Geschichte des 3. Hannoverschen Infanterie-Regiments Nr. 79


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I. ...
nirten, wurden sie unter Führung der gleichfalls dorthin versetzten ...
Das Regiment ist eines der wenigen des neu formirten 10. ...
sichtigung des Regiments befohlen. Seine Majeſtät nahmen auf dem ...
II. ...
angetreten. Der Regimentsſtab und das 2. Bataillon marſchirten bis ...
daß die Franzosen von der I. Armee bei Metz geschlagen ...
Als am Morgen des 17. August der Nebel schwand, ...
Für das Regiment 79 trat keine Veränderung in der Aufstellung ...
5. und 6. Kompagnie marſchirte mit dem Jäger-Bataillon ...
pagnie des Regiments 79 den Bahnhof besetzen sollten; nächstdem ...
9. Kompagnie das Dorf. Eine feindliche Abtheilung Lanciers, ...
Kommando der 8. Kompagnie an den Lieutenant Buhlers abgeben, ...
Prinz Feldmarschall, zuerst den General Chanzy zu schlagen und ...
1. Bataillon Regiments Nr. 79, einer Schwadron Küraſſiere...
――――― ...
Avantgarde des Prinzen Friedrich Karl am Tage vorher ...
Indessen brachte der mit einigen Ulanen nach dem rechten Flügel ...
Kommando des Regiments an den Oberstlieutenant v. Boltenstern ...
Lieutenant v. Uechtrit wurde zum stellvertretenden Adjutanten des ...
Dat. ...
18. Erfah-Bataillon. ...
III. ...
Hauptmann Kamphövener, à la suite des Generalstabes der ...
Anlage 1. ...
Anlage 2. ...
Feldzahlmeister: Feldwebel Geske ...
Anlage 3. ...
20. Infanterie-Division: ...
Anlage 5. ...
Das Eiserne Kreuz II. Klaſſe am weißen Bande erhielten ...
Anlage 6. ...
Anlage 7. ...
―――――――――――― ...
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Geschichte des 3. Hannoverschen Infanterie-Regiments Nr. 79

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Geschichte

des

Regiments 3. Hannoverschen Infanterie -

Nr. 79.

Im Auftrage des Regiments

zusammengestellt von

H. Schmidt v. Knobelsdorf, Oberstlieutenant und Bataillons-Kommandeur im 3. Hannoverschen Infanterie-Regiment Nr. 79.

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Mit einem Bildniß und fünf Karten in Steindruck.

Berlin 1878. Ernst Siegfried Mittler und Sohn Königliche Hofbuchhandlung Rochstraße 69. 70.

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Verlag von E S Mittler & Sohn , Berlin

Lichtdruck v. Römmler & Jonas , Dresden .

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3. Hannoverſchen Infanterie-Regiments

Nr.

79.

Im Auftrage des Regiments

zusammengestellt von

H. Schmidt v. Knobelsdorf, Oberstlieutenant und Bataillons-Kommandeur im 3. Hannoverschen Infanterie-Regiment Nr. 79.

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Mit einem Bildniß und fünf Karten in Steindruck.

Berlin 1878. Ernst Siegfried Mittler und Sohn Königliche Hofbuchhandlung Kochstraße 69. 70.

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AUG 24 1938

LIBRARY

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Inhaltsverzeichniß.

I.

Die ersten Friedensjahre. Seite

1) Formation 2) Erlebnisse in den Garnisonen

1 4

II. Der Krieg 1870-1871. 1) Mobilmachung 2) Ausmarsch 3) Schlacht bei Vionville - Mars la Tour a. Das 1. Bataillon b. Das 2. Bataillon c. Das Füsilier-Bataillon 4) Schlacht bei St. Privat - Gravelotte 5) Cernirung von Mey. a. Auf dem linken Moſelufer b. Vorposten bei Malroy auf dem rechten Moſelufer c. Ausfallgefecht bei Bellevue am 7. Oktober 6) Kapitulation von Mez 7) Marsch nach der Loire • 8) Schlachten und Gefechte gegen die französische Loire - Armee bis zu Anfang des Monat Dezember • a. Gefecht bei Ladon und Maizières am 24. November . b. Gefecht bei Lorcy am 26. November c. Schlacht bei Beaune la Rolande am 28. November d. Gefecht bei Maizières am 30. November 9) Die 39. Infanterie- Brigade bei der 1. Kavallerie - Diviſion Ereignisse vom 3. bis 9. Dezember. · 10) Von Orléans bis Vendôme Ereignisse vom 9. bis 16. Dezember. a. Schlacht bei Beaugency am 10. Dezember b. Verfolgungsgefecht bei Château Serqueu am 11. Dezember . · c. Verfolgungsgefecht bei Mer am 12. Dezember d. Gefecht bei Vendôme am 15. Dezember

12 14 20 25 28 31 36 41 47 51 56 61

67 69 75 78 90 99 105 107 109 111 117

IV

e. Gefecht bei St. Amand am 15. Dezember f. Gefecht bei Vendôme am 16. Dezember . g. Verfolgung des Feindes bis Epuiſay am 17. , 18. und 19. Dezember 11 ) Vendôme Ereignisse vom 20. Dezember 1870 bis zum 5. Januar 1871. a. Gefecht bei Montoire am 27. Dezember b. Rekognoszirung nach Gué du Loir am 28. und 29. Dezember c. Gefecht bei Villiers und Vendôme am 31. Dezember . • • d. Neujahr 1871 12) Von Vendôme bis Le Mans Ereignisse vom 6. bis 14. Januar. a. Abmarſch aus Vendôme und Gefecht bei Les Roches am 6. Januar b. Gefecht bei Chahaignes, Brives und Ueberfall von St. Vincent am 9. Januar . c. Schlacht bei Le Mans am 11. und 12. Januar 13) Verfolgung des Feindes bis Laval 14) Rückkehr nach Le Mans und Kantonnements während des Waffenſtillstandes . 15) Rückmarsch bis hinter die Seine 16) Veränderung der Dislokationen und Märsche bis zur · Rückkehr in die Heimath 17) Rückkehr , Einzüge in Hildesheim und Hannover 18) Das Ersay - Bataillon

Seite 119 122 124 128 134 155 161 167 169

169 176 184 194

198 209 217 222 227

III. Die Friedensjahre nach dem Feldzuge von 1871 bis 1877. 1871 . 231 232 1872 234 1873 236 1874 241 1875 242 1876 243 1877

Karten. V 1) 2) * 3) 4) 5)

Die Marschkarte des Regiments in Frankreich. Uebersichtskarte der Umgegend von Met. Plan zur Schlacht bei Beaune la Rolande. Plan der Umgegend von Vendôme. Plan zum Gefecht bei Montoire.

I.

Die ersten Friedensjahre.

1.

Formation.

Der Krieg zwischen Preußen und Oesterreich 1866 war durch den Frieden zu Prag am 23. August desselben Jahres beendet worden und hatte in Deutschland große Veränderungen hervorgerufen. Ohne Betheiligung des österreichischen Kaiſerſtaates gründete Seine Majeſtät der König Wilhelm von Preußen ein engeres Bundesverhältniß aus allen nördlich des Maines gelegenen deutschen Staaten, während die süddeutschen Staaten ihrerseits zu einem Verein zusammentraten, deſſen nationale Verbindung mit dem norddeutschen Bunde einer späteren Verständigung vorbehalten blieb. Das Königreich Hannover, das Kurfürstenthum Heſſen, das Herzogthum Nassau und die freie Stadt Frankfurt , sowie die viel bestrittenen Herzogthümer Schleswig und Holstein wurden dem preußischen Staate einverleibt und in dieſen neuen Landestheilen so fort die preußische Wehrverfaſſung eingeführt. Ferner wurden drei neue preußische Armeekorps , das 9., 10. und 11. formirt, und die Einfügung der norddeutſchen Bundeskontingente, theils in dieſe, theils auch in die alten Armeekorps geregelt. Aus Stämmen, welche die alten Regimenter gaben, wurden neu formirt: 16 Infanterie-Regimenter ( 73 bis 88 ), 3 Jäger-Bataillone, 16 Kavallerie - Regimenter, 3 Feld- Artillerie - Regimenter, 3 Pionier Bataillone und 3 Train-Bataillone. Infolge

einer

Allerhöchsten

Kabinets - Ordre

vom

6.

Sep

tember 1866 hatten schon sämmtliche alten Infanterie - Regimenter, mit Ausnahme der Garde- und der aus den heimathlichen Brigade 1 Schmidt v. Knobelsdorf , 3. Hannov . Inf.-Regt. Nr. 79.

2 Verbänden abkommandirten Regimenter per Bataillon 5 Kompagnien In Anſchluß an dieſe Ordre befahl dann Seine Majeſtät der König am 27. September, daß die auf 5 Kompagnien per Bataillon augmentirten Infanterie - Regimenter per Bataillon je eine noch näher zu bezeichnende Kompagnie zur Formation neuer Regi

formirt.

menter abgeben, und daß aus den Regimentern jeder Diviſion ein neues Regiment gebildet werden sollte. Die abgegebenen Kompagnien sollten sodann mit der gesammten prima plana und 23 der etatsmäßigen Mannschaftsstärke in voller Ausrüstung wie bei den Stamm-Regimentern zu den neuen Formationen übertreten , die Ergänzung derselben auf die volle Kopfstärke sollte später durch Rekruten erfolgen. Der Zusammentritt der neuen Regimenter sollte in den be treffenden Diviſions - Stabsquartieren stattfinden , und die Leitung der Formation , die Bildung der Regiments- und Bataillonsstäbe, wurde den Diviſions-Kommandeuren übertragen. Nach weiteren Aus führungsbestimmungen wurden von den alten Regimentern zur For mirung der neuen überall die neuformirte 5. Kompagnie jedes Bataillons abgegeben , und nur wo Kompagniechefs einer der vier Regimenter zu dem im bezüglichen Diviſions - Stabsquartier zu er richtenden neuen Regiment versetzt wurden, traten auch die betreffenden alten Kompagnien mit über und wurden bei dem Stamm-Regiment durch die bezüglichen 5. Kompagnien erſeßt. Das

aus

den

Regiment erhielt

Regimentern

die Nummer

der

7. Diviſion formirte

79 und

neue

war folgendermaßen zu

sammengesetzt :

Hai as

Die 5. Komp. des 1. Bats. 1. Magdeburg. Inf.-Regts. Nr. 26 bildete die 1. Komp . = 2. = = = 2. = = = 5. = = 26 = = 5. = 3. = ፡ ፡ = ፡ ፡ 27 1. ፡ 2. = 5. = ፡ ፡ 27 4. = ፡ = = 2. ፡ = 5. = = = = ፡ 5. = 66 ፡ 1. ፡ 3. = 6. = = = ፡ ፡ = 6. 66 = = 5. ፡ 67 ፡ : 7. = = = 1. ፡ 4. = = ፡ ፡ = 67 ፡ = ፡ = 8. = = 6. ፡ Füs. ፡ ፡ 26 ፡ 9. = ፡ 5. ፡ = = 1. = 10. ፡ = = ፡ ፡ ፡ 27 = 12. 2. ፡ = ፡ = 5. = 66 = 11. = - Füs. - 3. ፡ = ፡ = 12. = ፡ ፡ 67 = 5. ፡ = = 4. Soweit die oben genannten zur Formation abgegebenen Kom pagnien nicht schon im Diviſions-Stabsquartier Magdeburg garniſo

―――

3

nirten , wurden sie unter Führung der gleichfalls dorthin versetzten Offiziere mit der Eisenbahn nach Magdeburg befördert. Zum Kommandeur des Infanterie-Regiments Nr. 79 war der Oberstlieutenant v. Valentini vom 3. Thüringischen Infanterie Regiment Nr. 71 ernannt worden .

Dieser, die anderen Stabsoffiziere

und die aus dem 4. Armeekorps zum Regiment Nr. 79 verſetzten Offiziere mußten sich zum 5. November 1866 in Magdeburg ein finden, alle übrigen noch dem Regiment zugetheilten Offiziere begaben sich direkt in die neuen Garnisonen. Die Zusammenstellung der Kompagnien in Bataillone , und die Nummerirung derselben, wie sie oben angegeben ist, war durch den Kommandeur der 7. Diviſion, Generallieutenant v. Fransectky , befohlen worden, ingleichen erfolgte von demselben die Zutheilung der Hauptleute und Stabsoffiziere zu den Bataillonen, während die Vertheilung der übrigen Offiziere durch den Regiments-Kommandeur geschah. Offizier-Rangliste. getheilt. In Verfolg

Die Anlage I. enthält die erste

Aerzte wurden erst später dem Regiment zu

einer bezüglichen

kriegsministeriellen

Verfügung

beſtimmte General v. Franſecky , daß der Zuſammentritt des Regi ments am 5. November stattfinden sollte , und daß dieſer Tag als der erste Tag des Etats des neuen Regiment anzusehen wäre : Mithin würde also der 5. November 1866 der Stiftungs tag des Regiments ſein. Am folgenden Tage wurde vom Regiment die Bewaffnung, 1600 Stück Zündnadelgewehre M. 41 , aus dem Artilleriedepot zu Magdeburg empfangen. Die Uniform war der gewöhnliche Infanterie-Waffenrock mit weißen Achselklappen und der Regimentsnummer , brandenburgiſchen Aufschlägen mit gelben Vorstößen an den Aermelpatten, und im Uebrigen wie für die preußische Infanterie vorgeschrieben. Am 8. November besichtigte General v. Fransecky das Regi ment auf dem Platz bei dem Fort Scharnhorst, übergab es seinem Kommandeur und am 12. November früh 41/2 Uhr fuhren die Bataillone mittelst Eisenbahn in die neuen Garnisonorte ab. ―

Diese waren: für den Regimentsstab, das 1. und 2. Bataillon Hildesheim, für das Füſilier-Bataillon Einbeck. Als Ergän

zungsbezirk erhielt das Regiment die Kreiſe Hildesheim, Marienburg, Liebenburg, Zellerfeld, Göttingen, Einbeck und Osterode, die Bezirke des 1. und 2. Bataillons Landwehr-Regiments Nr. 79 zugewiesen. 1*

Das Regiment ist eines der wenigen des neu formirten 10. Armee korps, welches schon bei der Formation in den heimathlichen Bezirken Garnison erhielt, deshalb hat es auch den höheren Truppenverband noch nicht gewechselt, es steht noch jetzt beim 10. Armeekorps, der 20. Diviſion und der 39. Infanterie-Brigade.

Das 10. Korps fommandirte Generallieutenant v. Voigts - Rhetz, zugleich General = Gouverneur von Hannover , die 20. Division Generallieutenant v. Bose, die 39. Infanterie-Brigade Generalmajor v. Hiller.

2.

Erlebnisse in den Garniſonen.

Nicht unbedeutend waren die Schwierigkeiten , welche zu über winden blieben , um das so mannigfach zusammengesetzte Regiment zu einem einheitlichen Ganzen zu verschmelzen ,

denn während das

Unteroffizierkorps aus den vier Regimentern der 7. Diviſion hervor gegangen war , war das Offizierkorps aus 26 verſchiedenen Regi mentern Preußens und Hessens zusammengesetzt , zu dem später noch 4 Offiziere von vier ehemals königlich Hannoverschen Regimentern traten. Der besonnenen Thätigkeit und dem sorgfältigen Fleiße des in altpreußiſchen , militäriſchen Traditionen erzogenen Kommandeurs, unterſtützt durch die Mitwirkung aller Offiziere, gelang es jedoch bald, das neue Regiment einem alten preußischen gleich zu machen. Besonders schwierig für die Ausbildung war die Unzulänglichkeit der Garniſonanſtalten, namentlich in Hildesheim. In dem vorhandenen schlechten Kasernement konnten anfänglich nur 2 Offiziere und 171 Unteroffiziere und Gemeine untergebracht werden, alle übrigen Mannschaften der beiden Bataillone lagen einzeln weit verstreut durch die ganze Stadt in sehr schlechten Quartieren, ſo daß ein Kompagniechef zur Reviſion der Quartiere ſeiner Mann schaften einen halben Tag gebrauchte. In Einbeck waren bessere Garnisonanſtalten und eine recht gute Kaserne. Schon anfangs Dezember wurden die ersten Rekruten aus den neuen Landestheilen eingestellt und einige Tage darauf einige 70 ehe malige hannoversche Unteroffiziere und Korporale dem Regiment zur Einstellung überwieſen. Am letzten Tage des Jahres 1866 wurde der Regiments

5 Kommandeur, Oberstlieutenant v . Valentini, zum Oberst und der Major v. Dannenberg zum Oberstlieutenant befördert. Im März des Jahres 1867 wurden vier frühere hannoversche Offiziere durch eine Allerhöchſte Kabinets - Ordre vom 9. dem Regi ment zugetheilt: der Hauptmann v. Brandis, die Premierlieutenants Scharnhorst und Wenzel und der Sekondlieutenant v. Heimburg . Am 29. Juni wurde dem Regiment folgende Allerhöchste Kabinets Ordre vom General-Kommando übersendet : Ich habe beschlossen , den im verflossenen Jahre neu errich teten Truppentheilen schon jezt und zwar am 3. Juli , dem Jahres tage der ewig denkwürdigen Schlacht von Königgräß, Fahnen resp. Standarten zu verleihen. Ich hege hierbei die Erwartung , daß dieselben diese ihnen in Gnaden anvertrauten Paniere stets in hohen Ehren halten und durch alle Wechſelfälle der Zukunft dem Vater lande zum Heile und der Armee zum Ruhme

führen werden.

Zur Empfangnahme der qu. Fahnen und Standarten, deren feier liche Nagelung und Weihe nach den darüber von Mir speziell erlassenen Bestimmungen am 2. und 3. Juli d . J. stattfinden soll, sind die Kommandeure der neuerrichteten Regimenter resp . Jäger und Pionier-Bataillone, von einer der Zahl der Fahnen 2. ent ſprechenden Anzahl von Unteroffizieren begleitet, zum 2. Juli d. J. Morgens nach Potsdam zu beordern. Sie haben diese Meine Ordre der Armee bekannt zu machen und hiernach das Weitere zu veranlaſſen. Berlin, den 24. Juni 1867.

gez . Wilhelm. ggez. v. Roon. An den Kriegs-Miniſter. “ Am 2. Juli Nachmittags 6 Uhr fand im Marmorsaale des königlichen Stadtſchloſſes zu Potsdam die Nagelung der Fahnen, und am 3. Juli Vormittags 10 Uhr im Lustgarten vor dem Schloß die feierliche Weihe der Fahnen im Beiſein Seiner Majeſtät des Königs, der königlichen Prinzen und Prinzeſſinnen, vieler Fürstlichkeiten, hoher Offiziere und der gesammten Garniſon von Potsdam statt. Die Weihrede über den Text : Psalm 20, 6 : Wir rühmen , daß du uns hilfft; und im Namen unseres Gottes werfen wir Panier auf ! hielt der Hof- und Garniſonprediger Rogge. Nach dem Gebet wurden die 73 neuen Fahnen und Standarten gesenkt und der Prediger Rogge weihte die Fahnen mit folgenden Worten:

6 Ich hebe meine Hände segnend empor im Ausblick zu Dem, von dem aller Segen kommt, und weihe diese Fahnen und Standarten, kraft meines Amtes als ein berufener und verordneter Diener des Wortes zu einem unverleßlichen und hehren Eigenthum der Truppentheile, denen sie nach dem Willen des Königs übergeben werden; zu bleibenden Denkzeichen der Hülfe des Herrn , zu heiligen Mahnzeichen der Treue bis in den Tod für Alle, die zu ihnen schwören sollen , zu ruhmvollen Ehren- und Siegeszeichen für die spätesten Geschlechter unseres Vaterlandes. Der Segen Gottes des Allmächtigen , des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes komme über Euch und ruhe auf Euch jetzt und immerdar ! Amen ! " Das Regiment war zu dieser Zeit bei Hildesheim zum Exer ziren und Regiments - Uebungen vereinigt. Am 6. Juli wurden die Fahnen durch Se. Excellenz den General der Infanterie v. Voigts Rhez,

General - Gouverneur der Provinz Hannover und komman

direnden General des 10. Armeekorps , den Bataillonen des Regiments übergeben. Manöver fanden in diesem Jahre nicht statt, nur einige größere Uebungen mit Biwaks wurden in der Nähe der Garnison abgehalten. Am 2. September trafen über 300 Reserven aus dem Landwehrbezirk Lingen in Hildesheim und einige hundert Reserven aus den Be zirken Nienburg , Lüneburg und Göttingen in Einbeck zu einer sechs wöchentlichen Uebung ein. Diese Reserven hatten in der ehemaligen königlich Hannoverschen Armee gedient und mußten nach dem preußischen Reglement und mit dem Zündnadelgewehr ausgebildet werden ; daher Wegen des Ausbruchs der war die Uebungszeit eine so lange. Cholera wurde später für die in Hildesheim übenden Mannschaften die Dauer der Dienstleistung verkürzt und die Reserven schon am 28. September entlassen. Durch eine Allerhöchste Ordre vom 27. September wurde an geordnet, daß sämmtliche zum 10. Armeekorps gehörigen Infanterie Regimenter statt der bisherigen gelben Vorſtöße an den Aermelpatten, solche von hellblauer Farbe erhalten sollten, und am 7. November er hielten die neugebildeten Regimenter außer den Nummern, ebenſo wie die alten Regimenter, provinzielle Bezeichnungen; das Regiment Nr. 79 sollte fortan

„,3. Hannoversches Infanterie-Regiment Nr. 79 " Heißen.

― -

7

Im Laufe des Jahres fanden im Offizierkorps, außer der schon erwähnten Zutheilung der ehemals hannoverschen Offiziere, folgende Veränderungen statt : Sekondlieutenant v. Buch wurde in das Ulanen - Regiment Nr. 15 versetzt. Premierlieutenant Vogel v. Falckenstein unter Beförderung zum Hauptmann und Belaſsſung in seinem Kommando als Adjutant bei der 17. Division in das Westfälische Füsilier-Regiment Nr. 37 versetzt. Unterarzt Dr. Baſſin zum Aſſiſtenzarzt befördert.

Major Dunin

v. Przychowski zum Kommandeur des Hannoverschen Jäger Bataillons Nr. 10 ernannt. Hauptmann Baron v. Steinäcker zum Major befördert. Hauptmann Schmidt v. Knobelsdorf à la suite des 1. Magdeburgischen Infanterie - Regiments Nr. 26 , unter Ent bindung von dem Verhältniß als Lehrer bei der Kriegsschule in Potsdam , als Kompagniechef in das Regiment einrangirt.

Premier

lieutenant v. Bergen unter Stellung à la suite des Regiments als Lehrer zur Kriegsschule in Potsdam verſeßt. Sekondlieutenant v. Szymonski zum Premierlieutenant und Premierlieutenant Scharn horst zum Hauptmann befördert. Stabs- und Bataillonsarzt Dr. Kühne der Abschied bewilligt.

Der Frühling des Jahres 1868 ging in der gewohnten fleißigen militärischen Thätigkeit vorüber. Der Sommer war für das Regiment von hoher Bedeutung. Am 23. Juni erhielt das Regiments -Kommando folgende Allerhöchste Kabinets-Ordre : „Ich habe den General der Infanterie v. Voigts - Rhet, kommandirenden General des 10. Armeekorps , zum Chef des 3. Hannoverschen Infanterie - Regiments Nr. 79 ernannt und er warte, daß sich das Regiment der ihm hierdurch zu Theil gewor denen Auszeichnung jederzeit würdig erweisen wird .

Ich beauftrage

das Regiment, dem General der Infanterie v . Voigts - Rheß all monatlich den Rapport und

an den beſtimmten Terminen die

Offizier-Rangliste einzureichen. Hannover, den 22. Juni 1868.

gez. Wilhelm . "

Am Tage darauf hatte das Regiment die Ehre, von Seiner Majestät dem Könige besichtigt zu werden . Allerhöchstdieselben hatten der an Sehenswürdigkeiten reichen Stadt Hildesheim einen Besuch zugedacht, und gleichzeitig eine Be

sichtigung des Regiments befohlen. Seine Majeſtät nahmen auf dem Plaze hinter der alten Kaserne eine Parade über die beiden Mus fetier-Bataillone ab, bei welcher Gelegenheit der General v. Voigts Rhet als Chef das Regiment vorbeiführte, und geruhten nach dem Vorbeimarsch Seine volle Zufriedenheit mit dem Regimente auszu sprechen. Als dann Seine Majestät gnädige Worte den im Jahre 1866 dekorirten Unteroffizieren und Mannschaften gesagt hatten, geruhten Allerhöchstdieselben Sich das Offizierkorps vorstellen zu lassen und einige Beförderungen zu befehlen.*) Die Offizierdamen hatten sich in den vor einigen Tagen vollen deten, aber noch nicht benußten Räumen des Offizierkaſinos **) ver ſammelt, um dort ihre Huldigungen dem vielgeliebten Landesherrn darzubringen.

Mit ritterlicher Huld geruhten des Königs Majeſtät

einen Blumenstrauß aus den Händen der Tochter des Major Bendler anzunehmen, und darauf nach kurzer Besichtigung des Offizierkaſinos Seine Zufriedenheit mit der einfachen Einrichtung desselben auszu sprechen. Bei der Weiterreise Seiner Majestät wurde an demselben Tage auch das Füsilier-Bataillon auf dem Bahnhof Salzderhelden, bis wohin es von Einbeck marschirt war, besichtigt, und ebenso wie die Musketier-Bataillone belobt. Im Herbst fanden Divisions-Manöver südlich von Hildesheim statt, welche das Regiment mitmachte. Die Anlage neuer Schießſtände in Hildesheim, wozu die Kom pagnien der beiden Musketier-Bataillone im Sommer, und dann im Herbst abwechselnd Arbeiter zu stellen hatten, führte am 17. Oktober zur Entdeckung des bald in weitesten Kreiſen berühmt gewordenen Silberschates . Von gelehrten Archäologen und Kunstkennern wurde der sehr bedeutende, im Ganzen beinahe einen Centner wiegende, leider nur noch theilweise gut erhaltene, aus 40 bis 50 Stücken bestehende Schatz wegen der unvergleichlichen Schönheit der klaſſiſchen Formen, als das Tafelgeschirr des römischen Feldherrn Varus angesprochen,

*) Hauptmann Sucro als Adjutant zum Generalkommando 4. Armeekorps kommandirt. Premierlieutenant Rock zum Hauptmann und Kompagniechef. Sekondlieutenant v. Witowski zum Premierlieutenant befördert. **) Das Gebäude war früher Militärlazareth geweſen.

9 welches wahrscheinlich bei der Niederlage der römischen Legionen im Teutoburger Walde, von einem Germanen erbeutet, dort versteckt und nun schon beinahe 2000 Jahre in der Erde geruht hatte, bis die Schaufel des fleißig arbeitenden Musketier Armbrecht der 7. Kom pagnie den Schatz an das Tageslicht förderte. * ) Im Offizierkorps waren im Laufe des Jahres folgende Ver änderungen eingetreten : Dem Brigade-Kommandeur, Generalmajor v. Hiller, wurde der erbetene Abschied bewilligt und der Oberst v. Woyna, Kommandeur des 8. Rheinischen Infanterie-Regiments Nr. 70, zum Kommandeur der 39. Infanterie-Brigade ernannt, Hauptmann v. Brandis als Kompagniechef in das Schleswig Holſteinſche Füſilier-Regiment Nr . 86 verſeßt, Hauptmann Scharnhorst zum Plazmajor in Minden ernannt, Premierlieutenant Rock zum Hauptmann und Kompagniechef, Sekondlieutenant v. Witowski zum Premierlieutenant, Portepeefähnrichs v . Voigt , Buhlers und Schulz zu Sekond lieutenants befördert, Major z. D. v. Jacobi unter Entbindung von dem Verhältniß als Bezirkskommandeur des 1. Bataillons (Hildesheim) 3. Hanno verschen Landwehr-Regiments Nr. 79, als Major, aggregirt im Re giment, angestellt. Sekondlieutenant fördert.

v.

Holzendorff zum

Premierlieutenant

be

Aggregirter Major v. Jacobi mit Penſion zur Dispoſition geſtellt. Portepeefähnrichs Wahnschaffe, Juncker v. Oberconraid und Riechers zu Sekondlieutenants befördert. Premierlieutenant Steinhausen unter Stellung à la suite des 2. Posenschen Infanterie - Regiments Nr. 19 in den Neben - Etat des großen Generalstabes, Graf v. Herzberg, Hauptmann und Kompagniechef unter Beför derung zum Major in das Mecklenburgische Grenadier - Regiment Nr. 89 versetzt.

*) Durch Königliche Freigebigkeit erhielten : Musketier Armbrecht der 7. Kompagnie als eigentlicher Finder F 10000 Thlr., der Sergeant Gursky der 1. Kompagnie, welcher die Arbeit leitete 500 Thlr. und eine Anstellung als Muſeumsdiener in Berlin ; die Unteroffiziere Boelstorf der 6. Kompagnie und Luges der 8. Kompagnie je 200 Thlr., die Musketiere Sauer der je 25 Thlr. 7. Kompagnie, Bolt und Nordmann der 8. Kompagnie

10

Premierlieutenant Leiſter zum Hauptmann und Kompagniechef, Sekondlieutenant v. Dieskau zum Premierlieutenant befördert. Premierlieutenant v. Heydebreck vom Seebataillon in das Regi ment versetzt. Sekondlieutenant v.

Schönfeldt schied aus und trat zu den

Reserveoffizieren des Regiments über. Hauptmann und Kompagniechef v. Linstow der Abschied mit dem Charakter als Major und der gesetzlichen Penſion bewilligt. Premierlieutenant v. Schönfeldt zum Hauptmann und Kom pagniechef, Sekondelieutenant Credé zum Premierlieutenant, Portepeefähnrichs Gebser , v. Linstow , Reinecke , v. Uechtriz - Steinkirch zu Sekondlieutenants befördert.

Crome und

Premierlieutenant v. Dobbeler der erbetene Abschied bewilligt. Im nächsten Jahre, 1869, fand, außer den gewöhnlichen Früh jahrs-Inspizirungen durch den Divisions -Kommandeur und den kom mandirenden General am 11. Juni eine Besichtigung der Bataillone und darauf des den Großherzog eine Vorstellung gungen verliefen

Regiments im Feuer durch Seine Königliche Hoheit von Mecklenburg-Schwerin *) statt, an die ſich noch im Bajonettfechten anschloß. Sämmtliche Besichti zur Zufriedenheit der Vorgesetzten.

Im Herbst waren Diviſions -Manöver bei Göttingen und Einbeck, an welchen das Regiment theilnahm. Durch die Thätigkeit der Kompagniechefs , unterſtüßt durch die Bereitwilligkeit der städtischen Behörden zu Hildesheim, war es gelungen, nach und nach statt der vielen kleinen Quartiere in der Stadt größere Privatkaſernen einzurichten, ſo daß jede Kompagnie über ein bis zwei größere Quartiere verfügte, Dienst wesentlich erleichtert wurde.

wodurch der innere

Auch die Garnisonverwaltung hatte Vieles zur Verbeſſerung der Garnisonanstalten gethan. Statt der zwei sehr mangelhaften früheren Schießstände hatten die Musketier-Bataillone fünf, von denen drei ganz nahe der Stadt lagen, das Kasernement war ausgebaut, und es konnten jetzt 250 Mann daselbst untergebracht werden, ein Schul und Speisesaal war hergestellt und der ſumpfige Kasernenhof mit einer Kiesschicht überschüttet worden. Nur die Montirungskammern

*) Damals Inspekteur der 5. Armee-Abtheilung , zu welcher das 9. und 10. Armeekorps gehörten.

11 waren noch sehr schlecht und lagen , mit Ausnahme der Kompagnie kammern, zerstreut in der Stadt in gemietheten Räumen. Veränderungen im Offizierkorps fanden ſtatt : Portepeefähnrichs Hiepe und Held zu Sekondlieutenants be fördert. Hauptmann und Kompagniechef v. Bergfeld in das Rheiniſche Jäger-Bataillon Nr. 8 und der Hauptmann und Kompagniechef Cor nelius vom Rheinischen Jäger - Bataillon Nr. 8 in das Regiment versett. Oberſtlieutenant v. Dannenberg mit der Führung des 7. Branden burgischen Infanterie - Regiments Nr. 60, unter Stellung à la suite desselben, beauftragt. Hauptmann v. Lindeiner gen. v. Wildau zum Major, Premierlieutenant v. Rauchhaupt zum Hauptmann und Kom pagniechef befördert.

II .

Der Krieg 1870-1871 .

1.

Mobilmachung.

Im Herbst des Jahres 1870 sollte das 10. Armeekorps das Glück haben, zum ersten Male vor seinem Allerhöchsten Kriegsherrn zu manövriren. Schon war die Zeiteintheilung für die Herbstübungen bekannt gemacht und die Marsch- und Quartier -Uebersichten den Truppen mitgetheilt, in den Garniſonen wurde fleißig geschossen und Felddienſt geübt, als plötzlich die politischen Ereignisse zum Kriege drängten. In den Garnisonen des Regiments , Hildesheim und Einbeck, traf am 16. Juli früh 5 Uhr der Befehl zur Mobilmachung der norddeutſchen Armee ein, und damit begann eine fieberhafte Thätigkeit. Nach allen Seiten hin gingen die meiſten Offiziere und Unter offiziere auf Kommando, um Reserven zu holen, oder um ihre durch die Kriegs- Rangliste ihnen zugewiesene Stellung einzunehmen. Bitterer Schmerz erfüllte alle die Offiziere, welche nicht mit dem Regiment ins Feld rücken durften , sondern in großer

Zahl dem

Ersatz- oder den Beſaßungs - Bataillonen zugetheilt werden mußten. ( Das Nähere über Vertheilung der Offiziere ſiehe im Anhang.) An deren Stelle traten Reſerveoffiziere ; doch besaß das Regiment nur erst wenige solcher , die aus ihm hervorgegangen waren, und erhielt daher die meiſten aus fremden Bezirken, ſo namentlich eine größere Anzahl aus dem Bereich des Reserve-Landwehr-Bataillons Breslau. Ebenso

waren in der Provinz Hannover, wegen

der kurzen

Zeit der Einführung der preußischen Wehrverfaſſung, auch Reſerviſten

M

13 noch nicht in hinreichender Anzahl vorhanden, und wurde daher das Regiment zum Theil

durch überschießende

Mannschaften anderer

Ersatzbezirke vollzählig gemacht. So kamen Trainsoldaten und Handwerker aus Berlin und 443 Reservisten aus Barmen und Essen. Es konnte mithin das Regiment nicht als ein durch einheitliche Ausbildung verschmolzenes Ganzes angesehen werden. Zum erheblichen Theil waren sich Offiziere , Unteroffiziere und Mannschaften einander fremd, ein Nachtheil, der in solcher Zeit nicht wenig ins Gewicht fällt.

Andererseits

muß jedoch hervorgehoben

werden, daß ein größerer Theil der Reserven bereits die Kriege 1864 und 1866 mitgemacht hatte.

Diese Reservemannschaften trafen nun

nach und nach aus den verschiedenen Bezirken ein, wurden ſofort ein gekleidet und taktisch geübt. Auch die eingetroffenen Mobil machungspferde wurden zu Gespannen zuſammengestellt und täglich eingefahren. Am 12. Mobilmachungstage war das Regiment fertig und zum Abmarsch bereit. Der Befehl hierzu traf am 28. Juli ein. An diesem Tage, Nachmittags 5 Uhr , fand auf Veranlaſſung des Regiments - Kommandeurs , Oberst v. Valentini , für das 1. und 2. Bataillon auf dem hinteren Hofe der alten Kaserne zu Hildesheim ein feierlicher Feldgottesdienst statt , welchen der mit der Militär Seelsorge in Hildesheim betraute Paſtor Volger abhielt und an welchem auch die Familien der abrückenden Truppen theilnahmen. Es war eine tiefernste Stimmung , mit welcher Alle dieser feierlichen Handlung beiwohnten.

Alle waren sich wohl bewußt , in welchen

schweren Kampf sie hinauszögen und wie ungewiß sich die Zukunft gestalten könne. Nach beendetem Gottesdienst richtete der Regiments Kommandeur einige Worte an die Mannschaften, worin er aussprach, daß Jeder nun besonders der Pflichten eingedenk sein solle, die er mit seinem Eide übernommen. Dieser Krieg würde Anstrengungen, Entbehrungen und Gefahren mit sich bringen ; jeder solle nochmals in dieſer ernſten Stunde seinem Kriegsherrn und Könige Treue bis zum Tode geloben. König Wilhelm!

Losung sei : Heran an den Feind ! Feldgeschrei :

Alsdann verabschiedete sich Alles

untereinander mit ſtummem

Händedruck und Jeder ging schweigſam ſeinen Dienſtgeſchäften nach.



14

2. Ausmarsch. In der Nacht zum 29. wurde das 1. Bataillon auf dem Bahn hof in Hildesheim eingeſchifft.

Die Fahrt ging über Hannover,

Minden, Hamm, Dortmund , Oberhausen und Düſſeldorf; auf allen Bahnhöfen, besonders auf den leztgenannten drei Stationen wurden Offiziere und Soldaten auf das herzlichste bewillkommnet und reichlich bewirthet.

Stolz und frohen Muthes wurde die Fahrt fortgesetzt,

die schönsten Gegenden des Rheins wurden bei Nacht paſſirt und die Station Bingerbrück, wo die Eisenbahnfahrt ihr Ende hatte, mit grauendem Morgen erreicht. Das 2. Bataillon folgte mit dem Regimentsſtabe 24 Stunden später auf demselben Wege. Das Füsilier-Bataillon , welches in Einbeck in Garnison stand, hatte von der 20. Infanterie-Diviſion direkten Befehl erhalten. folge dessen marſchirte es am 29. Juli nach Greene,

In

wurde am

30. Juli früh 8 Uhr 45 Minuten in Kreienſen eingeſchifft und fuhr ebenfalls bis Bingerbrück. Auch diese beiden Bataillone wurden auf allen Stationen , wo ein längerer Aufenthalt war , in wahrhaft patriotischer Weise begrüßt und bewirthet. Das 3. Hannoversche Infanterie - Regiment Nr . 79 gehörte zu der II. Armee, und diese sollte sich vorwärts Mainz konzentriren.* ) Um für die auf der Eisenbahn nachkommenden Truppen Raum zu gewinnen, mußten die zuerst eingetroffenen Abtheilungen in Fuß märſchen vorrücken.

Diese Reihe von Märschen, welche in den ersten

Tagen zur Erleichterung der Truppen auf verschiedenen Wegen von den einzelnen Bataillonen , ja selbst von den einzelnen Kompagnien zurückgelegt wurden , waren wegen der starken Hiße und wegen der oft bedeutenden Länge der Märsche sehr anstrengend, besonders wenn in Betracht gezogen wird , daß ein großer Theil der Reserve-Mann schaften in ihrem Civilverhältniß verweichlicht , nicht einmarſchirt und der Last des gepackten Tornisters , der scharfen Munition und des Gewehrs völlig ungewohnt war. Das 1. Bataillon marschirte von Bingerbrück, sobald Pferde und Wagen aus dem Zuge ausgeladen waren, bis Wöllſtein.

*) Siehe im Anhange die Ordre de bataille.

15 Der Regimentsſtab und das 2. Bataillon blieben in Bingen, das Füsilier-Bataillon marschirte nach der Ausschiffung bis Gauböckelheim. Am 31. Juli exerzirte das 1. Bataillon im Terrain und blieb in Wöllstein.

Am 1. Auguſt mußte dieſer Ort, weil er von Truppen 3. Armeekorps belegt werden sollte, geräumt werden; infolge deſſen marschirte das 1. Bataillon nach Nieder-Weinheim, Sprendlingen und Sulzheim. Der Regimentsstab quartierte nach Gauböckelheim,

des

woselbst das Füſilier-Bataillon verblieb ; das 2. Bataillon marſchirte nach St. Johann und Wolfsheim. Am 2. Auguſt war Ruhetag. Am nächsten Tage wurde infolge eines

erst Morgens 3 Uhr

beim Regiment eingetroffenen Befehls vom ganzen Regiment der Marsch fortgesetzt. Sehr anstrengend war derselbe für das 1. Ba taillon , von welchem einzelne Kompagnien 5 Meilen bei drückender Hitze über Berge und in glühend heißen Thälern zurückzulegen hatten. Bei der 2. Kompagnie fiel das Packpferd, obgleich es nur vorschrifts mäßig beladen war, und auf jedem kurzen Halt entlastet wurde, vor Mattigkeit und krepirte kurz darauf.

Die 2. und 3. Kompagnie

rückten erst gegen Abend in die neuen Quartiere: Odernheim, Staudern heim , Duchrodt und Ober - Hausen ; das 2. Bataillon kam nach Altenbamberg , Bingert und Freilaubersheim ; das Füſilier-Bataillon nach Hochstetten, Nieder-Moschel und Hallgarten. Am 4. Auguſt marschirte der Regimentsſtab und das 2. Ba taillon nach Lauterecken und Kronenberg , das 1. Bataillon nach Grumbach, Langweiler und Merzweiler , das Füsilier-Bataillon nach Medard und Capell. Besonders für das 2. Bataillon war dieser Marsch sehr an ſtrengend und die Quartiere faſt durchgängig sehr schlecht. Der Befehl zum Weitermarsch traf am 5. Auguſt gegen 91½ Uhr Vormittags beim Regiment in Lauterecken, wohin die Adjutanten beordert waren, ein. Nachdem die Truppen abgegessen hatten, sollte aufgebrochen und die Quartiere möglichst um 8 Uhr Abends erreicht werden. Es war erlaubt worden, Wagen zum Fahren der Torniſter Troß dieser Erleichterung traf das 1. Bataillon in zu requiriren. den sehr mangelhaften Quartieren Herschweiler und Albessen erst nach Der Regimentsstab und das 2. Bataillon 10 Uhr Abends ein. sollten nach Konken marſchiren, jedoch erreichte das Bataillon erſt um Mitternacht diesen Ort und biwakirte dort ohne Holz und Stroh. Zwei Kompagnien des Füſilier-Bataillons marſchirten nach Ehr

16 weiler, zwei Kompagnien hatten den Befehl zum Abmarſch nicht er halten und blieben in Capell ; diese beiden Kompagnien trafen erst am 7. August, 10 Uhr Abends , nach einer bedeutenden Marschleistung wieder zum Regiment im Biwak bei St. Ingbert ein. Vom 6. August an hörten die Märsche der einzelnen Truppen theile auf und es wurde nun kriegsgemäß der weitere Vormarsch aus geführt. Das Rendezvous der Division war bei Konken. Von dort wurde um 3 Uhr Nachmittags der Marsch angetreten ; das Regiment 79 an der Tete des Gros .

Abends gegen 10 Uhr wurde Waldmohr,

gegen 11 Uhr Jägersburg erreicht , und so weit es möglich war, alle Mannschaften in die sehr engen und schlechten Quartiere untergebracht. Am 7. Auguſt marſchirte die 39. Infanterie - Brigade in ein Biwak bei St. Ingbert,

wo es jedoch an den nöthigen Biwaks

bedürfnissen fehlte. Hier, nur wenig über eine Meile vom Schlachtfeld von Spicheren entfernt , war die gesammte Bevölkerung in froher Erregung, daß die Franzosen am Tage vorher besiegt waren, selbst die ärmſten Leute brachten den Mannſchaften das Beſte , was ſie bieten konnten, wie Suppen, Kaffee, Brot, Wurst u. s. w. , ohne Bezahlung dafür zu nehmen. Im Biwak wurden die Siege bei Wörth und Spicheren den Truppen bekannt gemacht, was einen Sturm der Begeisterung hervorrief. Weil starke Märsche in Aussicht ſtanden, wurde zur Erleichterung der Leute angeordnet, daß die Tornister abgelegt werden sollten, nach dem Mütze , Hemde, Patronen u . s. w. daraus entnommen wären . Die Tornister wurden spät Abends auf dem Bahnhof in St. Ingbert niedergelegt, jeder Mann steckte seine Müge und seine Patronen in den Brotbeutel, rollte in den Mantel sein zweites Hemde und ein Paar Strümpfe oder Fußlappen; packte die eiſerne Portion *) in das Koch geschirr, schnallte dies auf den gerollten Mantel , und fort ging es

*) Laut Korpsbefehl mußte außer der eisernen Portion und Ration noch ein zweitägiger Bedarf mitgenommen werden , da es zweifelhaft erschien, ob die Verpflegung am Ausschiffungsort in der ersten Zeit geregelt wäre. Auch wurde festgeseht , was zur kleinen , und was zur großen Bagage ge zählt werden sollte. Zur ersteren gehörten Handpferde, Packpferde Packkarren, Medizinwagen, Munitionswagen, Fahrzeuge der Stäbe vom Regiment aufwärts , Marketender- und Vorspannwagen für die Lebensmittel. Ueber diese kleine Bagage sollten die Diviſions-Kommandeure verfügen . Munitions- und Medizin wagen sollten stets an der Spike der kleinen Bagage marſchiren. Alle übrigen Truppenfahrzeuge gehörten zur großen Bagage.

17 am 8. August früh in langer Marschkolonne der französischen Grenze zu. Jedoch war diese noch weit und der Marsch, besonders auf der zwischen Blies und Saar befindlichen Hochebene ermüdend ; nicht ſelten stockte die lange Kolonne ; erst am Nachmittag wurde die Grenze erreicht und bei Habkirchen -Frauenberg unter den Klängen des Preußenmarsches mit donnerndem Hurrah überschritten . Darauf wurde noch bis dicht vor Saargemünd gerückt, wo östlich der Stadt von dem Regiment an derselben Stelle ein Biwak bezogen wurde, wo wenige Tage vorher Theile der franzöſiſchen Diviſion Fleischabfälle und Schmutz aller Montaudon biwakirt hatten. Art lag noch umher. Gegen Abend hatte das Regiment das Glück, Seine Königliche Hoheit, den Oberbefehlshaber, Prinzen Friedrich Karl, begrüßen zu können, der mit seinem Stabe beim Biwak vorbei ritt, um in der Stadt ſein Hauptquartier zu nehmen. In der Nacht regnete es in Strömen . Am 9. Auguſt rückte das Regiment durch Saargemünd , mar ſchirte bei Seiner Königlichen Hoheit vorbei und bezog auf den Höhen westlich der Stadt ein neues Biwak, wozu alle Bedürfniſſe reichlich geliefert wurden.

Ein nahe gelegener Busch gab Laub in

Fülle, um die schönsten Hütten zu bauen , welche dennoch den am Nachmittag vom Himmel herabströmenden Regen nicht abzuhalten vermochten , bald verwandelte sich auch der fette Lehmboden , auf welchem das Biwak aufgeschlagen war , in einen schlüpfrigen Brei, die Feuer erloschen und es wurde sehr ungemüthlich draußen auf den Bergen. In der Stadt waren bedeutende Verpflegungs -Magazine der Franzosen erbeutet worden , von denen reichlich den Truppen mit getheilt wurde, auch war es erlaubt worden , daß sich die Truppen theile aus den französischen Beständen Zelte entnehmen durften. Nach einer sehr nassen Nacht und frostigem Morgen erhielt das Regiment am 10. Vormittags 9 Uhr den Befehl, in die Stadt Saargemünd einzurücken und dort Quartier zu beziehen. Mit hoher Freude wurde dieſer Befehl vernommen und ausgeführt; jeder Mann freute sich auf ein lang entbehrtes Bett und auf die sichere Aussicht, ſeine Kleider trocknen zu können . Bald nach dem Einrücken mußte das 1. Bataillon wieder zu ſammentreten, um der Leiche des an seinen Wunden verstorbenen französischen Generals Doëns die militärischen Honneurs zu erweiſen. Mit präsentirtem Gewehr und drei Salven wurde der tapfere Gegner 2 Schmidt v. Knobelsdorf , Hannov . Inf. -Regt. Nr. 79 .

18 geehrt , dem überdies am Grabe der General v. Woyna in furzen Worten einen ehrenden Nachruf widmete. In der Stadt herrschte bis spät in die Nacht hinein lebhaftes Treiben.

Mannschaften und Offiziere aller Grade, leicht verwundete

französische Soldaten , Transporte Gefangener und Fuhrwerk aller Art waren auf den Straßen und Plätzen , dazwischen standen still und mürrisch, die Hände in den Taschen, im blauen Kittel, auf dem Kopf die Zipfelmüße, die kurze gerade Pfeife im Munde und die Holzpantoffeln an den Füßen, französische Einwohner , erstaunt die Fremden anstarrend. Ein starker Mißbrauch mit dem Genfer Kreuz machte sich hier bemerkbar , der jedoch später abgestellt wurde.

Fast alle Franzosen,

sogar Jungen , trugen das internationale Zeichen der Krankenpflege und der Neutralität , freilich ohne den obrigkeitlichen Stempel , am Arm , wohl nur , um die eigene werthe Person für neutral zu er klären und sich dadurch in Sicherheit zu bringen. Schon hier (in der ersten franzöſiſchen Stadt) hatte das Regi ment Veranlassung , für die Verpflegung der Mannſchaften in den Quartieren Sorge zu tragen. Es war freilich bekannt gemacht, was jeder Mann in Feindesland an Verpflegung beanspruchen könne : zum Frühstück Kaffee mit Semmel oder Brot ; zu Mittag Suppe, Gemüſe mit Fleisch, Brot und einen halben Liter Wein ; Abends Suppe oder kaltes Fleisch mit Brot; außerdem sechs Cigarren oder ein Viertel Pfund Tabak ; der Offizier wie vor , nur noch zu Mittag Braten und ein Liter Wein, Abends kaltes Fleisch , Brot und Butter und zehn Cigarren. Dies lautete sehr verheißend.

In der Wirklichkeit fand jedoch eine

derartig gute Verpflegung nur einige Male, und zwar erſt ſpäterhin auf dem Marsche von Metz nach der Loire statt. Tabak gab es nie, weil dieser als Staatseigenthum bei der Annäherung der deutschen Armeen fortgeschafft worden war.

Nur an Wein fehlte es fast nirgends . Es

wurde daher vom Regiment befohlen , da wo die Leute keine Ver pflegung erhalten hätten , ihnen solche aus den mitgenommenen Be ständen zu verabfolgen, damit sie wenn auch spät - doch sicher etwas zu essen bekämen.

Auch wurde eingeschärft, daß Requiſitionen

nur unter Führung von Offizieren ausgeführt werden dürften und daß über alles Entnommene Quittung auszustellen wäre. Am folgenden Morgen, 11. August, ging um 7 Uhr Befehl zum Weitermarsch ein. Bei strömendem Regen, auf entsetzlich schmutzigen Wegen, wurde vom 1. und 2. Bataillon der Marsch westwärts hin

19 angetreten.

Der Regimentsſtab und das 2. Bataillon marſchirten bis Püttelange, als Bedeckung für das Armee-Hauptquartier ; das 1. Ba taillon marschirte noch einige Kilometer weiter auf der großen Straße, bog dann links ab und bezog in einem sehr ärmlichen Ort Hilsprich Kantonnements ; das Füsilier-Bataillon blieb bis zum Nachmittag als Besaznng in Saargemünd , wo es durch ein Bataillon 6. Landwehr Regiments abgelöst wurde, und marschirte dann ins Kantonnement nach Jean Rohrbach, wo befanden.

auch Divisions- und Brigadestab sich

Für den folgenden Tag (12. Auguſt) war zeitig ein Rendezvous der Brigade bei Jean Rohrbach befohlen. Der Marſch ging bis zum Dorfe Vintrange, in dessen Nähe ein Biwak bezogen wurde . In diesem Biwak wurde Abends 6 Uhr durch den evangelischen Feld prediger der Diviſion, Vorberg, ein Gottesdienſt gehalten, nach welchem 1029 Mann des Regiments das heilige Abendmahl nahmen. Am 13. August 5 Uhr früh wurde aus dem Biwak abgerückt und nach einem langen und heißen Marsch Kantonnements bezogen, und zwar der Regimentsſtab, 1. und Füſilier-Bataillon Tinery, wo auch eine Eskadron Dragoner - Regiments Nr. 16 lag ; das 2. Ba taillon Prévaucourt und Hannocourt.

Da diese Kantonnements die

ersten in Feindesland waren, wo kein Einwohner mehr deutsch ver stand, so gab es viel Mißhelligkeiten zwischen den Wirthen und der Einquartierung, die jedoch, da sie meiſt auf Mißverſtändniß beruhten, bald von den Offizieren, welche als Dolmetscher überall zugegen sein mußten, geschlichtet werden konnten. Der fast vier Meilen betragende Marsch bis zur Mosel wurde. am 14. Auguſt zurückgelegt.

Um 8 Uhr Morgens war bei Delme,

woselbst die 40. Brigade biwakirt und Vorposten gegeben hatte, das Rendezvous der Diviſion; jedoch dauerte es lange, ehe der Marsch an getreten wurde, weil Garde-Kavallerie und Artillerie vorher durch Delme 30g, und erst Nachmittags 51/2 Uhr wurde auf dem rechten Ufer der Mosel, südlich des mit einer Ruine gekrönten Berges Mousson, zwischen der Stadt Pont à Mousson und dem Dorfe Atton ein Biwak bezogen. Das andere Regiment der 39. Brigade war in der Stadt einquartiert, die 19. Division schon auf das linke Ufer der Mosel vorgeschoben. Im Biwak wurde nur von Wenigen der Kanonendonner der Schlacht bei Colombey-Nouilly gehört; die vorliegenden Berge hielten den Schall ab . Am andern Morgen verbreitete sich das Gerücht, 2*

20 daß die Franzosen von der I. Armee bei Metz geschlagen worden wären ; etwas Sicheres jedoch konnte Niemand erfahren. Die Ge fechtsbereitschaft und der Abmarsch für den 15. Auguſt früh wurde abbeſtellt und das Regiment hielt Ruhetag im Biwak ; für Kameraden die letzte Ruhe auf ihrer irdischen Laufbahn.

viele

3. Die Schlacht bei Vionville-Mars la Tour. Der 16. August brach an, jener Tag , welcher mit blutigem Griffel in der Weltgeschichte verzeichnet , stets ein Ehrentag für die preußische Armee bleiben wird . ment 79 die Feuertaufe.

Dieser Tag brachte auch dem Regi

Zum ersten Male flatterten die Fahnen des Regiments im Kugelregen dem Feinde entgegen, zum ersten Male sollten die Neun undſiebenziger zeigen, daß auch sie gern bereit ſeien , für König und Vaterland zu kämpfen und zu sterben. Schon bei grauendem Morgen marschirten die reitenden Batterien

der Korps-Artillerie beim Biwak des Regiments vorbei ; um 4½ Uhr wurden die Gewehre in die Hand genommen , angetreten und durch die Stadt gerückt, wo das Regiment 56 schon bereit ſtand. Die ver einigte Brigade marschirte nun auf der Straße nach Thiaucourt. Zwar steigt die Chauſſee von der Stadt nur allmälig auf den Thalrand des linken Moselufers ; da es aber um 6 Uhr früh schon drückend heiß war, wurde bereits bei dieſem Erſteigen mancher Schweißtropfen vergossen. Das Städtchen Thiaucourt, malerisch in einer tiefen Thal spalte zwischen Weinbergen gelegen , wurde passirt, als durch einen vorbeijagenden Adjutanten in Erfahrung gebracht wurde, daß die vor dem 10. Armeekorps befindliche 5. Kavallerie-Division auf ein feind liches Lager gestoßen sei, welches jetzt angegriffen würde. Indeſſen ſetzte die Brigade ihren Marsch bis Beney fort , wo Biwaks und Kantonnements bezogen und Vorposten ausgesetzt werden sollten. Während die dazu nöthigen Befehle ausgefertigt wurden, die Bataillone die Gewehre zusammengesetzt hatten und ruhten , wurde deutlich Kanonendonner in nördlicher Richtung vernommen , der an Heftigkeit zunahm .

Es dauerte nicht lange, bis der Befehl kam, die

――――

21

Gewehre in die Hand zu nehmen und in nördlicher Richtung abzu marſchiren .

Ehe jedoch das Regiment oder die anderen Truppentheile

der 20. Diviſion in die Schlacht eingreifen konnten, wurde eine außer ordentliche Anforderung an die Marſchleiſtung der Mannſchaften ge stellt.

Das Regiment 79 hatte vom Biwak bei Atton bis Beney

bereits drei Meilen bei großer Hiße zurückgelegt. Es wurde von Beney aus nach kurzer Ruhe ohne Verpflegung aufgebrochen und bis Tronville noch 2¹½ Meile, und zwar die letzte Meile querfeldein marschirt, ehe das Regiment in der Schlacht selbst Verwendung fand. Und trotzdem, daß die Hize bedeutend war, blieben nur wenige Leute zurück.

Jeder Mann fühlte, daß es eine Schande wäre, heute in

Aussicht der ersten Schlacht in den Reihen der Kameraden zu fehlen. Man sah sogar einen Feldwebel , der nicht weiter gehen konnte, weil er sich unwohl fühlte, auf dem Handpferde seines Hauptmanns reiten. Uebrigens geschah seitens der Führer Alles , was zur Erleich terung und zur Erquickung der furchtbar angestrengten Mannschaften möglich war.

Adjutanten sprengten voraus, um in den Dörfern Waſſer

und Wein in Eimern und Trinkgefäßen durch die Einwohner an die Straße bringen zu lassen. Einige Male wurde gehalten, damit die auseinander gekommene Kolonne in sich wieder aufschließen konnte, was Gelegenheit zu einer kurzen Ruhepause gab. Bald hieß es aber wieder : Vorwärts ! und dies war nöthig , denn schon seit den Morgenstunden ſtand das 3. Armeekorps im Gefecht mit einem an Zahl weit

überlegenen

Gegner, die letten Reserven waren eingesetzt , die Reihen der braven Brandenburger furchtbar gelichtet und die linke Flanke ihrer Stellung bedroht. Ehe die Theilnahme des Regiments an der Schlacht selbst ge schildert werden kann, ist es nöthig, einen Blick auf die damalige all gemeine Kriegslage zu werfen. Durch die im Laufe des 15. Auguſt eingegangenen Meldungen hatte das Ober - Kommando der II. Armee die Ueberzeugung ge wonnen , daß die gesammte französische Armee im Rückzuge auf Verdun begriffen sei, und daß es deshalb dringend nöthig wäre, dem Gegner sofort zu folgen. Zu diesem Vorstoße gegen die Straße Metz - Verdun war das 3. und das 10. Armeekorps und die 5. und 6. Kavallerie- Division be Das 3. Korps sollte über Gorze auf Vionville und Mars stimmt.

la Tour, das 10. Korps über Thiaucourt bis St. Hilaire vorgehen.

--Schon am Abend des

22

15. August hatten die weit vor der

Front schwärmenden Patrouillen der 5. Kavallerie-Diviſion bei Rezon ville französische Truppenlager bemerkt. v. Voigts - Rhet beschloß ,

Der General der Infanterie

mit dem Vormarsch seines Korps

auf

St. Hilaire eine gewaltsame Rekognoszirung gegen jene gemeldeten Truppenlager zu verbinden, und hatte zur Ausführung dieser Unter nehmung die 5. Kavallerie - Diviſion beſtimmt , welche durch zwei reitende Batterien der Korps-Artillerie verſtärkt wurde. Als Rückhalt für die Kavallerie sollte die 37. Infanterie-Bri gade dienen, von welcher zwei Bataillone schon am 15. in der Richtung nach Metz hin abgezweigt waren . Bei Chambley, 3/4 Meile südlich Mars la Tour , sollten sich die beiden getrennten Theile der Brigade wieder vereinigen. Der Rest der 19. Diviſion befand sich am 16. früh im Vormarsch von Thiaucourt nach St. Hilaire , und wie schon oben mitgetheilt, die 20. Diviſion auf dem Marſche von Pont à Mouſſon nach Thiau court und darüber hinaus . Die Schlacht begann mit dem Ueberfall der französischen Kavallerie lager; die französischen Reiter wurden durch die preußischen Granaten überraschend aus der Ruhe aufgeschreckt. Da jedoch die französische Infanterie eine gute Haltung bewahrte, so konnten die beiden Kavallerie Diviſionen kein Terrain mehr gewinnen, sie mußten sogar, um dem mörderischen , weittragenden Chassepotfeuer auszuweichen , beim Vor gehen der feindlichen Infanterie die gewonnenen Höhen räumen und in den Thalsenkungen Schutz suchen; nur die reitenden Batterien hielten durch ihr Feuer das Gefecht hin , bis gegen 10 Uhr die Teten der beiden Infanterie- Divisionen des 3. Armeekorps

das

Schlachtfeld erreichten. Flavigny und Vionville wurden nun den Franzosen entrissen. Infanterie, Kavallerie und Artillerie wetteiferten in Hingebung und Tapferkeit und verließen nicht wieder den mit ihrem Blut getränkten und erstrittenen Boden, obgleich fast erdrückt durch die französische Uebermacht. Am fühlbarsten wurde die Ueberlegenheit des Feindes durch seine Besetzung der Tronviller Büsche, weil von hier aus der linke Flügel des preußischen 3. Korps umfaßt und die Batterien desselben sowie die reitenden Batterien des 10. Korps in Flanke und Rücken be schossen wurden.

Die Bataillone der 37. Brigade, mit Ausnahme zweier , welche

23

--

bei der 5. Division auf dem rechten Flügel der Schlacht mitfochten, waren die letzten verfügbaren Reserven. Sie wurden zur Besetzung der Büsche verwendet.

Jedoch auch

der Feind ſchien die Wichtigkeit des Beſizes dieſer Waldparzellen zu würdigen; gegen sie richtete sich die Wucht des Angriffes zweier feind lichen Divisionen, und nachdem die Oldenburger und Ostfriesen ihre Munition verschossen , wurden sie unter nicht unerheblichen Verlusten nebst den Resten des Regiments 24 aus den Büſchen verdrängt. Sie zogen sich nach dem Dorfe Tronville zurück und besezten dasselbe. Die Gefahr lag nahe, daß die Franzosen aus den Büschen her aus auch noch südlicher vordringen würden; es schien jedoch, als ob der kühne Reiterangriff des General v. Bredow mit sechs Schwadronen die Angriffsbewegung bracht hätte.

des Feindes

auch hier zum

Stehen

ge

Schon früh hatte sich General v. Voigts - Rhet in die Gegend von Tronville begeben , und als er das gesammte 3. Armeekorps in einen ernſten Kampf verwickelt fand, den Befehl zum ſchleunigen An marsch an die 19. und 20. Diviſion ertheilt. General v. Kraatz hatte seinerseits schon den Entschluß gefaßt,

die gesammte Division gegen den Feind zu führen , und der Befehl hierzu traf gegen 11½ Uhr früh bei der 39. Brigade ein, als die Avantgarde, wie schon mitgetheilt , Anstalten traf, Vorposten aus zusetzen. Mit möglichster Beschleunigung wurde der Marsch nordwärts angetreten. Die Marschordnung der Diviſion war folgende : An der Tete das Dragoner-Regiment Nr. 16, dann die 39. Jn fanterie -Brigade und zwar 1. Bataillon 79. mit der 2. Kompagnie als Vortrupp ; 2. Bataillon 79. , 3. leichte und 3. schwere Batterie, dann 1. und 2. Bataillon Regiments 56, an der Queue der Brigade das Füsilier-Bataillon Regiments 79, welches lettere ſchon zum Aus sehen der Vorposten abgerückt war und sich bereits jenseits Beney befand, weshalb es sich beim Abmarſch nicht mehr in den Regiments verband, sondern erst an der Queue der Brigade in die Marschkolonne einfügen konnte.

Dieser Umstand war die Ursache, daß das Füsilier

Bataillon des Regiments an einer ganz anderen Stelle der Schlacht thätig war, als die beiden Musketier-Bataillone, wie später geschildert werden wird. Der 39. Brigade folgte eine Abtheilung der Korps-Artillerie und dann die 40. Brigade.

24 Der Weg führte durch enge Thäler, in denen die Sonne glühend brannte, über Charey und St. Julien. Dicht bei dem letzteren Dorfe kam auf schäumendem Pferde , welches vor Ermattung nach dem scharfen Ritt zuſammenbrach, ein Dragoner mit der Aufforderung, daß schleunigst Infanterie vorkommen sollte. Gegen

2½ Uhr

Nachmittags

südöstlich von Chambley.

erreichte die Tete den

Wald

Der Umstand, daß das Gepäck in St. Jng

bert zurückgeblieben war , ermöglichte dieſe außerordentliche Leistung eines Marsches von fast elfstündiger Dauer in drückender Hize mit nur kurzen Ruhepausen. Der Divisions-Kommandeur, General v. Kraaz-Koſchlau , war selbst nach Flavigny zur Orientirung vorgeritten und hatte die Ueber zeugung gewonnen , daß vor allen Dingen eine unmittelbare Unter ſtützung der kämpfenden Truppen nöthig sei. Infolge dessen wurden die drei letzten Bataillone der 39. Brigade 1. und 2. Bataillon Regiments 56 und Füſilier - Bataillon Regiments 79 - aus der Marschkolonne nach rechts herausgezogen und im Verein mit den beiden Batterien der Brigade der 5. Infanterie-Diviſion zur Unter stützung gesendet. Das 1. und 2. Bataillon Regiments 79 setzte den Marsch nord wärts bis Tronville fort. In der Höhe von Ferme Sauley wurden diese beiden Bataillone in Kompagniekolonnen auf ganze Distanz aus

einandergezogen, das 1. Bataillon im ersten , das 2. Bataillon im 2. Treffen. Dicht südwestlich Tronville wurde Halt gemacht.

Der General

v. Voigts - Rhet , der hochverehrte Chef, ritt an die einzelnen Kom pagnien seines Regiments heran und sprach in seiner liebenswürdigen Weise aufmunternde Worte zu den erschöpften Leuten.

Indeſſen

hielten die Kompagnien im feindlichen Artilleriefeuer und maſſenhaft schlugen Granaten und Shrapnels, ohne jedoch erheblichen Schaden zu thun, zwischen die einzelnen Abtheilungen des 1. Bataillons . Von dem Standpunkt aus , welchen das Regiment inne hatte, war nur geringe Uebersicht.

Während der ganze Horizont in Pulver

dampf gehüllt erschien, war nur das Wäldchen nördlich Tronville zu sehen, welches zeichnet wurde.

auch

bald

dem Regiment als Angriffsobjekt be

Es trennten sich nun auch die beiden Musketier-Bataillone, und deshalb muß die Thätigkeit jedes einzelnen Bataillons in der Schlacht besonders verfolgt werden .

25

a. Das 1. Bataillou. Der kommandirende General verfügte eine Besetzung der Tron viller Büsche, weil ohne den Besitz derselben die Stellung der Artillerie an der Chauffee Mez - Verdun gefährdet war, und ein weiteres Vor gehen nur nach Beſizergreifung besagter Büsche möglich erſchien. Eine Kompagnie sollte zur Besetzung des

Dorfes

Tronville

zurückbleiben. Hierzu bestimmte Oberstlieutenant Bendler, Komman deur des 1. Bataillons, die 1. Kompagnie (Premierlieutenant Wenzel) ; mit den drei anderen Kompagnien seines Bataillons ging er südlich und östlich des Dorfes vorbei gegen die Büsche vor.

Diese bestehen

aus jungem Laubholz mit vielem dichten Unterholz , nur an wenigen Stellen ist das Unterholz gelichtet und freiere Bewegung im Innern des Wäldchens möglich.

Eine solche lichte, nur mit höheren Bäumen

besetzte Stelle befand sich an der nordwestlichen Ecke des größeren Waldzipfels, wo später die 2. Kompagnie Stellung nahm. südlichen Saume des Wäldchens

An dem

angelangt, erhielten die 3. und

4. Kompagnie den Befehl, durch Besetzung des nordwestlichen Wald randes den nunmehr nördlich der Chauſſee aufgefahrenen dieſſeitigen Batterien zur Deckung zu dienen. Die 2. Kompagnie Wäldchens zurück.

blieb

vorläufig

in Reserve südlich des

Die 3. Kompagnie (Hauptmann Rock) und die 4. Kompagnie (Hauptmann Pawlikowski) gingen längs des Waldrandes vor, und an der vorspringenden West- und Nordwest-Ecke des südlichen Wäldchens eingetroffen , postirten sie sich, wobei die Mannschaften ziemlich gute Deckung in einem Graben an dem Saume des Waldes fanden. Obgleich die beiden Kompagnien mit Geschossen aller Art überschüttet wurden, konnten sie doch das Feuer nicht erwidern, denn der Feind war zu entfernt , um ihn mit dem Zündnadelgewehr erreichen zu können. Der Regiments - Kommandeur Oberst v . Valentini ritt mit dem Chef der 2. Kompagnie, Hauptmann Schmidt v. Knobelsdorf vor, um das vorliegende Terrain und die Wegsamkeit des Wäldchens zu rekognosziren.

Nach dem Durchreiten des südlichen Wäldchens auf

einem guten Wege wurde entdeckt, daß der nördliche Theil der Büsche nur schwach oder gar nicht beſetzt ſei und daß die Hauptkräfte des Feindes auf den Höhen nördlich desselben ständen.

vom

Auf einen an den Brigade - Kommandeur General v . Woyna Hauptmann v . Schmidt mündlich darüber erstatteten Bericht

26 (und auf eine Anfrage, ob es nicht angemessen sei, sich in den Besitz des nördlichsten Theils der Büsche zu sehen), ertheilte der General nunmehr den Befehl, mit der 2. Kompagnie in nördlicher Richtung vorzugehen, um auch jenen Theil des Wäldchens in Besitz zu nehmen. Die 2. Kompagnie, den ausgeschwärmten Schüßenzug vor der Front, überschritt die aus Feld und Wiese bestehende Waldblöße un gefähr zur Zeit des Angriffs der 38. Jnfanterie-Brigade von Mars la Tour aus , welcher so blutig zurückgewiesen wurde, denn die Kompagnie traf hier mit einigen seitwärts versprengten Pionieren zuſammen, welche auf dem rechten Flügel der 38. Brigade den An griff mitgemacht hatten. Uebrigens richtete der Feind auf diese Waldecke ein mörderisches Feuer aus Kanonen, Mitrailleuſen und Gewehren; Zweige und dünne Bäume

fielen den vorgehenden Musketieren auf die Köpfe ,

das

Klatschen der Geschosse an die Bäume, das Pfeifen und Sauſen der Kugeln und Granaten, das schon seit Stunden ununterbrochene Rollen des Klein- Gewehrfeuers , nur überboten noch durch das Schnarren der Mitrailleusen, und das lebhafte Kanonenfeuer machte manches ſonſt brave Herz banger schlagen, und mancher Blick richtete sich fragend auf den Hauptmann. Stehenbleiben konnte nichts helfen , es mußte der nördliche, nicht mehr weit entfernte Waldsaum erreicht werden, denn nur dort war Uebersicht und freies Schußfeld zu erwarten. Der Befehl des Hauptmanns lautete deshalb : „ Vorwärts bis an den Waldrand und dann Halt ! " und willig , lufte, wurde dieser Befehl ausgeführt.

aber nicht ohne Ver

Ein flacher Graben am Wald

rande, in welchen die Leute sich niederwarfen , gewährte eine ziemlich gute Deckung. Noch ein zweiter Zug schwärmte rechts neben dem Schüßenzuge aus und der Unterſtüßungstrupp wurde bis dicht an die Feuerlinie herangenommen. Dadurch war eine Strecke von vielleicht 300 Schritt des nördlichen Waldſaumes besetzt. Längs desselben in einer Entfernung von 600 bis 700 Schritt läuft eine ziemlich tief eingeschnittene Mulde, welche vom Waldrande nicht eingesehen werden kann.

Diese war in

ihrer ganzen Ausdehnung von feindlichen Schützen besetzt , welche ein ununterbrochenes Schnellfeuer gegen das Wäldchen richteten, sobald die Besehung deſſelben wahrgenommen wurde. Auf der Hochfläche nördlich dieser Mulde standen zwei Batterien und mehrere feindliche Bataillone.

27 Da die Entfernung der gut gedeckten feindlichen Schüßen für das Zündnadelgewehr zu groß war , um Erfolge erzielen zu können, befahl der Hauptmann v. Schmidt das Einstellen des Feuers und erzielte dadurch den Vortheil , daß auch der Feind im Schießen nachließ.

Mit den östlich des 1. Bataillons vorgegangenen Kompagnien des 2. Bataillons konnte keine Verbindung hergestellt werden , weil die letzteren beim Vorgehen sich rechts gewendet und den östlichen Waldrand erreicht hatten ; ebendorthin waren auch die vom Diviſions Kommandeur zur Verstärkung nachgeschickten Siebenzehner gerückt. Zwischen den kämpfenden Abtheilungen blieb, wie mehrfach dorthin geschickte Patrouillen meldeten, der Wald zum Theil vom Feinde besezt. Die 3. und 4. Kompagnie hatten ihre Stellung nur wenig ge ändert; bei letterer war der Vizefeldwebel Bartmer an linkem Arm und Hüfte verwundet worden, sie wurden, als die diesseitigen Batterien gegen Abend über die Chauffee auf Tronville zu zurückgingen, auf höheren Befehl zurückgeholt und südlich der Tronviller Büsche aufgestellt. Ebendorthin rückte auch die 1. Kompagnie, welche die nördliche Um fassung von Tronville zur Vertheidigung eingerichtet hatte, nachdem sie von einem Bataillon Braunschweiger abgelöst worden war. Die 2. Kompagnie blieb bis zur völligen Dunkelheit in der vorspringenden Waldecke , wenige Schüsse mit dem Feinde wechselnd, der sich durchaus defensiv verhielt. Mehrfach erschien es zwar, als ob ein Angriff erfolgen sollte ; feindliche Schützenschwärme, von der Hochfläche kommend, stiegen in das Thal, kurzes aber heftiges Schnell feuer zeigte ihr Eintreffen in der Schüßenstellung an, bald ließ das heftige Feuer nach und ebenso viel Mannschaften gingen wieder zu rück, um sich auf der Hochfläche zu sammeln. nur abgelöst worden.

Die Schüßenlinie war

Als die Sonne blutigroth unterging , wurden in der feind lichen Stellung viele Signale geblasen, der Feind hörte auf mit Schießen, seine Schützen gingen zurück und sammelten sich auf der Hochfläche zu geschlossenen Maſſen , die bei Einbruch der Dunkelheit in nordöstlicher Richtung abmarschirten ; schon

vorher

waren die

Batterien abgefahren. Die Schlacht verstummte auf diesem Flügel, während sie in östlicher Richtung nochmals auf kurze Zeit zu rasender Heftigkeit entbrannte. Indessen ließ der Führer der 2. Kompagnie die Verwundeten zurückbringen und trat,

nachdem dies geschehen ,

den Rückzug auf

28 Tronville an , weil ein längeres Verbleiben in der vorgeschobenen Stellung nußlos erschien.

Bei völliger Dunkelheit traf die 2. Kom

pagnie bei Tronville mit den drei anderen Kompagnien des Bataillons zuſammen; dieſe waren unter Führung des Diviſions-Kommandeurs gegen Abend mit noch anderen Truppentheilen der Diviſion , als bei Rézonville nochmals die Schlacht entbrannt war, bis Vionville vor gegangen und kehrten jezt von dort zurück. In der Schlacht blieben todt oder starben infolge ihrer Ver wundung : 1 Unteroffizier und 6 Mann. Verwundet wurden : 1 Offizier, 8 Unteroffiziere und 28 Mann. Der größte Theil der Verluste fiel auf die 2. Kompagnie.

b. Das 2. Bataillon. Das 2. Bataillon (Oberstlieutenant v. Boltenstern) hatte eben falls den Befehl erhalten, die Tronviller Büsche zu besetzen. Zu diesem Zweck ging es schon vor dem 1. Bataillon, Tronville links liegen lassend , die Kompagnien in einem Treffen auf ganze Distanz auseinandergezogen, und zwar auf dem rechten Flügel die 6. Kompagnie , links von dieser die 5., dann die 7. und auf dem linken Flügel die 8. Kompagnie, über die Chaussee Metz - Verdun gegen die südliche Waldparzelle vor. Diese war nicht vom Feinde besetzt. Während die drei linken Kompagnien, jede mit ausgeschwärmtem Schützenzuge vor der Front, sich mühsam durch das dichte Unterholz durcharbeiteten, streifte die auf dem rechten Flügel befindliche 6. Kom pagnie nur die äußerste Oſtſpite des Wäldchens, konnte infolge deſſen schneller vorschreiten und erreichte früher als die auderen Kompagnien den östlichen Rand des nördlichen größeren Waldtheils . Als die 5., 7. und 8. Kompagnie die Blöße zwischen den beiden Waldtheilen erreicht hatten, traten die letzten Vertheidiger des Waldes , Mannschaften des Oldenburgischen Regiments , aus dem nördlichen Walde nach rückwärts heraus und erhielt hier das 2. Bataillon das erste Feuer, ohne daß ermittelt werden konnte , woher die feindlichen Kugeln kamen. Die Dichtigkeit des Waldes erschwerte die Leitung und Ueber sicht. Den Kompagnien war der Befehl ertheilt worden, den jenseitigen Saum des Waldes zu erreichen. Jeder Kompagnieführer strebte zur Erreichung dieses Zieles vorwärts ,

aber in dem zweiten größeren

29 Theile des Waldes, der ebenfalls sehr dicht war, lösten sich die Ver bände , und da die geschlossenen Kompagnien den ausgeschwärmten Schüßen nicht so gut folgen konnten , kamen Verschiebungen vor und beim Erreichen des nordöstlichen Waldrandes standen nicht alle Kom pagnien mehr in dem früheren Verhältnisse zu einander, und nicht hinter ihren ausgeschwärmten Schützen. Die 8. Kompagnie (Premierlieutenant Freiherr v. Oeynhausen) hatte ihrem Schützenzuge , welcher eine mehr nördliche Richtung ein geschlagen, nicht folgen können ; sie erreichte den nordöstlichen Wald saum ungefähr am Anfang der in den Wald nach Nordwesten ein springenden Lichtung , während der Schützenzug und ein Theil des 7. Zuges in den nordöstlichen vorspringenden Waldzipfel gedrungen war. Der 7. Kompagnie (Premierlieutenant v . Hirschfeld) war es möglich gewesen, rechts der 8. Kompagnie zu bleiben und dicht neben ihr den Waldsaum zu besetzen. Die 5. Kompagnie (Hauptmann Herzbruch) hatte nur mit zwei Zügen ihre Stellung rechts der 7. Kompagnie beibehalten ; der Schüßen zug derselben, bald das freie Feld erreichend , war längs des Wald randes in nördlicher Richtung vorgegangen und traf an der mehr erwähnten nordöstlich vorspringenden Waldecke mit dem Schüßenzuge der 8. Kompagnie zusammen. Die 6. Kompagnie (Hauptmann v. Schönfeldt) hatte den dichten Wald gar nicht berührt ; der Schüßenzug derselben, immer im freien Felde vorgehend , war bis in den tieferen Theil der von Vionville nach Norden hinabgehenden Schlucht gelangt ,

als er von einem

mörderischen Feuer von den südlich der Römerstraße poſtirten feind lichen Schüßen empfangen und wegen schwerer Verluste zum Halten genöthigt wurde. Unter Führung des Premierlieutenant Credé war der Rest der Kompagnie im und längs des östlichen Waldrandes gefolgt.

Zur

Verstärkung der Schüßen ließ der Hauptmann seinen Unterstützungs trupp aus dem Walde vorrücken , aber auch dieser wurde sofort ſo wohl

in der Front als

Rücken her ,

auch von der linken Flanke , ja fast vom

aus der noch von dem Feinde beſeßten nördlichsten

Waldspite durch ein verheerendes Feuer empfangen.

Premierlieutenant

Credé erhielt eine tödtliche Verwundung , fast gleichzeitig wurde der Hauptmann v. Schönfeldt in der Schüßenlinie schwer verwundet und mußte zurückgebracht werden. Auch der Führer des Schüßenzuges, Lieutenant Held, wurde leicht verwundet.

In den Büschen an den

30 Wiesenrändern und an den sanften Abhängen der Schlucht ſuchten die Musketiere der 6. Kompagnie nothdürftigen Schutz und hielten sich wohl eine Stunde lang in dem heftigsten feindlichen Feuer, immer in der Hoffnung, daß die anderen Kompagnien nachrücken würden . Die am weitesten nördlich gelangten Schüßenzüge der 5. und 8. Kompagnie hatten zum Theil den Vorstoß der 6. Kompagnie mitgemacht, da sie ungefähr zu derselben Zeit ins Freie traten , als Hauptmann v. Schönfeldt zum Angriff vorging ; sie mußten jedoch bald die Front nach Norden nehmen, da in nicht großer Entfernung der Wald nördlich von ihnen vom Feinde besetzt war und nach Meldung von Seitenpatrouillen der Feind im Innern des Waldes vordrang. Die anderen Kompagnien hatten eine ziemlich gute Deckung am Waldrande in einem flachen Graben, konnten ſelbſt wegen der weiten Entfernung nicht mit in das Gefecht eingreifen, erlitten jedoch Verluſte durch das feindliche Infanteriefeuer auf eine Entfernung von 1200 bis 1500 Schritt. Die Führer der aus dem Walde vorgebrochenen Abtheilungen des Bataillons beſchloſſen, nachdem sie , wie schon erwähnt , ſich un gefähr eine Stunde in der exponirten Stellung gehalten hatten, sich Bei diesem in den schützenden Saum des Waldes zurückzuziehen. Rückzuge wurden die Lieutenants Crome und v. Uechtrit verwundet ; der Feind verfolgte nur durch Feuer. Als der Bataillons -Kommandeur mit ſeinem Adjutanten Lieutenant Niemeyer zur 6. Kompagnie ritt , wurde leyterer durch einen Schuß in den Schenkel verwundet . Die im Innern des Waldes vorgedrungenen Abtheilungen des Feindes wurden mit Hurrah von Abtheilungen des Regiments 17, welches vom Diviſions - Kommandeur zur Verstärkung links vom 2. Bataillon in die Büsche entsendet war, und von Abtheilungen der 8. Kompagnie nach Norden zurückgetrieben. Es war jetzt ungefähr 6 Uhr Abends . Ueber die Köpfe der Musketiere ſauſten die preußiſchen und die französischen Granaten, jedoch hatte das Feuer der feindlichen Infanterie, welche dreimal ihre Schützenlinien abgelöst hatte, auf die Kompagnien des 2. Bataillons nachgelaſſen und zuletzt ganz aufgehört . Gegen 7 Uhr traf der Befehl ein, nach Tronville zurückzukehren. Der Regiments-Kommandeur, welcher sich zu dieser Zeit bei der 5. Kompagnie aufgehalten hatte ,

ordnete die Art des Rückmarſches

31

an.

Das Reitpferd des Regiments - Adjutanten, Lieutenant Ligniß,

war verwundet worden.

Es dauerte geraume Zeit, ehe die auf dem

linken Flügel befindlichen Kompagnien bei Tronville eintrafen. Ver luste hatte das Bataillon nicht unbedeutende, besonders schmerzliche bei der 6. Kompagnie . Es blieben todt oder starben infolge ihrer Verwundung : 1 Offizier und 33 Mann. ◆ Verwundet wurden : 4 Offiziere, 4 Unteroffiziere und 66 Mann.

Gegen 10 Uhr Abends suchte Jeder , ernst gestimmt , in dem Biwak bei Tronville die nöthige Ruhe.

Schon vor dem Grauen

des Tages aber, als die Sterne noch am Himmel leuchteten, wurden Bei Anbruch die Schläfer von der Kälte der Nacht geweckt . des Morgens des 17. August wurden die Gewehre in Stand gesezt, die Munition ergänzt , die Kompagnien , wo es der Verluste wegen nöthig war, neu rangirt, kurz es geschah Alles , um wieder vollständig gefechtsbereit zu ſein.

Man erwartete an diesem Tage einen Angriff

des Feindes , von dem man glaubte, daß er mit Gewalt versuchen würde, seinen Abmarsch nach Westen zu erzwingen.

Als nun bis

Mittag kein feindlicher Angriff erfolgte, im Gegentheil von den Vor posten an den Tronviller Büschen gemeldet wurde, daß weit und breit nichts vom Feinde zu sehen wäre, wurden die Wagen mit den Lebensmitteln herangezogen, der Befehl zum Abkochen ertheilt und Kommandos der Regimenter auf das Schlachtfeld gesendet, um die Gefallenen zu bestatten.

c. Das Füfilier - Bataillon. Gegen Mittag rückte das Füsilier-Bataillon in das Biwak des Regiments bei Tronville. Wie schon erwähnt , marſchirte dasselbe unter Kommando des Major v. Steinäcker am Tage vorher hinter den beiden Musketier-Bataillonen des Regiments 56 an der Queue der 39. Brigade , als in der Gegend von Chambley vom General v. Kraaz an den Brigade-Kommandeur der Befehl einging : mit einem Regiment in das Gefecht der 5. Diviſion unmittelbar einzugreifen. Infolge dessen waren die drei hintersten Bataillone der Brigade aus der Marschkolonne rechts herausgebogen und hatten die Richtung auf

32 den Wald von Gaumont eingeschlagen.

Entgegenkommende Adjutanten

und Ordonnanzoffiziere mahnten zur Eile. Mit Mühe wurde der dichte mit Unterholz bewachsene Wald von Gaumont durchschritten, welcher in einem Thal und an einer so steilen Berglehne liegt, daß die berittenen Offiziere zuletzt absteigen und ihre Pferde am Zügel führen mußten, damit diese den steilen Hang erklettern konnten. Am jenseitigen Rande des Thales und des Waldes angekommen, mußte einen Augenblick gehalten werden , damit die durch den steilen Weg und durch den dichten Wald etwas

auseinandergekommenen

Kompagnien in sich aufschließen konnten , und es wäre für die er schöpften Füsiliere wünschenswerth gewesen, nach einer so bedeutenden Anstrengung kurze Zeit zu ruhen.

Jedoch war dies nicht zulässig .

Links neben dem Füsilier-Bataillon ſtanden schon die beiden Bataillone des Regiments 56 in der Kolonne nach der Mitte aufmarſchirt, und in diesem Augenblick war eine rückgängige Bewegung der Schüßen des 3. Armeekorps bemerkbar. Ein sofortiges Eingreifen in das Gefecht erschien nöthig . Oberst v. Block, der Kommandeur des Regiments 56, der den Befehl über die drei hier befindlichen Bataillone der 39. Brigade über nommen hatte, gab den Befehl zum Antreten. Das Terrain vor der Front war offen, nur breite flache Wellen, geringe Deckung gewährend, waren zu sehen. Der Feind, wohl noch eine Viertelmeile entfernt , hatte eine flache Höhe besetzt, welche ihm entrissen werden sollte. Major v. Steinäcker ließ die ganze 11. Kompagnie ausschwärmen, hinter ihrem linken Flügel die geſchloſſene 12. Kompagnie, hinter ihrem rechten Flügel, als Halb-Bataillon formirt, die 9. und 10. Kom pagnie folgen. Es war jetzt Nachmittags zwischen 4 und 5 Uhr. Trotz der starken Hize wurde lebhaft bei den diesseitigen Batterien vorbei gegen die feindliche Stellung vorgegangen. Das links vom Füſilier-Bataillon vorgehende Regiment 56 kam zuerst in ein verheerendes feindliches Infanterie- und Mitrailleuſen feuer, was auch bald das Füſilier-Bataillon traf. Zur Verlängerung des linken Flügels der Schüßenlinie wurden zwei Züge der 12. Kom pagnie vorgezogen .

Hauptmann v . Bosse , welcher persönlich diese

Verstärkung vorführte, erhielt bald durch eine feindliche Gewehrkugel eine schwere Verwundung am Kopf und mußte zurückgebracht werden. Dem Adjutanten Lieutenant v . Heimburg wurde das Pferd unter dem

33 Leibe erschossen, und ihm, da die Handpferde nicht zur Stelle waren, das Kommando über die führerlose 12. Kompagnie übertragen. Ein weiteres Vorgehen war unmöglich , es entwickelte sich ein stehendes Feuergefecht, in welchem der Feind wegen seines weittragenden Gewehrs überwiegend im Vortheil war. Der Führer der 11. Kompagnie, Premierlieutenant v. Heyde breck, wurde schwer verwundet , bald auch die Lieutenants der Land wehr Schön und der Lieutenant der Reserve Mackensen. erlag später seiner Verwundung. )

(Letzterer

Aber nicht nur in der Schüßen

linie, sondern auch in dem unter Kommando des Hauptmann Cor nelius rückwärts stehenden Halbbataillon waren die Verluste empfindlich. Die auf weite Entfernungen abgeschossenen feindlichen Geschosse be strichen den Raum hinter der sanften Höhe, welche dem Halbbataillon Deckung gewähren sollte. Hauptmann Cornelius, der Lieutenant Hiepe und die Lieutenants der Landwehr v. Ehrenstein und Kadoch wurden verwundet. Major v. Steinäcker erhielt einen Streifschuß , der ihn jedoch nicht veranlaßte , ſein Bataillon zu verlaſſen , er führte, da auch sein Pferd verwundet war, zu Fuß das Gefecht weiter. Schon war der Verſuch , die vom Feinde besetzte Höhe zu nehmen, gescheitert, die Füsiliere waren weiter vorgegangen als die Schüßen des 3. Korps, konnten jedoch an dem flachen Bergabhang nicht bleiben, ohne sich weiteren schweren Verlusten unnöthig auszu sezen, sie zogen sich deshalb seitwärts und rückwärts zurück.

Das

noch geschlossene Halbbataillon wurde vom Major v. Steinäcker an die Nordſpitze des Gehölzes von Vionville zurückgeführt, während ein Theil der Schüßen der 11. und der 12. Kompagnie unter Führung des Lieutenant Schmelzer und der Feldwebel Riecke und Remmert seit= wärts auf den Saum des Waldes von St. Arnould , welcher von Schüßen verschiedener Regimenter des 3. Korps und des Oſtfrieſiſchen Regiments besetzt war, zurückging. Major v. Mellenthin vom Regiment 48 ,

welcher hier das

Kommando führte, fühlte sich verpflichtet, am Tage darauf die ſtand hafte Ausdauer der Füsiliere unter ihrem heldenmüthigen Führer, Lieutenant Schmelzer, besonders und wiederholt zu loben. In diesem nun schon stundenlangen heftigen Gefecht hatte ein großer Theil der Schüßen der 11. Kompagnie seine Munition ver schossen. Hier im Walde von St. Arnould war Gelegenheit, die 3 Schmidt v. Knobelsdorf , 3. Hannov . Inf. - Regt. Nr. 79.

34 Munition zu ergänzen und dadurch die Möglichkeit gegeben, den kommenden Ereignissen mit Ruhe und Beharrlichkeit entgegen zu sehen. Gegen 6 Uhr Abends nahm das feindliche Feuer an Heftigkeit ab, das Infanteriegefecht schien zu verstummen, eins der letzten feind lichen Geschosse zersplitterte die Fahnenstange in den Händen des Sergeanten Steimker der 11. Kompagnie , dicht unter dem Meſſing ring, ſo daß sie nur mit Hülfe einer Holzschiene im weiteren Ver laufe des Feldzuges zusammengehalten und getragen werden konnte. Der um diese Zeit an der Nordspitze des Gehölzes von Vionville erscheinende Kommandeur der 5. Diviſion, Generallieutenant v . Stülp nagel, befahl dem Major v. Steinäcker , welcher mit dem Halbbataillon der besseren Deckung wegen einen unbedeutenden Stellungswechsel vorgenommen hatte, den Schutz zweier dem Walde zunächststehender Batterien zu übernehmen. Die Sonne war untergegangen, als das feindliche Geschüßfeuer wieder an Lebhaftigkeit zunahm, Granate auf Granate wühlte den Boden in der Nähe der Gehölze von Vionville und St. Arnould auf, leb hafte Signale ertönten auf feindlicher Seite und die feindlichen Garde Voltigeure traten zum Angriff an.

Mit lebhaftem Schießen, Schreien

und dem deutlichen Ruf: Vive l'empereur ! wurde in langen Linien der Angriff mit Heftigkeit in südlicher Richtung bis in den Schuß bereich der Vertheidiger des Waldes von St. Arnould geführt. Je doch zerschellte er an der zähen Tapferkeit der deutschen Soldaten und an dem mörderischen Feuer aus allen Gewehren und Geſchützen. Dichter Pulverdampf lagerte über dem Felde, als die Nacht herein brach und hier die Schlacht verstummte. ihre alte Stellung zurück.

Die Franzosen gingen in

Das Füsilier -Bataillon erhielt den Auftrag , im Verein Truppentheilen der 5. Diviſion, Vorposten auszusetzen. 10. Kompagnie gaben Feldwachen

mit

Die 9. und

zwischen den Zweiundfünfzigern

und den brandenburgischen Jägern. Die 11. und 12. Kompagnie wurden als Piket dahinter aufgestellt ; ein Theil der 11. Kompagnie unter Lieutenant Schmelzer, der leicht verwundet worden war , aber seine Abtheilung nicht verlassen hatte , traf erst spät in der Nacht zum Bataillon ein, und ein Zug der 12. Kompagnie konnte erst am Der Feind Morgen des 17. August das Bataillon wiederfinden . hatte nach dem letzten Vorstoße die Höhe nördlich des Waldes kaum 1000 Schritt von der dieſſeitigen Aufstellung beſeßt behalten, sich aber vor Tagesanbruch zurückgezogen.

―――――

35

Als am Morgen des 17. August der Nebel schwand, war außer den vielen Leichen, einigen Verwundeten und Gefangenen nichts mehr vom Feinde zu sehen. Die eigenen Verluste waren schwer und schmerzlich, sie betrugen 12 Offiziere und 147 Mann, von denen 4 Offiziere leicht verwundet beim Bataillon verblieben , ein Offizier (Lieutenant Mackensen) infolge der Verwundung verstarb. Todt: 2 Unteroffiziere und 31 Füsiliere. Verwundet : 11 Unteroffiziere und 103 Füsiliere. Gegen 8 Uhr Morgens hatten die Füsiliere das Glück, Seine Majestät den König zu sehen, welcher das Schlachtfeld beritt und ganz in der Nähe des Bataillons längere Zeit verweilte, um Berichte und Meldungen mehrerer Generale entgegen zu nehmen. Einige Zeit darauf berief Generallieutenant v. Stülpnagel den Major v. Steinäcker zu sich und entließ das Füsilier-Bataillon ungefähr mit folgenden Worten : " Sagen Sie dem General v. Kraat meinen besten Dank für die außerordentliche Unterstützung , die ich durch Ihr Bataillon erhalten habe. Marschiren Sie zu Ihrem Armeekorps ab." Ohne genau zu wissen, wo das 10. Armeekorps stand, gelang es dem Major v. Steinäcker, ohne große Umwege gegen 12 Uhr das Regiment zu finden. Premierlieutenant v. Witowski übernahm die Führung der 12. und ― Sekondlieutenant Freiherr v. Ledebur die der 11. Kompagnie. Das 10. Armeekorps biwakirte bei Tronville, das 1. Bataillon des Regiments war zur Besetzung dieſes Dorfes beſtimmt worden. Die Umfassung wurde, soweit es noch nicht geschehen, zur Ver theidigung eingerichtet und die wenigen Brunnen im Orte mit Posten besetzt, welche die strenge Instruktion erhielten, Waſſer nur auf Verlangen der Aerzte für die zahlreichen Verwundeten her zugeben. Die blutige Schlacht am 16. August hatte keine völlige Ent ſcheidung herbeigeführt.

Zwar hatte sich die französische Armee auf

die Hochfläche von Plappeville zurückgezogen , um , wie es in dem französischen Armeebefehl hieß, Munition und Lebensmittel zu er gänzen ,

ehe der weitere Marsch nach Westen angetreten werden

fönnte; die preußischen Truppen waren im Besize des Schlachtfeldes geblieben , jedoch war die feindliche Kraft noch nicht gebrochen, und es galt noch einen entscheidenden Schlag zu thun,

zu welchem im 3*

36 Laufe des 17. August sämmtliche Korps der I. und II. Armee, mit Ausnahme des 1. Armeekorps ,

welches auf dem rechten Moſelufer

verblieb , und des 4., welches seinen Marsch gegen die Maas fort sezte, herangezogen wurden.

4.

Schlacht bei St. Privat-Gravelotte.

Von Seiten des großen Hauptquartiers erfolgte in den Nach mittagsstunden dieſes Tages der Befehl an die Ober-Kommandos der I. und II . Arinee, daß am 18. Auguſt früh 5 Uhr ſtaffelförmig vom linken Flügel vorgerückt werden sollte. Es war dadurch die Mög lichkeit gegeben, daß, wenn der Feind an diesem Tage nach der Maas abmarſchiren wollte, er angehalten und gezwungen wurde , sich unter ungünstigen ſtrategiſchen Verhältniſſen, mit der nahen belgischen Grenze im Rücken, zu schlagen, oder, wenn er noch bei Metz stand, konnten die Korps allmälig rechts einschwenken. Dieſer Disposition gemäß trat auf dem linken Flügel der Armee das 12. (Königlich Sächsische) Korps zuerſt ſeinen Marſch in der Richtung auf Jarny an, ihm folgte rechts rückwärts das Gardekorps in der Richung auf Doncourt, diesem wieder rechts rückwärts das 9. Korps auf St. Marcel marschirend , das 10. Korps und die 5. Kavallerie- Division folgte in zweiter Linie zwischen dem Garde und 12. Korps , das 3. Korps und die 6. Kavallerie - Diviſion hinter dem 9. Korps .

Die I. Armee, welche Fühlung mit dem Feinde

hatte (die Vorposten des 7. Korps hatten sogar leichte Gefechte am 17. Auguſt mit dem Feinde in der Gegend von Gravelotte gehabt), blieb vorläufig stehen. Auch war befohlen ,

daß die Korps nicht in Marschkolonne,

ſondern die Diviſionen in ſich maſſirt, die Korps-Artillerie zwiſchen beiden Divisionen, marschiren sollten. Schon zeitig war das 10. Armeekorps angetreten, da es jedoch erst in zweiter Linie folgen sollte, dauerte es bis gegen 10 Uhr Vor mittags, ehe der Vormarsch beginnen konnte.

Es erfolgte in dieser

Zeit eine feierliche Rehabilitirung derjenigen Mannschaften der 2. Klaſſe des Soldatenstandes , welche am 16. August durch braves Verhalten vor dem Feinde sich dieser Auszeichnung würdig gemacht hatten.

37

-

Das Armeekorps marſchirte mit der 20. Diviſion vor der 19., zwischen beiden die Korps - Artillerie , die 39. Brigade rechts der 40., das Regiment 79 im ersten Treffen der 39. Brigade, in der Rendezvous -Stellung zum Gefecht. Auf der Hochfläche nördlich der Tronviller Büsche angekommen, sah man Staubwolken und Truppenmassen in der Richtung auf Doncourt sich bewegen , es war dies das Garde-Korps , auch gewann man einen Ueberblick über die von den Franzosen am 16. innegehabte Stellung.

Bei Bruville war eine zweite Stellung von den Franzosen

zur hartnäckigen Vertheidigung eingerichtet, Schüßengräben und Schieß ſcharten waren zahlreich angebracht und in die Mauern eingebrochen ; diese Stellung hatte jedoch , da die französische Armee weiter zurück gegangen war, keine Rolle gespielt. Gegen Mittag ertönten in der Richtung von Verneville her die ersten Kanonenschüsse. Indessen sette das Armeekorps den Marsch in dichter Masse querfeldein nord wärts fort. Der Marsch ging sehr langsam, da mehrere Mal wegen nicht zu umgehender Terrainschwierigkeiten abgebrochen und wieder aufmarschirt werden mußte.

Es ging bei Jouaville vorbei bis

Batilly, wo rechts geschwenkt wurde. Noch weiter nordwärts sah man Truppen von Westen nach Osten marſchiren, es war das 12. Korps, welches im großen Bogen herumschwenkend , auf dem linken Flügel der Schlachtordnung in die Schlacht eingreifen sollte ; denn der Feind war nicht nach der Maas abmarſchirt, ſondern stand in wohlvorbereiteter Stellung auf dem sanften Höhenrücken von Roncourt über Amanvillers bis zum Mont St. Quentin. Auf der Höhe südlich Batilly war ein Theil des Schlachtfeldes Besonders lebhaft von Roncourt bis Amanvillers zu übersehen. tobte die Schlacht in den Gehölzen zwischen Verneville und Aman villers ; jedoch bald griff auch das Garde-Korps an, und in einem weiten Bogen von St. Marie aux Chênes bis weit über Gravelotte hinaus war ein Schlachtenlärm, dessen Großartigkeit jeder Beschreibung spottet. Die Gegend hüllte sich nach und nach in Pulverdampf, und über demſelben in der sonst heiteren Luft schwebten hunderte von runden weißen Wölkchen, die Stellen bezeichnend, wo feindliche Gra naten oder Shrapnels frepirt waren. Die Schlacht nahm an räumlicher Ausdehnung nordwärts zu, es war dies das Eingreifen des 12. Korps . die Gegend von Roncourt in weißen Dampf.

Bald hüllte sich auch Die Batterien des

38 10. Korps gingen zum Angriff vor ; die Infanterie - Diviſionen blieben jedoch noch bei Batilly halten und durften Wasser zum Trinken aus dem Dorfe holen, welche Erquickung den Mannschaften sehr nöthig war. Indeſſen tobte die Schlacht auf der ganzen Ausdehnung mit nur seltener, kaum minutenlanger Unterbrechung an einigen Stellen des Schlachtfeldes, und zwischen dem weißen Pulverdampf stiegen braungelbe dicke Rauchwolken aus den in Brand geschossenen Ort= schaften auf. Spät am Nachmittage 6 Uhr kam für die 20. Diviſion der Be fehl zum Vorrücken. Nicht ohne Mühe wurde östlich Batilly eine tiefe Schlucht durch klettert, besonders hatten die Pferde Mühe ,

den jenseitigen steilen

Rand der Schlucht zu erklimmen ; das Dorf St. Ail wurde erreicht, das Regiment befand sich auf dem Schlachtfelde, denn hier lagen die ersten Todten. Gleich hinter St. Ail wurden die Bataillone auf ganze Distanz auseinandergezogen und von den Regimentern des erſten Treffens ,

also auch vom Regiment 79, von jedem Bataillon

die Flügel = Kompagnien vorgezogen, während die beiden mittleren Kompagnien als Halbbataillon geſchloſſen folgten. Die Fahnen waren entrollt worden und der Vormarsch in der Richtung auf St. Privat angetreten,

als der General v . Voigts

Rhetz an die Bataillone herangeritten kam, um mitzutheilen, daß die Garde das vorliegende Dorf schon gestürmt habe, und daß es jetzt darauf ankäme, dem Feinde den letzten Stoß zu versetzen.

Bald kam

das Regiment in sehr heftiges Granat- und Shrapnelfeuer. Die feindliche Garde - Artillerie, am Waldsaume östlich St. Privat und Amanvillers aufgefahren, überschüttete das ganze Gelände bei St. Pri vat mit Geschossen aller Art.

Es bleibt räthselhaft, daß das Regi

ment, obgleich es über eine halbe Stunde in einem wahren Regen So von feindlichen Geschossen marſchirte, ſo geringe Verluſte erlitt. schlug unter andern eine Granate dicht bei dem vorwärts des Haupt treffens des Regiments reitenden Brigade- und Regiments-Kommandeur ein, und gleich darauf eine unter dem vor seinem Bataillon reitenden Oberstlieutenant v . Boltenstern, ohne jedoch Schaden zu thun. Es blieben todt : 1 Mann des 1. Bataillons. Verwundet wurden : Lieutenant Juncker v. Oberconraid II. leicht, daß er bei der Truppe verbleiben konnte, 1 Mann des 2. Bataillons und 1 Unteroffizier und 1 Mann des Füsilier-Bataillons .

39 Um aus dem Strich der feindlichen Schußrichtung zu kommen, wurde der Befehl gegeben, halblinks zu marſchiren ; dadurch kam die Brigade auf das Feld nördlich der Chauſſee St. Marie—St. Privat. Hier kam ein Adjutant in rother Husaren = Uniform auf einem Schimmel die Front entlang gesprengt und bestellte wörtlich: „ Der Sieg ist unser, der Prinz befiehlt, Alles zu sammeln ! " Infolge deſſen wurden die vorgezogenen Kompagnien mit ihren Schüßen eingezogen, der Vormarsch gegen St. Privat jedoch fortgesetzt. Die Sonne war im Untergehen. Der gelbbraune Rauch aus den brennenden Ort schaften hatte sich in glühende Feuersäulen verwandelt, jede Granate blizte beim Krepiren hell auf. Die Reitpferde, vor Angst und Schrecken wild geworden , waren kaum zu bändigen; sie scheuten sich vor den vielen Leichen der braven im Kampfe gefallenen Gardisten, herrenlose Pferde jagten im Felde umher, oder schleppten sich schwer verwundet mühsam vorwärts ; ein graufiges Schlachtenbild entrollte sich vor den Augen des vorgehenden Regiments .

Immer noch tobte im Innern

des Dorfes St. Privat der Kampf, die letzten Hunderte von Schritten bis zum Dorfe wurden im Laufſchritt zurückgelegt, aber nur noch die 40. Brigade konnte thätig in das Dorfgefecht eingreifen. Der Kampf im Dorf endete, die Gefechtskraft der wenigen noch in den Häusern des Dorfes sich verzweifelt wehrenden Abtheilungen des Feindes war gebrochen, ſie wurden zu Gefangenen gemacht und rückwärts trans portirt.

Dem Füſilier-Bataillon gelang es, mehrere Pferde und zwei

bedeckte Bagagewagen zu erbeuten , welche letteren im Laufe des Feld zuges zum Fortschaffen der Viktualien gute Dienste leisteten. Die 39. Brigade wurde geschlossen nördlich St. Privat auf gestellt, um einem möglichen Rückstoß des Feindes entgegentreten zu fönnen. Völlige Nacht trat ein und die Schlacht hatte ausgetobt. Da wo die Truppen standen, bezogen sie Biwaks . Manche Leiche mußte aus dem Biwaksplat der 39. Brigade entfernt werden. Nach dem dies geschehen, ließ der Oberst v. Valentini den Choral : „Nun danket Alle Gott ! " von der Regimentsmusik blaſen. Es war ein feierlicher Augenblick. Rings umher tiefe Stille, wo kurz zuvor noch so unbeschreibliches Kampfgetöse getobt hatte. Eine kurze, kalte, schaurige Nacht folgte den Anstrengungen des heißen Tages. Aus der brennenden , dem Einsturz drohenden Kirche des Dorfes St. Privat mußten noch am Abend die Verwundeten schleunigst entfernt werden, wozu das Regiment Mannschaften komman dirte.

Die Verwundeten, meist Franzosen, wurden in der Dorfstraße

40 niedergelegt, weil anderer Raum nicht vorhanden war , auch außer dem noch viele Häuſer in Flammen ſtanden. Am Morgen des 19. August wurden, da die Truppen in den Biwaks verbleiben sollten, Kommandos zur Herbeischaffung von Biwaksbedürfniſſen geſchickt , das brennende St. Privat lieferte Holz und Stroh, jedoch das Wasser konnte nur aus weiter Ferne , aus einem Waſſerlauf in der Nähe von Montois, herbeigeschafft werden. Nachmittags langte die kleine Bagage im Biwak an. Von jedem Regiment wurden hundert Mann kommandirt , um Gräber für die Gebliebenen herzustellen, eine in dem harten, trockenen und steinigen Boden schwierige und langsame Arbeit; andere Komman dos trugen die Leichen zusammen und räumten das Schlachtfeld auf, in den Biwaks wurde für die zahlreichen Verwundeten Kaffee und Bouillon gekocht und den auf den Verbandpläßen raſtlos thätigen Aerzten zur Vertheilung übergeben ; auch der nächste Tag ging mit — denselben Beschäftigungen hin. Infolge der siegreichen Schlacht bei St. Privat - Gravelotte war die französische Rhein-Armee auf Metz zurückgeworfen. Seine Majeſtät der König faßte deshalb den Entschluß, mit einem Theil ſeiner Armee den Feind hier festzuhalten und einzuschließen, mit allen übrigen dazu nicht nöthigen Kräften aber .nach Westen gegen den Marschall Mac Mahon und die unter seinen Befehlen sich neu bildende Armee von Châlons zu marſchiren. Den Oberbefehl über die Einschließungstruppen bei Metz erhielt Seine Königliche Hoheit der Prinz Friedrich Karl. Dieſe Truppen bestanden aus der I. Armee ( 1. , 7. und 8. Korps) , dem 2. , 3. , 9. und 10. Armeekorps und der 3. Reserve-Division (Kummer) . Das

Garde-, 4. und 12. Korps ,

die

5.

und 6. Kavallerie

Division, jezt Maas- Armee genannt , unter dem Oberbefehl Seiner Königlichen Hoheit des Kronprinzen (nunmehrigen Königs ) Sachsen marschirten in westlicher Richtung ab .

von

Während sich dieser Abmarsch vollzog, waren auch schon seitens des Oberkommandos der Einſchließungs-Armee Befehle über die Be ſeßung der verschiedenen Theile der Einschließungslinie gegeben wor den. Dem 10. Armeekorps war auf dem linken Moselufer nördlich Metz der Abschnitt von diesem Fluß bis auf die Höhen bei St. Privat zugetheilt.

41

5.

Cernirung von Meh. a. Auf dem linken Moſelufer.

Am Morgen des 21. August früh 5 Uhr wurde dem strengen Befehle gemäß möglichst still auf dem Wege in dem ſchmalen Wald thale, auf welchem meist nur in Reihen marschirt werden konnte, über Bronvaux und Marange neben jenen berühmten Steinbrüchen von Jaumont vorbei, wohinein, wie die Pariser Zeitungen jener Tage erzählten , Marschall Bazaine ganze preußische Brigaden geworfen und vernichtet haben sollte, in das Moselthal gerückt. Hier an gekommen, verhinderte ein heftiger Plazregen jede Aussicht, und erſt als der Wind die Regenwolken vertrieben und die Sonne wieder das Moselthal beschien, sah man die Kathedrale von Metz und die hoch gelegenen Festungswerke von St. Julien.

St. Quentin,

von Plappeville und

Ein vermutheter feindlicher Angriff erfolgte nicht , nur die weit vorgeschobenen Kavallerie - Patrouillen stießen dicht vor Meß auf den Feind.

Bei dem Dorfe Maizières wurde Halt gemacht und dort

von der 20. Division ein Biwak bezogen, die 19. Diviſion hatte schon am Rande des Mofelthales bei Marange Halt gemacht. Als der Befehl zum Abkochen ertheilt war, erhielt Nachmittags gegen 4 Uhr das 1. Bataillon den Befehl, nach Hauconcourt zu rücken , um die dort über die Mosel zu bauenden Pontonbrücken zu ſichern. Es wurden zwei Brücken dicht nebeneinander an der alten Fähr stelle geschlagen, die eine vom Königlich Sächsischen Pionier- Bataillon, die andere von der 1. Kompagnie des Pionier - Bataillons Nr. 10. Zum Schuße der Brücken rückte die 1. und 4. Kompagnie auf das rechte Moſelufer, und zwar letztere bis zum Dorfe Ennery, während die 1. Kompagnie dicht neben der Brücke ein Biwak bezog .

Die

2. und 3. Kompagnie blieb auf dem linken Moſelufer , erstere bezog am Westausgange des Dorfes Hauconcourt ein Biwak, die 3. Kom pagnie und der Bataillonsſtab quartierte in ein Gehöft dicht bei der Brücke. Zum Schutz gegen das vom Feinde besetzte Diedenhofen wurden Vorposten ausgesetzt und gegen Abend durch Patrouillen die Verbin dung mit der auf dem rechten Moselufer stehenden Diviſion Kummer erreicht.

42



Die 20. Infanterie-Diviſion ſtand, wie schon erwähnt, links der 19. und biwakirte mit ihrem Gros bei Maizières , die 40. Brigade, als Avantgarde vorgeschoben, bei Amelange und die Vorposten in der Linie Ladonchamps -La Maxe. Nachdem alle Truppen die ihnen in der Einſchließungslinie an gewiesenen Stellungen eingenommen hatten , begann eine angeſtrengte Thätigkeit, um diese Stellungen durch Schüßengräben und Batterie Deckungen zu verstärken.

In den ersten Tagen stellte jedes Bataillon

200 Arbeiter. Auch Hauconcourt wurde vom 1. Bataillon und einigen Pionieren nach allen Regeln der Kunst zur Vertheidigung eingerichtet. Da das Wetter ansing , sehr schlecht und ungünstig zu werden, wurde der Bau von Hütten für die Mannschaften in Aussicht ge= nommen und auch bald mit demselben begonnen , jedoch ging die Arbeit langsam von statten , da es an den nöthigen Brettern und ſonſtigem Baumaterial fehlte , und die deshalb ſelbſt in weitere Ferne geschickten Requiſitions-Kommandos nur geringe Ausbeute lieferten. Am 26. Auguſt erfolgte die erste feindliche Unternehmung gegen den nördlichen Theil der Einschließungslinie auf dem rechten Moſel ufer. Zehn Bataillone des 10. Armeekorps , darunter auch das 2. und Füſilier - Bataillon des Regiments 79, rückten zur Unterſtüßung der Division Kummer nach Arganch ab , wo auch eine Kriegsbrücke geschlagen war, kamen jedoch nicht zur Verwendung, da der französische Angriff, wohl wegen des strömenden Regens, bald abgebrochen wurde. Als die Franzosen nach Metz zurückgingen ,

kehrten auch die

diesseitigen Truppen in ihre naſſen Biwaks zurück. Das 1. Bataillon war bei Hauconcourt in Gefechtsbereitschaft zurückgeblieben. Die 4. Kompagnie wurde von Ennery nach Hauconcourt gelegt und das ganze Bataillon unter Befehl des Etappen-Kommandanten Oberst Cordemann gestellt. Die nächsten Tage vergingen mit eifriger Arbeit an der Ver vollständigung

und Verstärkung der verschanzten Stellungen; ab wechselnd gaben die Kompagnien des Regiments Requiſitions-Komman dos zur Verbesserung der sonst aus den Proviant -Kolonnen sicher gestellten Verpflegung ; auch gegen hier und da gemeldete Franctireurs wurden erfolglose Streifzüge unternommen. Am 27. August mußte das Füsilier -Bataillon ein Kommando zum Erſchießen eines friegs gerichtlich zum Tode verurtheilten Spions stellen. Die Exekution

43 fand am südlichen Rande des Waldes von Silvange statt. wurde exerzirt, fleißig Appell abgehalten,

Uebrigens

das Schuhzeug und die

Waffen ausgebessert und die Mannschaften in der Besehung der Be festigungslinie geübt. Am 28. Auguſt fand im Biwak bei Maizières ein Feldgottesdienſt ſtatt. Aus Gesundheitsrückſichten wurden sämmtliche Biwaksplätze ver legt; die 39. Brigade rückte auf das Feld südlich Maizières . Am 30. August wurde durch den General v. Kraatz-Koschlau ein feierlicher Appell auf dem Felde bei Maizières abgehalten , wobei gleichzeitig die ersten acht der Division durch die Gnade Seiner Majestät des Königs zuerkannten Eisernen Kreuze zur Vertheilung kamen.

Das Regiment erhielt

eins ,

welches

Regiments - Kommandeurs , Oberst v. Valentini , Schmidt v. Knobelsdorf verliehen wurde.

auf Vorschlag des dem Hauptmann

Am nächsten Morgen hatten die rings auf den Höhen um Mezz aufgestellten Beobachtungsposten lebhaftes Treiben in den franzöſiſchen Lagern und Truppenmärsche von dem linken auf das rechte Mosel ufer bemerkt.

Infolge dessen war rechtzeitig alarmirt worden und

bald entſpann ſich ein Gefecht auf dem rechten Moſelufer gegenüber der Division Kummer und dem 1. Armeekorps . Die beiden nicht auf Vorposten befindlichen Brigaden des 10. Armeekorps, die 37. und 39., rückten gegen 11 Uhr Vormittags nach Arganch und wurden dort verdeckt aufgestellt. Auf französischer Seite stockten gegen Mittag die Angriffs bewegungen, das Feuer schwieg und die Truppen begannen abzu kochen. Auf deutscher Seite wurde nun auch der Befehl zum Ab kochen gegeben, jedoch die Gefechsbereitschaft aufrecht erhalten.

Die

Brigaden des 10. Korps erhielten den Befehl, in ihre Stellungen auf das linke Moſelufer zurückzukehren. Das 1. Bataillon Regi ments 79 war auf höheren Befehl in Hauconcourt verblieben. Am Nachmittag gegen 4 Uhr eröffneten plöglich die Franzosen ein lebhaftes Geſchüßfeuer , das Fort St. Julien ſpie seine großen Granaten nach Norden und Osten und zahlreiche Feldbatterien be theiligten sich an diesem Geschützkampf, der auch bald von den Batte rien des 1. Korps und der Division Kummer aufgenommen wurde. Man hörte im Moselthale das Rollen des Infanteriefeuers, welches an Heftigkeit gegen Abend zunahm , und Jeder gewann die Ueber zeugung, daß es sich um einen ernstlichen Durchbruchsversuch des Marschall Bazaine handele.

Ausgerückt wurde jedoch vom 10. Korps

44 an dieſem Tage nicht mehr.

In der Nacht waren die Franzosen

nicht nach der Festung zurückgegangen.

Zahlreiche Biwaksfeuer der

ſelben auf den Höhen zwiſchen Grimont und Villers l’Orme beſtätigten dies , und noch vor Tagesanbruch begann der Kampf von Neuem. Auf Befehl des Ober-Kommandos war in der Nacht das ganze 9. Armeekorps vom linken auf das rechte Moselufer bei Hauconcourt übergegangen; am Morgen des 1. September gegen 9 Uhr folgte der größte Theil des 10. Korps und wurde zwiſchen Buy und An tilly verdeckt in Reserve aufgestellt. Diesmal war auch das 1. Bataillon mitgerückt und hatte den Auftrag erhalten, den Schutz der Korps Artillerie zu übernehmen. Zu einer Thätigkeit in der Schlacht kamen jedoch die Reserven nicht mehr.

Als gegen Mittag das Feuer des

Feindes nachließ und seine Truppen nach und nach hinter den Forts verschwanden , erhielt das 10. Korps gegen 5 Uhr Nachmittags den Befehl, in die alten Stellungen zu rücken, welche in dieser Zeit von Theilen des 3. Armeekorps besetzt worden waren. Wegen der Stockungen an der Brücke bei Arganch erreichte das 2. und Füſilier-Bataillon erst spät seine Biwaksplätze , während das 1. Bataillon bald in Hauconcourt einrückte. Am 2. September traf unter Führung des Premierlieutenants v. Szymonski II. und des Sekondlieutenants Kunckell für das Regi ment ein Transport von Erfagmannschaften resp . Rekonvaleszenten aus Hildesheim in der Stärke von 2 Portepeefähnrichen, 15 Unter offizieren, 6 Spielleuten und 227 Mann ein.

Die Mannschaften

wurden derartig auf die Bataillone vertheilt , daß jedes derselben wieder 800 Mann stark gemacht wurde; auch traf der bisher als Adjutant beim Bezirks-Kommando in Hildesheim kommandirt geweſene Sekondlieutenant Juncker v. Oberconraid I. zum Regiment ein und wurde der 5. Kompagnie zugetheilt. Premierlieutenant v. Szymonski übernahm die Führung der 11. Kompagnie. Hauptmann Cornelius war nach seiner Verwundung am 16. Auguſt bei der Truppe verblieben und hatte standhaft die größten Schmerzen mehrere Tage erduldet , wurde jedoch infolge der Wunde so krank, daß er in das Feldlazareth nach Hauconcourt, und da er auch dort nicht genesen konnte , nach Deutschland gehen mußte. Für ihn hatte der Lieutenant Blanck bis zur Ankunft des Lieutenant Kunckell die 10. Kompagnie geführt. Mit dem Ersatztransport war auch eine reichliche Liebesgaben

aus Hildesheim

unter Führung

des

Sendung

Weinhändlers

45 Herrn Knippenberg zur Vertheilung an die in der Landdrostei Hildes heim heimathlichen Truppen eingetroffen. Mit Dank und Freude wurden die Gaben angenommen und verzehrt, und sie dienten zum großen Theil dazu, den am Tage darauf (3. September) bekannt gewordenen Sieg bei Sedan und die Gefangennahme des Kaisers Napoleon würdig zu feiern.

Dieses glorreiche Ereigniß beschäftigte

alle Gemüther um so mehr , weil die Nachricht gänzlich überraschend kam , denn von den Vorgängen bei den anderen Armeen war in den Biwaks bei Metz wenig bekannt. Außer den verschiedenen Requiſitions - Kommandos wurde auch ein Wacht-Kommando, Lieutenant v. Juncker II ., und 50 Mann nach Ebersweiler, welches erst am 11. Oktober wieder zum Regiment zu rückkehrte, gegeben. Am 4. September trafen die durch ein Kommando unter Führung des Hauptmanns Pawlikowski für die ganze Diviſion herbeigeschafften langentbehrten Torniſter aus St. Ingbert ein, sie wurden von den Mann schaften mit Freude begrüßt, denn es erhielt durch den Torniſter jeder Mann wieder einen sicheren Ort, wohin er seine geringe Habe packen konnte; denn seit St. Ingbert war Jeder genöthigt, bei Tage und bei Nacht und bei jeder Gelegenheit seine Utenſilien in den Taschen und im Brotbeutel mit sich herum zu tragen. Leider fehlte eine erhebliche Anzahl von Gegenständen in den Tornistern, namentlich war von den Zubehörstücken zum Gewehr ein großer Theil abhanden gekommen. Obgleich der Genuß des Obstes

und der schlechten noch un

reifen Kartoffeln bei ſtrenger Strafe untersagt war , ſo trat doch, hervorgerufen durch Uebertretungen dieses Verbots und durch Erkäl tungen die Ruhr in einzelnen Fällen auf, ohne jedoch einen bedenk lichen epidemischen Charakter anzunehmen. Später nahm dieſe Krankheit zu , und wenige Offiziere und Mannschaften haben die Cernirung von Metz bis zu Ende mitgemacht , ohne an einem mehr oder weniger starken Ruhr-Anfall gelitten zu haben. In Rücksicht auf das schlechte Wetter sollten statt der Biwaks überall Alarmquartiere in Scheunen und Ställen oder Hütten lager, soweit solche fertig gestellt waren, bezogen werden. Die Aus führung dieses Befehls machte einzelne geringe Aenderungen in der Aufstellung der Kompagnien des Regiments nöthig. pagnie

rückte

von

dem

Mancourt und ließ nur Brücke zurück.

Biwak

am

Die 1. Kom

östlichen Brückenkopf

eine täglich wechselnde Wache

nach

an der

46



Die regelmäßige tägliche Postverbindung mit der Heimath, der dadurch möglich gemachte geistige Verkehr mit den Lieben im Vater lande und die Zeitungen mit den intereſſanten Mittheilungen von den Begebenheiten auf den anderen Kriegsschauplägen halfen über manche langweilige Stunde, besonders an den häufigen Regentagen, hinweg; nur in den immer länger werdenden Abendſtunden, bei oft gänzlichem Mangel an Beleuchtung, oder bei der Unmöglichkeit, in Ställen und Scheunen offene Lichte zu brennen, wurde in den Herzen der Meiſten der Wunsch nach Aenderung dieses eintönigen Lebens rege, und sehnsüchtige Blicke wanderten alle Morgen nach Metz, um zu sehen, ob noch nicht irgendwo eine weiße Fahne aufgesteckt wäre. Abwechselung in die Einförmigkeit des Lebens brachten einige Alarmirungen. Am 5. September wurde früh und Nachmittags alarmirt; am 9. September sollten nach Einbruch der Dunkelheit die französischen Lager durch Beschießung beunruhigt werden , jedoch hinderte ein gewaltiger Sturm mit furchtbarem Regenwetter und rabenfinſtere Dunkelheit jede Beobachtung des Resultats der Be schießung. Jedes Geschütz gab daher nur zwölf Schuß ab und um 71% Uhr wurde das Feuer eingestellt. Die Truppen , welche zur Deckung der bis St. Remy vorgeschobenen Batterien ausgerückt waren, wurden bis auf die Haut durchnäßt, und mancher Mann und manches Pferd fiel in der Dunkelheit beim Wiedereinrücken in die Hüttenlager in die bis an den Rand mit Waſſer gefüllten Gräben neben den Wegen. Am 23. September rückten das 2. und Füsilier - Bataillon über die Mosel nach Arganch, kehrten jedoch nach Einbruch der Dunkelheit, als das lebhafte Kanonenfeuer auf dem rechten Moſelufer verſtummt war, nach Maizières zurück. Am Morgen des 24. früh 6½ Uhr standen dieselben beiden Bataillone zum Eingreifen in das Gefecht bei Amelange bereit.

Am 27. September schien ein ernstlicher Ausfall erfolgen zu sollen, nachdem schon früh auf der Südseite von Mez lebhaftes und anhaltendes Geschützfeuer vernommen worden war , wurden plötzlich die Vorposten der 20. Diviſion angegriffen. Das auf Vorposten bei La Maxe und Ladonchamps befindliche Füsilier-Bataillon Regi ments 56 wurde nicht ohne Verluste zurückgedrängt und infolge deſſen die Truppentheile des 10. Korps alarmirt , es war Mittags gegen 1 Uhr; die Forts Plappeville und St. Julien und einige französische Feldbatterien im Moſelthale feuerten lebhaft ; in nördlicher

47 Richtung jedoch ging die franzöſiſche Infanterie nicht weiter vor , es ſchien nur die Abſicht vorzuliegen, die zwischen den beiderseitigen Vor posten nur ab und zu durch Patrouillen besuchten Ortſchaften franzö sischerseits gründlich auszufouragiren.

Eine mächtige Geschützreihe

entfaltete ſich dem franzöſiſchen Angriff gegenüber. Nachmittags gingen die Franzosen zurück, und gegen 5 Uhr ging alles wieder in die alten Stellungen, auch das 1. Bataillon 79, welches von Hauconcourt bis Brieur zum Gros der 39. Brigade gerückt war. An diesem Tage kehrte Lieutenant Niemeyer, von seiner Wunde geheilt, zum Regiment zurück. Da sich einzelne Fälle von Rinderpest in den zur Ernährung der Armee bestimmten Heerden gezeigt hatten, wurde der Befehl gegeben, sämmtliches Rindvieh zu tödten und derartig zu vergraben, In daß der Ansteckungsstoff sich nicht weiter verbreiten könnte. Marange wurden allein über 200 Stück Rindvich getödtet ; eine ähnliche Zahl bei Hauconcourt; das Regiment stellte hierzu 250 Arbeiter. Verschiedene Anzeichen , wie ein Brückenbau auf der Moselinsel Chambière, Austausch von Leuchtsignalen zwischen Metz und Dieden hofen und Verproviantirung letteren Orts ließen auf einen Durch bruchsversuch des Feindes in nördlicher Richtung schließen. Infolge dessen beschloß der Oberbefehlshaber, Prinz Friedrich Karl, eine Ver änderung in der Aufstellung und

eine Verstärkung der nördlichen

Einschließungsfront. Das 10. Armeekorps sollte die Diviſion Kummer auf dem rechten Moselufer ablösen. Der Befehl hierzu traf in der Nacht zum 1. Oktober ein und beim Grauen des Morgens wurden die ersten dazu nöthigen Märsche ausgeführt.

b. Vorposten bei Malroy auf dem rechten Moſelnfer. Die 39. Brigade kam auf Vorposten, und zwar das Regi ment 79 auf den rechten Flügel bei Malroy, das Regiment 56 auf den linken Flügel bei Charly im Anſchluß an das 1. Armeekorps . Vom 1. Bataillon Regiments 79 waren schon am 29. Sep tember die 1. , 3. und 4. Kompagnie unter Oberstlieutenant Bendler im Verein mit zwei Zügen Dragoner-Regiments Nr. 16 und einem kleinen Pionier-Detachement von Hauconcourt nach Hayange abmar schirt, um Lazarethbedürfnisse zu requiriren. Am ersten Tage war das Detachement bis Richemont und am 30. nach Hayange gerückt.

48 Von dort wurde auf Befehl des General-Kommandos noch über Boulange auf Fontoy marſchirt und die Requiſition bis Aumeß ausgedehnt. Am 3. Oktober trat Oberstlieutenant Bendler von Fontoy aus den Rückweg an und erreichte Nachmittags nach einem sehr starken Marsch das Hüttenlager des Regiments nördlich Malroy , begrüßt von zwei mächtigen aus dem Fort St. Julien kommenden Granaten, die jedoch ohne Schaden zu thun, nachdem sie dicht über den Kopf des rekognoszirenden Generals v. Voigts -Rhet gesaust waren, un schädlich zwischen den Erdhütten krepirten. Die 2. Kompagnie war zum Schuße der Brücken bis

zum

Mittag des 1. Oktober in Hauconcourt, wo sie durch ein Bataillon Regiments 57 abgelöst wurde , geblieben und rückte am Nachmittag über die Brücke von Arganch durch Olgy nach Malroy . Hier bildete sie mit drei Kompagnien des Regiments 17 zuſammen unter Kommando des zum Major beförderten Hauptmann Schmidt v. Knobelsdorf ein kombinirtes Bataillon. Nach Eintreffen des Oberstlieutenant Bendler marſchirten die Kompagnien des Regiments 17 ab und es war nun das Regiment 79 wieder vereinigt. Der zum Landwehr-Bataillon Düſſeldorf kommandirte Premier lieutenant v. Szymonski war zum Hauptmann und der Regiments Adjutant , Sekondlieutenant Ligniß zum Premierlieutenant befördert worden. Die Führung der 2. Kompagnie übernahm der früher dem Braunschweigischen Regiment angehörige Landwehroffizier Premier lieutenant Kalbe. Der Kommandeur des Ersatz- Bataillons, Major v. Lindeiner genannt v. Wildau, war in das Regiment 56 versetzt, und an deſſen Stelle war der Oberst z . D. v. Anderten zum Kommandeur des Ersatz-Bataillons ernannt worden. Der Vorpostendienst war in der Art geregelt, daß stets ein Bataillon drei Tage hintereinander die Feldwachen und Pikets gab, während die beiden andern Bataillone in dem vom Regiment 19 an gelegten Hüttenlager dicht nördlich Malroy , östlich und westlich der Straße nach Olgy , verblieben. Die höheren Stäbe , Revierkranke und Pferde waren in Malroy untergebracht , welches Dorf übrigens einen durchaus friedlichen Eindruck machte, weil es von den Ein wohnern nicht verlassen war. Man glaubte im Manöver und nicht im Kriege zu sein , wenn man Frauen und Mädchen bei schönem Wetter anf den Bänken vor den Thüren der Häuſer mit ihren Strick

49

-

strümpfen ſizen sah, im starken Gegensatz zu dem auf dem anderen Moselufer liegenden Dorfe La Mare, welches bis auf die noch er haltene Kirche vollständig zerstört, nur einem großen Schutthaufen glich. Auch von Seiten des Regiments wurde eine strenge Polizei im Dorfe gehandhabt. Kein Soldat durfte ohne Erlaubniß den Ort betreten und der vom Oberst v. Valentini zum Plazmajor des Ortes ernannte Lieutenant v . Ehrenstein besorgte und vermittelte durch den Ortsvorsteher alle Wünſche und Bedürfniſſe der Truppen . Am 1. Oktober hatte das Füsilier-Bataillon die Vorposten be zogen: es wurden drei Feldwachen gegeben, und zwar stand Feld wache Nr. 1 dicht am südlichen Ausgange von Malroy am steilen Thalrande der Mosel zwischen Obstbäumen, zu Anfang geschützt durch einen Verhau, der jedoch bald durch einen kugelfesten Erdwall verstärkt wurde. Von hier aus hatte man einen Ueberblick über das Moſelthal bis Met ; man unterschied ganz deutlich die von der Insel Chambière über die Mosel geschlagene Brücke. Auf diese mußte besonders die Aufmerksamkeit gerichtet werden, ob dort Verkehr von einem

Ufer zum andern stattfände.

In der Richtung auf Fort

St. Julien konnte man das Gehölz von Grimont , wo franzöſiſche Feldwachen standen, auch übersehen.

Einige hundert Schritt vor der

Feldwache stand in den Weinbergen ein Unteroffizierposten, 6 Mann stark, und vor diesem eine Dragoner - Vedette, welche jedoch später wegen der fortwährenden Knallerei mit den franzöſiſchen Posten ein gezogen wurde. Schnellere und sichere Meldung erhielt der Vor posten - Kommandeur, welches immer der Kommandeur des in erster Linie stehenden Bataillons war , durch einen auf dem Kirchthum in Malroy

mit

einem Fernrohr ſtationirten Offizier

(Vizefeldwebel

Kruspe), der eine bessere Uebersicht über das Vorterrain als die Kavallerie-Vedette hatte. Die Feldwache Nr. 1 war , wie auch die anderen Feldwachen, einen Zug stark, die beiden anderen Züge derselben Kompagnie lagen in einem großen Hause der südlichen Umfassung des Dorfes in Alarmquartier . Die Feldwache Nr. 2 ſtand ungefähr 400 Schritt östlich Nr. 1, auch mit einem vorgeschobenen Unteroffizierposten vor der Front, die beiden anderen Züge der Kompagnie in Alarmhäusern an der Südost ecke des Dorfes untergebracht. Die Feldwache Nr. 3 wurde wieder von einer anderen Kom pagnie gegeben und stand dicht neben der Chaussee von Metz nach 4 Schmidt v. Knohelsdorf, 3. Hannov . Inf.-Regt. Nr. 79.

-

50

―――

Bouzonville, auch hier stand vor der Front ein vorgeschobener Unter offizierposten. Da jedoch diese Feldwache ziemlich entfernt von Malroy war, rückten bei Nacht die anderen beiden Züge der Kompagnie an die Stelle der Feldwache und lettere an die Stelle des Unteroffizierpoſtens . Die letzte Kompagnie des Bataillons lag geſchloſſen in einem Gehöft des südlichen Theiles von Malroy. Die Feldwachen waren miteinander durch einen tiefen Lauf graben verbunden , deſſen ganze Länge ungefähr 1200 Schritt betrug, und welcher bei einem etwaigen Angriff des Feindes durch das auf Vorposten befindliche Bataillon vertheidigt werden sollte. Bei der Anlage des Laufgrabens war der Fehler gemacht, daß zwischen Feldwache 2 und 3 sich ein ausspringender Winkel befand, deſſen linke Face vom Vorterrain eingesehen und beschossen werden konnte ; ein Fehler , welcher der 3. Kompagnie am 7. Oktober Ver luste brachte, und der infolge dessen durch Veränderung der Lage des Laufgrabens verbessert wurde. Die Doppelposten standen in Erdlöchern und bei Nachtzeit wur den sie vermehrt und mehr rückwärts aufgestellt. Für die beiden anderen Bataillone des Regiments waren ge deckte Stellungen in und dicht hinter dem sehr gut zur Vertheidi gung eingerichteten Dorfe vorbereitet. Die nach der feindlichen Seite gelegenen Gehöfte waren mit Mauern umgeben, an der Ostſeite sprangen einige rückwärts gelegene Gehöfte weit vor und von dieſen aus war eine wirksame Flankirung der Südfront möglich. Das ganze Dorf war zur Vertheidigung in drei Abſchnitte zerlegt, deren jeder seine bestimmte Besatzung hatte. Am 4. Oktober bezog das 2. Bataillon die vorderste Linie und die Füsiliere rückten in das Hüttenlager nördlich Malroy. Die Ab löſung der Vorposten geschah stets vor Tagesanbruch, zu welcher Zeit die ganze Brigade . gefechtsbereit sein mußte. Die Aufstellung der Division wurde in den ersten Tagen des Oktober in der Art verändert, daß statt der treffenweiſen Aufstellung, 39. Brigade im ersten , 40. Brigade im zweiten Treffen , eine Auf stellung flügelweise angeordnet wurde. Infolge dessen rückte das Regi ment 56 von Charly nach Olgy und Argancy und die 40. Brigade auf den linken Flügel der Stellung nach Charly. Der Stab der 39. Brigade, der bisher in Charly gewesen war,

kam nach Malroy, der Diviſionsſtab befand sich in Olgy, der komman dirende General in Rugh.

51

-

Für das Regiment 79 trat keine Veränderung in der Aufstellung ein und es blieb der schon erwähnte regelmäßige dreitägige Wechſel der Bataillone untereinander. Indessen hatte die Veränderung der Aufstellung des Armeekorps in der Cernirungslinie für das Regiment bereits einen großen Unter schied in Thätigkeit und Stimmung gebracht. Während bei Maizières und Hauconcourt in zweiter oder dritter Linie in verhältnißmäßiger Sicherheit die Zeit durch Arbeitsdienst, Requisitions-Kommandos und Ererziren ausgefüllt wurde, war hier auf Vorposten unter den Kanonen des Forts St. Julien an Ruhe und Sicherheit nicht zu denken.

In den ersten Tagen des Oktober

verging kaum ein Tag , an welchem nicht durch irgend ein Ereigniß Schon in den frühen Morgen die Vorposten alarmirt wurden. stunden ertönten Signale und Muſik aus den franzöſiſchen Lagern, dann fingen die feindlichen Posten auf die diesseitigen zu knallen an, besonders als nach den Gefechten am 2. und 7. Oktober die fran zösischen Posten und Vedetten auf dem linken Moselufer bis nördlich La Maxe und Ladonchamps vorgeschoben waren.

Fast täglich kamen

aus dem Fort St. Julien in der Mittagsstunde schwere Granaten über Malroy hinweg vor und hinter das Hüttenlager geflogen, ohne jedoch Schaden zu thun;

nur einmal verirrte sich eine feindliche

Granate in das Dorf und schlug durch die Wand eines Pferde stalles , bei welcher Gelegenheit ein Dienstpferd der 8. Kompagnie verwundet wurde. Mehrfach wurde gemeldet, daß feindliche Truppen mit Geschützen, aus dem Fort St. Julien kommend, in das Gehölz von Grimont marschirten , was jedoch, wie später festgestellt wurde, Abtheilungen des Feindes waren , welche täglich zum Holzholen mit Wagen in das Gehölz rückten ; einige Male erschienen kleine feindliche Abtheilungen bei La Maxe und feuerten sämmtlich ihre Gewehre gegen Malroy ab, daß die Dachsteine klirrend auf die Straße fielen Um sich gegen und Frauen und Kinder sich kreischend verkrochen. solche Belästigungen ferner zu sichern und um den Feind schon aus weiterer Ferne in Respekt zu halten , wurden den Feldwachen einige Chassepotgewehre verabfolgt.

So vergingen die Tage schnell.

c. Ausfallgefecht bei Bellevue am 7. Oktober. Am 7. Oktober früh löste das 1. Bataillon das 2. von Vor posten ab. Bei dieser Gelegenheit hatte der Oberstlieutenant Bendler das Unglück, während der noch herrschenden Dunkelheit durch einen 4*

52 Fehltritt in einen Graben sich das Bein zu verrenken, so daß ein Gypsverband angelegt und er bis zu seiner Wiedergeneſung nach der Heimath transportirt werden mußte. Das Kommando über das 1. Bataillon wurde dem Major Schmidt v. Knobelsdorf übertragen. In den Vormittagsstunden herrschte ein dichter Nebel , so daß die Posten nur wenig über 100 Schritt weit sehen konnten. Es war ein Wetter, recht gemacht zu einem Ausfall.

Dumpfes Raſſeln, ein

ſonſt nicht gehörtes Gewirr von Tönen und Signale, in nicht großer Ferne gegeben, hatten schon die Posten aufmerksam gemacht ; da.fiel gegen Mittag der Nebel und man sah starke Kolonnen des Feindes auf den Straßen gegen Ladonchamps und La Maxe rücken, und gleichzeitig trafen vom Kirchthurm und von der Kavallerie = Vedette Meldungen ein, daß auch auf dem rechten Ufer des Flusses gegen Malroy starke feindliche Abtheilungen im Anmarsch wären. In wenigen Minuten wurde vom 1. Bataillon die Gefechts stellung eingenommen und bald ſauſten von dem Fort St. Julien und den daneben bei Chatillon und Grimont angelegten Schanzen Gra naten allen Kalibers in die Umgegend von Charly und Malroy, die Ortschaften selbst wurden geflissentlich geschont ,

wofür Jedermann

dem Kommandanten der feindlichen Forts von Herzen Dank wußte. Schon als das 2. und Füsilier-Bataillon die Gewehre in die Hand nahmen, um aus dem Hüttenlager in die ihnen zugewieſenen Stellungen abzurücken, schlugen Geschosse, vom linken Moselufer kommend, in die Reihen derselben und tödteten und verwundeten mehrere Leute. Das 2. Bataillon rückte an die Osſt- und Süd-Umfaſſung des Dorfes , wo hinter Mauern ein Abschnitt vorbereitet war ; das Füſilier-Bataillon bildete mit einigen Kompagnien des Regiments 56 zuſammen dicht nördlich Malroy eine Reserve. Schon war auf dem linken Ufer gegen die Division Kummer ein lebhaftes Gefecht im Gange, als in einer Entfernung von 800 bis 1000 Schritt die Köpfe feindlicher Jäger, ungefähr zwei Kom pagnien, hinter einer sanften Höhe vor der Stellung des 1. Bataillons auftauchten. Sehr bald eröffneten sie ein lebhaftes Feuer, da jedoch die Musketiere gut gedeckt standen , waren die Verluste im Verhält niß zu dem massenhaft und stundenlang gegen sie geschleuderten Blei gering, nur in dem ausspringenden Winkel , dessen Face, wie schon erwähnt, enfilirt werden konnte, wurde der Hauptmann Rock durch einen Schuß ins Bein und mehrere Musketiere verwundet; größere Verluste entstanden, als der Feind vom linken Moſelufer nun auch

53 sein Feuer gegen Malroy richtete, nach welcher Seite hin der Lauf graben gar keine Deckung gewähren konnte. Der Vizefeldwebel Möhle der 1. Kompagnie erhielt einen Prellſchuß an den Kopf, deſſen tödt liche Wirkung nur durch den Müßenschirm aufgehalten wurde; mehrere brave Leute der 2. und 3. Kompagnie wurden getödtet und ver wundet, und in dem Hagel von Geschossen von dem Lazarethgehülfen Grünhage der 2. Kompagnie mit einer über alles Lob erhabeneu Kaltblütigkeit verbunden.

Die feindliche Infanterie drang bei Malroy

nicht bis in den Bereich des Zündnadelgewehres vor, sie konnte nur mit den auf den Feldwachen befindlichen wenigen Chaſſepotgewehren wirksam bekämpft werden. Zwei feindliche Batterien, darunter eine Mitrailleusen-Batterie, richteten ihr Feuer hauptsächlich gegen Feld wache 3 und gegen Charly, zogen sich jedoch bald, durch das sichere Feuer der bei Charly aufgefahrenen Braunschweigiſchen Batterie dazu genöthigt, zurück; und als gegen 5 Uhr Nachmittags die dieſſeitigen Batterien ihr Feuer gegen die feindliche Infanterie richteten und einige Granaten in die Schüßenlinie geschlagen waren, verschwand der Feind gänzlich , und bald verstummte auch das Gefecht auf der Höhe bei Billers l'Orme und auf dem linken Ufer der Mosel ; nur gegen 7 Uhr bei schon völlig eingebrochener Dunkelheit entbrannte noch mals mit größter Heftigkeit das Infanterie- Gefecht bei Ladonchamps, um erst nach halbstündiger Dauer ganz zu verstummen . posten nahmen ihre alten Stellungen wieder ein.

Die Vor

Das Regiment hätte folgende Verluste und zwar: Das 1. Bataillon: Todt: 3 Mann. Verwundet: 2 Offiziere, 1 Unteroffizier und 9 Mann. Das 2. Bataillon : Todt: 1 Mann. Verwundet: 3 Mann. Das Füsilier- Bataillon : Todt: 1 Mann. Verwundet : 1 Unteroffizier und 1 Mann. Lieutenant Blanck übernahm für den verwundeten Hauptmann Rock die Führung der 3. Kompagnie. Am folgenden Tage regnete es stark und der Feind verhielt ſich ruhig. Dann fand mehrere Tage und Nächte hintereinander eine lebhafte Kanonade zwischen den diesseitigen schweren Batterien bei Semécourt und den französischen bei Woippy und Ladonchamps statt,

54

-

in welche ab und zu die schweren Geschütze vom Fort Plappeville und St. Julien einſtimmten. Am 9. Oktober wurden die am 7. Gefallenen , darunter auch ein französischer Jäger zu Fuß, nach einem Gottesdienst

auf dem

Kirchhof zu Malroy begraben. Am 13. Oktober war ein Waffenstillstand zur Bestattung der seit dem 7. noch unbegraben im Moselthal liegenden Todten ver abredet worden. Nach Ablauf desselben fing die Kanonade wieder an. Das Wetter war fast immer sehr schlecht, die Laufgräben waren mit Wasser und Schlamm angefüllt und das Erdreich in den Hütten lägern derartig aufgeweicht , daß sich Jeder nur mühevoll bewegen fonnte. Es waren zwar durch die Vorsorge des Oberkommandos eiserne Oefen für die Baracken gegeben worden , doch fehlte es an trockenem Brennmaterial, und statt der nöthigen und ersehnten Wärme lieferten die Oefen oft nur ſtinkenden Qualm. Infolge deſſen nahmen die Erkrankungen trotz der guten Verpflegung und der außerdem häufigen und reichlichen Spendung von Liebesgaben zu. Am 17. Oktober kehrte der Lieutenant Crome, geheilt von seiner Wunde, zum Regiment zurück. Als am 18. Oktober das 1. Bataillon die Vorposten bezogen hatte, schien abermals ein Ausfall erfolgen zu sollen. Feindliche Truppen zeigten sich am Gehölz von Grimont, und vom Fort St. Julien wurden einige 30 Granaten in die Gegend von Malroy geworfen, ohne jedoch Schaden zu thun. Das Regiment war alar mirt worden und hatte die Gefechtsstellung eingenommen, jedoch er folgte kein Ausfall und Nachmittags gegen 4 Uhr rückte Alles in die Zur Verstärkung der Einschließungslinie gewöhnlichen Stellungen. wurde seit einiger Zeit an einer Schanze auf der Höhe zwischen Malroy und Charly gearbeitet, wozu das Regiment auch Arbeiter stellte, anfänglich nur in den Nachtſtunden, später , als genügende Deckung für die Arbeiter vorhanden war , auch am Tage. Der Feind warf zwar manchmal Granaten dorthin , jedoch wurde die Arbeit nicht gestört . Am 22. Oftober übernahm der General v. Woyna das Kom mando der 19. Diviſion, dem Oberst v . Valentini wurde die Führung der 39. Brigade, dem Oberstlieutenant v. Boltenstern das Kommando des Regiments, dem Hauptmann Herzbruch das des 2 : Bataillons und dem Lieutenant Schmelzer die Führung der 5. Kompagnie über tragen.

55 In der zweiten Hälfte des Monats Oktober gewann es den Anschein, als

ob Disziplin und Ordnung im französischen Heere

aufgehört hätten. Anfänglich erschienen Morgens bei Tagesanbruch einzelne, in späteren Tagen viele Hundert unbewaffnete feindliche Soldaten, welche mit emsiger Haſt dicht vor den diesseitigen Wachen die Felder nach Rüben und Kartoffeln absuchten. Aus angeborener Gutmüthigkeit ließen die Hannoveraner dies geschehen , jedoch mußte bald darauf auf höheren, gewiß ſehr richtigen Befehl, diese Art von Verproviantirung und die dadurch vielleicht hinausgeschobene Ueber gabe der Festung durch Drohung mit den Waffen gehindert werden. Zahlreiche Ueberläufer meldeten sich bei den Vorposten, aber auch von diesen durften täglich höchstens zwei angenommen, Uebrigen mußten zurückgewieſen werden.

alle

Aus dem Munde derselben

hörte man Klagen über ihr Elend, schlechte Verpflegung und über den schrecklichen Zuſtand in den franzöſiſchen Lagern.

Der feindliche

Kavallerieposten bei La Mare hatte sich in einen Posten zu Fuß ver wandelt und war dann ganz eingegangen.

Große Pferdeheerden, das

wenige noch im Felde befindliche Grün abweidend, zu Anfang ſorg fältig durch einzelne Reiter gehütet und zur Nachtzeit nach Met zurückgetrieben, kamen der diesseitigen Aufstellung immer näher; halb verhungert, scheu wie wilde Thiere, mit abgenagten Schweifen, mit Resten von Geschirr auf sich, ließen sich die Pferde schwer ergreifen; einige Male jagten Trupps derselben durch die Straßen von Malroy ; mehrfach jedoch gelang es Patrouillen, welche in einem Kahn über die Mosel sezten, solche Pferde einzufangen; dies geschah sowohl um die edlen Thiere vor dem Hungertode zu erretten, als auch um dadurch dem Feinde Nahrungsmittel zu entziehen. Die Eingefangenen wurden theils an das Pferdedepot abgeliefert, theils für im Regiment fehlende behalten und eingestellt. Die Kraft der Rhein- Armee war durch die Schlachten, durch Hunger und dadurch entstandene Indisziplin und Muthlosigkeit ge brochen. Während schon im Schloß von Frescaty über die Kapitulation verhandelt wurde, ging an die Kommandeure der nördlichen Ein ſchließungslinie die Weisung, doppelt aufmerksam zu sein, weil das 3. französische Korps , welches bei St. Julien lagerte, beabsichtige, auf eigene Faust einen verzweifelten Durchbruchs -Versuch zu machen ; jedoch erfolgte ein solcher Versuch nicht. Beunruhigt wurden die Truppen nur durch einen in der Nacht zum 28. herrschenden fürchter

56 lichen Sturm, welcher in allen Lagern und Biwaks eine schreckliche Verwirrung anrichtete, Feuerbrände und Funken wurden weit umher gewirbelt, die Gewehrpyramiden umgeworfen, die darauf gesetzten Helme der Mannschaften weit ins Feld gejagt und sämmtliche Zelte, Schutz und Regendächer eingeworfen.

6. Kapitulation von Meh. Diese schlimme Nacht war aber auch die letzte auf Vorposten gegen Mez, denn schon war die Kapitulation unterzeichnet und von Seiner Majestät genehmigt worden. Außer der bisher nie bezwungenen Festung Metz mit immenſem Kriegsmaterial fielen 173 000 Mann als Gefangene in die Hände der Sieger.

Der kommandirende General und der Divisions - Kom

mandeur kamen am 28. Morgens selbst nach Malroy und theilten den Truppen dieses große, in der Weltgeschichte bis dahin unerhörte, für alle diejenigen, welche zehn lange Wochen vor der jungfräulichen Festung gelegen hatten, heiß erſehnte, freudige und erhebende Ereigniß mit. Man sah an diesem Tage nur frohe und freudige Gesichter. Selbst die so viel in Anspruch genommenen Beamten der Feldpost machten frohe Miene zu den an diesem Tage besonders massenhaft ihnen zur Beförderung nach der Heimath übergebenen Briefen und Karten.

Hatten doch viele Soldaten geglaubt, dies wichtige Ereigniß

gleich den Ihrigen in der Heimath mittheilen zu müſſen , nicht be denkend, daß schon am Tage vorher der Telegraph mit Blizesſchnelle nicht nur in die fernsten Ecken des Vaterlandes , sondern noch weit darüber hinaus, Mittheilung vom Geschehenen gemacht hatte. Die größte Belohnung aber fanden alle Soldaten in dem herr lichen Armeebefehl, welchen der Allergnädigste Kriegsherr am 28. Ok tober aus der Residenz der einst so stolzen Könige von Frankreich an seine Armee erließ :

Armee-Befehl. Soldaten der verbündeten Deutschen Armeen! Als wir vor drei Monaten ins Feld rückten gegen einen Feind , der uns zum Kampf herausgefordert hatte, sprach Ich Euch die Zuversicht aus, daß Gott mit unserer gerechten Sache sein würde. Diese Zuver

57 sicht hat sich erfüllt.

Seit dem Tage von Weißenburg , wo Jhr

zum ersten Male dem Feinde entgegentratet, bis heute , wo Ich die Meldung der Kapitulation von Metz erhalte, sind zahlreiche Namen von Schlachten und Gefechten in die Kriegsgeschichte un vergänglich eingetragen worden. Ich erinnere an die Tage von Wörth und Saarbrücken, an die blutigen Schlachten um Metz, an die Kämpfe bei Sedan, Beaumont, bei Straßburg und Paris ; jeder ist für uns ein Sieg geweſen. Wir dürfen mit dem stolzen Bewußtsein auf diese Zeit zurückblicken, daß noch nie ein ruhm reicherer Krieg geführt worden ist, und Ich spreche es Euch gern aus , daß Ihr Eures Ruhmes würdig seid.

Ihr habt alle die

Tugenden bewährt, die den Soldaten besonders zieren : den höchſten Muth im Gefecht, Gehorsam , Krankheit und Entbehrung.

Ausdauer ,

Selbſtverleugnung bei

Mit der Kapitulation von Metz ist nunmehr die letzte der feindlichen Armeen,

welche uns beim Beginn des Feldzuges ent

gegentraten, vernichtet worden. Dieſen Augenblick benuße Ich, um Euch Allen und jedem Einzelnen vom General bis zum Soldaten, Meinen Dank und Meine Anerkennung auszusprechen . Ich wünsche Euch Alle auszuzeichnen und zu ehren, indem Ich heute Meinen Sohn , den Kronprinzen von Preußen und den General der Ka vallerie, Prinzen Friedrich Karl von Preußen, die in dieser Zeit Euch wiederholt zum Siege geführt haben, marschällen befördere.

zu

General - Feld

Was auch die Zukunft bringen möge

Ich sehe dem ruhig entgegen, denn Ich weiß,

daß mit solchen

Truppen der Sieg nicht fehlen kann, und daß Wir Unſere bis hierher so ruhmreich geführte Sache auch ebenso zu Ende führen werden.

Haupt-Quartier Versailles, den 28. Oktober 1870 . gez . Wilhelm.

Seine Königliche Hoheit der Prinz Friedrich Karl richtete an die Einschließungs - Armee folgenden Armee-Befehl : „ Soldaten der I. und II . Armee !

Ihr habt Schlachten ge

schlagen und den von Euch besiegten Feind in Metz 70 Tage um ſchloſſen, 70 lange Tage, von denen aber die meisten Eure Re gimenter an Ruhm und Ehre reicher, keiner sie daran ärmer machte! Keinen Ausweg ließet Ihr dem tapferen Feind, bis er die Waffen strecken würde.

58 Heute endlich hat diese Armee von noch poll 173 000 Mann, die beste Frankreichs , über fünf ganze Armeekorps , darunter die Kaisergarde, mit drei Marſchällen von Frankreich, mit über 50 Ge neralen und über 6000 Offizieren kapitulirt und mit ihr Meg, das niemals zuvor genommen . Mit diesem Bollwerk, das wir Deutſchland zurückgeben, ſind unermeßliche Vorräthe an Kanonen, Waffen und Kriegsgeräth dem Sieger zugefallen. Diesen blutigen Lorbeer, Ihr habt ihn gebrochen durch Eure Tapferkeit in der zweitägigen Schlacht bei Noisseville und in den Gefechten um Metz , die zahlreicher sind , als die es rings um gebenden Dertlichkeiten, nach denen Ihr diese Kämpfe benennet. Ich erkenne gern und dankbar Eure Tapferkeit an, aber nicht sie allein. Beinahe höher stelle ich Euren Gehorsam und den Gleich muth, die Freudigkeit, die Hingebung im Ertragen von Beſchwerden allerlei Art. Das kennzeichnet den guten Soldaten. Vorbereitet wurde der heutige, große und denkwürdige Erfolg durch die Schlachten, die wir schlugen, ehe wir Metz einschlossen, — durch den und — erinnern wir uns dessen in Dankbarkeit König selbst, durch die mit ihm abmarſchirten Korps und durch alle diejenigen Kameraden, die den Tod auf dem Schlachtfelde ſtarben, oder ihn sich durch hier geholte Leiden zugezogen. Dies ermög lichte erst das große Werk, das Ihr heute mit Gott vollendet sehet, nämlich daß Frankreichs Macht gebrochen ist. Die Trag weite des heutigen Ereignisses ist unberechenbar. Ihr aber, Soldaten, die zu diesem Ende unter meinen Be

fehlen vor Metz vereinigt waret, Ihr geht nächstens verſchiedenen Bestimmungen entgegen. Mein Lebewohl also den Generalen, Offizieren und Soldaten der I. Armee und der Division Kummer und ein "1 Glückauf" zu ferneren Erfolgen. " Am 29. Oktober gegen 10 Uhr Morgens ,

nachdem abgekocht

und gegeſſen war, wurde aus dem Hüttenlager bei Malroy abgerückt. Das 10. Armeekorps sollte bei Ladonchamps eine Aufstellung nehmen, das aus Metz ausmarschirende 6. franzöſiſche Korps (Canrobert) und eine Kavallerie- Diviſion in Empfang nehmen und bei sich vorbei marschiren lassen. Die Brigade sollte mit dem rechten Flügel bei St. Remy, das Regiment 79 auf dem linken Flügel ,

östlich der Chauſſee Met

59 Maizières, Front nach derselben, stehen.

Auf der anderen Seite der

Chaussee stand die 19. Diviſion in gleicher Weise. Der kurze Marsch wurde trotz der tief morastigen Felder und der unergründlichen Wege in froher Stimmung zurückgelegt ,

die be

fohlene Aufstellung eingenommen, die Gewehre geladen und die Fahnen entrollt. Der kommandirende General hielt mit großem Gefolge, darunter auch der Großherzog von Oldenburg und sämmtliche Generale des Armeekorps, dicht an der Chaussee. Nachmittags gegen 2 Uhr er ſchien die Tete des 6. franzöſiſchen Korps. Der Marschall Can robert fehlte, der französische Chef des Generalstabes überreichte dem General v. Voigts-Rhet den Rapport. Die Gefangenen machten durch ihre ernste Haltung einen guten Eindruck, der durch die wenigen Betrunkenen nicht gestört werden konnte. Die franzöſiſchen Offiziere, welche ihre Leute bis zu dieser Stelle geführt hatten, kehrten nach Meg zurück, viele zärtlichen Abschied von ihren Regimentern nehmend. Es machte auf die Zuschauer einen tiefen und ernſten Eindruck zu sehen, wie Regiment auf Regiment waffenlos in die Gefangen schaft marschirte. Nach der Infanterie kam die Kavallerie und die Artillerie, und nach vier Stunden kamen zulezt viele müde und matte Nachzügler, so lange hatte der Vorbeimarsch gedauert.

Indessen,

wie in lezter Zeit so häufig , hatte der Himmel alle Schleuſen ge öffnet, der Regen goß in Strömen , und da die Dunkelheit völlig eingebrochen war, strebte jedes Bataillon das ihm zugewiesene Quartier bald zu erreichen. Der Regimentsstab und das Füſilier-Bataillon ſollten sich in Thury und Eloy, wo noch einige 70 französische Offiziere mit ihren Burschen lagen , einquartieren ; es war möglich, alle Mannschaften zwar eng, aber trocken unterzubringen, das 2. Bataillon kam nach Devant les Ponts , und das 1. Bataillon nach La Maxe,

wo nur

die Kirche und ein ſeitwärts gelegener Hof ein Dach hatten, während alle übrigen Häuser des sonst großen und stattlichen Dorfes bis auf die Keller vollständig zerstört waren. Die 1. und 2. Kompagnie brachte die Nacht auf den Bänken in der Kirche ſizend zu, und die 3. und 4. Kompagnie konnten nur theilweise in dem erwähnten Hofe ein trockenes Unterkommen finden. Am folgenden Tage quartierte das 1. Bataillon mit Erlaubniß des Brigade - Kommandeurs nach Maison rouge und Maison neuve, zwei großen an der Chaussee Metz

Maizières gelegenen Gehöften.

―――

60



Die Quartiere waren durchweg herzlich schlecht , alle Mann schaften lagen auf den blanken Fußböden , da alles Stroh längst von der französischen Armee verbraucht war , aber das Bewußtſein, bei dem plätschernden Regen im Trocknen zu sein, gewährte ſchon ein Gefühl von Behaglichkeit. Uebrigens vergingen die nächsten Tage nicht in Unthätigkeit, es mußten die von den Franzosen angelegten Schanzen und Straßen sperrungen eingeebnet und weggeräumt werden , ferner mußten die in allen Häusern und im Felde liegenden Waffen gesammelt, und die in der Nähe der bewohnten Orte herumliegenden Pferdeleichen be graben werden. Die Franzosen hatten sich übrigens eine gute Vertheidigungs stellung geschaffen. Batterien und Schüßengräben beherrschten das vorliegende ebene Terrain des Moselthales vollständig, die zahlreichen zerstreut liegenden Gehöfte der vor der Festung gelegenen Ortſchaften waren zu starken Reduits

eingerichtet,

mit flankirenden Mauern,

Gräben und gedeckten rückwärtigen Kommunikationen. Die Häuser waren bis unter die Dächer mit Schießscharten versehen. Sonst sah die Umgegend von Met traurig

aus , Bäume und Gärten waren

verschwunden; an den meisten Häusern fehlten die Thüren, die Felder waren nicht bestellt, und der Boden zerstampft; herrenlose Hunde trieben sich auf den Feldern umher und nagten an den in allen Stadien der Verweſung umherliegenden Pferdekadavern. Einzelne halb verhungerte, spindeldürre, beſchmußte Pferde, zu schwach, um ein ſchüßendes Obdach zu erreichen, standen mit erloschenem Blick in den Feldern, um bald umzuſinken und zu krepiren. Auf der Chaussee drängte sich Fuhrwerk aller Art sowohl nach Met hinein, als von dort heraus . Lebensmittel wurden nach der Stadt geschafft, und die bei Annäherung der deutschen Armeen mit ihren Habseligkeiten nach der Festung geflohenen Bewohner der be= nachbarten Ortschaften verließen die Festung mit hochbepackten Wagen, froh, daß die lange Einſchließung vorüber war, um in ihre Heimath zu eilen.

Viele haben ihre Heimath in einem troſtloſen Zuſtande

wiedergefunden , denn der lange Einschließungskrieg hatte schreckliche Verheerungen in den von den Armeen belegten Ortschaften und auf den Schlachtfeldern angerichtet, aber am schlimmsten und ärgsten sah es in der Nachbarschaft der franzöſiſchen Läger aus ; hier war buch stäblich Alles vernichtet, zerstört, verbraucht, in den Koth getreten, oder wenigstens mit einer Kruste von Schmutz überzogen.

Der drei

61

Tage andauernde Regen nach der Uebergabe der Stadt versette den Boden der ganzen Umgegend in einen flüssigen Brei, so daß schließlich Jeder froh war, als der Befehl zum Abmarsch eintraf.

7.

Marsch nach der Foire.

Durch die unermüdliche Thätigkeit der in Tours befindlichen Mitglieder der neuen französischen Regierung , beſonders durch die Energie des Miniſters des Innern und des Krieges, Gambetta, und durch die Opferwilligkeit des französischen Volkes war es gelungen, zahlreiche Streitkräfte im Innern Frankreichs aufzubieten, sie zu be fleiden und zu bewaffnen und diese Maſſen mit überraschender Schnellig keit zu neuen Armeen zu formiren , welche drohend im Rücken der vor Paris stehenden deutschen Heere vorrückten. Deshalb waren im großen Hauptquartier Seiner Majeſtät des Königs im Oktober, noch ehe Metz gefallen war , als aber eine Ka pitulation in naher Aussicht stand ,

alle vorbereitenden Anordnungen

zu einem schleunigen Abmarsch der I. und II. Armee in westlicher Richtung hin getroffen worden. Die I. Armee sollte die Besetzung von Metz , die Bewachung der kriegsgefangenen Armee und die Belagerung einiger im Norden Frankreichs gelegenen Festungen übernehmen und der Rest zum Schuße der nördlichen Einschließungsfront in die Gegend von Amiens marschiren, die II. Armee sollte schleunigst über Troyes nach der mittleren Loire abrücken. Als endlich Metz gefallen war, wurden vom Oberbefehlshaber, Feldmarschall Prinzen Friedrich Karl, die nöthigen Marſchbefehle im Sinne der aus Versailles erhaltenen Direktiven gegeben, und von einzelnen Korps schon in den letzten Tagen des Oktober der Marſch angetreten. Das 10. Armeekorps sollte den linken Flügel der Armee bilden und über Toul abrücken. ―――――――― Am 2. November Morgens 8 Uhr stand der größte Theil der Truppen des 10. Armeekorps (die 40. Brigade war zur Bewachung der Kriegsgefangenen zurückgeblieben und marſchirte zwei Tage später ab) an dem nördlichen Thore von Metz zum Abmarsch bereit. Mit fliegenden Fahnen und klingendem Spiel wurde durch die Stadt ge rückt und auf der Chaussee nach Pont à Mouſſon der Marſch fort gesetzt.

62 Das 2. Bataillon wurde an diesem Tage zur Bedeckung der Korps-Artillerie und am nächſten zur Bedeckung der 2. Trainſtaffel abkommandirt, deren Schutz das Bataillon ununterbrochen bis zum Dezember behielt und infolge dessen beinahe eben so lange aus dem Regiments -Verbande getrennt wurde. Uebersicht der Märsche bis zum 12. November. Datum Regiments - Stab.

2. Bataillon.

1. Bataillon.

Füsilier-Bataillon.

Novbr. Jouy aur Arches.

3.

Château Dombasle. Morville ſur Seille.

4.

Rosières en Haye. St. Amand le Sai- St. Amand les Sai 5. u. 6. Frouard. zerais. 7. Champigneulles. zerais. 8. Pompey . Ruhetag. Ruhetag. Ruhetag. Ruhetag. Dommartin les Toul Dommartin les Toul. Chaudeney. Nancy.

5. 6. 7.

Colombey.

Jouy aux Arches.

5. u. 8. Novéant. 6. u. 7. Arnaville.

2.

Atton.

Augny.

Port sur Seille.

Neufchâteau.

Barisey au Plain. 1.) 2. Neufchâteau.

Colombey. Ruhetag. Bagneur. Neufchâteau Noncourt. Colombey. Crépen. Allain aur Boeufs. | Brancourt. Vesaignes sous Lafauche. Fruze. Soulosfe. 7. Autigny . 8. St. Elophe.

10.

Millières.

Millières.

5. St. Blin. 6. Vignes. Rimaucourt. 7. (Humberville . Manois . 8. Vesaignes. { Semilly.

Consigny.

11. 12.

Ruhetag. Chaumont.

Ruhetag. Chaumont.

Ruhetag. 5. Jonchery. 6. Montsaon. 7 ( Chaumont. Villers le Sec. 8. Euffigneir. Burières.

Ruhetag. Chaumont.

8.

‫܇‬p 9.

5. 6. 7. Rouceur. 4. 8. Prez sous Lafauche. Prez sous Lafauche. 5. 6.

Schon nach dem zweiten Marschtage verschwanden die Spuren des Krieges, und die Landschaft bot einen freundlichen , oft lieblichen Anblick dar.

Zwar war das Laub von den Bäumen gefallen, aber

die noch grünen Wieſen, die beſtellten Felder und die oft anmuthigen

63 Bergformen verliehen der Gegend landschaftlichen Reiz . Das Wetter war kühl und trocken, und da die Märsche in der Regel nur drei Meilen lang und deshalb nicht sehr anstrengend waren , außerdem bei reichlicher und abwechselnder Verpflegung die Mannſchaften trockene Nachtlager hatten, verbeſſerte ſich der Geſundheitszustand der Truppen merklich. Nur einmal in nächſter Zeit wurde eine vom Kriege be rührte Gegend paſſirt; es war Toul, daß jedoch durch die kurze Be lagerung und Beſchießung nur wenig gelitten hatte ; mit Ausnahme einer niedergebrannten Vorstadt und vielen Kugellöchern an den Festungsmauern, sah die alte Stadt friedlich und freundlich aus. In der Regel wurden die Märsche im Brigadeverbande zurück gelegt, so lange keine Umwege für die Bataillone dadurch nöthig wurden. Vom 7. November hörte die Verpflegung durch die in den Kolonnen mitgeführten Vorräthe auf, und es begann die Verpflegung durch die Quartierwirthe.

Um diese zu regeln, wurden die Fouriere

sämmtlicher Truppentheile als Avantgarde vorausgeschickt.

Wie im

eigenen Vaterlande, waren die Mannschaften auf den Dörfern beſſer verpflegt und untergebracht als in den Städten.

Diejenigen Truppen,

welche seitwärts der großen Straßen einquartiert wurden, hatten große Schwierigkeiten , ihre Wagen bei dem aufgeweichten Boden vorwärts zu bringen, und mußten oft ſtundenlang halten und warten, weil wegen der feindseligen Gesinnung der Bewohner die Wagen nicht ohne Schuß gelassen werden durften. Am 9. November sollte ein Ruhetag sein; da jedoch das rechts vor dem 10. Armeekorps marschirende 3. Korps auf feindlichen Widerstand in der Gegend nördlich Chaumont gestoßen war, wurde vom ganzen 10. Armeekorps an diesem Tage der Vormarsch fortgesetzt. Am 10. November änderte sich das bis dahin trockene und gute Wetter; am 11. November bedeckte sich das Plateau von Langres, auf welchem zu dieser Zeit das Regiment sich befand, mit mehrere Zoll hohem Schnee, und am 12. früh wurde bei heftigem Schneetreiben und empfindlich kaltem Winde der Marsch nach Chaumont angetreten. Hier änderte sich das Wetter und es blieb nun lange und an dauernd ohne Frost schön. Dicht vor Chaumont trafen Theile des 2. Bataillons mit den

anderen Bataillonen des Regiments zusammen. Die Stadt Chaumont liegt malerisch auf einem schmalen nach drei Seiten hin steil abfallen den Bergrücken und ist deshalb leicht zu vertheidigen.

-

64

-

Dies zu thun war auch die Absicht der Franktireure des Depar tements Haute Marne gewesen. Die wohlhabenden Einwohner je doch, welche keine Lust hatten , ihre Stadt in Schutt und Asche zu ſehen, was leicht die Folge eines Gefechts um den Besitz derselben hätte sein können , nöthigten die Franktireure die Vertheidigung der Departements -Hauptstadt aufzugeben und abzuziehen, weshalb Chau mont ohne Schuß und Schwertstreich besetzt werden konnte. Infolge höherer Weisung trat vom 12. November eine andere Truppen Eintheilung beim 10. Armeekorps ein. General v. Kraaß blieb mit der 40. Infanterie-Brigade, 2 Batterien und 2 Eskadrons Dragoner Nr. 16 in Chaumont und Gegend zur Beobachtung der Festung Langres und zur Deckung der rückwärtigen Verbindungen zurück, während das 10. Armeekorps seinen Marsch weiter fortsette. Der 39. Infanterie- Brigade, welche unter Kommando des Oberſt v. Valentini blieb, wurde das Jäger-Bataillon Nr. 10, 2 Batterien, 2 Eskadrons Dragoner Nr. 16, 1 Pionier Detachement, der leichte Feld-Brückentrain und eine Sektion des Sanitäts - Detachements zu getheilt.

Uebersicht der Märſche vom 13. bis zum 23. November. Datum

Regiments Stab.

1. Bataillon.

2. Bataillon.

Füsilier-Bataillor

Novbr.

13.

Latrecey.

14.

Châtillon ſur Seine. Châtillon .

Châtillon. 5. Bissey la Côte und Courban. 6. Belan sur Durce, Thoires . 1/27. Brionsur Durce. 8. Mosson.

Ruhetag. Ruhetag. Nicey. 5. Gigny. 6. Nicey. 1/27 . Sennevoy le Bas. 8. Sennevoy le Haut. 5. u. 8. St. Martin . Baon. 6, 1/27. Commissey . Pinelles. Flogny. Butteaux.

Latrecey.

15.

Ruhetag.

16.

Laignes.

Ruhetag. 3. u. 4. Laignes. 1. u . 2. Gigny.

17.

Tanley .

Tanley.

18.

Percey. Champlost.

Percey. Avrolles.

19.

5. Ormoy. 6, 1/27. Montigny sur Aube. 8. Gevrolles.

Champlost.

Latrecey.

Champlost.

65

Datum Regiments- Stab. Novbr.

1. Bataillon.

2. Bataillon.

20.

Joigny.

1. u. 2. St. Aubin. Joigny. 3. u. 4. Villecien.

21.

Courtenay.

Gehöfte westlich Courtenay.

Courtenay.

22.

Montargis.

5. u. 6. Montargis.

23.

Ruhe.

Montargis . Ruhe.

Füsilier- Bataillon.

Joigny.

5.u.6. St. Catherine. Courtenay.

Die Märsche wurden jetzt länger und anstrengender. Es war zwar infolge dessen erlaubt worden, Wagen zum Fahren der Tornister zu requiriren , jedoch konnte den Mannſchaften nicht immer diese Er leichterung verschafft werden, weil die hinreichende Anzahl Wagen nicht aufgetrieben werden konnte. Die Bevölkerung zeigte sich wider spenstiger als bisher; die Verpflegung wurde mangelhafter und konnte oft nur durch Drohungen erreicht werden. Die Dorfwachen wurden verstärkt, der Wachtdienſt in den Ortſchaften kriegsmäßig ausgeführt, sämmtliche Ausgänge mit Doppelposten besett und, wo es das Terrain nöthig machte, auch Feldwachen ausgesetzt. Besonders aufgeregt er schien die Bevölkerung der Stadt Châtillon , als den Einwohnern sämmtliche Waffen abgenommen und vor dem Stadthause zerstört wurden. Da eine sichere rückwärtige Verbindung auf der Etappen straße durch überall auftauchende Franktireurbanden in Frage gestellt war, mußte die Feldpost ihre Thätigkeit einstellen und alle Leicht franken nach Chaumont zurückgeschickt werden. Auch die Märsche geschahen von jetzt ab mit allen Sicherheits Maßregeln, während bisher nur eine kleine Vor- und Nachhut genügt hatte, und die Quartiermacher gingen erst vom letzten Rendezvous aus in gehöriger Stärke vor. Am 16. November erhielt Oberst v. Valentini den Befehl, mit ſeinem Detachement die Sicherung der 2. Trainſtaffel zu übernehmen, weil die Sicherung durch das 2. Bataillon Regiments 79 allein nicht mehr ausreichend erschien. Hierdurch trat das 2. Bataillon vorübergehend wieder in Verbindung mit dem Regiment ; es fehlte nur die halbe 7. Kompagnie unter Befehl des Premierlieutenants v. Hirschfeld, der zur Deckung eines größeren Hafertransportes vor läufig in Chaumont zurückgeblieben war. Infolge eines Befehls der französischen Regierung hatte die Civileinwohnerschaft an allen solchen Orten, wo ein Ausweichen un 5 Schmidt v. Knobelsdorf, Hannov . Inf. -Regt. Nr. 79 .

66 möglich war, die Wege zerstören und durchftechen , ferner alle Weg weiſer und Kilometersteine schwarz überstreichen müſſen, um die preußi schen Truppen in ihrem Vorrücken aufzuhalten.

Da jedoch die Zer

störungen meist unvollkommen waren und nicht vertheidigt wurden, konnte der beabsichtigte Zweck auch nur unvollkommen erreicht werden. Die Verzögerungen , welche die preußischen Marschkolonnen erlitten, betrugen höchstens Stunden, und das tägliche Marschziel wurde regel mäßig von allen Truppentheilen erreicht.

Jedoch erwuchsen der Be

völkerung aus dieser Betheiligung bei der Vertheidigung des Landes unnöthige Arbeiten und Geldausgaben. In der Nähe der Stadt Joigny bei dem Dorfe Esnon stellten sich bewaffnete Volkshaufen der an der Spize des Korps marſchirenden 19. Diviſion entgegen, wurden jedoch nach kurzem Gefecht zurückgedrängt. Während die Gegend von Chaumont bis Châtillon einförmig, ärmlich und nicht schön war, zeichnete sich das Thal des Armançon und der Yonne mit dem Burgunder Kanal durch Fruchtbarkeit und Naturschönheit aus ; große Dörfer, herrliche Schlöſfer mit Gärten, wie Tanley , Cheney, Flogny , Percey , Avrolles und reizende kleine Städte wie Tonnere, St. Florentin, Joigny und St. Julien reihten sich aneinander. Zur Sicherung der Straße für die noch rückwärts im Anmarſch befindlichen Theile des 10. Armeekorps, und um die aufgeregte Be völkerung im Zaum zu halten , sollte die kleine Stadt Joigny durch ein Bataillon besetzt gehalten werden. Hierzu wurde das Füsilier Bataillon bestimmt, welches sich in der französischen Kaserne zur Vertheidigung einrichtete. Die 39. Brigade mußte auf ihrem weiteren Vormarsch nach Courtenay eine Hängebrücke über die Yonne paſſiren, an welche schon Hand zur Zerstörung gelegt sein sollte, und die deshalb nicht mehr ſicher erschien. Der Uebergang durfte nur mit größter Vorſicht ge schehen und dauerte daher sehr lange. Während das 1. Bataillon als Avantgarde in dem sehr unübersichtlichen Terrain eine halbe Meile westlich Courtenay die schwierige Aufgabe hatte , die Deckung der Brigade gegen den Wald von Montargis , in welchem feindliche Abtheilungen stehen sollten, zu übernehmen, rückten die letzten Kom pagnien des 2. Bataillons, welches die Arrieregarde hatte, erst gegen 11 Uhr Abends nach Courtenay ins Quartier. Mit dem 21. November hörte das gute Wetter auf und unter strömendem Regen rückte die 39. Brigade in Montargis ein.

Die

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5. und 6. Kompagnie marſchirte mit dem Jäger - Bataillon Nr. 10 über Paucourt nach Montargis durch den Wald letterer Stadt, wo große Waffenvorräthe sich befinden sollten , von denen jedoch nichts gefunden wurde. Die zweite Trainſtaffel blieb unter Bedeckung der halben 7., der 8. Kompagnie und einer halben Eskadron Dragoner in Courtenay zurück. Der Ruhetag am 23. November war sehr erwünscht und gab Gelegenheit, Schuhzeug und Kleidungsstücke, welche durch die langen und anhaltenden Märsche sehr gelitten hatten, auszubeſſern. Hauptmann Herzbruch wurde mit der 5. und 6. Kompagnie zum Schutz der wiederhergestellten Brücke über den Kanal von Orléans nach St. Catherine detachirt. Das 1. Bataillon gab zwei Offiziere und 80 Mann zu den Borposten im Süden der Stadt Montargis zwischen der Straße nach St. Maurice und dem Loing.

8. Schlachten und Gefechte gegen die fran zösische Loire-Armee bis zu Anfang des Monat Dezember.

(Siehe Plan Nr. 2.) Von Mez bis Montargis hatte das Regiment in drei Wochen 400 Kilometer zurückgelegt, ohne mit dem Feinde in Berührung ge fommen zu sein , die Verpflegung war fast immer ausreichend, oft jogar recht gut gewesen, in allen Quartieren hatten die Mannschaften einen geſunden trinkbaren Wein vorgefunden, und Jedermann hatte, mit Ausnahme der Wachen und Posten, in den Nächten ungestört geschlafen. Dieser Marschperiode folgte jezt eine Zeit unmittelbarer Be rührung mit einem an Zahl weit überlegenen Feinde und eine Reihe von Kämpfen, welche an Offiziere, Unteroffiziere und Mannschaften sehr große Anforderungen stellte.

Die Verpflegung war sehr un

regelmäßig und fehlte oft ganz, die Quartiere, wenn solche überhaupt bezogen werden konnten , waren sehr eng , und von einem bequemen Schlaf war nicht mehr viel die Rede. Beinahe zweimal wöchentlich wurde jedes Bataillon zu den Vorposten herangezogen , und das Wetter war rauher und schlechter geworden.

5*

68 Auf dem jezt von der II. Armee erreichten Kriegstheater hatte sich im Monat November ein großer Umschwung in den Verhältniſſen zugetragen. Das 1. Bayerische Korps hatte Orléans räumen müſſen und war, nachdem es tapfer am 9. November bei Coulmiers gegen eine viel stärkere feindliche Armee gerungen hatte, in nördlicher Rich tung zurückgewichen. Der feindliche Oberbefehlshaber General d'Aurelles de Paladines war nicht gefolgt, sondern stand im weiten Bogen von Gien bis

Blois vor dem Walde von Orléans, in theilweiſe befestigter Stellung, aber auch bereit, zum Entſaß von Paris vorzurücken. Schon am 10. November hatte der Feldmarschall Prinz Friedrich Karl aus Versailles

einen telegraphischen Befehl erhalten , den An

marsch der II. Armee zu beschleunigen.

Infolge deſſen waren die

Korps dieser Armee in starken Märschen , faſt ohne Ruhetag weſt wärts gerückt und hatte das 9. Korps am 26. Toury , das 3. Pi thiviers und das 10. Korps mit der Tete Montargis erreicht. Zur näheren Konzentration der Armee ergingen sofort Befehle, denn noch stand das 9. vom 10. Armeekorps 9 Meilen entfernt, dicht vor der Front eines viel stärkeren Feindes.

General v. Voigts-Rheß ſollte

am 23. mit der Tete seines Armeekorps und dem Hauptquartier nach Beaune la Rolande rücken und am Tage darauf das ganze Korps dort konzentriren. Infolge dieses Befehls war das General-Kommando mit der

38. Brigade am 23. von Montargis nach Beaune marschirt , und hatte, ohne auf feindlichen Widerstand zu stoßen, diese kleine Stadt besetzt. Am 24. November folgten die beiden anderen Brigaden des 10. Korps (die 40. war bekanntlich in Chaumont zurückgeblieben und jetzt erst auf dem Anmarsch) ; die 37. Brigade sollte über Ladon und die 39. mit der Korps- Artillerie auf dem nördlich davon gelegenen Wege über Juranville nach Aury, Egry und Umgegend marſchiren. Bei der 39. Brigade befand sich an diesem Tage von dem Re giment 79 nur das 1. Bataillon und der Regimentsſtab. Das 2. Bataillon stand bei St. Catherine und bei Courtenay, das Füsilier-Bataillon, welches in Joigny verblieben war, hatte Be fehl zum Abmarsch erhalten, war am 23. bis Courtenay gerückt, und ſollte am 24. mittelst eines Gewaltmarsches versuchen , Beaune zu erreichen.

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a. Gefecht bei Ladon und Maizières am 24. November. Als die Avantgarde der 39. Brigade, zu welcher das 1. Ba taillon Regiments 79 gehörte, gegen 11 Uhr Vormittags das Dorf Mignerette erreicht hatte, ließen sich Kanonenschüsse in südlicher Rich tung vernehmen. Bald nahm das Geschützfeuer an Lebhaftigkeit zu und das nun auch ertönende rollende Gewehrfeuer war ein sicheres Anzeichen, daß die südlich marschirende 37. Brigade in ein heftiges Gefecht verwickelt war. Der Flecken Ladon an der Straße von Montargis nach Beaune gelegen, durch welchen am Tage vorher die 38. Brigade unbelästigt marschirt war , war heute stark vom Feinde besetzt und die 37. Bri gade mußte sich mit Gewalt einen Weg durch die feindliche Stellung bahnen, um ihr Marschziel, Beaune, zu erreichen. Indeſſen ſetzte die 39. Brigade ihren Marsch fort , und erhielt in Corbeilles durch einen Adjutanten des General-Kommandos den Befehl, beschleunigt nach Beaune und nicht in die nördlich davon angewiesenen Kantonnements zu rücken , weil eine Rekognoszirung der 38. Brigade bei Boiscommun und St. Loup auf ſtärkere feind liche Abtheilungen aller Waffen gestoßen war ; auch sollte ein Theil der Korps-Artillerie in schnellerer Gangart unter Begleitung einer Eskadron Dragoner nach Beaune vorausgeschickt werden . Bei Juranville angekommen , fielen links der Brigade in nicht weiter Entfernung Flintenschüsse. Infolge dessen befahl Oberst v. Valentini dem Major Schmidt v. Knobelsdorf mit zwei Kom pagnien der Avantgarde den Schutz der linken Flanke der Brigade zu übernehmen. Das Gelände südlich Juranville war sehr wenig übersichtlich, ein Dorf, mehrere Gehöfte, kleine Waldparzellen und viele einzelne große in den Feldern stehende Nußbäume beschränkten die Fernſicht. Major v. Schmidt ließ bei Les Cotelles die 1. und 2. Kom pagnie aus der Marschkolonne links abschwenken und führte sie auf große Diſtanz auseinanderziehend in südlicher Richtung bis zur Straße Ladon- Beaune vor. Hier angekommen , erhielt der Führer durch eine Kavallerie- Patrouille die Meldung, daß nicht weit davon eine Ferme sehr stark vom Feinde besetzt sei . Während dieſe wichtige Meldung durch dieselbe Patrouille an den Oberst v. Valentini befördert wurde, ritt der Adjutant des 1. Bataillons , Lieutenant v. Voigt, zur Rekognoszirung vor.

――――

70

Mittlerweile war vom General-Kommando um 11½ Uhr Nach mittags an den Oberst v. Valentini der Befehl eingetroffen, durch die Besetzung des Dorfes Maizières oder einer anderen geeigneten Stelle für die noch bei Ladon kämpfende 37. Brigade den Weg nach Beaune frei zu machen und alsdann mit dieser Brigade vereint auf Beaune zu marſchiren. Infolge dessen hatte Oberst v. Valentini in der Gegend von Venouille, schon über Maizières hinaus, ſein Detachement, *) das 1. Bataillon Regiments 56, zwei Kompagnien des 2. Bataillons Regiments 56 und die in der Avantgarde befindliche 3. und 4. Kom pagnie Regiments 79 nach der linken Flanke vorgehen lassen; die ursprünglich zur Deckung der linken Flanke detachirten zwei Kom pagnien (1. und 2. Regiments 79) kamen dadurch in die Avantgarde; die bisherige Avantgarde, 3. und 4. Kompagnie, schloß sich dem Gros an. Lieutenant v. Voigt, meldete: daß eine Ferme

von der Rekognoszirung zurückgekehrt, wie sich später herausstellte Magnan

ville — mit bedeutenden feindlichen Kräften besetzt sei , und daß der Feind zu seiner Sicherung keine Posten vorgeschoben habe. Major v. Schmidt beschloß den Angriff auf den Feind und meldete dies dem Brigade-Kommandeur. Die 1. Kompagnie (Premierlieutenant Wenzel) sollte durch ein Wäldchen gegen die Nordwest - Ecke, die 2. Kompagnie (Premier lieutenant Kalbe) östlich der Chaussee in der Obstbaumplantage gegen den Nordrand von Magnanville vorgehen.

Als die zum Angriff

nöthigen Bewegungen ausgeführt wurden, und nun auch die anderen Abtheilungen der Brigade Valentini ſich ſüdlich der Chauffee Beaune Ladon zeigten, hörte man auf Seite der Franzosen viele Signale blasen, Schwazen, Sprechen und Schreien vieler Hunderte von Men schen, und deutlich den Ruf: hâtez-vous ! hâtez - vous ! Sobald die preußischen Helme aus den Deckungen auftauchten, eröffneten die Franzosen ein lebhaftes Schnellfeuer und überschütteten das ganze Terrain mit einem Hagel von Geschossen , welche jedoch beinahe unschädlich über die schon bis 200 Schritt an die Ferme *) Das Füsilier-Bataillon Regiments 56 war in Montargis geblieben und sollte mit dem Füsilier - Bataillon Regiments 79 am 25. der Brigade nach rücken. - Zwei Kompagnien des 2. Bataillons Regiments Nr. 56 waren zur Sicherung der Kriegskaſſe mit dieſer nach Egry weiter marſchirt. — Das Jäger Bataillon war zur Bedeckung der Korps-Artillerie noch weit rückwärts .

71 herangekommenen zwei Kompagnien fortſauſten, dagegen in den noch weit entfernten anderen Abtheilungen Verluste erzeugten. Nach kurzem Feuergefecht traten die 1. und 2. Kompagnie gleich zeitig zum Angriff an und erſtürmten mit Hurrah die Gehöfte , aus denen sich der Feind nun eiligst in der Richtung auf Bellegarde abzog. Die diesseitigen Batterien hatten nur Zeit gehabt, einen Schuß gegen Magnanville zu thun, als die Musketiere schon in den Häusern waren und 2 Offiziere und ungefähr 20 Mann des 67. Mo bilgarden-Regiments zu Gefangenen machten. Eine ungefähr gleiche Anzahl des Feindes war todt und verwundet. Nach Aussage der Gefangenen ſtanden in und dicht ſüdlich Magnanville 1500 Mann. Der katholische Feldgeistliche Reichel , der 39. Brigade zugetheilt, machte mit der 2. Kompagnie, laut betend,. den Angriff mit und gab ein leuchtendes Beispiel kaltblütiger Tapferkeit und Todes verachtung. Nach Einnahme der Ferme fuhren die beiden Batterien der

Brigade dicht neben den Gehöften auf und verfolgten den Feind durch ihr Feuer. Die Straße von Ladon nach Beaune war nun frei, Deshalb erhielt Major der Zweck des Gefechts mithin erreicht. v . Valentini den Be Oberst anwesenden dem v. Schmidt nun von fehl, nicht weiter vorzugehen, sondern mit den beiden Kompagnien die Ferme zu besetzen. Ehe dieser Befehl allen Abtheilungen mitgetheilt werden konnte, hatte sich der Lieutenant der Reserve, Meyer, durch seinen Eifer fort reißen lassen und war dem fliehenden Feinde auf dem Fuße mit einem halben Zuge der 2. Kompagnie bis auf die Windmühlen-Höhe Montigny gefolgt. Als er nun den Befehl erhielt, zurückzukommen, war er in ein heftiges Gefecht mit feindlichen Reserven verwickelt und fand ,

von

rühmlichen Tod.

mehreren

feindlichen

Kugeln

durchbohrt ,

einen

Auch von der 1. Kompagnie hatte ein Zug den

Feind verfolgt und mußte zurückgeholt werden. Westlich der Chaussee nach Bellegarde ging das 1. Bataillon Regiments 56 mit ausein andergezogenen Kompagnien vor, ihm hatte sich die 3. Kompagnie Regiments 79 (Lieutenant Blanck) angeschlossen. Von diesen wurden mehrere einzeln liegende Höfe des Dorfes Fréville erobert und einige Gefangene gemacht, als auch sie den Befehl erhielten, zurück zukehren und das Gehölz westlich der Chauſſee zu beſeßen Die 3. leichte Batterie hatte ,

weil sie von der Höhe bei

Magnanville keine Wirkung mehr zu erreichen glaubte,

aufgeproßt

72 und war in der Richtung auf Bellegarde zu avancirt; auch sie er hielt den Befehl zurückzukehren. Abgeschickte Kavallerie- Patrouillen meldeten jetzt den Anmarsch der Brigade Lehmann (37.). Hier in den letzte Augenblicken des Gefechts erhielt der Oberſt lieutenant v. Boltenstern einen Streifſchuß am Arm. Das mittlerweile herangekommene Jäger-Bataillon Nr. 10 wurde am Kreuzungspunkt der Straße Ladon - Beaune und der Chauffee nach Bellegarde aufgestellt, wo bisher die 4. Kompagnie (Hauptmann Pawlikowski) Regiments 79 als Reserve vom Oberst v . Valentini zurückbehalten worden war. Indessen hatte der Feind mehrere Batterien in Thätigkeit gesezt und unterhielt auf unglaublich große Entfernung ein ziemlich reſultatloſes Feuer gegen Magnanville. Von diesem Gehöft , das auf einer Er höhung des Bodens lag, war das Terrain nach Süden hin weit zu übersehen. In allen Fermen, auf allen Höfen, hinter allen Hecken wimmelte es von Feinden und deutlich zeigte es sich, daß bedeutende Streitkräfte der Brigade Valentini gegenüber ſtanden. Mit großer Bravour hatte sich die 37. Brigade ihren Weg durch Ladon gebahnt und rückte jetzt bei anbrechender Dämmerung, etwa 6 Uhr, hinter der 39. Brigade durch nach Beaune. Jedes Gefecht war verstummt und auch die 39. Brigade marſchirte jetzt, nach Erfüllung ihres Auftrages, nach Beaune ab. Das 1. Bataillon verlor an Todten : offizier, 5 Mann.

1 Offizier,

1 Unter

Verwundet wurden : der Führer des Regiments und 18 Mann. Auf der Straße nach Beaune erhielt Oberst v. Valentini den Befehl, nach Juranville zu rücken , dort die Truppen so gut als möglich unterzubringen und Vorposten gegen den Feind auszusetzen. In der rabensinsteren Nacht war dies kein leichtes Geschäft, schon das Auffinden von Juranville war nur mit Hülfe eines dazu gezwungenen Einwohners möglich. Vorposten.

Das Jäger - Bataillon Nr. 10 übernahm die

In den Ortschaften Venouille , Les Cotelles , Longcourt, und einigen in der Nähe befindlichen einzelnen Höfen wurden die Truppen, so gut es anging, untergebracht. Hauptmann Herzbruch, der , wie schon erwähnt, mit der 5. und 6. Kompagnie an der Kanalbrücke bei St. Catherine stand , und der im Laufe des Tages den Befehl er

73

―――

halten hatte, zum Detachement des Oberst v. Valentini zu stoßen, traf mit beiden Kompagnien gegen Abend ein. Das Füsilier-Bataillon war an diesem Tage frühzeitig aus Cour tenay abmarſchirt , hatte Montargis fast gleichzeitig mit dem Feinde erreicht, war glücklich an den Spigen des Feindes in den Straßen der Stadt vorbeimarschirt , hatte den Kanal von Orléans unange fochten bei St. Catherine passirt und war mit der 5. und 6. Kom pagnie gemeinschaftlich bis Corbeilles gelangt. Hier ließ der Major v. Steinäcker seine Füsiliere einquartieren. Er hatte den Anschluß an ſeine Brigade nach Zurücklegung eines Marſches von 43 Kilo metern erreicht.

Am 25. November blieb die Brigade Valentini stehen, nur un bedeutende Veränderungen wurden in der Dislokation der einzelnen Abtheilungen vorgenommen. Die 4. Kompagnie des Regiments quartierte nach Juranville. Das jetzt eintreffende Füſilier-Bataillon belegte Longcour und den Bahnhof Beaune statt eines Bataillons vom Regiment 56 , welches in der Mittagsstunde die Vorposten be Es regnete fast den ganzen Tag.

zog.

Größere Truppenbewegungen auf feindlicher Seite bei Maizières veranlaßten im Laufe des Tages einen Alarm. Zu einem Gefecht kam es nicht. In den Nachmittagsstunden des 26. November ſollte das Füsilier Bataillon des Regiments 79 die Vorposten beziehen .

Die Linie der

selben erstreckte sich von der Gegend füdlich Venouille, wo der dies seitige rechte Flügel Anschluß an die Vorposten der 19. Division hatte, bis nach Corbeilles .

Diese acht Kilometer lange Strecke in

einem wenig übersichtlichen, nirgends der Vertheidigung eine wirksame Unterstützung bietenden Terrain ſollte durch ein Bataillon und wenige Reiter gesichert werden. In den nächsten Tagen wurden zwar noch zwei Kompagnien, eine in Juranville und eine in Lorcy , als Pikets in Alarmhäuſern dicht hinter der Vorpostenlinie untergebracht. Dennoch blieb die Aus dehnung der Vorpostenlinie für die geringe Zahl von vier , nachher sechs Kompagnien, zu bedeutend, besonders wenn in Betracht gezogen wird , daß die Bataillone nicht mehr vollzählig , sondern nur wenig über sechshundert Gewehre stark waren. Auch befahl Oberst v. Valentini am 27. November, in richtiger Erkenntniß, daß eine solche lange Linie nicht von einem Vorposten Kommandeur befehligt werden könnte, eine Theilung der Vorposten

74 stellung in zwei Abschnitte, von denen jeder einen besonderen Komman deur erhielt. Indessen stand der Feind dicht vor der Front der diesseitigen Stellung, nicht in zuſammenhängender Postenkette, stets an beſtimmter Stelle, sondern bald hier, bald da, bald in bedeutender Anzahl, bald von dort verschwunden , um an einer anderen Stelle wieder aufzu tauchen.

So war das Dorf Maizières manchmal vom Feinde be

sezt, manchmal nicht. Die Aufstellung der Vorposten, in der übrigens täglich kleine Ver änderungen und Verbesserungen vorgenommen wurden, war folgende: Eine Kompagnie südlich Les Cotelles hatte den Abschnitt von La Motte bis zur Brücke füdlich Juranville zu sichern, ſie gab eine Feldwache Nr. 1 in der Gegend von La Motte, eine Nr. 2 neben der Chauſſee nach Bellegarde, vielleicht 1 km südlich Les Cotelles und einen detachirten Unteroffizierposten links davon; der Rest der Kompagnie stand als Piket 500 m südlich Les Cotelles an der Chauſſee. Eine zweite Kompagnie hatte den Abschnitt von der Brücke füd lich Juranville bis La Marchaiſe zu sichern; sie gab Feldwache 3 in der Waldparzelle südöstlich Juranville , Feldwache 4 in den Busch südöstlich von Les Rues, bei welcher Ferme der Rest der Kompagnie als Biket stand . Einer dritten Kompagnie war der Abſchnitt von La Marchaiſe bis Lorch zugetheilt.

Sie gab drei Feldwachen, und zwar Feld

wache 5 in der Gegend von La Marchaise, Feldwache 6 südlich Lorch, aber nur bei Nacht, bei Tage stand hier eine Kavallerie Feldwache, und Feldwache 7 im Wäldchen östlich Lorcy. Die 4. Kompagnie gab eine Feldwache Nr. 8 nordöstlich der Feldwache Nr. 7 in einer anderen Buschparzelle ; zwei Züge derselben standen in Lorch als Piket. Außerdem ſtand in Lorch eine Jäger-Kompagnie, und in Cor beilles waren drei Jäger-Kompagnien einquartiert, welche Letteren jedoch nicht unter Kommando des Vorposten-Kommandeurs standen. Jeder Feldwache waren einige Dragoner zum Melden beigegeben. Auch waren nach und nach zwischen den weit von einander entfernten Feldwachen kleine Unteroffizierposten eingeschoben. Erst am 27. Abends wurde auf Anordnung des betreffenden Vorposten-Komman deurs an der Straße von Juranville nach Maizières dicht nördlich der Brücke eine Feldwache eingeschoben , und in ein Gehöft nördlich davon auf Befehl des Brigade-Kommandeurs eine ganze Kompagnie



als Piket aufgestellt.

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Der Feind stand hier am nächsten, der Weg

von Maizières nach Juranville war bis jetzt fast gar nicht gesichert, das Terrain war hier am wenigsten übersichtlich , also war dieser Punkt der gefährdetste; hier erfolgte auch, wie sich später zeigen wird, der erste feindliche Angriff. Ein Gros der Vorposten bestand nicht;

als solches war die

ganze Brigade Valentini anzusehen, die in den wenigen, dicht hinter der Vorpostenlinie

liegenden Ortschaften Venouille, Les Cotelles,

Juranville, Longcour in sehr engen und schlechten Alarmquartieren lag, um die Mannschaften vor den Unbilden des naſſen und kalten Novemberwetters zu schützen. — Die Aufmerksamkeit des Oberkommandos hatte sich auf den linken Flügel der Armee gewendet. Es waren Nachrichten eingetroffen, daß von Gien und von Briare an der Loire feindliche Massen nord wärts marschirt waren,

es traf die Meldung ein, daß Montargis

von starken feindlichen Kräften besezt sei ; in der Brieftasche eines am 24. November bei Ladon gefallenen höheren feindlichen Generalstabs Offiziers fanden sich Notizen, welche auf die Neubildung eines 20. fran zösischen Armeekorps, das jetzt bei Bellegarde stände, schließen ließen, und noch mehrere andere Anzeichen ließen vermuthen, daß der Feind zur Offenſive über Montargis und Beaune la Rolande schreiten würde. General v. Voigts-Rhet erhielt deshalb den Befehl, für den Schutz des linken Flügels seines Armeekorps zu sorgen, während die beiden anderen Korps der Armee sich nach Osten näher an das 10. Korps heranziehen sollten. Zum Schuße des linken Flügels und um dem in Eilmärschen mit der 40. Brigade heranmarschirenden General v. Kraaß die Hand zu reichen, wurde Oberstlieutenant v. Boltenstern mit der 5. und 6. Kompagnie Regiments 79, dem 2. Bataillon Regiments 56, zwei Geschützen der 3. leichten Batterie und zwei Schwadronen hessischer Reiter nach Château Landon entsendet.

b. Gefecht bei Torry am 26. November.

Am 26. November Nachmittags 2 Uhr rückte Oberstlieutenant v. Boltenstern mit seinem Detachement aus Les Cotelles in folgender Marschordnung ab: Zuerst zwei Schwadronen hessischer Reiter, die vorübergehend der 39. Brigade zugetheilt waren , dann die 5. und 6. Kompagnie

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Regiments 79, die beiden Geschütze, die Bagage und zuletzt das 2. Bataillon Regiments 56. Als die Tete der Infanterie gegen 3 Uhr halbwegs zwischen Juranville und Lorch die Waldspite erreicht hatte, meldete ein Dra goner aus der Vorpostenlinie, daß der Feind die Vorposten des Regiments 56, welche noch nicht vom diesseitigen Füſilier-Bataillon abgelöst waren, angegriffen habe, und daß die Höhe südlich Lorch mit mehreren feindlichen Kompagnien beſeßt ſei. Auf dieſe Nachricht , welche durch eine Meldung der heſſiſchen Reiter der Avantgarde aus Lorch bestätigt wurde, erhielt die 5. Kom pagnie (Lieutenant Schmelzer) vom Hauptmann Herzbruch den Be fehl, durch das in der rechten Flanke gelegene Wäldchen zu rücken, dasselbe, falls es besetzt sein sollte , vom Feinde zu säubern , dann links zu schwenken und gegen die linke Flanke der auf der Höhe südlich Lorch stehenden feindlichen Infanterie vorzugehen. Die 6. Kompagnie (Lieutenant Braunbehrens) ſollte südlich von Lorch vorbei gegen den Feind vorstoßen. Nach ungefähr einer halben Stunde brach die 5. Kompagnie aus dem südlichen Waldſaume vor, rechts von ihr war die 5. Kom pagnie des Regiments 56 (Hauptmann von der Lancken) ebenfalls mit derselben Bestimmung vorgeschickt worden. Beide Kompagnien griffen den Feind lebhaft in aufgelöster Ord nung an, und unter der tapferen Führung des Lieutenant Schmelzer wurde, fast ohne zu schießen, der Feind aus seiner Position gejagt, dann im Laufschritt gegen eine zweite und dritte Stellung vorgegangen und der Feind auch dort vertrieben. Hauptmann von der Lancken hielt sich immer rechts der 5. Kompagnie des Regiments 79, außerdem be theiligte sich bei dem Angriff auf die feindlichen Stellungen die Feld wache des Regiments 56 und der Schüßenzug der 6. Kompagnie unter Lieutenant Held. So waren die zerstreut liegenden Gehöfte des Dorfes Chevenelle erreicht worden. Die zwei anderen Züge der 6. Kompagnie wurden an der füd lichen Umfaſſung des Dorfes Lorch vom Hauptmann Herzbruch ge sammelt. Südlich Chevenelle ſtanden stärkere feindliche Abtheilungen, nach Aussage von Gefangenen und und nach eigener Schäßung zwei Regi menter Infanterie und eine schwache Abtheilung Jäger zu Pferde. Die beiden Führer der beiden 5. Kompagnien entschlossen sich, dem Feinde auch dieses Dorf zu entreißen , und obgleich die Kräfte der

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Mannschaften sehr erschöpft und Verstärkungen nicht in der Nähe waren, so wurde doch der Feind angegriffen und aus den zunächſt liegenden Höfen geworfen.

Nun aber ging der Feind ſeinerseits zum

Angriff vor, jedoch behielten bis zum Dunkelwerden Hauptmann von der Lancken, Lieutenant Schmelzer und Lieutenant Held mit ihren Mannschaften den eroberten Theil des Dorfes besetzt und zogen dann unbelästigt vom Feinde nach Lorch ab. Tödtlich verwundet wurde der Lieutenant Juncker v. Ober conraid I., er hatte einen Schuß in den Mund erhalten und starb bald, betrauert von allen Kameraden, im Lazareth zu Beaumont. Leicht kontusionirt war der Lieutenant Wahnschaffe, sonst verlor die 5. Kompagnie 3 Mann todt und 4 verwundet. hatte nur einen Verwundeten.

Die 6. Kompagnie

Oberstlieutenant v. Boltenstern hatte seine Aufgabe , Besetzung von Château Landon, im Auge behaltend, als er den glücklichen Aus gang des Gefechtes wahrnahm, die Rückkehr der beiden Kompagnien nicht abgewartet, sondern seinen Marsch über Corbeilles fortgesetzt. Die beiden 5. Kompagnien und der Zug der 6. Kompagnie folgten ihm und erreichten erst nach Mitternacht Château Landon. Andere Unternehmungen des Feindes gegen die Brigade Valen tini geschahen an diesem Tage nicht. Am 27. November Nachmittags bezog das

1. Bataillon die

Vorpostenſtellung . Es trat jezt die Theilung der Vorpoſtenlinie in zwei Abschnitte ein, den rechten, 1. und 2. Kompagnie von La Motte bis La Marchaise, kommandirte der Major Schmidt von Knobels dorf, den linken,

3. und 4. Kompagnie,

Corbeilles, der Hauptmann Pawlikowski.

von La Marchaise bis Die 4. Kompagnie des

Regiments 56 wurde als Piket in eines der südlichsten ausgebauten Gehöfte von Juranville gelegt. Im Laufe des Tages war in Les Cotelles von einem Artilleriſten, in einem Garten vergraben, ein geladenes National- Garden-Gewehr gefunden worden. Der Maire des Ortes , welcher versichert hatte, daß gar keine Waffen vorhanden wären, wurde deshalb arretirt und veranlaßt, seine Gemeinde dringend aufzufordern , sofort alle Waffen abzuliefern, widrigenfalls strenge Maßregeln ergriffen werden würden. Die meisten männlichen Einwohner der Ortschaften waren verschwun den und hielten sich entweder in den von den Franzosen beſeßten Ortschaften oder in den benachbarten Büschen versteckt auf. Es wurden auch einzelne Landleute, der Spionage verdächtig,

78 zwischen Juranville und Maizières ergriffen. In Abwesenheit ihrer Männer wurden infolge der Aufforderung des Maire von den Frauen einige 20 Gewehre abgeliefert , die fast alle geladen und bis dahin in der Erde versteckt gehalten worden waren. c. Schlacht bei Beaune la Rolande am 28. November. Am 28. November früh bei Tagesanbruch war schon eine auf fällige Bewegung auf feindlicher Seite zu bemerken. In der Gegend des Schnittpunktes der Chauffeen Bellegarde — Les Cotelles und Ladon — Beaune brannte ein einſam ſtehendes ver laſſenes Haus , das außerhalb der Vorpostenlinie lag und jedenfalls eine auffallende Erscheinung war. Weithin sichtbar war die dichte dunkle Rauchwolke und konnte

wohl als

Signal für den Feind

gelten, denn alsbald , gegen 8 Uhr früh, tauchten überall vor der Poſtenlinie lange Reihen französischer Tirailleure auf und näherten ſich vorsichtig und langſam der dieſſeitigen Aufstellung. Der Vorposten - Kommandeur, welcher sich zu dieser Zeit in der Poſtenlinie südlich Juranville befand ,

alarmirte sofort die Feld

wachen 3, 4 und die Beſazung von Juranville und schickte Meldung an den Brigade - Kommandeur, der sein Quartier in Les Cotelles genommen hatte. Doch auch hier war schon Meldung über das Vorgehen des Feindes eingetroffen, überallhin waren die Befehle gesendet, und in kaum einer halben Stunde standen die Truppen nördlich Les Cotelles auf der Windmühlenhöhe, dem durch Korps befehl vom 25. beſtimmten Alarmplatz der Brigade. Das Detachement des Obersten v . Valentini bestand zur Zeit aus dem Füsilier - Bataillon Regiments 79, welches Les Cotelles besetzt hatte, 1.

Bataillons

dem Füsilier - Bataillon Regiments

56 ,

einem

und

drei Kompagnien

des

Pionier- Detachement,

der

3. schweren (Hauptmann Heyn) , vier Geschüßen der 3. leichten Batterie (Hauptmann Burbach) und einigen Zügen Dragoner. Mit dem Oberstlieutenant v. Boltenstern waren sechs Kom pagnien (2. Bataillon Regiments 56 und zwei Kompagnien des 2. Bataillons Regiments 79) und zwei Geschütze der 3. leichten Batterie nach Château Landon detachirt. Auf Vorposten war das

1.

Bataillon Regiments

79 ,

die

4. Kompagnie Regiments 56 und eine Jäger - Kompagnie , lettere beiden die Pikets der Vorposten in Juranville und Lorch bildend. Die drei anderen Jäger - Kompagnien lagen in Corbeilles .

Zwei

79

-

Kompagnien (die 7. und 8.) des Regiments 79 befanden sich zur Deckung der zweiten Trainſtaffel abkommandirt. Indessen knatterte auf der ganzen Vorpostenlinie lebhaftes Ge wehrfeuer, welches von Minute zu Minute stärker wurde und keinen Zweifel ließ, daß der Feind auf der ganzen Linie einen ernsthaften Angriff mache. Aus der Gegend von Beaune her ließ sich Kanonen feuer vernehmen. Ueber das Verhalten der Vorposten und den etwa nöthig wer denden Rückzug, war schon ein Befehl gegeben worden. Um dieſen in Erinnerung zu bringen, ritt Major v. Schmidt zu den Feld wachen der 1. Kompagnie, während der Adjutant des 1. Bataillons, Lieutenant v. Voigt , den Auftrag erhielt, der zweiten Kompagnie südlich Juranville denselben Befehl zu überbringen. Bei Ausführung dieses Auftrages zerschmetterte ein feindliches Geschoß den linken Arm des tapferen Offiziers , ſo daß er gefechtsunfähig von Les Cotelles , bis wohin er noch zurückreiten konnte, fortgebracht werden mußte. Der Feind ging gegen den diesseitigen rechten Flügel (1. Kom Seine geschlossenen pagnie) nur langsam und sehr vorsichtig vor. Abtheilungen konnten von der dicht bei Les Cotelles aufgefahrenen 3. leichten Batterie beschossen werden, auch war die Aufstellung der 1. Kompagnie eine ziemlich günstige, so daß die feindlichen Schüßen nur allmälig vordringen konnten. Erst als der Feind sich nach einer Stunde anschickte , den rechten Flügel der 1. Kompagnie zu umgehen, zog sich diese , die Front von Les Cotelles freimachend, über Venouille zurück, und wurde dann ungefähr 600 Meter nördlich Les Cotelles bei einer einzeln stehenden Scheune zum Schutz der dorthin ebenfalls zurückgenommenen 3. leichten Batterie aufgestellt. Viel schwieriger gestaltete sich die Gefechtslage bei der zweiten Kompagnie. In dem durchaus unübersichtlichen Terrain war eine einheitliche Leitung nicht möglich. Jeder Zug , jede Feldwache , jede Patrouille kämpfte für sich. Nur allmälig wichen die am stärksten bedrängten Vertheidiger rückwärts , andere, weniger stark gedrängt, hielten mit zäher Tapferkeit ihre Stellung , an manchen Stellen fand aber der Feind gar keinen Widerstand , weil die 2. Kompagnie nicht Mannschaften genug hatte, um eine Linie von beinahe zwei Kilometer Länge zu besetzen. Hier ging der Feind ungehindert, in dem Busch werk sogar ungesehen , schnell vor , und faßte die noch kämpfenden So kamen einzelne Gefechts Abtheilungen in Flanke und Rücken.

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gruppen der 2. Kompagnie in die übelste Lage, und der Rückzug konnte schließlich nur unter großen Verlusten angetreten werden. Einigen kleinen Abtheilungen gelang es gar nicht mehr zurückzukom men, sie wurden umzingelt und gefangen genommen. Nach 1½ ſtün digem Gefecht ging die Kompagnie in einem Bogen um das schon vom Feinde besetzte Juranville, flankirt aus dem Wäldchen bei La Mar chaise und von darüber hinaus vorgedrungenen feindlichen Abtheilungen, in nördlicher Richtung zurück, und wurde vom Major v. Schmidt nach der einzelnen Scheune nördlich Les Cotteles geführt , wo schon die 1. Kompagnie stand. Die 3. Kompagnie, welche den Abschnitt bei Lorcy beſeßt hatte, war bald nach 9 Uhr auch vom Feinde angegriffen worden und hatte sich nach kurzer Vertheidigung des Schlosses und der Um fassung von Lorcy, Dorf vorbeiging ,

weil der Feind westlich und östlich an diesem im Verein mit der hier als Piket ſtationirten

Jäger- Kompagnie, und der 4. Kompagnie des Regiments in der Richtung auf Corbeilles zurückgezogen. Hier übernahm der Major v. Przychowski , Kommandeur des Jäger - Bataillons , das Kom mando , besetzte den Eisenbahndamm südlich Corbeilles mit seinen Jägern und den beiden Kompagnien des Regiments 79, vertheidigte bis gegen 12 Uhr diese verhältnißmäßig günstige Poſition gegen große Uebermacht, und brachte dem mehrfach vergeblich anstürmenden Feinde bedeutende Verluste bei. Sehr schnell war es dem Feinde gelungen, sich in den Beſiß von Juranville zu setzen. Der Führer der 4. Kompagnie Regiments 56, welche hier als Piket stand , war schwer verwundet worden, und die einheitliche Leitung der Vertheidigung dadurch verloren gegangen. Der Feind richtete nach seiner Gewohnheit schnell dieſen Ort zur Vertheidigung ein und drang darüber hinaus in nördlicher Rich tung vor. Oberst v. Valentini befahl gegen 92 Uhr, daß das erste Bataillon Regiments 56 den Feind wieder zurückwerfen sollte. Mit den noch nicht im Gefecht gewesenen drei Kompagnien drang Major v . Lindeiner trotz des heftigen feindlichen Feuers gegen Juranville von der Nordseite her vor, konnte jedoch den Feind nicht aus dem Dorfe vertreiben , und hielt sich nur mit Mühe gegen die feindliche Uebermacht, flankirt von Lorcy her. Um die Verbindung mit den bei Lorcy und Corbeilles fechten ſeines Bataillons

den Theilen der Brigade herzustellen ,

wurden zwei Geſchüße der

81 3. leichten Batterie unter Bedeckung einiger Züge Dragoner halb Sie mußten jedoch bald , lebhaft beschossen von feindlicher Infanterie, welche schon Les Touches und Le Fournil besetzt hatte, zurückkehren. wegs dorthin entsendet.

Es stand also gegen 10 Uhr die Brigade Valentini in folgen der Aufstellung: Auf der Windmühlen-Höhe bei Venouille die 3. schwere Batterie, hinter der Höhe das Füſilier - Bataillon Regiments 56 und das Pionier- Detachement, in Les Cotelles das Füsilier - Bataillon Regi ments 79 ; nördlich davon bei der einzelnen Scheune vier Geschütze der 3. leichten Batterie, links neben diesen die 1. und 2. Kompagnie Regiments 79 , welche aus dem vorgeholten Munitionswagen die Munition ergänzt hatten.

Vor Juranville kämpfte das 1. Bataillon

Regiments 56 , bei Corbeilles das Jäger-Bataillon Nr. 10 und die 3. und 4. Kompagnie Regiments 79. So lange hatte die schwache Brigade Valentini allein gegen den übermächtigen Feind das Gefecht geführt. Es nahte jezt Unterſtüßung. Die 37. Brigade, welche nördlich und nordwestlich von Beaune in Kantonnements lag , hatte schon am Tage vorher Befehl erhalten, Quartiere hinter dem linken Flügel des 10. Korps beim Bahnhof Beaune zu beziehen, um dem bedrohten linken Flügel näher zu ſein. Es befand sich daher diese Brigade am Morgen des 28. auf dem Marſch dorthin, und entsendete,

als das lebhafte Feuer bei

Juranville zu hören war, gegen 10 Uhr das 2. Bataillon Regi ments 91 zur Unterstützung. Oberst v. Valentini stellte dasselbe bei der Mühle des hommes libres zur Reserve auf. Der Rest der 37. Brigade und die Korps-Artillerie marſchirte nach der Höhe beim Bahnhof Beaune, wohin sich auch der komman dirende General von der Stadt Beaune aus begeben hatte. Als nun das Gefecht bei Juranville und Lorch immer lebhafter wurde und der Feind immer mehr Terrain , gewann, entsendete General v. Voigts - Rhetz das Füsilier - Bataillon und bald auch das 1. Bataillon des Oldenburgischen Regiments auf der Chaussee gegen Les Cotelles vor. Weil diese Unterſtüßung in naher Aussicht stand, entschloß sich Oberst v. Valentini, das Füſilier-Bataillon Regiments 56 nach Juranville zu schicken, um das nur noch mit Mühe sich haltende Bataillon Lindeiner, welches beinahe sämmtliche Munition verſchoſſen hatte, aufzunehmen und abzulösen. 6 Schmidt v. Knobelsdorf, 3. Hannov. Inf.- Regt. Nr. 79.

-

82

-

Der Kommandeur des Regiments 91 , Oberstlieutenant v. Hagen, ging mit seinem Füſilier-Bataillon ebenfalls vor, und umfaßte Juran ville südlich, während die Füsiliere 56 in die nördliche Umfassung des Dorfes eindrangen. Der um die Kirche herumliegende geschlossene Theil deffelben wurde erobert, die Franzosen zurückgetrieben und 250 unverwundete Gefangene gemacht, welche sogleich rückwärts transportirt wurden. Jedoch drang der Feind mit bedeutenden Massen von Lorcy aus gegen die Nordost-Ecke von Juranville vor, und drohte die durch das heftige Gefecht auseinander gekommenen Abtheilungen wieder zurückzuwerfen. Oberst v. Valentini mußte sich nun entscheiden, ob er neue Ver stärkungen , um welche er dringend gebeten wurde, in das Dorf schicken und in dem ungleichen Kampfe ſeine Kräfte zerſplittern, oder ob er das Dorf dem Feinde überlassen und in der weit günſtigeren Stellung nördlich Juranville einen Angriff des Feindes erwarten sollte. Er entschloß sich für das letztere und gab den beiden Bataillonen

in Juranville den Befehl zum Rückzuge. Dieser wurde mit Ruhe und Ordnung ausgeführt. Es war jetzt gegen 2 Uhr Nachmittags . Das 1. Bataillon 56 war, nachdem es aus dem Gefecht zurückgezogen worden und seine Munition aus dem vorgeholten Patronenwagen ersetzt hatte , südlich Longcour, westlich der Chauffee, in das 2. Treffen geſtellt worden, die beiden Bataillone des Regiments 91 wurden hinter dem Wind mühlenberge aufgestellt. Auf dem äußersten linken Flügel bei Corbeilles hatte der Feind mit ungefähr 5 Bataillonen in der Front nicht vordringen können; er umging deshalb den ausgedehnten Ort mit noch zwei Bataillonen in östlicher Richtung. Eine Jäger- Kompagnie, im Park von Cor beilles zum Schuße der linken Flanke aufgestellt, war viel zu schwach, um mit Aussicht auf Erfolg die ausgedehnte Ost-Umfaſſung verthei digen zu können. Deshalb befahl Major v. Przychowski bald nach 12 Uhr den Rückzug in der Richtung auf Bahnhof Beaune.

Hinter dem Eisen

bahndamm fanden die abziehenden Abtheilungen gegen das Feuer der feindlichen Besatzungen von Le Fournil gute Deckung. Der Feind folgte nur langsam und besetzte Corbeilles. General v. Voigts - Rhet, welcher seinen Standpunkt auf der Höhe des Bahnhofes behalten hatte, befahl, daß die 3. und 4. Kom

83 pagnie des Regiments 79 den Bahnhof besetzen sollten ; nächstdem mußte die 3. Kompagnie eine Rekognoszirung nach Egry machen, weil sich das Gerücht verbreitet hatte, daß dieser Ort schon vom Feinde beſeßt sei . Egry wurde frei von feindlichen Abtheilungen gefunden. Schon im Voraus möge hier erwähnt werden, daß beide Kompagnien am Abend nach Beendigung der Schlacht auf Befehl des komman direnden Generals nach Egry marſchirten , um sowohl das Haupt quartier, als auch die Korps -Artillerie zu decken. Ehe in der Schilderung der Ereigniſſe weiter fortgefahren werden kann, ist es nothwendig , einen Blick auf die feindlichen Maßnahmen zu werfen. Durch lebhaftes Drängen des Kriegsministers und Diktators Gambetta und durch direkte Befehle aus Tours gegen den Rath und den Wunsch des französischen Oberbefehlshabers Aurelles des Paladines waren das 18. und 20. Armeekorps unter Befehl des General Crouzat zum Angriff gegen Juranville und Beaune la Ro lande vorgegangen . Die Franzosen, wohl unterrichtet über die Schwäche des ihnen gegenüberstehenden 10. preußischen Armeekorps, hatten den Angriff mit großer Heftigkeit und Tapferkeit unternommen. Während das 20. Korps seinen Angriff gegen Beaune richtete, immer mit neuen Regimentern gegen die 38. Brigade anſtürmte, und ſeinerseits das 16. preußische Regiment in der Stadt beinahe ein geschlossen mit heldenmüthiger Ausdauer von früh bis zum ſpäten Abend alle feindlichen Angriffe zurückwies, hatte das 18. französische Korps seinen Vormarsch gegen Juranville und Lorch genommen, die Vorposten der Brigade Valentini zurückgedrängt , und einen Wieder eroberungs- Versuch des Dorfes Juranville vereitelt. Die 39. Brigade, durch das Oldenburgische Regiment verſtärkt, stand nun in einer günstigen Position nördlich Venouille und Les Cotelles, letzteren Ort, noch vor der Front, durch das Füsilier-Ba taillon 79 besetzt. Der Feind, zum zweiten Male in vollständigem Besitz von Juranville, drang nun nördlich darüber hinaus vor, besetzte den da selbst liegenden Busch, und richtete von dort aus ein lebhaftes aber schlecht gezieltes Feuer auf die vier Geschütze der 3. leichten Batterie und die daneben ziemlich gut in Steinlöchern und Gräben gedeckt stehenden zwei Kompagnien ( 1. und 2. ) des Regiments 79. Haupt mann Burbach hielt den nördlichen Saum des vom Feinde besetzten 6*

84 Buſches unter Feuer, und verhinderte dadurch ein Vorgehen stärkerer feindlicher Massen aus demselben; nur dünne Tirailleurlinien wagten sich weiter in nördlicher Richtung vor. Die 3. schwere Batterie richtete vom Windmühlenberge ihr Feuer gegen das Dorf Juranville, jedoch manche Granate krepirte wirkungslos in den Zweigen der vielen auf dem Felde stehenden ein zelnen Bäume. Der Feind drang allmälig weiter vor. Es nahte die Krisis der Schlacht. Zwischen Lorch und Juran ville wurden starke feindliche Abtheilungen sichtbar, die sich anschickten, gegen den linken Flügel des 10. Armeekorps vorzugehen. Gegen dieſe ließ der kommandirende General vom Bahnhof aus zwei Batterien der Korps -Artillerie und eine schwere Batterie der 37. Brigade bis auf die Höhe von Longcour östlich der Chauſſee vorgehen,

auch schwenkten

die beiden

linken Flügelgeschüße

der

3. leichten Batterie (Burbach) nach links, während die beiden anderen Geschütze ihr Feuer gegen das obenerwähnte Wäldchen fortsetten. Schuß auf Schuß donnerte jezt dem auf die freie Ebene getretenen Feinde entgegen.

Seine vorderen Abtheilungen löſten ſich auf, ſein

Vorgehen stockte, ſein Angriff erlahmte und er trat wieder den Rückzug hinter Juranville an. Indessen war das vom Füsilier - Bataillon des Regiments 79 besetzte Dorf Les Cotelles vom Feinde unbeachtet geblieben.

Nach

dem die auf Vorposten geweſene 1. Kompagnie bei ihrem Rückzuge die Front von Les Cotelles frei gemacht hatte , war eine schwache feindliche Schützenkette bis auf ungefähr 800 Schritt südlich des Dorfes vorgegangen, hatte sich in Gräben und Buschpartien ein geniſtet, und unterhielt von dort ſtundenlang ein unbedeutendes, wenig wirksames Feuer gegen Les Cotelles. Die feindlichen Massen hatten sich sämmtlich nach Juranville gezogen. Major v. Steinäcker benutzte die Zeit der Kämpfe in und um Juranville, um Les Cotelles zur Vertheidigung einrichten zu laſſen, wobei das Pionier-Detachement wesentlich gute Dienste leistete. Gegen Süden bildete die fast zusammenhängende massive Umfaſſung eine günſtige, aber nicht breite Front mit freiem Schußfeld. Gegen Often war die Umfaſſung durch offene Gärten unterbrochen, und eine ſanſte vorliegende Höhe beschränkte das Schußfeld auf 200 bis 300 Schritt . In die Mauern wurden Scharten eingebrochen oder Auftritte

85 hergestellt, und die Straßen durch in Eile aus Wagen, Strauchwerk und Hausgeräth hergestellte Barrikaden geschlossen. Der 9. Kompagnie (Hauptmann v. Dobbeler) und einem Zuge der 10. Kompagnie (Lieutenant v. Ehrenſtein) wurde die südliche Um faſſung des Dorfes, der 11. Kompagnie (Premierlieutenant v. Szy monski) und den beiden andern Zügen der 10. Kompagnie (Lieute tenant Freiherr v. Ledebur) die Front nach Juranville zur Ver theidigung überwiesen. Die 12. Kompagnie (Premierlieutenant v. Witowski) bildete die Reserve im Dorf. Als das erste Mal Juranville von den Franzosen erobert wurde, und diese sich anschickten, gegen das nördlich gelegene Wäldchen vor zugehen, betheiligte sich ein Zug der 11. Kompagnie unter Lieutenant v. Szymonski am Gefecht, indem er, auf die sanfte Höhe vorgehend, den Feind durch Feuer in der linken Flanke beunruhigte.

Nachdem

der Feind den Busch besetzt hatte, ging Lieutenant v. Szymonski auf Befehl des Major v. Steinäcker mit seinem Zuge in die Dorf Umfaſſung zurück. Bei dieser Gelegenheit zeichnete sich der Lazareth gehülfe Kramer der 11. Kompagnie durch Tapferkeit und Kamerad schaftlichkeit aus.

Ein durch das Bein geschossener Füsilier blieb auf

der Höhe liegen , als der Zug in die Dorfumfaſſung zurückging. Kramer verband nicht nur mit Ruhe und Umſicht den Verwundeten trotz des feindlichen Feuers, sondern holte, als der Feind von Neuem vorging , die Füsiliere Düwel und Klöver aus dem Dorfe, um den Verwundeten zurückzuschaffen. auch verwundet.

Düwel wurde bei dieser Gelegenheit

Es erfolgte darauf, wie schon erzählt, die Wiedereroberung des Dorfes durch die Westfalen und Oldenburger, und dann der Rückzug derselben. Der Feind besetzte abermals das Dorf und drang nördlich darüber hinaus vor, wendete sich nun aber auch zu einem ernstlichen Angriff gegen Les Cotelles. Aus Juranville

und dem Wäldchen nördlich davon drangen

Schüßenschwärme, einige hundert Mann stark gegen die Ostseite von les Cotelles vor.

Jedoch stockte dieser Angriff bald und nach einem

Feuergefecht von ungefähr einer Viertelstunde zog sich der Feind zurück.

Sehr bald aber entwickelte sich von Juranville her ein neuer

Angriff. Ungefähr 600 Mann in Linie, wenige Schüßen vor der Front, auf dem linken Flügel ein kleines Geſchüß, rückten entſchloſſen

86

gegen Les Cotelles vor.

Die sanfte Bodenerhebung zwischen dieſem

Ort und Juranville verhinderte , daß der Feind auf größerer Ent fernung als 200 bis 300 Schritt die Besagung des Dorfes Les Cotelles sehen und sein Feuer dagegen eröffnen konnte. Nur aus den Bodenfenstern der höchsten Häuser von Les Cotelles war der feindliche Anmarsch zu sehen. Ohne einen Schuß zu thun , avancirte deshalb der Feind bis auf die Höhe. Hier angekommen , empfing ihn ein wirksames nieder schmetterndes Feuer aus allen Gewehren der 11., einem Theil der 10. und 12. Kompagnie, welche lettere aus der Reserve geholt, die nördlichſten Häuſer beſezt hatte. Der Feind stuzte, warf sich nieder und beantwortete das Feuer. Gleichzeitig trafen einige wohlgezielte Granaten der 3. leichten Batterie in die Reihen des Feindes und warfen unter Andern auch den auf einem Falben reitenden feindlichen Führer nieder. Mit großer Heftigkeit wurde eine kurze Zeit lang das Feuer gefecht geführt , bis dichter Pulverqualm jede Aussicht hemmte. Als dieser sich verzog , sah man , daß der Feind sich zur Flucht gewandt hatte. Sein Angriff war blutig abgewiesen. Mehr als 50 Leichen, und weit über 100 Gewehre und auf dem Felde zerstreute Tornister zeigten die Stelle, reicht hatte.

wo das Feuer der Füsiliere den Feind er

Aber auch diesseits waren schmerzliche Verluste erlitten worden. Der Führer der 10. Kompagnie , Lieutenant Freiherr v. Ledebur, fand den Heldentod , eine feindliche Kugel hatte seine Stirn durch bohrt; hinter ihm, jedoch nur leicht verwundet, stürzte Lieutenant Reinecke. Es trat jezt an dieser Stelle des Schlachtfeldes Ruhepause ein.

eine kurze

Die tapferen Vertheidiger der Ostumfaſſung hatten viele Pa tronen verbraucht, und da der Patronenwagen nicht zur Stelle war, konnte nur aus den Taschen der Todten und Verwundeten und des jezt zurückbeorderten Pionier - Detachements in Etwas die Munition ergänzt und ausgeglichen werden . Nach einer starken halben Stunde wurde von feindlicher Seite ein Angriff von Süden gegen Les Cotelles eingeleitet. Ungefähr sechs feindliche Geschüße, deren Standpunkt jedoch nicht genau er mittelt werden konnte, eröffneten ihr Feuer gegen Les Cotelles .

Die

meisten der feindlichen Granaten gingen hoch über das Dorf fort

87 und schlugen in der Nähe der 3. leichten Batterie und der 1. und 2. Kompagnie Regiments 79 tief in den weichen Boden ein, meistens ohne zu krepiren und Schaden zu thun.

Dann setten sich zwei

feindliche Kolonnen rechts und links der Chauſſee von Bellegarde in Bewegung gegen Les Cotelles . Auf die Meldung hiervon entsendete Oberst v. Valentini zwei Geschütze der 3. schweren Batterie unter Premierlieutenant Stolterfoth vom Windmühlenberge zur Unterstützung nach Les Cotelles, weil das ganze Gelände füdlich Les Cotelles vom Windmühlenberge nicht eingesehen werden konnte. Dieser Offizier fuhr mit seinen beiden Geschützen durch die südliche Umfassung dieses Ortes östlich der Chauſſee nach Bellegarde leider zu weit vor. dem Augenblick,

In

als er abprogen ließ , überschüttete der Feind die

beiden Geſchüße mit einem Hagel von Geschossen , so daß von der Bespannung des einen Geschüßes zwei Pferde getödtet, zwei Pferde verwundet und ein Theil der Bedienungsmannschaft außer Gefecht gesetzt wurde. In dem tief aufgeweichten Boden konnten die übrig gebliebenen Pferde das Geſchüß nicht mehr fortschleppen. Es blieb ſtehen, nur die Proze und das andere Geschütz konnten zurückgezogen werden. Der Adjutant des Füsilier-Bataillons, Lieutenant v . Heimburg, holte zwar in größter Eile vier frische Pferde von der Batterie bei der Windmühle, Freiwillige von der Artillerie und von den Füſilieren erboten sich, das Geſchütz zu holen , jedoch war der Feind uäher herangerückt und hielt den ganzen Südrand des Dorfes unter so wirksamem Feuer,

daß sich Major v .

Steinäcker entschloß , jeden

weiteren Versuch zur Rettung des Geschützes zu untersagen, um nicht unnöthige Verluste herbeizuführen. Zu einem Angriff schritt der Feind noch nicht , ſondern er ver suchte erst das Dorf von Westen her zu umfassen. Dies gelang ihm auch, mehr vertheidigt wurde.

da der Ort Venouille diesseits

nicht

Oberst v. Valentini war davon in Kenntniß gesetzt, daß das Füsilier- Bataillon in beiden Flanken umfaßt und in der Front be= droht sei . Er befahl daher ein Aufgeben von Les Cotelles und einen Rückzug auf den rechten Flügel der Hauptstellung hinter dem Wind mühlenberg . Major v . Steinäcker gab das Signal zur schleunigen Räumung des Dorfes und zum Rückzuge. Dieser wurde in guter Ordnung angetreten. Zulegt, wohl etwas zu spät, verließ der 2. Zug der

9. Kompagnie das

Dorf.

Eine feindliche Abtheilung Lanciers,

ungefähr vierzig Pferde stark, unter Befehl des Eskadronchefs und Kommandanten Renaudot war durch die Obstgärten westlich Les Cotelles durchgejagt, schwenkte rechts und überritt den 2. Zug der 9. Kompagnie, welcher vom Fähnrich Niemeyer kommandirt wurde. Bei dieser Gelegenheit gerieth ein Theil dieſes Zuges in feindliche Gefangenschaft. Einige glücklich in die feindliche Kavallerie ein schlagende Granaten der diesseitigen 3. leichten Batterie und die da durch hervorgerufene Verwirrung machte es möglich , daß sich ein Theil der gefangenen Füsiliere rettete und das Bataillon wieder erreichte. Auch die beiden Aerzte, welche einen Verbandplag in der Schule errichtet hatten, geriethen , wenn auch nur für kurze Zeit, in Gefangenschaft. Der katholische Geistliche Reichel war an diesem Tage wieder vielfach in der vordersten Gefechtslinie zu sehen, wo er die Sterbenden tröstete und die Kleinmüthigen durch Gebet stärkte. Der Feind ging aber nicht über Les Cotelles und Venouille hinaus vor. Gegen 4 Uhr Nachmittags verstummte das Feuer auf dem linken Flügel des 10. Armeekorps vollständig , und nur von Beaune her grollte noch bis spät in den Abend hinein der Geschüß donner. Auf der fanften Höhe südlich Longcour, welche zur Vertheidigung eingerichtet war, bezog die Brigade Valentini bei Anbruch der Dunkelheit Biwak. Das Regiment 56 im ersten Treffen, dahinter die zur Stelle befindlichen sechs Kompagnien des Regiments 79 und die Dragoner. Noch spät am Abend traf die Nachricht ein, daß Marcilly, in der rechten Flanke gelegen , vom Feinde besetzt sei. Die Sicherung dagegen wurde dem 1. Bataillon Regiments 79 übertragen. Major v. Schmidt stellte zwei Feldwachen dagegen aus . herausstellte, war die Nachricht eine falsche.

Wie sich später

Die Verluste betrugen beim 1. Bataillon : Todt: 2 Unteroffiziere, 4 Mann. Verwundet : Lieutenant und Adjutant v. Voigt, 1 Unteroffizier, 24 Mann. Vermißt : 3 Unteroffiziere, 33 Mann. Beim Füsilier-Bataillon: Todt : Lieutenant Frhr. v . Ledebur , 1 Unteroffizier, 7 Mann. Verwundet : Premierlieutenant v. Szymonski , Sekondlieutenant Reinecke, Feldwebel Remmert, 2 Unteroffiziere, 36 Mann.

89 Vermißt: Sekondlieutenant der Reserve Vollbrecht, 1 Portepee fähnrich, 2 Unteroffiziere, 31 Mann. Soweit die eiserne Portion noch vorhanden war, diente sie zur Verpflegung am Abend nach dem heißen Kampfe. Auf den Biwak pläzen wurden von den Mannſchaften große Mengen von Wallnüſſen, in der Erde vergraben, vorgefunden. Nahrung an diesem Tage.

Für Viele war dies die einzige

Als nach einer kalten Nacht der Morgen des 29. November anbrach , nahmen die Truppen die Gewehre in die Hand, um einem erwarteten feindlichen Angriff entgegenzutreten. Vor der Front blieb jedoch Alles ruhig. Vorgeschickte Patrouillen meldeten den Abzug des Feindes aus Juranville und Les Cotelles. Die 3. und 4. Kompagnie traten wieder zum Bataillon.

Der

Lieutenant Richers wurde zum stellvertretenden Adjutanten des 1. Ba taillons ernannt. Nachmittags wurde vorgerückt und die alte Stellung eingenommen.

Zwei Kompagnien des 1. Bataillons Regi

ments 56 bezogen die Vorposten, deren linker Flügel sich nicht mehr bis Corbeilles , sondern nur bis Lorch erstrecken sollte.

Das 1. und

Füsilier-Bataillon Regiments 79, mit Ausnahme der 3. Kompagnie, welche nach Lorch detachirt wurde, wurden nach Juranville in enge Alarmquartiere gelegt. Maizières war noch vom Feinde besetzt. Der Nachmittag verging schnell mit mancher Arbeit und mit dem Aufſuchen der Todten ; einige waren arg verstümmelt, sämmt liche Verwundete in Gefangenſchaft geführt , dagegen wurden viele verwundete Franzosen vorgefunden. Die Todten wurden beerdigt; Lieutenant v . Ledebur , fern von seiner jungen erst vor kurzer Zeit ihm angetrauten Gattin, unter einem Nußbaum dicht bei Les Cotelles an der Straße nach Juranville bestattet. war durch die großen Verluste , worden.

Der Rückzug des Feindes

welche er erlitten hatte, nöthig ge=

In wiederholten Angriffsstößen hatte er nach und nach

ſeine sämmtlichen Truppen ins Gefecht geführt, und die nur loſe zusammenhängenden taktischen Verbände waren gänzlich gelockert. Das 20. Korps hatte sehr große Verluste durch sein Anſtürmen gegen die Stadt Beaune und das 18. Korps in den Ortsgefechten von Corbeilles, Juranville und Les Cotelles erlitten. Ein später in einem Gefecht an der Loire auf dem Schlachtfelde aufgefundener detaillirter französischer Bericht beziffert den Verlust einer einzigen Diviſion des 18. Korps auf 39 Offiziere, 1646 Mann.

-

90

Troz großer Tapferkeit hatte der Feind nur vermocht auf der ganzen Front des 10. preußischen Korps die Vorposten zurück zudrängen. Zu einem Angriff auf die konzentrirte Hauptstellung des linken Flügels des 10. Korps auf den Höhen von Longcour fehlten dem Feinde die Kräfte. In dem meist unübersichtlichen Terrain und in den Ortsgefechten trat das Zündnadelgewehr mit seiner kurzen Tragweite

mit dem

sonst überlegenen Chassepotgewehr in gleiche Rechte, und die 'große numerische Ueberlegenheit der Franzosen wurde auf deutscher Seite durch bessere Ausbildung und Führung zum Theil ausgeglichen. Die angreifenden Franzosen hatten einen Gesammtverlust von 3000 bis 4000 Mann, die Preußen, welche das Gefecht hauptsächlich in der Vertheidigung geführt hatten , verloren kaum 1000 Mann. Davon kamen auf das preußische 3. Armeekorps , welches in später Nachmittagsstunde auf dem äußersten rechten Flügel eingriff, 2 Offiziere und 107 Mann. Der Verlust der Franzosen betrug also viermal soviel als der diesseitige.

d. Gefecht bei Maizières am 30. November. Die 39. Brigade hatte den Befehl erhalten, die Vorposten bis über Maizières hinaus vorzuschieben, während die 37. Brigade nach Montargis und die 38. Brigade nach Longcour und rücken sollte.

Corbeilles

Zu diesem Zweck versammelte Oberst v. Valentini folgende Truppen-Abtheilungen seiner Brigade am 30. November früh gegen 9 Uhr bei Les Cotelles : Das Füsilier = Bataillon Regiments 56 , mit Ausnahme einer Kompagnie, welche als Piket der Vorposten abgegeben war, die 3. und 4. Kompagnie Regiments 56, das Füsilier-Bataillon Regiments 79, mit Ausnahme von 3 Offizieren, 90 Mann, welche zur Verstärkung der Vorposten abkommandirt waren, die 2. und 4. Kompagnie Regi ments 79, die 3. schwere und die 3. leichte Batterie und einige Züge Dragoner. Die Vorposten sollten vorläufig stehen bleiben.

Es blieben also

zurück: Zwei Kompagnien des 1. Bataillons Regiments 56 , welche auf Feldwache waren, eine Füsilier - Kompagnie Regiments 56 , die 1. und 3. Kompagnie Regiments 79 als Pikets in Juranville und Lorch .

91 Die obengenannten Truppen traten in folgender Marſchordnung den Vormarsch auf der Chauffee nach Bellegarde an. Anvantgarde : zwei Züge Dragoner, drei Kompagnien Füsilier - Bataillons Regi ments 56 und 3. leichte Batterie (4 Geſchüße) ; Gros : 2. und 4. Kom pagnie Regiments 79 , 3. schwere Batterie, Füſilier-Bataillon_Regi ments Nr. 79 , 1½ Schwadronen Dragoner, zwei Kompagnien 1. Bataillons Regiments Nr. 56. Die Avantgarde stieß in der Nähe des Kreuzungspunktes der beiden Chausseen Ladon-Beaune und Les Cotelles Bellegarde auf den Feind , welcher die daselbst liegenden Gehöfte und das Dorf Maizières besetzt hatte. Die 3. leichte Batterie fuhr auf und feuerte in südlicher Richtung gegen die vom Feinde besetzten Lokalitäten, die Infanterie schwärmte aus und es entwickelte sich ein längeres zu keinem Resultat führendes Feuergefecht. Die Tete des Gros hatte die Brücke über den Bach paſſirt, welcher etwa 800 Meter nördlich des erwähnten Kreuzungspunktes die Chaussee bei Barvilette durchschneidet, und wurde trotz der großen Entfernung mit Erfolg von der feindlichen Besatzung des Dorfes Maizières beschossen. Oberstlieutenant v . Waldow, Kommandeur des Dragoner-Regi ments Nr. 16, welcher, da der Oberst v. Valentini sich zur Zeit bei der Avantgarde aufhielt , als ältester Offizier über das Gros das Kommando führte, ließ die 3. schwere Batterie gegen Maizières feuern, und eine Kompagnie zum Schuße der Batterie links vorwärts der Batterie vorziehen. Nr. 79 bestimmt.

Hierzu wurde die 4. Kompagnie Regiments

Als das Feuer der Batterie eine Zeit lang gewirkt hatte , und bereits ein Haus in Flammen stand, ohne daß jedoch das feindliche Schützenfeuer gedämpft war , befahl Oberst v. Valentini , daß von Seiten des Gros ein Angriff auf Maizières gemacht werden sollte. Zum Angriff wurde die 2. und 4. Kompagnie unter Befehl des Major v. Schmidt bestimmt.

Dieſer ließ die 2. Kompagnie

rechts, die 4. links in gleicher Höhe gegen Maizières vorgehen und bestimmte für die 2. Kompagnie den Kirchthurm, für die 4. Kom pagnie das brennende Haus als Angriffsrichtung. Jede Kompagnie nahm vorläufig einen Zug als Schüßen vor. Die schmalen Beete der Weingärten mit den tiefen Gräben, der sehr aufgeweichte Boden und verschiedene Drahtzäune in den Wein gärten erschwerten und verlangsamten den Vormarsch.

92

Ueber tausend Schritt mußten in dem immer lebhafter werdenden feindlichen Feuer zurückgelegt werden , ehe an eine Beantwortung desselben durch das Zündnadelgewehr gedacht werden konnte. Die 2. Kompagnie erlitt bei dem Vorgehen empfindliche Ver luste.

Sie löste noch einen 2. Zug als Schüßen auf, so daß ihr

rechter Flügel Anschluß an die Feuerlinie der Avantgarde erhielt. Der Führer derselben , Premierlieutenant Kalbe, wurde schwer

im

Oberarm verwundet, ferner fiel der Offizierdienst thuende Vizefeldwebel Becker, ein braver und zuverlässiger Mann , schwer verwundet und erhielt, als er zurücktransportirt werden sollte , noch einen tödtlichen Schuß.

Er wurde infolge dessen von den Trägern niedergelegt, jedoch

sein Leichnam später nicht wieder aufgefunden. Die 4. Kompagnie, mit welcher der Bataillons-Kommandeur vorritt, hatte weniger Verluste. Der Feind ſchien durch das gleich mäßige Avanciren der Kompagnie mit Trommelschlag erschüttert und räumte deshalb die nördliche Dorfumfaſſung , ſo daß die Kompagnie ohne Aufenthalt sich in den Besitz der zunächst liegenden Gehöfte setzen und im Dorfe weiter vordringen konnte. Nach dem Bericht des General Billot, welcher das 18. fran zösische Korps kommandirte, beſtand die Beſagung des Dorfes aus dem Bataillon der algerischen Tirailleurs und vier Kompagnien des Bataillons d'Afrique. In den nächsten Häusern wurden einige dreißig Gefangene (Afrikaner, Zuaven und Soldaten des 1. Linien-Regiments) gemacht. Bei dem Kirchhofe, der , mit einer steinernen Mauer umgeben, eine feſte Reduitſtellung bildete, ſetzte jedoch der Feind dem weiteren Vordringen einen energischen Widerstand entgegen. In dem oben erwähnten Bericht heißt es an einer Stelle : Die verschanzten und verbarrikadirten Truppen in Maizières vertheidigten sich dort kräftig, Dank der Energie des Kapitän Egrot. Es schien zwar anfänglich, als der Schüßenzug der 2. Kompagnie unter Lieutenant Stahl sich dem Kirchhofe näherte, als ob der Feind auch diese feste Stellung räumen wollte, jedoch erhielt er Verstärkung, und vor dem Kirchhofe kam das Gefecht zum Stehen , obgleich Ab theilungen der 4. Kompagnie bis an die Südostecke von Maizières vorgedrungen waren, und dadurch der Kirchhof von zwei Seiten an gegriffen wurde. Von Ladon und von Bellegarde her erschienen jetzt feindliche Massen, deren Stärke auf viele Bataillone geschätzt wurde, und denen

93 nur wenige Schüßen entgegengestellt werden konnten. Major v. Schmidt hatte gleich anfangs am Nordende des Dorfes einen Zug geschlossen in Reserve zu seiner ausschließlichen Disposition zurückbehalten, auch gelang es ihm, einige Sektionen der 2. Kompagnie als Soutien von den im Dorfgefecht ganz auseinander gekommenen Abtheilungen zu sammeln. Angesichts der zahlreichen Verstärkungen, welche der Feind er hielt, wäre es nicht nur wünschenswerth , sondern dringend nöthig gewesen, dem Feinde das letzte Bollwerk im Dorf, den Kirchhof, zu entreißen und den Südrand des Dorfes zu besetzen. Doch dazu ge= hörten frische und zahlreichere Truppen , und diese waren nicht vor handen. Oberst v. Valentini hatte zwar zwei Kompagnien des 1. Bataillons Regiments 56 beordert, nach Maizières

als Ver

stärkung nachzurücken , diese waren jedoch von der Chaussee nach Les Cotelles irrthümlich nördlich des Baches links abgebogen und mußten deshalb, weil der Bach schwer zu überschreiten war, den großen Umweg bis dicht vor Juranville zur dortigen Brücke machen, ehe sie sich wieder nach Maizières wenden konnten. Hierdurch ging kostbare Zeit verloren.

Eine kleine feindliche

Abtheilung hatte sich unbemerkt in dem Gehölz nordöstlich Maizières eingenistet und feuerte von dort in den Rücken und in die Flanke des in der Nordümfaſſung des Dorfes ſtehenden Unterſtüßungstrupps . Gegen diese höchst unbequem ſtehenden feindlichen Schüßen ließ Major v. Schmidt eine Sektion ausschwärmen, mit dem Auftrage, den Feind aus dem Busch zu vertreiben.

Es war ungefähr eine Stunde seit

der Eroberung des Dorfes vergangen , und die Aussicht auf eine glückliche Durchführung des zu Anfang glänzend begonnenen Gefechtes geschwunden. Die Avantgarde konnte an der Chaussee kein Terrain vorwärts gewinnen.

Man sah jezt von Maizières aus , wie die beiden Batterien der 39. Brigade aufproßten und nach rückwärts abfuhren, und daß auch bald die Infanterie der Avantgarde zurückging. Infolge deſſen befahl der Major v. Schmidt den Rückzug seiner beiden Kom pagnien in der Richtung auf Juranville. Als der Rückzug schon ausgeführt wurde , erschienen die beiden zur Verstärkung nachge sendeten Kompagnien Regiments 56 , und traten nun ebenfalls den Rückzug an. Der 1. Kompagnie, welche in Juranville als Piket stand, wurde durch den Adjutanten Lieutenant Riechers der Befehl überbracht, eine

94

Aufnahmeſtellung einzunehmen.

In den südlichen Ausbauten und an

dem Bach hatte dieſe Kompagnie eine gute Vertheidigungsſtellung ſich vorbereitet und empfing den nachdringenden Feind mit wohlgezieltem Feuer, so daß sich derselbe halb links gegen Les Cotelles hin zog. Es war indessen höheren Ortes der Befehl eingegangen, die jenige Stellung einzunehmen , welche die Brigade zum Schluß der Schlacht am 28. innegehabt hätte. Dieser Befehl wurde den Kom pagnien übermittelt. aus Lorch zurück.

Zum Bataillon trat jetzt auch die 3. Kompagnie Sie hatte den Befehl erhalten, sich mit dem

Feinde in kein ernſtes Gefecht einzulaſſen , war größeren feindlichen Abtheilungen, die sich füdlich Lorch zeigten, ausgewichen und auf der Chaussee nach Juranville marſchirt. Bald nach 2 Uhr stand das Bataillon nördlich Les Cotelles neben der Batterie in derselben Stellung, wie am 28. November. Es hatte verloren : Todt: Vizefeldwebel Becker, 2 Unteroffiziere, 10 Mann. Verwundet : Premierlieutenant Kalbe, Vizefeldwebel Ludolff, 2 Unteroffiziere, 33 Mann. Vermißt: 10 Mann. Nachzuholen bleibt noch der Verlauf des Gefechtes auf dem rechten Flügel. Als die Batterien der Brigade rückwärts

abgefahren waren

und die Infanterie der Avantgarde zurückging , nahm das Füsilier Bataillon Regiments 79 eine Aufnahmeſtellung unmittelbar nördlich des Baches rechts und links der Chauſſee, und zwar die 9. links, die 12. rechts der Chauſſee ausgeschwärmt, dahinter geſchloſſen die 10. und 11. Kompagnie. Die Tirailleurlinie wurde später, als der Feind aus Maizieres hervorbrach, verſtärkt. Major v.

Steinäcker hatte

persönlich nach

rechts (weſtlich)

rekognoszirt , und weil er dort nichts vom Feinde wahrgenommen, wurde von ihm eine Vorwärtsbewegung gegen den Feind angeregt, die jedoch vom Brigade-Kommandeur nicht gebilligt wurde. Wieder holte Meldungen über das Vorgehen des Feindes in beiden Flanken bewogen den Oberst v. Valentini, den beſtimmten Befehl zum Rück zug zu geben. Zur Vermeidung größerer Verluste wurde der Rückzug in auf gelöster Ordnung über das freie Feld hin angetreten. Nur langſam und in guter Ordnung ging Alles zurück. Südlich Les Cotelles wurde von der 10. und 11. Kompagnie neben den dort aufgefahrenen

95

Batterien der Brigade eine kurze Zeit lang Stellung genommen. Hierbei wurde der Lieutenant v. Ehrenstein das zweite Mal im Laufe dieses Feldzuges , und dies Mal schwer am Fuß verwundet ; dem Major v. Steinäcker wurde sein Rappe, der ihm schon im Frieden und während des ganzen Feldzuges gute Dienste geleistet, unter dem Leibe erschossen; außerdem 1 Mann todt, 11 Mann verwundet . Darauf wurde der weitere Rückzug durch Les Cotelles bis zu der Stellung nördlich davon angetreten. Les Cotelles war von Abtheilungen der 38. Brigade besetzt, auch rückten Truppen- Abtheilungen des 3. Korps zur Verstärkung heran. Die 37. Brigade hatte, wie schon erwähnt, den Befehl erhalten, an diesem Tage nach Montargis zu rücken. Sie wurde jedoch, als das Gefecht der 39. Brigade keinen günſtigen Verlauf nahm, zurück berufen und als Reſerve beim Bahnhof Beaune aufgestellt. Der Feind folgte nicht weiter. Noch vor Einbruch der Dunkelheit wurden vom 1. und Füſilier Bataillon die alten Alarmquartiere in Juranville bezogen, auch die Vorposten nahmen ihre alte Stellung wieder ein. Am Morgen des 1. Dezember wurde befohlen, daß die Truppen zwischen Longcour und Les Cotelles um 12 Uhr Mittags zum Ge fecht bereit stehen sollten.

Bald, nachdem die Bataillone des Regi

ments dort eingetroffen waren und die Gewehre zusammengesetzt hatten, erſchien der kommandirende General mit seinem Stabe, befahl, daß an die Gewehre getreten würde, sprach den Kommandeuren, Offizieren und Mannschaften seine Zufriedenheit über ihr Verhalten in den Gefechten der letzten Tage aus , und schloß seine Ansprache damit, daß er sagte : „ Niemand dürfe kleinmüthig werden, wenn auch nicht jedes Gefecht und jeder Angriff mit glänzendem Erfolge gekrönt würde, die Offiziere sollten ihre Leute wie bisher führen , und die Soldaten sollten ihren Führern folgen, dann würde Alles gut enden und die Zufriedenheit des Allerhöchsten Kriegsherrn, wonach ja Jeder strebte, würde erlangt werden. " Darauf reichte der General v. Voigts- Rhet den Kommandeuren die Hand und befahl, da der Feind sich ruhig verhielt, daß die Truppen in die Quartiere rücken sollten; die 37. Brigade sollte die Vorposten übernehmen und die 39. Brigade , welche so lange in erster Linie geſtanden hatte, in das zweite Treffen rücken. Es braucht wohl nicht hinzugefügt zu werden, daß durch das

96 Lob und die Anerkennung aus dem Munde eines so hochgestellten und verehrten Generals jeder Mann sich hochgeehrt fühlte und daß auch die Zaghaften zu frischer Thatkraft und neuer Ausdauer an gespornt wurden. Die Stärke der Bataillone war sehr geschmolzen, leider fehlten nicht die Schlechtesten , sie hatten mit ihrem Blute ihre Treue für König und Vaterland besiegelt. Viele waren am 28. und 30. No vember, wo der Feind, wenn auch nur vorübergehend, im Besit des Schlachtfeldes geblieben war , verwundet in Gefangenschaft geführt worden. Mehrere wurden einige Tage darauf in den französischen Lazarethen bei Bellegarde gefunden. Das 1. Bataillon zählte am 1. Dezember 18 Offiziere und 519 Mann.

Für den verwundeten Premierlieutenant Kalbe erhielt

Lieutenant v. Tschirschky die Führung der 2. Kompagnie. Dieſe hatte die meisten Verluste erlitten, sie war nur einige 70 Mann stark. Das Füsilier- Bataillon zählte 20 Offiziere und 456 Mann. Beiden Bataillonen wurde der Flecken Aury am steilen Rande einer Bergebene gelegen, als enges Kantonnement angewiesen.

Wenn

auch Verpflegung und Quartiere mangelhaft waren, denn es lagen auch noch andere Truppen dort, so konnte doch Jeder nach Herzens lust fern von den Vorposten ausschlafen und seine Bekleidung und Waffen wieder in Stand sehen. Mit dem Monat Dezember änderte sich das Wetter ; statt des naßkalten und trüben Wetters trat trockener Frost ein. Am 2. Dezember, Vormittags gegen 11 Uhr, wurde die 39. Brigade alarmirt und marschirte nach dem Bahnhof Beaune vor, wo Kanonen feuer in der Richtung auf Bellegarde —wohin von Seiten des 3. Armee korps eine Rekognoszirung gemacht wurde ― zu hören war. Zu einem Gefecht kam das 10. Korps nicht. Der Feind zog sich zurück und gab sogar das vielbestrittene Maizières auf. Infolge dessen wurde bald der Rückmarsch nach Auxy_an getreten. Abends traf unter Führung des Hauptmann Leister ein Ersatz transport für das 10. Armeekorps in der Stärke von 1200 Mann und 118 Artilleriepferden aus der Heimath ein.

Für das Regiment

befanden sich darunter nur 9 Unteroffiziere und 30 Mann . Dieser Transport war bis Metz per Bahn befördert worden und war dort am 7. November eingetroffen. Von dort war Haupt mann Leiſter, auf derselben Straße marſchirend, welche das 10. Armee

―――――

97

korps benutzt hatte, vor Châtillon mit dem Detachement des Ge neral v. Kraatz - Koschlau zusammengetroffen,

und hatte im Verein

mit demselben den lezten Theil des Marsches zurückgelegt.

Er über

nahm die Führung der 10. Kompagnie. In der Nacht zum 3. Dezember kehrte auch Oberstlieutenant v. Boltenstern mit seinem Detachement aus Château Landon zurück. Es ist jetzt Zeit, die Thätigkeit dieses Detachements, welches, wie schon erwähnt, am 26. von Les Cotelles abgerückt war und bei Lorch ein Gefecht geliefert hatte, zu erzählen. Am 27. November verblieb Oberstlieutenant v. Boltenstern in

Château Landon und sendete nach allen Seiten Kavallerie-Patrouillen aus. Dadurch wurde in Erfahrung gebracht, daß Nemours dieſſeits, Montargis aber vom Feinde besetzt war, dessen Kavallerie-Patrouillen den Loing abwärts auf dem rechten Ufer bis Ferrières streiften. Am 28. November wurden die 5. und 6. Kompagnie des Re giments nach Dordives entsendet, mit dem Auftrage, die Eisenbahn von Montargis nach Nemours zu zerstören. Nach Vollendung des Auftrages fehrte die 6. Kompagnie nach Château Landon zurück, während die 5. Kompagnie in Pont de Dor dives verblieb, um eine Wiederherstellung der zerstörten Eisenbahnlinie zu verhindern. Infolge der Nachricht, daß das Armeekorps im Gefecht stände, verblieb das Detachement in der Nacht zum 29. in Gefechtsbereitschaft. Der für den nächsten Tag nach Puiseaux angeordnete Rückzug unterblieb, weil Oberstlieutenant v. Boltenstern

am 29.

11 Uhr

Morgens den Befehl erhielt, so lange als irgend möglich in Château Landon zu bleiben, um Verbindung mit dem General v. Kraaß zu suchen, welcher in der vorigen Nacht mit der 40. Brigade in Cour tenah gewesen war und ſich jetzt im Anmarsch über Cheroy befinden mußte. Wegen der Nähe des Feindes blieb das Detachement auch an diesem Tage und in der folgenden Nacht in Gefechtsbereitschaft. Die 5. Kompagnie war aus Pont de Dordives zurückgekehrt. Am 30. November traf der Befehl ein, eine Rekognoszirung gegen Montargis zu machen, wohin auch von Beaune aus eine Bri gade rücken würde, um diesen Ort dem Feinde zu entreißen. Oberstlieutenant v. Boltenstern marſchirte mit seinem Detachement auf der Straße nach Corquilleroy in folgender Marschordnung gegen 7 Schmidt v. Knobelsdorf, 3. Hannov . Inf. Regt. Nr. 79.

98 Montargis vor : Zuerst zwei Schwadronen hessischer Reiter, dann die 5. und 6. Kompagnie Regiments 79, Geschütze, Bagage und zulezt das 2. Bataillon Regiments 56. Angekommen an dem Schnittpunkt . der Chauffee und der Eisenbahn Beaune—Montargis, 4½ km von Montargis, erhielt die Spiße Feuer aus einem Wäldchen, welches vor den Brücken über den Loingkanal lag, auch wurde in Erfahrung gebracht, daß die Brücken verbarrikadirt und mit Franktireurs beſeßt waren. Eine Verbindung mit der erwarteten 37. Brigade konnte nicht gefunden werden,

weil diese Brigade ihren Vormarsch unterbrochen

und nach Les Cotelles zurückbefohlen war.

Das Dorf Mignerette, bis

wohin die Patrouillen des Detachements streiften, wurde vom Feinde besetzt gefunden. Infolge eines um 2½ Uhr eintreffenden Befehles kehrte Oberstlieutenant v . Boltenstern nach Château Landon zurück. Am 1. Dezember passirte der Diviſions - Kommandeur General v. Kraaß mit seinem Detachement Château Landon, um noch bis Sceaux zu marſchiren. Da nun der Auftrag des Oberstlieutenant v. Boltenſtern erfüllt war, erhielt er spät Abends den Befehl, nach Aurh zu marſchiren. Gegen Mitternacht wurde der Marsch angetreten und Aury am 3. Dezember 5 Uhr Morgens erreicht. Hier wurde das Detachement aufgelöst und die 5. und 6. Kompagnie des Regiments traten für furze Zeit mit den Kompagnien des 2. Bataillons Regiments 56 vereint, unter Befehl des Oberst v. Below, Kommandeur des Ulanen Regiments 8. Sie bildeten in Chaufour Pikets für die gegen Sceaux und Cor beilles ausgestellten Kavallerie-Feldwachen der 1. Kavallerie-Diviſion . Am 21. November war die halbe 7. und die 8. Kompagnie des Regiments mit einer halben Schwadron Dragoner in Courtenay und St. Hilaire zur Deckung der 2. Trainſtaffel zurückgeblieben. Als am 24. November das Armeekorps in Kämpfe mit dem

Feinde verwickelt wurde, marſchirte die Trainſtaffel sammt der Be deckung in nordwestlicher Richtung ab und gelangte an diesem Tage bis Jchy, Arville und Gironville. Am 25. November wurde der Marsch bis Puiseaux, Desmonts, Beaumont und Briare fortgesett und die Trainstaffel in diesen Ortschaften untergebracht. Hier sollte sie längere Zeit verbleiben . Die beiden Kompagnien erhielten ihre Befehle durch den Kommandeur des Train-Bataillons. Premierlieutenant v. Oeynhausen mußte wegen Krankheit das

99

-

Kommando der 8. Kompagnie an den Lieutenant Buhlers abgeben, und bis zu seiner Wiedergenesung nach Deutschland gehen. Die andere Hälfte der 7. Kompagnie unter Befehl des Premier lieutenant v. Hirschfeld war Mitte des Monats November in Chau mont, wie schon erzählt, zur Bedeckung eines Hafertransports ab kommandirt worden. Dieser Transport marſchirte am 21. November von Condes bei Chaumont nach Joinville, am 22. nach Courcelles, am 24. nach Brienne ,

am 25. nach Piney ,

am 26. nach Troyes,

am 29. nach Villemaur, am 30. nach Theil,

am 1. Dezember nach

Sens,

am 2. Dezember nach Vaux und am 3. Dezember nach Ne

mours . Erst am 5. Dezember fand Premierlieutenant v. Hirschfeld in Buiseaux den Anschluß an sein Bataillon und vereinigte am 6. De zember auf dem Marsche nach Neuville aux Bois sich wieder mit der anderen Hälfte seiner Kompagnie.

9.

Die 39. Infanterie-Brigade bei der 1. Kavallerie -Diviſion. Ereignisse vom 3. bis 9. Dezember.

Während die in Paris eingeſchloſſenen Armeen in heftigem Ringen und blutigen Kämpfen den feſten Gürtel der Einschließung im Süd osten der Stadt zu sprengen versuchten, hatte der unermüdliche Kriegs miniſter Gambetta und sein Gehülfe Freycinet einen Plan zum Ent saze der Hauptstadt in großartigem Maßstabe ausgedacht und betrieb mit Energie die Ausführung desselben. Zum Theil waren dieſe Pläne durch den Ausgang der Schlacht bei Beaune la Rolande durchkreuzt worden. Der rechte Flügel der Loire-Armee, über zwei französische Korps, das 18. , 20. und eine Diviſion des 15. Korps, war blutig zurückgewieſen und ſo erschüttert worden, daß dieſe Truppen augenblicklich unfähig zu weiteren An griffsbewegungen waren . Auf sie konnte also nicht bei einem all gemeinen konzentrischen Vorgehen gegen die Deutschen Armeen ge rechnet werden. Dagegen wurden jetzt die den linken Flügel der Loire- Armee bildenden Korps ( 15. 16. 17. ) in der Richtung auf Pithiviers vor geschickt.

7*

100

Während das 16. französische Korps auf dem äußersten linken Flügel der Loire- Armee die nöthigen Bewegungen ausführte , traf es auf Theile der den äußersten rechten Flügel der II . deutschen Armee bildenden Armee - Abtheilung des Großherzogs von Mecklen burg. Diese wurde dadurch am 1. Dezember in ernste Gefechte ver wickelt, doch gelang es dem Großherzog, am 2. Dezember seine Truppen zu konzentriren und bei Loigny und Poupry einen entschei denden Sieg über den Gegner zu erringen. Der Oberbefehlshaber Prinz Friedrich Karl hatte, schon auf die Meldungen des Großherzogs vom 1. Dezember hin, das 9. Ärmee korps von Pithiviers westwärts nach Bazoches les Gallerandes zur Unterstützung entsendet,

als ihm aus Versailles der telegraphische

Befehl zuging : nunmehr gegen Orléans und die bei Artenay be findlichen Streitkräfte des Feindes vorzugehen und eine Entscheidung herbeizuführen. Sofort traf der Prinz die nöthigen Anordnungen, um seine Armee nach dem rechten Flügel zusammenzuziehen. Er konnte dies um so eher, als alle eingegangenen Meldungen auf ein weiteres Zurückweichen des rechten Flügels des Feindes deuteten, er also für seinen linken Flügel nicht besorgt zu ſein brauchte. Das 3. Armeekorps sollte von Beaune, wo es in den letzten Tagen gestanden hatte, nach Pithiviers rücken , und das 10. Armee forps sich bei Boynes und Beaune konzentriren und am 3. De zember über Pithiviers den andern gegen Orléans vorgehenden Armeekorps der II . Armee als Reserve folgen. In der Gegend von Beaune sollte die 1. Kavallerie- Diviſion unter Generallieutenant v. Hartmann mit einer schwachen Infanterie- Brigade des 10. Korps bleiben, den Schutz der linken Flanke der Armee übernehmen und den rechten feindlichen Flügel weiter beobachten. General v. Voigts - Rhetz bestimmte die 39. Brigade unter Oberst v. Valentini zum Bleiben in Beaune bei der 1. Kavallerie Division. Während die II. Armee zu neuen Siegen und zur Einnahme. von Orléans abrückte , blieb alſo die 39. Brigade und mit ihr das Regiment 79 in der ausgesogenen Gegend der Kämpfe der letzten Woche zurück. General v . Hartmann hatte einen schwierigen Auftrag , mit

2396 Mann Infanterie, 3033 Pferden und 12 Geschützen den ganzen Landstrich vom Walde von Orléans bis an den Loing zu

101 beobachten und zu decken, gegen einen Feind , den man in einer Stärke von zwei Armeekorps vor sich wußte, und dessen gänzliche Muthlosigkeit nach den Schlägen bei Beaune und Juranville man damals noch nicht kannte. Nach dieser allgemeinen Uebersicht ist es Zeit , den Faden der Erzählung der einzelnen Begebenheiten wieder aufzunehmen . Am 2. Dezember hatte der Oberst v. Valentini den Befehl erhalten, unmittelbar nach dem Einrücken des Detachements Bolten Bald nach 5 Uhr stern von Landon nach Beaune abzurücken. Morgens am 3. Dezember wurde also in Aury angetreten und bei völliger Dunkelheit, die nur durch eine leichte Schneedecke etwas gemildert war , abmarschirt. Die Kolonne bestand aus dem Ulanen Regiment Nr. 4, dem 1. und Füsilier - Bataillon Regiments 79, zwei Kompagnien Regiments 56 und der 3. leichten Batterie. Beaune wurde bald nach Anbruch der Tageshelle erreicht, und hier vom Oberst v. Valentini folgende Anordnungen getroffen.

Das 1. Bataillon erhielt die östliche und südöstliche Umfassung des Städtchens und die davor gelegenen Windmühlenhöhen, das Füsilier - Bataillon den südlichen und westlichen Theil der Umfaſſung zur etwaigen Vertheidigung angewiesen. Die Sechsundfünfziger blieben in der Reserve. Kleine Wachen wurden vorgeschoben, und die Kavallerie übernahm bei Tage den Sicherheitsdienst. Ulanen-Patrouillen streiften bis gegen Maizières , Bellegarde und Boiscommun , welche Orte vom Feinde besetzt gefunden wurden. Die Bataillons - Kommandeure wiesen in der Stadt ihren Kom pagnien die verschiedenen Abschnitte an, und an der Verbesserung der schon vorhandenen Vertheidigungs - Einrichtungen wurde fleißig gearbeitet. Die Stadt Beaune sah nach dem hartnäckigen Kampfe, welcher

um ihren Besitz stattgefunden hatte, traurig aus . Noch war der durch französische Granaten herbeigeführte Brand vieler Häuſer nicht völlig erloschen. Die Brandstätten verbreiteten einen übelriechenden Qualm, und jetzt noch stürzten einzelne Mauern zusammen. Von den geängstigten Einwohnern war wenig zu sehen, die meisten waren in den Kellern versteckt und erschienen erst nach und nach, als sie merkten, daß ihnen kein Leid angethan wurde. Viele Hausthüren waren erbrochen, die Fenster zerschlagen, die Mauern voll Kugel löcher, und der füdweſtliche und südöstliche Theil der Stadtumfaſſung lag buchstäblich in Trümmern. Dicht vor der Umfaſſung der Stadt

102 lagen Armaturſtücke aller Art und noch viele unbeerdigte Leichen, nur dürftig mit Schnee bedeckt. General v. Hartmann befahl , daß gegen Abend weiter rückwärts eine Vorposten - Aufstellung von der Infanterie genommen werden sollte. Infolge dessen wurde Nachmittags aus Beaune abgerückt, und in der Linie La Pierre percée, La Rue Bouffier und Gondreville Vorposten ausgesetzt. Das Füsilier - Bataillon hatte den rechten, das 1. Bataillon Regiments Nr. 79 den linken Flügel der Vorpostenſtellung zu geben. Jedes Bataillon verwendete dazu zwei Kompagnien , von denen eine Kompagnie die Feldwachen gab, die andere als Piket aufgestellt wurde. Die Feldwachen wurden von der 11. und 4. Kompagnie gegeben, die 10. , die 2. und eine Kompagnie Regiments 56 standen geschlossen dahinter; die 9., 12., 1. und 3. Kompagnie Regiments Nr. 79 marschirten bis Egry in Alarm - Quartiere.

Hier hatte sich auch der

Brigade -Kommandeur einquartiert; von den übrigen Truppentheilen der Kavallerie- Division waren die nächsten Ortschaften belegt. Der kalte schneidende Wind auf den Höhen, der holprig ge frorene Boden, und die zahlreichen nöthigen Posten machten den Vorpostendienst sehr beschwerlich. Am 4. Dezember früh 6½ Uhr noch in der Dunkelheit wurde von Egry nach Beaune marschirt und die Stellung wie am Tage vorher eingenommen . Vorgesendete Kavallerie - Patrouillen meldeten den Abzug des Feindes. Zur Erlangung sicherer Nachrichten wurde Hauptmann v. Dobbeler mit seiner Kompagnie (9.) und einem Zuge Ulanen bis Boiscommun zur Rekognoszirung am Nachmittag vorgeschickt. Der Ort wurde vom Feinde nicht mehr besezt gefunden. In dieser Nacht sollte Beaune durch je eine Kompagnie von jedem Bataillon besetzt gehalten werden. Unter Kommando des Hauptmann v. Dobbeler blieb die 3. und 9. Kompagnie dort zurück, während der Rest gegen Abend wieder nach Egry marſchirte. Auf Vorposten in der Linie Pierre percé - Gondreville stand rechts die 12., links die 1. Kompagnie. Magazinen war ausreichend.

Die Verpflegung aus den

Die durch Armeebefehl den Truppen bekannt gemachten Siege bei Orléans und bei Paris erregten große Freude. Zu erwähnen ist noch, daß die 5. und 6. Kompagnie des Re giments, welche bis jetzt in Chaufour als Piket auf dem linken

――――

103

Flügel der Kavallerie-Division gestanden hatten , nach Pithiviers zur Besetzung dieses wichtigen Etappenortes, zum Schuße der vielen dort befindlichen Kranken , und zur Bewachung der in den Schlachten bei Orléans gemachten Gefangenen entfendet wurden, ſie alſo für längere Zeit aus dem Verbande des Regiments und der Brigade ausschieden. Am Morgen des 5. Dezember früh 6½ Uhr wurde wieder nach Beaune gerückt und von dort auf allen Hauptstraßen Rekognos zirungen vorgetrieben. Die 2. Kompagnie sollte über Boiscommun nach Bellegarde, die 4. Kompagnie über Boiscommun bis nach Combreux und die 11. Kompagnie über Maizières nach Bellegarde vorgehen.

Jeder

Kompagnie wurde Kavallerie zugetheilt. Nur die 4. Kompagnie stieß noch auf feindlichen Widerſtand bei Nesploy , der jedoch nur von wenigen Nachzüglern und Franktireurs geleistet wurde. Nachmittags rückte Oberst v . Valentini mit dem Rest seines Detachements auf der Straße nach Ladon bis zum Kreuzungspunkte der Les Cotelles Bellegarder Chaussee und von dort nach Bellegarde vor. In der Avantgarde war eine Schwadron Ulanen Nr. 4 und zwei Kompagnien ( 1. und 3. ) Regiments Nr. 79 unter Befehl des Major v. Schmidt. Zahlreiche Nachzügler der feindlichen Armee, die in allen Fermen und Dörfern von den Patrouillen gefunden wurden und die sich fast alle ohne jeden Widerstand gefangen nehmen ließen, zeigten die große moralische Auflösung der feindlichen Armee. In einem alterthümlichen, thurmartigen Schloß, wo kurz vorher der französische Oberbefehlshaber Crouzat gewohnt hatte, nahm Oberſt v. Valentini ſein Quartier. Major v. Steinäcker erhielt den Auftrag, mit seinem Bataillon die Vorposten gegen Süden auszusetzen. Hierzu wurde die 10. und 11. Kompagnie verwendet. Das 1. Bataillon hatte die Wachen in dem Flecken zu geben. Die 2. und 4. Kompagnie kehrten nach Boiscommun zurück und blieben unter Befehl des Brigade-Kommandeurs von der Kavallerie, General v. Lüderitz . Oberstlieutenant v. Boltenstern traf mit drei Kompagnien des 2. Bataillons Regiments 56 aus Aury in Bellegarde ein ; eine Kom pagnie war in Chaufour zurückgelassen worden. Das Städtchen oder der Flecken Bellegarde war ein großes

104 Lazareth zu nennen. Es gab darin fast kein Haus, von deſſen Dach nicht die Genfer Fahne wehte, und worin nicht Kranke oder Ver wundete untergebracht waren. Selbst die wenigen Kompagnien, welche hier Quartier suchten, fanden keinen Raum, weil grundsätzlich die als Lazarethe benutten Häuser nicht mit Einquartierung belegt werden sollten . Um nun für die Truppen Raum zu schaffen , wurden die nur mit wenigen und leicht Verwundeten besetzten Häuser geräumt und die Verwundeten in größere Häuser gemeinschaftlich untergebracht, was übrigens auch die ärztliche Hülfe erleichterte. Zur Verbesserung der Verpflegung konnte hier von den Truppen selbst Brot

gebacken und dies reichlich den Lazarethen mitgetheilt

werden , worin mancher bekannte, seit dem 28. November vermißte Kamerad wiedergefunden wurde. Barmherzige Schweſtern pflegten alle Verwundeten gut. Dasselbe war in Ladon der Fall. Am 6. Dezember wurden Rekognoszirungen nach Süden ent sendet.

Die 1. Kompagnie marschirte um 7 Uhr früh mit einer

Schwadron Ulanen bis Châteauneuf an der Loire, fand diesen Ort vom Feinde besetzt, erhielt Feuer, machte einige Gefangene und kehrte noch an demselben Tage, Bellegarde zurück.

nach Zurücklegung von über 42 km nach

Die 4. Kompagnie ging von Boiscommun aus bis Combreux am Kanal vor ; die 9. und 12. Kompagnie nebst zwei Schwadronen unter Befehl des Oberstlieutenant v. Radecke von Bellegarde bis Lorris und Gegend. Sämmtliche Kompagnien mit den ihnen zugetheilten

Kavallerie - Abtheilungen

kehrten

an

demselben

Tage

zurück und meldeten , daß der Feind das rechte Ufer der Loire ge= räumt habe. Der 7. Dezember verlief ruhig ohne kriegerische Begebenheiten, die 2. und 4. Kompagnie kehrten von Boiscommun wieder zu ihrem Bataillon zurück und wurden in Bellegarde untergebracht. Das Füsilier-Bataillon gab Kommandos, um die nächstliegenden Ortschaften zu entwaffnen. Die Kavallerie - Division rückte bis Lorris vor und trat zum 3. Armeekorps über, das an der Loire oberhalb Orléans stand. Die

Infanterie blieb bei Bellegarde zur Erholung von den Anstrengungen der letzten Zeit stehen. Für einige Kompagnien war dies seit dem 23. November der erste Ruhetag, während viele noch keinen voll ständigen Ruhetag gehabt hatten.

105 Der folgende Tag (8. Dezember) brachte der 39. Brigade eine andere Bestimmung . Schon sehr zeitig ging der Befehl ein, daß der bei Bellegarde stehende Theil der 39. Brigade und die 3. leichte Batterie nach St. Denis an der Loire marschiren und wieder unter das Kom mando des 10. Armeekorps treten sollte . Leider mußte der Oberst v. Valentini wegen eines starken fieber haften Brustkatarrhs das Kommando der Brigade abgeben. Mit tiefem Bedauern sah Jeder den beliebten und hochgeachteten Vor gesezten, der stets

und besonders in den letzten schweren Wochen,

durch seine unerschütterliche Ruhe und durch seine reiche Kriegserfah rung Allen ein leuchtendes Beispiel gewesen war , scheiden, und die besten Wünsche für baldige Genesung begleiteten ihn auf seiner Fahrt im geschlossenen Wagen nach Orléans . Oberstlieutenant v. Bolten stern übernahm als ältester Offizier das Kommando über die bei Bellegarde stehenden Truppentheile der 39. Brigade (drei Bataillone und eine Batterie) und marschirte noch an diesem Tage bis Fay aux Loges. Am 9. Dezember wurde der Marsch längs des Kanals fort gesezt, aber nicht nach St. Denis , sondern , wie ein abändernder Befehl lautete, nach der Vorstadt Bourgogne von Orléans , wo die Mannschaften in sehr engen Quartieren recht schlecht untergebracht wurden.

10.

Von Orléans bis Vendôme. Ereignisse vom 9. bis 16. Dezember.

Der Marsch nach Orléans hatte Alles mit großen und frohen, aber mit eitelen Hoffnungen erfüllt. Offiziere und Mannschaften glaubten in der großen Stadt Ruhe, Bequemlichkeit und gute Ver pflegung nach den erlittenen Strapazen zu finden ; jeder wußte , daß der Feind geschlagen war , daß er viele Verluste erlitten, daß er Tausende von Gefangenen und viele Trophäen verloren hatte, und deshalb glaubte Niemand an ernste Kämpfe in der nächsten Zeit. Zudem wären einige Ruhetage dringend erwünscht gewesen, um die Bekleidung, besonders aber das Schuhzeug, welches sich in trost loſem Zuſtande befand, auszubeſſern.

Obgleich über die gute Inſtand

106 haltung der Waffen sorgfältig gewacht wurde, so konnte es doch nicht ausbleiben, daß ein großer Theil der Gewehre reparaturbedürftig und inwendig stark verrostet war. Seit Wochen wurden die Gewehre früh im Dunkeln in die Hand genommen, dann marſchirt, gefochten, auf Wache gezogen, oder erst spät in der Dunkelheit wieder in ein schlechtes Quartier gerückt. Pugstöcke und Fett waren nicht zu haben, denn die Bagage blieb wochenlang von der Truppe entfernt. Der Feind hatte sich in drei großen Gruppen zurückgezogen, über Gien, in der Richtung auf Vierzon und in der Richtung auf Tours . Der Oberbefehlshaber, Feldmarschall Prinz Friedrich Karl, be fahl, daß der Großherzog von Mecklenburg mit seiner Armee-Ab theilung den Feind in der Richtung auf Tours, das 9. Armeekorps auf dem linken Ufer der Loire in derselben Richtung vorgehen sollte. Das 3. Armeekorps sollte Loire aufwärts gegen Gien operiren, und das 10. Armeekorps war dazu bestimmt, den Feind in südlicher Richtung zu verfolgen und gegen Bourges vorzugehen. Schon waren die Befehle dazu ausgefertigt, und die 19. Diviſion auf das linke Ufer der Loire abgerückt, als Meldungen vom Groß herzog von Mecklenburg einliefen , daß er bei Beaugency , Cravant und am Walde von Marchénoir auf hartnäckigen Widerstand ge stoßen und daß er einer Unterstützung dringend bedürftig sei. Infolge dieser Meldung und einer Weisung aus dem Großen Hauptquartier, welches ihm die Verfolgung des Feindes längs der Loire auftrug , entschloß sich der Prinz am 9. Dezember, mit allen Kräften gegen den bei Beaugency stehenden Feind vorzugehen, das 3. Korps, die 1. Kavallerie- Diviſion und die schon auf dem linken Ufer der Loire befindlichen Theile des 10. Korps zurückzuberufen. General v. Voigts-Rhet erhielt an demselben Tage (9. Dezember) den Befehl, mit den in Orléans stehenden disponibeln Theilen seines Korps nach Meung aufzubrechen , um als Reserve wenigstens gegen Abend in das Gefecht eingreifen zu können. Die 39. Brigade war zu dieſer Zeit in der Vorſtadt von Or léans eingetroffen. Ihr wurde eine kurze Ruhe bewilligt, gleichzeitig aber befohlen, daß sich Alles marschbereit halten sollte und Niemand die Nähe seines Quartiers verlassen dürfte, weil der Befehl zum Abmarsch jeden Augenblick erfolgen könnte. So kam es, daß aus der gehofften Ruhe in Orléans nichts wurde, und daß selbst der Anblick der Stadt, mit Ausnahme der stattlichen

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107

weithin sichtbaren Thürme der Kathedrale und der stark mit Eis treibenden Loire vorläufig dem 1. und Füſilier-Bataillon verſchloſſen blieb. a.

Schlacht bei Beaugency am 10. Dezember.

Der Befehl zum Abmarsch traf in der Nacht ein und lautete : Am 10. Dezember früh 5 Uhr stehen die Bataillone 2c. der Brigade auf dem Boulevard des chemins de fer zum Abmarsch bereit. Das 1. und Füsilier-Bataillon Regiments Nr. 79 im Gros u . f. w. Außer dem Patronen- und Medizinwagen dürfen keine Fahrzeuge den Truppen folgen. Die Nachtruhe war kurz und der Morgen kalt und dunkel.

Es

dauerte ziemlich lange , ehe der Vormarsch angetreten wurde. Bis Meung ging es auf der großen Chaussee längs der Loire. Unter wegs wurden viele Nachzügler des 1. bayerischen Korps angetroffen. Der Kanonendonner war deutlich zu hören, und die bekannten runden weißen Wölkchen erfüllten den ganzen westlichen Horizont. Bei Meung wurde von der Chaussee rechts abgebogen und auf schlechten schmalen Feldwegen bis zu dem kleinen Dorf Grand Chatre marschirt, wo hinter der 19. Division von der Brigade eine Rendezvous stellung eingenommen wurde. Hier übernahm Oberst Haberland , Kommandeur des Braun

schweigischen Regiments, das Kommando der 39. Brigade. Die Truppen durften abkochen, da jedoch die Mitnahme von Verpflegungswagen nicht erlaubt war, so sah es damit traurig aus . Das 1. Bataillon hatte Erbswurst und theilte redlich den andern mit, die ſich ſonſt mit Kaffee begnügen mußten. Das Gelände nach dem Feinde zu erschien vollständig eben, nur

wenige flache von Norden nach Süden streichende Einsenkungen, welche jedoch Truppen-Aufstellungen Deckung gewährten, einige Dörfer und Gehöfte hinderten die völlige freie Uebersicht. Der Standpunkt bei Grand Chatre war zu weit entfernt , um die feindliche Infanterieſtellung, welche sich noch jenseits Cravant be fand, sehen zu können, jedoch war die Linie der feindlichen Batterien, durch den weißen darüber gelagerten Pulverqualm am fernsten Hori zonte vom Walde von Marchénoir bis zur Loire zu erkennen. Bis in die Nacht hinein donnerten die feindlichen Kanonen, unter denen sich solche schweren Kalibers bemerkbar machten, gegen die diesseitige Stellung, als längst schon die deutschen Batterien schwiegen .

Gegen

108 3 Uhr Nachmittags

trat die Infanterie des Armeekorps

an , ein

Theil der Korps - Artillerie hatte sich schon Vormittags am Geschütz kampf betheiligt und rückte querfeldein in Schlachtordnung mit aus einandergezogenen Bataillonen in der Richtung auf Beaumont vor. Als es dunkel geworden war , wurden Marschkolonnen formirt und nach Beaugench marschirt , wo die 20. Division Quartier be ziehen sollte. Es dauerte sehr lange,

ehe in der

Dunkelheit durch einen

Generalstabs- Offizier die verschiedenen Stadtviertel

den einzelnen

Truppentheilen zugewiesen werden konnten, aber auch dann mußten die müden Mannschaften noch lange stehen, denn jezt konnten erſt die Bataillone und dann die Kompagnien ihre Eintheilung treffen, um ordnungs- und gleichmäßig die Quartiere zu vertheilen.

Es war

ungefähr 10 Uhr Abends, als alle Mannschaften untergebracht waren. Statt der gedeckten Tische und warmen Stuben fand man in den Quartieren nur Schluchzen und Stöhnen der geängstigten Ein wohner, denn schon drei Tage lang hatte der Kampf um die Stadt und in der Nähe derselben getobt, und viele Tauſend eigener Lands leute und Feinde hatten Verpflegung darin gesucht ; jezt hieß es du tout. überall pas du tout Die Vorposten der Division standen höchstens 1 km von der Stadt entfernt.

Sie wurden bald nach Mitternacht vom Feinde

angegriffen, ein lebhaftes Gefecht entſpann sich, und die feindlichen Kugeln flogen bis mitten in die Stadt, besonders in das Revier der 11. Kompagnie des Regiments . Infolge dessen ließ Premierlieutenant v. Szymonski alarmiren, und die gesammten in Beaugench untergebrachten Truppen traten ſo ſchnell als möglich auf ihren Alarmpläßen an. Auch der komman dirende General und der Divisions-Kommandeur erschienen , und da der Grund des Nachtgefechtes bekannt wurde, dies wieder verstummt war

und der

Feind

sich

zurückgezogen

hatte,

befahl

General

v. Voigts - Rhet das Wiedereinrücken in die Quartiere, nicht ohne vorher den schnellen und richtigen Entschluß des Lieutenants v. Szy monski gelobt zu haben. Kurze Zeit darauf traf der Befehl ein, daß bei Tagesanbruch das 10. Armeekorps die 17. Division in ihrer Stellung ablösen sollte. Oberstlieutenant v. Boltenstern sollte mit den beiden Bataillonen des Regiments die Vorposten in der Linie Villemarceau- Villejouan aussetzen.

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b. Verfolgungsgefecht bei Château Serqueu am 11. Dezember. Gegen 5 Uhr früh wurde angetreten und bald darauf abmarſchirt. Um in der Dunkelheit nicht irre zu gehen, war vom Maire ein Weg weiser requirirt worden. Villemarceau war nicht weit. Es war ein herrlicher Wintermorgen, etwas falt, wenig Schnee war während der Nacht gefallen, und ein zarter duftiger Nebel schwebte über dem Boden. Auf Vorposten in der Linie Villemarceau- Villejouan befand sich das Mecklenburgische Grenadier-Regiment, welches bald nach der Ab löſung abmarſchirte.

Oberstlieutenant v. Boltenstern befahl, daß das

1. Bataillon Villemarceau, das Füſilier-Bataillon Villejouan beſeßen sollte. Das Aufstellen einer zusammenhängenden Poſtenkette erschien unnöthig , denn von der Umfassung der Ortschaften hatte man eine vollständig freie Uebersicht bis an die nächsten Ortſchaften Origny und Ourcelle, es genügte also die Aufstellung von Posten in der Liſière. Zur größeren Sicherheit wurde ſpäter vom Major v. Schmidt auf dem Dache des Schlosses in Villemarceau der Vizefeldwebel Kruspe mit einem guten Fernglase postirt, welcher von dort auf eine Meile Umkreis auf der mit Schnee bedeckten Ebene jede feindliche Annäherung sehen konnte. Gleich nach dem Einrücken in die Stellung wurde von Kavallerie Patrouillen der Vormarsch des Feindes gemeldet. Zu dieser Zeit fiel der Morgennebel, und in der That erschienen südlich und nördlich Origny feindliche Schützenlinien. Das Füsilier - Bataillon erhielt Feuer aus dem vom Feinde besetzten Origny , ohne jedoch Verluste zu erleiden. Das Feuer verstummte , als die Füsiliere Deckung in Villejouan gefunden hatten. Es galt nun, schnell die beiden Ortſchaften zur Vertheidigung einzurichten, und daran wurde eifrig von einem Theil der Mann schaften gearbeitet, während der andere Theil mit Gewehren in der Hand den feindlichen Angriff erwartete. Ein solcher erfolgte jedoch nicht.

Auf der weißen Schneefläche, weit über Schußweite, bewegten

ſich die franzöſiſchen Schützen hin und her , auch einige Kavallerie Abtheilungen zeigten sich und verschwanden, dann zog sich die ganze Masse rechts, neue Abtheilungen erschienen und verschwanden, es sah aus, als ob die Franzosen ererzirten. Villemarceau eignete sich gut zur Vertheidigung, es beſtand nur aus wenigen Häusern und einem kleinen Park, der mit einem Graben und Mauer umgeben war. Das kleine Schloß im Park hatte durch

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die Gefechte der Tage vorher stark gelitten, eine ganze Ecke war weggeschossen, und es war vollständig ausgeplündert. Ein kleines Arbeiterhaus brannte Morgens ab, woran wohl die Unvorsichtigkeit der früheren Einquartierung Schuld war , die das Strohlager zu nahe dem Kamin angelegt hatte.

In einem Hause lagen 15 schwer

verwundete Franzosen , denen ärztliche Hülfe, so gut es anging, ge leistet wurde. Mit der Vertheidigung der Umfassung war die 1. , 3. und 4. Kompagnie beauftragt, während die 2. in Reserve hinter dem Dorfe zurückgehalten wurde. Das Dorf Villejouan eignete sich auch gut zur Vertheidigung, weil vollständig freies Schußfeld nach der feindlichen Seite zu vor der Umfassung sich befand . Auch dieses Dorf hatte durch die statt gehabten Kämpfe sehr gelitten, bei Tage und bei Nacht war darum gekämpft worden, Leichen von Pferden und Menschen lagen noch un beerdigt, und mehrere Häuser waren abgebrannt. Als die feindlichen Bewegungen nach einer Stunde noch fort dauerten, fuhr eine schwere Batterie südlich Villemarceau auf und feuerte einige Granaten gegen den Feind .

Dieser erwiderte das Ge

schützfeuer nicht, sondern fuhr in seinen Bewegungen fort.

Der zur

Stelle anwesende Chef des Generalstabes des 10. Armeekorps, Oberst lieutenant v. Caprivi, folgerte daraus ganz richtig, daß alle dieſe Be wegungen nur den feindlichen Abmarsch markiren sollten. Es wurde nun abtheilungsweise abgekocht und vom Füſilier-Bataillon ein Zug der 10. Kompagnie unter Lieutenant Reinecke zur Rekognoszirung gegen Origny entsendet.

Der Feind hatte diesen Ort geräumt, und

es wurden nur noch Nachzügler, ließen, darin vorgefunden.

welche sich willig gefangen nehmen

Auch anderwärts wurden Gefangene eingebracht,

darunter zur

allgemeinen Heiterkeit vom 1. Bataillon zwei als Frauenzimmer ver kleidete französische Soldaten, die in diesem Kostüm unentdeckt ent wischen zu können glaubten. Sämmtliche Gefangene, deren Zahl wohl auf 60

angelaufen

war, sollten nach Beaugency transportirt werden. Hierzu wurde die 2. Kompagnie unter Lieutenant v. Tschirschky bestimmt. Auf die Meldung hin, daß sich der Feind anscheinend zurück zöge, entschloß sich der kommandirende General vorzugehen. Die 20. Division erhielt den Befehl, sich bei Villemarceau zu sammeln und den Feind zu verfolgen. Obgleich noch nicht alle Mannschaften

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abgefocht hatten, wurde Nachmittags 22 Uhr in Gefechtsformation, die 39. Brigade rechts, die 40. Brigade links in der Richtung auf Laveau in zwei Treffen und einem Vortreffen, querfeld abgerückt. Die beiden Bataillone des Regiments befanden sich im zweiten Treffen der 39. Brigade. Nachmittags 4 Uhr wurde die Arrieregarde des Feindes zwischen Laveau und Dugny eingeholt.

Es entspann sich in der schon ein

getretenen Dunkelheit ein kurzes Gefecht, welches mit dem gänzlichen Rückzuge der Franzosen endigte. Das Regiment des ersten Treffens hatte unbedeutende, das Re giment 79 keine Verluste.

Während

ein Bataillon Regiments 56

die Vorposten gab, wurden allen übrigen Truppen - Abtheilungen der 39. Brigade die beiden Ortschaften Schloß Serqueu und Laveau Was nicht einquartiert werden als Alarmquartiere angewiesen. fonnte, sollte biwakiren. In dem Schlosse Serqueu befand sich bereits ein franzöſiſches Lazareth, Laveau beſtand, Scheunen und Ställe mit eingerechnet, aus vielleicht 15 Häusern. Obdach finden.

Hier sollten 19 Kompagnien und eine Batterie

Das Wetter schlug gegen Abend um.

Statt des trockenen.

Frostes strömte reichlicher Regen vom Himmel herab, infolge deſſen sich Straßen und Felder mit Glatteis überzogen, so daß in den ersten Stunden der Nacht, ehe sich der Boden erweicht hatte, Niemand gehen oder reiten konnte .

Mit Sehnsucht erwartete Jeder den An

bruch des Tages, denn Ruhe konnte. Niemand bei der dichten Ein quartierung finden.

c. Verfolgungsgefecht bei Mer am 12. Dezember. Am 12. Dezember früh 9 Uhr brach die 39. Brigade von Laveau auf und schlug die Richtung nach Luſſay ein, während die 40. Brigade links davon auf der großen Chaussee nach Blois vorging . Das Füsilier-Bataillon war im Vortreffen, das 1. Bataillon im ersten Treffen der 39. Brigade. Dieſe marſchirte wie am Tage vorher in Gefechtsformation querfeld; heute war aber eine ganz be sondere Anstrengung damit verknüpft, weil die Oberfläche des Bodens so schlüpfrig war, daß weder Mensch noch Pferd einen sicheren Tritt machen konnten.

112 Dazu kam noch, daß die Landleute jener Gegend ihre Felder mit ganz schmalen, hochgewölbten Beeten, die durch tiefe Furchen von Berittene und Fußgänger glitten einander getrennt sind, beackern. Eine andere Schwierigkeit lag fortwährend aus , und viele fielen. darin, daß die in den Feldern liegenden Weingärten die breiten Kolonnen nach der Mitte fortwährend zum Ausbiegen , Abbrechen und Wiederaufmarschiren nöthigten , wodurch für die Mannſchaften große Anstrengungen erwuchsen. Die Batterien mußten Wege aufsuchen und die Truppenfahrzeuge auf die Chauſſee fahren, sonst wären sie stecken geblieben. Die Gegend wurde bergiger. An jeder nur irgend zur Ver theidigung günstigen Stelle war eine solche vorbereitet. Die Mauern waren mit Schießscharten versehen,

Schüßengräben und Batterie

Einschnitte in solider und sauberer Ausführung, dem Terrain an gepaßt, überall angelegt, die Wege durchſtochen, aber nirgends leiſtete hier der Feind mehr Widerstand . Fast in jeder Dorfschaft wurde eine Anzahl feindlicher Nachzügler vorgefunden und in Gefangenschaft geführt.

Der 40. Brigade gegenüber an der Chaussee leistete der

Feind geringen Widerstand, der jedoch durch einige Kanonenſchüſſe und energiſches Vorgehen ſchnell beseitigt wurde. Eine große Viehheerde, welche der französischen Armee gehörte, und dieser auf dem Rückzuge nicht schnell genug folgen konnte, wurde erbeutet und im Marsche an die einzelnen Truppen-Abtheilungen vertheilt. Das Marschziel der Division war Suèvres, die 39. Brigade blieb nördlich davon in Diziers . In dem großen herrlichen Schloß dieses Ortes, in welchem drei Wochen vorher General d'Aurelle de Paladine sein Hauptquartier gehabt hatte, konnten alle Offiziere der Brigade bequem und gut untergebracht werden, auch die Mann schaften fanden gute Unterkunft in dem großen Dorfe und hatten, Dank der erbeuteten Viehheerde, reichliche Verpflegung. Major v. Schmidt erhielt den Auftrag, mit seinem Bataillon die Vorposten auszusetzen.

Dazu genügten zwei Kompagnien ; links die 3. mit der Front nach Westen , im Anschluß an die Vorposten der 40. Brigade, rechts davon die 4. Kompagnie mit zurückgebogenem Flügel in einigen Waldparzellen, Front nach Nordwesten . Die 1. Kompagnie blieb als Piket in Alarmquartieren in Diziers, die 2. Kompagnie war noch nicht vom Gefangenentransport zurückgekehrt. Dagegen stieß die 7. Kompagnie heute wieder zum Regiment. —

113 Premierlieutenant v. Hirschfeld war, wie schon erzählt, am 5. Dezember in Puiseaux eingetroffen und hatte sich auf dem Marsche nach Neu ville am 6. Dezember mit dem anderen Theile seiner Kompagnie vereinigt.

Am 7. Dezember war er nach St. Jean de Braye_mar

ſchirt und hatte dort am 8. Dezember Ruhetag gehalten. Am 9. Dezember, schon auf dem Marsch nach Orléans, erhielt er Gegenbefehl wegen der Kämpfe bei Beaugency und kehrte nach St. Jean zurück. Am 10. Dezember sollte er über Orléans, wo der Hafertransport blieb, nach Ingré, am 11. nach Beaugency mar schiren und traf nun am 12. Dezember, nachdem er sich dem Vor marsch der 40. Brigade angeschlossen hatte, in Diziers wieder zum -Regiment. Die Nacht verlief ruhig, von den Vorposten wurden einige Gefangene gemacht.

Am Morgen des 13. Dezember sammelte sich

die Division bei Suèvres neben der Chauſſee nach Blois zum Marsche nach dieser Stadt. Die 2. Kompagnie traf hier wieder beim Bataillon ein, welches ebenso wie das Füsilier-Bataillon dem Gros der Division zugetheilt war, die 7. Kompagnie deckte die Bagage. Da der Feind nirgends mehr Widerstand leistete,

auch Blois

nicht mehr vom Feinde besetzt war, wie vorgesendete Kavallerie Patrouillen gemeldet hatten, wurde der Marsch auf der Chauffee zurückgelegt. Der kommandirende General ritt an der Spitze der Diviſion. Mit Interesse wurden einige an der Straße liegende schöne Schlösser, große Gärten und die überall angebrachten Vertheidigungs Einrichtungen während des Marſches betrachtet. Während desselben wurden auch vom Diviſions-Kommandeur die Befehle für die Belegung der Stadt und für die Sicherheitsmaß regeln daselbst ausgegeben.

Der nächste Tag sollte ein Ruhetag sein.

Am Eingange von Blois ließ General v. Voigts- Rhet die Truppen bei sich vorbeimarſchiren , erkundigte ſich ſpeziell nach den dringendsten Bedürfniſſen derselben und versprach Abhülfe, besonders in Betreff des Schuhzeuges. In den guten Quartieren und bei der reichlichen, guten Ver pflegung, welche faſt Allen zu Theil wurde, waren die Strapazen der lezten Tage bald vergessen.

In der großen Stadt fand auch Jeder

Gelegenheit, sich solche Kleinigkeiten des täglichen Lebens zu kaufen, ohne welche der Soldat im Felde nicht gut bestehen kann, und die im 8 Schmidt v. Knobelsdorf , 3. Hannov . Inf. Regt. Nr. 79.

114 Laufe des Feldzuges entweder ruinirt oder bei nächtlichem Alarm im Quartier liegen geblieben oder im Strohlager verloren gegangen waren.

Wäsche, Messer, Becher, Bürsten, Cigarrenspißen, Hand

schuhe, Unterjacken, Stiefeln; alles dies war käuflich, wenn auch für ungewohnte Preiſe, zu haben. Das stattliche Schloß , ein großartiges Baudenkmal dreier ver

schiedenen Zeitepochen, bot den Schauluſtigen und Wißbegierigen viel Interessantes, und die schönen einladenden , luxuriös ausgestatteten Kaffeehäuser führten viele Bekannte, die sich schon lange nicht mehr geſehen und gesprochen hatten, zum fröhlichen Verkehr zuſammen. Es waren in der Stadt große Brotvorräthe und Magazine von Armeematerial aller Art erbeutet worden. Deshalb konnte sofort den Truppen Leder zur Ausbesserung des Schuhzeuges, aber leider Warum dies unmöglich war, nicht die Zeit dazu gegeben werden. wird ein Blick auf die feindlichen Operationen und die vom Feld marschall Prinz Friedrich Karl dagegen ergriffenen Maßregeln deut ―――― licher zeigen. Nach den Schlachten bei Beaune und Orléans hatte sich die französische Armee nach drei verschiedenen Richtungen zurückgezogen. Der General d'Aurelle de Paladines war seines Postens als Ober befehlshaber enthoben worden, und Gambetta hatte aus der einen Loire-Armee deren zwei formirt. Den Oberbefehl über die 1. Loire- Armee, zusammengesetzt aus den südöstlich und südlich Orléans ſtehenden 15., 18. und 20. Korps, erhielt General Bourbaki; die auf dem rechten Ufer der Loire zurück gegangenen französischen Korps 16 und 17, sowie das neugebildete 21. Korps und die Division Camô , deren Eingreifen beim Walde von Marchénoir und bei Beaugency sich dem Großherzog gegenüber sehr fühlbar gemacht hatte, bildeten die 2. Loire - Armee unter General Chanzy, der bis dahin das 16. Armeekorps kommandirt hatte. General Chanzy ,

ein

tüchtiger Organisator

und energischer

Soldat, hatte es verstanden, nicht nur den Rückzug nach der Schlacht bei Orléans aufzuhalten, sondern er versuchte auch, ganz auf die Ideen Gambettas eingehend , Bourbaki zur gemeinschaftlichen Offen Da er aber ein Zu sive gegen die deutschen Armeen zu bewegen. ſammenwirken mit der 1. Loire- Armee nicht erreichen konnte, wich er langsam an den Loir in der Richtung auf Vendôme zurück.

Sich so zwei feindlichen Armeen gegenübersehend und eingedenk seines Auftrages, die Einſchließung von Paris zu decken, beschloß der

115 Prinz Feldmarschall, zuerst den General Chanzy zu schlagen und sich dann gegen Bourbaki zu wenden. Das 10. Armeekorps sollte eine Avantgarde auf der Straße nach Vendôme bis an den Cissebach vorſchieben und in der Richtung über Herbault und über Chouzy an der Loire rekognosziren, während die II. Armee in sich aufschließen sollte, um bei einem erwarteten Widerstand des Feindes mit allen Kräften eingreifen zu können. Dies waren die Gründe ,

warum die beiden Bataillone des

Regiments das gastliche Blois am Ruhetage verlaſſen mußten. Am 14. Dezember gegen 11 Uhr Vormittags erhielt Major v. Schmidt vom Diviſions-Kommandeur den mündlichen Auftrag, mit seinem Bataillon und einem Zuge Dragoner unter Lieutenant Barkow, sobald als möglich nach Chouzh an der Loire auf der Straße nach Tours zu marſchiren, dort als Soutien für die weiter vorzuſchiebende Kavallerie stehen zu bleiben und in Erfahrung zu bringen , wohin sich der Feind mit seinen Hauptkräften zurückgezogen habe, ob auf der Straße nach Tours feindliche Truppenmassen zurückgegangen wären, und ob der Siz der franzöſiſchen Regierung noch in Tours ſei. Infolge dieſes Befehls marſchirte Mittags gegen 12 Uhr das 1. Bataillon nach Chouzh und traf dort kurz vor 2 Uhr ein. Lieu tenant Bartow trabte mit den am besten berittenen Dragonern noch einige Meilen weiter gegen Tours vor . Zur Sicherung in dem wenig übersichtlichen Terrain mußten drei Kompagnien zu den Vorposten verwendet werden, die 4. blieb als Reserve. Die sofortige Beschlagnahme des Briefkastens in Chouzy lieferte eine gute Ausbeute. Aus den darin gefundenen Briefen war mit Sicherheit zu ersehen, daß die Armee des General Chanzy sich nach Vendôme zurückgezogen habe und daß der moralische Zustand der Armee ein sehr erschütterter ſei. Jammer und Klagen über das Elend des Krieges , über den Mangel an Lebensmitteln und Unzu friedenheit mit den Maßregeln der Regierung und der Vorgesetzten war der Inhalt der meiſten Briefe. Durch ein Gespräch mit einer vornehmen russischen Dame, in deren Schlosse einige Tage vorher mehrere höhere französische Offiziere gespeist hatten ,

wurde in Er

fahrung gebracht, daß die franzöſiſche Regierung schon seit mehreren Tagen nach Bordeaux übergesiedelt war ,

und

daß keine großen

Truppenmaſſen, ſondern mur einige tausend Mann in ungeordneten 8*

116 Haufen durch Chouzy durchpaſſirt waren ; dies lettere wurde auch durch andere Einwohner von Chouzy beſtätigt. Lieutenant Barkow hatte auf seinem Ritt keine feindlichen Truppen angetroffen. Meldung über das in Erfahrung Gebrachte und die wichtigſten Briefe wurden sofort nach Blois befördert, die übrigen Briefe jedoch der Post zurückgegeben . Das Füsilier - Bataillon des Regiments sollte am 14. Nach mittags 2 Uhr die Vorposten nordwestlich Blois , welche bis dahin das Füsilier-Bataillon Regiments 56 gegeben hatte, ablösen. Gegen 3 Uhr, als kaum die Vorposten bezogen waren, erhielt Major v. Steinäcker den Befehl, sofort , ohne erst eine Ablösung der Vor posten abzuwarten, mit seinem Bataillon nach La Chapelle auf der Straße nach Vendôme zu marſchiren und dort zu einem Detachement zu stoßen, welches aus dem Füsilier - Bataillon Regiments Nr. 79, dem 1. Bataillon Regiments Nr. 56 , dem 1. Bataillon Regiments Nr. 92 , der 3. leichten Batterie und einer Schwadron Dragoner unter Kommando des Oberstlieutenant v. Boltenſtern gebildet wer den sollte. Nach 9 Uhr Abends traf das Füfilier-Bataillon in La Chapelle ein und wurde für die Nacht in Toiſy und einigen elenden Häuſern, die theilweise schon von den Braunschweigern belegt waren, ein quartiert. Zu diesem Detachement traten am Morgen des 15. Dezember noch zwei Kavallerie - Regimenter und eine reitende Batterie der

2. Kavallerie-Division, und der Kommandeur dieser Division, General lieutenant Graf zu Stolberg übernahm das Kommando über das so verstärkte Detachement, welches als Avantgarde des 10. Armeekorps gegen Vendôme bald nach 9 Uhr Morgens aufbrach. Das 10. Armeekorps, mit der 20. Diviſion an der Tete, folgte von Blois, bei ihr die 7. Kompagnie des Regiments . Rechts vom 10. Korps ging das 3. Armeekorps

und noch

weiter rechts die Armee-Abtheilung des Großherzogs von Mecklenburg gegen den Loir vor. Den Schutz der linken Flanke des 10. Korps bildete ein Detachement unter General von Barneckow in der Stärke von zwei Bataillonen, zwei Kavallerie = Regimentern und einer reitenden Batterie, wovon später noch die Rede sein wird.

117

d. Gefecht bei Vendôme am 15. Dezember. Der Feind hatte auf dem hochgelegenen Terrain südlich Vendôme Stellung genommen und Vortruppen bis Villeromain vorgeſchoben. Bei diesem Orte erhielt die Spitze der Avantgarde des Grafen zu Stolberg das erste Feuer, jedoch zogen sich die feindlichen Vortruppen schnell auf die Hauptstellung zurück, gegen welche dann vorgegangen wurde. Als das an der Tete der Avantgarde befindliche Bataillon vom Braunschweigischen Regiment Nachmittags 1 Uhr an dem Wäld chen bei La Galoche angekommen war , eröffnete der Feind gegen dasselbe aus mehreren südlich der Vorstadt Le Temple aufgestellten Batterien ein lebhaftes Granat- und Mitrailleusenfeuer. Oberstlieutenant v. Boltenstern, welcher die Infanterie der Avant garde befehligte, ließ das Braunschweigiſche Bataillon links und das 1. Bataillon Regiments 56 rechts der Chaussee zum Gefecht vor gehen und behielt das Füsilier - Bataillon hinter dem Walde rechts neben der Chaussee in Reserve zurück. Während die beiden erstgenannten Bataillone sich mit Mühe einen Weg durch den dichten Wald bahnten, war das feindliche Granatfeuer sehr heftig und nöthigte das Füſilier-Bataillon zum mehr maligen Stellungswechsel.

Die feindlichen Granaten thaten jedoch

wenig Schaden, obgleich zwei mitten in das Bataillon trafen, sondern ſchlugen, aus großer Höhe kommend, tief in den aufgeweichten Boden, ohne zu krepiren. Das Braunschweigiſche Bataillon war gegen die feindliche Stellung vorgegangen, während die 3. leichte Batterie an dem nördlichen Wald saume dicht an der Chauffee auffuhr und die feindliche Artillerie be fämpfte. Nach einer halben Stunde erhielt Major v. Steinäcker den Befehl, das Wäldchen links zu umgehen, die Batterie zu schützen und das Braunschweigische Bataillon , welches in ein sehr lebhaftes Gefecht verwickelt war, zu unterſtüßen. Ehe dieser Befehl zur Ausführung gelangte, wichen die Braun schweiger zurück, und Major v. Steinäcker nahm infolge deſſen fol gende Aufstellung : Am Waldrande blieb die 9. Kompagnie, links davon in einem tiefen Graben die 12. Kompagnie, die 10. und 11. Kom pagnie wurden in das links vorwärts liegende kleine Gehölz bei La Guignardière gesendet, um dies zu beſeßen. Die Braunschweiger, welche

118 zwischen der 12. und 10. Kompagnie zurückgegangen waren, machten Halt; zwei Kompagnien rückten hinter den von der 10. und 11. Kom pagnie besetzten Busch, die beiden anderen Kompagnien gingen wieder vor und besetzten links vorwärts das kleine Gehölz bei St. Anne. Hier hinter rückte dann auch die 11. Kompagnie als Soutien für die Braunschweiger. Indessen war lebhafter Geschützkampf auf der ganzen Linie. Eine Batterie fuhr rechts der Chaussee bei dem Gehöft Broche Poisson auf.

Zur Bedeckung derselben wurde die 7. Kompagnie des Regi

ments vom General v. Kraatz vorgeschickt. Das 3. Armeekorps hatte ebenfalls in das Gefecht eingegriffen, und links bei St. Anne trat die 20. Division mit ihren Batterien in die Gefechtslinie ein.

Infanterie war auf feindlicher Seite wenig

zu sehen, aber auch die diesseitige Infanterie führte nur ein hin haltendes Gefecht auf weite Entfernung. Der Grund hierfür lag in der Unwegsamkeit der Felder.

Bis

an die Knie sanken Pferde und Mannschaften in den aufgeweichten Boden, die Stiefel blieben in dem zähen Morast stecken, die Batterien konnten nur mit Hülfe der Mannschaften in Poſition gebracht wer den, und es blieb fraglich, ob die Pferde im Stande wären, die bis an die Achsen in den Boden gesunkenen Geschütze wieder herauszu schleppen. Es wurde Abend, und noch standen die feindlichen Batterien und feuerten Schuß auf Schuß mit geringer Wirkung auf die dies seitigen Abtheilungen. Gegen Abend nahm sogar das feindliche Feuer an Heftigkeit zu, während das diesseitige Feuer schwieg. Die 19. Di vision sollte noch in der Dunkelheit einen Vorstoß machen, der jedoch an der Ungunst der Bodenverhältnisse scheiterte. Die Nacht brach herein. Vorposten sollten nicht ausgeseßt wer den, jede Truppen- Abtheilung sollte gefechtsbereit ihre Stellung während der Nacht beibehalten. Feuer durfte wegen der Nähe des Feindes nicht angezündet werden. Schon gegen Abend fing es stark zu regnen an.

Hungernd und frierend wurde der Morgen erwartet. Das Füsilier-Bataillon hatte nur zwei Verwundete. Es ist jetzt Zeit, einen Blick auf das 1. Bataillon Regiments

Nr. 79 zu werfen, welches in Chouzy in der Nacht zum 15. De zember den Befehl erhielt, am 15. Dezember Vormittags 11 Uhr sich in Herbault einzufinden und dort unter die Befehle des Generals v. Barneckow , Kommandeurs der 4. Kavallerie = Brigade, zu treten.

119

-

Major v. Schmidt ordnete demgemäß kurz vor 8 Uhr den Ab marsch aus Chouzy an.

e. Gefecht bei St. Amand am 15. Dezember. Ehe die große Straße Blois -Herbault erreicht werden konnte, war ein sehr schlechter Weg zu passiren;

ein frisch aufgeschüttetes

Chauffee-Planum, was nicht umgangen werden konnte — links die fumpfigen Wiesen des Cissebaches, rechts steile Waldberge - war so aufgeweicht,

daß die Besorgniß nahe lag , die Wagen würden hier

stecken bleiben. In der That gelang es auch nur mit Aufwand von einer Stunde eine Strecke von wenig über 100 Meter Länge zurück zulegen. Mehrfach mußte der Patronenwagen und der Medizinkarren ausgegraben werden, und nur den vereinten Anstrengungen von Pfer den und Menschen gelang es endlich, todtmüde und erschöpft, die Chauffee nach Herbault zu erreichen. Viele Mannschaften hatten da bei ihre Stiefel verloren, sie jedoch mit den Händen aus dem Schlamme herausgesucht, um bei dieſer Jahreszeit nicht barfuß gehen zu müſſen. Der Marketenderwagen blieb stecken , obgleich er ziemlich leer war. Der Marketender spannte seine kraftlosen Pferde aus , um wenigstens diese zu retten. Bataillon ganz .

Uebrigens verließ er bald darauf das

Eine Stunde später, als befohlen war, traf das 1. Bataillon in Herbault ein. Der General gönnte den erschöpften Mannschaften eine kurze Ruhepause und brach dann zur Erfüllung seines Auftrages in der Richtung auf St. Amand auf. Der Auftrag lautete, den Schutz der linken Flanke des 10. Armee forps, welches gegen Vendôme vorging , zu bilden und die Eisen bahn Vendôme-Tours an mehreren Stellen zu zerstören. Das Detachement bestand aus dem 1. Leibhusaren- und dem Blücherschen Husaren-Regiment, einer reitenden Batterie, dem 1. Ba taillon Regiments 79 und dem 2. Bataillon Regiments 56 (Haupt mann v. d . Lancken) . Die Kavallerie-Brigade marſchirte an der Tete; schon unterwegs hörte man Kanonenfeuer von Vendôme her. Als die Spitze des Detachements den Wald hinter Gombergean auf der Straße nach St. Amand passirt hatte, wenig über eine halbe Meile von St. Amand entfernt, erhielt sie feindliches Infanteriefeuer aus einigen daselbst gelegenen Gehöften.

120 Das 2. Bataillon Regiments 56 entwickelte sich zum Gefecht und drang bis zur Ferme Chandela vor. Das 1. Bataillon 79 verblieb vorläufig im nordwestlichen Rande des Waldes , rechts und links der Chauffee, in Reſerve zurück. Der General befahl, daß die reitende Batterie auffahren und durch ihr Feuer den diesseitigen Angriff einleiten sollte. Indessen eröffnete der Feind aus zwei Geschützen ein wenig wirk sames Feuer. zu erkennen.

Der Standpunkt der feindlichen Batterie war nicht In hohem Bogen kamen die feindlichen Granaten,

schlugen laut platschend in den aufgeweichten Boden und ſprizten den Schmutz weit umher. Die reitende Batterie fuhr nur mit der größten Anstrengung

der Pferde dicht links neben der Chaussee, ungefähr 600 Schritt vor dem Walde, mit fünf Geſchüßen auf (das sechste Geschütz konnte wegen des tiefen Bodens und wegen des geringen Raumes nicht in Poſition gebracht werden) und bewarf, wie es schien wirkungslos , die vom Feinde besetzten Fermen. In dem wenig übersichtlichen Gelände war eine Beobachtung der Wirkung nicht möglich. Hecken , einzelne Bäume, Obſtgärten, Häuser, Buschpartien und Wald hinderten die Aussicht. Das Leib-Husaren-Regiment war auf das Terrain nördlich der Chaussee gerückt , hatte Patrouillen vorgeſchickt , um die feindliche Stellung zu rekognosziren , und blieb wegen des feindlichen Gewehr und Geſchüßfeuers in langsamer fortwährender Bewegung . Von dort erhielt der General die Meldung , daß der Gegner anscheinend in starker Stellung vor St. Amand stände , und daß die Pferde des Regiments wegen des aufgeweichten Bodens, obgleich fast nur Schritt geritten worden wäre , kaum noch Athem hätten. Das Husaren-Regiment Nr. 5 sollte südlich vorgehen, rekognos ziren und die Eisenbahn Tours -Vendôme zerstören. Die dazu in der Richtung über St. Gourgon vorgeschichte Schwadron fand die ganze Eisenbahnstrecke besetzt und beobachtete mehrere in der Richtung auf Tours abfahrende Eisenbahnzüge. Eine Zerstörung der Eisenbahn gelang nicht, dagegen wurden einige Ge fangene, darunter ein französischer Kapitän, eingebracht. Der General hielt es nicht für richtig, mit seinen beiden schwachen

Bataillonen , die zuſammen kaum achthundert Gewehre hatten, den Feind , dessen Stärke und Stellung man in dem durchaus unüber sichtlichen Terrain nicht kennen lernen konnte, rücksichtslos anzugreifen,

121 ohne seinen Hauptauftrag, Schuß der linken Flanke des 10. Armee korps, zu gefährden. Er hielt für richtig, den Feind durch Demon striren festzuhalten und durch Kavallerie-Patrouillen an allen Stellen Fühlung mit demselben zu behalten. In einem Bericht des franzöſiſchen Generals Barry, welcher bei St. Amand kommandirte, steht, daß seine Hauptkräfte noch hinter St. Amand standen, daß dieser Ort nur durch sechshundert Mann und zwei Geschütze besetzt, und daß auf der Straße nach Herbault eine Feldwache vorgeschoben war. Ganz so scheint es nicht gewesen zu sein, denn thatsächlich er hielten die Husaren aus allen Gehöften in dem Bereich einer halben Meile Feuer. Die reitende Batterie und

das

2. Bataillon Regiments 56

hatten das resultat- und zwecklose Feuern eingestellt, während der Gegner noch viele Patronen verschoß und erst bei völliger Dunkelheit mit Feuern aufhörte. Von Vendôme herüber schallte der Kanonendonner noch immer von derselben Stelle, so daß man deutlich wahrnehmen konnte, daß auch dort keine Fortschritte gemacht wurden. Schon war befohlen,

daß bei Nacht Alles auf derselben Stelle

in Gefechtsbereitschaft bleiben solle , es wurden Vorposten längs des nordwestlichen Waldrandes ausgesetzt , als der General sich entschloß, zur Nacht mit dem Detachement bis Gombergean zurückzugehen, wo allerdings das Terrain sich besser zur Vertheidigung eignete , die Vorposten - Aufstellung nicht so ausgedehnt zu sein brauchte, und man doch besser gegen feindliche Ueberraschung gesichert war. Die Sechsundfünfziger bezogen die Vorposten in einem Halb kreise vor Gombergean, vielleicht 1 Kilometer von diesem Orte entfernt. Was möglich war , wurde zur Nacht unter Dach und Fach gebracht, um Menschen und Thiere vor dem kalten Regen, der seit der Dämmerung vom Himmel herabſtrömte , zu schüßen; jedoch blieb immer noch ein Theil der Mannschaften und Pferde im Freien, denn Gombergean war nicht groß genug. Mit dem Grauen des Tages war Alles auf den Beinen. Für die beiden Infanterie - Bataillone war der Befehl einge troffen, am 16. Dezember Vormittags 11 Uhr in St. Anne einzu treffen , erhielt.

während die Kavallerie - Brigade eine andere Bestimmung

122 Der Marsch am 16. Dezember früh gehört mit zu den ſchlimmſten Rückerinnerungen des Feldzuges .

Von Gombergean bis Pray, eine

gute halbe Meile, war keine Chauffee, und der Boden so aufgeweicht, daß sich Jeder nur mit der größten Anstrengung fortbewegen konnte. Die Marschkolonne der beiden Bataillone verlängerte ſich immer mehr, schwache Leute konnten kaum noch vorwärts . Wie am Tage vorher blieben die Stiefeln stecken und wurden von vielen Leuten in der Hand getragen. In Pray requirirte Major v. Schmidt einige Pferde, welche vor den Patronenwagen vorgelegt wurden.

Endlich wurde die Chauſſee

erreicht, gesammelt und nach kurzer Raft gegen Vendôme geeilt, von wo schon Kanonendonner herübertönte.

f. Gefecht bei Vendôme am 16. Dezember. Die kombinirte Avantgarde des

10. Korps hatte ,

wie ſchon

erzählt, dicht vor Vendôme ohne Stroh, Holz und Lebensmittel mit Gewehren in der Hand biwakirt ; am 16. Dezember früh 9 Uhr hatte sie sich bei St. Anne gesammelt und war als Reserve der gegen Vendôme vorgehenden 20. Division gefolgt. Der Feind hatte seine gestrige Stellung geräumt , war durch Vendôme auf die Höhen des rechten Thalrandes des Loir gerückt und hatte versucht , die in der Stadt befindlichen Brücken über dieſen Fluß zu sprengen. Die 20. Division war rasch durch die Stadt nachgedrungen und hatte die nur unvollständig zerstörten Brücken schnell wieder Auf dem hohen linken Thalrand des Loir, von gangbar gemacht. welchem aus man eine weite Fernſicht über das rechte Ufer und über die Stadt hinweg genießt, waren einige diesseitige Batterien aufgefahren und donnerten gegen die auf dem jenseitigen Thalrande stehenden feindlichen Batterien und gegen die abziehenden sichtbaren Die 40. Brigade kam mit der feindlichen feindlichen Kolonnen. ein lebhaftes Gefecht und es gelang ihr , 6 feindliche Geschütze und eine Mitrailleuse zu erobern und noch mehrere hundert

Nachhut in

Gefangene zu machen.

Die kombinirte Avantgarde nahm keinen unmittelbaren Antheil am Gefecht; sie blieb in Reserve, das Füsilier - Bataillon 79 besetzte den Bahndamm nordöstlich, das 1. Bataillon 92 den Bahnhof und den Kirchhof nördlich der Stadt.

123 Zu dieser Zeit rückte das 1. Bataillon 79 in die Stadt , um sich an die 20. Division anzuschließen. Der Feind zog sich dann rasch ab , jedes Gefecht verstummte, und von den zur Stelle befindlichen in der Stadt bezogen. Kantonnements Armeekorps Truppen des 10. Dienstpapiere fielen in die Hände wichtige Gewehre und Viele der Sieger. Vorposten wurden ausgesetzt ,

Oberstlieutenant Bendler kehrte an diesem Tage, von seinem Fußleiden geneſen, zum Regiment zurück und übernahm die Führung desselben. Oberstlieutenant v. Boltenstern übernahm wieder

das Kom

mando seines Bataillons , von welchem jedoch zur Zeit nur die 7. und 8. Kompagnie anwesend waren. Von letterer sind die Erlebniſſe

noch nachträglich zu erzählen. Sie hatte zur Deckung der Trainſtaffel die Ortſchaften Puiſeaux und Desmonts seit dem 28. November besetzt gehalten. Gegen Ende des Monats hatte ein Theil der Kompagnie einen größeren Ge fangenen -Transport nach Nemours gebracht. Am 4. Dezember

war

Lieutenant Buhlers mit der halben

Kompagnie und einem Theile des Trains von Desmonts über Toury bis Artenay marschirt und dort am 5. Dezember Morgens 5 Uhr eingetroffen.

Da aber Artenay von Truppen aller Art überfüllt war,

so marschirte diese Kolonne an demselben Tage wieder nach Toury zurück, und am 6. Dezember über Artenay bis Villereau. An diesem Tage rückte auch Lieutenant Crome mit der andern Hälfte der Kompagnie aus Puiseaux aus , mit dem Auftrage, bis St. Lyé zu marschiren. Jedoch konnte dieser Ort nicht erreicht werden, sondern der Train und Lieutenant Crome mit der Bedeckung blieb in einem Dorfe , mehrere Kilometer davon entfernt, über Nacht. Am 7. Dezember Marsch des einen Theils der Kompagnie nach Semoy und des andern Theils nach Fleury. Am 8. und 9. De zember Ruhe. Am 10. Dezember mit der Trainstaffel nach Chaingy und Fourreau. Am folgenden Tage wurde die 8. Kompagnie von der Bedeckung der Trainstaffel abgelöst und erhielt den Befehl, zum Regiment zu stoßen. Sie marschirte an diesem Tage bis Beaugency , wo sie mit der 7. Kompagnie des Regiments zusammentraf, und wo der Lieutenant der Landwehr Fleischer das Kommando übernahm .

124 Am 12. Dezember marschirte die 8. Kompagnie, mit der 7. ver einigt , hinter der 40. Brigade, erhielt jedoch unterwegs den Befehl, die zahlreichen von der 40. Brigade gemachten Gefangenen rückwärts bis Beaugench zu transportiren und sie dort an einen andern Truppentheil abzugeben. Dies konnte erst am 13. Dezember ge schehen. Am 14. Dezember marſchirte Lieutenant Fleischer bis Suèvres, am 15. durch Blois bis La Chapelle, und am 16: nach Vendôme. Hier kam die Kompagnie gerade zur Zeit an, als die Braunschweigische Batterie an dem hohen Thalrande des Loir auffuhr, um den auf dem andern Ufer abziehenden Feind zu beschießen, und wurde zur Bedeckung derselben kommandirt. Nachdem die II . Loire - Armee geschlagen war und den Rückzug auf Le Mans angetreten hatte, gab der Prinz Feldmarschall folgende Befehle: Das 10. Armeekorps und die 1. Kavallerie - Diviſion bleiben am Loir - Fluß zurück; zunächst ist der abziehende Feind zu verfolgen, demnächst sind die Eisenbahnbrücken Tours - Angers und Tours — Le Mans zu zerstören , Blois besetzt zu halten, und der Feind weiter zu beobachten. Das 3. und 9. Armeekorps kehren nach Beaugench und Orléans zurück. Die Armee- Abtheilung des Großherzogs von Mecklenburg rückt nördlich auf die Straße nach Châteaudun und übernimmt den Schuß der Einschließung von Paris gegen Weſten. Im Allgemeinen sollte die Armee der dringend bedürftigen Ruhe genießen , wenn nicht besondere Ereignisse zur Thätigkeit aufforderten. General v. Voigts- Rhet ließ die 20. Division und eine Ka vallerie-Brigade in und bei Vendôme zurück und ging mit der 19. nach Blois und Gegend . Zuerst galt es, den geschlagenen Feind zu verfolgen. g . Verfolgung des Feindes bis Epuiſay am 17., 18. und 19. Dezember. Am 17. Dezember früh sollte der Oberst Haberland mit einem Detachement von 4 Bataillonen , 2 Eskadrons und 2 Batterien bis an den Azay-Abschnitt vorrücken , den Feind bis Epuiſay verfolgen, und zumal diejenigen Kolonnen schädigen, welche, von Frêteval kom mend, über Epuisay abzogen.

125

-

Das Detachement des Oberst Haberland bestand

aus

dem

1. Bataillon Regiments Nr. 17, dem Füſilier-Bataillon Regiments Nr. 56, dem 1. und Füsilier - Bataillon Regiments Nr. 79 , zwei Schwadronen Dragoner Nr. 16 und zwei Batterien. Am 17. Dezember früh gegen 9 Uhr wurde aus Vendôme ab marſchirt und die Straße nach Epuiſay eingeschlagen. In der Avant garde waren die Dragoner, die Siebenzehner und eine Batterie. Die beiden Bataillone des Regiments waren unter Kommando des Oberstlieutenant Bendler im Gros . Die weit vorwärts und seitwärts vorgeschobenen Kavallerie Patrouillen plänkelten mit der Nachhut des Feindes und machten viele Gefangene. Auf und neben der mit mehrere Zoll hohem breiartigem Schmutz bedeckten Chaussee lagen viele todte Pferde, umgestürzte oder stehen gelaſſene und ausgeplünderte Wagen, Uniformen, Ausrüſtungsstücke und Waffen aller Art, ein Zeichen eines regelloſen, fluchtartigen Rück zuges des Feindes . Als das Gros den Azay-Abschnitt erreicht hatte, stieß die Avant garde auf den Feind, welcher gegen alles Erwarten vorwärts Epuiſay eine Stellung eingenommen hatte. Das Gelände westlich Vendôme hat einen andern Charakter als die fruchtbaren, weiten Ebenen der Beauce westlich Orléans . Das im Allgemeinen hochgelegene ebene Terrain wird durch tiefe, schmale, schluchtartige Thäler, in deren Sohle ein mehr oder minder bedeu tender Wasserlauf rinnt, durchzogen ; schon hier sind viele Felder mit Hecken umzogen, welche Aussicht und Bewegung hindern, je weiter nach Westen, desto mehr nimmt diese Art der Bebauung der Felder zu.

Nicht nur an den günstig gelegenen Abhängen sind Weinanpflan

zungen , sondern auch mitten in den Feldern, die mit ihren dicht stehenden, starken Pfählen die Bewegungen geschlossener Abtheilungen hindern. Nur Infanterie kann sich durch solche Weingärten in auf gelöster Ordnung durchdrängen. Naturgemäß wird die Thätigkeit der Kavallerie auf die Wege eingeschränkt, und günstige Aufstellungen für Artillerie finden sich nur selten. Die Infanterie der Avantgarde entwickelte sich rechts und links der Chaussee zum Gefecht, und die Batterie fuhr rechts der Straße auf zur Bekämpfung der feindlichen Artillerie, welche die lange breite Chaussee unter Feuer hielt. Auf die Meldung hin, daß die diesseitigen Kavallerie- Patrouillen,

126 welche nach Danzé ſtreifen sollten, in den Fermen und Ortſchaften nördlich Azay Feuer erhalten hätten, befahl der Detachements-Kom mandeur, daß eine Kompagnie des Gros in dem Azay- Abschnitt nordwärts vorgehen und das Terrain in der rechten Flanke des De tachements vom Feinde säubern sollte. Hierzu wurde die 1. Kom pagnie Regiments Nr. 79 (Premierlieutenant Wenzel) bestimmt. Die Avantgarde gewann nur langsam Terrain ; deshalb wurde das Gros vorgezogen, die Batterie desselben mußte links der Straße auffahren und den Eingang von Epuisay unter Feuer nehmen. Zur Deckung dieser Batterie erhielt Major v. Schmidt den Auftrag, mit den noch zur Stelle befindlichen drei Kompagnien seines Bataillons links vorwärts eine Aufstellung zu nehmen. Ehe die Infanterie des Gros in das Gefecht eingriff,

gelang

es den Siebenzehnern, durch umfassenden Angriff den Feind zurück zudrängen und sich in den Besitz von Epuiſay zu ſeßen. Indessen war von beiden Flanken Meldung eingegangen. Die 1. Kompagnie meldete, daß bei Danzé ein feindliches Lager von vielen Bataillonen zu sehen wäre ; Kavallerie-Patrouillen meldeten · die Anwesenheit schwächerer feindlicher Abtheilungen in der linken Flanke südlich Epuiſay. Oberst Haberland beſchloß, zur Nacht bis zum Azay-Abschnitt zurückzugehen. Die 1. Kompagnie stieß wieder zum Detachement.

Bei ihrem

Vormarsch hatten die feindlichen Nachzügler nach dem Wechſel weniger Schüsse die Fermen und Höfe geräumt. Premierlieutenant Wenzel fand dort eine Stelle , wo eine größere feindliche Abtheilung kurz vorher biwafirt hatte. Viele Waffen und musikalische Instrumente waren dort liegen geblieben , auch eine seidene dreifarbige Fahne mit der Inschrift: République française wurde hier erbeutet. Es war eine Fahne, wie sie die Mobilgarden führten und wie sie in den Novembergefechten vielfach bei dem Feinde gesehen worden war. Am Azay-Abschnitt wurden Vorposten ausgesetzt und die Mann schaften des Detachements in sehr enge Quartiere der dort vor handenen Dörfer Azay, Les Galettes und Schloß Roulhière unter gebracht. Im Ganzen waren einige Hundert Gefangene gemacht. hatte nur das Avantgarden-Bataillon gehabt.

Verluste

Am Morgen des 18. Dezember wurde von Azay aus der Vor marsch gegen Epuiſay in derselben Marschordnung,

wie am Tage

127 vorher, angetreten.

Zur Verstärkung rückten aus Vendôme noch das

2. Bataillon Regiments 56 , das Ulanen - Regiment 12 und eine reitende Batterie dem Detachement Haberland nach. Epuisah wurde an diesem Tage ohne Gefecht besetzt und darin eine große Menge ganz neuer Chaſſepotgewehre vorgefunden, welche das 1. Bataillon Regiments Nr . 79 mit Ausnahme von 100, die für die Bewaffnung des Ulanen- Regiments Nr. 12 bestimmt wurden , zerstören mußte. Diese Zerstörungsarbeit wurde von den Mannschaften mit großem Eifer und sichtbarem Behagen ausgeführt. eingebracht.

Viele Gefangene wurden

In dem Walde nordöstlich Epuiſay hielten sich Hunderte

von Nachzüglern der feindlichen Armee versteckt ,

welche auf die ein

fache Aufforderung eines zu ihnen geschickten schon gefangenen Lands mannes willig hervorkamen. Auf den Straßen nach Savigny und St. Calais Detachements zur Rekognoszirung vorgesendet worden.

waren kleine Kavallerie

Patrouillen meldeten, daß Le Temple, auf der Straße nach Mon doubleau gelegen, vom Feinde besetzt sei. Infolge dessen befahl Oberst Haberland, daß Major v. Schmidt mit ſeinem Bataillon, zwei Geſchüßen und einem Zuge Ulanen dort hin marſchiren und den Feind vertreiben sollte. In Le Temple wurden nur noch einige Nachzügler aufgegriffen, dagegen war der hinter diesem Dorfe rechts und links der Chauſſee nach Mondoubleau liegende Wald vom Feinde besetzt.

Einige dort

hin geschleuderte Granaten bewogen den Feind zum schleunigen Ab zuge.

Die 1. Kompagnie verfolgte noch eine Strecke,

jedoch ging

jezt vom Detachements -Kommandeur der Befehl ein, jede Verfolgung einzustellen und zurückzukehren. Der Abend war hereingebrochen, und Oberst Haberland ging mit seinem Detachement noch bis Azay zurück, wo bei völliger Dunkel heit, wie am Tage vorher, die Vorposten ausgesetzt und die Quartiere bezogen wurden. Das Füsilier-Bataillon des Regiments gab die Vorposten.

Es

waren im Ganzen ungefähr 200 Gefangene gemacht. Am 19. Dezember Vormittags kehrte Oberst Haberland mit seinem Detachement nach Vendôme zurück. Das Füsilier - Bataillon hatte den Abschnitt bei Azay noch bis zur Rückkehr der vorgeschickten Kavallerie - Patrouillen , welche furz nach Mittag erfolgte, besetzt halten müssen Nachmittags 4 Uhr in Vendôme ein.

und

rückte deshalb erſt

--

11.

128

Vendôme.

Vom 20. Dezember 1870 bis zum 6. Januar 1871 . Auf dem westlichen Kriegsschauplatz ruhten die großen Operationen. Die geschlagene französische Armee brauchte Zeit, um sich zu retabliren, und die Sieger bedurften der Ruhe, sowohl um sich von den er littenen Strapazen zu erholen, als auch um Waffen und Bekleidungs stücke in Stand zu setzen. Die 20. Division, welche am weitesten westlich vorgeschoben stand ,

mußte ihrer

eigenen Sicherheit

wegen

und

zur ferneren

Beobachtung des Feindes , die ihr aufgetragen war , stets kleinere Detachements nach Weſten vorſchieben, die in dem feindlich gesinnten Lande nach allen Seiten gefährdet, sehr vorsichtig sein und ſich ſtets durch starke Vorposten sichern mußten, wodurch für die Mannschaft oft bedeutende Anstrengungen bedingt und alle Truppentheile der Division in Athem gehalten wurden.

An die Stadt Vendôme und ihre nächsten Umgebungen, wie an das nicht fern gelegene Montoire, Les Roches und Villiers knüpfen sich für das Regiment Erinnerungen mancher Art, traurige, durch den Verlust vieler Kameraden, aber auch stolze und dem Gedächtniß liebe. Ehe in der Erzählung der Ereignisse fortgefahren wird, erſcheint es angemessen, einen Blick auf Vendôme und das Leben darin zu thun, da diese Stadt längere Zeit , wenn auch mit Unterbrechung einzelner Tage, für alle Abtheilungen des Regiments als Kantonne ment gedient hat. An einer starken Biegung

des Loir ,

welcher,

von Norden

kommend, plötzlich nach Westen biegt, um in mehreren großen Win dungen weiter zu fließen, liegt Vendôme.

Der südliche Thalrand

tritt bei der Stadt dicht an den Fluß und fällt über hundert Fuß steil zu diesem ab. Hart am steilen Rande über der Stadt liegt die Ruine eines alten Templerſchloſſes , von welcher ein mächtiger mit Epheu umrankter Thurm noch gut erhalten ist. Von hier aus hat man eine weite Fernsicht, sowohl stromauf als auch stromab und nach Norden über den rechten niedrigeren Thalrand fort , bis der Blick durch den Wald von Vendôme beſchränkt wird . In dem hohen, aus weichem Kalkstein beſtehenden südlichen Thalrand ſind Keller von wahrhaft großartigen Ausdehnungen an gelegt, in welche man von der dicht am steilen Rande hinführenden

129 Straße bequem hineinfahren kann.

Hier waren ganz bedeutende

Maſſen von Weinen, sowohl in Fässern als auch in Flaschen gelagert. Die Vorkeller wurden zu Ställen, Wagenremiſen und zum An Viele Nebenkeller waren bei An bau von Champignons benut . näherung der deutschen Armeen vermauert worden und dort eine Menge Gegenstände untergebracht, die vor den Preußen , vor einem Bombardement oder vor einem etwaigen Brande geschützt werden sollten. Der Zufall führte zur Entdeckung einiger solcher Keller, worin die verschiedensten Sachen aufbewahrt und versteckt waren. Neben Weinen , Silber- und Goldsachen lagen dort Damen- und Herren fleider, Bücher, Musikalien, Meubel, Waffen und andere Gegenstände. Außer den Lebensmitteln und einigen für die großen Lazarethe nöthigen Sachen wurden im Beisein der Ortsobrigkeit die werthvollen Gegen ſtände den Beſizern zurückgegeben , damit nichts gestohlen oder ver loren gehen könnte.

Die Waffen wurden zerstört.

Anfänglich zeigte sich die Einwohnerschaft feindselig und un freundlich, jedoch bildete sich bald ein besseres Verhältniß zwiſchen den Wirthen und der Einquartierung , ſo daß im Allgemeinen die Quartiere gut zu nennen waren. Nur die Truppentheile, welche in der Nähe der Loirbrücken ein quartiert waren, klagten über Zug und Kälte in den Stuben , weil hier durch den seitens der Franzosen gemachten Sprengungsversuch fast alle Fensterscheiben zertrümmert waren. Am schlechtesten aber hatte es der Truppentheil , welcher in der hochgelegenen Vorstadt Le Temple einquartiert war.

Dieses sehr ärmliche Stadtviertel , in

welchem mehr Lehmhütten als Häuſer vorhanden waren, hatte durch die Kämpfe am 15. und 16. Dezember erheblich gelitten , und hier hatten, vor der Einnahme von Vendôme durch die Deutschen, Theile der französischen Loire- Armee im Quartier gelegen.

Vollständig von

den Einwohnern verlaſſen, ſtarrten die Häuſer vor Unordnung, Schmuß und Ungeziefer, und nur mit Grauen konnte man die wegen des faulenden Lagerstrohs und anderer Unreinlichkeiten übelriechenden Räume betreten. Der Divisions - Kommandeur und alle übrigen Stäbe hatten Quartier in der Stadt genommen. In den ersten Tagen war Major v . Karger vom Regiment Nr. 56, nachher Major Schmidt v. Knobelsdorf vom Regiment Nr. 79 zum Kommandanten der Stadt ernannt worden. 9 Schmidt v. Knobelsdorf , 3. Hannov. Inf.-Regt. Nr. 79.

130 Durch die Kommandantur, unterſtützt durch die Intendantur der Diviſion, wurde die Einquartierung , der Wachtdienst und die Ver pflegung geregelt. Die Verpflegung war gut und reichlich, auch wurde für jeden Mann aus den großen Weinvorräthen täglich ein Liter guter Roth wein verabfolgt. Sehr anstrengend war der Wachtdienst. Neben mehreren ſtarken inneren Wachen, die der vielen Gefangenen wegen nöthig waren, mußte eine ausgedehnte Vorpostenlinie besezt werden , so daß täglich zwei bis drei Bataillone auf Vorposten ziehen und von einem dritten oder vierten Bataillon die Wachen in der Stadt gegeben werden mußten. Die Vorpostenlinie zerfiel in zwei Theile, erstens auf dem rechten Ufer des Loir in der Linie La Folie- Courtiras, zur Deckung der Straßen von Paris, Epuisah und von Lunay, und zweitens auf dem linken Ufer zur Deckung der Straße von Montoire und Tours bei Bois aur Moines und La Laissionière. Am 19. Dezember kehrten , wie schon

erzählt ,

das 1.

und

Füsilier- Bataillon von Epuisay nach Vendôme zurück und wurden hier einquartiert. Die Bekleidung und Bewaffnung war in übler Beſchaffenheit. Die furchtbar beschmutzten Mäntel waren kaum im Stande, die Schäden an Röcken und Beinkleidern zuzudecken.

Die Stiefeln hatten

mehrfach keine Sohlen mehr, die Gewehre waren verrostet , an den Helmen fehlten viele Beschläge, Füsiliere und Musketiere waren an der Farbe ihres Lederzeuges kaum noch von einander zu unterscheiden. Es galt alsó mit Fleiß und Eifer auszubessern und zu reinigen. Mit Ausnahme der 5. und 6. Kompagnie war das Regiment jezt in Vendôme vereinigt. Am 20. Dezember erhielt die 8. Kompagnie (Lieutenant Fleiſcher) den Auftrag, nach Montoire zu rekognosziren. Sie fand die Brücken über den Loir bei Les Roches und Lavardin zerstört und kehrte des halb an demselben Tage, ohne Montoire erreicht zu haben, zurück. General v. Kraag beſchloß, ein ſtärkeres Detachement am folgen den Tage noch Montoire vorzusenden, welches dann am zweiten Tage in der Gegend südlich dieses Städtchens Requiſitionen ausführen, Kavallerie-Patrouillen bis La Chartre sur le Loir, Vancé, Bessé und Savigny vortreiben und am dritten Tage zurückkehren sollte. Zum Kommandeur dieses

Detachements , bestehend

aus

dem

131 1. Bataillon Regiments Nr. 79 , einer Schwadron Küraſſiere, Graf Wrangel , einer Schwadron Dragoner Nr. 16 und zwei Geſchützen einer reitenden Batterie, wurde Major Schmidt v. Knobelsdorf bestimmt. Da jedoch ein großer Theil der Mannſchaften des 1. Bataillons sehr schlechtes Schuhzeug hatte, genehmigte der Diviſions-Kommandeur, daß diese Leute zurückbleiben könnten und befahl, damit das Detache ment an Infanterie nicht zu schwach würde, daß die 7. Kompagnie des Regiments das 1. Bataillon verſtärken ſollte. Durch die Rekognoszirung am Tage vorher war bekannt , daß jämmtliche Brücken über den Loir vom Feinde zerstört waren. Major v. Schmidt bestimmte deshalb , daß zwölf Zimmerleute des Bataillons fahrend auf einigen Wagen, welche zur Zurückschaffung der zu requirirenden Gegenstände von Vendôme mitgenommen wurden, ſchnell mit Begleitung von zwei Zügen Küraſſieren vortraben und die Brücke bei Les Roches wieder herstellen sollten. Der Rest des

Detachements folgte am 21. Dezember nach

8 Uhr Morgens auf der Chaussee nach Les Roches. Die Brücke über den Loir , welcher an dieser Stelle 30 bis 40 Fuß breit ist, war bis auf die Uferbalken vollständig zerstört. Glücklicherweise standen auf der Chauſſee, nicht weit von der Brücken stelle, hohe Pyramiden-Pappeln , welche schnell gefällt , entästelt und als Streckbalken bei dem Brückenbau verwendet werden konnten. In vier Stunden war die Brücke vollendet und fest genug für alle Waffengattungen. Der Maire von Les Roches wurde für die Instandhaltung der Brücke verantwortlich gemacht und der Marsch nach Montoire angetreten.

Hier, zum Erstaunen der Einwohner, die gerade Markt ab hielten und nicht glaubten , daß die verhaßten Preußen den Loir passiren könnten , angekommen , wurden sofort die nach dem Feinde zu gelegenen Ausgänge mit starken Wachen besetzt und Offizier Patrouillen von den Dragonern auf den verschiedenen Straßen vor geschoben. Gegen Abend liefen Meldungen ein, daß die Büsche beim Dorfe Sougé, etwas über eine Meile von Montoire entfernt, an der Straße nach La Chartre gelegen, von feindlicher Infanterie besetzt und daß dort anscheinend auch eine Verſchanzung angelegt sei ; dagegen hatte die nach Savigny gerittene Patrouille nichts vom Feinde gesehen. Dem Maire des Ortes war befohlen worden, sofort alle Waffen 9*

132 abzuliefern, und durch Civilarbeiter die ebenfalls zerstörte Loirbrücke in der Stadt sogleich so herstellen zu lassen, daß auch schweres Fuhr werk dieselbe paſſiren könnte. Die Kavallerie fand in den geräumigen Ställen der französischen Reiterkaserne ein sehr gutes Unterkommen. Am nächsten Morgen wurde unter Befehl des Rittmeister v. Maſſen bach die Schwadron Dragoner und die 7. Kompagnie (Premierlieutenant v. Hirschfeld) nach Sougé geschickt mit dem Befehl, schwächere feind liche Abtheilungen dort zu vertreiben, womöglich bis La Chartre und Vancé zu refognosziren und fleißig nach Norden zu patrouilliren . Der widerspenstige Maire konnte nur durch Drohungen dazu bewogen werden, den Brückenbau zu beschleunigen. Die Brücke ſollte noch am Nachmittag zum Marsch nach St. Arnould wegen Aus führung der dort befohlenen Requiſition benutzt werden und zum Uferwechsel für den Fall eines feindlichen Angriffes von Norden her dienen, weil in dieſem Falle die Benutzung der bei Les Roches ge bauten Brücke zum Rückzuge nach Vendôme sehr fraglich erschien. Im Laufe des Vormittags ging vom Rittmeister v. Maſſenbach die Meldung ein, daß ſtarke feindliche Abtheilungen bei Sougé ſtänden, und daß er mit einer Kompagnie nicht stark genug wäre , den Feind aus seiner günstigen Aufstellung zu vertreiben. Da ein Angriff stärkerer feindlicher Abtheilungen nicht im Auf trage lag, so schickte Major v. Schmidt seinen Adjutanten, Lieutenant Riechers, mit dem Befehl nach Sougé, daß der Rittmeiſter v. Maſſen bach zurückkehren und nur einen Zug Dragoner zur Beobachtung des Feindes bis zur Dunkelheit zurücklassen sollte. Indessen war die Brücke in der Stadt vollendet und die zu den Requisitionen in St. Arnould bestimmten Küraſſiere und die 1. Kompagnie (Premierlieutenant Wenzel) konnten dorthin abrücken. Der Artillerie-Offizier erhielt den Befehl, anspannen zu lassen, die Infanterie, sich gefechtsbereit zu halten , da die Möglichkeit vor lag, daß der Feind, dem die Schwäche des diesseitigen Detachements ſicherlich durch die Einwohner bekannt gemacht war , ſeinerseits zum Angriff vorgehen und Les Roches auf einem kürzeren Wege, als auf dem über Montoire erreichen konnte. Als bei Anbruch der Dämmerung die 7. Kompagnie zurückgekehrt war, befahl Major v. Schmidt den Abmarsch des Detachements nach Les Roches, wo die Infanterie bleiben, während die Kavallerie und Artillerie auf dem linken Ufer des Loir in Villavard und einigen

133 Gehöften Alarmquartiere beziehen sollte. Der General v. Kraaz, welcher Meldung über alles erhalten hatte, war damit einverstanden. Am 23. Dezember wurde der Rückmarsch mit den requirirten

Viehheerden und ſonſtigen Sachen, unter denen sich auch Weihnachts bäume befanden , nach Vendôme bei ſtrenger Kälte angetreten. Das Thermometer zeigte 10 Grad unter Null. An diesem Tage trafen die 5. und 6. Kompagnie des Regiments, jedoch noch nicht vollzählig, in Vendôme ein. Wie schon erzählt, waren diese beiden Kompagnien am 4. De zember zur Besetzung der wichtigen Etappe Pithiviers abkommandirt worden. Der von seiner Wunde genesene Vizefeldwebel Bartmer traf in Pithiviers ein und wurde der 6. Kompagnie zugetheilt. Am 7., 8. , 9. und 11. Dezember wurden Begleitkommandos zu Gefangenentransporten in der Regel in der Stärke von 1 Offizier und 50 Mann nach Malesherbes gegeben.

Am 18. erhielten die Kompagnien den Befehl zum Abmarsch und zur Wiedervereinigung mit dem Regiment. In großen Märschen wurde der Weg zurückgelegt, am 19. nach Neuville, am 20. nach Orléans, am 21. nach Beaugency, nach Blois und am 23. nach Vendôme gerückt .

am 22.

Hier traten die Kompagnien wieder unter Kommando des Oberſt lieutenant v. Boltenstern.

Hauptmann Herzbruch übernahm die Führung der 5., Lieutenant Schmelzer die der 8. Kompagnie. Noch fehlten von der 5. und 6. Kompagnie die Lieutenants Seidenstücker, Held und Richter, welche mit 10 Unteroffizieren und 200 Mann zu Gefangenentransporten kommandirt , bis jezt nicht zurückgekehrt waren. Diese trafen , wie hier schon vorweg bemerkt werden mag, erst am 29. Dezember, bezw. erst am 2. Januar 1871 in Vendôme ein.

Das Weihnachtsfest war gekommen .

Mehr als je weilten die

Gedanken bei den Lieben in der fernen Heimath, mit denen vereint in diesem Jahre das schöne Fest nicht gefeiert werden konnte. Aber auch nicht im Kreise der Kameraden konnte der heilige Abend von allen Truppentheilen festlich begangen werden, denn der Friede war noch nicht geschlossen und der Feind nahe. Das Füsilier- Bataillon des Regiments Nr. 79 und des Re giments Nr. 56 bezogen am 24. Mittags die Vorposten.

134 Für die in der Stadt dienſtfreien Truppen hatte der Divisions Kommandeur einen Abendgottesdienst in der großen Hauptkirche von Vendôme angeordnet , der durch den Diviſionsprediger Vorberg ab gehalten wurde und an diesem Abend besonders feierlich war. schöne und ergreifende Predigt über den Text : machte auf alle Zuhörer einen tiefen Eindruck.

Die

Frieden auf Erden"

Wo es die Oertlichkeit irgend erlaubte, hatten sich nachher die gleichgesinnten Kameraden zusammengefunden und feierten nach deut scher Art unter einem mit brennenden Lichtern geschmückten Tannen baum einen fröhlichen Weihnachtsabend. Der 25. Dezember wurde vom 1. und 2. Bataillon in feier täglicher Ruhe verlebt, das Füsilier-Bataillon blieb auf Vorposten. Am 26. Dezember Morgens war in der großen Magdalenen kirche Gottesdienst und Austheilung des heiligen Abendmahls , an welchem jedoch vom Regiment nur das 1. Bataillon Theil nehmen konnte, da das 2. und Füſilier-Bataillon schon am Morgen um 82 Uhr von Vendôme zu einer mehrtägigen Rekognoszirung über Montoire ausgerückt war. Gefecht bei Montoire am 27. Dezember. (Siehe den dazu gehörigen Plan.) Die feindselige Gesinnung der Bevölkerung in der Umgegend von Vendôme hatte fast mit jedem Tage zugenommen ; aus Verstecken und Häusern wurde auf Ordonnanzen und Kavallerie-Patrouillen ge schossen und in einigen Fällen sogar die Leichen derselben noch oben drein verstümmelt . Einestheils mögen die zur Ernährung der Truppen nothwendigen und weit ausgedehnten Requisitionen das Volk zum Widerstande aufgereizt haben,

anderntheils

aber ließ sich daraus

schließen, daß die Landbevölkerung, durch die Nähe größerer Truppen Abtheilungen ihrer eigenen Armee dreist gemacht, einen solchen Guerrillakrieg zu führen.

es wagen konnte,

Der Divisions -Kommandeur beschloß zur Zerstreuung der Frank tireurbanden, deren Kern bei Sougé vermuthet wurde, ein ſtärkeres Detachement dorthin zu schicken, und befahl am 25. Dezember, daß Oberstlieutenant v. Boltenstern mit dem 2. und Füsilier-Bataillon des Regiments

Nr. 79 ,

einer

Schwadron Ulanen Nr. 12 , zwei

leichten Geschützen und zwei Sanitätswagen am 26. früh 8½ Uhr nach Montoire marschiren ,

die Nacht dort verbleiben ,

am 27. nach

Sougé vorgehen, dort die Freischaaren vertreiben, Geißeln mitnehmen

135 und noch an demselben Tage nach Montoire zurückkehren sollte. dritten Tage sollte dann das Vendôme antreten.

Am

Detachement den Rückmarsch nach

Zur befohlenen Zeit marschirte Oberstlieutenant v. Boltenstern von Vendôme ab. Halbwegs nach Les Roches in dem Wäldchen bei Varennes wurde auf die Spize der Kavallerie geschoffen und ein Ulan schwer verwundet. Die Infanterie der Avantgarde ſuchte ſofort das Gehölz ab, worin etwa 20 Männer mit blauen Blouſen, einige mit Patronen in den Hosen taschen, aber ohne Waffen gefunden wurden.

Da jedenfalls von diesen

Leuten geschossen worden war, wurden sie als Gefangene mitgenommen. In Les Roches ließ Oberstlieutenant v. Boltenstern 4 Ulanen. und die 6. Kompagnie, von der jedoch nur 2 Offiziere , 3 Unter offiziere, 3 Spielleute und einige 50 Mann beim Detachement waren, weil der Rest noch zum Gefangenen-Transport abkommandirt war, unter Befehl des Lieutenant der Landwehr Braunbehrens mit dem Auftrage zurück, für die Sicherheit der Brücke zu sorgen und, wenn möglich, in Lunay Hafer und Schlachtvieh zu requiriren. Um 22 Uhr Nachmittags wurde Montoire erreicht und dort Vorposten ausgesetzt. Am 27. Dezember früh 8 Uhr trat das Detachement seinen. Vormarsch gegen Sougé an.

Als Beſazung von Montoire und zum

Schuße der dortigen Loirbrücke blieben einige Ulanen , die 9. Kom pagnie und der zur Stelle befindliche Theil der 5. Kompagnie unter Befehl des Hauptmann v. Dobbeler zurück. Auch wurden hier die Kompagnie Packwagen zurückgelassen, dagegen die Patronenwagen, Medizinkarren und Sanitätswagen mitgenommen. In der Avantgarde (Hauptmann Herzbruch) befanden sich die Ulanen *) (Rittmeister v. Porembsky) , die 7. Kompagnie (Premier lieutenant v. Hirschfeld) und die 8. Kompagnie (Lieutenant Schmelzer) ; im Gros : die 10. Kompagnie (Hauptmann Leiſter) , die 11. Kom pagnie (Premierlieutenant v. Szymonski) , die 12. Kompagnie (Pre mierlieutenant v. Witowski) , die beiden Geschütze (Lieutenant Bach mann) und zwei Wagen des Sanitäts- Detachements . Bei dem großen Dorfe Troo tritt der nördliche Thalrand, der bei Montoire wohl eine Viertelstunde vom Fluß entfernt bleibt, dicht an diesen heran und die Dorfstraße bildet ein langes Defilee, südlich begrenzt durch den Loir, über welchen die Brücke abgebrochen *) Nach allen Abkommandirungen nur noch 54 Pferde.

136

-

war, und nördlich durch eine steile und über hundert Fuß hohe Fels wand, welche nur mühsam auf eingehauenen Treppen erklommen werden kann. In dieſe ſteile Felswand ſind terraſſenförmig über einander Wohnräume und Keller hineingearbeitet. Lettere sind von bedeutender Ausdehnung, erstrecken sich bis unter die auf der Hochfläche befind lichen Weinanpflanzungen und haben auch dort Ausgänge. Als die Avantgarde Troo paſſirte ,

wurde auf sie aus

den

Häusern geschossen. Die 7. Kompagnie erhielt den Befehl, Troo abzusuchen, und wenn die Schüßen nicht gefunden würden, alle männ lichen Einwohner als Geißeln fortzuführen. Das Durchsuchen der labyrinthartigen Höhlen und Keller nahm eine sehr geraume Zeit in Anspruch. Es vergingen darüber zwei Stunden, während welcher Zeit die 10. Kompagnie auf den Höhen nordöstlich Troo eine Bereitschaftſtellung einnahm.

Noch ehe die

Absuchung beendet war, befahl Oberstlieutenant v. Boltenstern um 11¾ Uhr, daß der Marsch nach Sougé von dem Detachement, mit Ausnahme der 7. und 10. Kompagnie, fortgesetzt werden sollte. Auf und neben der Chaussee nach Sougé zeigten sich Spuren eben ver lassener Biwaks ; auf einer Höhe nördlich jenes Dorfes war eine feind liche Verschanzung zu sehen, und die auf die Höhen des Thalrandes hin aufgerittenen Ulanenpatrouillen meldeten, daß hinter Sougé feindliche Abtheilungen regulärer Infanterie in der Stärke von drei Bataillonen zu sehen wären. Auf diese Meldung hin hatte sich die 8. Kompagnie zum Ge fecht entwickelt und die beiden Geschütze waren dicht südlich der Chaussee aufgefahren, wobei das eine Geschütz beim Ueberfahren eines tiefen hartgefrorenen Grabens die Deichsel zerbrach. Das Dorf Sougé schien nicht vom Feinde besezt zu sein, denn bei Annäherung der Schüßen der 8. Kompagnie fiel kein Schuß. Erſt als der Lieutenant Crome mit einem Halbzuge auf der Dorfstraße einige hundert Schritt vorgedrungen war , eröffnete der Feind , ob Soldaten oder Bauern, konnte nicht ermittelt werden, ein lebhaftes Feuer aus Fenstern und Kellerlöchern.

Der Lieutenant Crome , der

mit seiner ſtattlichen Figur die Musketiere, an deren Spitze er vorging, weit überragte, mochte wohl hauptsächlich als Ziel den feindlichen Schüßen gegolten haben, er erhielt einen Schuß durch den Kopf und endete sein Leben, ehe er nach Troo zurückgebracht werden konnte. Der Halbzug wurde zurückgenommen, und von den Geſchüßen zwölf Gra

‫جال‬

137 naten in das Dorf und gegen die Schanze, aus welcher man einen Theil der Besayung rückwärts davonlaufen ſah, geworfen. Da ein weiterer Angriff gegen diese starke feindliche Stellung nicht rathsam erschien, befahl der Detachementsführer den Rückzug. Der Feind verfolgte nur langsam mit wenigen Schüßen und hielt sich, in Respekt gehalten durch die Artillerie, von welcher zwei Mal ein Geschütz auf der Chaussee abproßte und mit sichtbarer Wirkung einige Grauaten abfeuerte, von der zur Arrieregarde be stimmten 11. Kompagnie in weiter Entfernung. Von dem jenseitigen Ufer des Loir wurde die Arrieregarde durch Bauern beschossen. In Troo wurde ein kurzer Halt gemacht, weil die Absuchung noch nicht ganz beendet war und dann , unter Mitführung von dreißig Geißeln , der weitere Rückmarsch nach Montoire angetreten. Von jetzt ab übernahm die 7. Kompagnie die Arrieregarde, weil sie wegen der Absuchung noch nicht vollständig gesammelt war , als der Abmarsch aus Troo angetreten wurde. Nach Zurücklegung eines Kilometers wurden Kanonenſchüſſe in der Richtung nach Montoire gehört, und als St. Quentin erreicht wurde, sah man deutlich in der Luft krepirende feindliche Granaten. Die Ulanen, welche 800 bis 1000 Schritt vor der Infanterie ritten, erhielten lebhaftes feindliches Gewehrfeuer, kamen zurück und meldeten, daß die Straße nach Montoire und die nördlich gelegenen Höhen von feindlicher Artillerie und Infanterie besetzt wären. Mittlerweile waren von der diesseitigen Infanterie die östlichsten Gehöfte von St. Quentin erreicht worden, und der Feind richtete seine Kanonen gegen die jetzt sichtbar werdenden Kompagnien. So= gleich wurden die nächsten Deckung gewährenden Gehöfte besetzt. Die 8. und 10. Kompagnie postirten sich hinter zwei dem Feinde zunächst liegende Höfe , und die 11. Kompagnie beſetzte ein Gehöft 80 Schritt links rückwärts, 50 Schritt nördlich der Chauſſee. Auf dieser, zwischen den Gehöften , prozten die zwei Geschüße, welche im Trabe vorgeholt worden waren, ab und nahmen den Kampf, obgleich von sechs feindlichen Geschützen lebhaft beschossen, zuerst nur gegen die etwas über 1000 Schritt entfernte feindliche Infanterie auf. Dicht neben den Geſchüßen in den Chauſſeegräben blieb die 12. Kom pagnie, und bei ihnen die mitgeführten Geißeln, einige hundert Schritt dahinter im Dorfe als Reserve die 7. Kompagnie, die Ulanen und die Fahrzeuge (Patronenwagen, Medizinkarren und Sanitätswagen). Um die beiden Geſchüße vor dem Feuer der feindlichen Infanterie

138 zu schüßen , ließ Oberſtlieutenant v. Boltenstern die drei Füsilier Kompagnien vorgehen und ausgeschwärmt in einem Graben einige hundert Schritt vorwärts sich aufstellen , während die 8. Kompagnie geschlossen an der Chaussee hinter dem Gehöft verblieb. Drei Viertelstunden lang wurde nun ein sehr lebhaftes Feuer gefecht geführt, bei welchem die diesseitigen Truppen , beſonders die Artillerie, unverhältnißmäßig mehr litt, als der Feind. Während dieser ganzen Zeit wurde mit allen Kräften danach gestrebt, Auf klärung über Stärke und Stellung des Feindes zu erhalten. Es zeigte sich, daß der Gegner das ganze, etwa eine Viertel Die vordere Linie stunde breite Thal des Loir gesperrt hatte.

desselben, die jezt schon deutlich zu erkennen war , lehnte sich mit ihrem rechten Flügel an die Weinberge des Thalrandes und mit dem linken Flügel an die Chauffee, wo an der Biegung derselben vier geschlossene Kolonnen sichtbar waren. Dahinter im zweiten Treffen, das erste links überflügelnd und bis an den Fluß reichend, ſtand eine zweite viel stärkere Linie , jedoch noch nicht genau zu erkennen. Ge schlossene Abtheilungen standen oder bewegten sich, von den Bergen herabkommend, hinter den feindlichen Schüßenlinien. Eine feindliche Batterie ſtand nördlich der Chauſſee dicht hinter der erſten Linie und hatte zwei Geschüße noch weiter in die Nähe eines einzelnen Hauſes vorgeschoben. Diese beiden Geſchütze waren jedoch bald, nachdem sie von der diesseitigen Artillerie beschoffen wurden, demontirt und konnten nur mit Mühe zurückgeschafft werden. Nun zeigten sich im Rücken bei Troo feindliche Infanterie Abtheilungen , zwar noch in großer Ferne,

aber mehrere feindliche

Geschütze eröffneten von dort ihr Feuer. Die Ulanen hatten versucht, den steilen Thalrand zu ersteigen, fanden jedoch dort starke feindliche Abtheilungen und mußten umkehren. Der Lieutenant Bachmann hatte seine beiden Geſchüße , weil schon beinahe alle Munition verschossen war , zurückgezogen, dagegen trafen die feindlichen Granaten ,

welche anfänglich zu hoch gegangen

waren , jezt mit großer Genauigkeit.

Bald brannte das Deckung

gebende Gehöft in St. Quentin , eine Granate schlug in den Prot kaſten und

in die

Bespannung

12. Kompagnie und die Geißeln ,

des

einen

welche

Geschüßes ;

einen

auch

die

Versuch gemacht

hatten, zu entfliehen, und gegen welche schon Waffengewalt hatte an gewendet werden müſſen, hatten Verluste durch feindliches Artilleriefeuer. Die Lage des Detachements war eine sehr kritische. Man dachte

139 schon daran, die Fahnen zu verbrennen, damit sie nicht in Feindes Hand fielen. Von allen Seiten eingeschlossen , konnte ein Zögern nicht mehr helfen, noch schien Montoire nicht im Besitz des Feindes zu ſein; es galt also, sich durch den Feind durchzuschlagen oder unterzugehen. Oberstlieutenant v . Boltenstern gab den Befehl ,

ohne viel zu

schießen, mit Hurrah gegen den Feind in der Richtung auf Montoire vorzugehen und die feindlichen Linien zu durchbrechen . Dieses Vorſtürmen erfolgte in der Weise, daß links die 11. Kom pagnie hart an den Höhen, rechts neben ihr die 12., dann die 10. und auf dem rechten Flügel die 8. Kompagnie an der Chauſſee in aufgelöster Linie vorbrachen. Die 7. Kompagnie, welche indessen Front gegen den von Troo anrückenden Feind hatte machen müſſen, sollte geschlossen auf der Chaussee folgen. Der Lieutenant Bachmann retablirte hinter einem Hauſe ſeine Geschütze , sechs Pferde waren todt, drei verwundet und von den Bedienungsmannschaften waren. sechs außer Gefecht gesetzt.

Er ließ die Pferde umspannen , um im günstigen Moment der vorstürmenden Infanterie folgen zu können. Der Vorstoß gelang glänzend , die erste Staffel des Feindes zerstäubte vor dem preußischen Hurrah, wie Spreu vor dem Winde. Der Feind eilte in Auflösung in der Richtung auf die Höhen zurück. Fast wären die französischen Geschütze genommen worden, doch gelang es ihnen noch abzufahren und nur ein Munitionswagen blieb ſtehen. In der genommenen Stellung des Gegners wurde ein kurzer

Halt nöthig , theils aus Erschöpfung , um zu neuen Anstrengungen Kräfte zu sammeln , theils um neue Befehle abzuwarten . Es zeigte sich jetzt deutlich die zweite stärkere feindliche Linie, welche mit ihrem linken Flügel bis an den Loir reichte,

wo eine

Wassermühle stark besetzt war. Infolge dessen wurde nun auch die 7. Kompagnie in die erste Linie genommen und ihr die Waſſermühle als Angriffsobjekt bezeichnet. Dann ging Alles wieder zum Angriff vor. Der Feind hielt hier beſſer Stand, obgleich auch diesmal ſeine geschlossenen Abtheilungen nicht eingriffen . An vielen Stellen kam es zum Handgemenge, wobei über 100 Franzosen und 6 Offiziere einzeln gefangen genommen wurden, denen es nur zum Theil gelang, im Laufe des weiteren Gefechts wieder zu entkommen. Lieutenant Nie meyer wurde in dem Handgemenge leicht verwundet und wäre im Ringen mit einem Feinde wahrscheinlich getödtet worden, wenn ihm nicht der Musketier Voges und der Füsilier Friedrichs zu Hülfe gekommen wären.

140

-

Der 7. Kompagnie gelang es , mit Hurrah das Mühlengehöft am Loir, wohinein schon der Lieutenant der Reserve Helmkampf mit 15-20 Mann der 8. und 10. Kompagnie gedrungen war, zu ſtürmen, und hier 10 Offiziere (darunter 2 Stabsoffiziere) und über 200 Mann gefangen zu nehmen. Der französische Kommandant übergab seinen Degen mit den Worten : voilà mon épée , nous sommes prisonniers. (Da ist mein Degen, wir sind Gefangene.) Als

nun im weiteren Vorstürmen nach Montoire die Gefangenen

mitgehen sollten, weigerte sich der Major zuerst und rief heftig , daß es gegen das Völkerrecht und gegen den Kriegsgebrauch wäre , fangene mit in das Gefecht zu führen.

Ge

Jedoch bedeutete ihm der

Oberstlieutenant v. Boltenstern , daß dies heute ganz gleichgültig wäre, und sie mußten mit. Durch die Eroberung

der

Wassermühle

war

die feindliche

Stellung durchbrochen und wurde nun vom linken Flügel aufgerollt. Auf der ganzen Linie war der Kampf mit großer Erbitterung geführt worden, die Neunundsiebenziger kämpften mit fester

Ent

ſchloſſenheit; in dem Nahkampfe wurden der Lieutenant Buhlers durch einen Schuß in das Bein und der Vizefeldwebel Ihſſen durch einen Schuß in die Brust schwer verwundet , doch blieb Alles im Vorrücken.

In dem Augenblicke ,

als der Befehl zum Angriff auf

die zweite Stellung der Franzosen gegeben wurde, erhielten auch der Rittmeister v . Porembsky und der Lieutenant Bachmann den Befehl, jetzt auf alle Fälle zu verſuchen, Montoire zu erreichen. Der Lieute nant Bachmann berichtet darüber Folgendes : Die Ulanen , die Ge schüße und der Munitionswagen trabten von St. Quentin vor ; zuerst die Kavallerie, dann die Artillerie an der Tete, wurde bald zum Galopp und dann zur Karriere übergegangen.

Plötzlich wurden

in einer Entfernung von 200 Schritt die franzöſiſchen Linien ſicht bar. Die Ulanen bogen rechts aus , die Geschütze blieben auf der Chaussee, hinter ihnen her jagte ein Medizinkarren ohne Fahrer, weil dieser heruntergeschossen war. In diesem Augenblick wurde vom ersten Geſchüß das Vorderſattelpferd erſchoffen , der Vorderreiter er hielt gleichzeitig einen Schuß durch den Schenkel und wurde wohl 20 Schritt weit auf der glatten Chauſſee fortgeschleift, bis das Ge schüß zum Halten kam.

Die Vorderbracke wurde schleunigst abgehakt,

das andere Vorderpferd ausgespannt und mit zwei Pferden weiter gefahren. Das zweite Geschüß und der Munitionswagen,

welche unter

141 deſſen mit dem Medizinkarren langsam vorwärts getrabt waren, wurden bald eingeholt und wieder ging es in Karriere vorwärts . Gerade als die feindliche Schüßenlinie passirt wurde, brach das Stangensattelpferd vom zweiten Geschütz zusammen . Schuß durch den Kopf bekommen.

Es hatte einen

Der dadurch entstandene Aufent

halt war sehr unangenehm. Viele Franzosen umſtanden auf einer Entfernung von 30-40 Schritt das Geschütz, feuerten aber vor lauter Erstaunen nicht, unternahmen auch keinen Angriff. Dem ersten Geschütz und dem Munitionswagen hatte Lieutenant Bachmann die Weisung ertheilt, so schnell wie nur möglich nach Montoire hineinzufahren und am Eingange in gedeckter Stellung ihn zu erwarten. Unglücklicherweise lag das todte Pferd dicht vor den Progrädern und es kostete den beiden Bedienungsmannſchaften und dem noch übrigen Fahrer (der Stangenreiter war schwer verwundet und durch den führerlosen Medizinkarren über die Bruſt gefahren worden) die größte Anstrengung und viel Zeit, dasselbe aus der Be spannung zu entfernen.

Die Lage wurde noch fataler , als aus der

Wassermühle am Loir

eine große Anzahl von Franzosen auf das

Geschütz zulief. Daß diese Leute auf der Flucht waren , ahnte Lieutenant Bachmann nicht. Endlich wurde das Geschütz wieder marschfertig. Mit nur zwei Pferden bespannt , fuhr daffelbe in stärkster Gangart nach Montoire. Auf dem Marktplat wurde noch mals die Beſpannung des Zuges

geregelt und

durch requirirtes

Provenceröl die feſt gefrorenen Verschlüſſe gangbar gemacht. Lieute nant Bachmann machte sich durch ein leicht verwundetes Pferd be ritten, während sein Reitpferd eingespannt wurde. Die Kavallerie war südlich ausgebogen und ritt in Karriere durch eine feindliche Schüßenlinie, verfolgt von feindlichem Granat feuer aus Troo . Mehrere breite halb gefrorene Gräben in den Loir Wiesen konnten nur mit abgesessenen Mannschaften in starkem feind lichen Feuer passirt werden.

Beim Weiterreiten wurde eine zweite

feindliche Schüßenlinie angetroffen, die jedoch ihre Gewehre wegwarf und vor den eigenen Granaten, die eigentlich den Ulanen galten, Schutz in den Gräben suchte. So erreichte schließlich Rittmeister v. Porembsky auch Montoire. Die Patronenwagen der Infanterie und die Medizinkarren hatten ebenfalls versucht , in ſchneller Gangart nach Montoire zu eilen , ſie verloren jedoch Pferde, Räder brachen, und schließlich konnten nur

142 die Gespanne gerettet werden , mußten.

während die Wagen stehen bleiben

Durch das weite Vorſtürmen in Schüßenschwärmen waren die Kompagnien erheblich auseinandergekommen, wodurch die Leitung des Gefechtes sehr erschwert wurde. Dazu kam noch, daß die freie Uebersicht durch Pulverdampf, Schneegestöber und die hereinbrechende Dämmerung behindert wurde. Nach dem glücklich errungenen Durchbruch war es nun nöthig, sich schnell zu sammeln. Am Eingange von Montoire wurde zum Sammeln geblasen, doch verhallten die Töne des Signalhorns zum Theil in dem Getöse des Kampfes . Nur allmälig gegen 4 Uhr Nachmittags sammelten sich die Kompagnien in Montoire. Ein Offizier und ein Theil der Mannschaften schlugen eine falsche Rich tung ein und geriethen deshalb in Gefangenſchaft. In Montoire war, wie schon erzählt, der Hauptmann v . Dobbeler mit ein und einer halben Kompagnie und einigen Ulanen zurück geblieben.

Er wurde gegen 2 Uhr vom Feinde angegriffen, der nach

und nach vier Bataillone und eine Batterie zeigte.

Vergeblich ver

ſuchte Hauptmann v. Dobbeler an den Oberſtlieutenant v. Boltenſtern und nach Les Roches Meldung durch Ulanen zu schicken. Er war vollständig eingeschlossen.

Die 5. Kompagnie (ungefähr 100 Mann

derselben unter Führung des Lieutenant der Reſerve Deichmann) hatte bei Annäherung des Feindes den Ausgang nach Savigny und Les Roches , ein Theil der 9. Kompagnie den Ausgang nach Troo besetzt, und der Rest derselben stand als Reserve auf dem Marktplay. Die Angriffe des Feindes auf Montoire erfolgten ohne Energie und richteten sich stets auf eine Stelle, kein Mal griff der Feind, von seiner Ueberlegenheit Gebrauch machend, auf mehreren Stellen gleich zeitig an.

Auf dem freien und übersichtlichen Gelände nördlich Mon

toire war jeder feindliche Anmarsch zeitig zu erkennen, und jedesmal gelang es dem Hauptmann v. Dobbeler rechtzeitig, mit dem größten Theil seiner Kräfte an der bedrohten Stelle zu erscheinen. Allerdings mußten einige Male große Strecken in der Stadt im Laufschritt zurückgelegt werden ; da jedoch dies stets ungesehen vom Feinde ge schehen konnte, glaubte wohl der Feind an eine stärkere Besetzung der Stadt, gab seinen Angriff mit Infanterie ganz auf und begnügte sich damit, Granaten und Kartätſchen nach der Stadt zu werfen. Als Oberstlieutenant v. Boltenstern von St. Quentin her den Feind angriff, geschah gegen Montoire nichts mehr.

143 Ein großer Uebelstand war die höchst feindselige Haltung der Einwohner, die nur durch energische Drohungen von Gewaltthätig feiten abgehalten werden konnten. Während

ein Theil des Detachements

in voller Begeisterung

des errungenen Vortheils , die „ Wacht am Rhein " singend von Norden her, und Oberstlieutenant v. Boltenstern mit dem andern Theil auf der Straße von Troo in Montoire einrückte und der Hauptmann v. Dobbeler mit ihm, Bericht erstattend , nach dem Marktplatz ritt, übernahm auf Befehl des Major v. Steinäcker der Adjutant Lieutenant v. Heimburg das

Kommando

über den am

Ausgang nach Troo stehenden Theil der 9. Kompagnie. Ausgang eignet sich sehr schlecht zur Vertheidigung.

Dieser

Längs der

Chauffee, auf beiden Seiten derselben, liegen einzelne kleine Häuſer und Häuſergruppen in großen Zwiſchenräumen von einander, nirgends eine zusammenhängende Umfaſſung bildend , und deshalb gedeckte Aufstellung für eine größere Abtheilung gewährend.

Dagegen bieten

diese Häuser dem Feinde günstige Gelegenheit für einen gedeckten Anmarsch . Es dunkelte schon stark,

als auf der Chauffee von Troo her,

gegen den unter Befehl des Lieutenant v. Heimburg stehenden Theil der 9. Kompagnie eine größere geschlossene Abtheilung anmarſchirte. Da dieselbe keine Schüßen vor sich hatte, wurde sie erst für eine diesseitige Kompagnie gehalten.

Erst

auf ganz

nahe Entfernung

erkannte Lieutenant v. Heimburg den Feind , der durch Zurufen und Tücherschwenken zur Waffenstreckung aufforderte und Pardon anbot. Diese schimpfliche Aufforderung wurde mit einer Salve beant

und schnell der Rückzug in eine weiter rückwärts hinter Der Feind liegende, günstigere Stellung angetreten. Graben einem erwiderte das Feuer nicht ohne Wirkung , wagte sich jedoch vor Er hatte außerdem den, bei den Ver läufig nicht weiter vor. wortet,

wundeten zurückgebliebenen und deshalb in Gefangenschaft gerathenen Stabsarzt des 2. Bataillons Dr. Dahn genöthigt , als Parlamentär nach Montoire hineinzugehen und zur Uebergabe aufzufordern. Dieser traf nun beim Lieutenant v . Heimburg ein, und gab die Stärke des Natürlich wurde auch dieser Feindes auf über ein Bataillon an. zweiten Aufforderung zur Uebergabe nicht Folge geleistet ; und dann unbelästigt vom Feinde der Rückzug angetreten. Vom Oberstlieutenant v. Boltenstern waren dazu die nöthigen Befehle ertheilt worden. Zum Glück war die Brücke über den Loir

144 vor einigen Tagen

auf Veranlassung

des Major v. Schmidt durch

die Einwohner wieder hergestellt worden, und konnte nun zum Ufer wechsel benutzt werden. Als die Bewohner von Montoire die große Zahl der mit geführten Gefangenen erblickten , erhoben sie ein wahres Wuth- und Jammer - Geſchrei ,

daß die Preußen auch an dieſem Tage ,

wo die

ihrigen in ſolcher Uebermacht wären , doch als Sieger abzögen : " O quel malheur , les Prussiens toujours en victoire, . même aujourd'hui etc. " Der Feind besezte erst nach geraumer Zeit Montoire und folgte einige Kilometer, ohne daß es noch zum Kampfe kam. Der Rückzug wurde über Lavardin und Ambloy nach Vendôme angetreten. Die Ulanen hatten die Vorhut, ihnen folgten die drei Füsilier -Kompagnien mit den 300 Gefangenen , dahinter die Artillerie die 7. und 8. Kompagnie und dann die Bagage (Kompagnie- und Lebensmittel -Wagen , im Ganzen neun Fahrzeuge). Zuletzt folgte Hauptmann v. Dobbeler mit der 9. und 5. Kompagnie als Arriere garde. In dem schmalen Wege zwischen Montoire und Lavardin, mit tief ausgefahrenen und gefrorenen Geleiſen , konnten die Wagen nicht fortgeschafft werden,

weil am vordersten Wagen eine Achse

brach und die hinteren nicht ausbiegen konnten. Während des dadurch entstandenen Aufenthalts überfielen be waffnete Bauern die Wagen und plünderten sie aus .

Die Begleit

mannschaften konnten sich mit geringer Ausnahme retten. Die Arrieregarde hatte in der Dunkelheit einen falschen Weg eingeschlagen (der zum Avertiſſements - Posten am Wegekreuz zurück gelassene Ulan war fortgeritten) und marſchirte nicht nach Lavardin, Als Hauptmann ſondern auf der Chaussee nach St. Arnould . v. Dobbeler auf dem frisch gefallenen Schnee merkte , daß dort Nie mand marſchirt ſei, kehrte er um, fand jedoch jezt die Vorſtadt auf dem linken Ufer des Loir vom Feinde besetzt und mußte infolge dessen über St. Arnould nach Vendôme marschiren.

Der nächtliche

Marsch wurde mit den gänzlich erschöpften Leuten ohne weitere Ver luste zurückgelegt, obgleich in allen Ortschaften auf die Kolonne ge schossen wurde.

Nachts 12 Uhr erreichte das Gros Vendôme; die

Arrieregarde traf erst ein und eine halbe Stunde später dort ein. General v. Kraat - Kofchlau hatte indessen schon Nachmittags beunruhigende Nachricht über das Schicksal des Detachements Bolten stern erhalten. Ein Ulan, der sich bei Les Roches durch den Loir

―――――

―――――

145

gerettet und ein ungesatteltes Bauernpferd ergriffen hatte,

war auf

diesem Nachmittags 4 Uhr nach Vendôme gesprengt und hatte ge meldet, daß die 6. Kompagnie bei . Les Roches fallen wäre.

vom Feinde über

Die näheren Umstände bei diesem Ueberfall waren folgende : Lieutenant Braunbehrens , in Les Roches zur Deckung der Brücke zurückgelassen , hatte in dem Dorfe eine Wache und an den Aus Das gängen nach Montoire und Savigny Posten ausgestellt . Dorf Les Roches liegt langgestreckt unmittelbar am Loir , welcher hier so dicht an einer über 150 Fuß hohen steilen Felswand des rechten Thalrandes hinfließt, daß nur Raum für die Straße und eine Reihe Häuser bleibt. Wie in Troo sind Wohnräume und Keller in verschiedenen Stockwerken in den Felsen hineingearbeitet. Die an den Ausgängen, aufgestellten Posten hatten nur eine geringe Uebersicht über das vorliegende Gelände,

weil dies

vom

steilen Thalrande an, allmälig sich wölbend noch höher ansteigt, und nach den westlich gelegenen Schluchten in gleicher Art wieder abfällt.

Auf der höchsten Stelle der Hochfläche hat man zwar eine

große Fernſicht über die weithin gelegenen Höhen, jedoch entziehen sich die dicht an der Höhe und in den Schluchten entlang führenden Wege dem Auge des Beobachters , weil sie im todten Winkel liegen. So konnte es geschehen , daß der Feind unbemerkt an Les Roches herankommen konnte, obgleich Posten und Patrouillen zur Sicherheit vorgeschoben waren. Um 12½ Uhr Nachmittags entſendete Lieutenant Braunbehrens den Lieutenant Wahnſchaffe mit 1 Unteroffizier, 10 Musketieren und 2 Ulanen nach Lunay , mit dem Auftrage, dort Hafer und Schlacht vieh zu requiriren. Bald nach 2 Uhr wurden Kanonenschüsse in der Richtung auf Montoire

gehört;

eine dorthin

gesendete Patrouille erhielt schon

Feuer am Eingange des Dorfes von einer auf der Hochfläche westlich Les Roches vorgehenden Plänklerkette.

Bis auf 12 Mann, 1 Unter

offizier und den Aſſiſtenz - Arzt Dr. Kyll , welche gefangen wurden, gelang es dem Kompagnieführer ,

seine Mannschaften

im starken

feindlichen Feuer zu sammeln und sie auf das linke Ufer hinter ein dort stehendes Gehöft zu führen. Von hier wurde mit dem auf

der Höhe des

Schmidt v. Knobelsdorf , 3. Hannov. Inf. Regt. Nr. 79 .

des Loir

andern Ufers

10



146

-

stehenden Feinde ein lebhaftes aber resultatloses Feuergefecht unter halten, bis es einer feindlichen Kompagnie gelang, auf der Schleuse einer unterhalb Les Roches liegenden Wassermühle den Fluß zu überschreiten, und der Abtheilung des Lieutenant Braunbehrens, die übrigens kaum 40 Gewehre zählte, in die linke Flanke zu kommen. Infolge dessen

zog sich

Lieutenant Braunbehrens in

nördlicher

Richtung zurück und gewann in einem Bogen, weil der Feind nicht verfolgte, wieder die große Straße nach Vendôme,

auf welcher er

bis Varennes zurückging, um daselbst, dem Befehle der Diviſion, welcher ihm durch den oben erwähnten Ulanen überbracht wurde, gemäß, Vorposten bis zum andern Tage Mittags aufzustellen. Lieutenant Wahnschaffe war mit seinen 10 Mann in Lunay von einer starken feindlichen Kavallerie - Abtheilung eingeschlossen und ge fangen genommen worden. In der obigen Schilderung des Gefechtes ist bislang wenig die Rede von den feindlichen Maßregeln gewesen.

Die Fragen, wo kam

der Feind her, was beabsichtigte er, wie stark war er u . s. w., werden am besten beantwortet durch den jest folgenden Bericht eines franzö ſiſchen Offiziers, der beim 45. Marſch-Regiment die Affaire ſelbſt mit gemacht hat, und deſſen Glaubwürdigkeit im Großen und Ganzen nicht anzuzweifeln iſt. Dieser Bericht ist im Spectateur militaire des Jahres 1872

erschienen und von hohem Intereſſe. Der Anfang ist nur im Auszuge gegeben: General Chanzy hatte beschlossen, seine Armee bei Le Mans, wo er sich gleichzeitig eine uneinnehmbare Stellung schaffen wollte, zu retabliren. Zur Deckung von Le Mans und zur Beunruhigung der feindlichen Armee wurden mehrere Diviſionen gegen Often vor geschoben. Am 24. Dezember marschirte die Division Jouffroy des 17. französischen Korps , welche den Auftrag hatte , gegen Vendôme vorzugehen , in der Stärke von 13 Bataillonen, 18 Geschützen und einiger Kavallerie, unter Wahrung des tiefsten Geheimnisses aus Le Mans ab, und schlug, um die preußischen Spione, die man überall vermuthete, irre zu leiten, zuerst die Straße nach Tours

ein , bog dann unterwegs links ab und

rückte über Parigné l'Evêque in östlicher Richtung vor. Am 26. Dezember traf die Division in Bessé ein, wohin schon die Nachricht gelangt war , daß St. Calais von der

147 Avantgarde des Prinzen Friedrich Karl am Tage vorher an gegriffen und bombardirt worden sei. *) Der General Jouffroy entschloß sich, gegen Montoire , wo

seit einigen (?) Tagen eine feindliche Abtheilung stand, vorzugehen und diese zu vernichten . Doch möge der Berichterstatter jetzt selbst sprechen : „ Am Morgen des 27. erreichte die Division das Dorf Fontaine. Die Einwohner waren über unser Erscheinen im höchsten Grade erstaunt, und mit Sicherheit war darauf zu rechnen , daß dem Feinde unsere Anwesenheit unbekannt war. Eine Postenkette wurde um das Dorf gezogen, um zu verhin Der General erfuhr, dern, daß dem Feinde Nachricht zukäme. daß eine Kolonne von ungefähr 1500 Mann Infanterie und Kavallerie mit vier Geschützen unter dem Kommando eines Obersten Montoire seit mehreren Tagen besezt halte, daß an diesem Tage (27. Dezember) das Gros dieser Streitkräfte zur Rekognoszirung nach Troo marschirt ſei , während in Montoire ungefähr 300

Mann

und

in Les Roches

ein Posten von

100 Mann zurückgeblieben wäre. Dies war vollkommen richtig, leider aber erhielten wir falsche Nachrichten über die örtlichen Verhältnisse. Man sagte, daß die Brücken bei Troo , Mon toire und Les Roches, welche die Franzosen auf ihrem Rückzuge nach Le Mans zerstört hatten , noch nicht wieder hergestellt wären, die Brücke von Montoire war aber wieder hergestellt und wir werden die Folgen dieses Irrthums kennen lernen. Die Preußen, mit dem Rücken am Loir, konnten sich nur über Les Roches oder auf der Straße von Montoire nach Savigny (also auf dem rechten Ufer des Loir) retten. Deshalb wurde folgender Plan verabredet: Les Roches und die Straße Montoire- Savigny sind stark zu besezen, Front nach St. Quentin, und sobald dies

durch einen Theil der

Division geschehen, muß der Feind mit dem Rest der Division bei Troo angegriffen und in das Dreieck St. Quentin, Lavardin, Les Roches gedrängt werden , wo er die Waffen strecken muß. *) Dies war eine irrthümliche Nachricht. Nach St. Calais war ein Detachement der 20. Division aus Vendôme unter Befehl des Major Körber von der Artillerie gesendet worden , um in dieser Stadt eine Kontribution einzutreiben , als Strafe für das hinterlistige Erschießen einer Kavallerie Patrouille. 10 *

――――

148

Dieser Operationsplan, welchen der General den Korpschefs im Saale der Mairie zu Fontaine vorlegte, schien sicheren Erfolg zu versprechen, und die Worte: „nous les tenons cette fois" (,,diesmal haben wir ſie “) durchliefen schnell die ganze Diviſion. Die Dispositionen zum Angriff wurden schnell ausgegeben und ausgeführt.

Unser Bataillon ( das 1. des 45. Marſch

Regiments), die Eklaireurs der Gironde und eine Batterie ſollten Les Roches in Besitz nehmen. Das Jäger - Bataillon erhielt den Auftrag, sich in Château de la Fosse zu postiren, und die beiden anderen Bataillone des Regiments wurden beſtimmt , die Straße nach Savigny zu sichern. Ein Detachement der 2. Bri gade [leider

ist die Stärke nicht

angegeben] wurde zwischen

St. Quentin und Fontaine als Reserve aufgestellt und der Rest der Division sollte zum Angriff auf Troo vorgehen, sobald Les Roches von uns in Besitz genommen ſein würde. Das Dorf Les Roches ist längs einer Straße gebaut, welche den Loir unmittelbar begleitet, und es wird beherrscht durch steile, ungefähr 50 Meter hohe Felsen. Seine Lage bildet also ein Defilee von der Breite der Straße und von 500 Meter Länge, und ist gegen Montoire leicht (?) zu vertheidigen. Die Felsen, welche das Dorf beherrschen, ſind ſteile Böschungen einer mit Wein bepflanzten Hochfläche , von welcher man auf zwei in den Stein gehauenen Wegen in das Dorf hinabsteigen kann. Es war entschieden vortheilhaft, die Poſition von dieſen Höhen Aber die an aus anzugreifen , und dies sollte geschehen. genommenen Führer ließen uns , statt den Weg direkt auf die Hochfläche

einzuschlagen,

dicht bei

St. Quentin

vorbeimar

schiren , so daß wir uns plößlich dicht gegenüber von Montoire befanden. Einige feindliche Reiter, welche nach St. Quentin patrouillirten, fielen dabei in unsere Hände und versicherten uns , daß nur 300 Mann feindlicher Infanterie in Montoire ständen. Diese 300 Mann waren bestürzt, stellten sich gefechts bereit an den Ausgängen von Montoire auf und blieben dort unbeweglich stehen, ohne auch nur einen Schuß auf uns ab zugeben.

Wir mußten jezt einen gefrornen Bach überschreiten

und , weil deſſen Eis unter unseren Füßen brach, eine schlechte Brücke wieder herſtellen, wozu das Material in der Nähe der Pfeiler sich vorfand. Die Kompagnien, welche den Bach zuerst überschritten hatten, postirten sich vorwärts , um die Arbeit zu

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149

decken. Dann ging die Artillerie hinüber, fuhr auf und gab zwei Kartätschschüsse gegen das Detachement in Montoire. Dieses zog sich sogleich in das Dorf zurück. Die Gelegenheit erschien sehr günstig, um den Erfolg der Gesammt-Operation sicher zu stellen. Wir wußten, daß der Posten von Les Roches schwer (?) zu nehmen war , vor uns lag Montoire, dessen Vertheidigung wenig ernsthaft schien, und deſſen Besitz weit sicherer als der von Les Roches dem Feinde den Rückzug abschnitt. Unser Kommandant aber wollte nicht von seiner In ſtruktion, die er vom General erhalten hatte, abweichen , sklavisch hielt er an derselben fest, und ließ sich weder durch den Augen schein, noch durch die Bitten seiner Offiziere, welche sich be mühten , ihm den Vortheil klar zu machen, den der Besitz von Montoire gewähren würde, davon abbringen. Schließlich willigte er ein , durch eine Kompagnie und durch einen Zug Kavallerie eine Demonstration gegen Montoire zu machen. Zwischen dem Feinde und unseren Tirailleurs entspann sich schnell ein Feuer gefecht, aber der Kommandant fürchtete , daß dieser Angriff den Marsch auf Les Roches zu sehr verzögern würde und zog des halb die engagirten Truppen zurück. Durch dies Scharmützel war Les Roches alarmirt worden und die Kompagnie der Avantgarde wurde durch ein lebhaftes Gewehrfeuer empfangen, sobald sie in Sicht der ersten Häuser gekommen war. Indessen konnte der kommandirende Offizier seine Tirailleurs hinter Deckungen aufstellen und mit dem Feinde ein wohlgenährtes Feuergefecht beginnen . Unter dem Schute desselben suchte eine Sektion den Eingang des Dorfes zu gewinnen, aber es gelang ihr nicht , die erſten Häuſer in Beſitz zu nehmen und die Unternehmung drohte sich in die Länge zu ziehen. *) Neben dem Eingang des Dorfes befindet sich eine Mühle, man ließ die Schüßen aufziehen und die Schleuse trocken legen. Eine Kompagnie überschritt den Loir auf dieser Schleuse, während eine andere einzeln den steilen auf den Felsen führenden Fußweg erklomm und das Les Roches beherr schende Plateau bestieg. Diese doppelte Umgehung nöthigte den Aber so feindlichen Posten , das Dorf schleunigst zu räumen.

*) Nur fünf Musketiere der 6. Kompagnie waren an diesem Ausgang.

150

-

sehr er sich überstürzte, er konnte nicht gänzlich entschlüpfen, er ließ 1 Offizier und 30 Mann Gefangene in unseren Händen. *) Das Der erste Theil des Programms war ausgeführt. Bataillon durchsuchte schleunigst das Dorf, ließ dort eine Ab theilung, welche den Straßeneingang verbarrikadiren mußte, und stellte sich auf der Hochfläche, Front nach Montoire, neben der Artillerie auf, bereit, den Feind zurückzuwerfen , wenn er es versuchen sollte, sich über Les Roches zu retten. Nach langem Warten hörten wir ein sehr lebhaftes Gefecht in der Richtung von St. Quentin, dies dauerte nur einige Augen blicke (?), dann wurde Alles still. Jezt war der Zeitpunkt, wo der Feind vor uns erscheinen mußte , um sich bei Les Roches durchzuschlagen, gekommen. lauf einer Stunde ,

als

Man wartete vergeblich. Nach Ver es bereits dunkel wurde , hielt der

Kommandant es für nöthig , durch vorgesendete Reiter in der Richtung auf Montoire und Fontaine Nachrichten zu erlangen. Die ersteren wurden bei Montoire durch Gewehrschüsse empfan gen , die andern verirrten ſich im Walde und kehrten erst nach Mitternacht zurück. In den ersten Abendstunden erschien auf unserm rechten Flügel eine Kompagnie unseres Regiments, welche bei St. Quentin bis in den Wald von La Fosse zurückgeworfen war und seitdem umherirrte, um die Spuren des Regiments wiederzufinden. Die Offiziere theilten uns mit, daß die Division bei St. Quentin an gegriffen und in größter Unordnung zurückgeworfen sei . Der General sei wahrscheinlich gefangen genommen und die Auflösung wäre derartig, daß jede Gruppe sich in der erſten beſten Richtung gerettet hätte. Unsere Lage bei Les Roches war dadurch ungemein kritiſch. Wenn die Division nach Bessé zurückgeworfen war, so befanden wir uns isolirt, mitten in einem vom Feinde besetzten Land ſtrich.

Es kam jezt darauf an, sich aus der Klemme zu ziehen.

Die einzige Möglichkeit war , sich einzeln , geführt von ortskun digen Leuten, bei Nacht abzuziehen und dabei mit den Geſchüßen möglichst wenig Geräusch zu machen. Führer wurden aus dem Dorfe geholt; in einem auf der Hochfläche gelegenen kleinen Häuschen die Karte studirt, um

*) Jn Wirklichkeit 1 Arzt, 1 Unteroffizier und 12 Mann.

151 den besten Weg ausfindig zu machen und Alles mit leiſer Stimme angewiesen, sich zum Aufbruch bereit zu halten. Plötzlich ertönten eilige Hufschläge; auf den Ruf : qui vive? erfolgte die Antwort : France ! Es war der Chef des Generalstabes der Diviſion, begleitet von einigen Reitern, welcher endlich ankam! Er war erstaunt, uns vor Kälte zitternd und lauschend zu finden, da wir doch Sieger auf der ganzen Linie wären. Montoire war seit 5 Uhr Abends durch das Mobilgarden Regiment besetzt und dessen Posten waren es gewesen, welche unsere Eflaireurs mit Gewehrschüssen empfangen hatten. Bezüglich der Niederlage

bei

St. Quentin wurde uns

Folgendes mitgetheilt : Die Preußen, bei Troo durch überlegene Kräfte angegriffen, zogen sich auf Montoire zurück. In der Höhe von St. Quentin erblickten sie abermals feindliche Kräfte und erhielten wahr scheinlich zu dieser Zeit Nachricht von dem Angriff auf Montoire und Les Roches . Der preußische Oberst, ein energischer Soldat, faßte sogleich den Entschluß, unsere beiden Bataillone mit allen ſeinen Kräften anzugreifen, und unter dem Schuße dieses ver zweifelten Angriffs ließ er seine Artillerie und seinen Konvoi schnell nach Montoire einrücken. Die Hälfte der Pferde war getödtet und die Wagen verlassen , aber die Bespannung der Kanonen wurde unter unserem Feuer mit der größten Geschick Die Truppen, lichkeit erneut und so die Geschütze gerettet. welche Troo in Besitz genommen hatten, richteten sich, statt den Feind kräftig zu verfolgen, dort zur Vertheidigung gegen einen etwaigen offensiven Rückstoß ein und erlaubten dem Feinde unsere bei St. Quentin aufgestellten Bataillone mit gleichen Kräften zu bekämpfen. Ein Theil der preußischen Streitkräfte [ 7. Kompagnie] warf sich nach den ersten Augenblicken des Gefechts in unſere Flanke und stieß auf zwei unvorbereitete Kompagnien , welche auf den feindlichen Wagenzug abgaben. In einem Augenblick waren diese beiden Kompagnien zerstreut oder gefangen genommen, unſere Linie umgangen und die Stellung verloren. gerade Pelotonfeuer

Der General war nahe daran gewesen , in Gefangenschaft zu gerathen, aber er entkam glücklich und warf schnell seine kleine Reserve und das Regiment aus Troo nach St. Quentin,

152

―――

Unnöthige Mühe ! Die Preußen hatten in unseren Händen einige ihrer Verwundeten , Fahrzeuge und etwa 100 Gefangene zurückgelassen,

aber ihr Angriff hatte ihnen den Weg nach

Montoire geöffnet, sie hatten uns schwere Verluste beigebracht und uns 150 Mann , 5 bis 6 Offiziere und zwei Bataillons Kommandeure gefangen genommen, welche , schwer verwundet auf dem Boden liegend, aufgelesen wurden. *) Mit diesen Trophäen erreichten sie ungestört Montoire, und gingen, da die Brücke in dieser Stadt , troß der entgegen stehenden Versicherungen , seit mehreren Tagen wiederhergestellt war, in guter Ordnung über den Loir und schlugen die Richtung nach St. Amand ein. Als der General endlich die zur Erneuerung des Angriffs beſtimmten Truppen in seiner Hand hatte, fand er keinen Wider stand mehr. Seine Avantgarde rückte vorsichtig gegen Montoire vor, als die Einwohner ihm die Nachricht brachten, daß er ungestört einrücken könnte. Wenn die Bewohner von Fontaine nicht versichert hätten, daß die Brücke bei Montoire nicht hergestellt sei, so ist es gewiß, daß der General angeordnet haben würde, Montoire und Les Roches gleichzeitig in Beſiß zu nehmen. Wenn troß der falschen Nachrichten unser Bataillons - Kommandeur eingewilligt hätte, Montoire zu nehmen, so würden wir die Brücke in der Stadt abgebrochen haben, und selbst wenn das Bataillon das Schicksal der beiden andern des Regiments bei

St. Quentin getheilt

hätte , und wenn wir gegen die Hochfläche von Les Roches, welche in diesem Falle von dem Jäger -Bataillon besetzt sein mußte, zurückgeworfen wären , so hätten die Preußen den Loir nicht überschreiten können, ohne vorher von der ganzen Diviſion angegriffen zu werden, und höchſt wahrscheinlich würden ſie ſich dann entschlossen haben, die Waffen zu strecken, nachdem sie durch die verzweifelten Anstrengungen bei St. Quentin ihre Ehre ge rettet hatten. Weit entfernt von diesem Resultat, blieb uns nur das Schlachtfeld, doch der Feind war entwiſcht. Dank dieſen vom Chef des Stabes gebrachten Nachrichten verschwand die vermeintliche uns umgebende Gefahr , und wir

*) Nur einer war leicht verwundet, der andere ganz geſund.

153 benutzten den Sieg, um Feuer anzumachen und unſere erſtarrten Glieder zu erwärmen u. s. w. “ Soweit wörtlich.

Es wurden noch in der Nacht Sicherheitsmaßregeln gegen Often getroffen, und am andern Morgen, als die Nachricht ein traf, daß die Preußen bei Gué du Loir mit Infanterie und Kanonen ständen, *) von der Diviſion der Marſch nach Lunay angetreten.

Mangelhafte Maßregeln des Feindes , der rasche und richtige Entschluß des Oberstlieutenant v. Boltenſtern, die Umſicht aller Führer, die Hingebung und Tapferkeit aller Offiziere und Mannſchaften hatten das Detachement gerettet, welches sonst, unfehlbar erdrückt durch eine fast zehnfache Uebermacht, verloren gewesen wäre. Die Anforderungen, welche an Offiziere und Mannschaften geſtellt wurden , waren nicht unbedeutend , aber glänzend wurde ihnen ent sprochen.

Major v. Steinäcker erhielt eine schmerzliche Verwundung

durch einen Streifschuß am Halse, aber trotzdem war er der erste, so lange es vorging, und der letzte beim Rückzug . Bei der langen Attacke von St. Quentin bis Montoire ( ½ Meile) zeigte sich, was Disziplin, gutes Beiſpiel der Offiziere und Hin gebung der Mannschaften vermag. Die gefangenen französischen Offiziere waren des Lobes voll. Der gefangene Stabsoffizier rief beim Rückmarsch, als er die Schwäche des Detachements Boltenstern sah, mehrfach: „་་ O , welche Schande für die französische Armee, zwei Bataillone gegen 8000 Soldaten ! " Befragt, warum er sich so rasch ergeben, antwortete er dem Oberstlieutenant v. Boltenstern : „ Colonel , il est impossible de résister à un tel hurrah. "

(Oberſt, es ist

unmöglich, solchem Hurrah zu widerstehen.) Die beiden Bataillone hatten beim Ausrücken eine Stärke von ungefähr 800 Gewehren ; das Füsilier-Bataillon zählte 441 Gewehre, das 2. weniger, weil die 5. und 6. Kompagnie nicht vollzählig mit ausgerückt waren. Die Kompagnien, welche die Rekognoszirung gegen Sougé mit gemacht hatten, waren von 8 Uhr Morgens bis Mitternacht, also 16 Stunden, auf den Beinen gewesen, hatten keine Verpflegung ge habt und neben dem höchst anstrengenden Gefecht, bei welchem viel

* Major v. Schmidt mit einem Detachement.

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über die holprigen Felder gelaufen wurde, einen Marsch von 45 kilo metern zurückgelegt. Aber auch die Ulanen und Kanoniere hatten sich außerordentlich brav gehalten, und der Tag bleibt für sie immer ein hoher Ehrentag. Leider konnten Verluste nicht ausbleiben , doch sind sie in An betracht der kritischen Lage des Detachements nicht zu bedeutend. Todt: Lieutenant Crome, 1 Unteroffizier, 9 Mann vom 2. Ba taillon, 3 Füsiliere, 3 Ulanen, 16 Pferde. Verwundet: Major v. Steinäcker, Premierlieutenant Niemeyer, Lieutenant Groos, Lieutenant Buhlers , Vizefeldwebel Jhsen (lettere beide in Gefangenschaft gerathen), 2 Unteroffiziere, 1 Ober-Lazareth gehülfe, 10 Mann vom 2. Bataillon, 22 Füſiliere, 2 Ulanen, 9 Kano niere, 5 Pferde. Vermißt : 2 Offiziere, 2 Unteroffiziere , 20 Musketiere und

29 Füsiliere. Wie das Gefecht bei Montoire höchsten Ortes beurtheilt wurde, zeigt der Tagesbefehl vom 31. Dezember 1870 . Er lautete: 11 Seiner Königlichen Hoheit dem Prinzen Feldmarschall hat es zur besonderen Genugthuung gereicht , Veranlassung zu haben, der II . Armee von einer rühmlichen That Kenntniß zu geben, welche auszuführen der Oberstlieutenant v. Boltenstern vom Infan terie-Regiment Nr. 79 am 27. d . Mts . mit zwei Kompagnien des 2. und dem Füsilier-Bataillon dieſes Regiments , einem Zuge der 4. leichten Batterie und einer Eskadron Ulanen-Regiments Nr. 12 Gelegenheit fand. Bei einer Rekognoszirung am Loir-Fluß focht er gegen eine feindliche Division, und schlug sich schließlich durch den überlegenen Feind kämpfend durch, seine Geschüße nur noch mit zwei Pferden beſpannt und neben zahlreichen Gefangenen auch noch 30 Geißeln mit sich führend. Die Relation des General v. Kraaß über dieses Gefecht ist hier beigefügt. Der Oberquartiermeister gez. v. Wright , Oberst. "

155

b. Rekognoszirung nach Gué du Loir am 28. und 29. Dezember. Gleich nach dem Eintreffen der Meldung von dem Ueberfall der 6. Kompagnie bei Les Roches , zwischen 4 und 5 Uhr Nachmittags, hatte General v. Kraatz befohlen, daß Major Schmidt v. Knobels dorf mit dem 1. Bataillon Regiments 79 , einer Eskadron Ulanen und zwei Geſchützen am andern Morgen früh 4 Uhr von Vendôme abmarschiren und auf dem rechten Ufer des Loir über Villiers gegen Montoire zur Unterstützung des dort wahrscheinlich eingeschlossenen Detachements Boltenstern vorgehen sollte. Als jedoch Oberstlieutenant v. Boltenstern gegen Mitternacht in Vendôme eingetroffen war, änderte der Divisions -Kommandeur den Befehl dahin ab, daß Major v. Schmidt mit nur zwei Kompagnien seines Bataillons , einer Es kadron und zwei Geschützen , zwei Stunden später über Villiers bis an den Terrainabschnitt von Gué du Loir vorgehen und von dort weiter durch Kavallerie- Patrouillen rekognosziren sollte. In Ausführung dieses Befehls wurde am 28. Dezember früh 6 Uhr vom nordwestlichen Ausgange von Vendôme abmarschirt. Das Detachement bestand aus der 1. und 3. Kompagnie Regiments 79, einer Schwadron Ulanen Nr. 12 (Major v . Stangen) und einem Zuge reitender Artillerie (Lieutenant Lehzen). mitgenommen. Die Nacht war finster und kalt.

Wagen wurden nicht

Am westlichen Ausgang des

langen und stattlichen Dorfes Villiers erhielt die Ulanenspige von zwei sofort im Dunkeln verschwindenden feindlichen Reitern auf eine Entfernung von wenigen Schritten Feuer, wodurch ein Pferd schwer verlegt wurde. Noch hinderte die Dunkelheit jede Uebersicht über das Gelände und die

Stärke des Feindes ;

deshalb beschloß Major

v. Schmidt vorläufig zu halten und die Tageshelle abzuwarten. Villiers wurde abgeſucht und der westliche Ausgang durch die 3. Kom pagnie besetzt. Als die Dämmerung anbrach, gingen sofort Infanterie- Patrouillen zur Rekognoszirung der feindlichen Stellung vor. Die Chaussee von Villiers nach Gué , dicht am Fluß entlang führend , bildet ein langes Defilee , im Norden begrenzt durch ſteile felsige Abhänge, die nur mühsam von Fußgängern zu erklettern ſind . Das Dorf Gué ist wie Les Roches und Troo zum Theil in den Felsen hineingebaut.

Das östliche Ende desselben , welches den Aus

gang aus Villiers , die ganze Chauſſee und auch die Hochfläche be

156 herrscht, war vom Feinde beſeßt, der ſofort ein lebhaftes Feuer auf die Patrouillen der 3. Kompagnie eröffnete. Ueber die Stärke des voll ständig gedeckt stehenden Feindes war nichts in Erfahrung zu bringen. Die nördlich Villiers gelegene Hochfläche ist mit Steinbrüchen, Wald ſtreifen und Weingärten bedeckt, so daß auch hier keine Uebersicht zu gewinnen war, besonders auch, weil die Kavallerie - Patrouillen nur auf den wenigen schmalen Wegen reiten konnten . Von Seiten des Vorposten - Kommandeurs aus Courtiras war eine Offizier - Patrouille nach Azay entsendet worden , deren Rückkehr und Meldung Major v. Schmidt abwarten zu müssen glaubte, ehe er zum Angriff auf die vortheilhafte Stellung des Feindes schritt. Indessen wurde südlich Villiers auf den Wiesen des Loir eine Stellung ausfindig gemacht , von wo aus der vom Feinde besezte östliche Ausgang von Gué durch die Geschüße mit Aussicht auf Er folg beschossen werden konnte. Erst in später Vormittagsstunde war das Gelände bis Azay aufgeklärt und daselbst nichts vom Feinde vor gefunden worden. Infolge deſſen befahl Major v. Schmidt den An griff. Die Artillerie follte denselben durch zwölf Granatwürfe ein leiten, dann sollte die 3. Kompagnie (Lieutenant Blanck) auf der Hoch fläche vorgehen und Gué von Norden umfassen, während die 1. Kom pagnie (Premierlieutenant Wenzel) auf und neben der Chauffee im Thal vorgehen sollte. Zu dieser Zeit schickte General v. Kraaß seinen Adjutanten mit dem Befehl, den Feind anzugreifen, und mit der Nachricht , daß zwei Kompagnien Regiments 56 und zwei Geschüße zur Verstärkung im Anmarsch wären. Ohne diese abzuwarten , wurde der Angriff in der befohlenen Weise durch die Artillerie eingeleitet, die 3. Kom pagnie ging auf der Hochfläche, und die 1. Kompagnie etwas später auf der Chaussee vor. Der Feind, der wohl die im Anmarsch befindlichen Verstärkungen bemerkt hatte und sich im Norden umfaßt sah, hielt sich nun nicht länger, zog durch Gué ab , lebhaft verfolgt von der dieſſeitigen In fanterie. Die Arrieregarde des Feindes , einige hundert Mann , sah man eilig in der Richtung auf Lunay davonlaufen , als der westliche Ausgang von Gué erreicht wurde. Dies war die vom Diviſions - Kommandeur beſtimmte Stelle, bis wohin vorgegangen werden sollte. Starke Kavallerie-Patrouillen wurden sofort auf den Straßen nach Les Roches, Lunay und Fortan vorgeschickt.

Nur der Offizier, welcher nach Fortan geritten war,

157 hatte keinen Feind angetroffen , alle übrigen Patrouillen waren auf starke feindliche Beſaßungen in den Ortschaften gestoßen. Es waren dies die Vorposten der bei Lunay stehenden feindlichen Division Jouffroy. Auf die nach Vendôme erstattete Meldung befahl der Divisions Kommandeur, daß die Sechsundfünfziger, die Kavallerie und die Artillerie nach Vendôme zurückkehren , Major v. Schmidt aber mit seinen beiden Kompagnien an einer günstigen Stelle , bei Gué oder bei Villiers, über Nacht bleiben, und am folgenden Morgen, nachdem Artillerie und Kavallerie eingetroffen wäre, die Rekognoszirung weiter ausdehnen und fortseßen sollte. Für eine nächtliche Aufstellung erschien es vortheilhafter , das lange und schmale Defilee von Gué vor der Front, als im Rücken zu haben ; deshalb wurde bis an den westlichen Ausgang von Villiers zurückgegangen und dort eine Feldwache an der Chauſſee nach Gué, und eine auf dem Wege nach Azay von der 3. Kompagnie aufgeſtellt. Der Rest dieser Kompagnie blieb als Piket am Westrande des Dorfes . Die 1. Kompagnie gab eine starke Dorfwache in Villiers und wurde auf dem Marktplatz in zwei Alarm-Quartieren untergebracht. Am andern Morgen gegen 10 Uhr trafen zwei Schwadronen Ostpreußischer Kürassiere unter Rittmeister von der Gröben und zwei Geschütze einer reitenden Batterie in Gué ein, wohin Major v . Schmidt bei Tagesanbruch wieder vorgegangen war. Zwei Füſilier-Kompagnien des Regiments 56 waren noch im Anmarsch. Der Feind hatte in der Nacht wieder Gué durch Patrouillen besetzt gehalten, die sich jedoch bei dem Vormarsch der beiden Kompagnien ohne weiteres Gefecht Ehe die Kompagnien des Regiments 56 eingetroffen zurückzogen. waren, wurde von Gué aus der Vormarsch auf der nach Westen führenden Chaussee angetreten und gleichzeitig Kavallerie-Patrouillen in südwestlicher und nördlicher Richtung vorgetrieben. Bei Gué fällt , von Azay kommend , ein Bach in den Loir, welcher sein Bett in einem tiefen, ungefähr 1000 Schritt breiten Thal einschnitt hat, in welchen eine Menge größerer oder kleinerer Neben thäler einmünden. Die Thalränder sind zum Theil sehr steil und fast alle mit Weinreben bepflanzt. Das Dorf Mazangé liegt auch in einem solchen tiefen , jedoch schmaleren Thale, welches ebenfalls bei Gué mündet. Die steinerne Brücke über den oben erwähnten von Azay kommenden Bach ist als einziger guter Uebergang für alle Waffengattungen sehr wichtig, auch

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treffen hier sämmtliche Wege, von allen Himmelsrichtungen kommend, zusammen. Die am Bach liegenden Mühlengehöfte erleichtern eine Ver theidigung der Brücke. Ehe die Sechsundfünfziger angekommen waren, übernahm Lieutenant Blanck mit seiner Kompagnie die Be sehung der Brücke und die Vertheidigungseinrichtungen daſelbſt. Der Rest des Detachements marschirte indessen auf der Chaussee, welche allmälig in Krümmungen zur westlichen Hochfläche ansteigt, weiter. Oben angekommen, erhielt die Spiße der Kürassiere Feuer, doch wurde der Marsch weiter fortgesetzt. Auf allen Höhen der Umgegend sah man ausgestellte Posten. Die weite Entfernung und ein leichter Nebel ließen nicht erkennen, ob es Civilpersonen oder Soldaten waren. Ein Zug der 1. Kompagnie wurde als rechte Seitendeckung in das Thal von Mazangé entsendet. Beim weiteren Vormarsch erhielt der Vortrupp der Kavallerie aus einem Wäldchen 1000 Schritt westlich Mazangé lebhaftes Gewehr feuer, wodurch mehrere Kürassiere verwundet und ein Pferd getödtet wurde. Ein Zug der 1. Kompagnie schwärmte aus, die beiden Geſchüße fuhren links neben der Chauffee auf und bewarfen den Feind auf etwa 1200 Schritt mit Granaten.

Sehr bald verlängerte sich die

feindliche Feuerlinie auf beiden Flügeln, und es war deutlich zu er kennen, daß nach und nach neue feindliche Abtheilungen in die Gefechts linie einrückten. Durch das Granatfeuer schien ein beabsichtigtes Vorgehen des Feindes aufgehalten zu werden. Die diesseitige Abtheilung stand gut gedeckt, nur ein Mann der 1. Kompagnie erhielt einen Streifschuß am Kopf. Die Schwadronen hielten in einem Grunde links hinter den sehr günstig aufgestellten Geſchüßen, so daß das feindliche Feuer ziemlich resultatlos war. Der Zug der 1. Kompagnie, welcher Mazangé absuchen sollte, Mitten auf der fand dieses Dorf nicht mehr vom Feinde besetzt. Dorfstraße standen ungefähr dreißig zuſammengeſeßte Gewehre. Die dazu gehörigen Mannschaften schienen überrascht worden zu ſein und waren ohne Waffen davongelaufen. Von den nach Lunay abgeschickten linken Seitenpatrouillen traf jezt die Meldung ein, daß mehrere starke feindliche Kolonnen im Anmarsch von Lunay und Les Roches wären. Diese Meldung war im Einklang mit der Aussage eines franzöſiſchen Knaben, der, befragt, von einem großen Lager bei Lunay erzählt hatte.

159 Infolge dieser Nachrichten gab Major v. Schmidt den Befehl, bis hinter den zur Vertheidigung eingerichteten Abschnitt bei

Gué

zurückzugehen. Ohne vom Feinde belästigt zu werden, konnte die Stellung ein genommen werden. Außer zwei Füsilier-Kompagnien des Regiments 56 (Hauptmann v. Rosenthal) waren noch zwei Geschüße unter Befehl des Premier lieutenant Krätschell in Gué eingetroffen. Die vier Geschütze wurden auf der, wohl 200 Fuß über das Flußbett sich erhebenden Hochfläche placirt, ſie mußten , um dort aufzu fahren, einen großen Umweg über Villiers machen. Zu ihrem Schutz wurde nördlich derselben eine Füsilier-Kompagnie in den Weingärten aufgestellt. Zwei Kompagnien erhielten die Vertheidigung der Mühle und der Brücke, eine Kompagnie blieb in Reserve. Die Küraſſiere wur den, weil sie in dem Terrain und bei dem baldigen Anbruch der Dunkel heit doch nicht zu verwerthen waren und noch drei Meilen bis in ihre Quartiere zu reiten hatten, mit Ausnahme von 30 Pferden über Vendôme in ihre Kantonnements geschickt. Kaum war die Stellung in der oben angegebenen Art beſezt, als man von der Höhe nördlich Gué, von der man in nordwestlicher Richtung eine sehr große Fernsicht hat , auf der kahlen Hochfläche eine lange feindliche Kolonne in der Richtung von Fortan auf Vendôme mar schiren sah. Auf der weißen Schneefläche hob sich die Kolonne deutlich ab, und weil der Nebel gefallen war, konnte man , troß der weiten Entfernung von ungefähr 5000 Schritt , mit einem guten Glaſe die einzelnen Truppenabtheilungen deutlich unterscheiden. Infanterie und einige Schwadronen Reiter, im Ganzen etwa 6000 Mann ( Artillerie war nicht dabei), bewegten sich in langer schmaler Marschkolonne in östlicher Richtung, kamen allmälig näher und bedrohten dadurch mehr und mehr die rechte Flanke der diesseitigen Aufstellung. Front vor Gué verhielt sich der Feind ruhig.

In der

Vorgeschickte Infanterie

Patrouillen brachten aus der Gegend von Mazangé einige Gefangene vom 45. Marsch-Regiment, die das Kriegführen satt zu haben schienen und angaben, daß sie von einem General Jouffroy kommandirt wür den, und daß dessen Truppen im Anmarsch wären. Als die feindliche Kolonne in Kanonenschußweite gekommen war, feuerte Premierlieutenant Krätschell mit sichtbarer Wirkung auf die ſelbe.

Die Kolonne zerriß ; während ein Theil nach vorwärts lief,

160 strömte ein größerer Theil nach

rückwärts

und verschwand nach

und nach in einem nach Süden streichenden Querthal des Azay Einschnittes . Indessen war die Dämmerung schnell hereingebrochen.

Da die

Geschütze nur einen einzigen schmalen und sehr beschwerlichen Weg zur Abfahrt aus ihrer Position hatten und wegen der Dunkelheit doch nicht mehr wirken konnten, wurden sie aus ihrer exponirten Stellung zurückgezogen und dann nach Vendôme geschickt. Die Infanterie blieb in ihrer Stellung, einen feindlichen Angriff erwartend, der sich durch viele Signale ankündigte. In der Stille des Abends hörte man bald Kommandoworte, Rufe, Schreien und ein Summen, welches aus der erwähnten Thal schlucht her immer näher ertönte.

Dann griff der Feind mit großem

Geschrei und dem Blasen aller Inſtrumente eine ungefähr 1000 Schritt vor der diesseitigen Stellung gelegene Höhe an, wohl in der Meinung, daß er von dort aus das Artilleriefeuer erhalten habe und daß jene Höhe vom Gegner besetzt wäre. Die völlig hereingebrochene Dunkelheit verhinderte, die weiteren

Maßnahmen der Franzosen kennen zu lernen. Ein längeres Bleiben in der weit vorgeschobenen Stellung bei Gué erschien nicht rathsam , weil ein Theil der feindlichen Kolonne den Marsch in der Richtung ostwärts fortgesezt, und jezt schon die Gegend von Villiers erreicht haben konnte.

Deshalb befahl Major

v. Schmidt, daß der Rückzug auf Villiers in aller Stille angetreten werden sollte. Dort angekommen , wurden , wie am Tage vorher, Feldwachen auf der Straße nach Gué, nach Azay und außerdem auch auf allen von Villiers in nördlicher Richtung führenden Wegen auf gestellt. Kaum war die Feldwache auf dem nach Azay führenden Wege aufgestellt, als Pferdegetrappel auf dem hartgefrorenen Boden zu hören war und eine schwache feindliche Reiter-Abtheilung gegen den an der Straße stehenden Posten vorprellte. Als der Posten anrief, jagten die Reiter zurück und erſchienen nicht wieder ; überhaupt unternahm der Feind bis 6 Uhr Abends, zu welcher Zeit das Detachement auf Befehl des Diviſions-Komman deurs nach Vendôme zurückmarſchirte, nichts mehr. Infolge der großen Nähe des Feindes war für die Truppen der Diviſion in Vendôme eine Gefechtsbereitschaft angeordnet und die große Bagage unter Bedeckung der 2. und 4. Kompagnie des Regi ments nach Villetrun zurückgeschickt worden.

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――

Als die 1. und 3. Kompagnie gegen 9 Uhr Abends in Vendôme eintrafen, erhielten sie Quartiere in der Vorstadt Le Temple. Das 2. und Füsilier - Bataillon hatten in den beiden letzten Tagen Ruhe gehabt; die Führung der 12. Kompagnie war dem Lieutenant Schmelzer übertragen worden. Obgleich am 30. Dezember stündlich ein Angriff des Feindes, der dicht vor den diesseitigen Vorposten stand und jede Patrouille mit lebhaftem Feuer empfing , erwartet wurde, blieb der Feind doch ruhig stehen. Am Mittag dieſes Tages bezog das Füſilier-Bataillon die Vorposten auf dem linken Ufer des Loir, welche in den letzten Tagen bis Varennes vorgeschoben waren. c. Gefecht bei Villiers und Vendôme am 31. Dezember. Um über die feindlichen Absichten ins Klare zu kommen, beſchloß der General v. Kraat - Koschlau den Feind am andern Morgen an zugreifen, hielt es jedoch, um den Vortheil der Ueberraschung für sich zu haben, für nöthig, seine Absicht ganz geheim zu halten.

Alle zum

Angriff beſtimmten Truppentheile wurden zu einer Inspizirung auf den verschiedenen Pläten der Stadt bestellt, und hier erst erhielten die Kommandeure mündlich ihre Aufträge. General v. Diringshofen sollte mit einem größeren Detachement von mehreren Bataillonen, einigen Batterien und Kavallerie auf der Straße nach Epuisay , und Major Schmidt v. Knobelsdorf mit vier Kompagnien, einer halben Schwadron Ulanen und zwei Geschützen Der Feind sollte als linke Seitendeckung über Villiers vorgehen. energisch angegriffen und zurückgeworfen werden. Auch sollten die auf dem linken Ufer des Loir stehenden Vorposten (Füsilier-Bataillon Regiments Nr. 79), verstärkt durch eine halbe Eskadron Dragoner und zwei Geschütze, gegen Les Roches rekognosziren. Noch in der Dunkelheit traten die Truppen in Vendôme an. Zu dem linken Seitendetachement des Major v. Schmidt stießen außer der 1. und 3. Kompagnie des Regiments , zwei Kompagnien des Regiments Nr. 17, zwei Geschütze (Lieutenant Lehzen) und eine halbe Eskadron Ulanen Nr. 12 (Rittmeister v. Porembski) . Um 8 Uhr Morgens wurde der Vormarsch vom General v. Diringshofen über Courtiras nach Azah , vom Major v . Schmidt über Courtiras und Montrieur nach Villiers angetreten. Das linke Seitendetachement marſchirte in folgender Marſch ordnung : Avantgarde : Rittmeister v. Porembski eine halbe Eskadron 11 Schmidt v. Knobelsdorf , 3. Hannov . Inf.- Regt. Nr. 79 .

162 Ulanen, 3. Kompagnie Regiments Nr. 17 (Lieutenant v. Reichenau). Gros : 2. Kompagnie Regiments 17 (Hauptmann Hummel), die Geschütze, 1. Kompagnie (Premierlieutenant Wenzel) und 3. Kompagnie Regiments 79 (Lieutenant Blanck). Das Gelände steigt vom rechten Ufer des Loir, an welchem von Courtiras bis Montrieur die Chaussee entlang geht, wohl 50 Fuß Bei letterem, aus lauter einzelnen, weit von einander liegenden Gebäuden bestehendem Ort verläßt die Chaussee das Fluß thal und führt auf die bis Villiers sanft nach Westen abfallende Hochfläche, die dicht mit Weinstöcken, einzelnen Gehöften und Gehölzen bedeckt ist.

hoch, steil an.

Als die Spitze des Detachements

die diesseitige Vorpostenlinie

bei Montrieux überschritten hatte , erhielt sie Feuer, sowohl von den Ausbauten südöstlich Villiers, als auch von den östlich dieſes Dorfes liegenden Waldstücken. Die 3. Kompagnie Regiments Nr. 17 erhielt den Auftrag, sich in den Besitz der letzteren zu sehen, die 2. Kompagnie Regiments Nr.17 gegen Villiers vorzugehen , während die 1. Kompagnie Regiments Nr. 79 in der Mitte hinter diesen beiden Kompagnien folgen sollte. Ein Zug Ulanen sollte die rechte Flanke decken und die Verbindung mit dem General v . Diringshofen aufrecht erhalten, der andere Zug Ulanen, die 3. Kompagnie Regiments Nr. 79 und die beiden Ge schüße, welche noch keinen Platz zum Auffahren finden konnten, blieben vorläufig in Reſerve. Mit großer Tapferkeit gingen die Siebenzehner vor und drängten die feindlichen Linien bis in die Höhe des Dorfes Villiers zurück. Jezt wurde es möglich, die beiden Geschüße 300 Schritt südlich der Chaussee an der einzigen Stelle auffahren zu laſſen, von wo die feſte, mit ſteinernen Mauern und maſſiven Häusern verſehene Südoſt Ecke von Villiers zu sehen und unter Feuer zu nehmen war. Nach dem die Artillerie kurze Zeit gewirkt hatte , gingen die Kompagnien zum Angriff vor . Hauptmann Hummel erſtürmte mit seiner Kompagnie die vor dersten Höfe von Villiers ; Premierlieutenant Wenzel, der mit seiner Kompagnie in die erste Linie eingerückt war, eroberte ein nördlich Villiers gelegenes Gehöft, wobei 14 Gefangene vom 45. Marsch Regiment gemacht wurden und nahm ein daneben liegendes Gehölz, Lieutenant v. Reichenau entriß dem Feinde mit der 3. Kompagnie Regiments Nr. 17 eine zweite und eine dritte Waldparzelle.

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Indessen brachte der mit einigen Ulanen nach dem rechten Flügel gerittene Adjutant Lieutenant Riechers die Meldung , daß der rechte Flügel vom Feinde umgangen würde,

daß feindliche Abtheilungen

zwischen dem diesseitigen Detachement und dem des General v. Diringshofen ständen , und daß das lebhafte auf der Azayer Straße zu hörende Gefecht sich rückwärts, nach Vendôme zu, zu be wegen scheine. An dem immer heftiger in der Front rollenden Infanteriefeuer war zu erkennen, daß der Feind fortwährend neue Verſtärkungen er hielt. Jede neu in die feindliche Linie eintretende Abtheilung eröffnete ein rasendes Schnellfeuer, und die Umfassung des rechten Flügels machte sich immer mehr fühlbar. Leider konnte die diesseitige Artillerie gar nicht gebraucht werden , denn das geringe Schußfeld war durch die eigenen fechtenden Truppen maskirt. Meldungen von anrückenden feindlichen Verſtärkungen und eigener Munitionsmangel bewogen den Major v. Schmidt , zwei Züge der 3. Kompagnie Regiments 79 (Lieutenant Blanck) zur Verstärkung der Aber diese vorderen Linie neben die 1. Kompagnie vorzuschieben. zwei Züge konnten das Gefecht nicht wieder herstellen. Sehr bald wurde Lieutenant Blanck schwer verwundet zurück transportirt.

Mit anerkennungswerther Bravour führte der Lieutenant

v. Reichenau , in Flanke und Front von Ueberlegenheit angegriffen, seine Mannschaften immer wieder mit Hurrah zu kurzen Offenſiv stößen vor, um sich Luft zu verschaffen,

aber allmälig mußte dem

Druck der Uebermacht nachgegeben werden , und deshalb wurde der Rückzug befohlen. Die Artillerie that, als Villiers diesseits geräumt war, noch

einige Würfe gegen den aus diesem Ort heraustretenden Feind, wurde dann aber in Begleitung eines Zuges Ulanen im Trabe nach Cour tiras zurückgeschickt. Jezt traf vom Diviſions - Kommandeur der Befehl ein, daß Major v. Schmidt sich jedenfalls so lange halten müſſe , bis General v. Diringshofen mit seinem Detachement Courtiras paſſirt habe. Es galt nun, die diesseitigen Bewegungen mit denen des Generals genau in Verbindung zu bringen, denn wenn Courtiras vom Feinde besetzt war, konnte das Detachement des Major v. Schmidt überhaupt nicht mehr zurückkommen , da die einzige Rückzugslinie durch diesen Ort ging, und der brückenlose, nur theilweise mit dünnem Eiſe be deckte Loir nicht zu passiren war. 11*

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Dicht vor dem steilen Thalrand über Montrieux wurde nun eine neue Aufstellung von den Neunundsiebenzigern genommen und die beiden Kompagnien des Regiments Nr. 17 dahinter gesammelt. Der nach Courtiras geschickte Adjutant brachte bald die Mel dung, daß der größte Theil des Detachements des General v. Diringshofen Courtiras paſſirt habe. Jufolge dessen wurde nun der Rückzug dorthin , der in der Verlängerung des rechten Flügels lag, angetreten. Die 1. und 3. Kompagnie Regiments Nr. 79 bildeten die Arrieregarde.

Der Feind drängte scharf nach und stand schon

auf dem steilen Thalrande zwischen Montrieux und Courtiras, funfzig Fuß über der Chauffee, als auf dieſer die Arrieregarden-Kompagnien ihren Rückzug bewerkstelligen mußten. Das Feuer des Feindes war größtentheils wirkungslos , weil es über die Köpfe der unten mar schirenden Abtheilungen hinwegging. Die schlimmsten Stellen wurden im Laufſchritt paſſirt , und da, wo die einzelnen an der Straße liegenden Häuser Deckung gewährten, Athem geschöpft. Courtiras wurde vor dem Feinde erreicht, als eben die letzten Tirailleurs des General v. Diringshofen den Ort räumten. Das feindliche Granatfeuer , welches bis zum Eisenbahndamm die abziehenden Kompagnien verfolgte , war wirkungslos . Die Verluste beliefen sich bei der 1. und 3. Kompagnie Regi ments 79 auf 1 Unteroffizier und 5 Mann todt, Lieutenant und Kompagnieführer Blanc, 2 Unteroffiziere und 12 Mann verwundet, 8 Mann vermißt. — Die Siebenzehner hatten größere Verluste. Der General v. Kraat befahl,

daß Major v . Schmidt mit

ſeinen beiden Kompagnien nach Le Temple, und die beiden Kompagnien vom Regiment Nr. 17 zu ihrem Regiment rückeu ſollten. Der Feind ging jetzt in den erſten Nachmittagsstunden auf allen Straßen des rechten Loir - Ufers zum Angriff auf Vendôme vor, aber alle zur Stelle befindlichen Truppen der 20. Division hatten nun eine sehr günstige Vertheidigungsstellung eingenommen , deren erſte Linie der Eisenbahndamm war, während auf den dominirenden Höhen des linken Loir - Ufers die Artillerie der Diviſion in Poſition ſtand. An dieſer Stellung sollte der feindliche Angriff ſcheitern. Das 2. Bataillon des Regiments, welches Morgens als Reserve bei der Vorstadt Le Temple aufgestellt gewesen war, erhielt gegen Mittag 12 Uhr den Befehl, sogleich nach dem Bahnhof nördlich der Stadt zu rücken, dieſen, den davorliegenden Kirchhof, den Ausgang der Straße nach Paris und den Bahndamm östlich davon zu besetzen.

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165

Infolge dessen wurde die 5. Kompagnie auf dem Bahnhof auf gestellt, die 6. Kompagnie übernahm die Vertheidigung der Pariser Straße und baute 200 Schritt nördlich der Eisenbahn eine Barrikade, welche sie nebst den in der Nähe liegenden Häusern im Verein mit Der 7. Kompagnie einer Kompagnie Regiments Nr. 56 besetzte. wurde der hier wohl 20 Fuß hohe Eisenbahndamm östlich davon zur Vertheidigung überwiesen. Um denselben zu besetzen, mußten die Mannschaften sich mit ihren Seitengewehren in die steile ſteinhart gefrorene Böschung Treppenstufen einhauen. Die 8. Kompagnie blieb vorläufig als Reserve hinter dem Bahnhof zurück. Der Kirchhof war durch Siebenzehner besetzt. Bald nach Einnahme dieser Stellung gingen feindliche Schüßen auf der Pariser Straße vor, wurden jedoch durch das Feuer der hinter der Barrikade und in den benachbarten Häusern aufgestellten Schützen zurückgetrieben. Dann ſah man stärkere feindliche Abtheilungen sich ostwärts ziehen und vier geschlossene Kolonnen des Feindes hinter Schüßenschwärmen zum Angriff gegen den diesseitigen rechten Flügel vorgehen. Infolge dessen befahl der Bataillons - Kommandeur, daß die 8. Kompagnie zwei Züge zur Verlängerung und Verstärkung des rechten Flügels der 7. Kompagnie vorschicken sollte. Vor der Front der 7. Kompagnie lag eine kleine dominirende, bastionsartig vor springende Sandhöhe, von wo eine günstige Flankirung des feind lichen Angriffs möglich war ; diese wurde von Theilen der 5. Kom pagnie besetzt. Durch das Feuer der 5. , 7. , 8. und einer Kompagnie des Regiments Nr. 56 wurden die feindlichen Schüßen aufgehalten. Die geschlossenen Kolonnen desselben, beschossen von den preußischen bei Le Temple aufgefahreneu Batterien, wagten auch nicht weiter vorzugehen. Gegen 4 Uhr zog sich der Feind zurück und unterhielt nur noch auf sehr weite Entfernung ein wirkungsloses und mattes Tirailleurfeuer, während die 7. Kompagnie einige weiter vorwärts liegende Häuser, die bisher der feindlichen Annäherung Deckung ge= währt hatten, besezte. Mit der Dämmerung hörte das Infanterie gefecht auf,

nur die diesseitigen Batterien hielten bis zur völligen

Dunkelheit die ganze Hochfläche des rechten Ufers unter Feuer. Auch auf der Straße von Courtiras war der Feind zurückgewieſen worden. Verluste hatte das 2. Bataillon : 2 Unteroffiziere und 6 Mann verwundet, größtentheils von der 7. Kompagnie.

166 Das Füsilier-Bataillon, verſtärkt durch eine halbe Eskadron Dra goner und zwei Geschütze, war von Varennes auf der Straße nach Les Roches vorgegangen. Um das in dem weit nach Norden vorspringenden Bogen des Loir liegende große Dorf Thoré abzusuchen, wurde auf der Chauſſee in der Höhe dieſes Dorfes Halt gemacht. Indeſſen ſah und hörte man das immer lebhafter werdende Gefecht bei Villiers. Da auf dem linken Ufer des Loir kein Feind zu ſein ſchien, entschloß sich Major v. Steinäcker, längs des Höhenrandes zurückzugehen, und erhielt auch während des Rückmarsches den Befehl, den Abschnitt bei Bois aux Moines zu besetzen. Als die Arrieregarde (10. Kompagnie) von Varennes abgezogen war, sprengte eine Schwadron Afrikaniſcher Reiter gegen sie an. Die 3. schwere Batterie, welche bei Bois aux Moines aufgefahren war, feuerte mit gutem Erfolge gegen die feindlichen Reiter, die nach Ver lust von 10 Mann und ebensoviel Pferden zurücktritten und nichts mehr auf dem linken Ufer des Loir unternahmen. Ein beabsichtigter allgemeiner nächtlicher Angriff auf den Feind unterblieb. Die Vorposten sollten in den alten Linien wieder aufgestellt werden. Das 2. Bataillon Regiments Nr. 79 hatte den rechten Flügel der Vorposten an der Pariser Straße.

Die Feldwachen konnten

jedoch nicht, wie früher, bis auf die Höhen vorgeschoben werden, weil diese noch theilweise vom Feinde besetzt waren. Erst um 2 Uhr Morgens räumte der Feind die bis dahin beseßten Lokalitäten und zog in westlicher Richtung ab, zahlreiche Nachzügler in allen Fermen zurücklaſſend , die von den Patrouillen der Feldwachen aufgefunden und gefangen genommen wurden. Das Füsilier - Bataillon blieb in der Nacht als Piket in einem kleinen Schlosse auf der Höhe hinter den vom 2. Bataillon Regi ments Nr. 17 bei Bois aux Moines gegebenen Vorposten, abwechselnd eine Kompagnie als Bedeckung der am Thalrande aufgefahrenen Batterie gebend . Der größte Theil der Mannschaften mußte biwakiren. Die 1. und 3. Kompagnie blieben in Le Temple, wohin gleich nach dem Eintreffen derselben der Patronenwagen aus Billetrun zur Ergänzung der verschossenen Munition geholt war. Die 2. und 4. Kompagnie blieben in Billetrun und Coulommiers zur Bedeckung der Bagage. Der Oberst v. Valentini traf Nachmittags , noch während des

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Gefechtes, von seiner Krankheit genesen, in Vendôme ein, und über nahm wieder die Führung der 39. Brigade. ― Unter der Civilbevölkerung der Stadt herrschte während dieses Tages eine gewaltige Aufregung. Nicht unbekannt mit der Annäherung der Diviſion Jouffroy, hatten viele Anzeichen , wie der Rückzug der vor geschickten Detachements, der immer näher ertönende Kanonendonner, das eilige Abfahren der kleinen Bagage, in den Einwohnern der Stadt die Hoffnung und sichere Erwartung einer endlichen Niederlage der Preußen erregt. Während die Männer lebhaft sprechend in Gruppen auf den Straßen standen, alle Thürme und andere hochliegende Aussichtspunkte besetzt hatten, brieten und backten die Hausfrauen das Beste, was sie Daß hatten, zum würdigen Empfange ihrer siegreichen Landsleute. nun alles dies dem verhaßten Feinde Abends zu Gute kam, brachte eine große Verſtimmung und Niedergeschlagenheit hervor. So schloß in Vendôme das Jahr 1870. ―――――― d. Neujahr 1871. Mit dem Morgengrauen eröffneten einige preußische Batterien ein langsames Feuer gegen die letzten Abtheilungen des abziehenden Feindes , und begrüßten mit lautem Schall, der sich donnernd und grollend an den steilen Thalrändern des Loir brach, das neue Jahr. Weil der Feind sich vollständig abgezogen hatte, wurde die Gefechtsbereitschaft, während welcher die Truppen von 7½ Uhr früh bis Nachmittags 2 Uhr in der gestrigen Vertheidigungsstellung ge= standen, aufgehoben , und die große Bagage wieder herangezogen. Mit ihr trafen Abends spät die 2. und 4. Kompagnie des Regiments ein, und wurden , wie auch die andern beiden Kompagnien des Ba taillons in der Stadt einquartiert. Um Mittag wurde das 2. Bataillon von Vorposten abgelöst und ebenfalls in Vendôme in Quartiere gelegt. Das Füsilier - Bataillon dagegen bezog Nachmittags

die Vor

poſten am linken Ufer des Loir , die Feldwachen wurden von der 11. und 12. Kompagnie gegeben, und die 9. und 10. Kompagnie geschlossen als Piket bei Bois aux Moines aufgestellt. Der vorgeschobene Posten bei Varennes wurde von einem Ba taillon Regiments 56 gegeben. Am 2. Januar Mittags traf ein lange erwarteter, größerer Ersatz - Transport unter Führung des Hauptmann v. Beuſt für das Regiment in Vendôme ein.

168 Das 1. Bataillon erhielt 2 Unteroffiziere, 1 Spielmann und 130 Mann. Das 2. Bataillon 3 Unteroffiziere, 1 Spielmann und 123 Mann. Das Füsilier = Bataillon 3 Unteroffiziere, 1 Spielmann und 136 Mann Ersatz. Bom 2. Bataillon trafen die letzten abkommandirten Mann ſchaften ein und es hatten die Bataillone jetzt folgende Stärke: 1. Bataillon 18 Offiziere, 643 Gewehre, 2. Bataillon 18 Offiziere , 740 Gewehre, → Füsilier Bataillon 14 Offiziere, 623 Gewehre. Im Offizierkorps traten an diesem und an den folgenden Tagen Veränderungen ein, deren hier auch gleich Erwähnung geſchehen kann. Der Hauptmann v. Beust übernahm für den verwundeten Lieute nant Blanc die Führung der 3. Kompagnie. Für den erkrankten Premierlieutenant v. Hirschfeld übernahm der mit dem Erfaßtransport gekommene Lieutenant der Landwehr Scharlach die Führung der 7. Kompagnie. Der von seiner Ver wundung genesene Lieutenant v. Uechtrit kehrte zum Regiment zurück und wurde der 8. Kompagnie zugetheilt. Die 8. Kompagnie wurde vom Lieutenant Fleischer geführt, am 4. Januar übernahm der Lieutenant Niemeyer , bis dahin Adjutant beim 2. Bataillon, die Führung dieser Kompagnie, und der Lieutenant Held wurde Adjutant beim 2. Bataillon. Am 2. Januar liefen bei dem Divisions -Kommando beunruhigende Nachrichten über stärkere feindliche Kräfte ein, welche von St. Amand im Anmarsch wären. Nach dieser Richtung hin (nach Süden) war die Division nicht durch Vorposten gesichert.

Deshalb befahl General

v . Kraat Abends spät, daß sogleich das 1. Bataillon Regiments Nr. 79 nach Le Temple rücken und auf den Straßen nach Blois, Herbault und Tours Vorposten aussehen sollte. Eine schöne klare Winternacht erleichterte das Aussehen der Vor posten und die nöthigen fortifikatorischen Arbeiten an der Südum fassung von Le Temple.

Ein feindlicher Angriff erfolgte

nicht.

Die nach St. Amand vorgesendeten Kavallerie - Patrouillen meldeten dagegen am andern Tage den Abzug des Feindes und die Besetzung von St. Amand durch eine Brigade der 19. Diviſion aus Blois . Infolge dessen wurden die von der 2. und 4. Kompagnie ge gebenen Feldwachen wieder eingezogen, jedoch blieb das 1. Bataillon in Le Temple.

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Am 4. Januar Mittags wurde das Füſilier-Bataillon, welches seit dem 1. Januar die Vorpostenlinie des linken Loir Ufers besetzt gehabt hatte, durch das 2. Bataillon des Regiments abgelöst und bezog Quartiere in der Stadt. Schon war bekannt, daß in den nächsten Tagen der weitere Vormarsch angetreten werden sollte. Mit den Vorbereitungen dazu verging der 5. Januar.

12.

Von Vendôme bis Le Mans.

Ereignisse vom 6. Januar bis 14. Januar 1871 . a. Abmarsch aus Vendôme und Gefecht bei Les Roches am 6. Januar. Der Oberbefehlshaber Prinz Friedrich Karl erhielt am 1. Januar Nachmittags eine Depesche aus dem großen Hauptquartier zu Ver sailles mit dem Befehl Seiner Majestät des Königs , offensiv gegen Westen vorzugehen, Orléans jedoch besetzt zu behalten. Infolge dessen traf der Prinz Feldmarschall sofort die nöthigen Anordnungen. In Orléans wurde die Hessische Division zurückgelassen und allen übrigen Korps der Befehl zum Marsch an den Loir gegeben, von wo am 6. Januar der weitere Vormarsch gegen den Feind, den man mit seinen Hauptkräften bei Le Mans vermuthete , angetreten werden sollte . Die dem Prinzen zum Angriff des Feindes zu Gebote ſtehen den Heeresförper waren das 13. Armeekorps ( 17. und 22. Diviſion), das 3. Armeekorps , das 10. Armeekorps , das 9. Armeekorps , mit Ausnahme der Heſſiſchen Diviſion , und die 1., 2., 4. und 6. Ka vallerie =- Diviſion. In Summa nur : 58 097 Mann Infanterie, 14 925 Pferde, 318 Geſchütze, da an der vollen Stärke der Infanterie viele Mannschaften fehlten. Am 6. Januar sollte das 10. Armeekorps von Vendôme und St. Amand bis Montoire, das 3. Korps bis Vendôme und darüber hinaus bis Azay, das halbe 9. Korps bis Morée, und das 13. Korps bis Brou vorrücken. Das Oberkommando sollte nach Vendôme kommen. Im Allgemeinen war ein konzentrisches Vorgehen gegen Le Mans ins Auge gefaßt; das 10. Armeekorps sollte das südlichste, das 13. das nördlichste sein , in der Mitte das 3. Korps vorgehen, und das halbe 9. Korps die Reserve bilden. Die Kavallerie-Divisionen waren den verschiedenen Korps zugetheilt.

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170

―――

General v. Voigts -Rhetz hatte für den 6. Januar befohlen, daß die 19. Division von St. Amand nach Montoire, und die 20. Diviſion von Vendôme ebendorthin vorrücken sollte. General v. Kraat-Koschlau ließ seine Division auf zwei Straßen vorgehen; während er selbst mit der 40. Brigade die Straße über Villerable und Villiers Faux nach Lavardin benutte, sollte die 39. Brigade auf der Chaussee über Les Roches vorgehen, außerdem sollte das Jäger = Bataillon Nr. 10 zur Verbindung mit dem auf Azay vorrückenden 3. Armeekorps die Straße über Villiers und Gué du Loir einschlagen. Am Morgen des 6. Januar früh 7 Uhr ſammelten sich die zur 39. Brigade unter Befehl des Oberst v. Valentini gehörenden Truppen theile am West - Ausgange von Vendôme. Zur Avantgarde , welche unter Befehl des Major v. Steinäcker stand , gehörten das Füsilier Bataillon Regiments Nr. 79 , das Füſilier - Bataillon Regiments Nr. 56, eine Eskadron Dragoner-Regiments Nr. 16 und die 3. leichte Batterie. Zum Gros gehörten die Musketier - Bataillone der Regi menter Nr. 79 und 56 , die 3. schwere, eine reitende Batterie und eine Pionier -Kompagnie. Es war seit langer Zeit das erste Mal, daß das ganze Regiment vereinigt, in einer Kolonne marſchirte. Um 7½ Uhr wurde abmarschirt. nicht falt, das Thermometer stand

Das Wetter war trübe und auf dem Gefrierpunkt.

Nach

Passirung von Varennes , wo die diesseitigen Vorposten gestanden hatten, wurde in nördlicher Richtung lebhaftes Schießen gehört. Zur Aufklärung des bedeckten Geländes bei Thoré , zur Absuchung der Halbinsel, welche hier durch den großen Bogen des Loir gebildet wird, und zur Deckung der rechten Flanke der Brigade, wurde die 9. und 10. Kompagnie Regiments Nr. 79 unter Befehl des Haupt mann v. Dobbeler in nördlicher Richtung entsendet , während die Brigade ihren Vormarsch gegen Les Roches fortsette. Eine Viertelmeile vor Les Roches stieß der Vortrupp der Ka vallerie auf einen feindlichen Infanterie - Posten , welcher in der un gefähren Stärke von 20 Mann in einem Steinbruch zwischen dem steilen Thalrande des Loir und der Chaussee aufgestellt war , und welcher nach einigen Schüssen sich eilig in westlicher Richtung abzog. Bei dieser Stelle wurde von der Avantgarde Halt gemacht, so wohl um das Herankommen der beiden nordwärts detachirten Kom pagnien abzuwarten, als auch um der südlich marschirenden 40. Brigade Zeit zu lassen, eine gleiche Höhe mit der 39. Brigade zu erreichen.

171

Das Gefecht nördlich des Voir war indessen lebhafter geworden, der Nebel fiel, und man sah und hörte deutlich, daß nicht nur das Jäger - Bataillon Nr. 10 zwischen Villiers und Gué du Loir im harten Kampfe stand, sondern das nördlich davon die Avantgarde des 3. Armeekorps auf einen starken Feind gestoßen sein mußte, denn in das unausgesetzte Rollen des Kleingewehrfeuers mischte sich bald der Donner der Kanonen und das unheimliche Schnarren der Mi trailleusen. In der That war auch der General Jouffroy wiederum gegen Vendôme vorgegangen , um den General Curten , welcher mit einer Division bei Château Renault stand, und welcher von Truppenanhäu fungen bei St. Amand ( 19. Division) bedroht sein sollte, zu degagiren. Von der Hochfläche, auf welcher die Avantgarde der Brigade Valentini stand , war eine feindliche Kolonne zu sehen, welche von Les Roches in der Richtung auf Lunay marschirte. Gegen diese fuhr die Batterie der Avantgarde und bald auch eine Batterie des Gros auf und feuerte mit sichtlichem Erfolg, denn die feindliche Kolonne ver änderte ihre Marschrichtung und suchte Schuß in dem hügeligen Terrain. Faſt zu gleicher Zeit fuhr aber feindliche Artillerie auf der Hoch fläche über Les Roches auf und feuerte gegen die diesseitige Avant garde. Die meisten Granaten schlugen zwischen Avantgarde und Gros ein, ohne Schaden zu thun. Major v. Steinäcker hatte indessen die 11. Kompagnie links und die 12. rechts der Chauffee gegen Les Roches vorgehen laſſen, leßtere mit dem beſonderen Auftrage, die steilen Uferabhänge und das jen seitige Ufer des Loir, auf welchem kleine feindliche Abtheilungen zu ſehen waren , im Auge zu behalten. Nach Les Roches zu senkt sich die Hochfläche des linken Thalrandes allmälig und deshalb fanden die in das Thal hinabsteigenden Truppen keine Deckung. Als die beiden Kom pagnien noch vielleicht einen Kilometer vom Loir entfernt waren, er öffneten die feindlichen Schüßen, die sich in den Häusern und Höhlen des Dorfes Les Roches eingenistet hatten, ein lebhaftes, aber wegen der großen Entfernung wirkungsloses Feuer. Hinter den beiden Kompagnien Regiments Nr. 79 folgte rechts und links der Chauſſee je eine Kompagnie des Regiments Nr. 56, die andern beiden Füſilier-Kompagnien des Regiments Nr. 56 blieben, als Halb - Bataillon formirt , vorläufig am Höhenrande stehen ; die Dragoner waren zurückgezogen worden, und das Gros stand auf geschlossen auf der Chaussee links hinter den Batterien, welche die feindlichen Geschüße bei Les Roches bekämpften.

172 Indessen war die 40. Brigade gegen Lavardin vorgegangen und griff mit einigen Batterien, welche auf den Höhen östlich Villavard aufgefahren waren, in das Gefecht bei Les Roches ein. Sehr bald wurden die feindlichen Geschütze zum Schweigen und Abfahren gezwungen, schon eine der ersten Granaten der Avantgarden Batterie der 39. Brigade hatte den feindlichen Artillerie-Hauptmann tödtlich verwundet, wie ſich dies am andern Tage herausſtellte ; jedoch war die sehr gut gedeckt stehende feindliche Infanterie nicht zu vertreiben. Der Brigade-Kommandeur ertheilte der Avantgarde den Befehl, die Uebergänge über den Loir zu rekognosziren, jedoch sich nicht in ein unnüges und verlustreiches Gefecht einzulassen. Die 11. und 12. Kompagnie Regiments Nr. 79 wurden infolge dessen, ehe sie in wirksamen feindlichen Schußbereich kamen , in eine große Schützenlinie aufgelöst und von ihnen der Vormarsch gegen Les Roches fortgesetzt.

Unter sehr lebhaftem feindlichen Feuer gelang

es der 11. Kompagnie, vielleicht 500 Schritt von Les Roches ent fernt, eine günstige Deckung zu erreichen, von wo durch vorgeschichte Patrouillen die Beschaffenheit der Eisfläche über den Loir rekognoszirt werden sollte; die 12. Kompagnie mußte jedoch bis 200 Schritt an die vom Feinde besetzte Position herangehen, ehe sie in einem dort liegenden Gehöft gute Deckung gegen das feindliche Feuer fand. Die Avantgarden- Batterie sette indessen ein langsames Feuer gegen die vom Feinde am stärksten besetzten Lokalitäten fort. Die Soutien Kompagnien des Regiments Nr. 56 folgten der 11. und 12. Kom pagnie. Auch die beiden nordwärts detachirt geweſenen Kompagnien (9. und 10. ) trafen jetzt ein und wurden beim Gros der Avantgarde aufgestellt. Es zeigte sich dann , daß die Brücke über den Loir ab gebrochen und verbarrikadirt, und daß der Loir auf der dünnen und unvollkommenen Eisdecke nicht zu überschreiten war. Es konnte da her hier nicht weiter vorgegangen werden. Bei Azay indessen tobte der Kampf weiter, erst bei hereinbrechender Dämmerung schien auch die feindliche Kraft gebrochen. Man sah des Feindes Batterien staffelförmig rückwärts neue Position nehmen. Montoire war nach geringem Kampfe in die Hände der 19. Diviſion gefallen, und durch die Einnahme dieses Ortes war die Ueber schreitung des Flusses gesichert. Bei Lavardin und Montoire wur den Pontonbrücken geschlagen. Gegen Abend erhielt Oberst v. Valentini Befehl, Brigade nach Lavardin zu rücken.

mit ſeiner

173 Das Gros hatte während der ganzen Zeit unthätig gestanden, nur bedroht durch einige Büchsenschüsse , welche wahrscheinlich von fanatisirten Bauern aus den bewaldeten Schluchten der Thalränder E3 auf dasselbe abgegeben wurden. Patrouillen fanden Niemand. war schon dunkel, als der beschwerliche Marsch nach Lavardin , der über einen halb zugefrorenen Bach und durch einen steilen Grund Das Füsilier - Bataillon sollte anfänglich ging, angetreten wurde. Les Roches gegenüber stehen bleiben , erhielt jedoch nachträglich den Befehl, auch nach Lavardin zu rücken. Major v . Steinäcker wartete zum Abmarsch die völlige Dunkelheit ab , damit die sehr dicht an der feindlichen Aufstellung stehenden Mannschaften beim Abmarsch und Aufgeben der Deckung nicht noch Verluste erlitten ; marſchirte dann nach Lavardin, hier über die erbaute Pontonbrücke und bezog mit seinem Bataillon in einigen Gehöften zwischen Montoire und Verluste hatte das Bataillon an Ver Lavardin enge Quartiere. wundeten 9 Mann.

Die Verwundeten wurden nach Montoire theils

auf ausgehobenen Thüren liegend, transportirt. Der Feldwebel Rieke wurde tödtlich verwundet und starb bald darauf. auf den Offizierpferden ,

theils

Das 1. und 2. Bataillon des Regiments kamen nach Lavardin ins Quartier und während die Ausgänge mit starken Wachen besetzt wurden , mußten , weil Nachrichten eingetroffen waren , daß der Feind bei St. Amand stände, auch noch Feldwachen auf allen Straßen vorgeschoben werden, das 1. Bataillon erhielt die östlichen und süd lichen, das 2. die nach Westen führenden Straßen zur Bewachung überwiesen. Die Verpflegung war an diesem Tage sehr dürftig , denn La vardin war gänzlich von den Einwohnern verlassen , und die Ver pflegungs -Wagen trafen erst spät in der Nacht bei den Truppen ein, nachdem die Führer der Wagen mit Lebensgefahr durch die von Franktireurs wimmelnden Wälder fahrend, ihre Truppentheile , die die Hauptstraße verlaſſen , wieder aufgefunden hatten. Für den 7. Januar hatte der Prinz Feldmarschall ein weiteres Vorgehen aller Armeekorps angeordnet; jedoch waren auf dem linken Flügel der Armee Ereignisse eingetreten, an diesem Tage Halt geboten.

die dem 10. Armeekorps

Die nach Château Renault vorgeschobene französische Division Curten hatte die, den Schutz der linken Flanke der Armee bildende 6. Kavallerie- Division und ein linkes Seitendetachement des 10. Korps



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bei Villechauve zurückgedrängt und stand nun, die linke Flanke und die Rückzugslinie der Armee bedrohend , bei St. Amand. vom 10. Korps

Ehe nun

der weitere Vormarsch gegen Le Mans fortgesett

werden konnte, war es nöthig , den Gegner aus Flanke und Rücken zu vertreiben , und der Oberbefehlshaber hatte deshalb am 6. Januar Abends 8 Uhr dem General v. Voigts - Rhet befohlen, die feind lichen Truppen aus St. Amand zu vertreiben weiteren Vormarsch anzutreten.

und dann erst den

Am 7. Januar früh ging deshalb die 37. Brigade von Mon toire nach St. Amand , also wieder dahin zurück, woher ſie gekom men war und der Rest des Korps blieb bei Montoire ſtehen, bereit, wenn es nöthig , sowohl auf dem linken, wie auf dem rechten Ufer des Loir gegen den Feind zu marſchiren. Das Wetter war in der Nacht umgeschlagen.

Statt des

trockenen Frostes war Thauwetter eingetreten und es herrschte am Morgen des 7. Januar ein so dichter Nebel, daß man nicht hundert Schritt weit sehen konnte. Oberstlieutenant Bendler erhielt den Befehl, mit dem 1. und 2. Ba=

taillon Regiments Nr. 79 auf den Höhen südlich Montoire an der Straße nach St. Arnoult eine Aufstellung zu nehmen , um die da Nicht ohne Schwierigkeit selbst aufgefahrenen Batterien zu decken. wurde in dem dichten Nebel die richtige Stelle gefunden. Da der Feind sowohl von Süden, wie von Westen kommen konnte , mußten auch nach diesen Richtungen hin Sicherheitsmaßregeln getroffen werden. Das 1. Bataillon erhielt den Auftrag , Feldwachen aus ―――― während das 2. Bataillon als Gros geſchloſſen bleiben zustellen, sollte. Die große Ausdehnung des zu schützenden Abschnittes machte es indessen nöthig, daß auch noch die 8. Kompagnie in die erste Linie rücken und die Straße nach St. Jaques (Troo) beseßen mußte. Gegen Mittag verwandelte sich der dichte Nebel in einen feinen Regen, der bis zum Abend anhielt. Vom Feinde zeigte sich nichts. Nachmittags kam General v. Schmidt mit einem Theil seiner Ka vallerie -Brigade auf der Straße von St. Arnoult geritten und theilte mit, daß der Feind aus St. Amand in westlicher Richtung abgezogen sei , und daß er durch diesseitige Kavallerie verfolgt und zu Ein Angriff feindlicherseits wäre nicht beobachtet würde. erwarten. Wohl infolge dieser Nachrichten erhielten die Batterien und die beiden Bataillone den Befehl , nach Montoire einzurücken und letzteren

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wurde die Vorstadt auf dem linken Ufer des Loir als Quartier an gewiesen. Die 5. und 6. Kompagnie bezogen die Vorposten. Ver pflegung für die Mannschaften war nicht zu beschaffen. Bataillon war bei Lavardin verblieben.

Das Füsilier

Das 3. Armeekorps hatte in hartnäckigen Einzelkämpfen den Abschnitt des Brayebaches erreicht. Vom 10. Korps war nur eine schwache Avantgarde gegen diesen Abschnitt vorgeschoben worden. Am 8. Januar wurde ein ernster Kampf zur Forcirung dieses durch Natur starken Vertheidigungs- Abschnittes erwartet. Die 19. Di

vision war noch nicht wieder von St. Amand an das Armeekorps herangekommen, sondern theilweise erst im Anmarsch , als um 8 Uhr Morgens von der 20. Division der Vormarsch auf dem rechten Ufer des Loir angetreten wurde. (Die beiden Bataillone des Regiments hatten schon um 6 Uhr früh die Pontonbrücke überschreiten müssen, damit diese noch vor dem Abmarsch abgebaut werden konnte. ) In der Avantgarde war die 40. Brigade, im Gros 39. Brigade und die Korps - Artillerie. Feind fast keinen Widerstand ,

die

Am Brayebach leiſtete der

er zeigte daselbst nur einige Schwa

dronen Reiter; jedoch entstand hier ein langer Aufenthalt , weil die Auch Chauffee durch einen Durchschnitt ungangbar gemacht war. an andern Stellen waren Hindernisse auf der Chauffee, deren Fort räumung Zeit erforderte , angebracht. Vor dem Dorfe Poncé , wo die Chaussee ein langes Defilee zwischen dem Fluß und dem steilen. Thalrande bildet, hatte der Feind eine Vertheidigungsstellung vor bereitet und hinter einer Brustwehr zwei Mitrailleusen aufgestellt, die den ganzen Engpaß bestreichen konnten. Als ein Bataillon der Avantgarde rand erstiegen hatte, um diese feindliche sich der Feind zurück und die Geſchüße Eine halbe Meile vor La Chartre

mit Mühe den steilen Thal Aufstellung zu flankiren, zog fuhren ab. erweitert sich das Thal und

der Feind hielt nirgends mehr Stand.

Größere Trupps Gefangener

wurden zurückgebracht , und der Befehl ausgegeben , daß die Diviſion in La Chartre enge Quartiere beziehen sollte. Jedem Truppentheil wurde nach dem Plan ein Stadtviertel zugewiesen. Der Tag neigte sich zu Ende und finstere Wolken beschleunigten den Anbruch der Dunkelheit. Alle Truppen strebten auf der einen großen Straße vorwärts nach der ersehnten Ruhe. Oft stockte der Marsch.

Die in Reserve befindlich gewesene Kavallerie und Artillerie

versuchte von rückwärts neben der Infanterie vorbeizukommen.

Seit

176 wärts detachirt gewesene Abtheilungen schoben sich ebenfalls neben und zwischen die schon auf der Chauffee befindlichen Kolonnen und das Gedränge nahm überhand , als die Avantgarde, in La Chartre angekommen, Halt machte, um die Quartiere zu vertheilen. Bei dem Gehöft La Maladrerie, wo der Weg nach La Chartre im rechten Winkel südlich abbiegt, hielt der Divisions - Kommandeur zu Pferde, beschäftigt, den Befehl für die Vorposten - Aufstellung zu geben. Dieser brachte durch seine Autorität , zwar nicht sanft , aber schnell Ordnung in die Marschkolonne. Die Kavallerie und Artillerie mußten sofort halten und seitwärts ausbiegen, während die Infanterie den Marsch fortsetzen durfte. La Chartre , ein kleines Städtchen mit engen,

zwischen steilen Thalrändern

bereits

vollständig

von der

eingeklemmten Straßen,

40. Brigade belegt,

war

als die letzten

Bataillone der 39. Brigade (die Neunundsiebenziger) einrückten. Nur der Kameradschaft der Siebenzehner verdankten es die Bataillone des Regiments 79, daß sie unter Dach und Fach kamen. Buch stäblich waren alle Keller , Treppen und Hausflure besetzt , und noch immer standen Kompagnien ohne Quartier auf den Straßen. Einige, wohl einen Kilometer von der Stadt entfernte Höfe , wurden schließlich noch als Quartiere zu Hülfe genommen , und gegen 10 Uhr Abends waren alle Truppen untergebracht. Indessen hatte die Vorpostenstellung von den Sechsundfünfzigern erst dem Feinde entrissen werden müssen, und bei dem dadurch entstandenen kurzen Nachtgefecht schlugen die feindlichen Geschosse in die Straßen von La Chartre. Der 3. und 7. Kompagnie, die am nächsten der Vorpostenſtellung untergebracht waren , wurde besondere Vorsicht empfohlen, im Allgemeinen aber ließ sich Niemand durch das Gefecht stören, so groß war schon die Gleichgültigkeit gegen dergleichen Vor fälle geworden. Verpflegung gab es nicht. Es wurde zwar den Truppen spät Abends lebendes Vieh überwiesen ,

jedoch waren die

Mannschaften theils zu ermüdet , theils fehlte es ihnen an Platz zum Abkochen. Das Füsilier - Bataillon war in Montoire zur Bedeckung der Bagage zurückgeblieben. b. Gefecht bei Chahaignes , Brives und Ueberfall bei St. Vincent am 9. Januar. Am 9. Januar sollte, dem Befehl des Oberkommandos gemäß, das 10. Armeekorps Parigné l'Evêque erreichen.

Am 8. spät Abends

wurden die dazu nöthigen Befehle an die Truppen ausgegeben.

177 Die Avantgarde unter Befehl des Oberſt v. Valentini (39. Bri gade), 5 Bataillone (das Füsilier - Bataillon Regiments Nr. 79 zur Bagage abkommandirt), 3 Eskadrons Dragoner Regiments Nr. 16, 3. leichte und 3. schwere Batterie, sollte am 9. Januar früh 7 Uhr von La Chartre aufbrechen und den Weg nach Grand Lucé ein schlagen, der Avantgarde sollte die Korps - Artillerie, und dieſer um 73/4 Uhr die 40. Brigade folgen. Oberst v. Valentini sollte von La Maladrerie aus

zwei Es

kadrons , zwei Bataillone und die 3. leichte Batterie unter Oberst lieutenant Bendler in nördlicher Richtung über Château la Gas connière, Courdemanche und Villaines bei Grand Lucé entfenden, als Schutz der rechten Flanke der im Thal über Brives und St. Vin cent vorgehenden Division.

Rechts sollte die Verbindung mit der

über Vancé vorgehenden 37. Brigade und der Kavallerie des General v. Schmidt gesucht und nach links die Verbindung mit der eigenen Division nicht aufgegeben werden , sondern eine Eskadron und eine Kompagnie über Salvert und Richelieu auf St. Vincent, also zwischen der Division und dem rechten Seitendetachement marschiren. Noch herrschte Dämmerung , als von der Avantgarde der Vor marsch aus La Chartre angetreten wurde. Während sie auf der großen Straße bei L'Homme vorbeimarſchirte, schlug Oberſtlieutenant Bendler mit dem 1. und 2. Bataillon Regiments Nr. 79, der 3. leichten Batterie und zwei Schwadronen Dragonern den Weg nach Château la Gasconnière ein. Die 8. Kompagnie wurde bestimmt, auf Salvert zu marſchiren, um die Verbindung mit dem Oberst v. Valentini aufrecht zu erhalten. Das Schloß Gasconnière liegt am Rande des Flußthales, gleich hinter demselben erhebt sich die Hochfläche in ziemlich steiler Böschung . Kaum war dasselbe erreicht, als von L'Homme und Chahaignes her über Geschützfeuer ertönte, das bald an Heftigkeit zunahm und von den Batterien der Hauptkolonne erwidert wurde. In der Nacht hatte es gefroren, und nur mit Mühe konnte der glatte und schmale Oben hörte auf die Hochfläche führende Hohlweg erstiegen werden. jeder Weg auf, Hecken , Gärten, Mauern und Steinbrüche schienen einen Weitermarsch in der befohlenen Richtung unmöglich zu machen. Indessen hatte bei Chahaignes lebhaftes Infanteriefeuer begonnen und vom Himmel rieselten dichte Schneeflocken herab , die jede freie Aussicht verhinderten . Es verging nun eine geraume Zeit, in welcher der Oberstlieutenant Bendler nach Aufklärung über die Gefechtsver 12 Schmidt v. Knobelsdorf, 3. Hannov . Inf.- Regt. Nr. 79.

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178

hältnisse bei der Division und nach einem Wege vorwärts forſchen ließ. Beide Absichten wurden nicht erreicht ; weder konnte etwas Sicheres über die Gefechtslage im Thale erfahren, noch ein Weg auf der Höhe gefunden werden. Wie sich später herausstellte, stand der Feind nicht, wie voraus gesetzt wurde, quer über der Straße nach Le Mans, sondern in einer Flankenstellung links seitwärts bei Chahaignes , deshalb konnte auch das rechte Seitendetachement den Feind nicht erreichen , während links rückwärts ein hartnäckiges Gefecht geliefert wurde. Das Artilleriefeuer war wegen des dichten Schneegeſtöbers verſtummt, je doch entbrannte das Infanteriegefecht nach kurzen Pauſen immer wieder zu neuer Heftigkeit. Gegen Mittag erhielt Oberstlieutenant Bendler vom Diviſions Kommandeur den Befehl, gegen den linken feindlichen Flügel , der bei Haut Pernay vermuthet wurde, vorzugehen.

Dieser Ort, der

auf der Höhe des westlichen Thalrandes liegen sollte, war auf den ſehr undeutlichen Plänen, in dem Gewirre vieler hundert dicht neben einander undeutlich gedruckter kleiner Namen nicht zu finden, und des halb entschloß sich Oberstlieutenant Bendler, einen alten Bauern, der in einem Hauſe vorgefunden wurde, als Führer zu nehmen. Dieser Mensch führte aber das Detachement, sei es aus Bosheit oder aus Unverstand, nicht nach Pernay, sondern nach L'Homme, wo das De tachement ankam, als das Gefecht bei Chahaignes erloschen und nur ein Pionier - Detachement noch beschäftigt war , die vom Feinde bei den Brücken über den Vennebach angelegten Verhaue und Barrikaden aufzuräumen. Eine kurze Zeit lang übernahm das 1. Bataillon die Deckung dieser Arbeit, dann wurde aber vom kommandirenden General der weitere Vormarsch auf der Straße nach Le Mans befohlen.

Die

Avantgarde stand seit längerer Zeit ungefähr zwei Kilometer nördlich L'Homme an der Straße nach Brives, wo sie auf Befehl des Diviſions Kommandeurs bis zur Entscheidung des Gefechts bei Chahaignes Halt gemacht hatte. Zu derselben wurden jezt die beiden Bataillone des Regiments Nr. 79 herangezogen. Es war ungefähr 2 Uhr Nach mittags, der Schneefall hatte aufgehört, aber der festgetretene Schnee machte die Chaussee ſo glatt, daß das Reiten unmöglich wurde, selbst die Kavallerie mußte absitzen und ihre Pferde am Zügel führen. General v. Voigts - Rhetz setzte sich auf einen Progkasten, alle übrigen Kommandeure gingen zu Fuß. Oberstlieutenant Bendler, dessen Fuß noch nicht wieder ganz hergestellt war , mußte zurückbleiben und das

179 Kommando des Regiments an den Oberstlieutenant v. Boltenstern abgeben. Bei dem weiteren Vormarsch waren die beiden Bataillone des Regiments im Gros der Avantgarde. Einige Bataillone der 40. Brigade, die bei Chahaignes gekämpft hatten, sollten auf den Höhen des

rechten (westlichen) Thalrandes

bleiben und dort den Marsch der Diviſion begleiten , ſie konnten je doch nur sehr langſam vordringen , weil sich daselbst keine gebahnten Straßen vorfanden, und die Bataillone sich mehrere Male auf schmalen Fußsteigen durch Hecken und Schluchten durchwinden mußten . Die Chaussee von La Chartre nach Grand Lucé führt meilen weit in dem kaum tauſend Schritt breiten Thal des Venne-Baches , welches von steilen, stark bewachsenen, von vielen Schluchten zerrissenen Der Bach selbst und hundert Fuß hohen Rändern eingefaßt ist. nimmt mit seinen vielen Krümmungen und Nebenarmen die größte Breite des Thales ein, und so blieb zum Vorgehen nur die eine schmale Straße, auf welcher im schnellen Tempo vorgegangen wurde. Bei Brives , einem kleinen Dorf, aus vier bis fünf Höfen be stehend , treten die Thalränder noch dichter an den Bach und sind höher und bewaldet. Von Osten kommend, mündet hier ein Neben bach, der ebenfalls in einem schmalen tiefen Thal sein Bett hat. Ueber beide Bäche führt die Chauſſee mit zwei Brücken, die 150 Schritt auseinander liegen; und diese Stelle hatten die Franzosen gewählt, um dem weiteren Vorgehen der Division Halt zu gebieten. Das

an der Tete der Avantgarde befindliche Bataillon des

Regiments Nr. 56 hatte sich zwar bald der Wassermühle und der vorderſten Brücke bemächtigt , konnte jedoch wegen des ſtarken feind lichen Feuers auf der schmalen Chaussee nicht weiter vordringen, und deshalb kam das Gefecht hier zum Stehen. Ein anderes Bataillon des Regiments 56 war zur Umgehung der feindlichen Stellung auf die östlich gelegenen Höhen detachirt worden, jedoch wurden die Kom pagnien desselben durch das tiefe Querthal und die dichten Büsche auf den Abhängen im Vorgehen aufgehalten, der Kommandeur dieſes Bataillons, Major v. Lindeiner, wurde bald verwundet zurückgebracht, die auf den Höhen des rechten Users vorgehenden Bataillone waren noch weit zurück, und da die Dunkelheit schon hereinbrach, konnte auf ihr Eingreifen nicht mehr gewartet werden.

Artillerie fand keinen

Plaß zum Auffahren, um mit ihren Granaten das Defilee zu öffnen, deshalb befahl Oberst v. Valentini , da nun auch vom Diviſions 12*

180 Kommandeur um 3½ Uhr der beſtimmte Befehl einging, jedenfalls den Feind zurückzuwerfen, daß die beiden Bataillone des Regiments Nr. 79 vorrücken sollten. Vom 1. Bataillon wurden zwei Kompagnien (die 2. und 3.) auf die rechts gelegenen Höhen geschickt, die andern beiden Kompagnien, die 1. und 4., rückten an die östlich der Straße gelegenen Häuſer. Bei dieser Gelegenheit wurde der Chef der 4. Kompagnie, Haupt mann Pawlikowski , von einem feindlichen Geschoß in die Brust ge= troffen und der Unteroffizier Ernst der 3. Kompagnie durch einen Schuß durch den Kopf tödtlich verwundet. Das 2. Bataillon rückte hinter die westlich der Chauffee gelegene Waffermühle und wurde dort in einer Vertiefung des Bodens aufgestellt. Von allen Horniſten wurde „ Schnell avanciren“ geblaſen, ſämmt liche Offiziere setzten sich an die Spitze der Tirailleurs und das Defilee wurde dem Feinde, der zuletzt nur noch in schwacher Anzahl die bewaldeten Höhen besetzt hatte, entriſſen. Mittlerweile war es dunkel geworden ; durch die beiden Gefechte war viel Zeit verloren gegangen, noch ſtand das 10. Armeekorps drei Meilen von Parigné l'Evêque, dem nach Befehl des Oberkommandos am 9. Januar zu erreichenden Ziele, eine Meile war erst zurückgelegt. Das 2. Bataillon Regiments Nr. 79 erhielt jetzt den Befehl, Vorposten auszusetzen. Während Hauptmann Herzbruch, der im Laufe des Tages wieder das Kommando über das Bataillon über nommen hatte, damit beschäftigt war, und die übrigen Truppen sich anschickten, Biwaksplätze auszusuchen, denn in Brives konnte höchstens ein Bataillon in den Häusern untergebracht werden, geschweige denn die ganze 39. Brigade, ging vom General v. Voigts =- Rhet der Befehl ein, wenigstens noch bis St. Vincent (drei Viertelmeilen) vor zurücken. Die Vorposten wurden wieder eingezogen , was eine gute halbe Stunde Zeit in Anspruch nahm und um 6½ Uhr von den beiden Bataillonen des Regiments Nr. 79 der Vormarsch angetreten. Das Regiment Nr. 56 ſollte zurückbleiben, dagegen sollten zwei Bataillone des Braunschweigischen Regiments folgen, von denen jedoch vorläufig nur das eine zur Stelle war. Die 8. Kompagnie bildete die Vorhut, in geringem Abstande folgten zuerst die Kompagnien des 2. Bataillons , und dahinter dicht aufgeschlossen das 1. Bataillon ; einige hundert Schritte weiter zurück das 2. Bataillon Braunschweigischen Regiments .

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181

Es war der Befehl gegeben worden, lautlos zu marſchiren, kein Feuer anzuschlagen, und bei einer Begegnung mit dem Feinde nicht zu schießen, sondern mit Hurrah vorzustürmen und nur von dem Bajonett Gebrauch zu machen. Eilig und lautlos wurde auf der spiegelglatten Chauſſee einKilometer nach dem andern zurückgelegt, und in dem nächsten Dorfe, St. Pierre, mit Sicherheit der Feind erwartet, weil vor der Umfassung desselben noch glimmende Biwaksfeuer zu sehen waren. Während die Bataillone im Marsch blieben, wurden flüchtig die wenigen erleuchteten Häuſer abgesucht und nichts vom Feinde gefunden. Nördlich des Dorfes waren wieder einige glimmende Feuer an der Straße und voller Spannung wurde endlich St. Vincent erreicht. Die Spitze stieß an der Umfassung auf keinen Feind.

Es wurde lautlos eingerückt ; erst

in der Mitte des ziemlich großen Fleckens auf dem Marktplatz er kannte die Vorhut bei dem grellen Scheine einiger dort brennender Feuer, daß eine größere Anzahl feindlicher Soldaten und viel Fuhr werk sich auf der Straße befand.

Mit lautem Hurrah ging jezt die

8. Kompagnie gegen den Feind vor ; in dies Hurrahgeschrei stimmten die dahinterkommenden Bataillone ein, und nach dem Abgeben weniger Schüsse gab sich der Feind gefangen.

Es waren ungefähr 100 Mann,

die fünf dazu gehörigen Offiziere saßen im Kaffeehauſe und hatten keine Anordnungen zur Sicherheit des sehr bedeutenden Proviant Transportes, den sie zu decken hatten, getroffen.

Es waren ungefähr

100 Wagen mit Lebensmitteln und Fourage beladen, mit großen bissigen Hengsten bespannt, die auf diese Weise erbeutet wurden. Oberst v. Valentini ordnete sofort an , daß jedes Bataillon eine Straße besetzte, das 2. Bataillon Regiments Nr. 79 erhielt den nördlichen Ausgang nach Grand Lucé, das 1. Bataillon desselben Regi ments den westlichen Ausgang nach Pruillé , das Braunschweigische Bataillon den östlichen nach Courdemanche zur Besetzung angewiesen. Jedes Bataillon gab eine Kompagnie auf Vorposten, deren Feld wachen mehrere hundert Schritt vor wurden.

die Umfaſſung vorgeschoben

Den linken Flügel der Vorpostenlinie hatte die 4. Kompagnie, welche seit der Verwundung des Hauptmanns Pawlikowski vom Lieutenant der Landwehr Stahl geführt wurde , das Centrum der Vorposten hatte die 8. Kompagnie, Lieutenant Niemeyer, den rechten Flügel eine Braunschweigische Kompagnie. Der Rest der Mann schaften wurde einquartiert, nachdem von den erbeuteten Lebensmiteln

182 den Mannschaften, die seit zwei Tagen keine Verpflegung gehabt hatten, reichlich mitgetheilt worden war. Die Stellung, welche die drei Bataillone durch den nächtlichen Vormarsch eingenommen hatten, war übrigens sehr exponirt. Wie ein Keil vorgeschoben standen sie auf der Rückzugslinie bedeu tender feindlicher Detachements, die an diesem und dem vorigen Tage dem General v. Schmidt gegenüber auf der Straße von Vancé nach Grand Lucé hartnäckigen Widerſtand geleistet hatten und jezt auf dem Rückmarsch nach Westen waren. In der Nacht entſtand Alarm, weil gegen den von den Braunschweigern besetzten Ausgang eine feindliche Kolonne anmarschirte, die jedoch sogleich, als sie bemerkte, daß St. Vin cent besetzt war,

nach Norden abbog.

Eine Schleichpatrouille der

8. Kompagnie stieß dicht vor der eigenen Vorpostenlinie auf ſtarke feindliche Abtheilungen und wurde gefangen. Auch in St. Pierre waren feindliche Nachzügler geblieben und hatten sich bei dem Durch marsch des Detachements des Oberst v. Valentini versteckt. Elf der ſelben wurden durch die Hautboisten des Regiments Nr. 79, welche unter Führung ihres Kapellmeiſters Ströbe nach Beendigung des Gefechts dem Regiment nachmarschirten, gefunden und zu Gefangenen gemacht. In der Nacht traf noch ein zweites Bataillon des Braunschwei gischen Regiments ein und wurde in Alarmquartieren untergebracht. Am Morgen des 10. Januar brachte eine Ordonnanz gegen 8 Uhr den Befehl, daß sich die Bataillone in St. Vincent um 9 Uhr marschbereit halten sollten. Doch hier war seit Tages anbruch Jeder fertig, weil ein feindlicher Angriff erwartet wurde. Auf den Höhen der Umgegend, die Ausgänge des Ortes beobachtend, waren überall Bauern aufgeſtellt, die ſtets bei Annäherung dieſſeitiger Patrouillen schnell davon liefen. Da Hauptmann Herzbruch am Tage vorher das Kommando über das 2. Bataillon übernommen hatte, so führte jetzt der Lieutenant

Scharlach die 5. und der Lieutenant Fleischer die 7. Kompagnie. Erst nach 10 Uhr Vormittags traf General v. Kraaz-Koſchlau mit der Avantgarden - Schwadron der Diviſion in St. Vincent ein; wegen der Glätte ging Alles zu Fuß, die Pferde führend. Während die Division im Thal auf der Chauffee den Marsch auf Grand Lucé fortsette, sollte Oberſtlieutenant v . Boltenſtern mit den beiden Ba taillonen des Regiments Nr. 79 zur Deckung der rechten Flanke auf den östlich gelegenen Höhen parallel der Chauffee bis Grand Lucé vor

183 gehen. Dieser Marsch war sehr beschwerlich , weil ein guter Weg nicht vorhanden war, und schmale Fußsteige, eine Strecke lang sogar das steinige Bett eines Baches zum Weitermarsch benutzt werden mußten, dabei waren drei oder vier Querthäler zu durchschreiten und der Weg an vielen Stellen sehr glatt und steil geböscht. Von den Höhen hatte man oft einen überraschenden Fern- und Einblick in die eigenthümliche Formation und Bebauung des Landes . Aehnlich wie in Holstein und in einem Theile Westfalens iſt das Land durch Hecken und Baumreihen in lauter einzelne meiſt viereckige Ab schnitte getheilt. Bei vollständig ebenem Boden und im Sommer, wenn die Hecken belaubt sind, ist es nicht möglich, weiter als bis zur nächsten Hecke, oft nicht hundert Schritt weit, zu sehen. Hier aber war das Land nicht eben; abgesehen von den tief eingeschnittenen Flußthälern, war das dazwischen hochgelegene Land hügelig . Dörfer gab es nur wenige und diese lagen in den Thälern, aber überall auf den Feldern standen zerstreut einzelne Gehöfte und Häuser, die theil weise einen recht ärmlichen Eindruck machten. Weinbau wird hier nur noch in geringer Ausdehnung betrieben, weil das Klima schon zu rauh ist , dagegen wird der Apfelbaum besonders kultivirt und aus seinen Früchten der Cider als landesübliches Getränk gebraut. Für jeden Soldaten ist es einleuchtend, daß in solchem Gelände Angriffsbewegungen und Manöver größerer Truppenmaſſen nicht leicht ſind und daß auch die Unterbringung der Truppen beſondere Schwierig feiten hat. Artillerie kann fast gar nicht gebraucht werden , die Kavallerie kann sich nur auf den schmalen Straßen fortbewegen und war jest wegen der Glätte derselben nicht einmal zum Aufklärungs und Sicherheitsdienst zu verwenden. Dagegen eignet sich solches Terrain vortrefflich zur Vertheidigung und zu Hinterhalten.

Oft

sind die Hecken so hoch, daß man auf dem Pferde ſißend nicht darüber hinwegsehen kann. Auf den Hügeln aber bot sich, wie schon bemerkt, fast immer ein weiter Ueberblick über das Land dar und mit dem Fernrohr konnte man das von Weitem erblicken,

was in der Nähe

durch die Hecken verborgen war. Auf allen hochgelegenen Punkten zeigten sich Kundschafter, und der am Tage vorher gefallene Schnee verrieth , daß kurz vorher größere feindliche Abtheilungen den Weg des Detachements gekreuzt hatten. Die Avantgarde, welche vom 1. Bataillon gegeben wurde, fand fast in allen Häusern in der Nähe des Weges feindliche Nachzügler, die sich willig ohne Gegenwehr gefangen nehmen ließen, obgleich es

184 ihnen ein leichtes gewesen wäre, in dem Gewirre von Hecken zu ent kommen. Es schien, als ob die im Rückzuge befindlichen Abtheilungen der französischen Armee moralisch so erschüttert waren, daß sie über haupt keinen Widerstand mehr leisten würden. Als in den Nachmittagsstunden die Höhe östlich Grand Lucé erreicht war, sah man unten im Thale die Division ohne Kampf in das Städtchen einrücken, dagegen war in nördlicher Richtung Kanonen donner zu vernehmen , und einzelne gute Ohren wollten sogar In fanteriefeuer hören. Von Osten näherte sich eine größere Kolonne, Schnell wurden die zunächst ge= die für feindlich gehalten wurde. legenen günstigen Lokalitäten besetzt, um den Feind kräftig zu empfangen, jedoch war es die 37. Brigade, welche von Vancé direkt über die Hochfläche nach Grand Lucé marſchirt war und jetzt hier eintraf. In dessen erhielt Oberstlieutenant v. Boltenstern den Befehl , mit den beiden Bataillonen des Regiments in Grand Lucé einzurücken, und nach dem das Gefecht,

welches vom 3. Armeekorps geliefert wurde, ver

ſtummt war, durften enge Quartiere bezogen werden. Das 2. Bataillon gab die Wachen in und an den Ausgängen des Ortes.

c. Schlacht bei Le Mans am 11. und 12. Januar. Durch die Befehle des Oberkommandos war, wie schön erwähnt, allen Korps der deutschen Armee ein konzentrisches Vorgehen gegen Le Mans vorgezeichnet worden. Seit dem 6. Januar, täglich in ernſten Kämpfen mit dem Feinde. ringend, waren alle Korps zwar im Vorrücken geblieben, den Flügel korps , dem 10. und dem 13., war es jedoch nicht möglich geweſen, an jedem Tage das vom Oberkommando für ſie in Aussicht genommene Marschziel zu erreichen.

Am 10. Januar Abends stand das im

Centrum befindliche 3. Korps am weitesten vorwärts, nur wenig über eine halbe Meile von Le Mans entfernt, dicht vor der seit langer Zeit vom General Chanzy vorbereiteten Stellung , nachdem es an diesem Tage dem Feinde das Dorf Parigné l'Evêque und Changé entrissen hatte. Das 9. Korps stand als Reserve dahinter, das 13. Korps auf dem rechten Flügel stand bei Conneré am Huisne-Fluß, das 10. Korps auf dem linken Flügel bei Grand Lucé , die beiden letteren Korps noch drei Meilen von Le Mans entfernt.

185 Nach dem Bericht des General Chanzy hatten seine Truppen, nach Zurückdrängung der in der letzten Hälfte des Monat Dezember vorgeschobenen Diviſionen, am 10. Januar Abends zum größten Theil die ihnen in der Hauptſtellung vor Le Mans angewieſenen Stellungen erreicht und besetzt. Die bei Le Mans zurückgebliebenen Truppen hatten ihre Zeit nicht verloren , sondern durch Batterie-Einſchnitte, Laufgräben und Verhaue die Stellung zur nachhaltigen Vertheidigung eingerichtet. Alle Korps waren durch Nacherſatz vollzählig gemacht und die Munition ergänzt worden. Jns Einzelne gehende Inſtruk tionen über die Art und Weise der Vertheidigung wurden den Truppen mitgetheilt und darauf hingewieſen, daß die Preußen durch eine Reihe mörderischer Kämpfe dezimirt und durch die beschwerlichen Märsche in Schmutz und Schnee ermattet wären, und daß sie in dem Gelände von Le Mans von ihrem großen Element des Erfolges ", der Ar tillerie, keinen Gebrauch machen könnten. Die Stellung, welche die Franzosen eingenommen hatten, lehnte sich mit dem rechten Flügel unterhalb Le Mans an die Sarthe, folgte dann einem zum großen Theil bewaldeten Höhenzug bis Yvré L'Evéque am Huisne, und endete auf den Höhen des rechten Ufers dieses Flüßchens mit weit bis Montfort und Lombron vorgeschobenem linken Flügel. Die französische Armee bestand aus drei Armeekorps ( 16., 17 . und 21. ) und mehreren einzelnen Brigaden, und hatte eine Stärke von 150 000 Mann ; die Armee des Prinzen Friedrich Karl zählte noch nicht 80 000 Mann. So war vor Beginn der Entscheidungsschlacht von Le Mans die Lage der beiden sich einander gegenüberstehenden Armeen. Beide litten von der Ungunst der Witterung, die Franzosen wohl mehr, weil sie nicht so abgehärtet waren, als die deutschen Soldaten, dagegen hatten die Franzosen alle Vortheile des Terrains für sich, und die Deutſchen konnten von ihrer überlegenen Artillerie und Ka vallerie feinen Gebrauch machen. Der Prinz Feldmarschall befahl für den 11. Januar , daß das 13. Armeekorps auf dem rechten Ufer des Huisne , im Norden von Le Mans, das 3. und 9. Armeekorps direkt auf Le Mans vorgehen und das 10. Armeekorps auf die Straße Tours -Le Mans über gehen sollte, um von Süden her die feindliche Stellung anzugreifen. Ein Detachement des 10. Korps sollte zur Verbindung mit dem 3. Armeekorps auf der Straße nach Grand Lucé -Le Mans bleiben.

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186

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Infolge dessen marschirte General v. Voigts - Rhet mit seinem Armeekorps * ) am 11. Januar früh von ab, schlug die

Straße

über St. Mars

Grand Lucé und Gegend auf Mulsanne,

an der

Straße Tours Le Mans gelegen , ein und befahl, daß General v. Schmidt mit seiner Kavallerie-Brigade, zwei reitenden Batterien und den beiden Musketier-Bataillonen des Regiments Nr. 79 von Grand Lucé über Parigné l'Evêque gegen Le Mans vorgehen sollte. --In der Nacht zum 11. Januar war viel Schnee gefallen und am Morgen fegte ein falter Nordwind über die Felder. Die Kavallerie- Brigade war schon abmarschirt, als die beiden Bataillone des Regiments unter Befehl des Oberstlieutenant v. Bolten stern den Marsch von Grand Lucé antraten. Als das auf einem Hügel gelegene Dorf Parigné l'Evêque erreicht wurde, zeigten sich daselbst die Spuren des gestrigen Kampfes. Es war von den Einwohnern verlassen und zum Theil eingeäschert. Noch lagen in der Nähe des Dorfes die Leichen von Franzosen und Pferden unbeerdigt, von Schaaren von Krähen umflattert. In den Dorfstraßen standen viele erbeutete Munitionswagen und Haufen von zerschlagenen Gewehren zeigten, daß ein Theil der Dorfbeſaßung von den Brandenburgern zu Gefangenen gemacht worden war. Ohne Aufenthalt wurde der Marsch bis zum Maiſon de la Lande, wo die Kavallerie - Brigade und die Batterien schon angekommen waren, fortgesetzt und dort kurze Zeit geruht. Schon unterwegs war lebhaftes Gefecht in der Gegend von Changé zu hören. Das Gelände vor der französischen Stellung war sehr wenig übersichtlich und zum großen Theil mit Wald bedeckt . Die wenigen Felder waren mit Gräben und Hecken durchzogen und einzelne Gehöfte lagen zerstreut dazwischen. Die Chauſſee geht vom Maison de la Lande bis zur Vorstadt von Le Mans eine Meile in schnurgerader Richtung und hat eine Breite von 20 Meter. Eine starke Viertelmeile vor Le Mans überschreitet sie den Höhenzug, auf welcher die Stellung der franzöſiſchen Armee sich befand. Auf dieser Höhe, quer über die Chaussee, waren in einer Ver

schanzung drei Mitrailleusen und hinter diesen , sie noch überhöhend, zwei Kanonen, ebenfalls in einem Erdwerk aufgestellt. Diese Ge schütze konnten die breite und gerade Chauffee in ihrer ganzen Länge

*) Mit Ausnahme der 38. Infanterie-Brigade, welche mit der 1. Kavallerie Division gegen Tours vorgegangen war.

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187

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bestreichen und jedes Vorgehen auf ihr unmöglich machen ; aber wegen der an der Chauffee liegenden Waldstreifen war auch die Feuer wirkung der Geschüße auf die Straße beschränkt. General v. Schmidt befahl gegen 1 Uhr Nachmittags, daß das 1. Bataillon Regiments Nr. 79 diese Batterien dem Feinde ent reißen sollte. Indessen war das Gefecht bei Changé lebhafter geworden und das Rollen des kleinen Gewehrfeuers, verstärkt durch den Wiederhall im Walde, untermischt mit dem Schnarren der Mitrailleuſen und dem taktmäßigen , beinahe heulenden Knall einiger Revolvergeschütze zeigte, daß das 3. Armeekorps einen sehr kräftigen Widerstand fand, den es zur Zeit nicht überwältigen konnte. Major Schmidt v. Knobelsdorf ging zur Erfüllung des ihm gewordenen Auftrages mit der 1. und 2. Kompagnie nördlich der Chaussee vor und ließ die 3. und 4. Kompagnie unter Befehl des Hauptmann v. Beust südlich derselben vorgehen. Das 2. Bataillon und die Kavallerie-Brigade blieb bei Maiſon de la Lande zurück, und für die Batterien wurde, indeß vergeblich, nach einer Stelle gesucht , von welcher aus die feindliche Poſition unter Feuer genommen werden konnte. Mit großer Beschwerde war das Vorgehen seitlich der Chaussee verknüpft; Gräben mußten überſprungen oder durchklettert, Hecken und Zäune überſtiegen und alle Pferde zurückgelassen werden. So wurden die beiden Schlösser Chef Raison und La Paillerie, lezteres südlich der Chauffee gelegen, erreicht, wo seit der Nacht ein Bataillon des Regiments Nr. 12 stand, welches den Befehl hatte, zum eigenen Armeekorps bei Changé zurückzukehren, sobald Truppen des 10. Armee forps dort eingetroffen wären. Hier wurde auch in Erfahrung gebracht, daß der Feind in starker und vorbereiteter Stellung in mehreren Linien hintereinander in Schüßengräben am Fuße der durch die Mitrailleusen-Batterie ge krönten Höhe stände, und daß er in den Vormittagsstunden einen schwachen Vorstoß gemacht habe, bald darauf aber wieder zurück gegangen wäre. Nördlich der Chauffee hatte die 2. Kompagnie die Avantgarde, und die 1. folgte als Reserve. Von der 2. Kompagnie war der 3. Zug, welchen der Fähnrich v. Lingelsheim führte , ausgeschwärmt und diese Schützenlinie stieß beim weiteren Vorgehen in dem Kiefern walde nördlich der Chauffee bald auf die feindliche Stellung am

188 diesseitigen Rande einer Waldblöße.

Kurz vorher hatte der Kom

pagnieführer Lieutenant v. Tschirſchky noch den 4. Zug zur Ver längerung links in die Schüßenlinie vorgenommen und dann wurde ohne viel zu schießen mit Hurrah auf den etwa 200 Schritt ent fernten Feind losgegangen. Der Feind wich zurück und ließ etwa 20 Gefangene in den Händen der 2. Kompagnie. Das Ge fecht hatte sich etwas nach rechts hingezogen und von der Chauſſee entfernt und da sich zwischen dem linken Flügel der Feuerlinie und der Chaussee feindliche Gruppen festzusetzen schienen, warf Lieutenant v. Tschirſchky noch den Schüßenzug , der bislang als Unterſtüßungs trupp gefolgt war , unter Lieutenant v . Linstow in diese Lücke. Der Fähnrich v. Lingelsheim erhielt den Befehl, beim weiteren Vorgehen die rechte Flanke der Kompagnie zu sichern. Dann wurde von Neuem mit Hurrah vorgegangen. Die 1. Kompagnie war der 2. geschlossen gefolgt. Da sie Feuer aus dem in der rechten Flanke befindlichen hohen Kiefernwalde er hielt, und es den Anschein hatte, als ob dieser Wald noch vom Feinde besetzt war ,

ordnete der Bataillons-Kommandeur an,

daß ein Zug

der 1. Kompagnie die Deckung der rechten Flanke übernehmen sollte. Indessen war die Angriffskraft der 2. Kompagnie erlahmt, nur noch schwach und vereinzelt klangen die Hurrahs, zum Theil war die Erschöpfung der Mannſchaften, die schon seit früh Morgens im tiefen Schnee marschirt waren, schuld daran, der Hauptgrund war aber die große numerische Ueberlegenheit des Feindes. Mehrere Hundert Franzosen, aus ihrer Deckung hinausgedrängt, standen dicht vor den Schüßen der 2. Kompagnie und machten Zeichen der Ergebung, indem sie zu schießen aufhörten und ihre Gewehre umdrehten. Von der 3. Kompagnie südlich der Chaussee eilten der Lieutenant der Reserve Augustin, der Vizefeldwebel Meyer und einige Mann über die Chauffee, um bei der Gefangennehmung dieſer großen etwa 300 Mann starken feindlichen Abtheilung

zu helfen,

und es

entspannen sich nun Kapitulations - Verhandlungen , die leider damit endeten, daß neue, etwa zwei Bataillone ſtarke, feindliche Abtheilungen auf der Chauffee und im Walde nördlich davon schnell und ungesehen vordrangen und den Lieutenant Augustin und seine wenigen Begleiter, auch einige 20 Mann der 2. Kompagnie, die mitten unter den Fran zosen standen, mit den Worten : mais vous êtes prisonniers" zu Kriegsgefangenen machten. Dann ergriff der Feind die Offensive und ging in dichten Haufen vor.

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189

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Auf dem rechten Flügel hatte indessen Fähnrich v. Lingelsheim eine kurze Zeit lang zum Schutz der rechten Flanke der weiter vor gehenden 2. Kompagnie den Rand einer etwa 300 Schritt breiten Waldblöße, auf welcher ein aus vier Häusern beſtehendes Gehöft lag, besetzt gehalten. Als eine vorgeschickte Patrouille aus dem Gehöft beschossen wurde, ging der Fähnrich mit seinem Zuge gegen das Gehöft (wahrscheinlich La Chénardière) vor und , den Eingang stürmend, machte er die feindliche Besatzung, 1 Offizier und 71 Mann, zu Gefangenen, die sofort zurückgeschickt wurden.

In der Richtung

nach Changé zu wurde Fühlung mit einer Kompagnie des Regiments Nr. 52 vom 3. Armeekorps erlangt. Jetzt erfolgte der oben mitgetheilte feindliche Angriff und die 2. Kompagnie ging auf Befehl des Lieutenant v. Tſchirſchky zurück. Der 3. Zug in La Chénardière erhielt keinen Befehl, sondern behielt vorläufig das Gehöft besetzt und richtete es zur Vertheidigung ein. Lieutenant v. Tschirschky erhielt zwei Schüsse durch die Hand, feind liche Abtheilungen schoben sich zwischen La Chénardière und Chef Raison , bis wohin die vom Major Schmidt v. Knobelsdorf ge sammelten Mannschaften der 2. Kompagnie zurückgehen sollten; auch die Abtheilungen des 3. Armeekorps gingen zurück und der 3. Zug der 2. Kompagnie war dadurch eine Zeit lang vollſtändig abgeſchnitten. Doch gelang es dem Fähnrich v. Lingelsheim seinen Zug in der Dämmerung dicht neben einem feindlichen Bataillon vorbei im Walde wieder an das Bataillon ohne weitere Verluste — heranzuführen . Die 1. Kompagnie hatte auf Befehl des Bataillons-Komman deurs, als der Angriff der 2. Kompagnie abgeschlagen war, eine Auf nahmestellung an dem Rande einer Kiefernschonung mit dem linken Flügel an der Chaussee genommen. Jedoch ging Premierlieutenant Wenzel, in der rechten Flanke umgangen , auf die füdliche Seite der Chauſſee hinüber, weil dort das Terrain vortheilhafter erſchien, und zog sich allmälig bis La Paillerie zurück, wo schon die 3. und 4. Kom pagnie eine Aufstellung genommen hatten. Südlich der Chaussee war beim anfänglichen Vorgehen die 3. Kompagnie in erster Linie gewesen und die 4. war gefolgt. Es gelang der 3. Kompagnie, den Feind aus seiner ersten Position zu werfen und dabei machen.

1 Offizier und

26 Mann zu Gefangenen zu

Darauf kam das Gefecht zum Stehen ,

in ungefähr der

selben Höhe, in welcher auch die 2. Kompagnie nicht weiter vor dringen konnte. Lieutenant Auguſtin ging über die Chauſſee und



190

wurde, wie schon erzählt, gefangen; gleichzeitig drang der Feind gegen die ungeschüßte linke Flanke der 3. Kompagnie mit starken Kräften vor; zwei Züge der 4. Kompagnie, zum Schutz der bedrohten Flanke vorgezogen, konnten den Feind nicht zurückwerfen und deshalb trat Hauptmann v . Beust den Rückzug an , bei welcher Gelegenheit er einen Schuß durch den Unterleib erhielt. Gegen Abend stand das Bataillon bei den Schlössern La Paillerie und Chef Raison; es hatte verloren an Todten: 1 Unteroffizier und 13 Mann. Verwundet : die beiden Kompagnieführer Hauptmann v. Beuſt und Lieutenant v. Tschirschky, 1 Unteroffizier und 15 Mann. Vermißt wurden : 2 Offiziere, 3 Unteroffiziere und 38 Mann. Der Feind verfolgte nicht weit , sondern blieb in seiner wieder eroberten Position ,

nur die Mitrailleusen und die Kanonen feuerten ab und zu, jedoch ohne Schaden zu thun. Nach dem Bericht des General Chanzy hatte eine volle Di

viſion des

17. Armeekorps

( die

1.

unter

Befehl

des

General

Roquebrune) , vier Infanterie - Regimenter und ein Jäger- Bataillon, die Vertheidigung der

Straße von Parigné gehabt.

Gegen eine

solche Uebermacht konnte der Angriff eines Bataillons nicht gelingen. General Chanzy schreibt in seinem Werk : „ Gegen 3 Uhr stand

auf dem linken Flügel noch Alles gut, im Centrum aber fingen die Truppen, welche einen großen Theil ihrer Munition verschossen hatten, an , zwischen Changé und der Straße nach Parigné nachzulassen. " „ Der Feind hatte sogar in den dicken Holzungen vor ſeinen Stellungen avanciren und sich unsern Batterien auf der Straße nach Parigné so nähern können , daß man ihre Weg nahme befürchten mußte. Glücklicherweise trafen in diesem Augenblick die Truppen des Oberst Bérard ein. Das 11. Marsch regiment *) ging mit dem Bajonett auf die Angreifenden los, zwang sie mit Zurücklaſſung einiger Gefangenen zum Rückzuge, setzte sich auf der Straße selbst 1200 Meter vor unsern Batterien fest und behauptete dieſe Poſition den ganzen Tag (es war bei nahe Abend), indem es alle neuen Angriffe, welche die Deutschen unternahmen (es erfolgte kein Angriff mehr), mit Erfolg zurück wies. " *) Gehörte nicht zur Division Roquebrune, sondern war eine herbeigeführte Verstärkung.

191

―――

Auf dem Plan zur Schlacht bei Le Mans hat General Chanzy auf der Straße nach Parigné eine ganze Division des 10. Korps eingezeichnet. Als durch das 1. Bataillon die beiden Schlösser beſeßt waren, brach völlige Dunkelheit herein und der General v . Schmidt befahl, daß Vorposten ausgesetzt werden sollten. Da die Mannschaften des 1. Bataillons sehr erschöpft und dringend der Ruhe bedürftig waren und da sie auch faſt alle Taſchen munition verschoffen hatten, übernahm das 2. Bataillon die Vor postenstellung und besezte mit der 6. und 7. Kompagnie das Schloß Chef Raison und mit der 5. und 8. Kompagnie das Schloß La Baillerie. Das 1. Bataillon ging bis zum Maison de la Lande zurück, sicherte sich durch einige Feldwachen nach Süden und belegte die wenigen an der Straße nach Parigné liegenden Gehöfte im Verein mit der Kavallerie- Brigade . Die Nacht verlief sehr unruhig . Mit wenigen Ruhepausen war fortwährend lebhaftes Schießen zu hören, was seinen Grund darin hatte, daß es einem Bataillon des Regiments Nr. 56, welches vom General v. Kraat spät Abends vorgeschickt wurde, gelungen war, mitten in die feindliche Stellung

auf der Straße Mulsanne-Le

Mans zu rücken. Hierdurch entstand beim Feinde eine vollständige Panik, die dadurch vergrößert wurde, daß ſich die franzöſiſchen Ab theilungen in der Dunkelheit gegenseitig beſchoſſen, und als nun auch andere Abtheilungen der 20. Diviſion (Jäger und Braunschweiger) auf die Höhe rückten, flohen die Mobiliſirten der Bretagne, welchen der wichtige Posten der Ziegelei zur Vertheidigung anvertraut war, nach der Vorstadt Pontlieue. Vergeblich versuchte der Admiral Fauréguiberry , welcher den rechten Flügel der französischen Armee kommandirte, die verlorene Position wiederzunehmen ,

der Muth der Franzosen war gebrochen,

die jungen Soldaten waren in der Dunkelheit nicht vorwärts zu bringen, und deshalb mußte General Chanzy mit schwerem Herzen den Befehl zum allgemeinen Rückzug geben, obgleich er kurz vorher an den Kriegsminister einen Sieg gemeldet und die Einwohner von Le Mans auch durch eine Siegesbotschaft erfreut hatte. Noch in der Nacht wurde der Rückzug angetreten und dadurch sämmtliche Geschüße gerettet ; in der Morgendämmerung des 12. Ja nuar gegen die Stellung des 3. Armeekorps zur Deckung des Rück

192 zuges ein Offensivstoß unternommen und dann allmälig durch Le Mans über die Sarthe-Defileen abgezogen. Am Morgen des 12. Januar war das 10. Korps von Süden gegen Le Mans vorgegangen und hatte sich in den Besit der Höhen und der Vorstadt Pontlieue gesetzt.

Gleich nach Mittag wurde die

Stadt durch die Batterien des 10. Korps beschossen und nach 3 Uhr rückte die 19. Diviſion in Le Mans ein, da dem Gegner das Sprengen der Brücke über den Huisne nur unvollkommen gelungen war. In den Straßen der Stadt, besonders auf dem Place des Halles leistete der Feind noch Widerstand , es mußten sogar einige Geschüße vor geholt werden, ehe der Feind die Waffen streckte. Dies Gefecht bis spät Nachmittags wurde von der 37. Brigade geführt. General v. Schmidt hatte am Morgen des 12. Januar sein Detachement bei den oft genannten Schlössern gesammelt.

Der vor

liegende Wald wurde von der 5. Kompagnie abgeſucht und dabei 500 Versprengte zu Gefangenen gemacht. Die Mitrailleusen waren , wie sich jezt herausstellte, ſchon bei Nacht abgefahren, und der Feind hatte seine Stellung geräumt. Des halb trat General v. Schmidt den Vormarsch gegen Le Mans an. Pontlieue war schon vom 10. Armeekorps besetzt, als das Detache ment daselbst eintraf, die Batterien fuhren auf den Höhen am Wald rande auf, von wo man einen weiten Blick über die große Stadt und die nördlich davon gelegenen Höhen hat, und feuerten theils auf in der Ferne abziehende feindliche Kolonnen, theils auf den Bahnhof, von wo noch einige Züge abfuhren , bis die Nachricht eintraf, daß der Bahnhof dieſſeits besetzt werden sollte. Die beiden Bataillone des Regiments Nr. 79 nahmen nicht mehr am Gefecht Theil, ſondern rückten erst gegen Abend, als das Gefecht in den Straßen der Stadt verstummt war , im Verein mit den anderen Truppen der 20. Division in Le Mans ein, und wurden daselbst gegen 9 Uhr Abends einquartiert : das 1. Bataillon rückwärts in der Vorstadt Pontlieue, das 2. Bataillon auf dem Place des Halles. Die Stadt war voll Verwundeter und Versprengter, zahlreiches feindliches Armeefuhrwerk sperrte die Straßen , herrenlose, halb verhungerte Pferde irrten in den Straßen umher, andere, beim Ueber schreiten der Sarthe durch die Eisdecke gebrochen, erwarteten, bis an den Hals im Wasser stehend , einen langsamen und qualvollen Tod, Häuſer brannten und die Verwirrung und Angst der Einwohner war grenzenlos.

193 Mit dem 12. Januar endeten die siebentägigen Kämpfe, welche nöthig waren, um der II. franzöſiſchen Loire-Armee eine vollständige Niederlage zu bereiten, erobern.

und um den wichtigen Punkt Le Mans zu

Großartige Kriegsvorräthe aller Art, welche meiſtentheils

auf dem Bahnhof gelagert waren , viele hundert Kisten ganz neuer Gewehre, Fourage, Lebensmittel und bedeutendes Eisenbahn-Material fielen in die Hände der Sieger. Die Verluste der Armee des Prinzen Friedrich Karl beliefen. sich in diesen Tagen auf 158 Offiziere und 3300 Mann, von denen der bei weitem größte Theil das 3. Armeekorps traf. Der Feind verlor allein an unverwundeten Gefangenen 22 000 Mann, außerdem 20 Geschütze , die Zahl seiner Todten und Ver wundeten ist nicht bekannt geworden. Schon am 12. Januar Abends hatte der Prinz Feldmarschall befohlen, daß

der Feind

auf dem rechten Ufer der Sarthe durch

starke gemischte Detachements vom 10. Armeekorps energisch verfolgt werden sollte. Der übrige Theil des 10. Armeekorps blieb in Le Mans, auch die beiden Musketier- Bataillone des Regiments. Am 13. Januar früh mußte das 1. Bataillon von der Vorstadt Pontlieue nach der Straße du Port in der Nähe des 2. Bataillons umquartieren.

Das Füſilier

Bataillon war, wie ſchon erzählt, am 8. Januar in Montoire geblieben, von wo im Laufe des Tages die 10. Kompagnie zur Deckung der wiederhergestellten Brücke nach Les Roches detachirt wurde. Am 9. Januar verblieb das Bataillon in Montoire, die 11. Kompagnie mußte Gefangene nach Vendôme, und die 10. Kompagnie die Bagage Beide Kompagnien der 20. Division nach La Chartre eskortiren. fehrten Abends zum Bataillon zurück.

Am folgenden Tage mar

schirten die Füsiliere mit der 2. Trainstaffel, deren Deckung ihnen übertragen war, nach Savigny, die 10. Kompagnie nach Sargé. Am 11. Januar kam der Stab, die 11. und die 12. Kompagnie nach St. Calais , die 9. nach Treſſon , und die 10. nach Evaillé. Während die übrigen Kompagnien am 12. Januar in ihren Kan tonnements verblieben, marſchirte der Stab und die 12. Kompagnie nach Grand Lucé , am 13. Januar die 9. und 10. Kompagnie nach Grand Lucé, die 12. nach Parigné l'Evêque, und die 11. blieb in St. Calais . Am 14. Januar kam das Füſilier-Bataillon nach Le Mans in sehr schlechte Quartiere der vollſtändig verödeten Vorstadt Pontlieue. 13 Schmidt v. Knobelsdorf , 3. Hannov. Inf.-Regt. Nr. 79.

-

194

-

Für den verwundeten Hauptmann v. Beuſt übernahm der Lieute nant Teezmann die Führung der 3., für den Lieutenant v. Tschirschky der Lieutenant der Landwehr Grubiß die der 2. Kompagnie. Wie in der ganzen Armee, so machte sich auch im Regiment ein Mangel an Offizieren sehr fühlbar. Nur zwei Kompagnien (die 1. und 9.) hatten seit der Mobilmachung ihre Führer nicht ge wechselt. An Berufsoffizieren zählte das Regiment beim Einmarsch in Le Mans nur noch 15, obgleich es mit 38 aus der Garniſon ausgerückt, und fünf ältere Berufsoffiziere vom Erſatz-Bataillon ſchon Während des Feldzuges waren zwar viele nachgekommen waren. Vizefeldwebel zu Lieutenants und Unteroffiziere zu Vizefeldwebeln, welche Offizierdienst thaten, befördert worden , wodurch die etats mäßigen Offizierſtellen meiſt beſetzt werden konnten , jedoch war eben der Mangel an älteren Offizieren, für die kein Erſatz zu schaffen war, besonders empfindlich. Andere Regimenter des Armeekorps waren noch übler daran, denn das Regiment Nr. 79 mußte später in Le Mans acht Vize feldwebel, davon drei an das Regiment Nr. 56 und fünf an das Regiment Nr. 92 abgeben.

13.

Verfolgung des Feindes bis Laval.

Der Feind hatte den zur Verfolgung nachgesendeten Detachements an mehreren Stellen lebhaften Widerstand entgegengesezt, deshalb rückte am 15. Januar der übrige Theil des 10. Armeekorps aus Le Mans gegen den Feind ab. Der 15. Januar war einer der kältesten Tage in dem Winter feldzug, das Thermometer zeigte Morgens 7½ Uhr 12 Grad unter Null, als die 39. Brigade sich auf ihrem Alarmplatz am Hospital Ufer sammelte. Auf dem Vormarsch auf der großen Straße nach Laval, die wohl eine halbe Meile lang immer bergan führt, folgte der 40. Bri gade die Korps - Artillerie, und dieser die 39. Brigade.

Beim Ab

marsch hatte der Lieutenant Held das Unglück, auf der glatten Straße mit dem Pferde zu stürzen, er mußte deshalb in Le Mans bis zu feiner Genesung, die am 30. Januar erfolgte, zurückbleiben, und der

195 Lieutenant v. Uechtrit wurde zum stellvertretenden Adjutanten des 2. Bataillons ernannt. Während des Marsches hörte man in der Richtung auf Conlie

anhaltendes

Geschützfeuer,

das

von

einem

Gefecht herrührte, welches die 37. Brigade um den Besitz des ver schanzten Lagers von Conlie führte. Der Feind leiſtete nur noch geringen Widerstand , und das Lager mit großen Vorräthen , welche vom Feinde noch nicht fortgeschafft waren, fiel in den Besitz der Brigade Lehmann. Das 1. Bataillon kam nach Amné, das 2. mit dem General Kommando, dem Brigade- und dem Regimentsſtab nach Longne, und das Füsilier-Bataillon nach Auvers sous Montfauçon in enge Quar tiere. Ueberall wurden starke Dorfwachen gegeben und alle Ausgänge der Ortschaften mit Doppelposten besetzt.

Das 2. Bataillon mußte 425 Gefangene bewachen, die wegen Mangels an Unterkunftsräumen biwakiren mußten. Am 16. Januar sammelte sich die Brigade einen Kilometer west lich Longne auf der Chaussee noch in der Dunkelheit. Der Frost hatte aufgehört und ein starker Sturm jagte Schnee und Regen den marſchirenden Abtheilungen in das Gesicht. Das Regiment verließ die große Straße nach Laval und bog nördlich aus. Das 1. und Füsilier - Bataillon sollten nach Bernay , das 2. Bataillon, mit Ausnahme der 5. Kompagnie, welche zur Bedeckung des Hauptquartiers in Longne zurückblieb, nach Neuvy en Champagne marſchiren und dieſe Orte im Falle eines feindlichen Angriffs, der von Conlie her vermuthet wurde, vertheidigen. Infolge dieses Befehles wurde Bernay und Neuvy zur Ver theidigung eingerichtet.

Da jedoch Truppentheile des 9. Armeekorps

Nachmittags in Neuvy Quartiere beziehen sollten, marſchirten die 6., 7. und 8. Kompagnie noch vier Kilometer weiter westlich bis St. Sym phorien, wo ſtarke Wachen ausgesetzt wurden, die Mannſchaften aber in dem großen und reichen Ort sehr gut untergebracht waren. Der Marsch wurde am folgenden Tage, dem 17. Januar, bei wieder eingetretenem leichten Frost, im Verein mit einer Schwadron Dragoner Nr. 16 und der 3. leichten Batterie, von dem 1. und Füsilier Bataillon, von Bernay angetreten und über St. Symphorien bis St. Suzanne fortgesetzt. Der Feind , auf den zu stoßen an diesem Tage mit Sicherheit gerechnet wurde, hielt nicht mehr Stand. Die Avantgarde machte unterwegs über

100 Gefangene, unter denen 13*

196 Männer mit grauem Haar und kaum erwachsene junge Menſchen waren, auch wurden einige offene Kisten mit Granaten an der Straße gefunden, die wahrscheinlich, um die Fahrzeuge beim schleunigen Rück zuge zu erleichtern , dort abgeladen waren, deren Inhalt von den Kanonieren der 3. leichten Batterie unter allgemeinem Jubel in einen tiefen Teich versenkt wurde. Der Flecken St. Suzanne liegt auf einem Hügel, der nach Oſten jäh aus der Ebene aufsteigt, während er sich nach den andern Himmels richtungen hin sanft abdacht.

Am steilen, zerrissenen und bewachsenen

Abhange ſteht eine mächtige Ruine , fast ganz mit Epheu umrankt, und dicht an sie geschmiegt liegt die kleine Stadt St. Suzanne, in welcher alle Mannschaften sehr gute Quartiere fanden. Die 1. und 2. Kompagnie mußten noch bis Chammes marschiren und sich daselbst einquartieren, während der Brigadestab, der Regimentsſtab, das Füsilier Bataillon, die 3. und 4. Kompagnie und die 3. leichte Batterie, mit welcher die Neunundsiebenziger

eine feste Freundschaft und treue

Kameradschaft in den vielen gemeinschaftlichen Kämpfen und Quar tieren geschlossen hatten, in Suzanne verblieben. Die 6., 7. und 8. Kompagnie marschirten von St. Symphorien nach Thorigné, südlich der Chaussee Le Mans -Laval. Die 5. Kom pagnie, welche zur Bedeckung des Generalkommandos am 16. früh in Longne zurückgeblieben und dann nach St. Jean ſur Erve marſchirt war, kam am 17. Januar nach St. Suzanne und marſchirte am 18. zum 2. Bataillon nach Thorigné. Die 1. und 2. Kompagnie rückte am 18. Januar von Chammes, das von Sechsundfünfzigern belegt wurde , nach St. Suzanne, ſonſt war an diesem Tage Ruhe. Am 19. Januar trat das Regiment zum Detachement des Gene ral v. Schmidt, der in Vaiges sein Quartier hatte und die Vor posten gegen den bei Laval stehenden Feind kommandirte. Das De tachement bestand aus den drei Bataillonen des Regiments Nr. 79, einem Bataillon des Regiments Nr. 56, den Dragoner-Regimentern Nr. 2 und 6, dem Ulanen =- Regiment Nr. 15 und einer Batterie Artillerie Regiments Nr. 10. Die Infanterie des kommandirte Oberst v. Valentini.

Detachements

Das 1. Bataillon kam nach Vaiges , das 2. Bataillon nach St. Jean sur Erve und das Füsilier - Bataillon nach La Bazouche en Cheméré in enge Quartiere. Auf Vorposten befanden sich in Soulgé das Bataillon des Regi

197 ments Nr. 56 , in La Chapelle, St. Léger und Bazougers nur Ka vallerie.

Vaiges ſollte als Aufnahmestellung für die etwa zurückge

drängten Vorposten dienen , deshalb wurde es vom 1. Bataillon zur Vertheidigung eingerichtet. Dies war deshalb schwierig , weil sich kein freies Schußfeld vor der Umfaſſung befand , ſondern alle Felder mit Hecken und Bäumen besetzt waren. Mit Hülfe eines Pionier Detachements wurde schließlich für die Infanterie freies Schußfeld geschaffen, doch für die Artillerie war dies nicht möglich. Der Feind, welcher vor Laval hinter dem Jouane-Fluß und der Mayenne eine starke, fast unangreifbare Stellung inne hatte, war nicht unthätig . Täglich rekognoszirte er mit kleinen Abtheilungen, wobei er durch die Beschaffenheit des Geländes und durch die Hülfe der Landleute wesentlich unterstützt wurde. Mit Infanterie besetzte Punkte wurden nicht angegriffen, sondern respektirt, dagegen alle Ortschaften, worin nur Kavallerie lag , fortwährend beunruhigt. So wurde eines Tages das Dorf La Chapelle, worin eine Schwadron Dragoner lag , vom Feinde überfallen, die Dragoner mit Verlust von Menschen und Pferden zurückgeworfen und der Ort längere Zeit vom Feinde besetzt behalten. Die Kavallerie war aber auch in diesem mit Hecken durch zogenen Lande beinahe wehrlos , besonders die Ulanen, die nur eine Pistole als Schußwaffe hatten. Es war gewiß richtig , daß sich General v. Schmidt entschloß, am nächsten Tage Infanterie in die vorderste Linie zu nehmen, denn in zweiter Linie hatte die Infanterie doch keine Ruhe, weil jedesmal auf die Meldung, daß der Feind angriff, sie zur Abwehr die Gewehre in die Hand nehmen und einige Male weite Märsche machen mußte. So mußte am 20. Januar Mittags die 1. und 2. Kompagnie unter Befehl des Major Schmidt v. Knobelsdorf von Vaiges nach St. Léger rücken, weil gemeldet wurde, daß der Feind von Evron anrücke. Als die beiden Kompagnien dort ankamen , war der Feind schon wieder verschwunden. Major v. Schmidt ließ einen Zug der 1. Kom pagnie unter Lieutenant v. Schütz in St. Léger und kehrte gegen Abend mit dem Rest nach Vaiges zurück. Am 21. Januar löste das 1. Bataillon das in Soulgé befind liche Bataillon des Regiments Nr. 56 ab und trat unter Befehl des Oberst v . Alvensleben , Kommandeur des Ulanen-Regiments Nr. 15, der die äußersten Vorposten kommandirte. Nur die 2. und 4. Kom pagnie blieben in Soulgé, die 1. wurde nördlich nach La Chapelle,

-

198



ſechs Kilometer, und die 3. Kompagnie füdlich nach Bazougers, fünf Kilometer entfernt , detachirt. Alle Kompagnien gaben Feldwachen; da jedoch 11 kilometer nicht mit Wachen und Posten besetzt werden konnten, so wurden nur die Hauptstraßen mit Wachen besetzt und Ulanen - Patrouillen mußten die Verbindung zwischen den detachirten Kompagnien und Soulgé aufrecht erhalten. Ein feindlicher Posten stand 800 Schritt westlich von Soulgé an der großen Straße nach Laval, und feuerte in die Dorfstraße von Soulgé, sobald sich dort ein Mann sehen ließ; er wurde aber bald durch eine stärkere Patrouille der 2. Kompagnie von dort vertrieben. Das 2. Bataillon war an Stelle des 1sten nach Vaiges gerückt, und hatte die 8. Kompagnie nach St. Léger detachirt.

14.

Rückkehr nach Le Mans und Kan fonnements während

des Waffen

ftillstandes. General v. Schmidt hatte beschlossen , am 22. Januar eine ge waltsame Rekognoszirung gegen den Feind zu machen und angeord net, daß drei aus allen Waffengattungen zusammengesetzte Kolonnen, die südliche über Bazougers , die mittlere über Soulgé ,

die nörd

liche über La Chapelle, gegen die feindliche Stellung vorgehen sollten. Die Bataillone des Regiments waren verschiedenen Kolonnen zuge theilt und sollten den Angriff mitmachen, als noch in der Nacht zum 22. Januar der Befehl eintraf, nicht vorzugehen, sondern den Rück marsch nach Le Mans anzutreten; das 1. Bataillon ſollte, ohne Auf sehen zu erregen , die Vorposten einziehen und nach Vaiges zurück marſchiren. Gegen Mittag traf das 1. Bataillon in Vaiges ein, blieb jedoch nicht dort, sondern erhielt den Befehl, ostwärts den Marsch noch bis St. Denis fortzusetzen und dort Vorposten auszuſtellen. Troßdem der Feind jedenfalls gleich durch die Landesbewohner vom Abmarsch des Detachements Schmidt benachrichtigt war , folgte er nicht. Das 2. Bataillon ging bis in die Fermen und Ausbauten zwischen Joué und Loué, das Füſilier-Bataillon und der Regiments stab bis Joué zurück.

199 Am nächsten Tage wurde vom 10. Armeekorps der Rückmarſch nach Le Mans fortgesetzt, während vom 3. Armeekorps, welches bis dahin in Le Mans gelegen hatte , Vorposten am Erve-Abſchnitt aus gesetzt werden sollten. Das 1. Bataillon, welches , wie die anderen Bataillone des Regi ments, an diesem Tage wieder in den Verband der 20. Division trat, erhielt den Befehl , so zeitig aus St. Denis abzurücken , daß Joué um 9½ Uhr paſſirt wäre, damit die große Straße dann für das 3. Armeekorps frei bliebe, und bis Vallon zu marschiren. Auf sehr schmußigen Straßen wurde der Weg dahin zurückgelegt, das Füsilier Bataillon und der Brigadestab kamen ebenfalls nach Vallon in sehr enge und schlechte Quartiere. Das 2. Bataillon sammelte sich in Loué und marschirte bis Grannes , die 5. Kompagnie belegte die in der Nähe befindlichen Ausbauten. Am 24. Januar vereinigten sich die Bataillone des Regiments einige Kilometer östlich Vallon zum Marsche nach Le Mans . Es herrschte ein schlechtes und naßkaltes Wetter und die Wege waren bodenlos schmutzig ; troßdem herrschte eine fröhliche Laune. Sicherheits maßregeln waren nicht nöthig , die Regimentsmuſik ſpielte beim Paſſtren der Ortschaften und während des langen Marsches wurden lustige Soldatenlieder gesungen, was lange nicht möglich geweſen war, denn seit dem 24. November war der größte Theil des Regiments in steter Fühlung mit dem Feinde gewesen. Die Anzüge sahen aber mangel haft und übel aus , man sah in den Gliedern leinene Beinkleider, weite schwarze Sammethoſen mit Gamaschen , Holzschuhe, franzöſiſche Tornister und Feldflaschen. Diese Ausschreitungen, die der reglements mäßigen Bekleidung und Ausrüstung so zuwider erschienen , mußten aber geduldet werden, denn es war bei den ununterbrochenen täg lichen Anstrengungen und dem ungünstigen Wetter die Bekleidung natürlich sehr mitgenommen, und Nachsendungen hatten seit dem Ab marsch von Meß das Regiment nicht erreichen können. Dagegen wurden andere Zugaben zur Kleidung , wie dicke bunte Halstücher, die in den Winternächten im Biwak und auf Posten vortreffliche Dienste geleistet hatten und die von den Mannschaften mit großer Vorliebe getragen wurden, auf dem Marsch verboten und das An legen derselben nur beim Wachdienst und auf den Rendezvous gestattet. Nach und nach trafen andere Truppentheile der 20. Division mit dem Regiment zusammen,

weil Alles demselben Ziel zuſtrebte.

200 Der Divisionskommandeur erſchien, und es verbreitete sich die Nach richt, daß der Oberbefehlshaber die Truppen beim Einmarsch in Le Mans besichtigen würde.

Erst Nachmittags gegen zwei Uhr rückte

die Division mit klingendem Spiel in Le Mans ein und marſchirte, nach dem Paſſiren vieler Straßen, in Sektionen vor Sr. Königlichen Hoheit dem Prinzen Feldmarschall vorbei. Gerüchtweise verlautete, daß das Aeußere der Truppen Höchsten Ortes nicht sehr gefallen habe, und es ergingen deshalb Befehle, mit der Instandsetzung der Bekleidungs- und Ausrüstungsstücke ſofort zu beginnen, und als Aufmunterung wurde hinzugefügt, daß der Divisions kommandeur in einigen Tagen Bekleidung und Bewaffnung inſpiziren würde. Die in der Nähe der Kathedrale dem Regiment überwiesenen Quartiere waren nicht ausreichend und es mußte deshalb das 1. Ba taillon am folgenden Tage nach dem östlichen Theile der Stadt um quartieren. Die Verpflegung erfolgte aus Magazinen und war gut. Das große weltgeschichtliche Ereigniß, welches am 18. Januar in Versailles geschehen war, wurde jetzt den von der Verfolgung des Feindes bis in geringe Entfernung vom Atlantischen Ocean zurück kehrenden Truppen in seinen Einzelheiten bekannt. Wenn auch schon seit einiger Zeit Jeder wußte, daß Se. Majestät der König Wilhelm von allen Fürsten und Völkern Deutschlands gebeten worden war, die Deutsche Kaiserkrone anzunehmen, so waren doch nähere Nachrichten über die feierliche Verkündigung des Deutschen Kaiserreichs zu den westlich Le Mans stehenden Truppen nicht gedrungen, da eine Poſt verbindung nicht stattfand. Mit Jubel erfüllte nun alle Herzen die Nachricht von dieser großen geschichtlichen Begebenheit, die um so denkwürdiger war, als das Schloß des Königs Ludwig XIV ., gerade des Königs, welcher einſt am meiſten zur Demüthigung und zur Zerſplitterung des Deutſchen Reiches beigetragen hatte, der Schauplatz der Kaiser-Proklamation gewesen war. Auch der an diesem Tage vom Kaiser und Könige erlassene Armeebefehl wurde mitgetheilt: „Mit dem heutigen für Mich und Mein Haus denkwürdigen Tage, nehme Jch, im Einverständniß mit allen deutschen Fürsten und unter Zustimmung aller deutschen Völker, neben der von Mir

201 durch Gottes Gnade ererbten Stellung des Königs von Preußen auch die eines Deutschen Kaisers an. Eure Tapferkeit und Ausdauer in diesem Kriege, für welche Ich Euch wiederholt Meine vollste Anerkennung aussprach, hat das Werk der inneren Einigung Deutschlands beschleunigt, ein Erfolg, den Ihr mit Einsetzung Eures Blutes und Eures Lebens er kämpft habt. Seid stets eingedenk, daß der Sinn für Ehre, treue Kamerad schaft, Tapferkeit und Gehorsam, eine Armee groß und siegreich macht; erhaltet Euch diesen Sinn, dann wird das Vaterland immer, wie heut, mit Stolz auf Euch blicken, und Ihr werdet immer ſein starker Arm ſein.

Hauptquartier Versailles, 18. Januar 1871. Wilhelm. " Die Ruhe der nächsten Tage wurde fleißig zur Retablirung der Anzüge, wobei auch Civil-Handwerker helfen mußten, benutzt.

Einige

Reserve-Bekleidungsstücke fanden sich noch auf den Bataillonswagen vor, vom Ersatz - Bataillon waren einige Sachen in Le Mans ein getroffen*) und wurden vertheilt, aus den franzöſiſchen Beſtänden wurden neue Schuhe, die allerdings meist zu klein waren, den Ba taillonen überwiesen, und dadurch wurde es möglich, in einigen Tagen die Bekleidung und Ausrüstung soweit herzustellen, daß der General v. Kraatz-Koschlau bei der am 27. Jamuar abgehaltenen Besichtigung des Regiments seine Zufriedenheit aussprechen konnte. Am 28. Januar war in der großen Kathedrale evangelischer Gottesdienst, an welchem das Regiment Theil nahm. das 1. Bataillon die Wachen in der Stadt.

Mittags gab

In einem großen öffentlichen Lustgarten in der Nähe des Theaters wurde täglich exerzirt und inſtruirt, worüber sich die Einwohner von Le Mans nicht genug wundern konnten.

Sie staunten, daß die preu

ßischen Soldaten einzeln in strammster Haltung bei ihrem Offizier vorbeimarschiren mußten, und daß derjenige,

der es schlecht gemacht

hatte, zurückgeschickt wurde, um es nochmals und besser zu machen. Sie betrachteten kopfschüttelnd den preußischen Unteroffizier , wie er *) Ein größerer Transport Bekleidungsgegenstände, für das Regiment lag schon längere Zeit auf dem Bahnhofe in Lagny , konnte jedoch, weil die Eisenbahn anderweitig zu sehr in Anspruch genommen war, erst später in Tours das Regiment erreichen.

202

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sein Glied im Detail exerzirte, und konnten nicht verstehen, daß dies bei einer siegreichen Armee nöthig wäre. Es war auch wieder regelmäßiger Poſtverkehr mit der Heimath, und da die Feldpost jezt auch Packete beförderte, so trafen viele Weih nachtsgeschenke und manche Liebessendung beim Regiment ein. Sonſt auch bot die große Stadt Le Mans neben den guten Quartieren für Alle viele Annehmlichkeiten, die fleißig benutzt wurden, wie Bade Anstalten, Kaffeehäuſer, Haarschneide-Kabinette und für die Offiziere das große schöne Klublokal mit Zeitschriften aller Art. Ein besonders gutes Geschäft machten die Photographen, deren Ateliers vollständig belagert waren,

denn beinahe Jeder wollte ein Kriegsbild von sich ―――

nach Hause schicken. Indessen war Paris gefallen und der Waffenſtillſtand geſchloſſen worden, der beim 10. Armeekorps Mittags des 31. Januar be= ginnen sollte.

Gleichzeitig kam aber auch für das Korps der Befehl

zum Abmarsch nach der Gegend zwischen Le Mans und Tours, wo für die Dauer des Waffenstillstandes Quartiere bezogen werden sollten. Am 1. Februar marſchirte der größte Theil der 20. Diviſion von Le Mans ab , nur das Regiment Nr. 79 blieb , weil es die Wachen in der Stadt besetzt hatte, noch zurück. An diesem Tage entstand Feuer im bischöflichen Palast, welches sehr bald das ganze herrliche Gebäude zerstörte. Vergeblich arbeitete die schwache mit fabelhaften Helmen geschmückte Feuerwehr von Le Mans mit vier kleinen und schlechten Sprizen ,

vergeblich standen einige 100 Mann

vom Füsilier-Bataillon in einer langen Kette, um genügend Waſſer den Sprißen zuzuführen, das Gebäude brannte bis auf die Grund mauern nieder und nur ein Theil der Möbel und der Bibliothek konnte von den Neunundſiebenzigern gerettet werden. Am 2. Februar früh 10 Uhr stand das Regiment auf dem Jakobiner-Platz zum Abmarsch bereit; die Fahnen wurden aus dem Quartier des Führers des Regiments abgeholt und dann in füdlicher Richtung auf der Straße nach Tours durch die Vorstadt Pontlieue abmarschirt. Von dem Marsch kann nur erzählt werden, daß Wetter und Quartiere durchschnittlich sehr schlecht und daß in allen Ortschaften viel Blatternfranke waren. Die Fouriere gingen voraus und die meist mangelhafte Ver pflegung geschah durch die Quartierwirthe.

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203



Uebersicht der Märsche.

Datum: Februar.

Regimentsstab und 1. Bataillon.

2. Bataillon.

Füsilier-Bataillon.

2.

Teloché.

Laigné en Belin.

St. Gervais en Belin.

3.

Lavernat.

Thoiré sur Dinan.

Beaumont pied de boeuf.

4.

St. Christophe.

Neuvy le Roi.

Neuvy le Roy.

In den am 4. Februar erreichten Kantonnements sollten die Bataillone voraussichtlich längere Zeit verbleiben, und deshalb wurde es ſchmerzlich empfunden, daß ſie ſehr eng waren. In Neuvy lagen außer den beiden Bataillonen noch eine Batterie und eine Schwadron, in St. Christophe außer dem 1. Bataillon der Brigadestab , der Regimentsstab vom 79. und vom Dragoner-Regiment, und auch noch eine Schwadron . Deshalb quartierte am 5. Februar die 8. Kompagnie nach dem Schloß Fontenailles, die 12. Kompagnie nach dem Schloß La Mar tinière und einigen bei Neuvy gelegenen Fermen, und bei St. Chriſtophe wurden ebenfalls einige in der Nähe gelegene Schlösser und Fermen zur Einquartierung herangezogen. Die Verpflegung wurde überall in der Art geregelt ,

daß die

Kommunen Fleisch, Brot, Heu und Stroh liefern mußten ,

daß da

gegen Kaffee, Salz, Reis und Hafer aus den Magazinen empfangen wurde. Wo die Kommunen nicht in natura liefern konnten, ſollten sie die Verpflegung in Geld zahlen , was viel Kummer und Herze leid hervorrief, denn das Geld war bei der scheinbaren Armuth der Einwohner nicht einzutreiben. Am 7. Februar erhielt das 1. Bataillon den Befehl, am fol genden Tage von St. Christophe nach Château la Vallière zu marſchiren und dort Quartiere zu beziehen , während das 2. Bataillon von Neuvy nach St. Christophe rücken sollte. Außer dem 1. Bataillon rückte am 8. Februar (dem Tage der allgemeinen Wahlen zur kon ſtituirenden franzöſiſchen National-Versammlung), auch der Regiments stab und eine Schwadron des Ulanen- Regiments Nr. 15 nach Château la Vallière.

Da jedoch dieser Ort innerhalb der neutralen Zone lag,

welche vertragsmäßig nicht beseßt werden durfte, so erſchien schon am Tage darauf ein französischer Offizier als Parlamentär beim Kan

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tonnements- Aelteſten, Oberst v. Alvensleben, um auf Grund der ſtipu lirten Verträge die Räumung von La Vallière zu verlangen. Infolge dessen mußte das 1. Bataillon am 10. Februar wieder abmarſchiren und bezog bei strömendem Regen die neuen nördlich davon gelegenen Kantonnements , und zwar die 1. Kompagnie in Maizières, die 2. und 3. in St. Pierre, der Stab und die 4. Kom pagnie in Nogent sur le Loir. Jedem Bataillon waren 5000 scharfe Patronen zu Schieß übungen überwiesen worden, die jetzt in den Kantonnements ver schossen wurden ; nebenbei sollten auch die in Le Mans angefangenen Exerzir-Uebungen fortgesetzt werden. Am 9. Februar trafen Rekonvaleszenten,

die schon am 9. Ja

muar Hildesheim verlassen hatten, beim Regiment ein ; davon gehörten 2 Unteroffiziere und 28 Mann dem 1., 32 Mann dem 2. und 37 Mann dem Füſilier-Bataillon an, und am 15. Februar kamen, unter Führung des Lieutenant Gebser vom Ersazbataillon, 2 Vizefeldwebel, 8 Unteroffiziere und 92 Mann Rekonvaleszenten und 7 Unteroffiziere, 2 Spielleute und 167 Mann Ersatz in St. Christophe an. Im Ganzen erhielt davon das 1. Bataillon 1 Vizefeldwebel, 8 Unteroffiziere,

1 Spielmann und 106 Mann , das 2. Bataillon

1 Spielmann, 24 Mann , das Füsilier - Bataillon 1 Vizefeldwebel, 7 Unteroffiziere, 1 Spielmann und 124 Mann, wodurch die Bataillone auf annähernd gleiche Stärke gebracht wurden.

Die größere Kopf

ſtärke machte es nöthig , daß die 3. Kompagnie von St. Pierre , wo nun nicht mehr zwei Kompagnien untergebracht werden konnten, nach St. Aubin umquartierte. Der am 16. August verwundete Hauptmann v. Schönfeldt kehrte zum Regiment zurück und übernahm wieder die Führung der 6. Kom pagnie.

Lieutenant Gebser blieb beim mobilen Regiment,

an seiner

Statt wurde der Lieutenant Hiepe zum Ersatz-Bataillon versetzt. Ganz unerwartet, aber mit großer Freude aufgenommen , traf der Befehl ein, daß die 39. Brigade nach Tours marſchiren ſollte. Diese große und prächtige Stadt, Hauptort des Departements Indre und Loire, Hauptstadt der alten Provinz Touraine, des Gartens von Frankreich, war schon Mitte Januar von Theilen des 10. Armee korps und der 1. Kavallerie - Division besetzt worden.

Nach dem

Waffenstillstande hatte General v. Voigts-Rhet dorthin sein Haupt quartier verlegt, und sehr bald war auch das Oberkommando von Le Mans dorthin gegangen.

205 Schon am 17. Februar traf das Füſilier-Bataillon Nachmittags in Tours ein, es hatte nur einen starken Marſch bis dahin gehabt, und wurde beim Einmarsch vom Chef des Regiments, dem komman direnden General, empfangen , der das Bataillon bei sich vorbei marschiren ließ. Das 2. Bataillon marſchirte am 17. Februar nur bis Neuillé, Das 1. Bataillon verließ Pont Pierre und am 18. nach Tours. erst am 18. seine Kantonnements , marschirte an diesem Tage bis Neuillé -Pont Pierre , woselbst es einquartiert wurde, und traf am 19. in Tours ein, empfangen von dem Oberst v. Valentini, der an diesem Tage wieder das Kommando des Regiments übernommen hatte, weil der General v. Woyna , nach erfolgter Genesung des Kommandeurs der 19. Division, zum Kommando der 39. Infanterie Brigade zurückgetreten war. Die ersten Tage des Aufenthalts in Tours vergingen in eifriger und angeſtrengter Thätigkeit auf den Exerzir- und Appellplätzen. Der kommandirende General wollte die Regimenter besichtigen. Vom Ersatzbataillon war endlich ein großer Transport Bekleidungsstücke angekommen, der seit längerer Zeit schon in Lagny gelegen und auf Weiterbeförderung geharrt hatte; die Bekleidungsstücke wurden ver theilt

und verpaßt,

da die in zwei Tagen zu erwartende Besich

tigung in den neuen Anzügen ſtattfinden sollte, und außerdem wurde fleißig ererzirt. Am 20. Februar früh exerzirten die Bataillone auf den füd westlich von Tours am Cher gelegenen Manöverfelde der französischen Garnison, am 21. früh die Kompagnien auf den Boulevards , und an demselben Tage Nachmittags die Bataillone auf dem obenerwähnten großen Ererzirplatz. Darauf zog der Oberst v. Valentini die Ba taillone zu einer kurzen Vorübung für die am nächsten Tage statt findende Besichtigung zusammen. Am 22. früh 9 Uhr fand dieselbe statt. Nach abgenommener

Parade wurden einige Bewegungen in der Rendezvousſtellung und alsdann ein Gefechtsererziren in zwei Treffen , soweit es der be schränkte Platz zuließ, ausgeführt. Jeder Mann gab sich die größte Mühe und der Erfolg war befriedigend, denn der General v. Voigts Rhez konnte sein Regiment wegen der vortrefflichen Haltung beloben. Dieser Erfolg beſtätigte schlagend, wie gründlich und richtig die Ausbildung in der preußischen Armee betrieben wird. Obgleich seit länger

als fünf Monaten keine Exerzir- Uebungen in größeren Ver

206

-

bänden stattgefunden hatten, Biwaks, Gefechtsverhältnisse und Märsche im Allgemeinen nicht dazu angethan sind , die stramme Haltung des Soldaten zu befördern , die Offiziere und Mannſchaften vielfach ge wechselt hatten , so hatten doch drei kurze Vorübungen genügt, um Ruhe, Ordnung, gute Haltung und Tritt in die kriegsstarken Ba= taillone zu bringen und ein Regiments - Exerziren möglich zu machen. Außer seinem Regiment inspizirte der kommandirende General

auch alle übrigen in und bei Tours liegenden Truppen ſeines Korps, die Kavallerie, die Jäger, die Artillerie, den Train und die Pioniere, lettere im Brückenbau. Außer den preußischen Offizieren , die den Besichtigungen als Zuschauer beiwohnten, fanden sich viele franzöſiſche Offiziere, natürlich in Civilkleidung ein und beobachteten mit regem Interesse die Thätigkeit des Feindes . Die Quartiere für die Mannſchaften, die in den erſten Tagen eng und nicht ausreichend gewesen waren, wurden durch den Abmarſch einiger Truppentheile bequemer, die Quartiere für die Offiziere waren fast alle sehr gut. Die Wachen in der Stadt wurden abwechselnd von den Bataillonen der Brigade gegeben. Gleich am ersten Tage wurde von Seiner Königlichen Hoheit dem Prinzen Feldmarschall das Füsilier-Bataillon wegen seiner guten Haltung auf Wache belobt. Am 25. Februar trafen unter Führung des Hauptmanns Rock, der von seiner Wunde wiederhergestellt war, 14 Unteroffiziere, 3 Spiel Leute, 86 Mann Rekonvaleszenten und 256 Erfagmannſchaften in Tours ein. Sieben Tage und ebenso viel Nächte hatte der Trans port auf der Eisenbahn zugebracht , ehe er das Regiment erreichen konnte. Nach Vertheilung dieses Ersages kamen die Bataillone bei nahe wieder auf die volle Kriegsstärke.

Auch von den verwundeten

und erkrankten Offizieren kehrten in dieſen Tagen mehrere zum Re giment zurück. Hauptmann v. Bosse, Lieutenant v. Voigt und Lieutenant der

Landwehr Schön, Premierlieutenant v. Oeynhausen und Lieutenant der Reserve Harriehausen. Infolge deſſen traten einige Wechsel in der Kompagnieführung ein. Der Lieutenant Braunbehrens erhielt die 2. Kompagnie, Haupt mann Rock trat wieder an die Spitze der 3. Kompagnie, und zur Führung der 4. Kompagnie wurde der Premierlieutenant v. Deyn hauſen kommandirt, Hauptmann Leiſter übernahm die Führung der 7., Lieutenant Scharlach die der 10. und Hauptmann v . Boſſe die der 12. Kompagnie.

207 Das Leben in Tours gestaltete sich zu einem sehr angenehmen und sorglosen.

Nicht ohne Beimischung von Leichtfertigkeit wurden

die Annehmlichkeiten der großen Stadt in vollen Zügen genossen, und nach den wenigen Dienſtſtunden von einem Genuß zum andern geflattert.

Das herrliche Frühlingswetter und die Ruhe nach den

durchgemachten Strapazen des Winterfeldzuges erfüllte Jedermann mit Wohlbehagen. Tours war die erste große Stadt Frankreichs die von der II. Armee friedlich in Besitz genommen war ; während Orléans und Le Mans durch Waffengewalt erobert, nur wider strebend nach und nach Thüren, Fenster und Läden geöffnet hatten, strahlten hier täglich in den eleganten Schaufenstern Kunst- und Lurusartikel aller Art, zum Kauf auffordernd und das bürgerliche Leben pulsirte ruhig neben dem kriegerischen fort ; nur der allgemein von anständigen Damen getragene schwarze Anzug erinnerte an die Trauer Frankreichs um das Unglück des Vaterlandes. Am 26. Februar Abends

ging die Mittheilung ein, daß die

Friedens-Präliminarien unterzeichnet wären, und daß der Waffen stillstand bis zum 12. März verlängert ſei ; doch könnte derselbe vom 5. März ab gekündigt werden und drei Tage darauf die Feindselig feiten beginnen . Um allen Truppentheilen des 10. Armeekorps

die Möglichkeit

zu geben, einige Zeit in der großen Stadt zu kantonniren, mußte die 39. Brigade der 40. Platz machen und das Regiment Nr. 79 er hielt am 27. Februar den Befehl, am nächsten Tage abzumarſchiren. Der Regimentsstab und das 1. Bataillon erhielten Montrichard, das 2. Bataillon Amboiſe und das Füſilier-Bataillon Bleré zu künftigen Kantonnements angewieſen. Beim Abmarsch am 28. Februar 8 Uhr Morgens war General v. Voigts - Rhet zur Stelle und befahl, da das 1. Bataillon einen sehr weiten Marsch hatte (45 volle Kilometer), daß zur Erleichterung der Mannschaften Alles geschehen sollte, auch könnten, wenn es nöthig erschiene, unterwegs Quartiere bezogen werden.

Es war an diesem

Tage verhältnißmäßig warm, und da die Bäume noch nicht belaubt waren, litten die Mannschaften , die auch zum Theil noch nicht ein marschirt waren, durch Hiße auf der schattenlosen Straße. Unterwegs wurden Wagen zum Fahren der Tornister vom 1. Bataillon requirirt und nach Zurücklegung von 4½ Meilen der Lieutenant Stahl mit je 50 der schwächsten Leute jeder Kompagnie in Civray einquartiert mit dem Befehl, am nächsten Tage nachzukommen , während der Rest nach

208 Montrichard weitermarschirte und dort nach 11 Stunden, um 7 Uhr Abends eintraf. Die 3. Kompagnie erhielt Quartiere in Chiſſay, 3 Kilometer vor Montrichard. Vom Füsilier-Bataillon verstarb ein Mann am Hißschlag. Das 2. Bataillon belegte mit der 6. Kompagnie den auf dem rechten Ufer der Loire gelegenen Theil von Amboise ; da jedoch die Brücke über die Loire gesprengt war,

mußte die 6. Kompagnie auf

Kähnen übergesetzt werden. Am 1. März war Ruhe. Da voraussichtlich in nächster Zeit ſtarke Märsche in Aussicht standen, entweder gegen den Feind, wenn die Partei Gambettas, die für die Fortsetzung des Krieges war, in der französischen National Versammlung die Majorität erhielt , oder zur Räumung des feind lichen Gebietes , wenn für den Frieden gestimmt wurde, so befahl Oberst v. Valentini, daß in den nächsten Tagen von den Bataillonen Uebungsmärsche und Gefechtsübungen gegen einander abgehalten werden sollten. Mit diesen Uebungen wurden die Vormittage des 2., 3. und 4. März ausgefüllt. Während ein Theil der in franzöſiſche Gefangenschaft gerathenen Soldaten direkt nach Deutſchland ausgeliefert wurde, traf der andere Theil, der in Montpellier und auf der Insel Oléron internirt ge wesen war, bei den mobilen Truppentheilen in Frankreich ein.

Viele

der Gefangenen beklagten sich über schimpfliche Behandlung, die ihnen durch die Civilbevölkerung Frankreichs zu Theil geworden war. Das herrliche Frühlingswetter wurde vielfach zu Spaziergängen und zu kleinen Ausflügen in die Nachbarschaft benutzt. Besonders lieblich sind die Ufer des Cher bei dem Schlosse Chenonceau. Die Lage über dem Cher, die Schönheit des Baues und die geschichtliche Vergangenheit machen das Schloß zu einem der intereſſanteſten Punkte der ganzen Touraine. Hier gaben Heinrich II. und Diana von Poitiers glänzende Feste und hier verlebte auch die nachher so un glückliche Königin Maria Stuart ihre Flitterwochen. Unter andern vielen Sehenswürdigkeiten befand sich hier eine kleine aber ausge wählte Gemäldegallerie, fast nur Porträts berühmter Schönheiten, und unter den wenigen männlichen Porträts befand sich hier ein Bildniß Friedrichs des Großen aus seiner Jugendzeit.

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15.

209

Rückmarſch bis hinter die Seine.

In einer stürmischen Sitzung der französischen National-Ver sammlung zu Bordeaux am 1. März wurde mit 564 Stimmen gegen 107 für Annahme des Friedensvertrages gestimmt. Nach Artikel III. desselben mußte nun Frankreich bis zum linken. Ufer der Seine von den deutschen Armeen geräumt werden . Der Friede war Resultate .

also gesichert!

Groß waren die erreichten

Die alten deutschen Lande, Elsaß und Lothringen, waren wieder erworben und ungeheure Kriegskosten dem Feinde auferlegt worden. Am 1. März hielt Se. Majestät der Kaiser auf dem Rennplatz im Boulogner Holz eine Parade über 30 000 Mann ab, die darauf in Paris einrückten und , wie die Franzosen sich einbildeten, den „geheiligten “ Boden ihrer Hauptstadt entweihten. Nachdem Se. Majestät noch eine Revue über das Gardekorps im Boulogner Holz und eine über einen Theil der III . und der Maas-Armee auf dem blutgetränkten Schlachtfelde von Villiers ab gehalten hatte, brach er nach der Heimath auf und erließ aus Nancy am 15. März vor seinem Scheiden aus Frankreich folgenden Armee befehl : 11 Soldaten der Deutschen Armee ! Ich verlasse an dem heutigen Tage den Boden Frankreichs, auf welchem dem deutschen Namen so viel neue kriegerische Ehre erwachsen, auf dem aber auch so viel theures Blut geflossen ist. Ein ehrenvoller Friede ist jetzt gesichert, und der Rückmarsch der Truppen in die Heimath hat zum Theil begonnen. Ich sage Euch Lebewohl und Ich danke Euch nochmals mit warmem und gehobenem Herzen für Alles, was Ihr in diesem Kriege durch Tapferkeit und Ausdauer geleistet habt. Ihr kehrt mit dem stolzen Bewußtsein in die Heimath zurück, daß Ihr einen der größten Kriege siegreich geschlagen habt , den die Weltgeschichte je gesehen . daß das theure Vaterland vor jedem Betreten durch den Feind geschützt worden ist und daß dem deutschen Reiche jetzt Länder wiedererobert worden sind, die es vor langer Zeit verloren hat. Möge die Armee des nunmehr geeinigten Deutschlands dessen stets eingedenk sein, daß sie sich nur bei stetem Streben nach Vervoll kommnung auf ihrer hohen Stufe erhalten kann , dann können wir Wilhelm. " der Zukunft getrost entgegensehen. 14 Schmidt v. Knobelsdorf , Hannov . Inf. -Regt. Nr. 79.

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210

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Uebersicht der Märſche vom 6. März bis zum 1. April.

Dat. 1. Bataillon.

Regiments - Stab.

2. Bataillon.

Füsilier-Bataillon.

März.

6.

Pontlevoy.

Pontlevoy. 1. Thenay.

Chaumont sur Loire. St. u.9. Montrichard. 11. St. George. 10. 12. } Bourré.

7.

Blois.

Blois.

La Chauffée.

8.

Mer.

St. 1. Courbouzon 3. Herbilly. 4. 2. Avaray.

Beaugency.

St. Ay .

Orléans. La Chapelle. Ruhe. Ruhe. St. St. Jean de Fay aur Loges. 3. u. 4. Braye. 1.u.2. Combleux.

9. 10.

11.

Ruhe. Orléans.

12.

Ruhe. 1. 3. 2. 4.

Vienne, Vorstadt von Blois. St. 10. Mer. 12. 9. Aulnay. 11.

St. Ay. Ruhe. Orléans.

Bellegarde.

Chézy.

Mardié.

Bou.

Ruhe.

Ruhe.

Ruhe.

Ruhe.

15.

Vitry aur Loges. Ladon.

Vitry aur Loges. Ladon.

Montargis. Courtenay.

Fay aux Loges. Ouzouer, Quiers, Flevecourt.

16.

Montargis .

17. 18. 19.

Ruhe. Courtenay. St. Aubin.

Montargis. Ruhe. Courtenay.

Joigny. Ruhe. Brienon.

Montargis. Ruhe. Courtenay. St.

13. 14.

St. Aubin. Villicien.

St. Flogny. 5. 7. La Chapelle. 8. 6. Brienon. Tonnère.

Cézy . 10. 11. 12 . 9. Thène. St. Cheny . 9. u.12. 10. u.11 . Ormoy .

20.

Joigny.

Joigny.

21. 22.

Ruhe.

Ruhe.

Ruhe.

Ruhe.

St. Florentin.

St. 2.

Ancy le Franc.

St. Florentin.

St. Florentin. Avrolles.

211

Dat.

Regiments - Stab.

1. Bataillon.

2. Bataillon.

Füsilier-Bataillon.

März. St. 10. Flogny. 11. 9. u. 12. Percey. Chatillon sur Seine. Tonnerre.

23. Chenay.

Laignes. St. Chenay. 4. 1., 2., 3. Dannemoine.

24. Tonnerre.

St.1 Lezinnes. 1. 4. 2. u.3. St. Vinnemer. ]

25. Ruhe.

Ruhe. St. 1. u. 2. } Gigny. 3. Sennevoy le Haut. 4. Sennevoy le Bas. St. Colombe.

26. Gigny.

27.

St. Colombe.

28. Brion sur Durce.

29. Ruhe.

30.

Château Villain.

31.

Chamarande.

1. April

Ruhe. St. Montigny 5. u. 6. sur Aube. 2/3 8. 7.u.1/38. Veuralles. Château Villain.

Chaumont. St. 1. Brionsur Durce. 2. 3. Thoires. 4. Mosson. St. Ruhe. Ageville. 5. 6. Esnouveaux. 7. Bourdons. 8. Forcey. St. Château Villain. Clefmont. 5. 6. Audeloncourt. 7. Meuvy. 8. Noyers . St. 1. Villiers le Sec. 2. 1/2 4. 3. Brottes. 1/2 4. Chamarande. Chaumont. 1/2 4. Chamarande.

Ruhe. St. 9. u.12. 11.. 11 St. 9. 12. 10. 11.

St. 10. 11. 9. 12.

Ancy le Franc.

Chassignelles.

Bouir. Cerilly. Courban.

Bissey la Côte.

Ruhe.

Arc-en-Barrois .

St. 11. 12. 9. 10.

Marnay.

St. 1/3 9. 1/310. 1/3 9. 1/3 9. 2/310. 2/311. 1/311 . 2/312. 1/312. 14*

Villiers sur Suize.

Esnouveaux. Forcey. Bourdons. Ageville. Millières. Longchamps. Mennouveaux. Lanques.

212 Die II. Armee trat in den ersten Tagen des März zur Räumung Frankreichs den Marsch nach Osten an. Am 6. März begann das 10. Armeekorps seine Bewegungen. Es marschirte, der leichteren Verpflegung und Unterbringung der Truppen wegen, in fünf aus allen Waffengattungen zusammengesetzten Staffeln, deren jede von einem General kommandirt wurde und die in einem Abſtande von einem Tagemarsch sich folgten . Das 2. Bataillon gehörte zur ersten Staffel, welche der General Baumgarth kommandirte, und das 1. und Füsilier-Bataillon anfäng lich zur zweiten Staffel, welche vom General v. Kraaz-Koschlau be fehligt wurde. Die Märsche wurden in der Regel früh um 7 oder 7½ Uhr angetreten und waren meist in den Mittagsstunden beendet. Die Verpflegung geschah aus Magazinen .

In Blois traf der von seiner

Wunde genesene Hauptmann Pawlikowski beim Regiment ein und übernahm wieder die Führung der 4., Premierlieutenant v. Deyn hausen die der 2. Kompagnie. Der Regimentsstab, das 1. und Füsilier-Bataillon erhielten am 9. März den Befehl, den 11. März von der 2. zur 3. Staffel, unter den Befehl des General v. Diringshofen , überzutreten.

In

folge dessen hatten beide Bataillone zwei Tage hintereinander nur ſehr kurze Märsche zurückzulegen. Das Wetter, welches im Anfange des Monats schön und warm. gewesen war, so daß alle Obstbäume in voller Blüthe standen, wurde kälter und regnerisch, am 15. März trat Froſt ein, und am 16. März auf dem Marſche nach Montargis herrschte ein kalter und im höchſten Grade unangenehmer Schneeſturm. Am 22. März, dem Geburtstage Seiner Majestät des Kaisers und Königs, fand auf dem Marsche ein Feldgottesdienst statt. Alle zur Staffel gehörigen Truppentheile mußten sich um 9 Uhr Vor mittags auf dem Felde zwischen Esnon und Brienon , wo im No vember des vorigen Jahres die 19. Diviſion ein Gefecht mit Frank tireurs gehabt hatte, versammeln. Dort wurden sie in einem nach einer Seite offenen Carree auf gestellt. Der Divisionsprediger Vorberg hielt die Festpredigt ; nach ihm sprach der General v. Woyna einige kräftige und zündende Worte und brachte, nachdem die Gewehre präsentirt waren, das Hoch auf Seine Majestät den Kaiser, König und Kriegsherrn aus , in

213

welches Jeder mit vollem Herzen einstimmte, ſo daß es weithin durch das feindliche Land schallte. Darauf erfolgte die Vertheilung zahlreicher Eiserner Kreuze und ein Vorbeimarsch mit fliegenden Fahnen vor dem General v . Woyna. Die in St. Florentin im Quartier liegenden Offiziere ver einigten sich gegen Abend zu einem solennen Diner in demselben Gasthause, in welchem auch der General v . Voigts -Rhetz mit seinem gesammten Stabe dinirte. Das Fest erreichte seinen Höhepunkt, als General v. Voigts - Rhet die Thüren zwischen den Speiſezimmern öffnen ließ und, an den Tisch der Offiziere seines Regiments tretend, den Toast auf Seine Majestät ausbrachte. Das 2. Bataillon feierte den Geburtstag des allgeliebten Landes herrn in Ancy le Franc. Da der Rückmarsch hinter die Seine auf derselben Straße ge schah, welche das Regiment auch zum Vormarsch benutzt hatte , so kamen einige Male Theile des Regiments in dieselben Quartiere, welche sie schon im November gehabt hatten.

Dabei konnte man

sehen, daß die gute Disziplin des Regiments bei den Einwohnern einen guten Eindruck zurückgelaſſen hatte.

Abgesehen davon, daß es

jedem Franzosen schrecklich war, den Feind in seinem Hause auf nehmen zu müssen , waren an mehreren Orten die Einwohner , vor nehm und gering, sehr erfreut, daß sie wieder die Neunundsiebenziger als Einquartierung bekamen. Ein vornehmer Graf und Gutsbesitzer, ein feuriger französischer Patriot, stand mit seiner ganzen

nebenbei

Familie an der Straße, um die Offiziere, welche im November auf seinem Schloß im Quartier gelegen hatten, zu bitten, wieder bei ihm einzukehren. So wurde der lange Marsch bis Chaumont und darüber hin aus, 400 Kilometer , im Laufe des Monat März beendet und unter strömendem Regen vom 1. und Füsilier-Bataillon in die Standquar tiere eingerückt, in welchen das 2. Bataillon schon seit zwei Tagen eingetroffen war. Beim Einrücken in die Standquartiere traten alle Truppen in ihre Kommando-Verbände zurück. In Chaumont war das Armee = Oberkommando , das General kommando , der Divisions- und der Brigadestab einquartiert. Das Oberkommando verließ bald Chaumont , um nach Dijon zu gehen. Von Truppen lagen außer 3½ Kompagnien des 1. Bataillons noch das Jäger-Bataillon Nr. 10 daselbst. Die Quartiere waren im All

214 gemeinen befriedigend , nur entschieden schlecht waren 400 Mann in der Kaserne in Chaumont untergebracht. Die Utensilien zur Kaſerne waren durch die franzöſiſchen Behörden aus Langres herbei geschafft worden. Als sie in Chaumont ankamen , wimmelten die Bettstellen von Ungeziefer, daß wochenlange Waschungen und Reini gungen nöthig waren, um sie benutzen zu können. Troßdem erhielten hier die Mannschaften Ungeziefer. Die Verpflegung erfolgte überall aus Magazinen. In den Kantonnements wurde das Brot durch von der Trainkolonne über wiesene Bäcker gebacken.

Der Dienstverkehr zwischen dem Regiments -Kommando und den Bataillonen war wegen der Entfernung sehr zeitraubend. Das Füſilier Bataillon lag 3½ , das 2. Bataillon ſogar 5 Meilen von Chaumont entfernt. Von Seiten des General-Kommandos ergingen an die unter gebenen Truppen Befehle über Ausbildung der jüngeren Offiziere, Unteroffiziere und der Einjährig-Freiwilligen. Es wurden jedem Bataillon 4000 und im Monat Mai nochmals 4000 Patronen zu Schießübungen bewilligt. Der Regiments-Kommandeur befahl, daß alle Mannschaften, die noch keine volle Schießübung beendet hätten, und deren gab es viele, auf 200 , 250 und 300 Schritt nach der Scheibe I *) schießen sollten.

Detailübungen im Exerziren begannen.

Indessen waren die Landwehr-Bataillone aufgelöst worden, und die zu denselben kommandirten Offiziere des Regiments kehrten im Laufe des Monats April theils zum mobilen Regiment zurück (Hauptmann v . Szymonski , Premierlieutenant Graf v. Schwerin und Sekond Lieutenant v. Meien), theils wurden ſie dem Erſaß-Bataillon zuge theilt (Premierlieutenant v. Holzendorff, v. Vethacke und Sekond lieutenant Kremnitz). Der Lieutenant der Landwehr Fleischer trat in das Beurlaubten verhältniß zurück , Lieutenant Braunbehrens wurde zur Vertretung des erkrankten Divisions = Auditeurs abkommandirt und Lieutenant Scharlach, obgleich seines Alters wegen berechtigt, beurlaubt zu werden, erklärte freiwillig, beim Regiment bleiben zu wollen. Damit die beim Ersatz-Bataillon befindlichen älteren Landwehr

Offiziere in das Beurlaubtenverhältniß zurücktreten könnten, wurden vom mobilen Regiment der Premierlieutenant v . Witowski, die Se *) Nach der neuesten Schieß-Instruktion nicht mehr gebräuchlich.

215 kondlieutenants Teezmann , v. Uechtrit, und die Sekondlieutenants der Reserve Vollbrecht und Steinberg zum Ersatz-Bataillon verſezt. Auch von den ältesten Jahrgängen der Mannschaften durften, nach einer kriegsministeriellen Verfügung, solche Leute beurlaubt werden, die nach der Demobilmachung zum Landſturm übertreten würden und deren häusliche Verhältnisse eine Beurlaubung dringend wünſchens werth erscheinen ließen. Jedoch sollte die Schlagfertigkeit der Truppe darunter nicht leiden, und die Bataillone durften keine geringere Kopf stärke als 750 Mann haben. Die beurlaubten Mannschaften fuhren bald darauf bataillons weise unter Führung der Lieutenants Müller, Grubiß und Reinecke mit der Eisenbahn nach Hildesheim, um dort entlassen bezw. beur laubt zu werden. Im Offizierkorps traten im Laufe dieses Monats mannigfache Veränderungen und Wechsel in den Kommandoſtellen ein, deren hier gleich im Zusammenhange Erwähnung geschehen soll : Sechs Vizefeldwebel wurden zu Reserve-Offizieren befördert, der Oberstlieutenant Bendler und der Lieutenant v . Bergen erhielten den erbetenen Abschied. Die Lieutenants der Landwehr Braunbehrens und Schön traten in das Beurlaubtenverhältniß zurück. Von ihrer Krankheit genesen, kehrten zum Regiment zurück : Der Premierlieutenant v. Hirschfeld, der bald darauf zum Hauptmann be fördert wurde, und der Sekondlieutenant v. Alvensleben. Als

am 11. Mai der General v. Woyna aus Gesundheits

rücksichten einen Bade-Urlaub antrat , übernahm Oberst v . Valentini wieder das Kommando der 39. Infanterie-Brigade, Oberstlieutenant v. Boltenstern das Kommando des Regiments und Hauptmann Herz bruch das des 2. Bataillons ; außerdem wurde letterer zum Komman danten von Chaumont ernannt. Major v. Steinäcker erhielt zwei Monate Urlaub zur Wieder herstellung seiner Gesundheit ; für ihn führte bis zum Eintreffen des zum Major beförderten Hauptmann Müller, der Hauptmann v. Dob beler das Füsilier-Bataillon. Ferner wurden nach Bädern beurlaubt : Die Hauptleute Pawli kowski, v . Bosse und Rock, der Premierlieutenant v. Szymonski und der Lieutenant der Reserve v. Meibom, und zur Fortsetzung ihrer Studien die Lieutenants der Reserve Lambert, Helmkampf und Richter. Abkommandirt wurden die Lieutenants Riechers und Gebſer zu

216 Adjutanten bei den Bezirks-Kommandos in Hildesheim und Göttingen, und der Premierlieutenant Niemeyer als Lehrer zu dem am 1. Juni beginnenden Unteroffizier-Kursus auf der Central-Turnanſtalt in Berlin. Dann ging noch Hauptmann v. Dobbeler auf Urlaub und der Haupt mann v. Beuſt kehrte geheilt von seiner Wunde zum Regiment zurück. Am Ende des Monats Mai waren die Führerstellen der Bataillone und Kompagnien folgendermaßen besetzt: Regiment: Oberstlieutenant v. Boltenstern. Adjutant: Premierlieutenant Ligniß. 1. Bataillon : Major Schmidt v. Knobelsdorf. Adjutant: Lieutenant v. Voigt. 1. Kompagnie : Premierlieutenant Wenzel. 2. v. Oeynhausen. = 3. Sekondlieutenant v. Meien. = = 4. v. Alvensleben.

2. Bataillon : Hauptmann Herzbruch. Adjutant: Lieutenant Held. 5. Kompagnie: Lieutenant der Landwehr Scharlach. = 6. Hauptmann v. Schönfeldt. = = 7. Leiſter. = 8. v. Hirschfeld. Füsilier- Bataillon : Major Müller. Adjutant : Lieutenant v . Heimburg. 9. Kompagnie: Premierlieutenant Graf v . Schwerin. = 10. Hauptmann v. Szymonski. = 11. v. Beust. 12. Sekondlieutenant Schmelzer. Noch sind einige Begebenheiten, die im Laufe des Monats Mai eintraten, zu erwähnen. Der definitive Frieden war geschlossen , und als die Nachricht davon am 13. Mai in Chaumont eintraf, befahl General v. Voigts Rhet, daß zur Feier desselben ein großer Zapfenstreich und am andern Tage Gottesdienst stattfinden sollte. In Paris bemühten sich indessen die Regierungstruppen ver geblich, den Aufstand der Kommune niederzuschlagen. Der Abmarsch in die Heimath erschien dadurch in weite Ferne gerückt, denn ehe der Aufstand nicht besiegt war , konnte auf die Bezahlung eines Theiles der Kriegsentschädigung nicht gerechnet werden, und doch war die

217 Bezahlung einer halben Milliarde Bedingung zur Räumung eines Theiles des offupirten feindlichen Gebietes . Das General - Kommando verließ Chaumont und ging nach Troyes . Am 16. Mai wechselten die Bataillone des Regiments ihre Kantonnements. Das 1. Bataillon rückte nach Château Villain (einen starken Tagemarsch westlich),

wo bislang ein Theil der Korps- Artillerie im

Quartier gelegen hatte, und das Füsilier-Bataillon nach Chaumont. Das 2. Bataillon marschirte mit dem Stabe und der 6. Kom pagnie nach Esnouveaux , mit der 5. Kompagnie nach Forcey, mit der 7. nach Ageville und mit der 8. nach Lanques. Am folgenden Tage ( 17. Mai) marſchirte das Füſilier-Bataillon, mit Ausnahme der 10. Kompagnie, welche in Aubepierre einquartiert wurde, nach Arc en Barrois und das 2. Bataillon nach Chaumont. In diesen neuen Kantonnements wurden die Schießübungen fort gesezt und mit dem Bataillons- Exerziren begonnen. Obgleich nur wenige preußische Soldaten so geläufig französisch ſprachen, daß ſie mit ihren Wirthen eine Unterhaltung machen konnten, so gestaltete sich doch das Verhältniß der Soldaten zu ihren Wirthen bald zu einem guten und freundschaftlichen. In den nicht durch Dienst beschäftigten Stunden halfen die Soldaten ihren Wirthen bei der Arbeit in Feld und Hof, und Abends

in der Feierstunde bei

schönem Wetter saßen die preußischen Soldaten friedlich , wie in der Heimath, zwischen den Frauen und Mädchen auf den Bänken vor den Thüren der Häuſer. In Château Villain sah man regelmäßig gegen Abend eine vor nehme, hoch gewachsene, schlanke aber gebeugte Gestalt, eilig, ohne rechts und links zu sehen, spazieren gehen. Es war dies der Ge neral Frossard, früher Kommandirender des 2. französischen Armee korps, der aus der Gefangenschaft zurückgekehrt, sich in die kleine Stadt, woselbst er ein Haus und Garten besaß, zurückgezogen hatte.

16. Veränderungen der Dislokationen und Märsche bis zur Rückkehr in die Heimath. Am 29. Mai ging der Befehl ein, daß die 39. Brigade nach der Gegend von Troyes , zur Ablösung einer Brigade der 19. Di vision, marschiren sollte, und am Tage darauf eine Allerhöchste Ka

218

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binetsordre mit dem Inhalte, daß General v. Kraaz - Koſchlau zum Kommandeur der 12. Division , und Se. Königliche Hoheit Prinz Albrecht (Sohn) zum Kommandeur der 20. Diviſion ernannt worden sei. Bis zur Ankunft des Prinzen Albrecht, Königliche Hoheit, ſollte General v. Woyna, der von Urlaub zurückgekehrt war, das Kommando der Division führen . Am 31. Mai marschirten das 1. und Füsilier-Bataillon aus ihren Quartieren ab, das 2. folgte erst am Tage darauf unter Führung des Hauptmann Leiſter, weil der Hauptmann Herzbruch bis zum 6. Juni in Chaumont in seiner Eigenschaft als Komman dant zurückbleiben mußte. Die 6. Kompagnie wurde vom Lieutenant Wahnschaffe bis zur Ankunft des Premierlieutenant Kremniß aus Hildesheim am 6. Juni geführt, weil der Hauptmann v. Schönfeldt wegen seiner noch nicht geheilten Wunde einen Urlaub von zwei Monaten erhalten hatte. Uebersicht der Märsche bis Troyes.

Datum.

Regiments Stab.

2. Bataillon.

1. Bataillon.

Château Villain.

Maran Stab. ville. 4. Komp. 1. Komp . Lonchamp. 3. : 12. ፡ Rennepont.

31. Mai.

1. Juni. Bar sur Aube.

Bar sur Aube.

Füsilier-Bataillon.

St. 1/26 . 3/47.

Clairvaux. Juzennecourt. Ville sous la Ferté

La Chapelle. 5. 1/26.5 1/47. Blezy. 8. Gillaucourt. 2. Juni. Vendeuvre.

Vendeuvre.

Bar sur Aube.

Vendeuvre.

3. Juni . Troyes.

Troyes.

St.

Troyes.

6. 7. 8.

Lusigny . Montreuil.

Das Füſilier - Bataillon hatte am 2. Juni einen Marsch von 35 Kilometern zurückzulegen und traf deshalb erst spät am Nachmittag in Vendeuvre ein.

219 Am 3. Juni war der Marsch für das 1. und Füsilier-Bataillon wiederum sehr lang, 34 Kilometer, und das 2. Bataillon hatte einen Marsch von 35 Kilometern zurückzulegen. Beim Einmarsch der Ba taillone in Troyes war der kommandirende General erschienen , ließ bei sich vorbeimarschiren und belobte beide Bataillone wegen ihrer vortrefflichen Haltung nach einem so starken Marsch. Die Quartiere in Troyes waren für die Offiziere ſehr gut, für die Mannschaften mangelhaft . Dem Major Müller wurden die

Kommandantur- Geschäfte in Troyes übertragen. Oberst v. Valentini war nach Deutschland zur Wiederherstellung seiner Geſundheit auf Urlaub gegangen. Während seiner Abwesenheit traf die Nachricht ein, daß er durch Allerhöchste Kabinetsordre zum Kommandeur der 1. Infanterie-Brigade ernannt worden war. Wenn auch das ganze Regiment mit Bedauern ſeinen Komman deur scheiden sah, der im Laufe des Feldzuges durch Ruhe, Klarheit, gute Führung und väterliche Fürsorge sich die Liebe und Verehrung Aller erworben hatte, so war doch auch wieder die Freude eine all gemeine, daß er durch die Gnade des Königs zu einer höheren, wohl verdienten Stellung befördert worden war. In der nächsten Zeit übernahm der gleichfalls in Troyes im Quartier liegende Oberst v . Gravert, Kommandeur des Regiments Nr. 82, das statt des Regiments Nr. 56 zur 39. Infanterie-Bri gade versezt war, die Führung der Brigade. Das Wetter in Troyes war fast immer sehr schlecht , kalt und regnerisch. Trotzdem wurde die Höheren Ortes angeordnete Schieß übung hier vollendet. General v . Voigts-Rhet verlegte sein Haupt quartier nach Bar le Duc. Hauptmann Herzbruch mußte am 10. Juni nach Hildesheim abreisen, um daselbst das Kommando des Ersatz Bataillons zu übernehmen, weil der Oberst z . D. v. Anderten, der bislang das Ersatz-Bataillon kommandirt hatte, in das Inaktivitäts Verhältniß zurückgetreten war. Durch Regimentsbefehl zum Führer des 2. Bataillons komman dirt, verließ Major Müller Troyes und ging zur Uebernahme des Kommandos nach Lusigny. Major Schmidt v. Knobelsdorf über nahm an seiner Stelle die Geſchäfte eines Kommandanten und Haupt mann v. Beust die Führung des Füsilier-Bataillons . Troyes ist eine schöne, große und volfreiche Stadt, worin be sonders viel Woll- Industrie betrieben wird, außerdem Departements Hauptstadt und Biſchofsſiß .

Zur besonderen Zierde gereichen der

220 Stadt die Boulevards mit den sehr geschmackvollen Garten-Anlagen, die an die Stelle der alten Stadtbefestigungen getreten sind .

Es be

finden sich in Troyes außer einer großen gothischen Kathedrale mehrere schöne sehenswerthe Kirchen, ein großes Museum und viele andere Sehenswürdigkeiten. Das materielle Leben darin war ausgezeichnet , und wer bei Mfr. Bourgoin gespeist hat, denkt gewiß noch mit Vergnügen daran zurück. Uebersicht der Märsche von Troyes nach Vitry le Français. Datum 2. Bataillon.

1. Bataillon.

Regiments Stab.

Füsilier-Bataillon,

Juni. 15.

Luyères.

St. Luyères. 4. 1. 2.

Coclois.

St. 1. 2. 3.

Coclois. Nogent sur Aube.

‫ܠܕ‬

16.

Assencières. Bouy-Luxem bourg.

17.

18.

20.

Buſſy aur Bois .

Vitry le Français .

Ruhe.

St. 1/24. 2. 1. 1/24 .) 3.

St. ) 1/22. 1. 1/22 . ) 3. 4.

Balignicourt. Donnement.

St. Léger. St. Utin.

5.

Brantignies. Villers .

St. 5. 8.

Lesmont.

Charmont. Fontaines.

Namerupt. Chaudrey. Romaine. St. Christophe. Vaucogne. Lassicourt. Chalette.

6. 7. St. 6. 7. 5.

Chavanges.

8.

Arrambecourt.

Ruhe.

Montmorency.

St. Buffy aur 5. Bois. 2/3 6. Gigny aux 8. Bois St. Chéron. 1/36 . Arzillières . 7.

Vitry le Français.

Ruhe.

Piney.

DON

19.

Balignicourt.

St. 6. 7. 8.

St. 5. 8. 6. 7.

Ruhe.

St Remy.

Sommepuis . Le Meir-Tiercelin. Humbauville.

Isson. Montcets sur Marne.

Vitry le Français Frignicourt.

Marolles. Lurémont. Ruhe.

221 Seit Ende des Monat Mai

war in Paris der Aufstand be

wältigt, und die Franzosen fingen an, die Kriegsentſchädigung zu zahlen. Bald wurde erzählt, das 10. Armeekorps bleibt in Frank reich und gehört zu den letzten Okkupations -Truppen, bald hieß es wieder, nur die 19. Diviſion bleibt in Frankreich und die 20. mar schirt nach Hause. Und dieſe lezte Nachricht war die richtige. Am 14. Juni traf der langersehnte Befehl zum Abmarſch nach der Heimath ein. In Vitry le Français sollten die Bataillone auf der Eisenbahn eingeschifft werden. Die Verpflegung für die Märsche mußte aus den Magazinen von Troyes mitgenommen werden, und waren den Bataillonen dazu Wagen aus der Fuhrpark-Kolonne überwiesen worden. Lieutenant v. Alvensleben wurde vom 1. zum Füſilier-Bataillon versetzt und der Lieutenant Stahl übernahm die Führung der 4. Kom pagnie. Auf diesem Marsche berührte das Regiment einen Theil der öden Champagne und das Schlachtfeld von Arcis sur Aube.

Das

faſt baumloſe, wellenförmige , mit weißen Steinchen beſäete Gelände, mit spärlichem Ackerbau und

meilenweit von einander

entfernten

armseligen Ortschaften bildete einen scharfen Kontrast zu dem saftig grünen Thale der Aube, in welchem Schloß an Schloß mit schönen Parks und ein stattliches Dorf sich an das andere reihte. Am 18. Juni begegnete das Füsilier - Bataillon Truppentheilen des 6. Armeekorps , die sich auf dem Marsche nach Nancy befanden. Das Wetter war in den ersten Tagen sehr heiß, änderte sich aber bald und der letzte Marsch in Frankreich wurde unter wahrhaft strömendem Regen zurückgelegt, so daß der Ruhetag am 20. Juni nicht genügte, um die gänzlich durchweichten Sachen zu trocknen. In Vitry erhielt das Regiment den Befehl, daß das 1. und das 2. Bataillon am 21. Abends und das Füsilier - Bataillon am 22. früh auf der Eisenbahn eingeschifft und die beiden ersteren nach Hildesheim , das Füsilier - Bataillon nach Hannover fahren sollten. Der 20. und 21. Juni vergingen unter mannigfachen Vor bereitungen zur Abfahrt, auch mußten noch am 21. früh alle außer etatsmäßigen Pferde und Wagen öffentlich versteigert werden, wozu sich wenig Käufer einfanden und die Staatskaſſe keine sehr guten Geſchäfte machte. Major Müller gab das Kommando über das 2. Bataillon ab,

222 und übernahm wieder das Füsilier - Bataillon , Hauptmann Leister das 2. Bataillon , Premierlieutenant Graf v. Schwerin die Führung der 5. Kompagnie.

17.

Rückkehr nach der Heimath

und Einzüge in Hildesheim und Hannover. Um 6 Uhr Abends wurden die Pferde und die Wagen des Regimentsstabes und des 1. Bataillons auf dem Bahnhof in Vitry verladen, um 8 Uhr stiegen die Mannschaften ein, und 57 Minuten ſpäter dampfte der lange und schwer beladene Zug mit dem 1. Ba taillon heimwärts . Das 2. Bataillon folgte einige Stunden später und fuhr am 22. Juni früh 1 Uhr 39 Minuten , das Füsilier Bataillon um 5 Uhr 16 Minuten ab. Die Fahrt ging über Nancy , Hagenau , Weißenburg , Ludwigs hafen, Mainz, Frankfurt a. Main, Kaſſel und Nordſtemmen und dauerte 2 Tage und 3 Nächte, für das Füsilier-Bataillon 3 Tage und 2 Nächte. Als die deutsche Grenze passirt war,

was,

wie 11 Monate

vorher, unter Hurrah geschah, wurden die Züge auf allen Stationen mit Jubel empfangen und bewirthet ; selbst die auf dem Felde arbeitenden Leute wehten mit Tüchern und gaben beim Herannahen eines Militärzuges ihre Freude zu erkennen. Der Zug, in welchem das 1. Bataillon fuhr, wäre bei Guntershausen beinahe verunglückt. Er mußte halten, um einen entgegenkommenden Kurierzug abzuwarten. Als letzterer passirt war und die beiden Lokomotiven des Militär zuges sich in Bewegung setzten, riß dicht hinter den Maschinen mit starkem Ruck der Zug entzwei , und alle Wagen fingen an, da die Bahn hier eine starke Steigung hat , nach rückwärts zu rollen. Zum Glück war es Tag , alle Mannschaften munter, sie sprangen auf Kommando aus den Wagen, und den gemeinschaftlichen Anstrengungeu so vieler Hände gelang es, den Zug zum Stehen zu bringen , ehe er auf der starken Steigung in schnellere Bewegung kam. hätte dadurch großes Unglück

Bei Nacht

geschehen können, denn dicht hinter

diesem Zuge kam ein anderer Zug gefahren. — Besonders festlich war der Empfang in der ersten hannoverschen Stadt, Münden , wo sich viele Tausend Menschen auf dem Bahnhof zur Begrüßung des Han noverschen Regiments versammelt hatten. Gegen 4 Uhr Morgens am 24. Juni lief der Zug mit dem 1. Bataillon in den Bahnhof Nordſtemmen ein und hatte daſelbſt einen mehrſtündigen Aufenthalt,

223 um auf das 2. Bataillon zu warten, damit beide Bataillone gemein schaftlich in Hildesheim einziehen könnten.

Bis hierher waren einige

Herren aus Hildesheim entgegengekommen , um wegen des feierlichen Empfanges, den die Stadt Hildesheim ihrem Regiment bereitet hatte, Das Füsilier mit dem Kommandeur Rücksprache zu nehmen. Bataillon hatte unterwegs den Befehl erhalten , nicht nach Hannover, sondern ebenfalls nach Hildesheim zu fahren. Kurz nach 8 Uhr Morgens traf das 1. und eine halbe Stunde später das

2. Bataillon auf dem festlich geschmückten Bahnhofe in

Hildesheim ein.

Der Empfang , der hier den heimkehrenden Kriegern

wurde, war ebenso großartig wie herzlich.

Die ganze Stadt prangte

im reichsten Flaggenschmuck, und alle Häuser der Straßen , durch welche der Einzug gehen sollte, waren von oben bis unten mit Blumen und Guirlanden geziert. Nicht nur die ganze Einwohner schaft der Stadt wogte in Feierkleidern auf den Straßen, sondern viele Tausende waren vom Lande hereingekommen , um dem Einzuge beizuwohnen. Schon am Bahnhof wurden die Soldaten bewirthet, während die Schützengilde, die Gewerke, die Schulen , die Gesang-, Turn- und andere Vereine sich, Spalier bildend , auf dem Einzugs wege aufstellten. Scheelenstraße,

Der Zug sollte durch das Osterthor , Oſterſtraße, Pferdemarkt , und von dort wieder , rückwärts durch

den Hohenweg nach dem prächtig und malerisch dekorirten, schon ohne Schmuck durch seine alten und berühmten Bauwerke schönen Marktplatz gehen. Gegen 92 Uhr ſetzten sich die beiden Bataillone vom Bahnhof her, unter dem Geläute aller Glocken und unter dem Krachen von Böllerschüssen in Bewegung ; an der Spite Oberstlieutenant v . Bolten stern, dann das 1. und darauf das 2. Bataillon. Am Osterthore war eine Ehrenpforte errichtet, und daneben für das Fest -Komitee der Stadt, der Kreiſe Hildesheim und Marienburg und für die Beamten eine Tribüne erbaut worden. Hier empfing der Geheime Regierungs - Rath Risch, in Vertretung des Landdrosten, das Regiment durch eine zu Herzen gehende Ansprache. Er hieß in derselben das Regiment willkommen, gedachte auch Derer , die nicht wieder zurück gekehrt wären, und schloß seine Rede mit einem Hoch Regiment Nr. 79.

auf das

Oberstlieutenant v. Boltenstern sagte in kurzen und treffenden Worten Dank und brachte ein Hoch auf die Heimath der Neun undſiebenziger aus . Dann begann der Einmarsch unter einem wahren

·

224 und brausendem Hurrah und

Regen von Blumen und Kränzen,

Hochrufen, das sich , die Truppen begleitend , von Straße zu Straße fortwälzte bis zum Markte, auf welchem sich die beiden Bataillone nebeneinander in dicht aufgeschlossener Kolonne, die Offiziere vor der Front, aufstellten. Die vereinigten Liedertafeln ſtimmten darauf den Choral : „ Nun danket Alle Gott " an, der von fast allen Anwesenden aus vollem Herzen mitgesungen wurde , und nachdem die lezten Töne deſſelben verklungen waren , überreichten junge Damen , mit für die Be treffenden sehr schmeichelhaften Anreden , Lorbeerkränze , Fräulein Hachmeister dem Oberstlieutenant v. Boltenstern, Fräulein Hartwig dem Major Schmidt v. Knobelsdorf, und Fräulein

Groſſe dem

Hauptmaun Herzbruch , welcher das 2. Bataillon führte. Außerdem wurden die Fahnen der beiden Bataillone von den Fräuleins Müller und Voght mit Lorbeeren geschmückt. Dann ergriff Oberbürgermeister längeren Festrede.

Er erinnerte

Boysen

daran,

das Wort zu einer

daß der 24. Juni, der

Johannistag , schon einmal für die Stadt Hildesheim ein besonderer Festtag gewesen sei , denn an demselben Tage im Jahre 1868 habe die Stadt das hohe Glück gehabt , den hochverehrten Landesvater in ihren Mauern zu sehen,

darauf schilderte er in großen Zügen den

glücklichen Verlauf des glorreichen Feldzuges ,

das

erreichte hohe

Ziel, die Größe und Einheit des deutschen Vaterlandes. Er gedachte der ruhmvoll Gefallenen, sprach, im Namen Aller, der Armee , den Führern und vor allen Dingen dem greisen Helden- Kaiser tiefgefühl testen Dank aus und endete seine Rede mit der Aufforderung, ein zustimmen in ein Hoch auf Se. Majestät den ruhmgekrönten und verehrten Kaiser Wilhelm. Mit rauschendem minutenlangen Jubel fiel die ganze Verſamm lung vieltauſendstimmig in dies Hoch ein und als endlich wieder Stille eingetreten war , sprach Oberstlieutenant v. Boltenstern mit herzlichen Worten im Namen des Regiments den Dank aus für alles Gute, was die Stadt Hildesheim den Truppen im Felde und den Kranken und Verwundeten daheim gethan habe, hob hervor, daß die Kinder Hildesheims stets brave Soldaten gewesen wären, und forderte das Regiment auf, einzuſtimmen in ein Hoch auf Stadt und Land Hildesheim. Mit einem kräftigen Hoch der beiden Bataillone endete die Empfangsfeierlichkeit und die Mannschaften rückten in die Quartiere, wo sie auf das herzlichste aufgenommen und trefflich bewirthet wurden.

225

Abends waren in verschiedenen Lokalen Tanzvergnügungen arran girt, wobei die Soldaten auf Kosten der Stadt bewirthet wurden und außerdem wurde die ganze Stadt glänzend illuminirt. Das Füsilier-Bataillon, welches , wie schon erwähnt, unterwegs den Befehl erhalten hatte, nicht nach Hannover , sondern gleichfalls nach Hildesheim zu fahren, war auf der Station Salzderhelden von den Einwohnern der Stadt Einbeck , wo es bis zum Ausbruch des Krieges in Garnison gestanden hatte , obgleich der Zug nur wenige Minuten anhielt, freudig begrüßt worden. Es traf erst gegen 11 Uhr Abends in Hildesheim ein und wurde troß der späten Stunde noch feierlich empfangen und bestens einquartiert. Se. Majestät der Kaiser und König hatte versprochen, dem Ein zuge der Truppen des 10. Armeekorps in Hannover beizuwohnen, und es waren dazu seitens

der Stadt und der Provinz großartige

Vorbereitungen getroffen worden.

Der Einzug sollte am 1. Juli

stattfinden, und das Regiment Nr. 79 war bestimmt worden,

den

selben mitzumachen. Am 25. und 26. Juni wurden in Hildesheim die dazu nöthigen Vorbereitungen getroffen und am 27. wieder ab marschirt.

Die Märsche waren sehr kurz bemeſſen , der Regiments

stab, die Regimentsmuſik und die Spielleute aller Bataillone fuhren mit der Eisenbahn nach Hannover. Uebersicht der Märsche.

Datum

1. Bataillon

2. Bataillon

Füsilier-Bataillon

27. Juni

Desselse Ingeln Bledeln Hotteln

Groß Klein Algermiſſen Lühnde Ummeln abum

Eldagsen Holtensen Alferde

28. Juni

Kirchrode Anderten Bemerode Misburg

Höver Ilten Bilm Ahlten

Pottholtensen Weeken Linderte Vörie Lemmje Sorsum

29. Juni

Marienwerder Stöcken Engelbostel

Brinck Langenhagen Haynholz Vahrenwald List

Letter Harenberg Ahlem Lenthe.

Schmidt v. Knobelsdorf , 3. Hannov . Inf. Regt. Nr. 79 .

15

226 Am 30. Juni war Ruhetag.

Vormittags traf die betrübende

Nachricht ein, daß Se. Majestät durch Unwohlsein verhindert wäre, dem Einzuge beizuwohnen. In Vertretung Sr. Majestät traf Nachmittags 2 Uhr Se. Kaiser liche und Königliche Hoheit der Kronprinz in Hannover ein und wurde von dem im Schloßhofe versammelten Offizierkorps ehrfurchts voll begrüßt.

Hier hatten auch die Offiziere des Regiments

die

Ehre, zum ersten Male Sr. Königl. Hoheit dem Prinzen Albrecht, Kommandeur der 20. Division, vorgestellt zu werden. Darauf fand im Odeon ein durch die Stadt und Provinzialstände gegebenes groß artiges und glänzendes Mittagsmahl, welchem auch Se. Kaiserliche Hoheit der Kronprinz beiwohnte und zu welchem alle Offiziere ein geladen waren, statt. Am Morgen des 1. Juli sammelten sich die Truppen in der Herrenhauser Allee zur großen Parade.

Während des Marsches

dorthin wurden die neuen Kriegsdenkmünzen , von Sr. Majeſtät zur Erinnerung an den Krieg 1870-1871 gestiftet , vertheilt und an gelegt. An der Parade nahmen Theil die Infanterie- Regimenter Nr. 77 und Nr. 79, das Braunschweigische Husaren-Regiment, das Ulanen-Regiment Nr. 13, die Korpsartillerie des 10. Armeekorps und die Artillerie-Abtheilung der 20. Diviſion. Die Infanterie stand in geschlossener Zugkolonne.

Se. Kaiser

liche und Königliche Hoheit wurde mit dreimaligem Hurrah empfangen, und nachdem Höchstderselbe die Front abgeritten hatte, wurde in die festlich geschmückte Stadt einmarschirt. Jeder neue Truppentheil wurde mit neuem Jubel empfangen und Blumen und Kränze reichlich gespendet. Auf dem Waterlooplah fand der Vorbeimarsch statt , von der Infanterie in Kompagniefronten.

Von dort rückten die Truppen in

die ihnen schon vorher bekannt gewordenen Lokale, wo sie auf Kosten der Stadt festlich bewirthet wurden.

Abends war Festvorstellung im

Theater und großartige Illumination. Nach allen diesen Festlichkeiten und durchſchwärmten Nächten war der Rückmarsch nach Hildesheim am nächsten Tage eine beson ders große Strapaze. Wegen der zu erwartenden Hiße und der Länge des Marsches (4 Meilen) wurde vom 1. und 2. Bataillon schon um 5 Uhr früh aus Hannover abmarſchirt und bald nach 12 Uhr bei einer glühenden Hiße Hildesheim erreicht. Das Füsilier - Bataillon blieb in Hannover, wo es bis Weiteres in Garnison bleiben sollte.

auf

――――

18.

227



Erfah-Bataillon.

Zu gedenken ist noch des Ersatz-Bataillons, dessen Offiziere und Unteroffiziere während des Feldzuges treu und fleißig den mühevollen Friedensdienst thun mußten und die nur theilweise als Nacherſaß auf den Kriegsschauplatz folgen und mit dem mobilen Regiment Ruhm und Gefahren theilen konnten. Die Formation des Erſaß-Bataillons erfolgte gleich nach dem Eintreffen der Mobilmachungsordre, und am 28. Juli 1870, nachdem die Formation beendet war, wurde das Bataillon auf dem Kasernenhofe in feldmäßiger Ausrüstung durch den Oberst v. Valentini besichtigt.

Von diesem Tage an übernahm es

den Garniſondienſt in Hildesheim. maßen zuſammengesetzt :

Das Offizierkorps war folgender

Kommandeur : Major v. Lindeiner gen. v. Wildau, Adjutant: Sekondlieutenant Gebser. 1. Kompagnie : Hauptmann Leister, Sekondlieutenant Roloff (vom Landwehr - Regiment Nr. 79), Vizefeldwebel Petry. 2. Kompagnie: Premierlieutenant v . Szymonski, Sekondlieutenant Kunckell,

=

Kipke (vom Landwehr- Regiment

Nr. 79). 3. Kompagnie : Hauptmann v. Beuſt, Sekondlieutenant Navratiel (vom Reserve-Landwehr Bataillon Nr. 38), Sekondlieutenant Lüdemann (vom Landwehr - Re giment Nr. 79), Vizefeldwebel Lambert. 4. Kompagnie: Premierlieutenant Rudloff (vom Reserve-Landwehr Bataillon Nr. 38), Sekondlieutenant v. Schönfeldt (von der Reserve

des Regiments Nr. 79), Sekondlieutenant Schulz, Vizefeldwebel Meinecke.

15*

228 Oekonomie-Offizier : Sekondlieutenant Schrader vom Reserve Landwehr-Bataillon Nr. 73, Oberstabsarzt a. D. Dr. Wiebecke, Zahlmeister Klug.

Schon in der ersten Hälfte des Monats Auguſt wurde aus Re konvaleszenten und felddienſtfähigen Mannschaften des Erſaß - Ba taillons und aus Reservisten des Regiments Nr. 56, die aus Göt tingen kamen, eine fünfte Kompagnie in der Stärke von ungefähr 270 Mann gebildet, zu deren Führung der Premierlieutenant v. Szy monski beſtimmt wurde. Am 24. Auguſt ging dieſe Kompagnie, welcher auch der Sekond lieutenant Kunckell zugetheilt war (unter Führung des Premierlieute nant v. Szymonski) dem Regiment auf den Kriegsschauplatz nach. Die Führung der 2. Kompagnie Kapuczinski.

übernahm der Premierlieutenant

Major v. Lindeiner wurde durch eine Allerhöchste Kabinets Ordre Ende des Monats August zum Infanterie-Regiment Nr. 56 versezt und der Oberst z . D. v . Anderten zum Kommandeur des Ersatz-Bataillons ernannt . Am 29. Oktober traf plößlich der Befehl ein, daß das Erſaß Bataillon nach Hannover marschiren sollte. Nachmittags 3½ Uhr wurde der weite Marsch dorthin angetreten (Rekonvaleszenten wurden zur Ausübung des Garnisonwachtdienstes in Hildesheim zurückgelaſſen) und gegen 11 Uhr Abends Hannover erreicht. Von Hannover fuhr das Bataillon am nächsten Tage mit der Eisenbahn nach Bremen, wo drei Erſaß-Bataillone konzentrirt wurden, um einem möglichen Landungsversuche der Franzosen an der Weser Mündung entgegentreten zu können. Anfang Dezember ging unter Führung des Hauptmanns v . Beuſt ein größerer Ersatztransport an das Regiment ab. Zur Ausbildung von 449 Refruten, die am 17. Dezember in Hildesheim eintreffen sollten, gingen am 14. Dezember von Bremen per Eisenbahn ab : Premierlieutenant v. Heydebreck (der von seiner Verwundung so weit genesen war, daß er wieder Garniſondienſt thun konnte), die Sekondlieutenants v . Schönfeldt, Roloff, Lüdemann und Hiepe, letterer auch von seiner Wunde geheilt und, außerdem 16 Unter offiziere und 24 Gefreite.

229 Indessen mußte die 1. Kompagnie ſogar von einem Vizefeldwebel geführt werden. Am 17. Dezember ging die 4. Kompagnie in der Stärke von 2 Offizieren, 5 Unteroffizieren , 2 Spielleuten und 58 Mann zur Bewachung von Kriegsgefangenen nach Uelzen; ein Wachtkommando von 1 Vizefeldwebel, 3 Unteroffizieren, 1 Spielmann und 35 Mann zur Bewachung des Gefängnisses nách Lüneburg , und starkes Kommando zu demselben Zweck nach Celle.

ein ebenso

Am Tage darauf kam der Befehl zur Rückkehr nach Hildes heim . ―――― Fortwährender Wechsel und Mangel an Offizieren und brauch baren Unteroffizieren erschwerten den Dienstbetrieb. Am 8. Januar 1871 wurden für eine Zeitlang 2 Offiziere und einige Unteroffiziere an das neu errichtete Garnison-Bataillon in Hildesheim zur Aushülfe bei Ausbildung der Mannschaften des Garnison-Bataillons abgegeben. Premierlieutenant Schlingmann übernahm die Funktionen des Oekonomie - Offiziers . Da der Lieutenant Gebser mit einem Er sagtransport nach Frankreich ging , wurde der Lieutenant Kipke Adjutant. Am 15. Februar kamen abermals Rekruten. Als die älteren Landwehr-Offiziere, Premierlieutenants Kapuczinski, Rudloff, Navratiel, Schlingmann, Kalbe und die Sekondlieutenants Kipke, Kadoch und v. Schönfeldt in das Inaktivitäts- Verhältniß Ende April 1871 zurücktraten , übernahmen die Premierlieutenants v. Holzendorff, v. Witowsky, v. Vethacke und der Lieutenant Schrader die Kompagnien und der Lieutenant Teezmann die Adjutanten-Ge schäfte; ebenso am 15. Juni der Hauptmann Herzbruch das Kommando des Bataillons , als der Oberst v. Anderten in das Inaktivitäts Verhältniß zurücktrat. Außer den obenerwähnten Wachkommandos hatte das Ersatz Bataillon während der Dauer des Krieges ein permanentes Wach kommando auf den Bahnhof in Nordstemmen unter Führung des Lieutenants der Reserve Levin geben müssen. Nach dem Einrücken der Bataillone am 2. Juli aus Hannover begannen sofort die Demobilmachungs-Geſchäfte. Die Reserven wurden entlassen und die Reserve-Offiziere traten in ihr Civil-Verhältniß zurück. Sie konnten mit dem Bewußtsein vom Regiment scheiden, mit Aufopferung dem Vaterlande Dienst ge=

230 . leiſtet und im Herzen ihrer Kameraden, der Berufsoffiziere, ein gutes Andenken hinterlassen zu haben. Welch' treue Kameradschaft ſie mit dieſen verknüpft hatte und daß gegenseitige Freundschaft und Achtung unverändert fortdauerte, das zeigte sich deutlich,

als nach Verlauf einiger Jahre die Feier der

Denkmals - Einweihung den größten Theil der Kriegskameraden in Hildesheim wieder vereinigte. Mit der Auflösung des Ersatz-Bataillons begann wieder die regelmäßige Friedensarbeit.

III.

Die Friedensjahre nach dem Feldzuge von 1871 bis 1877 .

1871 . Am 9. Juli 1871 traf der neue Regiments-Kommandeur, Oberſt lieutenant v. Baumeister, bisher Bataillons -Kommandeur im 1. Schleſi schen Grenadier-Regiment Nr. 10, in Hildesheim ein und übernahm das Kommando des Regiments . Am Tage darauf besichtigte der Divisions - Kommandeur, Se. Königl. Hoheit Prinz Albrecht , die Musketier-Bataillone auf dem Kasernenhofe und einen Theil der Garnison-Anstalten in Hildesheim, und am 15. Juli in gleicher Weise das Füsilier-Bataillon in Han nover, welches - mit Ausnahme von circa 100 Mann, welche in der Stadt lagen - in der Welfenkaſerne untergebracht war. In Anerkennung der Thaten des Regiments während des Krieges hatte die Stadt Hildesheim beschlossen , dem Regiment als Ehren geschenk einen Schellenbaum zu überreichen. Die von einem silbernen Adler im Schnabel gehaltene kleine Muhameds-Fahne war von Damen Hildesheims prachtvoll in Seide, Gold und Silber gestickt und zeigt vorn den Preußischen Adler, hinten das Wappenbild Hildesheims ; der Halbmond und die Glocken sind von Silber. Die feierliche Ueber gabe des sehr schönen und kostbaren Schellenbaumes durch eine Depu tation der Stadt erfolgte am 28. Oktober 1871 in Hildesheim auf dem hinteren Hofe der alten Kaserne, wo die 8 Kompagnien im Ordonnanz-Anzug in Kompagniefront-Kolonnen aufgestellt waren. Der an der Spiße der Deputation stehende Oberbürgermeister Boysen übergab im Namen der Bevölkerung mit einer Ansprache das Ehrengeschenk, worauf Oberst v. Baumeister den

Dank für das

prächtige, das Regiment hoch ehrende Geſchenk aussprach, dabei beson

232 ders das gute Einvernehmen, welches zwischen Civil und Militär in Hildesheim herrschte, hervorhob und ein Hoch auf Se. Majeſtät den Kaiſer und dann auf Stadt und Land Hildesheim ausbrachte. Zahl reiche öffentliche und Privat = Gebäude hatten zur Feier des Tages geflaggt. Im Laufe des Jahres fanden außer den schon erwähnten Ver änderungen im Offizierkorps noch folgende ſtatt : Der Hauptmann v. Rauchhaupt wurde dem Regiment aggregirt und als Generalstabsoffizier zu dem Oberkommando der Okkupations Armee in Frankreich kommandirt, der Premierlieutenant v. Heydebreck zum Hauptmann und Kom pagniechef, der Sekondlieutenant v. Heimburg zum Premierlieutenant be fördert. Der Lieutenant der Reserve Müller II. im Regiment angestellt.

als Sekondlieutenant

Oberstlieutenant v. Baumeister zum Oberst befördert. Oberstlieutenant v . Boltenstern mit der Führung des Colberg schen Grenadier - Regiments (2. Pommersches) Nr. 9 beauftragt und später zu dessen Kommandeur ernannt. Hauptmann und Kompagniechef Cornelius zum Major, Premierlieutenant Wenzel zum Hauptmann und Kompagniechef, Sekondlieutenant Blanck zum Premierlieutenant befördert.

1872. Se. Majestät der Kaiser befahl am 13. April 1872 ,

daß die

den Truppentheilen zur bleibenden Erinnerung an die ruhmvollen Feldzüge 1870 und 1871 verliehenen Eisernen Kreuze in den Fahnen resp. Standartenspitzen, sowie die Fahnen- resp . Standartenbänder überall, wo dies ausführbar, durch einen feierlichen Sonntags- Gottes dienſt, bei welchem die mit dem Eisernen Kreuz resp. den Fahnen bändern dekorirten Fahnen und Standarten am Altare aufzustellen wären, geweiht werden sollten. In Betreff der Beschädigungen,

welche Truppentheile an ihren

Fahnen im jüngsten Kriege durch feindliches Feuer erlitten hatten, befahl Se. Majestät der Kaiſer, daß Flaggentücher und Fahnenbänder, welche von Geschossen durchlöchert worden wären, so erhalten und die Beschädigungen nur in den Regimentsgeschichten verzeichnet werden. sollten. In gleicher Weise sollte mit leichten Beschädigungen durch

233 Streifschüsse 2c. an Fahnenstangen und

Spitzen verfahren werden,

ſoweit deren Haltbarkeit dadurch nicht beeinträchtigt würde. Ferner sollten sämmtliche Renovirungen und Erneuerungen beſchädigter Fahuen ebenfalls in den Regimentsgeschichten verzeichnet werden. Die Fahne des Füsilier =- Bataillons des Regiments gehörte zu denjenigen Fahnen, welche Sr. Majestät vorgestellt werden sollten, worauf dann Allerhöchstderselbe bestimmen wollte, welche Reparaturen daran vorzunehmen wären. Infolge dessen ging dieſe Fahne in Begleitung des Hauptmanns v. Dobbeler und des Feldwebels Steimker, in dessen Händen sie am 16. August verlegt war, nach Berlin und wurde am 22. Mai Sr. Majestät dem Kaiser und Könige vorgestellt. Außer der Zersplitterung der Fahnenstange hatte das Fahneu tuch drei Kugellöcher ; die Fahne des 2. Bataillons am 16. Auguſt ein Kugelloch erhalten ; die Fahne des 1. Bataillons hatte keine Be schädigung erlitten. Am 26. Mai fand in der evangelischen St. Lamberti-Kirche zu Hildesheim die Weihe der mit dem Eisernen Kreuz dekorirten Fahnen des 1. und 2. Bataillons durch den Pastor Volger statt. Die Fahnen standen rechts und links vom Altar , sämmtliche Offiziere und der größte Theil der Mannschaften im Parade - Anzug wohnten dem Gottesdienst und der Fahnenweihe bei . Die indeß in Berlin reparirte Fahne des Füsilier - Bataillons wurde am 22. Juni durch den Premierlieutenant v. Heimburg und den Sergeanten Fehse nach Hannover zurückgebracht. Die zersplitterte Stelle der Fahnenstange, dicht unter dem Meſſing ring,

auf welchem der Truppentheil verzeichnet ist , war mit einem 35,5 Centimeter breiten Meſſingring umgeben und auf dieſem mit fünf Nägeln ein silberner Ring in der Breite von 8,7 Centimeter befestigt worden , auf welchem die Inschrift : "1 Mars la Tour , den 16. August 1870 " angebracht war. Die Weihe dieser Fahne fand am 30. Juni in Hannover ge meinſchaftlich mit den Fahnen der anderen Truppentheile dieſer Gar nison statt. Im Monat August ererzirte das Regiment bei Hildesheim, die Brigade bei Poppenburg , und im September fanden Detachements Uebungen der Brigade zwischen Nordstemmen und Sibbese statt. Die Division wurde nicht vereinigt. Veränderungen im Offizierkorps sind folgende zu erwähnen :

234

-

Portepeefähnrichs Bendler und Benthien zu Sekondlieutenants befördert.

Premierlieutenant v. Witowski gestorben. Sekondlieutenant Schmelzer zum Premierlieutenant befördert. 1873. Im Januar des Jahres 1873 erhielt das Regiment eine neue Bewaffnung. Die alten Zündnadelgewehre M/41 wurden abgegeben und dafür Zündnadelgewehre M/62 empfangen , welche außer der leichteren Munition den Vorzug hatten, sich schneller und leichter laden zu lassen und eine bessere ballistische Leistung zu haben. Der kommandirende General des 10. Armeekorps und Chef des Regiments ging zur Wiederherstellung seiner Gesundheit längere Zeit auf Urlaub und die Führung des Armeekorps wurde dem General adjutanten Sr. Majestät des Kaisers und Königs, Generallieutenant v. Tresckow , übertragen. Der

Generalmajor

v.

Woyna erhielt

das

Kommando der

29. Diviſion und an seiner Stelle der Oberst v. Maſſow, Komman deur des Grenadier-Regiments Kronprinz ( 1. Ostpreußisches) Nr. 1 , unter baldiger Beförderung zum Generalmajor , das Kommando der 39. Infanterie-Brigade. Die Regiments- und Brigade - Ererzitien fanden bei Hannover statt ; die Detachements-Uebungen bei Hannover, Hameln und Springe, und die Divisions -Uebungen zwischen Springe und Hannover. Sie endeten am 13. September mit einer Parade vor Sr. Majestät dem Kaiser und Könige, der in gnädiger Weise Seine Allerhöchste Zu friedenheit aussprach. Am 14. September kehrten die Musketier-Bataillone nach Hil desheim zurück, das Füsilier-Bataillon fuhr schon am 13. September mit der Eisenbahn in seine neue Garnison Hameln. Zu erwähnen sind noch die im Laufe des Jahres eingetretenen Veränderungen im Offizierkorps : Portepeefähnrichs Richelmann und Burgund zu Sekondlieute nants befördert. Hauptmann v. Bosse in das Pommersche Jäger-Bataillon Nr. 2 versetzt. Premierlieutenant Graf v. Schwerin zum Hauptmann und Kom pagniechef, Sekondlieutenant v. Tschirschky zum Premierlieutenant,

235 Major Baron v. Steinäcker zum Oberstlieutenant befördert. Sekondlieutenant Gebser gestorben. Premierlieutenant Niemeyer in das Hessische Füsilier-Regiment Nr. 80 versetzt.

Sekondlieutenant Bornemann vom 4. Großherzoglich Hessischen Infanterie-Regiment Nr. 118 unter Beförderung zum Premierlieute nant in das Regiment versetzt. Portepeefähnrichs v. Benoit, v. Baerenfels -Warnow, Klävemann, le Juge und Jungk zu Sekondlieutenants befördert. Major Cornelius mit der gesetzlichen Pension zur Disposition

gestellt und zum Bezirks-Kommandeur des 2. Bataillons (Bernburg) Anhaltischen Landwehr-Regiments Nr. 93 ernannt. Hauptmann Herzbruch zum Major, Premierlieutenant v. Deynhausen zum Hauptmann und Kom pagniechef, Sekondlieutenant v. Alvensleben zum Premierlieutenant befördert. Auch in den höheren , das Regiment betreffenden Kommando stellen, traten Veränderungen ein. Der General der Infanterie und kommandirende General des 10. Armeekorps v . Voigts - Rhet wurde mit der gesetzlichen Penſion zur Allerhöchsten Disposition gestellt. Der Generallieutenant von Tresckow , General - Adjutant Sr. Majestät des Kaisers und Königs, von dem Kommando zur Vertretung des kommandirenden Generals des 10. Armeekorps entbunden und mit der Führung des 9. Armee forps beauftragt.

Generallieutenant Prinz Albrecht von Preußen

Königliche Hoheit , Kommandeur der 20. Diviſion mit der Führung des 10. Armeekorps und Generalmajor v. Voigts- Rhetz, Kommandeur der 21. Infanterie Brigade mit der Führung der 20. Division beauftragt. Se. Königliche Hoheit der Prinz Albrecht erließ bei Antritt ſeines Kommandos am 20. Dezember 1873 folgenden Korpsbefehl : „ Nachdem die Allerhöchste Gnade Sr. Majestät des Kaisers und Königs mir das 10. Armeekorps zur Führung

anvertraut

hat , begrüße ich die Offiziere und Beamten, Unteroffiziere und Soldaten des Korps mit aufrichtiger Herzlichkeit. Ich übernehme das Kommando aus der Hand eines hochver dienten Generals , dessen Scheiden wir Alle schmerzlich beklagen, dessen Name fest verwebt ist mit den glänzenden Tagen der letzten Vergangenheit, an welchen das 10. Armeekorps unter seiner bewähr

236 ten Führung, einen so hervorragenden Antheil gehabt. Ich vertraue fest, daß die preußischen Tugenden der Treue und Disziplin , welche das Korps tüchtig machten, so kurz schon nach seiner Formation die schwerste kriegerische Probe zu bestehen, dem Korps auch in seiner neuen Zusammensetzung verbleiben werde. Machen wir die Zufrieden heit unsers Allergnädigsten Kriegsherren, die bisher nie dem Korps gefehlt, auch ferner zum höchsten Ziel unsers Strebens und stimmen. wir Alle immer aufs Neue ein in den Ruf:

„ Es lebe unser

Allergnädigster Kaiser, König und Herr! " 1874. Nach Abschluß der Versuche und nach Feststellung eines neuen Gewehr - Modelles , welches den modernen Anforderungen

an eine

friegsbrauchbare Handfeuerwaffe nach jeder Richtung hin entſprach, wurde bald die Armee mit dem neuen Infanterie - Gewehr M/71 . bewaffnet. Im Juni des Jahres 1874 erhielt das Regiment die neuen Waffen, und infolge dessen war auf den Schießständen und in den Instruktionsstunden eine gesteigerte Thätigkeit nothwendig. Die andern Dienstzweige durften jedoch nicht vernachlässigt werden , denn im Herbst stand die Besichtigung des Armeekorps durch Se . Majestät den Kaiser in Aussicht , es galt also mehr denn je die Zeit aus zunutzen. Das Offizierkorps

des Regiments hatte schon kurz nach Be

endigung des Feldzuges gegen Frankreich beschlossen, den gefallenen Kameraden ein Denkmal zu setzen. Die Ausführung dieses Be schlusses stand

in naher

Aussicht,

und

alle Vorbereitungen waren

getroffen, als die Stadt und die Landdrostei Hildesheim durch ihre Vertreter den Wunsch äußerten , sich an diesem Vorhaben zu be Gern kam das Offizierkorps diesem Wunsche entgegen theiligen. und ließ das zuerst gefaßte Projekt fallen, Mittel zur Errichtung standen.

eines

weil jezt bedeutendere

großartigeren Denkmals

Ein Komitee trat zusammen

in Aussicht

und setzte einen Preis für den

schönsten Entwurf zu einem Denkmal aus. Dieſen Preis errang der Stadtbaumeister Knoche, nach dessen Entwurf der Bau des Denkmals in Angriff genommen wurde. Der zur Errichtung ausgesuchte und unentgeltlich gegebene Plaz ist an der nordwestlichen Ecke der Stadt in der Baſtionsſpite der

237 alten Befestigung, dem sogenannten hohen Wall , einem der schönsten Punkte der nächſten Umgebung Hildesheims , von wo aus man eine weite Fernsicht über das benachbarte Morißberg und über das Thal der Innerste hinweg bis zu dem Königs - Schloß Marienburg an der Leine hat. Aus Sandſtein gebaut, erhebt sich 40 Fuß hoch, stolz und doch zierlich eine gothische Pyramide, deren Spize mit einer Viktoria geschmückt iſt , die in ihrer gehobenen Rechten einen goldenen Lorbeerkranz hält. Die vier Seiten der Pyramide sind mit Inſchrifts - Tafeln ver sehen; auf der vorderen Seite steht der Wahlspruch:

Mit Gott für König und Vaterland.

und die Widmung : Den im siegreichen Kampfe gegen Frankreich 1871 1870 gebliebenen Helden des 3. Hannoverschen Infanterie - Regiments Nr. 79 und der Stadt Hildesheim, gewidmet von dem Offizier - Korps des Regiments und den Bewohnern der Stadt. Auf den drei anderen Seiten die Namen der Gebliebenen und zwar jedes der drei Bataillone eine Tafel einnehmend. Die feierliche Einweihung und Enthüllung des Denkmals war zum 18. Auguſt beſtimmt , dem Erinnerungstage an die große Schlacht von St. Privat - Gravelotte, an welchem Tage auch das Füsilier Bataillon , welches am 17. aus Hameln zu den Regiments-Uebungen in Hildesheim eintraf, der Feier beiwohnen konnte. Angesichts des

Denkmals stellte sich das Regiment auf der

Schützen-Allee kurz vor 11 Uhr Vormittags in Linie zur Parade auf; Das Plateau auf dem rechten Flügel desselben der Kriegerverein. rings um das Denkmal war für die geladenen Festtheilnehmer , deren Zahl wohl 500 überſtieg , abgesperrt worden. Eingeladen waren alle Offiziere, welche während des Feldzuges beim Regiment ge= standen hatten, die Vertreter der Stadt, Magistrat und Bürger vorsteher, eine Deputation des Kriegervereins , validen, Beamte der Landdroſtei ,

Veteranen und In

des Obergerichts und des Amts

238

-

gerichts , Vertreter der Geistlichkeit und der Schulen , die Inhaber des Eisernen Kreuzes , der Vorstand des Vaterländischen Frauen vereins und die Angehörigen der Gebliebenen. Punkt 11 Uhr begann die Feierlichkeit mit dem Vortrage des Chorals : „ Nun danket Alle Gott ", durch die in der Nähe des Denkmals ,

auf welchem noch die Inschriftstafeln verhüllt waren,

aufgestellte Regiments - Muſik. Darauf sprach der Landdroſt Graf v. Westarp, als Vorſizender des Komitees zur Errichtung des Krieger denkmals , in herrlichen Worten, anknüpfend an den Wahlspruch : Mit Gott für König und Vaterland , über die Bedeutung des Denk Denjenigen die den Heldentod ge= mals , und sagte zum Schluß: funden haben, Offizieren , Unteroffizieren und Mannſchaften, ihnen insgesammt soll dies Denkmal gewidmet ſein : „ als ein Zeichen unserer Dankbarkeit , ihren Manen zum Ruhme und zur Ehre unserer Jugend als eine deutsche Wacht und ein Sporn, dem Vorbilde ihrer Väter und Brüder zu folgen, wenn es von Neuem gilt : 1111 Mit Gott für König und Vaterland " " in Kampf und Tod zu ziehen. Möge die Viktoria dort oben , die Zeugin unserer Siege, das Sinnbild unſerer Einigkeit , der Einigkeit in allen Schichten der Bevölkerung , der es gelang , auch dies Denkmal würdig herzustellen , möge ſie , mit dem Lorbeer in der Rechten noch Jahrhunderte lang ihr Auge diesen schönen Gauen unseres Landes theiles zuwenden, möge sie noch späteren Geschlechtern ein Merk zeichen dafür sein, daß die Treue bis in den Tod , daß die Dank barkeit auch bei uns eine gute Stätte gefunden haben. " Darauf wurde, während die Muſik ſpielte, das Denkmal ent hüllt, und der Regiments-Kommandeur, Oberst v. Baumeiſter, ergriff das Wort , um dem Andenken der Gebliebenen , deren Namen auf dem Denkmal verzeichnet stehen, ein dankbares und ehrendes Zeugniß auszustellen. „ Mit Gott für König und Vaterland ", so schloß er, !! das war ihr Bekenntniß , das ihr Siegesruf im Gefecht, der Ehrenpreis ―――― ihr Herzblut! In einem alten Soldatenliede heißt es: "I Und wer den Tod im heilgen Kampfe fand , ruht auch in fremder Erd' im Vaterland!" Aber nicht brach liegt jener weite Todtenacker da draußen im fränkischen Lande , - der Segen all der Schlachten fruchtet nach: wir sehen ihn kaum sprießen, doch die Nachwelt wird Gott walte es - den vollen reichen Segen ernten, und auf dem Gipfel des Ruhmes wird dann stehen , den wir Lebenden heute preisen , unter dessen heldenhafter ſiegreicher

239 Führung wir errangen , was uns groß und stark und fest gemacht - unser Held, unser König und Herr, unser herrlicher Kaiser Wilhelm! Gott schüße ihn ferner, wie er ihn bisher führte! Heil unſerm Kaiſer und König im Siegeskranze!

Mit ihm Gottes Segen

immerdar ! (Das Regiment nahm jezt Gewehr auf und präſentirte. ) Unserm Kaiser Wilhelm, des Reiches Schirm und Wehr , aus voller Brust ein donnerndes Hurrah ! " Diese mit voller Begeisterung eines echten Soldatenherzens gesprochenen Worte fanden Wiederklang in den Herzen der durch den Kräftig und erhabenen Moment feierlich gestimmten Zuhörer. jubelnd schallte es hinaus in die Berge und gab Zeugniß von der Liebe und Verehrung, die Jeder für den Kaiser im Herzen trug. Die Kanonen auf der Schüßen- Wiese fielen donnernd mit ihrem Schall ein und die Musik spielte : Heil Dir im Siegerkranz . In deſſen wurden die Stufen des Denkmals durch junge Damen mit Blumen und Lorbeer -Kränzen geschmückt, und als dies geschehen war, übergab der Landdrost Graf v. Westarp in kurzen Worten das Denkmal der Obhut der Stadt. wicac Der Oberbürgermeister Boysen sprach darauf in längerer Rede die freudige Bereitwilligkeit der Stadt aus , das Denkmal zu schützen, gab einen kurzen Ueberblick über die Thaten der Armee, wodurch der deutschen Jugend ein so glänzendes Beispiel gegeben worden sei, und schloß seine Rede mit einem Hoch auf die Armee. Mit einem Choral schloß die erhebende Feier. Das Regiment marſchirte in die Quartiere. Ein feierliches Mittagsmahl vereinigte die Offiziere des Regiments mit ihren theils aus weiter Ferne herbeigekommenen Kriegskameraden. Am Tage darauf begann das Regiments - Exerziren bei Marien burg, dem das Exerziren der Brigade bei Steuerwald und Himmels thür folgte. Die Detachements- Uebungen waren bei Salzgitter und die Uebungen der Division zwischen Ottbergen und Hildesheim. Darauf begannen die Korpsmanöver am 14. September mit einer großen Parade auf dem Krohnsberg vor Sr. Majeſtät dem Kaiſer und Könige. Wohl zehntausend Zuschauer waren herbeigeſtrömt, um dem großartigen Schauſpiel der Parade beizuwohnen und den allverehrten Landesherrn zu sehen. wohnten

Viele fremdherrliche Offiziere

im Gefolge Sr. Majestät den Manövern bei,

die ihren

Abſchluß durch dreitägige Uebungen der beiden Diviſionen gegen ein ander fanden. Am Schluß derselben machte Se. Königliche Hoheit

11 240 der Prinz Albrecht durch Korpsbefehl folgende Allerhöchste Ordre bekannt: „ Ich habe das 10. Armeekorps in einem so vortrefflichen Zu stande gefunden, daß es Mir zur beſonderen Befriedigung gereicht, Euer Königlichen Hoheit Meine ganze Anerkennung auszusprechen und dieselbe auch dadurch zu bethätigen, daß Jch Sie zum kom mandirenden General des 10. Armeekorps ernenne.

Ich behalte

Mir vor, auch einzelne spezielle Gnadenbeweiſe zu verfügen, erſuche Eure Königliche Hoheit aber, dem ganzen Armeekorps, Generalen, Regiments - Kommandeuren , Offizieren und Mannschaften Meinen Dank und Meine wärmſte Anerkennung für ihre allſeitigen Leiſtungen auszusprechen. Ich verlasse das Armeekorps mit der Mich sehr erfreuenden Ueberzeugung , daß dessen kriegstüchtige Ausbildung allen Aufgaben gewachsen ist. “ Außerdem wurde den Truppen des Korps von Sr. Majestät ein Revuegeschenk von 1 Mark für den Unteroffizier und 50 Pfennig für den Gemeinen bewilligt. Das Jahr 1874 brachte dem Offizierkorps vielfache Verände rungen, was seinen Grund auch darin hatte, daß mehrere ältere Hauptleute durch ihre im Kriege erhaltenen Wunden invalide ge worden, sich genöthigt sahen, um den Abschied zu bitten. Premierlieutenant Kunckell wurde der erbetene Abschied bewilligt. Sekondlieutenant v. Meien zum Premierlieutenant, Portepeefähnrich Brandes zum Sekondlieutenant befördert. Premierlieutenant v. Holzendorff unter Verleihung des Charak ters als Hauptmann der Abschied bewilligt. Sekondlieutenant Teehmann zum Premierlieutenant befördert. Hauptmann und Kompagniechef v. Dobbeler der Abschied unter Verleihung des Charakters als Major bewilligt. Hauptmann und Kompagniechef v. Petersdorff vom Hannover schen Füsilier-Regiment Nr. 73 als ältester Hauptmann in das Re giment, Hauptmann und Kompagniechef v . Szymonski in das Han noversche Füsilier-Regiment Nr. 73, Premierlieutenant Taubert vom 1. Thüringischen Infanterie-Regiment Nr. 31

unter Belaſſung in

ſeinem Kommando als Adjutant der 36. Infanterie-Brigade in das Regiment versett. Premierlieutenant v. Szymonski zum Hauptmann und Kom pagniechef, Sekondlieutenant v . Voigt zum Premierlieutenant be fördert.

241 Premierlieutenant v. Alvensleben der Abschied bewilligt. Hauptmann à la suite v. Rauchhaupt unter Belaffung in dem Verhältniß als

Lehrer bei der Kriegsschule in Hannover in das

2. Hanseatische Infanterie- Regiment Nr. 76 versezt.

à la suite

deſſelben

Hauptmann und Kompagniechef Pawlikowski unter Verleihung des Charakters als Major der Abschied bewilligt. Dem Hauptmann v. Oeynhausen der Freiherrntitel zuerkannt. Premierlieutenant v. Vethacke zum Hauptmann und Kompagnie chef, Sekondlieutenant Buhlers zum Premierlieutenant befördert. Hauptmann Pedell vom 2. Oberſchleſiſchen Infanterie-Regiment Nr. 23 unter Belassung in seinem Kommando als Adjutant der 18. Diviſion in das Regiment verſeßt. Portepeefähnrichs Maibier und Niemann zu Sekondlieutenants befördert. Hauptleute und Kompagniechefs v. Beust und Rock unter Ver leihung des Charakters als Major der Abschied bewilligt. Hauptmann Pedell von seinem Kommando als Adjutant der 18. Division entbunden und als Kompagniechef in das Regiment einrangirt. Premierlieutenant Ligniß zum Hauptmann und Kompagniechef, Sekondlieutenant Wahnschaffe zum Premierlieutenant, Portepeefähnrich Freiherr v. Troschte zum Sekondlieutenant

befördert. Oberstlieutenant Baron v. Steinäcker zum Brigadier der 9. Gen darmerie-Brigade ernannt. Hauptmann und Kompagniechef v. Petersdorff zum Major befördert. Hauptmann Kerlen à la suite des Schleswig -Holsteinſchen Fü filier-Regiments Nr. 86 und Kompagnieführer bei der Unteroffizierſchule in Weißenfels , unter Entbindung von diesem Verhältniß, als ältester Hauptmann und Kompagniechef in das Regiment verſeßt. 1875. Das nächste Jahr verlief in der gewohnten Thätigkeit ohne be sondere Erlebnisse. Das Regiments- und Brigade- Exerziren fand bei Bodenburg statt, die Detachements-Uebungen waren bei Bockenem, Lutter am Barenberge und Ringelheim; die Uebungen in der Diviſion auf der Linie Hornburg -Schöppenstedt. Schmidt v. Knobelsdorf , 3. Hannov. Inf.-Regt. Nr. 79.

16

――

242

-

Im Offizierkorps sind folgende Veränderungen zu bemerken. Portepeefähnrichs Thilo und Bergmann zu Sekondlieutenants

befördert. Oberstabsarzt 1. Klaſſe Dr. Dyes der Abschied bewilligt. Oberstabsarzt 2. Klaſſe Dr. Claudit vom Rheinischen Ulanen Regiment Nr. 7 in das Regiment, Assistenzarzt Dr. Körting unter Beförderung zum Stabsarzt in das Feld-Artillerie-Regiment Nr. 18 versetzt. Portepeefähnrichs v. Böckmann , Thielen und v. Klinkowſtröm zu Sefondlieutenants befördert. Außerdem Sekondlieutenant Niemeyer abgegangen.

1876. Der Oberst v. Baumeister , welcher seit beinahe fünf Jahren als Kommandeur an der Spitze des Regiments gestanden hatte, und der von den Offizieren und Mannschaften wegen seiner vielen vor trefflichen Eigenschaften hoch verehrt wurde und mit welchem das Regiment Freude und Leid getragen hatte, denn der Oberst hatte in Hildesheim durch den Tod seiner heißgeliebten Gemahlin einen un ersetzlichen Verlust erlitten, bat wegen eines Herzleidens um den Ab schied, der ihm im Mai unter gleichzeitiger Verleihung bes Charakters als Generalmajor und unter Stellung zur Disposition, bewilligt wurde. Mit herzlichen Worten nahm der Oberst v. Baumeister Ab schied vom Regiment.

An seiner Stelle wurde der Oberſtlieutenant

v. Steuben vom 3. Brandenburgischen Infanterie-Regiment Nr. 20 am 18. Mai zum Kommandeur des Regiments ernannt. Zum Regiments - Exerziren marschirten die Bataillone nach der

Gegend zwischen Gandersheim und Northeim. Ebendaſelbſt exerzirte auch die Brigade. Die Detachements - Uebungen fanden zwischen Northeim und Gieboldehauſen ſtatt , und die Diviſion übte zwiſchen Gieboldehausen und Duderstadt. Wetter, Terrain und Quartiere machten die Manöver ſehr an ſtrengend. In die Garnisonen wurde mit der Eisenbahn zurückgefahren. Im Laufe des Jahres waren noch folgende Veränderungen im Offizierkorps vorgekommen : Major Schmidt v. Knobelsdorf zum Oberstlieutenant befördert. Hauptmann und Kompagniechef v . Heydebreck gestorben.

243 Hauptmann Kamphövener , à la suite des Generalstabes der Armee, als Kompagniechef in das Regiment, Sekondlieutenant Richelmann in das Seebataillon verſeßt. Unterarzt Dr. Martius zum Aſſiſtenzarzt 2. Klaſſe befördert. Stabsarzt Dr. Sorauer der Abschied unter Verleihung des Charakters als Oberstabsarzt 2. Klasse bewilligt. Premierlieutenant v. Voigt als Adjutant zur 1. Infanterie Brigade kommandirt.

Hauptmann Kerlen unter Beförderung zum überzähligen Major dem Regiment aggregirt.

1877 . Die neue Kaserne auf der Steingrube , deren Erbauung mit allen Nebengebäuden über 800 000 Mark gekostet hatte, 1. Januar 1877 bezogen werden.

konnte am

Dieselbe wurde von den vier Kompagnien des 1. Bataillons und von der 6. Kompagnie belegt. Die drei anderen Kompagnien des 2. Bataillons erhielten das alte Kasernement zur ausschließlichen Benutzung , und da dies aus drei Gebäuden von annähernd gleicher Größe besteht, so konnte jeder Kompagnie ein besonderes Gebäude gegeben werden. Es blieben jezt in Hildesheim nur noch wenig über 200 Mann nicht kasernirt. Der Dienst wurde dadurch wesentlich erleichtert und da hinter der neuen Kaserne auch ein Exerzirhaus gebaut war , so wurde dem dringenden Bedürfniß nach einem bedeckten Raum zum Exerziren und Turnen in Winterszeit abgeholfen. In Hameln fehlt leider immer noch ein Ererzirhaus ,

wodurch

die Ausbildung in der Gymnastik und Ererziren im Winter recht erschwert ist, dagegen erfreuten sich die Füsiliere, seitdem sie in Hameln in Garniſon ſtanden, einer vortrefflichen Kaſerne. Im April des Jahres erhielt das Regiment die telegraphische Nachricht von dem Ableben des General der Infanterie v. Voigts Rhetz, des Chefs des Regiments , welcher, schon lange leidend , tro der treuen Pflege , fonnte.

Die

Geschichte

die ihm zu Theil wurde , nicht wieder genesen

des

3. Hannoverschen

Infanterie - Regiments

Nr. 79 würde unvollkommen sein , wenn nicht des berühmteſten und 16*

244

-

höchstgestelltesten Offiziers , welcher die Nummer 79 getragen hat, besonders gedacht würde : * ) Constantin Bernhard v. Voigts - Rhet wurde am 16. Juli 1809

zu Seesen im Herzogthum Braunschweig geboren, und war der zweite von den vier Söhnen des Königlich Preußischen Forst- und Regierungs Rathes v. Voigts-Rhet und einer geborenen v. Uslar , von denen die beiden jüngsten gegenwärtig als Generallieutenants in der Armee Nachdem er ſeinen ersten Unterricht durch Hauslehrer erhalten, wurde er mit dem 10. Jahre auf das Gymnaſium zu Bückeburg ge schickt, welches er später mit dem in Minden vertauschte. Schon hier zeigte

stehen.

sich bei ihm eine entschiedene Vorliebe für diejenigen Lehrzweige, welche mit dem praktischen Leben und seinem späteren Berufe in näherer Beziehung standen, und so wandte er sich gerade den zu jener Zeit im Vergleich zum Studium der alten Sprachen mehr ver nachlässigten Wissenschaften zu : Mathematik, Naturwiſſenſchaften, Ge schichte und Geographie. rakter - Eigenschaften ,

Auch die ihn später auszeichnenden Cha Entſchloſſenheit und unerschütterliche

Energie,

Festigkeit in der Verfolgung des zu erreichenden Zieles traten schon damals hervor. Als vierzehnjähriger Knabe rettete er ohne weitere Hülfe einen Schulkameraden, **) den die Kräfte beim Durchschwimmen der Weser verlassen hatten und der, nach vergeblichen Anstrengungen von seinen andern Mitschülern aufgegeben, bereits bewußtlos den Strom hinabtrieb , indem er ihn mit den Zähnen bei den Haaren packte und so glücklich an das Ufer brachte. Achtzehn Jahre alt, trat er am 10. Oftober 1827 beim Colberg schen Grenadier-Regiment Nr. 9 in den Dienst ein, besuchte die Di visionsschule in Stettin und wurde am 12. Februar 1829 Offizier. Seinem Kommando zur Allgemeinen Kriegsschule (der jetzigen Kriegs-Akademie) vom Jahre 1833 bis 1835 folgte das zum topo graphischen Büreau 1837 bis 1838. Am 6. April 1839 wurde er zum großen Generalstabe komman dirt, und während dieses Kommandos im März 1840 als Premier lieutenant dem 24. Infanterie Regiment aggregirt, schon acht Tage später erfolgte seine Ernennung zum Hauptmann und 1844 diejenige zum Vermessungsdirigenten. Am 1. April 1847 wurde er als Major zum Generalstabe des 5. Armeekorps versezt, und 1848 als Chef des Stabes dem General v. Brandt beigegeben, welcher die Truppen *) zum Theil einem Aufſaße im Militär-Wochenblatt entnommen. **) Jezigen Regierungs -Präsidenten v. Schlotheim in Potsdam.

245 zur Unterdrückung der polnischen Inſurrektion kommandirte.

Seine

Thätigkeit bei dieser Gelegenheit machte ihn zuerst in weiteren mili tärischen Kreisen bekannt.

Das Städtchen Xions wurde von den In

ſurgenten, welche am Eingange deſſelben eine starke Barrikade errichtet hatten, hartnäckig vertheidigt. Da von dem Besitz dieſes Ortes die glückliche Entscheidung des Treffens abhing, setzte sich Major v. Voigts Rhez selbst an die Spitze der Truppen, übersprang als Erster die Barrikade mit dem Rufe : Ich will Euch zeigen, wie man Barrikaden nimmt ! riß durch diesen raschen Entschluß eine ihm zunächst stehende Jäger-Kompagnie mit sich fort und entſchied damit glücklich die Ein nahme des Städtchens . Aber nicht nur mit dem Schwert nahm er Theil am Kampfe, sondern auch mit der Feder trug er in jener Zeit politischer Verirrung in hohem Grade zur Aufklärung der Geiſter bei. — Am 27. April 1850 wurde er in den Generalſtab des 4. Armee korps versetzt, und am 2. September des Jahres 1852 zum Chef des Generalstabes des 5. Armeekorps ernannt ; am 22. März 1853 zum Oberstlieutenant und am 22. Juli 1855 zum Oberst befördert.

Am

15. Juni 1857 zum Kommandeur des 19. Infanterie - Regiments berufen, avancirte er schon am 3. Juni 1858 zum Kommandeur der 9. Infanterie-Brigade und am 21. November desselben Jahres zum Generalmajor. — In schneller Reihenfolge wechselten jetzt die Stellungen des Ge nerals, deſſen außerordentliche Fähigkeiten Allerhöchsten Ortes erkannt waren. Am 20. Januar 1859 wurde er als Direktor des Allgemeinen Kriegsdepartements in das Kriegsministerium versetzt , und am 12. Juli 1860 zum Kommandanten und Führer der Brigade der Bundesfestung Luxemburg ernannt. Hier verheirathete er sich im Jahre 1862 mit Fräulein Eleonore München, einer Tochter des Staatsrathes München, mit welcher er

bis zu seinem Tode in glücklicher aber kinderloser Ehe lebte. Am 24. Januar 1863 erhielt er das Kommando der 7. Divi ſion*) in Magdeburg und wurde wenige Tage darauf zum General lieutenant befördert. Am 29. Oktober 1864 wurde er Oberbefehlshaber der Truppen in Frankfurt a. M. , zu welcher Stellung am 3. März 1866 noch *) Wohl nicht ohne Beziehung hierauf geschah es, daß General v. Voigts-Rhet zum Chef des 3. Hannoverschen Infanterie -፡ Regiments Nr. 79, welches aus den Regimentern der 7. Division hervorgegangen war, ernannt wurde.

246 die

als erster Militär - Bevollmächtigter bei der Bundes -Militär

kommission hinzukam ; ſeine definitive Ernennung zum Bevollmächtigten unter gleichzeitiger Entbindung von der Stellung als Oberbefehls haber erfolgte am 14. März 1866. Zu jener Zeit zogen sich bereits in Deutschland drohend die Kriegswolken zusammen , und als bald darauf der Krieg zwischen Oesterreich und Preußen ausbrach, wurde Generallieutenant v. Voigts-Rhet zu dem wichtigen Poſten als Chef des Generalstabes der I. Armee, welche Se. Königliche Hoheit der Prinz Friedrich Karl kommandirte, berufen. Von nun an trat das Leben des Generals aus dem engeren Rahmen der Armeegeſchichte hinaus in die Weltgeſchichte. Allgemein bekannt ist seine Mission am 2. Juli 1866 Abends in das Große Hauptquartier nach Gitschin, in deren Folge sich Se. Majestät der König entschloß , am nächsten Tage mit allen Kräften den Feind anzugreifen, und daß dieſer Angriff zum Siege von König grät führte. General v. Voigts - Rhetz erhielt für seine Leistungen im Feld zuge 1866 den Orden pour le mérite , den Rothen Adlerorden 1. Klasse mit Eichenlaub und Schwertern und wurde à la suite des 2. Magdeburgischen Infanterie-Regiments Nr. 27 geſtellt. Gleich nach dem Friedensſchluſſe wurde er zum Generalgouver neur der Provinz Hannover und am 30. Oktober 1866 zum kom mandirenden General des neuformirten 10. Armeekorps ernannt, und am 22. März 1868 erfolgte seine Beförderung zum General der Infanterie. Ein weites Feld der Thätigkeit in politischer und militärischer Mit seltenem Taft Hinsicht eröffnete sich nun seiner Arbeitskraft. verstand der Generalgouverneur die feindseligen Elemente der neuer worbenen Provinz zu behandeln, und durch seine geniale und liebens würdige Persönlichkeit moralische Eroberungen zu machen, die noch heute in der Provinz allgemein anerkannt werden. Durch seine Stellung als kommandirender General begann auch ſeine erste Einwirkung auf das Infanterie-Regiment Nr. 79, deſſen Seine Belehrungen bei Inspi Chef er im Jahre 1868 wurde. zirungen und Feldmanövern waren in hohem Grade geistreich und überzeugend, und fesselten den Kreis der lauschenden Zuhörer. Er sprach meist sehr leise aber fließend und klar ; genial, Feind aller Pedanterie, verkannte er dennoch nie die Wichtigkeit der strengen Aufrechterhaltung des Formellen in militärischen Dingen, und er

‫די‬ S

247 wußte mit seinem scharf unterscheidenden Geiſt das in dieser Richtung Wesentliche von dem Unwesentlichen und Geisttödtenden zu trennen. Diese Eigenschaften und ſein überall sich bethätigendes Wohlwollen für seine Untergebenen erwarben und erhielten ihm die ungetheilte Liebe aller Derer, mit denen er in dienstlicher Beziehung stand, und haben ihm bei allen Ueberlebenden bleibende Verehrung gesichert. Aber nicht nur auf seine Untergebenen erstreckte sich sein Wohl wollen, er hat im Stillen unendlich viel Gutes gethan, oft über seine Jedem Hülfsbedürftigen, der sich an ihn wendete Mittel hinaus. und der ihm der Unterstützung würdig erschien, kam er mit offener Hand entgegen . Sein gastliches Haus war stets für Geselligkeit geöffnet, deren Mittelpunkt und belebendes Element der Hausherr und seine schöne, liebenswürdige und kunſtſinnige Gemahlin waren. Der General beherrschte mit seinen umfassenden Kenntnissen alle Ge biete der Wissenschaft und Kunſt, und würzte mit seinem stets schlag fertigen Wig die Unterhaltung. Seine Anspruchslosigkeit und Liebens würdigkeit, deren lettere sich auch besonders auf die Offiziere seines Regiments erstreckte , erhöhten noch den Reiz seiner geselligen Eigen schaften. Bei Ausbruch des Krieges 1870 stand er an der Spitze des 10. Armeekorps , sein Eingreifen am 16. August in die Schlacht bei Vionville - Mars la Tour, am 7. Oktober beim Ausfall-Gefecht nördlich Metz, die Konzentration seines Armeekorps am 24. No vember bei Beaune la Rolande, die Schlacht daselbst am 28. No vember und sein Vorgehen gegen Le Mans haben seinen Namen für alle Zeiten in die glorreichen Annalen der Armee eingetragen und ihn zu einem hiſtoriſchen gemacht. Aber nur diejenigen , welche während des Feldzuges das Glück gehabt haben, in ſeiner unmittelbaren Umgebung geweſen zu ſein, oder unter ihm gestanden haben , wissen auch , wie der General für seine Truppen sorgte , und daß er beispielsweise nicht litt , daß seinetwegen die ermüdete Infanterie wurde.

in ihren Quartieren gestört

An äußeren Ehren konnte es einem so hochverdienten General nicht fehlen.

Er erhielt infolge des Feldzuges das Eiserne Kreuz

2. und 1. Klaſſe, den Orden pour le mérite mit Eichenlaub , das Großkomthur - Kreuz mit Schwertern des Königlichen Hausordens von Hohenzollern mit Brillanten , das Großkreuz mit Schwertern des Herzoglich Braunschweigischen Ordens Heinrichs des Löwen, das

248 Großherzoglich Mecklenburgische Militär - Verdienſtkreuz 1. Klaſſe, das Großkreuz mit Schwertern des Großherzoglich Oldenburgischen Hausordens und den Russischen St. Georgs - Orden 4. Klaſſe. Nach Beendigung des Krieges wurde der General durch das

Vertrauen Sr. Majeſtät des Kaiſers und Königs nach Berlin be rufen, um dort einer Kommiſſion zur Bearbeitung des neuen Militär - Straf- Gesetzbuches zu präsidiren. Nach Vollendung dieser Aufgabe ging er nach Hannover zurück, erkrankte bald darauf und erbat , da ein längerer Urlaub keine Aussicht auf Wiederherstellung gebracht hatte , seinen Abschied. Sein Königlicher Kriegsherr stellte ihn in Genehmigung dieſes Gesuches zur Allerhöchsten Disposition mit Worten wärmster, wahr haft Königlicher Anerkennung. Die betreffende Kabinets - Ordre lautet : ,,Aus Ihrem Schreiben vom 28. vorigen Monats ersehe Ich zu Meinem tiefen Bedauern , daß Meine Hoffnung, Sie bald wieder hergestellt zu sehen, sich nicht erfüllt hat und daß Ich unter diesen Umständen Ihrem Wunsche um den Abschied leider nicht länger entgegen sein darf.

Ich stelle Sie daher hierdurch

mit der gesetzlichen Pension zur Dispoſition , indem Ich zugleich bestimme, daß Sie in Ihrem Verhältniß als Chef des 3. Han noverschen Infanterie - Regiments Nr. 79 und à la suite des 2. Magdeburgischen Infanterie - Regiments Nr. 27 auch ferner verbleiben, damit Ihr Name der Armee und speziell auch dem Armeekorps erhalten wird , welches Sie formirten und dann mit so großer Auszeichnung gegen den Feind führten. Ich spreche Ihnen gleichzeitig aus warmem und tiefbewegtem Herzen Meinen Königlichen Dank für Alles aus , was Sie vielfach in besonders wichtigen Dienststellungen für Meine Armee und für den Staat gethan haben ; Ihre Dienste im Feldzuge von 1866, als General - Gouverneur in Hannover, in den Schlachten von Mars la Tour , Beaune la Rolande , Le Mans werden Mir, dem Vaterlande und der Armee auf immer unvergessen bleiben und sie werden Ihrem Namen für alle Zeiten eine Ehrenstelle in der Geschichte bewahren. Ich wünsche Ihnen heute zu be ſtätigen , wie lebhaft Ich die Verpflichtung des Dankes und der Anerkennung gegen Sie empfinde,

indem Ich Ihnen hierdurch

den Schwarzen Adler - Orden verleihe, erfolgen.

dessen Insignien

anbei

249

Möge

das ist Mein herzlicher Wunsch

die Ihnen

nun zu Theil werdende Ruhe Ihnen recht wohl thun und möge sie Ihr Leiden so beseitigen , daß Ich darauf hoffen kann , Ihre Dienste wieder in Anspruch zu nehmen , wenn die Stunde der Gefahr die Mitwirkung hochverdienter und bewährter Männer wieder besonders wünschenswerth machen sollte. Berlin, den 11. Dezember 1873 .

gez. Wilhelm . " Der General lebte abwechselnd in der Schweiz und in Wies baden und erlag an letzterem Ort seinem langen und schweren Leiden am 13. April 1877. Bei dem feierlichen großartigen Be gräbniß, zu welchem von allen Seiten die Verwandten und Verehrer des Verstorbenen herbeigeströmt waren , folgte dem Sarge auch eine Deputation des Regiments , bestehend aus dem Regiments - Komman deur Oberst v. Steuben, Oberstlieutenant Müller , Hauptmann Leister, Premierlieutenant v . Heimburg , Sekondlieutenant v. Linſtow und von jedem Bataillon 1 Feldwebel, 1 Sergeant , 1 Unteroffizier und 1 Mann, und erwies so seinem berühmten und verehrten Chef noch die letzte Ehre. Ein besonderes Denkmal hat sich der verewigte Chef in seinem Regiment noch durch die von ihm begründete Voigts - Rhez - Stiftung gesezt, welche er zum Zweck der Unterſtüßung hülfsbedürftiger Unter offiziere und Mannschaften mit 4500 Mark aus seinem Vermögen dotirte. Es lebt die Erinnerung an ihn im Regiment fort. Ehre seinem Andenken!

Anlagen.

-

253 Anlage 1.

Erfte Offizier - Rangliste des Infanterie - Regiments

Nr. 79

im Jahre 1866 . Stab, 1. und 2. Bataillon Hildesheim, Füſilier-Bataillon Einbeck. Oberstlieutenant und Kommandeur Eduard v. Valentini, aus dem 3. Thüring. Inf. Regt. Nr. 71 . Major Clemens v. Dannenberg, aus dem 2. Thüring. Inf. Regt. Nr. 32 Füs. Bat. : Franz Bendler, aus dem 6. Brandenb. Inf. Regt. Nr. 52 1. Bat. s Constantin v. Boltenstern, aus dem 1. Magdeb. Inf. Regt. Nr. 26 2. Bat. - Alexander Dunin v. Przychowski, aus dem 3. Magdeb. Inf. Regt. Stab Nr. 66 Hauptmann Carl Baron v. Steinäcker, aus dem 8. Ostpr. Inf. Regt. 1. Nr. 45 : Otto Graf v. Herzberg , aus dem 3. Thüring. Inf. Regt. Nr. 71 9 ፡ Gustav v. Lindeiner gen. v. Wildau, aus dem 4. Nieder 2 schles. Inf. Regt. Nr. 51 ፡ 8 Gustav Müller, aus dem 4. Magdeb. Inf. Regt. Nr. 67 : 6 Adolf v. Linstow, aus dem 3. Magdeb. Inf. Regt. Nr. 66 : 10 Paul v. Bergfeld, aus dem 2. Magdeb. Inf. Regt. Nr. 27 : 3 Hermann Sucro, aus dem 3. Thüring. Inf. Regt. Nr. 71 : 5 Julius Herzbruch, aus dem 1. Magdeb. Inf. Regt. Nr. 26 = 7 Bruno v. Dobbeler, aus dem 1. Oberschl. Inf. Regt. Nr. 22 = 11 Julius v. Beuſt, aus dem 3. Thüring. Inf. Regt. Nr. 71 ፡ 4 Rudolph Pawlikowski, aus dem 8. Ostpr. Inf. Regt. Nr. 45 : Maximilian v. Bosse, aus dem 1. Westfäl. Inf. Regt. 12 Nr. 13 Premierlieutenant Mar Vogel v. Falckenſtein, aus dem 4. Garde- Gren. Regt. Königin, Adjutant der 17. Diviſion. = Emil Rock, aus dem 2. Heſſ. Inf. Regt. (Landgraf Wilhelm.) = Carl Leister, aus dem 1. Heff. Inf. Regt. (Churfürst.) = Ernst v. Schönfeldt, aus dem 3. Thüring. Inf. Regt. Nr. 71 . = Frig Steinhausen , aus dem Pommersch. Füs. Regt. Nr. 33. = Hermann v . Rauchhaupt , aus dem 3. Thüring. Inf. Regt. Nr. 71 . = Thaddäus v. Szymonski I., aus dem 3. Garde-Landw . Regt. : Werner v. Bergen, aus dem 7. Ostpr. Inf. Regt. Nr. 44. = Waldemar v. Hirschfeld , aus dem Kaiser Alexander Garde Gren. Regt. Nr. 1, Regiments-Adjutant. T Leonhard Graf v. Schwerin , aus dem Kaiser Franz Garde Gren. Regt. Nr. 2. Harald v. Deynhausen , aus dem 1. Thüring. Inf. Regt. Nr. 31 . : Gustav v. Dobbeler , aus dem 1. Niederschleſ. Inf. Regt. Nr. 46.

254

14

Sekondlieutenant Wladislaw v. Szymonski II ., aus dem Garde-Füs. Regt. 3 Joseph v. Witowski, aus dem 1. Oberschles. Inf. Regt. Nr. 22. ፡ Wichart v. Holtendorff, aus dem 2. Garde-Regt. z. F., Ad jutant des 2. Bataillons. ፡ Ulrich v. Dieskau , aus dem 1. Magdeb. Inf. Regt. Nr. 26. ፡ Arthur Credé , aus dem 2. Heff. Inf. Regt. (Landgraf Wilhelm.) = Moris v. Vethacke, aus dem 4. Garde- Gren. Regt. Königin. = Emil Lignit, aus dem 8. Rhein. Inf. Regt. Nr. 70. ፡ Franz Kundell, aus dem 3. Thüring . Inf. Regt. Nr. 71 . : Carl Niemeyer, aus dem Kaiſer Alexander Garde- Gren. Regt. Nr. 1 . Heinrich Frhr. v. Ledebur, aus dem 3. Thüring. Inf. Regt. Nr. 71 . = Mar Kremnit, aus dem 3. Magdeb. Inf. Regt. Nr. 66, Ad jutant des Füsilier-Bataillons. = Theodor Blanc, aus dem 5. Rhein. Inf. Regt. Nr. 65. ፡ Hermann Schmelzer, aus dem 3. Thüring. Inf. Regt. Nr. 71, Adjutant des 1. Bataillons . ፡ Woldemar Juncker v. Oberconraid, aus dem 3. Magdeb. Inf. Regt. Nr. 66 . ፡ Eugen Leitgebel, aus dem 8. Rhein. Inf. Regt. Nr. 70. = Hermann v. Tschirschky, aus dem 2. Garde-Regt. 3. F. ፡ Louis v. Alvensleben, aus dem Magdeb. Hus. Regt. 10. = Friedrich v. Meien, aus dem Garde-Füs. Regt. : Otto v. Schönfeldt, aus dem 3. Thüring. Inf. Regt. Nr. 71 . = Hans v. Buch, aus dem Garde -Füs. Regt. Zahlmeister Wehmer , charakt. Sekondelieutenant, aus dem 2. Magdeb. Inf. Regt. Nr. 27. 1. Bataillon. = Heiſe, aus dem 7. ſchw. Landw. Reiter-Regt. 2. Bataillon. ፡ Nabel, aus dem Magdeb. Huſ. Regt. Nr . 10. Füſilier-Bataillon.

255 Anlage 2.

Kriegs - Rangliste des Regiments am 29. Juli 1870. Chef: General der Infanterie v. Voigts -Rheß. Kommandeur Oberst v. Valentini. Major Bendler = v. Boltenstern = Baron v. Steinäcker

I II &

Adj. I 2 S. L. v. Voigt Hauptm. Schmidt v. Knobelsdorf = Buhlers 8 = 10 Cornelius = Müller (v. d. Res. d . Regts .) 3 = 5 Herzbruch 5 = Wahnschaffe = 9 v. Dobbeler 4 ፡ Juncker v. Oberconraid II. ፡ 4 Pawlikowski 1 = Riechers ፡ 12 v. Bosse = ፡ Mackensen (v . d. Res. d . Regts.) 12 3 Rock 2 = v. Linstow ፡ 6 v. Schönfeldt 10 : Reinecke 7 P. L. v. Hirschfeld, Komp. Führer 8 : v. Heydebreck, 11 = Crome = 7 = v. Uechtriz-Steinkirch = Wenzel, : 1 = 9 ፡ Hiepe .. v. Deynhausen, = 2 8 6 12 = Held = v. Witowski : Deichmann (v. d. Res. d . Regts .) 5 = Credé 6 = Meyer I. (v. d. Res. d . Regts. ) 4 S. L. Lignit Regts . Adj. ፡ Niemey Adj. II Portp. Fähnr. Frhr. v. Schüß-Holz er = Braunbehrens (3. Hannov. hausen 1 Landw. Regt. Nr. 79) 1 Vize-Feldw. Augustin (3 Hannov. = Frhr. v. Ledebur 9 Landw. Regt. Nr. 79) 3 = = v. Heimburg Flügge (3. Hannov . Adj. F = Blanck 2 Landw. Regt. Nr. 79) 11 = : Schmelzer Richter (3. Hannov . Ldw. 11 3 = v. Tschirschky Regt. Nr. 79) 5 = Köhler (3. Hannov. Ldw. = Fleischer (Res. Landw. Bat. Regt. Nr. 79) 10 [Breslau] Nr. 38) 7 12 Meyer II. (3. Hannov. = v. Alvensleben = v. Ehrenstein (3. Hannov. Low. Regt. Nr. 79) 2 = Seidenstücker (1. Weſtf. Landw. Regt. Nr. 79) 10 ፡ Schön (3. Niederscht. Landw. 26m . Segt. tr. 13) 6 = Groos (1. Westf. Ldw. Regt. Nr. 50) 11 : Grubik (3. Hannov. Landw. Regt. Nr. 13) 7 Fuhrberg (3. Hannov. Regt. Nr. 79) 8 2òm. Regt. Dr. 79) 3 Stahl (3. Hannov. Landw. = Harriehausen (3. Hannov. Regt. Nr. 79) 20m. Segì . . 79) 12 Kadoch (Res. Landw. Bat. ፡ Meyer III. (3. Hannov. [Breslau] Nr. 38) 9 12 Low. Regt. Nr. 79) 8 Teezmann =

-

256

Vize-Feldw. Tilly (3. Hannov . Ldw. Vize-Feldw. Steinberg (3. Hannov. Regt. Nr. 79) 7 Low. Regt. Nr. 79) 11 = Bartmer (3. Hannov. Portp . Fähnr. v. Bock (v. d . Reſerve) 6 1 Low. Regt. Nr. 79) 4 Unteroff. v . Moeller ፡ 7 : v. Reden Vollbrecht (3. Hannov. Low. Regt. Nr. 79) 9 charakt. Portp. Fähnr. v . Lingelsheim 2

Aggregirt: Hauptmann Sucro, Adjutant beim General-Kommando des 4. Armeekorps.

à la suite : Premierlieutenant v. Bergen (laut Allerhöchster Kabinets-Ordre vom 15. No vember 1869 auf ein Jahr ins Ausland beurlaubt). Kommandirt : Major v. Lindeiner gen. v. Wildau, als Kommandeur des Erſaß-Bataillons. Hauptmann Müller, als Kommandeur des Besaßungs - Bataillons (Düſſeldorf) 4. Westfäl. Landwehr-Regiments Nr. 17 . = v. Beuſt zum Erſaß-Bataillon, ፡ ፡ ፡ = Leister = v. Rauchhaupt als Generalſtabs - Offizier zur I. Armee. P. L. v. Szymonski I. als Kompagnieführer zum Besaßungs-Bataillon (Düffel dorf) 4. Westfälischen Landwehr- Regiments Nr. 17. ፡ Graf v. Schwerin als Kompagnieführer zum Besagungs -Bataillon (Jſer lohn) 7. Westfälischen Landwehr-Regiments Nr. 56, = v. Szymonski II. als Kompagnieführer zum Ersaß- Bataillon, ፡ v. Holzendorff als Kompagnieführer zum Besatzungs-Bataillon (Iserlohn) 7. Westfälischen Landwehr-Regiments Nr. 56, ፡ v. Dieskau als Adjutant zur mobilen 27. Infanterie-Brigade. S. L. v. Vethacke zum Besaßungs-Bataillon (Düſſeldorf) 4. Weſtfälischen Land wehr-Regiments Nr. 17, = Kundell zum Ersatz-Bataillon, = Kremnik als Adjutant zum Besaßungs-Bataillon (Iserlohn) 7. Weſtfäl. Landwehr-Regiments Nr. 56. ፡ Juncker v. Oberconraid I. als Adjutant beim 1. Bataillon 3. Hannov. Landwehr-Regiments Nr. 79, ፡ v. Meien zum Besaßungs- Bataillon (Düſſeldorf) 4. Westfäl. Landwehr Regiments Nr. 17, = Schulz zum Erſah-Bataillon, = Gebser als Adjutant zum Erſaß-Bataillon.

Regimentsarzt: Oberstabsarzt Dr. Dyes kommandirt als Direktor eines Feld Lazareths 10. Armeekorps, I Stabsarzt Dr. Claudik, stellvertretender Regimentsarzt ፡ Dr. Leydorf, kommandirt als stellvertretender Regimentsarzt beim 2. Hannov. Dragoner Regiment Nr. 16,



257

-

Assistenzarzt Dr. Dahn, stellvertretender Stabsarzt = Dr. Haack, ፡ Dr. Sander , kommandirt als Assistenzart zum Feldlazareth 10. Armeekorps, = Dr. Körting, desgl. Einj. freiw. Arzt Dr. Bense Assistenzarzt Dr. Kyll N Dr. Büllen

II

I II F

Zahlmeister Klug, kommandirt zum Erſaß-Bataillon. = = Dick, als Zahlmeister zur Stabswache 10. Armeekorps II Adam I Feldzahlmeister: Feldwebel Geske = Sergeant Zierau F

Schmidt v. Knobelsdorf , 3. Hannov. Inf. Regt. Nr. 79 .

17

258

Anlage 3.

II. Armee. Oberbefehlshaber : Seine Königliche Hoheit der General der Kavallerie Prinz Friedrich Karl von Preußen. Chef des Generalstabes : Generalmajor v. Stiehle. Ober-Quartiermeister : Oberst v. Herzberg. Zur II. Armee gehörten : das Gardekorps = 3. Armeekorps = = 4. = 9. 10. = 12. (Königl. Sächs.) ፡ 2. die 5. Kavallerie- Diviſion = 6. = = Summa

29 Bat. 32 Schwadr. 90 Geſch. = 25 = 84 ፡ 8 = 84 = 25 = = 12 23 = 90 = 25 = 84 = 8 = 96 24 29 = 8 84 = 25 = 12 : 36 ፡ = 20 6 181 Bat. 156 Schwadr. 630 Geſch.

Ordre de bataille

des 10. Armeekorps . Kommandirender General : General der Infanterie v. Voigts -Rhek. Chef des Generalstabes : Oberstlieutenant v. Caprivi . 19. Infanterie - Division. Kommandeur : Generallieutenant v. Schwarzkoppen.

37. Infanterie-Brigade : Oberst Lehmann. Ostfriesisches Inf. Regt. Nr. 78, Oldenburgisches Inf. Regt. Nr. 91. 38. Infanterie-Brigade: Generalmajor v . Wedell. 3. Westfäl. Inf. Regt. Nr. 16, 8. Westfäl. Inf. Regt. Nr. 57. 1. Hannov. Drag. Regt. Nr. 9, 1. Fuß-Abtheilung Hannov. Feld-Art. Regts. Nr. 10, 2. Feld-Pionier-Kompagnie 10. Armeekorps mit Schanzzeug-Kolonne, 3. Feld-Pionier- Kompagnie 10. Armeekorps, Sanitäts-Detachement Nr. 1.

259



20. Infanterie - Division : Kommandeur: Generalmajor v . Kraaß-Koſchlau. Generalstabsoffizier : Hauptmann Frhr. v. Williſen . Adjutanten : 1 ) Premierlieutenant v. Schenckendorf, vom Brandenburg. Husaren-Regiment (Zietensche Huſaren) Nr. 3. 2) Premierlieutenant Frhr. v. Elverfeldt gen. v. Beverförde Werries , vom Kaiser Franz Garde - Grenadier - Re giment Nr. 2. 39. Infanterie-Brigade: Generalmajor v . Woyna. Adjutant: Premierlieutenant v. Mayer, vom 1. Westfäl. Inf. Regt. Nr. 13. 7. Westfäl. Inf. Regt. Nr. 56, Oberst v. Block, 3. Hannov. Inf. Regt. Nr. 79, Oberst v. Valentini. 40. Infanterie- Brigade : Generalmajor v . Diringshofen. Adjutant : Premierlieutenant Schob, vom Brandenburgiſchen Füſilier Regiment Nr. 35. 4. Westfäl. Inf. Regt. Nr. 17, Oberst v . Ehrenberg, Braunschw. Inf. Regt. Nr. 92, Oberſt Haberland. Hannov. Jäger-Bataillon Nr. 10, Major Dunin v. Przychowsky, 2. Hannov. Drag. Regt. Nr. 16, Oberstlieutenant v. Waldow, 2. Fuß- Abtheilung Hannov . Feld-Art. Regts. Nr. 10, Major Krause, 1. Feld-Pionier-Kompagnie 10. Armeekorps mit leichtem Feld-Brücken Train, Hauptmann Kleist, Sanitäts- Detachement Nr. 2. Korps - Artillerie: Oberst Baron von der Golķ. Reitende Abtheilung Hannov . Feld-Art. Regts. Nr. 10. 3. Fuß- Abtheilung Hannov. Feld-Art. Regts . Nr. 10. Sanitäts - Detachement Nr. 3. Kolonnen-Abtheilung Hannov. Feld-Art. Regts . Nr. 10. Hannov. Train-Bat. Nr. 10.

17*

260

Anlage 4.

Namentliche Verluftliſten. Schlacht bei Vionville—Mars la Tour am 16. Auguſt 1870 . Todt:

2. Kompagnie. Unteroffizier Heise. Musketiere : Brammer, Grimberg , Zinselbach.

3. Kompagnie.

Musketier Bösehanz. 4. Kompagnie. Musketiere : Quante I., Schmidt III. 5. Kompagnie. Musketiere: Franz, Liese, Renders, Spillner. 6 Kompagnie. Premierlieutenant Credé. Gefreite : Camman, Hölter, Schmidt V. Musketiere: Buchler, Daniel, Delz, Dornieden , Etjehausen, Flohr. Haars, Kaye, Kistenbrügge, Kühlmann, Preßguth, Schrader, Schulze, Weihe , Wiemann.

7. Kompagnie. Musketiere: Altfeld, Gimpel, Löhr, Wolper. 8. Kompagnie. Gefreiter Fricke II. Musketiere : Ebeling I., Elberg, Heſſe, Holzapfel II., Torgau, Wieche. 9. Kompagnie. Füsiliere: Drücker, Thöle. 10. Kompagnie. Sergeant Spangenberg. Füsiliere : Ausmeyer, Sonnenschein. 11. Kompagnie. Sergeant Schumann. Gefreite : Bölsche, Fuhlbohm, Kettler, Knicke, Nolte_III , Nordmann. Füsiliere: Apel, Bode, Buchholz, Geile I., Georg, Kahle II., Kulle, Kupfer schmidt, Möhle, Nöhren, Oppermann, Rappe II., Schaare, Tillmann, Waßmann. 12. Kompagnie. Sekondlieutenant der Reserve Mackensen. Gefreiter Wenig. Füsiliere: Ernſt II., Jhlhardt , Einj.-Freiwilliger Krome, Füſilier Müller I., Wirries . Verwundet : 1. Kompagnie. Unteroffizier und Regiments -Tambour Töpperwien.

261 2. Kompagnie. Sergeant Delpke. Unteroffiziere : Bleckmann, Schlüter, Welge. Gefreite : Arend, Oppermann. Tambour Busch. Musketiere : Apel , Blume II., Bode , Burgdorff, Deig mann, Gecius , Heinbostel, Hemstedt , Klößscher, Kothrade, Künnecke, Möhrs, Niemeyer I., Otto I., Reimer, Schmale , Schöneburg , Steinhoff, Wiesenau, Wolpers.

3. Kompagnie. Sergeant Bock. Unteroffizier Ludolff. Musketiere: Forcht, Sander. 4. Kompagnie. Vizefeldwebel Bartmer. Unteroffizier Sander. Gefreiter Goff. Musketiere : Gerike, Vollmer. Stab des 2. Bataillons. Premierlieutenant und Adjutant Niemeyer. 5. Kompagnie. Sergeant Engelmann. Gefreite : Kelterborn, Ziemann. Musketiere : Hansmann, Klug, Kniep, Neuhaus, Schmit, Waberſen, Wiering. 6. Kompagnie. Hauptmann und Kompagniechef v. Schönfeldt, Sekondlicutenant Held. Sergeant Busch. Unteroffizier Fraz. Gefreite: Fischer, Lindenberg, Westphal. Musketiere : Aschemann, Barmann, Bongarh, Börger, Brandes I., Bremser, Bruning I., Busche, Fricke, Heinecke , Jack, Ilsemann , Iſche , Kaye , Kerl I., Oppermann I., Pilz, Saffe, Schnabel , Schmidtmann , Schröder, Schwarz, Siewers II., Stolze II., Wierig. 7. Kompagnie. Sekondlieutenant v. Uechtrit. Unteroffizier Wartenberg. Gefreite: Belte, Ehlers, Permelet. Musketiere: Bollmoor, Flohr, Fromholz, Gericke, Geſchke, Grotjahn, Kempe, Keßner, Körber, Rauls , Sackmann, Schwarze, Wiechelhaus. 8. Kompagnie. Hornist Ahrens . Musketiere : Brockmann, Ehrenberg, Gevers, Kerl, Kreiß, Polle, Quadt-Faslem, Röttger, Schmidt, Schmiß, Vahle. Stab des Füsilier - Bataillons. Major und Bataillons-Kommandeur Baron v. Steinäcker. 9. Kompaguie. Sekondlieutenant der Landwehr Kadoch, Sekondlieutenant Hicpe. Sergeant Bauermeiſter. Unteroffizier Niehüfer. Gefreiter Musebrink. Füsiliere: Bethe, Breyer, Creußburg, Gödecke, Heise II., Kreiseler, Neuring, Reuper, Rhode. 10. Kompagnie. Hauptmann und Kompagniechef Cornelius, Sekondlieutenant der Landwehr v. Ehrenstein. Unteroffiziere : Hallmann, Helmkampf. Gefreiter Kreibohm.

262



Füsiliere: Borchers II., Curth , Deppe, Grethe , Herbst, Lange, Mennekes, Pabst, Pohle, Pörting, Rose II ., Sander, Schwerdtmann, Staffelmann, Weber, Wolf, Zimmermann . 11. Kompagnie. Premierlieutenant und Kompagnieführer v. Heydebreck, Sekondlieutenant der Landwehr Schön, Sekondlieutenant Schmelzer. Vizefeldwebel Flügge. Sergeant Henning. Unteroffiziere : Grube, Lohrengel, Rosemann, Zinke. Gefreite: Günther, Hesse II., Kammann, Ripps. Einj.- Freiw. Meyer. Füsiliere: Alpers , Beinborn , Block, Bodensiek , Borgmer, Brandes, Brandfaß, Breuckmann , Dammann , Eßmann, Fincke, Fizlaff, Guttmann, Hain, Halfaß, Heffe, Horn, Jasper, Kalberlah, Koch I., Kopplin, Lierath, Linne, Meyer III., Müller I., Niebuhr, Nolte II., Paulmann, Peters, Pommer , Prinz, Reese, Röbbel, Sandfoß, Schnelting II., Steffen , Stille , Westerdorf, Wicken kamp, Wilke I., Wulferſtieg.

12. Kompagnie. Hauptmann und Kompagniechef v. Boffe, Sekondlieutenant Teehmann. Unteroffiziere: Böhle, Martens . Gefreite : Hülsebusch, Schmok, Seeland. Füsiliere: Altrogge, Bannier , Denecke , Dewenter, Fiene , Freise, Gerlach, Giesecke II. , Hennies , Jürges I. , Kaufmann II., Kruse , Kammann, Kötter, Kreikenbaum, Kühne II., Einj - Freiw. Lindemann, Füsiliere: Meyer II., Mein holdt, Müller III., Müller IV., Neisecke, Pingel, Rinke I., Rohmeyer , Ties II. Summarische Verluftlifte für die Schlacht bei Vionville -Mars la Tour am 16. August 1870 . Todt bezw . an den Wunden verstorben

Offiziere

Unter offiziere

23

2

1 1



3

2 21 6 70

23 2 3 9

2 1 2

28 16 13 10

18 46 29

16

23

197

18

1 1

1 4 2 1 1

252

1

Summa

3 1 2 4

Mann schaften

242

inkl. Bat. Stab 10 11 12

-

Unteroffiziere

213

678 9

1

Offiziere

8472

1

1 2 3 4 5 inkl. Bat. Stab

Mann schaften

Verwundet

TTE

Kom pagnie

-

18 Offiziere, 26 Unteroffiziere, 266 Mann und 2 Pferde.

c

263

Schlacht bei St. Privat—Gravelotte. 18. August 1870. Todt: 3. Kompagnie. Tambour Steinwedel.

Verwundet : 4. Kompagnie. Sekondlieutenant Juncker v. Oberconraid II. 8. Kompagnie.

Gefreiter Dieckmann. 9. Kompagnie.

Füsilier Ziegenbein. 11. Kompagnie . Füsilier Bührmann. 12. Kompagnie. Unteroffizier Bierwirth. Ausfallgefecht bei Malroy. 7. Oktober 1870.

Todt: 2. Kompagnie.

Musketier Hey. 3. Kompagnie. Gefreiter Wasserkamp. 4. Kompagnie. Gefreiter Meyerhof. 7. Kompagnie.

Musketier Rischel. 12. Kompagnie.

Füsilier Wambach. Verwundet: 1. Kompagnie. Vizefeldwebel Möhle. Sergeant Reimer. Musketiere : Giesecke, Spange. 2. Kompagnie.

Musketier Kopmann. 3. Kompagnie . Hauptmann und Kompagniechef Rock. Musketiere: Lange, Leinius, Macke, Schrader, Segelbach, Voß.

264 6. Kompagnie. Musketier Stünkel. 7. Kompagnie. Musketiere: Ahrens, Christ. 9. Kompagnie . Unteroffizier Bühre.

12. Kompagnie. Füsilier Nahme. Gefecht bei Ladon und Maizières am 24. November.

Todt: 1. Kompagnie.

Sergeant Reimer. 2. Kompagnie. Sekondlieutenant der Reserve Meyer. Musketiere: Eldagsen, Giebel, Heppe, Klötscher, Koopmann.

Verwundet: Regiments stab. Oberstlieutenant und Führer des Regiments v. Boltenstern.

1. Kompagnie. Gefreite : Behrens, Hedderich, v. Hedemann, Kirchhoff. Musketiere : Künnercke, Sell, Struwe. 2. Kompagnie. Musketiere: Bolte II., Emte, Engel, Kuckenberg, Riechelmann. 3. Kompagnie. Musketiere : Göthe, Homeister, Maletti, Szpruta, Vogel, Windhorst.

Gefecht bei Lorch am 26. November.

Todt: 5. Kompagnie. Sekondlieutenant Juncker v. Oberconraid I. Gefreiter Wendt. Musketiere: Mues, Winckelmann. Verwundet : 5. Kompagnie. Musketiere: Drögemüller, Keidel, Koch I., Kühne. 6. Kompagnie. Sekondlieutenant_Wahnschaffe. Unteroffizier Kaufmann.

265 Schlacht bei Beaune la Nolande am 28. November.

Todt: 1. Kompagnie. Gefreiter Köster.

2. Kompagnie. Unteroffizier Junk. Musketiere: Leber, Mary, Oppermann II. 3. Kompagnie. Unteroffizier Ruppel.

9. Kompagnie. Unteroffizier Knoop. Füsilier Schild.

10. Kompagnie. Sekondlieutenant und Kompagnieführer Frhr. v . Ledebur. 11. Kompagnie. Füsiliere: Braß I., Duncker, Schocke, Störmer. 12. Kompagnie. Füsiliere: Busse, Harms. Verwundet: Stab des 1. Bataillons. Sekondlieutenant und Adjutant v. Voigt. 1. Kompagnie . Gefreite : v. Hedemann, Lang. Musketiere : Brinckmann, Jörn, Koch II., Muhs, Stange, Strauch. 2. Kompagnie. Gefreite : Dernette, Speck, Stein. Musketiere : Böcker, Lamsbach, Müller I., Dehlmann, Tapper, Utermark. 3. Kompagnie. Unteroffizier Pohl. Gefreiter Müller. Musketiere: Eickemeyer, Jacob, Lindemann, Lockemann , Wenzel, Windel. 6. Kompagnie. Musketier Stärken. 9. Kompagnie. Füsiliere: Chors, Hanemann , Heise I., Johanning , Kühlshammer, Kur meyer, Perk, Probst, Sonneborn, Weidemann, Wolter. 10. Kompagnie. Sekondlieutenant Reinecke. Unteroffiziere: Ritter, Weber. Gefreiter Meyer. Füsiliere: Grüne, Oppermann, Rose I.

266 11. Kompagnie. Premierlieutenant und Kompagnieführer v. Szymonski. Gefreite: Rosenstein , Schulz. Füsiliere: Bartscheer, Büsse , Düwel , Eschke , Heineke , Langenbach, Prinz, Schoppe, Spies, Stein. 12. Kompagnie. Feldwebel Remmert. Gefreiter Hampe. Füsiliere: Bischoff, v . Einem, Niekamp , Otto , Rolfs, Schnabel , Thies I., Voges. Gefecht bei Maizières am 30. November. Todt :

2. Kompagnie. Vizefeldwebel Becker. Unteroffiziere : Meyer, Welge. Musketiere : Krause, Siebel. 4. Kompagnie. Musketiere: Kaune, Kelz, Luckmann, Meyer, Sander, Schoppe, Einj.-Freiw. Stein, Musketier Temme. 10. Kompagnie.

Füsilier Simme. Verwundet:

1. Kompagnie. Musketiere: Schorn, Wekek. 2. Kompagnie. Premierlieutenant und Kompagnieführer Kalbe. Gefreiter Römer. Musketiere; Bleckwenn II ., Freiß, Klostermann, Koch, Könnecker, Künemann, Laue, Sauer, Utermark, Wißel. 4. Kompagnie. Vizefeldwebel Ludolff. Sergeant Winter, Unteroffizier Jagenburg. Gefreite: Denecke, Graeger, Hardege, Münstermann. Musketiere: Becker, Bergen, Böhm , Daun, Drücke, Ehrenpfort, Hauck, Hesterberg, Kappel, Kaune, Lüddecke, Meyer, Quante, Temme, Vollstädt, Wode.

Hornist Stange.

9. Kompagnie. Füsilier Kaß.

10. Kompagnie. Sekondlieutenant der Landwehr v. Ehrenstein. Füsiliere : Becker I., Godert, Ries.

11. Kompagnie. Füsiliere: Braß II ., Ernst I., Schrader IV. Einj.-Freiw. Bartels.

12. Kompagnie. Füsiliere: Heinecke, Lichte.

267

Gefecht bei Vendôme am 15. Dezember. Verwundt: 9. Kompagnie.

Gefreiter Brohmann. Füsilier Bürmann.

Gefecht bei Montoire am 27. Dezember. Todt: 6. Kompagnie. Gefreite: Köfter, Schöppe. Musketier Wille. 7. Kompagnie.

Musketier Jünemann. 8. Kompagnie. Sekondlieutenant Crome. Unteroffizier Mohr. Gefreiter Clasen. Musketiere: Kur, Nolte II., Rackebrandt, Rodekurth, Wellmann. 9. Kompagnie.

Füsilier Börger. 10. Kompagnie. Gefreiter Laue. Füsiliere : Heese, Meyer II.

Verwundet: Stab des 2. Bataillons. Premierlieutenant und Adjutant Niemeyer.

6. Kompagnie. Sergeant Böllstorff. 7. Kompagnie. Ober-Lazarethgehülfe Halefeld. Musketiere : Fischer, Derter, Spelly . 8. Kompagnie. Sekondlieutenant Buhlers. Unteroffizier Kinkel. Tambour Hornemann. Musketiere : König , Kochems , Leißner, Loges, Meyer I., Rohkamm.

Stab des Füsilier - Bataillons. Major und Bataillons -Kommandeur Baron v. Steinäcker. 9. Kompagnie. Gefreiter Bierwirth. Füsiliere: Beulshausen I., Schük, Weichelt. Trainsoldat Friedrichs.

268 10. Kompagnie. Unteroffizier Henze. Füsiliere: Ernst, Rudolph, Wüstefeld. 11. Kompagnie. Vizefeldwebel Kiesow. Gefreiter Zieseniz. Füsiliere : Leinemann, Repp, Zimmermann. Trainsoldat Homann. 12. Kompagnie. Vizefeldwebel Jhssen. Unteroffiziere: Caesar, Sander. Gefreite: Plaut, Schmock. Füsiliere: Dieckmann, Funke, Knips, Ludwig, Schäfer.

Gefecht bei Gué du Loir am 29. Dezember. Verwundet: 1. Kompagnie.

Musketier Barz. Gefecht bei Vendôme und Villiers am 31. Dezember. Todt :

1. Kompagnie. Musketier Behrens II., Kunze, Lange. 3. Kompagnie. Unteroffizier Lüke. Gefreiter Rinde. Musketier Becker. 6. Kompagnic.

Musketier Hagenkamp. 7. Kompagnie. Musketier Sölter. Verwundet: 1. Kompagnie. Musketiere: Ackermann, Bode, Diedrich, Flebbe, Stöhr. 2. Kompagnie. Unteroffizier und Regiments- Tambour Oppermann.

3. Kompagnie. Sekondlieutenant und Kompagniesührer Blanck. Unteroffizier Gellert. Musketiere: Dieckmann, Gellinghaus, Hilder, Klapproth, Makler gen. Müller, Quick, Schneider. 5. Kompagnie.

Gefreiter Koch.

T

269

7. Kompagnie. Sergeant Sarstedt. Unteroffizier Luhmann. Gefreiter Vollmer. Musketiere : Fleischmann, Ott, Streichharr, Sturm. Gefecht bei Les Roches

am 6. Januar 1871 . Todt : 11. Kompagnie. Feldwebel Riecke. Verwundet:

9. Kompagnie. Füsiliere: Heise III., Oppermann . 11. Kompagnie. Füsiliere : Dieckmann, Falkenroth, Neumeyer.

12. Kompagnie. Gefreiter Weffel. Füsiliere: Burghardt II., Macke, Nagel, Schulte II. Gefecht bei Brives

am 9. Januar 1871 . Todt: 3. Kompagnie . Unteroffizier Ernst. Verwundet: 4. Kompagnie. Hauptmann und Kompagniechef Pawlikowski.

Schlacht bei Le Mans am 11. Januar. Todt: 2. Kompagnie. Unteroffizier Hegener. Gefreiter Bohnsack. Musketiere : Bleckwenn I., Elend Hummelke, Küster, Messerschmidt, Moses, Niepmann, Theile, Zeit. 3. Kompagnie.

Musketier Dortmund.

Einj.- Freiw. Gödecke.

4. Kompagnie. Musketier Vieth.

Verwundet: 1. Kompagnie :

Musketier Tent .

-

270

-

2. Kompagnie. Sekondlieutenant und Kompagnieführer v . Tschirschky. Gefreiter Altmann. Musketiere : Demuth, Happe, Kuhnert, Schulz , Siewers , Thielemann, Warmers. 3. Kompagnie. Hauptmann und Kompagniechef v. Beuſt. Musketiere : Frankenberg, Koch, Ohlmer, Schneider, Stelzner, Voges .

4. Kompagnie. Unteroffizier Elligsen. Einj.-Freiw. Starke.

Während des Feldzuges infolge von Krankheiten verstorben :

11 111

1. Kompagnie : Gefreiter Böwing. Musketiere: Bolte, Borchardt, Kenkel, Otto. 2. Sergeant Koch. Unteroffizier Seile. Gefreite : Coers , König, Einj. Freim. Maxen. Musketiere: Claus, Gerberling, Pade, Reckewell, Schäfer II., Sieling. 3. Musketiere: Berlinke, Danehl, Zimmermann. 4. = Musketiere : Düwel, Grünewald, Kühnemund, Wittenberg. = 5. Gefreiter Junge. Musketier Lüer. 6. Gefreite: Bahrenscher, Höltje. Musketiere : Hansemann, Köne mann. = 7. Sergeant Lühmann. Musketiere: Ohlms, Wiegmann. = 8. Musketiere: Gericke, Marzahl, Stichtenoth, Vaupel. = 9. Füsiliere: Dohrmann, Sattler, Scheffler, Wegner, Wicke. = 10. Unteroffizier Schulz. Füsiliere: Ebeling, Gottlieb, Gremmels. 11. Gefreiter Hartmann. Füsiliere : Harms, Horn, Lierath, Quentin, Schlüter, Wendt II. 12 = Füsiliere: Garbers, Kalbeßer, Kaufmann I., Knöchelmann.

Gefallen *) : 7 Offiziere und Offizierdienst-Thuende, 14 Unteroffiziere, 140 Mann. Verwundet: 35 Offiziere und Offizierdienst-Thuende, 44 Unteroffiziere, 417 Mann. An Krankheit verstorben : 4 Unteroffiziere, 52 Mann.

*) resp. infolge der Verwundung gestorben.

271 Anlage 5.

Auszeichnungen. Das Eiserne Kreuz II. Klaſſe erhielten beim Regiment:

234506

1) Am 30. August 1870 Hauptmann und Kompagniechef Heinrich Schmidt v. Knobelsdorf. 2) = 11. Septbr. = Sekondlieutenant Hermann Schmelzer. = = = 3) Sergeant Wilhelm Vogel 6. Komp. =4 ፡ Musketier Heinrich Ebeling 4) = 2. = = ፡ Füsilier Carl Unger 5) = ፡ 11. ፡ = 6) 16. Septbr. Oberst und Regiments - Kommandeur Eduard v. Valentini. = = Oberstlieutenant u. Bataillons - Kommandeur Franz 7) = Bendler. 8) = 18. Septbr. = Feldwebel Wilhelm Bertram 5. Komp., = = = 9) : Matthias Riecke 11. = = ፡ 10) Carl Remmert 12. = ፡ = Musketier Hermann Reimer 2. 11) = = 12) = 24. Septbr. = Oberstlieutenant und Bataillons -Kommandeur Con stantin v. Boltenstern. = ፡ Major und Bataillons - Kommandeur Carl Baron 13) = v. Steinäcker. = = Hauptmann und Kompagniechef Gabriel Cornelius. 14) ፡ ፡ 15) = 2. Komp. Unteroffizier Wilhelm Schlüter ፡ ፡ = 16) : Carl Wartenberg 7. = = : = 17) = 11. = Wilhelm Fehse = = Gefreiter Hermann Steinberg 18) = ፡ 12. = = Musketier Wilhelm Mädje 19) = = 4. = 20) = = Füsilier Andreas Kalberla 11. = Hauptmann u. Kompagniechef Julius Herzbruch. 21) 1. Oktober = ፡ = 22) = = Rudolph Pawlikowski. = 23) = = = Ernst v. Schönfeldt. = = 24) Sekondlieutenant und Regiments - Adjutant Emil Lignit. = = Sergeant Ferdinand Möbert 25) 12. Komp. 26) = 2. Unteroffizier August Bleckmann = = 27) ፡ 6. Friedrich Eickhoff ፡ ፡ 28) E 11. Friedrich Ganzer ፡ 29) = = 11. August Niederstadt ፡ Musketier Ernst Gericke 30) = 4. 31) = ፡ = Einj. freiw. Musketier Ulrich Clasen 8. = = 32) = ፡ Füsilier Carl Schrader III. ፡ 11. ፡ Hauptmann u. Kompagniechef Maximilian v. Bosse. 33) = 13. Okober = Premierlieutenant und Kompagnieführer August 34) = v. Heydebreck. 35) = Sekondlieutenant und Bataillons - Adjutant Carl Niemeyer.

1110#1 30 01

1111 RAIRE PRERAD IO S

272 36) Am 13. Oktober 1870 Sekondlieutenant und Bataillons - Adjutant Ernſt v. Voigt. = ፡ Sekondlieutenant der Landwehr Hermann Stahl. 37) = ፡ Feldwebel Heinrich Lühr 38) = 2. Komp. ፡ = = ፡ 39) = 6. Friedrich Gehrmann = Sergeant Friedrich Koch ፡ 2. = 40) = ፡ = = = 4. 41) = August Winter ፡ = 5. Andreas Voigtländer 42) = = = Unteroffizier Carl Böhle 12. 43) = Einj.freiw. Musk. Wilhelm Wehrſpan 7. = 44) = = Füsilier Ernst Boecker 11. = 45) = = 9. 46) ፡ 28. Oktober = Feldwebel Rudolph Köppel 3 Lazarethgehülfe Carl Grünhage 2. = 47) = = Hauptmann u. Kompagniechef Bruno v. Dobbeler. 48) = 18. Dezbr. = 2 Premierlieutenant Joseph v. Witowski. 49) = = = Sergeant Friedrich Schneider 50) = 5. Komp. = = Unteroffizier Hermann Kaufmann 6. = 51) = : . 52) 2. Januar 1871 Premierlieutenant u. Kompagnieführer Emil Wenzel. 53) Sekondlieutenant und Bataillons-Adjutant Viktor v. Heimburg. 2 Sekondlieutenant Theodor Bland. : 54) = = 55) = 1. Komp. Feldwebel Wilhelm Lindenberg = = ፡ Sergeant Friedrich Delpke 2. 56) 11 . = 57) Adolph Prange = = Hornist August Beuermann ፡ 5. 58) = Lazarethgehülfe August Kramer 11. 59) 60) = 25. Februar = Premierlieutenant und Kompagnieführer Waldemar v. Hirschfeld. = = Premierlieutenant und Kompagnieführer Wladislaus 61) = v. Szymonski. = Sekondlieutenant Hermann v. Tschirschky. 62) = = = 63) Georg Riechers. = = 64) Emil Reinecke. = = der Landwehr Sigismund 65) v. Ehrenstein = ፡ = 66) 3. Komp. Feldwebel Gustav Oppermann = ፡ ፡ 7. : 67) Ferdinand Keßler = Sergeant Auguſt Melzer 9. = 68) = = Unteroffizier Philipp v . Kemniz 3. = 69) = = 6. 70) Ludwig Müller ፡ 11. August Dies 71) > Hornist Gefreite Karl Riepenhauſen 12. = = Gefreite Cäsar Goesche = 1. = 73) = = Hauptmann und Kompagniechef Emil Rock. 74) = 22. März = = Premierlieutenant der Landwehr und 75) = Kompagnie führer Wilhelm Kalbe. = = Sekondlieutenant Johannes Teehmann. 76) ፡ 77) = Mar Buhlers. = = = 78) = Franz Wahnschaffe. = = = der Landwehr Anton Braun 79) behrens. = ፡ 80) der Landwehr Karl Fleischer. ፡ = = = 81) der Reserve Otto Müller. ፡ = Feldwebel Louis Bruß 10. Komp. 82) = = 4. = 83) = Bizefeldwebel Ferdinand Ludolff = = = 8. : 84) Leberecht Wilsdorf = = 1. = 85) = Sergeant Heinrich Schneidler 3 = = 3. = 86) Friedrich Hasenwinkel =

11111111

1111

111

COPRINOSE JINIFER PEPP

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HONG26

273

87) Am 22. März 1871 Sergeant Gottlieb Prill 4. Komp. = ፡ = 88 Hermann Bölstorf = = = = 89 ፡ Luis Parrhysius = = = Jakob Riemann 90) ፡ = Unteroffizier Christoph Plünnecke ፡ 91) = = = 92) ፡ Gustav Engelmann = ፡ = u. Bataillons- Tambour 93) = = Carl Kleinau = = 10. 94) Louis Henze 95) = : ፡ = 11. Wilhelm Zinke = 96) ፡ = = ፡ 12. Johann Berger 97) = = = Gefreite August Brohmann 9. 98 s = = = Einj . freiw. Adolph Thilo I. 2. 99 = = Musketier Jakob Ohse = 1. 100) = = = = 3. Stanislaus Michalsky 101 = ፡ 6. Heinrich Bremſer 102) = = Hauptmann u. Kompagniechef Julius v. Beust. ፡ 103) = : = Feldwebel Karl Pannier 8. Komp. 104) = = = = = 11. Friedrich Steimker 105) = = = ፡ Sergeant Paulus Pfeiffer 1. 106) E = ፡ 7. Karl Lindau = 107) = = 8. Karl Luges 108) = = Unteroffizier Friedrich Bock 2. 109) = = : Robert Lenz 6. 110) = ፡ 8. Heinrich Lilje 111) = Gefreite Heinrich Feldmann = = 1. 112) = = = = = 1. Erich v. Hedemann 113) = = = 4. ፡ Wilhelm Denecke 114) = ፡ ፡ ፡ 11. Johannes Sticking 115) = = = 12. Heinrich Klok 116) = ፡ ፡ = Einj. freiw. Ernst Brauns 5. 117) = Rasch 8. Georg Musketier freiw. Einj. 118) = = = = Hermann Gericke 3. 119) = = Musketier Heinrich Probst = 4. 120) = = Füsilier Heinrich_Kauffmann ፡ 9. 121) = = 10. Jakob Friedrichs 122) = = = 10. Richard Westphal 123) = = Einj. freiw. Füsilier Karl Pingel 12. 124) = = ፡ = Ober-Lazarethgehülfe Ernst Halefeld 7. 125) = = Hauptmann und Kompagniechef Carl Leister. 15. Juni 126) B ፡ Sekondlieutenant Alfred Juncker v. Oberconraid. = 127) = = = Curt v. Uechtrit u. Steinkirch. 128) ፡ 3 Louis Held. 129) = ፡ : Vizefeldwebel Heinrich Bachmann 11. Komp. 130) = 3. Sergeant Friedrich Baldamus 131 ) = 5. Karl Zander I. 132) = = = 9. Christoph Behrens 133) = Unteroffizier Oskar Goerke 2. = 134) = = = = 8. Friedrich Ronneburg 135) = Gefreite Ernst Probst = 5. 136) = ፡ = ፡ 6. Ernst Hansen 137) = = = 8. Heinrich Behrens 138) = 2 Musketier Ernst Voges 7. 139) = 9. Füsilier Heinrich Kaß 140) ፡ = Unteroffizier Wilhelm Geschke 7. 22. Juli 141 ) = 8. = 16. August = Musketier Friedrich Schmidt 142) = 11. Septbr. = Sekondlieutenant Hugó Frhr. v. Schüß-Holzhauſen. Schmidt v. Knobelsdorf, 3. Hannov. Inf. -Regt. Nr. 79. 18

11||

=

274

-

143) Am 16. Septbr. 1871 Premierlieutenant und Kompagnieführer Harald v. Deynhausen. Sekondlieutenant Rudolph v. Linſtow. 144) = 24. Septbr. = ፡ = ፡ Louis Hiepe. 145) = 146) ፡ 1. Dezbr. Carl v. Lingelsheim. 147) = 4. April 1872 Sekondlieutenant Hugo v. Moeller. ፡ = = 148 ) = Ulrich v. Reden. = = 149) der Reserve Hans Auguſtin. = = ፡ = Heinrich Shffen. 150) = = ፡ = ፡ = Albert Meyer. 151) ፡ = = ፡ = = 152) ፡ Julius Kruspe. = = = 153) Hermann Mühlhoff. = = = = 154) Mar Richter. = = = 155) = Emil Schön. = = = = 156) F Clamor Schwake. = ፡ 2 157) = Carl Steinberg. = Vizefeldwebel William Gründler 158) ፡ 4. Komp. = Sergeant Auguſt Kilian ፡ 2. 159) = ፡ ፡ 160) = 5. = Johann Zander = = = 9. 161) = Franz Hensel = Unteroffizier Christian Oppermann = 2. = 162) ፡ = = = 163) = 3. Emil Reinhardt = = = ፡ 7. 164) Philipp Win = ፡ 7. 165) August Wrück = = = 8. 166) ፡ Gustav Oppermann ፡ ፡ = 8. 167) = Ernst Westerwald = = = 9. 168) = Carl Hase = ፡ ፡ = 10. 169) = Georg Ritter = ፡ ፡ ፡ 11. 170) ፡ Ludwig Voßhage = = = ፡ 12. 171) = Friedrich Sander = Einj. freiw. Unteroff. Heinrich Lickefett 6. = ፡ 172) = ፡ ፡ 2. 173) = Gefreite Ludwig Speck ፡ ፡ ፡ = 5. Wilhelm Stein 174) = = 175) = Einj. freiw. Musketier Clemens Starke 4. = = Musketier Moses Heinberg 1. 176) = ፡ ፡ Füsilier Otto Heffe ፡ 9. 177) = = ፡ 10. = 178) ፡ Joseph Grüne = = = = 11. 179) Ludwig Düvel = = = 11. 180) = Ernst Neumeyer = ፡ = = 12. 181) = Heinrich Beerbom = ፡ Hornist Albert Günther 11. 182) : = Unteroffizier Matthias Klöver 11. 183) = 3. Juli ፡

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Vom Regiment abkommandirt zu andern Truppentheilen erhielten ferner das Eiserne Kreuz II. Klaſſe : 184) 185) 186) 187) 188) 189)

Major Guſtav Müller (Landwehr-Regt. Nr. 17) . Aggr. Hauptmann Hermann Sucro (Gen -Kommando 4. Armeekorps). Hauptmann Hermann v. Rauchhaupt (Oberkommando I. Armee). Premierlieutenant Wichart v. Holzendorff (Landwehr-Regt. Nr. 56). ፡ Ulrich v. Dieskau (27. Inf.-Brigade). Unteroffizier Franz Heller (Etappen -Inspektion).

275

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Das Eiserne Kreuz II. Klaſſe am weißen Bande erhielten beim Regiment : 1) 2) 3) 4)

Stabsarzt (stellvertr. Regimentsarzt) Dr. Claudik, Assistenzarzt (stellvertr. Stabsarzt) Dr. Dahn, Assistenzarzt Dr. Kyll, Feldzahlmeister Sergeant Carl Zierau.

Vom Regiment abkommandirt erhielten noch das Eiserne Kreuz II. Klasse am weißen Bande: 5) Oberstabsarzt Dr. Dyes (Feldlazareth 10. Armeekorps), 6) Assistenzarzt Dr. Körting (Feldlazareth 10. Armeekorps), 7) Zahlmeister Dick (Stabswache 10. Armeekorps).

Das Eiserne Kreuz I. Klasse erhielten beim Regiment : 1) Oberst und Regiments -Kommandeur Eduard v. Valentini, 2) Oberstlieutenant und Bataillons -Kommandeur Constantin v. Boltenstern, 3) Major und Bataillons- Kommandeur Carl Baron v. Steinäcker, ፡ = = Heinrich Schmidt v . Knobelsdorf, 4) ፡ 5) Hauptmann und Kompagniechef Julius Herzbruch, 6) Premierlieutenant Carl Niemeyer, 7) Feldwebel Wilhelm Bertram (5. Komp.), = Matthias Riecke (11. Komp .) . *)

Vom Regiment abkommandirt erhielten ferner das Eiserne Kreuz I. Klasse: 9) Aggr. Hauptmann Hermann Sucro (Gen.-Kommando 4. Armeekorps), 10) Hauptmann Hermann v. Rauchhaupt (Oberkommando I. Armee).

Fremde Orden und Ehrenzeichen erhielten beim Regiment : 1) Oberst Eduard v. Valentini : Großherzoglich Mecklenburgisches Verdienſt Kreuz II. Klasse. 2) Sekondlieutenant Ulrich v. Reden : Fürstlich Lippesches Ehrenkreuz III . Klaſſe mit Schwertern. 3) Feldwebel Wilhelm Bertram (5. Komp.) : Kaiſerlich Ruſſiſchen St. Georgs Orden V. Klaffe. 4) Unteroffizier Emil Reinhardt (3. Komp.) : Silberne Verdienst-Medaille des Herzoglich Sachsen- Ernestinischen Hausordens mit Schwertern. *) Feldwebel Riecke starb an seinen am 6. Januar bei Les Roches erhaltenen Wunden zu derselben Zeit, als ihm das Eiserne Kreuz 1. Klaffe verliehen wurde. Sein Bataillons-Kommandeur sagte von ihm, daß er der bravste Soldat des Bataillons ge wesen sei.

18*

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276

Anlage 6.

Kriegs -Rangliste des Regiments am 1. Juli 1871 . Chef: General der Infanterie v. Voigts -Rhez. Kommandeur: Oberstlieutenant v . Baumeister *) Oberstlieutenant v. Boltenstern Major Baron v. Steinäcker = Schmidt v. Knobelsdorf =

Müller

II F I St

8 Hauptmann v. Dobbeler 9 Set.-Lieut. Wahnschaffe Juncker v. Oberconraid 4 = = 11 v. Beust 6 ፡ 4 = v. Linstow Pawlikowski 10 = 12 Reinecke = v. Boffe Adj. II = 3 Held Rock 5 = = 7 Deichmann (v. d. Reſ.) Leister 4 6 Meyer I. (v. d . Res.) = v. Schönfeldt 10 ፡ Frhr. v. Schüß-Holzhauſen 5 v. Szymonski 3 8 Augustin (v. d. Res.) ፡ v. Hirschfeld 11 1 Flügge (v. d. Ref.) Prem. Lieut. Wenzel 6 Seidenstücker (v . d . Res.) 6 Graf v. Schwerin 7 3 = Groos (v. d. Ref.) v. Szymonski 2 ፡ Harriehausen (v. d .Res.) 12 v. Deynhausen 10 ፡ Reg.-Adj . Meinecke (v. d. Res.) Lignit 11 11 Kundell Fuhrberg (v. d . Res.) 2 7 Bartmer (v. d. Res.) Kremnik 8 Adj. F Tilly (v. d . Res.) Set.-Lieut. v. Heimburg 1 ፡ = Scharlach (3. Hannov . Ldw. Möhle (v. d. Res.) : 5 v. Meibom (v . d . Ref.) 6 Regt. Nr. 79) 9 = 3 ፡ Schwake (v. d. Res.) Bland 1 v. Moeller 12 ፡ Schmelzer 8 v. Reden 2 ፡ v. Tschirschky 2 v 11 v. Lingelsheim = v. Alvensleben 12 3 Petry (v. d. Res.) = v. Meien 12 = Jhssen (v. d. Res.) ፡ Stahl (3. Hannov . Ldw. = 4 Fahrenholz (v. d . Neſ.) 12 Regt. Nr. 79) 4 = ፡ Adj . I Ludolff (v. d. Reſ.) v. Voigt 7 ፡ e 7 . (v. Ref.) d Krusp = Buhlers 10 = 8 Meyer (v III. d . Res.) . ፡ Müller (v . d. Res.) *) Traf erst am 9. Juli 1871 in Hildesheim zur Uebernahme des Regiments Kommandos ein.

277 Set.-Lieut. Mühlhoff (v. d. Ref.) 9 Vizefeldm. Mensing (3. Hannov . Ldw. 4 Vizefeldm. Fenkner (3. Hannov. Ldw. Regt. Nr.79) 9 Regt. Nr. 79) . Ldw Hannov (3. Tegtmeyer = Bachmann (3.Hannov . Ldw . 12 Regt. Nr. 79) 8 Regt. Nr. 79) = : Geyer (3. Hannov. Ldw . Gründler (3. Hannov Ldw. 12 6 Regt. Nr. 79) Regt Nr. 79) : Meyer IV. (3. Hannov. Ldw. 3 Regt Nr. 79) Kommandirt : Hauptmann Cornelius als attachirt dem Ersatz-Bataillon. Herzbruch als Kommandeur des Ersaß-Bataillons. = v. Rauchhaupt beim Ober-Kommando der Okkupations -Armee in Frankreich. Prem.-Lieut. Kalbe (Res. Landw. Bat. [Hannover] Nr. 73) als attachirt dem Ersaß-Bataillon. = v. Heydebreck zum Erſaß-Bataillon. = v. Witowski desgl. ፡ v. Holzendorff desgl. ፡ v. Vethacke desgl. ፡ Niemeyer zur Central- Turnanstalt in Berlin. Sek.-Lieut. Grubik (3. Hannov. Landw.-Regt. Nr. 79) zum Erſaß-Bataillon. Kadoch (Reſ. Landw. -Bat. [Breslau] Nr. 38) desgl. ፡ Teezmann als Adjutant zum Ersaß-Bataillon. ፡ Riechers als Adjutant beim 1. Bataillon 3. Hannov. Landw. Regts. Nr. 79. Gebser als Adjutant beim 2. Bataillon 3. Hannov . Landw. Regts. Nr. 79. = v. Uechtrit-Steinkirch beim Ersatz-Bataillon. = Hiepe desgl. Schrader (Res. Landw. Bat. [Hannover] Nr. 73) beim Erſaß Bataillon. = Meyer II. (v. d . Reserve des Regts.) desgl. = Vollbrecht (v . d. Reserve des Regts.) desgl. Steinberg (v. d. Reserve des Regts .) desgl. Port.-Fähnr. v. Bock (v . d . Reserve) desgl. Vizefeldw. Köhler (3. Hannov . Landw. Regt. Nr. 79) desgl. = Dieckmann (3. Hannov. Landw. Regt. Nr. 79) desgl. = Sander (3. Hannov . Landw. Regt. Nr. 79) desgl. Port.-Fähnr. Graf zu Reventlow desgl. Niemeyer desgl. Benthien desgl. = Bendler desgl.

Regiments = Arzt, Ober- Stabsarzt Dr. Dyes als Diviſions - Arzt zur 20. Infanterie-Diviſion. I Stabsarzt Dr. Claudig stellvertretender Regiments- Arzt = Dr. Leydorf stellvertretender Regiments-Arzt beim 2. Hanno verschen Drag.-Regt. Nr. 16. = Dr. Dahn II

278

―――

Assistenzarzt Dr. Sander zum Feldlazareth 10. Armeekorps. = Dr. Körting Einj. Freim.-Arzt Dr. Bense zum Feldlazareth 10. Armeekorps. Assistenzarzt Dr. Kyll = Dr. Pyllen = Dr. Rathmann Zahlmeister: Klug, kommandirt zum Ersaß-Bataillon. = Did, als Zahlmeister zur Stabswache 10. Armeekorps. = Adam Feld-Zahlmeister : Sergeant Zierau ፡ Rademacher

II II ૪ I

I

279 | Anlage 7.

Friedens-Rangliste

des Regiments nach der Demobilmachung im Auguſt 1871 . Stab, 1. und 2. Bataillon Hildesheim, Füsilier-Bataillon Hannover. Chef: General der Infanterie v. Voigts -Rheß. 71

Kommandeur : Oberſt v, Baumeister. Op Gen.M. 76 II --- Oberstlieutenant v. Boltenstern F order74 . Major Baron v . Steinäcker el. ll 73, = Schmidt v. Knobelsdorf, kommandirt als Lehrer zum akade mischen Kursus der Offiziere des Gardekorps nach Berlin. 76 St Müller

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1878

72 10 Schmelzer 2. v. Tschirschky 779 v. Alvensleben p, 273,^ 1174 3 v. Meien 74 9 Teezmann' Adj. I v. Voigt 7 Buhlers 8 Wahnschaffe .. Juncker v. Oberconraid 4 Riechers, kommand. b. St. 1. Bats. 3. Hannov. Landw. Regts. Nr. 79 1 Gebser, kommand. b. St. 2. Bats. 3. Hannov. Landw.Regts. Nr. 79 9 6 v. Linstow 12 Reinecke 7 v. Uechtrit-Steinkirch 10 Hiepe Adj . II Herd Frhr.v. Schüß-Holzhausen 5 v. Moeller v. Reden v. Lingelsheim 281

13- Hauptmann Cornelius – Maje ?! 1 Set.- Lieut. ፡ = 5 Herzbruch - proven po = v. Petervail HM. 9 v. Dobbeler brum 11 ፡ v. Beust ፡ Tum 4 Pawlikowski = 12 v. Boſſe my. 7?" = 3 Rock Tym 1674Karlen ፡ ፡ 7 Leister = = 6 v. Schönfeldt COMPRES 10 v. Szymonskifty 8 v. Hirschfeld Xampet emer +2 v. Heydebreck 1 Prem.-Lieut. Wenzel,H71 ፡ Graf v. Schwerin H73 6 2 v. Deynhausen 2 Jan174 = = = v. Szymonski 434 = ፡ + 12 v. Witowski = = v. Holzendorff /H = = 5 v. Vethackery. = = Lignite Regts.Adj . = = 11 Kundell ፡ = Niemeyer = ፡ Kremnitz ፡ Adj. F v. Heimburg Blanck Lieut Set.. L.71 1 V. 75 meto le e Thielen wird estran D Man he

PH 72 4M+1 72 rinelmammal th シ U

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―――――――――――― Regiments- Arzt : Ober- Stab Major). II BataillonsDr. Claudis, How store 1,272 = Arzt : Stabsarzt Dr. Leydorf How Aſſiſtenzarzt Dr. Körting (mit dem Range als Premierlieutenant) ፡ Dr. Sander A matinsFE Zahlmeister Klug ፡ II Adam = Dick

se Aggregirt:. Hauptmann v. Rauchhaupt, kommandirt beim Ober-Kommando der Okkupations -Armee in Frankreich. f. 74

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Druck von E. S. Mittler u. Sohn in Berlin, Kochstr. 69. 70.

Karte 1 .

Wollstein

Sobernheim Furfeld

Alzey

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Regiments No 79

jruckgelegten Märsche .

he dergrössere Theil

ne eingeschlagen haben.

5

Lith .Institut v.Wilh . Greve,Berlin.