Geschichte des Königlich Preußischen Ersten Kürassier-Regiments von dessen Errichtung bis auf unsere Zeit


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German Pages 614 Year 1841

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Table of contents :
Front Cover
Vorrede
Verstärkung des Regiments Leibdragoner
Einnahme des Schlosses Klempenow
Wegnahme von Dönholm
Marsch über das kurische Haff
Von dem Tode des großen Churfürsten
Bombardement von Bonn
Von dem Frieden zu Ryswick bis zur
Gefecht bei Telsche oder Tilſe
Erbhuldigung von der Neumark
Verstärkung des Regiments auf 8 Compag
Belagerung von Hagenau
Schlacht bei Oudenarde
Garnisonen in Preußen
Tod des Königs Friedrich Wilhelm II 364
Feldinstruktion Friedrichs des Großen
Gefecht bei Neustadt
Belagerung von Brieg
Vom Ende des zweiten Schlesischen
Rangliste vom Jahre 1753
Vergebliche Belagerung von Prag
Kanonade bei Barschdorf
Gefecht bei Domstädtel
Von dem Ende des 7jährigen Krieges
Rangliste vom Jahre 1765 ………
Instruktion zur Ausbildung 2c der Ober-
Mobilmachung 1790
Gefecht bei Braunsdorf
Jahre 1779
Das Regiment bezieht Neustadt wieder
Einmarsch des Regiments in Warschau
Das Regiment erhält den Namen Küras-
Gefecht bei Mlawa
Schlacht bei Preuß Eylau
Lehte Rangliste des Regiments vacant
Rangliste von 1813 bei dem Ausmarsch
Schlacht bei Baugen
Von der Ernennung Sr Königl Hoheit
Nangliste vom Monat Mai 1814
Rangliste für den Monat Dezember 1840,
Expedition nach Ungarn
Inhalts Verzeichniß
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Geschichte des Königlich Preußischen Ersten Kürassier-Regiments von dessen Errichtung bis auf unsere Zeit

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Geschichte

des

Königlich Preußischen

Ersten

Küraffier - Regiments

von

dessen Errichtung bis auf unsere Zeit.

Tagebüchern ,

Nach urkundlichen Quellen ,

Lebensbeschreibungen,

Memoiren und einzelnen gedruckten und handſchriftlichen Nachrichten, auf den Wunsch des Regiments bearbeitet von

Dr. W.

Foerster ,

Hauptmann und Adjutant der dritten Urtillerie - Inspektion.

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Breslau , gedruckt und in Commiſſion bei Graß , Barth und Comp.

1841.

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Mit Lithographien und Facsimile's.

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NOV 5 1930 LIBRARY Starrfund

Vorrede.

Der Ursprung des Ersten Küraſſier - Regiments fällt in eine Zeit, in der die Macht und "Blüthe des Preußischen Staats ihre ersten Lebenskeime fand. Wie dieſe ſich nach und nach entwickelten, beſchirmt durch wohlerworbenen Waffenruhm , erwärmt durch edles " Wollen , gestüßt auf die Herrschertugenden eines gottgeſegneten Regentenhauses , davon war fast vom Anbeginn dies Regiment ein mitwirkender Zeuge und seine Geschichte ist mit der Brandenbur gisch - Preußischen Kriegsgeschichte in ihren erfolgreichsten und, merk würdig genug , meist nur in ihren glücklichsten Momenten so eng verbunden, daß eine Trennung beider fast unmöglich wäre.

Deshalb lag es von selbst in der Aufgabe einer Beschreibung der Verhältnisse, Thaten und Schicksale dieses Regiments , die be züglichen Theile sowohl der allgemeinen Geschichte, als der Kriegs

VIII

geschichte wie einen fortlaufenden Hintergrund derjenigen Begeben heiten zu ſkizziren , welche das Regiment besonders betreffen und oft erst durch ihr Verhältniß zu dem Allgemeinen richtig erkannt und gewürdigt werden können.

Ueberdies seßte sich der Verfaſſer

in die Stelle eines Biographen.

Daß die Personen , aus denen ein

Truppentheil besteht,

nicht dieselben bleiben ,

auch völlig gleichgültig .

ist natürlich ;

aber

Die Physiologen nehmen an, daß in je

7 Jahren der Körper eines Menschen sich gänzlich regenerirt habe und doch fällt es Niemanden ein, der Person die Identität zu versagen. Der Geiſt iſt es , welcher die Atome des Körpers belebt, zur Persönlichkeit erhebt, und so darf man auch ein Regiment noch nach Jahrhunderten als ein und dasselbe betrachten , bei allen Umbildungen den Kern und Stamm des bildete und den Geist bewahrte,

wenn es nur neuen Körpers

der ihm eine beachtungswerthe

Stelle in der Reihe seiner Genossen sicherte.

Wer aber mit edlem Stolze auf die Vergangenheit blicken kann, der steht auch fest in der Gegenwart und schreitet mit sicherer Haltung der Zukunft entgegen. -

Dadurch erhält ja alles auf

historischem Grunde Beruhende erst eine höhere Bedeutung !

Daß die Akten des Regiments ältesten Zeiten

noch

und die hier, selbst aus den

aufbewahrten einzelnen Daten ,

so wie die

Kriegsgeschichte, nebst Memoiren und Lebensbeschreibungen, für das vorliegende Werk die Hauptquellen bildeten, bedarf wohl kaum der Erwähnung; jedoch floß durch das bereitwillige Entgegenkommen der Königl. Geheimen Kriegskanzlei und durch Mittheilungen hoch

IX

gestellter Männer ,

die zum Theil als Angenzeugen über Einzelnes

berichten konnten , ein großer Reichthum an Materialien zu.

Erst hierdurch wurde es möglich, den einzelnen Bildern und Gruppen diejenige Lebensfarbe zu geben ,

ohne welche ein näheres

Interesse fast undenkbar ist und wodurch die Geschichte Truppentheile ,

eben so wie Memoiren und

einzelner

Lebensbeschreibungen,

ihren vorzüglichsten Werth erlangt. Der Verfasser erfüllt daher eine angenehme Pflicht, wenn er für alle Förderung , die ihm von so vielen Seiten her geworden ist , seinen verbindlichsten Dank hier öffentlich abstattet.

Sein Bestreben war besonders darauf gerichtet ,

das vorhan

dene Einzelne zu sichten und in eine naturgemäße , historisch treue Verbindung zu bringen , so daß es ein lebensvolles Ganze bilde und dies ist es , wofür

er die Nachsicht seiner geehrten Leser in

Anspruch nimmt und vertrauungsvoll erwartet. mit welcher er sein Ziel verfolgte,

Die Beharrlichkeit,

war mindestens unerschütter

lich !

Die Nachweisung der benußten Druckschriften folgt am Ende des Werkes ; für den Feldzug 18 '

diente ein von dem damali

gen Kommandeur , Oberst von Brieſen , ſehr ausführlich behandeltes Tagebuch als Grundlage.

Karten und Pläne sind weggeblieben , weil bei dem Reich thum aller Bibliotheken an vortrefflichen dergleichen Hülfsmitteln, sich jeder Leser dieselben

ohne Mühe

verschaffen

Werk durch sie unnüt vertheuert worden wäre .

kann

und das

Dem Verfasser bleibt nur der Wunsch übrig , den Erwartun= gen vollständig genügt zu haben , welche sich in der Aufforderung des Hochlöblichen Offizier - Korps durch den damaligen Kommandeur des Regiments ,

Oberstlieutenant

Baron von Reihenstein ,

gegen

ihn so ehrenvoll aussprachen und bittet dies Werk , eine Neben beſchäftigung dienſtfreier Stunden , nur licher Hochachtung zu betrachten.

Breslau , im Oktober 1841 .

als Zeichen kameradſchaft

XI

Inhalts

Anzeige.

Seite.

Widmung Vorrede Einleitung

VII

Erste Periode. Von der Errichtung des Leibdragoner – Regiments bis zu deſſen Ernennung zum Reiter Regiment. (Von 1674 bis 1718.) Erster Abschnitt.

Seite. Von der Errichtung des Regiments bis zu dem Frieden von St. Germain en laye 11 16 Gefecht bei Türkheim . .23 Ueberfall von Rathenow . 25 Schlacht bei Fehrbellin . Verstärkung des Regiments Leibdragoner auf .29 8 Compagnien..... 30 Einnahme des Schlosses Klempenow Uebergang über die Peene bei Güzkow ... 31 Angriff der Verschanzungen vor Stralsund 31 .32 Blokade von Wolgast .... Gefecht an dem Paſſe bei Tribbesee ..... 32

Entsag von Wolgast .. Eroberung der Peenamünder Schanze Belagerung von Unclam Einnahme des Schloffes Löckenik . Bombardement von Stettin . Belagerung von Stettin . Expedition auf Rügen . Wegnahme von Dönholm.. Bombardement von Stralsund Marsch über das frische Haff.. Marsch über das kurische Haff Gefecht bei Telsche oder Tilſe .

Seite. .32 33 ..33 .33 .33 .35 36 .38 .39 .41 42 44

Zweiter Abschnitt. Von dem Frieden zu St. Germain en laye bis zum Tode des großen Churfürsten 47 Expedition nach Ungarn . .51 Abschieds : Revue bei Groffen 55 58 Belagerung von Ofen ...

Tod des Grafen Dietrich von Dohna .... 60 Rückmarsch in das Vaterland .. .69 .72 Tod des großen Churfürsten .73 Landeshuldigung der Mark .. .74 Begräbniß des großen Churfürsten .

XII Dritter Abschnitt. Seite. Von dem Tode des großen Churfürsten bis zum Frieden von Ryswick .... 76 79 Gefecht bei Uerdingen . .81 Erstürmung von Linn 81 Eroberung von Rheinbergen .82 Eroberung von Kaiserswerth 83 Bombardement von Bonn . 84 Belagerung von Bonn .87 Entsag von Lüttich .

Seite. .87 Gefecht bei Leuze .. 90 Expedition gegen Huy .90 Gefecht bei Stenrieu .91 Erdbeben .... 92 Entsah von Charleroi . Vertheidigung des Lagers bei Flein. .... 93 .97 Belagerung von Namür ... Reduktion des Regiments auf 6 Compa 103 gnien

Vierter Abschnitt. Von dem Frieden zu Ryswick bis zur Er nennung des Regiments zum Reiters ....... 104 Regiment .... Erbhuldigung von der Neumark -105 Neue Zeitrechnung ..106 Belagerung von Bonn .108 Gefecht bei Höchstädt oder Nördlingen ... 110 Verstärkung des Regiments auf 8 Compag. 113 ..115 Schlacht bei Höchſtädt . ...118 Belagerung von Landau 120 Belagerung von Hagenau 122 Belagerung von Menin Schlacht bei Oudenarde 124 127 Belagerung von Lille .128 Belagerung von Gent 133 Schlacht bei Malplaquet 134 Belagerung von Mons Belagerung von Douai . .135

136 Belagernng von Bethune .136 Belagerung von Aire .... Staabsrolle und Rangliste von 1710 .... 137 Wegnahme der feindl. Linien bei Estrum 140 141 Belagerung von Bouchain . 142 Belagerung von Landrecy 143 Wegnahme von Moeurs 144 Tod des Königs Friedrich I. Das Regiment erhält den Namen Blan= ..146 kensee Dragoner ... 149 Belagerung von Stralsund . 150 Eroberung von Rügen 153 Rangliste vom Jahre 1716 . 154 Garnisonen in Preußen Ernennung des Regiments zum Reiter Regiment unter dem Namen Blan= 155 kensee zu Pferde 157 Rangliste vom Jahre 1718

Zweite Periode. Von der Ernennung des Regiments zum Reiter - Regiment bis zur Reorganiſation als Erftes Küraffter - Regiment.

(Von 1718 bis 1808.)

Erster Abschnitt. Von der Ernennung des Regiments bis zu dem Frieden von Dresden ........ 164 Innere Verhältniſſe . .166 Verpflegungsetat .... . .168 Bekleidungsetat .. 170 Das Regiment erhält den Namen Regi= ment von Geßler zu Pferde .173 .178 Rangliste von 1740 .... Tod des Königs Friedrich Wilhelm 1. Marsch nach Schlesien .179 Schlacht bei Mollwik. 180 181 Belagerung von Brieg . Gefangenen 182 Nanzion der Convention über die

Recognoscirung bei Herrmannsdorf .......183 183 Scharmügel bei Coldeck ...184 Expedition gegen Glag . . Schlacht bei Czaslau oder Chotuſik ...... 186 .188 Friedensgarnison in Schlefien ...... Feldinstruktion Friedrichs des Großen ..190 193 Belagerung von Prag . 194 Rückzug aus Böhmen . 196 Gefecht bei Neustadt . .198 Schlachtfbei Hohenfriedeberg .201 Schlacht bei Sorr 203 Winterfeldzug in Sachſen .... .205 Standquartiere in Oberschlesien .

XIII

Zweiter Abschnitt. Seite. Vom Ende des zweiten Schlesischen bis zum Ende des 7jährigen Krieges .... 207 210 Rangliste vom Jahre 1753 .. .213 Feldzug in Böhmen 1756 Lagerordnung des Feldmarschalls , Grafen von Schwerin ..... ..... 214 Parolebefehl vom 15. Septbr. 1756 ... ..217 Avantgardengefecht bei Wilke . .220 .222 Rangliste vom Jahre 1757 .. .224 Expedition auf Jung- Bunzlau . .225 Schlacht bei Prag . Vergebliche Belagerung von Prag ... .228 Avantgardengefecht bei Kreywig u. Haaſel 230 .231 Rückzug nach Schlesien... Kanonade bei Barschdorf .232 233 Schlacht bei Breslau 237 Schlacht bei Leuthen 239 Belagerung von Breslau Das Regiment erhält den Namen Küras fier Regiment v. Schmettau 240 Marsch nach Mähren 1758 .. .240 Belagerung von Olmük ... .242 Gefecht bei Domstädtel . .244 Rückzug aus Mähren . ..245

Seite. ..248 Marsch nach Sachsen . .251 Ueberfall bei Hochkirch 252 Marsch nach Schlesien 254 Marsch nach Mähren.... Marsch nach Schlesien -257 Ueberfall bei Sorau 1759 .258 Gefecht bei Hoyerswerda .259 Lager bei Torgau . ..... 262 Ueberfall bei Kosdorf 1760 .264 Marsch nach Pommern . Marsch nach Schlefien .266 Lager bei Glogau …….. Marsch nach Sachſen . .268 Schlacht bei Torgau .270 Rangliste vom Jahre 1760 ..273 Ueberfall bei Riesa 1761 Ueberfall bei Roßwein oder Knobelsdorf 1762 .275 .276 Gefecht bei Chemniß .. .277 Rückzug gegen Freiberg . 280 Schlacht bei Freiberg . .282 Frieden zu Hubertsburg .. .283 Rückmarsch nach Schlesien ..284 Rangliste vom Jahre 1763

Dritter Abschnitt. Von dem Ende des 7jährigen Krieges bis zum Tode Friedrichs des Großen .... 285 .287 Standquartiere . Das Regiment erhält den Namen Küras fier- Regiment von Wolded... 288 ......... 289 Rangliste vom Jahre 1765 ………. Das Regiment erhält den Namen Küras fier Regiment von Urnim .... 295 ..297 Rangliste vom Jahre 1770 ..... Das Regiment besteht 100 Jahre...... 300 Instruktion zur Ausbildung 2c. der Ober schlesischen Kavallerie - Inspektion von dem Generalmajor von Pannewik Erster Theil: Ausbildung des einzelnen Mannes ... 301 Zweiter Theil: ..... 308 Anzug.... Dritter Theil : Exerziren des Regiments zu Pferde 311

.317 Baierischer Erbfolgekrieg ..... ... Friedrichs II. Instruktion für die Kom: mandeurs der Kavallerie - Regimenter 319 ... 323 Rangliste vom Jahre 1778 ... Gefecht bei Braunsdorf ....... ...... 326 Recognoscirung am 16. August 1778 .... 326 .328 Der Brand von Neustadt ..... Friedensgarnisonen im Jahre 1779 ..... 332 Feldbienst Instruktion des Königs von 1781 ..334 Das Regiment bezieht Neustadt wieder ..339 Lehte Revűe vor dem großen Könige bei Breslau ...340 Das Regiment erhält den Namen Küras fier- Regiment von Mengden 341 ..341 Tod des großen Königs ... .343 Rangliste vom Jahre 1786

Vierter Abschnitt. Von dem Tode Friedrichs des Großen bis zu der Reorganisation des Regiments als Erstes Küraffier-Regiment .345 Standquartiere .... .345 Veränderungen in der Bekleidung und in den Etats... .346 350 Mobilmachung 1790 ..

.351 Garnisonen nach derselben ..353 Einrücken in Polen 1794 ..355 Rangliste vom Jahre 1794 . .357 Kantonnirungen in Polen . Einmarsch des Regiments in Warschau 359 Das Regiment erhält den Namen Küraf fier- Regiment Graf Truchses 362

XIV Seite. Tod des Königs Friedrich Wilhelm II.... 364 Rangliste vom Jahre 1798 .. ……………… . ..866 Das Regiment erhält den Namen Küras fier- Regiment v. Wagenfeldt 370 371 Uniforms- Veränderungen . .375 Mobilmachung 1806 ... Rangliste vom Jahre 1806 -377 ..380 Gefecht bei Utrata .. ...381 Ausmarsch aus Warschau .... Das Regiment wird vacant von Was ...·382 genfeldt genannt . 383 Gefecht bei Mlawa .... .386 Arriergardengefecht bei Liebstadt . .387 Gefechte bei Wackern und Pompiken Schlacht bei Preuß. Eylau 388 .398 Gefecht bei Wermsdorf

Seite. 399 Gefecht bei Königsberg 400 Friede von Tilfit .... 401 Uebergang über die Memel Der General von L'Estocq nimmt von dem .... ... 404 Regiment Abschied ..... 406 Neue Organisation und Etats ... Lehte Rangliste des Regiments vacant von Wagenfeldt vor der neuen Formation 408 Legte Rangliste des Dragoner - Regiments ...... 410 von Rouquette ... Erste Rangliste des neuformirten Küraſfier= Regiments vacant von Wagenfeldt ... 415 Neuer Friedens - Verpflegungsetat des Re= .418 giments Das Regiment erhält den Namen Schles ſiſches Kürassier - Regim . Nr. 1 421

Dritte Periode. Von der Reorganisation des Regiments als Schlesisches Küraffter - Regiment № 1 bis auf

die neueste Beit.

(Von 1808 bis 1842.)

Erster Abschnitt. Von der Reorganisation des Regiments bis zum Schlusse des Waffenstillstandes von Poischwik .... 425 425 Postirungen bei Memel 426 Veränderte Bekleidung 429 Abmarsch nach Breslau .480 Einrücken in Breslau . Rangliste vom Jahre 1809 beim Einrük: .431 ken in Breslau.... Einleitung des Befreiungskampfes ..... .436

Rangliste von 1813 bei dem Ausmarsch 438 ..441 Marsch nach Sachſen ....... Schlacht bei Lügen oder Groß- Görſchen 443 448 Schlacht bei Baugen ..... .449 Arriergardengefecht bei Görlig . Urriergardengefecht zwischen Naumburg und 449 Bunzlau ... 450 Gefecht bei Hainau 455 Waffenstillstand .

Zweiter Abschnitt. Von dem Schlusse des Waffenſtillſtandes von Voischwig bis zur Ernennung Sr. Königl. Hoheit des Prinzen Friedrich von Preußen zum Chef des Regi ments ... 456 Schlacht bei Dresden .. 457 457 Arriergardengefecht bei Strehla . .458 Schlacht bei Culm .... 460 Gefecht bei Liebertwolkwik . 463 Schlacht bei Leipzig . Marsch an den Rhein .467 468 Gefecht bei Etoges .. Gefecht bei Montmirail oder Champeaubert 468 Gefecht bei Gué à trèmes unweit Lissy 472 Gefecht bei Neufchelles .... . .472 .478 Gefecht bei Neuilly .. • 473 Schlacht bei Laon .. .475 Gefecht bei Dulchy le Chateau .

.476 Gefecht bei Sezanne.. .476 Gefecht bei le Pins . .477 Schlacht bei Paris .. 478 Besehung von Versailles. 479 Frieden von Paris 480 Nangliste vom Monat Mai 1814 . .483 Rückmarsch in das Vaterland .. 485 Neue Rüstung 486 Marsch nach Sachsen. 587 Rangliste vom Monat April 1815 490 Marsch nach Frankreich) .. .492 Fahnenweihe in Paris Marsch nach der Bretagne . 493 495 Marsch in die Heimath ... Ernennung Seiner Königlichen Hoheit des Prinzen Friedrich von Preußen zum Chef des Schlesischen Küraffier - Regi= ments . .495

XV

Dritter Abschnitt. Seite. Von der Ernennung Sr. Königl. Hoheit des Prinzen Friedrich von Preußen zum Chef des Regiments bis auf die neueste Zeit .496 Besichtigung des Regiments in Berlin ... 496 497 Einrücken in Breslau .... Rangliste für den Monat Februar 1816 498 Das Regiment erhält den neuen Standar ,500 tenstab nebst Bandolier .... Das Regiment erhält den Namen Erstes Kürassier-- Regiment (Schlesiz .... 501 fches) .... Tumult in Breslau am 21. August 1816 502 Herbstübungen bei Kapsdorf 1819 ...... 504 Blüchers Beisehung zu Woigwig ........ 505 .507 Etat des Regiments 1824 .. Herbstübungen bei Leuthen 1824 ... ..508 Wahlbestimmungen zu der Zulage von 1 Rthlr. aus einem Geschenk von eis nem unbekannten Geber 510 .512 Herbstübungen bei Berlin 1826 . Rangliste für den Monat September 1826, Beilage zu 513 Herbstübungen bei Kapsdorf 1828 ...... 518 Bau der neuen Kaserne 515 517 Lied von Kudraß .. Schneider-Revolte im September 1830 518

Seite . .518 Grenz-Kordon& 1831 .519 Etat des Regiments 1832 . Ertheilung eines neuen Standartenbandes 521 Herbstübungen bei Kapsdorf 1835 ...... 522 Rangliste für den Monat August 1835, Beilage zu .. 513 Herbstmanöuvre 1838 . .524 .525 Herbstübungen 1839 Das Regiment erhält von des Königs Frie rich Wilhelms III. Majestät das Bild geschenkt , welches die Bekleidung aus 526 dem Jahre 1786 darstellt .... Tod Sr. Majestät Friedrich Wilhelms III. 527 Eidesleistung an Seine Majestät Friedrich Wilhelm IV. .527 25jährige Jubelfeier des Tages , an wel chem Seine Königl. Hoheit der Prinz Friedrich von Preußen Chef des Regiz ments wurde ... 528 Schreiben des Durchlauchtigen Chefs bei ..528 dieser Gelegenheit . . . Rangliste für den Monat Dezember 1840, Beilage zu .... ... 529 Herbstübungen bei Kapsdorf.... ..... 531 Rangliste für den Monat Dezember 1842, Beilage zu . 532 .533 Nachschrift des Verfassers

XVI

Beilage n.

Seite. Gedächtnißtafel des Regiments in der Kirche zu St. Barbara in Breslau ..... 534 536 Kriegerverdienſt 1806 und 1807 ..... ... 537 Besizer der Dienstauszeichnungen erſter, zweiter und dritter Klaſſe Vertheilung der Herren Offiziere und der Unteroffiziere bei den Escadrons ult. 1842 538 Abgangsliste der Offiziere von der Errichtung des Regiments bis ult. 1842 ..... 540 Abgangsliste der Offiziere des vormaligen Dragoner - Regiments Rouquette , von 1798 bis 1806 . ... 556 7) Verzeichniß der Fac- Similes der Monarchen und Heerführer 2c. , unter denen ..559 das Regiment gedient hat 8) Nachweisung der gedruckten Hülfsmittel zur Bearbeitung der Geschichte des Ersten 561 Küraffier - Regiments .. Inhalts = Verzeichniß. Berichtigungen und Zufäße. 1) 2) 3) 4) 5) 6)

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a

Einleitung.

A13 die Franzosen im Jahre 1672 unter

Condé und Türenne

in den Niederlanden eingefallen waren , um die Generalſtaaten zu vernich= ten , trat Friedrich Wilhelm , der große Churfürst von Brandenburg, auf die Seite des bedrängten Landes , welches er , als die Vormauer der deutschen Freiheit , zu unterstüßen sich verpflichtet hielt. Er schloß daher am 26. April 1672 *) zu Cölln an der Spree mit Holland einen Vertrag und machte sich dadurch verbindlich , 20,000 Mann Hülfstruppen gegen Frank reich zu stellen , welche zur Hälfte von den Generalstaaten unterhalten werden sollten. Die Brandenburgische Armee war in dieser Zeit 24,700 Mann ſtark ; da aber sowohl die Mark als Preußen gegen die mit Frankreich verbün deten Schweden gedeckt werden mußte: so ließ der Churfürst noch 6,900 Mann dazu werben. Von diesen 31,600 Mann sollten 23,500 mit 50 Feld= geschüßen unter der persönlichen Anführung des Churfürsten gegen Frank reich marſchiren , die übrigen 8,100 Mann aber zur Deckung der östlichen Länder zurückbleiben. Um aber die Zahl der kämpfenden Truppen durch die Bedürfnisse seines Hofstaates nicht zu beschränken , schloß der Churfürst mit dem Amts kammerrathe Ernst Joachim von Grumbkow , der seit dem 12. April 1671 die specielle Führung des Hofhaushaltes übernommen hatte, eine Kapitulation zur Errichtung zweier Kompagnien Dragoner , jede 100 Mann

*) Bis zum 18. Februar 1700 find die Tage nach dem alten Styl benannt. 1

2

stark, welche unter dem Namen der Hofstaats - Dragoner *) nur zu Ordonanzritten für

den Hof und zur Bedeckung der Bagage deſſelben

bestimmt, wie die Brandenburgischen Dragoner bekleidet und bewaffnet waren . Die allgemeine Einführung des Feuergewehrs hatte nemlich dieſem sehr bald ein entschiedenes Uebergewicht über die blanke Waffe gegeben und auf die Errichtung einer berittenen Infanterie gebracht , um wichtige Punkte schnell erreichen und besehen zu können. Der erste Ursprung scheint Spanisch zu sein , da die Waffe , welche dieseTruppen führten, der Karabiner und der älteste Name der Truppen selbst, Karabiniers , aus dem Spaniſchen Worte cara, das Gesicht, und binos, a, doppelt, zuſammengesetzt ist ;

d . h. etwas was eine doppelte ( taktiſche)

Physiognomie hat , also als Infanterist und Kavallerist gebraucht werden kann.

Dieser Erklärung entspricht auch völlig der griechische Ausdruck :

Dimacha , Doppelkämpfer , welcher für die von Alexander dem Großen zuerst eingeführten Macedonischen Reiter gebraucht wurde, deren Bestim= mung es war , bald zu Fuße, bald zu Pferde zu kämpfen. Man nannte diese neueren Doppelkämpfer , welche in Frankreich zuerſt bei einer Rekognoscirung Heinrich IV. als König von Navarra unter die ſem Namen vorkommen , bald allgemein Dragoner (Dragons) , wahr ſcheinlich, weil die Schnelligkeit ihres Auftretens und die im Vergleiche zu der Reiterei mörderische Wirkung ihres Feuers , die Phantasie auf die Aehnlichkeit mit einem feuerspeienden Drachen leitete, vielleicht auch , weil ſie zuerst das Bild eines Drachen in den Standarten geführt haben sollen. Seitdem übrigens der Name Dragoner allgemein geworden , erhielt der Name Karabinier eine andere Bedeutung , die etwa dem Ausdrucke : „ be= rittener Schüße" gleich kommen dürfte. Da die Dragoner ursprünglich zu Fuße zu fechten bestimmt waren, so glich ihr Anzug dem der Infanterie. Ueber einem Koller von Elends

*) Die Stammlisten nennen dieſe Truppe Hofſtaabsdragoner ; eine auf Befehl König Friedrich Wilhelm I. von dem Fürſten Leopold von Deſſau im Jahre 1729 an gefertigte Specifikation aller Preußiſchen damaligen Regimenter erwähnt ihrer dagegen ausdrücklich unter dem Namen : Hofstaats- und Küchendragoner. Man ist daher in der Orthographie dieser legten authentischen Quelle gefolgt.

3

oder Hirschleder trugen die Brandenburgiſchen Dragoner in der Regel einen Rock ohne Kragen ( Almod - Rock genannt ) , der von blauem Tuche , sehr weit und gelb gefüttert war.

Er reichte bis an die Knie und konnte von

oben bis unten zugeknöpft werden ;

die Schöße waren zum Aufhaken

eingerichtet. Die weiten Beinkleider von Leder reichten bis unter die Knie und waren hier mit leinenen , sogenannten Strumpfkamaſchen bedeckt. Die Stiefeln waren hoch, von weichem Leder und oben umgestülpt ; für den Garnisondienst erhielten die Dragoner Schuhe, wie das Fußvolk. Die Halsbinde war schwarz , mit weißen Frangen ; der Hut von schwarzem oder weißem Filz an einer Seite aufgeschlagen , mit silbernen Treſſen ein gefaßt und mit einer Feder geziert. Im Gefecht trugen die Brandenburger auf dem Hut ein Büschel Eichenlaub als Feldzeichen , ein Gebrauch, der sich von der Schlacht bei Warschau herschrieb , (die Schweden hatten zum Unterschiede Strohbüschel auf den Hüten) und ſich ziemlich lange erhielt. In den Feldzügen am Rhein von 1702 bis 1713 fand er wenigstens noch statt.

Ein Mantel von blauem Tuch , gelb gefüttert , und ein Paar lederne

Handschuhe vervollſtändigten den Anzug. Die Offiziere trugen oft andere Farben des Rocks als die Gemeinen, und tuchene reich mit Silber gestickte Westen ; die Handschuhe mit goldenen Frangen.

Die Unteroffiziere hatten lederne Koller , darüber den blauen

Rock, blau gefüttert ; Aufschläge , Taschen und Knopflöcher mit Silber ausgenäht, die Handschuhe mit silbernen Treſſen. Die Mäntel der Offiziere waren mit Silber beschnürt ; die Ringkragen bei den Leibtruppen mit dem rothen Adler versehen , die Scherpen von Silber und schwarzer Seide , auch zuweilen noch mit Goldfäden durchwirkt. Außerdem schmückten sich die Offiziere mit schönen Wehrgehenken und mit silbernen oder goldenen Bändern auf der rechten Schulter. Die Patrontasche hieng an einem ledernen Riemen über der linken Schulter; sie war weiß und bei allen Leibtruppen mit dem rothen Adler geziert. Die Waffen der Dragoner bestanden in einem Degen , der in einem Koppel von Elendshaut über den Rock um den Leib geſchnallt wurde; in einem leichteren Schießgewehr , als es das Fußvolk hatte, und in ein Paar Pistolen.

Die halben

Piken , welche sonst die Dragoner trugen,

waren in dieser Zeit schon abgeschafft.

1.

Die Pferde der Dragoner waren im Durchschnitt 4 Fuß 10% ½ Zoll hoch. Obwohl sie ihnen in der Regel nur als Mittel zur schnelleren und ausdauernden Bewegung dienten , so war doch , bei den Brandenburgiſchen Dragonern wenigstens , der Kampf zu Pferde nichts seltenes , und man machte neben ihrer ursprünglichen Bestimmung dieselben Ansprüche an sie, als an die Reiterei.

Sie waren theils in Schwadronen , theils in Regi

mentern formirt , deren jedes 2 bis 3 Schwadronen enthielt. Die Schwa dron hatte 2 Kompagnien von 81 bis 100 Köpfen und war noch in 4 Gliedern rangirt. Der Staab eines Dragoner - Regiments beſtand damals aus 1 Obersten.

S 1 Oberstlieutenant. 1 Oberstwachtmeister.

4 Offizieren :

1 Adjutanten (gewöhnlich noch nicht Offizier).

1 Regimentsquartiermeister. 1 Prediger. 1 Auditeur.

1 Sefretair. 1 Regimentstambour. 1 Wundarzt.

Unterstaab:

1 Profos. 1 Scharfrichter. 1 Steckenknecht. Der Prima - Plan einer Dragoner - Kompagnie aber aus 1 Kapitain oder Kapitainlieutenant. 3 Offizieren: 1 Lieutenant.

}}1 Fähnrich. 1 1 Wachtmeister. 1 Gefreiter-Korporal. 1 Fourier. Sunteroffizieren: 1 Kapitaind'armes. 1 Musterschreiber. 3 Korporalen. 3 Tambours .

1 Feldscheer. 1 Fahnschmidt. 1 Sattler. Gemeine Dragoner hatte die Kompagnie 64 bis 80,

1

5

Sobald die Dragoner auf dem Punkte angekommen waren, wo fie durch ihr Feuer wirken sollten , saßen sie ab, koppelten ihre Pferde und rangirten sich in 4 Gliedern. Hauptsächlich wurden sie zur Beſehung von wichtigen Punkten , Büschen , Hecken und Defilees , ſowohl in der Offen five als Defenſive , und zur Flankendeckung der Pickenier - Abtheilungen gebraucht, wobei sie ziemlich willkührlich sich aufstellten und feuerten. In Brandenburg aber gewannen die Dragoner durch eigenthümliche Verhältnisse eine noch höhere taktische Bedeutung. Nach dem Muster der Schwedischen von dem General - Wachtmeister von Dörfflinger gebildet und von dem großen Churfürsten besonders be günstiget , unterschied sich die Brandenburgische Reiterei , in Bezug auf Schnelligkeit der Bewegungen besonders , schon damals vortheilhaft von der Reiterei ihrer Bundesgenossen und Gegner.

Die Nothwendigkeit , bei

dem Mangel eines großen Heeres , die weitläuftigen Grenzen des Landes gegen feindliche Einfälle zu decken , machte diese größere Beweglichkeit un erläßlich.

Aus diesem Grunde war die Reiterei auch zuweilen gezwungen,

nur von den Dragonern unterſtüßt aufzutreten , welche in diesem Falle die Stelle des Fußvolks vertraten , und hieraus erklärt sich die besondere Vor liebe des großen Churfürsten für diese Waffe , dessen großer Charakter von jeder unbegründeten Partheilichkeit frei war. In der doppelten Bestimmung der Dragoner ist also auch der Grund zu suchen , warum der

Churfürst die

von dem Amtskammerrathe von

Grumbkow errichteten Hofstaatssoldaten als Dragoner bewaffnen und be kleiden ließ, da sie wie diese , den Dienst eben sowohl zu Fuß , als zu Pferde thun sollten , je nachdem es die Umstände erforderten. Der Volks wik der damaligen Zeit nahm aber aus der Art ihrer Dienſtleiſtungen am Hofe Veranlassung , diesen Haustruppen den Beinamen Küchendrago= ner zu geben , der besonders bei den fechtenden Truppen sehr bald Anklang fand und sogar noch in diesem Kriege zu einer offiziellen Nebenbenennung erhoben wurde. Sobald der Churfürst seine Rüstungen beendet und den Kaiser zu einer Hülfsleistung

von 16,000 Mann unter Montecucoli vermocht

hatte, gieng er im Herbst des Jahres 1672, von seinen Hofstaatsdragonern begleitet über Halberstadt, um seine Westphälischen Besitzungen von den

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Franzosen zu befreien , die auch dort eingefallen waren.

Der Kaiserliche

Feldherr bewog ihn aber, sich durch das Hildesheimsche und Fuldaische nach Oberhessen zu wenden , um von hier aus die Verbindungen und den Rücken der Franzosen zu bedrohen . Da indeſſen die Kaiſerlichen die Waffen mehr zeigen als gebrauchen sollten , so eilte der Churfürst , der vergeblich über den Rhein zu gehen gewünſcht hatte , nach Weſtphalen , und gelangte im Januar 1673 nach Bielefeld, wohin ihm die Armee, wegen der vor gerückten Jahreszeit und schlechten Wege , nur langsam folgen konnte. Durch diese Bewegung zog er Türenne mit 20,000 Mann gegen sich und gewährte so den Holländern eine wesentliche Erleichterung , die nicht ohne günstigen Einfluß auf ihre Verhältnisse blieb.

Als aber auch der Nach

folger Montecucoli's im Kommando der Kaiserlichen Hülfstruppen , der Herzog von Bournonville , jeden ernsten Kampf vermied , bezog der Churfürst die Winterquartiere und trennte sich durch den Vertrag zu Bossem, den er am 6. Juni 1673 mit Frankreich schloß, von seinen bisherigen Verbündeten , weil außerdem die Generalſtaaten die gegen ihn eingegangenen Verbindlichkeiten nicht erfüllten

und die Uebermacht der

Franzosen in dem neuen Feldzuge ihm seine westphälischen Länder ganz zu entreißen drohte.

Indessen behielt er sich sowohl in diesem, als in dem

mit Schweden am 1. December 1673 zu Cölln an der Spree geschloſſe= nen Vertrage das Recht vor , wieder zu den Waffen zu greifen , wenn es seine Pflicht gegen das deutſche Reich oder gegen seine eigenen Länder erforderte. In Folge dieser Verträge entließ der Churfürst seine Armee bis auf 16,000 Mann , behielt aber die Hofſtaatsdragoner bei , welche nach wie vor beſtimmt blieben , ihn auf seinen Reiſen zu begleiten und als Brief ordonnanzen zu dienen, ohne jedoch eigentlich zu den Truppen gezählt zu werden.

Nachdem aber die Vermittelung des großen Churfürsten nicht zu einem allgemeinen Frieden geführt hatte, und gegen die in der Pfalz und Zweibrücken mit Feuer und Schwert eingedrungenen Franzosen der Reichs krieg erklärt worden war , verband sich der Churfürst aufs neue mit dem Kaiser Leopold, mit Spanien und den Generalstaaten in dem Vertrage zu Regensburg.

Er unterzeichnete diesen Vertrag am 21. Juni 1674

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zu Cölln an der Spree und verpflichtete sich, mit 16,000 Mann , deren Besoldung zur Hälfte Spanien mit Holland übernahm , gegen Frankreich zu ziehen. Wenn er nun auch , nach seiner Uebereinkunft mit Schweden , von dieser Macht wenigstens

nichts Feindseliges

erwarten durfte und daher

feine östlichen Länder schwächer als im Jahre 1672 beſehen zu können glaubte: so durfte er sie doch nicht gänzlich von Truppen entblößen.

Es

wurde daher die Werbung neuer Truppen abermals beschlossen , so daß die Armee 30,000 Mann stark werden sollte ; namentlich aber war die Errichtung einiger Regimenter Dragoner nöthig.

Obwohl die von seinen

Verbündeten versprochenen Ausrüstungssummen , ja selbst die , zum Theil noch aus dem vorigen Feldzuge rückständigen Verpflegungsgelder von Hol land noch nicht gezahlt waren : so betrieb doch der Churfürst die Rüstung ſeines Heeres mit der Eile , welche die politischen Verhältnisse ihm geboten. Indeß wurde er hierdurch in manche Verlegenheit geseht und es war ihm nur möglich , 28,000 Mann zusammen zu bringen.

Die nothwendig zu

beobachtenden Ersparungsmaßregeln brachten ihn daher auf den Gedanken, die 200 Mann Hofstaats - Dragoner, mit deren Treue und Zuverläßigkei er in dem bisherigen Dienstverhältnisse besonders zufrieden geweſen war, unter die Zahl seiner fechtenden Truppen mit aufzunehmen . Um aber da durch die ihm liebgewordene Schaar nicht von seiner Umgebung zu tren nen , beſchloß er , sie zum Stamme eines Dragoner - Regiments zu machen und dieſem fortan in den Gefahren des Krieges ausschließlich die Sicher heit seiner Perſon anzuvertrauen . Er ernannte daher den indeſſen zum Oberschenken beförderten Ernst Joachim von Grumbkow zum Oberstlieutenant der Dragoner und schloß mit ihm eine Kapitulation zur Errichtung des

Leibgarde - Dragoner - Regiments , welches er mit

allen Rechten und Vorzügen seiner Leibgarden begnadigte. Dieses Regiment ist das jeßige Erste Küraſſier - Regiment , deſſen Thaten und Schicksale in den nachfolgenden Abschnitten erzählt werden. sollen. Unter allen Kavallerie - Regimentern und mit Ausnahme des 1. In fanterie- Regiments überhaupt das älteste in der Preußischen Armee , um= faßt seine Geschichte einen Zeitraum von 167 Jahren und ist mit der

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Brandenburgisch - Preußischen Kriegsgeschichte , fast von ihrer Entstehung an , innig verbunden , da es unter 6 verschiedenen Monarchen des Vater Landes stets ehrenvoll gedient hat.

Es wurde im Jahre 1718 zu einem

Regimente zu Pferde ernannt und bekam in dem Jahre 1808 nach der neuen Organiſation der Armee die No. 1. und den Namen Schle sisches Kürassier - Regiment ; für das

auch in den lehten Kriegen

bewiesene Wohlverhalten aber belohnten es Seine Majestät unser Hoch seliger König und Herr , Friedrich Wilhelm III. , beſonders dadurch , daß es seit dem Jahre 1815 Seine Königliche Hoheit den Prinzen Friedrich von Preußen als seinen Erlauchten Chef verehren darf.

Erste

Periode.

Von der Errichtung des

Leibgarde - Dragoner - Regiments

bis

zu dessen Ernennung

zum Reiter - Regimente.

Von 1674 bis 1718.

I

1

Erſter

Abſchnitt.

Von der Errichtung des Regiments bis zu dem Frieden von St. Germain en laye. Von 1674 bis 1697.

1674.

Der Tag , an welchem der große Churfürst die Kapitu=

lation zur Errichtung des Regiments Leibgarde - Dragoner mit dem Oberst= lieutenant von Grumbkow abschloß , läßt sich zwar eben so wenig noch genau ermitteln , als die einzelnen Punkte jener Kapitulation ; man wird aber wenig irren , wenn man den 21. Juni (1. Juli neuen Styls) 1674 als den Stiftungstag des Regiments annimmt. Da nemlich der Churfürst an dieſem Lage den Vertrag von Regensburg unterzeichnete und gewiß schon früher die Idee gefaßt hatte, die guten Dienste seiner Hofstaats Dragoner dadurch anzuerkennen , daß er sie zum Stamme eines Leib Regiments machte: so mag wohl bei dieser Gelegenheit der Entschluß zur Reife gediehen und dem Herrn von Grumbkow, der stets um die Perſon des Monarchen war , mündlich wenigstens , der beſtimmte Befehl zur Er richtung des Regiments geworden sein. So viel ist gewiß , daß dieses aus 6 Kompagnien , jede zu 81 Köpfen bestehen , mithin ohne den Regimentsstaab 486 Mann stark sein und ,,stets bei Ihrer Churfürstlichen Durchlaucht Höchster Person , überall , wo sie sich befänden , aufwarten " sollte. Der Oberstlieu tenant von Grumbkow wurde als Kommandeur des Regiments , die Kapitains von Roedecke , von Wreech, von Wedell, von Gök und von Haacke aber als Kompagnie - Chefs bestellt , und ihnen die Er richtung ihrer Kompagnien speciell übertragen. Die 6. Kompagnie , deren Chef der Regiments-Kommandeur war , errichtete der Kapitain-Lieutenant Baron von Blumenthal. Einige dieser Offiziere hatten wahrscheinlich ſchon bei den Hofſtaatsdragonern geſtanden ; wenigstens waren dieſe durch

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den Kapitain von Roedecke als Lieutenant , durch den Kapitain von Wreech als Kornet im Auftrage des Herrn von Grumbkow geworben worden. Die Stellen des Obersten und Oberstwachtmeisters blieben vorläufig unbeseht; das Regiment bestand daher aus 20 Offizieren, 48 Unteroffizieren, 384 Dragonern, 18 Tambours,

6 Feldscheerern, 6 Fahnenschmieden, 6 Sattlern, wozu noch der in der Einleitung bezeichnete Unterſtaab von 9 Köpfen trat. Die Werbungen für das Regiment geschahen allein in Berlin und der Umgegend und waren schon Ende Juli ganz vollendet , weil das Re giment einen großen Zulauf von den nach dem Frieden zu Vossem ent laffenen Dragoner -Regimentern erhielt. Aus einem Kupferstiche der damaligen Zeit , welcher das Leichen begängniß des großen Churfürsten darstellt , läßt sich genau ersehen , daß die Leibdragoner im Allgemeinen dieselbe Form des Anzuges hatten , als sie bei den Dragonern überhaupt damals üblich war und wie sie in der Einleitung beschrieben worden.

Der Rock aber war weiß und hatte hell

blaues Futter und dergleichen Aufschläge ; eine Zuſammenstellung , welche der große Churfürst besonders geliebt zu haben scheint , da mehrere Re gimenter, sowohl Reiter und Dragoner , als auch Infanterie, dieselben Farben trugen. Die Patrontaschen zierte der rothe Adler , wie bei allen Leib -Regimentern.



Die Soldverpflegung des Regiments war folgendergestalt festgestellt : a. Regiments staab. 105 Rthlr. - gGr. Der Oberst erhielt monatlich .... .. ---- " 48 "1 "I Oberstlieutenant .... 36 "I 12 " " Oberstwachtmeister ... 18 " Adjutant, je nachdem er Lieut. oder Fähnrich war 25 "1 12 oder 19 "I

"

Regimentsquartiermeiſter Prediger .... Auditeur

" ,, Secretair, Regimentstambour, Wundarzt, Profoß, Scharfrichter, jeder....

"

12

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14

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" ,, Steckenknecht..

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b. Kompagnien.

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Fähnrich ...

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Wachtmeister .....

" Gefreite - Korporal ... " ,, Fourier, Kapitaind'armes , Musterschreiber und

" "I "

Fahnenschmidt und Sattler, jeder ... Tambour .. . Gemeine im Winter , wenn er sich selbst mit Futter versehen mußte ……… und im Sommer .

9896

"

Feldscheer, jeder ... Korporal ....

53 Rthlr. gGr. 25 " 18 "1 19 " 12 "I 11 "1 6 "1 8 "I' 18 "I

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Der Hauptmann erhielt monatlich "1 Lieutenant (auch der Kapitainlieutenant)

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nebst der nöthigen Graſung und Weide. Die Auszahlung geschah löhnungsweise alle 10 Lage , den Monat immer zu 30 Tagen gerechnet.

Im Frieden waren alle Gehaltssäße ge

ringer als im Kriege , weil in jenem Falle die Unterhaltung der Truppen dem Lande allein zur Laſt fiel , während im Kriege die Subſidien aus halfen. Außer dem Solde erhielten diejenigen Offiziere und Mannſchaften, welche kein Naturalquartier hatten, eine Summe als Servis , die noch nicht ganz gleichmäßig festgestellt war , im allgemeinen aber bei den Offi zieren 116, bei den Leuten % des Gehalts betrug. Nachdem der Churfürst im Anfange des Monats August 1674 ſeine sämmtlichen Truppen gemustert hatte, trat er mit 20,000 Mann , worunter das Leibgarde- Dragoner - Regiment , und mit 40 Feldgeschüßen , den Marsch über Magdeburg , Erfurt, durch den Thüringer Wald nach Schweinfurt an, um sich gegen Straßburg zu wenden. In Schweinfurt erfuhr er die Niederlage, welche die Alliirten am 11. Auguſt bei Sennef erlitten hatten und beeilte nun seinen Marſch ſo , daß er bereits am 14. September zu Oberkirchen eintraf. Um 2. Oktober erbat der Schwedische Gesandte, Oberst von Wan gelin , welcher den Hof bisher noch begleitet hatte, die Abſchiedsaudienz. Diese wurde ihm am 3. Oktober bewilligt und unmittelbar darauf paſſirte der Churfürst, von seinen Leibdragonern begleitet , mit dem ganzen Hofe und dem Fußvolke seines Heeres unterhalb Straßburg den Rhein. In der Schönaue wurde das Lager bezogen, wohin am 4. Oktober auch die Reiterei und übrigen Dragoner ſammt der Artillerie folgten . Bei dieser Gelegenheit defilirten sämmtliche Truppen vor dem Zelte des Churfürsten in Parade und erregten durch ihre schöne Haltung und vortreffliche Aus

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rüstung die Bewunderung vieler hohen Personen , Fürsten und Fürstinnen, welche den Churfürsten in seinem Lager besuchten. Die Brandenburger lagerten in dieser Zeit nach dem Beispiele der Armeen Gustav Adolphs in Schlachtordnung, und zwar in Kompagnie - Gaſſen , welche aus Zelten gebildet wurden. Jede Kompagnie führte dazu 25 Zelte mit fic Am 5. Oktober stießen die Brandenburger bei Blesheim zu den Kai serlichen , Braunschweigern und andern Verbündeten, so daß jest 30,000 Mann hinreichend verpflegte Truppen vereinigt waren.

Dies veranlaßte

den großen Churfürsten zu dem Wunsche , dem Feinde sogleich eine Schlacht zu liefern.

Er rekognoscirte daher schon an den folgenden beiden Tagen

in Begleitung der Leibdragoner mit dem Churfürsten von der Pfalz und der Generalität das ihm gänzlich unbekannte Terrain und ließ den Herzog von Bournonville auffordern , auf dem rechten Flügel vorzurücken , um den Marschall Türenne zum Angriffe zu bewegen. Am 8. Oktober ſeßten sich die Brandenburger mit Tagesanbruch in Marsch und passirten im Angesicht des Feindes die Brüsche , ohne daran irgend gehindert zu werden. Für das Fußvolk und die Artillerie waren während der Nacht 5 Brücken geschlagen worden ; die Reiterei und die Dragoner führte der Churfürst selbst durch eine Furth des Flusses , hinter welchem sich die Armee sogleich in Schlachtordnung aufstellte , um den Feind anzugreifen.

Obgleich aber die Brandenburger alle Terrain-Hinder

nisse wegschafften , welche der Vereinigung beider Armeen entgegen waren und so die Bedingungen erfüllten , unter denen sich der Kaiserliche Feldherr allein zum Angriffe verstehen wollte: so unterblieb dieser dennoch.

Selbst

ein deshalb gehaltener Kriegsrath blieb ohne Erfolg ; Bournonville ver langte vielmehr, daß man sich verſchanzen ſolle und ließ in der That vor seinem linken Flügel einige Erdwerke aufwerfen ; obwohl sich der Churfürst mit dieser Maaßregel nicht einverstanden erklärte , weil die Verbündeten den Franzosen an Zahl überlegen waren. Um diefer Ueberlegenheit auszuweichen , hatte auch Türenne ſchon in der Nacht vom 8. zum 9. Oktober seine Bagage zurückgeschickt und zog ſich am 10. auf Busweiler zurück. Die Verbündeten folgten ihm zwar, aber der Churfürst vermochte nicht , den Herzog von Bournonville zu einem entscheidenden Angriffe zu bestimmen. Als nun die Franzosen am 11. noch weiter zurückgingen , folgte ihnen der Churfürst allein mit 2000 Pferden und den Leibdragonern bis Marlheim, weil er beabsichtigte, sie mit der ganzen Kavallerie auf ihrem Marsche anzugreifen. Bournonville aber ver eitelte auch dies Unternehmen , scheinbar aus Furcht vor einem Hinterhalte, in der That aber, um in jedem Falle eine Schlacht zu vermeiden. Das abermalige Zaudern des Kaiserlichen Feldherrn gewährte nun dem Feinde

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einen solchen Vorsprung , daß es den Brandenburgern unmöglich wurde, ihn zu erreichen , obwohl man von einer Höhe hinter Marlheim deſſen Marsch genau beobachten konnte. Mangel an Lebensmitteln nöthigte die Allürten, wieder zurück zu gehen. Sie nahmen daher am 12. Oktober eine Stellung am Gockelsberge, von wo aus der Churfürst das von den Franzosen besette feste Schloß Waſſeln= heim nehmen und dessen Werke zerstören ließ. Da Türenne sich nach Hagenau gewendet haben sollte , so beschloß der Churfürft ihm`zuvorzukommen , um durch eine Schlacht dieſen zweck losen Hin und Hermärschen ein Ende zu machen. Er sehte sich auch wirklich in Marsch , erfuhr aber bald , daß der Feind nach der Saar ge= gangen und dort im Beſiß einer sehr vortheilhaften Stellung sei. Die Brandenburger gingen daher wieder in das Lager am Gockelsberge zurück, wo sie bis zum 21. Oktober verblieben und den kleinen Krieg mit großem Glücke führten. Der Mangel wurde indeſſen auch hier bald drückend und brachte Krankheiten in das Heer der Aliirten , so daß sie sich genöthigt sahen , das Lager bei Blesheim wieder zu beziehen , welches , so wie die Stellung bei Dachstein , verschanzt wurde. Nach Türenne's eigenen Worten brachten ihm die schnellen Märsche und Bewegungen des großen Churfürsten größere Verluste bei , als Schlach ten und Belagerungen verursacht haben würden, und er war so geschwächt, daß er kaum über 18,000 waffenfähige Mannschaften verfügen konnte. Die Verbündeten beschlossen daher endlich , die Armee auf 4 Tage mit Le bensmitteln zu versehen und den Feind anzugreifen. Dem Herzog von Bournonville war es aber damit so wenig Ernst , daß er selbst Türenne davon benachrichtigen ließ, der nun gegen Pfalzburg über das Gebirge aufbrach und nur durch kleine Abtheilungen Brandenburger , die ihn ver folgten, einigen Verlust an Gefangenen erlitt. Auch die Armee der Aliirten war durch Märsche, schlechte Verpflegung und kleine Gefechte ermattet, und bei den Gesinnungen des Kaiserlichen Feldherrn weder eine entscheidende Schlacht zu erwarten, noch von ihr etwas Ersprießliches zu hoffen . Man bezog daher die Winterquartiere ; die Kaiserlichen bei Ensisheim, Mümpelgard und Basel, die Branden burger von Colmar bis Malmünster, die Lüneburger von Schlettstadt bis Straßburg. Der Churfürst gab ſeine Einwilligung zu dieſem Schritte noch be sonders deshalb , weil er erfahren hatte, daß Schweden, von Frankreich aufgereizt, sich gegen ihn rüſte. Wenn er nun auch durch Unterhandlungen das Unheil von seinen Ländern noch abzuwenden hoffte, so mußte er doch wünschen, der Mark wenigstens so nahe zu kommen , als es sich mit den

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ihm jest noch obliegenden Pflichten gegen seine Verbündeten vertrug . Er erwartete daher in Colmar die Entwickelung der Begebenheiten , welche er von Frankreich eingeleitet wußte , da er wohl fühlte, daß seine Entfernung Ludwig dem XIV. am meisten erwünscht sein werde. In dieser Zeit erfuhr er auch den in Straßburg am 27. November erfolgten Tod des Kur prinzen, Karl Emil , wodurch der ganze Hof in tiefe Trauer verſeßt wurde. An den bis jest stattgefundenen einzelnen kleinen Gefechten hatte das Leibdragoner - Regiment , welches sich stets bei der Person des Churfürsten befand, noch keinen Theil nehmen können und es schien, als wenn das Jahr 1674 der jungen Schaar keine Gelegenheit weiter geben werde, das Vertrauen zu rechtfertigen , welches ihr Monarch auf sie gesezt hatte. Dennoch traten Umstände ein , wodurch diese Gelegenheit unerwartet ge boten wurde. Während des Rückzuges der Alliirten hatte nemlich der Marschall Türenne in Lothringen Erholungsquartiere bezogen und seine Truppen bis nahe an 40,000 Mann zu verstärken gewußt. Er beschloß daher , die sehr ausgedehnten Quartiere der Verbündeten im Elsaß zu überfallen , ging mit dem größten Theile seiner Reiterei über Belfort voraus und drängte die, durch den Churfürsten von der drohenden Gefahr benachrichtigten, aber übereilt zusammengezogenen Kaiserlichen , Verluste nach St. Croix zurück.

bei Mühlhausen

mit großem

Die herbeieilenden Lothringer retteten die

Kaiserlichen vom gänzlichen Untergange und schlugen die Avantgarde der Franzosen zurück ; auch der Churfürst kam bald zur Unterſtüßung und Aufnahme der geschlagenen Bundesgenossen heran und die alliirte Ar mee vereinigte sich nun zwischen Colmar und Türkheim. Hier schlug Gefecht bei (27. December 1674.) der Churfürft eine Stellung vor, deren linker Flügel, Colmar hinter sich lassend durch einen Morast; der rechte aber durch das Städtchen Türkheim gedeckt gewesen wäre , welches mit guten Mauern versehen und daher leicht zu vertheidigen war. Bournonville indessen zog es , wie gewöhnlich vor, bis hinter den Kanal der Fecht zurückzugehen , welcher diesen Fluß bei Colmar mit der Lauch verbindet. Die Front der hier eingenommenen Stellung wurde außerdem durch eine Reihe von Verschanzungen gedeckt ; der linke Flügel erstreckte sich bis Col mar, der rechte erreichte Türkheim . nicht ganz , sondern lehnte sich an das rechte Ufer der Fecht. Die Armee stand in 2 Treffen hinter den Verschan zungen, die Kaiserlichen auf dem rechten , die Brandenburger auf dem linken Flügel. Die Reserve, Theile aus Reiterei.

als drittes Treffen , beſtand zum größten

Der rechte Flügel war so ohne eigentliche Anlehnung geblieben , da der Raum zwischen der Fecht und dem Gebirge groß genug war, um den

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Aufmarsch einer feindlichen Umgehung zu geſtatten. Dieser Fehler entging auch dem Marschall Türenne nicht und er beschloß , den rechten Flügel der Verbündeten zu umgehen , während er sie in der Front festhielt. Zu diesem Ende brach er in 3 Kolonnen auf. Die 1. und 2. Kolonne mar schirten der Stellung der Alliirten gegenüber auf, die 3. , aus Reiterei und Fußvolk bestehend , wendete sich bei dem Dorfe Wettolsheim links über die Berge von Hohenlandsberg , überschritt etwas unterhalb Zimmer bach die Fecht durch eine Furth und dirigirte ſich hierauf gegen Türkheim. Als nun der Churfürst am 27. December des Nachmittags in Be gleitung der Leibdragoner und des Dörfflingerſchen Dragoner - Regiments mit Bournonville die Uebergänge auf dem rechten Flügel bei Türkheim rekognoscirte, bemerkte er , daß die Franzosen zwischen den Bergen und Weingärten den Grund nach dem Kaiſersberge durchzogen. Er sandte daher den Generalmajor Schulz mit einigen Kompagnien Dörfflinger und Lüneburger Dragoner zur Rekognoscirung ab , der auch ein glückliches Dorfgefecht bestand. Indessen waren die Franzosen gänzlich in der rechten Flanke der Stel lung aufmarschirt , von welcher sie nur die Fecht trennte. Zwei Bataillone Kaiserliche, welche Türkheim beseht hatten , verließen dies bei der An näherung des Feindes , und obwohl der Herzog von Lothringen 12 Ba= taillone des 2. Treffens und 30 Schwadronen mit 6 Geschüßen aus der Reserve gegen Türkheim vorſendete, so kamen diese doch erst in dem Au genblicke an , als Türenne die Stadt und einen am Ufer der Fecht liegen= den Kirchhof, so wie eine Mühle besehen ließ , welche über den Fluß gebaut war und sich daher auf beiden Ufern befand . Hier kam es nun zu einem lebhaften Infanteriegefechte , an dem von den Brandenburgiſchen Truppen indeſſen nur 4 Kompagnien des Leibdragoner - Regiments unter dem Oberstlieutenant von Grumbkow und das Dragoner - Regiment von Dörfflinger Theil nahmen , weil die Dunkelheit hereinbrach , ehe das Bran denburgische Fußvolk vom linken Flügel herankommen konnte. Zwei Kom pagnien des Regiments verblieben bei der Perſon des Churfürsten. Die Brandenburgischen Dragoner wurden zur Unterstützung des Kai serlichen Fußvolks gegen die Mühle gebraucht , welche , völlig in der Flanke der Stellung gelegen und den Uebergang des Feindes begünſtigend , den Verbündeten am gefährlichsten war. Zu beiden Seiten einer Kaiserlichen Batterie warfen sie sich in die Büsche am Ufer und verhinderten so , fast ohne eigenen Verlust, das Debouchiren des Feindes , dem ihr Feuer gro Ben Schaden zufügte. Die Generale Foucault und Mouchy verloren hier das Leben und dem Feldmarschall Türenne wurde ein Pferd unter dem Leibe erschossen. Erst nachdem der linke Flügel der Franzosen sich immer 2

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mehr ausdehnte und hierdurch die ganze Stellung überragte , ja sogar von der Seite mit Geſchüß bestrich, wurde diese wirksame Vertheidigung um so mehr aufgegeben , als die Nacht hereingebrochen war. Das Gefecht hatte über 3 Stunden gedauert und der Verlust der Franzosen betrug nahe an 3,000 Mann , unter denen viele Offiziere und 2,000 Todte sich befanden. Die Alliirten zählten etwa 300 Todte und Verwundete , und der größte Theil ihrer Truppen war nicht in das Ge fecht gekommen. Da aber ein längeres Verweilen auf dem Schlachtfelde, bei der weiteren Ausdehnung des feindlichen linken Flügels leicht den Ver lust der Brücken bei Straßburg und die völlige Einſchließung der Alliirten durch die, noch ganz intakt gehaltene, 1. und 2. feindliche Kolonne zur Folge haben konnte: so beschlossen sie, ſich auf Schlettſtadt zurückzuziehen, um wenigstens die Verbindung mit dem rechten Rheinufer zu erhalten. Dieser Rückzug wurde nach 19 Uhr Abends angetreten und die Bran denburger bildeten dabei die Arriergarde , weil sich Bournonville mit den Kaiserlichen etwas übereilt entfernte. Der Churfürst hatte die im Gefecht geweſenen Truppen wieder an sich gezogen und sorgte selbst mit aufopfern der Thätigkeit für die Sicherheit der Armee. Er befand sich immer dem Feinde zunächst ; der Oberstlieutenant von Grumbkow deckte daher mit den Leibdragonern den Rückzug der ganzen alliirten Armee , und es waren ihre ersten, an diesem Tage ausgeführten Waffenthaten so rühmlich , daß sie zu den schönsten Hoffnungen berechtigten. Der Kaiserliche General Dünewaldt, unter deſſen Befehlen die junge Schaar an der Mühle gefochten hatte, gab ihr auch in lakonischer Redeweise das beste Lob. Als ihn nemlich der Churfürst einige Tage nach dem blutigen Treffen bei Türkheim fragte : ,,Wie haben sich denn meine Dragoner gehalten ?" antwortete er : ,,Euer Churfürstliche Durchlaucht, Teufel fort!"

mit diesen Kerten jage ich den

Nach diesem Gefechte faßten die Verbündeten den Entschluß , das linke Rheinufer ganz zu verlassen , und der Churfürst , der wohl bisher allein den Krieg ernstlich zu führen gewünſcht hatte, willigte jest um so lieber ein, da ihm alles daran lag , der Mark näher zu kommen. 1675. Am 1. Januar 1675 gingen daher die Brandenburger über den Rhein zurück und wendeten sich gegen Franken. Der Kapitain von Schlaberndorf von dem Dragoner - Regimente des Feldmarschall von Dörfflinger wurde bei dem an diesem Tage statt= findenden großen Avancement in die vacante Stelle des Leibdragoner-Re giments als Oberstwachtmeister verſeßt. Inzwischen waren die Schweden Ende November 1674 wirklich theils von dem Bremischen , theils von Pommern aus in die Uckermark ein

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gefallen , trieben Kriegssteuern ein , bedrückten auf alle Weise die Unter thanen und bemächtigten sich der öffentlichen Kassen. Diese Meldung des Statthalters der Marken , Fürsten George von Dessau , gelangte wahr scheinlich in Stollhofen an den Churfürsten , als er eben bei seinen Truppen beschäftigt war.

So unangenehm ihm dieselbe auch an und für

sich sein mußte , so bot sie ihm dennoch im Vertrauen auf die Kraft seines Geistes eine schöne Aussicht in die Zukunft. Heiteren Muthes soll er daher an seine Umgebungen die merkwürdigen Worte gerichtet haben : „ die Schweden sind in die Mark eingefallen ; auf diese Art könnte ich ganz Pommern bekommen." Da es dem Churfürsten nun vor der Hand noch nicht möglich war, selbst seinem Lande beizustehen : so wies er unterm 6. Januar aus Kup penheim den Statthalter an , sich vertheidigend zu verhalten , und ver tröstete ihn auf baldige Hülfe. Zugleich sprach er sein festes Vertrauen auf die gute Gesinnung seiner Unterthanen mit der Versicherung aus, daß er sie nicht verlassen werde. Am 9. Januar war der Churfürst mit den Leibdragonern in Elmer dingen. Als Beispiel , daß der Marsch mit großer Vorsicht unternommen werden mußte und nicht gefahrlos war , möge hier erzählt werden , wie an diesem Tage 2 oder 3 Kompagnien der Bomsdorfschen Dragoner unter dem Major von Sydow, von 94 Reitern und Dragonern der franzöſiſchen Garnison von Philippsburg in ihrer Kantonnirung überfallen wurden. Die Franzosen drangen mit der Feldwache zugleich in das Dorf, und ob wohl die Dragoner nicht mehr zu Pferde kommen konnten , so vertheidig= ten sie sich doch zu Fuße mit solcher Tapferkeit , daß die Franzosen ab ziehen mußten. Die Dragoner ſeßten ihnen zu Pferde nach und vernichteten sie mit Hülfe der unterwegs dazugekommenen Reiter - Regimenter von Mörner und von Prinz , so daß nur der kommandirende Major und 3 oder 4 Mann wieder nach Philippsburg zurückkamen. den getödtet oder gefangen.

Alle übrigen wur

Den 10. Januar ging der Churfürst , Pforzheim rechts laſſend , nach Mühlacker. Der plöhlich eingetretene Frost hatte die bis jeht durchgeweich= ten Wege noch mehr verdorben und der Marsch war nun mit großen Schwierigkeiten verknüpft , da ein großer Theil der Pferde lahm wurde und die Bagage kaum fortzubringen war. Man wendete sich daher von hier aus östlich, um eine beſſere Straße aufzusuchen und ging auf einem ziemlichen Umwege in kurzen Tagemärschen gegen Schweinfurt. Am 11. Januar war das Hauptquartier , in welchem ſich ſtets das Leibdragoner-Regiment befand , zu Jllingen , den 13. und 14. in Binicken, 2.

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am 15. pafsirte es den Neckar unweit Laufen , wahrscheinlich bei dem Dorfe Steinfeld. Am 16. gelangte es nach Marbach, am 17. nach Gronbach, am 18. nach Plüderhausen, am 19. nach Schwäbisch - Gemünd , am 21. nach der kleinen Reichsstadt Aalen , am 24. nach Lauchheim. Am 25. ging es über Bopfingen nach Trochtelfingen , am 26. nach Münchrode, am 27. über Dünkelsbühl nach Feuchtwangen , am 28. über Rothenburg an der Tauber nach Kohlhofen , und traf den 31. Januar in Schweinfurt ein, wo alles zu einer erquickenden Winterruhe eingerichtet wurde.

Von den

unter den Kommandeurs über die Unterbringung der Truppen stattfin denden Streitigkeiten wurde das Leibdragoner - Regiment nicht berührt, da es in der Stadt und die zunächſt liegenden Dörfer einquartirt wurde. Im Haag sollten die Gesandten aller europäischen Großmächte über das fernere politiſche Verhalten , mit beſonderer Rücksicht auf den Einfall der Schweden in der Mark, berathen. Der Churfürst beſchloß daher, sich in Person dahin zu begeben , um Hülfe für seine von den Schweden be ſehten Länder zu erhalten , oder seine Verbindlichkeiten gegen die Alliirten aufzulösen , damit er ſelbſt mit ſeinem Heere gegen den neuen Feind auf brechen könnte. Der Generallieutenant von Görske , (seit dem 1. Januar zu dieser Charge befördert) sollte in des Churfürsten Abwesenheit die noch etwas über 15,000 Mann ſtarke Brandenburgiſche Armee befehligen ; der Oberstlieutenant von Grumbkow aber , der indeſſen auch zum Kriegsrath ernannt worden war , mit dem Leibdragoner - Regimente den Churfürsten begleiten. Am 23. Februar reiste der Churfürst mit dem Feldmarschall von Dörfflinger über Meiningen , Kassel und Hamm nach Wesel. Hier fand er seine Gemahlin und ging von ihr begleitet nach Cleve , wo er den 8. März eintraf. Von der Gicht befallen, mußte er dort längere Zeit verweilen und sehte dann die Reise nach den Niederlanden meist zu Wasser fort, ließ aber 5 Kompagnien der Leibdragoner unter dem Major von Schlaberndorff in Cleve. Nur der Oberstlieutenant von Grumbkow und die Leibkompagnie unter dem Kapitain v. Breech geleiteten ihn. Am 24. April traf er über Delft im Haag ein und brachte troß aller kleinlichen Bedenklichkeiten der Holländer sehr bald ein Bündniß, nicht nur gegen Schweden , sondern auch gegen alle diejenigen zu Stande, welche diese Macht unterstüßen würden. Hannover schloß sich indeß davon aus. Dänemark und die Generalstaaten sollten zur See , die deutschen Ver bündeten in Bremen den Krieg eröffnen ; Braunschweig - Lüneburg aber ſeine Truppen am Rhein gegen Frankreich stehen lassen.

Auch der Zaar

von Moskau wurde zu dem Versprechen gewonnen , die Schweden in Liefland anzugreifen und die Polen zu bedrohen , welche Ludwig XIV. in

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sein Interesse zu ziehen suchte.

Zugleich wurde Schweden als Reichsfeind

erklärt und der Anfang der Feindseligkeiten auf den 5. Juni 1675 fest gesetzt. Der Churfürst traf schon den 10. Mai wieder in Cleve ein, verließ diese Stadt, von dem Leibdragoner-Regiment begleitet am 12.; brachte die Churfürstin nach dem Sparenberge bei Bielefeld , wo sie ihre Niederkunft abwarten wollte und kehrte dann durch Hessen nach Schweinfurt zurück, wo er am 23. Mai ankam und die Zurüstungen zum schleunigen Auf bruche eifrig betrieb. Indessen waren die Schweden über die Oder vorgedrungen , hatten sich der ganzen Havel, mit alleiniger Ausnahme von Spandau , bemächtigt und verübten die grausamsten Erceſſe.

Die freiwillige Bewaffnung der

Landbewohner und Forstbeamten zeigte zwar im Ganzen den guten Wil len, konnte aber gegen die Kraft kriegsgewohnter Truppen nur wenig ausrichten. Die Gegenwart des Churfürsten wurde daher von Tage zu Tage dringender, und doch blieben die Versprechungen seiner Verbündeten noch immer nur leere Worte. Er entschloß sich daher , die versprochene Hülfe nicht länger abzuwarten und brach am 26. Mai von Schweinfurt über Röm hild und Schleuſingen nach Ilmenau auf, wo er den 30. Mai rasten ließ. Hier erfuhr er, daß die Schweden die Elbe überschreiten , Magdeburg angreifen und sich mit den Hannoveranern vereinigen würden , die bereits in das Eichsfeld gerückt sein sollten. Er ging daher den 31. Mai bis in die Gegend von Arnstadt und nahm das Hauptquartier in Martshausen , wo er bis zum 2. Juni wegen abermaliger Gichtanfälle liegen blieb.

Die Reiterei des linken Flügels,

unter dem Landgrafen Friedrich von Hessen - Homburg , dirigirte er von hier aus gegen das Eichsfeld , um die linke Flanke seiner Armee zu decken. Erst den 3. Juni brach er wieder auf. An diesem Tage wurde das Haupt quartier nach dem Erfurtischen Dorfe Obisleben und den 4. nach Nehau sen verlegt , wo der Churfürst bis zum 5. Juni blieb und dem bei dem Chursächsischen Hofe beglaubigten Kaiserlichen

Gesandten Audienz gab.

Um 6. Juni befand er sich in Heldrungen, am 7. in dem Mansfeldiſchen Dorfe Hollenstädt, und den 8. in Polleben , wo er den 9. blieb und wahr scheinlich den Plan zu dem Ueberfalle von Rathenow zum Erstenmale in Ueberlegung nahm. Den 10. Juni, an dem in allen Brandenburgischen Staaten anbefoh lenen Bet- und Fasttage, befand sich das Hauptquartier in Staßfurt. Aus dem Bibelterte , welcher überall der bei dem Gottesdienste zu halten den Predigt zum Grunde gelegt werden mußte, möge der Geist erkannt

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werden , der den großen Churfürsten bei diesem, zur Rettung seiner Unter thanen gewagten Kriegszuge , beseelte. Dieser Tert war Jeremias 20, B. 11 und 12. Aber der Herr ist bei mir , wie ein starker Held : darum werden meine Verfolger fallen und nicht obsiegen , sondern sollen zu Schanden ,,werden, darum, daß sie so thörlich handeln ; ewig wird die Schande sein, ,,der man nicht vergessen wird. Und nun Herr Zebaoth , der Du die „Gerechten prüfest , Nieren und Herz fiehest, laß mich Deine Rache an ,,ihnen sehen , denn ich habe Dir meine Sache empfohlen “ Den 11. Juni rückte das Hauptquartier in Magdeburg ein. Man erfuhr durch eingebrachte Gefangene, daß der Feind gegen 20,000 Mann und 64 Geschüße stark sei , aber des Churfürsten Nähe noch nicht ahne. Dieser ließ daher sogleich die Thore schließen und alle Schiffe in die Stadt bringen : eine Vorsicht , die sich um so mehr bewährte , als der Komman dant der Festung , Oberst Schmidt, am folgenden Tage des Einverständ niſſes mit den Schweden überführt wurde. Obwohl der Feind an Kräften weit überlegen war und sämmtliche Havelübergänge abgebrochen hatte: so hoffte der Churfürst doch , durch Ueberraschung einzelner Punkte einen günstigen Erfolg zu erringen , da die Schweden auf dem rechten Havelufer von Potsdam bis Havelberg vertheilt waren . In dem deshalb gehaltenen Kriegsrathe wurde daher Rathenow, in der Mitte der feindlichen Stellung gelegen , zum ersten Angriffspunkte definitiv gewählt. Die Truppen, welche der Churfürst zu dieſer Expedition bestimmte, bestanden aus 5000 Reitern , 1000 Dragonern incl. des Leib - Regiments, welches nur etwa noch 400 Mann stark war, und 1000 von allen an wesenden Regimentern ausgewählten Musketieren . Die Artillerie , aus 10 leichten Bataillonsgeſchüßen und 3-12 - Pfündern bestehend , war , so wie auch die Munitionswagen , mit doppelter Bespannung versehen. Für das Fußvolk waren 120 Wagen aufgebracht worden , auf deren jedem ſich noch ein Kahn befand.

Mit dem zum Theil noch nicht in Magdeburg

angekommenen übrigen Fußvolke sollte der Gouverneur von Magdeburg, Feldzeugmeister Herzog von Holstein , sobald als möglich folgen. Am 13. Juni früh um 21 Uhr verließ der Churfürst Magdeburg in Begleitung des Leibdragoner-Regiments und fand feine Truppen, welche in der Nacht durch die Festung gegangen waren , hinter der Elbe in der Marschkolonne seiner harrend. Man brach sogleich auf; gleich anfangs aber wurde der Marsch durch den Uebergang über die hoch angeschwollene Ehle, später durch die von dem anhaltenden Regen verdorbenen Wege ſowohl, als durch den Mangel an Nachrichten ſehr aufgehalten. Nachdem

23 die Dunkelheit bereits eingetreten , war man erst bis Parchen gelangt, wo die Nacht über ein Lager aufgeſchlagen wurde. Hier erfuhr der Churfürſt, daß Rathenow stärker beſeht, als er glaubte , und in Genthin schon von seinem Anmarsche gesprochen worden sei . Er ließ sich aber dadurch nicht entmuthigen und ſendete sogleich Patrouillen aus , welche er bis Morgens 8 Uhr den 14. Juni zurück erwartete. Da sie nicht eintrafen , so wurde aus Besorgniß etwa um cine halbe Meile in eine freiere , der Reiterei günstigere Gegend zurückgegangen und gefuttert. Hier erfuhr der Chur fürst, daß der Schwedische Oberst Wangelin mit 600 Mann seines Dra goner - Regiments vor einigen Tagen zu der , früher 300 Mann ſtarken, ebenfalls aus Dragonern bestehenden Besaßung von Rathenow, gestoßen sei; von der Annäherung des Churfürsten aber noch nichts wisse. Dieser ließ daher sogleich aufbrechen und stand Abends um 8 Uhr eine starke Meile diesseits Rathenow. Das Fußvolk und die Geschüße waren bei den ganz durchweichten Wegen zurückgeblieben und mußten erwartet werden, ehe man weiter vordringen durfte. Gegen 11 Uhr trafen sie ein und so konnte man gegen Mitternacht auf Rathenow marschiren , welches am 15. Juni des Morgens um 2 Uhr von der Landseite Meterfall von Rathenow 1675. 15. Juni sowohl, als von der Waſſerſeite überfallen wurde. Nachdem verſchiedene Hindernisse und Zufälligkeiten glücklich überwunden waren , gelang der Angriff vollkommen , obwohl die Schweden tapfern Widerstand leisteten. Ueberdies war die damalige Lage von Rathenow, auf einer Insel der Havel und durch einen Morast , über den ein schmaler Damm führte, von der Westseite gedeckt, der Vertheidigung sehr günstig. Das Leibregiment Dragoner begleitete zwar den Churfürsten bis an die erste Havelbrücke , nahm aber keinen Theil an dem Gefechte selbst. Nur 50 Mann wurden dem Kammerherrn von Buch nachgesendet , als derselbe die Ursache der Stockungen an der großen Havelbrücke erforschen sollte. Obwohl er die Absicht hatte, sie über die Freiarche nach dem Müh lendamme zu führen , so war es doch nicht möglich , in den naſſen Wieſen mit den Dragonern vorzudringen. Er sandte sie daher wieder zurück, nach dem er den General von Görhke gefunden hatte, der mit 600 Musketieren auf den Wiesen umherirrte , ohne die Freiarche finden zu können. Von den Brandenburgern war der Oberstlieutenant von Uckermann, Kommandeur des Dörfflingerschen Dragoner - Regiments , ein Fähnrich und etwa 50 Mann geblieben.

Von Schwediſcher Seite wurde der Oberst von

Wangelin mit mehreren Offizieren , 270 Dragonern und etwa 600 Pfer= den gefangen ; sein eigenes Regiment aber fast ganz vernichtet. Nur 3 bis 4 Mann sollen entkommen sein. 6 Fahnen und 2 Pauken.

Die Brandenburger erbeuteten außerdem

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Nach dem Gefecht wurde das Fußvolk in der Stadt einquartirt ; die Reiterei und Dragoner dagegen gingen bis über die erſte Havelbrücke zurück und richteten dort ein Lager ein , in welchem auch der Churfürst ſein Zelt auf schlagen ließ. Er sandte sogleich nach allen Seiten Patrouillen aus und erfuhr, daß der Feldmarschall Gustav Wrangel mit 4000 Mann in Ha velberg , der übrige Theil des Schwedischen Heeres aber unter dem Ge nerallieutenant Waldemar Wrangel in Brandenburg und Prißerbe ſtehe. Der Churfürst beschloß daher , das von Magdeburg nachbeorderte Fußvolk abzuwarten, dem er durch einen Boten Eile anbefahl und sich dann mit seiner ganzen Macht auf einen der feindlichen Flügel zu werfen. Am 16. Juni des Morgens wurde im Lager ein feierlicher Gottes dienst, als Dankfest für den errungenen Sieg, gehalten. Bald darauf brachte ein Landmann aus der Gegend die Nachricht, daß die Schweden aus Brandenburg und Prißerbe auf dem Marsche nach Rathenow den Sieg der Brandenburger erfahren und ſich nun nach Barnewiß gewendet hätten , um den Paß bei Fehrbellin zu erreichen und sich in der Priegnitz mit dem Feldmarschall Wrangel zu vereinigen , der ebenfalls von Havel berg aufgebrochen und gegen Ruppin gegangen ſei.

Da die zurückgekehr

ten Patrouillen diese Aussage beſtätigten , so beschloß der Churfürst , dem Generallieutenant Wrangel sogleich zu folgen , um den Feind nicht un gestraft aus den Engpäſſen des Havellandes entwiſchen zu laſſen und die Vereinigung der Schweden zu hindern. Einzelne Abtheilungen wurden sofort, von Forstbeamten geführt , auf den kürzesten Wegen durch den großen Havelbruch gesendet , um die Aus gänge desselben bei Fehrbellin, Cremmen und Oranienburg früher zu errei= chen, als der Feind ; die Brücken zu zerstören , die Engwege zu verhauen und namentlich bei Oranienburg und Eremmen durch das bewaffnete Land volk besehen und vertheidigen zu lassen. Rathenow blieb mit 500 Mus ketieren besetzt; 5000 Reiter , 600 Dragoner und 500 Musketiere brachen in der Richtung nach Nauen auf; der Churfürst aber eilte , von dem Re gimente Leibdragoner begleitet , bis Bamme voraus , wo er seine Truppen erwartete und dann mit ihnen weiter marſchirte. Vom Mittage an fiel ein starker Regen und erschwerte den Marsch so , daß man erst um 9 Uhr Abends in Barnewig eintraf, wo gelagert wurde. Die Pferde blieben gesattelt, ein Theil derselben sogar aufgezäumt, um stets einem etwaigen feindlichen Angriffe begegnen zu können . Mit anbrechendem Tage wurde der Marsch fortgesetzt. Die Avant garde unter dem General Lüdecke bestand glückliche Gefechte bei Gohlik und Nauen , wohin das Gros ihr im Trabe folgte. Bei der Annäherung des Churfürsten war Nauen schon von den Schweden verlassen ; man bezog

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daher hier ein Lager und nur der General Lüdecke ging mit 1200 Pferden in die Flanke des Feindes , um dessen Rückzug zu bedrohen. bei (18. und 19. Juni 1675. ) Am 18. Juni mit dem frühen Morgen wurde von

Nauen aufgebrochen.

Der Feind war nirgends mehr zu sehen ; aber weg

geworfene Waffen bezeichneten den Weg , den er genommen hatte. Der Prinz von Hessen - Homburg war auf seinen beſondern Wunsch für diesen Tag mit der Führung der Avantgarde beauftragt worden. Er setzte sich sogleich in Trab und zwang den Generallieutenant Wrangel, sich bei Linum in Schlachtordnung zu stellen. Dies mußte auch um so eher ge lingen, da die Brücke über den Rhin bei Fehrbellin durch die Branden burger zerstört worden war. Das Gros folgte der Avantgarde , wo es anging , ebenfalls im Trabe, und obwohl hierbei die Musketiere zurückbleiben mußten und die Geſchüße nur schwer folgen konnten : so entschloß sich der Churfürst doch zum Angriffe. Das Schwedische Heer bestand aus 4000 Pferden , 7000 Mann Fußvolk und 38 Geschützen , worunter 10 schwere. Anfangs stand Wran gel hinter dem Landwehrgraben ſüdlich des Dorfes Linum in 2 Treffen ; eine Seitenbewegung des Prinzen von Homburg aber, welche dieser in die rechte Flanke des Feindes machte, veranlaßte deſſen Rückzug über Linum hinaus bis an Hackenberg , wo er sich in 3 Treffen aufstellte.

Der linke

Flügel, auf einem sanften Höhenzuge , lehnte sich an Hackenberg und an die Sumpfparthien des Rhins ; der rechte Flügel , aus Fußvolk bestehend und durch vieles Geſchüß verstärkt , ſtüßte sich an das Dechtover Holz, wo einige Hügel , welche die Stellung beherrschten , unbesetzt blieben. dichter Nebel deckte das Schlachtfeld.

Ein

Der Prinz von Heſſen - Homburg hatte den Angriff begonnen , sobald er den Feind erreichte, und zwar anfänglich mit Glück , wurde aber bald von der Schwedischen Uebermacht gedrängt, da er seine Reiter in dem Gehölz nicht brauchen konnte und der Feind ihm bedeutende Kräfte an Fußvolk entgegenstellte. Im entscheidenden Augenblicke noch traf der Churfürst ein.

Zuerst

hatte er sich den Schweden gegenüber in 3 Treffen aufgestellt ; da sie aber bis an Hackenberg zurückgingen : so ließ er sogleich einen der Hügel , die fich in ihrer rechten Flanke befanden und von ihnen vernachläßigt waren, mit Geſchüß beſehen und dieſes durch die Dragoner von Dörfflinger und Bomsdorff decken , welche sich in dem Gebüsche an den Hügeln festsetten. Außerdem schickte er noch die Regimenter Leibregiment zu Pferde und von Anhalt dahin vor. Während er aber seine übrigen Truppen folgen ließ, griff der feindliche

rechte Flügel die Brandenburgischen Geſchüße mit

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Uebermacht an und trieb die Reiter zurück ; aber die Dragoner hielten Stand und wurden durch das Regiment von Görßke , das der Prinz von Homburg in's Gefecht führte , unterstüßt. Es war 8 Uhr des Morgens und der Kampf wurde hier mit abwechselndem Glücke geführt , da die Brandenburger nur nach und nach, wie sie ankamen , in's Gefecht kom men konnten. Der Churfürst war selbst überall und sein Beispiel ent flammte den Muth seiner Schaaren. Wo das Leibdragoner - Regiment bei dieser Gelegenheit gewirkt hat, ist aus keiner Relation zu ersehen ; wahrscheinlich war es stets in möglich ster Nähe seines Herrn und wurde von ihm da gebraucht , wo er es für nöthig hielt ; die Leibkompagnie aber begleitete ihn überall und 9 Dragoner von derselben hatten das Glück , ihren heldenmüthigen Fürſten von der Gefangenschaft zu retten , als er in der Hiße des Gefechts zwischen die Schwedischen Reiter gerathen war. Endlich gelang es , den rechten Flügel der feindlichen Reiterei in die Flucht zu schlagen. Das Fußvolk desselben war sich nun allein überlaſſen, und mußte troß seines tapfern Widerstandes den stürmischen Angriffen der Brandenburgischen Reiter weichen , die durch ihre Artillerie und Dragoner auf das zweckmäßigſte unterstüßt wurden . Um 10 Uhr trat die ganze Schwedische Armee den Rückzug an , der in 2 Kolonnen über Tarmow nach Fehrbellin ging. Der Nebel war ge= fallen ; man sah daher ihre Infanterie in guter Haltung weichen , die Ka vallerie ihres rechten Flügels dagegen in völliger Auflösung. Die Avantgarde, nun den rechten Flügel der Brandenburger bildend, verfolgte den Feind , wurde aber durch die Schwedische Reiterei des linken Flügels aufgehalten , und so konnte man um so weniger dem Feinde den Eingang nach Fehrbellin wehren , als er schon vor Anfang der Schlacht ein Regiment Fußvolk dahin abgeschickt, welches alle Zugänge besetzt und zum Theil sogar verschanzt hatte. Dies rettete die Schweden am 18. vom gänzlichen Untergange. Es war Mittag.

Die Truppen wurden 1/2 Meile von Fehrbellin

nach Tarmow zurückgezogen, wo sie den rechten Flügel an dieſem Dorfe, den linken hinter Lengke , lagerten , um der wohlverdienten Ruhe zu ge nießen. Fehrbellin wurde durch Vorposten beobachtet. Der Churfürst speiste im Lager und nahm dann die Regimenter an ihren Lagerplähen in Augenschein, wobei er sie wegen ihrer Tapferkeit und Ausdauer belobte. Bei dieser Gelegenheit schenkte er den 9 Dragonern der Leibkompagnie, welche ihn aus dem Handgemenge befreit hatten, jedem eine Handvoll Dukaten. Einer dieser Leute, Nikolaus Rördorf, der 1738 in Weſenthal bei Straußberg in einem Alter von 102 Jahren ſtarb, kaufte

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nach dem Frieden von St. Germain en laye eine Mühle für dieſes Geld, was ungefähr auf die Größe des Gnadengeschenkes ſchließen läßt. Indessen war das Frankenbergsche Reiter - Regiment mit dem General major von Sommerfeld aus Berlin gekommen und mußte sogleich die durch Märſche und Gefechte ermüdeten Truppen von den Vorposten ab= lösen. Der Ueberrest der Frankenbergischen Reiter wurde mit 2 Kompagnien des Leibdragoner - Regiments unter dem Befehle des Generals von Som merfeld nach dem bisher nur von bewaffneten Landleuten befehten Paſſe von Cremmen geschickt , um einer feindlichen Umgehung von dieser Seite begegnen zu können. Die andern 4 Kompagnien blieben im Lager , wo indeß auch die 500 Musketiere eingetroffen waren. 1800 Mann Fußvolk, zu dem Kom mando des Generals von Sommerfeld gehörig , näherten ſich demſelben ebenfalls. Die Schweden hatten gegen 3000 Mann , mehrere höhere Offiziere, über 200 Gefangene, 8 Fahnen , 2 Standarten und eine Kanone ver loren ; der Verlust der Brandenburger betrug etwa 500 Todte und Ver wundete. Um 19. sehr früh kam der Churfürst in das Lager, um Fehrbellin angreifen zu laſſen , das während der Nacht noch mehr verschanzt worden war. Die Schweden hatten aber auch die Brücke über den Rhin hinter der Stadt wieder herstellen lassen und mit dem größten Theile ihrer Trup pen den Damm bereits überschritten , der durch das hinter der Stadt befindliche Bruchland führt.

Man bemerkte von dem Brandenburgiſchen

Lager aus , daß die Fuhrwerke der Schwedischen Bagage im Begriff wa= ren, denselben Weg zu nehmen ; der Churfürst schickte daher sogleich den Oberstlieutenant von Grumbkow mit den 4 Kompagnien der Leibdragoner und einigen Geſchüßen gegen die Stadt vor. Bei ihrer Annäherung_ver= ließ der Feind die Schanzen und zog sich in die Stadt zurück , von wo aus er anfangs ein sehr lebhaftes Schießgefecht unterhielt , welchem indeß das Feuer der Brandenburgiſchen Artillerie ' und Dragoner bald ein Ziel sehte. Diese näherten sich hierauf der Stadt, wo man erfuhr, daß die nur leicht hergestellte Brücke unter der Last der Flüchtlinge wieder gebrochen sei und sich nun alles in der größten Unordnung durch die Straßen dränge. Dies wurde sogleich dem Churfürsten gemeldet , worauf der Feldmarschall von Dörfflinger mit 1150 Pferden vorkam und im vollen Laufe , alles niederwerfend, in Fehrbellin eindrang. Die 2 Bataillons , welche die Stadt noch besezt hatten , flohen vor diesem stürmischem Angriffe ebenfalls gegen die Brücke und ließen noch gegen 2000 Bagagewagen sammt der Kriegs kaſſe im Stiche ; auch wurden hier noch 2 Fahnen erobert.

Dörfflinger

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drang bis an das Amtshaus vor , wo man sehen konnte , daß gegen 300 Mann Schwedisches Fußvolk die zerstörte Brücke herstellten.

Etwa

50 Reiter mußten auf Befehl des Feldmarschalls von Dörfflinger abſißen und sich hinter eine schwache Erdwand stellen , um von hier aus den Feind an der Herstellung der Brücke zu hindern . Die Schweden hielten aber für den Augenblick mit dem Brückenbau ein und machten ein heftiges Feuer gegen die Erdwand , hinter welcher die abgesessenen Reiter nicht ein mal vor den Kugeln hinreichend gesichert waren. Sie wurden daher auch bald vertrieben , da überdies ihr Feuer dem der Schwediſchen Infanterie nicht das Gleichgewicht halten konnte.

In diesem Augenblicke führte aber

der Feldmarschall Dörfflinger , der indeſſen zurückgeritten war , die Leib dragoner durch die Stadt heran. Auf einem freien Plake , der gegen das feindliche Feuer von der Brücke gedeckt war , saßen sie ab und eilten dann zu Fuße auf den Kampfplak. Zwei Kompagnien unter dem Major von Schlaberndorff ließ der Feldmarschall durch den Kammerherrn von Buch hinter jene Erdwand führen , welche die Reiter so eben verlassen hatten; den Oberstlieutenant von Grumbkow mit den andern beiden Kompagnien stellte er selbst an der andern Seite der Brücke einigermaßen gedeckt auf, so daß diese in ein kreuzendes Feuer genommen wurde. Die Schweden wehrten sich anfänglich mit vieler Bravour und der Major von Schlaberndorff wurde durch eine Kugel getödtet , welche durch die schwache Erdwand drang , an die gelehnt er den Feind beobachtete ; die Wirkung dieses Kreuzfeuers war aber so unwiderstehlich, daß die Schweden sehr bald den Rückzug antreten mußten.

Vorher steckten sie

jedoch die der Brücke zunächst liegenden Häuser in Brand und sehten dadurch die Stadt in große Gefahr , weil in der Nähe noch 3-6pfündige und 2-3pfündige Kanonen nebst 18 beladenen Munitionswagen stehen geblieben waren.

Der eilige Rückzug der Schweden machte es indeſſen

den Leibdragonern möglich , sowohl die Geschüße, als Munitionswagen zu retten und das Feuer zu löschen.

Die Schweden zogen sich über Ruppin

gegen Wittstock zurück ; die Brandenburger blieben vor Fehrbellin im Lager, nur das Fußvolk befehte die Stadt. Am 20. Juni ließ der Churfürst ein großes Dankfest mit Gottesdienst im Lager begehen und 1000 Mark Silber aus der erbeuteten Kriegskasse unter die verarmten Unterthanen vertheilen. Hierauf marſchirte er noch an dieſem Tage mit allen Truppen durch Fehrbellin bis Rägelin , einem Dorfe zwiſchen Ruppin und Wittstock, wo auch die nach Tremmen detaſchirten Kompagnien Leibdragoner wieder zum Regiment stießen. Um 21. drängte er die Schweden bis hinter Wittstock, wobei sie viele Deſertionen hatten und fast aufgelöst wurden.

Während sie nun am 22. in der Richtung

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nach Wismar der Mecklenburgischen Grenze zueilten , wendete ihre Arrier garde plötzlich um und nahm den General Göte verwundet bei einer Re kognoscirung gefangen , welche der Feldmarschall von Dörfflinger mit der Generalität nur in Begleitung von etwa 200 Reitern unternommen hatte. Ein Beweis , daß selbst einem völlig demoralisirten Feinde gegenüber die nöthige Vorsicht nicht verabsäumt werden darf. Das Land war nun gänzlich vom Feinde befreit ; der Churfürst gab daher vorläufig jede weitere Verfolgung auf, um das Fußvolk aus Mag deburg, welches schon bei Havelberg stand, zu erwarten und der Reiterei einige Erholung zu gewähren.

Er ließ die Truppen diesseits Wittstock

Kantonnirungsquartiere beziehen und begab sich am 23. Juni in Begleitung der Leibdragoner nach Berlin , wo er als der Retter des Vaterlandes mit jubelnder Freude begrüßt wurde. Brandenburgs Selbstständigkeit im nördlichen Deutſchland war mit dem Siege bei Fehrbellin entschieden . Als die nächste Frucht desselben konnte die Neutralität von Münster und Hannover, des Kaisers thätige Theilnahme und die Alliance mit Dänemark betrachtet werden. Während der Unterhandlungen , welche dieserhalb gepflogen wurden , ergänzte der Churfürst sein Heer auf alle Weise , um den Krieg mit ausdauernder Kraft fortzusehen, sobald das ihm von Dänemark zugesicherte Hülfsheer marſch fertig sein würde. Schon am 28. Juni ging er wieder nach Perleberg , den 29. nach Dambeck und den 1. Juli nach Neustadt. Am 5. Juli befand er sich in Kriwiß und begab sich von da nach Schwaan in Mecklenburg , von wo aus er alle Anstalten eifrig betrieb. Die Armee wurde im Ganzen ver stärkt und die Regimenter bei der Reiterei auf 698 Pferde , bei den Dra gonern auf 710 Mann , bei dem Fußvolk auf 1374 Mann , so viel als möglich egalisirt. Bei dieser Gelegenheit wurde das Leibgarde - Dragoner - Regiment um 2 Kompagnien, jeder Primaplan um 4 Unteroffiziere vermehrt. Es beſtand daher nun aus 8 Kompagnien , jede zu 87 Mann und hatte 27 Offiziere,

96 Unteroffiziere, 530 Dragoner, 24 Tambours, 8 Feldscheerer, 8 Fahnenschmiede, 8 Sattler, und also mit dem gewöhnlichen Unterstaabe von 9 Köpfen 710 Mann. Der Oberstlieutenant von Grumbkow erhielt neben seiner Würde als

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Kommandeur des Leibdragoner - Regiments zugleich die Verwaltung des General -Kriegskommiſſariats ; der Kapitain von Roedecke wurde zum Major befördert, der Kapitain - Lieutenant von Below von Sydow - Dra goner aber als Kapitain in das Regiment verseht. Die beiden neuen Kom pagnien ließ Herr von Grumbkow nach einem besondern Kontrakte mit dem Churfürsten neu werben. Gegen Ende August traf die Nachricht ein , daß das dänische Hülfs corps , etwa 4000 Mann stark, unter dem General Weyher bei Gadebusch verſammelt ſei. Der Churfürst reiste daher in Begleitung des Regiments Leibdragoner dorthin ab , wo sich auch der König von Dänemark befand. Da am 3. September der Brandenburgiſche General Schorl die Insel Poel genommen hatte, so ging der Churfürst am 7. September von Gade busch aus dorthin , rekognoscirte später das Fort Wallfisch und reiste dann wieder nach Schwaan , von wo er mit seiner Armee durch das Mecklen burgische nach Pommern aufbrach. Den 20. September war das Hauptquartier in Lüſſow , den 21. und 22. in dem mecklenburgiſchen Dorfe Grabow, und am 27. in Treptow an der Tollense. Von hier wurde der größte Theil der Kavallerie gegen Demmin, der Oberstlieutenant von Grumbkow aber mit 4 Kompagnien des Regiments und 2-3pfündigen Kanonen , zur Deckung der linken Flanke nach dem Paſſe von Cummerow bei Malchin entſendet. Vier Kom pagnien des Regiments behielt der Churfürst unter dem Befehle des Major von Roedecke bei sich und rückte am 28. September vor das Schloß Klem (Einnahme des Schloſſes Klempenow) penow , welches von 25 Schweden unter einem Lieutenant besetzt war , sich aber erst ergab , nachdem es aus einigen 3 - Pfűn= dern beschossen worden. Die Truppen kampirten auf dem Berge bei Klem penow, marſchirten aber am 2. Oktober gegen Nehow , während der Chur fürst, der indeß den Oberstlieutenant von Grumbkow wieder an sich gezogen hatte , den 1., 2. und 3. Oktober in Begleitung des Leibdragoner Regiments , die Uebergänge über die Peene bei Stolpe, Priemen , Güzkow und Jarmen rekognoscirte. Um 4. begab er sich ebenfalls nach Nehow, wo der größte Theil der Truppen die Nacht vom 4. zum 5. kampirte. Den Oberstlieutenant von Grumbkow hatte er aber von Völschow aus mit 6 Kompagnien Leibdragoner und 2-3pfündigen Kanonen wieder abgeschickt , um bei Jarmen 2 Stunden vor Tagesanbruch einen Scheinangriff zu unternehmen , und dadurch die Aufmerksamkeit des Feindes von der Güßkower Fähre abzuziehen , wo der eigentliche Hauptangriff geschehen sollte. In gleichem Auftrage war auch der Generallieutenant von Görhke mit einem Theile der Reiterei, den Dörfflingerſchen Dragonern und 2—3pfündigen Geſchüßen gegen Stolpe

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an der Peene abgegangen. Die Wege waren so schlecht , daß der Oberst lieutenant von Grumbkow erst am 5. des Morgens um 8 Uhr nach Jar über (und Farmen 5. und 6. Oftober 1675 ) men kam. Da er wußte, daß der Angriff bei der Fähre unter dem Churfürsten um 9 Uhr beginnen sollte : so besetzte er sogleich den Ort , konnte sich aber erst in der folgenden Nacht des Ueber ganges über die Peene bemeistern , da er so lange hartnäckig vertheidigt wurde , bis die Nachricht von dem Rückzuge der Schweden bei der Güß kower Fähre hierher gelangt war.

Der Oberstlieutenant von Grumbkow

ging nun bei Jarmen über die Peene und vereinigte sich wieder mit dem Churfürsten , der , als am 6. die Brücken fertig geworden waren , auf das linke Ufer der Peene überging und hier durch einen feierlichen Gottesdienst ein Dankfest feiern ließ. Am 7. nahm er ſein Hauptquartier in Güßkow und erfuhr am 9., daß die Schweden sich bei Stralsund vorbei nach Rügen wenden würden . Er ließ daher noch diesen Nachmittag , mit Ausnahme von 2 Regimentern, die sämmtliche Reiterei und die Dragoner mit 14 Geschüßen aufbrechen, um den Feind auf diesem Wege anzugreifen.

An demselben Abende ge=

langte der rechte Flügel , wobei sich das Leibdragoner - Regiment befand, nach Zastrow; der linke stand ¼ Meile weit zurück. Mit Tagesanbruch wurde der Marsch am 10. über die rothe Mühle und Rakow nach Grimme ; am 11. über Franzburg nach Richtenberg fort geseßt. Hier blieb der Churfürst 2 Nächte und sendete eine Patrouille gegen Stralsund ab , welche mehrere Gefangene und die Nachricht brachte, daß sich der Feind nach Stralsund geworfen habe. Nachdem sich daher am 13. der König von Dänemark mit dem Churfürsten vereinigt hatte, rückte man gegen Stralsund vor und trieb die Schweden aus den Re trenchements bis in die Vorstädte zurück ; verfolgte aber die Gelegenheit, die Stadt durch einen coup de main zu nehmen , nicht weiter. Der Churfürst ging vielmehr gegen Abend nach Elmenhorst; griff Verschanzungen vor tral) jedoch am andern Tage in Begleitung des Angriff der am 1675. 14 Königs von Dänemark mit den Leibdragonern die Verschanzungen auf's neue an und warf die daraus vordringende Reiterei muthig zurück.

An

eine weitere Verfolgung derselben konnte nicht gedacht werden , weil die Schweden die Erdwerke sehr stark mit Musketiers befeht hatten , welche die nachdringenden Dragoner mit einem sehr lebhaften Feuer empfingen. Der Churfürst ging hierauf wieder nach Elmenhorst zurück ; da aber die nöthigsten Lebensbedürfnisse für Menschen und Pferde schon zu fehlen an fingen, so daß selbst bei der churfürstlichen Tafel Kommisbrot gegeſſen werden mußte, und da man überhaupt nicht zu einer förmlichen Belagerung

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eingerichtet war : so beschloß man , vor der Hand jeden weitern Angriff auf Stralsund aufzugeben. Die Dänen wendeten sich am 16. gegen Wismar , der Churfürst Blokade von Wolgast rom 17. bis 31. Otteber 1675..) aber gegen Wolgast, welches blokirt wurde und Cron am 31. Oktober kapitulirte. Hungersnoth und die gewöhnlich damit ver bundenen Krankheiten waren indeß unter den Truppen eingeriſſen und deshalb bezogen nunmehr die Brandenburger in Mecklenburg und den benachbarten Theilen von Pommern die Winterquartiere. Das Regiment Leibdragoner erhielt in und um Paſewalk weitläufige Kantonnirungen und wendete die Winterruhe an , um sich für den näch ften Feldzug zu retabliren. Indeß verging der Winter unter fortwährenden kleinen Gefechten in Pommern , und besonders versuchten die Schweden vergeblich, Wolgast wieder zu nehmen ; doch eben so vergeblich blieben dié Anstrengungen der Brandenburger, diesen Ort zu entsehen. 1676.

Anfangs Juni 1676 brach daher der Churfürst, den die Gicht

so lange zurückgehalten, selbst von Berlin auf und begab sich zur Armee. Vaffe 1676. (Gefecht am an dem bei Tribbefee) 29. Juni

Am 29. Juni überschritt er den Paß bei

Tribbeſee und drang gegen die Peene vor , an deren jenseitigem Ufer sich die Schweden unter dem Grafen Königsmark , 3000 Mann stark, ver schanzt hatten. Unter dem Schuße ihrer Artillerie schlugen die Branden burger 2 Brücken über die Peene und vertrieben nach einem kurzen Ge fechte den Feind.

Zwei Kompagnieen der Leibdragoner erhielten hierbei

Gelegenheit, unter dem Kapitain von Göh durch kühnes Vordringen und umsichtige Besetzung eines Gehölzes in der rechten Flanke der feindlichen Stellung , besonders zu der Ehre des Tages beizutragen. Um 10. Juli ging der Churfürst mit der Reiterei , sämmtlichen Dra gonern und 2000 Mann Fußvolk gegen Wolgast, indem er nur 1 Reiter Regiment und das übrige Fußvolk bei Tribbesee stehen ließ. Den 11 . Entsag von 1676 ) lagerte er zwischen Greifswald und Wolgast und ließ 11. Suli durch den General Schwerin die Belagerungstruppen von Usedom aus angreifen. Die Schweden wichen ohne Gegenwehr , so daß die Festung wieder auf lange Zeit mit Proviant versehen werden konnte ; da aber der großen Dürre wegen der Paß bei Tribbeſee an Wichtigkeit verloren hatte, so zog sich Graf Königsmark auch von hier zurück und Wolgast war, nach beinahe sechsmonatlicher Berennung , frei. Der Churfürst begab sich nun in Begleitung der Leibdragoner dahin , um der Kapferkeit des Kom mandanten, Obersten von Hallard genannt Elliot, und der Garnison per ſönlich die verdiente Anerkennung zu gewähren.

33 Croberung der 14. Vernamänder Juli 1676. )

Hierauf wendete er sich gegen die Peena

münder Schanze , welche allein die Schweden auf der Insel Wollin noch besaßen und leitete den von Pommern aus geführten Angriff selbst, wäh rend Schwerin von der Insel aus vordrang. Auf beiden Seiten wurden Batterien erbaut ; aber das schon am 14. eröffnete Feuer bewirkte am Nachmittage eine Kapitulation. Nach diesem Siege ſollte der größte Theil der Brandenburgischen Reiter und mehrere Kompagnien Leibdragoner mit der Dänischen Reiterei zuſammen von Wismar aus nach Rügen eingeſchifft werden ; aber die Annäherung der Schweden unter Königsmark verhinderte diese Expedition. von (bis zum 26. Auguft 1676.) Der Churfürst ging daher vor Anclam und ließ Laufgräben eröffnen und Batterien erbauen. Königsmark näherte sich, um den Ort zu entseßen ; der Churfürst schickte ihm aber am 16. August den Landgrafen von Hessen - Homburg entgegen , dem er unter andern auch 4 Kompagnien Leibdragoner unter dem Major von Roedecke mitgab. Nach mehreren kleinen Gefechten wurde der Feind mit einem Verluste von einigen 1000 Mann und reicher Beute genöthigt , nach Greifswald ab zuziehen. Die Belagerungsarbeiten waren indeß bis zur Contre- Escarpe vor gerückt und eine Bresche gelegt ; der Churfürst ließ daher am 28. Auguſt die Festung stürmen ; da aber die Tiefe des Waſſers im Hauptgraben sehr groß war, und die Brandenburger nicht genug Faschinen hatten : so miß lang der Sturm unter großem Verluste. Am 29. ſollte wiederholt geſtürmt werden, jedoch kapitulirte die Festung an diesem Tage. Die Stadt hul digte am 30. dem Churfürsten , der nun einen Theil seiner Truppen den Kaiserlichen und Dänen unter dem Herzoge von Holstein zur Belagerung von Demmin schickte ; mit den übrigen aber , wobei auch die Leibdragoner, Einnahme des Schloſſes Lödenie) vor das Schloß Löckenit rückte. Es wurde meh 1676. rere Tage beschossen und kapitulirte am 13. September. Bombardement von Stettin. Oftober 1676. Etettin.) . Am 14. zog der Churfürst mit den Truppen, welche er vor Löckenik gehabt hatte, gegen Stettin , wo bereits der Ge neral von Schwerin das Städtchen Damm und die Lastadie genommen hatte. Obwohl nun nach der Eroberung von Demmin ( 10. Oktober) die

Hülfstruppen bereits die Winterquartiere bezogen , so wollte der Churfürst doch noch versuchen , ob er Stettin nicht vielleicht durch Einſchließung und Bombardement zur Uebergabe zwingen könne. Die dazu nöthigen Ge schüße wurden aus Küstrin herangeholt. Das Hauptquartier war in dem Dorfe Krekow, an welchem auch die Leibdragoner ihr Lager hatten. Sie wurden viel zu Patrouillen gebraucht und leisteten gegen die häufigen Ausfälle gute Dienste.

Dieser Fall trat namentlich am 21. Oktober ein, 3

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als der Feind schon zum Theil bis an die Batterien vordrang ; aber das Regiment Leibdragoner ging unter Führung des Oberstlieutenants von Grumbkow von Nemih aus mit solchem Erfolge in dessen rechte Flanke, daß der Ausfall mit großem Verluste an Gefangenen und Todten zurück geschlagen wurde. Ein fast täglich wiederholtes Bombardement hatte indeſſen keinen Ein druck auf die Beſahung und die Bürgerschaft gemacht und da auch das am 28. Oktober stattgefundene große Bombardement zu keinem Resultate führte, die Ausfälle des Feindes aber den Belagerern großen Schaden thaten , auch die Jahreszeit schon sehr vorgerückt war : so ließ der Chur fürst den Ort ferner nur blokiren und die übrigen Truppen in die Winter quartiere rücken. Er selbst begab sich mit dem Oberstlieutenant von Grumb kow , der die Organisation und Verpflegung des ganzen Heeres über sich hatte, in Begleitung der Leibkompagnie und der Kompagnie des Herrn von Grumbkow nach Berlin. Die andern 6 Kompagnien des Leibdra goner-Regiments blieben in und um Angermünde in den Winterquar= tieren und beeiferten sich, durch möglichste Thätigkeit und Sorgfalt die vielfachen Verluste zu ergänzen , welche das Regiment sowohl an Mann schaften als Pferden, in dem Feldzuge des vergangenen Jahres erlitten hatte. Hier kam der später berühmt gewordene Dubislaw Gneomar von Nahmer auf besondere Empfehlung des Regiments - Kommandeurs als Lieutenant zu dem Regimente, und zwar zu der Kompagnie des Kapitain v. Haacke, welche in Angermünde ſelbſt ſtand. Nahmer giebt in ſeiner Selbst biographie diesem Kompagniechef das Lob eines jungen, feinen , tugendhaften Mannes und exakten Offiziers . 1677. Am 25. Januar 1677 beförderte der Churfürst den Oberst lieutenant von Grumbkow zum Obersten und schenkte ihm täglich mehr sein Vertrauen , so daß dieser Kommandeur des Leibbragoner - Regiments bei dem großen Umfange ſeiner Dienste mit Recht als der erste Branden= burgische Kriegsminiſter angeſehen werden muß. Bis auf Stettin , Greifswald und Stralsund hatte der Churfürst im vorigen Jahre ganz Pommern erobert ; der diesjährige Feldzug begann erſt im Sommer und wurde nur mit der Eroberung von Stettin zugebracht. Die Vorbereitungen , welche zu diesem , in der That sehr wichtigen Unter nehmen, mit einem für die damalige Zeit außerordentlichen Aufwande von Streitkräften schon den Winter hindurch gemacht worden, waren erst am 15. Juni vollendet und der Churfürst verließ an diesem Tage mit der Churfürstin und dem Churprinzen Friedrich Berlin und ging , von dem Feldmarschall von Dörfflinger begleitet , nach Stettin, wo er den 18. Juni eintraf und in dem 2 Meilen davon entfernten Dorfe Kolbihow mit seinem

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ganzen Hofstaate Quartier nahm. Die Leibkompagnie und die Kompagnie des Obersten von Grumbkow begleiteten den Hof; die andern 6 Kom pagnien des Regiments waren schon einige Tage früher von Angermünde vor Stettin gerückt und lagerten zwischen Kolbihow und Nadrenſee. Am 16. Juni war die Belagerungsarmee Belagerung von Stettin vom schon bis auf 14 Meile vor die Stadt gerückt , wo das Lager aufgeſchla= gen wurde. Um aber die Verbindung mit dem Städtchen Damm zu er halten, wurde oberhalb Stettin eine Brücke über die Oder geschlagen , an dem rechten Ufer des Flusses eine Redoute angelegt und die Herstellung der von den Schweden zerstörten Dämme nach der Zollschanze hin unter nommen.

Diese Arbeit dauerte bei der Ausdehnung von einer Meile in

fumpfigem und mit Sträuchern bewachsenen Boden , unter dem Feuer des Feindes , 4 Wochen , und dann erst begann , nach der Eroberung der Zoll ſchanze (am 18. Juli) die eigentliche Belagerung. Der tapfere Widerstand der Besatzung und Bürgerschaft zog dieselbe bis in den Winter hin und hatte große Verluste von beiden Seiten , besonders aber den gänzlichen Ruin der Brandenburgiſchen Kavallerie zur Folge. Für das Regiment Leibdragoner ſtellten sich die Verhältnisse noch am günstigsten , da es außer den gewöhnlichen Diensten am Hofe , während der Belagerung in der oben erwähnten Redoute kompagnieweise abwech selnd den Dienst zu Fuß that und gegen die Ausfälle mitwirkte , welche die Schweden häufig gegen die Belagerer unternahmen.

So fiel unter

andern am 26. Auguſt die Beſakung ziemlich heftig gegen den Damm aus , wurde aber von dem Obersten von Schöning zurückgewiesen , dem noch 2 Kompagnien Leibdragoner zur Unterſtüßung geſandt worden waren. Die Pferde der Kompagnie, welche an diesem Tage den Dienst in der Redoute that, befanden sich mit den Pferden jener beiden Kompagnien, die hier ebenfalls nur zu Fuß fochten , in einiger Entfernung von der Redoute durch die Perniß geschüßt , in den vorliegenden Wiesen auf der Weide. Während nun die Aufmerksamkeit der Belagerer dem Ausfalle zugewendet war, schlichen sich einige Schweden durch die auf der Silber wiese gelegenen Redouten , sesten mit einem kleinen Kahne, den sie mit sich trugen, über die Pernit , stachen 150 der dort weidenden Pferde nie der und führten die dabei Wache haltenden Dragoner als Gefangene fort, ehe sie noch durch die aus der Redoute herbeieilenden Dragoner vertrieben werden konnten. Ungeachtet der Churfürst die Festung mehreremale aufgefordert und ihr die vortheilhaftesten Bedingungen angeboten hatte: so ergab sie sich doch erst nach einer sechsmonatlichen Vertheidigung , nachdem ein großer Theil der Stadt und der Werke zerstört und bei dem fast gänzlichen Mangel 3.

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an Munition , den Brandenburgern durch eine Mine der Weg zu dem Hauptwalle geöffnet war. Der Kommandant , General von Wulffen , marſchirte den 4. December nur mit 9 Reitern unter einer Standarte und 250 Mann zu Fuß unter 21 Fahnen aus , der große Churfürst aber , die Tapferkeit auch in dem Feinde ehrend, gab ihnen noch 2 Kanonen dazu . Es waren gegen 30,000 Geschosse in die Stadt gefallen und die Straßen dergestalt demolirt, daß sie erst aufgeräumt werden mußten , ehe der Churfürst seinen feierlichen Einzug halten konnte. Dieser fand daher am 23. December statt und die Churfürstin war dazu nebst den Prinzen des Hauses von Berlin eingetroffen. Der Churfürst ritt , von dem Re giment Leibdragoner begleitet, freundlich durch die Stadt und die Reihen der bewaffneten Bürgerſchaft , welche alle ihre Rechte und Freiheiten behielt und dem neuen Herrn auf dem Rathhäuſe huldigte. Die Truppen wurden hierauf in die Winterquartiere verlegt und zwar das Regiment Leibdragoner nach Paſewalk und dessen Umgegend. Zwei Kompagnien begleiteten den Churfürsten wie gewöhnlich nach Berlin, die Kompagnie des Kapitain von Haacke dagegen wurde auf Postirung nach Neuwarp in Vorpommern abgeschickt, wo sie den größten Theil des Winters hindurch blieb. Erst Anfang März 1678 stieß sie in Pasewalk wieder zum Regiment. 1678. Durch die Sorglosigkeit des Dänischen Generals Rumohr war am 12. Januar 1678 die Insel Rügen, welche mit Däniſchen und Bran denburgischen Truppen besett gehalten wurde, von den Schweden unter dem Feldmarschall Grafen Königsmark genommen worden ; es lag daher dem Churfürsten zunächst daran , Rügen wieder zu erobern und sich in den Besitz von Stralsund und Greifswald zu sehen . Gelang dies , so war ganz Pommern in seiner Gewalt. Bevor er jedoch zu der Armee abging , wurde am 12. Mai der Major von Roedecke zum Oberſtlieutenant, der Kapitain von Wreech, Chef der Leibkompagnie, zum Major, und der Kapitain-Lieutenant von Blumenthal zum Kapitain ernannt.

Erpedition auf Rügen 13., 14.,

Die Vorbereitungen zu der Expedition auf

Rügen , womit in diesem Jahre die Kampagne eröffnet werden sollte, leitete der Churfürst in Wolgast selbst, wo er bereits im Juli eintraf, um einer möglichen Zögerung der Dänischen Flotte zuvorzukommen , welche theils den Transport der Landungstruppen mit den in des Churfürsten eigenem Dienst stehenden Fahrzeugen besorgen , theils die weiteren Unternehmungen unterstüßen sollte. Von den Truppen wurden auserlesene Mannschaften

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zu dieser Expedition kommandirt , von dem Leibdragoner - Regimente aber incl. der Leibkompagnie, 4 Kompagnien unter dem eigenen Be= fehle des Obersten von Grumbkow.

Die andern 4 Kompagnien unter dem

Oberstlieutenant von Roedecke wurden mit zur Blokade von Greifswald Blokade von Greifswald bis zum 6. November 1678. ) beordert, welche der General von Görßke befehligte. Troß aller dringenden Mahnungen erschien die Dänische Flotte doch erst Anfangs September an der Rügenschen Küste, so daß man nicht eher denn am 12. September von Peenamünde aus in See gehen konnte. Die Flotte bestand aus 210 Segeln und 140 Kähnen und wurde, unter dem Oberbefehl des Churfürsten , der sich auf dem Admiralschiffe befand, von dem Holländischen Admiral Grafen Tromp geführt, welcher , da Hol land bereits im Juli mit Frankreich und Schweden Frieden geschlossen hatte, die Erlaubniß erhielt, in Dänische Dienste zu treten.

Die Land

truppen standen unter dem Feldmarschall von Dörfflinger. Den rechten. Flügel , wozu das Leibdragoner - Regiment gehörte, kommandirte der Ge neral von Schöning , den linken der General Hallard, genannt Elliot, und die Mitte der General von Göhe. Das Transportſchiff der Leibdragoner war ein großes Holländisches Fahrzeug, welches die Brandenburgische Flagge trug und mit allem Nő thigen vollständig versehen. Der Lieutenant von Nahmer , welcher auf besondere Verwendung des Regiments - Kommandeurs diese Expedition mitmachen durfte, obwohl er bei keiner der dazu bestimmten 4 Kompagnien ſtand, ward mit der besonderen Aufsicht über das Schiff und die darauf befindlichen Effecten beauftragt. Man beabsichtigte zuerst zwischen der Westplate und der Insel Ruden hindurch gegen Palmerort zu steuern , um die Aufmerksamkeit der Schweden hierher zu ziehen , dann aber unerwartet bei Puttbus zu landen . Als man indeß am 13. September früh auf der Höhe von Palmerort angekommen war, trat eine plötzliche Windstille ein und man war genöthigt , im Be reich der Schwedischen Batterien die Anker zu werfen. Das dort sogleich eröffnete Feuer that zwar der Flotte wenig Schaden und tödtete nur 2 Mann, unter denen sich der Oberstlieutenant von Krummensee befand ; da aber die Nachricht einlief, daß die befreundeten Dänen auf der Halbinsel Wittow gelandet wären und zu befürchten stand , daß sie von der ganzen Schive dischen Macht überwältigt werden könnten : so gab der Churfürst seinen Plan, bei Puttbus zu landen , auf und befahl sofort die Ausschiffung der Truppen bei Palmerort. Es war gegen Mittag ; der rechte Flügel unter dem General von Schöning kam zuerst an das Land . Nachdem das Fuß volk und die Artillerie unter dem Feuer von 8 feindlichen Geschützen aus

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geschifft waren , rückten sie vor , umſehten ſich ſchnell mit Spaniſchen Rei tern , und deckten so die fernere Landung. Der Graf Königsmark hatte nur Reiterei bei sich ; er zog sich daher langsam zurück. Indessen war auch das Transportschiff der Leibdragoner eins der ersten, welche sich der Küste näherten. Da es aber wegen seiner Größe nicht nahe genug an das Land kommen konnte, so faßte die ausgelegte Brücke keinen Grund und die Pferde fingen allmählich an zu ſchwimmen, so daß die Dragoner auf diese Art an das Land kamen. Sobald etwa 200 Mann an der Küste waren , griff der Feldmarschall von Dörfflinger mit ihnen 8 Kompagnien feindlicher Reiter an und jagte sie in die Flucht , wobei er eine Standarte und ein metallenes Geschüt nahm und über 200 Gefangene machte. Der Lieutenant von Nahmer, der einer der Ersten zu Pferde am Lande gewesen , war bei dieſer Ge legenheit als Ordonnanzoffizier des Feldmarschalls kommandirt. Der Feind hielt nirgends Stand und wurde von allen Posten vertrieben ; nur die Nacht machte der weiteren Verfolgung ein Ende. Um 14. mit Tagesanbruch setzten die Brandenburger wieder mit frischen Kräften dem Feinde nach, wobei die Leibdragoner, stets unter den vordersten der verfolgenden Truppen , viele Beutepferde und Gefangene machten. Als man bis in die Gegend der alten Fährschanze gekommen war, bemerkte der Feldmarschall von Dörfflinger, daß die Schweden, unter dem Schuhe dieser Verschanzung , auf das feste Land zu gehen beabsichtigten. Er ließ daher sogleich die 500 Mann Fußvolk des rechten Flügels gegen die Küste dirigiren und die alte Fährſchanze angreifen . Die Leibdragoner vermochten es nicht über sich , dem Kampfe als müßige Zu schauer beizuwohnen ; ſie faßen daher ab und reihten sich mit dem Degen in der Faust den Stürmenden an. Ihr Beispiel wirkte so mächtig auf die übrigen Reiter und Dragoner, daß auch diese auf verschiedenen Stellen abſaßen, um an der Ehre des Tages Theil zu nehmen . So wurde die Schanze sehr bald erstiegen und dem Feinde ein Verlust von 200 Todten und 700 Gefangenen beigebracht. Außerdem fielen alle in der Schanze befindlichen Geschüße in die Hände der Brandenburger , nebst 250 Pferden, die von den flüchtigen Feinden nur zum Theil unbrauchbar gemacht wor den waren. Nur mit Mühe entkam noch der Graf Königsmark durch einen Kahn der Gefangenschaft und rettete sich nach Stralſund. Die Brandenburger hatten nur einen sehr unbedeutenden Verlust erlitten. Am 16. fiel auch die neue Fährschanze , deren Besatzung aus Deut schen und Schweden bestand , durch Verrath ; den Tag darauf wurde die Wegnahme der Insel1678. Danhelm) vor Stralsund liegende Inſel Dänholm von dem (

A

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General von Schöning genommen. An dieser leßten Eroberung , welche fast ohne Blutvergießen gelang , nahm nur eine Kompagnie der Leibdra goner Theil; die andern 3 Kompagnien blieben indeß in der Umgebung des Churfürsten. Vor Greifswald war mittlerweile der Kapitain von Below bei einem Scharmütel mit den Schweden blessirt worden und der Lieutenant von Nahmer wurde befchligt , die Führung seiner Kompagnie zu übernehmen. Er mußte daher auf das Festland zurückkehren und schiffte sich auf einer Halb insel, südlich von Dänholm gelegen , in einem kleinen Fahrzeuge ein , wo der Meeresarm , welcher Rügen vom Lande trennt , am ſchmalſten iſt. Da er seine Beutepferde nicht mit in das Schiff nehmen konnte, und das Wasser sehr ruhig war, so ließ er sie nebenher schwimmen und hielt ihnen nur mit ſeinem Knechte am Bord den Kopf in die Höhe.

Auf diese Art

brachte er sie auch glücklich hinüber , weil die Pferde im Waſſer ganz ruhig lagen und sich so mit Bequemlichkeit fortziehen ließen. Schon am 18. September hatte der Churfürst von Rügen aus die Bürgerschaft von Stralsund vergeblich aufgefordert , ohne Gegenwehr die Festung zu übergeben. Er ließ daher nur auf Rügen und Dänholm eine Besaßung und führte seine übrigen Truppen , unter denen sich auch die 4 Kompagnien Leibdragoner befanden , unverweilt auf das Festland.

Da

der nahe Winter möglichste Eile gebot , so beschloß er , in der Erinnerung an die langwierige und schwierige Belagerung durch Wallenstein , Stral ſund durch ein heftiges Bombardement zur Uebergabe zu zwingen. Bombardement von Stralsund) 3. eis 11. Oftober 1678. ") Am 3. Oktober schloß man die Festung ein und am 10. wurde das Feuer aus drei großen Batterien eröffnet , welche auf Dänholm, am Frankenthore, und zwischen diesem und dem Tribbeseer Thore angelegt waren . Am 11. ſchon wurden die Unterhandlungen angeknüpft und am 15. übergab der Graf Königsmark , gegen freien Abzug der Garnison , die Festung. Die Leibdragoner wurden bei diesem Bombardement nur zur Einschließung des Plates mit verwendet und standen an dem bei Voigde hagen gelegenen See im Lager. Am 20. hielt der Churfürst , von den Leibdragonern und Trabanten, so wie von den zur Besatzung bestimmten Bataillonen begleitet, seinen Einzug in die Stadt , ließ den Rath und die Bürgerſchaft die Huldigung leiſten und setzte den General von Schöning als Gouverneur ein. Inzwiſchen hatte auch Spanien am 17. September mit Frankreich einen Separatfrieden zu Nymwegen geschlossen , Ludwig XIV. Polen aufs neue gegen den großen Churfürften aufzureizen versucht und die Schweden vermocht, ein Heer von 16,000 Mann gegen Preußen zu dirigiren. Bald

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nach der Uebergabe von Stralsund erfuhr der Churfürst , daß jenes Heer unter dem Feldmarschall Grafen Henrich Horn bereits in Kurland ein gerückt sei und schickte daher den Generallieutenant von Görhke mit 3000 Mann nach Preußen , um mit Hülfe der Landmiliz , welche etwa 4000 Mann betrug , dieſe Provinz vorläufig zu decken , bis der Churfürſt ſelbſt mit der Armee nachkommen konnte. Hierauf begab er sich mit dem größ ten Theile der übrigen Truppen , die vor Stralſund gewesen waren , vor Greifswald und ließ das Belagerungsgeschütz von Stralsund dahin ab senden. Bevor dieses indeſſen bei den schon sehr schlechten Wegen ankom men konnte, ergab sich die Festung am . November , nach einem kurzen Bombardement aus dem Feldgeschüß , unter denselben Bedingungen wie Stralsund.

Das Leibdragoner - Regiment hatte sich hier wieder vereinigt.

Mittlerweile war es dem Churfürsten gelungen , sowohl die Reichs fürsten, als den Kaiser mehr in sein und Deutſchlands wahres Intereſſe zu ziehen, auch mit Holland wieder Verbindungen anzuknüpfen.

Jest

begab er sich zu einer persönlichen Zusammenkunft mit dem Könige von Dänemark nach Doberan , und nahm die Leibkompagnie unter dem Major von Wreech und die Kompagnie des Kapitain von Below, welche noch der Lieutenant von Nahmer kommandirte, mit sich. Im Anfange des Decembers kehrte er mit der Leibkompagnie und noch 3 andern Kom pagnien nach Berlin zurück und wurde mit Ehrenpforten und lautem Jubel empfangen ; die 4 andern Kompagnien des Regiments rückten wie der nach Paſewalk und dessen Umgegend in enge Kantonnirungen , weil ſie jeden Augenblick bereit ſein ſollten , nach Preußen aufzubrechen. Johann Sobieski , König von Polen , hatte indessen den Einflüsterun gen Frankreichs Gehör gegeben und unterſtüßte selbst gegen den Willen mehrerer, dem Churfürsten geneigten Woiwoden , die Werbungen der Schweden im Polnischen Preußen. Als daher in Berlin die Nachricht einging, daß der Graf Horn bereits von Liefland aus durch Samogitien wirklich in Preußen eingefallen sei und gegen Memel vorrücke , beorderte der Churfürst sogleich alle in Pommern stehenden Reiter und Dragoner Regimenter und von jedem Regimente Fußvolk 60 Mann , unter dem Feldmarschall von Dörfflinger und den Generalen von Göte, Graf Promnit und von Schöning nach Preußen. Diese Trupprn sammelten sich in Hin terpommern und marschirten von da nach Marienwerder. ¡ Den 29. December , als den Tag vor der Abreise des Churfürsten aus Berlin , war in allen Brandenburgischen Landen ein feierlicher Buß und Bettag befohlen, und den 30. ging der Hof, bei dem sich auch die Churfürstin und der Churprinz Friedrich befand, von Berlin bis Rüdersdorf,

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den 31. nach Cüstrin , wo der Churfürst den 1. Januar 1679 blieb. ( 1679.) Den 2. reiste er wieder ab und traf nach vielen durch die Kälte verursachten Beschwerden am 10. Abends in Marienwerder ein, wo schon ein Theil der Truppen und namentlich die 4 andern Kom pagnien des Leibdragoner- Regiments angelangt waren. Hier wurde zwei Tage geruht, um die noch zurückgebliebenen Truppen abzuwarten und denen, die bereits eingetroffen waren , eine Erholung zu gewähren. Sie hatten täglich 6 bis 7 Meilen bei schlechten Wegen und großer Kälte ges I' macht; alle aber wetteiferten in aufopfernder Hingebung. Die Armee, welche hier versammelt wurde, bestand in 4000 Reitern, 1500 Dragonern und 3500 Mann Fußvolk nebst 34 Geschüßen verſchie benen Kalibers. Auf die Nachricht von des Churfürsten Annäherung hatten die Schwe den sogleich den Rückzug angetreten.

Der General von Görske , welcher

sich in Königsberg befand , erhielt daher den Befehl, dem Feinde nach zugehen und ihn wo möglich festzuhalten , wozu ihm noch eine Verstärkung von Marienwerder aus nachgesandt wurde. Um möglichst schnell zu fol gen , ging der Churfürst mit den noch übrigen Truppen am 13. Januar bei ſtrenger Kälte und tiefem Schnee ebenfalls von hier ab. Das Fußvolk wurde auf Schlitten geseht ; die Reiter und Dragoner folgten Tag und Nacht ; das Leibdragoner - Regiment marschirte vor und hinter dem Schlitten seines Monarchen. So wurde der Marsch am 13. bis Preuß. Mark, am 14. bis Preuß. Holland, den 15. bis Heiligenbeil fortgesett ; am 16. aber begab sich die Marſch16.überdas Januar frische 1679. Haff) Armee hinter Hoppenbruch auf das Eis des friſchen Haffs und gelangte so noch an dieſem Tage bis Königsberg. Die sämmt liche Infanterie befand sich auf Schlitten und schlug fortwährend den Dra gonermarsch, so daß dieser fast 7 Meilen lange Zug, einen eben so eigen thümlichen als intereſſanten Anblick gewährte. Nachmittags schon traf der Churfürst, von den Leibdragonern begleitet, in Königsberg ein und fuhr auf dem Pregel in die Stadt , um früher in das Schloß zu gelangen und den feierlichen Einzug zu vermeiden , der vorbereitet worden war. Die Nachricht , daß der Feind zuleht bei Insters burg gestanden habe und jezt gegen Tilſit marſchire, vermochte ihn , den 17. sogleich sämmtliche Truppen , zu denen auch die in Königsberg unter dem General von Görhke befindlichen Regimenter stießen , gegen Labiau weiter zu schicken ; nur das Leibdragoner - Regiment behielt er zu seiner Bedeckung bei sich. Mit dieſem reiste er am 18. ab und kam Nachmittags nach Labiau. Da es den hier eingehenden Nachrichten zu Folge schien,

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als wenn die Schweden zwischen Tilſit und Ragnit eine Stellung nehmen wollten , so wurde sogleich ein Kriegsrath abgehalten und hierauf der Ge= neral von Görhke mit 4300 Reitern , nebst einer Avantgarde von 1000 Pferden unter dem Obersten von Treffenfeld vorausgeschickt, um den Feind so lange aufzuhalten , bis der Churfürst selbst mit dem übrigen Theile der Armee nachkommen würde.

das Kuriſche Haff) (Marsch über Januar

Der 19. Januar war ein Sonntag. Der

Churfürst wohnte in Labiau dem Gottesdienste bei und folgte Nachmittags, nachdem er von seiner Gemahlin Abschied genommen hatte , mit den Leib dragonern seinen bereits in Marsch begriffenen Truppen , welche, die In fanterie und Artillerie ebenfalls auf Schlitten, drei Meilen auf dem Kuri schen Haff dahinziehen mußten.

Er fand sie , das Fußvolk , die Reiterei

und die Artillerie, jede Waffe ein Treffen bildend , auf dem Eiſe in Schlacht ordnung gestellt ; die Infanterie in ihren Schlitten sigend , die Picken hoch gehoben, die Musketen in der Hand ; die Fahnen ſalutirten. Der Chur fürst fuhr an den einzelnen Treffen entlang und ließ nach dieser gewiß ungewöhnlichen Parade den Marsch fortsetzen . Gegen Abend langte man in Gilge an , wo die Nachricht vorgefunden wurde, daß die Schweden in Tilsit eingerückt wären. Am 20. des Morgens um 5 Uhr bei ungewöhn= licher Kälte brach daher alles wieder auf und marſchirte auf dem Eise der Gilge bis Kukerneeſe , wo man mit Tagesanbruch anlangte. Hier mußte die Infanterie die Schlitten verlaſſen , die Armee die Ordre de bataille formiren , und nachdem das Ufer der Gilge passirt war , den Marsch fort= Meile setzen. Da der Churfürst erfuhr, daß die Schweden in Splitter, von Tilsit, ständen , so beschloß er sie gegen Abend anzugreifen und den Truppen bis dahin Ruhe zu gönnen ; fie wurden daher, so wie sie an= kamen, in die Quartiere vertheilt. Das Hauptquartier war in Kukerneese , wo auch das Leibdragoner Regiment blieb. Hier erfuhr der Churfürst Nachmittag den glänzenden Sieg, den der Oberst von Treffenfeld bei Splitter erkämpft und in Folge dessen die Schweden auch Tilsit verlassen hatten. Am 21. ging daher die Armee über die Ruß und marschirte auf

Haidekrug; der Feind hatte sich aber wieder östlich gewendet und es gelang nur noch dem General von Görkke, in seine Arriergarde zu fallen, welche der Graf Horn selbst kommandirte. Diese wurde bei Coadjuten geschlagen. Die Ermattung der Pferde hinderte indessen die weitere Verfolgung , wo durch die ganze Schwedische Armee schon hier hätte vernichtet werden können. Am 22. Januar sehte daher der Churfürst trotz der großen Kälte, bei schlechtem Wetter und Wege, alles daran , die Schweden einzuholen. Man brach eine Stunde vor Tage auf; die Infanterie wurde auf Schlitten

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gesetzt, blieb jedoch bei den vielen Defilees und schlechten Brücken , welche man zu paſſiren hatte , bedeutend zurück. Der Churfürst eilte mit den Leibdragonern und noch einem andern Dragoner - Regimente voraus, mußte aber in Lasdonehnen über Nacht bleiben , wo auch der rechte Flügel der Reiterei zu ihm stieß. Da hier der Churfürst selbst nur ein ärmliches Obdach fand , so war für die Truppen um so weniger an ein Unterkom men zu denken und es mußte alles unter freiem Himmel bivouaquiren. Dies war um so beschwerlicher , als die Leute schon den Tag vorher kein Brot mehr gehabt hatten und auch für Geld nichts anſchaffen konnten. Am 23. erwartete man das Fußvolk und den linken Flügel der Rei terei ; da aber dem Brotmangel in keiner Weise gesteuert, auch kein Fut ter mehr für die Pferde aufgetrieben werden konnte und mehrere Leute bei der ſtrengen Kälte umkamen oder ſich die Glieder erfroren hatten : sø beschloß der Churfürst, von der weiteren Verfolgung des Feindes abzustehen, der überdies aus den Brandenburgischen Grenzen verjagt war.

Die Armee

wurde daher in die zurück um Kukerneeſe liegenden Dörfer einquartirt, während sich das Hauptquartier in jenem Orte befand ; der indeſſen zum General ernannte von Treffenfeld aber mit 1000 Pferden den Schweden nachgeschickt.

Bei Woinuten holte dieser ihre Arriergarde ein und erfocht

einen vollkommenen Sieg , dessen weitere Benuhung abermals durch die Ermattung der Pferde verhindert wurde. Um die gänzliche Vernichtung des Feindes zu bewirken , beorderte daher der Churfürft am 24. Januar den General von Schöning , mit 1000 Reitern und 500 Mann Dragonern den Schweden zu folgen. Aus der ganzen Armee wurden für dieses Kom mando die kräftigsten Pferde ausgesucht und jeder Mann bekam einen harten Thaler, um in Polen alle Bedürfnisse baar bezahlen zu können. Von dem Leibdragoner - Regimente wurden gegen 300 Mann dazu aus gewählt und den 25. nach Coadjuten geſandt , wo sich das Kommando aus den einzelnen Kantonnirungen zusammenzog. Es marſchirte noch die ſen Tag bis Swingi , wo man 2 schwere 12 - Pfünder, einen 6 - Pfünder und einen Mörser fand , welche der Feind stehen gelaſſen hatte.

Die Polen

ließen indeß diese Geschüße nur gegen Bezahlung verabfolgen , welche der Churfürst dafür leisten mußte. Den 26. kam man bis Baltsch , fand hier wieder 2 Kanonen und 30 Wagen mit Kriegsbedürfniſſen , und brach bei einer sehr heftigen Kälte mitten in der Nacht nach Zwergen auf, wo man den Feind gewiß zu finden hoffte. Todte, nackt ausgezogene, von den polnischen Bauern geplünderte Kranke und weggeworfene Waffen bezeich neten den Weg , den die Schweden Tag und Nacht gezogen waren. Um schneller fortzukommen , hatten sie sogar alle Wagen verbrannt und das Gepäck auf Pferde geladen.

Da man in Twergen den Feind nicht mehr

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fand und erfuhr , daß er schon über Telſche (Tilſe) hinaus wäre : so fürch= tete der General von Schöning , ihn nicht mehr zu erreichen und so den ganzen Marsch umsonst gemacht zu haben ; auch würde der Rückweg durch Samogitien wegen des mangelnden Unterhalts mit großen Schwierigkeiten verknüpft gewesen sein. Er ließ daher unverzüglich weiter marſchiren und kam gegen Mitternacht nach Surenen ; die Truppen waren aber so an= gegriffen, daß hier geruht werden mußte. Der Oberstlieutenant von Dewih wurde in der Nacht vom 27. zum 28. mit 300. der besten Pferde als Avantgarde vorausgeschickt, um die Schweden aufzuhalten , damit es dem Gros möglich würde,1+ sie von ihrer Rückzugslinie abzuschneiden. Bei die ſem Kommando befanden sich etwa 100. Dragoner des Leibregiments. Um Morgen des 28. folgte das Gros , wobei die andern 200 Mann Leibdragoner waren. Wegen Ermattung der Pferde , die nun schon über 100 Meilen hintereinander gemacht hatten, mußten mehr als 200 Mann in Surenen zurückgelaſſen werden. oder Tilse) Die Avantgarde ging in möglichster Eile über Telſche1679. Gefecht 28.beiJanuar

Telsche hinaus und fand etwa ¾

Meilen dahinter um Mittag den Feld

marschall Grafen Horn beſchäftigt , ſeine Truppen , etwa 3000 Mann ſtark, zum Empfange der Brandenburger aufzustellen. Die Nachricht hiervon erhielt der General von Schöning , als er ebenfalls ¾¼ Meile hinter Telſche angekommen war ; er befahl daher dem Oberstlieutenant von Dewit , sich vor der Ankunft des Gros in kein Gefecht einzulassen ; ließ den Marsch möglichst beschleunigen und eilte ſelbst mit etwa 50 Dragonern voraus , um den Feind zu rekognosciren. Dieſer ſtand auf einer vortheilhaft gelegenen Anhöhe etwa 300 Schritt von der Brandenburgischen Avantgarde , zog sich aber , als das Gros in seiner rechten Flanke erschien , in geſchloſſenen Gliedern nach einem in seinem Rücken gelegenen Dorfe zurück. Gegen die linke Flanke des Feindes hielten in einiger Entfernung 18 Kompagnien Litthauer, die zwar die Brandenburger zu unterſtüßen versprochen hatten, aber dennoch müßige Zuſchauer des nun beginnenden Gefechts blieben. Das Terrain war sehr beschränkt ; die Brandenburgischen Truppen mußten daher in zwei Treffen aufgestellt werden. Die Dragoner saßen ab und warfen sich in die Gebüsche zu beiden Seiten der, auf einem Hügel befindlichen Aufstellung. Um 4 Uhr erhielt der Oberstlieutenant von Dewit den Befehl, mit der Avantgarde anzugreifen und warf sogleich mehrere Kompagnien Schweden über den Haufen , obwohl jede derselben von 10 Offizieren angeführt wurde. Während nun das Ganze avancirte, gaben die Dragoner aus den Büschen Feuer auf den Feind , der aber diesmal Stand hielt und durch seine Artillerie die Brandenburger be schießen ließ.

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Nach einer Stunde traten die Schweden langsam ihren Rückzug an, um , wie es die Folge lehrte , eine Ablösung ihrer ganz ermatteten Trup pen zu bewirken , und so entstand unwillkührlich eine Gefechtspause von einer halben Stunde, welche durch die beiderseitige Erschöpfung herbei= geführt würde. Das Schwediſche Geſchüß und die Brandenburgiſchen Dragoner blieben allein thätig , und diese wurden der Schwedischen Rei terei so beschwerlich, daß Infanterie zu ihrer Unterstüßung herangeholt werden mußte, welche es versuchte, die Dragoner aus den Büschen zu vertreiben. Auf dem rechten Flügel insbesondere, wo die Leibdragoner die Büsche beseht hatten , drang mit großem Ungeſtüm ein ganzes Bataillon vor; die Dragoner ließen es aber bis auf 60 Schritt herankommen und gaben dann ein so wirksames Feuer auf dessen Glieder, daß es in Un ordnung zurückwich. Indeſſen hatten die Schweden die Ablösung ihrer Truppen vollendet und wendeten sich , um die Dragoner abzuschneiden und zu vertreiben , zum Theil gegen die Reiterei , welche zur Bedeckung der Dragoner bei den Büschen hielt. So entspann sich der Kampf aufs neue und dauerte eine halbe Stunde, ohne daß die Brandenburger gegen " die Ueberlegenheit des Feindes auch nur einen Fuß breit wichen. Da aber die Dunkelheit bereits hereinbrach und die Schweden , wenn gleich ſchon hie und da locker geworden , doch immer noch in geschlossenen Gliedern hielten : so ließ der General von Schöning die Dragoner auffißen und machte mit allen seinen Truppen einen ſo ſtürmiſchen Angriff auf die feind liche Stellung, daß er sie nach einer heftigen Gegenwehr über den Haufen warf. Der Kampf wurde nun zum Theil Mann gegen Mann geführt und nur durch die, mittlerweile völlig eingetretene Nacht und die Erschöpfung der Kämpfenden beendet, Den Schweden kostete dieser Tag viele Leute und Offiziere ; die Brandenburger hatten 3 Offiziere (darunter 2 Stabsoffiziere) und 26 Mann als todt und 30 Verwundete zu beklagen. Von dem Leibdragoner - Re giment war der Kapitain von Görk in dem , den letzten Moment dieſes Gefechts bezeichnenden Handgemenge geblieben. Der Feind zog sich so eilig in den Wald zurück , daß er ſeine Todten und Verwundeten auf dem Schlachtfelde zurückließ ; die Erschöpfung der Brandenburger und die Kälte war aber so groß, daß die Verfolgung nur mit wenigen kleinen Detasche ments unternommen werden konnte. Die übrigen Truppen bivouaquirten die Nacht und den folgenden Tag auf dem Kampfplake, bei einem Dorfe, dessen Namen in keiner Relation von diesem Gefechte erwähnt ist. Durch Spione erfuhr man am 31. , daß der Feind ebenfalls anhalte; der General von Schöning beſchloß daher , ihn bis nach Liefland zu ver= folgen. Noch an diesem Tage gelangte man in das Curländische Dorf

46 Libkal und den 1. Februar nach Essern , von wo aus ein Detaschement, aus Reitern und Dragonern bestehend , die Schweden bis Bücksen , 8 Mei len von Riga, verfolgte und in Riga selbst einen solchen Schrecken ver breitete , daß dort alle Maaßregeln gegen einen Ueberfall getroffen wurden. Von den 16,000 Schweden , die Graf Horn nach Preußen geführt hatte, erreichten nur 1000 Reiter und 500 Mann Fußvolk die Liefländische Grenze. Da nun die Schweden nicht mehr einzuholen waren, so trat Schö ning seinen Rückmarsch an der Küste über Jungfernhof und Rühow nach Memel an. Hier fand er den Befehl des Churfürsten , die Truppen zu ihren Regimentern abrücken zu laſſen. Die Leibdragoner , welche dazu gehört hatten, sollten über das Kurische Haff nach Königsberg marſchiren und sich dort mit dem Regimente vereinigen. Dieses war indeß den 30. Januar als Begleitung seines Monarchen von Kukerneese über Gilge und das Kurische Haff gegangen und den 1. Februar über Keimen in Königsberg eingetroffen , wo am 9. ein großes Dankfest gefeiert wurde. Den 13. Februar reiste der Churfürst, von der Leibkompagnie und der Kompagnie des Obersten von Grumbkow begleitet , nach Berlin ab ; die andern 6 Kompagnien des Leibdragoner - Regiments aber sandte er mit dem Frühjahre in das Mecklenburgische , wo sie in der Gegend von Mirow und Wesenberg weitläufige Kantonnirungen bezogen. Indessen hatte der Kaiser am 5. Februar unerwartet zu Nimwegen mit Frankreich und Schweden Frieden geschlossen . Der Churfürst, nur von Dänemark noch schwach unterstüßt , war nicht im Stande, den Er pressungen der Franzosen im Cleveschen Einhalt zu thun und schloß daher einen vierwöchentlichen , dann noch 14 Tage verlängerten Waffenstillstand mit den Franzosen , der bei der Lage, in welche der Churfürst durch die Treulosigkeit seiner Alliirten verſeßt worden war, am 19. Juni 1679 zu dem Frieden von St. Germain en laye führte.

47

Zweiter

Abſchnitt.

Von dem Frieden zu St. Germain en laye bis zum Tode des großen Churfürften. Von 1679 bis 1688 .

Nur mit Widerstreben hatte der große Churfürst einen Frieden an= genommen , der ihm zwar Cleve und die Westphälischen Provinzen wieder frei gab, aber ihn fast aller ſeiner Eroberungen in Pommern beraubte. Sein Ansehen in Europa hatte indeſſen dadurch nicht gelitten und gab ihm in den folgenden Jahren sehr oft Gelegenheit , ſeinen bedeutenden , durch den Sieg bei Fehrbellin und den Winterfeldzug in Preußen noch mehr be festigten Einfluß zur möglichst wohlthätigen Schlichtung der verworrenen Europäischen Staatsverhältnisse geltend zu machen. Da zwei Kompagnien des Leibdragoner - Regiments in Berlin ſtan den und daher Zeuge von den Begebenheiten am Hofe waren : so möge hier kurz der Vermählung des Kurprinzen Friedrich mit der Prinzeſſin Elisabeth Henriette von Hessen, am 13. August 1679 zu Potsdam voll zogen, und zweier Gesandtschaften gedacht werden , welche in diesem Jahre vor dem Churfürsten erschienen. Die Erste, von dem Moskowitischen Groß - Zaaren Feodor Aleriewitsch abgesandt, bestand aus dem Truchſeß Symian Jeraflewih Elmarost, dem Kanzler Symian Wolodymirowiz Rumioncois und einem Gefolge von 55 Personen. Sie hatte nur den Zweck , dem Churfürsten die Hochachtung und Freundschaft ihres Herrn zu versichern und traf im Anfange des Au guſt 1679 in Berlin ein. Am 31. August erhielt sie eine feierliche Audienz, welcher viele Festlichkeiten , am 1. September noch eine Privataudienz und am 2. September die Abschiedsaudienz folgten. Die zweite Gesandtschaft , vom Tartar - Chan Murad - Kierai traf im December in Berlin ein. Sie bestand aus einem Gesandten Affem Aga, mit nur kleinem ärmlichen Gefolge , und sollte dem Churfürften die Thron besteigung ihres Herrn und deſſen Bewunderung der ruhmwürdigen Thaten des Brandenburgischen Monarchen verkünden. Hatte die Moskowitische Gesandtschaft seltene und kostbare Geschenke geboten, so war die einzige Gabe des Tartar - Chans ein sehr mageres Pferd , das , so wie die ganze Erscheinung der Tartaren, viele komiſche Scenen und Wißeleien veranlaßte.

48

Am Schluſſe dieses Jahres wurde das Leibgardedragoner - Regiment in der Person seines Kommandeurs von neuem geehrt, indem der Chur fürst dem Obersten von Grumbkow die völlige Aufsicht über das General Kriegskommissariat ertheilte , welches er nun schon länger als zwei Jahre interimistisch verwaltet hatte. 1680.

Mit dem Anfange des Jahres 1680 trafen wieder zwei

Gesandtschaften in Berlin ein, und zwar der Markgraf von Baden vom Kaiser, und Sir Robert Southwell von König Karl II . von England. Beide hatten die Absicht, den Churfürsten zu einer geheimen Allianz gegen Frankreich zu vermögen ; dieſer aber , der aus den Erfahrungen des ver gangenen Jahres wüßte, wie wenig auf die Versprechungen dieser Bundes genoſſen zu zählen war, lehnte jede Verbindung zum Kriege ab und erhielt feinem Lande den Frieden , der ihm zur Erholung von einem beinahe acht jährigen Kampfe auch ſo nöthig war. Inzwischen hatte er beschlossen , die Leibdragoner aus Mecklenburg nach der Mark zu verlegen. Bevor dieser Garniſonwechsel aber eintrat, wurde der Oberst von Grumbkow mit der Musterung des Regiments beauftragt und bei dieser Gelegenheit der Lieutenant von Nahmer als Kapitainlieutenant zu der Leibkompagnie nach Berlin verseht , welche noch immer der Major von Wreech kommandirte. Die Kantonnirungen, welche hierauf das Regiment im Herbſt 1680 bezog , waren sehr weitläufig , wie es für Reiterei und Dragoner damals üblich war.

Die Staabsquartiere

der Kompagnien waren in Berlin (Leibkompagnie und Kompagnie von Grumbkow) , Zehdenik , Oranienburg , Bernau , Straußberg , Müncheberg und Köpenick. Die Kompagnien lagen zu 5 bis 10 Mann auf den um= liegenden Dörfern vertheilt.

Der Oberst von Grumbkow wohnte in der

jezigen Stadtvoigtei in Berlin , welche ihm eigen gehörte. Bald nachdem das Regiment die neuen Kantonnirungen bezogen hatte , wurde auf Verwendung des Regiments - Kommandeurs der Kapitain

von: Below bei dem Hofstaate der Churfürstin , der Kapitainlieutenant von Nahmer bei dem Hofstaate des Churfürsten zum Kammerjunker ernannt, wobei sie aber Beide in ihren Verhältnissen zum Regimente blieben. M 1681. Die Bestimmungen über den Servis in der Branden burgischen Armee waren bisher noch sehr schwankend gewesen; der Chur fürst erließ daher unterm 30. Januar 1681 die erste allgemeine Verordnung zur Regulirung des Serviswesens , da sich dies besonders bei den obwal tenden Friedensverhältnissen nothwendig machte. Es war darin ausführlich bestimmt, was sowohl den Offizieren jedes Grades , als auch den Unter offizieren und Gemeinen , wenn sie kein Naturalquartier erhielten , dafür an Gelde vergütet werden sollte.

49

Demgemäß wurde der Servis für das Regiment nach folgenden Säßen gezahlt: a) Regimentsſtaab : Der Oberst erhielt monatlich . " Oberstlieutenant

9 Rthlr.

gör.

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7521

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Oberstwachtmeister

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Adjutant und Regiments quartiermeister , jeder ... Auditeur und Sekretair , jeder .....

2

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12

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Prediger .. Regimentswundarzt .... Regimentstambour Profos ...

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Scharfrichter .. Stedenknech

Wachtmeister...

Gefreite Korporal

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Fourier, Musterschreiber, Kapitaind'armes , Feld scheer und Korporal , jeder ..

1

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b) Kompagnien : Kapitain erhielt monatlich ..... ... Lieutenant.... Fähnrich ...

15 12

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Fahnenschmied und Sattler , jeder .. Tambour .

Gemeine für Quartier und Stallung ..... .. wenn er beweibt war

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3

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außerdem aber noch 12 gGr. , welche als Servicen für Salz ..... .. 1 gGr. 4 Pf. 4 " " Pfeffer ... 1 "I

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" 3 "1 9 " 4 "1

" gezahlt werden mußten , wenn auch gerechnet und ihm von dem Wirthe war. Urlaub auf er abwesend , selbst 1682.

Holz ....

2

Im Jahre 1682 am 4. September wurde der Oberst von

Grumbkow zum wirklichen geheimen Staatsrath und der Kapitainlieutenant von Nahmer, der sich damals auf Reisen in Frankreich mit dem Kapitain von Below befand , zum Kapitain und Chef derjenigen Kompagnie Leib dragoner ernannt , welche in und um Zehdenik stand. 4

50

Die Rekrutirung des Regiments geschah wie bisher durch Werbungen ; die Remontirung wurde meist durch Unkauf auf den Märkischen und Pom merſchen Märkten von Seiten der Kompagniechefs bewirkt. Inzwischen hatte der Churfürst ferner , um ſeinem Lande die Segnungen des Friedens zu erhalten , ſtandhaft alle Aufforderungen zu Kriegsbünd nissen verweigert, die sich von Zeit zu Zeit immer wiederholten. 1683. Nur im Jahre 1683 bot er dem Kaiser 18,000 Mann Hülfstruppen gegen den Erbfeind , die Türken , an , welche aber aus Miß trauen abgelehnt wurden , weil man in Wien fürchtete, der Churfürst könne sich bei dieser Gelegenheit der Schlesischen Fürstenthümer Liegnitz , Brieg und Wohlau bemächtigen , die ihm nach einer im Jahre 1537 geschlossenen Erbverbrüderung des Churfürsten Joachim I. von Brandenburg mit dem Herzoge Friedrich II. von Liegniß zuſtanden und von ihm oft schon ver langt worden waren. Es zogen daher nur 1000 Mann Fußvolk und 200 Dragoner unter dem General, Grafen Wolfgang Truchſes zu Wald burg, nach Desterreich , welche zwar zum Entſaße von Wien zu spät ka men , aber bei der Eroberung von Gran thätig mitwirkten. Die Er zählungen der Zurückgekehrten wirkten mächtig auf ihre Kameraden , und der Wunsch, gegen die Türken zu ziehen , ward ein Lieblingsgedanke der Brandenburgischen Armee , ohne jedoch vor der Hand in Erfüllung zu gehen. 1684. Da die Staatsgeschäfte durch die Verbindungen , in denen Brandenburg sich fortwährend erhalten mußte , überhaupt und beſonders in Bezug auf das General - Kriegskommiſſariat täglich vermehrt wurden : so zog sich im Jahre 1684 der Geheime Staatsrath , Oberst von Grumb kow , gänzlich von dem Dienste in der Armee zurück und trat das Leib gardedragoner - Regiment aus Dankbarkeit an den Oberſten Grafen Dietrich von Dohna ab , bei deſſen Vater , dem Feldzeugmeister und Gouverneur von Küstrin , Herr von Grumbkow Page gewesen war und in ſeiner Ju gend viele Wohlthaten genossen hatte.

Das Regiment hatte zwar diese

Handlung großmüthiger Vergeltung sehr zu beklagen , erhielt aber in dem 34jährigen Grafen von Dohna einen wohlwollenden und tapfern Kom mandeur, der nach dem Beispiele seines edlen Vorgängers auf alle Weise für seine Untergebenen zu sorgen bemüht war. Er bewohnte das Palais in Berlin , aus welchem unser Hochſeliger König Friedrich Wilhelm III. das Vaterland beinahe 43 Jahre hindurch segensreich regierte , und das damals der Familie Dohna eigen gehörte. Der Oberstlieutenant von Roedecke wurde zu dem Leibregiment zu Pferde als Oberst versett ; dagegen der Major von Wreech zum Oberſt lieutenant und der Kapitain von Wedell zum Major befördert. In demselben Jahre, am 31. December, wurde auch der , bereits un term 5. März zum Generallieutenant erhobene Herr Hans Udam von

51

Schöning zum Gouverneur von Berlin und zum Befehlshaber der sämmt lichen Churfürstlichen Leibgarden ernannt , so daß das Leibdragoner- Re giment , welches vor dem Feinde öfter unter ihm gestanden hatte , nunmehr wieder unter seinen Befehl gestellt war.

1685.

Die Sehnsucht nach einem Kampfe mit den Türken hatte indeſſen in der Brandenburgischen Armee um so mehr Nahrung gefunden, je weniger sich der Churfürst veranlaßt fühlen konnte , fie allgemein zu befriedigen. In diesem Jahre war überhaupt kein Brandenburgisches Con tingent gegen den Erbfeind gestellt worden ; aber der nach Kriegserfahrung begierige Regiments -Kommandeur der Leibdragoner erhielt auf ſein dringen des Ansuchen die Erlaubniß, als Volontair in dem bevorstehenden Feldzuge ge= gen die Türken dienen und den Kapitain von Nahmer mitnehmen zu dürfen. Beide gingen daher über Breslau nach Wien und von dort zu der Kaiserlichen Armee nach Komorn (Komarom , Komarno) , wo dieselbe die Donau passirte. Sie wohnten dem blutigen Kampfe bei , wodurch die von den Türken hart bedrängte Festung Gran entsetzt wurde, und gingen dann durch Böhmen über Dresden nach Berlin zurück. In diesem Feld= zuge war ihnen die Gelegenheit geworden , einen Feind kennen zu lernen, dem sie bald unter dem Banner ihres Landesfürsten mit den ihnen an vertrauten vaterländischen Truppen näher treten sollten. Am 8. April 1685 nemlich hatte sich der Churfürst mit dem Kaiser durch einen Vertrag zur Aufrechthaltung des Westphälischen Friedens und des Waffenstillstandes zu Regensburg verbunden.

Wenn der Churfürst

angegriffen würde , sollte der Kaiser 12,000 Mann , im andern Falle aber der Churfürst 8000 Mann Hülfstruppen ſtellen , und die Hülfsleistung ſollte nun mit dem bevorstehenden Türkenkriege ihren Anfang nehmen , wofür der Kaiser ansehnliche Subsidien zu zahlen versprach.

Das von dem Chur

fürſten dazu beſtimmte Heer konnte deshalb , ohne Belästigung des Landes, mit aller Sorgfalt ausgerüstet werden. Der Generallieutenant von Schö ning wurde zum Befehlshaber dieser Truppen ernannt , welche durch eine besonders sorgfältige Auswahl von Kommandirten aller Regimenter zu= sammengesett, in kombinirte Bataillone und Regimenter formirt und unter dem Herrn von Schöning von den Generalmajors von der Marwiß und von Barfus kommandirt werden sollten. Expedition ) Die deshalb erlassenen churfürstlichen Befehle gelangten schon im December 1685 an den Feldmarschall von Dörfflinger und den Generallieutenant von Schöning , so wie an die Truppen , welche Kom mandirte zu dieſer Expedition geben sollten. An das Leibregiment Dragoner wurden deshalb die nachstehend wört lich abgedruckten Ordres erlassen :

4.

52 I. „ Unsern 2.

Demnach Wir gnädigst resolviret , der Römiſch Kaiser

lichen Majestät, zu Folge des, mit Derselben aufgerichteten Traktats , einigen Succurs wider den Erbfeind zuzuschicken und selbigen von allen Unsern Regimentern und Garnisonen unterm Kommando Unsers Geheimen Kriegs Rathes , Generallieutenants des von Schöning zu detaſchiren.“ „Als ergehet. Unſer gnädigster Befehl hiemit an Euch von Unserm unter Euerem Kommando stehenden Leibregimente Dragoner von jeder Kompagnie 24 Mann und vom ganzen Regiment drei prime plane der gestalt parat zu halten : daß die Mannschaft den 1. März marſchiren könne, da dann mit den Auskommandirten vor dem Aufbruch zu liquidiren und die Ihnen nachstehenden Reste mit auf den Weg zu geben.“ „ Die Mannschaft , ſo dazu genommen wird , muß gut und ohne Tadel, nicht zu alt noch zu jung sein und aus Leuten so viel möglich bestehen, welche bereits Feldzüge gethan , ingleichem mit gutem Gewehr und un tadelhafter Montirung , auch guten Pferden versehen werden." ,,Was für Offiziere von den Stäben mitgehen sollen , solches besaget inliegende Specification . Was aber von Oberstlieutenant oder Major dabei kommandirt werden soll , davon werdet Ihr mit Nächstem die Ordre zu gewarten haben.

Indeſſen iſt Unſer gnädigster Wille : daß Ihr vor Eurer

Perſon mitgehen und sowohl die, von Euerm Regimente , als andere aus kommandirte Dragoner kommandiren sollt." ,,Sonsten finden Wir auch nöthig , daß Ihr einen guten Ober - Offi= zier mit dem ehesten anhero schicket , welcher bei Unserm (tit.) den von Schöning sich angebe und mit demselben wegen der Fähnleins , Zelte, im gleichen der, vom Regimente abgehenden Mannschaft halber und was Art dieselbe, item wie viel wieder zugeworben werden solle und wohin sonsten wegen dieses Marsches und der dazu erforderten Nothwendigkeiten halber, Unsere gnädigste Intentiones in einem und dem andern gehen , gewiſſe Nachricht und Ordre darnach nehmen könne , Ihr Euch also zu achten und Unserm 2. von Schöning eine accurate Deſignation einzuschicken habt, was für Leute sowohl an Offizieren , als Gemeinen auskommandirt sein, wie denn hoffentlich die Auskommandirten so beschaffen sein werden , daß Wir damit gnädigst zufrieden sein können und wollen Wir das Regiment vor dem Aufbruch , gleich Anderen , mustern laſſen. Daran geschieht 2c. . Gegeben Potsdam , den 29. December 1685. Un den Grafen Dietrich von Dohna , Obersten vom Leibregiment Dragoner." II. 1686 . ,,Friedrich Wilhelm , Churfürst zc. Unſern 2. Aus Unserer Ordre vom 29. December v. J. werdet Ihr wegen der, von Unserm Leibregiment

53

Dragoner zum Marsche nach Ungarn auszukommandirenden Mannſchaft Unſere gnädigste Intentiones mit Mehreren vernommen haben , wobei es ſein Bewenden insoweit annoch hat. Nur allein ist Unsere gnädigste an derweite Willensmeinung : daß die Mannſchaft , nämlich von jeder Kom pagnie 32 Mann , nebst Euch, als den Obersten , den Oberstwachtmeister, Regimentsquartiermeister , Prediger , Auditeur , Secretario , Paucker und ein Scharfrichter dergestalt parat zu halten : daß Sie gegen den 1. April den wirklichen Aufbruch antreten können ; dergestalt denn die Mannschaft noch vor demselben , von denen , von Uns dazu verordneten Commiſſarien ge mustert werden soll , wonach Ihr Euch also zu achten und bleibt es , wie gedacht , im Uebrigen wegen dieser Auskommandirung in Allem bei Un serer Eingangs erwähnten Ordre , welcher in Allem gebührend nachzuleben. Daran geschieht 2c. Gegeben Potsdam , den 25. Januar 1686. An den Grafen Dietrich von Dohna, Obersten vom Leibregiment Dragoner.“ Das combinirte Dragoner - Regiment , welches hiernach der Oberst Graf Dietrich von Dohna in diesem Feldzuge kommandiren sollte , und in dem der Kapitain von Haacke und auf sein Ansüchen auch der Kapitain von Nahmer eine Kompagnie erhielt , wurde aus dem Leibregiment und

Stabscompagnien

Leibre giment .

Leibregiment .

Dörfflinger - Dragoner in nachstehender Art zuſammengesetzt und erhielt den Namen : combinirtes Leibregiment Dragoner.

1

1

1

1 1 1 1

1

1 1

Kapitain ... Lieutenant. Fähnrich Wachtmeister... Gefreiter-Korporal . Fourier .... Kapitaind'armes .. Feldscheer.... Musterschreiber .. Korporal ... Fahnenschmied Sattler ... Tambour. Gemeine

2 4

334

1

4 4 4 4 4 4 4 4 12 12 4 4 4 12 12 256 256

Summa .

Dörfflinger Drago . ner

Formirung der 8 Kompagnien.

3

8

24 8 8 24 512

00 ∞

Oberster..... Oberstlieutenant Oberstwachtmeister . Regimentsquartiermeiſter Adjutant .... Prediger . Auditeur Secretarius.. Pauder . Wundarzt . Wagenmeister Profos ..... Scharfrichter. Steckenknecht

Sum ma .

Dragoner unter dem Kommando des Herrn Grafen v. Dohna.

Dörfflinger Dragone r .

Formation des nach Ungarn marſchirenden zuſammengeſeßten Leib Regiments Dragoner unter Befehl des Oberſten Dietrich von Dohna

54

Das Regiment war daher mit dem Unterstaabe 658 Mann stark. Da in der Stelle des Regimentstambours ein Pauker gegeben wor den, so läßt sich daraus schließen , daß das nach Ungarn marſchirende Leib regiment Dragoner Pauken erhielt , welche bis dahin nur den Reiter - Re gimentern ausschließlich bewilligt waren.

Seit dieser Zeit behielt das

Regiment auch die Pauken bei , wie aus den noch vorhandenen Listen des Personals des Staabes vor Ernennung des Regiments zum Reiter - Re gimente ersichtlich ist, in denen statt des Regimentstambours überall ein Pauker aufgeführt wird. Im Anfange des Monats April 1686 wurden die Kommandirten der verschiedenen Regimenter gegen Crossen in Bewegung gesezt , wo sich das Heer sammeln sollte , welches aus 2 Regimentern zu Pferde , einem Re giment Dragoner , 2 Kompagnien Grenadiers und 10 Bataillons Fuß volk bestand , denen 12 Feldgeſchüße , 2 Mörser und 2 schwere Belagerungs geschüße folgten. Alle Zeitgenossen rühmen den trefflichen Zustand dieſer Truppen und ihrer Ausrüstung. Die Generale , Obersten und andere Offiziere hatten das Reitzeug mit Silber beschlagen ; die Oberoffiziere der Garden an ihren Patrontaschen ganz silbernes Blech ; die Unteroffiziere versilbertes Messing ; die Gemeinen aber Messing.

Das Feldgeräth , besonders die Service der

höheren Offiziere, waren überaus reich und prächtig , und es ſuchte Einer immer den Andern darin zu übertreffen. Die Bekleidung der Infanterie war blau , die der Artillerie braun ; die Reiter und Dragoner waren durchgängig mit ledernen Kollets , die Mannschaften des combinirten Leibdragoner - Regiments außerdem gleich mäßig mit weißen , blau aufgeſchlagenen Röcken angethan. Zwei Sol daten bekamen zusammen ein Zelt und einen Strohsack, damit sie nicht an jedem Orte gleich nach Stroh und Holz zu laufen brauchten. Die Unteroffiziere der Musketiere und Pickeniere hatten Pistolen am Gürtel und das Dörfflingerſche Bataillon Kessel an der Seite ; die Reiter und Dragoner führten außer ihren gewöhnlichen Waffen noch Dolche. Die Fahnen und Standarten , welche diese Truppen erhielten , waren neu gemacht und mit besonderen bezugreichen Sinnbildern und Inschriften versehen. Obwohl nicht mehr zu ermitteln ist , welche Sinnbilder und Inschriften die Standarten des combinirten Leibregiments Dragoner hat ten : so dürfte es doch interessant sein , einige derselben hier zu finden, um daraus überhaupt den Geist kennen zu lernen , in welchem sie gedacht waren. Da war als Sinnbild ein feuerſpeiender Berg und die Unterſchrift : Innata virtute (mit angeborner Tapferkeit) ; dort ein Adler, der Kreuz

55

und Schwert in den Krallen hält, mit der Beiſchrift : Christo duce pro spera bella (unter Chrifti Anführung glückliche Kriege) ; ferner der Chur zepter, Blisstrahlen von sich schießend , mit der Umschrift : Hostes terret sed fulcit amicos (den Feinden Schrecken , den Freunden Hülfe) ; dann ein Halbmond von einer Wolke überzogen , mit der Schrift : Minuent tibi nubila lumen (Wolken verdunkeln deinen Glanz) ; eine Fackel , die den türkischen Bund ansteckt , mit der Beischrift : Non est jucundior ignis (es giebt kein angenehmeres Feuer) ; endlich eine Hand , welche um den Säbel einen Zirkel zieht , mit der Inschrift : Justissima arma secundet (den gerechtesten Waffen stehe sie bei). Nachdem die verschiedenen Abtheilungen des Korps völlig ausgerüstet in Croffen angelangt und dort in Regimenter zuſammengestellt waren, begab sich der große Churfürst , nunmehr über 66 Jahr alt und durch die Beschwerden eines mühevollen Lebens gebeugt , in eigener Person mit ſei ner Gemahlin und seinen Prinzen , so wie mit den Ministern und Ge neralen dahin , um diese Abgeordneten eines ruhmgekrönten , einst durch ſeinen Heldengeist geschaffenen Heeres zu besichtigen und vielen von ihnen, die er so oft selbst zum Siege geführt hatte , das lehte Lebewohl zu sagen. Der 17. April 1686 war zu dieſer denkwürdigen Revue ausersehen, welche einen rührenden Beweis von dem vertrauungsvollen Verhältnisse giebt, in welchem der große Churfürst zu seinen Kriegern stand . Abschiedsrevue bei Eroffen. ) Bei Wendisch Sagar , eine Meile von

Croſſen und

12 Meile von der Schlesischen Grenze , waren die Truppen in einem Treffen aufgestellt , das combinirte Leibregiment Dragoner auf dem rechten Flügel der Reiterei , zwischen dem Bataillon des Prinzen Alexander von Kurland und dem Reiter - Regimente des Generals von Strauß. Artillerie stand hinter der Mitte des Treffens.

Die

Des Morgens um 8 Uhr erschien der Churfürst, mit ſeiner Gemahlin in einer offenen Kalesche fahrend , begleitet von seinem ganzen Hofstaate und den Abgeordneten des Kaisers , den Grafen Schaffgotsch , Proskau und Dünewaldt und dem Baron von Bersdorf. Sobald er sich der Truppenaufstellung näherte , stieg er zu Pferde , ritt zweimal an der Trup penlinie hinunter und begab sich dann zu der Artillerie , welche zuerst die Brandenburgische und dann die Reichslosung aus dem Geschüß geben mußte. Dasselbe thaten hierauf das Fußvolk , die Reiterei und die Dra goner aus dem kleinen Gewehr.

Die Artillerie producirte nun noch ihre

Geſchicklichkeit im Granatenwerfen und brannte eine neue Art unauslöſch licher Brandkugeln ab , was zur größten Zufriedenheit des Churfürsten ausgeführt wurde.

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Nach dieser Besichtigung rückten die Truppen wieder in das Lager der Churfürst aber bewirthete vor demselben in einem prächtigen Zelte die Fremden und die vornehmsten Offiziere des Brandenburgischen Heeres mit einem splendiden Gastmahle und begab sich nach Beendigung deſſelben in ein anderes Zelt , wo er alle Offiziere des nach Ungarn bestimmten Korps vor sich kommen ließ. Hier redete er sie mit folgenden Worten an: Wir haben Euch erwählet , um Euch die durch Gottes Beistand erworbene Glorie Unserer Waffen zu Dienst Ihro Kaiserlichen Majestät wider den Erbfeind anzuvertrauen .

Sie wußten , daß diese Waffen , ohne

eitlen Ruhm , einen guten Namen und Reputation in der Welt haben. Dahero tragen wir auch zu Euch das Vertrauen , daß Ihr nichts thun werdet, was dieselbe einigermaßen beflecken könnte ; zumal da Ich Eurer Tapferkeit versichert und von so vielen und herrlichen Actionen ſelbſt Zeuge bin. Insonderheit aber rekommandire Ich Euch die Einigkeit, und will, daß durchaus keine Jalousie und Zwietracht , als welche insgemein mehr Schaden denn die feindlichen Waffen verursacht , unter Euch sein solle. Indessen aber will Ich, obgleich nicht mit dem Leibe, doch mit dem Ge müthe zugegen sein und für Euch alle sorgen , damit Euch nichts erman gele ; inmaßen Ich dann Ordre gestellt , daß denen Offizieren ihr vollkom mener Sold , denen Gemeinen aber außer der vollständigen Verpflegung, einem Reiter anderthalb Reichsthaler am Gelde monatlich richtig , ohne Abgang der Kleider - Gelder bezahlet werden solle. Hiernächst rekomman dire Ich Euch gute und scharfe Ordre zu halten , und des Landmannes, auch des Getreides auf den Feldern zu schonen , wie auch alle Vorsichtig= keit zu gebrauchen , daß durch Eure Schuld keine Feuersbrunst entstehe, sondern möglichster Maßen verhütet werde. Im übrigen habt Euer Devoir und die wahre Glorie allezeit vor Augen.

Wann solches , wie Ich nicht

zweifele, geschehen wird , könnet Ihr Euch Meiner beständigen Gnade und Affection , wie auch einer genereusen und redlichen Vergeltung versichert halten." Der Generallieutenant von Schöning dankte hierauf in einer kurzen, aber wohlgefaßten Rede im Namen seines Korps dem hochverehrten Mo narchen für das Vertrauen , welches Er dadurch an den Tag lege, daß Er sie mit der bevorstehenden Erpedition beehre ; versicherte, daß sie alle bereit wären , in einer so gerechten Sache und für die Ehre und Repu= tation ihrer Waffe ihr Blut mit Freuden zu vergießen und ihr Leben aufzuopfern , und versprach nochmals für sich und im Namen Aller, daß fie, so wie sie bei so vielen Gelegenheiten ihre Treue bewiesen hätten, auch ferner als redliche Leute thun und als tapfere Soldaten eines so mächtigen Potentaten und großmüthigen Herrn fich verhalten wollten.

57

Der Churfürst gestattete hierauf allen Offizieren den Handkuß zum Abschiede und ließ sich dann vor das Zelt tragen, um die indeß wieder aus dem Lager gerückten Truppen vorbeidefiliren zu lassen und ihnen dabei ſeinen Anblick zum lehten Male vor ihrem Abmarsche zu gewähren. Bei dieser Gelegenheit gestanden die anwesenden Fremden einmüthig , in ihrem Leben keine schönere, in allen Stücken besser ausgerüstete Mannschaft ge= sehen zu haben , was auch der General Graf Dünewaldt später in Wien öffentlich betheuerte. Der Churfürst kehrte am folgenden Tage wieder nach Berlin zurück ; das bei Croſſen versammelte Korps aber marſchirte am 19. April ab und in 3 Kolonnen durch Schlesien bis an den Paß von Jablunka , wo es sich wieder vereinigte.

Die Kolonne , bei welcher sich das combinirte Leib

regiment Dragoner befand , nahm ihren Weg auf dem rechten Oderufer; die Verpflegung geschah unter Aufsicht kaiserlicher Kommissarien von dem Lande und hatte mancherlei Schwierigkeiten , wodurch der Marsch zuweilen ſehr verzögert wurde.

Der Paß von Jablunka , an der Hauptstraße aus

Schlesien über Teschen nach Preßburg , führt durch das Thal der Oelsa ununterbrochen durch eine enge Gebirgsvertiefung , aus der weder rechts noch links ein Ausweg stattfindet.

Da dieser Paß in dem Rufe ſtand,

daß er dem Durchzuge der Truppen bedeutende Hinderniſſe in den Weg legen könne : so sah sich der Churfürst ſelbſt zu mehreren Verhaltungs befehlen in dieser Beziehung veranlaßt, und der Generallieutenant von Schöning hatte schon den 17. Mai von Ratibor aus einige Offiziere vor ausgeschickt, um die Straßen und Brücken zu rekognosciren . Ihr Bericht lautete günstiger , als man erwartet hatte ; man ging daher den 27. Mai durch den gefürchteten Paß , verabsäumte aber nicht , das Heer gegen die berüchtigten Straßenräuber der Gegend durch eine starke Arriergarde decken zu laſſen. Die Oelſa war übrigens sehr angeschwollen und dadurch der Marsch allerdings gefährlich und nicht ohne alle Verluste. Unter andern verlor der Kommandeur des Leibdragoner - Regiments einen Vorreiter mit zwei Handpferden , welche rettungslos ertranken. Jenſeit dieses Paſſes und des Jablunkagebirges angekommen , paſſirte man am 29. Mai die Waag auf Kähnen und gelangte über Neustadt nach Trentschin, wo einige Ruhetage für die Beschwerlichkeiten des Mar ſches entſchädigen ſollten. Hier empfing der Generallieutenant von Schö ning am 4. Juni die offizielle Nachricht , daß man sich zur Belagerung der Feste Ofen anſchicke und der Brandenburgiſchen Hülfsmacht sehnlichſt entgegensehe.

Er sehte daher den Marsch unverweilt gegen Ofen fort,

verließ aber am 20. Juni ſein Korps , um vorauszueilen und dem Her zog Karl von Lothringen , der das Belagerungsheer befehligte, die An

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kunft der Brandenburger ſelbſt zu melden und deſſen weitere Befehle zu empfangen. Belagerung von Ofen Sertbr. 1686.) (24

Ofen war seit dem Jahre 1541

in den

Händen der Türken , und neun Belagerungen hatten nicht vermocht, die Tapferkeit der Besatzung zu besiegen. Dadurch hatte die Festung einen militairischen Ruf erlangt und war das Bollwerk der Türkischen Macht in Europa gegen die Christenheit geworden , deren Sicherheit von hier aus sich vielfach bedroht sah. Die Schrecken , welche der gefürchtete Mustapha bis an die Thore der Kaiserlichen Residenz trug und von denen halb Eu ropa erfüllt wurde, standen noch im frischen Andenken , und es schien an der Zeit, ernsthafte Maßregeln dagegen zu ergreifen. Daher glich der dies malige Zug gegen Ofen einer Kreuzfahrt des 17ten Jahrhunderts . Die gegen die Türken im Ganzen aufgestellte Macht bestand überhaupt aus 97,600 Mann , wozu Oesterreich selbst 64,600 Mann stellte. In großer Anzahl zogen vornehme Freiwillige aller christlichen Nationen herbei , um an dem Kampfe gegen die Ungläubigen Theil zu nehmen , und so war, ungeachtet bedeutender Detaschirungen nach Oberungarn , Kroatien und Siebenbürgen, unter dem Herzoge von Lothringen ein Heer von 60,000 Mann am 8. Juni vor der Festung erschienen und hatte sogleich die Be lagerung auf drei verſchiedenen Seiten begonnen. Ofen liegt am westlichen Ufer der Donau auf einem Hügel , der nach dem Flusse hin felsig ist. Am Fuße dieses Hügels liegt ein anderer Theil der Stadt, die Wasserstadt, auch Judenstadt genannt. Beide Theile hat ten eine starke doppelte Mauer, mit Rondelen versehen, und an der untern Seite der Stadt befand sich ein festes Schloß. Die Besatzung bestand aus 16,000 Mann ; ihr Befehlshaber war der tapfere Abdurrahman Paſcha, ein Renegat , früher Schweizer - Offizier, Namens Coigny , dessen Helden kraft durch 70 Lebensjahre noch nicht geschwächt war. Gegen das Wiener Thor war der Angriff der Kaiserlichen , gegen den Gerhards- oder Blocksberg standen die Baiern , gegen die Wasserstadt die Reichstruppen. Zwischen diesen und den Kaiserlichen war die Stelle , wo die Brandenburger einrücken sollten.

Indessen war die Brandenburgische

Armee ihrem vorausgeeilten Befehlshaber so schleunig als möglich gefolgt. Den 21. Juni kam dieser seinen Truppen schon entgegen und führte sie bis Pesth , wo sie den 23. ankamen und am 24. von dem Herzoge von Lothringen besichtigt wurden. Sie begrüßten bei dieser Gelegenheit den Herzog mit einer dreimaligen Salve aus dem Geschüß und dem kleinen Gewehr. Das Belagerungskorps bewillkommnete die Brandenburger in gleicher Art, und dieſe ſäumten nicht, noch an demselben Abende mit 1200 Mann Fußvolk unter dem General von Marwiß ihre Stelle in den Reihen

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der Belagerer einzunehmen.

Von der Seite der Wasserstadt , die bereits

in den Händen der Kaiserlichen war , rückten sie nun schon in der ersten Nacht mit ihren Belagerungsarbeiten bis auf 150 Schritte von der feind lichen Mauer vor. Da fie dem beständigen Feuer aus gezogenen Röhren ausgesetzt waren , so fielen hier die ersten Opfer der Brandenburger, unter denen sich auch am 25. des Morgens der Sohn des Feldmarschalls von Dörfflinger befand. Den 26. Juni wurde unter dem Generalmajor von Barfuß die Ab lösung der bis jest in den Trancheen geweſenen Brandenburger veranlaßt, wozu auch der Kommandeur der Leibdragoner , Graf Dietrich von Dohna kam , und man benuste zugleich diese Verstärkung , um die Angriffslinien zu erweitern , welche an diesem Tage mit denen der Kaiserlichen gleich weit vorschritten, an denen schon seit 3 Wochen gearbeitet worden war. Der übrige Theil des Brandenburgischen Heeres und mit ihm das kombinirte Leibdragoner - Regiment paffirte an diesem Tage die über die Donau geschlagene Schiffbrücke und rückte auf der nach Pesth zu liegenden Seite der Festung ins Lager. Bald darauf, nachdem dies geſchehen war, zündete der Feind eine Mine und machte unter dem Schuße derselben einen sehr heftigen Ausfall , der sowohl in die Kaiserlichen , als in die Brandenburgischen Linien drang , aber bald wieder zurückgetrieben wurde. Eben so erging es einem am 29. Juni unternommenen Ausfalle , bei wel chem insbesondere die Leibdragoner Gelegenheit fanden , ihren alten Ruf zu bewähren , da sie einer bereits im Rücken der Parallelen schwärmenden türkischen Reiterabtheilung mit dem Schwerte in der Fauſt ſich entgegen= warfen und sie in einem Kampfe Mann gegen Mann zurücktrieben. Den 1. Juli konnten die Brandenburgischen Batterien ihr Feuer be ginnen und hatten am 3. Juli bereits die vordere Mauer so weit nieder geschossen, daß man hoffte , sie durch einen Sturm zu nehmen und sich darin festzusehen. Den folgenden Tag unternahm man daher dieſen Sturm wirklich , der aber nach einem zweistündigen vergeblichen Kampfe einen großen Verlust zur Folge hatte. Unter andern blieb auch dabei der ältere Bruder des Kommandeurs der Leibdragoner , Oberst Graf Karl Emil von Dohna, der das Regiment Anhalt kommandirte.

Dieser Todesfall erfüllte

den jüngeren Bruder mit der tiefsten Trauer, welche das ganze von ihm befehligte Regiment mit ihm theilte, und jeder einzelne Dragoner brannte vor Begierde, den Schmerz seines hochverehrten Kommandeurs an dem Erbfeinde zu rächen. Da die Türken häufige Ausfälle machten , so blieb auch die Gelegenheit dazu keinen Tag aus. Indessen ging die Nachricht ein , daß ein Entsag von 70,000 Mann

unter dem Großvezier im Anzuge sei ; der Herzog von Lothringen beschloß

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daher, noch vor dessen Ankunft die Festung mit Sturm zu nehmen .

Da

aber die gegen die Mauern angelegten Minen dem Belagerungsheere mehr Schaden thaten, als den Belagerten , und dieser üble Erfolg den Muth der Besatzung noch erhöhte : so ließ nun der Herzog die Mauern von allen Seiten lebhaft mit Geſchüß beschießen. Bis zum 16. Juli waren bereits mehrere Breschen zu Stande gebracht, und man beschloß, am 17. einen Hauptsturm zu wagen.

Es waren 3000 Mann dazu bestimmt , von denen 1000 Brandenburger, die aus den verschiedenen Regimentern Fußvolk,

Reiter und Dragoner als Freiwillige zu diesem Ehrendienste aufgerufen worden. Nachdem gegen Abend nach 5 Uhr die Signalschüsse von dem Schwa benberge gegeben waren , geschah der Angriff auf 3 Seiten , während die Ungarn noch außerdem eine Diverſion an der Waſſerſeite machten. Die Oeffnung , gegen welche die Brandenburger vorrückten , war ei gentlich noch zu schmal ; da aber der Herzog von Lothringen den Sturm darauf befohlen hatte , so wollte ihm der Generallieutenant von Schöning keine Gegenvorstellungen machen und bat sich nur aus , daß die Bran denburger für sich allein und nicht mit den Kaiserlichen untermengt fechten dürften.

Die Bresche lag zur Linken des mittleren Rondels und bestand

aus zwei verschiedenen Theilen. Der Angriff gegen die kleinere Bresche schlug gleich anfangs fehl , wurde aber unter Befehl des Kapitains von Nahmer , der alles zuſammenraffte , was er an Leuten erlangen konnte, mit mehr Glück wiederholt. Als dieser tapfere Offizier die Palliſaden er reicht hatte, ward er durch einen Steinwurf am Kopfe verwundet , so daß er betäubt die Bresche wieder herunterfiel.

Dobna am 18. Juli 1686. )

Indessen war auf dem größeren Theile der

Bresche der Erfolg gleich vom Anfange an günstiger gewesen , hatte aber auch hier viel Blut gekostet. Der Oberst, Prinz Alerander von Curland, der diesen Angriff befehligte, war im Kampfe gefallen , und der Oberst von Belling , Kommandeur des Regiments Kurprinz , stritt mit dem Ober sten, Grafen Dohna um die Ehre , ihn im Kommando zu ersehen. Der Kapitain von Nahmer , der sich in den Laufgräben hatte verbinden laſſen und nun seinen Kommandeur aufsuchte, kam dazu und wollte , von einer traurigen Ahnung ergriffen , den Grafen Dohna zurückhalten ; dieser aber war mit einem Sprunge auf der großen Bresche , wo man bereits an der Einwohnung arbeitete , und da Nazmer seine dringenden Vorstellungen fortsette, beseitigte der tapfere junge Held jeden ferneren Einwand mit den Worten : Laissez moi , Natzmer , ou je me fâcherai contre vous ! Um die nöthigen Anordnungen beſſer treffen und das Ganze übersehen zu können , war er auf einen aus der Mauer geschossenen Quaderſtein

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getreten und ragte, da er überdies sehr groß war , über Alle weg. So wurde er im nächsten Augenblick von einer feindlichen Kugel getroffen, welche durch die rechte Seite der Stirn eindrang und im Hintertheile des Kopfes wieder hinausging. Der Kapitain von Nahmer , vor deſſen Füßen grade sein hochverehrter Kommandeur leblos niederfiel , traf sogleich alle Anstalten und ließ ihn auf einer mit Piken gemachten Tragbahre von der Bresche hinunter nach dem Laufgraben tragen. Hier kam derselbe wieder etwas zu sich, und da er nach der Wunde und nach seiner Tasche griff: so hielt ihm der Kapitain von Nahmer die Hände zurück, weil die Wunde stark blutete. Um ihn nicht durch fortdauernde Bewegung zu sehr anzustrengen, wurde bei der großen Batterie aufs neue Halt gemacht.

Als man hier

ſein Taſchenbuch ſuchte , sprach er zur größten Freude aller Umſtehenden mit vernehmlicher Stimme : il est dans mon chapeau ; der Hut war aber in der Bresche zurückgeblieben.

Nachdem sich der Graf etwas erholt hatte,

trug man ihn mit neuer Hoffnung auf seine Rettung in ſein Zelt , wo er aber nach Mitternacht fanft verschied. Herr von Nahmer bemerkt in ſeiner Lebensbeſchreibung : „Mit ihm ſank ein tapferer junger Mann in das Grab ; ein Offizier voller vortrefflicher Eigenschaften und Meriten ; der Lehte von den Grafen Dohna's aus Vianen." Die Trauer , welche das Leibregiment Dragoner empfand , war tief und allgemein.

Sie fand nicht nur bei dem vor Ofen liegenden Be

lagerungskorps innige Theilnahme, sondern auch im Vaterlande , nament lich aber bei dem großen Churfürsten , der bereits nach dem Tode des ältern Grafen Dohna das Leben des jüngern , legten Zweiges eines be rühmten alten Hauses nicht länger der Gefahr einer Belagerung ausgeseßt wissen wollte. Er nahm daher einen Vorwand , ihn zurückzurufen , und erließ in dieser Beziehung nachstehenden Befehl an den Generallieutenant von Schöning : „Wir haben aus Eurer leht eingelangten unterthänigsten Relation vom 4/14. Juli den unglücklichen Succeß des wider Ofen , vorgenommenen Sturmes , wie auch den tödtlichen Abscheid Graf Karl Emils von Dohna ungern vernommen : wünschen zuvörderst von dem Allerhöchsten , daß die ser Verlust mit besseren und glücklicheren Begebenheit ersehet und der be lägerte Ort in Kurzem ohne ferneres christliches Blutvergießen in Ihro Kaiserliche Majestät Hände gerathen möge.“ „Und gleichwie wir mit Eurer hiebei und sonst bezeugeten Conduite in Gnaden wohlzufrieden , also werdet Ihr darin ferner also continuiren und von weiterem Verlauf uns unterthänigste und umständliche Nachricht zu geben haben."

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,,Dieweil auch wegen vorgedachten Grafen von Dohna Todesfalls, dessen Bruders Anwesenheit und Gegenwart in Holland und sonderlich in Vianen , verschiedener Ursachen halber nöthig : als befehlen wir Euch gnädigst, ihm ſeine Dimiſſion zu ſolcher Reise zu ertheilen und anzuzeigen : daß er dieselbe mit dem förderlichsten antreten könne 2. Gegeben Cleve den 22. Juli 1686." Da dieser Befehl erst nach 4 Tagen geschrieben wurde, als der Tod den jungen Helden schon abgefordert hatte: so kam er freilich zu spät, giebt aber nicht minder Zeugniß von den wohlwollenden Gesinnungen des großen Churfürsten und von der besondern Gnade desselben , deren sich der Kommandeur der Leibdragoner erfreut hatte. Die Leiche wurde nach Cüstrin gebracht , wohin die seines Bruders ſchon vorangegangen war. Hier , wo ihr Vater , der General -Feldzeug meiſter Graf Dohna, bis zum Jahre 1677 Gouverneur gewesen war, wur den Beide mit großem Gepränge unter der Stadtkirche beigesett ; vereint im Tode, wie sie im Leben treu bei einander gehalten hatten. Das Kommando des combinirten Leibdragoner - Regiments ging nun

mehr auf den von dem Regiment Dörfflinger Dragoner kommandirten Oberstlieutenant über, deſſen Namen aber die Geschichte nicht aufbewahrt hat. Die ausgezeichnete Bravour , mit welcher die Brandenburger bei die ſem Sturme gefochten hatten , fand bei dem Herzoge von Lothringen ver diente Anerkennung und wurde auch von demselben in einem Schreiben an den Churfürsten vom 18. Juli 1686 höchlich gerühmt . Es dürfte nicht unpassend erscheinen , dieses in französischer Sprache abgefaßte Schreiben in der Uebersehung hier mitzutheilen , da das Leib regiment Dragoner auch seinen reichlichen Antheil daran hatte : „Vor Ofen den 18/28. Juli 1686."

11 Mein Herr Vetter!" „Das gestrige Gefecht , von dem Euer Churfürstliche Durchlaucht durch den . Generallieutenant von Schöning genauer unterrichtet sein werden, bringt den Waffen Euer Churfürstlichen Durchlaucht so viel neuen Ruhm durch die Lapferkeit , welche Ihre Truppen dabei bewiesen haben , daß ich dem Drange unmöglich widerstehen kann , Euer Churfürstlichen Durchlaucht durch diese Zeilen für meine Person dafür zu danken , daß Sie geruht haben, so gute Truppen unter meinen Befehl zu stellen.

Ich habe über

dies in den Talenten und der Tapferkeit des Herrn Generallieutenants von Schöning so viel Unterstüßung gefunden , daß ich Euer Churfürstlichen Durchlaucht darüber das glänzendste Zeugniß geben muß und bin

Mein Herr Vetter Euer Churfürstlichen Durchlaucht geneigter Diener und Vetter Karl von Lothringen."

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Außerdem umarmte der Herzog am 18. Juli in Gegenwart aller Generale den Generallieutenant von Schöning wieder sehr gnädig und dankte ihm für die braven Dienste, die er am gestrigen Tage mit den Brandenburgischen Truppen Seiner Kaiserlichen Majestät geleistet hatte. Diese Ehre war von den Brandenburgern durch einen Verlust von 40 Offiziers , unter denen auch der Herzog Alexander von Curland , und von 446 Unteroffizieren und Gemeinen an Todten und Blessirten theuer genug bezahlt worden ; doch nennen die Berichte von den blutigen Er eignissen dieses Tages außer dem Kommandeur keinen Offizier des Leib dragoner - Regiments unter den Todten und Bleſſirten. Während man die Belagerung eifrig fortsette , ging die Nachricht ein, daß eine türkische Armee von 60,000 Mann unter dem Großvezier zum Entsaß der Festung im Anmarſche und bereits bis Ercsi gelangt sei.

Der

Herzog beschloß daher am 28. , das Lager zu verändern , womit ſogleich angefangen wurde. Die neue Stellung lehnte ihren linken Flügel an den Blocksberg und die Donau, die Mitte stand am Adlerberge , der rechte Flügel am Bürgerberge, durch einen impraktikablen Moraſt gedeckt. Um 29. zeigte sich die Avantgarde des Feindes , etwa 5000 Mann ſtark, ½ Meile von dem Lager auf einer Höhe , und von nun an kamen täglich einige Hundert Türken herunter. So entspann sich eine Menge kleiner Gefechte , die jedoch ohne besondern Erfolg blieben. Nachdem der Großvezier von jener Höhe die Belagerungsarbeiten rekognoscirt hatte, trachtete er auf alle Weise darnach , Truppen in die Festung zu werfen, und seine Stellung war so vortheilhaft , daß man es nicht wagte, fie an= zugreifen. Man begnügte sich daher , den Feind nur von seinem Vorhaben abzuhalten ; um aber den linken Flügel der Brandenburger beſſer zu decken, ließ der Generallieutenant von Schöning durch das sogenannte Pankerthal eine Linie ziehen und eine Redoute darin anlegen.

Später wurde diese

Linie sogar bis auf den Thalrand verlängert , dort eine Sternschanze er baut und mit Brandenburgischem Geſchüß beſeßt. Fast täglich rückten die Alliirten aus den Retranchements vor , um und den Feind zu erwarten. Um 3. August war dies wieder der Fall , man erfuhr , daß der Großvezier am folgenden Tage einen Succurs in die Festung bringen wolle. ordnung stehen.

Die Armee blieb daher die Nacht über in Schlacht

Die Kaiserlichen hatten den rechten Flügel , die Bran

denburger, die Baiern und Sachſen den linken Flügel. Die Trancheen waren , wie immer , durch eine starke Besaßung vor feindlichen Ausfällen gesichert. Mit anbrechendem Tage, den 4. August, zog der Feind von der Höhe, die er bis dahin beseht hatte, herunter und stellte sich zwischen den Dör

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fern Eugenius - Promontorium und Bia ebenfalls in Schlachtordnung auf. Man beschloß seinen Angriff abzuwarten , womit er zu zögern schien. Ge gen 6 Uhr endlich wendete sich ein starkes Detaschement von Spahis und Janitscharen gegen das Gebirge Buda Ders , um den Kaiserlichen in die rechte Flanke zu fallen .

Da noch ein

anderer Trupp ohngefähr 1500

Schritt von der Brandenburgiſchen Linie vorbeiging , ſo ließ der General lieutenant von Schöning eine Granate aus einer Haubige werfen , die mitten in das Türkische Detaſchement fiel und es ganz auseinander jagte. Nachdem der General Dünewaldt jenes erste Detaschement hinter dem Berge geschlagen hatte , wohin er mit 7 Regimentern zur Obſervirung desselben geschickt worden war , avancirte die ganze Linie der Alliirten gegen den Feind.

Dieser warf sich zweimal mit 1000 Pferden gegen den rech=

ten Flügel , wurde aber jedesmal zurückgetrieben. Indessen war zwischen den Brandenburgern und dem linken Flügel eine Lücke von mehr als 1000 Schritt Breite entstanden, und der Groß vezier beabsichtigte, hier durchzubrechen. Er begann daher mit 10,000 Pfer= den auf die Brandenburger einen heftigen Choc ; Herr von Schöning hatte aber die Lücke kaum bemerkt, als er sie sogleich durch einige Bataillons aus dem zweiten Treffen ausfüllen und einige Escadrons Reiter auf eine Höhe rücken ließ, welche den Angriff des Feindes in der Flanke bedrohten. Als der Feind nach diesen Anstalten sich unverrichteter Sache zurückzog und seine alte Stellung wieder einnahm , ging auch die alliirte Armee in ihr Lager zurück.

Es waren bei dieſem Gefechte 8 Geſchüße erbeutet wor

den , und die Brandenburger erhielten 4 davon , was ungefähr einen Maß stab für ihre Leistungen abgeben dürfte. Den 10. August erneuerte der Großvezier den Versuch, die Beſahung zu verstärken. Er war die Nacht hindurch mit 2000 Spahis und eben so viel berittenen Janitscharen über Bia und Klein Turbal marſchirt und erſchien mit Tagesanbruch (gegen 5 Uhr) so überraschend im Thale von St. Paul, daß seine Truppen mit den Vorposten der Alliirten zugleich ankamen. Die Brandenburger , zuerst kampffertig , empfingen den Feind auf 200 Schritt mit 3-8pfündigen Kanonen , worauf er sich links wen dete und durch das Regiment La Drone zu Pferde , 600 Schritt von den Brandenburgern entfernt, durchbrach. Ein anderer Theil ging durch das Thal in die rechte Flanke der Ulliirten ; diese aber war durch ein Kaiser liches Regiment, von Häusler zu Pferde , und eine Escadron des Leib dragoner-Regiments gedeckt, welche jeden Angriff zurückwieſen . Auf diese Art brachte der Großvezier kaum 500 Mann in die Festung und verlor über 600 Mann ; das Regiment Leibdragoner hatte den Verlust des Kapitains von Haacke zu beklagen , der bald im Anfange des Gefechts

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erschossen wurde. Der Verlust der Ulliirten im Ganzen war an dieſem Tage sehr unbedeutend ; indeß blieb von nun an jede Nacht ein Theil ihrer Truppen unter dem Gewehr, und die Vorposten geriethen täglich zuſam= men, da der Feind seine Versuche durchzudringen immer aufs neue wie derholte. Am 19. August des Morgens , nachdem die Sonne schon hoch am Himmel stand und man kaum den Feind noch erwartete, drang derselbe plöglich von Alt - Ofen aus auf dem rechten Flügel längs der Donau über das Kaiserbad mit den Kaiserlichen Vorposten zugleich vor.

Obgleich er

von einigen bewaffneten Böten und von einem Rondel , das mit Kaiser lichen Musketieren befeht war , auf das nachdrücklichste empfangen wurde, und sich ihm sofort 7 Escadrons unter dem General von Häusler und 9 Escadrons unter dem General - Feldmarschall - Lieutenant von Mercy entgegenwarfen : so brach doch ein Theil der Türken mit großem Ungestüm durch, konnte aber die Redouten in den Trancheen nicht paſſiren und wen dete sich gegen das Brandenburgische Lager.

Um seinen Truppen Zeit zu

laſſen, ſich zu rüsten , ließ der Generallieutenant von Schöning schnell alles zu Pferde steigen , was er nur zusammenbringen konnte, und ging sogleich mit 2 Escadrons Reitern und 2 Escadrons Leibdragonern , sammt allen freiwilligen Offizieren, durch die Zelte dem Feinde muthvoll entgegen. Der Herzog von Lothringen , der von den Seinigen getrennt und nur von 6 Personen begleitet, fast in Gefahr gerieth , gefangen zu werden, wurde hier von den Leibdragonern und zwar von der Kompagnie des Kapitains von Nahmer befreit und dankte diesem tapfern Offizier auf das verbindlichste.

Hierauf sehte er sich vor die erste Escadron der Leibdra

goner, welche bisher der Generallieutenant von Schöning selbst geführt hatte, und ging dem Feinde in die Flanke. Dieser war bis an den Gra ben gelangt, der zur Sicherheit des Brandenburgischen Lagers gezogen war. In seinem Siegeslaufe plößlich aufgehalten , sah er sich noch überdies von den anrückenden Truppen bedroht ; er dachte daher nur an seine Rettung und in allen Richtungen Marsch Marsch , auseinander suchte jeder sein Heil in der Flucht. Nur wenige Türken gelangten bis an das Bran denburgische Regiment Prinz Heinrich und wurden dort niedergemacht. Bei dieser Gelegenheit prallte auch ein Türke gegen den Kapitain von Nahmer an. Dieser wollte sich eines Karabiners gegen ihn bedienen ; als es aber zur Entscheidung kam , war kein Pulver auf der Pfanne und der feindliche Reiter so nahe, daß er mit seinem Säbel den vorgestreckten Ka rabiner von sich hieb. Aber er entging ſeinem Schicksale nicht. Ein Dragoner von der Kompagnie dieses braven Kapitains verstand , nach den eigenen Worten des Herrn von Nahmer , seine Sache besser und schoß ihn nieder. 5

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Während dieses Gefechts hatte auch die Besaßung der Festung einen Ausfall gemacht, der aber durch die starke Laufgrabenwache vollständig und mit großem Verluste des Feindes abgewiesen wurde. Der Herzog von Lothringen lobte aufs neue in einem Schreiben vom 19. August an den Churfürsten das Benehmen der Brandenburger mit den Worten : Ich kann mich nach dem heutigen Gefechte nicht glücklich genug schätzen, mich an der Spize von Euer Churfürstlichen Durchlaucht Truppen zu befinden und muß hierüber ein wahrhaftes Zeugniß abgeben ic." Entscheidend war für den glücklichen Ausgang der Belagerung die Ankunft zweier detaſchirten Korps im christlichen Lager , unter Caraffa aus Oberungarn und unter Scharffenberg aus Siebenbürgen , deren ursprüng liche Stärke 24,000 Mann betragen hatte. In dem am 1. September zuſammenberufenen Kriegsrathe wurde daher beschlossen , Ofen im Angesichte des Großveziers mit Sturm zu nehmen. Am 2. September um 4 Uhr Nachmittags gaben 6 Kanonenschüsse das Zeichen zum Angriff, der in 3 Kolonnen ausgeführt wurde. Der Herzog von Croy befehligte zur Rechten, der Generalmajor von Barfuß zur Linken und der Generallieu tenant von Schöning , der im Auftrage des Herzogs von Lothringen die Disposition entworfen hatte , in der Mitte.

Die Brandenburgische Reiterei

und die Leibdragoner standen gegen den Großvezier , der im Vertrauen auf die Tapferkeit der Besaßung ein müßiger Zuschauer des Sturmes blieb. Nach einem heftigen Widerstande gelangten die Alliirten in die Stadt, und zwar der Generallieutenant von Schöning 40 Brandenburgern zuerst.

mit einem Trupp von

Da die Offiziere dieſes tapfern Haufens alle

geblieben waren , so übergab der Generallieutenant einem Gefreiten von der Churfürstlichen Garde das Kommando , und dieser drang auf einem glücklich entdeckten Fußsteige , der zu einem halbzerstörten Thurme führte, durch die Pallisaden in die Stadt ein , während der Feind auf der linken Seite sich noch mit dem Muthe der Verzweiflung gegen den General Barfuß wehrte. Indeß wich die Besahung bald von allen Seiten und zog sich in das Schloß zurück. Abdurrahman Paſcha , der tapfere Ver theidiger von Ofen , fand auf der Bresche am Wiener Thore einen rühm lichen Lod. Die ganze Nacht wurde geplündert, und am andern Morgen deckten 4000 Leichen die von Glut und Blut rauchenden Straßen.

Die Verthei

diger waren Türken und Juden , und gegen diese beiden Nationen kannte der damalige Christ keine Schonung . Tod oder Gefangenschaft, aus der nur schweres Lösegeld befreite, war die Losung.

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Im Laufe des 3. Septembers ergab sich auch das Schloß an die Baiern. Der Herzog von Lothringen begab sich hierauf in das Lager des Churfürsten von Baiern und ließ das Te Deum laudamus unter dem Donner aller Geſchüße um das ganze Retranchement und unter dem Schalle sämmtlicher Trompeter der Armee ſingen.

Hierzu war um ſo grö

ßere Veranlassung , als nach der Erſtürmung von Ofen der Großvezier mit der ganzen Erſaharmee ſogleich abgezogen war. Der Generallieutenant von Schöning ließ in der Festung ein Inven tarium sämmtlicher vorgefundenen Geschüße aufnehmen. Unter diesen fand fich auch eine 24pfündige Schlange mit dem Brandenburgischen Wappen, die wahrscheinlich zur Zeit Joachim II. in türkische Hände gefallen war. Dies Geschütz bat sich der Generallieutenant für den Churfürsten aus, und der Kaiser Leopold fügte später aus freien Stücken noch einen türkischen 36 -Pfünder hinzu. Je größer die Freude in ganz Europa über den endlichen Fall eines Plates war, von dem aus die Türken förtwährend die Christenheit be unruhigten: um so lauter wurde der ruhmwürdige Antheil überall ver kündet , den die Brandenburgischen Hülfstruppen an dieser Eroberung hatten, und der Churfürstliche Gesandte in Wien , Herr von Schmettau, schrieb darüber an seinen Monarchen : „Bey Hoff und in den Antichambres ist viel Lob und Rühmens von den Brandenburgischen gehört worden , wie sie sich bei der lehten Action abermals so tapfer gehalten und die Ersten in die Stadt gedrungen.“ In ähnlich anerkennender Weise äußerte sich der Kaiser Leopold selbst und der Herzog von Lothringen gegen den Churfürsten ; dieſer aber erließ das nachstehende Schreiben an den Generallieutenant von Schöning , aus dem , wie aus allen Ordres dieses trefflichen Fürsten , eine väterliche Sorge und das lebhafteste Interesse für seine wackern Soldaten hervorleuchtet. „Wir haben nicht allein von dem von Euch anhero gesandten Ex preſſen und Euerm dabei abgestatteten Bericht, umständlich und mit Freu den vernommen , was Gestalt der Allerhöchſte die bisherige Belagerung der Stadt Ofen mit einem glücklichen Ausgang geſegnet und dieſen impor tanten Ort in Ihro Kaiserliche Majestät und gegeben."

Dero

Ulliirten Hände

,,Gleich wie uns nun hiebei zu sonderbarem Vergnügen gereichet : daß Unsere Leute und Ihr absonderlich an solchem glücklichen Succeß wo nicht das vornehmste , jedoch ein ansehnliches Theil gehabt : also sagen wir des halb Euch und Ihnen insgesammt hiemit gnädigst Dank, versichern Euch auch dabei, daß gleichwie wir durch diese Action und Eure dabei erwiesene 5.

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rühmliche Conduite und Fermeté eine neue Probe Eurer Meriten erhalten, also wir auch dessen nie vergessen , sondern Eure hierunter geleistete lobens würdige Dienste und Unsern Waffen erworbene Ehre wider Euch und die Eurigen jederzeit gnädigst erkennen wollen." „ Ihr habt auch die sämmtlichen bei ermeldeten Unſern Truppen kom mandirende Offiziere zu Euch zu erfordern und ihnen ebengestalt zu bezei gen: daß Wir an ihre bei diesem schönen Werk bezeigten Valeur und tapfern Muth ein besonderes gnädigstes Gefallen trügen und ihnen die damit wohlverdienten Belohnungen zu ſeiner Zeit zuzuwenden nicht erman geln würden , gestalt denn auch bei

jedem Regiment , insbesondere von

gedachten kommandirenden Offizieren denen Gemeinen zu communiciren : wie vergnügt Wir über die von ihnen insgesammt und einem jeden unter ihnen erwiesenen Herzhaftigkeit wären , und daß Wir vor ihre Conservation besonders Sorge trügen, auch sonst bei allen Occasionen auf Sie und Ihre erzeigte Bravour, sonderbare gnädigste Reflerion nehmen würden , gestalt Ihr denn aus beiliegender Abſchrift des an Ihro Kaiserliche Majestät von Uns abgelassenen Postscripts mit Mehrerem ersehen werdet , was Wir des halb schon bei Hochgedachte Ihro Kaiserliche Majestät gesuchet.“ ,,Wir wollen auch verhoffen , man werde in Ansehung der guten Dienste, welche Ihre Kaiserliche Majestät von gedachten Unsern Leuten gehabt, hierüber keine Schwierigkeiten machen , gestalt Ihr denn bei dem Herzoge von Lothringen und der Kaiſerlichen Generalität dieſerwegen auch gehörige Instanz zu thun und Euch wie bisher auch ferner die Conſer vation der noch übrigen Mannschaft bestens angelegen sein zu lassen 2c." Die erwähnte Beilage bezog sich wahrscheinlich auf die den Truppen während ihres Rückmarsches zu gestattenden Bequemlichkeiten und Erfri schungsquartiere , auf welche indessen der Hof zu Wien , wie der Erfolg lehrte, trog aller schönen Worte nicht eingehen wollte. Indessen hatte der Generallieutenant von Schöning am 5. September von dem Herzoge von Lothringen den Befehl erhalten , 2 Bataillone bei der Besaßung von Ofen zurückzulaſſen ; mit ſeinen übrigen Truppen da gegen dem flüchtigen Feinde nachſehen zu helfen. Den 6. September zu Mittage brach man daher auf und marſchirte in 3 Kolonnen an dem rechten Ufer der Donau noch eine starke Meile von Ofen.

Das Leibdragoner - Regiment hatte dabei die Avantgarde der

zweiten Kolonne, an deren Lete die Brandenburger sich befanden. Den 7. machte man in derselben Ordnung 3 Meilen , doch nicht ohne bedeu tende Anstrengung , weil nicht einmal Gras zum Futter für die Pferde vorhanden war und auch die Proviantſchiffe zurückblieben. So wurde der Marsch mit großer Beschwerde und Entbehrung des Nöthigsten fortgeſeht,

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bis man den 10. September nach Tolna gelangte.

Hier wurden sogleich

Anstalten zu einer Schiffbrücke getroffen , die auch am 14. fertig war und am 15. von der Kaiserlichen , Brandenburgischen , Sächſiſchen und Schwä bischen Kavallerie passirt wurde. Am 16. folgte die Infanterie und das Baierſche Korps , welches die Arriergarde hatte , ebenfalls auf das linke Donauufer. Am 18. war man bis Baja gelangt ; hier aber traf ein Ku rier von Wien ein , der den Aliirten den Befehl brachte , wieder nach ihrer Heimath abzurücken . So bekamen die Brandenburger am 19. Septbr. von dem Herzoge von Lothringen unter den schmeichelhaftesten Aeußerungen ihre Entlassung und brachen am 20. von Baja auf, um sich auf dem linken Ufer der Donau über Kalocza und Pesth nach Ofen zu begeben. Am 26. langten fie in Pesth an, zogen bei dem Durchmarsch durch Ofen die beiden Ba taillone, die dort zurückgeblieben waren , an sich und marſchirten noch den ſelben Tag eine Meile weiter. Um 2. Oktober kamen sie noch Commorn und blieben daselbst 4 Tage, um sich zum ferneren Marsche in das Va terland vorzubereiten , da ihnen nicht

einmal Erfrischungs- , vielweniger

Winterquartiere in Schlesien , wie der Churfürst den Kaiser ersucht hatte, bewilligt worden waren. Sie hatten ihre guten Dienste gethan ; man wünschte sie möglichst bald wieder los zu ſein! Den 7. Oktober brach die Armee unter dem Generalmajor von Barfuß von Commorn wieder auf, da der Generallieutenant von Schöning den 5. bereits nach Wien gereist war. Der Marsch wurde über Leopoldstadt bis Pischtzan fortgesetzt, wo man den 13. eintraf und den 14. Ruhetag hielt. Hier langte der Generallieutenant von Schöning wieder bei dem Korps an. Er war in Wien mit großer Auszeichnung empfangen worden, konnte aber doch troß der kräftigsten Protestation seines Herrn nicht verhindern, daß das Brandenburgische Hülfskorps

eine Marschroute erhielt , die in

Berlin als ein Mittel für den Ruin der Leute gehalten wurde. Die Ordre, welche der große Churfürst in dieser Beziehung an Herrn von Schöning erließ , ist zu charakteristisch , als daß sie hier fehlen dürfte: ,,Aus demjenigen , was Ihr Uns unterm 14/20. hujus aus Wien unterthänigst berichtet , haben Wir nicht ohne sonderliche Befremdung_ver= nommen , was gestalt man am Kaiserlichen Hofe , ohnerachtet Eurer ge= thanen Vorstellungen , beständig dabei geblieben: daß ein Theil unserer wieder zurückkommenden Truppen durch die Jablunka den Rückmarſch neh men müßte." Nun haben Wir Uns deſſen um so viel weniger vermuthet, nachdem der bei uns allhier sich befindende Kaiserliche Abgesandte, der Baron von

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Freydag , uns noch jüngster Lage hinterbrachte: was gestalt Ihro Kaiser liche Majestät reſolviret hätten , gedachte Unsere Truppen in ihrem Rück marſch nicht von einander zu trennen , sondern insgesammt durch Mähren wieder zurückgehen zu lassen ; gestalt denn auch gedachter Kaiser, nach dem Unsere Ministri Ihm Unsere Surprise über dasjenige , was Ihr die serwegen berichtet , temoigniret , nochmalen versichert : daß Er zu demjenigen, was Er uns dieserwegen jüngstverwichener Lage deklariret , durch einen expressen Kourier speciale Ordre von Ihrer Kaiserlichen Majeſtät hätte, auch nicht anders vermuthen könnte : als daß gedachter Marſch . danach würde eingerichtet werden." „Wir wollen auch verhoffen , daß Ihr Euch durch die geschehene Ab schickung einiger Offiziers nach der Jablunka nicht werdet haben dahin bringen lassen, die Truppen von einander zu separiren , inmaßen denn Unſere gnädigste und ernste Willensmeinung ist , es mag auch der , von gedachten Offizieren bei Ihrer Rückkunft abgestattete Bericht lauten wie er will , daß Ihr doch gleichwohl

die Leute nicht von einander

trennen,

sondern mit ihnen insgesammt keinen andern Weg als durch Mähren zurücknehmen sollet." ,,Wir hoffen auch , daß Ihro Kaiserliche Majestät in Ansehung der getreuen redlichen Dienste, welche Unsere Truppen während dieser Kam pagne geleistet, auch ferner leisten können , hierunter keine weitern Diffi kultäten machen , sondern dergestalt , wie es die von den Kaiserlichen Mi niftris Uns gegebene Declaration mit sich bringet , ihnen den Rückmarſch durch Mähren ungetheilt verstatten werde, inmaßen Ihr denn darauf aller dings zu bestehen , in keiner Weise Euch davon divertiren zu lassen und Uns mit dem Auerforderlichsten berichten , wie man sich desfalls endlich gegen Euch erklären wird zc."

Potsdam , den 19/29. Oktober 1686."

Am 19. Oktober , also an demselben Tage, an welchem diese Ordre datirt war, gelangten die Brandenburgischen Hülfstruppen nach Neustädtel. Hier beschlossen die Befehlshaber in einem Kriegsrathe , wegen vielfacher Inconvenienzen die Truppen zu theilen , sonderbar genug vielleicht in der selben Stunde , in welcher der große Churfürst so entschieden seinen Wider willen dagegen ausgesprochen hatte. Von Trentschin aus sollte die In fanterie durch Mähren , die Reiterei und Dragoner aber durch die Jablunka marschiren und diesen eine Batterie von drei 3pfündigen Geſchüßen mit gegeben werden. Die schon weit vorgerückte Jahreszeit ließ allerdings fürchten , daß der verrufene Paß große Schwierigkeiten bieten könne , in dessen gelangte man doch durch denselben ohne weitern Unfall am 28. Ok tober nach Troppau. Hier vereinigte sich die Armee wieder und marſchirte nun in 3 Kolonnen mit eben so vollkommener Mannszucht und Ordnung,

1 P

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als sie vor 6 Monaten gekommen war, wieder durch Schlesien zurück. Die Kolonne, bei welcher sich das Leibdragoner - Regiment befand , ging über Breslau. Der Marsch war sehr beschwerlich, so daß viele Kranke zurückbleiben mußten , die indessen später meistens dem Regimente folgen konnten . Den 7. December langte man in Grünberg an. Die Truppen er hielten hier den seit dem 15. August fälligen Sold ausgezahlt , und die anwesenden Kaiserlichen Ober- und Schlesischen Land - Kommiſſaire dank ten dem Generallieutenant von Schöning „für die so überaus gute und höchst rühmlich gehaltene Ordre" mit der Versicherung , solches auch bei Ihrer Kaiserlichen Majestät zu rühmen. Am 9. December ging der Generallieutenant seiner Armee voraus und nach Berlin und Potsdam , wo er dem Churfürsten Bericht abstattete. Die Truppen brachen den 10. auf und gingen nach Crossen , von wo aus sie in ihre verschiedenen Garnisonen abrückten. Die Leibdragoner mar ſchirten mit den übrigen Leibtruppen auf dem graden Wege nach Berlin. Nächst den oben erwähnten beiden großen und 4 kleinen Geschüßen legte der kommandirende General noch einen Roßschweif und 2 tartarische Pauken als Siegeszeichen zu den Füßen seines Monarchen nieder , welche noch im Zeughause zu Berlin aufbewahrt werden. Außerdem brachte er zwei junge türkische Mädchen mit , die er taufen ließ und von denen die eine, Fatime, nachmals als Geliebte des Königs von Polen die Mutter des berühmten Grafen Rutowski wurde. Der General von Barfuß über ließ dem Churfürsten 2 Türken , die er als die Tapfersten bei dem lehten Sturme von Ofen nach einer wüthenden Gegenwehr hatte gefangen neh men lassen. Mit Ruhm gekrönt, kehrten die Besieger des Erbfeindes in das Va terland zurück; aber 30 Offiziere und 3108 Unteroffiziere und Gemeine waren in dem kurzen Kampfe geblieben , so daß mehr als der dritte Mann von denen , die ausgezogen waren , nun in fremder Erde ruhte; 61 Offi= ziere hatten ehrenvolle Wunden davon getragen.

Von dem kombinirten

Leibdragoner - Regimente waren weiter keine Offiziere geblieben , als der Kommandeur und der Kapitain von Haacke. Kein Offizier war schwer ver wundet worden ; dagegen hatten fast alle leichte Verlegungen erlitten. Von den 324 Mann , welche vom Leibdragoner - Regimente nach Ungarn kom mandirt gewesen waren , kamen nur etwa 100 zurück ; von Dörfflinger nicht mehr. Der Major von Wedell , dessen Gesundheit durch die An= strengung des Feldzuges in hohem Grade angegriffen war , erhielt die er betene Entlassung und wurde Landrath in Hinterpommern. Der Kapitain

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von Below wurde in dessen Stelle zum Major und der Lieutenant Korn messer zum Kapitain befördert. Der Zustand , in dem die tapfere Schaar wiederkehrte , war sehr ver schieden von demjenigen , in dem sie ausmarschirte ; aber ihr war die Ehre vorbehalten , die Heldenstirn ihres hochverehrten Landesherrn mit dem leß ten Lorbeer zu bekränzen ! --Das Regiment Leibdragoner ward nun wieder wie vor dem Aus marsche formirt; die Mannschaften von Dörfflinger , welche mit in Ungarn gewesen waren , blieben mit ihren Kriegsgefährten vereinigt und wurden zur Ergänzung des Leibdragoner - Regiments benust , dessen Standquar= tiere von nun an in Berlin und wurden.

der nächsten Umgegend angewiesen

1687. Im Januar 1687 wurde bei der Armee ein großes Avan cement publicirt , in Folge dessen der Oberstlieutenant von Wreech als Kommandeur des Regiments bestätigt und der Kapitain von Nahmer zum General - Adjutanten befördert ward, wobei er indeß in seinem Verhält= nisse zum Regiment verblieb.

Der Lieutenant von Marwit wurde zum

Kapitain befördert und erhielt die Kompagnie des Kapitain von Haacke. Indessen war die Gicht , an welcher der große Churfürst seit langer Zeit empfindlich gelitten hatte , in Waſſerſucht übergegangen, und er fühlte ſein nahes Ende. Als frommer Christ , als weiſer Regent und als guter Hausvater ordnete er daher in größter Stille alle Angelegenheiten seines Landes wie seines Hauses , um den Seinigen jeden vorzeitigen Kummer über sein Dahinſcheiden möglichst zu ersparen . 1688.

Sein Uebel nahm von Tage zu Tage zu und er begab

sich in der Mitte April 1688 nach Potsdam. Am 27. April , nachdem er die Nacht völlig schlaflos zugebracht hatte , ließ er sich noch einmal ankleiden und befahl , daß das Geheime Raths - Collegium sich sogleich in dem gewöhnlichen Rathssaale versammeln solle. Hier nahm er in einer ergreifenden Rede von dem anwesenden Churprinzen Friedrich und von seinen Räthen Abschied , empfahl jenem mit trefflichen Herrscherregeln das Land und sein wackeres Volk, dankte den Räthen für die ihm geleisteten treuen Dienste und bat sie, seinem Nachfolger ein Gleiches zu thun. Seine Schwäche nahm hierauf überhand, und der christliche Held starb am 29. April (6. Mai neuen Stylz ) 1688 den sanften Tod eines Gerechten früh gegen 9 Uhr, in einem Alter von 68 Jahren , nach einer 48jährigen ruhmreichen , aber mühevollen Regierung , welche 19 Kriegsjahre ´zählte; bewundert als Regent , Feldherr und Staatsmann , geliebt als wahrhafter Vater seiner Unterthanen !

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Die Nachricht von dem Ableben des Churfürsten verbreitete sich trot dem, daß die Thore in Potsdam sogleich geschlossen wurden , bis Mittags 12 Uhr nach Berlin , wo der Gouverneur , Generallieutenant von Schö ning , ebenfalls sogleich die Thore ſchließen ließ.

Um 30. April kam der

junge Churfürst Friedrich III. in seiner Hauptstadt an, und die Garniſon leistete ihm sogleich auf dem vorderen Schloßplate den Eid der Treue, worauf der Generallieutenant von Schöning zum Feldmarschall - Lieutenant ernannt wurde. Einige Tage darauf erhielt der Kapitain von Nahmer den Befehl, eine Kompagnie Grand - Mousquetairs aus deutschen Edel leuten , nach Art der von dem großen Churfürsten im Jahre 1687 aus französischen Flüchtlingen gestifteten , zu errichten , und schied als Oberst= lieutenant derselben bei dem Regimente Leibdragoner aus. Die Leiche des erblichenen Monarchen wurde den 7. Mai früh um 4 Uhr in aller Stille von Potsdam nach Berlin gebracht und bis zum 10. auf dem Paradebette in einem Saale des Churfürstlichen Schlosses mit Königlicher Pracht vor Jedermann ausgestellt , den 12. aber in den Paradesarg gelegt und am 13. früh um 7 Uhr in Begleitung des ganzen Hofes , vieler anwesenden Fürstlichen Herrschaften , Geheimen Staatsräthe und Generale , wie eines Theils der Ritterschaft, in die Schloßkapelle ge= tragen. Hier blieb er auf einem mit schwarzem Sammet beschlagenen Trauergerüste unter einem Baldachin bis zum 12. September stehen , wo die feierliche Beiseßung in der Churfürstlichen Gruft stattfand, und wurde täglich von 24 Trabanten , 4 Pagen und 6 Lakaien bewacht. Indessen wurden die Vorbereitungen zu der öffentlichen Landeshul digung der Mark Brandenburg gemacht , welche den 14. Juni in Berlin von den versammelten Ständen und Städten der Mittel- , Ult- und Ucker mark durch Abgeordnete und von der gesammten Bürgerschaft der Haupt stadt geleistet wurde. Die in und um Berlin stehenden Truppen stellten sich zu diesem Zwecke um 7 Uhr früh auf der Schloßfreiheit , der Stechbahn , der Dom gaſſe und dem Lustgarten , von dem General - Feldmarschall - Lieutenant von Schöning als Gouverneur der Residenz befehligt , in folgender Ordnung in Parade auf: 1. Das Leibdragoner - Regiment, 8 Kompagnien , unter dem Oberst lieutenant von Wreech, in der Domgaſſe. 2. Das Leibregiment zu Pferde , 6 Kompagnien , unter dem Ober ſten von Dewit. 3. Die Leibgarde zu Fuß , 12 Kompagnien. 4. Die deutschen Grand - Mousquetairs , 1 Kompagnie unter Füh rung des Oberstlieutenant von Nahmer.

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5. Die französischen Grand - Mousquetairs , 2 Kompagnien, unter dem Oberstlieutenant Grafen Christoph von Dohna. 6. Die Trabantengarde, 2 Kompagnien , unter dem Obersten von Wangenheim , und 7. das Churprinzliche Regiment zu Pferde unter dem Obersten von Hagen. Auf den Wällen der Festung standen mehr als 100 Geſchüße. Um 8 Uhr wurde in der Churfürstlichen Schloßkirche zum Gottesdienst geläutet, und der Churfürst begab sich in Begleitung der gesammten Rit terſchaft, wirklichen Geheimen Räthe , Erbämter und des ganzen Hofes dahin, wo der Hofprediger Urfinus über den Zert aus dem 1. Buche der Könige 10. Kap. 9. B. die Predigt hielt.

Dann huldigten die Erbämter

und wirklichen Geheimen Räthe in den Gemächern des Churfürsten ; die Ritterschaft in einem besonders dazu erbauten neuen Saale im Schloſſe, und endlich die städtischen Obrigkeiten der Residenz, nebst der Bürgerſchaft und den Abgeordneten der andern Städte auf dem vorderen Schloßplate, wo sie sich bereits vor der daselbst errichteten Bühne, auf der ein Chur fürstlicher Thron stand , versammelt hatten. Nachdem der Eid geleistet und dem Churfürsten Friedrich III. ein dreimaliges Lebehoch ausgebracht worden war , begab sich der Monarch in feine Gemächer , und die Truppen , welche zur Parade aufgestellt waren, so wie alle Kanonen auf den Wällen gaben eine dreifache Salve. Der Europäische Historikus meldet , daß bei dieſer Gelegenheit un vermuthlich ein Kind in einem Hauſe auf der Stechbahn bleſſirt wor den sei , weil alles scharf geladen hatte , auch sollen die Geſchüße mit Kugeln geladen und auf die Stadt gerichtet gewesen sein ; dies mag aber wohl auf einem Irrthume beruhen. Ein solennes Gastmahl im Schloſſe endete diese Feierlichkeit , während für das Volk aus einem auf dem vor deren Schloßplaße erbauten Springbrunnen rother und weißer Wein im Ueberflusse strömte. Es dürfte nicht unangemeſſen ſein , dieſen Abſchnitt mit einer kurzen Beschreibung der feierlichen Beisehung der Leiche des großen Fürsten zu beſchließen , welcher das Leibdragoner - Regiment ins Leben gerufen und stets durch seine besondere Gnade ausgezeichnet hatte. Diese Feierlichkeit fand mit Königlicher Pracht am 12. September 1688 statt. → An diesem Tage, • welcher ein Mittwoch war , früh um 5 Uhr, wurde die Leiche von dem Trauergerüste in der Schloßkapelle ge nommen , in den dazu bereiteten kostbaren Sarg gefeßt , der schon auf dem mit 8 Pferden bespannten Leichenwagen stand und unter das mit Wappen und Insignien reich geschmückte, ſchwarz bekleidete Trauerportal gefahren.

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Um 7 Uhr wurde zum erstenmale, um 9 Uhr zum zweitenmale in 3 Pulsen geläutet und um 11 Uhr überall Tafel gehalten , nach welcher sich die fürstlichen Personen , die Gesandten , der hohe Adel und die Ritterschaft in ihren angewiesenen Gemächern des Schloſſes versammelten. Indeſſen hatte die Leibgarde zu Fuß 4 Kompagnien mit den Kadetts und Grenadiers in dem vordern Schloßhofe, die übrigen 8 Kompagnien aber von dem Schloßthore an durch die breite Straße bis an das Cöllnische Rathhaus und so weiter die Brüderstraße hinauf bis an die Thüre der Domkirche ein Spalier gebildet , die andern , vorher bereits bei der Huldigung ge= nannten Truppen aber , sich bei dem Thiergarten und in der Dorotheen stadt versammelt. Der General- Feldmarschall von Schöning kommandirte die Leibgarde zu Fuß , der Generallieutenant von Barfuß die übrigen Truppen , welche unter seiner Anführung um 1 Uhr unter allgemeinem Glockengeläute und mit Trauermusik , die Fahnen und Standarten mit schwarzem Flor umhüllt , in folgender Ordnung durch den Schloßhof auf dem, durch das Spalier der Fußgarde bezeichneten Wege bis in den Luſt garten marſchirten und sich hier in Parade aufstellten :

1. das Leibdragoner - Regiment; 2. das Leibregiment zu Pferde; 3. die deutschen }{ Grand - Mousquetairs ;

4. die französischen 5. die Trabantengarde. Hierauf folgte unter Anführung eines Hoffouriers die Leichenprozeſſion, in welcher sich vor dem Leichenwagen alle Schulen der Residenz , die De putirten der Geistlichkeit und aller Provinzen , so wie Fahnen von jeder einzelnen Provinz des Brandenburgischen Staats ,

nebst Trauerpferden,

Wappen u. s. w. , hinter dem Leichenwagen aber die Höchsten und Hohen Leidtragenden mit ihren Hofstaaten sämmtlich zu Fuße befanden.

Diese

ganze Prozeſſion ſchloß wieder ein Hoffourier, und auf dieſen folgte das Churprinzliche Regiment zu Pferde unter dem Obersten von Hagen. In der Mitte der breiten Straße war eine große Ehrenpforte errichtet , worauf des Hochseligen Churfürsten Bildniß und rings umher deſſen Thaten in Emblemen und mit Devisen versehen , gemalt.

An der großen Pforte des

Doms befand sich ebenfalls ein großes Portal mit einem Frontispice, wel ches Waffen und Rüstungen von Bildhauerarbeit schmückten. Die Kriegsthaten , welche das Leibdragoner - Regiment mit hatte ver richten helfen, als der Ueberfall von Rathenow , die Schlacht bei Fehr bellin, die Belagerungen von Wolgast, Anclam, Demmin und Stettin, die Expedition nach der Insel Rügen , die Belagerung von Stralsund, die Eroberung von Greifswald , der Marsch über das frische und Kurische

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Haff und die Vertreibung der Schweden aus Preußen , so wie die Be lagerung von Ofen, --- waren an der großen Ehrenpforte in der breiten. Straße durch prächtige Gemälde versinnbildet und durch Unterschriften erklärt. Als der Leichenwagen vor dem Portale des Doms angekommen war, wurden 6 Pferde davon abgenommen, und die übrigen 2 Pferde zogen ihn in die Kirche vor die Kanzel , unter einen schwarzſammetnen Baldachin, wo er von den Fahnen , Insignien , Wappen und dem ganzen Leichen gefolge umgeben wurde. Nach der Leichenpredigt , welche der Hofprediger Cochius hielt, war es 8 Uhr, und um diese Zeit trug man die Leiche mit dem Anfange des Liedes : „ Nun laßt uns den Leib begraben 2c." in das Churfürstliche Erbbegräbniß , von den Fahnen und Infignien bis an die Gruft begleitet und unter dem Schalle der Trompeten und Pauken.

Die

aufgestellten Truppen so wie die Geschüße auf den Wällen gaben hierbei eine dreimalige Losung. Hierauf ging der ganze Zug mit Fackeln über den Schloßaltan in das Schloß zurück , wobei das Churschwert und das Preu Fische Souverainetäts - Schwert bloß getragen wurden, und die Churfürst lichen und Fürstlichen Personen, so wie der Hof und die Deputirten der Provinzen speisten an 60 Tafeln im Schloſſe. Die Regimenter rückten nach Beendigung der Beiſehung wieder in ihre Quartiere.

Dritter Abschnitt.

Von dem Tode des großen Churfürsten bis zum Frieden

zu Ryswick. Von 1688 bis 1697.

1688.

Als Friedrich Wilhelm der Große starb , schien die Ruhe

der Brandenburgiſchen Staaten auf lange gesichert ; aber noch in demſel ben Jahre änderten sich die Verhältnisse, und Friedrich III. erhielt bald nach seinem Regierungsantritte Gelegenheit , sich als den würdigen Sohn eines würdigen Vaters zu zeigen.

heying

Wilhelm III. von Oranien, Erbſtatthalter von Holland, der Schwie gersohn Jakobs II. von England, war von dem Englischen Volke auf den Thron gerufen worden, und der Churfürst von Brandenburg, durch das dreifache Band der Freundschaft, der Religion und der Verwandtschaft an ihn gefesselt, gab ihm, unter dem Grafen Karl von Schomberg 6000 Mann Hülfstruppen , welche in Holländischen Sold traten. Ferner hatte sich Ludwig XIV. wieder in die Angelegenheiten des deutschen Reichs gemiſcht, indem er bei dem Tode des Churfürsten Marimilian Heinrich von Köln, der am 25. Mai erfolgte, den Bischof von Straßburg, Wilhelm von Für stenberg, als dessen Nachfolger haben wollte, während der Kaiſer, der Papst und der Churfürst von Brandenburg , dieser nach dem Beispiele seines vollendeten Vaters , sich für den Prinzen Clemens von Baiern entſchie den hatte. Frankreich, das nur eine Veranlassung zum Kriege suchte, erklärte da her unterm 24. September 1688 dem deutschen Reiche den Krieg und fiel schon den Tag darauf mtt 80,000 Mann sengend und verheerend in der Rheinpfalz ein. Der Churfürst von Brandenburg bestimmte 5000 Mann, die zum Reichsheere stoßen sollten ; 26,858 Mann aber, die er in eigener Person , mit den Niederländischen und Münsterschen Truppen ver Bei diesem lehtern Corps be einigt, am Niederrhein befehligen wollte. fand sich auch das Leibdragoner-Regiment. Bei dem Tode des großen Churfürsten betrug die Stärke des Bran denburgischen Heeres : 29 Bataillone Infanterie,

32 Schwadronen Reiter, 8 Schwadronen Dragoner, worunter 4 Schwadronen des Leib dragoner-Regiments, 300 Mann Artillerie,

13 Garnison-Kompagnien ; Diese Truppen waren wohlgerüstet und zum zusammen 28,500 Mann. Theil in den kühnen Unternehmungen ihres Hochseligen Herrn zu ächten Kriegern gereift ; die Anführer sämmtlich Zeugen seiner Großthaten, und alle von dem trefflichsten Geiste beseelt. Da mit dem nächsten Frühjahre der Feldzug gegen Frankreich begin nen sollte und das Land nicht ganz von Truppen entblößt werden konnte, so wurden sofort die nöthigen Anstalten zur Werbung neuer Truppen und zur vollständigen Kriegsausrüstung der Armee gemacht. Der Churfürst sicherte seine östlichen Länder durch Verträge mit Polen und Schweden und ging im Monat November 1688 selbst nach dem Haag, um sich der kräftigen Unterstüßung der Generalstaaten zu versichern.

Wahrscheinlich

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begleitete ihn das Leibdragoner - Regiment, ſeiner frühern Bestimmung ge= mäß, auf dieser Reise und blieb dann in Wesel. Wenigstens befand es sich schon am Ende des Jahres bei den Truppen , welche hier der Feld marschall -Lieutenant von Schöning kommandirte, und die fürs Erste nur aus den am Rhein stehenden Regimentern und denen , die bereits dahin gelangt waren, beſtanden. Am 8. Dezember nahm der Churfürft vom Haag aus mehrere Be förderungen in seiner Armee vor und ernannte bei dieſer Gelegenheit von dem Leibdragoner-Regimente den Oberstlieutenant von Wreech zum Ober sten , den Major von Below aber zum Oberstlieutenant , den Kapitain von Blumenthal zum Major und die Lieutenants Bukky und v. Haacke zu Kapitains. 1689.

Im Januar 1689 passirte der Churfürst Wesel, um sich

wieder nach Berlin zu begeben, verſah den Generalfeldmarschall-Lieutenant von Schöning mit Instruktionen und erließ bald darauf mehrere Verord nungen, die auf die bessere Organisation , Bewaffnung und Disciplin von großem Einflusse waren. Hierdurch wurden vornehmlich die Piken und alten Musqueten ab geschafft; dagegen die Flinte mit dem Bajonett, auch bei den Dragonern, eingeführt und diese , wie auch die Reiter , nicht mehr in 4 , sondern nur in 3 Gliedern rangirt.

Wahrscheinlich fielen auch in dieser Zeit die Fe

dern auf den Hüten ganz weg ; in die Stelle der ledernen Koller traten bei den Dragonern lederfarbene oder paille Tuchwesten. Das Leibdragoner - Regiment wurde zugleich

auf 652 Mann in

4 Schwadronen (8 Kompagnien) reducirt, ſo daß jede Kompagnie 64 Ge meine (incl. 3 Tambours) und 84 Pferde hatte. Der Staab behielt 12, jeder Prime-Plan 14 Köpfe.

Auf den Regimentsſtaab wurden 32 Pferde,

auf jeden Prime - Plan 20 und für Gemeine 212, im Ganzen 704 Pferde gerechnet. Zu den um Wesel stehenden Brandenburgiſchen Truppen , welche der Generalfeldmarschall von Schöning so

lange führte ,

bis der Churfürst

wieder an den Rhein zurückkam, stieß am Februar 1689 der Holländische General Ailva, und da der Churfürst beabsichtigte, später Bonn zu bela gern, so versuchte man jest, wenigstens die Franzosen aus den kleineren Plähen zu vertreiben, welche sie inne hatten. Am 1. März führte Herr von Schöning die Reiterei und Dragoner (Leibregiment und Dörfflinger ) bei Wesel über den Rhein , während der General Barfuß die Besahungen aus Xanten , sich zog.

Sonsbeck und Ucken an

Ailva vereinigte sich bei Alpen mit ihnen , und nun rückte man

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vereint auf Kloster Kampen , bereits beseht hielt.

welches die Brandenburgische Avantgarde

Die Nacht über blieb man bei Kampen stehen ;

am andern Tage

aber (den 2ten ) marschirte man bei heftigem Regenwetter und in völlig durchgeweichten Wegen gegen Moeurs . Im Vorbeigehen wurde das ziem= lich feste adelige Schloß Eyl besezt, wo man auch die Gefangenen entließ.

Der 3. März wurde zur Ruhe bestimmt , weil (Gefecht am 3. bei Uerdingen) 1689. das Corps durch den vielen Regen und die schlechten Wege ganz ermattet war ;

ein Detaſchement, unter dem Oberstlieutenant von Hund, aus 150

Reitern und 50 Leibdragonern bestehend , unternahm eine Recognoscirung Zum Repli dieses Detaschements sollte der Oberst von gegen Neuß. Wreech mit 200 Dragonern bei dem Kloster Meer , 2 Meilen von Neuß, stehen bleiben, und so rückten 4 Kompagnien Leibdragoner an dieſem Tage Als der Oberstlieutenant von Hund gegen 10 Uhr früh an das aus. Kloster Meer kam, defilirten die Franzosen eben unter dem General Sour dis, 25 Schwadronen ſtark, aus Neuß und zogen die Straße, auf welcher die Brandenburger vorgehen wollten. Man machte daher Halt und rap portirte an den Feldmarschall, der sogleich die ganze Reiterei und die übri gen Dragoner auffißen und von der Infanterie unter dem General Bar fuß alle engen Wege und Paſſagen , die vor der Front gegen Neuß hin lagen, besehen ließ. Die 4 Kompagnien Leibdragoner, welche theils bei dem Oberstlieutenant v. Hund , theils mit dem Obersten von Wreech in Reserve standen , vereinigten sich nun wieder mit den andern 4 Kom pagnien , die unter dem Oberstlieutenant von Below bei dem Gros ver blieben waren. Eine Recognoscirung ergab, daß der Feind zwei Dörfer, die vor sei nen beiden Flügeln lagen , beseht und zwischen denselben , jedoch etwas weiter zurück und hinter einem tiefen , mit Waſſer gefüllten Graben, eine Linie Truppen aufgestellt hatte. Um an den Feind zu kommen , der beiden Dörfer paſſiren.

mußte man daher nothwendig eins

Da die Franzosen Miene machten, durch das

auf ihrem linken Flügel gelegene Dorf zu defiliren und sich hinter die Ge sträuche gegen Laun hin zu ziehen: ; so fürchtete der Feldmarschall von Schöning , daß sie gegen Uerdingen zu gehen beabsichtigten , wo sie die schwache Besaßung von 150 Mann leicht überwältigen konnten . Er schickte daher eine Kompagnie Reiter mit einer Kompagnie Leibdragoner gegen jene Gefträuche, mit dem Befehl, zu versuchen, ob sie an den Stel len , welche für das Reitergefecht nicht günstig waren , dem Feinde nicht etwas anhaben könnten. Dieſe Anordnung bewog den Feind, ſeine Marſch

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richtung plöhlich zu ändern ; er ſchien dagegen durch das Dorf auf seinem rechten Flügel den Brandenburgern in die Flanke fallen zu wollen .

Da das Terrain vor den Dörfern vielfach von engen Wegen in allen Richtungen durchschnitten war , so suchte der Feldmarschall durch eine ge= deckte Aufstellung die Franzosen über die Stärke ſeines Corps zu täuschen und wollte so den Augenblick abwarten , wo sie durch eines der Dörfer in die engen Wege gerathen würden. Dann wollte er so viel vom Feinde durchlassen, als man noch mit Sicherheit über den Haufen werfen könnte. Indessen schickte der General Sourdis nur 2 Schwadronen durch das auf seinem rechten Flügel gelegene Dorf, hatte aber seine Dragoner absihen laſſen und hinter den Zäunen , Hecken und Dorngebüschen poſtirt. Da nun der Feind nicht weiter vorrückte, so beschloß der Feldmarschall v. Schö ning, ihn anzugreifen , obgleich die Franzosen an allen Waffengattungen viel stärker waren. Den rechten Flügel kommandirte der General von Barfuß und er= hielt 4 Kompagnien des Leibdragoner-Regiments ; den linken Flügel hatte der General Ailva, und die Mitte, wobei die übrigen 4 Kompagnien des Regiments, behielt der Feldmarschall von Schöning. Die Flügel rückten hierauf dem erhaltenen Befehle gemäß mit klingen dem Spiele gegen die vor ihnen liegenden Dörfer an ; die Mitte blieb stehen, beschoß den Feind mit Geſchüß und zog so dessen Aufmerkſamkeit auf sich. Bei Annäherung des rechten Flügels der Brandenburger räumte der Feind ohne Weiteres das Dorf auf seinem linken Flügel ; der General von Barfuß ließ es daher sogleich beſehen und paſſirte daſſelbe, um den Feind anzugreifen. Da aber das Dorf selbst und die ganze Gegend um dasselbe mit Hecken und Zäunen durchschnitten war , welche ihn am Aufmarsche hinderten: so mußten die Leibdragoner absißen , sich hinter die Zäune und Hecken werfen und ein lebhaftes Feuer auf die feindlichen Eskadrons machen, welche hinter dem Dorfe aufmarschirt waren . Diese wichen bald zurück, und nun griff ſie der General v. Barfuß mit der Kavallerie unter lautem Geſchrei rain heraus.

an und schlug sie gänzlich aus dem coupirten Ter

Indeſſen hatte der Feldmarschall, sobald nur der General v. Barfuß das Dorf genommen, den General Ailva gegen das Dorf auf dem rechten Flügel des Feindes geschickt, um es von der Seite des Rheins her anzu greifen. Er selbst war mit einigen Eskadrons Reitern und den 4 Kom pagnien. Leibdragoner, die er bei sich behalten hatte , und paſſirte die hohlen Wege , die er vor sich hatte.

links vorgegangen Zu seiner Linken

war der Rhein, zur Rechten fand er Hecken und Zäune, welche das Ter

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rain ſo einschränkten, daß nur 3 Eskadrons in Front aufmarschiren konn ten ;

man rückte daher um so mehr nur langſam vor,

als die hintern

Kompagnien noch nicht ganz aus den Hohlwegen heraus waren. Obwohl indessen ein so dichter Nebel aufstieg , daß man den Feind nicht mehr ſehen konnte , so hielten die Brandenburgischen Generale doch ihre Truppen in guter Ordnung , ließen aufmarschiren , wo es das Ter rain erlaubte, und rückten so weiter vor. Als der Nebel wieder vergangen war, sah man , daß der Feind die Hecken und Gräben, die er vor sich hatte, durch abgesessene Dragoner be ſeht hielt, welche aber von der Brandenburgischen Infanterie delogirt wurden. Nach einem hartnäckigen Gefechte wichen die Franzosen endlich nach einem andern Dorfe in ihrem Rücken , welches sie als Repli mit Infan= terie beſegt hatten ; die Kavallerie war dahinter aufmarschirt. Da ein Kavallerie-Angriff auf diese mißlang, so mußten sämmtliche Dragoner ab ſißen und die Mitte des Dorfes angreifen , während die Infanterie, von der Kavallerie unterstüßt, sich auf beiden Seiten um das Dorf herumzog und die Stellung des Feindes umfaßte. Nach heftiger Gegenwehr wurde diese in Unordnung gebracht, der Feind tüchtig zuſammengehauen und von einigen Eskadrons Kavallerie bis an die Thore von Neuß verfolgt.

Da

die Nacht bereits hereingebrochen und das Korps ſehr angegriffen war, ſo zog der Feldmarschall die Truppen aus dem Gefecht und ging aus Ver pflegungsrücksichten wieder nach Uerdingen zurück. Der Feind hatte mehr als 500 Todte und 40 Gefangene, 1 Standarte und ein Paar Pauken verloren. Der Verlust der Brandenburger wird auf kaum 100 Mann angegeben. Nach diesem glücklichen Gefechte, welches von äußerst günstigem Ein flusse auf die Verhältnisse der Alliirten am Rhein war, ließ der Feldmar Errung schall von Schöning Linn stürmen. Die Besahung hatte sich von Linn. in das Schloß geflüchtet, ergab sich aber bald auf Kapitulation. Hierauf (Eroberung6. von Rheinbergen) zwang er Rheinbergen , sich am 6. Mai zu ergeben, und machte so auch der Besaßung von Köln Luft , welche einen vergeb= lichen Versuch machte, die Bühler Schanze bei Bonn zu nehmen. Die Franzosen waren überall zurückgegangen und bis nach Bonn gewichen, so daß sie auf dem rechten Rheinufer außer Kaiserswerth nur noch die Büh ler Schanze inne hatten. Der Feldmarschall v. Schöning begab sich hier auf mit seinem Corps in die Gegend von Kaiserswerth . Inzwischen waren die Brandenburgischen Truppen aus den östlichen Provinzen nach und nach am Rhein angelangt und in einer Ordre de Bataille formirt, nach welcher das Leibdragoner-Regiment auf dem rechten Flügel des zweiten Treffens in der Brigade des Generals Meinhard von 6

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Schomberg stand,

der aber nur kurze Zeit bei der Armee blieb und mit

Bewilligung des Churfürsten in die Dienste des Königs von England ging. Die ganze Brandenburgische Armee war hier unter dem Herrn von Schöning versammelt , unternahm aber nichts von Bedeutung, bis der Churfürst selbst eintraf, um den Oberbefehl über das aus Brandenburgi schen, Holländischen und Münsterschen Truppen bestehende , etwas über 30,000 Mann starke Heer zu führen. Der Churfürst war den 11. Mai von Berlin nach Halle gegangen, nahm hier die Huldigung an und traf in der ersten Hälfte des Juni in Wesel ein, von wo er sich sogleich zur Armee vor Kaiserswerth begab. Um 11. Juni nahm er sein Hauptquartier in Höltrur , am 12. aber in Wachtendunk, eine halbe Meile von dem Plate, welcher sofort an 3 Dr ) (Croberung ten angegriffen wurde und nach einem heftigen th) 16. von Kaiserswerth 1689. Bombardement am 16. Juni durch Kapitulation überging. Während der Unterhandlungen war der Oberstlieutenant von Below mit einem Major von Bornstädt gegen einen Franzöſiſchen Obersten und einen Kapitain als Geisel in die Festung geschickt worden. Zur Feier dieses Sieges ließ der Churfürst am 18. Juni einen öffentlichen Gottesdienst anordnen , wobei wegen des Te Deum laudamus sämmtliche Truppen und die Artillerie von den Wällen eine dreifache Salve gaben. Da die Verbündeten darüber einig waren, Bonn nehmen zu wollen, ſo wurde der General von Barfuß mit einem Theile des Heeres sogleich auf dem rechten Rheinufer nach Bonn geſchickt, um die Bühler Schanze Der Chur und dann die Festung Bonn von dieser Seite anzugreifen. fürst selbst ging mit dem größten Theile des Heeres , wobei auch das Leibdragoner = Regiment, bei Düsseldorf über den Rhein und bezog am 22. Juni ein Lager bei Holtdorp , hinter der Erft , unweit Neuß , weil Zu diesem Behuf er beabsichtigte , Bonn von dieser Seite zu berennen. die Leibdrago auch wobei aus, Vorposten Erft der an stellte er vorläufig ner zugezogen wurden , und 1 marschirte am 26. Juni von Neuß in das Lager bei Zons, nachdem er vorher am 25. zwischen 9 und 10 Uhr Abends von der Feldartillerie und Infanterie eine dreifache Salve hatte geben laſſen, um die Nachricht über glückliche Beilegung aller noch obwaltenden Diffe renzen mit der Krone Schweden und Dänemark festlich zu feiern. Am 27. ließ der Churfürst die sämmtliche Reiterei und Dragoner bei Er fuhr um 4 Uhr des Neuthart zu einer Besichtigung versammeln. Morgens mit dem General - Feldmarschall - Lieutenant von Schöning und einigen Ministern dahin, wo die Kavallerie wegen Mangels an Plas in 2 Treffen aufgestellt war , und zwar die Brandenburgische im 1ften , die Der Churfürst ritt jedes Treffen in der Holländische im 2ten Treffen.

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Front und im Rücken entlang , und bezeigte seine Zufriedenheit mit dem Zustande der Kavallerie, welche bis auf Weiteres bei Neuthart im La ger verblieb. Inzwischen ging die Nachricht von der am 24. erfolgten Uebergabe der Bühler Schanze vor Bonn ein. Am 6. Juli früh um 5 Uhr brach daher der Churfürst mit ſeiner Armee aus dem Lager bei Zons auf und bezog ein anderes , 1 Stunde unterhalb Köln , zwischen Niel und Moh ren (Merrheim) ; da er aber nöthig fand , Bonn auf dem linken Ufer des Rheins näher einzuſchließen , ſo ſchickte er den General Briquemault mit 1200 Reitern und 5 Kompagnien des Leibdragoner-Regiments, unter dem Oberstlieutenant von Below, bis Urfel, um zwischen hier und dem Ein flusse des. Sieg in den Rhein die Ausschiffung der von Kaiserswerth an= kommenden Belagerungs -Artillerie und andern Bedürfnisse zu decken.

aus.

Tägliche Patrouillen gegen Bonn füllten die Zeit bis zum 20. Juli An diesem Tage wurde das Detaschement noch durch die ganze

Kavallerie und alle Dragoner - Regimenter verstärkt, welche bisher an der Erft bei Kerpen gestanden hatten. So kam nun das Regiment Leibdra goner jeht bei Urfel wieder zuſammen. Von nun an gab es tägliche Gefechte mit den Außenposten der Gar nison von Bonn. Diese Posten bestanden meistens aus Kavallerie- Ab= theilungen, die oft bis an ihre Verſchanzungen zurückgeworfen wurden. Indessen war der Churfürst den 9. Juli von Niel, Köln vorbei, nach Rothenkirchen und den 11. bis Ober - Weſſelingen , zwei Stunden unter halb Bonn, gegangen und bezog hier ein Lager, während die Batterien für ein Bombardement der Stadt erbaut wurden. Als diese fertig waren, Bombardement Bonn, ließ er am 15. , 16. , 17. und 18. Juli Bonn aufs 1689. 15-18. Julivon heftigste bombardiren, beschloß aber, da dies keinen Eindruck auf die Gar= niſon machte, eine förmliche Belagerung, nachdem er das schriftliche Gut= achten der zwölf ältesten Generale über diesen Entschluß gefordert und den Platz in eigener Person sehr genau rekognoscirt hatte. Bei einer solchen Rekognoscirung am 21. Juli wurden 4 Kompagnien des Leibdragoner - Regiments mit 1000 Reitern zur Eskorte des Churfür ſten kommandirt.

Da aber aus Mißverständniß ein falsches Rendezvous

angegeben worden , und die Franzosen , denen die Rekognoscirung wahr scheinlich verrathen war, einen Hinterhalt gelegt hatten : so wäre die Frei heit, wo nicht das Leben des Churfürften beinahe gefährdet worden. Der General -Feldmarschall von Schöning setzte sich aber, mit dem Degen in der Faust, selbst an die Spiße der Leibdragoner und ließ einen Theil der selben absigen und auf den Feind Feuer geben.

So trieb man die Fran

zosen mit einem bedeutenden Verluſte wieder in die Festung zurück. 6.

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Aug. bis 2.vonDtt. 1689.)

Am 6. Auguſt bezogen die, unmittelbar unter

dem Befehle des Churfürsten stehenden, Truppen auf den Höhen vor Bonn, am linken Rheinufer, in einem Treffen ein Lager, Pöppelsdorf vor der Front ; während der General von Barfuß am rechten Ufer die Belagerung fort führte. Das Hauptquartier des Churfürsten war in dem Servitenkloster Als er bei Pöppelsdorf eine Redoute anlegen ließ, auf dem Kreuzberge. die den Belagerten sehr gefährlich werden mußte: so machten dieſe am 13. August in der Nacht mit 2000 Mann einen Ausfall. Da die Leibdra goner auf dem rechten Flügel des Brandenburgischen Treffens , ziemlich nahe an dem Kampfplate, lagerten : so wurden auch sie zur Bekämpfung dieses Ausfalles mit herangezogen, welchen man glücklich abſchlug. Inzwischen hatten die Franzosen

unter dem Marschall Bouffleurs

Kochheim genommen und waren bereits bis Mannheim vorgedrungen. Der Churfürst schickte daher 10,000 Mann, unter dem Feldmarschall-Lieu tenant von Schöning, gegen dieses Korps Trancheen noch auf.

und schob die Eröffnung der

Diese Expedition machte auch das Leibdragoner - Regiment; mit und ging in der Nacht vom 18. zum 19. Auguſt nach Undernach.

Bei der

Avantgarde unter dem Obersten von Arnim, von Dörfflinger Dragoner, befanden sich zwei Kompagnien des Leibdragoner - Regiments . Sobald Bouffleurs von dem Anzuge dieses Brandenburgischen Korps Kenntniß erhielt, zog er sich gegen die Mosel zurück. Als daher die Brandenbur gische Avantgarde die Arriergarde der Franzosen jenseit Meyne bei Mont real einholte, entfloh diese eilig über die Elz. Es war nicht rathsam, wei ter zu folgen ; deshalb blieb das Korps stehen, und man sendete nur Pa trouillen aus , welche die sichere Nachricht brachten , daß Bouffleurs über die Mosel gewichen sei. Nun schickte der Feldmarschall die Infanterie nach Bonn zurück , und machte mit der Kavallerie und den Dragonern noch einen Versuch, Nernberg zu nehmen, welches mit 100 Mann Infan terie beset war. Der Kommandant wies jede Aufforderung zur Uebergabe zurück;

man konnte aber ohne Infanterie hier nichts ausrichten ;

deshalb

führte der Feldmarschall nun auch dieſe Truppen in das Lager bei Bonn, wo fie den 30. August wieder ankamen. Am 29. August war indessen Mainz übergegangen, und der Churfürst konnte nun ernstlich an die Fortſehung der Belagerung denken. In diese Zeit, auf den 30. August, fällt der Streit, welchen der Feld marſchall von Schöning mit dem General von Barfuß hatte, in Folge deſſen Ersterer aus dem Brandenburgiſchen Dienſte ſich auf seine Güter in der Neumark zurückzog und später in Chursächsische Dienste ging.

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Der Feldzeugmeister von Spaen übernahm in ſeiner Stelle das Kom mando der Brandenburgischen Belagerungstruppen vor Bonn. In der Nacht zum 1. September wurde von der Armee der Verbündeten, die vor Bonn stand , wegen der Uebergabe von Mainz Viktoria geschoffen, wobei die Geschütze scharf geladen und nach der Stadt gerichtet waren. Friedrich III. hatte von dem Kaiſer Leopold eine Verstärkung erbeten, die ihm , da die Kaiserlichen Truppen vor Mainz nicht mehr gebraucht wurden , leicht zu Theil werden konnte , war aber bis zum 5. September ohne Antwort geblieben.

Dennoch entschloß er sich, am 6ten Abends die

Laufgräben zu eröffnen, und führte diesen Vorsatz um so mehr aus, als an dieſem Tage die Nachricht von dem Anmarſch eines Kaiserlichen Korps von 14,000 Mann unter dem Herzoge Karl von Lothringen eintraf. Am Sten wurde wegen eines Sieges der Kaiserlichen über die Türken an der Morawa Viktoria geschossen, und am 14ten rückten die Kaiserlichen Hülfstruppen an und lagerten an der Stelle, wo bisher der rechte Flügel der Brandenburger gestanden hatte, welche nunmehr in zwei Treffen for mirt waren. Das Leibdragoner - Regiment lagerte auf dem rechten Flügel des zweiten Treffens. Am 18. September waren die Batterien fertig geworden und began nen am 19ten das Feuer auf die Festung, welches bis zum 29sten unun terbrochen fortdauerte, so daß fast alles Geschütz der Belagerten demontirt und die ganze Defenslinie ruinirt wurde.

Sonntags, den 30. September

Abends gegen 5 Uhr, begann der Sturm gegen den gedeckten Weg, durch drei Kanonenschüſſe ſignaliſirt, und den 2. Oktober kapitulirte die Besatzung gegen freien Abzug mit allen militairischen Ehren . Am 5. Oktober zog sie, 1500 Mann stark, aus , der Rest von 8000 Mann ; der Kommandant, Marquis von Usfeld , starb bald darauf an seinen Wunden . Sonntags, den 7. Oktober, ließ der Churfürst eine öffentliche Dank

predigt halten und das Te Deum laudamus ſingen, während sämmtliche Geschütze in den Batterien und von den Wällen , so wie die in Parade aufgestellten Truppen eine dreifache Salve gaben. Den 9. Oktober begab er sich den Rhein hinab nach Cleve , wo er sich den 16. huldigen ließ, nahm am 2. November die Huldigung in Min den an und traf am 7. November in Berlin ein. Obwohl er vorgeschlagen hatte , die Winterquartiere so zu nehmen, daß er seinen rechten Flügel an der Maaß anlehnen und über Acken und Jülich bis an den Rhein gegen Köln hin einen Kordon ziehen wollte, wodurch die Provinz Jülich und die Mosel gedeckt und eine ununterbro= chene Verbindung mit den Winterquartieren sämmtlicher Verbündeten er halten worden wäre : so brachte es doch die Pfalz bei dem Kaiser dahin,

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daß keine Lieferungen im Jülichschen , Bergschen und Lüttichschen ausge schrieben werden durften.

Der Churfürst mußte daher einen großen Theil

seiner Truppen über den Rhein zurückziehen und in seinen eigenen Pro vinzen Winterquartiere nehmen laſſen. Das Leibdragoner - Regiment kam in das Geldernſche und hatte den Winter über genug zu thun , um die Verluste zu decken , welche ihm die Belagerung von Bonn , besonders durch die rothe Ruhr, zugefügt hatte, die in dem Lager der Verbündeten herrschte.

Der General - Feldmarschall

von Spaen kommandirte die am Rhein zurückgebliebenen Brandenburgi schen Truppen und hatte sein Hauptquartier zu Neuß. 1690. Mit dem Beginn des Feldzuges im Jahre 1690 zeigte sich sogleich das Nachtheilige der getrennten Winterquartiere ; denn als der Fürst von Waldeck am 1. Juli bei Fleurus von dem Herzoge von Lurem burg total geschlagen wurde, befanden sich die Brandenburgiſchen Truppen, welche zu seinem Korps gehörten , noch in den Winterquartieren. Unter ― brachen zwar Sie diesen befand sich auch das Leibdragoner - Regiment. sogleich auf und sammelten sich in dem Lager zwiſchen Jülich und Düren, wo sie, die Roer vor der Front, sich mit den Münsterschen Truppen unter dem General Schwarz verschanzten.

Später gingen fie nach Brabant und

vereinigten sich mit der Hauptarmee der Alliirten, ohne jedoch, außer klei nen Vorpostengefechten, etwas Besonderes leisten zu können, weil die Fran zosen es nicht wagten , diese Armee anzugreifen , bei welcher sich auch der Churfürst Friedrich III. in eigener Person befand. Auch die Franzosen verschanzten sich so , daß ihnen ebenfalls nicht beizukommen war. Gegen Ende September bezog man in Brabant die Winterquartiere.

Das Leib

Dragoner - Regiment kam nach Brüssel. Um dieselbe Zeit , am 26. Sep tember, starb der hochverdiente Stifter des Regiments Leibdragoner , Joa chim Ernst von Grumkow, als Oberhofmarschall, auf einer Dienstreise nach Seine Leiche wurde von einem Cleve, zwischen Schermbeck und Wesel. Detaſchement des Regiments nach seinem Gute Blankenfelde gebracht, wo sie beigesett ist. Im Laufe dieſes Winters wurden der Oberstlieutenant von Below zum Obersten, der Major von Blumenthal zum Oberstlieutenant, der Ka= pitain von Marwitz zum Major und die Lieutenants Sperling und Hense zu Kapitains befördert. 1691.

Im Jahre 1691 erhielt der Feldmarschall von Spaen den

Befehl über die Brandenburgiſchen Truppen , welche bei der Armee des Königs von England , Wilhelms III. , sich befanden. Un feiner Stelle übernahm der für den Feldmarschall von Schöning aus Sächsischem Dienst überkommene Feldmarschall von Flemming das Kommando über das Bran

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denburgiſche Korps , welches zu dem Heere des Fürsten von Waldeck ge hörte. Indessen hatten die Franzosen , welche überall am Rheine auf das Empörendste raubten und sengten , in Gegenwart Ludwigs XIV. , am 10. April Mons nach 19 Tagen offener Trencheen durch Kapitulation ge= nommen und 14,000 Mann unter dem Marschall von Bouffleurs gegen Lüttich geschickt, um diese Festung zu belagern. Graf Czerklas de Tilly, der hier kommandirte, leistete mannhaften Widerstand, und der Graf von der Lippe wurde mit 10,000 Mann von der Armee des Fürsten von Waldeck entſendet, um Lüttich zu entsetzen.

Nebst andern Brandenburgiſchen Trup

pen befand sich auch das Leibdragoner - Regiment bei dieſer Expedition.

6. Mai 1691. )

Man ging über Viset und langte den 6. Mai in

der Nähe von Lüttich an ; die Franzosen aber hoben eilig die Belagerung auf und zogen nach Dinant , ohne weiter verfolgt zu werden. Bald darauf erhielt das Brandenburgische Korps , unter dem Feld marschall von Flemming, den Befehl, sich mit der Armee des Königs von Man hoffte durch einen Uebergang über die England zu vereinigen. Sambre den Feind bei Beaumont zur Schlacht zu nöthigen ; aber verge= bens. Als der König daher die Armee wieder verließ und sich nach Eng land begab , bezog der Fürst von Waldeck im Hennegau das Lager bei Aeth' , wo tägliche Neckereien mit den feindlichen Vorposten , jedoch ohne erhebliche Folgen, die Zeit bis zum 7. September ausfüllten. An dieſem Tage brach man von hier gegen Leuze auf und ging über Melreu und Grand - Meilgni, stets von Franzöſiſchen Parteien verfolgt und beunruhigt, bis nach Aivaille an der Amblée. Hier ruhte man vom 14ten bis 17ten, überschritt dann die Amblée und nahm eine Stellung auf deren linken Ufer bei Forse ein. in Sprimont.

Das Hauptquartier des Feldmarschalls von Flemming war

(Gefechtbei Reuze, den)

Indessen hatte der Marschall von Luremburg be

schlossen, die Arriergarde der Alliirten zwischen Cheures und Blichy anzu fallen. Das Leibdragoner - Regiment befand sich an der Queue der Urrier garde, und wurde in der Gegend von Marche en famine hart gedrängt, widerstand aber so tapfer, daß drei Geſchüße aufgefahren werden konnten, welche die Franzosen mit Kartätschen empfingen und den Alliirten Zeit gaben, sich in Schlachtordnung zu stellen. Die Leibdragoner griffen nun, vereint mit den Deutſchen Grand - Mousquetairs , unter dem Oberstlieute nant von Nahmer , die Feinde mit dem Säbel in der Faust an und trie= ben sie bis in die Nähe des Herzogs von Luremburg zurück, Flüchtlinge mit Stock und Degen zum Stehen brachte.

der die

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Unterdeß war aber die Holländische Kavallerie durch einen heftigen Flankenangriff in Unordnung gerathen und hatte 16 Standarten verloren. Als nun die von ihrem glücklichen Choc zurückkehrenden Brandenburger auf einige Englische und Spaniſche Truppen stießen , welche den Rückzug der geschlagenen Holländer decken wollten , vereinigten sie sich mit diesen und trieben, unter Anführung des tapferen Generals von Hubuy , den siegestrunkenen Feind auch hier zurück. Nun rückten die Truppen des Königlichen Hauses (la maison du roi) gegen sie an , und der Erfolg begann schon zweifelhaft zu werden ; aber die Englischen Grenadiere brachten diese durch ihre Granaten in eine ſolche Unordnung, daß ein dreimaliger Angriff dieser Kerntruppen auf die Eng lischen Linien mißlang und das Königliche Haus den Rücken kehrte. Die Alliirten bezogen hierauf ein Lager bei Guil - Enghien , die Fran zosen bei Leuze. Nach diesem glücklichen Gefechte rückte man in die Winterquartiere, obwohl die Brandenburgischen Generale dies noch für zu früh hielten. Das Leibdragoner - Regiment ging nach dem Erzstifte Köln und kanton nirte in Lechenich, Kerpen und den umliegenden Dörfern. Das Partiku = lar Rendezvous der im Kölnischen stehenden Brandenburgischen Truppen sollte zu Lechenich, das General - Rendezvous der Brandenburgischen Armee im Kölnischen und Jülichschen zwischen

Merkheim und Rheinbach sein,

weil man vorausseßte, daß der Feind am ehesten gegen die Aar vordrin= gen und von den Brandenburgern und andern am Rhein stehenden Aliir ten aufgehalten werden könnte. Im Fall er zu stark auf die einzelnen Quartiere andränge, sollten diese sich gegenseitig unterstüßen ; wenn er aber durch das Defilee bei Gemünd einbräche, welches nicht bescht werden. konnte : so sollten die im Kölnischen liegenden Brandenburger zu Zülpich, die im Jülichſchen einquartierten zu Nideggen sich sammeln und dann an einem bequem gelegenen Orte, nach Ermeſſen der Umstände, sich vereinigen. Wenn aber der Feind über die Faigne nach dem Limburgischen ginge, ſo daß die am Rhein stehenden Truppen sich nach der Maas begeben müß ten: so sollten sie über Düren oder Eschweiler , und wenn dort die Pas ſage zu schwierig wäre, nach Jülich marſchiren und sich zu Aldenhoven ver einigen. Diese Anordnungen , deren tiefer, strategischer Geist noch heute Bewunderung verdient, rührten von dem Feldmarschall von Flemming her, dessen Hauptquartier wieder in Neuß war. Der Churfürst kam in die sem Jahre nicht zu der Armee , weil er die Bäder in Karlsbad brauchen mußte. Während dieser Winterquartiere wurde das Leibbragoner - Regiment auf 628 Mann reducirt. So waren nun, bei einem Regimentsstabe von

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12 Köpfen, 8 Prime - Planen ( zu 14 ) von 128 Köpfen nur 488 Gemeine im Regimente, und die Kompagnie 3 Offiziere, 8 Unteroffiziere,

1 Feldscheerer, 1 Kurschmied, 1 Sattler, 63 Gemeine, worunter 3 Tambours inbegriffen,

in Summa 77 Köpfe stark. Auf den Regimentsstab wurden wie sonst 32 Pferde, auf 8 Prime Plane (zu 19) 152, und auf die Gemeinen 488, in Summa 672 Pferde gerechnet.

An Fouragegeldern wurde auf jedes Pferd bei dem Stabe und

den Prime- Planen 3 Rthlr. , auf jedes Gemeinepferd 3 Rthlr. für Hart futter und 1 Rthlr. für Rauchfutter , also 4 Rthlr. , und außerdem für 64 Unteroffizier Pferde 1 Rthlr. für Rauchfutter monatlich, gut gethan, so daß das Regiment an Fourage monatlich 2568 Rthlr. kostete.

Die Offi=

ziere waren verbunden, das Rauchfutter aus eigenen Mitteln zu beschaffen. Bei vorkommendem Marsche erhielt jede Kompagnie und der Regiments ſtab zwei Karren mit Doppelgespann. 1692.

Im Jahre 1692 begab sich der Churfürst nach Eleve und

empfing dort die Berichte seiner Generale , kam.

da er nicht selbst zur Armee

Der Feldmarschall von Flemming kommandirte die Brandenburgi

ſchen Hülfstruppen, unter ihm der Generallieutenant Baron von der Heyden. Die Armee der Alliirten befehligte der König Wilhelm III. von England, unter ihm der Churfürst Max Emanuel von Baiern, der zum Statthalter in der Spanischen Niederlande ernannt worden war. Der Lieutenant von Weyherr wurde in dieser Zeit zum Kapitain befördert. Die Brandenburger, etwa 16,000 Mann stark, marschirten schon im April aus den Winterquartieren nach Gulpen gegen Lüttich , und zogen von da, mit den Lüttichſchen Truppen unter dem Grafen Ezerklas de Tilly vereinigt, in ein Lager zwischen Anderlech und Dielbeck , eine Meile von Brüssel, wo sich die alliirte Armee versammelte. Ludwig XIV. hatte in diesem Jahre Alles aufgeboten ,

um durch

einen entſcheidenden Schlag in den Niederlanden seine mächtigſten Gegner, den König von England und den Churfürsten von Baiern , zum Frieden zu zwingen. Nachdem er seinen Feldherren in Deutschland, Piemont und Catalonien den Befehl ertheilt, sich auf die Defensive zu beschränken, stellte er sich an die Spite eines mehr als 100,000 Mann starken Heeres, deſſen

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specielle Führung dem berühmtesten Feldherrn der damaligen Zeit anvertraut war. Während der König selbst Namur einnahm , hatte er den Herzog von Luxemburg mit 60,000 Mann zur Beobachtung der Alliirten bei Gem blours ein festes Lager beziehen lassen. Indessen hatten die Alliirten am 2. Juni die Nachricht von der am 29. Mai erfolgten Niederlage der Franzöſiſchen Flotte , unter dem Grafen von Tourville, bei la Hogue, durch die Englisch- Holländische Flotte, unter den Admiralen Russel und Almonde, erhalten und diesen Sieg an dem selben Abende sowohl im Lager, als in Brüssel, unter dem Geläute aller Glocken, mit einer dreifachen Salve aus dem Geschütz und kleinen Gewehr gefeiert.

Am 3. Juni aber brachen sie zum Entſaß von Namur aus ihrem

Lager bei Anderlech auf. Sie marschirten über Diegen, Evesbergen, Lő wen und Montenecken , und standen am 8. Juni , 80,000 Mann stark, zwischen der Thine und Latine am linken Ufer der Mehaigne. König Ludwig , von dieser Bewegung unterrichtet , verstärkte sogleich das Beobachtungskorps durch 26 Bataillone, 41 Eskadrons und 16 Ge schüße unter dem Marschall Bouffleurs , worauf der Herzog von Lurem burg, nun über 90,000 Mann stark, von Gemblours aufbrach und den Alliirten bis Acoche, am rechten Ufer der Mehaigne, entgegenrückte. Die ser Fluß war durch heftige Regengüsse so angeschwollen, daß er nicht über schritten werden konnte. König Wilhelm ließ daher nur die feindlichen Vorposten vom Ufer aus kanoniren , schickte aber den General Czerklas de (Expedition gegen) Tilly mit 20,000 Mann Kavallerie, unter denen die Bran denburgische, 6000 Mann ſtark, unter dem Befehle des Generallieutenants von der Heyden, bei Huy über die Maas, mit dem Auftrage, die Infan terie dieser Garnison an sich zu ziehen, dem Marschall Bouffleurs in den Rücken zu fallen und wo möglich die Schiffbrücke über die obere Maas zu zerstören. Dieser Expedition gehörte auch das Leibbragoner - Regiment an ; da aber Ludwig XIV. von diesem Unternehmen bei Zeiten Kunde erhalten hatte, so verstärkte er von dieser Seite alle Poſten, und man kehrte unverrichteter Sache wieder nach Huy zurück. Indeß hatte diese Demon stration doch häufige und blutige Scharmühel zur Folge. Unter andern Gefecht (bei Stenvieu.) gelang es dem General von der Heyden , bei Slenvieu ei nen bedeutenden Französischen Transport zu überfallen, den größten Theil " der Eskorte zu Gefangenen und große Beute zu machen , worunter meh rere, reich mit Silber beladene Maulthiere sich befanden. Während dieser Expedition

erschoß der Lieutenant Riebe von dem

Leibdragoner- Regimente einen Fähnrich von den Neuburgſchen Dragonern und entwich aus Furcht vor der Strafe ; in seine Stelle wurde der Fähn rich Rangau zum Lieutenant befördert.

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Um auch mit der Armee an den Feind zu kommen, brach König Wil helm indeß am 17. Juni aus dem Lager bei Thine auf; der Marschall von Luxemburg verließ sein Lager ebenfalls, und beide Armeen folgten dem Laufe der Mehaigne auf beiden Seiten. Um 25ften standen sie sich ein= ander gegenüber, die Alliirten zwiſchen Sombref und Peruis, die Franzo ſen hingegen bei Moustier, zwiſchen Templour und Falise. Hier, wo sich das Detaſchement unter Tilly wieder mit der Armee vereinigte, blieben sie bis zur Uebergabe der Citadelle von Namur ( am 30. Juni ) in völliger Unthätigkeit stehen , weil das schlechte Wetter und die dadurch verursachte Beschaffenheit des Terrains selbst alle Neckereien der Vorposten verhin derte. Die Unthätigkeit , zu welcher die Alliirten gezwungen waren, ver anlaßte den ſervilen Wiß der Französischen Hofleute zu der Spottdeviſe: amat victoria testes, *) welche mit gewöhnlicher Französischer Ruhmredig feit überall verbreitet wurde. Um 3. Juli ging Ludwig XIV. mit dem ganzen Hofstaate nach Ver ſailles zurück ; der Marschall von Luremburg aber , 81 Bataillone und 214 Eskadrons stark, wendete sich über die Sambre nach St. Gerard, während sich die alliirte Armee nach Gemappe gezogen hatte; beide Heere, durch Erschöpfung , Regengüsse und grundloſes Terrain festgehalten, aber sich stets scharf beobachtend. Marschall Bouffleurs ging hierauf mit 19 Bataillons, 52 Eskadrons nach dem Lüttichſchen, und weil hierdurch auch die Brandenburgischen Län der bedroht waren, so folgten ihm die Generale von Flemming und Tilly mit ihren Truppen über die Maas, bis gegen Lüttich, wo sie am 23. Juli zwischen Hall und Lembeck ein Lager aufschlugen. Diese Bewegung war Ursache, daß das Leibdragoner- Regiment nicht an der Schlacht bei Steen= kerken Theil nahm, welche am 3. Auguſt zwiſchen der Armee des Königs von England uud der des Herzogs von Luremburg unentschieden blieb, obwohl sich die Franzosen den Sieg zuschrieben. Dagegen erlebte das 18. September 1692.) Regiment hier die starke Erderschütterung, welche in Lüt

tich am 18. September Nachmittags um 2 Uhr empfunden wurde und sowohl am Rhein, als in den Niederlanden, in England, Frankreich und Italien Gebäude beschädigte und Menschen tödtete. Später folgten die Truppen des Feldmarschalls von Flemming dem Marschall von Bouffleurs, als derselbe am 17. Oktober vor Charleroi rückte und, von dem Korps des Marschalls von Luxemburg , das bei Condé an der Schelde stand, gedeckt, die Belagerung dieser Festung unternahm.

*) Der Sieg hat gern Zeugen .

F

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Um 18. Oktober empfand man während des Marſches das Erdbeben wieder, doch schwächer als vier Wochen vorher, so daß es keinen Schaden verursachte. König Wilhelm hatte am 19. Oktober nach einem Kriegsrathe den Oberbefehl an den Churfürsten von Baiern gegeben, und dieser marſchirte über Brüssel , Waterloo und Fleurus auf Charleroi. Das Brandenbur gische und Lüttichsche Korps , unter Flemming und Tilly , vereinigte sich bei Wawre mit dem Streifkorps des Generals von Castillo und bei Lö wen mit der großen Armee der Alliirten . Bei Annäherung derselben ließ (Entías der Marschall Bouffleurs den 22. Oktober früh um 1692. 22. von Charleroi,) 9 Uhr sein Lager in Brand stecken und zog sogleich von Charleroi ab, nachdem er in fünf Tagen der Stadt durch ein heftiges Bombardement großen Schaden zugefügt hatte.

Er wandte sich mit einem Theile seiner

Armee nach Chinay , während der Rest zu dem Herzoge von Luxemburg stieß; die Alliirten aber blieben bei Nivelle und Gemappe ſtehen. Da beschlossen wurde, nunmehr in die Winterquartiere zu rücken : ſo ging am 26. Oktober das Korps unter Flemming und Tilly nach dem Lüttichschen zurück.

Das Regiment Flemming zu Pferde, die Bataillons

von Brand und von Huth und das Leibdragoner - Regiment bekamen ihre Winterquartiere im Limburgschen , und zwar das Lehtere in Limburg, Battice und den anliegenden Dörfern . Der Feldmarschall von Flemming befand sich mit dem Generalstabe wieder in Neuß. Diese lange und sehr

anstrengende Kampagne hatte die Truppen

aufs höchste angegriffen, und es bedurfte bedeutender Mittel, um die erlit Dies war um so tenen Verluste an Pferden und Menschen zu decken. schwieriger , da die Franzosen bis zum Beginne der Kampagne im Jahre 1693 in kleinen Abtheilungen Streifzüge in die Quartiere der Alliir ten machten , auf denen sie raubten und sengten , und sowohl Kontri butionen an Geld, Früchten und Pferden, als Rekruten erpreßten. Man mußte daher stets gegen dergleichen Anfälle auf seiner Hut ſein. A13 Beispiel, wie nöthig diese Vorsicht war, möge hier des Ueberfalles erwähnt (1693.) werden, den die Franzosen am 10. Mai 1693 auf das Dorf Somange, zwei Stunden von Lüttich, 150 Mann ſtark, unternahmen, wo der Oberstlieutenant von Brand mit seinem Bataillon einquartiert war, also ganz in der Nähe der Quartiere des Leibdragoner - Regiments . Da aber der Oberstlieutenant von Brand von dem Vorhaben der Feinde vor her Nachricht erhalten : so hatte er sein Bataillon zu ihrem Empfange vor dem Dorfe aufgestellt

und vertrieb sie, nachdem er ihnen einen Verlust

an Todten, Verwundeten und Gefangenen beigebracht. Unter den Lehte ren befand sich der Französische Anführer. Von dem Leibdragoner - Regi

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mente wurde im Mai der Kapitain Kornmesser als Invalide verabschiedet, und der Kapitain Sperling erhielt dessen Kompagnie, wogegen der Lieu tenant von Bornstädt zum Kapitain befördert und der Fähnrich Gram von den Grand - Mousquetairs zum Regimente verseht und bald darauf zum Lieutenant befördert wurde ; der Wachtmeister von Wedell wurde dafür zum Fähnrich ernannt . Mit dem Beginne des Feldzuges 1693 verbreitete fich das Gerücht, Taß das Korps des Feldmarschalls von Flemming an den Operationen der großen Armee unter dem Könige von England keinen Antheil nehmen würde, und in der That ging man im Juni in das Kölnische zurück. Diese Bewegung erklärte sich indessen bald , als der Befehl veröffentlicht wurde, daß das Korps an den Oberrhein marschiren und sich mit der bei Heilbronn aufgestellten alliirten Armee vereinigen sollte, welche der Mark graf Ludwig von Baden , der gefeierte Held von Salankemen, befehligte. Man überschritt daher bei Coblenz den Rhein, bei Aschaffenburg den Main und vereinigte sich am 4. Juli bei Langen , 3 Stunden von Darmſtadt, mit den Sächſiſchen und Heſſen-Kaſſelſchen Truppen. Die Kavallerie, wobei das Leibdragoner - Regiment sich befand , traf am 14. Juli in dem Lager der Alliirten ein, welches bei Kochendorf, durch den Neckar in der Front, durch den Kocher und die Jar in den Flanken gedeckt, aufgeschlagen war. Die Brandenburger erhielten ihren Plaß in der Ordre de Bataille auf dem linken Flügel des Haupttreffens , unter dem Befehle des Landgrafen von Hessen, der sich , so wie auch der Churfürst von Sachſen , bei dieſer Armee befand. Es waren 130 Eskadrons und 48 Bataillone hier ver sammelt, und jeder Einzelne brannte vor Begierde , die Zerstörung von Heidelberg an den Franzosen zu rächen.

Man verlegte daher das Lager

nach Sontheim, näher an Heilbronn, so daß auf dem rechten Flügel Heil bronn, auf dem linken die Drarbach, in der Front aber und in der linken Flanke der Neckar sich befand . Da indeſſen die Franzosen unter dem Mar schall von Choiseul am 16. Juli bei Besigheim und Marbach den Neckar überschritten hatten : so wurde am 18. das Lager der Alliirten abermals verändert und bis Flein vorgeschoben. Hier stand man dem Feinde so Vertheidigung desSufi 1693 ) nahe, daß die Vorposten mehrere Gefangene von (Stein , 18-24. den feindlichen Vortruppen einbrachten, die sich auf der Höhe von Otters heim ihnen entgegengestellt hatten. Das Lager wurde mit einer Circum vallationslinie und mehreren Redouten verschanzt und in dieſe ſchon am 20. das Geschütz eingefahren.

Bei Lauffen ließ außerdem der Markgraf

von Baden vier Brücken schlagen , um dem Feinde von hier aus in die Flanke zu fallen , greifen.

wenn er es dennoch wagen sollte,

das Lager anzu=

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Am 22. Juli zeigte sich die feindliche Kavallerie mit 4000 Grenadie ren und einer Menge Geschütz in der Gegend von Kruppenbach vor dem Lager, und die Grenadiere drangen mit der Artillerie zugleich so heftig vor, daß man einen Hauptsturm erwartete ; als aber die Franzosen hinter den stattlichen Verſchanzungen den von einigen 70 Tambours geſchlagenen Dragoner -Marsch der Alliirten hörten , zogen ſie ſich ſo eilig zurück, daß man noch am 24. Juli außerhalb des Lagers viele Tausend Faſchinen fand, welche ihnen bei dem Sturme des Lagers hatten dienen sollen. Hierauf wichen fie immer weiter zurück, und zwar so schnell, daß sie schon am 3. August zwischen Kornwesten und Asperg standen, nachdem sie die Brücken über den Neckar bei Neckser und Weihnig abgebrochen hatten. Da sie sich nun in das Badenſche wandten , so folgten ihnen die Aliirten, gingen bei Neckar - Vahingen über den Neckar und lagerten bei Bittigheim, bis die Franzosen auf Biel und Stollhofen marschirten. Nun brachen die Alliirten ihr Lager bei Bittigheim ab und eilten über Güglingen und Ep pingen auf Ittlingen, wo sie am 10. September an der Elzbach ein neues Lager bezogen. In den Vorpostengefechten ,

welche bei dieſen Märschen stattfanden,

blieb im August der Lieutenant du Croy, wofür der Fähnrich Belling zum Lieutenant befördert wurde. Da man schon über die Winterquartiere unterhandelte : so wurden die Brandenburger nebst den Heſſen-Kaſſelſchen Hülfsvölkern bereits am 12. September von dem Korps des Markgrafen von Baden entlassen. Sie marſchirten zuſammen über Sinzheim und Neckargemünd auf Heidel berg , wo sie den Neckar paſſirten , dann die Bergstraße entlang über Schriesheim, Weinheim, Heppenheim und Bensheim nach Darmstadt ; von hier aus aber über Groß - Gerau nach Bischoffsheim, von wo sie bei Kost heim über den Main gingen. Hier trennten sich die Brandenburger von den Hessen und gingen über Coblenz zurück und in das Cleveſche in die Winterquartiere, ohne auch in diesem Jahre Gelegenheit zu besonderen Waffenthaten gefunden zu haben. 1694. Der Feldzug des Jahres 1694 wurde erſt ſehr spät eröff net. Die Franzosen überschritten am 1. Juni die Sambre und bezogen, unter dem Befehle des Dauphins, am 4. Juni bei Fleurus ein Lager, so daß es schien , als ob die alliirte Armee von Lüttich und Mastricht abge= schnitten und eine dieser Städte belagert werden solle. Die Armee, unter dem Könige von England, war nach einem glück lichen Gefechte den 3. Juni über die Dyle gegangen und hatte , sich, um den feindlichen Bewegungen näher zu sein, bei Ham aufgestellt.

Um auch

der Absicht des Feindes auf Lüttich vorzubeugen , hatte der König von

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England dem Brandenburgiſchen Hülfskorps den Befehl zugehen laſſen, zum Schuß von Lüttich und Mastricht vorzurücken. Da der Feldmarschall vom 3. Juni bis 4. Sept. 1694. von Flemming noch in Berlin war, so brach das Korps , unter dem Generallieutenant von der Heyden , am 2. Juni nach Viset auf und

bezog dann bei Lüttich ein Lager , nachdem sowohl

in diese Stadt, als nach Mastricht, eine Besaßung von Infanterie gelegt worden war.

Die Reiterei wurde unter dem Oberstlieutenant von Dewiß zu der Armee des Königs beordert ; die Dragoner aber blieben mit der Infanterie bei Lüttich stehen, um gegen die feindlichen Reserven aufzutreten, falls es zwiſchen den beiden großen Armeen zu einer Schlacht kommen ſollte. Die Einrichtung dieses Lagers, welches mit aller Sorgfalt verschanzt wurde, bot sehr große Schwierigkeiten ; namentlich fehlte es an Palliſaden, obwohl man keinen Baum in der Gegend verschonte. Das Futter und die Lebensmittel waren schon am 6. Juli ſehr knapp, und man mußte das Getreide von den Feldern fouragiren.

Die Gemeinen bekamen das Brot

geliefert und außerdem noch 12 Groſchen monatlich. Während nun die große Armee der Alliirten und die des Feindes durch verschiedene Märsche einander den Vortheil abzugewinnen suchten und sich oft gegen einander in Schlachtordnung stellten , ohne daß es zu etwas anderm, als zu einzelnen Streifpartien und Vorpostengefechten kam, fielen bei Lüttich häufige Scharmüßel mit den Fourageurs des Bouffleur schen Korps vor. Ein solches fand unter andern am 10. Juli statt, wo ein Theil des Leibdragoner - Regiments ,

unter dem Befehle des Oberst=

lieutenants Freiherrn von Blumenthal, dem Feinde 40 Mann erſchoß und mit 50 Gefangenen und 100 Beutepferden triumphirend im Lager wieder einzog. Der Oberstlieutenant Freiherr von Blumenthal und der Fähnrich von Möhlen wurden bei dieser Gelegenheit schwer verwundet. Am 26. August überschritten die Alliirten bei Deynse die Liß und kamen den 30. bei Rouſſelaer an , während der Feind im Lager zwischen Courtray und Menin stand. Der König beabsichtigte daher, Huy zu neh men, und ertheilte dem General von der Heyden den Befehl, dieſe Stadt, vereint mit den Lüttichſchen Truppen , unter dem Prinzen Czerklas de Tilly, dem Bruder des oft genannten Grafen, zu berennen.

Man brach

daher am 4. September früh um 4 Uhr aus dem Lager bei Lüttich auf, paſſirte bei Thielen die Maas und bemächtigte ſich bis zu Mittage aller um die Festung gelegenen Posten . Den 7. wurde sie völlig eingeſchloſſen, und die Brandenburgische Kavallerie, wobei sich das Leibdragoner - Regi= ment befand, erhielt ihren Plaß auf der Höhe von Coreur.

Die Belage

rung , welche mit allem Ernste geführt wurde , kommandirte der Herzog

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von Ploen. Bereits am 8. ging die Stadt durch Kapitulation über ; das Schloß aber leistete einen tapferen Widerstand. Erst nachdem das Fort Pickard mit Sturm genommen und nach erfolgter Bresche Alles zu einem Generalſturme auf den Hauptwall vorbereitet war, kapitulirte daſſelbe eben falls , am 17. September. Von den in dem Plate noch vorgefundenen 14 Kanonen machte der König von England dem Churfürsten Friedrich III. , zum Gedächtnisse der guten Dienste, welche seine Truppen geleistet hatten , 7 zum Geschenk. Ueberdies äußerte er gegen den Generallieutenant von der Heyden seine besondere Zufriedenheit mit dem Benehmen der zu dem Belagerungskorps gehörigen Brandenburgischen Truppen, indem er öffentlich sagte: Je dois cela ( die schnelle Einnahme von Huy ) à la vigueur des troupes de Mr. l'Electeur de Brandenburg ; - ein Lob, welches aus dem Munde eines Feldherrn , wie Wilhelm III. , von großem Werthe ist, und woran auch das Leibdragoner - Regiment seinen Theil hatte. Nach der glücklichen Einnahme von Huy fiel nichts Bedeutendes mehr in diesem Feldzuge vor , und die Truppen bezogen bald darauf die Win terquartiere ; das Brandenburgische Korps im Luxemburgschen und Köl nischen, das Leibdragoner - Regiment in letterer Provinz . Während dieser Winterquartiere wurde jede Kompagnie des Regi ments, incl. Prime - Plane, zu 82 Pferden komplett berechnet.

Die Sol

daten erhielten von ihren Wirthen Obdach , Holz , Licht und Bette frei, pro Pferd täglich ein Viertel Hafer, 8 Pfund Heu und 1½ Viertel Häck= sel Kölnisches Maaß , wöchentlich aber 3 Bund Streuſtroh ; Häcksel und Streustroh unentgeldlich , das Uebrige nach einer beſtimmten Tare. Der niedern und hohen Jagd , des Taubenschießens und der Fischerei sollten sich Offiziere und Soldaten gänzlich enthalten ,

vor dem Abmarsch der

Truppen aber Liquidationen eingereicht und bezahlt werden. Im März 1695 erhielt der Fähnrich von Möhlen den Abschied, und der Wachtmeister von Göhe wurde zum Fähnrich ernannt. Da der Oberst lieutenant von Blumenthal noch nicht von seinen Wunden hergestellt war : so schickte der Churfürst einen Oberstlieutenant von Schweinichen zum Re giment, welcher dessen Dienste thun sollte, ohne jedoch vorläufig eine Kom pagnie zu erhalten, um den Oberstlieutenant von Blumenthal in keiner Art zu beeinträchtigen.

Erst im Juli, nachdem der Kapitain Butky ver

abschiedet worden, wurde diese Kompagnie an den Oberstlieutenant von Schweinichen vergeben. Die Lieutenants von Nimpsch und von der Hey den wurden zu Kapitains ernannt. 1695.

Mit dem Beginne der Kampagne des Jahres 1695 kam

zwar der Feldmarschall von Flemming wieder zu der Armee und führte

1

97

den Oberbefehl über das Brandenburgische Korps ;

der Generallieutenant

von der Heyden aber kommandirte im Speciellen die Truppen , welche er im vorigen Jahre vor Huy geführt hatte.

Gegen Ende Mai verließ er

die Winterquartiere und rückte, mit Holländischen, Lüttichſchen und Mün sterschen Truppen vereint, in das Lager bei Hologne, zwischen Viset und Eysden, eine Meile von Lüttich. Das Korps der Alliirten , welches den Konig von England als Befehlshaber erwartete, ſtand bei Thielt, unweit Gent; ein anderes aber , unter dem Churfürsten von Baiern , lagerte bei Sillick, später bei Ninove. Nachdem der König am 28. Mai bei der Armee angekommen war und den Oberbefehl übernommen hatte, wurde der Graf von Athlone mit einem starken Kavalleriekorps über Löwen nach Lüttich gesandt , um sich Dieser brach mit dem Generallieutenant von der Heyden zu vereinigen. nunmehr am 8. Juni aus dem Lager bei Hologne auf und ging auf Tallers, unweit der Mehaigne, so daß es schien, als ob man gegen Char Ein feindliches Korps unter dem Marquis d'Har leroi operiren wolle. Borvoßengefechte ( wvofenachechte an) court rückte ihnen an der Sambre entgegen , um ihnen den Uebergang streitig zu machen ; doch kam es nur zu unbedeutenden 11 Vorpostengefechten. Am 16. langte der berühmte General von Coehorn bei dem General von der Heyden an, und nun wurde die, bis dahin geheim gehaltene, Ab ſicht offenbar, daß man Namur belagern wolle. Man ging nun sogleich dahin ab. von Namur, vom Am 23. Juni hatte sich der Marschall von 24. Juni bis 27. August 1695. Bouffleurs mit 7 Escadrons Dragonern über Dinant in die Festung ge

worfen und die Pferde wieder nach Dinant zurückgeschickt . Ein späterer Versuch , die Festung wieder zu verlaſſen , mißlang ihm ; er blieb daher darin und befehligte die Vertheidigung . Der Angriff wurde, unter dem Oberbefehl des Königs von England , von dem Churfürsten von Baiern kommandirt und von dem General von Coehorn im Speciellen geleitet. Der Feldmarschall von Flemming war ebenfalls anwesend. Am 24. Juni paſſirte die Brandenburgische Infanterie, das Leibdra goner-Regiment und die beiden andern Dragoner- Regimenter, Sonsfeld und Anspach, die. Sambre unterhalb Charleroi , während die Kavallerie auf einer Höhe zur Deckung stehen blieb. Nachdem auch die Kavallerie übergegangen war, marschirte das Korps vereinigt bis an die Maas. Am 25sten ließ der Generallieutenant von der Heyden in aller Frühe für die. Infanterie und Artillerie eine Brücke über diesen Fluß schlagen ; die Ka vallerie und Dragoner aber gingen durch eine Furt. Hier wurden die Truppen von dem Könige von England besichtigt und ihr Zustand sehr 7

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gerühmt , worauf sie auf der Höhe St. Barbé , Namur gegenüber, ein Lager aufschlugen. Die beiden andern Dragoner - Regimenter waren zu dem Korps des Grafen von Athlone abkommandirt ; deshalb war das Leib dragoner-Regiment allein von den Brandenburgischen Dragonern in die ſem Lager. Am nächsten Tage schon wurde indeß dieſes wieder verlaſſen, und man poſtirte sich oberhalb Namur an der Maas , wo die Truppen damit beschäftigt wurden , die Wege durch die Gebüsche zu schlagen, auf denen die, für die Kommunikationsbrücke nöthigen Pontons an den Fluß gebracht werden sollten.

Auf diese Art war die Stellung der Branden

burger zwischen der Sambre und Maas , und hier eröffneten sie auch am 1. Juli ihre Trancheen , welche , ungeachtet zweier heftiger Ausfälle, doch einen guten Fortgang hatten. Indeſſen verbreitete sich in dem Lager von Namur die Nachricht, daß der Marschall Herzog von Villeroi mit einem Entſakkorps sich der Festung nähere. Am 1. August ging daher der König von England ſelbſt mit einem Detaſchement von 20 Escadrons , worunter die Brandenburgischen Haustruppen, und als zu dieſen gehörig auch das Leibdragoner - Regiment, ihm entgegen. Das Detaſchement marschirte früh um 3 Uhr ab, der Kö nig folgte um 7 Uhr ;

da es indeß nur auf ein Bombardement von

Brüſſel abgeſehen war : so kehrte der König schon den 3. Auguſt mit die ſen Truppen von Namur zurück, wieder in sein Verhältniß.

und das Leibdragoner - Regiment trat

An demselben Tage wurde der Hauptsturm auf die in den Stadtwer ken gemachte Bresche angeordnet ; der Marschall Bouffleurs ließ aber Cha made schlagen und übergab am 4ten die Stadt auf Kapitulation. Der Garnison war ein zweitägiger Waffenstillstand bewilligt worden , um sich in die Citadelle zurückzuziehen ;

nach Verlauf dieser Zeit wurde aber der

Angriff der Citadelle mit allem Eifer und auch von der Stadt aus un ternommen. Da ein Mangel an Bomben eingetreten war und die Mittel fehlten, um dieselben von Mecheln herbeizuschaffen : so gab der König seine eigenen Wagen dazu her und ersuchte die Offiziere , ein Gleiches zu thun. Von den Brandenburgern wurden für diesen Zweck 100 Caiſſons und 37 Offi= zierwagen gestellt , was der König sehr gnädig bemerkte. Inzwischen war durch Ueberläufer verrathen worden, daß in der Ei tadelle die Pferde Tag und Nacht gesattelt ständen , weil der Marschall Bouffleurs beabsichtige , bei irgend einer Gelegenheit den Plaß heimlich zu verlaſſen oder sich mit der Kavallerie durchzuſchlagen. Um dies zu ver hindern , beſeßte man alle Ausgänge aus der Citadelle mit Kavallerie-De taſchements und beobachtete besonders diejenigen Punkte auf das genaueste,

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wo der Feind die Sambre und Maas hätte überschreiten können.

Die

Sicherung der Maasübergänge fiel den Brandenburgern anheim,

und

das Leibdragoner - Regiment nahm ebenfalls daran Theil. In Rücksicht der großen Beschwerden , welche damit verknüpft waren und den Ruin der Pferde herbeiführen konnten , befahl der König unter dem 7. August, daß der Kavallerie bei dieſem Dienste Hafer geliefert werden solle ; doch bezog sich diese Maaßregel nur auf die Gemeinenpferde und Unter-Prime Plane ; wogegen die Offiziere für ihre Pferde selbst sorgen , die Pferde der Infanterie, Artillerie und Caiſſons aber , wie bisher , mit dem zufrieden sein mußten, was fouragirt werden konnte. Unterdeſſen wurde die Belagerung der Citadelle mit dem besten Er folge fortgesetzt und Bresche in das Fort Coehorn gelegt, als die Nach richt einging , daß der Herzog von Villeroi , welcher in der Gegend von Fleurus , St. Amand , Marbais und Sombref gelagert war , den Befehl erhalten habe, womöglich am Tage des heiligen Ludwig , den 25. Auguſt neuen Styls , die Belagerungsarmee anzugreifen und Namur zu ent= sehen. Man beschloß daher an diesem Tage , den 15. August alten Styls, das Fort Coehorn mit Sturm zu nehmen ; die Brandenburgische Reiterei und Dragoner, wie auch 10 Bataillone der Brandenburgiſchen Infanterie, erhielten den Befehl , sich bereit zu halten , mit dem Könige von England dem Marschall von Villeroi entgegen zu gehen , wenn er wirklich den Ent sahversuch machen sollte. Bei dieser Gelegenheit äußerte der König gegen den Churfürsten von Baiern in Bezug auf die Brandenburgischen Trup pen : Franchement , j'ai une grande confiance en ces Messieurs et en leur Infanterie , ein Vertrauen , welches ihnen zur größten Ehre gereicht. An dem bestimmten Tage wurde das Fort Coehorn von den Alliirten wirklich genommen ; dagegen blieb der Marschall Villeroi aus ; am Abende aber gaben die Belagerten von einem Thurme der Citadelle Fackelsignale, welche durch den Marschall mit Kanonenschüssen beantwortet wurden, und da dieser sonst mehrere Vorbereitungen machen ließ , von denen man auf die Ausführung seines Vorhabens schließen konnte : so ging der König mit 28,000 Mann , unter denen sich die obenerwähnten Brandenburgischen Truppen und auch das Leibdragoner - Regiment befanden , ihm entgegen und stellte sich zur Deckung des Lagers auf. Dieses war zwischen der Sambre und Maas eingerichtet , durch Natur und Kunst auf das trefflichſte befestigt; der Herzog von Villeroi hielt daher den Angriff deſſelben für mißlich und sah dem weitern Fortgange der Belagerung unthätig zu, eben so als der König von England vor 3 Jahren , während Ludwig XIV. Namur einnahm. Am 21. erſtürmten die Alliirten das Fort Esprit und das alte Schloß, ſammt dem gedeckten Wege und dem Hauptgraben der Citadelle , legten 7.

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Minen in die Eskarpe deſſelben und ordneten alles zu einem Hauptsturme an. Dies veranlaßte den Marschall Bouffleurs , eine Kapitulation zu verlangen , nach welcher die Citadelle von Namur am 10. September n. St. übergeben werden sollte, wenn indeß kein Entſaß sie wieder befreite. Da die Nähe des Herzogs von Villeroi mit einer Armee von 80,000 Mann hierzu den Belagerten wohl Hoffnung machen konnte: so vollzog der Churfürst von Baiern im Namen der Alliirten die Kapitulation in der Art , daß der Auszug der Garnison den 5. September n. St. (27. Au guſt a. St.) ſtattfinden solle.

An diesem Tage rückte daher auch die Be

ſatzung früh um 7 Uhr , noch 5000 Mann stark , den Marschall Bouffleurs an der Spiße, aus. Die Belagerungsarmee hatte sich dazu in 6 Linien, von der Bresche an , um die Citadelle herum bis an die Maas, in Parade aufgestellt. Die Beſahung ging nach Givet ab ; der Marschall Bouffleurs aber wurde von dem Könige von England , wegen der nicht erfüllten Ka pitulation von Dirmuiden und Deynse, deren Besatzung die Franzosen noch gefangen hielten , als Kriegsgefangener in Anspruch genommen und erst freigelaſſen , nachdem der König von Frankreich ſich für die Erfüllung jener Kapitulationen verbürgt hatte. Die Ulliirten fanden in der Festung noch einen großen Ueberfluß von Lebensmitteln und Kriegsbedürfnissen , so wie auch 74 Kanonen und 4 Mörser in gutem Zustande. Auch von dieſen erhielt der Churfürst von Brandenburg einen Theil zum Andenken der rühmlichen Tapferkeit ſeiner Truppen ; der König von England aber , der über dieſen glänzenden Sieg im Angesicht einer feindlichen Armee sehr vergnügt war , äußerte sich in Brüssel gegen den Feldmarschall von Flemming wieder sehr gnädig über die Brandenburgiſchen Hülfsvölker und zwar in einer öffentlichen Audienz in Gegenwart vieler Generale und andern Offiziere. Als der Feldmarschall darauf erwiederte , daß sie nur nach dem Befehle ihres gnädigen Churfür sten und nach ihrer Pflicht gehandelt und sich der rühmlichen Anführung Seiner Majestät hätten würdig beweisen wollen , bemerkte der König in ſeiner Weise halb deutsch , halb holländisch : Nein , mein Herr Feldmar schall, es ist secker , dat juge Trouppen den grötſten part an der Eroberung haben. Ich bin dem Herrn Korförsten sehr obligirt und in alle. — Auch in zwei Briefen an den Churfürsten , vom 6. August und 3. September, gestand der König der Tapferkeit der Brandenburgischen Truppen haupt sächlich den günstigen Erfolg der Belagerung zu ; die Spottdeviſe aber, welche die Franzosen vor 3 Jahren in Umlauf gebracht hatten , wurde nun in habet victoria testes *) travestirt.

*) Dieser Sieg hat wirklich Zeugen.

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Das Lager der Alliirten blieb noch bis zum 30. Auguſt vor Namur in der Gegend von Maſey ; an dieſem Tage aber ging es nach Sombref und den 1. September nach Hall , zwischen Mons und Brüssel , wo es bis zum 12. September blieb , dann aber jenseit Quentin - Lennik sich begab. Außer kleinen Scharmüßeln und Vorpostengefechten fiel in diesem Jahre nun überhaupt nichts mehr vor, und die Brandenburger bezogen gegen Ende September im Cöllnischen die Winterquartiere ; das Leibdra = goner-Regiment stand in Cölln selbst. Der Churfürst Friedrich III. kam im Oktober nach Cleve und ging nach dem Haag, wo er einen neuen Vertrag mit dem Könige von England und den Generalstaaten , wegen Beibehaltung der Brandenburgischen Truppen auch im nächsten Jahre, einging . Von Cleve aus ließ er unter dem 12. Oktober ein großes Avancement bekannt : machen und ernannte den Obersten von Wreech, Kommandeur des Leibdragoner - Regiments, zum Generalmajor. Seit dieser Zeit trat er mehr in das Verhältniß eines Chefs zu dem Regiment , welches nunmehr überall von dem ältesten Staabsoffizier, jest von dem Obersten von Below , geführt wurde. 1696. Nachdem ein Versuch zur Restitution Jakobs III. auf den Englischen Thron , den die Franzosen im Anfange des Jahres 1696 unter nehmen wollten , verrathen und von den Alliirten die bedeutenden Maga zine des Feindes in Givet durch ein unerwartetes Bombardement in Brand gesteckt worden waren , rückten die Franzosen Anfangs Mai mit 2 Armeen ins Feld. Die Eine stand unter dem Herzoge von Villeroi bei Deynſe und Kruischouten, die Andere unter dem Marschall von Bouffleurs bis nach Fleurus. Die Alliirten sammelten sich nun ebenfalls in 2 Korps ; das Eine unter dem Churfürsten von Baiern bei Thienen ; das Andere bei Gent unter dem Prinzen von Vaudemont erwartete den König von England als Befehlshaber. Um dem Marschall von Bouffleurs näher zu kommen, zog das Er stere auf Wawre und nahm hier am 23. Juni das Brandenburgische Hülfskorps auf, welches aus dem Cöllnischen heranmarſchirt war. Nachdem der König von England bei der Armee angekommen , bezogen. beide . Korps vereinigt am 9. Juni bei Corbais ein Lager, welches sich auf 1½ Meile erstreckte. Das Brandenburgische Hülfskorps , wobei das Leib dragoner-Regiment, stand hierbei vor Niel St. Vincent , in welchem Orte sich das Hauptquartier des Feldmarschalls Flemming befand. Der Marschall Bouffleurs zog sich hierauf über die Sambre und lagerte sich auf das vortheilhafteste bei Gerpines zwischen der Sambre und

Maas. Um ihn aus dieser Position wegzulocken , brachen die Alliirten am 28. Juni wieder von Corbais auf und marschirten nach Noirmont und

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Gemblours , wo sie bis zum 15. Juli blieben , dann aber auf Fleurus, den 16. auf Nivelle, den 18. auf Soignies und den 19. auf Cambron bei Ath gingen. Der Marschall Bouffleurs veränderte noch öfter ſeine Stellung, wurde aber nur von dem Korps des Königs von England beobachtet; der Churfürst von Baiern dagegen brach erst am 14. August wieder aus dem Lager von Ath auf, ging bei Leſſines über die Dander und lagerte sich dann mit dem rechten Flügel zu Grammont , mit dem linken an der Chartreuse von Herines. Der Feind war durchaus zu keiner Schlacht zu bringen, und die Jah reszeit fing an , schon sehr rauh zu werden ; der König ließ daher die alliirten Truppen wieder in die Winterquartiere rücken , welche die Bran= denburger in der Gegend von Aachen erhielten. Da die Stelle des Ka= pitain Bukky bisher unbeseht geblieben : so wurden im November der Lieutenant Winkler zum Kapitain , die Fähnrichs Göttingen und von Lind städt zu Lieutenants und der Adjutant Zwelt zum Fähnrich ernannt. Im December erhielt der Lieutenant Rangau den erbetenen Abſchied. 1697. Obwohl im Jahre 1697 die Franzosen mit 3 Armeen ins Feld rückten und Ath nach einer 17tägigen Belagerung im Mai durch Kapitulation einnahmen : so fiel doch um so weniger sonst etwas bedeu= tendes vor , als man bereits mit der Idee umging , einen Krieg zu be= endigen , der bis jezt so geringe Erfolge gehabt hatte. Die Brandenburgischen Hülfstruppen und mit ihnen das Leibdra goner-Regiment standen wieder bei dem Korps des Churfürsten von Baiern, und hatten nach mehreren Hin- und Hermärſchen in denselben Gegenden, wie im vorigen Jahre , endlich bei Dydonk ein Lager bezogen, als die Friedensunterhandlungen begannen. Auf dem Schloſſe Nienburg bei dem Dorfe Ryswick , zwiſchen Delft und dem Haag , wurde der Frie denscongreß versammelt und der Friede zwischen Frankreich , Spanien, England und Holland am 20. September n. St. ( 10. a. St.) , zwischen Frankreich und dem deutschen Reiche am 30. September n. St. vollzogen. Der Churfürst von Brandenburg war in den Friedenstraktaten mit England, Holland und dem deutschen Reiche mit eingeschlossen , wo nur die Be stätigung des Friedens von St. Germain en laye ausgesprochen war. So war der Lohn für alle von Brandenburg gegen den Reichsfeind gebrachten Opfer nur die Bestätigung eines unvortheilhaften Friedens , der schon dem großen Churfürsten so vielen Kummer verursacht hatte. Die Verhältnisse erheischten aber auch jest von Friedrich III. , sich mit einer sol chen Entscheidung zufrieden zu stellen, und zwar um so mehr , als er mit andern glänzenden Entwürfen beschäftigt war , die erst die Folgezeit zur Reife bringen konnte.

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Die Brandenburgiſchen Truppen wurden nunmehr durch das Cöll nische nach Wesel dirigirt , wo sie demobil gemacht und zum Theil redu= cirt werden sollten. Da nun alle in verſchiedenen Richtungen auf einmal dorthin marschirten , so fielen unter ihnen selbst mancherlei Unannehmlich keiten vor, und es entstand fast über jedes Nachtquartier unter den Be fehlshabern Verdruß. Da indeß der Churfürst von Brandenburg noch bedeutende Rückstände an den von Spanien versprochenen Subsidien zu fordern hatte: so war es wünſchenswerth , irgend einen Plak zu behalten , der einige Sicherheit dafür gewähren konnte. Der Generallieutenant v. d. Heyden gab daher dem Obersten von Nahmer den Befehl , Roermonde zu diesem Zwecke in Besiß zu nehmen , und ſtellte nebst einigen andern Regimentern auch das Leibdragoner- Regiment zu deſſen Disposition. Man ging sogleich dahin ab; da aber die Spanier , welche den Plas besezt hatten, wahrscheinlich von der Absicht des Brandenburgischen Detaſchements unterrichtet und daher sehr auf ihrer Hut waren , so mußte man sich mit den beiden klei nen Städtchen Wachtendonk und Strahlen begnügen , von denen das Er stere ganz fest war und ihnen allerdings nicht so leicht hätte wieder ge= nommen werden können. Da aber die Spanier sich über dieſe Beſißnahme bitter beschwerten und durch Vermittelung die rückständigen Subſidien ge zahlt wurden: so verließ das Detaſchement dieſe Orte gegen Ende Oktober und ging nach Wesel. Indessen war der Generalmajor von Wreech

nach Berlin berufen

worden , um bei der beabsichtigten Reduktion der Armee mit dem Obersten von Nahmer die Offiziere von der Kavallerie nach ihren Fähigkeiten zu bezeichnen und anzugeben , welche entlassen oder im Dienst behalten wer den könnten. Das Regiment Leibdragoner blieb vorläufig unter Führung des Ober ſten von Below in der Gegend von Wesel stehen und wurde hier auf 6 Kompagnien reducirt , die in 3 Escadrons zuſammengestellt waren . Von den Offizieren des Regiments wurden der Oberstlieutenant von Schwei nichen , die Kapitains Sperling , Winkler und Heyse, die Lieutenants Gram und Göttingen, und der Fähnrich Zwelt verabschiedet , der Kapitain Cons bruch , der Lieutenant von Uckermann und die Fähnrichs von Göße und von Platen mit Aussicht auf Wiederanstellung vorläufig entlassen. Cons bruch blieb indeß bei dem Regiment und that ohne Gehalt Dienste. Das Regiment bestand nunmehr aus 474 Mann , und zwar aus 22 Offizieren, 48 Unteroffizieren,

6 Chirurgen,

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6 Fahnenschmieden, 6 Sattlern, 18 Tambours,

360 Gemeinen, und dem gewöhnlichen Unterstaabe von 8 Köpfen , dem aber kein Scharf richter mehr zugesellt wurde. Die Verordnungen Friedrich III. , auf den Geist des Christenthums baſirt und dem Zwecke eines geregelten Fort schrittes entsprechend , hatten in den Brandenburgischen Kriegern den Sinn für Ordnung und Disciplin in so hohem Grade entwickelt , daß sie allen Heeren von Europa zum Muster dienen konnten , und selten nur machte die Rohheit des Jahrhunderts die Bestrafung von Ercessen nöthig , die anderwärts noch ziemlich gewöhnlich waren.

Die 6 Kompagnie - Chefs waren : der Generalmajor von Wreech, der Oberst von Below, der Oberstlieutenant Freiherr von Blumenthal, der Major von Marwit, der Major von Münchow , und der Kapitain von Haacke. Als Kapitains ohne Kompagnie standen bei dem Regiment : von Wey herr , von Bornſtädt, von Nimpsch , von der Heyde und von Ruhlick.. So endete nun abermals ein achtjähriger Krieg , und obwohl er dem Leibdragoner - Regiment nur in einzelnen Kämpfen Gelegenheit zur Aus zeichnung geboten hatte : so ging es doch mit dem Ruhme , überall seine Pflicht erfüllt zu haben , aus demselben hervor.

Vierter

Abschnitt.

Von dem Frieden zu Ryswick bis zu der Ernennung des Regiments zum Reiter - Regiment . Von 1698 bis 1718.

1698. Mit dem Frühjahr 1698 marschirte das Leibdragoner -Re giment aus der Gegend von Wesel nach Berlin und theilte dort mit dem nur noch 3 Kompagnien starken Regiment Anspach - Dragoner das Geschäft,

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die Churfürstliche Familie auf kleinen Reisen zu begleiten und die nach Hamburg gehende Hofpost zu escortiren. Im Juli d. I. wurde der Fähnrich Priort auf sein Unſuchen ver abschiedet und seine Stelle mit dem im vorigen Jahre entlassenen Fähn rich von Göte wieder befeht. 1699.

Nachdem in dem folgenden Jahre 1699 der Churfürft

Friedrich III. die Kaiserliche Belehnung mit der Mark Brandenburg durch Bevollmächtigte erhalten und die Grenzstreitigkeiten mit Schweden freund lich beigelegt hatte, beschloß er, die so lange verschobene Huldigung in der Neumark und Pommern stattfinden zu laſſen. Das Leibdragoner - Regi= ment wurde nebst den Gensd'armes , Grand - Mousquetairs und dem In fanterie- Regiment Markgraf Philipp zu dieser Feierlichkeit in die Gegend von Cüſtrin beordert, und bezog daselbst mit dieſen Truppen ein Lager auf der Haide zwischen Schaumburg und Drewiß , nachdem es ganz neu ۱۰۰ ‫ز‬ bekleidet worden war. * 11 Noch vor dem Abmarſche dahin , im Auguſt , erhielt der Lieutenant von Lindſtädt den Abschied als Kapitain , und der im vorigen Jahre ent= lassene Lieutenant von Uckermann kam in deſſen Stelle. Der Adjutant von Damnit wurde zum Fähnrich ernannt. Um 24. September (4. Oktober n. St.) hatte der Churfürst das Amt Quartschen verlassen , wo er sich längere Zeit zur Jagd. befunden, und wurde von der Ritterschaft der Neumark um 10 Uhr des Morgens auf der Haide feierlich bewillkommt. Hierauf begab er sich in das Lager und musterte die vor demselben in Parade aufgestellten Truppen, wozu fich noch der ganze Hofstaat , die Garde du Corps und die Schweizer Garde eingefunden hatte.

Nachdem die Musterung beendet war, ritt der

Churfürst in einem prächtigen Zuge , der von dem Hofstaate, der Ritter schaft, dem Magistrate von Cüstrin und allen hier anwesenden Truppen mit mehreren Musik- und Trompeter - Chören gebildet wurde, nach der Festung. Das Theatrum Europaeum im 15ten Theile S. 551 a. ſchließt die Beschreibung dieses Zuges mit den Worten : • ,,den Beschluß machte das alte und wohlversuchte Leibregiment ,,Dragoner in des Regiments gewöhnlicher Farbe, weiß und blau, ,,ebenfalls ganz neu und wohl mundiret." Hieraus dürfte am besten der gute Ruf und die Achtung hervorgehen, welche sich das Regiment in einer 25jährigen Eriſtenz , worunter 16 Kriegs jahre waren, allgemein erworben hatte. Es wurde bei dieser Gelegenheit von dem Generalmajor von Wreech selbst geführt. Die Huldigung fand den folgenden Tag , als den 25. September a. St., in Cüstrin in ähnlicher Art statt, wie vor 11 Jahren in Berlin ; doch

106 ist als Merkwürdigkeit herauszuheben, daß der Eid nicht allein dem Chur fürsten, Friedrich III . , und des ganzen Brandenburgischen Hauſes männ lichen Leibes- und Lehns - Erben , gebornen und ungebornen , sondern auch in Ermangelung derselben dem Könige und der Krone Schweden geleistet wurde. Dieser lettere Theil erhielt indeß durch die Clausel: „da Gott vor sei !" und durch ein dreimaliges

Vivat Brandenburg" kaum eine Bestä

tigung , wie sie die anwesenden Schwedischen Bevollmächtigten wünſchen mochten. Die Truppen waren während der Feierlichkeit auf dem Schloßplake in Parade aufgestellt, wo auch die Neumärkischen und Sternbergschen Stände durch ihre Abgeordneten huldigten. Um 26. September reiste der Churfürst nach Stargard , wo die Hul digung von Pommern auf den 29. angesetzt war ; die Regimenter aber, welche der Huldigung in Cüßtrin beigewohnt hatten , begleiteten ihn nicht dorthin , sondern kehrten wieder in ihre Garnisonen zurück. Das Leibregi ment Dragoner indeſſen ſcheint ſeitdem bei Cüſtrin ſtehen geblieben zu ſein, da es in keiner der vielen Beschreibungen weiter genannt ist , welche von den nach dieser Zeit in Berlin vorgefallenen Hoffeierlichkeiten ſich vorfinden. 1700. Bom 19. Februar 1700 an wurde in allen protestantischen Ländern und daher auch in Brandenburg die neue Zeitrechnung des Pap stes Gregor VII. angenommen , deren sich die Katholiken schon seit dem 5. Oktober 1582 bedienten. Auf den 19. Februar folgte daher sogleich der 1. März , und wird von nun an auch in dieser Darstellung immer nach dem neuen Style gerechnet. Im Juni d. I. wurde der Fähnrich von Wedell zum Lieutenant befördert. 1701. An den Feierlichkeiten bei der am 18. Januar 1701 zu Königsberg erfolgten Krönung des bisherigen Churfürsten Friedrich III. zum Könige von Preußen , als Friedrich I. , und an denen , welche mit dem Einzuge des Königs vom 6. bis 10. Mai in Berlin

stattfanden,

nahm das Leibregiment Dragoner ebenfalls nicht Theil ; es kann daher hier nur des Dank- , Buß- und Betfestes gedacht werden , welches am 22. Juni in allen Königlich Preußischen Landen angeordnet war, um Gott für die glückliche Vollendung eines großen Ereignisses zu danken, auf dessen Grunde sich das Gebäude des Preußischen Staates immer mehr erweiterte und kräftiger erhob. Der Oberstlieutenant Freiherr von Blumenthal wurde bei Gelegenheit der Krönung in den Grafenſtand erhoben und der Major von Marwik zum Oberstlieutenant ernannt. Die Feldzeichen der Königlich Preußischen Armee waren nunmehr schwarz und weiß , die Nationalfarben des ehe

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maligen souverainen Herzogthums Preußen, und die Scherpen der Offiziere erhielten eine bestimmte Norm in Silber und schwarzer Seide. Indessen sollte der Friede, welcher nun 4 Jahre gedauert hatte, bald wieder unterbrochen werden. Karl II. , König von Spanien , ſtarb am 1. November ; mit ihm er losch das Haus Habsburg in Spanien , und der Kaiser Leopold I. wollte bas Testament, wonach Philipp von Anjou , der Enkel Ludwig XIV., auf den Spanischen Thron Anspruch machte , nicht anerkennen : weil er die Rechte seines Hauſes zu Gunsten des Erzherzogs Karl, seines zweiten Sohnes , für gültiger hielt. So entstand der Spanische Erbfolgekrieg, und König Friedrich I. , der sich der Politik des Kaisers und dem, bereits am 7. September im Haag errichteten großen Bündnisse zwischen Oesterreich, England und der Niederlande anschloß , — sandte noch in diesem Jahre den größten Theil seines Heeres nach dem Elevischen.

Dies war um so

nöthiger, als Desterreich in Voraussicht der Lage der Dinge noch bei Leb zeiten des Königs von Spanien , bereits im März, die Feindseligkeiten be gonnen , Baiern aber nebst dem Churfürsten von Cölln sich mit Frankreich verbunden hatte und daher Einfälle in die Preußischen Rheinländer wohl zu besorgen waren. Die Truppen des Königlichen Hauses waren anfangs nicht dazu bestimmt, mit ins Feld zu marſchiren ; also blieb auch das Leibdragoner Regiment noch in seinen Friedensquartieren in der Gegend von Cüſtrin. Dagegen führte der General von Wreech 10 bis 12 Schwadronen Ka vallerie nach dem Clevischen , wo er unter dem Befehl des Generallieu tenants v. d. Heyden stand . Im Mai d. I. erhielt der Kapitain von Weyherr den nachgesuchten Abschied, und am 1. December starb der Oberst von Below , dessen Kom pagnie der Kapitain von Bornſtädt unter der Bedingung erhielt, mit dem Kapitain von Nimpsch das Gehalt zu theilen. Der Oberstlieutenant Graf Blumenthal wurde zum Oberſten , der Major von Münchow zum Oberſt lieutenant , der Kapitain von Haacke zum Major , der Lieutenant von Wilke zum Kapitain ernannt ; von dem Leibregiment zu Pferde aber der Rittmeister von Gröben als ältester Kapitain zum Regiment Leibdragoner verseßt. Obwohl der König nur 10,000 Mann Hülfstruppen versprochen hatte : so rüstete er doch mehr als das Doppelte zu diesem Kriege gegen die Frie densstörer aus. Eine allgemeine Kopfsteuer , von der sich der König ſelbſt nicht ausnahm, sollte dazu die Mittel verschaffen , und das Edikt vom (1702.) 1. März 1702 , wodurch den Insassen verboten wurde, in fremde Dienste zu treten , die Werbungen selbst erleichtern.

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Da erscholl plößlich die Nachricht von dem Tode des Königs Wil helm III. von England . Am 19. März war dieser große Verfechter für die Freiheit Europa's gegen die drückende Willkühr und Uebermacht Frank reichs nach einem Sturze mit dem Pferde gestorben , und seine Nichte Anna , die Tochter Jakob II. , dem Geiste ihres Vorgängers getreu, bestieg den Brittischen Thron. In den Anordnungen zum Kriege wurde daher durchaus nichts geändert. Im Anfange des April reiste der König von Berlin ab und beorderte das Leibregiment Dragoner nach Wesel , wo er selbst am 12. April ankam und dann nach dem Haag ging. Als er Ende Juni über Amſterdam und Utrecht nach Wesel zurückkam , fand er das Regiment bereits dort ; jedoch wurde es in diesem Jahre nicht zur Urmee gesandt , welche Kaiserswerth belagerte, sondern rückte erst im Jahre 1703 mit dem Preußischen Korps unter dem General von Nahmer vor Geldern und bald darauf vor Bonn. Im September des Jahres 1702 war der Fähnrich von Göhe , am 5. December der von Waldow zum Lieutenant befördert worden. Belagerung von Bonn vom C (24. April bis 15. Mai 1793) 1703. Am 24. April langte die Preußische Reiterei und Dragoner zugleich mit der Lüneburgischen Reiterei vor der Festung an und berennten dieselbe noch an demselben Abende, indem sie alle Zugänge gegen das Gebirge hin besetten. Nach und nach langten auch die andern alliirten Truppen an, und der Ort wurde nunmehr vollends auf 1. allen Seiten eingeschlossen. Der Brittische Oberfeldherr , Herzog von Marl borough , leitete die Belagerung in Person , während der Generallieutenant von Cochorn die Angriffsarbeiten dirigirte. Die Besatzung bestand aus Franzosen und Spaniern unter dem Befehle des Generals von Alegre. Die Preußische Kavallerie und mit ihr das Leibdragoner - Regiment stand auf der Westseite der Festung an dem Wege nach Heymerksen im Lager, zwischen der Hessischen Infanterie und der Hannöverschen Kavallerie. Die Preußische Infanterie lagerte auf dem linken Flügel der Hessischen, welche unter dem Erbprinzen Friedrich, nachmaligem Könige von Schweden, der General von Tettau befehligte. Am 3. Mai wurden endlich die Trancheen an drei Punkten zugleich eröffnet , und da man sich bis zum 13. Mai der Contrescarpe an der neuen St. Clemenzpforte bis auf 30 Schritte genähert , alles Geſchüß auf dieser Front zum Schweigen gebracht und eine Bresche in die Mauer ge= legt hatte: so stürmte man schon denselben Nachmittag um 3 Uhr den gedeckten Weg und ſehte sich darin feſt. Um 14. Nachmittags wurde in der Festung Chamade geschlagen, ſo daß am 15. eine Kapitulation zu Stande

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kam , vermöge welcher die Beſaßung am 18. mit 6 Geſchüßen frei durch die Bresche abzog. Das Leibdragoner - Regiment war , so wie die ganze Kavallerie nur zur Einschließung verwendet worden und stand hinter Epaulements , die zu ihrer Deckung aufgeworfen waren. Patrouillen waren der Hauptdienst, da Ausfälle von der Besatzung nicht unternommen wurden . Nach der Eroberung von Bonn stieß das Preußische Korps unter Nahmer zu den alliirten Truppen , welche bereits seit dem Ende des Mo nats März Geldern belagerten. Indessen hatte am Oberrhein der Marschall von Villars ohne Wider ſtand ſeine Vereinigung mit dem Churfürsten von Baiern an der Donau bewirkt und bedrohte die Kaiserlichen Erbländer. Es wurde daher eine Preußische Abtheilung von der Nordarmee zur Verſtärkung dorthin gesandt, welche der Fürst Leopold von Anhalt - Deſſau befehligte. Unter ihm´ kom mandirte der General von Nahmer die Kavallerie , welche aus dem Reiter Regiment Markgraf Philipp und dem Leibdragoner - Regimente bestand. Der Oberstlieutenant von Münchow war um seinen Abschied eingekommen und blieb zurück ;

der Kapitain von Nimpsch , welcher über Urlaub , aus

geblieben , war ebenfalls zum Abschiede eingegeben. Um 1. Juli brachen diese beiden Regimenter aus dem Lager vor Gel dern auf, gingen bei Mühlheim über den Rhein und dann in einer be sonderen Kolonne durch die Bergstraße in das Lager von Dattenhausen und Palmersort , wo sie den 2. August ankamen.

Der Markgraf Ludwig

von Baden befehligte die sämmtlichen hier vereinigten alliirten Truppen, unter ihm der General - Feldmarschall Graf Styrum. Auf diesem Marſche traf der Abschied des Oberstlieutenant von Mün chow und des Kapitain von Nimpsch ein ; Major von Haacke wurde Oberst= lieutenant, Kapitain von Gröben Major, die Lieutenants von Grumbkow und von Uckermann Kapitains , Fähnrich von Papstein Lieutenant und der Adjutant Rhenius Fähnrich.

Der Kapitain Consbruch wurde mit Lieu

tenantsgehalt wieder bei dem Regiment angestellt. Am 23. Auguſt mit Tagesanbruch marſchirte man aus dieſem Lager, um eine Stellung bei Haunsheim zu beziehen , in welcher die Preußiſchen Truppen auf dem linken Flügel , gegen Dillingen und Lauingen in zwei Treffen standen.

In ihrem Rücken lag der Flecken Witterslingen , wo das

Hauptquartier sich befand und sowohl der Fürst von Anhalt, als auch der General von Nahmer Quartier nahmen. Die Armee war im Ganzen etwa 34,000 Mann stark; die gegenüberstehende unter dem Marschall ...d ! Villars nur 25,000 Mann.

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In diesem Lager , wie in dem früheren , fehlte es an Hartfutter ; die Pferde wurden daher allein mit Heu erhalten , welches man noch obenein aus großer Entfernung herbeiholen mußte. Die Offiziere waren genöthigt, ſogar das eigene Lagerstroh baar zu bezahlen , und der Dienst wurde zum Theil dadurch noch mehr erschwert , daß die verſchiedenen alliirten Truppen ganz abweichende Dienstreglements hatten , woraus besonders dem General von Nahmer viel Arbeit und Mühe erwuchs , der, als einziger General der Kavallerie bei der gesammten Armee, das Dienstdetail bei derselben anzuordnen hatte. Troh aller Mühsal blieben dennoch durch die musterhafte Mannszucht und Ordnung, welche der Markgraf von Baden unter den Truppen hal ten ließ, ſogar die Getraidefelder rings um das Lager unversehrt , wie im tiefsten Frieden. Der Feind hatte sein Lager zwischen Lauingen und Höchstädt ſo wohl verschanzt, daß ihm trok seiner Schwäche nicht beizukommen war ; beson= ders weil das hauptsächliche Uebergewicht der Alliirten in Kavallerie bestand. Es kam daher vorläufig nur zu kleinen Vorposten- und Detaſchements Gefechten , in denen die Alliirten meiſt glücklich waren. Um den Feind aus seiner vortheilhaften Stellung herauszulocken, be schloß der Markgraf von Baden , mit 5000 Pferden , 10,000 Mann In fanterie und 33 Geſchüßen in Baiern einzubrechen.

In dem Lager bei

Haunsheim blieben unter dem Feldmarschall Grafen Styrum 20,000 Mann zurück, unter denen sich auch die Preußischen Truppen befanden. Da der Marschall Villars mit dem größten Theile seiner Armee dem Markgrafen nachging und nur etwa 10,000 Mann unter dem Marquis d'Usson in den Retranchements zurückblieben : so beabsichtigte der Graf Styrum , Donau Gefecht Höchstädt oder (Nördlingen 20. Septer. 1703.) werth zu nehmen. Er brach daher am 18. Sep tember auf und rückte über den Adebach bis Schweningen, 1½ Meile von Donauwerth , wo man Front gegen Höchstädt , mit dem linken Flügel an Grimmheim , mit dem rechten gegen Weile, in 2 Treffen ein Lager bezog. Da sowohl die Bagage als die Schiffbrücke wegen der schlechten Bespan= nung nicht hatte folgen können : so blieb man den 19. hier stehen und hatte daher das feindliche Lager bei Höchstädt vor sich , den Marſchall Villars jenseit der Donau aber so gut als im Rücken , welchen nur der Kesselbach deckte. Unter diesen Umständen beschloß man , wieder in die alte Stellung bei Haunsheim zurückzukehren. Während man daher die abgeworfene Brücke bei Grimmheim zum Schein wieder herstellte , um den Feind zu der Mei nung zu verleiten , als wolle man hier die Donau überschreiten , zogen starke Patrouillen , zu denen auch das Leibdragoner - Regiment verwendet

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wurde, auf alle Weise von dem Verhalten des Feindes Nachricht ein. Inzwischen war der Marquis d'Uſſon mit 18 Escadrons und 18 Ba taillons am 19. die Donau aufwärts bis Dillingen marſchirt, und der Churfürst von Baiern rückte mit dem Marschall Villars von der andern Seite her ebenfalls gegen den Grafen Styrum vor. Als nun am 20. September mit Tagesanbruch die Patrouillen mel beten , daß der Churfürst von Baiern bei Donauwerth die Donau paſſire, wurde sogleich Allarm geſchlagen, der Adebach repaſſirt und der Entſchluß gefaßt, mit dem zweiten Treffen den Marquis d'Usson über den Haufen zu werfen, ehe die feindliche Hauptmacht den Kesselbach überschreiten und das gegen sie stehen bleibende erste Treffen überfallen könnte. Von dem Leibdragoner - Regiment waren 3 Kompagnien unter dem Oberstlieutenant von Marwiß bei dem ersten Treffen und befanden sich hier bei der Avantgarde unter dem Prinzen Maximilian von Hannover; die andern 3 Kompagnien unter dem Obersten Grafen Blumenthal rück ten, von dem General - Feldmarschalllieutenant Grafen Palfy befehligt, mit 2 Kompagnien von Naſſau zum Soutien des zweiten Treffens gegen Höch städt vor. Als nun die Reiterei dieses Treffens die feindliche Kavallerie bis gegen Höchstädt geworfen hatte und 6 Escadrons einen Stützpunkt an ihrer Infanterie zu gewinnen ſuchten , griffen jene 5 Kompagnien ſie aufs neue an und trieben sie bei Teysenhoven in einen tiefen Morast, worin Mann und Pferd stecken blieb , so daß nur wenige zu Fuß ent kamen. Dieser glückliche Moment gab den drei Kompagnien des Leibdra goner-Regiments Gelegenheit, 2 Standarten zu erbeuten. Indeſſen war die Avantgarde des ersten Treffens , das gegen den Churfürsten von Baiern vorging , gezwungen worden , der Uebermacht zu weichen , und zog sich fechtend mit großer Ordnung und mit um ſo mehr Vertrauen auf einen glücklichen Ausgang zurück, nachdem das Korps des Marquis d'Uſſon bis gegen Dillingen abgezogen war. Die 3 Kompagnien Leibdragoner bei den Vortruppen wurden nun bei der Arriergarde ver wendet, welche , nach Abberufung des Prinzen von Hannover von dem General von Nahmer kommandirt , womöglich den Abzug der Bagage decken sollte. Dieſe ſuchte in größter Eile das Nördlinger Holz zu gewinnen, und die Unordnung bei derselben ließ sie zum großen Theile eine leichte Beute des Feindes werden. Obwohl nun der Feind immer kräftiger drängte , so sehte man doch den Rückzug in ruhiger Haltung fort und erreichte Oberklau , wo die Leib dragoner abſaßen und den Paß über den Nebelbach besetzten. Bei diesem Rückzuge wurde das Pferd des Generals von Nahmer, der, um eine vor dringende feindliche Abtheilung zu beobachten , zurückgeblieben war , von

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einer Kugel getroffen , und stürzte zusammen , so daß der General den Baiern in die Hände fiel.

Mit großer Ordnung , aber unter bedeutenden

Verlusten, wurde der Rückzug die Nacht fortgesetzt, wobei die Preußische Infanterie , namentlich zuleht die Grenadiere , am Walde sich dem Feinde entgegenstellten und die Rettung der gesammten Kavallerie bewirkten . So kam man noch vor Tagesanbruch bei Nördlingen an , wo ein Lager bezogen und der erlittene Verlust , besonders an Artillerie , erst recht er kannt wurde. Der Feind verfolgte indessen seinen Sieg nicht weiter. Freund und Feind erwähnen in ihren Relationen auf das rühmlichste der Tapferkeit der Preußischen Truppen , welche wie die Mauern gestanden und wie lauter muthige Löwen gestritten , so daß sonst außer dieser Resistence wahrhaftig das ganze deutsche Korps vom Feinde gänzlich zu Grunde gerichtet wor den wäre ", wie ihnen auch von allen Fehlern keine Schuld oder ein Antheil" zugeschrieben wird.. So erwarb auch das Leibdragoner - Regiment verdienten Ruhm in dieser verlorenen Schlacht , welche ihm mehrere Offiziere, viele Leute und Pferde kostete.

Geblieben war der Kapitain v. d. Heyde und der Fähnrich

von Below , verwundet und gefangen der Lieutenant Henning von Papstein und der Fähnrich Rhenius ; außerdem war schwer verwundet der Major von Gröben und der Lieutenant von Waldow. Die Gefangenen wurden nach Ulm geführt und auf das grausamſte von den Baiern behandelt ; wogegen die Bürgerſchaft der Stadt ſo . große Barmherzigkeit gegen sie übte, daß der König von Preußen sich veranlaßt fand , in einem besonderen Rescript an den Magistrat. den gebührenden Dank abzustatten het ho Nach dem Treffen wurde das Korps des Grafen von Styrum so viel als möglich wieder retablirt und verstärkt, worauf es von Nördlingen über Kirchheim , Geislingen und Heydenheim nach Gemünd zog , von da aber den Weg wieder nach Nördlingen nahm , weil die beabsichtigte Ver= einigung mit dem Markgrafen von Baden nicht zu bewerkstelligen war. Bald darauf wurden die Winterquartiere bezogen , welche die Preußischen Truppen in der Oberpfalz bei Naburg erhielten. Im November wurde der, Lieutenant von Wedell zum Kapitain , der Fähnrich von Damit zum Lieutenant , der Adjutant von Benneckendorff, die Freikorporals von Haacke und von Hindenburg zu Fähnrichs ernannt. Der Major : von Gröben und Lieutenant von Waldom erhielten den Abschied wegen völliger Invalidität. Im December , wurde der Kapitain von Bornstädt zum Major befördert und der Staabskapitain von Wilke erhielt die vacante Kompagnie. Der aus der Gefangenschaft gegen Ende December zurückgekehrte 1 General

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von Nahmer, welcher das Preußische Korps während des Winters in Abwesenheit des Fürsten von Anhalt kommandirte, lag in Naburg und mußte große Sorgfalt darauf verwenden , seinen Truppen die ihnen gebührende Verpflegung zu sichern und zugleich die gänzlich verarmten Quartiergeber vor übertriebenen Anſprüchen zu ſchüßen. Die ganze Gegend war sehr ausgesogen und kaum das Nothdürftigste an Lebensmitteln für Menschen und Pferde zu erhalten. Ueberdies sorgte der Graf Styrum nicht hinreichend für die Subsistenzmittel , und die verschiedenen fremden Befehlshaber konnten nur durch eine forcirte Höflichkeit abgehalten werden, die Preußischen Truppen aus ihren Quartieren zu verdrängen. Obwohl Freund und Feind in den Winterquartieren ziemlich durch einander standen : so verlief der Winter doch ruhig , weil jeder Theil nur bedacht sein mußte, sich von den erlittenen Anstrengungen zu erholen und Kräfte für den nächsten Feldzug zu sammeln. Da Ludwig XIV. die Wichtigkeit Preußens in dem Bunde gegen ihn nach ihrem Werthe zu würdigen verstand , so lag ihm alles daran , Frie drich III. wenigstens zur Neutralität zu bewegen. Aber der König , ein echter deutscher Fürst , widerstand den lockendsten Versprechungen und blieb dem Reiche nicht nur getreu , sondern vermehrte in dem Jahre 1704 ſeine Truppen gegen Frankreich noch um 7000 Mann. 1704.

Der Generalmajor von Wreech wurde unterm 5. Januar

1704 zum Gouverneur von Geldern , am 9. Februar zum Generallieu tenant befördert; zugleich erhielt der Lieutenant Henning von Papstein als Kapitain den Abschied , deſſen Bruder Karl aber, der bisher bei dem Wulff schen Regimente gestanden hatte, die vacante Lieutenantsstelle im Leibdra goner-Regiment ; der Lieutenant von Göte wurde Kapitain. Am 16. April gab der König die Ordre, daß das Regiment sich wieder auf 4 Escadrons oder 8 Kompagnien complettiren solle. Der Oberstlieu tenant von Marwih wurde mit der Werbung der beiden neuen Kompagnien beauftragt und erhielt die eine Kompagnie als Chef und zugleich die Er laubniß, Vorschläge zur Besetzung der Offizierstellen , jedoch aus dem Re gimente selbst, zu machen. Der Kapitain Consbruch wurde zum Chef der andern Kompagnie ernannt und erhielt noch den Lieutenant Fischer dazu . Die Fähnrichsstelle blieb vacant. Die 8 Kompagnie - Chefs waren nunmehr : der Generallieutenant von Wreech, der Oberst Graf Blumenthal, der Oberstlieutenant von Marwiß, der Oberstlieutenant von Haacke, der Major von Bornstädt,

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der Kapitain von Ruhlik (oder Röhleck) , der Kapitain Consbruch und der Kapitain von Wilke. Als Staabskapitains standen bei dem Regiment : von Grumbkow, von Uckermann , von Wedell und von Göte. Mit dem gewöhnlichen Regimentsstaabe von 12 Köpfen , wozu aber, wie es scheint , in dieser Zeit noch 5 Hautboisten kamen , die extraordinair berechnet wurden , beſtand nunmehr das Regiment aus 724 Mann , wor unter 600 Gemeine ; jede Kompagnie aus einem Primeplane von 14 Köpfen und 75 Gemeinen incl. 3 Tambours . So ging nun das Regiment Leibdragoner den neuen Ereigniſſen entgegen. Die Alliirten hatten in dem Feldzuge des verflossenen Jahres nur in der Eroberung von Bonn und Geldern einigen Vortheil erlangt und in dem Herzoge von Savoyen einen wichtigen Alliirten gewonnen ; dagegen war die Vereinigung der Franzosen mit dem Churfürsten von Baiern im Herzen von Deutſchland beſonders für die Kaiserlichen Erbländer sehr ge= fährlich. Der Kaiser bewog daher den Herzog von Marlborough , tros des Widerstandes der Generalstaaten , sich mit seinem Heere aus den Nieder landen nach Schwaben zu begeben. Der Herzog von Villeroi , der ihm bisher gegenüber gestanden , folgte ihm , und der Marschall Tallard zog dem Churfürsten von Baiern zu , der sich ihm entgegen bewegte. In dieser Zeit, und zwar am 12. Mai, wurden die Fähnrichs Rhenius und von Benneckendorff zu Lieutenants , der Freikorporal von Errleben und der bisherige Auditeur Schade , auf deſſen Ansuchen , zu Fähnrichs befördert. Die Kaiserlichen hatten sich in Duttlingen versammelt. Das Preu ßische Korps unter dem General von Nahmer stieß hier zu der Armee, welche in Abwesenheit des Markgrafen von Baden und des Feldmarschalls Grafen Styrum der Reichs -Feldmarschall Markgraf von Baireuth befehligte. Erst am 19. Mai kam der Markgraf von Baden zu der Armee, welche sich am 20. in der Gegend von Rothweil befand und den 21. den Churfürsten von Baiern angreifen wollte. Dieser entzog sich indeß dem Angriffe, und die Alliirten , um ihn zur Schlacht zu zwingen , marschirten nach Stockach. Als aber der Feind mit Schnelligkeit die Donau gewonnen und Ulm erreicht hatte, gingen sie über Riedlingen nach Munderkingen und gelangten, stets dem Feinde folgend und mit großem Mangel an Fourage kämpfend , nach Wieblingen , endlich aber am 21. Juni nach Lukin gen. Hier übernahm der Fürst von Anhalt wieder den Befehl über das Preußische Korps ; der General von Nahmer behielt, wie früher , den

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Befehl über die Kavallerie.

Da der Churfürst von Baiern sich zwischen

Lauingen und Dillingen verschanzt und besonders den Schellenberg stark befestigt hatte: so beschloß der Herzog von Marlborough nebst dem Mark grafen von Baden , ihn hier anzugreifen. Der Prinz Eugen von Savoyen, unter dessen Befehl von nun an das Preußische Hülfskorps gestellt wurde, übernahm es dagegen , die Franzosen unter Villeroi am Rhein zu beobach ten , und folgte dem Marsche des Herzogs von Marlborough bis in die Linien von Biel und Stollhofen. Um 2. Juli schlug Marlborough den Churfürsten von Baiern am Schellenberge ; da aber in den ersten Tagen des Juli der Marschall Tal lard aufs neue bedeutend verstärkt worden, so war es dringend nothwen dig , daß die Truppen unter Prinz Eugen sich wieder der Hauptarmee näherten.

Am 18. Juli brach daher der Prinz Eugen mit den Preußen

und Dänen aus den Linien von Stollhofen auf und ließ nur den Feld marschall Grafen von Nassau - Weilburg mit einem Beobachtungskorps hier zurück.

Man ging nach Rothenburg am Neckar und vereinigte sich am

22. Juli zwischen Horb und Vöhringen mit dem Prinzen von Hannover, der mit 29 Schwadronen von der Hauptarmee entgegengesendet war. Von hier wurde die Preußische Kolonne auf Gönningen dirigirt , traf aber am 31. Juli wieder mit dem Prinzen Eugen zusammen, der indessen in un wegsamen Gegenden dem Marschall Tallard zur Seite geblieben war. Am 3. August traf man nach einem sehr beschwerlichen Marsche bei Höchstädt an der Donau ein und bezog ein vortheilhaft gelegenes Lager auf der Höhe von Münster und Erlingen bis an den Wald bei Aspers hofen, den Kesselbach vor der Front, wogegen der Marschall Tallard sich bei Augsburg mit dem Churfürsten von Baiern vereinigte. Marlborough und der Markgraf von Baden waren nach dem Siege am Schellenberge in Baiern eingedrungen , belagerten Ingolstadt und be absichtigten ihre Vereinigung mit dem Prinzen Eugen. Dieser begab sich (Schlacht am 13. bei Höchstädt) 1704. daher in Person in das Lager der Engländer bei Rain jenseit des Lech , welches zur Deckung der von dem Markgrafen von Ba= den geleiteten Belagerung von Ingolstadt daselbst aufgeschlagen war.

Da

bewegte sich plötzlich die vereinigte Französisch - Baierische Armee gegen die Donau, in der Absicht, diesen Fluß bei Lauingen zu passiren und den Prinzen Eugen zu überfallen , ehe er sich mit den Engländern vereinigen könnte. Die feindliche Armee war 82 Bataillons und 176 Schwadronen, etwa 58,000 Mann stark, hätte also leicht das schwache Korps bei Mün ster schlagen und abschneiden können. Als daher der Feind am 10. August mit starken Abtheilungen sich der Donau näherte , beschlossen die Generale, in Abwesenheit des Prinzen Eugen , die Stellung hinter dem Kesselbache 8.

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zu verlaſſen und sich dem Schellenberge zu nähern , welchen der Dänische. General von Scholten bereits besetzt hielt. In dem Augenblicke , als man das Lager abbrach, kam der Prinz aus dem Englischen Lager zurück und schob sogleich 24 Escadrons als Avantgarde an den Kesselbach vor. Hie bei befand sich auch die Preußische Kavallerie unter dem General von Nahmer und mit ihr das Leibdragoner - Regiment. Die Infanterie und ein Theil der Kavallerie wurde in das Lager am Schellenberge, die schwere Bagage aber nach Donauwerth geschickt , welches die Engländer nach dem Siege am 2. Juli genommen und zur Vertheidigung eingerichtet hatten. Der Prinz selbst blieb , nachdem er den Herzog von Würtemberg an sich gezogen hatte, nur mit 22 Escadrons Dragoner und 28 Escadrons Ka vallerie in der Stellung bei Münſter , um sie zu halten , bis er sich mit dem Herzog von Marlborough vereinigt hätte. Dieser war mit ſeinem ersten Treffen bei Rain über den Lech , bei Donauwerth über die Donau und Wernik , mit dem zweiten Treffen aber bei Schönfeld mittelst der Schiff brücke bei Merrheim über die Donau und bei Oppersmorgen über die Wernis gegangen und traf am 11. August um 10 Uhr Abends in der Stellung zwischen Münster und Aspershofen ein. Um 12. rückte das Korps des Prinzen Eugen ebenfalls wieder hierher vor. Die beiden Feldherren unternahmen mit einem Piket von 28 Escadrons , wobei sich auch das Leibdragoner- Regiment befand , von Tapfheim aus eine Rekognoscirung und fanden , daß die ganze feindliche Armee im Unmarsch und gegen 1 Uhr Mittags im Begriff war , in einer sehr vortheilhaften Position zwiſchen Blindheim und Luzingen das Lager aufzuschlagen , vor der Front den Nebelbach und das Dorf Oberklau. Den rechten Flügel, an die Verschan zungen bei Blindheim gelehnt , kommandirte der Marschall Tallard , den linken an den waldigen Höhen von Luzingen der Churfürst von Baiern. Obwohl auf dem Terrain zwischen den Alliirten und dem Feinde, das von Bächen mit moraftigen Ufern durchschnitten war , zuvor Wege ausgebessert und Brücken geschlagen werden mußten , und die vereinigte Armee der Aliirten nur 66 Bataillone und 178 Escadrons , etwa 52,000 Mann stark und gezwungen war , in gebrochener Front vorzugehen : so machten doch alle Umstände den Angriff nothwendig. Den linken Flügel, die Engländer , Holländer und Heſſen kommandirte der Herzog von Marl borough, den rechten , die übrigen deutschen Truppen , der Prinz Eugen von Savoyen.

Nach der Ordre de Bataille stand die Preußische Ka

vallerie ungefähr in der Mitte der ganzen Armee , zu dem rechten Flügel gehörig. Am 13. Auguſt mit Tagesanbruch marſchirten die Alliirten in 9 Ko lonnen in der Richtung auf Schweningen.

Der Feind , keines Angriffs

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gewärtig , hatte den größten Theil ſeiner Kavallerie auf Fouragirung ge= schickt und verhielt sich ganz ruhig. Zwischen Schweningen und dem Walde wurde etwa um 6 Uhr Halt gemacht und die Feldherrn beriefen die Ko lonnenführer, um ihnen die Disposition des Angriffs mitzutheilen . Diese gründete sich darauf, daß die beiden Stüßpunkte der feindlichen Stellung, Blindheim und Oberklau , zu weit auseinander lagen , um das vorliegende Terrain wirksam zu beschießen. Wenn diese daher durch Geſchüßangriffe erschüttert und die Aufmerksamkeit des Feindes dahin gelenkt worden, folle die Reiterei dazwischen über den Nebelbach vordringen und die feindliche Kavallerie über den Haufen werfen. Um 19 Uhr begann der Feind sein Geſchüßfeuer gegen die anrücken den Kolonnen , welches erwiedert wurde ; die Schwierigkeiten des Terrains waren aber so bedeutend , daß erst um 341 Uhr der Aufmarsch der Alliir ten vollendet war und der Angriff beginnen konnte.

Während nun der

linke Flügel unter Marlborough nach einigen , theilweise mißlungenen An griffen den rechten Flügel des Feindes völlig schlug und den Marschall Tallard selbst in Sondersheim gefangen nahm , avancirte der rechte Flügel der Alliirten in zwei Treffen gegen Lugingen und Oberklau. Un dieſem lehtern Dorfe stieß die Preußische Kavallerie mit der feindlichen zusammen ; da aber nach einem officiellen Berichte die Kavallerie des rechten Flügels der Alliirten, mit Ausnahme der Preußischen Regimenter , bei dieſem An griffe „ schlechte Thaten“ gethan , so wurden auch diese von der Uebermacht zurückgedrängt. Der General von Nahmer erhielt hierbei fast an derselben Stelle, wo er im vorigen Jahre gefangen genommen wurde, einen Schuß durch die Brust.

Er machte zwar noch die Attake vollständig mit , mußte

aber dann durch seinen Adjutanten , den Staabsrittmeister von Platen von den Gensd'armen , der von 1685 bis 1688 als Gemeiner und Unteroffizier bei dem Leibdragoner - Regimente gestanden hatte , in Sicherheit gebracht werden. Bald darauf erfolgte der zweite Angriff mehr gegen Luhingen hin. Das Leibdragoner - Regiment war hiebei zu weit vorgedrungen ; als daher die andern Regimenter abermals wichen , wurde es von der feindlichen Kavallerie umringt und verlor 3 Standarten , hieb sich aber, von der In fanterie unter dem Fürsten von Anhalt unterstüßt , glücklich durch und machte, nachdem die Kavallerie sich unter dem Schuße der Preußischen Infanterie wieder gesammelt hatte , die dritte Attake mit , die zwar anfangs nicht zu gelingen ſchien , endlich aber im Verein aller Truppen des rechten Flügels auch hier zum Siege führte , nachdem die Preußische Infanterie das Dorf Luzingen genommen hatte. Es war zwischen 5 und 6 Uhr Abends. Die Kavallerie des linken Flügels , der bereits um 5 Uhr ſei nen Sieg vollständig erfochten hatte, fiel dabei dem fliehenden Feinde in

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die linke Flanke, so daß jeder Verſuch zu einem nochmaligen Widerstande vereitelt wurde.

* Der Feind floh in großer Unordnung gegen Dillingen und Lauingen und wurde bis jenseit Moerslingen und Teissenhoven verfolgt. Das Leib dragoner -Regiment , obwohl sehr gelichtet , nahm hiebei Gelegenheit, seine großen Verluste zu rächen und erbeutete für seine verlorenen Standarten einige feindliche. Die Alliirten lagerten die Nacht über auf dem Schlachtfelde ; der rechte Flügel bei Mörslingen. Der Feind hatte über 20,000 Todte und Verwundete und über 15,000 Gefangene , 151 Geſchüße , 129 Fahnen und 117 Standarten , 17 Paar Pauken , die Kriegskaffe , 2 Schiffbrücken, 18 kupferne Pontons und den größten Theil seiner Bagage verloren. Der Verlust der Alliirten betrug über 4000 Todte und 7000 Ver wundete. Von dem Preußischen Korps waren 42 Offiziere geblieben und 60 bleſſirt. Von dem Regiment Leibdragoner waren geblieben : der Oberst Graf Blumenthal, der Oberstlieutenant von Haacke, der Kapitain von Grumbkow , älterer Sohn des Stifters des Regiments , und der Fähnrich Malno. Schwer verwundet war der Kapitain von Wilke , der auch bald darauf starb. Fast alle Offiziere des Regiments waren leicht bleſſirt. Alle Berichte gedenken der Tapferkeit der Preußischen Truppen mit ausgezeichnetem Lobe und schreiben besonders der Infanterie den größten Theil des Sieges über den feindlichen linken Flügel zu. Die Ueberbleibsel der Franzöſiſch- Baierschen Armee zogen über Lauin gen und Dillingen nach dem Rhein , wo sie sich mit dem Marschall Villeroi vereinigten. Der Churfürst von Baiern ging von hier nach den Nieder landen. Der Marschall von Villeroi versuchte es, sich bei Offenburg zu sehen; da ihm aber die drei alliirten Armeen folgten , zog er über den Rhein und später in eine Stellung zwiſchen Germersheim und Landau , während die Alliirten in zwei Treffen mit dem rechten Flügel bei Puffenhofen , mit dem linken bei Machtersheim standen und ihr Hauptquartier zu Speyer hatten. Als sie den 9. September gegen den Feind aufbrachen, zog sich dieſer über Kronweissenburg und Landau bis unter die Kanonen von von Landau vom C12. Sertor . bis 23. Novbr. 104.) Straßburg zurück. Der Prinz Eugen begleitete ihn mit dem größten Theile der alliirten Armee , wobei sich auch die Preu ßische Kavallerie befand , bis an die Lauter und zog sich dann wieder in die Gegend von Kronweissenburg , um die Belagerung von Landau zu decken , welche von dem Markgrafen von Baden am 12. September un ternommen, später aber unter dem Oberbefehl des römischen Königs Jo seph fortgeführt wurde.

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Hier kam der General von Nahmer wieder ziemlich hergestellt bei dem Korps an, so daß er selbst in den Trancheen einige Male Dienste that. Erst am 14. November kamen die Breschbatterien in Gang ; am 20. ward der Sturm auf die Contregarde unternommen, und der Fürst von Anhalt behauptete sich mit der Preußischen Infanterie nach hartnäckigem Kampfe auf der Bresche. Zum 23. war die Erstürmung des Bollwerksthurmes angeordnet ; da zeigte sich auf der Front des Preußischen Angriffs die weiße Fahne, und am 26. November zog die Besahung , nachdem sie sich 69 Lage vertheidigt hatte , unter rühmlichen Bedingungen nach Straßburg ab. Die Alliirten unternahmen nun bei der vorgerückten Jahreszeit nichts weiter und gingen in die Winterquartiere, welche das Preußische Korps größtentheils im Vaterlande erhielt. Das Leibdragoner -Regiment kam in die Grafschaft Mark und kantonnirte zwischen Siegburg und Iserlohn . Der Generallieutenant von Wreech war unterm 25. September 1704 zum Hauptmann von Himmelstädt und Karzig bestellt und in seiner Funk tion als Gouverneur von Geldern durch den Generalmajor von Horn ab gelöst worden. In Folge der in der Schlacht bei Höchstädt erlittenen Verluste wur den unterm 8. Oktober die Kapitains von Uckermann und von Wedell zu Kompagnie - Chefs ernannt und der Cornet von der Garde du Corps, von Rabenau , als Staabskapitain in das Regiment verseßt, der Lieutenant Fischer aber zum Staabskapitain, der Adjutant Mellin zum Lieutenant, die Unteroffiziere von Staudenberg und von Schenckendorff zu Fähnrichs befördert. In Stelle des Obersten Grafen Blumenthal wurde der Oberst Peter von Blanckensee von dem Regiment Markgraf Philipp zu Pferde zu dem Regimente Leibdragoner versetzt. Im November wurde der Fähnrich von Haacke zum Lieutenant ernannt. 1705.

Am 12. Januar 1705 wurde der Major von Bornstädt

als Oberstlieutenant zu dem Regiment Dörfflinger - Dragoner verseht ; im Februar erhielt der Kapitain von Göße die vacante Kompagnie und der Lieutenant von Hornigk wurde zum Staabskapitain ernannt. Am 5. Mai starb Kaiser Leopold I. und hinterließ seinem ältesten Sohne Joseph I. die Kaiserwürde, und dieser erklärte sogleich , daß er den Kampf für seinen Bruder, den König Karl III. von Spanien, mit allem Ernste fortsehen werde. Das Preußische Korps , zu welchem für den bevorstehenden Feldzug das Regiment gehörte , sollte unter dem Befehle des Generallieutenants von Arnim zu der Armee des Herzogs von Marlborough am Rhein stoßen. Der unterm 6. December 1704 zum Generallieutenant beförderte Herr von Nahmer kommandirte dabei wieder die Kavallerie, ging aber mit

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verſchiedenen Aufträgen in das Lager des Herzogs voran. Die Truppen kamen erst Mitte Juni unter dem Generallieutenant von Arnim nach Trier, wo ihre Entsendung zu der Armee des Markgrafen von Baden an den Oberrhein für dringend nöthig erachtet wurde, daher sie auch nicht an dem Siege bei Tirlemont Theil nehmen konnten. Der Generallieutenant von Nahmer führte die Kavallerie in einer besonderen Kolonne dahin und sollte, nachdem die französischen Linien an der Motter überwältigt waren , der nunmehr unternommenen Belagerung von Hagenau beiwohnen , wo die Franzosen eine Citadelle angelegt und mit 1800 Mann besetzt hatten. Den Preußen und Sachsen war auf ihren ausdrücklichen Wunsch die Belagerung aufgetragen worden , da sie nicht gern ohne Thaten aus diesem Feldzuge gehen wollten. von (29. Juli bis 6. Auguft 1705.) Am 29. Juli wurden die Trancheen an zwei Orten eröffnet und mit solchem Erfolge fortgeführt , daß die Garniſon

schon am 5. August Nachmittags um 5 Uhr zweimal Chamade schlug. Da sie sich aber auf Discretion ergeben sollte: ſo zerschlugen ſich die Un terhandlungen wieder, und das Feuer begann auf's neue. Inzwischen un ternahm der Kommandant eine beſondere Kriegslist. Er kommandirte einen Kapitain mit 100 Mann und den nöthigen Offizieren in den gedeckten Weg, mit dem Befehle, sowohl auf die Preußische als Sächsische Attake lebhaft zu feuern , da der Kommandant entſchloſſen ſei , mit dem größten Theile der Garniſon einen Ausfall zu machen. Den Bürgern wurde bei Todesstrafe verboten , ihre Häuser zu verlaſſen. Während nun die Belagerer mit ihren Approchen , die Belagerten in dem gedeckten Wege mit ihrer Defension eifrig beschäftigt waren , theilte sich die übrige Garniſon in zwei Theile und entwich in höchster Eile nach Lichtenberg und Zabern, auf welcher Seite die Festung nur durch eine Escadron Reiter , obenein ziem lich nachläßig beobachtet wurde. Erst in der Nacht um 12 Uhr wurde die Nachricht von dieser Entweichung im Lager der Alliirten bekannt. Da die Franzosen alles Lästige , theilweise sogar Waffen und Munition von geworfen hatten , so fand die nachsehende Kavallerie , worunter auch Leibdragoner - Regiment, zwar ihre Spur, konnte sie aber nicht mehr holen, und die Festung wurde ohne weiteres , trotz der Protestation

sich das ein des

zurückgebliebenen Kapitains und seiner Mannschaft , eingenommen. Da der Markgraf von Baden nun nichts mehr unternahm : ſo wurde das Preußische Korps unter Urnim gegen Ende August nach Brabant beordert; als es aber bereits bis Frankfurt am Main angekommen war, erhielt es Contreordre und mußte wieder bei Bischweiler zu der Armee des Markgrafen stoßen. So verging die Zeit unter Hin- und Hermärschen, bis endlich die Preußen im Oktober ihren Rückmarsch in die Heimath

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antraten , da sie die Winterquartiere nicht , wie es der König gewünſcht hatte , in Baiern erhalten konnten. Am 17. und 18. Oktober wurde über die Kavallerie noch die Musterung abgehalten, am 19. marſchirte ſie ab, das Leibdragoner - Regiment wieder nach der Grafschaft Mark. Im August hatte der Fähnrich von Schenckendorf den Lieutenant Filani im Duell erstochen und wurde deshalb flüchtig ; seine Stelle wurde am 1. September durch einen Herrn von Ilten beſeßt , der bei der Hoch feligen Königin Page gewesen war. Um 15. September erhielt der Haupt mann von Rabenau den nachgeſuchten Abschied , Lieutenant von Papstein wurde daher zum Staabskapitain und der Fähnrich von Hindenburg in Stelle des im Duell erstochenen Filani zum Lieutenant befördert. 1706. Im Januar 1706 starb der Oberstlieutenant von Marwiß, und der Kapitain von Damiß erhielt deſſen Kompagnie; Major von Ruh lick wurde zum Oberstlieutenant, Kapitain von Uckermann zum Major, der Fähnrich Schade zum Lieutenant und der Adjutant von Röſſing zum Fähnrich befördert. Während des Feldzuges dieses Jahres gehörte das Leibdragoner-Re giment wieder zu dem Preußischen Hülfskorps in Brabant , unter Befehl des Herzogs von Marlborough. Der Generallieutenant von Nahmer führte mit dem Frühjahr diese Truppen nach Neuß. Hier mußten sie einige Zeit ſtehen bleiben , weil der König nicht eher an dem Kampfe thätigen Antheil nehmen wollte, bis die Alliirten ihm in seinen Forderungen gerecht geworden. Die Quartiere, welche das Korps hier inne hatte, waren sehr mittelmäßig und gaben zu vielfachen Klagen Veranlassung. Da Hartfutter und Heu fast gänzlich fehlte: so mußten die Pferde mit Gras gefuttert werden . Der Generallieutenant von Nahmer hatte dazu eine große Wieſe am Rhein anweiſen laſſen, welche an die Regimenter nach ihrer Stärke vertheilt wurde. Nachdem der Herzog von Marlborough die Franzosen am 23. Mai bei Ramillies geschlagen hatte, durfte man hoffen , bald thätig an dem Kriege Theil zu nehmen , und ſehte sich daher sogleich in den Stand, au genblicklich marschiren zu können , sobald die Marschordre eintreffen würde. Dies geschah bald darauf, und die Truppen rückten nun über Brüſſel nach Ulost , wo sie wieder einige Zeit stehen blieben.

Hier traf der Kron

prinz Friedrich Wilhelm , welcher den Feldzug als Volontair mitmachen sollte, bei dem Korps ein , das sich bald darauf zur großen Armee begab. Das Hauptquartier des Herzogs von Marlborough war in Helchin an der Schelde. Am 11. Juli traf das Preußische und Hannöverſche Korps daselbst ein , und es verlautete bald , daß die Belagerung von Menin im Werke sei. Mittlerweile traf auch der Generallieutenant Graf Lottum als

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Befehlshaber des Preußischen Korps im Lager ein, und es wurden alle Belagerung von Mens (23. Juli bis 22. Auguft 1706. ) nöthigen Anstalten mit Eifer betrieben. Mit gro ßen Schwierigkeiten war indeſſen die Herbeiſchaffung des Belagerungs geſchüßes und der Munition verknüpft , welche nur zu Lande geschehen

konnte, weil die Franzosen bei Commines und noch weiter hinauf die Lys abgeleitet hatten , so daß das eigentliche Flußbett ganz trocken war. Den 23. Juli wurde die Festung berennt , die man , als das Mei sterstück Vauban's , für außerordentlich fest hielt. Die Belagerten machten in der Nacht vom 30. zum 31. Juli und vom 1. zum 2. Auguſt Aus fälle, die ohne besonderen Einfluß auf den fortſchreitenden Gang der Belagerung blieben. In der Nacht vom 4. zum 5. August wurden die Trancheen eröffnet und sogleich bis auf 350 Schritt von der Contrescarpe vorgetrieben. Den Tag darauf machte die Besaßung wieder einen Ausfall gegen die Belagerungsarbeiten , der ein lebhaftes Gefecht veranlaßte. Auch die Preußische Kavallerie nahm daran Theil ; nach 3 Stunden aber wurde der Feind , ohne seinen Zweck erreicht zu haben , in die Feſtung zurück geworfen. Am 21. eröffneten die Breschbatterien am Fuß der Bresche ihr Feuer und sehten es so erfolgreich fort , daß am 22. ſchon der Gouverneur, Ge nerallieutenant von Caraman, kapitulirte und die Garniſon am 25. Auguſt früh um 9 Uhr mit allen Kriegsehren durch die Bresche auszog. Die alliirte Armee blieb im Lager bei Helchin , bis am 5. September Dendermonde genommen war , paſſirte am 9. über 6 Brücken die Schelde und bezog ein Lager mit dem linken Flügel an Vilaine, wo das Haupt quartier war, während sich der rechte bis Celles erstreckte. Nachdem noch Ath von dem Feldmarschall Overkerk genommen und der Herzog von Marlborough vergeblich auf die Belagerung von Mons gedrungen hatte, gingen die Truppen in die Winterquartiere , welche die Preußische Ka vallerie unter Nahmer in dem Cöllnischen Unterſtift und dem Spaniſchen Geldern angewieſen erhielt. Das Hauptquartier war in Kempen, in deſſen Nähe auch das Leibdragoner - Regiment kantonnirte. In der Eigenschaft als Gouverneur von Geldern hatte hier der Generallieutenant von Horn, obwohl jüngerer General als der General von Nahmer , die Oberaufsicht über die Disciplin. Die Quartiere waren angenehmer , als sie das Re giment seit lange gehabt hatte. 1707. In dem Frühjahre 1707 versammelten sich die Truppen, welche zwischen dem Rhein und der Maas standen , schon im April bei Longern und zogen dann gegen Anderlech , wo die ganze alliirte Armee zusammengezogen wurde. Um 18. Mai bereits war die Urmee 110 Ba= taillone und 117 Escadrons stark hier versammelt und wurde von dem

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Herzog von Marlborough und dem Feldmarschall Overkerk befehligt. Man sprach viel von großen Unternehmungen , von Schlachten und Belagerun= gen ; da aber Ludwig XIV. dem Herzog von Vendome streng befohlen, ſich in keine Schlacht einzulaſſen , dagegen nur die Poſten zu sichern, welche er ſchon inne hatte : so scheiterten alle Versuche der Alliirten , es zu einer Schlacht zu bringen. schen verschwendet.

Zeit und Kraft wurden daher in fruchtlosen Mär

Im Juni erhielt der Fähnrich von Somniß den Abschied und der Freikorporal von Hünicke von der Füfiliergarde wurde als Fähnrich zum Leibdragoner - Regiment verſeßt. Am 10. September standen die Alliirten bei Helchin , den rechten Flügel gegen Courtray , den linken gegen Pont - Espiere , während die Fran zosen zwischen Treſſin und Marquette lagerten , den kleinen Fluß la Marque in der Front und Lille (Ryſſel) im Rücken. Da der Herzog von Marl borough nach dem Oberrhein detaſchiren mußte und ebenfalls von Seiten der Generalstaaten nicht die Erlaubniß erhielt , etwas zu wagen : so brach man am 11. Oktober von Helchin auf und ging über Elseegen , Aspre und Gent nach Alost , von wo jedes Korps den ihm angewieſenen Win terquartieren zueilte. Die Preußen bezogen dieselben Quartiere, welche sie im vorigen Jahre inne gehabt hatten. 1708.

Im Januar 1708 erhielt der Lieutenant von Haacke den

Abschied als Kapitain , der Fähnrich von Damit wurde zum Lieutenant, der Adjutant von Hindenburg und der Freikorporal von Wendt zu Fähn richs befördert ; aber nur mit Unteroffizier - Traktament. Im März wurde der Grand - Mousquetair de Vidal auf ſein Ansuchen und der früher aus geschiedene Fähnrich Chwalkowski als Lieutenant bei dem Leibdragoner - Re gimente angestellt. Adam Friedrich von Wreech, der Sohn des General lieutenants von Wreech, bisher Kammerjunker , trat im Frühjahr 1708 bei dem Regimente als Fähnrich ein. Mit dem Monat April des Jahres 1708 zog sich die alliirte Armee unter Marlborough und Overkerk, 113 Bataillone und 180 Schwadronen, etwa 68,000 Mann ſtark , wieder bei Anderlech zusammen. Die Franzosen unter den Herzogen von Burgund und Vendome ſtanden , 121 Bataillone 198 Schwadronen , gegen 80,000 Mann stark, bei Cambron , marſchirten aber bald ohne Bagage nach Soignies . Es kam ein lebhafter Partheikrieg in Gang , und man war übereingekommen , daß jeder gefangene Offizier und Soldat nur gegen seinen monatlichen Sold ranzionirt werden sollte. Indeß gingen die Franzosen von selbst sehr häufig zu den Alliirten über. Im Mai wurde der Lieutenant von Hindenburg zum Staabskapitain ernannt.

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Um den Feind aus seiner vortheilhaften Position bei Soignies zu locken , rückte man den 29. etwas vor, und das Hauptquartier kam nach St. Renelle. Der rechte Flügel der neuen Stellung erstreckte sich bis Herselingen, der linke bis Lembeck. Um 2. Juni waren die Franzosen in aller Stille gegen Nivelle aufgebrochen ; die Alliirten riefen daher sogleich durch 3 Kanonenschüsse die Fourageurs in das Lager und marſchirten Nachmittags um 2 Uhr ab. Mittelst mehrerer Brücken bei Diegon über schritt man die Brüsseler Furt und sehte den Marsch die ganze Nacht hindurch fort , so daß man am Morgen des 3. Juni 8 Meilen zurück gelegt hatte. Bei Terbanch wurde mit dem rechten Flügel an Voscapel, mit dem linken an Löwen gelagert. Mehrere Brücken , welche über die Dyle geschlagen worden , ließen diesen Fluß im Nothfall überschreiten. Die Preußische Kavallerie gehörte dem rechten Flügel an , den der Herzog von Marlborough selbst befehligte. Sie bildete die Tete des ersten Tref= fens ; das Leibdragoner - Regiment hatte den äußersten rechten Flügel.

Hier

wurde am 6. ein feierlicher Buß- und Bettag und später eine Musterung über sämmtliche Truppen gehalten , nach welcher der Herzog von Marl borough in einem beſondern Schreiben an den König vom 18. Juni den vortrefflichen Zustand der Preußischen Regimenter rühmte. Die feindliche Armee stand indeß mit dem rechten Flügel bei Gemappe, mit dem linken bei Braine l'Aleu an dem Walde von Soignies, und hatte durch verschiedene Detaſchirungen so große Vortheile erreicht, daß in kur zem Gent und beinahe ganz Flandern in ihren Händen war. Da traf am 3. Juli der Prinz Eugen von Savoyen mit der Avant garde seines Heeres , 18,000 Mann stark, aus Coblenz in Mastricht ein, und von neuer Hoffnung belebt , brach am 5. der Herzog von Marl borough in das Lager bei Ath auf, wo der rechte Flügel an St. Quen tin - Lenneck, der linke an Anderlech gelehnt wurde. Der Prinz Eugen kam in Person nach Ath (am 7. Juli) , und ein Kriegsrath unter dem Vorſize der beiden Feldherrn beschloß : so bald als möglich eine Schlacht zu liefern, um das verlorne Gleichgewicht herzustellen. ogrde) Da der Feind sich gegen die Dender bewegte (Schlachtbei Dude 1708

und Oudenarde bedrohte , dessen Wichtigkeit man vollkommen erkannte : ſo ging der Herzog von Marlborough am 8. Nachmittags mit einer ſtar ken Avantgarde und allen Pontons voraus , um sich des Ueberganges über die Dender zu versichern . Um 7 Uhr Abends wurde , um den Feind zu täuſchen , für die zurückgebliebene Armee das Signal zum Lagern gegeben , auf welches auch diese in vier Kolonnen aufbrach ; die Brandenburgische Kavallerie an der Tete der ersten Kolonne . Man marschirte die Nacht hindurch nach Lessines und passirte hier ohne Widerstand die Dender ;

125 da aber der Feind am 9. Dudenarde berennte und zu. erwarten stand, daß er die Schelde passiren werde: so wurde am 11. ganz früh der General Cadojan mit der Avantgarde und den Pontons gegen die Schelde gesandt, um wenigstens mit dem Feinde zugleich diesen Fluß zu passiren. Die Preußische Kavallerie, das Leibdragoner - Regiment an der Lete, wurde beordert, ihm zur Deckung zu folgen , und um 8 Uhr brach die Armee in 4 Kolonnen ebenfalls dahin auf. Noch während des Marsches erhielt der Generallieutenant von Nahmer die Nachricht, daß die Brücke über die Schelde ohne Widerstand bei Eenaeme unweit Oudenarde geschlagen werde, der Feind , von Alost kommend , aber erst jetzt die Schelde bei Gavres passire. Die Preußischen Regimenter eilten daher sogleich im Trabe weiter vor, erreichten bald die Brücke und sehten sich jenseit der Schelde in eine, die Avantgarde deckende Aufstellung.

Um 2 Uhr Nachmittags hatte die

Avantgarde die Schelde passirt und um 3 Uhr in einem glücklichen Ge fechte den ihr bei dem Dorfe Eyne entgegenkommenden Feind geworfen, so daß die an der Preußischen Kavallerie vorübergeführten Gefangenen ihr Verlangen, an den Feind zu kommen , bis zum Enthusiasmus steigerten. Bald darauf avancirte man bis an Eyne, wo vorher die Avantgarde gestanden hatte. Hier ritt der Prinz Eugen , im Begriff, die Bewegungen des Feindes näher zu beobachten, an den General von Nahmer mit der schmeichelhaften Aeußerung vorüber : Je vous trouve bien avancé, mon général ; und als er zurück kam, rief er ihm voller Muths zu: Il faut que nous ayons poil où aile. Indessen kamen die übrigen alliirten Truppen nach und nach an. Ein Theil der Infanterie, welche mit der Artillerie durch Dudenarde ging, wurde länger aufgehalten, weil hier die Scheldebrücke gebrochen war, und es engagirten sich einzelne Gefechte , denen die Kavallerie müßig zusah. In der französischen Armee herrschte Unentschlossenheit, und die Anordnun gen des Herzogs von Burgund vernichteten stets die besten Absichten des Herzogs von Bendome. Der General von Nahmer erhielt den Befehl, auf der Straße nach Gavres vorzugehen und den Zustand der Dinge dort zu untersuchen. Er ging daher mit einem Theile der Kavallerie, wobei auch das Leibdragoner Regiment, in dieser Richtung vor , fand aber die in Menge dort befind lichen Defileen stark vom Feinde beseht und mußte, da er ohne Infanterie hier nicht durchkommen konnte, unverrichteter Sache wieder zurückkehren. Inzwischen war der Feind mit Uebermacht gegen die bei Heurne be reits aufmarschirte Linie der Alliirten vorgedrungen , und die Preußen, Infanterie und Kavallerie , wurden beordert, den Aufmarsch der unter dem Herzoge von Argyle zur rechten Zeit ankommenden Infanterie zu decken.

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Das erste Treffen der Kavallerie bildeten die Hannoveraner mit den Preu ßischen Gensd'armen , das zweite die übrige Preußische Kavallerie mit dem Leibdragoner- Regiment. Es war 6 Uhr Abends. Die französische Reiterei griff mit Ungeſtüm an , ſo daß einige Regimenter wichen ; indeß recolli girten ſie ſich bald und warfen die franzöſiſchen Haustruppen in einem mörderischen Gefechte zurück. Bei der Verfolgung war der Generallieu tenant von Nahmer mit den Gensd'armen zu weit vorgedrungen , indem er das erste und zweite Treffen des Feindes durchbrach ; verlor aber dabei die Hälfte seiner Mannschaft, blutete selbst aus mehreren Wunden und rettete sich nur durch einen glücklichen Sprung über einen breiten Waſſer= graben vor der Gefangenschaft , indem sein Pferd ohne Zögern auf einem noch halb lebend im Graben liegenden Pferde aufſette und so darüber sprang . Gegen 82 Uhr machte der Feind wiederholte Angriffe gegen die Preußische Stellung , wurde aber von der Dänischen und Preußischen In fanterie mit einem so mörderischen Feuer empfangen , daß er umkehren mußte. Die Kavallerie verfolgte ihn, und das Leibdragoner - Regiment nahm hiebei eine Standarte und ein Paar silberne Pauken. Inzwischen war die ganze Kavallerie des linken Flügels ebenfalls auf den rechten gezogen worden und hatte sich in der Flanke der feindlichen Aufstellung formirt.

Diese Bewegung entschied ; die Franzosen sahen sich

überall immer mehr eingeschlossen und fingen an zu weichen. Dichte Fin sterniß umhüllte bereits die Kämpfenden , und die immer enger aneinander kommenden Alliirten hielten sich an einzelnen Punkten gegenseitig für Feinde und beschossen sich in großer Nähe.

Um 9 Uhr wurde daher der Befehl

gegeben, zu halten, wo jeder stände.

Man zog es vor , den Feind lieber

entwischen, als in den eigenen Reihen Unordnung einbrechen zu laſſen. Die Franzosen zogen in wilder Flucht gegen Gent, wo sie sich hinter dem Kanal von Gent nach Brügge verschanzten. Am andern Morgen verfolgten sie die Hannoveraner und Engländer. Der Feind hatte 4000 Todte, eine verhältnißmäßige Anzahl Verwundete und 7000 Mann mit 8 Generalen und mehr als 600 Offizieren an Gefangenen verloren. Ge= gen 3000 Mann traten als Ueberläufer zu den Verbündeten über. Der Verlust der Lehteren betrug 1500 Todte und 2000 Verwundete ; 34 Stan darten, 25 Fahnen und 7 Paar Pauken fielen den Siegern in die Hände. Der Herzog von Marlborough rühmte die Lapferkeit der Preußischen Truppen nicht nur in einem besondern Schreiben an den König vom 12. Juli aus dem Lager vor Dudenarde datirt ; sondern trug auch dem, mit der Siegesbotschaft nach London gesandten Grafen Stair auf, der Königin zu sagen , daß der größte Antheil an dem erfochtenen Siege

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der Tapferkeit und Entschlossenheit der Königlich Preußischen Truppen gebühre. Von dem Leibdragoner - Regiment war bei einer Fouragirung geblie ben der Lieutenant von Weyherr , in der Schlacht bei Oudenarde der Ka pitain von Hornigk, der Lieutenant Chwalkowski und der Fähnrich von Wendt ; der Hauptmann von Hindenburg und der Fähnrich von Hinden burg waren blessirt worden. Am 3. Auguſt wurden die Fähnrichs von Ilten und von Wreech zu Lieutenants , und später unter dem 8. Oktober der Wachtmeiſter von Pla ten und der Korporal von Blankensee zu Fähnrichs ernannt.

Der Lieu

tenant von Wreech schied indeß zugleich als General - Adjutant von der Kavallerie aus

dem Regiment und wurde dem Generallieutenant von

Nahmer zugetheilt. Ein Grand - Mousquetair Chauvin wurde als Fähnrich zum Regiment Leibdragoner versetzt. Am 14. Juli brach die alliirte Armee von Oudenarde auf und ging nach Helchin, der Prinz Eugen aber nach St. Quentin - Lennick. Von hier aus leitete er den Transport der Bedürfnisse zu der unter seinem Befehl zu unternehmenden Belagerung von Lille , wo der Marschall von LilleDecember rom) Bouffleurs kommandirte. Um 14. Auguſt wurde (Belagerung von 11. (Ruffet)1708. die Festung eingeſchloſſen ; in der Nacht vom 22. zum 23. eröffnete man die Laufgräben. Die Preußische Infanterie unter dem Grafen Lottum hatte den Prinzen Eugen begleitet ; die Kavallerie blieb bei dem Korps des Her zogs , welches die Belagerung deckte. Dies Deckungs - Korps bestand aus etwa 7000 Mann und sicherte sowohl die Verbindung der beiden Haupt Depots Brüſſel und Menin , als es die Vereinigung der zum Entſah_an rückenden Herzoge von Vendome und Bervick verhindern sollte. Diesen lehtern Zweck mußte man aufgeben. Nachdem der Herzog von Burgund den Oberbefehl über die zum Entſah von Lille beſtimmte Armee erhalten hatte, vereinigte er sich bei Grammont mit jenen beiden Korps. Die feindliche Armee war nun 140 Bataillone und 250 Schwadronen , über 100,000 Mann stark, und bezog am 2. September auf dem linken Schelde ufer ein Lager zwischen Blandin und Villemeaux. Der Herzog von Marlborough war dieser Bewegung mit scharfem Blicke gefolgt, vereinigte sich am 1. September mit dem Belagerungs heere und bezog eine Stellung , die Front gegen Orchils , durch die Marque gedeckt, den rechten Flügel an Autreulle , den linken an Austain. Nach einer am 2. September von beiden Feldherren unternommenen Rekognos cirung wurde das Lager so geändert , daß es den Quellen der Dyle und Marque grade gegenüber , den rechten Flügel an Noyelles , den linken an Fretin und Peronne lehnte.

Bei der unter den französischen Feldherren

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herrschenden Uneinigkeit war sobald ein Ungriff nicht zu befürchten , man deckte daher dieses Lager durch eine Reihe von Verschanzungen. Alle Be mühungen der Franzosen , die Festung zu entseßen , wurden auf dieſe Art vergeblich ; eben so wenig gelang es ihnen , den Alliirten die Zufuhr ab zuschneiden ; indessen gab es häufige Scharmüßel mit dem Entſaßheere sowohl, als mit den Ausfällen der Besaßung , wobei sich das Belagerungs heer und das Beobachtungsheer gegenseitig unterſtüßten.

Hierzu gehören

auch die verſchiedenen Gefechte , die sich bei der Herbeiſchaffung der Mund und Kriegsproviſionen der Aliirten entspannen und von denen das bei Winendal besonders zu nennen iſt.

her.

Man erwartete einen großen Transport über Ostende von England Ein Theil des Beobachtungsheers , mit ihm auch das Preußische

Korps , ging daher aus dem Lager bei Lille über Templeuve nach Lannoy und sandte am 27. September mehrere Detaſchements nach Turnhout, welche die nach dem Lager vor Lille ziehenden Wagenreihen decken sollten.

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Die Kavallerie und mit ihr das Leibdragoner - Regiment wurde den 28. nach Hologne gesandt, um dort den Transport zu erwarten. In der Nähe des Schlosses Winendal bedrohte ihn ein feindliches Korps von 24,000 Mann, wurde aber durch die zweckmäßigen Anordnungen des Ge nerals Cadojan von dem etwa 6000 Mann starken Bedeckungsdetasche ment, unter dem sich auch einige Preußische Infanterie - Regimenter be= fanden , geschlagen und der Transport glücklich in das Lager gebracht. Die Belagerung ging indeß langsam und sicher ihren Gang. Am 27. August eröffneten die Batterien ihr Feuer, und auf den 24. Oktober war der Sturm auf den Hauptwall der Stadtwerke angeordnet , als am 22. Nachmittags um 4 Uhr Chamade geschlagen und am 23. eine Ka pitulation unterzeichnet wurde , welche die Stadt in die Hände der AUiir ten und einen Waffenstilstand bis zum 28. Oktober zu Stande brachte. Hierauf wurde die Belagerung der Citadelle fortgesezt, und diese ging am 8. December wegen Mangel an Lebensmitteln durch eine ehrenvolle Ka pitulation über und wurde am 11. geräumt. Seit der Einnahme der Stadt stand das Beobachtungsheer unter Marlborough, wobei sich das Preußische Korps befand , bei Rousselaere in einem Barakenlager, welches die späte Jahreszeit nothwendig machte. Demungeachtet wurde noch die Belagerung von Gent unternommen. Der Herzog von Marlborough führte dieselbe mit ſeinem Korps aus, während der Prinz Eugen das Unternehmen deckte. Schon am 11. December brach daher der Herzog von Rousselaere auf und zog vor Gent, wo er an demselben Lage anlangte und mit dem rechten Flügel bei Melle an der Nieder - Schelde , mit dem linken bei

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Marlebeck lagerte, wo mehrere Kommunikationsbrücken über die Schelde geworfen wurden.

Der Prinz Eugen brach den 16. December von Lille

auf, ging über die Schelde und lagerte bei Eenaeme. Die Festung , unter dem General de la Motte mit 15,000 Mann beſekt , sollte sich bis auf den lehten Mann vertheidigen und war auf zwei Monate mit allem Nöthigen versehen. Der Angriff geschah auf 3 Seiten. Der General Graf Lottum hatte auf der Südseite , zwischen der Ober Schelde und der Lys , dem Thore von St. Pierre gegenüber, den Angriff übernommen. Die zu diesem Zwecke unter seinen Befehl gestellten Trup pen bestanden aus 36 Bataillonen und 30 Schwadronen , wozu das ganze Preußische Korps gehörte. Das Hauptquartier des Herzogs von Marl borough , anfänglich zu Melle, war nun in Marlebeck in der Mitte der ganzen Belagerungsarmee. Am 18. und 19 December waren alle Belagerungstruppen beschäf= tigt, die Circumvallationslinie um die Festung zu machen , und am 24. eröffneten die Preußen ihre Trancheen und trieben dieſelben in dieſer Nacht, tros eines außerordentlich starken Feuers, aus der Festung , bis auf 300 Schritt vom gedeckten Wege, obwohl sie einen namhaften Verlust erlitten. Zwei, wenig ernstliche und daher vergebliche Ausfälle hinderten die Be lagerer nicht, den Batteriebau schnell zu betreiben. Kaum war er vollendet und das Feuer eröffnet , als am 29. in der Festung Chamade geſchlagen (1709.) wurde. Am 2. Januar 1709 zog die Besahung mit allen Kriegsehren aus. An demselben Tage , an dem die Kapitulation unter zeichnet worden , trat plöhlich ein heftiger Frost ein , der die Alliirten ge= nöthigt haben würde , die Belagerung aufzugeben. Es wäre daher dem General de la Motte leicht geweſen , ſeinem Könige dieſen wichtigen Plaß zu erhalten, wenn er ihn nur noch einen Tag vertheidigt hätte, Anstatt des ihm zugedachten Marschallstabes wurde ihm nun schimpfliche Absehung zu Theil. Mit noch leichterer Mühe war ebenfalls am 2. Januar Brügge ein= genommen und also die ungewöhnliche Anstrengung der Alliirten mit dem besten Erfolge gekrönt worden. Was hätte nun , nach unsern Begriffen , die Alliirten wohl abhalten können , in das Herz von Frankreich zu dringen und vor den Thoren von Paris dem stolzen Ludwig die Bedingungen des Friedens vorzuschreiben ? Damals dachte man aber anders. Man bezog nun die Winterquartiere, welche durch einen besonders

harten Winter merkwürdig sind .

Das Preußische Korps erhielt dieselben

in eben den Gegenden , welche es im vorigen Jahre inne gehabt hatte ; das Leibdragoner -Regiment lag in den Umgebungen von Kempen. Die 9

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Lieutenants von Thümen und von Damit sen. wurden unterm 20. Ja= nuar 1709 zu Kapitains befördert. Da alles darauf ankam, in dem nächsten Feldzuge die erlangten Vortheile wenigstens zu behaupten , und die Franzosen eifrig bemüht wa ren , ihre großen Verluste bei der Armee möglichst zu ersehen : ſo ſtrengten auch die Alliirten alle Kräfte an , um wohlgerüstet die Winterquartiere zu verlaſſen. Aus einem offiziellen Berichte des Generallieutenants von Nah mer vom 8. April 1709 ersieht man, daß die Truppen die Winterruhe wohl benut, auch die nöthigen Pferde meist angeschafft hatten und alles im guten Stande war. Nur klagt dieser Bericht über den Futterungs zustand der Pferde , der sich gar nicht gebeſſert habe , ſo daß ein großer Theil von denen , die in den Städten gelegen und schlechte Stallungen gehabt, noch so aussähen , als ob sie erst aus dem Felde gekommen wären. Der General hatte daher befohlen , daß die Offiziere noch Hafer kaufen sollten , um den Pferden bis zum Abmarsche ins Feld aufzuhelfen. Die Preußischen Hülfstruppen in Flandern vermehrte der König noch mit 6210 Mann , wodurch die Kavallerie unter Kommando des General lieutenant von Nahmer sich auf 39 Escadrons erhöhte. Da Frankreich Friedensvorschläge gemacht hatte , die aber nicht an genommen werden konnten , so wurde der Feldzug des Jahres 1709 erſt spät eröffnet. Im Mai versammelten sich die Alliirten unter dem Herzoge von Marlborough bei Swinarde , unweit Gent. Hier war für das Futter schlecht gesorgt, und die Kavallerie wurde auf Weiden angewiesen , bis die Zeit heranrückte, wo fouragirt werden konnte. Der Kronprinz Friedrich Wilhelm stieß hier wieder zur Armee, um dem Feldzuge als Volontair beizuwohnen. Am 23. Juni vereinigte sich die Armee des Herzogs von Marlbo rough mit der des Prinzen Eugen auf der Ebene von Lille zwischen beiden Ufern der Dyle. Nach der Ordre de Bataille hatte die Erstere , die aus 163 Escadrons und 104 Bataillons bestand , den rechten Flügel des gan zen 271 Escadrons und 170 Bataillons starken Heeres. Die Preußische Kavallerie stand auf dem rechten Flügel des zweiten Treffens ; das Leib dragoner - Regiment hatte den äußersten rechten Flügel desselben unter dem Generallieutenant von Nahmer und dem Generalmajor von Hackeborn. Die Franzosen unter dem Marschall von Villars , 150 Escadrons und 60 Bataillone stark , lagerten von Douai über Lens bis gegen Bethune in einer höchst vortheilhaften Position , welche sie noch überdies stark ver schanzt hatten. Da man es nicht für gerathen hielt , sie hier anzugreifen : so wurde die Belagerung von Tournay (Dornick) beschlossen.

131 Belagerung (Dornic) (vent 27. Juni bis Tournay 3. Ceptener 109.)

Am 26. Juni früh ſchickte man daher

die Bagage nach Lille.

Abends um 9 Uhr brach die Armee auf und mar ſchirte die ganze Nacht ohne Trommelſchlag und Trompetenſchall . Am

folgenden Morgen schloß man die schwach beseßte Festung ein , welche der Generallieutenant Marquis de Surville befehligte. Die Franzosen hatten dies so wenig erwartet , daß der Marschall von Villars noch am 22. einen Theil der Besahung an sich gezogen hatte. Den 28. war die Einſchließung vollendet und eine Anzahl Brücken über die Schelde geschlagen ; auch Orchils beſeht. Das Hauptquartier des Herzogs von Marlborough war zu Villemeaur; der Kronprinz von Preußen lag in Froimont. Der Ordre de Bataille vom 3. Juli 1709 gemäß , stand das Leibdragoner - Regiment wieder auf dem rechten Flügel der gesammten Preußischen Kavallerie und des zweiten Treffens . Die eigentlichen Belagerungstruppen beſtanden aus 60 Bataillons und 59 Escadrons . Die Stadt wurde auf zwei Seiten, außerdem noch die Citadelle für sich angegriffen , und zwar leitete den lehtern Angriff der General Graf Lottum. Am 7. Juli wurden die Tran cheen eröffnet. Fortwährender Regen , eine hartnäckige Vertheidigung und ſehr ſteiniges Terrain erschwerten die Arbeit außerordentlich ; dennoch er= stürmte man schon am 26. den gedeckten Weg der Stadtwerke. Obwohl die Besatzung am 28. einen Ausfall machte , um das Verlorene wieder zu gewinnen : so hatte derselbe doch keinen Erfolg , und man beſchloß diesen Abend oder den nächsten Morgen einen Generalſturm. Da wehten Abends zwischen 7 und 8 Uhr die weißen Fahnen gegen die 3 Attaken , und es kam eine Kapitulation zu Stande, wonach die Stadt am 31. Juli von den Alliirten unter dem Grafen Athlone besetzt wurde. Bei dem lehten Ausfall war der Kapitain von Göhe stark verwun det worden und starb den Tag darauf; der Kapitain von Papstein erhielt die Kompagnie ; der Kapitain von Thümen wurde zum Führer der Leib kompagnie ernannt. Um 4. August sangen die Sieger in der Domkirche das Te Deum

Indessen wurde die Belagerung der Citadelle mit großen Schwierigkeiten , die ein gut geleiteter Minenkrieg noch erhöhte, bis zum 31. August fortgesett und außerdem nordwestlich von den Stadtwerken

laudamus.

aus noch eine zweite Uttake begonnen. An diesem Tage ließ der Kom mandant früh Chamade schlagen ; da aber die Besatzung sich nicht kriegs gefangen geben wollte : so wurden die Feindseligkeiten Nachmittags wieder. angefangen. Um 3. September endlich kam eine Kapitulation zu Stande, wonach gegen die Besatzung , etwa noch 4000 Mann stark, eine gleiche Anzahl in den Händen der Franzosen befindliche Gefangene ausgewech felt wurden. 9.

132

Da man Willens war , nunmehr Mons zu belagern , so wurde noch am Abende des 3. Septembers der Erbprinz von Hessen mit einem De taſchement abgesandt, um die Verbindung des Marschalls von Villars mit jener Festung abzuschneiden . Die Preußische Kavallerie gehörte ebenfalls zu diesem Detaſchement. Obwohl der Befehl zum Abmarsch zeitig genug gegeben worden , ſo verzögerte sich doch der Aufbruch , wegen des lang= ſamen Sammelns der Truppen auf dem linken Flügel , bis um 10 Uhr Abends , und man hatte nun einen Nachtmarsch mit allen seinen Un annehmlichkeiten vor sich. Das Leibdragoner - Regiment hatte die Tete; ihm folgten die übrigen Preußischen Dragoner- und Reiter - Regimenter. Nach Mitternacht paſſirte man die Schelde bei Mortagne und mußte hier schon auf einige Escadrons warten , welche zurückgeblieben und einen falschen Weg marſchirt waren . Nachdem sie angekommen , sette man den Marsch fort und kam am 4. Sep tember Nachmittags um 2 Uhr bei Estambreuge an, wo den Truppen einige Rute vergönnt wurde. Um 6 Uhr marſchirte man weiter ;

da aber

der Regen in Strömen fiel und eine so dichte Finsterniß herrschte , daß man fürchten mußte, durch den auf dem Wege liegenden Wald und die vielen Defileen nicht durchzukommen : so schickte der Erbprinz nach Mitter nacht die Kavallerie wieder nach Eſtambreuge zurück und ließ die Infanterie halten , wo sie eben stand. Die Arriergarde war ganz abgekommen und fand sich erst am folgenden Tage gegen Abend wieder ein. Mit Tagesanbruch sehte sich die Kavallerie wieder in Marsch , ging über St. Ghuislain zwischen Mons und der Abtei St. Denis durch, pas ſirte die Haisne und kam der schlechten und engen Wege , der vielen Grä ben und anderer Hindernisse wegen , erst um 3 Uhr Nachmittags auf der Höhe vor Havres an, wo sich die Infanterie bereits befand. Der Erb prinz sette sich nach einer kurzen Ruhe mit der Kavallerie wieder in Marsch und bekam um 5 Uhr die feindlichen Linien bei Givre zu Gesicht , welche etwa von 30 Escadrons und einigen Bataillons befeht waren. Zu schwach, dieſe anzugreifen , zog die Kavallerie wieder auf die Höhe von Havres zurück und lagerte dort bis zum folgenden Tage. Mit der Morgenröthe brach die Kavallerie wieder auf; die Infanterie folgte und der General lieutenant von Nahmer wurde zum Rekognosciren des Feindes voraus gesandt. Er nahm das an der Lete befindliche Leibdragoner - Regiment mit sich, fand aber die Verschanzungen bei Givri verlassen. Das ganze De taſchement überschritt hierauf das Flüßchen la Trouille und rückte zwischen 7 und 8 Uhr in die Linien ein. Der Feind hatte schon um 5 Uhr früh den Bach Querain paſſirt und sich gegen St. Ghuislain und Condé ge zogen; daher jede Verfolgung nußlos war. Am Abende bezog das Detaſche

133

ment ein Lager ; zur Rechten das Dorf Cuesmes , zur Linken Trouille - bas, so daß Mons von dieser Seite eingeschlossen wurde. Das Hauptquartier des Erbprinzen war in der Abtei Beaulieu (Belian). Indeß ging hier am 7. September die Nachricht ein , daß der Mar schall von Villars mit ſeiner Armee gegen Bossut vorrücke. Da unterdeß auch die beiden alliirten Armeen von Orchils her sich genähert und ein Lager, mit dem rechten Flügel an Framerie, mit dem linken an Bettigni, bezogen hatten: so rückten nun die Truppen des Detaschements wieder in ihr Verhältniß in der Ordre de Bataille. Schlacht bei Malplaquet am 11. September 1709.) Um Mons zu befreien , hatte der Marschall von

Villars am 9. den Honneaubach überschritten und seine Stellung zwischen den Wäldern von Laniere, Taisniere und Sart mit starken Verhauen und mehreren Verschanzungen gesichert. Rückwärts der Stellung auf der Ebene bis zum Honneaubache lagen mehrere Meiereien um die Dörfer Malplaquet, Taisniere und Hon. Das französische Heer bestand aus 130 Bataillonen , 260 Schwadronen mit 80 Geschützen , und der Mar schall Bouffleurs , älterer Marschall als Villars , befand sich , nebst dem Prätendenten von England dem Ritter vom heiligen Georg , - als Volontair bei derselben . Die Alliirten bestanden aus 129 Bataillonen , 252 Schwadronen und 101 Geschüßen , und ihre Stärke ist etwas geringer, als die der Franzosen, auf 90,000 Mann anzunehmen. Der Kronprinz von Preußen und der Fürst von Anhalt -Dessau waren als Freiwillige an der Seite der Feldherrn. Da man den Feind an dem Entsah von Mons verhindern wollte : so zogen die Truppen näher zuſammen , ſo daß sie in der Nacht zum 11. September mit dem linken Flügel an dem Walde von Laniere , das Dorf Aulnoit vor sich, mit dem rechten gegen Sart sich ausdehnend , la gerten ; sämmtliche Kavallerie in zwei großen Korps hinter dem Fußvolke. Den rechten Flügel bildete für dieſe Schlacht die Urmee des Prinzen Eugen, den linken die des Herzogs von Marlborough. Die Preußische Kavallerie ſtand mit der Hannöverſchen vereinigt unter dem Befehl des Hannöver schen Generals von Bülow. Um 11. September, früh um 3 Uhr nach dem Gebet, rückten die Truppen unter dem Schuße eines dichten Nebels auf die ihnen zum An griff angewiesenen Plähe, und in 2 große Batterien der feindlichen Mitte gegenüber wurden die Geſchüße eingefahren. Um 28 Uhr erst brach die Sonne durch, der Nebel fiel , und nun begann von beiden Seiten ein mörderisches Artilleriefeuer , während die alliirte Armee gegen die Verſchan zungen des Feindes avancirte. Der rechté Flügel unter dem Prinzen Eugen stieß zuerst auf den Feind. Die Infanterie erſtieg dreimal die Verſchanzungen .

134

Der Prinz Eugen ließ einen neuen Angriff mit großem Ungeſtüm unter nehmen ; der Prinz von Auvergne fand Gelegenheit , mit 30 Escadrons durch die Lucken der Schanzen einzudringen , und der Marschall Villars sah sich genöthigt, aus seinem Centrum den linken Flügel verstärken zu laſſen. Kaum bemerkte dies der Herzog von Marlborough , als er dem General Wood mit der Englischen und dem General von Bülow mit der Preußischen und Hannöverschen Kavallerie befahl , in die Lücke einzurücken. Der Kampf war hartnäckig . Die Französischen Haustruppen und Garden warfen drei Treffen der Kavallerie zurück ; das vierte , die Preußische Ka vallerie , stürzte sich im Galopp auf den siegestrunkenen Feind , und der Erbprinz von Hessen fiel ihm mit 21 Schwadronen in die Flanke. Das Leibbragoner- Regiment verlor hiebei den Oberstlieutenant von Ruhlik, wel cher in dem Handgemenge erschossen wurde , und den Kapitain von Da mig ; verwundet waren die Lieutenants Rhenius und von Hünicke. Das Centrum des Feindes war durchbrochen , und der erneute Angriff der Infanterie auf die Verschanzungen entschied den Sieg vollends zu Gunsten der Verbündeten. Es war 123 Uhr. Der Marschall von Villars wurde verwundet vom Schlachtfelde getragen, und der Marschall Bouffleurs ordnete einen trefflichen Rückzug an , der um so eher gelang ,

als die

Alliirten wegen zu großer Ermattung ihrer Truppen in einer siebenſtün digen außerordentlichen Anstrengung keine Verfolgung unternahmen . Zweck, den Entsak von Mons zu hindern , war erreicht.

Ihr

Der Verlust der Franzosen belief sich auf 7000 Todte, worunter ein großer Theil der Generale und 10,000 Verwundete, 16 Geſchüße , 20 Fah nen und 26 Standarten. Die Anzahl der Gefangenen war weniger be= deutend ; etwa 300 verwundete Offiziere können dazu gerechnet werden . Die Alliirten hatten ebenfalls 32 Fahnen und Standarten verloren, ge gen 6000 Tødte und 14,000 Verwundete ; die Preußen allein 309 Todte und 894 Verwundete. Um 12. September rückte die alliirte Armee wieder in das Lager bei Beaulieu und beging am 15. ein großes Dankfest , bei welchem Abends die ganze Armee eine dreimalige Salve aus dem Geschütz und kleinen Ge wehr gab. Alle verwundeten Gefangenen wurden den Ihrigen wieder gegeben. Hierauf unternahm man die Belagerung von Mons mit 20,000 Mann , während die übrige Armee bei Havres lagerte. Am 25. September wurden die Trancheen eröffnet , und troh einer heftigen Gegenwehr und des sehr schlechten Wetters doch am 20. Oktober die Kapitulationspunkte unterzeichnet , wonach am 23. die Besaßung mit allen Kriegsehren auszog. Die alliirten Armeen gingen nun am 26. über die Haisne nach Soignies , wo am 27. ein Dankfeſt gefeiert wurde , und zogen dann wieder

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in die Ebene bei Lille, von wo aus alles die Winterquartiere bezog. Die Preußen erhielten die ihrigen wieder zwischen der Maas und dem Rhein. Bald nach der Schlacht bei Malplaquet erhielt durch Kabinets - Ordre vom 10. September der Lieutenant Rhenius den Abschied ; unterm 4. Ok tober aber wurden für die gebliebenen Offiziere der Major von Uckermann zum Oberstlieutenant , Major von Edelkirchen , vom Regiment v. d . Heyde zu Pferde, zum Oberstlieutenant en second bei dem Leibdragoner - Regi mente, der Kapitain von Wedell aber zum Major befördert.

Kapitain

Fischer erhielt die Kompagnie des Oberstlieutenants von Ruhlik , die Lieu tenants von Benneckendorf und von Errleben wurden zu Staabskapitains, die Fähnrichs von Röffing , von Hünicke , von Hindenburg und der Ad jutant Wulff zu Lieutenants, der Wachtmeister Prime, die Freikorporals von Blanckensee , Simul und David von Eichstädt zu Fähnrichs , der Wacht meister Heino Heinrich von Flemming zum Adjutanten ernannt. 1710. In dem Jahre 1710 kommandirte der Fürst Leopold von Anhalt die Preußischen Hülfstruppen in den Niederlanden , zu denen das Leibdragoner -Regiment wieder gehörte. Die Kavallerie stand wie sonst unter dem Generallieutenant von Nahmer. Frankreich , durch die Verluste des verflossenen Jahres erſchöpft, machte abermals Friedensvorschläge und bedeutende Zugeständnisse ; da aber die Unterhandlungen an der Beharrlichkeit der Alliirten scheiterten : so rückte man aufs neue ins Feld. Die alliirten Armeen unter dem Herzog von Marlborough und dem Prinzen Eugen von Savoyen versammelten sich im Anfange des Monats April in dem Lager bei Froimont unweit Tournay , 149 Bataillone und 272 Escadrons stark. Nachdem am 18. April Mortagne durch ein De taſchement genommen worden , brach man am 20. April gegen Abend auf und ging in 4 Kolonnen gegen die Verſchanzungen, hinter denen der Mar schall Villars von der Scarpe bis an die Dyle lagerte. Da er bei der Annäherung der Alliirten dieſe Linien verließ , ſo ging man bis Lens vor, brach aber, um es zu einer Schlacht zu bringen , schon am 22. wieder auf und wendete sich gegen Vitry. Der Feind wich durch eine schnelle Flucht jedem Angriffe aus ; daher marſchirte der Prinz Eugen an den Ka nal Aurturbes ; der Herzog von Marlborough aber mit 114 Bataillons und 164 Escadrons , unter denen sich das Preußische Korps befand , la gerte sich bei Bellone. Hier traf die Kabinets - Ordre vom 14. April bei dem Regimente ein, durch welche der Lieutenant von Hünicke den Abschied erhielt und der Fähnrich von Parleben zum Lieutenant befördert wurde. 29. Juni 1710 ) Da man beschlossen hatte , Douay zu be (23. April bisvon lagern , wo der Graf Albergoti kommandirte , so brach die ganze Preußische

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Kavallerie am 23. April auf und schloß die Festung auf allen Seiten ein. Nachdem die Circumvallationslinien größtentheils aufgeworfen , wurden ſie von der Infanterie bezogen ; die Kavallerie aber ging über die Scarpe zurück und lagerte , besonders wegen der Fourage , bei Flines , La Laing, Bavoignies und andern Orten. Um 3. Mai wurden die Laufgräben an zwei Punkten eröffnet ; die Attake rechts führte der Fürst von Anhalt. Nach einer hartnäckigen Ver theidigung war am 25. Juni Bresche in den Hauptwall gelegt , und die Festung steckte gegen beide Attaken die weiße Fahne aus. Es kam eine Kapitulation zu Stande, in Folge deren die Besahung am 29. Juni frei auszog. Die Belagerungstruppen begaben sich nunmehr wieder zu der Armee, welche indeß an der Landſtraße von Valenciennes nach Arleur und Betaumont ein Lager aufgeschlagen und sich wieder mit dem Prinzen Eugen vereinigt hatte. Anfangs stellte sich ihnen das franzöſiſche Heer gegenüber in der Ebene von Lens auf, so daß beide Armeen , nur durch einen Mo rast getrennt, der Belagerung zugesehen hatten. Als aber der Marschall von Villars ein neues Lager , von Arras bis nach Miraumont , längs des Crimhon, stark verhauen und verschanzen ließ , brachen auch die Alliirten am 10. Juli früh um 1 Uhr ihr Lager ab , sekten bei Vitry in vier Ko lonnen über die Scarpe und bezogen ein neues Lager , dessen rechter Flügel an Betancourt, der linke an St. Eloy gelehnt war. Das Corps de Ba= taille lagerte bei Villars- Brulin , so daß man die Quellen der Scarpe gewonnen hatte. Da man es aber nicht für rathsam hielt , den Feind in seiner vor theilhaften Stellung anzugreifen : so beschloß man , Bethune zu belagern. Zu dem Belagerungskorps gehörten einige Preußische Bataillone ; die Ka vallerie aber blieb ganz bei dem Korps des Herzogs von Marlborough, welches nun dem Marsche des Marschall von Villars nach seinem alten Lager bei Arras folgte , bei Vitry die Scarpe überschritt und zunächſt wie der das Lager bei Arleur, am 20. Juli aber, wegen der Fourage und um Bethune besser zu decken , eine Stellung bezog , deren rechter Flügel bei Comte, der linke an St. Eloy lag. von Bethune (23. Juli bis 31. Auguft 1710 ) Am 23. Juli wurden vor Bethune die Laufgrä ben eröffnet, und am 29. Auguſt nach einer muthigen Gegenwehr eine Kapitu lation unterzeichnet. Die Besatzung zog am 31. mit allen Kriegsehren aus. Bei einer Rekognoscirung war hier der Fähnrich Simul todtgeſchoſſen worden. vom von Aire (12. September bis 12. November 1710.) Nun brach am 2. September die alliirte Armee gegen Aire (Arien) auf, welches der Fürst von Anhalt belagern ſollte. Ein anderes Korps unternahm zugleich die Belagerung von St. Ve nont. Die Armee bezog indeß ein Observationslager zwischen den Bächen

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Nave und Lave, von Nivion bis an Lier, wo das Hauptquartier des Herzogs war. Vor St. Venont eröffnete man die Trancheen am 17. Sep tember, und die Festung ging bereits am 1. Oktober über. Vor Aire wur den die Trancheen am 12. September eröffnet , und die großen Schwie rigkeiten , welche die Belagerer sowohl gegen eine brave Besatzung als gegen die Waſſerſpiele der Festung zu bekämpfen hatten , verzögerten die Uebergabe bis zum 12. November. Hierauf bezog man die Winterquar= tiere, ohne daß dem Leibdragoner - Regiment Gelegenheit zu beſonderen Kriegsthaten geworden quartiere hatte, konnte stehende offizielle Liſten des Staabes und das

wäre Wo dasselbe in diesem Jahre die Winter nicht mehr ermittelt werden; dagegen geben nach die erste vollſtändige Nachricht über das Personal ganze Offizier - Korps des Regiments. I.

Staabs : Rolle vom Leibregiment Dragonner de Aprili , Majo et Junio, alß 2ten Quartals de anno 1710.

Obrister, Joachim Friedrich von Breech. Obrister, Peter von Blanckensee. Obristlieutenant , Otto von Uckermann. Obristlieutenant, Hugo Heinrich von Edelkirchen. Major, Karl Siegmund von Wedell. Regiments -Quartier - Meister. Kann nicht gemacht werden , weil kein Trac tament vor ihm da ist, sondern der Lieutenant Wulff solches be kombt, die Rechnung vom Regiment führet der Auditeur Burger. Adjutant, Heino Heinrich von Flömming , bekombt das Wachtmeiſter-Trac tament bei des Obristlieutenant von Edelkirchen Kompagnie. Feldprediger, Erdmann Saſſe, hat eine Pfarre bekommen und das volle 1 Tractament biß ult. Aprilis gezogen , vom Iten aber an bekombt solches der Feldprediger vom Leibregiment zu Pferde , Hoppe , weil er die Dienste auch bei dem Regiment verſieht, bis ein neuer kombt. Auditeur , Johann August Burger. Regiments -Feldscheer , Andreas Wendt , so würklich 3 Gesellen hält und das Tractament vom Staabe und allen 8 Kompagnien_vollkom= men ziehet. Paucker, Johann Fiedeler. 1ter Hautbois , Johann Christoff Kahler. 2ter Hautbois, Johann Heinrich Wenzell. 3ter Hautbois , Johann Christoff Kieselbach.

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4ter Hautbois , Emanuel Müller. 5ter Hautbois , George Mylich. Steckenknecht, Hanß Storbeck. Staabswagenknecht, Joachim Niecke. Es ist merkwürdig , daß der Generallieutenant von Wreech, in Bezug auf seine Stellung als Kommandeur des Regiments , nur als Obrister geführt wird , und es scheint , als ob die Benennung ,,Obrister eines Leib regiments" von der Charge abgesondert bestanden habe. Ferner ist auffallend , daß der Regiments - Feldscheer nur 3 Gesellen hält. Wahrscheinlich war in dieser Zeit mit ihm selbst nur bei jeder Es cadron , nicht mehr bei jeder Kompagnie, ein Feldscheer.

Der Secretair und der Profos sind gegen früher weggefallen , dagegen ein Staabswagenknecht hinzugekommen. II . Nachricht , wenn die Offiziers des Leib - Regiments Dragouner ihre Chargen bekommen.

..... 1704 den 10. Februar. Obrister von Blanckensee Obristlieutenant von Uckermann Į 1709 "I 4. Oktober. von Edelkirchen "I Major von Wedell ... 1704 "I 16. April. Kapitain Consbruch 8. Oktober. 1704 "" " Fischer .... " "I "1

"

von Papstein . 1705 von Thümen . 1709 von Benneckendorff ...... 1709 1709 von Errleben .... • 1710 1708

" "/ "I "I "I

15. September. 20. Januar. 16. September. 4. Oktober.

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de Vidall .

1708

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von Ilten

1708

2. Januar. 17. "I "I 30. März . 9. August. "1

von Rößing von Hindenburg

1709

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1709

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1710

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Schade ..... " Lieutenant von Damih .

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} Wulff ...... .... von Parleben .. Fähndrich von Platen .... " Chauvin .... " von Blanckensee

"I

16. September. 4. Oktober.

14. April. 6. Oktober.

139

Fähndrich Prime ... von Blanckensee " " von Eichstädt ...

1709 den 4. Oktober.

( L. S. ) (gez. ) Peter von Blanckensee. 1711. Schon im Laufe des verfloſſenen Jahres hatte der Herzog von Marlborough und seine Partei allen Einfluß in England verloren, und die neuen Minister wußten die Königin Anna für Frankreich geneig ter zu stimmen. Ueberdies war am 17. April 1711 der Kaiser Joſeph I. in der Blüthe der Jahre an den Kinderblattern gestorben und der soge= nannte Karl III. von Spanien bestieg als Karl VI. den Kaiserlichen Thron. Die Friedensvorschläge, welche Ludwig XIV. auch in dieſem Jahre machte, waren daher weniger günstig , als die früheren , und man fühlte nicht den Beruf, darauf einzugehen ; aber die Gelegenheit , Frankreich für immer in seine Grenzen zu weisen , war entflohen. Indeß hinderte dies alles vor der Hand die Kriegsunternehmungen in den Niederlanden wenig , da der Herzog von Marlborough noch den Oberbefehl des Heeres behalten hatte. Die Preußen unter dem Fürsten Leopold von Deſſau, 39 Escadrons und 19 Bataillone stark, befanden sich wieder bei seiner Armee, und der Ge nerallieutenant von Nahmer kommandirte die Kavallerie.

Die Truppen

der Allürten zogen sich den 1. Mai bei Orchils zusammen und brachen am 2. in das Lager von le Warde auf. Der rechte Flügel lagerte eine Meile von Douay , der linke aber breitete sich bis gegen Bouchain aus, so daß die Truppen die Straße von Douay nach Valenciennes besest hielten. Das Hauptquartier des Herzogs war in le Warde; der Fürſt von Anhalt - Dessau lag in der Abtei Anchin ; der Feind unter dem Mar ſchall Villars ſtand zwiſchen Arras und Hesdin. Nach der Ordre de Bataille aus dem Lager von le Warde vom 11. Mai 1711 stand die Preußische Kavallerie , eben so wie im Jahre 1709 , auf dem rechten Flügel im zweiten Treffen ; das Leibdragoner - Re giment auf dem äußersten rechten Flügel. Verschiedene Detaſchements und Vorpostengefechte , an denen daz Leibdragoner-Regiment Theil hatte , deren Details aber , in so fern sie das Regiment betreffen , verloren sind , füllten die Zeit bis zum 14. Juni aus. Da alsdann Mangel an Fourage einzutreten begann : ſo brach man aus diesem Lager auf und ging in 4 Kolonnen über den kleinen Senſet und über die Scarpe in die Ebene längs des Lensbaches. Am 20. Juli verließ man auch dies Lager wieder und ging gegen Lillers , von wo man am 1. August wieder aufbrach und eine Stellung

140

zwischen Magnicourt und Betonsart bezog. Das Hauptquartier war zu Rebreure. Auf diesem Marsche war das Leibdragoner - Regiment bei der Avantgarde und half eine feindliche Partei ſchlagen , welche auf Rekognos cirung ausgesandt war. Um den Marschall Villars zu dem Glau 1711. am 5. AugustLinien bei Estrum der ben zu verleiten , als wolle man die sehr feste Stellung zwischen Arras und Hesdin angreifen , wurde die große Bagage nach Bethune geschickt und das dort stationirte Korps zur Armee berufen ; auch ging man am 3. August etwas weiter gegen Villars - Brulin vor. Von hier aus unter nahm der Herzog mit allen Generalen und unter der Bedeckung von 80 Escadrons , wozu auch die Preußische gesammte Kavallerie und Dra goner gehörten , eine große Rekognoscirung bis unter die Kanonen des Feindes , wobei er laut jedem Kolonnenführer die Stelle zum Angriff be zeichnete. Außerdem ließ er von den übrigen Escadrons der Urmee Fa= ſchinen von 4 Fuß Länge und 2 Fuß Dicke machen , wie man sie zur Ausfüllung der Verſchanzungsgräben anzuwenden pflegte. Die List glückte vollkommen. Der Marschall Villars entblößte seinen rechten Flügel, um den linken und das Centrum zu verstärken. Der Herzog von Marlborough hatte indessen alle nöthigen Vorkeh rungen getroffen und brach am 4. August um 10 Uhr Abends wieder in 4 Kolonnen in aller Stille aus dem Lager auf, ohne daß man selbst bei der Armee wußte , wohin. Als man aber in die Ebene von Aubigny ge kommen war, wendete man plöhlich links , Mont St. Eloy und Arras links , Forbus rechts lassend , passirte am 5. zwischen 4 und 5 Uhr des Morgens die Schelde in und um Vitry , auf den durch vorausgefandte Detaſchements geſchlagenen Brücken , und wendete sich dann plößlich gegen das vom Feinde verlassene Arleur und Bac à Bacheul an der Senſette, ſo daß man zwiſchen 9 und 10 Uhr mit dem rechten Flügel bei Oisy, mit dem linken bei Paliancour an der Schelde, unweit Estrum , ohne Schwert schlag mitten in den feindlichen Linien stand , an der Stelle fast , wo sich einst das berühmte Lager Cäsars befunden hat. Die Armee war 18 bis 20 Stunden ohne Rast marschirt und die Infanterie hatte viele Ermattete zurücklaſſen müſſen; indeß kamen alle bis gegen Mitternacht in dem Lager an. Der Marschall Villars eilte zwar sofort auf den bedrohten Punkt ; aber er kam zu spät, mußte mit ſeiner ganzen Armee die doppelten Verschanzungen verlaſſen und stellte sich nun mit dem rechten Flügel an Cambray , mit dem linken hinter starken De fileen auf. Der Herzog von Marlborough entschied in einem Kriegsrathe dahin, daß man den Feind hier , ohne Gefahr das Errungene zu verlieren , nicht

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angreifen könne, und beschloß um so mehr die Belagerung von Bouchain, als er die direkte Verbindung des Feindes mit diesem Plaße abgeschnitten hatte. Um 7. August ließ er daher acht Brücken bei Eſtrum, eine Stunde oberhalb Bouchain, über die Schelde ſchlagen , welche noch an demselben Nachmittage um 4 Uhr paſſirt wurden.

Hierauf sehte man in einer dun

keln , regnerischen Nacht nicht ohne Irrwege den Marſch bis in das Lager 13. September 1711. ) von Avesne le sec fort. Der rechte Flügel 8. August bis von stand 14 Stunde von Estain , der linke bei Neufville an der Schelde un terhalb Bouchain. Der Feind hatte nicht einmal gewagt , die Arriergarde anzugreifen , beunruhigte aber später häufig das Lager der Alliirten , wes halb außer der Circumvallationslinie noch eine Linie von Hordain bis Jvuy gezogen wurde. Hier lag der General Nahmer im Quartier und ließ zur Deckung der rechten Flanke durch seine Reiter und Dragoner eine Redoute auf seine Kosten erbauen. In der Nacht vom 23. zum 24. Auguft wurden die Trancheen an drei Punkten eröffnet.

Die Belagerung dauerte bis zum 12. September,

an welchem Tage die Beſahung Chamade ſchlug.

Am 13. wurde die Fe=\

stung nebst allen Waffen und 24 Fahnen den Siegern übergeben , und am 14. zog die Besaßung , etwa 1400 Mann stark, jeder einen Stock in der Hand , als kriegsgefangen aus. : In einem Schreiben vom 29. Oktober aus dem Lager vor Bouchain rühmte der Herzog von Marlborough dem Könige abermals die Tapferkeit der Preußischen Truppen und die hohe Einsicht ihrer Offiziere. Die noch beabsichtigte Belagerung von Quesnoy unterblieb , weil die Generalstaaten dazu ihre Einwilligung verweigerten. Im November beorderte Friedrich I. einen Theil seiner Truppen aus Brabant zurück.

Unter diesen befand sich auch das Leibdragoner - Regiment,

welches nun in der Umgegend von Wesel ſeine Winterquartiere bezog, um mit dem nächsten Frühjahr in die alten Provinzen zurückzukehren. 1712. Indessen änderte sich die Ansicht des Königs mit dem Jahre 1712 wieder , und das Regiment wurde abermals zu der alliirten Armee in Flandern beſtimmt. Am 9. Januar wurde der Lieutenant de Vidal zum Staabskapitain, am 30. Januar der Kapitain von Papstein zum Major, der Lieutenant von Rössing zum Kapitain , der Fähnrich von Platen zum Lieutenant, der Adjutant von Weyherr und der Page des Fürsten von Anhalt, von Salignac, zu Fähnrichs ernannt , der Oberst von Blanckensee aber unter demselben Tage zum Brigadier befördert.

Am 5. Februar erhielt der Major

von Wedell den erbetenen Abschied und der Kapitain von Errleben dessen Kompagnie, am 11. April aber der Kapitain von Damit den Abschied,

144

Das Korps des Fürsten von Anhalt marschirte nun in die Mark zurück und wurde , da der Friede unzweifelhaft war, demobil gemacht. Das Leibdragoner - Regiment erhielt wieder in der nächsten Umgegend von Berlin Kantonnirungsquartiere. Am 30. December wurde der Lieutenant von Hindenburg zum Kapitain , Chauvin und von Blanckensee sen. zu Lieutenants , der Adjutant von Weiherr jun. zum Fähnrich befördert. Dies waren die

lehten Gnadenbeweise ,

welche das Leibregiment

Dragoner von dem Könige Friedrich I. erhielt. 1713. Am 25. Februar 1713 starb dieser Stifter des Preußischen Königreichs und erlebte daher nicht mehr den am 11. April zu Utrecht ab= geschlossenen Frieden. So wurde abermals ein 10jähriger blutiger Krieg beendet, obwohl der Kaiſer Karl VI. denselben noch 1 Jahr, bis zum Frieden zu Basel, fortsette. Friedrich Wilhelm I. bestieg den Thron des Vaterlandes und ließ am 24. April die Erbhuldigung zu Berlin stattfinden. In den Feldlagern am Rhein unter Marlborough und Eugen zum Feldherrn gebildet , galt der Dienst in der Armee ihm als das Höchſte , und die einfache Sitte und kluge Wirthlichkeit des Königs ging bald auf alle Verhältnisse über. Das Heer, welches der junge König vorfand , war 38 Bataillone Infanterie, 32 Schwadronen oder 10 Regimenter Reiter (Küraſſiere), 24 Schwadronen ( 48 Kompagnien ) Dragoner in 6 Regi mentern, 20 Kompagnien Artillerie, 18 Kompagnien Garniſontruppen, zusammen 40,000 Mann stark. Außerdem war in Berlin , Colberg und Magdeburg der Stamm zu drei Kadettenanstalten vorhanden. Bei dem großen Avancement , welches der König am 15. Mai in der Armee eintreten ließ, wurde der Oberst von Blanckensee zum Generalmajor ernannt ; im Juni erhielt der Oberstlieutenant von Edelkirchen als Oberst und der Kapitain Consbruch den erbetenen Abschied , und das Traktament des Lehteren wurde an die folgenden Lieutenants und Fähnrichs vertheilt. Am 10. Juli bekam der Major von der Schulenburg aus Kurbraun schweigschen Diensten , den der König in der letzten Kampagne kennen ge lernt und in seine Dienste gezogen hatte, als Oberstlieutenant mit einem Patent vom 2. März d. I. die Kompagnie des Oberstlieutenants von Edelkirchen und mußte diesem monatlich 15 Rthlr. als Pension abgeben. Zu den Einrichtungen , welche der König sofort im allgemeinen ein

treten ließ, gehörte auch die Vermehrung des Soldes der Gemeinen von

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Armee durch Mannſchaften aus den übrigen Festungen , ging am 19. Juli unterhalb Cambray und Castelet über die Schelde und bedrohte scheinbar am 23. Juli Abends um 7 Uhr den äußersten Preußischen Posten bei Landrecy. Das ganze Lager kam darüber in Allarm ; mit seiner Haupt macht aber war der Feind auf dem entgegengeseßten Flügel bei Neufville durch den Brückenkopf gebrochen , passirte die Schelde und rückte am 24. Juli gegen das Lager vor Denain , wo sich seit dem 26. Mai der Graf Albemarle mit 13 Bataillons und 30 Escadrons Holländern, durch die Schelde von der Armee des Prinzen Eugen getrennt, verschanzt hatte. Graf Albemarle wurde vollkommen überwältigt ; bei dem Versuch des Prinzen, ihn mit der Infanterie zu unterstügen , brach die Scheldebrücke und der Verlust wurde ein doppelter. Dies Unglück hatte die Aufhebung der Belagerung von Landrecy um so mehr zur Folge, als die Magazine in Marchienne von den Franzosen zerstört wurden , und die Alliirten bezogen nun zur Deckung von Mons ein Lager bei Chateau Lieu. Der Marschall Villars nahm hierauf Douay am 8. September , Quesnoy am 8. Oktober und Bouchain am 11. Oktober. So endete dieser Feldzug sehr unglücklich für die Alliirten ; während aber die Truppen in den Winterquartieren lagen , gingen die Friedens unterhandlungen zu Utrecht , welche England leitete , ihren Gang. Die Preußischen Truppen gingen nach Geldern zurück , wendeten sich aber von Kempen nach Uerdingen , um noch einen Auftrag ihres Königs in seinem eigenen Interesse auszuführen . Wegnahme ( es) Aus der Oraniſchen Erbschaft Wilhelms III. von England gebührte nämlich Friedrich I. noch die Grafschaft Moeurs und war ihm durch einen Reichsbeschluß zugesprochen ; die Holländer aber hielten die Stadt befeht und verweigerten die Herausgabe. Der König befahl daher dem Fürsten von Anhalt, auf dem Rückwege aus Flandern Moeurs durch einen Ueberfall zu nehmen. Am 18. November rückte das Korps zwischen 3 und 4 Uhr früh durch Uerdingen vor die Stadt ; 60 bis 70 gute Schwimmer , Offiziere und Soldaten, in Bauerkleidern , aber mit Gewehr und Munition ver sehen, schwammen durch den Graben und zogen etwa noch ein Bataillon an Stricken in Pontons herüber. Die Wachen auf den Bollwerken hatten wegen zweier arbeitenden Mühlen nichts bemerkt ; die Hauptwache in der Stadt wurde überfallen und entwaffnet, das Kastell, kaum hinreichend besett, geöffnet und der Kommandant mit 10 bis 12 Offizieren aus dem Bette gerufen und gefangen genommen. Die Stadt leistete hierauf die Huldigung, und die Holländische Beſaßung that einige Tage mit der Preu ßischen den Dienst , bis sie auszog.

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Das Korps des Fürsten von Anhalt marschirte nun in die Mark zurück und wurde , da der Friede unzweifelhaft war , demobil gemacht. Das Leibbragoner - Regiment erhielt wieder in der nächsten Umgegend von Berlin Kantonnirungsquartiere. Am 30. December wurde der Lieutenant von Hindenburg zum Kapitain , Chauvin und von Blanckensee sen. zu Lieutenants , der Adjutant von Weiherr jun. zum Fähnrich befördert. Dies waren die lehten Gnadenbeweise, welche das Leibregiment Dragoner von dem Könige Friedrich I. erhielt. 1713. Am 25. Februar 1713 starb dieser Stifter des Preußischen Königreichs und erlebte daher nicht mehr den am 11. April zu Utrecht ab= geschlossenen Frieden. So wurde abermals ein 10jähriger blutiger Krieg beendet, obwohl der Kaiſer Karl VI. denselben noch 1 Jahr, bis zum Frieden zu Baſel, fortsette. Friedrich Wilhelm I. beſtieg den Thron des Vaterlandes und ließ am 24. April die Erbhuldigung zu Berlin stattfinden. In den Feldlagern am Rhein unter Marlborough und Eugen zum Feldherrn gebildet , galt der Dienst in der Armee ihm als das Höchste, und die einfache Sitte und kluge Wirthlichkeit des Königs ging bald auf alle Verhältniſſe über. Das Heer, welches der junge König vorfand , war 38 Bataillone Infanterie, 32 Schwadronen oder 10 Regimenter Reiter (Küraſſiere), 24 Schwadronen (48 Kompagnien ) Dragoner in 6 Regi= mentern, 20 Kompagnien Artillerie, 18 Kompagnien Garnisontruppen, zusammen 40,000 Mann stark. Außerdem war in Berlin , Colberg und Magdeburg der Stamm zu drei Kadettenanstalten vorhanden. Bei dem großen Avancement , welches der König am 15. Mai in der Armee eintreten ließ, wurde der Oberst von Blanckensee zum Generalmajor ernannt ; im Juni erhielt der Oberstlieutenant von Edelkirchen als Oberst und der Kapitain Consbruch den erbetenen Abschied , und das Traktament des Lehteren wurde an die folgenden Lieutenants und Fähnrichs vertheilt. Am 10. Juli bekam der Major von der Schulenburg aus Kurbraun schweigschen Diensten , den der König in der lezten Kampagne kennen ge lernt und in seine Dienste gezogen hatte, als Oberstlieutenant mit einem Patent vom 2. März d. J. die Kompagnie des Oberstlieutenants von Edelkirchen und mußte dieſem monatlich 15 Rthlr. als Pension abgeben. Zu den Einrichtungen , welche der König sofort im allgemeinen ein treten ließ, gehörte auch die Vermehrung des Soldes der Gemeinen von

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1½ Rthlr. auf 2 Rthlr. , bei der Kavallerie auf 2½ Rthlr. incl. der Speisegelder, und die Einführung der kleinen Montirungsgelder. Später wurden die Packpferde zur Fortſchaffung der Zelte , Decken und übrigen Feldgeräthe eingeführt , welche bisher von den Soldaten getragen werden mußten , und diese Maßregel sollte bald ihre Probe beſtehen. Der nordische Krieg nämlich, welcher nach dem , zwiſchen Rußland, dem Könige August II. von Polen und Dänemark geſchloſſenen Bündniſſe auf die Erschütterung der Schwedischen Macht unter Karl XII. berechnet war, hatte bisher Preußen , als neutralen Staat, wenig beunruhigt ; in deſſen machten die Umstände jeht die Entsendung einer Armee in das Lager bei Lenzen nöthig , bei welcher sich aber das Leibregiment Dragoner nicht befand. Mittlerweile erhielt unterm 12. November der Kapitain Fischer als Major den Abschied , und der Kapitain von Wreech , der als ältester Ka pitain wieder zu dem Leibregimente Dragoner verseht wurde , obwohl von Benneckendorf, de Vidal , von Rössing und von Hindenburg ältere Pa= tente hatten, bekam deſſen Kompagnie , mit der Verpflichtung , monatlich 10 Rthlr. an den Major Fiſcher abzugeben . Später trat der Oberstlieu tenant von Schulenburg in dieſe Verpflichtung, während Wreech die 15 Rthlr. an den Obersten von Edelkirchen entrichten mußte. In Folge eines Kabinets - Befehls vom 3. Januar 1714 sollte das Regiment im März von jeder Kompagnie ,,einen recht guten , großen, an ſehnlichen und dabei braven Dragoner , der auch zugleich von guter Con duite", zum Regiment Gensd'armes abgeben. Reiter und Dragoner - Regimenter gerichtet. 1714.

Dieser Befehl war an alle

Eine Kabinets - Ordre vom 21. Januar 1714 versehte den

Oberstlieutenant von Uckermann in das Regiment Pannewiß Dragoner und den Oberstlieutenant Freiherrn von Mylendonk von diesem Regiment in das Leibdragoner - Regiment ; indeſſen widerrief der König diesen Befehl wieder, und es blieb jeder in seinem bisherigen Verhältniß. Am 29. Ja= nuar erhielt der Kapitain Schade den Abschied, und der Lieutenant von Parleben wurde zum Kapitain , der Fähnrich Prime, unter dem Namen von Prime geadelt, zum Lieutenant und der Adjutant von Ruhlik zum Fähnrich ernannt. Bald nach seinem Regierungsantritt hatte der König allen Leib - Re gimentern diesen auszeichnenden Titel genommen und sie nach den Namen ihrer Chefs benennen lassen ; die Hochachtung , welche der Monarch vor dem Generallieutenant von Wreech empfand , hatte das Leibdragoner- Re giment bis jetzt vor dieser Maaßregel bewahrt.

Nun aber, da derselbe

64 Jahre alt geworden und den Strapahen eines Feldzuges nicht mehr 10 .

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gewachsen war, entband der König den würdigen Greis , der 40 Jahre bei dem Regimente gedient hatte, von seinem Kommando , ertheilte daſſelbe dem Generalmajor von Blanckensee als Chef und befahl , daß das Leib dragoner- Regiment dieſen Namen , den es durch 40 Jahre mit Ruhm behauptet hatte, mit der Benennung Dragoner - Regiment von Blan densee vertauschen solle. Die deshalb an den Generallieutenant von Wreech erlassene Kabinets Ordre ist zu charakteristisch und giebt einen zu deutlichen Beweis von der Gnade des Königs gegen den verdienten General , als daß sie hier fehlen dürfte. Sie lautete wie folgt: Friedrich Wilhelm , König 2. Nachdem Wir das von Euch nun viele Jahre schon zu Unserm sonderbaren Allergnädigsten Vergnügen und zu Eurem vollkommenen Ruhme kommandirte Leibregiment Dragoner, um Euch von der zu desselben Conſervation bisher angewandten , unermű deten Sorgfalt, bei Eurem nunmehr erlangten Alter zu entladen, Unserm Brigadier der Infanterie, dem von Blanckensee Allergnädigst conferiret, als haben Wir Euch solches hierdurch zu wiſſen fügen und in Gnaden Euch anbefehlen wollen , obbesagtes Regiment an jezt erwähnten Brigadier von Blanckensee , nach dessen Namen es auch hinführo genannt werden soll, von Unsertwegen zu übergeben und allerseits dabei befindliche Offiziere vom Höchsten bis zum Niedrigsten , sambt gemeinen Dragonern , an Ihn, als an Ihren fürgeſehten Obristen zu verweiſen. Damit aber auch Ihr Unsere Euch zutragende Gnade bei sothaner Veränderung zu erkennen haben möget , so wollen Wir Euch nicht allein das Obristen - Traktament bei diesem Regiment dergestalt Allergnädigst ver schrieben haben , daß Ihr dasselbe laut Unserer an obgedachten Brigadier ergehenden und in Abschrift hierbei kommenden Ordre, eines Weges wie des andern, auf Eure noch übrige Lebenszeit monatlich genießen , auch wenn mehrgedachter Brigadier von Blanckensee vor Euch mit Tode ab gehen möchte ,

Ihr solch Obristen - Traktament dennoch von demjenigen,

dem Wir ſodann das Regiment conferiren , jedesmal unverkürzt zu empfan gen haben sollt ; Sondern Wir haben Euch auch hiermit und Kraft dieſes zu Eurer so viel mehrern Consolation die Allergnädigste und bündigste Versicherung ertheilen wollen , daß nach Eurem in Gottes Händen stehen den tödtlichen Hintritt, Eure bis dahin verwaltende Ambtshaubtmannſchaft, nebst dem dazu gehörigen Gehalt und übrigen Emolumenten Eurem Sohne hinwieder alsdann sofort allergnädigst anvertrauet und Er mit derselben providirt werden soll. Und wie Ihr daraus Unsere Königliche Hulde vor Euch und die Eurigen sattſamb zu verspüren , so könnet Ihr auch ver

147

sichert sein , daß Wir Euch damit beständig wohl zugethan verbleiben werden. Geben Berlin , den 27. Februar 1714. gez . Friedrich Wilhelm.

gegengezeichnet F. W. von Grumbkow. An den Generallieutenant von Wreech." Eine andere Kabinets - Ordre vom 28. Februar d. I. befahl zugleich, daß auf den Wunsch des Generallieutenants von Wreech die Amtshaupt mannschaft Himmelstädt ſofort auf den Kapitain von Wreech übergehen solle. Unterm 15. März bekam der Kapitain von Rössing die Kompagnie des Generallieutenants von Breech , während der Weltere, von Bennecken dorf, Staabsrittmeister blieb ; Fähnrich von Blanckensee wurde Lieutenant und der Gefreite - Korporal von Burgsdorf Fähnrich. In das Original Concept der desfalls auszufertigenden Patente ſchrieb der König eigenhändig : „das Regiment heißt Blißdragouner“ und wurde daher in den Patenten das Regiment „ auf Allergnädigsten nicht unter dem Namen des Blanckenseeischen , sondern Specialbefehl ,,des Brigadiers Blik Peters Regiment Dragouner " geführt. Dieser Scherz, der ganz im Geiste der Zeit war , kam indeß in der Folge nicht weiter in Betracht.

Unterm 29. Mai wurde der Kapitain von Thümen zum Major be fördert ; am 15. Juni aber genehmigte der König einen unterm 9. Juni dd. Schöneberg geschlossenen Vertrag des Oberstlieutenants von Uckermann mit dem Oberstlieutenant von der Schulenburg , den Majors von Papstein und von Thümen und dem Kapitain von Wreech, wonach die Lehteren dem Erstern ein für allemal 2266 Rthlr. 16 gör. auszahlen wollten, wenn er den Abschied nähme. Der König versprach dabei dieſen Offizieren, fie, ohne Jemand dazwischen zu ſehen , auf einander folgen und sie das Traktament , wie es jeht und ins Künftige vacant werden möchte, bei dem Regimente genießen zu lassen. Der Oberstlieutenant von Uckermann wurde zugleich als Oberster von der Kavallerie dimittirt , dessen Kompagnie aber dem Kapitain von Hindenburg ertheilt , so daß Benneckendorf sich aber mals übergangen sah. Am 2. September wurde der Korporal von Osten zum Fähnrich befördert. Indeſſen nahte nun auch der Zeitpunkt , wo das Regiment von Blan censee Dragoner wieder in das Feld rücken durfte. Als nämlich am 22. No vember 1714 Karl XII. plößlich in Stralſund erſchien und die von den Russen gegen eine gewisse Summe an Preußen überlassene Festung Stettin ohne Erstattung der Ausgaben wieder forderte : da rüstete der König ein Heer aus , dem auch das Regiment Blanckensee beigegeben wurde. 10 .

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Alle Regimenter, welche in das Feld rücken sollten , wurden ganz neu montirt und erhielten neue Fahnen und Standarten , mit dem schwarzen, gegen die Sonne fliegenden Adler im weißen Felde. Die Umschrift war : Non soli cedit. *) Wahrscheinlich ist es , daß in dieſer Zeit ſchon manche der später mehr ausgebildeten Bekleidungsformen ins Leben traten , z. B. die engeren Röcke mit Rabatten , die kleineren Hüte, die Kaputröcke für Reiter und Dragoner statt der Mäntel u . s. w.

Die Zöpfe und das Pu

dern der gelockten Haare kam aber erst etwa 6 Jahre später auf. 1715. Da die mit Schweden gepflogenen Verhandlungen zu kei nem Vergleiche geführt hatten : so befahl der König zum 1. Mai 1715 den Ausmarsch des Heeres nach Pommern und ernannte den Fürſten Leopold von Dessau , dessen Einfluß täglich wuchs , zum Befehlshaber die ſer Expedition , welche der König in eigener Person begleiten wollte. Da überfiel Karl XII. am 22. April plötzlich Usedom ; der König ließ nun schon am 24. April marschiren und zog die Armee zwischen Schwedt und Stettin zuſammen.

In diesem Lager wurden die neuen

Kriegsartikel bekannt gemacht , welche im Allgemeinen noch heute die Grund lage der Preußischen Kriegsartikel bilden. Es kam zu dieser Zeit in Berlin eine Liste in das Publikum , wo nach die sämmtlichen in das Feld rückenden Truppen 38 Schwadronen und 32 Bataillone, mit 80 schweren Geſchüßen und 35 Mörsern , etwa 25,000 Mann stark ſein sollten.

Das Regiment Blanckensee Dragoner ist

darin mit 4 Escadrons aufgeführt ; dagegen bestand nach der Ordre de Ba taille die im Lager bei Stettin versammelte Urmee nur aus 29 Escadrons und 28 Bataillons , und es befanden sich von dem Regiment Blanckensee nur 2 Escadrons bei derselben. Da der General der Infanterie von Arnim in jener Ordre de Bataille nicht vorkommt : so ist es wahrscheinlich, daß die hier fehlenden Escadrons und Bataillons das Detaſchement bildeten, womit dieser General am 1. August Usedom wieder nahm. Demnach hät ten 2 Escadrons von Blanckensee an dieser Eroberung Theil genommen, über welche aber keine näheren Nachrichten aufgefunden werden konnten. Die beiden Escadrons im Lager bei Stettin standen auf dem linken Flügel des zweiten Treffens mit 3 Escadrons von Heyden zu Pferde unter dem Generalmajor von Blanckensee. Die ganze Kavallerie kommandirte wieder der Generallieutenant von Nahmer. So war nun das Regiment wieder in einer Gegend zu fechten bestimmt , in welcher es unter dem gro ßen Churfürsten den Grund zu dem guten Rufe legte, dessen es sich eine so lange Reihe von Jahren würdig bewiesen hatte. *) Er weicht der Sonne nicht.

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Nachdem der König

am 28. April ſeinem Volke von dem bevor

ſtehenden Kriegszuge Kenntniß gegeben und alle in Schwedischen Dien sten stehenden Unterthanen zurückberufen hatte, ordnete er an demselben Tage, der alten frommen Sitte seiner Vorfahren gemäß , auf den 5. Mai (Sonntag) einen Buß- und Bettag in allen Provinzen seines Staates an. Ein dazu besonders verfaßtes Gebet wurde gedruckt vertheilt.

Nachfolgende

Stelle möge hier daraus mitgetheilt werden , weil sie von dem frommen und verständigen Sinne des Königs Zeugniß giebt. ,,Sonderlich wollest Du , o Herr , bei diesen verworrenen Zeiten un serem Könige zu seiner Regierung geben und verleihen , ein weiſes Herze, Königliche Gedanken , heilsame Rathschläge, gerechte Werke , einen tapfern Muth, starken Arm , verſtändige, getreue Räthe zu Kriegs- und Friedens zeiten , sieghafte Kriegsheere , getreue Diener und gehorsame Unterthanen, damit wir noch lange Zeit unter seinem Schuß und Schirm ein geruhiges und stilles Leben führen mögen in aller Gottseeligkeit und Ehrbarkeit.“ In dem Lager bei Stettin nahm der König mehrere Beförderungen vor, sobald er hier angekommen war. Der Generallieutenant von Nahmer wurde am 14. Mai zum General der Kavallerie ernannt ; von dem Re giment Blanckensee aber der Lieutenant von Platen zum Kapitain , der Fähnrich von Eichstädt sen. zum Lieutenant, der Freikorporal von Eich städt jun. zum Fähnrich befördert. Der Kapitain von Parleben erhielt die Kompagnie des noch vor dem Ausmarsche aus Berlin verstorbenen von Errleben; der Kapitain von Benneckendorf blieb in seiner Range konser virt." Außerdem erhob der König den ehemaligen Kommandeur des Re giments , Generallieutenant von Wreech , zum General der Kavallerie. Um 28. Juni brach die Armee , im Verein mit den Sächſiſchen Trup pen, von Stettin auf und ging am 8. Juli bei Lois zwischen Demmin und Anclam über die Peene.

Die Avantgarde von 14 Bataillons und

18 Escadrons , wobei sich die Dragoner von Blanckensee ebenfalls befan den, marschirte bereits früh um 4 Uhr ab. Die Urmee folgte so , daß sie zwischen 7 und 8 Uhr Loik passirte, und zwar ging die Kavallerie über die an diesem Orte von den Schweden halb abgebrochene , von der Avant garde der Preußen aber wieder hergestellte Brücke , die Infanterie über eine daneben gelegte Pontonsbrücke. Wegen zweier diesseit und jenseit der Peene befindlicher langer und schmaler Steindämme war der Marsch sehr beschwerlich. Erst Abends um 10 Uhr rückte die Bagage in das Lager, auf einer Ebene eine Meile von Stralsund , von wo aus man die Thürme Belagerung von Stralsund vom December 1715. der Stadt sehen konnte. Am 17. Juli erfolgte die Vereinigung mit der Dänischen Armee , und die Alliirten hielten nun, 74 Bataillons und 118 Escadrons stark, Stralsund eingeſchloſſen. Der

150

linke Flügel, die Dänen , stand von der Jelle , einem Theile des Baltischen Meeres , bis an Leuterik , wo der König von Dänemark ſein Hauptquar= tier hatte; die Mitte, die Preußen , lagerte von dem Bache zwischen Leu teriß und Langendorf bis an Lüdershagen ; der rechte Flügel , die Sachſen und Polen , von Lüdershagen bis an den Müllensee. Das Hauptquartier des Königs von Preußen war in Lüssow ; der Fürst von Anhalt lag in Langendorf. Hier lagerte auch die Brigade des Generals von Blanckensee. bis sie, bald nach Vollendung der Linien, mit dem größten Theile der Kavallerie, der Fourage wegen , rückwärts in Kantonnirungsquartiere ge= legt wurde. Da die Belagerungsartillerie , welche in Stettin eingeſchifft worden, nicht eher ankommen konnte , bis durch die Einnahme der Insel Usedom am 1. August und die Eroberung der Peenamünder Schanze nach einer förmlichen Belagerung am 21. August der Weg von Stettin nach Stral ſund frei geworden und der Dänische Admiral Schestädt die Schwedische Flotte zweimal, am 8 Auguſt und 24. September , geschlagen hatte : so konnte das Geschüß erſt am 7. und 13. Oktober eintreffen. Man beſchäf tigte sich indeß mit der Anfertigung der Circumvallationslinien und einer großen Menge von Faschinen , deren Bedarf in dem fumpfigen Terrain vorauszusehen war ; nicht weniger hatte man fast täglich gegen Ausfälle zu kämpfen , die Karl XII . gegen die Einſchließung , obwohl ohne beſon= dern Erfolg , unternehmen ließ. Um 19. Oktober wurden die Laufgräben auf der südöstlichen und nordwestlichen Seite der Festung eröffnet, und am 2. November war bereits die zweite Parallele beendet. In der Nacht vom 4. zum 5. November erstürmte man die Schwedischen Retranchements außerhalb des Franken thors und verband sie mit den Laufgräben . Die Belagerung wurde nun mit vermehrtem Eifer fortgesetzt , obwohl das schlechte Wetter und die ein= tretende Kälte, bei der tapferen Vertheidigung der Schweden , deren Fort schreiten sehr erschwerten. (15, 16. u. 17. November 1715.) Es wurde daher höchſt nöthig , die Schwe den von der Insel Rügen zu vertreiben , und am 10. November wurden 24 Bataillone und 35 Escadrons , wobei auch die Dragoner von Blan= ckensee, zu Ludwigsburg bei Greifswald unter dem Fürsten von Anhalt

zu diesem Zwecke eingeschifft . Die Könige von Preußen und Dänemark wohnten der Expedition in Person bei; der General von Nahmer kom mandirte die Preußische Kavallerie. Am 11. Nachmittags um 3 Uhr lichtete man die Anker , mußte ſie aber, da der Wind aus Süden kam, bald wieder fallen lassen.

Obgleich

man am 12. bei Westwind in der Richtung gegen Palmerort segelte und

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Nachmittags um 3 Uhr schon die Ausschiffung beginnen wollte : so brach darüber doch die Nacht und ein starker Südwind ein, und man ließ Alles aus den Böten wieder in die Transportschiffe steigen. Gegen 11 Uhr Abends wurde der Wind so stark , daß man sobald nicht hoffen durfte, die Landung zu unternehmen , weshalb man auch 3 Schiffe nach Greifs wald schickte, um Brot und Fourage auf 4 Tage zu holen. Am 14. in dessen änderte sich der Wind . Die Generale wurden um 10 Uhr auf die Jacht des Fürsten von Anhalt beordert und ihnen hier die Disposition mitgetheilt. Im Fall der Wind seine jeßige Richtung behielte , sollte am 15. die Infanterie zuerst ausgeſchifft werden , die Kavallerie aber so lange zwischen Grabow und Palmerort kreuzen , bis die Infanterie den kleinen Wilm passirt habe ; dann sollte auch sie sofort wenden und der Infanterie mit vollen Seegeln folgen. Gegen Abend blies der Wind wieder aus Südost, und es regnete die ganze Nacht bis am 15. um 8 Uhr früh. Von 9 bis 11 Uhr sehte sich der Südwest um , und da ihn der Admiral Schestädt der Landung gün stig erklärte: so erhielt um 11 Uhr die Kavallerie den Befehl , die Anker zu lichten und zu kreuzen.

Um 12 Uhr war auch die Infanterie unter

Seegel, und obwohl man die Signale der Schweden auf Rügen hörte : so fiel doch ein so dichter Sprühregen mit Nebel , daß hierdurch das Un ternehmen außerordentlich begünstigt wurde. Um 2 Uhr warf die Infanterie unweit Stresow die Anker und wurde nach und nach ausgeschifft. Als die ersten Truppen das Land betraten , klärte sich das Wetter völlig auf, und man sah dies als eine so gute Vorbedeutung an , daß die Soldaten mit großer Fröhlichkeit einander aufheiterten. Das erste Treffen fing sogleich an, seine Front durch spanische Reiter zu decken ; später wurde noch eine Verschanzungslinie aufgeworfen, und um 6 Uhr war die Infanterie aus geschifft. Die Kavallerie folgte und um 10 Uhr , als der Mond aufging, war auch sie gelandet. Vom Feinde war nur am Anfange ein Piket von 20 Reitern gesehen worden , das sogleich landeinwärts ritt , als es die Landung bemerkte. Um Morgen des 16. aber um 4 Uhr nahte Karl XII. mit etwa 1000 Mann Infanterie und 20 Escadrons und 8 Geſchüßen und machte sogleich einen heftigen Angriff.

Das Feuer aus dem wohlbesezten Re

tranchement, welches dem Feinde unerwartet schien , trieb ihn indeß etwa 80 Schritte zurück. Hier ordnete er seine Truppen aufs neue und wieder holte den Angriff mit großer Entſchloſſenheit. Da des Königs von Schweden Pferd erschossen worden , so war ſowohl er als sämmtliche Anführer zu Fuß. Während nun die Infanterie dieſem Angriffe mit Erfolg begegnete, wurde die Kavallerie in des Feindes linke Flanke gesendet. Das Terrain

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war hier so beschränkt , daß nur 5 Escadrons attakiren konnten.

Diese

drangen aber ſo muthig in den Feind , daß er wich , ehe die übrigen Es cadrons , unter denen die Dragoner von Blanckensee , zum Aufmarsch kamen. Das Treffen hatte kaum eine Stunde gedauert und war vollkommen zu Gunsten der Alliirten entschieden . Die Schweden zogen sich theils nach der alten Fährschanze, theils ſeßten sie mit dem Könige nach Stralsund über, ließen aber mehr als 400 Todte , darunter 2 Generale und 2 Ober ften , und gegen 300 Verwundete auf dem Schlachtfelde, während mehr als 1000 Gefangene, darunter 180 Offiziere , in die Hände der Sieger fielen. Diese hatten 2 Obersten , 1 Major und 35 Mann Todte und 120 Verwundete, unter denen von dem Regiment Blanckensee der Kapitain von Parleben und der Fähnrich von Burgsdorf, welcher sich besonders bei der Verfolgung des Feindes sehr ausgezeichnet hatte. wurden nebst den Gefangenen sogleich nach

Die Verwundeten

Greifswald gebracht ;

der

Feind aber noch eine Meile bis gegen Nordelik verfolgt , wo die Verbün deten die Nacht über lagerten. Um 17. früh um 8 Uhr brach man gegen die Fährschanze auf, und die Avantgarde forderte sie zur Uebergabe auf. Der Kommandant, Ge= nerallieutenant Marschall , erbat sich 4 Stunden Bedenkzeit , um die Befehle ſeines Monarchen einzuholen ; als dieſe aber der Beſaßung aufgaben , ſich bis auf den lehten Blutstropfen zu vertheidigen , widrigen Falls er sie alle hängen laſſen werde : so ergab sich der Kommandant mit der Besaßung der Gnade der alliirten Monarchen . Vier Generale , viele Offiziere und über 1000 Gemeine wurden so abermals zu Gefangenen gemacht und mehrere Fahnen, Standarten und Pauken erbeutet. Am 21. wurden die Truppen an der neuen Fährschanze wieder nach dem Festlande eingeschifft , nachdem man eine Dänische Besatzung zurück gelassen hatte. Die Belagerung von Stralſund wurde nun um ſo rüſtiger fortgeſeht ; jedoch schickte der König Friedrich Wilhelm die Kavallerie, mit Ausnahme von 4 Regimentern , zu denen auch die Dragoner von Blanckensee ge hörten , in die Winterquartiere. Am 5. December war man bereits im Stande , den gedeckten Weg zu nehmen , und die Schweden räumten nun in den nächsten Tagen die Verschanzungen vor dem Triebseer Thore , so wie die andern Außenwerke, die sie nicht mehr halten konnten ; als aber am 17. December die um die Stadt sich ziehenden Teiche zugefroren waren , erstürmten die Preußen und Sachsen noch an demselben Nachmittage die Tenaille und das Hornwerk. Inzwischen war bis zum 21. auch Bresche in den Hauptwall gelegt, und der König von Schweden gab die Hoffnung auf, die Festung länger zu

153

halten.

Auf einem kleinen Fahrzeuge verließ er sie Abends um 10 Uhr

und erreichte unter steter Lebensgefahr eine Schwedische Fregatte , während er dem General Dücker überließ , sich entweder zu ergeben oder bis auf den letzten Mann zu vertheidigen. Dieser wählte das Erste und ließ am 22. Chamade schlagen , worauf am 24. nach mehrfachen Verhandlungen eine Kapitulation zu Stande kam. Die Garnison zog am 27. December aus und war , mit Ausnahme von 1 Generallieutenant , 2 Generalmajors, 125 Offizieren und 1000 Mann National- Schweden , kriegsgefangen. Die Festung erhielt eine Dänische Besatzung ; am 31. December aber mar schirten die übrigen alliirten Truppen ab und bezogen in Vorpommern die Winterquartiere, welche das Dragoner - Regiment von Blanckensee in Cös lin , Schlawe, Stolpe und Pollnow hatte. sich in Cöslin. 1716.

Der Regimentsstaab befand

Da im Jahre 1716 fich Karl XII. nach Norwegen wen

dete: so hörte für die Preußen die thätige Theilnahme an dem Kriege auf; indeß blieb die Armee fortwährend gerüstet in Pommern ſtehen.

Die Kan

tonnirungen des Regiments Blanckensee Dragoner blieben dieſelben, welche es im vorigen Jahre als Winterquartiere bezogen hatte. Die nachstehende offizielle Liste giebt Nachricht von den in dieser Zeit bei dem Regimente befindlichen Offizieren. Rangliste von dem Königl. Preuß. Blanckenseeisschen Regiment Dragoner, wan die Officiers ihre Chargen bekommen und wie Sie in der Range folgen , vom Februar 1716. Generalmajor von Blanckensee.... Obristlieutenant von der Schulenburg Major von Papstein .. von Thümen..

1713 den 15. Mai. 2. Mart. "

.... 1713

1712 "I 1714 "

30. Januar. 29. Mai.

1709 1712

16. September .

Kapitain von Wreech , deſſen Patent ist 1713 im April datiret mit Sr Königl. Maj . aller gnädigster Declaration , daß er im Rang auf den Major von Thümen folgen soll. Kapitain von Benneckendorff de Vidall...... " "I " "I

von Rössing ..

"

von Platen ..

von Hindenburg .... von Parleben ....

1712 1712

1714 1715

" "

8. Januar. " 12. Januar. " 31. December. " 29. Januar. " 13. Mai.

154 Lieutenant Wulff

1709 den

19 "

Chauvin ... von Blanckensee sen. •

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von Priem ...

"I

von Blanckensee jun.... . von Eichstädt .. Fähnrich von Weyher sen. ... " " "I "I

"

"I

von Salignac.. von Weyher jun ... von Ruhlick ... von Burgsdorff von Osten.... von Eichstädt ...

4. Oktober.

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31. December.

1714 "/ 1714 "I 1715 "/

29. Januar. 15. Mart.

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30. Januar.

1712

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1714 "I 1714 " 1714 " 1715 "I

13. Mai.

31. December. 29. Januar. 15. Mart. 2. September. 13. Mai.

(L. S. ) (gez.) Friderich Christoff von Thümen. NB. Die gesperrten Namen fanden sich schon in der Rangliste von 1710. Am 2. März wurde der Kapitain von Parleben als Invalide ver abschiedet und am 21. März der Cornett von Derzen aus Dänischem Dienst als Lieutenant bei dem Regiment Blanckensee angestellt ; der Kor poral von Bandemer wurde zugleich zum Fähnrich befördert. Im Auguſt kam der Kapitain Freiherr von Kannenberg aus Polnischem Dienst mit einem Patent vom 9. März d . I. zu dem Regiment. Am 29. August wurde der Kapitain von Rössing über von Wreech, von Benneckendorf und de Vidal hinweg zum Major ; am 23. September der Major von Papstein zum Oberstlieutenant befördert ; am 21. Oktober aber der Fähn rich von Burgsdorf als Kapitain verabschiedet und der Freikorporal von Schöning in dessen Stelle zum Fähnrich ernannt. 1717. Mit dem Frühjahr 1717 bekam das Regiment den Befehl, in die Provinz Preußen abzurücken, wo es fortan in der Gegend von Mohrungen neue Garnisonen erhalten sollte. Am 13. April erhielt der Lieutenant von Eichstädt den Abschied ; der Fähnrich von Weyherr wurde zum Lieutenant, der Adjutant von Plöh zum Fähnrich befördert. Anfangs Mai versammelte sich das Regiment in Bütow und mar ſchirte von hier aus über Stargardt , Meve, Marienwerder und Riesenburg nach Preuß. Mark, von wo die Kompagnien in die ihnen angewieſenen Quartiere rückten. Der Staab und die Leibkompagnie kamen nach Moh rungen, die Kompagnie des Oberstlieutenant von der Schulenburg und die des Kapitain von Kannenberg nach Saalfeldt, die des Major von Thümen und des Kapitain von Hindenburg nach Preuß. Holland ; die

155

Kompagnie des Oberstlieutenant von Papstein und des Kapitain von Breech nach Chriſtburg , und die Kompagnie des Major von Röſſing nach Liebstadt. Am 24. Mai waren bereits alle Kompagnien in ihren Stand quartieren. Am 3. Mai war aus Polnischem Dienst der Lieutenant von Zigwit, am 12. Mai aus Sächsischem Dienst der Fähnrich von Wedell bei dem Regiment von Blanckensee angestellt worden. Unterm 28. August wurde der Kapitain von Wreech als Major zu dem Regiment von der Schulenburg zu Pferde verseht ; seine Kompagnie erhielt der Lieutenant von Blanckensee , der zugleich mit einem Patent vom 28. April zum Ka pitain befördert wurde. 1718. Da die Kriegsverhältnisse gegen Schweden immer noch fortbestanden : so hatte der König bereits im Jahre 1717 die Armee ver= mehrt und namentlich 3 neue Dragoner - Regimenter errichten lassen ; mit dem Anfange des Jahres 1718 ernannte er die 4 ältesten Dragoner - Re gimenter zu Regimentern zu Pferde oder Küraſſiers . Das Regiment Blan= censee Dragoner war , als das älteste Dragoner - Regiment , natürlich unter dieser Zahl mitbegriffen , erhielt von nun an den Namen Regiment Blanckensee zu Pferde und wurde nach dem Alter seiner Errichtung vom Jahre 1674 als viertes Reiter - Regiment unter den bereits vorhan= denen einrangirt. Einer offiziellen Rangliste vom Januar 1718 zu Folge heißt es noch Blanckensee; dagegen führt es in der Rangliste vom 24. Februar 1718 ſchon den Namen Blanckensee zu Pferde ; es ist daher gewiß, daß in die ſem Monat die Umformung zum Reiter - Regiment befohlen worden sei. Am 28. Juni erhielt der Rittmeister von Platen den Abschied als Major , der Lieutenant Chauvin als Rittmeister ; die Kompagnie blieb va= cant ; der Cornett von Salignac wurde zum Lieutenant befördert. Da der König die Armee bis auf 60,000 Mann erhöhen wollte , so gab er bei Errichtung mehrerer neuen Regimenter zugleich allen Reiter= und Dragoner - Regimentern 5 Schwadronen oder 10 Kompagnien, statt der bisherigen 8. Das Regiment Blanckensee zu Pferde war im August bei Preuß. Holland zur Revue zusammengezogen

und der König selbst anwesend .

Hier befahl er mündlich , daß zwei neue Kompagnieen errichtet werden und der Rittmeister de Vidal und der Lieutenant von Derhen dieselben als Chefs erhalten sollten. Am 26. Auguſt beſtimmte er dagegen durch Ka= binets - Ordre die Rittmeister de Vidal und von Blanckensee zu Chefs der beiden neuen Kompagnien. Da nun der Rittmeister von Blanckensee schon eine Kompagnie hatte, der Lieutenant von Blandensee aber das Geld für die Kompagnie nicht aufzubringen vermochte: so schlug der General von

156

Blanckensee vor , es bei der frühern mündlichen Bestimmung zu lassen, außerdem aber die Lieutenants von Priem und von Blanckensee , welche älter waren, als von Derzen , zu Staabsrittmeistern zu ernennen und sie in ihrem Range vor dieſem zu laſſen. Diese Vorschläge genehmigte der König auch unterm 8. August und beförderte außerdem unterm 30. Auguſt die Cornetts von Weyherr , von Ruhlick und von der Osten zu Lieutenants, den Adjutanten von Otterstädt , die Quartiermeister von Krosigk und von der Osten , und die Wachtmeister Engelbrecht und Consbruch zu Cornetts, indem zugleich der Cornett von Eichstädt zu einem Dragoner -Regiment verseht wurde. Am 26. Oktober wurde Joachim Ludolph von Brederlow zum Cornett ernannt und erhielt Rang und Patent vor den 5 oben Ge= nannten. Da in diesem Jahre die Reichswerbung eingeführt worden : so warben die Rittmeister de Vidal und von Oerhen ihre Mannschaft größtentheils im Reich; die Pferde wurden theils in Preußen, meist aber in Pommern. angekauft, und es dauerte bis zu Ende December, ehe das Regiment nach ſeinem neuen Etat komplett war. Dasselbe bestand nunmehr aus 31 Offizieren, nämlich 1 Generalmajor als Chef, 2 Oberstlieutenants , von denen der Aeltere , von der Schulen burg, als Kommandeur , 2 Majors , 8 Rittmeistern , von denen 3 als Staabsrittmeister fungirten , 8 Lieutenants und 10 Cornetts , 60 Unteroffizieren, 10 Trompetern, 10 Fahnschmieden,

5 Feldscheeren, 660 Reitern,

775 Köpfen, wozu noch außerdem der Unterstaab mit 8 Köpfen gehörte , nämlich 1 Re gimentsquartiermeister , I Feldprediger , 1 Auditeur , 1 Regimentsfeldſchee rer, 1 Pauker, 1 Staabstrompeter, 1 Staabssattler, 1 Steckenknecht. Die Offiziere des neuen Reiter - Regiments am Schlusse des Jahres 1718 giebt die nachstehende offizielle Rangliste an :

Rangliste von dem Königl. Preuß. Regiment Blanckensee zu Pferde pro December 1718.

Generalmajor von Blanckensee .....

1713 den 15. Mai.

Oberstlieutenant von der Schulenburg ... 1713 " 1716 " von Papstein ... "I ... 1714 "I Major von Thümen

2. März . 23. September. 29. Mai.

157

Major von Röffing

1716 den 29. August.

Rittmeister von Benneckendorf. ... de Vidal ..... "/ von Hindenburg von Kannenberg ...

1709 " 1712 " 1712 " 1716 "/

16. September. 8. Januar. 31. December.

von Blanckensee sen. ..

1717 "I

28. April.

1718 "

28. August.

1709 " 1712 "

4. Oktober. 30. December.

1717 " 1717 "I 1718 "I

16. April. 3. Mai. 28. Juni.

1718 "!

30. August.

1716 "I 1716 "I

30. März. 21. Oktober.

1717 "/ 1717 "/ 1718 "

13. April . 12. Mai. 29. Auguft.

1718 "/

30. August.

"I "1 " "I "I

von Priem ..... von Blandensee jun..

"I von Oerken ... Lieutenant Wulff ....

"

Chauvin .

" "

von Weyherr sen.

" " "

von Zihwih .... de Salignac .... . von Weyherr jun. ... von Ruhlick .... von der Osten

" Cornett von Bandemer ... " von Schöning ..... "!

"I "/ "1 "

"I " "

9. März .

von Plöh...... von Wedell ... von Brederlow ☀ von Otterstädt ... . von Krosigk .. ... von der Osten .. Engelbrecht . , . Consbruch ...

Morungen, am 25. December 1718. (gez.) von der Schulenburg. Die Uniform, in welcher nun das Regiment erſchien , beſtand in Kol lets von Elendshaut mit schwarzem Kragen und Aufschlägen , schwarzen Westen, bockledernen Hosen bis unter die Knie, mit Knieriemen fest geschnallt, die Strümpfe oder Strumpfkamaſchen darüber gezogen, schwar zen Halsbinden , ſchwarzen dreieckigen Hüten, mit ſchmaler goldener Treſſe beseht, und steife Stiefeln mit Anſchnallſporen. Der Grund , warum das Regiment ſeine hellblauen Abzeichen verlor, kann in Folgendem gelegen haben.

Das Dragoner - Regiment des Mark

grafen Albrecht, welches in derselben Zeit zum Reiter - Regiment ernannt wurde, war ebenfalls weiß und hellblau montirt und behielt, vielleicht auf

158

den besonderen Wunsch seines Chefs , die bisher getragenen Farben.

Die

selben Farben hatte auch schon das Reiter - Regiment des Markgrafen Frie drich Wilhelm, ursprünglich Briquemault ; schwarz dagegen , die Grund farbe der Preußischen Nationalfarben , kam bei den Reiter - Regimentern noch nicht vor , und überdies hatte das Regiment Blanckensee seine Garnisonen in Preußen.

Zur Erinnerung an die ihm von dem großen Churfürsten bei

seiner Errichtung verliehenen Farben , wurden Kollet , Weste und Karabiner Riemen , die bei den übrigen Reiter - Regimentern mit Borten in der Farbe der Kragen und Aufschläge beseßt waren , bei dem Regiment Blanckensee mit einer weiß und blau gewürfelten Borte besest getragen. Die Unteroffiziere unterschieden sich von den Gemeinen durch eine doppelte, schmale goldene Treffe um die Aufschläge. Die Hutkordons wa ren bei den Unteroffizieren von weiß und schwarzer Wolle , bei den Ge meinen von gelber. Der Küraß , ein bloßes Vorderſtück , war schwarz mit hellblauem Tuche eingefaßt ; das Degengeſenk von Juchten , der Degen lang und breit , das Gefäß desselben mit einfachem Bügel , Stichblatt und rundem Knopf, die Degenscheide von Leder mit Eisenblech dicht beschlagen ; der Karabiner kür zer, als der des Dragoners und ohne Bajonett; die Chabracke weiß , mit der blau und weiß gewürfelten Borte besest , in den Ecken einen in Ka meelgarn gestickten Adler mit Krone. Die Kollets und Westen der Trompeter waren statt der blau und weiß gewürfelten Borte mit einer roth und weiß gestreiften eingefaßt ; der Hut mit rother Plumage geschmückt ; die Trompeten - Banderollen eben falls roth. Die Kollets der Offiziere waren im Dienst zu Fuß von ledergelbem Kirsey und so wie die Weſte und der Hut mit breiten goldenen Treſſen beseht ; die Hutkordons von Silber uud schwarzer Seide ; die Adler auf der mit goldenen Treſſen besetzten Chabracke in Gold gestickt; die Degen scheiden mit gelbem , oft vergoldetem , Blech beschlagen und die Sporen vergoldet. Außer Dienst trugen die Offiziere einen weißen Leibrock mit schwarz ſammetnen Rabatten und goldenen Schleifen , weiße Westen und eben solche Beinkleider von Euch. Eine Leibbinde von schwarzem wollenem Zeuge schlang sich um die Hüften der Leute, während die Offiziere die Scherpe , in Silber und schwarzer Seide , mit den Quasten ziemlich auf der linken Lende vorn herabhängend , trugen.

Der Bart wurde ganz abraſirt.

Von den neuen Standarten , welche das Regiment nunmehr, in Stelle der abgegebenen Dragonerfahnen , eine für jede Escadron , erhielt , waren

159

4 von rothem Sammet , das Medaillon weiß , mit dem nach der Sonne fliegenden schwarzen Adler, umgeben von dem Lorbeerkranze und darüber die Krone. Eben diese Felder befanden sich in den Ecken , statt des Adlers aber

darin; das Ganze mit goldenen Frangen eingefaßt.

Die fünfte

Standarte, welche die Leib- Escadron führte , war eine sogenannte Leib Standarte, zur Erinnerung , daß das Regiment früher ein Leibregiment gewesen. Sie war von weißem Sammet und mit denselben Emblemen geziert, als die übrigen Standarten. Die Trompeten , welche das Regiment bekam , waren von Messing, mit dem Preußischen Adler in getriebener Arbeit , mit Krone und Kriegs armatur geschmückt ; dagegen verlieh der König demselben silberne Pauken, welche in getriebener Arbeit das Königliche Wappen mit der Krone und unten den Namenszug

tragen.

Diese Pauken führt das Regiment noch , Zeugen einer ruhmwürdigen Vergangenheit, welche den Nachkommen das hehre Beispiel unverletzter Pflichttreue hinterlassen hat.

!

Zweite

Periode.

Von der

Ernennung des Regiments .

zum

Reiter

-

Regiment

bis zur

Reorganisation als Erstes Küraſſier - Regiment.

Von 1718 bis 1808.

11

I

1 ·

Erster Abschnitt.

Von der Ernennung des Regiments zum Reiter - Regiment bis zu dem Frieden von Dresden. Von 1718 bis 1745.

1719. Als das Regiment vollständig organisirt und die beiden neuen Kompagnien vollzählig waren , trat mit dem 1. Januar 1719 ein Garnisonwechsel ein.

Der Staab blieb in Mohrungen.

Die Leibkom

pagnie unter Führung des Lieutenant Wulff kam nach Pr. Holland ; die Kompagnie des Oberstlieutenant von Papstein unter Führung des Ritt meister von Benneckendorf nach Mohrungen ; die Kompagnie des Major von Thümen unter Führung des Rittmeister von Priem nach Ortelsburg ; die Kompagnie des Major von Röſſing nach Hohenstein , die Kompagnie des Rittmeister de Vidal nach Sensburg ; die Kompagnien der Rittmeiſter von Hindenburg und von Blanckensee sen. nach Neydenburg ; die Kom pagnien des Oberstlieutenant von der Schulenburg und des Rittmeister von Kannenberg nach Saalfeld , und endlich die Kompagnie des Rittmeister von Derken nach Passenheim. Die alten 8 Kompagnien rückten sämmtlich den 1. Januar ein , die Kompagnie des Rittmeister de Vidal dagegen erſt am 5. und 9. , die des Rittmeister von Derhen am 7. und 9. Januar. Die Entfernung der neuen Garnisonen von dem Staabsquartiere war so , daß das Regiment, vom Tage an gerechnet , wo die Ordre in Mohrungen eintraf, den achtzehnten Tag vereinigt die Weichsel paſſiren konnte, wobei Marienwerder als der Sammelplatz bezeichnet war. Am 25. Mai wurde der Major von Thümen zum Oberstlieutenant befördert, am 26. Oktober aber der Oberstlieutenant von der Schulenburg zu dem Regiment Dörfflinger Dragoner verseht und deſſen Kompagnie dem Rittmeister von Blanckensee jun. ertheilt. Am 9. November avan= cirte der Cornett von Bandemer zum Lieutenant und der Quartiermeister von Derben zum Cornett. 11 .

164

1720.

Am 11. Oktober 1720 wurde der Sergeant von Schlich

ting , von dem Regimente des Fürſten von Anhalt - Deſſau , als Cornett, am 15. Oktober aber der Sergeant von den Kadetten , von Bandemer, ebenfalls als Cornett in das Regiment Blanckensee verseht , und erhielt ein Patent vom 9. Oktober. 1721.

Alle Jahre, in der Regel vom 20. Mai an, wurde das

Regiment auf 6 Wochen zur Uebung in einem Lager zusammengezogen, und alle 2 Jahre hielt der König selbst die Revue ab. Im Jahre 1721 stand das Regiment bei Wangitten im Lager , und es gelang ihm , die Zufriedenheit des Monarchen am 18. Juni in so hohem Grade zu erwer ben , daß er demselben 10 Stück silberne Trompeten verlieh. Auf der Außenseite befand sich in getriebener Arbeit vergoldet der Königliche Adler mit der Krone und Armaturen und die Bezeichnung Blan-Valet à Ber lin. 1721 . Von diesen Trompeten sind jest nur noch 7 bei dem Regiment vor handen , da im Jahre 1821 , also 100 Jahre später, 3 Stück auf un begreiftliche Art entwendet worden sind und nicht wieder herbeigeschafft werden konnten. Zugleich mit diesem Königlichen Geschenk wurde der Chef des Re giments , Generalmajor von Blanckensee, zum Generallieutenant befördert und erhielt den ſchwarzen Adlerorden ; ſein Patent als Generallieutenant wurde auf den 24. Mai zurück datirt ; auch wurde er zum Gouverneur von Memel ernannt und mit der Amtshauptmannschaft Memel begnadigt, verblieb aber in seinem Verhältniß als Chef des Regiments. Ferner avan cirte der Oberstlieutenant von Papstein zum Obersten , Major von Thümen zum Oberstlieutenant , Rittmeister von Hindenburg zum Major, und von Thümen erhielt ein Patent vom 25. Mai 1719. Da der Lieutenant von Ruhlick ,,wegen steten Vollſaufens" kaſſirt worden war : so ernannte der König noch den Cornett von Schöning zum Lieutenant und den Quar tiermeister von Dollen zum Cornett.

Der Rittmeister Freiherr von Kan

nenberg wurde im Oktober zu dem Dragoner-Regiment von ·Platen verſeßt. 1722. Am 8. April 1722 wurde der Lieutenant von Weyherr sen. zum Rittmeister befördert und erhielt zugleich die vacante Kompagnie. Die Lieutenants von Zihwih , de Salignac und von Weyherr jun. wur den zu Staabsrittmeistern , der Cornett von Plöh zum Lieutenant und der Freikorporal von Witten zum Cornett ernannt; am 25. Auguſt verſehte der König den Lieutenant Wulff zu dem Sackschen Garnison - Bataillon nach Colberg und beförderte unter dem 28. August die Cornetts von We dell und von Brederlow zu Lieutenants , den Quartiermeister von Vor hauer zum Cornett.

165

1723.

Im Jahre 1723 kampirte das Regiment zur Revue bei

( 1724.) Hohenstein , im Jahre 1724 aber im Lager vor Kalthof bei Königsberg. Hier erhielt unterm 27. Juni der Lieutenant v. d . Often den Abschied , weil er am 26. Juni keine Schildwacht bei der Estandarte ausgestellt hatte. Dagegen wurde der Cornett von Otterstädt zum Lieu tenant , der Quartiermeister von Gröben zum Cornett befördert. 1726. Unterm 6. Februar 1726 wurde der Korporal von Wach holz, welcher früher Page bei dem Generallieutenant von Blanckensee ge wesen war, zum Cornett ernannt. Das Regiment war in diesem Jahre wieder bei Hohenstein zur Revue versammelt und erprobte hier unter den Augen des Regiments - Chefs das , im Frühjahr dieſes Jahres zur völligen Egalisirung aller einzelnen Dienstzweige von dem Könige erlaſſene Dienst reglement, das für jede Waffengattung besonders bearbeitet war. 1728.

Am 14. März 1728 starb der Rittmeister von Bennecken

dorf in Morungen an der Waſſerſucht , und am 15. erhielt der Rittmei ster de Salignac den erbetenen Abſchied ; daher wurden am 25. befördert : die Lieutenants von Bandemer und von Schöning zu Staabsrittmeistern, der Cornett v. d. Osten zum Lieutenant , und der Korporal von Oginsky zum Cornett. In dem Vorschlage ist in Bezug auf den Lehteren gesagt : „obwohl er etwas klein von Person ;" ein Beweis , daß selbst bei den Of fizieren auf körperliche Größe beſonders gesehen wurde. Das Regiment stand in diesem Jahre bei Heiligenwalde zur Revue im Lager. Nach der Revue unterm 1. Juli wurde der Major von Röſſing zum Oberstlieutenant befördert. 1729.

Um 25. März 1729 wurde der Rittmeister von Dert en

als Major in das Regiment Kronprinz zu Pferde verseht, der Rittmeister von Zihwih erhielt unter dem 29. März die vacante Kompagnie ; Cornett Engelbrecht wurde zum Lieutenant , Korporal von Wesenbeck zum Cornett ernannt.

Die außerdem vorgeschlagene Beförderung des Lieutenant von

Plöß zum Staabsrittmeister sehte der König noch aus , „weil noch kein Mangel an Staabsrittmeisters bei dem Regimente sei." In diesem Jahre stand das Regiment vor Marienfelde bei Preuß. Holland zur Revue vor dem Könige versammelt im Lager. Da der König beabsichtigte , den Obersten von Papstein zu dem Regiment Lottum zu Pferde zu versehen , so wurde unterm 22. Juli der Oberstlieutenant von Thümen zum Obersten und Kommandeur des Regiments , der Lieutenant von Plöh zum

Staabsrittmeister ,

Cornett Consbruch zum Lieutenant,

Quartiermeister von Münchow zum Cornett ernannt. Der Rittmeister von Weyherr erhielt die Papſteinſche Kompagnie , dessen Versehung unterm 20. August wirklich erfolgte.

166

1730. Am 15 März avancirten die Korporale von Wegner und von Kalbe zu Cornetts . 1731.

Im Jahre 1731 war wieder Königsrevue, und das Re

giment stand bei Preuß. Holland im Lager. Unter dem 24. Juli wurde der Rittmeister de Vidal verabschiedet, Rittmeister von Schöning erhielt deſſen Kompagnie ; Cornett von Bandemer wurde zum Lieutenant , Wacht meister von Pilgerziem zum Cornett ernannt. Der Garnisondienst, welchem nun schon seit 14 Jahren das Regiment sich gewidmet hatte, war nicht geeignet , die Ausbildung desselben für den Krieg zu fördern . Friedrich Wilhelm I. beurtheilte den Werth der Ka= vallerie nach ihrem Gebrauche in den Feldzügen am Rhein , denen er als Kronprinz beigewohnt hatte, und dieser konnte nur in den Schlachten bei Oudenarde und Malplaquet zweckmäßig und entscheidend genannt werden . Der Fürst Leopold von Deſſau , der dem Vertrauen des Königs am näch sten stand , kannte das Wesen der Reiterei zu wenig , um ihr diejenige Aufmerksamkeit zu widmen , welche er mit leidenschaftlicher Vorliebe der Infanterie zu Gute kommen ließ , und so wurde die Kavallerie in ihren Eigenthümlichkeiten vernachläßigt und nach demselben Maaße gemessen , als die Infanterie. Die durch den Fürsten Leopold in dem Könige geweckte Neigung für große Leute erstreckte sich bei der Kavallerie auch auf die Pferde, und der Eifer des Kompagniechefs für die Ausbildung seiner Kompagnie wurde nur dann mit günstigen Augen betrachtet , wenn er bei der Revue große Leute auf Pferdekoloſſen vorstellen konnte; wenn der Anzug propre und streng nach der Vorschrift war, und die Evolutionen zu Fuß, die Griffe und die Chargirung mit dem Karabiner tadellos aus geführt wurden.

Der Siß war der einzige Punkt, der bei der Ausbildung

zu Pferde gewürdigt wurde, weil er auf die Erscheinung des Reiters vor theilhaft einwirken konnte. Man war zufrieden , wenn die Leute gut und anständig zu Pferde saßen , und fragte wenig darnach , ob sie auch mit Gewandtheit zu Pferde fechten konnten . Der Puß des Mannes und des Pferdes war nächst der Größe der= ſelben eine Hauptsache , und die große Angelegenheit der Locken , die in dieser Zeit bereits gepudert wurden , das Einbinden des Zopfes , das Ein flechten der Mähnen mit buntem Bande , das Lackiren des Riem- und Sattelzeuges, galt mehr , als kühnes Reiten , sicherer Gebrauch der Waffen und Gewandtheit im Felddienst. Kein Wunder, daß dieser zur Nebensache wurde. Die Details des Dienstes , die Pünktlichkeit , die Reinlichkeit und die Pflege der Pferde wurden nicht mehr als Mittel zum Zwecke, sondern als Zweck betrachtet , und eine mäßige Bewegung , welche die Fleischmaſſe der Pferde förderte , ohne ihre Muskelkraft durch Uebung zu stärken , war

167

alles , was man gestatten durfte.

So entfernte fich die Kavallerie immer

mehr von ihrem eigentlichen Weſen ; der Geist der Waffe wurde unter drückt, und Niemand hielt es der Mühe werth, ihn von den Fesseln zu befreien , welche sie zu einem wohlgestalteten , wohlpolirten, aber unbrauch baren Instrumente herabwürdigten. 1733. Die Rekrutirung geschah durch Werbungen im In- und Auslande, bis im Jahre 1733 der König den Staat , mit Ausnahme der Haupt- und Residenzſtädte und der meisten Westphälischen Provinzen , in Regimentskantons eintheilte, aus denen regelmäßig jährlich eine gewiſſe Anzahl Rekruten ausgehoben wurde. Auf den Kanton eines Reiter - Re giments rechnete man 1800 Feuerstellen , und er umfaßte in der Regel die Garniſonſtädte mit den umliegenden Dörfern. Da aber dem Lande durch diese Aushebungen zu viele Kräfte für Feldbau und Gewerbe entzogen wurden : so fing man bald an, die Landeskinder 9 bis 10 Mo nate des Jahres zu beurlauben. Ihre Wohnorte lagen alle in der Nähe des Quartierstandes ; es war also leicht, sie wieder einzuberufen , wenn die Truppen marſchiren sollten ; auch wurden sie etwa 6 bis 8 Wochen vor der jährlichen Revue eingezogen und geübt , und erst nach der Revue wieder entlaſſen. Der Kompagniechef behielt den Sold anfänglich ganz, der später zum Theil von dem Staate zurückgerechnet wurde, und gewann dadurch die Mittel , große und wohlgewachsene Rekruten außer den Kan tonnirungen anzuwerben , welche oft ansehnliches Handgeld erhalten mußten. Aus dem Kanton wurden in der Regel im Frieden jährlich 30 Mann per Regiment geliefert ; die Anzahl der Ausländer betrug in dieser Zeit % der Stärke des Regiments , später wurde sie bis auf % erhöht. Auf Werbung wurde gewöhnlich von jeder Escadron ein geeigneter Offizier in das Ausland geschickt , weshalb auch der König jezt einen Offizier mehr per Escadron bewilligte.

So wurde der Etat an Offizieren

im Jahre 1733 von 30 auf 35 vermehrt.

Die Remontirung geſchah durch

Ankauf, theils in Preußen und Mecklenburg , theils ſogar , weil die Hol steinsche Race ihrer Größe und Stärke wegen beſonders beliebt war , in Hamburg. Der König that für ein Küraſſier - Pferd an Ort und Stelle, ohne weitere Unkosten, 75 Rthlr. gut , und man rangirte jährlich 50 Pferde vom Regiment aus , deren Rationen 6½ Monat , nämlich vom 1. Auguſt bis 20. Februar , erspart, berechnet und zu der Remontekasse geschlagen wurden. Die tägliche Ration bestand aus 4 % Mehen Roggen , 1% Megen Hafer, 4 Pfd. Heu und 10 Pfd. Stroh. Die Fourage wurde vom Lande geliefert und deren Betrag in Gelde nach Verhältniß der Landpreiſe in den verschiedenen Provinzen, zwiſchen 4 Rthlr. 12 gGr. und 2 Rthlr. 8 gGr.,

168

den Kompagnie - Chefs gut gethan. Davon mußten 7 gGr. zu der für theure Zeiten angelegten Fouragekasse erspart werden. In Jahren, wo der Hafer sehr theuer war , gab man monatlich 3 Scheffel Roggen oder 2 Scheffel Roggen und 1 Scheffel Hafer auf die Ration. Die Verpflegung des Regiments war nach folgendem Etat normirt : Monatlich: 1 Oberster an Traktament 69 Ntlr. 16 gGr. — Pf. ..128 "/ 10 " 8 " Douceur .... 12 Rationen à 3 Rtlr. 36 "I

Neujahrgeld , welches die General-Krieges Kaſſe abzieht....... 37

"I

2 ,,

811 -271 Rtlr. 5 gGr. 4 Pf.

1 Oberstlieutenant an Traktament ... 31 Rtlr. 4 gGr. 27 "I w 9 Rationen à 3 Rtlr. "

58 Rtlr. 4 gGr. 1 Major an Traktament .. 6 Rationen à 3 Rtlr.

22 Rtlr. 22 gGr. .. 18 "I " 40

"I

22 "

19

"

18 "

23

"!

18 ,

15

"1

14

,

12

67

"

14 "

13 Rtlr. 18 gGr.

1 Adjutant an Traktament … . . .. .. 2 Rationen à 3 Rtlr....

6

"I

"I

1 Regts.-Quartiermeiſter an Traktament 13 Rtlr. 18 gGr. --- " • 10 " Zulage ..... 1 Prediger an Traktament ..... ... Zulage ..

9 Rtlr. 4 gGr. 5 "I 20 "1

1 Auditeur an Traktament .....

-

9 Rtlr. 4 gGr. 5 "I 8 "I

Zulage ...

,,

1 Regiments -Feldscheer an Traktament 4 Rtlr. 14 gör. .. 60 "1 Zulage .. .. 3 " 1 Ration .. " 1 Pauker an Traktament u. Speiſegeld .. 1 Ration ...

5 Rtlr. 3 "I -

gor. "

8 , 1 Sattler an Eraktament ..... und Speisegeld ...

... 7 Rtlr. 12 gGr. 3 "I "1 10

wovon er sich selbst mundiret.

-

"

12 "

169

1 Bereiter ...

84

5 Rtlr. 20 gGr.

1 Staabstrompeter an Traktament und Speisegeld 5 Rtlr. 1 Ration ... 3 "I

"1

----

11

"

18

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20

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6

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,

18

"1

7

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18

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6

"I

14

"

6

"

1 Profoß an Traktament und Speisegeld ... wird davon mundiret.

1 Rittmeister an Eraftament.a Douceur.

.36 Rtlr. 16 gGr. 8 " 18 "I

4 Rationen à 3 Rtlr. 12 gGr.. 14

"I 69. "

1 Lieutenant an Traktament

..... 18 Rtir. 8 gGr. 6 " 12 "I

2 Rationen à 3 Rtlr. 6 gGr...

24

"I

... 1 Cornett an Eraftament ..

13 Rtlr. 18 gGr. 2 Rationen à 3 Rtlr. 6 gGr... 6 "1 12 "I 20

1 Wachtmeister an Eraktament und Speisegeld .... 1 Ration

6 Rtlr... gör. 3 " 18 "I - 9

1 Quartiermeister 1 Korporal... . 1 Trompéter ...

an Traktament . und Speisegeld .. ..... 4 Rtlr. - gGr. 3 " 18 " 1 Ration ..... 1 Fahnenschmied jeder ... 1 Feldscheer an Traktament und Speisegeld .. 1 Reiter an Traktament und Speisegeld 2 Rtlr. 12 gGr. 3 "I 18 "I 1 Ration .....

Ferner wurden gezahlt : Kleine Montirungsgelder per Kompagnie ... Gewehr - Reparaturgelder Montur -Reparaturgelder ...

6

27 Rthlr. 20 gGr. 8 " "I 10 "I "/ 3 "I 12 "I

Pferde -Medicingelder Zur jährlichen großen Montur für das Regiment 648 .. 748 Zur Pferdekasse ...

" "

20 20

"I "I

4 Pf.

"I 11/211 61/2 "1

Auf diese Art kostete das Regiment im Frieden monatlich 7582 Rthlr. 13 gGr. 5 Pf. und jährlich 90990 Rthlr. 17 gör. , wovon etwas über 1 die Hälfte das Land , das übrige aber die Kriegskasse zahlte. Wenn das Regiment im Felde stand , wurden die Brotportionen und die Rationen

170

in natura geliefert und der Betrag dafür von der General - Kriegskaſſe mit etwas unter der Hälfte der ganzen Verpflegung einbehalten, Die Kosten der Bekleidung , sowohl für Offiziere als Reiter, waren nach folgenden Säten normirt :

14

1. Montirung eines Offiziers. Alle 1 Jahr 1 Hut... 6 Rthlr. 1 Kollet von weißem Kirſei ….... 27 " 3 " "I " 3 "I 1 Unterkamisol 4 "I "I 3 " 1 Degengehenk mit goldenen Tressen 10 ". "I 1 " 1 Paar Handschuh "1 2 "I 1 Paar bockfellne Hofen ..... 9 " die ledernen Kollets mit goldenen

22 gGr. 14 "I 17

3

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8

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6 Pf.

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• Treſſen zu besehen . . . .. 1 weißer Leibrock mit paille Kamiſol 29 und Hosen... 1 Kaputrock .... 18 1 Scherpe .. 30 .... De 14 ge • n 1

ཝཱ



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རྨུ ༤ རླངས

20 20 2018 ===

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1 Feldzeichen . 1 Schabracke von weißem Tuche

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3 5

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1 Paar Stiefeln und Sporen ... 1 Stange mit Buckeln .. 1 Sattel mit Zubehör ..

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22

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den Küraß zu repariren .

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∞ ∞ 20 3

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mit goldenen Treſſen und 4 in Gold gestickten Adlern ....... 80 "

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261 Rthlr. 23 gGr. .150 "I "/ 80 - "/ "I

3 Pf.

Summa 491 Rthlr. 23 gGr.

3 Pf.

Dazu alle 10 Jahr 1 Paradepferd .. "I 10 "I 1 Nebenpferd ....

2. Montirung eines Reiters. Alle 3 Jahr 1 Kaputrock von 5 Ellen weißem

Tuch à 12 gr. mit 7 Ellen dergl. Futterboy, ſchwarzen Auf 2

"

schlägen und Kragen..... 1 Kamisol von 1 % Ellen weißem Tuch ..

4 Rthlr. SgGr. 4½Pf. 1

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8 "

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5 Rthlr. 16gGr. 4½Pf.

――

171

Uebertrag Alle 1 Jahr 1 Kittel von 6 % Elle Leinwand "I 3 "I 1 Paar Strümpfe 1 Kollet von Elendshaut und dabei " 10 "

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3

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alle 5 Jahr neue Aermel .... 10 1 1 Hut .... 2 .... bockfellne Hosen .. Paar 1

1 Paar Handschuh ... 1 Degenquast .. 1 Fouragier - Müße ....

16

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20 "I 10 " 12 "I

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den Küraß mit hellblauem Luche zu besehen ..... 1 Paar Stiefeln mit Sporen, Knie riem und Schnallen •

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5 Rthlr. 16gGr. 4½Pf. 19 " 3 " " 8 " "

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6

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Summa 27 Rthlr. 16 gGr. 10½Pf. Dazu an Leder- und Reitzeug: Alle 8 Jahr 1 Degengehenk ... .. Rthlr. 22 gGr. 12 2 Karabiner Riemen 1 5 "1 "I "I "I 12 1 18 Patrontasche " mit Riemen .... "I 1 "I " 7 "I " 12 " 1 Flintenriemen .... " 7 "I 12 "1 1 Küraß -Riemen . "I 8 " "1 1 weiße Schabracke mit blau und

Pf.

weiß gewürfelter Borte und 4 von Kameelhaar gestickten Adlern mit Kronen ....

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12

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1 Sattel und Zeug -

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Summa 17 Rthlr. 6 gGr. 6 Pf. Bekleidung , Leder- und Reitzeug zuſammen : 44 Rthlr. 22 gGr. 4½ Pf. An kleinen Montirungsstücken wurden monatlich 8 gör. gut gethan, wofür der Mann alle 2 Jahr erhielt : 3 Paar Schuhe, à 1 Rthlr. .... 3 Rthlr. gGr. - Pf. ―― 15 3 Paar Schuhsohlen , à 5 gGr. " "/ 2 4 Unterhemden , à 12 gör. "I "I 20 "1 2 Paar Stiefletten, à 10 gör..... "I 4 Haarbänder, à 2 gGr. 6 Pf. .... "I 10 "! 4 " 2 schwarze Halsbinden, à 2 gGr..... " 2 "I 6 " 2 schwarze Halsbinden, à 1 gGr. 3 Pf..... "I 7 Rthlr. 3 gGr.

6 Pf.

172

Uebertrag 2 Paar Halbstiefelstrümpfe à 4 gGr....... 2 Paar Leinwandhosen à 5 gGr..

7 Rthlr. "/

" "1

2 Paar Schuhschnallen, wenn sie nöthig waren 1 Paar Knieriemen ... Summa

3 gGr. 8 " 10 "I 1 1

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6 Pf. "

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8Rthlr. — Pf. — gGr. -

Der Unteroffizier erhielt monatlich 16 gGr. , wovon er nicht allein mehr kleine Montirungsstücke bekommen , sondern auch der Rittmeister den etwa bei den gemeinen Reitern nöthigen Zuschuß bestreiten sollte. Die großen Montirungsstücke wurden von dem Regiments - Chef be schafft und von diesem den Kompagnie - Chefs überwiesen. Das Tuch wurde aus dem Lagerhause zu Berlin entnommen . An Feldgeräthschaften befanden sich

auf der Montirungskammer :

Kampirpfähle und Stricke , Feldkrippen , Beile, Keſſel und Flaschen ; ferner Mantelsäcke , Karabinerfutterals 2. Selbst beschaffen mußten sich die Leute : Puder, Bartwachs , Haarkamm und Haarflechte. Von den Douceurgeldern , welche die Kompagnie - Chefs laut der Verpflegungsberechnung erhielten , mußten sie bezahlen : das Patronen papier , die Flinten- und Pistolensteine, Leinkuchen , Hornfalbe , das Be gräbniß der Unteroffiziere und Reiter , eine Zulage , wenn dieselben krank waren , und endlich die Prämien für Wiedereinbringen der Deserteure. Der Geist der Sparsamkeit , Ordnung und Mannszucht , der von dem Könige ausging , bildete sich in der Armee fortwährend aus , so daß auch der Geringste davon durchdrungen war. Bis zur Kompagnie rückten die Offiziere in ihren Regimentern nach der Tour herauf; vom Major an bis zur höchsten Würde eines Feldmar schalls aber geschah die Beförderung nach einer besondern Rangliste für die Infanterie und die Kavallerie. Der König behielt sich die Ernennung zu jedem Grade selbst vor und unterzeichnete alle Patente ohne Ausnahme eigenhändig .

Das patriarchalische Verhältniß , welches seit dem großen

' Churfürsten in der Armee geherrscht hatte , erhielt seine höchste Blüthe. Wie der Kompagnie - Chef als Vater seiner Kompagnie für

das Wohl

aller seiner Untergebenen sorgte , so der Regiments - Chef für ſein Regiment und der König für die ganze Armee. Hohes , fast überspanntes Ehrgefühl war die Charakteristik des Preußischen Offiziers , gemildert durch jene Hoch achtung für das Interesse des Allerhöchsten Dienstes , welche diesem, auch in den kleinsten Details , eine ernste und heilige Bedeutung gab und daher zu dem Geiste echt militairischer Subordination führte. Das Anciennetäts System , welches auch den Schein der Parteilichkeit entfernt hielt , war

173

in dieser Zeit, wo die Form höher stand , als der Geist , von unendlichem Einflusse auf das Ganze , und so entwickelte sich jene ritterliche Gesinnung in den Offizieren der Preußischen Armee , welche keinen Maket vertrug und in der Folgezeit die Wurzel ruhmwürdiger Großthaten wurde , deren hochherzige Aufopferung den Preußischen Namen mit dem Glanze des hel denmüthigen Alterthums bekleidete. Die Rüstungen im Jahre 1732 wegen der Succession von Cleve und Berg berührten das Regiment von Blanckensee nicht ; dagegen erhielt es ( 1733.) im Jahre 1733 , unterm 15. März , wegen der Unruhen bei der Polnischen Königswahl Befehl, sich marschfertig zu halten. Da der Generallieutenant von Blanckensee sich nicht mehr für felddienstfähig hielt : so bat er den König , ihn von dem Verhältniß als Chef eines Reiter Regiments zu entbinden. Eine in den gnädigsten Ausdrücken abgefaßte Kabinetsordre vom 8. Mai erfüllte den Wunsch des hochverdienten Man nes , den das Regiment sehr ungern verlor. Er blieb Gouverneur von Memel und wurde später Gouverneur von Colberg ; die Amtshauptmann schaft Memel aber behielt er bis an sein Ende. Das Regiment bekam ebenfalls durch Kabinets - Ordre vom 8. Mai den Obersten Friedrich Leopold von Geßler, von dem Regiment Schulen burg Grenadier zu Pferde, zum Chef und führte von nun an den Na men Regiment von Geßler zu Pferde. Das Regiment kam zwar nicht zu dem Contingent von 10,000 Mann, welche der König als Hülfstruppen unter dem Generallieutenant von Rő der gegen Frankreich schickte, blieb aber doch auf dem Kriegsfuße mit 10 Mann Augmentation und 5 Ueberkompletten per Kompagnie. Am 30. August erhielt der Rittmeister von Blanckensee jun. den er betenen Abschied als Invalide, und der Rittmeister von Plötz dessen Kom pagnie.

Die Lieutenants von Wedell und von Brederlow wurden zu

Staabsrittmeistern , die Cornetts

von

Schlichting und von Dollen zu

Lieutenants und der Fahnenjunker von Münchow zum Cornett ernannt. 1734. Am 18. April wurde der Rittmeister von Weyherr jun. als Major zum Regiment von Platen Dragoner , am 9. Mai aber der Lieutenant von Nahmer vom Regiment Gensd'armes , Sohn des Feld marschalls , als Rittmeister zum Regiment Geßler verſeht und erhielt durch Kabinetsordre vom 14. Mai die vacante Kompagnie. Im Juli wurde der Cornett von Wachholz vom Schlage gerührt und am 30. Juli der Cor nett von Vorhauer als Lieutenant verabschiedet. Der Junker von Legat avancirte unter demselben Datum zum Cornett. Um 18. September wurde der Junker von Kleist zum Cornett ernannt, aber schon am 6. Oktober zu dem Regiment Platen Dragoner verseht ; dagegen der Fahnenjunker

174

von Boyen unterm 14. Oktober zum Cornett befördert. Das Regiment war in diesem Jahre bei Preuß. Holland zur Revue versammelt. 1735.

Im Sommer des Jahres 1735 kam das Regiment wie

der auf den Friedensfuß ; der Oberstlieutenant von Röffing starb bald darauf und der Rittmeister von Wedell erhielt unterm 8. August dessen Kompagnie ; am 9. September wurden die Cornetts von Witte und von Gröben zu Lieutenants , der Fahnenjunker von Korff zum Cornett beför dert und am 26. September der junge Graf Alexander zu Dohna als Cornett in das Regiment eingestellt. Am 26. Oktober d. I. erhielt der Oberst von Geßler den Johanniterorden. Die Revue , welcher der König beiwohnte, war in diesem Jahre bei Hohenstein, im Jahre 1736 aber bei ( 1736.) Behlau . Nach dieser lehten Revue kamen im Auguſt meh rere Veränderungen bei dem Regiment Geßler vor. Am 1. August nämlich erhielt der Rittmeister von Bandemer den nachgesuchten Abschied , und der bisherige Cadett von Röder kam als Cor nett in das Regiment ; am 11. wurde der Rittmeister von Blanckensee sen. als Chef einer Garniſonkompagnie und zum Oberstlieutenant und Kom mandanten von Peiß ernannt ; wogegen der Lieutenant von Platen von dem Regiment Gensd'armes als Rittmeister zu dem Regiment Geßler ver seht wurde und die vacante Kompagnie erhielt ; am 12. bekam der Major von Hindenburg den Abschied als Oberstlieutenant , und am 14. erhielt der Major Prinz Guſtav von Anhalt vom Regiment Nahmer als Oberſt lieutenant deſſen Kompagnie , wurde aber bald darauf als Chef des Re giments du Portail zu Pferde wieder verſeßt.

Dagegen erhielt das Re

giment Geßler den Oberstlieutenant von Nahmer von dem Regiment Kronprinz zu Pferde. Um 18. December erhielt der Lieutenant von Otter städt den erbetenen Abschied. 1737.

Am 12. Februar wurde der Lieutenant von Gröben als

Rittmeister verabschiedet , die Cornetts von Oginsky und von Wesenbeck zu Lieutenants , der Fahnenjunker von Boyen zum Cornett , und am 12. April der Rittmeister von Weyherr zum Major befördert. zu Ende des April 1737 trat ein Quartierwechsel der Kompagnien ein. Die Leibkompagnie unter Führung des Rittmeister von Priem kam nach Saalfeld; die Kompagnie des Obersten von Thümen unter dem Rittmeister von Brederlow und die Kompagnie des Rittmeister von Schö ning nach Hohenstein ; die Kompagnie des Oberstlieutenant von Nahmer unter dem Lieutenant von Schlichting und die Kompagnie des Rittmeister von Wedell nach Mohrungen , wo auch der Staab blieb ; die Kompagnie des Major von Weyherr unter dem Lieutenant Engelbrecht und die des Rittmeister von Nahmer nach Neydenburg ; die Kompagnie des Rittmeiſter,

175

von Zihwiß und die des Rittmeister von Platen nach Osterode. Der Ritt meister von Nahmer hatte die Erlaubniß erhalten , als Freiwilliger gegen die Türken bei der Kaiserlichen Armee zu dienen, und ging dahin ab. Um 6. Mai erhielt der Lieutenant von der Osten den Abschied , die Cornetts von Münchow und von Wegener wurden zu Lieutenants , der Fähnrich von Zastrow zum Cornett ernannt. Das Regiment wurde in diesem Jahre bei Hohenstein zur Revue vor dem Könige versammelt. Am 19. September wurde der Cornett von Münchow ,,wegen aller hand liederlicher Streiche" kassirt, nachdem er mehrere Monate in Pillau auf Festung gesessen , und der Fahnenjunker von Hoverbeck zum Cornett befördert. Nachdem die Nachricht von dem in Belgrad erfolgten Tode des Rittmeisters von Nahmer eingegangen , erhielt unterm 18. November der Rittmeister von Brederlow deſſen Kompagnie , Lieutenant Engelbrecht wurde zum Staabsrittmeister, Cornett von Kalben zum Lieutenant, Fah nenjunker von Puttkammer zum Cornett , und am 18. December auch der Fahnenjunker von Diczelski zum Cornett befördert. Am 23. December wurde der Oberst von Thümen zum Chef des Regiments Prinz Eugen Dragoner ernannt, und der Lieutenant von Ban demer erhielt am 26. gleich als Rittmeister dessen Kompagnie. 1738. Am 31. Mai 1738 bekam der Staabsrittmeister von Priem

. den erbetenen Abschied ; Lieutenant von Schlichting wurde zum Staabs rittmeister, Cornett von Pilgerziem zum Lieutenant und Fahnenjunker von Hohendorff zum Cornett ernannt , am 10. Juni aber der Lieutenant Conse bruch in das Hospitalsche Garnisonregiment , dagegen am 24. Juni wäh rend der Revue bei Marienfelde unweit Preuß. Holland die Cornetts von Legat und von Boyen zu Lieutenants, der Fahnenjunker von Kleist zum Cornett befördert. 1739.

Im Jahre 1739 war das Regiment wieder bei Hohen

stein vor dem Könige zur Revue zusammengezogen und erwarb nament lich durch die großen und schönen Rekruten , welche der Cornett von Putt kammer in Polen angeworben hatte, die besondere Zufriedenheit des Mo narchen ; mehrere dieſer Leute wurden sogar zu den sogenannten großen Grenadieren des Königs nach Potsdam verseht. Der König belobte selbst den Cornett von Puttkammer in den gnädigsten Ausdrücken. Auch der Kronprinz Friedrich , welcher den König begleitete, erkannte ihn als einen ausgezeichneten Offizier , der wohl mehr zu leiſten vermöge, und ſo legte diese Revue den Grund zu seinem späteren Glücke. In Folge dieser Revue wurde der Chef des Regiments , Oberst von • Geßler , am 14. Juli zum Generalmajor , der Rittmeister von Zihwih zum

176

Major, am 31. Juli aber der Lieutenant von Dollen zum Staabsritt meister, die Cornetts von Korff und Graf zu Dohna zu Lieutenants, und die Fahnenjunker von Manſtein , Störning und von Haudring zu Cornetts befördert. Am 2. September wurde indeß der Graf zu Dohna zum Rittmeister befördert und zu dem Regiment Prinz Eugen Huſaren verſeßt. Am 13. September wurde in Folge dieser Versehung der Cornett von Röder zum Lieutenant , der Fahnenjunker von Tettau zum Cornett ernannt ; die lehten Ernennungen , welche König Friedrich Wilhelm J. für das Regiment Geßler noch vollzog. 1740. Am 31. Mai 1740 starb dieser Monarch in Potsdam und wurde am 22. Juni in der Garniſonkirche daselbst feierlich beigesetzt. Friedrich II. bestieg den Thron , von der ewig waltenden Vorsehung mit einem reichen Geiste ausgestattet , durch eigenthümliche Verhältniſſe erſtarkt und ausgebildet, und beſtimmt durch richtige Erkenntniß des Zeitgeistes, das Jahr 1740 zum Wendepunkt der älteren und neueren Zeit im Eu ropäischen Staatenſyſtem zu machen , das Königreich Preußen aber zu einer Macht des ersten Ranges zu erheben. Die Gelegenheit dazu lag nicht fern.

Karl VI. starb am 20. Oktober 1740 und glaubte durch die prag= matische Sanktion ſeiner ältesten Tochter, Maria Theresia , die Thronfolge gesichert zu haben. Friedrichs Scharfblick erkannte, daß jeht der günstige Zeitpunkt ge kommen sei, die älteren , nie rechtlich aufgegebenen Ansprüche auf die vier Schlesischen Fürstenthümer , Jägerndorf, Liegnik , Brieg und Wohlau , zu erneuern, und bei der über die Desterreichische Erbschaft begonnenen politi schen Gährung der Preußischen Monarchie eine festere Unterlage und_um fassendere Kraft zu geben. Das Heer, welches Friedrich Wilhelm I. , nebst einem Schahe von 8,000,000 Rthlrn. , seinem Sohne hinterließ, bestand in 3 Bataillons Garde zu Fuß, 66 Bataillons Infanterie in 31 Regimentern, 60 Schwadronen Reiter in 12 Regimentern , jede Schwadron 2 Kompagnien à 60 Pferde, 45 Schwadronen Dragoner,

9 Schwadronen Huſaren, 2 Bataillons Artillerie, 4 Garnison - Bataillons, 4 Regimenter Landmiliz, zusammen 80,000 Mann.

!

177

In dem jungen Könige lag der Talisman , welcher die ausgezeichnete Mechanik dieses Heeres zu einer freien geistigen Kraft erheben und dem tüchtigen, jest aber auf die Form mehr, als das Wesen gerichteten Sinne deſſelben eine nüßliche , den Bedürfniſſen des Krieges mehr entsprechende Bahn anweiſen konnte. Die lehte Staabsrolle und Rangliste des Regiments Geßler unter der Regierung Friedrich Wilhelm I. vom 23. März 1740 waren folgende : 1. Staabsrolle von dem Geßler'ſchen Regiment zu Pferde pro Januar, Februar und März 1740. Zeit der Datum des Patents Alter. Vaterland. Dienste. Namen. der oberen Jahr. Jabr. Staabspersonen.

Generalmajor

Regmts . Quartiermeister Johann Nihe...... Feldprediger Carl Friedrich Fischer . Auditeur Johann Christoph Kessel ... . Regiments -Feldscheer Johann Friedrich Hattensee... dessen Gesellen : 1. Christian Kuhling ... 2. Carl Hempel ... 3. Carl Eltesse ... 4. Friedrich Habermaß ....

5. Johann Hard ... Pauker George Daniel Heinemann ... Staabs -Irompeter Johann Adam Stößell . Staabssattler Reinhold Ernst Mouskay .... Steckenknecht Michel Nezmann ...

50

Preußen

35

17396.14 . Juli.

45

Casſuben

31

1736d.14. Auguſt.

48 47

Pommern Pommern

34 29

1737 d. 12. April. 1739 d. 14. Juli.

49

Stargard

23

28

Pommern

3

29

Berlin

39

Hannover

2

Preußen 34

Pommern

5 4

29 36

Sachsen Sachsen

35

Preußen

* 2 2 2838

Friedrich Leopold von Geßler .. Oberstlieutenant George Christoph von Nahmer Majors: Philipp von Weyherr ... Heinrich Ernst von Zihwih ... ……..

10

1 1 1

Erfurt

23

41

Sachsen

23

34

Stuttgart

5

43

Preußen

6 12

178

2.

Rangliste

von dem Geßler'schen Regiment zu Pferde pro Januar, Februar und März 1740, Generalmajor Friedrich Leopold von Geßler .. Oberstlieutenant George Christoph von Nahmer Major Philipp von Weyherr .... .. "1 Heinrich Ernst von Zihwit .... Rittmeister Hans Lupold von Schöning …………… .. "

"I " " " "

" "I

V

1739 den 14. Juli. 1736 "1 14. Auguſt. 1737 "I 12. April. 1739 " 14. Juli. 1728 "I 25. März .

Joachim Heinrich von Plöß ……………. 1729 " .. Karl Friedrich von Wedell ... 1733 " Joachim Lupold von Brederlow ...) Dubislaw Friedrich von Platen ... 1736 " Julius Christoph Engelbrecht ..... 1737 " Joachim Heinrich von Bandemer ... 1737 "I Marimilian Philipp von Schlichting 1738 " 1739 " Bernhard von Dollen ...

... 1735 " Lieutenant Lorenz Friedrich von Witte ...... " Johann Dietrich von Oginsky . "I Friedrich Wilhelm von Wesenbed .. } 1737 "I "1 "

" " " "1

Otto Friedrich von Münchow ... ... Karl Gotthard von Wegnern ...

1737

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"I

30. August. 11. August. 15. November. 26. December. 31. Mai. 14. Juli. 9. September.

12. Februar.

"I

6. Mai.

Heinrich Deutloff von Kalben ..... 1737 " Friedrich Wilhelm von Pelcherzim .. 1738 "I

15. Mai.

Wolff Friedrich Wilhelm von Legat ( 1738 .. Johann Salomon von Boyen ... .... Karl Konrad von Korff.. 1739 " Friedrich Wilhelm von Roeder ...... 1739 " Cornett Karl Andreas von Boyen ... 1737 1737 "I Asmus Lorenz von Zastrow .... Reinhold von Hoverbeck ... 1737 "I ... 1737 " George Ludwig von Puttkammer ....

"1

22. Juli.

31. Mai.

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24. Juli.

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31. Juli.

"I

13. September. 12. Februar. 7. Mai.

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1737 "I George Friedrich von Diczelski ....... . ...... 1738 "I Hohndorff Ernst Christoph von ... 1738 " Friedrich Wilhelm von Kleiſt . Karl von Manstein

19. September. 15. November. 18. December. 31. Mai. 24. Juli.

Heinrich Störning ..

1739 "

31. Juli.

George Dietrich von Haudring ... Johann Abel von Tettau .

1739 "I

13. September.

Mohrungen, den 23. März 1740.

gez. von Geßler.

179

Bald nach dem Regierungsantritte, am 5. Juni, wurde der Oberst= lieutenant von Nahmer zum Obersten und Chef eines Huſaren - Regiments ernannt, dagegen der Oberstlieutenant von Bornstädt , von dem Regiment von Posadowski Dragoner , zum Regiment Geßler verseht und am 25. Juli zum Obersten, der Major von Weyherr aber zum Oberstlieutenant befőr dert. Unter demselben Datum verſehte der König den Lieutenant von Kal ben als Premierlieutenant zu der neuerrichteten Schwadron Garde du Corps und am 30. Juli den Cornett von Puttkammer , in Folge der ihm bei der Revue 1739 gewordenen Empfehlung , als Premierlieutenant zum Regi ment Bandemer Husaren. Die Vermehrung des Heeres und die angemessene Verfaſſung deſſel ben war das Erste , worauf der Monarch sein Augenmerk richtete , um seiner Forderung an Desterreich den gehörigen Nachdruck zu geben. Er versammelte an der Schlesischen Grenze ein Heer aus den nächsten in der Mark und Pommern garniſonirenden Truppen , brach mit diesem am 10. December 1740 von Croſſen auf, und da die eingeleiteten Unter handlungen zu keinem Resultate führten , entstand der erste Schlesische Krieg. Bereits unterm 20. December erhielt das Regiment Geßler den Be

( 1741.) fehl , sich auf den Kriegsfuß zu sehen , unterm 20. Januar 1741 die Marschordre, welche am 26. in Mohrungen eintraf, und am 10. Februar war das Regiment in der Gegend um Marienwerder, 32 Of fiziere, 70 Unteroffiziere , 11 Trompeter, 720 Gemeine , incl. 60 Ueber komplette, im Ganzen 833 Köpfe , incl. Fahnenschmiede, Chirurgen und Unterſtaab , ſtark, versammelt. Der Cornett von Haudring war aufWer bung ausgeblieben und als Deserteur gemeldet ; den Lieutenant von Röder nahm der Generalmajor von Geßler als Adjutanten zu sich. Um 12. Februar brach das Regiment von Marienwerder auf, paſſirte an demselben Lage die Weichsel und ging über Meve, Stargard in Pr. und Bütow nach Schlawe, wo es einige Tage stehen blieb. Von hier marſchirte es über Cöslin , Cörlin , Stettin und Angermünde nach Berlin, und von da nach einigen Ruhetagen auf der graden Straße nach Schlesien. Am 20. März langte es mit andern aus Preußen gekommenen Regimen= tern bei Glogau an und ging mit den Truppen , welche diese Festung am 9. März mit Sturm genommen hatten , bei Breslau vorbei nach Ohlau, um das dort befindliche große Magazin und den Belagerungs - Park zu decken. Die Truppen erhielten den strengsten Befehl , in Schlesien alles baar zu bezahlen, nichts von den Einwohnern zu erpressen und sich überhaupt als Freunde des Landes zu betragen. 12 .

180

Der König hatte sich indeß schon zum Herrn von beinahe ganz Schle sien gemacht, die angefangene Belagerung von Neiſſe zwar aufgehoben, jeßt aber Brieg berennen laſſen , und befand sich für seine Perſon in Schweidnik. Eine feindliche Armee unter dem Grafen Neiperg war von Mähren aus eingedrungen , um den in Oberschlesien befindlichen Grafen von Schwerin abzuschneiden , Brieg zu entsetzen , die Magazine in Ohlau zu nehmen und dann gerade auf Breslau loszugehen , welches am 2. Januar mit dem Könige einen Neutralitätstraktat geſchloſſen hatte.

Um dies zu verhindern,

zog Friedrich II. alle seine Truppen zuſammen , hob die Berennung von Brieg auf und marschirte gegen Ohlau. ( am 10. April 1741. ) Hieraus entspann sich am 10. • April die Schlacht

von Mollwit ; aber obwohl der König schon in der Nacht vom 9. zum 10. April den Oberſtlieutenant von der Golk von Pogarell aus abgesendet hatte, um die bei Ohlau befindlichen 14 Schwadronen , wobei das Regi ment von Geßler , zur Verstärkung der Armee heranzuziehen *) : so kamen sie doch nicht eher, als Abends um 7 Uhr bei Mollwig an, nachdem die Schlacht schon gewonnen war, weil die feindliche Armee zwischen Ohlau und dem Könige stand und daher ein großer Umweg gemacht werden mußte. Der Feldmarschall von Schwerin verfolgte mit diesen 14 Schwadro nen den Feind noch eine Strecke , kehrte aber , da die Nacht völlig ein gebrochen war, bald wieder in das Lager auf dem Schlachtfelde zurück. So entging das Regiment Geßler dem harten Urtheile , welches der König in einem Briefe an den Fürsten von Deſſau über das Betragen der Kavallerie in der Schlacht bei Mollwiß ausspricht: Hingegen muß ich Ew. Liebden gestehen , daß der größte Theil meiner Kavallerie sich als schlechte Kerls aufgeführt. “ Nach der Schlacht bei Mollwit legte der König die Armee bei Ohlau in Kantonnirungsquartiere und ließ am 12. April ein Siegesfest mit Got tesdienst feiern. Am 20. April brach man gegen Brieg auf, wo der König selbst den Tag vorher bei Mollwit ein Lager ausgesucht hatte.

Nach der

Ordre de Bataille ſtand das Regiment Geßler bei der Kavallerie des lin ken Flügels , welche der Generallieutenant von Marwit kommandirte , im ersten Treffen, mit dem Regiment von Buddenbrock in der Brigade des *) Pauli hat in ſeinem „Leben großer Helden“, wahrscheinlich durch einen Schreib fehler, den Anstoß zu einem später vielfach wiederholten Irrthum gegeben , indem er sagt: der Oberstlieutenant von der Golk habe 4 Schwadronen Gensd'armes , 5 Budden brock und 5 jung Waldow von Ohlau holen müſſen. Jung Waldow befand sich in dieser Zeit noch nicht in Schlesien , sondern war bei dem Korps , welches unter dem Fürsten von Deſſau im Lager bei Genthin vereinigt war. Bei Ohlau standen 4 Gensd'armes , 5 Buddenbrock und 5 Geßler.

181

Generalmajor von Bredow, und hatte den rechten Flügel dieser Kavallerie. Das ganze erste Treffen rückte um 10 Uhr des Morgens in das Lager ein. Die Belagerung von Brieg , welche nunmehr unternommen wurde, kommandirte der Generallieutenant von Kalkstein. In der Nacht vom 27. zum 28. April ließ er die Trancheen eröffnen , am 1. Mai kamen die Batterien in Thätigkeit. Das Schloß brannte ab , und am 4. Nachmit tags um 3 Uhr wurde die weiße Fahne ausgesteckt. Noch an demselben Tage kam eine Kapitulation zu Stande, in Folge welcher die Besahung, gegen freien Abzug nach Neisse, am 5. die Festung übergab. In dem Lager bei Mollwig wurde am 10. Mai der Cornett von Boyen zum Lieutenant , der Fahnenjunker von Hoverbeck zum Cornett er nannt ; ferner am 19. Mai der Staabsrittmeiſter Engelbrecht verabschiedet, der Rittmeister von Schöning aber zum Major , der Lieutenant von Witte zum Staabsrittmeister , Cornett von Zastrow zum Lieutenant und Fahnen junker von Haacke zum Cornett befördert. Am 28. Mai brach die Armee das Lager bei Mollwit ab und nä herte sich dem Feinde , welcher hinter Neisse bei Bielau lagerte. Die neue Stellung war bei Grottkau , Michelau und Seiffersdorf, wurde aber am 30. dem Feinde so nahe gerückt , daß die Vorposten kaum eine Viertelstunde von einander entfernt waren. Um 9. Juni brach man in Schlachtordnung bis gegen Alt- Grottkau auf; 400 Schritt von Friedewalde , welches der Feind verschanzt hatte , wurde Halt gemacht , das Dorf mit Granaten in Brand gesteckt und der Feind gezwungen , bis auf den Kaninchen- oder Kapellenberg zurückzugehen. Die Preußische Armee blieb in Schlachtord= nung stehen , bis das Lager östlich Friedewalde abgesteckt war , welches sie dann um 5 Uhr Nachmittags bezog. Da sich am 12. beide Armeen einander näherten, ſo ſchien es , als ob es zu einer Schlacht kommen würde ; indeß blieb es nur bei einer Ver änderung des Lagers .

Die Desterreicher wendeten sich scheinbar gegen Ott

machau , zogen aber in der That nur etwas mehr gegen die Höhen , wäh rend die Preußen , nachdem sie die schwere Bagage nach Grottkau geschickt hatten, am 13. Juni früh in 5 Kolonnen in ein Lager bei Hennersdorf, eine Meile von Strehlen , rückten.

Das Hauptquartier war zu Mogwik

und die beiderseitigen Lager etwa 9 Meilen von einander entfernt. Bei allen diesen Märschen kamen nur häufige Gefechte zwischen den Huſaren beider Heere vor. :

In diesem Lager hielt der König eine große Revue über die Ka

vallerie, 64 Escadrons stark, in Gegenwart vieler bei dem Hoflager be findlichen Gesandten der mit ihm verbundenen Mächte. Um 21. Juni war General -Revue, den Tag darauf Special - Revue.

182

Hier wurde auch die unterm 9. Juli zu Grottkau abgeschlossene Con vention über die Ranzion der Gefangenen bekannt gemacht, wonach fol gende Schätzung eintrat :

20

Ein General-Feldmarschall galt ........ 3000 Köpfe oder 15000 Gulden. " General der Infanterie und Kavallerie 2000 "I 10000 " " .1000 5000 " Generallieutenant • "I " "1 300 " 1500 " Generalmajor " "1 130 " 650 " Oberst ... " " 300 60 "I "I Oberstlieutenant "1 " 27 135 " Oberstwachtmeister ... "1 " "1 80 16 " " Rittmeister oder Kapitain . " " 6 30 "1 Lieutenant ... " "I "1 25 5 "I Cornett oder Fähnrich .

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Trompeter oder Hautboist . .... Sattler, Fahnenschmied und Büch

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Adjutant nach seiner sonstigen Charge. Regiments-Quartiermeiſter ... 5 Auditeur .... 64222

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Als der König einſah , daß es nicht möglich war , den Feind in die Ebene zu locken, derselbe aber außerdem die Magazine in Schweidnih be drohte: so verließ er am 20. August , in 8 Kolonnen rechts abmarſchirt, das Lager bei Strehlen. Das Regiment Geßler bildete mit Budden brock, Karabiniers und den beiden Dragoner- Regimentern Posadowski und Rothenburg die 7. Kolonne, geführt von dem Generalmajor von Geßler. Die neue Stellung bei Reichenbach war so , daß der rechte Flü gel da stand, wo früher der linke gestanden hatte. Nach der Ordre de Bataille befand sich hier das Regiment Geßler im ersten Treffen auf dem rechten Flügel der zum linken Flügel der Armee gehörigen Kavallerie un ter dem Generalmajor von Geßler. Das Kommando des ganzen linken Flügels hatte der Prinz Leopold von Dessau. Inzwischen war der Feldmarschall Graf Schwerin am 10. August in Breslau eingerückt , um die Absicht der Desterreicher auf diese bisher neu

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trale Stadt zu vereiteln ; der Feind stand bei Frankenstein in einer un angreifbaren Stellung , und der König beſchloß , ihn durch Manoeuvres wieder über die Neiſſe zurückzubringen. Er ließ daher die Urmee auf 8 Tage mit Brot versehen und brach am 8. September von Reichenbach über Münsterberg gegen Neisse auf. Der Feind beunruhigte diesen Marsch durch seine leichten Truppen ohne wesentlichen Erfolg. Um 11. September kam man in der Ebene von Noit unweit Neisse an ; da aber der Feind durch eine Stellung bei Ottmachau den Uebergang über die Neiſſe beherrschte: ſo lagerte man bei Neuendorf, den rechten Flügel an der Festung , den Fluß Neisse vor der Front. Hier ließ der König am 21. September den rechten , am 22. den linken Flügel der Kavallerie, wobei das Regiment Geßler war , manoeuvriren und bezeigte dem General von Geßler ſeine volle Zufriedenheit mit dem Zuſtande und der Ausbildung des Regiments. Am 26. paſſirte man die Neiſſe bei Köppit und lagerte am folgenden Lage, nach einem sehr beschwerlichen Marsche durch Haide und Brüche, bei Coldeck, der linke Flügel an Lammsdorf. Um 29. sollte die Armee von hier wieder aufbrechen und war schon zum Theil ausgerückt , als die Nachricht einging , daß der Feind sein Lager verändert habe. Der König (Recognoscirung bei Herrmannsdorf) unternahm daher mit allen Husaren , 3 Ba taillons Infanterie , 5 Escadrons Dragoner und dem Küraſſier-Regiment Geßler eine Recognoscirung bis Herrmannsdorf. Hier fand man eine starke Partei feindlicher Husaren , die sich aber , nachdem sie mit einigen Kanonenschüssen begrüßt worden war , sogleich nach dem Busche zurückzog. Der König ließ hierauf wieder einrücken und befahl , daß das Lager stehen bleiben solle, schickte aber gegen Mittag den General - Adjutanten Grafen Schmettau mit einem Kommando Husaren nach Friedland , welcher unter wegs von mehr als 3000 feindlichen Huſaren , Panduren und Tolpatſchen überfallen und bis an das Lager verfolgt wurde. Der König rückte daher

an demselben Tage. ) sogleich mit den übrigen Husaren, dem Regiment Geßler und 200 Grenadieren zur Unterſtüßung aus. Es kam zu einem lebhaften Scharmütel , welches etwa 2 Stunden dauerte, worauf die Feinde mit bedeutendem Verlufte abzogen.

Das Regiment Geßler hatte hiebei einige Blessirte , unter denen sich auch der Cornett von Haacke befand. In diesem Lager wurde man genöthigt , bis dicht an die feindlichen Vorposten zu fouragiren , daher dies immer unter starker Bedeckung und nicht ohne häufige Rencontres mit dem Feinde geschah. Um 13. Oktober brach man von hier auf und ging mit dem rechten Flügel bis Lonznig, mit dem linken bis Simsdorf, verließ aber dies Lager schon am 17. wieder. Die Armee marſchirte in drei Kolonnen. Das Regiment Geßler befand sich bei der Kolonne, welche der König befehligte und die sich nach

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Schnellenwalde wendete ; eine andere unter dem Grafen Truchſes folgte dem Feinde , der gegen Jägerndorf marſchirt war und dann nach Mäh ren abzog. Der König ließ durch den Prinzen Leopold von Deſſau am 17. Ok tober Neisse einschließen und die übrigen Truppen in Lindewiese und den umliegenden Dörfern kantonniren. Hier wurde unterm 19. Oktober der Major von Ziswiz ohne Charaktererhöhung , der Rittmeister von Brederlow als Oberſtlieutenant und der Lieutenant von Weſenbeck als Rittmeister verabschiedet ; Rittmeister von Plöß zum Major , die Lieutenants von Oginsky und von Münchow zu Staabsrittmeistern , die Cornetts von Hoverbeck und von Diczelski zu Lieutenants , der Wachtmeister von Doblin und die Fahnenjunker von Droste und von Geßler zu Cornetts befördert.

Ritt

meister von Schlichting erhielt die Kompagnie von Zihwih und von Dollen die Kompagnie von Brederlow. Am 20. begab sich der König selbst vor Neisse , welches am 31. ka pitulirte. Die Huldigung von Niederschlesien , welche er in Person in Breslau am 31. Oktober annehmen wollte , wurde durch diese Verzögerung bis zum 7. November verschoben , wo sie wirklich stattfand. Erpedition ) Inzwischen hatte der König am 22. Oktober den Prin

zen Leopold mit einem Korps von 10 Bataillons und 40 Schwadrons , wobei sich auch das Regiment Geßler befand , von Lindewiese über Sil berberg abgesandt , um Glaß zu nehmen und dann in Böhmen die Win terquartiere zu beziehen . Glah war indeß stärker besest , als man glaubte ; der Prinz ließ daher nur 1 Regiment Infanterie und 1 Regiment Huſaren in den Dörfern um Glah , rückte mit den übrigen Truppen in Böhmen ein und legte sie in Kantonnirungen . Das Regiment Geßler ſtand in dem Königingräher Kreiſe. Hier wurde unterm 18. November der Major von Weyherr zum Oberstlieutenant befördert. Der König befahl unterm 7. December , Glatz fester einzuschließen und auf irgend eine Art zu erobern ; daher schob der Prinz wieder einen Theil seines Korps näher gegen Glaß vor , und zu dieſem gehörte auch das Regiment Geßler. Indessen hatte Kaiſer Karl VII. mit Hülfe der Franzosen und Sachſen Prag genommen, sich hier von den Böhmen huldigen laſſen und die Graf schaft Glaß an den König abgetreten. 1742.

Die Desterreicher räumten nun auf die ernsteren Maaß

regeln am 11. Januar 1742 die Stadt Glah , und das Regiment Geßler rückte nun wieder nach Böhmen in seine Winterquartiere, welche es im Leitmerizer Kreise erhielt.

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Der Staab und 2 Kompagnien kamen nach Kamnit , 2 Kompagnien nach Tetschen, 2 nach Bensen , 2 nach Sandau und 2 nach Wern ſtädtel.

Das Hauptquartier des Prinzen Leopold von Deſſau war in Jung -Bunzlau. Die Truppen wurden vom Lande verpflegt und die Lieferungen an Geld und Lebensmitteln mit den Ständen berathen. Mit Fourage wurde

hier das Regiment bis zum 1. April versehen und erhielt, gleich den übri gen Regimentern , den Befehl , per Kompagnie 20 Mann , alſo 200 Mann, für die neu zu errichtenden Regimenter zu werben und nach Schlesien abzuliefern. bruar nach.

Das Regiment Geßler kam diesem Befehle schon im Fe

Im April brach man aus den Winterquartieren nach Chrudim auf, wo der König seine aus Mähren zurückgezogene Armee mit dem Korps des Prinzen Leopold von Dessau vereinigte. Die Truppen kantennirten zwischen der Elbe und Sassawa , so daß ihr rechter Flügel sich über Czas lau , Chrudim bis Landskron , der linke aber bis Glaß ausdehnte. Hier erhielt der Cornett von Haade wegen fernerer Untauglichkeit zum Felddienst unterm 28. April die Anstellung bei dem Bredowſchen Garnison-Regiment und der Fahnenjunker von Delsnit wurde zum Cornett befördert. Indeß setzte sich der Prinz Karl von Lothringen aus Mähren eben= falls in Marsch und war in der Gegend von Deutschbrot mit 38 Ba= taillons , 92 Schwadronen und 2000 Kroaten angekommen ; der König ließ daher am 13. Mai seine Armee ein Lager bei Chrudim , Front gegen Ezaslau , beziehen.

Durch die nach und nach angekommenen Verstärkun

gen war das Heer auf 36 Bataillone und 68 Schwadronen angewachſen, durch die Bewegungen des Prinzen von Lothringen gegen Kuttenberg aber deſſen Verbindung mit Prag und deſſen Magazine in Podiebrad und Nimburg bedroht. Außerdem weigerte sich der Französische Marschall, Herzog von Broglio , der noch bei Prag stand , zu dem Könige zu stoßen, und dieser mußte durch eigene Kraft einen Sieg zu erringen versuchen, der ihn seiner zweifelhaften Bundesgenossen entledigen und einen vortheil haften Frieden herbeiführen konnte. I Der König beschloß daher , dem Prinzen Karl entgegenzugehen. Er selbst brach am 15. Mai früh mit einem Korps , dem indeß nur Dragoner und Husaren beigegeben waren , nach Podhorzan auf und ließ die bei Chrudim zurückbleibenden Truppen unter dem Befehle des Prinzen Leo pold von Dessau. Dieser sollte dem Könige folgen , sobald das aus Kö nigingrät erwartete Brot angekommen sei , erhielt aber, da das Brot nicht fertig geworden war, die Weisung , am 16. Mai von Chrudim in der Richtung nach Kuttenberg aufzubrechen.

Als die Avantgarde bei Herman

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niestis angekommen war, schickte der König den Befehl, bei Czaslau ein Lager zu beziehen, und zwar so nahe als möglich an Kuttenberg , wo er selbst lagern wolle. Man marſchirte daher weiter ; als aber der Prinz von den Höhen bei Podhorzan das Kaiserliche Heer , etwa 30,000 Mann stark, im Lager bei Konnow entdeckte und die Vortruppen desselben gegen Czaslau hin in Bewegung sah, sandte er 3 Offiziere zu dem Könige, um ihm die Noth= wendigkeit der Rückkehr vorzustellen. Unter immerwährenden Gefechten gelang es , über eine einzige schmale Brücke die in sumpfigen Ufern flie Bende Dobrawa zu überschreiten und , das von den Desterreichern stark besezte Czaslau links laſſend , Abends ein Lager bei Chotuſiß zu beziehen, den rechten Flügel am Czirkwißer See , den linken an Sehuschit , Chotusih vor der Front. Nach der Ordre de Bataille stand das Regiment Geßler hier bei der Kavallerie des rechten Flügels im ersten Treffen , zwischen den Regimentern von Buddenbrock und Jung - Waldow, unter den Befehlen des Generallieutenants von Buddenbrock und des Generalmajors Grafen Rothenburg. Da keiner der entsendeten Offiziere zurückkam : so schickte der Prinz noch Abends um 10 Uhr einen seiner Adjutanten , den Kapitain von Bü low, zu dem Könige.

Dieser kam um 2 Uhr in der Nacht mit der Nach

richt wieder, daß der König früh um 7 Uhr sich mit der Armee vereini gen , das mangelnde Brot mitbringen und am 18. die Desterreicher an greifen werde. Schlacht bei Czaslau oder Mit dem frühen Morgen erschien eine Kolonne Kavallerie, dem rechten Flügel der Preußen gegenüber , und bald sah man den Feind in zwei Treffen mit einer Reſerve zwiſchen Czaslau und Cho tusit stehen. Die beiden vorgebogenen Flügel bestanden aus Kavallerie ; die ganze Anordnung zeigte aber von Uebereilung und Unkenntniß des Terrains. Der linke Flügel stand in der Luft , der rechte hatte einen Bach und durchſchnittenes Terrain vor sich. Der Prinz von Deſſau hatte sogleich die Kavallerie satteln und die Bataillone richten laſſen , und formirte sich in 2 Treffen. Die Kavallerie des rechten Flügels , bei welcher das Regiment Geßler sich befand , hielt hinter einer mit Geschütz besetzten Anhöhe, an ein Ravin, die Kavallerie des linken Flügels an den Park von Sehuschiß gelehnt.

Das Centrum

wurde durch die Infanterie und das Dorf Chotufig gebildet. Um 8 Uhr eröffneten jene Geſchüße das Gefecht , und zugleich erſchien der König mit seinem Korps , welches nun auf dem rechten Flügel ſich anschloß. Da der linke Flügel des Feindes die unbeschüßte Flanke darbot : so erhielt der Generallieutenant von Buddenbrock den Befehl, diesen

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Umstand durch einen heftigen Angriff zu benußen. Man attakirte daher sogleich und zwar gegen das erste Treffen des Feindes mit dem besten Erfolge; da indeſſen eine dichte Staubwolke das Schlachtfeld bedeckte und das Regiment auf dem rechten Flügel ( von Möllendorff zu Pferde ) das neu errichtete Regiment Husaren , von Bronikowski , für Feinde hielt: so entſtand eine Stockung vor dem zweiten feindlichen Treffen , und ein Korps Husaren und Dragoner fiel , von einem ungeheuren Staube begünstigt, dem Angriffe in die rechte Flanke. Die Schwadronen , denen die Deckung derselben übertragen war , wichen, und so hatten das Regiment Geßler nebst Buddenbrock einen schweren Stand , um nicht ebenfalls in Unordnung zurückgeworfen zu werden. Diese beiden Regimenter widerstanden aber mit großer Besonnenheit , raillirten sich nach einer kurzen Retraite, griffen aufs neue an und warfen , unterſtüßt von ihrem zweiten Treffen unter dem Generalmajor von Geßler , nach einem heftigen Handgemenge , die feindliche Kavallerie des linken Flügels gänzlich. Als der Staub sich ver zogen hatte und man wieder um sich sehen konnte, war nur noch ein Dragoner-Regiment vom Feinde zu sehen. Bei diesem Gefechte hatte sich besonders der Rittmeister von Platen ausgezeichnet, welcher mit der von ihm geführten 3. Escadron nicht von der Stelle wich, dadurch den kurzen Rückzug des Regiments deckte und dessen Sammeln erleichterte. Während der rechte Preußische Flügel so glückliche Erfolge hatte, war der linke Flügel zum Weichen gebracht worden. Die Desterreicher plün= derten das Preußische Lager, ohne kräftig zu verfolgen , und so fiel die fiegende Kavallerie des Preußischen rechten Flügels nun der vorschreitenden feindlichen Infanterie in die linke Flanke. Dies entschied die Schlacht. Der Feind floh Mittags um 12 Uhr auf allen Seiten , von 40 Schwa= dronen Kavallerie des rechten Flügels , unter denen auch das Regiment Geßler war, verfolgt , und wendete sich über Haber nach Deutschbrot zu= rück. Er hatte 2000 Todte , 3000 Verwundete und 1200 Gefangene, nebst 18 Kanonen , 1 Haubiße , 2 Fahnen und 4 Standarten verloren. Die Preußen schähten ihren Verlust auf 4000 Mann , büßten aber 14 Standarten und 2 Fahnen ein ; 2 Generale waren geblieben. Von dem Regimente Geßler blieben der Major von Schöning , 3 Un teroffiziere, 1 Trompeter , 10 Gemeine und 7 Pferde ; der Major von Plöß, die Rittmeister von Platen und von Witte , die Lieutenants von Wegener, von Zastrow, von Pelcherzim, 6 Unteroffiziere , 22 Gemeine und 40 Pferde waren verwundet. Der Sieg war vollständig und entscheidend , und fast allein durch die Kavallerie errungen , da nur 4 Infanterie -Regimenter zum Feuern

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gekommen waren.

Der Antheil , welchen das Regiment Geßler daran

hatte, war ein sehr rühmlicher , und der König erkannte denselben voll kommen an. Um 18. Mai ließ der König die Armee hinter Czaslau , ½ Stunde vom Schlachtfelde , lagern. Das Regiment Geßler nahm hier in der Ordre de Bataille ganz seine früher angegebene Stelle ein , ſtand aber nun zwi schen den Regimentern Möllendorff und Jung - Waldow. Am 20. wurde Viktoria geschossen, das Te Deum laudamus gesungen und darauf eine große Menge von Beförderungen bekannt gemacht. Der Generalmajor von Geßler wurde bei dieſer Gelegenheit zum Generallieutenant befördert und mit dem schwarzen Adlerorden begnadigt, unterm 24. Mai aber der Rittmeister von Wedell und der Rittmeister von Platen zu Majors , der Lieutenant Wegener zum Staabsrittmeister , Cor nett von Hohndorf zum Lieutenant und der Fahnenjunker von Klopmann zum Cornett ernannt. Die vacante Kompagnie des Major von Schöning erhielt der Rittmeister von Witte. Da der Geruch der Leichen von dem Schlachtfelde her unerträglich war: so rückte am 21. das Lager noch eine halbe Stunde vorwärts gegen Czaslau ; am 29. aber ließ der König Erfrischungsquartiere beziehen , aus denen man am 1. Juni ein Lager bei Kuttenberg bezog. Hier stand das Re giment Geßler bei der Kavallerie des linken Flügels im ersten Treffen, zwischen dem Dragoner - Regiment von Baireuth und dem Regiment Waldom zu Pferde. Der Sieg bei Czaslau führte den König zu dem erwünſchten Ziele. Um 11. Juni wurden die Friedenspräliminarien in Breslau unterzeichnet und am 22. Juni der Friede unter Paukenschall und Trompetenklang im Lager verkündigt , obwohl der wirkliche Abschluß desselben erst am 28. Juli in Berlin zu Stande kam , nachdem der König am 12. unter dem Jubel der Einwohner daselbst angelangt war. Ganz Schlesien , mit Ausnahme des Fürstenthums Teſchen und eines Theiles der Fürstenthümer Troppau , Jägerndorf und Neiſſe , und die ganze Grafschaft Glaß waren die Frucht dieſes 1½jährigen Kampfes. Die Armee ging nun wieder in ihre Garniſonen zurück, und Schlesien wurde zum Theil von den Regimentern besett , welche es erkämpft hatten. Unter diesen befand sich auch das Kürassier - Regiment von Geßler, wel ches in Liegnitz sein Standquartier erhielt und am 24. Juli 1742 dort einrückte.

Im September starb hier der Rittmeister von Schlichting ; in

deſſen Stelle wurde unter dem 9. Oktober der Rittmeister von Stoſch in das Regiment als Kompagnie - Chef einrangirt , welcher als Schlesischer Unterthan jezt aus Desterreichischem in Preußischen Dienst übergetreten war ;

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der erste Schlesier , welcher als Offizier zu dem Regimente kam. Der Lieu tenant von Diczelski wurde zu Baireuth - Dragoner , der Cornett von Haacke aber zu dem Garnison - Regiment von Bredow verseht. Die Preußische Kavallerie war in dem lehten Kriege durch richtige Erkenntniß ihres Zweckes und durch Uebung gegen einen gewandten Feind auf eine Stufe der Ausbildung und Brauchbarkeit gelangt , welche sie frü her kaum ahnete , und der König , der sie früher „das geistloſeſte und schwerfälligste Korps der Europäischen Heere" gescholten hatte, war nun vollkommen mit ihr zufrieden. Im 24. Kapitel des Unterrichts an seine Generale sagt er: sie sei so weit herunter gewesen , daß fie glaubte , ich lieferte sie auf die Schlachtbank, wenn ich nur ein kleines Detaſchement ausschickte, um sie zum Kriege zu gewöhnen.“

Diese Gewöhnung hatte

ihre guten Früchte getragen , und der König sorgte auf alle Weise dafür, daß die Uebung nicht wieder verloren gehe oder unwesentliche Dinge er greife. Zu diesem Ende erließ er ein Dienstreglement für jede Waffe, deſſen Grundzüge alle von ihm selbst herrührten und noch heute ihre volle Geltung haben. Mehrere Offiziere der Armee durften außerdem als Freiwillige der fortgesetten Kampagne der Reichsarmee gegen Oesterreich beiwohnen . Der ( 1743.) Oberst von Bornstädt , der sie führte, wurde im Jahre 1743 zu dem Regiment Geßler verseht ; da er aber bereits unterm 14. Novem ber zum Generalmajor und Chef des Regiments von Möllendorf ernannt wurde, so kam er gar nicht zum Regiment. Seine. Kompagnie erhielt der Rittmeister von Flanß, welcher von Platen - Dragoner hierher verſeht wurde. 1744.

Unter dem 18. März 1744 wurde der Major von Plök

zu dem Garnison - Regiment von Puttkammer verseht und seine Kom pagnie dem Rittmeister von Puttkammer von dem ehemaligen Prinz Eugen schen Husaren -Regiment gegeben. Inzwischen war Desterreich gegen den Kaiser Karl VII. glücklich ge wesen und hatte sich mit England und Sardinien zu Worms am 13. Sep tember 1743 zu einer Gewährleistung des Besihſtandes von 1739 ver bunden , am 20. December 1743 aber einen ähnlichen Vertrag mit Sachsen geschlossen.

Dies war deutlich genug , um Friedrich II. für Schlesien alles

fürchten zu laſſen ; auch war es ſeiner Würde gemäß , den Kaiſer , dem er feine Stimme gegeben hatte, nicht ohne Unterſtüßung zu laſſen. Er ver band sich daher am 22. Mai 1744 zu Frankfurt a. M. mit dem Kaiser. Frankreich trat dieſem Bunde bei und Rußland blieb neutral. So entstand der zweite Schlesische Krieg , den der König mit der ihm eigenen Energie zu führen beschloß.

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Es dürfte nicht unangemeſſen fein , die Instruktion hier abdrucken zu lassen, welche der König , auf die Erfahrungen des lehten Krieges geſtüßt, selbst verfaßt hatte. Ordres vor die sämmtlichen Generals von der Infan trie und Cavallerie , wie auch Husaren , des gleichen auch vor die Staabs - Officiers und Com mandeurs der Bataillons. Der Soldaten - Dienſt beſteht in zwei Stücken : nemblich in der Con servation der Burschen und in der Ordnung. inseparabel.

Eines ist von dem andern

Was hilft ein completes Corps ohne Ordre , und was

hilft ein durch Abgang geschwächtes und geschmolzenes Corpo, wenn auch Ordnung darin iſt. Bur Conservation der Soldaten wie auch derer Pferde gehören zwei Sachen: das erste nemblich , daß man die Leute gut nährt , auf ihre Wirthschaft Acht giebt und sie vor Desertion hütet ; das zweite, daß man so viel als sich thun läßt , den Abgang , wo nicht mit recht guten, jedoch passablen Leuten erſeht. Was die Conservation der Leute angehet, so müſſen die Officiers , wenn sie in Cantonirungs - Quartiere marſchiren, zu sagen in Feindes Landen , jederzeit darauf halten , daß die Bürſchen jederzeit auf 3 Lage Brot tragen und die Kompagnie-Proviant-Wagens gut damit angefüllt ſeyn , daß wenn keine Bauern in den Dörfern find, das Vieh ordentlich genommen und nicht mehr davon behalten werde, als zum Einschlachten vor das Corps auf zwei Tage nöthig ist, daß die Bure schen davon kochen, ferner daß ihnen immer Bier oder doch Branntwein angeschafft werde , daß die Generals und Officiers nicht die meisten Häu fer eines Dorfes vor sich nehmen , sondern sich auch dichte zuſammenlegen, damit der gemeine Mann in denen Häusern nicht überhäuft und auf ein ander zu liegen komme. Uebrigens müſſen die Commandeurs derer Corps jederzeit davor ſte hen , daß wenn die Regimenter zu der Armee rücken , sie auf 5 oder 6 Lage Brot mit sich bringen und auf 14 Tage Vieh zum Schlachten haben. Was die Desertion anbelangt, so müssen die Dörfer so befeht wer den, als wie es in dem Reglement befohlen ist , die unsicheren Leute müſſen bei guten Unteroffiziers einquartirt und die Quartiere ordentlich visitirt werden , auch nicht erlaubt seyn , daß ein Bursch einen Fuß aus der Kette der Schildwachen ſehet , ingleichen , daß die Posten ordentlich visitiret werden. Endlich, daß wenn ein Bursch desertiret ist , bei dem Regimente fein Lärm davon gemacht , sondern es so verschwiegen gehalten werde, daß auch die Burschen von derselben Kompagnie es kaum erfah= ren, sonsten es andere mehr verführt. Was die Rekrutirung anbetrifft,

191 so kann solche in den Winterquartieren am besten prosequirt werden, jedennoch wann ein Officier eine Gelegenheit findet , sich zu completti ren , so muß er ſolche jederzeit ergreifen und es sich angelegen seyn laſſen. Nota. Die vacanten Gelder von dem Abgang sollen von Löhnung zu Löhnung in der Regiments -Kasse aufgehoben und dem König bei der monatlichen Liste gemeldet werden. Was die Ordnung anbelangt , so müssen bei allen Marches in Fein des Lande jederzeit die vorgeschriebenen Praecautiones genommen werden. Zur Bedeckung der Bagage ſollen keine einzelne Leute genommen werden, ſondern geſchloſſene Pelotons , je stärker je beſſer , immer in zwei Züge getheilt, damit sich die Leute niemals verſchießen können . Bei Marches müſſen ordentliche Avant-gardes gemacht werden ; die Dörfer aber, wohin man marschirt , müssen ordentlich visitirt und bevor man in solche ein narschirt, erst mit der Wache beseßt werden , alsdann man erst hinein marschiren und die Soldaten nicht eher auseinander gehen lassen muß, bis man gewiß ist, daß sich kein Feind in der Nachbarschaft des Dorfes aufhält. Wenn die Regimenter in der Armee einrücken , so sollen die Ge nerals alle Attention darauf haben, daß , wie vorher gesagt worden ist, immer auf gewiſſe Zeit von 6 oder 8 Tagen noch beſſer Subsistentz mit gebracht werde. Denn öfters große Expeditions in Ermangelung des dazu erforderlichen Proviants fehlgeschlagen sind. Wenn die Regimenter in der Linie eingerückt ſind , ſo müſſen die Generals gleich darauf sehen , daß alles, ſowohl bei den Wachten , Cam piren und Wirthschaft so observiret werde , wie es im Reglement, auch sonsten durch des Königs Ordres befohlen ist. Nachdem müſſen die Generals, absonderlich die von der Cavallerie, wenn sie außer Dienst seyn , das Terrain rings um das Lager herum recognosciren und alle Bagatelles dabei bemerken , damit wenn etwa ein unvermutheter Anfall vom Feinde geschehen möchte , fie die Gegenden, auch wo Grabens , Defilees , Morast und dergleichen Situations find, wohl kennen , um ihre Dispositions oder Maneuvres darnach einzurichten. Wenn die Armee mit dem Untergange der Sonne in ein Lager rückt und die Nacht darüber einfällt, ſo müſſen alle Generals bei dem Anbruch des folgenden Tages schon herumreiten , auf daß sie das Terrain durch .... ihr recognosciren wohl in die Köpfe kriegen. Wenn Generals von der Infanterie gegen den Feind zu 4, 6 oder mehr Bataillons kommandirt werden , ſo müſſen ſie jederzeit darauf Be dacht seyn , ein solches Lager zu nehmen , wo sie Defilees, starke Moräſte oder tiefe Wasser vor sich haben und wo ihre Flanquen sicher stehen;

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müssen sie sich nicht an schlechte Dörfer appuyiren , es sei dann , daß ein starker gemauerter Kirchhof dabei wäre, welcher alsdann besetzt werden muß , die Häuſer rings herum aber niedergeriſſen werden müſſen , damit der Feind kein Feuer darein bringen kann. Wenn sie Wald auf der Flanque haben, so muß ein guter Verhack 400 Schritt tief gemacht werden , damit nichts in die Flanque kommen kann. Wenn nun auf diese Art für die Sicherheit des Corps gesorgt ist, so ist ein Officier dadurch im Stande , seinen Posten gegen eine viel stär kere Macht, wie die feinige ist, mit honneur zu defendiren. Wann Officiers von der Cavallerie kommandirt werden , so müſſen sie sich sogleich wohl hinter ein Defilée sehen und suchen , einen Wald nahe in dem Rücken zu haben , wodurch sie sich immer zu ihrer Armee reteriren können. Von ihrem Posten müssen sie allemal einen schriftlichen Rapport an die Armee schicken , damit der König täglich informirt sen, was dorten bei ihnen passirt ; Ueberdem müſſen ſie rings um sich herum Feldwachen sehen , damit Ihnen nichts von hinten oder von der Seite unvermuthet auf den Hals kommen kann.

Vor solchen Feldwachten müſſen noch vor

wärts hinaus wieder Wachten von Husaren halten , und sie müſſen wie der Feldwachten vorwärts detachiren , bis auf eine halbe Meile vom Corps so aus comendirt ist. Bei einer Bataille fommt es bei der Infanterie auf 2 Sachen an. Erstlich, daß sich die Linie geſchwind formirt , was dadurch geschieht, wenn in der Colonne die Bataillons in Zügen mit enger Distence aneinander hängen , ingleichen daß die Generals das allignement und die 2 puncte, wo der rechte und linke Flügel soll zu stehen kommen , wohl ohserviren. Wenn das formiren geschwind und ordentlich geschehen ist , so kommt es noch auf den zweiten punct an , nemblich die Infanterie , welche mit dem Feinde im Feuer ist, immer avanciren zu machen , um auf den Feind immer mehr Terrain zu gewinnen. Da in solcher Gelegenheit nicht so sehr auf die Zahl der Todten , als wie auf den Plah ankömmt , folglich müssen die Leute im währenden Feuern immer vorwärts getrieben werden , damit man den Feind forcire zurückzuweichen , worauf die Confusion bei ihm unausbleiblich erfolgt. Wenn die Armee in die Winter Quartiere rückt, so geht die Arbeit wieder an, um die Leute wieder propre zu machen , und zu exerciren, damit man ihnen die Adresse , die sie im Felde verloren haben , wieder beibringe, daher denn der König auf das schärfste anbefiehlt , daß die Generals fich das Exerciren vor allen Dingen angelegen seyn laſſen sollen.

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Nächstdem werden in den Winter - Quartieren die Recruten geschafft ; dahero dann die Generals , so am meisten Ambition haben , immer dar auf dringen werden , daß ihnen solche auf das baldeste vom Lande gelie fert werden , damit man bald im Stande sei , solche zu Soldaten zu machen. Es müssen ferner auch die Generals darauf sehen , daß die Capitains dasjenige Geld , so ihnen in den Winter - Quartieren zur Werbung aus gemacht wird , auch wirklich dazu anwenden . Und ſoll in währendem Krieg nicht ein Mann aus des Königs Lande genommen werden. Uebrigens fou keinem General erlaubt sein , kostbare Equipage mit zunehmen. Und sollen keine selbe Services in der Armee statuirt werden. Betreffend die Equipage derer Subaltern , ſo wird die deshalb bereits ergangene Ordre hiebei wiederholt, wonach sich dann die Generals stricte achten müssen.

Berlin, den 23. Juli 1744.

gez . Friedrich. Der König beabsichtigte, mit 80,000 Mann in drei Kolonnen in Böhmen einzubrechen , und das Regiment Geßler zu Pferde gehörte zu der Kolonne, welche der Feldmarschall Graf Schwerin aus Schlesien dahin führte. Am 1. Auguſt erſt bekam das Regiment die Ordre , ſich auf den Feldetat zu sehen und zum Marsch fertig zu halten , und am 4. kam der Befehl , daß es den 7. über Schweidnik und Silberberg nach Glaß mar schiren solle , wo sich das Korps des Grafen Schwerin versammelte und sogleich weiter vordrang.

Am 15. Auguſt betrat man die Böhmische

Grenze, trieb in mehreren kleinen Gefechten den sich entgegenstellenden Feind zurück und paſſirte bei Königingräß die Elbe. Belagerung von Prag vom 1. 17441) Am 2. September kam man vor Prag án, welches der König mit der , unter seinem eigenen Befehl aus der Mark eingedrungenen Kolonne bereits am 1. September auf dem linken Moldau ufer eingeschlossen hatte , was nun von dem Korps des Grafen Schwerin

Um die Gemeinschaft beider Korps zu erhalten , wurde am 3. September eine Brücke über die Moldau geschla = gen, und später noch eine zweite ; doch konnten die Trancheen erst am 10. eröffnet werden , weil das Geschütz bei dem herrschenden schlechten Wetter nicht früher ankam. Nachdem bereits auf zwei Seiten Bresche auch auf dem rechten Ufer geschah.

geschossen worden , kapitulirte der Kommandant , Graf Harſch , am 16. früh um 10 Uhr und ergab sich mit der Besatzung von kaum 16,000 Mann kriegsgefangen . Bei dieser Belagerung schlugen sich die Huſaren und Dragoner öfter mit dem Feinde herum , doch kam es niemals an die schwere Reiterei; selbst nach dem Gefecht bei Beraun , als der König am 6. September 13

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Nachmittags nebst andern Truppen 3 Küraſſier - Regimenter ausrücken ließ, wobei sich auch das Regiment von Geßler befand , kamen dieſe nur bis an das Gebirge. Am 7. ließ der Feldmarschall Schwerin dem Könige melden , daß das Terrain um Beraun gar nicht so beschaffen sei , daß die Kavallerie agiren könne , und so wurden die Küraſſiere und Dragoner wieder nach dem Lager geschickt. Nach der Eroberung von Prag wünſchte der König noch die wenige, wegen Annäherung des Winters zu kriegerischen Unternehmungen brauch bare, Zeit durch Thätigkeit und Geſchwindigkeit zu benußen. Er ließ daher die schwere Bagage der ganzen Armee nach Prag bringen und schickte am 9. September den Generallieutenant Grafen Naſſau mit einem starken Detaſchement von Infanterie und Kavallerie voraus , um Tabor , Bud weis und Frauenburg zu nehmen . noch an demselben Tage.

Er selbst folgte mit der ganzen Armee

Indessen waren der Prinz Karl von Lothringen und der Feldmarschall Graf Traun mit der Haupt - Armee vom Rhein her nach Böhmen ge kommen und hatten sich am 1. Oktober bei Ezerchonit mit dem Korps des Grafen Bathyani vereinigt.

Die Kaiserliche Armee war nun über

80,000 Mann stark und bedrohte aus dem sehr vortheilhaften Lager bei Ezerchoniß die Zufuhr des Königs völlig , welche schon durch die über legenen leichten Truppen bisher sehr erschwert worden war. Der König war am 2. Oktober bei Tein über die Moldau gegangen, zog am 4. das Detaſchement des Grafen Nassau in dem Lager bei Tzirnau unweit Wodnian an sich und brach den 8. von hier auf, da ein günstiger Erfolg von einem Angriffe auf das von Sümpfen , Flüſſen und Waldungen ge deckte Lager des Feindes nicht zu erwarten war. Er ging bei Tein über die Moldau zurück und dann über Bechin und Tabor nach Konopiſcht bei Beneschau , wo er am 18. Oktober lagerte. Die Desterreicher folgten ihm am 15. Oktober über die Moldau nach und nahmen Tages darauf eine Stellung bei Chlumeß , durch welche die Preußischen Beſaßungen in Tabor, Budweis und Frauenburg von der Armee des Königs abgeschnitten wurden.

Da sich außerdem ein Sächsisches Hülfskorps von 22,000 Mann

unter dem Herzoge von Sachsen - Weissenfels mit den Desterreichern ver einigte und das Lager derselben jedem Angriffe trotte: so beschloß der König über die Zuſſawa weiter zurückzugehen. Um 26. Oktober paſſirte er diesen Fluß und setzte sich bei Pischely, wo er bis zum 31. Oktober blieb ; dann ging er über Zasmuk und Kosteleh nach Kollin. Der St. Johannisberg vor Kuttenberg war bereits durch eine starke feindliche Avantgarde beſeßt und der Feind so sicher gelagert , daß nicht an ihn zu kommen war. Ueberhaupt war das Bestreben der Oesterreicher

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klar, eine Schlacht zu vermeiden , aber durch Entziehung aller Verpflegung und durch beständige Beunruhigung die Preußen aus Böhmen zu ver treiben. Der König beschloß daher am 4. November , wegen der eintreten= den Kälte und des mangelnden Futters , die Truppen in Kantonnirungs Quartiere hinter die Elbe zu verlegen. Er paſſirte diesen Fluß am 8. und bezog auf dem rechten Elbufer dergestalt die Winterquartiere, daß er die Posten von Kollin und Pardubig deckte. Am 15. November wollte der Feind die Elbe bei Przelautsch und Pardubiß überschreiten , und obwohl dies vereitelt wurde , so gelang es doch am 19. , so daß der König sich genöthigt ſah, unter beständigen einzelnen Gefechten über Königingräß, Lochenik, Schmirſih , Jaromirs und Trautenau aus Böhmen zurückzugehen. Bei Jaromirs fiel unter andern der Feind in die Arriergarde , bei der sich an diesem Tage ein Theil des Regiments von Geßler befand ; jedoch wurde er nach einem vierſtündigen Gefechte zurückgetrieben. Der Rück zug wurde nach Schweidnih fortgesetzt , wo der König den Befehl über alle in Schlesien bleibenden Truppen dem Fürsten von Anhalt - Dessau übertrug. In Stelle des Majors von Plök wurde unterm 9. December der Ritt meister von Bronikowski von

dem Regiment Bornstädt zu Pferde als

Major in das Regiment von Geßler verseht und erhielt die Kompagnie des Rittmeisters von Witte, welcher den Abschied genommen hatte. Dieſe Versehung muß übrigens später , so wie die Verabschiedung des Nittmei= sters von Witte wieder rückgängig gemacht worden sein , da der Major von Bronikowski in den aufgefundenen Papieren des Regiments nicht weiter erwähnt wird, dagegen der Rittmeister von Witte im Jahre 1745 mit dem Regimente aus dem Felde kam und 1751 in Neustadt als Kom pagnie - Chef gestorben ist. Indessen waren die Oesterreicher , durch die Erfolge in Böhmen er muthigt, auch in Oberschlesien eingedrungen und hatten diese Provinz, besonders mit Hülfe einer hier organiſirten Inſurrektion , ganz in Beſiß genommen. Nur die Festungen Neisse und Cosel waren noch in den Hän den der Preußen.

Der Fürst von Anhalt beorderte daher einen Theil der

Armee , wozu auch das Regiment Geßler gehörte , in die Gegend von (1745.) Neisse und Ottmachau. Am 9. Januar 1745 brach man in drei Kolonnen auf und paſſirte die Neiſſe ; die feindliche Armee aber, welche hier Winterquartiere zu machen gedachte, wich bei der bloßen Annäherung der Preußen bis hinter Jägerndorf und Troppau zurück.

Das Regiment

Geßler stand unter dem Befehl des Generallieutenants Grafen von Naſſau und lag am 11. Januar in Siebenhufen bei Neustadt. Am 12. Januar machte der Feind hinter Neustadt Miene , sich zu einem größeren Treffen 13 .

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zu stellen ; doch blieb es auch hier nur bei kleinen Gefechten der leichten Truppen, die auch ziemlich den ganzen Winter hindurch dauerten. Inzwischen war am 8. Januar 1745 Kaiser Karl VII. gestorben, und der Churfürst von Baiern , Marimilian III. , deſſen Nachfolger, schloß am 22. April zu Füßen mit Oesterreich Frieden. Friedrich der Große kämpfte daher nur noch allein um den Besitz von Schlesien , welches Maria Theresia um jeden Preis wieder erwerben wollte. Den Winter über hatten die Truppen viel von Schnee und Kälte zu leiden , und kaum waren diese einigermaßen vorüber , als sich mit dem Anfange des Monats März die Insurgenten wieder zeigten. Im April fingen auch die in Böhmen stehenden Oesterreichischen und Sächsischen Armeen , unter dem Prinzen Karl von Lothringen und dem Herzoge von Weissenfels , sich zu bewegen an , und da man nicht zweifeln durfte , daß sie beabsichtigten , über Landeshut in Schlesien einzufallen : so befahl der König, der indeſſen in Kamenz ſein Hauptquartier genommen hatte , daß die in Oberschlesien postirten Truppen in dem Lager bei Frankenstein zu ihm stoßen sollten. Schon am 6. März war der Oberstlieutenant von Weyherr als Kom mandeur zu dem Regiment Leibkarabinier , dagegen der Flügeladjutant, Rittmeister von Blanckensee zum Oberstlieutenant und Kommandeur des Regiments von Geßler ernannt worden ; am 10. April erhielt der Lieu tenant von Korff wegen Invalidität den Abſchied ; der Fähnrich von Kleist wurde zum Lieutenant , die Fahnenjunker von Gottberg und von Boyen zu Cornetts , am 10. Mai aber der Rittmeister von Bandemer zum Major befördert. Der Markgraf Karl hatte den Oberbefehl über das nach Oberschlesien detaſchirte Korps übernommen und führte es dem Könige zu , wobei er fortwährend von den Insurgenten beunruhigt wurde , welche der Fürst Esterhazy befehligte. Der Markgraf blieb für ſeine Person bei den zuleht herausziehenden Regimentern und verließ mit diesen , unter denen sich auch das Regiment Geßler befand , am 22. Mai Jägerndorf. Sein Korps war etwa 9000 Mann stark und bewegte sich gegen Neustadt. Gefecht bei Neustadt oder ) Die Arriergarde beſtand aus dem Regiment Geßler zu Pferde und dem Dragoner - Regiment Prinz Ludwig von Wür temberg, unter dem Befehl des Generalmajors von Schwerin. Nach einem kurzen Marsche stieß man auf 2 Batterien und einen großen , auf ver schiedenen Posten vertheilten Haufen von 18 bis 20,000 Mann , unter den Generalen Fürst Esterhazy , Keil , Festetik und Spleni. Der Feind verschwand indeß bald, und der Markgraf setzte seinen Marsch fort. Nicht lange darauf aber wurde die Arriergarde von einer ſtarken Huſarenpartei

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angegriffen , welche von den Infanterie - Regimentern Olgivi und Franz Esterhazy unterstüßt war. Der Generalmajor von Schwerin ging ihnen sogleich mit dem Dra goner-Regiment Prinz Würtemberg entgegen und warf das Regiment Olgivi über den Haufen , ohne sich um die Husaren zu bekümmern , wäh rend das Regiment Geßler in Reſerve blieb. Nachdem das Regiment Olgivi größtentheils niedergehauen und in die Flucht getrieben war , stürzte sich das Regiment Prinz von Würtem berg auf das Regiment Esterhazy , welches zwar eine volle Salve gab, aber dann ebenfalls zerstreut wurde. Jest rückte das feindliche Dragoner Regiment Sachsen - Gotha zur Unterstüßung seiner Infanterie an und hätte dem nach der Attake noch nicht gesammelten Regiment Prinz Würtemberg sehr gefährlich werden können . Das Regiment Geßler aber , welches bis her im feindlichen Feuer den günstigen Moment mit einer bewunderungs würdigen Haltung abgewartet hatte , machte auf der Stelle einen so hef= tigen Choc gegen die Dragoner von Sachsen - Gotha, daß sie bei dem ersten Anfall über den Haufen geworfen wurden und 500 Todte auf dem Plaze ließen.

Dieser ungewöhnliche Erfolg entschied , und da die Preu

ßische Infanterie bis jetzt noch gar nicht ins Treffen gekommen war : so wich der Feind auf allen Punkten gegen Jägerndorf zurück. Der Markgraf Karl ließ seine Truppen einige Stunden auf der Wahlstatt ruhen und sehte dann den Marsch nach Neustadt fort, bestän= dig von feindlichen Husaren und berittenen Insurgenten verfolgt , die aber nie so nahe kamen , daß man sie selbst mit Kanonen hätte erreichen können. Der Verlust der Oesterreicher in diesem Gefecht betrug über 1400 Todte und 600 Verwundete ; die Preußen hatten 100 Todte und 180 Verwundete.

Von dem Regiment Geßler waren nur 5 Gemeine

todt, 1 Offizier und 8 Gemeine verwundet.

Dieser Offizier war der Cor

nett von Delsnig , der auch in Folge seiner Blessuren noch im Laufe die ses Jahres starb. Um 28. Mai kam man in dem Lager bei Frankenstein an und hatte am 29. Ruhetag. Das Regiment Geßler gehörte nach der Ordre de Ba taille zu der Kavallerie des linken Flügels , unter dem Generallieutenant Grafen von Naſſau , und ſtand im ersten Treffen , zwischen den Regimen tern von Bredow zu Pferde und Zieten Huſaren , und zwar mit dem Er steren zusammen in der Brigade des Generalmajors von Rochow. Am 30. Mai bezog der König mit seiner ganzen Armee das Lager bei Faulbrück unweit Reichenbach, damit der Feind glauben solle , man wolle vor ihm gegen Breslau zurückweichen. Der Feind wurde in der That hierdurch verleitet , das Gebirge zu verlassen ; als er aber näher an

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Reichenbach vorrückte, ließ der König am 1. Juni seine Armee zwischen Schweidnig und Striegau nach Jauernick defiliren und hier hinter dem . Nonnenbusche gedeckt aufstellen . Die Avantgarde war bis Striegau und in den Nonnenbusch vorgeschoben. Am 3. Juni sah man die feindliche Armee in S Kolonnen aus dem Gebirge heranziehen . Ihren rechten Flügel lehnte sie an das Striegauer Wasser, die Mitte stand bei Hausdorf und Rohnstock, der linke Flügel, die Sachsen , bei Pilgramshayn . Der König ließ sogleich die Avantgarde auf den Topasberg vor Striegau rücken und die Armee Abends um 8 Uhr treffenweiſe rechts ab marschiren. Zu der Kavallerie des linken Flügels stieß noch das Küraſſier Regiment Prinz Friedrich, und zwar zu der Brigade des Generalmajors von Rochow, so daß nun das Regiment Geßler zwischen Bredow und Prinz Friedrich seine Stelle erhielt.

Um Mitternacht erreichten die Spitzen

der Kolonnen Striegau , und die Armee marschirte mit dem rechten Flügel gegen Pilgramshayn auf, den linken an das Striegauer Wasser gelehnt. Schlacht oder Friedberg am 4. Juni 1745 ) Am 4. Juni früh um 2 Uhr gab der König den versammelten Generalen die Disposition zur Schlacht.

Der

Kavallerie ward befohlen , ungestüm anzugreifen , sich nicht mit Gefan genen aufzuhalten , die Hiebe gegen die Gesichter der Feinde zu richten und , nachdem sie die feindliche Kavallerie geworfen haben werde , die In fanterie in Rücken und Flanke anzugreifen , wo sich nur die Gelegenheit dazu finde. Um 4 Uhr begann der Angriff des rechten Flügels gegen den feind lichen linken, die Sachsen , welche nach einem kurzen Kampfe total ge= schlagen wurden. Die Kavallerie des linken Flügels , zu der das Regiment Geßler gehörte, wurde, als sie anrückte , zum Theil aufgehalten , weil die Brücke über das Striegauer Waſſer brach, als die ersten 10 Schwadro nen, die Brigade von Kyau , hinüber waren , und die übrigen nun eine Furth passiren mußten. Während dies geschah , attakirte der General von Kyau die feindliche Kavallerie des rechten Flügels mit gutem Erfolge ; jedoch gewann der Feind Zeit , einen Haken zu formiren , wodurch die linke Flanke des Angriffs bedroht wurde. Sobald daher der Graf von Naſſau die übrigen 15 Schwadronen seines ersten Treffens , zu denen auch das Regiment von Geßler gehörte , formirt und 6 Schwadronen aus dem zweiten Treffen zur Flankendeckung Ungeſtüm an und warf den Feind .

aufgestellt hatte : griff auch er mit Dieser sette sich indeß immer bald

wieder und suchte erst nach einem ſechsmal wiederholten Angriffe in der Flucht sein Heil. Die feindliche Infanterie stand und feuerte noch immer. Der Generallieutenant von Geßler , welcher das zweite Treffen der Ka

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vallerie des linken Flügels befehligte , fiel daher, der Disposition eingedenk, mit 20 Schwadronen , an der Spitze des Dragoner - Regiments Baireuth, dieser feindlichen Infanterie in Flanke und Rücken und machte den be rühmten Angriff, von dem der große König selbst sagte , „ daß er mit goldenen Buchstaben in die Preußischen Annalen geschrieben zu werden verdiene." Der Feind ging nach Böhmen zurück. Er hatte in dieser Schlacht 9000 Mann Todte, Verwundete und Vermißte , 7000 Gefangene, 70 Fah nen, 7 Standarten , 66 Kanonen , 6 Haubißen und 8 Paar Pauken ver loren. Der Preußische Verlust belief sich an Todten und Vermißten auf 968 , an Verwundeten auf 3775 Mann.

Von dem Regimente Geßler

waren 1 Unteroffizier 14 Gemeine geblieben , 2 Offiziere , der Rittmeister von Stoſch und der Lieutenant von Hoverbeck , 4 Unteroffiziere 21 Ge meine verwundet. Gegen 10 Uhr früh war diese merkwürdige Schlacht beendet , hatte also nicht länger als 6 Stunden gedauert. Von 67 Bataillonen waren nur 27 ins Feuer gekommen ; diese und die Reiterei hatten den folgen= reichen Sieg allein erkämpft. Da die Armee die Nacht vorher marschirt und also sehr ermüdet war, so ließ der König den flüchtigen Feind nur durch Huſaren verfolgen und bezog mit der Armee ein Lager zwischen Rohnſtock und Kauder, an dem Fuße der Berge , über welche der Feind geflohen war. Um andern Tage folgte man dem Feinde bis in das Lager bei Bolkenhayn , wo am 6. Juni wegen des errungenen Sieges Victoria geschossen wurde. Am 8. sette man den Marsch nach Böhmen fort und rückte über Friedland und Nachod am 20. Juni in das Lager bei Kralowalhota ein. Der Prinz Karl von Lothringen hatte indeſſen ſein altes Lager hinter Königingräs am Adlerflusse bezogen, und so standen die Armeen einander ziemlich nahe ; außer einer erfolglosen Kanonade am 21. Juni und fort währenden Scharmüteln kleiner Parteien fiel aber nichts besonderes vor. Der König verließ daher am 28. Juni das Lager bei Kralowalhota und bezog ein anderes bei Czernilow , wo man bis zum 18. Juli blieb. Da schon früher der Lieutenant von Klopmann vom Schlage gelähmt worden war: so wurde er unterm 9. Juli verabschiedet und der Fahnen junker von Polens zum Cornett ernannt. Um 19. Juli paſſirte man bei Lochanik , einem nahe bei der Stadt Schmirsiz gelegenen Dorfe, die Elbe und lagerte bei Chlom , nur 2 Stun den von der feindlichen Hauptarmee. Hier ließ der König am 20. Juli eine große Beförderung bei der Armee und zugleich die nachfolgende Anerkennung der in der Schlacht bei

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Hohenfriedeberg von den Truppen bewiesenen Tapferkeit bei der Parole bekannt machen : "Ihro Majestät können nicht unterlassen , Dero gesammten Offiziers ihre Zufriedenheit über die von ihnen bei Hohenfriedeberg auf das neue wieder gegebene Proben von deren beſondern Courage, Geſchicklichkeit und gutem Betragen zu geben. Das Lob , welches sich alle hohe und niedere Offiziers erworben haben , wird von dem Feinde selbst zugestanden und in keinen Zeiten ausgelöscht werden. Da aber Ihro Majestät bekannt ist, daß die Lust zur wahren Ehre der vornehmste Affekt ihrer Offiziers ist : so sind Sie der Meinung , daß Sie ihnen in keinem Stück ihre Zufrie denheit mehr an den Tag legen können , als durch eine extraordinaire Promotion ; ob sie zwar nicht alle Offiziers mittrifft, welche verdient hätten, Theil daran zu nehmen , so versprechen Ihro Majestät imgleichen den andern , auf eine andere Weise , Zeichen Ihrer höchsten Zufriedenheit zu geben und rekommandiren anbei allen und jeden Offiziers den Ruhm der Preußischen Nation und Waffen, den wir durch so viel Blut erwor= ben haben , beständig zu Herzen zu nehmen , und forthin gegen den Hoch muth unrechtmäßiger Feinde auf solche Art zu behaupten , daß sie bei aller Gelegenheit gewahr werden , daß sie mit denselben Preußen zu thun haben , welche sich bei Hohenfriedeberg einen unsterblichen Ruhm erworben.“ An den stattgehabten Beförderungen hatte das Regiment von Geßler keinen Theil ; dagegen erhob der König den Generallieutenant von Geßler in Rücksicht des von ihm bewiesenen Heldenmuthes in den Grafenſtand und schmückte sein Wappen mit Emblemen , welche auf seine That Bezug hatten. Auf dem Helme des Wappens befand sich zur Rechten und Linken eine rothe und grüne Fahne , in denen die Zahlen 21 und 67 eingeschrie ben waren , zum Andenken , daß er mit dem einzigen Regiment Baireuth 21 Bataillone ruinirt und 67 Fahnen erbeutet habe. Unten am Wappen schilde ward ein kleiner römischer Schild an den umherliegenden Armaturen angelehnt, worauf man den Marcus Curtius , im Begriff , sich mit dem Pferde in den vor ihm geöffneten Schlund zu stürzen , bemerkte, mit der Umschrift: Dulce est pro patria mori. (Es ist süß , für das Vaterland zu sterben.) In diesem Lager bei Chlom wurde am 8. August in Stelle des vor einigen Wochen verstorbenen Cornetts von Delsnih der Fahnenjunker von Zikwik zum Cornett ernannt. Troß der Nähe der feindlichen Armeen kam es doch zu keiner Schlacht ; vielmehr suchten die Oesterreichischen Feldherrn dem Könige nur die Zu fuhr zu erschweren und ihn so ohne Schlacht zu nöthigen , Böhmen wie im vorigen Jahre zu verlaſſen .

Sie nahmen daher

eine Stellung bei

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Aujest , wogegen der König am 24. August aus dem Lager bei Chlom aufbrach und sich an der Elbe so aufstellte , daß sein rechter Flügel bis Schmirsih und der linke bis Semonik , nahe bei Jaromirs , reichte. Hier wurde am 10. September wegen der am 6. durch den Generallieutenant Grafen von Naſſau erfolgten Wiedereroberung von Cofel, das die Oester reicher am 27. März d. I. genommen hatten , Victoria geschossen. Da man hier in Bezug auf die Lebensmittel sehr beschränkt war, die Truppen fast um jedes Bund Stroh und Heu fechten mußten und das unfreundliche Herbstwetter alle Wege fast grundlos machte : so brach man am 17. September wieder von Jaromirs auf und bezog ein Lager mit dem linken Flügel an Staudenz , mit dem rechten an Radesch , um Niederschlesien gegen die Streifereien des Feindes zu decken. Dieser Rück zug in gebirgigen , schlechten Wegen wurde unaufhörlich von den leichten Truppen des Feindes belästigt und daher höchst beschwerlich. Durch vielfache Entsendungen zur Deckung der Zufuhren war die Armee des Königs bis auf 26,000 Mann geſchmolzen ; der Prinz Karl von Lothringen , 60,000 Mann stark, entschloß sich daher , den König zu überfallen und bezog ein Lager hinter der Elbe bei Königshoff. Obwohl der General von Kahler am 29. September auf Recognoscirung aus gesandt worden , so konnte er doch keine andere Nachricht über den Feind erhalten , als daß dieser am 30. nach Arnau marſchiren werde. Der König gab daher den Befehl , am 30. ebenfalls aufzubrechen , um in die Gegend zwischen Arnau und Trautenau zu rücken.

Indeß hatte sich der Prinz

Karl durch einen forcirten Marsch bis auf ¼ Meile dem Lager des Königs genähert und sich zwischen Burkersdorf und Deutsch - Prausnih gelagert. Um 30. September des Morgens um 5 Uhr poſtirte er seinen linken Flü gel auf einer vortheilhaften Anhöhe gegen die Landstraße von Trautenau und hatte so dem Könige beinahe den Rückzug abgeschnitten. Als nun der König um eben diese Zeit den Generalen du jour den Befehl gab, daß die Armee um 10 Uhr abmarschiren solle , erhielt er die Meldungen von dem Unrücken des Feindes und beſchloß , troß seiner Schwäche, lieber eine Schlacht zu wagen , als unter so bedenklichen Umständen zurückzugehen. Ueberdies verhinderte ein dichter Nebel über dem Preußischen Lager, die Bewegungen der Armee zu bemerken , während die Oesterreicher von der aufgehenden Sonne so hell beleuchtet wurden , daß man die Rotten zählen konnte. Der König hatte beschlossen , den linken Flügel des Feindes un gesäumt anzugreifen , der bereits in seiner linken Flanke stand. den 30. September 1745. Es wurde sogleich Generalmarsch geschlagen, und die Kavallerie erhielt Befehl , rechts abzumarſchiren und eine solche Wendung zu machen , daß man eine mit der feindlichen Aufstellung gleich

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laufende Stellung erhielt.

Nach der Ordre de Bataille befand sich das

Regiment Geßler bei der Kavallerie des linken Flügels , welche der Ge= nerallieutenant von Rochow befehligte , im zweiten Treffen , mit dem Re giment von Alt- Würtemberg in der Brigade des Generalmajor von Stille, und war, nach dem Rapport nur 23 Offiziere , 48 Unteroffiziere , 11 Trom peter, 523 Gemeine stark, zur Stelle. Während nun die Kavallerie des rechten Flügels nach Trautenau hin trabte und die ihr entgegen stehende feindliche nach einer heftigen Kanonade über den Haufen warf, marſchirte die Kavallerie des linken Flügels an Staudenz vorbei bis in die Gegend von Kayle, wo sie auf Befehl des Königs die Erfolge des rechten Flügels abwartete. Nun aber brach sie mit solchem Ungestüm gegen die Kavallerie des feindlichen rechten Flügels vor und warf sie in einer einzigen Attake über den Haufen , daß die von dem Könige zu ihrer Unterſtüßung herbeigezogenen Regimenter des rechten Preußischen Flügels nichts mehr zu thun fanden. Nachdem die feindliche Infanterie bei Prausnitz noch einige Zeit Wi derstand geleistet hatte, wurde die Flucht allgemein und der Feind bis in den Wald , Königreich genannt , verfolgt. Indessen hatten die feindlichen leichten Truppen sich mit der Plün derung des Preußischen Lagers zwischen Staudenz und Radesch und der Bagage zwischen Rudersdorf und Neu - Regniß aufgehalten , und dabei die Kriegskasse mit 80,000 Stück Dukaten erbeutet ; der errungene vollständige Sieg entschädigte aber den König mehr als hinreichend für diesen Verlust. Die Preußische Armee lagerte hierauf in der Ordre de Bataille in einem converen Bogen von Sorr bis Prausnit, wobei die Kavallerie des linken Flügels dies Dorf grade vor sich hatte. Der Feind hatte mit Inbegriff der Sachsen 10,000 Mann , unter denen 6700 Todte und Verwundete , ferner 28 Offiziere und 934 Unter offiziere und Gemeine als Gefangene, so wie 10 Fahnen, 12 Standarten und 16 Geſchüße verloren ; der Preußische Verlust betrug an Todten und Ver wundeten 2600 Mann , 1 Standarte und 1 Haubiße. Das Regiment Geßler hatte keinen Todten ; nur 1 Unteroffizier, 3 Gemeine und 13 Pferde waren bleſſirt. Da fast alle Zelte verloren waren : so verlegte der König einige Tage nach der Schlacht die Armee in die Dörfer bei Trautenau und ließ die nachstehende Danksagung bei der Parole bekannt machen : „Es lassen sich Se. Königliche Majestät gegen alle Offiziers , vor die besondere Bravour , Treue und guten Willen, bedanken , so dieselben aber mals in dieser Bataille bei Soor erwiesen haben.

Ihro Königliche Ma

jeſtät werden sich angelegen seyn laſſen , ihren braven und ehrliebenden

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Offiziers ihre Dankbarkeit in allen Stücken , so viel es die Möglichkeit bei aller Gelegenheit erlaubt , an den Tag zu legen und vor ihr Avan cement und Fortune zu sorgen. Sie haben auch das Vertrauen , daß, so lange einer von diesen wohl meritirten Offiziers lebt , der Ruhm und die Ehre der Preußischen Waffen und die Sicherheit des Vaterlandes bestehen werde." In dem Lager bei Trautenau wurde unterm 11. Oktober der Lieu tenant von Pilgerziem zum Staabsrittmeister , der Cornett von Hoverbeck zum Lieutenant und der Fahnenjunker von Ziebinski zum überkompletten Cornett ernannt. Inzwischen war am 13. September 1745 der Gemahl der Königin von Ungarn , der Großherzog Franz von Toskana , mit Suspension der Brandenburgischen Kurſtimme , als Franz I. zum Deutschen Kaiſer er wählt, und Maria Theresia hatte bei einer durch England versuchten Frie densstiftung mit der äußersten Heftigkeit ausgerufen : eher wolle sie den Rock vom Leibe, als Schlesien verlieren. Um so mehr Grund für den König , einen Feldzug fortzusehen , in dem er stets Sieger gewesen war ; dennoch zeigte er sich zum Frieden geneigt. Die Jahreszeit war schon sehr rauh , und die Wege drohten in dem schlechten Wetter fast unbrauchbar zu werden ; auch lag in den Gebirgen bereits viel Schnee.

Der König brach daher am 16. Oktober aus der Ge

gend von Trautenau auf, ging durch die hohlen Wege bei Schahlar nach Schlesien zurück und lagerte zwischen Liebau und Schahlar. Die Urrier garde, von dem feindlichen Parteigänger Franquini verfolgt , hatte hiebei einigen Verlust. Am 19. Oktober rückte man nach Liebau , am 20. nach Landeshut und am 21. nach Rohnstock bei Jauer. Hier wurde die Armee in Kantonnirungs -Quartiere verlegt , und zwar kam die Kavallerie in die Ebene zwischen Striegau und Schweidnih , das Regiment Geßler nach Guhlau.

Der König übergab das Kommando an den Erbprinzen Leopold

von Deſſau und ging nach Berlin , während der Generallieutenant Graf von Naſſau in Oberschlesien noch mit Glück gegen die Oesterreicher kämpfte. In diesem Quartier wurde unterm 27. Oktober der Major von We dell zum Oberstlieutenant befördert und der Cornett von Drost als Lieu tenant zu dem Regiment von Treskow zu Pferde verseßt. Nun hoffte man bald die Winterquartiere beziehen zu können , und nach den außerordentlichen Anstrengungen und Verlusten dieses Jahres that Ruhe auch wirklich den Preußen Noth . Aber die Oesterreicher waren nicht gesonnen , dem Könige während des Winters Zeit zu laſſen , ſeine geschwächte Armee wieder zu retabliren , und beabsichtigten einen Winter feldzug. Um 2. November brachen sie daher von Gitſchin auf, um über

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Turnau und Reichenberg nach der Lausitz zu marſchiren , während ein anderes Korps in Schlesien einfallen sollte. Sobald der Erbprinz von Anhalt - Dessau hiervon Nachricht erhielt, zog er am 5. November bei Rohnſtock die Armee zusammen , legte sie vom 6. bis zum 15. November längs des Bobers , zwischen Bunzlau und Lő wenberg in enge Kantonnirungen und versammelte sie am lezten Tage wieder bei Rohnstock, von wo er am 16. nach Jauer und am 17. nach Nieder adelsdorf marschirte. Hier traf der König bei der Armee ein , zog alle auf Postirung stehenden Detaſchements an sich und befahl dem Grafen von Naſſau, aus Oberschlesien heranzurücken , um die Grenze und das Gebirge zu besehen. Die Armee des Königs bestand zwar aus 45 Bataillons und 80 Es cadrons ; diese waren aber durch den lehten Feldzug so geschwächt, daß man nur etwa 35,000 Mann Streiter zählte. Die bei der Schlacht von Sorr nachgewiesene Stärke des Regiments Geßler wird hierzu einen ungefähren Maßstab geben, obwohl andere Regimenter noch viel schwächer waren. Nach der Ordre de Bataille stand in dem Lager bei Niederadelsdorf das Regiment Geßler im ersten Treffen bei der Kavallerie des linken Flügels, zwischen den Regimentern Rochow und Markgraf Friedrich. Um 20. November fiel der Prinz Karl von Lothringen mit 83 Es cadrons und 35 Bataillons Sachsen und Desterreicher in der Oberlausit ein und breitete sich über Lauban bis Hennersdorf am Queis aus.

Am

21. brach daher der König auf und ging bis Ober- Mittlau , den 22. bis Groß - Waltik , und am 23. nach 11 Uhr fing die Infanterie an , bei Naumburg den Queis über eine dort geschlagene Brücke zu paſſiren. Die Kavallerie ging durch eine Furth , und um 5 Uhr Nachmittags war der Uebergang bewerkstelligt. Es entwickelte sich gleich anfangs das für die Preußen glückliche Ge fecht bei Katholisch - Hennersdorf, wobei aber nur ein kleiner Theil der Armee in Thätigkeit kam und sowohl mehrere Trophäen erbeutete , als etwa gegen 1000 Gefangene machte. Abends lagerte man bei Henners dorf und marschirte den 24. bei einem starken Nebel nach Trotschendorf und Lichtenberg, wo man noch in vielen zerbrochenen Munitionskarren die Spur von der Flucht der Sachſen bemerkte. Am 25. traf man bei Görlig ein und nahm ein hier befindliches Magazin , marſchirte den Lag darauf bis Wilkau und langte den 27. spät in der Nacht bei Berthelsdorf unweit Herrnhut an. Die Armee wurde in ganz enge Kantonnirungen gelegt und hatte am 28. nach einem neuntägigen , sehr anstrengenden Marsche den ersten Ruhetag .

Um 29. legte der König die Truppen weiter

auseinander und nahm ſein Hauptquartier in Görliß ; der Feind , von der

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Avantgarde verfolgt , zog über Hirschfeld , Zittau und Gabel in größter Eile und Unordnung nach Böhmen , nachdem er viele Verluste an Bagage und Gefangenen erlitten und nirgends Stand gehalten hatte. Der König beschloß nunmehr , der Armee etwas Ruhe zu gewähren, und theilte sie in 4 Korps. Dasjenige , bei welchem sich das Regiment Graf Geßler befand , wurde von dem Generallieutenant du Moulin be fehligt und in und um Lauban verlegt. Diese Ruhe war indeß nur von kurzer Dauer , denn schon am 13. December langte die Avantgarde eines in Eilmärschen aus Böhmen vordringenden Oesterreichischen Korps in der Gegend von Dresden an.

Der König zog seine Armee bei Camenz zu

ſammen und schickte einen Theil derselben nach Meiſſen zu dem Fürsten von Anhalt- Dessau , damit dieser die Sachsen schlagen könne, ehe die Desterreicher sich mit ihnen vereinigten. Mit den übrigen Truppen , zu denen das Regiment Geßler gehörte , marſchirte er am 14. December von Camenz nach Königsbrück und am 15. , an welchem Tage der Fürst von Dessau die Sachsen bei Kesselsdorf wirklich schlug , bis Meissen , worauf er sich am 16. bei Wilsdruf mit dem Fürsten vereinigte.

Da ein Gerücht

ging , daß die Oesterreicher und Sachsen die Scharte von Kesselsdorf aus wehen wollten : so ließ der König am 17. die vereinigte Armee auf die Anhöhe bei Kesselsdorf und Bennerich, jenseit des Schlachtfeldes rücken, um gegen etwaige Angriffe gerüstet zu sein ; als er aber erfuhr, daß die Feinde bis in die Gebirge zwischen Pirna und Dippoldswalde zurück gewichen , wendete er sich auf Dresden , das sich am 18. December ergab. Die Armee ſollte nunmehr die Winterquartiere in Sachsen beziehen. Das Regiment Geßler marschirte zu diesem Behufe am 19. und 20. nach Oschat und Gegend ; indeß führten durch Englands Vermittelung die be reits einigemale abgebrochenen Friedensunterhandlungen schon am 26. De cember zu dem Frieden von Dresden , in welchem Oesterreich Schlesien zum zweiten Male an den König abtrat , dieser dagegen den Großherzog Franz als Kaiser anerkannte.

Sachſen erseṭte einen Theil der Kriegs

kosten ; dagegen erhielten die Preußischen Regimenter den Befehl, das Land zu räumen und ungeſäumt in ihre Standquartiere zu gehen. Das Regiment Graf Geßler sollte dieselben in Oberschlesien erhalten, und zwar in Neustadt und Gegend , wobei dem Regiments - Chef über Lassen blieb, diejenigen Städte auszuwählen , welche er für geeignet hal ten würde. Am 28. December brach das Regiment von Oschaß auf und ging über Meissen, Bauten , Löwenberg , Goldberg , Jauer, Frankenstein und ( 1746.) Münsterberg zuerst nach Neiſſe , wo es am 30. Januar 1746 eingetroffen , in den umliegenden Dörfern einquartirt und im Laufe des

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Februars demobil gemacht wurde. Hier langte auch der erbetene Abschied des Staabsrittmeisters von Wegener an , welcher unterm 21. Januar aus gefertigt war. Der Lieutenant von Tettau , bisher Adjutant des General lieutenants Grafen Geßler , wurde nach seinem Patent in das Regiment einrangirt. Der Generallieutenant Graf Geßler war dem Regiment vorangeeilt und hatte außer Neustadt , als dem Staabsquartiere , noch Zülk , Ober glogau und Ziegenhals als Garnisonen für dasselbe bestimmt. Da aber in den kleinen Städten von Oberschlesien damals das Slavische Element mit all seinen Mängeln noch sehr vorherrschend war : so wurden zunächſt Einrichtungen zur Aufnahme der Kompagnien in den verſchiedenen Gar nisonen nothwendig , so daß dieselben nicht sofort belegt werden konnten, sondern das Regiment zum größten Theile in den umliegenden Dörfern kantonniren sollte. Am 26. März brach man aus der Gegend von Neiſſe auf und marſchirte nach den Kantonnirungen bei Neustadt, in welcher Stadt nur der Staab und 2 Kompagnien untergebracht werden konnten. Die übrigen Kompagnien kamen nach Buchelsdorf, Pramsen , Riegersdorf, Leuber und Dittmannsdorf. Die Kompagnie - Chefs , mit denen das Regiment einrückte , waren : der Generallieutenant Graf Geßler, " Oberstlieutenant von Blanckensee, von Wedell, "1 "

"

Major von Bandemer, "/ "I von Platen, ,, " Rittmeister von Flanß,

"

"

"1 "1

" "

" Staabsrittmeister waren :

von Stosch, von Puttkammer, von Witte und von Münchow.

von Ogynski, von Legat und

von Boyen. Eine vollständige Rangliste des Offizier - Korps aus der Periode der beiden Schlesischen Kriege konnte leider nicht mehr aufgefunden werden.

207

Zweiter

Abschnitt.

Vom Ende des zweiten Schlesischen bis zum Ende des fiebenjährigen Krieges.

1

Von 1746 bis

1763,

Um 27. März 1746 rückte das Regiment in seine Kantonnirungen ein und bekam hier die Kabinets - Ordre von demselben Datum, durch welche der Lieutenant von Störning verabschiedet, der Cornett Graf Geßler zum Lieutenant, der Fahnenjunker von Thilau zum Cornett befördert wurde. Unter dem 24. Juni d . I. wurde der Cornett Doblin zum Lieu tenant und ein Herr von Zedlih zum überzähligen Lieutenant ernannt ; am 25. November erhielt der Rittmeister von Dollen und der Cornett von Trzebinski den Abschied ; indeß blieb der Erstere noch bei dem Re giment , und der König genehmigte auf die Vorstellung des Regiments Chefs, daß er vorläufig extraordinair verpflegt werden dürfe. Seine Kom pagnie erhielt aber unterm 9. December der Rittmeister von Münchow, während der Lieutenant von Legat zum Staabsrittmeister , der Fahnen junker von Pilichowski zum Cornett ernannt wurde. Unter dem 28. De cember erhielt der Staabsrittmeister von Pilcherziem seine Dimiſſion ; der Lieutenant von Boyen wurde Staabsrittmeister , der Cornett von Boyen Lieutenant und die Fahnenjunker von Blanckensee und von Bronikowski Cornetts. Die Einrichtungen zur Aufnahme der Kompagnien in den Städten verzögerten sich das ganze Jahr hindurch und wurden erst mit dem Früh (1747.) jahr 1747 beendet. Gegen Ende des Monats März rückten die Kompagnien in ihre Garnisonen ein , und zwar am 22. März die Kompagnie des Oberstlieutenants von Blanckenſee in Zülk , die des Ma jors von Platen und des Rittmeisters von Flanß in Ober - Glogau und die des Rittmeisters von Witte in Neustadt; am 25. März die Kom pagnie des Oberstlieutenants von Wedell und die des Rittmeisters von Münchow in Oberglogau , am 27. die Leibkompagnie, die Kompagnie des Majors von Bandemer und die des Rittmeisters von Puttkammer in Neustadt, und endlich am 28. die Kompagnie des Rittmeisters von Stosch in Ziegenhals . Diese Dislocation war so , daß das ganze Re giment auf erhaltene Ordre in einem Tage bei Neustadt verſammelt wer= den konnte.

208

Unter dem 24. März wurde der Generallieutenant Graf Geßler zum General der Kavallerie, der Oberstlieutenant von Blanckensee zum Ober ſten und der Major von Platen zum Major befördert. Der Oberst von Blanckensee erhielt ſein Patent vom 8. Juni. Um dieselbe Zeit deſertirte der Cornett von Bronikowski nach Polen. Die Friedensübungen , denen man nun mit großem Eifer oblag, waren sehr verschieden von denen vor den Schlesischen Kriegen , da sie vor allem die Kriegsbrauchbarkeit im Auge hatten.

Ausgezeichnete Gewandt

heit im Felddienst und im Manoeuvriren wurde das gemeinſchaftliche Ziel, aber eben deshalb weder die Disciplin , noch die Elementartaktik, weder die Regelmäßigkeit und Propretät des Anzuges , noch die Pflege der Pferde vernachläßigt.

Der Wetteifer der verschiedenen Regimenter in dieser Hin

ficht war außerordentlich und mußte um so mehr zu günstigen Erfolgen leiten , als die Kriegserfahrung des bei weitem größten Theils der Offi ziere der Vervollkommnung in der Taktik und Manoeuvrirfähigkeit des Heeres förderlich war. Bei großer Strenge in den kleinſten Details des Dienstes machte man doch den richtigen Unterschied zwischen dem Wesent= lichen und Unwesentlichen. Die Pünktlichkeit und Ordnung in Erfüllung aller Dienstpflichten war jest nur Mittel für den höheren Zweck, und so entfernte man von selbst alle Pedanterie, welche von der entgegengeseßten Ansicht ausgeht und daher den Zweck in der Regel verfehlt. Der Generalmajor von Zieten und der in Trebnih garnisonirende Major von Seydlik , von dem Huſaren - Regiment von Nahmer , gingen hierin der ganzen Kavallerie als leuchtende Muster voran und wurden so, unter dem Schuße des großen Königs , deſſen eigene Thätigkeit und rű stiges Wirken den Maaßstab für den Diensteifer der Armee gab, ―――― die Schöpfer einer neuen Aera der Preußischen Kavallerie, welche bald mit beispielloser Kühnheit im Reiten die größte Gewandtheit im Gebrauch der Waffen, die seltenste Umsicht und Fertigkeit im Manoeuvriren verband. Die jährliche Zusammenziehung der Regimenter zu vierwöchentlichen Ue bungen, denen der König selbst schon im Jahre 1747 in Schlesien bei wohnte, thaten hierzu das Ihrige , und die im Jahre 1748 angeordneten großen jährlichen Revuen in Potsdam , denen die Regiments - Chefs und einige der ältern Offiziere jeben Regiments beiwohnen mußten , trugen unter der eigenen oberen Leitung des Monarchen zur Gleichförmigkeit der Uebungen und zur allgemeinen Verbreitung seiner Ideen und Grundsähe wesentlich bei. In diese Zeit fallen die ersten Versuche im Deployiren großer Ko lonnen, sowohl bei der Infanterie als Kavallerie , welche in den späteren Feldzügen so oft entscheidend wurden.

Auch scheint von hier aus der

209

bisher noch zuweilen schwankende Gebrauch festgestellt und zur Norm ge macht worden zu sein , anstatt der Kompagnie die Escadron als taktiſche Einheit bei der Kavallerie zu betrachten. Die Rekrutirung geschah theils durch die Lieferungen aus den Kan tons und der Königlichen Werbekommiſſion , theils durch Einstellung von Freiwilligen ; die Remontirung aber durch die vom Staate in Polen an gekauften Pferde, oder durch eigene Ankäufe , welche besonders für das Regiment Graf Geßler , bei dem tüchtigen Pferdeschlage um Neisse , Mün sterberg und Frankenſtein , in Anwendung kamen. 1750.

Das Jahr 1750 wurde gleich anfangs durch ein unglück

liches Ereigniß bezeichnet.

Im Februar fiel der Rittmeister von Stoſch in

Ziegenhals im Duell auf Degen gegen den Lieutenant von Kleist , deſſen Renommée nicht besonders gewesen zu sein scheint. Wenigstens entleibte sich derselbe bald darauf, und der Cornett von Polent , welcher ebenfalls in diese traurige Angelegenheit verwickelt war , wurde unterm 21. März verabschiedet. Die vacante Kompagnie erhielt unterm 10. April der Ritt meister von Ogynski ; der Lieutenant von Röder wurde Staabsrittmeister, die Cornetts von Gottberg und von Zihwih Lieutenants, und die Fahnen junker von Heugel , von Cronhelm und von Neefe Cornetts. Am 21. Sep tember bekam der Oberstlieutenant von Wedell als Oberst seine Dimiſſion und der Rittmeister von Legat dessen Kompagnie; der Rittmeister von Flans wurde zugleich zum Major , der Cornett von Thielau zum Lieu tenant und der Fahnenjunker von Tschammer zum Cornett, unterm 23. September aber der Lieutenant von Boyen zum Staabsrittmeister ernannt. In Folge eines Sturzes mit dem Pferde wurde noch in diesem Jahre der Rittmeister von Boyen I. Halbinvalide und durch Kabinets - Ordre ( 1751.) vom 13. April 1751 als Kapitain in das Grapesche Gar nison - Bataillon verseht.

Unterm 16. desselben Monats wurde der Kadett

von Bismark als Cornett in das Regiment eingestellt und am 30. der Cornett von Zedlig zum Lieutenant befördert. Da der Rittmeister von Witte im April in Neustadt gestorben war : so ertheilte der König am 10. Mai dem Rittmeister von Röder die Kom pagnie, und beförderte zugleich den Lieutenant von Zastrow zum Staabs rittmeister, den Cornett von Pilichowski zum Lieutenant und den Fahnen junker Krug von Nidda zum Cornett ; am 21. December aber wurde der verdienſtvolle Chef des Regiments , Graf Geßler , zum General - Feldmar schall ernannt und außerdem mit einer persönlichen Zulage von 1000 Rthlrn. begnadigt. 14

210

1752.

Unterm 17. Februar 1752 versehte der König den Oberst

lieutenant von Platen als Kommandeur zu dem Regimente Baireuth Dragoner und beförderte den Rittmeister von Puttkammer zum Major, während der Rittmeister von Boyen die vacante Kompagnie erhielt. Unterm 3. März wurde der Lieutenant von Hoverbeck Staabsritt meister , der Cornett von Blanckensee Lieutenant und der Fahnenjunker von Dieringshoven Cornett , unterm 21. September aber der Rittmeister von Münchow Major und der junge Graf Geßler als überzähliger Cornett in das Regiment eingestellt. 1753.

Die nachstehende Rangliste giebt eine genaue Uebersicht

von dem Offizier - Korps des Regiments im Januar 1753 , dessen Stand bis gegen das Ende des nachfolgenden Jahres unverändert blieb. Rangliste von dem Graf Geßler'schen Regiment Kürasßer. General-Feldmarschall Friedr. Leop. Grafv. Geßler 1751 den 21. December. Oberster Christian Friedrich von Blanckensee ..... 1747 "I 8. Juni . Major Joachim Heinrich von Bandemer ...... 1745 "1 10. Mai. 1750 "I 21. December. Chort Friedrich von Flanß ...... "/

"I

"/ 17. Februar. "I 17. Septbr. "/ 19. Oktober. "I 9. December.

Joachim Heinrich von Puttkammer .... "/ Otto Friedrich von Münchow ...... .. Rittmeister Johann Dietrich von Ogynski ..... WulffFriedrich Wilhelm von Legat . " Friedrich Wilhelm von Roeder ..... " Karl Andreas von Boyen..... "

1752 1752 1741 1746 1750 1750

Staabsrittmeister Asmus Lorenz von Zastrow .. " Reinhold von Hoverbeck .... Lieutenant Ernst Christoph von Hohendorff ... …. "/ Karl Ludwig von Manstein .... .. .... Johann Abel von Tettau .. "

1751 1752 "/ 3. März. 1742 "I 24. Mai.

" "I " "1

"1

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==

"

1745

10. April. "/ 14. Septbr . " 10. Mai. "

"/ 26. Juli.

Karl Friedrich von Hoverbeck ....... 1745 "/ 11. Oktober. Wilhelm Leopold Graf von Geßler ... 1746 "/ 27. März. ... 1746 ,, 24. Juni. George Heinrich von Doblin ... 1746 "I 28. December. Siegfried Daniel von Boyen Gottfried Ernst von Gottberg .... • 1750 "I 10. April. Johann Boguslav von Zihwik . Gottlob Sigismundus von Thielau .. 1750 "1 21. Septbr. Conrad Sigismundus von Zedlih .... 1751 "1 30. April. Johann Leopold von Pilichowski ..... 1751 " 10. Mai. George Christian von Blanckensee .... 1752 "

3. März.

211 Cornett Gustav Wilhelm von Heugel . .. Ernst Andreas von Cronhelm "I ... Heinrich Ernst von Neefe ..... "1

"1 "/ "/

"1 "1

1750 den 10. April.

1750 "I 21. Septbr. . Heinrich Wilhelm von Tſchammer ...... Karl Alexander von Bismark ... .. 1751 "I 16. April. Karl Phil. Friedr. Ludw. Krug v. Nidda 1751 "1 10. Mai. Ernst Christoph von Dieringshoven ..... 1752 ,, 3. März. ... 1752 " 17. Septbr. Friedrich Graf von Geßler .

Den 3. Januar 1753. (L. S. ) gez. von Blanden see. Der Oberstlieutenant von Puttkammer , Kommandeur des Regiments von Wartenberg Husaren, derselbe, welcher bis zum Jahre 1746 bei dem Regiment Geßler gestanden , hatte sich in dieser Zeit durch die Ausbildung des Regiments von Wartenberg einen großen Ruhm erworben, und der ( 1754.) König befahl im Jahre 1754 , daß von jedem Kavallerie Regimente einige ältere Offiziere der Revue und Waffenübung dieses Re giments bei Bernſtadt in Schlesien beiwohnen ſollten. Von dem Regimente Graf Geßler wurden dazu kommandirt der Oberst und Kommandeur von Blanckensee , der Major von Puttkammer und der Rittmeister von Legat. In diese Zeit scheinen auch mehrere Veränderungen in der Bekleidung zu fallen , z. B. die Einführung der Säbeltaschen bei den Küraſſieren, nach dem Beispiel der Husaren , und die Umänderung der bisher hell blauen Einfassung der Kürasse bei dem Graf Geßlerschen Regiment in roth.. Die Säbeltaschen wurden an der linken Hüfte mit 3 kurzen Nie men von dem Säbelkoppel getragen, und waren bei dem Regiment Graf Geßler hellblau , mit der weiß und blau gewürfelten Borte befeßt, der Namenszug des Königs in Kameelgarnschnur aufgenäht. taschen war dieser Besah in Silber.

An den Offizier

Zu der jährlichen Revue wurde das Regiment in der Regel vom Ende Juli bis Ende August bei Neustadt verſammelt und kantonnirte dann zum Theil in den umliegenden Dörfern. Nahm der König ſelbſt die Revue ab , wie es 1754 der Fall war , so kam er gewöhnlich in der leh ten Hälfte des Monats Auguſt. Zur Personalchronik des Regiments ist von diesem Jahre folgendes zu erwähnen : unter dem 8. September , nach der Revue vor dem Könige, wurde der Oberst von Blanckensee Generalmajor und Chef des bisherigen Schwerinschen Dragoner - Regiments , der Major von Bandemer Oberst lieutenant und Kommandeur des Regiments , und der Major von Mün chow als Oberstlieutenant verabschiedet ; unterm 23. September der Ritt 14 .

212

meister von Ogynski Major , die Lieutenants von Hohendorff und von Manstein Staabsrittmeister , die Cornetts von Heugel und von Cronhelm Lieutenants und die Standartenjunker *) von Brandenſtein und von Bordk Cornetts ; der Rittmeister von Zastrow erhielt zugleich die Münchowsche, der Rittmeister von Hoverbeck die Blanckenseesche Kompagnie. Bereits am 22. März war die Kompagnie des Rittmeisters von

Legat, welche im Jahre 1753 mit der Kompagnie von Ogynski die Gar nisonen getauscht hatte , von Ziegenhals nach Neustadt verlegt worden, da man anstatt Ziegenhals künftig Falkenberg mit einer Kompagnie be legen wollte. Aber auch hier wurden Einrichtungen zur Aufnahme der Garnison nöthig, und so rückte erst am 18. September der Rittmeister von Röder in Falkenberg ein. Da indeß auch diese Stadt nur sehr mangel hafte Ställe hatte und in Ober- Glogau 4 Kompagnien ebenfalls zu eng lagen : so wurde Krappig als eine Garnison des Regiments ausgewählt und sollte mit 2 Kompagnien belegt werden , für welche indeß ebenfalls erst die nöthigen Einrichtungen getroffen werden mußten. Es fand daher ( 1755.) im Jahre 1755 für den größten Theil der Kompagnien des Regiments , theils im Frühjahr , theils im Herbst, eine Umquartierung ſtatt, und zwar in folgender Art : am 22. März rückte die Leibkompagnie unter dem Befehle des Lieutenant Doblin von Neustadt nach Zülh , dagegen die Kompagnie von Röder von Falkenberg nach Neustadt ; am 27. März die Kompagnie von Ogynski unter dem Lieutenant von Zigwig von Ober Glogau , und die Kompagnie von Hoverbeck von Zülk , beide nach Neu stadt. Erst nach der Revue konnte dagegen Krappik belegt werden , und es rückten am 22. September die Kompagnie von Puttkammer unter dem Staabsrittmeister von Hohendorff von Neustadt , die Kompagnie von Za= strow von Ober- Glogau in Krappig ein. Die Kompagnie des Majors von Flanß unter dem Staabsrittmeister von Manstein und die Kom pagnie von Boyen blieben in Ober- Glogau , eben so der Staab und die Kompagnie von Bandemer unter dem Lieutenant von Tettau in Neustadt. In diesem Jahre wiederholten sich die Uebungen des Regiments von Wartenberg unter dem Oberstlieutenant von Puttkammer , und es wurden von dem Regiment Graf Geßler der Major von Flanß und der Rittmei ster von Röder dorthin kommandirt. Die Lieutenants von Thielau und von Zedlig erhielten im Oktober d. I. die erbetene Dimiſſion.

*) Es ist zu bemerken , daß der Ausdruck „ Standartenjunker “ hier zum ersten Male in einer Kabinets Ordre , das Regiment Graf Geßler betreffend , vor kommt.

213

Indessen näherte sich der Zeitpunkt für neue Kriegsthaten , welche die Ueberlegenheit der Preußischen Kriegskunst und Tapferkeit fast gegen halb Europa, im Glücke wie im Unglücke , auf das glänzendste bewähren sollten. Preußen nahm eine Stelle in dem Staatensystem von Europa ein, welche weder der Kaiſerin Maria Thereſia , 'noch der Kaiſerin Elisabeth von Rußland gleichgültig war.

Jene, durch den Verlust von Schlesien

tief gekränkt , gab die Hoffnung nicht auf, den noch nicht sicher befestigten Einfluß Friedrichs II. wieder zu stürzen , und hatte bereits am 2. Juni 1746 mit der Kaiserin Elisabeth ein Schuß- und Trußbündniß geschlossen , deſſen geheime Artikel eine Gewährleistung der Wiedereroberung von Schlesien und Glah enthielten , im Fall der König den Dresdener Frieden durch einen Krieg mit Oesterreich, Rußland , Sachſen oder Polen brechen sollte. Die geheimen Bestrebungen , diesen Bruch herbeizuführen, waren Friedrich II. ( 1756.) nicht unbekannt ; er schloß daher am 16. Januar 1756 ein Bündniß mit England.

Oesterreich verband sich noch mit Frankreich, und

der König von Preußen rüstete ſich , seinen Feinden wie gewöhnlich durch Ueberraschung zuvorzukommen. Nachdem unterm 22. Mai der Oberstlieutenant von Bandemer wegen Invalidität als Oberst verabschiedet , unterm 28. Mai aber die Majors von Flanß und von Puttkammer zu Oberstlieutenants befördert und der Erstere zum Kommandeur des Regiments ernannt worden war , erhielt das Regiment Graf Geßler im Juni den Befehl, die Beurlaubten ein zuziehen und sich auf den Feldetat zu setzen, so daß es nach erhaltener Marschordre sogleich ausrücken könne. Während der König die nach Sachsen und Böhmen bestimmte Armee in Person befehligen wollte , erhielt der Feldmarschall Graf Schwerin das Kommando über die Truppen in Schlesien , welche 36 Bataillons und 60 Escadrons stark waren. Zu diesem Korps gehörte auch das Regiment Graf Geßler, doch war der Regiments- Chef für das Korps des Königs bestimmt. Das Regiment, welches um 10 Unteroffiziere vermehrt worden, sollte nach dem Etat stark sein : per Escadron 7 Offiziere , 14 Unteroffiziere, 2 Trompeter , 144 Gemeine , in Summa 167 Köpfe , 1 Feldscheer, 1 Kur ſchmied , alſo im Ganzen 35 Offiziere , 70 Unteroffiziere , 11 Spielleute, 720 Gemeine , Summa 836 Köpfe , außerdem 28 Unterſtaab , Feldscheerer und Kurschmiede ; es mankirten daher 2 Offiziere. Ein Theil des Schwerinschen Korps versammelte sich bei Franken stein ; jedoch blieb das Regiment Graf Geßler in seinen Standquartieren, da es erforderlichen Falls in einem Tage zu dem Korps stoßen konnte. Es wurde zur gewöhnlichen Zeit bei Neustadt zur Revue zusammengezogen,

214

welche der Feldmarschall Graf Schwerin abnahm. Hier langte auch die Kabinets = Ordre vom 21. August an , wodurch die Rittmeister von Legat und von Roeder zu Majors , der Lieutenant von Tettau zum Staabs rittmeister, die Cornetts von Bismark und Krug von Nidda zu Lieu tenants , die Fahnenjunker von Iſchammer und von Birkhan zu Cornetts ernannt wurden . Der Lieutenant von Pilichowski erhielt zugleich als nicht mehr felddienstfähig den Abschied und der Rittmeister von Hohendorff die Kompagnie des Obersten von Bandemer. Außerdem wurden von dem Feldmarschall Grafen Schwerin 3 Kabinets - Ordres in Abſchrift mitgetheilt. Diese enthielten :

noch

1 ) a. daß jedem Offizier 2 Rthlr. monatlich abgezogen und außer den 8 Rthlrn. Offiziers - Zulage dem Kompagnie - Chef gegeben werden sollten, wogegen dieser gehalten war , seinen Subalternen den Tisch während der Kampagne und so lange das Regiment im Felde ſei, zu geben ; b. daß die Kampagne auf 4 Monat gerechnet würde ; c. daß nur ein Kompagnie - Wagen mitgenommen werden solle; d. daß weder die Generals noch sonst Jemand Silberzeug mitneh men, sondern auf Zinn servirt werden solle ; e. daß jeder Kapitain eine kleine Tonne Essig mitzunehmen habe, welche Seine Majestät bezahlen wolle ; f. daß die Weiber dem Profos zur Aufsicht gegeben würden , um das Marodiren zu verhindern ; g. daß alle Offiziers ihren Jägern und Leuten Gewehr geben müßten, um es im Nothfall bei der Vertheidigung einer Wagenburg ge= brauchen zu können ; 2)

daß die Ausländer unter 20 Jahren und die Invaliden nach Bres lau geschickt werden sollten ;

3)

daß die Generals , nach dem einmal festgesetzten Princip, sobald die Regimenter mobil , Adjutanten zu sich nehmen und andere Offiziers in ihre Stelle vorschlagen müßten. In Folge dieser lehtern Ordre nahm der Feldmarschall Graf Geßler

den Rittmeister von Tettau wieder zum Adjutanten , und es schied derselbe nun von dem Regiment aus. Noch ging folgende allgemeine Lagerordnung ein , welche hier eine Stelle finden möge. „ Ordres , die bei Formirung der Armee ein vor allemal zu observiren sind.“ „ 1. Bei Einrückung in ein Lager müſſen gleich, wenn hohle Wege, Mo räste u. dergl. sich finden, in denen Linien Communikationes gemacht werden."

215

,,2.

Ein Generalmajor von der Kavallerie und einer von der In

fanterie find täglich vom Lage." ,,3.

Sobald in ein neues Lager eingerückt wird , kommen die Ma

jors du jour mit ihren Adjutanten zur Parole ins Hauptquartier." ,,4. Die Generalmajors vom Tage empfangen die Parole und Ordres vom kommandirenden General , in einem Standlager, Morgens um 10 Uhr ; Tages von Märschen aber , wenn die Armee ausgerückt ist , werden selbige an die Majors gegeben , die sie dann , wie gewöhnlich und nach dem Re glement, ins Lager an die Regimenter bringen." ,,5. In einem Standlager ziehen die Feldwachten und Brandwachten des Morgens nach dem Reglement um 9 Uhr auf, item das Piket , wie es das Reglement besagt. " ,,6. Die Generalmajors vom Tage visitiren des Nachmittags alle Posten und sehen nach , ob alles richtig und was bei der Parole befohlen, observirt wird.

Des andern Morgens , vor Aufziehung der Wachten, über

liefern sie alle Posten an ihre Succeſſores ; die abgehenden rapportiren bei der Parole an den kommandirenden Chef." ,,7. Die Reinlichkeit im Lager wird allen Kommandeurs bestens empfohlen ; die Cloaque werden alle 48 Stunden renoviret, und muß kein Unflath weder in, noch um den Regimentern gefunden werden . Die Herren Generalmajors müssen bei ihren Brigaden darauf und überhaupt auf die prompte Exekution von alle dem , was befohlen worden , sehen und reſpondiren. Wie auch die Herren Generalmajors du jour bei Viſitirung ihrer Posten und der Wachten darauf Acht haben und dafür repondiren müſſen." ,,8. Wenn die Armee in zwei Linien kampirt , thun die Obristen und Obristlieutenants die Rondes im ersten , die Majors vom Tage im zweiten Treffen , und rapportiren bei der Parole." ,,9.

Wenn die Armee marschiret, gehet der aufkommende General

major du jour von der Kavallerie mit der neuen Feldwacht zur Avant garde, mit dem General - Quartiermeister und Fouriers voraus , und decket selbige bei der Aussteckung des Lagers , und wenn die Tete der Armee angekommen ist, postiret er die Kavallerie - Feldwacht wie gewöhnlich, und instruiret sie, wo sie ihre Nachtposten hinsehen sollen. Der Generallieu tenant von der Kavallerie wird ein sorgfältiges Auge , bei Einrückung des Lagers , darauf haben , daß die Posten wohl genommen werden .“ ,,10. Die alte Feldwacht macht die Arriergarde. NB. Diese Wachten werden nach der Stärke des Korps kommandirt." 11. Wenn Brot und Fourage aus dem Magazin geholt wird, muß entweder zu dem Empfange ein Offizier oder der Regiments - Quar=

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tiermeister , auch nach Umständen der Auditeur kommandirt werden , und richtig über die empfangenen Rationes und Portiones quittiret werden.“ ,,12. Wenn Kommandos von der Armee , groß oder klein , ausgehen, und aus den Magazinen wegen Entfernung nicht mit Brot und Fourage verpflegt werden können , müssen sie sich selbige aus den betreffenden Städten liefern lassen und darüber quittiren." ,,13. Alle Excesse , vielmehr Raub und Plünderung , wird beim Strange, ohne Gnade , es seyen Soldaten , Knechte , Marketender oder Weiber, verboten.“ ,,14. Bei Märschen wird allemal befohlen werden , wie die Bagage fahren soll, auch wie die Weiber marschiren sollen . Erstern und Lehtern muß gleich Anfangs wohl eingeschärft werden , daß keiner aus seinem Rang fahren oder gehen und dem vorgesetzten Wagenmeister Gehör geben und bei schwerer Lebensstrafe pariren sollen." ,,15. Diejenigen Kaufleute , Schlächter , Brauer , so im Lager zu handeln Lust haben , sollen vom kommandirenden General Pässe nehmen, auf Vorweisung derselben werden sie ungehindert von allen Außenpoſten ins Lager ein- und ausgelaſſen. Ingleichen die , so mit glaubwürdigen Pässen von Magifträten , Schulzen und Gerichten mit Waaren ins Lager zu handeln kommen .

Diejenigen aber, so ohne Pässe ins Lager kommen,

werden vor verdächtig gesandt." ,,16.

gehalten

und ins Hauptquartier zum Eramen

Ein ordentlicher Marktplaß wird allemal im Lager von dem

General -Quartiermeister ausgesteckt und bei demselben die benöthigten Wachen gegeben, und müssen von denen Kaufleuten und Marketendern die Waaren nach der Tare , so vom Ober - Auditeur gegeben wird , mit Approbation des kommandirenden Generals verkauft werden." ,,17. So oft in ein neues Lager gerückt wird , werden bei der In fanterie sogleich von den Feldwachten Fleschen , so wie gewöhnlich , auf geworfen und die Kanonen darein gepflanzt. Kein Soldat, er sei wer er wolle, Offizier, Unteroffizier oder Gemeiner , muß sich außerhalb der Feld wachten ohne Paß finden lassen ; diejenigen , so dawider handeln , werden, nach den Umständen , als Deſerteurs angesehen und bestraft werden." ,,18. Die Kommandeurs der Regimenter haben dafür zu repondiren, daß alle gegebene und noch zu gebende Ordres bei ihrem Korps einem Jeden, er ſei Offizier , Unteroffizier oder Gemeiner , item Knechte, Mar ketender, Weiber und alles , was vom Korps dependirt , wohl publiciret werden, damit sich keiner mit der Unwiſſenheit entschuldigen könne." ,,19. Wann aus dem Lager nach Wasser , Stroh, Holz und der= gleichen zu holen die Nothdurft erfordert , ſo muß solches nicht anders,

217

als aus den affignirten Orten genommen werden , und werden allezeit Oberoffiziers und Unteroffiziers dazu kommandiret , die die Burschen aus und in das Lager führen und vor alle Desordres repondiren müſſen .“ ,,20. Der Park der Artillerie wird allemal zwischen beiden Linien in der Mitte sein Lager haben , und muß der Kommandeur derselben seinen Park dergestalt mit tüchtiger Wacht und Feldwachten versehen , damit keine Fremde hereinkommen und Schaden thun können .“ ,,Neisse , den 26. Auguſt 1756."

gez. Graf v. Schwerin ." Am 9. September rückte das Regiment Graf Geßler von Neustadt und den Kantonnirungen aus und marſchirte in die Gegend von Glaß, wo sich die Armee des Feldmarschalls Grafen Schwerin am 14. September in einem Lager bei Kniechwitz vereinigte.

Nach der Ordre de Bataille

von dieſem Tage lagerte das Regiment Geßler hier auf dem linken Flügel des ersten Treffens , zwiſchen den Regimentern Prinz von Schönaich und Wechmar unter dem Generallieutenant Prinzen von Schönaich und dem Generalmajor von Blanckensee. Beispielsweise sei es erlaubt , hier den Parolbefehl vom 15. Sep tember mitzutheilen , welcher manchen Blick in die damaligen Verhältniſſe der Truppen thun läßt. Parole: Glas , Feldgeschrei : Sebastian." ,,Morgen marschirt die Armee ; die 2 Bataillons Grenadiere, 200 Pferde von beiden Regimentern Dragonern , dazu kömmt der Oberstlieutenant von Leckom , 2 Kapitaine, per Regiment einer , 4 Subalternen , per Regiment zwei , 10 Unteroffiziere, per Escadron einer. Dieſe marſchiren mit Tages anbruch voraus nach Reinerz , logiren sich oder kampiren daselbst , wie sie können , dependiren sodann von der Ordre des Generalmajors von War tenberg , welchen sie daselbst vor sich finden werden.

Das Brot, so viel

fie heute empfangen haben , wird mitgenommen .“ ,,Die ganze Kavallerie erhält heute so viel Hartfutter, daß sie den 16. und 17. mit auf die Pferde haben. Für Rauchfutter ist gesorgt mor gen, wo sie hinkommen." „Die Quittungen über Brot und Fourage müſſen ein vor allemal von dem Kommandeur der Regimenter unterschrieben seyn , und wenn bis hero wider Ordre hieſelbſt von den Regiments - Quartiermeiſtern oder Au diteurs quittirt worden , müssen die Quittungen sogleich zurückgenommen und andere gegeben werden , und soll solche Confusion in Zukunft unter bleiben." „Der Kapitain von Giese geht morgen mit dem Detaſchement voraus und dependirt von der Ordre des Generalmajors von Wartenberg."

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,,Um 5 Uhr Generalmarsch , um halb 6 Uhr Vergatterung , um 6 Uhr Marsch.

Das vorausgehende Kommando Grenadiere und Dragoner ver

sammelt sich mit Anbruch vom Tage an der großen Landstraße , der rechte Flügel bei Buddenbrock , und sobald es formirt ist , marſchiren 100 Pferde vor und 100 Pferde hinter denen Bataillons Grenadiere.“ „ Der Dragoner ſchwere Bagage , so sie auf den Pferden haben, laſſen sie bei den Regimentern zurück." ,,Die Grenadier - Bataillons - Bagage folget immediate auf der sämmt lichen Generals ihre Bagage." ,,Bei denen Regimentern aber bleibet keine Bagage, als des Kom mandeurs Chaise und der Staabswagen mit der Regimentskasse." ,,Die große Bagage versammelt sich vom rechten und linken Flügel an beiden Seiten des großen Weges mit Anbruch des Tages , und muß die Abfuhr an beiden Seiten planirt werden , daß sie nach dem Rang der Regimenter auf beiden Seiten , wie sie kampiren , einfahren , und der Ar tillerie und Generals - Bagage folgen können , und in der Ordnung , wie die Regimenter rechten und linken Flügels defiliren , die Bagage von Bud denbrock rechten Flügels , dann vom linken Flügel die Bagage von Geß ler, Kyau , Schönaich , Blanckensee u. s. w.“ ,,Die Brotwagens bleiben im Train ihrer Regimenter , und wird zu Führung der Bagage 1 Kapitain und 2 Subalterne kommandirt von der Armee, die sich bei dem General-Adjutanten von Platen melden und von ihm ihre völlige Abfertigung erhalten werden.“ „Die Regiments - Quartiermeister , Fouriers und Schützen von denen Regimentern versammeln sich an der großen Straße früh um 4 Uhr. Und da Se. Excellenz der kommandirende General - Feldmarschall wahrgenom= men , daß die Regiments - Quartiermeisters mit ihren Fouriers und Schützen gar negligant marschiren , so wird denen Ingenieurs , dem Oberstlieutenant von Wrede und Major Embers aufgegeben , auf ihre Conduite und Ord nung im Marsch wohl Acht geben und sie in Reih und Gliedern nach der Ordnung ihrer Regimenter marschiren zu lassen , damit sie an dem Orte, wo das Lager abgeſtochen wird , in Ordnung bei der Hand ſind.“ ,,Die Armee marſchiret in 4 Kolonnen. Der linke Flügel der Ka vallerie marschiret zwischen Nieder - Schweldorf und Alt-Wilmendorf, immer auf der Höhe gegen Alt- Heide." ,,Die Infanterie formiret eine Kolonne und marschiret rechts ab, wie solches linker Hand der Reinerzischen Straße abgesteckt ist, und bricht oberhalb Nieder - Schweldorf über die allda gemachte Brücke durch das Dorf. Die Artillerie und sämmtliche Bagage hält die Reinerzsche Land straße , und wenn sie an das Lager kömmt , wird sie rechter und linker

219

Hand Communikation finden , die Artillerie nach ihrem Park und die Ba gage nach ihren Regimentern.

Der rechte Flügel der Kavallerie marſchirt

rechts ab und bleibet rechter Hand dieser Landstraße, wie solches mit Stangen markirt worden , und decket die Bagage." ,,Das Hauptquartier ist morgen in Wallischforth.

Der Oberstlieu

tenant von Wrede muß 4 Jägers instruiren , wie sie die 4 Kolonnen zu führen haben. Die neuen Feldwachten , aus 200 Pferden bestehend, ver sammeln sich mit den Regiments - Quartiermeisters , unter Kommando des aufkommenden Generalmajors du jour , wozu das Grenadier - Bataillon von Borsdorf kömmt , und formiren die Avantgarde.

Dieses Bataillon

kampiret bei dem Hauptquartier und giebt bei dem Feldmarschall die Wacht. Die übrigen Herrn Generals nehmen ihre Wachten nach dem Reglement. Die alte Feldwacht machet die Arriergarde hinter alles und muß nichts zurücklassen. Alle Packpferde bleiben bei den Regimentern und muß keines voraus, noch zurückbleiben. Die Offiziers , so bei der Bagage kommandirt ſind , müſſen ſorgfältig Acht haben , daß die Wagens in ihrer Ordnung dicht auf einander fahren . Die Bagage wird von dem Auditeur jedes Regiments geführt ein vor allemal , und die Kapitaine und Offiziere , ſo bei der Bagage kommandirt ſind , müssen darauf sehen , daß alles richtig und ordentlich folget. Bei die Wagens , so heute Abend das Brot vor das Hautcharmoische Korps holen , kömmt per Regiment 1 Offizier, 2 Un teroffiziere, und per Kompagnie 2 Mann , nebst 1 Offizier vom ganzen Korps , um sie morgen ins Lager zu bringen. Zur Arriergarde der Ba gage giebt die Infanterie 1 Kapitain , 2 Subalterne, 100 Gemeine , mit gehörigen Unteroffiziers.

Sie versammeln sich bei der Bagage und folgen

auf die alte Feldwacht. Die Weiber müſſen in der Mitte der Bagage bleiben und nicht rechter oder linker Hand aus der Kolonne laufen. Alle Bagage, so in der Stadt ist, muß morgen in aller Frühe herausfahren und so auf der großen Straße halten bleiben , daß die Artillerie Plah hat und vorweg kann , außer des Feldmarschalls Chaise und 2 Packwagen , so vor der Artillerie fahren. Desordre verboten.

Bei Lebensstrafe wird

alle Plünderung und

Die Feldwachten bei der Infanterie , item Brand

wachten , werden auf 300 Schritte vor und zurücke gestellt.

Der Soldat,

so aus dem Regimente bei die Feldpost kömmt, wird sofort als verdächtig arretirt und des andern Tages mit 10mal Spießruthen bestraft , und über den Offizier und Unteroffizier soll Kriegsrecht gehalten werden , so ihn durch die Chaine läßt. Ulle Kranke, ſo nicht marſchiren können , werden heute ins Lazareth gebracht.

Bei der Kavallerie , so in Kolonnen aparte

marschirt, wird eine Avantgarde von 1 Offizier mit 40 Pferden detaſchiret ; derselbe detaſchiret wieder 1 Unteroffizier mit 12 Mann , und von die

220

12 Mann werden 3 Patrouilleurs , einer hinter dem andern genommen, und eben so wird die Arriergarde gemacht. Und giebt das Regiment, so vorn marſchiret , die Avantgarde , und so hinten , die Arriergarde. Außer= dem giebt jedes Regiment zu Seitenpatrouillen 1 Offizier mit 40 Pferden, davon bleibt der Offizier in der Mitte vom Regiment mit 16 Pferden, 1 Unteroffizier 12 Mann vorne an der Lete der Leib - Escadron , und die andern Unteroffiziers mit 12 Mann bei der 5. Escadron , welche dann wiederum Seitenposten detaſchiren , die das Pistol, und das Ganze den Karabiner aufgenommen haben.“ „Du jour iſt morgen Generalmajor von Stechow , Obrister von Win terfeldt, Obristlieutenant von Puttkammer , Major von Ogynski. “ „Zur Feldwacht Major von Legat , 2 Kapitains giebt Buddenbrock und Geßler, 5 Subalternen giebt Buddenbrock, Kyau , Schönaich , Blan ckensee und Stechow ; 15 Unteroffiziere , per Regiment 2 , Schönaich , Blan= censee, Stechow 3 ; 200 Pferde , per Regiment 33 , Kyau , Schönaich 34. Piket, rechter Flügel, 1 Kapitain giebt Blanckensee , per Regiment 1 Subal tern , 1 Unteroffizier 20 Gemeine ; linker Flügel , 1 Kapitain giebt Geß ler, per Regiment 1 Subaltern , 2 Unteroffiziere , 20 Gemeine." „Morgen früh ist Exekution bei Hautcharmois , und wird ein Deser teur, so durch die Neiſſe gegangen , gehangen." Diesem Parolbefehle gemäß rückte das Korps am 16. in das Lager bei Wallisfurth , eine Meile hinter Glak , und am 17. in 3 Kolonnen in das Lager bei Reinerz . Dieser lettere Marsch , obwohl er nicht groß war, wurde doch den Truppen sehr beschwerlich. Es regnete von früh bis in die Nacht unaufhörlich, und die Wege in den Bergen waren außerordent ich schlecht. Der größte Theil der Bagage konnte seine Regimenter nicht erreichen , noch finden , und eine große Anzahl Wagenpferde war gefallen. Im Lager konnte weder Holz noch Stroh herbeigeschafft werden, und alles lag in Näſſe und Morast , Menschen und Vieh. Am 18. wurde Ruhetag gehalten. Am 19. ging man bis Sackiſch bei Lewin, am 20. über Nachod bis gegen Neustädtel ins Lager bei Na horzan , am 22. aber in 4 Kolonnen längs der Mettau , Skaliz und Ja= romirz rechts lassend , gegen Schmirsiz. Die ganze Kavallerie des linken Flügels , wozu das Regiment Graf Geßler gehörte , bildete die vierte Kolonne. bei am 22. September 1756. ) Die Avantgarde, wobei 1 Offizier und 40 Pferde von dem Regiment Graf Geßler , hatte bei Wilke , zwiſchen Jaromirz und Schmirsiß ein hartnäckiges Gefecht mit dem Feinde , der, nach einem be deutenden Verluste, bei Schmirsiß über die Elbe ging und die Brücke abbrach, die aber sogleich von den Preußen wieder hergestellt wurde. Hierauf rückte man noch an demselben Tage in das Lager bei Aujeſt.

221

Der rechte Flügel erstreckte sich bis gegen Schmirsih , der linke bis an Opotschna ; die Dörfer Soaliſch , Schiebus und Aujest lagen dicht vor der Front. Die feindliche Armee unter dem Fürsten Piccolomini ſtand jenſeit Königingräs zwischen der Elbe und dem Adlerfuße , so daß Königingrät vor dem rechten Flügel lag. Ihr Lager war so verschanzt, daß nichts gegen dasselbe unternommen werden konnte ; man blieb daher ruhig ste= hen und fouragirte auf allen Dörfern , zuweilen bis unter die feindlichen Kanonen. Um 5. Oktober rückte die Armee aus , marſchirte nahe vor dem feind lichen Lager auf und schoß mit 64 Kanonen und einer dreimaligen Salve durch die ganze Armee mit Kugeln gegen dasselbe. Dies geschah zur Feier des von dem Könige am 1. Oktober bei Lowoſit erfochtenen Sieges, wobei der General - Feldmarschall Graf Geßler mit großer Auszeichnung die ganze Kavallerie kommandirt hatte. Da die Witterung immer ungünstiger wurde und nichts mehr zu unternehmen war : so brach die Armee am 21. Oktober aus dem Lager bei Aujest auf und marschirte bis Jaromirz zurück , wo sie 3 Tage stehen blieb und von hier am 25. bis

Skalih rückte.

Um 26. zeigte sich ein

feindliches Korps von 8000 Mann vor dem rechten Flügel. Das Lager wurde daher sogleich abgebrochen , die Feld- und Brandwachten blieben stehen und die Bagage wurde dabei gelaſſen , die Armee aber rückte kampf lustig dem Feinde entgegen . Da dieſer ſich eilig zurückzog , so folgte man ihm eine Strecke , ging aber, da er nicht Stand hielt, wieder in das Lager zurück und blieb hier noch einige Tage stehen ; die Bagage wurde jedoch schon am 27. nach Glaß vorausgeschickt. Am 29. ging man bis Reinerz ins Lager.

In den dichten Wäldern und Gebüschen , die man

paſſiren mußte , hatten sich mehrere Abtheilungen Kroaten versteckt, die der Armee seitwärts gefolgt waren , ohne jedoch dieser einen erheblichen Scha den zufügen zu können . Um 30. rückte man bei Wallisfurth und am 1. November bei Glah ins Lager; aber schon am 2. November brach die Kavallerie nach Schlesien auf, um die Winterquartiere zu beziehen. Regiment Graf Geßler erhielt dieselben im Brieger Kreise.

Das

Der Staab

und 2 Kompagnien kamen nach Alzenau , 4 Kompagnien nach Pogarell, 2 nach Johnsdorf und 2 nach Schönfeld . Das Hauptquartier des Feld marschalls war in Neisse , wurde aber gegen das Frühjahr des nächsten Jahres nach Schweidnitz verlegt. Durch Kabinets - Ordre vom 31. Oktober waren befördert worden : Lieutenant von Hoverbeck (für Tettau) zum Staabsrittmeister , Cornett von Dieringshoven zum Lieutenant , Fahnenjunker von Schroetter zum Cornett.

222

Zur Deckung des in dem Feldzuge dieses Jahres entstandenen Man kements wurden zum Theil auch die am 16. Oktober bei Pirna gefan genen Sachsen verwendet , welche der König in der Armee vertheilt hatte. Das Regiment Graf Geßler erhielt davon 25 Mann , welche von dem Regiment Baireuth - Dragoner, bei dem sie bisher attaschirt gewesen wa ren , nun hierher geschickt wurden. 1757.

Unter dem 12. Januar 1757 wurden die Fahnenjunker

von Seidlik , von Stach ,

von Tschammer , von Wildenhain und von

Otterstädt zu Cornetts befördert , am 1. Februar aber die Etats der Kü rassier-Regimenter abermals um 24 Gemeine per Escadron erhöht, fo daß dieselben nunmehr 35 Offiziere , 70 Unteroffiziere , 11 Trompeter, 840 Gemeine, Summa 956 Köpfe , und 28 Unterstaab , Feldscheerer und Fahnenschmiede stark sein sollten. Die Feinde Friedrichs II. hatten sich in diesem Jahre sehr vermehrt, und ihre Zahl betrug an 700,000 Mann , denen der König , bis jetzt noch ohne fremde Hülfe , kaum 260,000 Mann entgegenstellen konnte. Muth voll beschloß er , da einige der ihm feindlich gesinnten Mächte erst spät im Jahre ihre Operationen beginnen konnten , den Feldzug sobald als möglich zu eröffnen und mit allen seinen Kräften den stärksten Feind , — die Kai serin Maria Theresia , — anzugreifen.

Er beabsichtigte daher , in Böhmen

einzudringen, und theilte die Armee in 4 Korps , welche den Befehl er hielten , auf Prag loszugehen , wo der allgemeine Sammelplah sein sollte. Das Korps unter der eigenen Anführung des Königs wurde bei Luckowik, das unter dem Fürsten Moritz von Anhalt bei Chemnih , das dritte unter dem Herzoge von Bevern bei Zittau , und das vierte unter dem General Feldmarschall Grafen Schwerin in Schlesien zusammengezogen . Dies Lez tere, wozu das Regiment Graf Geßler gehörte , bestand aus 27 Bataillons, 20 Escadrons Küraſſieren , 10 Escadrons Dragonern und 20 Escadrons Husaren. Die nachstehende Rangliste gewährt eine übersichtliche Nachricht von den Offizieren , mit denen das Regiment Graf Geßler in dieſe Kampagne ging. Rangliste von dem Graf Geßler'schen Regiment Küraſſiers. Alzenau , den 21. März 1757. General-Feldmarschall Friedr. Leop . Graf v. Geßler 1751 den 21. Decbr. Obristlieutenant Chort Friedrich von Flanß ....... 1756 "/ 11. Juni. Joachim Heinr. von Puttkammer 1756 "I 18. Juni. "I Major Johann Dietrich von Ogynski ........... 1754 "I 15. Septbr. 1756 "/ 21. August. " WulffFriedrich Wilhelm von Legat .

223

Major Friedrich Wilhelm von Roeder ... Rittmeister Karl Andreas von Boyen

1756 den 22. Auguſt. 1750 "/ 14. Septbr. 1751 "I 10. Mai. Asmus Lorenz von Zastrow " 1752 " 3. März. "1 Reinhold von Hoverbeck ..... f 1754 "I 15. Septbr. Ernst Christoph von Hohendorf ..... Staabsrittmeister Karl Ludwig von Manstein .... 1754 "I 15. Septbr. Johann Abel von Zettau (ist Ad "

dem Feldmarschall ....... 1756 "I 21. August. Grafen von Geßler) ……… Karl Friedrich von Hoverbeck... 1756 "I 30. Oftbr. "I Lieutenant Wilhelm Leopold Graf von Geßler .... 1746 "I 27. März. 1746 "I 24. Juni . George Heinrich Doblin ... " 1746 "I 28. Decbr. Siegfried Daniel von Boyen ..... jutant bei

==

"I "1 " " "1

"I "I

Gottfried Ernst von Gottberg 1750 "I 10. April. ( Johann Boguslaw von Zihwih ..... George Christian von Blanckensee .... 1752 "1 3. März. Gustav Wilhelm von Heugel.... Ernst Andreas von Cronhelm ....

1754 "I 15. Septbr.

Heinrich Ernst von Neefe ...

1755

"

Heinrich Wilhelm von Tschammer ... Karl Alerander von Bismark

"1

KarlPhil. Frdr. Ludw. Krug von Niddal

"/ 12. Septbr.

1756 "I 21. Auguſt.

Ernst Christoph von Diering shoven .. 1756 " 30. Oftbr. 1752 "I 17. Septbr. Cornett Friedrich Graf von Geßler. "1

"1

Haubold Christian von Brandenstein .

" "1

Constantin Philipp von Borck .....

"1

" "/ "

"

"1 "I "

( 1754 ", 15. Septbr. Christoph Sigismund von Waldſpeck Wilhelm von Tschammer Jakob Albrecht von Birckhan ......

1755 " 12. Septbr.

Heinrich Ludwig von Schrötter .. Ernst Gustav von Seidlig .. Heinrich Gustav Stach von Golzheim ...

1756 " 30. Dktbr.

Johann Ferdinand von Iſchammer ... Christoph Sigismund von Wildenhain . . Hans Ernst von Otterstädt ....

1757

(LS . )

1756 " 21. August.

"/ 12. Januar.

gez. von Flanß.

Hiernach hatte das Regiment außer dem Regiments - Chef 5 Staabs offiziere, 4 wirkliche Rittmeister , 3 Staabsrittmeister, 13 Lieutenants und 12 Cornetts , Summa 37 Offiziere.

224

Da der Feldmarschall Graf Geßler bei seinem Alter durch den Feld zug des vorigen Jahres sehr angegriffen worden : so nahm er an den Begebenheiten des Jahres 1757 keinen Theil ; sein Adjutant , der Ritt meiſter von Tettau , trat daher bei dem Regimente ein , um dem Feldzuge beizuwohnen. Am 27. März verließ das Regiment die Winterquartiere und mar schirte über Grottkau , Münsterberg , Frankenstein und Silberberg nach Neurode , wo es den 3. April ankam und bis zum 18. verblieb. Wäh rend dieser Zeit wurden unterm 14. April die Cornetts Graf Geßler und von Brandenſtein zu Lieutenants befördert. Am 18. April rückte das Korps des Feldmarschalls Grafen Schwe rin , welches bei Neurode zusammengezogen worden , in 5 Kolonnen in Böhmen ein. Die Kolonne , bei welcher sich das Regiment Graf Geßler befand , befehligte der Generallieutenant Prinz von Schönaich. Am 19. April bezog diese Kolonne das Lager bei Starkstadt unweit Trautenau und rückte am 20. über Opit nach Schurz , und am 21. nach Königshof, wo sich die 5 Kolonnen wieder vereinigten. Nach der Ordre de Bataille stand das Regiment Graf Geßler auf dem rechten Flügel des ersten Treffens , zur Kavallerie des rechten Flügels gehörig , wieder unter dem Prinzen von Schönaich , und mit dessen Re giment in der Brigade des Generalmajors von Blanckensee. Am 22. April marschirte die Armee bis Milletin , am 24. bis Git schin und am 25. bis Sobotka , wo das Regiment Graf Geßler mit den Regimentern von Blanckensee und Kyau beordert wurde , unter dem Ge neral von Blanckensee das bei Münchengrät über die Isar defilirende feindliche Korps unter dem Grafen Stahremberg zu verfolgen , welches nach dem Gefechte bei Reichenberg , am 20. April , dem Herzoge von Be vern entwiſcht war. Als man indeß bei der Brücke ankam , brannte die selbe schon so , daß an kein Löschen mehr gedacht werden konnte ; man Ervedition ging daher nach Jungbunzlau . Hier befand sich am 27.auf Jungbunzlau 1757. nämlich ein großes feindliches Hauptmagazin , welches auf 3 Monate Le bensmittel für die ganze Desterreichische Armee enthielt und etliche Mil lionen Gulden gekostet hatte. Der General von Blanckensee beschloß, dasselbe zu nehmen , und ließ in Ermangelung der Infanterie von jedem Regimente 2 Escadrons

absihen und zu Fuße vorrücken.

Dieser un

gewöhnliche und unerwartete Angriff brachte den Feind so außer Faſſung, daß er das Magazin verließ , welches nun sofort in Beschlag genommen wurde.

Der Feldmarschall Graf Schwerin war mit dem Korps gefolgt, zog das Detaschement des Generals von Blanckensee an sich und lagerte bis

225

zum 29. April bei Jung-Bunzlau , wo der Herzog von Bevern mit 20 Ba= taillons und 25 Schwadronen zu ihm stieß. An diesem Tage rückte man in das Lager bei Klockoz und hielt am 30. Ruhetag .

Am 1. Mai mit

Anbruch des Tages hob das zweite Treffen die Zelte ab und paſſirte in 3 Kolonnen die Isar ; das erste Treffen , das Regiment Graf Geßler an der Lete, folgte gegen 7 Uhr, und man rückte nun in ein Lager bei Benatek und Sliwno . Hier war den 2. und 3. Mai Ruhetag, und die Brücken über die Elbe wurden hergestellt. Am 4. passirte das ganze Korps bei Alt - Bunzlau die Elbe , ohne vom Feinde auch nur im geringsten ge= hindert zu werden , und bezog das Lager bei Praffin und Miſchih.

Hier

erwartete man am 5. die Ankunft der Armee des Königs vor Prag , wo der Monarch das versammelte Kaiserliche Heer anzugreifen beschlossen hatte. Der Abrede gemäß war der König am 5. früh um 8 Uhr mit 20 Ba= taillons und 38 Schwadronen bei Selz über die Moldau gegangen , wäh rend 2 Korps , unter dem Feldmarschall Keith und dem Prinzen Moris von Anhalt , auf dem andern Ufer gegen die kleine Seite von Prag stehen blieben. Um 9 Uhr benachrichtigte ein Kanonenschuß den Feldmarschall von der Ankunft des Königs diesseit der Moldau , worauf in gleicher Art geantwortet wurde. Um 2 Uhr Nachmittags überbrachte der Flügeladju= tant , Graf Stutterheim , dem Feldmarschall die weiteren Befehle , denen zufolge man in der Nacht um 12 Uhr aufbrach , die Bagage in der mit (Schlachtbir am 6. Mai 1757.)) telsten Kolonne. Am 6. früh um 4 Uhr traf das Korps des Feldmarschalls Grafen Schwerin in der Gegend von Prosigk ein und zwar genau in der Distance von einander , welche zum Aufmarsch erfor= derlich war. Die Avantgarde stieß hier auf einige feindliche Regimenter Kavallerie , welche sich aber nach wenigen Schüſſen zurückzogen , so daß um 6 Uhr ohne weiteres die Vereinigung mit der Armee des Königs er folgen konnte. Die vereinigte Armee , 66 Bataillons , 113 Escadrons (circa 60,000 Mann) stark, marſchirte nun so auf, daß der rechte Flügel an Strzizon und hinter Profigk , der linke aber vor Chwalla zu stehen kam. Nach der Ordre de Bataille bildete das Schwerinsche Korps den linken Flügel der Armee , und das Regiment Graf Geßler stand auf dem rechten Flügel der Kavallerie im ersten Treffen , unter dem Prinzen von Schönaich , mit deſſen Regiment wieder in der Brigade des Generalmajors von Blanckensee. Der Feind, unter dem Prinzen Karl von Lothringen , 71 Bataillons, 120 Escadrons (circa 76,000 Mann) stark, erwartete auf einem steilen Bergrücken in einer wohlverschanzten Stellung kaum , daß es der König wagen könne, ihn anzugreifen. Die Front schüßte ein tiefer , sumpfiger Grund ; der linke Flügel war an den Ziskaberg hinter dem Invalidenhauſe 15

226

angelehnt , und der rechte Flügel dehnte sich bis auf 2000 Schritt über Conradih bis nahe an Sterboholy aus , war jedoch hier ohne deckende Anlehnung. Nachdem der König mit dem Feldmarschall Grafen Schwerin reco gnoscirt hatte , entschloß er sich , den rechten Flügel des Feindes anzugrei fen. Um 9 Uhr erhielt die Armee den Befehl , treffenweiſe in 3 Kolonnen links abzumarſchiren und sich über Unter - Potschernitz gegen Sterboholy zu dirigiren. Die Oesterreichische Armee folgte dieser Bewegung , welche sofort ausgeführt wurde. Die Kavallerie des Preußischen linken Flügels ging sogleich im Trabe westlich an Unter - Potscherniß vorbei in der be fohlenen Richtung vor , wurde aber auf den ſchmalen Dämmen , die ſie zu passiren hatte, so aufgehalten , daß sogar die Desterreichische Kavallerie, welche erst vom Fouragiren herangeholt wurde , sich noch in Schlacht ordnung stellen konnte , ehe der Aufmarsch vollendet war. Unter dem hef tigsten feindlichen Geschüßfeuer und nicht ohne manchen Verlust ging die Brigade von Blanckensee (Graf Geßler und Schönaich) über den Teich damm zwischen Dubetsch und Untermicholoup im Galopp vor und formirte hinter demselben , so wie sie ankam , Schwadrons , deployirte dann und deckte so den Aufmarsch der andern 10 Schwadronen Kürassiere (Krokow und Kyau). Jeht erst schien sich der Prinz Karl von Lothringen zu über zeugen, daß sein rechter Flügel angegriffen werden solle, und sandte in größter Eile seine Kavallerie , 104 Schwadronen , welche bisher auf dem linken Flügel gestanden hatte , nach dem rechten ab. Nördlich von Hosti worz, Untermicholoup gegenüber , stellten sich 90 Schwadronen in 3 Tref= fen , mit Intervallen von der Breite einer Escadronsfront auf, ohne jedoch das noch im Aufmarsch begriffene Preußische Küraſſiertreffen zu hindern. Die Kavallerie des Preußischen linken Flügels

bestand nur

aus

64 Schwadronen , und der König sandte dem Prinzen von Schönaich die Kavallerie seines rechten Flügels zur Unterstützung ; da der Prinz aber fürchten mußte , durch die feindliche Kavallerie links überflügelt zu werden : so befahl er, ohne die Unterstüßung abzuwarten , den Angriff, sobald nur das Küraſſiertreffen formirt war. Es war gegen 10 Uhr. Der Angriff der Küraſſiere, das Regiment Graf Geßler auf dem rechten Flügel , ´ge= schah in der besten Ordnung. Der Feind stand unbeweglich und ließ sie bis auf 50 Schritt herankommen ; dann feuerte er, seiner Fechtart gemäß, die Karabiner ab und ging den Preußen bis auf 30 Schritt im starken Schritt entgegen. Sein erstes Treffen wurde sogleich geworfen ; da er aber die Preußischen Küraſſiere um 8 Schwadronen überflügelte , so wurden diese zugleich in der linken Flanke angegriffen und zweimal zum Rückzuge

227

gezwungen , griffen jedoch immer aufs neue an , bis das Dragonertreffen (20 Escadrons) unter dem Prinzen von Würtemberg in das Handgemenge chockirte und die Reserve - Kavallerie unter dem General von Zieten in die rechte Flanke des Feindes fiel.

Nun wurde die Desterreichische Kavallerie

faſt ganz über den Sabielizer Bach geworfen und überließ den Siegern ihre Bagage und ihr Lager , so daß die kräftige Verfolgung durch die Beutelust der Husaren zum Theil gelähmt wurde. Das Kürassiertreffen blieb in der erkämpften Stellung. Da der Kommandeur des Regiments Graf Geßler , Oberstlieutenant von Flanß, bei dem zweiten Angriff verwundet und gefangen , der Oberstlieutenant von Puttkammer aber später sehr schwer verwundet worden war : so über nahm der Major von Ogynski das Kommando und benußte, bei der völ ligen Entblößung der rechten Flanke der feindlichen Infanterie , die Ge legenheit, in diese zu wiederholten Malen einzuhauen und dadurch den Angriff der Preußischen Infanterie auf das kräftigste zu unterstüßen. Wer kennt nicht den Heldentod des jugendmuthigen Greises Grafen Schwe= Ihr letter, rin und die endlichen Erfolge der Preußischen Infanterie ?! Rache heischender Unfall auf den rechten Flügel der feindlichen Infanterie entschied um so mehr gegen 4 Uhr das Schicksal des Tages , als der König zugleich das Centrum durchbrach. Prinz Karl von Lothringen schloß sich mit 40,000 Mann in Prag ein ; ein anderer Theil der geschlagenen Armee zog über Beneschau gegen Böhmisch - Brot, wo der Feldmarschall Graf Daun ſtand. Die Desterreicher hatten 19,000 Mann an Todten und Verwundeten, 5000 Gefangene , worunter gegen`400 Offiziere , den größten Theil ihrer Bagage , 60 Geſchüße , 70 Fahnen und Standarten und 40 Pontons verloren. Der Feldmarschall Brown war schwer verwundet und starb bald darauf. Der Verlust der Preußen betrug 49 Offiziere , 2910 Mann Todte und 285 Offiziere , 7708 Mann Verwundete. Von dem Regimente Graf Geßler waren geblieben : der Rittmeister von Zastrow und der Lieutenant von Blanckensee , 3 Unteroffiziere, 34 Gemeine und 51 Pferde ;

verwun =

det: der Oberstlieutenant von Flanß , der Oberstlieutenant von Puttkam= mer , die Majors von Legat und von Roeder (dieser am Ellenbogen des rechten Arms) , die Rittmeister von Boyen und von Hoverbeck , der Staabs rittmeister von Manstein , der Lieutenant von Boyen (dieser zugleich mit dem Oberstlieutenant von Flanß gefangen) und der Cornett Stach von Golzheim, welcher auch später an seinen Wunden starb, ferner 6 Unter offiziere , 40 Gemeine und 43 Pferde.

Der Generalmajor von Blanckenſee,

welcher von 1745 bis 1752 als Kommandeur bei dem Regiment Geßler gestanden hatte und in deſſen Brigade hier das Regiment focht, war durch 15 .

228

den Fuß geschossen und starb am 27. Mai in Folge der Amputation im Margarethenkloster. Sein Körper wurde einbalsamirt und nach Reichenbach in Pommern gebracht. Die beiden Preußischen Korps , welche auf der kleinen Seite von Prag standen, hatten wegen Mangel an einer hinreichenden Anzahl Pon tons an der Schlacht nicht Theil nehmen können und waren in ihrer Stellung verblieben. Vergebliche Belagerung von Prag) vom 7. Mai bis 20. Juni 1757.1) Der König schloß nun auch auf dem rech ten Moldauufer die Stadt ein und vollendete die Einschließung noch diesen Abend um 8 Uhr. Das Regiment Graf Geßler erhielt fein Lager zwischen der Moldau und der Potanka auf dem linken Flügel der Armee , hinter der Infanterie, mit den Regimentern Garde du Corps , Prinz Schönaich, Markgraf Friedrich und Dragoner von Katt zusammen, und zwar zwiſchen den Regimentern Garde du Corps und Prinz Schönaich. Das Dorf Branick lag vor dem linken Flügel dieses Kavallerie - La gers, das Zelt des Königs vor der Mitte desselben. Zur Kommunikation der Einschließung wurden oberhalb Prag bei Branick und unterhalb bei Selz und Rostock Pontonbrücken geſchlagen. Da die Mittel zu einer förmlichen Belagerung fehlten , so beschloß der König , durch ein Bombardement die Stadt zur Uebergabe zu zwin gen, um so mehr , als man wohl bald Mangel an Subſiſtenzmitteln in derselben erwarten durfte. Zu diesem Ende ließ er am 9. Mai den Ziska berg stürmen , welcher seinen Anordnungen auf dieser Seite sehr hinderlich war, und sodann das Bombardement mit so gutem Erfolge beginnen, daß ein großer Theil der Magazine in der Stadt abbrannte. Um durch den Feldmarschall Daun in ſeinen Unternehmungen nicht gestört zu wer= den, schickte der König am 12. den Herzog von Bevern mit 20000 Mann zu dessen Beobachtung ab. Während dieses Bombardements erhielt unterm 27. Mai der Ritt meister von Manstein die Kompagnie des gebliebenen Rittmeisters von Zastrow ; die Lieutenants Graf Geßler und Doblin wurden zu Staabs rittmeistern, die Cornetts von Bord und von Waldspeck zu Lieutenants, die Fahnenjunker von Loeben , von Goschitki und von Lichnowski (für Stach) zu Cornetts ernannt. Am 29. Mai stieg gegen Abend eins der schrecklichsten Gewitter auf, welches unter einem heftigen Plazregen bis nach Mitternacht dauerte. Eine Menge Holz und todte Pferde , welche die Moldau herabgetrieben wurden , trennten die Pontonbrücke bei Branick und der Fluß trat bedeu tend aus seinen Ufern. Glücklicher Weise war das Preußische Lager durch die Erhöhung des Terrains , auf der es lag , vor der Ueberschwemmung

229

geschüßt, und der Feind benußte den Nachtheil der getrennten Kommuni kation nicht; die Noth in der Stadt stieg aber mit jedem Tage. Indeß hatte sich der Feldmarschall Daun aus Mähren und Ungarn bis auf 50,000 Mann verstärkt und den Herzog von Bevern genöthigt, vor ihm zu weichen. Der König ließ daher die Stellung der Posten vor Prag näher zusammenziehen und brach am 13. Juni mit 10 Bataillons, 20 Escadrons gegen Collin auf, wo er am 18. den Ruhm der Unüber windlichkeit verlor.

Das Regiment Graf Geßler war unverändert in ſei

nem Lager geblieben ; nur hatte es jezt den rechten Flügel , weil die Garde du Corps den König begleitet hatte. Nach der Niederlage bei Collin überließ der König den Befehl über die geschlagenen Truppen dem Herzoge von Bevern und kam am 19. für seine Perſon nach Prag. Er befahl , sofort die Belagerung aufzuheben, und ſchon am 20. des Morgens um 3 Uhr marſchirten die Truppen vom rechten Ufer der Moldau unter Anführung des Monarchen in 3 Kolonnen mit klingendem Spiele nach Brandeis

ab ,

wobei das Regiment Graf

Geßler in der dritten Kolonne , unter Befehl des Prinzen Ferdinand von Braunschweig , sich befand. Die Truppen vom linken Ufer verließen erst Nachmittags ihre Posten und zogen unter Anführung des Feldmarschalls Keith nach Leutmerih , wohin sie alle transportablen Bleſſirten mitnahmen. Da es nothwendig war , der bei Collin geſchlagenen Armee zu Hülfe zu kommen , ehe der Feldmarschall Daun ſie erreichte : ſo marſchirte der König von Brandeis , wo er die Elbe überschritten hatte, am 21. früh um 6 Uhr wieder in 3 Kolonnen treffenweise rechts ab und rückte in das Lager bei Lissa (in Böhmen) , ging aber am 24. mit 14 Bataillons und 7 Küraſſier- Regimentern gegen Leutmeriß zum Korps des Feldmarschalls Keith.

Das Regiment Graf Geßler blieb bis zum 25. Nachmittags in

dem Lager bei Liſſa , wurde aber dann durch 5 Escadrons Huſaren von Puttkammer abgelöst und dem Korps des Herzogs von Bevern zugetheilt, welches am 26. bis auf 14 Meile an die zurückgelassenen Truppen der Königlichen Armee rückte und am 27. sich mit ihnen vereinigte. Hierauf marschirte dies ganze Heer in 3 Kolonnen links ab und rückte in das Lager bei Lustmiş. Alle Kranken und Blessirten wurden mit fortgeschafft, weshalb sämmtliche Rüstwagen für dieselben disponibel gemacht werden. mußten. Um 28. marschirte man in 3 Kolonnen rechts ab , paſſirte bei Jung - Bunzlau die Iſar und rückte jenseit der Stadt ins Lager. Der linke Flügel, auf dem das Regiment Graf Geßler im ersten Treffen stand, lehnte sich an die Stadt, der rechte an Ischediß. Am 1. Juli kam der Prinz von Preußen hier an , übernahm das Kommando und marſchirte am 4. bis Neuschloß, am 7. bis Böhmisch

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Leipa. Hier blieb die Armee 10 Tage stehen und legte am 12. die Trauer um die Königin Mutter an. Un demselben Tage eroberte der Feind Gabel und nahm darin den General von Puttkammer mit 4 Bataillons gefan gen, wodurch das Korps des Prinzen von Preußen von Zittau abgeschnit= ten wurde. Um daher die Verbindung mit dem dort befindlichen Ma gazine wieder zu gewinnen , marſchirte man am 17. Juli bis Ober-Liebich, am 18. nach Kamnik , und am 19. kam die Avantgarde bis Kreywiß, die Armee aber blieb zwischen Kreywiß und Haasel die Nacht hindurch und Haaſel am 19. Suli 17 ) ohne Zelte. Da die Pontons und die Bagage durch das enge Defilee zwischen diesen Dörfern bei dem steten Nachdrän gen des Feindes nicht durchzubringen waren : so wurde alles möglichst unbrauchbar gemacht , jedoch fiel noch ein großer Theil davon in feindliche Hände. Der Cornett von Tschammer II. , welcher bei der Arriergarde kommandirt war, wurde hierbei verwundet , folgte aber dem Regimente. Am 20. war das Rendezvous bei Kreywiß, und man marſchirte Nach mittags noch bis Schönlinde , am 21. bis Ober - Hennersdorf bei Rum burg , und am 22. bis Herwigsdorf bei Zittau , wo die Armee auf dem Kammerberge in Ordre de Bataille aufmarschirte. Man brachte die Nacht ohne Zelte zu , welche erst am folgenden Morgen aufgeschlagen wurden. Der Feind , welcher bei Zittau auf dem Eckartsberge stand , machte bei der Ankunft dieses Korps einige Bewegungen und schlug endlich, dem linken Flügel desselben gegenüber , sein Lager auf, während der General lieutenant von Winterfeldt mit 9 Bataillons und 20 Escadrons aus Zittau Brot holte, welches seit 4 Tagen schon fehlte. Am 25. Juli wurden die Zelte in der Nacht abgebrochen und noch vor Tagesanbruch links abmarschirt.

Man ging bis Löbau , wobei der

Feind die Arriergarde ohne sonderlichen Erfolg angriff. man nach Baußen.

Um 27. marſchirte

Hier traf am 29. der König mit 16 Bataillons,

30 Escadrons ein , ging aber am 31. nach Weissenberg. Der Prinz von Preußen verließ wegen Krankheit am 29. die Armee , der Herzog von Bevern übernahm wieder das Kommando und folgte am 8. August dem Könige in die Gegend von Weissenberg bis hinter Wurschen. Um 15. marſchirte man nach Herbersdorf und am 16. bei Herrnhut vorbei gegen Zittau. Hier stellte man sich um 4 Uhr Nachmittags in 3 Treffen bei Dittelsdorf auf und blieb bis an den Morgen unter dem Gewehr. Der Feind wagte trotz seiner Uebermacht keinen Angriff, und der König schlug im Bereich der feindlichen Geschüße sein Lager auf. Er konnte dies auch um so sicherer, als der Generallieutenant von Winterfeldt die Unhöhen jenseit der Neisse ohne Widerstand befeht hatte.

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Inzwischen hatte der General von Grumbkow Görlik genommen , und da der König sah , daß es vergeblich sein würde , den Prinzen Karl von Lothringen zu einem Treffen zu verleiten : so ließ er am 20. früh um 4 Uhr die Zelte abbrechen und blieb bis 6 Uhr in Schlachtordnung stehen, um ihm nochmals die Schlacht anzubieten. In dem feindlichen Lager zeigte sich nicht die mindeste Bewegung ; der König ließ daher Generalmarſch schlagen und marſchirte in der besten Ordnung nach Bernſtädtel ab , ohne auch nur im geringsten verfolgt zu werden. Das Korps des Herzogs von Bevern , zu dem das Regiment Graf Geßler noch gehörte , lagerte bei Schönau und marſchirte am 22. nach Baußen , wo es bis zum 26.. ſte= hen blieb. Indeß hatte sich bei Erfurt eine französische Armee unter dem Prin zen Soubise mit der Reichsarmee unter dem Prinzen von Hildburghausen vereinigt, und der König ging am 25. Auguſt mit einem Theile der Armee diesem neuen Feinde entgegen. Der Herzog von Bevern blieb dagegen mit 40 Bataillons und 7C Schwadronen zur Deckung von Schlesien zurück, ging am 26. August wieder in das Lager bei Bernstädtel , erwartete hier Zufuhren aus Baußen und marſchirte am 31. nach Görlik , wo er am Fuße der Landskrone lagerte, nachdem die Avantgarde die feindlichen Vor truppen vertrieben hatte. Der Prinz von Lothringen suchte nun um jeden Preis die Verbin dung des Herzogs von Bevern mit dem Könige zu trennen , ließ Baußen nehmen und schlug durch den General Nadaſti am 7. September bei Moys den Generallieutenant von Winterfeldt , welcher am 8. an den erhaltenen Wunden starb. Nach dieser Niederlage mußte der Herzog fürchten , auch die Verbindung mit Schlesien zu verlieren , woher er jeht nur seine Ver pflegung beziehen konnte ; er zog daher alle detaſchirten Korps an sich, brach am 10. September aus dem Lager bei Görlik auf, passirte hier die Neisse und lagerte bei Langenau , am 11. bei Siegersdorf. Hier über schritt er am 12. den Queis und bezog zwischen dem Bober und Boberle bei Bunzlau ein Lager, nachdem die Arriergarde bei Tillendorf die Un griffe der feindlichen leichten Truppen glücklich zurückgewieſen hatte. Nach der Ordre de Bataille stand in diesem Lager das Regiment Graf Geßler auf dem äußersten linken Flügel des ersten Treffens unter dem Generallieutenant von Pennavaire , mit dem Regiment Markgraf Friedrich in der Brigade des Generalmajors von Driesen. Um 18. September brach man aus dem Lager bei Bunzlau auf und marschirte in 3 Kolonnen links ab bis Doberschau , am 19. aber bis Liegnik , wo man mit dem linken Flügel hinter Barschdorf lagerte, und am 22. alle Kranken und Blessirten nach Breslau schickte. Um 24. nä

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herte sich der Feind und setzte sich auf den Höhen bei Wahlstatt.

Da er

am 25. einige Bewegungen gegen den linken Flügel des Preußischen La bei (am 26. September 1757.) gers unternahm und am 26. Nachmittags auf die Redoute losging , welche am Ende von Barſchdorf aufgeworfen war : so entspann sich hieraus eine Kanonade , welche 3 Stunden dauerte. Als die Preußen keinen Schritt wichen , zogen sich auch die Oesterreicher wieder zurück. Der Verlust , welchen die Ersteren dabei erlitten , betrug etwa 100 Mann , weil sie, eine fumpfige Wiese vor sich , in einem Grunde standen , so daß der größte Theil der feindlichen Kugeln entweder über sie wegging oder in dem Sumpfe stecken blieb. Nachdem auf beiden Sei ten alles ruhig war , rückte man wieder in das Lager , brach aber um 12 Uhr in der Nacht auf und marſchirte in 3 Kolonnen bei Liegniß vor bei bis Mertſchüß. Die Urriergarde wurde ohne beſondern Schaden vom Feinde verfolgt. Am 28. des Morgens um 6 Uhr brach man in 3 Kolonnen gegen Diebau bei Steinau auf, wo eine Schiffbrücke über die Oder geschlagen wurde. Die Bagage paſſirte dieselbe , sobald sie fertig war; die Armee folgte Nachmittags und die Nacht hindurch, ohne vom Feinde verfolgt zu werden, und langte am 29. September gegen Mittag in dem Lager bei Stroppen an. Von hier wurde am andern Tage von 5 Uhr früh ab ein forcirter Marsch von beinahe 6 Meilen gemacht und bei Protsch ein Lager bezogen , nachdem man bei Weyda die Weyde paſſirt hatte. Um 1. Oktober früh um 6 Uhr brach man das Lager ab.

Die Jn=

fanterie ging durch Breslau , die Kavallerie aber mit der Bagage über zwei Schiffbrücken bei Oswiß , worauf man vor Breslau , die Stadt im Rücken, das Lager bezog. Der rechte Flügel stand bei Tosel, der linke aber dehnte sich bis Klein - Mochbern aus ; Höfchen , Schmiedefeld und Pilsnig lagen vor der Front. Die 8 Küraſſier - Regimenter standen zwis schen Cosel und Klein - Mochbern im zweiten Treffen , das Regiment Graf Geßler auf dem linken Flügel.

Das Hauptquartier war in Pöpelwit.

Durch diesen geschickten Marsch hatte der Herzog von Bevern die durch den Prinzen Karl von Lothringen unterbrochene Verbindung mit Oberschlesien völlig wieder hergestellt. Am 2. Oktober näherte sich der Feind und schlug jenseit der Lohe, zwischen Groß-Maſſelwit und Groß- Mochbern ein Lager auf; die Preu ßen aber fingen am 3. an , ihr Lager durch Redouten zu befestigen , und verschanzten die Dörfer Höfchen , Schmiedefeld und Pilsnik. Am 11. November kam ein Courier mit 24 Postillons in das Lager und überbrachte die Nachricht , daß der König am 5. November bei Roß bach die Französische

und Reichs - Armee ,

80,000 Mann stark, mit

233

25,000 Mann total geschlagen habe.

Die Armee rückte daher am 13. vor

das Lager und schoß in einem dreimaligen Lauffeuer Victoria.

Dieser

Sieg ermuthigte zu einem Angriffe des gegen 80,000 Mann starken Fein des , obwohl der Herzog in dem Lager vor Breslau nur 39 Bataillone und 110 Schwadronen , bei der Schwäche , mit der die Truppen ausrücken konnten , höchstens 25,000 Mann hatte. Er ertheilte daher am 14. den Befehl, daß sich zum 15. die Truppen marſchfertig halten sollten ; da er aber erfuhr , daß Schweidnitz am 12. November durch Kapitulation an den General Nadasti übergegangen sei : so erfolgte Contreordre , und der Generallieutenant Zieten , der die linke Flanke kommandirte, wurde bei Gräbschen und Gabis gegen den von Schweidnih heranrückenden General Nadasti aufgestellt , welcher am 19. eintraf und hinter der Lohe bei Klet tendorf und Bettlern lagerte. Außerdem legte man vor Gräbschen eine und vor Gabit 2 Redouten an und verschanzte das Kloster der barm herzigen Brüder.

ant 22. November 1757.)

Am 22. November mit Tagesanbruch stand die

Armee im Gewehr. Da man bemerkte , daß sich der Feind gegen die linke Flanke und die Schweidniher Vorstadt hinzog , so marschirte der General lieutenant von Bieten links ab. Außer 2 Regimentern Infanterie wurden ihm noch die Kürassier - Regimenter Graf Geßler und Markgraf Friedrich unter dem Generalmajor von Driesen beigegeben und diese leßtern zur Unterstützung der Infanterie zwischen den beiden Redouten bei Gabiß auf gestellt.

Um 8 Uhr machte der Feind auf drei Punkten ein heftiges Ar= tilleriefeuer, welches bei dem Mangel an schweren Feldgeschützen nur schwach erwiedert werden konnte ; außerdem fiel zwischen 8 und 9 Uhr ein starker Nebel , welcher die Bewegungen des Feindes der genauen Beobachtung entzog. Zugleich griff der General Nadaſti den Generallieutenant von Zieten an , wurde aber von dieſem ſo nachdrücklich zurückgewieſen und in

Furcht gehalten , daß er ferner zwischen Woischwitz und Hartlieb in Schlachtordnung unthätig stehen blieb. Indeß unternahm um 1 Uhr der Prinz Karl von Lothringen auf drei Punkten den Uebergang über die Lohe, und so tapfer auch die Regimenter fochten , ſo brachte sie doch endlich die Uebermacht zum Weichen.

Obwohl

der Feind durchaus nicht ſtark drängte , und der rechte Flügel unter dem P Generallieutenant von Brandeis so wenig als das Korps des General lieutenants von Zieten einen Schritt gewichen war: so stand doch um 5 Uhr , als es dunkel wurde, das Centrum und der linke Flügel , unter den Generalen von Leftwit und von Schulz , an der Nikolai- Vorstadt und fing an nach der Stadt zu defiliren , ohne daß man die eigentliche Ursache dieses übereilten, ohne Befehl vollzogenen Rückzuges kannte.

Der

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rechte Flügel sah ſich endlich genöthigt , zu folgen , und der Generallieu tenant von Zieten bildete mit seinem Korps die Arriergarde. Der Feind verfolgte nicht , sondern blieb , zufrieden mit den erreichten Erfolgen , auf dem Schlachtfelde stehen. Man ging daher ohne Hinderniß in der Nacht durch Breslau und bezog am 23. November ein Lager bei Protsch , wo man alle Kranken und Blessirten , welche fortgebracht werden konnten, an sich zog. Unter diesen befand sich auch der Staabsrittmeister von Tettau als krank und der Cornett von Tschammer II. , dessen Wunden sich sehr verschlimmert hatten. Die Desterreicher verloren gegen 18,000 Mann an Todten und Ver wundeten , die Preußen 8000 Mann und 80 Geschüße. Graf Geßler war nicht in das Gefecht gekommen.

Das Regiment

Der General von

Driesen hatte zwar von dem Herzoge von Bevern den Befehl erhalten, von der Höhe von Gabih nach Klein - Gandau durch einen herzhaften Reiterangriff das Gefecht bei Schmiedefeld wieder herzustellen , aber es war schon zu spät.

Ehe die Regimenter herangeführt werden konnten , war der

günstige Augenblick bereits vorüber und die Nacht hereingebrochen.

Am

24. November unternahm der Herzog von Bevern , nur von einem Reit knecht begleitet, eine Recognoscirung und wurde gefangen. Un demselben Tage ging Breslau , unter dem Befehl des Generals von Leftwit , mit reichen Vorräthen an Lebensmitteln und Kriegsmaterial durch Kapitu lation über. Der Generallieutenant von Kyau übernahm das Kommando der ge schlagenen Armee , welche noch gegen 18,000 Mann stark war. Er mar= schirte gegen Mittag aus dem Lager bei Protsch ab und die Nacht hin durch, so daß er am 25. bei Stroppen eintraf.

Alle Kranken und

Blessirten wurden nach Glogau vorausgeschickt. Um 26. bezog man ein Lager bei Hünern , und am 27. übernahm der Generallieutenant von Zieten auf Befehl des Königs das Kommando, während die Generale von Kyau , von Lestwiß und von Katt sich in Glo gau vor ein Kriegsgericht stellen sollten.

Um 28. marſchirte man von

Hünern bis Alt - Guhrau und am 29. durch Glogau bis Brostau , wo das Lager aufgeschlagen wurde. Die Bagage blieb nebst den Kranken in Glogau. Am 30. bezogen die Truppen Marschquartiere, und das Regi ment Graf Geßler kam nach Gramſchüß, am 1. December nach Ranſen bei Lüben und am 2. nach Jürtsch bei Parchwih . Am 28. November war der König aus Sachsen hier angekommen, um sich Schlesien zu erhalten , und seine Armee, welche in 15 Tagen bei dieser Gelegenheit 41 Meilen gemacht hatte, bezog am 1. December ein Lager bei Parchwiß. Nach seinen eigenen Worten mußte er jeßt entweder

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die Oesterreicher aus Schlesien vertreiben , oder darauf gefaßt sein , dieſe Provinz auf immer zu verlieren , und hiernach faßte er seinen Entschluß. Die bei Breslau geschlagenen Truppen vereinigten sich nun hier mit den Siegern von Roßbach.

Die Infanterie rückte schon am 2. , die Kavallerie

am 3. December in das Lager bei Parchwih , das Regiment Graf Geßler im zweiten Treffen.

Des Sieges gewohnt , waren dieſe Truppen nun

entmuthigt und von der eben erlittenen Niederlage befangen. Der König wendete daher alle ersinnlichen Mittel an , um in ihnen das Selbstver= trauen wieder zu erwecken , ohne welches kein Sieg errungen wird.

Er

selbst redete die Soldaten an und ließ ihnen unentgeltlich Lebensmittel reichen, während diejenigen , welche den Feind bei Roßbach geschlagen hat ten , den gesunkenen Muth durch Erzählung ihrer Thaten erhoben. Der Erfolg blieb nicht aus , und jeder Einzelne brannte vor Begierde , den Flecken des 22. Novembers wieder abzuwaschen. Der König ließ es hierzu an Gelegenheit nicht fehlen. Er beschloß, den Prinzen von Lothringen vor Breslau zu schlagen, und dieser kam ihm in jeder Beziehung auf halbem Wege entgegen. Ge blendet durch den errungenen Sieg verließ er, im Vertrauen auf seine Ue berzahl, 84 Bataillons , 144 Escadrons , zwischen 80 und 90,000 Mann stark, die feste Stellung hinter der Lohe und ging am 4. December über das Schweidnißer Wasser. Hierbei ließ er noch überdies den größten Theil seines schweren Feldgeschüßes zurück , welches er zum Siege über die ,,Berliner Wachtparade" --- so nannte der Uebermuth der Feinde die kleine Armee des Königs - nicht nöthig zu haben glaubte. Der König hatte allerdings nur 48 , Bataillons , 128 Escadrons, bei der geringen Stärke der Truppentheile höchstens 32,000 Mann , aber sein Geist belebte sie. Um 3. December versammelte er alle Generale und Staabsoffiziere im Hauptquartiere und Worten an:

redete sie mit folgenden

" Ihnen , meine Herren , ist es bekannt , daß es dem Prinzen von Lothringen gelungen ist , Schweidniß zu erobern , den Herzog von Bevern zu schlagen und sich zum Meister von Breslau zu machen , während ich gezwungen war, den Fortschritten der Franzosen und Reichsvölker Einhalt zu thun.

Ein Theil von Schlesien , meine Hauptstadt und alle meine

darin befindlich

gewesenen Kriegsbedürfnisse sind dadurch verloren ge

gangen , und meine Widerwärtigkeiten würden aufs höchſte gestiegen sein, setzte ich nicht ein unbegrenztes Vertrauen in Ihren Muth , Ihre Stand haftigkeit und Ihre Vaterlandsliebe, die Sie bei so vielen Gelegenheiten mir bewiesen haben.

Ich erkenne diese , dem Vaterlande und mir gelei

steten Dienste mit der innigsten Rührung meines Herzens.

Es ist fast

236

Keiner unter Ihnen , der sich nicht durch eine große ehrenvolle Handlung ausgezeichnet hätte, und ich schmeichle mir daher , Sie werden bei vorfal lender Gelegenheit nichts an dem mangeln lassen , was der Staat von Ihrer Tapferkeit zu fordern berechtigt ist. Dieser Zeitpunkt rückt heran ; ich würde glauben , nichts gethan zu haben , ließe ich die Desterreicher in dem Besite von Schlesien. Lassen Sie es sich also gesagt seyn : ich werde gegen alle Regeln der Kunst die beinahe dreimal stärkere Armee des Prin zen Karl angreifen , wo ich sie finde. Es ist hier nicht die Frage von der Anzahl der Feinde , noch von der Wichtigkeit ihres gewählten Postens ; alles dieses , hoffe ich , wird die Herzhaftigkeit meiner Truppen und die richtige Befolgung meiner Dispositionen zu überwinden suchen. Ich muß diesen Schritt wagen , oder es ist alles verloren ; wir müssen den Feind schlagen, oder uns alle vor seinen Batterien begraben lassen. So denke ich - so werde ich handeln. Machen Sie diesen meinen Entschluß allen Offizieren der Armee bekannt ; bereiten Sie den gemeinen Mann zu den Auftritten vor, die bald folgen werden , und kündigen Sie ihm an , daß ich mich berechtigt halte , unbedingten Gehorsam von ihm zu fordern. Wenn Sie übrigens bedenken , daß Sie Preußen sind : so werden Sie gewiß sich dieses Vorzuges nicht unwürdig machen ; ist aber Einer oder der Andere unter Ihnen , der sich fürchtet, alle Gefahren mit mir zu theilen, der kann noch heute seinen Abschied erhalten , ohne von mir den geringsten Vorwurf zu leiden." Dem Generalmajor von Rohr flossen bei dieser Stelle die Thränen aus den Augen. Der König bemerkte dies , umarmte ihn gerührt und sagte: „Mein lieber Rohr , Ihn habe ich nicht gemeint !" - Tiefe Stille und starres Erstaunen herrschte einige Augenblicke , bis der General von Wobersnow mit Eifer rief: „ Das thue ein Hundsfott, wir alle find_be reit , für Euer Majestät unser Leben zu laſſen !" Gelassen und mit sichtbarer Zufriedenheit fuhr der König fort: ,,Schon im Voraus hielt ich mich überzeugt , daß Keiner von Ihnen mich ver laſſen würde ; ich rechne also ganz auf Ihre treue Hülfe und auf den ge= wissen Sieg. Sollte ich bleiben und Sie für Ihre mir geleisteten Dienste nicht belohnen können : so muß es das Vaterland thun. Gehen Sie nun ins Lager und wiederholen Ihren Regimentern , was Sie jezt von mir gehört haben." Mit Erhöhung der Stimme und in ernsterem Tone fuhr er nun fort : „ Das Regiment Kavallerie , welches nicht gleich , wenn es befohlen wird, sich unaufhaltsam in den Feind stürzt , lasse ich gleich nach der Schlacht absihen und mache es zu einem Garnison - Regiment. Das Bataillon In fanterie , das, es treffe , worauf es wolle , nur zu stocken anfängt, verliert

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die Fahnen und die Säbel , und ich lasse ihm die Borten von der Mon tirung abschneiden. Nun leben Sie wohl , meine Herren; in Kurzem haben wir den Feind geschlagen , oder wir sehen uns nie wieder !" Der Eindruck, welchen diese Rede auf die Zuhörer machte, war au ßerordentlich , und die glühende Begeisterung der Generale und Staabs offiziere theilte sich bald allen Offizieren und Soldaten der Armee mit. Lauter Jubel erschallte durch das ganze Lager, und nur Ein Gefühl be lebte alle : der Vorsak , sich in der bevorstehenden Schlacht des Preußischen Namens würdig zu beweisen. Um 4. December mit dem Frühsten brach der König von Parchwitz in 4 Kolonnen gegen Neumarkt auf, die beiden äußeren aus Kavallerie, die inneren aus Infanterie bestehend. Das Regiment Graf Geßler ſtand nach der Ordre de Bataille im zweiten Treffen der Kavallerie des linken Flügels , auf dem linken Flügel derselben , unter dem Generallieutenant von Driesen mit dem Regiment Baron Schönaich in der Brigade des Generalmajors von Bredow. Auf diesem Marsche hatte es daher seinen Plaß an der Queue der vierten Kolonne, welche aus der Kavallerie des linken Flügels bestand. Die Avantgarde verjagte die feindlichen Vortruppen aus Neumarkt und die Kavallerie schlug ihr Lager zwischen Kammendorf und der Stadt, dicht an derselben auf.

(Schlacht am bei Leuthen oder 1757.Liff )

Um 5. vor Tagesanbruch marschirte man,

wie am vorigen Tage, bei feuchtem dunklem Wetter , in 4 Kolonnen Die Avantgarde stieß bei Borne auf feindliche vallerie, schlug sie bis Liſſa zurück , und der König recognoscirte nun einer Anhöhe bei Borne den Feind. Dieser stand in der Ausdehnung gelweise rechts ab.

flü Ka von von

fast einer Meile , den rechten Flügel an Nippern , den linken an den Goh lauer Teich gelehnt , die Dörfer Frobelwiß , Leuthen und Sagſchüß vor der Front; Infanterie und Kavallerie ohne taktiſchen Zuſammenhang ver theilt , das Schweidniher Wasser im Rücken. Der König beschloß, den linken Flügel des Feindes anzugreifen. Bei Borne angekommen , mußten die Teten der Kolonnen eine Rechtsschwen= kung machen , sich zum Treffenabmarsch formiren und dann parallel mit der feindlichen Linie bis Lobetinz fortgehen. Hier wendeten die Teten der Treffen sich an Kartschüß vorbei gegen Schriegwiß , und hier schwenkte die Armee, mit dem rechten Flügel Sagschüß gegenüber, mit dem linken hinter Lobetinz , ein. Die Kavallerie des linken Flügels stand nördlich von Lobetinz , Radardorf gegenüber , in einem ſtumpfen Winkel gegen die Linie der Infanterie.

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Es war 12 Uhr. Der Angriff begann sofort und die Avantgarde warf den Feind aus dem Sagschüßer Busche. Die Infanterie des Gros avancirte indeß in Bataillons - Echelons mit halb rechts , und der linke Flügel des Feindes unter dem General Nadaſti wurde gegen Leuthen ge= worfen, hinter welchem Dorfe sich auch dessen Mitte und der rechte Flügel durch eine Arschwenkung links aufgestellt hatten.

Leuthen , von den Oe

sterreichern hartnäckig vertheidigt , wurde nun von der Preußischen Infan terie mit großer Entschlossenheit angegriffen. Die Kavallerie des linken Flügels unter dem Generallieutenant von Driesen (50 Escadrons ) avancirte mit der Infanterie, um die linke Flanke derselben zu decken und stieß dabei auf keinen Feind.

Während des Kam

pfes um Leuthen aber bot ſich die Gelegenheit zu einem glänzenden Be weise von dem Uebergewicht einer zur rechten Zeit auftretenden Kavallerie Masse. Es war 4 Uhr.

Die Kavallerie des feindlichen rechten Flügels unter

dem General von Luchesi war bei der Urschwenkung bis in die Höhe von Leuthen vorgegangen . Da der Generallieutenant von Driesen hinter einer Anhöhe verdeckt stand und die linke Flanke der Infanterie scheinbar blos gegeben war : so unternahm der General von Luchesi einen Angriff auf dieselbe, der, wenn er gelang , dem Tage eine für Preußen verderbliche Wendung geben konnte. Kaum aber bemerkte der Generallieutenant von Driesen diese Absicht, so eilte er der feindlichen Kavallerie entgegen , zog sich hiebei etwas links , überflügelte sie um mehr als 10 Escadrons und schickte ihr das Regiment Baireuth - Dragoner in die linke Flanke, die Husaren von Puttkammer in den Rücken. Mit den 30 andern Escadrons stürzte er, troß eines heftigen Kartätschfeuers , auf den Feind , der sogleich mit Escadrons links schwenkte , aber völlig über den Haufen geworfen, hinter seine Infanterie und bis Liſſa zurückging und nicht wieder auf dem Schlachtfelde erſchien. Das Regiment Graf Geßler hatte bei dieſem Angriffe den linken Flügel des Küraſſier - Treffens und fiel in die rechte Flanke des Feindes. In dem darauf folgenden Demelé erbeutete der interimistische Regiments Kommandeur, Major von Ogynski , mit eigener Hand eine Standarte. Ein feindlicher Offizier stürzte sich mit mehreren Reitern auf ihn , um sie ihm wieder abzunehmen ; aber der Cornett von Lichnowski und der Wacht meister Bieber eilten ihm zu Hülfe und befreiten ihn von der drohenden Gefahr. Der Erstere wurde hierbei lebensgefährlich verwundet. Bei Frobelwiß raillirte der Generallieutenant von Drieſen ſeine fieg reichen Reiter; da aber zu gleicher Zeit die Kavallerie des feindlichen linken Flügels durch den Generallieutenant von Zieten geschlagen wurde, und die

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feindliche Infanterie nun ebenfalls ihr Heil in der Flucht suchte : so war mit diesem Momente der Sieg auf allen Punkten entschieden. Der Feind zog , von den Huſaren verfolgt ,

in wilder Unordnung

über das Schweidnißer Waſſer , und der König ließ die Armee bis zwiſchen Guckerwit und Lissa vorrücken , wo sie die Nacht kampirte. Sein Haupt quartier nahm er auf die bekannte kühne Weiſe in Liſſa. Die Oesterreicher hatten 3000 Todte , darunter 3 Generale, 6000 Blef= firte , darunter 5 Generale, 18,000 Gefangene , 116 Geſchüße und 57 Fah nen und Standarten verloren.

Der Preußische Verlust betrug über 1000

Todte und gegen 5000 Blessirte. Von dem Regimente Graf Geßler wa ren der Lieutenant von Neefe , 2 Unteroffiziere und 15 Reiter geblieben; die Rittmeister von Hohendorff und von Manstein, die Lieutenants von Gottberg und von Bismark , der Cornett von Lichnowski, 7 Unteroffiziere und 27 Reiter verwundet. Als den Geist bezeichnend , welcher die ganze Armee vor der Schlacht bei Leuthen durchdrang , verdient bemerkt zu werden , daß kein Mann de ſertirt war , obwohl man einige Tage vorher gewußt hatte, daß eine Schlacht geliefert werden würde. Am 6. December sehr früh marſchirte man in 2 Kolonnen rechts ab, ging bei Goldschmiede und Stabelwiß über das Schweidniher Waſſer und rückte um 10 Uhr an die Lohe , hinter welcher der Feind eine so vortheil hafte Stellung genommen hatte, daß der König den Vorſah , ihm noch eine zweite Schlacht zu liefern , aufgab. Nach einer Kanonade von etwa einer Stunde ließ der König die Armee längs der Lohe, welche vor der Front blieb , kantonniren , und das Regiment Graf Geßler erhielt in Groß Masselwig seine Quartiere. Die Oesterreicher , denen die Husaren in der Nacht vom 5. zum 6. noch viele Gefangene , die Kriegskasse und an 4000 Munitions- und Ba gagewagen abgenommen hatten , verließen Nachmittags um 3 Uhr ihr Lager und gingen über Schweidniß und Landeshut nach Böhmen. Der König ließ daher am 7. December auf dem linken Oderufer Breslau ein 7. bis 20. December 1757. ) schließen , worin sich der General von Sprecher

mit 11000 Mann dienstfähiger Besatzung befand.

Die Belagerungs

Geſchüße wurden aus den nächsten Festungen herbeigeschafft , und troß der eingetretenen strengen Kälte die Trancheen eröffnet. Am 16. sprang in Folge des Bombardements ein Pulvermagazin auf der Taschenbastion in die Luft; der Kommandant kapitulirte am 19. , übergab die Festung am 20. , und am 21. streckte die Beſaßung als Kriegsgefangene auf dem Glacis das Gewehr. Die Zahl der Gefangenen belief sich auf 17,635 Mann, darunter 14 Generale, 17 Obersten , 22 Oberstlieutenants , 24 Ma=

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jors und 629 andere Offiziere. gefunden.

An Geschüßen wurden 81 Stück vor

Während dieser Belagerung wurde am 15. der Major von Ogynski mit dem Orden pour le mérite begnadigt , der Lieutenant von Gottberg wegen Invalidität als Rittmeister verabschiedet und der noch an seinen Wunden darniederliegende Cornett von Lichnowski außer der Tour zum Lieutenant befördert; indeß starb derselbe einige Tage darauf. Auch der Cornett von Tschammer II. starb in dieser Zeit zu Glogau in Folge der bei Haaſel erhaltenen Wunde. Liegniß , welches der Feind nach der Schlacht bei Breslau proviſoriſch befestigt hatte, ging am 28. December über , und so war ganz Schlesien, mit Ausnahme von Schweidnih , in den Händen des Königs. Die Armee bezog nun die Winterquartiere.

Das Regiment Graf

Geßler erhielt dieselben mit den Husaren von Werner in und um Trop pau , wohin es am 30. December unter Befehl des Herzogs Eugen von (1758.) Würtemberg abging , und wo es am 22. Januar 1758 an kam. Der Staab kam nach Troppau selbst , wo der Generalmajor von Saldern kommandirte ; die Quartiere der einzelnen Escadrons konnten nicht mehr ermittelt werden. Unterm 10. Januar 1758 erhielt der General -Feldmarschall , Graf Geßler, in Betracht seines hohen Alters die erbetene Entlassung mit einem Gnadengehalte , wogegen der unterm 5. December v. J. zum General major ernannte Kommandeur des Regiments Markgraf Albrecht Friedrich zu Pferde, Johann Ernst von Schmettau , zum Chef des bisherigen Re giments Graf Geßler erhoben wurde, ſo daß das Regiment von nun an den Namen Kürassier-Regiment von Schmettau

führte. Zugleich wurden die Cornetts von Tschammer und von Birkhan zu Lieutenants und die Fahnenjunker von Werthen, von Sydow , von Ko ſolowski und von Manstein zu Cornetts befördert. Nachdem die Gefangenen im Anfange des Monats Februar aus gewechselt worden , kam auch der Oberstlieutenant von Flanß und der Lieutenant von Boyen wieder zu dem Regiment. Die Verluste, welche dasselbe in dem lehten Feldzuge an Mannschaf ten und Pferden erlitten, waren sehr bedeutend ; man konnte daher bei aller Mühe nicht dahin gelangen , das Manquement vollständig zu decken, um so weniger, als die dazu nöthige Zeit nur sehr karg gemessen war. Die Friedensvorschläge , welche Friedrich II. der Kaiserin Maria Theresia gemacht, hatten zu keinem Resultate geführt ; die erbitterte Feindin erschte

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vielmehr die Verluste des vorigen Jahres aus allen Kräften und verstärkte das Korps in Desterreichisch - Schlesien unter dem General Marquis de Ville ansehnlich.

Schon am 17. Februar erfuhr man , daß dieses Korps sich

Troppau nähere ; die Avantgarde desselben wurde zwar am 18. zurück getrieben , in der Nacht aber doch Troppau verlaſſen. Man zog sich in die Gegend von Neukirch bei Jägerndorf zurück , und das Regiment von Schmettau nahm ſeine Quartiere in Bladen und Wanowiß. Hier erhielt es die Kabinets - Ordre vom 14. Februar , durch welche der Major von Legat als Oberstlieutenant wegen gänzlicher Invalidität verabschiedet wurde. Der Rittmeister von Hoverbeck II. erhielt dagegen die vacante Kompagnie; der Rittmeister von Boyen wurde zum Major , der Lieutenant von Boyen zum Staabsrittmeister , der Cornett von Schrötter zum Lieutenant und der Fahnenjunker von Hohenberg zum Cornett befördert. Unterm 24. Fe bruar erhielt der Oberstlieutenant von Puttkammer als Total - Invalide ſeine Dimiſſion , dagegen der Rittmeister Graf Geßler die vacante Kom pagnie, der Lieutenant von Zihwih wurde zum Staabsrittmeister und der Wachtmeister Bieber wegen seiner Auszeichnung bei Leuthen , mit Ueber gehung der Cornettcharge, zum Lieutenant , der Lieutenant Graf Geßler aber zum Adjutanten des Generals von Schmettau ernannt. Da er nun bei dem Regimente ausſchied : so wurde dafür der Fahnenjunker von Grutt schreiber zum Cornett vorgeschlagen und unterm 16. April dazu befördert. Am 18. April war Schweidnih an den König übergeben worden, und dieser beschloß nun , in Mähren einzudringen und OÜmüß zu be lagern. Demgemäß brach am 26. April das Korps des Herzogs von Würtemberg wieder in die Gegend von Troppau auf und vereinigte sich hier am 29. mit der Armee des Königs , worauf die Kavallerie in die Dörfer zwischen der Oppa und Mora , an der Straße nach Olmük , ein quartiert wurde. Die ganze Armee , welche der König nun hier verſam melt hatte, bestand aus 48½ Bataillons , 103 Escadrons , und das Re giment von Schmettau hatte nach der Ordre de Bataille seine Stelle bei der Kavallerie des linken Flügels zwischen den Regimentern Kyau und Seydlik, unter dem Generallieutenant von Seydlik , mit dessen Regiment in der Brigade des Generalmajors Baron Schönaich. Der Chef des Regiments , Generalmajor von Schmettau , kommandirte eine Kavallerie Brigade auf dem rechten Flügel des ersten Treffens , welche aus den Re gimentern Karabiniers und von Bredow bestand. Am 1. Mai brach die Armee auf.

Die Kavallerie ging über Otten

dorf und Kellersdorf bis Möltsch , wo sie diesseit der Mora ein Lager bezog, am 2. aber über Bautsch bis Domstädtel , und am 3. ließ der König bei Starnau ein Lager beziehen , welches mit dem rechten Flügel 16

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an dieses Dorf, mit dem linken an Baunowitz stieß und die Leiche zwi ſchen diesen Dörfern vor der Front hatte. Am 5. wurde Littau genom men ; das Regiment von Schmettau erhielt ſeine Quartiere in dem Dorfe Nakel , jenseit der Mora. Hier ging die Nachricht von der am 1. Mai vollzogenen Beförderung des Cornetts von Seydlig zum Lieutenant ein. Inzwischen war der General de Ville gegen Olmüß zurückgewichen, aber der Feldmarschall Graf Daun aus Böhmen im Anzuge , und der König rückte am 6. Mai mit 23 Bataillons und 13 Schwadrons (Garde du Corps , von Schmettau und von Seydlig ) in das Lager bei Asch merit unfern Littau. Als er gewiſſe Nachricht von dem Anzuge der feind lichen Armee erhielt, ließ er das Korps bei Aschmeriß noch um 2 Ba taillons und 20 Schwadrons verſtärken und die übrigen Truppen in drei Abtheilungen bei Neustadt , Starnau und Prosnih Poſto faſſen. Da es wahrscheinlich war , daß der Feldmarschall Graf Daun fich hierher wenden werde : so brach der König am 11. Mai von Aſchmerik mit 19 Bataillons und 48 Escadrons nach Prosnih auf und bezog ein Lager auf den Höhen zwischen Studeniß und Starechowih. Das Haupt quartier war in Schmirsih , einem Dorfe , welches vor der Front des lin ken Flügels lag.

Die Infanterie stand im ersten , die Kavallerie im zweiten

Treffen , die Brigade von Schönaich ( von Schmettau und von Seydlik) hatte den linken Flügel der Küraſſiere , auf welche dann die Dragoner und Husaren folgten.

Vor dem Lager befand sich eine schöne Ebene, welche

eine durchaus freie Aussicht gewährte und durch die zwiſchen Prosnih und Kostelet gelegenen Teiche durchschnitten wurde. Die rechte Flanke war durch ein Verhau auf dem Friedensberge, die linke durch das bei Prosniß stehende Korps des Herzogs von Würtemberg gedeckt. Vergeblich Belagerun von Olmük) Der König schloß nun Olmüß eng ein vom 27. e Mai bis 2.g Juli 1758.

und übertrug dem Feldmarschall Keith die Belagerung. In der Festung kommandirte der General - Feldzeugmeister , Marschall von Biberstein ; An= griff und Vertheidigung wetteiferten in ausdauernder Tapferkeit. In der Nacht vom 27. zum 28. Mai wurde die erste Parallele eröffnet , und am 29. Juni *) war man mit der Sappe bis an das Glacis gekommen , so daß nur noch der Sturm auf den gedeckten Weg und die Bresche übrig blieb , um die Festung zu nehmen . Dennoch gelang dies nicht. Inzwischen hatte Feldmarschall Graf Daun den General von Bülow beauftragt, eine Verstärkung in die Festung zu werfen , und der General St. Ignon deckte das Unternehmen auf den Höhen von Groß - Teinit

*) In der Zwischenzeit, am 8. Juni , legte die Armee in dem Lager bei Schmirfiß die Trauer für den verstorbenen Prinzen von Preußen an.

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gegen den General von Rehow , so daß es in der Nacht vom 17. zum 18. Juni gelungen war. Der König ließ daher am 19. Nachmittags um 1 Uhr den Generallieutenant von Zieten mit 3 Grenadier - Bataillons, den Küraſſier - Regimentern von Schmettau und von Kyau, und 900 Hu faren aus dem Lager bei Schmirsiß aufbrechen , um die dortigen Truppen zu verstärken.

Dieser passirte die Morawa auf der von dem Belagerungs

Korps geschlagenen Brücke , vereinigte sich mit dem General von Rehow und rückte den 20. bis auf die Höhen von Prerau vor. General St. Ignon hatte diese Stadt mit einigen 100 Kroaten beſeht und seine Infanterie stand dahinter in einem sehr festen Lager ; dennoch zog er sich bis auf die Höhen von Bichow zurück und ließ nur 100 Kroaten in der Stadt. Obwohl diese Besaßung leicht zu vertreiben und so der Weg zur weitern Verfolgung des Feindes zu öffnen gewesen wäre : so konnte man doch voraussehen, daß er nicht Stand halten würde, und hätte außerdem dem weiteren Vorrücken

das mit einigen 100 Kroaten besetzte Schloß

Tobitschau im Rücken gehabt. Der Generallieutenant von Zieten zog sich daher um so mehr wieder nach Ölmüz zurück , da er noch die Bestim= mung hatte, einer starken Zufuhr entgegenzugehen , welche aus Schlesien erwartet wurde. Er stellte daher seine Truppen auf der Seite des hei ligen Berges so auf, daß Olmüß nun völlig eingeſchloſſen war ; das Re giment von Schmettau kampirte zwischen den Dörfern Drosdin und Samotiska. Hier erwartete man über die Ankunft des Transports nähere Nach richten ; diese aber suchte der Feldmarschall Graf Daun auf alle Art durch ſeine leichten Truppen aufzufangen , da er die Absicht hatte, den Trans port auf dem Wege überfallen zu lassen. Dieser Transport bestand aus 3 bis 4000 Wagen , von denen 818 mit Munition und andern nothwendigen Bedürfnissen zur Fortseßung der Belagerung beladen , war am 21. Juni von Neiſſe und Cosel mit Bedeckung von 12 Bataillons und 1100 Mann Kavallerie unter Befehl des Obersten von Mosel abgegangen und am 28. nach einem glücklich zurückgewiesenen Angriffe des Generals von Laudon , allerdings in einiger Unordnung , bis Neudörfel gekommen. An eben diesem Tage ging ihm der Generallieutenant von Zieten mit seinem Korps entgegen und vereinigte sich bei Neudörfel mit dem Obersten von Mosel. Da aber kaum die Hälfte der Wagen hier angelangt war : so mußte man den ganzen folgen= den Tag halten , bis die übrigen durch ausgeschickte Huſaren größtentheils wieder zusammengebracht worden waren und man die Ordnung so viel als möglich hergestellt hatte. Dies alles begünstigte das Vorhaben des Feindes , und der Kaiserliche General von Ziskowiß gewann dadurch eben 16.

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falls Zeit, heranzukommen und ſeine Truppen in die Gebüsche zwiſchen Stadt Liebe und Domstädtel verdeckt aufzustellen. Gefecht bei Domstädtel Um 30. Juni mit Tagesanbruch setzte sich der Train auf der Straße nach Domstädtel in Marsch. Die Kavallerie des Generallieutenants

von Zieten marschirte

ſchwadronsweise

mit großen

Intervallen rechts der Wagen , weil das Terrain dort meist eben war; die Infanterie auf der linken Seite.

Die Bedeckungstruppen unter dem

Obersten von Moſel waren an den Wagen vertheilt. Die Tete erreichte das Defilee bei Domstädtel , ohne etwas vom Feinde zu sehen ; aber kaum hatten 100 Wagen dasselbe paſſirt , so erschien der Feind auf den Anhöhen links der Straße und beschoß den Eingang mit seiner Artillerie, so daß einige Pferde getödtet wurden und der Zug in Stocken gerieth.

Der Generallieutenant von Zieten ließ nun die Wa

gen , wie ſie ankamen , vor dem Defilee auffahren , und ging dem Feinde mit 2 Bataillons und etwa 200 Husaren entgegen. Sein Angriff glückte anfangs , bis die in den Büschen versteckten Sächsischen Dragoner den Preußischen Grenadieren in Flanke und Rücken kamen, sie größtentheils nieder machten oder gefangen nahmen und den Rest gegen die Wagenburg trieben. Während sich nun der General von Ziskowiß gegen die Mitte warf, brach der General von Laudon von Bähren aus wieder vor und griff den Transport auf der rechten Seite an , ſo daß nun wohl die feindliche Macht auf 30,000 Mann geschätzt werden konnte. Es entspann sich auch hier ein sehr hartnäckiges Gefecht, in welchem die Kavallerie meistens esca dronsweise , und zwar mit abwechselndem Glück , an 2 Stunden sich mit dem Feinde herumtummelte.

Endlich aber sprengte dieser den ganzen

Transport auseinander , und es blieb der Bedeckung nichts übrig , als we nigstens den größten Theil der Munitionswagen in die Luft zu sprengen . Ein Theil der Truppen , mit ihm die Leibſchwadron von Schmettau , zog sich nach dem Defilee von Domstädtel und wurde mit etwa 250 Wagen, wobei alle Geldwagen , die sämmtlich an der Tete sich befanden , von dem Generalmajor von Krockow nach Olmüß geführt.

Gegen Abend kam die

ser Transport zwischen Bistrowan und der Schiffbrücke an , obwohl er bei dem heiligen Berge noch einmal von Husaren und Kroaten angefal len worden war. Der Generallieutenant von Zieten dagegen wurde mit allen übrigen Truppen , zu denen auch die andern 4 Schwadronen des Regiments von Schmettau gehörten , abgeschnitten und mußte sich , vom Feinde unabläſſig verfolgt, fechtend nach Troppau zurückziehen. Er nahm noch zwei hier stehende Bataillons an sich und marschirte nach Neisse, wo er den Befehl erhielt , über Wartha und Glah wieder zu der Armee zu stoßen.

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Das Regiment von Schmettau hatte in diesem Gefecht an Todten 1 Unteroffizier und 5 Reiter verloren ; verwundet waren der Major von Ogynski , der Rittmeister Graf Geßler, der Lieutenant von Bismark, 4 Unteroffiziere, 20 Reiter. Der Verlust dieses Transports nöthigte den König , wegen Mangel an Munition und Lebensmitteln die Belagerung aufzuheben ; da aber der Feind alle Pässe aus Mähren nach Schlesien stark beseht hatte : so beschloß der König , durch Böhmen und die Grafschaft Glaß den Rückweg zu nehmen. Am 1. Juli marschirte er selbst mit den Bedeckungstruppen gegen Gewicz ; am 2. um 2 Uhr des Morgens wurden die Trancheen verlaſſen, und um 4 Uhr zogen die Belagerungstruppen unter dem Feld marschall Keith , wozu jeht auch die Leib - Escadron von Schmettau trat, in drei Kolonnen auf der großen Straße von Olmüß nach Littau ab, wo man bei guter Zeit ankam. Nach der Ordre de Bataille von dieſem Tage stand die Escadron auf dem rechten Flügel des zweiten Treffens, zwischen den Regimentern Krockow und von Würtemberg , in der Brigade des Generalmajors von Krockow. Der Generallieutenaut von Rehow befehligte die Kolonne des Trains , welche , an 4000 Fahrzeuge stark , in 4 Divisionen getheilt war und durch 7 Bataillons und 600 Huſaren ge deckt wurde. Die beiden andern Kolonnen marschirten an beiden Seiten derselben. Um 3. Juli wurden zur Bedeckung noch 6 Bataillons nebst dem Regiment Kyau und der Leib - Escadron von Schmettau kommandirt. Um 5 Uhr früh brach man auf und nahm die Richtung über Königslowe nach Müglik ; um 1 Uhr Mittags waren erst die lehten Wagen des Zu ges aus Littau heraus. Das Lager bei Müglih wurde auf den Höhen hinter einem Bache genommen , welcher von Mirau kommend , hinter Mügliß in die Morawa fällt. Der rechte Flügel erstreckte sich bis an Kremetschau , der linke stieß an die Morawa ; die lehten Fahrzeuge des Trains kamen erst um Mitternacht im Lager an. Am 4. um 1 Uhr früh brach man wieder auf und marschirte über Poidl, Kaltlautsch , Grunau und Ransdorf nach Tribau , wo man den 5. Ruhetag machte. Da der Marsch eines so großen Trains sehr beschwerlich war und nur langsam von Statten ging : so theilte der Feldmarschall Keith nunmehr sowohl den Train als die Truppen in 3 Theile, deren jeder für sich marſchiren sollte. Die Leib - Escadron von Schmettau wurde der zweiten Abtheilung unter Befehl des Generallieutenants Grafen von Neuwied zugetheilt. Die Mi neurkompagnien marschirten mit Schippen und Hacken nebst den Zimmer leuten und andern kommandirten Arbeitern an der Tete und in der Mitte der Abtheilung.

An der Tete waren 2 Bataillons , 2 Schwadrons und

die Hälfte der Huſaren ; 2 Bataillons und 3 Schwadrons machten die

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Arriergarde , und die übrigen Bataillons nebst 1 Escadron wurden pelo tonweise längs der Wagen vertheilt. Jede Abtheilung sollte einen Lag später aufbrechen , oder wenn die Nähe des Feindes und dessen starkes Nachdrängen dies nicht erlaube, sich nicht eher in Marsch sehen , bis die Arriergarde der Vorangehenden abmarſchirt wäre. Demgemäß brach die zweite Abtheilung erst am 7. Juli auf, wurde aber zwischen Krenau und Glasdorf von den dort in den Defileen und Gebüschen versteckten Kroaten angegriffen , welche einige Pferde erschoſſen und den Zug ins Stocken brachten. Ein Bataillon Infanterie vertrieb diesen Feind , und die Tete der Abtheilung erreichte Zwittau noch bei guter Zeit, während die lehten Wagen erst in der Nacht bei Greifendorf an= kamen , wo man lagerte. Den 8. marſchirte man an der ersten Abtheilung bei Zwittau vorbei , passirte das Defilee bei Nickel , lagerte hinter dem= selben und traf am 9. in Leutomischt ein, ohne vom Feinde weiter be unruhigt zu werden. Von nun an wurde die Belagerungsartillerie , welche vor Königin= gräß gebraucht werden sollte, von dem übrigen Artillerietrain und dem Fuhrwesen getrennt.

Diese letteren Abtheilungen befehligte der General

lieutenant von Rehow , und die Leib - Escadron von Schmettau wurde mit zur Bedeckung bestimmt.

Man ging den 10. Juli bis hinter Hohenmauth

in das Lager bei Tinisko und richtete am 11. den Marsch gegen Holik. Als die Tete der Avantgarde in der Gegend von Jaroslau ankam , zeig ten sich feindliche Husaren , und bald darauf entdeckte man stärkere Trupps vor und hinter Wostrzetin und eine Linie Infanterie, welche aus dem Walde defilirte und die Höhen bei Holik beſeßte. Die Avantgarde , durch 3 Bataillons unterstüßt , hielt den Feind ab , etwas zu unternehmen ; da er aber immer mehr verstärkt wurde: so ließ der Generallieutenant von Rehow den Train vor Jaroslau auf den Höhen links der Straße auf fahren, ſeine Truppen um die Wagenburg stellen und das Dorf in Brand ſtecken , damit man wenigstens während der Nacht nicht beunruhigt würde. Der Feldmarschall Keith sandte Verstärkung , und man brachte die Nacht unter dem Gewehr zu. Mit Unbruch des Tages am 12. ging die Ka nonade von beiden Theilen wieder an. Da die grade Straße vom Feinde verlegt war: so sollte der Train in 3 Kolonnen über Rowen gegen Rezetize marschiren , wurde aber sogleich angegriffen. Es entspann sich ein lebhaftes Gefecht , welches endlich zum Vortheil der Preußen endete ; die Leib - Escadron von Schmettau nahm hieran aber keinen Theil, da sie auf den Höhen bei Wostrzetin bei der Arriergarde ſtand . Nach diesem Gefecht seßte man den Marsch nach Holig fort und lagerte mit dem rechten Flügel an Rezetize , mit dem linken an dem Walde

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hinter Alt-Holih , ging aber am 13. Juli bei Königingräß über den Adlerfluß und vereinigte sich am 14. daselbst mit der Armee des Königs . Das Lager lehnte ſeinen rechten Flügel an Ruſſeck , die Mitte lag hinter dem Pandurenberge und der linke Flügel bei Slatina. Die Front des rechten Flügels war durch die Elbe , der linke durch den Adlerfluß gedeckt. Nach der Ordre de Bataille stand die Leib - Escadron von Schmettau auf dem linken Flügel des ersten Treffens ,, unter dem Fürsten Moriß von Anhalt und dem Generallieutenant von Seydlik , mit deſſen Regiment in der Brigade des Generalmajors von Bredow. Mittlerweile hatte sich der Feldmarschall Graf Daun genähert und bezog mit großer Vorsicht ein sehr festes Lager zwischen Urbaniß und Chlom . Da der König fand , daß sich dagegen nichts unternehmen laſſe , und auch wiederholte Nachrichten von den Einfällen der Ruſſen in der Neumark einlief: so beschloß er , ſich allmälich aus Böhmen zurückzuziehen. Bei der Stellung des Feindes in jeder Flanke , ja fast im Rücken des Königs , wurde dieser Rückzug nur durch eine Reihe künstlicher Ma noeuvres möglich. Am 25. wurde daher die Bäckerei , das Lazareth 2c. nach Nachod vorausgeschickt, Nachmittags um 5 Uhr aber der Befehl zum Aufbruch am folgenden Tage gegeben. In der Nacht um 1 Uhr überfiel der Feind die Vorposten und machte einen vergeblichen Verſuch auf Königingräß, und um 3½ Uhr marſchirte die Armee in Zügen links aus dem Lager, und der Generallieutenant von Seydlik stellte sich mit der ganzen Ka vallerie in der Ebene von Divet auf, um den Marsch zu decken. Der Feind verfolgte zwar , aber ohne Erfolg , und der König nahm an diesem Tage das Lager mit dem rechten Flügel an Jeſſena , auf den Höhen hin ter Kralowalhota , ſo daß der linke Flügel sich bis Bohuslawih aus dehnte. Am 27. Juli brach die Armee in 4 Kolonnen flügelweiſe rechts ab, passirte die Metau über 4 Brücken und nahm das Lager bei Jeſſenik, welches Dorf zwiſchen beiden Treffen lag. Während dieser Zeit waren die 4 andern Schwadronen des Regiments von Schmettau unter dem General von Zieten - mit etwa 2000 Rekruten und Reconvalescenten von Neisse und Glah nach Nachod gegangen.

Hier

stieß dies Korps am 31. Juli zu dem Korps des Generals von Reben tisch, welcher das Lazareth und die Bäckerei von der Armee hierher ge= bracht hatte und nun mit einem Brot - Transport wieder in das Lager bei Jesseniz zurückkehrte.

Am 3. Auguſt marſchirte man mit Tagesanbruch

bis Skalih , wobei der Feind einige erfolglose Kanonenschüsse gegen die Arriergarde that. Der rechte Flügel des Lagers stieß an Skaliß , der linke an den Berg , auf dem die Kapelle des heiligen Wenzel steht. Hier

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lagerte namentlich die ganze Kavallerie.

Am 4. August um 2½ Uhr früh

griff der Feind das Lager der Vortruppen an , wurde aber zurückgeworfen, und gegen Mittag gingen die Generallieutenants von Zieten und Seydlig mit allen Küraſſier - Regimentern in der Richtung gegen Poliz vor.

Bei

Hochſiedl fanden ſie den General von Forcade mit der Bagage , der um 8 Uhr früh aus dem Lager marſchirt war , und blieben nun bei dem auf gefahrenen Train die Nacht über unter freiem Himmel. Am andern Tage marſchirte das Kürassier- Korps bis auf die Höhen hinter Wermsdorf, am 7. aber bis Grüſſau bei Landeshut, wo der König hinter Neuen Grüſſau und Hermsdorf lagerte. Die Kavallerie erhielt ihren Plaß in der Ebene zwischen Wiese und Neusorge, wo auch die Bagage aufgefahren war. Am 9. August wurde das nun wieder vereinigte Regiment von Schmettau zu dem Korps des Generallieutenants von Fouqué abgeſchickt, welches jeht bei Halbstadt lagerte ; der König aber reiste am 11. mit dem Fürsten Morik von Dessau nach der Neumark ab , wohin er schon am 9. und 10ten 14 Bataillons und 38 Schwadrons vorausgeschickt hatte, um sich den Ruſſen entgegen zu stellen ; die Armee in Schlesien blieb unter. dem Befehle des Markgrafen Karl. Da der Feldmarschall Graf Daun nach Zittau marschirt war , der General Laudon aber bei Friedland stand : so beschloß der Markgraf, die indeß befestigte Stellung bei Grüſſau zu verlaſſen und eine andere an der Grenze von Sachsen und Schlesien zu nehmen , um dem Feinde das Eine dringen in diese Provinz von hier aus zu wehren. Der Generallieutenant von Fouqué, welcher zur Deckung von Schlesien von der Seite des Ge birges bleiben sollte, zog sich nun ebenfalls nach Grüſſau ; das Regiment von Schmettau aber wurde wieder zum Korps des Markgrafen berufen und mit noch 10 andern Schwadronen unter dem Generalmajor Jung Krockow nach Freiberg geschickt , um die dort befindliche schwere Artillerie nach Grüſſau zu holen , weil diese der Markgraf mit dem Train und der Bagage vorausschicken wollte , um ſeinen Marſch durch das Gebirge mög lichst zu erleichtern . Am 16. August marschirte der General von Krockow nach Freiberg ab und kam am 18. mit der Artillerie bei Grüſſau wieder an , von wo er am 19. mit dieser , dem Train und der Bagage über Bolkenhayn , Jauer und Goldberg nach Löwenberg abging . Um 22. traf man hier ein. Die Armee folgte am 23. nach , und man bezog nun auf den Höhen längs des Bobers , diesen Fluß vor der Front , ein Lager, mit dem rechten Flügel über Plagwiß hinaus , mit dem linken auf der Bis zum 28. blieb man in dieser Stellung. An dieſem Tage brachte ein Courier die Nachricht von dem Siege des Königs über die Ruſſen bei Zorndorf (am 25. August) und den Befehl an den Mark

Höhe bei Höfel.

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grafen , sich in der Niederlausit mit dem Könige zu vereinigen.

Der

Generallieutenant von Fouqué blieb in Schlesien , der Markgraf aber , und mit ihm das Regiment von Schmettau , marſchirte noch an diesem Tage bis Kittligtreben bei Bunzlau und am 30. bis Sprottau , wo er am 31 . das Dankfest wegen des Sieges bei Zorndorf feiern ließ. Die Kavallerie blieb während des Gottesdienstes , der im Lager gehalten wurde, zu Pferde. Um 1. September brach man von hier auf und ging über Sagan, Priebus , Muskau , Spremberg und Senftenberg bis Großenhayn , wo man am 9. September in der Nacht eintraf und sich am 10. mit der Armee des Königs vereinigte. Auf dieſem ganzen Marſche trieb man das Korps des Generals Laudon vor sich her und erlangte auch einige Vor theile über dasselbe. Am 11. marſchirte die unter dem Könige vereinigte Armee nach Reichenberg und den 12. in 2 Kolonnen nach Schönfeld , wo das Lager mit dem rechten Flügel auf dem trüben Berge hinter Eſchdorf, mit der Mitte hinter Schulwiß , mit dem linken Flügel auf den Höhen von Weissig aufgeschlagen wurde. Die Armee lagerte in 4 Treffen , das Regiment von Schmettau im dritten Treffen. Der Wald in der linken Flanke wurde verhauen ; bei Pillnitz aber schlug man 2 Brücken über die Elbe, um mit dem Korps des Prinzen Heinrich eine bequeme Verbindung zu haben. Neiſſe wurde durch den General Harsch belagert , und der König wünschte diese Festung zu entsehen. Da aber der Graf Daun bei Stolpen in einem sehr festen Lager stand und der General Laudon am 14. nach Arensdorf rückte: so war der Weg über Baußen verlegt , und es blieb nur übrig , denselben mit Gewalt frei zu machen. Der König brach daher am 16. September um 5 Uhr früh mit 4 Grenadier - Bataillonen , 15 Schwa dronen Küraſſieren , wobei das Regiment von Schmettau , und 10 Schwa= dronen Husaren nebst 10 Schwadronen Dragonern aus dem Lager von Schönfeld auf. Es wurde links abmarschirt und auf der großen Land straße von Bischofswerda. nach Fischbach vorgegangen , um die rechte Flanke des Generals Laudon zu tourniren . Dieser wartete aber den Angriff nicht ab ; Feldmarschall Graf Daun blieb in seinem Lager müßiger Zuschauer und schien nicht zur Schlacht geneigt.

Der König gab daher für jeht

ſeinen Vorsak auf und ging nach einem leichten Vorpostengefechte wieder in das Lager bei Schönfeld zurück. Da die Jahreszeit ſchon unangenehm wurde und der Feind doch zu keinem allgemeinen Gefechte zu bringen war: fo befahl der König , für die Infanterie Brandhütten , für die Ka= vallerie Ställe von Strauchwerk zu erbauen. Inzwischen beschloß er, eine Stellung bei Bischofswerda in der rech ten Flanke des Feindes zu nehmen .

In der Nacht vom 25. bis 26. Sep=

250 tember wurden die Brücken über die Elbe bei Pillnit abgebrochen , und am 26. seşte man sich mit Tagesanbruch in 2 Kolonnen in Bewegung . Die Kolonne , welche aus dem linken Flügel der Kavallerie bestand und wozu also das Regiment von Schmettau gehörte , ging über Ullersdorf, Groß- Erdmannsdorf und Wallrode. Die Höhen bei Bischofswerda waren noch vom Feinde beſeht ; der König nahm daher sein Lager auf den Hö hen von Hauswalde und Rammenau . Der rechte Flügel stand vor Haus walde hinter einem dichten Walde, das Dorf Rammenau lag in der Mitte, und der linke Flügel stieß an den hohen Berg im Walde vor Burkau . Die Dörfer Frankenthal und Hartau blieben vor der Front, das Haupt quartier war in Rammenau. Da der General Laudon abermals den Weg nach Baußen verlegt hatte, so sollte er am 28. angegriffen werden ; er war aber, um sich Angriffe zu entziehen , bereits früh um 4 Uhr aufgebrochen , so daß ſeine Arriergarde ohne besonderen Erfolg beschossen wurde. Da er auf den Höhen hinter Bischofswerda sezte : so veränderte der König

dem nur sich sein

Lager und ließ den linken Flügel bis auf die Höhen von Goldbach, 14 Meile vom Feinde , vorrücken. Die Mitte stand dicht vor Rammenau, und über die daselbst befindlichen breiten Sümpfe wurden Dämme ge führt, um die Gemeinſchaft im Lager zu unterhalten. Bischofswerda , in der linken Flanke gelegen , wurde stark mit Infanterie beſeßt. Man la gerte wieder in 4 Treffen , die Kürassier - Regimenter im dritten Treffen. Am 7. Oktober brach der Feind nach Kittlig bei Löbau auf.

Der

König folgte am 8. , paſſirte bei Baußen die Spree und lagerte mit dem rechten Flügel an der Stadt , mit dem linken an Burkau.

Um 10. mar

schirte man in 4 Kolonnen nach Hochkirch. Der rechte Flügel lagerte auf einer kleinen Anhöhe rechts von dem Dorfe , das Centrum auf den Hö hen von Pommerwih und Rodewiß , der linke Flügel vor dem Nietner Grunde gegen Klein - Tschorna. Vor beiden Flügeln wurden Schanzen angelegt und die schwere Feldartillerie vor der Front vertheilt. Das Hauptquartier war in Rodewih , das Regiment von Schmettau lagerte links von demselben im zweiten Treffen , zwischen den Regimentern Kyau und Seydlig. Die Stellung , welche der Feldmarschall Graf Daun indeſſen hinter Nostih und Lehna eingenommen hatte , war sehr stark, und nur die stolze Zuversicht, womit der König seinen Gegnern entgegenzutreten und fie vor seinem Anblick erstarren oder weichen zu sehen gewohnt war , konnte ihn veranlaſſen, gegen den dringenden Rath ſeiner ausgezeichnetsten Ge nerale , mit unbeugsamer Festigkeit 36 Bataillone und 73 Schwadronen einer Armee von 75 Bataillonen und 98 Schwadronen in einer so un günstigen Lage entgegenzustellen.

251 Ueberfall bei Hochfird 1758.) Graf Daun zögerte diesmal nicht , und an dem . ſelben Tage früh , an dem der König im Gefühl der drohenden Gefahr die Stellung bei Hochkirch in der Nacht verlaſſen wollte, am 14. Oktober,

überfiel er unter Begünstigung eines dichten Nebels das Preußische Lager, nachdem er in der Nacht vom 13. zum 14. alle Vorbereitungen mit größ ter Sorgfalt getroffen hatte , um sich demselben unbemerkt zu nähern . Der Ueberfall gelang vollkommen . Der Schlag der fünften Stunde von dem Kirchthurme zu Hochkirch war das Signal zum Angriff. Sofort warf der Feind den rechten Flügel über den Haufen , eroberte die große Batterie vor der Front des Lagers und richtete sie gegen die Preußen, deren heldenmüthige Anstrengungen , ihre Stellung wieder zu nehmen, vergeblich waren. Als es völlig Tag geworden und der König die An ordnungen des Feindes überſah , befahl er den Rückzug. Zur Deckung desselben wurde die ganze Kavallerie unter dem Generallieutenant von Seydlig mit großen Zwischenräumen regimenterweiſe in der Ebene zwi ſchen Kreckwitz und Belgern , den Defileen von Wurschen und Pomriß gegenüber, auf und neben den nach Bauten und Löbau führenden Stra= ßen aufgestellt. Nachdem die Infanterie und Bagage sich hinter der Ka vallerie durch das Defilee bei Drehsa über die Ebene gezogen hatte , sette fich auch die Kavallerie in Marſch und ging in der besten Ordnung durch Burschwiß und Klein - Baußen nach den Spißbergen , wo das Lager be zogen wurde. Der Bach , welcher durch Kreckwit , Burſchwiß , Klein Baußen und Preitis läuft , sicherte die Front. Den linken Flügel und dessen Flanke deckten die Teiche zwiſchen Preitiß und Malschwiß ; der rechte Flügel stand vor Doberschüß , durch die Spree gedeckt, die Mitte auf den Höhen von Kreckwitz und Burschwik , so daß das Lager einen aussprin= genden Winkel bildete. Das Hauptquartier war in Doberſchüß , die Ka= vallerie lagerte im zweiten Treffen. Der Feind benüßte die errungenen Vortheile nicht, ließ den Rückzug ohne Störung ausführen und zog sich in sein altes Lager bei Kittlig zurück; der König aber ließ von der Infanterie Brandhütten , von der Kavallerie Ställe erbauen und blieb bis zum 24. Oktober unverschanzt dem Feinde gegenüber stehen. Der Ueberfall bei Hochkirch hatte den Preußen ,

am Anfange des

Treffens etwa 28,000 Mann stark, 9000 Mann , 101 Geſchüß , 28 Fah nen, 2 Standarten und einen großen Theil der Zelte und der Bagage gekostet. Der Verlust des ganzen linken Flügels und der Kavallerie war hierbei sehr gering , da der Angriff nur dem rechten Flügel gegolten , die Kavallerie aber die Nacht hindurch gesattelt und angezogen gestanden hatte. Die Kavallerie des linken Flügels besonders , wobei das Regiment von

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Schmettau , wurde nur allein zur Deckung des Rückzuges verwendet und erlitt daher, da sie in kein Gefecht verwickelt wurde, fast gar keinen Verlust. Die Sieger selbst (65,000 Mann stark) berechnen ihren Verlust, mit Einschluß von 1000 Gefangenen , auf 8000 Mann. Unter diesen Umständen war indeß der Entsah von Neisse noch wich tiger geworden , da der Verlust dieser Festung den Verlust von Cosel und ganz Oberschlesien nach sich ziehen konnte. Der König zog daher den Prinzen Heinrich mit einem Theile seines Korps an sich und sandte die Kranken und Blessirten nebst dem Train gegen Groß - Glogau ab , um den Feind über die Richtung seines Marsches zu täuschen . Um aber die Straße nach Schlesien frei zu machen , war es höchst wichtig , Görliß eher als der Feind zu erreichen. Am 24. Oktober brach man daher in aller Stille Abends um 10 Uhr in 2 Kolonnen aus dem Lager bei Doberschüß auf.

Bei der zweiten

Kolonne, welche aus der ganzen Kavallerie bestand , war auch das Re giment von Schmettau. Man paſſirte bei Neudorf die kleine Spree und sette den Marsch über Baroth , Tauban , Leipsche und Kolm bis in das Lager bei Ullersdorf fort.

Der rechte Flügel stand an Diesa , der linke an

Baarsdorf. Da nun der Feind , über den Zweck des Marſches nicht mehr in Zweifel , in der Richtung nach Görlih detaſchirte: so ließ der König am 25. um 3 Uhr früh in 3 Kolonnen wieder aufbrechen .

Die ganze

Kavallerie ging durch Nieder - Rengersdorf über den sogenannten neuen Graben und setzte längs desselben ihren Marsch bis in die Ebene von Görlik fort, wo der rechte Flügel an Ebersbach , der linke an der Stadt lagerte , nachdem die Avantgarde ein glückliches Gefecht mit dem Feinde bestanden hatte. Die Armee wurde hier mit hinreichendem Vorrath an Brot versehen und brach am 29. um Mitternacht auf.

Die Kavallerie passirte durch

einige Furten , die Infanterie über Bockbrücken die Neisse ; aber erst mit Tagesanbruch wurde der Marsch in 4 Kolonnen weiter fortgesetzt. Die Kavallerie, in der zweiten Kolonne befindlich , marſchirte über Hermsdorf, Lauterbach und Ober- Geilsdorf; da aber die Arriergarde unter dem Prin zen Heinrich bei Pfaffendorf in ein hartnäckiges Gefecht verwickelt wurde : ſo ging der König mit den Küraſſier - Regimentern von Schmettau , von Seydlig und Karabiniers wieder zurück , um ihr Luft zu machen. Schon das Erscheinen dieser Regimenter auf dem Kampfplaße führte zu dem gewünschten Ziele.

Der Feind ging zurück , und man bezog nun das Lager

auf den Höhen hinter Geilsdorf, die Flügel an Wälder angelehnt , das Dorf Lichtenau im Centrum.

Das Hauptquartier war in Lauban.

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Hier wurde die Armee getheilt.

Unter dem eigenen Befehle des Kö

nigs blieben 29 Bataillone, 68 Schwadronen , die zum Entſah von Neiſſe bestimmt waren ; der Prinz Heinrich erhielt 21 Bataillone, 45 Schwa dronen und alle Freibataillone , um sich über Hirschberg in das Gebirge zu ziehen und den Feind von einer Verstärkung des Belagerungskorps abzuhalten. zugetheilt.

Diesem Korps wurde auch das Regiment von Schmettau

Nachdem das noch vereinigte Preußische Heer am 1. November um 7 Uhr früh in 4 Kolonnen , die Kavallerie durch Furten , den Queis paſſirt und eine Kanonade auf die Arriergarde des Prinz Heinrichschen Korps beantwortet hatte , trennten sich die beiden Korps. Der König ging nach Löwenberg , Prinz Heinrich aber nach Greifenberg und am folgenden Tage in 2 Kolonnen nach Hirschberg ; die Kolonne , bei welcher sich das Regiment von Schmettau befand , über Ollendorf, Langewaſſer , Spiller, Bertelsdorf und Reibniz. Am 3. November marſchirte man nach Landeshut. Bei der Annäherung des Königs hatte der General Harsch die Be lagerung von Neisse aufgehoben und sich nach Troppau gewendet ; der König eilte daher wieder nach Sachsen und beorderte auch den Prin zen Heinrich dahin . Dieser marschirte am 12. November wieder nach Hirschberg und am 14. nach Greifenberg , wo er das Kommando eines Theils seines Korps an den Generallieutenant von Zieten übergab , um die Bewegungen des bei Zittau stehenden Generals von Laudon zu beobachten. Zu diesem Detaſchement kam auch das Regiment von Schmet tau.

Man ging in die Gegend von Naumburg am Queis , zu dem Korps

des Markgrafen Karl ; da aber der Feind nach der Ankunft des Königs in Sachsen, nach Böhmen zurückgegangen war : so erhielt die Preußische Armee am 20. November den Befehl , in die Winterquartiere zu rücken . Das Regiment von Schmettau wurde zu dem in Oberschlesien stehenden Korps des Generallieutenants von Fouqué geschickt und traf am 9. De cember in Neustadt ein. Hier bezog es in der Stadt und den umliegen den Dörfern die Winterquartiere und fand dadurch Gelegenheit , die ge ringen Verluste an Mannschaften aus seinem eigenen Kanton zu ersehen. Das Hauptquartier des Königs , welcher die in Schlesien stehende Armee unter seinem eigenen Befehle hatte, war in Breslau . 1759.

Am 27. Januar 1759 wurde der Lieutenant Krug von

Nidda dimittirt und der Cornett von Wildenhain in dessen Stelle zum Lieutenant, der Fahnenjunker von Dossow zum Cornett befördert , unterm 28. Februar aber der Oberstlieutenant von Flanß zum Obersten , der Cornett von Otterstädt zum Lieutenant , der Fahnenjunker von Ledivary zum Cornett ernannt, dagegen der Lieutenant von Bismark als Invalide verabschiedet.

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Am 18. März verließ das Regiment von Schmettau die Winter quartiere und marſchirte zur Armee des Königs , welche am Fuße des Gebirges von Schweidnitz bis Jauer und Löwenberg in Kantonnirungen lag. Das Regiment erhielt seine Quartiere in Gurkau und Seiffridau bei Zobten , wurde aber am 1. April nach Seiffersdorf verlegt und schon am 3. unter dem Befehl des Generallieutenants von Seydlig nach Fran kenstein gesandt , um von da wieder nach Oberſchleſien zu dem Korps des Generallieutenants von Fouqué zu marschiren, welcher einen Versuch gegen die Magazine des Feindes in Mähren machen sollte. Am 16. April brach das Fouquésche Korps gegen Troppau auf. Das Regiment von Schmettau , welches mit dem Regiment Karabiniers die Brigade des Generalmajors von Bandemer bildete, wurde zur Avant garde bestimmt, welche unter dem Generallieutenant von Treskow sich bei Deutsch - Rasselwig versammelte und sich dann in zwei Kolonnen in Be wegung fehte. Das Regiment gehörte zur zweiten Kolonne. Diese, unter dem Befehl des Generallieutenants von Seydlih , ging bei Kittelwiß über die Brücke, grade über die Felder , rechts bei Königsdorf und links bei Leobschütz vorbei durch Gröbnich , auf der Landstraße über Neudorf nach Bladen, und lagerte hier mit der ersten Kolonne zuſammen auf der Höhe. Das Korps folgte in drei Kolonnen. Um folgenden Tage marſchirte man in derselben Ordnung weiter , und zwar die Kolonne unter dem General lieutenant von Seydlik in der Straße über Bladen nach Kretscham bis Dirschowih , wo sie die Oppa paſſirte. Auf dem Marsche erhielt man die Nachricht, daß der Feind am vorigen Abende Jägerndorf verlassen und sich gegen Hof zurückgezogen habe ; man ging daher gerade zu auf Trop pau und lagerte vor der Stadt , nachdem man die Vortruppen des Fein des vertrieben hatte. Am 18. setzte sich das Korps gegen Hof in Be wegung, der Generallieutenant von Seydlig blieb aber mit den vier Kürassier -Regimentern bei Troppau stehen , weil die schwere Kavallerie in den gebirgigen Gegenden ohne Nußen gewesen wäre und durch den beschwerlichen Marsch zu viel gelitten haben würde. Dem Generallieu tenant von Fouqué hatte sich an der Mora ein starkes feindliches Korps entgegengestellt , und er erfuhr , daß das Magazin in Hof nur unbedeu tend sei ; er kam daher am 19. wieder zurück und ſandte nun den General Lieutenant von Seydlig mit den Küraſſieren über die Neisse zu der Armee des Königs. Da der Feind dem General von Fouqué gefolgt war , so rückte der König indessen schon am 28. April nach Neisse und vereinigte ſich am 29. mit dem General von Fouqué in dem Lager bei Deutſch Kamnik. Der 1. Mai war zum Angriff des Feindes bestimmt , als die Nachricht einging , daß dieser sich zurückgezogen habe ; der König ging

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daher am 2. Mai mit seinem Korps , wozu jest auch das Regiment von Schmettau gehörte , wieder in die Gegend von Landeshut , wo die alten Quartiere bezogen wurden. Indeß war ein feindliches Korps unter dem General von Wehla aus Böhmen in der Laufig eingerückt und machte Miene, in der Mark ein zudringen.

Am 19. Mai wurde daher der Generallieutenant von Seydlik

mit den Regimentern von Schmettau und Karabiniers abgeschickt, um sich mit dem Korps der Generale von Wobersnow und von Czetteriß zu ver einigen und den General von Wehla von Böhmen abzuschneiden. Am 23. Mai vereinigten sich diese Korps und bezogen zwischen Sorau und Naumburg Kantonnirungsquartiere.

Der General Wehla wurde durch

diese Stellung veranlaßt , ſeinen Absichten auf Berlin zu entſagen und ſich nach Böhmen zurückzuziehen. Inzwischen hatte sich die Nachricht verbreitet , daß der Feldmarschall Graf Daun um jeden Preis in Schlesien eindringen solle. Der General lieutenant von Seydlik erhielt daher Befehl , wieder zu der Armee des Königs zu stoßen , traf am 29. Mai über Löwenberg und Lähn bei Hirſch berg ein und rückte am 30. in ein Lager bei Johnsdorf, jenſeit Landeshut. Feldmarschall Graf Daun stand in dem Lager bei Sturz , rückte aber am 28. Juni gegen den Queis vor , um die Operationen der Ruſſen zu unter stühen, welche sich bei Posen verſammelten. Am 5. Juli brach daher der König mit der Avantgarde in 2 Ko lonnen auf. 2 Kolonnen.

Die Armee folgte unter dem Markgrafen Karl ebenfalls in Das Regiment von Schmettau befand sich mit dem Re

giment Karabiniers unter dem Generalmajor von Bandemer bei der zwei ten Kolonne, zur Bedeckung der schweren Feld - Artillerie , des Trains der Artillerie und der Bagage.

Dieſe nahm ihren Weg über Merzdorf, Wer

nersdorf, Kupferberg , Alt - Janowiß und Seiffersdorf nach Hirſchberg, wo die Kavallerie beider Kolonnen ein Lager bezog. Am 6. ging die Armee bis Waltersdorf; die Brigade von Bandemer kam aber hier erst am 7. an, weil die Artillerie und das Gepäck in den schlechten Wegen zu ſehr auf gehalten worden war. Am 9. ging man über den Bober ; die ganze Armee aber rückte am 10. Juli in das vortheilhafte Lager auf den Höhen bei Schmottſeifen oder Düringsvorwerk, deſſen Front und beide Flanken durch tiefe Gründe , Wälder und Dörfer gedeckt waren. Die Kavallerie ſtand im dritten Treffen , so wie es das Terrain mit sich brachte, das Regiment von Schmettau nach der Ordre de Bataille auf dem linken Flügel der Kavallerie des rechten Flügels im ersten Treffen , unter dem Generallieutenant von Zieten , mit dem Regiment Karabiniers in der Briz gade des Generals von Bandemer. Um 11. verbreitete sich die Nachricht

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von dem Vordringen des Feindes. Die Urmee brach daher die Zelte ab und blieb die Nacht hindurch unter dem Gewehr ; als aber am Morgen des 12. noch nichts vom Feinde zu entdecken war : so rückte man wieder ein. Der General von Laudon hatte den Auftrag , über Sagan und Crossen zu den Russen zu stoßen, und dies sollte der Prinz Heinrich sowohl von Sachsen aus , als der Herzog von Würtemberg durch eine Aufstellung bei Sagan verhindern.

Der General von Lentulus wurde daher mit den Re

gimentern Karabiniers und von Schmettau entſendet , um die bisherige Stellung des Herzogs bei Gerisseifen einzunehmen. Indeß ging am 27. Juli die Nachricht von der Niederlage ein, welche der Generallieutenant von Wedell am 23. bei Kay gegen die Russen er fahren hatte; der König ging deshalb am 29. mit einem Theile der Armee ſelbſt dahin ab und übergab den Befehl über die zurückgelaſſenen Trup pen an den Prinzen Heinrich. Da nun die Entsendung des Generals von Lentulus nicht mehr nöthig war: so wurde er am 1. August wieder von Gerisseifen zurückgerufen , und das Regiment von Schmettau nahm seine frühere Stelle in dem Lager bei Düringsvorwerk ein. Am 12. August detaſchirte der Prinz Heinrich den General von Bü low mit 6 Bataillons und dem Regiment von Schmettau nach Naum burg am Queis , um die rechte Flanke der Armee zu decken , welche durch das bei dieser Stadt jenſeit des Flusses stehende Korps des Generals Agassas bedroht war. Am 16. rückte das Detaschement des Generals von Bülow nach Bunzlau und zog hier den General von Mosel an sich ; als aber die Nachricht einging , daß der Feldmarschall Graf Daun nach Prie bus marschirt sei , erhielt der Generallieutenant von Zieten die Ordre, mit 9 Bataillons , 25 Schwadronen nach Bunzlau zu gehen , das Detasche ment des Generals von Bülow aufzunehmen und sodann nach Sagan zu gehen, um die Bewegungen des Feindes am linken Ufer des Bobers zu beobachten.

Sagan war bereits vom Feinde besett; man konnte daher

nicht weiter als bis Ober- Leschen bei Sprottau kommen und bezog hier am rechten Ufer des Bobers ein Lager. Inzwischen war am 18. August ein Gerücht von der Niederlage des Königs bei Kunersdorf ( am 12. Auguſt) zum Prinzen Heinrich gedrun gen , und dieser strebte darnach , die gänzlich aufgehobene Verbindung mit dem Könige wieder herzustellen. Er befahl daher dem Generallieutenant von Zieten , weiter gegen Sagan vorzudringen , und verließ das Lager. bei Düringsvorwerk, um sich ebenfalls dorthin zu ziehen. Nachdem der Generallieutenant von Zieten am 27. Auguſt mit der Avantgarde den Feind aus Sagan vertrieben hatte, brach am 28. das Korps dahin auf und bezog ein Lager , mit dem rechten Flügel auf dem Galgenberge, mit

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dem linken an Eckersdorf.

Um 29. kam die Avantgarde des Prinzen

Heinrich nach Sagan , und der Generallieutenant von Zieten ging nun mit 10 Bataillons und der ganzen Kavallerie nach Sorau. Er vertrieb die 100 Husaren des Beckschen Korps , welche das in der Stadt befind= liche Magazin decken sollten , und bezog ein Lager auf den Anhöhen östlich der Stadt, mit der Front gegen das Becksche Korps , welches bei Zei= pau stand . Ueberfall bei Sorau Mittlerweile hatte der Feldmarschall Graf Daun 2. beschloffen, das Zietenſche Korps zu überfallen , und da man durchaus nichts von dieser Absicht erfuhr : so stand in der That dasselbe noch ganz ruhig im Lager , als am 2. September die Annäherung der Vor poſten des Feindes gemeldet wurde und bereits deſſen Kolonnen im Auf marsch begriffen waren. In diesem kritischen Augenblicke wurde sogleich das Lager abgebrochen , das Gepäck über das Defilee bei der Buschmühle gefandt und sofort der Rückzug nach Sagan angetreten. Das Regiment von Schmettau hatte mit dem Regiment von Vaſold die Avantgarde , und diese kam durch große Schnelligkeit dem Feinde in der Besehung der Buschmühle so geschickt zuvor , daß der Rückzug schnell und mit großer Ordnung von Statten gehen konnte. Die nacheilende feindliche Kavallerie erreichte kaum noch die Arriergarde und wurde von dieſer an der Busch mühle völlig zurückgewiesen. Das Korps sehte hierauf seiner Marsch ruhig nach Sagan fort und vereinigte sich hier mit der Armee des Prinzen. Erst in diesem Lager traf die sichere Kunde von den traurigen Er eigniſſen des 12. Augusts , zugleich aber von dem Marsche der Russen und des Königs nach Sachſen ein. Bei der Stellung , welche die verſchie denen Armeen in der Niederlausit : die Ruſſen bei Lieberoſe, der Graf Daun bei Triebel und der König bei Waldau , eingenommen hatten , war es dem Prinzen Heinrich unmöglich , auf dieser Seite die Gemeinſchaft mit dem Könige wieder zu gewinnen ; die Oberlausit aber war entblößt, und der Prinz benutte sogleich den günstigen Augenblick , um die Feinde durch eine Diverſion im Rücken zu nöthigen , die Niederlauſiß zu verlaſſen. Um 4. September brach die Avantgarde, am 5, die Armee in zwei Kolonnen gegen Sprottau auf.

Die Kavallerie bildete die zweite Kolonne

und marſchirte links der großen Straße , welche von der Infanterie gehal ten wurde, bis Wichelsdorf hinter Sprottau , wo man das Lager an der Straße nach Bunzlau aufschlug.

Am 6. ging man bis Bunzlau , am 7.

bis Kunzendorf bei Löwenberg und am S. auf der geraden Straße nach Lauban , wo das Lager auf den Höhen diesseit des Queis so genommen wurde, daß die Stadt vor der Mitte blieb. Die Vorpostenkette der Kavallerie war bis gegen Pfaffendorf vorgezogen und durch 2 Bataillons 17

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auf dem Kreuzberge als Soutien unterstützt.

Am 10. marschirte man

wieder in 2 Kolonnen rechts ab und auf der geraden Straße nach Görlit bis Pfaffendorf, am 12. aber nach Görlik , wo man das Lager bei Herms dorf nahm. Der rechte Flügel stand auf den Höhen hinter dem Walde bei Leopoldshayn , der linke auf dem Holzberge bei Moys an der Neiſſe, Hermsdorf hinter der Mitte laffend . Un demselben Tage traf hier zum ersten Male seit der Schlacht von Kunersdorf ein Feldjäger aus dem Lager des Königs ein , der dem Prinzen ausführliche Nachricht von den Ver hältnissen daselbst brachte und das Gerücht von der am 4. September erfolgten Uebergabe von Dresden bestätigte. Inzwischen verließ der König das Lager bei Waldau, beseßte am 21. September Sagan und stellte so nicht blos die Verbindung mit dem Prinzen Heinrich wieder her , sondern hatte zugleich Glogau gedeckt, wel ches die Russen belagern wollten. Da der Prinz aber beabsichtigte, die ganze Oesterreichische Hauptmacht von Schlesien zu entfernen und den Feldmarschall Daun außer Stand zu sehen , die Operationen des Königs gegen die Ruſſen zu stören : so brach er am 23. September Abends um 8 Uhr, in 2 Kolonnen rechts abmarſchirt , aus dem Lager bei Görlitz auf und ging die Nacht hindurch über Leopoldshayn , Nieder- Sohre und Tor mersdorf nach Rothenburg , wo er am 24. gegen Mittag ankam und ohne feindliche Störung die Neiſſe passirte. Hier wurde ein Paar Stunden geruht und dann der Marſch in 3 Kolonnen bis Klitten fortgeſeht. Die zweite Kolonne , bei welcher sich das Regiment von Schmettau befand, ging über die Dunkelhäuser , Sprey , Hainchen , Stanewiß , Neu- Koebe oder Koeber - Vorwerk und Tzscheresko. Dieser Marsch war sehr beschwer lich, und erst am 25. früh um 6 Uhr kamen die lehten Bataillone bei Klitten an, wo die andern Truppen die Nacht unter freiem Himmel zu= gebracht hatten, ohne ein Lager aufzuschlagen . Um 10 Uhr Vormittags sehte man sich wieder in Bewegung ; die Kolonne , in der sich das Re giment von Schmettau befand , ging über Reichwalde , Merzdorf, Kolpen, Drei -Weiber, Culmen und Rügelmühle gegen Hoyerswerda. Gefecht bei Hoyerswerda' Als die Avantgarde in der Haide vor Hoyers

werda angekommen war , erfuhr man durch Landleute, daß der General Wehla mit einigen 1000 Mann hinter der schwarzen Elster bei Hoyers werda stehe und noch keine Nachricht von der Annäherung der Preußen habe. Der Prinz beschloß daher , ihn zu überfallen ; als aber die Avant garde aus dem Walde kam, machte der Feind sogleich Anſtalten zum Rück zuge und empfing das Korps mit einem lebhaften Artilleriefeuer. Während nun die Infanterie eilte, den Feind zu erreichen, ehe er an den hinter seinem Lager liegenden Wald kommen konnte , ließ der Prinz

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an dem Ufer der Elster linker Hand eine Batterie auffahren , ging mit den Grenadieren und Freibataillons gegen die Stadt und befahl den Hu saren und Dragonern rechts , den Kürassieren links derselben die Elster zu überschreiten und dem Feinde den Rückzug abzuschneiden. Die Husaren, welche zuerst übergingen , warfen den Feind sogleich über den Haufen , so daß er in größter Eile nach dem rückwärts liegenden Walde floh ; dennoch fiel noch ein großer Theil deſſelben den Küraſſieren in die Hände. Der General Wehla selbst wurde mit 28 Offizieren und 1785 Mann gefangen. Nach diesem glücklichen Gefechte nahm die Armee das Lager hinter der schwarzen Elster, die Stadt Hoyerswerda vor der Mitte. Dieser Marsch des Prinzen Heinrich, durch 10 Meilen eines überall vom Feinde beseßten Landes , verſeßte nun den Kriegsschauplaß auf ein mal wieder nach Sachſen , und war in seinen Folgen eben so vortheilhaft, als eine gewonnene Schlacht. Nachdem am 27. September der General von Bülow mit 4 Bataillons nach Torgau detaſchirt worden war , um sich mit dem Generallieutenant von Fink zu vereinigen , folgte die Armee am 28. in 3 Kolonnen.

Die

zweite Kolonne, in der sich sämmtliche Kürassier - Regimenter befanden, ging über Narden , Laubusch , Teitſchwiß , links bei Senftenberg , rechts bei Brieske vorbei, durch Neuendorf nach Ruhland ins Lager ; die Elster blieb vor der Front, die Stadt vor dem rechten Flügel.

Am 29. ſeßte man

den Marsch bis Elsterwerda fort und nahm das Lager auf den Höhen diesseit der Stadt , ging aber am 2. Oktober nach Torgau. Hier paſſirte man am 3. die Elbe, lagerte bei Belgern und brach den 4. früh um 3 Uhr auf, um sich bei Strehla mit dem Generallieutenant von Fink zu vereinigen. Der rechte Flügel der hier bezogenen Lagerstellung war auf dem dürren Berge hinter Klanschwig , bis an die Windmühle auf dem Berge hinter Liebschüß ; der linke Flügel stieß an die Elbe. Nach der Ordre de Bataille vom 5. Oktober stand die Kavallerie im dritten Treffen unter dem Generallieutenant von Zieten, und das Regi ment von Schmettau in dem Centrum dieſes Treffens , mit den Karabiniers in der Brigade des Generalmajors von Bandemer. Feldmarschall Graf Daun hatte den Befehl , den Prinzen Heinrich anzugreifen , und machte mit gewohnter Vorsicht hierzu alle Vorbereitun= gen , indem er sich nach und nach in dessen rechte Flanke und Rücken zu ziehen und ihn dadurch zu einer Veränderung seiner Stellung zu ver= anlassen suchte. Er nahm das Lager bei Hof, so daß beide Armeen sehr nahe an einander standen , die Vorposten nur durch die beiden Bäche ge= trennt, welche durch Schönewiß , Ragnik , Borna , Kaniß u. ſ. w. in ſehr moraſtigen Ufern fließen. 17 .

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Prinz Heinrich seinerseits nahm zum Empfange des Feindes die geeigneten Maßregeln. Nach der von ihm gegebenen Disposition sollte die Kavallerie des rechten Flügels , wozu das Regiment von Schmettau mit der Garde du Corps , den Gensd'armes und den Karabiniers gehörte, rechts abmarschiren und sich zwischen Liebschütz und Klanschwiß als erstes Treffen aufstellen. Der Feind unterließ indeß den beabsichtigten Angriff, weil er die Stellung des Prinzen für zu fest hielt , und dieser wandte alles an , um die etwa noch schwachen Punkte durch Verschanzungen täg lich mehr zu verſtärken. Da der Feldmarschall Graf Daun fortfuhr , seinen Zweck durch künſt liche Märsche zu verfolgen , so detaſchirte der Prinz , um nicht von Torgau abgeschnitten zu werden, den General von Rebentisch mit 2 Bataillons und 5 Escadrons nach Schildau ; dieser mußte sich indeß bald nach Tor gau zurückziehen, und nun beauftragte der Prinz den Generallieutenant von Fink, ihn mit 4 Bataillons und dem Regiment von Schmettau zu verstärken. Dies Detaſchement marſchirte am 16. früh nach Torgau ab und schloß sich auf den Höhen bei Siptih dem Korps des Generals von Rebentisch an.

Der Prinz folgte mit der Armee , kam am 17. hier an

und bezog nun ein Lager , mit dem rechten Flügel auf den Siptizer Wein bergen und mit dem linken auf den Rathsweinbergen der Stadt ; der große Teich deckte die Front. Das Detaſchement des Generallieutenants von Fink nahm seine Stelle in der Ordre de Bataille der Armee wie der ein. Der Feind folgte der Bewegung des Prinzen , griff am 19. Oktober die Vorposten des linken Flügels ohne Erfolg an , bezog dann ein Lager bei Schildau und nahm mehrere Demonstrationen vor , um den Prinzen aus seiner vortheilhaften Stellung zu locken , wogegen dieser nur durch Detaſchirungen einzelner Korps sich zu sichern ſuchte. Schmettau nahm indeß hieran keinen Theil.

Das Regiment von

Inzwischen traten die Russen den Rückzug aus Schlesien an und das Korps des Generallieutenants von Hülsen kam nach Sachsen ; der Feld marschall Graf Daun verließ daher am 4. November das Lager bei Schil dau und wendete sich nach Dresden. Um 5. brach auch der Prinz Hein rich mit ſeiner Armee auf, marſchirte in 3 Kolonnen flügelweise rechts ab und lagerte bei Belgern. Das Regiment von Schmettau befand sich auf diesem Marsche an der Queue der zweiten Kolonne. Am 6. rückte man in die Gegend von Strehla , am 7. nach Lommatsch , schlug aber hier kein Lager auf, sondern nahm in den Dörfern Quartiere. Erst den 8. wurde zwischen Alt-Sattel und Dörnitſch hinter Lommatſch gelagert, und hier fand die Vereinigung mit dem Korps des Generallieutenants von Hülſen ſtatt.

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Durch diese Verstärkung wurde Prinz Heinrich in den Stand geseht, in die Offensive überzugehen ; während er aber den Generallieutenant von Fink in die linke Flanke des Feindes schickte , um diesen zum Rückzuge nach Böhmen zu nöthigen , kam der König aus Glogau bei der Armee an und ließ dieselbe am 14. November in das Lager bei Krögis, am 17. in das Lager bei Limbach und am 18. nach Wilsdruf marſchiren.

Hier

bezogen 7 Bataillone, 3 Kürassier - Regimenter und 1 Dragoner - Regi= ment ein Lager auf den Höhen bei Kobach ; die übrigen Truppen und mit ihnen das Regiment von Schmettau erhielten Kantonnirungen in der Umgegend. Um 21. November war der Generallieutenant von Fink bei Maren zu einer Kapitulation gezwungen worden , und der Feldmarschall Daun ließ am 23. seine Kavallerie und eine Brigade Infanterie gegen Kessels dorf vorrücken , wodurch er den König bewog , die Armee ins Gewehr tre ten zu lassen. Nachdem man sich einige Stunden in dieser Stellung mit Geschütz beschossen hatte , gingen beide Theile wieder in ihre Lager und Quartiere zurück. Die Kälte fing schon an empfindlich zu werden , und der Feldzug endete mit einem andern unglücklichen Ereignisse , der Gefangennehmung des Generals von Diericke am 3. December bei Meissen.

Alle diese Wi

derwärtigkeiten änderten aber wenig in der Lage des Königs , der nach wie vor seinen Feinden so furchtbar blieb , daß dieſelben troh ihrer großen Ueberlegenheit es nicht wagten , ihn anzugreifen. Da aber die Kälte immer ( 1760.) ſtrenger wurde : ſo ging der König für ſeine Perſon am 10. Ja nuar 1760 nach Freiberg , und die Armee bezog nach einer Uebereinkunft der kriegführenden Mächte zwischen Freiberg , Wilsdruf und Meiſſen Kan tonnirungsquartiere. Um die Gemeinschaft mit der Mark und Berlin über Wittenberg zu decken, wurde das Regiment von Schmettau mit den Dragonern von Baireuth unter dem General von Ezetterit jenseit der Elbe in die Gegend von Kosdorf gesandt und erhielt seine Winterquartiere in Korgiſch, Kaudlik, Stebla, Blumberg und Nichtewiß. Der Staab und 2 Escadrons lagen in Blumberg. Der Chef des Regiments , Generalmajor von Schmettau , befand sich in dieser Zeit mit einem Korps von 7 Bataillons , 15 Escadrons , welches er unter dem Generallieutenant von Fouqué während des Feldzuges1759 in Schlesien geführt hatte, bei Görlih , um auf dem rechten Ufer der Elbe die Mark zu decken. Um 15. Januar wurde der Major von Ogynski als Oberstlieutenant zu dem Garnison - Regiment von Lettow verseht und der Lieutenant von

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Seydlik ,,wegen starken Branntwein - Soffs" kassirt; der Rittmeister Graf Geßler erhielt wegen Invalidität den Abschied und der Rittmeister Doblin die Kompagnie desselben ; der Lieutenant von Heugel wurde zum Staabs rittmeister , die Cornetts von Löben und von Koſchikki zu Lieutenants, und die Fahnenjunker von Kleist und von Eicke zu Cornetts befördert. 1 Von jest ab unterzeichnete der König bei dem großen Umfange der • Armee und von vielfachen Sorgen und Geschäften bedrückt , nicht mehr alle Offizierspatente eigenhändig , sondern nur die vom wirklichen Ritt meister und Kompagnie - Chef aufwärts . Die übrigen wurden auf Grund der Kabinets - Ordres der Ernennungen durch die Geheime Kriegskanzlei ausgefertigt und mit dem Königlichen Siegel bedruckt. Die Armee hatte in dem vorigen Feldzuge so viele Verluste erlitten, daß die Regimenter während des Winters nicht wieder vollzählig gemacht werden konnten. An einen regelmäßigen Erſak durfte bei den ungünstigen Verhältnissen des Staats nicht gedacht werden ; es blieb daher den Re gimentern selbst überlassen , durch eigene Werbungen nach Möglichkeit für junge Mannschaft und Pferde zu sorgen. Diese geringe Stärke der Ka vallerie -Regimenter gab auch die erste Veranlassung zu einer wichtigen taktischen Veränderung. Da nämlich die geringe Front leicht der Ueber flügelung ausgesezt war : so war schon im vorigen Jahre bei einigen sehr schwachen Regimentern die Stellung in 2 Gliedern angewendet worden . Da der Versuch sich bewährt hatte : so führte nun der König diese Ein richtung , welche bis jetzt nur bei den Huſaren bestanden hatte, bei der ganzen Kavallerie ein. Das Regiment von Schmettau hatte zwar

im Ganzen weniger

Manquement, als viele andere, war aber doch nicht im Stande, sich ganz zu komplettiren , besonders da noch ein Vorfall , der es während der Win terquartiere betraf, ihm einigen Verlust zuzog. Kosdorf (den 20. Februar 1760. ) Der General Beck hatte bei Großenhayn den

größten Theil seines Korps am 19. Februar zusammengezogen. Er mar ſchirte in der Nacht mit 5 Regimentern Kavallerie , 2000 Kroaten und 4 Geschüßen in 2 Kolonnen gegen die Postirung des Generals von Czet= terik, und zwar auf Kosdorf, während er zur Sicherung seines Rück Am 20. Februar

zuges eine starke Abtheilung nach Meissen detaschirte.

vor Tagesanbruch wurde die bei Borack in der Gegend von Mühlberg ſtehende Feldwacht des Regiments Baireuth - Dragoner so plöhlich über fallen , daß sie nicht zum Gewehr kommen konnte und also ohne Schuß aufgehoben wurde. Erst durch die Schüsse der Feldwacht bei Burgsdorf, welche eben abgelöst werden sollte und daher stark genug war, sich fechtend auf Kosdorf zurückzuziehen, wurden die Quartiere allarmirt. Obwohl der Ge

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neral von Czetterig mit den in Kosdorf stehenden Dragonern und den Huſaren von Puttkammer unter dem Obersten von Dingelstädt sich sofort dem Feinde entgegenwarf, so wurde er doch von der weit überlegenen Zahl überwältigt und mit 6 Offizieren und 200 Dragonern von Baireuth , so wie mit dem größten Theile der Husaren gefangen genommen. Die übrigen zogen sich auf Blumberg zurück , wo sie der Oberst von Flanß mit den beiden in dem Dorfe stationirten Escadrons von Schmettau aufnahm. Diesen ge lang es , nicht ohne bedeutenden Verlust , den Feind hier so lange auf zuhalten , bis die in den übrigen Dörfern kantonnirenden 3 Escadrons des Regiments sich vor Nichtewiß gesammelt und rangirt hatten.

Sobald dies

erfolgt war , zog sich der Oberst von Flanß , von allen Seiten gedrängt, fechtend auf Nichtewiß zurück und vereinigte hier das Regiment. Da nun auch der Oberst von Dingelstädt mit dem Rest der Husaren zu ihm stieß: so griff man den Feind ſogleich wieder an und warf ihn trok seiner Ueberlegenheit durch Blumberg und Kosdorf bis Großenhayn zurück, wo bei man 76 Gefangene machte.

Der Oberst von Dingelstädt ließ hierauf

alle früher innegehabten Poſten wieder beſehen , und so hatte der Feind keinen andern Vortheil von seinem Unternehmen , als die Gefangenen und die in Kosdorf und Blumberg genommene Bagage.

Von dem Regiment

von Schmettau , dessen trefflicher Haltung allein diese günstige Wendung zu verdanken , waren gefangen worden : die Lieutenants von Cronhelm, von Bork, von Ischammer II. und von Wildenhain , die drei Ersteren zugleich blessirt. An Mannschaften waren geblieben 5 Reiter ; verwundet 4 Unteroffiziere und 15 Reiter , gefangen 3 Unteroffiziere und 40 Reiter. Literarisch merkwürdig ist dieses Gefecht noch in so fern , als der Feind in den Effekten des Generals rox Czetteriß , Friedrichs des Großen gedruckte Instruktion an seine Generale : die General - Principia vom Kriege" fand Diese Schrift, welche als Staatsgeheimniß betrachtet und mit der größ ten Sorgfalt aufbewahrt werden sollte, erschien sammt den Plänen im folgenden Jahre öffentlich im Druck.

Zugleich kam eine franzöſiſche Ueber

sehung davon heraus , jedoch ohne Pläne , obwohl die Zahlen und Buch staben im Text auf dieselben verwiesen. Der Feind erachtete es nach dem zweifelhaften Erfolge seines Unter nehmens nicht mehr für rathſam, den Ueberfall zu erneuern; der Oberst von Flanß aber wurde unter den schmeichelhaftesten Aeußerungen mit dem Orden pour le mérite begnadigt. Im Monat März erfuhr das Regiment von Schmettau zur Be= lohnung seines ausgezeichneten Benehmens ein großes Avancement. Unter dem 1. März wurden die Majors von Röder, von Boyen und von Ho verbeck zu Oberstlieutenants , die Rittmeister von Hohendorf und von Man

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stein zu Majors befördert ; unterm 9. März aber erhielt der Rittmeister von Boyen die vacante Ogynskische Kompagnie; der Rittmeister von Ho verbeck wurde zum Major , der Lieutenant von Cronhelm , obwohl in Ge fangenschaft, ferner die Lieutenants von Ischammer I. und von Dierings hoven zu Staabsrittmeistern , die Cornetts von Werther, von Kosolowski, von Manstein und von Hohenberg zu Lieutenants , und die Fahnenjunker von Zedlig und von Manowski zu Cornetts avancirt. Der Adjutant des Regiments =- Chefs , der Lieutenant Graf Geßler , erhielt zugleich ſeine Er nennung zum Staabsrittmeister und trat als solcher bei dem Regiment wieder ein. Unter dem 6. April avancirte noch der Cornett von Grutt schreiber zum Lieutenant. Am 25. April brach die Armee aus den Quartieren auf, und da der König vorläufig nur vertheidigungsweise verfahren konnte: so stellte er den Prinzen Heinrich den Ruffen entgegen , während er selbst den Desterreichern die Spitze bieten wollte. Das Regiment von Schmettau wurde der Armee des Prinzen zugetheilt und mit 6 Bataillons und noch 15 andern Schwa drons unter dem Generallieutenant von Forkade nach Pommern voraus geſchickt , um durch eine Stellung bei Stargard dieſe Provinz gegen den General von Tottleben zu decken , welcher einige Male hier eingefallen war. Unbedeutende Plänkeleien mit den Kosaken füllten die Zeit bis zum Ende des Monats Juni aus , wo der Prinz mit der Armee nachrückte und ein Lager bei Landsberg bezog.

Das Korps des Generallieutenants von For

kade war indeß bis Wangerin bei Dramburg vorgedrungen und sollte den General von Lottleben , der aufs neue die Gegenden von Köslin , Bel gard und Regenwalde ausplünderte , von Polen abschneiden. Zu diesem Zwecke erhielt es noch eine Verſtärkung von 4 Bataillons und 7 Schwa dronen Husaren ; dennoch gelang es dem Feinde , mit einem Verlust von etwa 200 Mann , über Schiefelbein und Golzin durchzukommen. Der Generallieutenant von Forkade bezog hierauf in der Gegend von Dram burg Kantonnirungsquartiere. Hier langte die unterm 5. Juni vollzogene Ernennung des Cornetts von Ledivary zum Lieutenant und Adjutanten des Generals von Schmettau an. Da er nun bei dem Regimente aus schied: so wurde in seine Stelle zugleich der Cornett von Dossow zum Lieutenant, der Fahnenjunker von Eck zum Cornett befördert. Da die Ruſſen beabsichtigten , von Pofen aus in Schlesien einzudrin gen : so zog der Prinz Heinrich am 30. Juni alle Detaſchements an sich, ging am 12. Juli über die Warthe und lagerte am 14. mit seiner gan zen Armee bei Gleiſſen , unweit Königswalde , am 26. bei Starpel , am 29. bei Padligar unweit Züllichau und am 31. bei Linden. Hier erfuhr er die Niederlage

des

Generallieutenants von Fouqué bei Landeshut

265

(23. Juni) und den Verlust von Glah (26. Juli) , und mußte nunmehr auch die Vereinigung des Generals von Laudon mit den Russen zu ver hindern ſuchen.

Er ging daher am 1. Auguſt bei Glogau über die Oder

und bezog ein Lager bei Gramschüß. Um folgenden Tage ging hier die Nachricht ein , daß der General von Laudon Breslau belagere, welches der heldenmüthige Generallieutenant von Tauenzien vertheidigte ;

man

brach daher noch denselben Tag Nachmittags um 3 Uhr in 3 Kolonnen gegen Parchwiß auf.

Die zweite Kolonne, bei welcher sich das Regiment

von Schmettau befand , ging über Hochkirch und Pilgramsdorf.

Abends

um 9 Uhr wurde Halt gemacht , und die Armee blieb unter dem Gewehr. Am 3. des Morgens um 2 Uhr sehten sich die Kolonnen wieder in Be wegung und kamen um 6 Uhr bei Schwarzau an. Hier wurde bis 10 Uhr angehalten und dann der Marſch bis in das Lager zwiſchen Leſchwitz und Parchwit fortgesetzt, dessen Front durch die Kazbach gedeckt war. Dieser ununterbrochene Marsch des Prinzen bewog den Feind , die Belagerung von Breslau aufzuheben und ſich den 4. Auguft nach Kanth zurückzuziehen ; der Prinz ging daher an demselben Tage mit der Avant garde nach Neumarkt voraus und ließ die Armee in der Nacht vom 4. zum 5. August in 3 Kolonnen folgen , so daß fie am lehtern Tage um 8 Uhr früh hier ankam.

Nachdem der General von Werner ein feindliches

Detaſchement bei Romolkwiß geschlagen hatte, rückte die Avantgarde bis Lissa vor ; das Regiment von Schmettau aber blieb unter dem General major von der Golh bei Frankenthal stehen und erwartete hier einen ſtar= ken Transport, der unter dem General von der Gablenz am 6. von Croffen anlangte. Am 7. ging man der Armee nach, welche am 8. in das Lager bei Breslau marſchirte , deſſen rechter Flügel an Klein - Moch bern, der linke an Gabiß gelehnt war. Obwohl indeſſen die Ruſſen bei Auras angelangt waren , so wagten sie doch bei den zweckmäßigen Anstalten des Prinzen auf dem rechten Oderufer keinen Angriff auf Breslau , dessen Verlust leicht den von ganz Schlesien hätte zur Folge haben können ; doch war die Lage des Prinzen zwischen den Ruſſen und Oesterreichern sehr gefährlich, und er konnte es nicht wagen, die Unternehmungen des Königs zu unterſtüßen , welcher am 7. Auguſt in Bunzlau angekommen war. Am 9. August zogen sich endlich die Ruſſen zurück und lagerten am 11. auf den Höhen bei Obernick; die Armee des Prinzen Heinrich ging daher am 12. über die Oder, nahm eine Stellung mit dem rechten Flügel an Mahlen , mit dem linken an Hünern , und richtete alles zur hartnäckigsten Vertheidigung ein.

Es erfolgte aber kein Angriff, und als

der König den General von Laudon am 15. Auguſt bei Liegniß geschlagen

266

hatte, zogen sich die Ruſſen am 18. auf Militſch zurück. Der Prinz folgte ihnen am 19. und nahm mit dem rechten Flügel an Trebnih , mit dem linken an Mertenau eine Stellung. Inzwiſchen hatte sich der König Breslau genähert , und die Ruſſen wichen immer weiter nach Polen zurück. Der Prinz Heinrich brach am 22. August von Trebniß auf, blieb den Ruſſen zur Seite und nahm das Lager bei Stroppen, am 25. aber bei dem Kloster Strenz , der Russischen Stellung gegenüber. Hier erhielt er den Befehl , 17 Bataillone und 28 Schwadronen unter dem General von der Golh auf dem rechten Oder= ufer gegen Glogau zu dirigiren , mit dem Rest seines Korps aber zu der Armee des Königs zu stoßen. Der General von der Golh stand bereits mit einem Detaschement bei Winzig , und dahin brachen nun die Regimenter , welche ihm zugetheilt worden , am 26. August auf.

Das Regiment von Schmettau gehörte

ebenfalls zu dieſer Zahl. Am 27. ging das vereinigte Korps bis nach Sophienthal bei Köben , wo eine Schiffbrücke geschlagen wurde. Die Ar riergarde, welche zu weit zurückgeblieben war , erlitt bei Gimmel einigen Verlust von den Koſaken , da ſie vom Gros nicht unterſtüßt werden konnte. Um 28. ging man bei Köben über die Oder bis in das Lager bei Schreppau unweit Glogau , paſſirte am 29. in dieser Festung die Oder und lagerte dann mit dem rechten Flügel an Lerchenberg , mit dem linken an Iſchopit. Während des Aufenthaltes in diesem Lager ertrank der Staabsrittmeiſter von Heugel in der Oder. Inzwischen fielen die Ruſſen und Oesterreicher in der Mark ein, und der König , in der Absicht sie zu vertreiben , ertheilte dem General von der Golh den Befehl, bei Primkenau zur Armee zu stoßen. Man brach daher am 9. Oktober auf, ging in Glogau über die Oder und traf am 10. im Lager des Königs ein. Das Korps erhielt seine Stelle im dritten Treffen, rückte am 11. mit der Armee bis Sagan , wo Ruhetag gemacht wurde, und am 13. in 4 Kolonnen bis Jessen bei Sommerfeld , am 14. aber nach Guben. Hier ging die sichere Nachricht ein , daß die Oesterreicher und Ruſſen , welche am 9. Berlin genommen , daſſelbe am 12. wieder verlaſſen hätten. Da aber der Feldmarschall Graf Daun ſich nach Torgau gezogen und die Reichsarmee am 14. Wittenberg genommen hatte : so ging der König am 15. nach Großmockerau , am 16. nach Sickadel und am 17. nach Lübben , von wo er am 20. in 4 Kolonnen wieder aufbrach und in die Gegend von Dahme marschirte. Hier erfuhr man die am 15. Oktober vollzogene Beförderung des Lieutenants von Brandenſtein zum Staabsrittmeister; zugleich wurde der älteste Sohn des Generals von Bandemer als Cornett in das Regiment von Schmettau eingestellt. Der

267

Marsch wurde am 21. in eben der Ordnung fortgesetzt , und am 22. langte man zwischen Jeſſen und Schweinit an.

Die Truppen bekamen überall

Kantonnirungs - Quartiere und mußten aufs beste bewirthet werden , weil alles Brot aufgezehrt und kein Magazin in der Nähe war , aus welchem die Bäckerei mit Mehl versehen werden konnte. Um 23. brach der König mit dem rechten Flügel des ersten und zweiten Treffens von hier gegen die Elbe auf, der Generallieutenant von Zieten aber blieb mit dem linken Flügel, wozu jeht das Regiment von Schmettau gehörte, stehen ; ihm gegenüber zu seiner Beobachtung stand der General Lasch bei Tschaka. Am 26. erhielt der Generallieutenant von Zieten den Befehl , zum Könige zu stoßen, der die Elbe überschritten hatte und bei Kemberg lagerte. Man paſſirte in der Nacht vom 27. zum 28. Oktober zwiſchen Apollensdorf und Risterih die Elbe und nahm das Lager hinter der Armee des Königs bei Rotha. Der Lieutenant von Löben , welcher von Lübben aus mit 20 Pferden gegen Baruth und Mittenwalde geſandt worden , um Nachricht über die Russen und Oesterreicher , welche Berlin verlassen hatten , einzuziehen , war bis jezt noch nicht zurückgekehrt ; man nahm daher an , daß er gefangen worden, und führte ihn auch ſo in dem Rapport. Nach der Ordre de Bataille , welche nunmehr für die ganze Armee erlassen wurde, erhielt das Regiment von Schmettau seine Stelle auf dem linken Flügel der Kavallerie des ersten Treffens

und stand unter dem

Befehl des Generallieutenants Prinzen von Holstein , zwischen den Re gimentern von Schlaberndorf und Leibküraffiers , mit dem Lehteren in der Brigade des Generalmajors von Aschersleben. Auf die Nachricht, daß die Oesterreicher sich wieder gegen die Elbe gewendet hätten , brach der König am 30. wieder auf und marschirte treffenweiſe in 3 Kolonnen rechts ab nach Eilenburg.

Das Lager wurde

nahe an dem rechten Ufer der Mulde genommen , der rechte Flügel stieß an Kültſchen, der linke lief gegen Mörbiß und Mensdorf fort; Sprottau blieb ungefähr 1000 Schritte vor der Front. Die Reichsarmee zog sich über die Pleisse ; Leipzig wurde von den Preußen besetzt. Der Feldmarschall Graf Daun hatte sich indeß mit dem General von Lasch vereinigt und stand , 91 Bataillons , 110 Schwadrons (ohne die leichten Truppen , gegen 65,000 Mann) stark , auf den Siptiher Höhen. bei Torgau. Die Russen waren wieder in der Neumark eingefallen , und der König konnte leicht von Berlin , von Schlesien und überhaupt von der Hauptmaſſe ſeiner Länder abgeschnitten und nach Magdeburg gedrängt werden; er beschloß daher , dem Feldmarschall Daun eine Schlacht zu lie fern und dadurch seinem Schicksale eine günstigere Wendung zu geben .

268

Am 2. November marschirte man in dieser Absicht in 4 Kolonnen rechts ab nach Schildau. Das Regiment von Schmettau war in der drit ten Kolonne, welche, aus der ganzen Kavallerie und dem Artillerietrain bestehend , über Kolm , Zwochau und Lammenhain nach dem Schilderberge zog. Hier lagerte man bei Langen - Reichenbach , mit dem rechten Flügel auf den Anhöhen vor Schildau , mit dem linken an Wildschüß ; die Ka vallerie flügelweise hinter der Infanterie im dritten Treffen. (am 3. Rovember 1760.) Der König, obgleich nur 62 Bataillons, 88 Schwa

drons , etwa 45,000 Mann stark , befahl den Angriff des Feindes auf den andern Tag. Mit dem linken Flügel wollte er selbst den Feind umgehen und , von Neiden her , auf der Straße nach Wittenberg vordringen , wäh rend der rechte Flügel unter dem Generallieutenant von Zieten auf der Straße von Eilenburg gegen Siptih angreifen sollte. Der linke Flügel wurde in 4 Kolonnen getheilt und brach am 3. No vember früh um 6½ Uhr auf. Die dritte Kolonne , unter dem Befehl des Prinzen von Holstein , bei welcher sich das Regiment von Schmettau befand , marschirte über Kobershain , Schöna und Ströllen , nach dem so genannten A. oder Säulenwege , nahm dann den Weg , die Drey ge= nannt , und ging über den Losniher Damm nach dem Jagdhause.

Dort

wendete sie sich nach der sogenannten achten Pforte und dem Spiegel, und debouchirte bei Vogelsang aus der Haide in der Richtung gegen Elsnig. Ein Gefecht der Zietenschen Husaren mit den Dragonern St. Ignon , die größtentheils gefangen wurden , hatte den König veranlaßt , die erſte und zweite Kolonne mehr links zu dirigiren , als es nach der Disposition ge schehen sollte ; daher kam die erste Kolonne in den Weg der zweiten und diese in den Weg der dritten , wodurch die lettere lange aufgehalten wurde. Hieran lag es zum Theil , daß die Kavallerie erst in das Gefecht kam, nachdem die Infanterie bereits zweimal vergeblich angegriffen und große Verluste erlitten hatte. Indeß begann die Infanterie den dritten Angriff, wurde aber durch die Desterreichische Kavallerie, welche durch die Lücken ihrer Infanterie vorbrach , abermals zurückgeschlagen , als endlich um 4 Uhr der Prinz von Holstein mit seiner Kavallerie aus dem Walde kam. Die Küraſſier - Regimenter Markgraf Friedrich und von Spaen griffen zuerst an , den Rohrteich links lassend , schlugen die feindliche Kavallerie und machten so die Preußische Infanterie frei. Die Regimenter von Schmettau und Baireuth - Dragoner folgten , fielen sogleich der vorrücken den feindlichen Infanterie in die Flanke und vernichteten 7 Bataillone mit dem ersten Anlauf.

Eine zweite Uttake warf noch mehrere nachrückende

Bataillone über den Haufen ; als aber der Feind seine ganze Kavallerie vorzog, wurde bei der Preußischen Kavallerie Upell geblasen.

Hierauf

269

stellte sie sich hinter dem Zeitſchkengraben auf, so daß der Feind weder an sie, aber auch sie nicht an den Feind kommen konnte; man begnügte sich daher, Flankeurs vorzunehmen und einander auf etwa 30 Schritt mit Karabiner und Pistolen zu beschießen , was ziemlich erfolglos war.

Als

endlich 2 feindliche Regimentsstücke , welche in der Nähe standen , die Ka vallerie des Prinzen von Holstein beschossen und 3 feindliche Kavallerie Regimenter von Zinna her die rechte Flanke derselben bedrohten, zog sie sich auf Neiden zurück , wo sie thatenlos den Ausgang des Kampfes er warten mußte. Indessen erlitt die Infanterie des Königs bedeutende Ver luste, da der Angriff des linken Flügels unter dem Generallieutenant von Zieten zu spät erfolgte , und der Sieg schwankte hin und her ; mit der hereinbrechenden Nacht aber ſtand das Gefecht. Da ließ endlich der Ge nerallieutenant von Zieten die Siptizer Weinberge nehmen und der Ge nerallieutenant von Hülſen griff mit 4 Bataillons vom rechten Flügel den Feind von dem Striebache her an. Dies entschied . Die Oesterreicher ver ließen um 9 Uhr Abends das Schlachtfeld , und die Preußischen Korps vereinigten sich auf den Siptiher Höhen. Diese Schlacht kostete der Armee des Königs 12 bis 13,000 Mann und 23 Fahnen ; der Feind hatte über 16,000 Mann , worunter 7000 Ge= fangene, 49 Geschüße, 29 Fahnen und 1 Standarte verloren.

Der König

und der Feldmarschall Graf Daun waren verwundet, und beide Heere hatten eine große Anzahl von Versprengten , welche Preußischer Seits sich in der Nacht und am andern Morgen wieder einfanden.

Erst jest erfuhr

man mit Sicherheit , daß die Schlacht gewonnen und der Feind bei Torgau über die Elbe gewichen sei. Von dem Regiment von Schmettau waren 1 Unteroffizier, 6 Reiter todt, 1 Offizier, der Lieutenant von Waldspeck , und 17 Reiter verwundet ; dieser Offizier starb einige Lage darauf in dem Dorfe Zschakau an seinen Wunden. Der Oberstlieutenant von Roeder war zum Orden pour le mérite vorgeschlagen worden ; da aber der König auf den Prinzen von Holstein , wegen der Verspätung der Kavallerie des rechten Flügels , un gnädig war: so wurde keiner der von ihm vorgeschlagenen Offiziere be rücksichtigt. Die nächsten Folgen dieses Sieges waren , daß die Oesterreicher das Sächsische Land bis zum Plauenschen Grunde räumten und die Ruſſen über die Weichsel zurückwichen. Am 5. verfolgte die Avantgarde den Feind über Strehlau und Meiſsen , und die Armee erfuhr ein großes Avancement, in Folge dessen der Kommandeur des Regiments von Schmettau , Oberst von Flanß , zum Generalmajor ernannt wurde. Am 6. marſchirte der König ebenfalls über Strehlau nach Meißen , wo man den 8. ankam und

270

hinter der Triebsche Kantonnirungen bezog ; am 12. aber passirte man diesen Fluß und nahm ein Lager, mit dem rechten Flügel an Grumbach, mit dem linken an Raitsch. Das Hauptquartier war in Undersdorf. Um 15. November ging die Armee in die Winterquartiere.

Das Haupt

quartier des Königs war in Leipzig ; das Regiment von Schmettau kam nach Glauchau im Erzgebirge und deſſen Umgegend . Aus der nachstehenden Rangliste ist der Stand des Offizier - Korps in dieſer Zeit genau zu übersehen :

Rangliste Derer Ober- Offizier, von dem Schmettauſchen Regiment Küraſſier. Glauchau, den 5. December 1760. Generalmajor Johann Ernst von Schmettau .. 1757 d. 5. Decbr. ( atents. Dat. Chort Friedrich von Flanß .... 1760 ,, 5. Novbr. ( rices) "/ Oberstlieutenant Friedr. Wilhelm von Roeder) Karl Andreas von Boyen .. 11 Reinhold von Hoverbeck... 1760 ,, 1. März . Major Ernst Christoph von Hohendorff..... " Karl Ludwig von Manstein ……… . 1760 ,, 9. März. " Karl Friedrich von Hoverbeck... .... 1760 Rittmeister George Heinrich Doblin ........ 1760 ,, 15. Jan. "I

"I

.. 1760 , Siegfried Daniel von Boyen …… Staabsrittmstr. Joh. Bogislaus von Zihwih . 1758 " 1 " Ernst Andreas von Cronhelm

"1 "

Heinr. Wilh. von Tschammer Ernst Christoph von Dirings - 1760 ,, hofen ) .....

" "

Friedrich Graf von Geßler ..

"

"

" 9. März. " 1. März. (Patents.

9. März. (

Dat. rictes)

Haubold Chriſtian von Bran .. 1760 ,, 15. Oktbr. denstein..... " Datum d. Lieutenant Constantin Philipp von Bord.... 1757 ,, 8. Mai. (pts ) Wilhelm von Ischammer... "/ " ( 1758 , 10. Febr . Jakob Albrecht von Birckhahn *) "I " "1

"1 = "

===

"

"I

Heinrich Ludwig von Schroetter . 1758 , 14. Febr.

"

Johann Heinrich Bieber ........ 1758 , 1. März. Christian Sigismund von Wilden hain .... 1759 ,, 25. Jan.

"I

Hans Ernst von Otterstädt ……….. 1759 ,, 28. Febr. Salomon Gottlob von Loeben . . . . . ¿ 1760 ,, 15. Jan. Wilhelm von Koschitky ....

"I "I Dat. des K. Briefes

271

Lieutenant George Ehrenhardt von Werther*). " "

Christoph Friedrich von Sydow……. Ernst von Kosolowski .....

"I

" "I

Johann Bernhardt von Manſtein .. Adam von Hohenberg .. Hans von Gruttschreiber ..... 1760 ,, 6. April.

"1

Adam Cafimir von Doſſow....... 1760 ,, 15. Juni.

Datum d. Briefes) 1760 d. 9. März . (R.

Cornett Joachim Ludwig von Kleiſt .... George Friedrich Ferdinand von Eicke (1760 ,, 15. Jan. "1 Karl Alexander von Zedlih .... " 1760 , 9. März . Karl Friedrich von Manowski ... " "

"

"

1760 ,, 5. Juni.

"

1760 ,, 15. Oftbr.

"

==

"

George Christoph von Eck ... Alexander von Bandemer ..

" "I

Gefangene Offiziere. Staabsrittmeister von Cronhelm Lieutenant von Borck ...... bei Kosdorf. von Tschammer .... " von Wildenhain ... " Loeben, bei Berlin. von " gez. von Flanß. Die letzten beiden Feldzüge hatten dem Könige sehr viel Leute ge kostet ; Desterreich hatte mehr Gefangene von ihm , als die Preußische Armee Truppen , und wollte sich eben deshalb zu keiner Auswechselung verstehen. Außerdem war Preußen und der größte Theil von Schlesien in feindlicher Gewalt und an einen Ersah aus diesen Provinzen nicht zu denken ; es blieb daher den Regimentern überlaſſen , alles anzuwerben , was Dienſte nehmen wollte. Dennoch konnten sich die wenigsten vollzählig machen. So gestaltete sich die Sache auch bei dem Regiment von Schmettau. Offiziere waren über den Etat vorhanden und die Unteroffiziere durch Be förderung geeigneter Subjecte complett , an Gemeinen fehlten dagegen noch mit dem Beginn des künftigen Feldzuges gegen 100 Mann. Der König hatte schon im Laufe des verflossenen Jahres Friedens vorschläge gemacht , und jest schien das Desterreichische, wie das Russische und Französische Kabinet zum Frieden geneigt ; dennoch führte der in Augsburg versammelte Congreß zu keinem Resultate, da Oesterreich auf dem Besite von Schlesien verharrte und eben so wenig als Rußland, ernstlich den Frieden wollte.

Niemals hatten sie ja mehr Hoffnung gehabt,

*) Wahrscheinlich ist in dieser Rangliste die Rechtschreibung der Namen von Birck hahn, von Diringshofen und von Werther berichtigt worden.

272

als jest, den König in den nächsten Feldzügen ganz aufzureiben !

Um

25. Oktober war überdies Georg II. , König von England , gestorben und sein Nachfolger bewilligte die Subſidien nicht mehr ; der König konnte sich daher nur durch die Kriegssteuern erhalten , die er mit unerbittlicher Strenge eintreiben lassen mußte, denn er bezog nur aus einem kleinen Theile seiner Staaten die Einkünfte. In dieser mißlichen Lage ging man den Er eigniſſen des nächsten Jahres entgegen. 1761. Im Januar 1761 fand sich der Lieutenant von Loeben mit seinem Kommando wieder bei dem Regimente ein , da er nicht gefan= gen gewesen war, sondern nur bei dem Vordringen der Russen nicht mehr hatte durchkommen können.

Er war daher zu der alliirten Armee unter

dem Herzoge Ferdinand von Braunschweig gestoßen und hatte der Blo= kade von Göttingen beigewohnt, nach deren erster Aufhebung ( 13. De cember 1760) er den Weg nach Glauchau antrat. Unter dem 11. April wurde der Generalmajor von Flanß zum Chef des bisherigen Regiments von Meinecke Dragoner , der Rittmeister von Zikwik zum Chef der vacanten Kompagnie, und der Oberstlieutenant von Roeder zum Kommandeur des Regiments von Schmettau befördert. Da die Desterreicher sich schon im März gegen Oberschlesien zusam mengezogen hatten und der General von der Golh dort in einer üblen Lage war: so marschirte der König den 1. Mai mit einem Theile der Armee dahin ab und ließ unter dem Befehle des Prinzen Heinrich 50 Ba= taillone und 83 Schwadronen in Sachsen , welche bei der Schwäche der meisten Regimenter kaum 32,000 Mann betrugen. Zu diesen gehörte auch das Regiment von Schmettau und stand nach der Ordre de Bataille auf dem linken Flügel des ersten Treffens unter dem Generalmajor von Spaen. Der Generallieutenant von Seydlig kommandirte die ganze Kavallerie des Korps. Der Chef des Regiments , Generalmajor von Schmettau , befand sich bei der Armee des Königs . Der Prinz beschloß , mit dieſen Truppen eine Stellung hinter der Triebsche bei Meissen und den zwischen Miltig und Nossen befindlichen Defileen zu nehmen. Um den Rückzug des in der Gegend von Freiburg stehenden Korps zu decken, ließ er aber in der Nacht vom 3. zum 4. Mai den Generallieutenant von Krockow mit 15 Schwadronen Küraſſieren, unter denen sich auch das Regiment von Schmettau befand , und 10 Schwa dronen Husaren in die Gegend von Deutschbora und Eule vorrücken. Der Feind verhielt sich indessen durchaus ruhig , und so kamen alle Truppen unangefochten an den Ort ihrer Bestimmung. Ein Theil derselben bezog verschiedene kleine Lager in der Nähe der wichtigsten Posten , und hinter dieſen bekamen die übrigen Truppen Quartiere in den Dörfern.

Das

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Regiment von Schmettau erhielt dieſelben in Seidlik , Seelſchüß und Prieſa bei Meissen.

Unter dem 18. Mai wurde der Cornett von Kleist zum Lieutenant, der Fahnenjunker von Rabenau zum Cornett befördert. Im Juli rückte das Regiment , zur Verstärkung der Bedeckung des Magazins in Rieſa , nach Hirſchſtein , Boriß und Leutewiß bei Riesa. Der dem Prinzen gegenüberstehende Feind war mindestens 50,000 Mann stark; man konnte daher nur vertheidigungsweise verfahren , und es blieb , die Neckereien zwischen den Patrouillen ausgenommen , alles (Ueberfall bei Niefa am)

ruhig.

Am 9. September aber erlitt der Posten bei

Riesa einen Ueberfall , welcher einen Theil des Regiments von Schmettau mit betraf.

Der Oesterreichische Oberſtlieutenant Sauer sette nämlich um

7 Uhr des Morgens

mit 300 Pferden vom Regiment Löwenstein bei

Groedel, theils durch Furten , theils schwimmend über die Elbe , zerstreute die alte und neue Feldwacht , nahm einen Unteroffizierposten von dem Regiment von Schmettau bei Boriß gefangen und führte von 20 Mehl= wagen, welche bei Riesa für die Bäckerei Mehl holen sollten , 17 weg. Die in Borit und Leutewiß stehenden Escadrons des Regiments rückten sogleich aus und engagirten sich mit dem Feinde, der , von dem Freibataillon von Schack auch von der Stadt abgewiesen , sich nunmehr eilig über die Elbe auf ein Soutien von 100 Pferden zurückzog , welches der Prinz von Hohenzollern in eigener Person kommandirte. Der Lieutenant von Loeben wurde hierbei mit 1 Unteroffizier und 8 Reitern gefangen , 2 Reiter ge tödtet, und der Lieutenant von Gruttschreiber nebst 1 Unteroffizier und 6 Reitern verwundet.

Die Posten an dem linken Elbufer wurden hierauf

etwas verstärkt, und der Feind wagte dergleichen Ueberfälle nicht wieder. Nachdem der Feldmarschall Graf Daun aus Schlesien noch ansehn= lich verstärkt worden war , unternahm er am 5. November einen Angriff auf die ganze Kette der Preußischen Postirungen . Die Armee trat ins Gewehr, doch kam es nur zu einzelnen kleinen Gefechten , an denen das Regiment von Schmettau keinen Theil nahm.

Der Prinz machte hierauf

eine Veränderung in der Aufstellung der Vorposten bei den Kahenhäusern, in Folge deren 3 Schwadronen von Schmettau nach Leutewiß , 2 nach Mehren und Nieder - Jane bei Meissen verlegt wurden. In den ersten Tagen des Monats December bezogen die Oesterreicher die Winterquartiere; der Prinz legte daher am 30. December seine Armee in die Dörfer zwischen Meissen , Lommatsch und Mügeln. Das Staabs quartier des Regiments von Schmettau war in Berntik , das Haupt quartier des Prinzen in Hof.

Diese Quartiere waren sehr von denen

verschieden , welche das Regiment im vorigen Jahre im Erzgebirge gehabt 18

274

hatte, und die Leute mußten größtentheils noch eben so viele Beschwerden erdulden , als im Felde. Die Gegend war , als beständiger Kriegsschau plak , gänzlich verarmt, und da die Landleute kaum für sich selbst den nöthigen Unterhalt herbeischaffen konnten : so waren die Soldaten allein auf die gelieferten Lebensmittel angewiesen.

Dennoch ertrugen sie mit der

größten Standhaftigkeit alle Entbehrungen , von denen sie der nächste Feld zug befreien sollte. Der Generalmajor von Schmettau befand sich in dem Feldzuge des Jahres 1761 mit einem Korps von 4 Bataillons und 20 Schwadronen in der Niederlausit , um die Verbindung zwischen Schlesien und Sachsen zu erhalten. 1 1762. Wie verzweiflungsvoll auch die Lage des Königs über haupt schien: sie erhielt durch den am 5. Januar 1762 erfolgten Tod der Kaiserin Elisabeth von Rußland eine höchst günstige Wendung.

Peter III.,

ſchon längst der innige Freund und Bewunderer des großen Königs , schloß am 16. März einen Waffenstillstand mit ihm , dem am 5. Mai der Friede zu St. Petersburg und am 22. Mai der Friede zu Hamburg zwiſchen Preußen und Schweden folgte. Diese Allianz , vermöge welcher die 20,000 Ruſſen welche in Schlesien waren , zu dem Könige stoßen sollten, hatte zwar keine wesentlichen Folgen , da die Absehung des Kaiſers am 9. Juli 1762 und sein Tod ihr ein schnelles Ende machte ; indeß war sie Veranlassung , daß der König seiner Kavallerie einen kurzen , weißen Feder busch gab , um die Unterscheidung derselben von den Desterreichern den Ruſſen und namentlich den Koſaken zu erleichtern . Die Büsche der Of= fiziere waren unten , die der Unteroffiziere oben schwarz , und die Treſſen fielen von nun an auf den Hüten weg. Durch Rekruten aus Preußen , Pommern und Schlesien wurden nun mehr die Truppen verstärkt , und seit zwei Jahren zum ersten Male war gegründete Hoffnung vorhanden , machen.

die Regimenter wieder vollzählig zu

Unter dem 5. Februar erhielt der Lieutenant von Gruttschreiber wegen Invalidität den Abschied , wogegen der Fahnenjunker von Birckhahn zum Cornett befördert wurde. Nachdem die Gefangenen ausgewechselt worden, kamen auch am 2. April die bei Kosdorf gefangenen Offiziere wieder zum Regiment, mit Ausnahme des Rittmeisters von Cronhelm , welcher an= geblich wegen Krankheit die Reise nicht hatte unternehmen können. Inzwischen waren von dem schlechten Zustande der Armee des Prin zen Heinrich die übertriebensten Gerüchte in Umlauf gekommen , und der Prinz benuste die hieraus entsprungene Sorglosigkeit des Feldmarschalls Serbelloni, der in Dauns Stelle getreten war. Dieser hatte von Roß

275

wein bis gegen Leißnig , längs der Mulde , Verſchanzungen anlegen laſſen, welche in der Nacht ungefähr mit 3000 Mann beseht waren. Um 7 Uhr des Morgens zogen diese ab und ließen nur eine starke Wache zurück. Der Prinz beschloß , diese Verschanzungen anzugreifen. Um den Feind sicher zu machen , dirigirte er Anfangs Mai mehrere Truppen gegen die Kahenhäuser ; nachdem aber am 9. Mai eine Verſtärkung aus Schlesien eingetroffen war , erhielten die zum Angriffe beſtimmten Truppen am 11 . den Befehl , Nachmittags auf die ihnen angewiesenen Sammelpläge zu rücken , mit Einbruch der Nacht auf ihren Posten einzutreffen und sich die Nacht über ganz still zu halten , bis der Befehl zum Angriffe gegeben werde.

Die Truppen waren dazu in 4 Kolonnen getheilt. (Ueberfall am 12. bei MaiRokivein) 1762. Zu der ersten Kolonne , welche der Generallieutenant von Seydlig befeh ligte , gehörte das Regiment von Schmettau sammt der übrigen schweren Kavallerie. Der Sammelplaß derselben war zwischen Moickerwitz und Zschernik, wohin auch einige Wagen mitgenommen wurden , welche in die Mulde gefahren und mit Brettern bedeckt , als Brücke für die Infanterie benust werden sollten. Auf dem Marsche folgte die Kavallerie auf die Infanterie , und während der Nacht blieb die Kolonne in Zscheplik ver deckt liegen. Durch einen Zufall hatte sich die vierte Kolonne zu früh verrathen und den Feind allarmirt ; dennoch gelang das Unternehmen voll kommen , und der General von Zetwih , der diesen Theil der feindlichen Postirung kommandirte , mußte sich nach einer tapfern Gegenwehr ergeben. Die Kavallerie hatte nur unbedeutend an dem Gefechte Theil nehmen können. Die Sieger sammelten sich auf der Höhe hinter Knobelsdorf und schlugen hier, mit dem rechten Flügel an diesem Dorfe , mit dem linken an Lütdorf, ein Lager auf. in 2 Kolonnen wieder auf.

Am 13. Mai früh um 7 Uhr brach die Armee Die zweite Kolonne , bei welcher sich das

Regiment von Schmettau befand , ging auf der großen Landstraße über Lütdorf und Greisendorf, links der neuen Schenke über Kaltofen in das Lager, welches mit dem rechten Flügel an Hänichen , mit dem linken an Bockendorf genommen wurde ; Ottendorf blieb im Rücken. Der beabsichtigte Versuch , den Feind am 14. Mai aus seinem feſten Lager bei Freiberg durch Flanken- und Rückenangriffe zu vertreiben, wurde unnöthig , da man es bereits verlassen fand. Man nahm es daher ohne weiteres in Besitz.

Da aber der Feind sich auf die Höhen hinter Dippol diswalde in ein stark verschanztes Lager gezogen hatte : so brach man am 16. Mai Mittags in 2 Kolonnen nach Pretschendorf auf. Bei der zwei ten Kolonne , welche der General Alt - Stutterheim führte , befand sich das 18 .

276

Regiment von Schmettau. Man marschirte über Hilbersdorf, bei der Kirche durch Niederbobritsch, ließ Sohra links und rückte durch Pretschen dorf ins Lager.

Von dem Regiment von Schmettau blieben im Lager bei

Schlettau unweit Meissen 200 Kürassiere zurück , welche von allen Es cadrons genommen und von dem Oberstlieutenant von Boyen , unter dem General von Linden , befehligt wurden. Um die Bewegungen der Reichsarmee zu beobachten und die Gegend um Freiberg gegen die feindlichen Streifereien im Rücken der Armee zu decken , sandte der Prinz Heinrich am 18. Mai früh um 2 Uhr den Ge neral von Bandemer mit 4 Bataillons , dem Regimente von Schmettau und 50 Husaren in die Gegend von Oederan. An demſelben Tage wurde bei einer unter den Lieutenants von Schroetter und von Koſolowski mit 50 Pferden unternommenen Fouragirung der Lehtere mit 5 Reitern in Mittel- Seyda von den Desterreichern gefangen genomme Das Detaſchement des Generals von Bandemer nahm den 19. ſein Lager bei Wiesa , am 20. auf den Höhen von Ebersdorf, und hatte alſo die Flöha im Rücken , obwohl es nicht allein allen Regeln gemäß , sondern auch der ausdrückliche Befehl des Prinzen Heinrich war , dieſen Fluß nebst der über denselben führenden Brücke vor der Front zu behalten . Chem nik , wo der General von Bandemer mit 160 Mann Infanterie und 2 Geſchüßen lag, war 12 Meile vor der Front; 400 Pferde aber von dem Regiment von Schmettau wurden unter dem Oberstlieutenant von Roeder noch weiter vor die Stadt, auf der Straße nach Lichtenstein , aufgestellt. Der Rest des Regiments , etwa 200 Pferde , blieb unter dem Oberst lieutenant von Hoverbeck bei Ebersdorf im Lager. Bei dieser Aufstellung und der Zerſplitterung der Kräfte dieſes kleinen Korps durfte man wohl kaum einen günſtigen Erfolg erwarten ; doch blie ben die Vorstellungen , welche der Oberstlieutenant von Röder darüber machte, unberücksichtigt. Um 21. gegen Mittag traf ein starkes Korps von Chemnik) Gefecht am 21. bei Mai 1762.

der Reichsarmee, unter dem Befehl des Generals von Lupinski , in der Gegend von Chemniß ein und trieb sogleich die Preußischen Vorposten zurück. Der Oberſtlieutenant von Roeder, der zu ihrer Unterſtüßung vor rückte , wurde nach einem hartnäckigen Gefecht von der Uebermacht ge= worfen, ſein Kommando auseinandergesprengt und der größte Theil deſſel ben gefangen genommen. Die übrigen zogen sich nach der Stadt zurück. Durch sie erfuhr der General die Annäherung des Feindes und ließ sein Detaſchement auf den Höhen unweit der Stadt aufmarschiren. Der Oberstlieutenant von Roeder stellte das etwa noch 400 Pferde starke Regiment von Schmettau in der Ebene auf, in Escadrons , mit dem

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linken Flügel der Infanterie einen einspringenden Winkel bildend. Unter dem Schuße dieser Aufstellung zog sich die Besatzung , zu der noch 200 Mann Infanterie gestoßen waren , aus Chemniß zurück ; die Huſaren und Kroaten des Feindes waren aber um die Stadt herumgegangen , umzin gelten die herausziehenden Truppen und nahmen sie gefangen , ehe das Regiment von Schmettau zur Unterſtüßung vorrücken konnte. Der Angriff wendete sich nun auf dieſes Regiment , und troß eines muthvollen Wider standes wurde dasselbe von dem ſechsmal stärkeren Feinde auf die Infan terie geworfen . Kurz vor diesem Moment hatte sich der Oberstlieutenant von Roeder an der Spihe von 2 schwachen Escadrons dem Feinde ent gegengeworfen , um den Rückzug der übrigen zu sichern , wurde aber in dem hier engagirten Gefechte an beiden Händen verwundet und gefangen genommen. Durch das durchschnittene Terrain und verschiedene kleine Defileen begünstigt , gelang es , noch einen ziemlich glücklichen Rückzug zu machen. Zwei Kompagnien Infanterie beſeßten in größter Eile die Brücke über die Flöha. Der Feind machte mehrere Male den Versuch , dieſen einzigen Uebergangspunkt zu nehmen , aber vergebens , und nur dieſe tapfere Vertheidigung rettete den General von Bandemer vor der Schande, sich mit seinem ganzen Korps gefangen geben zu müssen. Die Infanterie zog sich nun mit dem Rest der Kavallerie über den Fluß ; der Feind aber begnügte sich mit den erhaltenen Vortheilen und ließ das Detaſchement ruhig nach Oederan zurückgehen , wo es ſich auf den dortigen Höhen wieder sehte. Der Verlust desselben betrug 15 Offi= ziere , 753 Mann und 7 Kanonen. Von dem Regiment von Schmettau waren 2 Unteroffiziere und 14 Reiter geblieben , 8 Offiziere, 10 Unteroffiziere, 63 Reiter verwundet, 2 Offiziere , 15 Unteroffiziere , 205 Gemeine gefan gen. An Pferden hatte das Regiment gegen 250 Stück , aber keine Standarte verloren. Die verwundeten Offiziere waren : der Komman= deur, Oberstlieutenant von Roeder , der Oberstlieutenant von Hoverbeck, der Rittmeister Doblin , der Staabsrittmeister Graf Geßler , die Lieutenants Bieber und von Sydow , und die Cornetts von Zedlik und Birckhahn . Außer dem Kommandeur war noch der Cornett von Eck gefangen worden. Die Verwundeten konnten größtentheils dem Regimente folgen , und von den Gefangenen trafen am andern Tage noch gegen 90 Mann wie der ein, welche Gelegenheit gefunden hatten , sich zu befreien ; die übrigen wurden , eben so wie die gefangenen Offiziere, nach ungefähr 14 Tagen wieder ausgewechselt. Dieser Unfall war der härteste Schlag , den das Regiment in ſeiner S8jährigen Existenz bei so vielen Schlachten und Belagerungen erfahren hatte.

Jeder Einzelne war fest entſchloſſen , den 21. Mai auf das blutigſte

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zu rächen , sobald sich die Gelegenheit dazu bieten würde , und die Leute verpflichteten sich gegenseitig dazu , um so mehr erbittert , als ihre gewohnte Tapferkeit und die erprobte Umſicht ihres Kommandeurs den Fehlern des höheren Anführers erliegen mußte. Wie das Regiment diese Verpflichtung gelöst hat, wird die Folge lehren ! Indessen veranlaßte besonders der große Verlust an Pferden , daß das Regiment von Schmettau von dem Kommando bei Dederan abgelöst und in das Lager bei Frauenstein zurückbeordert wurde, um sich wieder zu retabliren.

Es erhielt seine Stelle auf dem rechten Flügel der Armee im

dritten Treffen , wurde aber nach einigen Tagen in Burkersdorf einquar tirt. Da inzwischen bereits Rekruten- Transporte aus Schlesien , der Mark, und Pommern angelangt waren , so wurde es leicht , den Verlust an Mannschaften zu decken. Der Ersatz an Pferden war schwieriger ; jedoch erhielt das Regiment 120 Pferde , theils Preußische Remonten , theils Magdeburger, und es gelang den Bemühungen des Kommandeurs und der Kompagnie - Chefs , alles noch Fehlende bis zum Monat Auguſt zu beschaffen.

Um 25. Auguſt traf das unter dem Oberstlieutenant von Boyen

bei Schlettau stationirt gewesene Detaschement ebenfalls bei Frauenstein ein , und das Regiment war nun wieder ganz zusammen. Durch eine Reihe einzelner Gefechte war es dem Desterreichischen General Haddick, welcher den Feldmarschall Serbelloni im Kommando ab= gelöst hatte, bis zum 30. Auguſt gelungen , dem Lager des Prinzen Hein rich in die rechte Flanke und den Rücken zu kommen , und dieser um so weniger stark genug , dem Feinde von allen Seiten mit Nachdruck zu be gegnen, als die Reichsarmee auf Dresden im Anmarsch war.

Um später nicht zu einem sehr beschwerlichen Rückzuge gezwungen zu werden , beschloß der Prinz jezt , ſeine bisherige Stellung zu verlaſſen und sich bei Freiberg auf den Anhöhen längs des linken Ufers der Mulde aufzustellen. Noch in der Nacht vom 31. August zum 1. September brach die Armee in 4 Kolonnen auf. Das Regiment von Schmettau be fand sich bei der vierten Kolonne unter dem Generallieutenant von Seydlik und nahm den Weg von Burkersdorf in der Landstraße nach Weißenborn, wo es sich auf den Höhen von Langenrinne sette. Um 10 Uhr des Mor gens war die ganze Armee auf dem linken Ufer der Mulde , ohne von dem Feinde verfolgt zu werden. Das Lager wurde mit dem rechten Flügel hinter dem Städtchen Brand , mit dem linken bei Tuttendorf genommen, und das Regiment von Schmettau lagerte hinter der Infanterie des Cen trums im zweiten Treffen. Die Bewegungen des Generals Haddick und ein Angriff deſſelben am 14. Oktober im Verein mit der Reichsarmee ver anlaßte den Prinzen , sich in der Nacht vom 14. zum 15. in 2 Kolonnen

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neben Freiberg vorbei über Lösniß und Klein - Waltersdorf zurückzuziehen und ein Lager, mit dem rechten Flügel an Reichenbach , mit dem linken. an Klein- Voigtsberg , zu nehmen. Das Regiment von Schmettau lagerte rechts von Groß - Voigtsberg im zweiten Treffen. Alles Gepäck wurde über Roßwein zurückgeſchickt , und die Armee mußte Hütten bauen. Am 16. Oktober erhielt man hier die Nachricht , daß eine Verstär

kung unter dem Generallieutenant Grafen von Neuwied , so wie das Korps des Generalmajors von Schmettau , welches bei Görlig gestanden hatte, im Anmarsch sei. Um daher die Ankunft derselben ruhig abwarten zu können , brach der Prinz am 22. in 2 Kolonnen auf und nahm auf der Höhe von Ober- Marbach , mit dem rechten Flügel gegen Ehdorf, eine Stellung. Die Mitte derselben stand bei dem Kalkofen von Marbach, der linke Flügel bei einer Verschanzung , welche bei Augustenburg an= gefangen war. Da indessen auch Nachricht von einer dem Feinde zukom menden Verstärkung einging und der Prinz von Stollberg mit der Reichs armee, 49 Bataillone , 78 Schwadronen stark, eine Stellung bei Freiberg genommen hatte: so beschloß der Prinz , das Korps des Grafen von Neu wied nicht abzuwarten , sondern mit seiner, durch das bereits eingetroffene Korps des Generals von Schmettau , auf 29 Bataillons , 60 Schwadro nen verstärkten Armee die Reichstruppen anzugreifen. Dieſe ſtanden , die Stadt Freiberg im Rücken , mit ihrem rechten Flügel hinter den Defileen von Klein -Waltersdorf durch Verschanzungen gedeckt , welche bis an den Spittelwald fortliefen. Der Wald war stark verhauen und am äußersten Rande zwischen Klein - Waltersdorf und Klein - Schirma ebenfalls ver schanzt; dahinter stand die Mitte und der linke Flügel. Am 28. Oktober Nachmittags theilte der Prinz den Generalen , welche zur Führung der Kolonnen bestimmt waren , den Entwurf zur Schlacht mit. Hiernach sollte der rechte Flügel über Brand und Bertelsdorf in die Flanke und den Rücken des Feindes gehen , dessen Front aber durch den linken Flügel so lange beschäftigt werden , bis das Gefecht des rechten Flügels eine gün stige Wendung nähme. Die Armee wurde in 4 Korps getheilt und das Regiment von Schmet tau dem linken Flügel zugegeben , welchen der Generallieutenant von Alt Stutterheim kommandirte. Abends um 8 Uhr geschah der allgemeine Auf bruch. Das Regiment von Schmettau war unter den besondern Befehl des Generalmajors von Meyer gestellt und folgte der Infanterie nach Lang Hennersdorf, wo man so aufmarschirte, daß der rechte Flügel an dies Dorf, der linke an Groß - Schirma stieß , das ganze Treffen auf die Höhe diesseit Braunsdorf gerichtet. Das Regiment von Schmettau bildete mit den Husaren von Belling das zweite Treffen.

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Schlacht bei Freiberg Sobald der 29. Oktober zu dämmern begann, am 29. Oftober 1762. wurde der Angriff befohlen. Der Generallieutenant von Stutterheim rückte mit ſeinem Korps auf die Höhe zwiſchen Groß - Schirma und Lang -Hen= nersdorf, und ließ den feindlichen rechten Flügel , der auf der verschanzten Höhe hinter Klein - Waltersdorf stand , auf das heftigste durch seine Ar tillerie beschießen. Das Regiment von Schmettau stand mit den Huſaren wieder im zweiten Treffen. Der Oberstlieutenant von Roeder ritt die Front des Regiments entlang und sagte : Kinder , Ihr habt Chemniß nicht ver gessen! Ein alter Flügel- Unteroffizier bei der Leib - Schwadron , Na mens Kaverau , der noch von der Zeit des Generals von Blanckensee herstammte, erwiederte : Nein , Herr Oberstlieutenant , aber heute wollen wir es beweisen ! Indeß war der Preußische rechte Flügel immer weiter vorgegangen. Der Prinz Heinrich ſchickte daher ſeinen Adjutanten , den Rittmeiſter Gra fen von Kalkreuth, an den linken Flügel ab , um diesem den Befehl zum Angriff zu bringen , und der General von Stutterheim rückte nun mit der Infanterie durch Klein - Waltersdorf gegen den vor ihm stehenden Feind. Das Regiment von Schmettau folgte mit den Husaren von Belling der Infanterie; man durchschritt ohne Widerstand das Dorf und marschirte sogleich hinter demselben auf.

Die feindliche Kavallerie war schon durch

das diesseitige Artilleriefeuer erschüttert worden und ging zurück , sobald die Preußische Kavallerie das Defilee verlaſſen hatte ; die Infanterie aber hielt Stand und schlug den ersten Angriff der Huſaren mit großer Faſſung durch Bataillonsſalven auf 40 Schritt zurück. Da brach das Regiment von Schmettau mit dem Rufe ,, Chemniß “ gegen die in 2 Treffen schach bretförmig aufgestellten 8 Bataillone vor. Nachdem es das erste Treffen geworfen hatte, wurde das Regiment zwar anfangs von dem Feuer des zweiten aufgehalten , griff aber mit doppelter Wuth aufs neue an und warf in dieser dritten Attake nicht blos das zweite , sondern auch das indeß zu einem Quarree formirte erste Treffen fast in einem Augenblicke über den Haufen, zerstreute ſie und vernichtete 2 Desterreichische Regimenter, Nicolaus Esterhazy und Giulai , beinahe gänzlich. Die Uebrigen wurden von den Husaren größtentheils gefangen genommen ; das Regiment von Schmettau aber drang weiter vor , nahm mit dem Degen in der Faust 2 Batterien und folgte dann der flüchtig gewordenen feindlichen Kavallerie, zugleich mit der Kavallerie des Preußischen rechten Flügels unter dem Ge nerallieutenant von Seydlik , bis an die Thore von Freiberg. Der Graf von Kalkreuth hatte sich bei dieser Waffenthat dem Regi ment von Schmettau vom Anfange bis zu Ende angeſchloſſen und machte ſämmtliche Uttaken mit. Er wurde dafür zum Major befördert.

281

Der Feind hatte an 3000 Todte und Verwundete, und 4400 Ge= fangene, darunter 79 Offiziere , 29 Geſchüße , 9 Fahnen und 2 Stan= darten verloren. Das Regiment von Schmettau allein hatte 6 Kanonen, 4 Haubißen und 8 Fahnen erbeutet. Der Verlust der Preußen betrug 1500 Mann an Todten und Verwundeten. Von dem Regiment von Schmettau waren 6 Reiter geblieben , 3 Offiziere , 1 Unteroffizier und 12 Reiter verwundet. Die verwundeten Offiziere waren : der Komman deur, Oberstlieutenant von Roeder , welchem durch eine Kartätschkugel der rechte Arm zerschmettert worden , ferner der Rittmeister Doblin und der Lieutenant von Eicke , welcher einige Tage darauf in Freiberg starb. Die Armee des Prinzen Heinrich bezog Abends ein Lager auf den Höhen von Freiberg , wo sie schon vom 1. bis 14. September gelagert hatte. Am 30. Oktober wurde Viktoria geschossen , und der Prinz Heinrich ließ dem Regiment von Schmettau seine höchste Zufriedenheit bezeigen. Für die erbeuteten Geſchüße wurden dem Regiment pro Stück 50 Du katen bezahlt und das Geld sogleich an die Unteroffiziere und Reiter vertheilt. Der Feind setzte seinen Rückzug bis Frauenstein fort.

Zu seiner Ver=

folgung ging am 1. November der Generallieutenant von Alt- Stutterheim mit einem gemischten Korps bis Pretſchendorf und Frauenstein vor , wobei sich auch das Regiment von Schmettau befand . Am 4. kehrten diese Truppen wieder in die Gegend von Freiberg zurück und wurden bis zum 15. November in Kantonnirungen gelegt. Das Regiment von Schmettau erhielt die Quartiere in Tuttendorf angewiesen. Am 6. kam der König aus Schlesien in Meiſſen an , da dort bereits der Feldzug beschlossen war. Er besah am 9. das Schlachtfeld bei Freiberg und äußerte sich über die Art, wie das Regiment von Schmettau seine Rache für Chemnih genom men hatte, sehr gnädig. Unter dem 10. November erhielten : der Kom mandeur, Oberstlieutenant von Roeder *) , der Oberstlieutenant von Hover beck, der Major von Hohendorff, die Staabsrittmeister von Tschammer, von Diringshofen und von Brandenstein , so wie der Lieutenant von Borck den Orden pour le mérite. Der Oberstlieutenant von Hoverbeck hatte zwar, wegen der bei Chemnitz erhaltenen Blessur, der Schlacht bei Frei berg nicht beiwohnen können , wurde aber bei dieſer Gelegenheit für frü here Auszeichnung mit dem Orden begnadigt.

Ferner gewährte die An

*) Das ,,Lerikon der Helden und Militairpersonen , welche sich im Preußischen Dienst ausgezeichnet haben “, giebt irrthümlich an , daß von Roeder bei Torgau den Orden erhalten habe. Es ist hier den Angaben der Königlichen Kabinets - Ordres gefolgt worden.

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erkennung des Königs dem Regiment etatsmäßig 8 Staabsoffiziere ſtatt der gewöhnlichen 6, und 3 Staabsrittmeister statt der gewöhnlichen 2 ; indeß kam dieser Gnadenbeweis in seiner ganzen Ausdehnung eigentlich nie zur Ausführung und gerieth nach und nach wieder in Vergessenheit. 1 Unter demselben Datum wurden der Major von Manstein und der Staabsrittmeister von Cronhelm kassirt , weil sie sich eine geraume Zeit dem Königlichen Dienst wegen angeblicher Kränklichkeit entzogen. In deren. Stelle avancirten der Rittmeister Doblin zum Major, der Staabsrittmei ster von Tschammer zur Mansteinschen Kompagnie, die Lieutenants von Borck und von Tschammer zu Staabsrittmeistern , die Cornetts von Ma nowski und von Eck zu Lieutenants , und die Fahnenjunker von Stahr und von Peckholot zu Cornetts. Am 16. November brach das Regiment von Schmettau mit dem Dragoner - Regiment vacant von Plettenberg unter dem General von Ban demer von Luttendorf auf. Man ging über Noſſen , Oschaß und Bel gern , passirte bei Torgau die Elbe und rückte am 22. November in die Winterquartiere, da ein Waffenstillstand zwischen den sich gegenüberstehen den Desterreichischen und Preußischen Armeen zu Stande kam, der auch am 24. November publicirt wurde. Das Regiment von Schmettau hatte die Quartiere in Annaburg (Staab) , Lebien , Schöneiche und Parzin. Das Hauptquartier des Generals von Bandemer war in Jeſſen . Inzwischen neigten sich die kriegführenden Mächte zum Frieden , den Friedrich der Große , obwohl fest entschlossen , den Krieg , wenn es sein müsse , mit Energie fortzusehen , sehnlichst wünschte , und dessen seine von Menschen fast entblößten und in jeder Hinsicht erschöpften Länder so sehr bedurften. Nach dem Sturze des Kaisers Peter III. von Rußland hatte die Kaiserin Unna den Frieden zu Petersburg bestätigt und Rußlands Neu tralität erklärt. Die Eroberung von Schlesien , welche Friedrich mit der Einnahme von Schweidniß am 9. Oktober 1762 vollendete, und endlich die entscheidende Schlacht bei Freiberg mußten der Kaiserin Maria The resia die Ueberzeugung geben , daß es ihr nicht so leicht gelingen werde, Schlesien wieder zu nehmen , welches Friedrich die Perle in seiner Krone nannte und fast mit Aufopferung aller ſeiner Kräfte behauptet hatte. Am 30. December wurde daher der Friedenscongreß zu Hubertsburg eröffnet ( 1763.) ,

und die Beendigung des Seekrieges am 10. Februar 1763

durch den Frieden zu Versailles , beschleunigte den Gang der Unterhandlun gen, da nun Maria Thereſia den zweifelhaften Kampf gegen ihren großen Gegner allein zu führen gehabt hätte. Auch das deutsche Reich erklärte sich am 13. Februar neutral , und so wurde am 15. der Friede zwischen

283

Oesterreich, Preußen und Sachsen unterzeichnet.

Schlesien ,

die Ursache

dieses blutigen 7jährigen Kampfes , blieb , nach den Bestimmungen der Friedensschlüsse von Berlin und Dresden , bei Preußen , welches überhaupt keine Quadratmeile Landes verlor. Sachsen sollte in 21 Tagen von bei den Theilen geräumt werden. Bereits am 25. Januar hatte man bei der Armee die erste Hoffnung des nahen Friedens erhalten, weil die Fourage - Affignationen für den Monat April den Regimentern wieder abgefordert wurden. Wie diese Hoffnung der Erfüllung nahe ſei , ergab sich daraus , daß schon am 10. Fe= bruar das Regiment von Schmettau Ordre bekam, sich marschfertig zu halten.

Am 24. Februar marschirte es unter Befehl des Oberstlieutenants

von Boyen von Annaburg über Herzberg , Elsterwerda , Königsbrück und Camenz nach Baußen , wo es sich mit den Truppen vereinigte , welche der Generallieutenant von Seydliß durch die Oberlausit nach Schlesien führte. Von den Frei - Dragonern und Husaren , welche unter die Kavallerie Regimenter vertheilt wurden , erhielt das Regiment von Schmettau hier 87 Mann. Den 1. März brach man von Baußen in 2 Kolonnen auf.

Die

erste Kolonne, bei der sich das Regiment von Schmettau befand , ging über Görlik , Lauban , Löwenberg , Jauer , Striegau , Schweidnig und Reichenbach nach Frankenstein. Hier trennte sich dasselbe von den übrigen Truppen, um seine Standquartiere in Neustadt und Gegend wieder zu beziehen.

Die örtlichen Umstände geboten indeß abermals , das Regiment

vorläufig in Kantonnirungen zu legen , und es wurde ihm hierzu die Ge gend von Neisse angewiesen , wohin es nun über Münsterberg abging. Um 21. März rückte dasselbe in folgender Art in den Kantonnirungen ein: der Staab und die Leibkompagnie in Bielau und Grunau , die Kompagnie von Roeder in Eulau , die Kompagnie des Oberstlieutenants von Boyen in Köppernig , die von Hoverbeck in Oppersdorf, die Kompagnie des Ma jors von Hohendorf in Neunt , die des Majors von Hoverbeck in Preu land , die des Majors Doblin in Deutsch - Kamik , die Kompagnie des Rittmeisters von Boyen in Heidau , die von Zihwih in Kaundorf und die von Tschammer in Wischkau. Die Lieutenants von Loeben und von Kosolowski befanden sich noch in Krems in der Gefangenschaft ; die Lieutenants von Wildenhain und von Eck aber wurden unter dem 24. März aus dem Königlichen Dienste entfernt. Die Veranlassung hierzu konnte nicht mehr ermittelt werden. Die nachstehende Rangliste giebt eine Uebersicht der Offiziere , welche in dieser Zeit bei dem Regiment standen.

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Rangliste Von dem Schmettauschen Regiment Küraſſier. Köppernig, den 30. März 1763. Datum der Patente. .... 1757 den 5. Decbr. 1. März . ant 1760 "I Roeder.... von Wilhelm Friedrich Oberstlieuten 2. "I .... " 1760 " Karl Andreas von Boyen ....... "/ 3. "1 Reinhold von Hoverbeck ........ 1760 " 1. "1 f I " ...... ... 1760 Major Ernst Christoph von Hohendorf 1760 9. " " " Karl Friedrich von Hoverbeck..... Hat fein Patent, avancirte " George Heinrich Doblin …………. 1760 den 9. März. Rittmeister Siegfried Daniel von Boyen ... 1761 " 18. Mai. ....... Zikwik von Bogislaus Johann " Kein Kompagnie-Patent, erz) .... " Heinrich Wilhelm von Tschammer .. fen Diringsho tr Staabsrittmſ . Ernſt Chriſtoph von ( 1760 den 9. März . Generalmajor Johann Ernst von Schmettau

" " "

Friedrich Graf von Geßler ... Haubold Christian v. Brandenstein 1760 ,, 23. Septb. Konstantin Philipp von Bord.... 1762 "I 10. Novbr. Wilhelm von Eschammer.....

" Lieutenant Jakob Albrecht von Birdhahn ....

"

Heinrich Ludwig von Schroetter

" "

Johann Heinrich Bieber ......... Hans Ernst von Otterstädt ..... Salomon Gottlob von Loeben ......

"1 "I " "I "1

"I "/ "1 " "1 " "

1758 " 10. Febr. 1758 " 14. " 1. März. 1758 " 1759 " 28. Febr. 1760 "

15. Jan.

Wilhelm von Koſchikki ... George Ehrenhardt von Werther Christoph Friedrich von Sydow ... 1760 " Ernst von Kosolowski .... ..... Manstein Johann Bernhardt von Adam von Hohenberg 1769 " Karl Friedrich von Ledivary ...... Adam Kasimir Guſtav von Doſſow .... 1760 "/ 1761 "I Joachim Ludwig von Kleist.. 1762 "1 Karl Alexander von Zedlik ... .. 1762 Karl Friedrich von Manowski .

9. März .

5. Juni. 23. Sept. 18. Mai. 14. Oktbr. 10. Novbr.

Cornett George Karl Dietrich von Bandemer *)... 1760 " 23. Sept.

*) In der officiellen Rangliste vom 5. December 1760 ist dieser Offizier Alexan der genannt, und hier nun der wahrſcheinliche Irrthum berichtigt worden.

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.. 1761 den 18. Mai. Cornett Christian Friedrich von Rabenau 5. Febr. Wilhelm Friedrich Bogislaw von Birckhahn . 1762 " " 1762 " 14. Oftbr. Karl Ludwig von Prittwit ... "I "

Karl von Stahr ....

"1

Johann Ludwig von Peckholdt .

1762 "I 10. Novbr. gez. von Boyen.

Unter dem 6. Juli wurde noch der Fahnenjunker von Flanß zum Cornett befördert , der Lieutenant von Loeben aber verabschiedet und der Major Doblin in den Adelstand erhoben.

Dritter Abschnitt.

Von dem Ende des fiebenjährigen Krieges bis zum Tode Friedrichs des Großen. Von

1763.

1763 bis

1786.

Ein blutiger Kampf war glorreich vollendet, und die

Armee ging nun wieder den Friedensverhältnissen entgegen.

Daß der

Friede eine stete Vorbereitung zum Kriege sein müsse , hatte der große König stets ausgesprochen , und er ſorgte auch jetzt dafür , daß der hohe Grad von Kriegsbrauchbarkeit, den seine Kavallerie erworben , nicht wieder verloren gehen möchte. Zur leichteren und beständigen Aufsicht und Kon trolle der einzelnen Regimenter , so wie zu deren gleichförmiger Ausbildung nach übereinstimmenden Grundsäßhen theilte er die Armee in Inspectionen, welche jede, nach den Waffen getrennt , einem Infanterie- oder Kavallerie General untergeben wurden.

Das Regiment von Schmettau gehörte der

Oberschlesischen Kavallerie - Inspection an, zu deren Inspecteur der Ge nerallieutenant von Seydlig ernannt war. Das Inſpectionsquartier war in Ohlau. Wie dieser geniale Reiter - General durch die, auch in den kleinsten Details wie in der Idee, vollendete Ausbildung der ihm untergebenen

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Regimenter allen übrigen Inspecteurs als leuchtendes Muster voranging, bedarf kaum der Erwähnung , wohl aber , - als den trefflichen Geist be= zeichnend , der ohne Eigendünkel das wahre Verdienst anerkannte, ― daß diesem Muster mit geistiger Freiheit nachzustreben , als der Maßstab des eigenen Verdienstes betrachtet wurde. So darf es nicht befremden , daß der große König bald alle ſeine Erwartungen verwirklicht ſah , welche er je von der möglichen Vollkommenheit der Reiterei gehegt hatte. Zwar galt dies Nachstreben nicht allein dem Wesen , die Nachahmung bemäch tigte sich auch der Form ; doch dürfte dies in einem Gebiete, wo die rich tige Form so entschieden das Wesen fördert , weniger zu tadeln sein, da eine so reiche Kriegserfahrung , wie sie jezt die Preußische Armee besaß, vor allen Nachtheilen des Uebermaßes bewahren konnte. So wie aber besonders die jüngern Offiziere den Stuß des Hutes , Schnitt und Farbe des Kollets (blaßgelb , statt des früheren ledergelb) , und die Form der Stiefeln à la Seydlitz annahmen : eben ſo ſuchten alle die Kühnheit im Reiten und das wahrhaft liebenswürdige , kameradschaftliche und doch mili tairisch : strenge Betragen im Dienst zu erreichen , welches diesem aus gezeichneten Generale so eigenthümlich war. Daß dies bei den Offizieren seiner Inspection besonders stattfand , ist wohl natürlich. Die jährlichen Uebungen der Regimenter sowohl , als die großen Ue= bungen in Potsdam nahmen nunmehr wieder ihren Anfang. Das Re giment von Schmettau wurde von Mitte Juli bis Ende August zum Exerciren zusammengezogen und kantonnirte während dieser Zeit in den zunächst des Erercierplates liegenden Dörfern. Alle 2 Jahre nahm der König die Revue selbst ab ; in dem Zwischenjahre immer der Inspecteur. Die Inspicirung fiel gewöhnlich in die lehten 6 bis 8 Tage , während welcher das Regiment ein Lager bezog. den letzten 3 Tagen ab.

Der König nahm die Revue in

Der erste Tag war zur Special - Revue , der

zweite zu den Schulbewegungen und der dritte zur Ausführung eines Manoeuvers bestimmt , und der schönste Lohn für die raſtlosen Anstren gungen des ganzen Jahres bestand in der Zufriedenheit des Monarchen, dessen scharfem Auge kein Detail , kein Individuum vom Größten bis zum Kleinsten entging . Zu Pferde würden die Escadrons , nach der Allerhöchsten Bestim mung vom Jahre 1760 , in 2 Gliedern und in 4 Zügen ; zu Fuß die Kompagnien in 3 Gliedern und 2 Zügen rangirt ; doch wurde zuwei len zur Uebung noch in 3 Gliedern geritten. Jeder Zug war in 3 Ab märsche von 2 oder 3 Rotten getheilt ; zu Pferde stets in 3 Rotten. Bei der Special - Revue führte jeder Kompagnie - Chef selbst seine Kom pagnie , sonst aber, bei den Staabsoffizier - Kompagnien die Staabsritt

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meister oder ältesten Lieutenants .

Die Schnurbärte , welche von den Leuten

mit dem Beginn des ersten Schlesischen Krieges bis zum Jahre 1745 und im ſiebenjährigen Kriege , auch zuweilen von den Offizieren, getragen wurden, fielen im Frieden weg ; doch wurden sie nach einigen Jahren wieder den Leuten gestattet. Die Offiziere ließen , mit Ausnahme der Hu saren, den Bart ganz abraſiren. Im Mai und Juni schickte das Regiment von Schmettau die Pferde auf Grasung , wozu theils eine besondere Wiese abgehegt, theils das Gras in die Ställe geliefert wurde. Dieſe Zeit wurde zur Ausbildung zu Fuß und zum Exerciren der Beurlaubten benußt.

Den Winter hindurch kaufte

man die Fourage vom Lande gegen festgesette Preise. Nachdem das Regiment im Jahre 1763 die Revue vor dem Inspec teur bei Bielau gehabt hatte, rückte es am 1. Oktober , 37 Offiziere, 70 Unteroffiziere , 12 Spielleute , 5 Chirurgen , 10 Fahnenschmiede , 720 Ge meine stark, nebst 1 Regimentsquartiermeister, 1 Feldprediger, 1 Auditeur, 1 Regimentsfeldscheer ,

1 Bereiter , 1 Regimentsſattler und 1 Büchsen

macher, in folgender Art in seine Standquartiere. Der Staab und die Leibkompagnie unter Führung des Staabsritt meisters von Diringshofen , die Kompagnie von Roeder unter dem Lieu tenant von Birckhahn , die Kompagnie des Majors von Hoverbeck unter dem Lieutenant von Koschiski und die Kompagnie von Doblin kamen nach Neustadt ; die Kompagnie des Oberstlieutenants von Boyen unter dem Staabsrittmeister von Brandenſtein , die Kompagnien der Rittmeister von Boyen und von Tschammer nach Ober - Glogau ; die Kompagnien des Oberstlieutenants von Hoverbeck unter dem Staabsrittmeister Grafen Geßler und des Rittmeisters von Zihwih nach Krappik , und die Kom pagnie des Majors von Hohendorff unter Führung des Staabsrittmeisters von Bord nach Zült. Von Neustadt rechnete man 3 Meilen bis Glogau , 5 Meilen bis Krappig und 1 Meile bis Zülh , und nahm an , daß das Regiment , vom Eintreffen der Ordre in Neustadt an gerechnet , in einer Zeit von 12 Stun= den bei dem Staabsquartiere versammelt sein könne. 1764.

Unter dem 4. April 1764 erhielt der Lieutenant von Ko

schitzki auf sein Ansuchen den Abschied , der Cornett von Bandemer wurde in dessen Stelle zum Lieutenant, der Fahnenjunker von Loen zum Cornett befördert; unter dem 30. April aber der Oberstlieutenant von Hoverbeck als Kommandeur zu dem Leibregiment zu Pferde verseht. Der Rittmeiſter von Boyen avancirte zugleich zum Major , der Lieutenant von Birckhahn zum Staabsrittmeister und der Fahnenjunker von Kerckow zum Cornett ;

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die vacante Kompagnie erhielt unter dem 6. Juni der Rittmeister von Diringshofen.

Im Mai starb in Neustadt der Generalmajor von Schmet

tau , 61 Jahr alt, nach kurzer Krankheit ; jedoch blieb das Regiment vor läufig vacant. Am 11. Juli rückten die Kompagnien des Oberstlieutenants von Boyen, Rittmeisters von Tſchammer und Majors von Hohendorff nach dem Dorf Leuber bei Neustadt ; die Kompagnien des Majors von Hover beck, des Rittmeisters von Diringshofen und des Rittmeiſters von Zißwiß nach Pramsen in die Kantonnirungs- Quartiere. Die übrigen 4 Kom pagnien blieben in Neustadt. Nach Beendigung der Revue am 28. Auguſt quartierte die Kompagnie des Majors von Boyen nach Neustadt, dagegen die des Majors von Hoverbeck nach Zülh , die des Majors von Hohen dorff nach Krappig und die von Zihwiß nach Ober - Glogau ; die andern Kompagnien bezogen wieder ihre alten Standquartiere. Aehnliche Umquar tierungen traten in der Folge fast nach jeder Revue ein. Unter dem 1. September ernannte der König den Obersten von Woldeck- Arneburg von dem Regiment Gensd'armes zum Generalmajor und Chef des Regiments , vacant von Schmettau , welches nunmehr den Namen Kürassier-Regiment von Woldeck erhielt.

Zugleich wurden der Oberstlieutenant von Roeder und der Oberſt

lieutenant von Boyen zu Obersten , unterm 13. September aber der Major von Hohendorff zum Oberstlieutenant befördert und Lehterer zum zweiten Kommandanten von Schweidnitz bestellt. Der Rittmeister von Zigwih avancirte zum Major, und die vacante Kompagnie erhielt der bisherige Staabsrittmeister Bannig rassier.

vom Regiment von Dallwig Kű

1765. Aus der nebenstehenden Rangliste gewinnt man eine voll ſtändige Uebersicht der am 1. Januar 1765 bei dem Regiment von Wol deck stehenden Offiziere.

Rangliste

.2 . 3 . 4 . 5 .6 .7 .8 .9

.5

"1

"/

"1

1"

3.mlbud 4.minism

13 14 12 26 8 8 12 14 7 8 9

14

19

26

37

19

• ·

·



·



Preußisch . Litthauen .Preußen Preußen . Preußen . 39 . Preußen Pommern . SNieder .- chlesien .-M ark Mittel 17 .. 18 . Preußen .. . Preußen 16 . Vogtland .. .. Pommern .13 SNieder -. chlesien Preuße . n Preuße n . Preuße . n Mittel .-Mark Neu .-Mark . Mark NeuSOber . chlesien Preußen . .- ark M Mittel . Preußen

Alt .-Mark

Vaterland .

.1. 1765 Januar d , en Neustadt D.Alter ienstzeit .Jahr

32588222E

. 2

.2 . 3

.5 . 6 . 7

. 3

Jahr .

1764 den Septbr Urneburg 50 George von Woldeck .1. Generalmajor 1. Hans 1764 ommandeur .. K ,von Roeder Wilhelm Friedrich . 1 Oberster 2. "1 2 " 52 1764 . " Boyen von Andreas Karl 9. März . 1760 Hoverbed von Friedrich Karl Major 4. Novbr 10. .1762 . Doblin von Heinrich George 1 " 30. April .1764 Boyen von Daniel Siegfried "I 13. Septbr . 1764 Ziswis von Bogislaw Johann "/ 10. Novbr Rittmeister Heinrich 1. .1762 Tschammer von Wilhelm 34 "/ + Christoph Ernst .1764 April 30. Diringshofen von 32 "1 13. Septbr . 1764 37 Samuel Heinrich Bannig 9. Mär Friedrich Geßler Graf 1760 28 z Staabsrittmeister 1. . 1 . 760 ♦ n Brandenstei von 33 tbr 23. Sep ... Christian Haubold Bord von 10. Philipp Novbr .1762 Konstantin I 10 " Tschammer von 32 .1762 Wilhelm· " .April 30. Jakob Birckhahn von Albrecht 1764 "/ . Febr 14. 28 1758 1. Schroetter von Ludwig Heinrich Lieutenant Bieber 1758 März 1. 52 . Heinrich J "ohann 28. Febr Otterstädt von 26 Ernst 1759 . Hans 9. Werther von Ehrenhardt März George 1760 23 . 1760 .von Sydow Friedrich Christoph . 9 Kofolowski 1760 von Ernst 1760 von Bernhard Johann Manstein Adam von 1760 Hohenberg 25 5. ,Adjutant Ledivary von Friedrich Karl Juni 1760 .

Datum der .Patente

. Küraſſier Woldeck von Regiment dem Von

Rangliste

289

2429849 185 18588 ADARRAR

22222222

10. Lieuten ant Adam Kasimir Gustav von Dosso w 11. Joachi m Ludwig von Kleist .. " Karl 12. Alexand er von " Zedlig 13. Karl Friedri von ch. Manow ski "! 14. George Karl vonh Bande mer "1 Dietric Cornett 1. Christi an Friedric h von Raben au . 2. Birck Wilhel mh Friedric Bogisl aw von hahn " 3. Karl Ludwig von Pritt wis "/ Karl 4. Adolph von .. " Stahr 5. Peckho Ludwig Gustav von ldt " Alexand er. von Flanß 7 Johann . Maximi lian von Loen 8. Karl Wilhel m von w .. "1Kercko Fahnenj 1. unker Karl Ludwig von Pommo f 2. Ernst Christoph von Bord 3. George Heinrich von Seelen Johann 4. Albrecht von Roeder 4 Johann 5. Heinrich von Hoff 6. George Ernst von Borwiz 7. in Ludwig Gabriel Graf Henckel von Donnersmark Unterst

Regimentsfattl1. er Christian Heine 2. Büchse nmache rn. Johann Christia Kohlhar dt

Regime 1.rh nts Quartie rmeiste Adolph Friedric Schuma cher 2. Feldpre diger Christi an Nerling 3. Audit eur Mich ael Lonse rt Regime 4.-e nts Feldsch eer Johann Ludwig Goedick 5. Bereite Karl Heinric Rambac hr

290

b a.

12/20 .

Datu m. der Paten te

"I " "

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"I "1

1760 den 23. Septbr ... 26

1762. 1764 1761. .. 1762 1762 1762. 1762. 1763. 1764 29.. 1764 30.

1761 18.. Mai .24 ... 1762 14. Oktbr 27 ... 10. Novbr ... 29 1.. April 18.. Mai Feb5. r. Oft14. br. 10. Novbr ... 20 10. 10.April . "/ "/

Woldeck von gez.

Alter Dienst zeit. Jahr.

22 .. 22 .. 21 .. 19

30 ..

51

25

17

19. .. .. 18. .. 19. 25. .. 22 .. 18. 25 18. 17

..

+ ·

Vaterland.

7t. .. Halberstad 3. .. 31 Halle

26 5 .. Mitt el Mar k-. 32 ... 5 .. Neu Mar k-. 2. Preuße n.. 43 ... 11 .. Berl in. 19 .. Preuße n.

9 deb Mag . urg. 8+ mer Pom n. + 9n-. .. Nied er Schl esie 10. .-n. Obe r Schlesie 4. Pommer n.. ... 4-n. Nie der Schl esie Preuße4. n. 4-n. .. Nie der Schl esie 3 Graff Schö nburch g. 3. Niede Lausirs-. .. 2n. Bei Berli 2SchNie lesder ien-. •· .. 3 Preuße n. 5 Preußen. •· 3. .. Pomme rn 3 .. Anspac h. 2 .. Preuße n. 1. Bayreu.. th 17 ... .. Nieder Schlesi en-. .. Ober 1/ 16+ Schlesien-.

Jabr.

+ •

291

Das Regiment hatte in diesem Jahre die Revue vor dem Könige, und die außerhalb des Staabsquartiers garnisonirenden Kompagnien rück ten am 10. Juli in die Dörfer Leuber , Buchelsdorf und Pramsen in Kantonnirungen , nach der Revue aber mit dem gewöhnlichen Garniſon wechsel wieder in die Standquartiere. Unterm 13. Oktober erhielten die Staabsrittmeister Graf Geßler und von Brandenſtein , die Lieutenants Bieber und von Kofolowski den er betenen Abschied ; die Cornetts von Rabenau und von Birckhahn wurden zu Lieutenants , die Fahnenjunker von Bord, von Seelen , von Roeder und von Hoff zu Cornetts befördert. Da am 18. August 1765 der Gemahl der Kaiſerin Maria Theresia, Franz I. , gestorben war : so erwartete man von dem Einflusse des 22jähri gen , ruhmbegierigen römischen Königs Joseph jeden Augenblick eine Stő rung der friedlichen Verhältnisse ; doch fehlte vor der Hand noch ein schein barer Grund zum Kriege , und es blieb alles ruhig. 1766. Nach der Revue im Jahre 1766 erlitt das Regiment von Woldeck einen unerfehlichen Verlust. Unter dem 5. September nämlich wurde der Kommandeur , Oberst von Roeder, dessen ausgezeichnete Eigen schaften ihm die Herzen aller seiner Untergebenen. gewonnen hatten, als Kommandeur zu dem Regiment vacant von Schlaberndorff zu Pferde mit sämmtlichen Chefs - Revenuen verseht , welches er ein Jahr darauf als wirklicher Chef erhielt. So groß auch diese verdiente Auszeichnung war, so schied er doch mit wahrem Schmerze von einem Regimente , in welchem er 30 Jahre mit

anerkanntem Ruhme gedient hatte;

aber

die Verehrung und Liebe des bisher von ihm kommandirten Regiments folgte ihm auch in ſein neues Verhältniß. In seine Stelle kam der bisherige Kommandeur des Regiments von Schlaberndorff, Oberst George Chriſtoph von Arnim, zu dem Regimente von Wolded. Ebenfalls unter dem 5. September erhielten die Lieutenants von Zedlig und von Manowski die erbetene Dimission ; unterm 14. September aber wurden in deren Stelle die Cornetts von Prittwih und von Stahr zu Lieutenants , die Fahnenjunker von Pommoff und von Borwiß zu Cor netts ernannt. Am 16. September starb in Neustadt der Cornett von Loen, für welchen unterm 1. Oktober der Fahnenjunker Graf Henckel von Donz nersmark zum Cornett avancirte. Es

ist möglich geworden ,

aus

dieser Zeit einige Details ,

das

Regiment betreffend , aufzufinden , welche nicht ganz ohne Intereſſe ſein dürften. 19 .

292

Am 1. September 1766 hatte das Regiment 37 Offiziere , 70 Unter Von den Lehteren waren 466 Einländer , 253 Ausländer , 1 mankirte.

offiziere, 719 Reiter.

Vom 1. September 1766 1767. avancirten : zum Offizier 3 Unteroffiziere ,

bis

zum 1. August 1767

zum Unteroffizier 3 Einländer, 2 Ausländer. Dimittirt wurden : 2 Offiziere, 3 Unteroffiziere , 5 Einländer, 10 Ausländer.

Es starben: 1 Offizier , 1 Unteroffizier , 1 Einländer , 7 Ausländer. Es desertirten : 3 Unteroffiziere , 4 Einländer , 18 Ausländer. Ad interim wurden entlassen : 7 Einländer. An die Garde du Corps wurden abgegeben : 1 Einländer , 1 Ausländer. So war der Abgang in Summa : 3 Offiziere, 10 Unteroffiziere , 21 Einländer , 38 Ausländer.

Pferde waren gefallen: 50 Stück , 150 Stück. ausrangirt wurden :

Am 1. August 1767 hatte das Regiment : 37 Offiziere, 70 Unteroffiziere , 455 Einländer, 264 Ausländer ,

1 mankirte. Davon waren als Kantonnisten einrangirt 8 Einländer ; selbst angeworben : 10 Unteroffiziere , 2 Einländer, 18 Ausländer ; von der Werbe-Kommiſſion überwiesen : 29 Ausländer. Der Zuwachs war daher : 3 Offiziere , 10 Unteroffiziere, 10 Einländer , 47 Ausländer. Pferde hatte das Regiment 200 Stück selbst angekauft. Im August starb 1 Reiter ; es desertirte einer ; am 1. September hatte daher das Regiment 70 Unteroffiziere und 717 Reiter. Davon waren : 93 Mann. Kapitulanten ... Ausländer 2. 20 Unteroffiziere , 262 Reiter.

Kantonnisten . 16 Andere Landeskinder .. 34

"/ "

404

51

" "

293

Reformirter Religion

Unteroffiziere,

" "/

Evangelischer Religion 55 Katholischer Religion . 15

23 Reiter. 229 " 465 "1

Beweibt 37 Unteroffiziere , 7 Fahnenſchmiede , 6 Trompeter , 290 Rei ter , in Summa 340 , und diese hatten 368 Kinder. Aus früheren Zeiten waren am 1. September noch vorhanden : von denen , welche im Jahre 1740 aus Preußen marschirten , 16 Unteroffiziere, 1 Fahnenschmied , 21 Reiter ; von denen , welche im Jahre 1756 aus den Standquartieren marſchirten , 46 Unteroffiziere, 6 Fahnenschmiede , 5 Trom peter, 148 Reiter ; von denen , welche 1763 in die Standquartiere ein rückten , 63 Unteroffiziere , 8 Fahnenschmiede , 12 Trompeter , 395 Reiter. Von den Freidragonern und Husaren , welche das Regiment im Jahre 1763 bei dem Ausmarsche aus Sachsen erhielt, 3 Unteroffiziere und 18 Reiter ; von der Zeit des Generallieutenants von Blanckensee 5 Unter offiziere, 2 Reiter ; von der Zeit des Generals Grafen Geßler 47 Unter offiziere , 171 Reiter. Sachsen hatte das Regiment noch 8 Unteroffiziere, 28 Reiter, welche theils im Jahre 1756 dazugekommen , theils später in Sachsen angeworben waren. Der Maßertrakt gab in dieser Zeit folgendes Resultat. 11 Zoll und darüber 4 Mann, 25 10 " "I " " 9 " 39 " " " 8 " 88 " " " 7 " 190 " " "

6 5

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4 3

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200 118 46 7

Es waren von

"I 1 " " "

Das erste Glied ging mit 7 Zoll aus , das zweite mit 6 Zoll , das dritte (zu Fuß) enthielt noch in der Mehrzahl 6zöllige Leute. Durch den Einfluß des Generals von Seydlih wurde nun auch in dem Regiment von Woldeck die schon hier und da übliche Sitte eingeführt, daß die Kompagnie - Chefs den bei der Kompagnie stehenden Offizieren den Mittagstisch gaben , wozu die Einkünfte der Kompagnie sie hinlänglich befähigten. Abgesehen von der Erleichterung , welche dadurch den nur ge= ring befoldeten niederen Offizier - Chargen zu Theil wurde , entsprang daraus ein trauliches und anständiges Zusammenleben der Offiziere unter sich und mit ihrem Kompagnie - Chef, welches für den Allerhöchsten Dienst den größten Vortheil hatte.

294

Die Offiziere waren in folgender Art bei den Kompagnien vertheilt. 1. Bei der Leibkompagnie in Neustadt der Staabsrittmeister von Tschammer, der Lieutenant von Bandemer und der Cornett von Seelen. 2.

Bei der Kompagnie des Obersten von Arnim in Neustadt der

Staabsrittmeister von Birckhahn , die Cornetts Roeder.

von Flanß

und von

3. Bei der Kompagnie des Obersten von Boyen in Ober - Glogau der Staabsrittmeister von Borck , die Lieutenants von Schroetter und von Stahr, und der Cornett von Peckholdt. 4. Bei der Kompagnie des Majors von Hoverbeck in Krappig der Lieutenant von Manstein und der Cornett von Hoff. 5. Bei der Kompagnie des Majors von Doblin in Zülh die Lieu tenants von Werther und von Kleist , und der Cornett von Bordk. 6. Bei der Kompagnie des Majors von Boyen in Neustadt die Lieutenants von Otterstädt und von Prittwih. 7.

Bei der Kompagnie des Majors von Zigwig in Neustadt die

Lieutenants von Ledivary und von Birckhahn , und der Cornett Graf Henckel von Donnersmark. 8.

Bei der Kompagnie des Rittmeiſters, von Iſchammer in Ober

Glogau die Lieutenants von Hohenberg und von Rabenau , und der Cor nett von Borwit. 9. Bei der Kompagnie des Rittmeisters von Diringshofen in Krappit der Lieutenant von Sydow und der Cornett von Pommoff. 10. Bei der Kompagnie des Rittmeisters Bannig in Neustadt der Lieutenant von Dossow und der Cornett von Kerdow. Die am 1. September 1767 bei dem Regiment befindlichen Fahnen junker waren : 1. Friedrich Wilhelm von Gellhorn , Größe : 5 Zoll , Alter : 17 Jahr, Dienstzeit : 1 Jahr 5 Monat , Vaterland : Niederschlesien , Re ligion : Evangelisch. 2. Heinrich von Zigwik ,

Größe : unter dem Maaß, Alter : 17 Jahr,

Dienstzeit: 1 Jahr 1 Monat , Vaterland : Pommern , Religion : Evangelisch. 3. Karl Ernst Friedrich von Wuntsch , Größe : 2 30ll , Alter : 17 Jahr, Dienstzeit: 10 Monat, Vaterland : Nieder - Schlesien , Religion :

1 Evangelisch. 4. Friedrich Ludwig von Ziegler , Größe : 8 Zoll , Alter: 18 Jahr , Dienst zeit: 10 Monat , Vaterland : Preußen , Religion : Evangelisch. 5. Johann Friedrich von Marinière, Größe : 5 Zoll , Alter: 18 Jahr, Dienstzeit: 9 Monat , Vaterland : Mark, Religion : Evangelisch.

295

6. Felix von Wallhofen , Größe : 2 Zoll , Alter : 15 Jahr , Dienstzeit : 7 Monat, Vaterland : Ober - Schlesien , Religion : Katholisch. 7. Christian Friedrich Ernst von Manstein, Größe : das Maaß , Ulter : 18 Jahr, Dienstzeit: 1 Monat, Vaterland : Preußen , Religion : Evangelisch. Im November 1767 starb der Cornett von Flans in Neustadt ; in seine Stelle avancirte unterm 31. December der Fahnenjunker von Gell horn zum Cornett. Seit der in dieses Jahr fallenden Ernennung des Generallieutenants von Seydlig zum General der Kavallerie bildete die Ober- Schlesische Kavallerie - Inspection mit der Nieder - Schlesischen unter diesem General eine General - Inspection der Schlesischen Kavallerie, welche 70 Schwadronen zählte. Es ist zweifelhaft, zu welcher Zeit der einfache Handbügel, den der Preußische Kürassier - Degen im zweiten Schlesischen Kriege noch hatte, in einen Korb verwandelt worden sei. Wahrscheinlich wurde der Anfang im Jahre 1754 damit gemacht und zwar so , daß man dem ursprüng lichen Bügel noch zwei andere zur Deckung der Hand beifügte. Später entstand daraus das der Preußischen Kavallerie eigenthümliche Degengefäß, welches zwischen den Bügeln einen gekrönten Adler als Schild für die ( 1768.) Hand trug. Das Regiment von Woldeck bekam solche Degen im Jahre 1768 zu der Revue , welche in gewöhnlicher Art ſtattfand. Um dieselbe Zeit scheint bei den Küraſſier - Regimentern der bisher durchgängig rothe Besaß der Küraſſe in die Farbe verändert worden zu sein, welche der Kragen und die Aufschläge hatten. Das Regiment von Woldeck erhielt daher diesen Besah in schwarz , bei den Offizieren in Sammt. In diesem Jahre kamen bei dem Regimente folgende Personalver änderungen vor. Unter dem 31. Mai erhielt der Oberst von Boyen we gen Krankheit den Abschied und am 4. Juli der Rittmeister von Bord die vacante Kompagnie.

Zugleich wurde der Lieutenant von Schroetter

zum Staabsrittmeister , der Cornett von Peckholdt zum Lieutenant und der Fahnenjunker von Manstein zum Cornett, am 23. Juli aber der Ritt meister von Tschammer I. zum Major befördert. 1769.

Unter dem 11. Juni 1769 erhielt der Generalmajor von

Woldeck Arneburg den nachgesuchten Abschied mit einer Pension von 1500 Rthlrn. Der bisherige Kommandeur, Oberst von Arnim , wurde zugleich zum Chef des Regiments ernannt, und es führte dasselbe von nun an den Namen :

Kürassier - Regiment von Arnim.

296

Zum Kommandeur des Regiments ernannte der König am 5. Juli den Major von Prondſinski von dem Regiment von Seydlik Küraſſier, weil der Major von Doblin, obgleich er ein älteres Patent besaß, bei ſeinem vorgerückten Alter nicht mehr zum Kommandeur für geeignet ge halten wurde. Unter dem 4. September nach der Königsrevue wurde der Major Baron *) von Hoverbeck dimittirt , unter dem 7. September der Chef des Regiments , Oberst von Arnim, zum Generalmajor von der Kavallerie ernannt und unter dem 20. September der Rittmeister von Leſſel von dem Husaren - Regimente von Bohlen als Major zu dem Regimente von Arnim verſeht und ihm die von Hoverbecksche Kompagnie ertheilt. Zu gleich wurde der Lieutenant von Ledivary als Rittmeister und Escadrons Chef zu den Bohlenschen Husaren verseht , der Cornett von Kerckow aber zum Lieutenant und der Fahnenjunker von Wuntsch zum Cornett befördert. 1770.

Die nebenstehende Rangliste gewährt eine genaue Ue

bersicht von dem Offizier - Korps des Regiments von Arnim am 1. Ja nuar 1770.

*) Die Kabinets : Ordre vom 4. September 1769 legt ihm dieſen Rang bei , der in den Ranglisten nicht aufgenommen ist.

Rangliste

. 15 16 . 17 . . 18 . 19 . 20 21 . . 22 . 23 24 .

12 . . 13

.9 . 10

.3 . 4 . 5 . 6 . 7

"/ "/

"

1"

in khemor

Arnim von Christoph George Generalmajor 1. Prondsinski von Matthias Johann Major 2. " Doblin von Heinrich George 1764"1 Boyen von Daniel Siegfried 1764" Zigwis von Bogistav Johann .. 1768" . Tschammer von Wilhelm Heinrich 1 . 769" .von Leffel Ferdinand Johann " Diringshofen von Christoph Ernst Rittmeister 8. "I 1 764 . Bannig Heinrich Samuel 1768" Bord von Philipp Konstantin 1762 .. ter Tschammer von Wilhelm Staabsrittmeis 11. 1 " 1764 Birdhahn von Albrecht Jakob "1 1768 .von Schroetter Ludwig Heinrich 1 " 1 . 759 Otterstädt von Ernst Hans Lieutenant 14. .Ehrenhardt 1760 Werther von George 1760" . Sydow von Friedrich Christoph 1760" Manstein von Bernhardt Johann 1760 von Adam Hohenberg . Dossow von Gustav Kasimir Adam "I Kleist von Ludwig Joachim "1 Bandemer von Dietrich Karl George "/ .von Rabenau Friedrich Christian Birdhahn von Bogislaw Ernst Wilhelm Prittwis von Ludwig Karl

Sahr .

11 .1763

den 1769 47 Septbr .7. 52 " 10. .1762 Novbr 61 April .30. 48 13. Septbr .. 45 39 . Juli 4. Septbr 46 .20. 37 April 30. .1764 13. .Septbr 42 . Juli 4. 32 . Novbr 10. 37 30. 38 April . Juli .4. 28. . Febr 31 März 9. 28 . 33 . 9 "/ 29 .9 "I 30 9.167 23 .pt0br 31 .Se 1 . 76 29 18 .M .61 17a i 27 .17ri Ap 1. l 64 27 13 .Ok 17.tb 65r 26 .1765 13 "I .Se 14 .pt 17 66br 24

Datum der Patente .

14 12 13 14 13 9 9 9 9

22 23

24

44 31

Dienstzeit .Alter Jahr .

. Vaterland 31 . Uckermark Lauenburg .32. Preußen . Preußen . . Pommern .. 27 -Schlesien .Nieder S29 -chlesien .,. Nieder M .- ark Mittel .P . reußen .18 Pommern .. Nieder -. chlesien S18 19 .. Preußen . 33 ... 17. Preußen . ark .-13. M Mittel .. ark .-M Neu 13 Magdeburg.d Preußen .odst .-M arkl Mitte .. eburg Magd . ern . Pomm ern Pomm . .-Schlesrien Niede ßen Preu . chlesrien .-SNiede

.d 1770 Januar 1. adt , en Neust

Küraffier . Regiment Arnim von Von dem

Rangliste

297

2222

Datu m. der Paten te

" " "1 "!

1766 den 14. Septbr ... 25 1768 "I 1769 1765 1765 1765 " 1765 1766. 1766 .. 1767 .. 1768 • 1769

4. Juli. 20. Septbr ... 30 13.. Oktbr 13. "1 13. "I 13. 14.. Septbr 14. "1 31. Decbr ... 20 4.. Juli 20. Septbr ... 19

20

27 21

23 30 23

24

Alter Dienstze it. Jahr.

++ ++ •

..

..

20 ✦✦✦ 21 18 17 17.

Jahr.

Vaterland.

10 ..-. Mittel Mark 10 ..-. Neu Mark 7. .. Preußen 48 ... 16 .. Berli n. 29 ... 3. .. Mähr en

3. Preußen 3. .. Mark 3-. .. Ober Schlesien 3. .. Schleswig 2-. .. Nieder Schlesien

8. Schönburg ++ .. 8-. .. Nieder Lausig 8. .. Preußen 8. .. Pommern 8. .. Anspach .. 7. Preußen 6. .. Bayreuth 10. .. Preußen vojo 5-. .. Nieder Schlesien 5. .-. Ober Schlesien 4-. .. Nieder Schlesien 2. .. Preußen 3-. .. Nieder Schlesien

31 + + 37 30 ++ • +

m.. Arni gez

·

LARAR22G

Johann Friedrich von " Marinière Felix von. Wallhofen 1" Karl August Friedri ch von orff "1Thomst Lieres .. von Bernha rd "/ Untersta a. b

25. Lieuten ant Karl Adolph von Stahr .. 26. Ludwig Gustav Peckho von ldt "/ Karl 27. Wilhel m von Kercko w 28. " Cornett Ernst Christo ph von Borck 29. George Heinrich von. Seelen "I Johann 30. Albrecht von Roeder "1Johann 31. Heinrich von . " Hoff 32. Pommoff Karl Ludwig von "1 George 33. Ernst von Borwih .. 34. Ludw Gabriel Henckel Graf von Donnersma rk 1766 Oktbr 1... 21 35. Friedrich Wilhelm von Gellhorn Ernst 36. Friedrich von Manstein " Karl 37. Ernst Ferdinand von Wuntsch "1 Fahnenj 1.h unker Friedric Ludwig von Ziegler 0120720

1..rRegiments Quartiermeiste Adolph Friedrich Schumacher 2. Feldprediger Christian Nerling Auditeu r. Michae3. l Lonser t Regiments 4.Feldscheer Johann Ludwig Goedicke 5.r Bereite Joseph Pauſew ang

298

299

Das Regiment hatte in diesem Jahre wieder Revue vor dem In specteur ; da aber der General von Arnim den Erercierplatz bei Neustadt nicht nach seinem Wunsche fand : so ermittelte derselbe einen anderen bei Zült , und die Kompagnien bezogen am 10. Juli folgende Kantonnirungen. Die Leibkompagnie unter Führung des Staabsrittmeisters von Birck hahn in Altſtadt ; die Kompagnie von Prondſinski unter dem Lieutenant von Otterstädt, die Kompagnie von Leſſel unter dem Staabsrittmeister von Tschammer und die Kompagnie von Bord in Ulbersdorf; die Kom pagnie von Doblin unter dem Lieutenant von Werther und die Kom pagnie Bannig in Rosenberg ; die Kompagnie von Boyen unter dem Lieutenant von Kleiſt in Alt - Zülk ; die Kompagnie von Tschammer unter dem Lieutenant von Doſſow in Sönowit ; die Kompagnie von Dirings hofen in Simsdorf. Die Kompagnie von Zigwiß unter dem Lieutenant von Manstein blieb in ihrer Garnison , der Stadt Zülh. In diesem Jahre trennte der König die Nieder - Schlesische Kavallerie Inspection von der Ober - Schlesischen und übergab die erstere dem Ge neralmajor von Roeder , wogegen die Ober- Schlesische unter dem General von Seydlig verblieb , welcher auch die General - Inspection über die ge= sammte Schlesische Kavallerie ferner behielt. 1771.

Nach der Revue im Jahre 1771 rückten am 29. August

die Leibkompagnie , die Kompagnien von Prondſinski , von Tschammer und von Lefsel nach Neustadt ; die Kompagnien von Doblin , von Dirings hofen und von Borck nach Ober- Glogau ; die Kompagnien von Boyen und Bannig nach Krappig, und die Kompagnie von Zihwih blieb wieder in Zülh. Unter dem 5. September wurde der Major von Boyen auf sein Ansuchen dimittirt und dagegen der Rittmeister von Diringshofen zum Major, der Staabsrittmeister von Tschammer zum Kompagnie - Chef , der Lieutenant von Otterstädt zum Staabsrittmeister , der Cornett von Bordk zum Lieutenant und der Fahnenjunker von Ziegler zum Cornett befördert. 1772. Im Mai 1772 starb der Staabsrittmeister von Otterstädt in Neustadt ; der König ernannte daher unter dem 1. Juni den Lieutenant von Werther zum Staabsrittmeister , den Cornett von Seelen zum Lieu tenant und den Fahnenjunker von Marinière zum Cornett; unter dem 31. August erhielt der Lieutenant von Sydow und unterm 6. September der Major von Doblin den erbetenen Abschied , wogegen unterm 30. Sep tember der Rittmeister Bannig mit Erhebung in den Adelstand zum Ma jor, unter dem 2. Oktober der Staabsrittmeister von Birckhahn zum Kompagnie- Chef, und unter dem 3. Oktober der Lieutenant von Man stein zum Staabsrittmeister , die Cornetts von Roeder und von Hoff zu

300

Lieutenants und die Fahnenjunker von Wallhofen und von Thomstorff zu Cornetts befördert wurden. Im Laufe dieses Jahres wurde der Regiments - Quartiermeister Schu macher und der Feldprediger Nerling im Civil placirt, der Regiments Feldscheer Gödicke aber in Berlin angestellt. Der Auditeur Lonſert wurde nunmehr Regiments - Quartiermeister , und das Regiment erhielt den Au diteur Lohde , den Feldprediger Schulz und den Regiments-Feldscheer Giesemann. Im Monat December starb der Cornett von Marinière zu Pirih in Pommern , wohin er beurlaubt war.

In dessen Stelle wurde

(1773.) unterm 3. Januar 1773 der Fahnenjunker von Lieres zum Cornett ernannt. Im Monat Mai starb in Krappit der Rittmeister von Borck, und der Rittmeister von Schroetter erhielt unter dem 7. Juli dessen Kompagnie, während der Lieutenant von Hohenberg zum Staabsrittmeister , der Cornett von Pommoff zum Lieutenant befördert und der Maltheser - Ritter , Baron von Hemm , als Cornett in das Regiment eingestellt wurde. Nach der Revue vor dem Könige unter dem 30. August erhielt der Staabsrittmeister von Hohenberg die erbetene Dimiſſion und wurde später als Postmeiſter in Bunzlau versorgt. Um 7. November starb der General - Inspecteur, General der Ka vallerie von Seydlik , 53 Jahr alt , an völliger Entkräftung.

In gerechter

Anerkennung der ausgezeichneten Verdienste desselben befahl der König, daß alle Staabs - Offiziere seiner General - Inspection 14 Tage lang einen Trauerflor um den linken Arm tragen sollten. Die Ober - Schlesische Ka= vallerie - Inspection blieb vorläufig vacant. 1774. In des Rittmeisters von Hohenberg Stelle avancirte un term 12. Juni 1774 der Lieutenant von Dossow zum Staabsrittmeister, der Cornett von Borwis zum Lieutenant und der Fahnenjunker von Wuntsch zum Cornett. Das Regiment von Arnim bestand nunmehr 100 Jahr. Ob man das Jubelfest deſſelben begangen habe , ist aus den vorhandenen Papieren nicht zu ersehen , obwohl dies sich kaum anders erwarten läßt , da Friedrich der Große den Werth historischer Erinnerungen besonders zu schäßen und sie mehrfach als Mittel geistiger Anregung zu benußen verstand . In dem Zeitraume von 1767 bis 1778 hat das Regiment für eine schon sehr chiffonirte Standarte von rothem Sammt eine andere mit der Chiffre F in der Standartenspiße erhalten , und es ist nicht unmöglich , daß der König demselben bei der Feier des 100jährigen Jubiläums diese neue Standarte verliehen habe. Bestimmtes läßt sich darüber freilich nicht sagen.

In jedem Falle durfte das Regiment mit edlem Stolze auf seine

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Vergangenheit blicken , und da der König im vorigen Jahre die Revue in Schlesien abgenommen hatte : so mag wenigstens bei dieser Gelegenheit der ersten Errichtung des Regiments und der Großthaten gedacht worden sein, welche dasselbe in unwandelbarer Pflichttreue, zuweilen sogar mit besonderer Auszeichnung , vollführen half. 1775. Unter dem 20. Mai 1775 wurden die Majors von

Prondsinski und von Zihwih zu Oberstlieutenants ernannt , und am 25. Juni starb der Major von Tschammer in Krappiß. In seine Stelle avancirte unter dem 6. Juli sein Bruder, der Rittmeister von Tschammer, zum Major, der Staabsrittmeister von Werther zum Kompagnie- Chef, der Lieutenant von Kleist zum Staabsrittmeister , der Cornett Graf Henckel von Donnersmark zum Lieutenant und der Fahnenjunker von Borwit zum Cornett. Unter dem 8. September erhielten der Lieutenant von Roe der und der Cornett von Lieres wegen Krankheit den Abschied ; dagegen wurden der Cornett von Gellhorn zum Lieutenant und die Fahnenjunker von Haudring und Graf Geßler zu Cornetts ernannt. 1776. Im Juni 1776 ſtarb der Cornett Graf Geßler in einem Badeorte im Teschenschen ; in seine Stelle wurde unterm 17. Juli der Fahnenjunker von Koschembahr zum Cornett ernannt, unterm 20. Oktober aber der Lieutenant von Peckholdt dimittirt und dagegen

der Cornett

von Manstein zum Lieutenant , der Fahnenjunker von Rosenberg zum Cornett befördert. Im Oktober dess. I. ernannte der König den Generalmajor von Panne wiß , Chef des ehemaligen Regiments von Seydlik Küraſſiere in Ohlau, zum Inspecteur der Ober - Schlesischen Kavallerie - Inspection , obwohl der= ſelbe ein jüngeres Patent hatte , als der Chef des Küraſſier - Regiments von Urnim. Er erließ sofort die nachfolgende Instruction , welche zugleich eine klare Uebersicht der damaligen Grundſäße für die Ausbildung zu Fuß und zu Pferde, sowie für den Anzug bei der Reiterei gewährt. Instruction für die Regimenter der Oberschlesischen Ca vallerie , die einzeln Tressur des Gemeinen Mannes, das Adjustement und das Exerciren im ganzen be treffend. Wornach sich die Regimenter meiner unter habenden Inspection in allen Stücken aufs genauste zu achten haben. Ohlau, den 21. Oktober 1776. Erster Theil. Art. 1. Es muß kein Recroute , so lange er nicht völlig ausgear beitet , zur Wache noch irgend zu einem exerciren im ganzen genommen werden.

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Art. 2.

Sobald wie ein Recroute zur Compagnie oder Esquadron .

gekommen , die ihm zukommende Moundirungs - Stücke erhalten , und zur Fahne geschworen , muß solcher zu einem alten Reuter von gutter Con duite geleget werden , damit er von solchem unter Aufsicht des Wacht meisters und unter : Officiers des Beritts alles erlerne , was zu einer gu= ten Futterung und Wartung seines Pferdes , zum guten Stande seines Gewehrs , und Propreté seines eignen Anzuges erforderlich. Art. 3. Es wäre zwar zu wünschen , daß alle unter - Officiers bei denen Regimentern die guten und nothwendigen Eigenſchaften beſäßen, einen jungen Burschen aus dem gröbsten auszuarbeiten und zum fernern Exerciren geschickt zu machen;

Da aber die Erfahrung lehret , daß sich

hierzu nur wenig tauglich finden laßen , ja selbsten unter denen Herrn Officiers einer für den andern hierinne vorzügliche Gaben befizet , dem angehenden Soldaten daß , was er bei dem exerciren zu thun , deutlich begreiflich zu machen , ohne hiezu bloß den Stock, als daß lehte Beleh rungs - Mittel eines faulen und trägen Subjects zu emploiren ; so ver lange ich absolut , daß bei einer jeden Compagnie ein sich hierzu am besten schickender unter - Officier choisirt , und wenn sich viel Recrouten bei einer Compagnie befinden , allenfalls von Wachten und Commandos befreyet bleibe , damit selbiger alle Tage Vor- und Nachmittag mit den Recrouten exerciren könne.

Art. 4. Sobald solche aus dem gröbsten ausgearbeitet , werden sie zur weitern Tressur von denen Officiers selbst vorgenommen , und nach folgender Anweisung zum Dienst geschickt gemacht. NB. Bei allem Exerciren derer Recrouten müssen die Fahnen Junckers mit zugegen seyn , damit sie die Vortheile erlernen , aus Bauern gute Soldaten zu bilden und dereinst als Officier sich hierin brauchbar zu machen und geſchickt finden zu laßen , und nicht in die demüthigende Verlegenheit zu gerathen , andern Was belehren zu sollen , wovon sie selbst nicht deutliche und gründliche Begriffe haben. Anweisung, wie der gemeine Mann zu Fuß tressirt werden soll. Art. 1. Ohne Gewehr muß ihm gezeiget werden , wie er im Gliede stehen soll , nehmlich daß er mit seinem Oberleibe gerade und senkrecht auf den Füßen ruhe , die Schultern beyde gleich rückwärts so viel möglich herunterziehe, damit der Rücken hohl , die Brust aber frey wird. Die Arme müſſen am Leibe grade und ungezwungen herunter hängen, und die Hände nie vor der Lende hervorragen. Der Kopf muß grade aus denen Schultern hervorgezogen werden , und so , daß er weder über die Brust hervorrage, noch das Kinn auf derselben ruhe. Die Füße müssen

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hinten nicht über 1 300 geöffnet , Forne aber an der Spike so weit , als es der Reuter ohne Zwang zu thun im Stande. Art. 2. Wann ihm diese Stellung begreiflich gemacht worden , so wird mit dem Marchiren der Anfang gemacht. Der Leib muß bei dem Marchiren auf dem stehenbleibenden Fuß feste ruhn , der gehobene Fuß

mit steifem Kniee soweit vorwärts gesezt werden , als es ohne Zwang möglich , und zwar so , daß die Spiße des Fußes auswärts zuerſt , und nicht die Hacke die Erde berühret. Der Ober - Theil des Cörpers muß fest und geschloßen bleiben , der Unter - Theil ungezwungen frey und loß be wegt werden. Art. 3.

Bei allen Richtungen , sowohl im Marchiren als stille ſte=

hen , ist darauf zu sehen , daß der Reuter seinem Neben - Mann stets nach dem Auge sehe (dadurch die Leute sich gewöhnen , die Köpfe frey und gerade aus den Schultern zu ziehen) für sich grade aus marchiren, ohne an seinen Neben - Mann zu drängen , und so wie im Stillstehen beyde Schultern jederzeit in grader Linie halte, ohne daß weder die eine vor, noch die andere zurück sey. Art. 4.

Ist dieses geschehen, so muß ihm die Positour mit dem

Gewehr gezeiget werden.

Das Gewehr muß in grader Linie vor der

Huth - Krempe in die Höhe gehen , der Kolben muß unten an der Hüffte fest angedrückt seyn , der Arm etwas gebogen und zwar so , daß der Bie gel des Carabiners gleich der Schulter , und das Gewehr so feste an der Hüffte gedruckt, daß sich der Carabiner beim Marchiren nicht bewegen und von der linken Hand von Forne nichts zu sehen sey. Auf diese Art wird der Kerl vermögend seyn , seinen Cörper ungezwungen zu bewegen, und jeden Griff kurh und raſch thun. Art. 5.

Im Gliede beim grade aus marchiren muß er stets an

denjenigen Flügel heran bleiben , wo er hin siehet, ohne hinzudrängen, seinen Ober- Leib fest halten.

Bei Hebung der Füße weder vor noch

zurück fallen , indem dadurch sonst ein Geprelle entstehet , die Füße müſſen allzeit kurz und rasch gehoben werden und langsam vorwärts niedergeſeht : Es ist aber dabei zu beobachten , daß die Leute die Füße nicht zu hoch heben , indem der Kerl sonst sein Gleichgewicht verliehret , sondern leicht und frey dicht an der Erde hinweg ſehet , ohne an die Erde zu streichen. Es ist besonders von Anfang darauf zu sehen , daß der gehobene Fuß Langsam auf die Erde gesetet wird, weilen dadurch sich der Reuter ge= wöhnet, mit seinem Leibe auf dem stehenden Fuß zu ruhen , und Herr von seinem Leibe wird. Art. 6. Bey dem Schwencken muß der Reuter seine Augen nach dem schwenckenden Flügel haben , seine Fühlung aber nach dem stehenden

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Flügel behalten , ohne hinzudrängen , als P. E. Bey dem rechtsschwen cken seinen Neben - Mann rechts fühlen und zwar blos Arm an Arm, und nicht Arm hinter Arm , indem sonsten daraus ein Gedränge entstehet. Ueberhaupt ist darauf zu sehen , daß wenn der Zug herum geschwenckt, die Leute nicht erst wieder Ursache haben sich zu öfnen , und müſſen ſo wohl zu Pferde als zu Fuß die 3 Rotten vom rechten Flügel als auch vom lincken mit guten bärtigen tüchtigen Leuten in allen 3 Gliedern be setzt seyn. Art. 7.

Wenn mit 3ügen marchirt wird , und die Züge kommen

auf den Hacken , wo der erste geschwenckt , und solcher noch nicht völlig herum geschwenckt , commandirt der folgende Officier an seinem Zuge halt rechts oder lincks schwenckt euch. Wo dann der Zug so lange halten bleibt, bis der Officier von dem vorhergehenden Zuge March commandirt , da denn dieser Officier zugleich mit March an seinen Zug commandirt und der Zug herum schwendet , nur müßen die Herren Of ficiers alles kurt commandiren und sich bey den Commandos nicht lange aufhalten. Die Leute müßen auf das Wort halt richt euch! sich von selbsten richten und nicht abwarten bis ein jeder mit Nahmen gerufen wird , indem sonst den Augenblick die gehörige Distence verlohren wird. Wenn die Züge auf den Hacken kommen , wo der erste Zug geschwenckt, so muß darauf gehalten werden , daß der stehenbleibende Flügel - Mann sich nicht von der Stelle rühret ,

und der herumgehende Flügel - Mann

nicht zu viel Feld giebet , und alles nach dem stehenbleibenden Flügel die Fühlung behält, damit der Zug nicht um eine Rotte über den Hacken hinüber komme , und ist dieses zu Pferde so wie zu Fuß zu observiren. Noch ist zu bemerken , daß der Flügelmann weder zu Pferde noch zu Fuß eher halte, bis der Officier halt! commandirt , indem solches lediglich von den Herrn Officiers gefordert wird. Art. 8. Wenn mit halben Zügen zu Pferde oder zu Fuß abgebro chen werden soll , so commandirt der Officier , wenn er noch 4 Schritte von dem Defilé, durch welches er defiliren soll , an seine Leute, mit hal ben Zügen (dieses geschiehet um die Leute zu avertiren) und wenn der Zug dichte am Defilé , ſo commandirt er brecht ab ! Wenn dieſer erste Officier an seinen Zug , brecht ab , commandirt, so commandirt der fol gende Officier von dem zweiten Zuge mit halben Zügen ! und so der dritte und alle folgende, und muß kein Zug eher abbrechen, als auf den Fleck wo der erste abgebrochen. Wenn mit halben Zügen abgebrochen wird, so ziehet sich der erste Abmarch links vor den zweiten halben Zug, der zweite Abmarch geht grade aus , und ist darauf zu sehen , daß der erste Abmarch auf das Commando brecht ab! rasch einige Schritte vorgehet,

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ſich nicht eher links vorziehet , bis das zweite Glied des ersten Abmarches vor dem ersten Gliede des zweiten Abmarches vorbey , und muß solcher aber auch nicht eher sich von der Stelle rühren , bis der erste Abmarch vorbey ist, und muß jeder Abmarch er sey von 2, 3 oder mehreren Rot ten, immer wie Ein Mann geſchloßen von der Stelle gehen.

Die hin

terste Glieder müßen grade auf ihre Vorder- Leute mit gehen , und sich nicht arretiren. Zu Fuß bleiben die Züge auf das Wort brecht ab ! auf der Stelle im Eritt halten, und behalten mit dem ersten Abmarch ohne sich von der Stelle zu rühren , bis sie Plaß haben , beständig Tritt, und muß zu einzeln keiner reuten noch gehen. Der Officier des Zuges gehet mit dem ersten Abmarch durch das Defilé durch , bleibt jenseits des Defilés rechter Hand halten, und siehet zu , daß seine Leute ordentlich zu halben oder viertel Zügen durch das Defilé reuten oder gehen. So wie der lette Abmarch durch das Defilé ist, so reutet der Officier auf den rechten Flügel und commandirt marchirt raus ! Auf das Commando marchirt raus ! ziehet sich der erste Abmarch rechts heraus , der zweite gehet grade aus wenn es mit halben Zügen , mit viertel Zügen ziehet sich alsdann der dritte und vierte Abmarch links heraus. Hierbey ist zu be merken , daß der erste Abmarch sich rasch rechts heraus ziehen muß.

Um

dieses zu bewerkstelligen , muß der unter - Officier vom Flügel ohnvermerkt bey dem rechts herausziehen etwas weniges vorwärts gehen , und wenn er seine gehörige Distance hat, daß der zweite Abmarch heraus kann, muß er auf der Stelle halten bleiben. Zu Pferde müßen die Flügel-Leute die Schenckel gut anlegen , damit ihre Pferde gut gerade stehen , und die hereinkommenden Abmärche nicht hindern ; zu Fuß muß ein jeder auf ſeinen Forder - Mann grade bleiben , ſonſt entſtehet die nehmliche Hinder niß ; Wenn die viertel Züge herein kommen , so müßen sie sich gleich nach dem stehenden Flügel gut richten und weder dem Flügel vorprellen noch zurückbleiben. Zu Pferde müßen die Abmärche in einem geſetzten Galopp zusammen bleiben , und wenn die halbe oder viertel Züge an den stehen den halben oder viertel Zug heran sind , pariren , und ohne sich zu be sinnen hereinrücken , und sich gleich richten. Der Officier reutet alsdann vom rechten Flügel nach dem linken , und commandirt , wenn alles herein ist an seinem Zuge, halt richt euch ! und wird hiervon das mehrere bey dem Articel vom Defiliren gesagt werden. Art. 9. Sollte nun auf gleiche Weise links abgebrochen werden, so commandirt der Officier an ſeinem Zuge mit viertel oder halben Zügen, links brecht ab! Das Wort brecht ab muß kurt commandirt werden, und werfen alsdann die Leute aufs Wort brecht ab! die Augen links, und wird auf die nehmliche Art vom linken Flügel abgebrochen , wie vor 20

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hero es vom rechts abbrechen gesagt worden , nur daß jeho der vorige vierte Abmarch der erste ist. Wenn der ganze Zug abgebrochen , so com mandirt der Officier Augen rechts ! Auf das Wort Rechts ! wenden die Leute die Augen wieder rechts . Wenn alsdann wieder heraus mar chirt werden soll , so commandirt der Officier : Marchirt raus ! Auf das Wort marchirt raus ! werfen die Leute die Augen links , und zie hen sich auf die nehmliche Art links heraus , so wie es vorhin von rechts geſaget , und richtet sich alles links , so wie der Zug heraus ist , comman dirt der Officier halt richt euch ! Auf das Wort halt ! wirft alles die Augen kurt rechts. Art. 10. Wenn mit Zügen abmarchirt worden , und wieder auf marchirt werden soll , so rücken auf das Wort halt! die hintersten Glie der nicht heran , sondern bleiben auf das Wort halt! auf der Stelle ste hen, in der nehmlichen Distence so wie sie im March gewesen. Bei dem Aus- und Einſchwenken ist darauf zu sehen , daß die Züge gerichtet im egalen Schritt zugleich herein kommen und die unter - Officier mit dem Flügel- unter - Officier gleich weite Schritte nehmen . Wenn der Recroute zu Fuß ausgearbeitet , so wird er zu Pferde vorgenommen , und wird ihm die Positur folgendermaßen zu Pferde gezeigt. Mit dem Unterleibe muß er fest und grade im Sattel auf der Spal tung sihen und so weit vorwärts nach den Sattelpauſchen als es nur möglich.

Die Füße gerade längst dem Gurth heruntergehen , das Knie

etwas , aber ja nicht zu sehr gebogen , und fest unter dem Sattelbaum an gedruckt seyn. Der Fuß muß fest auf dem einen Ballen im Bügel stehen, und so , daß die Hacke niedriger als die Spike , die Spike muß einwärts nach dem Pferde , und der Sporn brav auswärts gedrehet werden. Es ist vorzüglich darauf zu sehen , daß , indem der Recroute das Knie oben andrückt , er unten den Fuß nicht abstrecke , sondern grade längst dem Gurth herunter hängen laße, wie oben gesagt , der Ober - Leib muß fest im Sattel ruhen , der Kopf frey und die Schultern heraus gezogen seyn , die Brust vor, die Arme und Schultern zurück und die Ellebogen fest an den Leib gedrückt seyn , der Zügel muß kurk und grade über die Pistohlen - Halff tern geführet werden , und zwar so , daß der Reuter beständig Herr von ſeinem Pferde , die Hand wird niedrig 3 quär Finger ohngefehr vom Sat tel geführet , das Gelencke etwas einwärts gebogen , so daß der Daumen fest auf den Zügel oben , und die Nägel grade gegen den Leib kommen . Die Pistohlen- Halffter müßen daher so sißen, daß sie den Reuter bei Wen dung der Hand nicht hindern , nehmlich so , daß wenn die Pistohlen darinnen ſie mit dem Sattel - Knopf égal sind , der Leib muß ſo grade im Sattel ſeyn , daß das Auge des Reuters mit dem Spornrade in gleicher Linie ist.

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Es muß ſehr darauf geſehen werden , daß der Reuter ohngezwungen im Sattel fibe, und weder Oberleib noch Fuß sich bey denen Wendungen anders bewege als es die nöthige Hülfe, die er dem Pferde zu geben hat erfordere. Wenn ihm auf obige Art die Positour im Schritt begreiflich gemacht worden, so werden die Bügel weggenommen , die Tränsen - Ziegel in beyde Hände gegeben , und muß er so lange ohne Bügel traben bis er völligen Schluß hat. Es muß daher sehr offt angehalten werden , und ihm die gehörige Positour wieder gegeben werden , hat der Reuter ohne Bügel Schluß, so werden ihm die Bügel gegeben , der Stangen - Zügel in die Linde Hand , und den rechten Trensen - 3ügel in die rechte Hand, und nun wird damit einige Zeit continuiret , bis daß man siehet daß er Herr von sich und von seinem Pferde ist.

Ist nun dieſes , ſo wird das Ge=

wehr aufgenommen , ihm gewiesen , daß er im Schritt den Degen fest und gerade in der Halffter halte, im Trabe und Galopp aber auf der Lende andrücke. Es ist vorzüglich darauf zu sehen , daß der Reuter sich nie an die Zügel halte , sondern bloß in den Lenden und Knien seinen Schluß habe, und da es nöthig , daß ein Reuter sich so viel als möglich gewöhne eine leichte Hand zu haben , und dadurch daß er immer dem Pferde ein Gefühl im Maul erhält beständig Herr von seinem Pferde bleibet , welches die Haupt - Sache eines Reuters ist. Auf das Wort March ! sowohl als bey dem pariren ist wohl darauf zu sehen , daß der Reuter nicht mit ſei= nem Oberleibe vorfalle. Art. 11. Wenn der Recroute einzeln so ausgearbeitet worden , so muß ihm deutlich gesaget werden , was er im Gliede zu thun , nehmlich daß er so wie einzeln grade und fest auf seinem Pferde size, beyde Schul tern in grader Linie so wie zu Fuß halte , die Faust ordentlich führe, die Augen stets nach demjenigen Flügel hin habe wo er sich hin richten soll, fein Pferd gerade aufführen , Knie an Knie an seinem Neben - Mann ge schloßen bleibe , sein Pferd immer leicht in der Hand führe , im Schritt den Degen fest in die Holffter , und im Trabe und Galopp auf der Lende andrücke , nie die Ellebogen von der Hüffte abbringe noch mit dem Degen sich bewege, auf diese Art wird jeder Zug , wenn der Reuter diese Regeln genau beobachtet , stets mit Ordnung sich bewegen können. Bey denen Schwenckungen sind ihm die nehmliche Regeln , die zu Fuß gegeben wor den , ebenfalls , wie solche zu Pferde anzuwenden , begreiflich zu machen. NB.

Es müßen die 3 Flügel - Rotten , vom rechten sowohl als vom

linken Flügel, jederzeit mit raſchen und guten Pferden , welche gute Mäu ler haben, besett seyn. 20 .

308 3 weiter Theil. Da zu einem ordentlichen Soldaten der Anzug und die Reinlichkeit deßelben vorzüglich mit gehöret , so werden nachstehende Regeln , um eine egalité in allen zu haben , feſtgeſehet. Art. 1. Der Huth muß nach der gegebenen Probe genau und or dentlich gestuhet seyn , und dem Reuther gut aufgepaßt werden , daß er nicht zu weit sey , und nicht zu tief in den Kopf falle, sondern nur bloß so weit in den Kopf gehe daß er fest darauf site, und ist dahero außer den Cordon, auch eine schwarze runte Schnure um den Huth zu ziehen, damit wenn der Huth erweitet , ihm damit zu helffen sey , der Huth muß so auf dem Kopf ſizen , daß die Spiße über dem lincken Auge , dichte an den Augenbraunen size, rechter Hand aber tiefer in das Auge gedrückt, doch so, daß es den Reuter nicht hindere frey um sich zu sehen. Art. 2.

Die Frisour muß égal im Regiment seyn , und haben die

Regimenter dieserwegen eine dauerhaffte und militairiſche zu beſtimmen. Art. 3. Die Bärte müßen wohl aufgesetzt seyn , und ist dahin zu sehen daß die Compagnien égales Wachs haben , damit nicht eine Com pagnie schwarze die andere braune habe. Art. 4.

Die Hals - Bünden müßen nach dem Hals des Reuthers

eingerichtet ſeyn , und dahero demjenigen der einen langen Hals hat eine breite Bünde gegeben werden , solche müßen hoch und fest siten , so daß der Nacken hinten nicht bloß ist, und ist hiernach vorzüglich zu sehen , weil Huth und Bünde den Anzug ungemein zieren. Art. 5. Das Collet muß nach dem gegebenen Maaß genau gemacht

werden , und so sihen , daß hinten die Bünde beinahe bedeckt, oben am Halse gut schließe, die Brust nicht zu enge, damit der Reuter nicht ver hindert werde seine Schultern zurück zu bringen. Ueber die Schultern und den Armen muß das Collet ordentlich gemacht seyn, doch so, daß der Reuter an der Arbeit nicht verhindert werde. Die übrigen Theile des Collets müßen knap und ordentlich gemacht seyn , so daß es im Unter leibe keine Falten schlägt. Die Taille muß genau nach dem Leibe gemacht ſeyn , und weder hinten noch vorne zu kurß auch nicht zu lang seyn , den beydes ist eine Haupt - Sache , wenn das Collet gut sihen soll , der lette Hacken voran, muß den Bund der Bein - Kleider bedecken. Art. 6. Der Degen muß fest um den Leib geschnallt ſeyn , die Schnalle vorne, grade auf dem letzten Hacken des Collets fißen , und hin ten das Degengehenck nicht über die Schnüre des Collets herunter fincken,

1 die Degen müßen égal geſchnallt ſeyn , und so , daß wenn der Reuter mit dem Gewehr arbeitet durch nichts gehindert werde, hinten müßen die De gens ebenfalls égal ſizen , und ſo daß sie 2 quär Hände von der Erde sind.

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Art. 7. Die Beinkleider müßen glatt und fest siten , und solche wie alles übrige Leder -Zeug sowohl als auch die Collets weiß angestrichen ſeyn , weil es leichter hierinn eine egalité zu treffen als bei paille. Art. 8. Die Stiefeln müßen ebenfalls fest und glatt sigen , so daß die Stülpen gleich dem Knie sind . Die Stiefel - Koppen müßen nicht einen Daumen breit über die Stiefel vorgehen.

Art. 9. Die Sporn müßen fest an den Stiefeln siten , und sind dahero solche öfters nachzusehen. Art. 10. Es ist nicht genug wenn der Reuter auf Parade , wenn er im Dienst ist , reinlich und propre sen , sondern es ist auch darauf zu sehen, daß , er sey wo er sey einem Reuter ähnlich sehe, und muß dahero darauf gesehen werden , daß kein Reuter früh aus dem Quartier gehe, bevor er sich nicht seinen Zopf frisch eingemacht , die Haare gesteckt , die Bünde ordentlich umgebunden , damit er sowohl im Kittel als Collet ei nem ordentlichen Soldaten ähnlich sehe , um die Leute hieran zu gewöh nen, find öffters Kirch- und Geld - Paraden von dem besten Nußen. Art. 11. Auf Ordonances und Commandos muß dahero kein Mann aus der Garnison gelaßen werden , bevor der Commandeur der Com pagnie solchen nicht genau nachgesehen , ob Mann und Pferd ſo adjustirt, wie es für einen Reuter gehöret , auch muß sich keiner mit unnöthigen Säcken und Laſchen schleppen , und wenn nicht die äußerste Kälte, sich nicht mit Pelz- Müßen verpacken , weil sich der Reuter nicht nur verwöh net, sondern auch um sich zu sehen verhindert wird . Es müßen die Herrn Commandeurs der Esquadrons zuweilen denen commandirten unter Officiers nachschicken , die ihnen von weiten folgen , und so einer betreten würde , der , wie es sehr oft geschiehet , in den Wirths - Häusern anhalten, sich besaufen, oder nicht so handeln wie es ihnen befohlen , so muß er sogleich arretirt , und auf das Exemplarischte bestraft werden. Auch werden die Herrn Commandeurs der Esquadrons , wenn eine Ordonance oder Commando fie sey von dem nehmlichen Regiment oder von einem andern , nicht so wie es für einen ordentlichen Reuter gehöret , in eine Garnison kommt, solchen sogleich arretiren , und als Arrestante nach der Garnison zurück schicken , auch werden die sämmtlichen Herrn Officiers, wenn sie beuhrlaubt seyn , oder spaßiren reuten , und einen dergleichen Reuter finden, mich sehr verbünden , wenn sie solchen dem Chef der Com pagnie von welcher er ist, melden ; er sey von demselben oder von einem anderen Regiment ; und bin ich überzeugt , daß wenn dergleichen Exempel statuirt werden, die Ordnung sehr leicht in der Inspection erhalten wer den kann..

310 Dritter

Theil.

Beim exerciren zu Pferde sind nachstehende Regeln vorzüglich in Acht zu nehmen . Art. 1. Wenn das Regiment mit Zügen en colonne marchirt, so muß auf gute Vorder- Leute und Distance geſehen werden , wenn das Regiment gegen den Ort kommt, wo eingeschwenckt werden soll , so müßen die Flügel - Leute des lincken Flügels vom zweiten Gliede wenn rechts ab marchirt ist , und die rechte Flügel - Leute des zweiten Gliedes wenn links abmarchirt ist , eine Rotte herauf schließen , damit die hereinschwenckenden Züge nicht gehindert werden . Art. 2.

Wenn das Regiment aufmarchirt ist , so müßen zwiſchen

dem ersten und zweiten Gliede 8 Schritte Distance seyn , die Herrn Of ficiers halten 2 Schritt von dem ersten Gliede ab , und geben dem Re giment genau das Allinement, die Herrn Chefs der Esquadrons richten das erste Glied und der zweite Officier der Esquadron das zweite Glied in der größten Geſchwindigkeit mit der möglichsten Stille , und ſehen dar auf, daß die Leute kein Auge vom Flügel verwenden , gut Knie an Knie geschlossen , nicht auf einander gedränget aber ja nicht geöfnet halten , ſo bald sie gerichtet , reiten sie vor der Mitte der Esquadron , und richten sich ebenfalls genau unter sich. Art. 3. Auf das Commando Gebt Achtung ! reitet ein Officier vom rechten und ein Officier vom lincken Flügel 15 bis 20 Schritt raſch hervor, es müßen dazu Officiers bestimmt seyn , deren Pferde wie aus der Piſtohle rasch hervor fahren , und eine einem Officier anständige Positour dabey behalten. Art. 4.

Auf das Commando das Gewehr auf! greift der Officier

aufm Flügel kurk , hält zwiſchen einem jeden Tempo 12 an , bey dem legten wirft der Officier vom rechten Flügel sein Pferd rechts herum , und der aufm lincken Flügel lincks herum , und reutet rasch nach seiner Es quadron zurück. Art. 5.

Wenn commandirt wird , zweites Glied vorwärts

schließt euch March ! so muß alles nach dem Flügel ſehen , die Degens festhalten , den Oberleib zurück nehmen , und zugleich heranprellen. Wenn mit Zügen rechts abmarchirt wird , so werfen die Leute auf das Wort schwenkt euch ! die Augen lincks , dieses Wort muß dahero kurt commandirt werden , die Flügel - Leute vom lincken Flügel werfen auf das Wort March! die Augen rechts nach dem Zuge, und Art. 6.

müßen alle Züge zugleich im Galopp herumschwencken , auf das Com mando halt ! aber kurt pariren , so daß sich nichts mehr rühret.

311

Art. 7. Wenn der erste Zug grade aus gehet , so muß solcher auf das Wort March ! in bester Richtung vorprellen. Art. 8. Wenn mit Zügen vorbey marchirt wird , ſo reiten die Herrn Officiers in der Mitte vor ihrem Zuge , und ſehen sich sowohl nach dem Zuge, als wie auch nach dem , welchem sie vorbey reiten , lebhaft und munter um. Art. 9.

Bei der Esquadron formiren wenn der Commandeur der

Esquadron commandirt formirt die Esquadron March! so com mandirt ein jeder Officier zugleich an seinen Zug mit March! Der erste Zug ziehet sich im Galopp rechts rasch vorwärts heraus , und wenn er ſeine Distence hat , so bleibet er halten , und muß hierbey der lincke Flü gel dem rechten nicht vorprellen , der Zug sich gleich richten , und die lincke Flügel - Leute von allen Zügen die lincke Schenckels anlegen , damit sie dem hereinkommenden Zuge nicht hindern , der zweite Zug gehet mit einem kurgen Galopp , der dritte und vierte Zug aber prellen einen starken Ga lopp lincks herein.

Das links herausziehen des dritten und vierten Zu

ges wird auf nachstehende Art gemacht. Auf das Commando formirt die Esquadron March ! hält der Officier des dritten und vierten 3uges seinen linden Flügel etwas auf, so, daß der rechte Flügel eine Viertel - Schwenckung lincks machet , und dadurch das gehörige Feld gewinnet , so er zu seinem Zuge nöthig hat, sobald er siehet daß er das gehörige Feld gewonnen, so nimmt er seinen lincken Flügel vor , und fährt raſch herein , doch muß dieses alles im Galopp geschehen , so wie der vierte Zug an den dritten heran , wird Halt richt euch! commandirt , damit der vierte Zug nicht vorprellet. Art. 10. Wenn commandirt wird , brecht ab mit Zügen ! March! so fahren die beyden ersten Züge rasch im Galopp vor, der Officier vom zweiten Zuge commandirt alsdann an seinen Zug halt! und gleich wieder March ! Der erste Zug fährt einige Schritte gerade vor, und ziehet sich alsdann immer im vorwärtsgehen nach und nach links vor den zweiten Zug, und der dritte und vierte Zug commandirt auf das Wort, brecht ab mit 3ügen ! March ! halt ! und so wie die beyden ersten Züge fort , so folget der dritte und alsdann der vierte Zug im Ga lopp , und bleibet alles so lange in einem gefeßten Galopp bis die Züge hintereinander, alsdann wird halt ! March ! commandirt , welches eigent lich nur ein Avertissement , daß sie aus dem Galopp in Schritt fallen follen. Hierbei ist zu bemerken , daß der Commandeur der ersten Esquadron so weit mit solcher weg galoppiren muß, und nicht eher halt! March commandire bis er so viel Terrain gegeben zu haben glaubt, als die

312

4 übrigen Esquadrons zum abbrechen nöthig . Diese 4 folgende . Esqua drons bleiben beym Abbrechen so lange im Galopp , bis sie an die vor derste Esquadron heran sind , und commandirt alsdann halt! March ! Die erste Esquadron bleibt in einem ruhigen und ordentlichen Schritt, und hat der Commandeur dieser ersten Esquadron fich wohl umzusehen, ob er mit der Tête nicht weit genug oder zu weit gegangen sey , so kann er beydes durch einen kürgern oder stärkern Schritt wieder redressiren, bey diesem abbrechen als formiren sowohl behalten die Züge beständig die Augen rechts . Art. 11. Wenn linds abmarchirt ist , und linds die Esquadron for mirt werden soll, so werfen die Züge wenn commandirt wird , formirt die Esquadron ! March ! auf das Wort March! die Augen links , und auf das Commando halt richt euch ! die Augen wieder rechts. Art. 12. Bey dem links abbrechen gehen die beyden Züge vom lin ken Flügel so vor , wie es zuvor von denen vom rechten Flügel geſaget worden , und behält alles hierbey die Augen rechts. Art. 13. Wenn mit gangen Esquadrons lincks oder rechts geſchwenckt

wird, so geschiehet solches in einem kurgen ruhigen Galopp gleich von der Stelle und wird solches nach und nach allongirt , doch ja nicht zu zeitig und wenn der Flügel etwa noch 8 Schritt vom Hacken , alsdann wird rasch herangefahren und ist sehr darauf zu sehen , daß alles ohne vor zuprellen gleich von der Stelle in guter Richtung reute, weder an den stehenden noch an den herumreutenden Flügel herandränge, und der Flügel ja nicht zu rasch anfange. Art. 14. Bey dem Deploiren muß sehr darauf gesehen werden, wenn mit vieren rechts oder links um gemacht wird , daß alles rasch von der Stelle im Galopp weggehe, alles dicht aufbleibe, damit beym halt! front! das lange Geschließe nicht nöthig ist. Art. 15. Bey der Attaque ist vorzüglich darauf zu sehen , daß das Regiment auf der Stelle auf das beste gerichtet ist , die Leute ihre Pferde gerade stehen haben , weder zu sehr geöfnet noch zu dicht geschloßen hal ten, alles sehr gut nach dem Flügel sehe, keiner kein Auge von demselben verwende , fein Pferd stets ruhig gerade aus führe, niehmals von dem Flügel abkomme, alle Lücken nach dem Flügel wo er hin ſiehet zumache, daß Pferd kurz im Zügel führe , und mit dem Flügel égal reute. Wenn das Regiment zu der Attaque aufmarchirt ist , und den Leuten dieſes gefaget, so commandirt der Chef oder Commandeur des Regiments : Gebt Achtung! auf dieses Commando reiten die Herrn Officiers wie gewöhnlich auf ihre Posten und auf die Flügel ihrer Esquadrons. Es muß ein Officier bestimmt seyn , welcher ein für allemahl auf den rechten

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Flügel reutet, sobald dieses geschehen , commandirt der Chef, das ganze Regiment vorwärts March! welches die Herrn Commandeurs der Esquadrons mit commandiren und die Trompeters geben das erste Signal zur Attaque , der Flügel reutet sogleich in einem kurzen und ru higen Trab von der Stelle , und wird damit bis zum zweiten Signal continuiret, da denn ſolcher nach und nach allongirt wird , und ſo, daß beim dritten Signal die Pferde schon von ſelbſten in Galopp fallen, die fer Galopp wird ebenfalls nach und nach allongirt, so , daß wenn die Trompeters aufgehört zu blasen , der Choc nach und nach geschiehet. Es muß während der Attaque daß zweite Glied nicht zu dichte auf reu ten , kein Lerm kein Geschrey ſeyn , und derjenige der nicht in der Stille eine Hülffe geben kann der unterlaße es nur lieber gar. Die Herrn Chefs der Esquadrons müßen genau auf den Chef des Regiments Achtung ge= ben , daß folche zugleich mit ihm halt commandiren , und daß Regiment in der größten Stille richten. Art. 16. Wenn die Züge ausfallen , ſo commandirt der Chef des Regiments nachdem es nun befohlen , z. E. der vierte Zug fällt aus ! hierauf commandirt der Officier an seinen 3ug March ! fährt darauf rasch vor, wenn der Zug vor denen Officiers des Regiments vorbey , so commandirt er öfnet euch! worauf sich alle Züge im gestreckten Galopp vorwärts öfnen , und sich dabey im vorwärts gehen nach dem Flügel rich ten, und mit ihm zugleich Feuer commandiren, es muß dahero denen Leuten deutlich geſaget werden , daß sich keiner unterstehe zu schießen wenn er nicht mit in der Linie , indem er sonst dem vordersten in Nacken ſchie Bet, bey denen Züge ausfallen ziehet sich das erste Glied des ersten und zweiten Zuges lincks vor den dritten und vierten Zug , und das erste Glied des dritten und vierten Zuges rechts vor den ersten und zweiten Zug. Wenn Apell geblasen wird , müßen sich die Züge rasch auf ihre Lücken formiren, sich mit dem Zug der Leib - Esquadron genau richten , welcher besonders darauf zu sehen , daß er die nehmliche Richtung habe, die das Regiment hat, damit die Züge auf einmahl , und nicht einer nach dem andern aufgenommen werde, das Regiment folget im kurzen Trabe nach, und wenn es siehet , daß die Züge raillirt ſind , ſo wird er allongirt, ſo= bald die Züge aufgenommen worden , alsdann eine Attaque im Galopp gemacht. Art. 17. Bey dem Schwärmen gehen auf das Wort March ! die Estandarten mit denen bestimmten Rotten rasch vorwärts , die Esqua drons schwärmen um und vor derselben mit , so daß solche beſtändig be= deckt sind. Die Leib- Compagnie schwärmet in der rechten und die 10te Compagnie in der linken Flanque. Wenn Apell geblasen wird , so raillirt

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sich alles nach der mittelsten Estandarte , und sehen daher die 5te Com pagnie des rechten Flügels lincks , und müßen während dem schwärmen auch die Estandarten nach der mittelsten sich richten , und hat der Of ficier, der vor der Estandarte reutet wohl darauf zu sehen , daß er nicht mehr oder weniger intrevalle habe, als die hereinkommende Esquadron nöthig haben: Sobald das Regiment raillirt , ſo commandiren die Herrn Chefs der Esquadrons in der größten Geschwindigkeit Augen rechts ! und wird alsdann eine Attaque im Galopp von der Stelle gemacht. Wenn halt richt euch ! commandirt ist , so wird rangirt euch ! com mandirt , da denn daß erste Glied einige Schritte vorfähret , damit die Leute ihre Glieder und neben - Leute wieder nehmen können , ist dieses ge= schehen, so rückt das zweite Glied von selbsten wieder heran , und muß sich alles hierbey nach dem Flügel richten , es ist daher der Flügel - Mann vohl zu unterrichten , daß er links fiehet , und sobald alles gerichtet in Galopp heran prellet. Art. 18. Das Defiliren ist ohnstreitig einer der wichtigsten Theile des Marches , welchen sich eine gute Cavallerie zu befleißigen hat, und kann sie durch geschicktes defiliren und rasches formiren am Tage einer Action in coupirtem Terrain , der ganzen Sache den besten Ausschlag geben und die Oberhand über eine weit zahlreichere Cavallerie erhalten, die in dieser Sache nicht hinlänglich geschickt und geübt ist , und der also ihre Stärcke an Pferde und Mannſchaft völlig unnüße iſt. Art. 19.

Auf Märchen und sobald keine Eyl von nöthen eine große

Anzahl Cavallerie von einem Ort zum andern zu ſchaffen , ist es freylich beßer, ins Auge fallender , und der Ordnung gemäßer , wenn ein ganzes Regiment oder auch mehrere so in einer Collonne marchiren, beym De filiren mit der Tête so langsam marchiren , und erforderlichen Umständen nach gar anhalten , bis alles wieder in der Collonne mit gehöriger Distence auf einander folget , und dieses müßen die Regimenter bei Märchen im Felde sowohl als zur Revue ohnverbrüchlich observiren. Art. 20. Um Tage eines Treffens aber , und bey denen Preußischen Revue- Manoeuvres die dergleichen vorstellen , oder wo die Trouppen wenigstens mit Vortheil solche anzubringen erlernen sollen , wäre es falsch, wenn die Regimenter bey dem Defiliren sich mit ihren Têtes so lange aufhalten wollten , bis alles wieder dicht auf einander folget. Hier ist es öffters die Haupt - Sache, bald eine größere Anzahl Cavallerie an den Ort zu haben, wo Sr. Majestät der König oder der commandirende General ſolche am besten nußen zu können gedenckt , alsdann ist hauptsächlich nő thig , daß ein jeder Commandeur der Esquadron bey dem Debouchiren die 4 Züge der Esquadron wohlgeschloßen beysammen halte , und nicht

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jeden einzelnen Zug der Tête nachjagen laße , weil ſolche ſonſten en de taille geworfen zu werden risquiren , sondern vielmehr der Tête nie an deres als mit seinen wohlgeschloßenen 4 Zügen der Esquadron folgen. Art. 21. In benen Defilées muß niehmahls zügelloß gejaget wer

den, absonderlich wenn die Wege schlecht und mit Löchern und tiefe Gleißen und dergleichen angefüllt find , ſolche Wege müßen allemahl im Schritt und wenn Eyl vonnöthen , nie stärcker als im kurzen und ruhigen Trabe passiret werden , ein oder ein paar übern Hauffen stürzende Pferde find hinlänglich eine ganze folgende Colonne im Defilée aufzuhalten. Dieses aber ist weniger zu befürchten , wenn man dergleichen Wege im ruhigen Trabe passirt, nur muß ſehr darauf gehalten werden , daß die Leute dichte auf, so wie ich solches bey Bereifung der Inspection in jeder Garnison gezeiget, entweder zu zweien mit viertel oder halben Zügen (ſo wie es die Breite des Defilées verstattet) reuten , ohne eines Loches oder tiefen Gleißes wegen schmäler abzubrechen , als es bei der Tête geschehen und befohlen worden, weil sonst die Colonne unnöthiger Weise verlängert und das Formiren mehr Zeit erfordert , durch dieses Verzögern aber die kostbahren Augenblicke verlohren gehen , in denen man vortheilhafte Coups gegen den Feind auszuführen Gelegenheit gehabt hätte , auch kann man mit Recht von jedem Reuter verlangen , daß sobald er nicht gezwungen ist , derglei chen üble Wege in voller Carriere zu passiren , er ſein Pferd wohl zus sammen halte, und nicht eines Loches oder tiefer Gleiße wegen abbreche, sondern daßelbe ohn zu stußen durchreute. Art. 22. Sobald die lehte Rotte eines jeden Zuges daß Defilé pas sirt, so commandirt der Officier marchirt raus! Wobey sich alles sogleich nach dem stehenden Flügel richtet, und ſobald der Zug beyſammen halt richt euch ! Worauf der Officier vom rechten zum lincken Flügel feines Zuges jaget , die etwa vor oder zurück ſeyn , auf das geſchwindeſte in die Richtung bringet , und ohne sich lange aufzuhalten , March ! com mandirt. Der Commandeur der Esquadron läßt den ersten Zug so lange langsam marchiren , bis alle 4 Züge der Esquadron daß De filé passirt, und mit gehöriger Distence auf einander folgen , sodann suchet er das Terrain , welches er verlohren , mit seiner Esquadron ent Art. 23.

weder im Trabe, auch nachdem es die Umstände erfordern , im mäßigen Galopp zu gewinnen , um sich an der vordersten Esquadron anzuschlüßen. NB. Was hier übers Defiliren gesaget worden , werden sich die Herrn Officiers meiner unterhabenden Inspection wohl imprimiren, und ich werde mich bei denen Revue , Märchen und Manoeuvres ernstlich an denjenigen halten , der hierinnen Sorglosigkeit und Nonchalance blicken

316

läßt.

Die Wachtparaden werden jederzeit eine Stunde vorher ehe solche

aufziehen , erstlich einzeln Compagnie - Weise , wobey alle Tage die Re crouten und schlechten Leute seyn müßen, vorgenommen, und alsdann zuſammengezogen , die Hand - Griffe und Chargirung durchgemacht , wobey auch auf das ordentliche und rasche Laden gesehen werden muß , und denn wird ohne Gewehr marchirt. Die Herrn Officiers sowohl als unter Officiers werden sich so viel als nur immer möglich mit ihren Leuten zu thun machen, und alles mögliche anwenden , daß solche deutsch lernen. Es muß kein Officier oder unter - Officier einen Reuter bey sich auf der Straße vorben gehen lassen , ohne auf ihn zu ſehen , ob er in der Ver fassung ist, wie er seyn soll , und ſo es nicht ist , ihn erinnern. Wenn zu Pferde exerciret wird , so muß auf das rasche auf- und absißen besonders gehalten werden , und ſolches jedesmahl gemacht werden . Wenn mit vieren rechts um kehrt gemacht wird , so ziehet auf das Com mando mit vieren das zweite Glied zurück und werfen alsdann die Leute bey dem Commando rechts um kehrt euch ! auf das Wort kehrt euch! die Augen links , der herumreitende vierte Mann wirft auf das Wort March! die Augen wieder rechts , und müßen die 4 Mann ruhig, lang ſam und gut gerichtet herum reuten, und so wie sie an den stehenden Mann heran sind , siehet der vierte Mann wieder lincks , und richtet sich alles lincks , auf das Commando halt ! wirft alles die Köpfe rechts , und bey dem Commando richt euch ! rückt das erste Glied an das zweite heran. Wenn mit vieren rechts herstellt euch ! commandirt wird , so rückt auf das Commando mit vieren das zweite Glied einige Schritt vor und wird auf die nehmliche Art herstellt gemacht , wie zuvor von rechts um kehrt gesaget, und werfen die Leute auf das Commando herstellt euch ! die Köpfe lincks , und bey halt richt euch! wieder rechts , und rückt alsdann das zweite Glied an das erste heran.

1777.

gez . von Pannewik . Um 1. Juni 1777 waren die Offiziere des Regiments

von Arnim in folgender Art bei den Kompagnien vertheilt. 1.

Bei der Leib - Kompagnie

in

Neustadt die Lieutenants von

Birckhahn und von Stahr und die Cornetts von Thomstorff und von Haudring. 2. Bei der Kompagnie des Oberstlieutenants von Prondfinski in Ober -Glogau die Lieutenants von Rabenau und von Borck und der Cor nett von Ziegler. 3.

Bei der Kompagnie des Oberstlieutenants von Zihwih in Ober

Glogau der Lieutenant von Pommoff und die Cornetts von Wuntſch I. und von Rosenberg.

317

4. Bei der Kompagnie des Majors von Lefsel in Krappit der Staabsrittmeister von Manstein , der Lieutenant von Bandemer und der Cornett von Manstein, 5. Bei der Kompagnie des Majors von Diringshofen in Zülh der Staabsrittmeister von Kleist und der Cornett von Wallhofen. 6.

Bei der Kompagnie des Majors von Bannig in Neustadt der

Staabsrittmeister von Dossow , der Lieutenant von Borwiß und der Cor nett von Hemm. 7.

Bei der Kompagnie des Majors von Tſchammer in Neustadt

die Lieutenants von Prittwiß und Graf Henckel von Donnersmarck und der Cornett von Borwih.

8. Bei der Kompagnie des Rittmeisters von Birckhahn in Krappiß der Lieutenant von Kerckow und der Cornett von Wuntsch II. 9. Bei der Kompagnie des Rittmeisters von Schroetter in Neustadt der Lieutenant von Hoff und der Cornett von Koschembahr , und 10. bei der Kompagnie des Rittmeisters von Werther in Ober - Glo= gau die Lieutenants von Seelen und von Gellhorn. Man nahm in dieser Zeit an , daß das Regiment , vom Eingange der Ordre in Neustadt gerechnet , in 16 Stunden bei Neustadt, in 14 Stun den bei Ober- Glogau , in 16 Stunden bei Krappig und in 14 Stunden bei Zülh versammelt werden könne. Im Juli hatte der Lieutenant von Borck das Unglück , melancholiſch zu werden , er wurde daher unter dem 10. Auguſt verabschiedet und in das Irrenhaus zu Brieg gebracht ; in dessen Stelle avancirte der Cornett von Wuntsch I. unter demselben Datum zum Lieutenant und der Fahnen junker von Uechtrit zum Cornett. Später wurde der Lieutenant von Bordk zwar wieder hergestellt und im folgenden Jahre bei dem Regiment von Apenburg Dragoner placirt , aber schon 1779 wieder dimittirt. Funfzehn Jahre hatte nun der Friede gedauert und auf die Ent wickelung des Preußischen Staates unter Friedrichs des Großen ſorgſamer Leitung den wohlthätigsten Einfluß geäußert , als die Kriegsflamme sich wieder zu entzünden drohte. Am 30. December starb der Churfürst Mari milian Joseph von Baiern an den Kinderblattern plöhlich kinderlos , und dem Churfürsten von der Pfalz , Karl Theodor , machte besonders Oester (1778.) reich seine Erbansprüche streitig, so daß er im Jahre 1778 die Hälfte seiner Erbschaft an die Kaiſerin abtrat , welche sogleich davon Beſik nahm. Der Herzog von Zweibrücken , als nächſter Erbe des Chur fürsten von der Pfalz , protestirte dagegen ; Sachsen machte auf die Allo dialgüter des Herzogthums Baiern Anspruch und der Herzog von Mecklen= burg an J die Landgrafschaft Leuchtenberg. Alle diese Erben wandten sich

318

an den König von Preußen , welcher sowohl als Churfürst von Branden burg , wie als Nachbar von Oesterreich , gegen deſſen eigennütziges Ver fahren einzuschreiten berufen war. Obwohl der König , außer der Hülfe von Sachſen , ganz allein auf seine eigenen Kräfte beschränkt blieb : so beschloß er doch, um den Ver suchen zur gütlichen Beilegung des Streites mehr Nachdruck zu geben, 2 Armeen, jede von 80,000 Mann , eine von Berlin aus durch Sachsen, die andere von Schlesien aus in Böhmen eindringen zu lassen. Dieſe Lehtere sollte unter dem eigenen Befehle des Königs zwischen Reichenbach und Münsterberg zusammengezogen werden und 81 Bataillone, 123 Schwa dronen stark sein. Der Oberstlieutenant von Prondsinski , Kommandeur des Regiments von Arnim , fühlte sich den Strapagen eines Feldzuges nicht mehr ge= wachsen und erhielt unter dem 25. Februar den erbetenen Abschied mit 120 Rthlrn. jährlicher Pension. In seine Stelle wurde der Oberstlieu tenant von Zihwih unter demselben Datum zum Kommandeur des Re giments , der Rittmeister von Birckhahn zum Major , der Rittmeister von Manstein zum Kompagnie - Chef, der Lieutenant von Bandemer zum Staabsrittmeister , der Cornett von Ziegler zum Lieutenant und der Fah nenjunker von Haugwiß zum Cornett befördert. Um 25. März ging die Mobilmachungs - Ordre in Neustadt ein ; das Regiment zog die Beurlaubten , Augmentations - Rekruten und Pferde an ſich und marſchirte am 6. April , 37 Offiziere , 70 Unteroffiziere , 11 Spiel leute, 5 Feldscheers , 10 Kurschmiede , 871 Gemeine , 7 Köpfe Unterstaab und 961 Pferde stark, in die Gegend von Frankenstein , wo es anfangs in Olbersdorf und Bärwalde kantonnirte. Der König traf mit dem Ge= neral der Infanterie , Erbprinzen von Braunschweig , am 9. April in Frankenstein ein , nahm aber einige Tage darauf das Hauptquartier in Schönewalde bei Silberberg . Nach der Ordre de Bataille gehörte das Regiment von Arnim zu der Kavallerie des linken Flügels , welche der Generalmajor von Dallwig in der Function als Generallieutenant befehligte, und stand mit deſſen Regiment auf dem linken Flügel des ersten Treffens , in der Brigade des Generalmajors von Pannewitz , zwischen den Regimentern von Podewills und von Dallwig. Der Erbprinz von Braunschweig befehligte unter dem Könige als kommandirender General. Der Generalmajor von Arnim , welcher dem Regiment von Podewills als Brigadier vorstand , hatte den Lieutenant von Stahr zum Adjutanten ge nommen, und es avancirten für diesen unter dem 13. April der Cornett von Wallhofen zum Lieutenant und der Fahnenjunker von Diericke zum Cornett.

319

Während dieser Kantonnirungen erließ der König eine besondere Feld Instruction für die Infanterie und Kavallerie. Die Lettere, welche am 14. April bei dem Regimente von Arnim einging , lautete , wie folgt: „Instruction für die Kommandeurs der Küraſſier-, Dra goner- und Husaren - Regimenter." ,,1. Bei einem bevorstehenden Kriege , da gleich anfangs in die Kan tonnirungsquartiere marſchirt wird , müſſen die Staabsoffiziere die größte Aufsicht haben , daß kein Feuer in den Dörfern , wo sie liegen , auskommt. Es muß daher wohl darauf gesehen werden , daß die Bursche nicht mit angezündeten Tabackspfeifen in die Ställe , Scheunen oder andere solche Orte laufen, wo es Stroh , Heu oder dergleichen Sachen giebt.” ,,2. Der Ein- und Ausgang der Dörfer muß mit abgeſeſſenen Leu ten besetzt werden , und wenn Dörfer nahe zusammen liegen , muß eine kleine Feldwacht nach der Seite , wo der Feind ist, ausgeſeßt werden. “ ,,3.

Es müſſen keine Plünderungen und keine Unordnungen statuirt

werden, sowenig in den Dörfern , als bei Märschen , Fouragirungen oder hei was für Gelegenheit es ſein möge." ,,4. Wenn die Urmee zuſammenkommt , müſſen die Offiziers ordent lich bei ihren Zügen bleiben , auf daß der Marſch in gleichem Zuge bleibt und nichts aufgehalten wird." ,,5. Sobald die Armee in Kolonnen marschirt , müssen Seiten patrouillen gegeben werden." ,,6. Bei Avantgarden , Recognoscirungen und dergleichen Operatio nen , die vorkommen können , wird von der reitenden Artillerie ein De taſchement mit dem Korps gegeben werden.

Sollte der Feind Kanonen

mit seinem Korps haben , so kann man von den unsern Gebrauch machen, follte er aber keine haben , so wollen wir damit nicht den Anfang machen.“ ,,7.

Allerwegen , wo Detaſchements sind , werden Distancen zwischen

den Escadrons genommen , und sollten Attaquen vorkommen , wie es ge= schehen muß und kann : ſo muß das zweite Treffen , es ſei , daß die Kü rafſiers die Husaren ſouteniren , oder die Dragoner die Küraſſiers ſoute niren , auf den Intervallen der Escadrons halten und wohl attent ſein, daß denselben nichts in die Flanke kommt, sondern den Feind gleich wieder herauswerfen." ,,8.

Bei wirklichen Attaquen von den Flügeln , Kavallerie gegen

Kavallerie, müſſen die Kommandeurs von den Regimentern und Esca drons die größte Attention haben , daß wenn ſie ihn geworfen , nicht alles ihn verfolge; der vierte Zug von einer jeden Escadron ist genug dazu, und müssen die Escadrons alsdann nur gut schließen lassen, die Inter valle offen behalten und verfolgen , weil sie noch mit einem zweiten Treffen

320

chokiren müssen. Sind Huſaren oder Bosniaken bei der Hand , müſſen dieſe, wo es am nächsten , durchgelassen werden , und können die aus einander , wie sie wollen , verfolgen ; die Kavallerie aber muß solche im starken Trabe souteniren , und wenn sich was von dem Feinde sehet, sol ches über den Haufen werfen." 9.

Sollte es sein , daß in einer Bataille, um die Sache geschwinde

zu decidiren, wenn unſere Infanterie schon eine Weile gegen den Feind geschossen hat, und einige Confusion entsteht , daß alsdann die Kavallerie darauf attaquiren muß, so müssen sie nicht in der Linie, sondern im Keil attaquiren , wie sie es schon öfter gemacht.

Wenn die Kavallerie also in

die feindliche Infanterie penetriret ist , so hat sie alle die nebenstehenden Bataillons in der Flanke und kann eine greuliche Ravage in der feind lichen Armee machen , davon sie die Beispiele hat , bei der Bataille von Friedeberg, wo das Regiment von Baireuth allein 21 Desterreichische Bataillons gefangen machte ; bei der Bataille von Zorndorf, wo das Regiment von Ziethen , Gensd'armes , Seydlik und Wulfen die ganze Russische Infanterie in die Flucht brachten ; und in der Bataille bei Torgau, wo das Regiment von Ziethen, Friedrich und von Dall wig den ganzen linken Flügel der Oesterreichischen Infanterie schlugen. " *) „10.

Was den kleinen Krieg angehet , Parthien und dergleichen

Sachen , da werden die Küraſſiers , Dragoner und Huſaren alle gleich gebrauchet werden , mit dem Unterschiede, daß, um die Pferde der Kü raſſiers nicht zu fatiguiren , ſie nicht so viel als die andern dabei gebraucht werden." ,,11 .

Die Patrouilleurs werden , müſſen wohl Acht haben , um alles

zu sehen, zu hören und zu erfahren , damit die Offiziers gleich avertirt sein. Wenn sie was vom Feinde sehen , müssen sie gleich aufmarschiren, wo möglich, die Dörfer evitiren und lieber um dieselben herummarſchiren. Alle Dörfer, Wälder , Gründe müssen patrouillirt werden , um sich zu be wahren, auf alle Art surprenirt zu werden." ,,12.

Wenn sie den Feind werfen , so müssen sie nothwendigerweise,

es sei, daß ein Weg durch ein Dorf gehe , es sei über eine Brücke oder sonst ein Defilee , ihn bis dahin preſſen ; aber nichts unvernünftigeres kann ein Kavallerie -Offizier thun , als über ein Defilee zu gehen , was der Feind beseht hat, weil er jenſeit nicht anders , als den größten Schaden davon tragen kann."

*) Hierbei hätte auch der Erfolge des damaligen Regiments von Schmettau, jezt Arnim , bei Torgau und Freiberg gedacht werden können. Der Verf.

321

,,13. Die feindlichen Feldwachten zu enleviren , ist eine gute Sache, wodurch die feindliche Kavallerie intimidirt wird. Verstecke zu machen , und ſeine Patrouillen zu enleviren , ist eine excellente Sache, wo , durch kleine Sachen, man zuleßt einen großen Vortheil machet." Sollten Offiziers dergleichen Sachen absehen , die zu machen wären , so sollen sie sich deswegen bei Sr. Majestät oder bei dem kom mandirenden Offizier in der Armee melden , wodurch sie sich äußerst wers den rekommandirt machen." ,,14.

,,15. Aber der größte Nußen , und was man zum meisten von der Kavallerie fordern muß , ist , wenn nach einer gewonnenen Bataille der Feind auf das heftigste von ihr verfolgt wird , bis wo Defilees find , die den Verfolgungen Einhalt machen. Unsere Infanterie kann die feindliche in Unordnung bringen und schlagen , aber Gefangene können nicht anders, als durch die Kavallerie gemacht werden. Und weil eine gewonnene Ba= taille, da man nur das Lager von dem Feinde gewinnt , nicht von großem Nußen sein kann , so wäre dabei nichts gewonnen , wenn nicht bei solcher Gelegenheit die Kavallerie die feindliche Armee miniret und durch Gefan genmachen und Niederhauen schwächte , daß deren so wenig als möglich übrig bleibet, wodurch die Offiziers der Kavallerie sich am meisten ver dient machen können. Bei solchen Gelegenheiten müssen die Pferde nicht geschont, sondern die äußersten Kräfte daran gesezt werden , damit der Feind , durch den Verlust einer solchen Bataille, außer Stand geſehet wird, sich dieses Jahr im Felde zu zeigen. " *) ,,16. In dem Lager selber müſſen die Feldwachten des Nachts vi gilant sein , und wenn es nahe am Feinde ist , des Nachts nicht absigen lassen. Die Patrouillen von einer Feldwacht zur andern müſſen von hal ben Stunden zu halben Stunden gehen , wo zugleich auch Achtung gegeben wird, daß die Vedetten vigilant sein." ,,17. Von den Huſarenpatrouillen muß alle Morgen Sr. Majestät oder dem kommandirenden General Rapport gemacht werden ; sogar, sollte des Nachts observiret werden , daß der Feind in seinem Lager Lärm machte, es sei, um sich zurücke zu ziehen , es sei , gar die Armee zu attaquiren, so muß sogleich des Nachts Rapport geschehen , und müssen von den Of= fiziers von der Feldwacht beständig neue Patrouillen geschickt werden, und neue Rapports , damit man weiß , was es ist."

*) Grade diese Regel befolgte der Feldmarschall Blücher 33 Jahre später nach der Schlacht bei la belle alliance. Der Verf. 21

322

„ 18. Alle Offiziers dieſes Korps , die sich hervorthun und diſtingui ren , werden bei einer jeden schönen Action , die sie thun , einen Grad avancirt werden ; wenn imgleichen Unteroffiziers wären , die sich distingui ren , so können sie dadurch das Adelpatent erwerben und zu Offizieren gemacht werden ; imgleichen , find Gemeine , die sich hervorthun , müſſen solche zu Unteroffiziers gemacht werden ; imgleichen" ,,19. wenn die Regimenter in Kampagne marſchiren , so sollen so= wohl Kürassiers , Dragoner und Husaren , die Pauken haben , solche nach denen ihnen nächsten Festungen , bis nach geendigtem Kriege, in Ver= wahrung schicken." gez . Friedrich." Nach dieser Instruction und den darin gemachten Verheißungen war man auf einen heftigen Krieg gefaßt. Das Regiment von Arnim mar schirte, nach der Ankunft der Pommerschen und Preußischen Regimenter, am 28. April in die Gegend von Patschkau und erhielt in Hertwigswalde, Lobedau und Ober- Pomsdorf Kantonnirungsquartiere. Obwohl der König sowohl als die Kaiſerin Maria Thereſia ſich zum Frieden neigten : so zerschlugen sich dennoch die Unterhandlungen an der Kampflußt des römischen Königs Joseph , und es entſtand der Baierſche Erbfolgekrieg , ein Kampf ohne Schlacht , der nur zu einzelnen Gefechten Gelegenheit gab und , da diese meist bei den Fouragirungen sich entspan= nen, von den Soldaten der Kartoffelkrieg genannt wurde. Am 1. Juli schickte das Regiment von Arnim die Pauken nach Neiſſe zur Aufbewahrung ab , nachdem in den Fuß derselben , um ſie kenntlich zu zeichnen , R. v. Arnim (Regiment von Arnim) , eingravirt worden war, und marſchirte in ein Lager bei Frankenstein.

Aus nebenstehender Rang

liste wird ersichtlich, mit welchen Offizieren das Regiment in diese Kam pagne ging.

Rangliste

. 15

.12 . 13

.9 . 10

. 7

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"/ I "

" "/

"

Arnim 1. von Christoph George Generalmajor 55 Oberstlieutenant 2. Johann Boguslav von Ziswis Major Johann 3... Ferdinand Leffel . ,von Christoph Ernst Diringshof von en 45 Samuel Heinrich Bannig von 51 ♦♦ Tschammer Wilhelm Christoph von 46 Jakob Albrecht von Birckhahn .... Rittmeister Heinrich 8. Ludwig Schroetter .von George Ehrenhardt Werther von . 37 Johann Bernhardt Manstein von 39 Staabsrittmeister 40 11. Adam Kasimir Dossow von Joachim Ludwig Kleist von 39 Bandemer von Karl George 36 Lieutenant 14. Friedrich Chriſtian Rabenau von 36 Wilhelm Friedrich Birckhahn von 34 Karl Ludwig von Prittwis 35 · von Wilhelm Karl Kerdow 37 Seelen George von Heinrich 39

Alter . Jahr . 39 36 37 28 31 28

1 .. 6 16

17 ...

3

2 18

8 21 5

8 1 1

Dienst .Im Monat .Jahr Vaterland .

. 20

. 13

. 6

23. "

Lobebau d , en 1778 Juli .1.

Von Föblichen Küraſſier R egiment von Arnim .-dem

Uckermark Pommern 1775 " Schlesien 1769 Mittelmark 1771 Preu 1772 .. ßen S.chlesien 1775 I " 27. . 5 Preuße 1778 .... n " Preußen 1773 Neumark 1775 I " 28. ... 6 Preußen 1778 Magdeb 7 urg 1 " .22. Pomme ... 3 rn 1775 " · Pommern 1778 " 2.. . 1. en ❤ . 7 Schlesi 1765 I " . 8.. n .Preuße 1765 "/ 17. 2.. en . Schlesi 1766 "! . 3 .. n 1769 .Preuße "/ · Anspach .. 1772 1 "

Rangliste

7272 22

ཆབ་ ་ ་

.4 .5 .6

fee

14. Sep . tbr " 1. .Juni

"/

" 25. Febr . 12. 1774 .Juni 6. Juli . 25. .Febr 13. Oktbr .

Oktbr .3. Juli 6. . Fe .25.br 7. .Juli

1769 den 9. .Septbr Juni .4. 20. Sep . tbr

Datum des Patents .

323

5944582888 * 858

21 .

19. Lieutenant Johann Heinrich von Hoff 20. Karl Ludwig Pommoff von. " 21. George Borwiz von Ernst 22Donnersmark 30 .. Henckel . von Ludwig Graf " 23. Friedrich Wilhelm Gellhorn von Manstein Friedrich Ernst von .. 24. " 25. Karl Wuntsch von Ernst .... Friedrich Ludwig von 26. Ziegeler 27. Felix Wallhofen von .. " Cornett 28. Karl August Thomstorf von f 29. Johann Herrmann Hemm von. "/ 30. von Siegmund Johann Wuntsch " 31. Christian Karl von. Borwiz " 32. Johann Friedrich von. Haudring "I Ernst Wilhelm 33. Koschembahr von " Christoph Ludwig 34. von. Rosenberg " Hans Ernst von 35. Uechtrih " 36. Haugwis von. "" von. Diericke Ferdinand 37 . "1 General Adjutant 1.Lieutenant Karl Stahr Udolph von ... 34 16. 324

· ·

Alter¡. Jahr. Im. Dienst Monat Jahr.

Vaterland.

28 14 Bayreuth · 36 18 Preußen. · • • · 29 12. 11 Schlesien 13. Schlesien 11 29 12. Schlesien 7 · ♦♦ .. 29 1 12. .... Preußen 29 Schlesien . 1111 . .. • 30 11. 11. Preußen 1778 ... ... 1 26 Schlesien 11 ... 1 26 14 Echleswig 27 1 7 Schle... sien · • • 8. 10 25 Schle... sien 8 25 1 Schlesien .. 22 .6 ... 8 Kurland .. · 21 5 Schlesi.. en • 20 4. 4 Preu... ßen • 39 .. Schlesien " · --- -- · ... 1 Pommern

20 ... 5.

6. Sachsen ...

Zihwih von gez.

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1772 den 30. Sept br.

Datu m. des Paten ts



1775 1775

. 1777 ...

• 1773 ·

1775 1775 ..

1777. 1778

J

1773 7.. Juli 12.. 1774 Juni 6.. Juli 2.. Septbr 20.. 1776 Oktbr 10.. August 25. Feb r. 13.. 1778 April 1772 30.. Septbr 7.. Juli 1774 12.. Juni 6.. Juli 2.. Septbr 1776 17.. Juli 1776 Oktbr 20.. Augu10. st. 25. Feb r. 13.. 1778 April

14.. Septbr 1766

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22122

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Um 3. Juli gab der König sein Ultimatum ab , welches als Kriegs erklärung zu betrachten war. Die Armee marſchirte am 4. in das Lager bei Wieſe und betrat am 5. die feindliche Grenze bei Nachod. Das Re giment von Arnim befand sich in der Kolonne, welche der General der Infanterie, Erbprinz von Braunschweig , befehligte, und kam an dieſem Tage in das Lager bei Hummelſchloß , am 6. in das Lager bei Nachod, wurde aber am 15. Juli von hier aus mit 6 Bataillons zu dem Korps des Generallieutenants von Werner abgeschickt, welches bestimmt war , bei dem Vordringen des Königs in Böhmen , Oberschlesien gegen Mähren zu decken, und hierzu nicht für ſtark genug gehalten wurde... Der Generallieutenant von Stutterheim kommandirte diese Verstär kung.

Man marſchirte den 16. bis Glah , den 17. bis hinter Wartha

und stieß am 18. Juli bei Patschkau zu dem Korps des Generallieu tenants von Werner , welches nunmehr aus 8 Bataillons und 25 Esca drons bestand. Das Lager wurde vor der Stadt , die Neiſſe im Rücken, genommen ; die ganze Kavallerie lagerte im zweiten Treffen. In dieser Zeit befahl der König , daß auf Höhen en bataille (in Schlachtordnung) , in der Plaine aber en parade (in Kompagniegaſſen) gelagert werden solle. Um 30. Juli brach man von Pätſchkau auf und marſchirte bis Alt= Walde, wo das Regiment von Arnim mit dem Dragoner - Regiment von Apenburg an dem Dorfe ein Lager aufschlug , während die übrigen Trup pen des Korps in Alt - Walde , Deutsch- und Polnisch - Wette kantonnir ten.

Am 23. kampirte man bei Neustadt, nachdem die Avantgarde ein

Detaſchement feindlicher Husaren zurückgeworfen hatte. Die Infanterie lagerte im ersten Treffen auf der Höhe, den Bach Prudnick und Wiesen vor der Front, die Stadt mit 1 Bataillon beſeßt , vor dem rechten Flügel ; 5 Escadrons Husaren von Werner in der Vorstadt; das Dorf Leuber in der linken Flanke mit 1 Bataillon Infanterie und 5 Escadrons Husaren von Werner befeht ; die übrige Kavallerie (von Arnim Küraſſier, von Apenburg und Finkenſtein Dragoner) im zweiten Treffen , das Regiment von Arnim zwischen beiden Dragoner - Regimentern. Um 27. Juli bezog das Korps ein Lager bei Jägerndorf, deſſen lin ker Flügel hinter der Stadt , der rechte hinter Comeiſe lag ; das Regiment von Arnim mit Upenburg - Dragoner auf dem rechten Flügel , die In fanterie in der Mitte , die Dragoner von Finkenstein auf dem linken Flügel auf den Höhen; die 10 Escadrons von Werner Huſaren als Avantgarde gegen Weißkirch. Der Feind , unter dem General - Feldmarschalllieutenant von Botta, ſtand in einem Lager bei Heydepiltsch und Harta vor Hof, und hatte das Husaren - Regiment von Esterhazy bis Groß -Herlik und

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Gefecht Braunsdorf am 28.beiJuli 1778 . ) Braunsdorf vorgeschoben . Der Generallieutenant von Werner ließ diese 4 Vortruppen durch ein Detaſchement von 600 Huſaren und eben so vielen Dragonern unter dem Oberſten von Gröling am 28. Juli verjagen. Von dem Regimente von Arnim rückten bei dieser Gelegenheit 150 Reiter, welche von allen Kompagnien kommandirt wurden , unter dem Major von Tschammer als Soutien der leichten Kavallerie aus , kamen aber nicht zum Gefecht. • Am 3. August bezog das Korps, ein Lager bei Kreußendorf (Kräßen dorf) in der Ebene, Lodniß vor , Strochowiß hinter der Front ; das Re giment von Arnim mit Apenburg - Dragoner auf dem rechten Flügel. Der Feind hatte den General - Feldwachtmeister von Knebel mit einem ge mischten Korps bei Deſchna bis gegen Eckersdorf vorgeschoben , und dieser nahm hinter einem tiefen Grunde , durch einen in moraſtigen Ufern fließen den Bach gesichert , auf der Anhöhe feine Stellung , zu welcher man nur durch einen schmalen , in die Felsen gehauenen Weg gelangen konnte, fo daß es fast unmöglich schien , hier durch einen Ueberfall zu reuffiren. Der Generallieutenant von Werner ließ denselben dennoch am 11. August von den Huſaren und Dragonern ſeines Korps unternehmen , und er gelang bei dem Mangel an Wachsamkeit des Feindes vollkommen. Das Regiment von Arnim blieb während desselben im Lager stehen. Nach diesem Ueberfalle übernahm der Generallieutenant von Stutter heim das Kommando des Korps von dem Generallieutenant von Werner, འགྱུར་ནས welcher zu einer andern Bestimmung abging. Nachdem am 14. August das Füsilier - Regiment (ant16. Auguft 17788.) . von Krockow (2 Bataillons ) bei dem Korps angekommen war , wurde am 16. eine Recognoscirung des feindlichen Lagers bei Heydepiltsch unter

nommen, wozu nebst 6 Bataillons Infanterie , 10 Escadrons Husaren von Werner , 5 Escadrons von Apenburg und 5 Escadrons von Finken= stein , 200 Pferde von dem Regiment von Arnim beſtimmt wurden. Diese standen , unter dem Befehl des Majors von Diringshofen , in dem ersten Treffen auf dem rechten Flügel . Mit Ausnahme der Plänkeleien der Avantgarde kam es zwar nur zu einer erfolglosen Kanonade ; indeß wurde der Zweck der Recognoscirung erreicht , und der Lieutenant von Rabenau hatte Gelegenheit , sich vortheilhaft auszuzeichnen . Mit 40 Pferden gegen die linke Flanke des feindlichen Lagers vorgeschoben , warf er ein an 300 Pferde starkes Huſaren - Detaſchement , welches gegen die rechte Flanke der Preußen agirte , mit kühner Entſchloſſenheit zurück und brachte einige 40 Gefangene mit , ohne selbst wesentlichen Verlust zu erleiden . Nur einige Leute waren leicht verwundet. Während dieses Gefechts beabsichtig ten indeß die feindlichen Husaren einen Ueberfall des Lagers bei Kreußen

327 1 dorf; das zurückgebliebene Regiment von Arnim aber , welches vor dem Lager aufgestellt war , rückte ihnen sogleich kampfbereit entgegen. Der Feind gab den Angriff auf und zog sich wieder zurück , ohne das Gefecht anzunehmen. Am 18. August bezog der Generallieutenant von Stutterheim das Lager bei Troppau. Die Stadt blieb nebst der Oppa hinter der Front; der rechte Flügel war an der Kaiserstraße , der linke auf dem Galgenberge, beide Flanken durch Dragoner und Grenadiere gedeckt. Bis zum 15. Sep= tember blieb alles ruhig , und der Feind zeigte sich nur in weiter Ferne ; am 16. aber befehte er die Stadt und das Schloß Gräß mit Kroaten, Scharfschützen und Husaren , und es fielen nun täglich kleine Rencontres mit den Feldwachten und Patrouillen vor.

Das Regiment von Arnim

wurde ebenfalls zuweilen bei den Feldwachten herangezogen.

Am 22. Sep

tember wurde eine Feldwacht desselben gegen Niederhof unter dem Lieu tenant von Birckhahn und Cornett von Haugwiß in der Nacht von dem Feinde überfallen , durch das Piket unter dem Lieutenant von Gellhorn aber wieder frei gemacht. Dieser tapfere Offizier wurde durch diese That sehr empfohlen , dagegen der Lieutenant von Birckhahn nebst dem Cornett von Haugwiz vor ein Kriegsgericht gestellt. Am 29. September stieß der Generalmajor von Lossow mit seinem Husaren und dem Bosniaken - Regimente zu dem Korps ; am 30. aber kam der Erbprinz von Braunschweig mit 10 Bataillons Infanterie und 10 Escadrons Küraſſieren (von Podewills und Dallwig) bei Troppau an und übernahm den Befehl über die hier versammelten Truppen , welche nun aus 20 Bataillons Infanterie , 15 Escadrons Kürassieren , 20 Es cadrons . Husaren und 10 Escadrons Bosniaken bestanden.

Am 2. Oktober wurde folgende Position genommen , um den Feind aus Gräß zu vertreiben. Im Lager vor Troppau blieb das Regiment von Arnim mit 4 Bataillons Infanterie ; die Stadt hielt ein Grenadier Bataillon besetzt. In den Vorstädten kantonnirten die Regimenter von Podewills und von Dallwig mit 1 Bataillon Infanterie; in Jacktar und Schlackau das Husaren - Regiment von Lossow und die Bosniaken ; in Ottendorf 5 Escadrons von Werner. Mit den übrigen Truppen rückte der Erbprinz von Braunschweig gegen Gräß vor , welches der Feind eilig verließ. Die Stadt wurde mit einem Bataillon beſeßt und eine Stellung zwischen derselben und Jakobschowik genommen , Budſchowiß , wo das Hauptquartier war , im Centrum. Für das Regiment von Arnim fiel hier nichts Bemerkenswerthes vor , und selbst am 17. Oktober, als der Feind die Husaren und Bosniaken bei Jacktar und Schlackau angriff, rückte das Regiment zwar aus , konnte aber an dem Gefechte nicht mehr Theil nch

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men, weil der Feind bereits vertrieben war.

Eben so wurde ein Angriff

auf die leichten Verschanzungen bei Troppau von der Infanterie allein zurückgewiesen , in Folge dessen aber Troppau stärker befeht und stark verschanzt. Durch fürchterliche Regengüſſe waren indeß die Wege fast grundlos geworden, und die Truppen hatten viele Leute sowohl durch Krankheit als Desertion verloren. Der König , welcher am 24. Oktober bei Jägern dorf eingetroffen war, ging am 2. November nach Breslau und ließ die Winterquartiere beziehen.

Das Regiment von Arnim erhielt dieselben in

Dirſchel und Rösnit. Hier ging unterm 17. December die Verabschiedung des Majors von Lefsel ein , welcher wegen Krankheit darum gebeten hatte ; ( 1779.) dagegen wurde unterm 5. Januar 1779 der Rittmeister von Schroetter zum Major, der Staabsrittmeiſter von Doſſow zum Kompagnie Chef, der Lieutenant von Rabenau zum Staabsrittmeister, der Cornett von Thomstorff zum Lieutenant und der Fahnenjunker von Lefsel zum Cornett befördert. Da der Feind, den Preußen an Zahl weit überlegen , dicht an Trop pau kantonnirte und seine erste Chaine durch die Dörfer Groß- und Klein -Herlitz, Braunsdorf, Schlackau , Schönſtein , Ottendorf und Gilſcho with gebildet wurde: so wechselten die vordersten Preußischen Truppen oft ihre Quartiere, um nicht überfallen zu werden. Besonders merkwürdig ist der Umstand , daß die Offiziere des Regiments von Arnim den ganzen Winter hindurch die Feldwachten vor Troppau mit den gemeinen Huſaren von Lossow und den Bosniaken thun mußten , weil der Generallieutenant von Loſſow erklärte , daß seine Offiziere zu jung und unerfahren für dieſen Dienst wä ren. Ein Fall , der vielleicht zum ersten und letzten Male in der Preu ßischen Armee vorgekommen sein möchte. Das Regiment von Arnim wurde Mitte Februar bis Langenau und Groß- Peterwiß bei Katscher zu rückgeschickt , und dieser höchſt beschwerliche Dienst , welcher dem Offizier= Korps unrechtmäßiger Weise zu Gunsten eines anderen aufgebürdet wor= den war , hörte nun von selbst auf.

Bei dieser Entfernung von dem

Feinde mußte dem Regiment die noch übrige Winterzeit ohne besondere Ereignisse vergehen ; doch darf hier ein Vorfall nicht unerwähnt bleiben, dessen Folgen das Regiment ebenfalls berührten. Bombardement von Reustadr Um 28. Februar rückte der General -Feld= am 28. Februar 1779. marschalllieutenant Graf Olivier von Wallis mit 16 Grenadier - Bataillons, 2 Bataillons Kroaten, 350 Scharfschüßen , etwa 25 Schwadronen Ka vallerie und 24 schweren Kanonen , 12 Feld - Zwölfpfündern und - 7 Hau= bigen über Zuckmantel gegen Neustadt vor, wo das Regiment Prinz von Preußen unter dem Obersten von Winterfeld und das Grenadier- Ba=

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taillon von Preuß lagen. Man war von dem Unternehmen schon den Abend vorher unterrichtet , und der Oberst von Winterfeld nahm daher während der Nacht seine Maßregeln.

Er befehte das Schloß Wieſe mit

180 Mann Infanterie unter dem Major von Grävenik , ließ längs der Stadtmauer in Neustadt Echaffaudagen errichten und erwartete den Angriff. lim 5 Uhr kam der Feind aus dem Defilee und ließ, nachdem er den Major von Grävenis dreimal vergebens zur Uebergabe aufgefordert hatte, 1 Bataillon und 1 Regiment Dragoner mit den Feld - Zwölfpfündern und 1 Haubiße zu deſſen Beobachtung auf dem Eremitenberge stehen. Mit den übrigen Truppen rückte er gegen die Stadt. Hier wurde um 6 Uhr Allarm geschlagen, und die Truppen befehten ihre Posten auf den Echaffau dagen ; das Grenadier - Bataillon von Preuß aber wurde mit 2 Geſchüßen

$ auf die Höhe vor Kunzendorf gesandt , um die Zugänge von diesem Dorfe her zu vertheidigen. Die 50 Mann Dragoner , welche in Neuſtadt waren, begleiteten das Bataillon und plänkelten , durch Posten desselben in der Vorstadt unterstüßt, mit dem Feinde. Die Uebermacht trieb sie bald zurück ; die Grenadierposten zogen sich in die Stadt und die Dragoner setten sich zwischen derselben und dem Dorfe Leuber. Der Feind ließ dem Obersten von Winterfeld zweimal eine Kapitu lation anbieten, erhielt aber die Antwort : es feien Preußen in der Stadt, welche ihrer Pflicht gemäß handeln würden.

Um 8 Uhr rückte daher der

Feind vor, stellte sich zwischen der Einsiedelei und einem von Wieſe her= kommenden Bache auf und fing an, die Stadt zu bombardiren. In kur zer Zeit brannte die Neiſſer und die Jägerndorfer Vorstadt , welche zugleich von den Kroaten geplündert wurden. Nachdem das Bombardement bis gegen 11 Uhr gedauert hatte, erfolgte wieder eine Aufforderung zur Ue= bergabe ; aber auch diese wurde mit dem Bedeuten zurückgewiesen , daß man auf jeden etwa noch abgesendeten Parlamentair Feuer geben werde. Jezt schien der Feind einen Sturm verſuchen zu wollen.

Er brachte ein

Geschütz bis auf 120 Schritt an das neue Thor heran , gab aber nach einem Verlust von 40 Mann den Versuch wieder auf und sehte an der Niedermühle mit 4 Kanonen und allen Haubißen das Bombardement fort. Um 12 Uhr langte das Grenadier - Bataillon von Göße, welches in Hohen ploh kantonnirte, mit 50 Dragonern auf der Höhe vor Kunzendorf an, wo sich schon seit einiger Zeit der Major von Schladen mit 60 Dragonern befand , die von Paulwik zur Unterſtüßung der Stadt herbeigekommen waren. Das Grenadier - Bataillon von Preuß vereinigte sich mit dieſen Truppen, und der Feind mußte den Succurs für sehr bedeutend halten, denn er zog sich um 1 Uhr in größter Eile zurück.

Die Stadt brannte

noch nicht; da jest aber ein heftiger Wind das Feuer von den Vorstädten

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dahin trieb : so lag sie , trok aller Anstrengungen des Obersten von Win terfeld und seiner Leute , in einigen Stunden in Aſche. Das Regiment Prinz von Preußen blieb bis 3 Uhr in der Stadt; da aber auch die Echaffaudagen zu brennen anfingen und man befürchten mußte, daß die Thore verschüttet würden : so marschirte es auf die Jä gerndorfer Höhe und blieb dort die Nacht unter freiem Himmel; nur das Schloß von Neustadt wurde mit einem Kommando besetzt.

Der Feind

hatte sich gänzlich zurückgezogen und im Vorbeigehen das Schloß Wieſe mit Kanonen beschossen. Da der Major von Grävenit keine Kanonen hatte und der Feind sich nicht bis auf Gewehrschußweite näherte: so blieb dies Feuer unbeantwortet , und die Besatzung zog sich um 3 Uhr auf er haltene Ordre nach Neuſtadt zurück. Das Regiment Prinz von Preußen und das Grenadier - Bataillon von Preuß rückten am andern Morgen nach Leuber ; die Stadt wurde mit 200 Mann beſeßt, 80 Pferde ſtanden in der Vorstadt. Die Desterreicher konnten kaum die Absicht gehabt haben , das Re giment Prinz von Preußen aufzuheben : sie hätten sonst nicht 2 volle Stunden Zeit zu Vertheidigungsanstalten gelassen. Es scheint daher fast, als hätten sie Neustadt nur anzünden wollen , um vielleicht das begonnene Friedenswerk zu stören.

Daß für eine solche Absicht grade ein solches

Mittel gewählt wurde , muß aber um so mehr Erstaunen erregen , da die Neustädter Bürgerschaft sich stets für ihre Nachbarn in Desterreichisch Schlesien intereſſirt , ja ſogar für einige Dörfer vorschußweiſe Lieferungen an die Preußen gemacht hatte, um dadurch ein Recht auf ähnliche gute Behandlung zu erwerben. Diese Hoffnung schlug allerdings fehl, und da durch den Brand von Neustadt die Oesterreichischen Unterthanen, mit denen die Bürgerschaft in lebhaftem Handelsverkehr stand , große Verluste erlitten : so wurde dies Unternehmen bei Freund und Feind verhaßt. Der am 8. März bei dem Korps des Erbprinzen von Braunschweig publicirte Waffenstillstand , welcher bis zum 15. April abgeschlossen war, machte allen Feindseligkeiten ein Ende. Der Erbpring ging einige Tage nach dem Beginn desselben nach Breslau und übergab das Kommando an seinen Bruder , den Prinzen Friedrich von Braunschweig. Nach der von diesem ertheilten Ordre de Bataille stand die ganze Kavallerie im dritten Treffen unter dem Generallieutenant von Werner ; das Regiment von Arnim mit den Küraſſier - Regimentern von Dallwig und von Pode wills, und zwischen Beiden , in der Brigade des Generalmajors von Dall wig, welche den rechten Flügel bildete. Der Generalmajor von Arnim führte bei dieſem Kavallerie - Korps die Dragoner - Brigade , welche aus

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den Regimentern von Apenburg und Finckenſtein bestand. Der Prinz zog häufig die Truppen corpsweise zuſammen und führte namentlich ein gro= ßes Manoeuvre aus , welches zeigen sollte, wie Troppau von den Dester reichern hätte angegriffen werden können , woran auch das Regiment von Arnim Theil nahm.

Die genaueren Data für dieses Manoeuvre fehlen ;

doch soll es mit vorzüglicher Genauigkeit und sehr vieler Wahrheit ere= cutirt worden sein. Am 10. März war indessen der Friedenscongreß zu Teschen eröffnet worden und führte zu dem Frieden von Leschen , welcher am 13. Mai, am Geburtstage der Kaiſerin Maria Thereſia , vollzogen wurde. Alle Theile wurden durch diesen Friedensschluß in ihren Ansprüchen zufriedengestellt ; der König erlangte dadurch das Versprechen der Kai ſerin , dem bevorstehenden Anheimfalle der Markgrafthümer Baireuth und Anspach an den König von Preußen als Churfürsten von Brandenburg in keiner Weise hinderlich zu sein und den Lehnsrechten , die sie über einige Theile dieſer Länder ausübte, zu entsagen. Die Erwartungen , welche die Armee nach all den großen Vorberei= tungen von diesem Kriege gehegt hatte, waren unerfüllt geblieben ; es kam selbst in Böhmen nicht zu einem bedeutenden Treffen , denn der Zweck der Mobilmachung war die Erhaltung des Friedens , und die Kavallerie übte fich nur in der Kunst, zu fouragiren , nicht in der, Siege zu erfechten. „Bellone chaque jour les conduit au fourage, Et leur donne du foin en guise de Lauriers!" Auch das Regiment von Arnim war nur wenig gebraucht worden. In Folge des Vorfalls am 22. September 1778 wurden der Lieutenant von Birckhahn und der Cornett von Haugwiß unterm 16. April d . I. ohne Abschied entlassen. Unter dem 11. Mai avancirten dagegen der Cor nett von Hemm zum Lieutenant und die Fahnenjunker von Köckeriß und von Bockelberg zu Cornetts. Lehterer hatte seit 1776 als Freikorporal bei der Garde gestanden , engagirte sich aber 1777 bei dem Regimente von Arnim , da ſein Vater ein Bataillon in Neiſſe bekommen hatte und den hoffnungsvollen 13jährigen Sohn , der überdies große Neigung für den Kavallerie- Dienst zeigte, nicht allein dort zurücklassen wollte. Die Patente der drei Neuavancirten wurden vom 6. Mai datirt. Um 14. Mai erhielt der Prinz Friedrich von Braunschweig den Be fehl des Königs , an demselben Lage das Desterreichische Gebiet gänzlich zu räumen , womit schon am 11. begonnen worden war.

Am 15. ging

der Prinz nach Leobſchüß , um die Märkischen und Pommerſchen Bataillone nach ihren Garnisonen zu führen. Der Generallieutenant von Stutter

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heim übernahm das Kommando der Schlesischen Regimenter zu demset= ben Zwecke. Da Neustadt noch nicht ganz wieder aufgebaut war : so mußte das Regiment von Arnim theilweise anders als früher dislocirt werden, und bezog vorläufig in Zülk , Ober- Glogau und den dazwischen liegenden Dörfern Alt - Zülk , Simsdorf, Wilkau , Deutsch- und Polnisch- Müllmen u. f. w. Kantonnirungen. Nach den Exercierübungen rückte dasselbe am 26. August in folgender Art in die Standquartiere ein. In Oberglogau : 1. Die Leibkompagnie unter Führung des Staabs rittmeisters von Kleist. Bei dieser standen : der General - Adjutant , Lieu tenant von Stahr , der Lieutenant von Ziegeler , der Regiments - Adjutant, Lieutenant von Thomstorff, und der Cornett von Bockelberg. 2.

Die Kompagnie des Oberstlieutenants von Zißwiß unter dem

Lieutenant von Pommoff; außerdem waren Wuntsch und der Cornett von Köckeriz.

dabei

der Lieutenant von

3. Die Kompagnie des Majors von Birckhahn unter dem Staabs rittmeister von Rabenau ; dabei ſtanden noch der Lieutenant von Manſtein und der Cornett von Wuntsch. 4. Die Kompagnie des Majors von Schroetter unter dem Lieutenant von Prittwiß ; noch waren dabei der Lieutenant von Wallhofen und der Cornett von Leffel. In Krappit : 1. Die Kompagnie des Majors von Diringshofen unter dem Staabsrittmeister von Bandemer ; dabei noch der Cornett von Diericke. 2. Die Kompagnie des Rittmeiſters von Werther mit dem Lieute= nant von Hemm und dem Cornett von Borwitz. In Zülh : 1. Die Kompagnie des Majors von Bannig unter dem Lieutenant von Kerckow , wobei noch der Lieutenant von Gellhorn und der Cornett von Rosenberg. 2. Die Kompagnie des Rittmeisters von Manstein mit dem Lieu tenant von Hoff und dem Cornett von Haudring. In Neustadt die Kompagnie des Majors von Ischammer unter dem Lieutenant von Seelen , mit dem Lieutenant Graf Hendel von Donners mark und dem Cornett von Koschembahr. In der Stadt Bauerwiß die Kompagnie des Rittmeisters von Dossow mit dem Lieutenant von Borwiß und dem Cornett von Uechtrik. Von Ober- Glogau rechnete man Krappig und Zülh 2 Meilen ; Neu stadt und Bauerwit 3 Meilen , und nahm an, daß das Regiment in 10 Stunden bei dem Staabe versammelt werden könne.

333 Unterm 3. November wurde der Staabsrittmeister von Rabenau als Kompagnie- Chef in das Regiment von Roeder Küraffier , und der Lieu tenant von Schlaberndorff von diesem Regimente als Staabsrittmeister in das Regiment von Arnim verſeht , Ende November aber der Lieutenant Graf Henckel von Donnersmark verabschiedet, und der Lieutenant von Gellhorn erhielt dessen Patent. Der bisherige General - Adjutant, Lieu tenant von Stahr , rückte unterm 15. December wieder in seinen Plaß im Regimente ein. 1780.

Die gewöhnlichen Friedens - Uebungen fanden nun wieder

wie vor dem Kriege ſtatt ; besonders wurde mit großem Fleiße auf die Felddienstübungen , das Manoeuvriren und das Schießen mit dem Kara biner geachtet.

Kein Zug verließ das Thor ohne alle auf Märschen vor

dem Feinde nöthigen Vorsichtsmaßregeln , weil er stets erwarten mußte, von einer vorher entfendeten Abtheilung angegriffen zu werden. Zur Ue bung im Schießen bewilligte der König eine größere Quantität Pulver, als bisher, und die Chargirung wurde in allen Theilen eben so exakt als bei der Infanterie ausgeführt, ohne die Ausbildung zu Pferde zu vers nachläßigen. Die Offiziere erhielten nur während der Zeit der Graſung Urlaub, nach welcher sich alle wieder einfinden mußten. Am 16. Mai wurde der Generalmajor von Pannewiß auf seinen Wunsch wegen Augenschwäche von der Function als Inspecteur der Ober schlesischen Kavallerie entbunden, und der Generalmajor von Boſſe erhielt die Inspection. Da der Aufbau von Neustadt durch die freigebige Sorgfalt des Kö nigs rasch vorschritt , so wurde schon nach der Revue in diesem Jahre, welche zum ersten Male der Generalmajor von Bosse abnahm , die Kom pagnie des Rittmeiſters von Doſſow aus Bauerwiß zu der Kompagnie von Tschammer nach Neustadt verlegt. Unterm 2. Oktober erhielten die Lieutenants von Seelen und von Borwih die erbetene Dimiſſion , wogegen die Cornetts von Wuntſch und von Borwitz zu Lieutenants , die Fahnenjunker von Tempski und von Trütschler zu Cornetts avancirten. Der am 29. November erfolgte Tod der Kaiserin Maria Theresia, welcher der Kaiser Joseph II. folgte, regte aufs neue die Hoffnungen der kriegsluftigen Jugend an , und zwar um so mehr , als selbst der König an den Krieg glaubte und ſeinen Miniſtern schrieb : „Maria Thereſia iſt todt. Eine neue Ordnung der Dinge beginnt." Aber die erbitterte Fein din des Königs - die größte Frau , welche je einen Thron bestieg , und deren natürliche Güte und angeerbter Seelenadel ihr häusliches wie ihr öffentliches Leben bezeichneten

hatte sich im Alter verſöhnt gezeigt und

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den Frieden ihrem Kaiserlichen Sohne angelegentlich empfohlen , deſſen Thätigkeitstrieb sich überdies auf die innere Umformung seiner Erb - Lán der wandte. Unterm 15. December erhielt der Lieutenant Baron von Hemm die Dimiſſion ; der Cornett von Haudring avancirte zum Lieutenant, der Fah nenjunker von Reisewiß zum Cornett. 1781. Unterm 1. Mai erhielt der Lieutenant von Stahr die er betene Dimission und unterm 18. Mai avancirte der Cornett von Koschem bahr zum Lieutenant , der Fahnenjunker von Ivernois zum Cornett. Im Oktober starb in Krappit der Major von Diringshofen ; daher wurde unterm 1. November der Rittmeister von Werther zum Major , der Staabs rittmeister von Kleist zum Kompagnie - Chef, der Lieutenant von Prittwig zum Staabsrittmeister , der Cornett von Rosenberg zum Lieutenant und der Fahnenjunker von Koschihki zum Cornett ernannt. Wie sehr übrigens dem Könige die Ausbildung der Offiziere für den Felddienst am Herzen lag , beweist noch die unterm 5. August 1781 dem Generalmajor von Boſſe zur Mittheilung an die Regimenter ſeiner In spection übersandte, von dem Könige eigenhändig entworfene Instruction, welche nebst der Kabinets - Ordre hier eine Stelle finden möge. ,,Mein lieber General-Major v. Bosse ! Da ich für nöthig Befunden, für die Inspecteurs der Cavallerie eine näher Instruction zu ertheilen, welche Hauptsächlich die Officiers Bey die Regimenter angehet , daß›› ſie nehmlich fleißig sind , zum Dienſt ſich appliciren und Vornehmlich auf alles , was pattrollen angehet , völlig eingeschoßen sein sollen , damit fie in den Sachen geübt und geſchickt gemacht werden , um hiernächſt im Kriege, wenn die Gelegenheit dazu ist, davon den Besten gebrauch mit Vortheile zu machen wißen ; So übersende ich Euch anliegend diese Instruction mit der Aufgabe, solche denen Commandeurs derer Cavallerie- Regimenter Ew. Inspection in Abſchrift mitzutheilen und sie darauf zu verweisen, daß ſie ſich darnach achten und auf daß darin Vorgeschriebene ernstlich halten sollen. Wie ihr den auch eures Orths selbst dahin zu sehen , daß solcher gehörig nachgelebet wird , und wenn ihr Officiers dabey findet , die ſich distingiren und Vorzüglich fleißig sind und sich appliciren , ſo habt ihr mir solche Bekannt zu machen. Ich bin übrigens Euer wohl affe ctionirter König. Potzdam, den 5. August 1781 .

gez. Friedrich." Ich erneure nicht die vorigen Ordre, die ich ihnen schön gegeben habe, welche ihnen schon Längst Bekannt sind , also die Ordres , den Ges meinen Mann in Reiten zu dressiren , die Arten , wie die attaquen müßen

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gemacht werden, daß die Pferde immer Grade aus geführt werden , die diferente Manövres müßen vor wie nach observiret werden. Was ich hieben hinzusehe , gehet vornehmlich die Zucht der Jungen Officiers an. Denn wenn auch die Regimenter in der besten Ordnung von der Welt find , und die Officiers nicht gut gezogen werden , so wißen sie nicht den Gehörigen gebrauch von ihrer force zu machen. Eine Sache muß ich dabey erinnern , daß im vorigen Kriege ist negligirt worden , und die Be stehet darin, daß die Officiers in währenden Lagers gar keine attention auf die Futterung der Pferde gehabt haben , und so weit, daß der Ge= meine Mann , wenn er von Fouragirung zurück gekommen ist, daß Futter an die Marquedenter verkaufft hat , wodurch die Dienst- Pferde bey vie len Regimentern sind entkräfftet worden. Um dieſes zu verhüten, fo müßen die Officiers in Friedens - Zeiten Beständig darauf acht haben, daß sie nach der Futterung sehen ; dieses ist keine Kleinigkeit , nicht weil ein Regiment mit entkräffteten Pferden zu nichts zu gebrauchen ist , sondern unnüße und der armee zur Last ist. Aber Bey diesen muß man nicht stehen Bleiben, wenn ein Officier von der Cavallerie Bollkommen soll formiret werden , so muß er Vornehmlich auf alles , was pattrollen an gehet, Vollkommen eingeschoßen sein.

Ist es im Lager , so muß er sich

alle Wege und Fußstege, so vor der armee und auf Beyden Flanquen find , Bekannt machen , daß er sie alle kennt, damit wenn er einen Weg gegen den Feind genommen hat , er den Andern wieder zurück nehmen kann. Im Plainen werden die Pattrollen leicht , weil das Auge von nichts gehindert wird , und nur daben zu observiren ist, daß sie so viel es Möglich ist, die Dörffer umgehen , und zwar mit dem Klumpen, und nur einige flanquiers herein schicken , um zu wißen , was darin ist, ihrer sicherheit wegen. Durch hole Wege muß man nicht gehen , wenn nicht vorher hingeschickt , um zu sehen , ob was da ist. Durch Wälder sind die Pattrollen an beschwerlichsten , den stehen Posten von der Infanterie dar innen, so muß die Pattrolle nicht einmahl Schußmäßig heran kommen, indem sie sonst unnüße weise Leute oder Pferde Blessiren läst ; ist keine Infanterie in den Walde, so muß die Pattrolle erstlich mit einzeln Leu ten visitiren laßen, und daß sie mit sicherheit durchkommen kann und in übrigen von allen Orten , wo Infanterie sein kann , so muß sie sich davor hüten, weil sie da nichts ausrichten kann.

Bey den Feld- Wachen , die

um die armee stehen, müßen die Pattrollen, ſo Bald wie der Tag fällt, von virtel zu virtel Stunden Creußweiß gehen , sowohl um die Desertion der armee zu verhindern , als auch Espions Feindlicher seits sofort zu arrettiren und nach dem Hauptquartire zu schicken. Ist es auf Postirung vor die Winter- Quartiren , ſo müßen in der Nacht Beſtändig Pattrollen

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gehen, damit der Posten bey Zeiten kann avertiret und vom Feind nicht kann überfallen werden.

Wenn der Feld - Posten des Nachts unweit der

Bache von der Infanterie gezogen worden, so haben sie nichts zu befor= gen , wenn sie nur zu Pferde ſind , um daß sie nicht zu Fuß überfallen laſſen. Bisher hab ich nichts als von Defensirten Krieg gesprochen, nur muß ich daben hinzusehen , daß Absonderlich die Officiers sowohl als die Unter - Officier, wenn die Pattrollen müßen angehalten werden , Wahre Vernünfftige und Deutliche Rapports mit Bringen , damit man auf ihre Rede statt machen kann , und diejenigen , die sich am meiſten distingiren, müßen allezeit vorgezogen werden ; alles dieses , was den Defensirten Krieg angehet, ist soweit gut, aber damit ist es nicht ausgemacht , indem mir die Officiers am Liebsten sind , wenn sie sich mit Offensiven Projecten um den Feind Bekümmern , und es ist kein Lieutenant ober Cornett von der Cavallerie , den die Gelegenheit nicht was dazu anbietet , wenn sie nur Lust zu ihrem Handwerke haben , sich zu Distin giren. Mit den Pattrollen lernen sie Wege kennen , und Kriegen die Würck lichen jdeen von Terrain in Kopf, recognosciren den Feind ſeinen Poſten in sehen von welchen disposition er sich geseht hat. Sie erfahren , in welche Derter der Feind seine Pattrollen schickt und wo sie durchgehen. Auf diese kenntniße können sie ihre Projecte formiren , ist es daß der Feind seine Feld - Wachen exponirt hat, so entſtehet daß Project dar x aus , fie zu allarmiren, und um daß zu thun , muß man wohl wißen, wo der Feind seine Videtten zu stehen hat und alle precaution , die er zu seiner sicherheit nimmt.

Wer so einen Posten aufheben will , der muß

nicht auf die Videtten treffen , sonst wird er entdeckt ; dieselben muß er umgehen. Der überfall muß Nächtlicher Zeit geschehen , damit man nicht entdeckt wird , und wo es möglich ist, so muß ihnen in Rücken kommen, welches immer am sichersten und Leichtesten ist. Daß Feuer entdeckt den Orth , wo die Wache steht, also kann man sich darnach richten , wenn nur keine Infanterie dabey ist , so kann die Sache einen guten Ausschlag haben, ohnerachtet daß die Feld - Wache unter den Feuer ihrer Canonen stehet, den des Nachts können die Canonen nicht Feuern , weil sie nichts sehen können und auf ihre Leute Schießen könnten. Solches unternehmen muß geschwinde execudiret werden und mit den Gefangenen gleich in der Geschwindigkeit zurückgegangen werden ; Verfolgt geht gar nicht , den man würde sich den Feind Nähern , und diejenigen , die ihn Verfolgten , wür den durch die übermacht zurückgeſchmißen werden und Leicht dabey ver liehren. Wer dergleichen projecte macht, muß dabey observiren die Stärke des Feindes ohngefehr auf der Art.

Die Feld - Wache, die ich attaquiren

337

will , ist 50 Mann starck, aber 500 Schritt davon stehet eine Andere Feld wacht von 100 Pferden , also so brauch ich 200 Pferde , mit 100 Mann heb ich die 50 auf, und 100 Mann Postire ich zur reserve , wenn der Succurs käme, damit ich ihnen auf den Hals fallen kann , 50 Mann Bringen die Gefangenen fort , also behalt ich noch 150 Mann , um den Feind zu repousiren. Die Retraite zu decken , dergleichen Dispositions laßen sich auch auf eine Andere Art machen , um den Feind seine Pattrolle aufzuheben ; die Derter, wo der Feind ſeine Pattrolle macht , werden be kannt, den es sind ungefehr dieselben , die Stunden ist ordinaire gegen Anbruch des Tages , die Stärke der Pattrollen ist Leicht zu erfahren, wenn man nur achtung gibt , welches einerley ist , es ſein 30 , 50 oder 100 Pferde. Die Officiers , welche die weitesten Pattrollen machen von den Husaren und Dragonern , gehen ohngefehr den Weg , den der Feind kennt , alſo muß ihnen daß Train , wo der Feind passiret , wohl bekannt ſein, sind keine Derter, wo nicht entweder Gründe sind , Feld - Brücken oder Kleine Büsche , wo sie ein Versteck machen können . Macht der Feind ſeine Pattrolle mit 100 Pferden , so ist immer beßer, 200 dagegen zu gebrauchen, um sicher von seiner Sache zu sein.

Des Abends nach der

Sonnenuntergang muß sich daß Corps in Versteck ſehen , es muß kein Mensch allda durchgelaßen werden , damit der Feind keine Nachricht Be kommen kann. Es muß kein Toback geraucht und kein Feuer angemacht werden, damit der Feind von nichts Nachricht kriegt, und wenn er an kommt, so muß er sogleich mit 50 Mann in der front und mit 50 Mann in Rücken attaquiret werden , die avand- und arrier - Garde und die übrigen 100 Mann fallen ihn sogleich in die flanque , und ist nichts zu fehlen , daß derjenigen Officiers , der dergleichen projecte macht, Ehre dabey erwirbt. Ueber dieses ist noch eine Andere Art Pattrolle zu machen, die man Mauſe - Pattrollen nennt , welche gut angebracht werden können. Wenn der Feind in einen offenen Lager stehet, oder Bey der Ketten von den Winter - Quartiren , dergleichen müßen nicht starck seyn und Bestehen folche nur von 2 bis 3 Mann sichere und zuverläßige Leute , die wohl müßen ausgesucht werden .

Dieselben werden Vornehmlich gebraucht , um

zu wißen , was in des Feindes Rücken passirt , den Leuten gibt man des Feindes Officier daß der Ist

Mundirung , damit sie gut . durchkommen können , und muß der gut Böhmisch und Ungerisch Verstehen und Sprechen können, desto sicher durchkömmt . es im Felde, so werden dergleichen Pattrollen 2 Meilen Rechts

oder Links um die Feindliche armee herum geschickt , und geben sich für des Feindes Trouppen aus , damit kommen sie überall durch , und kann man durch sie erfahren , entweder wo der Feind seine Lebens - Mittel her 22

338

zieht, oder gewiße Wege , wodurch man nach seinem Laager kommen kann, oder den Rücken seines Lagers zu beſehen, ob er da attacable ist. Ift es von die Winter - Quartire , dass die Pattrollen ausgeschickt werden , so kann es nichts anders sein , um zu sehen , wie die Posten von hinten ſein, wie die Wege gehen und ob es angehet , daß man was gegen sie unter nehmen kann , dabey müßen aber die Officiers, die dergleichen Commission Kriegen, wohl auf ihre Hut sein , sie müßen niemahlen des Nachts in die Dörffer Bleiben , sondern Beständig in den Wäldern , wo es am sichersten ist , und wenn sie gesehen haben , was sie haben sehen wollen , sich durch große umwege wieder nach ihren Corps ziehen. Bey den häuffigen Pat trollen , wo die Officiers gebraucht werden , kriegen sie Gelegenheit , von der Feindlichen armee ihre Beschaffenheit , ihre umstände , ihre Verfaßung und viele Particulariteten zu erfahren , die öffters ins große gehen kön nen und wodurch den Commandirenden General einsichten gegeben wer den können , entweder von den Feinde ein Corps zu überfallen , oder die armee in ihren Lager zu allarmiren , auch wohl gar den Feind zu schlagen. Dis sind Gelegenheiten , wodurch die Officiers die größte Forthune Ma chen können , aber wenn sie in Friedens - Zeiten nicht darauf dencken , so werden ihnen dergleichen fälle im Kriege nicht kommen. Man muß darauf dencken , darauf Raffiniren , damit wenn der Krieg kommt , so wißen sie davon gebrauch zu machen. Im Herbst, wenn die Pferde von Graſung kommen und daß die Regimenter in Cantonirungs-Quartire zusammengezogen werden , so kön nen fie in allen dergleichen Sachen geübt werden , wenn sich nur die Chefs und Commandeurs der Regimenter die Gehörige Mühe geben. Ben die Cürrassiers muß ich noch eins hinzusehen , die müßen die Sache eben so Lernen und wißen , als die Officiers von den Husaren und Dragoner; nun muß ich noch eine Sache dabey erinnern , daß , wenn eine attaque gegen der Linie von der Cavallerie geschiehet , so muß allen Officiers von die Cürassiers wohl inprimiret werden , daß sie ihre Leute wohl Besonnen halten, damit sie, wenn sie in Ersten Chog den Feind geschmißen haben ,

noch

auf die zweite Linie Chogiren

können , ein

3ug per Esquadron kann ausfallen , die andern aber müßen geschloßen fein. Diejenigen Staabs- Officiers , die sich zum meiſten appliciren wer ten , die Jungen Officiers auf den Fuß zu formiren , werden sich Bey mir am meisten insinuiren , weil , wenn Bey der Cavallerie Ordnung Beym Gemeinen Mann und munter und intelligente Officiers sein, man alles mit ihnen machen kann , und wenn eins um daß Andere davon fehlet , es nur halb Werck ist. Dabey müßen die Generals und Com mandeurs sich erinnern , daß der Friede lange gedauert hat , und wenn

339

wir nicht die Jugend abrichten , so kommt daß Werck in stocken, und kann man durch die Nachläßigkeit den Ruhm verliehren , den sie Bis dato mit Recht erhalten haben. Die Inspecteurs müßen an alle Commandeurs der Regimenter die Abschrifft davon geben." ,,Signatum Potzdam den 5. August 1781." gez . Fridrich . " 1782.

Unter dem 20. Mai 1782 avancirte der Oberstlieutenant

von Zihwitz zum Obersten und der Lieutenant von Manstein wurde als Invalide verabschiedet ; dagegen unterm 12. Juni der Cornett von Uechtriß zum Lieutenant , der Junker *) von Raven zum Cornett befördert. Unter dem 3. November erhielt der Lieutenant von Wuntsch sen. den nachgesuch ten Abschied , wogegen unterm 1. December der Cornett von Diericke zum Lieutenant und der Junker von Briesen zum Cornett avancirte. 1783.

Unterm 21. Mai 1783 erfolgte die Beförderung des Ma=

jors von Bannig zum Oberstlieutenant , und da am 2. Juli der Major von Tschammer in Krappig starb : so wurde unter dem 20. Juli der Ritt meister von Manstein zum Major , der Staabsrittmeister von Bandemer zum Kompagnie - Chef, der Lieutenant von Kerckow zum Staabsrittmeiſter, der Cornett von Leffel zum Lieutenant und der Junker von Tempski zum Cornett ernannt. Neustadt war nun wieder völlig aufgebaut; nach der Königs - Revue rückten daher der Staab und 4 Kompagnien daselbst ein, und das Re giment war in nachstehender Art dislocirt. Neustadt: Leibkompagnie.

Lieutenant von Hoff, von Thomstorff,

" von Uechtrit , Cornett von Trütschler. "/

Oberst von Zigwig.

Staabsrittmeister von Prittwik , Lieutenant von Rosenberg, Cornett von Briesen.

Major von Werther. Staabsrittmeister von Schlaberndorff, Lieutenant von Koschembahr, Cornett von Tempski jun. , Major von Manstein . Lieutenant von Pommoff, Cornett von Bockelberg .

*) Die Königlichen Kabinets - Ordres bedienen sich von hier ab des Ausdrucks "Junker"; die Ranglisten behalten noch den Titel „ Fahnenfunker " bei. 22 .

340

Ober- Glogau

Oberstlieut. von Bannig . Staabsrittmeister von Kerdow, Lieutenant von Diericke, Cornett von Köckrit.

"

Rittmeister von Doſſow. Lieutenant von Haudring, Cornett von Reisewitz.

"

Rittmeister von Bandemer.

Lieutenant von Ziegler, Cornett von Koschiski.

Krappit: Major von Birckhahn.

Rittmeister von Kleist.

Zült: Major von Schroetter.

Lieutenant von Gellhorn, von Borwik, Cornett von Raven. Lieutenant von Wallhofen, Cornett von Ivernois.

Lieutenant von Wuntsch. von Lessel, Cornett von Tempski sen.

1784.

Im März 1784 starb in Neustadt der Cornett von Trütsch

ler, und dessen Stelle wurde unterm 3. April mit dem als Cornett ein gestellten Curländischen Junker von Hülleſſem beſeßt. 1785.

Unterm 20. Mai 1785 avancirte der Chef des Regiments,

Generalmajor von Arnim , zum Generallieutenant , konnte aber wegen Kränklichkeit das Regiment dem Könige nicht mehr vorführen , welcher in diesem Jahre zum letzten Male nach Schlesien kam. Das Regiment von Arnim kantonnirte während der Exercierzeit zwi schen Ohlau und Breslau ; das Staabsquartier war in Cattern. Die Revue fand am 24. Auguſt im anhaltendsten Regen statt und der König äußerte sich über den Zustand des Regiments sehr gnädig . Zugleich er nannte er an demselben Tage den Obersten von Zihwih zum Chef des vacanten Dragoner - Regiments von Pomeiska , und den Oberstlieutenant von Bannig zum Kommandeur des Regiments von Arnim ; der Rittmei= ster von Dossow wurde zum Major , der Staabsrittmeister von Schlabern dorff zum Kompagnie - Chef, der Lieutenant von Hoff zum Staabsritt meister , der Cornett von Köckrig zum Lieutenant und der Junker von Gostzycki zum Cornett befördert. Schon während der Anwesenheit des Königs in Schlesien war der Generallieutenant von Arnim um seinen Abschied eingekommen und erhielt denselben unter dem 22. September durch eine in den anerkennendsten Ausdrücken abgefaßte Kabinets - Ordre mit einer jährlichen Penſion von 2000 Rthlrn. An demselben Tage wurde der bisherige Kommandeur der Garde du Corps , Oberst Baron von Mengden , in Stelle des General

341

lieutenants von Arnim zum Chef des Regiments ernannt, welches von nun an den Namen Regiment von Mengden Küraffiers führte. Der Feldprediger Schult war in diesem Jahre im Civil placirt wor den und der Feldprediger Kloh an seine Stelle getreten. 1786.

Unter dem 13. Februar 1786 wurde der Lieutenant von

Borwit , aus nicht mehr zu ermittelnder Ursache , ohne Abschied entlaſſen, und zugleich der Cornett von Bockelberg zum Lieutenant , der Junker von Salisch zum Cornett, am 2. März aber der Oberstlieutenant von Bannig zum Obersten ernannt. Am 5. April starb zu Krappit der Lieutenant von Wuntsch sen. , und wurde dagegen unterm 20. April der Cornett von Tempski 1. zum Lieutenant , der Estandartenjunker *) von Jagow zum Cornett befördert. Dies waren die lesten Ernennungen , welche der große König bei dem Regimente von Mengden vollzog . Obwohl dem Anschein nach im August des vorigen Jahres gesünder aus Schlesien zurückgekehrt , konnte er doch den Manoeuvres bei Potsdam nicht mehr bis zu Ende beiwohnen, und hatte den Winter hindurch leidend , aber ohne Unterbrechung seiner Thätigkeit für das Wohl des Staates zugebracht.

So lebte er bis zum

16. August, wo ihn die Besinnung zuweilen verließ und Bewußtsein mit Bewußtlosigkeit abwechselte. Am 17. früh um 2 Uhr 20 Minuten ſtarb der große Monarch , wie er es stets gewünscht hatte , unerwartet und plög lich; einsam , wie er zuleht fast immer gelebt. Er war 74 % Jahr alt geworden und hatte 2 Monate über 46 Jahre regiert ; - ein Selbstherr scher, wie Wenige,

Die Geschichte gab ihm den Beinamen des Großen ;

die treuergebenen Herzen seiner Unterthanen die Bezeichnung : der Ein zige, und in der That war von allen Fürsten , welche mit der Bezeich= nung groß" geehrt wurden, in Keinem so vereinigt , als in ihm : die Weisheit des Königs , die Kraft und Kunst des Feldherrn , die persönliche Tapferkeit des Kriegers , die Strenge des Richters , die Milde eines Va= ters seiner Unterthanen , die Gemüthlichkeit traulicher Begegnung , der Ernſt edler Freundschaft , die Gunst und Liebe der Musen ; Gelehrsamkeit , Phi losophie , Ausdauer und Gleichmuth , schlossenheit. ―

Gegenwart des Geistes und Ent=

*) Die Königlichen Kabinets - Ordres bedienen sich von jezt ab das Ausdrucks „ Estandartenjunker“ ; die Ranglisten nehmen denſelben erst im folgenden Jahre 1787 an und ſchreiben von 1797 wieder „ Fahnenjunker “.

342

Die sterbliche Hülle des großen Königs wurde in der Garnisonkirche zu Potsdam in demselben Raume beigesezt , welcher den Körper seines Baters aufgenommen hatte. Friedrich Wilhelm II. , der Sohn des am 12. Juni 1758 in Oranienburg verstorbenen Prinzen von Preußen, be stieg den Thron. Das Heer , welches nebst einem Schaße von wenigstens 72 Millionen vorhanden war , bestand in 4 Bataillonen Garde zu Fuß,

106 Bataillonen Infanterie in 53 Regimentern , 63 Schwadronen Kürassieren in 13 Regimentern , 120 Schwadronen Dragoner in 12 Regimentern , 100 Schwadronen Husaren in 10 Regimentern , 8 Bataillonen Feldartillerie in 2 Regimentern zu 10 Kom pagnien , mit 3 Kompagnien Augmentation , 13 Garnison - Artillerie - Kompagnien und 2 Garnison - Artillerie Kommandos , 4 Mineur- Kompagnien , 1 Pionier -Kommando , 43 Garnison - Bataillonen , 4 Landregimentern ; im Ganzen 120,000 Mann Infanterie , 40,000 Mann Kavallerie , 10,000 Mann Artillerie und Mineurs , 30,000 Mann Garnisontruppen ,

1

Summa 200,000 Mann. Der Stand des Offizier - Korps des Regiments von Mengden Kü rassiere bei dem Tode des großen Königs wird aus der nebenstehenden Rangliste übersichtlich erkannt.

t

Rangliste

15 . .16 . 17 . 18 . 19 20 . .21 22 . . 23 . 24 . 25

12 . .13

. 9 .10

.6 . 7

. 4

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"I 1" "

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5.50

" "1

Mengden von Baron Karl Generalmajor 1. . Bannig von Heinrich Samuel Oberst 2. irckhahn B .Major von Albert Jakob 3. Schroe von Ludwig Heinrichtter er Werthich von Ehrenre George Manstein rd von Bernha Johann w .. Dosfo von Kasimir Adam Kleist m von Ludwig Joachi Rittmeister 8. Bande von Karl George mer h Friedricrndorff Schlabe .von • von is ter Prittw Ludwigittmeis Karl Staabsr 11. m Kerck von ow Wilhel Karl Hoff von August h Heinric .von Pomm Ludwig ant Karl Lieutenoff 14. Gellhorn von Wilhelm Friedrich Ziegler von Ludwig Friedrich Wallhofen von Felix Thomstorff von August Karl Haudring von Friedrich Johann r Koschembah von Gustav Ernst Rosenberg von Ludwig Christoph Uechtrih von Ernst Hans . Dierice von Alexander Ferdinand .von Leffel Ferdinand Koeckris von Gottlob Kaspar 32

44 47 47 46 42 41 42

4

12697278220 · · · · 8 · 8

·

·

• ·

. 11 37.

56 . 58 53 37 35 32 29 35 . 34 33 26 27 25 24 22 26 20 20 19 20 14 13 12 11 12 8 8

Dienstzeit . . onat MJabr

Alter . Jahr . .Baterland .

.1781 1783 1785 1781 1783 1785 1773 1775 1778 1778 1779 1780 1781 1781 1782 1782 1783 1785

1786 1778" 1779 1781 1783

.1786 August pro s Küraffier Mengden von Regiment Föblichen Vom

Liefland Preußen . Preußen Preußen · Neumark Preußen . 1785 ... Magdeburg Pommern Pommern · Mittelmark Schlesien Preußen . Thüringen Kurland Schlesien Preuße n . Schlesien Schleswig Kurland Schlesien Preuße n . Schlesien Pommern Schlesien Schlesien

Rangliste

. Septbr 22. den 1785 2. .März Febr .25. 3. Januar . Novbr 1. . 20. . Juli August .24. Novbr .1. 20. . Juli 24. . August 1. . Novbr Juli .23. 24. August . . Juli 7. Juli .6. 25. Febr . . April 12. . Januar 3. . Decbr 21. . Mai 18. . Novbr 1. Juni .12. 1. . Decbr 20. . Juli 24. st .Augu

Patents des .Datum

343

888885222

Untersta b. a

·

Alter. Jahr. 23

21

20

26 19 .. 18

Dienstzeit. Monat. Jahr.

Vaterland.

5 Schlesien. 9 Schlesien. .. Preuße n. Altmark. ·Schlesi en.

8 .. 1Mittelmark 1786 ... den 13. Febr 8•Schlesien 8 7 4 Schlesien · 6 Mittelmark 1781 ... Schlesien 7. 1781 ... · 7 Mecklenburg 1782.. 5.9 Schlesien Schlesien 7 2· 5 Kurlan .. d · 4 10 Schlesi en 1785 .. Schlesien 3· . 4. Altmark ... 9

4 4· 3 2

24

1 Preußen. 9 Magdeburg. Schlesien. Mittelmark. ... 46 21. 8. ... Mähren

B74

Mengden von gez.

·

.. ·

Datu m. des Paten ts

·

1782 1783. 1784.

1786

"/ "1 "

" "

222222

18 ... 18 .. 16 17 15 ·

45 24 · ... 37 14 • ... 14. 48 2

43029

Heinrich Ferdinand Knobelsdorff von " Wilhelm Ziegler von.. Ernst Sigismund Jagow von " Heinrich August von Pakisch

26. Lieutenant Heinrich Friedrich von Bockelberg Friedrich von. 27. Tempski Cornett 28. Gottlob Karl von Reisewit Friedrich 29. Wilhelm Ivernois von "Koschüßki Karl ... von 30. "1Friedrich Otto von 31. Raven " Briesen Karl 32. Philipp von. Leopold Karl Tempski von 33. "Friedrich Georg Hülleffem von. 34. 11Gostzycki Alexander Gilbert von 35. " Levin Karl Erdmann Salisch von 36. "Wilhelm Friedrich 37. Jagow von .. "I

Regiments 1.Quartiermeister Michael Lonsert Feldprediger 2.. Gottgetreu Friedrich Klos Auditeur Samuel David Lohde 3. 4.Regiments Feldscheer Giesemann Wilhelm Friedrich 5. Bereiter Joseph Paußwang ..

Fahnenjunker Wrochem Ludwig Franz Ernst von 1.. 2. 3. 4. 5.

344

20. .. 1786 April 21... 1780 Decbr 18.. Mai Novbr 1.. 12.. Juni Decb1. r. 20.. Juli Mai 3.. Augu24. ft. 13.. Febr 1786 20.. April 277222222

345

Vierter

Abschnitt.

Von dem Tode Friedrichs des Großen bis zu der Reorganisation des Regiments als Erftes Küraſſier - Regiment. Von 1786 bis

1786.

1808.

Nach der Revue, welche im Jahre 1786 zu der gewöhn

lichen Zeit bei Zülh vor dem Inspecteur stattfand , rückte das Regiment von Mengden in folgender Art in die Standquartiere. In Neustadt : die Leibkompagnie unter dem Staabsrittmeister von Hoff; die Kompagnie von Bannig unter dem Staabsrittmeister von Kerckow, die von Manstein unter dem Staabsrittmeister von Prittwih und die von Dossow unter dem Lieutenant von Ziegler. In Oberglogau : die Kompagnie von Birckhahn unter dem Lieutenant

von Pommoff, und die Kompagnien von Kleist und von Schlaberndorff. In Krappit: die Kompagnie von Schroetter unter dem Lieutenant von Rosenberg , und die Kompagnie von Bandemer. In Zülk : die Kompagnie von Werther unter dem Lieutenant von Wallhofen. Unter dem 30. November wurde der Lieutenant von Pommoff zum Staabsrittmeister avancirt, und da am 16. December der Lieutenant von ( 1787.) Thomstorff in Neustadt gestorben war , unter dem 5. Januar 1787 der Cornett von Reisewiß zum Lieutenant befördert und ein Graf Schack als Cornett in das Regiment eingestellt. Der älteste Junker des Regiments , von Wrochem, avancirte zugleich zum überzähligen Cornett, und der Lieutenant von Koeckrih wurde Regiments - Adjutant. Unter dem 8. Februar erhielt der Cornett von Hülleſſem die erbetene Dimiſſion ; der Cornett von Wrochem wurde einrangirt und der Eſtandar tenjunker von Knobelsdorff zum überzähligen Cornett ernannt ; eben so unterm 21. Februar der Herr von Prittwiß und Gaffron , ein Neffe des Obersten und General - Adjutanten von Prittwiß. Am 10. März starb in Oberglogau der Rittmeister von Schlaberndorff. Seine Kompagnie wurde unter dem 22. März dem Rittmeister von Prittwig ertheilt , der Lieutenant von Gellhorn zum Staabsrittmeister, der Cornett von Ivernois zum Lieu tenant, und der bisher übercomplette Cornett von Knobelsdorff zum wirk + lichen Cornett, unterm 20. Mai aber der Major von Birckhahn zum

346

Oberstlieutenant befördert. Unter dem 23. August erhielt der Lieutenant von Tempski die erbetene Dimission ; der Cornett von Koschüßki wurde daher zum Lieutenant avancirt und der überzählige Cornett von Prittwik einrangirt, unterm 7. Oktober aber der Lieutenant von Ziegler zum Staabs rittmeister ernannt , ſo daß das Regiment deren nun 5 hatte. Die Uniform des Regiments war in der ganzen Zeit der Regierung Friedrichs des Großen bis auf die oben angegebenen geringen Veränderun gen fast dieselbe geblieben ; nur hatten seit 1779 Unteroffiziere und Gemeine im Dienst zu Fuß, statt der hohen Steifftiefeln , Schuhe und schwarz ge= wichste Kamaschen von Zwillich , welche über die Kniee gingen. Die Offiziere trugen außer dem Kollet und der gestickten Gallauniform , die nur im Schnitt und der Stickerei eine gefälligere Form erhalten hatte, ſchon ſeit längerer Zeit noch einen weißen Gesellschaftsrock mit schwarzsammtnen ungestickten Aufschlägen und Kragen , und weißem Futter ; außerdem aber blaue Leibröcke mit einer Reihe Knöpfe, schwarzsammtnem Kragen und Aufschlägen und weißem Unterfutter, welche auch bei dem kleinen Dienst in der Front erlaubt waren. An den silbernen Trompeten waren die Banderollen in schwarz und Gold , an den meſſingenen in roth und weiß ; die Patrontaschendeckel aber mit einem ovalen Meſſingblech geziert , welches den Namenszug des Kö nigs , von Trophäen umgeben , in getriebener Arbeit trug. Die Kollets waren seit längerer Zeit , wahrscheinlich schon vor dem Beginn der Schlesischen Kriege, statt von Leder , von ledergelbem Kirſei, ſeit 1776 mit weißem Thon angestrichen ; die Mäntel dunkelblau und ohne Aermel, mit schwarzem liegenden Kragen ; die Mantelsäcke weiß. Friedrich Wilhelm II. gab von nun an den Kürassier - Regimentern weißen Kirsei zu den Kollets ; mit Ausnahme des Regiments A 2 , wel ches zu Kyriß in der Mark garnisonirte und gewöhnlich „ die gelben Rei ter" genannt wurde. Die Hüte wurden länger und die vordere Spihe mehr abgeflacht. Der Hut , welchen die Offiziere zu der Gallauniform trugen, war wie der frühere Diensthut , mit einer breiten ausgebogten goldenen Treſſe beſeht. Die Kamaſchen und Schuhe wurden abgeſchafft ; eben so die unförmlich großen Zopfkokarden in kleinere verwandelt und auch die Steifftiefeln leichter gemacht. Die Abschaffung der Kürasse fällt für das Regiment von Mengden in dieses Jahr ; für andere Regimenter trat diese Veränderung , durch welche die Armee nur noch den Namen Kürassiere behielt , erst in den folgenden Jahren ein und scheint bis 1790 beendet geweſen zu ſein. Der Etat der Küraſſier - Regimenter wurde im September 1787 um 10 Unteroffiziere und 170 Reserven erhöht.

347

Das Regiment von Mengden bestand nunmehr aus 37 Offizieren, 1 80 Unteroffizieren, 11 Trompetern,

5 Feldscheerern, 10 Fahnenschmieden, 720 Reitern und 170 Reserven, Summa 996 Mann , ohne Offiziere und den gewöhnlichen Unterstaab. Königliche Dienstpferde waren 751 im Etat ; doch wurden , wie es scheint von jest ab , per Kom pagnie immer 2 Pferde von den auszurangirenden zurückbehalten und unter dem Namen Krümper über den Etat behalten und durchgefuttert. Endlich dürfte hier noch einer Einrichtung Erwähnung geſchehen müſ sen , welche ebenfalls in diesem Jahre ins Leben trat und in der Folge für die Wirksamkeit der Kavallerie von großem Einflusse war , nämlich der Errichtung einer für sich bestehenden reitenden Artillerie, vorläufig in drei Kompagnien. Die innern Verhältnisse der Urmee waren seit dem siebenjährigen Kriege im Allgemeinen verschlechtert worden. Der Eigennut Einzelner suchte sich auf Kosten der Soldaten zu bereichern , und die für den Dienst, besonders in den damaligen Verhältnissen , doppelt nothwendige Strenge war vielfältig in grauſame unnöthige Härte ausgeartet. Das Handgeld für die Rekruten war geringer , als früher , und die Zahl der Ausländer auf % des Heeres festgesetzt worden , wodurch aller dings die Beschaffenheit des Erſaßes ſich in jeder Hinsicht verschlechterte. Die vordem ausgeschlossenen Franzosen wurden nicht mehr verſchmäht und kamen in großer Anzahl ; die Deſertion aber erreichte den höchsten Grad. Friedrich Wilhelm II. sette nun die Zahl der Ausländer bei jeder Kompagnie auf die Hälfte und bestimmte für deren Werbung bei den Kürassier -Kompagnien 433 Rthlr. Ferner sollten keine verworfenen Sub jekte angenommen , die Leute in den Garnisonen nicht eingekerkert und die Kapitulationen gewiſſenhaft erfüllt werden. Bei der Kavallerie durfte ein Ausländer nicht länger als 12 Jahre dienen ; dann konnte er , mit Ausnahme derer , welche zu Unteroffizieren avancirt waren , den Abschied fordern. Für den bessern Unterhalt der Invaliden wurde durch Gnadengehalte, Errichtung der Invaliden -Kompagnien und Vermehrung der Invaliden häuser angemessen gesorgt und die bisher ziemlich unbeschränkte Hand

348

habung des Stockes auf bestimmte , gemäßigte Gesetze eingeschränkt , über haupt der Sucht zu prügeln möglichst entgegengewirkt. Besonders ermahnten die deshalb erlassenen Verfügungen die jungen Herren Cornetts , "I ſich nicht viel mit Bestrafungen einzulaſſen , da dies selten aus Diensteifer geschähe und auch gar nicht darnach aussähe.“ Die Muße des langen Friedens hatte zu allerlei , oft tadelnswerthen Zeitvertreiben geleitet , und das langsame Avancement , so wie die karge Besoldung der Subalternoffiziere , bei täglich steigendem Lurus , das von jeher in der Armee hart verpönte Hazardspiel zu einer verführeriſchen Quelle des Erwerbes und des gänzlichen Ruins gemacht. Der König erneuerte daher die darüber bestehenden Edikte und erließ schon unter dem 22. December 1786 nachstehende Kabinetsordre : "/ Mein lieber General - Major von Bosse. " „Die Hazard - Spiele sind nicht nur so nachtheilig für das Vermögen, sondern selbst den guten Sitten so gefährlich , daß ich mich ungern ge nöthigt gesehen habe ,

um das Ueberhandnehmen derselben zu verhüten,

die dagegen publicirten Edikte zu erneuern und gegen die Uebertreter der= selben ohne Nachsicht verfahren zu lassen ; gleichwohl werden diese verderb lichen Spiele in der Armee nicht eher gänzlich aufhören , bis sich's die Regiments - Chefs und Kommandeurs angelegen sein lassen , solche mit Ernst zu verhindern. Und um deßwillen habe Ich Euch hierdurch auf tragen wollen , sämmtliche unter Eurer Inspection stehende Regimenter deshalb gehörig anzuweisen und die Offiziers vor Meiner, auf diese ver botene Spiele geſehten Ungnade zu warnen , weil Ich diejenigen , die so oft wiederholten Verboten gleichwohl entgegenhandeln , zu cassiren resolviret habe. Ich halte mich dabei versichert , daß Ihr es Euch angelegen sein laſſen werdet , Meine dabei zum Grunde liegende Absicht auf alle Weise zu befördern , und bin Euer wohlaffectionirter König.” ~ gez. Friedrich Wilhelm. " In Bezug auf die Ausbildung zu Fuß wurde unter dem 23. Oktober 1787 die Bestimmung gegeben , daß von nun an die ganze Kavallerie nur in 2 Gliedern chargiren und hierbei das Niederfallen des ersten Gliedes ganz unterbleiben solle ; auch wurden außerdem die Karabiner verkürzt. 1788. Im Jahre 1788 führte der König ein neues Dienstregle ment bei der Armee ein , welches allen Theilen des Dienstes eine besondere Aufmerksamkeit widmet und in seinen Details noch heute zuweilen als Norm dient. Um 17. Februar starb in Zülh der Cornett von Jagow an den Blat ` tern; unter dem 10. März avancirte daher der Estandartenjunker von Ziegler zum Cornett, und unter dem 22. Mai erhielt der Major von Schroetter

349

den erbetenen Abschied als Oberstlieutenant mit 500 Rthlr. Pension .

Seine

Stelle wurde unter dem 23. Mai durch den Major von Minckwit von dem Regiment von Görg beſeht und dieser unter dem 1. Juni zum Oberst lieutenant befördert. Unter dem 22. August erhielt der Cornett von Tempski die erbetene Entlaſſung , wofür ein Graf Reichenbach als Cornett bei dem Regimente angestellt wurde. • 1789. Unter dem 4. Januar 1789 erfolgte die erbetene Ber abschiedung des Rittmeisters von Prittwiß mit 150 Rthlr. Pension ; der Rittmeister von Kerckow wurde zugleich zum Kompagnie - Chef, der Lieu tenant von Wallhofen zum Staabsrittmeister , der Cornett von Raven zum Lieutenant und der Estandartenjunker von Pakisch zum Cornett ernannt. Um 14. Januar starb in Oberglogau der Major a. D. , Daniel Siegfried von Boyen , und wurde am 17. mit allen militairischen Honneurs be graben.

Offiziere aus allen Garnisonen des Regiments , der General von

Mengden an der Spite , geleiteten die sterbliche Hülle des ehemaligen Regiments-Kameraden zu ihrer Ruhestätte. Unter dem 20. Mai wurde der Oberstlieutenant von Birckhahn zum Obersten ernannt, und war also genau 2 Jahre Oberstlieutenant gewesen. Noch in der ersten Hälfte dieses Jahres befahl der König , daß bei den Kürassier- Regimentern , mit Ausnahme der Garde du Corps , die Kom pagnien eingehen und die Regimenter auf 5 Escadrons mit eben so vielen Chefs gesezt, die Escadrons aber dadurch gebildet werden sollten , daß bei dem Abgange eines Kompagnie : Chefs die vacante . Kompagnie zu der je= desmal noch vorhandenen ältesten Kompagnie stoße. Unter dem 25. August erhielt der Oberst von Bannig den nach gesuchten Abschied mit einer jährlichen Pension von 600 Rthlr.; an seiner Statt wurde der Oberst von Birckhahn zum Kommandeur des Regiments von Mengden ernannt. Die Kompagnie des Oberſten von Bannig, 1705 von dem Rittmeister Consbruch gestiftet , bildete nun vereint mit der Leib Kompagnie , 1718 von dem Rittmeister de Vidal gestiftet , die Leib- Esca= dron , deren Chef der Regiments - Kommandeur wurde. Die Zahl der Offiziere im Ganzen (37 ) blieb dieselbe ; es avancirten daher unter dem felben Datum die Cornetts von Briesen und von Goszicki zu Lieutenants, die Estandartenjunker von Jagow und von Manstein zu Cornetts , der Lehtere als überzählig. Bei der diesjährigen Revue erhielt der Oberst von Birckhahn in Folge der besonderen Zufriedenheit des Königs mit der Ausbildung des Regi ments den Orden pour le mérite. Am 15. December starb der Lieu tenant von Koschembahr , nachdem er bereits zum Abschiede eingegeben war ; dagegen wurde unterm 31. December der Cornett Graf Salisch zum

1 350

Lieutenant befördert und der Cornett von Manſtein einrangirt. Im Laufe dieses Jahres hatte der Generalmajor von Boffe den Abschied mit Pension erhalten ; die Oberschlesische Kavallerie - Inspection kam nun unter den Generalmajor von Köhler , Chef eines Husaren - Regiments , welches in Bernstadt garnisonirte. 1790. In Stelle des bei dem Train angestellten Lieutenants von Diericke avancirte unter dem 6. Januar 1790 der Cornett Graf Schack zum Lieutenant und der Estandartenjunker von Berg zum Cornett. Am 20. Februar starb Kaiser Joseph II. , beladen mit dem unver dienten Haſſe der Seinen.

Ihm folgte Leopold II. , und der König von

Preußen sah sich , theils wegen der in Oesterreich herrschenden Gährung, theils zur Vermittelung des Friedens mit der ihm befreundeten hohen Pforte, genöthigt , einen Theil der Armee mobil zu machen.

Namentlich

wurde ein Heer unter dem Generallieutenant von Dallwig und dem Ge neralmajor von Köhler zur Beobachtung der in Böhmen und Mähren versammelten Kaiserlichen Völker in Schlesien zusammengezogen , zu dem später noch Truppen aus der Mark und Pommern stießen. Der König selbst wollte den Oberbefehl führen ; der Herzog Friedrich von Braun schweig - Dels sollte das Korps gegen Böhmen , der General der Infanterie von Möllendorf das gegen Mähren befehligen. Mobilmachung) Das Regiment von Mengden gehörte zu dem Lehteren 1790.

und erhielt bereits am 22. März den Befehl , die Beurlaubten einzuziehen und die Ueberkompletten durch den Ankauf von 60 Pferden beritten zu machen. Vorläufig blieb es indessen in seinen Standquartieren . Da der General von Mengden den Lieutenant von Reisewit als 1 General Adjutanten zu sich nahm , der Cornett von Prittwih aber unter Beförderung zum Lieutenant auf Werbung kommandirt wurde : so avan= cirten unter dem 28. Mai der Cornett von Wrochem zum Lieute

1

nant und die Estandartenjunker von Zülow und von Klinckowström zu Cornetts.

1 Am 1. Juni verließ das Regiment von Mengden seine Garniſonen und wurde in und um Neustadt in Kantonnirungen gelegt. Nach der Ordre de Bataille hatte dasselbe ſeinen Plaß auf dem rechten Flügel des zweiten Treffens unter dem Generallieutenant von Dallwig , mit deſſen Regiment Kürassiere in der Brigade des Generalmajors Baron von Mengden. Die Convention zu Reichenbach in Schlesien vom 27. Juli 1790 verhinderte indeſſen den Ausbruch der Feindseligkeiten , und die Märkischen und Pommerschen Regimenter wurden Anfangs August wieder aus Schle sien zurückgezogen .

1

351

Unter dem 11. Auguft erfuhr die Armee ein großes Avancement , in Folge dessen der Generalmajor Baron von Mengden zum Generallieu tenant , der Oberstlieutenant von Mindwis zum Obersten , und die Majors von Werther und von Manstein zu Oberstlieutenants befördert wurden . Das Regiment von Mengden blieb noch in seinen Kantonnirungen unter dem Befehl des Generallieutenants von Dallwig , dessen Korps im Anfange des September ebenfalls demobil gemacht wurde. Unterm 11. September erhielt der Cornett Graf Reichenbach die er betene Dimiſſion und der bisherige Adjutant des Generals von Mengden, Lieutenant von Reisewiß , trat unter dem 16. September wieder in seinen Play im Regiment ein ; unter dem 29. September wurde der Lieutenant von Gostzycki auf sein Ansuchen dimittirt, und dagegen der Cornett von Knobelsdorff zum Lieutenant befördert ; auch der auf Werbung stehende Lieutenant von Prittwiß wieder in das Regiment einrangirt. Da die Stadt Zülh ferner nicht mehr , Oberglogau aber mit 4 Kom pagnien belegt werden sollte : so rückte am 12. Oktober das Regiment in folgender Art in feine Standquartiere. Nach Neustadt : die Leib - Escadron unter Führung des Staabsritt meisters von Hoff; die Kompagnie von Birckhahn unter dem Staabsritt meister von Ziegler , und die Kompagnie von Dossow unter dem Lieutenant von Haudring. Nach Oberglogau :

die Kompagnie von Mindwiß unter dem Ritt meister von Pommoff, die von Werther unter dem Staabsrittmeister von Gellhorn; ferner die Kompagnien von Kleist und von Bandemer. Nach Krappit : die Kompagnie von Manstein unter dem Staabs rittmeister von Wallhofen und die Kompagnie von Kerckow. Der Lieutenant von Koedkrit gab im Laufe dieses Jahres die Ad

jutantengeschäfte an den Lieutenant von Bockelberg ab , und der Auditeur Lohde wurde als Stadtdirector in Glah versorgt ; dagegen erhielt das Re giment von Mengden den Auditeur Blühdorn . Nicht unerwähnt darf hier die Stiftung der Arzneischule in Berlin bleiben , welche , zur Ausbildung von tüchtigen Kurschmieden für die Kavallerie und Artillerie bestimmt , in diesem Jahre ins Leben trat. 1791.

Unter dem 4. April 1791 erhielt der Lieutenant von Uech

triß den erbetenen Abschied als Rittmeister , wogegen unter dem 17. April der Cornett von Ziegler zum Lieutenant und der Estandartenjunker von Selzer zum Cornett avancirte.

Im Laufe dieſes Jahres wurde der Re

gimentsquartiermeister Michael Lonsert als Kriegs- und Steuerrath bei dem 6. Departement des Ober - Kriegs- Kollegiums angestellt und erhielt sei nen Wirkungskreis in Neustadt, wo er den 1. März 1795 starb.

Seine

352

Stelle als Regimentsquartiermeiſter wurde durch seinen Neffen Johann Lonsert bescht. Nachdem am 2. December 1791 der Fürst von Anspach und Baireuth, Karl Alexander, noch bei Lebzeiten seine Länder gegen ein bedeutendes Jahrgehalt an Friedrich Wilhelm II. abgetreten hatte , erneuerte dieſer am (1792.) 5. Januar 1792 den , ſchon 1734 von dem Markgrafen George Friedrich gestifteten , 1777 von dem Markgrafen Chriſtian Friedrich Uleran= der bereits einmal erneuerten rothen Adlerorden und gab ihm den Rang nach dem schwarzen Adlerorden. Um 3. März stiftete er die Offizier Wittwen -Kasse und bewilligte zugleich den verheiratheten Soldaten vom Wachtmeister abwärts Verpflegungsgelder für ihre Kinder bis zum vier zehnten Jahre. Um 1. März war Kaiser Leopold II. gestorben und ihm sein ältester Sohn Franz II. gefolgt , der Gesinnung sich anschließend , welche seinen Vater zu einem Bündnisse mit dem Könige von Preußen gegen das indeß revolutionirte Frankreich vermocht hatte. An dem in der Mitte dieses Jah res begonnenen Kampfe, der sogenannten Rheinkampagne , nahm das Re giment von Mengden nicht Theil , da auch die Gährung in Polen , bisher nur durch Ruſſiſche Gewalt verhindert, jeden Augenblick einen Ausbruch erwarten ließ. Um den Kürassier - Regimentern die durch Zusammenziehung der bis herigen Kompagnien zu Escadrons eingegangene Stelle eines wirklichen Rittmeisters zu ersehen , ernannte der König so viele Staabsrittmeister zu wirklichen Rittmeistern , als bei jedem Regiment schon Escadrons formirt waren ; jedoch wurden sie noch in der Rangliste pro 1792 als Staabs rittmeister mit dem Beisahe „ penſionirt “ aufgeführt. Wahrscheinlich bewilligte ihnen der König das Gehalt eines wirklichen Rittmeisters extra ordinair; später kam es auf den Etat. Da bei dem Regimente von Mengden erst eine Escadron formirt war, ſo avancirte in Folge dieser Anordnung unter dem 14. Februar der Staabs rittmeister von Hoff zum wirklichen Rittmeister, bekam ein Patent vom 25. August 1789 und führte wie bisher die Leib - Escadron in Neustadt. Unter dem 16. April erhielt der Lieutenant von Rosenberg die erbetene Dimiſſion , und es wurde unter demselben Datum der Cornett von Pakiſch zum Lieutenant, der Junker von Loen zum Cornett befördert. Unter dem 20. Mai avancirte der Oberstlieutenant von Werther zum Obersten und der Major von Dossow zum Oberstlieutenant ; ferner erhielten die Lieu tenants von Haudring , von Leſſel , von Koeckrit , von Bockelberg , von Reisewit und von Ivernois Patente als Premier - Lieutenants , und zwar der Erstere vom 13. Februar 1786 , so daß von dort ab die Einführung

353

der Premier Lieutenants - Charge bei den Küraſſieren gerechnet werden muß, obwohl sie erst in diesem Jahre eintrat. Unter dem 12. Oktober wurde der Cornett von Jagow dimittirt und dagegen der Junker von Felitſcher und Francke zum Cornett befördert. 1793. Unter dem 1. Januar 1793 avancirte der Oberstlieutenant von Manstein zum Obersten , und unter dem 7. September erhielt der Secondelieutenant von Prittwik den wegen Krankheit erbetenen Abſchied, wogegen der Cornett von Manstein zum Secondelieutenant und der Jun ker von Schimonski zum Cornett ernannt wurde. Zur Belohnung ausgezeichneter Tapferkeit im Felde stiftete der König in diesem Jahre die goldene Verdienstmedaille für Unteroffiziere, die fil berne für Gemeine , beide am schwarzen Bande. 1794. Unter dem 1. Januar 1794 ernannte der König den Ober ſten von Birckhahn zum Generalmajor und den Oberstlieutenant von Dossow zum Obersten. Inzwischen waren die inneren Gährungen in Polen reif geworden, und der General Kosciuszko forderte durch die Conföderations - Akte vom 24. März 1794 die Polnische Nation auf, sich für die Wiederherstellung der Constitution vom 3. Mai 1791 zu bewaffnen , welche unter Russischem Einflusse durch die Conföderation zu Targowice vom 14. Mai 1792 ver nichtet worden war. Noch im März 1794 sagte sich der General Ma dalinski von der Regierung los und überschritt mit räuberischen Horden die Preußische Grenze ; am 17. April aber wurden in Warschau alle dort anwesenden Ruſſen ermordet , und der in allen Theilen des Königreichs Polen wie in Krakau heimlich genährte Funken brach nun in helle Flam men aus. Friedrich Wilhelm II. hatte schon im Frühjahr 1793 Thorn und Ezenstochau beseßen laſſen und zog jezt ein Heer von 40,000 Mann zu ſammen, deſſen Hauptkorps der Generallieutenant Graf Schwerin gegen Krakau

dirigirte,

wo sich Kosciuszko mit dem Heere der Insurgenten Auch das Regiment von Mengden ward unter die Befehle des Grafen Schwerin gestellt , ohne jedoch mobil gemacht zu werden , und blieb in ſeinen Standquartieren ; nur einzelne Kommandos unter dem Obersten von Werther rückten im April an die Polnische Grenze, zur Sicherung

befand.

derselben vor den Einfällen der Insurgenten. Am 18. April übernahm der Generallieutenant von Favrat den Befehl über das gegen Krakau aufgestellte Korps und dirigirte im Mai noch andere Kommandos des Regiments von Mengden an die Grenze , welche unter dem Obersten von Doſſow dahin abgingen und bei Czenstochau ihren Mittelpunkt hatten, wo ein Major von Briesen Kommandant war. 23

354

Durch ein Edikt vom 16. Mai rief der König alle in Dienſten der Republik Polen oder der jeßigen polnischen Insurrection stehenden Preu ßischen Vasallen und Unterthanen ab und übernahm am 3. Juni selbst das Kommando über das Korps des Generallieutenants von Favrat, Nach der Vereinigung mit den Russen unter dem General Denisow schlug er am 6. Juni die Insurgenten unter Kosciuszko in der Schlacht bei Scelze (Raffka oder Scickocim) und nöthigte sie , Krakau ſich ſelbſt zu überlassen und nach Warschau zu ziehen. Um 15. Juni beseßten die Preußen Krakau, und nun erst wurde das Regiment von Mengden beordert, gegen Ezenstochau aufzubrechen, um zu dem Reserve - Korps unter dem Generalmajor von Lattorff zu stoßen. Das Depot des Regiments blieb unter dem Staabsrittmeister von Pommoff in Neustadt ; der Premierlieutenant von Koedriß , der Secondelieutenant Graf Schack und der Cornett von Zülow wurden ihm zur Unterſtügung ebenfalls dort gelaſſen. Nachstehende Rangliste giebt eine genauere Uebersicht von dem Stande des Offizier - Korps in dieser Zeit.

Rangliste

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Rittm 7. eister

Generalmajor 2. Obrister 3.

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23 . .zu sein das richtige scheint Datum angegebene oben

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Ulker . . Mengden von Baron Karl ant Generallieuten 1. Birckhahn von Albrecht Jakob + Mindwis von Wilhelm Georg Werther .von Chr George 3 54 Manstein Bernhard von Johann 8 55 . Doffow von Adam Kasimir 3 54 Kleist .Ludwig Joachim von 50 6 Bandemer von Karl Georg Kerckow von Wilhelm Karl Heinrich August Hoff von .. Pommoff ter 51 von 9 Ludwig Karl Staabsrittmeis 1. Gellhorn von 8 42 Wilhelm Friedrich Ziegler von Ludwig Friedrich Wallhofen . 9 40 von Theodor Felix + .von Haudring 4 39 nant Friedrich Johann Premierlieute 1. Lefsel von Ferdinand 11 34 Koeckris von Gottlieb Kaspar .von Bockelberg H4. Friedrich 10 30 djut A .u ieut -Leinrich Pr Reisewig 3 von Gottlob Karl nant 30 Premierlieute 3 29 Ivernois von Wilhelm Friedrich 3 29 Koschühki von Karl Secondelieutenant 1. 29 11 Raven von Friedrich Otto 8 28 Briesen von Philipp Karl

Vor. Zunamen und

Das 1786. Oktober 20. oder November 30. vom Patent ein er Pommoff von Staabsrittmeist der hat Ranglisten früheren )I *n

Jah und Datrum des Pate .? nts du . iefl 179 Aug 26. den .4 2 64 .L3. ust 0and . 2 6 1 Jan 6. 3 42 .61 uar .. 3794 Pre . n uße " 12. Sep . tbr "1 26. . Mai 179 . 5..2 37 25. Januar . 11 26. Januar . I " Novbr .1. 1783 23. Juli . Januar .4. 25. August . 30. Oktbr ).* März . 22. 1787 . 2.. "I 1 1787 7. . Oktbr ... " 8 1789 . 5.. "I Januar .4. . Febr 13. 1786 . 3.. " I 1789 . August 3.. " .25. Januar .6. 1 " . Januar 7. 1790 .April 17911 17. . April 16. 1792 " 23. August . 1787 4. 1789 .Januar 1 " 25. August 1789 . "I

.Juni 1794 pro Mengden von egiments -des R Kürassier Preußischen Königlich Offiziers derer D,&. ienstzeit Vaterland ,Mon. Jahr ,Mon Jahr

179 1 ... 44 0 Schl . . 58 1 .. esien 37 Ne 52 4 umarka 1 3793 40 .. Pre ußen 179 39 8 4 .3 Mag deburg 1781mern 3. 37 ... Pom 10 mern 33 ... Pom 178 3..uße 9. n 32 ... Pre . 53 1 178 ... 30 9 gen ... Thü .. rin 43 8 ,1786 2. 34 7 d Kur lan 28 esien ... Schl 27 uße Pre ... 45 10 . n 27 ...esien Schl 25 ... Kur .d lan .16 Schl . 33 9 ..esien 5 16 ... 1790 .. Schlesien Mittelmark 16 3 15 ... Schlesien Mittelmark 9 13 Schlesien 11 14 2 13 .. Meklenburg 1 13 Schlesien

BINGE 304

Rangliste

355

No.. Character

212316

Bor und Zuname n:.

Ludwig Chr . von Krac ker Schw "I arze nfel 18dold Chr ersbvon "1 FolgLeop erg. Gus tav Bar on von Wel tcz "1 ec Kar Siegis dl von Gellmun horn Untersta a. b

Jos eph Pau sch wan g ..

Alter. Jahr, Men.

Vaterland.

26 3 Schl esien Schlesien Schlesien Schlesien 23 10 Preußen 24 4 Schlesien 22 8 Preußen. 24 3 Meklen17 bu .. rg 7 3 .. . 90 9 ..21 . Meklenbu rg 24 4 Schlesien 21 10 Schlesien .. 19 10 Schlesien 18 8 Kurland .. 18 3 Schlesien . .. 19 11 .. Schlesien 2 .. . Schles ien 18. 6 Schlesien 16. 8 .. . Schles ien 17 8 .. . Schles ien 33 1 Preußen. 31 8 Mark 29 1k .. Neumar 55 8 .. . Ma rk 53 1 .. . Mähr en

2.10 87 4 2

6 4 ... 179 0 6 2 ... 179 0 4 11 ... 179 1 4 11 ... 179 2 4 5 ... 179 2 4 2 ... 179 3 4 2 23 18 1 6 - 10

7 9 ... 179 0 8 11 ... 179 0 8 6 ... 179 0 8 4 ... 179 1 8 3 ... 179 2 7 ..93 . 17

Dienstzeit. Jahr, Mon.

+

28428 gez.. von Mengden

Jahr und Datu m Patendes ts.

11 3 .. . 179 0. den 6. Jan uar 7.. Januar 11 27. Ma i. "I Sept29. br. Apr17. il. 16. Apr il. "I 7.. Septbr 7.. Januar 27. Ma i. 28. Ma i. 17l.. Apri Ap16 ri.l. 12r.. Sktb 7.. Septbr

==========

1. s-.. Quartier mstr JohRgt ann Lons ert .. 2. Feld pred iger ... Gott getr eu Frie dric Klo 3.zh Audi teur . .. t FrieErns dric h. Blü hdo rn 4. ts Chir urgu sh. FrieReg dric Wil hel m Giesem ann 5. Bereit er ..

Secondelieut 4. enan t Karl Levi n Gra f von Sal h 5isc . Albr echt Mag nus Gra f von "/ Scha ck ... 6. 26 1 Lud wig Frie dric h Erns von n Wro che m 25 7. 9t. Hein rich Ferd inan d von Kno " bel sdo rff 26 8. 3m Wil von Ziehel gle r 9. Augu st Hein rich von Pak " isc h 10. Phil ipp Kar l von Man ste in Cornet1.t. Lud wig Mag nus von Ber g . 2 . Joh ann von Zül ow .. 3. Karl von Klinggrä ff. 4. Frie dric von Sel herh "I 5 . Chri stia n Hein rich Aug ust von Loe n 6. Ferdinand von Feli tsch "1 er und Fra nce 7. Kar l. von Schimonsk i EstandartenjErns unke vontr. Uech trit 2. 3. 4. 5. 356

357

Das Regiment von Mengden blieb etwas über 8 Tage bei Czensto= chau stehen, und in dieser Zeit fand der Lieutenant von Briesen Gelegen heit , sich in einem Gefechte mit den Insurgenten bei Radomsk so vor theilhaft auszuzeichnen , daß er später den Orden pour le mérite erhielt. Die Art der Auszeichnung , so wie die Details jenes wahrscheinlich nur unbedeutenden Gefechtes konnten nicht ermittelt werden . Unter dem 8. Juli erhielt der Lieutenant von Knobelsdorff den wegen

Krankheit erbetenen Abschied ; der Cornett von Berg wurde zugleich zum Secondelieutenant und der Junker von Uechtriß zum Cornett befördert. An den Gefechten dieses Feldzuges , selbst an der Belagerung von Warschau, nahm das Regiment von Mengden keinen Antheil , sondern rückte im Auguft mit dem Korps des Generalmajors von Lattorff in das Sendomirsche, um den Rücken der Armee gegen die Inſurrektion zu decken. Einzelne Kommandos von dem Regiment standen an verschiedenen Punk ten vertheilt. So z . B. war der Rittmeister von Hoff mit 40 Pferden in Kempten auf Postirung und wurde im Oktober kommandirt , Ver pflegungsgelder nach Kalisch zu bringen . Auf diesem Transporte wurde er in der Nacht vom 9. zum 10. Oktober von den polnischen Insurgenten in Grabowo überfallen und im Gefecht erschossen. Es gelang indeß , die Gelder zu retten , und seine Leute brachten den entseelten Körper ihres Führers nach Kaliſch , wo er mit allen militairiſchen Ehren begraben wurde. In Krakau befand sich der Secondelieutenant von Ziegler mit 15 Pfer den, welche meist zu Ordonnanzritten verwendet wurden. Nachdem der König , wegen der auch in Südpreußen um sich grei= fenden Insurrektion , die Belagerung von Warschau aufgehoben hatte, begab er sich mit dem Kronprinzen nach Berlin ; die Truppen aber be zogen Mitte September enge Kantonnirungen und nach der Einnahme von Warschau durch die Ruſſen (9. November) die Winterquartiere. Das Regiment von Mengden erhielt dieſelben in der Gegend von Radom im Sendomirschen in folgender Art. Der Staab des Regiments ſtand in Radom ; der Generallieutenant von Mengden aber ging nach Neu stadt, wo sich außer den bei dem Depot ſtehenden Offizieren auch der Re gimentsquartiermeister Lonsert , die Estandartenjunker von Gellhorn und von Thun, lehterer seit 4 Monaten bei dem Regiment , und der so eben engagirte Junker Karl Heinrich Udolph von Kurßel befanden. In Radom blieb der Generalmajor und Kommandeur von Birckhahn und der Re giments - Adjutant, Premierlieutenant von Bockelberg ; ferner der Oberst von Dossow , der Staabsrittmeister von Ziegler , der Premierlieutenant von Reisewiß , der Secondelieutenant von Manstein , der Cornett von Loen und der Estandartenjunker Kracker von Schwarzenfeld ;

der Feldprediger, der

358

Auditeur und der Regimentsfeldscheer.

Das Füfilier-Bataillon von Rühle,

die Kompagnie von Doſſow und ein Kommando Huſaren von Czetteriß (grüne) bildeten die Garnison von Radom. In Przyleck stand der Oberst von Minckwiß mit seiner Kompagnie, bei´ welcher der Premierlieutenant von Ivernois und Cornett von Klinggräff sich befanden. In Odrovac der Oberst von Werther und der Rittmeister von Ban demer , der Premierlieutenant von Haudring , die Secondelieutenants von Koschüzki und von Packisch, und die Cornetts von Schimonski und von Uechtrit nebst dem Standartenjunker Baron von Welczeck. In Skrzino der Oberst von Manstein , Rittmeister von Kerckow, Staabsrittmeister von Wallhofen , die Secondelieutenants von Briesen und Graf Salisch , und der Cornett von Francke. In Seredice der Rittmeister von Kleist und der Premierlieutenant von Leſſel mit der Kompagnie von Kleist , und in Gniewaczow der Staabs rittmeister von Gellhorn und die Secondelieutenants von Raven , von Wrochem, von Berg und der Cornett von Selzer mit dem größten Theile der Leibescadron , deren Rest sich bei dem Depot befand. Unter dem 7. November avancirten für den gebliebenen Rittmeister von Hoff der Staabsrittmeister von Pommoff zum wirklichen Rittmeister, der Premierlieutenant von Haudring zum Staabsrittmeister , der Cornett von Zülow zum Secondelieutenant und der Standartenjunker von Kracker zum Cornett, und unter dem S. December wurde der Secondelieutenant (1795.) von Koschützki zum Premierlieutenant , unter dem 1. Januar 1795 aber der Inspecteur der Oberschlesischen Kavallerie , Generalmajor von Köhler, zum Generallieutenant , und der Oberst von Minckwiß zum Generalmajor befördert. Die mangelhaften Quartiere und überaus schlechten Lebensmittel, womit sich die Truppen begnügen mußten , führten eine Menge von Krank heiten herbei ; beſonders herrschte ein hißiges Faulfieber , dem sogar der Regimentsarzt Giesemann am 24. Januar in Radom , der Lieutenant von Raven in Gniewaczow am 28. Januar unterlag. Da diese Krankheit die ganze Umgegend verheerte und in kurzer Zeit über 50 Mann des Re giments dahin raffte,

auch die Insurrektion in Gallizien aufs neue um

sich griff: so wurde das Regiment im Anfange des Monats März wieder in die Gegend von Staffow zurückgesandt , in welcher Stadt der General von Lattorff lag .

Der Staab nebst den Kompagnien von Birckhahn und

Dossow kamen in das Städtchen Kurozweki ; die übrigen Kompagnien waren in Szydlow , Koprzywnica , Klimontow, Bogoryia und Chmielick vertheilt. Das Depot blieb in Neustadt , eben so der Generallieutenant

359

von Mengden ; zum Regiment aber kam während dieser Kantonnirungen der Regimentschirurgus Naumann. Bereits unter dem 6. Februar hatte der König den Tausch des Se= condelieutenants von Ziegler mit dem Secondelieutenant von Gößen von dem Küraſſier - Regiment von Manstein genehmigt und bewilligte unter dem 26. März dem Secondelieutenant Grafen Schack den Abschied aus dem Militairdienst , um ihn als Kriegsrath zu placiren. In diese und in die Stelle des verstorbenen Secondelieutenants von Raven avancirten unter dem 26. März zugleich die Cornetts von Klinggräff und von Selzer zu Secondelieutenants , die Eſtandartenjunker von Folgersberg und von Wel czeck zu Cornetts. Da am 5. April der König mit der Republik Frankreich den Frieden zu Basel geschlossen hatte, so wurde das Friedensfest überall am 31. Mai, und auch in Neustadt auf das feierlichste begangen. Der Oberkonsistorial rath Nerling , früher Feldprediger des Regiments zu der Zeit der Generale von Waldeck und Arnim, hielt die Dankpredigt ; das Tedeum wurde unter dem Donner einiger Böller gesungen , und bei dem Diner , welches in dem Hause der Kriegsräthin Gregori von den Militair- und Civilbehörden wie von der Kaufmannſchaft gehalten wurde , brachte der Generallieutenant von Mengden die Geſundheit des Königs und des Kronprinzen aus. Im November starb zu Neustadt der Rittmeister von Pommoff, vom Schlage gerührt; daher wurde unter dem 13. December der Staabsritt meister von Gellhorn zum wirklichen Rittmeister , der Premierlieutenant von Leſſel zum Staabsrittmeister , der Secondelieutenant von Brieſen zum Premierlieutenant , der Cornett von Loen zum Secondelieutenant und der Junker von Gellhorn zum Cornett befördert. Inzwischen war die Insurrektion in Polen ohné besonders merkwür dige Ereignisse nach und nach gedämpft worden.

Die dritte Theilung

Polens erfolgte durch den Vertrag zwischen Rußland , Desterreich und Preußen vom 24. Oktober 1795 , und Stanislaus II. entsagte unterm 25. November durch eine feierliche Urkunde der polnischen Krone. Preu ßen, bei der Theilung am wenigsten bedacht , erhielt zu seinen bereits frü her erhaltenen Südpreußischen Beſihungen das Gebiet von Warschau und (1796.) besetzte die Stadt am 5. Januar 1796. Das Regiment von Mengden erhielt schon am 29. December 1795 den Befehl, aus seinen Kantonnirungen direkt nach Warschau , als seiner künftigen Friedensgarniſon , aufzubrechen , was auch am 3. Januar 1796 geschah. Man marſchirte über Waſinow, Jlza , Radom , Koszenice, Rycz= wol, Gora und Piaseczno und traf am 23. Januar in Warschau ein, wo das Regiment größtentheils in Kasernen untergebracht wurde und jede

360

Nacht zur Sicherung der Ruhe 1 Lieutenant und 24 Pferde auf Piket geben mußte.

Der Generallieutenant von Mengden war bei dem Ein

marſche nicht zugegen , da er erst später mit dem Depot nachkam, welches seit dem Tode des Rittmeisters von Pommoff der Rittmeister von Gell horn befehligte. Das Regiment wurde nunmehr der General - Inspection der Preu ßischen Kavallerie unter dem Generallieutenant Grafen von Kalkreuth zugetheilt und gehörte zu der West- und Südpreußischen Abtheilung der= ſelben , deren Angelegenheiten der Major von Zieten als Inspections - Ad jutant bearbeitete. Der Personalstand des Offizier - Korps bot in dieser Zeit eigenthümliche Verhältnisse.

Der Chef des Regiments , zugleich Chef der bereits formir

ten Leib - Escadron, war Generallieutenant , der Kommandeur Generalmajor, und außer dieſem noch 1 Generalmajor Kompagnie - Chef. Die andern 6 Kompagnien hatten 3 Obersten und 3 Rittmeister zu ihren Chefs. Da zu Pferde das Regiment immer in Escadrons aufgestellt wurde und bei der Specialrevue demgemäß der Regiments - Chef die Leib - Escadron in Person vorbeiführen mußte: so kam auf den jüngsten Obersten , von Dos sow , nur das Kommando eines Zuges. Dieser Fall , der vielleicht bei der Preußischen Armee nie wieder vorgekommen ist , trat bei der Specialrevue ein , welche das Regiment bereits im Februar vor dem General - Inspecteur Grafen Kalkreuth hatte. Ferner war der Rittmeister von Kleist seit dem Monat Januar 1760

stets auf den Obersten von Doſſow gefolgt. Da nun das Regiment ſeit von Dossows Ernennung zum Major von oben keinen Abgang gehabt hatte, so war dieser in der allgemeinen Rangliste der Kavallerie - Staabs offiziere bis zum Obersten avancirt , während von Kleist troß aller Em pfehlungen doch bis jest Rittmeister geblieben war, obgleich er , im Jahre 1757 eingetreten , fast den ganzen siebenjährigen Krieg mitgemacht hatte. Alles dies sollte sich indeß noch in diesem Jahre ändern. Bei der Inspicirung im Februar ließ sich der Generallieutenant Graf Kalkreuth alle die Leute vorstellen , welche den siebenjährigen Krieg bei dem Regiment mitgemacht hatten , und beschenkte diejenigen , die bei der Schlacht von Freiberg gewesen waren , mit einem Dukaten , die übrigen mit einem Thaler. Von der ersteren Kategorie waren noch 3 , von der letzteren 7 als Unteroffiziere im Regiment , was immer noch genug zu nennen ist, da seit jener Zeit schon über 33 Jahre verflossen waren. Von den Of fizieren hatten als Lieutenants jener denkwürdigen und für das Regiment so rühmlichen Schlacht beigewohnt : der Generalmajor von Birckhahn , die Obersten von Werther , von Manstein und von Dossow , und der Ritt

361

meister von Kleist ; als Cornett der Rittmeister von Bandemer ; als Junker der Rittmeister von Kerckow.

Bei der Tafel , zu welcher das ganze Of

fizier -Korps des Regiments gezogen wurde , gedachte der Generallieutenant Graf Kalkreuth in einer geistreichen und gemüthvollen Rede der am 29. Ok tober 1762 von dem damaligen Regiment

von Schmettau vollbrachten

Thaten, durch welche er selbst , indem er sich den glänzenden Attaquen des Regiments anschloß , den Grund zu seiner ausgezeichneten Beförderung und daher auch zu seiner jegigen hohen Stellung gelegt hatte. Er er= innerte sowohl an den hochverehrten Kommandeur, Oberstlieutenant von Roeder , als an den wackern Unteroffizier Kaverau und an alle die , welche nun schon in dem lichteren Jenseits um den großen König versammelt waren , und sprach die Ueberzeugung aus , daß ein Regiment , dem solche Beispiele vorleuchten , niemals aufhören könne, ein nachahmungswürdiges Vorbild für die ganze Armee zu sein! Am 19. März 1796 starb der Generalmajor von Mindwig an einem nervösen Faulfieber , und seine Leiche wurde am 21. in der Gruft der evangelischen Kirche zu Warschau feierlich beigefeßt. In deſſen Stelle avancirte durch Königliche Kabinets - Ordre vom 27. März der Rittmeister von Kleist endlich zum Major , der Staabsrittmeister von Ziegler zum wirklichen Rittmeister , der Secondelieutenant Graf Salisch zum Premier lieutenant, die Cornetts von Francke und von Schimonski zu Seconde lieutenants und der Estandartenjunker von Thun zum Cornett. Zugleich erhielt der Premierlieutenant von Reisewiß die erbetene Dimiſſion. Die Kompagnie des verstorbenen

Generals von Minckwitz (1674 von dem

Kapitain von Roedecke errichtet) stieß nun zu der Kompagnie des Gene= rals von Birckhahn (1704 von dem Oberstlieutenant von Marwiß errichtet) und bildete mit dieser die zweite Escadron (von Birckhahn). Am 15. August wurde der Generallieutenant von Mengden auf ei nem Spazierritte vor Warschau vom Schlage gerührt und starb bald darauf. Seine Beisehung in der Gruft der evangelischen Kirche fand am 17. auf das Feierlichste statt.

Das Regiment verlor in ihm einen wohlwollenden

Chef, der mit wahrhaft väterlicher Sorgfalt die Intereſſen jedes Einzelnen wahrnahm , wenn sie mit dem Interesse des Allerhöchsten Dienstes ver einbar waren. In seiner Stelle erhielt durch Kabinetsordre vom 22. Au guft der Generalmajor Graf Truchses von Waldburg , bisheriger Kom= mandeur des Dragoner - Regiments von Prittwiß , das Regiment vacant von Mengden als Chef, ein Mann von hoher wissenschaftlicher Bildung und vortrefflichem Charakter, welcher im Jahre 1794 vor Warschau mit dem Orden pour le mérite begnadigt und am 1. Januar 1795 zum General ernannt worden war.

Der Generalmajor von Birckhahn , welcher

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ein älteres Patent besaß , als der nunmehrige Regiments - Chef, wurde durch dieselbe Kabinetsordre vom 22. Auguſt mit 800 Rthlrn. Penſion in den Ruhestand verseht und der Oberst von Werther an seiner Statt zum Kommandeur des Regiments befördert , welches von nun an den Namen Kürassier = Regiment Graf Truchses führte. Die vacante Escadron von Birckhahn erhielt der Oberst von Man stein ; dagegen stieß dessen Kompagnie (1674 von dem Kapitainlieutenant Baron von Blumenthal errichtet) zu der Kompagnie des Obersten von Werther (1718 von dem Rittmeister von Derzen errichtet) und bildete mit ihr die dritte Escadron (von Werther). Unter dem 4. September wurde der Major von Kleiſt mit 200 Rthlrn. Wartegeld verabschiedet ; unter dem 11. September aber der Rittmeister von Bandemer zum Major , der Staabsrittmeister von Wallhofen zur wirklichen Rittmeister , die Cornetts von Kracker und von Folgersberg zu Secondelieutenants und der Estandartenjunker Graf Mettich zum Cornett, ferner unter dem 12. Oktober der Rittmeister von Kerckow zum Ma jor, der Staabsrittmeister von Haudring zum wirklichen Rittmeister, der Cornett von Welczeck zum Secondelieutenant und der Junker von Ney



mann zum Cornett befördert ; der erste Offizier , der , aus Südpreußen gebürtig , bei dem Regimente avancirte. Die vacante Kompagnie des Majors von Kleist ( 1674 von dem Ka= pitain von Wedell errichtet) trat nunmehr zu der Kompagnie des Oberſten von Doſſow (1674 von dem Kapitain von Wreech errichtet) und bildete mit dieser die vierte Escadron (von Dossow). Der verabschiedete Major von Kleist erhielt 400 Rthlr. Pension.

1 Die neue Garnison stach durch den üppigen Glanz ihrer Gesellschaf= ten , durch die rauschenden Vergnügungen des polnischen Adels und durch den Reiz ihres brillanten Damenflors , gegen die Einfachheit der kleinen Oberschlesischen Städte , in denen das Regiment seit beinahe 50 Jahren gestanden hatte , - so gewaltig ab, daß die Erinnerung daran noch heute in allen denen die heitern Anklänge einer fröhlichen Jugend weckt , welche ihre Blüthenzeit dort verlebt haben. Die Stimmung der Einwohner, be sonders des Adels , blieb zwar eigentlich stets den Preußen im Ganzen nicht günstig , wurde aber bald durch den ritterlichen , ehrenfesten Sinn der Preußischen Offiziere, wenigstens in Bezug auf die Einzelnen , fiegreich bekämpft. So richtete man sich nach und nach in den Verhältnissen an genehm ein , welche Anfangs durch ihre Neuheit , später durch Angewöh nung einen so großen Reiz ausübten , daß manches unangenehm Störende in denselben gern übersehen und eine Versehung aus Warschau als ein

I

1

363

betrübendes Ereigniß gefürchtet wurde.

Ob durch die vielfältigen Zerstreu

ungen und intereſſanten Intriguen der Dienst grade im Einzelnen gewann, ―――― bleibe dahin gestellt ; doch hielt das Widerstreben gegen Preußische Ein richtungen und deutsche Sitte im Allgemeinen eine stete Aufmerksamkeit auf alle Verhältnisse wach und entwickelte so von selbst eine strenge Son derung der dienstlichen und geselligen Beziehungen , in welcher die lehteren wenigstens keinen nachtheiligen Einfluß auf die ersteren ausübten. Das Regiment Graf Truchſes bekam jetzt zum Kanton den Radoms ker , Pilicaer und Siewierzer Kreis , behielt aber die bisher aus dem Neu städter Kreise gelieferten Kantonisten in seinen Gliedern , daher es mit diesem noch in steter Geschäftsverbindung blieb , obwohl jährlich eine be= stimmte Anzahl, etwa 60 , entlaſſen werden mußten. Allerdings lieferte der neue Kanton nur sehr unsichere Leute , und Deſertionen waren ſelbſt unter den Beurlaubten sehr häufig , so daß das Regiment sich stets be mühte , einen tüchtigen Stamm deutscher Landeskinder zu behalten , und dies kam ihm in der Folge besonders gut zu Statten. Wie die reiche Uniform und die angenehmen Verhältnisse der Preu ßischen Kavallerie überhaupt eine Menge begüterter Edelleute zu den Ka= vallerie - Regimentern zogen , so nahm auch der in Südpreußen einheimische Adel häufig Dienste bei dem Regimente Graf Truchses , und wurde um so schneller befördert , als die jüngeren aus Schlesien gebürtigen Offiziere in eben dem Maße nach und nach den Abschied nahmen. Die Sitte des Landes blieb daher nicht ohne Einfluß auf den Geist des Regiments. In dieser Zeit erreichte der Lurus bei der Kavallerie überall den höchsten Grad, und mancher weniger reiche Offizier zerrüttete seine Vermögens umstände auf immer. So auch hier , und doch blieb im Ganzen die Preußische Kavallerie durch den tüchtigen Kern , der in ihr sich fortpflanzte, immer noch die ausgezeichnetste in Europa. Freilich hatten ſeit dem sieben jährigen Kriege nur wenige Regimenter Gelegenheit gefunden , dies durch Thaten zu bewähren und ihre Kräfte in eigentlichen Reitergefechten gegen den Feind zu meſſen . Man trug den Ruhm der Vergangenheit auf die Gegenwart über, und so bildete sich das nöthige Selbstgefühl hier und da zu einem schädlichen Dünkel aus , der, in starrer Selbstsucht der weiteren Ausbildung hinderlich , jezt am allerwenigsten zeitgemäß zu nennen war, wo die Kriegskunst eine völlige Umbildung erfahren ſollte. Ungeachtet aller im Stilen fortwirkenden Gährung blieb doch War schau im Ganzen ziemlich ruhig ; nur zweimal mußte das Regiment Graf Truchses wegen Unruhen in der Stadt ausrücken. Das erstemal entſtand eine Volksbewegung aus dem Gerücht , daß die Juden bei einer Prozession das Allerheiligste beschimpft hätten , und es dauerte drei Tage , ehe die

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Waffengewalt im Stande war , die Ruhe wieder herzustellen. Das Re giment lagerte in dieser Zeit 48 Stunden lang in der Krakauer Vorstadt; jedoch waren nur einige Leute deſſelben genöthigt , ihre Waffen zur Selbſt= vertheidigung zu brauchen. Das andere Mal gab den Behörden eine allgemeine Aufregung gegen den durchreisenden Russischen Fürsten Subow Veranlassung zur Besorgniß , weshalb das Regiment die Nacht über auf dem Regierungsplaße in der Nähe der Wohnung des Fürſten lagern mußte. Diese Vorsichtsmaßregeln hinderten indeß jeden Ausbruch. 1797. Unter dem 7. April 1797 erhielt der Lieutenant Baron von Welczeck den erbetenen Abschied . In dessen Stelle avancirten zugleich der Cornett von Gellhorn zum Secondelieutenant und der Estandarten junker von Knobelsdorff zum Cornett ; unterm 9. Mai aber wurde der Premierlieutenant von Koeckrih auf sein Ansuchen dimittirt und dafür der Cornett von Thun zum Secondelieutenant und der Estandartenjunker von Müller zum Cornett befördert. Später wurde von Koeckriz als König licher Forstmeister in Oppeln angestellt. In dieser Zeit schenkte der Generalmajor Graf Truchses dem Re giment noch eine silberne Trompete, welche ,,Krause fecit. Berlin 1797" bezeichnet und auf dem äußeren Schallstücke mit dem gekrönten Adler, von Armatur umgeben , in vergoldeter erhabener Arbeit geziert ist und die Inschrift trägt : „Pro gloria et patria." So hatte nun das Regiment 12 silberne Trompeten. Der Auditeur Blühdorn und der Bereiter Pauſch wang wurden im Civil versorgt , dagegen bekam das Regiment den Au diteur Wimmer und den Stallmeister Thebach. Unter dem 12. September erhielt der Rittmeister von Gellhorn mit einer Pension von 300 Rthlrn. den erbetenen Abschied , wogegen unter dem 6. Oktober der Staabsrittmeister von Leſſel zum wirklichen Rittmei= ſter, der Premierlieutenant von Bockelberg zum Staabsrittmeister , der Cornett von Kurßel zum Secondelieutenant und der Estandartenjunker Graf Truchses von Waldburg zum Cornett avancirten. Zugleich gab der Staabsrittmeister von Bockelberg die Geschäfte des Regiments - Adjutanten an den Secondelieutenant von Packisch ab. Dies waren die lehten Ernennungen , welche Friedrich Wilhelm II. für das Regiment Graf Truchses vollzog .

Am 16. November früh um

9 Uhr starb dieser wahrhaft menschenfreundliche König im Marmorpalais bei Potsdam , im 54sten Jahre seines Alters und im 12ten seiner Re gierung. Ihm folgte der Kronprinz Friedrich Wilhelm , als König der Dritte dieses Namens, auf dem Throne des Vaterlandes ; von der ewigen Vorsehung zu schwerem Kampfe und großem Siege ausersehen ; bestimmt, ſein treues Volk aus dem unfruchtbaren Stolze auf ruhmwürdige Ver

365 gangenheit , durch die Schule des Unglücks und der Unterjochung zur rei nen Erkenntniß der Forderungen einer neugestalteten Zeit zu führen ; aus dem Drucke fremdländischer Bevormundung zur Selbstständigkeit eines ums nth ußewel national Pre . edrich Wilhelm III. von seinem Vater ererbte s Fri che s He er, Daen

bestand aus: 1 Regiment Garde zu Fuß in 3 Bataillonen, 1 Grenadier - Garde - Bataillon , 56 Regimentern Infanterie zu 4 Bataillonen, 24 Füsilier - Bataillonen , alle diese Bataillone zu 6 Kompagnien ; 1 Fußiäger -Regiment von 12 Kompagnien , 63 Schwadronen Kürassiere in 13 Regimentern, 60 Schwadronen Dragoner in 12 Regimentern, 100 Schwadronen Husaren in 10 Regimentern, 1 Bataillon Huſaren, beide zu 5 Schwadronen , 1 Tartarenpulk, 4 Regimentern Feldartillerie , jedes zu 2 Bataillonen, 1 Bataillon Feldartillerie, 1 Bataillon reitender Artillerie, alle zu 5 Kompagnien , 15 Garnison - Artillerie - Kompagnien , 4 Mineur -Kompagnien , 2 Pontonnier -Kompagnien , 1 Pontonnier -Kommando , 4 Land -Regimentern ; oder 182,000 Mann Infanterie, 41,000 Mann Kavallerie, 12,000 Mann Artillerie und Pontonniers .

Summa 235,000 Mann. Der Stand des Offizier - Korps von dem Regiment Graf Truchses bei Beginn der Regierung Friedrich Wilhelm III. wird aus der nach stehenden Rangliste ersichtlich.

Rangliste

derer Herrn Offiziers des-. Küraffier Regiments Graf Truchses pro Januar 1798 No. Charge.

1. Generalmajor Karl Friedr Ernst Truchses Gr zu Waldburg 54 5.. 2. Obrist u. Kommdr George Christian von Werther ... 55 10 3. Obrist 4. Majo5. r 6. Rittmeiste1.r. 2.

ohh untaidna

Vorund. Zunamen

Johann Bernhard von Manstein ... 9 57 Adam Casimir von Doffow .. George Karl von. Bandemer Karl Wilhelm von. Kerckow Friedrich Ludwig von. Ziegler Felix von Wallhofen .. Johann Friedr Wilh von Haudring 42 10. ... Kurland Ferdinand von Leffel

Rangliste

54 Waldburg zur.

Alter. Mon. Jahr,

Vaterland:

... 37 20 Schlesien 4 ... 34 4 Mittelmark 20 .. 32 9 Mittelmark .. 17 Schlesien 32 9. 18 Schlesien 16 .. 1795 .. Schlesien 14 9 1796 Schlesien 12 5 1796 1790 ... 15 8 Preußen .... 27 Schlesien ... 1792 11 9 .. • 26 1. Preußen 1 11 1793 · 27 ... 9. Meklenburg .. 10 Meklenburg 25 3 Meklenburg 27 10 Schlesien 25 4 ... Schlesien Schlesien Kurland

Preußen ♦♦Neumark 9 Preußen 43 . 41 9 Magdeburg 59 .. 3 54 — Pommern 37 4 56 ... Preußen 35 97 1796 ... 49 Preußen 4 31 2. 1796 .. 44 3 ... Schlesien ... .. 30 11 1796

32 4 8 29

30 8

2

23 4 22 2

: ·

+ .

·

·

.. 28 1796 9 1797 ... 4• .. 1797 6 • 3 . 1792 ... 5 1794 7

42 5 40 11

Dienstzeit. Mon. Jahr,

♦♦

74.♦

9.· 1794 10 9 ... 8 9 1795 ... 8 5 1795 85 7 11

·

Jahr Datum und des. Patents

" "

"1

"I

"I

"I " "I " "I " "I

1795 den 9.. Januar

1793 ...

1796

.. 1794

1795 1796

=====

Karl von. Koschüßki Karl von Briefen Karl Levin Graf von Salisc h Ludwig Friedrich Ernst Wrochem von 29 3.

Ludwig Magnus von. Berg Johann Zülow von. Karl von Klinggräff Friedrich Selzer von Christian Heinrich von Loen Ferdinand von France

17619 ) 732568 cy

!

4. Staabsrittmeis ter Heinrich Friedrich von Bockelberg Premierlieute 1. Friedrich nant Wilhelm von Ivernois 2. 3. 4. 5. Secondelieute 1.. nant Johann August von Goeßen 2. Sec Lieut u-. Adjut August Heinrich von Packisch Secondelieute 3. nant Philipp Karl von Manstein 4. 5. 6. 7. 8.

366

1792 Mai 16.. Januar 5.. 16.. Januar 1794 11.. Septbr 7.. Novbr 27.. März 11.. Septbr 7.. Novbr 6.. Oktbr Oktbr 6.. 16.. April Novb7. r. 23. Decb r. 27.. März 25.. Juli 29.. Mai 16.. April 7.. Septbr 8.. Juli Novb7. r. 26.. März 27.. März 23.. Decbr Mä27. rz. O Infront on 2123456789 22222

22222

. 2 .3 . 4 . 5

. 2 .3 . 4 . 5

.11 . 12 .13 14 . . 15 . 16

. №2

2.22

Feldp 2. rediger 3. Audi teur . Regt 4. .C hirur s gus 5. Stallmeister

" I " " 1 "

" " "/ "I " Cornett 1. "

Charg e .

Alter . ,Mon. Jahr

Regts Q uartiermstr .-1. J ohann Lonsert . G.ottgetreu Friedrich Klos Johann Wimmer Karl Johann Naumann Friedrich Thebach Ludwig Karl ⭑

Früheren In *) Ranglisten heißt Kracker Ludwig Christian .von "

Unterst a . b a 36 6 35 1 . 27 6 42 9 6 26

Secondelieutenant 10. Karl Schimonski von 9 21 Ernst Uechtris von 5 23 ♦ von Christian *) Leopold Kracker 8 21 Leopold Christian von Folgersberg 22 Karl Siegismund von Gellhorn 21 2 . Ludwig Philipp von . Thun 9 17 Heinrich Karl Kursel von 4 17 Heinrich Mettich von Graf 19 8 Mathäus von Neymann 5 19 Karl Otto von Knobelsdorff 2 18 Gottlieb Ernst Müller von 16 6 Heinrich Truchses Graf Waldburg zu 15 .. 4 Estandartenjunker Graf Joseph . Skarbeck von 15 Samuel von Loya 11 14 Ludwig Bernhard Berg von 4 16 Friedrich von Lühe der 2 15 Reinha rd Klöber orn von Hölchb 14 3

Vorund Zunamen .

Dienstze it . Jahr ,Mon.

Preußen Mark 12 Sachsen Westphalen 29 .. Berlin

4

6

3 6

Schlesien Schlesien 8 7 Schlesien Schlesien 2 5 Schlesien 4 Schlesien 7 3 Schlesien 3 Schlesien 9 2 Südpreußen1 6 Neumar 3 1 k . Meklenbu 1 rg— Neumark 3 1 Südpreußen11 · · . · Westpreußen 11 Meklenburg 6 Meklenburg6 Westpreußen .. 4

. Vaterland

1796 den März .28. 25. Juli . 11. Septbr .1796 12. Sep . tbr 7. l .Apri 9. . Mai Oktbr .6. 10. Sept br . Novbr .7. 7. Apri l . 9. . Mai Oktbr 6. .

K gez arl Ernst Truchses Graf zu Waldburg .Friedrich

1796 1797 1797 1797 1796 1796 1797 1797 1797

1796 "

Jahr Datum und des Patents .

367

368

Unter dem 1. März 1798 erhielt der Oberst von Werther das durch den Tod des Generalmajors von Berg vacant gewordene Kürassier - Re giment № 12. bei Ernennung zum Generalmajor als Chef; unterm 12. März wurde der Premierlieutenant von Ivernois verabschiedet und als Landrath des Großstrehlißer Kreiſes in Oberschlesien angestellt , dagegen der Cornett Graf Mettich zum Secondelieutenant und der Estandarten junker Graf Skarbeck zum Cornett befördert ; unter dem 27. März aber in Stelle des Generalmajors von Werther der Oberst von Manstein zum Kommandeur des Regiments Graf Truchses , der Rittmeister von Ziegler zum Major, der Staabsrittmeister von Bockelberg zum wirklichen Ritt meister, der Premierlieutenant von Koschützki zum Staabsrittmeister, der Secondelieutenant von Goeten zum Premierlieutenant , der Cornett von Neymann zum Secondelieutenant und der Estandartenjunker von Loya zum Cornett ernannt. Um 6. Mai, bei der Inspicirung des Regiments durch den General lieutenant Grafen Kalkreuth , starb der Oberst von Dossow auf dem Erer cierplage, vom Schlage gerührt ; unter dem 13. Mai wurden daher die Majors von Bandemer , von Kerckow und von Ziegler zu Escadrons Chefs , der Rittmeister von Wallhofen zum Major , der Staabsrittmeiſter von Koschüski zum wirklichen Rittmeister , der Premierlieutenant von Brie sen zum Staabsrittmeister , der Secondelieutenant von Packisch zum Pre mierlieutenant, der Cornett von Knobelsdorff zum Secondelieutenant und der Estandartenjunker von Berg zum Cornett befördert. Die Kompagnie des Majors von Kerckow (1674 von dem Kapitain von Hacke gestiftet) bildete nunmehr mit der Kompagnie von Bandemer (1674 von dem Ka pitain von Goes errichtet) die fünfte Escadron des Regiments (von Ban demer). Der Major von Kercow erhielt die Escadron vacant von Wer ther , und der Major von Ziegler die vacant von Doſſow , so daß nun die Escadrons in folgender Art rangirten : Leib-Escadron,

Escadron von Manstein, "

" "/

von Bandemer, von Kerckow, von Ziegler.

Das Regiment war nun nach dem schon 1789 festgesezten Etat for mirt und hatte an Offizieren : 1 General als Regiments - Chef,

1 Obersten als Regiments- Kommandeur, 4 Majors , von denen der Jüngste als Staabs - Major ohne Escadron war,

369

4 wirkliche Rittmeister, 1 Staabsrittmeister, 4 Premierlieutenants, 17 Secondelieutenants und 5 Cornetts , bei dem gewöhnlichen Unterſtaabe. An Leuten:

1 Staabstrompeter, 5 Wachtmeister,

5 Junker, 5 Quartiermeister, 60 Unteroffiziere, 15 Trompeter, 5 Chirurgen, 5 Fahnenschmiede, 660 Gemeine,

1 Profoß, 1 Sattler, 1 Büchsenmacher, 1 Büchsenschäfter, Summa 765 Köpfe exclusive Offiziere , und

751 Königliche Dienstpferde. Unter dem 12. Juli wurde der Secondelieutenant von Schimonski auf sein Unsuchen verabschiedet und der Cornett von Müller zum Seconde lieutenant, der Estandartenjunker von der Lühe zum Cornett befördert. Die Herbstmanoeuvres in Potsdam fanden von diesem Jahre an wieder wie gewöhnlich ſtatt , und der König ermächtigte die General - In specteurs noch besonders durch die Kabinetsordre vom 20. Juli 1799, den unter ihrem Befehl stehenden Offizieren , welche diesen Manoeuvres bei wohnen wollten , den erforderlichen Urlaub zu ertheilen.

Es sollte dies

jedoch nur an solche Offiziere geſchehen , von denen man überzeugt sei, daß sie die Reise nicht als eine „ partie de plaisir", fondern zu ihrer Beleh rung unternähmen. Vorspann durfte nicht dazu bewilligt werden. Ue brigens ſollten alle Regimenter , die nicht nach Potsdam gezogen wurden, im Herbste ebenfalls zu der gewöhnlichen Zeit in ihren Garniſonen maș noeuvriren , um dadurch besonders ihre Offiziere zu inſtruiren. 1799.

Unter dem 23. Juli 1799 erhielt der Secondelieutenant

von Francke den nachgesuchten Abschied , wogegen der Cornett Graf Truch ſes zum Secondelieutenant, der Estandartenjunker von Gellhorn zum Cor nett avancirte; unterm 1. Oktober wurde der Major von Bandemer mit 24

1

370

400 Rthlrn. jährlicher Pension dimittirt , und unterm 16. Oktober der Secondelieutenant von Gellhorn zum Dragoner : Regiment von Prittwig M3, in deſſen Stelle aber der Secondelieutenant von Ernst II. von jenem Regimente zu dem Küraſſier - Regimente. Graf Truchſes , mit einem auf den 13. September zurückdatirten Patente, versezt. Unter dem 22. Of: tober erhielt der Secondelieutenant von Klinggräff den nachgesuchten Ab schied ; zugleich avancirten der Cornett Graf Skarbeck zum Secondelieu tenant, der Estandartenjunker Kloeber von Hoelchborn zum Cornett , am 12. November aber der Major von Wallhofen zum Chef der Escadron vacant von Bandemer , der Rittmeister von Haudring zum Major , der Staabsrittmeister von Briesen zum wirklichen Rittmeister, der Premier lieutenant Graf Salisch zum Staabsrittmeister , der Secondelieutenant von Manstein zum Premierlieutenant , der Cornett von Loya zum Seconde lieutenant und der Estandartenjunker von Stein zum Cornett. 1800. Um 4. April 1800 ſtarb zu Warschau der Generalmajor Truchſes Graf zu Waldburg an einem Brustfieber und wurde am 7. in der Gruft der evangelischen Kirche feierlich beigesetzt.

Unter dem 11. Juli

erhielt dagegen das Regiment den bisherigen Kommandeur des Dragoner Regiments von Buſch № 10 , den Generalmajor von Wagenfeld , zum Chef, so daß es von nun an den Namen Kürassier Regiment von Wagenfeld

führte. Um 29. Juni starb der Staabsrittmeister Graf Salisch an Lenden erweiterung ; dagegen wurde unter dem 8. Juli der Premierlieutenant von Wrochem zum Staabsrittmeister , der Secondelieutenant von Berg zum Premierlieutenant , der Cornett von Berg zum Secondelieutenant und der Estandartenjunker von Thun zum Cornett befördert ; durch Kabinetsordre vom 21. Juli aber der Lieutenant Graf Skarbeck wegen ,,übler Konduite" entlaſſen und auf den Wunſch ſeines Vaters zur Korrektion als Arreſtant nach Graudenz gebracht. In deſſen Stelle avancirte unter dem 5. Auguſt der Cornett von der Lühe zum Secondelieutenant und der Estandarten= junker von Brodowski zum Cornett. 1801. Unter dem 22. Januar 1801 erhielt der Major von Hau bring wegen Invalidität den Abschied mit einer Pension von 300 Rthlrn. ; dagegen wurde der Rittmeister von Leſſel zum Major , der Staabsrittmei ster von Wrochem zum wirklichen Rittmeister , der Premierlieutenant von Goetze zum Staabsrittmeister , der Secondelieutenant von Zülow zum Premierlieutenant , der Cornett von Gellhorn zum Secondelieutenant und der Estandartenjunker von Prittwig zum Cornett ernannt.

371

Da der Oberst von Manstein unter dem 26. April zum Generalmajor und Chef des durch Versehung des Generals von Busch vacant gewor= denen Dragoner - Regiments № 10 ernannt worden war : so erfolgte unter dem 16. Mai die Ernennung des Majors von Kerckow zum Kommandeur des Regiments von Wagenfeld , ferner des Majors von Leffel zum Es cadrons-Chef, des Rittmeisters von Bockelberg zum Major , des Staabs rittmeisters von Goege zum wirklichen Rittmeister, des Premierlieutenants von Packiſch zum Staabsrittmeister, des Secondelieutenants von Selher zum Premierlieutenant und des Cornetts von Kloeber zum Secondelieu tenant ; unterm 30. Mai aber wurden die Estandartenjunker von Polew czynski und Graf Henckel von Donnersmark zu Cornetts befördert , der Lettere als überzählig.

Im Laufe dieses Jahres erhielt auch der Feld

prediger Kloß eine Anstellung im Civil, und der Feldprediger Greim kam an dessen Stelle. 1802.

Unter dem 2. Januar 1802 wurde der Secondelieutenant

von Knobelsdorff auf sein Unsuchen verabschiedet, der Cornett von Stein avancirte zum Secondelieutenant und der überzählige Cornett Graf Hen= cel wurde einrangirt ; unter dem 18. Oktober erhielt der Secondelieutenant Graf Mettich den erbetenen Abschied und der Cornett von Thun avan= cirte zum Secondelieutenant, der Estandartenjunker von Jabloynski zum Cornett. In dieses Jahr fällt die Veränderung im Schnitt der Uniformen, wie er bis zum Jahre 1808 blieb . Das Kollet bekam einen vorn offenen hohen Kragen, der Hut wurde besonders hoch und der Federbusch von größerer Länge als sonst getragen. Der dunkelblaue Mantel und der Futterkittel von Leinwand blieb wie früher ;

aber der Mantelsack wurde

nicht mehr weiß, sondern blau geliefert. Außer der weißen , reich mit Gold besezten Paradechabrake hatten die Offiziere noch zwei Arten von Interims - Chabraken , deren Form und Farbe von der Bestimmung des Regimentschefs abhing.

Ehe der General Graf Truchses das Regiment

erhielt, war die Interims-Chabrake weiß und mit goldenen Borten beſeßt ; dieser aber führte eine rothe Interims - Chabrake ein , welche mit einem schwarzen Sammtstreifen , von 2 goldenen Borten eingefaßt , beseßt war. Die zweite Interims - Chabrake war roth, mit schwarzen Sammtstreifen besetzt. Die Federbüsche der Offiziere waren 14 3oll lang , unten 2 3oll schwarz und oben breiter als unten ; die Leibröcke der Offiziere blieben im Ganzen wie früher , nur erhielten sie, so wie auch die Kollets , einen eleganteren Schnitt. Im Dienst wurde immer die Scherpe sehr eng über den Hüften gebunden , die Quasten nach hinten.

Eine mit Goldstoff über 24 .

372

zogene und mit dem schwarzen Adler gezierte Kartusche , deren weißgahrer Trageriem mit einer goldenen Borte ganz übernäht war , von der linken Schulter zur rechten Hüfte getragen , vervollständigte den Anzug der Of fiziere im Dienst , während die Unteroffiziere jezt ebenfalls eine Kartusche an einem weißgahren Riemen in gleicher Art trugen. 1803. Unter dem 3. Oktober 1803 erhielt der Cornett von Bro dowski, unter dem 15. November der Cornett von Poliwczynski den erbetenen Abschied , und es wurde unter dem ersteren Datum der Junker von Prittwik zum Cornett und der Junker von Klinckowström zum überzähligen Cor nett ernannt , der Lehtere aber schon unter dem lehtern Datum einrangirt. 1804. Unter dem 16. Januar 1804 erfolgte die Verabschiedung des Secondelieutenants von Loen als Invalide, und zugleich die Ernen nung des Cornetts von Prittwitz I. zum Secondelieutenant und des Stan= dartenjunkers von Figietti zum Cornett. Unter dem 7. Februar erhielt der Lieutenant von Ernst die erbetene Dimission, und der Cornett Graf Hen ckel von Donnersmark wurde zum Secondelieutenant , der Estandartenjunker von Royewski zum Cornett ernannt , unter dem 6. Oktober aber der Se condelieutenant von Schwanenfeld , von dem Infanterie - Regimente von Nahmer № 54 , dem Regimente von Wagenfeld aggregirt und bei der am 14. December erfolgten Verabschiedung des Secondelieutenants Kracker von Schwarzenfeld zwischen den Lieutenants von Neymann und von Mül ler einrangirt. Zur höheren Ausbildung der Offiziere aller Waffengattungen errichtete der König in diesem Jahre die Academie militaire in Berlin. Inzwischen hatte sich in Frankreich aus den verschiedenartigſten repu= blikanischen Regierungsformen in dem geistigen Uebergewicht des ersten Consuls , Napoleon Bonaparte, ein dem Scheine nach constitutionelles, dem Wesen nach völlig absolutes , ja despotisches Kaiserthum entwickelt, als deſſen Kaiſer er am 18. Mai unter dem Namen Napoleon I. prokla= mirt wurde. Um 2. December erfolgte die feierliche Krönung des Schlach tenkaiſers ; da aber England und Rußland der neuen Ordnung der Dinge in Frankreich ihre Anerkennung versagten : so bereitete sich ein Kampf der neuen Kriegskunst mit der bisher geübten vor , in den auch Oesterreich (1805.) gezogen wurde , als Napoleon am 17. März 1805 sich zum Könige des neugeschaffenen Königreichs Italien ausrufen ließ. Preußen blieb dem Kriege vorläufig durch Erklärung seiner Neutra lität fern , wenn auch hier die bewegte Zeit früher oder später die bis herigen Friedensverhältnisse stören zu wollen schien . Unter dem 19. März 1805 erhielt der Secondelieutenant von Uechtrit den erbetenen Abschied ; an dessen Stelle wurde der Cornett von Jabloynski

373

zum Secondelieutenant befördert , und unter dem 27. März der Eleve der Academie militaire von Moszczenski als übercompletter Cornett bei dem Regimente von Wagenfeld angestellt , am 6. April aber der Estandarten junker von Schmieterlöw zum wirklichen Cornett ernannt. Der Lieutenant von Uechtrit erhielt später den Charakter als Rittmeister. V Unter dem 13. Juli wurde der Cornett von Royewski, unter dem 10. August der Cornett von Figietti auf sein Ansuchen verabschiedet , und in Stelle des Ersteren der Cornett von Moszczenski einrangirt , die Stelle des Lestern aber durch den zum Cornett beförderten Standartenjunker von Nieckisch I. befeht. Unter dem 5. Oktober erhielt der Rittmeister von Goehe den Abschied als Invalide mit 300 Rthlrn . Wartegeld , unterm 22. Oktober aber den Charakter als Major , während zugleich der Premierlieutenant von Selher bei dem Train angestellt wurde.

Der Staabsrittmeister von Packisch

avancirte unter demselben Datum zum wirklichen Rittmeister , der Premier lieutenant von Manstein zum Staabsrittmeister , die Secondelieutenants von Folgersberg und von Thun I. zu Premierlieutenants , die Cornetts von Prittwiß und von Klinckowström zu Secondelieutenants , der Süd preußische Edelmann von Bojanowski und der Estandartenjunker Biene mann von Bienenstamm zu Cornetts .

Der Premierlieutenant von Fol

gersberg übernahm die Geschäfte des Regiments - Adjutanten von dem Rittmeister von Packisch. Klagen über die schlechte Beschaffenheit des aus den Königlichen Ma gazinen gelieferten Brotes und Futters , so wie über die höchst mangel haften Ställe , wurden in dieser Zeit sehr häufig , blieben aber, wie es scheint , ziemlich ohne Erfolg. Wegen Verlegung des neutralen Gebiets von Anspach durch eine französisch - baiernsche Heerabtheilung wurde in diesem Jahre ein Theil der

Dies traf zwar nicht das Regiment von Wa= diesem das Depot formirt und unter dem von auch wurde indeß genfeld ; Rittmeister von Briesen nach Wrahlaweck verlegt , aus 4 Offizieren, 144 Mann und 117 Pferden bestehend , zu denen sämmtliche Remonte

Preußischen Armee mobil.

pferde gehörten. War die Gesinnung des Kaisers Napoleon gegen Preußen schon frü her zweifelhaft, so äußerte sich dieselbe nach dem Siege über die Dester reicher und Russen bei Austerlit (2. December 1805) entschieden feindlich . ( 1806.)

Obwohl durch diplomatiſche Verhandlungen der eigentliche

Ausbruch noch verzögert wurde , so mußte man doch jeden Augenblick darauf gefaßt sein; es wurde daher den früher verabschiedeten , jedoch felddienst fähigen Offizieren der Wiedereintritt in die Armee gestattet.

Der am

374

15. November 1803 verabschiedete Cornett von Poliwczynski machte hievon Gebrauch und wurde unterm 27. Februar 1806 dem Regiment als Se condelieutenant mit einem Patent vom 6. Februar 1804 aggregirt. Das Depot des Regiments wurde von Wrahlaweck nach Warschau beordert und rückte hier am 25. Februar ein. Diese Maßregel deutete darauf hin , daß das Regiment bei einem Kriege mit Frankreich in seiner Garnison bleiben werde, und der Zustand von Südpreußen rechtfertigte diese Ansicht vollkommen. In dieser Zeit erhöhte der König das Gehalt der Subalternoffiziere um monatlich 4 Rthlr. , wodurch der Secondelieutenant bei der Kavallerie nunmehr 20 Rthlr. erhielt. In Erwartung einer baldigen Mobilmachung erhielt das Regiment von Wagenfeld im April 35 Remonten aus Preußisch Litthauen und hatte in dieser Periode 90 Pferde Holsteiner und 661 Stück Preußischer Race.

Unter dem 4. Mai avancirten der Premierlieutenant von Berg zum übercompletten Staabsrittmeister , und unter dem 27. Mai wurde, zugleich mit der erbetenen Verabschiedung des Secondelieutenants von Gellhorn, der Lieutenant von Poliwczynski einrangirt , und erhielt ſeinen früheren Plaz zwischen den Secondelieutenants von Prittwiß und Graf Henckel. Unter dem 5. Juni ernannte der König den Rittmeister von Koschüßki zum überzähligen Major und ertheilte unter dem 5. Juli dem Rittmeister von Wrochem den erbetenen Abschied mit dem Charakter als Major , wo gegen der Staabsrittmeister von Manſtein zum wirklichen Rittmeister avan cirte. Der Staabsrittmeister von Berg wurde einrangirt , der Premier lieutenant von Zülow zum übercompletten Staabsrittmeister , der Seconde lieutenant von Kurßel zum Premierlieutenant, der Cornett von Schmieterlöw zum Secondelieutenant und der Estandartenjunker von Karschnitzki zum Cornett befördert. In Praga hatte bis jeht ein Kommando , von Uſedom Huſaren , von 1 Offizier und 25 Pferden gestanden , welches im Juli durch ein Gleiches vom Regimente von Wagenfeld abgelöst wurde. Der erste Offizier des Regiments , den dies Kommando traf, war der Premierlieutenant von Kurßel. Durch die am 12. Juli erfolgte Stiftung des Rheinbundes , als deſſen Protector sich Napoleon erklärte , war das deutsche Reich factisch vernichtet, und der Kaiser Franz II. legte unter dem 6. Auguſt die römische Kaiſer= und deutsche Königswürde , so wie die Regierung des deutschen Reichs nieder , entließ die Churfürsten , Fürsten und Stände ihres Eides und er klärte seine Erbstaaten zum Kaiserthum Desterreich, indem er sich als Kaiſer

375

von Desterreich Franz I. nannte.

Inzwischen stieg die Rücksichtslosigkeit

des Französischen Machthabers gegen Preußen mit jedem Augenblicke. Der König befahl im September die Mobilmachung der Armee , um bei dem unvermeidlichen Ausbruche eines Krieges gerüstet zu sein , und be stimmte unter dem 30. September , daß für die erste Auszeichnung die filberne , für die zweite Auszeichnung die goldene Medaille , ohne Unter schied der Charge (Unteroffizier oder Gemeiner) ertheilt werden solle. Das Regiment von Wagenfeld , welches zu dem Reservekorps unter dem General Grafen Kaldkreuth gehören sollte , erhielt am 5. Oktober den Befehl , sich vom 16. Oktober ab auf den Kriegsetat zu sehen , jedoch nur mit 132 Mann per Escadron , wie auf dem Friedensfuße. Der Generalmajor von Wagenfeld nahm den Secondelieutenant von Schwanenfeld als General - Adjutanten zu sich, und dieser schied daher aus dem Etat des Regiments , ohne jedoch erseht zu werden. Am 7. Oktober trafen 69 Litthauische Remonten als Lieferung für das Jahr 1806 ein ; die Mobilmachung wurde begonnen , das Depot, wieder unter dem Befehl des Rittmeisters von Briesen , formirt und die filbernen Trompeten und Pauken sammt der Registratur des Regiments, in mehrere Kisten verpackt, der Kriegs- und Domainen - Kammer in War schau zur Aufbewahrung übergeben. Unter dem 8. Oktober wurde dem Major und Kommandeur von Kerckow der erbetene Abschied bewilligt und der Major von Ziegler zum Kommandeur des Regiments , der Staabsmajor von Bockelberg zum wirk lichen Major und Escadronschef ernannt und der überzählige Major von Koschützki als Staabsmajor einrangirt. Ferner avancirten der Staabs rittmeister von Berg zum wirklichen Rittmeister , der Secondelieutenant von Neymann zum Premierlieutenant , der Cornett von Moszczenski zum Secondelieutenant und der Estandartenjunker von Hoym zum Cornett ; der übercomplette Staabsrittmeister von Zülow wurde einrangirt. Inzwischen war am 6. Oktober die Kriegserklärung Napoleons gegen Preußen erfolgt, und die Ereignisse des 14. Oktobers gaben den Ver hältnissen eine völlig unerwartete Wendung. Ein ungeheures Verhängniß brach über die Armee, über das ganze Land herein ; Festung auf Festung fiel , und in Trümmern zog das stattliche Heer , von dem überall ſiez reichen Feinde verfolgt , bis nach Preußen , um sich nebst dem Reserve Korps , welches jest der Generallieutenant von L'Estocq befehligte , mit dem vorrückenden Ruſſiſchen Hülfskorps unter dem General der Kavallerie Freiherrn von Benningsen an der Weichsel zu vereinigen . Der König verlegte seine Residenz nach Königsberg , später nach Memel. Der Feind drang unaufgehalten und unaufhaltsam von der Elbe gegen die Oder , von

376

der Oder gegen die Weichsel vor , und der Aufruf des polnischen Generals Dombrowski vom 3. November insurgirte Südpreußen und Neuostpreu ßen aufs neue. Aller Wohlthaten der Preußischen Regierung uneingedenk, wurden hier die Unterthanen plöglich zu erbitterten Feinden , und es wa ren alle Vorsichtsmaßregeln nöthig , um die Deſertion der gebornen Süd preußen aus den Regimentern zu verhindern und namentlich die Garniſon von Warschau zu sichern , welche noch aus den beiden Infanterie - Re gimentern von Plöt und von Ruits , dem Bataillon Chlebowski und dem Kürassier -Regiment von Wagenfeld , unter den Befehlen des Gouverneurs von Warschau , Generals der Kavallerie von Köhler und des Generallieu tenants von Plög bestand . Außer dem Kommando in Praga wurden noch dergleichen in Swiden, Grodzisk, Pustelnick , Sombsky , Nieporent und Jablony aufgestellt und seit dem 9. November durch Einziehung der übrigen die letteren beiden ſo verſtärkt, daß die Passagen über den Bug bei Dembic und Zegrz un= unterbrochen patrouillirt werden konnten. Das Kommando unter dem Rittmeister von Packisch , 4 Offiziere, 9 Unteroffiziere und 70 Gemeine , welches bis jest längs der Bzura in Sochaczewo gestanden hatte , wurde am 10. November durch die Ruſſen abgelöst und ging nach Bloniel zurück; der Lieutenant Graf Truchſes ſtand längs der Rawka und blieb daselbst , ein Unteroffizierposten in Nadarzyn, welcher später nach Ozarowo verlegt ward . Die Uebersicht des Offizier - Korps in diefer Periode gewährt neben stehende Rangliste.

Rangliste

. 17 18 . . 19 20 . 21 . . 22 23 . 24 .

.14 . 15

.8 . 9 . 10

.4 . 5

№.

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Major 3.

Staabs 6. major . Rittmeister 7. Quot

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Char ge .

Alter . , on. MJahr

65 6 Wagenfeld von Philipp Ernst .. Generalmajor 1. 58 2 .Ludwig Ziegler von riedrich FK ommdr .Major u 2. 1 54 .von Wallhofen Felir 2 45 Leffel von Ferdinand 1 43 .von Bockelberg Friedrich Heinrich 41 6 .Koschüßki von Karl 41 .. Briesen von Karl 9 36 Packisch von Heinrich August 6 33 Manstein von Philipp Karl 5 36 .von Berg Magnus Ludwig . 11 34 .von Zülow Johann ter Staabsrittmeis 11. 10 30 . Folgersberg von eopold .u djut A-Pr ieut L12. 7 I. Thun von Philipp Ludwig ant 27 Premierlieuten 13. 26 Kurßel von Heinrich Karl ... 2 30 Neymann von Matthes 26 Schwanenfeld von ranz F .- djut A General nant Secondelieute 16. 5 27 Müller von Gottfried Ernst 2 23 Waldburg zu Truchses Graf Heinrich 22-11 Samuel Loya von 1 25 Berg von Bernhard 1 24 Lühe der h von Friedric 1 Hoelchborn von Kloeber 22 Richard 6 21 Stei von n tian Chris 5 20 . II Thun von Ferdinand Karl

.und Zunamen Vor-

Dienstzeit . , on. MJahr

.pro 1806 ber Novem feld Wagen nts egime R -von ier Kürafß des ere Offizi n Herre der

.my hot t quain Preußen 1798 40 . Preußen +1 17072 1798"/ 11 39 Schlesien 28.716 1801 "I Schlesien 4 * 0299121806 10 4 Mittelmark to 2t75 1806 Schlesien 1256 1799 Schlesien 1805 Schlesien 1806 11 19 Preußen 1806 Meklenburg19 6 "/ 1806 10 Meklenburg18 "1 1805 Schlesien 14 Schlesien 24384 "I 0 1806 I " 1806 5 Südpreußen10 "1 · . Westpreußen .11 1 " bdb 9 90 1798 Meklenburg P10 ) 002 1799"/ Preußen Lu age 1 27 g m9 j i9 ne Westpreußen a n g h0n 18 o0ing Meklenburg .. 141800 1945 Meklenburg 1801"" Südpreußen .92 . 1802" Meklenburg 88 .. 1802 Schlesien 89 "I

Vaterland .

Rangliste

.den Mai 20. 1800 27. März . . Mai 13. 10. . Febr . Mai 16. . Juni 5. 12. . Novbr . Oktbr 22. .Juli 5. . Oktbr 8. . Juli 5. . Oktbr 22. 12 . 3 Oktbr .. .23. 1805 . Juli 5. .Oktbr 8. .1798 Juli 11. . Juli 12. .Juli 23. . Novbr 12. . Juli 8. 5. August . Mai 16. . 2. Jan. Oktbr .18.

Datum und Jahr .des Patents

377

Vorund. Zuna men

Untersta a. b

Alter. Jahr., Mon

Baterland.

Preußen . • Baireuth Sachsen . Westphal.. 11 en 7 Berlin

.. Schlesien Preußen. Südpreußen 7 ... Südpreuß en

21 1 Schlesien ... 6 • 26 Neuostpreußen 6 7Schlesien 6 2 23 1 Südpreußen .. 6 2 20 ... 6 2 — Schlesien 23 2 Schw Pommern 5 6. 17 9 Schw Pommern 2. 19 Südpreußen 7 1. 17. 7. Schlesien 19 Südpreuße 2 ... n. 18. ... 7 Kurlan d 19 Südpre... uße2 n. 16 5n ... Schlesie

45 1 29 7 36 9 51 5 35 2

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Jahr und Datum des. Patents

6 · 2 ... 1804 .. 1804 • 1805. 1805 .. 1805 9 ... 1806 ... 8 1806 . 4 7 1805 .. 1 2 1805 2 8 ... 1805 1 7 ... 1806 25 1806

Dienstzeit. Jahr, Mon.

gez. Wagenfevon ld

8887

N Charge.

1. Regts Quartie rmstr Johann Lonser t. .. 2.b Feldpre diger ... Karl Gottlie Greim 3. Auditeu r .. Johann Karl Wimm er 4.. Regts Chirurg us Friedric h Naum ann .. 5. Stallme ister ... Karl Ludwig Thebac h

25. Secondelieutena nt Mori s von Pritt wis I. 26. Fran z Brun o von Poliwczyns ki 27. Laza rus Graf Henck el von Donn ark 21 "1 ersm 28. Igna von s nski "1 Jablo 29. Karl von Pritt wig II. "1 30, Karl von Klind komst röm " 31. Karl von öw "Schmieterl 32. Joseski ph "1 Moszczenvon 33. Cornett Karl Ferd inan d von Nieck isch 34. Fran z Xave r von Bojanows ki 35. Edua rd Bien eman n von Bien enst amm "I 36. Augus von ti. Karsc hnißk "1 37. Karl Wilh elm von Hoy m "1 Manq uirt 1Offiz ier für den Gener al Adjut Standarten 1. anten. junke r Ludw ig Heinr ich von Nieck isch 2. Ferdina ndr Pförtne von der Hölle "1 3. August. Graf von Domski "/ 4. Ignaz Nepom uk. von Biesieki erski 378

1804 16. Jan. 6.. Febr Feb7. r. Mä19. rz. Okt22. br. Okt23. br. Jul5.i. Oftb8. r. 10.. Auguft Okt22. br. Okt23. br. 5.. Juli Oftbr.

2222:

Pri

379

Unter den 765 Köpfen des Regiments waren 482 Kantonnisten und 45 Soldatensöhne , daher 238 Ausländer ; jest traten noch 85 Packknechte dazu , welche theils für die Offiziere , theils für die Escadrons beſtimmt waren. Von den Beurlaubten der Südpreußischen Kreise blieben 122 aus, aus dem Neustädter Kreiſe 8 ; das Regiment ließ daher durch die Lande räthe proklamiren , daß jedem , der sich bis zum 15. November noch ſelbſt melden würde , die Strafe erlassen sein solle , worauf sich noch 6 aus Neu stadt und 20 aus Südpreußen einfanden. Von den Offizieren waren 8 verheirathet , und zwar Major von Ziegler 1 Sohn , 1 Tochter, von Lefsel kinderlos, "1 von Bockelberg 4 Söhne, von Koschützki 1 Sohn , 1 Tochter, Rittmeister von Briefen 3 Töchter, "1 von Manstein & kinderlos, " "I

"I von Berg Premierlieutenant von Thun I. 1 Sohn, 2 Töchter. Von den Leuten waren 191 verheirathet und diese hatten 487 Kinder. An Pferden hatte das Regiment 147 Stück von 5 Fuß — Zoll Höhe,

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Summa 681 , weil 70 Pferde noch manquirten. Das Depot, welches am 25. Oktober nach Pultusk ausrückte und zum Transport der Montirungs- und Armaturstücke , Krankenwagen 108 Wagen zu 2 Pferden bedurfte , war stark: 4 Offiziere,

9 Unteroffiziere, 1 Trompeter, 6 Karabiniers,

129 Gemeine, 1 Chirurgus, 1 Fahnschmied, Summa 147 Mann, excl. Offiziere, und 121 Pferde.

.

380

Von diesen Leuten hatten 15 ihre Frauen mit 24 Kindern bei sich. Am 11. November ging das Depot von Pultusk nach Ostpreußen ab und traf den 31. December in Coadjuten , im Amte Baubeln bei Tilſit ein, wo es bis auf Weiteres verblieb. Indeß hatte der General der Kavallerie Freiherr von Benningsen die sechste Division seines Armeekorps unter dem Generalmajor Sedmarazki nach Praga dirigirt, um sich mit der Garniſon von Warſchau zu ver binden , welche bei dem schnellen Vorrücken der Franzosen jeht nicht mehr zu dem bei Graudenz stehenden Preußischen Korps des Generallieutenants von L'Estocq vordringen konnte. Am 14. November schickte der General von Sedmarazki ein Kavallerie- Detaſchement unter dem Obersten Jur kowski von Praga aus bis an die Bzura vor , um den heranrückenden Feind zu beobachten.

Es bestand aus 1 Bataillon Alexandrinischer Hu

saren, 2 Sotken Kosacken und 2 reitenden Geschüßen , und zog in War schau noch 2 Escadrons des Regiments von Wagenfeld an sich. In Warschau selbst war jede Nacht ein Piket von 1 Rittmeister , 1 Lieutenant, 5 Unteroffizieren und 60 Gemeinen kommandirt , welche gesattelt haben und in den Kasernenställen bei den Pferden bleiben mußten . Der Lieu tenant hielt sich die Nacht über auf der Hauptwacht auf, der Rittmeister angezogen in seinem Quartier.

Ein Theil der Bagage wurde bereits ge

gen Pultusk fortgeſchickt , über den bevorstehenden Abmarſch aber das größte Stillschweigen empfohlen. Inzwischen hatte die Russische Armee das rechte Weichselufer und die Uebergänge unterhalb Warschau bis nach Plock hin besetzt , und hier schloß sich das Preußische Korps , 14,000 Mann stark , an , um die Weichsel bis Danzig mit einer Vorpostenlinie zu halten. Das Preußische Haupttreffen kantonnirte zwiſchen Salfeld und Soldau ; das Hauptquartier des General lieutenants von L'Estocq war in Thorn , das Ruſſiſche seit dem 11. No vember in Pultusk. Die Franzosen drangen in 2 Hauptkolonnen , die stärkere über Lowicz und Lenczig gegen Warschau , die schwächere über Nackel und Bromberg gegen Thorn vor. Am 26. November stieß die Avantgarde der ersteren Hauptkolonne bei Bloniel auf das Detaschement unter dem Obersten Jur 26. November 1806. ) kowski , welches sich bei Utrata , einem Wirthshause,

aufgestellt hatte, die beiden Escadrons von Wagenfeld auf dem rechten Es entspann sich ein unbedeutendes Gefecht , das erste , welches

Flügel.

ſeit 1712 von dem jeßigen Regimente von Wagenfeld gegen Franzosen und überhaupt im Verein mit Russen gekämpft wurde. Die Uebermacht des Feindes nöthigte das Russisch - Preußische Detaſchement ſehr bald, ſich nach Warschau zurückzuziehen , wo die Garnison bereits marschfertig war.

381

Aus dieser Zeit ist die Erzählung zweier Vorfälle aktenmäßig aufbewahrt worden, deren Mittheilung hier nicht fehlen darf. 1. Der Unteroffizier Schilling wurde auf den Vorposten bei Lo wicz von dem Rittmeister von Packisch kommandirt , eine Patrouille mit 12 Mann bis gegen Lowicz zu machen und die Stellung des Feindes zu recognosciren. Er traf vor dem letzten Dorfe an Lowicz die französische Vedette , warf sie mit Ungeſtüm auf die Feldwacht zurück und drang mit dieser bis in das Dorf, wobei er mit seinem Trupp mehrere Franzosen blessirte. Da jedoch das Dorf stark besetzt war und mehrere Trupps, seit= wärts herankommend , ihn von der Brücke über die Bzura in seinem Rücken abzuschneiden drohten : so zog er sich langsam zurück und warf unter dem feindlichen Feuer die Brücke ab , so daß er den Feind von dem weiteren Vordringen abhielt. Der Oberst Jurkowski war selbst Zeuge die ses unerschrockenen Benehmens . 2.

Der Lieutenant Graf Truchſes von Waldburg war mit einem

Kommando von 20 Küraſſieren von Wagenfeld und 20 Alexandriniſchen Husaren bei Suchaczew detaſchirt und der Unteroffizier Theil hatte die Avantgarde dieses Detaschements .

Bei einer Attaque des Feindes hielt er

durch ununterbrochenes Flankiren mit seinem kleinen Trupp die an Zahl weit überlegenen feindlichen Flankeurs auf, so daß , durch einen solchen Widerstand getäuscht, zwei Franzöſiſche Escadrons es nicht wagten , den Haupttrupp des Grafen von Truchses anzugreifen und aus dem Walde zu werfen. Nach einem mehr als vierstündigen Scharmütel zog sich der Feind bei einbrechender Dunkelheit , ohne den geringsten Vortheil erlangt zu haben , zurück und hinterließ 6 Mann theils todt , theils schwer bleſſirt ; der Lieutenant Graf Truchſes aber folgte dem Rückzuge des Obersten Jur kowski auf Bloniel. Die 2 Escadrons von Wagenfeld stießen Marſch vom aus Warschau in der Nacht nun wieder zum Regimente , die Ruſſen gingen nach Praga und die Preu ßische Besatzung von Warschau folgte ihnen in der Nacht um 1/11 Uhr auf dem Fuße. Die Kranken , welche nicht transportirt werden konnten, waren in das Hospital der barmherzigen Brüder gebracht worden , und die Escadron von Bockelberg nahm auf dem Sächsischen Plate, von wo der Ausmarsch geschah , die Bagage auf, zu deren Transport 38 Wagen und 31 Packpferde nöthig waren , 25 der Lehteren zum Tragen der Zelte. Das Regiment war excl. des Depots 34 Offiziere , 64 Unteroffiziere, 15 Trompeter , 5 Chirurgen , 5 Fahnenschmiede , 532 Gemeine und 624 Pferde stark. Der schon längere Zeit kränkliche Generalmajor von Wagenfeld konnte das Regiment nur zu Wagen begleiten , und ſein Zu ſtand verſchlimmerte sich in Folge des Umwerfens in einem angeschwollenen

382

Bache so, daß er später um seinen Abschied einkam, den er auch unter dem 13. December mit 800 Rthlrn. Pension erhielt , weshalb von da ab der Generaladjutant, Secondelieutenant von Schwanenfeld , wieder ein rangirte. Der Major von Ziegler führte feit dieser Zeit das Regiment, welches nun vacant von Wagenfeld genannt wurde. Inzwischen war die Brücke zwischen Praga und Warschau in der Nacht vom 28. zum 29. November zerstört worden , und der Großherzog von Berg hielt nebst dem Marschall Davouſt an der Spiße seiner Trup pen den Einzug in Warschau. Die Preußische Besatzung von Warschau unter dem Generallieutenant von Plög marſchirte an demselben Tage von Praga ab ; nur das Regiment von Wagenfeld blieb noch bis zum 2. De cember stehen und ging dann über Nieporent und Sierock in Kanton= nirungsquartiere, von Wyszkow über Brock bis Nurr, wo es eine Vor posten - Chaine längs des Bug bilden sollte. Schon nach einigen Tagen aber brach dasselbe wieder auf und marschirte bis Ostrow.

Von hier

gingen die Leib- Escadron , die Escadrons von Wallhofen und von Leſſel nach Scepankow bei Lomza , die Escadrons von Ziegler und von Bockel berg nach Zambrow.

Den 8. und 9. December resp. trafen die beiden

Abtheilungen hier ein ; da aber inzwischen der Generallieutenant von Plöz den Befehl erhalten hatte , über Ostrolenka und Chorzellen nach Soldau zu marschiren und sich mit der Armee unter dem Generallieutenant von L'Estocq zu vereinigen , deſſen Hauptquartier in Neidenburg war : ſo marſchirte man sogleich dahin ab. In dieser Zeit brach der Secondelieutenant von Schwa nenfeld das Bein und mußte in Lomza liegen bleiben. Die Kantonnirungen , welche das Regiment bei Neidenburg am 14. De cember bezog , waren folgende : Der Staab und die Escadron von Ziegler kamen nach Candien , die Escadron von Wallhofen nach Waczienen und Pawlinken , die von Leſſel nach Saberau , Niedenau und Salschen, die von Bockelberg nach Ka miontken , die Leib - Escadron unter dem Rittmeister von Packisch nach Groß- und Klein - Olschau. Diese war zugleich für die Sicherheit der in Pilgramsdorf stehenden 1, reitenden Batterie des Lieutenants von Colson verantwortlich. Zur Verbindung mit den Russen wurde ein Detaschement von 1 Ritt meister , 1 Lieutenant und 40 Pferden von der Escadron von Bockelberg zwischen Mlawa und Soldau detaschirt und unter den Befehl des Ge neralmajors von Kall gestellt. Nach Abzug des Depots und der detaschirten Kommandos rückte das Regiment in diesen Kantonnirungen ein mit 29 Offizieren , 55 Unter offizieren , 15 Trompetern , 5 Chirurgen , 4 Fahnenschmieden , 412 Ge

383

meinen

und 43 Knechten ;

an

Pferden

491

Königliche

Dienstpferde,

119 Offizierpferde, 9 Pferde vom Unterstaabe und 31 Packpferde. Die Bagage war direkt nach Ortelsburg vorausgeschickt worden , und es befanden sich bei derselben der Lieutenant von Thun I. , der Regiments Quartiermeister, 6 Unteroffiziere , 1 Fahnenschmied , 10 Gemeine und 22 Knechte ; an Pferden 18 Offizierpferde , 5 vom Unterstaab , 86 König liche Dienstpferde und 22 Packpferde. Nach dem Gefecht bei Soldau am 26. December , wobei aber das Regiment vacant von Wagenfeld nicht in Thätigkeit kam, wurde der Ge nerallieutenant von L'Estocq um so mehr genöthigt , gegen Ortelsburg zurückzugehen , als die Ruſſen nach den Schlachten bei Pultusk und Go limyn (am 26. und 27. December) sich über den Narew zurückzogen, ob wohl diese Schlachten als Siege gerühmt wurden. Das Preußische Korps war nun von dem Russischen getrennt und sich ganz selbst überlaſſen. Gefecht bei Mlawa Wege und Wetter waren sehr schlecht , und bei Caam 25. Decbr. 1806.

dem Rückzugsgefechte des bei Mlawa stehenden Detaſchements am 25. De cember kamen 2 Geschütze in Gefahr, von dem Feinde genommen zu wer den , wurden aber durch die Entschlossenheit des Lieutenants von Thun II. und die Tapferkeit seiner Leute gerettet.

Der Unteroffizier Zimmermann

befreite hierbei allein ein Geſchüß , indem er mit 6 Mann entschloſſen in den Feind einhieb und ihn nöthigte , seine Beute fahren zu lassen. Der Reiter Nilsson , ein Schwede , der sich in seiner noch kurzen Dienstzeit immer als ein vorzüglicher Soldat ausgezeichnet hatte , rettete bei dieſer Gelegenheit durch seine Unerschrockenheit einen Preußischen Munitions wagen, an dem das Hinterrad durch eine Kanonenkugel zerschmettert war. Bei dem Vorbeireiten wurde dies Nilsson gewahr , sprang aus freien Stücken vom Pferde und paßte mit vieler Mühe unter dem heftigsten Feuer des eindringenden Feindes ein anderes , etwas zu enges Rad auf, so daß der Wagen der Retraite folgen konnte. Der Lieutenant von Thun II. erhielt für diese Auszeichnung später (am 31. Mai 1807 ) den Orden pour le mérite. An der Schlacht bei Pultusk hatte der im Russischen Hauptquartier bei dem General von Chlebowski attaschirte Lieutenant von Poliwczynski mit 4 Unteroffizieren 30 Gemeinen des Regiments Theil genommen und waren 3 ſeiner Leute versprengt worden. Um 27. December brach das Regiment aus den Kantonnirungen bei Neidenburg auf und marſchirte nach Schwirgstein bei Jedwabno , am 28. in die Gegend von Ortelsburg. Hier wurde es in folgender Art dis locirt.

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Escadron von Ziegler in Wawroncken und Escadron von Bockelberg in Wallen patrouilliren nach Willenburg ; Escadron von Leſſel in Jerominen und Bialigrond patrouillirt nach Für stenwalde; Escadron von Wallhofen in Neu- und Alt - Czayken , und Leib - Escadron in Wystemp patrouilliren in die Gegend von Mysziniec. Um die Pässe von Johannsburg , Nikolaiken , Rein und Löten durch die Armee des Generallieutenants von L'Estocq zu sichern , erhielt das Re giment zur Mitwirkung für dieſen Zweck am 30. December Mittags um 121 Uhr den Befehl von dem Generallieutenant von Plög , sofort auf zubrechen und mit der Escadron von Ziegler Klein- Jerutten , mit der von Bockelberg Olſchinen , und mit der von Leſſel Schwintaynen zu be= legen, weil diese 3 Escadrons beſtimmt waren , eine Vorpostenchaine zu bilden , als deren Soutient die Escadron von Wallhofen in Sakkoven, und die Leib - Escadron in Gallingen einquartirt wurden. Die Escadron von Ziegler schickte 1 Unteroffizier und 6 Mann nach Plossen und eben so viel nach Wawronken , und die Escadron von Lefset 1 Unteroffizier 6 Mann nach Gaverzialken dicht bei Bialigrond ; außerdem aber hatten die 3 Escadrons auf Vorposten die Aufgabe , die nach dem Feinde füh renden Wege , besonders genau nach der Seite von Mysziniec hin, zu patrouilliren , unmittelbar an den Generallieutenant von L'Estocq nach Rheinswein zu rapportiren und sich mit der Brigade des Obersten von Malzahn in Verbindung zu sehen. Bei entstehendem Allarm sollte das Regiment so lange auf seinem Posten bleiben , bis es gedrängt würde, dann aber die 3 vordern Escadrons auf Piaſſutten zurückgehen , wo ein Soutient von 2 Grenadier - Kompagnien stand , wogegen die andern bei den Escadrons ihren Sammelplah in Pruschinowen angewiesen erhielten . Sämmtliche Bagage wurde nach Peitschendorf geschickt. Zugleich mit diesem Befehle bezeigte der Generallieutenant von Plög dem Regimente vacant von Wagenfeld seine ganze Zufriedenheit mit dem Diensteifer, den sowohl Offiziere als Soldaten , ihres alten allgemein an erkannten Ruhmes würdig , bei den Beschwerden und Gefahren dieſes Rück zuges an den Tag gelegt hätten , und dankte ihnen dafür. Die Division des Generallieutenants von Plöt erlitt im allgemeinen große Verluste durch die Desertion der Süd - Preußischen Kantonniſten; doch war dies weniger bei dem Regiment von Wagenfeld der Fall, deſſen deutscher Stamm mit musterhafter Treue die undeutschen Leute überwachte und ihnen in jeder Aufopferung mit dem schönsten Beispiel voranging. 1807. Den 1. Januar des Jahres 1807 rückte die Escadron von Ziegler nach Talten bei Nikolaiken , wo das Quartier des Generals

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von Plöh war ; die Escadron von Leſſel nach Quicka , die von Bockelberg nach Aris; die Leib Escadron nach Szimonken und die Escadron von Wallhofen nach Czarken. Das Hauptquartier war in Sensburg. Am 2. Januar rückte die Escadron von Bockelberg , am 3. die Escadron von Ziegler und der Staab nach Voycznica; das Hauptquartier war bis zum 8. in Angerburg. Den 9. marſchirte man in die Gegend von Loezen ab, wo der Generallieutenant von Plöh sein Quartier nahm. Die Dislocation feiner Division war folgende:

2 Grenadier -Kompagnien von Plök Regiment von Plök Ites Bataillon von Ruits ....

in Loegen,

2tes Bataillon von Ruits in Ruhden , giebt ein Detaſchement von 1 Offizier 50 Schüßen nach Rydzewo zur Beobachtung der Kulle- Brücke und zum Patrouilliren. Regiment vacant von Wagenfeld :

Leib - Escadron und Escadron von Bockelberg in Klein- Wronnen, geben 1 Offizier und 16 Pferde nach Klein - Styrlack , 1 Unter offizier und 6 Pferde nach Bogatko . Beide Posten patrouilli ren nach der Gegend von Rastenburg; Staab, Escadron von Ziegler und von Wallhofen in Szyballen, geben 1 Offizier, 16 Pferde nach Troffen zum Patrouilliren nach Rein ; 1 Unteroffizier 6 Pferde nach Jesziorken als Inter mediair-Posten zwischen Klein - Styrlack und Troſſen ;

cit

Escadron von Leſſel in Straßwinnen , giebt 1 Unteroffizier, 10 Pferde nach Rydzewo zu Ordonnanzen und Patrouillen ; Die reitende Batterie von Weizmann in Loegen. Am 17. Januar wurde die Dislocation in der Art verändert , daß

die Leib - Escadron und die von Wallhofen nach Prinowen , von Bockel berg nach Stawken und Przystanien , von Leſſel nach Haarszen , und von Ziegler und Staab mit der 2 reitenden Batterie von Colson nach Thier garten quartirten. Der Generallieutenant von Plök befand sich in Anger burg, der Generallieutenant von L'Estocq in Bartenstein.

Um 18. Januar

rückte die Leib - Escadron nach Jeglacken , von Wallhofen nach Wückerau, von Ziegler nebst Staab nach Baumgarten , von Bockelberg nach Jänke walde, von Leſſel nach Groß- Schüßen und die ½ Batterie nach Marien thal ; am 19. die Leib - Escadron nach Skandau , von Wallhofen nach Laggarben , von Bockelberg und von Leſſel nach Modgarben , von Ziegler und Staab nach Frigendorf. Die Escadrons von Lefsel und von Bockel berg wurden zugleich für die Sicherheit der 1½ Batterie verantwortlich 25

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gemacht, welche in Kudwinen stand . befand sich in Skandau.

Der. Generallieutenant von Plök

Die Französische Armee hatte nach der Schlacht bei Pultusk Kan tonnirungen bezogen; nur die Marschälle Prinz von Ponte - Corvo´und Ney waren den Aliirten gefolgt und hatten sich gegen 子Königsberg ge= wendet, so daß es nöthig geworden wäre, einem Unternehmen auf diese Stadt zuvorzukommen , wenn nicht die bedeutenden Verstärkungen , welche aus Rußland jezt eintrafen , den Feind zum Rückzuge bewogen hätten. Die Uliirten folgten ihnen ; das Preußische Korps dirigirte sich auf Schip penbeil und rückte am 23. Januar nach Landsberg vor.

Der Staab des

Regiments von Wagenfeld war am 21 , Januar in Wilten, am 23. in Likaim, den 24. in Frauendorf, den 25. in Oppen , den 26. in Wormditt, den 30. in Bornig und den 31. in Sommerau. Das Hauptquartier war ſeit dem 23. in Saalfeld und am 31. in Babens bei Freistadt. Durch dieses Vorrücken des L'Estocqschen Korps wurde Graudenz

deblockirt; der Kaiser Napoleon aber zog ſeine in Kantonnirungen befind liche Armee schnell zusammen und eilte den bedrängten Marschällen zu Hülfe gegen Ortelsburg. Durch die Depeschen eines von den Kosacken aufgefangenen Adjutanten des Herzogs von Neufchatel erfuhr man , daß Napoleon den linken Russischen Flügel bei Allenstein angreifen wolle ; der General von Benningsen wich daher dem vordringenden Feinde aus und ertheilte dem Generallieutenant von L'Estocq den Befehl , sich bei Osterode mit ihm 1 zu vereinigen , und " schon auf dem Marsche, dahin den rechten Flügel der Russen zu decken. Der fortgesette Rückzug der Ruſſen bis Preußisch Eylau veranlaßte indeß den Generallieutenant von L'Estocq bis Zinten zurückzugehen. Das Regiment von Wagenfeld marschirte am 2. Fe bruar über Deutsch - Eilau nach Freudenthal, am 3. über Reussen nach Willenau , am 4. nach Wachallen , am 5. über Liebstadt nach Döbern, und am 7. in einem forcirten Marsche nach Wackern bei Zinten , auf die sem ganzen Wege von den Franzosen gedrängt , welche indeß durch die vortreffliche Haltung der Diviſion des Generallieutenants von Plöh in Urriergarden Liebs) Respekt gehalten wurden. Bei Liebstadt war es am . Gefecht Februarbei1807. am 5. zu einem unbedeutenden Urriergardengefechte gekommen , in welchem besonders das Regiment von Wagenfeld durch unerschrockenen Muth sich auszeichnete und einige Leute verlor. Die Wege waren , völlig verſchneit , das Wetter , sehr kalt, und ein fortwährendes . Schneegeſtöber, verzögerte den Marsch am 7. Februar ſo, daß das Regiment erst den 8. früh um 3 Uhr in Wackern eintraf. Man fand hier einen Befehl des Generallieutenants : von L'Estocq aus dem Hauptquartier Hufsehnen vor , sogleich nach Schlautinen und Domnau

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abzugehen und einen Vorposten bei Goerken zu etabliren. Die Ermattung von Mann und Pferd erheischte aber wenigstens einige Ruhe , als in zwischen dieser Befehl völlig abgeändert wurde. In Folge des Gefechts am 7. Februar Nachmittags nämlich hatten die Franzosen Preußisch-Eilau genommen, und der General von Benning fen beorderte den Generallieutenant von L'Estocq am 8. früh um 2. Uhr, in die Gegend von Eilau aufzubrechen und sich in der Schlachtordnung neben dem Russischen rechten Flügel bei dem Dorfe Althof aufzustellen. го Da die Infanterie des Generallieutenants von Plöß noch zurück war , so entstand eine Verzögerung von etwa 3 Stunden , welche indeß den er müdeten Truppen ſehr zu Statten kam, da ſie einen Marsch von 2¼½ Meile bis an den Ort ihrer Bestimmung zurückzulegen hatten. Inzwischen brach der Generallieutenant von L'Estocq auf, ohne die Division von Plög länger zu erwarten, und das Regiment von Wagenfeld rückte um 7 Uhr aus Wackern, als das Hauptkorps hier ankam. Gefechte am bei Wackern Februaund r Vom) Das Regiment wurde nun unter den Befehl

des Generalmajors von Auer gestellt , die Escadron von Lefsel aber be ordert , das Bataillon von Happe zu erwarten und mit diesem vereint die Straße gegen Mühlhausen zu decken. Indeß war die Avantgarde des Ney'schen Korps bis hierher vorgedrungen, und es entspann sich so gleich bei Wackern ein lebhaftes Gefecht , während das Gros des Feindes auf Backern, Schlautinen und Pompiken zog , um die beabsichtigte Ver einigung mit den Ruſſen zu verhindern. Obwohl durch diese Gefechte der Marsch etwas aufgehalten wurde: so wich doch der Generallieutenant von L'Estocq der eigentlichen Absicht des Feindes dadurch aus , daß er mit der Hauptkolonne über Layſſen und Graventinen auf einer vortheilhaften Höhe nach Althoff marschirte, während er den verschiedenen Angriffen durch ein zele Abtheilungen begegnete. Die noch bei dem Korps befindlichen 4 Es cadrons von Wagenfeld wurden mit den Dragonern von Baczko bei Wa dern aufgestellt und hier sowohl aus kleinem Gewehr als aus Geſchüß mit Kartätschen sehr heftig beschossen. Erst nachdem das Haupttreffen vor den Angriffen der hier aufgetretenen feindlichen Kolonne gesichert war , zog man sich durch Wackern in der schönsten Haltung zurück und rückte gegen Pompiken vor. Das Regiment von Wagenfeld erhielt hier den Auftrag, eine reitende Batterie zu decken , welche auf zwei an dem Dorfe gelegenen Höhen auffuhr und im Verein mit der Infanterie nicht nur den feind lichen Angriff abſchlug , ſondern auch durch ihr fortgesettes Feuer jeden Versuch, hier durchzubrechen , vereitelte. Durch eine vierte feindliche Kolonne und deren Zirailleurfeuer aus Gräben, Scheuern und Hecken auf den Wege nach Althoff fortwährend 25 .

3SS

begleitet , gelang es doch dem Generallieutenant von L'Estocq , ſein Korps, mit Ausnahme der Division von Plök , trok des großen Umweges , um 1 Uhr Mittags auf das Schlachtfeld von Eilau zu führen und an dieser blutigen Schlacht einen entscheidenden Antheil zu nehmen. In dem Gefecht bei Wackern zeichnete sich besonders der Wachtmeister Rheimann von der Escadron von Wallhofen durch Umſicht und große Thätigkeit höchst vortheilhaft aus , indem er die Escadron in großer Ruhe und Ordnung erhielt , für die Blessirten sorgte und mit eigener Hand ein Pferd auffing , deſſen Reiter erschossen war. Auch der Unteroffizier Schil ling machte sich hier wieder durch seine vorzügliche Bravour bemerklich. Das Regiment von Wagenfeld hatte 3 Unteroffiziere und 20 Gemeine an Todten verloren ; 5 Unteroffiziere und 27 Gemeine waren bleſſirt , aber größtentheils so leicht , daß sie bei dem Regimente blieben. Dem Major von Ziegler war ein Pferd unter dem Leibe erschossen ; der Major von Bockel berg wurde von einer Kartätschkugel , die sich in seinem Mantel verfing, auf den Hals seines Pferdes geworfen , bemerkte aber die darauf folgende Kontusion erst zwei Tage nachher. Der Rittmeister von Berg verlor feine Equipage. Schlacht beiPreußischeEilau) Februar 1807.

Als das Preußische Korps die Ruſſen im

Gefecht mit dem Feinde sah , wurde es von einer solchen Kampfbegierde erfüllt , daß die Infanterie fast im Trabe fortschritt und das Geschüß bei den verschneiten Wegen kaum folgen konnte. Bei Althoff angekommen, wurde sofort das Dorf und die Brücke bei Graventinen besett, um den Aufmarsch des Korps zu decken. Dieser Aufmarsch geschah mit großer Ruhe. Die 4 Escadrons von Wagenfeld ſtanden auf dem linken Flügel im zweiten Treffen , hinter der Infanterie; da aber der Russische linke Flügel unter dem General Grafen Osterman durch eine Flankenstellung der Franzosen zum Rückzuge gezwungen worden war : so erhielt das Preu ßische Korps , kaum formirt , den Befehl , den linken Flügel der Ruffiſchen Armee zu unterstüßen. Man marſchirte sogleich in 3 Kolonnen links ab; die Kavallerie in der dritten Kolonne, das Regiment von Wagenfeld an der Tete, und ging hinter der Front der Ruſſen in der möglichst beschleu nigten Gangart gegen Schloditten. Der Feind hatte bereits das Dorf Kuschitten genommen und überflügelte die Ruſſen gänzlich. Da der Ge nerallieutenant von L'Estocq keinen speciellen Befehl für die Operationen seines Korps erhalten hatte: so ließ er sogleich Kuschitten wieder nehmen und stand nun hinter dem Dorfe in der rechten Flanke der Französischen Aufstellung , die Infanterie im ersten , die Kavallerie im zweiten Treffen ; das Regiment von Wagenfeld mit den Dragonern von Auer auf dem rech ten Flügel, hinter der Mitte der Infanterie.

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Es entspann sich hier ein sehr lebhaftes Feuer aus Geſchüß und klei nem Gewehr, welches über eine halbe Stunde dauerte und dem Feinde so großen Schaden zufügte , daß er endlich durch das Bajonnet bis auf die Höhe von Klein - Sausgarten zurückgetrieben wurde.

Das Regiment

von Wagenfeld hatte hierbei mehrere Male Gelegenheit, durch zeitgemäße Angriffe die Infanterie kräftig zu unterſtüßen , und machte sich außerdem durch seine unerschütterliche Ruhe , selbst in dem heftigsten Geschüßfeuer, bemerklich.

Bei dem Vorgehen gegen Sausgarten wurde die Standarte der fünf ten Escadron (von Bockelberg ) durch eine Kanonenkugel von der Seite des Standartenjunkers von Pförtner gerissen und zerschmettert. Der un erschrockene junge Mann stieg sogleich ab , um im heftigsten Kanonenfeuer alle einzelnen Stücke der Standarte zu sammeln , was indeß auf Befehl des Majors von Ziegler nur mit den Haupttheilen geschah. Der Feld prediger Greim, jezt Konsistorialrath in der Gegend von Magdeburg, folgte dem Regimente in die Schlacht , blieb stets bei demselben und sorgte mit großer Aufopferung für den Transport und Verband der Verwundeten. Die Dunkelheit machte dem Gefechte gegen 9 Uhr ein Ende. Die Stärke der Armee im Gefecht wird bei den Franzosen auf 90,000 , bei den Ruſſen auf 70,000 Mann angegeben. Das Preußische Korps war nur 9 Ba taillons , 29 Escadrons und 2½ Batterie, 5584 Kombattanten stark, weil die Bataillons sehr schwach. Bei dem Generallieutenant von Plök be fanden sich 8 Bataillons , 10 Escadrons. Die Franzosen hatten 16 bis 1800 Todte und 20,000 Verwundete, die Ruffen und Preußen an 12,000 Todte und 8,000 Verwundete.

Das

Regiment von Wagenfeld verlor nur 1 Unteroffizier, 2 Gemeine an Todten und 24 Verwundete , obwohl es über 4 Stunden im lebhaftesten Geſchüß und Musketenfeuer gewesen war.

Dagegen wurden 1 Unteroffizier, 1 Trom

peter und 23 Gemeine gefangen genommen und vermißt. Der Rittmeister von Zülow war mit dem Pferde gestürzt und hatte eine starke Quetschung der Bruſt èrlitten , welche ihn mehrere Wochen dienstunfähig machte.

Der

größte Theil der Offizierpferde war mehr oder weniger verwundet, und die Equipage des Majors von Ziegler ging mit 590 Rthlrn. Verpflegungs geldern verloren. Der Quartiermeister Steinert , welcher schon als junger Mensch der Kampagne 1778 und 1779 beigewohnt und sich stets vorzüglich aus gezeichnet hatte, erhielt bei Wackern einen Musketenſchuß am Halſe , war tete aber kaum die Vollendung seines Verbandes ab , um wieder zu der Escadron zurückzukehren.

Er machte dann noch die Schlacht bei Eilau

mit, mußte aber kurz vor Beendigung derselben wegen des zu großen

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Blutverlustes aus dem Gefecht entfernt werden , was er sich nur mit Wi derstreben gefallen ließ. Der Bericht des Generallieutenants von L'Estocq rühmt , daß In fanterie und Kavallerie sich nicht nur in den Gefechten bei Wackern, Schlautinen und Pompiken , sondern auch in der Schlacht von Eilau auf ganz vorzügliche Weise hervorgethan und den alten Ruhm der Preußischen Tapferkeit, des ausdauernden Muthes und der Geschicklichkeit in schneller und präciſer Ausführung aller taktischen Unordnungen aufs neue bewährt habe. Die Schlacht blieb unentschieden , und beide Theile schrieben sich den Sieg zu.

Die Russen verließen um Mitternacht das : Schlachtfeld,

um sich gegen Königsberg zu ziehen. Die Franzosen gingen nach wenigen Tagen bis hinter die Passarge zurück und schlossen Graudenz wieder ein. Das Preußische Korps erhielt zu seinem großen Erstaunen Abends um 10 Uhr den Befehl, in der Nacht das Schlachtfeld zu verlassen , wel ches dasselbe so ruhmvoll erkämpft und behauptet hatte. Ohne Boten und Wegweiser, weil in den Dörfern kein einziger Einwohner zu finden war, marschirte man um 2 Uhr des Nachts in der Richtung nach Domnau ab, welches man mit der Avantgarde besezte. Alle Augenzeugen rühmen die musterhafte Ordnung , mit der dieſer Nachtmarsch ausgeführt wurde. Eine innere Freudigkeit , den bisher überall siegreichen Franzosen nicht nur wider standen, sondern sie sogar zurückgeworfen und die Bundesgenossen vor dem Verluste der Schlacht bewahrt zu haben , erhob den Muth und die Sie geshoffnung dieser Tapfern , welche an den Grenzen ihres Vaterlandes den Kampf für dessen Errettung zu vollbringen unternommen hatten.

Wurde

diese Hoffnung auch noch nicht erfüllt : fie warf doch einen unvertilgbaren Keim , der in Sturm und Drang zum kräftigen Stamme gedieh; sie ge währte eine sichere Bürgschaft , daß der alte Preußische Geist noch lebe und nicht unterdrückt werden könne. Der kommandirende General nahm sein Hauptquartier in Friedland. Das Regiment von Wagenfeld , welches vorläufig unter dem Befehl des Generalmajors von Auer blieb , kam zunächst nach Georgenau . Kaum war das Regiment eingerückt , als die Franzosen aus dem Walde herauskamen; die Escadron von Bockelberg saß sogleich wieder auf und der Feind zog sich bei ihrem Erscheinen in den Wald zurück. Um 10. rückte das Re giment nach Wittenberg, Klein- und Groß - Eiserwagen , und besezte die Brücke über die Schwine bei dem lehtern Dorfe. Das Hauptquartier war in Allenburg. Indeſſen war die Escadron von Lessel am 8. Februar , nachdem die andern 4 Escadrons von Wackern abmarſchirt waren , noch ½ Stunde einer Batterie von 3 Kanonen gegenüber halten geblieben, um das Ba

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taillon von Happe zu erwarten , selbst dann noch, als der Generalmajor von Prittwih mit der Arriergarde bereits abmarſchirt war.

Da aber das

Bataillon von Happe nicht ankam und die französische Kavallerie bereits aus dem Walde debouschirte , wäre jeder längere Aufenthalt nuhlose Ver wegenheit gewesen.

Der Major von Lefsel zog sich daher durch Wackern

zurück, um wo möglich noch das Regiment zu erreichen . Dies gelang ihm nicht mehr ; er begab sich daher , ohne das so lange” erwartete Bataillon, auf den ihm angewieſenen Posten bei Mühlhausen und blieb hier , bis durch Versprengte des Russischen t linken Flügels die Nachricht verbreitet wurde, daß die Schlacht bei Eilau verloren fei. Nun wendete er sich! auf die Straße nach Kreuzburg, fand, wie er erwartet hatte, die Diviſion " von Plög in Wernsdorf und schloß sich derselben an. Nachdem durch die Aufstellung dieser Division der Feind zu dem Irrthume verleitet worden war , daß er die Avantgarde des Preußischen Korps vor sich habe, welches er nicht anzugreifen wagte, ging am Abende der Generallieutenant von Plők zurück und erreichte nach 6 Tagen die Gegend von Quednow. Der Major von Leſſel erhielt nach siebenmaligem Bi- • vouacquiren am 14. in Quednow Quartier. Troß des anhaltenden Feuers, dem die Escadron bei Wackern ausgesetzt gewesen + war, hatte sie doch nur 1 Pferd verloren ; dagegen war das Pferd des Majors von Leffel bleffirt und mehrere Leute erhielten Kontufionen 腆 von matten Kugeln. Der Major von Koschützki , der Rittmeister von Manstein und der Cor nett von Karschnigki , welche als krank der Schlacht nicht • beigewohnt hat ten, fanden sich in Quednow zu der Escadron von Lefsel und blieben bei derselben. Der Lieutenant von Müller war mit 30 Pferden seit dem 10. Fe= bruar bei dem Vorpostendetaſchement des Majors von Arnim, von Bail lods Kürassier, in Gardaunen und hatte hier einen sehr beschwerlichen Dienst. Er machte indeß mehrere glückliche Coups und that sich besonders bei der Einnahme von Seeburg und dem Gefechte von Braunsberg (am 26. Fe bruar) hervor. Am 12. Februar ( einem Sonntage) überfiel er die Fran zosen in Schippenbeil und nahm ihnen 8 Gefangene und 9 Pferde ab, welche lehteren auf Befehl des Generallieutenants von L'Estocq zum Be ſten des Kommandos in Gardaunen verauktionirt wurden. Der Unteroffizier Sauer bewies nicht allein bei der Vertreibung der Franzosen aus Bischoff stein eine vorzügliche Tapferkeit , ſondern zeichnete sich bei jeder Gelegenheit durch sein rühmliches Betragen aus. Nachdem z. B. Braunsberg schon in den Händen der Franzosen war , führte er mit besonderer Umsicht einen Ueberfall auf die Neustadt aus und nahm dem Feinde einen so eben ge backenen Vorrath von 200 Broten und 2 Tonnen Mehl ab. Der Major

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von Arnim ertheilte in jedem Schreiben

an das Regiment ſowohl dem

Lieutenant von Müller als dessen Leuten das beste Lob. Um 14. Februar wurde das Regiment von Wagenfeld beordert, fich zur Deckung der Bagage vor Insterburg zu dislociren, und demnach in die Dörfer Groß- und Klein- Bubainen , Schwegerau und Hopfenau in dem Amte Norkitten verlegt , der Rittmeister von Packisch aber mit 100 Pfer= den nach Jurgaitschen geschickt. Von hier aus detafchirte derselbe nach Nordenburg , Darkehnen und Ungerburg , um durch seine Patrouillen Nach richten von dem Feinde einzuziehen. Zur Deckung der Munitions - Ko= lonnen des Korps kantonnirte der Rittmeister von Berg mit der Leib Escadron in Klinglacken.

Diese Ruhequartiere wirkten sehr vortheilhaft

auf das Retabliſſement des Regiments ein. Als daſſelbe daher unter dem 23. Februar den Befehl erhielt , wieder zu der Armee zu stoßen , war es in einem Zustande, der bei den überhaupt obwaltenden Verhältnissen als sehr gut angesehen werden konnte, obwohl es bedeutende Manquements an Leuten und Pferden hatte. Das Regiment marschirte den 26. Februar nach Norkitten und Gegend , am 27. nach Wehlau , Peterswalde u. f. w. , am 28. nach Wommen , Klein - Schönau u. s. w. bei Friedland , wo es bis zum 2. März blieb. An diesem Tage ging es nach Schönbruch und Gegend , auf dem Wege nach Bartenſtein , den 3. nach Lauterhagen auf dem Wege nach Heilsberg, wo das Hauptquartier des Generallieutenants von L'Estocq war , am 4. nach Launau , am 5. nach Wormditt , Buchholk u. s. w. und am 6. nach Stolzenberg , wo es am 7. blieb und am 8. bei Doesen wieder zu der Division von Plöh stieß.

Die Dislocation , welche

das Regiment hier unter dem Befehle des Generallieutenants von Plök erhielt , war folgende : die Leib - Escadron in Stolzenberg , die Escadron von Ziegler und der Staab in Doefen , die Escadron von Wallhofen in Hermsdorf, von Leſſel in Jänkniß und von Bockelberg in Kuppgallen. Der Generallieutenant von Plöh war in Zinten, das Hauptquartier in Bartenſtein, ſpäter in Heiligenbeil. Das hier versammelte Preußische Korps bestand aus 23 Bataillons Infanterie , darunter 6 Russische ; 74 Escadrons Kavallerie , 5 reitende und 5 Fußbatterien , 14 Stück Preußische und 9 Russische Regiments Kanonen. In der Ordre de Bataille ſtand das Regiment von Wagenfeld auf dem rechten Flügel des Reserve - Korps , welches der Generallieutenant von Plöt kommandirte. Das Regiment war bei dem ganzen Korps das einzige noch vollständige Küraſſier - Regiment , während alle andern nur aus 4 Schwadronen , aus Ranzionirten verſchiedener Regimenter bestehend, provisorisch formirt waren.

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Die Escadron von Lefsel hatte inzwischen mit der Division von Plök am 26. Februar dem Gefechte bei Braunsberg beigewohnt und durch ihre ruhige Haltung sowohl als durch die Umſicht ihres Chefs den Rückzug der Infanterie gesichert und den Feind vom weiteren Verfolgen abgehalten. Der Lieutenant von Klindowström war dabei sehr schmerzhaft am Knöchel des Ellenbogens blessirt, dem Lieutenant von Prittwig II. und dem Cor nett von Bienenstamm jedem ein Pferd unter dem Leibe erschossen worden. Außerdem hatte die Escadron , welche nur noch wenig über 60 Pferde stark war, 1 Unteroffizier , 3 Reiter und 4 Pferde dabei verloren. Der Lieutenant von Müller , welcher jetzt wieder zu dem Regimente stoßen sollte , war indeſſen aufs neue mit 2 Unteroffizieren 13 Gemeinen ausgesuchter Leute zu einem fliegenden Korps kommandirt worden , welches der Major von Arnim, aus Kommandirten von 11 Kavallerie - Regimen= tern beſtehend , ebenfalls befehligte , und ſtand in Roſſen bei Braunsberg. Die Französischen Vorposten standen hier kaum 100 Schritt von den Preu= ßiſchen ; beide verhielten sich sehr ruhig und betrugen sich wie Freunde gegen einander, obwohl sich die Franzosen rund um Braunsberg stark verschanzten. Das Depot des Regiments von Wagenfeld befand sich noch in Coad juten und war in dieser Zeit 4 Offiziere , 12 Unteroffiziere , 1 Trompeter, 199 Gemeine und 175 Pferde stark. Pferde und dienstfähig.

Darunter waren aber 112 marode

Remonten vom Jahre 1806 , 3 Jahr alt und noch nicht

Unter dem 14. März wurde befohlen , daß die Küraſſier - Regimenter die Karabiner und Bandeliere bis auf 16 per Escadron , welche zum Wachtdienst gebraucht wurden , abgeben sollten, um die Reservebataillone damit zu bewaffnen. Auch wurden um diese Zeit die grauen Reithofen, mit einer rothen Bieſe und Knöpfen beseßt , für Offiziere und Reiter ein geführt, die ledernen Hoſen aber noch dabei getragen , wo die Zahl der tuchenen nicht ausreichte. Der Lieutenant von Loga , nach dem Urtheile des Regiments- Kom mandeurs „ längst zur Kaſſation reif“, wurde bereits seit dem 13. Februar als Arrestant mitgeführt , weil er sich am 8. Februar ohne Urlaub von der Esca= dron von Wallhofen entfernt hatte und am 9. in Stockhoven bei Georgenau von dem Geistlichen 20 Louisdors erpressen wollte, indem er sich für einen Französischen Offizier ausgab.

Der Geistliche konnte ihm nur 4 Dukaten

geben ; als sich aber der 2. von Loga noch berauscht hatte , wurde er durch eine Patrouille des Regiments von Baczko als Arrestant eingebracht. Dieser Kriminalverbrecher entsprang in der Nacht vom 18. zum 19. März in Doesen aus dem Arrest und wurde nie wiedergesehen.

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Um 22. März ging in Doefen die Kabinetsordre vom 15. ein , durch welche der Major von Wallhofen den wegen fortdauernder Kränklichkeit & erbetenen Abschied mit 40 Rthlr. Pension erhielt. Dagegen avancirten der Major von Koſchüßki zum Escadrons - Chef, der Rittmeister von Brie fen zum Staabsmajor , der Staabsrittmeister von Zülow zum wirklichen Rittmeister, der Premierlieutenant von Folgersberg zum Staabsrittmeister, die Secondelieutenants von Schwanenfeld. und von Müller zu Premier lieutenants , Lesterer als überzählig , der Cornett von Nieckisch zum Se condelieutenant und der Standartenjunker von Pförtner zum Cornett. Der Secondelieutenant von Klindkomström wurde zum Regiments =- Adjutanten ernannt, konnte aber so wenig als der Premierlieutenant von Schwanen feld und der Rittmeister von Zülow sich jest schon bei dem Regimente einfinden. Am 26. März quartirte der Staab des Regiments und die Escadron von Ziegler aus Doefen nach Gedau und Bombitten ; jedoch wurde später für Gedau, welches ganz vom Feinde ruinirt war , Arenstein mit dem Staabe belegt. Durch Kabinetsordre vom 30. März erhielt der Major von Ziegler wegen der Entweichung des gewesenen Lieutenants von Loga Arrest. Da der Major von Leffel an den Folgen eines Sturzes mit dem Pferde krank war , so führte der Major von Bockelberg das Regiment vom 3. bis 23. April. Es manquirten in dieser Zeit dem Regimente 10 Unteroffiziere, 290 Gemeine und 320 Pferde , obwohl der Lieutenant von Berg am 31. März mit einem Erfah von 2 Unteroffizieren 124 Gemeinen und 97 Pferden aus dem Depot in den Kantonnirungen des Regiments an gelangt war. Die Bekleidung war sehr mitgenommen und der Ersatz dafür schwer zu erlangen , wie viel auch darüber geklagt wurde. Die bis her geführten 20 Zeltpferde wurden in dieser Zeit abgeschafft und die Chi rurgen und Fahnenschmiede damit beritten gemacht oder Manquements gedect. Der Major von Koschühki war fortdauernd krank und kam um sei nen Abschied ein , verlor aber so alle Hoffnung auf Wiederherstellung ſei= ner Gesundheit , daß er sich in einem Unfalle von Lebensüberdruß in Hermsdorf erschoß. Unter dem 18. April wurde daher der Major von Briesen zum Escadrons - Chef, der Rittmeister von Packisch zum Staabs major, der Staabsrittmeister von Folgersberg zum wirklichen Rittmeiſter, " von Thun 1. zum Staabsrittmeister , der Cornett der ››Premierlieutenant von Bojanowski zum Secondelieutenant und der Standartenjunker von Domski zum Cornett befördert , der überzählige Premierlieutenant von Müller einrangirt. In Stelle des Majors von Brieſen erhielt nun der Rittmeister von Zülow das Kommando über das Depot.

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Der Parolbefehl vom 27. April theilte die Allerhöchste Bestimmung mit , daß von nun an die Haarzöpfe in 2 der Armee nicht mehr getragen, ſondern die Hinterhaare gleich dem Kragen der Montirung verſchnitten werden sollten , was ſogleich ausgeführt wurde." * . * Am 1. Mai schlug das Regiments - Kommando folgende Individuen zur Verdienstmedaille vor: 1. Den Wachtmeister Rheimann , wegen ausgezeichneten Benehmens überhaupt und großer Thätigkeit bei Wackern. 2. Den Quartiermeister Steinert , welcher , obwohl bei Wackern blef sirt, doch die Schlacht bei Eilau mitmachte. 3.

Den Unteroffizier Schilling , welcher auf dem Vorpostenkommando

bei Lowicz von dem Russischen Obersten Jurkowski das rühmlichste Zeug niß eines vorzüglich guten und braven Benehmens erhielt und dies bei Wackern und Eilau bestätigte. 4. Den Unteroffizier Theil , der ein gleiches Zeugniß auf dem Vor postenkommando bei Suchaczew erwarb und schon früher als Werbe - Un teroffizier ausgezeichnete Dienste geleistet hatte. 5. Den Unteroffizier Zimmermann , durch den

Generalmajor von

Kall wegen Rettung eines Geſchüßes bei Mlawa vorzüglich empfohlen. 6. Den Unteroffizier Sauer , wegen ausgezeichneter Bravour und Umsicht bei dem Vorpostenkommando des Majors von Arnim vorgeschlagen #, und empfohlen. Der Wachtmeister Rheimann wurde später allein mit der Verdienst medaille begnadigt. Durch den Parolbefehl vom 2. Mai wurde angeordnet , daß künftig zu Pferde und bei Meldungen in einem Zimmer der Hut nicht mehr 'ab genommen werden solle. Nur die Offiziere machten hievon eine Ausnahme und die Wachtmeister als Auszeichnung des Portepees. Im Anfange des Monats Mai wurde das Regiment von Wagenfeld dem Reserve- Korps des Russischen Generals von Olsufief zugetheilt und unter den Befehl des Generalmajors von Kall gestellt ; da indeß der Ge neral von Olsufief bald erkrankte und sein Korps aufgelöst wurde , so kam das Regiment schon am 16. Mai wieder zur zweiten Diviſion des L'Estocq= schen Korps , welche der Generalmajor von Diericke kommandirte. Die Kavallerie dieser Division stand unter dem Generalmajor von Prittwiß, und das Regiment von Wagenfeld bildete mit dem Dragoner - Regiment von Baczko, die erste Kavallerie - Brigade , welche der Generalmajor von Baczko befehligte. Das Regiment wurde nunmehr nach Arenstein, wo der Staab sich bereits befand , Tiefensee und Schönwalde verlegt; der General major von Diericke stand in Hohenförſt, von Prittwiß und von Baczko in Lays.

396

Unter dem 12. Mai fand eine außerordentliche Beförderung ſtatt , in Folge deren der Premierlieutenant von Kurßel zum übercompletten Staabs rittmeister ernannt wurde. Am 20. Mai traf der König , am 21. der Kaiser von Rußland in Heiligenbeil ein. Das Regiment von Wagenfeld mußte auf jeder Station zwischen Zinten und Bladiau 1 Offizier, 24 Pferde zur Eskorte des Kai ſers , und 1 Offizier, 12 Pferde zur Eskorte des Königs stellen. Im Hauptquartier zu Heiligenbeil wurden 2 Offiziere des Regiments zum Dienst bei dem Kaiser von Rußland befohlen und die Lieutenants von Stein und von Bojanowski dazu kommandirt.

Jeder von ihnen erhielt

ſpäter eine goldene Uhr zum Geſchenk. Durch den Parolbefehl vom 20. Mai accordirte der König für jedes vor dem Feinde gefallene Offizierpferd eine Entschädigung von 13 Frie= drichsd'ors. Das Regiment machte auf diese Entschädigung Anspruch : für 3 Pferde von der bei Eilau von dem Feinde genommenen Kom mandeur- Chaise ; ferner für 1 Pferd , dem Major von Ziegler bei Wackern unter dem Leibe erschossen ; 1 Pferd, dem Rittmeister von Berg am 19. Januar bei Barten auf dem Marsche gefallen , und 2 Pferde , welche mit deſſen Bagage bei Wackern vom Feinde genommen worden ; 1 Pferd des Lieutenants von Klinckowſtröm , welches auf dem Marſche von Warschau nach Nieporent am 28. November 1806 unter dem Leibe aufgespießt worden ; 1 Pferd des Secondelieutenants von Nieckiſch, am 13. Januar auf dem Marsche gefallen ; 1 Pferd des Lieutenants von Prittwig II. , und 1 Pferd des Cornetts von Bienenstamm , welche am 26. Februar in der Affaire bei Braunsberg diesen Offizieren unter dem Leibe erschossen wurden. In dem Parolbefehle vom 21. Mai bezeigte der König den Truppen die Allerhöchste Zufriedenheit in folgender Art : „ Es ist Seiner Königlichen Majestät nicht entgangen , mit welcher Bravour die Truppen des von L'Estocqschen Corps d'armée in den vers schiedenen Gefechten gestritten und mit welcher Ausdauer und gutem Muthe sie die Beschwerlichkeiten der Campagne in einer so strengen Jahreszeit ertragen haben. Seine Majestät versichern ihnen dafür Ihre Erkenntlich keit , insbesondere aber wollen Sie denen , welche in der Schlacht bei Preu ßiſch-Eilau wirklich Antheil genommen und zum glücklichen Ausgange der= selben beigetragen, Allerhöchstdero Zufriedenheit mit ihrem dabei bewiesenen Muthe und Lapferkeit auch dadurch thätig bezeigen , daß Sie ihnen , in

397

so weit sie in dieser Schlacht gewesen , vom Feldwebel abwärts , sowohl bei der Infanterie , Kavallerie , als Artillerie , das Traktament auf einen ganzen Monat extraordinair als eine Belohnung zahlen laſſen, und außer= dem einer jeden Kompagnie von der Infanterie, imgleichen einer jeden Batterie, jedoch ebenfalls blos denen , welche an der Schlacht Theil ge nommen, zwei Verdienstmedaillen bewilligen , um sie an die Würdigsten zu vertheilen. Das namentliche Verzeichniß erwarten Seine Majestät von dem kommandirenden General und werden sodann demselben die Medaillen zur weiteren Beförderung

übersenden.

Sollten

außerdem und bei den

vorigen Gefechten sich noch andere Unteroffiziere und Gemeine so vorgethan haben, daß ihnen nach den beſtehenden Vorschriften Ansprüche auf Ehren zeichen zuständen , so wollen Allerhöchstdieselben auch von diesen eine namentliche Anzeige gewärtigen , um auch ihnen die verdiente Auszeich= nung zu gewähren." Das Regiment von Wagenfeld wies nach , daß 44 Unteroffiziere, 14 Trompeter, 3 Chirurgen und 248 Gemeine an der Schlacht bei Eilau Theil genommen, und empfing (im Juli) dafür 914 Rthlr. , von welcher Summe 767 Rthlr. 12 ggr. an die vorhandenen Leute effective gezahlt, dagegen reſervirt wurden : für Vermißte und Gefangene, 4 Unteroffiziere, .129 Rthlr. 12 ggr. 1 Trompeter 43 Gemeine ... 12 "I 7 " 3 Gemeine, Lazarethkranke .... "I . 12 " "I 1 Unteroffizier 2 Gemeine, Todte ........ 9 "

Summa 146 Rthlr. 12 ggr. Die ganze Summe für das L'Estocqsche Korps betrug 21,393 Rthlr. 10 ggr.; außerdem aber bewilligte der König später noch 3323 Rthlr. für diejenigen Leute, welche krank in den Lazarethen oder in offenem Gefechte auf rühmliche Art vom Feinde gefangen genommen worden waren , und für die, welche zwar nicht der Schlacht bei Eilau beigewohnt , aber ihre Fahne bis zum lehten Augenblick nicht verlassen und überhaupt sich vor wurfsfrei betragen hatten. Zur Auszeichnung wurden unter dem 28. Mai vorgeschlagen die Un teroffiziere Schilling , Theil , Zimmermann , Sauer und der Quartiermeister Steinert zum zweiten Male , außerdem aber der Reiter Nils - ſon für die bei Mlawa vollbrachte Rettung eines Munitionswagens. Am 22. Mai wurde die erste Division , am 23. die zweite des Ge= neralmajors von Diericke, zu der das Regiment von Wagenfeld gehörte, von den Monarchen besichtigt.

Der König tabelte zwar vieles in den De

tails , sprach aber im Ganzen seine Zufriedenheit mit dem Zustande der

398

Truppen und die Hoffnung aus , daß das Gerügte bald verbeſſert werde. Um 24. Mai früh um 7 Uhr reiste der König wieder nach Königsberg. Un demselben Tage ging Danzig durch Kapitulation über, und man konnte nun auf energische Maßregeln von Seiten , der Franzosen gefaßt sein. Um 27. Mai rückte das Regiment nach Rehfeld und Grünwalde und wurde ad interim unter den Befehl des Generalmajors von Esebeck gestellt. Nächst der Erleichterung der Verpflegung beabsichtigte der kommandirende General mit dieser Umquartirung

die. Unterstützung des Ruſſiſchen In

fanterie - Regiments Kaluga , weil man jeden Augenblick den Angriff des Feindes erwartete.

Der Allarmplas des Regiments war zwischen der

Omaga und Rehfeld, und hier mußte dasselbe eine Nacht um die andere, die Pferde am Zügel , stehen. In dieser Zeit wurde der Major von Reifewis vom Regiment Heising mit einer aus Ranzionirten verschiedener Regimenter bestehenden Escadron, 8 Offiziere, 16 Unteroffiziere , 2 Trompeter, 100 Gemeine stark, dem Re giment von Wagenfeld attaſchirt und bildete unter dem Namen der „pro visorischen Escadron von Reiſewig" die sechste Escadron. Die 8 Offiziere waren : die Premierlieutenants von Richthoff und von Zawadski , die Se condelieutenants von Lüttwih , von Thun , von Herzberg , Graf von Pückler, von Knobelsdorf und Rumbaum. Am 2. Juni bivouacquirte das Regiment bei Wermten und rückte am 3. früh nach Rehfeld und Bilshöffen in sehr enge Quartiere. Am 3. bivouacquirte es zwischen Thomsdorf und Grünhöffchen und rückte am 4. in die Nähe von Wermten , um die Gegend durch vorwärts ausgeschickte Patrouillen zu beobachten und die Vorposten zu souteniren.

Am 10. Juni,

am Tage der Schlacht bei Heilsberg , wurden die beiden Escadrons aus Bilshöffen nach Thomsdorf verlegt und der halben reitenden Batterie von Arend attaſchirt. : Obwohl die Schlacht unentschieden blieb , so entschied doch die Be wegung des Marschalls Davouft gegen Königsberg den Rückzug der Ulliir ten. Am 12. Juni versammelte sich daher die Division von Diericke bei Zinten, auf den Höhen , welche

an dem Wege von Heiligenbeil dahin

liegen. Die Bagage ging ſogleich über den Frisching zurück; die Vorposten Bermsdorf 3807. (Gefecht bei13. (Golla)) hielten noch die Passarge besett. Um 13. fand man bei Wermsdorf bereits 8 Escadrons: Franzosen und Baiern ; der Major von Bockelberg konnte daher die Feldwacht nur vor dem Dorfe ausstellen lassen, was durch den Lieutenant Grafen Henckel von Donners mark geschah ; indeß entſtand hier nur ein leichtes Plänkeln, während bei Gollau, die Vortruppen des Feindes völlig geworfen wurden. Um 14. Juni, dem Tage der Schlacht von Friedland , ſehte man den Rückzug durch Köz

399

(Gefecht beiKönigsberg 1807. ) nigsberg fort. Das Regiment vacant von Wagenfeld erhielt den Befehl , zwischen Mostbude und der Lauckschen Mühle die Ufer des Pregels durch kleine Detaschements und Patrouillen zu beobachten. Unter andern wurde dem Unteroffizier Buchta ( Escadron von Bockelberg) aufgetragen, mit den Karabiniers Ettinger, Schulz , Melac , Greideck und den Reitern Wattke, König , Walosczeck , Hofe und Froberg die halbe rei tende Batterie des Lieutenants . von Michaelis zu unterstüßen , da schon die feindlichen Tirailleurs einzeln durch den + Fluß geschwommen waren. Ein an dem jenseitigen Ufer liegendes Haus diente den Schüßen als eine treffe liche Deckung, so daß sie den diesseitigen Truppen viele Leute bleſſirten und bald sogar den Versuch 8 wagten, ein auf dem Pregel liegendes Schiff zu ihrem Gebrauch gänzlich hinüber zu ziehen. Bergeblich warf die Ar tillerie Granaten dahin , nachdem man eben so erfolglos den Feind durch Kartätschen hatte vertreiben wollen , und der Lieutenant von Michaelis forderte Freiwillige auf, welche durch den Fluß gehen sollten , um sowohl das Haus als das Schiff in Brand zu stecken. Da sich 1 hierzu Niemand verstand : ſo ſprang der brave. Unteroffizier Buchta mit seinen Leuten vom Pferde, nahm die Karabiner aus dem Sattel und vertrieb durch sein wirk ſames Feuer die Tirailleurs .

Hierauf watete er mit dem Karabinier Schulh

(Escadron von Bockelberg ) bis an die Brust durch das Wasser und legte, von dem Feinde lebhaft beschoffen , auf dem Schiffe und in dem Hause Feuer an, so daß beide gänzlich niederbrannten und der Feind seines Hin terhaltes beraubt war. Obwohl der Generallieutenant von Rüchel das ausgezeichnete Be= nehmen dieser Leute auf den Bericht des Lieutenants von Michaelis bereits aufgezeichnet hatte: so gab das Regiments - Kommando doch besonders dem kommandirenden General davon Kenntniß , und als von den unterm 28. Mai eingegebenen Leuten die Unteroffiziere Schilling und Sauer die filberne Medaille erhielten , bekam sie zugleich der Unteroffizier Buchta. Als der Generallieutenant von L'Estocq den Verlust der Schlacht von Friedland erfuhr, ging er gegen Labiau zurück und ließ in Königsberg nur 200 Mann, welche zum Besten der Stadt eine Kapitulation mit 1 dem Feinde schließen sollten. Das Regiment von Wagenfeld: bivouacquirte den 16. Juni bei dem Umte Mehllaucken , marschirte den 17. bis 3 Meilen vor Tilsit und ging am 18. mit der ganzen Russischen und Preußischen Armee über die Memel. Da zuerst alle Bagage die Schiffbrücke paffirte, gegen , Mittag die Russische Artillerie und gegen Abend die Russische Ur mee, an 60,000 Mann stark, folgte: so kam für das 2 Preußische Korps beinahe der Morgen des 19. heran, worauf dasselbe hinter die Gilge und Ruß verlegt wurde.

An der Brücke von Schilleningken mußte das Re

400

giment von Wagenfeld vom 21. Juni ab ein Kommando von 1 Offizier, 2 Unteroffizieren, 30 Gemeinen aufstellen , welches sowohl zur Beobachtung als zur Transportbegleitung benugt wurde und einen höchst beschwerlichen Dienst hatte, in welchem es später mit dem Regiment Ulanen abwechselte. Am 25. Juni, an welchem Lage das Regiment in Pogeldinen bei Plaschken in sehr engen Quartieren stand , wurde der Waffenstillstand zwi schen Preußen und Frankreich abgeschlossen und am 27. die Armee in Kan tonnirungen gelegt.

Das Regiment vacant von Wagenfeld kam wieder

zu der Brigade des Generalmajors von Kall und erhielt folgende Quar tiere: Leib - Escadron und Escadron von Ziegler in Kaleningken. Escadron von Leffel in Ackelningken , von Bockelberg in Wirballen , von Briefen in Lakischken und von Reisewit in Dewellen. Der General von Kall lag in Wiszanten, das Hauptquartier war in Kudkerneese. Die Ration be stand in dieser Zeit aus 3 Mehen Hafer , 3 Pfund Heu und 4 Pfund Stroh, oder ohne Rauchfutter aus 4 % Mezen Hafer. Das Depot des Regiments unter dem Rittmeister von Zülow hatte am 20. Juni Coadjuten verlaſſen und war nach Gellgimmen - Gedmy, Marge und Stotten - Gerge, im Amte Prökuls , 3 Meilen von Memel, gerückt. Das Resultat dieses unglücklichen Feldzuges war der Friede von Tilſit, welcher am 9. Juli zwischen Preußen und Frankreich geschlossen wurde. Der König verlor die Hälfte seiner Länder , und die Armee , welche im Oktober 1806 250,000 Mann stark geweſen , wurde auf 40,000 Mann beschränkt, eben so viel, als bereits Friedrich I. seinem Nachfolger hinter laffen hatte.

Wie drückend auch dieser ungünstige Erfolg dem Könige und

dem ganzen Preußischen Volke sein mußte: die gegenseitigen herzlichen Beziehungen zwischen dem Monarchen und ſeinen Unterthanen zeigten sich nie ſchöner, als in dieſer thränenreichen Zeit ; in den wiederhergestellten Ländern durch einstimmige Freude , in den abgetretenen durch eben so ein stimmige Betrübniß. Edle Naturen erhebt das Unglück ! In den engeren Grenzen erstarkte mit um so größerer Kraft die Liebe zum Vaterlande und die Ueberzeugung seiner einstigen Wiederherstellung. Treffliche Geseze und Einrichtungen nährten den Volksgeist, und die kleine Armee , welche in den legten Kämpfen den Ruhm ihrer Ahnen behauptet hatte, blieb eine feste Säule, um die sich das Gebäude des Staats neu gestalten und zur gün stigen Zeit , feinem Unterdrücker furchtbar , wieder erweitern konnte ! — Nachstehende offizielle Lifte giebt an , wie stark das Regiment , ent= weder in Reih und Glieb oder in einzelnen Detaſchements , die Memel paffirte.



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402

Die Abtretung der verlorenen Provinzen führte durch die Kabinets ordre vom 15. Juli die Entlassung derjenigen Unteroffiziere und Reiter des Regiments von Wagenfeld herbei , welche in Neu - Ostpreußen und in Südpreußen geboren waren , wenn sie nicht selbst wünschten , ferner im Preußischen Dienste zu bleiben. Dies war indeß mit Mehreren der Fall ; die übrigen (116 Mann) wurden bis zum 31. Juli mit Brot und Trak tament verpflegt , mit der nothwendigen Bekleidung versehen

und an die

Grenze ihres Vaterlandes begleitet. Ferner mußte das Regiment alle die jenigen Leute abgeben , welche von andern Kavallerie - Regimentern, als den aufgelösten Schlesischen , im Laufe des Krieges hier Dienste genommen hatten. So wurden 33 Mann von dem Dragoner - Regiment von Heyking, 17 Mann von dem Dragoner - Regiment Graf Herzberg , 5 Mann von dem Husaren - Regiment von Usedom , 5 von dem Leib - Regiment zu Pferde und 1 von dem Küraſſier - Regiment von Reißenstein zurückgegeben ; im Ganzen 61 Mann . Dagegen erhielt das Regiment alle zu den aufgelöſten Schlesischen Küraſfier- und Dragoner - Regimentern gehörigen Leute zu= gewiesen , aus denen auch die provisorische Escadron von Reiſewiß größ tentheils schon bestand. Um 28. Juli erhielt der Premierlieutenant von Müller für ſeine wäh rend der lezten Kampagne bewiesene ausgezeichnete Bravour und Thä tigkeit den Orden pour le mérite , und am 31. Juli stieß das Depot, 2 Offiziere, 8 Unteroffiziere, 1 Trompeter , 1 Chirurgus , 1 Fahnenschmied, 58 Gemeine und 146 Pferde stark, in Kaleningken wieder zu dem Re gimente, welches am 2. Auguſt nach Uſſeinen , Alt- und Neu- Maszerin nen, Eschenberg und Hohenberg rückte. Hier erhielt unter dem 5. Auguſt der Cornett von Karſchnißki den wegen Kränklichkeit erbetenen Abschied, und der Estandartenjunker Stach von Golzheim wurde zum Cornett be fördert. Alle Offiziere, welche aus abgetretenen Landestheilen gebürtig waren, befahl der König zu entlassen , genehmigte aber unter dem 14. August, daß der Secondelieutenant von Bojanowski , welcher sich im lehten Kriege durch Entschlossenheit und Bravour ausgezeichnet habe , obwohl aus Süd preußen gebürtig , doch im Dienst verbleiben könne ; dagegen solle allen andern aus Südpreußen und Neu - Ostpreußen gebürtigen Offizieren und Junkern des Regiments von Wagenfeld der Abschied ausgefertigt werden. Dies geschah im September mit dem Premierlieutenant von Neymann als Rittmeister, Secondelieutenant von Poliwczynski ( " von Moszczenski,

403

Secondelieutenant von Jablonski, Cornett Graf Domski. Da bei der Reducirung der Armee sehr viele Offiziere auf halben Sold gesezt werden mußten und der König beabsichtigte , künftig die Ar mee hauptsächlich aus Unterthanen seiner Krone bestehen zu lassen : so. wurde den im Auslande gebürtigen Offizieren frei gestellt, sich zur Ver= abschiedung zu melden oder auf halben Sold geſetzt zu werden. Der Lieutenant von Bojanowski wurde, da ſeine Eltern jest in Schlesien wohn ten, als Schlesier geführt. Sumpfiges Wasser , Pöckelfleisch mit schlechtem Salze eingelegt und dumpfiges Brot waren in Ermangelung des frischen Fleisches hier fast die beständigen Nahrungsmittel der Soldaten, von denen sehr viele erkrankten, Nach den oben erwähnten Verabschiedungen waren sogar nur 18 Offiziere im Dienst, die übrigen krank. In der Mitte September verließen die andern Kavallerie - Regimenter die Gegend von Kuckerneese ; das Regiment vacant von Wagenfeld blieb aber noch in dieser Niederung , um die Posten zu besehen , welche bisher das Regiment von Prittwiß Husaren längs der Gilge , von deren Aus flusse bis zum Schanzkruge hinauf, zur Verhütung des weiteren Vordrin gens der in Rußland

ausgebrochenen Viehseuche besezt hatte.

Da der

Dienſtſtand bei der großen Anzahl Kranker nur gering war, ſo ließ dieser Kordondienst große Beschwerden erwarten. Das Regiment wurde zur Verminderung derselben den 28. September in das Amt Linkuhnen ver legt , und zwar der Staab und die Escadron von Ziegler in das Amt selbst, die Leib - Escadron nach Matrwitten , die Escadron von Leſſel nach Neu-Weynotten , von Bockelberg nach Pokraten , von Brieſen nach Rat tullen und von Reisewiß nach Bogdahnen.

Bei Heydekrug stand , au

ßerdem ein Kommando von 1 Offizier und 20 Pferden.

Der General

lieutenant von L'Estocq verlegte ſein Hauptquartier nach Tapiau ; das Regiment schied aber mit dem 28. Oktober aus dessen Kommando und wurde dem Befehl des General- Gouverneurs von Preußen , Grafen von Kalkreuth untergeben . Der Major von Ziegler empfahl daher dem fernern Wohlwollen des früheren kommandirenden Generals das Regiment in ei nem besonderen Schreiben. Durch die Kabinets - Ordre vom 12. Oktober wurde befohlen , daß die Lieferungen der Montirungen pro 180

, nämlich Rock, Kamisol und

Hut, ausfallen, die jeßigen Montirungen bis zum Frühjahr 1809 getragen und im künftigen Jahr nur Hosen und Strümpfe geliefert werden sollten. Da nunmehr die Karabiner - Bandoliere wegfielen , so trugen jeht auch die Gemeinen die Kartusche von der linken Schulter zur rechten Hüfte. 26 .

404

Die in der Schlacht bei Eilau zerschossene Standartenstange war bis her durch eine einfache weiße Stange erseht worden , an welche man bald nach der Schlacht die Standarte befestigt hatte.

Der Major von Ziegler

hatte den König um die Erlaubniß gebeten , daß das Regiment zum An denken an jene für die Preußische Armee so rühmliche Schlacht dieſe Stange ferner behalten dürfe , und erhielt folgende darauf Bezug habende Ka binetsordre. ,,Mein lieber Major von Ziegler !

Ich will Eurem Unsuchen vom

24. d . Mts .: dem Regimente zu erlauben , daß für die in der Schlacht bei Preußisch Eilau der fünften Escadron zerſchmetterte Standartenstange diejenige schlichte weiße Stange , woran die Standarte seitdem geführt worden , als ein Denkmal jener Schlacht auch für die Zukunft beibehalten werden dürfe , in Rücksicht auf den Beweggrund zu derselben sehr gern willfahren , und bin Euer wohlgeneigter König." ,,Memel , den 28. Oktober 1807."

gez. Friedrich Wilhelm ." „An den Major von Ziegler , Kommandeur des Regiments Wagenfeld.“ Eine Abschrift dieser Kabinetsordre theilte zugleich der Generallieu tenant von L'Estocq in nachstehender Erwiederung des von dem Major von Ziegler an ihn gerichteten Schreibens mit : „Hochwohlgeborner Herr!" Besonders Hochgeehrter Herr Major!" „Ganz besonders schäßbar und schmeichelhaft sind mir die Aeußerun gen der wohlwollenden und gütigen Gesinnungen , welche Euer Hochwohl geboren durch Dero sehr geehrte Zuſchrift vom 28. des vorigen Monats Ihrerseits und im Namen derer Herrn Offiziers

des Dero Kommando

untergebenen Hochlöblichen Regiments , mir zu erkennen zu geben die Güte haben. Ich erkenne ganz den hohen Werth , der in der Ueberzeugung lieget, daß ich mir den Beifall eines so schäßbaren und ausgezeichneten Offizier - Korps erworben habe , und finde darin eine der größten Beloh nungen meiner Bemühungen." ,, Empfangen Euer 2. so wie das Korps der Herrn Offiziere des Dero Kommando untergebenen Regiments von mir den aufrichtigsten und lebhaftesten Dank für Ihre in der lehten Kampagne unter meinen Be fehlen bei allen Gelegenheiten bewieſene Tapferkeit und Bravour, wie für Ihr mir jederzeit bezeigtes Vertrauen , und für den stets erhaltenen Geiſt der Ordnung, der dem Hochlöblichen Regimente in so hohem Grade eigen war, und wodurch dasselbe für alle zum Muster aufgestellt zu werden verdiente , und überzeugen Dieselben sich gefälligst, daß ich an

405

allen Sie betreffenden Ereignissen stets den wahrhafteſten Antheil nehmen werde."

" Mit der vorzüglichsten Hochachtung und Werthschäßung habe ich die Ehre zu beharren" ,,Euer Hochwohlgeboren"

"ganz ergebenster" "gez. von L'Est ocq. " „Tapiau , den 1. November 1807.“ ,,An“ ,,den Königl Major und Kommandeur , Herrn von Ziegler" ,,Hochwohlgeboren“ 1 „zu“ „Amt Linkuhnen.“ Der Major von Ziegler , welcher schon seit einiger Zeit kränklich war, befahl, daß die Herren Escadrons - Chefs ihre Escadrons zuſammenkom men laffen sollten , um die Kabinetsordre sowohl als das leßte Schreiben deutlich vorzulesen , auch Ehrfurcht gegen die schlichte Estandartenstange beizubringen , da seine Kränklichkeit ihm nicht erlaube, dieser Feierlichkeit beizuwohnen. Auf die betreffende Meldung des Majors von Leffel, der am 4. No vember das Kommando des Regiments übernommen hatte , an den Ge neralfeldmarschall Grafen Kalkreuth , erwiederte derselbe wie folgt: „ Des Königs Majestät haben auch bereits die Allerhöchste Gnade gehabt, mir bekannt zu machen , daß Allerhöchstdieselben nachgegeben haben, die Fahne an einer schlichten weißen Stange zu führen." "Mit dankbarem Herzen erinnere ich mich noch der Bravour , womit das Regiment bei Freiberg gefochten , und wünſche nichts mehr , als nur Gelegenheit zu haben , demselben Beweise meiner treuen Anhänglichkeit zu bezeigen." ,,Königsberg , den 10. November 1807." „gez. Kalkreút h. “ ,,An“ ,,den Königlichen Major , Herrn von Leffel" Hochwohlgeboren“ "in" „Norkitten ." Vom 1. November ab hörte für das Regiment der Feldetat auf; da es aber noch nicht in seine Friedensgarniſon einrückte, so wurden demsel= ben sowohl Portionen und Rationen , als das Gehalt für die Knechte nach dem nachstehenden Kavallerie- Etat ferner verabreicht :

406

Generallieutenant . Generalmajor......

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4 Knechte. 3 " 2 ་

Adjutant...

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10 Rations , 5 Portions , 4 8 " 3 " "1 Kommandeur eines Regiments . 6 3 5 " "1 Staabsoffizier .. 2 Rittmeister mit Escadron ..... 4 " " 2 3 Staabsrittmeister ..... " " ... 2 Subaltern 2 " "

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1

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1 " Regiments - Chirurgus ... 1 " " "1 Regiments -Quartiermeister . Indeß hatte die von dem Könige ernannte Immediat- Militair - Dr ganisations -Kommiſſion , welche unter der oberen Leitung des Prinzen Wilhelm von Preußen aus den Generalen von Scharnhorst, von Lottum und von Oppeln - Bronikowski bestand , ihre Arbeiten bereits begonnen, und die neue Organisation der Armee aus den Trümmern der alten trat nunmehr in das Leben. Die Organisation der Kavallerie wurde im Spe= ciellen von einer Kavallerie - Organisations - Kommiſſion geleitet, welche unter dem Generalmajor Grafen von Dönhoff stand. Da das Regiment vacant von Wagenfeld durch das Dragoner - Re giment von Rouquette und alle von den früheren Schlesischen Kavallerie Regimentern in Preußen gegenwärtigen Leute ergänzt und in 4 Schwa= dronen neu formirt werden sollte : so marſchirte daſſelbe, nachdem es in Linkuhnen noch 200 Litthauische Remonten empfangen hatte , am 7. No vember über Bubainen in die Gegend von Norkitten ab, wo es am 14. eintraf. Der Staab kam nach Norkitten , die Leib- Escadron nach Hopfenau, die Escadron von Ziegler nach Romanupken , von Lefsel nach Uderballen, von Bockelberg nach Wipnicken , von Briesen nach Klein - Jägerndorf und von Reisewitz nach Almenhausen. Das Regiment von Rouquette stand in Maugarben. Am 16. November besichtigte der Generalmajor von Massenbach vom

Regiment von Rouquette , unter dessen Befehl die neue Formation voll führt werden sollte, das Regiment ; am 18. wurde es zum ersten Male mit dem Regimente von Rouquette bei Norkitten versammelt und vor läufig in 4 Escadrons zusammengestellt. Das Regiment vacant von Wagenfeld war damals noch stark : 30 Offiziere, 68 Unteroffiziere, 14 Trompeter, 5 Chirurgen, 5 Fahnenschmiede , 290 Gemeine und 417 Pferde; das Regiment von Rouquette: 17 Offiziere, 46 Unteroffiziere, 13 Trompeter, 4 Chirurgen, 5 Fahnenschmiede , 89 Gemeine und 159 Pferde ;

407

che Escadron von Reisewit : J die provisoris 9: Offiziere, * 27 Unteroffiziere , 2 Trompeter , 1 Chirurgus, 3 Fahnenschmiede , 202 Gemeine und 206 Pferde. Es waren daher zur Stelle : 56. Offiziere , 141 Unteroffiziere , 29 Trompeter, 10: Chirurgen, ? 13 Fahnenschmiede , 581 Gemeine und 782 Pferde. 161 Alle aus Schlesien gebürtigen Unteroffiziere- wurden auf ihren Wunsch

" 5.

dorthin beurlaubt und die Ausländer , welche nicht fortdienen wollten , entlassen . Nach dem neuen Etat sollte das Regiment nunmehr bestehen aus : 1 Oberst als Kommandeur,

1.) *

1 Staabsoffizier, 2 wirklichen Rittmeistern , 4 Escadrons Chefs. 2 Staabsrittmeiſtern , 2 Premierlieutenants , 1 Adjutant, 1 Offizier als Regiments - Quartiermeister , 16 Secondelieutenants, 26 Offizieren.

1

4 Wachtmeistern, 4 Portepeefähnrichs , 4 Quartiermeistern,

48 Unteroffizieren, 1 Staabstrompeter, 12 Trompetern, 4 4 48 272

Chirurgen, Fahnenschmieden , Karabiniers, Gemeinen als wirklichen Dienstthuern,

208 Beurlaubten auf 2 Monat, Summa 601 Mann excl. Offiziere , und eben so viele Königl . Dienstpferde . Unterstaab : 1 Regiments - Chirurgus , 1 Sattler, 1 Büchsenmacher, 1 Büchsenschäfter.

408

Dieser Etat wurde für jest nur in der Zahl der Offiziere , nicht aber in ihren Graden festgehalten; - auch der Unterſtaab behielt noch daſſelbe Rangverhältniß wie früher. Von dem Stamme des Regiments von Wagenfeld schieden als In valide aus : 3 Wachtmeister , 4 Unteroffiziere , 1 Trompeter, 17 Gemeine. Von Rouquette: 11 Unteroffiziere, 2 Trompeter , 6 Gemeine.

Von der

provisorischen Escadron von Reiſewiß : 1 Unteroffizier , 1 Karabinier, 6 Ge meine, und zwar vom Regiment von Holzendorf 3 Gemeine , vom Re giment von Prittwit 1 Gemeiner , von Bünting 1 Gemeiner, von Kraft 1 Gemeiner, von Heysing 1 Unteroffizier, 1 Karabinier. Das Regiment von Wagenfeld beseßte drei Escadrons, das Regiment von Rouquette nur eine. Die lezten Ranglisten der beiden nun zu vereinigenden Regimenter waren folgende:

Ala

Rangliste

.15 16 . .17 . 18 19 .

. 13

11 .

. 7 .8 . 9

.3 .4

№.

Cha rge .

"/

"

"" "/ "

"1

"

Staabs 5. major Rittmei 6. ster

Major 2.

1.3

Al . ter Jahr ,Mon.

Major 1.riedrich ommdr FK .u Ludwig Ziegler von 59 2 Ferdinand Leffel von 2 46 Heinrich Friedrich Bockelberg von 44 1 Karl von Briesen 11 41 1794 (Erhielt Radom bei Orden den mérite le .)pour Packisch von Heinrich August 37 8 Manstein von Philipp Karl 34 6 Ludwig Magnus Berg .von Bülow von Johann 11 35 L.. eopold sberg von Folger 10 31 Staabsr 10. ittmeister Ludwig Philipp Thun von 28 7 Heinric Karl l von Kurße h 27 Premier 12. lieutenld Schwa von Franz nenfe ant27 · Müller von Gottlob Ernst 28 5 .)(Erhielt mérite le pour Orden den 1807 Secondelieutenant 14. Heinrich Truchses Graf Waldburg zu 24 2 . Berg von Bernhard 26 ――― Lühe Friedrich der von 25 Richard Kloeber Hoelchborn von 23 1 · Christian Stein von .. 6 22 Thun von Ferdinand Karl 5 21 pour Orben den 1807 Mlawa bei .)(Erhielt mérite le

Vorund .Zunamen

Dienstzeit . ,Mon. Jahr

2 1 1 n .1799 Preuße " • 1800 .. burg . 1 5 .0 Meklen burg} . . 5 10 ... Meklen eußen .2 0. 1.. Westpr burg Meklen 8 9 Schlesien 9

6 21 .. hl.esien Sc Preußen 11 20 37 . 4 .. burg20 Meklen 6 Meklenburg19 10 Schlesien 15 ――― Schlesien 3 13 Schlesien 13 3 12 .. Westpr eußen―――――― 10 9 .. Meklen burg

Preu ßen 41 . Schlesien 29 7 Mittelmark 30.4 Schlesien 6 26

Vaterland .

Rangli I. ste

1800 " 1801 "/ 1802 1 " "1

1807 " 1806 1806 1807 1807 " 1807 " 1807 " 1807 "/ "

1801 " "

23. Juli . Juli .8. August .5. . Mai 16. 2. .Januar 18. .1802 Oktbr

.Mai 9. .5. Juli . Oktbr 8. 17. März . Mai .9. . Mai 9. . Mai 12. 17. Mär z . 17. März .1807

1798 den 27. ,März Febr 10. .1801 16. . Mai März ..17. 1807

Datum und Jahr des Patents .

derer Corps dem Von -Regiments Küraffter des Offiziere von vacant November pro .Wagenfeld 1807

409

N. Charge.

Biserk Junker 1. .. Lonsert Johann Quartiermstr 1.. Regts Greim Gottlieb Karl .. 2. Feldprediger .. Karl Wimmer Johann ..... 3. Auditeur Naumann Friedrich Chirurgus 4.. Regts e. Ludwig Thebach Karl 5. Stallmeister

Vorund. Zunamen

Offiziers 7.

Lieutenant Loga und von Offizier den für 1, demittirten Offiziers gebürtigen und Südpreußen aus die Offiziere für 5.

T081 OL Pandalaste Nieckisch von Heinrich Ludwig

..... Prittwig von Morig Secondelieutenant 20.I 22 rk von Donnersma Hendel Graf Lazarus 21. " ... II Prittwig von Karl 22. "1 öm 23 von Klindowstr Leonhard Adjut Karl Regts u. Lt. 23. Sec öw Schmieterl von nant Karl 24. Seconbelieute Nieckisch Ferdinand Karl von 25. " 20 ..... Bojanowski Xaver von Franz 26. "I mm 19 von Eduard Bienemann Cornett 27. Bienensta von. Karl Wilhelm Hoym 28. n Ferdinand Pförtner von 29. " Preußen Golzheim ... 10 15 .. Stach von Johann Ludwig 30. 17 Regiments Offizier Chef des manquiren Es 1:, 410

.

Alter. Mon. Jahr, 22

Vaterland.

... 1 Schlesi en Schlesien ... 7

21 — Schlesien · rn 6 Schw.Pomme 3 ... 3 rn ... Schw.Pomme 18 9 ... 18 7 Schlesien 2Schlesien 20 2. Kurland ... 7 Schlesien 17 ... 5 20 ... 1. Preußen

Schlesi en 17 9 46 .... 1 Preuße n. 30 ....... 7.h Baireut 10 5 ..... 39 37. ... ..10 Sachsen 12 .... Westphalen ... 52 57 • 10 2 ..... Berlin 2. ... .36

Dienstzeit. Mon. Jahr,

6 7 1 7 7 1 6. .. 9 5 7 · 2 8 3 5 3 + 11 3 1807 ... 8 3

3 8 2 16 .....

Ziegler von gez..

"I " " "I "I " "1

1804 den Jan. 16.

Datum und Jahr des. Patents

. 1805 · · 1806 · • ·

1806 .. 1807

"I "/

Febr 4.. 1804 22.. Oktbr Oftbr 23.. 1805 5.. Juli 17.. März 1807 Mai 9.. 1807 23.. Oktbr 1805 Detbr 8.. " 1 17. März 5.. August

. 5

. 4

. 3

. 2

7. ,

No.

"

"

"

"

Kapitain 1.

5. Maj . or

st . 3. Ober

Generalmajor 2.

. Character

{

. Alter MJahr , on.

derm Wer vonhel Wil Prem 1. ierlieutenant

ßell Schä vonust Aug Larr von elm W .. ilhey dr Frie

6 3 .K Lehnd von Graf . arl orff Ludw 36 . der Wer von stop Chri t h· Erns 8 31 a Dohn Graf oris M .zu Ludw · tin Burs v . onr Frh rge Geo

11 5 wig .Fried Dall on .4 rhr F.v wr Lud ius Mut von l ·nn eutenant Kar oha J .4. stli Ober 7 51 tocq L'Es von ich einr H w .Lud •

67 .. que tte Rou von n .5 Ste s Han .C uhefpha ralmajor · · Gene 1. 4 5 .Mas von ian Fab h h dricbac Friesen

. men Zuna und Vor-

·

19 ßen Ostpreu . 8. 35

Schw . eiz . 9 31

M 8ark 29

8 17

8 15

9 33

11 34

2 33



·

• ·

Dienstzeit . M, on. Jahr

Magdeburg .. 8

Ostpr . 8. eußen

n r mer Pom . tka . 8 43 Put von rich Hein ge mme G .6.eor adr Esc e ohn or Maj

Schlesien . 8. 50 Sachsen

• Schlesien

.Pre . 5. ußen

49 Mittelmark

. land Vater

07mb 18ve er No ete ns Me o pr lis R . ang II

1 . 805 br urg Nov 3. . deb . 7 14 .. Mag . . 7 27

.. 1803 Juni 18. . 4 21 .Febr 804 1 28. . eußen . 8 17 .. Ostpr .1804 Febr 28. . . 8 .5. 6 180 März

1 . 804 ovbr6 N 4.2 22

. 801 1 br Dec 16. .Decb 801 1 30. . r . 4 28

. 4 180 Mai 26. . 7 180 i Jun 19.

1803 Mai 3.70. 7 .. 180 Jun 21. . i 6 41

ien Mar Bei 180 z wer Mär 6. 6. . u gefangen der .Nancy in fist

olland H .Pr Bei sgefan .uist gen y . Nanc in

.Remarts Paten des mquen Datu

. egim e uett Ronq von ents R oner Drag hen Köni des zier Offi rglic dere s e Corp dem Von

411

No.. Character

1. Secondelieut ena nt ust FerAug din and Glavon ſer . 25 2. .. 3.

4. 5. Sec Lie ut u-.. Adj ut Maopp gn us von Sch er. 1.. Fähnrich 2. "/

4. Reg ts Chir -. urgu Gott lieb Wie man ns.

1. Rgt sn-.. Quar tier mſtr BroChri scoſtia viu s 2. Fel dpr edi ger .. .. Aug ust Poh l 3. Auditeur

412

"

..

Untersta a. b

run d. ZunaVo me n

Erd man n von Mas sow

Joh ann Gablne rie Mül " rl edrvon ich Ado lph CedFri ers tol pe 11 .. Westpr euß20 en. " Die se Ste lle ist für den im Päd ago gio zu Hal le bef ind lic hen Kar l. von ius Seb astnsk ian von ZycMut hli i

Leo FerMon dinpol andd ich



·

• .

Alter. Jahr, Mon. Vaterland.

25 Ost7preuße 7n .. 24

8 Pomm .. er n 45 8n .. Ostpreuße 23 6 .. Mark

18 Südpreußen 5 ----3 .. 19. Jun i 180 7.

44 9 Ostpre .. uße n 33 7 .. Sac hse .. n. .. 3 8 31 8n .. Ostpreuße 39 8 .. Pommer n.

10

27 8

" ·

·



25. Dec br 180 4. 3. Novbr 180 5 . 25. Mä rz 180 6.

Dec17. br 180 1. 28. Feb r. 180 4

Daent tu ms. des Pat 9



·

7 2

53 9-

8

10

24 7

·



Dienstzeit. Jahr, Mon.

♦♦

..

gez von Rouquett e..

Remarquen.

413

Durch die Kabinetsordre vom 25. November wurde die neue For mation in der oben angedeuteten Art definitiv befohlen und zugleich be= ſtimmt, daß das combinirte Küraſſier - Regiment von Wagenfeld und von Rouquette, mit Ausnahme des ebenfalls auf 4 Schwadronen geſehten Regiments Garde du Corps , unter den drei noch beibehaltenen Küraffier Regimentern das Erste sein und vor der Hand den Namen vacant von Wagenfeld behalten solle , weil dieses Regiment den Stamm des neu For mirten bilde *). Bis auf Weiteres verblieb es unter dem Befehl des Ge neralmajors von Massenbach in der Eigenschaft eines Regiments - Chefs ; der Oberstlieutenant von Mutius wurde als der Kommandeur desselben betrachtet.

Durch dieselbe Kabinetsordre wurde zugleich folgendes an=

geordnet : ,,Der Generalmajor von Rouquette bleibt activer General von der Armee , behält seinen ganzen Etat und wollen ihm Seine Majestät in der Folge eine andere Bestimmung geben.

Der Oberst von Dallwig tritt auf

das halbe Traktament , bis zu ſeiner anderweitigen Anstellung , für welche Seine Majeſtät ihm die ausgezeichnetsten und ehrendsten. Versicherungen gegeben. Den Major von L'Estocq haben Allerhöchſtdieſelben zu einem besonderen Auftrage beſtimmt und behält daher derselbe das ganze Trak tament. Ferner wurden nachstehende Offiziere theils als Ausländer , theils auf ihren Wunsch auf das halbe Gehalt geſeßt. 1. Vom Regiment von Wagenfeld : die Rittmeister von Berg und von Zülow ; die Premierlieutenants von Schwanenfeld, von Müller ; die Secondelieutenants Graf Truchses zu Waldburg , von der Lühe, von Thun, und der Cornett von Bienenstamm. 2.

Vom Regiment von Rouquette : die Majors von Puttkammer

und Graf von Lehndorff; der Kapitain von Larrey ; tenants Müllner und von Cederstolpe.

die Secondelieu

Den Abschied erhielten auf ihren Wunsch : 1.

Vom Regiment von Wagenfeld der Major und Kommandeur

von Ziegler als Oberstlieutenant mit 600 Rthlrn. Penſion , die zur Hälfte aus der General -Kriegskaſſe gezahlt wird , und der Secondelieutenant Graf Henckel von Donnersmark. 2.

Vom Regiment von Rouquette : der Kapitain Graf zu Dohna

mit dem Charakter als Major , der Fähnrich von Zychlinski , und der Jun ker von Albrecht als Fähnrich.

*) Dieſe Bestimmung ist auch in einer Kabinetsordre vom 1. December 1807 Der Verf. noch wiederholt.

414

Sämmtliche auf halben Sold gesetzte Offiziere erhielten die Erlaub niß , bis zu ihrer anderweiten Anstellung die Uniform ihres bisherigen Re giments zu tragen , wogegen den im Dienst gebliebenen Offizieren auf das Strengste verboten wurde, anders als in Uniform zu erscheinen . Alle Cornetts wurden der Kabinetsordre vom 28. November zufolge zu Secondelieutenants ernannt , weil die Cornettcharge bei der neuen For mation der Armee wegfiel, und die noch überzähligen Mannſchaften extra= ordinair verpflegt, die Pferde aber, die noch über den neuen Etat bei dem Regiment waren , dem Lande überwiesen. Der Regiments-Quartiermeister Lonsert und der Auditeur Wimmer schie den mit halbem Gehalte, der Regimentsarzt Naumann , aus einer ab getretenen Provinz gebürtig , als überzählig aus ; dagegen wurden der Regiments- Quartiermeister Broscovius , der AuditeurMonich und der Re gimentsarzt Wiemann von dem bisherigen Regimente von Rouquette bei dem neuorganisirten Regimente vacant von Wagenfeld angestellt. Sobald die neue Formation befohlen war, bezogen die Escadrons schon am 26. November ihre neuen Quartierstände , und zwar die erste Escadron (von Mutius) in Uderballen , die zweite (von Leſſel) in Hopfenau und Wipnicken, die dritte (von Bockelberg) in Romanupken , und die vierte (von Brieſen) in Eſchenbruch und Klein - Jägerndorf. Außerdem hatte jede Escadron noch etwa 5 bis 6 kleine Dörfer und Gehöfte , die verſchiedent lich gewechselt wurden. Der Major von Lefsel verlegte später sein Quar tier nach Groß- Bubainen. Die silbernen Pauken und Trompeten befan= den sich schon wieder bei dem Regiment. Die Standarte der eingehenden bisherigen Escadron von Ziegler wurde zu der Escadron des Majors von Lefsel gebracht und bei dieser ferner ge führt ; dagegen die Standarte dieser Escadron , in der Spike mit der Chiffre H, als die jüngste des Stamm - Regiments , mit den 5 Stan darten des ehemaligen Regiments von Rouquette, durch ein Kommando von 2 Offiziers , 10 Unteroffiziers , 4 Karabiniers , 4 Trompetern und 20 Gemeinen , über Buschdorf, Peterswalde und Linderau nach Königs berg gebracht und am 7. December an das dasige Artillerie - Depot , zur Aufbewahrung in dem Zeughause , abgeliefert.

Die 6 Unteroffiziere , welche

bisher die 6 Standarten getragen hatten , führten dieſelben auch bei der Ablieferung. Das Regiment wurde nunmehr zu der Besaßung von Schlesien de ſignirt und sollte künftig wieder in Oberschlesien seine Garnisonen erhalten. Die erste Rangliste des Regiments nach der neuen Formation war fol gende: Rangliste

16 . 17 . . 18 . 19

. 11 .12 . 13

.8 . 9

. 4 .5

"

" 1 "

" 1 " "

" "

6. Staabs major R7. . ittmeister Wirkt

3. Major

Genera 1. lmajor

Character .№

.Alter ,Mon. Jahr

9 Oberstl 2. .J Mutius von Karl ohannieutenant50 Ferdina .. Leffel von 3 46 nd 2 Bockelb Friedr Heinr .v on erg 44 Karl 42 von Briesen Packisch von Heinrich August 9 37 9 36 Chriſtian Hans Werder von Manstein von Philipp Karl 7 34 Leopold Folgersberg 31 11 .von Staabsrittmeister 10. Freiherr George Burstin "von Schäßell von August Thun von Philipp Ludwig Heinrich Karl von . Kurssel nant 27 Premierlieute 14. Wilhelm von Werder 、、、 8 · nant 15. Secondelieute Bernhard von Berg 26 1 • · Richard 23 Kloeber Hoelchborn von 2 · 25 8 . Glaſer von Ferdinand August • · Christian Stein von 7 22 · • Prittwig von Moris 22 2 I.

64 Massenbach .5 Fabian von Friedrich

11 Vorund Zunamen , 7 . 41

Dienstzeit . ,Mon. Jahr

Schlesien 35 Schlesi 8 29 en . 5 30 Mittelmark 26 7 Schlesi en , Schlesi 7 en .21 • · .5 2 .1 Magdeb urg

Preußen

Vaterland .

1807 Decembe e pro Ranglistr

Preußen 21 · ..Schlesien 15 1 • 199 Preußen . Mark 9. 15.59 ·29. 28. .. 8 4 13 .Schlesien Schlesien 4 13 27 1 1448 Magdeburg + 1 6. 0 .1800 Meklenburg • 1801 . 1 3 . .0 Westpreußen .. 1801 10 Preußen Meklenburg · Schle . sien

333

" 1807 "1 " 1806 "/ "/ " "/ 1807 " 1807 1 " 1805 " " "/ " 99 1802 " 7 1804

" "

5. Juli . 9. Mai .1807 28. Febr .1804 5. März .1806 Mai .9. 12. .Mai 3. Nov. Juli .8. . Mai 16. 17. Dec. Jan. 2. 16. Jan.

. Mai 9.

...1807 Juni 19. 10. Febr .1801 .1,6. Mai 1801

Patents des .Datum

Juni 18. 1 .1803 793. p.l.m.

794. .1 März p.l.m. 17. 1807

415

1807 .1802 Juni 21. den Orden .pouite mér le r .1807.p.1 .m 1

Remarquen .

neuen .nach Formation Wagenfeld der R von vacant egiments K -Offiziers Püraſſter Königl reuß derer des

N.. Character

Maſſow von Erdmann nant Secondelieute 20.

Broscovius an Christi rmstr Quartie 1.. Rgts 2. Feldprediger Monich Ferdinand Leopold ..... Auditeur 3. .. Wiemann Gottlieb Chirurg Regmts 4.-. Thebach Ludwig Karl ... Stallmeister 5.

24. 25. 26. 27. 28. 29.

21. 23 Klindowström von Leonhard Karl Adj Rts u-. Sec.-Lt. 22. Schopper von nant Magnus Secondelieute 23..

416

"

und. Zunamen Vor-

.. II Prittwig von Karl

Schmieterlöw von Karl "/ Nieckisch von Karl Ferdinand " von. Bojanowski Xaver Franz " Hoym von. Karl Wilhelm " von. Pförtner " Ferdinand 1807 9 3 ... n. .. Preuße 11 15 im Golzhe von Stach Ludwig Joh

"

... Greim Gottlieb Karl

..

Alter. Mon. Jahr,

·

"

Vaterland.

Dienstzeit. Mon. Jahr,

Patents Datum des.

Remarquen.

1807.p.l.m. Febr 28. den 1804 .. 3. 7 .. Oktbr 22.. 1805 2 7 "1 · Oktbr 23.. "I 25.. März 1806 9 1 " •· 5.. Juli "/ 17.. März " Mai 9.. " Dec. 1. Suebert " Dec. 2.. 1807 Ueberkomplett " Dec. 3. "1

• . ·•

3 10

10 11 11 5 9 8

3..1807 2 3 6..1807 ... 4――― ...

·

ch Massenba von gez..

Preußen .. 44 10 Baireuth 30 .. 8 Preußen 31 .. 9 8. rn Pomme24 .. 9 39 Berlin 3 .. 36

24 9 Pommern ... 1Schlesien 21 · 1805 .. 7 6 rn Schw.Pomme 5. 7 23 .. Mark 1806 .. 10 3 rn Schw.Pomme 10. 18. 1807 .. 8 5 ... en Schlesi .. 8 18 · · 20 3. Schlesien .. · Schlesien .. 17 6. 20 2 Preußen ..



417

1808. Unter dem 15. Januar 1808 wurde der, auf halbem Sold stehende Premierlieutenant von Müller ,

ein gut dienender Offizier " als

überzählig wieder bei dem Regimente angestellt; unter dem 20. Januar aber der Premierlieutenant von Werder auf das halbe Traktament gesetzt, der Premierlieutenant von Müller einrangirt und der Fähnrich von Iver nois, von dem Regiment von Wobeser Dragoner, bei dem Regiment von Wagenfeld als Secondelieutenant aggregirt.

Außerdem erhielt unterm 15.

Februar der auf Halbſold ſtehende Rittmeister von Berg den Abschied als Major. Die Einschränkungen , welche jest in allen Verhältnissen des Staates in's Leben traten, machten in Folge der Kabinets - Ordre vom 27. Februar die Beurlaubung oder Verabschiedung der überzähligen Unteroffiziere und Gemeinen nothwendig, so weit die Leute selbst damit einverstanden waren. Jede Escadron follte nur 15 Unteroffiziere, 3 Trompeter und 50 Gemeine im Dienst behalten ; in Hinsicht auf die Pferde aber wurde die Escadron von 125 Pferden auf 100 und 2 Krümper herabgesett, so daß das Regi ment nur 60 Unteroffiziere, 12 Trompeter, 200 Gemeine und 409 Königl. Dienstpferde incl. 8 Krümper behielt; dagegen bewilligte der König den Premier- und Secondelieutenants jedem ein Königl. Chargenpferd, welches fie aus dem Regiment auswählen durften. Schon am 26. März traten bei dem Regiment von Wagenfeld sämmtliche Offizier - Chargenpferde aus dem Futter der Escadrons . Unter dem 5. April erhielt der Rittmeister von Thun den nachgeſuch ten Abschied mit dem Charakter als Major und der Erlaubniß , die alte Armee - Uniform zu tragen , und unter dem 11. April wurde der Major von Bockelberg als Oberstlieutenant dimittirt, dagegen der Major von Packisch zum Escadron - Chef, der Rittmeister von Werder zum Major be fördert und die Secondelieutenants rangirt.

von Pförtner und

von Hoym ein

Am 10. Juni wurden 380 Pferde des Regiments (90 per Escadron) mit 2 Offizieren ( Rittmeister von Kurssel und Lieutenant von Maſſow) 10 Unteroffizieren , 64 Gemeinen nach Kuglacken und Heinrichswalde auf Grasstallfütterung geschickt. Es blieben demnach nur zehn etatsmäßige Pferde per Escadron zurück, welche nun eine Ration von 2% Mezen Ha fer, 4 Pfund Heu und 6 Pfund Stroh erhielten. Unter dem 13. Juni wurde ein neuer Friedens - Verpflegungsetat kom munizirt , der mit dem 1. August in Kraft trat.

Nach demſelben hörte

das Verhältniß der Regiments - Chefs zu ihren Regimentern gänzlich auf; die Generale wurden als Brigadiers u. mit der obern Aufsicht der Trup pen beschäftigt ; dem Regiments - Kommandeur aber der Befehl über das 27

418

Regiment allein überlassen.

Alle bisherige Revenüen der Escadron-Chefs

aus Beurlaubungen, Freiwächterei u. s. w. fielen weg und sämmtliche Stel len wurden auf feste Gehälter gefeßt. Es erhielt monatlich

a. an Gehalt: 1 Oberst als Kommandeur ...

.216 Rthlr. 16 Ggr. .158 8 "

1 Staabsoffizier ..... 1 wirklicher Rittmeister .... 1 Staabsrittmeister 1 Premierlieutenant . 1 Adjutant...

.108 40 30

"1

26

"

" "

" "1

33

1 Portepeefähnrich . 1 Quartiermeister 1 Unteroffizier .... 1 Staabstrompeter .... 1 Trompeter .

" "I

8

6

6

" "

6

" "

10

1 Chirurgus .... 1 Fahnenschmied 1 Gefreiter . .... 1 Gemeiner als wirklicher Dienstthuer

12

"

" "

"

"

"

"

"I "

17 12

" "

"I

12

"

" "I

12

" "

==

|

und außerdem Zulage ...



20004040422

1 Offizier als Regiments - Quartiermeiſter . . 1 Secondelieutenant 1 Wachtmeister

NB.

8

(Diese erhielten auch die Unteroffizier

75

::

Chargen, Trompeter u. Fahnenschmiede). 50 1 Regiments -Arzt • 1 Sattler 1 Büchsenmacher .... . 5 1 Büchsenschäfter

" "

b. Kleine Montirungsgelder :

-Rthlr. 16 Ggr. - Pf. 2" 7" "

c. Un Gewehrgeldern erhielt das Regiment aufdie ganze Stärke von 605 Mann monatl. 65 d. Für Sattelzeug u. Montirungs - Reparatur 79 e. Un Hufbeschlaggeldern und Heckselschneiden für die Pferde der Beurlaubten ..... 39

"

1

811

"

"I "I

"

"



thuer (397. )..

12

"1

―――― =

für jeden Unteroffizier und Trompeter für jeden Gemeinen u. Fahnenschmied Sack- und Bürstengeld für jeden Dienst

419

f. An Medizingeldern .....

25 Rthlr. ―― Sgr.

Pf.

g. Statt der Werbegelder zur Unterſtüßung der Soldatensöhne bei Erlernung der Trompete

"

"

=

5

v

in denen sie eingezogen wurden, à 1 Ktl.= 208

-

"

1. Zur Bestreitung kleiner Ausgaben per Es cadron, monatlich

" "I

i. An Brot-Verpflegungsgeldern für 401 Kő .2406 pfe, à 6 Rthlr. , jährlich... und noch für 208 Beurlaubte auf 2 Monate,

k. An Schul - Unterhaltungskosten, jährlich ... 100 und

16

=

oder eines bürgerlichen Handwerks ....... 16 28 h. An Pferde - Arzneigeldern .

"

"

-

"1

-

"

"

"

Hiernach kostete nun ein Küraſſier - Regiment in der oben angegebe nen Stärke jährlich 40,459 Rthlr. 1 6gr.; - mehr als die Hälfte weni ger, als unter Friedrich Wilhelm I. Nach einem eigenhändigen Zusage des Königs , sollten die bisherigen Karabiniers Gefreite genannt und dazu junge , gewandte , im Treffen mit dem Karabiner geübte Leute genommen werden . Das Abzeichen derselben war das Unteroffizier - Troddel und in dem Federbusche außer der schwar zen Spitze, noch ein solcher Streifen .

Unter dem 24. Juni ernannte der König den Generalmajor von Mas fenbach zum Brigadier der Regimenter von Wagenfeld Kürassier und von Zieten Dragoner. Der Oberstlieutenant von Mutius wurde defini= tiv zum Kommandeur des Regiments ernannt und nahm sein Quartier in Norkitten. Der Lieutenant von Klindowström wurde als Adjutant zu dem General von Massenbach kommandirt und der Lieutenant von Glaser übernahm die Geschäfte des Regiments - Adjutanten. Unterm 15. Juli erhielt der Secondelieutenant von Prittwiß I. den nachgesuchten Abschied mit der Erlaubniß, die alte Armee- Uniform zu tra= gen, und der Premierlieutenant von Müller wurde zum überzähligen Staabs rittmeister ernannt. Um diese Zeit sollte das Regiment nach Königsberg marschiren ; in deß blieb es in seinen bisherigen Kantonnirungen. Aus der Marschroute, die demselben bereits zugesandt war, erſieht man, daß es nur 18 Offiziere, 48 Unteroffiziere , 4 Chirurgen , 8 Trompeter , 4 Fahnenſchmiede und 144 Gemeine, in Summa 226 Köpfe excl. Offiziere und 208 Pferde ſtark war ; alles Uebrige war beurlaubt und abkommandirt. 27 .

420

Von dem Geburtstage des Königs, den die hochherzige Königin eben ſo einfach als würdig in Königsberg feiern ließ, vom 3. August 1808, datirt die Einführung einer neuen Disciplin und neuer Strafgesete, welche dem Geiste eines aus Landeskindern zusammengesezten Heeres entsprachen. Die Spießruthen und Stockschläge wurden allgemein abgeschafft und die neuen Kriegsartikel gegeben, nach denen jeder Unterthan, unter Aufhebung der bisherigen Vorrechte einzelner Stände und Städte, zum Kriegsdienst verpflichtet ist und ohne Rückſicht auf Stand und Geburt zu den höchſten Ehrenstellen im Heere , durch ausgezeichnete Lapferkeit im Kriege, durch wissenschaftliche Ausbildung im Frieden, gelangen kann . Am 30. und 31. August resp . wurden diese Kriegsartikel den im Kir chenparade - Anzuge versammelten Escadrons auf ihren gewöhnlichen Schieß übungsplätzen zum ersten Male vorgelesen und erklärt ; bald darauf aber alle Ausländer, auch wenn sie ihre Kapitulation noch nicht ausgedient hat ten, entlassen. Die Offiziere waren in dieser Zeit in folgender Art bei den Escadrons vertheilt : Erste Escadron.

Oberstlieutenant von Mutius.

Major von Werder, Rittmeister von Schäßell, Secondelieutenant von Glaser, "I

" " 3weite Escadron.

von Klinckowström , von Schmieterlöw ,

von Pförtner. Major von Leffel.

Rittmeister von Folgersberg, "I von Kurssel, Secondelieutenant von Prittwiß, "/

"

von Hoym, von Ivernois ,

Dritte Escadron.

Major von Briesen . Rittmeister von Manstein, von Müller, Secon Secondelieutenant von Stein, " "

von Massow, von Bojanowski, von Stach.

421

Vierte Escadron.

Major von Packisch.

Rittmeister von Burstin, Secondelieutenant von Berg,

"

"/ "I

von Klöber, von Schopper, von Nieckisch.

Durch die Kabinets - Ordre vom 7. September verloren die Regi menter ihre bisherige Benennung nach den Namen ihrer Chefs und wur den nach den Provinzen benannt, in welchen ſie garnisoniren sollten. Das bisherige Kürassier - Regiment vac. von Wagenfeld, Nr. 1 , erhielt demnach die Benennung Schlesisches Kürassier - Regiment, wobei ihm Bres lau als seine künftige Garnison bezeichnet wurde.

1

Dritte

Periode.

Von der

Reorganisation des Regiments als

Schlesisches Küraffier- Regiment №1 bis auf die neueste Zeit.

Von 1808 bis 1842.

Erster Abschnitt.

Von der Reorganisation des Regiments bis zum Schluſſe des Waffenstillstandes von Poiſchwiß. Von 1808 bis 1813.

1808. Der Krieg zwischen Rußland und Schweden um Finn land hatte bereits im Juni 1808 eine Sicherung der Preußischen Küsten nöthig gemacht und das Schlesische Kürassier - Regiment erhielt am 7. Sep tember den Befehl , am 26sten desselben Monats das Regiment Garde du Corps in der Postirung bei Memel abzulösen.

Die Escadrons rückten

zu diesem Behuf am 18. September aus ihren bisherigen Kantonnirun gen und vereinigten sich bei Norkitten, von wo sie am 19. aufbrachen und bis Seslacken und Gegend marſchirten . Am 20. wurde der Marsch bis Jueken, am 21. bis Pogegen fortgesetzt und am 22. hier Ruhetag gehal ten. Am 23. marſchirte man bis John - Kugeleit , am 24. bis Pruszen, am 25. bis Schillgallen und am 26. nach Groß - Tauerlacken und Bom meln, Grauduschken, Pulsmaln, Megallen und Plucken - Martin. Der Generalmajor von Rembow , welcher diese Postirung befehligte, wies dem Regimente folgende Kantonnirnngen an , welche es , um jede Bevorzugung zu vermeiden , nach dem Loose vertheilt , am 27. September bezog. Der Staab in Althof bei Memel.

Die erste Escadron (von Mutius)

in Gaudulen ; die zweite Escadron (von Leſſel) in Deutsch - Krottingen ; die dritte (von Briesen) in Eikitten ; die vierte (von Packisch) in Kurzenhans . Außer diesen Escadronstaabsquartieren hatte jede Escadron noch eine Menge kleiner Dörfer und Gehöfte inne, so z. B. die erste Escadron Klip ſten, Wirkutten, Daugulen, Dumszen, Schlengen-Anders, Schaulen, Bock mannshof, Janisschken, Rumpischken und Ingken. Die Weiber und Kinder und deren Effekten wurden zu Waſſer in die neuen Kantonnirungen geſchafft und dabei zur Aufsicht von jeder Esca dron 1 Unteroffizier kommandirt.

426

Vom 1. Oktober ab gab das Regiment nachstehende Kommandos : 1. Um Seestrande 1 Offizier , 3 Unteroffiziere , 21 Gemeine , welche alle drei Tage abgelöst wurden ; davon in Aneiten 1 Unteroffizier , 4 Ge meine; in Karkelberg 1 Offizier , 1 Unteroffizier , 13 Gemeine ; in Labren zyszki 1 Unteroffizier, 4 Gemeine. 2. Zur Grenzsperre 1 Offizier , 2 Unteroffiziere , 14 Gemeine, welche alle sechs Tage abgelöst wurden ; davon nach Nimmersatt 1 Unteroffizier, 2 Gemeine ; nach Meluszen 2 Gemeine ; nach Iwankon 2 " 2 "1 nach Zwillen nach Plicken 1 Unteroffizier 2 Gemeine ; nach Groß - Jäkschen 2 Gemeine ; nach Kaliszen 2 Gemeine. 3. Am Leuchtthurm 2 Gemeine, 4. Zu Ordonnanzen bei dem General von Rembow , 1 Unteroffizier, 6 Gemeine; in Summa 2 Offiziere, 6 Unteroffiziere, 43 Gemeine. Im Falle eines feindlichen Angriffs, der aber nicht eintrat, ſollten die Handpferde der ersten Escadron unter dem Befehle der nöthigen Offiziere und Unteroffiziere nach Scheszken, Spengen und Mişken , die der zweiten Escadron nach Buddelkehmen , Talegken - Jakob und Mahwehlen ; die der dritten Escadron nach Dumpen , Schmidt - Kasper und Labatag - Michel, und die der vierten Escadron nach Schillgallen , Waschen und Dittauen geschickt werden. Jeder Reiter sollte 6 Pferde führen ; der ſchlagfertige Theil des Regiments dagegen folgende Kantonnirungen beziehen : Die erste Escadron in Groß und Klein - Lauerlacken und Wiskaiton, Allarmplaß bei Tauerlacken ; die zweite Escadron in Bachmannshof mit Barschken, Kalmishken und Schaulen ; die dritte Escadron in Althof-Me mel, Neuhof, Ingken, Gohhüfen und Liebken ; die vierte Escadron in Rum piſchken , Spizhuf, Janiſchken und Vorstadt Memel. Diese drei letteren Escadrons hatten den Alarmplah auf dem großen Ballastplate. Vom 7. Oktober ab wurde, zur Deckung des Seestrandes nur 1 Un teroffizier, 6 Gemeine in Karkelberg stationirt und das Kommando am Leuchtthurm eingezogen ; alle anderen Kommandos blieben unverändert. Unter dem 23. Oktober befahl der König die Veränderung der Armee bekleidung. Die des Schlesischen Kürassier - Regiments , welches jedoch die alte Bekleidung bis Ende 1809 beibehielt, war wie folgt : Anstatt des Hutes , ein Helm von gebranntem Leder mit ſchwarzem Roßkamm, vorn ein meſſingenes Schild, auf dem ein Adler mit Trophäen ausgeschlagen , auf der linken Seite die Preußische Nationalkokarde. Das Haar kurz geschnitten, die Halsbinde von schwarzem Tuch.

427

Das Kollet von weißem Kirsey mit zwei Reihen gelben Knöpfen zu 8 Stück und schwarzem, vorn offenen Stehkragen ; Schwediſche Aufschläge von derselben Farbe , die Schöße, bis an den Sit reichend, mit ſchwarzem Schooßbesaß. Die Achselstücke sollten anfangs schwarz sein wie der Kra gen ; indeß wurde dies bald dahin abgeändert, daß sie von der Farbe des Kollets, alſo weiß, getragen wurden. Das Kollet mit Leinwand gefuttert, war auf der Brust wattirt und mit einer Tasche auf der rechten Seite versehen. Unteroffiziere und Trompeter erhielten den Kragen und die Aufschläge des Kollets mit einer goldenen Tresse besett ; die Lehteren von derselben Tresse ein Schwalbennest mit schwarzem Vorstoß auf jeder Achsel. Die dunkelblaue Lithewka mit schwarzem Kragen und deutschen Aufschlä= gen von der Grundfarbe, war anfangs zum Ueberziehen bestimmt und da her so lang , daß die Kolletschöße davon bedeckt wurden. Sie hatte auf jeder Seite eine Tasche, war im Leibe mit Boy, in den Aermeln mit Lein wand gefuttert und hatte zwei Reihen gelbe Knöpfe zu 6 Stück. Der graue Mantel , mit schwarzem , hohen Kragen und einer weißen Achselklappe auf der linken Schulter , bis an die Knöchel reichend und so weit, daß er zu Pferde nicht nur den Körper des Reiters , sondern auch die Packerei bedeckt. Di Leibhose von weißem Tuch in die Stiefeln ; die Ueberhose von grauem Tuch mit Leinwand gefuttert und gelben Knöpfen an der Seiten nath , über die Stiefeln zu ziehen. Die Dienststiefeln mit angenagelten eisernen Sporen und rundem, deut schen Schnitt bis unter die Kniescheibe ; die, kurzen Stiefeln, zum Stallan zuge und im kleinen Dienst getragen, bis unter die Wade reichend. Die Handschuhe von grauem Tuch mit Boy gefuttert ; die Fouragier müße 6 Zoll hoch, mit einem breiten Aufschlage , der bei schlechtem Wet ter herabgeschlagen werden konnte und dann Kinn und Hals bedeckte ; dunkelblau mit schwarzer Borte. Die Jacke von grauem Tuch mit bleiernen Knöpfen; die Stallhofe von Leinwand , zugleich als Unterhose gebraucht ; das Degenkoppel von weißem Wildleder um den Leib zu schnallen , mit breiter Koppelschnalle, Trage und Schweberiemen . Degen und Degengurt blieben unverändert ;

die Patrontasche mit

einem Deckel von schwarzem, gebrannten Leder , das Bandolier von wei ßem Wildleder ohne Borte oder Tresse. Der Mantelsack grau, mit gelben Knöpfen und einer Klappe zum Zuschnallen ; die Chabracke von schwarzem Euch mit einer breiten, gelben Tuchborte garnirt. Der Anzug der Offiziere wurde , wie folgt, bestimmt:

428

Der Helm schwarz lackirt, das Blech vergoldet ; außer Dienst dreieckige Hüte mit Federbusch, wie bisher.

Das Haar kurz geschnitten, im Frieden

gepudert ; im Kriege kann davon abgesehen werden. seidene Halstücher und keine anderen.

Durchgängig ſchwarz

Das Kollet ganz nach dem Schnitt der Gemeinen, mit ſchwarzen Kra gen und Aufschlägen von Tuch ; die weißen Achselklappen anfangs mit rothem Vorstoß, später mit schwarzem, uud mit einer silbernen, schwarz durchwirkten Tresse besetzt ; zum Unterschiede der Offiziergrade für Staabs offiziere ganz herum , für Premier- und Staabsrittmeister auf beiden lan gen Seiten, für Subalternoffiziere in der Mitte. Anßer dem Kollet war ferner gestattet , ein dunkelblauer Leibrock mit schwarzen Aufschlägen und Kragen , gelben Knöpfen in zwei Reihen zu 8, weißem Futter und Achselklappen ; die Schöße zwei Hände breit unter das Knie herabreichend und so breit , daß die Brieftasche darin geborgen wer den kann, in Parade und Gesellschaften mit goldenen Achselbändern. Im Dienst fiel der Leibrock später ganz weg und es blieb dem Offi= zier anheimgestellt , ob er ihn überhaupt noch tragen wollte oder nicht. Der dunkelblaue Ueberrock, die Schöße eine Hand breit unter das Knie reichend, mit schwarzem Kragen , weißen Achselklappen und deutschen Auf schlägen von der Grundfarbe, mit zwei Reihen platten Knöpfen zu 6 Stück, wurde im kleinen Dienst im Winter, wenn die Leute in Lithewken erſchie nen und außer Dienst nach Belieben , mit Ausnahme der Geſellſchaften getragen. Die Leib und Ueberhose war wie bei den Leuten. Ob die lehtere mit einem rothen Vorstoß in der Seitennath versehen werden sollte, blieb den Regimentern überlassen ; das Schleſiſche Küraſſier - Regiment trug die ſen Vorstoß.

In der Kampagne und außer Dienst durfte der Offizier die

Stiefeln darüberziehen , waren.

welche ganz den Dienststiefeln der Leute gleich

Die Stulpen an den Handschuhen der Offiziere fielen weg und es wurden nur kleine wildlederne Handschuhe , wie bisher schon bei der In fanterie , getragen ;

der graue Mantel , nach dienstmäßigem Schnitt , mit

schwarzem Stehkragen und großem, weiten Ueberfallkragen. Der Offizier sollte den grauen Mantelsack und den Mantel auf sei nem Pferde haben ,

weil das zweite Pferd mit dem Reitknechte und dem

Futter beschwert war. Die Reitknechte trugen einen ledernen Tornister mit ihren Sachen über beiden Schultern. Die Schärpe blieb wie bisher und wurde, zweimal um den Leib rei chend, bei Feierlichkeiten und Paraden, so wie in jedem Dienst von den Offizieren getragen.

429

Das Degenkoppel war von weißlackirtem Leder, schmal und mit mes singenen Ringen. Der Patrontaschendeckel von schwarzlackirtem Leder, war mit dem ge= krönten Namenszuge des Königs , aus vergoldetem Messingblech geschla= gen, verziert ; der Riem von weißlackirtem Leder und breit. Die Chabracke zum Unterlegen und ganz wie die der Gemeinen ; eng lische Sättel und einfaches, schwarzes 3aumzeug mit gelben Beschlägen . Die Kleidergelder - Abzüge wurden, wie bisher, beibehalten. Die Regiments - Chirurgen, Regiments - Quartiermeister , wo dieselben noch existirten und die Auditeure, behielten die bisherige Uniform mit zwei Reihen weißen Knöpfen, blauen Kragen und schwedischen Aufschlägen mit rothem Vorstoß, aber ohne Schooßbesaß und trugen dazu einen dreieckigen Hut mit silberner Aggraffe, aber ohne Kordons ; die Kokarde schwarz, am Degen ein filbernes Portepee ohne schwarz , der ganze Unterstaab Bein kleider und Halstücher wie die Offiziere. Die Escadrons - Chirurgen er hielten einen dunkelblauen Leibrock mit einer Reihe gelber Knöpfe ; Kra= gen, Aufschlag, Unterfutter nebst Vorstoß und Achselklappen wie das Re giment; dazu schwarze dreieckige Hüte , blos mit gelbem Knopf und Ag graffe verziert. Im Anfange des Monats November ging das Schlesische Küraſſier Regiment in die Kantonnirungen bei Linkuhnen zurück und zugleich erhiel ten die Kavallerie- Regimenter die Ordre, sich durch Einziehung der Beur laubten auf 12 Unteroffiziere , 3 Trompeter und 110 Mann per Escadron zu sehen. Dies hatte indeß auf das Schlesische Küraſſier - Regiment nur in so fern Bezug , als es nur die, noch in der Provinz Preußen Beur laubten einzuziehen hatte.

Die Erreichung des neuen Etats sollte für

dasselbe erst bei seinem Eintreffen in Schlesien, durch Einziehung der dor= tigen Beurlaubten statt finden . Unter dem 19. November erfolgte die Allerhöchste Bestimmung, daß das Verhältniß der Generale auch als Regiments - Inhaber ganz aufhöre und sie entweder als Befehlshaber einer Provinz oder Brigade (Ober - Briga diers) oder der Infanterie oder Kavallerie einer Brigade (Brigadiers) an= gestellt werden sollten, demgemäß wurde der General von Massenbach un ter dem 21. November zum Brigadier der Westpreußischen Kavallerie-Bri ernannt und schied von dem Schlesischen Kürassier Regiment, welches von nun an mit dem ersten Schleſiſchen Huſaren - Regimente und dem Schlesischen Ulanen - Regimente die Oberschleſiſche Kavallerie - Brigade unter dem Befehl des Obersten, Grafen Gößen zu Glah, bilden sollte. Am 3. Dezember 1808 erhielt dasselbe auch per Estaffete die Ordre,

gade

den 10. Dezember in seine Friedensgarnison Breslau abzumarschiren.

Die

430

Frauen und Kinder wurden nach der Bewilligung des Königs mit dem Regimente zugleich fortgeschafft und auf 6 Frauen ein vierspänniger Wa= gen bewilligt. Unter dem 4. Dezember wurde der Sekondelieutenant von Heide brandt , von dem ehemaligen Küraſſier - Regimente von Holzendorf, mit halbem Traktament dem Schlesischen Kürassier -Regimente aggregirt, wel ches am 10. Dezember aus seinen Kantonnirungen aufbrach und schon am (1809.) 29. Januar 1809 in und um Breslau eintraf, wo es fol gendermaßen einquartirt wurde : Die erste Escadron (von Mutius ) in der Ohlauer Vorstadt, Hinter gasse und kleinem Unger, Dorf Huben und Lehmgruben ; die zweite Esca= dron (von Leſſel) auf dem Schweidniher Anger , in der Nikolai - Vorstadt, in Gabih und Neudorf; die dritte Escadron (von Briesen) in Woischwit und die vierte Escadron (von Packisch) in Oltaschin und Brocke. Diese letteren beiden Escadrons waren nach dem Befehl des Grafen Göhen die dritte nach Ohlau, die vierte nach Strehlen bestimmt und rück ten am 1. Februar in ihre Garnisonen ab ; die in und um Breslau ver bleibenden Escadrons benutten meist die, dem ehemaligen Regimente von Dolffs bisher gehörigen Stallungen und die Reitbahnen an dem Schweid niger Anger. Die nachstehende Rangliste gewährt eine vollſtändige Uebersicht von dem Offizierkorps des Regiments bei dem Einmarsche in Breslau .

1

Rangliste

.16 . 17 . 18 . 19

. 13

.9 10 . . 11

. 7

.3 .4

I" I "

"

"

I "

" "1 "1

8. Staabsrittmeister

Staabs 5. major · 6. Rittm .. eister

Major 2.

M haracter .C

Alte r . Jahr ,Mon.

Karl Mutius von .Johann Oberstlieutenant 1. Ferdinand Leffel von • Karl Briesen von · .. Packisch von Heinrich Auguſt • . Werder von Christoph Hans von Manstein Philipp Karl von Leopold Folgersberg Burstin von Freiherr George Schäßell von August Kursel von Heinrich Karl 29 von Gottlieb Ernst Müller Secondelieutenant Bernhard 12. Berg von 27 H 24 Richard . oelchborn v Kloeber 14.Sec.-Lt. Rdj -u .A 26 .. Glaser von Ferdinand ugust ts Secondelieutenant 15. Christian Stein von 23 8 ❤ • Erdmann Massow von · • Prittwik von Karl 22 2 • . 6 Karl .von Leonh 24 Klindowström Schopper 24 8 von Magnus →

Vorund Zunamen .

"/ "/ ♦ " 1808 . 6 ,,. " 1806 . 1. " 1807 .. 2 I " 1804 "1 Mark 10 30 10 16 I " Schlesien 1 .14 5 2807 28 · · "1 1808 .. 11 .1 Meklenburg .1. 7 " . 1800 .. .1 7 Meklenburg .1 2 " Westpreußen .1 . 4 1801 . 31 "I O.. 11 . stpreußen 9. 1801 "/ Meklenburg 10 • "/ 4 8 Pommern 10 25 •· " 3 Schlesien .8 · · · "/ .. 8 1805 7 Schw.Pommern 1 " 10 2 Mark 1 "

. Dienstzeit M,. ion Jahr

47 Schlesien . 4 30 9 . . Schlesien 27 8 1 .43 10 38 Schlesien . 22 Magdeburg 37 .. 10 22 .. Ostpreußen 38 .. 8 16 ... Schlesien 33 10 O 20 .. .. .stpreußen 10. 36

. Vaterland

Rangliste

22. Oktbr .1805 23. Oktbr . 25. März .1806

8. .Juli 16. .Mai 17. Dec. Jan. 2. 1802

Juli .5. 9. . Mai 28. Febr . März 1806 .5. Mai .12.

Mai 8807 22 9. .1

10. Febr .1801

Datum des .Patents

1809 .pro Januar Küraffier -R egiments P S chleßischen reuß Königl Offizierkorps des

807.p.l.m. 28. .1 Febr 1804

1 Juli 10. 807 lm p .Q.

.1 .m p.1 793. April 16.

794. p.l.m. .1 März 17. 1807

1 .m .807.p.1 Juni 19. den 1807 . 51 36 ... Schlesien .. 10

. Remarquen

431

222

N Character .

20. Seconde ant Karl von Schmilieuten eterl öw 21. 22. 23. 24. 29.

1.h Seconde lieuten ant Heinric von Heidebr andt .. 2.

Rgts 1.n. Quartie rmstr Christia Brosc ovius .... Feldprediger 2.. ... Gottlieb Karl Greim 3.. Auditeur Leopold Ferdinand Monich 4. Regmts Chirurg Gottlieb Wiemann .. 5.. Stallmeister Karl Ludwig Thebach

432

Vorund Zunam en.

Franz von Ivernois ..

Karl Ferdina nd von sch .. 19 Schlesi en ... 6 9 " Niecki Franz Xaver von. Bojanowski 21 Karl Wilhel m Graf Hoym .. 18 " Ferdina nd von Pfört ner " Joh Ludw Stach v. eim 17 Ostpreu ßen .. 4 .. 10 1807 "1 Golzh

"

Leopold Ferdinand Monich ....

Ulter. Mon. Jahr,

21

Baterland.

Schlesien .. 20. Magdeburg

girt.

Schle 4 sien 3. 4 Schle 7 sien. · • 21 Ostpreu 3 ßen 5. 1 • •1807

11. 19 Schw.Pomme rn 4 11 .. .. . .

• •



Aggr

interst aa b. 45 11 .. Ostpreußen 12 ♦ 31 9 Baireu.. th · • 32 Ostpreu10. 9. 10 ßen 40 10 Pomme.. rn 37 4 Berlin •

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25 9 12 4

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5 4 .. 1806 den 2. Sept.

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1806 den Juli 5..

Datu m des Paten ts Rema rque n.

4 -- •

Dienstzeit. Jahr. Mon.

• •

Mutius von gez.

17.. 1807 März Mai 9.. Dec1. . Dec2. . Dec. 3.

1807 Nov. 30.

433

Unter dem 17. März 1809 erfolgte die Allerhöchste Bestimmung , daß die Unteroffiziere und Gemeinen , welche den letzten Krieg hindurch gegen den Feind gut gedient und sich zur Zeit des Friedensſchluſſes bei den Fah nen befunden hätten, zur Auszeichnung eine Ehrentroddel erhalten ſollten. Fast sämmtliche Leute des Schlesischen Küraſſier - Regiments erhielten die selbe, welche für die Unteroffiziere in einer silbernen Quaste, für die Ge meinen in dem Unteroffiziertroddel am Fauſtriemen bestand.

Im April wurde der Secondelieutenant von Klindowström zum Pre mierlieutenant der Armee und zum Adjutanten des Generalmajors von Massenbach ernannt und zugleich der Secondelieutenant von Winterfeldt, von dem ehemaligen Küraſſier - Regiment Graf Henckel, als Premierlieute= nant dem Schlesischen Küraſſier - Regiment aggregirt. Im Mai avancirte der Staabsrittmeister von Burstin zum wirklichen Rittmeister, und der Se= condelieutenant von Berg wurde mit dem Charakter als Premierlieutenant dimittirt ; im Juni der Oberstlieutenant von Mutius zum Obersten beför dert, und der Secondelieutenant von Heidebrandt im Regiment einrangirt ; im Juli aber der Lieutenant von Poser , von dem ehemaligen Regimente Bünting Küraſſier , mit halbem Traktament dem Schlesischen Küraſſier Regiment aggregirtund der Secondelieutenant von Ivernois einrangirt. Unter dem 8. August erfolgte die Bestimmung des Königs über die Art und Weise, wie die Herbstübungen abgehalten werden sollten und die Einführung der Hüttenläger ; unter dem 8. September aber die Inſtruktion zur Schlacht- und Fechtordnung der Brigaden (Brigade - Aufſtellung) ; fer ner wurde durch Allerhöchste Kabinets - Ordre von demselben Datum die Werbung im Auslande gänzlich abgeschafft, da das Heer nur aus Inlän dern bestehen sollte. In dieser Zeit erhielt das Regiment 513 Helme für Unteroffiziere und Gemeine von Berlin incl. 8 für den Abgangserfaß , und wurde nunmehr nach der neuen Probe eingekleidet. Im September wurde der Rittmeister von Manstein als Major dimit= tirt und der Secondelieutenant Graf Haugwis, von dem ehemaligen Regi ment Fürst Hohenlohe, dem Schlesischen Kürassier - Regiment ohne Gehalt aggregirt ; im November aber der aggregirte Secondelieutenant von Poser einrangirt, ferner der Estandartenjunker Graf Bredow , vom ehemaligen Leibkarabiner-Regimente, als Secondelieutenant ; im Dezember der Seconde lieutenant von Nek , vom ehemaligen Regimente von Heising Kürassier, mit halbem Gehalt aggregirt. 1810. Unter dem 18. Januar 1810 erfolgte die Erweiterungs Urkunde der Preußischen Orden , namentlich durch Ertheilung des rothen 28

434

Adlerordens in 3 Klaffen ; ferner erhielt die goldene und filberne Verdienst medaille ein schwarzes, weißgerändertes Band. Mit wahrem Schmerze sah das Schlesische Küraffier - Regiment im Januar seinen Kommandeur , den Obersten von Mutius aus seiner Mitte ſcheiden , den es in 2½ Jahren hoch verehren gelernt hatte. Er wurde auf sein Unsuchen dimittirt und unter dem 8. Februar der Major von Les & ſel zum Oberstlieutenant und Kommandeur des Regiments befördert. Vom 17. Februar 1810 datirt die Errichtung der Kriegsschulen in Berlin, Königsberg und Breslau für Portepeefähnriche und der allgemeinen Kriegsschule in Berlin , zur höheren Ausbildung für die Offiziere, in Stelle der am 22. Mai 1809 aufgehobenen école militaire. So wurde auch die Theorie des Krieges angemessen gepflegt, während umfassende Dienſtinſtruk tionen für die praktische Uebung sorgten. Besonders gehört hierher die un ter dem 20. April erlaſſene Inſtruktion zum Exerciren der Kavallerie. Im April avancirte der Premierlieutenant von Winterfeldt zum Staabs rittmeister; im Juni erhielt der Major von Packisch die erbetene Dimiſ ſion. Der Rittmeister von Folgersberg wurde zum Escadron - Chef er nannt und im September der Secondelieutenant von Schickfuß, von dem ehemaligen Infanterie - Regiment von Treuenfels , ohne Gehalt dem Schle sischen Kürassier- Regimente aggregirt. 1811. Im Mai 1811 erhielt der Staabsrittmeister von Winter feldt mit der Regiments - Uniform die Dimission , und der Portepeeunter offizier vom Kadettenkorps , Graf Lüttichau, wurde als Secondelieutenant, im Juli der Kadett von Elster als Portepeefähnrich in dem Regimente eingestellt; im September der Portepeefähnrich von Briefen zum Seconde lieutenant , der Portepeefähnrich von Rochow zum überzähligen Seconde lieutenant ernannt ; im Oktober aber der Secondelieutenant von Stein als Rittmeister mit der Armee - Uniform dimittirt und der aggregirte Seconde lieutenant von der Horst, vom zweiten Leibhusaren - Regimente, in deſſen Stelle, in das Schlesische Kürassier - Regiment einrangirt. Zu erwähnen ist hier noch die Stiftung der mediziniſch - chirurgiſchen Akademie zur höheren Ausbildung der Militair - Chirurgen , 1. November in Berlin erfolgte. 1812.

welche am

Unter dem 14. Januar 1812 wurde das Exercir - Regle=

ment für die Infanterie, Kavallerie und Artillerie bekannt gemacht, welches noch jest die Richtſchnur der Uebungen des Heeres ist, durch Einfachheit und Zweckmäßigkeit vor denen aller Länder ausgezeichnet . Ferner wurde die Einführung von Schulen für Unteroffiziere und Gemeine bei den Re gimentern und unter dem 21. Januar die Anstellung von Brigade - Audi teurs, statt der bisherigen Regiments - Auditeurs befohlen.

435

Unter dem 24. Februar schloß der König im Drange der Umstände ein Bündniß mit Frankreich , wodurch er genöthigt war , in dem bevorſte= henden Kriege mit Rußland 20,000 Mann Hülfstruppen zu stellen , welche der General von York befehligte. Das Schlesische Kürassier-Regiment erfuhr hierbei nicht die Unannehmlichkeit , gegen seine Waffengefährten von Preu Bisch Eylau streiten zu müssen. Es blieb ruhig in seinen Garnisonen , die Kraft ausbildend für den Augenblick , wo von dem kleinen Ueberreste der Preußischen Monarchie des Franzöſiſchen Kaiserreiches Umsturz und die Be freiung von Europa ausgehen sollte. In Folge der Mobilmachung jener Hülfstruppen erfuhr auch das Schleſiſche Küraſſier = Regiment mehrere Personalveränderungen.

Im März wurde der Rittmeister von Koschembahr,

bisher Adjutant des Obersten von Zieten, in dem Regiment einrangirt und im April der Staabsrittmeister von Müller bei dem ersten mobilen Dra goner - Regimente aggregirt ; der Lieutenant von Glaser und der Lieutenant von Klöber zu Premierlieutenants , ersterer als überkomplett ernannt, und der Secondelieutenant Graf Bredow einrangirt Im Mai erhielt der Se condelieutenant von Schopper, mit 96 Rthlr. Wartegeld und Anwartſchaft auf Civilversorgung, die Entlassung, der Secondelieutenant von der Horst wurde ebenfalls dimittirt und der Secondelieutenant von Rochow und der Secondelieutenant Graf Haugwiß einrangirt ; im Juni der aggregirte Se= condelieutenant von Neg in das erste Westpreußische Dragoner - Regiment einrangirt; im Juli der Secondelieutenant von Maſſow zum zweiten über kompletten Premierlieutenant avancirt, der Secondelieutenant von Ivernois zum Normal- Infanterie - Bataillon verseht und der Premierlieutenant Ba= ron von Linſtow, vom ehemaligen Dragoner - Regiment von Prittwiß, dem Schlesischen Küraſſier - Regiment aggregirt ; im Auguft der Oberstlieutenant und Kommandeur des Regiments, von Leſſel zum Obersten ernannt und im Oktober der Secondelieutenant von Johnston , vom ehemaligen Regi ment von Bünting , aggregirt und der Portepeefähnrich von Elster zum (1813 ) Secondelieutenant , im Januar 1813 aber der Secondelieute= nant von Prittwig zum dritten überzähligen Premierlieutenant befördert. Inzwischen war das Weltheer des Kaisers Napoleon in Rußlands Schneefeldern untergegangen und zog in bejammernswerthen Trümmern nach Deutschland. Der General von York hatte am 30. Dezember 1812 durch die Kapitulation von Tauroggen sein Korps , noch 14,000 Mann ſtark, neutral erklärt und in dieſem Schritte die Gesinnung des Preußischen Volks ausgesprochen und dessen Hoffnungen, aber auch die Wuth der Fran zosen entflammt. Ihre Frechheit überftieg nun alles Maß und man durfte von dem Haſſe des Französischen Kaisers nichts Geringeres , als die Ver nichtung des Preußischen Throns und der Preußischen Nation erwarten. 28 .

436

Der König verlegte am 25. Januar seine Residenz aus der, dem Zuge der Französischen Truppen Preis gegebenen Hauptstadt, nach Breslau, welches jetzt noch eine Freistätte schien, bald aber die Werkstatt großartiger Ent schließungen wurde. Der Geist des Volkes , geweckt durch die Gesetzge bung der letzten Jahre, gereizt durch den Druck und Hohn feindlicher Ob: macht, erhob sich in nie geahnter Kraft zu dem Heroismus des Alterthums und zweifelte nicht mehr an dem Entschlusse des hochverehrten Königs und Herrn. Und der König säumte nicht. Schon am 1. Februar befahl er, daß die fünf kompletten Kavallerie - Regimenter in Schlesien und das Re giment Garde du Korps auf 600 Pferde gesezt werden, und außerdem eine Depot Schwadron von 150 Pferden formiren sollten. Der Etat einer Escadron wurde demgemäß auf 5 Offiziere, 15 Unteroffiziere, 3 Trompeter, 12 Gefreite und 120 Gemeine, in Summa excl. Offiziere auf 150 Mann festgestellt, wozu noch per Regiment 1 Kommandeur , 1 Adjutant, 1 Rech nungsführer und 1 Staabstrompeter kamen.

Das Regiment bestand da

her mit der Depot - Escadron etatsmäßig aus 28 Offizieren , 75 Unteroffi zieren, 16 Trompetern, 60 Gefreiten und 600 Gemeinen, in Summa excl. Offiziere 750 Mann.

In Stelle des Rechnungsführers behielt das Schle

sische Kürassier- Regiment ferner den Regiments - Quartiermeister Brosco= vius bei, wogegen ein Offizier mankirte. Die Depot Escadron wurde sogleich formirt und in der Zusammen sehung der Mannschaft und Offiziere mit eben der Sorgfalt, als das Re giment selbst , behandelt. Zum Stamme derselben gab jede Escadron 2 Unteroffiziere , 10 Ge meine ; im übrigen wurde sie durch Krümper und Kantonniſten komplettirt. Mit dieser neuen Organiſation erhielt das Regiment zugleich den Ober sten von Zieten zum Brigadier. Ohne nähere Bezeichnung ahnete man den künftigen Feind , als am 3. Februar der Königliche Aufruf zur Bildung von freiwilligen Jäger-De taſchements für jedes Infanterie- und Kavallerie - Regiment, am 9. Februar die allgemeine Verpflichtung zum Kriegsdienst, mit Aufhebung der bisher bestandenen Kantonfreiheiten erfolgte. Eine beispiellose Begeisterung ergriff alle Stände, und keiner achtete sich für zu hoch oder zu gering, das fried liche Werkzeug mit dem Schwerte zu vertauſchen, welches, als höchstes Eh renzeichen, die Nationalehre retten, die Freiheit erkämpfen sollte. Auch das Schlesische Küraſſier - Regiment, welches am 8. Februar von Breslau bis in die Gegend von Dels , am 9ten in die ihm angewiesenen Kantonnirungen bei Juliusburg abgerückt war, erhielt ein Jäger-Detasche= ment aus 3 Oberjägern , 12 Jägern und 1 Trainsoldaten bestehend . Der Oberjäger Krause befehligte als Offizier dies Detaſchement.

437

Die neuen Kantonnirungen waren folgende: Der Staab und die erſte Escadron kam nach Juliusburg, die zweite Escadron anfangs nach Sulau,. später nach Goschüß ; die dritte Escadron nach Festenberg und, die vierte nach Medzibor. Die Depot - Escadrons und das Jäger-Detaſchement wur den indeß in Breslau formirt. Im Laufe des Monats Februar wurde der Staabsrittmeister von Gla ser als Brigade - Adjutant der Ost- und Westpreußischen Truppen, der Pre mierlieutenant von Prittwiß zum Regiment Garde du Korps und der Se condelieutenant von Schickfuß zum Ostpreußischen Küraffier - Regiment ver seht; dagegen der Secondelieutenant Graf Logau , vom ehemaligen Dra goner- Regiment von Irwing, dem Schlesischen Küraſſier - Regiment aggre= girt, der Portepeefähnrich von Lojewski zum Secondelieutenant befördert, und der Kadett von Sydow als Portepeefähnrich in dem Regiment an gestellt. Das Offizierkorps war in dieser Periode in nachstehender Art zuſam mengesett:

Rangliste.

des Offizi er-Korps des Schles ischen Küraff ier Regim ents für den Mona t Februa r. 1813 ᏗᎴ Charge.

Vorund Zuname n.

1. Oberst und Kom mandeur. Ferd inan vond Leff • el. 2.. Major von BrieKarl sen 3. Chr. von WerHans der Rittmeiste4. r . ... Leopo ld von Folg ersb erg 5. George Freiher von Bursti n .. 40 11 Preuße nr 6. Staabsrittmeist Auguser t von Schä ßell 7. Karl Heinr ich von Kurs sel ... 32 . Schle 3 sien .. 18 6 Premierlie 8. utena Richa nt rd er von HölcKlöb hbor n 9. 10. Erdmsow ann von Mas 11. Secon delie utena Joha nt nn Karl Graf Haug wis 12. Fried rich von Pose r "I 13. Karl von Schm 24 Schw Pom "1 ieterlöw 9. 14. Heinr ich von Heid ebra ndt ... 25 1 Schle sien .. 9 5 " 15. Ferd von Niec Karl kisc ... h. .. 23 10 Schle sien .. 16. Fran Xaver z von BojaSchle nows ki 25 sien .. 7 5. 17. Secondelieutenant und-. Rgts Adjut Karl Wilh Graf Hoym 18. SecondePfört lieuten ant Ferdinner and von . 19 . Joh Ludw Stach von eim 21. "1 Golsh 20. Friedr Graf. Bredow 31 21. Karl Aug. With Graf Lüttich .. au. 20 "1 22. Friedr Wilhel m. von Briesen 20 .. " 438

22Schlesi.. en 8 25Preuße 4 n .. 9 2 Preuße n .. 81 11 23 7. Mittel7 mark 5. Braunschw 7 10 5 Schlesi.. en 3 8

-

29 11 Pommern 12 5. 27 7 Schlesien .. 8 6 21 7 Schlesien .. 10 8

28 4 Westpreußen 15 5

34 11 Mark ... . 20 11

51 Schlesien 5 .. 34 10 47 2 Schlesien .. 31 9 41 11 Magdebur g. 26 7 37 1 Schlesien .. 20 3

Alter. Vaterland. Jahr Mion.,

Rangliste

+

♦♦

Dienst zeit Datum des.. Patents Rother pour Jahr, Mon.

24 11

-

1812 8.. Augu st 1807 17.. März 1808 16.. April 1807 9. Mai. 1809 3.. Mai 1806 5.. März 1807 12. Mai 1812 20.. April

1812 10.. Juli 1804 4. Sept. 1806 24.. Mai 1806 5.. Juli 1806 2. Sept. 1807 17.. März 1807 Mai 9..

1807 1.. Dezbr 1807 Dezbr 2.. 1807 3.. Dezbr 1809 27.. Oktbr 1811 13.. April 1811 10. Sept.

Orden.

Adler 1.. m

Wo früher sie gestanden.

III. Wagenfeldt. 1 Rouquett1 e. Wagenfeldt. Rouquette.

Wagenfeldt.

"1

"

Rouquett1 e. Hohenlohe, Bünting. Wagenfeldt. Holzendorf. Wagenfeldt.

Leib Kar ab-.

2

. 2

. Charge

ster Rittmei 1.

"

" "

"

、、、、、

. 4

24 . . 25 . 26 . 27 . 28

No. Schlesien 10 23 • S19 3chlesien S18 8chlesien

1 40 8 1 6 1

Sept. 11. 1811 .12. Oktbr 1812 . Febr 13. 1813

man Wie ieb Gottl C1. .- hirur mgus n Regi us 50 -covi Bros hrist C.tr rtmsmian Q Regi 1. ch er heba T .Ludw K .3. meist .arl Stall

29 Pommern 10 11 44 1 16 Preußen 5 16 B 5erlin 40

.b a ersta Unt

. April 30. 1811 .Novbr 27. 1810 . Juli 11. 1803 .8 Juli 8. 1 5806

ermei Qnoch -. uarti s ſters ment Regi vorha des Stell in etndenen vacan

Dienst . Vaterland MJahr , on.

. AggregirteOffiziere 30 4 Schlesien Koschemb von ld ahr Leopo 16 4 R eich 29 6 ow Linst von err Freih Wilh utenant erlie26 Premi 2. u elm 13 chlesien S 1 .Ferd Loga Graftian nt Chris · delieutena Secon 3. 21 Schlesien 6 Johnston von nder Alexa 20 S9chlesien 1 hofen Richt on v .19 ud R sw peefä O .1. · •ien 1 Wilh hnrich 1 Porte chles S 5 6 . w Sydo von Ferdinand

ow utenant Roch v . on rdelie Fried Karl Secon 23. Elster on v ... erd F Heinr Aug. i Lojewsk on v A. lb Wilh Aug.

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Würtemberg .1 Prittwiß . Irwing . Bünting .

Kraft .

.Orden pour Rdes .. other Patents D atum zeit .. m 1Adler

439

440

Inzwischen hatte der König einen Entschluß gefaßt, der seiner Würde und der Neigung seines Volkes gleich entsprach. Am 27. Februar wurde zu Breslau von dem Staatskanzler Grafen Hardenberg , am 28sten in Kalisch von dem Feldmarschall , Fürsten Kutusow der Bund unterzeichnet, welcher zwischen Rußland und Preußen geschlossen , die zerstörte Grund lage der Europäisch - Christlichen Staaten und Völkerfamilie wieder her stellen sollte. So war zugleich das Ziel bezeichnet, gegen welches die neu organisirte, lebensfrische Kraft der Preußischen Nation sich entwickelte. In Folge dieses Bündnisses wurde das Schlesische Kürassier - Regi ment wieder nach Breslau beordert, wo man zum 15. März den festlichen Empfang des Kaisers Alexander vorbereitete. Am 13. März brach das Re giment aus seinen Kantonnirungen bei Juliusburg auf und marſchirte bis Karlsburg, am 14ten bis Dels . Am 15ten rückte es hier schon um 6 Uhr früh aus, und marschirte durch Hundsfeld bis in die Vorstadt von Bres lau , von wo aus sämmtliche Truppen bis an das Königliche Palais im Spalier aufgestellt waren . Das große Gefühl eines neuen Lebens in Frei heit und Volksehre , seit lange unterdrückt , wurde an diesem Tage den Preußen in Kraft und Fülle der Wahrheit zu Theil , und sie begrüßten mit Jubelruf und Vertrauen den ritterlichen König und ſeinen kaiserlichen Freund als Retter , Befreier und Führer zum Kampfe gegen die Unter drücker. Nach der Parade marschirte das Regiment wieder nach Pülau zurück und hatte hier den 16. und 17. März Ruhtag. Schon am 10. März war das eiſerne Kreuz gestiftet worden, am 17. erfolgte der Königliche Aufruf an das Preußische Volk und Heer zum Kriege gegen Frankreich und zugleich die Bildung einer Landwehr, sowohl Infanterie als Kavallerie , aus allen waffenfähigen Männern der Nation. ,,Es ist der letzte Kampf, den wir bestehen für unsern Namen und unser Daseyn ; keinen Ausweg giebt es, als einen ehrenvollen Frieden oder rühmlichen Untergang. Auch diesen würdet Ihr nicht scheuen, weil ehrlos der Preuße, der Deutsche nicht zu leben vermag . Allein wir vertrauen mit Zuversicht Gott, und unser fester Wille werde unserer gerechten Sache den Sieg verleihen und mit diesem den Frieden und die Wiederkehr einer glück lichen Zeit!" Diese Königlichen Worte waren der Ausdruck des einen Gefühls , welches alle Gemüther durchglühte und König und Volk, Gebot und Ge horsam vermischten sich zu einem so schönen und seltenen Ganzen , daß Beide kaum unterschieden werden konnten. Das Schlesische Kürassier-Regiment wurde dem ersten Armee-Korps, kommandirt von dem General der Kavallerie, von Blücher, zugetheilt und

441

stand nach der Ordre de Bataille, unter dem Obersten von Dolffs bei der Reserve -Kavallerie , auf dem rechten Flügel der zweiten Brigade , welche noch außerdem aus dem Ostpreußischen und Brandenburgischen Kürassier Regiment gebildet, der Oberst von Jürgas befehligte. Auch der Oberst von Mutius war dem Aufruf des Königs gefolgt und wieder zur Armee gekommen, wurde aber zum Brigade - Kommandeur der Kavallerie der Niederschlesischen Brigade ernannt, der Rittmeister Frei herr von Burstin wurde der Artillerie als Kapitain, der Premierlieutenant a. D. , Graf Henckel von Donnersmark auf Siemianowih , der Seconde lieutenant von Helmrich und von Lüttwiß vom Ostpreußischen Küraſſier Regiment, dem Schlesischen Kürassier - Regimente aggregirt , und der Se condelieutenant von Bojanowski als Adjutant des Generals von Kleist ab fommandirt. Um 18. März rückte das Regiment von Pülau nach Breslau auf den Schweidniger Anger , wo feierlicher Gottesdienst und große Parade statt fand. Nachdem die Truppen zum Kampfe mit Gott, für König und Va terland eingesegnet und vor dem Könige , dem Kaiser von Rußland und den Prinzen des Königlichen Hauſes vorbei defilirt waren, marschirte das Schlesische Küraſſier - Regiment, 601 Mann, ohne Offiziere, stark, von den Segenswünschen der Breslauer Bürgerschaft begleitet, bis Radardorf und den 19. in die Gegend hinter Neumarkt , wo es den 20. Ruhetag hatte. Den 21. wurde der Marsch in die Gegend von Liegniß , den 22. bis unter den Grödißberg fortgeseht und am 23. hier Ruhetag gehalten . Am 24. März marſchirte das Regiment bis Groß - Waldih_am_Bo= ber ; am 25. bis Naumburg, wo es am 26. den Queis paſſirte und dann über Görlik, Baußen und Elster nach Dresden , wo es am 2. April über die, der Stadt links geschlagene, Schiffbrücke ging. Nach einem Vorbei marsch in Parade vor dem General von Blücher, marſchirte es über Gam bit, Hirschfeld, Roſſa. Hier erhielt der Oberst von Leſſel das nachstehende Schreiben des Obersten von Dolffs, die Bestimmung des Jäger- Detaſche= ments betreffend : ,",Es ist nicht in Abrede zu stellen , daß der Soutient eines schwachen Jäger - Detaſchements keinen Nußen gewährt. Durch Verstärkung von Kürassieren des Regiments , würde jedoch dieses nur geschwächt werden. Wird eine Affaire sein, wo die Brigade zusammen ist , so können die Jäger mit einem anderen Detasche ment vereint, zum Soutient stehen bleiben : ist das Regiment allein und haut ein , so wird ein Soutient vom Regiment ja stattfinden, woran sich die Jäger schließen können.

Für jest wird

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es den Jägern sehr vortheilhaft ſein, wenn sie vermiſcht zur Avant und Arriergarde genommen werden. “ Marschquartier Mittweida, den 6. April 1813. "

" gez. von Dolffs . " Hierauf marſchirte das Regiment über Hainichen und Geithain , und defilirte am 7. April wieder vor den Königlichen Prinzen und dem Gene ral Blücher ; erhielt aber Nachmittags um 2 Uhr eine veränderte Marsch richtung gegen Zwickau, wohin es am 8. ging. Am 10. April wurde die reitende Garde - Batterie unter dem Kapitain Willmann dem Regiment attaſchirt, und mit dieser sehte es am 11. den Marsch über Ult - Walden burg , Kallenberg und Bernsdorf bis Zehma fort , wo es den 15. ankam. Hier wurden die ersten ernstlichen Feldwachen ausgeseßt und zwar so, daß der rechte Flügel an die Geraer Straße , der linke an die Sprottau gelehnt war. In dieser Zeit wurde der Secondelieutenant von Bojanowski dem Re giment Garde du Korps aggregirt ; verblieb aber in seinem Verhältniß als Adjutant des Generals von Kleist. Am 17. April erhielt das Regiment den Befehl, alle Kranken in das Feldlazareth nach Dresden zurück zu senden ; gab einen Rittmeister 4 Unter offiziere und 50 Pferde zu einem melirten Pikett bei Glaina und rückte am 21. nach Zürchau und Gegend.

Es wurde 1 Offizier mit 3 Unter

offizieren , 28 Kütassieren als Vorposten auf der Straße von Zeit nach Langenberg kommandirt und am 23. April zur Deckung der zwischen der Sprottau und der Pleiſſe belegenen Quartierstände des Regiments eine Feldwacht bei Klein -Möckern auf Schmöllen ausgeseßt , welche wieder ein gezogen wurde, nachdem die Russen Schmöllen beseht hatten. Am 25. April gab die Reserve-Kavallerie ein gemischtes Kommando nach Zeit, in Stelle der von dort abmarschirten Volontair - Kosaken. Vom Schlesischen Küraſſiier - Regiment kamen dazu 1 Offizier , 3 Unteroffiziere, 24 Pferde. Am 27. April bezog das Regiment bei Reichſtadt den erſten Bivouacq und hatte den Auftrag , die leichte Garde - Kavallerie , welche unter dem Obersten von Werder bei Ronneburg gegen Gera stand , im Falle eines Angriffs zu unterstüßen. Um 29. April bezog die ganze Reserve - Kaval lerie den Bivouacq bei Görnih , den 30. bei Borna , den 1. Mai jenseits Rötha. Inzwischen war der Kaiſer Napoleon im April auf's neue "gerüstet in Deutschland erſchienen und ſtand am 1. Mai 115,000 Mann ſtark zwi schen Leipzig und Weißenfels.

Auf den Ebenen von Lühen, wo Deutsch

lands Freiheit schon einmal errungen worden, sollte nun der Kampf wie=

443

der beginnen.

Die Preußischen Korps unter Blücher und York , 35,000

Mann stark, vereinigten sich mit 33,600 Ruſſen unter dem Fürsten von Wittgenstein, dem die alliirten Monarchen den Oberbefehl übertragen hatten. Schlacht beiam Lügen oder 1813. Groß- Görschen,) Am 2. Mai, um 11 Uhr ―― nach der 2. Mai Disposition sollte es um 7 Uhr sein -standen die alliirten Korps hinter dem Landrücken ,

2 Stunde von Görschen, mit dem rechten Flügel an

Werben, mit dem linken an Domsen gelehnt.

Der Kampf wurde von der

Preußischen Brigade Klür eröffnet. Man schlug sich mit der heftigſten Erbitterung und abwechselndem Glück um die Dörfer Groß- und Klein Görschen , Rhana und Kaya bis um 7 Uhr Abends . Der Generallieute= nant von York hatte in Stelle des verwundeten Generals von Blücher

• den Befehl über die Preußischen Truppen übernommen , und als bereits alle Reſervetruppen der Alliirten im Gefecht waren , rückte der Vicekönig von Italien von Markranstädt her an.

Dies und das gleichzeitige Vor

rücken der alten Garde, aller Reiterei und einer Batterie von 80 Geſchüz zen entschied nun den Kampf zu Gunsten der Franzosen. Das Schlesische Küraffier = Regiment marschirte am Morgen dieses merkwürdigen Tages durch Pegau, defilirte dort vor dem Könige und dem Russischen Kaiser und rückte gegen 11 Uhr in die erste Stellung , in wel cher es an dem blutigen Kampfe Theil nahm. Ohne irgend eine Dispo ſition erhalten zu haben, wurde ihm auf dem Schlachtfelde selbst der Be fehl, die von Groß- Görschen nach dem linken Flügel hin aufgestellte Bat terie zu decken , welche dieses Dorf, so wie die Ebene links desselben und die Chaussee von hier nach Pegau auf das vortheilhafteste bestrich.

Das

Regiment stand mit Intervallen in Escadrons auf einem Raume von etwa 2000 Schritt Breite. Die erste und zweite Escadron waren besonders dem, ungefähr um 12 Uhr bei Groß - Görschen beginnenden und jeden Augen blick verstärkten Tirailleur- und Geschüßfeuer ausgeseht und verloren hier, da sie bis 4 Uhr Nachmittags auf derselben Stelle blieben, viele Leute und noch mehr Pferde. Gegen 3 Uhr ritt der Oberst von Lefsel von dem rechten Flügel zu den beiden Escadrons des linken Flügels, weil er bei der vierten Escadron eine Bewegung vorwärts gewahrte und gab dem Major von Briesen den Auftrag , die ihm zugehenden Befehle mit der ersten und zweiten Esca dron auszuführen. Zwei Offiziere des Generalstaabes , welche der Major von Briesen nicht kannte, brachten ihm bald darauf den Befehl , vorzuge= hen, da der Feind geschlagen sei und die Kavallerie nun das Ihrige thun könne. Der Major von Briesen folgte nicht sogleich dieser Aufforderung, weil das von Groß- Görschen sich entfernende. Tixailleurfeuer sich bald wieder näherte und ihm daher der Moment eines wirksamen Angriffs noch

444

nicht da zu sein schien ; er auch außerdem , eines unter der Anhöhe hin laufenden Grabens wegen , im heftigsten Kugelregen hätte vorgehen müſſen. Als aber die beiden General - Staabsoffiziere , vom linken Flügel herspren gend, auf's neue erschienen und denselben Befehl mit dem Zuſaß wieder holten: es sei der ausdrückliche Wille des kommandirenden Generals , so nahm der Major von Briesen um so weniger Anstand vorzugehen, als er vorausseßte, daß das Brandenburgische Kürassier - Regiment denselben Be fehl erhalten habe. Die beiden Escadrons gingen nun , Groß - Görschen rechts laſſend, auf einem Wiesengrunde, dem Dorfe Rhana gegenüber , vor und verloren dadurch auf's neue, durch Granaten und Kugeln aller Art, viele Menschen Vor der Preußischen Tirailleurlinie standen drei Rußische und Pferde. Geschüße mit der Mündung gegen Rhana und Klein- Görschen ; ohngefähr 300 Schritt davon ein Bataillons - Quarree Infanterie. Da durch dieses die Russischen Geschüße bedroht schienen , so beschloß der Major von Brie Hierbei zog sich die erste fen es anzugreifen und befahl vorzugehen. Schwadron unter Befehl des Major von Werder rechts ; der Lieutenant von Heidebrandt mit dem dritten und vierten Zuge der zweiten Schwa dron etwas links, so daß die beiden Escadrons in drei Theilen vorrückten. Das Bataillon war in Pulverdampf eingehüllt und feuerte nicht , wurde auch von den diesseitigen wenigen Tirailleurs nicht beschossen. Dies ver anlaßte den Major von Briesen zu der Meinung, ein Ruſſiſches Bataillon vor sich zu haben ; er ließ daher den ersten und zweiten Zug der zweiten Escadron , die hinter ihm waren, dicht davor halten, wurde aber bald durch ein lebhaftes Feuer enttäuscht und die vier Züge der zweiten Schwadron stürzten sich nun , die Russischen Geschütze wirklich in Gefahr sehend und die Leute voll Muth , an zwei Punkten in das Quarree. Der brave Oberst von Lefsel war herangeeilt, so wie er die beiden Escadrons vorgehen sah und wurde hier durch einen Schuß in den Un terleib getödtet; der Lieutenant und Adjutant Graf Hoym im Bein vers wundet und das Pferd ihm, dem Major von Briesen und dem Lieutenant von Heidebrandt unter dem Leibe erschossen ; der Rittmeiſter von Schäßell erhielt einen Schuß durch den Leib. Der Erfolg hatte anfangs diesen kühnen Angriff begünstigt ; da er aber von Klein - Görschen und Rhana her durch das feindliche Feuer in die Flanke genommen und durch die erste Escadron , welche dicht vor dem Quarree auf einen nicht zu paſfirenden Graben und ſumpfiges Terrain gestoßen war, in diesem Augenblicke nicht unterstügt werden konnte , so mißlang er besonders durch die erlittenen Verluste und die zweite Esca dron ging zurück.

445

Der Kürassier Dwoletki hatte sich fast mitten in das Quarree gehauen, indem er dem Feinde zurief, sich zu ergeben.

Als die Escadron zurück

ging, mußte er sich förmlich wieder heraushauen und hatte das unerhörte Glück, daß weder er , noch sein Pferd verleßt wurde. Inzwischen hatte der Portepeefähnrich von Valtier dem Major von Briesen unter dem todten Pferde hevor geholfen und ihm das seinige ge geben. Der Major eilte daher der Escadron sogleich nach, rief sie zurück und ordnete dieſelbe in höchstens zwei Minuten mit Hülfe der Lieutenants Graf Haugwitz und von Briesen , mitten im feindlichen Feuer. Da sich die Leute so schnell gesammelt hatten , so hielt es der Major von Briesen für angemessen, nicht sogleich aus dem feindlichen Feuer zu gehen ; er rückte vielmehr wieder vor , weil er auf die Unterstühung der noch zurückgebliebenen Kavallerie rechnete. Als diese aber ausblieb und er sich überzeugte, daß ohne bedeutende Soutients ein zweiter Angriff auf jenes Quarree ohne glücklichen Erfolg bleiben müßte, auch das feindliche Feuer von Rhana her sich immer mehr verstärkte , so entschloß er sich, links * um Görschen zu traben. Während jenes Angriffs war bei der ersten Escadron das Pferd des Major von Werder von einer Kanonenkugel durch den Hals geschossen und der Lieutenant Stach von Golzheim an dem , vor dem Quarree be findlichen Graben , durch eine Gewehrkugel getödtet worden.

Die Esca=

dron ging zurück, wurde aber von dem Major von Werder sogleich wieder gesammelt, sobald er auf ein anderes Pferd gekommen war und vereinigte fich dicht bei Görschen wieder mit der zweiten Escadron. In diesem Augenblicke ging der Major von Boltenstern mit dem frei willigen Gardejäger - Detaschement gegen Klein - Görschen vor und ersuchte den Major von Briesen , den Angriff zu decken , bis das , ihm zum Sou tient bestimmte Bataillon heran sein würde. Als das Dorf genommen war, kam der General von Klür, welcher den linken Flügel des ersten Treffens kommandirte, in eigener Person hier an und forderte den Major von Briesen auf, mit den beiden Escadrons zurückzugehen ; dies geschah aber erst dann , als das Westpreußische Grenadier - Bataillon als Soutient der freiwilligen Jäger eintraf. Nun zogen sich die Escadrons hinter Groß- Gör schen zurück. Die dritte und vierte Escadron waren inzwischen zur Deckung einer Batterie auf dem linken Flügel der Preußen verblieben. Kurz vor dem Dunkelwerden bemerkte der Führer der vierten Schwadron, Rittmeister von Kurßel, der auf dem äußersten linken Flügel stand, in der Entfernung einer Viertelmeile direkt im Rücken , den Marsch einer Kolonne. Obwohl einige anwesende höhere Offiziere der Meinung waren , daß dies der Ge=

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neral Miloradowitsch sei , so unternahm der Rittmeister von Kurßel doch eine Recognoscirung und ging durch den Grund und das Dorf Muſch wih (oder Pobles ) gegen die Kolonne vor. Hier rückte schon die Tirail leurlinie des Bertrandschen (vierten Französischen ) Korps die Unhöhe her auf. Er warf sie durch seine Flankeurs und zog sich durch das Dorf und den Grund zurück, wo er den Feind ferner beobachtete und die erforderliche Meldung machen ließ. In Folge derselben rückte die ganze Russische Re serve -Kavallerie vor ; deren Artillerie eröffnete ihr Feuer und so wurde der Feind durch die Aufmerksamkeit dieses braven Offiziers an einer Um gehung des linken Flügels gehindert , welche er später in dem tiefen Ter rain zum größten Nachtheil der Aliirten unbemerkt hätte ausführen können. Auf dem Plateau hinter Groß - Görschen vereinigten sich die vier Es cadrons des Schlesischen Küraſſier - Regiments wieder. Hier befand sich noch das Dragoner - Regiment Prinz Wilhelm , das erste Westpreußische, das Litthauische und das Neumärksche Dragoner - Regiment ; das kombi nirte erſte und zweite Schlesische Husaren - Regiment , eine Preußische und eine Russische Batterie. Der Major von Briesen , als ältester Staabsof fizier auf diesem Flügel, erhielt von dem kommandirenden General den Befehl , diese Kavallerie mit ihrem linken Flügel in Verbindung mit dem rechten der Rußiſchen Infanterie, auf diesem Plage aufzustellen und den= ſelben unter allen Umständen zu behaupten , weil davon, das Schicksal der Armee abhänge. Der Major von Briefen ordnete in Folge dieses Befehls die Kaval lerie -Regimenter en échéquier, ſette Trupps vor und ließ nach allen Sei ten hin patrouilliren. Hiebei fand sich , daß das Westpreußische Ulanen Regiment unter dem Obersten von Kazeler noch weiter rechts ſtand und da alles ruhig blieb , so wurden die Bivouacqs etablirt. Gegen 11 Uhr Abends, kam der Oberst von Dolffs mit dem Hauptmann von Grollmann vom Generalstaabe auf diesen Flügel, änderte aber in der Aufstellung nichts, Der Verlust der Franzosen in dieser Schlacht bestand in 15,000 Mann an Todten und Verwundeten ; die Alliirten hatten 10,000 Mann verloren, darunter 2000 Ruffen. Der General von Blücher , der Generallieutenant von Scharnhorst und der Generalmajor von Hünerbein befanden sich un ter den Verwundeten. ** Von dem Schlesischen Küraſſier - Regiment waren geblieben 2 Offi ziere (der Kommandeur, Oberst von Lefsel und der Lieutenant Stach von Golzheim) , 3 Unteroffiziere, 13 Gemeine ; verwundet 4 Offiziere (Rittmei= ster von Schäßell, Lieutenant von Diericke, Premierlieutenant Graf Henckel von Donnersmark ,

welcher

an der erhaltenen Kopfwunde später in

Dresden starb, der Lieutenannt und Adjutant Graf Hoym), der Portepee

447

peefähnrich von Packiſch, 5 Unteroffiziere , 27 Gemeine. Pferden betrug über 80 Stück.

Der Verlust an

Nach dieser blutigen Schlacht, deren ungünstiger, aber ehrenvoller Aus gang den erwachten Volksgeist eher kräftigte als lähmte , wurde der Ma jor von Briesen zum Regiments -Kommandeur, der Rittmeister von Folgers berg zum überkompletten Major, der Premierlieutenant von Klöber und von Massow zum Staabsrittmeister, der Secondelieutenant Graf Haug wih zum Premierlieutenant, die Portepeefähnriche von Troschke, von Pan newih und von Tempski zu Secondelieutenants befördert und der Major von Briesen erhielt das eiserne Kreuz und den Russischen Annenorden zweiter Klasse. Ferner wurden durch das eiserne Kreuz zweiter Klasse belohnt : der Major von Werder,

"I "I von Folgersberg, ,, Rittmeister von Schäßell, ,, Wachtmeister Kouschacko, "I Unteroffizier Heine, Aust, "/ "/

" Engelhardt, ,, Trompeter Kämmerer, ,, Gefreite Hübner, ,, Küraffier Glaser, "I "I

" "I

Göbel, Dwolehky.

Für den letteren trat bei den , von den Escadrons geforderten Vor schlägen die ganze Escadron nebst Unteroffizieren an den Kommandeur und bezeichnete ihn als den Würdigsten von allen. Unbelohnt blieb, obwohl vorgeschlagen, der Gefreite Pollack. Die hohen Alliirten hatten beschlossen über Dresden zurückzugehen . Das Schlesische Kürassier - Regiment erhielt daher am 3. Mai früh den Befehl , zuerst abzumarſchiren, Pegau links laſſend , die Mulde zu paſſiren und sich bei Borna aufzustellen.

Die andern Regimenter folgten , ohne

nur im geringsten vom Feinde beunruhigt zu werden . Bei Borna ruhte das Regiment einige Stunden ,

erhielt aber gegen

Abend von dem Generalmajor von Röder den Befehl , aufzubrechen und gegen Koldig zu marschiren ; dort aber Offiziere bis Grimma und weiter gegen Leipzig zu postiren, welche so viel als möglich patrouilliren und sich mit dem Major von Kalden in Verbindung sehen sollten.

Am 4. marschirte die Reserve- Kavallerie durch Koldig bis gegen Leip

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zig , wo sie stehen blieb , um alle Versprengten und Kommandirten vom 2. Mai an sich zu ziehen. Unter dem 5. Mai verordnete der König die Stiftung eines bleiben den Denkmals für die, im Kampfe für die Unabhängigkeit des Vaterlan= des gebliebenen Krieger durch Gedächtnißtafeln ; in jeder Regiments -Kirche mit den Namen aller lebenden und todten Ritter des eisernen Kreuzes und derjenigen Gebliebenen , welche sonst für die bewiesene Auszeichnung das eiserne Kreuz erhalten haben würden ; in den Kirchen jeder Gemeinde aber mit den Namen aller Krieger aus derselben , welche auf dem Bette der Ehre starben. Am 6. Mai brach die Reserve - Kavallerie wieder auf und poſtirte ſich in der Gegend von Lauske , weil die rechts marſchirenden Kolonnen vom Feinde gedrängt wurden.

Die vierten Züge wurden vorgenommen und die

Flankeurs brachten einige feindliche Reiter als Gefangene ein.

Hierauf

ging der Marsch über Döbeln und etwa 2 Stunden dahinter wurde bivou acquirt. Am 7. Mai ging man durch Meissen, bivouacquirte dort und sette in den folgenden Tagen den Marsch über Großenhayn , Königsbrück und Elster fort ; paſſirte am 11. Mai Baußen und bivouacquirte bei Neu Burschwitz, wo die Armee bis zum 20. Mai stehen blieb. Unterdessen waren die Franzosen den Alliirten gefolgt und überschrit ten am 20. Mai in mehreren Kolonnen die Spree. Nachmittags brach das Schlesische Küraſſier - Regiment in der Brigade auf, um den Kampf des Generals von Kleist bei Burk zu unterstüßen . Obwohl dieser einen glücklichen Ausgang hatte, so nöthigte doch die Uebermacht den General von Kleist sich auf Litten zurückzuziehen, ohne daß die Kavallerie Gelegen= heit zur Thätigkeit erhielt. Am 21. Mai des Morgens wurde die Reſerve= Schlacht bei Baugen) 1813. am 21. Mai

Kavallerie hinter den Höhen von Burschwitz aufgestellt. Die Alliirten wa ren zusammen 96,000 Mann , die Franzosen 150,000 Mann stark ; jedoch hatten die lehteren nur etwa 8000 Mann Kavallerie. Der linke Flügel der Alliirten war an waldige, von Schluchten durchschnittene Gebirge ge= stügt ; der Kaiser Napoleon sah sich daher genöthigt, das Centrum und den rechten Flügel anzugreifen . Die zu große Ausdehnung ihrer Stellung und eine deshalb nicht zu verhindernde Umgehung des rechten Flügels, veranlaßte die Alliirten nach 9 Studen den Kampf abzubrechen und sich unter dem Schuße ihrer leichten Kavallerie und reitenden Artillerie gegen Görliß zurück zu ziehen , was mit großer Ordnung geschah. Das Schlesische Küraſſier - Regiment hatte die Disposition erhalten, im Falle eines Angriffs das Ostpreußische Küraſſier - Regiment zu unter ſtühen.

Da nun dieses Regiment zur Deckung der, gegen den Windmühl

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berg postirten Batterien beordert wurde, welche dem Feinde diese , bereits von ihm genommene Position wieder entreißen sollten , so fand hier auch das Schlesische Kürassier - Regiment um 9 Uhr früh seinen Plah. Zwis schen der Aufstellung und dem Feinde waren Teiche und Sümpfe ; daher das gegenseitig sehr heftige Feuer ohne besondere Wirkung blieb. Die vierte Escadron, unter dem Rittmeister von Kurßel, wurde mit einer Es cadron des Neumärkischen Dragoner - Regiments zur Deckung einer Bat terie da aufgestellt, wo der zurückgebogene rechte Flügel an das Centrum stieß und den Escadron- Chefs zur Ehrensache gemacht, den Plaß nur auf ausdrücklichen Befehl zu verlassen. Obwohl die Artillerie von 9 Uhr früh, bis 3½ Uhr Nachmittags drei mal abgelöst wurde und die beiden Esca= drons unausgesetzt im heftigsten Feuer , zuleht sogar im Schußbereich von zwei Batterien standen, so verloren sie doch, bei den zweckmäßigen Anord nungen ihrer Führer , nur wenig. Die Granaten krepirten meist in der Luft und die Kugeln schlugen vor den Escadrons auf und gingen dann über sie hinweg. Erst bei dem Abmarsch erlitt die Escadron von Kurßel durch eine einschlagende Granate einen Verlust von 4 Pferden. Nachdem das Schlesische Küraffier - Regiment bei dem Abbrechen der Schlacht den Befehl zum Abmarsch

erhalten und sich gesammelt hatte,

paſſirte dasselbe Burſchwiß und stellte sich dann wieder auf, um den Ab zug der übrigen Truppen zu decken. Aus dieser Stellung rückte es mit der Reserve- Kavallerie in den Bivouacq bei Weiſſenberg. Die Franzosen hatten in dieser unentschiedenen Schlacht etwa 8 bis 9000 Todte und gegen 18,000 Verwundete , die Alliirten etwas weniger verloren. Dem Schlesischen Küraſſier - Regimente waren nur 26 Pferde außer Gefecht geseht worden ; sonst hatte es keinen Verlust erlitten. Der Wachtmeister Schaffrath erhielt den Russischen St. Georgenorden fünfter Klasse. Urriergarden bei Görlig) Am 22. Mai marſchirte die Reſerve-Kaval am 23.- Gefecht1813.

lerie rechts ab und bis Görlik. Am 23. wurde das Schlesische Küraſſier Regiment mit dem leichten Gardekavallerie - Regiment , unter dem Befehl des Obersten von Werder , zur äußersten Arriergarde kommandirt. Der Rückzug ging von Görlig bis Waldau. Der Feind drängte bei den häu figen Defileen heftig und beschoß die Queue unaufhörlich , was aber nur, ohne zum Handgemenge zu führen , erwiedert wurde. Um 24. Mai blieb das Regiment in Urriergarden : Gefechte und am zwischen 24. Mai Naumburg) 1813. demselben 4 Verhältnisse. Auf dem Rückzuge von Naumburg nach Bunz lau ließ der Feind keine Gelegenheit unbenust , der Arriergarde Abbruch zu thun, wobei dem Regiment 8 Pferde außer Gefecht geſeht wurden ; doch hatte der Feind ungleich mehr verloren.

29

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Um 25. Mai ging die Reserve - Kavallerie über Michelsdorf und be zog dahinter den Bivouacq. Hier erhielt der Oberst von Dolffs am Gefecht bei Hainau am 26. Mar 1813 ) 26. Mai des Morgens den Befehl, sich mit der Reserve Kavallerie bei Schellendorf in einen Hinterhalt zu legen und die zu ſtark drängende feindliche Avantgarde in dem Augenblicke plöglich in der Flanke und im Rücken anzugreifen, wenn sie über die Ebene gegen Pohlsdorf und Panthenau vorrücken würde. Der Brand der Windmühle bei Baudmanns dorf sollte das Signal dazu geben. Der Oberst von Mutius blieb mit der Urriergarde ( 3 Bataillons und 3 leichte Kavallerie : Regimenter) so lange vor Hainau stehen , bis der Feind, das fünfte Armee - Korps unter Lauriston , dessen Avantgarde die Division Maison bildete, - vorrückte. Zu seiner Unterstüßung ſtand der Generalmajor von Zieten hinter Steudnih , Panthenau und Pohlsdorf. Die 20 Schwadronen der Reserve - Kavallerie und drei reitende Bat terien wurden hinter der Anhöhe bei Baudmannsdorf und Schellendorf in drei Treffen aufgestellt.

Im ersten Treffen das Schlesische Küraſſier

Regiment links in Kolonne in Zügen und das leichte Garde- Kavallerie Regiment rechts in Kolonne in Zügen ; im zweiten Treffen das Ostpreu= ßische Kürassier- Regiment , und im dritten die Garde du Korps und die Brandenburgischen Kürassiere; zwischen beiden lehteren die 3 Batterien. Dem Generalmajor von Zieten hatte der General von Blücher die Lei tung des ganzen Gefechtes übertragen. ‚¿ Nach 3 Uhr Nachmittag rückten die Französischen Kolonnen aus Hai nau vor. Als die Spitze einige tausend Schritte über Michelsdorf hinaus war, loderte das Signal auf; allerdings zu früh , denn die Kavallerie hatte noch 14 Meile bis an den Feind ; da die Absicht aber einmal ver rathen war , so gab der Oberst von Dolffs um 3½ Uhr den Befehl zum Angriff. Die beiden Regimenter des ersten Treffens trabten aus der Schlucht links weg , bis gegen das Dorf Ueberschaar ; dort wurde das Signal : ,,Schwadrons formiren" gegeben. Ein furchtbarer Staub hinderte jede freie Umſicht, hörte aber plöhlich auf, als die Regimenter bei dem Dorfe die Chaussee passirt hatten, hinter welcher ein Wiesengrund lag. Jeht erfolgte, ungefähr noch 1200 Schritt vom Feinde, das Signal zum Deployiren. Die Obersten von Dolffs und Jürgas blieben an der Tete im starken Trabe, und obwohl der Major von Briesen , um das Regiment zu for miren, mehrmals eine Verkürzung des Tempos an der Lete verlangte , ſo geschah dies , weil die Zeit drängte , doch nicht. Die deployirenden Esca= drons ritten im stärksten Galopp und mußten zum Theil eine ſumpfige Wiese passiren , wobei die Pferde fast bis an die Knie einsanken.

Daher

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war das Regiment im Marſch -Marſch dicht zuſammengedrängt und stürzte voller Muth auf den Feind , welcher in fünf geschlossenen Massen , von 22 Kanonen gedeckt , durch das heftigste Kartätsch- und Gewehrfeuer die Attaque nicht aufzuhalten vermochte. Die vier ersten Quarrees wurden sogleich überritten und niedergehauen, da fast kein Pardon gegeben wurde ; das Schlesische Kürassier-Regiment nahm 13 Kanonen ; die übrigen kamen durch das leichte Garde ፡ Kavallerie = Regiment außer Thätigkeit. Das fünfte Quarree war in dem wieder erregten Staube nicht bemerkt worden, und ein Schuß aus demselben zerschmetterte dem Major von Briesen den Urm. Die zum Theil bei dem stürmischen Aufmarsch in dem fumpfigen Ter rain zurückgebliebene erste Escadron fand dadurch noch Gelegenheit zur Thätigkeit, daß von den zersprengten Quarrees sich Knäule bildeten , in welche sich die höheren Führer zu retten suchten . In einem solchen wurde der Kommandeur eines feindlichen Regiments von dem Lieutenant Pförtner von der Hölle niedergestochen , welcher bei jeder Gelegenheit Proben des außerordentlichen Muthes gab, den er schon als Jüngling in der Schlacht bei Eylau bewieſen hatte. Im Laufe des Gefechts bemerkte dieser brave Offizier noch eine Kanone, die von mehre ren feindlichen Infanteristen vertheidigt wurde.

Schnell sammelte er einige

im Verfolgen begriffene Kürassiere, hieb jene größtentheils nieder und nahm das Geschütz. Sein ausgezeichnetes Benehmen wurde von dem Prinzen. Wilhelm von Preußen, Bruder des Königs, und dem General von Blü cher bemerkt und J. öffentlich anerkannt. Der Unteroffizier Petsch und der Kürassier Müller von der zweiten Escadron, welche vor dem dritten Quarree ihre Pferde verloren hatten, hie ben zu Fuß kämpfend, einige feindliche Infanteriſten nieder, welche im Be griff waren, den schwer verwundet auf der Erde liegenden Major von Brie sen wegzuschleppen und zu plündern.

Dann trugen diese wackeren Reiter

ihren Kommandeur aus dem Gefecht.

Sie wurden beide einstimmig von

den. Offizieren der Escadron zum Kreuz gewählt ; das Loos entschied aber für den Unteroffizier Petsch. Der Gefreite Clausa hatte sich ebenfalls die Erlaubniß erbeten, den Major von Briesen vom Schlachtfeld zu holen ; auch er erhielt das eiserne Kreuz zweiter Klasse. Zwei andere Küraffiere, Keil und Klimpel, deren Pferde getödtet wa= ren , folgten zu Fuß dem Regiment , und stießen diejenigen nieder, welche sich durch Niederwerfen den Hieben der Kameraden entzogen hatte. Beide wurden durch den Prinzen Wilhelm bemerkt und erhielten später das eiserne Kreuz. 29 .

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der Gefreite Nielſon, "1 "I Klausa, Kärtel, " "

"I

"

Reichardt,

"/ Kürassier Keil, " Klimpel. "I Den Ruſſiſchen St. Georgen - Orden fünfter Klaſſe erhielten : der Wachtmeister Müller,

,, Regiments -Trompeter Kaiser, ,, Quartiermeister Heine, , Unteroffizier Wagner, ,, Wachtmeister Möcke.. Lieutenant Krause vom Jäger : Detaſchement , welcher am 31. Mai vom Oberjäger zu dieser Charge befördert worden war. Eingegeben waren noch wegen Auszeichnung , blieben aber unberück sichtigt : der Lieutenant von Laubadel I., Wachtmeister Kouschacko , Quar tiermeister Wasche, die Unteroffiziere Melas , Struve, Maucke , Walter, Sonnabend, Hunger, Walter, Raschke, Scherfing, Martczineck, Engelhardt, Mende , der Trompeter Kastner , die Kürassiere Gotschmanski , Menzel,

Christoph, Navarra, Müller II., Guſſy, Scholz, Schickhelm, Blaſius, Schi kira , Rösener, Hampel , Willert , Buſchke III. , Wasner , Scholz I. , Adler, Seidel. Da die Marschrichtung der Ulliirten in Folge eines, bereits nach der Schlacht bei Bauten gefaßten Entschlusses von der Oder abwich und sich gegen den Zobtenberg wandte , so marschirte das Schlesische Kürassier-Re giment nunmehr am 27. Mai unter Führung des Majors von Folgers berg über Liegnitz in den Bivouacq bei Striegau ; am 29. in den bei Schweidnih und am 30. in den bei Pulsen. Hier blieb es bis zum 3. Juni und bivouacquirte dann bei Sohnik, Seegen, Krippels und Streh len. In dieser Zeit wurde der, als bleſſirt abwesende Major von Brie sen, wegen der bei Hainau bewiesenen Auszeichnung zum Oberstlieutenant befördert. Das Regiment gehörte von jeßt ab zu dem zweiten Armeekorps, un ter dem Generallieutenant von Kleist, und stand bei der Reserve-Kavallerie, welche der Generalmajor von Röder befehligte ,

mit dem Ostpreußischen

und Brandenburgischen Kürassier-Regiment und dem Neumärkischen Dra goner - Regiment unter dem Obersten von Jürgas. Inzwischen hatte sich Destreich schon vor der Schlacht bei Bauhen zum Vermittler eines Waffenstillstandes aufgeworfen, welchen jezt Napoleon gern annahm.

Den Allirten konnte eine kurze Raft zur beſſeren Orga

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niſation und Entwickelung ihrer Streitkräfte nur erwünſcht ſein und so kam am 4. Juni in dem Dorfe Pläswih bei Striegau ein Waffenstilstand auf einige Tage zu Stande, der dann in dem Dorfe Poischwitz bei Jauer bis zum 10. Juli , später bis zum 10. August verlängert wurde. Die Truppen bezogen Kantonnirungs- Quartiere, welche das Schlesische Küras fier-Regiment vom 8. Juni bis 20. Juli in Johnsdorf und Gegend , von da ab bis zum S. August in Kunern und Gegend bezog. Im Juli wurden der Staabsrittmeister von Schätzell zum wirklichen Rittmeister, der Staabsrittmeister von Kurßel zum überzähligen wirklichen Rittmeister, der Secondelieutenant von Poser zum Premierlieutenant , die Portepeefähnriche von Sydow, von Mutius, von Taubadel und von Helm rich II. zu Secondelieutenants , Ende Juli der wirkliche Rittmeister von Koschembahr zum Major, der Premierlieutenant von Linstow zum Staabs rittmeister, der Secondelieutenant von Lüttwiß zum Premierlieutenant be fördert; im August aber der Major von Werder als Kommandeur des Ost preußischen Kürassier - Regiments verseht, der Rittmeister von Kurßel zum Escadron - Chef, die Portepeefähnriche von Richthofen und von Packisch zu Secondelieutenants avancirt und der Staabsrittmeister von Bohlschwing von dem Ostpreußischen, dem Schlesischen Küraſſier- Regiment aggregirt. Den am meisten übereinstimmenden Nachrichten zu Folge , erhielten die Offiziere in dieser Zeit, statt der bisherigen Achselklappen , die Epau letts mit kurzen Achselstücken in weissem Tuch, und mit Monden von Mes sing, durch einen Knopf oben und eine silberne Achseltreſſe mit schwarzen Streifen auf der Achsel festgehalten. Bei dem Lieutenant war das Achsel stück an beiden Seiten, bei dem Rittmeister außerdem noch oben mit einer gleichen Tresse

eingefaßt ;

die Staabsoffiziere trugen die Rittermeister

Epauletts, an den Monden mit der jetzt noch üblichen Frangen.

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Zweiter

Abſchnitt.

Von dem Schlusse des Waffenstillstandes von Poischwih bis zur Ernennung Seiner Königlichen Hohheit des Prinzen Friedrich von Preußen zum Chef des Regiments. Von 1813 bis Ende 1815.

1813. Destreichs Bemühungen, den Frieden herzustellen, scheiterten an Napoleons Idee , Europa beherrschen zu müſſen ; es trat daher dem Bunde zwischen Preußen und Rußland gegen Frankreich am 12. Auguſt 1813 bei und der Oestreichische Feldmarschall Fürst Schwarzenberg wurde zum Generaliſſimus der alliirten Armeen ernannt. Auch Schweden hatte ſich dieser Allianz angeſchloſſen und der Kampf ſollte nun mit vermehrten und neu gewonnenen Kräften beginnen. Das zweite Preußische Armeekorps unter dem Generallieutenant von Kleist bildete von jest ab den linken Flügel der Böhmischen Haupt armee und das Schlesische Küraſſier - Regiment mit dem Ostpreußischen und Brandenburgischen Kürassier - Regimente , unter dem Obersten und Flügeladjutanten von Wrangel, als Brigadekommandeur, die Küraſſier Brigade der Reserve - Kavallerie, unter dem ferneren Befehl des General major von Röder. Schon am 8. Auguſt brach das zweite Armeekorps aus seinen Kan tonnirungen auf und marſchirte über Münsterberg , Frankenſtein , Schön walde und Silberberg nach Böhmen , dessen Grenze dasselbe am 11. Au gust bei Ottendorf betrat. Der Marsch wurde hierauf über Braunau, Nachod, Jessenit , bei Josephstadt vorüber , nach Wesselit , Schmielowiß, Dürschüß und Liebisch fortgesetzt. Am 18. war hier Ruhetag , den 19. paſſirte man bei dem Dorfe Mirsewiß die Mulde über eine Schiffbrücke und bezog dann den Bivouacq bei Budin. Am 20. rückte man durch diese Stadt und Libischau nach Brür, bivouacquirte den 21. bei Georgen thal, den 22. über Deutsch - Einsiedel gehend bei Neuhausen, den 23. bei Frauenstein , wo von dem Ostpreußischen Küraſſier - Regimente die ersten Gefangenen gemacht wurden, den 24. bei Rheinhardtsgrimma und den 25. bei Maren. Der Rittmeister von Kurßel befand sich in Breslau, um Ersagmannschaft nachzubringen.

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Dresden, von den Franzosen mit einer provisorischen Befestigung ver sehen , war der Punkt , mit deſſen Eroberung die Alliirten ihre Unterneh mungen zu eröffnen gedachten. 126.) Am 26. August früh marschirte die Reserve und 27 . Dresden am26. (Schlachtbei Kavallerie des zweiten Preußischen Armeekorps und mit ihr das Schlesi sche Kürassier-Regiment nach Torna bei Dresden .

Nachmittag um 4 Uhr

ſtanden die Angriffskolonnen der Verbündeten zwiſchen Strieſen , Streh len, Räcknih, Plauen und Cotta kampfbereit und begannen sofort den Ans griff, welcher Abends um 8 Uhr mit ihrem Rückzuge endete.

Die Reserve

Kavallerie des zweiten Armeekorps kam an diesem Tage nicht in's Ge= fecht, sondern sah aus ihren Bivouacqs dem Kampfe im großen Garten zu . Bald nach Mitternacht fiel ein leichter Regen , der sich von Minute zu Minute bis zu dem heftigsten Gusse verstärkte, so daß alle Wachtfeuer erloschen. Dennoch begannen mit dem frühen Morgen die Vorbereitun gen zur Fortsehung des Kampfes . Die Reserve Kavallerie rückte vor Torna in einem Treffen in Position , das Schlesische Kürassier - Regiment auf dem linken Flügel. Es wurde dasselbe zum Soutient des ersten (Schle fischen) Husaren - Regiments bestimmt, welches zur Attaque vorging. Da sich der Feind vor diesem Angriffe hinter ein Dorf und in den Schuß sei ner Infanterie begab, so kam es zwar nicht zum Einhauen , indeß erlitt doch das Schlesische Kürassier - Regiment einigen Verlust durch Kanonen= und Gewehrfeuer. Da das Regenwetter den ganzen Tag hindurch fort= dauerte und den Boden völlig durchweicht hatte , so standen die Alliirten nach mehreren verunglückten Angriffen von ihrem Vorhaben ab und zogen ſich nach Böhmen zurück, von den Franzosen nur schwach verfolgt. Derselbe Regen, welcher hier den Alliirten bedeutende Verluste zuzog, beförderte in Schlesien am 26. August den Sieg der Schlesischen Armee unter Blücher an der Kazbach, welcher den Wendepunkt dieses Krieges bildet. Der Rückzug der Ulliirten von Dresden nach Böhmen geschah in vier Kolonnen. Das Korps des Generallieutenant von Kleist bildete die zweite Kolonne. Die Reserve - Kavallerie bezog am 27. den Bivouacq bei garten am 28..Gefechtbei Auguſt 1813.Strehta) Strehla und bestand hier am 28. ein Arrier garden - Gefecht, woran das Schlesische Kürassier - Regiment als Soutient der Arriergarde der Reserve - Kavallerie Theil nahm. Obwohl häufig mit Granaten beworfen , erlitt es dennoch keinen Verlust. Unter dem Lieute: nant Grafen Lüttichau waren 30 Pferde zu einer kombinirten Feldwacht kommandirt, als deren Replis das Ostpreußische Küraſfier - Regiment auf gestellt war.

Abends bezog man den Bivouacq bei Hausdorf.

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Am 3. Oktober brach das Schlesische Kürassier - Regiment aus seinen Kantonnirungen auf und marſchirte bis Commotau ; am 4. bis Seba stiansberg ; am 5. betrat es bei Schlettau wieder das Sächſiſche Gebiet, marschirte bis Gießbach und Gegend, dann nach Pohlwit und über Alten burg nach Gran. Sämmtliche Armeekorps der Alliirten waren gegen den 12. Oktober bei Borna und Pegau versammelt.

Die Französische Armee,

ihren rechten Flügel an das Ufer der Pleisse lehnend , dehnte sich in Ge stalt eines halben Mondes auf den ihr günstigen sanften Höhen über Do lik, Mark -Kleeberg, Wachau und Liebertwolkwih bis Holzhauſen aus und war nur 171,000 Mann stark , während die Alliirten 301,500 Mann vor Leipzig versammelt hatten , nachdem am 14. Oktober auch die Schlesische Armee unter dem General von Blücher bei Reudnih angekommen war. Der Feldmarschall Graf Schwarzenberg erließ am 12. folgenden La gesbefehl: ,,Die wichtigste Epoche des heiligen Krieges ist erschienen , wackere Krieger! Die entscheidende Stunde schlägt, bereitet Euch zum Streit ! Das Band , das mächtige Nationen zu einem Zwecke vereint , wird auf dem Schlachtfelde enger und fester geknüpft.

Ruſſen, Preußen, Oestreicher, Ihr

kämpft für Eine Sache ! Kämpft für die Unabhängigkeit Eurer Sache, für die Unsterblichkeit Eurer Namen. " ,,Alle für Einen ! Jeder für Alle! -

Mit diesem erhabenen männ=

lichen Rufe eröffnet den heiligen Kampf ! Bleibt ihm treu in der entſchei denden Stunde und der Sieg ist Euer ! — “ Am 14. Oktober ließ der General Graf Wittgenstein durch die Gene rale Graf Pahlen (Ruſſen), von Kleist (Preußen) und von Klenau ( Oeſt reicher) eine starke Recognoszirung unternehmen , welche zu einem heftigen Kavalleriegefecht auf den Höhen zwischen Wachau Liebertweltwis) (Gefecht 1813. am 14.beiOktober und Liebertwolkwitz führte. Das Schlesische Küraſſier - Regiment marſchirte in der Brigade früh ab, um die Avantgarde des Grafen Pahlen zu verstärken , gegen welche fich bei Liebertwolkwiß eine bedeutende feindliche Kavalleriemaſſe unter dem Könige von Neapel zeigte .

Bald nach dem Vorrücken erfolgte der An

griff der Kürassier - Brigade ( Schlesisches, Ostpreußisches und Brandenburs gisches Regiment). Ohnerachtet der großen Uebermacht des Feindes, wurde derselbe doch sogleich geworfen und verfolgt.

Das Schlesische Küraſfier=

Regiment durch unaufhaltſamen Eifer und Muth fortgeriſſen , bemerkte zu spät , daß es im Verfolgen zu weit vorgegangen und der feindlichen Infanterie sehr nahe gekommen war ; zwei Franzöſiſche Dragoner - Regi= menter nahmen dasselbe überdies in der linken Flanke. Das Regiment machte nun mit bewunderungswürdiger Ordnung kehrt , schlug sich durch

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die schon im Rücken befindliche ,

feindliche Kavallerie durch und sammelte

sich sogleich mit einer Ruhe , wie sie sonst nur auf Exerzierpläßen gefehen wird , obwohl der Feind sehr heftig nachdrängte. Diese Ruhe imponirte auch dem verfolgenden Feinde so, daß er von dem Regimente abließ, und während dasselbe sich ordnete, sein verlornes Geschütz wieder zu nehmen und zurückzubringen versuchte. Die Küraffiere, welche zur Sicherung def= selben dabei geblieben waren, wollten von dieſer Beute nicht ablaſſen und vertheidigten sie hartnäckig, wurden aber dadurch meist ein Opfer ihres Mu thes und ihrer Tapferkeit. Der zeitige Führer des Regiments , Major von Folgersberg, war bei diesem Gefechtsmomente tödlich verwundet worden , der dritte Regiments Kommandeur seit 8 Monaten. Der Lieutenant Pförtner von der Hölle war auch hier im Verfolgen des Feindes bis zu einer Batterie vorgedrun= gen, die noch hartnackig vertheidigt wurde. Mit Hülfe mehrerer hinzuge= kommener Kürassiere und des Rittmeisters von Dallmer, Adjutanten des Obersten Grafen Haacke, eroberte er die Geschütze und war bemüht, sie in Sicherheit zu bringen .

In diesem Augenblicke war das Regiment genő

thigt, zurückzugehen und sich durchzuschlagen , und da diese beiden braven Offiziere sich zu lange bei ihrer Beute aufhielten, so wurden sie nicht wie der gesehen und es ist sehr wahrscheinlich, daß sie dort ihren Tod fanden. Als das Regiment sich bereits durchgeschlagen hatte, bemerkte der Lieu tenant von Troschke , daß der Lieutenant von Helmrich I. noch zurückge blieben war und mit einer Menge feindlicher Dragoner kämpfte , er kehrte daher sogleich wieder um , den Kameraden zu befreien und focht, nachdem ihm das Pferd unter dem Leibe erschossen worden , zu Fuß. Sowohl er, als der Lieutenant von Helmrich wurden, mit Wunden bedeckt, gefangen. genommen, im Laufe des Gefechts aber wieder befreit. Dem Standartenführer , Unteroffizier Lehnhardt, war der Befehl ge= geben worden, während des Gefechts dem Regimente in angemessener Ent fernung zu folgen , er konnte indeß dem Drange nicht widerstehen, mitzu fechten und befand sich , von den Küraſſieren dicht umgeben, im ärgsten Getümmel. Als das Regiment nach dieser stürmischen Katastrophe in weniger als 10 Minuten rangirt war, ging es sogleich wieder vor und schlug den Feind durch einen erneuerten Angriff in die Flucht. Das Feuer der Preußischen Artillerie begleitete den fliehenden Feind , der nur durch ein heftiges Gra natfeuer antwortete und dadurch dem Regimente manchen Verlust zufügte. Mit dieser Kanonade endete das Gefecht Abends um 5 Uhr , nachdem der Zweck der Recognoszirung vollständig erreicht war.

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Beide Theile hatten viele Lodte und Verwundete ; das Schlesische = Kürassier Regiment allein 14 verwundete Offiziere und 80 Pferde außer Gefecht gesetzt. Unter den schwer Verwundeten befanden sich der Major von Folgersberg, der Major von Koschembahr, die Rittmeister Klöber von Hölchborn und von Bohlſchwing , die Lieutenants von Helmrich 1. , Graf Lüttichau und von Troschke. Die letteren fünf wurden gefangen genom men, aber durch den lehten Angriff wieder befreit. Der schwer blessirte Portepeefähnrich Senft von Pilsach starb am 15. Oktober in Borna an seinen Wunden. Leicht bleſſirt waren die Lieutenants Graf Logau , von Lüttwik , von Johnston, von Richthofen und Krause von dem Jäger- Detaschement und der Portepeefähnrich von Schweinig. Der aggregirte Rittmeister von Linstow wurde nun , als ältester der noch übrig gebliebenen Offiziere , der Führer des Regiments , welches sich Abends in den Bivouacq bei Güldene - Goſſa zurückzog. Die Vorposten des Regiments standen ungefähr 14 Meile vorwärts und waren immer während mit dem Feinde engagirt. Am 15. früh rückte das Regiment in die am Abende des vorigen Ta ges verlassene Poſition , welche inzwiſchen von Ruſſiſcher Infanterie besett gewesen war. Jeden Augenblick erwartete man einen feindlichen Angriff, ging aber, da alles ruhig blieb, gegen Abend wieder in den Bivouacq bei Güldene- Gossa zurück. Am 16. Oktober stieß der Generalmajor von Röder mit dem Öst preußischen und Brandenburgischen Küraſſier - Regiment zum Korps des Oestreichischen Feldmarschall von Klenau ; das Schlesische Kürassier - Regi= ment dagegen blieb unter dem Befehl des Russischen Generals , Graf Pahlen. Goffa) Bei dem Einrücken in die Position , früh um Geficht 1813. am 16.beiGüldene

6 Uhr, wurde dasselbe mit dem Neumärkiſchen Dragoner - Regiment einige hundert Schritte von Güldene - Goſſa in das zweite Treffen gestellt und bil dete den Soutient des Grodnowschen Huſaren-Regiments . In dieſer Stel lung hielt es, von 11 Uhr Vormittags an, das bedeutendste Artilleriefeuer aus und erlitt , unthätig stehend , große Verluste an Leuten und Pferden . Endlich erhielt es gegen 5 Uhr Nachmittags den Befehl , die gegen das Dorf Güldene- Gossa sich ruckwärts schlagende Avantgarde zu unterstützen. Es defilirte sogleich mit linksum nach der Gegend , wo das Gefecht immer heftiger wurde und mußte dabei unter fortdauerndem Geſchüßfeuer mehrere Hohlwege passiren. Dennoch kam das Regiment zur rechten Zeit, um dem Feinde die Spise zu bieten , welcher die Kavallerie der Alliirten bei nahe bis an Güldene - Goſſa zurückgedrängt hatte.

Das Regiment war

463 so dicht aufgerückt, • daß es auf das Kommando „ Front, " in der geschlof= ſenſten Linie dem Feinde gegenüber stand . Es rückte im Schritt vor, die Kavallerie der Avantgarde schloß sich ihm an ; dem Feinde aber impo nirte diese Ruhe so, daß er auf der Stelle umkehrte.

Die leichte Kaval

lerie verfolgte ihn , mußte aber nur zu bald zurück , da ein heftiges Gra natfeuer die, ohnedies überlegene feindliche Kavallerie , unterstüßte. Der Feind folgte der leichten Kavallerie auf dem Fuße. Das Schlesische Kü rassier- Regiment, welches sich inzwischen en muraille zum Replis aufge= stellt hatte , streckte die Degen vor und hielt unter der Anführung des Obersten Grafen Haacke, einen zweiten Angriff von sechs feindlichen Ka vallerie-Regimentern und reitender Artillerie, welche mit Kartätschen feuerte, mit bewunderungswürdiger Haltung auf.

Als das Regiment auch diesen

Angriff mit unerschütterlicher Ruhe erwartet hatte , kehrte der Feind um und floh. Die diesseitige Kavallerie zog sich nun durch Güldene- Goſſa, auf welches Dorf, als den Schlüſſel der Stellung, das ganze feindliche Feuer gerichtet war und formirte sich hinter demselben unter dem Schuhe ihrer Artillerie. Kaum war das Schlesische Küraſſier-Regiment in dieſer Poſition an-· gelangt, als es von dem Generallieutenant, Grafen Pahlen, den ausdrück lichen Befehl erhielt , durch das noch unbeseßte Dorf wieder vorzugehen und den Rückzug der Infanterie bis an daſſelbe zu decken. Dies geschah im heftigsten Tirailleurfeuer. Das Regiment blieb vor dem Dorfe auf= marschirt und rückte , nachdem es seinen Auftrag erfüllt hatte, wieder in das zweite Treffen der Kavallerie, wo es bis zur Nacht im starken Kano nenfeuer stand und große Verluste erlitt.

Die Dunkelheit machte diesem

wahrhaft mörderischen Gefechte ein Ende und das Regiment bezog nun den Bivouacq unweit Gröbern am Universitätswalde. Das Hauptquar tier des Kaisers von Rußland und des Fürsten von Schwarzenberg war in Rötha, das des Kaisers von Oestreich in Pegau und das des Königs in Borna. • Den 17. Oktober blieb man ungestört in den Bivouacqs .

Der Ge

neralmajor von Röder vereinigte hier wieder das Ostpreußische und Bran denburgische Küraſſier - Regiment mit dem Schlesischen , welches die Ruhe dazu anwendete , um aus den vier geschmolzenen Escadrons zwei sehr schwache zu formiren und sich , so viel , als es die erlittenen Verluste ge statteten, zu dem bevorstehenden Hauptkampfe vorzubereiten , der den fol genden Tag erwartet wurde.

Schlacht bei kripzig 18. Oftober 1813. am) meen der Alliirten vor.

Am 18. Oktober, früh um 7 Uhr, rückten die Ar Die Reserve- Kavallerie des zweiten Preußischen

Armeekorps, welche am 16. bedeutend gelitten hatte, bildete an diesem Tage

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die äußerste Reserve. Außer durch einige Kugeln , die bis in das Schle sische Kürassier-Regiment schlugen, hatte dasselbe weiter keinen Verlust und bezog spät Abends den Bivouacq bei Probsthaide. Der entscheidende Sieg war erfochten . Noch in der Nacht vom 18. zum 19. Oktober traten die Franzosen überall den Rückzug an. Am 19. früh rückten die Aliirten gleichzeitig vor die Thore Leipzigs , der Rückzug des Feindes artete in regellose Flucht aus, und schon in der Mittagsstunde hielten die drei Monarchen ihren Einzug in die Stadt, in deren Nähe der größte Theil der verbündeten Armee stehen blieb. Das Schlesische Küras sier-Regiment kam auch an diesem Tage nicht ins Gefecht und bivouac= quirte Abends dicht vor Leipzig. Die Franzosen hatten an Todten einen Marschall, 3 Generäle und 15,000 Mann ; an Verwundeten 30,000 Mann, worunter 2 Marſchälle, 6 Generale, und an Gefangenen 24 Generale und 15,000 Mann verloren.

Der Gesammtverlust der Verbündeten betrug an

Todten, Verwundeten und Vermißten : 21 Generale , 1793 Offiziere und gegen 45,000 Mann. Das Schlesische Kürassier - Regiment war bis auf 2 schwache Schwa dronen zusammengeschmolzen .

Für die bewiesene Auszeichnung in den

Gefechten bei Liebertwolkwit und Güldene - Gossa , eiserne Kreuz : der Major von Koschembahr, " "I " "I " "

Rittmeister von Linstow, Klöber von Hölchborn, "I " von Bohlschwing, Premierlieuten. Graf Logau, Secondelieuten. von Schmitterlöw , von Johnston, "

" "

"I "I

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"I "

" "1

"

"

"1 " "

erhielten später das

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von Poser, von Helmrich I., von Briesen, von Troschke, Graf Hoym, Laubadel II.,

Portepeefähnrich von Wrochem, Unteroffizier Martczineck, Lehnhardt, "1 Mende II.,

"

" "

Raschke, Struve.

"

"

Walter,

465

der Gefreite Golla, " " " "

"

Obst,

Kürassier Euler, Ober -Chirurgus Straube, Wachtmeister Müller.

Den Russischen St. Georgen - Orden fünfter Klaſſe erhielten : der Wachtmeister Markstädt, "I Quartiermeister Melas, "I "

Unteroffizier Scherfig, Seidel, "

" "

Kürassier Gabsch, Kürwih, "1

"

Wachtmeister Kouschako .

Zur Auszeichnung waren außerdem vorgeschlagen, ohne jedoch berück sichtigt zu werden : der Secondelieutenant Krause vom Jäger - Detasche ment, der Portepeefähnrich von Schweinit , der Wachtmeister Seifert, die Quartiermeister Wilke, Heine und Waſche, die Unteroffiziere Wolter, Sie= wert, Kleinert. Schernanski, Weigelt, Engelhardt, Scholz II., Hunger, der Staabstrompeter Kaiser ,

die Gefreiten Wasner ,

Adler ,

Müller ,

Got=

schmanski , die Kürassiere David , Jung , Wrabel I. , Schickhelm , Kallan neck, Scheja, Rösner, Blasius, Krzyszons und der Jäger Schmidt. Um 20. Oktober erhielt die Reserve - Kavallerie des zweiten Armee korps den Befehl , den fliehenden Feind zu verfolgen.

Das Schlesische

Kürassier - Regiment ging noch an diesem Tage bis Sausgarten und vom 21. bis 26. Oktober über Rudelwit bei Naumburg , Schwerdtstädt und Hopfgarten bis Trechtelsborn ; am 27. Oktober nach Molchsleben bei Go tha. Hier sollte das zweite Armeekorps zur Belagerung von Erfurt zu= rückbleiben ; die Reserve - Kavallerie desselben wurde jedoch beordert , den Feind weiter zu verfolgen . Das Schlefiſche Küraſſier - Regiment bezog demgemäß vom 28. bis 30. Oktober die Bivouacqs bei Eisenach, Tenbrü tenbach und Karriſch. In dieser Zeit wurde der Portepeefähnrich von Laubadel vom ersten Garde- Regiment zu Fuß zu dem Schlesischen Küraſſier -Regiment verſeßt. Vom 31. Oktober bis 7. November marſchirte das Regiment über Hersfeld nach Alterode, Celle, Röthies, Schwahlheim und Weiskirch, und erhielt am 7. November den Befehl, über Friedberg und Hungen in die Kantonnirungen bei Winterfeld und Gegend zurückzugehen, wo es bis zum 12. November blieb, während die übrigen Truppen den Franzosen an den Rhein folgten. 30

466

Am Nachmittage des 12. Novembers rückte es von hier ab und mar schirte nach Rommerode, Heinertshausen, Zelle und Strebendorf in die Kan tonnirungen. Hier bekam das Regiment zum allgemeinen Bedauern die Nachricht von dem Tode des braven Majors von Folgersberg, welcher im Anfange des Monats zu Altenburg an den, bei Liebertwolkwith erhaltenen Wunden

gestorben war. Der Secondelieutenant von Diericke, vom Gardejäger -Bataillon und der Secondelieutenant

von Wigleben

aus Königlich Würtembergischen

Diensten, wurde bei dem Regiment aggregirt. Um 28. November erhielt die Reserve- Kavallerie den Befehl, zur Be lagerung von Erfurt aufzubrechen , marſchirte am 29. über Alsfeld , Albe= rode , Birkhahn und Eisenach, und bezog am 2. Dezember die Kantonni rungen bei Gotha . Am 4. Dezember erhielt das Schlesische · Kürassier Regiment Ersahmannschaften von der fünften Escadron aus Breslau, wurde dadurch wieder in vier Escadrons formirt und bezog am 20. De zember, nachdem die Stadt Erfurt kapitulirt hatte, Kantonnirungen bei Langensalza. Am 24. Dezember, an dem Stiftungstage der Kriegs denkmünze aus erobertem Geschüşmetall für 1813 und 1813/14 , ― rückte es in die Kantonnirungen bei Kindelbrück, weil das Kleiſtſche Armeekorps, mit Ausnahme einiger tausend Mann, zur Beobachtung des Petersberges, sich mit der Schlesischen Armee unter dem Feldmarschall von Blücher ver einigen sollte, wenn die Stadt Erfurt übergeben worden sei. Am 25. Dezember übernahm der Oberstlieutenant von Briesen, von seiner bei Hainau empfangenen Wunde hergestellt, wieder das Kommando des Regiments und am 28. kamen der Rittmeister von Kurßel und Lieu= tenant Graf Haugwih noch mit 35 reconvaleszirten Leuten und Pferden und neuen Montirungsstücken hier an. Die Befreiung Deutschlands vom fremden Joche war vollendet und der Feind, noch bei Hanau am 30. Oktobber von den Baiern geschlagen, in seine Grenzen gewiesen. Noch versuchten die verbündeten Mächte den Frieden zu erlangen, nach dem allein sie strebten ; indeß scheiterte jede Be mühung an der Hartnäckigkeit des französischen Kaiſers , und die Alliirten konnten mit um so größeren Hoffnungen dem folgenden Jahre entgegen= sehen, als ihre siegreichen Heere, voll Muth, die Fortsetzung des Kampfes erwarteten und alle deutschen Staaten nebst Holland , der Allianz gegen Frankreich beigetreten waren , während die Engländer von Spanien aus vordrangen. Im Laufe des Monats Dezember wurde der Portepeefähnrich von Schweinih als Secondelieutenant wegen Invalidität dimittirt und un term 31. der Oberstlieutenant von Briesen zum Obersten befördert.

467

1814.

Am 6. Januar 1814 brach das zweite Preußische Armee

korps aus seinen Kantonnirungen auf, um der Schlesischen Armee zu fol gen , welche am 1. Januar bei Mannheim , Caub und Coblenz über den Rhein gegangen war. Das Schlesische Kürassier-Regiment marschirte über Hornhammer, Kammerfurth, Treffurth, Trimmern , Ober-Kaufungen, Kas ſel, Frizlar, Marburg , Herborn, Maltberg und Montabaur und traf am 20. Januar in Ehrenbreitenstein ein . Indessen waren am 7. Januar be fördert worden :

der Rittmeister von Schäßell, welcher die Depot- Schwa

dron in Breslau kommandirte, zum Major ; der Staabsrittmeister Klöber von Hölchborn zum wirklichen Rittmeister und Escadron - Chef; der Pre mierlieutenant Graf Haugwiß zum Staabsrittmeister ; der Secondelieute nant von Schmieterlöw zum Premierlieutenant und die Portepeefähnrichs von Eichstädt und von Taubadel II. zu Secondelieutenants ;

am 8. Ja=

nuar aber von den Aggregirten der Staabsrittmeister von Linstow zum wirklichen Rittmeister ; der Premierlieutenant Graf Logau zum Staabs rittmeister; der Secondelieutenant von Johnston zum Premierlieutenant. Am 21. Januar sollte das Regiment den Rhein passiren ; Eisgang machte dies aber unmöglich .

der starke

Es erhielt daher den Befehl , am

26. nach Neuwied und Gegend zu marschiren , um vielleicht hier den Ue bergang eher zu bewerkstelligen , der aber erst am 30. und zwar bei Co blenz, erfolgte. Vor Tagesanbruch brachen die Escadrons auf, um 8 Uhr begann der Uebergang und das Regiment marſchirte dann noch bis Nie der Mölnig. Die erste Escadron hatte ihre Quartiermacher verfehlt und war bis Ulfen, 10 Stunden von Coblenz vorgegangen, wo sie in der Nacht um 1 Uhr erst ankam und den andern Tag das Regiment abwartete. Das= selbe marschirte nun über Lützerath , Wittlich ,

Trier und Grävenmachern

und am 4. Februar an der noch vom Feinde besehten Festung Luremburg vorbei, ohne von demselben beunruhigt zu werden. Da das Regiment jedoch mit den acht Landwehr - Kavallerie - Regimentern, der reitenden Bat terie Nr. 9 (von Tuchsen) und einer Fußbatterie in eine Brigade unter dem Obersten Grafen Haacke zusammengezogen war , so erhielt es den Befehl, gegen die Festung Front zu machen, bis das Geschütz vorüber war. Dann rückte es nach Aspelt. Um 5. Februar marschirte man an der Festung Thionville vorüber,



welche der General von Wrangel mit dem Brandenburgischen Küraſſier Regimente blockirte. Der Feind machte so eben einen Ausfall gegen die Blockade, als aber die acht Landwehr - Regimenter und zwei Escadrons des Schlesischen Kürassier - Regiments vortrabten und die eine halbe rei tende Batterie des Hauptmann von Tuchsen ihm einige glückliche Schüsse beibrachte, wich er zurück. 30 .

450

Um 25. Mai ging die Reserve- Kavallerie über Michelsdorf und be= zog dahinter den Bivouacq . Hier erhielt der Oberst von Dolffs am Gefecht ) 26. Mai des Morgens den Befehl, ſich mit der Reſerve= 26. bei Hainau 1813.) Kavallerie bei Schellendorf in einen Hinterhalt zu legen und die zu ſtark drängende feindliche Avantgarde in dem Augenblicke plöhlich in der Flanke und im Rücken anzugreifen, wenn sie über die Ebene gegen Pohlsdorf und Panthenau vorrücken würde. Der Brand der Windmühle bei Baudmanns dorf sollte das Signal dazu geben. Der Oberst von Mutius blieb mit der Urriergarde (3 Bataillons und 3 leichte Kavallerie ፡ Regimenter) so lange vor Hainau stehen , bis der Feind, das fünfte Armee - Korps unter Lauriston , dessen Avantgarde die Division Maiſon bildete, vorrückte. Zu seiner Unterstüßung ſtand der Generalmajor von Zieten hinter Steudnih , Panthenau und Pohlsdorf. Die 20 Schwadronen der Reserve- Kavallerie und drei reitende Bat terien wurden hinter der Anhöhe bei Baudmannsdorf und Schellendorf in drei Treffen aufgestellt. Im ersten Treffen das Schlesische Küraſſier Regiment links in Kolonne in Zügen und das leichte Garde - Kavallerie= Regiment rechts in Kolonne in Zügen ; im zweiten Treffen das Ostpreu ßische Kürassier-Regiment , und im dritten die Garde du Korps und die Brandenburgischen Kürassiere ; zwischen beiden lehteren die 3 Batterien. Dem Generalmajor von Zieten hatte der General von Blücher die Lei tung des ganzen Gefechtes übertragen. Nach 3 Uhr Nachmittag rückten die Französischen Kolonnen aus Hai nau vor. Als die Spitze einige tausend Schritte über Michelsdorf hinaus war, loderte das Signal auf; allerdings zu früh , denn die Kavallerie hatte noch 14 Meile bis an den Feind ; da die Absicht aber einmal ver rathen war , so gab der Oberst von Dolffs um 3½ Uhr den Befehl zum Angriff. Die beiden Regimenter des ersten Treffens trabten aus der Schlucht links weg , bis gegen das Dorf Ueberschaar;

dort wurde das Signal :

,,Schwadrons formiren" gegeben. Ein furchtbarer Staub hinderte jede freie Umsicht , hörte aber plöhlich auf, als die Regimenter bei dem Dorfe die Chaussee passirt hatten, hinter welcher ein Wiesengrund lag.

Jeht erfolgte,

ungefähr noch 1200 Schritt vom Feinde , das Signal zum Deployiren. Die Obersten von Dolffs und Jürgas blieben an der Tete im starken Trabe, und obwohl der Major von Briesen , um das Regiment zu for miren, mehrmals eine Verkürzung des Tempos an der Tete verlangte, so geschah dies , weil die Zeit drängte , doch nicht.

Die deployirenden Esca

drons ritten im stärksten Galopp und mußten zum Theil eine fumpfige Wiese passiren, wobei die Pferde fast bis an die Knie einsanken.

Daher

469

die Aufstellung rechts von Joinvilliers, gegen eine wohl ſiebenmal stärkere, in mehrere Treffen formirte Kavalleriemasse , in Escadrons. Zwei Esca drons des achten Landwehr - Kavallerie - Regiments standen neben ihm. Es entwickelten sich bald einzelne Attaquen. Zuerst griff die vierte Esca= dron an, drückte ihre Gegner zurück, wurde aber durch das zweite Treffen derselben genöthigt, in ihre erste Aufstellung zurückzugehen. Hierauf atta= quirte die zweite und dritte Escadron ein Franzöſiſches Regiment ; aber auf kurzer Distanz von einander , machten plöhlich beide Theile, ohne Be fehl, Halt. Der Rittmeister von Kurßel, Chef der ersten Schwadron, sandte sogleich den Lieutenant Grafen Lüttichau mit dem vierten Zuge in den Rücken des Feindes , worauf dieser zurückging .

Die zweite und dritte

Escadron verfolgten ihn, bis das nachrückende zweite feindliche Treffen ſie ebenfalls in ihre erste Aufstellung zurückwies . In dieser Zeit hatte das , der ersten Escadron gegenüber haltende feindliche Regiment sich den angreifenden beiden Escadrons des achten Landwehr -Kavallerie - Regiments entgegen geworfen .

Der Rittmeister von

Kurßel ging daher mit seinen noch übrigen drei Zügen, zur Unterstützung der Landwehr , dem Feinde in den Rücken , wurde aber von dem zweiten feindlichen Treffen zurückgedrängt , zweimal verwundet und endlich gefan = gen. *)

Indessen hatte dieser Angriff wenigstens die Landwehr von der

weiteren Verfolgung des Feindes geſchüßt. Da die ganze feindliche Kavallerie auf's neue angriff, ſo zog sich das Schlesische Küraffier - Regiment in eine vortheilhafte Position hinter einen kleinen Busch, rechts von Joinvilliers, der von einer Kompagnie der Schle fischen Schüßen besetzt war , zurück. Das Feuer dieser Kompagnie hielt den nachdringenden Feind auf, tödtete aber auch einen Kürassier. Das Regiment machte hier Front und sich zog dann hinter eine Wassermühle ohnweit Joinvilliers. Bald darauf bekam es den Befehl, die, durch große Kavalleriemassen bedrohte rechte Flanke des , sich bereits zurückziehenden Armeekorps zu decken und den Feind zu beobachten. Demgemäß rückte das Regiment wieder vor.

Der Mühlgraben , welcher an hundert Schritt

breit ausgetreten war, trennte dasselbe von dem Armeekorps, deſſen Flanke der Feind mit einer , jeden Augenblick mehr verstärkten Reiterei zu umge : hen suchte, um daſſelbe bei dem Defilee von Etoges, in der Gegend von Champeaubert, anzugreifen . Plotho giebt die Zahl der Pferde, welche der Feind hier versammelt hatte auf 6000 an ; andere bezeichnen sie durch

*) Das Tagebuch eines Unteroffiziers der ersten Escadron bedient sich bei dieser Gelegenheit des Ausdrucks : " unſer guter Rittmeister Kurßel," die unzweideutigſte Anerkennung wahren Verdienstes ! --

452

Da die aufgelösten Escadrons mit Niederhauen und Verfolgen der zersprengten Feinde beschäftigt waren, so wurde von der nachgerückten rei tenden Batterie des Kapitain Schäffer die Aufgabe gelöst , das stehen ge bliebene Quarree durch Kartätschfeuer so zu erschüttern, daß es durch zwei Escadrons des Ostpreußischen Küraffier wurde.

Regiments

ebenfalls vernichtet

Die feindliche Kavallerie war gleich anfangs von dem Schlachtfelde verschwunden . In der Michelsdorfer Dorfgaſſe war eben eine feindliche Batterie im Begriff zu defiliren ,

deren Bedienung und Pferde von den

erbitterten Siegern niedergehauen und gestochen wurden. Dies verhin derte später das Zurückbringen aller eroberten Geschütze. Die 12 Schwa dronen des Obersten von Mutius und die des dritten Treffens der Re serve -Kavallerie hatten kaum Zeit , an dem Gefechte Theil zu nehmen, welches höchstens 20 Minuten dauerte. stens der Sieg schon entschieden.

Bei ihrer Ankunft war wenig

Der Verlust der Franzosen betrug an 1100 Todte und Verwundete, 400 Gefangene und 11 Geschüße, weil die übrigen, so wie die Munitions wagen aus Mangel an Zugpferden, ſtehen bleiben mußten. Die Preußen hatten 16 Offiziere und 70 Mann an Todten und Blessirten verloren; unter den ersteren befand sich der heldenmüthige Führer, Oberst von Dolffs, der mitten unter den Feinden , im schönsten Moment des Sieges , einen ſeiner würdigen Tod_fand . * ) Der Verlust des Schlesischen Kürassier - Regiments bestand an Tod ten in 1 Offizier (Lieutenant von Tempski) , 1 Portépeefähnrich (von Wal tier, derselbe , welcher bei Groß - Görschen dem Major von Briefen unter dem todten Pferde hervorhalf und ihm das seinige gab) ; ferner 2 Ge= meinen und 58 Pferden. Die Zahl der Pferde war deshalb so groß, weil viele derselben, die den fumpfigen Graben nicht überspringen konnten und stecken blieben , getödtet wurden. Blessirt waren 3 Offiziere (Major von Briesen , Lieutenant Pförtner von der Hölle , Lieutenant Graf Lüttichau), der Portepeefähnrich von Sydow, 2 Unteroffiziere , 4 Gemeine. Am Abend dieses glorreichen Tages bezog das Regiment bei einem Walde, eine Meile von Liegnit, den Bivouacq. Noch ein besonderer Fall, welcher den, in dem Regimente herrschenden Geist bezeichnet, darf hier nicht unerwähnt bleiben .

Im Jahre 1806 war

ein Soldatenſohn, Wagner mit Namen , in das Regiment eingestellt wor

*) Auf der Straße von Hainau nach Jauer , vor dem Dorfe Blumen, steht auf der Stelle, von wo aus Blücher das Gefecht bei Hainau leitete, ein Denkmal , von dem Herrn von Zeblig dem Obersten von Dolffs errichtet.

1

471

Fahnenträger abnahm . Viele Russische Offiziere boten dem wackeren Manne bedeutende Summen, wenn er sie ihnen ausliefern wolle ; doch hielt er es für Pflicht, dieselben direkt dem Feldmarschall Blücher zn übergeben, was auch geschah. Es wurde ihm eine Belohnung zugesichert, doch wurde er erst im März 1828 unter die Erbberechtigten zum eisernen Kreuz zweiter Klasse in die Stelle, wieder aufgenommen, in welcher derselbe in der ersten Wahl liste des Regiments gestanden hatte. Eben so erhielt er die Erbberechti gung zum St. Georgen - Orden fünfter Klasse. Der Gefreite Tschirne wurde von zwölf feindlichen Dragonern um ringt , die ihn aufforderten , sich zu ergeben ; dennoch schlug er sich, in der Rechten den Degen, in der Linken das Pistol führend, glücklich durch, wo bei er mehrere Feinde bleſſirte, ohne selbst bedeutend verwundet zu wer den. Von allen Stichen und Hieben hatte ihn nur einer, die übrigen seinen Mantel und sein Pferd getroffen. Das Regiment war am Morgen mit 100 bis 105 Pferden per Es cadron ausgerückt und hatte sich bis in die Nacht mit einem überlegenen Feinde und zwar en retraite geschlagen , ohne nur einmal futtern oder tränken zu können ; dennoch hatte es nur einen Verlust von 56 Pferden. Außer dem Rittmeister von Kurßel war kein Offizier erheblich verwundet. Für die bewiesene Auszeichnung wurden später durch das eiserne Kreuz zweiter Klasse belohnt: der Quartiermeister Heine,

" "1 " il

und

"

"I

Wosche,

Unteroffizier Scholt II., Gefreite Wasner, " Krampka, Küraffier Trautmann .

Vorgeschlagen , aber nicht berücksichtigt wurden : und Tschirne,

die Kürassiere Tausch,

Günther ,

die Gefreiten Otto

Wolff,

Krause und

Ohnesorge. In der Nacht vom 14 zum 15. blieben die beiden Regimenter auf Vorposten diesseits Etoges , wobei die gegenseitigen Vedetten und Feld= wachen so nahe standen , daß sie sich hätten sprechen können . Es war eine stockfinstere Nacht und man war darauf gefaßt, mit dem Anbruch des Tages wieder angegriffen zu werden ; indeß bemerkte man , als es hell wurde, daß sich der Feind abgezogen hatte. Das zweite Armeekorps ging nun bis Chalons zurück und bivouacquirte hier bis zum 18. Februar. An diesem Tage langte das erste Armeekorps unter dem Generallieu tenant von York hier an. Man brach nun sofort wieder auf, paſſirte in Chalons die Marne und marschirte bis Coupeh, den 19. in den Bivouacq

472

bei Mailly , den 20. durch Arcis sur Aube nach Nozay, und den 21. in den Bivouacq bei St. Cyr, wo der Generalmajor von Röder mit dem Brandenburgischen Küraſſier- und Schleſiſchen Ulanen - Regimente wieder zu dem Korps stieß. Am 22. bivouacquirte man bei Mery. Hier engagirte sich die In fanterie mit dem Feinde ; die Kavallerie rückte daher in eine Position, während Mery die ganze Nacht brannte. Am 24. verließ man den Bi vouacq wieder, marschirte gegen Mery auf, passirte Abends , die Stadt links laſſend, die Aube und rückte bei la Chapelle in den Bivouacq ; mar ſchirte am 25. über Sezanne nach Rebais, am 26. in den Bivouacq links von St. Jean les Jumeaur und la Ferté sous Jouarre und am 27. bei Septſous über die Marne bis Uſſy. Sefecht bei Gué à trèmes , unweit Am 28. paſſirte das Armeekorps gegen 11 Bei Mittag die Durcq und rückte auf der Straße nach Meaux vor.

Gué à trèmes zeigten sich feindliche Maſſen und die Reserve - Kavallerie, das Schlesische Küraſſier - Regiment im zweiten Treffen , ging , die Straße links laſſend, vor. Es entspann sich ein heftiges Geschütfeuer, welches mehrere Stunden dauerte. Das Regiment verlor vorzüglich gegen Abend bei dem Rückzuge en echéquier durch anhaltendes Kartätschfeuer mehrere Leute und Pferde. laine bezogen.

Bei einbrechender Nacht wurde der Bivouacq bei Fu

Im Laufe des Monats Februar trat der Secondelieutenant von Witz leben in Russischen Dienst. ( Rocoanoshining und - Gefecht Sefecht) Um 1. März bivouacquirte das Re amUrriergarden 2. März 1814. bei giment bei Neufchelles und am 2. März unternahm die Brigade des Ober ſten von Blücher eine Recognoszirung über Neufchelles und Fulaine hin aus, wobei die Brigade des Grafen Haacke , die Straße links laſſend, als Soutient diente. Das Schlesische Kürassier - Regiment erhielt die Bestim= mung, die reitende Batterie , Nr. 7 , Kapitain Richter, zu decken. Der Feind beabsichtigte, ſich auf seinem linken Flügel zu entwickeln, wurde aber durch die weiter rechts stehende Kavallerie und ein heftiges Geschützfeuer an seinem Vorhaben gehindert. Das Regiment stand mehrere Stunden im heftigsten Feuer , wodurch es sowohl Leute als Pferde verlor, und be kam bei dem Rückzuge die Bestimmung , mit der Infanterie in gleicher Höhe abzuziehen und deren rechte Flanke zu decken. Man ging langsam aus einer Poſition in die andere zurück, und obgleich der Feind auf dem Fuße folgte, so wagte er es doch nicht , stark zu drängen. Die Truppen passirten in der Nacht la Ferté - Milon und bezogen am 3. März gegen Morgen den Bivouacq bei Neuilly St. Front.

455

nisation und Entwickelung ihrer Streitkräfte nur erwünscht sein und so kam am 4. Juni in dem Dorfe Pläswiß bei Striegau ein Waffenstillstand auf einige Tage zu Stande, der dann in dem Dorfe Poischwitz bei Jauer bis zum 10. Juli , später bis zum 10. Auguſt verlängert wurde.

Die

Truppen bezogen Kantonnirungs - Quartiere, welche das Schlesische Küras fier-Regiment vom 8. Juni bis 20. Juli in Johnsdorf und Gegend , von da ab bis zum S. Auguft in Kunern und Gegend bezog. Im Juli wurden der Staabsrittmeister von Schäßell zum wirklichen Rittmeister, der Staabsrittmeister von Kurßel zum überzähligen wirklichen Rittmeister, der Secondelieutenant von Poser zum Premierlieutenant , die Portepeefähnriche von Sydow, von Mutius, von Taubadel und von Helm rich II. zu Secondelieutenants , Ende Juli der wirkliche Rittmeister von Koschembahr zum Major, der Premierlieutenant von Linstow zum Staabs rittmeister, der Secondelieutenant von Lüttwiß zum Premierlieutenant be fördert ; im August aber der Major von Werder als Kommandeur des Ost preußischen Küraſſier -Regiments verseht , der Rittmeister von Kurßel zum Escadron - Chef, die Portepeefähnriche von Richthofen und von Packisch zu Secondelieutenants avancirt und der Staabsrittmeister von Bohlschwing von dem Ostpreußischen, dem Schleſiſchen Küraſſier-Regiment aggregirt. Den am meisten übereinstimmenden Nachrichten zu Folge , erhielten die Offiziere in dieser Zeit, statt der bisherigen Achselklappen , die Epau letts mit kurzen Achselstücken in weissem Tuch, und mit Monden von Mes sing, durch einen Knopf oben und eine silberne Achseltreſſe mit schwarzen Streifen auf der Achsel festgehalten. Bei dem Lieutenant war das Achsel stück an beiden Seiten, bei dem Rittmeister außerdem noch oben mit einer gleichen Treffe eingefaßt ;

die Staabsoffiziere trugen die Rittermeister

Epauletts, an den Monden mit der jeht noch üblichen Frangen.

474

Bis die völlige Dunkelheit eintrat recognoszirte der Generallieutenant von Zieten das Terrain und gab nun der Kavallerie den Befehl, in Ko lonne abzumarschiren . Das Schlesische Küraſſier - Regiment befand sich an Tete der Brigade Graf Haacke. Die leichten Regimenter erreichten bei einem etwas anhaltenden Trabe in einem Bogen links, den Feind, griffen ihn an und zerstreuten ſich dann sehr bald , dem Flüchtigen folgend , nach verschiedenen Gegenden . Das Schlesische Kürassier - Regiment stieß ebenfalls auf eine feindliche Kavalle riemasse, warf sie, nahm mehrere Geschütze und Munitionswagen und hatte dabei das Glück , schnell geordnet wieder vorgehen zu können. Viermal stieß es so auf den Feind und immer mit gleich günstigem Erfolge. Bei dem weiteren Vorgehen wurde das Regiment von einem Trupp feindlicher Tirail leurs im Rücken angegriffen , die sich in einem Graben der Chaussee von Laon nach Festieur aufgestellt hatten ; zugleich erſchien links vorwärts feind liche Reiterei. Mit einer musterhaften Ruhe und Ordnung griff das Re giment den Feind auf beiden Seiten an und warf ihn zurück. kelheit und die Bestimmung des Regiments ,

als Replis für

Die Dun alle Ver

sprengten zu dienen, hielt dasselbe ab , Gefangene zu machen und sich mit der Bewachung der eroberten Geſchüße aufzuhalten, die ohnedieß den Preu ßischen Waffen gesichert blieben. Der Feind wurde durch diesen nächtlichen Angriff völlig in Schrecken gesett. Er zog Das Schlesische und erhielt hier halten von dem

eilig ab und wurde bis in die Nacht um 2 Uhr verfolgt. Kürassier - Regiment bezog den Bivouacq jenseits Festieur die schmeichelhaftesten Lobsprüche über sein wackeres Ver Generallieutenant von Zieten und dem Generalmajor von

Röder, welche meist in der Nähe des Regiments und daher von deſſen musterhaftem Benehmen Zeuge gewesen waren . Der Verlust der Preußen belief sich auf 500 Mann ; die Franzosen büßten 45 Geſchüße , über 100 Munitionswagen und gegen 4000 Mann an Todten , Verwundeten und Gefangenen ein.

Das Schlesische Küras

fier-Regiment hatte nur einen Unteroffizier und einige Mann verloren. Der Lieutenant von Poser war blessirt; der Lieutenant von Laubadel I., welcher am Nervenfieber litt, war doch mit in das Gefecht gegangen und starb an den Folgen der erlittenen Anstrengung am 18. März zu Creſſy. Bei dem Vorgehen des Regiments, in den ersten Momenten des Ge fechts, traf eine Kanonenkugel die Standarte und zerschmetterte den Stab, welcher nun durch einen ähnlichen , einfachen Holzſtab ersetzt wurde. Für die Auszeichnung bei Laon erhielt der Kommandeur, Oberst von Briesen, das eiserne Kreuz erster Klasse. wurden belohnt:

Mit dem Kreuz zweiter Klaſſe

457

Dresden, von den Franzosen mit einer provisorischen Befestigung ver ſehen , war der Punkt , mit deſſen Eroberung die Alliirten ihre Unterneh= mungen zu eröffnen gedachten.

und 27. Auguft (Schlachtbei Dresden1813. am 26.)

Am 26. August früh marschirte die Reserve

Kavallerie des zweiten Preußischen Armeekorps und mit ihr das Schlesi ſche Küraſſier - Regiment nach Torna bei Dresden. Nachmittag um 4 Uhr standen die Angriffskolonnen der Verbündeten zwischen Striesen , Streh= len, Räcknik, Plauen und Cotta kampfbereit und begannen sofort den An griff, welcher Abends um 8 Uhr mit ihrem Rückzuge endete. Die Reserve Kavallerie des zweiten Armeekorps kam an diesem Tage nicht in's Ge fecht, ſondern sah aus ihren Bivouacqs dem Kampfe im großen Garten zu. Bald nach Mitternacht fiel ein leichter Regen , der sich von Minute zu Minute bis zu dem heftigsten Guſſe verstärkte, so daß alle Wachtfeuer erloschen. Dennoch begannen mit dem frühen Morgen die Vorbereitun = gen zur Fortsehung des Kampfes. Die Reserve Kavallerie rückte vor Torna in einem Treffen in Position , das Schlesische Küraſfier - Regiment auf dem linken Flügel. Es wurde dasselbe zum Soutient des ersten ( Schle= fischen) Husaren - Regiments bestimmt, welches zur Attaque vorging. Da sich der Feind vor diesem Angriffe hinter ein Dorf und in den Schuß ſei= ner Infanterie begab , so kam es zwar nicht zum Einhauen , indeß erlitt doch das Schlesische Kürassier - Regiment einigen Verlust durch Kanonen= und Gewehrfeuer. Da das Regenwetter den ganzen Tag hindurch fort= dauerte und den Boden völlig durchweicht hatte, so standen die Alliirten nach mehreren verunglückten Angriffen von ihrem Vorhaben ab und zogen sich nach Böhmen zurück, von den Franzosen nur schwach verfolgt. Derselbe Regen, welcher hier den Alliirten bedeutende Verluste zuzog, beförderte in Schlesien am 26. August den Sieg der Schlesischen Armee unter Blücher an der Kazbach, welcher den Wendepunkt dieses Krieges bildet. Der Rückzug der Alliirten von Dresden nach Böhmen geschah in vier Kolonnen . Das Korps des Generallieutenant von Kleist bildete die zweite Kolonne.

Die Reserve - Kavallerie bezog am 27. den Bivouacq bei

(Arriergarden. am 28.Gefecht Auguſt bei 1813. rela) Strehla und bestand hier am 28. ein Arrier garden - Gefecht, woran das Schlesische Kürassier - Regiment als Soutient der Arriergarde der Reserve - Kavallerie Theil nahm. Obwohl häufig mit Granaten beworfen , erlitt es dennoch keinen Verlust. Unter dem Lieute nant Grafen Lüttichau waren 30 Pferde zu einer kombinirten Feldwacht kommandirt, als deren Replis das Ostpreußische Küraffier - Regiment auf gestellt war.

Abends bezog man den Bivouacq bei Hausdorf.

476

Armeekorps wurde unter den Befehl des Generallieutenant von Zieten ge stellt, um den Feind zu vertreiben. Der Disposition gemäß sollte das Schlesische und Brandenburgische Kürassier - Regiment rechts den ersten Angriff auf Dulchy le Château ma chen, während die andern Regimenter gegen die Höhe und links derfelben vorgingen. Sobald aber der Feind dies Manoeuvre gegen seinen rechten Flügel gewahr wurde, verließ er seine Stellung und die Regimenter kamen nicht zum Handgemenge. Eine sehr lebhafte Kanonade entschied den wei teren Rückzug des Feindes, und die vereinigte Reserve - Kavallerie bezog den Bivouacq bei Dulchy le Château. Um 22. März stieß man auf keinen Feind, und bivouacquirte bei He remitage de Bezu , am 23. bei Château Thierry. Am 24. paſſirte man die Marne, erreichte nach einem forcirten Marsche Montmirail und drang am 25. auf gleiche Weise über Etoges nach Sezanne vor. (am 26. März 1814) Noch ehe am 26. März der Tag anbrach, griff der Generallieutenant von Zieten den Feind bei Sezanne an und warf ihn,

ehe das Schlesische Küraſſier - Regiment zum Gefecht kam. Es nahm da her an dem Ruhme dieses Tages keinen andern Theil, als daß es links gegen die große Straße Posten aussette , welche nur von einzelnen feind lichen Reitern beunruhigt wurden. Nach diesem Gefecht geschah die Vereinigung der großen Armee un ter dem Befehle des Fürsten Schwarzenberg. Der König und der Kai ser von Rußland nahmen ihr Hauptquartier in Sezanne, die Kavallerie des zweiten Armeekorps marſchirte bis Mery und bezog daselbst den Bi vouacq. Am 27. März bivouacquirte man bei Trilport, passirte den 28. da selbst die Marne und ging durch Meaux. Pins am) Der Feind hatte sich bei Claye aufgestellt, wo Gefecht bei le 1814. 28. März

auch schon am Morgen ein blutiges Avantgarden - Gefecht stattgefunden. Das zweite Urmeekorps erhielt gegen Mittag den Befehl vorzugehen. Die Reserve - Kavallerie des ersten und zweiten Armeekorps unter dem Gene rallieutenant von Zieten marſchirte links ab auf die Höhen von le Pins, um des Feindes rechte Flanke zu bedrohen. In der Brigade des Ober ſten Grafen Haacke , ging das Schleſiſche Ulanen - Regiment zum Angriff vor, das Schlesische Kürassier - Regiment folgte ihm als Soutient. Die feindliche Kavallerie , meist polnische Lanziers , hielt es nicht für rathſam, sich in ein Gefecht einzulassen ;

es blieb daher nur bei kleinen Scharműz zeln zwischen den Flankeurs , wobei der Feind einen Offizier und einige Leute todt auf dem Plaze ließ.

Gegen Abend gingen beide Regimenter

durch das Thal auf die jenſeitigen Höhen, wurden aber wieder zurückge=

477

nommen, weil sie hier das feindliche Tirailleurfeuer erreichte.

Die Höhen

wurden hierauf durch Infanterie beſeht und die Reſerve - Kavallerie bezog den Bivouacq bei Montſaigle, wo sich auch das Hauptquartier des Gene rals von Kleist befand. Zur Auszeichnung für dieſes Gefecht, wurden der Unteroffizier Rönſch und die Gefreiten Ellermann und Pollack vorgeschlagen ; blieben aber un berücksichtigt. Am 29. marſchirte man über Ville Pariſis in den Bivouacq bei Pain. Die Bevölkerung von Paris , seit acht Tagen durch Siegesnachrich ten getäuscht, war höchlich verwundert, die alliirte Armee vor ihren Mauern Der Kaiser Napoleon , mit der Hauptarmee erst in Ven= zu sehen. doeuvres, konnte nicht zum Entsaß der Hauptstadt so schnell vorrücken ; die Kaiſerin verließ daher mit dem Könige von Rom Paris am 29. März, und begab sich mit dem größten Theile der Regentschaft auf den Weg nach Tours. Die Verwirrung wurde nun allgemein ; die Vertheidigungs Maßregeln wurden heftig besprochen und halb ausgeführt, und die Alliirten (Schlacht bei Paris am) schritten am 30. März, nachdem sie eine friedliche Pro flamation an die Einwohner erlassen hatten , zum Angriff der Verthei= diger vor. Die große Armee rückte gegen die westliche Front der Stadt, die Schlesische Armee gegen den Montmartre. Um 11 Uhr trat sie in die Ebene von St. Denis . Die Reserve - Kavallerie des zweiten Armeekorps blieb an diesem Tage bis gegen 3 Uhr in der Reserve und erhielt erst bei der bartnäckigen Vertheidigung des Montmartre den Befehl, gegen die Plaine vor demselben , die Vorstadt St. Denis links lassend , vorzugehen und einzuhauen . Das Schlesische Küraſſier - Regiment hatte bereits deployirt und war im Begriff anzugreifen , als der Montmartre erſtürmt war und der Waf fenstillstand verkündigt wurde. Einige feindliche Kugeln hatten zwar das Regiment erreicht, ohne aber Schaden zu thun. Das Haupt Die Alliirten lagerten im Halbkreise um die Stadt quartier des Kaisers von Rußland und das des Fürsten Schwarzenberg war in Bondy, das des Königs in Pantin , das des Feldmarschall von Blücher auf dem Montmartre. Die Reserve-Kavallerie bezog spät Abends den Bivouacq zwischen St. Denis und dem Montmartre. In der Nacht kam der Kaiser Napoleon, seinen Truppen vorauseilend, in einer Postchaise an der Eſſonne , wenige Stunden von Paris entfernt, an.

Die lehte Hoffnung , der Vertheidigung der Hauptſtadt durch seine

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Am 3. Oktober brach das Schlesische Kürassier - Regiment aus seinen Kantonnirungen auf und marſchirte bis Commotau ; am 4. bis Seba ftiansberg ; am 5. betrat es bei Schlettau wieder das Sächsische Gebiet, marschirte bis Gießbach und Gegend, dann nach Pohlwih und über Alten burg nach Gran. Sämmtliche Armeekorps der Alliirten waren gegen den 12. Oktober bei Borna und Pegau versammelt. Die Französische Armee, ihren rechten Flügel an das Ufer der Pleisse lehnend , dehnte sich in Ge= stalt eines halben Mondes auf den ihr günstigen fanften Höhen über Do lih, Mark -Kleeberg, Wachau und Liebertwolkwit bis Holzhauſen aus und * war nur 171,000 Mann stark , während die Alliirten 301,500 Mann vor Leipzig versammelt hatten ,

nachdem am 14. Oktober auch die Schlesische

Armee unter dem General von Blücher bei Reudnih angekommen war. Der Feldmarschall Graf Schwarzenberg erließ am 12. folgenden La gesbefehl : ,,Die wichtigste Epoche des heiligen Krieges ist erschienen , wackere Krieger! Die entscheidende Stunde schlägt, bereitet Euch zum Streit ! Das Band , das mächtige Nationen zu einem Zwecke vereint , wird auf dem Schlachtfelde enger und fester geknüpft . Russen, Preußen, Oestreicher, Ihr kämpft für Eine Sache ! Kämpft für die Unabhängigkeit Eurer Sache, für die Unsterblichkeit Eurer Namen. " ,,Alle für Einen ! Jeder für Alle! - Mit diesem erhabenen männ= lichen Rufe eröffnet den heiligen Kampf! Bleibt ihm treu in der entschei denden Stunde und der Sieg ist Euer ! - "1 Am 14. Oktober ließ der General Graf Wittgenstein durch die Gene rale Graf Pahlen (Ruſſen), von Kleist (Preußen) und von Klenau (Dest= reicher) eine starke Recognoszirung unternehmen , welche zu einem heftigen am 14. Ottober 1813. Kavalleriegefecht auf den Höhen zwischen Wachau und Liebertwolkwitz führte. Das Schlesische Küraſſier - Regiment marſchirte in der Brigade früh ab, um die Avantgarde des Grafen. Pahlen zu verstärken , gegen welche sich bei Liebertwolkwiß eine bedeutende feindliche Kavalleriemaſſe unter dem Könige von Neapel zeigte . Bald nach dem Vorrücken erfolgte der Ans griff der Kürassier - Brigade ( Schlesisches, Ostpreußisches und Brandenburs gisches Regiment).

Ohnerachtet der großen Uebermacht des Feindes, wurde

derselbe doch sogleich geworfen und verfolgt.

Das Schlesische Küraſſier

Regiment durch unaufhaltſamen Eifer und Muth fortgerissen , bemerkte zu spät , daß es im Verfolgen zu weit vorgegangen und der feindlichen Infanterie sehr nahe gekommen war ; zwei Französische Dragoner - Regi menter nahmen dasselbe überdies in der linken Flanke. Das Regiment machte nun mit bewunderungswürdiger Ordnung kehrt , schlug sich durch

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die schon im Rücken befindliche ,

feindliche Kavallerie durch und sammelte

sich sogleich mit einer Ruhe , wie sie sonst nur auf Ererzierpläßen gefehen wird , obwohl der Feind sehr heftig nachdrängte. Diese Ruhe imponirte auch dem verfolgenden Feinde so, daß er von dem Regimente abließ, und während dasselbe sich ordnete, sein verlornes Geschütz wieder zu nehmen. und zurückzubringen versuchte. Die Küraffiere, welche zur Sicherung def= selben dabei geblieben waren, wollten von dieser Beute nicht ablaſſen und vertheidigten sie hartnäckig, würden aber dadurch meist ein Opfer ihres Mu thes und ihrer Tapferkeit. Der zeitige Führer des Regiments , Major von Folgersberg, war bei diesem Gefechtsmomente tödlich verwundet worden , der dritte Regiments Kommandeur seit 8 Monaten. Der Lieutenant Pförtner von der Hölle war auch hier im Verfolgen des Feindes bis zu einer Batterie vorgedrun= gen, die noch hartnackig vertheidigt wurde. Mit Hülfe mehrerer hinzuge kommener Kürassiere und des Rittmeisters von Dallmer , Adjutanten des Obersten Grafen Haacke, eroberte er die Geschüße und war bemüht, sie in Sicherheit zu bringen. In diesem Augenblicke war das Regiment genő thigt, zurückzugehen und sich durchzuschlagen , und da diese beiden braven Offiziere sich zu lange bei ihrer Beute aufhielten, so wurden sie nicht wie der gesehen und es ist sehr wahrscheinlich, daß sie dort ihren Tod fanden. Als das Regiment sich bereits durchgeschlagen hatte, bemerkte der Lieu tenant von Troschke, daß der Lieutenant von Helmrich I. noch zurückge blieben war und mit einer Menge feindlicher Dragoner kämpfte , er kehrte daher sogleich wieder um , den Kameraden zu befreien und focht, nachdem ihm das Pferd unter dem Leibe erschossen worden , zu Fuß. Sowohl er, als der Lieutenant von Helmrich wurden, mit Wunden bedeckt , gefangen genommen, im Laufe des Gefechts aber wieder befreit. Dem Standartenführer , Unteroffizier Lehnhardt , war der Befehl ge= geben worden, während des Gefechts dem Regimente in angemessener Ent fernung zu folgen , er konnte indeß dem Drange nicht widerstehen, mitzu fechten und befand sich , von den Kürassieren dicht umgeben, im ärgsten Getümmel. Als das Regiment nach dieſer ſtürmiſchen Kataſtrophe in weniger als 10 Minuten rangirt war, ging es sogleich wieder vor und schlug den Feind durch einen erneuerten Angriff in die Flucht. Das Feuer der Preußischen Artillerie begleitete den fliehenden Feind , der nur durch ein heftiges Gra= natfeuer antwortete und dadurch dem Regimente manchen Verluft zufügte. Mit dieser Kanonade endete das Gefecht Abends um 5 Uhr , nachdem der Zweck der Recognoszirung vollſtändig erreicht war.

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Beide Theile hatten viele Todte und Verwundete ; das Schlesische Kürassier = Regiment allein 14 verwundete Offiziere und 80 Pferde außer Gefecht gesezt. Unter den schwer Verwundeten befanden sich der Major von Folgersberg, der Major von Koſchembahr, die Rittmeister Klöber von Hölchborn und von Bohlschwing , die Lieutenants von Helmrich 1. , Graf Lüttichau und von Troschke. Die letteren fünf wurden gefangen genom= men, aber durch den lehten Angriff wieder befreit. Der schwer blessirte Portepeefähnrich Senft von Pilsach starb am 15. Oktober in Borna an seinen Wunden. Leicht blessirt waren die Lieutenants Graf Logau , von Lüttwiß , von Johnston, von Richthofen und Krause von dem Jäger - Detaschement und der Portepeefähnrich von Schweinit. Der aggregirte Rittmeister von Linstow wurde nun , als ältester der noch übrig gebliebenen Offiziere , der Führer des Regiments , welches sich Abends in den Bivouacq bei Güldene - Goſſa zurückzog. Die Vorposten des Regiments standen ungefähr 14 Meile vorwärts und waren immer während mit dem Feinde engagirt. Um 15. früh rückte das Regiment in die am Abende des vorigen La ges verlassene Position , welche inzwischen von Russischer Infanterie besetzt gewesen war. Jeden Augenblick erwartete man einen feindlichen Angriff, ging aber, da alles ruhig blieb, gegen Abend wieder in den Bivouacq bei Güldene Goffa zurück. Am 16. Oktober stieß der Generalmajor von Röder mit dem Ost= preußischen und Brandenburgiſchen Küraſſier - Regiment zum Korps des Destreichischen Feldmarschall von Klenau ; das Schlesische Kürassier - Regi ment dagegen blieb unter dem Befehl des Russischen Generals , Graf Pahlen. Gefecht bei Güldene-Goffa Soffa) Bei dem Einrücken in die Poſition , früh um am 16. Ottober 1813. 6 Uhr, wurde dasselbe mit dem Neumärkischen Dragoner - Regiment einige hundert Schritte von Güldene - Goſſa in das zweite Treffen gestellt und bil dete den Soutient des Grodnowſchen Huſaren-Regiments . In dieſer Stel lung hielt es, von 11 Uhr Vormittags an, das bedeutendste Artilleriefeuer aus und erlitt , unthätig stehend , große Verluste an Leuten und Pferden. Endlich erhielt es gegen 5 Uhr Nachmittags den Befehl , die gegen das Dorf Güldene - Gossa sich ruckwärts schlagende Avantgarde zu unterſtügen. Es defilirte sogleich mit linksum nach der Gegend, wo das Gefecht immer heftiger wurde und mußte dabei unter fortdauerndem Geschüßfeuer mehrere Hohlwege passiren. Dennoch kam das Regiment zur rechten Zeit, um dem Feinde die Spise zu bieten , welcher die Kavallerie der Ulliirten bei nahe bis an Güldene - Goſſa zurückgedrängt hatte.

Das Regiment war

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so dicht aufgerückt, daß es auf das Kommando " Front, " in der geschlos= sensten Linie dem Feinde gegenüber stand . Es rückte im Schritt vor, die Kavallerie der Avantgarde schloß sich ihm an ; dem Feinde aber impo nirte diese Ruhe so, daß er auf der Stelle umkehrte. Die leichte Kaval lerie verfolgte ihn , mußte aber nur zu bald zurück , da ein heftiges Gra natfeuer die , ohnedies überlegene feindliche Kavallerie , unterstüßte. Der Feind folgte der leichten Kavallerie auf dem Fuße. Das Schlesische Kü raſſier-Regiment, welches sich inzwiſchen en muraille zum Replis aufge stellt hatte, streckte die Degen vor und hielt unter der Anführung des Obersten Grafen Haacke , einen zweiten Angriff von sechs feindlichen Ka= vallerie -Regimentern und reitender Artillerie, welche mit Kartätschen feuerte, mit bewunderungswürdiger Haltung auf. Als das Regiment auch diesen Angriff mit unerschütterlicher Ruhe erwartet hatte , kehrte der Feind um und floh. Die dieſſeitige Kavallerie zog sich nun durch Güldene- Goſſa, auf welches Dorf, als den Schlüssel der Stellung, das ganze feindliche Feuer gerichtet war und formirte sich hinter demselben unter dem Schuhe ihrer Artillerie.

Kaum war das Schlesische Küraſſier-Regiment in dieser Position an gelangt, als es von dem Generallieutenant, Grafen Pahlen, den ausdrück lichen Befehl erhielt , durch das noch unbesette Dorf wieder vorzugehen und den Rückzug der Infanterie bis an dasselbe zu decken.

Dies geschah

im heftigsten Tirailleurfeuer.

Das Regiment blieb vor dem Dorfe auf marſchirt und rückte, nachdem es ſeinen Auftrag erfüllt hatte, wieder in das zweite Treffen der Kavalleric, wo es bis zur Nacht im ſtarken Kano nenfeuer stand und große Verluste erlitt. Die Dunkelheit machte diesem wahrhaft mörderischen Gefechte ein Ende und das Regiment bezog nun den Bivouacq unweit Gröbern am Universitätswalde. Das Hauptquar= tier des Kaisers von Rußland und des Fürsten von Schwarzenberg war in Rötha, das des Kaisers von Destreich in Pegau und das des Königs in Borna. Den 17. Oktober blieb man ungestört in den Bivouacqs . Der Ge= neralmajor von Röder vereinigte hier wieder das Ostpreußische und Bran denburgische Kürassier - Regiment mit dem Schlesischen , welches die Ruhe dazu anwendete , um aus den vier geschmolzenen Escadrons zwei sehr schwache zu formiren und sich , so viel , als es die erlittenen Verluste ge= statteten , zu dem bevorstehenden Hauptkampfe vorzubereiten , der den fol genden Tag erwartet wurde. Schlacht 18. beiLeipzig 1813.am) Am 18. Oktober, früh um 7 Uhr, rückten die Ar meen der Alliirten vor. Die Reserve- Kavallerie des zweiten Preußischen

Armeekorps, welche am 16. bedeutend gelitten hatte, bildete an diesem Tage

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Von dieser Zeit ab wurde bei der Preußischen Armee der Montirungs fragen , welcher bisher vorne offen und schräge ausgeschnitten war, rund um den Hals und zugehakt , auch niedriger als bisher nach dem Ruſſi schen Schnitt getragen. Die Treſſen an den Unteroffizier - Monturen wur den nun oben herumgesetzt. Unter dem 3. Juni ließ der König folgende Danksagung durch Pa rolbefehl bekannt machen :

Mein Heer. " " ,,An ,, Als Ich Euch aufforderte, für das Vaterland zu kämpfen, hatte Ich das Vertrauen, Ihr würdet zu ſiegen oder zu sterben verstehen . “ ,,Krieger! Ihr habt mein Vertrauen , des Vaterlandes Erwartung, nicht getäuscht ! Fünfzehn Hauptschlachten , beinahe tägliche Gefechte , viele mit Sturm genommene Städte, viele eroberte feste Plätze in Deutschland, Holland , Frankreich bezeichnen Euren Weg von der Oder bis zur Seine, und keine Greuelthat hat ihn befleckt! Nehmt Meine Zufriedenheit und des Vaterlandes Dank ! Ihr habt seine Unabhängigkeit erkämpft , ſeine Ehre bewährt, seinen Frieden begründet ; Ihr seid des Namens würdig, den Ihr führt ! Mit Achtung sieht Europa auf Euch ; mit Ruhm gekrönt kehrt Ihr aus diesem Kriege ; mit Dank und Liebe wird das Vaterland Euch em pfangen. " "" Paris den 3. Juni 1814. "

gez . Friedrich Wilhelm .

Diesen Königlichen Worten, welche den schönsten Ersatz für die erlit tenen Anstrengungen gewährten , blieb nichts hinzuzusehen. Ein erhöhtes Gefühl durchdrang das Heer wie das Volk, und die Schranke, welche frü her diese beiden Theile der Nation von einander getrennt hatte , in der neueren Zeit aber schon ziemlich locker geworden war , fiel gänzlich , als unter dem 3. September das Edikt wegen allgemeiner Verpflichtung zum Waffendienst in Kriegs- und Friedenszeiten erlaſſen wurde, womit zugleich die gänzliche Aufhebung des ehemaligen Kantonwesens und die Einfüh rung eines, dem Geiste der Zeit angemessenen, Ergänzungssystems des fte= henden Heeres verbunden war. Die freiwilligen Jäger - Detaschements wurden aufgelöst und die Jä ger mit ehrender Anerkennung und nach Maßgabe ihrer Kenntniße und Fähigkeiten mit Aussicht auf die thätige Dankbarkeit des Staats , ihren früheren Beschäftigungen zurückgegeben. Der Secondelieutenant von Pan newitz trat in sein Verhältniß als Offiziant des Königlichen Ober - Berg= amtes zurück ; der Secondelieutenant von Richthofen wurde mit 96 Rthlr.

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Pension entlassen , und die Secondelieutenants von Nieckisch II. und von Wrochem in das Regiment einrangirt. Zu dem Herbstmaneuvre, welches für das Kleistsche Armeekorps statt fand, bezog das Schleſiſche Küraſſier - Regiment am 20. September engere Kantonnirungen und wurde am 28. September von dem Brigade - Chef, Generalmajor von Röder, am 1. Oktober von dem Generallieutenant von Zieten und am 9. Oktober von dem kommandirenden General , Grafen Kleist von Nollendorf besichtigt. Am 10. Oktober marſchirte das Regiment wieder in die weitläuftige ren Kantonnements im Kanton Ciney. 1815.

In der Nacht des 19. Januars 1815 erhielten die drei

Kürassier-Regimenter die Ordre, unter dem Befehle des Generalmajor von Wrangel auf das rechte Rheinufer in die Gegend von Düsseldorf zu mar schiren. Das Schlesische Kürassier - Regiment koncentrirte sich demgemäß am 22. Januar bei Ciney , ging den 23. bis Huy und Gegend , den 25. bis Verviers, jenseit Lüttich, und traf Mittags den 26. bei Aachen ein. Von dem Generalmajor von Röder wurde dasselbe mit folgendem ehrenvollen Schreiben entlassen : "I Brave Küraſſiere, meine treuen Gefährten in einem der blutig ften und glorreichsten Kriege, lebt wohl! Ihr zieht zurück in's deutsche Vaterland , vielleicht bald in die geliebte Heimath ; meine ganze Zuneigung, Freundschaft und die herrlichsten Wünsche für Euer aller Wohl begleiten Euch dahin und werden Euch, so lange ich lebe, folgen. Mich trennt eine andere , mir noch unbekannte Bestimmung von Euch, -- welche sie auch sein mag , so kann sie mir nie wer ther werden, als meine bisherige , das Kommando über Euch ! — Auf den Schlachtfeldern bei Lüßen , Haynau, Liebertwolkwik , Leipzig und Laon , haben Eure Degen dem Namen und dem Muthe der Preußischen Kürassiere ein unvergängliches Denkmal gestiftet und in allen übrigen Schlachten und Gefechten , die Ihr mitgemacht, habt Ihr Euch durch Ruhe, Ordnung und Standhaftigkeit ausgezeichnet. — So lange ich Euch angeführt , habe ich keinem einzigen unglücklichen Gefechte beigewohnt. " — ,,Aber nicht allein Eurer Tapferkeit muß ich gerechtes Lob zollen, ſondern auch Eurem Gehorsam , Eurer Mannszucht und Eurer gan zen Führung , sowohl während des Krieges , als in den nachmaligen Kantonnirungen. Dankbar kann ich versichern , Ihr habt mir stets Sollte der Ruf zum Kriege je Freude, nie Verdruß gemacht. wieder ertönen, so würde es für mich keine größere Freude geben, als Euch wieder zu kommandiren und mit Euch von Neucm Gefahren 31 .

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und Beschwerden zu theilen. Nie wünsche ich mir andere Truppen, als Euch ; - bessere würde ich vergebens suchen. Sollten wir uns indessen nicht wiedersehen , so lebt nochmals wohl ! und er haltet mich in Eurem Andenken." ,,Kant. Qu. Huy den 23. Januar 1815." ,,gez. Fr. von Röder.“ ,,Un

das Schlesische Kürassier - Regiment. " Solche Worte geben Zeugniß von einem musterhaften Verhältniß zwi schen Führer und Untergebenen und ehren Beide in gleichem Maße ! In dieser Zeit wurde der Premierlieutenant von Poser mit dem Cha rakter als Rittmeister , der Secondelieutenant Krause von dem Jäger : De taſchement als Premierlieutenant entlassen und der aggregirte Staabsritt meister Graf Logau in das Regiment einrangirt. Von Aachen ging das Regiment über Jülich nach Neuß, um dort theils bei Oberkaſſel , theils bei Grimlingshausen den Rhein zu paſſiren. Da wegen des bereits eingetretenen Eisganges der Uebergang hier nicht stattfinden konnte, so blieb die erste Escadron den 30, und 31. Januar und 1. Februar in Buderich und Herde ; die zweite in Grimlingshauſen und Udesheim ; die dritte in Norff und Rosellen ; die vierte in Holzheim und Gräfrath. Der Staab war in Neuß. Am 2. Februar marſchirte das Regiment über Uerdingen, Moeurs und Rheinberg nach Wesel , ging hier am 5. Februar über den Rhein und sehte dann den Marsch über Soest und Lippstadt nach Hameln fort , wo es am 8. abgeſeſſen und zu Zweien die Weserbrücke passirte. Am 7. Februar erfolgte die Stiftung einer Kriegsdenkmünze von Eiſen für alle Offizianten und diejenigen in der Armee Angestellten , welche in ihrem Beruf den Feldzügen gegen Frankreich vorwurfsfrei beigewohnt hat= hatten , ohne jedoch mit den Waffen in der Hand gefochten zu haben. Am 13. Februar war das Regiment in und bei Elze und am 14. in und bei Hildesheim, und rückte dann über Braunschweig , Magdeburg, Brandenburg und Potsdam nach Berlin , wo es am 1. März eintraf. Behufs des Einzuges in Berlin, versammelte sich das Regiment um 8 Uhr früh auf dem Rendezvous am Rietschen Garten, marschirte dann bis hin ter Schöneberg, wo abgesessen und das Sattelzeug wie der Anzug in Ord nung gebracht wurde, und rückte hierauf unter Anführung des General major von Wrangel ein. Die Fourage wurde aus dem Königlichen Ma= gazin empfangen , die Leute erhielten 4 Ggr. Courant pro Mann und Tag ausgezahlt.

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Nach einigen Ruhetagen marſchirte das Regiment über Frankfurt nach Zielenzig, Reppen, Sternberg und Lagow in Standquartiere. Inzwischen hatte sich Napoleon am 26. Februar 1815 mit 1200 ſei= ner Getreuen in Elba eingeſchifft und war, trok der Wachsamkeit der Eng lischen und Französischen Fahrzeuge, am 1. März zu Canne gelandet. Von Stadt zn Stadt mehrten sich seine Schaaren , die Bourbons verließen Paris und der Kaiser nahm von dem Throne auf's neue Besit. Von den in Wien zum Congreß versammelten Großmächten wurde der Kampf gegen den Ursurpator abermals beschlossen ; die Völker ström ten wieder zu den Waffen und mit der neuen Aussicht zum Kriege er wachte der alte Haß und die alte Begeisterung. Die Rüstung begann.

Die Errichtung mehrerer neuen Regimenter,

unter denen 8 Kavallerie - Regimenter, wurde unter dem 25. März befoh= len und als eine diesen Zweck einleitende Maßregel, den fünften Escadrons aufgegeben, zu ihren Regimentern heranzuziehen. Auch die Depot- Schwa dron des Schlesischen Kürassier Regiments hatte diesen Befehl erhalten und traf in Zielenzig ein ; das Regiment aber erhielt dadurch die Gelegen= heit, alle zum Dienſt unbrauchbaren Pferde auszurangiren und sich zu er= gänzen. Das Brandenburgische , Ostpreußische und Schlesische Kürassier - Re giment mußten jedes zur Bildung des Kürassier - Regiments № 4 eine Escadron abgeben , welche durch das Loos bestimmt werden sollte. Bei dem Schleſiſchen Küraſſier - Regiment traf dies die zweite Escadron, welche auf das Minimum von 100 Pferden gebracht würde. Da das Regiment nun noch über 400 Pferde stark war, so bildete es sogleich wieder eine vierte Escadron. An Offizieren wurden zur Bildung der neuen Regimenter verseht : 1 ) zum vierten Küraſſier - Regiment, der Major von Schäßell , der Premierlieutenant von Schmieterlöw , die Secondelieutenants Graf Bredow , von Troschke und von Eichstädt ; fer ner von den Aggregirten : der Major von Koschembahr , der Premierlieu tenant von Johnston, der Secondelieutenant von Helmrich I .; 2) zum eilsten Husaren - Regiment, der Secondelieutenant von Dierice. Zugleich wurde der Rittmeister von Linstow zu dem Brandenburgi= schen Ulanen - Regiment versetzt. Unter dem 25. März wurde ferner befohlen : daß kein Staabsoffizier der Armee zugleich Kompagnie- Chef sein und die Charge des Staabs rittmeisters eingehen solle, dergestalt , daß für die, bei einem Regiment be findlichen Escadrons auch eben so viele wirkliche Rittmeister stattfinden

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sollten, von denen die älteren beiden als Rittmeister erster Klasse ein Ge halt von 1300, die jüngeren als Rittmeister zweiter Klaſſe ein Gehalt von 720 Rthlr. jährlich beziehen. Unter dem 29. März wurde der Staabsrittmeister von Maſſow zum wirklichen Rittmeister und Chef der neugebildeten vierten Escadron , der Secondelieutenant von Heidebrandt zum Premierlieutenant , der Portepee fähnrich von Gillern zum Secondelieutenant befördert und der Major von Krosigk von der Garde du Corps, der Secondlieutenant von Treskow vom Ostpreußischen Kürassier - Regiment und der Secondelieutenant von Splitt gerber vom leichten Garde - Kavallerie - Regiment zum Schlesischen Küras sier-Regimente verseßt. Unter dem 28. März wurde durch Parolebefehl bekannt gemacht, daß alle beurlaubten Offiziere ſich zum Regimente begeben ſollten und die Preu ßische Armee in sechs Armeekorps getheilt. Die vier Küraſſier - Regimen ter gehörten zu der Reserve - Kavallerie des sechsten Armeekorps ; jedoch er hielt das Schlesische Küraſſier - Regiment den Befehl , zu dem Korps des Generallieutenant von Thümen zu stoßen, welches von der Provinz Posen Besitz nehmen sollte. Das Regiment brach am 10. April von Zielenzig nach Frankfurt a/D. auf, bekam aber hier schon am 18. die Ordre, den 22. den Marsch in die Kantonnirungen bei Mühlberg und Großenhayn zu seiner weiteren Bestimmung anzutreten .

Es marschirte demgemäß am

22. nach Grunau und Gegend, am 23. nach Lieberoſe, am 24. nach Lüb ben, wo es am 25. Ruhtag hatte. Hier wurde es bis zur Ernennung des kommandirenden Generals des sechsten Armeekorps unter den Befehl des Generallieutenant von Gaudy , kommandirenden Generals in Sachsen gestellt, und marschirte am 26. April nach Sonnenwalde, Elsterwerda , am 28. in die Gegend von Großenhayn ;

am 27. nach

am 29. lag die

erste Escadron und der Staab in Meiſſen, die zweite Escadron in Breſch wig und Umgegend von Meissen, die dritte in Roßwein und die vierte in Nossen. Am 30. sette man den Marsch bis Wörlig fort , kam am 1. Mai nach Dessau, am 2. nach Köthen und hatte daselbst am 3. Ruhetag. Am 4. ging das Regiment nach Wettin , am 5. nach Eisleben , am 6. nach Sangerhausen, am 7. nach Roßla, hatte hier am 8. Ruhe und marſchirte am 9. nach Nordhausen , am 10. nach Worbis , am 11. nach Duderstadt und Heiligenstadt. Die Zuſammenſehung des Offizierkorps in dieser Zeit, zeigt die nach folgende Rangliste.

Rangliste

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die Aufstellung rechts von Joinvilliers, gegen eine wohl ſiebenmal ſtärkere, in mehrere Treffen formirte Kavalleriemasse , in Escadrons. Zwei Esca drons des achten Landwehr - Kavallerie - Regiments standen neben ihm. Es entwickelten sich bald einzelne Attaquen. Zuerst griff die vierte Esca= dron an, drückte ihre Gegner zurück, wurde aber durch das zweite Treffen derselben genöthigt, in ihre erste Aufstellung zurückzugehen. Hierauf atta quirte die zweite und dritte Escadron ein Französisches Regiment ; aber auf kurzer Distanz von einander , machten plößlich beide Theile, ohne Be fehl, Halt. Der Rittmeister von Kurßel, Chef der ersten Schwadron, sandte sogleich den Lieutenant Grafen Lüttichau mit dem vierten Zuge in den Rücken des Feindes , worauf dieser zurückging.

Die zweite und dritte

Escadron verfolgten ihn, bis das nachrückende zweite feindliche Treffen ſie ebenfalls in ihre erste Aufstellung zurückwies. In dieser Zeit hatte das , der ersten Escadron gegenüber haltende feindliche Regiment sich den angreifenden beiden Escadrons des achten Landwehr- Kavallerie - Regiments entgegen geworfen.

Der Rittmeister von

Kurßel ging daher mit seinen noch übrigen drei Zügen, zur Unterſtüßung der Landwehr , dem Feinde in den Rücken , wurde aber von dem zweiten feindlichen Treffen zurückgedrängt , zweimal verwundet und endlich gefan= gen. *) Indeſſen hatte dieser Angriff wenigstens die Landwehr von der weiteren Verfolgung des Feindes geſchüßt. Da die ganze feindliche Kavallerie auf's neue angriff, so zog sich das Schlesische Küraſſier -Regiment in eine vortheilhafte Poſition hinter einen kleinen Busch, rechts von Joinvilliers, der von einer Kompagnie der Schle fischen Schüßen besetzt war , zurück. Das Feuer dieser Kompagnie hielt den nachdringenden Feind auf, tödtete aber auch einen Kürassier. Das Regiment machte hier Front und sich zog dann hinter eine Waſſermühle ohnweit Joinvilliers. Bald darauf bekam es den Befehl, die, durch große Kavalleriemassen bedrohte rechte Flanke des , sich bereits zurückziehenden Armeekorps zu decken und den Feind zu beobachten. Demgemäß rückte das Regiment wieder vor. Der Mühlgraben , welcher an hundert Schritt breit ausgetreten war, trennte dasselbe von dem Armeekorps, dessen Flanke der Feind mit einer, jeden Augenblick mehr verstärkten Reiterei zu umge hen suchte, um daſſelbe bei dem Defilee von Etoges, in der Gegend von Champeaubert, anzugreifen. Plotho giebt die Zahl der Pferde, welche der Feind hier versammelt hatte auf 6000 an ; andere bezeichnen sie durch

*) Das Tagebuch eines Unteroffiziers der ersten Escadron bedient sich bei dieſer Gelegenheit des Ausdrucks : ,, unser guter Rittmeister Kurßel," die unzweideutigste Anerkennung wahren Verdienstes !

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14 Regimenter.

Nach einer mündlichen Versicherung des Generals von

Kleist aber hatte das Schlesische Kürassier - Regiment allein gegen 4000 Pferde gegen sich. Unter diesen ungünstigen Verhältnissen ging das Regiment fechtend zurück. Die Flankeurs deſſelben wurden noch per Escadron um einen Zug verstärkt ; dennoch schossen die feindlichen Flankeurs bis in das Regi ment, ohne daß jedoch ein Mann oder ein Pferd blessirt wurde. Lage des Regiments wurde immer mißlicher.

Die

Der Major von Grollmann,

vom Generalstabe, welcher gegen 4 Uhr hier ankam , überzeugte sich auch davon und durch seine Vermittelung wurde noch das vierte Huſaren-Re giment zur Unterstützung herangezogen . Unter fortdauernden Gefechten mit einer fast unübersehbaren Kavalleriemasse erreichten beide Regimenter ge= gen Abend das Defilee bei Etoges . Sie stellten sich 800 bis 1000 Schritte rechts von demselben , an der Chaussee nach Champeaubert, auf, um das Defiliren des zurückgehenden Armeekorps zu decken. Ihr rechter Flügel war an den , um dieses Dorf, beinahe bis Etoges sich herumziehenden Busch, der linke an jenen übergetretenen , fumpfigen Mühlgraben gelehnt. Schon fing es an dunkel zu werden, als die feindliche Kavallerie sich zu erst mit großer Ueberlegenheit auf das Husaren - Regiment warf und es zurückdrängte;

dann aber in einer unübersehbaren , tiefen Stellung das

Schlesische Kürassier - Regiment in der Front und der linken Flanke angriff und es nöthigte, sich bis an die Chaussee zurückzuziehen . Obwohl der Feind bei dem Verfolgen einzeln bis in das Regiment hineinjagte und viele Leute auf diese Art heruntergehauen und gestochen wurden , so stellte sich dasselbe bei einem kurzen Halt des Feindes augenblicklich wieder, etwa auf 200 Schritte vor dem Defilee auf. Bei dem allgemeinen Rückzuge fielen mehrere Russische Kanonen bei dem Defilee in feindliche Hände. Die Gefreiten Gotschmanski (jest Kut scher bei dem Geheimen Kommerzienrath Delsner in Breslau) und Da= vid , die Kürassiere Blasius und Wittkowski erboten sich , unter Anfüh rung des Quartiermeisters Heine, diese Geschüße dem Feinde wieder ent reissen zu wollen. Nachdem sie dazu die Erlaubniß erhalten , drangen dieſe braven Reiter wiederholt vor, schlugen glücklich die mit der Fortſchaf fung beschäftigten feindlichen Dragoner zurück, spannten ihre eigenen Pferde vor und waren im Begriff, mit den Geſchüßen zurück zu gehen, als ihnen die Preußische Infanterie zu Hülfe kam. Dieser übergaben sie nun die Geschüße und stießen wieder zum Regiment. Der Kürassier Krause (jezt Lohnkutscher in Breslau), rettete bei die ser Gelegenheit zwei Ruſſiſche Fahnen , von denen er eine einem Franző sischen Chasseur abschlug , die zweite einem schwerverwundeten Russischen

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Der Staabsrittmeister von Bohlschwing war noch als bleſſirt auf un bestimmte Zeit beurlaubt ; der Secondelieutenant von Splittgerber in Bres lau zur Formation der Reserve - Escadron. In den Kantonnirungen bei Heiligenſtadt blieb das Regiment ſtehen, um seine fernere Bestimmung abzuwarten und erfuhr hier die Ernennung des Generals der Infanterie, Grafen Lauentzien von Wittenberg zum kommandirenden General des sechsten Armeekorps.

Der Generallieutenant

von Oppen wurde zugleich zum Kommandeur der Reserve - Kavallerie des Armeekorps ,

der Oberst Graf Haacke zum Kommandeur der Küraſſier

Brigade, der Oberst von Briesen, Kommandeur des Schlesischen Küraſſier Regiments, zum Kommandeur der ersten Ulanen - Brigade und der Major von Krosigk, ad interim zum Kommandeur des Regiments ernannt. Der bisherige Regiments - Adjutant , Secondelieutenant Graf Hoym ging, zur Dienstleistung als Adjutant des Obersten von Briesen kommandirt, mit ſeinem Kommandeur ab ; doch blieben beide in ihrem bisherigen Verhält niſſe zum Regiment. ments -Adjutant.

Der Secondelieutenant von Lojewski wurde Regi

Der Generalmajor von Wrangel nahm durch nachstehendes Schreiben von der Küraſſier - Brigade Abschied. ,,Tief durchdrungen von dem gerechtesten Schmerz kann ich nur den Regimentern , der mir so lange anvertrauten Küraſſier - Brigade den Be= fehl des Königs bekannt machen , der mich von meinen braven Waffen brüdern während der bevorstehenden Kampagne trennen soll." " Seine Majestät haben allergnädigst geruht, mich zum Chef der vier undzwanzigsten Truppen - Brigade zu ernennen und mir zugleich befohlen, die Hochlöblichen Regimenter an Seine Excellenz den Herrn Generallieu tenant von Oppen zu verweisen. Indem ich diesen Allerhöchsten Auftrag hiermit erfülle, sage ich den Herrn Regiments - Kommandeurs und sämmt lichen Herren Offiziers den aufrichtigſten Dank für das mir so lange ge= schenkte Zutrauen, und es sollte mich sehr freuen , wenn Sie sich dagegen überzeugt halten, daß ich solches treulich erwiedert habe und mein Bestres ben nur dahin gegangen ist, es auch gänzlich zu verdienen, und das Wohl des Ganzen, wie des Einzelnen nach meinen Kräften zu befördern." ,,Indessen nehme ich noch keinen Abschied von Ihnen meine Herren, und von Euch allen braven Kürassiers, ich hoffe Euch auf dem Felde der Ehre wieder zu finden und wieder zu sehen, welches Ihr erst kürzlich mit ſo viel Ruhm bedeckt , verlassen habt, ――― um Euren Heldenmuth auf's neue zu bewundern .“ Berlin den 10. Mai 1815," " gez. von Wrangel. "

490

Dagegen zeigte der Oberst Graf Haacke seine Ernennung in folgen dem Schreiben dem Regimente an: " Euer Hochwohlgeboren gebe ich mir die Ehre , hierdurch anzuzeigen, daß Seine Majestät der König mir das Kommando der vier Küraſfier= Regimenter zu ertheilen Allergnädigst geruht habe." "/ Ich finde mich so beehrt als beglückt , diese ausgezeichneten braven Regimenter , mit denen ich schon den vorigen Feldzug zu machen das Glück hatte, bei dem bevorstehenden Kriege auf der Bahn der Ehre füh ren zu dürfen. Indem ich Dieselben ersuche , Dero unterhabendes Regi ment von meiner Anstellung gefälligst in Kenntniß zu sehen, bitte ich zu= gleich angelegentlichst, dem geachteten Offizierkorps, so wie sämmtlichen Un teroffizieren und Küraſſieren u . meine achtungsvollste Anhänglichkeit be zeugen und die Versicherung meiner innigsten Freude geben zu wollen, mich an ihre Spiße gesezt zu sehen.“ "I Es wird mir zum besonderen Vergnügen gereichen , wenn ich Gele genheit finde, etwas für das Beste des Regiments thun zu können und bitte Euer Hochwohlgeboren, sich von meiner ganz besonderen Hochachtung überzeugt zu halten." ,,Berlin den 11. Mai 1815 ,"

„ gez. Graf Haaɗe.“ Dieser Brief war an die Person des Obersten von Briesen gerichtet, welcher denselben dem Regimente zufertigte. Das Hauptquartier des Generallieutenant von Oppen war in Pa derborn. Im Mai wurde der aggregirte Staabsrittmeister von Bohlschwing zum wirklichen Rittmeister avancirt. Inzwischen trafen in den Französischen Grenzen die feindlichen Heere aufeinander. Am 16. Juni bei Ligny durch Uebermacht zum Rückzuge ge= zwungen , entschieden am 18. bei Belle - Ulliance die Preußen den Kampf der Franzosen und Engländer. Ein Flüchtling ohne Heer , kam am 21 . Juni Napoleon in Paris an und reiste am 29. , nach mancherlei Ver suchen, seine bereits erfolgte Abdankung rückgängig zu machen , nach Rochefort, um sich nach Amerika einzuſchiffen. Durch unentschlossenes Ző gern versäumte er den Moment der Rettung und begab sich nun in den Schuß des Prinz - Regenten von England. Der Generallieutenant von Oppen machte den Regimentern der Re serve -Kavallerie des sechsten Armeekorps den Sieg der Verbündeten schon am 22. Juni durch Parolebefehl bekannt und ertheilte zugleich die Marſch= ordre, nach welcher das Schlesische Küraſſier-Regiment vom 1. bis 10. Juli

491

über Wigenhausen, Kaſſel, Frißlar, Frankenau, Hallenberg, Schmalenberg, Altendorn und Neustadt in der Grafschaft Mark nach Köln marſchirte und hier am 28. Juli den Rhein paſſirte.

Am 30. marſchirte es in die

Gegend von Cornelius - Münster und am 31. nach Limburg , wo die Re serve -Kavallerie von dem kommandirenden General, Grafen Tauentzien von Wittenberg besichtigt wurde. Am 1. August bezog das Schlesische Kürassier - Regiment Kantonni rungen in und um Chenće bei Lüttich , marſchirte am 8. Auguſt nach Huy, am 9. nach Namur, am 10. nach Charleroi und hatte hier am 11. Ruhetag. Im Juli wurde der Secondelieutenant von Rochow zu dem siebenten Kurmärkischen Landwehr- Regimente verseßt ; der Regierungsrath von Pan newitz als Secondelieutenant mit Portepeefähnrichs - Gehalt dem Schlesi: schen Kürassier- Regimente aggregirt und die Staabsrittmeister Graf Lo gau und Graf Haugwiß zu überkompletten wirklichen Rittmeistern ernannt ; im August aber der Secondelieutenant von Pannewitz II. auf Befehl des kommandirenden Generals dem Regimente aggregirt. Indeſſen waren die Verbündeten am 7. Juli zum zweitenmale als Sieger in Paris eingezogen , hatten die Bourbonen wieder auf den Fran zösischen Königsthron gesezt und den ehemaligen Kaiſer als Verbannten nach der Insel St. Helena bringen lassen ; aber ihre Heere drangen wei ter vor, um den Geist der Unruhe zu dämpfen, der in Frankreich herrschte. Auch die Reserve-Kavallerie des sechsten Armeekorps trat am 11. Au gust den Marsch nach Paris an.

Das Schlesische Küraſſier - Regiment be

fand sich am 20. in Compiegne , am 23. in Gosly. Am 24. hatte das sechste Armeekorps , welches zur Besetzung der Bretagne nach dem Depar= tement Calvados bestimmt war , große Parade vor dem Könige und dem . Kaiser von Rußland . Der Vorbeimarsch fand auf der Chauſſee von St. Denis nach dem Bois de Boulogne statt. Nach der Parade erhielt das Schlesische Kürassier - Regiment in Chovenay , Davron und Feucherel les Quartiere, und marschirte am 25. nach Pont certain , wo es am 26. Ruhetag hatte. Hier erhielt das Regiment den , unter dem 26. Auguſt ausgestellten Befehl des Generalmajors von Pirch II., daß es bestimmt sei, der Fahnen weihe in Paris beizuwohnen, um für ſeine alte, allerdings nur aus Trüm mern bestehende Standarte eine neue zu erhalten, und gleich allen andern, zu dieser Feierlichkeit herangezogenen Truppen einstweilen unter deſſen Kommando trete. Unter dem 31. Auguft ging der fernere Befehl ein, daß die Fahnenweihe am 3. September stattfinden werde und das Regiment in Saclay, Igny, Bievres und Vauxhallan am 2. Quartier nehmen, den 4. aber in seine jezigen Quartiere zurückkehren solle.

492

Die allgemeine Bestimmung des Generalmajors von Pirch II. , die Fahnenweihe betreffend, war wie folgt : 1) Es versammelt sich den Tag vor der Parade , von den Regimen tern, welche neue Fahnen erhalten sollen, von jedem Regimente der Kom mandeur, die Staabsoffiziere und per Bataillon oder Kavallerie-Regiment ein Kapitain oder Rittmeister , ein Subalternoffizier , ein Feldwebel oder Wachtmeiſter, ein Unteroffizier und drei der ältesten Soldaten, um in dem Quartier Se. Majestät des Königs nach altem Gebrauche dem Einschla gen der Nägel in die neuen Fahnen beizuwohnen. 2) Um Tage der Parade selbst werden 13 Unteroffiziere, welche durch das eiserne Kreuz ausgezeichnet sind ,

von den beiden Regimentern Fuß

garde befehligt , um die Fahnen zu tragen, so wie von dem Regiment Garde du Corps ( oder von der Garde- Kavallerie) ähnlich drei Unteroffi= ziere, um die Estandarten zu tragen. 3) Das erste Bataillon des ersten Regiments Garde zu Fuß wird kommandirt, die Fahnen und Estandarten aus dem Quartier Se. Majestät des Königs abzuholen und es werden die Fahnen und Estandarten in zwei Gliedern von einem Kapitain und zwei Offizieren begleitet , die in der Mitte des Bataillons marschiren.. 4) Bei der Ankunft des Garde - Bataillons auf dem Marsfelde , ste= hen die fünf Infanterie - Regimenter in Kolonnen geſchloſſen , ſo daß ſie drei Seiten eines Vierecks ausmachen ; die drei Kavallerie - Regimenter hin gegen machen eine Kolonne von einer Escadronsbreite und füllen die vierte Seite aus. Im inneren Kreise steht nach der Nummer der Regimenter von jedem Regiment ein Detaſchement , welches , so wie ad 1 , formirt iſt. 5 ) Das Bataillon Garde marſchirt sodann auf und zwar mit der Fronte gegen das Viereck; die Fahnen stellen sich drei Schritt vorwärts des ersten Gliedes ; alsdann wird sowohl von dem Bataillon Garde , als von allen Truppen das Gewähr präsentirt , wobei die Tabours ſchlagen und die Musik spielt. 6) Es machen hierauf die Fahnenträger bei dem zweiten Griffe rechts um und marschiren in den Kreis , woselbst sie sich in zwei Gliedern dem Prediger gegenüber aufstellen . 7) Es wird sodann das Gewehr auf Schulter kommandirt und Ge wehr ab. 8) Hierauf schlagen die Tambours zum Gottesdienst und der Gottes dienst wird gehalten. 9) Bei der Einsegnung der Fahnen oder bei dem Gebete wird von den Fahnenträgern mit den Fahnen ſalutirt und ſie behalten ſelbige zur Erde gesenkt, so lange das Gebet dauern wird.

493

10) Nachdem dasselbe vollendet , tritt der Kommandeur jedes Regi ments vor und übernimmt die Fahnen seines Regiments , welche er hier: auf dem Detaschement im Kreise übergiebt. 11 ) Es wird von allen Truppen das Gewehr präsentirt, dabei Marſch geschlagen und von der Musik gespielt. Bei dem zweiten Griffe bringen die Herren Regiments - Kommandeurs die Fahnen, die von dem erwähnten Detaſchement begleitet werden , zu ihren Regimentern, woselbst sie sogleich bei ihren Bataillonen eintreten. 12) Nachdem das Gewehr auf Schulter kommandirt ist, wird von den Tambours nach geendigtem Gottesdienste abgeſchlagen. 13) Es wird das Viereck aufgelöst und die Truppen werden in Linie aufgestellt, und zwar zuerst das erste Bataillon der Fußgarde, sodann die Infanterie und dann die Kavallerie. 14) Es wird nach dem Befehle Sr. Majeſtät des Königs en parade vorbeimarschirt werden. gez . von Pirch II. Diesem Befehle gemäß , verfügten sich von dem Schleſiſchen Küraf fier-Regimente am 2. September des Morgens um 10 Uhr nach Paris : der inter. Regiments - Kommandeur Major von Krosigk, " Major von Kurßel, "I Rittmeister Klöber von Hölchborn, "' Lieutenant von Heidebrandt, " Wachtmeister Müller, ,, Quartiermeister Melas und drei Gemeine, sämmtlich mit dem eisernen Kreuz dekorirt, ohne Küraß. Um 1 Uhr Mittags begaben sie sich in das Quartier des Königs, bei dem sie zur Tafel befohlen waren und wohnten dann dem Anschlagen der Fahnen bei. Um 3. September , des Morgens um 9 Uhr , ritt der Lieutenant von Mutius mit einem Unteroffizier von der zweiten Escadron nach dem Quar tier des Königs, um die alte Standarte des Regiments -in Begleitung des ersten Bataillons Garde und der alten Fahnen und Standarten der anderen Regimenter, welche neue erhalten sollten, - nach dem Marsfelde zu tragen, wo die Feierlichkeit nach der oben mitgetheilten Bestimmung statt fand. Nach Beendigung derselben wurde die alte Standartenspite von dem Obersten von Plotho abgeholt, um sie zur Erinnerung aufzu bewahren. Am 8. September brach die Reserve - Kavallerie des sechsten Armee korps nach der Bretagne auf. Das Schlesische Kürassier - Regiment folgte der nachstehenden Marschroute:

496

Die wahrhafte Freude, welche das Regiment durch diese Anerken= nung seines Königs und Herrn erfuhr , wurde noch durch ein huldvolles Schreiben des Durchlauchtigen Chefs gesteigert,

deſſen Inhalt mit der

Allerhöchsten Kabinets - Ordre zugleich der Regiments - Kommandeur bei der Parole den Escadrons bekannt machte. Am 19. Dezember marschirte das Regiment nach Altenhofen, am 21 . nach Bergheim und am 22. nach Köln, wo es an diesem Tage noch den Rhein passirte; vom 23. ab ging es über Opalden , Elberfeld , Schwelm und Unna nach Hamm und traf hier am 31. Dezember ein. Im Monat Dezember wurden die Secondelieutenants von Gillern und von Pannewitz I. im Regiment einrangirt.

Dritter

Abschnitt.

Von der Ernennung Seiner Königlichen Hoheit des Prinzen Frie drich von Preußen zum Chef des Regiments , bis auf die neueste Beit. Von 1816 bis 1842.

1816. Am 1. Januar 1816 ſette das Schlesische Küraſfier-Regi ment seinen Rückmarsch in das Vaterland fort, und ging über Hamm und Wesel, Soest , Paderborn , Lemgo , Hameln , Hildesheim , Braunschweig, Halberstadt, Egeln , Magdeburg , Burg , Genthin und Brandenburg nach Potsdam , wo es den 2. Februar anlangte und den 3. Ruhetag hatte. Das Offizierkorps des Regiments Garde du Corps gab dem Offizierkorps des Schlesischen Küraſſier - Regiments einen glänzenden Ball, auf dem es nicht an Erinnerungen fehlte , da beide Regimenter seit dem Jahre 1741 oft neben einander dem Feinde gegenüber gestanden hatten. Am 4. Februar marschirte das Schlesische Kürassier - Regiment nach Berlin und wurde Mittags um 12 Uhr auf dem Ererzierplaße im Thier garten , zum Erstenmale von seinem Durchlauchtigen Chef in der Uniform des Regiments geführt, von dem Könige besichtigt, wobei es ſowohl durch Haltung als Propretät die Allerhöchste Zufriedenheit erwarb. Das Offi zierkorps wurde bei dem Durchlauchtigsten Chef zur Tafel gezogen ; die Secondelieutenants von Pannewiß I. und II. erhielten den nachgesuchten Abschied und kehrten in ihre Civilverhältnisse zurück.

497

Nach einem Ruhetage in Berlin, marschirte das Regiment vom 6. Fe bruar ab über Dahlwit , Fürstenwalde, Frankfurt, Ziebingen und Kroſſen nach Grünberg, wo es den 12. von den Behörden der Stadt auf das Feierlichste empfangen wurde. Am 13. war Ruhetag und die Stadt lud das Offizierkorps zu einem Balle , an dem der Adel der Umgegend eben falls Theil nahm . Um 14. Februar sette das Regiment den Marsch über Deutsch-Wartenberg , Neusalz , Neustädtel, Polkwiß, Lüben, Liegniß, Wahl statt, Peicherwih und Kanth nach Breslau fort, wo es am 25. ankam und folgender Maßen in den Vorstädten einquartirt wurde : Der Staab auf dem Schweidnitzer Anger ; die erste Escadron in Neudorf und Gabih ; die zweite Escadron in der Ohlauer Vorstadt, Wein gasse, Lange , Hinter- und Margarethengaſſe ; die dritte Escadron in der Nikolai-Vorstadt , Siebenhuben, Schweidnißer Anger und Gräbſchnergaſſe; die vierte auf dem kleinen und neuen Anger , in Lehmgruben, Huben und Herdain. Die Reserve - Escadron wurde dem Regiment einverleibt, und die Zeit bis zum 15. März benut, um die schadhaften Bekleidungsgegenstände der Mannschaften und Pferde zu retabliren , so wie den lehteren die nöthige Erholung zu verschaffen. Als kommandirenden General fand man in Breslau den General von Hünerbein , als Divisions - Kommandeur den hochverehrten General von Röder , als Kommandeur der Kavallerie - Brigade den General La Roche von Starkenfels, - lauter Führer, welche das Regiment vor dem Feinde kennen gelernt hatte. Der Regiments - Kommandeur , Oberst von Briesen , übernahm bald nach dem Einrücken wieder das Kommando des Regiments . Die Uebersicht des Offizierkorps in der Zeit des Wiedereinrückens in Breslau gewährt die nachstehende Rangliste:

Rangliste 32

Charge.

BOOIERLERERRER

Vorund Zuname n.

Dienst: zeit.

Datum des Patents.

Früheres Verhältniß.

1814 9 ..... 1. Jan. Wagenfeld 1 1 1815 6. Garde 31. Oktbr du Corps 1814 1 31. Juli Wagenfeld ..... 10 1814 9. Jan. " 6 1815 29. März Rouquet te 11 1815 Juni 7. Irwing 1815 7 8. Juni Hohenlo he. 11 Osten 1813 27. Juni ... 1 1815 29. März Holzend orf. 11 1807 17. März Wagenfe ld ... 1808 8 Ostpr 26. Jan. K.-. Reg. 11 1811 13. April 1812 3. 12. Oftbr 1813 6. 13. Febr 2-. 1813 23. Febr leichteGrde Kav 1813 1 Mai 19. 1813 1 20. Mai 5 1813 28. Juni 5 1813 27. August 1814 9.- Grde.-R. Jan. 1. zu F. 1814 7.leichte Mai Grde Kav-. 1814 13. April 1814 2 Garde 14. April Corps du

.....

Orden.

Eisern. Kreuz.

P. I. m. 1.KI 2.KI.

Alter.

... .... 11 13 12 11 12

4 5

Mon. 3 3 33 —

Bemer tung.

St. J.Ord.

1 Rechn Führ. 1

Reg-. Udjut

1 1 1 1 1

Fremde.

Vaterland.

34 .... 49 Schlesien 3 10 34Saalkreis .... 21 6 .... Schlesien 22 5. Westpreußen 17 11 Pommern 15 1 Schlesien 15 7 "I 11

"

"I 5 " 4 Braunschweig 5 4 3 Schlesien .... 4 8 19 Schlesien 6 19 11

7 6 2

Jahr.

Rangliste

.....

*10266

10 uten. Secondelie 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23

Jahr.

von dem Offizierkorp s-. des Königl Preuß Schlesischen Küraffier Regiments pro februar 1816 .

No.

Chef: Seine Königlic he Hoheit Prinz Friedric h von Preußen . 1 Oberst u. Kmdr Karl von Briesen .... 2 Oberstlieutenant Ernst von. Krosigk 3 Major Heinrich von Kurßel ..... 35 Rittm 4eister Rich Klöber von Hölchborn 82. 5 Erdmann von Massow ... 32 " 6 Friedrich Logau Graf .... 29 7 Johann Graf Haugwit .. 29 8. Premierlieuten Eduard von Lüttwig ..... 29 11 Heinrich von Heidebrandt 10 25 Ferdinand von Nieckisch 1. 26 Wilhelm von ... 27 Treskow August Graf Lüttichau ... 23 Heinrich von Elster 22 August von Lojewski 21 Ernst von Splitgerber ... 25 10 Mart. "/ von Sydow "/ Ferdinand Louis von. Mutius " Joachim von Helmrich ... 22 8 Heinrich von Packisch .... 21 2 "1 Wilhelm von Taubadel 19 .. 9 "! Ernst von Nieckisch II 23 .... "1 Wilhelm von Wrochem 23 .. " Graf Felir ... 26 "1 Königsdorf 498

2222222

1334 GDGDGDGD 3

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S8chlesien 1

digando BĒNIMER

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Jahr.

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Patents des .Datum

1814 6. den Januar 9. 27. April

Vacant -Quartiermeiſters Regiments vorhandenen noch des Stelle ,in -Detaſchement Jäger vom .Offiziere .Krause Theoph 1813 Mai 31. den Friedrich S33 3 chlesien 7 9 ...... 13. 814 , April 16 Wrochem von 1 Wilhelm 22 " Offiziere . Aggregirte S6chlesien 10 31 den 1813 Auguſt .4 5 27. Koschembahr Leopold von Januar 1814 10 17 Reich 8. With .31 B Linstow von aron ――― August 7. 26 P5... Bohlschwing Otto von reußen 14 813" 39 " S7chlesien 114 6 814 Friedrich Januar Graf 27 8. Logau " Eduard Lüttwiß von . 28 5 12 1813 5 Juni 27. 1 " " Alexander Johnston 112 8 814 23 .von Januar 9. "P8reuße 1 . Diericke von 24. Adolph April 8 6 1807" n . 18. S7chlesien 10 Dezbr I. Helmrich von Gustav 24 1807 7 . 7. März .. II Nieckiſch von Ernst 2 1814" 6 I " " 14. April Graf Ludw Felix Königsdorf .2 4 1814 8 5 1 1 " Portepeefähnriche . ler Gil on v.Brie ar drn efähnr S–. chlesien 1 22ich-6 epe PF2{ort ...... . Kerckow von 16 9 11 " Unterſtaab . Gottlieb P 5ommern 4 31 .Wiemann 46 P6reußen Christian Broscovius 51 22 4 Berlin 11 41 .Thebach Ludw Kal 11 17 .... BAR2222

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Von dieser Zeit ab wurde bei der Preußischen Armee der Montirungs kragen, welcher bisher vorne offen und schräge ausgeschnitten war , rund um den Hals und zugehakt , auch niedriger als bisher nach dem Ruſſi schen Schnitt getragen. Die Treffen an den Unteroffizier - Monturen wur den nun oben herumgesetzt. Unter dem 3. Juni ließ der König folgende Danksagung durch Pa rolbefehl bekannt machen :

,,An Mein Heer."

" ,, Als Ich Euch aufforderte, für das Vaterland zu kämpfen, hatte Ich das Vertrauen, Ihr würdet zu siegen oder zu sterben verstehen . " ,,Krieger ! Ihr habt mein Vertrauen , des Vaterlandes Erwartung, nicht getäuscht ! Fünfzehn Hauptschlachten , beinahe tägliche Gefechte , viele mit Sturm genommene Städte, viele eroberte feste Pläße in Deutschland, Holland , Frankreich bezeichnen Euren Weg von der Oder bis zur Seine, und keine Greuelthat hat ihn befleckt ! Nehmt Meine Zufriedenheit und des Baterlandes Dank ! Ihr habt seine Unabhängigkeit erkämpft, seine Ehre bewährt, seinen Frieden begründet ; Ihr seid des Namens würdig, den Ihr führt! Mit Achtung sieht Europa auf Euch ; mit Ruhm gekrönt kehrt Ihr aus diesem Kriege ; mit Dank und Liebe wird das Vaterland Euch em pfangen. " ,,Paris den 3. Juni 1814."

gez. Friedrich Wilhelm .

Diesen Königlichen Worten, welche den schönsten Ersatz für die erlit tenen Anstrengungen gewährten , blieb nichts hinzuzusehen . Ein erhöhtes Gefühl durchdrang das Heer wie das Volk, und die Schranke, welche frü her diese beiden Theile der Nation von einander getrennt hatte, in der neueren Zeit aber schon ziemlich locker geworden war , fiel gänzlich , als unter dem 3. September das Edikt wegen allgemeiner Verpflichtung zum Waffendienst in Kriegs- und Friedenszeiten erlassen wurde, womit zugleich die gänzliche Aufhebung des ehemaligen Kantonwesens und die Einfüh rung eines, dem Geiste der Zeit angemeſſenen, Ergänzungsſyſtems des ſte= henden Heeres verbunden war. Die freiwilligen Jäger - Detaſchements wurden aufgelöſt und die Jä ger mit ehrender Anerkennung und nach Maßgabe ihrer Kenntniße und Fähigkeiten mit Aussicht auf die thätige Dankbarkeit des Staats , ihren früheren Beschäftigungen zurückgegeben.

Der Secondelieutenant von Pan

newig trat in sein Verhältniß als Offiziant des Königlichen Ober - Berg amtes zurück; der Secondelieutenant von Richthofen wurde mit 96 Rthlr.

483

Pension entlassen , und die Secondelieutenants von Nieckisch II. und von Wrochem in das Regiment einrangirt. Zu dem Herbstmaneuvre, welches für das Kleistsche Armeekorps statt fand, bezog das Schleſiſche Küraſſier - Regiment am 20. September engere Kantonnirungen und wurde am 28. September von dem Brigade - Chef, Generalmajor von Röder , am 1. Oktober von dem Generallieutenant von Zieten und am 9. Oktober von dem kommandirenden General , Grafen Kleist von Nollendorf besichtigt. Am 10. Oktober marschirte das Regiment wieder in die weitläuftige ren Kantonnements im Kanton Ciney. 1815.

In der Nacht des 19. Januars 1815 erhielten die drei

Kürassier-Regimenter die Ordre, unter dem Befehle des Generalmajor von Wrangel auf das rechte Rheinufer in die Gegend von Düsseldorf zu mar schiren. Das Schlesische Kürassier - Regiment koncentrirte sich demgemäß am 22. Januar bei Ciney , ging den 23. bis Huy und Gegend , den 25. bis Verviers, jenseit Lüttich, und traf Mittags den 26. bei Aachen ein. Von dem Generalmajor von Röder wurde dasselbe mit folgendem ehrenvollen Schreiben entlassen : "/ Brave Küraſſiere , meine treuen Gefährten in einem der blutig sten und glorreichsten Kriege , - lebt wohl! Ihr zieht zurück in's deutsche Vaterland , vielleicht bald in die geliebte Heimath; meine ganze Zuneigung, Freundschaft und die herrlichsten Wünsche für Euer aller Wohl begleiten Euch dahin und werden Euch, so lange ich lebe, folgen. Mich trennt eine andere , mir noch unbekannte Bestimmung ---von Euch , welche sie auch sein mag , so kann sie mir nie wer ther werden , als meine bisherige , das Kommando über Euch ! — Auf den Schlachtfeldern bei Lüßen , Haynau, Liebertwolkwik , Leipzig und Laon , haben Eure Degen dem Namen und dem Muthe der Preußischen Küraſſiere ein unvergängliches Denkmal gestiftet und in allen übrigen Schlachten und Gefechten , die Ihr mitgemacht , habt Ihr Euch durch Ruhe, Ordnung und Standhaftigkeit ausgezeichnet. So lange ich Euch angeführt , habe ich keinem einzigen unglücklichen Gefechte beigewohnt. " ,,Aber nicht allein Eurer Tapferkeit muß ich gerechtes Lob zollen, sondern auch Eurem Gehorsam , Eurer Mannszucht und Eurer gan = zen Führung , sowohl während des Krieges , als in den nachmaligen Kantonnirungen. Dankbar kann ich versichern , Ihr habt mir stets Sollte der Ruf zum Kriege je Freude, nie Verdruß gemacht. wieder ertönen, so würde es für mich keine größere Freude geben, als Euch wieder zu kommandiren und mit Euch von Neuem Gefahren 31 .

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und Beschwerden zu theilen. Nie wünsche ich mir andere Truppen, als Euch ; ---- bessere würde ich vergebens suchen. Sollten wir uns indeſſen nicht wiedersehen , so lebt nochmals wohl ! und er haltet mich in Eurem Andenken." ,,Kant. Qu. Huy den 23. Januar 1815." " gez. Fr. von Röder." „Un

das Schlesische Küraſſier - Regiment. ” Solche Worte geben Zeugniß von einem musterhaften Verhältniß zwi schen Führer und Untergebenen und ehren Beide in gleichem Maße ! In dieser Zeit wurde der Premierlieutenant von Poser mit dem Cha rakter als Rittmeister , der Secondelieutenant Krause von dem Jäger : De taſchement als Premierlieutenant entlassen und der aggregirte Staabsritt meister Graf Logau in das Regiment einrangirt. Von Aachen ging das Regiment über Jülich nach Neuß , um dort theils bei Oberkassel , theils bei Grimlingshausen den Rhein zu paſſiren. Da wegen des bereits eingetretenen Eisganges der Uebergang hier nicht stattfinden konnte, so blieb die erste Escadron den 30, und 31. Januar und 1. Februar in Buderich und Herde ; die zweite in Grimlingshausen und Udesheim ; die dritte in Norff und Rosellen ; die vierte in Holzheim und Gräfrath. Der Staab war in Neuß. Am 2. Februar marſchirte das Regiment über Uerdingen, Moeurs und Rheinberg nach Wesel , ging hier am 5. Februar über den Rhein und sehte dann den Marsch über Soest und Lippstadt nach Hameln fort , wo es am 8. abgeſeſſen und zu Zweien die Weserbrücke passirte. Am 7. Februar erfolgte die Stiftung einer Kriegsdenkmünze von Eisen für alle Offizianten und diejenigen in der Armee Angestellten , welche in ihrem Beruf den Feldzügen gegen Frankreich vorwurfsfrei beigewohnt hat hatten , ohne jedoch mit den Waffen in der Hand gefochten zu haben. Am 13. Februar war das Regiment in und bei Elze und am 14. in und bei Hildesheim , und rückte dann über Braunschweig , Magdeburg, Brandenburg und Potsdam nach Berlin , wo es am 1. März eintraf. Behufs des Einzuges in Berlin, versammelte sich das Regiment um 8 Uhr früh auf dem Rendezvous am Rietschen Garten, marſchirte dann bis hin ter Schöneberg, wo abgeſeſſen und das Sattelzeug wie der Anzug in Ord nung gebracht wurde , und rückte hierauf unter Anführung des General major von Wrangel ein. Die Fourage wurde aus dem Königlichen Ma gazin empfangen , die Leute erhielten 4 Ggr. Courant pro Mann und Tag ausgezahlt.

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Nach einigen Ruhetagen marschirte das Regiment über Frankfurt nach Zielenzig, Reppen, Sternberg und Lagow in Standquartiere. Inzwischen hatte sich Napoleon am 26. Februar 1815 mit 1200 ſei= ner Getreuen in Elba eingeschifft und war, troh der Wachſamkeit der Eng lischen und Franzöſiſchen Fahrzeuge, am 1. März zu Canne gelandet. Von Stadt zn Stadt mehrten sich seine Schaaren , die Bourbons verließen Paris und der Kaiser nahm von dem Throne auf's neue Besit. Von den in Wien zum Congreß versammelten Großmächten wurde der Kampf gegen den Ursurpator abermals beschlossen ;

die Völker ström

ten wieder zu den Waffen und mit der neuen Aussicht zum Kriege er= wachte der alte Haß und die alte Begeisterung. Die Rüstung begann . Die Errichtung mehrerer neuen Regimenter, unter denen 8 Kavallerie - Regimenter, wurde unter dem 25. März befoh len und als eine diesen Zweck einleitende Maßregel, den fünften Escadrons aufgegeben, zu ihren Regimentern heranzuziehen.

Auch die Depot- Schwa=

dron des Schlesischen Kürassier - Regiments hatte diesen Befehl erhalten und traf in Zielenzig ein ; das Regiment aber erhielt dadurch die Gelegen= heit, alle zum Dienſt unbrauchbaren Pferde auszurangiren und sich zu er= gänzen. Das Brandenburgiſche , Ostpreußische und Schlesische Küraſſier- Re giment mußten jedes zur Bildung des Küraffier - Regiments № 4 eine Escadron abgeben , welche durch das Loos bestimmt werden sollte. Bei dem Schlesischen Kürassier - Regiment traf dies die zweite Escadron, welche auf das Minimum von 100 Pferden gebracht würde. Da das Regiment nun noch über 400 Pferde stark war, so bildete es sogleich wieder eine vierte Escadron . An Offizieren wurden zur Bildung der neuen Regimenter verſeßt : 1 ) zum vierten Küraſſier - Regiment, der Major von Schähell , der Premierlieutenant von Schmieterlöw , die Secondelieutenants Graf Bredow , von Troschke und von Eichstädt ; fer ner von den Aggregirten : der Major von Koschembahr , der Premierlieu tenant von Johnston, der Secondelieutenant von Helmrich I.; 2) zum eilsten Huſaren - Regiment, der Secondelieutenant von Diericke. Zugleich wurde der Rittmeister von Linstow zu dem Brandenburgi schen Ulanen -Regiment verseht. Unter dem 25. März wurde ferner befohlen : daß kein Staabsoffizier der Armee zugleich Kompagnie - Chef sein und die Charge des Staabs rittmeisters eingehen solle, dergestalt , daß für die, bei einem Regiment be= findlichen Escadrons auch eben so viele wirkliche Rittmeister stattfinden

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follten, von denen die älteren beiden als Rittmeister erster Klaſſe ein Ge halt von 1300, die jüngeren als Rittmeister zweiter Klaſſe ein Gehalt von 720 Rthlr. jährlich beziehen.

Unter dem 29. März wurde der Staabsrittmeister von Massow zum wirklichen Rittmeister und Chef der neugebildeten vierten Escadron , der Secondelieutenant von Heidebrandt zum Premierlieutenant, der Portepee fähnrich von Gillern zum Secondelieutenant befördert und der Major von Krosigk von der Garde du Corps, der Secondlieutenant von Treskow vom Ostpreußischen Kürassier - Regiment und der Secondelieutenant von Splitt gerber vom leichten Garde - Kavallerie - Regiment zum Schleſiſchen Küraſ sier-Regimente verſeht. Unter dem 28. März wurde durch Parolebefehl bekannt gemacht, daß alle beurlaubten Offiziere sich zum Regimente begeben sollten und die Preu: Regimen Kür Bische Armee in sechs Armeekorps getheilt. Die vier Küraſſierter gehörten zu der Reserve - Kavallerie des sechsten Armeekorps ; jedoch er hielt das Schlesische Küraſſier - Regiment den Befehl , zu dem Korps des Generallieutenant von Thümen zu stoßen, welches von der Provinz Posen Besitz nehmen sollte. Das Regiment brach am 10. April von Zielenzig nach Frankfurt a/D. auf, bekam aber hier schon am 18. die Ordre , den 22. den Marsch in die Kantonnirungen bei Mühlberg und Großenhayn Es marſchirte demgemäß am zu seiner weiteren Bestimmung anzutreten. Lieberose, am 24. nach Lüb nach 23. am 22. nach Grunau und Gegend, ben, wo es am 25. Ruhtag hatte. Hier wurde es bis zur Ernennung des kommandirenden Generals des sechsten Armeekorps unter den Befehl des Generallieutenant von Gaudy , kommandirenden Generals in Sachsen gestellt, und marschirte am 26. April nach Sonnenwalde, am 27. nach Elsterwerda , am 28. in die Gegend von Großenhayn ; am 29. lag die erste Escadron und der Staab in Meissen, die zweite Escadron in Bresch wik und Umgegend von Meiſſen, die dritte in Roßwein und die vierte in Nossen. Um 30. sette man den Marsch bis Wörlig fort ,

kam am 1. Mai

nach Dessau, am 2. nach Köthen und hatte daselbst am 3. Ruhetag. Am 4. ging das Regiment nach Wettin , am 5. nach Eisleben , am 6. nach Sangerhausen, am 7. nach Roßla, hatte hier am 8. Ruhe und marſchirte am 9. nach Nordhausen , am 10. nach Worbis , am 11. nach Duderstadt und Heiligenstadt. Die Zuſammenſehung des Offizierkorps in dieſer Zeit, zeigt die nach folgende Rangliste.

Rangliste

1

" I "

" "

Ohir b tbs CS .-1 S2tallmeister

Gottlieb 47 .Wiemann .... Karl Thebach 43 ....

Otto 40 Bohlschwing von ..

Kerckow 17 von Eduard Karl von Nieckisch 17 ― 9 Rudolph Salisch von 18 .... Dieskau . Wilhelm von 18 Eduard Graf Howerden 18

P1ortepefähnrich

Rittmeister

18 .. Gaffron von Herrmann Gillern von Friedrich 22 8 vacant . . vacant

Mon.

Secondelieuten .24

Aggregirte Offiziere .

19 4

Unterstaab .

11 Pommer n -10 32 B4erlin...

1 8 814 27. April 1815 17. .Febr

des Patents .

Portepeefähnrichs . 8 2 1 1 11 W4estpreußen 1 5 S8chlesien 1 ...

S6 ien .2chles ....

S.9chlesien

11 ßen 27 .Preu

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"

23

2

25 26 27

BT Jahr.

Vor und .Zuname n Jahr.

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10 1815 27. April Zieten

Früheres .Berhältniß P. 1.

Dienst . zeit Vaterland . Cijern . . Kreuz

Orden .

Fremde.

Alter .

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Bem : er fung en .

499

1

12345

32 .

.KI. (

500

Unter dem 5. April wurde der Portepeefähnrich von Kerdow zum Secondelieutenant befördert und unter dem 14. April der Major von Pri= helwit und der Rittmeister von Mirbach', vom sechsten Schlesischen Land wehr- Regiment ;

unter dem 30. April der Rittmeister von Becking vom

neunten Franzöſiſchen Küraſſier - Regiment , dem Schleſiſchen Küraſſier-Re giment aggregirt ; unter dem 3. Mai aber der Oberst und Kommandeur von Briesen zum Inspekteur der Landwehr im Herzogthum Westphalen und der Grafschaft Mark ernannt und der Portepeefähnrich Graf Hower den verabschiedet. Am 12. Juli erhielt das Regiment von dem Fürsten Blücher von Wahlstatt 500 Rthlr. zum Geſchenk. Davon wurden 90 Rthlr. an ſechs Invaliden à 15 Rthlr. vertheilt ; 410 Rthlr. aber in Staatsschuldscheinen in der Regiments - Kasse deponirt.

Die Zinsen davon werden zur Verbef=

serung der Schulanſtalten des Regiments und zur Unterſtüßung armer Soldatenkinder und Waisen, deren Väter bei dem Regiment gestanden ha ben, verwendet. Nach dem Brigade - Befehl vom 19. Juli schied der Rittmeister von Becking aus.

Durch Kabinets - Ordre vom 18. Juli wurden die Seconde

lieutenants Viebig und von Kuffka vom fünften Schlesischen Landwehr Regiment dem Schleſiſchen Küraſſier - Regiment aggregirt ; unter dem 31 . Juli der Lieutenant von Nieckisch I. als Premierlieutenant mit der Armee Uniform verabschiedet und unter dem 25. Auguſt der Oberstlieutenant von Krosigk zum Regiments - Kommandeur ernannt ; unter dem 16. September aber der Major von Kurßel zum etatsmäßigen Staabsoffizier , der Ritt meister Graf Logau zum Escadrons Chef, der Secondelieutenant von Treskow zum Premierlieutenant befördert, die Secondelieutenants von Gaf fron , von Gillern und von Kerckow einrangirt und die Secondelieutenants von Nieckisch II. und Graf Königsdorf mit gesetzlichem Vorbehalt entlaſſen. Unter dem 1. Oktober erhielt der Major von Prizelwit den Abschied mit 400 Rthlr. Pension und der Armee - Uniform. Ein Regiments - Befehl vom 12. Oktober machte den Escadrons be kannt, daß der Durchlauchtige Regiments - Chef dem Regiment einen neuen Standartenstab nebst Bandelier geschenkt und sich dabei in einem Schrei ben an den Regiments - Kommandeur wie folgt , geäußert habe: „ Es thut Mir leid, nicht zugegen sein zu können, um den Stan dartenstab selbst dem Regimente zu übergeben . Ich bitte Sie daher, demselben in Meinem Namen zu versichern , wie sehr es Mich freut, einem so tapfern Regimente ein Andenken hierdurch zu geben und daß ich nichts sehnlicher wünsche, als an der Spise desselben einst

501

Mir Ihrer Aller Liebe und Achtung zu erwerben und mit demselben Gefahr und Leid zu theilen." Um indeſſen den ruhmvollen Untergang des alten Standartenſkabes, als eine Erinnerung der stets bewiesenen Tapferkeit des Regiments aufzu-' bewahren, hatte der hohe Geber den neuen Stab mit nachstehender Inschrift auf silberner Platte versehen lassen : ,,Diese Standarte ist in der denkwürdigen Schlacht von Preußisch Eylau am 8. Februar 1807 und von Laon am 9. März 1814 durch schossen worden und diese neue Stange dem Regiment durch Seine Königliche Hoheit worden. 1816."

den

Prinzen Friedrich

von Preußen

zugestellt

Durch ein allgemeines Fest wurde dieser schöne Lag feierlich began und der Entschluß laut : bei vorkommenden Gelegenheiten an dem neuen Standartenſkabe den Ruhm zu bewähren, welchen das Regiment in so vielen Schlachten und Gefechten an dem alten und an dessen schlichtem Stellvertreter erworben hatte. Unter dem 31. Oktober wurde der Rittmeister von Mirbach als Es cadron - Chef einrangirt und unter dem 5. November erfolgte die König liche Bestimmung : daß die Regimenter den Provinzialnamen nur neben ihrer Nummer führen sollten ; das bisherige Schlesische Küraſſier - Regi= ment 1, erhielt daher von jest ab den Namen : Erstes Kürassier- Regiment ; ( Schlesisches ) . Unter dem 24. November wurde der Rittmeister von Kriegsheim, vom zweiten Posenschen Landwehr -Kavallerie - Regiment dem Ersten Kürassier Regiment aggregirt , und unter dem 25. November wurde bestimmt , daß die Offizier-Ueberröcke bei der Kavallerie an den Aermelaufschlägen eben den Vorstoß erhalten sollten , als die Lithewken der Gemeinen . Zugleich bekamen die Leibröcke einen stehenden Kragen, wie die Kollets .

Derselbe

war dunkelblau gefuttert und hatte nur bei dem erſten Küraſſier-Regiment einen weißen , bei den andern Küraſſier - Regimentern einen dunkelblauen Vorstoß. Am 10. Dezember erfolgte die Stiftung des Militair - Reitinstituts in Berlin für Offiziere, Unteroffiziere und Gemeine der Kavallerie und reiten den Artillerie , zur gleichmäßigen Feststellung der Grundsätze für die Aus bildung im Reitdienst in der Armec. Der Premierlieutenant von Lüttwig ( 1817.) erhielt den Abschied als Rittmeister ; eben so im Februar 1817 der Rittmeister von Kriegsheim als Major. Unter dem 6. März wurde der Secondelieutenant Viebig mit Vorbehalt der Dienstpflicht und 22 jähriger Pension dimittirt , der Secondelieutenant Graf Lüttichau zum Pre

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mierlieutenant , der Portepeefähnrich von Nieckisch zum Secondelieutenant befördert ; unter dem 17. März der Premierlieutenant Schubert aus Säch= sischem Dienst bei dem Regiment aggregirt ; im April der Secondelieute= nant von Splittgerber mit Vorbehalt der Dienstpflicht entlassen, und un ter dem 20. April der Major von Meerheimb , Adjutant Sr. Königlichen Hoheit des Prinzen Friedrich von Preußen, dem Regiment aggregirt. Unter dem 5. Mai erfolgte die Eintheilung der Armee excl. des Gardekorps , in acht Armeekorps. Das erste Küraſſier - Regiment gehörte ferner dem General - Kommando in Schlesien an und bildete im sechsten Armeekorps mit dem vierten Huſaren - Regimente eine Kavallerie - Brigade. Im Mai schied der Rittmeister von Bohlschwing , obwohl er bereits durch Kabinets - Ordre vom 28. November 1815 verabschiedet worden , bei dem Regiment erst aus, und unter dem 16. Mai wurde der Premierlieu tenant Schubert dem ersten Ulanen-Regimente (ersten Westpreußischen) ag= gregirt. Unter dem 14. Juni wurde befohlen , daß die , unten an den Reit hosen der Leute noch befindlichen vier Knöpfe ganz wegfallen sollten , wie dies bei der Garde - Kavallerie bereits der Fall war. Durch Allerhöchste Kabinets - Ordre vom 3. August, erhielt das Regi ment für die bei Hainau geborgenen vier Kanonen , à 50 Dukaten , die Summe von 600 Rthlr. , welche unter dem Namen Kanonengelder ge= führt werden.

Die Zinsen davon werden Ende jeden Jahres an Witt

wen und Waisen von invaliden Kürassieren vertheilt. Am 21. August entstand wegen mißverstandener Begriffe von dem, für die Landwehr zu leistenden Eide ein Tumult in Breslau , wobei am 23. das Rathhaus , das Polizeigebäude und das Regierungsgebäude durch die Ruhestörer angegriffen wurden. Gegen 8 Uhr wurde das erste Küraſ fier -Regiment allarmirt , und rückte ſchon um 8 Uhr , von dem Schüßen Bataillon gefolgt , im Trabe an. Die tumultuarischen Haufen liefen so= gleich auseinander ; jedoch wurde hiebei ein Schneidergeselle wegen thät licher Widerseßlichkeit von einem Kürassier erstochen. Im August erhielt der Secondelieutenant von Wrochem , im Oktober der Rittmeister von Mirbach, dieser als Major, den nachgeſuchten Abschied. Der Secondelieutenant von Kuffka wurde einrangirt und der Premier lieutenant von Wechmar , Adjutant der Liegniter Landwehr Inspektion, dem Regiment aggregirt. Unter dem 26. Dezember wurde der Rittmeister Graf Haugwiß zum Adjutanten der Trierschen Landwehr - Inspektion ernannt, blieb aber dem Regiment aggregirt. In dessen Stelle avancirten der Premierlieutenant von Heidebrandt zum Rittmeister und Escadron Chef, die Secondelieute

503

nants von Elster und von Lojewski zu Premierlieutenants , die Portepee fähnriche von Salisch und von Dieskau zu Secondelieutenants.

Der Se

condelieutenant von Laubadel wurde zum Regiments - Adjutanten und unter ( 1818.) dem 12. Januar 1818 der Wachtmeister Thomas zum Rech nungsführer ernannt. Unter dem 8. März erhielt der Rittmeister Graf Logau mit der Armee Uniform den Abschied ; den 10. März starb der Premierlieutenant von El ster; unter dem 24. März wurde der Premierlieutenant von Wechmar in das achte Dragoner - Regiment (Magdeburgisches) verseht ; unter dem 30. März der Major von Reibnitz, vom General : Kommando in Schlesien, dem ersten Küraſſier - Regiment aggregirt ; unter dem 31. März aber der Rittmeister von Heidebrandt in das Regiment Garde du Corps verſeßt, und unter dem 14. Mai der aggregirte Major Graf Wartensleben, vom neunten Husaren - Regiment, dem ersten Kürassier - Regiment aggregirt. Unter dem 22. Juni avancirte der Secondelieutenant von Sydow zum Premierlieutenant und der Portepeefähnrich von Knobelsdorff ward zum Secondelieutenant befördert ; unter dem 23. Juni wurde der Major von Kurßel als Kommandeur zum ſiebenten Ulanen - Regiment verſeßt und der Rittmeister Stein von Kaminski , vom Garde - Dragoner - Regiment , dem ersten Kürassier - Regiment aggregirt Durch Kabinets - Ordre vom 6. Juli avancirten die Premierlieutenants von Treskow und Graf Lüttichau zu Rittmeistern und Escadron - Chefs , die Secondelieutenants von Mutius und von Helmrich zu . Premierlieutenants , der Portepeefähnrich von Sack zum Secondelieutenant. Unter dem 5. September wurde die Benennung der aus allen Waf= ' fen zusammengesezten Brigaden in den Namen „ Division " verändert ; da gegen behielten die beiden Infanterie- und Kavallerie - Regimenter einer Diviſion die Benennung Infanterie- oder Kavallerie Brigade mit der Nummer der Division bei.

So stand das erste Kürassier - Regiment bei

der eilften Kavallerie - Brigade und bei der eilften Diviſion. Unter dem 7. Oktober wurde der Rittmeister von Lebbin, vom Regi ment Garde du Corps , dem ersten Küraſſier - Regiment aggregirt und un ter dem 15. Dezember der Portepeefähnrich Baron von Stößel und der Portepeefähnrich von Wallenrødt zum Secondelieutenant befördert. 1819. Vom 14. Januar 1819 erhielt der Rittmeister von Lebbin den nachgesuchten Abschied, und am 4. Februar starb plöhlich der General lieutenant von Hünerbein. In seine Stelle als kommandirender General in Schlesien wurde durch Kabinets - Ordre vom 11. Februar der Gene rallieutenant Graf Zieten ernannt, unter dessen Führung das Regiment so manche schöne Waffenthat vollbracht hatte.

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Die allgemeine Bestimmung des Generalmajors von Pirch I., die Fahnenweihe betreffend, war wie folgt : 1 ) Es versammelt sich den Tag vor der Parade , von den Regimen tern, welche neue Fahnen erhalten sollen, von jedem Regimente der Kom mandeur, die Staabsoffiziere und per Bataillon oder Kavallerie-Regiment ein Kapitain oder Rittmeister , ein Subalternoffizier , ein Feldwebel oder Wachtmeister, ein Unteroffizier und drei der ältesten Soldaten, um in dem Quartier Se. Majestät des Königs nach altem Gebrauche dem Einschla gen der Nägel in die neuen Fahnen beizuwohnen. 2 ) Am Tage der Parade selbst werden 13 Unteroffiziere, welche durch das eiserne Kreuz ausgezeichnet sind ,

von den beiden Regimentern Fuß

garde befehligt, um die Fahnen zu tragen, so wie von dem Regiment Garde du Corps ( oder von der Garde = Kavallerie) ähnlich drei Unteroffi ziere, um die Estandarten zu tragen. 3) Das erste Bataillon des ersten Regiments Garde zu Fuß wird kommandirt, die Fahnen und Estandarten aus dem Quartier Se. Majestät des Königs abzuholen und

es werden die Fahnen und Estandarten in

zwei Gliedern von einem Kapitain und zwei Offizieren begleitet , die in der Mitte des Bataillons marschiren. 4) Bei der Ankunft des Garde - Bataillons auf dem Marsfelde , ste= hen die fünf Infanterie - Regimenter in Kolonnen geschlossen , so daß sie drei Seiten eines Vierecks ausmachen ; die drei Kavallerie - Regimenter hin gegen machen eine Kolonne von einer Escadronsbreite und füllen die vierte Seite aus. Im inneren Kreise steht nach der Nummer der Regimenter von jedem Regiment ein Detaschement , welches , so wie ad 1 , formirt ist. 5 ) Das Bataillon Garde marschirt sodann auf und zwar mit der Fronte gegen das Viereck ; die Fahnen stellen sich drei Schritt vorwärts des ersten Gliedes ; alsdann wird sowohl von dem Bataillon Garde, als von allen Truppen das Gewähr präsentirt , wobei die Tabours schlagen und die Musik spielt. 6) Es machen hierauf die Fahnenträger bei dem zweiten Griffe rechts um und marſchiren in den Kreis , woselbst sie sich in zwei Gliedern dem Prediger gegenüber aufſtellen . 7) Es wird sodann das Gewehr auf Schulter kommandirt und Ge wehr ab. 8) Hierauf schlagen die Tambours zum Gottesdienst und der Gottes dienst wird gehalten. 9) Bei der Einsegnung der Fahnen oder bei dem Gebete wird von

den Fahnenträgern mit den Fahnen salutirt und sie behalten selbige zur Erde gesenkt, so lange das Gebet dauern wird.

493

10) Nachdem dasselbe vollendet , tritt der Kommandeur jedes Regi ments vor und übernimmt die Fahnen seines Regiments , welche er hier: auf dem Detaſchement im Kreise übergiebt. 11) Es wird von allen Truppen das Gewehr präsentirt, dabei Marsch geschlagen und von der Musik gespielt. Bei dem zweiten Griffe bringen die Herren Regiments- Kommandeurs die Fahnen, die von dem erwähnten Detaschement begleitet werden , zu ihren Regimentern, woselbst sie sogleich bei ihren Bataillonen eintreten. 12) Nachdem das Gewehr auf Schulter kommandirt ist , wird von den Tambours nach geendigtem Gottesdienste abgeschlagen. 13) Es wird das Viereck aufgelöst und die Truppen werden in Linie aufgestellt, und zwar zuerst das erste Bataillon der Fußgarde , sodann die Infanterie und dann die Kavallerie. 14) Es wird nach dem Befehle Sr. Majestät des Königs en parade vorbeimarschirt werden. gez . von Pirch II. Diesem Befehle gemäß , verfügten sich von dem Schleſiſchen Küraf fier- Regimente am 2. September des Morgens um 10 Uhr nach Paris : der inter. Regiments - Kommandeur Major von Krosigk, " Major von Kurßel, " Rittmeister Klöber von Hölchborn, " Lieutenant von Heidebrandt, "I Wachtmeister Müller, "I Quartiermeister Melas und drei Gemeine, sämmtlich mit dem eisernen Kreuz dekorirt, ohne Küraß. Um 1 Uhr Mittags begaben sie sich in das Quartier des Königs, bei dem sie zur Tafel befohlen waren und wohnten dann dem Anschlagen der Fahnen bei. Am 3. September , des Morgens um 9 Uhr , ritt der Lieutenant von Mutius mit einem Unteroffizier von der zweiten Escadron nach dem Quar tier des Königs, um die alte Standarte des Regiments - in Begleitung des ersten Bataillons Garde und der alten Fahnen und Standarten der anderen Regimenter, welche neue erhalten sollten, nach dem Marsfelde zu tragen , wo die Feierlichkeit nach der oben mitgetheilten Bestimmung statt fand.

Nach Beendigung derselben wurde die alte Standartenſpiße

von dem Obersten von Plotho abgeholt , um sie zur Erinnerung aufzu= bewahren. Am 8. September brach die Reserve - Kavallerie des sechsten Armee korps nach der Bretagne auf. Das Schlesische Küraſſier - Regiment folgte der nachstehenden Marschroute:

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Aussicht gegeben , durch den Erwerb nühlicher Kenntniſſe ſich eine beſſere Zukunft zu sichern , als ihnen die bisherigen Berechtigungen gewährten . Unter dem 23. September erhielt der Major von Reibniß den nach gesuchten Abschied mit der Armee - Uniform ; eben so unter dem 26. De zember der Secondelieutenant von Gaffron, jedoch unter gesehlichem Vorbehalt. 1821.

Durch die Kabinets

Ordre vom 1. Februar 1821 wurde

das bisherige Militair - Reitistitut in Berlin in eine Lehr - Escadron ver wandelt, welche den Reitdienst in besonderer Anwendung auf den Schwa dronsdienst lehrt und zugleich die Gleichförmigkeit der Bekleidung und des Exerzirens in der Kavallerie bezweckt. Unter dem 24. April wurde die Lithewka bei der ganzen Kavallerie abgeschafft, nur die Unteroffiziere der Küraſſier behielten sie noch bei. Die Gemeinen bekamen dafür eine blaue Dienstjacke , bei den Küraſſieren mit Schößen, bei dem ersten Kürassier - Regiment mit weißen Schulterklappen ; die schwarze Kragenpatte und die blauen Aufschläge mit einem weißen Borstoß eingefaßt. Unter dem 30. Juni erhielt der Secondelieutenant von Saliſch den nachgesuchten Abschied , unter dem 26. Auguſt wurde ber Major Heuduck, bisheriger Adjutant der eilften Landwehr - Brigade , dem Regiment aggre= girt ; unter dem 3. Oktober aber der aggregirte Major von Meerheimb als Oberstlieutenant mit der Regiments - Uniform verabschiedet. Durch die Kabinets = Ordre vom 11. Oktober gründete der König einen Offizier = Unterstüßungsfond , welcher für ein Küraſſier - Regiment 400 Rthlr. beträgt und die Bestimmung hat , den Lieutenants und Ritt meistern zweiter Klasse nach langer Krankheit, Verlust an Pferden u . s. w.. nach ihrer Bedürftigkeit eine Unterstühung oder Vorschüſſe zu gewähren. Im Anfange des Dezembers verloren auch die Unteroffiziere die Lithewka und erhielten dafür eine Schoßjacke ; unter dem 22. Dezember wurde der Portepeefähnrich von Wostrowski zum Secondelieutenant befördert. 1822. Unter dem 20. Januar 1822 erhielt der Premierlieutenant von Sydow die Erlaubniß , seine Stelle mit der des Premierlieutenants von Sierakowski, vom fünften Ulanen - Regimente , zu vertauſchen ; unter dem 26. Januar wurde der Secondelieutenant von Humbold - Dachröden, vom achten Husaren - Regiment, und unter dem 4. Februar der Premier lieutenant Hoffmann, bisher bei dem Kriegs -Ministerium zur Dienstleistung kommandirt, zu dem ersten Kürassier - Regimente verseht; unter dem 30. März aber der Oberstlieutenant von Strang II. zum Obersten ernannt und unter dem 23. April der Portepeefähnrich vom siebenzehnten Infan terie = Regiment Prinz Karl zu Salm - Reifferscheid - Krautheim als Se= condelieutenant dem ersten Kürassier - Regiment aggregirt.

507

Unter dem 20. Juni avancirte der Portepeefähnrich von Eiſtækädt zum Secondelieutenant ; unter dem 18. Juli wurde der Premierlieutenant von Helmrich unter dem gesetzlichen Vorbehalt mit der Armee - Uniform verab schiedet und unter dem 16. September der Secondelieutenant von Packisch zum Premierlieutenant , der Portepeefähnrich von Schweinichen zum Se condelieutenant befördert. 1823.

Unter dem 17. Februar erhielt der Secondelieutenant von

Eichstädt die nachgesuchte Entlassung und unterm 15. März der Rechnungs führer , Wachtmeister Thomas , den Charakter als Secondelieutenant ohne Patent ; unter dem 30. März wurde der Regiments - Kommandeur, Oberst lieutenant von Krosigk zum Obersten befördert , der Major von Glaser, bisheriger Adjutant bei dem General - Kommando des sechsten Armeekorps, welcher schon früher bei dem Regimente gestanden hatte, und der Rittmei= ster von Pannewiß , bisher Adjutant der fünfzehnten Landwehr- Brigade, dem Regiment aggregirt. Unter dem 15. April kam der Kadett von Stosch II. als Portepee fähnrich zum Regiment ; unter dem 5. September wurde der aggregirte Major Heuduck in den Adelstand erhoben und unter dem 27. September der Secondelieutenant von Malhan und der Secondelieutenant von Hum bold - Dachröden verabschiedet. Zugleich ſchied der Regiments -Kommandeur, Oberst von Krosigk, zur Wiederherstellung seiner Gesundheit, aus dem Dienst. Unter dem 21. Oktober erhielt der Secondelieutenant von Kerckow als Premirlieutenant mit der Armee - Uniform den Abschied und unter dem 1. Dezember wurde der Major Baron von dem Busche - Jppenburg, vom Regiment Garde du Corps, zum Kommandeur des ersten Kürassier - Regi= ments ; der aggregirte Major von Glaser zum Kommandeur des eilften Husaren - Regiments ernannt ; unter dem 18. Dezember aber der Seconde lieutenant von Avemann, vom zweiten Huſaren - Regiment, als aggregirt zu dem ersten Kürassier- Regiment verseht. 1824. Im Jahre 1824 erhielt das Regiment nachstehenden Etat : 1 Regiments -Kommandeur, 1 Staabsoffizier, als Escadron - Chefs ; 2 Rittmeister erster Klasse, 2 "I zweiter Klasse, 2 Premierlieutenants erster Klaffe, 2 "I zweiter Klaſſe, 1 Adjutant, 12 Secondelieutenants.

1 Rechnungsführer. 24 Offiziere.

496

Die wahrhafte Freude , welche das Regiment durch diese Anerken nung seines Königs und Herrn erfuhr , wurde noch durch ein huldvolles Schreiben des Durchlauchtigen Chefs gesteigert, dessen Inhalt mit der Allerhöchsten Kabinets 19 Ordre zugleich der Regiments - Kommandeur bei der Parole den Escadrons bekannt machte. Am 19. Dezember marſchirte das Regiment nach Altenhofen, am 21 . nach Bergheim und am 22. nach Köln , wo es an diesem Tage noch den Rhein passirte; vom 23. ab ging es über Opalden , Elberfeld , Schwelm und Unna nach Hamm und traf hier am 31. Dezember ein. Im Monat Dezember wurden die Secondelieutenants von Gillern und von Pannewitz I. im Regiment einrangirt.

Dritter

Ab ſ ch n i t t.

Von der Ernennung Seiner Königlichen Hoheit des Prinzen Frie drich von Preußen zum Chef des Regiments , bis auf die neueste Beit. Von 1816 bis 1842.

1816. Am 1. Januar 1816 sette das Schlesische Küraffier-Regi ment ſeinen Rückmarſch in das Vaterland fort, und ging über Hamm und Wesel, Soest, Paderborn , Lemgo , Hameln , Hildesheim , Braunschweig, Halberstadt, Egeln , Magdeburg , Burg ,

Genthin und Brandenburg nach

Potsdam , wo es den 2. Februar anlangte und den 3. Ruhetag hatte. Das Offizierkorps des Regiments Garde du Corps gab dem Offizierkorps des Schlesischen Küraſſier - Regiments einen glänzenden Ball , auf dem es nicht an Erinnerungen fehlte,

da beide Regimenter seit dem Jahre 1741

oft neben einander dem Feinde gegenüber gestanden hatten . Am 4. Februar marschirte das Schlesische Kürassier - Regiment nach Berlin und wurde Mittags um 12 Uhr auf dem Ererzierplaze im Thier garten, zum Erstenmale von seinem Durchlauchtigen Chef in der Uniform des Regiments geführt, von dem Könige besichtigt, wobei es sowohl durch Haltung als Propretät die Allerhöchste Zufriedenheit erwarb. Das Offi= zierkorps wurde bei dem Durchlauchtigsten Chef zur Tafel gezogen ; die Secondelieutenants von Pannewitz I. und II. erhielten den nachgesuchten Abschied und kehrten in ihre Civilverhältniſſe zurück.

497

Nach einem Ruhetage in Berlin, marſchirte das Regiment vom 6. Fe bruar ab über Dahlwig , Fürstenwalde, Frankfurt , Ziebingen und Krossen nach Grünberg, wo es den 12. von den Behörden der Stadt auf das Feierlichste empfangen wurde.

Am 13. war Ruhetag und die Stadt lud

das Offizierkorps zu einem Balle , an dem der Adel der Umgegend eben falls Theil nahm . Am 14. Februar seßte das Regiment den Marsch über Deutsch -Wartenberg , Neusalz , Neustädtel, Polkwig, Lüben, Liegniß, Wahl statt, Peicherwit und Kanth nach Breslau fort, wo es am 25. ankam und folgender Maßen in den Vorstädten einquartirt wurde : Der Staab auf dem Schweidnitzer Anger ;

die erste Escadron in

Neudorf und Gabih ; die zweite Escadron in der Ohlauer Vorstadt, Wein gasse, Lange , Hinter- und Margarethengasse ; die dritte Escadron in der Nikolai-Vorstadt, Siebenhuben, Schweidnißer Anger und Gräbſchnergaſſe; die vierte auf dem kleinen und neuen Anger , in Lehmgruben, Huben und Herdain. Die Reserve - Escadron wurde dem Regiment einverleibt, und die Zeit bis zum 15. März benuht, um die ſchadhaften Bekleidungsgegenstände der Mannschaften und Pferde zu retabliren , so wie den lehteren die nöthige Erholung zu verschaffen. Als kommandirenden General fand man in Breslau den General von Hünerbein , als Divisions - Kommandeur den hochverehrten General von Röder, als Kommandeur der Kavallerie - Brigade den General La Roche von Starkenfels, - lauter Führer , welche das Regiment vor dem Feinde kennen gelernt hatte. Der Regiments - Kommandeur , Oberst von Briesen , übernahm bald nach dem Einrücken wieder das Kommando des Regiments. Die Uebersicht des Offizierkorps in der Zeit des Wiedereinrückens in Breslau gewährt die nachstehende Rangliste :

Rangliste 32

510

und wünsche daher auch , um dem Willen deſſelben nachzukommen , daß nach seinem Namen nicht weiter geforscht werde. Ueber die Vertheilung der Interessen werde ich demnächst mit dem Herrn Major von Stein und mit den Herren Escadron - Chefs mich berathen , wie die Würdigsten hierzu zu wählen sind und beginnt diese Zulage mit dem 1. Januar 1826. In Uebereinstimmung mit dem freundlichen Geber habe ich den heutigen Lag, als das Geburtsfest unseres Alverehrten Königs, gewählt, um dem Regimente Vorstehendes bekannt zu machen."

gez. v. d. Busche- Ippenburg. " Unter dem 22. Uuguſt erfolgte die "1 Bestimmung über die Wahl bei Verleihung von 1Rthlr. Courant monatlicher Zulage an vier Kürassiere des

ersten Kürassier - Regiments ,

so ihnen

als den Würdigsten zu Folge des Regiments - Befehls vom 3. August d. I. aus einem Geschenk von einem Freunde des Regiments zuſteht : " 1) "/ Die Wahl geschieht zur Aufmunterung für jeden Küraſſier und zugleich ehrender Auszeichnung durch sämmtliche Unteroffiziere, Trompeter und Küraſſiere einer jeden Escadron für sich." 2) Gewählt können nur solche Kürassiere werden , die sich in jeder Beziehung, sowohl in moraliſcher, als militairiſcher Hinſicht durch eine mu sterhafte Führung auszeichnen und die mindestens seit einem Jahre keine Regimentsstrafe erlitten haben. So lange in den Escadrons Küraſſiere vorhanden sind , die den Krieg mitgemacht haben , müssen diese vorzugs= weise gewählt werden , wenn nichts gegen ihre Führung zu sagen iſt.“ 3) "I Zu der Wahl selbst wird die Escadron versammelt, nachdem zu vor eine namentliche Liste sämmtlicher Unteroffiziere , Trompeter und Kü rassiere angelegt worden , in welcher neben jedem Namen der Raum zu belassen, der nöthig ist , um den Namen , des von einem jeden Erwählten beizusehen. Ein Offizier , der Wachtmeister und ein Unteroffizier der E8 cadron find bestimmt, in Gegenwart des Wählers den bestimmten Namen einzutragen.

Nachdem auf diese Weise ein jeder der Escadron (ausge=

ſchloſſen find die Küraſſiere , ſo ſich in der zweiten Klaſſe des Soldaten= ſtandes befinden) vorgefordert gewesen und gewählt hat , wird mit Zuzie hung der vier ältesten Kürassiere der Escadron die Stimmenzählung vor genommen. Die Namen derjenigen drei Küraffiere , welche die meisten Stimmen gehabt, werden unter der Liste bemerkt und diese von der, zum Aufzeichnen bestimmten Kommiſſion unterschrieben." "I Von dieſen drei Küraſſieren oder sollte ein vierter zufällig gleiche Stimmen gehabt haben , von diesen vieren, wählen die Herren Offiziere der Escadron in obiger Art, in Gegenwart des etatsmäßigen Staabs

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offiziers Einen heraus , der wieder unter der Liste bemerkt wird , worauf dieselbe dem Kommandeur zur Bestätigung vorzulegen ist. Sollten die Herren Offiziere der Ansicht sein , daß einer, der von der Escadron Ge wählten , dieser Auszeichnung nicht werth ſei , ſo muß diese Angelegenheit zur Entscheidung des Kommandeurs , unter Anführung der Gründe, ge bracht werden " 4) ,,Die Namen der drei Küraſſiere jeder Escadron, denen von ihren Kameraden die ehrenvolle Auszeichnung geworden ist, gewählt zu werden, sollen durch den Regiments - Befehl bekannt gemacht werden, welcher dem nächst auch den wirklichen Empfänger der Zulage bezeichnen wird." 5) ,, Da nach der besonderen Bestimmung des freundlichen Gebers dieser Zulage nur Kürassiere, und zwar nur so lange, als fie als solche in Reih und Glied ſtehen , die Zulage erhalten sollen , so verliert der Be figer dieselbe, wenn er: a, durch Avancement aus dem Stande der Kürassiere tritt ; b, auf irgend eine Art aus dem Regimente scheidet und c, insbesondere aber, wenn derselbe sich auf irgend eine Weise dieſer ehrenvollen Auszeichnung unwürdig zeigt, worüber der Komman deur jedesmal zu bestimmen hat." 6) ,,Vom 1. Januar 1826 an beginnt die Zahlung der Zulagen ; einstweilen sollen die gewählten Kürassiere vom 1sten k. Mts. an einen halben Thaler monatlich durch das Regiment gezahlt erhalten." ,,gez. v. d. Busche - Ippenburg." Unter demselben Datum, am 22. August , wurde der Secondelieute Prinz Friedrich zu Thurn und Taxis , bisher aggregirt dem Garde-Küraf fier-Regimente, dem ersten Kürassier - Regiment aggregirt ; starb aber schon in der Nacht vom 7. zum 8. September zu Schloß Taris in Schwaben. Unter dem 19. Oktober schied der Secondelieutenant von Liebermann aus dem aktiven Militairdienst, und durch die Kabinets - Ordre vom 30. De zember erhielten Briefe, Pakete und Geldsendungen der Unteroffiziere und Soldaten an ihre Angehörigen , die jezt übliche Porto - Ermäßigung als monatliche Soldaten - Briefe. 1826.

Unter dem 14. März 1826 wurde der Portepeefähnrich

Graf von Dyhrn zum Secondelieutenant, unter dem 30. März der Major und Regiments -Kommandeur Baron von dem Busche - Ippenburg zum Oberstlieutenant befördert ; unter dem 16. April erhielt der Regiments-Arzt Dr. Wiemann die erbetene Dimission und dessen Stelle wurde unter dem 7. Mai durch den Regiments =- Arzt Dr. Betschler vom siebenzehnten In fanterie - Regimente wieder besett.

Unter dem 12. Juni avancirten die

500 Unter dem 5. April wurde der Portepcefähnrich von Kerckow zum Secondelieutenant befördert und unter dem 14. April der Major von Pri helwiß und der Rittmeister von Mirbach', vom sechsten Schlesischen Land wehr - Regiment ; unter dem 30. April der Rittmeister von Becking vom neunten Französischen Küraſſier - Regiment , dem Schlesischen Küraſſier-Re giment aggregirt ; unter dem 3. Mai aber der Oberst und Kommandeur von Briesen zum Inspekteur der Landwehr im Herzogthum Westphalen und der Grafschaft Mark ernannt und der Portepeefähnrich Graf Hower den verabschiedet. Am 12. Juli erhielt das Regiment von dem Fürsten Blücher von Wahlstatt 500 Rthlr. zum Geſchenk. Davon wurden 90 Rthlr. an ſechs Invaliden à 15 Rthlr. vertheilt ; 410 Rthlr. aber in Staatsschuldscheinen in der Regiments- Kasse deponirt.

Die Zinsen davon werden zur Verbeſ

serung der Schulanstalten des Regiments und zur Unterstüßung armer Soldatenkinder und Waisen, deren Väter bei dem Regiment gestanden ha ben, verwendet. Nach dem Brigade - Befehl vom 19. Juli schied der Rittmeister von Becking aus. Durch Kabinets - Ordre vom 18. Juli wurden die Seconde lieutenants Biebig und von Kuffka vom fünften Schlesischen Landwehr Regiment dem Schleſiſchen Küraſſier - Regiment aggregirt ; unter dem 31 . Juli der Lieutenant von Nieckisch I. als Premierlieutenant mit der Armee Uniform verabschiedet und unter dem 25. Auguſt der Oberstlieutenant von Krosigk zum Regiments - Kommandeur ernannt ; unter dem 16. September aber der Major von Kurßel zum etatsmäßigen Staabsoffizier , der Ritt meister Graf Logau zum Escadrons - Chef, der Secondelieutenant von Treskow zum Premierlieutenant befördert, die Secondelieutenants von Gaf fron , von Gillern und von Kerckow einrangirt und die Secondelieutenants von Nieckiſch II. und Graf Königsdorf mit geſehlichem Vorbehalt entlaſſen. Unter dem 1. Oktober erhielt der Major von Prizelwit den Abschied mit 400 Rthlr. Pension und der Armee - Uniform. Ein Regiments - Befehl vom 12. Oktober machte den Escadrons be kannt, daß der Durchlauchtige Regiments- Chef dem Regiment einen neuen Standartenstab nebst Bandelier geschenkt und sich dabei in einem Schrei ben an den Regiments - Kommandeur wie folgt , geäußert habe: " Es thut Mir leid , nicht zugegen sein zu können, um den Stan dartenstab ſelbſt dem Regimente zu übergeben. Ich bitte Sie daher, demselben in Meinem Namen zu versichern , wie sehr es Mich freut, einem so tapfern Regimente ein Andenken hierdurch zu geben und daß ich nichts sehnlicher wünsche ,

als an der Spike deſſelben einſt

#!

=:

501

Mir Ihrer Uller Liebe und Achtung zu erwerben und mit demselben Gefahr und Leid zu theilen." Um indeſſen den ruhmvollen Untergang des alten Standartenstabes, als eine Erinnerung der stets bewiesenen Tapferkeit des Regiments aufzu bewahren, hatte der hohe Geber den neuen Stab mit nachstehender Inschrift auf silberner Platte versehen lassen : ,,Diese Standarte ist in der denkwürdigen Schlacht von Preußisch Eylau am 8. Februar 1807 und von Laon am 9. März 1814 durch schossen worden und diese neue Stange dem Regiment durch Seine den Prinzen Friedrich von Preußen zugestellt

Königliche Hoheit worden. 1816."

Ca Durch ein allgemeines Fest wurde dieser schöne Lag feierlich began gen und der Entschluß laut :

bei vorkommenden Gelegenheiten an dem

neuen Standartenstabe den Ruhm zu bewähren, welchen das Regiment in so vielen Schlachten und Gefechten an dem alten und an dessen schlichtem Stellvertreter erworben hatte. Unter dem 31. Oktober wurde der Rittmeister von Mirbach als Es cadron - Chef einrangirt und unter dem 5. November erfolgte die König liche Bestimmung : daß die Regimenter den Provinzialnamen nur neben ihrer Nummer führen sollten ; das bisherige Schlesische Kürassier - Regi ment № 1, erhielt daher von jest ab den Namen : Erstes Kürassier - Regiment ; ( Schlesisches ) . Unter dem 24. November wurde der Rittmeister von Kriegsheim, vom

zweiten Posenschen Landwehr - Kavallerie - Regiment dem Ersten Küraſſier Regiment aggregirt, und unter dem 25. November wurde bestimmt, daß die Offizier- Ueberröcke bei der Kavallerie an den Aermelaufschlägen eben den Vorstoß erhalten sollten , als die Lithewken der Gemeinen. Zugleich bekamen die Leibröcke einen stehenden Kragen, wie die Kollets. Derselbe war dunkelblau gefuttert und hatte nur bei dem ersten Küraſſier-Regiment einen weißen , bei den andern Küraſſier - Regimentern einen dunkelblauen Vorstoß. Am 10. Dezember erfolgte die Stiftung des Militair - Reitinstituts in Berlin für Offiziere, Unteroffiziere und Gemeine der Kavallerie und reiten den Artillerie, zur gleichmäßigen Feststellung der Grundsäße für die Aus bildung im Reitdienst in der Armec. Der Premierlieutenant von Lüttwiß ( 1817.) erhielt den Abschied als Rittmeister ; eben so im Februar 1817 der Rittmeister von Kriegsheim als Major. Unter dem 6. März wurde der Secondelieutenant Biebig mit Vorbehalt der Dienstpflicht und 22 jähriger Penſion dimittirt , der Secondelieutenant Graf Lüttichau zum Pre

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mierlieutenant, der Portepeefähnrich von Nieckisch zum Secondelieutenant befördert ; unter dem 17. März der Premierlieutenant Schubert aus Säch sischem Dienst bei dem Regiment aggregirt ; im April der Secondelieute nant von Splittgerber mit Vorbehalt der Dienstpflicht entlassen, und un ter dem 20. April der Major von Meerheimb , Adjutant Sr. Königlichen Hoheit des Prinzen Friedrich von Preußen, dem Regiment aggregirt. Unter dem 5. Mai erfolgte die Eintheilung der Armee excl .

des

Gardekorps , in acht Armeekorps. Das erste Kürassier - Regiment gehörte ferner dem General - Kommando in Schlesien an und bildete im sechsten Armeekorps mit dem vierten Husaren - Regimente eine Kavallerie - Brigade. Im Mai schied der Rittmeister von Bohlschwing , obwohl er bereits durch Kabinets - Ordre vom 28. November 1815 verabschiedet worden , bei dem Regiment erst aus, und unter dem 16. Mai wurde der Premierlieu tenant Schubert dem ersten Ulanen-Regimente ( ersten Westpreußischen ) ag gregirt. Unter dem 14. Juni wurde befohlen , daß die , unten an den Reit hosen der Leute noch befindlichen vier Knöpfe ganz wegfallen sollten , wie dies bei der Garde - Kavallerie bereits der Fall war. Durch Allerhöchste Kabinets - Ordre vom 3. August, erhielt das Regi ment für die bei Hainau geborgenen vier Kanonen , à 50 Dukaten , die Summe von 600 Rthlr. , welche unter dem Namen Kanonengelder ge= führt werden. Die Zinsen davon werden Ende jeden Jahres an Witt wen und Waisen von invaliden Kürassieren vertheilt. Am 21. August entstand wegen mißverstandener Begriffe von dem, für die Landwehr zu leistenden Eide ein Tumult in Breslau , wobei am 23. das Rathhaus , das Polizeigebäude und das Regierungsgebäude durch die Ruhestörer angegriffen wurden.

Gegen

8 Uhr wurde das erste Küras

fier-Regiment allarmirt , und rückte schon um 8 Uhr , von dem Schüßen Bataillon gefolgt , im Trabe an. Die tumultuarischen Haufen liefen so gleich auseinander ; jedoch wurde hiebei ein Schneidergeselle wegen thät licher Widerseßlichkeit von einem Kürassier erstochen. Im August erhielt der Secondelieutenant von Wrochem, im Oktober der Rittmeister von Mirbach, dieser als Major, den nachgeſuchten Abschied. Der Secondelieutenant von Kuffka wurde einrangirt und der Premier lieutenant von Wechmar , Adjutant der Liegniter Landwehr - Inspektion, dem Regiment aggregirt. Unter dem 26. Dezember wurde der Rittmeister Graf Haugwiß zum Adjutanten der Trierschen Landwehr - Inspektion ernannt, blieb aber den Regiment aggregirt. In dessen Stelle avancirten der Premierlieutenant von Heidebrandt zum Rittmeister und Escadron - Chef, die Secondelieute

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nants von Elster und von Lojewski zu Premierlieutenants , die Portepee= fähnriche von Salisch und von Dieskau zu Secondelieutenants. Der Se condelieutenant von Laubadel wurde zum Regiments - Adjutanten und unter ( 1818.) dem 12. Januar 1818 der Wachtmeister Thomas zum Rech nungsführer ernannt. Unter dem 8. März erhielt der Rittmeister Graf Logau mit der Armee Uniform den Abschied ; den 10. März starb der Premierlieutenant von El ster; unter dem 24. März wurde der Premierlieutenant von Wechmar in das achte Dragoner - Regiment (Magdeburgisches) verseht ; unter dem 30. März der Major von Reibnih , vom General - Kommando in Schlesien, dem ersten Kürassier - Regiment aggregirt ;

unter dem 31. März aber der

Rittmeister von Heidebrandt in das Regiment Garde du Corps verseht, und unter dem 14. Mai der aggregirte Major Graf Wartensleben, vom neunten Huſaren - Regiment, dem ersten Küraſſier - Regiment aggregirt. Unter dem 22. Juni avancirte der Secondelieutenant von Sydow zum Premierlieutenant und der Portepeefähnrich von Knobelsdorff ward zum Secondelieutenant befördert ; unter dem 23. Juni wurde der Major von Kurßel als Kommandeur zum siebenten Ulanen - Regiment verseht und der Rittmeister Stein von Kaminski , vom Garde - Dragoner - Regiment , dem ersten Küraffier - Regiment aggregirt Durch Kabinets - Ordre vom 6. Juli avancirten die Premierlieutenants von Treskow und Graf Lüttichau zu Rittmeistern und Escadron - Chefs , die Secondelieutenants von Mutius und von Helmrich zu Premierlieutenants , der Portepeefähnrich von Sack zum Secondelieutenant. Unter dem 5. September wurde die Benennung der aus allen Waf=" fen zusammengesetzten Brigaden in den Namen „ Division " verändert ; da gegen behielten die beiden Infanterie- und Kavallerie - Regimenter einer Division die Benennung Infanterie- oder Kavallerie = Brigade mit der Nummer der Division bei. So stand das erste Küraſſier - Regiment bei der eilften Kavallerie- Brigade und bei der eilften Division. Unter dem 7. Oktober wurde der Rittmeister von Lebbin, vom Regi ment Garde du Corps , dem erſten Küraſſier - Regiment aggregirt und un ter dem 15. Dezember der Portepeefähnrich Baron von Stößel und der Portepeefähnrich von Wallenrodt zum Secondelieutenant befördert. 1819. Vom 14. Januar 1819 erhielt der Rittmeister von Lebbin den nachgesuchten Abschied, und am 4. Februar starb plötzlich der General lieutenant von Hünerbein. In seine Stelle als kommandirender General in Schlesien wurde durch Kabinets - Ordre vom 11. Februar der Gene rallieutenant Graf Zieten ernannt , unter deſſen Führung das Regiment so manche schöne Waffenthat vollbracht hatte.

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Unter dem 19. Februar ſchied der Rittmeister Klöber von Hölchborn als Major mit Wartegeld und Aussicht auf Anstellung bei einem Garni son -Bataillon aus, der lehte Offizier, welcher noch in dem Stamm-Regi ment von Wagenfeldt gedient hatte. Zugleich wurde der Rittmeister von Hanneden , vom vierten Kürassier - Regiment , als Escadron - Chef in das erste Küraſſier - Regiment, dagegen unter dem 28. Auguſt der Secondelieu tenant Ernst von Nieckiſch in das erste Bataillon des Liegnißer Landwehr Regiments einrangirt. Vom 4. bis 13. September 1819 fanden für die drei , in Schlesien stehenden Divisionen wieder die ersten großen Herbstübungen bei Kaps dorf, in nachstehender Ordnug statt: am 4. September Ererziren und Parade-Aufstellung, Ruhe ; " 5. "1 6. " "I Parade vor Sr. Majeſtät dem Könige, "I Felddienst -Uebungen, " 7. " desgl. und Marsch in die concentrirt. Quartiere, "I 8. Manöuvre, " "I 9. 10. Ruhe ; " " " 11. "I Felddienst - Uebungen, ,, 12. "I 13.

"

desgl. zwischen der 10. und 12. Diviſion,

"I 14.

"/

zwischen der 11. und. 12. Diviſion, Rüdmarsch in die Garnisonen.

Das erste Küraffier - Regiment rückte dazu am 3. September aus , mit 24 Offizieren, 50 Unteroffizieren, 13 Trompetern,

4 Chirurgen, 4 Kurschmieden, 385 Gemeinen, 446 Pferden, excl. Offizierpferde. Quartiere waren Sauerwih , Pistol , Albrechtsdorf, Die

Seschwitz,

Wirrwiß, Dukwik, Groß - Sägewiß, Krolkwik ; die engen Kantonnirungen am 8. und 9. aber Gniechwitz, Christelwiß , Guhrwig , Schauerwiß und Haberstroh. Um 8. September trug der König durch Kabinets - Ordre dem kom mandirenden General, Grafen Zieten, auf, den versammelten Truppen die Allerhöchste Zufriedenheit über den guten Zustand zu erkennen zu geben, in welchem Seine Majestät dieselben gefunden hatten. Durch dieselbe Kabinets - Ordre wurden die Portepeefähnriche von Malgan und von Lie bermann zu Secondelieutenants befördert.

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In einer höchst gnädigen Kabinets - Ordre vom 9. September an den General der Kavallerie , Grafen von Zieten , nannte der König den Zu stand des sechsten Armeekorps in Hinsicht auf äußere Haltung und tak tische Ausbildung vorzüglich, und gab demselben seine besondere Zufrieden= denheit zu erkennen. Von der Kavallerie wurde das erste Kürassier - Re giment, als besonders bemerkbar geworden, erwähnt und der Kommandeur, Freiherr von dem Busche - Jppenburg erhielt den dritter Klasse.

rothen Adler - Orden

Unter dem 29. Oktober wurde der Rittmeister Graf von Brühl , frü her in Oestreichischem Dienst, dem Regiment aggregirt. 1829. Im Jahre 1829, begann der Bau der neuen Kaserne des Regiments an dem Stadtgraben vor dem Schweidnitzer Thore, mit Stal lungen für drei Escadrons und einer Reitbahn , welche mit der Kaserne selbst einen großen , für die Detail - Uebungen ausreichenden Hofraum ein schließen. Zugleich beabsichtigte man die Anlage eines artesischen Brun nens , der aber nicht nach Wunsch gelang und daher wieder verschüttet wurde. Unter dem 30. März wurde der Oberstlieutenant Freiherr von dem Busche- Ippenburg als Kommandeur zum Regiment Garde du Corps , da gegen der Oberstlieutenant von Frölich, etatsmäßiger Staabsoffizier in dem Garde -Kürassier -Regiment , zum interimistischen Kommandeur des ersten Kürassier-Regiments ernannt und dem Regiment aggregirt. Ferner wurde der Rittmeister von Hannecken zum Major befördert und als etatsmäßi ger Staabsoffizier zum zweiten Dragoner - Regiment ; der Premierlicute nant von Mutius als Rittmeister in das fünfte Küraſſier - Regiment ver segt; unter dem 14. Juni dagegen der Premierlieutenant von Sierakowski zum Rittmeister und Escadron- Chef, der Secondelieutenant von Gillern zum Premierlieutenant, der Portepeefähnrich von Gersdorff zum Seconde lieutenant ernannt. Unter dem 3. Juli erhielt der Secondelieutenant von Frankenberg die erbetene Entlassung als Premierlicutenant mit der Armee - Uniform ; unter dem 14. September wurde der Secondelieutenant von Kuffka zum Premier lieutenant befördert ; unter dem 19. der Secondelieutenant Graf von Hoch berg -Fürstenstein zum Regiment Garde du Corps ; unter dem 14. Oktober aber der Portepeefähnrich von Tschierski vom ersten Garde - Regiment zu Fuß, als Secondelieutenant zum ersten Küraſſier - Regiment versett. Am 21. Dezember 1829 schenkte derselbe Wohlthäter , welcher bereits im Jahre 1825 das Regiment so wohlwollend bedacht hatte , abermals 300 Rthlr. in Staats - Schuldſcheinen. Die Zinsen davon erhält ein Un teroffizier, so lange er im Regimente dient mit 1 Rthlr. monatlicher Zu 33 .

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lage. Der erste Unteroffizier, der diese Zulage bezog, war der Unteroffizier Klausa von der ersten Escadron, welcher als Gefreiter in dem Gefecht bei Hainau sich unaufgefordert erbot ,

den verwundeten Kommandeur vom

Schlachtfelde holen zu dürfen. Unter dem 12. Dezember wurde der Portepeefähnrich Graf von Kö nigsdorff zum Secondelieutenant befördert. 1830.

Unter dem 15. Januar wurde der aggregirte Secondelieu

tenant von Paczenski und Tenczin vom eilften Huſaren - Regimente , dem ersten Kürassier - Regiment aggregirt. Die Epauletts der Offiziere erhielten im März in so fern eine Ver änderung , als die der Lieutenants auf dem Achſelſtück rund herum mit der Offiziertreffe befeht, getragen wurden, wie dies bisher nur für die Ritt meister der Fall war. Die Chargen überhaupt wurden nun durch die jest noch üblichen Sterne in den Monden unterschieden. Unter dem 30. März wurde der interimistische Kommandeur, Oberst= lieutenant von Fröhlich, zum wirklichen Regiments - Kommandeur, der ag= gregirte Rittmeister Graf von Brühl zum Major befördert ; der aggregirte Major von Heyduck von dem Kommando des ersten Bataillons zehnten Landwehr -Regiments entbunden und der Premierlieutenant von Höpfner, bisher kommandirt zur Dienstleistung als Adjutant bei der neunten Di vision, zur Dienstleistung bei dem Generalstaabe des fünften Armeekorps angestellt. Bis zu dieser Zeit war der zweimalige Wohlthäter des Regiments wirklich unbekannt geblieben ; jezt aber erfuhr das Offizierkorps, daß es der, wegen seines ausgezeichneten Charakters und seiner patriotischen Gesinnun gen allgemein hochgeachtete Kaufmann und Kattunfabrikant Herrn Milde sen. ſei. Das Offizierkorps sprach den Dank für eine ſo edle Handlung in corpore gegen ihn aus und wiederholte denselben bei einem Festmahle durch das Organ des Oberstlieutenant Fröhlich , obwohl der bescheidene Geber jedes Verdienstliche seiner Handlungsweise von sich wies und die selbe in seinen früheren Verhältnissen und in dem Drange seines Herzens und seiner Liebe zu dem Regimente begründet, darstellte. Bei dieser Ge legenheit wurde das nachstehende von dem gemüthlichen Dichter Kudraß in Breslau gedichtete Lied nach der Melodie von Körner's : Vater, ich rufe dich ! 2c. gesungen:

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König

und

Vaterland.

Krieger -Lieb für das Königliche Hochlöbliche Erste Kürafßer - Regiment.

König und Vaterland! Feurig begeistert als rüftige Krieger, Hoch auf den Helmen die Zweige der Sieger, Jauchzen wir muthvoll für Thaten entbrannt : König und Vaterland!

Brüder ! dies heilige Pfand Lasset als Krieger in Ehren uns halten, Wie auch die Zeiten sich um uns geſtalten, Nimmer zerreiße dies herrliche Band : König und Vaterland! Ritterlich rühmlicher Stand, Treu für den König, den Edlen, Gerechten, Und für die Freiheit des Landes zu fechten, Heil, wer die Würde des Kriegers erkannt, König und Vaterland ! Strahlend ist unser Gewand, Weithin die schimmernden Küraſſe bligen, Wenn in der Sonne zu Rosse wir sigen; Stolz auf den Namen, Prinz Friedrich genannt, König und Vaterland! Brüder, auf blutigem Sand Laßt uns die Ehre des Preußen bewahren, Nimmer zu weichen im Kampf und Gefahren, Siegend zu sterben, das Schwert in der Hand : König und Vaterland!

Unter dem 6. Juli erhielt der Secondelieutenant von Jordan die er betene Entlassung ; unter dem 13. August wurde der Unteroffizier Baron von Rheinbaben aus dem Kadettenkorps als Secondelieutenant zum ersten Küraffier - Regiment verseht und unter dem 15. September der Portepee fähnrich von Iſchierski zum Secondelieutenant ernannt.

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Um 24. September starb der Secondelieutenant und Rechnungsführer Thomas am Nervenſchlage. Die am 26. Juli in Paris ausgebrochene Revolution hatte auch in Deutschland die unruhigen Köpfe aufgeregt und manche Erzesse hervorge= rufen , welche sich in Breslau am 27. und 28. September in Gestalt der sogenannten Schneider - Revolte gegen die Industrie der Kleider- und Möbel-Magazine Luft machen wollte. Durch zweckmäßige Maßregeln wurde dieser lächerliche Straßen - Skandal sehr bald unterdrückt und das erste Kürassier - Regiment kam hiebei nur in so fern in Thätigkeit, als ein= zelne Pikets die Straßen durchritten ; doch fiel nichts von Bedeutung vor. Unter dem 8. Dezember wurde der Generallieutenant von Block zum Kommandeur der eilften Division ernannt , unter dem 9. Dezember der Rittmeister von Kleist und der Secondelieutenant Graf von Dyhrn unter gesetzlichem Vorbehalt, ersterer als Major mit der Regiments - Uniform ver abschiedet, und der Premierlieutenant Simba (am 9. November vom vierten Husaren - Regiment verabschiedet ) als Rechnungsführer bei dem ersten Küraſſier - Regiment angestellt ; unter dem 13. Dezember aber der Premier lieutenant von Packisch zum Rittmeister und Escadron- Chef, der Seconde= lieutenant von Nieckisch zum Premierlieutenant , der Portepeefähnrich von Heugel zum Secondelieutenant ernannt. 1831.

Im Februar 1831 erhielt der Premierlieutenant von Laub

adel die erbetene Entlaſſung als Rittmeister mit der Regiments- Uniform ; in seine Stelle wurde der Secondelieutenant von Wostrowski Regiments Adjutant; unterm 16. März erfolgte die erbetene Verabschiedung des Se condelieutenants von Knobelsdorf als Premierlieutenant mit gesetzlichem Vorbehalt und Anstellung als Stallmeister in dem Landgestüt zu Leubus ; am 15. April wurde der Secondelieutenant Baron von Stößel zum Pre mierlieutenant befördert. Die Juli - Revolution in Frankreich hatte verschiedene Töchter gehabt und als solche ist auch die in Warschau am 29. November 1830 ausge= brochene Insurrektion gegen Rußland zu betrachten. Da die Inſurgenten ihren Einfluß auf die Provinz Posen, den Freistaat Krakau und Gallizien geltend zu machen suchten : so mußte Preußen demgemäß seine Grenzen besetzen. Von dem ersten Küraſſier - Regiment wurde zum Grenzkordon gestellt : ein Detaſchement von 4 Offizieren , 5 Unteroffizieren , 56 Gemeinen und 60 Pferden , vom 10. Mai bis 25. Oktober an der polnischen Grenze und vom 26. Oktober bis Mitte November in die Kantonnirungen bei Nams lau ; ferner ein Detaſchement von 1 Offizier , 4 Unteroffizieren, 33 Gemei

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nen und 37 Pferden vom 17. Juni bis 5. Juli an der östreichischen Grenze, wobei indeß nichts Erwähnungswerthes vorfiel. Unter dem 17. Juli wurde der Portepeefähnrich von Frankenberg, un ter dem 14. September der Portepeefähnrich von Bose und der Portepee= fähnrich von Lieres zu Secondelieutenants befördert und der Rittmeiſter Graf von Gneisenau von dem Garde - Küraſſier - Regiment zum ersten Kü- , raffier -Regiment versetzt. Um 29. September brach in Breslau zum erstenmale die Cholera aus, ein Gespenst, das man schon lange mit banger Sorge erwartet hatte und das in seinem unheimlichen Treiben so manches Opfer forderte. Wie überall, entstanden auch hier Zuſammenrottirungen gegen die ſtrengen, den Verkehr hemmenden Schuhmaßregeln, wurden aber ohne wesentliches Ein schreiten der bewaffneten Macht zerstreut. 1832. Im Jahre 1832 wurde das Regiment um 60 Gemeine und 1 Kurschmied vermehrt , so daß es nunmehr 24 Offiziere incl. Rech nungsführer , 61 Unteroffiziere , 13 Trompeter , 96 Gefreite , 432 Gemeine, 1 Regiments- Arzt , 4 Escadrons - Chirurgen , 5 Kurschmiede, 1 Regiments Sattler, 1 Büchſenſchmied, in Summa excl. Offiziere und Regiments-Arzt 613 Mann stark war. Um die Pflege der Kranken in den Lazarethen zu fördern und den Bedarf an chirurgischem Perſonal für den Fall eines Krieges sicherer zu beschaffen, verordnete der König unterm 17. März , daß von jeder Esca dron ein Mann dem ärztlichen Personal zugetheilt werden solle. Unter dem 20. März erhielt der Premierlieutenant von Kuffka den rothen Adler - Orden vierter Klaſſe ; unter dem 30. März wurde der Major Stein von Kaminski als interim. Kommandeur zum siebenten Küraſſier Regimente verseht ; unter dem 14. Juni der Rittmeister von Treskow zum Major und etatsmäßigen Staabsoffizier, der Premierlieutenant von Gil lern zum Rittmeister und Escadron - Chef; der Secondelieutenant und Re giments - Adjutant von Wostrowski zum Premierlieutenant befördert. Vom 1. November 1832 datirt die Abschaffung der Lattenstrafe in der Preußischen Armee, und unter dem 24. Dezember erhielt der Secondelieu tenant schierschki die Königliche Erlaubniß, den ihm von des Kaisers von Rußland Majestät ertheilten St. Annen - Orden dritter Klasse zu tragen. 1833. Unter dem 6. Januar 1833 erhielt der Rittmeister Graf Neithart von Gneiſenan mit geſehlichem Vorbehalt und der Regiments Uniform den erbetenen Abschied. Durch kriegsministerielle Ordre vom 10. Februar wurde befohlen , daß in Stelle der bisher nur bei Märschen, Manöuvres u . gebrauchten , umspon

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nenen Klammern , um das Herumhängen der Helmkämme zu verhin dern , von nun an die Kämme fortwährend durch eine schwarze , für die Trompeter roth lackirte Drathklammer zusammengehalten werden sollen. Unter dem 11. Februar erhielt der aggregirte Secondelieutenant von Paczenski und Tenczin die nachgesuchte Entlassung ; unter dem 13. März der Premierlieutenant von Kuffka den St. Stanislaus - Orden dritter Klasse ; unter dem 14. März wurden die Portepeefähnriche von Schickfuß und von Wedell zu Secondelieutenants befördert ; unter dem 13. Juni der Secondelieutenant von Heugel unter gesetzlichem Vorbehalt entlassen ; unter dem 14. September der Portepeefähnrich Graf von der Golh zum Secondelieutenant befördert und unter dem 16. November der Rittmeister von Gillern mit der Regiments - Uniform und Aussicht auf Civil - Verſor= gung verabschiedet ; unter dem 14. Dezember aber der Premierlieutenant von Kuffka zum Rittmeister und Escadron - Chef, der Secondelieutenant von Schweinichen zum Premierlieutenant avancirt. Unter dem 30. März 1834 wurde der aggregirte Major

1834.

von Heyduck zum Oberstlieutenant und interim . Kommandeur des fünften Kürassier - Regiments ernannt und der Premierlieutenant von Röder, vom Regiment Garde du Corps , giment aggregirt.

als Rittmeister dem ersten Kürassier - Re=

Die Kabinets - Ordre vom 7. September ernannte den

Prinzen Friedrich zu Hessen zum Kommandeur der ersten Diviſion ; dage= gen erhielt unter dem 3. November der Oberst von Grävenit, bisher Kom mandeur des vierten Kürassier - Regiments das Kommando der eilsten Ka vallerie - Brigade. 1835.

Unter dem 26. Februar 1835 wurde der Premierlieutenant

von Blücher, bisher aggregirt dem ersten Ulanen - Regiment , in gleicher Eigenschaft zu dem ersten Küraſfier - Regiment verseht. Im März übernahm das Regiment den ersten Theil der neuen Ka serne , welcher auch demnächst bezogen wurde, während der Bau des noch übrigen Theils seinen Fortgang nahm Durch kriegsministerielle Mittheilung vom 10. April wurde der Kö nigliche Befehl bekannt , daß die Unteroffizierjaken an dem untern Rande der Achselklappen mit einer baumwollenen schwarz und weißen Borte, von der Form der Offizier - Epaulett - Tressen besetzt werden sollten. Unter dem 28. Mai wurde der Rittmeister Graf von Lüttichau zum Major und etatsmäßigen Staabsoffizier des vierten Huſaren -Regiments ernannt ; dagegen der Rittmeister von Mutius vom fünften bei dem ersten Kürassier -Regiment als Escadron - Chef wieder einrangirt ; im Juni aber der Major von Vietsch , Adjutant Seiner Königlichen Hoheit des Prinzen

"

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Friedrich von Preußen, unter Beibehalt dieses Verhältnisses dem Regiment aggregirt. Bevor das Regiment zu

den in diesem Jahre befohlenen großen

Herbstübungen des fünften und sechsten Armeekorps . ausrückte, erhielt das= ſelbe durch die Gnade des Königs ein neues Standartenband, welches mit nachstehender Kabinets - Ordre an den kommandirenden General , Grafen von Zieten, gelangt war : " In Bezug auf die in diesem Jahre stattfindende Stiftungsfeier des , vor 150 Jahren errichteten dritten Infanterie - Regiments , habe Ich beschlossen, nicht allein diesem Regiment, sondern allen Truppen= theilen der Armee , welche seit ihrer Stiftung 100 Jahre und länger bestehen zur Auszeichnung ein Fahnenband , das Errichtungsjahr und den Stifter angebend , zu verleihen , durch welches ihre lange und ehrenvoll zurückgelegte Bahn bezeichnet wird. Da nun auch seit der Stiftung des ersten Kürassier - Regiments im Jahre 1674 , über 100 Jahre verflossen sind , so trage Ich Ihnen auf, demselben das bei folgende Standartenband und Meine Ordre zu übergeben und dem Regimente Meine Anerkennung der, ſeit seiner Stiftung treu geleisteten Dienste und Meine Erwartung auszusprechen, daß ihm diese zu Theil gewordene neue Auszeichnung zum Antrieb dienen wird , dieselbe un erschütterliche Pflichttreue auch in der Folge unter allen Umständen zu bewahren." ,,Uebrigens soll das Regiment schon bei der Revüe mit dieser Auszeichnung erscheinen.“ ,,Berlin den 30. Julius 1835."

gez.

Friedrich Wilhelm."

,,An "

,,den General der Kavallerie," ,,Grafen Bieten." Zur Empfangnahme dieſes Königlichen Gnadengeschenkes stand das Regiment am 12. August früh um 8 Uhr zu Pferde, in zweiter Montur und ohne Gepäck auf dem Ererzirplaße hinter Königs Palais . Bei der Ankunft des kommandirenden Generals formirte es einen Kreis und der Generallieutenant von Block übergab dem Regiments - Kommandeur das von dem kommandirenden General übernommene Band, nebst der König lichen Kabinets - Ordre, welche lettere der Regiments - Kommandeur dem Regimente laut und deutlich vorlas. Hierauf wurde das Band aus dem Futterale genommen und dem Regimente vorgezeigt, welches sich nun wie der in Linie formirte und nach dreimaligem Hurrahruf, wobei die Offiziere ſalutirten, in Zügen den Vorbeimarſch ausführte.

512

Portepeefähnriche Baron von Stosch, Graf von Schweinit und Graf von Hochberg -Fürstenstein zu Secondelieutenants. Bereits durch Kabinets - Ordre vom 27. Februar war befohlen wor= den, daß das erste und sechste Kürassier - Regiment zu den Herbstübungen des Garde Corps bei Berlin . herangezogen werden sollten. Demgemäß rückte das erste Kürassier - Regiment am 27. August von Breslau ab, mit 23 Offizieren, 51 Unteroffizieren, 13 Trompetern,

1 Regiments -Arzt, 4 Chirurgen, 3 Kurschieden, 431 Gemeinen. 505 Königliche Dienstpferde, 607 Pferd . { 102 Offizier- und überzähligen Pferde. Um 14. September traf das Regiment bei Berlin ein und wurde wie folgt, dislocirt: Der Staab und die erste Escadron in Pankow ; die zweite in Schönholz und Nieder - Schönhauſen ; die dritte in Reinickendorf; die vierte in Rosenthal. Am 15. September hatte das Regiment hier Ruhetag und rückte am 16. in das Lager bei Charlottenburg .

Bei der an diesem Tage stattfin=

denden großen Parade führte Se. Königliche Hoheit der Prinz Friedrich von Preußen das Regiment dem Herzoge von Kumberland , Königliche Hoheit, vor:

Am 17. September war Ruhetag, "I Ererziren und erstes Kavallerie - Manöuvre, " 18. 19. " 1 "I Ererziren und zweites Kavallerie-Manõuvre, Ruhe; " " 20. 21. Kavallerie - Manöuvre, drittes " "I 22. Ruhe für die Kavallerie; " "

" "

25. 26. 27.

viertes Kavallerie - Manöuvre,

"

große Parade und Gottesdienst aller ver ſammelten Truppen,

"1

Korps - Manouvre, Ruhe;

" "

Korps-Manöuvre im ausgedehnten Sinne.

28. A

"I "

23. 24.

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"

3u Seite 523. ¡

nts pro August 1835 . Orden.

No.

2.KI. Fremde .

P. . m 1.

Cijern. Kreuz. .( Kl 1.

rhältniß.

Bemerkung.

it.

1 1

1 2

St. Johanniter - Orden. Rother Adler-Orden 4. (F. E. L. 4.) (F. M. V. 3.) harde-Küras 1 1 1 4 (R. W. 4.) (R. A. 2.) ndelieut. im Regiment... 15. Ulanen= 1― tmeister im ― Regiment ...

3

4

n 5. Schles. Regiment .. 1 p ...

Rother Adler-Orden 4.

2 3

Regiments-Adjutant.

4 1 6.

Führer der 2. Escadr. 10. Landwehr-Regiments.'

2 3

Garde-Land nt .

4 5 6

7 8

Garbe-Regis

9 10

›ffizier . . ...

11

1 (R. A. 3. )

12

komm. zur allgem. Kriegs schule.

1

Orden.

Cifern. Kreuz.

2.Kl. . Fremde

P. I. .m 1.KI. (

heres Verhältniß.

Bemerkung.

über den Etat einrangirt.

mit Portepeefähnr. -Gehalt.

mit Unteroffizier-Gehalt. mit Unteroffiz. Geh. durch extra Zuschuß zum Gem. Sold.

ft. u. Escad. Chef im Destr. 3. Küras.-Reg. bei dem Gen. Komm. meekorps ......

Direkt. der 11. Div.- Schule. Adjutant bei S. K. Hoheit dem Prinzen Friedr. von Preußen.

ister im 4. Küraſſier: ment .. rlieut. im Regiment e du Corps ...

nts-Arzt im 17. Inf. F ment elieut. und Adjutant 14 Husaren-Regim... feldt..

Führer der 1. Escadr. 10, Landwehr-Regiments.

1 1 (R. G. 5.)

gez.

von Fröhlich.

523

6. Septbr. Marsch in enge Kantonnirungen. 7. " Felddienst- Uebung gegen das fünfte Armeekorps. Bivouacq. 8. "I Fortsetzung der Felddienst - Uebung und Rückmarsch

9.

"

in die ursprünglichen Quartiere. Ruhe.

10.

"1

Rückmarsch in die Garnisonen.

Durch eine höchstgnädige Kabinets - Ordre vom 8. September sprach der König aus , wie es ihn freue , die Truppen des sechsten Armeekorps in einem sehr vorzüglichen Zustande gefunden zu haben, da alle Truppen theile auf einer ausgezeichneten Stufe taktischer Ausbildung und Haltung stünden.

Von der Kavallerie habe sich das vierte Husaren- und erste Kü

rassier- Regiment noch besonders vortheilhaft bemerkbar gemacht.

Zugleich

erhielt der Premierlieut. von Nieckisch den rothen Adler-Orden vierter Klaſſe. Die nachstehende Rangliste gewährt die Uebersicht des Offizierkorps während dieser Zeit. (f. Tab. II. ) Im Laufe des Septembers fanden noch große Uebungen der Russi schen Truppen bei Kalisch statt , wobei Detaſchements der Preußischen Gar den und das sechste Küraſſier - Regiment als Theilnehmer ; eine große An= zahl von Generalen und Offizieren der Preußischen Armeen aber, und un ter diesen vom ersten Kürassier - Regiment der Oberst von Fröhlich und mehrere andere Offiziere als Zuschauer zugegen waren. Der Major von Treskow und der Major von Vietsch erhielten am Schluſſe des Monats Septembers beide den St. Stanislaus - Orden zweiter Klasse ; außerdem wurden drei Russische St. Annen - Medaillen dem Regiment überwiesen, welche an den Wachtmeister Grät, " Unteroffizier Klausa und "

" überzähligen Unteroffizier Jany "1 vertheilt wurden. Lehtere beiden sind jest bereits ausgeschieden ; dagegen befindet sich der c. Gräß noch im Regiment. Unter dem 8. November erhielten der Secondelieutenant von Schickfuß, ( 1836.) unter dem 5. Februar 1836 der Secondelieutenant Graf von Schweinig die erbetene Entlassung ; der lettere als Premierlieutenant mit der Armee - Uniform. Ferner wurden im Februar die Premierlieutenants von Nieckisch und von Stößell mit dem Russischen St. Annen Orden dritter Klasse dekorirt. Unter dem 30. März avancirte der aggregirte Rittmeister von Steg mann zum Major. Die Kabinets - Ordre vom 22. Mai dehnte die bisher Gjährige Dienst zeit der Unteroffiziere , wodurch sie Berechtigung zur Anstellung im Civil

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erwerben , auf 12 Jahre aus , worunter 9 Dienſtjahre in der Charge des Unteroffiziers sein müſſen , weil die frühere Bestimmung die Anzahl der Berechtigten höher stellte, als der Bedarf der Civil - Behörden es erheiſchte, Unter dem 11. Juli wurden die Portepeefähnriche Graf von Sprin= zenstein, Graf von Roedern und Proßen von Schramm , unter dem 13. Oktober die Portepeefähnriche von Seydlik und von Minckwitz zu Secon= delieutenants befördert. 1837.

Im Mai 1837 erhielt der Rittmeister von Mutius den

Russischen St. Georgen - Orden fünfter Klasse ; unter dem 30. Juni wurde der Premierlieutenant von Gellhorn , von der sechsten Artillerie - Brigade auf ein Jahr zur Dienstleistung bei dem ersten Kürassier - Regiment kom mandirt ; unter dem 5. August der Kadett von Strank und der Kadetten Unteroffizier Graf von Matuschka demselben als Secondelieutenants über wiesen. 1838.

Unter dem 6. Januar 1838 erhielt der Secondelieutenant

von Tschierschki II. die nachgesuchte Entlassung ; unter dem 30. März wurde der Divisions - Kommandeur , Generallieutenant von Block zum komman= direnden General des zweiten Armeekops , dagegen der Generallieutenant Graf Brandenburg, bisher Inspekteur der Garde - Kavallerie , zum Kom mandeur der eilften Diviſion , der Regiments - Kommandeur , Oberst von Fröhlich zum Kommandeur der dritten Kavallerie- Brigade , dagegen der Major, Baron von Reihenstein vom Regiment Garde du Corps, zum inter. Kommandeur des ersten Kürassier Regiments ernannt.

Im April erhielt

der Major von Vietsch den Hannöverschen Guelfen - Orden dritter Klaſſe, und unter dem 3. Mai wurde der Secondelieutenant Graf von der Golt als aggregirt zu dem Garde - Küraſſier - Regiment verseßt. Der erhabene Chef des Regiments in diesem Jahre zum General-Inspekteur der dritten Armee - Abtheilung ernannt, zu welcher das sechste Armeekorps gehört, traf am 21. Juni in Breslau ein und hielt die Revüe über die Garnison auf der Viehweide ab , bei welcher Gelegenheit das Regiment von Höchstdem selben die Beweise der höchsten Zufriedenheit empfing. Unter dem 12. Juli wurde der Portepeefähnrich von der Marwih zum Secondelieutenant befördert. Im September wurde die eilste Diviſion bei Brieg zum Manöuvre versammelt und wieder durch Se. Königl. Hoheit, den Prinzen Friedrich von Preußen , inspicirt.

Das erste Kürassier - Re

giment kantonnirte in Schönfeld , ( Staab) Conradswaldau und Pampiß. Um 14. September trafen Se. Königl. Hoheit ein , am 16. war große Parade auf dem Ererzirplage bei Pogarell und den 17. Manöuvre der eilften und zwölften Division , welche lettere bei Grottkau zusammenge zogen war.

t

513

Um lehteren Tage bezog das erste Kürassier - Regiment schon Kan tonnirungen auf dem Wege zum Rückmarsch, und sehte diesen an den fol genden Tagen fort , so daß es am 20. Oktober wieder in Breslau eintraf. Die Kabinets - Ordre vom 24. September an den Generallieutenant von Röder, welcher die Kavallerie Manöuvres geleitet hatte , sprach sich mit großer Anerkennung über den Zustand und die Manöuvrirfähigkeit der versammelten Truppen aus und bewilligte für die, welche im Lager ge= ſtanden hatten ein doppeltes Revüe- Geſchenk ; für den Unteroffizier 20 Sgr., für den Gemeinen 10 gr. Der Personalstand des Offizierkorps in dieser Periode geht aus der nachstehenden Rangliste übersichtlich hervor. (f. Tab. I. ) Zur Auszeichnung für das Kommando zur Lehr- Escadron sehte die Kabinets Ordre vom 23. November für Unteroffiziere und Gemeine eine schwarzwollene Schnur auf der Achselklappe fest. 1827. Unter dem 30. Januar 1827 wurde der Generalmajor von Nahmer zum Kommandeur der achten Diviſion, dagegen der Generalmajor Baron Hiller von Gärtringen zum Kommandeur der eilsten Diviſion er nannt. Unter dem 14. März avancirten die Portepeefähnriche von Koſſecki und von Strang zu Secondelieutenants ; unter dem 30. März wurde der Secondelieutenant von Avemann zum fünften , der Premierlieutenant von Höpfner vom fünften als aggregirt zum ersten Küraſſier-Regimente ver ſeßt und auf gleiche Weise unter dem 1. Oktober der aggregirte Rittmei= ster von Stegmann vom 4. Küraſſier - Regiment. 1828.

Unter dem 14. März 1828 avancirte der Portepeefähnrich

Graf zu Dohna zum Secondelieutenant ; unter dem 4. Mai erhielt der Secondelieutenant von Dieskau die erbetene Entlassung als Premierlieute= tenant mit der Armee - Uniform ; desgleichen unter dem 7. September der Secondelieutenant von Wallenrodt. In diesem Jahre hatte das sechste Armekorps wieder große Uebungen vor dem Könige vom 17. August bis 21. September bei Kapsdorf. Das erste Küraſſier - Regiment rückte dazu aus, mit 21 Offizieren incl. Rechnungsführer, 53 Unteroffizieren,

13 Trompetern, 441 Gemeinen, 517 Königl. Dienstpferden excl. Offizierpferden. Ferner: 1 Regiments - Arzt, 2 Chirurgen, 2 Kurschmieden, 1 Büchsenmacher. 33

526

in Wiltschau die vierte Escadron. und Gallowitz Unter dem 13. November wurde dem Major, Grafen von Brühl der nachgesuchte Abschied als Oberstlieutenant mit der Armee - Uniform ertheilt. Durch Kabinets - Ordre vom 29. November erhielt der Generallieute = nant von Rohr , bisher Direktor des Militair - Dekonomie Departements das Kommando der eilsten Diviſion und unter dem 24. Dezember wurde der Erb - Großherzog von Sachsen - Weimar - Eisenach , Königliche Hoheit, zum Rittmeister à la suite ernannt und dem ersten Küraſſier - Regiment aggregirt. Unter dem 28. Dezember erhielt der Secondelieutenant von Strant I. den nachgesuchten Abschied. 1840. Am 18. Januar 1840 wurde der Rittmeister von Mutius mit dem rothen Adler- Orden vierter Klaſſe begnadigt ; unter dem 4. Fe bruar der Secondelieutenant Graf von Sprinzenstein auf sein Ansuchen verabschiedet und unter dem 30) . März der Regiments - Kommandeur, Major Baron von Reihenstein zum Oberstlieutenant, der Rittmeister von Mutius, mit Belassung in seinem bisherigen Verhältnisse als Escadron - Chef, zum Major befördert. Um 31. Mai , an dem 100 jährigen Jubelfeste der Chronbesteigung Friedrichs des Großen, ging dem Regimente nachstehende Kabinets-Ordre zu : „ Ich habe für diejenigen Regimenter der Armee, welche schon un ter der Regierung König Friedrich II. bestanden , ein Bild anfertigen lassen , welches ihre Bekleidung und Bewaffnung aus dem Jahre 1786 auf das allergenaueste darstellt." ,,Ein solches Bild übergebe Ich hiermit dem ersten Küraſſier Regimente , damals das Küraſſier - Regiment von Mengden № 4, mit der Bestimmung, daß dasselbe in der Wohnung des jedesmaligen Regiments -Kommandeurs aufbewahrt und die noch nachfolgende Zu sammenstellung von dazu gehörigen Notizen im Regiments - Archive deponirt werde und Ich erwarte, daß das Regiment Meine damit verbundene wohlwollende Absicht ,

das Gedächtniß jener glorreichen

Periode hierdurch zu erneuern , in welcher das Regiment auch seiner seits ehrenvoll mitwirkte, erkennen werde."

,,Berlin den 18. April 1840." gez . Friedrich Wilhelm."

„An" ,,das erste Kürassier - Regiment.” Um diesen Gnadenbeweis des hochgeliebten Königs und Herrn dem Regimente mit angemessener Feierlichkeit mitzutheilen, versammelte der Re

527

giments - Kommandeur, Freiherr von Reißenstein, am 4. Juni, als am Jah restage der glorreichen Schlacht von Hohenfriedeberg , das Offizierkorps und sämmtliche Mannschaften in dem geräumigen Speisesaale der Kaserne, welcher durch Blumen = und Laubgewinde und durch die Bildnisse Frie drichs des Großen ,

des Königlichen Gebers und des Kronprinzen, des

Regiments - Chefs und aller anderen Glieder des Königlichen Hauſes , ſo wie durch das Königliche Geſchenk ſelbſt verziert war , und machte sie mit der huldvollen Kabinets - Ordre bekannt , indem er in einer kurzen , kräfti gen Rede auf die großartigen Erinnerungen hindeutete, welche der jungen Mannschaft einen Begriff von dem Vorzuge geben konnten , einem so alten und ruhmvoll bekannten Regimente anzugehören.

Nach einem dreimaligen

Hurrah, der Genesung des bereits kränkelnden edlen Königs gebracht, into nirte das Trompeter- Chor das Lied : Heil dir im Siegerkranz , in welches alle Anwesenden einstimmten. Hierauf wurden die Mannschaften vom Wacht meister abwärts mit einem Festmahle bewirthet , und so wurde dieser Tag ein besonders freudiger für das erste Küraſſier - Regiment. Mit um so tieferem Schmerz empfing dasselbe am 9. Juni die Nachricht von dem am 7. erfolgten Hinscheiden ſeines Königs und Herrn, Friedrich Wilhelms III . Beinahe 43 Jahre hatte ihm das Regiment in vielbewegter Zeit gedient, nicht ohne vielfache Gelegenheit sich des alten Ruhmes werth zu zeigen und den Lorbeeren der Vorfahren frische Ehrenkränze hinzuzufügen . Schon lange hatte sein dankbares Volk dem Vollendeten den Namen des Ge = rechten ertheilt, eine Würdigung ausgezeichneter Eigenschaften , wie fie nie mit gleichem Rechte stattgefunden hat und wozu die Geschichte einst ihre volle Zustimmung geben wird. Nachdem am 11. Juni die sterblichen Ueberreste mit allem gebühren den Glanze in dem Dome zu Berlin feierlich beigesetzt worden , erfolgte nach dem ausdrücklichen Willen des Verklärten in der Nacht an demsel ben Tage in aller Stille die Beisehung in der Gruft zu Charlottenburg, an der Seite der ihm und seinem treuen Volke unvergeßlichen Königin Louise. Um 9. Juni um 11 Uhr früh leistete das erste Kürassier - Regiment im Hofe der Kaserne, zu Fuß aufgestellt , Seiner Majestät Friedrich Wil helm IV. den Eid der Treue , welche es nun durch 166 Jahre im Dienste der vaterländischen Monarchen ununterbrochen bewährt hatte. Unter dem 16. Juni wurde der Portepeefähnrich Graf Henckel von

Donnersmark zum Secondelieutenant befördert und am 29. Juni der Pre mierlieutenant von Woftrowski von der Funktion als Regiments - Adjutant entbunden, welche nun auf den Secondelieutenant Baron von Reinbaben überging.

516

lage. Der erste Unteroffizier, der diese Zulage bezog, war der Unteroffizier Klausa von der ersten Escadron, welcher als Gefreiter in dem Gefecht bei Hainau sich unaufgefordert erbot, den verwundeten Kommandeur vom Schlachtfelde holen zu dürfen. Unter dem 12. Dezember wurde der Portepeefähnrich Graf von Kö nigsdorff zum Secondelieutenant befördert. 1830.

Unter dem 15. Januar wurde der aggregirte Secondelieu

tenant von Paczenski und Tenczin vom eilften Husaren - Regimente , dem ersten Kürassier - Regiment aggregirt. Die Epauletts der Offiziere erhielten im März in so fern eine Ver änderung , als die der Lieutenants auf dem Achselstück rund herum mit der Offiziertreſſe besett, getragen wurden, wie dies bisher nur für die Ritt meister der Fall war. Die Chargen überhaupt wurden nun durch die jest noch üblichen Sterne in den Monden unterschieden. Unter dem 30. März wurde der interimiſtiſche Kommandeur, Oberſt lieutenant von Fröhlich, zum wirklichen Regiments - Kommandeur, der ag= gregirte Rittmeister Graf von Brühl zum Major befördert ; der aggregirte Major von Heyduck von dem Kommando des ersten Bataillons zehnten Landwehr -Regiments entbunden und der Premierlieutenant von Höpfner, bisher kommandirt zur Dienſtleiſtung als Adjutant bei der neunten Di vision, zur Dienstleistung bei dem Generalstaabe des fünften Armeekorps angestellt. Bis zu dieser Zeit war der zweimalige Wohlthäter des Regiments wirklich unbekannt geblieben ; jeht aber erfuhr das Offizierkorps, daß es der, wegen seines ausgezeichneten Charakters und seiner patriotiſchen Geſinnun gen allgemein hochgeachtete Kaufmann und Kattunfabrikant Herrn Milde sen. ſei. Das Offizierkorps sprach den Dank für eine so edle Handlung in corpore gegen ihn aus und wiederholte denselben bei einem Festmahle durch das Organ des Oberstlieutenant Fröhlich ,

obwohl der bescheidene

Geber jedes Verdienſtliche ſeiner Handlungsweise von sich wies und die= selbe in seinen früheren Verhältnissen und in dem Drange seines Herzens und seiner Liebe zu dem Regimente begründet, darstellte. Bei dieser Ge legenheit wurde das nachstehende von dem gemüthlichen Dichter Kudraß in Breslau gedichtete Lied nach der Melodie von Körner's : Vater , ich rufe dich ! c. gesungen :

517

König

und

Vaterland.

Krieger -Lieb für das Königliche Hochlöbliche Erfte Küraßßer - Regiment.

König und Vaterland! Feurig begeistert als räftige Krieger, Hoch auf den Helmen die Zweige der Sieger, Jauchzen wir muthvoll für Thaten entbrannt : König und Vaterland! Brüder! dies heilige Pfand Lasset als Krieger in Ehren uns halten, Wie auch die Zeiten ſich um uns geſtalten, Nimmer zerreiße dies herrliche Band : König und Vaterland! Ritterlich rühmlicher Stand, Treu für den König, den Edlen, Gerechten, Und für die Freiheit des Landes zu fechten, Heil, wer die Würde des Kriegers erkannt, König und Vaterland ! Strahlend ist unser Gewand, Weithin die schimmernden Küraſſe bligen, Benn in der Sonne zu Rosse wir ſigen ; Stolz auf den Namen, Prinz Friedrich genannt, König und Vaterland !

Brüder, auf blutigem Sand Laßt uns die Ehre des Preußen bewahren, Nimmer zu weichen im Kampf und Gefahren, Siegend zu sterben, das Schwert in der Hand : König und Vaterland !

Unter dem 6. Juli erhielt der Secondelieutenant von Jorban die er betene Entlassung ; unter dem 13. August wurde der Unteroffizier Baron von Rheinbaben aus dem Kadettenforps als Secondelieutenant zum ersten Küraffier -Regiment verseht und unter dem 15. September der Portepee fähnrich von Tschierski zum Secondelieutenant ernannt.

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Um 24. September starb der Secondelieutenant und Rechnungsführer Thomas am Nervenschlage. Die am 26. Juli in Paris ausgebrochene Revolution hatte auch in Deutschland die unruhigen Köpfe aufgeregt und manche Erzesse hervorge rufen , welche sich in Breslau am 27. und 28. September in Gestalt der sogenannten Schneider - Revolte gegen die Industrie der Kleider- und Möbel-Magazine Luft machen wollte. Durch zweckmäßige Maßregeln wurde dieser lächerliche Straßen - Skandal sehr bald unterdrückt und das erste Kürassier - Regiment kam hiebei nur in so fern in Thätigkeit, als ein zelne Pikets die Straßen durchritten ; doch fiel nichts von Bedeutung vor. Unter dem 8. Dezember wurde der Generallieutenant von Block zum Kommandeur der eilften Division ernannt , unter dem 9. Dezember der Rittmeister von Kleist und der Secondelieutenant Graf von Dyhrn unter gesetzlichem Vorbehalt, ersterer als Major mit der Regiments - Uniform ver abschiedet, und der Premierlieutenant Simba (am 9. November vom vierten Husaren - Regiment verabschiedet ) als Rechnungsführer bei dem ersten Kürassier -Regiment angestellt ; unter dem 13. Dezember aber der Premier lieutenant von Packisch zum Rittmeister und Escadron - Chef, der Seconde lieutenant von Nieckisch zum Premierlieutenant , der Portepeefähnrich von Heugel zum Secondelieutenant ernannt. 1831.

Im Februar 1831 erhielt der Premierlieutenant von Laub

adel die erbetene Entlassung als Rittmeister mit der Regiments - Uniform ; in seine Stelle wurde der Secondelieutenant von Wostrowski Regiments Adjutant; unterm 16. März erfolgte die erbetene Verabschiedung des Se condelieutenants von Knobelsdorf als Premierlieutenant mit gesetzlichem Vorbehalt und Anstellung als Stallmeiſter in dem Landgestüt zu Leubus ; am 15. April wurde der Secondelieutenant Baron von Stößel zum Pre mierlieutenant befördert. Die Juli - Revolution in Frankreich hatte verschiedene Töchter gehabt und als solche ist auch die in Warschau am 29. November 1830 ausge brochene Insurrektion gegen Rußland zu betrachten. Da die Insurgenten ihren Einfluß auf die Provinz Posen, den Freistaat Krakau und Gallizien geltend zu machen suchten : so mußte Preußen demgemäß seine Grenzen besetzen. Von dem ersten Kürassier - Regiment wurde zum Grenzfordon gestellt: ein Detaſchement von 4 Offizieren , 5 Unteroffizieren , 56 Gemeinen und 60 Pferden , vom 10. Mai bis 25. Oktober an der polnischen Grenze und vom 26. Oktober bis Mitte November in die Kantonnirungen bei Nams lau ; ferner ein Detaſchement von 1 Offizier , 4 Unteroffizieren, 33 Gemeis

519

nen und 37 Pferden vom 17. Juni bis 5. Juli an der östreichischen Grenze, wobei indeß nichts Erwähnungswerthes vorfiel. Unter dem 17. Juli wurde der Portepeefähnrich von Frankenberg, un ter dem 14. September der Portepeefähnrich von Bose und der Portepee fähnrich von Lieres zu Secondelieutenants befördert und der Rittmeister Graf von Gneisenau von dem Garde - Küraſſier - Regiment zum ersten Kü- . raffier - Regiment verſeßt. Am 29. September brach in Breslau zum erstenmale die Cholera aus, ein Gespenst, das man ſchon lange mit banger Sorge erwartet hatte und das in seinem unheimlichen Treiben so manches Opfer forderte. Wie überall, entstanden auch hier Zusammenrottirungen gegen die strengen, den Verkehr hemmenden Schuhmaßregeln, wurden aber ohne wesentliches Ein schreiten der bewaffneten Macht zerstreut. 1832. Im Jahre 1832 wurde das Regiment um 60 Gemeine und 1 Kurschmied vermehrt, so daß es nunmehr 24 Offiziere incl. Rech nungsführer , 61 Unteroffiziere, 13 Trompeter , 96 Gefreite , 432 Gemeine, 1 Regiments - Arzt , 4 Escadrons - Chirurgen , 5 Kurſchmiede, 1 Regiments Sattler, 1 Büchſenſchmied, in Summa excl. Offiziere und Regiments-Arzt 613 Mann stark war. Um die Pflege der Kranken in den Lazarethen zu fördern und den Bedarf an chirurgischem Perſonal für den Fall eines Krieges sicherer zu beschaffen, verordnete der König unterm 17. März , daß von jeder Esca= dron ein Mann dem ärztlichen Personal zugetheilt werden solle. Unter dem 20. März erhielt der Premierlieutenant von Kuffka den rothen Adler - Orden vierter Klaſſe ; unter dem 30. März wurde der Major Stein von Kaminski als interim. Kommandeur zum ſiebenten Küraſſier= Regimente versest ; unter dem 14. Juni der Rittmeister von Treskow zum Major und etatsmäßigen Staabsoffizier, der Premierlieutenant von Gil lern zum Rittmeister und Escadron - Chef; der Secondelieutenant und Re giments - Adjutant von Wostrowski zum Premierlieutenant befördert. Vom 1. November 1832 datirt die Abschaffung der Lattenstrafe in der Preußischen Armee, und unter dem 24. Dezember erhielt der Secondelieu tenant schierschki die Königliche Erlaubniß, den ihm von des Kaisers von Rußland Majestät ertheilten St. Annen - Orden dritter Klasse zu tragen. 1833.

Unter dem 6. Januar 1833 erhielt der Rittmeister Graf

Neithart von Gneisenan mit gesetzlichem Vorbehalt und der Regiments Uniform den erbetenen Abschied. Durch kriegsministerielle Ordre vom 10. Februar wurde befohlen , daß in Stelle der bisher nur bei Märschen, Manöuvres c. gebrauchten , umspon

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nenen Klammern , um das Herumhängen der Helmkämme zu verhin dern , von nun an die Kämme fortwährend durch eine schwarze, für die Trompeter roth lackirte Drathklammer zusammengehalten werden sollen . Unter dem 11. Februar erhielt der aggregirte Secondelieutenant von Paczenski und Tenczin die nachgesuchte Entlassung ; unter dem 13. März der Premierlieutenant von Kuffka den St. Stanislaus Orden dritter Klasse ; unter dem 14. März wurden die Portepeefähnriche von Schickfuß und von Wedell zu Secondelieutenants befördert ;

unter dem 13. Juni

der Secondelieutenant von Heugel unter gesetzlichem Vorbehalt entlaſſen ; unter dem 14. September der Portepeefähnrich Graf von der Golk zum Secondelieutenant befördert und unter dem 16. November der Rittmeister von Gillern mit der Regiments - Uniform und Aussicht auf Civil - Verſor gung verabschiedet ; unter dem 14. Dezember aber der Premierlieutenant von Kuffka zum Rittmeister und Escadron - Chef,

der Secondelieutenant

von Schweinichen zum Premierlieutenant avancirt. 1834. Unter dem 30. März 1834 wurde der aggregirte Major von Heyduck zum Oberstlieutenant und interim. Kommandeur des fünften Kürassier-Regiments ernannt und der Premierlieutenant von Röder, vom Regiment Garde du Corps , giment aggregirt.

als Rittmeister dem

ersten Küraſſier - Re

Die Kabinets - Ordre vom 7. September ernannte den

Prinzen Friedrich zu Hessen zum Kommandeur der ersten Division ; dage= gen erhielt unter dem 3. November der Oberst von Grävenit, bisher Kom mandeur des vierten Küraſſier - Regiments das Kommando der eilften Ka= vallerie - Brigade . 1835.

Unter dem 26. Februar 1835 wurde der Premierlieutenant

von Blücher, bisher aggregirt dem ersten Ulanen - Regiment, in gleicher Eigenschaft zu dem ersten Küraſfier - Regiment verſeßt. Im März übernahm das Regiment den ersten Theil der neuen Ka serne, welcher auch demnächst bezogen wurde, während der Bau des noch übrigen Theils seinen Fortgang nahm Durch kriegsministerielle Mittheilung vom 10. April wurde der Kö nigliche Befehl bekannt, daß die Unteroffizierjaken an dem untern Rande der Achselklappen mit einer baumwollenen schwarz und weißen Borte, von der Form der Offizier - Epaulett - Tressen besetzt werden sollten. Unter dem 28. Mai wurde der Rittmeister Graf von Lüttichau zum

Major und etatsmäßigen Staabsoffizier des vierten Husaren - Regiments ernannt ; dagegen der Rittmeister von Mutius vom fünften bei dem ersten Küraſſier- Regiment als Escadron - Chef wieder einrangirt ; im Juni aber der Major von Vietsch , Adjutant Seiner Königlichen Hoheit des Prinzen

521

Friedrich von Preußen, unter Beibehalt dieses Verhältnisses dem Regiment aggregirt. Bevor das Regiment zu

den in diesem Jahre befohlenen großen

Herbstübungen des fünften und sechsten Armeekorps ausrückte, erhielt daf selbe durch die Gnade des Königs ein neues Standartenband, welches mit nachstehender Kabinets- Ordre an den kommandirenden General , Grafen von Zieten, gelangt war: " In Bezug auf die in diesem Jahre stattfindende Stiftungsfeier des , vor 150 Jahren errichteten dritten Infanterie - Regiments , habe Ich beschlossen, nicht allein dieſem Regiment, sondern allen Truppen theilen der Armee , welche seit ihrer Stiftung 100 Jahre und länger bestehen zur Auszeichnung ein Fahnenband , das Errichtungsjahr und den Stifter angebend , zu verleihen , durch welches ihre lange und ehrenvoll zurückgelegte Bahn bezeichnet wird.

Da nun auch ſeit der

Stiftung des ersten Küraſſier - Regiments im Jahre 1674 , über 100 Jahre verflossen sind , so trage Ich Ihnen auf, demselben das bei folgende Standartenband und Meine Ordre zu übergeben und dem Regimente Meine Anerkennung der, ſeit seiner Stiftung treu geleisteten Dienste und Meine Erwartung auszusprechen, daß ihm diese zu Theil gewordene neue Auszeichnung zum Antrieb dienen wird , dieselbe un erschütterliche Pflichttreue auch in der Folge unter allen Umständen zu bewahren." „ Uebrigens soll das Regiment schon bei der Revüe mit dieſer Auszeichnung erscheinen." ,,Berlin den 30. Julius 1835." " gez . Friedrich Wilhelm ." ,, An "

,,den General der Kavallerie," ,,Grafen zieten." Zur Empfangnahme dieses Königlichen Gnadengeschenkes stand das Regiment am 12. Auguſt früh um 8 Uhr zu Pferde, in zweiter Montur und ohne Gepäck auf dem Ererzirplaße hinter Königs Palais . Bei der Ankunft des kommandirenden Generals formirte es einen Kreis und der Generallieutenant von Block übergab dem Regiments - Kommandeur das von dem kommandirenden General übernommene Band, nebst der König lichen Kabinets - Ordre, welche lettere der Regiments - Kommandeur dem Regimente laut und deutlich vorlas.

Hierauf wurde das Band aus dem

Futterale genommen und dem Regimente vorgezeigt, welches sich nun wie der in Linie formirte und nach dreimaligem Hurrahruf, wobei die Offiziere salutirten, in Zügen den Vorbeimarsch ausführte.

532

Unter dem 20. September wurde der Secondelieutenant Graf von Pückler , vom zehnten Infanterie -Regiment, als aggregirt zu dem ersten Kürassier -Regimente verſeßt. 1842. Unter dem 21. März erfolgte die Versehung des Portepee fähnrichs von Uechtrit vom zweiten Dragoner - Regiment, als Secondelieu tenant in das erste Küraſſier - Regiment ; unter dem 7. April erhielt der Secondelieutenant Graf Henckel von Donnersmark die erbetene Entlaſ sung mit gesetzlichem Vorbehalt und der aggregirte Premierlieutenant von Blücher wurde zum Rittmeister befördert. Unter dem 12. Mai erhielt der Rittmeister von Packisch den erbetenen Abschied als Major, mit Regiments Uniform und Aussicht auf Anstellung im Civil ; unter dem 9. Juni wurde der Premierlieutenant von Wostrowski mit dem Range vor dem aggregir ten Rittmeister von Blücher zum Rittmeister und Escadron - Chef, der Se condelieutenant von Iſchierschki ung Bögendorf zum Premierlieutenant und der Portepeefähnrich von Treskow zum Secondelieutenant befördert ; un ter dem 9. August aber der Kadett von Wrochem als Secondelieutenant im Regiment angestellt. Durch Allerhöchste Kabinets - Ordre vom 11. August erfolgte die Er nennung des Obersten à la suite, Erbgroßherzogs von Sachsen - Weimar Eisenach, Königliche Hoheit , zum Generalmajor , womit Höchſtderselbe zu gleich von dem bisherigen Verhältnisse zu dem ersten Kürassier - Regiment entbunden war ; unter dem 18. September wurde der Major von Lojewski, aggregirt dem zweiten Ulanen - Regiment, der schon früher dem ersten Kü raffir-Regiment angehört hatte , diesem aggregirt und der Portepeefähn= rich Graf von Franckenberg zum Secondelieutenant ernannt ; unter dem 6. November aber der Erbprinz Günther zu Schwarzburg Rudolstadt als Premierlieutenant dem Regimente aggregirt. Im Dezember erhielt der Oberstlieutenant von Treskow die zweite, die Rittmeister von Stößell und von Blücher die dritte Klasse des Großherzoglich Sachsen = Weimarschen Falken- Ordens . Die nachstehende Rangliste (Tab. IV.) gewährt noch eine Geſammtüber ficht des Offizierkorps, wie es am Schluſſe des Jahres 1842 beſtanden hat.

3u Seite 523.

nts pro August 1835 . Orden.

2.KI. Fremde .

Cifern. Kreuz. P. . m 1. ( 1.KI.

No.

rhältniß.

Bemerkung.

it.

1 1

1 2

St. Johanniter - Orden. Rother Adler-Orden 4. (F. E. L. 4.) (F. M. V. 3.) parbe-Küraf 1 1 1 4 (R. W. 4.) (R. A. 2.) ndelieut. im Regiment... 15. Ulanen= -tmeister im Regiment ...

3 4

n 5. Schles. Regiment 1 p.

Rother Adler-Orden 4.

2 3

Regiments-Adjutant.

4

1 S ......

Führer der 2. Escabr. 10. Landwehr-Regiments.

2 3

Garde-Land nt

4 5 6 7 8

Garde-Regi=

9

10

offizier .....

11

1 (R. A. 3. ) 1

12

komm. zur allgem. Kriegs schule.

Cifern. Kreuz.

.2. Kl Fremde .

heres Verhältniß.

P. I. .m 1.Kl. (

Orden.

Bemerkung.

über den Etat einrangirt.

mit Portepeefähnr. -Gehalt.

mit Unteroffizier-Gehalt . mit Unteroffiz.- Geh. durch extra Zuſchuß zum Gem, Sold.

ist. u. Escad. Chef im Destr. 3. Küras.-Reg. bei dem Gen.-Komm. 甩meekorps ...

Direkt. der 11. Div.-Schule. Adjutant bei S. K. Hoheit dem Prinzen Friedr. von Preußen.

ister im 4. Küraſſier ment rlieut, im Regiment e du Corps .

Führer der 1. Escadr. 10. Landwehr-Regiments .

nts-Arzt im 17. Inf. ment . elieut. und Adjutant 14 Husaren-Regim.. feldt...

(R. G. 5.)

gez.

von Fröhlich.

523

6. Septbr. Marsch in enge Kantonnirungen. 7. "1 Felddienst - Uebung gegen das fünfte Armeekorps . Bivouacq. 8. "1 Fortsetzung der Felddienst - Uebung und Rückmarsch

9.

"1 "1

10.

in die ursprünglichen Quartiere. Ruhe. Rückmarsch in die Garnisonen.

Durch eine höchstgnädige Kabinets - Ordre vom 8. September sprach der König aus , wie es ihn freue , die Truppen des sechsten Armeekorps in einem sehr vorzüglichen Zustande gefunden zu haben, da alle Truppen theile auf einer ausgezeichneten Stufe taktischer Ausbildung und Haltung stünden. Von der Kavallerie habe sich das vierte Husaren- und erste Kü= rassier- Regiment noch besonders vortheilhaft bemerkbar gemacht. Zugleich erhielt der Premierlieut. von Nieckisch den rothen Adler-Orden vierter Klasse. Die nachstehende Rangliste gewährt die Uebersicht des Offizierkorps während dieser Zeit. (f. Tab. II. ) Im Laufe des Septembers fanden noch große Uebungen der Russi schen Truppen bei Kalisch statt, wobei Detaschements der Preußischen Gar den und das sechste Küraſſier - Regiment als Theilnehmer ; eine große An zahl von Generalen und Offizieren der Preußischen Armeen aber, und un ter diesen vom ersten Kürassier- Regiment der Oberst von Fröhlich und mehrere andere Offiziere als Zuschauer zugegen waren . Der Major von Treskow und der Major von Vietsch erhielten am Schlusse des Monats Septembers beide den St. Stanislaus - Orden zweiter Klasse ; außerdem wurden drei Ruſſiſche St. Annen - Medaillen dem Regiment überwiesen, welche an den Wachtmeister Grät, " Unteroffizier Klausa und "I "I

"

überzähligen Unteroffizier Jany

vertheilt wurden.

Lehtere beiden sind jeht bereits ausgeschieden ; dagegen

befindet sich der 1. Gräß noch im Regiment. Unter dem 8. November erhielten der Secondelieutenant von Schickfuß, (1836.) unter dem 5. Februar 1836 der Secondelieutenant Graf von Schweinitz die erbetene Entlaſſung ; der lettere als Premierlieutenant mit der Armee - Uniform . Ferner wurden im Februar die Premierlieutenants von Nieckisch und von Stößell mit dem Russischen St. Annen - Orden dritter Klasse dekorirt. Unter dem 30. März avancirte der aggregirte Rittmeister von Steg mann zum Major. Die Kabinets - Ordre vom 22. Mai dehnte die bisher Gjährige Dienſt zeit der Unteroffiziere , wodurch sie Berechtigung zur Anstellung im Civil

1 524

erwerben, auf 12 Jahre aus , worunter 9 Dienstjahre in der Charge des Unteroffiziers sein müſſen , weil die frühere Bestimmung die Anzahl der Berechtigten höher ftellte, als der Bedarf der Civil - Behörden es erheiſchte, Unter dem 11. Juli wurden die Portepeefähnriche Graf von Sprin zenstein, Graf von Roedern und Prohen von Schramm , unter dem 13. Oktober die Portepeefähnriche von Seydlig und von Mindwit zu Secon delieutenants befördert. 1837.

Im Mai 1837 erhielt der Rittmeister von Mutius den

Russischen St. Georgen - Orden fünfter Klasse ; unter dem 30. Juni wurde der Premierlieutenant von Gellhorn , von der sechsten Artillerie - Brigade auf ein Jahr zur Dienstleistung bei dem ersten Kürassier - Regiment kom mandirt ; unter dem 5. Auguſt der Kadett von Stranh und der Kadetten Unteroffizier Graf von Matuſchka demselben als Secondelieutenants über wiesen. 1838.

Unter dem 6. Januar 1838 erhielt der Secondelieutenant

von Tſchierſchki II. die nachgesuchte Entlaſſung ; unter dem 30. März wurde der Divisions - Kommandeur , Generallieutenant von Block zum komman direnden General des zweiten Armeekops , dagegen der Generallieutenant Graf Brandenburg, bisher Inspekteur der Garde - Kavallerie , zum Kom mandeur der eilften Diviſion , der Regiments - Kommandeur , Oberst von Fröhlich zum Kommandeur der dritten Kavallerie - Brigade ,

dagegen der

Major, Baron von Reißenstein vom Regiment Garde du Corps, zum inter. Kommandeur des ersten Kürassier Regiments ernannt. Im April erhielt der Major von Vietsch den Hannöverschen Guelfen - Orden dritter Klaſſe, und unter dem 3. Mai wurde der Secondelieutenant Graf von der Golk als aggregirt zu dem Garde - Küraſſier - Regiment verseht. Der erhabene Chef des Regiments in diesem Jahre zum General-Inspekteur der dritten Armee = Abtheilung ernannt, zu welcher das sechste Armeekorps gehört, traf am 21. Juni in Breslau ein und hielt die Revüe über die Garnison auf der Viehweide ab , bei welcher Gelegenheit das Regiment von Höchstdem selben die Beweise der höchsten Zufriedenheit empfing.

Unter dem 12. Juli wurde der Portepeefähnrich von der Marwitz zum Secondelieutenant befördert.

Im September wurde die eilfte Diviſion bei Brieg zum Manouvre versammelt und wieder durch Se. Königl. Hoheit, den Prinzen Friedrich von Preußen , inspicirt. Das erste Küraſſier - Re giment kantonnirte in Schönfeld , (Staab) Conradswaldau und Pampiş. Am 14. September trafen Se. Königl. Hoheit ein , am 16. war große Parade auf dem Ererzirplage bei Pogarell und den 17. Manöuvre der eilften und zwölften Diviſion , welche lettere bei Grottkau zuſammenge= zogen war.

"

525

1839.

Am 10. Januar 1839 starb der Premierlieutenant von

Schweinichen am gastrisch - nervösen Fieber ,

und unter dem 4. Januar

wurde der Major, Freiherr von Reißenstein zum wirklichen Regiments= Kommandeur ernannt. Der Major von Vietsch erhielt am 18. Januar den rothen Adler - Orden vierter Klaſſe. Unter dem 6. Februar wurde der kommandirende General , Graf von Zieten , als General - Feldmarschall in den Ruhestand verseht , blieb aber Chef des vierten Husaren - Regiments ; der Generallieutenant Graf von Brandenburg erhielt in seiner Stelle das General - Kommando des sech: sten Armeekorps. Unter dem 14. März wurde der Secondelieutenant von Gersdorf zum vierten Küraſſier - Regiment verseht, und unter dem 18. März der Seconde lieutenant von Arleben zum Premierlieutenant befördert.

In diesem Monate

übernahm das Regiment den zweiten Theil der neuen Kaserne. Der Bau der Beschlag - Schmieden und des Büchsenmacher - Gebäudes wurde nun begonnen und erst im Jahre 1841 beendet. Im Mai erhielt der Rittmeister von Sierakowski den erbetenen Ab schied als Major mit der Regiments - Uniform ; unter dem 15. Juni wurde der Premierlieutenant von Nieckisch zum Rittmeister und Escadron-Chef und der Secondelieutenant Baron von Stosch zum Premierlieutenant ; unter dem 9. September aber der Portepeefähnrich Graf von Seherr Thoß zum Secondelieutenant befördert. Im September wurde die eilfte Diviſion bei Wangern und Bohrau zu den Herbstübungen zusammgezogen und

abermals von des Prinzen

Friedrich Königliche Hoheit besichtigt. Am 15. September trafen Höchst dieselben in Manze ein. Am 16. September war große Parade ; am 17. Feldmanöuvre und auch bei dieser Gelegenheit erwarb das erste Küraſſier= Regiment die Zufriedenheit des Durchlauchtigen Chefs und General- In spekteurs, den es zur innigsten Freude Aller, in 2 Jahren zum drittenmale zu ſehen das Glück hatte. folgenden Quartieren :

Das Regiment lag bei dieſem Manöuvre in

in Rothsürben,) Staab und erste Escadron ; Unchristen und Mellwik, in Schwoidke, Irschnocke und Gunschwit

in Rothsürben und Münchwieg

die zweite Escadron ;

die dritte Escadron ;

526

in Wiltschau und Gallowit

} die vierte Escadron.

Unter dem 13. November wurde dem Major, Grafen von Brühl der nachgesuchte Abschied als Oberstlieutenant mit der Armee - Uniform ertheilt. Durch Kabinets - Ordre vom 29. November erhielt der Generallieute nant von Rohr , bisher Direktor des Militair - Oekonomie Departements das Kommando der eilsten Division und unter dem 24. Dezember wurde der Erb - Großherzog von Sachsen - Weimar - Eisenach, Königliche Hoheit, zum Rittmeister à la suite ernannt und dem ersten Kürassier - Regiment aggregirt. Unter dem 28. Dezember erhielt der Secondelieutenant von Stranh I. den nachgeſuchten Abschied. 1840. Am 18. Januar 1840 wurde der Rittmeister von Mutius mit dem rothen Adler- Orden vierter Klaſſe begnadigt ; unter dem 4. Fe bruar der Secondelieutenant Graf von Sprinzenstein auf sein Ansuchen verabschiedet und unter dem 30. März der Regiments- Kommandeur, Major Baron von Reihenstein zum Oberstlieutenant, der Rittmeister von Mutius, mit Belassung in seinem bisherigen Verhältnisse als Escadron - Chef, zum Major befördert. Am 31. Mai,

an dem 100 jährigen Jubelfeste der Thronbesteigung

Friedrichs des Großen, ging dem Regimente nachstehende Kabinets-Ordre zu : „ Ich habe für diejenigen Regimenter der Armee, welche ſchon un ter der Regierung König Friedrich II. bestanden , ein Bild anfertigen lassen , welches ihre Bekleidung und Bewaffnung aus dem Jahre 1786 auf das allergenaueste darstellt." ,, Ein solches Bild übergebe Ich hiermit dem ersten Küraſſier = Regimente , damals das Küraſſier - Regiment von Mengden № 4, mit der Bestimmung, daß dasselbe in der Wohnung des jedesmaligen Regiments - Kommandeurs aufbewahrt und die noch nachfolgende Zu sammenstellung von dazu gehörigen Notizen im Regiments - Archive deponirt werde und Ich erwarte, daß das Regiment Meine damit verbundene wohlwollende Absicht ,

das Gedächtniß jener glorreichen.

Periode hierdurch zu erneuern , in welcher das Regiment auch seiner= ſeits ehrenvoll mitwirkte, erkennen werde." ,,Berlin den 18. April 1840." gez . Friedrich Wilhelm." ,,An"

„das erste Küraffier - Regiment." Um diesen Gnadenbeweis des hochgeliebten Königs und Herrn dem Regimente mit angemeſſener Feierlichkeit mitzutheilen, verſammelte der Re

-

527

giments - Kommandeur, Freiherr von Reißenſtein, am 4. Juni, als am Jah restage der glorreichen Schlacht von Hohenfriedeberg , das Offizierkorps und sämmtliche Mannschaften in dem geräumigen Speisesaale der Kaserne, welcher durch Blumen = und Laubgewinde und durch die Bildnisse Frie drichs des Großen ,

des Königlichen Gebers und des Kronprinzen ,

des

Regiments - Chefs und aller anderen Glieder des Königlichen Hauses , so wie durch das Königliche Geschenk selbst verziert war, und machte sie mit der huldvollen Kabinets - Ordre bekannt, indem er in einer kurzen , kräfti gen Rede auf die großartigen Erinnerungen hindeutete, welche der jungen Mannschaft einen Begriff von dem Vorzuge geben konnten, einem so alten . und ruhmvoll bekannten Regimente anzugehören.

Nach einem dreimaligen

Hurrah, der Genesung des bereits kränkelnden edlen Königs gebracht, into nirte das Trompeter- Chor das Lied : Heil dir im Siegerkranz , in welches alle Anwesenden einstimmten. Hierauf wurden die Mannschaften vom Wacht meister abwärts mit einem Festmahle bewirthet , und so wurde dieser Tag ein besonders freudiger für das erste Kürassier - Regiment. Mit um so tieferem Schmerz empfing dasselbe am 9. Juni die Nachricht von dem am 7. erfolgten Hinſcheiden seines Königs und Herrn, Friedrich Wilhelms III. Beinahe 43 Jahre hatte ihm das Regiment in vielbewegter Zeit gedient, nicht ohne vielfache Gelegenheit sich des alten Ruhmes werth zu zeigen und den Lorbeeren der Vorfahren frische Ehrenkränze hinzuzufügen . Schon lange hatte sein dankbares Volk dem Vollendeten den Namen des Ge = rechten ertheilt , eine Würdigung ausgezeichneter Eigenschaften , wie sie nie mit gleichem Rechte stattgefunden hat und wozu die Geſchichte einſt ihre volle Zustimmung geben wird . Nachdem am 11. Juni die sterblichen Ueberreste mit allem gebühren den Glanze in dem Dome zu Berlin feierlich beigesett worden , erfolgte nach dem ausdrücklichen Willen des Verklärten in der Nacht an demsel= ben Tage in aller Stille die Beisehung in der Gruft zu Charlottenburg, an der Seite der ihm und seinem treuen Volke unvergeßlichen Königin Louise. Um 9. Juni um 11 Uhr früh leistete das erste Kürassier - Regiment im Hofe der Kaserne, zu Fuß aufgestellt , Seiner Majestät Friedrich Wil helm IV. den Eid der Treue , welche es nun durch 166 Jahre im Dienste der vaterländischen Monarchen ununterbrochen bewährt hatte. Unter dem 16. Juni wurde der Portepeefähnrich Graf Hendel von Donnersmark zum Secondelieutenant befördert und am 29. Juni der Pre mierlieutenant von Wostrowski von der Funktion als Regiments - Adjutant entbunden, welche nun auf den Secondelieutenant Baron von Reinbaben überging.

528

Unter dem 16. Juli erhielt der Secondelieutenant Graf von Matuschka die Allerhöchste Erlaubniß , das ihm laut einer Bulle des Kapitels des souverainen Jeruſalemischen Johanniter - Ordens vom 11. April verliehene Ritterkreuz dieses Ordens zu tragen. Im Anfange des Monats Septembers erhielt der Secondelieutenant von Lieres und Wilkau die nachgesuchte Entlassung unter gesetzlichem Vor behalt, als Premierlieutenant mit der Armee - Uniform ; unter dem 10. Sep tember wurde der Durchlauchtige Chef des Regiments , Generallieutenant Prinz Friedrich von Preußen zum General der Kavallerie, unter dem 28. September der aggregirte Rittmeister à la suite , Karl Alexander , Erb Großherzog zu Sachsen - Weimar - Eisenach, Königl. Hoheit zum Major und unter dem 30. September der Portepeefähnrich von Mutius zum Seconde lieutenant befördert. Unter dem 14. Oktober erhielt der Secondelieutenant Graf zu Dohna als Premierlieutenant mit der Armee - Uniform, der aggre= girte Rittmeister von Röder als Major mit der Regiments - Uniform , den erbetenen Abschied. Durch Allerhöchste Kabinets - Ordre dd. Sanssouci den 13. November gestattete Seine Majestät der König , daß nach dem Antrage des Durch lauchtigen Regiments - Chefs , die Offiziere des ersten Kürassier-Regiments, ihrem Wunsche gemäß, Kragen und Aufschläge von schwarzem Sammet tragen dürfen. Den 3. Dezember , den Tag , an welchem 25 Jahre verflossen waren, seit das Regiment Seine Königliche Hoheit den Prinzen Friedrich von Preußen als seinen Chef verehrte , beging dasselbe festlich und der Regi= ments -Kommandeur, Oberstlieutenant, Baron von Reihenstein, drückte die Gefühle der Verehrung und des Dankes gegen Höchstdenselben im Namen des Regiments in einem ehrfurchtsvollen Schreiben aus, in welchem er zus gleich um die Gnade bat, die Widmung der Geschichte des Regiments, deren Bearbeitung und Plan noch des Höchstseligen Königs Majestät genehmigt hatten, huldreichst anzunehmen. Die Gewährung dieser Bitte ertheilten Seine Königliche Hoheit durch nachstehendes gnädige Handschreiben , wel ches in diesen Blättern um so weniger fehlen darf, a's es eine bisher un bekannte Würdigung des Regiments enthält : "1 Un das erste Küraſſier- Regiment.“ ,,Die Wünsche, welche Euer Hochwolgeboren ſo gütig waren mir, bei Gelegenheit des Jahrestages, an welchem Ich vor 25 Jahren von unseres unvergeßlichen, Höchstseligen Königs Majestät zum Chef des ersten Küraf fier-Regiments ernannt wurde, auszusprechen, hatte Ich so eben die Freude zu erhalten.

Empfangen Sie Meinen aufrichtigen Dank dafür und haben

Sie die Güte, dem ganzen Regimente denselben in Meinem Namen aus

3u Seite 529.

giments pro Dezember 1840. Orden.

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Cifern. Kreuz.

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3 Verhältniß.

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Kapitels

Bemerkung.

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tem. Staabsoffiz. Garde du Corps gy Secondelieut. im er:Regim.... tmstr. im 5. Kü: gim.....

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Noveni Lud

St. Joh. Orden. Rother Udler-Orden 4, 1 - 1 (R. W. 4.) 1 (R. St. R.) Rother Üdler-Orden 4. 1 (R. G. 5.)

-

Rother Ubler-Orden 4. 1 1 (R. St. 3.) Rother Adler-Orden 4. 1 (R. A. 3.) 1 Führer der 1. Escad. 10. Landw. Reg. (R. A. 3,)

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1 (J. J. K.)

über den Etat einrangirt. n 6. Huf. -Regim.

Orden. 2.KI. . Fremde

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Eisern. Kreuz. . Kl 1.

Verhältniß.

Bemerkung.

reiter . 1

I

m Gen.-Komm. rps .......

Rother Adler-Orden 4. 2 (R. St. 2. ) (H. G. 3.) Adj. bei Sr. Königl. Hoh. dem Prinzen Friedr. v. Preuß.

4. Küras.- Reg. >ßherzogl.Sach rschen Heere... 1. ulan. Reg.

Schwarzer Adler-Orden. 3 (G. S. F. 1.) (R. A. D.) (N. L. 1.)

17. Inf. Reg.

Medizinalrath und Profess. an der Univerſität.

und Adjut. im Regim....

1 1 (R. G. 5.)

gez. von Reihenstein.

529

sprechen zu wollen.

Ich seße einen hohen Werth darein, daß Seine Ma

jestät der König gerade dieſes tapfere Regiment dazu erwählten , welches, · wo es fechtend auftrat, ſeit ſeinem beinahe 200jährigen Bestehen nur ruhm voll auf dem Kampfplate stand . Da es Meinem tapferen Regimente werth fein muß, welche Anerkennung seines ruhmvollen Benehmens in dem Kriege 1813 und 1814 des Höchstseligen Könige Majestät ihm zu Theil werden ließ, so führe Ich hier an , daß, indem Seine Majestät Mir es mündlich gnädigst verkündeten ,

daß Sie mich zum Chef ernannt hatten,

diese Aeußerung unser ritterlicher König that : Ich will Dich zum Chef der schwarzen Reiter machen ; stoße Dich nicht an die schwarzen Kragen, aber das Regiment ist das bravste Kavallerie - Regiment in der Ar mee. Die Tage von Hainau , Liebertwolkwik , Leipzig und Laon nenne Ich nur und das ganze Heer weiß , welche Thatent die schwarzen Reiter auszeichneten. " ,, Diese und auch die früheren , seit dem Bestehen des Regiments, in der Geschichte desselben zu finden , welche es Mir ,

als seinem Chef, die

Freude machen will, zuzueignen , ist Mir ein großer Beweis der Anhäng lichkeit, welchen ich sehr zu schäßen weiß und Euer Hochwolgeboren ersuche, dies dem Regimente in Meinem Namen auszusprechen. Um auch Meiner seits dem Regimente ein Andenken zu übermachen an den zurückgelegten 25jährigen Zeitraum , so werde Ich demselben Mein Bild zu Pferde senden und es ersuchen, daſſelbe von Mir anzunehmen und im Speisesaale des Offi zierkorps aufbewahren zu wollen. Es ist leider auch nicht zur bestimmten Zeit fertig geworden , wird aber bald seine Vollendung erreicht haben und dann gleich abgesendet werden.

Dieses Geschenk wird dadurch erst seinen

Werth erhalten , indem es als ein Vermächtniß unseres Höchstseligen Kö nigs anzusehen ist ; indem er Mir noch im vorigen Jahre ausdrücklich be fahl , an dem 25jährigen Jahrestage dem Regimente ein Andenken zu ge= ben.

Ich wählte dies , indem Ich nicht selbst immer unter Ihnen allen

ſein kann , hoffend , so die Züge des Chefs mehr Ihrem Gedächtniſſe zu vergegenwärtigen , deſſen große Freude es ist, im treuen Andenken ſeiner Kameraden fortzuleben."

„ Düsseldorf den 21. Dezember 1840." gez . Friedrich, Prinz von Preußen. " Um Schlusse dieser 25jährigen Periode war der Stand des Offizier korps, wie ihn die nachfolgende Rangliste angiebt. ( f. Tab. III. ) 1841. Im Monat Februar 1841 erhielt der Major von Mutius den Großherzoglich Sachsen = Weimarschen Falken Orden zweiter Klaffe, und am 23. Februar starb plöglich an innerer Verblutung der Brigade Kommandeur, Generalmajor von Gräveniş. 34

530

Unter dem 24. März wurde der aggregirte Major von Stegmann als Oberstlieutenant mit Verleihung des rothen Adler - Ordens vierter Klaſſe, mit der geſehlichen Pension und der Bestimmung die Armee - Uniform an= zulegen , zur Allerhöchsten Disposition gestellt und unter dem 25. März Oberst Graf Pückler , bisher Kommandeur der ersten Kavallerie - Brigade und aggregirt dem Garde - Husaren - Regiment zum Kommandeur der eilf ten Kavallerie -Brigade , unter dem 26. März aber der Oberstlieutenant und Regiments - Kommandeur, Freiherr von Reihenstein in gleicher Eigen schaft zu dem Regiment Garde du Corps versezt ; der etatsmäßige Staabs offizier, Major von Treskow *) dagegen zum interim. Kommandeur des er= ſten Kürassier - Regiments, und unter dem 28. März der Major von Mu= tius zum etatsmäßigen Staabsoffizier ernannt. Unter dem 8. April erhielten die Secondelieutenants Graf von Ma tuschka und Graf von Seherr - Thoß die erbetene Entlassung , der lettere mit gesehlichem Vorbehalt ;

unter dem 26. April wurde der aggregirte

Major Karl Alerander, Erbgroßherzog von Sachsen - Weimar- Eisenach, Königl. Hoheit, zum Obersten und unter dem 8. Juni der Premierlieute nant von Stößell zum Rittmeister und Escadron - Chef, der Secondelieu tenant von Koſſecki zum Premierlieutenant,

der Portepeefähnrich , Fürst

Ordinat von Sulkowski aber zum Secondelieutenant ernannt und als ag= gregirt zum Regiment Garde du Corps verseht.

*) Ein Enkel des Generallieutenants und Chef eines Infanterie -Regiments, Rit ters des schwarzen Adler - Ordens , Johann Chriſtian von Treskow auf Deutſch - Jägel und Minckwiß , welcher im Anfange des 7jährigen Krieges in Destreichiſche Gefangen schaft gerieth , aber bald gegen den Fürsten Lobkowiß ausgewechſelt wurde und 1758 als Kommandant von Neiſſe diese Festung gegen die Destreicher standhaft vertheidigte. Von der Gemahlin dieſes , von Friedrich dem Großen hochgeschäßten Helden , einer ge= bornen von Falckenberg, rühmen die Zeitgenossen einen Zug echt deutſcher Gesinnung und weiblichen Heldenmuthes , der in dieſen Blättern wohl einen Plag finden darf. ~ Während der Generallieutenant von Treskow Neiſſe vertheidigte , befand sich die hoch finnige Frau auf dem Stammgute Thurm- Jägel und erhielt, sobald die Oestreicher die Festung berennt hatten , zu ihrem Schuße eine Sauvegarde. Eines Tages wurde ihr ein Deſtreichiſcher General mit seinem Adjutanten gemeldet. Sie nahm ihn gaſtfreund lich auf und nachdem er ihr bei Tafel von der Auszeichnung erzählt , die ihr Gemahl während seiner Gefangenſchaft von der Kaiſerin Maria Thereſia erfahren habe, trat er endlich mit dem Vorschlage heraus, daß sie ihren Gemahl unter Zusicherung der Kaiser: lichen Gnade vermögen solle, die Festung zu übergeben. Die Antwort der edlen Frau war der Befehl an die ihr bewilligte. Sauvegarde , ſie nach der Festung zu begleiten, da sie sich lieber allen Gefahren einer Belagerung , als der Wiederholung so entehren der Zumuthungen ausſeßen wolle. Beschämt bat sich der Oestreichische General die Ehre aus, sie selbst durch die Vorposten begleiten zu dürfen.

531

Bom 31. August bis 13. September fanden in diesem Jahre bei Kapsdorf große Herbstübungen vor Sr. Majestät dem Könige statt. Das erste Küraſſier - Regiment rückte dazu aus, mit 19 Offizieren, 54 Unteroffizieren, 11 Trompetern, 485 Gemeinen, 544 Pferden excl . Offizierpferden, 4 Escadron - Chirurgen, 3 Kurschmiede. Der Staab , die erste und zweite Escadron kantonnirten in Groß= Peterwis , die dritte Escadron in Pohlsdorf und Lorzendorf, die vierte in Metgau und Borganie. Die Zeiteintheilung war, wie folgt: 31. August 1.) Parade des Korps und Manõuvre mit markirtem 2. Septbr. Feinde. 3. 4. Marsch in die engen Kantonnirungen. "1 5. Feldmanöuvre des fünften und sechsten Armeekorps " 6. gegeneinander. 7. 8. Ruhe. "

#

9.1 10. 11.

"

Feldmanöuvre wie am 5., 6. und 7. September.

12. Ruhe. 11 13. Parade beider Korps vor Sr. Maj. dem Könige. 11 Die Allerhöchste Kabinets - Ordre vom 12. September an den Gene

rallieutenant Grafen Brandenburg, sprach die volle Zufriedenheit des Mo narchen mit dem Zustande der Truppen und deren Manöuvrirfähigkeit aus. Zugleich wurde der interim. Regiments - Kommandeur, Major von Treskow zum Oberstlieutenant und wirklichen Regiments = Kommandeur befördert und der Portepee - Unteroffizier im Kadettenkorps, von Arnstorff, als Secondelieutenant bei dem ersten Kürassier- Regiment angestellt. Am 14. September kehrte das Regiment nach Breslau zurück und wurde am 15. durch eine Kommission des deutschen Bundes , bestehend aus Ihren Königlichen Hoheiten, dem Erzherzoge Ferdinand von Este und Prinzen Karl von Baiern gemustert, wobei es ebenfalls Beweise der be sonderen Zufriedenheit der Durchlauchtigen Inspizienten erhielt. 34 .

532

Unter dem 20. September wurde der Secondelieutenant Graf von Pückler , vom zehnten Infanterie - Regiment , als aggregirt zu dem erſten Kürassier -Regimente verseht. 1842. Unter dem 21. März erfolgte die Versehung des Portepee fähnrichs von Uechtrit vom zweiten Dragoner - Regiment, als Secondelieu tenant in das erste Kürassier - Regiment ; unter dem 7. April erhielt der Secondelieutenant Graf Henckel von Donnersmark die erbetene Entlas= sung mit gesetzlichem Vorbehalt und der aggregirte Premierlieutenant von Blücher wurde zum Rittmeister befördert. Unter dem 12. Mai erhielt der Rittmeister von Packisch den erbetenen Abschied als Major, mit Regiments Uniform und Aussicht auf Anstellung im Civil; unter dem 9. Juni wurde der Premierlieutenant von Wostrowski mit dem Range vor dem aggregir ten Rittmeister von Blücher zum Rittmeister und Escadron - Chef, der Se condelieutenant von Iſchierſchki ung Bögendorf zum Premierlieutenant und der Portepeefähnrich von Treskow zum Secondelieutenant befördert ; un ter dem 9. August aber der Kadett von Wrochem als Secondelieutenant im Regiment angestellt. Durch Allerhöchste Kabinets - Ordre vom 11. Auguft erfolgte die Er nennung des Obersten à la suite, Erbgroßherzogs von Sachsen - Weimar Eisenach , Königliche Hoheit , zum Generalmajor , womit Höchstderselbe zu gleich von dem bisherigen Verhältnisse zu dem ersten Kürassier - Regiment entbunden war ; unter dem 18. September wurde der Major von Lojewski, aggregirt dem zweiten Ulanen - Regiment, der schon früher dem ersten Kü rassir -Regiment angehört hatte , diesem aggregirt und der Portepeefähn= rich Graf von Franckenberg zum Secondelieutenant ernannt ; unter dem 6. November aber der Erbprinz Günther zu Schwarzburg Rudolstadt als Premierlieutenant dem Regimente aggregirt. Im Dezember erhielt der Oberstlieutenant von Treskow die zweite, die Rittmeister von Stößell und von Blücher die dritte Klasse des Großherzoglich Sachsen Weimarschen Falken - Ordens. Die nachstehende Rangliste (Tab. IV. ) gewährt noch eine Gesammtüber sicht des Offizierkorps, wie es am Schlusse des Jahres 1842 bestanden hat.

Nachschrift. Tolar in

Zwischen dem Erscheinen des vierten und fünften Heftes der Ge= schichte des ersten Kürassier - Regiments liegt mehr als ein Jahr.

Eine

sechsmonatliche Krankheit und deren Folgen, so wie die Versehung in sein jeßiges Dienstverhältniß , hinderten den Verfasser, das bereits zusammenge stellte Manuskript für den Druck ganz fertig zu machen.

Aus diesen

Gründen hofft er auf geneigte Nachsicht gegen eine Verzögerung , welche unter günstigeren Umständen unverantwortlich gewesen wäre.

Berlin, im April 1843.

Dr. W. Förster, Hauptmann und Feuerwerksmeister der Artillerie.

Beilagen.

Cifern. Kreuz.

Fremde .

Orden. ·· eres Verhältniß .

Bemerkung.

-Portepee - Unterof. fähnr. im 2. Drag. ent F. im 2. Ulan.-Reg .

über den Etar einrangirt.

Grenadier .

Grenadier

. im 11. Inf. Reg.

Idem Gen. Komm. ekorps .... zajor im 2. Utanen= nt but. im 1. Ulanèn nt

Rother Udler:Orden 4. 2 (R. St. 3.) ( H. G. 3.) Adjutant bei dem Chef. -

1 (G. S. F. 3.) 1 (A. B. A. B.)

im 10. Inf. Reg .

-Arzt im 17. In: Regiment.... ut. und Adjutant usaren-Regim..... er im Regiment elbt....

Medizinalrath und Profess. an der Univerſität . 1 1 (R. G. 5. )

gez. von Treskow.

Nachschrift.

Zwischen dem Erscheinen des vierten und fünften Heftes der Ge= schichte des ersten Kürassier - Regiments liegt mehr als ein Jahr.

Eine

ſechsmonatliche Krankheit und deren Folgen, so wie die Versehung in ſein jeßiges Dienstverhältniß , hinderten den Verfaſſer, das bereits zuſammenge= stellte Manuskript für den Druck ganz fertig zu machen .

Aus diesen

Gründen hofft er auf geneigte Nachficht gegen eine Verzögerung , welche unter günstigeren Umständen unverantwortlich gewesen wäre.

Berlin, im April 1843.

Dr. W. Förster, Hauptmann und Feuerwerksmeister der Artillerie.

Beilagen.

536

2. Krieger - Verdienst.

Französischer Krieg. Feldzug

von

180 6

und

1 8 0 7.

Schlesisches Küraſſier –Regiment.

Des Ehrenzeichens würdig : 1. Wachtmſtr. Müller aus Königsberg , 25. März 1807 bei Danzig. 2. desgl. Klagus aus Brieg, bei Lüdriş u. Wahren. 3. Unteroffiz. Menke aus Landsberg , den 16. Novem Von der Escadr. Oberst und ber 1806 bei Hainau . Kommand. von Leffel. 4. desgl. Gänge aus Grolo in der Neumark, bei Preuß. Holland . 5. Unteroffiz. Bongordat aus Inſterburg, bei Inowraß law und Bromberg. 6. desgl. Janke aus Treppen in Pommern, den Escadron von Briesen. 16. Jan. 1806 bei Morungen. 7. desgl. von Schilling aus Heſſen-Darmstadt, den 8. Jan. 1807 bei Wackern u. Pr. Eylau. 8. Unteroffiz. Sauer aus Riegersdorf in Schlesien, 1807 bei Braunsberg. Escadron von Packiſch. . 9. desgl. Schaffrath aus Löwen in Schlesien, den 30. Dezbr. 1806 bei Breslau. 10. Unteroffiz. Wende aus Stroſchwig bei Falkenberg, den 17. April 1807 bei Glag. Leib- Escadron von Werder. 11. Carabinier May aus Gorau bei Falkenberg , den 10. Jan. 1807 bei Waldenburg. Oberstlieutenant von Leffel.....12. Wachtmstr. Liersch aus Ruppersdorf bei Strehlen, Leib-Escadron von Werder.

Major von Brieſen......

Rittmstr. von Folgersberg.

den 25. Dezbr. 1806 , in der Affaire bei Strehlen. .13. Carabinier Hellmann aus Peterwig bei Strehlen, 1. Mai 1807 bei Kanth. 14. Unteroffiz. Bittner aus Kolonie Zedlig bei Oppeln, den 1. Mai 1807 bei Kanth. 15. Küraffier Tannenberg aus Rußdorf bei Falkenberg, den 1. Mai 1807 bei Kanth.

535 von Werder, Major. von Wrochem, Portepeefähnr. im Jäger. Detaſchement. .1. Escad. Wilke, Unteroffiz..

Wosche, Unteroffiz. desgl. Wende, Walter, desgl. Waasner, Küraſſier ..

.3. Escad. .4. "I .1. " "

Durch Vererbung :

¿ .3. Escad . Tschirne, Unteroffiz. 1. Gottschmansky, Gefreiter.. David, desgl. ..... .1. "

Wiemann, Regiments - Arzt. Walter, Wachtmſtr. Sowadt, Unteroffiz..

.4. Escad. .3. "

Schmidt, Fahnenjunker.

Die gefallenen Helden ehrt dankbar König und Vaterland.

Es starben den Heldentod :

.3. Escad. .1. Escad. Rodewald, Unteroffiz.. Ackermann, Unteroffiz.. .1. " 1. " Richter, Küraſſier . Fellmann, Küraſſier . .4. " .3. " Fihra desgl. ... Reyher, desgl. .4. " desgl. Ribbach, Donnersmark, von Graf Henckel Premierl.. .1. Escad. Stach von Golgheim , Secondelieut. Jordan, Unteroffiz.. .4. " 4. " Kaltenbach, besgl. Schweinhufer, Unteroffiz. .4. "/ .4. "I König, Küraffier... Schmeißer, Küraſſier . 4. " von Leffel, Oberst. Schneider, desgl. von Temsky, Secondelieut. Leschner, Küraſſier . " .3. " Trache, Trompeter ..... von Pannewig, Fahnenjunker. .4. " von Valtier, Secondelieut. Pohl, Kürassier..

536

2. Krieger - Verdienst.

Französischer Krieg. Feldzug

von

1806

und

18 0 7.

Schlesisches Küraſſier – Regiment .

Des Ehrenzeichens würdig : Leib-Escabron von Werder.

Von der Escadr. Oberst und Kommand . von Leffel.

Escadron von Briesen...

Escadron von Packiſch.

1. Wachtmstr. Müller aus Königsberg , 25. März 1807 bei Danzig . 2. Klagus aus Brieg, bei Lüdrig u. Wahren. desgl. 3. Unteroffiz. Menke aus Landsberg , den 16. Novem ber 1806 bei Hainau . 4. besgl. Gänge aus Grolo in der Neumark, bei Preuß. Holland. 5. Unteroffiz. Bongordat aus Insterburg, bei Inowrah law und Bromberg. 6. desgl. Janke aus Treppen in Pommern , den 16. Jan. 1806 bei Morungen. desgl. 7. von Schilling aus Heſſen-Darmſtadt, den 8. Jan. 1807 bei Wackern u. Pr. Eylau. 8. Unteroffiz. Sauer aus Riegersdorf in Schlesien, 1807 bei Braunsberg. 9. besgl. Schaffrath aus Löwen in Schlesien, den 30. Dezbr. 1806 bei Breslau.

10. Unteroffiz. Wende aus Stroſchwiß bei Falkenberg, den 17. April 1807 bei Glag. 11. Carabinier May aus Gorau bei Falkenberg , den 10. Jan. 1807 bei Waldenburg. Oberstlieutenant von Leſſel………..12. Wachtmſtr. Lierſch aus Ruppersdorf bei Strehlen, den 25. Dezbr. 1806 , in der Affaire bei Strehlen. Major von Briesen..... ... 13. Carabinier Hellmann aus Peterwig bei Strehlen, 1. Mai 1807 bei Kanth.

Leib-Escadron von Werber .

Rittmstr. von Folgersberg.

14. Unteroffiz. Bittner aus Kolonie Zedlig bei Oppeln, den 1. Mai 1807 bei Kanth. 15. Küraſfier Tannenberg aus Rußdorf bei Falkenberg, den 1. Mai 1807 bei Kanth.

537

3. Besitzer der

Dienst Auszeichnungen I. , II. und

III. Klaſſe.

1. Klasse : 1. Wachtmeister Buchwald 1. 2. "I Gräg. 3. Quartiermſtr. Gohl.

4. Unteroffizier Scholz. 5. Vice-Unterof. Jänsch. # 6. Gefreite Dreßler.

II. Klaſſe: 1. Wachtmeister Buchwald II. 9. Unteroffizier Liehe. 16.10.55 Gefreite Heyer. 2. Staabstrompeter Lur. 11. Peucker. 3. Unteroffizier Grulms. 12. Kühnel. 4. " Hübner. 4.13. S Kobler. 5. Schott. " 14. whom ¿ Gruspersky . 6. Hentschel. " Gärtner. 15. " 7. " Häertel. 16. Kürassier Vogel. 8. "I Funke. 17. Küraſſier Elsner. (Außer dem Rechnungsführer Wachtmeister Dittmann.) III. Klaſſe: 1. Wachtmeister Klugt. 2. Quartiermstr. Nather. 3. " Starostezick. Materne. 4. "I 5. n Prinz. 6. Unteroffizier Kipke. 7. " Klößel. 8. Bieneck. " 9. Rother. " 10. Drzemalla. " 11. "I Berger. 12. " Pawellect. Branieck. 13. " Werner. 14. W Martin. 15. " 16. " Friedrich. 17. Schulk. 18. Krellmann. " 19. "I Fritsch.

20. Unteroffizier Scholz. Otto. 21. " 22. Gohl. " 23. Sawistowsky. " 24. Schmidt. " 25. Awe. "I 26. Trompeter Adam. 27. Seidel, " 28. Sand. " 29. " Hellmann . 30. " Feift. 31. Gefreiter Aust. 32. Raabe. " 33. Jasche. " Marr. 34. "I 35. Oswald. " 36. Folkmer. " 37. " Prie. 38. Küraffier John.

540

5. Nachweisung des Abganges an Offizieren bei dem Königlichen erßten Küraffier - Regiment von dessen Errichtung

Jahr .

als Leibdragoner - Regiment im Jahre 1674 bis ult. 1842. *)

1675 1679 1682 1684

1686

―――― 1688 1692 1693

1695 1696 1697 -

N

Namen und Charakter.

Art des Abganges.

1 Major von Schlaberndorf, .... blieb bei Ferbellin am 19. Juni. 2 Kapitain von Gök, ...... blieb bei Telſche am 28. Januar. 3 Lieut. Graf Christoph zu Dohna, als Kapitain zu dem Regiment Barfuß. 4 Stifter des Regiments , Oberst von Grumbkow, zog sich aus dem Dienste in derArmee zurück. 5 Oberstlieut. von Rödecke, als Oberst zum Leib - Regim. zu Pferde. 6 Oberst Graf Dietrich zu Dohna,...... blieb bei Ofen am 18. Juli. am 10. August. 7 Kapitain von Haacke, desgl. als Invalide verabschiedet. 8 Major von Wedell, 9 Kapitain von Nagmer, als Oberstlieuten. zum Kommandeur der deutschen Grand - Mousquet, ernannt. .... 10 Fähnrich von Grumbkow,. zu den deutschen Grand-Mousquet, verſegt. 11 Lieuten. Riebe,.... entwich wegen eines Duells. erhielt als Invalide den Abschied im Mai. 12 Kapitain Kornmeſſer, 13 Lieuten. du Croix,. blieb bei einem Vorpostengefecht im Auguſt. als Invalide verabschiedet im März. 14 Fähnrich von Möhlen, . 15 Kapitain Bukky, . verabschiedet im Juli. 16 Lieuten . Rangau,... erhielt den erbetenen Abſchied im Dezbr. 17 Oberstlieut. von Schweinichen, 18 Kapitain Sperling, 19 Winkler, " 20 Sense,. " bei der Reduction des Regiments aufſechs 21 Lieuten. Gram, Kompagnien verabschiedet. 22 Göttingen, ... "

23 1698 24 25

Fähnrich zwelt,.. "/ Priort, ..... Lieuten. von Lindstädt,

erhielt die gesuchte Entlassung im Juli. erhielt den Abſchied als Kapit, im Auguſt.

*) Es sind nur diejenigen Namen hier aufgenommen , welche in authentischen Quellen ge funden wurden.

. Jahr

541

No.

1701 -

26 27

Namen und Charakter.

Art des Abgangeo.

Kapitain von Weyherr,.... Oberst von Below, ....

erhielt den nachgeſuchten Abschied im Mai. starb am 1. Dezember.

1703 28 29 30

Oberfilieut. von Münchow,... Kapitain von Nimpſch, ……… . " von der Heyde,

31 32 33 1704 34 35 36 --37 38 39 1705 40

Fähnrich von Below, Major von Gröben, Lieuten. von Waldow,... " Hennig von Papſtein, Oberst Graf Blumenthal,.. Oberstlieut. von Haacke,. Kapitain von Grumbkow,. Fähnrich Melnow, ... Kapitain von Wilke,.. Major von Bornstädt,

verabschiedet im Juli. besgl. im Gefecht bei Höchstädt geblieben , am 20. September. desgl.

41 Lieuten. Filani, . . ... 42 |Fähnrich von Schenkendorf, ―― 43 Kapitain von Rabenau,. 1706 44 Oberstlieut. von Marwiß,. . 1707 45 Fähnrich von Somnią, .... 1708 46 Lieuten. von Haacke,.. .... 47 "I von Weyherr, 48 Kapitain von Hornigk,. 49 Lieuten. Chwalkowski, -

50 51

Fähnrich von Wendt, Lieuten. von Wreech,.

verabschiedet als Invalide im November, als Kapitain verabschiedet im Februar.

am 13. Auguft bei Höchstädt geblieben. starb an der, bei Höchstädt erhalt. Wunde. als Oberstlieut. zu Dörfflinger Dragoner im Januar. im Duell erstochen im Auguft. wurde wegen dieſes Duells flüchtig, erhielt den gesuchten Abſchied im Septbr. starb im Januar. erhielt den gesuchten Abschied im Juni. desgl. als Kapitain im Januar. bei einer Fouragirung geblieben.

in der Schlacht bei Oudenarde am 11. Juli geblieben. als General Adjutant von der Kavallerie aus dem Regimente. starb am 29. Juli an seinen vor Tour: nay erhaltenen Wunden. blieben in der Schlacht bei Malplaquet, am 11. September. als Invalide verabschiedet im Oktober. desgl. im April. bei einer Rekognoszir. erſchoſſen im Juli. erhielt den nachgeſucht. Abschied im Febr. desgl. im April.

1709 52

Kapitain von Göze,

53 54 55 1710 56 -57 1712 58 59

Oberstlieut. von Ruhlick,. . . . , Kapitain von Damiş ... Lieuten. Rhenius, " von Hünicke, Fähnrich Simul, ... Major von Webell,.. Kapitain von Damiş II.,

1713 60 61 62 1714 63

Oberstlieut. von Edelkirchen,……… │Jerhielten den erbetenen Abſchied im Juni, ersterer als Oberſt. Kapitain Consbruch, "I Fischer, ... erhielt den Abschied als Major im Novbr. Schade,... "I verabſchiedet im Januar.

. Jahr

542

No.

1714 64

Namen und Charakter.

Generallieut. von Wreech ,.

68

Oberstlieut. von Uckermann, .. Kapitain von Errleben, ..... " von Parleben, Fähnrich von Burgsdorf,

69 70

Lieuten. von Eichstädt, ...... Kapitain von Wreech,..

1718 71 ―――― 72 ‫ܗ‬

Rittmeister von Platen, ..... Cornett von Eichstädt ,

73

Oberſtlieut. von d. Schulenburg,

1715 1716 ――― 1717 -

65 66 67

I 1719

1721 74 1722 75

I

76

1724 77 1728 78 79 80 ―

81

1731 82 1733 83

84 1734 85 8588

[11

-

86 87

____

1735 -

89 90

Lieuten. von Ruhlick,.... Rittmeister Freiherr von Kan nenberg, ...

Art des Abganges.

trat in Folge der Kabinets : Ordre vom 27. Februar das Regiment an General major von Blankenſee ab. als Oberst verabſchiedet im Juni. starb im April. als Invalide verabschiedet im März. wegen Invalidität als Kapitain verab: schiedet im Oktober. erhielt den erbetenen Abſchied im April. als Major zum Regiment von d. Schu lenburg zu Pferde verſeßt, am 28. Aug. als Major verabschiedet im Juni, zu dem Dragoner : Regiment von Platen verſeht im Auguft. zum Dragoner-Regiment von Dörfflinger verseht im Oktober. kassirt im Juni.

zum Dragoner- Regiment von Platen ver ſegt im April. zum Sack'schen Garniſon - Bataillon nach Lieuten. Wulff,... . Colberg. "I von der Osten, des Dienstes entlaſſen im Juni. erhielt den erbetenen Abschied im März. Rittmstr. de Salignac, .... " von Benneckendorf... an der Wassersucht gestorben im März. " von Dergen,...... als Major in das Regiment Kronprinz zu Pferde verseßt. Oberst von Papstein,... zum Regiment Lottum zu Pferde als Chef versest im Auguft. Rittmſtr. von Vidal, ... erhielt den erbetenen Abschied im Juli. Generallieut, von Blankensee, trat am 8. Mai das Regiment an den Obersten von Geßler ab und wurde später Gouverneur von Colberg. Rittmstr. von Blankenſee jun., erhielt den erbetenen Abſchied im Auguft. "I von Weyherr jun., . . als Major zum Regiment von Platen 1 Dragoner verſeßt, im Mai. Cornett von Wachholz, ..... am Schlagflusse gestorben im Juli. als Lieuten. verabschiedet im Juli. von Vorhauer,. "I zum Regiment von Platen Dragoner vers "I von Kleist, .. ſeht im Oktober. gestorben in Hohenstein im Juli. Oberstlieut. von Röſſing, verabschiedet im Auguſt. Rittmftr. von Bandemer, .

. Jahr

543

No.

1735 11

1737

11

1738 exterio 1739 1740

| | | 1741

1742

-1743 1744

1745

Namen und Charakter.

91 Rittmstr. von Blankensee sen., .. 92 Major von Hindenburg, .... 93 Oberstlieut. Prinz Gustav von Anhalt,

Art des Abganges

als Oberstlieuten. und Kommandant zu Peiß im August. als Oberstlieut, verabschiedet im Auguſt.

als Oberst und Chef zum Regiment du Portail zu Pferde verſeßt. 94 Lieuten. von Otterstädt, ...... als Rittmeister verabſchiebet im Dezember. 95 desgl. "I von Gröben, ... im Februar. 96 von der Osten,... " verabschiedet im Mai. 97 Cornett von Münchor ,. kassirt im September. 98 Rittmstr. von Nahmer, in Belgrad in Ungarn gestorben. 99 Oberst von Thümen, als Chef zum Husaren - Regiment Prinz Eugen im Dezember. 100 Rittmstr. von Priem, verabschiedet u. Offizial geworden im Mai. 101 Lieuten. Consbruch,. zum Hospitalſchen Regiment nach Mémet im Juni. " 102 Graf zu Dohna, ..... als Rittmeister zu Bronikowski Huſareu im September. " von Kalben, .... 103 als Premierlieuten. zur Garde du Corps im Juli. 104 Cornett von Puttkammer,.. als Lieut. zu Bandemer Huſaren im Juli. "I von Haudring,. 105 auf Werbung in Curland ausgeblieben. 106 Oberstlieut. von Nazmer, als Oberst ein Regiment Huſaren bekom men im Juni. 107 Rittmstr. Engelbrecht, ... dimittirt im Mai. 108 Major von Zigwig,... desgl. im Oktober. 109 Rittmstr. von Brederlow,. als Oberstlieut. dimittirt im Oktober. 110 Lieuten. von Wesenbeck,. als Rittmeister verabschiedet im Oktober. 111 Major von Schöning,. bei Czaslau geblieben am 18. Mai. 112 Rittmstr. von Schlichting,. in Liegnie gestorben im September. 113 Lieuten. von Diczelski, zu Baireuth Dragoner im Oktober. 114 Cornett von Haacke, zum Bredowschen Garnison - Regiment im Oktober. 115 Oberſt von Bornſtädt, ...... als Generalmaj. das Küraſſier- Regiment von Möllendorf im November. 116 Major von Plög, zum Puttkammerschen Garnison : Regim. im März. 117 Oberstlieut. von Weyherr, .. zu dem Carabinier-Regim. verſeşt im März. 118 Lieuten. von Korff, . wegen Invalidität verabschiedet im April. 119 Cornett von Delsnig, starb an einer bei Jägerndorf erhaltenen Wunde im Juli. 120 "1 von Drost,. als Lieut. zum Regim. v. Treskow im Okt.

Jahr .

544



Namen und Charakter.

1746 121 Rittmstr. von Wegener, .... 122 Lieuten. von Störning,. 123 124 125 1747 126 1750 127 128 129 ― 130 1751 131 132

Rittmstr . von Dollen , .... . . Cornett von Trzebinski, Rittmstr . von Pelcherzim,.... Cornett von Bronikowsky, Rittmstr. von Stoſch, . . Lieuten. von Kleist,. Cornett von Poleng,. Oberstlieut. von Wedell , Rittmſtr. von Witte,. " von Boyen,

1752 133 Oberstlieut. von Platen , ..... 1754 134 Oberst von Blankenſee,.

135 136 137 1756 138 139 1757 140 141 142

1 1

1755 ---

143 144

11

145 146 1758 147 148

-

149 150

1759 151 152

Major von Münchow,……… Lieuten . von Thielau, von Zedlig, ..... " Oberstlieut. von Bandemer, Lieuten. von Pilichowski, .... Rittmstr. von Zastrow,.. Lieuten. von Blankenſee,. Cornett von Stach,..

Art des Abganges.

im Januar verabschiedet. verabschiedet im März, und als Postmei fter in Jauer versorgt.

bſchie verabschi edebet im November . im Dezember. desgl. desertirt im Juni. im Duell in Ziegenhals erstochen im Febr. hat sich entleibt im März. verabschiedet im März. als Oberst verabschiedet im September. starb in Neustadt im April. als Kapitain zum Bataillon von Grape im April. zu Baireuth Dragoner verſeht im Febr. als Generalmajor und Chef das Drago ner-Regiment von Schwerin erhalten im September. als Oberstlieut. verabschiedet im Septbr.

dimittirt im Oktober. als Oberst verabschiedet im Mai. als Rittmeister verabschiedet im August. blieben in der Schlacht bei Prag am 6. Mai.

starb an den in der Schlacht bei Prag erhaltenen Wunden im Mai. Lieuten. von Neefe, .. blieb bei Leuthen am 5. Dezember. Cornett von Lichnowsky, starb an seinen bei Leuthen erhaltenen Wunden. von Tschammer II., " starb in Groß- Glogau im Dezember. . Lieuten. von Gottberg, ..... als Rittmeister verabschiedet im Dezbr. Rittmstr. von Tettau,………. ... starb in Groß - Glogau im Januar. Feldmarschall Graf Geßler,.. wegen hohen Alters mit Gnaden : Gehalt verabschiedet am 10. Januar, starb den 22. August 1762. Major von Legat,. als Oberstlicut. verabschiedet im Febr. Oberstlieut. von Puttkammer,.. bei Prag völlig invalide geworden und dimittirt im Februar. Lieuten. von Krug zu Nidda, .. verabschiedet im Januar. " von Bismark, als Invalide verabschiedet im Februar.

Jahr .

543

1

1735

91 Rittmstr. von Blankensee sen., ..... 92 Major von Hindenburg, ... 93 Oberstlieut. Prinz Gustav von Anhalt, ..

Art des Abganges

als Oberstlieuten. und Kommandant zu Peiß im August. als Oberſtlieut. verabschiedet im Auguſt.

als Oberst und Chef zum Regiment du Portail zu Pferde verseht. 94 Lieuten, von Otterstädt, ………… als Rittmeister verabschiebet im Dezember. 1737 95 von Gröben,. "I besgl. im Februar. 96 verabschiedet im Mai. " von der Osten,. 97 Cornett von Münchor, .... kassirt im September. 98 Rittmstr. von Nahmer,. in Belgrad in Ungarn gestorben. 99 Oberst von Thümen,. als Chef zum Husaren - Regiment Prinz Eugen im Dezember. 1738 100 Rittmstr. von Priem, verabschiedet u. Offizial geworden im Mai. 101 Lieuten. Consbruch,. zum Hospitalſchen Regiment nach Memel im Juni. " Graf zu Dohna,..... als Rittmeister zu Bronikowski Huſareu 1739 102 im September. " von Kalben,... 1740 103 als Premierlieuten. zur Garde du Corps im Juli. 104 Cornett von Puttkammer,.... als Lieut. zu Bandemer Huſaren im Juli. 105 *" von Haudring, auf Werbung in Curland ausgeblieben. 106 Oberstlieut. von Nagmer, als Oberst ein Regiment Huſaren bekom men im Juni. 1741 107 Rittmstr. Engelbrecht, ..... .. dimittirt im Mai. 108 Major von Zigwię,... desgl. im Oktober. 109 Rittmstr. von Brederlow, als Oberstlieut. dimittirt im Oktober. 110 Lieuten. von Wesenbeck,.. als Rittmeister verabschiedet im Oktober. 1742 111 Major von Schöning,. bei Czaslau geblieben am 18. Mai. 112 Rittmstr. von Schlichting,... in Liegnig gestorben im September. 113 Lieuten. von Diczelski, zu Baireuth Dragoner im Oktober. 114 Cornett von Haacke, . zum Bredowſchen Garniſon - Regiment im Oktober. 1743 115 Oberst von Bornstädt, als Generalmaj. das Küraſſier- Regiment von Möllendorf im November. 1744 116 Major von Plög, .... zum Puttkammerschen Garnison : Regim. im März. 1745 117 Oberstlieut. von Weyherr, zu dem Carabinier-Regim. verfest im März. 118 Lieuten. von Korff, ..... . wegen Invalidität verabſchiedet im April. 119 Cornett von Delsnig, starb an einer bei Jägerndorf erhaltenen Wunde im Juli. 120 "I von Drost,.. als Lieut. zum Regim. v. Treskow im Okt. | |

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Namen und Charakter.

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1

1

1

. Jahr

544

No.

1746 ---

121 Rittmstr. von Wegener, 122 Lieuten. von Störning,.

123 124 125 1747 126 1750 127 128 129 130 1751 131 - 132 ----

1752 1754

Rittmstr. von Dollen, ... Cornett von Trzebinski, Rittmstr. von Pelcherzim, . Cornett von Bronikowsky, .. Rittmstr. von Stoſch, .. ... Lieuten. von Kleiſt, .. Cornett von Polens,. Oberstlieut. von Wedell, . Rittmstr. von Witte,... " von Boyen,

133 Oberstlieut. von Platen, . . . . . 134 Oberst von Blankensee,

135 136 137 1756 138 139 1757 140 141 142 1755

11

143 144

---

145 146 147

1758

Namen und Charakter.

11

148

149 150

1759

151 152

Major von Münchow,..... Lieuten. von Thielau, ..... "I von Zedlig, Oberstlieut. von Bandemer, . Lieuten. von Pilichowski, Rittmstr. von Zastrow,. . . . . Lieuten. von Blankensee,.. Cornett von Stach,..

Art des Abganges.

im Januar verabschiedet. verabschiedet im März, und als Postmei ster in Jauer verſorgt . verabschiedet im November. im Dezember. desgl. deſertirt im Juni. im Duell in Ziegenhals erstochen im Febr. hat sich entleibt im März. verabschiedet im März. als Oberst verabschiedet im September. starb in Neustadt im April. als Kapitain zum Bataillon von Grape im April. zu Baireuth Dragoner verſeht im Febr. als Generalmajor und Chef das Drago ner-Regiment von Schwerin erhalten im September. als Oberstlieut. verabſchiedet im Septbr. dimittirt im Oktober.

als Oberst verabschiedet im Mai. als Rittmeister verabſchiedet im Auguſt. blieben in der Schlacht bei Prag am 6. Mai.

starb an den in der Schlacht bei Prag erhaltenen Wunden im Mai. Lieuten. von Neefe, ...... blieb bei Leuthen am 5. Dezember. Cornett von Lichnowsky, starb an seinen bei Leuthen erhaltenen Wunden. " von Iſchammer II., . starb in Groß - Glogau im Dezember. als Rittmeister verabschiedet im Dezbr. Lieuten. von Gottberg, Rittmstr. von Tettau,.... starb in Groß- Glogau im Januar. wegen hohen Alters mit Gnaden - Gehalt Feldmarschall Graf Geßler,. verabschiedet am 10. Januar, ſtarb den 22. August 1762. Major von Legat, .. als Oberſtlicut. verabſchiedet im Febr. Oberstlieut. von Puttkammer,... bei Prag völlig invalide geworden und dimittirt im Februar. Lieuten. von Krug zu Nidda,... verabschiedet im Januar. " von Bismark, als Invalide verabschiedet im Februar.

. Jahr

547

No.

Namen und Charakter.

..... 1789 221 Rittmstr. von Prittwig ... -

222 Oberst von Bannig ........

1

223 Lieuten. von Koſchembahr.....

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-

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1790 225 226 1791 227 1792 228 --229 1793 230 1794 231 232 1795

233

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234

11

24%

224

235

-

1796

236 237 238 239 240

Regimen

---

241

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1797 242 -- 243

aber. im etc

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244

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1798

245

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246

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von Diericke ..

Cornett Graf Reichenbach .... Lieuten. von Goszicky ..... . Premierl. von Uechtrig . "I von Rosenberg Cornett von Jagow II. Secondel. von Prittwiß . . . . " von Knobelsdorf. Rittmstr. von Hoff ...

Art des Abganges.

mit 150 Rthlr. Pension verabschiedet im Januar. mit 600 Rthlr. Pension verabschiedet im Auguſt. starb im Dezember, als er bereits zum Abschiede eingegeben war. zum Train als Lieutenant verſegt im De zember. die gesuchte Entlassung erhalten im Sept.

als Rittmeister verabschiedet im April. verabschiedet im April. im Oktober. desgl. besgl. im Januar. desgl. im Juli. blieb im Oktober bei Grabowo in Süd: preußen bei einem Geld - Transport. Secondel. von Raven starb im Januar zu Gniewotschow im Sandomirschen . " von Ziegler ..... zu Manstein Küraſſier verſezt im Febr., gegen Lieuten. von Gök. " Graf von Schack …... im Civil als Kriegsrath angestellt im März, starb in Neustadt im November. Rittmstr. von Pomoff... in Warschau gestorben im März. Generalmajor von Minkwig ... . den nachgesucht. Abschied erhalten im März. Premierl. von Reiſſwig ...... Generallieut. Bar. v. Mengden | bei einem Spazierritt in Warschau vom Schlage gerührt im August. Generalmaj . von Birkhahn .... ] mit 800 Rthlr Penſion verabſchiedet im August. mit 200 Rthlr. Wartegeld im September Major von Kleiſt ………… verabschiedet, in der Folge 400 Rthlr. Pension. Secondel. Baron von Welczeck den erbetenen Abschied erhalten im April. ...... Premierl. von Köckrig ... verabschiedet im Mai und als Forstmeis ster in Oppeln versorgt. Rittmstr. von Gellhorn ……………… mit 300 Rthlr. Penſion verabschiedet im September. ………….. Oberst von Werther .... das Kürassier-Regim. von Berg als Chef erhalten im März. verabschiedet und als Landrath im Groß Premierl, von Ivernois ..... Strehliger Kreiſe in Oberſchlesien ans gestellt im März,

35 .

Jahr .

548

No.

Namen und Charakter.

1798 247 Oberst von Dossow ...

248 Secondel. von Schimonsky……. 1799 249 " von Franck ... 250 " von Klinggräff .. 251 Major von Bandemer .... 252 Secondel. von Gellhorn

-

1800 253 Generalmajor Truchses Graf zu Waldburg . ―――

254 Rittmstr. Graf Saliſch ………….

1 1801

255 Secondel. Graf von Skarbeck.. 256 Major von Haudring ......

1

257 Oberst u. Kommand. v. Manstein 1802 258 Secondel, von Knobelsdorff ... 259 " Graf Mettich 1803 260 Cornett von Brodowski 261 von Poliwszinski... "

1804 262 263 1805 264 265 266 267 268 269 1806 270 ― 271 272 273

Art des Abganges .

bei der Besichtigung durch den Inspekteur, auf dem Exerzirplaße vom Schlage ge rührt im Mai. den erbetenen Abschied erhalten im Juli. den gesuchten Abschied erhalten im Juli. den gesuchten Abschied mit der alten Armee Uniform erhalten im November. Abſchied mit 400 Rthlr. Penſion im Oktbr. tauschte mit dem Lieuten. von Ernst in das Dragon.-Regim. von Prittwię im Dezember. am 4. April an der Wassersucht gestorben zu Warschau. an der Gicht in Warschau gestorben im Juni. aus dem Dienste entlaſſen im Juli. den gesuchten Abſchied mit 300 Rthlr. Pension im Januar. erhielt das Dragoner - Regim, von Buſch im Mai. den geſuchten Adſchied erhalten im Januar. desgl.

im Novbr.

den gesuchten Abſchied erhalten im Novbr., 1806 wieder eingestellt im November. Secondel . von Loen .... als Invalide verabschiedet im Februar. von Ernst " erhielt den erbetenen Abſchied im Februar. von Kracker.. im Januar. desgl. "I " von Uechtrig im April den geſuchten Abſchieb als Ritt meister erhalten. Cornett von Rogerski im Juli den gesuchten Abschied erhalten. im Auguft desgl. " von Figietti . im Oktober mit 300 Rthlr. jährl. Warte Rittmstr. von Göge. geld verabschiedet. beim Train versorgt. Premierl. von Selger ..... Secondel. von Gellhorn .... im Juni den geſuchten Abschied erhalten. Rittmstr. von Wrochem im Juli den gesuchten Abschied als Major mit der Regiments - Uniform. Maj. u. Kommand. von Kerckow den nachgesuchten Abschied im Oktober. Generalmaj. von Wagenfeldt im Dezember den nachgesuchten Abschied erhalten.

. Jahr

549

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No.

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Book



276 277 278 279 280 281

im März den nachgesucht. Abschied erhalten. den 19. März desertirt, wurde später zum Arkebusiren verurtheilt. Major von Koschisti ...... im April den Abschied erhalten. Cornett von Karsnici... im August als Pole den Abschied erhalten. Premierl. von Neymann .... Jim September als Polen den Abschied als Secondel. von Poliwszynski... Rittmeister erhalten. von Jablonski.. "I im September als Polen den Abschied " von Moszczenski .... erhalten. Cornett Graf von Dombski ...

282 283 Maj . u. Kommand. von Ziegler im Dezember den gesuchten Abschied als Oberstlieut. mit 600 Rthlr. jährl. Pen sion erhalten. - 284 Seecondeleut. Graf Henckel von ...... Donnersmark .. den gesuchten Abschied erhalten. 285 Rittmstr. von Berg.. 1 286 "I von Zülow .... 287 Premiert. von Schwanenfeld 288 "I von Werder..... 289 Secondelieut. Graf Truchses zu bei der neuen Formation im Dezbr. auf halben Sold gesest. Waldburg ....... 290 Secondel. von der Lühe 291 "I von Thun 292 Cornett von Bienenstamm 1808 293 Major von Bockelberg den erbetenen Abschied als Oberstlieuten. -

111

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294 Staabsrittmstr. von Thun .... 295 Secondel. von Prittwig I...... 1809 296 "I von Klinkowström ...

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Art des Abganges.

1807 274 Major von Wallhoffen ..... — 275 Secondel. von Loga ..

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Namen und Charakter.

297 1

"1

von Berg

298 Rittmstr. von Manstein ...... 1810 299 Oberst u. Kommand. v. Mutius 300 Major von Packisch .... 1811 301 Staabsrittmst. von Winterfeld 302 Secondel. von Stein....... 1812 303 Staabsrittmstr. von Müller...

im April, später mit dem Charakter als Oberst begnadigt. den erbetenen Abschied als Maj. im April. dimittirt im Juli. im April zum Premierlieut. und Adjut. der westpreußischen Kavallerie-Brigade ernannt. im Mai mit dem Charakter als Premier lieutenant verabschiedet . als Major verabschiedet im September. den erbetenen Abschied im Januar erhalten. desgl. im Juni. im Mai dimittirt. im Oktober als Rittmeister dimittirt. im April zum ersten Preußischen mobil. Dragon. Regim. als aggregirt.

. Jahr

550

No.

Namen und Charakter.

Art des Abganges.

304 Secondel. von Schopper,. Jim Mai mit 96 Rthlr. Wartegeld_u. Aus 305 sicht auf Civil - Versorgung dimittirt. " von der Horst, 306 aggreg. Secondel. von Neg,,.. ] im Juni in das erste Weſtpreuß. Drago ner -Regiment einrangirt. 307 Secondel. von Ivernois,...... im Juli zum Normal - Infant. -Bataillon versest. 1813 308 Staabsrittmstr. von Glaſer, ... im Februar als Brig. -Adjutant der Ost: und Westpreuß. Truppen. 309 Premierl. von Prittwig, im Februar zum Regim. Garde du Corps versest. 310 aggreg. Secondel. von Schickfuß, im Februar in das Ostpreuß. Küraſſier: Regiment einrangirt. 311 Rittmstr. Freiherr von Burstein, im März zur Artillerie als aggreg. verſeßt. - 312 Secondel. von Bojanowski, . im April als Premierl. zum Regim. Garde du Corps verseßt. 313 Oberst u. Komm. von Lessel, jam 2. Mai bei Groß - Görſchen vor dem 314 Secondel. Stach von Golgheim, Feinde geblieben. 315 aggreg. Premierl. Graf Henckel von Donnersmark, an der , in der Schlacht bei Groß Gör: schen erhaltenen Kopfwunde im Mai in Dresden gestorben. 316 Portepeefähn . von Valtier, .. am 26. Mai bei Hainau geblieben. 317 Major von Werder, als Kommand. zum Ostpreuß. Kürassier: Regiment versegt. 318 Secondel. Pförtner v. d. Hölle, in der Affaire am 14. Dktbr, bei Libert wolkwig vermißt. 319 Portepeefähnr. Senft v. Pilſach, den 15. Oktbr. an den , am 14. erhalte nen Wunden in Borna gestorben. 320 Major von Folgersberg ...... im Novbr. zu Altenburg an den, am 14. Oktober bei Libertwolkwig erhaltenen Wunden gestorben. 321 Portepeefähnr. von Schweinig, im Dezbr. als Secondel. verabschiedet. 1814 322 aggreg. Secondel . von Wigleben, | in Kaiſerl, Ruſſiſche Dienſte übergetreten. .... den 18. März am Nervenfieber zu Cressy 323 Secondel, von Taubadel I... in Frankreich gestorben. 324 " von Briesen, ... am 18. April zu Frankfurt a/M. an ſeinen, bei Chateau - Thierry den 12. Februar erhaltenen Wunden gestorben. 325 " von Pannewig, ... als Offiziant zum Ober-Bergamt, und im September wieder zurückgetreten. 326 von Richthofen,.... im Septbr. mit 96 Rthlr. Penſ, entlaſſen. 327 Portepeefähnr. von Urnsdorf,.. ] im April bei Nancy vermißt.

1812 11

I

11

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11

I

Jahr .

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No.

Namen und Charakter.

1807 274 Major von Wallhoffen .... 275 Secondel. von Loga ……..

-



―――――

1808

1809

---

1810 1811 1812

Art des Abganges.

im März den nachgesucht. Abschied erhalten. den 19. März deſertirt, wurde später zum Arkebusiren verurtheilt. im April den Abschied erhalten. im August als Pole den Abschied erhalten. im September als Polen den Abſchied als Rittmeister erhalten.

Major von Koſchihki ... Cornett von Karsnicki ... Premierl. von Neymann ... Secondel. von Poliwszynski ... "1 von Jablonski... im September als Polen den Abschied " von Moszczenski ... erhalten. 282 Cornett Graf von Dombski ... 283 Maj. u.Kommand. von Ziegler im Dezember den gesuchten Abschied als Oberstlieut. mit 600 Rthlr. jährl. Pen sion erhalten. 284 Seecondeleut. Graf Henckel von Donnersmark .... den gesuchten Abſchied erhalten. 285 Rittmstr. von Berg .. 286 "I von Zülow ... 287 Premierl. von Schwanenfeld .. 288 von Werder..... " 289 Secondelieut . Graf Truchſes zu bei der neuen Formation im Dezbr. auf halben Sold geſegt. Waldburg.. ..... 290 Secondel . von der Lühe 291 "I von Thun .. 292 Cornett von Bienenstamm 293 Major von Bockelberg ...... den erbetenen Abschied als Oberstlieuten . . im April, später mit dem Charakter als Oberst begnadigt . 294 Staabsrittmstr. von Thun .... den erbetenen Abschied als Maj, im April . 295 Secondel. von Prittwig I...... dimittirt im Juli. 296 " von Klinkowſtröm ... im April zum Premierlieut. und Adjut. der westpreußischen Kavallerie-Brigade ernannt. 297 " im Mai mit dem Charakter als Premier von Berg lieutenant verabschiedet. 298 Rittmstr. von Manstein .... als Major verabschiedet im September. 299 Oberst u. Kommand . v. Mutius den erbetenen Abſchied im Januar erhalten. im Juni. 300 Major von Packisch ......... desgl. 301 Staabsrittmst . von Winterfeld im Mai dimittirt. 302 Secondel. von Stein….... im Oktober als Rittmeister dimittirt. 303 Staabsrittmſtr. von Müller... im April zum ersten Preußischen mobil. Dragon. Regim. als aggregirt.

276 277 278 279 280 281

Jahr .

550

No.

Namen und Charakter.

Art des Abganges.

111

11

1812 304 Secondel. von Schopper, .... Jim Mai mit 96 Rthlr. Wartegeld u. Auss ―――― 305 " ſicht auf Civil - Verſorgung dimittirt. von der Horst, ..... 306 aggreg. Secondel. von Neß,,.. ] im Juni in das erste Westpreuß. Drago ner-Regiment einrangirt. .... 307 Secondel. von Ivernois,... im Juli zum Normal - Infant. - Bataillon versezt. 1813 308 Staabsrittmſtr. von Glaſer, ... ] im Februar als Brig. -Adjutant der Oft und Westpreuß. Truppen. - 309 Premierl. von Prittwig, ... im Februar zum Regim. Garde du Corps verseßt. 310 aggreg. Secondel. von Schickfuß, im Februar in das Ostpreuß. Küraſſier: Regiment einrangirt. 311 Rittmstr. Freiherr von Burstein, | im März zur Artillerie als aggreg. verſegt. - 312 Secondel. von Bojanowski, ... im April als Premierl. zum Regim. Garde du Corps verſeßt. 313 Oberst u. Komm. von Leſſel, | ¡ am 2. Mai bei Groß - Görſchen vor dem 314 Secondel. Stach von Golgheim, Feinde geblieben. 315 aggreg. Premierl. Graf Henckel von Donnersmark,....... an der, in der Schlacht bei Groß Gör schen erhaltenen Kopfwunde im Mai in Dresden gestorben. 316 Portepeefähn . von Valtier, .... am 26. Mai bei Hainau geblieben. _______ 317 Major von Werder, ..... ale Kommand. zum Ostpreuß. Küraſſier Regiment versest. 318 Secondel. Pförtner v. d. Hölle, in der Affaire am 14. Oktbr. bei Libert wolkwig vermißt. -― 319 Portepeefähnr. Senft v. Pilſach, den 15. Oktbr. an den , am 14. erhalte nen Wunden in Borna gestorben. 320 Major von Folgersberg...... im Novbr. zu Altenburg an den, am 14. Oktober bei Libertwolkwig erhaltenen Wunden gestorben. 321 Portepeefähnr. von Schweinig, im Dezbr. als Secondel. verabschiedet. 1814 322 aggreg . Secondel. von Wigleben, in Kaiserl. Ruſſiſche Dienſte übergetreten. 323 Secondel. von Taubadel I..... den 18. März am Nervenfieber zu Cressy in Frankreich gestorben. 324 "1 von Briesen, am 18. April zu Frankfurt a/M. an ſeinen, bei Chateau - Thierry den 12. Februar erhaltenen Wunden gestorben. 325 " als Offiziant zum Ober-Bergamt, und im von Pannewis, September wieder zurückgetreten. 326 "I von Richthofen,..... im Septbr. mit 96 Rthlr. Penſ, entlaſſen. 327 Portepeefähnr. von Arnsdorf, .. im April bei Nancy vermißt. 11 1

}

1

. Jahr

553

No.

1823

382 Secondel. von Kerkow,.

-----

383

1824 384 -

385

-

386

1825 287 388

-

389 390 391 392 393

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395 396

--1828

398 399

T

1826 1827 397

400 401

1829 402 403

1

404

Namen und Charakter.

Art des Abganges.

21. Oktbr. unter geſeßlichem Vorbehalt als Premierlieut. mit der Armee - Uniform und 2jährigem halben Solde entlaſſen. 1. Dezbr. zum interim. Kommandeur des aggreg. Major von Glaſer, ... . 11. Husaren :Regiments. 30. März zum Major und Kommand. des Rittmstr. von Maſſow, ... 2. Batail. 10. Landw.-Regim. ernannt. Premierl. von Lojewski, 30. März als aggreg. zum 5 , Küraſſiers Regiment verseßt. Portepeefähnr. von Nieckiſch, .. | 22. Novbr. zum 2. Garde-Landw.-Kavall. Regiment verseßt. Secondel. von Sack, …………. 18. Januar zum 10. Husaren-Reg. verſegt. " Prinz Karl zu Salm Reiferscheit-Krautheim, .... 2. Mai als aggreg, zum 5. Ulanen-Regi ment verſegt. aggr. Maj. Graf v.Wartensleben 13. Juni mit Inaktivitäts- Gehalt bis zur " Rittmstr. von Schickfuß, weiteren Anstellung aus dem Dienste " von Pannewig, " geschieden. " Premierl. Hoffmann,... 14. Juni als aggreg. zum 6. úlanen-Re " Major Gräwell, giment versest. " Secondel. Prinz Friedr. Schwaben zu Thurn und Taxis, ..... den 8. September zu Taris gestorben. Secondel. von Liebermann,... 19. Oktbr. unter gesehl, Vorbeh. entlaſſen. Portepeef. v. Salşa u. Lichtenau, 14. Dezbr. zum 5, Ulanen-Reg. verſegt. kein Abgang . Portepeefähnr. von Kalkstein,.. 14. März als Secondelieut. in's 24. In fanterie-Regiment. ggreg. Secondel. v. Avemann, 30. März in's 5. Küraſſier - Reg. verſeßt. Secondel. von Dieskau, 4. Mai als Premierlieut. unter geseglich. Vorbehalt mit Armee-Uniform. Portepeef. Bar. v. Reißenstein, unter geſeßlichem Vorbehalt entlaſſen. Secondel. von Wallenrodt, .... 7. September als Premierlieut. unter ge seglichem Vorbehalt mit Armee-Uniform entlassen. 7. Januar den erbetenen Abschied erhalten. Portepeef. von Haugwiß, . . . . Oberstl. und Kommand. Baron v. d. Busche - Ippenburg, 30. März zum Kommand . des Regimts. Garde du Corps ernannt. Rittmftr. von Hannecken, ... 30. März als Major in's 2. Dragoner Regiment verseht.

. Jahr

554



Namen und Charakter.

1829 405 premierl. von Mutius, . -

406 Secondel. von Frankenberg, ...

-

407 Secondel. Graf von Hochberg Fürstenstein,

1830 408 Secondel. von Jordan. ....

-

409

"I u. Rechnungsf. Thomas, 410 Rittmstr. Baron von Kleist,...

I 1831 -

413 18

---

411 Secondel. Graf von Dyhrn,... 412 Premierl. u.Reg.-Adj.v.Taubadel | "

Baron von Knobelsdorf |

414 aggreg. Premierl. von Höpfner,

1832 415 Major Stein von Kaminski, .. |

Art des Abganges.

30. März als aggreg. zum 5. Küraſſier Regiment verseßt. 3. Juli als Premierlieut. unter geſeglichem Vorbehalt mit Armee-Uniform verabsch. 19 Septbr. als aggreg. zum Regiment Garde du Corps verſegt. 6. Juli unter geſehlichem Vorbehalt mit Armee-Uniform entlassen. 24. Septbr. am Nervenſchlage gestorben. 9. Novbr. unter geſehl. Vorbeh. als Ma jor mit der Armee-Uniform verabſch. 9. Novbr. unter geſehl. Vorbeh. entlaſſen. 12. Januar unter geſehl. Vorbehalt als Rittmstr. mit der Armee-Unif, entlaſſen. 16. März als Premierl. unter gefeßlichem Vorbehalt entlaſſen und Stallmſtr, beim Königl. Landgestüt zu Leubus geworden. 30. März in den Königlich. Generalſtaab verseht. 30. März zum interim. Kommandeur des 7. Küraſſier- Regim . ernannt. 14. Juni unter gesehl. Vorbeh. entlaſſen.

416 Portepeefähnr. von Lüttwig, ... 1833 417 aggreg . Rittmſtr. GrafNeidhardt von Gneisenau, . 6. Januar unter gesehlich. Vorbehalt mit Regiments Uniform entlaſſen. 418 Secondel. v. Paczenski u.Tenczin, 18. Febr. unter geſehl. Vorbeh, entlaſſen. 419 13. Juni desgl. "1 von Stengel,. . . .. 420 Rittmstr. Baron von Gillern, 16. Novbr. Abſchied mit Penſion, Aussicht auf Civil-Versorg. u. Regim. -Uniform . 1834 .... kein Abgang. 1835 421 Rittmstr. Graf von Lüttichau, 28. Mai als Major in's 4. Huſaren - Re giment verseht. 422 Secondel. von Schickfuß,. . . . 8. Novbr. unter gesehl. Vorbeh . entlassen. 1836 423 "I Graf von Schweinig, 5. Febr. als Premieriieut. unter geſehl. Vorbehalt mit Armee-Unif, entlaſſen. kein Abgang. 1837 1838 424 Secondel. von Iſchierſchki II.,.. | 6. Januar unter dem gefeßlichen Vorbe halt entlassen. 425 Regim. Kommand. Oberst von 30. März zum Generalmajor und Kom Fröhlich, mandeur der 3. Kav. -Brigade ernannt.

. Jahr

555

№ .

Namen und Charakter.

Art des Abganges.

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1838 426 Secondel. Graf von der Golk, | 3. Mai als aggreg. zum Garde - Küraſſier Regiment verseßt. 1839 427 Premierl. von Schweinichen, .. am 10. Jan. am gaſtriſch- nervösen Fie ber gestorben. Sxxx 428 Secondel. von Gersdorf, ..... 14. Febr. zum 4. Kürassier - Reg. verſegt. 429 Rittmstr. u. Escadr. - Chef von Sierakowski,.. 8. Mai als Major mit Regiments - Unif., Aussicht auf Anstellung im Civil und mit Pension verabschiedet. 430 aggreg. Major Graf von Brühl, 13. Novbr. als Oberstlieut. mit Regim. Uniform und Penſion verabschiedet. (1840 als Oberst und Flügel-Adjut. Sr. Majestät des Königs angestellt) . 431 Secondel. von Strank,..... 28. Dezember verabschiedet. 1840 432 " Graf v. Sprinzenstein, 5. Febr. unter dem gesegl. Vorbeh, entlaſſ. - 433 von Liers u. Wilkau, .. 23. August als Premierlieut. unter geſegl. " Vorbehalt mit Armee-Uniform entlassen. 434 14. Oktbr. desgl. "I Graf zu Dohna,.. desgl. -- 435 Rittmstr. von Röder, .... 14. Oktbr. mit Reg.-Uniform und Penſion verabschiedet. 1841 436 Reg.-Kommand. Oberstl. Baron von Reigenstein, ...... 26. März zum Kommand. des Regiments Garde du Corps. ――― 437 Major von Stegmann,. 24. März als Oberstl. mit Pension, Armee Uniform und Verleih. des rothen Adler Ordens 4. Klasse zur Disposition, 438 Secondel. Graf Matuſchka, ... 8. April erbetenen Abschied. 439 " Graf Seherr-Thoß,.. 8. April Entlassung unter geſehl. Vorbeh. 440 Portpf. Fürst Ordin . Sulkowski, 8. Juni zum Reg. Garde du Corps verſegt. 1842 441 Secondeleut. Graf Henckel von Donnersmark,.. 7. April unter gesegl. Vorbehalt entlaſſen. 442 Portepeef. Freih. von Köckrik, .. 10. April zum Garde-Drag.- Reg. verſegt. -- 443 Rittmstr. von Packiſch, ………. 12. August als Major mit Pension, Reg. Uniform und Aussicht auf Civil-Versor gung verabschiedet. 444 Oberst, Karl Alexand. Erbgroß herzog von Sachsen-Weimar Eisenach,. 11. August zum Generalmaj, ernannt und bei dem Regiment ausgeschieden. 445 Portepeefähnr . von Pannewig, 18. Okt. unter geſegl. Vorbehalt entlaſſen. 446 "1 Graf Matuschka, .

556

Nachweisung des Abganges im vormaligen Dragoner - Regiment

Rouquette

№ 13.

von 1798 bis 1806. Zülow Dragoner - Escadron zu Danzig 1801. 13tes Dragoner - Regiment 1803 Rougette. 1798 Major von Portatius, ...... 1801 Generalmajor von Zülow, ....... wirkt. Kapitain von Pfefferkorn, . Premierl. Böhm,. . . . . Secondel. Dewig v. Woyna, "1 Skepsgardt, Major von Grape,

1802 Oberst von Hainski,

-

Secondel, von Osipowsky, . von Kurowsky,. "1

1803 von Hemm,.... " Kapitain von Pfefferkorn, - Fähnrich von Rothenburg, . 1804 Secondel. von Koszminsky, C Kapitain Böhm, ...

gestorben. Chef der Escadron , mit Pension in den Ruhestand versest. werden dem neu zu errichtenden Dragoner: Regiment einverleibt. vormals im Huſaren - Regiment Blücher, kann die ihm zugestandene Stelle nicht annehmen. vom Dragon.-Regim. Herzberg, wird von Annahme der Stelle als Kommandeur

en Chef dispenſirt. tritt ins Re Cornett zurück. tritt wieder als aggreg. zum Dragoner Regiment Graf Herzberg № 9. zum Husaren-Regiment Schule № 3. hat sich aus Schwermuth erschossen. verabschiedet. desgl. mit dem Charakter als Major mit Armee

Uniform zu Tilſit versorgt. .. verabschiedet. Werder, .... .... als Kapit. mit Armee- Unif. verabschiedet. Witowski ,. verabschiedet. Barczikowski, Dewig von Woyna, .. als Kapit. mit Urmee-Uniform beim Train angestellt. ..) "I von Skepsgardt,. mit Wartegeld dimittirt, erhält später den 1806 von Stillfried, " Charakter als Kapitain. Secondel, von Falkenhayn,........ dimittirt.

Secondel. 1805 "1 "I Premierl.

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Fac- Similes

der

Monarchen und Seerführer

unter denen oder gegen welche das Regiment gestanden hat.

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556

Nachweisung des Abganges

im vormaligen Dragoner - Regiment

Rouquette

№ 13.

von 1798 bis 1806 . Zülow Dragoner- Escadron zu Danzig 1801 , 13tes Dragoner - Regiment 1803 Rougette.

1798 Major von Portatius, ... 1801 Generalmajor von Zülow,

gestorben. Chef der Escadron , mit Penſion in den Ruhestand verſegt.

wirkt. Kapitain von Pfefferkorn, ... Premierl. Böhm,. . . . werden dem neu zu errichtenden Dragoner: Secondel. Dewig v. Woyna,. Regiment einverleibt. Skepsgardt, " Major von Grape, . vormals im Huſaren - Regiment Blücher, kann die ihm zugestandene Stelle nicht annehmen. 1802 Oberst von Hainski, vom Dragon.-Regim. Herzberg, wird von Annahme der Stelle als Kommandeur en Chef dispenſirt. Secondel, von Osipowsky, ..... . tritt ins Re Cornett zurück. von Kurowsky,. " ..... tritt wieder als aggreg. zum Dragoner: Regiment Graf Herzberg № 9. zum Husaren-Regiment Schule № 3. hat sich aus Schwermuth erschossen. verabschiedet. desgl. mit dem Charakter als Major mit Armee: Uniform zu Tilſit versorgt. Secondel. von Werder, ... verabschiedet. 1805 -" von Witowski als Kapit. mit Armee - Unif. verabschiedet. von Barczikowski, ...... verabschiedet. " Premierl. von Dewig von Woyna,.. als Kapit. mit Armee-Uniform beim Train von Skepsgardt, ..... "1 .. angestellt. 1806 " von Stillfried, mit Wartegeld dimittirt, erhält ſpäter den Charakter als Kapitain. Secondel. von Falkenhayn,.... dimittirt.

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1803 "I von Hemm,.... - Kapitain von Pfefferkorn, ........ - Fähnrich von Rothenburg , 1804 Secondel. von Koszminsky,...... Kapitain Böhm,

"

559

Verzeichniß der Fac - Similes.

1. 2. 3. 4. 5. 6.

1. Vaterländische Monarchen: Friedrich Wilhelm der Große. 7. Friedrich II. , als König beim Regie: Friedrich der III., als Kurfürst. rungsantritt. Friedrich I., als König. 8. Friedrich II., als König ím 7jähr.Kriege. Friedrich Wilhelm I., als Kronprinz. 9. Friedrich Wilhelm II. Friedrich Wilhelm I., als König. 10. Friedrich Wilhelm III. Friedrich II., als Kronprinz. 11. Friedrich Wilhelm IV.

II. Prinzen des Königlichen Hauses : 12. Karl, Markgraf von Schwedt. 15. Heinrich, Bruder Friedrichs II. 13. Prinz von Preußen, Wilhelm, (Bruder 16. Wilhelm, Bruder Friedrich Wil Friedrich II.) Franzöſiſch. helms III. 14. Prinz von Preußen, Wilhelm, (Bruder 17. Friedrich, (seit 1815 Chef). Friedrich II.) Deutsch. III. Fremde 18. Leopold I., deutsch - römischer Kaiser. 19. Wilhelm III., (Prince d' Orange) Kö nig von England. 20. Joseph I., deutscher Kaiser. 21. Karl XII., König von Schweden. 22. Karl VI., deutscher Kaiser. 23. Maria Thereſia von Oestreich,

31. 32. 33. 34. 35. 36. 37. 38. 39. 40. 41. 42. 43. 44. 45. 46. 47. 48. 49.

Monarchen : 24. Elisabeth, Kaiserin von Rußland. 25. Peter III., Kaiser von Rußland. 26. Katharina II. , Kaiſerin von Rußland. 27. Joseph II., deutscher Kaiser. 28. Franz I., Kaiser von Oestreich. 29. Alexander I., Kaiser von Rußland. 30. Napoleon.

IV. Höhere Führer: a. Vaterländische: Johann Georg , Fürst von Anhalt 50. Hans Joachim von Zieten. Dessau. 50 a. Jacob Keith. Georg, Freiherr von Derfflinger. 51. August Wilhelm , Herzog von Braun Hans Adam ven Schöning. schweig - Bevern. Heino Heinrich Graf Flemming. 52. von Winterfeldt. Johann Albrecht, Graf Barfus. 53. von Driesen . Alexander, Freiherr von Spaen. 54. von Bredow. George Friedrich , Graf (ſpäter Fürst) 55. Baron de La Motte Fouqué. von Waldeck. 56. von Bandemer. Friedrich, Freiherr von Heide. 57. von Czettrig. Dubislav Gneomar von Nahmer. 58. Friedrich Wilhelm von Seidlig. Ludwig, Markgraf von Baden. 59. Georg Ludwig , Prinz von Holſtein. Philipp Karl, Graf Wylich u. Lottum. 60. von (Alts) Stutterheim. Georg Abraham von Arnim. 61. von Meier. Leopold Maximilian, Fürst von Anhalt 62. von Lossow. Dessau. 63. von Dalwig. Wilhelm von Kalkstein. 64. von Pannwik. Kurd Christoph , Graf von Schwerin. 65. von Boſſe. Wilhelm Diedrich von Buddenbrock. 66. Graf von Schwerin. Graf von Naſſau. 67. von Lattorf. von Puttkamer. 68. von Köhler. Prinz zu Schönaich. 69. von Kalkreuth.

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561

8.

Nachweisung der gedruckten Hülfsmittel

zur Bearbeitung

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der Geschichte des Ersten Küraßßier - Regiments.

1. Von Schöning , des General - Feldmarschalle von Nazmer Leben und Kriegsthaten. 2. Memoiren des Grafen Chriſtoph zu Dohna. 3. Von Schöning, Biographie des General - Feldmarschalls von Schöning. 4. Hennert, Beiträge zur Brandenburgiſchen Geſchichte unter Friedrich III. 5. Lebensbeschreibung des General - Feldmarschalls von Dörfflinger. 6. Von Gansauge, Veranlaſſung und Geſchichte des Krieges 1675 in der Mark Brandenburg. 7. Familien -፡ Nachrichten des Hauses von Schläberndorff. 8. Wunderbare Rettung der Mark Brandenburg von der Schwediſchen Kriegsmacht.

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9. 10. 11. 12.

Puffendorff, Geſchichte des großen Churfürften. Pauli, Leben großer Helden 2c. König, alte und neue Denkwürdigkeiten der Preußischen Armee. Biographisches Lexikon aller Helden und Militairperſonen , welche sich im Preußi ſchen Dienſt berühmt gemacht haben. 13. Theatrum Europaeum.

14. 15. 16. 17. 18. 19.

Hochverdienter Heldenlorbeer für Friedrich Wilhelm , Churfürst von Brandenburg. Von Orlich, Friedrich Wilhelm, der große Churfürst. Tzschucke, Brandenburgisch Preußische Regenten- und Volksgeschichte. Denkmäler berühmter Helden. Cosmar und Klapproth, Geſchichte des Preußischen Geheimen Staatsrathes. Stuhr, die Brandenburgisch - Preußische Kriegsverfassung zur Zeit Friedrich Wil helms, des großen Churfürsten. 20. Seyler, Leben und Thaten Friedrich Wilhelms des Großen 2c. 21. Delrichs , Erläutertes Churbrandenburgiſches Medaillen - Kabinet. Zur Geschichte Friedrich Wilhelms des Großen. 22. Oelrichs Beiträge zur Brandenburgiſchen Geſchichte. 23. Kayner, Leben Friedrichs von Schomberg. 24. Europäischer Historikus über das jüngsthin beschlossene, höchstmerkwürdige Säculum. 25. Leichenbegängniß Friedrich Wilhelms , Churfürsten von Brandenburg , nebst der Leis chenpredigt von Cochius. 26. Von Verdy, Beiträge zur Geschichte des Preußischen Heeres. 27. Rentsch, Brandenburgiſcher Cedernhain. 28. Neu aufgelegter erster Pommerscher Kriegs-Kourier. 29. Historische, politisch - geographiſch - ſtatiſtiſche und militärische Beiträge, die Königl. Preuß. und benachbarten Staaten betreffend. 30. Günther, Leben und Thaten Herrn Friedrichs I. 31. Von Tempelhoff, Geſchichte des 7jähr. Krieges. 32. Generalstab, Geſchichte des 7jährigen Krieges. 33. König, Jahrbücher der Preußischen Monarchie. 36

562 34. Gesammelte Nachrichten über den jezigen Zustand von Schlesien (1741). 35. Denkwürdigkeiten, oder kurze Geſchichte des Königl. Preußischen Heeres von seiner Entstehung bis zum Jahre 1807. 36. Denkwürdigkeiten aus dem Leben des Freiherrn von der Golk. 37. Nachrichten von dem Zuſtande der Königl. Preußiſchen Armee. 38. Sammlung ungedruckter Nachrichten über die Feldzüge der Preußen von 1740 bis 1778. 39. Militairische Biographien. 40. Leben des Generals von Winterfeldt. 41. Helden , Staats- und Lebensgeſchichte des Allerdurchlauchtigſten und Großmächtig sten Fürsten und Herrn, Friedrichs des Andern . 42. O'Cahil, die Feldzüge Friedrichs II. oder des großen Königs von Preußen. 43. £. Müller, Abriß der drei Schlesischen Kriege. 44. W. H. Müller , die Belagerung von Brieg 1741. Aus dem Tagebuche eines Augenzeugen. 45. Backenberg, Geschichte der Feldzüge der Oestreichischen und Preußischen Armeen in den Jahren 1756 bis 1762. 46. Prinz Heinrich von Preußen . Kritische Geschichte seiner Feldzüge. 47. Versuch einer militairiſchen Geſchichte des Baierſchen Erbfolge -Krieges. 48. Militairische Geschichte des Prinzen Friedrich August von Braunschweig. 49. Von Plotho , Tagebuch während des Krieges zwischen Rußland , Preußen und Frankreich 180% . 50. Von Plotho , Tagebuch der Feldzüge von 1813, 14, 15. 51. Wagner, Schlachtpläne. 52. Varnhagen von Ense, Biographiſche Denkmale. 53. Graf von Kanig, Thaten und Schicksale der Reiterei. 54. Geschichte des zweiten Dragoner - Regiments. 55. " des dritten Dragoner - Regiments. 56. "1 des zweiten Küraſſier - Regiments. 57. "1 des Regiments Garde du Corps. 58. "/ des sechsten Küraſſier - Regiments. 59. Ciriacy, Chronologiſche Uebersicht der Geschichte des Preußischen Heeres. 60. Förster, Gedächtnißtafeln der Weltgeſchichte. 61. Von Malinowski u. von Bonin, Geſchichte der Brandenburgiſch - Preußischen Artillerie. 62. Militairisches Conversations - Lexikon. 63. Rang- und Stammlisten der Preußischen Armee. 64. Berliner Militairiſche Taſchenkalender. 65. Von Zedlik, Pantheon des Preußischen Heeres. 66. Destreichische Militairiſche Zeitſchrift. 67. Militair- Wochenblatt. 68. Breslauer und Königsberger Zeitungen älterer Jahrgänge. 69. Schneider, der Soldatenfreund. 70. Allgemeine Militairzeitung .

561

8.

Nachweisung der gedruckten Hülfsmittel zur Bearbeitung. der Geſchichte des Erßten Küraßßer- Regiments.

1. Von Schöning , des General - Feldmarschalls von Nagmer Leben und Kriegsthaten. 2. Memoiren des Grafen Chriſtoph zu Dohna. 3. Von Schöning, Biographie des General - Feldmarſchalle von Schöning. 4. Hennert, Beiträge zur Brandenburgischen Geschichte unter Friedrich III. 5. Lebensbeschreibung des General - Feldmarschalls von Dörfflinger. 6. Von Gansauge , Veranlassung und Geschichte des Krieges 1675 in der Mark Brandenburg. 7. Familien : Nachrichten des Hauses von Schlaberndorff. 8. Wunderbare Rettung der Mark Brandenburg von der Schwedischen Kriegsmacht. 9. Puffendorff, Geschichte des großen Churfürsten. 10. Pauli, Leben großer Helden 2c. 11. König, alte und neue Denkwürdigkeiten der Preußischen Armee. 12. Biographisches Lexikon aller Helden und Militairperſonen , welche sich im Preußi schen Dienst berühmt gemacht haben. 13. Theatrum Europaeum. 14. 15. 16. 17. 18. 19.

Hochverdienter Heldenlorbeer für Friedrich Wilhelm , Churfürst von Brandenburg. Von Orlich, Friedrich Wilhelm, der große Churfürst. Tzschucke, Brandenburgisch - Preußische Regenten- und Volksgeschichte. Denkmäler berühmter Helden. Cosmar und Klapproth, Geschichte des Preußischen Geheimen Staatsrathes. Stuhr, die Brandenburgisch - Preußische Kriegsverfassung zur Zeit Friedrich Wil helms, des großen Churfürsten. 20. Seyler, Leben und Thaten Friedrich Wilhelms des Großen 2c. 21. Delrichs , Erläutertes Churbrandenburgisches Medaillen - Kabinet. Zur Geschichte Friedrich Wilhelms des Großen. 22. Oelrichs Beiträge zur Brandenburgiſchen Geschichte. 23. Kayner, Leben Friedrichs von Schomberg. 24. Europäiſcher Historikus über das jüngsthin beſchloſſene, höchſtmerkwürdige Säculum. 25. Leichenbegängniß Friedrich Wilhelms , Churfürsten von Brandenburg , nebst der Leis chenpredigt von Cochius. 26. Von Verdy, Beiträge zur Geſchichte des Preußischen Heeres. 27. Rentsch, Brandenburgischer Cedernhain. 28. Neu aufgelegter erster Pommerscher Kriegs - Kourier. 29. Historische, politisch - geographisch - statistische und militärische Beiträge , die Königl. Preuß. und benachbarten Staaten betreffend. 30. Günther, Leben und Thaten Herrn Friedrichs I. 31. Von Tempelhoff, Geschichte des 7jähr. Krieges. 32. Generalſtab, Geſchichte des 7jährigen Krieges. 33. König, Jahrbücher der Preußischen Monarchie. 36

562

34. Gesammelte Nachrichten über den jezigen Zuſtand von Schlesien (1741). 35. Denkwürdigkeiten, oder kurze Geschichte des Königl. Preußischen Heeres von seiner Entstehung bis zum Jahre 1807. 36. Denkwürdigkeiten aus dem Leben des Freiherrn von der Golg. 37. Nachrichten von dem Zuſto de der Königl. Preußischen Armee. 38. Sammlung ungedruckter Nachrichten über die Feldzüge der Preußen von 1740 bis 1778. 39. Militairische Biographien. 40. Leben des Generals von Winterfeldt. 41. Helden , Staats- und Lebensgeſchichte des Allerdurchlauchtigſten und Großmächtig: sten Fürsten und Herrn, Friedrichs des Andern . 42. O'Cahil, die Feldzüge Friedrichs II. oder des großen Königs von Preußen. 43. £. Müller, Abriß der drei Schlesischen Kriege. 44. W. H. Müller , die Belagerung von Brieg 1741. Aus dem Tagebuche eines Augenzeugen. 45. Backenberg, Geschichte der Feldzüge der Oestreichischen und Preußiſchen Armeen in den Jahren 1756 bis 1762. 46. Prinz Heinrich von Preußen. Kritiſche Geſchichte seiner Feldzüge. 47. Versuch einer militairiſchen Geſchichte des Baierſchen Erbfolge :Krieges. 48. Militairiſche Geſchichte des Prinzen Friedrich Auguſt von Braunſchweig. 49. Von Plotho , Tagebuch während des Krieges zwiſchen Rußland , Preußen und Frankreich 180 %. 50. Von Plotho , Tagebuch der Feldzüge von 1813, 14, 15. 51. Wagner, Schlachtpläne. 52. Varnhagen von Ense, Biographische Denkmale. 53. Graf von Kanih, Thaten und Schickſale der Reiterei. 54. Geschichte des zweiten Dragoner - Regiments. 55. "1 des dritten Dragoner - Regiments. 56. "I des zweiten Küraſſier - Regiments. 57. des Regiments Garde du Corps. "I 58. "I des sechsten Küraſſier - Regiments. 59. Ciriacy, Chronologische Uebersicht der Geſchichte des Preußischen Heeres. 60. Förster, Gedächtnißtafeln der Weltgeſchichte. 61. Von Malinowski u . von Bonin, Geſchichte der Brandenburgiſch - Preußiſchen Artillerie. 62. Militairisches Conversations - Lexikon. 63. Rang- und Stammlisten der Preußischen Armee. 64. Berliner Militairiſche Taschenkalender. 65. Von Zedlig, Pantheon des Preußischen Heeres. 66. Oestreichische Militairische Zeitſchrift. 67. Militair- Wochenblatt. 68. Breslauer und Königsberger Zeitungen älterer Jahrgänge. 69. Schneider, der Soldatenfreund. 70. Allgemeine Militairzeitung .

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Berichtigungen und

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Seite 3 Zeile 7 von unten statt linken, lies rechten. " 40 " 10 von oben ist in manchen Exemplaren bei der Eroberung von Greifswald im Datum die Zahl 6 (6. November) nicht ausgedruckt. " 45 " 11 von unten statt Görk, lies Göß. " 49 " 1 von unten ist zuzusehen: der Lieutenant Chriſtoph Graf zu Dohna wurde als Kapitain zu dem Regimente Barfuß verſeßt. " 53 nach) 3.15 von oben ist zuzuſegen : Aus einem „ Marschreglement für die nach Ungarn destinirten Trouppen zc." geht hervor, daß zu die ser Zeit das Leibdragoner - Regiment in folgender Art disto: cirt war : 4 Kompagnien im Mecklenburgischen . 1 Kompagnie in der Altmark, in der Priegnik, 1 desgl. 1 im Havellande, desgl. im Lande Ruppin. desgl. 1 Die kommandirten Mannschaften der Erſteren sollten ihren Weg über Zehdenik durch den Ober- Barnimschen Kreis nach Frank furt, die der Lehteren, 4 Kompagnien, über Berlin nach Frankfurt nehmen und von dort die Leute aller 8 Kompagnien nach Eroſ= ſen marschiren. " 69 Zeile 8 von unten statt 14/20, lies 14/24. 73 " 12 von oben ist zuzusehen : Der Fähnrich von Grumbkow wurde zu den deut schen Grandmousquetairs verfekt. " 90 " 1 von oben statt dem , lies den. 8 von unten statt Slenvieu, lies Slenrieu. " 90 " " 93 nach 3. 6 von oben ist zuzusehen : 1693 war der Nekrutenplag für das im Felde stehende Leibdragoner - Regiment in der Uckermark. " 100 Zeile 6 von unten ſtatt in, lies ju. " 101 " 13 von unten ist zuzusehen : Dem Kapitain Heyse wurde auf sein Unsuchen gestattet , mit dem Adjutanten - Traktament aus der Kompagnie zurückzubleiben 4 von unten, der Lieutenant von Waldow erhielt das Fähnrichs - Traktament " 112 " als Pension. " 114 " 9 von oben statt Prime, lies Prima. 2 von oben statt Mons, lies Menin. " 122 " " 128 zwischen Zeile 3 und 4 von unten iſt einzuschalten : Belagerung von Gent , vom 11. bis 29. Dezember 1708. " 134 Zeile 7 von unten ist an den Rand zu sehen : Belagerung von Mons , vom 25. September bis 20. Oktober 1710. " 136 " 1 von unten statt Venont, lies Venant. oben von 137 2 " besgleichen. " " 145 "I 8 von unten, der Lieutenant Prime wurde unter dem Namen von Priem geadelt. " 155 " 22 von oben ist hinter Blankensee noch das Wort Dragoner einzu schalten. " 155 " 15 von unten, die Verabschiedung des Lieutenant Chauvin ist zu streichen. " 158 " 16 von oben statt Degengesenk lies Degengehenk.

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Seite 134 Zeile 10 von unten ist hinzuzusehen : Im November wurde der Lieutenant Chau vin als Kapitain verabschiedet . " 167 " 19 von unten statt Kantonnirungen , lies Kantonnisten. 174 " " 14 von unten, der Lieuten. v. Otterstädt erhielt als Rittmeister den Abschied. " 188 " 16 von oben ist zuzusehen : Der Major von Platen erhielt für die Schlacht von Chotusią noch den Orden Pour le mérite. " 189 " 2 und 3 von oben in die, Seite 185 richtig angegebene Verſeßung des Cor nets von Haacke irrthümlich wiederholt. " 207 " 8 von oben, die Kabinets : Ordre vom 11. Oktober 1745 schreibt Zie binski; die vom 25. November 1746 aber Trzebinski. Beide bezeichnen denselben Offizier. Die Abgangsliste des Ne giments nennt ihn Trzebinski . " 208 " 3 von oben, der Major von Platen wurde zum Oberstlieutenant bes fördert. " 208 ist hinter der 5ten Zeile von oben einzuſchälten : Im Jahre 1747 schenkte der General Lieutenant Graf Geßler dem Regiment eine filberne Trompete von derselben Form und mit denselben Verzierungen, welche die im Jahre 1721 von dem Könige geschenkten Trom= peten hatten. Die Bezeichnung auf derselben ist : „Blan-Valet, 1747 à Berlin." " 221 Zeile 4 von oben statt Adlerfuße, lies Adlerfluffe. " 240 nach 3.10 von unten ist zuzusehen : Der Rittmeister von Tettau war im Januar in Glogau gestorben. " 340 Beile 12 von unten statt Pomeiska, lies Pomeiste. 346 unten lies: nur dem Namen nach Kürasfiere behielt. 4 von " " " 359 " 16 von oben statt Waldeck, lies Woldeď. " 368 " 13 von oben statt Loya, lies Loga. " 370 " 13 von oben eben so. " 441 nach 3. 4 von oben ist zuzusehen : Das Regiment war noch mit 4 Standarten nach Breslau gekommen. Zwei davon, unter denen die weiße Leibstandarte , beide in der Spiße mit der Chiffre FR W verschen , wurden vor dem Ausmarsch an das Ár: tillerie- Depot zu Glaß abgegeben und sind jest mit denen, welche das Regiment am 7. Dezember 1807 (Seite 414) an das Artillerie Depot zu Königsberg ab geliefert hatte , in dem Zeughause zu Berlin aufbewahrt. Das Regiment behielt im Jahre 1813 noch 2 Standarten, nemlich die mit der einfachen weißen Stange (Seite 389 u. 404) bei dem Regiment ; zweite bei der Depot- Schwadron. Die FR leştere , mit W in der Spige, wurde im Jahre 1815 mit dem Denkmünzen bande versehen und dem neuerrichteten vierten, jest siebenten Küraffier - Regiment verliehen ; die bei dem ersten Kürasfier- Regiment befindliche aber 1815, außer mit dem Denkmünzenbande, auch noch mit dem eisernen Kreuz in der Spike verz ziert und blieb dem Regiment bis zum Tage der Fahnenweihe in Paris. " 507 Unter dem 10. März 1823 wurde durch Kabinets- Ordre befohlen , daß künftig die Provinzialbenennung der Regimenter ganz wegfallen folle. Das Regiment hieß daher nun Erstes Kürassier - Regiment, ohne die bisher in Klammer geführte Benennung : Schlesisches. " 524 Uls im Sommer 1838 der Regiments - Kommandeur , Oberflieutenant Freiherr von Reihenstein, sich bei der Anwesenheit Sr. Majestät des Königs in Schlesien Allerhöchstdemselben in Freiburg vorstellte , äußerte fich der höchftselige Herr auch hier mündlich außerordentlich gnädig über das Erſte Küraffier - Regiment und be: sonders , daß dasselbe sowohl im Kriege , wie im Frieden, sich stets muſterhaft betragen und überall ein vorzügliches Beispiel innerer Ordnung und Mannszucht gegeben habe." " 559 Nr. 33 statt ven lies von. " 560 Nr. 94 lies von Hünerbein.

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