für Verdauung, Übelkeit, W Erbrechen, Magenschwäche – 62
2.5.1 2.5.2 2.5.3 2.5.4 2.5.5 2.5.6
oldo – 62 B Kreuzkümmel – 63 Kümmel – 65 Pfefferminze – 66 Tausendguldenkraut – 66 Muskatellersalbeiwein – 67
2.6
Heilpflanzen für den Reizmagen – 67
2.6.1 2.6.2 2.6.3
F eigenknospen (s. auch 7 Abschn. 2.1.1) – 67 Kamille, echte – 69 Melisse – 69
29 Heilpflanzen für den Magen
2
z Funktionen des Magens
55 Hauptzellen geben Pepsinogen in das Magenlumen an. Dieses wird durch Salzsäure in Pepsin umgewandelt. Dies ist wichtig für die Eiweißaufspaltung und -verdauung 55 Belegzellen produzieren Salzsäure und den Intrinsic Factor 55 G-Zellen sind für das Hormon Gastrin verantwortlich, das neben anderen Funktionen, den Impuls für die Bildung von Magensäure gibt. Des Weiteren sind G-Zellen an der Regulation der Salzsäurebildung und des Pepsinogens beteiligt, fördern das Wachstum der Magenschleimhaut und die Peristaltik (Bewegung der Magenmuskulatur). 55 Enterochromaffinartige Zellen der Magenschleimhaut bilden Histamin und Serotonin. Histamin bindet an H2-Rezeptoren, um mit deren Hilfe die Produktion der Magensäure zu fördern. 55 In den D-Zellen befindet sich das Hormon Somatostatin. Dieses verlangsamt am Ende der Nahrungsaufnahme durch einen Säurereiz des Speisebreis im unteren Abschnitt des Magens die Produktion von weiterem Gastrin und stoppt die Magenverdauung. 55 Schleimhautzellen schützen den Magen vor der Selbstverdauung, indem sie Schleim und Bikarbonat abgeben. 55 Der saure Speisebrei aus dem Magen löst im Dünndarm (pH 5,8) einen Säurereiz aus. Dadurch wird das Hormon Sekretin ausgeschüttet. Diese geht in die Blutbahn und reduziert die Magensäureproduktion und die Bewegung des Magens. Außerdem regt es die Funktion der Bauchspeicheldrüse an, Enzyme zu produzieren, und die Galle, Gallensäfte zur Fettverdauung zu bilden. 55 Die Tätigkeit der Gallenblase wird des Weiteren durch das Hormon Cholecystokinin angeregt. Heilpflanzen spielen in der Vorbeugung und Behandlung von Magen-Darm- Beschwerden eine wichtige Rolle. Oft hilft ihr Einsatz in Kombination mit einer Änderung der Ernährungsgewohnheiten und des Lebensrhythmus (Stress, Schlaf) schon, um Beschwerden zu lindern oder auszuheilen. In anderen Fällen bringt der Einsatz von pflanzlichen Zubereitungen begleitend zu schulmedizinischen Methoden eine bessere Wirkung der Therapie. Meist werden Teemischungen eingesetzt. Am bekanntesten ist sicherlich die Anwendung von Käsepappeltee. Aber es gibt noch eine ganze Reihe anderer Heilpflanzen, die Linderung verschaffen können. Grundsätzlich wird zwischen 55 akuten Magenbeschwerden und 55 chronischen Magenbeschwerden unterschieden. Akute Magenbeschwerden können durch Unverträglichkeiten oder einer einfache Überladung des Magens zu 55 Übelkeit, Erbrechen, 55 akuter Gastritis, 55 funktionellen Störungen wie Reizmagen und 55 Magenkrämpfe
30
2
Kapitel 2 · Heilpflanzen für den Magen
führen. Zu den chronischen Magenbeschwerden gehören 55 chronische Gastritis, 55 funktionelle Störungen der Verdauung und 55 chronische Appetitlosigkeit – hier werden Heilpflanzen empfohlen, die die Sekretion und Säurebildung anregen (Bitterstoffpflanzen), gleichzeitig die Schleimhaut schützen (Eibisch, Käsepappel) und eine leichte krampflösende, entspannende, karminative Wirkung haben (Ringelblume, Kamille). z Marmor (Calcium carbonicum)
Marmor wird in der traditionellen europäischen Medizin gerne als „natürlicher Magenschutz“ bezeichnet. Das Pulver kann überschüssige Magensäure neutralisieren und bringt Entzündungen der Magenschleimhaut zum Abheilen. Es wirkt ausgleichend bei Übersäuerung des Magens. Eingesetzt werden das Pulver bzw. Zubereitungen daraus bei Magengeschwüren, Gastritis, Zwölffingerdarmgeschwür, Kalziummangel oder Übersäuerung des Magens. z Heilerde – grün, gelb, weiß
Die Heilerde wirkt entzündungshemmend, heilend, bindet Gifte im Magen-Darm- Trakt und bringt diese zur Ausscheidung. Grüne Heilerde wird begleitend zu Entgiftungs- und Entschlackungskuren empfohlen, bei Durchfallerkrankungen, um die Gifte zu binden oder um die Ausscheidung von Stoffen aus dem Körper anzuregen, da sie die Poren und Zellen dafür öffnet, gelbe Heilerde – wenn gleichzeitig Leber-, Gallebeschwerden vorliegen, weiße Heilerde – wenn akute Entzündungen vorliegen
31 2.1 · Heilpflanzen bei Gastritis
2.1
Heilpflanzen bei Gastritis
2.1.1
Feigen
Ficus carica z Maulbeergewächs
Die Anwendung als Heilpflanze wird schon im Alten Testament beschrieben. z Vorkommen
Mittelmeerraum. Bevorzugt sonnige, geschützte Standorte z Verwendete Pflanzenteile
Frucht – Ficus fructus Knospen – Ficus gemmae
2
32
Kapitel 2 · Heilpflanzen für den Magen
z Inhaltsstoffe
Frucht: Invertzucker, Pektin, Vitamine, Fruchtsäuren, Enzyme, Schleime
2
z Wirkung
Entzündungshemmend, entgiftend, angstlösend, antidepressiv z Einsatzgebiete
Wirkt am besten bei akuten Entzündungen, Magenbrennen, Magenschmerzen, Magenschleimhautentzündung, Magengeschwür, Zwölffingerdarmgeschwür, Zwangs- und Angstneurosen, psychosomatische Beschwerden. Geeignet für Kinder, Erwachsene, Schwangere, Stillende z Zubereitungen
Getrocknete und frische Früchte. Feigenknospen als Gemmopräparat Gute Feigen müssen getrocknet weich, klebrig und durchscheinend fein sein. Als solche werden sie innerlich als Brusttee, etwa mit Gerste und Rosinen abgekocht und in Form dieses Absuds tassenweise getrunken.
33 2.1 · Heilpflanzen bei Gastritis
2.1.2
2
Fenchel
Foeniculum vulgare MILLER ssp. vulgare var. vulgare (MILLER)THELLUNG – Bitterfenchel Foeniculum vulgare MILLER ssp. vulgare var. dulce (MILLER)THELLUNG – Süßer Fenchel z Doldenblütler
Der Fenchel ist auch unter dem Namen Gewürzfenchel bekannt. Bitterfenchel ist vom Geschmack aromatisch, würzig bitter-süß und intensiver, der Süße Fenchel milder und süßer. Vom Fenchel werden nicht nur die Früchte verwendet, sondern auch das Gemüse, das sehr bekömmlich bei Magenbeschwerden ist. Medizinisch verwendet wird vor allem der Bittere Fenchel. z Vorkommen
Beheimatet in Europa, wird der Fenchel heute auf der ganzen Welt kultiviert. z Verwendete Pflanzenteile
Früchte – Foeniculi amari fructus, Foeniculi dulcis fructus
34
Kapitel 2 · Heilpflanzen für den Magen
z Inhaltsstoffe
2
Bitterer Fenchel: ätherisches Öl mit trans-Anethol, Fenchon, Estragol, Monoterpene wie α-Pinen, Limonen, cis-Ocimen, Anisaldehyd, Piperitenonoxid, Methyleugenol, γ-Asaron, fettes Öl mit Petroselinsäure, Proteine, Flavonoide, Phenolcarbonsäurederivate, Cumarine wie Scopoletin und Furanocumarine wie Bergapten, Psoralen Süßer Fenchel: ätherisches Öl mit trans-Anethol, Fenchon, Estragol, Monoterpene, fettes Öl, Proteine, Kohlenhydrate, organische Säuren, Flavonoide, Cumarine, Furanocumarine z Wirkung
Schleimbewegend, auswurffördernd, antiseptisches Hustenmittel, krampflösend, entblähend, motilitätsfördernd auf Darmmuskulatur, milchflussfördernd, antimikrobiell, antioxidativ, befördert die Verdauung, reinigt Gebär- und Harnorgane, öffnet Milz und Leber, magenstärkend. z Einsatzgebiete
Husten, Katarrhe, Magen-Darm-Krämpfe, Blähungen, Verdauungsstörungen, leichte Verstopfung, zu wenig Milch beim Stillen, Hämorrhoidenbeschwerden, Kolik, Verschleimungen des Magens und Unterleibs, Magenschwäche (mit Anis und Kalmus gemischt) Fenchelwurzel: Absud gegen Gelenkgicht, Hüftschmerzen und Knieschmerzen Fenchelsamenabsud: Ein Baumwolltuch tränken und auf die Augen legen Für Kräuterpfarrer Kneipp ist der Fenchel gut für Brust, Lunge, Leber, Magen, Nieren, Hals und Augen, Asthma, Influenza, Kolik, Cholera. Er erwärmt den Magen. Geeignet für Kinder, Erwachsene, Schwangere, Stillende z Zubereitungen
Tee: leichter Fencheltee mit Kandiszucker vertreibt Säure, Leibschmerzen und Krämpfe, hitzige Hautausschläge Blähungssalben mit ätherischem Fenchel-, Kümmel- und Majoranöl Fenchel-Honig bei Husten Fenchel-Sirup bei Husten Fencheltabletten, Fenchelwein der Hildegard von Bingen 55 Bei Durchblutungsstörungen, Atemgeruch bei schlechter Verdauung, Blähungen, Sodbrennen, Verstopfung, Übersäuerung, Durchblutungsstörungen 55 Der Fenchel ist das beste Magenschutzmittel in der Hildegard-Medizin 55 Anwendung bei Durchblutungsstörungen: Mehrmals täglich 1 Tablette auf der Zunge zergehen lassen 55 Anwendung bei Magenbeschwerden: 3–5 Tabletten vor jedem Essen kauen oder bei Bedarf
35 2.1 · Heilpflanzen bei Gastritis
2
Fenchelmischpulver der Hildegard von Bingen 55 Besteht aus Fenchel, Galgant, Habichtskraut, Diptam 55 Universalmittel für die Gesundheit, zur Regeneration, in der Rekonvaleszenz 55 Pulver in Suppen oder Saucen einrühren, über den Salate oder auf Brote aufstreuen 55 Als Gewürz zum Kochen verwenden
2.1.3
Flohsame
Plantago afra L., Plantago ovata FORSSK. (indischer Flohsame) z Wegerichgewächs
55 Vorkommen Mittelmeerraum 55 Verwendete Pflanzenteile Samen – Psylli semen 55 Inhaltsstoffe Schleimstoffe, Hemicellulosen, fettes Öl, Proteine, Iridoidglykoside, Phenylpropanderivate, Flavonoide 55 Wirkung Leicht abführend, erleichtert und beschleunigt die Verdauung, cholesterinsenkend Einsatzgebiete Verstopfung, erweicht den Stuhl Für Kinder, Erwachsene, Schwangere und Stillende geeignet
36
Kapitel 2 · Heilpflanzen für den Magen
i Zubereitungen
2
Samen, Tee: Für eine abführende Wirkung lässt man 10 g Flohsamen mit 100 ml Wasser vorquellen und nimmt diese Menge unter Nachtrinken von 200 ml Flüssigkeit morgens und abends ein.
i Flohsamenwein, Hildegard von Bingen Bei chronischer Verstopfung, nervösem Magen Anwendung: 3-mal täglich 1 Likörglas, leicht erwärmt trinken
2.1.4
Johannisbeere, schwarze
Ribes nigrum
37 2.1 · Heilpflanzen bei Gastritis
2
z Stachelbeergewächs
Die Schwarze Johannisbeere ist auch bekannt unter den Namen Gichtbeere, Cassis oder Black currant z Vorkommen
Europa z Verwendete Pflanzenteile
Beeren – Ribis nigri fructus Blätter – Ribis nigri folium Knospen – Ribis nigri gemmae z Inhaltsstoffe
Blätter: Flavonoide wie Derivate des Kämpferols, Quercetins, Myricetin- und Isorhamnetinglykoside, Proanthocyanidine wie Prodelphinidine, ätherisches Öl, Phenolcarbonsäuren wie Kaffeesäure, Chlorogensäure, Protocatechusäure z Wirkung
Knospen: entzündungshemmend (kortisonähnlich), Anregung der Nebennierenrinde, antiallergisch wegen ihrer Antihistaminwirkung, hohe Blutreinigungskraft, heben Heilblockaden im Körper auf Blätter: wassertreibend, entzündungshemmend, fungizid Beeren: wassertreibend, schweißtreibend z Einsatzgebiete
Knospen: Stick-, Keuch-, Krampfhusten, Magen-Darm-Entzündungen, allergische Beschwerden, Ekzeme, chronischer Schnupfen, Heuschnupfen, Asthma, Migräne, Arthrose, Arthritis, Rheuma, Gicht, Prostatabeschwerden, Fibrome, schmerzhafte Beschwerden, kraftvoller Entzündungshemmer, hohe Entzündungswerte bei Autoimmunerkrankungen (neben dem Weihrauch) Blätter: Gicht, Rheuma, Krampfhusten Beeren: Wassersucht, Halsweh, geschwollene Mandeln, Heiserkeit, Husten. Geeignet für Kinder, Erwachsene, Schwangere, Stillende z Zubereitungen
Schwarze Johannisbeerknospen aus der Gemmotherapie Tee aus den Blättern in Hausteemischungen Saft
38
Kapitel 2 · Heilpflanzen für den Magen
2.1.5
Kamille, echte
2
Ulcus ventriculi: Studien zeigen, dass Wirkstoffe der Kamille die lokale endogene Prostaglandinsynthese fördern und dadurch die Schleimhautschutzbarriere stärken. Die Wirkung ist ähnlich der von der Süßholzwurzel. Die Schutzfunktion des Schleims gegenüber der negativen, aggressiven Wirkung der Säure wird unterstützt. Außerdem hemmen die Wirkstoffe der Kamille die Cyclooxygenase und Lipoxygenase in der Arachidonsäurekaskade. Die Verträglichkeit der Kamille bei akuter Gastritis ist sehr gut, da diese sehr oft verbunden ist mit einer akuten Schleimhautentzündung des oberen Magen- Darm- Trakts. Speiseröhrenentzündung und Darmentzündungen können auch viral bedingt sein. Hier spricht die Kamille besonders gut an. >>Allergien auf Kamille treten sehr selten auf. Meist sind es Reaktionen auf die beigemischte römische Kamille. Trotzdem sollten Menschen mit einer Allergie auf Korbblütler aufpassen.
39 2.1 · Heilpflanzen bei Gastritis
2
Kamillenkur Der Kamillentee zählt zu den Heiltees. Gut wirksam ist die Kamillenkur – 3-mal 1 Tasse täglich trinken, am besten auf leeren Magen morgens vor dem Frühstück, letzte Tasse am Abend vor dem Schlafengehen Werden Tropfen verwendet, beträgt die übliche Dosierung 20 Tropfen in 1 Glas lauwarmes Wasser und schluckweise trinken.
Kamillenrollkur Bekannt und oft empfohlen wird die Kamillenrollkur. 2 Tassen frühmorgens trinken und dann jeweils 5 min auf dem Rücken, auf der linken Seite, auf dem Bauch und auf der rechten Seite liegen Akute Koliken – 2 Tassen in kurzen Abständen von 20–30 min nacheinander trinken, zusätzlich die Rollkur machen.
Bei akuten Magen-Darm-Koliken hilft die homöopathische Zubereitung Chamomilla D30 sehr gut. Alle 15 min 5 Globuli oder Tropfen auf die Zunge geben oder 2–3 Tassen frischer Kamillentee innerhalb von 20–30 min trinken. 2.1.6
Linde
Tilia platyphyllos SCOP. (Sommerlinde) Tilia cordata MILL. (Winterlinde)
40
Kapitel 2 · Heilpflanzen für den Magen
z Lindengewächs
2
Die Linde spielte in der Volksheilkunde schon immer eine wichtige Rolle. In vielen Dörfern stand im Zentrum ein großer Lindenbaum. Unter ihm wurde Markt gehalten, getanzt und getratscht. Unter Linden fühlte sich jeder wohl. Auch heute noch ist es ein besonders wohltuendes Gefühl, unter einer Linde eine Rast zu machen oder sich zu entspannen. Der honigartige Geruch der Blüten führt zu einer Entspannung des Nervensystems. Die Linde kann unter idealen Bedingungen bis zu 1000 Jahre alt werden. Leider gibt es heute immer weniger Linden, da die Bäume die Umweltbedingungen nicht gut vertragen. z Vorkommen
Europa z Verwendete Pflanzenteile
Blüten – Tiliae flos Knospen – Tiliae gemmae Man sammelt die Blüten mit den Flügelblättern bei heiterem Wetter, trocknet und bewahrt sie teils ganz, teils geschnitten auf. 7 Teile frische Blüten geben 2 Teile getrocknete. z Inhaltsstoffe
Blüten: Flavonoide wie Quercetinglykoside Rutin, Hyperosid, Quercitrin, Isoquercitrin, Rhamnoxylosid, Kämpferolglykoside wie Astragalin, Tilirosid, 3-Gluco-7rhamnosid, 3,7-Dirhamnosid, Schleim v. a. Arabinogalactane, ätherisches Öl v. a. Monoterpene wie Linalool, Geraniol, Cineol, Carvon, Campher, Thymol, Carvacrol, Anethol, Eugenol, Benzylalkohol, 2-Phenylethanol, Essigsäure- und Benzoesäureester, weitere 60 Komponenten, β-Caryophyllen, Gerbstoffe wie Catechinund Gallocatechine, Procyanidine, Phenolcarbonsäuren wie Chlorogensäure, Kaffeesäure, Cumarsäure z Wirkung
Blüten: Hustenreizlindernd, immunsystemstärkend, schweißtreibend, beruhigend, harmonisierend, wohltuend, krampflösend, leicht diaphoretisch Schweißtreibend wirken die Lindenblüten nur bei Erkältungen oder Grippe. Lindenblütenknospen: Beruhigend, ausgleichend, angstlösend, schlaffördernd, heilungsfördernd bei Neuralgien, leicht blutdrucksenkend, abschwellend, macht den Körper warm, wirkt einhüllend und schützend, beruhigen hyperaktive Kinder. Lindenholzkohle: Reinigt, stärkt, kräftigt, blutreinigend, antiseptisch; „Möchte es doch, wo sonst keine Hoffnung mehr vorhanden ist, nicht unversucht bleiben. Es würde vielen Rettung bringen.“(Surya 1978, S. 193). Saft der mittleren Rinde: blutreinigend, heilt Entzündungen und Verbrennungen
41 2.1 · Heilpflanzen bei Gastritis
2
z Einsatzgebiete
Blüten: Katarrhe der Atemwege, Erkältungen, Grippe, Unruhezustände, Schlafprobleme, Verschleimungen der Lunge, Luftröhre und Niere, Schwindel, Schlaganfall, geschwollene Füße, Bleichsucht, Blähungen, überschüssige Magensäure, Sodbrennen, Krampf-, Bluthusten, Störungen der Galle, Leberkrankheiten, nächtliche Schweißbildung, Brustschmerzen, Schwäche Knospen: Nervöse Gastritis, nervöse Erregungs-, und Spannungszustände, Neuralgien, Angstzustände, Schlaflosigkeit, hoher Blutdruck, Trauer, Depressionen, hyperaktive Kinder Kinder, die Angst vor der Dunkelheit oder Gespenstern haben und dadurch nicht einschlafen können. Lindenholzkohle: krampfartiges Erbrechen, starker Auswurf, Lungen- und Lebererkrankungen, Galleleiden, Halsentzündungen, Kraftlosigkeit und Erschöpfung nach hektischem Fieber, Kopfschmerzen durch Kopfverschleimung, chronische Nasenkatarrh, Krampf-, Bluthusten, Störungen der Galle, nächtliche Schweiße, Bleichsucht, schlechte Verdauung, Nervenreiz, Schwindel, Lupus, Eiter, Ausschlag, Flechten Samen: Sehr ölhaltig, kann zu einer Art Schokolade verarbeitet werden. Blätter: Im Mai in der Früh gesammelt, im Schatten getrocknet, in Wein und Wasser gekocht und längere Zeit getrunken, ist ein zuverlässiges Mittel gegen die Bleichsucht. Rinde: Mit Wasser erweicht, erhält man einen Schleim, der bei Wunden und Geschwüren kühlend und heilend wirkt. Die Lindenknospen aus der Gemmotherapie sind ein bewährtes Mittel bei nervöser Gastritis, da sie beruhigend wirken. Geeignet für Kinder, Erwachsene, Schwangere, Stillende Bei Nervosität, Angst oder Überreizung hilft auch gut vor dem Schlafengehen ein Lindenblütenbad oder Fußbad vielleicht in Kombination mit Grünem Hafer. Die Wärme hilft auch Kindern, sich zu beruhigen und zu entspannen. z Zubereitungen
Lindenknospen aus der Gemmotherapie Tee Bäder Lindenholzkohle: 1 schwache Messerspitze morgens und abends mit wenig Wasser oder Milch
42
Kapitel 2 · Heilpflanzen für den Magen
2.1.7
Melisse
2
Melissa officinalis L. z Lippenblütler
Auch die Melisse gehört zu den beliebtesten und bekanntesten Heilpflanzen in Europa. Schon ihr herrlicher Geruch sagt uns, dass diese Pflanze ganz besondere Eigenschaften haben muss. Der Geruch allein belebt, erfrischt und macht heiter. In Südeuropa wird sie auch „Herzensfreude“ bezeichnet. Sie erfüllt uns mit einer tiefen Ruhe. Die Melisse gehörte früher zu den wichtigsten Herzkräutern. Immer wenn es sich um Beschwerden des Herzens handelte, war die Basispflanze die Melisse. Je nach Symptome wurden dann Weißdorn bei Herzschwäche, Herzgespann bei Spannungsgefühlen in den Schultern, Oberarmen, Borretsch bei Herzleid oder Lavendel bei Herzrasen und Unruhezuständen dazu kombiniert. Ihr Wesen ist sanft und allheilend. Die erste Erwähnung fand die Melisse schon im antiken Griechenland als Melissophyllon. Der berühmte Arzt Avicenna nahm sie um das Jahr 1000 ins Gesetzbuch der Medizin auf, mit dem Hinweis „das Herz zu erheitern und zugleich zu stärken“. Obwohl die Melisse ihren Wirkpunkt im Körper im Solar-plexus-Bereich hat und das Magennervensystem beruhigt, ist sie gleich dem Gold auch ein herzstärkendes und belebendes Mittel. In früheren Zeiten waren die Menschen davon überzeugt, dass es bei Herzbeschwerden immer dahinter liegende tiefere Ursachen, wie langandauernde körperliche oder seelische Belastungen, gibt. Belastungen oder Stress spüren wir als erstes einmal im Magen. Dauern diese Belastungen dann länger an, kann es zu Gastritis oder Magengeschwüren kommen. Irgendwann einmal haben diese Belastungen auch Auswirkungen auf das Herz, da es zwischen Magen und Herz eine konsensuelle Verbindung gibt. So beruhigen Umschläge mit frischer Melisse, auf die Herzgegend aufgelegt, das Herz.
43 2.1 · Heilpflanzen bei Gastritis
2
Hildegard von Bingen beschrieb die erwärmende Wirkung als: „Die Melisse hat die Kraft von 15 Kräutern … muntert auf und stärkt das Herz.“ z Vorkommen
Europa z Verwendete Pflanzenteile
Blätter – Melissae folium Die Blätter der Melisse sammelt man noch vor der Blüte in den Nachmittagsstunden, trocknet sie so schnell wie möglich an der Sonne oder bei niedriger Hitze im Ofen und verwahrt sie gut geschützt vor Feuchtigkeit z Inhaltsstoffe
Hydroxyzimtsäurederivate, Rosmarinsäure, Chlorogensäure, Kaffeesäure, Flavonoide, Triterpene, ätherisches Öl mit Citral, Geranial, Neral, Citronellal, β-Caryophyllen, Caryophyllenepoxid, Germacren D, 6-Methyl-5-hepten-2-on, Geranylacetat, Methylcitronellat, α-Copaen, Nerol, Monoterpenglykoside, Aglykone z Wirkung
Blätter: beruhigend auf Magen-, Herz- und Zentralnervensystem, machen aber nicht müde, entblähend, magenstärkend, ausgleichend, krampflösend, herzstärkend, stärkt und kräftigt den Magen, belebend, allgemein kräftigend, schilddrüsenregulierend. Ätherisches Öl: antiviral, antimikrobiell, in der Aromatherapie neben Neroli das wichtigste Öl gegen „Herzängste“, beruhigend bei Schmerzen, unterstützt die Verdauung, gefäßregulierend, gallenflussfördernd, entzündungshemmend, regenerierend, stimmungshebend, insektenabwehrend, antiallergisch und äußerlich angewendet hormonähnlich bei Amenorrhö. !!Von einer innerlichen Anwendung des ätherischen Öls ist abzuraten. Direkt auf die Haut aufgebracht kann es zu Hautirritationen führen.
z Einsatzgebiete
Blätter: Nervosität, nervöse Herzbeschwerden, nervöses Herzklopfen, Schwindel, Migräne, Ärger, Sorgen, Stress, Abgespanntheit, nervöser Magen, nervöse Verdauung, Überarbeitung, Melancholie, Hysterie, Einschlafstörungen, Nervenentzündungen, Dysmenorrhö, Krämpfe im kleinen Beckenbereich, neurovegetative Störungen, unspezifischer Bluthochdruck, Blähungen, funktionelle Kreislaufschwäche, Herz-Magen-Krankheiten, Gedächtnisschwäche, unruhige Träume, Schwindelanfälle, Ohnmachten, Magenkrämpfe, die von Belastungen herrühren, psychisch bedingte Verdauungsstörungen, Bleichsucht, Kopfleiden, kalter Magen, krampfhaftes Erbrechen begleitet von einem geschwächten und gereizten Nervensystem, gestörte verhaltene Menstruation, Gebärmutterkrämpfe, Brustbeklemmung mit Auswurf, hartnäckige Katarrhe, Schilddrüsenbeschwerden.
44
2
Kapitel 2 · Heilpflanzen für den Magen
Gegen kalte Füße, die allerlei Beschwerden und Schlaflosigkeit hervorrufen können, hilft eine Mischung aus Melissengeist oder Melissentropfen mit Arnikatinktur. Damit reibe man die Füße morgens und abends ein. Es stärkt den ganzen Körper, die Beingefäße und gibt den Nerven Elastizität.
Geeignet für Kinder, Erwachsene, Schwangere, Stillende Die Melisse ist auch sehr gut für Kinder geeignet bei Nervosität, Bauchweh und Angespanntheit. Ideal ist die Kombination mit der Kamille. Ätherisches Öl: Fieberblasen, Gürtelrose, Entspannungsmischungen für Bäder und Sauna, Massagen Zubereitungen der Melisse Melissentee ½ Teelöffel Melissenblätter auf 1 Tasse – mit heißem Wasser überbrühen, 3–5 min ziehen lassen, abseihen und schluckweise trinken
Der Saft der Melisse, mit Zucker eingekocht, ist gut bei kaltem Magen, stärkt und kräftigt den Organismus. Der bekannte und bewährte Melissengeist ist ein vorzügliches Mittel zur Beruhigung und hilft auch gut bei Verdauungsbeschwerden. 2.1.8
Muskatellersalbei
Salvia sclarea L. z Lippenblütler
55 Vorkommen Europa, Westasien
45 2.1 · Heilpflanzen bei Gastritis
2
55 Verwendete Pflanzenteile Kraut – Salviae sclareae herba Verwendung ähnlich dem Salbei 55 Zubereitungen Muskatellersalbeiwein („Magenelixier“), Hildegard von Bingen Gastritis, Magengeschwür, Magenempfindlichkeit, Verdauungsschwäche, Appetitlosigkeit Das Magenelixier ist das wichtigste Mittel nach Hildegard von Bingen bei chronischer Magenschleimhautentzündung, besonders als Folge von zu wenig Magensäure. Durch zu wenig Magensäure ist eine ausreichende Eiweißverdauung nicht mehr möglich und dies führt zur Bildung von Fäulnisstoffen. Des Weiteren kann sich der Magen nicht mehr genügend vor Bakterien schützen, was zur Besiedelung des Helicobacter pylori führen kann. i Anwendung Nach dem Mittag- und Abendessen 1–2 Likörgläser voll trinken, bei empfindlichem Magen nur 1–2 Esslöffel. Zur Beseitigung des Druckgefühls mit krampfartigen Schmerzen, können Fencheltee, Fenchelmischpulver oder Fencheltabletten sehr gut kombiniert werden.
46
Kapitel 2 · Heilpflanzen für den Magen
2.1.9
Pfingstrose
2
Paeonia officinalis L. emend. WILLD. z Pfingstrosengewächs
In der traditionellen europäischen Medizin spielt die Pfingstrose, auch Gichtrose genannt, eine sehr untergeordnete Rolle im Gegensatz zur chinesischen Medizin. Hildegard von Bingen ist eine der wenigen, die mit der Pfingstrose ein eigenes Heilmittel empfohlen hat, nämlich den Pfingstrosenwein bei Blähungen, chronischer Gastritis und Dyspepsie. Daneben wirkt sie stark auf das Gehirn und ist gut gegen Kopfleiden. In der chinesischen Medizin wird die Wurzel der Roten Pfingstrose (Paeonia rubra) bei Bindehautentzündung mit roten geschwollenen Augen, Ausbleiben oder Schmerzen zur Zeit der Monatsblutung, Myomen, Abszessen und Schmerzen nach
47 2.1 · Heilpflanzen bei Gastritis
2
Verletzungen angewendet. Die Wurzel der Weißen Pfingstrose (Paeonia alba) bei Blutarmut, Ausbleiben oder Schmerzen während der Monatsblutung, prämenstruellem Syndrom, Krämpfen, unabsichtliche nächtliche Samenergüsse, spontanem Schwitzen und Nachtschweiß, Kopfschmerzen, Myomen, Endometriose. z Vorkommen
Südeuropa, Kleinasien z Verwendete Pflanzenteile
Blüten – Paeoniae flos Wurzel – Paeoniae radix z Inhaltsstoffe
Blüten: Anthocyane wie Paeonin, Flavonoide, Gerbstoffe wie Gallotannine z Wirkung
Die Wirkung der Blüten und Wurzeln ist in der traditionellen europäischen Medizin nicht hinreichend belegt. z Einsatzgebiete
Blüten: Gastritis, Haut-, Schleimhauterkrankungen, Hämorrhoiden, Gicht, Rheuma, Beschwerden der Atemwege, nervöse Unruhezustände, Herzbeschwerden, Krämpfe, Stein Wurzeln: Krämpfe, Rheuma, Beschwerden im Magen-Darm-Bereich, des Herzens, der Blutgefäße, Neurasthenie, Neuralgien, Migräne, Gicht, Asthma, verstopfte Leber und Nieren, schwere Träume, Albträume, nervöse Schwäche. Geeignet für Erwachsene z Zubereitungen
Blüten sind Bestandteil von Teemischungen. Homöopathische Zubereitungen bei Krampfneigung von Kindern, Hämorrhoiden, Analekzem, Blasenentzündungen. Pfingstrosenwein der Hildegard von Bingen Bei Blähungen, Dyspepsie, chronischer Gastritis. Anwendung: Das Elixier erwärmen mit 1 Messerspitze Galgantpulver oder Bertrampulver und 1 Messerspitze Pfefferpulver versetzen – 5 Tage lang 1 Likörglas vor dem Essen warm trinken
48
2.1.10
Kapitel 2 · Heilpflanzen für den Magen
Ringelblume
2
Calendula officinalis L. z Korbblütler
Die Ringelblume wird auch sonnige Allesheilerin in der Pflanzenwelt genannt. In der traditionellen europäischen Medizin heißt es, dass die Ringelblume auf allen Ebenen, also auf der körperlichen, psychischen und geistigen Ebene, heilen kann. Handelt es sich um eine Schnittwunde, Narbe auf der Haut oder einer Narbe auf der Seele – die Ringelblume heilt alles. Die beliebte Ringelblumensalbe ist ein traditionelles Hausmittel, das in vielen Gegenden heute noch hergestellt wird. Ursprünglich stammt diese wertvolle Heilpflanze aus dem Orient. z Vorkommen
Europa, Orient z Verwendetet Pflanzenteile
Blüten – Calendulae flos
49 2.1 · Heilpflanzen bei Gastritis
2
Die Blütenköpfe oder Zungenblüten werden von Juni bis September gepflückt, getrocknet und vor Licht geschützt aufbewahrt. 7 Teile frische Blüten ergeben 1 Teile getrocknete. z Inhaltsstoffe
Ätherisches Öl mit Sesquiterpenen wie α-Cadinol, T-Cadinol, α-, β-Jonon, β-Jonon- 5,6-epoxid, Dihydroactinidiolid, Triterpensaponine, Saponoside A-F, Triterpenalkohole, Mono-, Di- und Triole frei oder verestert von Taraxacen-, Lupen-, Oleanen- und Ursen-Typus, Monole wie α-, β-Amyrin, Lupeol, Taraxasterol, Diole mit Faradiol und Arnidiolestern, Triole wie Heliantriole A, B, C, Sterine, Carotinoide mit Lutein und Zeaxanthin, Flavonoide mit Isorhamnetin-3-O-glucosid, -3-O-neo-hesperidosid, 3-O-2′-rhamnosylrutinosid, Quercetin, Narcissin, Cumarine wie Scopoletin, Umbelliferon, Aesculetin, Polysaccharide wie Rhamnoarabinogalactan- und Arabinogalactanstruktur, Polyacetylene, phenolische Säuren, Bitterstoffe, Calendin, Loliolid, Alloaromadendrol, Epicubeol z Wirkung
Entzündungshemmend, wundheilend, fördert die Bildung von Granulationsgewebe, ödemhemmend, schmerzstillend, antibakteriell, antimikrobiell, fungizid, zytotoxisch, antitumoral, krampflösend, eröffnend, auflösend, schweißtreibend. z Einsatzgebiete
Wunden, Operationsnarben, Quetschungen, Furunkel, Ausschläge, Ödeme, Ulkus, Leber-Galle-Koliken, -Entzündungen, Gastritis, Magengeschwüre, Magen-Darm- Krämpfe, Magenverhärtung, Entzündungen der Schleimhäute, eitrige Zustände, Magenblutungen durch Magengeschwüre, verhärtete Drüsen, Drüsenanschwellungen, tiefe, große, stark blutende Wunden, Geschwüre, alte Narben und Schäden, Augenverletzungen, Augenentzündungen, Triefaugen, Nervenleiden, Knochenauswüchse, Wunden und Narben im psychischen, seelischen Bereich, Schockzustände Geeignet für Kinder, Erwachsene, Schwangere, Stillende z Zubereitungen
Tee Tropfen Salbe, Öl, Bäder, Umschläge Homöopathische Zubereitungen
50
2.1.11
Kapitel 2 · Heilpflanzen für den Magen
Schwarzerle
2
Alnus glutinosa z Birkengewächs
55 Vorkommen Europa Die Schwarzerle liebt feuchte Wälder, Ufergegenden und Sonne, sie blüht von Februar bis März. 55 Verwendete Pflanzenteile Knospen – Alnus glutinosae gemmae Blätter – Alnus folium 55 Inhaltsstoffe Wenig untersucht 55 Wirkung Knospen: Entzündungshemmend, gegen Gefäßverkrampfungen, gegen gutartige Gewebeneubildungen, Wucherungen. Blätter: milchflusshemmend, schweißtreibend 55 Einsatzgebiete Magengeschwüre, Migräne, fördert den Blutstrom im Gehirn, tonisiert Arterien im Gehirn, gut bei Gedächtnisstörungen, Gedächtnisschwäche im Alter, Venenentzündungen, Gastritis, Darmblutungen Blätter: Geschwüre, zur Herstellung unterdrückter Fußschweiße, Hitze der Füße wird ausgezogen. Geeignet für Erwachsene In Homöopathie: Alnus serrulata (Haselerle) bei Fieber, Entzündungen der Mundhöhle, Angina. In Tiermedizin: Tiere mit Erlentee waschen – soll vor Bremsen schützen 55 Zubereitungen Erlenknospen als Gemmopräparat Tee Homöopathie
51 2.1 · Heilpflanzen bei Gastritis
2.1.12
2
eitere Hinweise bei chronischer Gastritis und W Appetitlosigkeit
Eine Ursache der chronischen Gastritis ist der Helicobacter pylori, aber auch anhaltende psychische und körperliche Belastungen. Beim Helicobacter wird oft eine antibiotische Kur empfohlen, um präventiv einer Karzinombildung vorzubeugen. Leider wirkt das Arzneimittel in vielen Fällen zu wenig oder gar nicht. Die wirksame Heilpflanze gegen den Helicobacter ist die Süßholzwurzel, die alleine, begleitend oder nach einer Antibiotikatherapie eingesetzt werden kann. Eine weitere Form der Magenschleimhauterkrankung ist die von Arzneimitteln verursachte Gastritis. Medikamente wie Salicylate oder NSAR (nichtsteroidale Antirheumatika) führen bei Langzeiteinnahme zur Schädigung der Magenschleimhaut. Naturheilkundliche Empfehlungen sind: 55 Magenschonende Mittel 55 Schonkost 55 Heilpflanzen zum Ausheilen Weniger bekannt ist die Unterfunktion der Magenschleimhaut, die sehr ähnliche Symptome wie ein Zuviel an Magensäure zeigt, und deshalb oft nicht erkannt wird. 2 große Gruppen von Heilpflanzen werden bei chronischer Gastritis eingesetzt: 55 Bittermittel und 55 schleimhaltige Drogen. In Einzelfällen werden diese kombiniert mit krampflösenden und magenberuhigenden Mitteln. Zuerst sollte aber abgeklärt werden, ob ein Zuwenig oder Zuviel an Magensäure die Ursache für die Beschwerden ist. 2.1.12.1
Tannensalbe von Hildegard von Bingen
Hildegard von Bingen empfahl bei Magen-Darm-Schmerzen, Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse, Milz, Galle, Krämpfe, Magen-Darm-Koliken, Kopfschmerzen bei Bluthochdruck, besonders bei stressbedingten Magen- Darm- Beschwerden oder zur Anregung der Verdauung eine Massage im Bauchbereich mit der Tannensalbe. Heute wird sie auch bei Verkühlungen, Nebenhöhlenentzündung, Schnupfen oder Husten als Ersatz für Erkältungsbalsame empfohlen, da ihre Wirkung eine sehr milde ist. Erkältungsbalsame sind oft sehr scharf, was für Babys, Kinder und geruchsempfindliche Erwachsene oft sehr unangenehm ist und, direkt auf die Brust aufgetragen, zu einer Überreizung des Nervensystems führen kann. Die Tannensalbe wird aus den gesammelten Zweigen des Tannenbaums hergestellt, sodass neben dem ätherischen Öl auch die holzigen und harzigen Bestandteile enthalten sind.
52
Kapitel 2 · Heilpflanzen für den Magen
i Anwendung
2
55 Zuerst in der Herzgegend, anschließend das Sonnengeflecht einmassieren 55 Bei Kopfschmerzen die Schläfen und Stirn einmassieren 55 Bei Stirn- und Nebenhöhlenproblemen um die Nase herum auftragen 55 Als Erkältungsbalsam Brust und Rücken mehrmals täglich einmassieren 55 Vor dem Schlafengehen einmassiert wirkt der Balsam auch vorbeugend bei Erkältungskrankheiten, immer wiederkehrendem Husten oder Bronchitis, bei geschwächtem Immunsystem
2.1.12.2
Weitere Heilpflanzen bei zu wenig Magensäure
Neben einem Zuviel an Magensäure kommt auch sehr häufig ein Zuwenig an Magensäure vor. Da die Symptome wie Magenbeschwerden, Magenbrennen, Übelkeit, dyspeptische Beschwerden sehr ähnlich sind, werden sie nicht als solche erkannt. Vielen Patienten wird automatisch ein Säureblocker verschrieben, was bei einem Zuwenig an Magensäure die Symptome verschlimmern, zur Begünstigung von Nahrungsmittelunverträglichkeiten führen kann. Die Zusammensetzung des Magensafts ist sehr enzymreich. Er wird von der Magenschleimhaut in den Magen abgegeben. Je nach Häufigkeit, Menge und Zusammensetzung der Nahrung, die aufgenommen wird, können am Tag 1–3 L Magensaft gebildet werden. Wasser, Salzsäure, Pepsinogen bzw. Pepsin, Schleim und Bikarbonat sind enthalten. Pepsin ist gemeinsam mit Salzsäure für die Eiweißaufspaltung verantwortlich, damit es weiter verdaut werden kann. Der pH-Wert des Magens liegt bei 1,0–1,5 nüchtern, danach kann er auf bis zu 4 steigen. Bei Verwendung eines Säureblockers, der die Bildung von Magensäure blockt, kann der pH-Wert auf über 7 steigen. Dies führt zu einer verminderten Eiweißaufspaltung und reduzierten Proteinverdauung. Auch im Alter nimmt die Magensäureproduktion ab. Die Menge an Magensäure wird durch Hormone (Gastrin) und über das vegetative Nervensystem bestimmt. Unter Einfluss des Sympathikus auf den Magen- Darm-Trakt kommt es zu einer Reduzierung der Magen- und Darmsäfte und einer verminderten Peristaltik. Die Wirkung des Parasympathikus fördert den Ruhezustand und steigert die Produktion von Magen- und Darmsäften, erhöht die Perstialtik von Magen- und Darmmuskulatur und fördert die Verdauungstätigkeit. Stress und Angst reduzieren also die Magen- und Darmtätigkeit. Entspannung und Ruhe fördern sie. Ist zu wenig Magensäure vorhanden, wird Eiweiß nicht vollständig aufgespalten und es wird zu wenig Pepsin gebildet, um sie in die einzelnen Aminosäuren zerlegen zu können. Bei zu wenig Magensäure fehlt das Signal, dass genug Pepsin gebildet wird. Die unverdauten Eiweiße bilden Fäulnis und dies führt zu Blähungen, Sodbrennen und Verdauungsbeschwerden. Insbesondere in Kombination mit Leaky Gut führt dies zu Begünstigungen von Nahrungsmittelunverträglichkeiten und -allergien und einer ständigen Aktivierung des Immunsystems. Auch wird die Bildung von Allergien begünstigt. Magensäure denaturiert Fremdproteine aus der Nahrung, die ansonsten in Richtung Darm weitertransportiert werden.
53 2.2 · Heilpflanzen bei Reizmagen
2
Eine weitere Funktion der Magensäure ist der Schutz vor schädlichen Bakterien. Daneben ist sie beteiligt an der Aufnahme von wichtigen Mineralstoffen und Spurenelementen wie Magnesium, Kalzium, Eisen, Kupfer, Chrom, Selen, Mangan und Zink. Auch an der Aufnahme von Vitamin B12 ist abhängig von der Säureproduktion im Magen. Der Intrinsic Factor ist ein Glykoprotein, das mit dem aus der Nahrung stammenden Vitamin B12 einen Komplex bildet und dadurch seine Aufnahme erst möglich macht. Eine Hemmung der Magensäure und des Intrinsic Factors kann eine Vitamin B12-Aufnahme um bis zu 90 % reduzieren. Angenommen wird auch eine wichtige Funktion der Magensäure bei der Aufnahme von Vitamin D. Eine länger andauerte Reduktion der Magensäure kann die Bildung von Osteoporose, Anämie, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Depressionen begünstigen. Auch für die Aufspaltung von Kohlehydrate in Zucker ist Magensäure wichtig. Die Aufspaltung beginnt schon im Mund durch das im Speichel enthaltene Enzym α-Amylase. Beim Durchgang durch den Magen wird dieses Enzym wieder gestoppt. Kommt der Speisebrei nun in den Dünndarm, werden α-Amylasen durch die Bauchspeicheldrüse wieder zugeführt. Dafür ist aber genügend Magensäure wichtig. Ist der Speisebrei nicht sauer genug, wird eine Ausschüttung durch die Bauchspeicheldrüse nicht aktiviert. Dadurch können die Kohlehydrate nicht ausreichend verdaut werden. Dies fördert dann die Bildung von schädlichen Bakterien im Dünndarm, was eine Fehlbesiedelung, Blähungen, Bauchschmerzen und Durchfälle auslösen kann. Hier können Milchsäurebakterien helfen, die Darmflora wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Empfohlene Heilpflanzen, die die Magensäureproduktion anregen, sind die Bitterstoffpflanzen. Daneben können Enzympräparate, Milchsäurebakterien und Heilerde helfen. Stressreduktion, entspannende Spaziergänge und das Fördern eines ruhigen, erholsamen Schlafs können hier unterstützend helfen.
2.2
Heilpflanzen bei Reizmagen
Die Diagnose Reizmagen ist heute weit verbreitet. Oft liegen psychische oder psychosomatische Beschwerden zugrunde. Organische Ursachen können meist nicht nachgewiesen werden. Symptome dafür sind Schmerzen, Druckgefühl, Sodbrennen. Die Lebensqualität der Betroffenen ist erheblich eingeschränkt. Die Behandlung wird meist auf die die Symptome abgestimmt. Die Kamille, als Tee, Tinktur oder homöopathische Form, kann hier sehr gut eingesetzt werden. Sehr starke krampfhafte Beschwerden lindert die homöopathische Zubereitung der Tollkirsche, Belladonna D6–30. Außerdem werden verwendet: 55 Eibisch s. Eibisch 7 1.1.1. 55 Kamille, echte s. Kamille, echte 7 1.1.3. 55 Melisse s. Melisse 7 2.1.7.
54
2.3
2
Kapitel 2 · Heilpflanzen für den Magen
Heilpflanzen für die Magenschleimhaut
Die schleimlösenden Heilpflanzen zeichnen sich durch einen hohen Gehalt an schleimlösenden Wirkstoffen aus. Diese schützen und umhüllen entzündete Schleimhäute, damit darunter liegende Entzündungen leichter abheilen können. Des Weiteren fördern Schleimstoffe die Bindung von Magensäure und andere schleimhautreizende Zersetzungsprodukte, schützen gleichzeitig die Magenschleimhaut und bauen sie wieder auf. 2.3.1
Bartflechte
Usnea barbata z Familie der Baumflechten
Die Bartflechte hat ein sehr auffälliges Aussehen, hängt in den Bergwäldern in großen Mengen an den Zweigen und ähnelt einem langen Bart. Sie wurde schon vor 1000 Jahren als Heilpflanze in Bergregionen, wo sie wächst, eingesetzt. Leider ist das Wissen darüber fast verloren gegangen. z Inhaltsstoffe
Bitterstoffe, Flechtensäuren wie Usninsäure (bakteriostatisch auch in noch in größerer Verdünnung), Vitamin C z Wirkung
Stark antibiotisch, bakteriostatisch, keimabtötend, pilzabtötend, entzündungshemmend, proliferationshemmend (zellteilungshemmend), wundheilend, fördert die Gewebeneubildung, verhindert Wundinfektionen
55 2.3 · Heilpflanzen für die Magenschleimhaut
2
z Einsatzgebiete
Die Bartflechte wird nur sehr wenig eingesetzt, hätte aber ein großes Potenzial in Fällen von entzündeten Bronchien, Magen-Darm-Schleimhäuten, Akne oder unreiner Haut, entzündeten Hautirritationen, Grippe, Erkältungen, schlecht heilenden Wunden, vorbeugend gegen Wundinfektionen und Gangränen bei Verletzungen, Kopfschmerzen, Gallenblasenprobleme und Ausleitung von Schwermetallen. Geeignet für Erwachsene, nicht geeignet für Kinder, Schwangere, Stillende 2.3.2
Isländisches Moos
Cetraria islandica, Lichen islandicus
56
Kapitel 2 · Heilpflanzen für den Magen
z Familie der Flechten
2
Der Schleim der Heilpflanze wird verdaut und war in Mangelzeiten sogar ein Nahrungsmittel. 55 Wirkung: reizmildernd 55 Chronische Magenerkrankungen 55 Der Bitterstoff hat ausgesprochen tonische Wirkung auf Magen und Darm Das Zusammenwirken der besonderen Inhaltsstoffe macht die Flechte zu einem wertvollen Heilmittel, das leider allzu sehr vernachlässigt wird. !!Leider ist Isländisches Moos seit dem Tschernobyl-Unfall nur schwer strahlenfrei zu bekommen.
2.3.3
Käsepappel
Malva sylvestris L. z Eibischgewächs
Die Wilde Malve, besser als Käsepappel bekannt, ist der Signaturenlehre nach eine Venus-Mond-Pflanze. Sie wächst an Wegrändern, Wiesenrändern oder Zäunen, ist eine sehr genügsame Pflanze und sicherlich eine der bekanntesten, neben dem Eibisch, wenn es um Schleimhautentzündungen oder trockene Schleimhäute geht. Sie wird auch blaue Pappelblume oder Rossmalvenblüte genannt. Die Stockrose mit ihren schönen, großen Blüten, hochstämmig und rauhaarig, wird vorwiegend in Bauerngärten kultiviert. Sie ist auch unter Baummalve, Pappelrose oder Stockmalve bekannt.
57 2.3 · Heilpflanzen für die Magenschleimhaut
2
z Vorkommen
Die Pflanzen sind in ganz Europa heimisch. z Verwendete Pflanzenteile
Blüten – Malvae flos Blätter – Malvae folium Die Blüten werden nach dem Aufblühen mit den Kelchen gesammelt und sorgfältig getrocknet, um die blaue Farbe möglichst zu erhalten. 5 Teile frische Blüten ergeben 1 Teil getrocknete. Die Blätter werden in den Sommermonaten von den blühenden Pflanzen geerntet und möglichst rasch getrocknet. 5–6 Teile frische Blätter ergeben 1 Teil getrocknete. z Inhaltsstoffe
Schleimstoffe v. a. Polysaccharide, Flavonoide v. a. 8-O-Glucoronide des Hypolaetins, Isoscutelareins und Gossypetin-3-O-glucosid, Flavonoidsulfate, Gerbstoffe, ätherisches Öl In den Blüten wurden noch zusätzlich Anthocyane wie Malvin, Delphinidin und Spuren von Cumarinen gefunden z Wirkung
Entzündungshemmend, reizlindernd, heilend, schleimhautschützend z Einsatzgebiete
Schleimhautreizungen in Mund- und Rachenraum, Magen-Darm-Bereich, Katarrhe der oberen Luftwege, trockener Husten, Erkältungskrankheiten, mildes Adstringens bei Angina oder Magen-Darm-Entzündungen, Halsentzündungen, Halsschmerzen, Koliken, Ruhr, entzündete hartnäckige Geschwüre Äußerlich zur Wundbehandlung in Form von Waschungen, Bädern oder Umschlägen Die Stockrosen werden aufgrund ihres Gerbstoff- und Schleimgehaltes als Aufguss oder Abkochung (10–20:200) innerlich bei leichten Halsentzündungen als Gurgelwasser genutzt. Die farbstoffreichen Blütenblätter dienten in Weingegenden vielfach dazu, dem Rotwein eine dunklere Farbe zu geben. Geeignet für Kinder, Erwachsene, Schwangere, Stillende z Zubereitungen
Tee: etwas länger ziehen lassen (5–10 min), damit die Schleimstoffe gut ausgezogen werden, Gerbstoffe unterstützen die Wirkung noch Langsam gurgeln bzw. Mund spülen Bestandteil von Teemischungen, Hustenpastillen iiBewährt hat es sich, den Tee oder die Hustenteemischungen mit Honig zu süßen, damit die Aufnahme der Wirkstoffe beschleunigt und verbessert wird. Der Honig als eigenes Heilmittel unterstützt diese Wirkungen noch.
58
Kapitel 2 · Heilpflanzen für den Magen
2.3.4
Lein (Flachs), Leinsamen
2
Linum usitatissimum L. z Flachsgewächse
Der Flachs bzw. Lein ist eine uralte Kultur- und Heilpflanze und wurde schon immer zur Öl- und Fasergewinnung verwendet. Die Samen wurden zu Heilzwecken eingesetzt. z Vorkommen
Europa, Indien, Marokko z Verwendete Pflanzenteile
Samen – Lini semen z Inhaltsstoffe
Schleime wie Xylose, Galactose, Galacturonsäure, Rhamnose, Arabinose, Fructose, Glucose, Hemicellulose, Cellulose, Lignin, fettes Öl aus Linolen-, Linol- und Ölsäure, Eiweiß, Phosphatide, Sterole, Triterpene, Cholesterol, Campesterol, Stigmasterol, Sitosterol, Avenasterol, Cycloartenol, cyanogene Glykoside wie Linustatin, Neolinustatin, Monoglucoside Linamarin, Lotaustralin, Ballaststoffe, Lingnane, Linusitamarin, Linocinnamarin, Ligan-(-)-Pinoresinoldiglucosid, Flavonoide wie Kämpferol-3,7-O-glucosid, Herbacetin, 3,7-O-diglucosid, 3,8-O-diglucosid, 3,7-O-dimethylether, Nona-und Octapeptide (immunsuppressive Wirkung vergleichbar mit Cyclosporin), Mineralstoffe z Wirkung
Schleimhautschützend, leicht abführend z Einsatzgebiete
Chronische Gastritis und Darmentzündungen, Verstopfung, Reizmagen, nervöser Magen
59 2.4 · Heilpflanzen bei Magen-, Zwölffingerdarmgeschwüren
2
Äußerlich als erweichende, lindernde Auflagen und Umschläge bei Furunkel, Geschwüren, Hautleiden. Geeignet für Kinder, Erwachsene, Schwangere, Stillende Leinsamenschleim 1–2 Esslöffel geschrotete bzw. zerkleinerte Leinsamen in 250–500 ml Wasser einweichen und über Nacht mazerieren lassen. Am Morgen kurz aufkochen und durch Mulltuch abseihen – mehrmals täglich 1 Tasse trinken oder löffeln. Viel dazu trinken! Bei drohendem Darmverschluss nicht einnehmen!
z Zubereitungen
Tee Brei Auflagen, Umschläge
2.4
Heilpflanzen bei Magen-, Zwölffingerdarmgeschwüren
Eine der häufigsten Erkrankungen des Magens und Zwölffingerdarms sind Ulcus ventriculi und Ulcus duodeni. Heilpflanzen sind hier eine gute Ergänzung zu den schulmedizinischen Präparaten neben der richtigen Ernährung und dem Beachten von psychischen und/oder körperlichen Belastungen und Stresszuständen. In der Schulmedizin wird ein sogenannter Magenschutz verordnet. Dabei kommt es aber oft zu hohen Rezidivraten, was den Helicobacter pylori betrifft und auch unerwünschten Nebenwirkungen bei Langzeiteinnahme sowie die Entwicklung von Nahrungsmittelunverträglichkeiten. Was man früher gut vertragen hat, kann man auf einmal nicht mehr essen. Dazu kommen noch die Einnahmen von Salicylaten und nichtsteroidalen Antirheumatika. Diese schädigen die Magen- Darm-Schleimhaut und können zu akuten Magen-Darm-Blutungen führen. Es ist aber nicht immer so einfach möglich, schulmedizinische Behandlungen und Medikamente aufgrund von anderen Erkrankungen wie Rheuma, Schmerzen, Herzerkrankungen usw. abzusetzen. Hier können Heilkräuter gut unterstützend wirken, entweder, dass Therapien besser vertragen werden oder Medikamente überhaupt reduziert werden können. Der vorbeugende Schutz der Schleimhäute macht Therapien leichter. 2.4.1
Kamille
Entzündungshemmende Wirkung auf Schleimhäute Kamillenrollkur – gute Wirkung bei Ulkus, bringt auch zur Ruhe (s. 7 Abschn. 1.1.3).
60
Kapitel 2 · Heilpflanzen für den Magen
2.4.2
Süßholz
2
Glycyrrhiza glabra L.
61 2.4 · Heilpflanzen bei Magen-, Zwölffingerdarmgeschwüren
2
z Hülsenfrüchtler
Die Süßholzwurzel wird seit jeher in der Heilkunde angewendet. Besonders beliebt bei Kindern war früher die Lakritze (Succus Liquiritiae), der aus den ungeschälten, getrockneten Wurzeln gewonnene, eingedickte Saft. z Vorkommen
Mittelmeergebiete, Mittel-, Südrussland, Kleinasien bis Persien z Verwendete Pflanzenteile
Wurzel – Liquiritiae radix z Inhaltsstoffe
Triterpensaponine wie Glycyrrhizin, K- und Ca-Salze der Glycyrrhizinsäure (50- fache Süßkraft von Rohrzucker), 24-Hydroxyglycyrrhizin (100-fach süßer als Rohrzucker), Sojasaponine I und II, Glykoside von ca. 20 weiteren Aglykonen wie 18α-Hydroxyglycyrrhetinsäure (Glabrinsäure), Glabrolid, u. a., über 40 verschiedene Flavonoide wie Isoliquiritigenin, Isoliquiritin, Licurosid, Neolicurosid, Liquiritigenin, Liquiritin, Glabron, Flavanolole, Flavone wie Prenyllicoflavon A, Isoflavone wie Formononetin, prenylierte Isoflavane wie Glabridin, Licoricidin, Hispaglabridin A und B, Glabren, Pterocarpane, Cumarine wie Umbelliferon, Herniarin, Glycycumarin, Licopyranocumarin, über 30 Aromastoffe wie Anethol, Estragol, Geraniol, aliphatische Säuren, Aldehyde, Ketone, Alkohole, Kohlenwasserstoffe, Polysaccharide wie Glycyrrhizan GA, GP I, GP II, Phytosterole. Insgesamt wurden mehr als 400 Wirkstoffe nachgewiesen z Wirkung
Glycyrrhizinsäure bzw. Glycyrrhetinsäure haben eine schleimhautschützende Wirkung im Magen-Darm-Trakt, weitere Wirkungen sind stark entzündungshemmend, Pepsinaktivität wird gebremst, Viskosität der Magenschleimhaut erhöht, antiviral, Interferon stimulierend, stabilisierend auf Leberlymphome, schützend gegen Zellgifte, Hemmung von DNA- und RNA-Viren, antiallergisch, sekretolytisch, antiulzerogen, stark bakterizid (Helicobacter pylori), antibakteriell, pilzfeindlich, leberzellschützend, blutreinigend, auswurffördernd, schleimbewegend, vorbeugend bei Magengeschwüren und Gastritis. In Japan wird die Süßholzwurzel bei viralen Hepatitiden (B und C) eingesetzt. !!Bei Langzeiteinnahme oder hohen Dosen kann es zu einem gedunsenen Gesicht kommen, deshalb sollte nach 3 Wochen Einnahme eine Pause von mindestens 1 Woche eingelegt werden. Wird die Süßholzwurzel mit anderen Heilpflanzen gemischt, kommt es nur in seltenen Fällen zu Beschwerden. !!Weitere Nebenwirkungen bei Langzeiteinnahme sind Kalium-, Natriumverlust, Ödeme, Herzbeschwerden, Pseudoaldosteronismus. Deshalb viel Bananen oder getrocknete Marillen in dieser Zeit essen.
62
Kapitel 2 · Heilpflanzen für den Magen
z Einsatzgebiete
2
Husten und Bronchialkatarrhe, Heiserkeit, Entzündungen der oberen Luftwege, Gastritis, Krämpfe im Magen-Darm-Trakt, Gastritis, Magengeschwüre, chronische Hepatitis A und C, Leberzirrhose. Geeignet für Erwachsene, nicht geeignet für Kinder, Schwangere, Stillende z Zubereitungen
Tee Fluidextrakt: Mehrmals täglich 1 Teelöffel mit etwas Wasser einnehmen. Succus Liquiritiae (Lakritze): 1,5–3 g vor den Mahlzeiten mit etwas Wasser einnehmen. Geschmackskorrigens in Arzneimitteln, Lebensmitteln, Genussmitteln Lakritzwaren Bestandteil von abführenden Teemischungen Hustensäfte, Pastillen, Tropfen
2.5
eitere Heilpflanzen für Verdauung, Übelkeit, Erbrechen, W Magenschwäche
2.5.1
Boldo
Peumus boldus MOL. z Monimiengewächs
Der Boldostrauch stammt ursprünglich aus Chile und wird gerne in Teemischungen für Magen und Darm verwendet. z Vorkommen
Chile
63 2.5 · Weitere Heilpflanzen für Verdauung, Übelkeit, Erbrechen,…
2
z Verwendete Pflanzenteile
Blätter – Boldi folium z Inhaltsstoffe
Alkaloide vom Morphinantypus wie Boldin, Isocorydin, Nor-isocorydin, N- Methyl-laurotetanin, ätherisches Öl, Ascaridol, p-Cymen, Cineol, Flavonoide, Triterpene z Wirkung
Magenstärkend, galleanregend, krampflösend, entzündungshemmend, leberschützend, beruhigend auf das Magennervensystem z Einsatzgebiete
Krampfartige Magen-Darm-Beschwerden, Verdauungsbeschwerden, Lebererkrankungen und Gallensteine, Rheuma, Gonorrhö, Dyspepsie. Geeignet für Erwachsene, nicht geeignet für Kinder, Schwangere, Stillende z Zubereitungen
Tee Tropfen Dragees, Filmtabletten Man gibt sie im weingeistigen Auszuge oder als Elixir in Gaben von 1–5 g. Das ätherische Öl wird zu 5–10 Tropfen mehrmals täglich bei Tripper empfohlen und soll frei von störenden Nebenwirkungen sein. Neben den Blättern verwendet man in Chile die gerbstoffreiche Rinde. 2.5.2
Kreuzkümmel
Cuminum cyminum L.
64
Kapitel 2 · Heilpflanzen für den Magen
z Doldenblütler
2
Die Verwendung der Samen des Kreuzkümmels wird schon in der Bibel erwähnt. Er war ein hochgeschätztes Gewürz und Heilmittel zugleich. So fand man die Samen in den Grabkammern der Pyramiden. In der griechischen und römischen Küche diente der Kreuzkümmel als Pfefferersatz und Konservierungsmittel. Er ist auch bekannt unter den Namen Mutterkümmel, ägyptischer, römischer, welscher, langer Kümmel, Hafer-, Kron-, Pfefferkümmel. z Vorkommen
Orient, Niltal Der Kreuzkümmel braucht ein warmes Klima zum Wachsen und wird daher heute im Orient, Ägypten, Indien, südlichen Mittelmeerraum, Süd- und Mittelamerika, Indonesien oder China kultiviert. z Verwendete Pflanzenteile
Früchte – Cumini fructus z Inhaltsstoffe
Ätherisches Öl mit p-Mentha-1,4-dienal, Cuminaldehyd, γ-Terpinen, β-Pinen, p-Cymen, p-Mentha-1,3-dien-7-al, Safrol, p-Mentha-l,4-dien-7-al, p-Mentha-3en-7-al, p-Mentha-1,3-dien-7-al, Flavonoide wie Luteolin- und Apigenin-7-O- glucosid, 7-O-glucuronosylglucosid, Apigenin-7-O-apiosylglucosid, Apigenin-5-O-glucosid, fettes Öl mit Petroselinsäure z Wirkung
Fördert die Produktion der Verdauungssäfte, Speichel, Magensaft, Galle, fördert die Bewegung der Darmmuskulatur, erhöht die Aktivität der Bauchspeicheldrüsenenzyme, pilzhemmend, erhöht die Glucosetoleranz >>Die Wirkung von Kreuzkümmel ist stärker als die von Kümmel.
z Einsatzgebiete
Gewürz in der Küche für Brot, Kuchen, Käse, Verdauungsschwäche, Magenschwäche, zu wenig Magensäure, schlechte Fettverdauung, Kolik (auch in der Tierheilkunde). Geeignet für Kinder, Erwachsene, Schwangere, Stillende z Zubereitungen
Pulver Ätherisches Öl
65 2.5 · Weitere Heilpflanzen für Verdauung, Übelkeit, Erbrechen,…
2
Pulvis Seminum quatuor: Viersamen-Pulver gegen Magenkrämpfe 55 55 55 55
2.5.3
Fruct. Anisi Fruct. Carvi Fruct. Cumini Fruct. Foeniculi aa.
Kümmel
Carum carvi L. z Doldenblütler
Ein sehr bekanntes und viel eingesetztes Gewürz in der heutigen Küche ist der Kümmel. Vorkommen Europa, Asien, Ägypten Verwendete Pflanzenteile Früchte – Carvi fructus Die zur Reifezeit gesammelte Frucht wird getrocknet, gereinigt und gut verschlossen aufbewahrt. Inhaltsstoffe Ätherisches Öl mit Carvon, Limonen, Pinen, Sabinen, 3-Caren, Isomere des Dihydrocarvons, Dihydrocarveols, Carveols, fettes Öl, Proteine, Kohlenhydrate, Flavonoide wie Kämpferol- und Quercetin-Glykoside, Hydroxy- und Furanocumarine z Wirkung
Verdauungsunterstützend, entblähend, krampflösend, pilzfeindlich, gewürzhaft erwärmend, milchflussfördernd, unterstützt die Fettverdauung nach schweren Speisen
66
Kapitel 2 · Heilpflanzen für den Magen
z Einsatzgebiete
2
Verdauungsbeschwerden, Bauchkrämpfe, Völlegefühl, Blähungen, zu wenig Magensaft, schwache Verdauung, Blähungen und Koliken von Babys und Kindern, Verdauungskopfschmerzen, Grimmen und Leibweh von Kälte verursacht, kalte Flüsse, Mutterbeschwerden, zur Förderung der Milchbildung von Stillenden. Geeignet für Kinder, Erwachsene, Schwangere, Stillende z Zubereitungen
Tee Tropfen Zäpfchen Blähungssalben Dragees Aqua carminativa: Windwasser Ph. Austr. 55 55 55 55 55 55 55 55 55
Florum Chamomillae Romanae Corticis Fruct. Aurantii Corticis Fruct. Citri Foliorum Menthae crispae Fructus Carvi Fructus Coriandri Fructus Foeniculi aa 30,0 Aquae 4000,0 24 h mazerieren und dann 2000,0 abdestillieren.
Species carminativae (Gall.) 55 55 55 55
2.5.4
Fructus Anisi Fructus Carvi Fructus Coriandri Fructus Foeniculi aa
Pfefferminze
(s. 7 Abschn. 3.1.4)
2.5.5
Tausendguldenkraut
(s. 7 Abschn. 1.2.5)
67 2.6 · Heilpflanzen für den Reizmagen
2.5.6
2
Muskatellersalbeiwein
„Magenelixier“ der Hildegard von Bingen angewendet bei Gastritis, Magengeschwür, Magenempfindlichkeit, Verdauungsschwäche und Appetitlosigkeit. Das Magenelixier ist das wichtigste Mittel nach Hildegard von Bingen zur Ausheilung einer chronischen Magenschleimhautentzündung, besonders in der Folge von zu wenig Magensäure. Durch zu wenig Magensäure ist eine ausreichende Eiweißverdauung nicht mehr möglich und dies führt zur Bildung von Fäulnisstoffen. Des Weiteren kann sich der Magen nicht mehr genügend vor Bakterien schützen, was zur Besiedelung des Helicobacter pylori führen kann. iiNach dem Mittag- und Abendessen 1–2 volle Likörgläser trinken, bei empfindlichem Magen nur 1–2 Esslöffel. Zur Beseitigung des Druckgefühls mit krampfartigen Schmerzen, können Fencheltabletten sehr gut kombiniert werden.
2.6
Heilpflanzen für den Reizmagen
2.6.1
Feigenknospen (s. auch 7 Abschn. 2.1.1)
Ficus carica z Maulbeergewächs
Schon in der Bibel (Micha 4) steht geschrieben: „Wenn Schwerter zu Pflugscharen werden und Frieden unter den Menschen herrscht, dann kann jeder unter seinem Feigenbaum sitzen, ohne aufgeschreckt zu werden.“ Ein reicher Mann war zu biblischen Zeiten derjenige, der einen Ölbaum, einen Weinstock, einen Feigenbaum und einen Süßwasserbrunnen sein Eigentum nennen konnte.
68
2
Kapitel 2 · Heilpflanzen für den Magen
Der Feigenbaum diente schon immer als Nahrungsmittel und Heilmittel. Die Frucht war sehr zuckerhaltig und konnte getrocknet aufbewahrt werden. Natürlicher Zucker bedeutete für den Körper Energie, Nahrung und Stärkung. Als Heilmittel eingesetzt wurden die Feigen bei Erschöpfung, Geschwüren, Hals- und Ohrenschmerzen. Feigen wirken basisch und helfen dem Körper, Säuren und Giftstoffe auszuscheiden und stärken das Immunsystem. Die enthaltenen Pektine und Fruchtsäuren wirken verdauungsfördernd und mild abführend. z Vorkommen
Orient z Verwendete Pflanzenteile
Frucht – Ficus fructus Knospen – Ficus gemmae z Inhaltsstoffe
Invertzucker, Eiweiß, Fett, Kalzium, Phosphor, Vitamine z Wirkung
Früchte: verdauungsfördernd, basisch, stärkend, energiegebend Knospen: entzündungshemmend, entgiftend, angstlösend, antidepressiv, magenschützend z Einsatzgebiete
Zwangs- und Angstneurosen, Magenschmerzen, Magenschleimhautentzündungen, Magengeschwüre, Zwölffingerdarmgeschwüre, psychosomatische Beschwerden, Warzen Getrocknet, geröstet und grob gepulvert liefern sie den Feigen- oder Gesundheitskaffee (Caricae tostae). Zubereitungen Brusttrank Bei langwierigen Brustkrankheiten, Heiserkeit, Husten und Auszehrung: 3 große, schöne Feigen, 30 g geraspeltes Hirschhorn, 7–9 Stück Brustbeeren, 3 Stück Datteln, 30 g Süßholz, 1 Handvoll rein gewaschene und wieder getrocknete Gerste werden in einem Topf mit 2 l Wasser um einen halben Liter eingekocht. Tagsüber bei Durst davon trinken.
69 2.6 · Heilpflanzen für den Reizmagen
2.6.2
Kamille, echte
(s. 7 Abschn. 1.1.3)
2.6.3
Melisse
(s. 7 Abschn. 2.1.7)
2
71
3
Heilpflanzen bei Darmerkrankungen Inhaltsverzeichnis 3.1
Heilpflanzen für den Reizdarm – 73
3.1.1 3.1.2 3.1.3 3.1.4 3.1.5 3.1.6
F enchel – 73 Kamille, echte – 74 Kümmel (s. 7 Abschn. 2.5.3) – 74 Pfefferminze – 75 Krauseminze – 76 Ringelblume – 78
3.2
Heilpflanzen bei Blähungen, Roehmheld-Syndrom – 79
3.2.1 3.2.2 3.2.3 3.2.4 3.2.5
nis – 81 A Fenchel – 82 Koriander – 82 Kümmel – 84 Sternanis – 84
3.3
eilpflanzen bei Morbus Crohn H und Colitis ulcerosa – 85
3.3.1 3.3.2 3.3.3 3.3.4
eidelbeere – 85 H Ringelblume – 86 Schafgarbe – 86 Weihrauch, indischer – 89
3.4
Heilpflanzen bei Durchfall – 91
3.4.1 3.4.2 3.4.3 3.4.4 3.4.5
lutwurz, Tormentillwurzel – 91 B Brombeerblätter – 92 Eichenrinde – 93 Erdbeerblätter – 96 Heidelbeere (s. 7 Abschn. 1.2.4) – 97
© Der/die Autor(en), exklusiv lizenziert an Springer-Verlag GmbH, DE, ein Teil von Springer Nature 2023 A. Riffel, Heilpflanzen für den Verdauungstrakt, https://doi.org/10.1007/978-3-662-67002-6_3
3.4.6 3.4.7 3.4.8
imbeerblätter – 98 H Rosenblütenknospen – 100 Schlafmohn, Opium – 103
3.5
eilpflanzen bei Verstopfung und chronischer H Darmträgheit – 105
3.5.1 3.5.2 3.5.3 3.5.4 3.5.5 3.5.6 3.5.7 3.5.8 3.5.9 3.5.10
loe – 107 A Faulbaum – 109 Kreuzdorn – 111 Rhabarber – 112 Senna – 115 Flohsamen (s. 7 Abschn. 2.1.3) – 117 Leinsamen (s. 7 Abschn. 2.3.4) – 117 Rizinusbaum – 118 Ahorn, Bergahorn – 120 Preiselbeersprossen – 121
3.6
eilpflanzen bei Hämorrhoiden H und Venenbeschwerden – 122
3.6.1 3.6.2 3.6.3 3.6.4 3.6.5 3.6.6 3.6.7 3.6.8 3.6.9
Blutwurz (s. 7 Abschn. 1.2.2 und 3.4.1.) – 122 Edelkastanie – 123 Eiche (s. 7 Abschn. 3.4.3) – 124 Hamamelis, Virginische Zaubernuss – 125 Kamille, echte (s. 7 Abschn. 1.1.3, 2.1.5 und 2.6.2) – 126 Mäusedorn – 126 Rosskastanie – 128 Weinlaub, rotes – 129 Zitterpappel – 131
3.7
Heilpflanzen bei dyspeptischen Beschwerden – 132
3.7.1 3.7.2 3.7.3 3.7.4
nanas – 133 A Kurkuma – 134 Papaya, Melonenbaum – 136 Schleifenblume, bittere – 137
73 3.1 · Heilpflanzen für den Reizdarm
3
Die häufigsten Beschwerden sind: 55 Reizdarm (Colon irritabile) 55 Blähungen 55 Durchfall 55 Verstopfung 55 Hämorrhoiden 55 Dick-, Enddarmentzündung 55 Morbus Crohn 55 Colitis ulcerosa 55 Darmentzündung 55 Darmgeschwür Schulmedizinische Möglichkeiten alleine führen bei den genannten Beschwerden und Erkrankungen oft nicht zum erhofften Ziel. Hier ist eine Kombination mit der Naturheilkunde sehr zufriedenstellend für die Betroffenen.
3.1
Heilpflanzen für den Reizdarm
3.1.1
Fenchel
74
3
Kapitel 3 · Heilpflanzen bei Darmerkrankungen
Die entblähende Wirkung des Fenchels ist nicht so stark wie beim Kümmel, aber er hat einen sehr guten Geschmack und wird breiter eingesetzt. Fencheltee bei Säuglingen – Karminativer Effekt bei Blähungen und Darmkrämpfen Tee: Früchte frisch zerstampfen oder quetschen – heiß aufgießen – 5 min ziehen lassen Fenchelöl: 2–4 Tropfen in Wasser z Fencheltabletten
Bei Durchblutungsstörungen, Atemgeruch bei schlechter Verdauung, Blähungen, Sodbrennen, Verstopfung, Übersäuerung Der Fenchel ist das beste Magenschutzmittel in der Hildegard-Heilkunde. Anwendung bei Durchblutungsstörungen: mehrmals täglich 1 Tablette auf der Zunge zergehen lassen. Anwendung bei Magenbeschwerden: 3–5 Tabletten vor jedem Essen kauen oder bei Bedarf. z Fenchelmischpulver der Hildegard von Bingen
Universalmittel zur Stabilisierung der Gesundheit, macht widerstandsfähiger, gibt Kraft und eine gute Verdauung, zur Verbesserung bei Stoffwechsel- und Kreislaufbeschwerden, verbessert die Verdauung, für thrombosegefährdete, pektanginöse Manager, Nierenleiden, Anwendung: 1–3 Messerspitzen in 1 Likörglas warmen Wein oder Petersilienhonigwein geben und nach dem Mittagessen trinken. z Fenchel-Galgant-Tabletten
Bei Herzproblemen kombiniert mit Magenproblemen, Fenchel verstärkt die krampflösende Wirkung. Anwendung: 3-mal täglich 1 Tablette nach dem Essen auf der Zunge zergehen lassen. 3.1.2
Kamille, echte
(s. 7 Abschn. 1.1.3)
3.1.3
Kümmel (s. 7 Abschn. 2.5.3)
Wilder Kümmel ist sehr verbreitet, wird aber arzneilich nicht verwendet. Der Kümmel hat die stärkste entblähende Wirkung, ist sehr gut verträglich und auch für Babys schon geeignet. Kümmel wird bei Verdauungsproblemen, krampfartigen Beschwerden im Magen-Darm-Trakt, Blähungen und Völlegefühl eingesetzt. Tee: Kümmel frisch zerstoßen – heiß aufgießen – 5 min ziehen lassen 3-mal täglich zu den Mahlzeiten trinken
75 3.1 · Heilpflanzen für den Reizdarm
3
Kümmelöl: 2–3 Tropfen in 1 Glas Wasser zu den Mahlzeiten trinken Kümmelöl als Massageöl: 10 %ige Emulsion mit Olivenöl bei stark aufgetriebenem und schmerzhaftem Leib, mit kreisenden Bewegungen einmassieren 3.1.4
Pfefferminze
Mentha piperita L. z Lippenblütler
Die Pfefferminze gehört zu den bekanntesten Heilpflanzen, die auf unserem Kontinent angewendet werden. Hat man sie im Garten, sollte man sie öfter umsetzen. Die Blätter werden sonst krausig und verlieren an Wirkstoffen. Nach der Einteilung der Pflanzen laut Säftelehre gehört die Pfefferminze zu den kühlenden Pflanzen. Sie kann also Hitze aus dem Körper ableiten. Aufpassen müssen allerdings Menschen, die zu wenig Wärme im Körper erzeugen können. Deshalb wird sie bei niedrigem Blutdruck, kalten Händen, kalten Füßen, Kreislaufproblemen, chronischen Zuständen im Körper, hartnäckigen Verschleimungen oder in Verkühlungszeiten nicht gut vertragen. Auch Menschen mit einem phlegmatischen oder melancholischen Temperament sollten die Pfefferminze eher meiden. z Vorkommen
Weltweit z Verwendete Pflanzenteile
Blätter – Menthae piperitae folium Die Blätter werden von der kultivierten Pflanze gesammelt. Als die besten gelten die von der blühenden Pflanze, doch macht man in den Kulturen oft mehrere Schnitte. Man trocknet sie schnell im Schatten, befreit sie von den Stängeln und bewahrt sie in dicht schließenden Gefäßen auf.
76
Kapitel 3 · Heilpflanzen bei Darmerkrankungen
z Inhaltsstoffe
Ätherisches Öl mit Menthol, Menthylacetat, Menthon, Menthofuran, weiter Mono- und Sesquiterpene, Lamiaceengerbstoffe wie Rosmarinsäure, Kaffeesäurederivate, Flavonoide, Eriocitrin, Luteolin-7-O-rutinosid, Triterpene, Bitterstoffe
3
z Wirkung
Krampflösend auf Muskulatur des Magen-Darm-Trakts, galleflussanregend, entblähend, antibakteriell, leicht beruhigend, magenstärkend, gegen Erbrechen und Kolik, belebt die Verdauungsorgane z Einsatzgebiete
Blätter vor allem gut bei funktionellen krampfartigen Oberbauchbeschwerden, Übelkeit, Brechreiz, krampfhafte Schmerzen, Blähungen, Grimmen, Kolik, wirkt einer Nervenverstimmung oder Nervenreizbarkeit entgegen, in der Volksmedizin Bestandteil von Nerventees. Ätherisches Öl: bei Kopfschmerzen in Form von Roll-on auf die Schläfen auftragen. Geeignet für Kinder ab 6 Jahren, Erwachsene, Schwangere, Stillende !!Bei starker Übersäuerung des Magens kann Pfefferminze durch das starke ätherische Öl die Beschwerden verschlimmern.
z Zubereitungen
Tee: Heiltee – warm trinken, schluckweise alleine oder in Kombination mit anderen Heilpflanzen. Wer an einer Magenverschleimung leidet und wegen schlechter Verdauung zum Aufstoßen und Erbrechen neigt, trinke täglich 1 Tasse Pfefferminztee. Tropfen: In Akutfällen 10–20 Tropfen in Wasser einnehmen Aqua Menthae piperitae: Esslöffelweise einnehmen – Ersatz für Tee Roll-on: Ätherisches Pfefferminzöl in fettem Trägeröl 3.1.5
Krauseminze
Mentha spicata L. var. crispa z Lippenblütler
Die Krauseminze wird sehr ähnlich wie die Pfefferminze angewendet. Sie wird auch Spearmint, Grüne Minze, Braunheilig, Daumenthee oder Wohlgemuth genannt.
77 3.1 · Heilpflanzen für den Reizdarm
3
z Vorkommen
Europa z Verwendete Pflanzenteile
Blätter – Menthae crispae folium z Inhaltsstoffe
Ätherisches Öl mit Carvon, Limonen, Dihydrocarveolacetat, weitere Monoterpene, Flavone, Rosmarinsäure, weitere Gerbstoffe, Bitterstoffe. Enthält kein Menthol. z Wirkung
Wie Pfefferminze, nur etwas milder z Einsatzgebiete
Blätter in Teemischungen: Magen-Darm-, Leber-Galle-Beschwerden Ätherisches Öl: zur Inhalation bei Erkältungen, zur Aromatisierung von Mundwässern, Zahnpasten, Kaugummi. Geeignet für Kinder ab 6 Jahren, Erwachsene, Schwangere, Stillende i Zubereitungen Sirupus Menthae crispae: Krauseminzesirup 2 Teile Krauseminzeblätter, befeuchtet mit 1 Teil Weingeist, mit 12 Teilen Wasser 24 h stehen lassen, abpressen, filtrieren. 8 Teile Filtrat und 12 Teile Zucker ergeben 20 Teile Sirup.
z Weitere Minzearten
Japanische Minze: Varietät der Ackerminze, weltweit verbreitet, bis zu 70 % Menthol Waldminze: Mentha silvestris, Mentha longifolia Graufilzige, behaarte Blätter Eher für die äußerliche Anwendung – in Kräuterkissen, Kräuterbädern Poleiminze: Mentha pulegium Liefert ätherisches Öl, aus dem Menthol gewonnen wird, wird bei uns nicht als Heilpflanze verwendet. !!Pulegon, der Hauptbestandteil des ätherischen Öls ist toxisch und wirkt abortiv! Deshalb wird die Poleiminze kaum noch verwendet. Nicht in der Schwangerschaft anwenden.
78
Kapitel 3 · Heilpflanzen bei Darmerkrankungen
3.1.6
Ringelblume
3
Calendula officinalis L. z Korbblütler
Die Ringelblume wird auch gerne die „Allesheilerin“ genannt. Sie heilt Wunden auf allen Ebenen – körperliche, psychische und geistige. Gerade beim Reizdarm spielen oft Stress, körperliche oder psychische Belastungen, besondere Sensibilität und eine Überreizung des gesamten Nervensystems mit Schwächezuständen eine begleitende Rolle. Die Symptomatik eines Reizdarms kann bis zu Krämpfen im Darm und im Analbereich, die oft heftig und plötzlich auftreten und von Angst begleitet sind, reichen. Die Symptome sind sehr wechselnd, verschieden und schränken das alltägliche Leben und die Lebensqualität des Betroffenen sehr ein. Die Menschen leiden sehr unter der Situation. Ursachen können vom Arzt oft nicht festgestellt werden. z Vorkommen
Die Ringelblume stammt ursprünglich aus Asien, wanderte aber schon vor sehr langer Zeit in Europa ein. Heute kommt sie in ganz Europa vor. z Verwendete Pflanzenteile
Blüten – Calendulae flos z Inhaltsstoffe
Ätherisches Öl mit α-Cadinol, T-Cadinol, α- und β-Jonon, β-Jonon-5,6-epoxid, Dihydroactinidiolid, und 60 weitere Komponenten, Triterpensaponine, Saponoside A-F, Triterpenalkohole, Mono-, Di- und Triole vom ψ-Taraxacen-, Lupen-, Oleanen- und Ursen-Typ wie α-, β-Amyrin, Lupeol, Taraxasterol, Faradiol, Arnidiolester, Heliantriole A, B, C, Sterine, Carotinoide, Lutein, Zeaxanthin, Flavonoide wie Hyperosid, Isorhamnetin-3-O-glucosid, -3-O-neo-hesperidosid, 3-O-2′-
79 3.2 · Heilpflanzen bei Blähungen, Roehmheld-Syndrom
3
rhamnosylrutinosid, Narcissin, Cumarine, Scopoletin, Umbelliferon, Aesculetin, Polysaccharide mit Rhamnoarabinogalacton- und Arabinogalactanstruktur, Polyacetylene, phenolische Säuren, Bitterstoffe, Calendin, Loliolid, Alloaromadendrol, Epicubeol u. a. z Wirkung
Wundheilend, entzündungshemmend, fördert die Bildung von Granulationsgewebe, antimikrobiell, zytotoxisch, antibakteriell, fungizid, antimutagen, krampflösend, ödemhemmend, immunstimulierend, blutfettsenkend z Einsatzgebiete
Wunden, Narben, Brandwunden, Quetschungen, Furunkel, Hautirritationen, trockene Haut, Ausschläge, Ulcus cruris, Entzündungen der Schleimhäute, Ödeme, Gallenkoliken, Magen-Darm-Krämpfe, Gastritis, Zystitis, hohe Blutfettwerte, Leber-Galle-Leiden Geeignet für Kinder, Erwachsene, Schwangere, Stillende z Zubereitungen
Tee Tropfen Salbe Umschläge, Auflagen Bäder
3.2
Heilpflanzen bei Blähungen, Roehmheld-Syndrom
Blähungen gehören zu den häufigsten Verdauungsstörungen, unter denen Menschen leiden. Sie können unterschiedlichste Ursachen haben, blähende Lebensmittel, Unverträglichkeiten, Störungen der Gallenwege, der Gallenblase, fortgeschrittenes Lymphempyhysem, aber auch die Einnahme von bestimmten Medikamenten oder bestimmte Erkrankungen wie Arteriosklerose können Blähungen fördern. Am häufigsten kommt der sog. Oberbauchmeteorismus vor, bei dem Magen und Darm betroffen sind. Dabei spielt der Darm die Hauptrolle, z. B. intestinale Gärungsdyspepsie oder eine isolierte chronische Darmentzündung. Beim Zustandekommen der übermäßigen Gasansammlungen im Oberbauch spielen das Gefäßsystem und die Blutversorgung der Organe im Bauchraum eine wesentliche Rolle, denn oft kommt es eigentlich zu keiner Mehrbildung von Gasen, sondern es entsteht ein Resorptionsproblem. Die Menschen leiden dann unter Aufgetriebenheit des Magens mit Völlegefühl, Druck und Aufstoßen. Dadurch kommt es auch zu Stimmungsschwankungen, Energielosigkeit, Schlafproblemen oder Appetitlosigkeit.
80
3
Kapitel 3 · Heilpflanzen bei Darmerkrankungen
Unabhängig von den Ursachen können Blähungen symptomorientiert gut mit pflanzlichen Heilmitteln behandelt werden. Durch die Linderung oder Beseitigung der Blähungen werden auch das Herz und die Gefäße entlastet. Folgende Heilpflanzengruppen werden eingesetzt: 1. Karminativa –– Kümmel –– Fenchel –– Anis –– Sternanis –– Koriander –– Gewürznelken 2. Heilkräuter –– Bitterkräuter –– Löwenzahn kKarminativa
Einfache pflanzliche Zubereitungen aus Karminativa zeigen bei Blähungen gute Wirkung. Kümmel, Fenchel und Anis bilden einen Übergang zu den Gewürzen. Kamille, Pfefferminze, Melisse und Angelika haben ebenfalls eine karminative Wirkung. In der Schulmedizin werden Karminativa wenig beachtet. Sie sind aber schon immer sehr wichtige Heilpflanzen für Babys, Kinder und Erwachsene gewesen. Für die Wirkung verantwortlich sind die enthaltenen ätherischen Öle. In der heutigen Küche werden nur mehr wenig Gewürze verwendet. Gewürze machen Speisen bekömmlicher, leichter verdaulich, unterstützen die Aufspaltung der Lebensmittel und beugen so Verdauungsbeschwerden vor. Durch die Gewürze wird auch die Produktion der Verdauungssäfte angeregt, die Darmbewegung gesteigert und sogar die Herzfunktion und der Blutdruck positiv beeinflusst. Capsicumgewürze (Paprika, Chili) als Zusatz zu Reismahlzeiten erhöhen die Aktivität der Nebennierenrinde und Kortikosteroidproduktion. Senfgewürzte Speisen werden schneller verdaut und damit die Entleerung des Magens und der Darmpassage beschleunigt. Bittermittel wirken umfangreich auf Magen, Darm, Leber, Galle und Bauchspeicheldrüse (s. Bitterstoffe, 7 Abschn. 2.1.12).
81 3.2 · Heilpflanzen bei Blähungen, Roehmheld-Syndrom
3.2.1
3
Anis
Pimpinella anisum L. z Doldenblütler
Anis ist ein sehr beliebtes Gewürz, das sehr vielseitig eingesetzt werden kann. z Vorkommen
Mittelmeergebiet, Westasien, Indien, Vorderer Orient z Verwendete Pflanzenteile
Fürchte – Anisi fructus z Inhaltsstoffe
Ätherisches Öl mit trans-Anethol, Estragol, Anisaldhyd, γ-Himachalen, 2- Methylbuttersäureester des 4-Methoxy-2-(1-propylen)-phenol, 4-Hydroxybenzoesäure-Glucosid, Phenolcarbonsäuren, fettes Öl, Proteine, Kohlenhydrate, Flavonolglykoside z Wirkung
Krampflösend, entblähend, magenstärkend, leicht abführend, schleimlösend, schleimbewegend, antiseptisch, antimykotisch, milchflussfördernd, herzstärkend, öffnet die Leber. z Einsatzgebiete
Karminativum, Katarrhe der Luftwege, Kolik, Blähungen, Auftreiben des Magens, Husten, Brustkrampf, starke Beklemmungen der Brust, zur Stärkung und Erhaltung der Gesundheit, Widerwillen gegen Speisen, Verstopfung der Milz. Geeignet für Kinder, Erwachsene, Schwangere, Stillende
82
Kapitel 3 · Heilpflanzen bei Darmerkrankungen
z Zubereitungen
Tee Tropfen Salben
3
i Species carminativae: Blähungstreibende Kräuter Anis, Kümmel, Koriander, Fenchel, Angelikawurzel zu gleichen Teilen.
3.2.2
Fenchel
(s. 7 Abschn. 2.1.2)
3.2.3
Koriander
Coriandrum sativum L. var. vulgare z Doldenblütler
Der Koriander ist bei uns, wie Fenchel, Anis oder Sternanis, eher als Gewürz bekannt. Er hat aber ein sehr breites Wirkspektrum und ist auch sehr gut einsetzbar bei Durchfall oder Koliken. Schon in der Materia medica von 1765 steht über den Koriander, dass die Körner zu den besten Arzneien für Magen und Kopf gehören, weswegen man sie nicht selten gegen Magenschwäche, Bauchgrimmen, Blähungen, Winde vom Magen her, beginnenden Grauen Star, hartnäckigen Schnupfen und Gedächtnisschwäche eingesetzt hat. z Vorkommen
Östliches Mittelmeergebiet, Vorderer Orient, Marokko
83 3.2 · Heilpflanzen bei Blähungen, Roehmheld-Syndrom
3
z Verwendete Pflanzenteile
Früchte – Coriandri fructus z Inhaltsstoffe
Ätherisches Öl mit Linalool, Campher, γ-Terpinen, Geranylacetat, α-Pinen, p- Cymen, Limonen, Aldehyde wie Decanal, trans-Decen-2-al, trans-Dodecen-2-al, Nonanal, fettes Öl, Petroselinsäure, Proteine, Flavonoide, F uranoisocumarine, Coriandrin, Kaffeesäurederivate wie Chlorogensäure, Triterpene z Wirkung
Bakterizid, fungizid, verdauungsunterstützend, regt die Produktion der Verdauungssäfte an, macht Speisen bekömmlicher und leichter verdaulich, macht guten Magen, windtreibend, krampflösend, blutfettsenkend, menstruationsfördernd, regt die Cholesterolausscheidung über die Gallengänge an, Schwermetall (Quecksilber) ausleitend – die Inhaltsstoffe von Koriander sind in der Lage, das an den Ionenkanälen anhaftende Quecksilber zu lösen, mobilisieren und auszuleiten. z Einsatzgebiete
Krämpfe im Magen-Darm-Trakt, Blähungen, Völlegefühl, zu wenig Magensäure, Durchfall, Oberbauchbeschwerden, Magen-Darm-Verschleimungen, dyspeptische Beschwerden, Appetitlosigkeit, Brechreiz, Durchfall, Ruhr, leichte Choleraanfälle, Stuhlzwang, Schwindel, Gelenksschmerzen, Wechselfieber, Schwermetallausleitung, Gewürzmischungen. Geeignet für Kinder, Erwachsene !!Eine Schwermetallausleitung gehört immer in die Hände eines kundigen Arztes.
z Zubereitungen
Tee Gewürzmischungen Blähungstropfen Tinctura carminativa DAB 55 55 55 55 55 55 55 55 55 55 55
16Teile Zittwerwurzel 8Teile Kalmus 8Teile Galgant 4Teile Kümmel 4Teile Anis 4Teile röm. Kamille 2Teile Lorbeer 2Teile Gewürznelken 2Teile Muskatblüte 1Teile Orangenschalen 100Teile Pfefferminzwasser
84
Kapitel 3 · Heilpflanzen bei Darmerkrankungen
3.2.4
Kümmel
(s. 7 Abschn. 2.5.3)
3
3.2.5
Sternanis
Illicium verum HOOK.fil z Sternanisgewächs
Der Sternanis ist die Frucht des immergrünen Magnolienbaumes in Südostasien und in Europa vor allem als Gewürz für Lebkuchen und andere Bäckereien bekannt. Aus seinen Inhaltsstoffen wurde das heutige Grippemedikament Tamiflu entwickelt. z Vorkommen
Südostasien z Verwendete Pflanzenteile
Früchte – Anisi stellati fructus z Inhaltsstoffe
Ätherisches Öl mit trans-Anethol, Estragol, Foeniculin, cis-Anethol, Anisaldehyd, weitere Mono- und Sesquiterpene, fettes Öl, Flavonoide, Phenolcarbonsäuren, Depside, Gallocatechine
85 3.3 · Heilpflanzen bei Morbus Crohn und Colitis ulcerosa
3
z Wirkung
Antiviral, fiebersenkend, entzündungshemmend, schleimlösend, krampflösend und beruhigend z Einsatzgebiete
In Südostasien wird er vor allem wegen seiner Wirkung bei grippalen Infekten geschätzt. Er enthält Wirkstoffe, die die Vermehrung eines Virus stoppen können. Sternanis hilft sowohl gegen Viren wie auch gegen Bakterien. Aufgrund seines breiten Wirkspektrums wird er sowohl bei der echten Grippe als auch bei grippalen Infekten mit Kopf-, Glieder-, Halsschmerzen, Schnupfen, Angina, Husten und Bronchitis empfohlen. Auch eine vorbeugende Einnahme ist möglich, um eine Infektion zu verhindern. Ist man bereits krank, kann er helfen, bakterielle Folgeerkrankungen zu verhindern. In Europa ist er vor allem als Gewürz bekannt. !!In der Schwangerschaft und bei hormonellen Problemen wird von einer Einnahme abgeraten.
z Zubereitungen
Teezubereitung Kapseln – Die pulverisierte Form in den Kapseln ist aufgrund des hohen Gehalts an ätherischem Öl besonders zu empfehlen.
Heilpflanzen bei Morbus Crohn und Colitis ulcerosa
3.3
Bei den genannten Erkrankungen handelt es sich um Autoimmunerkrankungen, die schubweise auftreten. In den letzten Jahren wurden Studien bei Autoimmunerkrankungen mit Weihrauch durchgeführt, die sehr gute Wirkung zeigten. Die Ursache von Autoimmunerkrankungen ist nicht bekannt. Aber alle Betroffenen, gleich um welche Autoimmunerkrankung es sich handelt, haben sehr, sehr hohe Entzündungsfaktoren im Körper, die schulmedizinische Präparate nur schwer bis gar nicht senken können. Dies belastet den Körper in seinem Heilungsprozess sehr, da er ständig versucht, die Entzündungen auszuheilen. Hier kann man ihn mit Weihrauch sehr gut unterstützen. Zweimal im Jahr kurmäßig über 3 Monate Weihrauchkapseln eingenommen, hilft, Entzündungsfaktoren zu senken und gleichzeitig den Körper und das Immunsystem zu entlasten. 3.3.1
Heidelbeere
(s. 7 Abschn. 1.2.4 und 3.4.5.)
86
Kapitel 3 · Heilpflanzen bei Darmerkrankungen
3.3.2
Ringelblume
(s. 7 Abschn. 2.1.10 und 3.1.6.)
3
3.3.3
Schafgarbe
Achillea millefolii L. z Korbblütler
Die Schafgarbe gehört zu den wichtigsten Heilkräutern in der traditionellen europäischen Medizin und Volksheilkunde als Wundheilkraut und in der Frauenheilkunde. In der Säftelehre wird sie den Sanguis-Pflanzen zugeordnet, da sie die Wärme und Kälte des Blutes regulieren kann und beteiligt ist an der Blutqualität und Blutsubtilität. Den Signaturen nach ist sie eine Saturnpflanze, die Blüten sind dem Mond zugeordnet. Das Kraut gehört der Gruppe der Bodenheiler an, hat große regenerierende Kräfte, besiedelt sogar völlig übersäuerte Böden und hat eine säurebindende Kraft auch im menschlichen Körper. Die jungen Blätter haben eine starke blutreinigende Wirkung, aus den Blüten können antibiotisch wirkende Trop-
87 3.3 · Heilpflanzen bei Morbus Crohn und Colitis ulcerosa
3
fen hergestellt werden. Heute ist die Pflanze eine der wichtigsten Arzneipflanzen bei Morbus Crohn und Colitis ulcerosa. z Vorkommen
Europa, Nordamerika, Nordasien z Verwendete Pflanzenteile
Kraut – Millefolii herba Blätter – Millefolii folium Blüten – Millefolii flos Die Blütenstände werden im Juni und Juli gesammelt, von den dickeren Stängelteilen befreit und im Schatten getrocknet. 3–4 Teile frische Blüten geben 1 Teil getrocknete. Die Blätter oder das blühende Kraut werden an sonnigen Standorten gesammelt und im Schatten getrocknet. 7–8 Teile frische Pflanze ergeben 1 Teil getrocknete. z Inhaltsstoffe
Ätherisches Öl mit Monoterpenen wie Azulen, 1,8-Cineol, Sabinen, Campher, Linalool, Ascaridol und weitere, Sesquiterpene wie Germacren D, β-Caryophyllen, α-Bisabolol, Spathulenol, α-, β-Pinen, Borneol, Camphen, Terpinen-4-ol, Isoartemisiaketon, Caryophyllenepoxid und weitere, Sesquiterpenlactone wie Guaianolide, Germacranolide, Eudesmanolide, Proazulene wie Achillicin, 8α-Angelicoyloxyund 8α-Tigloyloxy-Verbindungen, Rupicolin A und B, Achillin, Leucodin, Millefin, Achillifolin, Bachanolid, Eudesmanolid, Tauremisin und weitere, Sesquiterpenoide wie Achimillsäuremethylester A, B und C, Longipinen-Derivate α-Longipin-2-en-1-on und dessen 7β-Hydroxyderivat, Flavonoide wie Flavon-7-O-glykoside mit den 7-O-Glucosiden und 7-O-Malonylglucosiden von Apigenin und Luteolin, Flavonol-3-O-glykoside Rutin, Apigenin-7-O-rutosid, C- Glykosylflavone Swertisin, Vitexin, Vincenin-2, Vincenin-3, Schaftosid, Isoschaftosid, Orientin, Isoorientin, Flavonoidaglyka Casticin, Artemetin, 6-Hydroxy-luteolin-6,7,3´,4´-tetramethylether, Salvigenin, Nepetin, Cirsiliol, Cumarine, Phenolcarbonsäuren, Polyacetylene, Ponticaepoxid, cis- und trans- Matricariaester, Betaine wie Betain, Stachydrin, Betonicin z Wirkung
Entzündungshemmend, krampflösend, wundheilend, antimikrobiell, ödemhemmend, bakterien-, pilzhemmend, galleflussbildend, kräftig stimulierend und stärkend, blutstillend, entzündungshemmend, heilt entzündete Schleimhäute, Wunden und Hautirritationen, stärkt das Muskelgewebe der Gebärmutter und des Beckenbereichs, harntreibend, antihepatotoxisch, bindegewebskräftigend bei Hämorrhoiden, regt die Nierentätigkeit an durch den hohen Kaliumgehalt. Sie ist eine Pflanze, die sehr energisch auf das Blutsystem und Blutgefäßsystem wirkt. Blutungen, die von der Schafgarbe geheilt werden, haben einen hellen, arteriellen Charakter. Das Blut strömt heftig hellrot mit meist starken, krampfartigen Schmerzen.
88
Kapitel 3 · Heilpflanzen bei Darmerkrankungen
z Einsatzgebiete
3
Verdauungsbeschwerden, Magen-Darm-Entzündungen, Hauptpflanze bei Morbus Crohn, Entzündungen, Blutungen, Wunden, Blähungen, Krämpfe, mildes Bittermittel, Ödeme, Venenentzündungen, Schleimhaut-, Hauterkrankungen, blutende Hämorrhoiden, übermäßige Schweißbildung, schmerzhafte Unterleibskrämpfe, Störungen und Krämpfe der Monatsblutung, Blutungsbeschwerden in den Wechseljahren, Blutungen nach Entbindungen, Gebärmutterblutungen, Leberleiden, chronische Magenkatarrhe, Herzmittel, Nierenkoliken, Magenkrämpfe, Darmkatarrhe, Darmverschleimungen, Durchfälle, Verdauungsschwäche, Verstimmung der Unterleibsnerven, Kongestionen mit Herzklopfen, Rückenschmerzen, Grippe, Influenza, Erkältungen, Rheumatismus, innerliche Blutungen, Geschwüre, Rückenscherzen von Hämorrhoiden, Lungenkrankheiten, Fieber jeder Art >>Äußerliche Anwendung bei Wunden, Knochenbrüchen, Grind, Fisteln, Skorbut, Geschwüren oder offenen Händen. iiEin Tee aus Schafgarbe, Johanniskraut und Kamille stärkt Kinder, die in der Nacht ungewollt wasser lassen.
Der frisch gepresste Saft aus dem Kraut wird bei Frühjahrskuren genützt und wird auch gerne 2–3 Esslöffel in eine warme Suppe gemischt. Es wirkt kräftigend, wassertreibend, hilft bei Schwächezuständen nach Krankheiten und Säfteverlust, bei Verschleimungen der Brust, schlechter Verdauung und belebt die Nerven. Pfarrer Kneipp rühmte die Schafgarbe als Mittel gegen Verschleimungen, Magenübel, Krämpfe, Blutflüsse, Steinbeschwerden, Urinverhalten, Hämorrhoiden, Nerven-, Lungenleiden, Gicht, Rheuma, Frostbeulen, weißen Fluss, Geschlechtskrankheiten, Bettnässen (mit Johanniskraut), Spitzwegerich und Salbei zur Verbesserung des Blutes, Fußschweiß, Stuhlverstopfung, Wunden. Tee: hält den Leib offen, hebt Stockungen der Leber auf, Magenleiden die vom Unterleib herkommen, Unfruchtbarkeit, unterdrückte Regel, Weißfluss Geeignet für Kinder, Erwachsene, Schwangere, Stillende !!Nicht einsetzen bei Allergien auf Korbblütler.
z Zubereitungen
Tee Tropfen Sitzbäder, Spülungen, Umschläge, Auflagen Bäder Pulver
89 3.3 · Heilpflanzen bei Morbus Crohn und Colitis ulcerosa
Extractum Millefolii: Schafgarbenextrakt 2 Teile mittelfein zerschnittene Schafgarbe werden mit 10 Teilen einer Mischung aus 2 Teilen Weingeist und 3 Teilen Wasser 4 Tage, dann mit 5 Teilen der Mischung 24 h ausgezogen, die Pressflüssigkeiten zu einem dicken Extrakt eingedampft. Bei atonischen Schleim- und Blutflüssen, gestörter Menstruation, Hämorrhoiden aus Schwäche, Nieren-, Blasenschleimflüssigkeit, Krämpfe im Magen-DarmTrakt
3.3.4
Weihrauch, indischer
Boswellia serrata ROXB.
3
90
Kapitel 3 · Heilpflanzen bei Darmerkrankungen
z Balsambaumgewächs
3
Der Weihrauch ist aus der christlichen Tradition sehr bekannt. Schon in der Bibel wird seine Verwendung beschrieben. Auch in der Heilkunde wird der Weihrauch seit Jahrtausenden angewendet. Heilkundige wie Galen, Hippokrates, Celsus, Marcellus oder Dioskurides setzten den Weihrauch schon bei Erkrankungen des Bewegungsapparates, des Magen-Darm-Trakts, der Atemwege, Haut, der Geschlechtsorgane und bei Krebsgeschehen ein. Es gibt sehr viele verschiedene Weihraucharten. Besonders eine Weihrauchart, der indische Weihrauch, mit seiner hohen Konzentration an Boswelliasäuren, wird heute bei Entzündungen im Körper breit empfohlen. z Vorkommen
Orient, Somalia, Äthiopien z Verwendete Pflanzenteile
Harz – Olibanum z Inhaltsstoffe
Ätherisches Öl mit α-Thujen, α-Phellandren, α-Pinen, Harz mit Boswellia-Säuren (pentazyklische Triterpene vom Ursan- bzw. Oleananzyp), 3-Acetyl-11-keto-β- Boswelliasäure, β-Boswelliasäure, 11-Keto-β-Boswelliasäure, 3-Acetyl-β- Boswelliasäure, tetrazyklische Tirucallsäuren, Schleimstoffe wie D-Galactose, D-Arabinose, D-Mannose, 4-Methyl-D-Glucuronsäure, weitere Monosaccharide z Wirkung
Schmerzstillend, entzündungshemmend durch die direkte Hemmung der 5-Lipoxygenase (greifen direkt in den Entzündungsvorgang ein), modifiziert das Immunsystem durch die Hemmung verschiedener Zytokine. >>In Studien wurde festgestellt, dass die Wirkung von Weihrauch mit der von Mesalazin vergleichbar ist.
z Einsatzgebiete
Gelenksschmerzen, Rheuma, Arthritis, rheumatoide Arthritis, Kniegelenksarthrosen, Morbus Crohn, weitere Autoimmunerkrankungen, Colitis ulcerosa, hohe Entzündungsfaktoren im Körper, Asthma bronchiale, kollagene Kolitis, Katarrhe, Heiserkeit, Halsschmerzen, Fluor albus, Gonorrhö, Magenverschleimung, Magenschwäche, alter verschleimter Husten, Krämpfe, Nervenschmerzen, Eiterungen von Abszessen, Furunkel, kalten Geschwulsten, Verhärtungen. Colitis ulcerosa: Studien zeigen, dass eine 6-wöchige Therapie mit Weihrauch zu einer signifikanten Verbesserung von Durchfall, Schleim im Stuhl, Leibschmerzen und Entzündungserscheinungen der Schleimhäute im Darm und Rektum kommt. Kollagene Kolitis: Studie mit 3-mal 400 mg pro Tag zeigte gute Wirkung. Empfohlene Tagesdosis: 400–1200 mg standardisierter Weihrauchextrakt. Geeignet für Erwachsene, nicht geeignet für Kinder, Schwangere, Stillende
91 3.4 · Heilpflanzen bei Durchfall
3
z Zubereitungen
Salben, Cremen Kapseln, Tabletten
3.4
Heilpflanzen bei Durchfall
Durchfall kann ein Symptom unterschiedlicher Erkrankungen sein, wie: 55 Bakterielle oder virale Infektionserkrankungen 55 Sommerdiarrhöen 55 Allergische Enteropathie (Heuschnupfen des Dünndarms) 55 Funktionelle Darmstörungen mit Hypermotorik und Hypersekretion 55 Durchfall der Colitis ulcerosa 55 Als Begleitsymptom bei Erkrankungen wie Schilddrüsenüberfunktion 55 Chronischer Alkoholabusus Meist ist der Durchfall mit Gerbstoffdrogen gut behandelbar, außer es handelt sich um schwere bakterielle Darminfektionen. Wenn der Durchfall von einem Antibiotikum ausgelöst wurde, helfen Walnussund Heidelbeersprossen sehr gut. 3.4.1
Blutwurz, Tormentillwurzel
Potentilla erecta (L.) RAEUSCHEL Potentilla tormentilla STOKES z Rosengewächs
Die Blutwurz gehört sicherlich zu den stärksten Gerbstoffdrogen (15–20 % Gerbstoffe) in der Pflanzenwelt und ist gut einsetzbar bei schweren oder nicht zu stoppenden Durchfallerkrankungen. Alle Durchfallerkrankungen, für die eine schulmedizinische Behandlung nicht angezeigt ist, sind für die Behandlungen mit Blutwurz geeignet – besonders akute und subakute Darmentzündungen, Darmkoliken mit Durchfall, Sommerdurchfall. z Vorkommen
Europa z Verwendete Pflanzenteile
Wurzelstock – Tormentillae rhizoma Der Wurzelstock wird im Frühjahr gesammelt, gewaschen und nach Entfernung der fadenförmigen Wurzeln getrocknet. 5 Teile frisches Rhizom ergibt 2 Teile getrocknetes.
92
Kapitel 3 · Heilpflanzen bei Darmerkrankungen
z Inhaltsstoffe
3
Gerbstoffe Pyrogallol, (+)-Catechin, (−)-Epicatechin, Procyanidine B3 und B6, Catechintrimere, penta- und hexamere Catechinderivate, Ellagitannine, Agrimoniin, Pedunculagin, 2,3-Hexahydroxydiphensäureglucosid, Laevigatin B und F, Flavonoide Kämpferol, Phenolcarbonsäuren wie Kaffee- und Gallussäure, Catechingallate, p-Cumar- und Sinapinsäure, Triterpensäuren Chinova-, Tormentill-, Ursol und 3-epi-Pomolsäure, Tormentosid und Isomere z Wirkung
Adstringierend, antiviral, antibakteriell, antiallergisch, immunstimulierend, Interferon induzierend, blutdrucksenkend z Einsatzgebiete
Akute, subakute und chronische Durchfallerkrankungen, Gastroenteritis, Enterokolitis, Dysenterie, Schleimhautentzündungen von Mund, Rachen, Magen, Darm. Geeignet für Kinder, Erwachsene, Schwangere, Stillende z Zubereitungen
Tee Tinktur 3.4.2
Brombeerblätter
Rubus fructicosus L. z Rosengewächs
Die Brombeerblätter waren schon immer ein Bestandteil der sogenannten Hausteemischungen. Sie schmecken aromatisch und angenehm. Aufgrund ihres Gerbstoffgehalts werden sie auch gerne Teemischungen bei Durchfallerkrankungen zugefügt.
93 3.4 · Heilpflanzen bei Durchfall
3
Der Tee von Brombeerblättern wurde früher bei Blinddarmentzündungen getrunken. z Vorkommen
Europa Verwendete Pflanzenteile Blätter – Rubi fructicosi folium z Inhaltsstoffe
Gerbstoffe wie Gallotannine, dimere Ellagitannine, Pflanzensäuren wie Citronen-, Isocitronensäure, Flavonoide, pentacyclische Triterpensäuren z Wirkung
Adstringierend, entzündungshemmend z Einsatzgebiete
Unspezifische Durchfallerkrankungen, Reise-, Sommerdurchfall, leichte Entzündungen der Schleimhäute von Mund, Rachen, Magen, Darm, Blinddarmentzündung, Flechten, Hautausschläge, Zuckerkrankheit Geeignet für Kinder, Erwachsene, Schwangere, Stillende z Zubereitungen
Tee 3.4.3
Eichenrinde
Quercus robur L. – Stiel-Eiche, Sommer-Eiche Quercus petraea (MATT.) LIEBL. – Steineiche, Trauben-Eiche, Winter-Eiche
94
Kapitel 3 · Heilpflanzen bei Darmerkrankungen
z Buchengewächs
3
Die Eiche ist ein sehr wertvoller und wichtiger Laubbaum in den Wäldern Europas. In der Signaturenlehre werden ihr als Baum des Jupiters die Eigenschaften Stärke und Mut zugeordnet. Der Baum war schon immer ein Symbol für Kraft, Zähigkeit und Langlebigkeit. Sie war in früheren Zeiten einer der beiden Gerichtsbäume – Eiche und Linde. Wurde in Urteil unter einer Eiche gesprochen, war es meist ein hartes Urteil, unter einer Linde bestand die Chance auf ein mildes Urteil (s. Linde, 7 Abschn. 2.1.6).
z Vorkommen
Europa z Verwendete Pflanzenteile
Rinde – Quercus cortex Samen – Quercus semen Blätter – Quercus folium Wurzelsaft Die Rinde wird von den jüngeren Stämmen und Wurzelschösslingen im Frühling vor der Entwicklung der Blätter gesammelt, getrocknet, geschnitten und lichtgeschützt und trocken aufbewahrt. Die reifen Eicheln werden im Herbst gesammelt, von der Becherhülle befreit, mehrmals mit Wasser gewaschen, wobei man die obenauf schwimmenden entfernt, dann an der Luft oder bei gelinder Wärme rasch getrocknet. 100 Teile frische ergeben 50 Teile getrocknete. Danach werden die Fruchtschalen entfernt. z Inhaltsstoffe
Gerbstoffe wie Ellagitannine, Flavano-Ellagitannine, Procyanidinoellagitannin, Proanthocyanidine wie (+)-Catechin, (−)-Epicatechin, (+)-Gallocatechin, Procyanidin B-3, Gallocatechin(4,8)-Catechin, Pyrogallol, Quercitol, Triterpene z Wirkung
Adstringierend, entzündungshemmend, virustatisch z Einsatzgebiete
Entzündete, irritierte Haut, Ekzemen, Hämorrhoiden, unspezifische, akute Durchfallerkrankungen, Entzündungen der Schleimhäute in Mund-, Rachen-, Genital-, Analbereich, Magen-Darm-Geschwüre, Zahnfleischbluten, Kopfweh
95 3.4 · Heilpflanzen bei Durchfall
3
Die Eichelsamen wurden geröstet und daraus Eichelkaffee gemacht. Eichelkaffee ist gut stärkend bei Schwäche, ausgezeichnet bei Skrofulose mit geschwollenen Drüsen und mangelhafter Ernährung, zehrenden Krankheiten, Schwäche nach Durchfall, anhaltende Durchfälle, zu starker Menstruation, Verdauungsschwäche, Verdauungsbeschwerden. Gepulverte Eicheln sind gut gegen Durchfall, erschwertes Harnen, Blasensteine und Sodbrennen. Gestoßene Eichenblätter auf Wunden gelegt, ziehen diese zusammen. Eine Abkochung der Eichenrinde soll gegen Wechsel- und andere Fieber helfen. Eichenrindenbäder wirken stärkend bei allgemeiner Körper- und Nervenschwäche auf skrofulöser Basis, bei langanhaltenden Beschwerden und Gliederschwäche, schwache Blutflüsse im Magen, Ruhranfälle. Des Weiteren wirken sie äußerlich heilend bei Mastdarmfisteln, Mastdarmvorfall, Hämorrhoiden, brandigen Geschwüren und Frostschäden. Eichelwasser gehört zu den Milzmitteln. Es heilt Anschwellungen und Schmerzen der Milz und alle Erkrankungen, die von der Milz her kommen, wozu auch der Gesichtsnervenschmerz gehört. Bauchwassersucht und Seelenstörungen als Folge von Milzerkrankungen (3-mal täglich 1 Teelöffel). Es ist auch gut bei Leberleiden, Lungenschwindsucht, Blutflüsse, Steinbeschwerden. Das Laub wird im Mai destilliert. Der Saft, aus der Wurzel der Eiche gezogen, wurde bei allen unheilbaren inneren und äußeren Krankheiten, zur Stärkung der Nerven und Verlängerung des Lebens verwendet. Zur seiner Gewinnung wurde Ende März die Wurzel an einer starken Eiche aufgegraben, die stärkste und schönste angebohrt, ein Röhrchen hineingesteckt, kleine, bedeckte Krüge darunter gestellt und wieder mit Erde zugeschüttet. 4–6 Wochen später wurde wieder aufgegraben und der Eichensaft in den Krügen gewonnen. Der Saft wurde daraufhin destilliert und morgens 2 Esslöffel davon eingenommen. Die verletzte Wurzel wurde wieder gut verschlossen, damit der Baum nicht verletzt bleibt. Geeignet für Kinder, Erwachsene, Schwangere, Stillende z Zubereitungen
Abkochungen: 1–2 Esslöffel mit 500 ml Wasser 15 min kochen, abgießen oder abseihen Voll-, Teil-, Sitzbäder Spülungen, Umschläge, Gurgellösung
96
Kapitel 3 · Heilpflanzen bei Darmerkrankungen
3.4.4
Erdbeerblätter
3
Fragaria vesca L. (Walderdbeere) z Rosengewächs
Die Erdbeerblätter werden oft gemeinsam mit den Brombeer- und Himbeerblättern in den sogenannten Hausteemischungen angewendet. Sie haben einen sehr aromatischen Geschmack und wurden in früheren Zeiten als Ersatz für schwarzen Tee verwendet. Aufgrund ihres hohen Gerbstoffgehalts eigenen sie sich gut in Teemischungen bei Durchfallerkrankungen. Sie sind sehr gut verträglich und daher auch für Babys, Kinder, Schwangere und Stillende geeignet. z Vorkommen
Europa z Verwendete Pflanzenteile
Blätter – Fragariae folium
97 3.4 · Heilpflanzen bei Durchfall
3
z Inhaltsstoffe
5–10 % Gerbstoffe, darunter Ellagitannine sowie oligomere Proanthocyanidine, Flavonoide, ätherisches Öl z Wirkung
Adstringierend, entzündungshemmend z Einsatzgebiete
Durchfall, entzündete Schleimhäute von Magen und Darm Geeignet für Baby, Kinder, Erwachsene, Schwangere, Stillende z Zubereitungen
Tee 3.4.5
Heidelbeere (s. 7 Abschn. 1.2.4)
Vaccinium myrtillus L. z Heidekrautgewächs
Die Heidelbeeren werden seit jeher zum Kauen oder als Abkochung bei Durchfallerkrankungen empfohlen. s. 7 Abschn. 3.3.1.
z Vorkommen
Europa z Verwendete Pflanzenteile
Getrocknete Früchte – Myrtilli fructus siccus z Inhaltsstoffe
Gerbstoffe, v. a. Catechingerbstoffe wie Pyrogallol, Procyanidine wie Dimere des Epicatechins und Catechins, Anthocyanoside wie Glykoside des Delphinidins, Malvidins, Cyanidins, Flavonoide wie Quercetinglykoside, Astragalin, Chlorogensäure, Caffeoylchinasäure, Fruchtsäuren, Invertzucker, Pektine, Iridoide (in den unreifen Früchten) z Wirkung
Adstringierend, antiseptisch, adsorptiv, die Stühle werden sauer, der unangenehme Geruch verschwindet. z Einsatzgebiete
Gerbstoffe für Durchfall, Ruhr, schleimiges, saures Erbrechen und Magenkrämpfe, Anthocyane für erhöhte Kapillarpermeabilität von Gefäßen, besonders diabetische Retinopathie, Netzhauterkrankungen, zur Verbesserung der Nachtseh-
98
3
Kapitel 3 · Heilpflanzen bei Darmerkrankungen
leistung, Regeneration des Epithels bei Magen- und Darmgeschwüren, Förderung der Vernarbung von Wunden. Der Wein aus Kraut und Beeren fördert den Harn- und Blutabgang und treibt Blasensteine aus. Der Saft der Blätter ist als Mundwasser gegen Skorbut und gut für entzündete Augen. Kneipp empfiehlt die Früchte als bestes Mittel gegen Durchfall. Geeignet für Kinder, Erwachsene, Schwangere, Stillende z Zubereitungen
Tee Konzentrierte wässrige Abkochung Kapseln, Dragees 3.4.6
Himbeerblätter
99 3.4 · Heilpflanzen bei Durchfall
3
Rubus idaeus L. z Rosengewächs
Die Himbeerblätter werden oft gemeinsam mit den Brombeer- und Erdbeerblättern in den sogenannten Hausteemischungen angewendet. Sie haben einen sehr aromatischen Geschmack und wurden in früheren Zeiten als Ersatz für schwarzen Tee verwendet. Aufgrund ihres hohen Gerbstoffgehalts eigenen sie sich gut in Teemischungen bei Durchfallerkrankungen. Sie sind sehr gut verträglich und daher auch für Babys, Kinder, Schwangere und Stillende geeignet. z Vorkommen
Europa z Verwendete Pflanzenteile
Blätter – Rubi idaei folium z Inhaltsstoffe
Gerbstoffe vom Gallus- und Ellagsäuretyp, Flavonoide, Vitamin C, E, Aromastoffe, Kaffee-, Chlorogensäure z Wirkung
Adstringierend, entzündungshemmend z Einsatzgebiete
Durchfall, leichte menstruationsartige Krämpfe, Entzündungen im Mund-, Rachen-, Magen-, Darmbereich. Geeignet für Baby, Kinder, Erwachsene, Schwangere, Stillende z Zubereitungen
Tee
100
Kapitel 3 · Heilpflanzen bei Darmerkrankungen
3.4.7
Rosenblütenknospen
3
Rosa canina L. – Hundsrose Rosa damascena – Damaszener-Rose Rosa gallica – Essigrose Rosa rubiginosa – Weinrose Rosa rugosa – Kartoffelrose z Rosengewächs
Die Rose steht seit jeher für Anmut, Schönheit und Harmonie. Sie wird seit Jahrtausenden für die Schönheit aber auch zur Heilung angewendet. Der Signaturenlehre nach gehört sie der Venus und dem Mars an. Die schönen Blüten sind eindeutig der Venus zuzuordnen, die Dornen dem Mars. Sie ist in ihrem Wesen sehr stark, ist harmonisch aufgebaut und kann auf körperlicher und psychischer Ebene ausgleichend wirken. Als Frauenpflanze stärkt sie das sinnliche Frausein und wirkt wohltuend in Bädern, Massagen oder Parfums. z Vorkommen
Europaweit
101 3.4 · Heilpflanzen bei Durchfall
3
z Verwendete Pflanzenteile
Blütenblätter – Rosae flos Blütenknospen – Rosae gemmae Früchte, Hagebutten – Cynosbati fructus Samen – Cynosbati semen Die Blütenblätter werden im Juni bei völlig trockenem Wetter von der vollkommen entfalteten Blüte ohne Kelche gesammelt, schnell an der Sonne getrocknet, wobei sie an Farbe und Wohlgeruch verlieren können, und vor Licht geschützt aufbewahrt. 8 Teile frische Blütenblätter ergeben 1 Teil getrocknete. Die Hagebutten werden im Spätherbst oder auch nach Frostwetter gesammelt, getrocknet. Sie sind gute Vitamin-C-Lieferanten für den Winter. Die frischen Blütenblätter schichtet man auch mit ihrem halben Gewicht Kochsalz in einen Topf, beschwert sie mit einem Stein und bewahrt diese gesalzenen Rosenblätter, Flores Rosae saliti, im Keller auf, um Rosenwasser daraus zu destillieren. Die getrockneten Blätter werden zur Bereitung des Rosenhonigs verwendet, der bei Durchfall empfohlen wird. z Wirkung
Rosenblütenknospen enthalten bis zu 25 % Gerbstoffe und haben adstringierende, blutstillende und blutungsregulierende Eigenschaften. Daneben wirken sie gegen Pilze und Bakterien. Sie haben große Heilkräfte, um Durchfall zu stoppen oder Wunden zu heilen. Rosenhydrolat: hautberuhigend, entzündungshemmend, heilend, kühlend bei Hautirritationen z Einsatzgebiete
Durchfall, Migräne, Kopfschmerzen, Entzündungen der Schleimhäute bei Kindern, Wunden, Allergien, Erkältungen, Bronchialinfekten, Gastritis, Depressionen, Hautirritationen. Äußerlich bei Halsschmerzen, kleinen Verletzungen oder Hautproblemen, Entzündungen im Mund- und Rachenbereich. Rosenmehl Sammelt man die völlig aufgeblühten Rosen vormittags und sondert man die Blütenblätter vom Kelch, so geben sie ein gutes Mehl, wenn man die Blätter von 100 Stücken klein wiegt, mit 2 Eidottern vermischt, Wasser dazugibt, Weizenmehl dazuknetet, daraus Kuchen macht, solche in einem Ofen backt, darauf zu Pulver stoßt und durch ein Sieb stäubt. Werden wenige Löffel voll mit diesem Mehl mit süßer Milch angerührt, an gelindem Feuer gekocht, mit Zucker und Zimt gewürzt, so erhält man ein Mus, welches besonders für schwächliche und ältere Personen ungemein nahrhaft ist.
Ein Aufguss aus den frischen Blütenblättern ist ein mildes Purgiermittel.
102
Kapitel 3 · Heilpflanzen bei Darmerkrankungen
Vor allem die roten Blütenblätter der roten Rose geben geschwächten, aufgelockerten Teilen mehr Kraft wie Schleimdrüsen, Mandeln, Zahnfleisch als Gurgelwasser oder heilendes Waschwasser. Die Blätter der gelben Rose (Rosa lutea) wirken adstringierend-tonisch, werden zu Augenwassern und innerlich bei Erkrankungen des Darmkanals und der Lungen gebraucht.
3
iiDie Hagebuttenfrucht ist ein besonderes Mittel gegen Stein- und Grießbeschwerden, wenn man diese mit den Samen zerstößt und einen Tee daraus bereitet. Hagebutten mit ¼ L Wasser und 60 g Kandiszucker zubereitet, 10–14 Tage getrunken, wirkt gut gegen Stick- und Krampfhusten.
Geeignet für Kinder, Erwachsene, Schwangere, Stillende z Zubereitungen
Tee Hydrolat Ätherisches Öl Mel rosatum (Germ.Austr.): Rosenhonig 1 Teil mittelfein geschnittene Rosenblätter werden mit 5 Teilen verdünnten Weingeist (60 %) 24 h ausgezogen und anschließend wird die filtrierte Pressflüssigkeit mit 9 Teilen gereinigtem Honig und 1 Teil Glycerin auf 10 Teile eingedampft.
Aqua stomatica RUTHERFORD II: Mundwasser 55 55 55 55 55 55 55
Flor. Rosae 30,0 Rhizom. Iridis 125,0 Cort. Quillajae 30,0 Coccionellae 15,0 Spirit. diluti 2000,0 Olei Rosae gtts. XXX Olei Neroli gtts. XL
103 3.4 · Heilpflanzen bei Durchfall
3.4.8
3
Schlafmohn, Opium
Papaver somniferum L. z Mohngewächs
In der Antike war der Mohn mit seinen roten Blüten und den zahlreichen Samen der Kornmutter Demeter zugesprochen und galt als Symbol für Fruchtbarkeit. Seit Urzeiten wurden die Samen Hochzeitsspeisen hinzugegeben. Wegen seiner betäubenden Wirkung stand der Mohn als Attribut von Morpheus und Hypnos, den Göttern für Traum und Schlaf, für Schlaf und Vergessen. Im Mittelalter nannte man Narkotika enthaltende Arzneimittel „Laudana“, der Ausdruck „Laudanum“ für Opium ist geblieben. Die erste Gewinnung des Opiums mittels Einschnitte in die Mohnköpfe lehrte Diagoras (380 v.Chr.). Celsus und andere frühe Ärzte schätzten die erstarrenden Tropfen zum Erzeugen von Schlaf, zur Beruhigung von Erregungs-, Angst- und Panikzuständen und zur Linderung von Schmerzen. Auch heute noch könnte man
104
3
Kapitel 3 · Heilpflanzen bei Darmerkrankungen
sich ohne die Alkaloide aus dem Opium eine Schmerztherapie gar nicht vorstellen. Paracelsus verwendete für seinen Heilschlaf vor allem Pflanzen wie Alraune, Einbeere, Bilsenkraut, Schlafmohn und Opium. Weniger bekannt ist die Anwendung von Opium als Stopfmittel bei schweren, schmerzhaften, krampfartigen Durchfällen, eines der an schnellsten und stärksten wirksamen Mittel. In der frühen ägyptischen, griechischen und arabischen Medizin wird seine obstipatorische Wirkung beschrieben. >>Kombiniert wird Opium dabei gerne mit Blutwurz und Belladonna, der Tollkirsche. Die Anwendung unterliegt dem Betäubungsmittelgesetz und ist auf wenige Tage beschränkt. Es wird ausschließlich bei sehr schweren Formen von Durchfall angewendet.
z Vorkommen
Beheimatet im Vorderen Orient war der Mohn schon im Altertum bei uns bekannt. Eine Kultivierung hat sich nicht durchgesetzt, da beim Einritzen und Ernten des Milchsafts viel Handarbeit notwendig ist. Im Orient machen das meist Kinder und Frauen. z Verwendete Pflanzenteile
Kapseln Mohnstroh Mohnsamen Opium – der eingetrocknete Milchsaft aus der Kapsel z Inhaltsstoffe
In allen Teilen der Pflanze, besonders aber in den Kapseln, befinden sich Opiumalkaloide. Das Hauptalkaloid ist Morphin, daneben Codein, Papaverin, Narcotin, Noscarpin, Thebain, Laudanin, Protopin, Cotarnolin, Cryptopin, Narcein und Laudanosin, des Weiteren Holocellulose, Lignin, Pentosane, Pektine, p-Cumar-, Kaffeesäure, Phenoloxidase, Mekonsäure, Weinsäure, Citronensäure, Kohlenhydrate z Wirkung
Stopfend, krampflösend (Papaverin), schmerzstillend (Morphin), beruhigend, hypnotisch, hustenreizstillend (Codein), kaum antidepressiv, da neben Morphin und Codein auch noch die zentral erregenden Wirkstoffe Noscarpin und Thebain enthalten sind z Einsatzgebiete
Scherzen, Schlaflosigkeit, Kongestionen, Verminderung der aufgereizten Sensibilität, Durchfälle nichtentzündlicher Art, Ruhr, Cholera, Wechselfieber, Neuralgien, nervöse und krampfhafte Zuständen, Delirium tremens, Tetanus, asthenisches Fieber und asthenische Entzündungen, Krämpfe mit Schweiß, Hysterie
105 3.5 · Heilpflanzen bei Verstopfung und chronischer Darmträgheit
3
Äußerlich zu Einreibungen, Verbandsalben, Pflastern, Augenwassern wegen seiner beruhigenden Eigenschaften, teils aber auch, weil es zugleich tonisch, kräftig erregend, belebend und heilend wirkt, Einreibungen bei Rheuma, Arthritis, Gelenksschmerzen mit Säfteanhäufung, Untätigkeit und nervösem Torpor in den äußeren Organen !!Nicht anwenden bei entzündlichem Fieber, Stockungen in den Unterleibseingeweiden, große Reizbarkeit mit plethorischem Zustand, bei Kindern.
Zubereitungen Tinctura Opii Austr. 10 Th. grob gepulvertes Opium werden im Verdrängungswege mit einer Mischung aus 45 Th. Weingeist (87proc.) und 75 Th. Wasser erschöpft, sodass man 100 Th. Tinktur erhält.
3.5
eilpflanzen bei Verstopfung und chronischer H Darmträgheit
Bei der Verstopfung und chronischen Darmträgheit steht in der Schulmedizin die Anwendung von Abführmitteln und Quellmittel im Vordergrund. Wobei die ständige Anwendung von Abführmitteln zu einer Gewöhnung und Trägheit des Darms führt und dadurch die Dosierung immer wieder erhöht werden muss, um eine Wirkung zu erzielen. Der Einsatz von Bitterkräutern in Form von Bittertropfen, Leber-Galle-Tees oder Bitterelixieren kann hier unterstützend Linderung verschaffen. Bitterstoffe regen durch die Aktivierung der Gallebildung die Darmbewegung an und machen Nahrungsmittel leichter verdaulich. Die Bitterstoffe werden nach den Mahlzeiten eingenommen. Weitere Tipps: 55 Viel Obst in Form von Kompott 55 Gemüse, gegart oder gekocht 55 Keine schwer verdaulichen Nahrungsmittel (Getreidekörner) 55 Wenig Rohkost 55 Kauen von Fenchel, Anis oder Kümmel 55 Gewürze in die Ernährung mit einbauen 55 Am Abend nicht zu viel und zu spät essen, und wenn, nur leichte, warme, gekochte Nahrung wie Suppen, Apfelmus, Hühnerfleisch, Gemüse usw. 55 Joghurt, Sauermilchprodukte tagsüber 55 Wenig Zucker 55 1 Tag pro Woche fasten 55 Viel Trinken – ungezuckerte Obst- und Gemüsesäfte, Wasser 55 Kolonmassagen, warme Auflagen 55 Leberwickel
106
Kapitel 3 · Heilpflanzen bei Darmerkrankungen
Bei den pflanzlichen Abführmitteln kennen wir 2 Hauptgruppen: 55 Antiabsorptiv wirkende und 55 hydragog wirkende Quellmittel.
3
Antiabsorptiv wirkende Abführmittel sind für eine Kurzzeitanwendung geeignet. Quellmittel können längere Zeit in die Ernährung unterstützend miteingebaut werden, wobei hier viel Flüssigkeit zu trinken sehr wichtig ist. Jede Anwendung eines Laxans sollte zum Ziel haben, die normale Funktion des Darms wiederherzustellen, damit der Darm wieder selbst seine Funktion erfüllen kann. Abführmittel werden medizinisch vor allem zur Vorbereitung von Untersuchungen des Darms eingesetzt. Der Missbrauch von Abführmitteln kann zu erhebliche Nebenwirkungen führen, wie Dysbalance von Elektrolyten, Hypokaliämie, chronische Motilitätsstörungen des Darms bis hin, dass der Darm alleine gar nicht mehr arbeitet. Die ständige Anwendung von anthranoidhaltigen Pflanzen kann sogar zu Entstehung von Präkanzerosen und Kanzerosen führen. kAntiabsorptiv und hydragog wirkende Laxanzien, „Drastika“
Sie alle enthalten Anthranoide, die abführend, motilitätssteigernd und antiabsorptiv wirken. Durch die Hemmung der Aufnahme von Elektrolyten und Wasser aus dem Dickdarm kommt es zu einer Volumenszunahme des Darminhalts. Der Füllungsdruck im Darm wird verstärkt, die Darmmotorik angeregt (Kontraktion der Darmmuskulatur). Zusätzlich werden Wasser und Elektrolyte durch eine Stimulierung der aktiven Chloridsekretion freigesetzt. Immer wieder wird die Toxizität und Kanzerogenität der Anthranoide in der Wissenschaft diskutiert. Bewiesen erscheint, dass das synthetische Dantron die Kolonkarzinominzidenz erhöhen kann. >>Eine Kurzzeitanwendung ist jederzeit möglich und zuverlässig, doch die Langzeitanwendung schadet der Gesundheit.
Probleme mit der Verdauung haben auch Auswirkungen auf die Psyche und unser Energiesystem. Stimmungsschwankungen, Unwohlsein, innere Unruhe, depressive Verstimmungen bis hin zu Depressionen können die Folge sein. Dem Körper fehlt die Energie. Müdigkeit, Abgeschlagenheit, Konzentrationsprobleme oder Magenkrämpfe verstärken das Unwohlsein noch. Die Leistungsfähigkeit nimmt ab. Die Nährstoffe können nicht mehr ordentlich in die Blutbahn aufgenommen werden. Gärprodukte, die die Leber belasten, und Plaques an den Darmwänden bilden sich aus. Wenn Abführmittel verordnet werden, kann die kolikartige Wirkung der abführenden Bestandteile durch das Kombinieren von Karminativa und krampflösenden Mitteln wie Kümmel, Pfefferminze, Kamille, Fenchel oder Belladonna vermindert werden.
107 3.5 · Heilpflanzen bei Verstopfung und chronischer Darmträgheit
Species Herbarum alpinarum, Alpenkräuterthee (Münch. Vorschr.) 55 55 55 55 55 55 55 55
40,0 Faulbaumrinde 20,0 Sennesblätter 10,0 Lindenblüten 10,0 Holunderblüten 5,0 Königskerzenblüten 5,0 Akazienblüten 5,0 Hauhechel 5,0 Liebstöckelwurzel
Species laxantes Dr. Hoferi – Hoferthee 55 55 55 55 55 55
3.5.1
10,0 Sennesblätter 1,0 Römische Kamille 1,0 Akazienblüten 1,0 Klatschmohnblüten 1,0 Taubnesselblüten 1,0 Kümmel
Aloe
Aloe barbadensis MILLER, Aloe capensis MILLER
3
108
Kapitel 3 · Heilpflanzen bei Darmerkrankungen
z Affodillgewächse
3
55 Vorkommen Weltweit 55 Verwendete Pflanzenteile Eingedickter Saft der Blätter von Aloe barbadensis 55 Inhaltsstoffe Hydroxyanthracenderivate als wasserfreies Barbaloin (Aloin), Aloeemodin, Chrysophanol, 7-Hydroxyxyaloin A und B, Aloeresine A, B, F und deren p-Cumaroyl- und Cinnamoylester, Bitterstoffglykoside, Polysaccharide, Glykoproteine 55 Wirkung Stark abführend, galleanregend !!Hohe Dosen wirken als Drastikum und Abortivum. Deshalb sollte Aloe in der Schwangerschaft nicht eingenommen werden! Des Weiteren führen sie zu einer Blutfülle im kleinen Becken. In toxischen Dosen können Nierenschäden und hämorrhagische Durchfälle zu lebensbedrohlichen Zuständen führen. Die toxische Dosis liegt bei 1 g pro Tag über mehrere Tage.
Bei chronischer Anwendung kommt es zu Störungen im Elektrolythaushalt und Kaliumverlust (Lähmung der Darmmuskulatur). Natriumionen werden ausgespült. Die Membran des Oberflächenepithels und der Schleimhaut sind irreversibel zerstört. Kontraindikationen: Bei Menschen mit Herzerkrankungen kann der Kaliumverlust zu Herzrhythmusstörungen führen. Schwangerschaft, Menstruation, Nierenerkrankungen, Darmerkrankungen wie Morbus Crohn, Colitis ulcerosa, Darmverschluss, Blinddarmbeschwerden, Kinder unter 12 Jahren z Einsatzgebiete
Kurzzeitig bei Verstopfung. Aloe mit Mastix fördert die Tätigkeit von Milz und Leber. Nicht geeignet für Kinder, Schwangere, Stillende z Zubereitungen
Aus den getrockneten Blättern wurde das Aloepulver gemacht, das im warmen Wasser aufgelöst, mit Honig gesüßt, in kleinen Dosen bei Bedarf, nicht länger als 3–4 Tage, als Abführmittel verwendet wurde. Die homöopathische Zubereitungen Aloe wird bei akuten Magen-Darm- Infektionen, Ruhr, Darmentzündung, Hämorrhoiden und Pfortaderstauungen angewendet. Das Mittel wirkt auf Magen-Darm-Kanal, Leber und Pfortader. Symptome sind Blähungen, morgendliche Durchfälle mit Hitzegefühl, bakteriell bedingter Durchfall mit Blutabgang, Pfortaderstauung mit Hämorrhoidalblutungen, große Schwäche nach den Durchfällen.
109 3.5 · Heilpflanzen bei Verstopfung und chronischer Darmträgheit
Pilulae digestivae URBANUS 55 55 55 55 55 55 55 55 55 55 55 55 55 55
3.5.2
Aloe 10,0 Fungi Laricis 0,05 Rhizom. Rhei 2,5 Foliorum Sennae pulv. 2,5 Fructus Cardamomi pulv. 0,1 Croci 0,1 Fructus Cubebae 0,1 Corticis Cinnamomi 0,1 Fructus Pimentae 0,1 Mastiches 0,1 Myrrhae 0,1 Nucis moschatae 0,1 Mannae calabrinae 2,5 M. fiant pilul. No. 100
Faulbaum
3
110
Kapitel 3 · Heilpflanzen bei Darmerkrankungen
3
Rhamnus frangula L. Rhamnus purshiana DC. – Amerikanischer Faulbaum z Kreuzdorngewächs
Den Faulbaum findet man in Europa auf feuchten Waldböden und Bachufern wild wachsend. Der Baum ist dornenlos, seine Rinde hat weiße Punkte und Streifen. Die Früchte sind zuerst rot dann schwarz. Nicht verwechseln sollte man ihn mit der Traubenkirsche, die oft Faulbaum genannt wird: Sie wächst wild an den gleichen Orten, gehört zu den Rosengewächsen, hat weiße Blüten, und einen unangenehmen Geruch. Die amerikanische Art gleicht unserem Faulbaum, die Wirkung ist allerdings etwas stärker. z Verwendete Pflanzenteile
Rinde – Rhamni frangulae cortex, Rhamni purshianae cortex z Inhaltsstoffe
Hydroxyanthracenderivate vom C-10-Glucosylanthrontyp wie Aloine A/B, 11-Desoxyaloine A/B (Chrysaloin), O-Glykoside wie Cascaroside A/B, C/D, E, F, Anthrochinon-O-Glucoside Aloeemodin- und Frangulaemodin-8-O-glucosid, Aloeemodin, Chrysophanol, Frangulaemodin, Physcion z Wirkung
Hemmung der Resorption von Wasser und Natrium, Stimulation der aktiven Chloridsekretion im Darm und der Schleimhautrezeptoren. Frisch hat die Rinde eine emetische Wirkung. Sie muss 1 Jahr gelagert werden.
111 3.5 · Heilpflanzen bei Verstopfung und chronischer Darmträgheit
3
z Einsatzgebiete
Mildes bis mittelstarkes Abführmittel mit geringer Reizwirkung. Führt nicht so schnell zu einer Gewöhnung. Nicht geeignet für Kinder, Schwangere, Stillende 3.5.3
Kreuzdorn
Rhamnus cartharticus L. z Kreuzdorngewächs
Vom Kreuzdorn werden die Beeren angewendet. Sie sind auch bekannt unter den Namen Purgierbeeren, Wegdornbeeren, Amselbeeren oder Gelbbeeren. z Vorkommen
Europa, Nordafrika, Asien z Verwendete Pflanzenteile
Beeren – Rhamni cathartici fructus
112
Kapitel 3 · Heilpflanzen bei Darmerkrankungen
z Inhaltsstoffe
Anthrachinonderivate wie Physcion, Emodin, Glucofrangulin A, Frangulaemodin, Diacetylglucofrangulin A, Madagascin, Gerbstoffe, Flavonoide, Mono-, Oligosaccharide, Pektine, Vitamin C
3
z Wirkung
Abführend, antiabsorptiv, blutreinigend z Einsatzgebiete
Verstopfung !!Nicht anzuwenden bei Darmverschluss, akut entzündliche Magen-Darm- Erkrankungen, Schwangerschaft und Stillzeit sowie bei Kindern.
3.5.4
Rhabarber
113 3.5 · Heilpflanzen bei Verstopfung und chronischer Darmträgheit
3
Rheum palmatum L. z Knöterichgewächs
Der arzneilich gebrauchte Rhabarber ist nicht ident mit dem Rhabarber, der im Garten wächst (Rheum rhabarbarum, Rheum rhaponticum). Der Wirkstoffgehalt ist wesentlich geringer. z Vorkommen
Europa, Asien, Pakistan z Verwendete Pflanzenteile
Wurzel – Rhei radix
114
Kapitel 3 · Heilpflanzen bei Darmerkrankungen
z Inhaltsstoffe
3
Hydroxyanthracenderivate wie Rhein, Anthrachinonglykoside der Aglyka Rheumemodin, Aloeemodin, Rhein, Chrysophanol, Physcion, Dianthronglykoside wie Sennosid A-F, Rheinoside A-D, Gallotannine und Vorstufen Galloylglucose, -saccharose, 1-Phenylbutanon(3)-Derivate der Galloylglucose wie Lindleyin, Isolindleyin, Flavonoide und Naphtholglykoside, Stilbenderivate, Harze, Stärke, Salze, Bitterstoffe z Wirkung
Laxierend durch die Hemmung der Na-K-ATPase (Hemmung der Resorption von Natrium und Wasser), Stimulation der aktiven Chloridsekretion in den Darm, Stimulation von in der Schleimhaut gelegenen Rezeptoren, Reizung der Darmschleimhaut >>Durch den Gehalt an Gerbstoffen, die ja stopfend wirken, hat der Rhabarber eine Doppelwirkung. In niedrigen Dosen überwiegt die Gerbstoffwirkung, in hohen Dosen die abführenden Wirkstoffe.
Wirkt kräftigend und erregend auf das Gefäßsystem, erhöht die Tätigkeit des Magens und Darmkanals, vermehrt und verbessert die Absonderungen und Verdauungssäfte und erhöht die Wärme, purgiert in größeren Mengen, worauf wegen der stärkenden Eigenschaften oft Verstopfung folgt. Es ist auch ein ausgezeichnetes Magenmittel. Die Tinktur wirkt mit Wasser, Aniswasser oder mit Zucker in geringen Dosen gegen Durchfall. Gegen Verstopfung muss die Dosis erhöht werden. ! Warning Nebenwirkungen: Koliken, Verstärkung von Menstruationsblutungen, Schädigung der Nierentubuli Wechselwirkungen: Die Wirkung von Herzglykosiden, Antiarrhythmika, Diuretika und Kortikoide kann verstärkt werden.
z Einsatzgebiete
Verstopfung, Hämorrhoiden, Analverletzungen, nach operativen Eingriffen im Rektum Alkoholische Auszüge werden bei Entzündungen des Zahnfleischs oder der Mundschleimhaut als Spülung eingesetzt. Nicht geeignet für Kinder, Schwangere, Stillende Die homöopathische Zubereitung Rheum wird bei Kinder- und Säuglingsdurchfall, Zahnungsdurchfall, Sommerdurchfall, Darmkoliken, Gärungsdyspepsien eingesetzt. Das Mittel wirkt auf den Magen-Darm-Trakt und das Zentralnervensystem. Symptome sind saure, schaumige Gärungsstühle, Haut der Kinder riecht sauer, schmerzhafter Stuhldrang, Unruhe, Krämpfe, Kinder jammern und weinen.
115 3.5 · Heilpflanzen bei Verstopfung und chronischer Darmträgheit
3
Mittel gegen Magenschwäche, schlechte Verdauung und Magenkrampf 55 60 g Rhabarberwurzel, 30 g Rosinen, je 15 g Zitronenschalen und Süßholz, 8 g Kardamom 55 2 L Portwein 55 4 Tage lang digerieren, abseihen 55 2,5 g Alantertrank + 90 g weißen Zucker zugeben 55 Morgens und abends 1–2 Teelöffel einnehmen 55 Milch und saure Speisen meiden
3.5.5
Senna
Cassia angustifolia VAHL Cassia senna L. z Johannisbrotgewächs
55 Vorkommen Die Sträucher stammen aus Arabien, Indien und Nordafrika. 55 Verwendete Pflanzenteile Blätter – Sennae folium Früchte und Schoten – Sennae fructus 55 Inhaltsstoffe Dianthronglykoside (Sennoside A, A1, B-F), Anthrachinonglykoside wie Rhein-8-glucosid, -sophorosid, Schleimstoffe, Flavonoide wie Kämpferolderivate, Naphthalinglykoside wie Tinnevellinglucosid, Hydroxymusicinglucosid, ätherisches Öl 55 Wirkung Abführend – Früchte und Schoten wirken milder als die Blätter Sennoside wirken im Zusammenspiel mit den Darmbakterien, die sie hydrolytisch aufspalten und in die eigentliche Wirkform der Anthrons umwandeln.
116
Kapitel 3 · Heilpflanzen bei Darmerkrankungen
>>Die abführende Wirkung tritt nach Trinken des Tees nach 6–12 h ein. Begleiterscheinungen können heftige Koliken (Harze), Übelkeit, Erbrechen, roter Harn und Übergang in die Muttermilch sein.
3
Bei regelmäßiger Anwendung muss die Dosis immer wieder gesteigert werden. Die Sennesblätter führen alle scharfen, sauren, salzigen und zähen Feuchtigkeiten ab. !!Nicht anwenden in der Schwangerschaft und Stillzeit, bei Kindern, Entzündungen der Bauchhöhle, Darmverschluss, chronischer Verstopfung.
z Einsatzgebiete
Akute Verstopfung, Notwendigkeit eines weichen Stuhls bei Hämorrhoiden, operativen Eingriffen, Analfissuren, Untersuchungen des Darms. z Zubereitungen
Tee: abends 1–2 Tassen trinken Die Kombination mit Fenchel, Kümmel und Pfefferminze schmeckt besser. Wird der Tee in kaltem Wasser angesetzt, gehen weniger Harze in Lösung und die Verträglichkeit ist besser. Allerdings ist die Wirkung dann nicht so stark. Gibt man dem Sennestee Weinstein, Manna und etwas Zitronenzucker hinzu, so hat man das berühmte Wienertränkchen, das sehr mild abführt, wenn man alle 3-4 h einen Löffel davon nimmt. Um einen regelmäßigen und gelinden Stuhlgang zu erhalten, kann man jeden Morgen einige Blättchen unter den Kaffee kochen. i Mischungen 8 g Sennesblätter + 15 g Sternanis + 24 g Eibischwurzel + 80 g Fenchel für ältere Menschen: 30 g Sennesblätter + 60 g Rosinen + 8 g Süßholz + 4 g Anis + 2 g Zimt + ¼ L roten Wein und Wasser – über Nacht stehen lassen, 15 min aufkochen, durch ein Baumwolltuch abfiltieren, schluckweise trinken.
kQuell- und Gleitmittel
Quell- und Gleitmittel sind eigentlich keine Abführmittel, da sie alleine durch die Volumenzunahme des Darminhalts wirken, wobei ein Dehnungsreflex ausgelöst und die Darmperistaltik angeregt wird. Sie sind in der Behandlung von chronischer Verstopfung sehr wichtig, da sie keine Reizwirkung auslösen und es zu keiner Gewöhnung kommt. Die Wirkung tritt allerdings nicht so schnell ein wie bei klassischen Abführmitteln. Sie eignen sich aber gut für den Langzeitgebrauch. Zu beachten dabei ist, dass genug getrunken wird, da die Beschwerden sonst noch verstärkt werden können. Begonnen wird mit einer geringen Dosis, die bis zu ½ L Wasser gesteigert wird.
117 3.5 · Heilpflanzen bei Verstopfung und chronischer Darmträgheit
3.5.6
3
Flohsamen (s. 7 Abschn. 2.1.3)
Plantago psyllium, ovata L. z Wegerichgewächs
Der Flohsamen ist wesentlich kleiner als der Leinsamen und wird oft besser vertragen. z Verwendete Pflanzenteile
Samen oder Samenschalen – Psylli semen z Inhaltsstoffe
Schleimstoffe aus Xylose, Galacturonsäure, Arabinose, Rhamnose, fettes Öl, Hemicellulose, Proteine, Iridoidglykoside wie Aucubin, Phenylpropanderivate wie Acteosid Die Samen haben im Vergleich zu Leinsamen eine Quellzahl vom 10. Die Samenschalen quellen noch stärker. Wichtig bei der Anwendung ist es auch hier wieder viel zu trinken! Geeignet für Kinder, Erwachsene, Schwangere, Stillende i Einnahme 5 g Flohsamen + mindestens 150 ml kaltem Wasser anrühren, so rasch wie möglich trinken. Abstand zu Medikamenten: mindestens 1 h !!Nicht vorquellen lassen, nicht mit Milch kombinieren, nicht vor dem Zubettgehen einnehmen.
3.5.7
Leinsamen (s. 7 Abschn. 2.3.4)
Linum usitatissimum L. z Leinsamengewächs
Der Leinsamen ist ein Gleit- und Quellmittel mit der Quellzahl 6. Der Schleim vergrößert die Stuhlmasse. Durch das fette Öl wird die Gleitfähigkeit noch verbessert. Positiv ist, dass die Anwendung von Leinsamen keine Nebenwirkungen hat und es zu keiner Gewöhnung kommt. Der Leinsamen sollte vor der Einnahme zerstoßen werden.
118
Kapitel 3 · Heilpflanzen bei Darmerkrankungen
z Einnahme
3
Beginnend mit morgens und abends 1 Esslöffel in Apfelmus, Müsli, Haferflocken, Kompott, Topfen, Wasser oder anderes + mindestens 1Teelöffel Honig Die Wirkung tritt oft erst nach 3 Tagen ein. Hier muss man etwas Geduld haben. Sollte die Wirkung nicht gleich eintreten, kann in der Zwischenzeit ein Einlauf zur gewünschten Wirkung führen. Dieser wirkt nur im Enddarm. Nicht zu Abführmitteln greifen! >>Leinsamenschrot ist zwar sehr praktisch, muss aber innerhalb von 1 Woche verbraucht werden, da er sonst ranzig wird und dann eine Reizwirkung auf den Magen haben kann.
3.5.8
Rizinusbaum
119 3.5 · Heilpflanzen bei Verstopfung und chronischer Darmträgheit
3
Ricinus communis z Wolfsmilchgewächs
Der Rizinusbaum wird auch Wunderbaum oder Christuspalme bezeichnet und stammt aus dem tropischen Afrika. z Verwendete Pflanzenteile
Samen – Ricini semen Öl – Ricini oleum z Inhaltsstoffe
Tririzinolein, Rizin (toxisch), Proteine z Wirkung
Wirkung: im Dickdarm Hemmung der Nettorückresorption von Wasser und Ionen ! Warning Nebenwirkungen: Hautausschläge, Magenreizung, Koliken, Übelkeit, Erbrechen Kontraindikationen: Erkrankungen der Gallenwege, entzündliche Erkrankungen im Magen-Darm-Trakt, Schwangerschaft, Stillzeit, Kinder Überdosierung: Übelkeit, blutiges Erbrechen, blutiger Durchfall, Nierenentzündungen, Leberschäden, Kreislaufkollaps Für Kinder können 5–6 Samen tödlich sein, für Erwachsene 10–20 Samen.
120
Kapitel 3 · Heilpflanzen bei Darmerkrankungen
z Weitere Heilpflanzen bei Verstopfung
3
55 Bitterkräuter 55 Gewürze 55 Ahorn 55 Koriander 55 Preiselbeersprossen 55 Algen – im Zusammenhang mit Schilddrüse 3.5.9
Ahorn, Bergahorn
Acer pseudoplantanus Laubmischwälder, nährstoffreiche Böden, Berghänge, Bodenverbesserer Bis zu 30 m hoch, tiefangesetzt, kegelförmige Krone Wirkstoffe: Sucrose, Rohrzucker, Eiweiße, Apfelsäure, Glucose, Phenolverbindungen, Mineralstoffe Wirkung: wirkt erweichend bei allen Verhärtungen – Muskeln, Gefäße, entzündungshemmend für Gallenblase, Gallensteine, verbessert die Verdauung bei langsamer Verdauung, Übergewicht, hoher Blutzucker, Gürtelrose, Lähmungserscheinungen
121 3.5 · Heilpflanzen bei Verstopfung und chronischer Darmträgheit
3.5.10
3
Preiselbeersprossen
Vaccinium vitis-idaea Lichte, moorige Wälder, nährstoffarme, saure Böden, halbschattig bis schattig Wirkstoffe: Arbutin, Ericolin, Vitamin C, Tannine, Säuren, Proanthocyanidine verhindern die Anlagerung von E. coli an die Zellen des Harntrakts und werden ausgeschwemmt
122
Kapitel 3 · Heilpflanzen bei Darmerkrankungen
Wirkung: adstringierend, antiseptisch, entzündungshemmend, harntreibend Anwendung: Drainage im Darm, Verbesserung der physiologischen Funktion, Förderung der Blasenentleerung, Darmkrämpfe, Störungen der Darmmotorik, Verstopfung wechselt mit Durchfall, chronische Verstopfung, Dickdarmentzündung, Arthritis, Osteoporose
3
z Weitere Tipps
55 Bei chronischer Verstopfung tun regelmäßige warme Fußbäder sehr gut. Sie entspannen die Muskulatur. 55 Morgens ein Glas abgekochtes, warmes Wasser auf nüchternen Magen trinken entspannt den gesamten Bauchraum. 55 Kolonmassagen 55 Kneippen 3.6
Heilpflanzen bei Hämorrhoiden und Venenbeschwerden
Die Behandlung von Hämorrhoiden erfolgt symptomorientiert, da die Ursache ja eigentlich eine Schwäche der Venengefäße bzw. Beschwerden der Venen ist. Blutende Hämorrhoiden sollten immer ärztlich abgeklärt werden. Bei akuten entzündlichen Hämorrhoidenbeschwerden werden Arnika-, Kamillen-, Eichenrindenumschläge oder Sitzbäder empfohlen. Im Allgemeinen wird kühl als angenehm empfunden. Kälte könnte die Krampfgefahr erhöhen. 3.6.1
Blutwurz (s. 7 Abschn. 1.2.2 und 3.4.1.)
Analfissuren
123 3.6 · Heilpflanzen bei Hämorrhoiden und Venenbeschwerden
3.6.2
3
Edelkastanie
Castanea sative MILL. z Buchengewächs
Die Edelkastanie ist aus der Hildegard-Heilkunde sehr bekannt. Hildegard sagt, sie ist das unter Bäumen, was der Fenchel unter den Stauden und der Dinkel unter dem Getreide ist – sehr gesund. Sie enthält wertvolle Gerbstoffe, Bioflavonoide zur Beseitigung von Stress und Vitamin P für die Gefäße, Stärke, Fett und Eiweiß, hochwertige Kohlenhydrate, die für alle Zellen, besonders für die Nervenzellen, wertvolle Energielieferanten sind. Die komplexen Kohlenhydrate werden zu kurzkettigen Fettsäuren abgebaut und bewirken einen optimalen pH-Wert im Darm. Des Weiteren enthalten sind Eisen, Zink, Kupfer, Mangan, Magnesium, Kalzium, Kalium, wenig Natrium, GABA (γ-Aminobuttersäure, Neurotransmitter), biogene Amine, die für die Nervenfortleitung und für die Muskelerregung wichtig sind, Vitamine A, E, B1, B2, B3, B5, B6, C, Stärke und Rübenzucker. Hildegard setzte sie bei allen Schwächezuständen, auch dem Immunschwäche ein, heute auch bei Krebs oder Borreliose. Edelkastanien reifen auf riesigen, mächtigen Bäumen und speichern viel Sonnenenergie
124
3
Kapitel 3 · Heilpflanzen bei Darmerkrankungen
in Form von Biophotonen. „Nach Hildegard ist der Kastanienbaum sehr warm und hat eine große Lebenskraft (viriditas), da er die goldene Mitte (das rechte Maß, discretio) symbolisiert und alles, was in ihm ist, auch die Frucht, ist nützlich gegen jede Schwäche, die im Menschen ist.“ Jeder Mensch, der sein eigenes Maß, seinen Leistungsfähigkeit, seine Kräfte überschätzt (zu viel Alkohol, Essen, Drogen usw), fällt aus der Mitte. Die Folgen sind Müdigkeit und Schwäche, Herzschwindel, Traurigkeit, Immunschwäche. Auch der Körper leidet. besonders die Leber, die mit Leberschwindel, Müdigkeit, Mangel an Lebenskraft reagiert. Die Edelkastanie ist jetzt in der Lage, den Menschen aufgrund der Wirkstoffe und der gespeicherten Sonnenenergie, auf körperlicher und seelischer Ebene harmonisch zu nähren, sodass er seine Stärke, Energie und Widerstandskraft wieder bekommt. z Vorkommen
Europa z Verwendete Pflanzenteile
Blätter – Castaneae folium Samen – Castaneae semen z Inhaltsstoffe
Blätter: Gerbstoffe wie Ellagitannine, Tellimagrandin I und II, Casuarictin, Potentillin, Pedunculagin, Castalagin, Vescalagin, Flavonoide wie Quercetin- und Myricetin-Derivate, Triterpene wie Ursolsäure, Vitamin C, Gallussäuren, 3-O-p- Cumaryolchinasäure, β-Sitosterolglucosid z Wirkung
Antioxidativ, lymphsystemanregend, stärkend, auswurffördernd
lymphsystemausleitend,
lymphsystem-
z Einsatzgebiete
Venenbeschwerden, Husten, Durchblutungsstörungen der Beine, Schleim- und Flüssigkeitsansammlungen im Körper Geeignet für Erwachsene, Schwangere und Stillende nach Rücksprache mit dem Arzt. Nicht geeignet für Kinder z Zubereitungen
Tee aus Blättern Extrakte aus Blättern 3.6.3
Eiche (s. 7 Abschn. 3.4.3)
Quercus robur, petraea Angewendet wird die Eichenrinde für Sitzbäder
125 3.6 · Heilpflanzen bei Hämorrhoiden und Venenbeschwerden
3.6.4
3
Hamamelis, Virginische Zaubernuss
Hamamelis virginiana L. z Hamamelisgewächs
Der aus Nordamerika kommende Strauch ist häufig als Zierstrauch in unseren Gärten zu finden. Seine gelben Blüten erscheinen schon im Vorfrühling, wenn noch Schnee liegt. Bekannt ist der Strauch unter den Namen Hexenhasel oder Zauberhasel. z Vorkommen
Nordamerika, Europa z Verwendete Pflanzenteile
Rinde – Hamamelidis cortex Blatt – Hamamelidis folium z Inhaltsstoffe
Rinde: Gerbstoffe wie Gallotannine, Catechingerbstoffe, Hamamelitannin, 2,5-Di- O-galloyl-D-hamamelose, weitere Galloylhamamelosen, Flavonoide, ätherisches Öl Blatt: Gerbstoffe und Gerbstoffbausteine wie Pyrogallol, Proanthocyanidine, Gallotannine, Hamamelitannin, 2,5-Di-O-galloyl-D-hamamelose, Proanthocyanidine des Cyanidins und Delphinidins, Flavonoide, Kämpferol, Quercetin, Astragalin, Isoquercitrin, organische Säuren wie Kaffeesäure, Chinasäure, Gallussäure, Fettsäuren, ätherisches Öl z Wirkung
Adstringierend, entzündungshemmend, lokal hämostyptisch
126
Kapitel 3 · Heilpflanzen bei Darmerkrankungen
z Einsatzgebiete
Entzündungen der Haut und Schleimhäute, Läsionen der Haut, Hämorrhoiden, Krampfadern, Ulcus cruris, venöse Erkrankungen, Varizen. Äußerliche Anwendung geeignet für Erwachsene, Kinder, Schwangere, Stillende
3
z Zubereitungen
Salben Zäpfchen Tee Tinkturen Die homöopathische Zubereitung Hamamelis wird bei venösen Blutungen, Varizen, Hämorrhoiden, venöser Stase, verlängerter Monatsblutung, azyklische Monatsblutungen, krampfartige Monatsblutungen, Schilddrüsenvergrößerung, Lungentuberkulose, Venenentzündung eingesetzt. Das Mittel wirkt auf das venöse System und als blutstillendes Mittel. Symptome sind Gewebeblutungen, venöse Stauungen mit Druck besonders in den Beinen, Hämorrhoidalknoten werden stärker, jucken, brennen, bluten, Brustbeklemmungen, Atemnot, Bluthusten, MagenDarm-Krämpfe, Nasenbluten, Darmblutungen, starke Menstruationsblutungen. 3.6.5
Kamille, echte (s. 7 Abschn. 1.1.3, 2.1.5 und 2.6.2)
Die echte Kamille ist wirksam bei akuten Entzündungen in Form von feuchten Umschlägen, Sitzbädern, Zäpfchen oder als Fluidextrakt. 3.6.6
Mäusedorn
Ruscus aculeatus L. Liliengewächs
127 3.6 · Heilpflanzen bei Hämorrhoiden und Venenbeschwerden
3
z Vorkommen
Der Mäusedorn stammt aus dem Mittelmeerraum. Es ist ein dorniger, immergrüner Strauch, der trockene, sonnige Hänge bevorzugt. z Verwendete Pflanzenteile
Dicker, fleischiger Wurzelstock – Rusci rhizoma z Inhaltsstoffe
Steroidsaponine vom Spirostanol- und Furostanoltyp, Aglyka Ruscogenin und Neoruscogenin, Sapogenine wie Ruscogenine, Ruscosid, Deglucoruscosid, Ruscin, Deglucoruscin, Deglucoruscosid, Deglucoruscin, Furostanolglykosid, Spirostanolglykoside, Neoruscogeninglykoside, Ruscus-Saponine, Ruscogenin-1-sulfat, 26-β-D-glucosyloxyfurostanol, Aculeosid A und B, Triterpene, Sterole, ätherisches Öl, Euparon, Ruscodibenzofuran und weitere z Wirkung
Wirkung: tonisierend auf Venen, kontrahierende Wirkung auf die glatte Muskulatur der Venenwände, ödemprotektiv, ödemhemmend, entzündungshemmend, gefäßabdichtend, entstauend, leicht harntreibend, bringt entzündete Hämorrhoidalknoten zum Abschwellen, tonisiert die Blutgefäße in diesem Bereich, verschafft eine subjektive Erleichterung Steroidgerüst gleicht dem von Nebennierenrindensteroiden, ohne aber die Kortisonwirkung zu haben z Einsatzgebiete
Chronisch venöse Insuffizienz, Schmerzen und Schweregefühl in den Beinen, nächtliche Wadenkrämpfe, Juckreiz, Schwellungen, Hämorrhoiden. Geeignet für Erwachsene, nicht geeignet für Kinder, Schwangere, Stillende z Zubereitungen
Dragees, Filmtabletten, Kapseln Tropfen Salben, Gele Fluidextrakte
128
Kapitel 3 · Heilpflanzen bei Darmerkrankungen
3.6.7
Rosskastanie
3
Aesculus hippocastanum L. z Seifenbaumgewächs
Die Rosskastanie säumt als mächtiger, schattenspendender Baum viele Alleen und Parks. Im Herbst lieben es die Kinder die Rosskastanien zu sammeln und mit ihnen zu basteln. z Vorkommen
Europa z Verwendete Pflanzenteile
Blätter – Hippocastani folium Samen – Hippocastani semen z Inhaltsstoffe
Blätter: Cumaringlucoside Aesculin, Scopolin, Fraxin, Flavonolglykoside wie Quercetin-3-rhamnosid, -3-rhamnoglucosid, -3-glucosid bzw. Quercitrin, Rutin, Isoquercitrin, -3-arabinosid, Kämpferolglykoside, Aescin, Polyprenole, α-, β-Amyrin, Lupeol, Friedelanol, Friedelanon, Sterole Samen: Triterpensaponine wie Aescin, besteht aus mehr als 30 Glykosiden, Diester von Protoaescingenin und Barringtogenol C, Flavonoide wie Quercetin und Kämpferol, deren 3-O-Arabinoside und -Rhamnoside, 3-O-Bioside und -Trioside, Gerbstoffe wie (−)-Epicatechin-Trimere Cinnamtannin B1 und B2, trimere und tetramere Aesculintannine, Cumarine Aesculin und Fraxin, ätherisches Öl mit Nonanal, Nonansäure, 3-Hexenol, Heptanol, Benzylalkohol, fettes Öl, Methylsterole wie Obtusifoliol, Gramisterol, Proteine, Polysaccharide, Stärke, Arabinane, Glucoarabinane
129 3.6 · Heilpflanzen bei Hämorrhoiden und Venenbeschwerden
3
z Wirkung
Blätter: nur wenig verwendet Samen: entzündungshemmend, leitet Gewebewasser ab, venentonisierend, venenstärkend z Einsatzgebiete
Venenbeschwerden, Venenschwäche, chronische Veneninsuffizienz (CVI), Krampfadern, Beinschwellungen, Schmerzen und Schwere in Beinen, Wadenkrämpfe, Juckreiz, venöse Durchblutungsstörungen. Geeignet für Erwachsene, Schwangere und Stillende nach Rücksprache mit dem Arzt, nicht geeignet für Kinder z Zubereitungen
Dragees, Tabletten Salben, Cremen, Gele 3.6.8
Weinlaub, rotes
Vitis vinifera L. var. tinctoria z Weinrebengewächs
Der Weinstock gehört zu den ältesten Kulturpflanzen der Menschheit und findet auch Erwähnung in der Bibel. Wein galt früher, in Maßen genossen, als Stärkungsund Aufbaumittel. Viele Heilmittel der Hildegard von Bingen wurden und werden auch heute noch auf Weinbasis hergestellt, die sogenannten Heilweine.
130
Kapitel 3 · Heilpflanzen bei Darmerkrankungen
z Vorkommen
Weltweit z Verwendete Pflanzenteile
3
Blätter – Vitis viniferae folium rubrum Traubenkernöl Trauben z Inhaltsstoffe
Flavonoide, Hydroxyzimtsäurederivate, Flavonolglykoside Isoquercitrin, Quercitrin- 3-O-glucoronid, Kämpferol-3-glucosid, Anthocyane wie Paeonidin-, Cyanidin-, Malvidin-, Delphinidin-, Petunidin-3-glucosid, Gerbstoffe wie Catechin, Gallocatechin, Epicatechingallat, oligomere Procyanidine, Hydroxyzimtsäurederivate wie Caffeoyl-, Cumaroyl-, Feruloylweinsäure, Kaffeesäure, Äpfel-, Wein- und Oxalsäure, Polyphenole z Wirkung
Antioxidativ, abschwellend, gewebewasserableitend, vor Ödemen schützend, Verbesserung der Mikrodurchblutung in den Kapillargefäßen, entzündungshemmend, gefäßentspannend, Zunahme des druckabhängigen Wassertransports z Einsatzgebiete
Venenbeschwerden, Venenschwäche, chronisch venöse Insuffizienz, Krampfadern, Ödeme der Unterschenkel, Schmerzen, Kribbeln und Jucken in den Beinen, müde, schwere Beine. Geeignet für Erwachsene; Schwangere und Stillende nach Rücksprache mit dem Arzt; nicht geeignet für Kinder z Zubereitungen
Tee Extrakte Salben, Cremen, Gele Fertigpräparate
131 3.6 · Heilpflanzen bei Hämorrhoiden und Venenbeschwerden
3.6.9
3
Zitterpappel
Populus tremulus z Weidengewächse
55 Vorkommen Europa, Russland 55 Verwendete Pflanzenteile Sprossen – Populi gemmae Rinde – Populi cortex Blätter – Populi folium 55 Inhaltsstoffe Salicylate, Salicylalkoholderivate, Salicin, Populin, Salicortin, ätherisches Öl, Humulen, Caryophyllen, Chrysin, Tannine, Flavonoide 55 Wirkung Sprossen: juckreizstillend, beruhigend, entzündungshemmend, adstringierend, schmerzstillend Rinde: schmerzstillend, entzündungshemmend 55 Einsatzgebiete Wunden, Gelenksschmerzen, Gicht, Blasenbeschwerden, chronische passive Blutflüsse, Brustleiden, Skorbut. Geeignet für Erwachsene, nicht geeignet für Kinder, Schwangere, Stillende 55 Zubereitungen Pappelsalbe Pappelzäpfchen Abkochungen der Rinde gegen Skorbut und syphilitische Leiden. Das homöopathische Mittel Populus tremuloides wird bei akuten und chronischen Blasenentzündungen, Folgen von Prostatahypertrophie, Harnleiterentzündungen, Harnbeschwerden bei Schwangeren eingesetzt.
132
3.7
3
Kapitel 3 · Heilpflanzen bei Darmerkrankungen
Heilpflanzen bei dyspeptischen Beschwerden
Werden definiert als 55 vor allem in der Oberbauchmitte empfundene, anhaltende bzw. immer wiederkehrende Schmerzen oder unangenehme Beschwerden wie vorzeitiges Sättigungsgefühl, Völlegefühl, Blähungen im Oberbauch, Übelkeit, 55 kein Hinweis auf organische Leiden, 55 Beschwerden werden nicht ausschließlich durch Stuhlgang gelindert und stehen nicht in Verbindung mit einer Veränderung der Stuhlfrequenz oder -konsistenz. Bis zu 30 % der Bevölkerung leiden unter dyspeptischen Beschwerden. Die Symptome sind ein Mischbild von motorischen und sekretorischen Störungen, Ernährungsfehler, Psychomotorik, unregelmäßige, hastige, unkontrollierte und überkalorische Nahrungsaufnahme, gestörte Verdauungsfunktion abhängig von verschiedenen Organtätigkeiten und deren Abstimmung, die durch zahlreiche gastrointestinal wirksame Hormone (60 sind bekannt) reguliert und gesteuert werden. Beteiligt dabei sind Magen, Dünndarm, Leber, Bauchspeicheldrüse und Gallesystem. Da diese Organfunktionen in engem Zusammenhang stehen, kann jede Fehlfunktion eines Organs die Störungen anderer Organe auslösen. Die Behandlung wird symptomorientiert abgestimmt mit Kombinationen aus Bitterstoffen, Karminativa, Antidyspeptika, Spasmolytika, pflanzlichen Enzympräparaten wie Papain und Bromelain, die auf die Pankreasfunktion sowohl sekretorisch-anregend als auch entlastend einwirken. Bei der chronischen Bauchspeicheldrüsenentzündung handelt es sich um ein eigenes Krankheitsbild. Es kommt dabei zu zerstörenden, zersetzenden Prozessen in der Bauchspeicheldrüse über viele Jahre, bis es zu einer totalen Atrophie der exokrinen Drüsenanteile der Bauchspeicheldrüse mit Reduktion und Einstellen ihrer Funktion kommt. Starke Schmerzen im linken oder mittleren Oberbauch mit Ausstrahlung in den Rücken und zunehmende Fettstühle sind die Folge. Therapeutisch ist dies nur sehr schwer beeinflussbar. Verordnet werden Schmerzmittel und Substitution von Pankreasenzymen. Eingesetzte Heilpflanzen sind: 55 Kurkuma 55 Artischocke 55 Löwenzahn 55 Wermut 55 Mariendistel 55 Pfefferminze 55 Bittere Schleifenblume 55 Papaya 55 Ananas
133 3.7 · Heilpflanzen bei dyspeptischen Beschwerden
3.7.1
3
Ananas
z Ananas comosus
Ähnliches proteolytisches Enzym – Rohbromelain aus Presssaft der Mutterstümpfe gewonnen Bromelain – entzündungshemmend, Einfluss auf Blutgerinnung, Thrombozytenaggregation wird gehemmt, Blutungszeit wird verlängert Einsatz: Dyspepsie und Verdauungsbeschwerden bei Bauchspeicheldrüsenerkrankungen
134
Kapitel 3 · Heilpflanzen bei Darmerkrankungen
3.7.2
Kurkuma
3
Curcuma longa, domestica VAL. z Ingwergewächs
Der aus Indien stammende Kurkuma ist ein sehr bekanntes Gewürz und verleiht dem Curry seine gelbe Farbe. Kurkuma ist auch bekannt unter den Namen Gelber Ingwer, Gelb- oder Gilbwurzel, Gelbsuchtwurzel, Gurkemeyr, Tumerikwurzel. z Vorkommen
Asien, Afrika, China, Indien, Indonesien z Verwendete Pflanzenteile
Wurzelstock – Curcumae longae rhizoma
135 3.7 · Heilpflanzen bei dyspeptischen Beschwerden
3
z Inhaltsstoffe
Curcuminoide (Dicinnamoylmethanderivate), Curcumin, Monodesmethoxy-, Bisdesmethoxycurcumin, Diarylheptane, Diarylpentane, ätherisches Öl aus α-Turmeron, Zingiberen, α-Curcumen, β-Sesquiphellandren, Germacron, β-Bisabolen, Polysaccharide wie Ukonan A, Stärke z Wirkung
Cholagog, antioxidativ, leberzellschützend, gegen Lebergifte, entzündungshemmend, antiviral, antimikrobiell, antibakteriell, antifungal, tumorhemmend, antimutagen, lipidsenkend, immunstimulierend, bringt den Stoffwechsel und den Darm ins Gleichgewicht, konstitutionsstärkend, steigert die Gallenproduktion, unterstützt die Entleerung der Gallenblase, fördert die Fettverdauung in Magen und Darm, verhindert Völlegefühl und Blähungen, blutreinigend, cholesterinsenkend, verringert das Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall, wirkt positiv bei verschiedenen Tumorarten, tonisierend auf die Haut, fördert die Dehnbarkeit der Bänder, verbessert die Energiegewinnung der Zellen, insektenabwehrend z Einsatzgebiete
Völlegefühl, Blähungen, Übelkeit, Oberbauchschmerzen, Magenerkrankungen und Magenkrämpfe mit dünnem, grünlichen, auch mit Schleim und Blut vermischtem Stuhlgang, funktionelle Störungen der ableitenden Gallenwege, Hauterkrankungen, Erweiterung des Dickdarms mit dünnen, harten Stückchen im Stuhl, Mastdarmentzündungen, Magenerkrankungen infolge von Erkältungen oder Infektionen, Hitzedurchfall, Darmgeschwüre, Bakterienruhr, Amöbenruhr, Hämorrhoiden, Gallensteine, Galle-Leber-Störungen, Darmpolypen. Geeignet für Erwachsene, nicht geeignet für Kinder, Schwangere, Stillende >>Die Österreichische und Amerikanische Gesellschaft für Onkologie empfehlen Kurkuma begleitend bei Brust-, Darm- und Prostatakrebs, Lungen-, Haut- und Gebärmutterkrebs. !!Vorsicht bei überempfindlichem Magen, zu viel Magensäure (Reizwirkung von Kurkuma auf Magenschleimhaut), Verschluss der Gallenwege.
z Zubereitungen
Tee Tropfen Gewürz Kapseln, Dragees, Filmtabletten Mittlere Tagesdosis: 1,5–3 g Droge
136
Kapitel 3 · Heilpflanzen bei Darmerkrankungen
Curry-Powder (Diet.)
3
55 55 55 55 55 55 55
3.7.3
Rhizomat. Curcumae 50,0 Piperis albi 20,0 Fructus Pimentae 10,0 Seminis Sinapis deolati 10,0 Fructus Carvi 5,0 Fructus Coriandri 2,5 Fructus Capsici 2,5
Papaya, Melonenbaum
z Carica papaya
Durch das Anritzen der unreifen Früchte wird ein klarer Milchsaft gewonnen, der Papayalatex oder Rohpapain genannt wird. Dieser wird an der Luft getrocknet und daraus das Papain gewonnen.
137 3.7 · Heilpflanzen bei dyspeptischen Beschwerden
3
Papain spaltet Peptidbindungen, an denen basische Aminosäuren beteiligt sind, und fördert die enzymbedingte Verdauung. !!Vorsicht bei Blutungsneigung (gesteigerte Fibrinolyse durch Papain) und Schwangerschaft (embryotoxische, teratogene und abortive Wirkung der unreifen Früchte).
Wobenzympräparat (Ananas + Pankreasenzyme) 3.7.4
Schleifenblume, bittere
Iberis amara L.
138
Kapitel 3 · Heilpflanzen bei Darmerkrankungen
z Kreuzblütler
Bekanntere Namen für diese Heilpflanze, deren Anwendung erst in den letzten Jahren wieder entdeckt wurde, sind Bauernsenf oder Traubige Schleifenblume. z Vorkommen
3
Mittel- und Südeuropa z Verwendete Pflanzenteile
Frischpflanze – Iberis amara recens z Inhaltsstoffe
Senfölglykoside mit Glucoiberin, Glucocheirolin, Glucoiberverin, Amine, Cucurbitacine E, I, K, J, Behensäure, Ölsäure, Palmitinsäure, Linolensäure, Linolsäure, Flavonolglykoside mit Aglyka Kämpferol und Quercetin, Sinapinsäureester z Wirkung
Entzündungshemmend, tonisierend, krampflösend, vor Ulkus schützend, ödemreduzierend, antimikrobielle bei Helicobacter pylori. Geeignet für Erwachsene, nicht geeignet für Kinder, Schwangere, Stillende z Einsatzgebiete
Dyspeptische Beschwerden, Reizdarm
139
4
Kinder Inhaltsverzeichnis 4.1
Übelkeit, Erbrechen – 140
4.2
Durchfall – 141
4.3
Verstopfung – 143
4.4
Blähungen – 144
4.5
Bauchschmerzen – 145
4.6
Appetitlosigkeit – 146
© Der/die Autor(en), exklusiv lizenziert an Springer-Verlag GmbH, DE, ein Teil von Springer Nature 2023 A. Riffel, Heilpflanzen für den Verdauungstrakt, https://doi.org/10.1007/978-3-662-67002-6_4
140
4
Kapitel 4 · Kinder
Beschwerden im Bauchraum gehören neben den Atemwegserkrankungen zu den ersten Einsatzgebieten von Kindern und beginnen fast immer schon im Babyalter. Die Funktionen im Bauchraum von Magen, Darm, Leber, Galle, Verdauung müssen erst aufgebaut und die Darmflora muss erst ausgebildet werden. Dreimonatskoliken, Nabelkoliken von Babys, Magen-Darm-Infekte mit Durchfall, Übelkeit oder Verstopfungen, Blähungen, Unwohlsein begleiten Kinder oft bis ins Schulalter oder länger. Auch Nervosität (Kindergarten, Schulbeginn, Prüfungen), Ängste und Übermüdung können zu Bauchschmerzen, Krämpfen, Übelkeit und Erbrechen führen. Zu viel Süßigkeiten lassen nicht zur Ruhe kommen und fördern Unruhezustände, Konzentrationsstörungen und Schlafprobleme. >>Bei sehr starken oder langanhaltenden Schmerzen, Krämpfen und Beschwerden sollte immer ein Arzt aufgesucht werden. Vor allem kleine Kinder können Schmerzen noch nicht genau lokalisieren.
4.1
Übelkeit, Erbrechen
Übelkeit und Erbrechen sind Symptome und eigentlich ein wichtiger Schutzmechanismus des Körpers. Der Körper möchte Stoffe, die für ihn belastend sind, entfernen. Ausgelöst werden können Beschwerden durch Arzneimittel, Nahrungsmittel, die nicht gut vertragen werden, Erkrankungen, zu viel Süßes, aber auch durch psychische Belastungen wie Nervosität oder Angst. Hier reagiert das Magennervensystem mit einer inneren Anspannung, was Übelkeit oder Erbrechen auslösen kann. Wichtig ist, dass die Kinder genug lauwarme Flüssigkeit, Wasser oder Tee trinken. Wohltuend wirkt eine Wärmeflasche, Kirschkernkissen, warme Kamillenauflagen oder eine leichte Bauchmassage mit beruhigenden ätherischen Ölen wie Lavendel, Kümmel, Fenchel, Kamille oder Pfefferminze. Ruhe und Im-Bett-Bleiben beruhigen das Nervensystem und entspannen die Muskulatur. iiWenn die Kinder wieder etwas Appetit bekommen, sollten sie leicht verdauliche Lebensmittel wie Suppe, Apfelmus, reife Bananen, Zwieback, Hühnerfleisch, Weißbrot, gekochtes Gemüse, Kartoffelpüree oder Brei essen.
z Geeignete Heilpflanzen für Kinder
55 Kamille 55 Schafgarbe 55 Ringelblume 55 Melisse 55 Pfefferminze, Krauseminze, Apfelminze 55 Fenchel 55 Käsepappel, Malve, Eibisch 55 Apfelstücke, Apfelschale
141 4.2 · Durchfall
4
Kindertee bei Übelkeit und Erbrechen 55 55 55 55 55 55 55 55
Ringelblume Fenchel Kamille Apfelminze Orangenblüten Melisse Den Tee zu gleichen Teilen mischen 1 Esslöffel auf 1 Tasse heißes Wasser, 5 min ziehen lasse, abseihen, schluckweise nicht zu heiß trinken 55 3- bis 5-mal 1 Tasse täglich 55 Tee immer frisch zubereiten, nicht süßen
z Reisekrankheit
Viele Kinder vertragen das Autofahren nicht sehr gut und ihnen wird leicht übel oder sie müssen sich überhaupt erbrechen. Typische Symptome dabei sind Übelkeit, Schwindelgefühl, Blässe, Kopfschmerzen, Schweißausbrüche, Erbrechen. iiGut ist, wenn die Kinder vor der Autofahrt etwas essen wie Reiswaffel oder ein Stück Brot. Eltern sollte während der Fahrt immer wieder Pausen einlegen und es ist ganz wichtig, dass die Kinder immer nach vorne schauen.
z Geeignete Heilpflanzen für Kinder
55 Pfefferminze (für Kinder ab 6 Jahren), Krauseminze, Apfelminze für kleinere Kinder (kühler Tee, Kräuterkissen, Blätter kauen, Roll-on, Duftsäckchen mit ätherischem Pfefferminzöl) 55 Ingwer für Kinder ab 6 Jahren 55 Ätherische Öle aus Zitrusfrüchten wie Mandarine, Orange für kleine Kinder, ab 6 Jahren auch Zitrone oder Nadeldüfte wie Tanne oder Douglasie als Duftsäckchen oder Roll-on
4.2
Durchfall
Durchfall kommt bei Kindern häufig vor. Bei Babys und Kleinkindern müssen sich der Darm und die Verdauung erst aufbauen und auch die Besiedelung mit gesunden Darmbakterien findet erst mit der Zeit statt. Hier werden Nahrungsmittel oft noch nicht so gut vertragen. Zu viel Süßes, Zitrusfrüchte oder Obst können auch Auslöser sein. Bei Beschwerden und Erkrankungen wie Magen-Darm-Infektionen, Erkältungserkrankungen, Fieber oder Blasenentzündungen ist Durchfall oft ein erstes Anzeichen oder eine Begleiterscheinung. Auch Nervosität, Anspannung, belastende Ereignisse oder Antibiotikagaben können zu Durchfall führen.
142
Kapitel 4 · Kinder
>>Wichtig ist, den Kindern genug zu trinken zu geben. Treten heftige Bauchkrämpfe auf oder hören Kinder mit dem Trinken auf, sollte ein Arzt zu Rate gezogen werden.
4
Wohltuend wirken Ruhe, Wärme, wärmende Auflagen, Kirschkernkissen oder Wärmeflasche und wärmende, beruhigende Tees wie Fenchel-, Kamille-, Ringelblume- oder Eibischtee. Elektrolytlösungen ersetzen die fehlenden Mineralien, die der Körper während des Durchfalls verliert. Frische Obstsäfte oder blähende Lebensmittel sollten während Durchfallerkrankungen vermieden werden. z Geeignete Heilpflanzen für Kinder
55 Gerbstoffhaltige Pflanzen wie Heidelbeeren, Rosenblütenknospen, Schafgarbe, Blutwurz, Brombeer-, Himbeer-, Erdbeerblätter wirken stopfend, entzündungshemmend, krampflösend und antibakteriell. Sie können in Form von Tee den Kindern zum Trinken gegeben werden. Schwarzer Tee ist für Kinder nicht geeignet, da sie durch das enthaltene Coffein unruhig werden können. Tees mit gerbstoffhaltigen Pflanzen sollte man 10–15 min ziehen lassen, damit die Gerbstoffe, die eine stopfende Wirkung haben, gut ausgezogen werden können. Getrocknete Heidelbeeren kurz aufkochen und danach 10 min ziehen lassen. Wenn getrocknete Heidelbeeren gekaut werden, die harten Bestandteile nicht mitschlucken. 55 Kamille, Gänsefingerkraut und Ringelblume wirken entzündungshemmend und krampflösend und können den Kindern auch in Form von Tee zum Trinken gegeben werden. 55 Heilerde oder medizinische Kohle binden schädliche Gifte, Wasser und haben zusätzlich eine stopfende Wirkung. 55 Braune Äpfel, Bananen oder gekochte Karotten enthalten viel Pektin, das das Wachstum krankmachender Keime im Darm hemmt.
Elektrolytlösung zum Selbstmachen 55 400 ml abgekochtes Wasser + 3 Teelöffel Traubenzucker + 1 Messerspitze Salz + 100 ml gekochter Karottensaft 55 Davon täglich dem Kind zu trinken geben Fertige Elektrolytlösungen aus der Apotheke sind eine gute Alternative dazu, schmecken aber oft nicht so gut.
iiWährend des Durchfalls sollten die Kinder nur leicht verdauliche und magenschonende Kost essen wie Zwieback, Knäckebrot, Salzstangen, Karottensuppe, Hühnersuppe, braune geriebene Äpfel, Bananen oder Reis. Danach mit einer leichten Schonkost beginnen, gekochtes Hühnerfleisch, Kartoffeln oder Nudeln. Mit Rohkost und schwerer Kost sollte erst später wieder begonnen werden.
143 4.3 · Verstopfung
4
Kindertee bei Durchfall 55 55 55 55 55 55 55 55
10,0 Brombeerblätter 10,0 Himbeerblätter 10,0 Rosenblütenknospen 20,0 Heidelbeeren 5,0 Tormentillwurz 10,0 Kamille 10,0 Gänsefingerkraut 1–2 Teelöffel auf 1 Tasse heißes Wasser, 10–15 min ziehen lassen, abseihen und lauwarm schluckweise 3–5 Tassen täglich trinken 55 Tee immer frisch zubereiten
Kindertee nach dem Durchfall zur Heilung von Magen- und Darmschleimhaut 55 55 55 55 55 55 55
Ringelblume Schafgarbe Eibisch Himbeerblätter Kamille Zu gleichen Teilen mischen 1 Teelöffel auf 1 Tasse heißes Wasser, 5–10 min ziehen lassen, abseihen und warm schluckweise trinken, 1–3 Tassen täglich 55 Tee immer frisch zubereiten
4.3
Verstopfung
Das Gegenteil von Durchfall ist die Verstopfung, die bei Kindern auch immer wieder vorkommen kann. Von einer Verstopfung spricht man, wenn die Kinder nur einmal in der Woche einen Stuhlgang haben. Je länger der Stuhl im Darm festsitzt, desto härter wird er. In der Folge kommt es zu hartem Bauch, Schmerzen, Krämpfen, Mikroorganismen können sich im Darm vermehren, die Darmschleimhaut kann sich entzünden oder beim Weitertransport vom harten Stuhl geschädigt werden. Auch Einrisse und Wunden an der Afterschleimhaut können passieren, was zu Schmerzen führt und die Kinder noch mehr den Stuhl zurückhalten lässt. Verstopfung kommt bei Kindern vor allem beim Reinwerden vor, bei einer Kostumstellung oder wenn belastende Ereignisse bevorstehen wie Kindergarten, Schule, Arztbesuche, wenn der Tagesrhythmus sich ändert, auf Reisen, in Stresssituationen, bei Antibiotikagaben oder wundem Po. Zusätzlich können zu wenig Flüssigkeit, zu wenig Bewegung, zu wenig Ballaststoffe in der Ernährung und zu viel Süßes die Verstopfung noch fördern.
144
4
Kapitel 4 · Kinder
iiViel trinken, morgens nüchtern ein Glas warmes Wasser vermischt mit Pflaumensaft oder Apfelsaft können den Stuhlgang erleichtern. Regelmäßige, warme Mahlzeiten, Ruhe, Wärme und leichte Bauchmassagen mit Windsalben oder Massageölen helfen, den Stuhl im Darm weiter zu transportieren. Bei Blähungen und Krämpfen können warme Auflagen wie Kamillenauflage, Kirschkernsäckchen oder Wärmeflasche lindernd wirken. Bei Babys sollte auf genug Beinfreiheit geachtet werden. Einläufe und warme Tees mit Fenchel, Kamille, Kümmel und Anis erleichtern oft Beschwerden.
z Geeignete Heilpflanzen für Kinder
55 Karminativa wie Kümmel, Fenchel, Anis, Kreuzkümmel, Koriander in wärmenden Massageölen für den Bauch 55 Gewürze machen Speisen leichter verdaulich 55 Bitterstoffe wie Orangenschalen, Schafgarbe, Orangenblüten, Löwenzahn fördern die Verdauung 55 Flohsamen oder Kleie in Apfelmus oder Joghurt geben 55 Manna und Pflaumen sind osmotisch wirksam. Zusätzlich enthalten die Früchte schwer resorbierbare Kohlehydrate, die im Dickdarm Wasser binden. Der Stuhl wird dadurch weicher
Massageöl für eine Kolonmassage oder bei Blähungen 50 ml Mandelöl Je 1 Tropfen ätherisches Kümmelöl, Anisöl, Fenchelöl, Kamillenöl, Melissenöl, Pfefferminzöl
4.4
Blähungen
Blähungen sind eine übermäßige Ansammlung von Gasen im Magen-Darm-Trakt, die zu einem vermehrten Abgang von Winden führen. Bauchschmerzen, Bauchkrämpfe oder Koliken können damit einhergehen. Bei älteren Kindern kann man die Ursachen leichter erkennen wie Verstopfung, Zöliakie, Laktoseintoleranzen, entzündliche Darmerkrankungen, Ungleichgewicht der Darmflora, blähende Speisen, Arzneimittel oder zu viel kohlensäurehaltige Getränke. Eine Sonderform sind sicherlich die Dreimonatskoliken im Babyalter, die oft in den Abendstunden auftreten oder beim Zahnen. Oft können organische Ursachen nicht festgestellt werden. Es handelt sich mehr um funktionelle Störungen. Vermutet wird ein Stresszustand oder eine Reizüberflutung, die die Kinder belasten. Die Babys müssen sich erst mit verschiedenen Sinneseindrücken, die sie nicht zuordnen können, auseinandersetzen, kennen- und damit umgehen lernen. Daneben wird die Darmflora erst aufgebaut und wichtige Verdauungsenzyme fehlen noch.
145 4.5 · Bauchschmerzen
4
Symptome dabei sind meist ein geblähter Bauch, Unruhe am Tag, unruhiges Schlafen, anhaltendes Schreien, Füße werden eng an den Körper gezogen, die Hände geballt, ein vermehrtes Abgehen von Winden bis hin zu Koliken. Die Kinder sind heiß und können auch schwitzen. Kommt es zu anhaltendem Fieber, sollte in Arzt aufgesucht werden. >>Die Kinder brauchen Ruhe, viel Schlaf und Wärme.
z Geeignete Heilpflanzen für Kinder
55 Karminativa wie Kümmel, Fenchel, Anis in Form von Tees oder Massageölen für Rücken und Bauch lindern Blähungen und Koliken und andere milde Gewürze können auch in die Ernährung der Mutter beim Stillen schon mitangewendet werden 55 Schafgarbe, Ringelblume, Orangenblüten, Kamille, Lindenblüte, Orangenblüte, Lavendel und Melisse wirken beruhigend, entkrampfend und beruhigen Magen und Darm 55 Majoran, milde Bitterkräuter 55 Warme Ölauflagen, Kirschkernsäckchen und Wärmeflasche auf den Bauch und Rücken auflegen 55 Kümmelzäpfchen werden in der Apotheke hergestellt und wirken sehr schnell 55 Produkte für Darmflora können begleitend gegeben werden
Blähungstee für Kinder 55 55 55 55 55 55 55 55
Kamille Fenchel Kümmel Melisse Lavendel Pfefferminze, bei kleineren Kinder Apfelminze Zu gleichen Teilen mischen 1 Teelöffel auf 1 Tasse heißes Wasser, 5 min ziehen lassen, abseihen und bei Bedarf zu trinken geben 55 Tee immer frisch zubereiten
4.5
Bauchschmerzen
Wiederholt auftretende Bauchschmerzen oder Koliken ohne ersichtlichen Grund haben meist einen psychischen Hintergrund. Psychische Belastungen oder Stress, Streit in der Familie, Prüfungssituationen, Kindergarten oder Schulangst können dafür auslösend sein. Begleitet werden sie oft von Symptomen wie Blässe, Übelkeit, Appetitlosigkeit oder Kopfschmerzen. Meist betrifft es Kinder zwischen 4 und 12 Jahren.
146
Kapitel 4 · Kinder
iiWohltuend wirken Wärmeflasche, Kirschkernsäckchen, Ruhe und viel Schlaf, warme Kamillenbauchwickel, Kompressen und beruhigende Massagen.
z Geeignete Heilpflanzen für Kinder
4
55 Milde Bitterstoffpflanzen wie Schafgarbe, Orangenschalen, Löwenzahn 55 Karminativa wie Kümmel, Fenchel, Anis und andere milde Gewürze wirken gegen Blähungen und Koliken 55 Lavendel, Melisse, Passionsblume, Lindenblüten und Lavendel wirken beruhigend 55 Pfefferminze nimmt Übelkeit und Brechreiz 55 Kamille, Ringelblume und Gänsefingerkraut nehmen Krämpfe
Tee bei Bauchschmerzen 55 55 55 55 55 55 55 55
Kamille Melisse Passionsblume Ringelblume Lindenblüten Lavendel Zu gleichen Teilen mischen 1 Teelöffel auf 1 Tasse heißes Wasser, 5 min ziehen lassen, abseihen und bei Bedarf trinken
iiEntspannungsbäder mit Melisse, Lavendel und Rosenblüten
4.6
Appetitlosigkeit
Zu normalen Wachstumsphasen der Kinder gehören oft Phasen, wo Kind einmal mehr und einmal weniger essen. Isst ein Kind aber auffallend wenig, hält die Appetitlosigkeit länger an oder verliert das Kind an Gewicht, sollte man darauf aufmerksam werden. Verkühlungen, Erkrankungen oder nervliche Belastungen können auch oft ein Grund sein. Man sollte Kinder nicht zwingen, etwas zu essen! Allerdings ist es wichtig, genug zu trinken. Süßigkeiten sollten reduziert werden. Sport und viel Bewegung an der frischen Luft tun gut und steigern Stimmung und Appetit. Auch die Muskulatur wird durch die Bewegung gestärkt.
147 4.6 · Appetitlosigkeit
z Geeignete Heilpflanzen für Kinder
4
55 Bitterstoffe regen den Appetit an. Man findet sie auch in Gemüse (Artischocke), Salaten (Endivien, Löwenzahn, Chicoree, Radicchio) oder Obst (Grapefruit, Orangen) 55 Beruhigende Heilpflanzen entspannen das Nervensystem und nehmen Nervosität und Aufregung 55 Karminativa wie Fenchel, Kümmel und Anis nehmen Übelkeit und Blähungen 55 Milde Gewürze wie Thymian, Rosmarin, Bohnenkraut, Basilikum helfen, die Speisen leichter verdaulich zu machen iiFrische Smoothies geben Kraft und Energie
Tee bei Appetitlosigkeit 55 55 55 55 55 55 55
Löwenzahn, Orangenschalen Kümmel Schafgarbe Melisse Orangenblüte Passionsblume
149
5
Heilpflanzen für die Leber Inhaltsverzeichnis 5.1
Löwenzahn – 152
5.2
Mariendistel – 155
5.2.1 5.2.2 5.2.3 5.2.4
osmarinsprossen – 158 R Wacholdersprossen – 159 Wegwarte – 160 Zuckerrübe – 161
© Der/die Autor(en), exklusiv lizenziert an Springer-Verlag GmbH, DE, ein Teil von Springer Nature 2023 A. Riffel, Heilpflanzen für den Verdauungstrakt, https://doi.org/10.1007/978-3-662-67002-6_5
150
5
Kapitel 5 · Heilpflanzen für die Leber
Die Leber ist das Organ, das unter der Ernährung und den Trinkgewohnheiten der westlichen Welt heute am meisten leidet. Zu viel Süßes, zu viel Fettes, zu viel Alkohol, chemische Nahrungsmittelzusätze, lebertoxische Umweltstoffe, Medikamente, Hormonüberflutung von Böden, Wasser und Fleisch sind sehr belastend. Leichtfertige Antibiotikagaben und Psychotranquilizer können zu lebenslangen Schäden der Leber führen. Reizüberflutung von TV, Computer und Handys, Stress und Belastungen können zu Leberschwächung führen, was später chronische und schwere Erkrankungen begünstigt. Der Schulmedizin steht heute bei Lebererkrankungen eine hoch differenzierte Diagnostik zur Verfügung, aber eine fast völlig fehlende Therapiemöglichkeit. Mittels unterschiedlichster Diagnostik, Hepatitisserologie, Leberhistologie mit Biopsie und Sonografie werden viral bedingte Entzündungskrankheiten oder toxisch metabolische Erkrankungen bzw. Vergiftungen gut erkannt. Bei viralen Hepatitiden steht praktisch keine kausale medikamentöse Therapie zur Verfügung. Die Hoffnung liegt auf den Impfungen. Antivirale Substanzen mit Interferonen führen bei der Hälfte der Fälle zur einer Besserung, selten aber zu einer Ausheilung. Bei Leberzirrhose gibt es symptomatische Behandlungskonzepte der Folgen des Pfortaderhochdrucks oder der Leberinsuffizienz. Toxischen Lebererkrankungen (Hepatosen) stehen keine spezifischen chemischen Wirkstoffe für eine erfolgreiche medikamentöse Behandlung zur Verfügung. Hauptschäden der Leber kommen von übermäßigem Alkoholkonsum und modernen synthetischen Arzneimitteln. Alkohol führt zu einer metabolischen Schädigung und damit zur Ausbildung einer Fettleber. Weitere Folgen sind Alkoholhepatitis und Alkoholzirrhose. Hier ist im Falle einer Alkoholkarenz eine völlige Ausheilung möglich, da Leberzellen sehr gut regenerieren können. Bei lebertoxischen Arzneimitteln wie Tuberkulostatika, Zytostatika, synthetischen Östrogenen, Malariamitteln und bestimmte Sulfonamiden sind Nebenwirkungen bekannt. z Traditionelle europäische Medizin
Die Leber entsteht nach der traditionellen europäischen Medizin aus dem ersten Keimblatt, auch Entoderm oder inneres Keimblatt genannt, und ist Sitz der physischen Kraft. In ihr bildet und regeneriert sich unser Blut. Sie ist also lebenswichtig für die Blutbildung und Blutbereitung. Sie ist ein Energiespeicher unserer Lebenskraft und nährend für das Herz. Aus ihr entspringen das Wachstum, die Reproduktion und die Kräfte der Venen. Von der Kraft der Leber ist die Kraft beinahe aller Organe abhängig. Man nennt diese Kraft auch Wurzelkraft. Ohne ausreichende Leberfunktion ist unser Blut energiearm. Eine Anämie kann auch von der Leber her kommen, das Blut enthält also nichts Nährendes. Die Leber ist auch bestimmend für die gesamte Bauchhöhle, den Unterbauch und den Unterleib, alles unterhalb des Zwerchfells. Als Quelle des Blutes ist sie sehr eng mit der Blutfunktion verbunden. In ihr findet die Bildung der vielen Säfte statt, Coctio, Nutrition, Generation und Elimination, die Bildung der Nährsubstanzen und des Blutes. Sie bestimmt die Funktion der Fortpflanzung, Gewebebildung und Elimination mit. Und ist Stamm des venösen Blutsystems. Venen sind ein Teil der Leber. Alle Venen entspringen aus der Leber. Leber ist die feuchte Quelle des
151 Heilpflanzen für die Leber
5
ebendigen. Die Milz versorgt die Leber mit Grundsubstanz. Die Galle ist ein L eigenständiges System und gleichzeitig das Reinigungssystem der Leber. Sie zieht alles Belastende aus der Leber und bringt es zur Ausscheidung. Was die Blase für die Niere ist, ist die Galle für die Leber. Das Lymphsystem gehört zu den Ur-Fluida. Zuerst findet die lymphatische Zirkulation statt, dann eine rein venöse und zum Schluss das arterielle/venöse System. Ursprung dafür ist die Leber. Wenn das Herz (links) untersucht wird, sollte auch immer die Leber (rechts) mit untersucht werden. Alle linksseitigen Beschwerden des Körpers, Organe und Beschwerden werden vom Herz mitbestimmt, alle rechtsseitigen von der Leber. Also muss bei einer rechtsseitigen Herzinsuffizienz immer auch die Leber mitbehandelt werden. Des Weiteren macht die Leber alle nierenpflichtigen Substanzen nierengängig. Viele fettlöslichen Substanzen bringt die Leber in eine wasserlösliche Form, um diese ausscheiden zu können.Ist die Leber überfordert, kann man auf dem Urin eine Ölschicht, die regenbogenartig schillert, beobachten. Auch bei Nierenbelastungen sollte man immer auch an ein Lebermittel denken, um die Nieren zu entlasten. In der Leber befindet sich der Ursprung der Feuchte, der Flüssigkeit zur Versorgung der Schleimhäute, des Phlegmas, auch Wurzelfeuchte genannt. Die Wurzelfeuchte liefert die formbare Substanz des Menschen. Die Ruhestoffwechselwärme beträgt bei der Leber 40 Grad Celsius Betriebstemperatur. Sie ist die Feuchtigkeit der Lunge und versorgt die Schleimhäute mit Feuchtigkeit. Ein altes Heilmittel für die Lunge ist daher das Kardobenediktenkraut. Es stellt die Feuchtigkeit der Lunge wieder her. Die Leber ist auch wichtig für die Feuchtigkeit des Gehirns. Viele Lebererkrankungen können zu Nervenfunktionsstörungen und Störungen des Gehirns führen. Im Endstadium von Leberzirrhose oder anderen schweren Lebererkrankungen kann meist eine Verwirrung beobachtet werden. Eine gesunde Leberfunktion ist meist verbunden mit einem klaren Verstand. Aus dieser Klarheit heraus kann man erkennen, was richtig ist und kann danach handeln. Bei allen trockenen Zuständen im Körper wie Arthrosen, Arthritis, Gelenksentzündungen, Entzündungen der Schleimhäute ist es wichtig, auch die Leber zu unterstützen. Die Epithelien des Gehörgangs sind eng verbunden mit dem Leber- Galle-System. Ohrjucken, eine übermäßige Bildung von Cerumen, Kopfschmerzen durch Windempfindlichkeit der Ohren deuten auf die Leber hin. Ohrjucken oder Gehörgangsjucken sind oft typische Symptome bei Leberzirrhose. Das Ohr ist ein primäres Alarmorgan und das erste und letzte Sinnesorgan. An Lärm kann sich der Mensch nicht gewöhnen. Das Ohr meldet Lärm permanent als Alarmsignal an das Gehirn. In der Aufbauphase benötigt das Gehirn Fett. Oft kann bei Kindern „Butterhunger“ beobachtet werden. Fett ist auch wichtig für unsere Stimmungslage. Die Leber ist also essenziell für die Aufrechterhaltung unserer Gesundheit. Depressionen, Allergien, Diabetes, Gefäßverkalkungen, Burnout hängen oft mit einer Verstopfung der Gallengänge in der Leber zusammen. Viele Erkrankungen haben ihre Ursache oder werden begleitet von einer Leberschwäche, die schulmedizinisch nicht nachgewiesen werden kann.
152
5
Kapitel 5 · Heilpflanzen für die Leber
Die Leber besitzt eine große Regenerationskraft. Viele Organe und Gewebe können sich nach schweren Traumatas nicht mehr erholen, die Leber schon. Es gibt auch einen psychischen, emotionalen Aspekt der Leber. Über die Leber werden unsere Emotionen auf der körperlichen Ebene verarbeitet. Viele kennen den Ausspruch „Was ist denn dir über die Leber gelaufen“. Das Herz ist der Sitz der Gefühle, die Leber ist der Sitz der impulsiven Gefühle, der Emotionen. Wut, Ärger, Aggressionen, aufgestaute Emotionen oder Belastungen zeigen sich an der Leber. Loslassen, vergeben, ruhig werden sind wichtig für Leber, Galle und Nieren. Auch wird die Leber mit dem Verstand in Verbindung gebracht. Herz und Leber symbolisieren die menschliche Polarität zwischen Gefühl und Verstand. Die Gefühle des Herzens sind warm, fließend, voll, überströmend. Die Gefühle, die von der Leber ausgehen, brauchen das Wissen, was gut ist und was nicht. z Heilpflanzen für die Leber
Leberprobleme und Leberschäden sind ein großes und wichtiges Gebiet für den Einsatz von Heilpflanzen.
5.1
Löwenzahn
Taraxacum officinale L. Leontodon taraxacum L. z Korbblütler
Der gelb blühende Löwenzahn begegnet uns auf beinahe allen Wiesen. Er ist eine starke Reparaturpflanze, die auch auf überdüngten Böden wächst. Als Bodenheiler hat er eine unglaubliche Vitalitätskraft. Er folgt den Menschen bis vor die Haustüre und heilt auch den „überdüngten“ Menschen. Er ist ein Universalreiniger der Bauchorgane. Seine hohlen Stängel wirken als Antidyskratikum und können über die Lymphe sogar Schwermetalle ausleiten. Gerne eingesetzt wird die Heil-
153 5.1 · Löwenzahn
5
pflanze in der traditionellen europäischen Medizin als Begleitmittel bei Myomen, Brustknoten, Brustkrebs. Nach Operationen begleitend zu Lymphdrainagen Löwenzahnsalbe und Nussbaumknospen anzuwenden, ist empfehlenswert. Junge Löwenzahnblätter sind auch gute Carotinlieferanten. In Frühjahrskuren darf diese wichtige Heilpflanze nicht fehlen. Sie bringt im gesamten Bauchraum die Säfte zum Fließen, reinigt die Bauchspeicheldrüse, wirkt Pestizidbelastungen entgegen und bekämpft Fettsucht. Haben sich im Winter Fettpölsterchen vor allem an den Hüften festgesetzt, kann dies in der traditionellen europäischen Medizin auf eine Leber-Galle-Schwäche hindeuten. Hier kann der Löwenzahn in Form von Salaten, Tinkturen, Frischpflanzenpresssäften, unterstützt von Leberwickel, gut eingesetzt werden. Weitere bekannte Namen sind Dotter-, Butter-, Eier-, Kuhblume, Pfaffenröhrlein, wilde Zichorie oder Mönchskopf. Die Blüten des Löwenzahns reagieren sehr sensibel auf Wetterumschwünge. Sei öffnen sich bei Sonnenschein, bei Schlechtwetter schließen sie sich. Dies zeigt auf eine Wandlungskraft hin, auf äußere Umstände zu reagieren. Die Blüten spüren sehr genau, wann sie Energie und Kraft tanken können und wann sie sich zurückziehen müssen, um innerlich zur Ruhe zu kommen. Der Löwenzahn steht hier in Verbindung mit der Wandlungskraft, Anpassung und dem Fließen von Energie. Er steht dadurch in Verbindung mit der Umwandlungsfähigkeit der Leber. Eine Schwäche der Leber ist oft begleitet von Erstarrung, Stauungen und Ermüdung. Der Schmerz der Leber ist die Müdigkeit, da die Leber keine Nervenzellen besitzt. Erstarrung und Stauungen entstehen oft, wenn das Fließen eingeschränkt ist oder zum Stillstand kommt. Dies gilt für Stoffwechselprozesse, mangelnde Ausscheidung von Giften. Der Löwenzahn kann den Stoffwechsel anregen, Ausscheidungsprozesse in Gang bringen. Im psychischen Bereich macht er Veränderungen der Lebensumstände leichter, und hilft festgefahrene Vorstellungen, Verhaltensweisen, Denkmodelle zu verändern und sich dem Fließen der Energie und des Lebens wieder zu öffnen. z Vorkommen
Weltweit z Verwendete Pflanzenteile
Kraut – Taraxaci herba Wurzel – Taraxaci radix Die Wurzel muss im Frühjahr noch vor der Blüte gesammelt werden. Mit einem Wurzelstecher sticht man sie aus, spaltet sie und hängt sie zusammen mit dem Kraut (hauptsächlich die Blattrosette) zum Trocknen an einen luftigen Ort oder im Ofen bei Temperaturen nicht über 40 Grad. z Inhaltsstoffe
Bitterstoffe wie Taraxacin, Eudesmanolide Tetrahydroridentin B, Taraxacolid-β- D-glucopyranosid, Germacranolide wie Taraxinsäure-β-D-glucopyranosid, sein 11β,13-Dihydroderivat, isomeres Ainsliosid, Guaianolide 11β,13-Dihydrolactucin, Ixarin D, Triterpene wie Taraxaserol und Acetate, Arnidiol, Faradiol, β-Amyrin,
154
Kapitel 5 · Heilpflanzen für die Leber
3-Hydroxy-lup-18-en-21-on, Sterole Sitosterol, Stigmasterol, Carotinoide, Xanthophylle, phenolische Verbindungen wie Taraxacosid, γ-Butyrolactonglucosid, Flavonoide wie 7-O-Glucoside von Apigenin, Quercetin und Luteolin, Luteolin-7- O-rutinosid, -4′-O-glucosid, Isorhamnetin-3-O- und 3,7-Di-O-glucosid, Phenolcarbonsäuren Kaffeesäure, p-Cumar-, Ferula-, p-Hydroxybenzoe-, Protocatechu-, p-Hydroxyphenylessigsäure, Cichoriensäure, Monocaffeoylweinsäure, Chlorogensäure, Glykoside wie Dihydroconiferin, Syringin, Dihydrosyringin, Cumarine Scopoletin, Aesculetin, Cichoriin, Umbelliferon, Kohlenhydrate, Schleim, Fructose, Inulin, Kalium, Vitamin C, Kieselsäure
5
z Wirkung
Der Löwenzahn fördert die Funktion von Leber, Galle, Magen, Darm, Milz und Bauchspeicheldrüse, leberstärkend, appetit-, stoffwechselanregend, harntreibend, ausschwemmend, entschlackend, entgiftend, blutreinigend, harnsäureausscheidend, antirheumatisch, kräftigend, belebend, fördert die Durchblutung des Bindegewebes, macht die Augen hell, vertreibt alle Flecken aus den Augen. Der Löwenzahn wirkt auflösend und stärkend auf die Schleimhäute der Lungen, Leber, Darmkanal, Harnwege und hilft daher bei Stockungen und Verschleimungen des Bauchraums, des Pfortadersystems, bei Hämorrhoiden, Leberleiden, Leberstockungen, Gelbsucht, trägem Stuhl, Katarrhen, Wassersucht, Hautkrankheiten, hat eine positive Wirkung auf den Insulinhaushalt (Inulin in Wurzel) und ist strukturgebend für das Bindegewebe (Kieselsäure in Blättern). Innerlich leitet er Hitze bei allen hitzigen Krankheiten und Fiebern gut ab. Ist also auch eine sehr hilfreiche Pflanze für das cholerische Temperament. z Anwendungsgebiete
Störungen des Gallenflusses, der Leber und des Pfortadersystems, Verdauungsbeschwerden, Stoffwechselblockaden, Frühjahrskur, Milzbeschwerden, Behandlung von Gicht, rheumatischen Beschwerden, Ekzemen, Hauterkrankungen, Wiederherstellung einer gestörten Leber-Galle-Funktion, Bauchspeicheldrüse, Diabetes, Störungen des Zellstoffwechsels, Gallen-, Blasen-, Nierenleiden, Milzentzündung, Ödeme, Verdauungsschwäche, gichtige, rheumatische und stechende Schmerzen in Gliedern und Muskeln, heftiges Kopfweh, Ausschläge, Flechten, Geschwüre, Gallensteine, Lebermittel bei galligen Durchfällen und Wundheitsgefühl, atonische Schwäche des Magen-Darm-Kanals nach akuten Erkrankungen, akuten Katarrhen, atonischem Schleimfluss des Darmkanals, Stockungen der Leber, in der Milz und Pfortader zusammenhängend mit Drüsenanschwellungen, Gelbsucht und Verstopfung im Unterleib, Hämorrhoiden, Hypochondrie, Blutbrechen, bei venösen Zuständen, Kräfteverfall infolge Bleichsucht und Gicht. Die auflösende Wirkung ist stärker als die tonische. Das frische Kraut spielte früher eine wichtige Rolle als wesentlicher Bestandteil von Kräutersäften, die zur Zeit des größten Saftreichtums der Pflanzen bereitet und bei Unterleibsleiden aller Art als Frühlingskuren gebraucht wurden, auch manchmal in Kombination mit Schafgarbe und Kerbel. Geeignet für Kinder, Erwachsene, Schwangere, Stillende
155 5.2 · Mariendistel
5
z Zubereitungen
Tee Presssaft Tropfen Fluidextrakt Pulver Tabletten, Dragees, Kapseln in Kombination mit anderen Pflanzen Lymphentlastende Salben mit Löwenzahn wirken nach Brustkrebsoperationen zur Massage der Achselregion sehr gut, dse Weiteren bei Beschwerden der Gallengänge, Gallenentzündung, zu wenig Gallenproduktion und Hepatitis. Die homöopathische Form Taraxacum wird bei Gallenblasenentzündungen, Reizgallenblase, Hepatititis, Gelbsucht, Gastritis, Pfortaderstauung, Reizblase und Nierenreizung eingesetzt. Das Mittel wirkt auf Leber, Galle, Niere, Magen, Darm. Die Symptome sind depressive reizbare Stimmung, Antriebslosigkeit, geistige und muskuläre Schwäche, Appetitlosigkeit, grauer Zungenbelag, dumpfer Leberschmerz, Blähungen, Widerwille gegen Fett mit Übelkeit, hartnäckige Verstopfung, später auch Durchfall, diffuse rheumatische Gliederschmerzen, erhöhte Urinausscheidung. Frühlingskur Frische Presssäfte aus auflösenden, bitteren und kresseartigen Heilkräutern und Wurzeln wie Löwenzahnblatt, Löwenzahnwurzel, Quecke, Seifenkraut, Erdrauch, Andorn, Huflattich, Ehrenpreis, Brunnenkresse, Tausendguldenkraut, Löffelkraut.
5.2
Mariendistel
156
Kapitel 5 · Heilpflanzen für die Leber
5
Silybum marianum (L.) GAERTN., Carduus marianus L. z Korbblütler
Die Mariendistel zählt zu den wichtigsten Heilpflanzen für die Leber, da sie, neben den Rosmarinsprossen und dem Roggen, imstande ist, die Leberzellregeneration zu unterstützen und anzuregen. Sie ist eine Basispflanze bei allen Leberleiden und wird auch schulmedizinisch viel eingesetzt. An der Pflanzengestalt (Signaturenlehre) kann man erkennen, dass sie verbunden ist mit der Abgrenzung zwischen dem Ich und der Welt, dem Schutz und der Bewahrung der eigenen Individualität. Im zwischenmenschlichen Bereich kann sie helfen, das richtige Maß zwischen Abgrenzung und Nähe zu finden, sodass persönliche Freiräume nicht verletzt werden. Eine gesunde Beziehungsfähigkeit setzt ein Öffnen, aber auch eine gesunde Bewahrung der eigenen Persönlichkeit voraus. Viele Menschen tun sich schwer, sich gegen Übergriffe auf ihre persönlichen Grenzen schwer, vor allem wenn Druck ausgeübt, Anpassung erwartet oder übertriebene Ansprüche gestellt werden. Sei spüren oft zu spät, was für ihr psychisches System verträglich ist. Die Mariendistel hilft diesen Menschen, eigene Grenzen frühzeitig wahrzunehmen, zu verteidigen und leichter und entschiedener Nein sagen zu können und sorgt für einen klaren Umgang damit.
157 5.2 · Mariendistel
5
z Vorkommen
Europa, Russland, Kleinasien, Nord-, Südamerika, Südaustralien z Verwendete Pflanzenteile
Früchte – Cardui mariae fructus Kraut – Cardui mariae herba z Inhaltsstoffe
Samen: Silymarin, Silibin, Silybin A und B, Isosilybin A und B, Silibinin, Isosilibinin, Silychristin, Silydianin, Silandrin, Silimonin, Taxifolin, Quercetin, Dihydrokämpferol, Kämpferol, Apigenin, Naringin, Eriodyctiol, Chrysoeriol, 5,7-Dihydroxychromon, Dihydrodiconiferylalkohol, fettes Öl mit Linolsäure, Ölsäure, Palmitinsäure, Triglyzeride, Tocopherol, Sterole, Cholesterol, Campesterol, Stigmasterol, Sitosterol, Eiweiß, Schleim Kraut: Flavonoide wie Apigenin, sein 7-O-Glucosid, 7-O-Galactosid, 7-O-(2″O-Rhamnosyl)galacturonid, 7-O-Glucoronid, und sein 6″-Ethylether, Kämpferol und sein 7-O-Glucosid, 7-O-Rhamnosid, 3-O-Rhmanosid-7-O-galacturonid und 3-Sulfat, Luteolin und sein 7-O-Glucosid, Sterole wie Sitosterol, Stigmasterol, Campesterol, Sterolglucoside sowie ψ-Taraxasterolacetat Polyacetylene, Fumarsäure, N-Acylphytosphingosine, Asperglaucid z Wirkung
Silymarin bzw. die aktive Form Siliginin: 55 Stimuliert die Regenerationsfähigkeit der Leberzellen (stimuliert die Aktivität der RNA (Ribonukleinsäure)-Polymerase I im Zellkern und damit über die rRNA (ribosomale RNA)-Synthese die ribosomale Proteinsynthese der Leberzelle) 55 Stabilisiert die Lipidstrukturen der Leberzellmembran 55 Fängt freie Radikale ab – antiperoxidative Eigenschaften 55 Wirkt antifibrotisch – bei chronischen Lebererkrankungen mit Fibrosetendenz (Gewebeveränderung) z Einsatzgebiete
Vorbeugend und behandelnd bei toxisch-metabolischen Lebererkrankungen, ausgelöst durch Alkohol, leberschädigende Arzneimittel, industrielle Gifte und Umweltgifte, viral bedingte Lebererkrankungen, Leberzirrhose, chronisch entzündliche Lebererkrankungen, Vergiftung durch Knollenblätterpilz (das sicherste Antidot: Legalon SIL), Posthepatitissyndrom, Fettleber, Brustleiden. Geeignet für Kinder, Erwachsene, Schwangere, Stillende i Zubereitungen Tee 1 Teelöffel zerquetschte Mariendistelfrüchte + 1 Tasse heißes Wasser, ziehen lassen, abseihen Am besten morgens nüchtern 1 Tasse Mariendisteltee, 30 min vor dem Mittagessen und abends vor dem Schlafengehen
158
5
Kapitel 5 · Heilpflanzen für die Leber
Tropfen: 20 Tropfen auf 1 Tasse Pfefferminztee, 3-mal 1 Tasse täglich Monopräparate in Form von Kapseln, Granulaten, Tabletten, Dragees Abkochung: Das bittere Kraut und die Wurzel in einer Abkochung wird zum Auflösen, Eröffnen, gegen Fieber, Wassersucht und Amenorrhö angewendet Die homöopathische Form Carduus marianus wird bei Hepatitis, Darmverschluss, Cholecystopathie, Leberzirrhose, hepatische Pfortaderstauung, übermäßige Flüssigkeitsansammlungen in der Bauchhöhle, Hämorrhoiden, Varizen eingesetzt. Das Mittel hat einen Bezug zu Leber, Galle und Pfortaderkreislauf. Typische Symptome sind Übelkeit, Erbrechen, Leberkapselschmerz, Gallenkoliken, Durchfall wechselt mit Verstopfung, Stauungen im Pfortadergebiet und in den Venen des kleinen Beckens mit Neigung zu Hämorrhoiden und Varizen. 5.2.1
Rosmarinsprossen
Rosmarinus officinalis Fördert die Leberfunktion, Leberschutzmittel, Diuretikum, galleanregend, als Choleretikum, Cholagogum, bei Galleunterfunktion, stärkt die Leberfunktion, vermehrt die Galleproduktion, wirkt bei Gallensteinkoliken, Gallensteinen, Gallenentzündungen
159 5.2 · Mariendistel
5.2.2
5
Wacholdersprossen
Juniperus communis Sehr langsam wachsender, säulenförmiger Strauch, verträgt gut Trockenheit Regt die Leberregeneration an, hilft bei Leberinsuffizienz, Zirrhose, als Diuretikum !!Vorsicht bei der Anwendung in der Schwangerschaft und bei Nierenschäden.
160
Kapitel 5 · Heilpflanzen für die Leber
5.2.3
Wegwarte
5
Cichorium intybus L. z Korbblütler
Die Wegwarte ist besser bekannt unter den Namen Sonnenwirbel, Zichorie oder Wegeleuchte. Die Germanen glaubten, dass in der Blume magische Zauberkräfte wirkten. In Kriegs- und Notzeiten wurde die Wurzel als Kaffeeersatz getrunken. Kneipp sagt, die Pflanze führe überschüssige Galle ab, reinige die Leber, Milz und Nieren. Sie ist eine sehr wandlungsfähige Pflanze, in der Früh noch strahlend schön mit blauen Blüten wirkt sie am Abend eher grau und verbraucht. Die Wegwarte wächst ja auch unter widrigsten Bedingungen am Straßenrand und ist dort Staub, Schmutz und Abgasen ausgesetzt. Dennoch überlebt sie. Nicht umsonst ist sie einer der besten Entgiftungspflanzen für Umweltgifte, Schadstoffe und auch Schwermetalle. Botanisch ist sie eng mit dem Löwenzahn verwandt und regt Leber, Milz und Bauchspeicheldrüse an. Die Wegwarte fördert auf der körperlichen und psychischen Ebene die Durchlässigkeit. Ihre blau-violette Blütenfarbe zeigt ihre Wirkung auf die Psyche an. Sie hilft, wieder durchlässig zu werden und Blockaden aufzuheben. Ist jemand appetit-
161 5.2 · Mariendistel
5
los, magenschwach und leicht verstopft, stärkt sie mit ihren Bitterstoffen die Verdauung und den Magen und erleichtert die Bewegung durch den Darmtrakt. Sie gehört zu den bitteren Anregungs- und Kräftigungsmitteln bei Verdauungsbeschwerden, Leberschwäche und mangelndem Gallefluss. Ihre Wirkung ist sanft und stärkend auf Leber, Galle und Milz. Daneben ist sie eine wichtige Pflanze für die Entgiftung und Blutreinigung. Dabei wir sie auch aufhellend auf die emotionale Stimmungslage, da sie psychisch und emotional „entgiftet“ und für Klarheit und Frohsinn sorgt. z Vorkommen
Europa z Verwendete Pflanzenteile
Wurzel – Cichorii radix Kraut – Cichorii herba Blüte – Cichorii flos z Inhaltsstoffe
Bitterstoffe, Gerbstoffe z Wirkung
Entgiftend, leitet Schwermetalle und Umweltgifte aus, stärkend, tonisch, eröffnend, auflösend, verflüssigend, schleimzerteilend, reinigend z Einsatzgebiete
Bitteres Anregungs- und Kräftigungsmittel, Appetitlosigkeit, gestörter Gallenabfluss, Leberverstopfung, Leberstörungen, Stoffwechselstörungen, Blähungen, Völlegefühl, Kopfschmerzen, Rheuma (+ Löwenzahn), verschleimte Geblüte, Gelb-, Milz- und Bleichsucht, Stockungen, Verschleimungen im Magen, Unterleib und Brust, Leber-, Galleleiden, Frühlings- und Blutreinigungskuren, Wasser aus den blauen Blüten stärkt die Augen, Krampfwehen, krampfhafte Nachwehen, Entgiftung der Leber und Umweltschadstoffe, Milzprobleme. Geeignet für Kinder, Erwachsene, Schwangere, Stillende 5.2.4
Zuckerrübe
Beta vulgaris z Fuchsschwanzgewächs
Die Zuckerrübe ist ein uraltes Kulturgewächs, das eine ähnliche Wirkung aufweist wie die der Mariendistel. Das enthaltene Betain greift in der Leberzelle in den Methylierungsprozess ein (Methyldonator). So ist eine Regeneration der Leberzellen und Umwandlung der Triglyzeride in Transportfett möglich.
162
Kapitel 5 · Heilpflanzen für die Leber
>>Betain gehört zu den lebenswichtigen hepatotropen und lipotropen Aminosäuren, hat keine schädliche Wirkung und wird sehr gut vertragen.
Daneben haben die frischen Blätter eine blasenziehende Wirkung bei wundgewordenen Stellen der Haut, Entzündungen, Kopfschmerzen und als kühlendes Mittel. Die Rübe ist gut stärkend bei ausgezehrten Menschen in der Rekonvaleszenz, die durch langwierige Erkrankungen entkräftet und auch sonst von schwacher und kalter Natur sind.
5
iiReingewaschene und geschabte Wurzeln werden mit Milch, Eigelb, Zimt, Nelken, Safran und Zucker oder mit Fleischbrühe und Gemüse zubereitet. iiEin sehr kräftiges und schnell wirksames Kräftigungsmittel ist, wenn man die Zuckerrüben in Scheiben schneidet und mit Zucker genießt.
Früher wurde die Zuckerrübe auch als erweichendes, auflösendes Mittel bei Leberund Milzkrankheiten und mit Honig gegen Schwindsucht eingesetzt.
163
6
Heilpflanzen für die Galle Inhaltsverzeichnis 6.1
Artischocke – 165
6.2
Erdrauch – 167
6.3
Rettich – 168
6.4
Schöllkraut – 170
6.5
Wermut – 173
© Der/die Autor(en), exklusiv lizenziert an Springer-Verlag GmbH, DE, ein Teil von Springer Nature 2023 A. Riffel, Heilpflanzen für den Verdauungstrakt, https://doi.org/10.1007/978-3-662-67002-6_6
164
6
Kapitel 6 · Heilpflanzen für die Galle
Sehr viele Menschen leiden heute unter Beschwerden der Galle und ihrer Gallenwege. Untersuchungen ergaben, dass wir durch unsere moderne Ernährung viel weniger Gallenflüssigkeit produzieren wie Naturvölker mit ihrer ursprünglichen Ernährung. Die Galle erfüllt in unserem Körper sehr wichtige Aufgaben. Sie ist mitverantwortlich für 55 die Funktion des Schließmuskels zwischen Speiseröhre und Magen – sehr viele Menschen leiden heute unter Refluxerkrankungen, 55 den pH-Wert im Darm – Darmpilze nehmen sehr überhand und können mit schulmedizinischen Methoden fast nicht ausgeheilt werden, 55 die Bewegung der Darmmuskulatur – Verstopfung oder unspezifischer Durchfall können die Folge sein, 55 die Blutsubtilität und Blutqualität. Betroffene klagen über unbestimmte Beschwerden im rechten Oberbauch, die in den Rücken bis in die rechte Schulter ausstrahlen können, bis zu leichten Koliken, Fettunverträglichkeit, Verstärkung der Beschwerden durch fettes Essen, Völlegefühl, Blähungen. Vom Gallesystem werden auch oft dyspeptische Beschwerden mitverursacht. Der obere Verdauungstrakt ist in seiner Funktion sehr komplex und unterliegt einer sehr komplexen hormonalen Steuerung. Daran beteiligt sind auch die ganzen Verdauungsorgane. Fällt ein Organ aus, hat das Auswirkungen auf den gesamten Bauchraum. Die Wissenschaft unterscheidet zwischen: 55 Cholagoga – bewirken eine Steigerung der Gallenproduktion 55 Choleretika – fördern den Abfluss der produzierten Galle Es gibt allerdings keine scharfe Abgrenzung Dazu gehören Pflanzen wie Wermut, Schöllkraut, Erdrauch, Boldo, Schwarzrettich, Löwenzahn – Gallengänge, Gallensteine, Gallenentzündung, Rosmarinsprossen – Gallenentzündung, Gallensteine, Gallenblase, Gallenkolik Die wichtigsten Heilpflanzen, um die Funktion der Galle zu unterstützen, sind die Bitterkräuter (s. 7 Kap. 7).
165 6.1 · Artischocke
6.1
6
Artischocke
Cynara scolymus L. z Korbblütler
Die Artischocke ist eine distelähnliche Pflanze wie die Mariendistel, mit violetten Blütenständen und ist vor allem als Gemüse bekannt. Sie hat durch den Bitterstoff Cynaropikrin einen bitteren Geschmack, der nur in den grünen Teilen der Pflanze, kurz vor der Blüte und zum Zeitpunkt der Fruchtreife am höchsten ist, vorkommt. Der Bitterwert liegt bei 11.500. Die Artischocke hat nicht nur eine gute Wirkung auf den Gallenfluss, sondern zeigt durch ihre violette Blüte auch die Verbindung und Wirkung auf die Psyche an. Sie steht für die Unterscheidung von Zuviel und Zuwenig, dem richtigen Maß der Dinge. Übergewicht, Adipositas und Hypercholesterinämie ist ein Hinweis auf ein Ungleichgewicht im Körper und in der Psyche. Menschen, die das Gefühl haben, das persönliche Maß verloren zu haben, brauchen Hilfe, um wieder die richtige Mitte zu finden, ob es beim Essen ist bis hin zu Stress. Die Pflanze strahlt sehr viel Fülle und Üppigkeit aus und zeigt dadurch fast überschießende Lebenskräfte nach außen an. Die Artischocke hilft Menschen, denen das klare Gefühl für das persönliche „Genug“ abhandengekommen ist. Sie kann Heißhungerattacken, ein Zuviel ausgleichen und die Gewichtsabnahme unterstützen. Bei Fastenkuren wirkt sie dem Jo-Jo-Effekt entgegen. Ihre wichtigsten Einsatzgebiete dabei sind erhöhte Blutfettwerte und Adipositas. Bei Menschen, die unter einem „Zuwenig“ leiden, kann die üppige Pflanzen aufbauen. Die Bitterstoffe regen den Fettstoffwechsel, die Gallenbildung und den Gallenfluss an und beugen so Übergewicht, zu hohe Cholesterinwerte und die Entstehung von Arteriosklerose vor. Bei Untergewicht helfen die Bitterstoffe, den Appetit anzuregen und die Nahrung besser zu verdauen.
166
Kapitel 6 · Heilpflanzen für die Galle
z Vorkommen
Europa z Verwendete Pflanzenteile
Blatt – Cynarae folium z Inhaltsstoffe
Flavonoide wie Glykoside des Luteolins (Cynarosid, Scolymosid), Caffeoylchinasäurederivate wie Cynarin, Sesquiterpenlactone-Bitterstoffe vom Guajanolidtyp wie Cynaropikrin z Wirkung
6
Galleanregend, antioxidativ, lipidsenkend, Senkung des Gesamtcholesterin- und Triglyzeridwertes, LDL (Low Density Lipoprotein) wird gesenkt und HDL (High Density Lipoprotein) wird erhöht, lipidregulierend, leberschützend, blähungstreibend, krampflösend, antiemetisch, Normalisierung der Leber-Galle-Funktion, harntreibend Die lipidsenkende Wirkung beruht auf der Verminderung des intrahepatischen Cholesteringehalts in Folge choleretisch verstärkter Elimination. Daneben wird die Cholesterinbiosynthese gehemmt. Eine Lipidsenkung ist gerade bei Grunderkrankungen wie Arteriosklerose sehr wichtig. Hier werden von der Schulmedizin synthetische Lipidsenker eingesetzt, die immer wieder zu Nebenwirkungen führen. Die Artischocke ist eine gute Alternative, da ihre Langzeitverträglichkeit sehr gut ist. z Einsatzgebiete
Dyspeptische Beschwerden aufgrund von zu wenig Gallebildung, hohen Cholesterin- und Triglyzeridwerten. Geeignet für Kinder, Erwachsene, Schwangere, Stillende i Zubereitungen Artischockentee: 1 Teelöffel auf 250 ml heißes Wasser, 5 min ziehen lassen, abseihen, vor den Mahlzeiten trinken.
Tropfen Presssäfte Dragees, Kapseln, Tabletten
167 6.2 · Erdrauch
6.2
6
Erdrauch
Fumaria officinalis L. z Erdrauchgewächs
Der Erdrauch ist eine alte Heilpflanze und findet heute nur mehr wenig Beachtung. In der traditionellen europäischen Medizin ist sie allerdings eine zentrale Heilpflanze bei Gallebeschwerden. z Vorkommen
In ganz Europa verbreitet z Verwendete Pflanzenteile
Kraut – Fumariae herba Das Kraut wird zur Blütezeit im Mai bis Juli gesammelt. 5 Teile frisches Kraut ergeben 1 Teil getrocknetes. z Inhaltsstoffe
Alkaloide als Benzylisochinolinderivate vom Protopintyp, Fumarin, daneben Indenobenzazepine wie Fumarilin, Nebenalkaloide wie Sinactin, Cryptopin, Stylopin, Fumaritin, Protopin, Flavonoide, Fumarsäure, Schleimstoffe, Cholin, Kaffeesäure, Chlorogensäure, Hydroxyzimtsäure-Apfelsäureester, Apfelsäure
168
Kapitel 6 · Heilpflanzen für die Galle
z Wirkung
Krampflösend auf Magen-Darm-Galle-Trakt, Fumaria steigert eine zu geringe Gallensekretion und hemmt eine zu starke Cholerese (auch Amphocholeretikum genannt), antiarrhythmisch, ausleitend. z Einsatzgebiete
Regulans der Gallenfunktion, leichte krampfartige Beschwerden im oberen Verdauungstrakt, Hautleiden, Psoriasis, Stockungen im Unterleib, Hautausschläge, Rheumatismus, treibt ungesunde Feuchtigkeit über den Schweiß aus, Wassersucht. Geeignet für Erwachsene, nicht geeignet für Kinder, Schwangere, Stillende z Zubereitungen
6
Tee Tropfen
6.3
Rettich
Raphanus sativus z Kreuzblütler
Der Rettich ist verwandt mit dem Senf, Kohl und Raps. Für medizinische Zwecke wird der schwarze Rettich eingesetzt. Er ist ein altes Volksheilmittel bei Gallebeschwerden. z Vorkommen
Europa
169 6.3 · Rettich
6
z Verwendete Pflanzenteile
Wurzel – Raphani sativi radix z Inhaltsstoffe
Die Inhaltsstoffe sind leider nicht sehr gut untersucht. z Wirkung
Rettichsaft wirkt nicht galletreibend, sondern tonisierend auf den Darm. Die Peristaltik wird angeregt und der Stuhl gefördert bis zu leichtem Durchfall. Außerdem wirkt er tonisierend auf die Muskulatur der Gallenwege. So kann die Galle leichter abfließen. Der Saft, mit Zucker vermischt, wirkt fäulniswidrig und harntreibend. Weitere Wirkungen sind auflösend, reizend, harntreibend, zerteilend. !!Einige Menschen vertragen den Rettichsaft nicht so gut und bekommen Magenbeschwerden mit Sodbrennen und Aufstoßen. In diesem Fall sollte der Rettich nicht angewendet werden.
z Einsatzgebiete
Chronische Gallenwegsdyskinesien mit Neigung zu Verstopfung, übermäßige Schleimabsonderungen im Atmungs- und Verdauungstrakt, ähnliche Erkrankungen an den Harnwegen, Bleichsucht, Harnwinde, Nieren-, Blasenerkrankungen, Austreiben von Grieß und Blasensteinen, Brustwassersucht, Verschleimungen des Halses, Lungenleiden, Brustkrampf, Bluthusten, Engbrüstigkeit, Blähungskoliken, Grimmen, Magenleiden, Erbrechen von Galle und weißem Schleim, langwierige und böse Durchfälle, Milzkrankheiten. Geeignet für Kinder, Erwachsene, nicht geeignet für Schwangere, Stillende i Zubereitungen Rettichpresssaft: Schwarzen Rettich schälen, zerkleinern oder reiben und auspressen. Saft einige Stunden kühl stellen. Dabei verliert er seinen beißenden Geschmack. Vor Gebrauch etwas mit Zucker, Honig oder Schleim aus Leinsamen vermischen. Mittelgroßer Rettich: 1 Tagesdosis. Bei kurmäßiger Einnahme über längere Zeit sollte nach 4–5 Tagen eine Pause von 2–3 Tagen gemacht werden. Die Einzeldosis beträgt bei kurmäßiger Anwendung 100 ml.
170
6.4
Kapitel 6 · Heilpflanzen für die Galle
Schöllkraut
6
Chelidonium majus L.
171 6.4 · Schöllkraut
6
z Mohngewächs
Das Schöllkraut ist eine typische Ruderalpflanze, die in der Nähe von Menschen an Zäunen, Mauern oder Wegränder zu finden ist. Ihr orangegelbfarbener Milchsaft durchzieht die ganze Pflanze bis in die Wurzeln. In der traditionellen europäischen Medizin gehörte das Schöllkraut früher zu den wichtigsten, schnell wirksamen Lebermitteln und wurde gegen jeder Form von Leberleiden eingesetzt, bei denen keine Gelbsucht bestand. z Vorkommen
Europa, Asien, Nordamerika z Verwendete Pflanzenteile
Kraut – Chelidonii herba Wurzel – Chelidonii radix Die Wurzel wird im April, das Kraut im Mai gesammelt. z Inhaltsstoffe
Alkaloide als Benzylisochinolinderivate wie Benzophenanthridine z. B. Chelidonin, Sanguinarin, Chelerythrin, Norchelidonin, Isochelidonin, Trukiyenin, Protoberberine wie Coptisin, Berberin, Stylopin, Protopine wie Protopin, Allylcryptopin, Chinolizidine, Aporphine wie Corydin und Norcorydin, Chelidonsäure, Äpfel-, Citronensäure, Kaffeesäure, Caffeoylderivate, Flavonoide, Carotinoide, Saponine, Phytocystatine wie Chelidocystatin (Cystein-Proteinase-Inhibitor, hemmt die Aktivität von Papain) Der Alkaloidgehalt ist während der Blütezeit etwas niedriger. z Wirkung
Krampflösend, galleanregend, entzündungshemmend, zentralnervös (Herz, Kreislauf, Zentralnervensystem), schmerzstillend, zentral beruhigend >>Studien zeigen, dass das Schöllkraut keine toxischen Hepatitiden verursacht.
z Einsatzgebiete
Krämpfe im Magen-Darm-Trakt und der Gallenwege, gestörte Funktion der Gallenwege, Leberentzündungen, Darmkatarrhe mit hellgelbem Durchfall und schneller Abmagerung, Drei-Tage-Fieber, Verstopfung, Verstopfung mit Drang, Erkrankungen des Pfortadersystems, Harnleiden wie Brennen, Stechen und Schneiden beim Harnlassen, Wassersucht, Wechselfieber, Vergrößerung der Milz, Schwindsucht, Gallensteine, Hämorrhoiden, Keuchhusten, Gicht, Ohrenweh mit Klingen, Sausen und ein Gefühl von ausströmendem Wind, unterdrückte Menstruation, Schwindsucht, nächtliches Schwitzen, Brennen in den Fußsohlen und den Handflächen mit Fieberfrost, Wechselfieber
172
Kapitel 6 · Heilpflanzen für die Galle
Äußerlich gegen Hautkrebs, Warzen, Hühneraugen, Geschwüre, faule Schäden, Fisteln z Zubereitungen
6
Homöopathische Zubereitungen, auch in Kombination mit anderen Gallemitteln (Belladonna wirkt stärker) Anthroposophische Zubereitungen Die homöopathische Zubereitung Chelidonium wird bei Lebererkrankungen, Darmverschluss, Gallensteinleiden, Reizgallenblase, Neuralgien und Muskelrheuma, biliöser Pneumonie eingesetzt. Symptome sind Leberbeschwerden mit Schmerzen und Wundheitsgefühl in der Lebergegend, bitterer Mundgeschmack, Gelbsucht, Verlangen nach Saurem, Schmerz an der rechten oberen Ecke des Schulterblatts, graufarbige Kittstühle, Pneumonie mit Brustbeklemmung, Atemstiche, Atemnot, Nasenflügelatmung, rasselnder Husten. Mixtura antidiarrhoica GUTTCEIT 55 Tinctura Chelidonii gtt X 55 Mucilaginis Tragacantha 60,0
Pilulae hepatariae 55 55 55 55
Extracti Chelidonii 10,0 Gummi Ammoniaci 15,0 Saponis medicati 5,0 f. pilul. 200
Täglich 2- bis 3-mal 2–4 Pillen
173 6.5 · Wermut
6.5
6
Wermut
Wirkung auf die Galle – choleretisch, karminativ Einsatzgebiete: Unterfunktion des Gallensystems, Völlegefühl, Blähungen, Dyskinesie der Gallenwege Weitere wohltuenden Maßnahmen Heiße Rolle Die reflektorische Heißwirkung beseitigt Krämpfe. In ein zur Rolle gewickeltes Tuch vorsichtig heißes Wasser gießen – Tuch auf der betroffene Region (Gallenblase, Lendenwirbelsäule usw.) unter wiederholtem Anheben abrollen, sodass ständig neue heiße Areale des Tuchs mit der Haut in Berührung kommen. Aufpassen: Verbrühungsgefahr! Kontraindikation: Akute Entzündungen im Behandlungsbereich, wie akute Krämpfen, Gallen-, Nierenkoliken, akute von der Wirbelsäule ausgehende Schmerzen
174
Kapitel 6 · Heilpflanzen für die Galle
Kolonmassage Eine Kolonmassage ist eine Massageform, bei der der Therapeut im Atemrhythmus des Patienten bestimmte Stellen des Dickdarms in kreisender Bewegung massiert, um die Darmtätigkeit anzuregen. Eingesetzt bei chronischer Verstopfung, auch sehr hilfreich bei schwerkranken bettlägrigen, pflegebedürftigen und querschnittgelähmten Patienten oder Reizdarmsyndrom. Es kommt zu einer Verkürzung der Darmpassagezeit und zu einer Erhöhung der Stuhlfrequenz. Kontraindikationen: Operationen, Kolonstenosen
6
175
7
Bitterstoffpflanzen Inhaltsverzeichnis 7.1
Amara tonica – 179
7.1.1 7.1.2 7.1.3 7.1.4 7.1.5 7.1.6 7.1.7 7.1.8 7.1.9 7.1.10 7.1.11
itterklee (Fieberklee) (s. 7 Abschn. 1.2.1) – 179 B Bitterorangenschale – 181 Chinabaum – 183 Enzian (s. 7 Abschn. 1.2.3) – 186 Kondurango – 187 Tausendguldenkraut (s. 7 Abschn. 1.2.5 und 2.5.5) – 188 Amara aromatica – 190 Erzengelwurz – 191 Kalmus – 193 Kardobenediktenkraut – 195 Wermut (s. 7 Abschn. 6.5) – 196
7.2
Amara acria – 198
7.2.1 7.2.2
algant – 198 G Ingwer – 201
© Der/die Autor(en), exklusiv lizenziert an Springer-Verlag GmbH, DE, ein Teil von Springer Nature 2023 A. Riffel, Heilpflanzen für den Verdauungstrakt, https://doi.org/10.1007/978-3-662-67002-6_7
176
Kapitel 7 · Bitterstoffpflanzen
Die Zahl der Heilpflanzen, die Bitterstoffe enthalten, ist sehr groß. Viele Bitterstoffpflanzen haben auch eine Vielzahl an anderen Wirkstoffen und werden daher sehr vielseitig eingesetzt. Den höchsten Bitterstoffgehalt hat das Iridoidesterglykosid Amarogentin aus dem Enzian. Es hat einen Bitterwert von 1:58 Mio. Das Absinthin des Wermuts hat dagegen einen Wert von 1:13 Mio. z Einteilung der Bitterstoffpflanzen
1. Amara tonica – tonisierende Bitterstoffpflanzen
7
Zu den tonisierenden Bitterstoffpflanzen, auch Stomachika oder Aperitiva genannt, gehören z. B. Enzian, Tausendguldenkraut, Wegwarte oder die Bittere Schleifenblume. Sie enthalten als wirksamkeitsbestimmende Inhaltsstoffe Bitterstoffe, neben anderen Wirkstoffen und werden zur Anregung oder Steigerung der Sekretion von Verdauungssäften empfohlen. 2. Amara aromatica – aromatische Bitterstoffpflanzen Aromatische Bitterstoffpflanzen enthalten als wirksamkeitsbestimmende Inhaltsstoffe Bitterstoffe und ätherische Öle, neben anderen Wirkstoffen. Dazu gehören Erzengelwurz, Meisterwurz, Wermut, Schafgarbe oder Beifuß. Aufgrund der ätherischen Öle wirken sie nicht nur verdauungsanregend, sondern auch krampflösend, blähungstreibend, antibakteriell, antiviral und antimykotisch. 3. Amara acria – Bitterstoffpflanzen mit Scharfstoffen Amara acria enthalten als wirksamkeitsbestimmende Inhaltsstoffe Bitterstoffe und Scharfstoffe, neben anderen Wirkstoffen. Dazu zählen Galgant, Ingwer, Brunnenkresse oder auch die Kapuzinerkresse. Die enthaltenen Scharfstoffe unterstützen und beschleunigen die Verdauung, verbessern die Verdauungskraft. Sie haben auch antibiotische Eigenschaften und werden auch zur Behandlung von Blasenentzündungen oder grippalen Infekten eingesetzt. 4. Amara mucilaginosa – schleimhaltige Bitterstoffpflanzen Amara mucilaginosa enthalten als wirksamkeitsbestimmende Inhaltsstoffe Bitterstoffe und Schleimstoffe, neben anderen Wirkstoffen. Heilpflanzen wie Isländisch Moos, Bartflechte oder Kalmus zählen dazu. Die enthaltenen Schleimstoffe schützen und regenerieren die Schleimhaut von Magen und Darm zusätzlich. kBitterstoffwirkung in der modernen Medizin
Bitterstoffe fördern die Bildung von Verdauungssäften (Speichel, Magen-, Galle-, Bauchspeicheldrüsensaft) durch 55 Anregung der Bitterrezeptoren in den Geschmacksknospen des Zungengrunds 55 Freisetzung von Gastrin – wenn Bitterstoffe zusammen mit Nahrung in den Magen kommen 55 Gastrin stimuliert die Motorik im oberen Magen-Darm-Trakt sowie die Produktion von Magensäure, Galle- und Pankreassaft
177 Bitterstoffpflanzen
7
Wichtige Einsatzgebiete sind: 55 Motorische Störungen des oberen Verdauungstrakts, vor allem im Magen 55 Störungen der Galle und Bauchspeicheldrüse 55 Appetitlosigkeit aufgrund allgemeiner Erschöpfung nach Infektionen oder Erkrankungen, Essstörungen oder konstitutionelle Ursachen 55 Allgemeine Erschöpfungszustände, vegetativ-funktionelle Zustände – anregend und kräftigend, durchblutungsfördernd, wärmend Nicht einsetzen sollte man Bitterstoffe und Scharfstoffe bei: 55 Ulcus ventriculi 55 Ulcus duodeni 55 Akuten Entzündungen kBitterstoffe in der traditionellen europäischen Medizin
Aus Sicht der traditionellen europäischen Medizin sind Bitterstoffe ganz wichtig für unsere Gesundheit. Sie regen die Produktion der Verdauungssäfte an, wirken gleichzeitig tonisierend, stärken unseren Organismus, fördern die Durchblutung und bringen Wärme in den Körper. Leider fehlen sie in unserer heutigen Ernährung fast vollständig. Bitter entspricht nicht mehr dem Geschmack vieler Menschen. Süß und Salzig sind die vorherrschenden Geschmacksrichtigen. Aus unseren Salaten und Gemüsen werden die Bitterstoffe immer mehr herausgezüchtet. Dabei spielen gerade die Bitterstoffe eine wichtige Rolle in unserem Körper. Bitterstoffe regen den Stoffwechsel und die Produktion der gesamten Verdauungssäfte an – Speichel, Magensaft, Galle, Bauchspeicheldrüsenenzyme – damit die Nahrung, die wir zu uns nehmen auch ordentlich aufgespalten, die Nährstoffe in den Körper aufgenommen und dorthin transportiert werden können, wo die Zellen sie brauchen. Daneben spielt die Galle eine wichtige Rolle in der Darmbewegung, was besonders wichtig ist, wenn Menschen unter Verstopfung und erschwertem Stuhlgang leiden, oder auch im Wechsel mit Durchfall. >>Die Galle ist wichtig für den pH-Wert im Darm.
Sehr viele Menschen leiden heute unter Darmpilzen. Wenn das Milieu nicht stimmt, können Mikroorganismen, Bakterien oder Pilze überhandnehmen. Die Galle unterstützt auch die Funktion des Schließmuskels zwischen Speiseröhre und Mageneingang. Sehr viele Menschen leiden heute unter Refluxerkrankungen. Auch Nahrungsmittelunverträglichkeiten nehmen sehr zu, deren Ursachen man nicht kennt. iiJeder Erwachsene sollte einmal täglich etwas Bitteres in Form von Tee, Tropfen, bitteren Salaten oder anderem zu sich nehmen.
Die meisten Heilkundigen hatten unter ihren Heilmitteln eine bittere Arznei. Maria Treben hatte den Schwedenbitter, Hildegard von Bingen den Wermutwein oder die Bittertropfen. Bitterelixiere, Magenliköre oder Magentropfen sind weit bekannte und altbewährte Mittel.
178
Kapitel 7 · Bitterstoffpflanzen
Bitterstoffe werden heute bei Appetitlosigkeit in der Behandlung von Essstörungen von jungen Menschen, alten Menschen und bei schweren Therapien wie Chemotherapie eingesetzt. Zur Appetitanregung werden sie 10–15 min vor dem Essen eingenommen. Um den Stoffwechsel und die Verdauung zu unterstützen sollte man sie direkt nach dem Mittagessen, nach dem Abendessen und bei Durchschlafstörungen vor dem Schlafengehen einnehmen. Bitterstoffpflanzen helfen auch, die natürliche Darmgesundheit zu stärken und eine gesunde Darmflora zu erhalten. Sie helfen, die Darmschleimhaut gesund zu erhalten und einen optimalen pH-Wert im Darm einzustellen. z Darmgesundheit
7
Neben der Aufgabe der Verdauungsunterstützung und der Stärkung eines guten Immunsystems, haben heute viele Studien gezeigt, dass die Darmgesundheit eine wichtige Rolle für den gesamten Stoffwechsel, gesunde Cholesterinwerte oder zur Energiegewinnung in den Zellen spielt. Zur natürlichen Funktion der Darmflora gehören 55 der Schutz und die Regeneration der Darmschleimhaut: Darmbakterien können durch den Abbau von Ballaststoffen und durch natürliche Fermentation kurzkettige Fettsäuren bilden. Diese Fettsäuren sind wichtig für die Energieversorgung der Darmzellen und regulieren ihr Wachstum und ihre Entwicklung. Es bilden sich sogenannte Verschlussleisten zwischen den einzelnen Darmzellen, die durch die Darmflora abgedichtet werden. Damit wird verhindert, dass krankmachende Verbindungen oder Schadstoffe durch die Darmwand in den Blutkreislauf gelangen können. 55 Schutz vor Besiedelung ungesunder oder krankmachender Keine: Ist die Darmflora nicht gesund, können schädliche Keime überhandnehmen. Normalerweise können gesunde Bakterien die krankmachenden Erreger unschädlich machen, indem sie den Sauerstoff verbrauchen, den die schädlichen Keime zum Überleben brauchen. Auch werden bestimmte Abwehrstoffe produziert, damit die schädlichen Keime nicht an der Darmwand anhaften können. Bifidobakterien und Laktobazillen produzieren beim Abbau der Ballaststoffe Milchsäure, die den pH-Wert im Darm senkt, damit ein gesundes Milieu entsteht. 55 Verbesserung der Verdauung: Darmbakterien sind an der Restverwertung der Nahrungsbestandteile im Dickdarm verantwortlich, die nicht vollständig aufgespalten wurden. 55 Energiegewinnung: Durch den bakteriellen Abbau von Ballaststoffen werden dem Körper bis zu 10 % der täglich aufgenommenen Kalorien zur Verfügung gestellt, was für Zucker- und Fettstoffwechsel wichtig ist. 55 Stärkung des Immunsystems: Die Darmflora stimuliert das Immunsystem, was essenziell für eine gut funktionierende Abwehrkraft ist. 55 Vitaminbildung: B-Vitamine, Vitamin D und K2 werden von Darmbakterien gebildet. 55 Entgiftung: Darmbakterien unterstützen die Ausleitung von Giften und körperschädlichen Produkten über den Darm.
179 7.1 · Amara tonica
7
Unsere Darmflora unterstützt eine gute Verdauung der Nahrungsmittel, um damit eine optimale Aufnahme der Vital- und Nährstoffe in den Körper zu fördern. Daneben ist sie auch beteiligt am Körpergewicht und Emotionen. 99 % der lebenden Mikroorganismen bestehen aus Bakterien, daneben kommen in kleinen Anteilen Viren und Hefepilze vor. Die Zusammensetzung der einzelnen Mikroorganismen kann sehr unterschiedlich sein. Im Magen werden die meisten Bakterien durch die Magensäure unschädlich gemacht, im oberen Dünndarm ist die Besiedelung auch sehr gering. Die höchste Bakteriendichte findet man im Dickdarm. Unter Mikrobiom versteht man die Gesamtheit aller Gene und besiedelten Mikroorganismen. Obwohl mittlerweile über 1000 verschiedene Darmbakterien bekannt sind, enthält der Darm eines einzelnen Menschen meist nicht mehr als 150 Stämme. Die wichtigsten 4 Hauptgruppen sind Proteobakterien (E. coli), Acinobakterien (Bifidobakterien), Firmicutes (Laktobazillen, Clostridien) und Bacteroides (Prevotella). Gesunde Darmbakterien, die eine schützende Funktion haben, stabilisieren die Darmbarriere, machen schädliche Keime unschädlich und bilden kurzkettige Fettsäuren und auch Vitamine (D, K2). Schädliche Darmbakterien schwächen eine gesunde Darmbarriere, bilden Giftstoffe und können Entzündungen fördern.
7.1
Amara tonica
7.1.1
Bitterklee (Fieberklee) (s. 7 Abschn. 1.2.1)
Menyanthis trifoliata L. z Fieberkleegewächs
Der Bitterklee gehört auch zu den stärkeren Bitterstoffdrogen in der Pflanzenwelt mit einem Bitterwert von 1:3000. Er ist aber schwächer als Enzian oder das Tausendguldenkraut. Weitere Namen sind Sumpfklee, Wasserklee, Dreiblatt, Biberklee. In der traditionellen europäischen Medizin wurde der Klee als magenstärkendes Bittermittel und gegen Wechselfieber gebraucht. z Vorkommen
Sumpfige Stellen auf Wiesen und Mooren in ganze Europa z Verwendete Pflanzenteile
Blätter – Menyanthidis trifoliatae folium Die Blätter werden zur Blütezeit im Mai und Juni gesammelt, getrocknet und trocken aufbewahrt. Die langen Stiele sollten nicht entfernt werden. 4–5 Teile frische Blätter geben 1 Teil trockene.
180
Kapitel 7 · Bitterstoffpflanzen
z Inhaltsstoffe
Glykosidische Bitterstoffe der Klasse Secoiridoidglykoside Dihydrofoliamenthin, Swerosid, Menthiafolin, Loganin, Desoxyloganin, Gentianin, Gentianidin, Gentialutein, Gentiatibetin, Gerbstoffe, Flavonoide wie Hyperosid, Rutosid, Cumarine, Phenolcarbonsäuren, Triterpene z Wirkung
Amarum purum, appetitanregend, fördert die Sekretion der Verdauungssäfte z Einsatzgebiete
Dyspeptische Beschwerden, Appetitlosigkeit. Geeignet für Erwachsene, nicht geeignet für Kinder, Schwangere, Stillende z Zubereitungen
7
Tee Dekokt Tinktur Der Bitterklee wird selten alleine angewendet, meist in Kombinationen mit anderen Heilpflanzen. Tinctura Trifolii, Tinctura Trifolii fibrini 55 1 Teil Bitterklee 55 5 Teile Weingeist 60 %
Species amarae 55 55 55 55 55
Folior. Trifolii fibrini Folior. Menthae pip. Herb. Centaurii min. Herb. Millefolii Fruct. Foeniculi aa
Species nervinae TISSOT. gegen Migräne 55 Folior. Trifolii fibr. 30,0 55 Folior. Menthae pip. 15,0
Petersburger Elixir von Dr. ROTTMANN Tinktur aus Bitterklee, Cardobenedikte, Tausendguldenkraut, unreifen Pomeranzen, Anis und Zimt
181 7.1 · Amara tonica
7.1.2
Bitterorangenschale
Citrus aurantium ssp. amara (L.) ENGLER
7
182
Kapitel 7 · Bitterstoffpflanzen
z Rautengewächs
Die Schale der Bitterorange schmeckt angenehm, wirkt mild beruhigend und ist kein sehr starkes Bittermittel. Sie ist vor allem bei kleineren Kindern mit Appetitlosigkeit oder Übelkeit sehr angenehm. z Vorkommen
Südeuropa z Verwendete Pflanzenteile
Schale – Aurantii amari epicarpium et mesocarpium Blätter – Aurantii amari folium z Inhaltsstoffe
7
Flavonoidglykoside wie Neohesperidin, Naringin, Neohesperidose, Hesperidin, Rutosid, Sinensetin, Nobiletin, Tangeretin, ätherisches Öl mit Limonen und weiteren Monoterpenverbindungen, Methylanthranilat, Pektin, Furanocumarine z Wirkung
Anregung der Magensaftsekretion, Beschwerden bei zu wenig Magensäure Blätter: magenstärkend, krampflindernd Unreife Orangen: magenstärkend Schalen: magenstärkend z Einsatzgebiete
Dyspeptische Beschwerden, Verdauungsbeschwerden wie Völlegefühl, Blähungen, Saft: Skorbut, Gallenfieber Schalen: Kolik, Leibschmerzen, Magenweh. Geeignet für Kinder, Erwachsene, Schwangere, Stillende z Zubereitungen
Als Zusatz in Tee- oder Tropfenmischungen Pomeranzenschalensirup Species amarae ad Aquam Vitae: Thee zum Magenbitter 55 55 55 55 55 55 55 55
Fruct. Aurantii 50,0 Radicis Gentianae 25,0 Radicis Angelicae 5,0 Rhizom. Galangae 5,0 Rhizom. Zedoariae 5,0 Corticis Cinnamomi 5,0 Corticis Citri 4,0 Caryophyllorum 1,0
183 7.1 · Amara tonica
Bei Magenkrämpfen 55 60 g überzuckerte Pomeranzenschalen, 30 g Zimt, 90 g normale Pomeranzenschalen, 90 g Kalmus 55 ½ Liter Wein 55 15 min kochen, abpressen Morgens und abends einige Löffel davon einnehmen
7.1.3
Chinabaum
Cinchona pubescens VAHL
7
184
Kapitel 7 · Bitterstoffpflanzen
z Rötegewächs
Der Baum wird bis zu 25 m hoch, ist immergrün und einzelstehend. Die Rinde ist rotbraun mit einer tiefrissigen Borke und wird auch Fieberrinde genannt. Die Chinarinde ist auch bekannt unter dem Namen Fieberrinde. z Vorkommen
Westliches Südamerika, Südostasien, Südafrika z Verwendete Pflanzenteile
Chinarinde – Cinchonae cortex z Inhaltsstoffe
7
Alkaloide wie Chinin, Chinidin, Cinchonin, Cinchonidin, weitere 30 Alkaloide, Bitterstoffe vom Triterpentyp wie Glucoside und 6-Desoxyglucoside (Chinovoside) der Chinovasäure, Gerbstoffe, ätherisches Öl z Wirkung
Fördert die Produktion der Verdauungssäfte, appetitanregend !!Gelegentlich können bei Einnahme von chininhaltigen Präparaten Hautreaktionen, Fieber oder eine erhöhte Blutungsneigung auftreten. !!Nicht anzuwenden bei gleichzeitiger Einnahme von blutverdünnenden Medikamenten und in der Schwangerschaft.
z Einsatzgebiete
Appetitlosigkeit, dyspeptische Beschwerden, zur Förderung der Magensaftsekretion, Verdauungsbeschwerden wie Übelkeit, Völlegefühl, Blähungen, Fieber, gegen alle Krankheiten, die von einer Schwäche der Nerven, Lungen und Gedärme herrühren, Ruhr, Skorbut, Stickhusten, von Säfteverlust herrührende Schwäche, erschöpfende Krankheiten, Abmagerung, Reizbarkeit der Nerven, Verdauung durch Kraftlosigkeit gestört, Blähungen und Durchfälle durch Schwäche, Gebärmutterflüsse durch Schwäche, Eiterung der Lungen, Wechselfieber, Milzleiden mit Stechen und schmerzhafter Anschwellung der Knie, Magenschwäche, bei der die Speisen nach dem Essen längere Zeit Beschwerden machen, drücken, Völlegefühl, Mattigkeit, Schläfrigkeit, Schmerzen im Unterleib verursachen und unverdaut abgehen. Ähnliche Empfindlichkeiten zeigen sich beim Trinken. Geeignet für Erwachsene, nicht geeignet für Kinder, Schwangere, Stillende z Zubereitungen
Extrakte Wein Als homöopathische Zubereitung wird China bei Malaria und Folgezuständen eingesetzt, bei Rekonvaleszenz nach schweren Infektionskrankheiten und Blutverlust, anämischen Kopfschmerzen, Trigeminusneuralgien, anämischem und oto-
185 7.1 · Amara tonica
7
genem Schwindel, Ménière, Cor nervosum, Gastritis und Blutungsdiathese. Es wirkt spezifisch auf das Zentralnervensystem, Blut, Milz, periphere Nerven, Herz, Magen, Leber und Uterus. Symptome sind starke gelbliche Blässe, Schweiß, viel Durst, große Schwäche, Erschöpfung, Schläfrigkeit, dunkle Blutungen aus Nase, Lunge, Magen-Darm-Trakt und Gebärmutter. Milzschwellung, periodische Neuralgien, Appetitlosigkeit, Völlegefühl, lange Verweildauer der Speisen, Magenauftreibung, schwächende Durchfälle nach jeder Mahlzeit, oft mit Blut im Stuhl, blutende, heiße Hämorrhoiden, Ohrensausen, Schwindel, Kongestionen zum Kopf, Herzklopfen und Depressionen. Verschlimmerung durch Kälte, Luftzug, Nässe, Essen, Berührung und nachts, Besserung durch Wärme. Fluidextrakt: ein intensives Bittermittel 20 Tropfen in reichlich Wasser vor dem Essen einnehmen Tinctura Chinae composita (DAB) 55 55 55 55 55
10T Chinarinde 4T Orangenschale 4T Enzianwurzel 2T Chinarinde 15–20 Tropfen in ½ Glas Wasser verdünnt einnehmen
Vinum chinae Austr.: Chinawein Chinarinde, Cognac je 25,0, Malagawein 500,0, 8 Tage mazerieren
Chinabitter-Extract. PRUYS. 55 55 55 55 55 55 55 55 55 55 55 55
Corticis Chinae Corticis Aurantii exp. aa 60,0 Cardamom. Minor. 6,0 Caryophyllorum 12,0 Fructus Coriandri 45,0 Corticis Cinnamomi 60,0 Rhizom. Graminis 120,0 Spiritus 90 % 2000,0 Aquae destill. 2500,0 Filtra et adde Sirupi Cerasorum 500,0 Aquae Amygdalar. amar. 60,0
186
Kapitel 7 · Bitterstoffpflanzen
7.1.4
Enzian (s. 7 Abschn. 1.2.3)
Gentiana lutea L. z Enziangewächs
Der Gelbe Enzian gehört sicherlich zu den bekanntesten Bitterstoffpflanzen. Er ist auch unter den Namen Bitterwurz, Fieberwurz, Hochwurzel, Hirschwurzel, Alexiswurzel, Werlachwurzel oder Großer Enzian bekannt. Medizinisch genutzt wird nur der Gelbe Enzian. Die blau blühenden Enziangewächse haben keine medizinische Bedeutung. Der Gelbe Enzian ist ein reines Amarum mit einem Bitterwert von 1:20.000 und einer reinen tonischen Bitterstoffwirkung. Er enthält keine Gerbstoffe und hat daher keine adstringierende Wirkung.
7
z Vorkommen
Ganz Europa z Verwendete Pflanzenteile
Wurzel – Gentianae radix Die Wurzeln werden im Frühjahr gesammelt, stärkere der Länge nach gespalten und getrocknet. Man sollte sie luftdicht abgeschlossen lagern, da sie Feuchtigkeit aus der Luft anziehen. z Inhaltsstoffe
Secoiridoid-Bitterstoffe wie Gentiopikrosid, Swertiamarin, Swerosid, Amarogentin, gelbe Farbstoffe als Xanthonderivate wie Gentisin, Isogentisin, Gentiosid, Kohlenhydrate wie Glucose, Fructose, Saccharose, Gentiobiose, Gentianose, Pektine, weitere gelbildenden Stoffe, Alkaloide wie Gentianin, ätherisches Öl, Phytosterole z Wirkung
Tonisierend, stärkend, appetitanregend, fördert die Produktion der Verdauungssäfte, galleanregend, stimuliert die Freisetzung von Gastrin, zerteilend, die Feuchtigkeit verzehrend Wirkt schon von der Mundschleimhaut aus auf den Magen – sollte bei der Einnahme kurze Zeit im Mund verbleiben !!Bei empfindlichem Reizmagen mit Übersäuerung kann es zu einer Verstärkung der Beschwerden kommen.
z Einsatzgebiete
Verdauungsbeschwerden, Völlegefühl, Blähungen, Appetitlosigkeit, Magenschwäche mit Durchfall, Muskelschwäche, Bleichsucht Geeignet für Kinder, Erwachsene, Schwangere, Stillende
187 7.1 · Amara tonica
7
z Zubereitungen
Tee: wenig getrocknete Wurzel mit 1 Tasse Wasser kalt ansetzen – aufkochen – 5 min ziehen lassen oder direkt als Tee zubereiten, 30 min vor der Mahlzeit trinken Extrakte: mit Wasser verdünnt einnehmen Tinktur: 10 Tropfen auf Zucker oder mit Wasser verdünnt vor jeder Mahlzeit einnehmen Wein: morgens und abends 1 Löffel Sinnvoll ist es, Adstringenzien mit schleimlösenden Arzneipflanzen abwechselnd anzuwenden. Tinctura Gentianae Aus 1 Teil mittelfein zerschnittener Enzianwurzel und 5 Teilen 60 %igem Weingeist durch Mazeration gewonnen
Vinum Gentianae Gall.: Enzianwein 30 g geschnittene Enzianwurzel 24 h lang mit 60 g Weingeist 60 % mazerieren, danach 1 L Rotwein hinzufügen, 10 Tage lang stehen lassen und filtrieren.
Aqua Vitae Gentianae In Gebirgsregionen hergestellt aus Enzianwurzel durch Gärung mit Zucker und nachheriger Destillation, bisweilen unter Zusatz von Wermut, Fenchel, Zimt und anderen Gewürzen
7.1.5
Kondurango
Marsdenia condurango REICHB.
188
Kapitel 7 · Bitterstoffpflanzen
z Seidenpflanzengewächs
Ein kräftiger Kletterstrauch mit behaarten Trieben. Die Rinde schmeckt bitter- kratzend und wird meist nur in Kombinationen angewendet. z Vorkommen
Südamerikanische Anden von Ecuador, Peru, Kolumbien z Verwendete Pflanzenteile
Rinde – Condurango cortex z Inhaltsstoffe
Condurangoglykoside wie Condurangin, Condurangine, Condurangamin A und B, Conduritol, Flavonoide, Cumarine wie Vanillin
7
z Wirkung
Milde Bitterstoffwirkung Die Rinde wurde ursprünglich als Spezifikum gegen Magenkrebs empfohlen, wurde dann aber bei Magenleiden aller Art eingesetzt. Geeignet für Erwachsene, nicht geeignet für Kinder, Schwangere, Stillende z Einsatzgebiete
Amarum purum z Zubereitungen
Tinktur Fluidextrakt Medizinalweine Die homöopathische Zubereitung Condurango wird bei Anorexie, Magen- Darm-Entzündungen, Ulcus ventriculi und Lippenrhagaden eingesetzt. Das Mittel hat einen Bezug zu den Organen Magen, Dünndarm und Zentralnervensystem. Symptome sind Appetitlosigkeit, Abmagerung, Kachexie, hartnäckige Rhagaden der Lippen und Mundwinkel in Verbindung mit Gastritis, Ataxie, tonische Krämpfe, Lähmungen des Atemzentrums. 7.1.6
Tausendguldenkraut (s. 7 Abschn. 1.2.5 und 2.5.5)
Centaurium erythraea RAFN. z Enziangewächs
Das Tausendguldenkraut wächst recht unscheinbar meist auf moorigen Wiesen. In früheren Zeiten galt es als sehr wichtiges Heilkraut, was schon der Name besagt. Es wurde auch Fieberkraut, Erdgallenkraut, Christikreuzthee oder Rother Aurin genannt. In der traditionellen europäischen Medizin ist die Pflanze als Bitterstoffdroge noch heute von großer Bedeutung bei unstillbarem Erbrechen, als Bitterstoff- Lieferant und als stärkendes Magenmittel.
189 7.1 · Amara tonica
7
Es hat eine steife Wuchsform, die unteren Blätter bilden eine Blattrosette, der 4-kantiger Stängel ist im oberen Teil verzweigt. Die Blüten sind klein, rosa bis fleischrot, selten weiß, die Blätter kreuzweise gegenständig. Das Tausendguldenkraut gehört zu den stärksten Bitterstoffdrogen in der Pflanzenwelt. Alle Teile schmecken bitter. Ein wässriger Auszug ist in der Verdünnung 1:3500 noch bitter. z Vorkommen
Europa, Nordamerika, Nordafrika, westliches Asien z Verwendete Pflanzenteile
Blühendes Kraut – Centaurii herba Man sammelt das im Juli und August blühende Kraut und trocknet es entweder in Bündeln oder man schneidet das frische Kraut und trocknet es an einem schattigen, luftigen Ort. 4 Teile frisches Kraut ergeben 1 Teil getrocknetes. z Inhaltsstoffe
Bitterstoffe Secoiridoidglykoside, Gentiopikrosid, Swerosid, Gentioflavosid, Swertiamarin, Centapikrin, Desacetylcentapikrin, Centaurosid, Erythaurin, Amarogentin, Gentiopikrin, Harze, Oleanolsäure, Flavonoide, Xanthonderivate wie Methylbellidifolin, Eustomin, Desmethyleustomin, Phenolcarbonsäuren wie p- Cumar- , Protocatechu- und Ferulasäure, Terephthalsäureester, Triterpene, Phytosterole, Alkaloide Blüten und Stängel sind besonders reich an Bitterstoffen. z Wirkung
Tonisierend, appetitanregend, erhöht die Magensaftsekretion Der Tee wirkt zusätzlich entzündungshemmend, schmerzstillend, fiebersenkend. Er leitet Gase ab, verbessert die Magensäfte und sorgt für eine Ableitung der überschüssigen Magensäure. Die tonisierende Wirkung tritt erst nach längerer Einnahme auf, deshalb sollte es über längere Zeit eingenommen werden. z Einsatzgebiete
Amarum purum, Magenschwäche, mangelnde Magensaftsekretion, Magenbrennen, chronisch dyspeptische Zustände, fehlende Verdauungssäfte des Magens und Bauchspeicheldrüse, Blähungen, unstillbares Erbrechen, kalter, erschlaffter, müder Magen, Anorexia nervosa, nervöse Erschöpfung, Fiebermittel, Verschleimungen, Stockungen und Verstopfungen im Darmkanal, Leberverhärtung, Lungenverschleimung, Verdauungsschwäche durch Mangel an Gallebildung, Störungen im Blutlaufe, bei Blutwallungen und Blutmangel, Verhärtungen der Lunge nach Lungenentzündungen. Albertus Magnus beschreibt die Verwendung der Wurzel bei Gelb- und Lebersucht, kranker Milz, Fieber, Grimmen, kaltem Magen und Würmern. Geeignet für Kinder, Erwachsene, Schwangere, Stillende
190
Kapitel 7 · Bitterstoffpflanzen
z Zubereitungen
Tee: zur Appetitanregung, Anregung der Verdauungssäfte, bei schwachem Magen Bei unstillbarem Erbrechen vor jeder Mahlzeit 1 Tasse schluck- oder löffelweise lauwarm trinken Extrakte: 3-mal 10–15 Tropfen täglich in wenig Wasser verdünnt einnehmen Pilulae stomachicae TRONCHIN. 55 55 55 55 55
7
Extracti Centaurii 5,0 Myrrhae pulverat. 10,0 Balsami peruviani 2,0 Radicis Gentianae q.s. Fiant pilulae ponderis 0,15
Davids-Thee von FRAGNER: gegen Lungenleiden Herb. Centaurii, Hyssopi, Scandic. odorat., Marrubii, Cardui benedict., Flor. Millefol., Lichen island. aa
Magenkrampfelixir von P. SEIDL Weingeistauszug aus Herb. Centaurii, Herb. Artemisiae, Fol. Trifol. fibr., Herb. Veronicae mit etwas Kochsalz
7.1.7
Amara aromatica
Zu den bekannten aromatischen Bittermitteln gehören Engelwurz, Benediktenkraut, Schafgarbe oder Kalmus. Sie enthalten außer den Bitterstoffen auch noch ätherische Öle. Ihre Wirkung beruht auf der Kombination eines Bittermittels mit eine krampflösenden, entblähenden und galleanregenden Heilpflanze. Dadurch ändert sich das Einsatzgebiet von der allgemein tonischen Wirkung hin zur lokalen Wirkung auf den Magen.
191 7.1 · Amara tonica
7.1.8
7
Erzengelwurz
Angelica archangelica L. z Doldenblütler
Die Erzengelwurz wird heute in der Schulmedizin nur mehr selten eingesetzt. In der traditionellen europäischen Medizin gehört diese mächtige Pflanze zu den wichtigsten Heilpflanzen. Ihr Name soll daher rühren, dass sie ihre Kräfte durch Segnung der Erzengel erhalten haben soll. Durch ihren starken Wurzelstock ist sie eine sehr erdende Pflanze, die viel Kraft geben kann. Was Menschen in der heutigen Zeit sehr brauchen. Viele haben durch virtuelle Welten, Strahlungen oder Erschöpfungen den Kontakt zu ihren Wurzeln verloren, sind ausgepowert und müde, da das Nervensystem sehr belastet ist. Die Erzengelwurz vermag durch ihren starken Wurzelstock Menschen wieder zu erden, Wurzeln zu bekommen, Stabilität ins Leben zu bringen, die Energiereserven wieder aufzutanken. Sie ist auch eine sehr schützende Pflanze für Menschen, die sich nicht gut abgrenzen können, feine Antennen haben und alles aus der Umgebung aufnehmen, aber auch viel von sich hergeben wie helfende, lehrende, therapeutische oder pflegende Berufe. >>Die Erzengelwurz schützt, baut auf, gibt Halt und Stabilität, gibt Energie und Kraft in der heutigen Zeit.
Sie ist auch bekannt unter den Namen Angelikawurzel, Heiligenwurzel, Heiligengeistwurzel, Geistwurzel, Dreieinigkeitswurzel, Theriakwurzel, Brustwurz, Geilwurzel, Glückenwurzel, Luftwurzel, Gölk oder Zahnwurzel. Neben der Erzengelwurz wurde in der traditionellen europäischen Medizin auch immer die Waldengelwurz eingesetzt. Sie ist etwas kleiner, aber nicht minder wirksam.
192
Kapitel 7 · Bitterstoffpflanzen
z Vorkommen
Europa z Verwendete Pflanzenteile
Wurzel – Angelicae radix Ätherisches Öl – Angelicae aetheroleum Die Wurzel wird von der 2-jährigen Pflanze im Frühjahr gegraben und bei gelinder Wärme getrocknet. 5 Teile frische Wurzel geben 1 Teil getrocknete. z Inhaltsstoffe
7
Ätherisches Öl wie β-Phellandren, α-Phellandren, α-Pinen, β-Pinen, Sabinen, Caren, Myrcen, Limonen, weitere 60 Komponenten, Sesquiterpene wie β-Bisabolen, Bisabolol, β-Caryophyllen, Lactone, Cumarine, über 20 Furanocumarine wie Bergapten, Isoimperatorin, Xanthotoxin, Angelicin, Archangelicin, 2′-Angeloyl-3′isovaleryl-vaginat, Osthenol, Osthol, Umbelliferon, Peucenin-7-methylether, Phenolcarbonsäuren wie Kaffeesäure, Chlorogensäure, Flavanon Archangelenon, Sitosterol, Fettsäuren, Gerbstoffe, Saccharose z Wirkung
Regen die Produktion der Verdauungssäfte des Magens und der Bauchspeicheldrüse an, mild krampflösend, antimikrobiell, antiseptisch, stärkend, aufbauend, kraftgebend, entblähend, galleanregend, auswurffördernd, zerteilt innere Geschwulste und Schäden, belebend und anregend auf die Nerven, Eine Abkochung der Waldengelwurz soll die Kraft haben, allem Gift zu widerstehen, das Herz zu stärken, Würmer zu töten, Verstopfungen zu beheben und Geschwüre zu heilen. Sie galt als Schutzmittel gegen die Pest. Geeignet für Kinder und Erwachsene, nicht geeignet für Schwangere, Stillende !!Die Erzengelwurz wirkt photosensibilisierend.
z Einsatzgebiete
Magenstärkendes Hausmittel, Magen-Darm-Krämpfe, Völlegefühl, Blähungen, zu wenig Magensäureproduktion, nervöse Schlaflosigkeit, Schwäche-, Erschöpfungszustände, Burn-out, innerliche Gebrechen, Lungensucht, Harnwinde, Seitengeschwüre, erschöpfende, nervöse Fieber, rasches Sinken der Kräfte, Lungen-, Rippfellentzündungen z Zubereitungen
Bestandteil von Magenlikören, Hustenmischungen Teemischungen Abkochung: mit kaltem Wasser ansetzen, kurz aufkochen, abseihen – vor den Mahlzeiten 1 Tasse trinken Tinktur: 20–30 Tropfen in ein Glas Wasser und schluckweise trinken
193 7.1 · Amara tonica
7.1.9
7
Kalmus
Acorus calamus L. z Aronstabgewächs
Der Kalmus oder die Magenwurz gehört zu den sehr alten Heilmitteln. Er riecht angenehm aromatisch und enthält ein starkes ätherisches Öl. Schon Dioskurides berichtete über die erwärmende Kraft der Wurzel. Eine Abkochung davon getrunken, treibt den Harn, ist ein gutes Mittel bei Lungen-, Brust- und Leberleiden, bei Leibschneiden oder Krämpfen. Die Wurzel erweitert die Milz, hilft den an Harnzwang Leidenden und den von giftigen Tieren Gebissenen und eignet sich, wie die Schwertlilie, zu Sitzbädern bei Frauenkrankheiten. Der Saft der Wurzel vertreibt die Verdunkelungen aus dem Augenstern. Vom Volke wird der Wurzelstock als Magenmittel, aber auch als Liebe erregendes Mittel verwendet. In der traditionellen europäischen Medizin hat der Kalmus die Eigenschaft wärmend, zusammenziehend, verdünnend, eröffnend und stärkend. Er unterstützt die Kochung des rohen Phlegmas, verdünnt es, beseitigt Schleimstockungen, leitet Schärfen aus und reduziert das phlegmatische Prinzip. z Vorkommen
Europa, Nordamerika, Ostasien, asiatische Tropen wir Sri Lanka, Java, Indien Der Kalmus braucht Feuchtigkeit und ist daher meist an Teichen, Gräben, Bächen, an Ufern stiller Gewässer und sumpfiger Gebiete anzutreffen. In Südeuropa, Nordamerika, Asien und Russland wird Kalmus zu medizinischen Zwecken angebaut. z Verwendete Pflanzenteile
Wurzelstock bzw. Wurzeln – Calami rhizoma bzw. radix
194
Kapitel 7 · Bitterstoffpflanzen
Man gräbt im Spätherbst oder im Frühjahr vor der Blattentwicklung, entfernt Wurzeln und Blattreste, wäscht, spaltet der Länge nach und trocknet bei gelinder Wärme. 9 Teile frische Wurzel ergeben 1 Teil getrocknete. z Wirkstoffe
Ätherisches Öl aus Monoterpenen, Sesquiterpenen, Phenylpropanen wie cis- Isoeugenolmethylether, cis-Isoasaron, α- und γ-Asaron, Acoradin, β-Asaron, Acoramon, (Z,Z)−4,7-Decadienal, Shyobunone, Acoragermacron, Acoron, Isoacoron, Acorenon, Calamenon, Bitterstoffglykosid Acorin, Gerbstoffe, Schleim, Cholin, Stärke z Wirkung
7
Kräftig tonisch, sekretionsfördernd auf den Magen, regt den Stoffwechsel an, magenstärkend, löst Verstopfung in Leber und Milz, erwärmt den erkälteten Magen, harntreibend, antimikrobiell, antibakteriell, insektizid, fungizid, positive Wirkung auf Zentralnervensystem, Herz-Kreislauf- und Gefäßsystem, Körpertemperatur !!Der Asarongehalt in der asiatischen Kalmuswurzel hat zu einer Negativmonografie geführt. Inzwischen wird die asaronfreie Wurzel aus Nordamerika verwendet.
Das Öl stärkt das Gedächtnis sowie einen kalten Magen, stillt Erbrechen, ist gut gegen Ohnmacht, öffnet die verstopften Nieren, zerbricht den Stein, stillt das Harntröpfeln, nimmt die Melancholie, stillt Leibschmerzen und Grimmen. z Einsatzgebiete
Appetitlosigkeit infolge einer Krebsbehandlung, Verdauungsstörungen, Blähungen, Magenkrämpfe, Magenverschleimung, schwache Verdauung mit Säure- und Gasbildung, Bauchgrimmen, Blasen-, Nieren-, Steinleiden, Kopfschmerzen, die von kalten Füßen her kommen, Schlafsucht, übelriechender Atem vom Magen her kommend, Wassersucht, kalter Magen, Appetitlosigkeit, Verdauungsprobleme, Wassersucht, Nierenerkrankungen, Skrofulose, Rachitis, chronische Erschöpfungs- und Schwächezustände, Gicht, Wechselfieber. Es ist ein Organmittel für das Knochensystem bei allen Knochenleiden, die mit Eiterungen und Schmerzen verbunden sind, seien es einfache, entzündliche, skrofulöse Eiterungen oder Skorbut, Rachitis, innerlich in Tropfenform und äußerlich als Bäder angewendet. Der Kalmus eignet sich zur Behandlung chronischer und konstitutioneller Erkrankungen mit dem Schwerpunkt skrofulöser oder lymphatischer Blutentwicklung, unterstützt die Heilung von Hautausschlägen durch Skrofulose und Fußgeschwüre. Kneipp setzte die Wurzel bei Gicht, Wassersucht, Skrofulose, Skorbut, nervösen Leiden, brandigen Geschwüren und Knochenfraß ein. !!Keine Anwendung bei Kindern, Schwangeren, Stillenden.
195 7.1 · Amara tonica
7.1.10
7
Kardobenediktenkraut
Cnicus benedictus L., Carduus benedictus L. z Korbblütler
Das Kardobenediktenkraut ist nahe verwandt mit der Distel. Es wird auch Bitterdistelkraut, Spinnendistelkraut, Echte Heidedistel oder Distelkraut genannt. In der Schulmedizin hat es beinahe keine Bedeutung mehr. Das Kardobenediktenkraut hat einen Bitterwert von 1:1800 z Vorkommen
Mittelmeerländern z Verwendete Pflanzenteile
Kraut – Cnici benedicti herba z Wirkstoffe
Bitterstoffe wie Cnicin, Salonitenolid, Artemisiifolin, Trachelogenin, Arctingenin, Nor-Trachelosid, ätherisches Öl aus vor allem Terpenen wie p-Cymen, Fenchon, Citral, Phenylpropanverbindungen wie Zimtaldehyd oder Benzoesäure, Polyin, pentazyklische Triterpene, Flavonoide, Mineralstoffe wie Kalium- und Magnesiumverbindungen
196
Kapitel 7 · Bitterstoffpflanzen
z Wirkung
Steigerung der Magensaftsekretion, milde Bitterstoffwirkung, magenstärkend, allgemein konstitutionsstärkend z Einsatzgebiete
Magen-, Gallemittel, bei Schwäche und Verschleimung des Magen-Darms und der Lunge, langwierige Leberleiden, Durchfall durch Schwäche, Wechselfieber, Gelbsucht, krebsartige Geschwüre. Geeignet für Erwachsene, Schwangere, Stillende z Zubereitungen
Tee Tinktur: 10–30 Tropfen in ein Glas Wasser
7
Herba amarae: Bittere Kräuter 55 Herbae Cardui benedicti 55 Herbae Absinthii 55 Herbae Centaurii aa
Kardobenediktenwein Tausendguldenkraut, Wermut, weißer Andorn, Kardobenediktenkraut je 1 Handvoll bei Stein und Sodbrennen
z Zubereitungen
Bestandteil von Kräuterlikören, Kräuter-, Bittertropfen, Leber-/Galle-Tees 7.1.11
Wermut (s. 7 Abschn. 6.5)
Artemisia absinthium L. z Korbblütler
Der Wermut ist neben dem Enzian und Kalmus die bekannteste Bitterstoffpflanze und hat einen Bitterwert von 1: 10.000. In der Hildegard-Heilkunde ist die kurmäßige Einnahme des Wermutweins ein wichtiges Mittel zur Gesunderhaltung der Organe. Vielen bekannt ist er auch als Hauptbestandteil des Absinth bzw. der Grünen Fee. Dieses bewusstseinsverändernde Getränk war in Pariser Künstlerkreisen äußerst beliebt.
197 7.1 · Amara tonica
7
In der traditionellen europäischen Medizin wird er seit Urzeiten angewendet und wurde auch Heiligbitter, Kampferkraut, Magenkraut, Grabekraut oder Wurmtod genannt. Vor 2000 Jahren empfahlen griechische Ärzte den Wermut als beste Arznei gegen „böse, gallsüchtige Weiber“. Jeder Mann, der eine Xanthippe zu Hause hat, lasse sie recht viel Wermuttee trinken, natürlich ohne Zucker, dann vergehe ihre Bosheit (Surya 1978, S. 230). z Vorkommen
Europa, Asien z Verwendete Pflanzenteile
Kraut – Absinthii herba Gesammelt wird der Wermut im Juli und August. 5 Teile frisches Kraut ergeben 1 Teil trockenes. z Inhaltsstoffe
Bitterstoffe vom Typ Sesquiterpenlactone wie Absinthin, Artabsin, Isoabsinthin, Absintholid, Artenolid, Artanolid, Desacetylglobicin, Parishin B, C, Matricin, Pelenolide wie Hydroxypelenolid, ätherisches Öl, v. a. Terpene, β-Thujon, trans- Sabinylacetat, cis-Epoxy-ocimen, Chrysanthenylactat, Thujan, Thujylalkohol, Linalool, Cineol, α-Bisabolol, β-Curcumen, Spathulenol, Flavonoide wie Glykoside des Kämpferols und Quercetins, lipophile Flavone wie Artemisitin, Phenolcarbonsäuren, Cumarine, sesaminähnliche Lignane z Wirkung
Bittermittel, bitteres und erregendes Mittel, das auf Bauchnerven wirkt Verbessert Magensäfte, leitet Magenwinde aus, macht eine gute Verdauung, magenstärkend, fördert den Stuhlgang, schweiß-, harntreibend, herzstärkend, erhöht die Lebertätigkeit. z Einsatzgebiete
Chronische Gastritis mit verringerter Säurebildung, Verdauungsstörungen, leichte Krämpfe des Magen-Darm-Galle-Trakts, Völlegefühl, Blähungen, Appetitlosigkeit, dyspeptische Beschwerden, lästiges Aufstoßen, Leber- und Milzverstopfung, Leber-, Magen-, Milzleiden, Verschleimung, Durchfall, Blutarmut, Gemütsleiden wie Hysterie, Hypochondrie, Melancholie, Stärkung des Denkvermögens, Gelbsucht, Bleichsucht, Stein-, Gallen-, Grießleiden, Wechselfieber, Grippe, Erkältungen, Lungenschwindsucht, Auszehrung, Skorbut, Podagra, trockene Flechten, Kolik, Bauchgrimmen, Lungenmittel. Geeignet für Erwachsene, nicht geeignet für Kinder, Schwangere, Stillende, Psychopharmakaeinnahme, bei psychischen Beschwerden und Erkrankungen
198
Kapitel 7 · Bitterstoffpflanzen
z Zubereitungen
Tee Tropfen Tabletten, Dragees z Wermutwein der Hildegard von Bingen
Universalmittel, das Magen und Darm gesund erhält und bei krankem Magen und Verdauungsstörungen die Nierenschwäche beseitigt. Wermut sorgt für eine gute Durchblutung des Magens und setzt auf der gesamten Schleimhaut von Mund über Magen bis Darm Abwehrstoffe frei. Arteriosklerose, Durchblutung der Venen, erhöhte Blutfettwerte, zur Stärkung aller Organe und des Immunsystems, zur Stärkung der Nieren, bei Verschlackung Anwendung: Jeden 3. Tag 1 Likörglas vor dem Frühstück trinken von Mai bis Oktober
7
7.2
Amara acria
7.2.1
Galgant
Alpinia officinarum HANCE z Ingwergewächs
Die Galgantwurzel ist eines der wichtigsten Notfall- und Akutmittel in der Heilkunde der Hildegard von Bingen. Schon sehr früh ist der Galgant über Handelswege nach Europa gekommen und wurde gerne als Pfefferersatz eingesetzt. Er wird auch Fieberwurzel genannt und war Bestandteil in vielen Magentropfen, Magenelixieren oder Lebenselixieren. Seine Scharfstoffe aktivieren und fördern die Durchblutung.
199 7.2 · Amara acria
7
Hildegard sagte: „Kranke vertragen Apfelkompott sehr gut, da die Entstehung von Fäulnisbakterien verhindert wird. Wasser mit Vanille, Muskat, Gewürznelken und Galgant aufkochen, Apfelstücke dazugeben, 10 min ziehen lassen, abseihen und immer wieder davon essen.“ (Hertzka und Strehlow 2005). iiHimbeersirupwasser mit Galgant aufkochen, hilft sehr gut bei der Virusgrippe, auch bei Kindern.
z Vorkommen
Stammt aus Südchina, Thailand und Indien z Verwendete Pflanzenteile
Wurzelstock – Galangae rhizoma z Inhaltsstoffe
Scharfstoffe vom Typ der Diarylheptanoide und Phenylalkanone, ätherisches Öl v. a. Mono- und Sesquiterpene, Flavonoide und Sterole z Wirkung
Krampflösend, entzündungshemmend, verdauungsstärkend, hemmt das Wachstum von Viren, Bakterien, Pilzen und Keimen, mobilisiert körpereigene Energien, bereitet innere Wärme, durchblutungsfördernd, stark erhitzend, anhaltend reizend z Einsatzgebiete
Verdauungsschwäche, Krämpfe im Magen-Darm-, Leber-Galle-Trakt, Muskelkrämpfe, Erste-Hilfe-Mittel der Hildegard von Bingen, Reizlosigkeit der Verdauungsorgane, fehlerhafte Menstruation, Seekrankheit, alle Krankheiten, welche von Erkältungen herrühren und eine Entwicklung der Wärme benötigen, Erkältungen des Magens, Unterleibs, Zittern von innen heraus. Geeignet für Erwachsene. Für Kinder, Schwangere und Stillende ist Galgant nicht gut geeignet. z Zubereitungen
Tee Tinktur Tabletten, Tabs Gewürzpulver Bestandteil von Magen-, Bitterelixieren Mariazeller Galgant-Tropfen Mariazeller Magentropfen Mariazeller Galgant-Lutschtabletten
200
Kapitel 7 · Bitterstoffpflanzen
z Galgant in der Hildegard Heilkunde
Ein antivirales Heilmittel, das durch seine vitalen Scharfstoffe innere Wärme bereitet und körpereigene Energien mobilisiert, das Wachstum von krankheitserregenden Bakterien, Pilzen und Viren im Darm wird verhindert. Im Falle einer Erkrankung heilt sie schneller aus. Anwendung: 2–3 Messerspitzen Galgantpulver oder 2–3 Galganttabletten in einem Glas frischem Wasser auflösen und trinken. In der Grippezeit nimmt man vorbeugend 2-mal täglich ein Glas Galgantwasser während 1 Woche, danach 1 Woche Pause. i Galganttabletten: Galgant ist das am schnellsten wirkende Hildegard- Herzmittel bei einsetzendem Schwindel, Schwäche oder Schmerzen, Herzanfall, Virusfieber laut Dr. Hertzka
7
Er hilft schnell, kann die Krankheit aber nicht ausheilen; weitere Indikationen sind Durchblutungsstörungen, Erschöpfungs- und Schwächezustände, Kopfschmerzen, Magen-Darm-Krämpfe, Muskelkrämpfe Anwendung: Bei beginnendem Herzschmerz oder vor Anstrengungen (Aufregung, schwere Arbeit) 1–2 Galganttabletten im Mund zergehen lassen; die Einnahme kann nach 5–10 min wiederholt werden Bei Schwächezuständen, Müdigkeit und Erschöpfung 3 Tabletten in einer Flüssigkeit auflösen und trinken
i Galganttropfen: Bei Herzschmerzen, allgemeiner Schwäche, Müdigkeit, Abwehrschwäche, Kreislaufschwäche, Kältegefühl, schwacher Verdauung Anwendung: bei Bedarf oder 3-mal täglich 15 Tropfen
i Galgantwein: Dysmenorrhö, Periodenschmerzen, Rückenschmerzen Anwendung: 3-mal täglich 1 Likörglas nach dem Essen leicht erwärmt trinken, bei Bedarf kann auch ein 4. Glas getrunken werden
201 7.2 · Amara acria
7.2.2
7
Ingwer
Zingiber officinalis ROSCOE z Ingwergewächs
Der Ingwer, auch Ginger oder Ginger root genannt, eine sehr alte Gewürz- und Heilfpflanze, wird heute sehr vielseitig und gerne eingesetzt. Er hat etwas Luftiges, Leichtes an sich, kann aber den Körper gut durchwärmen und seine Scharfstoffe haben ein zitronig-würziges Aroma. In der traditionellen europäischen Medizin wird der Ingwer dem Element Luft und dem sanguinischen Prinzip zugeordnet. z Vorkommen
Beheimatet ist die Pflanze im tropischen Südostasien, wird aber seit Jahrhunderten in anderen tropischen Ländern kultiviert. z Verwendete Pflanzenteile
Wurzelstock – Zingiberis rhizoma z Inhaltsstoffe
Ätherisches Öl mit Sesquiterpenen wie (−)-Zingiberen, α-Curcumen, β-Eudesmol, Monoterpene wie Citral und weitere 150 Komponenten, Scharfstoffe wie Gingerole und Shogaole, Zingeron, Gongeron A und B, Galanolacton
202
Kapitel 7 · Bitterstoffpflanzen
z Wirkung
Die enthaltenen Scharfstoffe fördern die Speichel- und Magensaftsekretion, führen zu einer Steigerung des Tonus und regen die Darmperistaltik an. Weitere Wirkungen sind antiemetisch, magenstärkend, verdauungsfördernd, kardioton, hebt den niedrigen Blutdruck, positiv inotrop, krampflösend, entzündungshemmend, reizend, anhaltend erhitzend, blutzuckersenkend, harmonisierend bei Erkrankungen und Belastungen des Gleichgewichtsorgans, erwärmend und abwehrkraftsteigernd bei Erkältungskrankheiten und Infekten, erwärmend und energetisierend bei Mangel an physischer Wärme mit niedrigem Blutdruck und Neigung zu Frieren, stärkt die Verdauungskraft, cholagog, sekretionsfördernd, regt den Gallenfluss an, reduziert die Kolikneigung, verhindert Symptome einer mangelhaften Fettverdauung, reduziert Fäulnisdyspepsien, begleitend bei Darmsarnierung und Fastenkuren gegen Frieren und Schwächezustände, erwärmt bis in die Spitzen der Gliedmaßen, psychotrop, regt Stoffwechselfeuer an
7
z Einsatzgebiete
Magenbeschwerden, zu wenig Magensäure, Übelkeit, Erbrechen, Schwangerschaftserbrechen, Schwangerschaftsübelkeit, Reisekrankheit, Schwindel, Kopfschmerzen, Migräne, Krankheiten infolge von Kälte und Trockenheit, Frauenpflanze, Tonikum, Digestivum, Karminativum, Expectorans, Adstringens, kalter Magen, Völlegefühl, Blähungen, Verstopfung oder Durchfall, Beschwerden von Reizmagen oder Reizdarmsyndrom, Bauchkrämpfe, Übelkeit und Erbrechen nach Operationen, Erkältungskrankheiten, Infekte, Bronchitis, Rhinitis, Sinusitis, Schüttelfrost und Kälteschäden, Allergien, „Yangisierer“, niedriger Blutdruck, asthenische Konstitution, depressive Verstimmung, Lustlosigkeit, Neigung zu Panikattacken und Angstzuständen nach Schock, Trauma oder Kollaps Geeignet für Kinder, Erwachsene Schwangere und Stillende nach Rücksprache mit Arzt z Zubereitungen
Tee Tinktur Kapseln Gewürz Wein mit Ingwer und Kümmel gekocht: Magen-, Unterleibsleiden, Blähungen
203
Serviceteil Literatur – 204 Stichwortverzeichnis – 205
© Der/die Herausgeber bzw. der/die Autor(en), exklusiv lizenziert an Springer-Verlag GmbH, DE, ein Teil von Springer Nature 2023 A. Riffel, Heilpflanzen für den Verdauungstrakt, https://doi.org/10.1007/978-3-662-67002-6
204
Literatur
Literatur Bingen von H (2009) Heilkraft der Natur, Physica, 3. Aufl. Christiana, Schweiz Blackwell E (1750–1773) Herbarium Blackwellianum emendatum et auctum. In: Trew CJ (Hrsg). Nürnberg. https://doi.org/10.5962/bhl.title.567 DHU (1994) Homöopathisches Repetitorium. Deutsche Homöopathie-Union, Karlsruhe Dieterich E (1901) Neues pharmazeutisches Manual. Julius Springer, Berlin Fischer B, Hartwich C (1903) Hagers Handbuch der pharmaceutischen Praxis für Apotheker, Ärzte, Drogisten und Medicinalbeamte in 2 Bänden. Erster Band/Julius Springer, Berlin Gerhardt H, Seifert F, Buvari P et al (2001) Therapie des aktiven Morbus Crohn mit dem Boswellia- serrata-Extrakt H15. Z Gastroenterol 39:11–17 Gupta I, Parihar A, Malhotra P et al (2001) Effects of gum resin of Boswellia serrata in patients with chronic colitis. Planta Med 67:391–395 Hertzka G (2003) Kleine Hildegard-Hausapotheke. Christiana, Stein am Rhein Hertzka G, Strehlow W (2005) Große Hildegard-Apotheke, 10. Aufl. Christiana, Stein am Rhein Hoffmann JC (2008) Leitlinie zur Diagnostik und Therapie des Morbus Crohn. Z Gastroeneterol 46:194–1146 Kaiser JH (1964) Das Neue Große Kneipp-Buch. Ehrenwirth, München Kraft K, Stange R (2010) Lehrbuch Naturheilverfahren. MVS Hippokrates, Stuttgart Müller F (1895) Das große illustrierte Kräuterbuch. 8. Aufl. [1. Aufl. 1860]. Ebner’sche Buchhandlung, Ulm Paracelsus (1922–1933) Sämtliche Werke. 1. Abteilung: Medizinische, naturwissenschaftliche und philosophische Schriften. In: Sudhoff K (Hrsg), Bde. 14. R. Oldenbourg verlag, München/Berlin Pilaske R (2002) Heilkraft der Bäume. Fachverlag Fraund, Mainz Riffel A (2021) Heilpflanzen der Traditionellen Europäischen Medizin, 2. Aufl. Springer Verlag GmbH, Strehlow W (1997) Wie Hildegard-Medizin vorbeugt und heilt. Herder, Freiburg/Basel/Wien Surya GW (1978) Die verborgenen Heilkräfte der Pflanzen, 9. Aufl. Hermann Bauer Verlag KG, Freiburg im Breisgau Wichtl M (2002) Teedrogen und Phytopharmaka. Ein Handbuch für die Praxis, 4. Aufl. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, Stuttgart
Weiterführende Literatur Bühring U, Ell-Beiser H, Girsch M (2015) Heilpflanzen für Kinder. Ulmer Verlag Garvelmann F, Alber-Jansohn S (2009) Naturheilkunde für Kinder. AT Verlag Naturheilpraxis, 71. Jahrgang (März 2018), 73. Jahrgang (März 2020, September 2020), 74. Jahrgang (Januar 2021, August 2021), 75. Jahrgang (Mai 2022)
205
A–E
Stichwortverzeichnis A Abführmittel 111 Adipositas 165 adstringierend 18 Ahorn 120 Alkoholhepatitis 150 Aloe 107 Amara acria 176, 198 Amara aromatica 176 Amara mucilaginosa 176 Amara tonica 176, 179 Amarum purum 16 Ananas 133 angstlösend 40 Anis 81 Anorexia nervosa 189 antidiabetisch 22 Apfel 140 Appetitlosigkeit 51, 146 Arthritis 90 Artischocke 165 Atemgeruch 34 Autoimmunerkrankung 90
B Bartflechte 54 Bauchmassage 140 Bauchschmerz 145 Bauchspeicheldrüse 24, 154 Beinschwellung 129 Bitterklee, Fieberklee 15, 179 Bitterorangenschale 181 Bitterstoffpflanze 30 Blähung 34, 66, 79, 144, 184 Blähungskolik 8 Bleichsucht 186 Blutwurz 91 Blutwurz, Tormentillwurzel 17 blutzuckersenkend 22 –– Calendula officinalis L. 48 –– Centaurium erythraea 23 –– Commiphora myrrha 11 –– Ficus carica 31 –– Foeniculum vulgare 33 –– Gentiana lutea 19 –– Menyanthis trifoliata 15 –– Ribes nigrum 36
–– Salvia officinalis 13 –– Vaccinium myrtillus L. 21 Boldo 62 Brandwunde 79 Brechreiz 76 Brombeerblätter 92
C Chinabaum 183 Cholagogum 164 Cholecystokinin 29 Choleretikum 164 Cholesterin 166 cholesterinsenkend 35 chronisch venöse Insuffizienz 127 Colitis ulcerosa 18, 85, 90
D Darmentzündung 58 Darmflora 178 Darmgeschwür 98 Darmträgheit 105 desinfizierend 14 Diabetes 154 diabetische Retinopathie 97 Durchfall 4, 22, 91, 93, 141 Dysenterie 92 Dyspepsie 46 dyspeptische Beschwerden 83, 132, 138, 184
E Edelkastanie 123 Eibisch 2, 140 Eichenrinde 93 Elektrolythaushalt 108 Enterokolitis 92 Entgiftung 161 Entzündung 2, 90 Enzian 186 Enzian, Gelber 19 Erbrechen 140 Erdbeerblätter 96 Erdrauch 167 Erschöpfung 189 Erzengelwurz 176, 191
206
Stichwortverzeichnis
F
K
Faulbaum 109 Feigen 31 Feigenknospen 67 Fenchel 33, 73, 140 Fenchelmischpulver der Hildegard von Bingen 35 Fencheltablette 34 Fenchelwein der Hildegard von Bingen 34 Fettleber 150 Fettunverträglichkeit 164 Fettverdauung 64 fiebersenkend 24 Flohsame 35, 117 Frühjahrskur 153
Kalmus 193 Kamille 6, 38, 140 Kamillenrollkur 8 Kardobenediktenkraut 195 Karminativum 80, 144 Käsepappel 56, 140 Kirschkernkissen 140 Kolik 76 Kolonmassage 174 Kondurango 187 Kopfschmerz 101 Koriander 82 Krampfader 126 krampflösend 7, 34 Krauseminze 76 Kräuterlikör 196 Kreislaufschwäche 43 Kreuzdorn 111 Kreuzkümmel 63 Kümmel 65, 74 Kurkuma 134
G Galgant 198 Gallenkolik 79 Gastrin 29 Gastritis 7, 31, 47, 51, 58 Gastroenteritis 92 Gelbsucht 154 Gerbstoff 125 Gerbstoffe 94 Gurgellösung 14
H Hamamelis 125 Hämorrhoide 88, 122, 126 Hämorrhoiden 94 Heidelbeere 21, 85, 97 Heilerde 30 heiße Rolle 173 Helicobacter pylori 59 Hepatitis 62 herzstärkend 43 Hildegard von Bingen 199 Himbeerblätter 98 hyperaktives Kind 40 Hypercholesterinämie 165
I Ingwer 201 isländisches Moos 5, 55
J Johannisbeere 36
L Laxans 106 Leber 150 Leberentzündung 171 Lebergift 135 Leberlymphom 61 Leberzellregeneration 156 Leberzirrhose 150 Leinsamen 58, 117 Linde 39 Löwenzahn 152
M Magenblutung 49 Magen-Darm-Beschwerden 6 Magen-Darm-Entzündung 88 Magengeschwür 32, 49 Magensäure 52 Magenschutz 74 Magenschwäche 24, 186 magenstärkend 43 Malaria 184 Malve 9 Mariendistel 155 Marmor 30 Mäusedorn 126 Melisse 42, 140 Migräne 101
207 Stichwortverzeichnis
Milz 154 Morbus Crohn 18, 85 Muskatellersalbei 44 Muskatellersalbeiwein 67 Muskelschwäche 186 Myrrhe 11
N nächtlicher Wadenkrampf 127 narbenbildend 12 Nebennierenrinde 37 Nervosität 41, 43
O Oberbauchbeschwerden 76 Ödem 130 Opium 103
P Papaya 136 Pepsinogen 29 Pestizidbelastung 153 Pfefferminze 75, 140 Pfingstrose 46 Potentilla erecta 17 Potentilla tormentilla 17 Preiselbeersprosse 120 Protonenpumpenhemmer 25
Rosmarinsprosse 158 Rosskastanie 128
S Salbei 13 Säurebildung 197 Schafgarbe 86, 140 Schlafmohn 103 Schleifenblume, bittere 137 Schleimhautreizung 57 Schöllkraut 170 Schwangerschaftserbrechen 202 Schwangerschaftsübelkeit 202 Schwarzerle 50 Sekretin 29 Senna 115 Sodbrennen 41, 95 Somatostatin 29 Sternanis 84 Stoffwechselblockade 154 Stress 43 Süßholz 60
T Tannensalbe 51 Tausendguldenkraut 23, 188 Tinctura Gentianae 20 Tormentillwurzel 91 Triglyzerid 161
Q
U
Quell- und Gleitmittel 116
Übelkeit 140 Übersäuerung 74 Ulcus duodeni 59 Ulcus ventriculi 38, 59 Ulkus 49
R Refluxösophagitis 25 Reisekrankheit 141, 202 Reizdarm 73, 138 Reizmagen 53, 67 Rettich 168 Rhabarber 112 Rheuma 90 Ringelblume 48, 78, 140 Rizinusbaum 118 Roehmheld-Syndrom 79 Rosenblütenknospe 100
V Virginische Zaubernuss 125 Venen 127 Venenbeschwerden 122, 129, 130 Venenentzündung 88 Venenschwäche 129 Verdauungsbeschwerden 184 Verdauungsschwäche 64
F–V
208
Stichwortverzeichnis
Verdauungsstörung 14 Verstopfung 74, 108, 112, 143 Völlegefühl 20, 66
W Wacholdersprosse 159 Wegwarte 160 Weihrauch, indischer 89 Weinlaub, rotes 129 Wermut 173, 196
Wundbehandlung 10 Wunde 49
Z Zahnfleischentzündung 12 Zitterpappel 131 Zuckerrübe 161 Zwölffingerdarmgeschwür 59 Zwölffingerdarmgeschwür 32