Grundriss der Physik: Für Ingenieurschulen und technische Schulen sowie zum Selbststudium [6. Aufl. Reprint 2019] 9783486776775, 9783486776768

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158 92 60MB

German Pages 289 [292] Year 1947

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Table of contents :
Vorwort zur 1. und 2. Auflage
Aus dem Vorwort zur 3. Auflage
Vorwort zur 6. Auflage
Inhalts-Verzeichnis
Längenmaß. Gewicht. Festigkeit
Gleichgewichtslehre (Statik)
Bewegungslehre (Dynamik)
Von Arbeit und Energie
Die einfachen Maschinen
Verhalten der Flüssigkeiten
Verhalten der Gase
Wärmelehre
Wellen und Schall (Akustik)
Lehre vom Licht (Optik)
Magnetismus
Ruhende Elektrizität
Der elektrische Strom
Induktions-Elektrizität
Elektrische Zeichenübertragung
Sachverzeichnis
Verzeichnis der Tafeln
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Grundriss der Physik: Für Ingenieurschulen und technische Schulen sowie zum Selbststudium [6. Aufl. Reprint 2019]
 9783486776775, 9783486776768

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JOHANN K L E I B E R IC I M » K E N * « E l * FÜR

INGENIEURSCHULEN

SCHULEN

SOWIE

NEU

P H Y S I K

UND

ZUM

SELBSTSTUDIUM

BEARBEITET

VON

DR. HEINRICH MIT

ALT

512 B I L D E R N , V I E L E N UND

TECHNISCHE

BEISPIELEN

ÜBUNGSAUFGABEN

6. E R W E I T E R T E

UND

VERBESSERTE AUFLAGE

MÜNCHEN

LEIBNIZ BISHER

1947

VERLAG

R.OLDENBOURG

VERLAG

1947 veröffentlicht unter Lizenz Nr. US-E-179 beim Leibniz Verlag (bisher R. Oldenbourg Verlag) München. Copyright 1932 b y R. Oldenbourg Verlag München, Auflage 10 000 Druck-u. Bindearbeiten: R . Oldenbourg, Graph.Betr. GmbH.,München.

Vorwort zur 1. und 2. Auflage. Die außerordentlich freundliche Aufnahme, die die bisherige Ausgabe von Kleiber/Karsten, Physik für technische Lehranstalten, im Kreise der hochverehrten Herrn Fachkollegen gefunden hat und die sich durch die hohe Auflagenzahl des Buches und durch die Übersetzung des Buches ins Spanische nach außen hin bekundet, ermutigte mich, einem schon früher von verschiedenen Seiten ausgesprochenen Wunsche zu entsprechen und für die Baufachschulen, die ein geringeres Physikpensum haben, eine kürzere Ausgabe herzustellen. Sie ist in straffster Form so abgefaßt, daß die von der Kritik anerkannten Vorzüge der Kleiberschen Bücher: eingehende Disposition des Stoffes, Hervorhebung wichtiger Formeln in Schildern, Erläuterung schwieriger Teile durch Vergleiche und Analogien, Reichtum an Figuren und Musterbeispielen auch hier voll zur Geltung kommen. Mathematische Formulierungen sind auf das Notwendigste beschränkt, die populäre Darstellung womöglich noch weiter erhöht. Die straffe D i s p o s i t i o n des Stoffes ermöglicht auch das S e l b s t s t u d i u m für Anfänger in hohem Maße. Zahlreiche B e i s p i e l e und Ü b u n g s a u f g a b e n beleben und unterstützen das Verständnis für das Vorgetragene, das überall nur das Notwendigste streift, bzw. noch das, was den Schüler, der mitten im Leben der Technik steht, interessieren könnte. Der Reicht u m an A b b i l d u n g e n dürfte Lehrern wie Schülern sehr willkommen sein. M ü n c h e n , im April 1932. Joh. Kleiber.

Aus dem Vorwort zur 3. Auflage. Bei der Neubearbeitung dieses Buches, die ich auf Wunsch des Verlages übernahm, nachdem Herrn Oberstudienrat K l e i b e r sein hohes Alter die Fortführung seines weit verbreiteten Unterrichtswerkes verbietet, habe ich mich bemüht, dessen bekannte Vorzüge, auf die auch in der Vorrede zur ersten Auflage hingewiesen wird, zu erhalten, l*

IV

Vorwort zur 6. Auflage.

Vorwort zur 6. Auflage. Nachdem die 4. und 5. Auflage nur unbedeutende Änderungen gegenüber der 3. erfahren hatte, zeigte sich nun die Zweckmäßigkeit einer weitergehenden Neubearbeitung. Sachlich und in der Stoffanordnung wesentlich sind die Umarbeitungen einiger Stellen in der Elektrizitätslehre. Die Zahl der Aufgaben wurde beträchtlich vergrößert; einer Erneuerung des Bildwerkes wurde besonderes Augenmerk zugewendet. Sie ist noch nicht vollständig, wird aber weitergeführt. Eine Erweiterung des Kreises der Benützer über die Angehörigen des Baufaches hinaus wurde schon bei der 5. Aufl. angestrebt, auch in der Absicht, damit einen vorläufigen Ersatz zu schaffen für das durch Kriegsfolgen zerstörte umfangreichere „Lehrbuch der Physik für Ingenieurschulen", dessen Wiederherstellung noch nicht mögljch ist. Diesem gegenüber ist zwar die Darstellung kürzer und sachlich wie mathematisch weniger weitgehend; sie ist aber gegen früher doch so verbreitert, daß den Bedürfnissen der Studierenden an technischen Fachschulen aller Art und des Selbststudiums Genüge getan werden kann. Dem entspricht auch der Titel „Grundriß der Physik für technische Schulen". Möge das Buch in der vorliegenden Gestaltung diesen Zweck erfüllen und sich als brauchbares und begrüßtes Hilfsmittel beim Wiederaufbau des technischen Schulwesens erweisen. Dem Verlag sei es gedankt, daß er die Neuauflage ermöglichte und förderte. M ü n c h e n , im Sommer 1947. Dr. Heinrich Alt.

I n h a l t s - V e r z e i c h n i s .

Längenmaß, Gewicht, Festigkeit Seite

1 3 4

§ 1. Längenmessung . . § 2. Flächenmessung. . § 3. Raumausmessung .

§ 4. Porosität § 5. Vom Gewicht der Körper § 6. Festigkeit und Bruch .

Seite

5 6 9

Gleichgewichtslehre, § § § §

7. 8. 9. 10.

Gleichgewicht v.Kräften Zwei Kräfte im Winkel Zwei parallele Kräfte . Drehung, Drehmoment

14 15 19 20

§ 11. Beliebige Kräfte an

einem Körper 21 § 12. Schwerpunkt. Die drei Gleichgewichtsarten . . 23

Bewegungslehre Gleichförmige Bewegung Beharrungsgesetz . . . Beschleunigte Bewegung Der freie Fall Wovon hängt die Beschleunigung ab? . . . § 18. Kreisbewegung . . . .

§ § § § §

13. 14. 15. 16. 17.

27 28 28 30 33 34

§ 19. Drehbewegung . . . . 36 § 20. Zusammensetzung von Bewegungen 37 § 21. Schwingungsbewegung, Pendel 39 § 22. Eigenschwingung, Resonanz , 42

Von Arbeit und Energie § 23. Arbeit, Leistung . . . § 24. Umformung und Erhal-

44 | tung der Arbeit . . . . | § 25. Reibung . .

46 48

Die einfachen Maschinen § 26. Hochziehen mittels Rollen . . 50 § 27. Hub mit dem Hebel . . 51 § 28. Hebelwaagen 54

§ 29. Hub mit dem Wellrad . 55 § 30. Hub mit der schiefen Ebene 58 § 31. Die Schraube 60

Verhalten der Flüssigkeit § 32. Grundeigenschaften der Flüssigkeiten 64 § 33. Druckausbreitung . . . 65 § 34. Druck durch die eigene Schwere 67 § 35. Der Auftrieb 70

§ 36. Schwimmen und Schweben 71 §37. Verbundene (kommunizierende) Gefäße . . . 73 § 38. Oberflächenerscheinungen 75

Inhalts-Verzeichnis.

VI

Seite

Bewegte Flüssigkeit § 39. Ausfluß- und Strömungsgeschwindigkeit . . . . 76 § 40. Stoßkraft (Bewegungs-

Seite

energie) des Wassers . § 41. Wasserversorgung . . . § 42. Ausnutzung der Wasserkräfte

77 79 80

Verhalten der Gase § 43. Luftgewicht. Gasdruck § 44. Luftdruck. Barometer . § 45. Druck eines abgeschlossenen Gases § 46. Wasserförderung . . .

83 84 89 91

§ 47. Preßluft § 48. Die Luftpumpen . . . § 49. Luftauftrieb, Luftschifffahrt § 50. Luftfahrt

94 94 97 98

Wärmelehre § 51. Messung des Wärmegrades § 52. Ausdehnung der festen u. flüssigen Körper . . § 53. Ausdehnung der Gase. § 54. Wärmeströmungen . . § 55. Heizung. Wärmemenge § 56. Spezifische Wärme . . § 57. Schmelzen. Schmelzwärme § 58. Sieden

103 104 108 111 112 115 117 119

§ § § § § § § §

59. Dampfdruck. Sieden im geschlossenen R a u m . . 60. Gesättigter und ungesättigter Dampf 61. Luftfeuchtigkeit . . . 62. Künstliche Kälte. Gasverflüssigung 63. Wärme und Arbeit . . 64. Wärmeleitung 65. Wärmestrahlung . . . 66. Wärmekraftmaschinen .

121 123 124 127 129 131 133 136

Wellen und Schall § 67. Wellen § 68. Der Schall § 69. Schallstärke

140 142 145

§ 70. Raumwirkung . . . . 146 § 71. Töne in der Musik . . 148 § 72. Sprechmaschine . . . . 149

Lehre vom Licht § § § §

73. 74. 75. 76.

Geradlinige Ausbreitung Zurückwerfung . . . . Die Spiegel Brechung des Lichtstrahles , § 77. Die Farben § 78. Linsen

151 152 153 155 159 162

§ 79. Das Auge § 80. Die opt. Instrumente . § 81. Lichtstärke und Beleuchtung § 82. Raumbeleuchtung . . . § 83. Wesen und Wirkungen des Lichtes

166 169 173 177 179

Magnetismus § 84.

Herstellung der Magnete

181

§ 85. § 86.

Das magnetische Feld. 183 Erdmagnetismus . . . 185

Inhalts-Verzeichnis.

VII

Buhende Elektrizität Seite

§ 87. Zwei Elektrizitäts188 arten § 88. Das Elektroskop. Leiter u. Nichtleiter. El. Strom 189 § 89. Arbeit bei Ladung . . . 192

§ 90. § 91. § 92. § 93.

Spannung. Kapazität. Dichte Die elektr. Influenz . Der Kondensator . . Blitzschutz

Seite

193 195 198 199

Der elektrische Strom § 94. Von den galvanischen § 104. Das Gesetz von Ohm 226 Elementen 202 § 105. Schaltungen und Messungen 228 § 95. Entstehung des elektr. Stromes 204 § 106. Elektr. Leistung und Arbeit 233 Chemische W i r k u n g des elektr. Stromes W ä r m e w i r k u n g des elektr. § 96. Elektrolyse 206 Stromes § 97. Gesetze der Elektrolyse 208 § 107. Hitzdrahtinstrument. § 98. Technische Verwertung Sicherungen. Stromder Elektrolyse . . . 2 1 0 wärme 235 § 99. Polarisation der Platten 212 § 108. Elektrische Beleuchtung 237 § 109. Elektrische Heizung Magnetische W i r k u n g des und Schmelzung . . . 239 elektr. Stromes § 110. Thermoelement . . . 241 § 100. Nachweis der magnetischen Wirkung . . . 215 Motorische W i r k u n g des § 101. Der Elektromagnet . . 218 elektr. Stromes § 102. Anwendungen des Elek§ 111. Der Strom läuft im tromagnetes 219 Magnetfeld . . . . . 242 Das Ohmsche Gesetz von § 112. Drehspule und Elektroder S t r o m s t ä r k e motor 244 § 103. Spannung und Wider§ 113. Messung von Leistung stand 222 und Arbeit 246 Induktionselektrizität § 114. Stromerzeug, d. Indukt. 248 § 118. Wechselstrommaschine § 119. Drehstrom § 115. Selbstinduktion . . . 251 § 120. Umspanner. Gleich§ 116. Der Induktor . . . . 252 richter G l e i c h - u. W e c h s e l s t r o m generatoren § 121. Durchgang d. El. durch § 117. Gleichstrom-DynamoGase. Elektronenstrahl. § 122. Elektrische Wellen . . maschine 253 Elektrische Zeichenübertragung § 123. Draht-Telegraphie und § 125. Fernsehen 271 Sachverzeichnis Telephonie § 124. Drahtl. Übermittlung . 274 Verzeichnis der Tafeln . . . .

257 260 262 265 270 276 278 282

§ 1. Längenmessung.

1

Längenmaß. Gewicht. Festigkeit.

§1.

Längenmessung.

1. Wie mißt man Längen auf dem Bauplatz? Kleinere mit dem Gliedermaßstab, größere mit einer Meßlatte oder mit dem Meßband. || E i n h e i t d e r L ä n g e i s t d a s Meter. Es ist eingeteilt in 10 Dezimeter, 100 Zentimeter, 1000 Millimeter. (1 m = 10 dm = 100 cm = 1000 mm.) Das Meter ist eigentlich der Abstand zweier Striche auf einem in Paris aufbewahrten Urmetermaßstab. Es sollte der lOmillionste Teil eines Erdquadranten sein. [Erdquadrant nennt man jeden Viertelskreis der Erde, der von einem Pol bis zum Äquator reicht; Abb. 1.] Hiernach beträgt der Erdumfang 40 Mill. Meter = 40 000 km. — 1795 in Frankreich, 1871 in Deutschland eingeführt.

2. Wie findet man den Durchmesser eines runden Baumstammes ? Man mißt mit einer Schnur den Umfang; diesen teilt man mit der Ludolfischen Zahl 3,14 (genannt n\ sprich Pü). Beispiel. Der Umfang sei 157 cm; dann ist Abb. 1. Erdquadrant. der Durchmesser d = 157 cm : 3 , 1 4 = 50 cm. — Übung: Man messe den Umfang eints runden Stuhles; eines Küchentopfes; einer Waschschüssel; eines Kopfes und berechne hieraus den zugehörigen Durchmesserl [Nachmessung!] Umgekehrt ist:

|| K r e i s u m f a n g = 3,14mal D u r c h m e s s e r . Eine Plakatsäule von 1 m Durchmesser hat 3,14 m Umfang. — Man berechne den Umfang eines Schwungrades von 1,50 m Halbmesser. Das Verhältnis eines Kreisbogens zum Halbmesser dient häufig als Winkelmaß (Winkel im Bogenmaß). Es ist: 360° = 2 n 90° = Jt/2 57,3° = 1.

2

§ 1. Längenmessung.

A b b . 2.

Meßkeil.

3. Die lichte [ = die innere] Weite eines Rohrs mißt man mit dem Meßkeil. (Abb. 2.)

Man fertige einen Meßkeil aus starkem Papier 10 cm lang, am Ende 1 cm breit und messe damit die Weite eines Glasrohrs auf 1 / 1 0 mm genau!

4. Die Dicke von Platten mißt man mit dem Mikrometer. (Abb. 3.) Jeder Schraubendrehung entspricht die Verschiebung der Schraubenspitze S um 1 mm. Oder man benutzt die Schublehre (Abb. 5).

A b b . 3. Mikrometer.

Die Schublehre i s t e i n M a ß s t a b m i t e i n e r f e s t e n u n d e i n e r v e r s c h i e b b a r e n Q u e r l e i s t e . Zwischen diese spannt man den zu messenden Gegenstand ein.

5. Ein weiteres Hilfsmittel ist der h e b e l , z. B. in der Form des Zehntelmaßes (Abb.4).

Fühl-

Schublehre und Zehntelmaß sind mit einem Nonius versehen. Dies ist ein kleiner Hilfsmaßstab, der neben dem Hauptmaß liegt und d e s s e n T e i l e um j e 1 / 1 0 kleiner a l s d i e d e s H a u p t m a ß s t a b e s s i n d (so daß also 10 Noniusteile gleich 9 Teilen des letzteren sind). A b b . 4.

Zehntelmaß.

6. Wie gebraucht man den Nonius ? Der Nagel in Abb. 5 n * ist etwas über 3 Teile 0 11 21 31 ^l 51 6 17 18 |9 l 10i 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 lang; um wieviele 1 / 1 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 1 mehr? A n l e i t u n g : Man suche auf dem Nonius jenen Teilstrich (*), der mit einem Teilstrich des A b b . 5. Teilstrich 8 des Nonius f ä l l t auf einen Hauptmaßes überMaßstabstricl;. einstimmt. (In Abb. 5 der Noniusstrich 8.) Dann ist die Länge des Nagels 3,8 Teile. 'i"/""!/"/

Grund. Man halte den Nonius bei 8 * d denke sich die vorausgehenden Noniusteile je um 1 / 1 0 vergrößert. Dann un

3

§ 2. Flächenausmessung.

rückte die Noniusnull um 8 / 10 vor, d. h. auf die Zahl 3 des Hauptmaßes.

7. Parallaxe nennt man den Ablesungsfehler, den man macht, wenn man schief auf den Maßstab blickt (Abb. 6). 8. Größere Längeneinheiten sind Kilometer und Meile. 1 km = 1000 m; 1 engl. Meile 1610 m; eine Seemeile .1852 m.

§2. Flächenausmessung. 1. Einheit der Fläche ist das Quadratmeter (1 m 2 ). Man denke an ein Stück Tapete 1 m lang und 1 m breit. Merke: Die Verwandlungszahl der Flächenmaße ist 100, d. h. 1 m 2 = 100 dm2; 1 dm2 = 100 cm 2 ; 1 cm2 = 100 mm 2 . Ar (a) = 100 m 2 ; 1 Hektar (ha) = 10000 m 2 . 2. Eine Wand ist zu tünchen; man berechne die Fläche! Ist ihre Länge l i m , ihre Breite 6 m, so ist ihre Fläche l i m X 6 m = 66 m 2 groß. Merke: a) Die F l ä c h e eines R e c h t e c k s i s t gleich L ä n g e mal Breite. b) Die F l ä c h e eines Kreises = Halbmesser X Halbm e s s e r X 3,14. Beispiel: Eine kreisförmige Rennbahn vom Durchmesser d = 50 m ist zu bekiesen. Halbmesser = 50 m : 2 = 25 m; daher Fläche = 25 x 25 x 3,14 = 1962,50 m 2 = 10 ar 62 m 2 50 dm 2 . — 1 ar ist ungefähr so groß wie die Bodenfläche eines Schulzimmers ( = 10 m x 10 m).

Flächenberechnungen: 'in

¿

L

T

A—•»»^P A

Rechteck

Dreieck = ^ ^



^

—'

Trapez — m-h

d

\

c. .

Jtd1

Kreis — —T~ 4

Abb. 7.

3. Die Fläche einer unregelmäßigen Figur kann man mit dem Planimeter (Abb. 8) oder durch Auswägen bestimmen. a) Das Planimeter ist eine Art waagerecht liegender Zirkel, der in der Nähe des Kopfes ein Meßrädchen R trägt. Hält man

4

§ 3. Raumausmessung. Por.R

Abb. 8. Planimeter.

$3.

die eine Zirkelspitze fest ( = Pol) und umfährt mit der andern die auszumessende Figur, so gibt die Umdrehung des Meßrädchens die Fläche an. (Abb. 8.) b) Wägen der ausgeschnittenen Figur. Wiegt die aus Papier ausgeschnittene Figur 2,25g, 1 dm2 desselben Papiers 0,9 g, so enthält die Figur 2,25 : 0,9 = 2,5 dm 2 = 250 cm 2.

Raumausmessimg.

1. a) Eine Kiste 1 ra lang, 1 m breit, 1 m hoch stellt einen Raummeter oder 1 Kubikmeter (1 m 3 ) vor. Wieviel solche Kisten gehen in ein Zimmer von 10 m Länge, 8 m Breite, 3 m Höhe ? Antwort: 10 X 8 X 3 = 240. Merke: Der R a u m i n h a l t e i n e s r e c h t e c k i g e n K ö r p e r s i s t L ä n g e X B r e i t e X H ö h e (Abb. 9). f.-.-/

,1

t 1

-a Abb. 9. V =

Ein Ziegelstein ist — cm lang, — cm breit, — cm hoch. Sein Uli 'V Rauminhalt ist also . . . x . . . x i/' y . . . = . . . Kubikzentimeter. Selbst\y übung: Man messe eine Zigarrenschachtel ausl Quader. /

a-b-c

Abb. 10. Kubikzentimeter.

b) Ein kleineres Raummaß ist das Kubikdezimeter (Würfel 1 dm lang, 1 dm breit, 1 dm hoch). Den Hohlraum eines Kubikdezimeters (dm3) nennt man 1 Liter. (Man denke an einen Literkrug.) c) Die Physiker messen alle Räume nach Kubikzentimeter (cm3). Abb. 10 zeigt 1 cm8 in natürlicher Größe. (Man stelle 1 ccm aus Kreide her!) Merke: 1000cm 3 gehen auf 1 Liter. Allgemein:

Die Verwandlungszahl der Raummaße ist 1000, d. h. 1 m 3 = 1000 dm3; 1 dm3 = 1000 cm 3 ; 1 cm 3 = 1000 mm3. 2. Wie bestimmt man den Hohlraum eines Gefäßes? a) Man füllt das Gefäß mit Wasser und gießt dieses in einen nach cm 3 geteilten Meßzylinder (Abb. 11) oder in ein

§ 4. Porosität.

5

größeres geeichtes Gefäß über. Die Messung ist nicht ganz genau, da etwas Wasser an der Wand des Gefäßes hängenbleibt. b) Genauer wird die Messung, wenn man das Gefäß leer auf eine Waage setzt und ihr Gewicht (z. B. mit Schrotkörnern) ausgleicht. Dann füllt man es mit Wasser. Wiegt das zugegossene Wasser 380 g, so ist der Hohlraum des Gefäßes 380 cm3. Denn || 1 cm3 Wasser (bei 4°C) wiegt 1 Gramm. Abb. 11.

3. Wie bestimmt man den Rauminhalt ( = Meßzylinder. Volumen) eines Steines? a) Durch Untertauchen in Wasser, das sich in einem Meßzylinder befindet (Abb. 11). Steigt dabei der Wasserspiegel von 200 cm 3 auf 240 cm 3 , so hatte der Stein das Volumen 40 cm3.

b) Oder man benutzt die 2000 Jahre alte Archimedische Entdeckung: Tau cht man einen K ö r p e r in W a s s e r , so verliert er f ü r jedes e i n t a u chende cm 3 genau 1 g an Gew i c h t (Abb. 12).

Abb. 12. Volumen = Gewichtsverlust in Wasser.

Verliert also der Körper in Abb. 12 an Gewicht 25 g, so ist sein Volumen 25 cm 3 . [Schülerversuch mit einer kleinen Briefwaage.]

§4. Porosität. 1. Man betrachte den Schwamm! Er hat Poren. Dies sind Hohlräume, die vom Stoff des Schwammes nicht erfüllt werden. Brot, Sand und Bimsstein haben große Poren, bei anderen Körpern sind die Poren so winzig, daß man sie mit bloßem Auge nicht sieht. 2. Wie wies Pettenkofer

die Porosität der Bausteine nach?

Zum Nachweis verklebt man einen prismatischen Ziegelstein (Abb. 13) mit Wachs bis auf die Anschlußstellen zweier Rohre, schließt das eine an die Gasleitung an und kann nach einigen Minuten das dem anderen Rohr entströmende Gas entzünden.

6

§ 5. Vom Gewicht der Körper.

Abb. 13. Pettenkofers Versuch.

Drückt Wind auf die Wand, so dringt Luft in das Zimmer ( n a t ü r l i c h e L ü f t u n g ; beeinträchtigt durch Tapeten, Ölfarbenanstrich, Feuchtigkeit).

V e r w e r t u n g findet die Abb. 14. Porosität bei den Filtern, be- Berkefeldillter. sonders zur Reinigung des Trinkwassers, das zuweilen unreinen Flüssen entnommen werden muß (Hamburg). Beim Berkefeldillter (Abb. 14) wird das bei H einströmende Wasser durch einen Filtrierzylinder C aus Kieselgur getrieben. — Erkläre die Groß-Filteranlage Abb. 15!

3. Man ermittle den Porenraum des Sandes in Volumprozenten. (Abb. 16.) Dazu füllt man einen Literkrug mit Sand! [=1000cm 3 ]. Nun gießt man zur Ausfüllung der Poren mit einem Meßzylinder Wasser nach! [Erg.: 400 cm3]. Auf je 100 Abb. 16. Abb. 15. Große Filteranlage. cm 3 Sand treffen Ausmessen des Hohlraumes. dann 40 cm 3 Poren = 40 V o l u m p r o z e n t e .

§ 5. Tom Gewicht der Körper. 1. Was ist Gewicht? Halte einen Ziegelstein auf waagerecht hinausgestreckter Hand! E r übt auf die Hand einen D r u c k aus. Gewicht i s t der Druck den ein K ö r p e r auf eine w a a g e r e c h t e U n t e r l a g e ausübt.

Abb. 17. Wirkung der Schwere.

§ 5. Vom Gewicht der Körper.

7

Läßt man den Stein los, so f ä l l t er zur Erde. Man sagt: Die Körper werden von der Erde angezogen. Die Kraft, die die Körper zur Erde niederzieht, heißt Schwere oder Schwerkraft.

S c h w e r e = Z u g zur E r d e . 2. Einheit des Gewichtes ist das Gramm. Merke: 1 Gramm ist das Gewicht von 1 cm 3 Wasser bei 4° C. Abb. 18. Gleicharmige Waage.

1 Kilogramm (kg) = 1000 g; 1 Tonne (t) = 1000 kg = 20 Zentner.

3. Kleine Gewichte kann man statt mit der Krämerwaage (Abb. 18) auch mit der Federwaage (Abb. 19) bestimmen. Diese besteht aus einer frei hängenden S p i r a l f e d e r , die unten eine W a a g s c h a l e trägt. An der Feder ist unten ein Zeiger befestigt, der vor einer Teilung spielt. Vorteil: Diese Waage bedarf keines Gewichtssatzes. ( S t e l l e die E i c h u n g der T e i l u n g her d u r c h E i n l e g e n v o n 10, 20, 30 g . . . in die W a a g s c h a l e ! )

Abb. 19. Federwaage.

Abb. 20. Einlacher Kraftmesser.

Abb. 21. Küchenwaage.

Zur raschen Bestimmung großer Gewichte dienen die Kraftmesser (oder Dynamometer); dies sind starke Federn, deren geringe Dehnung durch ein Zahnrad auf einen Zeiger übertragen wird. Erkläre Abb. 20! Mit solchen Kraftmessern kann man nicht nur Gewichte, sondern auch alle Arten von Zug und Druck messen. (Ziehe damit eine Schulbank weg! Kraftmessung in der Technik.) — Bei der Eüchenschnellwaage

8

§ 5. Vom Gewicht der Körper.

(Abb. 21) sitzt der Stiel der Waagschale auf einer Doppelfeder, die bei ihrer Dehnung ein Zahnrädchen mit einem Zeiger bewegt. 4 . Sind alle Stoffe gleich s c h w e r ?

E i n S t ü c k K o r k ist viel

l e i c h t e r als ein gleich großes S t ü c k Blei. 1 c m 3 K o r k w i e g t % g> lern3

Blei dagegen 1 1 , 4 g , Das

also f a s t 4 6 m a l

Gewicht von 1 c m 3

nennt

man

das

eines

so viel.

Stoffes

in

spezifische Gewicht d e s Da Wasser

Merke: Gramm

Stoffes. das

spezi-

fische G e w i c h t 1 h a t ( A b b . 2 2 ) , so gibt d a s 1.

vn

Abb. 22.

:;

13,6

Gewicht eines Stoffes a u c h

zz.

Spezifische Gewichte verschiedener

Stoffe»

spezifische

a n , w i e v i e l m a l S 0 Schwer • p i n (i • . • 1 * 1 ein b t o l t ist wie

gleich-

v i e l W a s s e f ( v o n gleichem V o l u m e n ) . Das spez. Gewicht des Kupfers ist 8,9; das heißt also entweder: a) 1 cm 8 Kupfer wiegt 8,9 g, 1 dm 3 Kupfer 8,9 kg, 1 m 3 Kupfer 8,9 Tonnen, oder b) 1 cm 3 Kupfer wiegt 8,9mal soviel wie 1 cm 3 Wasser. 5 . M a n bestimme das spez. Gewicht eines B r e t t c h e n s ! Das Holzbrettchen sei 10 cm Rauminhalt ist 10 cm x 10 cm x ganzen 144 g, so wiegt 1 cm 3 nur wicht des Holzes ist in diesem Fall . Spezifisches Gewicht =

lang, 10 cm breit, 2 cm dick. Sein 2 cm = 200 cm 3 . Wiegt es nun im 144 g : 200 = 0,72 g. Das spez. Ge0,72 g/cm 3 . Allgemein:

Gesamtgewicht — - — Volumen

g T V

cm3

Man bestimme das spez. Gew. von Petroleum m i t d e m S t a n d z y l i n d e r l ( A n l e i t u n g : Gieße 100 cm 3 Petroleum ein; sie wiegen 8 0 g ; also wiegt 1 cm 3 Petroleum 80 g : 100 = 0,8 g. Tafel 1. P l a t i n . . . . 21,5 Gold . . . . 19,3 Quecksilber . 13,6 Blei . . . . 11,4 Silber . . . . 10,5 Kupfer . . . 8,9 Eisen . . 7,2-- 7 , 9

Spezifische Gewichte, kg/dm3 Aluminium . . 2,7 Marmor . . . 2 , 8 Glas . . . 2,5—3,5 Mauer, Sand . . 2 Beton . . 2—2,2 Sandstein . . 2,4 Ausfüllmaterial 1,8

Holz . . . . 0,5—0,9 Wasser . . . . 1,0 Petroleum. . . 0,80 . 0,72 Alkohol . . . atm. Luft . . . 0,0013 Wasserstoff . .0,00009 [bei 0° und 760 mm Bar.]

§ 6. Festigkeit.

Bruch.

9

6. Wozu dient die Tafel der spezifischen Gewichte? a) Man kann damit das Gesamtgewicht von Körpern berechnen, deren Rauminhalt man kennt. Merke: || Gesamtgewicht = spez. Gew. X Volumen. (G = V • y.) Beispiel: Was wiegt eine Mauer von 10 m Länge, 4 m Höhe und 51 cm Dicke? Lösung: Rauminhalt = 10 m • 4 m • 0,51m = 20,4 m 3 . Das spez. Gewicht des Mauerwerks ist nach Tabelle y = 2, d. h. in unserem Falle 2 Tonnen für 1 m 3 . Daher Gewicht = 20,4 x 2 = 41 Tonnen.

b) Man kann umgekehrt auch den Baum von Körpern berechnen, deren Gewicht man kennt: | Volumen = Gesamtgewicht: spez. Gew. (V— G : y.) Beispiel: Jemand" bestellt einen Marmorstein von 1 Zentner Gewicht. Wie groß ist dieser ? Lösung: Volumen = 50 kg : 2,8 kg/dm 3 = ~ 17 dm 3 . Aufgaben. 1. Man berechne mit Hilfe der Tafel oben das Gewicht a) einer marmornen Tischplatte von 80 cm Länge, 50 cm Breite u n d 2,5 cm Dicke! [Antwort: 28 kg.] b) eines hölzernen Balkens von 8 m Länge und einem Querschnitt von 12 cm x 20 cm! [Antwort: 96 kg.] 2. Man berechne mit Hilfe der Tafel den Bauminhalt a) eines eisernen Schlüssels, der 118 g wiegt! [A.: 16,4 cm 3 ], b) von 1 kg Gold, Blei und Aluminium! c) eines eisernen Schwungrades, das 158 kg wiegt! [A.: 21,9 dm 3 ], d) eitler Tonne Sand! [A.: y 2 m 3 ], e) von 50 kg Gußeisen! [A.: bei y — 7,2 wird V = 6,94 dm 3 ].

§6. Festigkeit. Bruch. 1. a) urteilt, Druck

Gegen Formänderungen leisten die Körper Widerstand. Die Härte einer Oberfläche wird nach dem Eindruck beden ein kleiner, sehr harter Körper unter bestimmtem auf ihr hervorbringt.

Als Druckkörper dient eine kleine S t a h l k u g e l oder die Spitze einer Pyramide aus D i a m a n t , dem härtesten Körper. Der Eindruck ist mikroskopisch klein, da bei der Härteprüfung die z. B. geschliffene Oberfläche nicht beschädigt werden darf. Er wird mit einem Mikroskop ausgemessen und die Oberflächenhärte nach dem Ausmaß des Eindruckes in willkürlichen Graden angegeben.

b) Zähe heißt ein Körper, der große Formänderungen verträgt, bis er bricht. 2

Kleiber,

Grundriß.

10

§ 6. Festigkeit. Bruch.

c) Spröde heißt ein Körper, der schon bei einer geringen Gestaltsveränderung bricht (Glas, Gußeisen). Stahl kann durch Erhitzen auf Rotglut und rasches Abkühlen in Wasser so hart gemacht werden, daß er Glas ritzt (glasharter Stahl).

d) Alle Körper sind elastisch, d. h. sie gleichen kleine Gestaltsveränderungen (nach der Entspannung) aus. Der Grad der Elastizität ist jedoch sehr verschieden (z. B. Blei ist wenig, Stahl, Elfenbein sehr elastisch).

2. Vollkommen elastisch heißt ein Körper, so lange er eine Formänderung nach der Entspannung ganz ausgleicht, unvollkommen elastisch, wenn er sie nicht mehr ganz ausgleicht. Die Elastizitätsgrenze einer Federwaage (Abb. 19) ist 3 0 g heißt: Belastet man sie mit weniger als 30 g, so kehrt sie nach der Entlastung in ihre Nullage zurück. Belastet man sie mit mehr als 30 g, so kehrt sie nach der Entlastung nicht mehr ganz in die Nullage zurück, sie bleibt dauernd verdehnt.

Die Elastizitätsgrenze für Gußeisen ae = 750 kg/cm2 (für Zug) heißt: Wird ein gußeiserner Stab von 1 cm2 Querschnitt mit mehr als 750 kg belastet, so geht er nach Entlastung nicht mehr in die ursprüngliche Lage zurück. Die auf 1 cm2 t r e f f e n d e B e l a s t u n g nung a.

h e i ß t Span-

3. Das Verhältnis der Formänderung d zur Kraft P erhält man aus einem Versuch (Abb. 23). Die Teilung der Feder™ waage (Abb. 19) ist gleichmäßig; die D e h n u n g d e r F e d e r wächst v e r h ä l t n i s g l e i c h (proportional) m i t d e r K r a f t (Gewicht). Bei der Werkstoffprüfung wird ein Stab von bestimmtem Querschnitt mit vielen t Kraft beansprucht und diese und die Dehnung gemessen. Das Meßergebnis wird als »Kennlinie« (Abb. 24) dargestellt. >--M„ Auf einer Waagerechten sind BehnungX die D e h n u n g e n , auf der SenkAbb. 24. Kennlinie des Zerreißversuches. rechten die S p a n n u n g e n a anAbb. 23. getragen. Dehnung. Bis Oj, geradlinig; bei a e Elastizitätsgrenze.

§ 6. Festigkeit. Bruch.

11

Solches Verhalten zeigen die Körper für j e d e A r t v o n F o r m ä n d e r u n g (Gesetz von Hooke), jedoch nur bis zur Elastizitätsgrenze. 4. Überschreitet die Spannung a die Elastizitätsgrenze, so tritt zunächst das Fließen (starke Dehnung, Abb. 25) ein, dann der Bruch. In der Kennlinie bedeutet FI.Gr. die Fließgrenze.

a) Zugfestigkeit ist die Höchstbelastung, bei der ein Stab von 1 cm 2 Querschnitt gerade abreißt (K, in Abb. 24). b) Druckfestigkeit ist jene Höchstbelastung auf 1 cm2, bei der eine Platte gerade zerpreßt wird. Tafel 2.

Festigkeitszahlcn.

Zugfestigkeit für 1 cm 2 : Stahl . . . . Eisen . . . . Kupfer . . . Blei . . . .

. . . .

. . . .

.

bis 5500 kg . » 1250 » . » 3000 » . » 200 »

Druckfestigkeit für 1 cm 2 : Gußeisen Marmor . Ziegelstein Holz . .

. . . .

. . . .

. . bis 7500 kg . . » 1000 » . . » 150 » » 500 »

Beispiel: Welche Kraft ist nötig, einen Ziegelstein (25 • 12 cm 2 ) zu zerdrücken? Lösung: Nötiger Druck P = 25 • 12 • 150 = 45000 kg. Zulässiger Druck nur 1 / 10 davon [4500 kg].

Abb. 25. D e r g l ü h e n d e Block fließt durch die W a l z e n .

c) Die technisch zulässige Beanspruchung oZui wird für jeden Werkstoff durch behördliche Vorschrift oder durch Abnahmebestimmungen (Baubehörde, Reichsbahn) festgesetzt.

§ 6. Festigkeit. Bruch.

12

Die B r u c h g r e n z e beträgt ein V i e l f a c h e s d e r z u l ä s s i g e n S p a n n u n g . Man rechnet z. B. „6-fache Sicherheit" bei Metallen, 10fache bei Holz. Bei sorgfältiger Prüfung und Überwachung der Werkstoffe kann crzul zwecks Gewichtersparnis wesentlich höher angesetzt werden (z. B. Flugzeugbau nur 1,8-fache Sicherheit).

Abb. 26. Zerreißmaschine.

Abb. 27. Biegung.

Beispiel: Wie hoch darf ein Backsteinturm bei überall gleichem Querschnitt n u r s e i n ? l e r n ! Ziegel darf höchstens die Last Vio ' 150 kg = 15 kg tragen. Da 1cm 3 Ziegel ~ 2 g wiegt, so dürfte der Turm nur 15000 : 2 = 7500 cm = 75 m hoch sein. (Man muß den Querschnitt unten größer machen.)

d) Neben Zug- und Druckfestigkeit unterscheidet man noch Biegungs-, Dreh-, Schub- und Knickfestigkeit.

Abb. 28. Schub.

Man erkläre die Zerreißmaschine Abb. 26, biege eine Reißschiene! drille einen Gummischlauch I — Der Balken M in Abb. 28 sucht das Holzstück ABCD durch Schub wegzupressen. — Knickung tritt ein, wenn ein in Richtung der Achse belasteter Stab seitlich ausweicht. (Reißschiene. Degen gegen den Boden gestemmt.)

e) Die Formänderungen innerhalb der Elastizitätsgrenze können aus folgenden Formeln berechnet werden: D e h n u n g d eines Stabes von 1cm Länge und F cm2 Querschnitt durch P kg d = l • PjF • E. D a r c h b i e g u n g h eines frei auf zwei Stützen im Abstand l aufliegenden Stabes von a cm Breite und b cm Höhe bei Belastung mit P kg in der Mitte ä = i 3 • P/4 E • a-b3. E ist der E l a s t i z i t ä t s m o d u l , z.B. für Baustahl 2000000 kg/cm2.

§ 6. Festigkeit.

Bruch.

13

V e r d r i l l u n g s w i n k e l a (Grad) eines Rundstabes von d cm Durchmesser und 1 cm Länge durch ein Drehmoment (S. 19) M a = 36,4 M • l /G • r*. G ist der G l e i t m o d u l ; G**tEß,l. Aufgaben. 1. Darf ein Ingenieur einen Marmorwürfel (a = 2,8) von 50 cm Kantenlänge mit einem Drahtseil von 2 cm 2 Querschnitt heben lassen? [Antw.: Gewicht = 0,5 • 0,5 • 0,5 • 2,8 t = 350 kg. — Das Drahtseil darf beansprucht werden mit der Kraft P — 1/i • 2 • 5500 = 1833 kg. 2. Welche Kraft ist nötig, um eine Holzplatte 10 cm x 10 cm zu zerquetschen? [Antw.: P = 50 000 kg.]

14

§ 7. Gleichgewicht von Kräften.

Gleichgewichtslehre (Statik).

§ 7. Gleichgewicht von Kräften. 1. Wie wirken Kräfte an einem Körper? Ein Mann zieht an einer auf dem Wasser schwimmenden Eisscholle (Abb. 29), die sich nach allen Seiten frei bewegen kann. Nach einigqr Zeit ist sie aus der Lage A in die Lage B gekommen. Diese Lagenänderung kann man sich zusammengesetzt denken: a) aus einer V e r s c h i e Abb. 29. buns Eine Kralt an einem Körper. " ull6) b) aus einer D r e h u n g . 2. Wann bleibt ein Körper in Ruhe? Alle Bauwerke der Ingenieure, die nicht laufende Maschinen sind, sollen ruhig stehenbleiben, obwohl Kräfte (Gewicht, Winddruck, Stöße) an ihnen angreifen. Es ist wichtig, festzustellen, unter welchen Bedingungen der Körper im Gleichgewicht bleibt, d. h. die Wirkungen der Kräfte sich aufheben (Lehre vom Gleichgewicht, Statik). E i n K ö r p e r b l e i b t in B u h e , wenn trotz der Wirkung der Kräfte a) k e i n e V e r s c h i e b u n g , b) k e i n e D r e h u n g eintritt. 3. a) Zwei Kräfte halten sich das Gleichgewicht, wenn sie in entgegengesetzter Bichtung ziehen und gleich groß sind. Kräfte werden gemessen durch Vergleich mit der Schwerkraft in kg (g, t). Um den Zustand des G l e i c h g e w i c h t e s durch eine Formel auszudrücken ist es zweckmäßig, die Kräfte mit + P und — P zu bezeichnen; d a n n ist + - P + (— P) = 0.

§ 8. Zwei Kräfte im Winkel.

15

Die Erfahrung zeigt, daß sich nichts ändert, wenn die Kraft P statt an A an B angreift (Abb. 30). Merke: Den Angriffspunkt kann man (bei einem starren Körper) in der Kraftrichtung beliebig verschieben. Die Linie, auf der der Angriffspunkt einer Kraft liegt, heißt seine Wirkungslinie. b) Greifen mehr als 2 Kräfte, alle aber auf gleicher Wirkungslinie an (z. B. Seilziehen), so kann man allein gleichem Sinn ziehenden für sich zu_ — — sammenzählen. Bei Gleichgewicht . ... ° A b b . 30. Zwei Kräfte. sind diese beiden Kräftesummen gleich, oderwenn man sie wieder als positivund negativ bezeichnet: Summe aller Kräfte = 0. 4. Was muß man schließen, wenn ein Kör- ~ per sich nicht bewegt? Nach Newton (1670) steht dann jedem Druck ein gleich großer Gegen- ¡gfp r §f| j A b b . 31. druck gegenüber (Abb. 31). Merke: Gegenwirkung || Wirkung = Gegenwirkung. Auf der Erde sind alle Körper der Schwerkraft unterworfen. Wenn sie in Ruhe bleiben (Gegenstand auf dem Tisch, Bild an der Wand, Brett auf 2 Böcken), so müssen irgendwelche Kräfte dem Gewicht das Gleichgewicht halten. Zeige sie aufl

§ 8. Zwei Kräfte im Winkel, (v) 1. Zwei Kräfte P und Q, die im selben Punkt angreifen, können stets durch eine Kraft R ersetzt werden. Dies zeigt der Versuch von Sterin (Abb. 32). Die Last R dort erscheint gehalten durch zwei K r ä f t e P u n d Q , die e i n e n W i n k e l b i l d e n . Sie könnte aber ebensogut gehalten werden durch eine e i n z i g e K r a f t R (die so groß ist wie R und nach aufwärts wirkt). 2. Zur Kennzeichnung einer Kraft ist anzugeben: a) ihre G r ö ß e , b) ihre Wirkungslinie; sie ist bestimmt durch eine R i e h -

§ 8. Zwei Kräfte im Winkel.

16

t u n g , z. B. lotrecht, waagrecht und durch einen P u n k t , durch den sie geht, z. B. A in Abb. 32 oder durch ihren A b s t a n d von einem P u n k t , z. B. p in Abb. 43.

a

P

A b b . 32. Drei K r ä f t e im Gleichgewicht.

R

Eine Kraftkanngezeichn e t w e r d e n als ein auf der Wirkungslinie liegender Kraftpteil, dessen Länge in einem frei gewählten Maßstab ihre Größe angibt.

3. Wie findet man die Ersatzkraft R (Resultante) ? Die einfachste Lösung er-

hält man durch eine Zeichnung. Zeichnet man in Abb. 32 die d r e i K r a f t p f e i l e , so sieht man, d a ß d i e E n d p u n k t e dieser P f e i l e m i t A die E c k e n e i n e s P a r a l l e l o g r a m m s b i l d e n . Merke:

Die Ersatzkraft R f i n d e t man, indem man aus den K r a f t p f e i l e n P und Q das Kräfteparallelogramm bildet. Die vom Angriffspunkt A ausgehende Diagonale gibt dann nach Richtung und Größe den Kraftpfeil der Ersatzkraft. Statt Ersatzkraft sagt man auch R e s u l t a n t e ; die zwei zusammenzusetzenden Kräfte heißen T e i l k r ä f t e oder K o m p o n e n t e n .

Abb. 33. Gleichgewicht von drei Kräften.

4. Wann sind 3 Kräfte im Gleichgewicht? Man betrachte Abb. 33! Die eine Kraft R' muß entgegengesetzt gleich sein der Ersatzkraft R der zwei anderen. Aus der Abb. 33 ersieht man sofort, daß auch P die Gegenkraft der Ersatzkraft von R' und Q, Q die Gegenkraft der Ersatzkraft von R' und P ist.

§ 8. Zwei Kräfte im Winkel.

5. Wie findet man die Ersatzkraft R ~

zu mehreren Kräften Plt P2> P3, P 4 (die im selben Punkt angreifen) ? Durch das Krafteck ABCDE (Abb. 34). Dieses erg i b t s i c h , i n d e m m a n die e i n z e l n e n K r a f t p f e i l e (wie Z ü n d h ö l z e r ) a n einanderreiht. (Beachte die Riehtung!)

17

P/ B

Ad*-

y p \ z \ k ^ ^ ^ ^

*-p4 P

3 \

^ *

Abb. 34. Krafteck.

Die Schlußlinie (AE) des K r a f t e c k s g i b t die g e w ü n s c h t e E r s a t z k r a f t an. Gleichgewicht wird, wie bei 3. durch eine letzte Kraft hergestellt, die entgegengesetzt gleich der Ersatzkraft R ist. Mit Einfügen dieser Kraft wird das Krafteck ein geschlossener Linienzug. Auch bei mehreren Kräften kann jede Kraft als Gegenkraft zu der Ersatzkraft aller übrigen Kräfte angesehen werden.

6. Häufig ist eine Kraft in zwei Teilkräfte zu zerlegen, deren Richtung man kennt (Abb. 35). Man hat dann zwi^ ^ s e h e n die R i c h t u n g e n das Kräfteparallelogramm einzubauen.

Abb. 35. Zerlegung von R.

1. Beispiel: I n Abb. 35 soll eine Last von 120 kg d u r c h e in S e i l g e h o b e n und durch ein z w e i t e s v o n d e r H a u s w a n d a b g e h a l t e n w e r d e n . Welcher Zug herrscht in beiden Seilen? —Lösung: Mache R = 6 Teile ( = 120 kg); ziehe durch den Endpunkt von R die Parallellinien zu den zwei Seiten! Dadurch ergibt sich das gesuchte Kräfteparallelogramm. Miß nun die Seitenkräfte P und Q ab! [P = 208kg, Q = 120 kg.] 2. Beispiel: In Abb. 36 hängt eine 5 kg s c h w e r e Lampe an zwei S e i l e n , die e i n e n W i n k e l b i l d e n . Bestimme die Zugspannungen

§ 8. Zwei Kräfte im Winkel.

18

P und QI Was ergibt sich, wenn der Seilwinkel größer wird? (P und Q w a c h s e n schnell.) Zweckmäßig ist oft die Zerlegung in 2 aufeinander senkrechte Teilkräfte, z. B. beim Schieben eines Wagens, Abb. 37. Man erhält eine senkrecht auf der Bahn stehende Druckkraft (Normalkraft) Q und A b b . 37. eine die Bewegung verursachende Schubkraft Die gebräuchliche Zerlegung P. Anwendung dieser Zerlegung auf alle Kräfte v o n R. eines Krafteckes (Abb. 34) ergibt: Die Summe aller Teilkräfte in jeder der beiden Richtungen wird 0. Aulgaben. 1. Zeichne und miß die Ersatzkraft für die Kräfte: P = 100 kg Q = 50 kg a = 90 0

20 g 20 g 45 0

120 g 80 g 60 0

300 kg 400 kg 90 0

2 kg 2 kg 120 0

3 kg 7 kg 60 0

3 kg 7 kg 120 0

2. Zerlege die Kraft R in zwei Teilkräfte, die mit ihr die folgenden R = 10 kg < . a = 30 0 < ß = 60 0

12 kg 30 0 90 0

8 kg 15 0 45 0

9 kg 30 0 45 0

10 kg 45 0 45 0

80 g 45 0 45 0

70 g 30 0 30 0

3. An einem Nagel N in einer Wand wirkt schräg abwärts eine Kraft P = 5 kg unter einem Winkel von 30° (45°, 60°) gegen die Wand. Welche Teilkraft zieht den Nagel heraus; welche biegt ihn um ? [Antw.: 2,5; 3,54; 4,33 kg. 4,33; 3,54; 2,5 kg.]

A b b . 38. Kräftezerlegung.

4. Eine Last L = 30 kg hängt gemäß Abb. 38 an zwei Stangen AC = 50 cm, BC = 90 cm, die an der Mauer eines Hauses so befestigt sind, daß AB = 60 cm. Bestimme durch Zerlegung von L den Druck bzw. den Zug in den zwei Stangen! [Antw.: In A.C 25 k g , in BC 45 k g . ] A b b . 39. D e r Keil.

5. Erkläre die Kraftzerlegung beim Keil (Abb. 39)! Die auf den Rücken des Keiles ausgeübte Kraft R zerlegt sich in zwei Teilkräfte W, W, die senkrecht zu den Wangen des Keiles verlaufen. Je spitzer der Keil, desto größer die spaltende Kraft W (Rasiermesser).

§ 9. Zwei parallele Kräfte.

19

§ 9. Zwei parallele Kräfte. 1. Die Ersatzkraft paralleler Gräfte ist gleich deren Summe. Dies ergibt sich durch Aneinanderlegen der g l e i c h g e r i c h t e t e n Kräfte in einem Krafteck.

2. Wo liegt der Angriffspunkt? Will man die Stange in Abb. 40, die an den Enden die Gewichte 3 kg und 5 kg trägt, so heben, daß sie im Gleichgewicht ist, so merkt man, daß man sie näher an der schwereren Kugel unterstützen muß.

A b b . 40.

Keine Drehung.

A b b . 41. Versuch zu A b b . 40.

Versuch: Man lege einen Maßstab (Abb. 41) auf einen runden Kork und belaste ihn links im Abstand 3 cm von M mit 5 g; rechts im Abstand 5 c m mit 3 g . E s h e r r s c h t G l e i c h g e w i c h t [ d . h . die Ersatzkraft von P und Q geht durch M]. Ergebnis:

D e n Angriffspunkt f i n d e t m a n , i n d e m m a n d e n Abstand d e r z w e i P a r a l l e l k r ä f t e i m umgekehrten V e r h ä l t n i s dieser K r ä f t e teilt. In Abb. 40 muß man also den Abstand AB in (5 + 3) = 8 gleiche Teile zerlegen. Der Last 3 gehören dann 5, der Last 5 gehören 3 Teile zu. (Die Stange sei gewichtslos gedacht.)

3. Man zerlege (umgekehrt) eine Kraft R in zwei parallele Teilkräfte. Beispiel: Zwei Arbeiter (Abb. 42) sollen eine Last R — 120 kg auf A b b . 42. W e r m u ß mehr t r a g e n ? einem Brett tragen. Was trifft jeaen, wenn aie Last mcnt in der Mitte des Brettes liegt? Lösung: Ist p = 3 Teile, q = 1 Teil, so hat der linke Arbeiter nur 1 Teil, der rechte Arbeiter 3 Teile der Last eu tragen. — Die Last 120 kg ist also in (3 + 1) Teile zu teilen [1 Teil = 30 kg]. Also P = 30 kg t Q = 90 kg.

§ 10. Drehung, Drehmoment.

20

§ 10. Drehung, Drehmoment. 1. Läßt man die Ersatzkraft (in Abb. 40) nicht an dem richtigen Punkt angreifen, so hält zwar noch immer die Ersatzkraft 8 der Summe der Kräfte (3 + 5) das Gleichgewicht (keine Verschiebung), aber die Stange mit den Gewichten dreht sich nach rechts oder links. Sie kommt erst ins Gleichgewicht, wenn A und B lotrecht übereinander, also die Kräfte P und Q auf g l e i c h e r W i r k u n g s l i n i e liegen. Im vollständigen Gleichgewicht darf keine Drehung auftreten, oder die Drehwirkung der Kraft P (gegen den Uhrzeigersinn) muß entgegengesetzt gleich sein der der Kraft Q (mit dem Uhrzeiger). Dies ist offenbar der Fall, wenn K r a f t • K r a f t a r m Qr = K r a f t • K r a f t a r m [

3



5

~

=

5

3 ]

2. Was sind die Kraftarme der Kräfte P und Q, die die Blechtafel der Abb. 43 vom Gewicht G halten ? Die Strecken a und b können es nicht sein, da ja die Angriffspunkte A und B auf den Wirkungslinien verschoben werden können. Man könnte ebensogut A' M und B' M nehmen und erhielte damit eine ganz andere Lösung. Wo man aber auch die Kräfte angreifen läßt, bleiben die Abstände p und q des Punktes M von den Wirkungslinien (die Lote von M aus) gleich; sie sind als Kraftarme einzusetzen und es ist: p- P (y = q • Q -f). Merke; Die Ausdrücke p • P (= Mj>) und q-Q ( = M„) heißen die Drehmomente von P und Q.

Abb. 43.

Drehmoment.

\

\

Abb. 44.

Drehmoment oder Ersatzkraft.

§ 11. Beliebige Kräfte an einem Körper.

21

3. Sind die Kräfte nicht parallel (Abb. 44), so zeichnet man das Kräfteparallelogramm. Die Ersatzkraft muß dann a) dem Gewicht G gleich sein (Aufhebung einer V e r s c h i e bung), b) durch den Schnittpunkt von P und Q gehen (Aufhebung einer D r e h u n g ) . Wenn b) erfüllt ist, also die Drehmomente sich aufheben, se n muß wieder p • P (jV = q • Q i Dies erhält man auch rechnerisch aus der Flächengleichheit der schraffierten Dreiecke. Es ist 1/t P • p = l/2Q • q oder p • P = q • Q.

4. Die Ersatzkraft R vertritt die Teilkräfte P und Q auch in der Drehwirkung. Bezieht man die Drehmomente auf irgendeinen Punkt M' (Abb. 44), so ist das D r e h m o m e n t der E r s a t z k r a f t gleich der S u m m e der D r e h m o m e n t e der Teilkräfte: p' P + (—q' • Q) = r - R. Gibt man dem Drehmoment ein algebraisches V o r z e i c h e n , gewöhnlich*-!- bei Drehung im U h r z e i g e r s i n n , — im G e g e n s i n n , so kann man schreiben: Mp + (— Mg) = MT. Bestätige die Richtigkeit durch Ausmessen und Ausrechnen!

§ 11. Beliebige Kräfte an einem Körper. 1. Durch wiederholte Anwendung des Kräfteparallelogramms kann man das Gleichgewicht bei beliebigen Kräften finden. Ein Träger vom Gewicht Pt (74 kg) soll durch die Kräfte P2 (34 kg) und P3 (28 kg) gehoben werden (Abb. 45). Ist er dabei im Gleichgewicht?

22

§ 11. Beliebige Kräfte an einem Kö-per.

Verlegt man die Angriffspunkte von P x P 2 in ihren Schnittpunkt A, so erhält man aus dem Kräfteparallelogramm die Ersatzkraft R'. Bringt man diese mit P 3 zum Schnitt (B), so findet man R als Ersatzkraft von P x , P 2 , P3. Es besteht kein G l e i c h g e w i c h t .

2. Einfacher erhält man die Ersatzkraft R aus dem K r a f t e c k nach Abb. 45 (rechts). Dieses gibt Größe und Richtung der Ersatzkraft R oder ihrer Gegenkraft 7 3 4 , die eine Verschiebung des Körpers verhindert. Damit auch keine Drehung auftritt, muß das Drehmoment Mr von R, das nach § 10. 4. gleich ist der Summe der Drehmomente von P2, P3 durch ein entgegengesetzt gleiches = a • Pi = — Mr aufgehoben werden, womit die Summe aller Drehmomente Null wird. Das Gleichgewicht ist also vollständig, wenn a) das K r a f t e c k g e s c h l o s s e n [Summe aller Teilkräfte nach § 8 . 6 = 0] i s t (die Verschiebung verschwindet), b) die a l g e b r a i s c h e S u m m e der D r e h m o m e n t e M-y -f- M% -)- . . . = 0 i s t (die Drehung verschwindet). Beispiel: Durchrechnung nach Abb. 45. Das Krafteck ergibt P 4 = 32,8 kg. Als Abstand ct4 von dem Punkt, vor. dem aus die Kraftarme gemessen sind (Bezugspunkt), erhält man aA~- MJPS = (Mi + M2 + M3) : P 4 . Zur Berechnung der Drehmomente kann man die Kraftarme, wenn sie nicht einfach zu berechnen sind, durch Ausmessen erhalten. Im Beispiel ist: M1=0; Af2 = + 34 kg • 1,21 m = 41,1 mkg; M3 = = 0 + 41,1 — 34,2 — 28 kg • 1,22 m = — 34,2 mkg; M1 + M 2 + M3 + + M 4 = 0; M t = — 6,9. P 4 muß im Gegensinn drehen, also rechts vom Bezugspunkt vorbeigehen im Abstand a 4 = A/ 4 /P 4 = 6,9:32,3 = 0,214. Für die Berechnung der Momente ist der B e z u g s p u n k t , von dem aus die Kraftarme gemessen werden, g l e i c h g ü l t i g . Wähle irgendeinen anderen Punkt, miß die Kraftarme aus, berechne die Momente und die Lage von P 4 ; es kommt das gleiche heraus.

3. Bei mehreren parallelen Kräften gelten dieselben Sätze, nur tritt an die Stelle des Krafteckes die einfache Summe der Kräfte; sie muß 0 werden. Eine wichtige Anwendung ist die Bestimmung von Auflagerdrucken. Beispiel: Wie groß sind die Auflagerdrucke I\ Abb.46? Lösung: Gesamtlast = 920 kg = P t + P 2 .

und

P2

in

§ 12. Schwerpunkt. Die 3 Gleichgewichtsarten.

23

Momen tengleichung, Bezugspunkt A : M i t d e m U h r z e i g e r : 70 • 1,0 + 300 • 3,1 = 70 + 930 = 1000 mkg; g e g e n d e n U h r z e i g e r : 550 • 1,5 + 3,5 • P 2 = 825 + 3,5 • P 2 mkg; 3,5 • P 2 = 1000 — 825 = 175 mkg; P 2 = 50 kg; P j = 920 — 50 = 870 kg. P r o b e : Nimmt A b b . 46. A u f l a g e r d r u c k . man B als Bezugspunkt, so erhält man P x aus der Momentengleichung. Aufgaben. 1. Zwei Arbeiter tragen an einer 3 m langen Stange eine Last von 100 kg, die 1,8 m weit vom Vordermann entfernt angebracht ist. Welcher Druck belastet jeden der beiden ? (Ohne Berücksichtigung des Gewichtes der Stange.) [Antwort: 40 bzw. 60 kg.] 2. Ein Balken A B von 10 m Länge und einem Querschnitt 1 6 - 2 4 cm 2 (spez. Gewicht 0,5 kg/dm 3 ) ruht mit seinen Enden A B auf Stützen und ist 3 m von A mit 600 kg, 4 m von B mit 0,4 t belastet. Wie groß sind die Auflagerdrucke P , und P 2 ? [Antwort: P1 = 676 kg, P 2 = 5 1 6 k g . ]

§ 12. Schwerpunkt. Die 3 Gleichgewichtsarten. 1. Man unterstütze ein Buch so, daß es frei auf dem Zeigefinger schwebt! (Abb. 47.) In diesem Stützpunkt greift das Gewicht des Buches an. Jedes Teilchen des Buches hat ein Gewicht Diese kleinen Gewichte i" sind parallele Kräfte, a) I h r e Mittelkraft i s t g l e i c h d e m G e s a m t g e w i c h t des Körpers. b) Sie greift in dem oben gefundenen Punkt an. D i e s e n A n g r i f f s p u n k t d e s G e s a m t g e w i c h t s n e n n t m a n Schwerpunkt. Merke:

§ 12. Schwerpunkt. Die 3 Gleichgewichtsarten.

24

I m Schwerpunkt g r e i f t d a s g a n z e Gewicht des K ö r p e r s an. E s i s t s o , a l s ob der S c h w e r p u n k t der e i n z i g s c h w e r e P u n k t des K ö r p e r s w ä r e . Auch für das Gewicht als eine Kraft gilt aber, daß der Angriffspunkt nicht festliegt, sondern irgendwo auf der W i r k u n g s l i n i e der Kraft angesetzt werden kann. Die Wirkungslinie des Gewichtes geht bei jeder Lage des Körpers durch den Schwerpunkt.

2. Man bestimme durch Überlegung den Schwerpunkt M der Figur 48, die aus Rechtecken zusammengesetzt ist! Lösung: Im Mittelpunkt A greift das Gewicht 6, im Mittelpunkt B das Gewicht 6, im Mittelpunkt C das Gewicht 12 an. Statt A und B setzt man E mit dem Gewicht 12, statt E und C mit den Gewichten 12 den Punkt M mit dem Gewicht 24.

3. Man bestimme den Schwerpunkt durch zweimaliges Aufhängen des Körpers! a) Hängt man den Körper (in r| Abb. 49 eine PapierII Scheibe) in einem be- [ " - - V V v liebigen ersten Punkt Wg^rnrnkMl A auf, so k o m m t er | S B 8 | M erst zurRuhe,wenn > p sein S c h w e r p u n k t Abb. so. A b b ' 4 9 ' Schwerlinien.

öS

s p n k r p f h t

SenKreCül

lintpr

unter

Schwerpunkt in der L u f t .

A l i e g t . Man zeichne nun mit Hilfe eines Senkels die Lotlinie durch A an! Diese nennt man eine Schwerlinie, da sie durch den Schwerpunkt geht, b) Man hänge nun den Körper in einem anderen Punkt B auf, lasse ihn wieder ausschwingen und zeichne nun die durch B gehende Schwerlinie! Wo b e i d e S c h w e r l i n i e n e i n a n d e r s c h n e i d e n , i s t der g e s u c h t e S c h w e r p u n k t S. Bei der Versuchsanordnung in Abb. 50 liegt der Schwerpunkt in der Luft; ebenso bei einer Hohlkugel. S c h w e r p u n k t ist nur ein gedachter Punkt.

4. stoß? a) so ist

Wie verhält sich ein gestützter Körper gegen einen AnEs können drei Fälle eintreten (Abb. 51): Ist der Körper über dem Schwerpunkt aufgehängt, sein Gleichgewicht stabil ( = s i c h e r ) , d. h. er kehrt

§ 12. Schwerpunkt. Die 3 Gleichgewichtsarten.

25

nach jedem Anstoß wieder in seine frühere Ruhelage zurück (Kronleuchter). b) Ist er unter dem Schwerpunkt unterstützt, so ist sein Gleichgewicht labil ( = u n s i c h e r ) , d. h. beim geringsten An-

cÄa^ A b b . 51.

Die drei Gleichgewichtslagen.

stoß fällt der Körper um. (Balanciere eine Stange auf der Spitze!) c) Ein Körper im Schwerpunkt selbst unterstützt, bleibt in jeder Lage stehen. (Drehe ein Wagenrad um seine Achse.) Dieses Gleichgewicht heißt indifferent [ = stetig]. Allgemeines Kennzeichen. Das Gleichgewicht ist stabil, wenn der Schwerpunkt bei jeder Lagenveränderung s t e i g e n müßte. (Kugel in einer Schüssel, Wackeln einer Flasche.) — Das Gleichgewicht ist labil, wenn der Schwerpunkt bei jeder Lagenänderung f a l l e n müßte. (Kugel auf einer Kugel.) — Das Gleichgewicht ist indifferent, wenn der Schwerpunkt bei jeder Lagenänderung w e d e r s t e i g t n o c h f ä l l t . (Kugel auf waagrechtem Tisch.) Die Kugeln der Akrobaten sind hohl und zum Teil mit Sand gefüllt. Das verlegt den Schwerpunkt der Kugeln nach unten und vermindert ihre Beweglichkeit stark.

A b b . 52. Fällt die Flasche u m ? 3

Kleiber,

Grundriß.

26

§ 12. Schwerpunkt. Die 3 Gleichgewichtsarten.

5. Umfallen eines Körpers. Soll ein Körper nicht umfallen, so muß sein Schwerpunkt noch unterstützt sein, d. h. d a s Lot v o m Schwerpunkt m u ß n o c h innerhalb der S t ü t z f l ä c h e a u f t r e f f e n (Abb. 52). Fällt das Lot außerhalb, so kippt der Körper um. Beispiele: Ein Mensch fällt um, wenn er sich zu weit zurückneigt; ein hochbeladener Wagen kippt um, wenn er mit dem einen Räderpaar einen zu steilen Hang streift; der schiefe Turm zu Pisa steht noch (Abb. 56).

§ 13. G l e i c h f ö r m i g e

Bewegung.

27

Bewegungslehre (Dynamik).

§ 13. Gleichförmige Bewegung. 1. Kennzeichen. Ein Fußgänger, der gleichmäßig dahingeht, m a c h t in gleichen Zeiten gleiche Wege. 2. Die Zeiteinheit ist der Tag. (Umlauf der Sonne von Mittag zu Mittag). 1 Tag = 24 S t a n d e n ; 1 Stunde (1 h) = 60 m i n ; 1 min = 60 Sekunden (s). 1 Tag = 1440 min = 86400 s; 1 Stunde = 3600 s. 3. Geschwindigkeit. Macht der Fußgänger in jeder Sekunde den Weg von 1,7 m, so sagt man, er habe die gleichförmige Geschwindigkeit von 1,7 m/s (lies: 1,7 m in der Sekunde).

A b b . 53. Messung der Geschwindigkeit m i t d e r Schwimmkugel.

4. Berechnung. Legt ein in einen Fluß geworfenes Stück Holz einen Weg von 100 m in der Zeit von • 80 s zurück, so ist sein Weg in einer Sekunde = 100 m : 80 s = 1,25 m/s. (Erkläre Abb. 53!) Merke: Weg Geschwindigkeit = — — Zeit 3*

s

28

§ 14- Das Beharrungsgesetz. § 15. Beschleunigte Bewegung. Tafel 3.

Fußgänger. . . . 1,7m/s Radfahrer . . . 4—5 m/s Rennpferd . . . co 12 m/s Kraftwagen über 100 km/h Granate 900 m/s Sturm . . . . 20—50 m/s

Geschwindigkeiten.

Personenzug. . . 40 km/h = 11 m/s Schnellzug bis 150 km/h = 41 m/s Äquatorpunkt . . 463 m/s Mond 1 kra/s Erde 30 km/s

Postdampfer . 20 Knoten (= Seemeilen) stündl. [1 Seemeile = 1852 m] Flugzeug . . . . 360 km/h Schall i. d. Luft 330 m/s L i c h t . . . . 300000 km/s

5. Die Geschwindigkeit hat eine Richtung. Man stellt sie durch eine gepfeilte Strecke dar.

§ 14. Das Beharrungsgesetz. Kann ein bewegter Körper sofort angehalten werden ? Nein. J e d e r K ö r p e r sucht seine Geschwindigkeit beizub e h a l t e n , b i s eine K r a f t i h n s t ö r t . [Beispiel: Schwungrad; Abb. 54.] Da der Körper in seiner Geschwindigkeit beharrt, so heißt man dieses Gesetz das Beharrungsoder Trägheitsgesetz. (Zuerst ausgesprochen von Galilei 1600.)

Abb. 54. Schwungrad in Bewegung.

Merke: Ist der Körper in R u h e , so möchte er in Ruhe verharren; ist er bew e g t , so möchte er in Bewegung bleiben; hat er die G e s c h w i n d i g k e i t v, so möchte er a) mit dieser Geschwindigkeit, b) geradlinig fortlaufen.

Beispiele: Wird ein bewegter Wagen plötzlich gebremst, so stürzen die Insassen v o r w ä r t s , da sie ihre Geschwindigkeit ja beibehalten. (Umgekehrt stürzen sie bei plötzlichem Anfahren des Wagens nach r ü c k w ä r t s . ) — Wie befestigt man einen lose gewordenen Hammer am Stiel? — Vorsicht beim Abspringen von einem im Lauf befindlichen Straßenbahnwagen! (Fuß g e h e m m t , Kopf u n d K ö r p e r h a b e n n o c h i h r e G e s c h w i n d i g k e i t . ) — Ein Kreisel behält seine Drehachse bei.

§ 15. Beschleunigte Bewegung. 1. Woran erkennt man die Beschleunigung? Bei Beschleunigung nimmt die Geschwindigkeit mit der Zeil zu, bei Verzögerung ab.

§ 15. Beschleunigte Bewegung.

29

Beispiel: Ein Zug vermehre im Laufe von 30 s seine Geschwindigkeit von 2 m/s auf 8 m/s. Dann ist seine sekundliche Beschleunigung b 8 8

Geschwindigkeitszuwachs : — —Zeitzuwachs

(8—2) 30

Merke: D i e B e s c h l e u n i g u n g b i s t l i c h e Zuwachs an Geschwindigkeit.

= 0,2 v(m/s 2 ). ' '

der

sekund-

Ist va die Geschwindigkeit am Anfang, ve die am Ende der Beobachtungszeit t, so ist b = (ve — va):t m/s 2 . Bezeichnung. Da, wie diese Formel lehrt, die Geschwindigkeit noch durch die Zeit zu teilen ist, so setzt man der Beschleunigung die Benennung m/s 2 bei. Eine beschleunigte Bewegung wird übersichtlich durch eine Kennlinie dargestellt. In Abb. 55 sind auf der waagerechten Achse die Zeiten 1, 2, 3 . . . t Sek. abgetragen; senkrecht dazu die zugehörigen Geschwindigkeiten. Die Fläche unterhalb der Kennlinie ist ein Maß für den Weg.

2. Wann heißt ein Körper gleichmäßig beschleunigt? W e n n in aufeinanderfolgenden Sekunden die Geschwindigkeit fortgesetzt u m denselben Betrag ansteigt. Die Kennlinie der gleichförmig beschleunigten Bewegung ist eine schräg ansteigende Gerade. Abb. 55.

0 1 2 3

tzeits

Kennlinie dtr Geschwindigkeit,

3. Berechne die Endgeschwindigkeit! Die Anfangsgeschwindigkeit sei va. E r h ä l t n u n der Körper sekundlich die Beschleunigung b, so heißt dies: s e i n e Geschwindigkeit n i m m t v o n Sek. zu Sek. u m b zu. [Ist b negativ, so handelt es sich u m eine Verzögerung.] Die Geschwindigkeit nach 1 Sek. ist also va -f- b, nach 2 Sek. va + 2 b, nach 3 Sek. va + 3 6; nach t Sek. va + t • b. Daher die Formel I.

Endgeschwindigkeit (nach t Sek.) ve = va ±

bt

Das — Z e i c h e n gilt für die verzögerte Bewegung. 4. Bestimme die Weglänge in t Sekunden! Der Körper k o m m t in t Sekunden ebensoweit, als wenn er während dieser

§ 16. Der freie Fall.

30

Zeit unverändert die mittlere Geschwindigkeit vm = gehabt hätte.

Daher:

Weg s = vm-1, II.

/»« + Ve

oder

Va Weg s = —

+V

e

1

oder

s =

i v i ± - b i f&

2

Aus den Gleichungen I und I I erhält man noch durch Entfernung von t die häufig verwendbare Gleichung III.

v„2 — va2=

± 2 bs

5. Sonderlall. Ist die Anfangsgeschwindigkeit va = 0, so vereinfachen sich diese Formeln zu

Endgeschw. ve =

III.

b-t

II.

Weg s = — • f 2

Endgeschw. ve — /äb

•s

Daraus ergeben sich folgende zwei Eigenschaften: I. Die Endgeschwindigkeiten nach 1, 2, 3, 4 . . . Sekunden verhalten sich wie die aufeinanderfolgenden ganzen Zahlen 1 : 2 : 3 : 4 . . . I I . Die Gesamtwege nach 1, 2, 3, 4 . . . Sekunden verhalten sich wie die aufeinanderfolgenden Quadratzahlen 1, 4, 9, 16

§ 16. Der freie Fall. 1. Galilei bestimmte 1610 bei seinem berühmten Versuch am schiefen Turm zu Pisa die Fallbeschleunigung eines freifallenden Körpers.

§ 16. Der freie Fall.

31

a) Er prüfte, aus welcher Höhe ein Stein fallen müsse, damit dieser genau 1, 2, 3 . . . Sekunden zum Fallen braucht. Er fand: Fallweg in 1 Sek.. . 5 m = 1 x 5 m Fallweg in 2 Sek.. . 20 m = 4 x 5 m Fallweg in 3 Sek.. . 45 m = 9 x 5 m Diese Wege verhalten sich wie die Quadratzahlen 1 : 4 : 9 . (Kennzeichen der g l e i c h f ö r m i g beschleunigten Bewegung.)

b) Wie finden wir hieraus die Fallbeschleunigung? Dazu müssen wir die Wege in den einzelnen S e k u n d e n (d. i. die mittleren Geschwindigkeiten) feststellen. Diese ergeben sich als Unterschied der Fallwege. 1. Sekunde

5 m 3. Sekunde

2. Sekunde

15 m 4. Sekunde

AM».. 5®-. MlMBar Httfflm am ffitea.. 25 m 35 m Sie wachsen stufenweise um 10 m, also ist die gesuchte Erdbeschleunigung 10 m/s 2 . Der genaue Wert der Erdbeschleunigung in unseren Breiten ist g = 9,81 m/s 2 Nach der ersten Sekunde hat also der frei fallende Körper die Endgeschwindigkeit ~ 10 m/s, nach der zweiten Sekunde 20 m/s, nach der dritten 30 m/s usf. c) Galilei z e i g t e a u c h , d a ß schwere K ö r p e r e b e n so s c h n e l l f a l l e n wie leichte.

Abb. 57.

Genau gilt dies nur für den leeren Raum. Nachweis mit Fallröhre. der Fallröhre (Abb. 57), einem luftleer gepumpten Glasrohr, das eine Münze und eine Flaumfeder enthält.

§ 16. D e r freie F a l l .

32

d) Die Formeln für den freien Fall sind daher I.

Endgeschw. ve = III.

g-t

II.

ve =

Weg h = y 2 g

t*

j2gh

2. Der lotrechte Wurf aufwärts ist eine verzögerte Bewegung. Erteilt man dem Körper die Anfangsgeschwindigkeit va nach aufwärts, so v e r m i n d e r t sich diese von Sekunde zu Sekunde um g 10 m/s und wird schließlich Null sein. (Höchster Punkt der Bahn.)

? r

a) Der Körper kann nur so viele Sekunden lang steigen, als sich g = 10 m/s von va wegnehmen läßt; also ist die IV.

Steigzeit T

Va (s) 10

=

b) Die Wurfhöhe ergibt sich aus Mittelgeschwindigkeit X Steigzeit. Erstere ist nur ua/2; also ist die V. Abb. 58.

Wurf aufwärts.

Wurfhöhe H

=

v„. 2g

20

(m)

Die'Geschwindigkeit ist in Metern zu messen. Aufgaben.

1. W i e w e i t fällt ein Stein in 2, 3, 4 S e k u n d e n ? In 3 y 2 s ? [ F o r m e l : Fallweg = i 2 • 5 m . ] Gib selbst ein B e i s p i e l ! 2. W e l c h e Geschwindigkeit zeigt ein frei fallender Stein nach diesen Zeiten? [Formel?] 3. Man l ä ß t von der Höhe des Pantheons in P a r i s aus 67 m Höhe einen Nagel f a l l e n ; hat dieser nach 3 Sekunden den B o d e n schon e r r e i c h t ? N a c h 4 S e k u n d e n ? [ A n t w . : nach 3 , 6 3 s . ] 4. E i n Zeppelinluftschiff fliegt 2 0 0 0 m ü b e r d e m Meer. E s wird B a l l a s t ausgeworfen. W i e tief fällt dieser n a c h 1, 2, 3, . . . 20, 21 S e k . ? W a n n h a t er das Meer e r r e i c h t ? [ A n t w . : 5 ; 1 9 , 6 ; 4 4 , 1 , . . . 1 9 6 2 ; 2 1 6 3 m ; nach 20,19 s.]

§ 17. Wovon hängt die Beschleunigung ab?

33

§ 17. Wovon hängt die Beschleunigung ab? Vorbetrachtung: a) J e mehr Arbeiter an einem Wagen schieben, desto schneller kommt er in Geschwindigkeit. — b) J e schwerer die l a s t aber ist, desto geringer ist die Beschleunigung bei gleicher Arbeiterzahl. — c) Um umgekehrt den Wagen im Lauf anzuhalten, ist um so mehr Kraft nötig, je rascher er zum Stillstand gebracht werden soll und j e schwerer er ist.

1. Als Trägheitswiderstand bezeichnet man das Widerstreben eines Körpers gegen eine Änderung der Geschwindigkeit oder der Richtung der Bewegung. 2. Genaue Messungen ergeben a) der T r ä g h e i t s w i d e r s t a n d eines Körpers ist überall auf der Erde gleich, b) das Gewicht des Körpers (mit einem Kraftmesser, z. B. einer Federwaage gemessen) ist an verschiedenen Stellen verschieden. Den Trägheitswiderstand schreibt man der Masse m des Körpers zu; sie kann nur durch ihn gemessen werden. Es ist also sehr zwischen der Masse und ihrem sehr v e r ä n d e r l i c h e n Gewicht zu unterscheiden. 3. Als Ursache des Gewichtes erkannte Newton eine Anziehung der Erde auf alle Körper, die gleichmäßig mit der Masse m wächst, aber mit dem Quadrat der Entfernung r vom Erdmittelpunkt abnimmt: Erdanziehung (Gewicht) = -- j— k hängt von der Masse der Erde und von den Maßeinheiten ab. Merke: An jedem Ort der Erde gilt: Die Masse ist dem Gewicht v e r h ä l t n i s g l e i c h . Daraus erklärt sich auch, warum alle Körper gleich schnell fallen.

4. Gesetz und Maß. Mißt man die Kraft P in kg, die Beschleunigung b in m/s2, so kann man in rechnerischer Auswertung der Vorbetrachtung schreiben: p b = — , rn

P = b . m;

m

P b

,-

34

§ 18.

Kreisbewegung.

Messungen der Beschleunigung sind mühsam. Viel einfacher ist die Bestimmung der Masse durch ihr Gewicht. 5. Wieviel kg wiegt die Masse 1 (1 technische Masseneinheit ME)? Vergleicht man Beschleunigung und Gewicht und setzt 1 kg in obiger Gleichung 1 ME = ^ , so erhält man: 1 kg K r a f t e r t e i l t der techn. ME die Beschl. 1m/s 2 Ihr Gewicht erteilt d. techn. ME die Erdbeschl. g m/s2 Da die Kräfte sich verhalten wie die Beschleunigungen, ist also das Gewicht der ME zahlenmäßig gleich der E r d b e s c h l e u n i g u n g , sie wiegt 9,81 kg. Eine Masse vom Gewicht G kg hat G/g techn. Masseneinheiten. Das Gewicht 9,81 kg gilt am Meeresspiegel unter 45° Breite (annähernd in Paris, wo das internationale Urkilogramm aufbewahrt wird), am Pol aber 9,83 kg, am Äquator 9,78 kg (wegen der verschiedenen Entfernung vom Erdmittelpunkt). Beispiel: Ein Eisenbahnwagen vom Gewicht G = 5 t soll die Beschleunigung b= 15 cm/s 2 erfahren. Welche K r a f t ist aufzuwenden, wenn überdies eine Reibung von 2 % zu überwinden ist ? Lösung: Die Masse des W a g e n s m = 5000: 9,81 500 t e c h n . M E ; Beschl. 2> = 0,15, also P = 500 • 0,15 = 75 kg. Dazu k o m m t die Reibung R = 0,02 • 5000 = 100 kg. I m ganzen m u ß also die K r a f t von 175 kg aufgewendet werden. [Nötig 5 Arbeiter von je 35 kg K r a f t . ] — 2. F ü h r e selbst ein Beispiel dieser Art d u r c h ! G= 3 t ; 6 = 0 , 2 0 m / s 2 ; R e i b u n g = 2%.)

§18. Kreisbewegung. Vorbetrachtung: Will m a n in raschem Lauf u m eine Straßenecke biegen, so ist eine beträchtliche K r a f t zur R i c h t u n g s ä n d e r u n g nötig. — N i m m t ein Kraftwagen zu schnell eine scharfe K u r v e , so w i r d er hinausgetragen.

1. Eine Änderung in der Richtung der Bewegung erfordert auch bei gleichförmiger Geschwindigkeit eine Kraft, die nach dem Innern der Krümmung senkrecht zur Bahn gerichtet sein muß. Man nennt sie Z e n t r i p e t a l k r a f t . Diese K r a f t wird a u s g e ü b t d u r c h die E l a s t i z i t ä t einer V e r b i n d u n g (Schnur, Stange) des Körpers mit dem K r ü m m u n g s m i t t e l p u n k t , d u r c h die äußere Schiene bei der E i s e n b a h n usw.

§ 18. Kreisbewegung.

35

Auffälliger ist die nach dem Satz von Wirkung und Gegenwirkung nach außen ziehende Z e n t r i f u g a l - oder Fliehkraft. 2. Wie groß ist die Fliehkraft? Sie wächst mit der Masse m des bewegten Körpers und mit der Umlaufsgeschwindigkeit v. Der Engländer Hooke fand schon 1670: Ist r der Radius der Kreisbahn, so ist die Fliehkraft P z =

m v2

(kg).

Beispiel: Bei einem Karussell habe eine am Gestäng hängende Schaukel samt 4 darin sitzenden Kindern das Gewicht 160 kg ( r a ~ 1 6 techn. ME). Die Entfernung der Schaukel vom Mittelpunkt des Karussells sei 4 m ; ihre Geschwindigkeit 3 m/s. Wie groß ist die Fliehkraft P „ die auf sie wirkt? Lösung: Pt = 16 • 3 2 : 4 = 36 kg.

3. Die Fliehkralt treibt nach auswärts. Dies zeigt man mit der Schwungmaschine (Abb. 59), auf deren Achse man verschiedene Vorrichtungen zur raschen Umdrehung bringen kann.

Z. B. den Fliehkraftregler (Abb. 60) (der bei den Dampfmaschinen den Dampfzustrom regdlt), das Modell zur Veranschaulichung der Erdabplattung; eine Hohlkugel mit Wasser und Quecksilber (Um zu zeigen, daß der schwerere Körper stärker nach außen strebt).

4. Zentrifugen (Schleudermaschinen) finden sehr vielseitige Verwendung in der Technik, z. B. in den Wäschereien zum Trocknen der Wäsche, in den Molkereien zum Ausschleudern des Rahmes, dann zum Reinigen des Honigs (Schleuderhonig) usw. — Die Schleuderpumpe ist in § 46 beschrieben. Beispiel: Die Trommel einer Wäschezentrifuge hat 30 cm Durchmesser und macht 3000 U. i. d. M. Wievielmal größer ist die an einem Wasserteil-

§ 19. Drehbewegung.

36

chen angreifende Fliehkraft als sein Gewicht ? Lösung: v = 3000 • 30 . ji/60 = 4710 cm/s. jP2 = m-v*/r = G-vz/g-r = G • 47102/981 • 15 ~ 1500 G.

5. Wie nimmt ein Fahrzeug eine Kurve 1 a) Der R a d f a h r e r in Abb. 61 neigt sich so, d a ß die E r s a t z k r a f t N aus Gewicht G u n d F l i e h k r a f t Pz durch den S t ü t z p u n k t auf der Bahn h i n d u r c h g e h t . E i n Abgleiten auf der Bahn wird d u r c h deren Überh ö h u n g erschwert. Abb. 61.

Das Einwärtsneigen.

b) Auf -Räderpaaren laufende F a h r z e u g e k i p p e n u m , w e J m

N

ü b e r

die

ä u ß e r e

g p m

.

Lokomotive in

der Kurve.

hinausfällt; Überhöhung der Bahn erhöht die Sicherheit (Eisenbahn, Autostraße, Rennbahn).

§19. Drehbewegung. 1. Läuft eine Scheibe (Schleifstein, S c h w u n g r a d ) u m eine Achse, so h a t j e d e r P u n k t eine a n d e r e Geschwindigkeit u n d b e i m An- oder Auslaufen eine a n d e r e Beschleunigung. Hier z ä h l t m a n s t a t t des Weges bei geradliniger Bewegung die Z a h l der U m d r e h u n g e n , s t a t t der Geschwindigkeit die U m d r e h u n g e n in 1 sek. Die Zahl der Umdrehungen z in der Zeit t mißt man mit dem Umdrehungszähler Abb. 63, d. i. eine endlose Schraube, die bei S an die umlaufende Welle angepreßt wird und ein Zahnrad mitnimmt. Die U m d r e h u n g s z a h l n in 1 s ist n = s/t. Der W e g 6 3 T T J ' e i n e s Punktes im Abstand Umdrehungszanler. . r ist 2 j i r z , seine Ges c h w i n d i g k e i t Znrn\ im Abstand 1 ist der W e g 2 n z, die G e s c h w i n d i g k e i t 2 n n — o> (Winkelgeschwindigkeit).

2. Die Beschleunigung (Winkelbeschleunigung) e r h ä l t m a n aus der sekundlichen U m d r e h u n g s z a h l na a m A n f a n g u n d ne a m E n d e einer Beobachtungszeit t. Merke: TXT- 1

Li

O

Winkelbeschleunigung e = 2 n

n

e~

-

n

a

=

— «>,®&. ZmJmmm

Wswfflisj«.-

mit der Anfangsgeschwindigkeit va weiterlaufen sollte, b ) gleichzeitig fallen sollte. Zeichnung. Ähnlich wie vorhin (vgl. Abb. 68). — Die größte Wurfweite erzielt man beim Wurf unter 45°. §21.

Schwingungsfoewegung.

Pendel.

1. Wie sucht ein Körper sein Gleichgewicht? einen Körper aus dem (stabilen) Gleichgewicht, so ist er bestrebt, es wieder zu erreichen. Mit der E n t fernung aus der Gleichgewichtslage wächst eine in diese z u r ü c k t r e i b e n d e K r a f t . Dadurch nähert sich der Körper beschleunigt der Gleichgewichtslage, geht durch sie mit g r ö ß t e r G e s c h w i n d i g k e i t durch

B r i n g t man

ei as t i s c h t Schwingungen.

40

§ 21. Schwingungsbewegung.

Pendel.

und schlägt nach der anderen Seite aus, wodurch nun wieder die rücktreibende Kraft auftritt und das Spiel sich wiederholt. Ein solcher Vorgang heißt Schwingung. Die größte Entfernung a von der Mittellage (Abb. 69) heißt S c h w i n g u n g s w e i t e , die Zeit für einen Hin- und Hergang S c h w i n g u n g s d a u e r T . Statt dieser kann auch die S c h w i n g u n g s z a h l n in 1 s (Frequenz) angegeben werden.

2. a) Die einfachste Schwingungsform tritt auf, wenn die r ü c k t r e i b e n d e K r a f t P v e r h ä l t n i s g l e i c h ist der E n t f e r n u n g z-von der Ruhelage, also P = D x. Dies ist der Fall, wenn auf eine Masse m elastische Kräfte wirken (Abb. 69). b) Die S c h w i n g u n g s d a u e r ist bei solchen Schwingungen für jede Schwingungsweite gleich. c) Die S c h w i n g u n g s d a u e r ist T = 2 7 r - j /

/)) i

3. Pendel, a) Das Fadenpendel (Abb. 70) ist das einfachste Beispiel für einen Schwingungsvorgang. Aus der Ähnlichkeit der Dreiecke ABC und PG folgt, daß die r ü c k treibende Kraft P verhältg l e i c h ac ist. Die Schwingung entspricht der Bedingung unter 2 und die S c h w i n g u n g s d a u e r ist f ü r jede Schwingungsweite g l e i c h , wenn x dem Bogen BM gleich gesetzt werden kann, also für kleinen Winkel = S u m m e der M o m e n t e sT) Die E r s a t z k r a f t aller angreifenden Kräfte, wozu auch das Hebelgewicht gehört, m u ß vom S t ü t z p u n k t aufgenommen werden. Beispiel nach Abb. 94: 3 - l + 2 - 3 = l - 5 + 2 - 2 .

Bei 2 Kräften ist P • p = Q • q; P = Q • q/p, also um so kleiner, je größer das Ü b e r s e t z u n g s v e r h ä l t n i s Kraftarm : Lastarm = p : q ist. Bei den meisten Anwendungen des Hebels kann es nicht sehr groß gemacht werden, da mit der Größe der Last auch der Stützdruck wächst, die Herstellung genügend fester, nahe beieinander liegender Stützpunkte aber schwierig ist.

b) Am Arbeitsbetrag wird nichts gewonnen. Man betrachte Abb. 93! Hebt sich die Last Q um 1cm, so sinkt die Kraft P (die am doppelt so langen Hebelarm angreift) schon um 2 cm. (Ergebnis: K r a f t x K r a f t w e g = L a s t x Lastweg.) Aulgaben. 1. An einem zweiseitigen Hebel hängen l i n k s 20 g am Arm 60 cm, 50 g am Arm 30 cm und 300 g am Arm 15 cm, r e c h t s 200 g am Arm 20 cm und 80 g am Arm 30 cm. Herrscht Gleichgewicht? Auf welcher Seite ist das Drehmoment zu klein ? Wie könnte man mit einem 50-gStück Gleichgewicht herstellen ? [Antw.: nein; rechts; am Arm 16 cm.] 2. Durch welches Gewichtsstück könnte man im vorigen Fall Gleichgewicht herstellen, wenn es am Hebelarm 8cm aufgesetzt werden soll? [Antwort: 100 g.] 3. Miß in Abb. 88, 89, 90, 91 die Hebelarme und gib an, in welchem Verhältnis Kraft und Last stehen!

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§ 28. Hebelwaagen.

§28. Hebelwaagen. 1. Bei der gleicharmigen Hebelwaage (Abb. 95) sind Last und Gewichtstücke einander gleich. Einrichtung: Der W a a g e b a l k e n hat drei Schneiden aus Stahl, die auf einer Geraden liegen müssen. Zu jeder Schneide gehört eine Pfanne aus w Stahl oder Achat. Schneide •n - •— ¿w* o — _ Hül . und Pfanne bilden zusammen

Abi). 95. Die chemische Waage.

einen fast reibungsfreien Drehpunkt. Der Schwerp u n k t liegt e t w a s u n t e r d e r M i t t e l s c h n e i d e , so daß sich die Waage in ein stabiles Gleichgewicht einstellt. Die beiden Endschneiden müssen g l e i c h e E n t f e r n u n g von der Mittelschneide haben.

2. Schnellwaagen sind a) die römische Schnellwaage, Abb. 96. Sie ist ein g e r a d e r H e b e l mit einem sehr kurzen und einem langen Hebelarm. An den kurzen hängt man die zu wägende Last, am langen befindet sich ein verschiebbares Laufgewicht (P). Man erkläre die WägungI Prüfe die Teilung! [Sie ist gleichmäßig.]

b) Die Briefwaage (Abb. 97) ist ein W i n k e l h e b e l , der am kurzen Arm eine Waagschale (mit Hilfe einer Parallellogrammführung) trägt und am langen Arm einen Lastklotz L, dessen Zeiger vor einer Teilung spielt, die nach Gramm geeicht ist. Ähnlich wie die Briefwaagen sind auch die Neigungswaagen eingerichtet, die unmittelbar das Gewicht anzeigen und im Handel vielfach im Gebrauch sind.

§ 29. Hub mit dem Wellrad.

55

3. Die Dezimalwaage ist im oberen Teil ein zweiseitiger Hebel, dessen Arme OA und OB im Verhältnis 1 : 1 0 stehen. 1. Vorteil: Zum Abwägen der Last L braucht man nur x/ 10 an Gewicht. — 2.VorteiI: Eine sinnreiche Vorrichtung gestattet, die Last L, die eigentlich bei Abb. 9 8 . Dezimalbrückenwaage. B hängen sollte, beliebig auf eine waagerechte Brücke Bi B 2 zu stellen, die auf einen Gegenhebel C^ C2 drückt, der bei C an der Waage hängt. Vorgang: Die Last L zerlegt sich dabei in 2 parallele Kräfte P und Q. (Zeige dieses in Abb. 98!) E s ist dann P + Q = L. — Am Hebel AOB herrscht Gleichgewicht, wenn x-10=Q-l + R- n ist. Nun ist wegen des unteren einarmigen Hebels R - n = P (zeige dies an Abb. 98!), also wird x • 10 = Q + P = L, wie es sein muß. 4 . Bodenwaagen gestatten die Wägung ganzer Fahrzeuge und ihrer Beladungen. Sie bestehen aus Hebelverbindungen wie bei der Dezimalwaage mit großer Untersetzung. Die Abgleichung des Gewichtes erfolgt wie bei der Schnellwaage mit Laufgewichten.

§ 29. Hub mit dem Wellrad. 1. Wie sieht ein Wellrad aus? Im einfachsten Fall besteht es aus zwei Rädern auf gemeinsamer Achse (Abb. 9.9). Bei der Erdwinde (Abb. 100) ist das kleine Rad durch einen W e l l b a l k e n , das große durch eine K u r b e l ersetzt. Um den Wellbalken (der als Seiltrommel wirkt) läuft das Seil, an dem die Last aufgewunden wird. — Göpel ist eine Winde mit senkrechter Achse. 2. Auf welche Zahl muß man beim Wellrad achten? Auf das Ü b e r s e t z u n g s v e r h ä l t n i s R/v, d. h. man ermittle, wie oft der kleine Radius r im großen Radius R enthalten ist. Ist dieses z. B. 4 mal der Fall, so braucht man nach dem Hebelgesetz zum Hub nur % der Last. Aus P • R = Q • r folgt

§ 29. Hub mit dem Wellrad.

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Kraft P =

Last Q

n

, wobei n =

R

r

3. Der Differentialflaschenzug ist die Verbindung einer l o s e n R o l l e (unten in Abb. 101) und einem g e z ä h n t e n W e l l 1 rac 1 ' ' ' ' end

A b b . 99.

Wellrad.

A b b . 100.

Erdwinde.

Q zerlegt sich zunächst in zwei Hälften ~ und Jj-. Davon greift eine auf Seite des Arbeiters (P) an! (Vorteil!) Nach dem Hebelgesetz, angewendet auf das obere Wellrad (P • R = R • emporschieben. Nach der goldenen Regel der Mechanik ist daher die notwendige Förderkraft P geringer als beim senkrechten Lasthub. Merke: I s t d a s B r e t t 2, 3, 4, . . m a l so lang wie die W a g e n h ö h e h, so ist die n ö t i g e S c h u b k r a f t n u r ' / a , 1 ^ , 1 / i . .. des L a s t g e w i c h t e s Q. Abb. 105. Schrotleiter.

2. Auf welche Zahl hat man also bei der schiefen Ebene zu achten? Auf das Verhältnis der Länge l zur Höhe h. Diese Zahl gibt die Steigung der schiefen Ebene an. Merke: Höhe h Steigung = — • Lange I Übung. Man lege ein Lineal so schräg gegen ein dickes Buch, daß seine Steigung Vio. Vi«. 3/io beträgt!

Ist die Steigung Vioi 2/io> 3/io • • so ist die nötige Schubkraft P nur 1 / 10 , 2/10, 3 / 10 . . . der Last. Allgemein: Schubkraft P = Last Q x Steigung

Steigung = hjl.

Aufgaben. 1. Man berechne die Hubkraft P, wenn Last Steigung Antwort:

= =

800 kg 1:100 8 kg

5000 kg 3:10 1500 kg

12 000 kg 1:300 40 kg

340 kg 5:17 100 kg

222 kg 12:37 72 kg

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§ 30. Hub mit der schiefen Ebene.

2. Eine Schrotleiter (320 cm lang) wird an einem Wagen (80 cm hoch) gelehnt. Welche Kraft ist nötig, ein 144 kg schweres Faß darauf emporzubefördern? [Antwort: 36 kg.] 3. Stelle dein Reißbrett schräg; bestimme dessen Steigung und gib an, mit welcher Kraft ein daraufgelegter Bleistift von 12 g Gewicht bergab getrieben wirdl

3. Läßt man einen Wagen auf reibungsloser schiefer Ebene los, so wird er bergab getrieben. Dieser Trieb, bergab (Hangabtrieb) ist so groß wie die oben berechnete Schubkraft P. Diese K r a f t erteilt dem Wagen eine B e s c h l e u n i g u n g nach der Formel P = m-b; b = P / m ; m = Gewicht Q/g\ P=Q• h/l; b = (Q • h/l): Qlg = 9 ' h/l = E r d b e s c h l e u n i g u n g • S t e i g u n g .

4. Ist Reibung vorhanden, so kommt zur obigen Schubkraft P noch die Reibung R. Merke P' = P + R. Beispiel: Der Wagen in. Abb. 79 fahre eine Straße von der Steigung /2o bergauf [d. i. auf 20 m S t r a ß e n l ä n g e 1 m S t e i g u n g ] . Dann muß das Pferd nicht nur 50 kg ziehen [dies ist die R ei b u n g auf der ebenen Straße], sondern dazu noch die beträchtliche Schubkraft P = Last x Steigung = 4000 x Vao = 200 kg leisten. Also im ganzen 200 + 50 = 250 kg. 1

5. Der Druck der Last auf die schiefe Ebene ergibt sich, wenn man die Last Q in eine Teilkraft P parallel und in eine Teilkraft N normal zur Ebene zerlegt (Abb. 106).

Abb. 106. Die Zerlegung v o n Q.

Aus der Ähnlichkeit des kleinen Kraftdreiecks (PNQ) mit dem Dreieck der schiefen Ebene folgt

N :Q = b :l

N-- l

b [ = Q . COS « ] .

Außerdem bekommt man auf diesem Wege auch P :

P:Q = h:l

P = Q



h

[ =

Q'

s

'

n

COS q>

10° 15° 20° 0,176 0,268 0,364

25° 0,47

30° 0,58

35° 0,70

40° 0,84

50° 1,19

60° 1,73

70° 2,75

0,174 0,259 0,342 0,423 0,500 0,574 0,643 0,766 0,866 0,940 0,985 0,966 0,940 0,906 0,866 0,819 0,766 0,643 0,500 0,342

Man kann natürlich bei einem Versuch auch b und h direkt messen und beide durcheinander teilen, um ¡i zu erhalten. War bei dem Linealversuch oben h = 3 cm, 6 = 15 cm, so war H = 3/15 = 0,20 = 20%. Man kommt so ohne Tabelle aus.

b) Böschungswinkel ist der Winkel, der beim Schütten loser Massen (Sand, Erde) auftritt (Abb. 107). Er ist bei dem Aufschütten von Dämmen zu beachten. Wird die Reibung zwischen den einzelnen Teilchen durch Einschwemmung von Wasser kleiner, so entstehen zerstörende Erdbewegungen, Damm- und Bergrutsche, Muren. A b b . 107. Reibungs- und Böschungswinkel.

Aulgabe. Ein Wagen vom Gewichte Q = 800 kg soll bei ¡i = 0,02 (d. i. 2%) Reibung auf einer schiefen Ebene von der Steigung 30° emporgezogen werden. Wie groß ist der dazu nötige Zug ZI [Antwort: P = Q s i n a = 400 kg, N = Q • cos a = 692,8 kg; R = fi • N = 13,9 kg also Z = 413,9 kg.]

§ 81. Die Schraube. 1. Mit einer Schraubenpresse (Abb. 108) oder einem Schraubstock kann man einen großen Druck ausüben. Sie besitzen eine Spindel, die mit einem Hebel gedreht wird. Bei jeder Umdrehung senkt sich die Schraube ym eine Ganghöhe h.

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§ 31. Die Schraube.

Die SchraubenspindelisteinZylinder,umdenspiralig eine scharfkantige oder rechteckige E r h ö h u n g (Abb. 109) wendeltieppenartig h e r u m f ü h r t . Das Bild einer Schraubenlinie ergibt sich, wenn man ein aus Papier geschnittenes rechtwinkliges Dreieck um einen Zylinder herumlegt (Abb. 110).

Die Schraube läuft in einer Hohlschraube, der Mutter.

Münze A b b . 108.

Abb. 109. a scharf-, b flachgängiges Gewinde.

Spindelpresse.

2. Der ausgeübte Druck Q ergibt sich sehr einfach auf Grund der goldenen Regel der Mechanik. Bei e i n e r U m d r e h u n g macht ein P u n k t am Umfang des Rades (Halbm. R) der Presse Abb. 108« den langen Weg 2 -3,14 • R. Dabei senkt sich das Schraubenende, das den Druck ausübt, nur u m den geringen Weg h (Ganghöhe). I m u m g e k e h r t e n Verhältnis dieser Wege müssen K r a f t und Last stehen.

wobei

n =

Kurbelweg 2 • 3,14 • R Ganghöhe h

Die Zahl n ist hier das Übersetzungsverhältnis.

Abb. 111. Hebebock.

Beispiel: Ist R = 30 cm = 300 m m , so ist der Kurbelweg 2 • 3,14 • 300 = 1884 mm. Haben wir nun eine 2-mm-Schraube, so ist die Übersetzung n = 1884 : 2 = 942t d. h. ? •— Diese Kraftvermehrung wird verwendet bei der Münz- und Ziehpresse, beim Schraubenschlüssel usw.

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§ 31. Die Schraube.

3. Die Schraubenwinde (Abb. 111) dient zum Hub -f. Als Hebebock wird sie viel gebraucht. Große Lehrgerüste werden auf Hebeböcke gesetzt, mit denen nach Fertigstellung des Bauwerkes das unter gewaltigem Druck stehende Gerüst gesenkt wird. 4. Die Schraube ohne Ende ist eine Schraube, deren Gewinde in ein Zahnrad eingreift (Abb. 112).

A b b . 112. Schraube ohne E n d e .

p = ®

n

Verwendet in Zählwerken (Abb63) sowie zum Heben schwerer Lasten. — Hat das Zahnrad z Zähne, so muß man die Schraube z mal umdrehen (Weg eines Punktes am Umfang 2 Rn • z), damit die Welle der Seiltrommel einmal umgeht (Hubhöhe 2 rn). Das Verhältnis n beider Wege ist z - R/r; daher ist

, wobei. n

||Wirkt z mal besser wie ein Wellrad. Man denke in Abb. 112 die Kurbel R direkt an der Welle r befestigt!

Abb. 113.

Schiffsschraube, aufgestellt im Hof des Deutschen Museums in München.

§ 31. Die Schraube.

63

5. Mikrometerschraube (Abb. 3), Schiffsschraube (Abb. 113) und Luftschraube (Abb. 195) sind weitere A n w e n d u n g e n der Schraube. Aufgaben. 1. Berechne den Druck einer Schraubenpresse: Hebel R =

Ganghöhe h =

Kraft P =

[Antwort]

1) 30 cm 2) 100 cm 3) 120 cm

5 mm 2 mm 1 cm

10 kg 40 kg 200 kg

[