Handwerk und Sprache: die sprachlichen Bilder aus dem Bereich des Handwerks in der griechischen Literatur bis 400 v. Chr 344501065X, 9783445010650


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German Pages 402 [410] Year 1974

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Handwerk und Sprache: die sprachlichen Bilder aus dem Bereich des Handwerks in der griechischen Literatur bis 400 v. Chr
 344501065X, 9783445010650

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. Handwerk und Sprache Die sprachlichenBilderaus dem Bereichdes Handwerksin der griechischenLiteratur bis 400 v. Chr.

Dietram Müller

1974 Verlag Anton Hain • Meisenheim am Glan

Gedruckt mit Hilfe der Geschwister Boehringer Ingelheim Stiftung für Geisteswissenschaften in Ingelheim am Rhein

© 1974 Verlag Anton Hain KG - Meisenheim am Glan Herstellung: Verlag Anton Hain KG - Meisenheim am Glan Printed in Germany ISBN 3-445-01065-X

UXORI P ARENTIBUSQUE

VORWORT

Die vorliegende Arbeit wurde im Wintersemester 1972/73 von der Philosophischen Fakultät der Johannes Gutenberg Universität in Mainz als Dissertation angenommen. Für den Druck wurde sie geringfügig überarbeitet und gekürzt. Der Leser möge keine letztgültige Lösung all jener schwer zu erklärenden Stellen der griechischen Literatur erwarten, die das Thema der Arbeit umgreift. Der Verfasser ist sich bewußt, daß er oft nur Vorschläge zum besseren Verständnis anbietet. Besonders danke ich meinem Lehrer, Herrn Professor Walter Marg, der diese Untersuchung anregte, ihren Fortgang unermüdlich durch Hinweise und Kritik förderte und mir seit Beginn meines Studiums bis heute jederzeit Rat und Hilfe gewährte. Mein Dank gilt weiterhin Herrn Professor Andreas Thierfelder, dessen gründliche Auseinandersetzung mit meiner Arbeit mich vor manchem Irrtum bewahrte, sowie den Herren Professoren Frank Brommer und Walter Nicolai für zahlreiche Verbesserungsvorschläge. Herrn Rainer Gierlich danke ich für die Hilfe beim Lesen der Korrekturen, der Geschwister Boehringer Ingelheim Stiftung für Geisteswissenschaften für eine großzügige Druckbeihilfe, der. Herausgebern der "Beiträge zur Klassischen Philologie" für die Aufnahme der Arbeit in diese Reihe, Frau Lotte Wirsching vom Verlag Hain für wertvolle Ratschläge. Wiesbaden,

im Januar

1974

Dietram

Müller

INHALT

Einleitung • . • • • . • . . . . . • 1. Ziele und Aufbau der Arbeit 2. Die Formen der Bildersprache

I. Die einzelnen Handwerksbilder . . 1, Übertragungen allgemein handwerklicher Ausdrücke 2. Die Verarbeitung des Holzes. 3. Das Bauwesen .• , • , . . • • • . . • • • • • 4. Die übrige Steinarbeit. . . . . . • . . • • • . . 5. Die Verarbeitung von Ton und anderen weichen Stoffen 6. Die Gewinnung und Verarbeitung der Metalle 7. Die Malerei . , • , • , . , . 8. Gespinstfasern und Flechtwerk. 9. Die Verarbeitung der Tierhäute 10. Elfenbein und Horn , . • • . • 11. Die Herstellung von Nahrungsmitteln

1 1 4 9 11 19 79 95 99 116 184 192 233 248 250

IT. Zusammenfassender Überblick über die Verwendung handwerklicher Bilder . . • , • . . . . . . . • . . . . . . . . . . 1. Die Verteilung der Bilder auf die Handwerkszweige . . • . 2. Überblick über die durch handwerkliche Bilder dargestellten Sachbereiche . . . . . . . . . . • . . . . . . . . . . . 3, Die Verwendung handwerklicher Bilder bei den einzelnen Autoren .•.•.•.........•..•....• 4, Die Entwicklung des Gebrauchs handwerklicher Bilder •

319 334

Indices •.•.• , •••••... , ••... 1. Stellenverzeichnis • • • • • . • • • • • . 2. Griechischer Stichwortindex (Bildbereiche). 3. Sachindex zum Handwerk .

337 337 364 374

Literaturverzeichnis

379

• • • • • •

Verzeichnis und Nachweis der Abbildungen Abkürzungshinweis . • • . .•• , •. ,

295 297 300

397 402

EINLEITUNG

"Sollt' ich nicht ein Gleichnis brauchen, wie es mir beliebt ...• " (Goethe, West-östl. Diwan')

1. ZIELE UND AUFBAU DER ARBEIT

Das sprachliche Bild, besonders das Bild in der Dichtung, ist seit jeher ein anziehender Gegenstand für philologische Untersuchungen. Das Wagnis, der Fülle der auf diesem Gebiet für das Griechische vorliegenden Arbeiten' eine weitere hinzuzufügen, bedarf daher einer Begründung. Die überwiegende Zahl der bisherigen Darstellungen untersucht den Bildgebrauch einzelner Autoren, wobei am eingehendsten die homerischen Gleichnisse, dann die Bilder der Tragödie und Komödie, weniger die der Lyrik und kaum die Bildverwendung von Prosaschriftstellern behandelt wurden. Nur selten ging man bisher den umgekehrten Weg, einzelne Bildbereiche in ihrer Verwendung und Entwicklung über eine gewisse Zeitspanne hinweg zu verfolgen, wie es beispielsweise BECKER, KAISER und MAJER getan haben. Aus dem unerschöpflichen Vorrat der Bildersprache - "nihil est enim in rerum natura, cuius non in aliis rebus possimus uti vocabulo et nomine"' - will nun diese Arbeit den, wie man meinen möchte, ziemlich literaturfernen Bereich des Handwerks betrachten und klären, in welchem Umfang er als Quelle für den bildlichen Ausdruck der griechischen Literatursprache gedient hat•. Wegen der Fülle des Materials muß sich die Untersuchung auf den Zeitraum bis zum Ende des fünften vorchristlichen Jahrhunderts beschränken. Eine ganz scharfe zeitliche Grenze wurde jedoch nicht gezogen; so werden die Prosaautoren, deren Hauptwerk ins vierte Jahrhundert fällt, nicht berücksichtigt. Hingegen wird der Bildgebrauch der Komödie über Aristophanes hinaus bis zur Mese verfolgt, weil ge1 2 3

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Paralipomena Nr. 56 (ed. E. Grumach). Siehe das Literaturverzeichnis. Cic.deor. 3,40,161, Das entgegengesetzte Ziel verfolgt die Arbeit FISCHERS, der die Metaphern zusammengestellt, die aus anderen Bereichen für technische Dinge verwendet werden. Im Sinne unserer Fragestellung liegt bisher nur die Untersuchung ENGELMANNSfür das Schusterhandwerk vor.

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rade die Komödie besonders reichen Stoff für unsere Untersuchung bietet.' Die Betrachtung gerade der handwerklichen Bilder erscheint sinnvoll, da ihrem Verständnis von allen bildlichen Ausdrücken die meisten Schwierigkeiten entgegenstehen. Während uns Bilder aus der Natur oder allgemein menschlichen Verhältnissen ohne weiteres klar werden, macht sich bei handwerklich-technischen Bildern der zeitliche Abstand am meisten bemerkbar. Unkenntnis alter, nicht mehr angewandter Methoden, aber auch die weitgehende Entfremdung von handwerklicher Arbeit, bedingt durch die Aufsplitterung des heutigen Lebens in zahllose, einander kaum berührende Lebensbereiche und das allmähliche Aussterben einzelner Handwerkszweige, erschweren hier das Verständnis. Dieses mangelnde technische Wissen führt oft zur falschen Interpretation. Daher soll bei der Vorführung der handwerklichen Bilder zuerst der jeweils zugrunde liegende technische Vorgang erläutert werden•; anschließend wird versucht, auf diesem Fundament aufbauend zur richtigen Deutung des Bildes zu gelangen. Ferner soll gezeigt werden, für welche Sachbereiche7 Bilder aus dem Handwerk gewählt werden und welche Eigentümlichkeiten des Bildgebrauchs die einzelnen Autoren aufweisen. Für die Einteilung einer solchen Arbeit bieten sich drei Möglichkeiten an: nach Autoren, nach Bildbereichen oder nach Sachbereichen, Obwohl das Vorgehen nach Autoren die Entwicklung des Bildgebrauchs, das Gliedern nach Sachbereichen die Zweckbestimmung der Bilder am besten verdeutlichen würde, scheint doch die Besprechung der einzelnen Handwerksbilder in der Ordnung ihrer Bildbereiche, der nach ihrenRohstoffen geordneten Handwerkszweige, am zweckmäßigsten zu sein. Nur so bleibt der technisch-sachliche Zusammenhang gewahrt; Wiederholungen von Erläuterungen wid allzu viele Querverweise werden vermie5

Im einzelnen wird also der handwerkliche

Bildgebrauch folgender Werke untersucht: Ilias, Odyssee, epische Fragmente, Hesiod, homerische Hymnen, Lyrik bis ca. 400 v. Chr., Aischylos, Sophokles, Euripides, trag. minores bis ca. 400 v. Chr. , Timotheos, Vorsokratiker, Frg. der Historiker bis 400 v. Chr., Herodot, Thukydides, Antiphon, Andokides,. Aristophanes, Komikerfragmente bis einschl. Mittlere Komödie, die ins ausgehende 5. Jh. datierten Schriften des corpus Hippocraticum (Aer., Epid. I + III, Morb. Sacr. , Prog. , Vict.). Auf handwerkliche Bilder späterer Autoren wird öfters in den Amerkungen hingewiesen. 6 Dies ist nicht immer erschöpfend möglich, da antike Literatur und Kunst nur selten das Handwerk zu ihrem Gegenstand machen; für manches bleibt sogar die Bildersprache die einzige Quelle. Auch in der neueren Forschung, zumindest der deutschen, wild das antike Handwerk recht stiefmütterlich behandelt: das letzte umfassende deutschsprachige Werk auf diesem Gebiet erschien vor beinah hundertJahren(BLUMNER, Technologie ... ) . 7 Mit "Sachbereichen" sind die "eigentlichen" Gebiete und Gegenstände gemeint, die durch die bildliche Ausdrucksweise umschrieben bzw. erläutert werden.

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den; außerdem tritt der Anteil der einzelnen Handwerkszweige am bildlichen Ausdruck so am deutlichsten hervor. Anschließend soll der zweite Teil der Arbeit einen zusammenfassenden Überblick über die Anwendungsbereiche von Handwerksbildern und über den handwerklichen Bildgebrauch der einzelnen Autoren verschaffen. Schließlich ist es notwendig, den Bereich des Handwerks kurz zu umgrenzen, zumal er bei den Griechen nicht so klar von seiner Umgebung geschieden wird wie bei wis. Schon das Fehlen einer genauen Entsprechung für die Wörter "Handwerk, Handwerker" macht das deutlich'. Die Begriffe ,txv11, .e:xvC,TJc;; ,schließen das Handwerk mit ein, umfassen aber auch jede andere technische und künstlerische Tätigkeit. Bd.va.uooc;; bedeutet vermutlich zunächst "Feuerarbeiter"", dann allgemein den technischen Arbeiter, hat aber oft einen negativen Beigeschmack, der unserem "Handwerker" fehlt. XE L p O't t Xvri c;;bezieht auch den Lohnarbeiter mit ein, und OT]µLoupy6c;;, der einzige der zusammenfassenden Ausdrücke, der schon im Epos vorkommt, ist ebenfalls zu umfassend, da so Berufe aller Art, die für das Gemeinwohl arbeiten, bezeichnet werden' 0 • Am ehesten decken sich mit den deutschen Ausdrücken noch XE L püiva.E; und XE L pwva.E;Ca., die nur selten für nichthandwerkliche Berufe angewendet werden 11 • Neben der fließenden Grenze zu Tagelöhner und Künstler ist auch eine scharfe Trennung des Handwerks von der Hausarbeit und Landwirtschaft schwierig, da viele Tätigkeiten in der Frühzeit im Privathaushalt wid beim Bauern verrichtet wurden, ehe die zunehmende Arbeitsteilung selbständige Handwerkszweige daraus machte; man denke nur an die Herstellung von Kleidung und die Verarbeitung von Lebensmitteln. Der gemeinsame Gesichtspunkt aller handwerklichen Tätigkeit scheint folgendes zu sein: aus einem Rohstoff wird mit überwiegend menschlicher, nicht maschineller Kraft und Geschicklichkeit ein Erzeugnis hergestellt, das eben durch diese Arbeit an Wert und Verwendungsfähigkeit wesentlich zugenommen hat. Im folgenden werden wir also bildliche Sprache betrachten, die aus allen unter diesem Gesichtspunkt zusammenfaßbaren Bereichen stammt, so daß also auch Tätigkeiten, die im Anfang zu Haus- oder Landwirtschaft gehörten, aufgenommen sind. Da der Grieche die bildende Kunst wie in der Sprache so auch im Leben nicht vom Handwerk trennte, wird auch dieser Bereich miteinbezogen. Das Hauptaugenmerk soll auf die Herstellungsvorgänge gerichtet werden, doch möge ab und zu auch ein Blick auf Rohstoffe und Erzeugnisse erlaubt sein. 8 9

10 11

Cf. BÜCHSENSCHÜTZ S. 264 ff. Etym.magnum 187, 40. ß'1vauao,;• mi,; n:xvC-rtt,; b1d 11up~,; lpyo;1;6µ,:vo,;· ßaÜvo,; ydp~ >1'1µ1vo,;, Cf. Hsch.s.v. (Volksetymologiel). Od, 17, 383 f. nennt als Demiurgen den Seher, den Arzt, den Zimmerman, den Sänger. z.B. Hp.Acut. 8(Arzt);A.Ch. 76l(Amme).

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2. DIE FORMEN DER BILDERSPRACHE

Bevor wir unseren Rundgang durch die Werkstätten der Handwerker beginnen, ist es erforderlich, kurz auf die Formen einzugehen, in denen uns die Handwerksbilder entgegentreten. Die Theorie der Bildersprache, deren Untersuchuug sich vor allem die Sprachphilosophie, die Psychologie und die Literaturästhetik zur Aufgabe gemacht haben, hier im einzelnen zu besprechen, würde den Rahmen der Arbeit sprengen, zumal dafür das Wort Quintilians am Beginn seines Tropenkapitels noch immer gültig zu sein scheint: "circa quem (sc. den Tropus) inexplicabilis et grammaticis inter ipsos et philosophis pugna est, quae sint genera, quae species ••• 1112 • Einige wenige Bemerkungen müssen hier also genügen. Nicht jeder uneigentliche Ausdruck (Tropus") ist schon ein Bild. Die Synekdoche, die einen Teil durch das Ganze oder das Ganze durch einen Teil davon ersetzt, bleibt in derselben Sphäre (z.B. µl/\.a.8pov für o l~oi;;), im Sachbereich, und ist daher kein bildlicher Ausdruck. Ebensowenig ist es die Metonymie, die sachlich miteinander Verknüpftes aus derselben Sphäre vertauscht (z.B. Eisen für Schwert, Demeter für Getreide) 14 • Die Formen der sprachlichen Bilder lassen sich im wesentlichen in zwei Gruppen einordnen: in der einen stehen Sachbereich und Bildbereich nebeneinander, in der anderen ersetzt der Bildbereich den Sachbereich. Die ausgeprägteste Form der ersten Gruppe ist das Gleichnis; es ist eine ausgeführte Parallele zu einem Teil des Sachbereichs, der vorher oder nachher geschildert wird, in einer anderen Sphäre". Nur graduell, nicht wesenhaft davon verschieden ist der Vergleich, der ohne die Ausführlichkeit des Gleichnisses den Bildbereich nur mit einem kurzen Schlaglicht erhellt. Wenn die Vergleichspartikeln fehlen und Sachund Bildbereich unverbunden nebeneinander stehen, liegt die Form des parataktischen Gleichnisses vor". Die Reihung von Beispielen (Priamel) bereitet den Gegenstand, auf den es ankommt, durch eine Reihe von Parallelen aus mehreren anderen Bereichen vor' 7 • 12

Quint. inst. or. 8, 6, 1. "Tropus est verbi vel sermonis a propria significatione in aliam cum virtute mutatio. " (Quint. inst. or. 8, 6, 1). 14 Anderer Ansicht ist BROWN,Kap. 1, der diese Tropen unter die "Minor forms of imagery" einreiht. 15 Besonders Fränkel hat darauf hingewiesen, im Gleichnis nicht nur ein tertium cornparationis zu suchen, sondern es in seiner Gesamtheit als Bild des erzählten Vorgangs zu sehen (FRÄNKELS. 3 ff.); da jedoch eine Gesamtentsprechung nur durch sich entsprechende Einzelzüge zustande kommt, halten wir es für sinnvoll zu versuchen, diese aufzuzeigen. 16 z.B. Thgn. 499 f.; Pi. P. 10, 67 f. 17 z.B. II. 23,315 f.; Pi.O. 1,1 ff. 13

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Wenn das Bild nicht mehr als Parallele zum eigentlichen Ausdruck steht, sondern an dessen Stelle treten kann, erhalten wir die Metapher". Ihre älteste, sehr umfassende Definition gibt Aristoteles". Die heutige Auffassung deckt sich eher mit der engeren Erklärung Quintilians' 0 : "in totum autem metaphora brevior est similitudo, eoque distat, quod illa comparatur rei, quam volumus exprimere, haec pro ipsa re dicitur". Eine prägnante moderne Definition formuliert Brinkmann": "Die Metapher ist die auf Grund der Ähnlichkeit zweier Begriffe gemachte Übertragung des Namens des einen auf den anderen." Hinzuzufügen wäre hier noch, daß nicht nur der Name, sondern auch Teile der damit verbundenen Vorstellung übertragen werden. Endlos und müßig ist der Streit, ob die Metapher aus dem Vergleich hervorgegangen ist oder der Vergleich und das Gleichnis aus der Metapher herausentwickelt wurden". Wichtiger ist es, die Gründe für die Entstehung der Metapher und ihre sich daraus ergebenden Arten zu betrachten. Die eine Ursache für die Bildung von Metaphern ist die Ausdrucksnot, die andere die Freude am andersartigen Ausdruck 23 • Der Mangel der Sprache an eigentlichen Ausdrücken, sogenannten Wurzelwörtern, zwang zur übertragenen Verwendung dieses Grundvorrats, um die Ausdrucksfähigkeit der Sprache zu erweitern, vor allem für Begriffliches. So entstand die große Gruppe der Sprachmetaphern, die im Verlauf der Entwicklung einer Sprache immer mehr zunehmen; daher ist "jede Sprache in Rücksicht geistiger Beziehungen ein Wörterbuch erblasseter Metaphern 1124 • Diese Metaphern, auch "tote Metaphern" genannt, weil ihre Bildhaftigkeit nicht mehr zum Bewußtsein kommt", werden nur bei genauer Analyse als Übertragungen erkannt; nicht immer läßt sich ihre genaue Grundbedeutung auf etymologischem 18 19

Meist ersetzt die Metapher den eigentlichen Ausdruck; sie kann aber auch mit ihm zusammen stehen (z.B. A. Th. 489, s. S. 254). Arist. Poet. 1457b6: µ&-rCXdlv ); Lyr. Adesp. 89 P no••"ÄIIElpoo~; Pi. O. 4, 3 no,K •Ä()Cjl0pµ ,yt;. 24 E. Andr. 937 (Laute der Sirenen); Hel. 711 (Handlungsweise); Phoen, 470 (Rede); Or. 823 (1tapctvo•a); Hdt. 7, 111, 2 (Orakel); als Adverb S, Ph.130; Ar. Eq.196; no•>.,vo~ vov~; A. P. 16, 187 (von Hermes). Vitr. 2, 9, 12. Thphr. HP. 5, 4, 2. Thphr. HP. 5, 4, 2. 1 11.tov,L 8' d.pµ6ocx.L 1tcx.C6wv ydµou,;; Hdt. 9,108,2 apµ6sE LV Hvt T~V 6uya,tpa; Hdt,5,32,47 u.a. wird &.pµ6i;;Eo6a L absolut für "heiraten" gesetzt. Pindars Metapher des Zusammenfügens der Worte zum Gedicht wurde bereits erwähnt 122 ; 1.1, 16 willer denSieger ineinenHymnus"einfügen": tvapµ61;cx.L VLV fJµv4?. N. 7, 98 wird Herakles angerufen, er möge dem Sogenes und seiner Sippe EµTCEOoo6E:vta ßCo,ov d.pµ6oaLc; "ein kraftvoll feststehendes Leben zusammenfügen". Am Schluß von Euripides' Alkestis (1157) sind Admet und sein Weib µc: 811pµ60µE:08a f,E:A, Cw [, Cov "zu einem besseren Leben umgefügt"; Orest fordert den Pädagogen auf, seine Pläne "umzufügen" (µE:6dpµooov S.El.31), wenn daran etwas falsch ist; Prometheus wird aufgefordert (A. Pr. 309), seinen Charakter "umzufügen", µE 6ti pµoocx. L ,p6rcou,; 12 " 24• IT'flyvuµ L heißt allgemein "festmachen", hat aber auch eine speziell handwerkliche Bedeutung "fest zusammenbauen 11125 , von welcher der übertragene Gebrauch in den folgenden Beispielen abzuleiten ist, N. 5, 29 umschreibt Pindar das Lügen mit den Worten 1i:oL11,ov ouvtn:al;E:

121 122 123 124

125

z, B„ beim Floßbau Od. 5,162.247. Pi. P. 3, 113 (siehe s. 27). Über das zusammenfügen von Recht siehe S. 43. Der Gebrauch von &.pµ61'.;w für das zusammenfügen von Tönen (Ar. Eq. 989; Tim. Pers. 181 u, a.) scheint erst sekundär aus der Verwendung von &.pµovCo.als terminus technicus der Musik abgeleitet zu sein. Cf, V"-IJ111\Y6,; vfia.,mi~a.,11. 2,664; r„p,a. nfii;a., Od. 5,163; J1'1~0.oea:1 clµoc~o.vHes, Op. 455 u.a.

34

"A.6yov "sie baute eine gefertigte Rede zusammen"t2'; vom "edel gefügten Bau des Eides" sprichtAischylos (Ag.1198): ßpKou nri°yµcx.yE:vvcx.Cwc:;; n:o:.y~v; von KCX.KW1:paOCT1 TC~ÄEXU~~~ EO,L\J a,ELP,,~. B~ ,' srOL\J OLd ooupo~ ~rc· &v~po~, B~ ~d ,E ,~xvu v,i~ov Ex,dµv~OLV, o~~AAEL o' &vopo~ Epw,iv· ~~ Oot 5V~ 0,,,0EOOLV a,dpßT1,0~ v6ov merkt, ob ein Werkstück schlecht und schief gearbeitet ist. Wenn er ein verzogenes Richtscheit anlegt, kommt er natürlich zu falschen Beurteilungen. So kann auch einer, der nach schlechten moralischen Grundsätzen urteilt, das Rechte nicht erkennen (E. El. 52), weil er

yvcOµn~ novnpoL~

Ka.v601,v ava.µE,poöµEvo~

'tO ow(!)pov "mit verdorbenen Richtscheiten das Vernünftige mißt". Die Zeit hingegen legt "gerechte Meßstäbe" an und bringt die Schlechtigkeit der Menschen an den Tag (E. F rg. 3 03 N):

XP6vo~ 61,xa.Cou~ Endywv xav6va~ OECKVUOl,Vav8p~nwv xa.x6,n,as EµoC. Der Zimmermann kann mit dem Richtscheit genau seine Werkstücke ausmessen; der Meßstab für das Menschenlos, nach dem es sich rational bestimmen ließe, ist hingegen noch nicht gefunden (E. Frg. 376 N):

OUK oL6' 5,w XP~ xav6vL 'td~ ßpo,wv ,öxas op8ws O,a8µ~oav,' ELOtva.1, ,o OPIXO'ttov. "Ich weiß nicht, nach welchem Meßstab man das Schicksal der Menschen messen muß, um zu wissen, was zu tun ist." Schwierig ist die Vorstellung E. Supp. 650:

AIXµnpd µsv aK'tt~

~ACou, KIXVWV aa(!)~~.

E;ßa.AAEya.Lav ••. "Ein heller Sonnenstrahl, 186 187 188

ein deutlicher

Meßstab, traf die Erde ••. "

E. Tro, 6; Plat. Phileb. 56b; cf. BLÜMNERII, 233. Die Bedeutungsgeschichte des Wortes verfolgt H. Oppel, KANQN, Phil. Suppl. 30, 4 (1937), Kavdlv als Titel richtungweisender Schriften: VS II, 91, 10 Demokrits ;1te:pt \oy•>._o~ mxooc1;>._'I! botpoOe:,c,,L. Arist.Pol,1314a5xp-rt,nµo, ot novnpot d~ ,d itovnp(t• ff;>._'I! ydp 6 i\';>._o~,, µ~ ... >nvouvsOwµEv 5:;>._;>._'I! ff1-.IJI bo,poOc ,v .~v ~\ov, Cf. Men. Frg. 9yuµv6,Epo, nanc1;>._ou;Luc. lud, Voc, 9 µnU n, >-.,nsi:v; Aristaen. Ep. 2, 18; Apostol. 5, 73. Belegt erst bei Aristaen. Ep. 2, 20; Suda s. v. 'A>otcfl;aber vermutlich schon früher in mündlichem Gebrauch. Weitere Redensarten für sinnloses Tun siehe Seite 112, 193, 230, 234. Das Verbum "nageln" als Metapher bei Hegesipp. Com. 1, 25K: Ein von den Wohlgerüchen der K;üche angelockerter Passant bleibt npocnccrcana;>._c,;11tvos"festgenagelt" stehen. Plb. 13, 7, 9; A. P. 9,306, 3, E, M, 238, 2 >tupCw~,6 ~O\,vov ,mptOA.Aciwbezeichnet werden konnte 237 • Nach der Betrachtung der Werkzeuge und Hilfsmittel des Zimmermanns wenden wir uns nun den Bildern zu, die ausdrücklich auf die verschiedenen Zweige der 'tE:K'tOVLi-t11' eingehen. Zahlreich sind Bilder vom Wagen- und Schiffsbau, aber auch Drechseln und Schnitzen kommen vor. Der Wagner begegnet uns in einem ausführlichen Gleichnis der Ilias (4,482), in dem jedoch nicht seine eigentliche Arbeit im Mittelpunkt steht, sondern das Fällen eines Baumes, den er als Material benötigt; das Gleichnis ist eine Variation der besprochenen Holzfällergleichnisse. Aias tötet Simoeisios, den Sohn des Anthemion:

••• 6 6' tv KovCnoL xaµat ntoe:v a{ye:Lpo1:; ~s, ~ ~ -r' tv e:fo:µe:vü t:>-..e:01:; µe;yctA.oLo n;e;~OKEL A.e:C11,&-rctp -rt of O~OL gn;' O.i-tpo-rct,u n;e;~OaOL· T~V µEV 6' ~pµO:,OTTTJY~sO.V~p a{6wvL OL611'p~ 236 237

t,;; (Q); da' fere rell.; cf.Rose, Groeneboom, comm.ad.v. Hdt. l, 25; Thphr. Lai:,. 26. Zum Löten siehe S. 148.

d.v.

58

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" ... er fiel in den Staub zu Boden wie eine Pappel, die ih der Niederung eines großen Sumpfes herangewachsen war, glatt, nur an der Spitze wuchsen ihr Zweige; sie schnitt der Wagner ab mit dem funkelnden Eisen, um sie zum Radkranz für den schönen Wagen zu biegen; und' sie liegt austrocknend an den Ufern des Flusses, So tötete der göttliche Aias den Simoeisios, den Sohn des Anthemion; .•. " Der &.pµcnom1yö,;; av1'jp, der Wagner, sucht sich sein Material selbst die besonders biegsames aus 238 • Er wählt eine junge Schwarzpappel"", Holz 240 und einen astlosen Stamm hat2• 1 , da er daraus einen Radkranz, eine Felge (! ,u,;;) 242 herstellen will. Natürlich kann '.lie Felge nicht als

Abb. 11

238 239 240 241 242

Wagnerwerkstatt in Mytilini/Lesbos. Rechts die an der Nabe befestigten Speichen, links die gekrümmten Teilstücke der Felgen.

Ebenso der Schiffszimmermann ll.13, 390 ~ 16,483 (S. 66); der Holzfäller als selbständiger Beruf ll. 23,315 (S. 20). Cf, Thphr. HP. 3, 14, 2; BLÜMNERII, 282. Cf, BUCHHOLZ II, 225. Nach der Erklärung Mures (zitiert von Leaf, comm. ad v.) werden die Äste noch heute in Südeuropa eigens zu solchen Zwecken gestutzt. cf, n. 5, 724.

59 Ganzes gebogen werden, sondern wird aus mehreren gekrümmten Teil43 wie es auch heute noch üblich ist, Damit , stücken zusammengesetzt' sie sich besser biegen lassen, werden die Hölzer vorher über dem Feuer erwärmt, wie es Theokrit in einem Gleichnis (25,247) schildert: Der Löwe krümmt sich und springt, wie das Holz dem Wagner beim Biegen aus den Händen schnellt: ~~ 6'

5,av ~pµa,onnyo~ av~p TtOA~WVtopL~ Ep~wv 5pnnKa~ Kdµn,uoLv lpLvEoÜ EUKEd,oLo, 8dA(j)o:.~EV nup~ Ttpw,ov, lna~ov,~ K0KAa 6C~p~• TOÜ µtv ~TtEK XELpwv E~UYEV ,avO~AOLO~ EPLVO~ Kaµn,6µEvo~, ,nAoÜ OE µLfi Tt~oncrE cruv 6pµij.

"Wie wenn ein Wagner, vieler Werke kundig, Schößlinge des gut spaltbaren Feigenbaumes biegt, nachdem er sie zuerst im Feuer erwärmt hat, als Felgen für den Wagen auf der Achse; dem aus den Händen entfloh der schlanke Feigenbaum, als er gekrümmt wurde, und sprang weit fort in einem Schwung." Die gekrümmten Teilstücke werden dann ineinander gefugt und außen mit einem Metallbeschlag (e:TtCoow,pov' 44) verstärkt. Zunächst aber bleibt die Pappel an Ort und Stelle liegen, damit ihr Holz etwas trockener wird. Die Entsprechung von Bild und Erzählung beschränkt sich keineswegs nur auf den Fall des Baumes und des Helden: die Pappel ist jung und wuchs in einer feuchten Niederung heran - auch Simoeisios war am Fluß geboren 245 und stirbt in frühester Jugend' 46 ; beide werden vom unerbittlichen Metall getroffen; beide trocknen aus, zu Boden gestreckt, der Baum allerdings zum Zweck der baldigen Weiterverarbeitung, der Leichnam hingegen vergeht; wie der Wagner sachlich und ohne Teilnahme den Baum abschlägt, so übt Aias mitleidlos das Kriegshandwerk aus' 47 • 243 244 245 246 24 7

Cf. Hes. Op. 426 und Marg, comm. ad v. Cf. Il. 5, 725. V.475 ßv 1ton Wl't1'1P· •• 1tcxp' 5xencav i:;,µOe;v.oc; ydvcx't", •• , V. 478 µ,vuv6c1& ,oc; M o t cxl.riv. Das Bild vom Krümmen des Holzes treffen wir in einer Allegorie des Tragikers Krates (Frg. 4N) wieder, als ein vom Alter gebeugter Mann sein Schicksal beklagt: 6 ydp xp6vo, µ' EKcxµ~&, 't~K,wv µtv ~7tCXVTCX &' tpycx~6µEVOHvba>-µi'l,; >..Cµv'I fxo\ltv'll >..,ecvn >..oowv>eouaa.µ6Außöov, 379 Weniger passend wäre es, hier ans Eingießen flüssigen Metalls in die Form zu denken, da der Haß nicht in Elektra geformt wird. An Wachs zu denken verbietet dessen mangelnde Festigkeit.

375 376

89

Abb. 22 Verklammerwig von Quadern mit Eisenklammern wid Bleiverguß. (S. Frg. 941, 7 P Kypris €:v,1'1l-tE'tCX.Lyd.p IT/\.Euµ6vwv öooLc_:; f.v L Aphrodite l1Cf't lv,'l'jE,] H~'tCX.VOVH;pn;vov 'tCL,;; l)Jux'l'j; Ar.Lys.553 avbpcioq Wld Liebe zum Vaterland (Com.Adesp.431K Epwc_:;loxupoi;; EV't~ np-1:t µo L ,fi,;; n;cn PCb oc_:;)in die menschliche Seele "einschmelzen""". 0

Abb, 23

Ägyptische Darstellwig mit dem Bau eines Nilschiffes aus kurzen Planken, die noch oben wid unten verzapft wurden.

Mit dem Errichten einer Ziegelmauer veranschaulicht Herodot (2, 96) die Methode, nach der die Ägypter aus Mangel an Langholz ihre NilL "sie setzen die Bohlen schiffe bauen: C:0/\.o: IT/\.Lv8rib ov ouv, LBE:LCJ' nach Art von Ziegeln zusammen", d. h. sie werden in den einzelnen Schichten so versetzt, daß die Fugen nicht übereinander liegen'"'. 380 381

Über Einzelheiten des Bleivergusses siehe BLÜMNERIII, S, 96 ff. ; ORLANDOSI, 117 ff. Zur Konstruktion von Ziegelmauern cf. ORLANDO$I. 59; zum Bau der Nilschiffe siehe KÖSTER S.13 und Assmann, Hermes 31, 1896, S.180.

90 Das Verbum TEL X Csw gebraucht Pindar zweimal in mehrgliedrigen metaphorischen Ausdrücken. P. 6, 9 ist für Xenokrates aus Akragas in Delphi ~µVWV 0~oaupor;,,,TETE(XLO,aL

"ein Schatzhaus von Hymnen gemauert." Es ist einem wirklichen Schatzhaus überlegen, denn sein n:pöown:ov, seine "Frontseite" (v. 14), wird niemal'l von Unwettern verdunkelt'• 2 • Vom Vorbild der Arete heißt es 1.5,45 ,E,ECXLO,aL 6~ nd\aL nOpyo~ ö~~\Qi:~ dpE,a~r; dvaßaCvELV "gemauert ist schon lange der Turm, durch hohe Arete zu ersteigen". Die berühmten Taten der Vorfahren bilden gleichsam einen Turm, auf dessen Höhe man nur mit ähnlich großen Leistungen der eigenen Arete gelangen kann'"'. Zahlreich sind Metaphern von nupy6w "Türme bauen, mit Türmen versehen", in denen jedoch weniger an eine Bautätigkeit als an die stolze Höhe des Turms gedacht wird. Vom "aufgetürmten Reichtum" spricht TI/\OÜ,ov); ein sich bäumendes Pferd Bakchylides (3,13 nupyw8~v,o:. "türmt sich auf'' (A.Pers.192). Euripides gebraucht das Wort für "erhöhen" (Tr.612,844; Supp.998; HF.475; Frg.286,15N), "sich brüsten" (TIETI-ÖpywCTO'.. L 8 pdOE Lür .1568; TTETI-Ö pyWOCH /\6yo Lr; HF. 238), "überxiipLv Med.526; Herolde pflegen otr; ,6oa treiben" (/\Cav nuoyoi:r; nupyoüv ,wv yLyvoµ~vwv Ileracl.293), "stark sein" (n:En:-6pyw-rcq XEPC Rh,122); der Tragiker(?) Mimnermos setzt es ebenfalls für "sich brüsten" (La.,poC •• ,nupyoüv,Er; airro-ör; Frg.2N), der Tragiker Ion für "schützen" (Frg. 63 Sn). Aristophanes entdeckt das Wo:rt, um dichterische Leistung zu würdigen, Pax 749 seine eigene 384 , Ra. 1004 die des Aischylos (n:upydioac; p'!'lµc:na oe:µvd)' 85 • Als letzter und höchster Teil wird beim Bau von Mauern und Türmen der BpLyKÖ.,vCo"'.) und Anaxandr.15, 5K (ßoOAoµa, >lllvCoa,;ntw1xx, a • ••.• ) geht also nicht unbedingt auf die Prüfung der gebrannten Tongefäße zurück.

109

Die leichte Zerbrechlichkeit der Erzeugnisse des Töpfers beleuchtet das von Diogenian überlieferte Sprichwort (Com.Inc, 749K) J.tEpcxµE'.wc; 1t/\.0Ü', oc; "Reichtum eines Töpfers 11441 , mit dem leicht vergänglicher Besitz und unbeständiges Glück gekennzeichnet werden 442 • Als anschauliche Beispiele für die gute Eris stellt Hesiod (Op. 25) dem Hörer das Bild konkurrierender Töpfer und Zimmerleute vor Augen:

KO:LKEpO:µEuc;;KEpO:µEr KO,~EL KO:L,~Kl:OVL .~K,WV "und der Töpfer grollt dem Töpfer, und der Zimmermann dem Zimmermann". Das bekannte Zitat entwickelte sich zum Sprichwort für Zwietracht und Konkurrenz von Leuten, die das gleiche tun 443 • Der zweite, ebenso bedeutende und für das tägliche Leben wichtige Zweig der Tonverarbeitung, das Herstellen der Ziegel, hat kaum Spuren in der Bildersprache hinterlassen. Ein Gerät des Zieglers treffen wir in der Aufzählung von Werkzeugen, die beim Wettstreit von Aischylos und Euripides zur Untersuchung der Verse herangeschleppt werden sollen (Ar. Ra. 799 ff.):

AL )1;0:Lxo:v6vo:.c;;l:l;oCoouoL KGGLn'l"!XELc;;snwv 444 KO:t TC/1.0:COLO: l;OµTtT)KT0:

-

3o:.

TtA.LV8E000UOLy6.p;

AC. KO:L OLO:µ~Tpouc;;KO:Lo~nvo:c;;. o

ydp EupLTCCOT)c;;

KO:,' E~oc;; ßo:OO:VLErv~T)OL ,de;; ,po:y~oCac;;. (Aiakos) "wid Richtscheite werden sie herausbringen und Wortellen und zusammengebaute Ziegelformen -" (Xanthias) "Wollen sie denn Ziegel streichen?" (Ai.) "und Winkelmesser und Keile. Denn Euripides sagt, er werde Vers für Vers die Tragödien untersuchen." CoL ov Über xcxv,.tyccv. Od.19,211 bq,8ct>..µot6' it 6t 1tJowv-rd -rot, xodvo,~ tv,tµevo. tAtyovto.,,; cf. E. M. 53, 20; Hsch. s. v. : Poil, 10,147,

&.1Ul(PCQ,

(aCÖTIPOG) l1t6~bdv

f>L!LpÖv OOCI'l'L. 738 Hierzu siehe S. 153 mit A 716. 739 Um den Vergleich dennoch auf das Erweichen beziehen zu können, ändert PAEHLER (S. 23) ßaq,Üin ßaOvn"Aias wird weich wie Eisen durch den Glühofen". Wegen der Seltenheit des Wortes(nur bei Hsch,s. v.), dem die Beliebtheit des Bildes von der ßo.q,11 gegenübersteht, dürfte die Änderung kaum das Richtige treffen, Ebensowenig überzeugt BLÜMNERS(IV, 348, A, 2) te~yi1v8TJv"wurde ich, wie Eisen durch die Löschung, von diesem Weibe nur noch mehr gereizt", da so das Gleichgewicht der Gegenüberstellung zu stark zugunsten des alten Zustands gestört würde und die veränderte Sinnesart des Aias nur noch aus o t,n Cpwherausgehört werden könnte.

734 735 736

e:rva,

158

vorher schon harter Sinn noch härter geworden. Ein oberflächlicher und voreingenommener Zuhörer jedoch, der nur das hört, was zu den Wunschvorstellungen seines Bewußtseins paßt, muß das Bild zum Vorhergehenden ziehen''°. Ein weiteres Bild von der Stahlherstellung wendet Sophokles Ant. 473 an. Mit einem parataktischen Gleichnis untermauert Kreon seine drohende Vorhersage gegenüber Antigone, die aus ihrer Einstellung zu Kreons Gesetzen keinen Hehl gemacht hat:

aAA' roeL ,OL ,d crnA~p' &yav LV ouo' ~AAOU npob äv6pob

tnC(j>oyov (,?d.nv

µäi\.i\.ov

~

xa.Anoü ßa.1e>1paµt11'1!• 752 Cf. A. Pr. 863 tv oq,ayu.~cH ß,; 'Apye Colll

c,,-pa,-ci;u.a. 753 754 755 756

Cf. die Vermutung Fraenkels, comm. ad v. Philostr. Her. 19, 2; Ev. Luc. 21, 24 u, a, Plut. Mor, 943e; 946c; Poil. 7,107; u. a. Plut, Mor.156b; Plut. Mor. 73c; Muson. Frg.18a, p. 97H,

160 Es lag nahe, das Wortspiel mit den beiden Bedeutungen von a, 6µcx. "Mund" und "Schärfe" zum Bild von der Härtung des Mundes zu erweitern. So hält Ödipus dem Kreon seine freche Redeweise vor (S. OC. 795):

,o oov 6'

a~LK,O:L osüp'

TCOAAnvsxov

~n;6ßATj,OV 0,6µ0:,

O,ÖµWOLV,

"Dein falscher Mund kam hierher, der 3tark gehärtet ist." Die Schärfe des Mundes wird an den unverschämten Worten spürbar, die aus ihm herauskommen; sie sind scharf und schneidend wie eine durch o, 6µwa L c; gehärtete Waffe"'. Strepsiades .fordert den Vertreter der schlechten Sache auf, bei der Ausbildung seines Sohnes daran zu denken (Ar. Nu. 1107)

,,

, , , OTCW(; EÜ µOL O,oµ~OEL.E:i:v ~~

881

1tCva>-td:tT\) wird das (meist vorgesponnene) Wollknäuel (-roA'CITIT\) befestigt. Die Spindel (a:rpa.wrni;) besteht aus der Stange (ebenfalls 1'ti\a11d.-r11genannt), dem Haken (ay11L0,pov) zum Festhaken des Fadens und dem Wirtel (04>6v6uAoi;), der unten um die Stange herumgeht, das Drehen der Spindel erleichtert, sie beschwert und ein Abrutschen des ganzen Knäuels nach unten verhindert. Die Spinnerin nimmt den Rocken in die 930

II. 20,128;

Od. 7,198;

Il. 24,210.

204 Linke, zieht mit der Rechten den Faden heraus, dreht ihn mit den Finger-· spitzen fest, ,befestigt ihn am Haken der Spindel; der Faden wird weiter aus dem Wocken herausgezogen (OT!jµovo., 1-tp6)-(TJV1-to:,ciye:LV ), mit. Daumen und Zeigefinder gedrillt (o,,...~c:pe:L v) und wickelt sich um die Spindel, die dazu ständig gedreht ·wird (c'i,po:1-t,ov E/\.COOELV). Je nach der Festigkeit des Drillens und der Menge der herausgezogenen Wolle entsteht ein starker fester (für die Kette) oder ein weicher dünner Faden (für den Einschlag). Ist die Spindel voll, dann wird der Faden abgerissen, von der Spindel zu einem Knäuel aufgewickelt und in den Korb gelegt•" . Diese Methode des Spinnens hat sich trotz der Erfindung des Spinnrads' 32 bis heute erhalten (Abb. 71). Der gesponnene Faden eignete sich gut als Bild für das menschliche Lebensschicksal: Wie der Faden aus den einzelnen Fasern wird aus dem Rohstoff verschiedener Anlagen und Möglichkeiten das individuelle Schicksal zusammengedreht; dem fortwährenden Weiterspinnen entspricht das ununterbrochene Weiterlaufen des Schicksals; beide haben ein notwendiges Ende, dessen Zeitpunkt man aber nicht genau kennt; wie der Faden kann auch das Leben plötzlich abreißen. Für das Spinnen des Schicksals werden die Ausdrücke vtw ACVo,· 5pyc,.v6v TL 8v lv >1cx-ra>1po1'· ov-re:,; E>!TECvovo • v ,, cf. Plut. Art. 17. Möglicherweise wurde auch der Tierkörper beim Abhäuten festgenagelt (Schol. 6:>.:>.w,; • xaµcx t l-J.wv l1;~oe:po 11 -rd ot'!pµa-ra.

1072

Schol. ad v. -rciiv yd.p ßvpowv foHv -rd.,; TPCxa,;.

lpyov

-rciiv oe:pµ1µeuct, A. 6 und Ameis-Hentze, comm. ad v. vermuten, 1081 Über die Ölgerberei s. BLÜMNERI, 269; FORBES V, 7 und 47. 1082 ,:o:vOELV390; TCIÖV'l"CllV 393; -rc1vum, 393; d'AKE ov 395. 1083 RIEGERS.111 nimmt hier generell die Übettragung eines handwerklichen Ausdrucks an. 1084 Cf. Luc. Anach. 24 a..OT~•• ,µcx,-cxnOµEvcx; Schol. Plat. Smp. 22le ßOpom;; µcx)..c1nov-rcx,, 1085 Cf. Plat. Rep. 411a &lo1tEPo'5~ pov tµc1,-o;~E; Plut. Ale. 6 aC6~po1: µcx>.MaOµevo1:. 1086 Cf. Plat. Leg. 633d ToO, 6uµoö1: µcxMnouacx, >1~p,voö1: 1to,oiia,v,

239 erweichenden N.3,16)

tv

Schläge hinzukommt.

TIEPL08EvE~ µaAaX8Ets

Der Ringer Aristokleides

nayKpa,Cou

wurde (Pi.

cr,6A~

"durch heftigen Einsatz beim Allkampf erweicht". Durch die Schläge, die auf ihn herniederprasselten, wurde sein Leib müde und weich wie eine Haut, die beim Gerben mit Stöcken geschlagen wurde, damit die Gerblösung besser in die Poren eindrang' 0". Sein Mut hingegen blieb hart, denn er hat ja am Ende gesiegt. Der Chor der Ritter feuert den Wursthändler zum Kampf gegen Kleon an (Ar. Eq. 389): ~~ lav

vuvt

µaAd~Us

au,ov

EV TUnpocrßoAij

•••

"Wenn du ihn jetzt im Angriff erweichst ... " Auch hier ist sicherlich die Vorstellung vom "Fell gerben" gemeint, was ja beim Beruf Kleons und der vorausgehenden Metaphernreihe aus dem Gerberhandwerk' 0" naheliegt 1089 . Der Hauptzweig der Lede:rverarbeitung war das Schusterhandwerk, wie schon daraus ersichtlich ist, daß CTKU-CE'l'.i~ "Lederer" und CTKU-CO-cöµo~ "Lederschneider" zwar die allgemeinen Ausdrücke für alle Lederarbeiter sind, meistens aber speziell den Schuster bezeichnen. Da er die meiste Zeit seines Lebens im Zimmer bei seiner Arbeit zubrachte10••, war die Blässe des Schusters sprichwörtlich. So kann Chremes die vielen neuen Gesichter der verkleideten, durch ihre unablässige Webarbeit ebenso bleichen Frauen 10" in der Volksversammlung mit einem Vergleich beschreiben (Ar. Ec, 385): Kat O~-ca ndv-CEs 0XUTOT6µoLs ~KdsoµEv "und wir alle verglichen sie mit Schustern'" 09 '. Die Arbeit, von welcher der Schuster im Griechischen seinen Namen erhalten hat, ist das Zuschneiden des Leders zu Sohlen und Oberleder. Das Bild dieser Tätigkeit schwebt dem Chor der Acharner vor, als er drohend von Kleon spricht (Ar. Ach. 301): 1087

Schol.Ar.Eq.368 d~akat

yevOµ&va,

of ydp ßvpo&~~ Td~ ßOpoa~ ~OAo•~ T0RT&,v &tdleao,v, ö,aklißo,&v

euxepw~

,va

ToÜ lj)(l.pµ~>1ov

0

v. 369 ff., siehe S. 235 f. öt~ "masturbari" (nur in dieser Bedeutung belegt, Ar. Eq. 24; Pax 290; Ec. 709; Eub. 120K) sche.int keine Metapher speziell vom Bearbeiten der Häute in der Gerblösung oder vom Walken zu sein, sondern eher auf eine allgemeine Bedeutung "kneten" zurückzugehen. 1090 Cf. Schal. Ar. Ec. 385 tv o•«1öv ou>< h hacvce ~v) führt in der Umkehrung der Aussage "alle Schuster sind bleich" zu dem Sprichwort oub~v kev>1~, f\v ot ve:161t0:vov. Als witziges Bild begegnet der Hackklotz im Ausruf eines brutal gezüchtigten Sklaven, Er nimmt an, sein Herr halte ihn für einen Hackklotz (Men, Frg. 271): ,fye:i:m, µ'

1222 1223

1224

5Aw~ En~~6navöv ~L.

Pi. P, 11, 23 Iphigenie; E. Ph. 913 Menoikeus; A. Ag. 1433 Agamemnon als Opfer für Erinys und Ate; u, a, Hdt. 5, 25 (mit Abziehen der Haut); 7, 107 (Kinder, Frauen und Diener); Thuc. 2, 92 (fou-r6v); >µsgebracht wird (cxvopcx Tipsoß(nTjv t KtiKCXEq. 251); wie ein "Umrühren" vov Ar. Ach. 707; rccx-~E ••• >1.CX wirkt das wütende Toben Kleons auf seine Umgebung (Ar. Eq. 692; Pax 320). Besonders beliebt ist der Ausdruck für das "Aufrühren" in der Politik: -r-i\v ßouArlv >1.UK~crwAr.Eq.363; ßupoorcAT\(;,. ,€Ktixcx 1 T~V EAA.6.6cxAr.Pax270; Perikles, der Olympiel', l;UVEKtiKCX.-r-nv 'E>-.>-.ct.ocx. Ar.Ach.531'"'; xop1-topuy-i\v E>-1:01-twv "rührten Tumult aur• Ar. Lys.491; durch das Geld rcav,' €KUK~8TJ "ist alles aufgerührt worden" Ar. Lys. 489. Sehr ausführlich und anschaulich bringt A ristophanes das Bild vom Rühren auf die Bühne, als Dikaiopolis den lästigen Sykophanten wie ein Gefäß nach Boiotien verkauft und ihn anpreist (Ar. Ach. 936) 1254 :

1252

1253 1254

n. 5, 903; Od. 10, 235; u. a. Daß dies die Grundbedeutung des Wortes ist, wird durch die Ableitung ,iv,ie:dlv "gerührter Mlschtra_nk" (11, 11,624 u. a.) nahegelegt. Ein Vergleich mit dem Zerfall dieses Getränks - >iv>ie:~v o, ioTcxTcx, µ,\ ,nvo'Oµe:vo~ - dient Heraklit (B125) vermutlich zur Erläuterung des Zergehens der Dinge in ihre Bestandteile. Hier spielt der Gedanke an Zeus, der mit Unwettern die Elemente aufrührt, mit ( cf. A. Pr. 994). Zum Kontext siehe S. 106 f.

284

ndyxpncr,ov ~yyo~ scr,aL, xpa.,~p Xa.XWV,,pLn,~p ÖLXWV,,•• xat npdyµa.,' tyxuxäcr8a.L, "Er wird ein zu allem nützliches Gefäß sein, ein Mischkrug des Bösen, ein Auffanggefäß für Prozesse,. . und zum Anrühren von Händeln." Der Sykophant ist gleichsam das RUhrgefäß, worin aus den Zutaten den vorgefundenen Umständen - Streitigkeiten zusammengerUhrt werden, Eine grausam-witzige Strafe ist die Vorstellung vom ZusammenrUhren im Topf, als Zeus den Menschen, die nicht mehr opfern wollen, droht {Ar.Pl.1108):

Es ,au,ov

~µäs cruyKUK~Oas ,p~ßALOV

"euch in denselben Topf zusammenzurUhren". Der Ausdruck ÖA.e:8pov i-tupxa.vciv "Verderben zusammenrUhren" (Ar. Th.429) trifft besonders gut, da an einen Giftmord gedacht wird. Im gleichen Sinn des ZusammenrUhrens von Plänen fragt eine Frau den mit sich zu Rate gehenden Mnesilochos (Ar. Th. 852):

,C aü

ou xupxa.v~~;

"Was rührst du da wieder zusammen ? 1112..

Abb.112

Küchenszene auf einem Vasenbruchstück von der Athener Akropolis, In der Mitte wird in einem Kessel über dem Feuer gerührt, rechts wird Fleisch zerteilt und auf Spieße gesteckt,

1255 Vom Weinmischen stammt die Allegorie Ar. Frg. 683K 1-tcnaµsµu-r-rw-rsuµtva v. 247), der KäseSizilien 12• 2 (n:611.L c; 6 wx va: L 08-(j os -ra L v. 251), Attika kommt als Honig hinzu (v. 252). Als Mörserkeulen will er die bekannten Unruhestifter Kleon und Brasidas verwenden, (cxAs-rpCßa:voc; v.259,269,282), die jedoch kürzlich abhanden gekommen sind, so daß er einen neuen Stößel anfertigen muß (ooCoux' s LOLWVrcoL"(jOoµa:L v.288). Als kurze Wortmetapher treffen wir denselben Vorgang in der Ankündigung des Xanthias an die Zuschauer (Ar. V.63): "Wir wollen heute nicht a~8L,;; 'tOV a:u,ov av6pa: µU't'tW'tE~ooµsv "wieder denselben Mann (Kleon) zum Knoblauchgericht zerstampfen". Der Verunglimpfung auf der Bühne wird derb eine ebenso zerstörerische Wirkung zugeschrieben wie dem Zerstampfen im Mörser. Das oben (Pax 251) schon genannte Zerreiben ist eine der Strafen, die der Wursthändler auf sich herabwünscht, falls er dem Demos nicht die Treue hält (Ar. Eq. 771): xa:,aKv~oBsC~v fv µu,,w,i µE,d -rupo0 "ich möchte im Knoblauchgericht mit dem Käse zerrieben werden."'"'" Die Käseraspel, -rup6>-tv~O't Lc;, tritt im Prozeß gegen den Hund Labes als Zeugin der Verteidigung auf und soll aussagen (Ar. V. 965), d. µ11 XO:T~Kv~oa:,;; Tor,;; OTpa:-ncfna:L,;; &.Ao;ßs,;; "ob du nicht den Soldaten den Käse zerraspelt hast, den du bekommen hast." Die allegorische Vorführung spielt auf die Unterschlagungsanklage gegen den Feldherrn Laches an; die Käseraspel steht stellvertretend für den -ra:µ Cm;; des Heeres, der den Nachschub zu verwalten und an die Soldaten zu verteilen hatte. Als ein eifriger Koch, der seinem Herrn leckere Speise zubereitet, wird Themistokles dargestellt (Ar. Eq. 815):

1262

Vielleicht wird hier auch an die käseähnliche Form der Insel gedachtl cf. Vesp. 838 mit Schol.

1263

Die sonstigen Verwendungen von KvaCw und seinen Komposita für "zerstören" usw. sind nicht speziell vom Reiben des Käses (so will HOLZ~GER s. 29), sondern von der allgemeinen Bedeutung des Verbums "kratzen, schaben" abgeleitet.

287

xat

npos

,oO,oLs

ÜpLo,~o~

,ov

TTELpaLä npoo~µa~sv

"und dazu hat er, als (die Stadt) frühstückte, ihr noch den Piräus hinzugeknetet1112••. Die Metapher erhält ihre Wirkung durch den Doppelsinn, den n;pooµd,,g L v hier hat; es paßt einerseits auf das Zusammenkneten eines weiteren Gerichtes, andrerseits auf das Angliedern des Piräus mit den langen Mauern an die Stadt 126'. Der Wursthändler lobt seine rednerischen Fähigkeiten mit einem Ausdruck aus der Küche, der wegen des Bezugs zu seinem Gewerbe gewählt wurde (Ar. Eq, 343):

••• A~YELV oC6s TE

xaywxat

xapuxonOLE~V

"auch ich bin fähig zu reden und eine feine Suppe herzustellen". Kap!htT] war eine besonders leckere Brühe aus Blut und Gewürzen, von den Lydern erfunden""; seine Reden sind so geschickt, daß sie dem Volk wie· eine wohlschmeckende Suppe leicht eingehen 126 ' 12". Das Würzen der Speisen setzt Aristophanes als lobenden Ausdruck für das Dichten der alten Lyriker (Ar. Th, 162),

'ot

nspt

&pµovCav sxOµLoav

"die, was die Harmonie betraf, gut würzten". Wie eine Speise erst durch sorgsames Würzen ihren Geschmack entfaltet, so verstanden es die alten Dichter, mit fein ausgewogenen Mitteln wirkungsvolle Gesänge zu schaffen. Die Bedrängnis des Flusses Xanthos, der von Hephaistos mit Feuer angegriffen wird, schildert der lliasdichter mit einem Gleichnis vom Sieden des Fettes, das im Kessel vom Mastschwein ausgekocht wird (11,21,361): Der Fluß kocht in seinem Bett wie das Fett im rd~ßTJs, Hitze und brodelnde Bewegung werden sehr anschaulich. Ebenfalls mit dem Bild des Kessels auf dem Feuer drückt ein unbekannter Dichter eine seelische Reaktion aus (Com. Amphisb.1223 K = Trag. Adesp. 448 N)''"' :

8Eos o' snt aAA' Js

oµLxpoZoLv

ou 6spµaCvs,aL,

A~ßris TLs µsC~OVOs OE~TaL nup6s,

"Bei kleinen Dingen wird ein Gott nicht warm, sondern er braucht wie ein großer Kessel ein größeres Feuer." t264 1265 1266 1267 1268

1269

v. 816 wird die Allegorie vom Essen.fortgesetzt ((xeü,;; >i Plut. Mor. 55a. Wegen der Ähnlichkeit der Farbe wird Hp. Epid. 4, 25 blutiger Stuhlgang als ,ccxpv>v,•••

,e,

298

Von den Rohstoffen des Zimmermannes sind verschiedene Holzsorten ein Bild der Sturheit; die Härte von Horn, auch von Stein, ist ein Beispiel für unnachgiebige Gefühllosigkeit. Fast alle Tätigkeiten beim Bearbeiten des Holzes und beim Bauen tauchen in Bildern für die verschiedensten Vorgänge auf, vor allem das Fällen der Bäume für das Töten im Kampf und das zusammenfügen in Übertragungen auf Geistiges. Der Name dieses geachteten, mit hohen Fähigkeiten begabten Handwerkers wird auf andere Berufe, die etwas 'zusammenfügen' (Dichter, Arzt, Trainer) übertragen. Seine Werkzeuge, vor allem Richtscheit und Richtschnur, werden zu Beispielen der Genauigkeit und der sittlichen Korrektheit; seine scharfe durchdringende Axt ist das Bild für eine ähnliche Sinnesart. Von den Erzeugnissen des Zimmermanns und Bau meister s eignen sich vor allem der Bau und seine Teile wie Fundament, Mauer, Säule und Turm zu zahlreichen Bildern. Die fehlerlose Qualität der Werkstücke des Zimmermanns, ihr Gefügtsein und ihre Geradheit, wird zum Wertbegriff in den Bereichen von Geist, Charakter und Recht. Auffällig selten hören wir dagegen von der Arbeit des Steinmetzen und des Bi 1 d haue r s , wohl weil die eintönige Tätigkeit des Behauens und Glättens sich nur für wenige Sachbereiche als Parallele eignet. Daher erscheinen hauptsächlich die Produkte des Bildhauers in der Bildersprache, um Unbeweglichkeit, Ähnlichkeit oder körperliche Schönheit, verbunden mit mangelnder Intelligenz, zu kennzeichnen. Ebenfalls nicht sehr stark ist das wichtige Handwerk des Töpfers vertreten, da es nicht über viele verschiedene und eindrucksvolle Arbeitsgänge verfügt. Neben wenigen einmaligen Bildern, z.B. von der Bewegung der TöpferschElibe und vom Herstellen des Pithos, wird vor allem die Tätigkeit des Formens auf die verschiedensten dinglichen und geistigen Bereiche übertragen. Die weitverzweigte Gewinnung und Verarbeitung der Metalle stellt die größte Gruppe unter den handwerklichen Bildern, die somit noch den an zweiter Stelle stehenden Anteil der Holzverarbeitung übertrifft. Das verarbeitete Metall besitzt Eigenschaften, die sonst selten sind, in hohem Grade; daher sind die Edelmetalle das ständige Beispiel für Schönheit, Unvergänglichkeit, Wert und Glanz, die zu Werkzeugen und Waffen geformten Gebrauchsmetalle sowohl für Kraft und Unverletzlichkeit des Körpers als auch für Härte und Unerbittlichkeit des Charakters. Aus der Arbeit des Grobschmieds sind besonders die eindrucksvollen Vorgänge des Schmiedens auf dem Amboß und des Ablöschens von Stahl beliebt. Ein sehr verbreitetes Bild ist die Untersuchung des Goldes auf seine Reinheit, immer als Parallele zur Prüfung der menschlichen Sinnesart. Weitere gern in Bildern verwendete Arbeitsgänge sind Löten, Schärfen, Vergolden und Prägen.

299

Seit dem Aufkommen der großen Tafelmalerei erscheinen vereinzelt Bilder aus dem Tätigkeitsfeld des Malers in der Literatur, meist sehr spezielle Vorgänge. Nur das Abwischen von Gemaltem finden wir als geläufige Metapher für 'vernichten'. Die Verarbeitung der Gespinstfasern, die als Haupttätigkeit der Frauen jedermann ständig vor Augen war, steht in der Häufigkeit handwerklicher Ausdrucksweisen an dritter Stelle. Rupfen und Scheren, Krempeln und Walken sind drastische Bilder für Mißhandlungen. Weben und Flechten wird auf das Ausdenken und Planen, auch aufs Dichten übertragen. Das Aufwickeln des Knäuels wird zum Ausdruck für das Aneinanderreihen und Durchmachen von Erlebnissen. Am geläufigsten ist das Bild vom Spinnen des Schicksalsfadens. Eine ganze Reihe ausführlicher Bilder illustriert verschiedenartige dingliche und geistige Sachverhalte; erinnert sei z.B. an das Gleichnis der Ilias von der Bewegung des Schlingenstabs für den geringen Abstand der Wettläufer und an die Allegorie des Aristophanes von der Zurichtung und Verarbeitung der Wolle für das Vorgehen in der Politik; Auch verschiedene Werkzeuge dieses Handwerks werden als Metaphern herangezogen, wie z.B. der Kamm und die Presse des Walkers. Geringen Anteil hat die Bearbeitung des Leders. Neben wenigen ausführlichen Schilderungen sind hier vor allem das Abziehen der Haut und das Gerben Bilder für das Mißhandeln, das Nähen für geistiges Verfertigen. Das seltene Handwerk der Elfenbeinbearbeitung ist auch in der Bildersprache rar; hauptsächlich wird die weiße Farbe des Elfenbeins zu Vergleichen herangezogen. :;mm Teil sehr drastischer Bilder Eine größere Zahl anschaulicher, ist aus der Verarbeitung der Lebensmittel genommen, vorwiegend aus der Herstellung von Brot, der Fleischzubereitung und der Kochkunst. Hier hören wir vor allem vom Dreschen, Worfeln, Mahlen, Kneten, vom Eindicken der Milch durch das Lab, vom Schlachten und Zerstückeln sowie vom Rühren, Rösten und Braten. Sehr ver breitet sind die Übertragungen a 11g e m einer Ausdrücke für handwerkliche Kunst und handwerkliches Herstellen auf andere Bereiche; hier handelt es sich meist um Sprachmetaphern, deren Bildgehalt nicht mehr bewußt empfunden wird.

2. ÜBERBLICK ÜBER DIE DURCH HANDWERKLICHE BILDER DARGESTELLTEN SACHBEREICHE

Die nun folgende zweite systematische Übersicht ordnet die Bilder nach dem, was sie darstellen, und soll zeigen, für welche Bereiche die Literatur ihre Bilder aus dem Handwerk genommen hat. Wenn auch die Vielfalt der Dinge und Begriffe fast unübersehbar ist, so schälen sich doch einige Bereiche heraus, für die handwerkliche Bilder besonders geeignet und beliebt sind". In der Natur werden vor allem Entstehungsvorgänge und Aussagen über die Struktur des Kosmos durch Handwerksbilder ausgedrückt. Die Welt ist aus den Elementen 'gefügt' (Emp.Phil 33)'; alle 5

Da alle hier angeführten Bilder in Teil I zitiert und besprochen sind, werden sie in dieser Übersicht nur knapp angedeutet. 6 Die Angaben in Klammem weisen darauf hin, von welchen Autoren oder in welchen Werken das betreffende Handwerksbild verwendet ist. Die Zahlen hinter den Autorenabkürzungen verweisen auf die Seitenzahlen der Besprechung in Teil I. Zahlen hinter dem Komma verweisen auf Anmerkungen der betreffenden Seite. Bei sehr oft vorkommenden bildlichen Ausdrucksweisen oder bei Unklarheit über den Autor wird nur die betreffende Seitenzahl des Teiles I angegeben. Folgende in diesem Abschnitt verwendeten Abkürzungen weichen von den bei LSJ üblichen ab: Anac Anakreon Anag Anaxagoras Anadr Anaxandrides Anam Anaximander Anim Anaximenes Anti Antiphanes Arch Archilochos Com Comica Adesp. Crat Krates (Com.) Crati Kratinos Crit Kritias Deinolochos Dein Der Demokrit Hel Heraklit Hd Herodot Hip Hipponax h Hymni Homerici 1b lbykos Lyr Lyrica Adesp. Pher Pherekrates Phil Philolaos p Pindar Plat Platon (Com,) Sap Sappho

301 Dinge in ihr hängen zusammen und sind nicht etwa 'wie mit der Axt auseinandergehauen' (Anag 27). Die Elemente sind so eng wie Teile einer Legierung zusammengeschmolzen (Emp 138); die Homoiomerien hängen zusammen, so wie aus kleinen Goldkörnchen ein Goldklumpen zusammengeschmolzen ist (Anag 125). Veränderung der Form durch Atombewegung wird mit der Formung eines Beiles oder einer Säge durch Hammerschläge auf dem Amboß verglichen (Der 147). Die Vielfalt der Dinge, die aus den wenigen Elementen entstehen kann, ist so unbegrenzt, wie die Zahl der Darstellungen, die ein Maler mit den wenigen Farben schaffen kann (Emp 186). Das Zusammenfallen von Gegensätzen in ein und dasselbe wird am Beispiel der kreisenden und gleichzeitig geraden Bewegung der Walkerschraube demonstriert (Mcl 223). Das Feuchte und Trokkene verbinden sich wie Mehl und Wasser beim Kneten des Brotteigs (Emp 265); das Feuchte verfestigt sich beim Hinzutreten einer anderen Substanz so, wie Lab die Milch gerinnen läßt (Emp 274). Die schaffende den 'Bau' Potenz ist ein ,~1-crwv (Crit30), der aus der vorgegebenen UA.'T\ (:o~µa,;) des Seienden (Parm 80), des Wassers (Emp 80), der Erde (Emp Der Hi m 80), des Himmels (Crit 80), der Nacht (Parm SO) herstellt. mel mit seinen Gestirnen ist ein 'kunstvolles Erzeugnis' (rcoCKLll.µa Crit 16), Nach Vorstellung der Libyer ist er dort 'durchbohrt', wo Regen fällt (Hd 52). Seine Festigkeit wird durch die Epitheta 'ehern' (11, Thg,P119) und 'eisern' (Od120) verdeutlicht. Die Sonne ist ein 'glühender Metallklumpen' (Anag,Crit143), vielleicht auch ein 'feuriger Mühlstein' (Anag 262). Ihre Kraft ist 'golden' (P 116); ihr Strahl heißt 'Meßstab der Zeit' (E 47). Sonne und Mond entsenden ihre Strahlen wie durch ein Lötrohr (Anam 149). Sterne werden als 'kunstvolle Erzeugnisse' (rco LK CAµa i-a E 16), 'Nägel' (Anim 54), 'glühende Metallklumpen' (Archelaus 153) beschrieben. Bei Sonnenfinsternis stehen Erde, Mond und Sonne •nach der Richtschnur' (Der 4!5)_.Die Lufthülle der Erde wird witzig rcv Lyc:0,; 'Erdhülle des Kohlenmeilers' genannt (Ar 76 f.). Wolken gleichen Wolle, die zum Trocknen ausgebreitet ist, (Ar 198) und können schwarz sein wie Pech (1178). Grober Schnee gleicht Graupen (Ar 264), Reif herabrieselnden Gips (Ale 114). Wasser glitzert wie Silber (11, Hes,B,E 118); das 'rote Meer' ist 'purpurgefärbt' (E 224). Vom untersten Teil des Okeanos wird als 'Fundament' gesprochen (Hes 85). Die Sem Semonides Sim Simonides ·.Stra Strattis Thg Theognis Trg Tragica Ad. Tyr Tyrtaios Der sonst übliche Punkt hinter der Autorenabkürzung ist in diesem Abschnitt weggelassen.

302 Form der Erde gleicht einer Säulentrommel (Anam 91,393); auf manchen Karten wird sie 'rund wie mit dem Zirkel ausgemessen' dargestellt (Hd 50). Ausgehöhlte Formen des Geländes wie ein Isthmus, in den die Meeresbuchten von beiden Seiten eingreifen, oder eine Höhle mit ihren Eingängen werden als 'durchbohrt' beschrieben (S, E, Hd 52). Ein Riff heißt ironisch 'Schiffsstütze' (Anac,Alc, A, E, Hd, Th 68 f. ). Der Fels der Skylla ist so glatt, als sei er mit dem Meißel geglättet (Od 97). Besonders schwere Steine werden als 'Mühlsteine' bezeichnet (11 262). Brennende Erde schmilzt wie Eisen und Zinn in Schmelzöfen (Hes 128). Erregte Gewässer 'kochen' (Hd 289, 1276) oder sind 'durcheinandergerührt' (Il 283), da Poseidon, der 'Hebler' von Erde und Wasser (Ar 87), mit dem Dreizack wie mit einem Rührlöffel hineingefahren ist (Com 285). Eine besondere Gruppe sind geographische Angaben, die mit Handwerksbildern ausgedrückt werden. Der Ätna ist im Mythos die 'Presse' des Typhoeus (P, A 223), auch eine 'himmlische Säule' (P 91, 393); der Gebirgsfuß von Olymp oder Pangaion ist ein 'Fundament' (E 83, P 85), die Felsen bei Tanger sind 'Säulen' (P 91,393), die Höhlen am Pelion heißen ihrer Form wegen 'Backöfen' (Hd 267). Eine Insel, Thrinakia, heißt so. wegen der Ähnlichkeit ihrer Form mit einer Worfelgabel (Od 258). Korinth ist 'Eingangshalle des isthmischen Poseidon' (P 91, 389), Troizen 'Vorhalle der Peloponnes' (E 91,389). In der Tier - und P f l an z e n w e 1t sind Handwerksbilder selten und fast nur· als Sprachmetaphern vertreten. Wegen seiner Form heißt ein Fisch 'Hammer' ('$\r, Anti, Stra 142). Die Spinne 'spinnt' (Hes 209), 'dreht Einschlagfäden' (Ar209), 'webt' ihr Gewebe (A,Plat 209). Man spricht vom Körper'bau' verschiedener Tierkörper und Pflanzen (80). Ein sich bäumendes Pferd 'türmt' sich auf (A 90). Ein Mistkäfer bewegt sich beim Fressen hin und her wie Seiler bei ihrer Arbeit (Ar 228); Esel 'scheren' die frisch aufgegangene Saat ab (11133). Die Erde wird, indem sie ihr Pflanzenkleid anlegt, 'bunt ausgearbeitet' (n:o Ll1 CÄÄE -ro:.L) wie ein kunstvolles Handwerksprodukt (Lyr 14). Gereifte Beeren sind 'purpurgefä.rbt' (S 224), Früchte 'golden' (P 116). Ein dicker Ölbaum wird mit einer Säule verglichen (Od. 91,393). Oft wird die Erschaffung der Lebewesen als Handwerksvorgang dargestellt. Der Erschaffer des Weibes ist ein 'Handwerker des Übels' (E 13). Kypris formt die sterblichen Wesen 'mit geschickter Hand' (Emp 16) oder 'formt und brennt' sie wie Tonware (Emp 106); die Augen 'baut' sie aus den Elementen zusammen (Emp 34); mit 'Liebesnägeln' stellt sie Verbindungen her (Emp 56). Die Knochen werden durch den 'Leim der Harmonia' verbunden (Emp56); die Lebewesen entstehen allmählich, wie ein Netz Schlinge für Schlinge geflochten wird (Orph. 228). Der Mensch ist 'fest zusammengebaut' (Hp 34); die Völker der Erde sind 'gefügt' (Emp 31). Die Unfruchtbarkeit des Maultiersamens wird am Beispiel der Legierung aus Kupfer und Zinn erklärt (Emp 133 f.).

303 I bau' Zahlreich sind die Handwerksausdrücke, die den Körper des Menschen und seine körperlichen Eigenschaften bezeichnen. Der Körper als Ganzes wird als 'Bau' angesehen (80). Bestimmte körperliche Kennzeichen, auch Eigenheiten der Aussprache, sind eine 'Prägung' (S, E, Hd 179); die Bestimmung des Aussehens der Kinder durch ihre Eltern findet in Vorgängen der Münzprägung ein treffendes Bild (A, E 1 79 ff.). Der untere Teil von Bauch oder Auge heißt 'Fundament' (Il 85); Nase, Ohren, Pupille, Poren der Haut und Harnröhre sind 'durchbohrt' (A,S,Ar,Eup,Crati,Hp52). Ein armloser Rumpf wird ironisch mit einem Mörser verglichen (Il 260), die Kniescheibe heißt wegen ihrer runden Form 'Mühlstein' (Com. 262), die Verbindungsstellen der Schädelknochen 'Nähte' (E, Hd 244), die Haut erhielt ihren Namen vom abgezogenen Fell (6 t pµcx. 234). Der ganze Körper ist ein 'Gewebe der Glieder' (Tim 218). Für die Mumie gilt dieselbe Bezeichnung wie für ein getrocknetes Stück Fleisch oder Fisch (-cd.p LX o,;; Hd 282, 1246). Ein dürrer Mensch wird als 'Holzkern einer Tonplastik' (Stra 115) oder als 'Kettenfaden' (Ar 214) bezeichnet, ein dicker als 'Wurst' (Sophr 280). Dünne Locken sind 'Fäden' (Crati 214). Die ragende, kraftvolle Größe des Körpers wird durch das Bild des Turmes (98,3) oder der Säule (90,385) ausgesagt; Unverletzlichkeit und Widerstandskraft durch die Materialangaben 'ehe1·,.' {II 118 f.), 'eisern' (11,Sim 119), 'aus Stein' (Il 95). 'Ehern' sind auch starke Schultern (E 118) oder eine laute Stimme (Il 118). Wer viel Schläge aushalten kann, ist ein 'Amboß' (A, Aristopho 141) oder 'ein vom Schmied bearbeiteter Metallklumpen' (Anti 143). Die Farbe blonder Haare ist 'golden' (116), sie glänzen wie geläutertes Gold (Alcm 125 f.); weißhaarige Greise sind 'wergartig' (Com 200). Einer, der blaß ist, gleicht Schustern (Ar239) oder dem Buchsbaumholz (Eup 20). Ein schönes Mädchenantlitz glänzt wie Silber (Alcm 118), die weiße Haut Penelops strahlt wie gesägtes Elfenbein (Od 248). Verfärbungen des Körpers bei Krankheit werden als 'bleifarben' (Com 120) beschrieben. Vom Staub bedeckte Körper werden mit der Spreustätte verglichen (Il 254 f.). Schönheit wird durch die Epitheta 'golden' (116), durch den Vergleich mit geläutertem Gold (Ib 126) oder den Ausdruck 'in Gold fein ausgearbeitet' (Ar 1 78) gekennzeichnet. Odysseus wird verschönt, so wie der Goldschmied einen Gegenstand mit Goldblech umhüllt (Od 1 75). Die Brüste Polyxenas sind schön wie die einer Skulptur (E 97); lphigenie hebt sich von ihrer Umgebung ab wie die Hauptfigur eines Gemäldes vom Hintergrund (A 190). Wie Gemaltes, das mißlungen ist, möchte Helena ihre übergroße Schönheit wegwischen (E 188). Ein Mensch, der einem anderen sehr ähnlich sieht, ist eine 'Skulptur' (Trg 98) oder ein 'Gipsabguß' (Ar, Crati 114). Stummheit, Blindheit und Bewegungslosigkeit werden durch Vergleiche mit dem Stein (Thg 95), mit Gemälden (Ar, Com 190) und Pfeilern (Il 97) ausgedrückt. Mitunter werden menschliche und göttliche Gestalten einfach durch Vergleiche mit entsprechenden Gemälden beschrieben (A, E, Ar 190 f.).

304 Ein weites Feld für handwerkliche Bilder sind k ö r perl ich e Vorgänge und Äußerungen. Die Farbe des menschlichen Körpers verblaßt wie die eines schlechten Gemäldes (Anti 189); er vertrocknet wie zu einem getrockneten Fisch (Sophr 282). Das Ergrauen der Haare im Alter und das Verfärben des Gesichts werden mit dem Ausdruck für das Eintauchen der Stoffe in den Farbbottich bezeichnet ('ßc1n;-rwAr, Com 224); das Erscheinen der Schamröte ist ein 'Färben mit Purpur' (E224). Das Zähneknirschen kann als 'Sägen' (Ar,Hp39) oder 'Mahlen' (Res 262), das Zermalmen mit den Kiefern als 'Dreschen' (Ar 253) bezeichnet werden. Auch das Beißen der Zähne auf die Lippen (S 40) und das feste Zupacken mit den Zähnen (Tim40) sind ein 'Sägen', das Beißen auf die Zunge ein 'Kratzen mit der Walkerdistel' (Trg 221). Einer, der schweigen soll, 'wird zu einem Sprachlosen gezimmert' (E 30); er setzt die Kiefer wie gefügte Holzteile dicht zusammen (E 34). Ein durchdringender Ruf (np Cw) kreischt wie eine Säge (Ar 37 f.). Geschrei von Siegern und Besiegten vermischt sich ebensowenig, wie sich Ol undEssig zusammenri.ihren lassen (A 294). Falsche Aussprache ist so unrein wie mit minderwertigen Bestandteilen vermischtes Metall (P 183). Das Gehör der Menschen ist gegen die Sphärenharmonien ebenso abgestumpft wie der Schmied gegen den Lärm in der Schmiede (Pyth 14 7). Der Gesichtsausdruck wird 'geformt' wie Ton oder Wachs (Th 112). Die Blicke von zwei Verliebten treffen sich in so gerader Richtung, wie sie beim Begradigen eines Richtscheits mit der Richtschnur erforderlich ist (S 48 f.). Das Klopfen mit Fäusten auf den Boden zur Anrufung der unterirdischen Götter ist ein 'Dreschen' (Il 253). Unruhiges Wälzen auf dem Lager gleicht dem Wenden einer Wurst über dem Feuer (Od 290). Fußspuren heißen 'Umrißzeichnung' (A 185). Schwitzende oder Durchnäßte tropfen wie das Filtertuch einer Presse (Hip 270). Jemand, der zu heiß gebadet hat, ist 'abgekocht' (Anti288). Das EinhUllen des Körpers in Gewänder wird als 'Umbacken mit einer Kruste' (Com 292) oder 'Einwikkeln in Feigenblätter' (Ar 293) beschrieben; an Herakles haftet das Gewand 'wie vom Tischler festgeleimt' (S 56). Frauen 'um backen I sich mit künstlichen Körperteilen (Ar 292), Hetären werden 'neu modelliert' (Alex 112). Ph y s i o logische Zusammen hänge werden vor allem in der Sprache der Medizin durch Parallelen aus dem Handwerk verdeutlicht. Das Feuchte und das Trockene sind im Körper gemischt wie die Legierung aus Kupfer und Zinn (Hp 135). Die Verdauung des Getreides entspricht dem Raffinieren des Goldes (Hp 124). Speisen 'fügen I den Körper (und den Sinn!) zusammen (Od 32). Der Kreislauf gleicht dem kreisförmigen Flechten eines Korbes (Hp 227). Urinstein 'fügt' sich zusammen (Hp 33). Der Körper verarbeitet die ihm zugeführten Stoffe wie ein Koch die Zutaten (Hp 282); er kann sie so verschieden umformen wie der Töpfer einen Tonklumpen (Hp 102 f.). Das Trockene macht er feucht,

305 das Feuchte trocken, wie man es auch beim Ha.usbau beobachten kann, wenn Mörtel eingerührt wird und wieder trocknet (Hp 81). Das Kräftespiel beim Stoffwechsel, das Ein- und Ausatmen und andere, einander bedingende gegensätzliche Vorgänge gleichen der Bewegung beim Sägen (Hp 38). Wohl witzig wird von den 'Klammern' (cxpµov Ccu) gesprochen, die den menschlichen Körper zusammenhalten und auch beschädigt wer(P 28), ein den können (Epicr. Com. 53), Der Arzt ist ein I Zimmerer' 'Handwerker der Heilung' (Sl3), seine Kunst ist einen~xvri (Ar,Hd12). Ärztliches Operieren wird mit der Arbeit des Flickschusters verglichen (Hp 244); eine Wunde heilt durch Auflegen von Arznei so schnell, wie Lab die Milch eindickt (Il 274). Die Säuglingspflege gleicht mit ihren Prozeduren des Waschens, Streckens, Reibens und Kämmens dem Gerben der Tierhäute (Hp 234). Gesundheit ist ein gutes 'Fundament des Alters' (Com 84). Einige Handwerksbilder werden im Bereich des Sports verwendet. Der Trainer ist ein 'Zimmermann' (P 28); er wirkt auf die Sportler wie ein Wetzstein auf Metall (P 160). Der menschliche Körper wird durch die Gymnastik gehärtet wie Eisen (Hp 155), durch gewaltsame Übungen wie Stoffe beim Walken gekräftigt (Hp 218). Hartes Training 'feilt' das Fett von den Armen (A 64); Athleten sind wie Skulpturen ein Schmuck der Stadt (E 98). Die Kunst der Ringerist ein 'Handwerk' (1:txvn Sim,B 11); sie 'flechten' ihre Glieder ineinander (Hd 228) und verklammern sich Wie Dachsparren (Il 92). Zwei Wettläufer laufen so dicht hintereinander, wie der Schlingenstab an die Brust der Weberin dicht herankommt (Il 211). Die Kunst des Wagenlenkers wird mit der Klugheit des Holzfällers verglichen (Il 20). Wer viele silberne Preise nachhause trägt, wird scherzhaft 'versilbert' genannt (P 1 77). Andere körperliche Bewegungen außerhalb des Sports finden ebenfalls Entsprechungen im Handwerk. Rektor schwingt einen massigen Stein so leicht, wie geschorene Wolle fortgetragen wird (11193). Zielloses Hin- und Herlaufen gleicht dem Hin- und Hergehen beim Anbringen der Kettenfäden am Webstuhl (Ar 216). Ein leichtfüßiger Tanz schwingt wie die Töpferscheibe im Kreis (ll99); schwerfälliges Tanzen von Greisen dagegen wird witzig als 'leicht wie ein Bleigewicht' beschrieben (Ar 120), Teilnehmer am Festzug sind gleichsam dessen 'Zimmerer' (P 28). Die Verfolgungsjagd von Herakles und seinem Sohn um eine Säule ist ein 'Drechseln des F-ußes' (E 62). Das Greifen der Hände ineinander oder um etwas anderes kann als 'Flechten' bezeichnet werden (A, E, Tim, Th 228); wie eine mit Blei festgegossene Statue hält Andromache sich am Altar fest (E 98) .1. Eine ganze Reihe obzöner Ausdrucksweisen aus der Sex ua 1 s phä_r e ist aus dem Handwerk genommen. Das männliche Glied heißt 'Nagel' (Ar 54), die weiblichen Geschlechtsteile 'Koch- oder Bratstätte' (Ar 291)

306 oder 'Bohrung' (Ar 52). Sine vielfach 'durchbohrte' Alte ist ein 'Mehlsieb' (Ar 264). Wenn jemand geil gemacht wird, wird er 'geröstet' (Ar 291); das Erregen des Gliedes wird als 'Rösten der Eichel' umschrieben (Ar 291, 1286). Der Geschlechtsverkehr ist ein 'Durchbohren des Deckels' (Hip 52), ein 'Spalten mit der Axt' (Araros 36), ein 'Braten des Ferkels auf dem Bratspieß' (Ar 291). Der Gebrauch des Olisbos wird als 'Schinden des geschundenen Hundes' beschrieben (Ar 234), Geschlechtsverkehr mit einer Toten als 'Hineinlegen der Brote in einen kalten Backofen' (Hd 267). Homosexueller Verkehr wird durch die Vorstellungen vom Zusammenwirken von Hammer und Amboß (Cratil41), vom Eingießen des Erzes in die Form (Ar 168), vom Stopfen der Wurst (Ar 280) dargestellt. Das Onanieren wird als 'Kneten im runden Mörser' (Ar 266), eine andere obszöne Tätigkeit als 'Zerteilen von Fleisch' (Ar 291, 1289) umschrieben. Die Beschäftigung von Hetären und Kupplern ist ein 'Handwerk' (Alex 12), Eine Frau, die ihren Mann sexuell so überbeansprucht, daß seine Haare ausfallen, 'sengt ihn ab ohne Fackel' (Hes 277).

Auffällig häufig stehen handwerkliche Ausdrücke und ausführliche Bilder in Zusammenhängen des Quälens, Mißhandelns und Tötens , da die Anwendung technischer Behandlungsweisen auf einen lebenden Körper besonders grausam und gefühllos wirkt, aber auch oft den Anstrich drastischer Komik hat. Mitwiter ist der Handwerksvorgang nicht nur Abbild oder Parallele des Mißhandelns, sondern wird selbst auf das ungewohnte Objekt, den menschlichen Körper, übertragen. Der Mißhandelte wird 'gerupft' wie ein Fell (Ar 192 f.), 'wie eine Wurst zum Kühlen aufgehängt' (Hip 280), 'gerührt' (Ar 283), 'im Topf zerdrückt' (Ar 284), 'in Salzlauge gekocht' (Ar 288); seine Körperhaare werden 'gesengt' wie die Borsten eines Schweins (Ar 277). Der Körper wird von heißen Strahlen der Sonne 'geröstet' (A 291); für das Peinigen mit Fakkeln wird der gleiche Ausdruck verwendet (Ar 291). Das Auge des Kyklopen wird ausgebohrt, so wie ein Brett beim Schiffsbau mit dem Drillbohrer durchbohrt wird (Od 73, E 75), der glühende Pfahl zischt im Auge wie glühendes Eisen beim Eintauchen ins Wasserbad (Od 150), die Bewegung des Pfahles im Auge ist ein 'Drechseln' (E 63). Die Weiber auf der Akropolis, auch der widerspenstige Mnesilochos, sollen wie im KohlenRinger werden 'gemeiler verkohlt werden (Ar 76 f. ). Unterliegende rupft' (Sim 192) oder weich geschlagen wie Felle beim Gerben (P 238 f.). Traghölzer 'pressen' die Schultern wie eine Presse (Ar 223). Das Zerstören des Körpers durch Schläge oder Steinigung ist ein 'Zerkrempeln' (A, E,Ar 199), das Treten und Zermalmen ein 'Dreschen' (Il, S 250). Für das Aufkratzen oder Blutigschlagen finden wir die Ausdrücke 'abhäuten' (Ar,Crati,233), 'zum Purpurmantel krempeln' (Ar 199), 'blutig färben' (Ar 224), 'mit der Walkerdistel aufkratzen' (A, S, Crati ist 1Walkerdistel' der Name eines Marter219 ff.). Entsprechend

307 geräts (Hd 219). Wer ausgepeitscht wird, 'verliert Flocken', wie es Stoffe beim Abscheren tun, womit wohl Hautfetzen gemeint sein dürften (Ar 221). Der verwundete oder zerschnittene Körper wird 'zersägt' (Ar, Trg 40,157), wie Fleisch vom Metzger 'zerstückelt' und 'zerhackt' (A,E,Hd, (Ar 280); der Kyklop, der OdysAr 277 f.), 'zu Wurstmasse verarbeitet' seus' Gefährten zerstückelt, ist ein 'Metzger des Hades' (E 282). Das Töten von Menschen wird als 'Schlachten' (A,S,E,Ar,Hd,Th 276) und 'zum Schlauch schinden' (Sol 233) bezeichnet; der Mörder ist ein 'Metzger' (S 277) oder 'Schlächter' (E 276, 1224), die tötende, rächende Hand ein 'gerechter Zimmermann' (A 28). Das Haupt Agamemnons wird wie Eichenholz mit der Axt gespalten (S 25); auf heimtückische Weise wird er wie ein Rind an der Krippe ermordet (Od 276), und seine Gefährten werden geschlachtet wie Schweine zu einem Hochzeitsschmaus (Od 276); der zusätzliche Mord an Kassandra, die wie vom Metzger auf dem Hackklotz getötet wird (A 276), ist eine 'Zukost' (A 21!4). Vielfältig sind die Grausamkeiten, die Kleon und der Wursthändler sich gegenseitig androhen oder auf sich selbst herabbeschwören. Man hört vom Schinden zum Diebssack (Ar 236), Festnageln am Boden zum Abziehen der Haut (236), Ausrupfen der Wimpern (236), Zerschneiden zu Sohlen oder Riemen (239), Zerhacken zu Hackfleisch (278), Ausschneiden des Kropfs (279), Abkochen (288), Zerren mit der Fleischzange (288), Untersuchen auf Finnen (293). Strepsiades ist bereit, in der Denkerstube auf sich schmieden (Ar 147), sich abschinden (233) und zu Wurst machen zu lassen (280). Saftige Ohrfeigen werden nicht einfach so verteilt, sondern vorher 'geformt' (Aristopho 112). Gegessenes wird aus dem Magen 'herausgespult' (Ar 215). Ein dicker Bauch soll 'mit Salz gegerbt' werden (Ar 237). An einer Leiche wird gezerrt wie an einer Haut beim Ölgerben (11 23 7 f.), Leichen werden kreuzweise wie geflochtene Matten aufgeschichtet (Th 231). Eine Alte soll wie eine Statue durch Bleiverguß auf einem Grab befestigt werden (Ar 98). Wer umhergehetzt wird, der läuft wie Ochsen beim Dreschen auf der Tenne im Kreis (Ar 253). Das peinliche Verhör ist ein 'Untersuchen am Prüfstein' (174 f.). Als ein Handwerk, das recht verstanden sein muß, wird der Krieg mit seinen speziellen Fertigkeiten wie Bogenschießen, Speerwerfen, Seekampf angesehen (S,E,Dcr,Hd, Th12). Die Athener sind 'Fachleute' des Krieges (Th 13). Eine nicht eingespielte Schiffsmannschaft ist 'nicht zusammengeschweißt' (Th 149). Bei Kampfübungen ermüdet man wie beim Krempeln der Wolle (S 200). Ein tapferer Krieger ist 'Säule' (P 91,393), 'Pfeiler' (A 91,393), 'Mauer' (P 90,385), 'Stütze' (11 69) seiner Stadt und schützt sie wie ein Turm (11,P,Callin,Alc etc. 90,385). 'Sich wappnen' wird witzig durch das Bild vom Überziehen der Hörner mit Bronzeblech ausgedrückt (Hd 168). Ein vielfach durchbohrter Schild gleicht einer Tonform beim Metallguß, die ebenfalls viele Löcher hat (S 166); ein Schild, der kreisrund ist und Schläge aushalten muß, wird 'Tenne' genannt (A

308 254). Bäume werden als Schanzwerk 'kreuzweise wie beim Mattenflechten' aufgeschichtet (Th 230); Schiffe oder Flügel der Flotte werden miteinander •verflochten' (E, Hd 228); die Flotte ist eine 'hölzerne Mauer' (Hd(or)90,385). Schlachtreihen schließen sich zusammen wie eine fest gefügte Mauer (Il 85). Eine Schlacht steht gleich wie die Waage der genau wiegenden Spinnerin (Il 208); es gibt kein Zurückweichen von der Kampflinie, so wie der Zimmermann beim Behauen eines Balkens nicht von der Linie der Richtschnur abweicht (Il 71). Der Lärm der Schlacht gleicht dem Lärm des Holzfällens (11 23); bei einer Zeitangabe kontrasiert die Unrast des Kampfes zur Rast des Holzfällers (Il 23 f.). Das Durcheinander von Heeren oder Pferden wird als 'Verrühren' bezeichnet (Il, S 283). Ein Pfeil, der abprallt, bewegt sich wie Bohnen auf der Tenne (Il 257); Geschosse werden den Körpern 'eingefügt' (E 33). Das Abhauen der Arme ist ein 'Glätten' wie mit dem Sehlichtbeil (Il35); die Keule trifft den Kopf wie der Schmiedehammer den Metallklumpen (E 144). Die Waffen werden wie zum Färben ins Blut getaucht (A, S, E. 224), Körper und Waffen werden vom Blut 'purpurgefärbt' (B, S, E, Hd, Tim 224). über Schenkel fließt das Blut wie Purpurfarbe über Elfenbein (11 248 f.). Fallende Krieger stürzen zu Boden wie gefällte Bäume (1120 ff.). Ein unterliegendes Heer wird 'von der Ebene abgeschoren' A 193); ein gefallener Krieger wird wie Holz auf Maultieren abtransportiert (1124). Der Krieger wird im Kampf zu einem kleinen Häuflein Asche 'geläutert', so wie aus vielem Golderz nur ein kleiner Klumpen Gold gewonnen wird (A 126 f.). Das Verwüsten des feindlichen Landes unter Abholzen der Bäume ist ein 'Scheren' (Hd, Th 193) oder 'Glätten' (Hd35); Städte werden wie Zutaten des Knoblauchgerichts im Mörser zermalmt (Ar 286) oder wie eine Fichte abgehauen (Hd 25). Das Durchmachen und Vollenden der Kriegesmühen ist ein 'Aufwickeln des Knäuels' (Il, Od, Hes 206 f.). Die Tapferbarkeit Achills 'baute den Atriden die Brücke zur Heimkehr' (P 94). Verhältnismäßig selten werden handwerkliche Bilder für praktische T ä t i g k e i t e n verwendet, wohl weil hier der Kontrast fehlt; nur wenige ausführliche Bilder, hauptsächlich Wortmetaphern, kommen hier vor. Jede erdenkliche Tätigkeit, von der Geschicklichkeit beim Feueranmachen bis zur Verwandlungskunst, kann als -rtxvn bezeichnet wi:cd als werden (11 f.). Für allgemein 'bedecken', auch 'bekränzen', Sprachmetapher der Ausdruck 'überdachen' (Ept cpw) verwendet (P, B, E,Crati 94). Tätigkeiten, bei denen etwas zusammengerollt wird (Segel, Ankertau), werden mit dem Ausdruck fiir das Rollen des Vorgarns auf dem Schenkel (µT]p0e:cr6a. L')bezeichnet (Od, S201 f.). Für das Zusammenlegen eines Ruhelagers wird der terminus technicus vom Annähen der Sohle (l-ta.,,Oe: LV) genommen (Ar241). Jedes Messen und Wiegen kann (O-ra.6µcxv)bezeichnet werden (E,Ar als 'Messen mit der Richtschnur' 46). Das Eindicken der Milch ist ein 'Verholzen' (Emp56), das Weichschlagen von Polypen ein 'Filzen', da Filz ebenfalls gepreßt wird (Ar,

309 Eub227). Das Öffnen eines Weinkrugs wird scherzhaft 'Schlachten' genannt (Ar276); Weiber, die lieber saufen als spinnen, 'spinnen bierartigen Flachs' (Crati 205). Das Bauen von Wasserfahrzeugen heißt einmal 'Töpfern' (Nicostr 103); die spezielle Bauweise der Nilschiffe wird durch den Vergleich mit dem Bauen einer Ziegelmauer verdeutlicht (Hd 89). Zur Seefahrt braucht man 'handwerkliches Geschick' (Carm Conv 17). Ziegelbauten werden einmal als •aus Ziegeln gewebt' beschrieben (A 218). Die Breite von Odysseus• Floß wird durch den Vergleich mit dem Baueines Lastschiffs angegeben (Od 70 f.). Äxte werden in eine Reihe gestellt wie Kielhalter (Od68). Ein Ast wird so rund herabgebogen, wie man eine Kreislinie aufs Holz zeichnet, aus dem ein Rad ausgeschnitten werden soll (E 61). Auch Meister nicht-handwerklicher Künste sind cipx L-rtwrovEOTCClyll,;;

55 54-ff;73 yoµq>6w 56;60f;75f;274 ypmpe:O,;; 184ff 187f ypa.cp'll 189 ypctcpw &.1toµoOowc;; 61f ypctq>w TÖPV'l/ 48 ywvCa. 86f ywvLai'oc;; 48 "(WVLO:OµÖt01:E:XV~W ),(0'.>!01:E:XVCO. 12 A.12 12 A, 12 =1-t61:e:xvo,;; 259 )o(Clµ• vdl )o(ciµn;,:w d: roa.c; 69f ),(ctµ1nw t'i:uv 58 )o(cfµn;i:w ),(Awv'ope:,ov 61f xctµn;,:w 5pnT)xo.,;; 59 )o(O'.Vcf ße:uµo. 115 115 xctva.ßo,;; xo.vdlv 46ff; 109 ;211ff 266 A, 1186 xctpoon;o,;; 287 >t0.P1J)o(OTI;O ,~W )o(O'.OOC-re:poc; 119; 128ff 269 A.1195 )o(0.1:ay,yo.p1:Cl;;w xd.,:o.yµo. 195; 197f 231 )o(O.,axe:Cpw 286 1-ta.1:axva.Cw 221 ),(0:1:0:X vt6w

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