Ägypten. Forschungen über Land und Volk während eines zehnjährigen Aufenthalts [2]

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AEGYPTEN. ZWEITE« THEII,

wenn nur einem ein« gefallt andere«, .o Lt et *ut bestellt.

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Und andern

Kücken.

*

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AEGYPTEN. FORSCHUNGEN ÜBER LAND

UNI)

VOLK WÄHREND EINES

ZEHNJÄHRIGEN AUFENTHALTS.

VON

ALFRED

von

KREMEH.

NEBST EINER KARTE VON AEGYPTEN.

ZWEITER STAATSWESEN.

HANDEL.

TIIEIL.

OEFFENTLTOHE ARBEITEN.

VOLKSBILDUNG.

LEIPZIG: F.

A.

BROCKIIAUS. 18

CK

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Der Verfasser behält sich da« Recht der Uebersetxung

in

fremde Sprachen vor.

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Inhalt. Viertes Buch.

Die administrativen und staatlichen Verhältnisse. Das mohammedanische Staatsprincip.







Mohammed -Ali.



Die Die Mudirijjehs. Die Steuern. Centraibehörden. Wirkungskreis des Mudir. Innerer Organismus der Aemter. Die Gouverneure. Administrative Eintheilung.













Das Finanzwesen. nahmen und Ausgaben. Das Deficit. Geschäftsgang.







Die Staatsschulden. Die 60.

Tabellarische Uebersicht des Budgets für 1859

Steuern und Zölle.





Das Budget der Ein-







Budget der Provinzen. Die Gesetzgebung und Rechtspflege. Grundidee des Semitismus und Christenthums. Das Gesetz Mohammcd's. Der Koran Die vier Imams. und die Tradition. Die Gesetzeswissen-

















Die juridische Literatur. Die Gesetzgebung. Analyse Die Tanzimati Chairijjeh und das Strafgesetzbuch. Die Sicherdes ägyptischen Strafgesetzes. Die Gerichte. Kadi und heitspolizei. Die bürgerliche Gesetzgebung. schaft.



— —









Die Stiftungen. Das Verfahren in Streitsachen. Die Die bürgerliche Gesellschaft Die Sklaverei. Die StelEunuchen. Gleichberechtigung der Schwarzen. lung der Frau. Charakter der Aegyptcrinncn. Ehegesetz. Die Religiöser Indifferentismus der höhern Klassen.

Mufti.















Klassen der bürgerlichen Gesellschaft. christlichen







und jüdischen Gemeinden.



Die Zünfte.

— —

Die



Die nichtunirteu Statistische Angaben.

Die katholischen Kopten. Marouiten und ArDie Griechen. Die Sudaner. menier. Sociale GeDie Europäer und die Consulate. brechen der mohammedanischen Gesellschaft. Bevölkerungsverhältnisse. Neueste Mohammed -Ali's Volkszählung.

Kopten.







— —



Volkszählung.





S.

1

Iii.

VI

Fünftes Buch.

Der Handel von Aegypten. Uebersicht, Alexandrien.

thum.





Gewichte.







Masse.



Commerzielle Blüte.



Moderne

verhältnisse.





Münzen.



Alexandrien im Alter-



Stadt. Mahmudijjeh- Kanal. HandelsDie Baumwolle. Export von Feldfrüchten.



— Import. — Abnahme des Ge— Abnahme des Imports und deren Ursache.

Andere Exportartikel.

sammtverkehrs.



— —







Listen des Handels und der Schiffahrt. Damiette. Export und Import. Schiffahrt Suez. Bedeutung der Stadt Die Ueberlandroute. Der Handel des Rothen Meers. Schiffahrt. Import- und Exportartikel. Dampfer. Handel mit Hafenordnung. Die Pilger.

— —





— —



Dscheddah.





Indischer

Transithandel.







Schiffahrt.





Sawakin. Kairo. Handel und Schiffahrt Lage und Bedeutung. Industrie und Handel. Mansurah. Kenne. Zakazik. Tanta. Siut. S. 115 238. Assuan. Chartum. Kosseir.













— — —



Sechstes Buch.

Die öffentlichen Arbeiten.

Mohammed -Ali's



Verdienste.



Der Der Barrage des Nil. Isthmus und dessen Bedeutung

Die

Eisenbahnen.

projectirtc Kanal für Aegypten.



durch den S. 239—264.

Siebentes Buch.

Schulen und Volksunterricht, Literatur und Bildung.



Methode des Die Volksschulen und ihre Entstehung. Der höhere Unterricht und die Medreseh. Die UniDie Moschee. Dar-el-Hadis und Dar-el-Koran. Rector Nationen daselbst. versität el-Azhar in Kairo. Unterrichts.



magnificus.





Studenten.

Litcraturzu8tände.











— — Professoren. —

Poesie und Poeten.





Lectionskatalog.



Scheich Schi-



Die Der Volksroman. Dessen Buch der Lieder. Moderne Literaten von Kairo. Erzählung vom Zir. S. 265—336. Schulen nach europäischem Muster. hab.

.





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Die administrativen

nnd

staatlichen Verhält

nisse.



Das mohammedanische ßtaatsprincip.



Mohammed-Ali.





Admi-

Die Mudirijjehs. Die Centraibehörden. Wirkungskreis des Mudir. Die GouverDie Steuern. Innerer Organismus der Aemter. neure. Geschäftsgang. Das Finanzwesen. Das Budget der Einnahmen und Ausgaben.

nistrative Eintheilung.

— —





Das







Die Staatsschulden.







Tabellarische Uebersicht Die Steuern und Zölle. Budget der Provinzen. GrundDie Gesetzgebung und Rechtspflege. Das Gesetz Moharaidee des Semitismus und Christenthums. Die vier Imams. med's. Der Koran und die Tradition. Deficit.

des Budgets für 1859



— 60. —

— —



Die Gesetzeswissenschaft.







Die juridische Literatur.



Die Ge-

Die Tanzimati Chairijjeh und das Strafgesetzbuch. Analyse des ägyptischen Strafgesetzes. Die Gerichte. Die

setzgebung.



— —

und



Mufti.





— —

Die bürgerliche Gesetzgebung. Kadi Das Verfahren in Streitsachen. Die Stiftungen.

Sicherheitspolizei.









Die Sklaverei. Die Eunuchen. Die bürgerliche Gesellschaft. Gleichberechtigung der Schwarzen. Die Stellung der Frau. Religiöser InCharakter der Aegypterinnen. Ehegesetz. Die Klassen der bürgerdifferentismus der höhern Klassen.









lichen Gesellschaft.

schen Gemeinden.





Die Zünfte.

— — Die



christlichen

und

jüdi-

— Die katholischen Griechen. — Die Suria-

Die nichtunirten Kopten.



— —

Statistische Angaben. Die Die Europäer und die ConMaroniten und Armenier. sulate. Sociale Gebrechen der mohammedanischen Gesellschaft. Mohammed-Ali's Volkszählung. Bevölkeningsverhältnisse.

Kopten. ner.











Neueste Volkszählung.

Im

Juni des Jahres 638 n. Chr. drang der arabische

Feldherr 'Amr-Ibn-el-'As'i in Aegypten ein, das von einer Provinz des Oströmischen Reichs nun zu einer Statthalterschaft der Khalifen ward. v.

Kre tue

r,

Aegypten.

II.

Die weltliche Herrschaft der1

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2 selben wurde aber bald von ihren übermächtigen Statt-

Aegyptens,

Statthalter

Lande

Ahmed Ibn-Tülün,

mehr und mehr beschränkt.

haltern

der

FL 164 (780

J. d.

i.

schon

sich

in

diesem

ganz unabhängig zu machen gewusst hatte,

fast

eroberte

der

— 781

n.

Chr.) Syrien, das

er mit Aegypten zu einem Staate vereinigte, welcher den

Khalifen blos als Religionsoberhaupt anerkannte.

wurde dessen Herrschaft

in diesen

kurze Zeit wiederhergestellt, aber der

935

n. Chr.)

Zwar

beiden Provinzen auf i.

J. d. Fl.

323 (934

neuernannte Statthalter über Aegypten Ich-

schid erlangte schnell eine beinahe souveräne Macht

und

begründete die Dynastie der Ichschiden, die nach kurzer

Dauer von den Herrschern über Westafrika, den Fatimiden, gestürzt ward, welche 969 n. Chr. Aegypten eroberten. Auf diese folgte die kurdische Dynastie der Ajjubiden, denen sich die Reihe der Sultane aus den

baharidi8chen und tscherl^essischen

Mamluken

anschloss.

Unter den drei letzten Dynastien bildete Aegypten für sich schon einen

vollkommen unabhängigen mohammeda-

nischen Staat. Der Osmanensultan Sellm vereinigte endlich

Aegypten im Jahre 1517 mit dem grossen Osmanen-

reich,

dem

während theilt

und

hatten,

es nominell unterthan blieb

eine Art militärischer

bis

und Tribut

Mamlukenbeys das Land unter

die

zahlte,

sich

ge-

Adelsrepublik gebildet

nach der französischen Besetzung Moham-

med-Ali's Herrschergenie sich desselben bemächtigte und

nach wechselvollen Kämpfen die Erblichkeit der Statthalterwürde in seiner Familie und die volle Unabhängigkeit Aegyptens von der Pforte in Betreff der innern

Angelegenheiten gegen Entrichtung eines jährlichen Tributs zu erringen wusste. rif

vom Jahre

1841,

Grossmächte die

Das grossherrliche Hattische-

welches

letzte

Weihe

durch die Garantie der erhielt,

bestätigte

diese

eigenthümliche Stellung Aegyptens. Seit jenem Zeitpunkt

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3 ist

dasselbe ein vod der Pforte in seinen innern Angelegen-

heiten nahezu unabhängiger Staat, der von dein ältesten

Mohammed -AlTs

Glied der Familie

Organismus dieses Landes

politische

wird. Der im Nachstehen-

regiert soll

den geschildert werden.

Auf fremdartiger und von den europäischen Staatsvollkommen verschiedener Grundlage entwickelte sich der mohammedanische Staat. Alles, was man gemeiniglich als die Grundpfeiler und festesten Stützen des Staates in Europa zu betrachten gewohnt ist, fehlte Kein Adel, in der politischen Entwickelung des Islam. bildungen

der durch Fertigkeit im Kriegshandwerk sich eine einflussreiche Stellung erwarb, keine Geistlichkeit, die

ihren

aber

stillen,

Geinüther

desto

durch

mächtigern Einfluss auf die

Macht und Ansehen gewann, kein Bauernund Unentbehrlichkeit als

stand, der durch seine Anzahl

mächtiger Hebel in

wickelung mitwirkte

der europäischen :

staatlichen

von alledem

nichts

tritt

Ent-

uns

in

den Anfängen des mohammedanischen Staates entgegen.

Und dennoch

bildeten sich auf solchem

Boden

feste

und

dauerhafte staatliche Organismen, die einen für immer

denkwürdigen

Fortschritt

in

der

Culturgeschichte

der

Menschheit bezeichnen.

Unter den ersten Nachfolgern Mohammed's war der

mohammedanische Staat lich

religiösem

ein

Charakter;

Wahlreich von ausschliessalle

Gläubigen waren

dem

Koran gleichmässig unterworfen.

Fortwäh-

um

den Islam

auf der Schneide des Säbels zu verbreiten,

wandelten

Gesetz des

rende Eroberungszüge in fremde Länder,

fast

die

Vollste

ganze Gemeinde der Moslems in Krieger um. Gleichheit

und

Brüderlichkeit

im bürgerlichen

Leben waren damals näher daran als je, verwirklicht zu werden. Bald aber ward das Khalifat erblich, zuerst in

der

Dynastie

der Omejjaden,

dann der Abbasiden; 1*

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4 es

schnell in sich selbst

fiel

Provinz entstand ein

zusammen und

fast in jeder

,

nach voller Unabhängig-

anderer,

Die Khalifen in Bagdad sanken

keit strebender Staat.

zu machtlosen Kirchenfürsten herab, beschränkt auf das

Weichbild

enge

von

weltlichen

ihrer

der

Hauptstadt.

Die Trennung der

war somit

Herrschaft

kirchlichen

vollendet.

Auf einen Koranvers

gestützt,

wurden

die Regierun-

gen, die sich auf solche Weise bildeten, von den Bevöl-

kerungen

nie

illegitim

als

Denn

betrachtet.

es heisst

im Koran: «Gehorchet Gott und gehorchet dem Propheten und gehorchet euern Fürsten.» Die

Berechtigung

Regierung nischen

ist

thatsächlich

In

bestehenden

mohammeda-

Macht und der Besitz

Nachweis für das Herrscherrecht, und nie

den Völkern

es

jeder

ausgesprochen.

Staaten war daher die

stets der beste fiel

hiermit

hierüber mit

ein,

ihren

Fürsten

rechten zu wollen.

Der mohammedanische Fürst war durch

nichts an-

deres eingeschränkt als durch das Gebot des göttlichen

im Koran ausgesprochenen

Gesetzes.

stenvollmacht gab es nirgends. sten nicht,

wie in mittelalterlich

ein mächtiger tige

Ausgedehntere Für-

Hier standen

dem Für-

europäischen Staaten,

Adel oder auf ihre Freiheiten eifersüch-

Stände gegenüber; sein Wille war unwiderruflicher Die einzige Klasse der Religions- und Gesetzes-

Befehl.

gelehrten, als Träger

übte nichts

einen

und Ausleger des

göttlichen Worts,

beschränkenden Einfluss aus.

dem Islam fremder

ist

als

eine

Denn obwol

Priesterkaste, so

bildete sich doch allmählich eine zahlreiche Klasse

Leuten,

die das

kunde

als

Besitz

aller

von

Studium der Religions- und Gesetzes-

Brotwissenschaft richterlichen

betrieben,

und

welche

geistlichen

sich

im

Aemter, im

Genuss reicher Pfründen befanden und durch das Anse-

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hen, welches sie bei den untern Klassen der Bevölkerung

genossen, grossen Einfluss auszuüben im Stande waren

und hierdurch der Machtvollkommenheit des Sultans

öfters

Einhalt thaten.

Nächst diesen war es die Kriegerkaste) und namentlich die fürstliche

Leibwache, die eine bevorzugte Klasse

ausmachte. Letztere ward bei den Khalifen sowol als bei

andern Sultanen mit Vorliebe aus tscherkessischen Sklaven (Mainluken) zusammengesetzt und bildete eine Art Prätorianergarde, welche fast

Erbfolge

Diese war

eingriff.

immer gewaltthätig

es,

in die

welche den letzten Ajju-

biden stürzte und die beiden Mamluken-Dynastien Aegyp^

Einen mächtigen Einfluss auf die Regie-

tens gründete.

rungsgeschäfte übten auch die Christen aus, die besonders in Aegypten,

wo

die

Kopten

die ganze Staatslroch-

haltung in Händen hatten, zur Führung des Staatsrech-

nungswesens vollkommen unentbehrlich waren und es •

jetzt

geblieben

Truppen, die

theils

Heer von

Ein

sind.

baaren Sold erhielten,

theils

mit An-

weisung von Grundstücken (Iktäät) bezahlt wurden, dete die bewaffnete Macht

und war

bis-

unregelmässigen

bil-

die Hauptstütze der

Regierung gegen äussere Angriffe und Volksaufstände, die in den absoluten Monarchien des Orients viel häufiger

und folgenschwerer

waren

als

den

in

freiesten

Staaten Europas.

Auf solchen Grundlagen begann schon Jahrhunderten nach

Mohammed

die

in

den ersten

Entwickelung

der

mohammedanischen Staaten, die wie Pilze aus vermoderndem Waldgrund üppig auf dem schnell morschen Boden des Khalifats emporwucherten. Nur kurz war die Dauer der Mehrzahl der so entstandenen selbständigen

politischen

Organismen; darunter nahm Aegypten

erste Machtstellung

meisten,

bis

ein

es zuletzt

und

hielt

sich

länger

als

die die

doch das gemeinsame Schicksal

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6 theilte

und dem unter den Sultanen aus dem Hause Os-

man neu emporgewachsenen

zweiten Khalifenreich

zur

Beute ward. Mit der Eroberung Aegyptens durch Sultan Selim

wurde zwar der

unabhängige Beherrscher

letzte

Aegyptens aus dem

Stamm der

ken, Tumanbai

gestürzt, aber ungeachtet der

II.,

tscherkessischen

MamluOsma-

nen fürst nun Aegypten durch Statthalter verwalten Hess, so

war doch

erkannt.

seine Herrschaft

kömmlinge der Mamluken fast

nur dem Namen nach an-

In einer Art Feudalrepublik hatten die Nach-

ganz in ihrem

unbedeutende Steuern,

Mohammed- Ali's Beutel betrug

sich in das

Besitz

dass

Land

das

getheilt,

Dabei zahlten

war.

sie

so

im Beginn der Herrschaft

der ganze Steuerertrag Aegyptens 2000

wovon

*),

fast die Hälfte für

die Bestrei-

tung der Kosten der ägyptischen Pilgerkaravane und des

Mahmal verausgabt und nur der Rest an die Pforte abDer Mamluken Macht, die schon durch

geführt wurde.

die französische

wurde

erst

Occupation

bedeutend erschüttert war,

von Mohammed-Ali durch die bekannte ver-

rätherische Niedermetzelung von 500 der angesehensten

Mamlukenbeys auf der

Citadelle

von Kairo gebrochen.

Er ward nun der Begründer neuer und geordneter licher Verhältnisse für Aegypten,

die

derte lang durch Anarchie verwüstete

Zukunft vorbereiteten.

An kühnem

staat-

für das Jahrhun-

Land

eine bessere

Unternehmungsgeist,

scharfem und richtigem Urtheil in politischen Dingen,

Erobemngslust Dynastie

der

Ahmed Ibn-Tülün, dem Gründer Tuluniden vergleichbar, dessen

noch jetzt in Kairo steht,

als

übertraf ihn doch

Denkmal

der

Moschee

seiner

Macht aufrecht

Mohammed- Ali

weit an organi-

satorischem Genie und administrativer Befähigung.

Wäh-

rend seiner langen, ereignissreichen Herrschaft begrün-

Hand den Bau neuer geordneter staatund administrativer Zustände und hinterliess (bei

dete er mit fester licher

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7

seinem Tode im Jahre 1849) seinem Nachfolger Ibrahim-

Pascha ein in allen seinen Theilen geordnetes, wohlgegliedertes

und wenn auch auf mohammedanischen Prindoch dem Geist der Neuzeit nicht

begründetes,

cipien

Staatswesen, das in seinen

widerstrebendes

innern An-

gelegenheiten sich selbständig und von der ottomanischen Pforte unabhängig entwickelte. Ungeachtet der mannich-

von seinen Nachfolgern vorgenommenen Aende-

faltigen

rungen stammt doch jede Einrichtung von irgendwelcher Wichtigkeit

Aegypten

in

von

Mohammed -Ali,

dessen

grosser Geist selbst nach seinem Tode die Geschicke des

Landes zu lenken

scheint.

Es wäre hier jedoch nicht

am

Platz, ja selbst

kaum

dankenswerth, die Geschichte des allmählichen Entstehens der jetzigen staatlichen Organisation Aegyptens zu geben; Darstellung

eine allein,

des

gegenwärtig

die wir beabsichtigen

und

Bestehenden

ist

die in grössern

es

Krei-

sen bekannt zu macheu nicht überflüssig sein dürfte. -

1.

Das

Administrative Einteilung.

eigentliche

Aegypten

zerfällt

in

zwei

wieder in mehrere Kegierungsdistricte eingetheilt

man mit dem Namen

grosse

und Oberägypten, von denen jede

Hälften, Unterägypten

Mudirijjeh bezeichnet.

ist,

die

Unterägyp-

ten besteht aus 5 Mudirijjehs ; es sind die folgenden

von Kaljubijjeh mit dem HauptEs umfasst dieser Verwaltungsbezirk, der vom Rothen Meer an beginnt, auch die frühere Mudir1)

Mudirijjeh

ort Zak'azik'.

ijjeh Scharkijjeh.

Gizeh mit dem Hauptort Gizeh, dem westlichen Nilufer. von Rodat-el- Bahrein mit dem

2) Mudirijjeh von

gegenüber von Alt-Kairo auf 3)

Mudirijjeh

Hauptort Tanta.

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8

von Dakahlijjeh mit dem HauptEs umfa9st diese Mudirijjeh auch die

4) Mudirijjeh

ort Mansurah.

beiden frühern Mudirijjehs Menufijjeh und Gharbijjeh. Mudirijjeh

5)

Buhe ir eh

von

mit

a )

dem Hauptort

Damanhur. Unter Mohammed- Ali und Abbas- Pascha betrug die Zahl der Mudirijjeh von Unterägypten drei mehr, nämlich die

von Scharkijjeh, Menufijjeh und Gharbijjeh, die

jetzt aus

Ersparungsgründen andern Mudirijjehs einver-

worden

leibt

sind.

Oberägypten

zerfällt

in

6 Mudirijjehs;

es

sind die

folgenden 1.)

Mudirijjeh

von Beni-Suef mit dem Hauptort

Beni-Suef. 2) Mudirijjeh

dinet

-

Fajum

von

mit

dem Hauptort Me-

Fajum.

3) Mudirijjeh

Minjeh und Beni-Mezär

von

mit

dem Hauptort Minjeh. 4) Mudirijjeh von 5) Mudirijjeh

Siut mit dem Hauptort

von Girgeh mit

Siut.

dem gleichnamigen

Hauptort. 6) Mudirijjeh

Wadi Haifa

reicht,

von mit

Kenne und Esne,

welche bis

dem Hauptort Kenne.

Ausgeschieden von den Mudirijjehs und

als

besondere

Verwaltungsgebiete betrachtet werden die grössern Städte,

wie

Kairo,

Alexandrien,

Arisch und Suez,

Rosette,

Damiette,

Kosseir,

welche unter eigenen Gouverneuren

stehen.

In jeder Mudirijjeh halters), in

ist

der Divan des Mudir (Statt-

den obengenannten reichsunmittelbaren Städten

aber der- Divan des Gouverneurs die höchste politische, administrative, polizeiliche

und zum Theil auch

gericht-

liche Behörde. 3)

Ueber diesen Statthalterei-Divans stehen die grossen

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Centraibehörden,

zum

drien,

zum

die

Theil ihren Sitz

in

Alexan-

Es bestehen

Kairo haben.

Theil in

derzeit

nur folgende drei: 1)

Das Ministerium des Aeussern, welches Regierung

Beziehungen der

amtlichen

die

des

Vicekönig-

Statthalters mit den Vertretern der fremden

Mächte zu

und überhaupt

leiten

die wichtigsten mit

Europäern an-

hängigen Angelegenheiten zu verhandeln hat, ebenso wie die Correspondenz mit Konstantinopel in dessen

gehört.

Der Minister des Aeussern

vom Vicekönig - Statthalter.

unmittelbar

man

welche

als eine

Bereich

erhält seine Befehle

Diese

Stelle,

der angesehensten und bedeutend-

ward früher häufig an armenische ChriMohammed -Ali an Bogos-Bey, unter Abbas- Pascha an Artin -Bey und später an Ste-

sten betrachtet,

sten verliehen, wie unter

phan-Bey, der auch noch

bis in des

gegenwärtigen Vice-

königs Regierung hinein diesen Posten bekleidete, obwol

Amt

unter demselben dieses

zur Unbedeutendheit herab-

Der Minister des Aeussern kann eben nur dann Einnuss und Ansehen behaupten, wenn er das volle Versank.

des Vicekönigs besitzt und die Vollmacht hat, nach seinem Ermessen und ohne in jedem einzelnen Fall die Verfügungen des Vicekönigs einholen zu müssen, Ge-

trauen

schäfte zu

consuln

es

Denn

entscheiden.

vor,

sonst ziehen die General-

Angelegenheiten direct mit

ihre

dem

Vicekönig zu verhandeln, was letzterer, so ungern er es

auch

sieht,

souveräne selbst

dennoch nicht verhindern kann, da er keine Stellung

lich verlangte

den

und

hat

dem Generalconsul

oft

als

Statthalter

Audienz nicht leicht versagen kann. ,

wahrhaft lästigen Plackereien von

suchen, Beschwerdeführungen u.

der Vicekönig

Aegyptens

der kleinsten Macht eine amt-

oft,

ja

nachzugeben und das

fast

s.

Um

Audienzge-

w. zu entgehen, wählt

immer den Ausweg, Heber

Geforderte

zu

bewilligen,

auch

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10

wenn

um Summen

es sich

handelt,

die

sehr

beträcht-

lich sind.

Das Ministerium der Finanzen, welches

2)

ganze u.

Finanzverwaltung des Landes,

das

die

Steuerwesen

w. unter sich hat.

8.

Das Kriegsministerium, welches

3)

genheiten des Heeres und der Flotte

leitet.

alle

Angele-

Unter Moham-

med-Ali, Ibrahim -Pascha und Abbas- Pascha hatte die letztere ein eigenes Ministerium, welches jetzt in

Alexan-

drien durch den Divan des Arsenals (Diwan-et-Tersäneh) ersetzt wird, der aber

net

dem Kriegsministerium

untergeord-

Ebenso sind die Schulen, das Unterrichtswesen

ist.

dem Kriegsministerium

sowie die Sanitätsanstalten

zuge-

für erstere bestand früher ein eigenes Ministerium

theilt;

des öffentlichen Unterrichts,

genannt ward.

welches Diwän-el-Medäris

Die Sanitätsangelegenheiten stehen unter

der Leitung eines Sanitätsraths in Alexandrien.

Ueber allen diesen Behörden stand früher der Kiahja Majordomus), der die Stelle i.

(richtiger Ketchoda, d.

Alterego

eines

wärtige

Würde

Vicekönigs bekleidete.

des

Vicekönig- Statthalter eingehen lassen

Der gegen-

Said -Pascha

und dafür

hat

diese

eine Cabinetskanzlei,

Ma'ijjeh genannt, errichtet, welche die oberste Central stelle repräsentirt.

Dieser sind die Provinzial-

und Stadt-

gouverneure, die Vorstände der verschiedenen Ministerien direct untergeordnet

und

verantwortlich, ihr haben sie

Berichte einzusenden,

ihre

und Anordnungen.

von ihr erhalten

sie

auch

an die Person des Statthalters gerichteten Gesuche werden durch sie erBefehle

Alle

ledigt.

Bei den genannten Centralstellen sind mit Ausnahme des Ministeriums des Aeussern, in welchem immer mehrere Franzosen als Secretäre oder Concipienten angestellt sind,

keine

Europäer bedienstet;

nur den

Diväns der

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b

11

Gouverneure von Kairo und Alexandrien sind zum Behuf der

europäischen

Angelegenheiten je ein europäischer

Advocat und mehrere der italienischen und französischen Sprache kundige Dolmetscher beigegehen. Hingegen sind bei

Armee und

der

Flotte,

den

bei

Sanitätsanstalten,

den Spitälern, den Kriegsschulen und den technischen Fächern zahlreiche Europäer, der Mehrzahl nach Fran.

zosen und Italiener, in Verwendung.

Die Wirksamkeit der obengenannten Centralstellen erstreckt

sich auf die

innere Verwaltung,

Finanz- und

Steuerwesen, Gesetzgebung, Rechtspflege, öffentliche Arbeiten, Heer,

Flotte,

Kriegsschulen, Spitäler und Sani-

Die Verwaltungsbehörden

tätsanstalten.

sind

in

Provinzen die Mudirijjehs und in den grössern

den

Städten

die Divans der Gouverneure.

Der Mudir oder

Statthalter

leitet

seiner Provinz in administrativer, zeilicher

Beziehung.

die Verwaltung

finanzieller

und

poli-

Unter seinen Befehlen stehen die

Kreisaufseher (Näzir-Kism) und denselben wieder unter-

geordnet sind die Bezirksvorsteher (Häkim-Chatt), von

denen noch die Scheich -el-beled (Dorfschulzen) abhängen. In jeder grössern Mudirijjeh befindet sich ort

derselben

auch meistens ein

im Haupt-

ordentliches

Gericht,

Mehkemeh, mit einem Kadi an der Spitze, zur Entscheidung jener Processe, die nicht im administrativen, sondern nur im juridischen Weg entschieden werden können. Der Mudir ist von einem Divan umgeben, der aus einem Wekil, d. i. Stellvertreter, und mehreren Schreibern besteht. Mannichfaltig und schwierig sind die Obliegenheiten des Mudir; er hat vor allem für die Ruhe und Sicherheit seiner Provinz zu sorgen, und zu diesem Behuf stehen

eine

Anzahl Kawassen (türkische

ten) oder reguläre Truppen

dem

sanften

zu

Polizeisolda-

seiner Verfügung.

Bei

und gutmüthigen Charakter der ägyptischen

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12

Bevölkerung

es

ist

kaum

jedoch

Gehrauch zu machen.

je

die zweite Hauptaufgabe des Mudir; seine

sind

bei

beled

die

und der

Die Steuern,

Nazir-Kism, Sarräf, d.

welche

werden müssen, sind

telpalmensteuer, Handwerkern und

Marktsteuer

Hakim-Chatt,

von den

3)

ist

Organe hierScheich -el-

der Kassirer der Mudirijjeh.

i.

1) die

:

die

Mudirijjeh

eingetrieben

Grundsteuer,

2) die

Dat-

Einkommensteuer

von

Industriellen

(Werko) und

die

4)

(H'iml).

Die Grundsteuer Ertrag abwirft

davon

erforderlich,

Die Eintreibung der Steuern

ist

es,

welche den bedeutendsten

Sie wird je nach

Feddan Landes erho-

ben und es werden hierbei die Qualitäten des Culturlandes unterschieden, nach welchen der höchste, mittlere

oder niedrigste Steuersatz zur Anwendung kommt.

.

Zum

Behuf der leichtern Besteuerung ist das ganze Culturland in gewisse grössere Grundcomplexe getheilt, die

man

in Unterägypten Hod', in

Oberägypten aber K'abäleh

und welche meistens Gründe umfassen, die alle dem gleichen Steuersatz unterliegen. Ausserdem wurde schon unter Mohammed -Ali eine allgemeine Vermessung

nennt

Gründe vorgenommen, wobei für jedes Dorf

aller

Ausdehnung Kataster,

die

seiner Saatgründe verzeichnet ward; dieser

der mit

dem Namen Tärf

bezeichnet

dient zur Berechnung der Steuerquote, welche die

wird,

Gründe

wird in Gegenwart des Mudir, der und der Grundbesitzer selbst die Steuerbelastung, welche auf die einzelnen Gründe fallen soll, trifft.

Alle

Jahre

Scheich-el-beled

verhandelt

und dabei vor allem bestimmt,

in

welche

Klasse das Grundstück gehöre, ob zu den höchst-, mittel-

oder niedrigstbesteuerten. gebrachten

Auf Grundlage des zu Stande wird dann das jährliche

Uebereinkommeus

Steuerregister (Mukellefeh) ausgefertigt, wobei zu bemer-

ken

ist,

dass die Steuern persönlich auf den

Namen

eines

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13 nicht, wie früher,

jeden eingetragen sind,

wo nur

die

Steuer

des

gesammten Dorfes eingeschrieben war, für

welche

alle

Dorfbewohner

haften

solidarisch

mussten.

Steuererhebung geschieht monatlich und in baarem

Die

Gelde durch den Sarräf der Mudirijjeh, der herumreist,

einnimmt und an die Mudir-

die einzelnen Steuerquoten

Das Geschäft

ijjeh abführt.

eines solchen Sarräf ist in

der Art, wie es betrieben wird, recht einträglich, da der

Bauer immer den kürzern dabei

Ein jeder Sarräf

zieht.

hat eine grosse Anzahl Dörfer zu bereisen und bezieht einen fixen Gehalt von der Mudirijjeh. ijjeh

wird nur

der

Zehnt

Von den Ibad-

eingetrieben;

die

Schifliks

zahlen keine Steuer.

dem Namen Werko

Die unter

bekannte Auflage

von den

ist eigentlich

Wergi)

4 )

Dienstboten und Handwerkern im Uebereinkommen der Regie-

Industriellen,

erhoben wird.

(richtiger

eine Erwerbsteuer, welche

Sie wird

rung mit den Scheichs der verschiedenen Zünfte

fest-

gesetzt, wobei natürlich der Willkür der grösste Spiel-

raum gegeben

ist.

Die Marktsteuer wird als eine ungerechte Steuer betrachtet in

den

und

trifft alle

Bazars

besteht

ein

welche

von

verkauft

eigener

den

Obst- und Fruchtgattungen, die

werden.

Tarif,

der

verschiedenen

Ueber diese Steuer die

Beträge

Marktartikeln

festsetzt,

erhoben

werden.

Nach der Steuereintreibung ist die bedeutendste ObMudir die Ausübung des Richteramts in allen den Processen und Rechtsstreiten, welche vor sein Forum gebracht werden und nicht zur ausschliesslichen Competenz des religiösen Gerichts, des Mehkemeh, vor liegenheit des

den Richterstuhl des Kadi gehören, wie die Erbschafts-

und

Ehestreitigkeiten.

Besonders hat der Mudir unter

Mitwirkung des Kadi die Processe zu entscheiden, welche

.

Digitized by

Google

14

den Grundbesitz betreffen, die deshalb ausserordentlich

und mehr

als in

jedem andern Lande zahlreich sind, da

nach den jährlichen Ueberschwemmungen die Grenzmar-

ken

vieler

Alle

Gründe

his zur Unkenntlichkeit verwischt sind.

strafrechtlichen

und

polizeilichen

Verhandlungen

gehören ebenfalls vor das Tribunal des Mudir, von

dem

der Appell in zweiter und letzter Instanz an das Secretariat des Vicekönigs, die Ma'ijjeh, geht.

Die Ueberwachung der öffentlichen Bauten', Dämme, Kanäle, Strassen,

Schleusen

ist

dem Mudir

zugewiesen.

Die Feilbietung von Regierungsgütern im Versteigerungs-

wege oder von Lieferungen für das Aerar hat er zu

lei-

ten; selbst das Sanitätswesen seiner Mudirijjeh steht

zum

und

Theil unter seiner Aufsicht derlichen

Summen

er hat die dafür erfor-

anzuweisen und zu verrechnen.

im Grundbesitz, also VerkaufsHypotheken und Pfandacte, müssen im Divan der Mudirijjeh registrirt und von derAlle Veränderungen

documente, neue

Besitztitel,

selben legalisirt werden.

Bei diesem mannichfaltigen und fast zu ausgedehnten Wirkungskreis der Mudirs

wenn

ist es

vollkommen gerecht-

dass sie gut besoldet werden. Ihr Gehalt beträgt,

fertigt,

sie zugleich Miralai sind, d. h.

16 Beutel monatlich

(80 Pf. St.);

Oberstenrang haben, die jüngern Miralai

erhalten blos 12 Beutel.

Da

jedoch die ägyptische Regierung nur eine sehr

beschränkte Anzahl befähigter und hinreichend gebildeter

Beamten zur Verfügung dass nicht liebe

häufig die

im Stande

hat,

so ist es leicht begreiflich,

Mudirs ihrer Stellung zu entsprechen sind.

Die Regierung wählt mit Vor-*

zu diesem Posten ehemalige höhere Offiziere, die

von administrativen, politischen oder gar von nationalökonomischen Fragen keine Kenntniss haben und durch .

fortwährende

Misgriffe der

Regierung nicht nur erheb-

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15

auch

liehe Verlegenheiten bereiten, sondern

Schaden

beträchtlichen

oft

geradezu

Während

verursachen.

früher

Türken zu diesem Posten befördert wurden, hat der

blos

Element mehr begünstigt,

jetzige Vicekönig das arabische

und sind

jetzt zwei

Eingeborene Mudirs.

Die Stellung der Gouverneure in den Städten entspricht ganz jener der Mudirs in Betreff der Mannichfaltigkeit ihrer

Am

Obliegenheiten.

die beiden Stellen in Kairo

bedeutendsten sind

und Alexandrien,

die dadurch

noch grössere Wichtigkeit erhalten, dass diese beiden

Gouverneure zugleich mit den Consulaten zu unterhandeln haben. drien

Es besteht sowol

ausserdem

genannt,

eine eigene

welche die

Kairo als in Alexan-

in

Polizeidirection,

polizeilichen

Zabtijjeh

Angelegenheiten und

kleinere Rechtsstreite zu entscheiden hat.

Wenn

wir nun von der blos äusserlichen Schilderung

um

dieser Regierungsämter abgehen,

endlich auch einen

Blick in das innere Getriebe derselben zu thun, so kön-

nen wir merkwürdige, aber wenig erfreuliche Beobachtungen in Menge anstellen.

Das, was den Europäer bei

der Zusammensetzung dieser Behörden

am

meisten über-

Umstand, dass von allen den Beamten, aus welchen die Divans bestehen keiner weder irgendeine gründliche allgemeine Bildung im europäischen Sinne rascht, ist der

,

des Worts besitzt,

noch sonst administrative, politische

oder juridische Studien gemacht hat. tigkeit

Eine gewisse Fer-

im Schreiben, durch lange Uebung erworbene

Gewandtheit

in

der Buchhaltung,

rasches Erkennen

verwickelten

schnelle

Auffassung,

und Beurtheilung des Angelpunktes

Streitsachen,

das

sind

die

bei

vorzüglichsten

Eigenschaften, welche sie auszeichnen.

Zur Erleichterung des Dienstes werden die grössern in verschiedene Bureaux eingetheilt, deren

Behörden jedem

eine

gewisse

Kategorie

von gleichartigen Ange-

Digitized

IG legenheiten zugewiesen

Jedem Bureau (Kalem)

ist.

Bäsch- Katib,

ein Oberschreiber,

der

vor,

die

steht

laufen-

den Stücke erledigt und dem Mudir oder Gouverneur

zum

Siegeln vorlegt,

was hier

die Stelle der Unterschrift

nimmt

letzterer

dabei von

Oft

vertritt.

Schrift keine Kenntniss

haben,

sein

Hand der behebt.

Siegel

und

sodass

bei,

dem

Inhalt der

sie

gelesen zu

ohne

setzt,

es häufig

ganz in der

Schreiber liegt, so zu entscheiden, wie ihnen

Es

ist

zwar,

um dem

auf diese Art ausgeübten

Unfug abzuhelfen, in neuerer Zeit das System eingeführt worden, dass jede Erledigung von dem, der

sie aufgesetzt

und auch von dem Bäsch- Katib gegengezeichnet werden muss, ehe sie zur Siegelung vorgelegt wird. hat,

Durch spiele

diese Controle ist aber gar nichts gewonnen. Bei-

von Bestechlichkeit

bern sehr

kommen

bei

den Divanschrei-

Ein Grund lag früher darin, da6s

oft vor.

sie

bei geringem Gehalt nie auf eine bedeutende Beförderung

hoffen konnten, indem alle wichtigern Posten an

vergeben wurden; entschädigen.

sen

Umstand

Türken

dafür suchten sie sich eben nur zu

Ihre Bestechlichkeit lässt sich durch dieerklären,

wenn auch

nicht entschuldigen.

Die Art und Weise, in der im Divan Geschäfte digt werden,

erle-

echt türkisch und erstaunlich einfach.

ist

In einem grossen Saal, in welchem auf drei Seiten ein

hoher,

breiter,

meistens mit- rothem Tuch überzogener

Divan angebracht

ist,

sitzt

in der

Ecke der betreffende

Pascha oder Bey, mit gekreuzten Beinen, die Pfeife in der

Hand, und denkt über

in Strümpfen,

irdische Dinge

nach, wenn er nicht gerade durch dringende Geschäfte aus seinen Träumereien erweckt wird.

Kommt

der Basch-

Katib mit Schriftstücken, die zu revidiren oder zu geln sind,

so

reicht

Pascha versieht

alle

er

sie-^

Stück für Stück hin und der

nach kurzem Durchlesen, häufig

aber auch sogleich, ohne

sie weiter

zu prüfen, mit seinem

Digitized

17

das mit Tusche auf der linken Seite unmittelbar

Siegel,

unter der Schrift aufgedrückt wird; das gesiegelte Papier

dem

wirft er

Strümpfen (die Schuhe wer-

deraüthig in

den vor der Thür zurückgelassen)

ihm stehenden

vor

Bei Verhandlungen mit Par-

Schreiber vor die Füsse.

wird ohne alles ordentliche Verfahren zu Werke

teien

Die streitenden Theile, die vor dem Pascha

gegangen.

zum

stehen (nur angesehenere Leute werden

olympische

des Richters

Sitzen ein-

zanken, beschimpfen sich, ohne dass

geladen), schreien,

Ruhe dadurch

gestört

würde.

Es wird meistens mündlich verfahren, ohne ein Protokoll

aufzunehmen,

Dies

ist

und dann summarisch entschieden.

jedoch selbstverständlich nur bei kleinern Strei-

tigkeiten

und Processen armer Leute der

werden auch Protokolle, hier Gurnäl, nannt,

zum Ueberdruss und auf

aufgenommen. Es

genehme

Affairen,

d.

Sonst

Fall.

Journal, ge-

i.

Weise

die verworrenste

ist ein beliebtes

Aushül&mittel, unan-

durch solche Gurnäle und Hin- und

Herschreiben geradezu todtzuschlagen, sodass aus

Ermü-

dung die Parteien sich zuletzt vergleichen. Ueberhaupt kann keine noch so langwierige und ermüdende Procedur

Da

mit jener der Divans verglichen werden.

keine festen

Jurisdictionsnormen bestellen, das Verfahren kürlich

ist,

jahrelange Correspondenz gefuhrt. legenheit zuletzt

schiebt eine

wie

ist.

bar, so in

die

will-

ein

Ball,

Eine misliche Ange-

Behörde der andern zu, der im

Kreise

wird, wieder dorthin zurückkehrt, von

gen

ganz

so wird über die einfachsten Fragen oft eine

bis sie

herumgeschlagen

wo

sie

ausgegan-

Sind gar keine andern Ausflüchte mehr anwend-

kommt

der Katib (Schreiber), welcher die Sache

mit der Bemerkung,

es sei

der Schrift gegen den Us'ül.

Unter

Länge ziehen

dies oder jenes in

will,

diesem Ausdruck, der eigentlich Regel, Norm, Herkom-

men bedeuten v.

Kremer,

soll,

Aegypten.

II.

versteht aber jeder,

was ihm ent2

Digitized by

Google

18 spricht.

Bei minder wichtigen Angelegenheiten der cor-

rectionellen Polizei wird besonders kurz

verfahren,

und werden

die streitenden

und summarisch Theile meistens

durch das mit Freigebigkeit zur Anwendung gebrachte Mittel der Bastonnade auf die Fussohlen zufrieden gestellt; jetzt ist dieselbe abgeschafft worden.

Die Amtssprache in allen Divans

ist

die arabische;

nur die Berichte an die Person des Vicekönigs und an dessen Sekretariat werden manchmal türkisch abgefasst, in welcher

Sprache der Divan

auch

bei Angelegenheiten von politischer

dann und wann

Natur seine Mitthei-

lungen macht.

2.

Finanzwesen.

Nach der Verwaltung

ist

der zweitwichtigste Gegen-

stand unserer Betrachtung das Finanzwesen.

Allerdings

betreten wir hierbei ein Feld, durch das kein Steg fuhrt, ein

Weg

wo

Feld,

Hindernisse

versperren.

löbliche Sitte,

aller

Es herrscht

in

Art den

dornenvollen

Aegypten noch die alte

dass die Regierung über den Stand ihrer

Dem

Finanzen keine Veröffentlichungen vornimmt. triarchalischen

pa-

Regierungssystem des Orients entspricht

solche Oeffentlichkeit in keiner Weise,

und

die ägyptische

Regierung kann sicherlich hierüber nicht getadelt werden,

solange sie auch ohne Veröffentlichung ihres Bud-

und Geld findet Bisher war dies in vollem Mass der Fall und wir wollen der Regierung des Aegypterlandes eine recht lange Dauer dieses glücklichen Zugets Credit

standes wünschen.

Die Bräute des Orients müssen, so seit

sein;

der

Patriarchen

an den Schleier

talen die Ehrbarkeit,

Zeiten, ist in

der

ist es

verschleiert

der Brauch

und

der Auffassung des

gute Ruf,

das

verhüllt

Orien-

Ansehen der

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19

Braut gekettet; er

Ebenso

entrissen.

wesen, das unter

das Symbol ihrer unschuldsvollen

ist

dem

Mit

Jungfräulichkeit.

dem

würde

Schleier

ihr das alles

dem ägyptischen Finanz-

es mit

ist

Schleier des Geheimnisses in vollem

ist, bei der so manKaufmann mit brennender Inbrunst um

Glänze blüht und die holde Braut cher europäische

einen Silberblick wirbt.

Aus dem Obigen erhellt zur Genüge, dass es bei Sammlung von Daten über die Einnahmen und Ausgaben der ägyptischen Regierung äusserst schwer, ja fast unist, genaue und zuverlässige Angaben zu erhalDer Harem des Orientalen ist nicht besser vor

möglich ten.

indiscreten Blicken geschützt als das Finanzwesen seines

Um

Staates.

für

die gegenwärtige

haltspunkte zu gewinnen, Zeit

ist

Arbeit

sichere

An-

Mühe und

nicht geringe

verwendet worden, und so ungenügend auch das

Gesammelte tigen

ist,

so dürfte es doch unter den gegenwär-

Verhältnissen

das

einzig

Erreichbare sein.

am

den Berichterstattern, die hierzu

dem ägyp-

thaten sich namentlich zwei hervor, die mit tischen

Finanzwesen innig vertraut

Von

meisten beitrugen,

Alle

sind.

ander-

wärts erhaltenen Notizen Hessen sich auf das von ihnen Mitgetheilte

Es

zurückführen.

stellte

sich

jedoch bei

näherer Prüfung der Umstand heraus, dass der eine mehr eine erschöpfende Kenntniss in den verschiedenen Ver-

zweigungen

budget

besass,

bildet,

aus

welchen

hingegen in

dem

sich

das

Gesammt-

ziffermässigen

Betrag

jeder einzelnen Rubrik der Ausgaben und Einnahmen

minder gut seinen

unterrichtet

war und häufig zu hoch in während der zweite zwar

Ueberschlägen ging,

weniger das Detail berücksichtigte, jedoch mit Sicherheit und. Zuverlässigkeit die grossen Hauptrubriken nannte. Der letztere ist ein Mann, dessen Kenntnisse und Fähigkeiten mir das grösste Vertrauen einflössen. Seinen An-

2*

Digitiz

20 gaben schenke ich vollen Glauben, obgleich danach das

Gesammteinkommen als sonst

Aegyptens

viel

geringer

gewöhnlich angenommen wird.

Berichte folgen,

aus

erscheint,

Ich lasse beide

erstem die Eintheilung der

deren

Einnahme- und Ausgabe-Rubriken

ersichtlich wird,

wäh-

rend der zweite die ziftermässigen Betrage im ganzen

und grossen

veröffentlichte,

für

das

lischen

Seit

feststellt.

de l'Egypte sous

Mengin

Mohammed- Ali»

sowie

seit

in seiner «Histoire

das Budget für 1821

Budgets

der Uebersicht des

Jahr 1833, die in Bowring's Report im engBlue Book publicirt wurde, aber als nicht sehr

verlasslich bezeichnet wird, ist

nichts Weiteres darüber

bekannt geworden; man möge daher das Mangelhafte der gegenwärtigen theilen,

die

Darstellung

tischen Budgets sein

Es

nicht

zu

beur-

streng

nur eine annähernde Schätzung des ägyp-

folgen

nun

soll.

die

beiden

Ueber-

tabellarischen

sichten. -

A) Uebersichtliche Darstellung des ägyptischen Budgets mit den durchschnittlichen Angaben für die Jahre 1859

und

Einnahme

n. Beutel zu

1.

2.

3.

Grund- und DattelpalmenBtcuer Zehnprocentige Steuer vom Ertrag der Ibadijjen Steuer auf Gründe und Gebäude in Kairo

T>üO

Piastern.

....

350000 150000 2700 5200 000

....

700

vom Pferdemarkt in Kairo und Alexandrien

4000 270 00000

.

.

4.

Stempeltaxe

5.

Zolleinnahme von Kosseir und Suez

6. 7.

Einnahme von den Fischereien in Fajum Zolieinnahme der Mauth von Bulak, von Bab-en-Nasr und den detachirten Finanzposten

8.

Marktsteuer

9.

Zolleinnahmen von Alexandrien Punzirungs- und Markirungstaxe

10.

1858,

1860.

*

70

Digitized by

21 Beutel zu 600 Piastern.

11.

Miethcrtrag für der Regierung gehörige Gründe und

12000

Baulichkeiten in Alexandrien 12. Salzertrag 13. Salz-

vom

4000

Mareotis-Sce (verpachtet)

und Fischereiertrag von Matarijjeh (Mcnzaleh4000 2900

Sce, gleichfalls verpachtet) 14.

Einschreibungstaxe für Nilboote (Risaleh)

....

Stempelgebühr für Tuchwaarcn u. dgl. in Kairo Steuer vom Fischmarkt in Kairo 17. Steuer vom Fischmarkt in Alexandrien 18. Die Einkommensteuer (Firdeh oder Wergi) in Kairo 19. Steuer auf Gründe und Gebäude in Alexandrien 20. Pacht für Benutzung der Steinbrüche , sowie für andere der Regierung gehörige Liegenschaften 21. Abgabe der Oasen (Mal Siwah) 22. Eiukomnien für Pacht der Natronseen 23. Mauth für die Barken nnd Barrage 24. Mauth für die Barken bei der Schleuse des Mahmud 15.

.

1200

.

1600

16.

.

.

.

.

.

ijjeh-Kanals bei Atfeh Die Quarantäne- Anstalten in Alexandrien 26. Zolleinnahme von Damictte und Rosette 27. Zolleinnahme von El-Arisch 28. Ertrag der durch Said-Pascha vorgenommenen Erhö-

(KH)

4O0O 4000 8700 500 800 2500 2500 800

25.

29. 30.

hung der Grundsteuer Zuwachs an Culturgründen,

32.

1

100000

Messung constatirt Barakauda genannte Ersparnisse, durch Abzug an Ge-

20000

halten, Interessengewinn bei Auszahlungen etc. Ertrag der Eisenbahn von Alexandrien bis Kairo und Suez Ertrag der Schifliks, der Schleuse des MahmudijjehKanals ins Meer, der Eisenbahn von Zagazig, die

10000

bei der

.

31.

600 300

Tusun-Paseha gehören

50000 800 20000

Total

825340

Ausgaben. 1.

Ausgaben für das

2.

Gehalt der irregulären Reiterei und der Beduinen

3.

Für

Kriegsiii inisterium

100000

3000

t.

und Rcgicrungsbauten Dotation der Ruznameh und Pensionen

5.

Tribut nach Konstantinopel

20000 80000

6.

Persönliche Ausgaben des Vicekönigs Apanagen der Prinzen (Mahijjat-el-Mutakadtlimin)

50000 4800

7.

öffentliche

10000

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Google

22 Beutel su 500 Piastern.

....

8.

Dotation des Arsenals (Masarif-el-Tersaneh)

9.

11.

Geschenke und ausserordentliche Ausgaben (In'ämät) Commi8sionen für Einkäufe (Muschtarawät) Gehalte der Prinzessinen und Serais (Murettebat-el-

12.

Ausgaben für den Mahmel (sind im Ruznämeh

13.

Ausgaben für die Eisenbahn Für die Unterrichtsanstalten Für die Staatsdruckerei Gehalt und Auslagen für den Kapu-Kiahja

10.

....

Hawänim

wes-Serajät)

6000 600 %»

mit einem Abschlag von 16

Nach dem neuesten

Handelstractat mit der Pforte d.

d.

auf 8

aber

soll

%

ersterer

von Jahr zu Jahr

den, bis er auf hat.

bestimmt;

1

Waaren, die

%

um

1

kommt, wo

englischen

Kanlidja bei Kon-

stantinopel den 29. April 1861 ist der Einzoll

der schon

infolge

Bezahlung

mit einem Abschlag von

der Ausfuhrzoll 12 also

Beamten

unregelmässigen

gerügten

bleibt

und Ausfuhr-

fest,

letzterer

%

herabgesetzt wer-

er

stehen zu bleiben

bereits in einer Provinz des türkischen

Digitized by

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120 Reichs den Zoll bezahlt haben, müssen,

d.

i.

dem

sehen

um

durch Aegyp-

sogenannten Raftijjeh,

mit einer

zu passiren,

ten frei

Passirschein des betreffenden Mauthamts, Ter-

sein.

Mit diesen Raftijjeh -Scheinen wird

oft ein

arger Misbrauch getrieben.

Die

Verschiedenheit

Münzen, Masse und Ge-

der

wichte wirkt störend auf den Handel

aber der Umstand,

ein,

namentlich

Münze einen doppelten

dass jede

Ours hat, nämlich den von der Regierung anerkannten

und den Currentcurs, der

Tarifeurs

Einkäufen auf

bei

den Bazars und im flachen Lande Geltung Unterschied zwischen beiden

ist

trägt gegenwärtig die Hälfte,

Münzen um festsetzt und

die Hälfte

werden.

gilt

So

sie

mehr

indem im Currentcurs gelten,

als

bei den Regierungskassen

englische Soyereign

der

Der und be-

hat.

sehr bedeutend

die

der Tarifeurs

angenommen im Tarifeurs

97 ya ägyptische Tarifpiaster; im Currentcurs aber, der in den letzten Jahren fortwährend stieg, ist der

Werth desselben 156 Piaster Piaster.

ist

tischen Piastern

gleich

abgemacht und Contracte in Current-

münze von der Regierung kannt.

Der ägyptische

Currentpiaster.

IV2 Current- oder türkische Grössere Handelsgeschäfte werden alle in ägyp-

selbst

nicht

als

rechtsgültig

Uebrigens cursiren die Münzen

am

Europas,

fast aller

aner-

Staaten

meisten englisches Gold und Silber, öster-

reichische Maria-Theresienthaler

und Viertelguldenstücke.

Hier folgt die Uebersicht der im Handel gebräuchlichsten Gewichte, Voll-

und Längenmasse.

Gewichte. Occa: 36

= Kilogramme 45. = Kilogramme 45. = Gramme 3 884/ 144 = Rotl = Rotl 100 = Occa 36 = englische

Rotl: 100

Dirhem: Kantar:

1

1

1(HM>.

Pfund 99.

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121

kommt

Die Occa

wendung, und

im Handel nur selten in Anim Kleinverkauf bedient man sich

jetzt

selbst

meistens des Roth

Vollmasse. Ardeb: Rub':

= Hektoliter 1,72. = Ardeb %. = Weibeh y4

1

Weibeh: 1

.

Alle Flüssigkeiten kauft,

und nur

1

werden nach dem Gewicht ver-

für die Feldfrüchte werden die Vollmasse

In den Provinzen sind hier und da verschie-

gebraucht

dene Ardebmasse üblich. —

Längenmasse. Dira' (pik) stambüli:

1

Dirä' (pik) hendazeh: 1

Bey

=

= Millimeter 672 = Millimeter 648

(nach Linant-

Centimeter 75).

Dirä' (pik) beledi: 1 .= Millimeter 572 (nach Linant-Bey



1

Centimeter 56; der Dirä beledi, welcher zur Mes-

sung der Wasserhöhe

Anwendung kommt,

am ist

Nilmesser in Rodah zur

nach Linant-Bey

=

Me-

ter 0,5424).

Feddan:

1

= Quadratpiks

7333 (der Pik zu 75 Centi-

meter gerechnet, wie dies in der Praxis bei Land-

messungen und Bauten üblich Kasabeh:

1

=

Meter 3,55 bis

ist).

3,65.

Der Feddan Land wird gewöhnlich zu 333% Kasaist er kleiner und betragt

beh berechnet, in Kairo aber nur 300 Kasabeh.

Der Feddan wird

in

24 Kirat ge-

theilt.

Der Werth der verschiedenen fremden Münzsorten in

ägyptischen

Piastern

ist

aus

nachstehender Tabelle

ersichtlich:

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122 Aegypt. Piaster nach

Oesterreichischer Maria-Theresienthaler /-I

m*«

1

dem

RegierangsUrif.

20 Pst

— Para.

16

35

1

28 1



f

%



•*

»

• .

.

.

10 /-v

i



1



1_

TV

1

A

»

.

.

.

79

35

w

6



18

30 20 .

.

.

.

100

20

51

»>

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Google

I

I.

Der Seehandel und die Hafenstädte.

Alexandrien.

1.

Unter Aegyptens,

Rom

die

den Ptolemäern die eigentliche Hauptstadt war Alexandrien unter den Kaisern nach

zweitgrösste Stadt

Die Ursachen,

des römischen Weltreichs.

welchen diese Stadt ihre schnelle Blüte

und mächtige Entwickelung verdankte, waren der Handel, für den es, wie schon der Scharfblick des macedonischen Eroberers erkannt hatte, einzig und unvergleichlich

vorteilhaft

gelegen

Mit

ist.

einem

beispiellos

reichen Hinterlande,

das schon im Alterthum die Korn-

kanuner Athens und

Roms war, durch den damals noch

schiffbaren Mareotis-See

und das Kanalsystem des Nil in

innigem Zusammenhange stehend,

sah es bald den gan-

zen Welthandelsverkehr zwischen Europa und Asien dahin strömen, wozu der

Kaisers

Claudius

Umstand

Regierung

beitrug, dass unter des

die

Regelmässigkeit

der

Monsunwinde (Wind Hippalus der Alten) im Rothen und Die wohlhaIndischen Meere entdeckt worden war. l ) benden und reichen Klassen der römischen Gesellschaft

waren ebenso unersättlich im Geniessen ten

als die gesegne-

Länder Indiens unerschöpflich im Gewähren.

dische Erzeugnisse

In-

wurden bald der römischen Gesell-

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124

zum Wohlleben nicht weniger unentbehrlich dem modernen Europa Thee oder Kaffee. schaft

als

Die Blüte Alexandriens im Alterthume war somit das Ergebniss zweier fast gleich wichtiger Factoren, des (

Exporthandels

mit

Producten

ägyptischen

Transithandels mit indischen Gütern. als fast der

so bedeutender,

und des war um

Letzterer

ganze westöstliche Verkehr

des Alterthums sich auf der Handelsstrasse über Alexandrien

concentrirte.

indischen

Handel

Denn der alte Landweg für den vom Indus und der nordwestlichen

Grenze Indiens durch die Pforten von Kabul an das Kaspische Meer und von da über den Kolchischen Isth-

mus an

Schwarzen Meeres ward bald

die Gestade des

wegen der Länge und Mühsal des Wegs aufgegeben.

fast gänzlich

Die andere Verkehrslinie von der West-

küste Indiens durch den Persischen Golf zu den Mündungen des Euphrat war nur unter der babylonischen

und

assyrischen Herrschaft belebt,

der

Sitz

hoher Cultur und

nahm aber schon unter und

gerieth

Verfall,

heben,

um

wo das Euphratthal

dichter

Bevölkerung war,

der persischen Herrschaft

nach Alexanders Eroberung erst

wieder unter den

wo Ktesiphon

die Königsstadt

fast

ab

ganz in

Parthern sich zu

am

Tigris ward,

Gründung von Bagdad und Bassora den Handel wieder in diese Bahnen zurücksowie unter den

Khalifen

die

lenkte.

Unter der byzantinischen Herrschaft hörte Alexandrien nicht auf, sein,

die grösste Handelsstadt des Reichs zu

und nur der allgemeine

Verfall

und das immer Han-

grösser werdende Elend der Zeit beschränkte die delsthätigkeit.

die

Erst die Eroberung Alexandriens durch

Araber (December 641 n. Chr.) versetzte dem Welt-

handel derselben den Todesstoss.

Der Exporthandel mit

einheimischen Landesproducten versiegte fast ganz, mit

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125

Ausnahme des geringen Verkehrs mit den mohammedanischen Küstenländern des Mittelmeers, und auch der indische Handel nahm bald seinen Zug wieder mehr über den Euphrat hinauf, wo Bagdad, die Khalifenstadt, und Bassora, deren Seehafen, sich bald des indischen Handels, insofern er den mohammedanischen Orient betraf, fest ganz bemächtigten. Nur eine schwache Nebenader des grossen Handelsstroms Strasse durch das Rothe

um

lang den Venetianern

mit

dem

noch auf der alten

floss

Meer nach Alexandrien. Es

ge-

die Mitte des 14. Jahrhunderts,

Sultan von Aegypten einen förmlichen Handelsder ihnen das Monopol des Han-

tractat abzuschliessen, dels mit indischen

Gütern zusicherte,

xandrien nach Europa verschifften.

Handelsmacht und

politische

die sie aus Ale-

Hierauf beruhte die

Grösse Venedigs im

14.,

-

und

16.

Seewegs

um

15.

tugiesischen

Durch

Jahrhundert.

die

Entdeckung des

das Cap und mit der Begründung der porMacht in Ostindien und selbst im Rothen

Meere versiegten aber für immer die Bezugsquellen der Lagunenstadt.

Türken (1516

Eroberung

Die

— 17)

Aegyptens

änderte nichts

Die türkische Armada

,

an

durch

der

die

Sachlage.

welche auf Befehl Soleiman's des

Grossen die portugiesische Herrschaft in Indien vernichten

sollte,

musste unverrichteter Dinge heimkehren (1539),

und hiermit erlosch den Venetianern der letzte Hoffnungsschimmer. Die Portugiesen sperrten nun selbst das Rothe

Meer vollkommen ab, durchkreuzten (1541),

und

wobei

selbst in

östliche

das Cap

sie

Suez landeten.

Welthandel ein.

fast

Barbarei mehr und mehr,

der

Seitdem schlug der west-

ausschliesslich die Strasse

um

Alexandrien verödete unter der türkischen

ten Jahrhunderts Selbst

es sogar als Sieger

Sawäkin, Kosseir und Tor zerstörten

sodass es* zu

Ende des

kaum über 6000 Einwohner

inländische

Exporthandel

hatte

letz-

zahlte.*) sich

von

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126 Alexandrien weg nach Rosette und Damiette gewendet,

indem erstere Stadt durch Versandung der alten Kanäle sowie durch Versumpfung des Mareotis-Sees nicht in

mehr

genügender Verbindung mit dem Inlande stand und

somit

selbst

Bedeutung

als

blieb.

kaum noch von einiger dem raschen

Exporthafen

Dies erkannte auch mit

und sichern Blicke, der die wahrhaft grossen Männer Mohammed-Ali und ward durch die Aus-

kennzeichnet,

grabung des Mahmudijjehkanals, der Alexandrien wieder

durch eine directe Wasserstrasse mit dem Nil in Verbindung

setzte,

der Wiederhersteller des alten Glanzes

Seit der Eröffnung des Kanals

der Stadt.

im Jahre 1820,

der allerdings 20000 Arbeitern das Leben gekostet ha-

ben in

soll,

der Handel und Wohlstand Alexandriens

ist

fortwährendem Steigen jetzige

sowol

auf

als

auf

dem

üebrigens beruht

begriffen,

Bedeutung nicht so wie im Alterthum dem Exporthandel mit Landesproducten

dessen

Transithandel mit indischen Gütern,

dern fast ausschliesslich auf ersterm

allein.

die Feldfrüchte, welche in ungeheuerer

land exportirt werden,

um

son-

Nicht blos

Menge nach Eng-

dessen zu reichliche Bevöl-

kerung zu ernähren, sondern auch die durch MohammedAli

ins

Leben

gerufene

Baumwollcultur,

die

in

sich

geben wichtige Export-

grossartiger Weise entwickelte, artikel ab.

Seit

englische

schlug,

durch Lieutenant Waghorn's Bemühungen die Ueberlandpost den

Weg

über Aegypten

Postverkehr über Aegypten entwickelt, indisch -europäische Handel will den

nicht

ein-

hat sich zwar ein sehr lebhafter Passagier- und

aufgeben.

ägyptischen

Somit

ist

Landesproducten

es

aber der grosse

Weg um

das Cap

der Exporthandel

mit

Import

von

sowie

der

europäischen, für Aegypten bestimmten Waaren, der die jetzige commerzielle Grösse Alexandriens begründet.

s )

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127

Das

jetzige

Alexandrien

alten Stadt, der es

Am

gleichkommt. Delta, an in

dem

Stelle

der

weitem nicht

und änssersten Rande des wo durch eine

westlichen

Felsenriffe eine

theilt wird, die

der bei

niedern sandigen Gestade,

von der Küste liegende Insel

geringer Entfernung

und

an

liegt

an Grösse allerdings

geräumige Bai in zwei Hälften ge-

gegen Sturm und Wellen ziemlich sichere

Unterkunft bietet,

diese Stelle

scheint

von der Natur*

schon zu einer grossen Schiffs- und Handelsfurt be-

stimmt zu sein;

denn auf der ganzen ägyptischen und

angrenzenden afrikanischen Küste findet sich kein halb so guter

und

Die alte Stadt, nach dem

sicherer Hafen.

Gründer Alexandria, von den alten Aegyptern aber die Feste von Rakoti (Sebti-n-Rakoti) genannt, war zwischen

dem Meere und dem See Mareotis strassen durchkreuzten

punkt, in

und

sie

erbaut. Zwei Hauptim rechten Winkel ihren Mittel-

mass 30 Stadien oder 8 englische Meilen

der Länge und 7 Stadien in der Breite.

Vor der

Fronte der Stadt lag die durch geringe künstliche Nachhülfe zu einem grossen Hafen umgeschaffene Insel Pha-

welche durch einen Steindamm von 7 Stadien Länge

ros,

(das Heptastadium) mit der Stadt verbunden war.

Die

dem Hafen gegenKriegsschiffe, das Em-

meisten öffentlichen Gebäude lagen über, so die Docks

zum Bau

der

poriüm oder die Börse, das Poseideum oder der Tempel des Poseidon, des Gottes der griechischen Seefahrer,

und

der Begräbnissplatz der griechischen Könige von Aegypten,

er

welcher das Sema,

d.

i.

das Grabmal, hiess,

weil

den Leichnam Alexanders des Grossen umschloss.

Westlich

vom Heptastadium und an

Stadt waren

mehrere Docks,

den See Mareotis führte,

und

der Aussenseite der

ein Schifiskanal ,

der in

die Nekropolis oder der

allgemeine städtische Begräbnissplatz. ein Theater, ein Amphitheater, ein

Die Stadt hatte

Gymnasium mit

einer

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128 grossen Stoa oder Säulenhalle, ein Stadium, in welchem alle

fünf Jahre Spiele abgehalten wurden, eine Gerichts-

Wagenrennen. des Serapis,

und einen Hippodrom zum Tempel

Gärten

öffentliche

halle,

Alle diese Bauten übertraf der

dessen Verehrung nachmals

eines Gottes,

Noch

unter der Römerherrschaft sehr populär wurde. verdient das von Ptolemäus erbaute,

Museum ganz

so sehr berühmte

grosse Halle,

eine

die als Lese-

ringsherum

gemeinschaftlicher Speisesaal benutzt wurde; lief

Der und

besonders hervorgehoben zu werden.

Hauptraum war

dem

ein bedeckter Säulengang,

Ephedra

sich eine

oder ein Sitz im Freien für die Philosophen anschloss.

Die Professoren der Anstalt wurden aus der öffentlichen

Kasse

besoldet;

die

Büchersammlung wurde bald

die

grösste der Welt. *)

Auf dem Nordostrande der das

Heptastadium mit dem

Insel Pharos,

die durch

zusammenhing,

Festlande

stand ein hoher Leuchtthurm aus weissem Marmor, der

weltberühmte Pharus

Damm

von Alexandrien.

des Heptastadium wurden

zwei

6

Durch den

)

sehr geräumige

Häfen gebildet, der nordöstliche grosse oder neue Hafen

und der südwestliche nach Eunostus,

alte,

auch des Eunostus genannte,

König von

Soli auf Cypern,

der eine

Tochter des Ptolemäus Soter geheirathet hatte.

flu8S

des

Nilkanals einen Hafen Kibotos

zwei kleinere Häfen im

östlichen

dem Heptastadium-

)

Aus-

und endlich

Winkel des grossen,

gegenüber einem Inselchen Antirrhodus. mit

Am

6

am

See Mareotis gab es noch einen Sumpfhafen,

erstreckte sich

Fast

parallel

im Nordosten des

grossen Hafens das Vorgebirge Lochias weit in die See

nahe

hinaus und trat mit der Spitze Akrolochias

so

gegen das Nordostende der Insel Pharos vor,

dass der

grosse Hafen

dadurch «engmündig» wurde.

Auf dem

Vorgebirge Lochias oder in der nächsten Umgebung, in

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129

dem

Bruchion

Stadtviertel

der Ptolemäer.

dem

lagen

Im Südwesten

Serapistempel und

Herrscherpaläste

die

die Akropolis

lag

mit

der Ringmauer auf

ausserhalb

der Landenge gegen Südwest die Todtenstadt von gewaltiger

Das

Ausdehnung.

Ueberbleibsel

einzige

auf der Akropolis gelegenen Serapeum

genannte Pompejussäule.

Noch im

ist jetzt

Mittelalter stand sie

einem Hofe in der Mitte von mehreren hundert

in

nern Säulen, woher auch der arabische Sawäri,

d.

i.

dessen

Hess

und

Säule der Säulen. Statthalter

7 )

Unter Sultan Saladin

um

abbrechen

ihn den Schiffen

Der Schaft

der Kreuzfahrer unzugänglich zu machen.

aus dunkelrothem Granit von echt

ist

Die Höhe

griechischer Arbeit.

klei-

Name 'Amüd-es-

Karadscha dieselbe

in den grossen Hafen werfen,

der Pompejussäule

des

die so-

ist

63 pariser Fuss,

der

Der Untersatz und das Capitäl sind sehr roh aus Sandstein in den ungefälligsten Formen ausgeführt und Verrathen die spätere Kaiseruntere Durchmesser 8 Fuss.

Der Kern des Unterbaus, auf dem

zeit.

besteht

ruht,

aus

gesteckten Obelisken

Psammetich.

ganze Last

die

einem alten, verkehrt in die Erde mit

dem

hieroglyphischen

Wahrscheinlich wurde

der

einem der ersten Ptolemäer gearbeitet;

Namen

Schaft unter

er stand in

dem

Serapeum, dem Haupttempel der Stadt und dem prachtvollsten Capitol.

Gebäude des Alterthums nächst dem römischen Später wurde er umgestürzt, vielleicht bei einer

der vielen Belagerungen im letzt

am

unter

dem Kaiser

Fussgestell)

oder Posidius,

3.

Jahrhundert

n. Chr.,

zu-

Diocletian (so sagt die Inschrift

von einem Statthalter Aegyptens, Publius wieder aufgerichtet,

der den Fuss und

das Gapitäl im Geschmacke seiner Zeit hinzufügen Hess

und zum Unterbau die Reste eines alten Obelisken beAuf die Säule stellte er das Standbild des Kai-

nutzte. sers, v.

das aber längst herabgerissen wurde. Kremer,

Aegypten.

II.

9

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130

Arme

Araber,

um

brechen,

vom

Piedestale Steinstücko abzu-

und

an die Reisenden zu verkaufen,

sie

haben dadurch oder

auch mit der Absicht,

vielleicht

den Unterbau derart ausge-

nach Schätzen zu graben,

dass ein Umstürzen der Säule 'nicht zu den Un-

höhlt,

Das

möglichkeiten gehört. drien, -das

am hat

sucht,

Institut d'Egypte in Alexan-

die Verpflichtung hätte,

ersten

wenn

einzuschreiten,

nen

Lehm-

die bei der Säule in elenden

hütten wohnen, pflegen

es das sein will,

über

diesen

hierfür

was es zu

schei-

Gegenstand einige hohle

Phrasen gedrechselt und damit die Sache abgethan und lä88t statt

der Pompejussäule sich selbst von der ägyp-

tischen Regierung auf die Beine helfen.

8 )

Das zweite bedeutendste Denkmal des Alterthums in Alexandrien ist die sogenannte

ein altägyptischer Obelisk

pariser Fuss hoch

und unten

Araber nennen ihn wie d.

7 Fuss

alle Obelisken:

Daneben

Nadel des Pharao.

i.

Nadel der Kleopatra,

von rosenrothem Granit,

im Quadrat.

60 Die

Mesellet-Fir'aün,

liegt halbverschüttet

ein zweiter Obelisk von derselben Grösse.

Beide stan-

den wahrscheinlich vor dem Caesareum und wurden aus Heliopolis (Matarijjeh) bei Kairo hierher geschafft.

Noch

wovon

einige Säulen,

ein paar aufrecht,

meisten aber umgestürzt und zertrümmert sind alles,

— das

was von dem alten Alexandrien noch übrig

die ist ist.

Von dem im Bereich der Königshäuser gelegenen Museum, der grossen wissenschaftlichen Stiftung der ersten Ptolemäer,

wo

Freigebigkeit

Dichter

und Gelehrte mit königlicher wo die Geistesschätze aller

unterhalten,

damals bekannten Völker aufgehäuft wurden; von dem

Sema,

dem Grabdenkmal Alexander 's des Grossen, woLeichnam aus dem fernen Babylon gebracht

hin sein

und

in

einem

goldenen

Sarge

eingeschlossen

ward;

von dem Timonium, das, mit dem Poseideum verbunden

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131 weit in den grossen Hafen hinausreichend, von

Actium besiegten Antonius für sein übriges

als

einsiedlerischer

dem

bei

Wohnsitz

Leben erbaut ward; von dem Paneum,

einem künstlich aufgeschütteten Kegelberg, etwa in der Mitte der Stadt,

den man auf einem schneckenförmig

gewundenen Gang

erstieg

herrlichste Aussicht genoss;

phitheater,

und auf dem man oben die von dem Theater und Am-

dem Gymnasium, dem Hippodrom, dem Dika-

Stenum, dem Sebasteum und den nicht einmal die Stelle,

wo

Tempeln

vielen

sie standen,

ist

genau mehr an-

zugeben.

Mehrere Ueberreste

der

alten

Grösse

finden

sich

unter der Erde, nämlich die weitläufigen, in den Kalkfelsen gearbeiteten

Cisternen, welche die alte

Bevölke-

rung das ganze Jahr hindurch mit Trinkwasser versahen. Viele sind von den Arabern zugeschüttet worden, andere

sind noch jetzt

im Gebrauch.

Zwei englische Meilen ausserhalb der jetzigen Stadtmauer, auf der Seite gegen Rosette hin, stehen die Reste einer

befestigten

römischen

welche

Militärstation,

Lage von Nikopolis bezeichnen, wo Augustus

die

die

Anhän-

besiegte und 1832 Jahre später die und französischen Waffen sich begegneten. 9 ) Die merkwürdigen Wasserleitungen und Cisternen

ger des Antonius englischen

von

Alexandrien,

deren

Gewölbe

oft

von

zaldreichen

Granitsäulen getragen werden, erregten die Bewunderung

mohammedanischer Reisenden. Fl.

578

(1182—83

n.

Chr.)

in seiner Reisebeschreibung

Ibn Gubeir, der i.J. Alexandrien

10 ):

betrat,

d.

sagt

«Zu den Merkwürdig-

keiten von Alexandrien gehört es, dass die Stadt unter

der

Erde so gebaut

ist

wie über derselben, ja sogar

und fester. Das Wasser des Nil Gebäude und Strassen unter der Erde,

älter

hen

alle in

durch

alle

Brunnen

ste-

fliesst

die

Verbindung und speisen sich wechselseitig.» 9*

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132 Die

Menge

grosse

prachtvoller Marmorsäulen,

die

damals noch aufrecht standen, zogen auch die Aufmerksamkeit des arabischen Reisenden auf

Vor' allem

sich.

aber erregte der berühmte Leuchtthurm seine Bewunde-

Nach Ibn

rung.

nach des

Gubeir's,

trefflichen

Ibn Batuta's und besonders

Makrizi

Beschreibung kann

sich eine ziemlich richtige Vorstellung von diesem

derbau der alten Welt machen. soll

u)

Die Höhe des Thurms

ursprünglich bei 400 Ellen (cubitus)

und betrug zu obere

gewesen sein

Makrizi's Zeit noch 230 Ellen,

des

Theil

Baues

durch

man Wun-

Erdbeben

indem der

und

die

in

Alexandrien so häufigen Regengüsse zerstört worden war.

Der untere Theil des Thurms bis fast zur halben Höhe war vierecjrig, aus weissen Steinen (Quadern) erbaut, in der Höhe von ungefähr 110 Ellen; darauf erhob sich ein achteckiger Aufbau aus fest mit Gips verkitteten Steinen in der Höhe von nahezu 60 Ellen. Wo dieser Aufbau anfing, war von aussen ein freier Raum um den Thurm, auf dem ein Mann herumgehen konnte; der «

oberste

Theil hatte

eine runde Form.

Nach

einer an-

dern Angabe mass das viereckige erste Stockwerk 12iy2 ,

ya und das dritte runde StockAuf der Nordseite befand sich eine

das achteckige zweite 81

werk 31 Va

Ellen.

Inschrift in griechischen Lettern.

Höhe von

ia

)

Jeder Buchstabe

und war eine Spanne Die See bespülte die Grundfesten und hatte auch breit. Der Tulunide Chumaraweih einen Eckpfeiler zerstört. stellte das zerstörte Mauerwerk wieder her. Der Leucht-

hatte die

einer

Elle

thurm stand auf der Spitze der Landzunge, die den neuen Hafen beherrscht. Nach alter Ueberlieferung soll der

Raum

ebenso

viel

zwischen

Leuchtthurm Meer.

dem Leuchtthurm und dem Meer zum

betragen haben als von der Stadt bis ;

zu Makrizi's Zeit aber stand er knapp

In den Tagen

Konstantias,

des

am

Sohnes Kon-

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133 stantin's (des griechischen Kaisers), soll

nämlich das

so erzählt Makrizi t

Meer hereingebrochen

sein

und

viele

Gebäude (Kirchen) Alexandriens bedeckt haben. Seitdem soll es auch immermehr gegen die Küste eindringen. ,

Um

den Leuchtthurm herum wurden kostbar geschnittene

Steine, die

man zu

Siegelringen verwendet,

Menge aus dem Meeresgrund •

des

herausgeholt.

in

grosser

Das Innere

Leuchtthurms bot, wie Ibn Gubeir berichtet, einen

merkwürdigen Anblick wegen der weiten,

geräumigen

Aufgänge, der Anzahl der Thüren und Gemächer, die dass Fremde sich leicht darin verirren Das Eingangsthor befand sich in bedeutender Höhe vom Boden, und demselben gegenüber stand ein

so gross war,

konnten.

dem

abgesonderter Aufbau, von pfosten in den

Thurm

Brücke aus Holz-

eine

hineinführte,

die

nach Belieben

weggenommen werden konnte. Die Dicke der Mauern war zehn Spannen, das Thor neun Spannen weit. Jede der vier Seiten des ersten Stockwerks hatte eine Breite

von 140 Spannen. Soviel

1S )

erzählen

dieses altberühmte

uns

arabische

Bauwerk, dessen

bekannte Ausbesserung

i.

J. d. Fl.

703 (1303

i n. Chr.)

durch den Emir Rokn-ed-Din-Beibars stattfand.

dem

über

Schriftsteller

letzte geschichtlich

14

)

In

verhältnissmässig kurzen, seitdem verflossenen Zeit-

raum von 5y2 Jahrhunderten hat türkische Barbarei jede Spur dieses Denkmals hinweggefegt.

Wo

immer

wird, stösst

in Alexandrien der

man

Boden durchgraben

auf Ueberreste aker Bauten, meistens

Mauerwerk von mächtigen

Dimensionen aus

mit Mörtel verbundenen Ziegeln. umfangreichsten sind in dieser

Am

felsenfest

wichtigsten

und

Beziehung die grossen

Mauerreste, die mitten in der jetzigen Frankenstadt an der Stelle sich befinden,

des grossen



in der obern innern

Ecke

Platzes eine gerade Strasse zwischen

dem

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I

134

Bei

dem neuen HäuAhmed -Pascha sich hinzieht.

Prinzen Mustafa- Bey und

des

Palast

sercomplex

Prinzen

des

dem Bau der stiess man

in der

Schule

Nähe gelegenen

zuerst auf gewaltiges

griechischen

Gemäuer, das

14 Fuss dick war. Lange kellerartige Gänge fan-

oft bei

den sich dort und zwei Cistemen, die noch jetzt klares, trinkbares Wasser enthalten, wurden daselbst entdeckt;

von diesen geht die eine unter den Fundamenten

langen Gängen noch

in

tief



Mitten unter den Schutt-

fort.

bergen zeigten sich Ueberreste von Granit- und Marmorsäulen,

und da auch

hier

Capitäle.

Man

fand auch

*

einen

grossen

Block aus schwarzem Granit, der eine

Opferscene mit der Person und den Namensschildern des

Königs Menoptah Seti

Katakomben und Reste ausser

dem



darstellt.

)

alter

Grabstätten,

sowol

jetzigen Rosette- Thor, als auf der entgegen-

gesetzten Seite der Stadt, gegen die Bäder der Kleopatra zu, bezeichnen

Stelle der alten

die

letztern sind die besterhaltenen

beträchtliche

Dies

Nekropolis; bei den

Katakomben, welche eine

Ausdehnung haben. was von der alten Residenz der Pto-

ist alles,

lemäer sich erhalten hat.

Verödung ^rhob

sich

das

Aus den Trümmern und der neue Alexandrien

Mohammed-Ali's kräftige Hand

in

erst,

seit

dem von den Mamlu-

ken verwüsteten und ausgeplünderten Lande Ordnung und

Zu Beginn

Sicherheit schuf.

Rosette lange streitig,

und

Zeit

meisten

die

waren in Rosette

dieses Jahrhunderts

machte

hindurch Alexandrien den Vorrang

etablirt.

europäischen

Erst als

Handelshäuser

Mohammed -Ali den

Mahmudijjeh- Kanal vollendet und dadurch wieder die alte

Verbindung Alexandriens mit dem Nil hergestellt

hatte,

gewann

es für

und Wandel zog Alexandrien

immer den Vorrang, und Handel

sich fast ganz 16

)

von Rosette weg.

zählt jetzt bef 160000 Einwohner, wo-

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135 runter 30

— 40000

Europäer (mit Inbegriff der Griechen,

Malteser und

Ionier,

Schutzbefohlenen der Consulate)

und HafenEs zerfällt in zwei wesentlich verschiedene Hälften, die mohammedanische Stadt, die am alten westlichen Hafen liegt, und das Frankenquartier, welches von den Europäern bewohnt wird und am neuen östlichen Hafen sich ausdehnt. Der ganze Handelsverkehr fand früher in dem letztern statt, indem

und

ist

eine

der bedeutendsten Handels-

städte des Mittelmeers.

europäischen Schiffen nur stattet

war.

herum

hier

Daher an.

sich

auch die Europäer

Nachdem jedoch Mohammed -Ali auch

den fremden Schiffen den alten Hafen

das Einlaufen in diesen ge-

siedelten

und geräumigern

viel sicherern

eingeräumt hatte, der früher «nur moham-

medanischen Schiffen zugänglich war, zog sich der Verkehr dahin. tier

Um

vom

zu kommen, muss

alten

Hafen in das Frankenquar-

man

die

mohammedanische Stadt mo-

passiren. .Diese trägt die allgemeinen Kennzeichen

hammedanischer Städte zur Schau, enge, unregelmässige .

Häuser mit verund meistens gegen den Hofraum gerichteten FenNur die Paläste reicher Türken sind in einem etwas

Strassen, Unreinlichkeit, regellos gebaute gitterten stern.

gefälligem Stil gebaut; der mit bezeichnet

dem Namen

aalla franca»

wird und ein Zwitterding zwischen europäi-

schem unb^ konstantinopolitanischem Baustil

um

päische Stadtviertel dehnt sich

Menschijjeh genannten Platz

ist.

Das euro-

den von den Arabern

aus, der in neuester

auf Said-tascha's Kosten mit

Bäumen

bepflanzt,

Zeit

und

durch zwei grosse Wasserbecken mit hochspringendem Wasserstrahl verschönert worden

ist.

17

)

Hierherum be-

finden sich die schönsten Häuser Alexandriens,

europäischen Baustil

,

im süd-

worunter einzelne fast palastartige

Gebäude, meistens den Prinzen oder europäischen Kaufleuten gehörig. Schön gebaut

und geräumig

ist die

katholische

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136 *

und

die griechische

der

Mohammedaner

Die Moscheen

nichtunirte Kirche.

sind alle unter der Mittelmässigkeit.

Die enge Landzunge, auf der die Stadt

dem Meer und dem Mareotis-See, trostlose Sandwüste, wo nur mit Hülfe schen

liegt, zwi-

eine dürre,

ist

reichlicher Be-

Am

wässerung die Vegetation sich entwickelt

Mahmudwovon

ijjeh-Kanal liegen die Landhäuser der Europäer, viele

mit hübschen Gartenanlagen.

Stelle in der

in der

Ramleh, eine sandige

Entfernung einer Stunde von Alexandrien

Richtung gegen Rosette zu,

wegen gesun-

ist ein

der, trockener Luft beliebter Sommeraufenthalt. 18)

Auf

der entgegengesetzten Seite, an der Stelle des alten Marea,

welcher

Ort jetzt Mariut heisst, in der Wüste, pflegt

der Vicekönig-Statthalter mit seinen Truppen den

über zu lagern,

und andere

während welcher Zeit

Sommer

die Ministerien

Centralstellen in Alexandrien residiren, die

im

Winter wieder mit dem Vicekönig-Statthalter nach Kairo heraufwandern.

In Alexandrien befindet sich das Arsenal

mit schönen Docks und allen Vorrichtungen zur Ausbesserung von Schiffen.

Ebenso

zum Bau

ist hier

oder

der Sitz

der Sanitätsintendanz, welche die Sanitäts-Quarantäne und das Medicinalwesen von ganz Aegypten

gungen Alexandriens, welche unter

leitet.

Die Befesti-

Mohammed -Ali nach

französischen Plänen erbaut wurden, sollen nicht unerheblich sein, leiden aber

an dem Fehler, dass

sie ^zu

ausge-

dehnt sind und zur Vertheidigung eine so bedeutende Trup-

penmasse erfordern, dass unter den gegenwärtigen

Um-

ständen das ägyptische Heer dazu nicht hinreichend wäre. Trefflich ist der

Hafen, worunter der jetzt fast allein

benutzte alte westliche zu verstehen dere nur als Nothhafen dient.

ist,

indem der an-

Die Einfahrt

ist

jedoch

durch Untiefen nicht ohne Gefahr und grosse Kriegsschiffe

nen

müssen die Geschütze ausladen. Alle

Schiffe bedie-

sich des Hafenpiloten, ungeachtet die Regierung erst

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137

Errichtung von

Arbeit der

neuerlich die verdienstliche

Bojen und schwimmenden Fahrwassermarken durchführen Hess.

Einige Batterien bei Marabut

unterhalb

Meks sowie am neuen Leuchtthurm dürften

die Einfahrt

kaum genügend

vertheidigen.

an der Küste

Dieser letz-

auch eine Schöpfung Mohammed-Ali's und steht

tere ist

auf der

innern .Seite

der westlichen Abzweigung der

Landzunge, welche diö beiden Häfen scheidet; es wird dieser

ganze westliche

Arm

das Cap der Feigen,

auf

Ras-et-tin, auf Türkisch Indschir Burnu ge-

Arabisch

nannt. Auf demselben befindet sich der schöne von Mohammed-Ali erbaute Begierungspalast und das GQUver-

nementsgebäude, die sich gleich bei der Einfahrt in den

Hafen nicht ohne Grossartigkeit zeigen. Sowie Schiffe

durch die

aller

ward,

gesichert

so

sorgten auch

dessen Nachfolger für stadt mit

dem

Eröffnung des alten Hafens für

Flaggen die Meeranfahrt erleichtert und'

die

Mohammed -Ali und

Verbindungen der Handels-

grossen Hinterlande, für dessen Erzeug-

nisse Alexandrien der natürlichste Stapelplatz

Mahmudijjeh-Kanal strasse

her.'

Vom

Bassal, ausserhalb

stellte eine

ist.

Hafen dieses Kanals bei Minet-eldes

Wasserthors,

wo Hunderte und

abermals Hunderte von Nilbooten ankern, welche früchte

und

Erzeugnisse

aller

Art aus

ladung in die dich* vor der Seeschiffe.

Mündung

Feld.-

dem Innern

Aegyptens herabbringen, geschieht unmittelbar die

kernden

Der

ununterbrochene Wasser-

Um-

des Kanals an-

Said -Pascha hat durch die Errich-

tung einer im neuen System gebauten Schleuse an der

Mündung und durch Ausbau

eines künstlichen

diese Operation wesentlich erleichtert die grosse Lebensader Alexandriens,

So

ist

Beckens

der Kanal

auf der unzahlige

Boote mit ägyptischen und fremdländischen Producten, mit Export- und Importwaaren beständig auf und nie-

4

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138 der segeln und einen Verkehr unterhalten, der jetzt schon gewaltige Verhältnisse erreicht hat, wie aus den nach-

stehenden übersichtlichen Tabellen der Aus- und Einfuhr

Mohammed -Ali

Die von

erheüen wird. zuerst

Dampfschiffahrt

organisirte

auf

trug

dem Kanal

erheblich

zur

und war namentlich vor Ausbau der Eisenbahn zwischen Alexandrien und Kairo Belebung des Verkehrs

bei

für die englischen Ueberlandreisenden von grosser Bedeu-

Der Bau der von Abbas- Pascha begonnenen Ei-

tung.

senbahn zwischen Alexandrien und Kairo, welcher unter Said-Pascha's Verwaltung vollendet ward, gewährte

Handel einen erneuerten Vorschub. durch für die

des

Schnelligkeit

dem Centraipunkt

des

dem

Nicht blos dass da-

Verkehrs mit Kairo,

Binnenhandels,

viel

gewonnen

ward, sondern auch der Transport leichter und weniger umfangreicher Waaren schleunigung.

hierdurch

grössere

nicht blos

sehr langwierig, sondern geradezu

Besonders hob sich durch die Eisen-

ganz unmöglich.

die

nun

Suez

bis

bahn der Transporthandel mit indischen Waaren, mittels

Eisenbahn

schnell

die

englischen

von

und» sicher

Alexandrien befördert werden.

und

Be-

Wasserstande in der ersten Hälfte des

lich bei niedrigem

Sommers

erhielt

Die Schiffahrt auf dem Kanal war näm-

Auch

die Ueberlandpost

Ueberlandreisenden

wendeten

sich

dem von nun an nur noch zum

der neuen Eisenbahn zu, und die Dampfschiffe auf Nil

und dem Kanal dienten Der im

Waarentransport.

Schiffsverkehr auf

wesen sein fast

ebenso

infolge

der

soll,

dem

Alterthum

Mareotis - See

,

dass der Sumpfhafei*

belebt

so

bedeutende

der so lebhaft ge-

am

Mareotis -See

war wie der grosse Seehafen, hat

Versumpfung des Sees gänzlich aufgehört.

Derselbe Umstand hat auch das sonst ziemlich gesunde

Klima Alexandriens sehr verschlechtert. Der Grosshandel ist ganz in den Händen der Euro-

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139

und nur der

päer,

Kleinvertrieb wird von Eingeborenen

Unter Europäern sind es wieder vorzüglich

vermittelt.

Griechen und Italiener,

Auch

zahl auftreten. fehlen

leute

die in überwiegend grosser

französische

Ebenso

nicht.

und

haben

deutsche Handlungshäuser gebildet,

An-

englische Kauf-

sich

verschiedene

die fast ausschliess-

den Zollvereinsländern angehören und namentlich

lich

Der Export von Comestibeln

in Importartikeln arbeiten.

nennt

(so

man

hier alle Arten

von Feldfrüchten) auf

eigene Rechnung,

meistens nach Frankreich und Eng-

land,

gefährliches Geschäft,

ist stets ein

grössten Häuser, die ausschliesslich in treide arbeiten, pflegt

trachten.

man

und selbst die Korn und Ge-

selten als ganz solide zu be-

Die Mehrzahl der Kaufleute handelt jedoch

in diesen Artikeln nur auf feste Bestellung (Commissio-

Ein grosser Unfug,

nen).

Anlass gab,

ward,

dem

zu

der Getreidehandel

der besonders von Abenteurern betrieben

welche,

ohne

selbst Kapital

reich zu werden suchten,

genannten Wetten,

d.

h.

stimmten Quantität von

zu haben,

schnell

war das Abschliessen von

so-

Lieferungsverträgen einer be-

Comestibeln zu fixen Preisen

auf einen bestimmten Zeitpunkt mit der Verpflichtung,

im Falle der nicht erfolgten Lieferung die Preisdifferenz zu vergüten. Auf diese Art trieb man mit den Getreideein förmliches Börsenspiel und speculirte auf Hausse und Baisse, je nachdem die Preise in England

preisen

und Frankreich Rechtspflege

wo

jedes

in

einigen

sich stellten.

Die Unzulänglichkeit der

in den fünfzehn verschiedenen Consulaten,

nach andern Gesetzen entscheidet und kaum eine

unparteiische

Rechtspflege

stattfindet,

beförderte diesen Schwindel, der den Platz Alexandrien in

argen Miscredit brachte und nur durch das Uebermass sich zuletzt selbst richtete. ist in

Minet-el-Bassal,

Der grosse Markt

dem Hafen

für Comestibeln

des Mahmudijjeh-Kanals.

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140

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u., st.:

mir,

1.:

au mehreren

Stelleu)

mich

streiche die Worte »der Regierung gehörigen» o., st.: Sechstels, L: Sechstel u., st.: der weltlichen und geistlichen Macht, 1.: des weltlichen und geistlichen Rechts v. u., St.: Gujus, 1.: Cajus v. o., st. : Osoman lachen, 1. : Osmanischen v. o., st. : dieselbe, 1. : dieselben v.o., st.: Cocolo, 1.: Cocole v.o., st.: Sassaparille, 1.: Salsapariila o.,

7 12 v. u., St.: bungolaw, 1.: bungalow 7 v. o., 8t. : futah, 1. : flltah 14 v. u., st.: de, 1.: di 12 v. o., st.: der, 1.: des 9 v. o., st.: Beghet,- 1.: Behget 14 v. u., st.: et-tur'atel-fransawijjeh,

Druck von F. A. Brockhaua

1.

:

et-tur'at-el-trausawijjeh

in Leipzig.