Geschichte des 2. Großherzoglich Mecklenburgischen Dragoner-Regiments Nr. 18


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German Pages 368 Year 1892

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Erster Abschnitt. ...
Se. Königliche Hoheit der Großherzog Paul Friedrich änderte ...
Se. Königliche Hoheit der Großherzog für den Anschluß an ...
2. Die Errichtung des Regiments. ...
Die Militärbeamten anlangend, sollte der bisherige Ober- ...
Einschließlich des durch A. K. O. vom 28. September von ...
das Regiment in feierlicher Weise. Von allen Giebeln wehten ...
Unvergeßlich allen Denen, welche die ersten Lebensjahre des ...
Zweiter Abschnitt. ...
exerzirt. Dem Felddienst wurde naturgemäß ein Hauptaugenmerk ...
Fort ...
In der Frühe des 26. September hatte die 1. Kolonne ...
Gegen 4 Uhr Morgens verließ Rittmeister v. Haeseler mit ...
Eskadrons lagen weiter rückwärs, die 1. und 3. mit ...
in Richtung auf Ouzouer le Marché marschirt. Schon früh ...
Alarmsignal. Die Franzosen hatten einen Vorstoß auf Vernon ...
ein, die Offenſive überhaupt nicht weiter fortzusehen, ſondern ...
die 5. schwere Batterie und die Eskadron Malzan in Dörfern ...
von Truppen der 2. Kavallerie-Division belegt fanden. ...
12. Die Zeit des Waffenstillstandes. ...
Nach einer längeren nichts weniger als behaglichen Unterredung ...
gedehnten Waldungen spärlich bevölkerte Gegend war arm und hatte ...
Welch ein gewaltiges großes Jahr lag zwischen Jezt und ...
2. Schabracken. ...
Dritter Abschnitt. ...
Premierlieutenant Frhr. v. Pappenheim hatte während des ...
liche Hoheit der Großherzog hatte die Gnade, zur ersten ...
ſchaftlichen Winter- oder Sommervergnügungen Ausdruck. Kleinere ...
Außerdienstlich war Oberst v. Seydlig immer ein treuer wohl- ...
Hinsichtlich unserer Uniform traf Se. Königliche Hoheit der ...
Leider begann Oberstabsarzt Dr. Fanter vom Sommer 1883 ...
aus seiner bisherigen Stellung als Rittmeister à la suite des ...
In den Jahren 1884 und 1885 nahm das Regiment nach ...
das Schleswig-Holsteinſche Dragoner-Regiment Nr. 13 ...
Auch er erfreute das Offizierkorps durch Schenkung ſeines ...
Bis zum Abschluß dieser Zeilen haben noch folgende Personal- ...
meister Schroeder, Büchsenmacher Schroeder, Regimentsfattler ...
Anlage 1. ...
Rittm. v. Bülow 2 MM V2 ...
Anlage 2. ...
26. Andreas v. Müller, ...
Anlage 3. ...
Anlage 4. ...
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Geschichte des 2. Großherzoglich Mecklenburgischen Dragoner-Regiments Nr. 18

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1

m

Frelicsfre

Geschichte des

2. Broßherzoglich Mecklenburgischen

Dragoner - Regiments Nr. 18 .

Zum 25jährigen Bestehen des Regiments

zusammengestellt

von

Cur

Λ von Anger, Premierlieutenant im Regiment.

We

Mit zwei Bildnissen, einer Tafel der Kommandeure , drei Skizzen und drei Marschkarten .

Berlin 1892. Ernst Siegfried Mittler und Sohn Königliche Hofbuchhandlung Rochstraße 68-70.

Vorwort.

Dem Ersuchen des Regimentskommandeurs v. Patow Folge leistend , hat

Oberst Frhrn .

es mir zur besonderen Ehre und

Freude gereicht, die nachfolgenden Zeilen niederschreiben zu dürfen. Ich habe mit redlichem Bemühen eine abgerundete, erschöpfende Darstellung angestrebt.

In der Ueberzeugung , daß die Wiedergabe

eines nur fünfundzwanzigjährigen Zeitabschnitts im Charakter einer Familiengeschichte gehalten sein müsse,

war es mein Wunsch, das

persönliche Element möglichst in den Vordergrund zu rücken und den inneren Verhältnissen und Beziehungen im Regiment besondere Würdigung zu Theil werden zu lassen. Ich habe deshalb auch der Friedensthätigkeit des Regiments einen größeren Raum , als sonst vielfach üblich , gewähren zu dürfen geglaubt,

wobei mich zugleich der Gedanke geleitet hat , daß in der

Geschichte

eines

Truppentheils sich ein

Stück Heeresentwickelung

wiederspiegeln müſſe. Erst seit wenigen Jahren dem Regiment angehörig ist es mir oft schwer geworden , die Verhältnisse früherer Zeiten zum Ausdruck zu bringen.

Nur die außerordentlich liebenswürdige Unterstützung

ehemaliger Angehöriger des Regiments ,

welchen ich mich dafür zu

beſonderem Dank verpflichtet fühle , hat mir die Ausführung ermöglicht.

IV

Wo das Gelingen hinter dem Wollen zurückgeblieben ist, bitte ich um gütige Nachsicht. stehende Zeilen

Eine Entschuldigung mag sein , daß nach-

der Hauptsache

nach

innerhalb eines

Zeitraums

niedergeschrieben werden mußten, der verhältnißmäßig kurz und durch mancherlei Arbeiten anderer Art in Anspruch genommen war. In dem Gefühl , durch diese meine Arbeit für alle Zeiten auf das Innigste mit meinem Regiment verknüpft zu sein , habe ich den schönsten Lohn gefunden. Berlin im Mai 1892.

Der Verfasser.

Inhalt.

Erster Abschnitt. Von der Errichtung des Regiments bis zum Feldzuge 1870/71. 1. Das Stammregiment 2. Die Errichtung des Regiments 3. Die Friedensjahre von 1867 bis 1870. .

Seite

1 4 18

Zweiter Abschnitt.

28385

Die Theilnahme des Regiments am deutſch - franzößſchen Feldzuge. 1. Die Mobilmachung 2. Die Küstenwacht 3. Die Tage vor Mek 4. Die Einnahme von Toul 5. Vor Paris .. 6. Gegen Orléans und Chartres 7. Der Vormarsch auf Le Mans 8. Die Zeit der Kämpfe gegen die Loire-Armeen 9. Die Ruhezeit in Chartres 10. Die Operationen gegen Le Mans 11. Von Alençon nach Rouen . 12. Die Zeit des Waffenstillstandes 13. Der Rückmarsch 14. Heimkehr und Demobilmachung

42 50

65 78 95 101 144 153 169 178 191 197

VI Dritter Abschnitt. Seite

Die Beit von 1871 bis 1892 . 1. 2. 3. 4. 5. 6.

Das Das Das Das Das Das



Regiment unter Oberstlieutenant v. Wolffersdorff . Regiment unter Oberst v . Seydlik Regiment unter Oberstlieutenant Frhr. v. Seherr-Thoß Regiment unter Oberst v. Lieres und Wilkau Regiment unter Oberſt Frhr. v . Patow heutige Regiment .

214 225 250 268 283 302

Anlagen.

1. Ranglisten des Offizierkorps von 1867 bis 1892 2. Verzeichniß sämmtlicher dem Regiment ehemals und jezt angehörigen Offiziere . 3. Verzeichniß der höheren Vorgesezten des Regiments von seiner Errichtung an 4. Uebersicht der Begebenheiten , bei welchen während des Feldzuges das Regiment oder Theile deſſelben mit dem Feinde in Verührung gewesen sind 5. Liste der im Feldzuge 1870/71 Gefallenen und Geſtorbenen . 6. Liste der im Feldzuge 1870/71 Dekorirten . 7. Drei Uebersichtskarten.

317 335 347

351 353 355

Quellen-Angabe. Gedruckte Quellen: 1. Geschichte des 1. Großherzoglich Mecklenburgischen Dragoner: Regiments Nr. 17. 2. Geschichten des Großherzoglich Mecklenburgischen Füsilier- Regiments Nr. 90 und Jäger-Bataillons Nr. 14. 3. Thätigkeit der 17. Diviſion im Feldzuge 1870/71 . Von Fischer, Major im Generalstabe. 4. Antheil der unter dem Kommando Sr. Königlichen Hoheit des Großherzogs von Mecklenburg Schwerin vereinigt geweſenen Truppen am Feldzuge 1870/71. 5. Generalstabswerk des Feldzuges 1870/71 . 6. Grabftätten und Denkmäler Mecklenburgischer Krieger. Handschriftliche Duellen: 1. 2. 3. 4. 5.

Akten des Großherzoglichen Kontingentskommandos. Akten und Parolebücher des Regiments. Akten der Stadt Parchim. Akten des Kriegs -Archivs im Großen Generalstabe. Tagebücher, Aufzeichnungen und Mittheilungen ehemaliger Ans gehöriger des Regiments.

1

1

Erster

Von der Errichtung

Abschnitt.

des Regiments bis zum

Feldzuge 1870/71 .

1. Das Stammregiment. Ruhmreich hatte in den Befreiungskriegen das MecklenburgStrelitzsche Husaren - Regiment an der Seite der Yorkschen Truppen. unter des alten Helden Blücher Führung gekämpft. Dieses am 2. April 1813 aus Freiwilligen errichtete , national mecklenburgische Reiterregiment, Feldzüge wieder auflöste,

welches sich nach Beendigung der

war der Vorläufer der bald darauf in

Mecklenburg ins Leben gerufenen stehenden Reitertruppe. Im Jahre 1819 befahl Se. Königliche Hoheit der Großherzog Friedrich Franz I., der Aufforderung des deutschen Bundes zur Bildung eines Kavallerie - Regiments willfahrend , die Formation zunächst nur einer Eskadron , welche den Stamm eines zukünftigen mecklenburgischen Chevaurlegers -Regiments bilden sollte. Am 21. Juni 1821 trat in Grabow diese Stamm -Eskadron in der befohlenen Stärke von 6 Offizieren, 1 Arzt, 15 Unteroffizieren, 8 Trompetern, 1 Sattler, 1 Kurſchmied und 98 Gemeinen zuſammen. Zehn Jahre lang wurde dieser Etat nicht überschritten . Erst als im Jahre 1831 der deutsche Bund, angesichts der von Frankreich her drohenden Kriegsgefahren, die Mobilmachung von Bundestruppen anordnete, befahl Se. Königliche Hoheit der Großherzog die Aufstellung einer zweiten Eskadron. Zum Regimentskommandeur dieser beiden Eskadrons wurde gleichzeitig der Oberstlieutenant Mecklenburg v . Kleeburg ernannt v. Unger , 2. Großherzogl. Mecklenburg. Drag. Regt. Nr. 18. 1

Se. Königliche Hoheit der Großherzog Paul Friedrich änderte bald nach seiner Thronbesteigung im Jahre 1837 die Bezeichnung ,,Chevaurlegers - Regiment " in „ Dragoner - Regiment" um , und verlegte gleichzeitig die Garniſon deſſelben nach Ludwigslust. Das nunmehrige „ Mecklenburgische Dragoner-Regiment ", welches höherer Instanz lediglich seinem Chef, dem General v. Peng , unterstellt gewesen war, wurde jetzt der „ Mecklenburgischen Damit war fortan die Theilnahme an den Brigade" einverleibt.

bisher in

alljährlich bei Schwerin stattfindenden Uebungen des mecklenburgischen Als am 17. Juni 1838 das Regiment Kontingents verbunden. zum ersten Mal die Residenzstadt betrat, wurde ihm von Sr. Königlichen Hoheit dem Großherzog allergnädigst eine Standarte verliehen. Erst im Jahre 1841 erreichte die Truppe durch Bildung zweier weiterer Eskadrons die wirkliche Stärke eines KavallerieRegiments. Die drangvolle Zeit von 1848 und 1849 brachte die Feuertaufe. Am 1. April 1848 wurde die Mobilmachung der 3. und 4. Eskadron befohlen ; beide fanden Verwendung im Verbande der mecklenburgischen Halbbrigade , welche in der mobilen Diviſion des X. deutschen Bundes - Armeekorps am Kampf gegen die Dänen zur Wahrung schleswig-Holsteinscher Unabhängigkeit Theil nahm. Im September desselben Jahres kehrten die Eskadrons in ihre Garnison zurück. Nur in der Thätigkeit des kleinen Krieges hatten sie Gelegenheit gehabt, ihre Tüchtigkeit zu erproben. Das Jahr 1849 rief das ganze Regiment auf die Kampfstätte. Die mecklenburgische Brigade wurde ein Theil des Neckar - Korps, welches unter Befehl des preußischen Generallieutenants v. Peucer zur Dämpfung des Aufstandes nach Baden entsandt worden war. Zum ehrenden Andenken an die Mitkämpferſchaft des Regiments in den beiden Feldzügen befahl Se. Königliche Hoheit der Großherzog Friedrich Franz II., die Jahreszahlen 1848 und 1849 auf der metallenen Spitze des Standartenüberzuges anbringen zu lassen. Sechszehn Jahre verflossen alsdann dem Regiment in eifrigſter Friedensarbeit. Oft hatte dasselbe Gelegenheit an größeren Herbstübungen preußischer Truppen oder des X. deutschen Bundes-Armeekorps Theil zu nehmen. Wo sich die mecklenburgischen Reiter zeigten, erwarben sie guten Ruf! Zum dritten Mal rief das Jahr 1866 in die Waffen. Nachdem sich in dem bevorstehenden Kampfe zwischen Nord und Süd

3

-

Se. Königliche Hoheit der Großherzog für den Anschluß an Preußen entschieden hatte , befahl er die Mobilmachung des ganzen mecklen= burgischen Kontingents. Der hohe Landesherr selbst trat am 19. Juli 1866

an die

Spite des zur Unterstützung der Main - Armee formirten ReſerveArmeekorps , zu welchem

auch die mobile mecklenburgische Division

gehörte. Ende Juli rückte das Korps vom Sammelpunkt Leipzig aus in Bayern ein. Nur die letzten Regungen feindlichen Widerstandes waren noch zu unterdrücken . - Für die 1. und 3. Eskadron des Mecklenburgischen Dragoner - Regiments wurde der 29. Juli durch das Gefecht bei Seubothenreuth ein Tag von besonderer Bedeutung. Den glänzenden Attacken der beiden Eskadrons gelang es, ein bayerisches Bataillon außer Gefecht zu setzen.

Rittmeister v . Boddien , Chef der

1. Eskadron, erbeutete eigenhändig dabei die bayerische Bataillonsfahne. Dieselbe Eskadron nahm später an dem Einzuge der siegreichen Truppen in Berlin Theil. Mitte September kehrte das Regiment nach Ludwigsluft zurück.

Die Uniform der mecklenburgischen Reiter hatte im Laufe der Jahre mehrfache Wandlungen durchgemacht. Anfänglich bestand

dieselbe aus hellblauen Kollets mit rothem

Kragen , ebensolchen Aufschlägen und Schoßbefäßen , gelben Lizen bezw. Goldstickerei an Kragen und Aufschlägen, und zwei Reihen gelber Knöpfe, grauen, langen Hosen mit breiten , rothen Streifen, schwarzem Helm mit Roßhaarraupe und blauer Feldmüße mit rothem Besaß. Die Kollets wurden zunächst nach preußischem Muster um-

gestaltet , später durch den einreihigen Waffenrock heutigen Schnitts ganz verdrängt. An Stelle der breiten rothen Streifen an den Hosen trat die gleichfarbige schmale Biese ; die Farbe der Beinbekleidung wurde schwarz. Für den schwarzen Lederhelm wurde zunächst ein Czako eingeführt,

wie ihn damals die

preußischen Garde - Dragoner trugen.

Dieser wurde durch einen neuſilbernen Helm mit weißem Haarbusch verdrängt und schließlich als Einheitskopfbedeckung eine hellblaue Müße mit rother Einfassung nach dem Schnitt der österreichischen Käppis zur Einführung gebracht.

1*

-

In der Bewaffnung trat an Stelle des ursprünglich glatten Karabiners zunächst der Spitzkugelkarabiner mit Feuerschloß, bis der letztere im Jahre 1866 dem preußischen Zündnadelkarabiner weichen mußte.

Ein bedeutsamer Abschnitt in der Geschichte aller mecklenburgischen Truppentheile war mit dem Jahr 1866 vollendet.

Der alsbald

erfolgende Beitritt des Großherzoglich Mecklenburgischen Kontingents zum norddeutschen Bundesheere bezeichnete für sie den Markſtein einer neuen Entwickelung.

2. Die Errichtung des Regiments. In Voraussicht der mit Beitritt zum norddeutschen Bundesheere erforderlichen Verstärkung

der mecklenburgischen Kavallerie ,

hatte

Se. Königliche Hoheit der Großherzog durch mehrfache Maßnahmen. bereits eine Etatserhöhung beim Dragoner-Regiment eintreten lassen. Zunächst waren bei der Demobilmachung im Herbst 1866 100 Kriegsaugmentations- Pferde zurückbehalten worden. Sodann wurde am 1. Juni 1867 , gemäß der im Februar erlassenen preußischen Allerhöchsten Verordnung, zu den bisherigen vier Eskadrons eine fünfte formirt und schließlich der Etat aller fünf Eskadrons um 30 Pferde erhöht. Die nunmehr rund

160 Pferde zählenden Eskadrons hatten

damit eine Stärke erreicht , welche die Abgabe zu Neuformationen möglich machte. Am 8. August 1867 erschien der für uns allezeit denkwürdige Erlaß Sr. Königlichen Hoheit des Großherzogs Friedrich Franz II., welcher das heutige 2. Großherzoglich Mecklenburgische DragonerRegiment Nr. 18 ins Leben rief. Es heißt in demselben: Nachdem

Wir nunmehr hinsichtlich der

Neuformation

Unseres zu augmentirenden Kontingents zum norddeutschen Bundesheer Beschluß gefaßt haben, befehlen Wir wie folgt:

5

Es besteht fünftig: 1. Die Infanterie

c.

2. Die Kavallerie Eskadrons.

aus

zwei

Dragoner - Regimentern

à fünf

3. Die Artillerie 2c . .. 2c. Unter Berücksichtigung des im provisorischen Rekrutirungsgesetz vom 16. Juli d . J. sub III . §§ 14 und 15 Verfügten über die Militärdienstzeit, wird die Neuformation in der Weise zu beschaffen sein , daß sie zum Schluß des Monats September a. cr. durchgeführt ist und bis zum folgenden 15. Oktober die neuen Garnisonen bezogen sind . 2c. Vorstehenden Unseren Befehlen entsprechend, hat das Divisionsfommando nun weiter zu verfahren und Uns demnächst über die Ausführung ausführlich zu berichten,

auch

hinsichtlich Eintheilung zc. des Offizierkorps Vortrag zu halten. Gegeben durch Unser Militär- Departement. Schwerin, den 8. August 1867. Allerhöchst gez. Friedrich Franz . gegengez . v. Zülow . So ist Regiments .

der

8.

August

1867

der

Stiftungstag

unseres

Das Divisionskommando machte die Allerhöchste Entschließung am 11. August den Truppentheilen unter Beifügung dreier Anlagen bekannt. Die eine derselben betraf die Etatsstärke der einzelnen Truppenkörper in Krieg und Frieden , die zweite deren Dislokation, die dritte die Vertheilung der Unteroffiziere und Mannschaften der bestehenden auf die neu aufzustellenden Truppentheile , sowie den Rekrutirungsbedarf pro 1867 zur Erreichung der neuen Friedensstärken. In dieser letzten Anlage heißt es hinsichtlich der Kavallerie : 11 Das vorhandene Regiment theilt die Mannschaften der Altersklassen 1867, 1866, 1865 in zwei gleiche Theile und formirt zwei Regimenter zu fünf Eskadrons à 110 Unteroffiziere, Trompeter, Dragoner und Stab.

---

-

6

inklusive Der Rekrutenbedarf für beide Regimenter Dekonomiehandwerker und Lazarethgehülfen - ist 1023 Mann. Von diesen

1023

außer den Dekonomie-

werden

Refruten

handwerkern und Lazarethgehülfen , welche gleich voll eingestellt werden, einrangirt : Anfang November d . J. 588 ; der Rest aber, etwa 400, bis zum 1. Mai k. J. beurlaubt. Nachdem am 31. Oktober d. J.

die jetzt noch dienenden

Altersklassen von 1862 und 1863 zur Reserve entlaſſen ſind, geschieht am 30. April k. J. das Gleiche mit der Altersklaſſe 1864 ; die einstweilen beurlaubten Rekruten werden dagegen eingezogen und erreichen somit dann die Regimenter die Normalstärke von 712 Köpfen exklusive Offiziere. Unteroffiziere und Trompeter werden ihrer Dienstzeit nach angemessen vertheilt.

Der Pferdebestand der Regimenter wächst

gleichmäßig mit der Mannschaft und ist dabei zu berücksichtigen, was vorweg bereits jezt geschehen ist , und daß das neu zu errichtende Regiment zum November d. J. schon seine erlaubten 8 Krümperpferde in billigſter Weise erhält. " vom 25.

September sollte der

Zusammentritt der neuen Truppenkörper am

Nach einem Divisionsbefehl

1. Oktober stattfinden.

An ersterem Tage hatte Oberstlieutenant v. Kahlden, Kommandeur des Mecklenburgischen Dragoner - Regiments , in größerer Ausdehnung eine Beförderung zu Wachtmeistern , Sergeanten und Unteroffizieren eintreten lassen. Am Nachmittag des 26. September nahm er im Beisein aller Offiziere persönlich die Theilung des Regiments vor.

Jede Eskadron wurde nach Unteroffizieren , Trom-

petern, Dragonern und Pferden in zwei Hälften geschieden und deren eine für das neu zu errichtende Regiment beſtimmt. Inzwischen hatte Se. Königliche Hoheit der Großherzog zur Besetzung der

Offizierstellen

beim

neuen

Regiment

entsprechende

Beförderungen in dem bisherigen Dragoner - Offizierkorps eintreten laſſen. Zum Kommandeur des neuen Regiments war durch A. K. DO. vom 22. September der Flügeladjutant Sr. Königlichen Hoheit des Großherzogs Major Frhr. Georg v. Brandenstein bestimmt worden.

Derselbe war im Dragoner - Regiment groß geworden und

hatte seit dem Mai dortſelbſt Dienſt als etatsmäßiger Stabsoffizier gethan.

--

7

Zum etatsmäßigen Stabsoffizier wurde durch die gleiche Ordre, unter Beförderung zum Major , der bisherige älteste Eskadronchef Paul Detmering ernannt. Eine A. K. O. vom 23. September regelte die weitere Stellenbesetzung. In der bisherigen Eigenschaft als Eskadronchefs traten zum neuen Regiment die Rittmeister August v. Arnim und Adolf v. d. Lühe. Unter Beförderung zum Rittmeister wurden zu Eskadronchefs bestimmt die Premierlieutenants Adolf Graf Eyben und

will, letterer erst seit Juni aus der ehemaligen Gude Gudewill, hannoverschen Armee in das Mecklenburgische Dragoner - Regiment

Hans

übergetreten. Als fünfter

Eskadronchef sollte der

reichische Oberlieutenant Frhr. finden , dessen bevorstand.

Uebertritt in

bisherige

Friedrich v.

.

.

öfter-

Malgan Anstellung

mecklenburgische

Dienste

unmittelbar

Die Premierlieutenantsstellen übernahmen die am 23. September zu dieser Charge beförderten Sekondlieutenatns Werner v. Bülow , Hans v. Viereck, August v. Huth, Baron Detlef v. Stengliu .

Carl v. Oldenburg und

Als Sekondlieutenants traten zum neuen Regiment : Louis v. Cleve , Baron Otto v. Rodde , Friedrich v. Buch, Carl v. Alten und Carl v. Bülow , letzterer erst am 26. September zu dieser Charge befördert. Die Sekondlieutenants v . Cleve

und

v.

Alten waren erst

seit Kurzem, ersterer vom Jäger - Bataillon , letzterer aus ehemaligen hannoverschen Diensten zum Dragoner-Regiment übergetreten. Sekondlieutenant Baron v. Rodde wurde gleichzeitig zum

Regimentsadjutanten ernannt. Von den für das neue Regiment auserlesenen Wachtmeistern befand sich nur Wachtmeister Haß des Längeren bereits in dieser Die Wachtmeister Schmidt , Vorköper , Tack und Charge. Behrmann erhielten ihre Beförderung am 25. September. Die Stelle des Stabstrompeters wurde dem bisherigen Stabshornisten vom Jäger - Bataillon , Havemann , übertragen. Zum Regiments - Quartiermeister wurde Sergeant Wegner, zum Regimentsschreiber Unteroffizier Knüppel beſtimmt.

Die Militärbeamten

anlangend ,

sollte

der

bisherige Ober-

stabsarzt vom 2. Bataillon des 1. Infanterie-Regiments , Dr. Blank, zum neuen Dragoner - Regiment übertreten ; neben ihm der Assistenzarzt Dr. Richter von der Artillerie. Zur Ausführung beider Anordnungen kam es jedoch nicht. Oberstabsarzt Dr. Blank erbat seine Verabschiedung , Aſſiſtenzarzt Dr. Richter wurde als Regiment Nr. 90 versezt.

Stabsarzt

zum

nunmehrigen Füsilier-

Anfang Oktober wurde statt dessen von letzterem Regiment der Stabsarzt Dr. Fanter zur einstweiligen Dienstleistung als Oberstabs- und Regimentsarzt beim Regiment befehligt . Zum Stabsroßarzt des Regiments wurde am 28. September der bisherige Civil - Thierarzt Niebuhr in Goldberg bestellt; zu Kurschmieden, entsprechend den heutigen Unterroßärzten, der bisherige Kurschmied Kirsten vom Dragoner-Regiment , und der neu zu dieser Charge beförderte Kurschmied Tiedt von der Artillerie. Die Zahlmeistergeschäfte übernahm der am 26. September zum Zahlmeister beförderte Unteroffizier Grambow vom DragonerRegiment. Die Stelle des Regimentsſattlers wurde dem Sattler Meyer aus Grabow

auf deſſen Bewerbung hin übertragen , als Büchsen-

inacher der bisherige Büchsenmacher Schroeder vom Jäger- Bataillon angenommen.

Am 1. Oktober 1867

trat

das

neu gebildete Regiment zu-

sammen.

Major Frhr. v . Brandenstein übernahm die Führung desselben , die Rittmeister die ihrer Eskadrons . Jeder trat auf den Play, welchen auszufüllen er fortan bestimmt war. Damit hatte sich die Loslösung vom Stammregiment endgiltig

vollzogen. Selbstständiges Leben begann in dem jungen Organismus zu pulſiren . Nach einem Allerhöchsten Erlaß vom 28. September hieß fortan das alte Regiment: 1. Mecklenburgisches Dragoner-Regiment Nr. 17, das neue : 2. Mecklenburgisches Dragoner-Regiment Nr. 18 .

Einschließlich des durch A. K. O. vom 28. September von der Artillerie - Abtheilung zum diesseitigen Regiment versetzten Sekondlieutenants Louis v. d. Lühe betrug nunmehr die Stärke des Regiments, wie sie sich aus der Theilung des Stammnregiments ergeben hatte: 18 Offiziere, 61 Unteroffiziere, 16 Trompeter, 266 Dragoner, 404 Pferde; 1 Stabsarzt,

1 Stabsroßarzt, 2 Kurschmiede,

1 Zahlmeister,

1 Regimentsſattler, 1 Regimentsbüchsenmacher. Demnach war vorläufig jede 3 Offiziere , 80 Pferde.

12 Unteroffiziere,

Eskadron durchschnittlich stark: 3 Trompeter , 53

Dragoner,

Das Dienstalter ergab nachstehende Reihenfolge der Rittmeister und Lieutenants : Rittmeister v. Arnim , v. d. Lühe , Graf Eyben , Gudewill , Frhr. v. Malgan. Premierlieutenants v. Bülow I.,

v . Viereck, v. Huth ,

v. Oldenburg , Baron v. Stenglin. Sekondlieutenants v. Cleve, Baron v. Rodde, v. d. Lühe , v. Buch, v. Alten , v. Bülow II.

Die Besetzung der Eskadrons mit Offizieren und Unteroffizieren hatte sich in nachstehender Weise gestaltet :

1. Eskadron :

Rittm. Graf Eyben. Premierlt. Baron v . Stenglin. Sekondit. v. Cleve.

Wachtm. Tack. Serg. 1. Kl. Vorbeck. = = Voraß. 2. Kl. Schröder . = ፡ Gollag. Unteroffiz. 1. RI. Schult.

Unteroffiz. 1. Kl. v. Wahls. = = Schmidt. ፡ Wendt. = = Mauck. = 2. Kl. Holz. Harms. Trompeter Kehmers. : Ahrens . = Schlee.

10

-

2. Eskadron : Rittm. v. Arnim. Premierlt. v. Viereck. Sekondit. v. Alten. Wachtm. Vorköper . Serg. 1. Kl. Ehbrecht. ፡ Kleist. 2. Kl. Wegner. = : Nicolai. =

Unteroffiz. 1. Kl . Burmeister.

Unteroffiz. 1. Kl. = ፡ = : = ፡ 2. Kl. = =

Kölzow. Klett. Müller. Michaelsen. Vielhaac. Koopmann.

Trompeter Drews . Krull. Bumann. 3. Eskadron:*

Rittm. Gudewill. Premierlt. v. Oldenburg. Sekondlt. v. d. Lühe.

Wachtm. Haß. Serg. 1. Kl. Oldenburg. M Stauding. = Görke. = 2. Kl. Röver. Unteroffiz. 1. Kl. Trieb.

Unteroffiz. 1. Kl. = ፡ = = 2. Kl.

Brüdigam . Bundt. Löding. Drägert. Steinfeldt. Roch.

Trompeter Camin. ፡ Mirow. Kabelmann. 4. Eskadron :

Rittm. Frhr. v. Malkan . Premierlt. v. Bülow I. Sekondit. v. Buch. Wachtm. Schmidt. Serg. 1. Kl. Dabelstein. ፡ 2. Kl. Scharff. ፡ = Großforth. Unteroffiz. 1. Kl. Ulrich. = Zander.

Unteroffiz. 1. Kl. Hamann. ፡ Berg. = Schröder. = 2. Kl. Riedhof. = = Schult. ፡ Prange. Trompeter Schult. Paetom. Schmaedke. 5. Eskadron :

Wachtm. Behrmann. Serg. 1. Kl. Neckel. ፡ 2. Kl. Wilken. ፡ 2 Prieß. = = Wegner. Unteroffiz. 1. Kl. Sabbath.

Unteroffiz. 1. Kl . = = ፡ = ፡ 2. Kl. ፡ ፡

=

Rittm . v. d. Lühe . Premierlt. v. Huth. Sekondit. v. Bülow II.

Megelin. Heuck. Ahrendt. Schroeder. Boldt. Padderak.

Trompeter Dau. = Lembke. Heitmann.

-

Von den 20

11 des Regiments-

etatsmäßigen Sergeantenstellen

gehörten 10 der ersten und 10 der zweiten Gehaltsklaſſe an ; von den 51 Unteroffizierſtellen 25 der ersten, 20 der zweiten und 5 der dritten. Zufolge eines Allerhöchsten Erlasses vom 20. September hatte das Regiment die Hälfte sämmtlicher Bekleidungs- und Ausrüstungsstücke des

alten Regiments erhalten.

Das hiernach noch Fehlende

sollte in Geld vergütet werden. In gleicher Weise waren die Kaſſenbestände des alten Regiments zu gleichen Theilen auf beide Regimenter vertheilt worden. Mit dem Beitritt Allerhöchst Seines Kontingents zum norddeutschen Bundesheere hatte Se. Königliche Hoheit der Großherzog durch A. K. O. vom 17. September noch einige Aenderungen in der Uniformirung befohlen. Danach folgten Bekleidung und Ausrüstung der mecklenburgischen Truppentheile im Wesentlichen durchaus dem preußischen Muster. Nur einzelne geringe Abweichungen blieben bestehen. Im Besonderen gestaltete sich Bekleidung und Ausrüstung des 2. Mecklenburgischen Dragoner-Regiments Nr. 18 wie folgt :

Bekleidung. A. Für Unteroffiziere und Mannschaften.

Kornblumenblaue

Waffenröcke,

gelbe

Knöpfe,

ponceaurother

Vorstoß vorn und an den Schoßtaſchenleisten, leßtere nicht geschweift, sondern gerade und mit nur zwei Knöpfen besett ; ponceaurothe, vorn abgerundete Kragen , auf jeder Kragenseite zwei gelbe Lißen , bezw. goldene bei den wirklichen Wachtmeistern ; ponceaurothe Achselklappen, kornblumenblaue Aufschläge mit ponceaurothem Vorstoß ohne Lizen im Gegensatz zu den rothen Aufschlägen mit gelben Lizen des alten Regiments ; bei den wirklichen Wachtmeistern zwei goldene Treffen auf den Aermelaufschlägen. Lange Reithosen von dunkelblau melirtem Tuch mit ponceaurother Biese, an der Innenseite mit schwarzem Leder besetzt. Kurz geschäftete Stiefel mit Sporn. Statt der Drillichjacke dunkelblaue,

wollene Blusen , diejenigen

der Unteroffiziere mit gelben Treffen am Kragen , eine wollene Schnur.

auf jeder Achsel

12

Mäntel von dunkelgrauem Tuch mit kornblumenblauen , roth paspelirten Achselklappen und ponceaurothen Kragenpatten. Schwarzlederner Helm mit gelbem Beschlage , rundem Augenschirm und gereifelter Spize , welche oben in einen fleinen runden Knopf ausläuft , vorn ein gelber Stern ,

auf welchem das mecklen-

burgische Wappen in weißem Metall befestigt ist; schwarzer Haarbusch bezw. rother für die Trompeter. Kornblumenblaue Feldmüße, mit ponceaurothem Besatzstreifen und Deckelvorstoß. Die bisherigen Müßen österreichischen Modells dürfen in der Garnison aufgetragen werden. Kokarde an Helm und Müße von blau - gelb - rother Farbe. Es wird nur die Landeskokarde getragen. Knopf und Troddel am Fauſtriemen zeigen die mecklenburgischen Farben, die Chargenknöpfe der Gefreiten , Sergeanten und Wachtmeiſter das Großherzogliche Wappen.

B. Für Offiziere. Am Kragen des Waffenrocks goldene Stickerei ; goldene Epaulettfelder und Monde, silberne Rangsterne, goldene Passanten und Achselstücke mit blau und rothem Längsstreifen an jedem Rande, ponceaurothem Futter und Seitenvorstoß. Es wird fortan gestattet , hellblaue Ueberröcke mit rothem hellblau paspelirten Kragen und flachen, gelben Knöpfen zu tragen. Zum Galaanzug kornblumenblaue Beinkleider mit ponceaurother Biese und zwei ebensolchen breiten Streifen. Kartuschbandolier mit rothem Saffianleder

gefuttert ,

auf der

Außenseite mit Goldborte besetzt, welche in der Mitte einen rothen, an jedem Rande einen blauen Längsstreifen zeigt ; dazu Räumnadeln mit silbernen Ketten an einem silbernen Löwenkopf befestigt ; silberner Kartuschkasten

mit

goldenem

Stern ,

auf dem sich das silberne

Wappen befindet. Säbelkoppel von rothem Saffianleder mit goldener Tresse besetzt, welche jederseits am Rande und in der Mitte einen rothen Streifen hervortreten läßt, zu jeder Seite des rothen Mittelstreifens ein paralleler blauer Streifen ; goldenes Portepee. Schoßtaschenleisten besetzt.

des

Paletots

mit nur je zwei Knöpfen

13

Bewaffnung. Korbsäbel M/49 ,

am weißledernen Ueberschnallkoppel ,

ähnlich

dem preußischen Kavallerieſäbel , jedoch nach österreichischem Muſter statt des oberen Ringes eine feste seitliche Dese. Weißledernes Karabiner Preußischer Zündnadelkarabiner. bandolier mit Karabinerhaken. Eine schwarzlederne Patronentasche am Koppel. Für Unteroffiziere und Trompeter glatte Pistolen M/50 .

Pferdeausrüstung. Ungarischer Bockfattel mit Stahlbügeln, Vorderzeug mit MessingHerzstück, Hinterzeug, S - Kandare , Kreuzstrippen und Meſſingſchild an der Stirnſeite des Dienstzaumzeugs ; weiße Schaffellſchabracken, im Gegensatz zu den schwarzen des alten Regiments , mit fingerbreiter, rother Einfassung und je einem Stern mit Wappen in den vier abgerundeten Ecken. Am Zaumzeug der Offiziere flache gelbe Ketten an Stelle der Kreuzstrippen. Gelbe Messingbügel statt der gewöhnlichen , sobald auf Schabracke geritten wird.

Gleichzeitig mit der Vermehrung des Kontingents und der Errichtung der neuen Truppentheile hörte am 1. Oftober 1867 der bisherige Verband der mecklenburgiſchen Diviſion auf. Es bildete fortan das 2. Mecklenburgische Dragoner-Regiment Nr. 18 zusammen mit dem 1. Mecklenburgischen Dragoner- Regiment Nr. 17 und dem in Wandsbeck und Itzehoe liegenden 2. Brandenburgischen Ulanen-Regiment Nr. 11 die 17. Kavallerie-Brigade, deren Stab seinen Sitz in Kiel hatte. In Gemeinschaft mit den zur 34. Infanterie-Brigade zusammengefügten mecklenburgischen Truppentheilen und der aus den InfanterieRegimentern Nr. 36, 75 und 76 bestehenden 33. Infanterie-Brigade gehörte die 17. Kavallerie-Brigade zur 17. Diviſion , deren Stabsquartier gleichfalls Kiel war. Die lettere Division unterstand dem in Schleswig befindlichen Generalfommando des IX. Armeekorps .

-

14

Die höheren Vorgesezten des Regiments wurden demnach : Generalmajor v. Brigade;

Below ,

Kommandeur der

17. Kavallerie-

Generallieutenant v . Rosenberg - Gruszczinski , Kommandeur der 17. Division ; General der Infanterie v. Manstein , kommandirender General des IX. Armeekorps . Den Mannschaftsersatz hatte das Regiment aus

dem Bezirk

der 34. Infanterie- Brigade zu erhalten, d . i . aus den beiden Mecklenburgischen Großherzogthümern , welche in die vier Landwehrbataillonsbezirke Schwerin , Wismar , Roſtock und Neustrelitz zerlegt waren. Der Pferdebedarf ſollte in der früheren Weise

weiter durch

freihändigen Ankauf im Lande von Seiten einer aus Offizieren der beiden Dragoner-Regimenter zusammengesetzten Kommission gedeckt werden. In allen Kompetenzangelegenheiten wurden die einschlägigen preußischen Verhältnisse übernommen. Mit dem 1. Januar 1868 sollte das preußische Geldverpflegungs -Reglement in Gültigkeit treten. Schon im November 1867 Auszahlung

eines

befahl

ein Großherzoglicher Erlaß die

Verpflegungszuſchuſſes

an die Mannschaften in

Uebereinstimmung mit den in der preußischen Armee geltenden Bestimmungen.

Bald darauf wurde ein extraordinärer Verpflegungs-

zuschuß hinzugefügt. An Tischgeldern für die Offiziere war die monatliche Summe von 31 Thalern 25 Silbergroschen ausgeworfer. Auch der Rationssatz wurde nach preußischem Muster festgesetzt und die den Dragoner-Regimentern zu verabfolgende leichte Ration auf 8 Pfund Hafer, 5 Pfund Heu und 7 Pfund Stroh bemessen, dabei ein Zuschuß von täglich 12 Pfund Hafer für die Remonten bewilligt. In allen Verwaltungsangelegenheiten ressortirten die mecklenburgischen Truppentheile nur vom Großherzoglichen Militär-Departement in Schwerin, mit welchem die Regimenter in unmittelbare Geschäftsverbindung zu treten hatten. Kontingents-Befehlshaber wurde der Kommandeur der 34. Jn-

fanterie-Brigade Generalmajor v. Prigelwig . Das bisherige Divisionsgericht blieb vorläufig bestehen.

Dem

Kommandeur des 2. Mecklenburgischen Dragoner-Regiments Nr. 18

15

-

waren die gerichtsherrlichen Befugnisse eines Regimentskommandeurs beigelegt worden, welche derselbe unter Assistenz des Auditeurs Erfurt in Ludwigslust über die Angehörigen des Regiments auszuüben hatte. So waren in der Hauptsache die Lebensbedingungen des jungen Regiments sichergestellt. Am 3. Oktober leistete dasselbe seinem nunmehrigen obersten

Kriegsherrn, dem Könige Wilhelm I. von Preußen, das Versprechen des Gehorsams . Unteroffiziere und Mannschaften wurden nach voraufgegangener Ansprache und Erklärung durch Entgegennahme des Handschlages verpflichtet. Die Offiziere unterschrieben den nachstehenden Revers : "Ich versichere, daß die Pflicht, insbesondere dem Bundesfeldherrn jederzeit Ehrerbietung und Achtung, auch den schuldigen Gehorsam in pünktlichster Befolgung ertheilter Befehle zu beweisen, mir bekannt ist , und verspreche hiermit an Eidesstatt , dieſer Verpflichtung nachzukommen." Das Regiment war bereit , überzusiedeln.

an seinen neuen Bestimmungsort

Nach resultatlosen Verhandlungen mit einigen Städten Mecklenburgs war im Mai 1867 vom Großherzoglichen Militär- Departement eine Anfrage an den Magistrat der Vorderstadt Parchim ergangen, ob eine Belegung der Stadt mit einem Kavallerie-Regiment erwünscht und den baulichen Verhältnissen nach ausführbar sei . Magistrat und Bürgerausschuß, mit dem vortrefflichen Bürgermeister Geheimen Hofrath Flörke an der Spize, hatten sich daraufhin mit dem Plane, als im Interesse der Stadt liegend , einverstanden erklärt.

Man konnte im Juni 1867 zu endgültigen Verhandlungen schreiten. Nachdem eine Besichtigung der städtischen Baulichkeiten durch eine Kommission , an deren Spize Major Frhr. v. Brandenstein stand, stattgefunden hatte, kam es am 14. und 15. Juli zum Abschluß eines Vertrages zwischen dem Großherzoglichen Militär- Departement und der Stadt Parchim , dessen wesentlicher Inhalt der nachstehende war :

16

„ Die Stadt Parchim übernimmt die Verpflichtung zur Unterbringung des neu zu errichtenden Kavallerie- Regiments . Die Verpflichtung erstreckt sich auf Gewährung des Naturalquartiers für Mannschaften und Pferde und auf die Beschaffung der unten aufgeführten Garniſoneinrichtungen. Von der Gewährung des Naturalquartiers scheiden indessen die Offiziere, die Beamten mit Offizierrang und deren Pferde aus. Für die Offiziere und Beamten mit Offizierrang zahlt die Stadt den etatsmäßigen Servis nach der Servistabelle vom 31. Oktober 1810 .

Die

Stadt

Parchim empfängt für

die

Gewährung des

Naturalquartiers

an die Truppen keine Vergütung aus Großherzoglichen Kassen. Doch soll für die Unterbringung der Pferde und zur Beschaffung und Erhaltung der Stallutenſilien und zur

Beleuchtung der

Ställe pro Pferd und Jahr 3½ Thaler der Stadt verabfolgt werden, außerdem die Verwerthung des Düngers zustehen. Nach getroffener Uebereinkunft erfolgt die Unterbringung der Pferde von zwei Eskadrons in dazu geeignet gefundenen und vorschriftsmäßig eingerichteten kleineren, zu städtischen Gebäuden Quartierstallungen gehörenden Stallungen , welche nach Eskadrons thunlichst in zwei Revieren zusammenliegen müssen. Die Pferde der drei übrigen Eskadrons werden dagegen in drei zu diesem Zweck von Seiten der Stadt oder unter deren Garantie neu auf deshalb vereinbarten Plätzen zu erbauenden Stallungen untergebracht. Selbstmiethern und verheiratheten Mannschaften wird ſtatt des Naturalquartiers der etatsmäßige Servis verabreicht. Die einzelnen Eskadrons ſind thunlichst in den einzelnen Revieren der Stadt zusammenzulegen . Die Stadt verpflichtet sich, unentgeltlich die folgenden für die Garnison nöthigen Einrichtungen , Baulichkeiten und Lokale herzugeben und einzurichten:

1. Sechs Handwerkerstuben. 2. Sieben Montirungskammern. 3. Die nöthigen Räume zur Unterbringung der Fahrzeuge des Regiments . 4. Ein Munitionslokal.

17

5. Für jede Eskadron zwei offene Reitbahnen mit Einfriedigung . 6. Eine Hauptwache mit Zubehör. 7. Sechs Arrestzellen, jedenfalls in nächster Nähe der Hauptwache. 8. Dienstwohnung wärter.

für

einen

verheiratheten

Arrestanten-

9. Ein Gerichts- und ein Parteienzimmer. 10. Einen Krankenſtall für 24 bis 30 Pferde in Verbindung mit einer Beschlagschmiede. nöthigen Vorrathsmagazine für den fünftägigen Bedarf an Fourage, welche für jede Eskadron in mindestens einem verschließbaren Raum mit Haferboden zu bestehen haben.

11. Die

12. Zwei Schießstände mit den dazu nöthigen Einrichtungen . 13. Eine Schwimmanſtalt. 14. Die nöthigen Instruktions- und Schulstuben. 15. Provisorischer Raum zur Aufnahme von 20 bis 30 Kranken. In spätestens

zwei Jahren muß ein normales Lazareth

hergestellt sein. 16. Vier Schilderhäuſer . Die Stadt verpflichtet sich ferner: 1. Als Exerzirplay für das Kavallerie-Regiment ein größeres Terrain von etwa 80 bis 100 Morgen unentgeltlich herzugeben ; 2. zur Errichtung zweier verdeckter Reitbahnen, welche militärischerseits hergestellt werden sollen, das nöthige Terrain sofort herzugeben und eine baare Beihülfe von 4000 Thalern zu bezahlen ; 3. zur Errichtung

eines Turn- und Fechtschuppens ,

falls

solcher nöthig befunden würde, eine Beihülfe von vierzig Prozent der Baukosten entweder baar oder durch Lieferung von Holzmaterialien zu leiſten . “ Soweit das Wesentliche des Vertrages .

Nähere Bestimmungen

betrafen noch die Beschaffenheit der zu gewährenden Naturalquartiere und sonstigen Lokale. Von Seiten des Regiments wurde der Rittmeister v. Arnim beauftragt, in allen Quartierangelegenheiten fortan der Vertreter 2 v. Unger, 2. Großherzogl. Mecklenburg. Drag. Regt. Nr. 18.

18

seines Truppentheils

zu sein. Er begab sich am 3. Oktober in die neue Garnison, um sich mit dem dortigen Quartieramte ins Einverständniß zu setzen. Das letztere bestand aus je einem Deputirten des Magistrats und des Bürgerausschusses und einem dritten aus der allgemeinen Bürgerschaft erwählten Mitgliede. Am 9. Oktober konnten alle von der Stadt zu gewährenden Baulichkeiten durch eine vom Großherzoglichen Departement beſtimmte Kommission abgenommen werden.

Der Tag des Abschiedes von den alten Kameraden rückte heran. Am 13. Oktober gab Se. Königliche Hoheit der Großherzog dem scheidenden Offizierkorps

ein Abschiedsdiner im

Schlosse zu

Ludwigslust. Am 14. Vormittags besichtigte er zum ersten Male ſein neues Dragoner-Regiment in der Paradeaufstellung zu Fuß auf dem Kirchenplatz. Der Nachmittag desselben Tages vereinigte zum letzten Male die Kameraden zu einem Abschiedseffen in der Offiziersmesse.

Es

mag für Manchen ein wehmüthiges Gefühl gewesen sein, daß nun die früheren Wege treuer alter Regimentskameradschaft ſich trennen mußten. Am Morgen des

15. erfolgte der Ausmarsch des Regiments .

Se. Königliche Hoheit der Großherzog hatte die Gnade, mit Allerhöchst Seiner Familie zugegen zu sein. Auch die alten Kameraden ließen es sich nicht nehmen, den Scheidenden das Geleit zu geben. So zog das Regiment fort,

begleitet von dem Allergnädigsten

Wohlwollen seines hohen Stifters und den treuesten Wünschen der ehemaligen Kameraden! Eine neue Zeit war angebrochen !

3. Die Friedensjahre von 1867-1870. Am 15. Oktober Mittags rückte das Regiment in seine Garnison ein. Am Neuen Die Stadt Parchim hatte ihr Festkleid angelegt. Thor empfing eine Deputation des Magiſtrats und Bürgerausſchuſſes

--

19 das Regiment in feierlicher Weise.

Von allen Giebeln wehten die

Fahnen den Dragonern den Willkommengruß zu. Mit schmetternden Fanfaren zogen sie ein in die Stätte des ferneren Wirkens . Der Abend des Tages vereinigte die Angehörigen des Regiments mit der Bürgerschaft zu einer Festlichkeit, welche die Stadt zu Ehren der Dragoner veranstaltet hatte. Die Unterbringung des Regiments in seiner nunmehrigen Garniſon vollzog sich in nachstehender Weise. Es wurden als Quartierbezirke zugetheilt: der 1. Eskadron : der Bezirk vom Neustädter Thor bis zum Neu-

städter Markt; der 2. Eskadron : der an das Woker Thor angrenzende Stadttheil ; der 3. Eskadron : der Bezirk, welcher den Ziegenmarkt, Berlinerstraße, Mauerstraße , einen Theil der Rosenstraße mit umfaßt;

der 4. Eskadron : das

der 5.

den

zugehörigen Verbindungsstraßen

Häuserviereck

zwischen

Neustädter

Markt,

Langestraße, Blutstraße und Mühlenstraße ; Eskadron : der Raum vom Altstädter Markt und der Lindenstraße bezw. Rosenstraße bis zum Ziegenmarkt, letzteren zum Theil einschließlich, und der Wall-

hôtelplatz. Die 1., 2. und 5. Eskadron brachten mit den Mannschaften auch An größeren ihre Pferde in den bezeichneten Quartieren unter. Stallungen standen der 2. Eskadron die Hungersche Scheune am Wall, der 5. Eskadron die Ställe des Wallhôtels zur Verfügung . Von den vertragsmäßig ausbedungenen drei großen Ställen hatte die Stadt durch die Bauunternehmer Wahls und Ebert bis jetzt nur zwei fertig stellen können . 4. Eskadron haben.

überwiesen ,

Sie wurden der 3. und

welche dieselben noch heute im

Besitz

So hatten Mannschaften und Pferde des Regiments ihre Unterkunft gefunden. Die Zahl der Mannschaftsquartiere betrug 309 , von denen das größte mit 18 , das kleinste mit 1 Mann belegt war. Die Pferde der drei Eskadrons waren in 40 Quartierstallungen untergebracht, deren kleinste 2 Pferde beherbergte. Die Zahl der Mannschaftsquartiere sank später bis auf 294, die der Ställe auf 32. 2*

20

Das Regiment bezeichnete damals die Mannschaftsquartiere als im Allgemeinen gut, obgleich sie Vieles zu wünschen übrig ließen. Von den 40 Pferdeställen konnten 13 als gut, die übrigen 27 dagegen nur als sehr mangelhaft gelten . Um einen Ausgleich in der Einquartierungslast herbeiführen zu können, hatte sich die Stadt die Möglichkeit einer halbjährlichen Umquartierung von Mannschaften und Pferden vorbehalten ; doch

ſollten die Bezirke der Eskadrons dabei aufrecht erhalten bleiben. Die Mannschaften aßen theils bei ihren Quartierwirthen, theils in besonderen Privat- Speisehäusern. für die Garnison Parchim

Der Verpflegungszuschuß schwankte

zwischen

1 Schilling und 1 Schilling

5 Pfennigen. Der extraordinäre Verpflegungszuschuß betrug pro Kopf und Tag 3 Pfennige. Zur Erbackung verpflichtet worden.

des Brotes

war der Bäckermeister Bruhns

Die Lieferung des Hafers lag dem Kaufmann Heucke , diejenige der Rauhfourage dem Fabrikbesitzer Ehlers ob . Von den Garnisonbaulichkeiten konnten die meisten sofort in Gebrauch genommen werden. Mitte November wurde die bedeckte Reitbahn I der 1. und 2. Eskadron überwiesen, am 1. Dezember die bedeckte Bahn II der 3., 4. und 5. Eskadron. Die offenen Reitplätze lagen für die 3. und 4. Eskadron zwischen ihren Ställen ; für die 2. Eskadron vor dem Woker Thor rechts und links des Paarscher Weges ; für die 1. vor dem Neustädter Thor am Wege nach Godems, für die 5. hinter dem städtischen Kirchhof bei den Scheunen. Zum Fußererziren und Turnen diente der 1. Eskadron ein

Platz vor dem Neuen Thor, der 2. ein Plag bei der Hungerschen BeScheune, den drei übrigen Pläge bei den großen Ställen. sichtigungen zu Fuß fanden auf dem freien Platz vor dem Wallhôtel statt, welcher in seiner damaligen Ausdehnung den Raum der heutigen Anlagen mit umfaßte. Die Hauptwache wurde anfänglich in das zur Linken stehende Woker Thorhaus gelegt. Ebendaselbst befanden sich zwei Arreſt= zellen, sechs andere in dem gegenüberliegenden Thorhaus, welches zugleich dem Arreſtantenwärter als Wohnung diente. In einem neben der Hauptwache belegenen Haus lag das aus zwei Zimmern bestehende Gerichtslokal.

21

-

Zur Aufnahme von Kranken war bis zur Erbauung eines Lazareths Fürsorge im städtischen Armenhaus in der Mauerstraße getroffen. Hier gegenüber befand sich der Krankenſtall in Verbindung mit der Regimentsschmiede. Als Montirungskammern für die Eskadrons dienten in der

ersten Zeit Speicher

in den verschiedenen Quartierbezirken.

Zur

Regimentskammer war ein großer Speicher des Kaufmanns Heucke Hierhin wurden nach in der Hospitalstraße hergerichtet worden . etwa Jahresfrist auch sämmtliche Eskadronskammern sowie die Hauptwache verlegt. Zur Bergung der Fourage für die drei in Quartierstallungen befindlichen Eskadrons diente ein Raum über dem Krankenstall und zwei dem Tuchmacher Martienßen und dem Dr. Weil gehörige Speicher. Zur Aufnahme von vier Handwerkerstuben für das Regiment war das Schusteramtshaus in der Bleicherstraße erworben worden. Als Regimentsschuster

wurde

am

1.

November

1868

der

Schuhmachermeister Hahn angestellt. Zur Benußung als Inſtruktions- und Schulstuben wurden dem Regiment sechs Räume der alten Bürgerschule am Neumarkt überlaſſen . Das Regimentsbüreau war in dem Hause des Kommandeurs , unweit des Woker Thores an der Lübzer Chaussee eingerichtet worden. Für die Fahrzeuge des Regiments ging den großen Ställen seiner Vollendung entgegen.

ein

Schuppen bei

Die Büchsenmacherei befand sich im Hauſe des Büchsenmachers in der Rosenstraße. Der im Vertrag in Aussicht genommene Bau eines Turn- und Fechtschuppens unterblieb. Als Exerzirplaß war dem Regiment von der Stadt der südlich des Weges nach Damm belegene Theil des wiesen worden. Eine spätere Vergrößerung

Blöker Feldes überdesselben wurde von

vornherein in Aussicht gestellt. Anfang Juni 1868

wurden dem Regiment zwei Schießstände

im Buchholz, in unmittelbarer Nähe des großen Turnplates, übergeben. War auch diese Lage im Intereſſe des Dienstbetriebes eine günstige , so war doch vorauszusehen ,

daß die in ihren Spazier-

gängen beschränkte Bürgerschaft sie bald als eine äußerst lästige ansehen würde.

22

-

Zur Aufbewahrung von Munition diente ein Raum im städtischen Pulverhaus am Wofer See. In nächster Nähe davon befand sich der Badeplatz für das Regiment, welcher im Sommer 1869 zu einer Schwimmanſtalt ausgebaut wurde. Eingepfarrt wurde das Regiment in die St. Georgen-Gemeinde . Schon vor Uebersiedelung desselben war der Archidiakonus Pastor Herrmann zum Garnisonprediger ernannt worden. Auf Befehl des Großherzoglichen Militärdepartements wurde alsbald die Bildung eines Kirchen- und Kunstsängerchors von etwa 80 Mitgliedern des Regiments in Angriff genommen. Für das Offizierkorps nicht.

bestand vorerst eine Speiseanſtalt noch

Die unverheiratheten Mitglieder hatten sich zu einem gemein-

schaftlichen Mittagstisch im Wallhôtel vereinigt.

Dort in besonderen

Zimmern war nach Ludwigsluster Vorbild eine Art Messe eingerichtet worden. Bei festlichen Gelegenheiten konnte der große Saal in Mitbenutzung gezogen werden . Am 1. Mai 1868 wurde der dritte große, vom Bauunternehmer Alschier gebaute Stall fertig und der 5. Eskadron übergeben . Angesichts der schlechten Stallverhältnisse in der Stadt, welche dringend eine Verbesserung erheischten, hatte sich der Magistrat in dem unten noch zu erwähnenden Vertrage verpflichtet, einen vierten großen Stall bis spätestens zum 1. Juli 1869 fertig zu stellen. Der dem Unternehmer Wals übergebene Bau war schon im Herbst 1868 so weit gefördert, daß eine Hälfte des Stalles zu diesem Termin bereits der 1. Eskadron übergeben werden konnte. Am 1. Juli 1869 wurde auch die andere Hälfte bezogen. Somit waren bereits wesentliche Verbesserungen gegenüber der anfänglichen Unterbringung der Pferde erreicht worden . Nur die Pferde der 2. Eskadron standen jezt noch zerstreut in den Quartierſtallungen der Stadt. Auch die Lazaretheinrichtung im städtischen Armenhause, welche vom Generalarzt Dr. Störzel von vornherein als ein schleunigst zu beseitigendes

Provisorium bezeichnet

Verbesserung entgegen.

worden war ,

ging einer

Im Herbst 1868 waren die Verhandlungen

bereits soweit gediehen, daß ein an der Putlizer Chaussee gegenüber den Stallungen gelegener Platz der Lazarethkommission des Regiments übergeben worden war. Die Ausführung des Baues unterblieb jedoch, da genügende Geldmittel nicht flüssig gemacht werden konnten.

23

Man beschloß darauf,

das

in der Blutstraße gelegene Haus

des

Senators Beyer zusammen mit dem nebenliegenden Bohnschen Grundstück anzukaufen und als Lazareth einzurichten , ein Plan, welcher trotz des begreiflichen Einspruchs der Umwohner alsbald seine Verwirklichung fand.

Es kann nicht in Abrede gestellt werden ,

daß der Stadt aus

der Belegung mit dem Regiment zunächst erhebliche finanzielle Lasten erwachsen waren. Die Beschaffung und Herrichtung der gesammten. Garnisonbaulichkeiten,

einschließlich der von den Garten- und Acker-

besitzern und der St. Georgen- Dekonomie erworbenen Grundstücke für Ställe, Reitbahnen, Reitplätze 2c. hatte ungefähr 10 000 Thaler gekostet.

Die

Instandhaltung ,

Heizung

und

Beleuchtung

der

Garnisonbaulichkeiten war ferner Sache der Stadt. Schließlich trug dieselbe eine jährliche Servislast von rund 800 Thalern, ohne irgend welchen Zuſchuß aus Großherzoglichen Kaſſen zu erhalten. In diesen Verhältnissen schaffte der Herbst 1868 erheblichen Wandel zu Gunsten der Stadt auf Grund des Bundesgesetzes vom 25. Juni 1868 und in Verfolg des Servistarifes vom 21. Dezember 1867. Ende September

1868 schloß das

Großherzogliche Militär-

departement einen neuen Vertrag mit der Stadt Parchim, welcher jenen ersten vom Juli 1867 außer Kraft sette und in seinen Hauptpunkten. Folgendes enthielt : „ Die Stadt empfängt den reglementarischen Servis für das Quartier und die Stallungen nach Maßgabe der Bundesgesetzlichen Bestimmung, zur Zeit nach dem Tarif vom 21. Dezember 1867 Klaſſe III. Ebenso empfängt die Stadt Servis für sämmtliche dem Regiment zur Benußung überwiesenen Räumlichkeiten. Die Erhaltung dieser Räumlichkeiten bleibt Sache der Stadt. Die Zahlung des Servis an die Offiziere seitens der Stadt fällt fort und zwar rückwirkend schon vom 1. Januar 1868 ab. Den verheiratheten Militärpersonen vom Wachtmeister abwärts gewährt die Stadt einen jährlichen Serviszuschuß. Die Stadt empfängt für den Exerzirplatz eine jährliche Miethe von 100 Thalern. "

24 Eine Vereinbarung zwischen Magistrat und Regimentskommando führte ferner dahin, daß das Regiment die Erhaltung der Stallutensilien und die Beleuchtung der Eskadronsstallungen für die jährliche Summe von 180 Thalern übernahm . Der empfangene Servis wurde von der Stadt

in der Weise

vertheilt, daß die Quartiergeber jährlich für den Mann 8, für das Pferd 4 Thaler erhielten. An der Spize des Quartieramts stand städtischerseits fortan der Senator Evers.

Die Wünsche der Eskadrons

in allen Quartierangelegenheiten

waren nicht an das Regiment, sondern unmittelbar an den militärischen Vertreter, Rittmeister v. Arnim, zu richten. Daß des Letzteren Amt neben seiner Thätigkeit als Eskadronchef ein recht mühseliges und dornenvolles gewesen ist , beweisen die zahllosen diesbezüglichen Schriftstücke jener wuchsen.

Jahre ,

welche zu ansehnlichen Aktenstößen an=

Noch ein volles Jahr verging nach dem Einrücken des Regiments in Parchim, bis die normale Friedensstärke erreicht wurde. Anfang November 1867 trafen die ersten Rekruten ein. Eskadron erhielt die starke Zahl von 60 Köpfen überwiesen. Der ursprüngliche Erlaß,

Jede

in diesem Herbst die Altersklassen

1862 und 1863 zu entlassen, hatte dahin geändert werden müssen , daß der Jahrgang 1863 noch bis zum 30. April 1868 im Dienſt verblieb. Somit zählte im November 1867 die Mannschaft des Regiments 509 Dragoner. Die zweite Rekruteneinstellung fand am 1. Mai 1868 statt in einer Stärke von rund 40 Mann pro Eskadron . Zur Entlassung kamen an diesem Termin die Altersklassen 1863 und 1864. Nunmehr belief sich der Etat der Eskadrons ohne Unteroffiziere und Trompeter auf rund 112 Köpfe. Im Herbst 1868 wurde der Jahrgang 1865 entlassen. Damit Die im war der Weg der dreijährigen Dienstzeit erreicht worden.

November d. J. erfolgende dritte Rekruteneinstellung führte das Regiment mit geringen Abweichungen auf die normale Friedensstärke. Hand in Hand mit der Ergänzung der Mannschaften war diejenige der Pferde gegangen.

25

-----

An der Spitze der Ankaufskommission stand der jeweilige Kommandeur des Ludwigsluster Regiments als Präses ; ihm zur Seite ein Rittmeister vom Dragoner - Regiment Nr. 18 und ein Lieutenant vom Dragoner- Regiment Nr. 17. Die Ankäufe für das junge Regiment begannen sofort mit seiner Errichtung . Bis Ende 1867 war der Pferdebestand bis auf 549 Stück angewachsen , von denen 273 der Remontirung des Jahres 1867 entstammten . Ende Juni 1868 war der Bestand auf die Höhe von 644 gekommen und erreichte mit Ausgang des Jahres normale Friedensstärke.

annähernd seine

Vom Jahr 1869 ab besorgte die Kommiſſion das Ankaufsgeschäft nur noch nach den Herbstübungen und empfing das Regiment von da ab alljährlich die übliche Zahl von 60 bis 65 Remonten. Es wurden in der Mehrzahl vier- und fünfjährige Pferde erworben, in geringer Anzahl Durchschnittspreis fügung.

auch solche bis

zu acht Jahren.

Als

für die Remonte standen 224 Thaler zur Ver-

Das Trompeterkorps des Regiments hatte der Kommandeur auf Schimmeln beritten gemacht. So kann mit Ausgang des Jahres 1868 das Regiment als auf seiner vollen Friedensstärke befindlich angesehen werden.

Der Soll-

ſtärke von 28 Offizieren, 76 Unteroffizieren (ohne Portepeefähnriche), 16 Trompetern, 585 Dragonern , 687 Pferden stand im Januar 1869

eine Iststärke von 20 Offizieren,

74 Unteroffizieren,

16 Trompetern, 585 Dragonern und 674 Pferden gegenüber. Durch die Gnade des Landesherrn hatte im Sommer 1868 der junge Truppentheil das äußere Wahrzeichen seiner soldatischen Ehre erhalten. Eine A. K. D. Sr. Königliche Hoheit des Großherzogs vom 16. Juni verlieh dem Regiment eine Standarte. Sekondlieutenant v. Buch und der zum Standartenträger bestimmte aus

Sergeant Oldenburg der 3. Eskadron holten dieselbe

Schwerin ab.

Nachdem am

Vormittag des

27. Juni

das

Regiment vor Sr. Königlichen Hoheit dem Großherzog exerzirt hatte, sollte am Abend dieses Tages die feierliche Nagelung der Standarte stattfinden.

Das gesammte Offizierkorps des Ludwigsluster Regiments

und Deputationen aller mecklenburgischen Truppentheile wohnten der feierlichen

Handlung

bei .

Im

Saale

des

Wallhôtels

schlug

Se. Königliche Hoheit der Großherzog den ersten Nagel ein.

Ihm

26

folgten der Kontingentskommandeur, die höheren Vorgesezten des Regiments, die abgeordneten Offiziere der anderen Truppentheile, die Offiziere und Wachtmeister des Regiments . Am Vormittag des 28. Juni wurde die Standarte dem vor dem Wallhôtel in Parade aufgestellten Regiment von Sr. Königlichen Hoheit dem Großherzog feierlichst übergeben . Die Standartenstange ist weiß lackirt und mit aufgemalten Granaten und Messingbeſchlag versehen. Auf einem Meſſingreifen Das Standartentuch befinden sich die Buchstaben M. D. R. 18. ist von doppelter weißer Seide, auf welcher beiderseits in der Mitte das vollständige mecklenburgische Wappen in reicher Stickerei in den Landesfarben befindlich ist. In den vier Ecken ist in Gold gestickt der doppelt verschlungene Namenszug Sr. Königlichen Hoheit des Großherzogs eingefaßt.

Der Rand des Tuches ist mit goldenen Fransen

Die Spitze der Stange enthält in durchbrochener Arbeit

den verschlungenen Allerhöchsten Namenszug. Derselbe befindet sich gleichfalls auf der metallenen Kappe des Ueberzuges . Die goldenen Standartenquasten hängen an goldenen blau und roth durchwirkten Schnüren . Das Standartenbandolier ist von kornblumenblauem Sammet, an beiden Seiten mit goldenen Treffen eingefaßt. Schon bald nach Errichtung des Regiments hatten sich Ungleichheiten in der Benennung der beiden Dragoner-Regimenter eingeschlichen. Das Generalkommando wies demgegenüber in einem Erlaß vom 30. November 1867 ausdrücklich darauf hin, daß die beiden Regimenter 1. und 2. Mecklenburgisches Dragoner-Regiment Nr. 17 und 18 hießen. Zwar solle es ihnen unbenommen sein, vor diese Bezeichnung das Wort „ Großherzoglich“ zu setzen, doch sei die Nennungsweise 1. und 2. Großherzoglich Mecklenburgiſches DragonerRegiment unzulässig. Im Anschluß daran ordnete das Kommando der 17. KavallerieBrigade an, daß sich das Regiment in allen Eingaben, Rapporten 2c. fortan Großherzoglich 2. Mecklenburgisches Dragoner - Regiment Nr. 18" zu nennen habe.

Von der eifrigen Arbeit der jungen Truppe geben die Parolebücher jener Jahre ein beredtes Bild . Mit straffer Hand faßte von Hause aus der Kommandeur die Kräfte des Regiments zusammen, um sie zu höchster Anspannung zu bringen. Mancher

27

Umstand erschwerte die ohnedies große Aufgabe.

Für die zu be-

wältigenden dienstlichen Anforderungen war das Offizierkorps verhältnißmäßig klein, das Unteroffizierkorps in den einzelnen Eskadrons durchaus noch nicht einheitlich zusammengeschweißt. Auf dem Verhältniß zwischen Offizier und Unteroffizier, zwischen Lehrer- und Schülerpersonal lag immerhin noch der Druck des Ungewohnten, Fremden.

Dazu kam weiter die zerstreute Art der Unterbringung

des Regiments, welche der Erziehung und Ausbildung der Leute erhebliche Schwierigkeiten in den Weg legte. Zu gesteigerter Arbeitsleistung zwang ferner die außergewöhnlich hohe Zahl der im Unter den rund ersten Jahr eingestellten Rekruten und Remonten. 250 Remonten im Sommer 1868 befanden sich beispielsweise allein 120 Vierjährige.

Ende Juni 1869 wiesen die Eskadrons noch einen

Bestand von durchschnittlich 35 gänzlich rohen Pferden auf. Daß trotz der mancherlei erschwerenden Verhältnisse die Aufgabe zur Zufriedenheit der höheren Vorgesetzten gelöst wurde, beweist, daß auch hier in allen Chargen der Geist des Pflichtbewußtseins und der Pflichttreue herrschte, welcher unser Heer auf die Höhe ſeines Ruhmes geführt hat. möge Einiges aus den Einzelheiten des Dienstbetriebes erwähnt sein. Außer der unter Leitung des Majors Detmering stattfindenden Offizier-Reitstunde hatte der Kommandeur den Rittmeister Gudewill mit Abhaltung einer Unteroffizier-Reitſtunde betraut . Es war dies eine

Nachahmung

des

früheren

Stallmeister des Regiments unterricht gab.

stets

Brauches , auch

nach

welchem

der

den Unteroffizieren Reit-

Der Reitunterricht für die Offiziere im Winter 1867/68 fand im Sommer seine Fortsetzung . Wir sehen hier die Sekond lieutenants auf Remonten 1867 der Bahnreiterei huldigen bei der großen Dresfurarbeit gewiß eine sehr praktische Maßregel. Auch der Schulunterricht der Unteroffiziere wurde in Fächern :

Lesen ,

Schreiben und Rechnen

im

Zu besonderen Turn- und Fechtkursen wurden Schwerin kommandirt.

den

Sommer fortgesetzt. Unteroffiziere nach

Im Juli 1868 konnte das Schulschießen seinen Anfang nehmen . Häufige Instruktionskurse

beim Büchsenmacher dienten dazu , den

noch ziemlich fremden Zündnadelkarabiner der Truppe machen.

geläufig zu

28

Im Anfang 1868 war das preußische Militär- Strafrecht auch Sekondlieutenant Baron in Mecklenburg zur Einführung gelangt. v. Rodde übernahm damit gleichzeitig die Funktionen eines untersuchungsführenden Offiziers. Infolge des geringen Bestandes an rittigen Pferden konnten die Eskadrons im Jahre 1868 noch nicht in normaler Stärke zum Beim Eskadrons- und Regiments - Exerziren Exerziren ausrücken. rangirten daher die Eskadrons in drei Zügen zu zehn Rotten. Aus Anlaß der am 1. Mai 1868 erfolgenden zweiten Rekruteneinstellung hatte das Regiment seine erste Eskadronsbesichtigung vor dem Brigadekommandeur schon Ende April. Der kommandirende GleichGeneral sah die Eskadrons zum ersten Male Ende Mai. falls wohnte derselbe der ersten Regimentsbesichtigung bei. && konnte dem Kommandeur für seinen unermüdlichen Diensteifer zur besonderen Genugthuung gereichen, bei dieser Gelegenheit auf Befehl des Brigadekommandeurs dessen ausdrückliches Lob über die Straffheit, Ordnung und Ruhe beim Exerziren bekannt geben zu dürfen. Bei den Offizier-Felddienstübungen des ersten Sommers halfen sich die Eskadrons gegenseitig mit Pferden aus, sobald es sich um Aufstellung normaler Eskadrons handelte. Um zu den ersten Herbstübungen mit stärkerer Rottenzahl ausrücken zu können, verblieb die 3. Eskadron in der Garnison und ergänzte aus ihrem Bestande die anderen Eskadrons zu einer Ausrückestärke von 86 Pferden. Das erste Brigade-Exerziren fand bei Ludwigslust statt. Es

wurde Regel ,

daß

an

den Brigade- Exerzitien

der

drei

Regimenter eine reitende Batterie vom Feld - Artillerie-Regiment Nr. 9 Theil nahm. Anschließend

daran

betheiligte

sich

das

Regiment

an

den

Detachementsübungen der 34. Infanterie-Brigade und den nachfolgenden Divisions -Uebungen im Gelände zwischen Schwerin und Wittenburg . Es gewannen diese ersten Herbstübungen dadurch ein besonderes Interesse , daß sich das Regiment dabei zum ersten Male vor den Augen Sr. Majestät des Königs von Preußen zeigen durfte. Beim Einrücken in die Garnison konnte sich wiederum der Kommandeur des

angenehmen Auftrages entledigen, die Allerhöchste

Zufriedenheit Sr. Königlichen Hoheit des Großherzogs und der höheren Vorgesetzten mit den Leiſtungen des Regiments zur Kenntniß desselben zu bringen .

-

29

Der Sommer 1869 sah alle Eskadrons mit vollen vier Zügen Ebenso nahmen an den Herbstauf dem Exerzirplatz erscheinen . übungen dieses Jahres alle fünf Eskadrons Theil. Aus der Felddienstperiode 1869 stammt die noch heute gültige Eintheilung des Geländes um die Garnison in fünf Abschnitte. Das Brigade- Exerziren dieses Jahres fand auf dem Parchimer Exerzirplay statt. Es folgten die Detachements - Uebungen der 34. Jnfanterie-Brigade und die Diviſions -Uebungen im Gelände zwischen Gadebusch, Lübeck und Schönberg. Am 4. September nahm bei Palingen das Regiment zum ersten Mal größeren Truppenverbande Theil.

Wie aus der

früher

an

einer Parade im

angeführten Vertheilung der Offiziere

ersichtlich, verfügte anfangs jede Eskadron nur über 1 Premier- und Glücklicherweise war das Offizierkorps ein 1 Sekondlieutenant. durchaus

gleichartiges.

Nicht

wie

bei

anderen neu

errichteten

Regimentern aus verschiedenen Offizierkorps zusammengewürfelt, vielmehr von früher durch enge kameradschaftliche Bande bereits Dieses Bewußtsein verknüpft, stand Einer getreulich zum Andern. ursprünglicher Zusammengehörigkeit hat zweifellos den schweren Dienst der Offiziere erleichtern helfen und in jedem Einzelnen das Gefühl wach erhalten, zu wirklich gemeinsamer Arbeit seine Kraft herzugeben. Bis zum Herbst 1868 blieb das Offizierkorps ein rein mecklenburgisches. Wenige Monate nach Errichtung des Regiments,

am 27. De-

zember 1867 war der Major Frhr. v. Brandenstein zum Oberstlieutenant befördert worden. Anfang 1868 erhielt das Offizierkorps den ersten Zuwachs in der Person des Lieutenants Carl Wendt , welcher am 19. Februar von

der

3.

(Mecklenburgischen)

Fußabtheilung

Holsteinschen Feld - Artillerie- Regiments Regiment versetzt wurde. Im März 1868

Nr. 9

des in

das

Schleswigdiesseitige

traten als der erste junge Nachwuchs

die

Kadettenunteroffiziere Ernst v. Bülow , Sohn des Rittergutsbesizers Herrn v. Bülow auf Tessin und Kuhlen, und Andreas v. Müller, Sohn des Mecklenburgischen Staatsministers Herrn v. Müller, beim Regiment ein. Es folgte bald darauf der

-

30

Avantageur Dietrich v. Derzen , Sohn des Mecklenburg- Strelitzschen Ministers Herrn v. Derzen aus dem Leppiner Hauſe. Alle drei wurden im Dezember desselben Jahres fördert. Neben dem

Premierlieutenant

v.

zu Portepeefähnrichen beOldenburg ,

welcher

im

Sommer 1868 seinen Abschied nahm, schied auch Lieutenant v. Cleve aus dem Offizierkorps aus . Unter Beförderung zum Premierlieutenant wurde er durch A. K. D. vom 16. Juni 1868 in das Ludwigsluster Regiment zurückverſeßt. Der Herbst des Jahres 1868 brachte neue Verhältnisse ! Schon im Juli war zwischen Sr. Majestät dem Könige von Preußen und Sr. Königlichen Hoheit dem Großherzog eine Konvention abgeschlossen worden , welche die Aufnahme der mecklenburgischen Offiziere in den Verband der Inhalt hatte.

preußischen Armee zum

Die Hauptpunkte dieser Konvention waren folgende : "1 Se. Majestät der König von Preußen gewährt allen Großherzoglich mecklenburgischen Offizieren , Portepeefähnrichen und Beamten freien Eintritt in den Verband der Königlichen Armee, wohingegen Se. Königliche Hoheit der Großherzog das Recht der Anstellung, Beförderung und Versetzung der Offiziere 2c. Sr. Majestät dem Könige von Preußen überläßt . Die gegenwärtigen Großherzoglichen Offiziere, welche die Aufnahme in die preußische Armee wünschen, werden nach ihrem Rang und der erdienten Anciennität in die Königliche Armee eingereiht. Offiziere, welche laut Erklärung den Uebertritt nicht wünschen, scheiden vorbehaltlich ihrer allgemeinen Dienstpflicht

aus dem

Kontingent aus und werden , falls sie pensionsberechtigt sind, mit der erwähnten Pension in den Ruhestand verſeßt. Die Offiziere

des

Großherzoglichen Kontingents ,

welche

ſich in Zukunft dem Allerhöchsten Kontingentsherrn durch Handgelöbniß zu verpflichten haben, erhalten für die Dauer ihrer Anstellung neben den ihnen ertheilten Königlichen Patenten auch Großherzogliche Patente und führen so lange auch ausschließlich das Prädikat „ Großherzoglich ". In Betreff der bisherigen Uniform und Uniformsabzeichen der Offiziere 2c. des Kontingents wird durch ihre Aufnahme in den Verband der Königlichen Armee Nichts geändert " .

31

-

Durch Allerhöchsten Erlaß vom 14. September 1868 machte Se. Königliche Hoheit der Großherzog den Offizierkorps Abschluß und Inhalt dieser Konvention bekannt. Gleichzeitig wurde das Kontingentskommando angewiesen, die Erklärung des Einzelnen herbeizuführen. Es

war

ein Ereigniß

von

mecklenburgischen Offizierkorps .

bedeutsamer Tragweite für

die

In selbstloser großherziger Weise

hatte der Landesherr unter Hintansetzung aller Sonderintereſſen und Preisgabe einer Anzahl Sonderrechte mit weitem Blick erkannt, daß eine gedeihliche Fortentwickelung der Offizierkorps in dem großen Rahmen der Königlich preußischen Armee weit gesicherter, und

der

Anschluß für den Einzelnen ein entschiedener Vortheil sein würde. Unser gesammtes Offizierkorps, mit Ausnahme des Rittmeisters Gudewill,

welcher seinen Abschied zu nehmen beabsichtigte,

die Portepeefähnriche und Militärbeamten ,

ebenso

erklärten den Wunsch, in

den Verband der preußischen Armee aufgenommen zu werden. Durch A. K. D. Sr. Majestät des Königs von Preußen, datirt aus Baden-Baden vom 10. Oktober 1868, erfolgte alsdann die Anstellung der mecklenburgischen Offiziere Armee.

in

der preußischen

Die Regelung der Patente für die Offiziere unseres Regiments geschah dabei in nachstehender Weise: Oberstlt. Frhr. v. Brandenstein als Oberstlt. und Kommandeur des Regiments Patent vom Major Detmering als Major und etats= mäßiger Stabsoffizier = = Rittm. v. Arnim als Rittmi. u. Est. - Chef = = = = = Graf Eyben = = Frhr. v. Malzahn Premierlt. v. Bülow I. als Premierlt. = = = v. Viereck = = = Huth v. = Baron v. Stenglin =

= •

=

=

=

=

27. 12. 67. 10.

6. 68 .

30.

6. 64. 27. 9.67. 1. 10. 67.

=

29. 9. 67. 3. 10. 67.

=

15.

8. 68.

vorläufig ohne Patent .

Sekondit. Baron v . Rodde als Sekondlt. Patent vom 26. 12. 64. = = = 27. 12. 64. = v. d. Lühe = = = = 28. 12. 65 . v. Buch 34 = = 29. 12. 65. Wendt = = = = v. Alten 27. 6. 66. = = II . v. Bülow 23. 9. 67.

=

=

32

Aus Vorstehendem ist der gleichzeitig erfolgte Eintritt einiger Personalveränderungen bereits ersichtlich. Zunächst war dem Rittmeister Gudewill am 21. September der erbetene Abschied mit der Erlaubniß zum ferneren Tragen der Uniform mit den vorgeschriebenen Inaktivitätsabzeichen bewilligt worden. Se. Königliche Hoheit der Großherzog geruhte demselben eine Anstellung im Marstall zu geben. An seine Stelle wurde der Rittmeister Willy v . Haefeler , Eskadronchef im Ludwigslufter Regiment, in gleicher Eigenschaft in das diesseitige versetzt. Derselbe wurde fortan Mitglied der Pferdeankaufskonmission.

Der

bisherige Chef

der

5.

Eskadron , Rittmeiſter

v. d . Lühe wurde gleichzeitig in derselben Eigenſchaft zum Ludwigsluster Regiment zurückverſeßt. Wo Offiziere gegenüber ihren alten mecklenburgischen Patenten eine Benachtheiligung hatten erfahren müssen, lag der Grund hierfür in einer Bedingung der Konvention , wonach kein übernommener Offizier in der preußischen Armee günstiger gestellt werden sollte, als wenn er derselben von Anfang an angehört hätte. Dieselbe A. K. O. vom 10. Oktober 1868 brachte die ersten preußischen Offiziere ins Regiment. An Stelle des Rittmeisters Premierlieutenant

im

v. d . Lühe

Kurmärkischen

wurde der bisherige

Dragoner-Regiment

Nr. 14,

Graf Ernst v. Bethusy - Huc unter Beförderung zum Rittmeister und Eskadronchef in das diesseitige Regiment versetzt ; ferner in die jüngsten Sekondlieutenantsstellen die Sefondlieutenants Richard v. Busse und Graf Hilmar v. d. Recke - Volmerstein , beide vom 1. Schlesischen Huſaren-Regiment Nr. 4. Als Premierlieutenant wurde dem Regiment gleichzeitig eingereiht Frhr. Gustav v. Pappenheim , bis vor Kurzem Oberlieutenant Kaiserlich österreichischen Dragoner-Regiment König Ludwig Durch sein Patent vom 25. 9. 1868 folgte von Bayern Nr. 10. er im Dienſtalter dem Premierlieutenant v. Huth.

im

Aus vorstehendem Zuwachs Neuvertheilung

der

Offiziere

ergab sich die Möglichkeit, bei der Ende

Oktober

2. Eskadron je zwei Sekondlieutenants zuzuweisen.

1868

der

1.

und

Premierlieutenant

v. Viereck wurde zu derselben Zeit dem Frontdienst durch sein Kommando zum Militär- Reitinstitut entzogen. Der Sommer des Jahres 1869 nahm dem jungen Regiment Eine A. K. O. vom 18. Juni rief in seinen ersten Kommandeur. ehrender Auszeichnung den Oberstlieutenant Frhrn. v. Brandenstein an die Spitze des Garde-Kürassier-Regiments .

33

Oberstlieutenant Frhr. v. Brandenstein war ganz der Mann gewesen, das seiner ersten Obhut anvertraute junge Reis zu einem kräftigen Stamm heranziehen zu können.

Groß geworden in der

alten, sehr guten und straffen Ludwigsluster Schule, hatte er von vornherein sehr hohe dienstliche Anforderungen an sein Regiment gestellt.

Bald zeichnete sich dasselbe unter seiner Führung durch große

militärische Straffheit aus, welche ihm allerorten hohe Anerkennung einbrachte.

Mit einer brillanten Erscheinung, namentlich zu Pferde,

verband er ein vorzügliches Reitertalent und eine besondere Gabe, das Regiment zu exerziren. Seine ungemein vornehme Gesinnung, sein außerordentlich feines Taktgefühl, seine ruhige Sicherheit , sein trog aller Strenge stetes Wohlwollen für die Untergebenen brachten ihm bald die ungetheilte Achtung und Liebe des ganzen Regiments ein.

Durchdrungen von

geradezu idealen Anschauungen über die Anforderungen an den guten kameradschaftlichen Ton innerhalb des Offizierkorps, hat er es verstanden, den Mitgliedern desselben neben der strengen dienstlichen Auffassung jenen vornehmen Geist der Kameradschaft und Einfachheit einzuimpfen , geblieben ist.

welcher

immer

eine

Zierde

unseres

Offizierkorps

Sein Scheiden wurde von Allen auf das Aufrichtigste bedauert. Jenen Kommandeur, welcher in so hervorragender Weise nach jeder Richtung hin den Grund zu dem guten Rufe unseres Regiments gelegt hat, in besonders dankbarer Erinnerung zu behalten, sei uns Allen jederzeit eine Ehrenpflicht! Zu seinem Nachfolger beſtimmte dieselbe A. K. O. den bisherigen etatsmäßigen Stabsoffizier im 1. Hannoverschen Dragoner-Regiment Nr. 9, Major Ernst v. Rathenow, welcher am 8. Juli 1869 das Kommando des Regiments übernahm. Ein hervorragend tüchtiger Soldat, bestimmt in seinem Auftreten, ohne jemals schroff zu ſein, wußte er sich schnell in die für ihn ganz ungewohnten Verhältniſſe hineinzufinden und sich sehr bald das Vertrauen seiner Untergebenen zu gewinnen. Im Oktober desselben Jahres erwuchs dem Offizierkorps der erste Nachwuchs aus den eigenen Reihen des Regiments . Nach Absolvirung des Kriegsschulkursus in Erfurt wurden durch A. K. O. vom 14. Oktober die Portepeefähnriche v. Müller und v. Derzen zu Sekondlieutenants befördert.

Der gleichzeitig eingetretene Porte-

peefähnrich v. Bülow war durch A. K. O. vom 15. September auf 3 v. Unger, 2. Großherzogl. Mecklenburg. Drag. Regt. Nr. 18.

34

--

sein Ansuchen hin in das Kurmärkische Dragoner-Regiment Nr. 14 versetzt worden. Im Dezember 1869 schied der bisherige Regimentsadjutant Baron v. Rodde, welcher eine ihm von Sr. Königlichen Hoheit dem Großherzog allergnädigst angebotene Anstellung im Marſtall anzunehmen gedachte, aus dem Regiment aus und trat zu den Reserveoffizieren desselben über . Für ihn ernannte Major v. Rathenow den Sekondlieutenant v. Busse zum Regimentsadjutanten. Dieser, seit dem Oktober auf ein halbes Jahr nach Frankreich und Italien beurlaubt, wurde zunächst durch den Sekondlieutenant Wendt vertreten , welcher schon seit Beginn des Jahres das Amt eines stellvertretenden untersuchungsführenden Offiziers bekleidete. Als Avantageure waren im Februar und Juli des Jahres 1869 Freiherr Karl Axel v . Malzahn ,

Sohn

des Rittergutsbesizers

Herrn Freiherrn v. Malzahn auf Lenschow bei Parchim, und Baron Theodor v. Stenglin , Sohn des Rittergutsbesizers Herrn Baron v. Stenglin auf Beckendorf bei Boizenburg und Bruder des bereits im Regiment befindlichen Premierlieutenants, beim Regiment eingetreten. Der erstere wurde im Oktober 1869, der lettere im Februar 1870 zum Portepeefähnrich befördert. Dem ältesten Eskadronchef des Regiments, Rittmeister v . Arnim , wurde am 11. Dezember 1869 der Charakter als Major verliehen. Nach Rückkehr des Premierlieutenants v. Viereck wurde zum 1. November 1869 der Premierlieutenant v. Huth zum MilitärReitinstitut kommandirt. Die ersten Einjährig -Freiwilligen, ihrer vier an der Zahl, waren im Herbst 1868 beim Regiment eingetreten.

Zwei von ihnen, Lage-

mann und Hillmann , wurden mit der Qualifikation zum Reserveoffizier entlassen. Als erste Reserveoffiziere führte das Jahr 1869 die Sekondlieutenants Thormann und Frhr. v . Malzan zum Regiment. Im Mai 1869

trat der Brigadekommandeur

Generalmajor

v. Below in den Ruhestand über. An seine Stelle berief Se. Majestät der König Allerhöchst Seinen Flügeladjutanten den Oberst und Kommandeur des Brandenburgischen Kürassier- Regiments Nr . 6, v. Rauch , an die Spitze der 17. Kavallerie-Brigade.

-

35

Unvergeßlich allen Denen , welche die ersten Lebensjahre des Regiments

mit durchlebt

haben ,

ist das

außerordentlich gnädige

Wohlwollen und Interesse, welches von Anfang an Se. Königliche Hoheit der Großherzog in jeder Weise für sein junges Regiment an den Tag legte. Nicht weniger als acht Mal hatte in jenen Jahren das Regiment die Ehre, theils zu Pferde, theils zu Fuß von dem Allerhöchsten Landesherrn besichtigt zu werden. Anfang November pflegte alljährlich Se. Königliche Hoheit der Großherzog eine jahrgangsweise Besichtigung des Regiments zu Fuß vorzunehmen. Bei dem Vorexerziren der Eskadrons und des Regiments fehlte er nie. Selbst einzelne Reitabtheilungen, so beſonders die jungen Remonten, ließ er sich alljährlich vorstellen.

Alle empfanden

solche Besichtigungen als einen Sporn zu gesteigerter Pflichterfüllung . Wußte doch Jeder, daß nicht nur ein warmes Herz für seine Dragoner, sondern auch ein scharfer militärischer Geiſt aus dem Auge des Allergnädigsten Landesherrn leuchtete. Fast immer pflegte Se. Königliche Hoheit der Großherzog bei seiner Anwesenheit in Parchim im Kreise des Offizierkorps zu speisen. Die Liebenswürdigkeit und Leutseligkeit des Hohen Herrn, welche er jedem Einzelnen dabei entgegenbrachte, gewannen ihm immer wieder von Neuem alle Herzen. Es war dem Regiment eine besondere Freude, gleich im ersten Sommer dem Landesfürsten Ehrendienste erweisen zu dürfen.

Nach

der am 4. Juli 1868 erfolgten Vermählung Sr. Königlichen Hoheit des Großherzogs mit Ihrer Königlichen Hoheit der Großherzogin Marie fand am 13. Juli der feierliche Einzug des Allerhöchsten Paares in Schwerin statt. Zur Theilnahme an dieser Feierlichkeit rückte ganzen Regiment kombinirte

eine aus dem

Eskadron unter Führung des

meiſters v. Arnim nach Schwerin.

Ritt-

Je zwei Züge der Eskadron

eröffneten und schlossen den feierlichen Zug. Se. Königliche Hoheit der Großherzog Friedrich Franz II. ist es vor allen Anderen auch gewesen, der von Anfang an Liebe und Lust zum reiterlichen Sport in den Offizierkorps seiner beiden Dragoner -Regimenter im höchsten Grade gehegt und gepflegt hat. Tüchtige Reiter in den Reihen seiner Kavallerieoffiziere heranzubilden , lag dem selbst so tüchtigen Reiter ganz besonders am Herzen. Seiner außerordentlich regen Passion für das Reiten im Gelände, seinem allergnädigsten Bestreben , den beiden Offizierkorps Gelegenheit zu 3*

36

frischem fröhlichen Reiten im schönsten Maße zu verschaffen , verdanken wir es, wenn wir noch heute alljährlich, sobald die Felder kahl geworden und das Jahr zu Rüſte geht, hinter unseren Hunden in vollen Zügen die herrliche Wahrheit des alten Sprüchleins immer wieder nachempfinden können , welches das Glück dieser Erde auf dem Rücken der Pferde sieht. Schon im Januar 1868 hatte Se. Königliche Hoheit der GroßHerzog die Gnade gehabt, dem Oberstlieutenant v. Kahlden zur Beschaffung

einer Parforcemeute eine Summe von 1000 Thalern

aus seiner Privatschatulle zu überweisen , sowie zur Unterhaltung der Meute eine jährliche Beihülfe von 500 Thalern zu verheißen . Oberstlieutenant v. Kahlden kaufte alsbald im Verein mit zwei Offizieren seines Regiments eine Meute an .

Dieselbe sollte außer-

halb der Jagdzeit in Ludwigslust stationirt sein. Im Herbst 1868 konnten die Jagden des „ Ludwigsluft-Parchimer ParforcejagdVereins" beginnen.

Die erste derselben fand am 21. September in

dem wundervollen Gelände bei Brenz statt.

Eine große Anzahl der

in der Umgegend beider Garnisonen wohnenden Gutsbesizer ſtellte in liebenswürdigster Weise ihren Grund und Boden dem Reitsport zur Verfügung . Eine Anzahl Großherzoglicher Pächter wurde zur Duldung der Parforcejagden auf ihren Feldern kontraktlich verpflichtet . Der 3. November 1868 vereinigte zum ersten Mal die Offizierkorps beider Regimenter zum fröhlichen Hubertusmahl im Saale des Wallhôtels . Außerordentlich oft erſchien Se. Königliche Hoheit der Großherzog persönlich im Jagdfelde. Der jüngste Lieutenant konnte sich an seinem Reiten ein Beispiel nehmen.

Oft vereinte auch nach

solchen Gelegenheiten ein fröhliches Mahl das Offizierkorps mit dem Allerhöchsten Jagdherrn, welcher sich dann besonders gern in reiterliche Gespräche vertiefte. Der am 1. Januar 1863 durch Se . Königliche Hoheit den Großherzog ins Leben gerufene Pferde-Unterſtüßungsfonds war als solcher auch für das neu errichtete Regiment in Gültigkeit geblieben. Aus diesen

Geldern , welche durch geringe Beiträge des Offizierkorps

laufend erhalten wurden, konnte den Offizieren , falls ihnen eigene Pferde zu Grunde gingen, eine Beihülfe von 200 Thalern gewährt werden. Se. Königliche Hoheit der Großherzog hatte auch die Gnade gehabt, für die am Hubertustage zu reitende Steeplechase einen

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Ehrenpreis zu stiften, welcher nach zweimaliger Vertheidigung Eigenthum des Gewinners werden sollte. Einem Abkommen gemäß mußte der Sieger die Verpflichtung übernehmen, für die ihm aus der Vereinskaſſe zufließenden 100 Thaler seiner Offiziersmeſſe das Oelbild des siegreichen Pferdes zu schenken. Major Detmering eröffnete mit seinem Fuchswallach Donner, dem Gewinner der Hubertus - Steeplechase 1869 bei Severin, die Reihe der Pferdeportraits, welche heute den Eßsaal unserer Offiziersmesse zieren.

Es mußte natürlich sehr im Intereſſe des Offizierkorps liegen, baldmöglichst dem doch mehr oder weniger unbehaglichen Mittagstisch im Hôtel durch Gründung einer eigenen Speiseanſtalt, eines eigenen gemüthlichen Heims, entrückt zu werden. Im November 1869 konnte dieser Wunsch in Erfüllung gehen. An der Einrichtung unserer Messe ist in hervorragender Weise verdienstvoll der Rittmeister v. Haeseler betheiligt gewesen. Alle, die wir später so viele fröhliche Stunden in den lieben behaglichen Räumen verlebt haben, sind ihm, der uns in unermüdlicher Fürforge, mit größter Umsicht und unter siegreicher Ueberwindung aller Schwierigkeiten diese bleibende Stätte der

kameradschaftlichen Ver-

einigung hat bereiten helfen, deshalb zu warmem Dank verpflichtet. Schon im Sommer 1867, noch ehe das Offizierkorps des ehemaligen Mecklenburgischen Dragoner- Regiments getheilt war, beschloß man die Frage zu regeln, wie es bei der Errichtung des neuen Regiments mit dem gemeinsamen Eigenthum auf der Meſſe an Inventar, Wein, Geld u . s. w . gehalten werden solle.

Mit großer Stimmen-

mehrheit wurde dabei der Entschluß gefaßt, dem alten Offizierkorps alles ungetheilt zu belassen ,

dagegen

dem neuzubildenden so viel

baares Geld als möglich mitzugeben, damit dieses in der Lage sei, sich baldmöglichst eine eigene Messe zu gründen. So wurden zwischen 3000 und 4000 Thaler im Oktober 1867 den scheidenden Kame= raden mitgegeben. Diese Summe, alsbald zinstragend angelegt, erfuhr eine laufende Vermehrung infolge Beſchluſſes, auch die Tiſchgelder zum Meßfonds abzuführen.

Die Stabsoffiziere und Rittmeiſter

zahlten gleichfalls einen entsprechenden Beitrag . Im Laufe des Jahres 1868 beauftragte Se. Königliche Hoheit der Großherzog den Kommandeur, ein geeignetes Grundstück für die

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Offiziermesse anzukaufen . Grundstück und das zu erbauende Haus sollten Eigenthum Sr. Königlichen Hoheit des Großherzogs bleiben . Nach mancherlei Verhandlungen wurde das uns bekannte Grund-

stück erworben und im Frühjahr 1869 der Bau der Messe begonnen. In die Bauangelegenheiten selbst war dem Offizierkorps keinerlei Einmischung gestattet. Im

Sommer

übertrug

das

Offizierkorps

dem

Rittmeister

v. Haeseler und dem Sekondlieutenant Baron v . Rodde , beide schon im Vorstand der provisorischen Messe des Wallhôtels, die Einrichtung der neuen Messe mit unumschränkter Vollmacht. Strengste Bedingung war nur, die vorhandenen, nicht allzugroßen Mittel keinesfalls zu überschreiten.

Gerade dieser Punkt machte die Aufgabe der Kom-

mission zu einer recht schwierigen .

Dank der finanziellen Geschick-

lichkeit und Umsicht der beiden Mitglieder ist sie trozdem durchaus gelöst worden . Auf eine Empfehlung des Kammerherrn v. Bülow auf Rogeez hin wurde der Defonom Lanken gewonnen, welcher es übernahm , auf eigene Kosten Küche und Wirthschaft einzurichten. Dieser, eine außerordentlich tüchtige und gewandte Persönlichkeit, hat im Verein mit seiner Frau, einer hervorragenden Wirthschafterin, welche durch ihre vorzügliche Küche sich bald

das

wohlverdienteste Renommee

erwarb, im Laufe der langen Jahre in ganz besonderem Maße dazu beigetragen,

den Aufenthalt auf der Messe für die Mitglieder des

Offizierkorps allezeit angenehm zu gestalten. Der Weinkeller wurde dem Weinhändler Herrn Pflüg übertragen, gleichfalls mit der Bedingung, die Kellerräume auf eigene Kosten herzurichten. Durch beide Abkommen war eine erhebliche Geldersparniß erzielt worden. So konnte unter genauer Festhaltung des knappen Etats die gesammte Einrichtung an Möbeln , Silberzeug, Wäsche, Glas und Porzellan u. s. w. vollständig beschafft werden . Ein störendes Geldopfer war noch insofern zu bringen, als der Schönheitssinn unbedingt die Beseitigung zweier auf dem heutigen Gartenplatz befindlichen Scheunen verlangte. Dieselben wurden erworben, auf Abbruch verkauft, das Grundstück durch Austausch mit der Stadt geregelt und sodann das erworbene Terrain dem Großherzoglichen Fiskus für die Gegenleiſtung überlaſſen, die vordere Front des ganzen Grundstücks mit einem Eisengitter zu versehen. Die Anlage des Gartens hatte keine Schwierigkeiten. In liebens-

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würdigster Weise schenkten die dem Offizierkorps befreundeten Gutsbeſizer junge Bäume und Sträucher in Hülle und Fülle. Im Herbst 1869 und Frühjahr 1870 konnten die Anlagen geschaffen werden . Gegen Ende 1869 war die innere Einrichtung der Messe fertig. Nach Ludwigsluster Vorbild hatte Rittmeister v . Haeseler die Statuten entworfen. Am 17. November aß das Offizierkorps zum ersten Mal in der Messe. Am 20. fand im Beisein Sr. Königlichen Hoheit des Großherzogs, welcher kurz vorher die Gnade gehabt hatte, dem Offizierkorps ein Billard zu schenken, und unter zahlreicher Anwesen= heit der Ludwigsluster Kameraden , die feierliche

Einweihung der

Räume statt, welche von nun ab der Mittelpunkt des geselligen Lebens im Offizierkorps werden sollten .

Gar manche fröhliche Stunde ist

seitdem dort verlebt worden , manch ehrenfester tiefer Trunk seitdem dort gethan !

Ohne Prunk und Luxus ausgestattet, ist unsere Meſſe

in ihrer vornehmen Einfachheit bis auf den heutigen Tag die Stätte des innigsten kameradschaftlichen Zusammenlebens geblieben .

Der Familienverkehr innerhalb des Offizierkorps beschränkte sich anfänglich auf enge Grenzen. Nur vier verheirathete Mitglieder zählte dasselbe.

Oberstlieutenant Frhr.

v. Brandenstein liebte

große luxuröse Geselligkeit nicht. Feierliche Gesellschaften waren daher im Regiment nicht üblich. Um so lieber versammelte der Kommandeur die Offiziere zu gemüthlichem Zuſammenſein in seinem gastlichen Hause, dem eine vortreffliche liebenswürdige Hausfrau vorstand . Sein Nachfolger, Major v. Rathenow , war mit seiner Gemahlin und seinen beiden Töchtern in hohem Grade für ein gesellschaftliches Leben aufgeschlossen und gelangte dasselbe unter ihm zureger Entfaltung. Er selbst, außerdienstlich stets der liebenswürdige harmlose Kamerad, suchte gern den Kreis der unverheiratheten Kame= raden auf. Ganz besonders wohlthuend war der heitere ungezwungene Verkehr der Offiziere in seinem Hause, wozu seine Gemahlin wesentlich beitrug.

Höchst vergnügte, einfach gehaltene Reunions auf der

Messe kamen auf.

Noch heute erfreuen sich ja diese Feste innerhalb

und außerhalb des Offizierkorps einer allgemeinen Beliebtheit. Auch verschmähten es die Junggesellen nicht, sich oftmals Abends bei den Verheiratheten anzusagen, eine Art des geselligen Verkehrs, welche durch ihre Einfachheit und Behaglichkeit auch heute noch zu

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recht häufiger Nachahmung auffordern sollte. Oft auch besuchten die Ehemänner ihre unverheiratheten Kameraden nach dem Mittagstisch oder Abends in dem für das Offizierkorps reservirten Bierlokal von Frizler in der Lindenstraße. Sehr rege gestaltete sich bald der Verkehr der unverheiratheten. Der Umkreis von drei bis vier Meilen Herren auf dem Lande. galt als Nachbarschaft. Der Verkehr fand ausschließlich zu Pferde statt. Die Benutzung von Krümperpferden zu dergleichen Zwecken hätte damals für unmöglich gegolten.

Ob Winter oder Sommer,

ob gemüthlicher Besuch oder großes Fest , es wurde geritten ! So ziemt es sich ja wohl auch für einen richtigen Reitersmann ! Wir verwöhntes Geschlecht von heute thun es schon nicht mehr anders als mit bequemer Rückenlehne, Pelz und Fußsack! Oft in der Woche ritten so die Kameraden nach dem Dienst noch über Land.

Sonntags war selten ein Unverheiratheter daheim .

Wohl an 20 Familien waren Offizierkorps geöffnet hatten.

es, die ihr gastfreies Haus

dem

So entwickelte sich reger Verkehr mit

den Familien v . Malzahn in Lenschow, Schalburg in Herzberg, v. Voß in Teſſenow, v . Schack in Poltniß, v. Flotow in Balow, v. Behr in Passow , v. Passow in Grambow , Reichhof in Borkow, v. Barner in Bülow, v. Quißow in Severin, v. Quitow in Dargelütz und Anderen mehr.

Ein seltener Unstern hat leider im

Laufe der Jahre eine große Anzahl dieser gastfreien Häuser verschwinden lassen. Damals haben sie nicht wenig dazu beigetragen, den Aufenthalt in der wenig bietenden Garnison zu verschönern und den Kameraden manche angenehme Erholungsstunde zu bereiten. Auch der Verkehr mit den alten Ludwigsluster Kameraden blieb ein sehr reger. Ebenso stand, worauf der erste Kommandeur einen besonderen Werth legte, das Offizierkorps mit der Schweriner Hof= gesellschaft in regen Beziehungen. Nie fehlten auf den Hoffestlichkeiten, Miniſterbällen und dergl. unsere Tänzer. Auch sonstige Bälle wurden weit ins Land hin aufgesucht. In soliden Grenzen wurde innerhalb des Offizierkorps auch der Rennsport betrieben. Stets suchte Se. Königliche Hoheit der Großherzog durch Stiftung von Ehrenpreisen für Regiments- und Brigaderennen das Intereſſe am Sport zu erhöhen. Einzelne Waidmänner hatten sich kleine Pachtjagden erworben. Gaben auch die im Winter abgehaltenen Treibjagden in der Regel

-

41

mehr Scherze als Beute, so boten sie doch eine willkommene Abwechselung. Durchaus nicht einfach war übrigens anfänglich die Lösung der Wohnungsfrage gewesen. Verheirathete und Unverheirathete hatten zunächst sehr fürlieb nehmen müssen . Blieb doch dem ersten Kommandeur, um ſtandesgemäß und auch nur einigermaßen gut wohnen zu können, nichts anderes übrig, als sich ein eigenes Haus zu kaufen, welches nach ihm Major v. Rathenow gleichfalls bezog. Fassen wir das Leben innerhalb

des Offizierkorps

während

jener ersten Jahre zusammen, so berührt besonders angenehm der so außerordentlich enge Zusammenhang desselben. Man lebte eigentlich immer zusammen und verdichtete sich so zu einem unzertrennlichen Ganzen. Ein Zug klettenhaft enger Kameradschaft, ein frischer ursprünglicher Sinn geht durch Alles. Ein Jeder sucht die schönste Aufgabe darin, sein Bestes zu thun für das junge Regiment und dessen Zukunft. Bis auf den heutigen Tag hat die Saat jener ersten Jahre gute Früchte gebracht.

Bewahren wir uns dies Erbtheil für alle

Zeiten! In treuer und wahrer Kameradschaft treibt unser herrlicher Beruf eine seiner schönsten Blüthen!

Das Jahr 1870 zog herauf und

mit ihm gewaltige welt-

erschütternde Ereignisse ! Fast drei Jahre lang hatte das Regiment gestrebt, in raſtloſer Friedensarbeit sich alle Zweige kriegerischer Ausbildung zu eigen zu machen. Als im Mai 1870 die Eskadrons zum dritten Mal im Exerziren besichtigt wurden, dachte wohl Keiner, daß bald an Stelle der Friedensarbeit das blutige Kriegshandwerk treten sollte, daß bald der Exerzirplatz mit dem Schlachtfeld vertauscht und statt des anberaumten würde.

Königsmanövers

ein

Kaiſerfeldzug

durchkämpft

werden

Acht Wochen später rief der König sein Volk in die Waffen zum Kampf wider den alten Erbfeind !

Zweiter

Abschnitt .

Die Theilnahme des Regiments am deutschfranzöſiſchen Feldzuge.

1. Die Mobilmachung. Beneidenswerth

der

Kommandeur,

der

am

Morgen

des

16. Juli 1870 auf dem Exerzirplay vor der Front des Regiments demselben den telegraphisch eingegangenen Befehl der Mobilmachung des ganzen norddeutschen Bundesheeres mittheilen konnte ! Beneidenswerth nicht minder die Untergebenen , die hörten !

Solches

Welche Fluth von Gedanken und Gefühlen mag bei diesem

Ruf des obersten Kriegsherrn die Herzen Aller bewegt haben ! Welche überströmende Begeisterung ist da hinausgejubelt in den brausenden Hurrahruf, der aus so vieler Männer Brust die Luft durchzitterte! Der Kommandeur ließ das Regiment noch einmal im Parademarsche an sich vorüberziehen. Dann trabten die Eskadrons nach Hauſe, um die schwere, ernste Mobilmachungsarbeit zu beginnen. Sonnabend der 16. Juli war der erste Mobilmachungstag. Die völlige Ueberführung des Regiments auf den Kriegszustand hatte sich innerhalb von 9 Tagen zu vollziehen. Als Ersatz - Eskadron wurde sogleich die 1. Eskadron unter Rittmeister Graf Eyben bestimmt. Der Austausch von Mannschaften und Pferden mit derselben begann sofort. Im Ganzen gab sie 100 Pferde an die FeldEskadrons ab.

43

Die Augmentationspferde mußten, da der Pferdehändler Herder in Charlottenburg die vertragsmäßig festgestellte Lieferung nicht leisten konnte, auf Befehl des Generalkommandos durch zwangsweise Pferdeaushebung beschafft werden. Die verschiedenen Ankaufskommandos begaben sich bereits am 18. nach den ihnen zugewiesenen Orten, und zwar Rittmeister Graf Bethusy nach Malchin, Rittmeister v. Haeseler nach Rostock, Premierlieutenant v. Bülow nach Waren und Premierlieutenant v. Viereck nach Neubrandenburg .

Bis zum 23. waren auf diese

Weise 160 Augmentationspferde beim Regiment, welche, nachdem ſie den Regimentsbrand erhalten hatten , zum größeren Theil der Ersag - Eskadron, zum kleinern den vier Feld - Eskadrons überwiesen wurden. Die Ergänzung an Mannschaften traf am 22. in der Stärke von 8 Unteroffizieren und 148 Mann ein. davon stieß zur Ersatz- Eskadron.

Ungefähr die Hälfte

Die Vertheilung der Offiziere auf die Eskadrons wurde neu geregelt.

Die einberufenen Sekondlieutenants der Reserve , Baron

v. Rodde und

Thormann trafen

sofort

beim

Regiment ein.

Betreffs des à la suite des Regiments stehenden Sekondlieutenants v. Alten erfuhr man , daß derselbe seit längerer Zeit in Frankreich auf Reisen,

augenblicklich unauffindbar und

voraussichtlich daselbst

angehalten sei. Der bereits zur Ersatz Eskadron bestimmte Sekonde= lieutenant v. Buch trat daraufhin an des Lieutenants v. Alten Stelle zur 4. Eskadron über.

Die beiden Portepeefähnriche Frhr.

v. Maltzahn und Frhr. v . Stenglin übernahmen sofort

etats-

mäßige Offizierſtellen. Von den beim Regiment augenblicklich zur Dienſtleiſtung befindlichen Vizewachtmeistern der Reſerve rückte nur der schon nach 14 Tagen zum Offizier beförderte Sekondlieutenant der Reserve Reding mit dem mobilen Regiment aus .

Die übrigen vier , die

Vizewachtmeister Hillmann , Lagemann , Heucke meister wurden der Erſaß- Eskadron überwieſen .

und

Hage-

Von den sechs seit Herbst 1869 beim Regiment befindlichen Einjährig -Freiwilligen verblieben vier , Hillmann , Kahle, Garte und Harms bei den Feld- Eskadrons.

---

An

44

Stelle des Stabsarztes

Dr. Fanter, der

zum Chef

des 10. Feldlazareths ernannt wurde , trat zum Regiment der Stabsarzt Dr. Schlott vom Magdeburgischen FüsilierRegiment Nr. 36 , Dr. Meyerhoff.

ihm zur

Seite

der

Unterarzt

der

Reserve

Die roßärztliche Behandlung und den Beschlag übernahm bei der 2. und 3. Eskadron der Unterroßarzt Kirsten, bei der 4. und 5. Eskadron der Unterroßarzt Tiedt. Für den Zahlmeister Grambow , welcher bei der ErsatEskadron blieb , wurde der Zahlmeiſteraſpirant Bütow zum Feldzahlmeister ernannt. Eine Allerhöchste Bestimmung gestattete fortan den Offizieren, statt der bisher allein üblichen langen Beinkleider , deren kurze in hohen

Stiefeln zu tragen.

Gegen sofortige Zahlung des Selbst-

kostenpreises hatten die Offiziere Gelegenheit , Pferdeausrüstungsstücke aus den Beständen des Regiments zu erwerben . Das Trompeterkorps nehmen.

sollte die Instrumente

mit

ins Feld

Vom 24. an begannen die Feld - Eskadrons ihre Uebungen mit den Reservisten, Augmentationspferden und Feldfahrzeugen . Am 25. besichtigte der Kommandeur das

ganze Regiment in kriegsmäßigem

Zustande auf dem Exerzirplatz und konnte danach der Königlichen 17. Kavallerie - Brigade die Meldung von der vollendeten Mobilmachung des Regiments erstattet werden.

Es hatte das mobile Regiment nunmehr folgende Zusammensezung:

Regimentsstab. Major v. Rathenow . Major Detmering. Sekondlieutenant v. Busse . Stabsarzt Dr. Schlott. Stabsroßarzt Niebuhr. Feldzahlmeister Bütow. Stabstrompeter Havemann. Regimentsschreiber Sergeant Knüppel.

45 2. Eskadron.

Major v. Arnim . 1. Zug : Sekondlt. d . Res. Baron v . Rodde. 2. Zug: Portepeefähnrich Frhr . v . Stenglin . 3. Zug: Sekondlt. v. Derßen. 4. Zug : Premierlt. v. Viereck. Wachtm. Vorköper . Serg. Ehbrecht. Kleist. = Wegener. Nicolai. ፡ Burmeister. = Kölzom. Unteroffiz. Michaelsen. = Vielhaad. Brumm.

Summe:

Unteroffiz . = = ፡

Bluhm. Möller. Fiedler. Wegener. Henning.

Trompeter Krull. = Bumann. ፡ Pietty. Schlee. 5 15 4 132 151

Offiziere. Unteroffiziere. Trompeter. Dragoner. Pferde.

3. Eskadron. Rittm. v. 1. Zug: 2. Zug: 3. Zug: 4. Zug:

Haeseler. Sekondlt. v. Vülow. Premierlt. v. Huth. Sekondlt. d . Res. Thormann. Sekondlt. v . d . Lühe.

Unterroßarzt Kirsten. Wachtm. Haß. Serg. Stauding. ፡ Görke.

Unteroffiz. = ፡ = ፡ =

Unteroffiz. Pundt. : Drägert. Steinfeldt. : Brüggmann. = Schmidt. Doll.

Summe:

Schröder. Christan. Schult. Harder. Harnack. Hellwig.

Trompeter Ahrens. ፡ Camin. ፡ Kabelmann.

5 1 15 3 132 150

Offiziere. Unterroßarzt. Unteroffiziere. Trompeter. Dragoner. Pferde.

46 4. Eskadron.

Rittm . Frhr. Malkan. 1. Zug: Sekondlt v. Buch. 2. Zug : Portepeefähnrich Frhr. v. Malzahn. 3. Zug: Premierlt. v . Bülow. 4. Zug: Sekondlt. Graf v. d . Rece - Volmerstein.

Unterroßarzt Tiedt. Wachtm. Schmidt. Serg. Vorbeck. = Scharff. ፡ Großforth. = Berg. Unteroffiz. Rieckhof. ፡ Schult. = Prange. = Gildenmeister. Summe:

Baumgarten. Hagen. Wendt. Milking. Mey. König I. ፡ König II. Trompeter Schulz. Paetow. = Schmaedke.

Unteroffiz. ፡ ፡ = ፡

5 Offiziere. 1 Unterroßarzt. 16 Unteroffiziere. 3 Trompeter. 132 Dragoner. 152 Pferde .

5. Eskadron. Rittm . Graf Bethusy - Huc. 1. Zug: Premierlt. v . Pappenheim. 2. 3ug: Lt. d . Res. Keding. 3. Zug: Sekondlt. Wendt. 4. Zug: Sekond!t. v . Müller. Unteroffiz. : = = 3 = =

Podderay. Peters. Sporleder. Schwendt. Giente. Weißenborn. Görß. Trompeter Mirow. = Heitmann. = Vic.

Assistenzarzt Dr. Meyerhoff. Büchsenmacher Schroeder. Wachtm. Behrmann. Serg. Wilcken. Gollak. ፡ Sabbath. ፡ Megelin. Wendt. Unteroffiz. Schröder. = Boldt.

Summe:

5 1 1 15 3 132 152

Offiziere. Assistenzarzt. Büchsenmacher. Unteroffiziere . Trompeter. Dragoner . Dienstpferde .

-

47

-

Der Nachmittag des 25. versammelte das Regiment noch einmal zu gemeinsamem Gottesdienste und Empfang des heiligen Abendmahls in der St. Georgenkirche. Am 26. sah die Messe das ganze Offizierforps mit dem größten Theil der Nachbarschaft zu einem letzten herzhaften Aschiedstrunk vereinigt. Mit dem 27. war der befohlene Tag des Ausmarsches herangekommen. Es war dem Regiment wie der ganzen 17. Division nicht vergönnt , sofort Auge in Auge dem freventlichen Angreifer deutscher Ehre entgegentreten zu können. Nach der Allerhöchst befohlene Ordre de bataille für die Feldarmee schied die 17. Division aus dem Verbande des IX. Armeekorps aus und wurde dem Generalkommando über die mobilen Truppen des I., II., IX. und X. Armeekorps unterstellt.

Zum kommandirenden

General derselben ernannte Se . Majestät der König am 18. Juli der Infanterie Großherzog von Mecklenburg-

den General

Schwerin Königliche Hoheit.

In höherer Instanz

waren

die

Truppen dem Generalgouvernement im Bezirk des I., II., IX . und X. Armeekorps unterstellt, an deſſen Spize der General der Infanterie Vogel v. Faldenstein in Hannover stand. Die Führung der 17. Diviſion übernahm an Stelle des bisherigen Kommandeurs, des Generallieutenants v. Rosenberg - Gruszczinski , welcher zum Gouverneur von Königsberg

ernannt

wurde,

unter

gleichzeitiger

Beförderung zum Generallieutenant, der Generalmajor v. Schimmelmann, Kommandeur der 9. Infanterie-Brigade. Dieselbe Allerhöchste Kabinet- Ordre vom 26. Juli ernannte den Oberst v. Rauch zum Generalmajor , den Major v . Rathenow zum Oberstlieutenant. Die Bestimmung der 17. Diviſion war zunächſt,

die bedrohte

Nord- und Ostseeküste bewachen und feindliche Landungsversuche, die als sehr wahrscheinlich galten,

abwehren zu helfen.

Sie sollte zu

diesem Zweck in und um Hamburg derart versammelt werden , daß binnen 12 Stunden der lezte Truppentheil von Hamburg mittelst der Bahn an den bedrohten Punkt geworfen werden konnte. Nachstehend die Ordre de bataille der Diviſion : Kommandeur: Generallt. v. Schimmelmann.

Generalstabsoffizier: Major Fischer. Adjutanten: 1. Premierlt. v. Balluseck von der I. Ingenieur-Insp . 2. Premierlt. v. Livonius vom 2. Hanseatischen

Infanterie-Regiment Nr. 76 .

48

33. Infanterie - Brigade. Generalmajor Baron v . Kottwiß . Adjutant: Sekondlieutenant v. Manstein vom 4. Thüringischen Infanterie-Regiment Nr. 72. 1. Hanseatisches Infanterie-Regiment Nr. 75. Oberſtlieutenant v. d. Osten. 2. Hanseatisches Infanterie-Regiment Nr. 76. Oberſt v. Conta . 34. Infanterie - Brigade ( Großherzoglich Mecklenburgische). Oberst v. Manteuffel. Adjutant : Premierlieutenant v. Didtman vom 4. Grenadier-Regiment Königin.

Garde-

Mecklenburgisches Grenadier - Regiment v . Kleist.

Oberst

Nr.

89.

Mecklenburgisches Füsilier-Regiment Nr. 90. Oberstlieutenant v. Papstein. Mecklenburgisches Jäger-Bataillon Nr. 14. Major v . Gaza. 17. Kavallerie - Brigade. Generalmajor v. Rauch. Adjutant:

Premierlieutenant v. Bülow Ulanen-Regiment Nr. 2.

vom

1. Mecklenburgisches Dragoner -Regiment Nr. v. Kahlden. 2. Mecklenburgisches Dragoner - Regiment lieutenant v. Rathenow. 2. Brandenburgisches

Ulanen - Regiment

Schlesischen

17.

Oberst

Nr. 18.

Oberst-

Nr.

11.

Oberst

August Graf zu Solms - Wildenfels . 1. reitende

Batterie Schleswig - Holsteinſche Feld - Artillerie-

Regiment Nr. 9. Hauptmann Pratsch. 3. (Mecklenburgische) Fuß- Abtheilung (5. und 6. schwere, 5. und 6. leichte Batterie) und 3. reitende Batterie Schleswig-Holsteinschen Feld-ArtillerieRegiments Nr. 9. Major Koſſel. 1. Feld- Pionier - Kompagnie IX. Armeekorps mit leichtem Feldbrücken-Train. Hauptmann Lilie. Von der Kolonnen-Abtheilung Schleswig-Holsteinschen Feld-ArtillerieRegiments Nr. 9 : Artillerie-Munitions-Kolonnen Nr. 4 und 5 .

Infanterie-Munitions -Kolonnen Nr . 3 und 4. Ponton-Kolonne.

49

Vom Schleswig-Holsteinſchen Train-Bataillon Nr. 9 : Sanitäts-Detachements Nr. 2 und 3. Proviant-kolonnen Nr. 4 und 5. Feldlazarethe Nr. 7 bis 12. Totalstärke der 17. Diviſion : 13 Bataillone. 12 Eskadrons .

36 Geschütze. 1 Pionier-Kompagnie.

13 000 Mann Infanterie. 1800 Pferde.

Am Morgen des 27. Juli früh 634 Uhr stand das Regiment Die Standarte, zum Abmarsch auf dem Wallhôtel - Platz bereit. getragen vom Unteroffizier Hellwig , einer großen, männlich schönen Erscheinung , trat bei der 3. Eskadron ein , bei welcher sie ein für alle Mal verbleiben sollte. Die Ersatz- Eskadron war zugegen. Das Trompeterkorps an der Tete, die Eskadrons der Nummer nach folgend , so verließ um 7 Uhr das Regiment mit schmetternden Fanfaren seine Garnison. Ernste und wehmüthige Gefühle mögen da in manches Herz geschlichen sein ! Wußte doch keiner, ob er die Stätte seiner Heimath wiedersehen würde. Doch in des jungen Reiters Brust pflegt nicht lange Raum zu ſein für trübe Gedanken . Schwellte doch auch Aller Herzen das unbeschreiblich stolze Gefühl, zu des Vaterlandes Schutz in den Kampf zu ziehen.

Das junge Regiment sollte nunmehr die

Feuer- und Bluttaufe erhalten. Es sollte zeigen , ob es ebenbürtig gelten könne den alten Regimentern des Heeres , deren Standarten schon pulvergeschwärzt und von Kugeln zerfeßt waren. Da war wohl kein Einziger , der nicht hätte ſein Beſtes hergeben wollen zu Ruhm und Ehre des Regiments, dessen Gründung die Meisten miterlebt , an dessen kräftigem Emporblühen Alle den innigsten Antheil genommen hatten. So zog das Regiment hinaus in den großen Kampf,

getragen

von der glühendsten Begeisterung, begleitet von den innigſten Segenswünschen aller Derer, die daheim blieben. In Spornit hatte die freundliche Fürsorge der Bürgerschaft für einen letzten stärkenden Imbiß gesorgt. Noch ein kurzer Abschied, und bald waren die Thürme Parchims dem Auge entschwunden.

D. Unger, 2. Großherzogl. Mecklenburg. Drag. Regt. Nr. 18.

4

50



2. Die Küstenwacht. Der erste Marsch führte das Regiment an altbekannte Stätte. In Ludwigslust fand dasselbe Mittags mit den Pferden in den Stallungen des 17. Regiments , welches an demselben Tage die Garnison verlassen , mit den Mannschaften im Bürgerquartier Aufnahme. Von hier sollte der Bestimmungsort mittelst der Bahn erreicht werden. Am Nachmittag des 28. Juli traf der letzte der drei Eisenbahnzüge des Regiments in Hamburg ein. Es bezog der Stab und die 2. Eskadron Quartier in Ost- Steinbeck, die 3. in Jenfeldt, die 4. in Barsbüttel, die 5. in Ojendorf. Diese Ortsunterkunft erfuhr am nächsten Tage eine Aenderung dahin, daß der Stab nach Wandsbeck, die 2. Eskadron nach Billwerder a./Elbe, die 5. nach Billwerder a./Biller ging, die 3. Eskadron zwei Züge (2. und 4. ) nach Hinschenfelde, die 4. Eskadron einen Zug (3.) nach Thondorf verlegte. In diesen Quartieren verblieben alsdann die Eskadrons während der ganzen Dauer der Küstenwacht. Der Stab der 17. Division hatte in Hamburg , der der 17. Kavallerie-Brigade in Wandsbeck Quartier genommen. Laut Regimentsbefehl vom 29. führte fortan im mobilen Verhältniß die 5. Eskadron die Nummer 1. Es war eine Zeit recht unmuthigen Harrens und Wartens hier um Hamburg. Die Hoffnung, mit dem von der See her drohenden Feinde in Berührung zu treten, erwies sich als trügerisch. Die erſten deutschen Siege hatten genügt ,

um jede Lust zu Landungsversuchen

verschwinden zu lassen. Nicht einmal irgend welche Belästigung unserer Küste fand statt. - Zwar wurden etliche Male auf das Erscheinen französischer Kriegsschiffe hin Entsendungen kleinerer Truppenabtheilungen nöthig ; auch wurde einmal, für den 8. und 9. August, die Marschbereitschaft der ganzen Division befohlen doch immer wieder entschwand die Aussicht auf eine Berührung mit dem Feinde. Die

vier Wochen

der Küstenwache verliefen daher für das

Regiment durchaus in friedlichen Uebungen, wie sie im Spätsommer alljährlich an die Truppe herantreten. Auf dem Exerzirplag bei Marienthal unweit Wandsbeck wurde anfangs in Eskadrons ,

später im Regiment und in der Brigade

51

-

exerzirt. Dem Felddienst wurde naturgemäß ein Hauptaugenmerk gewidmet. Zweimal wöchentlich wurde derselbe in der ganzen Brigade geübt. Es manövrirten in Verbindung mit der reitenden Batterie entweder die Regimenter gegeneinander nach einer gegebenen Idee oder aber es wurden Uebungsmärsche mit Sicherheitsmaßregeln im Gesammtverbande der Brigade unternommen und daran ein Manöver oder Exerziren gegen einen markirten Feind angeschlossen. Auch Offizier-Felddienstübungen innerhalb des Regiments fanden allwöchentlich statt. - Nachmittags wurden Packübungen, Instruktion und Waffenübungen fleißig betrieben. Zu den Mitte August zusammengestellten Fuhrparkkolonnen der Division kommandirte das Regiment einen Unteroffizier und Dragoner.

acht

Nach anfänglich großer Hiße stellte sich bald eine Regenzeit ein. Bei den ziemlich entlegenen Quartieren — besonders die 1. und 2. Eskadron hatten sehr weite Märsche zum Exerzirplatz war bei schlechtem Wetter ein Abbeſtellen der Uebungen meist nicht möglich und litten Anzug und Pferdeausrüstung daher bald von der Näſſe der Witterung . Die Quartiere waren im Uebrigen sehr gut. Die Mannschaften, überall gut aufgenommen und trefflich verpflegt, erhielten sich dadurch auf einem vorzüglichen Gesundheitszustand .

Die Pferde, denen Heu

und Stroh in Fülle von den Quartierwirthen gegeben wurde, wurden bei erhöhter Haferration bald dick und rund. Zum 23. August hatte Se. Königliche Hoheit der Großherzog eine Parade über alle in der Nähe Hamburgs liegenden Truppen der Division anberaumt.

Die Veranlassung dazu war eine außer-

ordentlich frohe. Nach Lage der Dinge auf dem Kriegsschauplatz war nunmehr eine Landung franzöſiſcher Truppen in größerem Maßstabe ausgeschlossen.

Zum

Schuß der Küste genügten fernerhin die ver-

fügbaren Ersatz- und Besatzungstruppen. So konnte die einzige aktive. Division, die noch im Heimathlande war, alsbald auf den Kriegsschauplatz nachgezogen werden. Mit unendlichem Jubel wurde nach der Parade die Proklamation. Sr. Königlichen Hoheit des Großherzogs, in welcher die Beendigung · des Küstenschußkommandos und die baldige Verwendung auf dem Kriegsschauplatz genommen.

bekannt

gegeben

wurde,

von den Truppen

4*

auf-

52

Es mag ein erlösendes Wort für Alle gewesen sein ! Nun ging es doch endlich hinaus auf die langerſehnte Kampfstätte, auf der die Kameraden in beispiellos kühnem Zuge schon die ruhmvollen Siege von Weißenburg, Wörth, Spicheren, Colombey, Vionville und St. Privat erfochten hatten. Das vorzügliche Aussehen der Truppen, der Geist, welcher Alle beſeelte, bürgte dafür, daß auch die 17. Diviſion ihre Schuldigkeit in Feindesland thun würde. Dieselbe sollte zunächst mittelst der Eisenbahn nach Homburg in der Pfalz geschafft werden. Als einer der letzten Truppentheile der Division begann der Abtransport des Regiments vom Hamburger Bahnhofe in der Nacht vom 28. und 29. August. Um drei Uhr Morgens verließen der um 5 Uhr Nachmittags Stab und die 2. Eskadron die Stadt um 7 Uhr Abends die 3. folgten die 1. und halbe 4. Eskadron Hagenow wurden die nicht marschEskadron . In 4. halbe andere und fähigen Pferde gegen gesunde der Erſageskadron ausgewechselt, ebenso für die im Lazareth Wandsbeck zurückgelassenen wenigen Kranken Erfagmannschaften eingestellt. Die Fahrt ging über Berlin, Halle, Erfurt, Weimar, Eisenach, Guntershausen, Gießen, Frankfurt a. M., Sie dauerte für jeden Darmstadt, Mannheim, Kaiserslautern.

Zug 66 lange Stunden! Am 31. August Abends

8 Uhr langten der

Stab und die

2. Eskadron in Homburg an. Da in den für diesen Tag vorgesehenen Quartieren Viehseuche ausgebrochen war, traf Befehl ein, gleich die für den nächsten Tag beſtimmten Orte, welche von Homburg in Richtung Saargemünd noch drei Meilen ablagen, aufzusuchen . Erst in tiefer Nacht gelangten daher Stab und 2. Eskadron nach Wittersheim an der Straße nach Saargemünd. Die beiden

anderen

Transporte

trafen

am

1.

September

gegen Mittag in Homburg ein. Die 3. Eskadron marschirte gleichfalls nach Wittersheim , die 1. und 4. nach Bebelsheim unweit davon. So stand das Regiment bereit , am 2. September die deutschfranzösische Grenze überschreiten zu können.

53

3. Die Tage vor Mez. (Siehe zunächst Marschkarte, später Skizze 1. ) Mit dem Abrücken der Diviſion aus Hamburg war das Generalkommando über die mobilen Truppen im Bereich des 1. , 2. , 9. und 10. Armeekorps aufgelöst. Es sollte nunmehr die 17. Division zusammen mit der 2. Landwehr- Division, welche aus der Gegend von Bremen nach Neunkirchen in der Pfalz beordert war, ein Armeekorps unter Führung Sr. Königlichen Hoheit des Großherzogs von Mecklenburg-Schwerin bilden. Dasselbe, den Befehlen der I. Armee (General v. Steinmetz) unterstellt, hatte den Auftrag erhalten , sich bei les

Etangs östlich Metz zu versammeln, um bei einem Vorstoß der

in Metz eingeschlossenen französischen Armee gegen die Flügel des auf der Ostfront von Metz in der Linie Failly -Laquenery stehenden 1. Armeekorps dasselbe wirksam unterstüßen zu können . Se. Königliche Hoheit der Großherzog hatte dementsprechend bestimmt, daß sich das Armeekorps an der französischen Nied, und zwar die 2. Landwehr-Diviſion bei les Etangs, die 17. Diviſion bei Pont-à-Chaussy in Biwaks versammeln sollte. Dorthin waren die einzelnen Truppentheile der Division sofort nach erfolgter Ausladung in Marsch gesetzt worden. Der Stab der 17. Kavallerie-Brigade, die 17. Dragoner und 11. Ulanen erreichten die Nied am 1. und 2. September . An

diesem letzteren

französischen

Boden.

Tage betrat auch unser

Gegen

93/4

Uhr

wurde

in

Regiment den geschlossenem

Regimentsverbande, mit der Eskadron Bethusy in der Avantgarde, unweit Frauenberg die französische Grenze überschritten . Gewiß ein erhebender Moment für unsere Dragoner, als sie mit brausendem Hurrah das feindliche Land betraten. demselben Tage bei

Sie ahnten nicht ,

daß an

Sedan das französische Kaiserreich zusammen-

brach und mit ihm die letzte noch im freien Felde befindliche französische Armee! Der Marsch Saargemünd ;

führte weiter durch das freundliche Städtchen

von hier ab der nördlichen Straße auf Puttelange

folgend, gingen der Stab, die 2. und 3. Eskadron nach Wouſtviller die 1. und 4. Eskadron nach Ernestviller in Ortsunterkunft . Das erste Quartier in Feindesland ! Manch Einem werden die Fleischtöpfe Mecklenburgs im Traume erschienen ſein. Nicht stärker war der Marsch des Regiments

am folgenden

54

Tage, der es in die Gegend südlich St. Avold führte. 2. Eskadron belegten Valmont, halbe 3. Folschviller.

Stab und

1. und halbe 3. Altviller, 4. und

Am 4. September hatte das Regiment die Einſchließungsstellung östlich Metz zu erreichen. In Bionville an der großen Straße St. Avold - Metz erfuhr es durch den zum Befehlsempfang vorausgeschickten Lieutenant Wendt seine weitere Bestimmung. Durch das Eintreffen des Armeekorps Sr. Königlichen Hoheit des Großherzogs vor Metz war die sehr erwünschte Möglichkeit gegeben worden, dem bisher auf dem rechten Mosel- Ufer nur lockeren Einschließungsgürtel größere Dichtigkeit zu geben. Das 1. Armeekorps schob sich in nördlicher Richtung mehr in sich zusammen ; den dadurch frei gewordenen Raum

beseßte das

Armeekorps

Sr.

Königlichen

Hoheit des Großherzogs mit dem Auftrage, durch eine Diviſion ( 17. ) die Eisenbahn Courcelles - Remilly in einer Stellung bei Courcellessur-Nied zu decken,

mit der andern (2. Landwehr- Diviſion) einen

Durchbruchversuch auf der großen Chauffee nach Straßburg zu hindern . Dieser Aufgabe gemäß marſchirte die 17. Diviſion am 4. September früh aus ihrem Biwak bei Courcelles- Chauſſy in ein solches zwiſchen Courcelles -ſur-Nied und Laquenery. Vorposten wurden ausgestellt mit dem rechten Flügel an der Chaussee Metz - Saarbrücken im Anschluß an die 2. Infanterie-Diviſion , mit dem linken Flügel an der Straße Met-Straßburg im Anschluß an die 2. LandwehrDiviſion. Se. Königliche Hoheit der Großherzog nahm in Courcelles-ſurNied, der Stab der 17. Division in Laquenery Quartier. Infolge Befehls Regiment Nr.

17

vom

aus

3.

September schied das

Dragoner-

dem Verbande der 17. Kavallerie-Brigade

aus, um die Rolle des Diviſions -Kavallerie-Regiments zu übernehmen . Gleichzeitig wurde über die 17. Kavallerie-Brigade dahin verfügt, daß sie vorläufig aus dem Verbande der 17. Division austreten und dem Generalkommando direkt als Reserve- Kavallerie unterstellt sein sollte. Als Auftrag wurde ihr zu Theil, die Straße Meß --- Saarbrücken dauernd abzupatrouilliren , die Verbindung mit dem 1. Armeekorps aufrecht zu erhalten und im Falle feindlichen Angriffs den rechten Flügel der 17. Diviſion zu decken und zu unterstützen . Sie sollte zu dem Zweck Aufstellung zwischen Coincy und Ogy nehmen, hinter dem rechten Flügel der 17. Diviſion unweit der Straße Saarbrücken - Metz.

vo Me n tz

Fort

1000

2000

3000

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Fort

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Nied sur Courcelles

N. ise a ç n Fra

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nach Poar ntbr Sa Chaussy

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Maizery

Laguenexy

Flanville

NMars illy

Coincy Colombey บ

Montoy

Noisseville

Retonfey

ed

Skizze . 1

Ni

55

nach Strassburg

56

Auf diese Anweisungen hin rückte das Regiment von Bionville Courcelles = Chaussy sofort in die bezeichnete Stellung der Kavallerie-Brigade, woselbst es das Ulanen-Regiment bereits vorfand. über

Gegen 5 Uhr Nachmittags wurde vorwärts Ogy, eine Meile östlich das erste Met gelegen, links neben den Ulanen Biwak bezogen vor dem Feinde! glücklicherweise sollten Die nun kommenden Tage vor Metz es ihrer nur wenige werden - bildeten für das Regiment nicht gerade einen sehr intereſſanten und belebend wirkenden Anfang der kriegerischen Thätigkeit. Ist eine Festung erst einmal fest eingeschlossen, so übernehmen die anderen Waffen so sehr die Hauptrolle, daß für den Kavalleristen fast nichts mehr übrig bleibt. Kaum daß der Patrouillen= dienst einige Bewegung in die sonst thatenlose Stille bringt ! Hier mußte zunächst die Telegraphenleitung an der Saarbrücker-Chaussee Tag und Nacht durch Patrouillen beobachtet und gegen Beschädigungen gesichert werden. Dann waren täglich die Patrouillen unterwegs zur Verbindung mit dem bei Flanville biwafirenden Ostpreußischen Dragoner-Regiment Nr . 10. vom 1. Armeekorps ; schließlich waren Offizier- und Unteroffizierpatrouillen beschäftigt mit der genauen Erkundung der Geländeverhältnisse zwischen Coinch und Courcelles-sur- Nied- sowie auch nördlich der Saarbrücker Chaussee. Es handelte sich vornehmlich darum, alle Wegeverhältniſſe auf das Genaueste zu erkunden, Abweichungen von der Karte festzustellen und letztere durch Kroki zu berichtigen, ebenso auch einen Kolonnenweg vom rechten zum linken Flügel der Aufstellung des namhaft zu machen.

Armeekorps

Auch mit den vorbefindlichen Infanterieposten war Patrouillenverbindung aufrecht zu erhalten. Zu diesem Zweck schoben die beiden Regimenter abwechselnd

eine Eskadron

als Piket bis Coinch vor.

Unſererseits traf dieses Kommando die Eskadrons Bethush und Haefeler. Bei der vielfachen Beunruhigung unserer Vorposten durch die Franzosen waren mehrfache Alarmirungen der Brigade unvermeidlich. Eine Gelegenheit zur Gefechtsthätigkeit bot sich indessen nirgends . Recht interessant hätte es werden können, wenn der eingeschlossene Gegner das gethan hätte, worauf man eine Zeitlang sicher rechnete. Es lag nämlich für die große Masse Kavallerie , die in Metz eingeschlossen war, der Versuch eines Durchbruchs , um die Festung von dieſem gewaltigen Ballast zu befreien, sehr nahe.

Dann sollte nach

57

dem Befehl des Generals v . Steinmetz die auf dem rechten MoselUfer verfügbare Kavallerie , dabei auch unsere Brigade, sich der gegnerischen Reiterei an die Ferse heften und sie zu zerstreuen suchen. Leider kam es nicht zu solch fröhlichem Reiten ! Anfänglich zeigte der Himmel ein freundliches Gesicht und es war im Biwak wohl auszuhalten. Aber die Freude währte nicht lange. Ein heftiger Gewitterregen am Nachmittag des 6. September weichte den lehmigen Biwaksplaß bereits ganz bedenklich auf. Von nun ab öffnete fast ununterbrochen Tag und Nacht der Himmel seine Schleusen. Die Nässe von oben vereinigte sich mit der Nässe des bald grundlos gewordenen Bodens, um den Aufenthalt im Biwak zu einem höchst zweifelhaften Vergnügen zu gestalten.

Zunächst wurde

schleunigst der Bau von Hütten und Baracken versucht und da die Noth die beste Lehrmeisterin ist , so schufen sich die Dragoner, trotz sehr unzureichender Mittel doch schnell ein einigermaßen schüßendes Obdach. Das nahe gelegene Ogy mußte tüchtig zur Lieferung des Baumaterials beitragen und bot infolge dessen baldigst einen stark mitgenommenen Anblick. Die armen Pferde jedoch blieben ganz und gar dem Sturm und Regen ausgesetzt und das erste Winterhaar zeigte sich sofort. folgenden Tage bereits

mußte die Frage,

Am

ob Unterbringung unter

Dach und Fach nicht in Hinsicht auf den Gesundheitszustand der Truppe geboten sei ,

ernstlich

in Erwägung

gezogen werden

Die

Mannschaften konnten weder Nachts vor Kälte und Nässe schlafen, noch Feuer anzünden, um sich zu erwärmen. Mensch und Thier war von einer dicken Lehmkruste überzogen - ein trockenes Kleidungsstück nirgends mehr zu finden. Zum

8.

erwirkte denn auch der Generalmajor v. Rauch für

das Regiment die Erlaubniß, das Biwak abbrechen und enge Quartiere Dort war man nun allerdings arg in Ogy beziehen zu dürfen. zusammengepfercht, aber man hatte doch Schuß vor dem Regen, konnte sich am Feuer wärmen und die Kleidungsstücke wieder trocknen. Zur Aufrechterhaltung der Verbindung mit der nach Coincy vorgeschobenen Eskadron poſtirte das Regiment einen Zug als Feldwache vorwärts Ogy . Als im Morgengrauen des 9. September vom Zuge des Lieutenants v. Viereck die Meldung einlief,

daß bei den

Vorposten sehr heftig geschossen würde, ließ Oberstlieutenant v. Rathe= now das Regiment satteln. Es hatte sich ein Gefecht um das Gehöft Bellecroix entſponnen, welches in der Nacht von den mecklenburgischen

58

Grenadieren und anderen Truppentheilen durch Ueberfall genommen worden war. Rittmeister Graf Bethusy und Lieutenant v. Müller, die sich den Franzmann einmal aus der Nähe betrachten wollten, begaben sich für ihre Person bis in die Linie der fechtenden Infanterie und da ihnen die Kugeln an den verschiedensten Plätzen ganz tüchtig um die Ohren gepfiffen waren, kehrten sie mit dem erhebenden Gefühl zurück , die erste Feuertaufe glücklich überstanden zu haben. Troß der so sehr schlechten Witterungsverhältnisse hielt der Gesundheitszustand sich gut.

Als das Regiment aufbrach brauchten

nur zwei Unteroffiziere und drei Dragoner krank im Lazareth von Courcelles-sur-Nied zurückgelassen zu werden. Außerdem war schon am 6. der Sekondlieutenant v. Bülow am gastrischen Fieber erkrankt und in das Saarbrücker Lazareth zurückgeschafft worden.

Derselbe

tehrte erst am 7. November zu seiner vor Paris liegenden Eskadron zurück. Mittlerweile waren die Tage des Regiments vor Metz gezählt. Alle hatten auch den Aufenthalt vor der Festung bereits herzlich satt. Die Aussicht, hier noch wochenlang in Unthätigkeit liegen zu müssen, um die Kapitulation abzuwarten, hatte Manchem schon die Laune verdorben. Da wurde dem Armeekorps Sr. Königlichen Hoheit des Großherzogs ein neuer Auftrag zu Theil.

4. Die Einnahme von Toul. (Siehe zunächst Marschkarte, dann Skizze 2 ) Nach der Schlacht von Sedan hatten die III. und Maas- Armee ſofort den Weitermarsch auf Paris angetreten.

Ein immer größerer

Zwischenraum legte sich dadurch zwischen sie und die noch an der Mosel festgehaltenen deutschen Streitkräfte. Es war deshalb dem großen Hauptquartier in hohem Grade erwünscht, diese Landstriche dauernd zu besetzen und so eine Sicherung der rückwärtigen Verbindungen herbeizuführen.

Von ganz besonderem Werth war es ferner,

möglichst schnell Herr der Festung Toul zu werden, welche die einzige auf Paris führende Bahnlinie, unumgänglich nöthig für den Nachschub der Paris einschließenden Armeen, wirksam sperrte. Beiden Aufgaben sollte mit je einer Diviſion das Armeekorps Sr. Königlichen Hoheit des Großherzogs gerecht werden.

— 59

-

Se. Königliche Hoheit der Großherzog bestimmte zur Einnahme von Toul die 17. Division, während die 2. Landwehr- Division Reims und Châlons besetzen und eine Erhebung und Bewaffnung der Bevölferung im Rücken der auf Paris operirenden Armeen durch fliegende Kolonnen verhindern sollte.

Te

rr

ea

le

Saizerais StAmand

u

Avrainville Jaillon

Skizze 2.

Francheville

t Abschnit Ⅲ

l

na

Ca

Toul Rhein -Marne-

Choloy

Gondreville

schnitt I 1

Pierre -la Treiche Mos

Domgermain Bicqueley Montrot

Ochey

lt Röe m str er Voass Lan e ng re s

Crézilles

N

el

Gye intings

NANCY

t Abschnit II Villeyle Sec Chaudendy

Bulligny

Bagneur Thuilley 1/2

3/44 -

14

2Meil . en

Am 10. September Nachmittags verließ die 17. Division ihre Stellung bei Metz, um den Vormarsch auf Toul anzutreten. Die 17. Kavallerie-Brigade wurde nunmehr wieder unter die unmittelbaren Befehle der Division gestellt.

Gegen 3 Uhr Nachmittags brach

erstere auf, um in südlicher Richtung über Courcelles-sur-Nied und Remilly in die neuen Quartiere zu marschiren, welche erst bei Dunkelheit

60

erreicht wurden.

Da jene Dörfer fast alle bereits von den Trains

des VII. Armeekorps belegt waren, so mußte sich unser ganzes Regiment in dem einen Dorf Luppy zusammendrängen, etwa drei Meilen südöstlich Metz gelegen. Am folgenden Morgen sammelte sich die Brigade zum Weitermarsch über die Mosel westlich Vigny . Es wurde ein ungemein schleppender und ermüdender Marsch für sie, da in langer Kolonne beide Diviſionen mit sämmtlichen Trains ihr voraufzogen. Zu einem Marsch von etwa vier Meilen gebrauchte das Regiment auf diese Weise fast 12 Stunden.

Gegen 3 Uhr Nachmittags wurde in Pont-

à- Mouſſon , dem uralten römischen Kastell, die Moſel überschritten. Auf dem Marktplaß der Stadt ließ Se. Königliche Hoheit der Großherzog alle Truppen an sich vorüberziehen und hatte dabei die Gnade, sich sehr zufrieden über die Haltung des Regiments auszusprechen. Die 17. Division wandte sich nunmehr in südliche Richtung , der Straße auf Toul folgend . louard trennte,

erreichte

Das Regiment, welches sich in Dieuam späten Nachmittage seine Quartiere

Saizerais, St. Amand ( Stab, 1. u. 2. ) , Villers - en-Haye (3. ) und Jolibois (4. ) . Die näheren Befehle zur Ablösung der augenblicklich vor Toul liegenden Landwehrtruppen erwartete die Division am anderen Tage in einer Versammlung an der großen Straße nach Toul. Das Gelände um die Festung ist von Natur in drei Abschnitte zerlegt. Dementsprechend wurde auch die Diviſion in drei ſelbſtständige Einschließungs - Detachements getheilt. Der Kavallerie-Brigade fiel ein besonderer Auftrag zu . Eine Nachricht besagte, daß sich bei der Festung

Langres,

14 Meilen südwestlich Toul gelegen, an 5000 Mobilgarden sammelten, mit der Absicht Toul zu entsetzen. Derartige Entsatzversuche mußte die Division so frühzeitig wie möglich zu erfahren suchen. Sie bedurfte daher in der Richtung auf Langres verſtärkter Beobachtungsmaßregeln. Es sollte zu dem Zweck die Kavallerie-Brigade auf der Straße nach Langres vorgeschoben werden mit dem Auftrage, das Gelände in dieser Richtung dauernd weithin aufzuklären . Zur Ortsunterkunft wurden ihr die Dörfer Ochey, Thuilley, Montrot, Crézilles, Bulligny und Bagneux angewiesen . Das in Bicqueley unterkommende Jäger-Bataillon sollte als Rückhalt dienen . Nach Ausgabe dieser Befehle rückten die Truppen der Division. in die ihnen zugewiesenen Einschließungsstellungen ab . Die Kavallerie-

61

Brigade erreichte jedoch heute ihre Quartiere nicht mehr. Des näheren Weges halber hatte man die Festung rechts liegen laſſen, bei Gondreville die Mosel, welche bei Toul einen stark nach Westen ausspringenden. Bogen bildet, überschritten, in der Absicht nach abermaligem Ueberschreiten in das Gelände südlich Toul zu gelangen.

Die vorbefind-

liche Spitze unseres Regiments meldete jedoch, daß die bei Pierre la Treiche vermuthete Brücke zerstört und ein Uebergang unmöglich ſei Die Brigade mußte daher noch auf dem rechten Mosel-Ufer verbleiben. Das Regiment bezog beim Dorfe Villey le Sec gegen 9 Uhr Abends Biwak.

Im Bereiche der Kanonen von Toul sette das Regiment

am andern Tage mittelst Fähre über die Mosel bei Chaudenay. Erst gegen 6 Uhr Nachmittags war der Uebergang bewerkstelligt.

Die

zuerst übergegangene Eskadron Malzan ging zur Sicherung sogleich bis Montrot vor, eine Meile südöstlich Toul an der alten Römerstraße nach Langres gelegen.

Ein Zug wurde von ihr als Feld-

wache auf dem Wege nach Crézilles vorgeschoben, der beständig bis Bulligny zu patrouilliren hatte. Der Regimentsstab und die 3. Eskadron rückten mit dem Brigadestab und dem Ulanen-Regiment nach Ochen, die 1. und 2. Eskadron nach Thuilley. Von der Eskadron Arnim wurde gleichfalls ein Zug unter Lieutenant v. Dergen als Feldwache vorgeschoben.

Schon am nächsten Tage wurde über die Eskadrons Bethusy und Haeseler anderweitig verfügt. Noch am 13. September war Se. Königliche Hoheit der Großherzog nach Reims abgereist, um dort in seiner neuen Stellung als Generalgouverneur der otkupirten Landestheile sein Hauptquartier zu nehmen. Am 14. folgte ihm dorthin das Dragoner- Regiment Nr. 17, um zur 2. Landwehr-Division zu stoßen.

Letzteres Regiment war bisher mit je einer Eskadron den Abschnitten I und II , mit zwei Eskadrons dem Abschnitt III zugetheilt gewesen. Die vollständige Unthätigkeit der Besagung von Toul ließ nunmehr eine allgemeine Verminderung der Vorposten zu, so daß nur die beiden

genannten

Eskadrons

unseres

Regiments

für

nöthig

befunden wurden , die 17. Dragoner zu erſeßen . Die Eskadron Bethusy erhielt Befehl, sich beim Kommandeur des Abschnitts III ,

Generalmajor v. Kottwit

(33. Infanterie-

Brigade), zu melden. Es ist dieser Abſchnitt räumlich der größte, nördlich Toul gelegen, rechts vom Rhein-Marnekanal, links von der

62

Mosel begrenzt. Als Quartier war der Eskadron Francheville, eine Meile nördlich der Festung , angewiesen, das sie am 15. früh erreichte. Die Eskadron Haeseler sollte bei den Abschnitten I und II den Kavalleriedienst versehen. Abschnitt I , unter dem Kommando des Oberst v. Manteuffel, lag südwestlich Toul zwischen RheinHier bezog Rittmeister v. Haefeler mit

Marne-Kanal und Mosel.

drei Zügen Quartier in Gye, 6 km südlich Toul. Premierlieutenant v. Huth mit dem zweiten Zuge trat zum Abschnitt II — östlich Toul das Gelände im Moselbogen unter das Kommando des Oberst v. Neumann und kam in Chaudenay unter. Die Thätigkeit dieser beiden Eskadrons konnte wieder nur eine sehr beschränkte sein. Hinter der Infanterie in Ortsunterkunft liegend, hatten sie nur die täglichen Ordonnanzen und Meldereiter zu den Vorposten zu geſtellen. Ein ebenso beschauliches Leben führten auch die beiden anderen gegen Langres postirten Eskadrons . Alle 24 Stunden schob jede derselben einen anderen Zug als Feldwache vor, welche beständig in Richtung auf Langres patrouillirte, ohne jedoch je auf etwas Verdächtiges zu stoßen. Zur hauptsächlichsten Beschäftigung wurden bald die in der

Umgegend von Toul nöthig werdenden Betreibungen. Außer an Heu und Stroh machte sich für die Truppe bald der Mangel an lebendem Nun hatten die Erkundungen der Kavallerie erVieh bemerkbar. geben, daß die Umgegend durchaus nicht arm an Vieh ſei ; nur hatten es die Bewohner, um es dem Schicksal der Beitreibung zu entziehen, in die Wälder getrieben. Hier die Rinder und Schafe wieder aufzuſpüren, um sie für das Magazin in Ecreuves nußbar zu machen, war bald die Hauptbeschäftigung der bis zur Stärke eines Zuges ausrückenden Dragoner-Patrouillen. Das erbeutete Vieh war an eine nach Thuilley vorgeschobene Jäger-Kompagnie abzugeben, welche den Fast nie ohne Beute, Weitertransport zum Magazin übernahm . aber oft erst in später Nacht, kehrten die Dragoner von ihren Streifzügen zurück. Ferner hatten die Patrouillen des Regiments den Maires sämmtlicher Dörfer südlich Toul den Befehl zu überbringen, die sofortige Abgabe sämmtlicher in Händen der Einwohner befindlichen Waffen zu veranlaſſen. Hier vor Toul trafen die ersten Liebesgaben aus der engeren Heimath für die mecklenburgischen Truppentheile ein. Premierlieutenant

63

v. Viereck nahm am 17. dieselben in Nancy in Empfang und esfortirte sie zur Division, wo manch einer durch den lieben Gruß aus der Heimath erfreut wurde. Am 19. September traf ein telegraphischer Befehl des Generalkommandos ein, wonach sofort die 33. Infanterie-Brigade, die 5. und 6. leichte Batterie, der Stab der 17. Kavallerie-Brigade mit dem Ulanen-Regiment 11 und der 1. reitenden Batterie auf Châlonssur-Marne in Marsch zu setzen waren . Damit waren die Einschließungstruppen fast auf die Hälfte vermindert, die 17. Kavallerie-Brigade ganz auseinandergerissen und unser Regiment die einzige nunmehr noch vor der Festung befindliche Kavallerie. Es ergaben sich daraus wieder einige Verschiebungen für die Eskadrons.

Die Eskadron Haeseler trat zum Regimentsstabe zurück und verſah von nun ab gemeinschaftlich mit der Eskadron Arnim sowohl die Beobachtung nach Südwesten, als auch den Kavalleriedienst im Abschnitt 1. Sie zog den nach Chaudenay entsendeten Zug gleichfalls nach Gye, während Stab und Eskadron Arnim nach Bicqueley übersiedelten. Die Eskadron Malzan wurde zum Abschnitt 11 (Major v. Zeuner) kommandirt und ging mit dem 1. , 2. und 4. Zuge nach Gondreville, mit dem 3. nach Chaudenay . Die Eskadron Bethusy verblieb auch ferner beim Abschnitt III, dessen Kommandeur nunmehr

der

Oberst

v. Kleist (Grenadier-

Regiment 89) geworden. Die bisher von den Ulanen gestellten Briefrelais waren gleichfalls nunmehr von unserem Regiment zu übernehmen. Zur Beförderung wichtiger Meldungen nach dem großen Hauptquartier war eine Relaislinie zwischen Nancy und Bar le Duc, den beiden Endpunkten der telegraphischen Leitung, gelegt.

Die Eskadrons

Arnim und Haeseler übernahmen die 50 km lange Strecke Bar le Duc-Choloy (westlich Toul), die Eskadron Malzan die Fortsetzung von Gondreville (östlich Toul) bis Nancy . Die Relaisposten standen alle 10 km. Die Oberaufsicht über dieselben erhielt Sekondlieutenant v. Derzen, welcher Quartier in Sauly-en -Barrois nahm . Mittelst A. K. O. war inzwischen bestimmt worden, Armeekorps

Sr.

daß das

Königlichen Hoheit des Großherzogs fortan die

Nummer 13 tragen sollte. Se . Königliche Hoheit der Großherzog traf am 23. September wieder vor Toul ein, um persönlich den letzten

64

Stadien des Angriffs auf die Festung beizuwohnen.

Da die Stadt

seit dem 21. aus schwerem Geschütz beschossen wurde, konnte ihre Uebergabe nur noch eine Frage von Stunden sein. Am Nachmittage des 23. gegen 3 Uhr erschien die weiße Fahne auf der Kathedrale. Die sofort aufgenommenen Verhandlungen wurden in kürzester Zeit zum Abschluß gebracht. Alle nahe zur Hand befindlichen Truppen, von uns die Eskadrons Arnim und Haefeler mit dem Regimentsstabe, wurden noch am Spätnachmittage an die Chauffee Toul-Choloy, hart vor die Thore der Festung beordert, um hier weiterer Befehle zu harren. Sie fehrten in ihre Quartiere zurück, nachdem die Kriegsgefangenen die Festung verlassen hatten. Für den folgenden Morgen um 11 Uhr war der feierliche Einzug der Truppen anberaumt worden.

An der Spitze zog Se. König-

liche Hoheit der Großherzog mit dem Diviſionskommandeur durch die Porte de France in die Stadt ein. Unmittelbar dahinter folgte unser Regiment.

Auf der

anderen Seite der Stadt,

an der Porte de

Moselle, nahm Se. Königliche Hoheit der Großherzog einen Parademarsch aller anwesenden Truppen entgegen, worauf der Diviſionskommandeur nach kurzer Ansprache an die Division ein dreimaliges Hoch auf Se. Majestät den König ausbrachte. An demselben Tage erließ Se. Königliche Hoheit der herzog den nachfolgenden Korpsbefehl :

Groß-

Die Festung Toul ist in unsern Händen. Durch ihren Fall ist der Armee vor Paris die so wichtige Eisenbahnverbindung mit Deutschland eröffnet. Ich danke sämmtlichen Offizieren und Mannschaften für ihre hingebende Thätigkeit. wärts ! Es lebe der König.

Nun weiter vor-

gez. Friedrich Franz. Die Eskadrons Bethusy und Malgan traten in den Regimentsverband zurück, verblieben aber in ihren Quartieren Francheville und Gondreville. Durch die

Kapitulation

anderen Kriegsmaterial

eine

der

Festung

beträchtliche

war Anzahl

mit

zahlreichem

Pferde ,

meist

schweren Schlages , in unsere Hände gefallen. Das Regiment erhielt Befehl, aus ihnen ein Pferdedepot für das 13. Armeekorps zu bilden. Es beauftragte damit den Major Detmering und den Lieutenant der Reserve Keding .

Jede Eskadron hatte einen Unter-

65 offizier und drei Dragoner zu kommandiren . Nach Abgabe einiger durch das Generalkommando sofort für Offiziere angeforderten Pferde, für welche Major Detmering die schönsten und brauchbarsten Exemplare aussuchte, verblieb noch ein Bestand von 180 Pferden, die sämmtlich von der Kommission nationaliſirt wurden. Zur Wartung der Pferde erhielt Major Detmering 60 Mann vom Füsilier-Regiment, dessen 2. Bataillon die Besatzung von Toul bildete. Der 25. September brachte den ersten Ruhetag für das Regiment, seitdem es die Grenze überschritten hatte. Ein Feldgottesdienst vereinigte die anwesenden Truppen. Am folgenden Tage sollte der Weitermarsch beginnen. Die Division hatte mit der Einnahme von Toul ihre erste selbstständige Waffenthat ausgeführt, das erste Lorbeerblatt in ihren Siegeskranz geflochten. Es war nicht Schuld der Dragoner, daß sie wenig oder gar nichts hatten dazu beitragen können. Mit besonderer Freude werden sie den Augenblick begrüßt haben, wo Tout in unseren Händen war. Kann sich doch der Reitersmann, dessen Lebenselement die Beweglichkeit ist, unmöglich wohl fühlen, so lange er sich vor eine Festung gebannt sieht. Manch einer wird da den Belagerungsdienst und das „ unchristliche Schießen ", wie weiland die alten Ritter, zu allen Teufeln gewünscht haben. In Jedes Brust erweckte der Fall der Festung die Hoffnung auf eine frischere fröhlichere Thätigkeit. Aber zum dritten Mal noch sollte das Regiment eine gleiche Verwendung finden.

5. Vor Paris . (Siehe zunächst Marschkarte, dann Skizze 3.) Die noch vor Toul befindlichen Truppen der

17.

Division

hatten den Auftrag erhalten, den Weitermarsch vorläufig in Richtung auf Châlons s . M. anzutreten. Zur Erleichterung der Truppe und zur Erlangung beſſerer Ortsunterkunft wurden zwei setzung gebildet:

Marschkolonnen in folgender Zusammen-

v. Unger, 2. Großherzogl. Mecklenburg. Drag. Regt. Nr. 18.

5

-

66

1. Kolonne : Führer Oberst v . Manteuffel Grenadier-Regiment Nr. 89 Stab, 2. u . 3. Est. Drag. Regts . 18 Kommando der Artillerie

5. u. 6. schwere Batterie schwere ReservePionier-Kompagnie Sektion des San.- Detachements 2/3 Prov.-Kolonne 2/3 Fuhrpark.

2. Kolonne: Führer Oberst v. Gliszczynski 1. u. 3. Bat. Füsil. Regts . Nr. 90 Jäger-Bataillon Nr. 14

1. u. 4. Eskadron Drag. Regts . 18 3. reitende Batterie Feldlazarethe 7 u . 9. 1/3 Prov.-Kolonne. 1/3 Fuhrpark. Beide

Kolonnen sollten

am

2. Oktober

die

Gegend

von

Châlons s. M., rund 125 km von Toul entfernt, erreichen. Der 1. Kolonne wurde die nördlichere Straße über Void — Ligny - St. Dizier zugewiesen, der 2. die südlichere über Vaucouleurs -Ribeaucourt - Prez s. M., welche bei St. Dizier in die nördliche einmündet. Auf diese Weise wurde das Regiment wieder getheilt und verließen die verband .

Eskadrons

Bethusy

und

Malzan den

Regiments-

Der Lieutenant Keding sollte die weitere Führung des Pferdedepots, welches dem Regiment vorläufig attachirt blieb, übernehmen. Im Verein mit den Munitionskolonnen unter Bedeckung einer Kompagnie 89er hatte dasselbe mit einem Tagemarsch Abstand zu folgen. Zwar war der Landstrich,

den die beiden Kolonnen zu durch-

schreiten hatten, von feindlichen Truppen längst geräumt. Doch hatte nach Vernichtung der letzten Feldarmee das Treiben der Franktireurs allenthalben rasch um sich gegriffen . Zu eigener Sicherheit mußten daher beide Kolonnen ihr Augenmerk stets auf diese im Hinterhalt lauernden Feinde gerichtet halten .

67

In der Frühe des 26. September hatte die 1. Kolonne

den

Vormarsch auf Châlons f . M. angetreten. Oberstlieutenant v. Rathenow führte die Avantgarde, aus dem 1. Bataillon 89, der Eskadron Arnim und der 5. schweren Batterie bestehend . Die Eskadron Haefeler folgte beim Gros . Es wurde diese Truppeneintheilung auch während der folgenden Märsche beibehalten. Nach dem 14tägigen Stillliegen vor Toul war den Truppen allgemein das Marschiren. bei dem trockenen, schönen Herbstwetter eine wahre Wohlthat.

Die

Märsche waren nie so groß, daß sie zu einer Anstrengung geworden wären. Lieutenant Baron v. Rodde fungirte als Quartiermacher für den Regimentsſtab. Die Güte der Quartiere in diesem füdlichen Theil der Champagne ließ allerdings hier, wie bei der anderen Kolonne, sehr Vieles zu wünschen übrig . -Ein tröstendes Mittel nur war überall zu finden -- eine achtbare Flasche Wein ! Ohne Zwischenfälle erreichte die Kolonne, am 28. St. Dizier. Nicht ganz so friedlich war der Marsch der 2. Kolonne verlaufen .

statt.

Hier fand am 28. ein erster Zusammenstoß mit Franktireurs Das Detachement hatte von Montiers sur Sauly wie ge=

wöhnlich Quartiermacher

voraufgeschickt ,

welche heute

aus einer

Jäger-Abtheilung und 36 Dragonern der 1. Eskadron unter Führung des Lieutenants Wendt bestanden. Letterer trabte mit seinen Dragonern den Jägern voraus .

Als seine Spitze das

Gehölz von Aumont

diesseits des Dorfes Chevillon beinah passirt hatte, erhielt die Abtheilung plötzlich von schräg rückwärts Feuer.

Um unnüße Verluſte

zu vermeiden , gab Lieutenant Wendt Befehl, in schnellster Gangart das Gehölz zu durchreiten und das freie Feld zu gewinnen.

Doch

die nachgesandten Kugeln forderten noch ihre Opfer . Zuerst stürzte von sieben Kugeln getroffen das Pferd des Dragoners Klatt todt zusammen.

Klatt selbst erhielt

gleichzeitig

einen Streifschuß am

rechten Handgelenk und zog sich durch den Fall des Pferdes eine schwere Gehirnerschütterung zu, die ihm sofort das Bewußtsein nahm . Ein zweites Pferd stürzte gleichfalls alsbald todt zusammen, ein drittes wurde tödtlich verwundet. Von den Dragonern war sonst Niemand verlegt worden . Auf die Schüſſe eilten die nachfolgenden Jäger rasch nach vorn. Noch während sie um den todt geglaubten Dragoner Klatt , welchen die Franzosen bereits ausgeplündert hatten, beschäftigt waren, bekamen auch sie plötzlich aus nächster Nähe Feuer. Ein Oberjäger stürzte mit durchbohrter Brust leblos zusammen , ein anderer wurde schwer verwundet. 5*

68

Mittlerweile war auch die Avantgarde des Detachements herbeigeeilt. Drei Kompagnien Jäger mit der Eskadron Bethusy machten sich sofort daran, das Gehölz abzustreifen und zu umstellen, um der Freischärler noch habhaft zu werden.

Es gelang einige

20 Holzhauer gefangen zu nehmen , welche jedoch wegen Mangels an Beweisen später wieder freigelassen werden mußten . Nur ein Individuum , das man auffing , im Begriff ein Gewehr in einem Waldhause zu verbergen, wurde sofort von einer Jäger- Abtheilung erschossen, das Haus ſelbſt niedergebrannt. In ihrem Quartier Eurville ſ. M. sollte die Eskadron Bethusy in derselben Nacht , vom 28. zum 29., noch einmal die hinterliſtige Feindschaft der Bevölkerung kennen lernen. In einer mit 17 Pferden. der Eskadron belegten Scheune des Orts brach in der Morgendämmerung plöglich Feuer

aus .

Nur mit Mühe

gelang es der

Stallwache, die bei den Pferden schlafenden Dragoner noch rechtzeitig zu wecken. Da außerdem auch das Scheunenthor nicht schnell genug geöffnet werden konnte, hatte das Feuer schon solche Fortschritte gemacht, daß nur noch 6 Pferde zu retten waren. Die übrigen 11 fanden in den Flammen ihren Tod.

Außerdem ver-

brannten eine beträchtliche Menge von Ausrüstungsgegenständen der Leute und Pferde. Oberst v. Gliszczynski hatte fofort das im Orte liegende 3. Bataillon der Füsiliere alarmiren lassen . Mit ihrer Hülfe gelang es, gegen 6 Uhr Morgens des Feuers Herr zu werden. Da die Dragoner in jener Scheune nachweislich Licht nicht gebrannt hatten , so war man von vornherein überzeugt, daß böswillige Brandstiftung seitens der fanatischen Einwohner vorläge. Dieser Glaube verstärkte ſich ſpäter noch erheblich, als man erfuhr, daß nicht lange Zeit darauf eine durchmarschirende Landwehrtruppe in demselben Dorfe nächtlicherweile von den Einwohnern überfallen worden war. Die beiden Vorfälle bei dieser Kolonne wiesen jedenfalls auf erhöhte Aufmerksamkeit den Franktireurs gegenüber hin.

Weder auf

dem Marsch noch im Quartier durften Sicherheitsmaßregeln geſpart werden. Die thatsächlich starke Gährung in der Bevölkerung jener Landstriche hatte übrigens bereits beim großen Hauptquartier den Entschluß zu einer besonderen Verwendung unseres Regiments reifen laſſen.

69

Als am 30. September früh sich die 1. Kolonne von St. Dizier weiter in Marsch auf Faremont ſehen wollte, erhielt Oberstlieutenant v. Rathenow folgendes Telegramm vom Generalfommando aus Bar le Duc eingehändigt : Auf Befehl des großen Hauptquartiers hat das 18. DragonerRegiment die Gegend südlich der Straße nach Châlons zu durchstreifen und am 2. Oktober die Linie Arcis sur AubeChâlons zu erreichen mit Relais nach Châlons . Erhält es dann keine Befehle, marschirt es nach Epernay .

gez. Generalfommando v. Krenski.

Oberstlieutenant v. Rathenow mußte

zur Erfüllung seines

Auftrages zunächst das getheilte Regiment wieder vereinigen. Der Oberst v. Gliszczynski wurde demnach sofort ersucht, die Eskadrons Bethusy und Malzan bei Maiſons , nördlich Vitry , wieder zum Regimentsstab stoßen zu laſſen. Aber leider kam es nicht zur Ausführung dieses dem Regiment zugedachten Sonderauftrages . Mittlerweile war nämlich im großen Hauptquartier beschlossen worden, die 17. Jnfanterie-Diviſion sofort nach Paris heranzuziehen, um mit ihr die Lücke in der Einschließungslinie zu schließen, welche durch Entsendung des I. bayerischen Armeekorps und der 22. Diviſion gegen die Loire entstanden war . Se. Königliche Hoheit der Großherzog gab deshalb von Reims aus den Befehl , die Richtung auf Châlons aufzugeben und sofort auf Paris zu marſchiren. Nur der Stab der reitenden Abtheilung, die schwere

Reserve-Batterie ,

die Pionier-Kompagnie sollten

zur

Belagerung von Soiſſons, die 3. reitende Batterie und das Pferdedepot nach Reims herangezogen werden.

Am 1. Oktober wurden zunächst die beiden bisher getrennten Kolonnen bei Vitry le Français vereinigt. Bei Coulommiers - 8 Meilen östlich Paris -

war für den

7. Oktober die Vereinigung dieser Kolonne mit den unter Befehl des Generals v. Kottwig stehenden Truppen der Diviſion geplant, welche, von Châlons im Marsch auf Soissons begriffen, nunmehr gleichfalls auf Paris beordert worden waren.

70

Die Märsche der zusammengesetzten 34. Infanterie-Brigade unter Kommando des Oberst v. Manteuffel bis Coulommiers vollzogen sich ohne jeden Zwischenfall.

Unser ganzes Regiment

befand sich

ſtets zusammen mit dem 1. Bataillon 89er und der 5. schweren Batterie in der Avantgarde unter dem Befehl des Oberst v. Kleist. Die Quartiere, nach kurzen, vom besten Wetter begünstigten Märschen meist schon Mittags erreicht, ließen auch hier an Güte zu wünschen übrig. Um nähere Befehle für die Brigade einzuholen, wurde am 6. Oktober Abends der Sekondlieutenant Baron v. Rodde nach Coulommiers hineingeschickt, wo die Brigade Kottwiß und der Divisionsstab bereits eingetroffen waren. Sefondlieutenant v. Rodde brachte für das Regiment den Befehl zurück , am 7. Ortsunterkunft in Dörfern südwestlich Coulommiers zu beziehen . Somit war nunmehr die Diviſion wieder vereinigt bis auf die nach Soissons dirigirten Theile der Artillerie - das DragonerRegiment Nr. 17, welches theils gegen Mézières , theils gegen Soissons Verwendung gefunden hatte und den Stab der 17. KavallerieBrigade mit dem Ulanen-Regiment Nr. 11 , welches von Châlons nach Reims beordert war, woselbst Generalmajor v. Rauch das Kommando über die dort befindlichen, zur Okkupation jener Landstriche dienenden Truppen übernommen hatte. Da der Division nähere Befehle über das Einrücken in die Einschließungsstellung

noch

nicht zugegangen

waren ,

konnte den

Truppen am 8. bei Coulommiers ein Ruhetag gewährt werden . Hier mußte der an einem typhösen Fieber erkrankte Portepeefähnrich Frhr. v. Stenglin dem Lazareth des Ortes überwiesen werden, aus dem er am 2. November zu seiner Eskadron zurückfehrte. Am Spätabend des 8. Oktober ging vom Oberkommando der III. Armee, welchem die 17. Diviſion mit ihrem Eintreffen vor Paris unterstellt wurde, der telegraphische Befehl ein , am 9. über Tournan

nach Boissy

St.

Leger

zu marschiren.

Es

sollte

das

XI. Armeekorps , welches nach der Gegend von Versailles rückte, in seiner bisherigen Stellung abgelöst werden . Ein außergewöhnlich starker Marsch wurde damit von der 17. Diviſion verlangt. Die Ablösung des XI . Armeekorps war jedenfalls erst am 10. möglich -- doch wollte die Division bis zum

71

9. Abends noch möglichst dicht auf die

Stellung

desselben

auf-

schließen. Sie marschirte zunächst in zwei Kolonnen bis Tournan, wo abgekocht wurde.

Am Nachmittage wurde im geschlossenen Verbande

der Marsch über Gret, Chevry und Servon fortgesezt.

Mit dem

Grenadier -Regiment, dem Jäger - Bataillon und der 5. schweren Batterie zusammen war der Stab und drei Eskadrons vom Regiment in der Avantgarde -- die Eskadron Malyan marſchirte beim Gros . Erst sehr spät Abends , durchnäßt vom Regen, welcher den ganzen Tag herniedergeströmt war, erreichten die Truppen ihre Quartiere, hart im Rücken des XI . Armeekorps. Vom Regiment kam die 2. Eskadron nach Marolles , die 4. nach Servon, die 1. und 3. nach Villescresnes . Den Stab hatte Lieutenant v. Rodde in dem bei Marolles gelegenen Schlosse des Prinzen Murat untergebracht. Ebenso legten die Offiziere der letzteren beiden Eskadrons

ihr Haupt in dem luxuriös eingerichteten , aber

völlig verlassenen Schlosse Auteuil des Erministers Rouher nieder, was ihnen nach den ärmlichen Hütten der letzten Tage nicht übel behagt haben mag. So waren denn unsere Dragoner vor der feindlichen Riesenfestung angekommen , an deren Einschließung sie nunmehr volle vier Wochen theilnehmen sollten.

Am

folgenden

Tage

von der

Höhe bei Boissy - St. Leger aus bot sich ihnen zum ersten Mal die herrliche Aussicht Stadt.

auf das unendliche Häusermeer der gewaltigen

Die Ablösung des XI. Armeekorps fand am Nachmittage des 10. Oktobers statt.

Die Division hatte Befehl erhalten, das Stück

der südöstlichen Einschließungsstellung zu besetzen, welches von Seine und Marne begrenzt wird. Der rechte Flügel der Vorposten sollte zwischen Creteil und Bonneuil an der Marne, der linke bei Choisy le Roi an der Seine Anlehnung finden. Dadurch erhielt die Division als Nachbarn zur Linken das VI. Armeekorps , zur Rechten die württembergische Division. Nach dem Divisionsbefehl vom 9. Oktober war die Vorpostenstellung in zwei selbstständige

Flügelabschnitte zerlegt.

In jedem

Abschnitt sollte eine halbe Eskadron unseres Regiments zum Vorpostendienst herangezogen werden. Es begann damit die Eskadron Haeseler, welche mit 2 Zügen unter Befehl des Rittmeisters selbst

-

72

zum linken Flügelabſchnitt (Füsilier-Regiment Nr . 90) in das Gros an der Vorposten rückte, welches bei der Ferme de l'Hôpital der von Paris nach Melun führenden Straße Aufstellung genommen hatte.

Premierlieutenant v. Huth stieß mit den beiden anderen Zügen der Eskadron zum rechten Flügelabschnitt (Grenadier-Regiment Nr. 89). Da man hier mit weniger Kavallerie auszukommen glaubte,

so erhielt Premierlieutenant v. Huth alsbald Befehl, nur 1 Unteroffizier und 12 Dragoner bei den Vorposten zu belaſſen , mit dem Rest aber in das seiner Eskadron zugewiesene Quartier abzurücken. Ein Divisionsbefehl vom 13. Oktober änderte obige Abschnittsbesetzung dahin ab, daß fortan die 33. Infanterie- Brigade den rechten, die 34. den linken Flügelabschnitt besegen und sichern sollte und daß vom Dragoner-Regiment nicht mehr als ein halber Zug in jedem Abschnitt zum Vorpostendienst zu verwenden sei . Die Ablösung der Vorposten sollte alle 3 Tage stattfinden. In der Gestellung des befohlenen Zuges wechselten sich die Eskadrons ab, die sich im Uebrigen durchaus seßhaft in ihren von den Einwohnern gänzlich verlassenen Quartieren einrichteten . Der Stab hatte Unterkunft gefunden in dem sehr schönen ehemaligen Luftschloß der Marquise de Pompadour, Château le Piple, die 1. Eskadron in Such en Brie, die 2. und 3. weitesten zurück in Marolles .

in Boissy St. Leger, die 4. am

Zum dritten Mal war nun das Regiment zum wochenlangen Stillliegen verurtheilt. Gar bald bildeten Bahnreiten und Fußdienſt wieder die friedliche Vor- und Nachmittagsbeschäftigung. Immerhin aber gestalteten hier die an sich großartigeren und interessanteren Verhältnisse den Aufenthalt vor der Festung angenehmer und belebender als vor Metz und Toul. In den ersten Tagen brachten zunächst wieder die angelegentlichst befohlenen genauen Geländeerkundungen Offizier- und Unteroffizierpatrouillen manch intereſſanten Ritt ; dann boten die bald nothwendig werdenden Beitreibungskommandos einige Abwechſelung , welche, um überhaupt noch aus der ſtark ausgesogenen Gegend Vieh zu be= schaffen, weiter ins Land hinein ausgedehnt werden mußten. So war vom 12. bis 14. Oktober der Premierlieutenant v. Viereck mit 2 Zügen der 2. Eskadron behufs Beitreibung von Vieh in der Gegend von Brie Comte Robert südöstlich Paris unterwegs, ebenso die ganze Eskadron Haeseler vom 15. bis 17. Oktober in der Gegend von Melun.

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1 73

74

Letterer Ort hätte leicht für die Eskadron und das sie begleietwa 80 Mann vom Grenadiertende Infanteriekommando -verhängnißvoll werden können . Die herausfordernde Regiment feindselige Haltung der Bevölkerung belehrte den Führer rasch , wie sehr die Truppe, welche vom Rittmeister v. Haeseler in der französischen Kavalleriefaserne untergebracht war , auf ihrer Hut zu sein hatte. Als folgenden Tages die Beitreibungen und Ankäufe von lebendem Vieh in der Umgegend durch einen Intendanturbeamten ſich vollzogen hatten, kehrte denn auch Rittmeister v . Haeseler nicht nach Melun zurück, sondern brachte das Detachement in dem kleinen Dorfe Courceau unter, wo er sich befähigt halten konnte, einem Ueberfalle erfolgreich zu begegnen . Wie berechtigt diese Vorsicht war und welche Gefahr drohte, zeigte eine bald darauf in die Hände des Rittmeisters v. Haeseler gelangte Zeitungsnotiz, nach welcher der Kommandant von Fontainebleau (?) bereits angewiesen war , nach Melun zu marschirer, die Offiziere im Hotel, wo sie diniren würden, aufzuheben und sodann die führerlose Truppe in der Dunkelheit in der Kaserne gefangen zu nehmen. " Mehrfach auch hatte das Regiment Aufsichtskommandos für Transporte zu gestellen, so die Lieutenants

v. Pappenheim und

Graf v. d . Recke mit ihren Zügen nach Meaux.

Alle diese Kom-

mandos, ſo proſaiſch ſie ſonſt ſind, schlossen hier den Reiz der Gefahr in sich, weil allenthalben die verwegenen Freischärler die Gegend unsicher machten. Mehrfach war bereits auf einzelne Soldaten geschossen worden. In allen Dörfern , welche von den Dragoner- Abtheilungen oder deren Patrouillen berührt wurden, war daher von den Führern an die Maires die Bekanntmachung übergeben worden , daß Jeder, der außerhalb der Hauptstraße in Wald oder Feld betroffen , ohne Weiteres erschossen werden würde. Zum Schuß der von Chevry nach Greg führenden Telegraphenverbindung hatte die Eskadron Malzan vom 15. ab einen Zug nach Chevry, halbwegs zwischen Tournan und Brie Comte Robert zu entsenden, welcher die zu schützende Strecke dauernd abpatrouillirte. Einen wirklichen Zusammenstoß mit Franktireurs erlebte der Lieutenant Graf v. d . Recke. Derselbe war am 17. Oktober mit dem Zahlmeister Bütow, 3 Unteroffizieren und 18 Dragonern nach dem bereits erwähnten Melun entsandt, um Leder und Hufnägel für das Regiment zu kaufen. Als seine vorgesandte Spite sich der Gleich darauf eröffnete Vorstadt näherte, fielen plötzlich Schüsse.

75

ein Haufe von 50 bis 60 Franktireurs ein lebhaftes Feuer auf die nachfolgende Abtheilung . Nur dem schlechten Schießen Unverwar es zu danken , daß letztere keine Verluste erlitt. richteter Dinge mußte Lieutenant Graf v . d . Recke zum Regiment zurückkehren. Als die Division, zugleich mit der Kenntniß von diesem Vorfall, von der Telegraphenstation Yères die Nachricht erhielt, daß stärkere Massen Franktireurs gegen den Rücken der Division im Anmarsch sein sollten , beschloß sie sofort durch gemischte Abtheilungen das Gelände weiterhin aufklären und gegebenenfalls von Franktireurs säubern zu lassen. Am 22. Oktober früh erhielt Oberstlieutenant v. Rathenow von der Division den Befehl, mit zwei Kompagnien, einer Eskadron und einer Batterie gegen Brie Comte Robert zu marschiren, um in dortiger Gegend auf Franktireurs zu fahnden. Ein gleiches Detachement mit einer Eskadron des mittlerweile eingetroffenen Ulanen-Regiments Nr. 11 wurde gegen Melun entsandt . Zu gleichem Zweck wurde die Eskadron Malzan über Chevry nach Greg, eine Ulanen- Eskadron nach Corbeil und Combs la Ville vorgetrieben.

Ueberall sollte Verbindung unter den einzelnen Ab-

theilungen aufgenommen und so das ganze Gelände systematisch durchstreift werden. Oberstlieutenant v. Rathenow marschirte mit der 10. und 11. Kompagnie des Infanterie-Regiments Nr. 75, der Eskadron Arnim und der 3. reitenden Batterie bis Brie Comte Robert, machte hier mit der Infanterie und Artillerie Halt und ließ durch die Eskadron Offizier- und Unteroffizier-Patrouillen ſtrahlenförmig in das Vorgelände entsenden, die bis auf eine starke Meile Alles genau abzusuchen hatten. Leider kehrten die Patrouillen zurück, ohne daß ſie die Anwesenheit von Franktireurs hätten feststellen können . So mußte das Detachement am Nachmittag seinen Rückmarsch antreten . Die sonst entsendeten Abtheilungen hatten ebenso wenig Erfolg gehabt. Zur größeren Sicherheit mußte fortan das Regiment täglich Morgens und Abends durch stärkere Offizierpatrouillen das weiter im Rücken der Division liegende Gelände, nördlich bis Ouzouer, öſtlich und südlich bis Férolles, Santenay und Lessigny, namentlich auch das Gehölz von Nôtre- Dame absuchen lassen.

Kleine Trupps

vom Jäger-Bataillon unterstützten dabei die Patrouillen.

76



Am 17. Oktober war der Stab der 17. Kavallerie- Brigade mit dem Ulanen -Regiment Nr. 11 und der ihr jetzt zugetheilten 3. reitenden Batterie von Reims hier wieder zur Division gestoßen. Es fehlte dagegen noch das Dragoner-Regiment Nr. 17, welches bis Mitte November in der Gegend zwischen Laon und Reims verblieb. Unser Regiment trat mit dem Eintreffen des Brigadestabes wieder unter deſſen unmittelbare Befehle, da eine besondere DivisionsKavallerie bis auf Weiteres nicht bestehen sollte. Alle bisher vom Regiment allein gestellten Kommandos : VorpostenKavallerie, Ordonnanzen, Meldereiter, Relaisposten zur Telegraphenstation 2c. 2c. geschahen von nun ab in viertägiger Abwechselung mit den Ulanen. General v. Rauch , der in Château la Grange Quartier bezog, beſtimmte den Alarmplatz der Brigade zwischen Limeil und Château la Grange.

Mehrfach führte denn auch Alarm das Regiment hierher,

so am 19. und 20. Oktober, wo ein größerer Ausfall gegen das VI. Armeekorps erwartet wurde.

Ein späterer Korpsbefehl ordnete

an, daß die zwei Kavallerie-Regimenter und die beiden reitenden Batterien im Falle einer Alarmirung der 17. Division sich als Korpsreserve am Fuße der Höhe von Limeil zu versammeln hätten . Am 25. Oktober traf Se. Königliche Hoheit der Großherzog

von Reims

her

vor Paris

ein,

um

hier

den Befehl

über

die

17. und die württembergiſche Diviſion zu übernehmen . Da Höchſtderselbe sein Hauptquartier in Château le Piple nahm, wurde unser Regimentsstab nach Boissy St. Leger, die dritte Eskadron von dort nach Such en Brie verlegt. Zwei Tage später traf auch das Pferdedepot des XIII. Armeeforps von Reims her bei der Division ein, welcher es fortan attachirt Auf seinen besonderen Wunsch war Lieutenant Keding in

blieb.

der Führung desselben durch einen anderen Offizier abgelöst worden trat zu seiner Eskadron zurück. Se. Königliche Hoheit der Großherzog hatte die Gnade, ihm in einem Korpsbefehl seine An-

und

erkennung für die bei der Führung des Pferdedepots bewiesene Pflichttreue und Umsicht auszusprechen. Bald darauf, Mitte November, wurde ihm die weitere Auszeichnung zu Theil, als Ordonnanzoffizier zum Stabe Sr. Königlichen Hoheit des Großherzogs kommandirt zu werden, in welchem er bis zum Ende des Feldzuges verblieb. Vom 30. Oktober ab hatte das Regiment einige 20 Dragoner,

77

unter Führung eines Offiziers, auf den die Vorpostenlinie schneidenden Hauptstraßen in Creteil und Bonneuil zu gestellen, um die zahlreichen Civilpersonen , welche hier mit Erlaubnißschein die Vorpostenkette passiren durften, zum VI. Armeekorps zu eskortiren, welches ihre Es waren vor= Weiterbeförderung nach Versailles veranlaßte . nehmlich Gesandte und Geschäftsträger fremder Staaten, welche sich beeilten, die eingeschlossene Festung zu verlassen. Gar oft öffnete in diesen Wochen der Himmel seine Schleusen über Freund und Feind. Die Nächte fingen an empfindlich kalt zu werden. Dankbar empfanden die Dragoner die Vertheilung wollener Hemden und die Ankunft eines neuen Transportes wärmender Liebesgaben. Es war kein Wunder, daß die Erkrankungen an Typhus und Ruhr, die schon auf dem Marsch von Toul nach Paris begonnen hatten, hier weiter um sich griffen . Etwa 25 Dragoner mußten in diesen vier Wochen dem Lazareth überwiesen werden. Als das Regiment in der ersten Hälfte des November von Paris abrückte, wies es den ziemlich beträchtlichen Krankenbestand von 6 Unteroffizieren und 52 Dragonern auf. Der

Unterarzt

Dr.

Meyerhoff,

welcher sich

durch seine

Vortrefflichkeit als Mensch wie als Arzt rasch die allgemeine Liebe der Offiziere und Mannschaften erworben hatte , war hier durch A. K. O. vom 28. Oktober zum Aſſiſtenzarzt befördert worden. Die Verpflegung der Mannschaften

konnte bei der ganz aus-

gefogenen Umgegend keine sehr glänzende sein. Glücklicherweise hatte man noch eine Anzahl Roggen- und Weizenmieten vorgefunden, vermittelst derer doch wenigstens der dringendste Brotbedarf gedeckt werden konnte. Zum Ausdreschen des Korns war ein besonderes Das Regiment hatte Dreschkommando in Servon eingerichtet. dauernd einen Zug dorthin kommandirt. Die Lieutenants v. d . Lühe und v. Müller , welche diese Kommandos hatten, mußten hier vollständig die Rolle eines Kriegers mit der eines Inspektors vertauschen. Auch die berühmte Erbswurst lernten vor Paris zum ersten Mal unsere Leute kennen .

Für den Mittagstisch der Offiziere brachten

oft die Nimrode des Regiments

eine willkommene Abwechselung ;

die Jagd auf Fasanen und Hasen war eine vielbeliebte lohnende Nachmittagsbeschäftigung. Offizieren und Mannschaften famen

78

schließlich noch die mancherlei Weinvorräthe zu Gute, die immer wieder in den Quartieren von besonders feinen Spürnasen entdeckt wurden. Weniger gut erging es den Pferden. Der Hafer war so knapp geworden , daß an der Mehrzahl der Tage das Regiment im Magazin von

Gros

Bois

nur halbe,

Rationen empfangen konnte.

niemals

Glücklicherweise war

aber ganz volle es den meiſten

Eskadrons gelungen, Hafermieten, welche innerhalb des Fortbereiches lagen und daher von der Intendantur nicht mit Beschlag belegt waren, zu ermitteln und Nachts in ihre Quartiere einzufahren. Ein sehr nöthiger Zuschuß war damit für die Pferde gefunden, alsbald die größten Strapazen herantreten sollten. Am Spätabend

des

7. November ging durch das

an welche

General-

kommando die kurze Benachrichtigung zu , daß die Diviſion am 9. November aus der Einschließungsstellung abmarschiren solle, um in süwestlicher Richtung im freien Felde Verwendung zu finden. Wie

ein Lauffeuer ging die Nachricht durch alle Quartiere.

Am frohesten mögen sie die Reitersleute begrüßt haben, die bis jetzt immer nur unüberwindliche Mauern und Gräben vor sich gesehen hatten. Nun war doch endlich Aussicht, dem Gegner im freien Felde an die Klinge zu kommen! in die Zukunft geblickt haben,

Wer sollte nicht kampfesfreudig

als die Diviſion am 9. November

der feindlichen Hauptstadt den Rücken kehrte! Es begann damit für unser Regiment der bei weitem schönere und intereſſantere Theil des Feldzuges, reich an kriegerischen Begebenheiten, reich an großen, oft ungeheueren Anstrengungen, aber reich auch an dem herrlichen Empfinden, welches treue Pflichterfüllung in dem Herzen des begeisterten Soldaten hervorruft.

6. Gegen Orléans und Chartres. (Siehe Uebersichtskarte 1.) Die Meldungen

der Kavallerie - Divisionen ,

welche

von der

obersten Heeresleitung mit der Aufklärung in den Landstrichen westlich und südlich der eingeschlossenen Hauptstadt beauftragt waren, hatten bis

Anfang November ergeben,

daß die Rüstungen welche Frank-

-

reichs

nunmehriger

79

Gambetta im

Gewalthaber

westlichen Theil des Landes ins Leben gerufen hatte,

mittleren

und

in gewaltigem

Aufschwunge waren. Ueber Stärke und Hauptversammlungsorte des Gegners fehlte es allerdings noch an zuverlässiger Kunde. Alles deutete indessen auf eine baldige Offensive hin und die Vermuthung lag nahe, daß der Gegner den beabsichtigten Entsatz der Hauptstadt versuchen werde, noch bevor die Armee des Prinzen . Friedrich Karl, welche durch die Kapitulation von Metz am 27. Oktober frei geworden war, helfend eingreifen könne. Deshalb wurde im großen Hauptquartier die Bildung einer neuen Armee-Abtheilung befohlen zu dem Zwecke, versuchen des Gegners entgegen zu treten. Die Armee-Abtheilung sollte befindlichen

I.

bestehen

bayerischen Armeekorps

etwaigen Entſay-

aus dem bei Orléans

(v . d .

Tann)

nebst

der

2. Kavallerie-Division, aus der um Chartres liegenden 22. Infanterie-, 4. und 6. Kavallerie-Division und aus der aus dem Einschließungsgürtel ausscheidenden 17. Infanterie-Diviſion . An die Spitze Befehls vom

der Armee- Abtheilung

trat laut Allerhöchsten

7. November Se . Königliche Hoheit der Großherzog.

Bei einem Entsaßversuch feindlicherseits erschien augenblicklich die Richtung über Chartres , westlich welcher Stadt stärkere Abtheilungen aller Waffen gemeldet waren, am meisten gefahrbringend . Hier stieß der gegnerische Angriff nur auf die 22. Division und konnte dann in zwei Tagemärschen den Rücken des Einschließungsheeres erreicht haben. Es sollte infolge dessen nach den Direktiven der III. Armee, welcher die Armee- Abtheilung einstweilen unterstellt blieb, letztere am 12. November in der Linie Chartres- Châteaudun aufmarschirt sein.

Die 17. Division, welche in der Einschließungsstellung durch die

mittelst

der Bahn von Metz herangeschaffte 4. InfanterieDivision ersetzt wurde, sollte über Orsay, St. Arnould, Alonnes am 12. November Bonneval erreichen.

Der Divisionskommandeur beschloß, den Marsch dorthin der besseren Unterkunft wegen auf zwei Straßen und in drei Kolonnen auszuführen.

Als

nördliche

Limours und St. Arnould,

Straße

wurde die über

Palaiseau,

als südliche die über Athis ,

Angervilliers und Dourdan gewählt.

Epinay,

80

Der Regimentsstab, die 1., 2. und 3. Eskadron wurden der südlich marschirenden Kolonne zugetheilt. Dieselbe, unter dem Befehl des Generalmajors v. Rauch, bestand weiter aus der 34. InfanterieBrigade, der 5. und 6. leichten und 3. reitenden Batterie. Auf der nördlichen Straße sollte die 33. Infanterie-Brigade mit dem Ulanen- Regiment und drei Batterien unter Befehl des Generalmajors v. Kottwig marſchiren. Hier hatten mit Abſtand als 3. Kolonne sämmtliche Trains zu folgen, denen ein Bataillon Infanterie-Regiments Nr. 75 und die Eskadron Malkan als Bedeckung beigegeben wurden. In der Frühe des 9. November überschritt die Division bei Villeneuve

St. George die Seine,

um sich

alsdann den Marsch-

straßen entsprechend zu trennen. Bei der südlichen Kolonne übernahm Oberſtlieutenant v. Rathenow mit drei Eskadrons unseres Regiments, dem Jäger-Bataillon und der 3. reitenden Batterie die Avantgarde. In sehr engen Quartieren fand das Regiment am späten Nachmittag Unterkunft östlich Limours, mit Stab und 2. Eskadron in Janvry, mit der 1. in Jean de Beauregard, mit der 3. in La Broſſe und Chante Coq . Heute wie die folgenden Tage machte sich zum ersten Mal der herannahende Winter in

empfindlicher Weise bemerkbar.

Regen,

Schnee und Kälte gestaltete die langen 7 bis 9 Stunden dauernden Märsche wenig angenehm. Der folgende Tag führte die Avantgarde bis in das Gelände westlich Dourdan. Stab , 2. und 3. Eskadron bezogen Ortsunterkunft in St. Meme, die 1. Eskadron in Grillon. Schon war von hier aus der Weitermarsch auf Alonnes angeordnet, als

in der Nacht vom

10. zum

11.

infolge Weiſung des

großen Hauptquartiers von Sr. Königliche Hoheit dem Großherzog ein Befehl einging, welcher den beabsichtigten Aufmarsch der ArmeeAbtheilung in der Linie Chartres -Châteaudun nicht mehr zur Ausführung kommen ließ. Die inzwischen veränderten Verhältnisse bei Orléans hatten andere Maßnahmen nothwendig gemacht.

General v. d . Tann war

durch das Vorgehen bedeutender Streitkräfte auf dem rechten LoireUfer von Tours her gezwungen worden, Orléans wieder zu räumen. Infolge des heftigen Zusammenstoßes bei Coulmiers war am 10. November ein weiterer Rückzug bis Toury an der großen Straße Orléans - Paris nothwendig geworden .

81

-

Zur Abwendung der hier drohenden Gefahr sollte Se. Königliche Hoheit der Großherzog dem bayerischen Korps mit den noch übrigen Truppen der Armee- Abtheilung so schnell wie möglich zu Hülfe eilen, um dann nördlich Orléans die weiteren Maßnahmen des Feindes abzuwarten. Die 17. Division erhielt Befehl, am 11. scharf südlich nach Angerville ---- 1/2 Meile nördlich Toury abzubiegen. Die 22. Infanterie- Division und 4. Kavallerie- Division hatten sich schon am Tage vorher mit dem bayerischen Korps vereinigt.

Die

6. Kavallerie- Division übernahm die Deckung der nunmehrigen rechten Flanke. Die Division vereinigte in der Frühe des 11. ihre getrennt marschirenden Kolonnen und folgte alsdann der von Dourdan über Authon nach Angerville vorausgeschickten Kavallerie-Brigade. Die Eskadron Malzan war zum Regiment zurückgetreten. Die Eskadron Bethusy wurde von der Brigade voraufgeschickt , um baldmöglichst die Verbindung mit dem I. bayerischen Armeekorps aufzunehmen. Ein Zug der 2. und 3. Eskadron war Gros der nachfolgenden Diviſion verblieben.

bei Avantgarde und

Nach recht unangenehmem Marsch bei naßfaltem, unfreundlichem Wetter mit zeitweisem Schneesturm erreichte die Brigade Angerville. Da die ihr zugedachten Ortschaften bereits sämmtlich von bayerischen Truppen vollgepfropft waren, so konnten erst nach längerem Warten die neu ausgegebenen Quartiere bezogen werden. Unser Regiment ging in enge Ortsunterkunft südlich Angerville westlich der Straße nach Toury und zwar mit Stab und der 2. Eskadron nach Jntreville, mit der 1. nach Rouvray - St. Denis , mit der 3. nach Meronville, mit der 4. nach Neuvy - La Beauce. Die Division bezog Quartier in und nördlich Angerville. Nach den im Laufe des 11. eingegangenen Nachrichten stand der Feind, mit welchem nach dem Gefecht bei Coulmiers am 9. November die Fühlung verloren gegangen war, mit ansehnlichen Kräften südlich Artenay an der großen Straße Orléans — Paris . Der stark angegriffene Zuſtand des bayerischen Armeekorps verbot vorläufig ein Vorgehen . Se. Königliche Hoheit der Großherzog beschloß daher , die Armee- Abtheilung auf der Linie Outarville - Toury - Ymonville zusammenzuziehen, den Truppen Ruhe zu gönnen und durch die Kavallerie weitere Nachrichten über den Feind einzuholen. 6 v. Unger, 2. Großherzogl. Mecklenburg. Drag. Regt. Nr. 18.

82

Zur Entlastung

der

ebenfalls

sehr

ermüdeten

2. Kavallerie-

Division wurde am 12. November die 17. Kavallerie - Brigade den Sie erhielt hier Befehlen des Generals v. d . Tann unterstellt. die Weisung , die 5. Kavallerie- Brigade (v. Baumbach) Vorpostenstellung abzulösen ,

in ihrer

auf der Straße nach Orléans aufzu-

klären und möglichst bestimmte Nachrichten über Stärke und Zusammensetzung des Feindes zu bringen. Generalmajor v . Rauch übernahm in Toury das Kommando über die gesammten nunmehr aus der zusammengesetzten 3. bayerischen Infanterie- und der 17. Kavallerie-Brigade beſtehenden Vorposten. Unser Regiment hatte im Beſonderen das 1. Schlesische HuſarenRegiment Nr. 4 abzulösen und erhielt zur Vorpostenaufstellung das Gelände östlich der Chaussee nach Orléans bis zum Dorfe Bazoches, woselbst sich Abtheilungen der 2. Kavallerie-Division anschlossen.

Die

Straße nach Orléans selbst und das Gelände weſtlich davon fiel dem 11. Ulanen - Regiment zu. Zum ersten Mal zog das Regiment hier auf Vorposten gegen einen im freien Felde befindlichen Gegner. Zur Verwendung in vorderer Linie wurde nur die Eskadron Haeseler beſtimmt. Die drei übrigen Eskadrons bezogen Quartier in Dison , wo sie in Gemeinschaft mit bayerischen Truppen eng zusammengedrängt die ganze Nacht hindurch in steter Bereitschaft blieben. Man glaubte allgemein auf Ueberfälle des

nahen Feindes gefaßt sein zu müſſen.

war durchnäßt vom Regen und Schnee.

Alles

Dazu fehlte die gesammte

Bagage , welche nicht hatte nachgezogen werden können. Erst am Abend des folgenden Tages stieß dieselbe wieder zu den Eskadrons . Rittmeister v. Haeseler stellte zwei Züge seiner Eskadron als Piket bei Coulu Ferme südöstlich Dison auf, schob einen Zug als Feldwache gerade vor sich,

einen anderen südwestlich Diſon an den

Südausgang von Lion en Beauce . Patrouillen hielten Verbindung auf beiden Flügeln und klärten das vorliegende Gelände auf, in welchem man allenthalben den Feind vermuthete. Bis zum Abend jedoch waren von ihnen die meiſten der vorUnter diesen liegenden Dörfer unangefochten durchritten worden . Umständen mußte Rittmeister v . Haeseler fürchten , die Fühlung mit dem Feinde gänzlich zu verlieren. Mißmuthig , daß keine bestimmten Meldungen

über

die Anwesenheit

desselben eingegangen

waren , beschloß der jugendliche Eskadronchef persönlich in Frühe des 13. November einen Erkundungsritt vorzunehmen.

der

83

Gegen 4 Uhr Morgens verließ Rittmeister v. Haeseler mit dem Unteroffizier Pundt und den Gefreiten Vogelsang und Zieß die Vorpostenlinie. Dörfer

Nachdem die zunächst vor der Front gelegenen

vollständig

leer

gefunden

waren ,

zog

sich

Rittmeister

v. Haeseler im Bogen nach Artenay heran. Um nicht auf die Front des hier bestimmt vermutheten Feindes zu stoßen , wurde von der Südostseite in die Stadt hineingeritten.

Noch war die Sonne

nicht aufgegangen . In den Straßen lag ein feuchter , dicker Nebel, der nur wenige Schritte weit sehen ließ. Nirgends war ein lebendes Wesen zu entdecken ; nur glaubte Rittmeister v. Haeseler stets vor sich einen schattenhaften Reiter zu gewahren , welcher die Patrouille beständig im Auge behielt.

Als der nördliche Ausgang der Stadt

erreicht war , ließ Rittmeister v. Haeseler vom Pferde

aus die

Fensterläden einiger Häuser öffnen. Unschwer waren in den Zimmern eine Menge schlafender Soldaten zu erkennen. Artenay war also doch noch besetzt.

Die nördlich der Stadt vermutheten Vortruppen

hoffte Rittmeister

v. Haeseler

in

deren Rücken

beobachten

zu

können und nahm deshalb die weitere Richtung auf der großen Straße nach Paris . Nach einer Weile bemerkte derselbe in nebelhaften Umriſſen eine In dem festen Kavallerie - Abtheilung vor sich auf der Chauffee. Glauben, befreundete Reiter vor sich zu haben , setzt die Patrouille getrost ihren Weg fort. Da , auf 20 Schritt herangekommen , rufen plöglich Rittmeiſter v . Haeseler und Unteroffizier Pundt wie aus und im nächſten einem Munde : "1 Das sind ja Franzosen !" Moment kracht ihnen auch schon aus den langen Karabinern eine Salve entgegen. Im Galopp geht's sofort aus der Chaussee zurück, hinterdrein unter fortwährendem Schießen und wildem Geschrei der feindliche Reiterhaufen . Jetzt sieht Rittmeister v. Haefeler, wie von Artenay aus eine Infanterie-Abtheilung vermuthlich die aufLinks bietet der hohe Bahngeweckten Schläfer vormarschirt. damm ein unangenehmes Hinderniß , also nach rechts herunter von der Chaussee! Im Jagdgalopp gehts in westlicher Richtung durch den knietiefen Acker.

Schuß auf Schuß des nachjagenden Feindes

fällt, aber glücklicherweise keine Kugel trifft ihr Ziel. Geraume Zeit dauert die Jagd - aber die braven mecklenburgischen Pferde überwinden den tieſen Boden doch besser, als die kleinen Schimmel des Feindes . Immer geringer wird die Zahl der Verfolger und Rittmeister v. Haeseler ,

von deſſen Seite Pundt und Vogelsang 6*

84

nicht gewichen sind , Chaussee heranziehen.

-

kann sich im Bogen allmälig wieder zur Noch immer wurden die Reiter heftig be-

schossen, aber bald stellt die feindliche Abtheilung auf den total ermüdeten Pferden die Verfolgung ganz ein. Auf der Chaussee heimwärts trabend stieß die Patrouille sehr bald auf eine bayerische Infanterie-Kompagnie, welche, durch das viele Schießen alarmirt, zur Erkundung vorgesandt war. Rittmeister v. Haefeler konnte nunmehr dem General v. Rauch und Oberstlieutenant v. Rathenow melden ,

daß Artenay noch mit

Infanterie besetzt sei, daß Kavallerie davor auf Vorposten stände und anscheinend hinter Artenay weitere Truppen lägen , daß dem linken Flügel unserer Vorpostenstellung gegenüber sich dagegen feindliche Abtheilungen nicht gefunden hätten . Einen gleichfalls sehr interessanten Ritt machte an demselben Vormittag

der

Lieutenant Graf v. d . Recke

der 4. Eskadron , v. Malzahn.

mit dem

4. Zuge

freiwillig begleitet vom Portepeefähnrich Frhrn.

Er verließ um 7 Uhr die Vorposten mit dem Auftrage ,

die

Chaussee zwischen Artenay und Orléans bis 12 Uhr Mittags zu beobachten. Ohne auf den Feind zu stoßen , gelangte Lieutenant Graf v. d . Recke bis an den Südrand von Artenay. Von hier nach Süden weiter vordringend ,

fand

er die östlich der Chaussee

gelegene Ferme la Grange von feindlicher Infanterie , die Ferme Arblay von abgesessener Kavallerie besetzt . Aus La Grange erhielt er heftiges Feuer, das ihm jedoch Verluste nicht zufügte . Etwa eine halbe feindliche Eskadron , die sich zu gleicher Zeit zwischen Arblay und Chichy zeigte, hinderte ein weiteres Vorgehen um diesen Flügel. Lieutenant Graf v. d. Recke versuchte deshalb nunmehr westlich der Chaussee weiter nach Süden vorzudringen. Hier fand er alsbald Château Auvilliers von feindlicher Infanterie und Kavallerie besett, Die weiter westlich ebenso eine Anzahl Gehöfte an der Chaussee. gelegenen Fermen Lille und Murville hatte der Feind frisch verlassen. Hier ließ der Patrouillenführer ſeinen Zug zurück, um allein , nur begleitet vom Portepeefähnrich Frhrn. v. Malzahn , noch weiter südwärts vorzudringen. von Chevilly .

So gelangten die Beiden bis in die Gegend

Hier konnte Lieutenant Graf v . d . Recke das Vor-

handensein eines größeren Biwaks südöstlich Chevilly feststellen, dessen Truppen gerade im Aufbruch begriffen waren , Marsch auf Artenay zu ſeßen.

um sich alsbald in

85

Nach diesen Wahrnehmungen beschloß Lieutenant Graf v. d . Recke , da es Mittag geworden, den Heimweg anzutreten. Mittlerweile war vom Regiment schon eine Patrouille entsandt worden , welche den Lieutenant Graf v. d . Recke aufsuchen und von dem inzwischen erfolgten Abmarsch des Regiments aus seiner bisherigen Stellung benachrichtigen sollte. Diese Patrouille, geführt vom Gefreiten Köhler der 4. Eskadron, entledigte sich mit vieler Bravour ihres schwierigen Auftrages .

Bereits

nördlich Artenay erhielt sie von einer am Eisenbahndamm poſtirten feindlichen Infanterie - Feldwache Feuer , ritt nichtsdestoweniger nach Artenay hinein, während gleichzeitig gegnerische Infanterie in die Stadt einrückte, welche die Patrouille mit starkem Feuer empfing. Aus dem Orte vertrieben ,

gelang

es der Patrouille alsdann bei

der Ferme Villeneuve westlich der Stadt den Lieutenant Graf v. d. Recke zu finden und sich ihres Auftrages zu entledigen. In demselben Augenblick schwärmte

auch schon von Artenay her eine

dichte Schüßenlinie aus , ihr Feuer gegen die Dragonerſchaar eröffLieutenant Graf nend , die nunmehr ihren Heimweg fortsette. v. d.

Recke lobte

besonders

das

Benehmen

des

Unteroffiziers

Schuldt, der , beim Hinritt als stehende Patrouille bei Artenay zurückgelassen , seinen Posten trog heftigen Schießens der vorrückenden Infanterie lange Zeit nicht aufgab ; ebenso das entſchloſſene geschickte Reiten der Dragoner Winkel und Graak, denen es trot zahlreicher feindlicher Kavalleriepatrouillen gelang , die Meldungen durchzubringen. Gegen 2 Uhr stieß Lieutenant Graf v . d . Recke wieder zum Regiment, welches marschirt war.

mittlerweile

von

Dison

nach

Allaines

ab-

Schon begann sich das der 17. Division beschiedene Schicksal fühlbar zu machen. Ruhelos sollte sie sein , rastlos hin und her marschiren , nach allen Seiten die Stirne bieten und immer neuem Feinde nachspüren !

Sie, wie die 22. Diviſion , welcher ein gleiches

Loos beschieden war , brachten ja auch aus dem Feldzuge den Beinamen der 11 Kilometerdivision " mit heim! Die Erkundungen des 11. und 12. November hatten ergeben, daß die feindliche Loire-Armee nördlich Orléans in der Versammlung begriffen war. Die auffallende Unthätigkeit derselben ließ den Schluß zu, daß der Gegner hier noch nicht im Stande sei , die Offensive zu ergreifen. Da der Feind zugleich am obern Loir- Bach

86

und an der Eure eine größere Rührigkeit entfaltete, hielt Se. Königliche Hoheit der Großherzog es für angezeigt,

wieder die Gegend von

Chartres aufzusuchen , um von dort aus in mehr centraler Aufstellung Vorstößen sowohl von Le Mans wie von Orléans her entgegentreten zu können . Es konnte dieser Abmarsch von der Straße Orléans -- Paris um so mehr ohne Gefahr geschehen , als dieselbe durch das Heranrücken der Armee des Prinzen Friedrich Karl mit jedem Tage mehr gesichert wurde. Se. Königliche Hoheit der Großherzog beschloß daher , am 13. November hinter dem Schleier der südwärts herausgeschobenen 2. und 4. Kavallerie - Diviſion den Rechtsabmarsch nach Chartres anzutreten. Die 17. Kavallerie-Brigade sollte vorläufig noch dem I. bayerischen Armeekorps unterstellt bleiben. Als Marschziel war ihr die Gegend von Ymonville, südöstlich Chartres, angegeben. Nach erfolgter Ablösung durch die Brigade Barnekow der 2. Kavallerie- Diviſion , wobei unser Regiment die Vorposten an die 5. Husaren übergab , folgte die 17. Kavallerie-Brigade Mittags dem I. bayerischen Armeekorps zur Deckung des Abmarsches über Allaines . Gegen 5 Uhr Nachmittags wiesenen Quartiere nördlich

erreichte das Regiment die ihm zugedes Ortes .

Stab

und

3. Eskadron

gingen nach Espiers , die 1. nach Ymonville , die 2. nach Château St. Germain, die 4. nach Corceaux Ferme. Wegen der noch herrschenden Unsicherheit über die Absichten des Gegners führte die Armee-Abtheilung am folgenden Tage weitere Bewegungen nicht aus . Der Kavallerie lag es ob, die Aufklärung fortzuſeßen. Unser Regiment hatte von der Brigade den Auftrag erhalten, wieder gegen Artenay und Orgères zu erkunden. Verschiedene Offizierpatrouillen wurden dementsprechend in die befohlenen Richtungen entsandt. Von der 2. Eskadron patrouillirten die Lieutenants v. Rodde und v. Derzen mit je einem Zuge Vor- und Nachmittags über Marny – Bazoches les Hautes auf Lumeau nordwestlich Artenay . Die 4. Eskadron entſandte den Lieutenant v. Buch mit einem Zuge gegen Orgères, der bis zum späten Nachmittag in jener Gegend beobachtete. Vor Einbruch der Dunkelheit wurde im Besonderen die Eskadron Bethusy mit der Beobachtung der Straßen Allaines - Orgères und Allaines —- Artenay betraut. Die Eskadron schob eine starke Feldwache unter Befehl des

Lieutenants v. Müller , welche Verbindung mit der

87

2. und 4. Kavallerie- Division aufzunehmen hatte, in südlicher Richtung bis Seveſtreville vor. Darüber hinaus klärten Patrouillen gegen Artenay auf. Rittmeister Graf Bethusy ritt selbst über Orgères und Loigny bis Lumeau vor ,

Premierlieutenant v. Pappenheim bis

Thore von Artenay .

an die

Hier erhielt Letterer, schließlich nur von einem

Gefreiten begleitet , Feuer und konnte so die noch fortbestehende Besegung von Artenay melden. Der Gesammteindruck der Erkundungen am 14. war der, daß auf der

Straße

Orléans

Paris

eine

Vorwärtsbewegung

des

Feindes nicht stattfand, daß sich dagegen südlich und westlich Chartres bedrohliche feindliche Abtheilungen gesammelt hatten. Deshalb beschloß Se. Königliche Hoheit der Großherzog die Armee-Abtheilung am 15. November mehr sammenzuschieben.

nach Chartres hin zu-

Ein der Brigade für diesen Tag zugedachter Sonderauftrag, der sicherlich manches Interessante geboten hätte, kam leider nicht zur Ausführung. Am Frühmorgen traf der Befehl für die Brigade ein , unter vorläufiger Unterstellung unter die 4. Kavallerie-Diviſion, unterſtüßt vom 10. Ulanen-Regiment , in der Richtung nach Mer, an der Eisenbahn Blois - Orléans vorzugehen . Es galt hierbei sowohl ausgedehnteste Nachrichten über Stärke , Stellung und Bewegungen des Feindes

einzuholen ,

als auch diesem die Besorgniß

einzuflößen, es sei ein allgemeiner diesseitiger Vorstoß in der Richtung Mer -Blois beabsichtigt. Schon hatte das Regiment

seine Quartiere hinter sich und

suchte in gehobener Stimmung die Vereinigung in der Brigade auf, als um 8 Uhr Morgens der Gegenbefehl eintraf, wonach die lettere beim bayerischen Korps verbleiben und dessen weiteren Abmarsch an die Straße Chartres - Ablis decken sollte. Es dunkelte bereits stark, als das Regiment südlich Ablis Quartiere bezog, mit dem Stab, der 1. und 2. Eskadron in Orsonville, mit der 3. und 4. in Bionville und Bretonville. Schon am 15. früh hatten nachträglich eingegangene Meldungen es sehr wahrscheinlich gemacht, daß der Feind den rechten Flügel der Armee-Abtheilung zu umgehen beabsichtige, um auf Verſailles in den Rücken der Einschließungs -Armee vorzustoßen. Die weiteren im Laufe dieses Tages eingehenden Meldungen bestätigten die Verstärkung des Feindes auf seinem linken Flügel, namentlich sollten von Evreux auf Dreux etwa 12 000 Mann vorgerückt sein.

88

Die 17. Division

wurde

deshalb für den

16.

von Ram-

bouillet, wohin sie noch am Nachmittag des 15. gezogen war, in die Linie Nogent le Roi -Maintenon an der Eure beordert und ihr nunmehr die 17. Kavallerie-Brigade wieder unterstellt. Die Brigade bezog am 16. Quartier in Nogent le Roi, unser Regiment südlich des Ortes mit Stab, der 1. und 2. Eskadron in Villiers, mit der 3. und 4. in Chenicourt. Der Divisionsbefehl hatte der Brigade den Auftrag gegeben, die Verbindung mit der 5. Kavallerie- Division nach Houdan hin aufzunehmen und das Gelände nach Châteauneuf und Dreux hin möglichst weit aufzuklären. An der Ausführung des letzteren Auftrages betheiligte sich mit einer recht achtungswerthen Dauerleistung der Sekondlieutenant v. Müller. Um 7 Uhr Morgens war die 1. Eskadron ausgerückt, um 3 Uhr im Quartier angelangt ; um 4 Uhr saß Lieutenant v. Müller, und mit ihm sechs Dragoner, schon wieder im Sattel, um gegen das vier Meilen entfernte Châteauneuf aufzuklären.

Bei Dunkelheit, ohne

Karte, der Wege vollständig unkundig, gelangte Lieutenant v. Müller um 7 Uhr Abends bei Châteauneuf an. Eine Offizier Patrouille vom Ulanen-Regiment hatte schon am Nachmittag die Nachricht ge= bracht,

ein Gehölz dicht östlich Châteauneuf sei von Franktireurs

besetzt.

Lieutenant v. Müller, den Feind jedenfalls in der Stadt

vermuthend, folgte nuumehr, um unbemerkt in den Ort hinein zu gelangen, dicht hinter einem klappernden Lastwagen. Wider Erwarten fand er die Stadt jedoch vom Feinde leer und konnte unbehelligt den Rückweg antreten. Gegen Mitternacht gelangte die Patrouille wieder in Villiers an und war demnach, abzüglich der einstündigen Pauſe am Nachmittag, 16 Stunden im Sattel gewesen, gewiß eine recht achtbare Leistung vom Reiter und Pferd, die auch vom Generalmajor v. Rauch eine

besondere

Belobigung

erfuhr.

Auch Lieutenant

v. Viereck hatte mit seinem Zuge einen größeren Ritt zu leiſten, um die Verbindung mit der 4. Kavallerie-Division herzustellen. Mit dem heutigen Tage trat an die Spitze der 17. Diviſion der Generallieutenant v. Tresckow , Generaladjutant Sr. Majestät Generaldes Königs und bis dahin Chef des Militärkabinets . lieutenant v. Schimmelmann, leidend,

schon seit längerer Zeit ernstlich

aber gerade in dieser Zeit von dem Wunsche beseelt, die

Division nicht zu verlassen, hatte nun doch dem Befehl Sr. Majeſtät

89

des Königs Folge leisten müssen, in der Heimath die Wiederherstellung seiner angegriffenen Gesundheit abzuwarten. Die Ernennung

des

Generallieutenants

v. Tresckow

zum

Führer der Division hatte allgemeines Aufsehen bei derselben erregt. Als Generaladjutant des Königs und Chef des Militärkabinets galt er als eine der einflußreichsten Persönlichkeiten.

Es war begreiflich,

daß jeder Offizier sich unter den Augen gerade dieses Führers besonders hervorzuthun wünschte. Sekondlieutenant d. Res. Baron v. Rodde hatte die Ehre, am folgenden Tage als Ordonnanzoffizier zum Diviſionsſtabe kommandirt zu werden, wo ihm bis zum Schluß des Feldzuges manche interessante Stunde zu durchleben vergönnt war. Generallieutenant v. Tresckow hatte die Division auf dem Marsch nach Maintenon in Epernon begrüßt . Es war ihm beschieden, dieselbe schon am folgenden Tage ins Gefecht führen zu können. Ein am 16. November eingehender Befehl entband die ArmeeAbtheilung von der ferneren Beobachtung in Richtung Orléans und wies ihr nur noch den Schutz des Einschließungsheeres nach Westen hin zu. Da die Erkundungen des

16. ergeben hatten , daß feindliche

Abtheilungen schon das Gelände füdlich Dreux zwiſchen Eure und Blaise besetzt hatten, so beschloß Se. Königliche Hoheit der GroßHerzog, die Armee-Abtheilung am 17. zwischen Dreux und Chartres aufrücken zu laſſen, die Aufklärung an diesem Tage fortzusetzen, um je nach Ausfall derselben am 18. in der Lage zu sein, der vermutheten Umgehung des rechten Flügels der Armee- Abtheilung angriffsweise entgegentreten zu können. Unsere Division erhielt Befehl, für den 17. am linken Eure-Ufer von Nogent le Roi auf Dreux vorzugehen und den Ort, falls er nur schwach vom Feinde besetzt sei, zu nehmen. Die Ausführung dieser Bewegung führte zum Gefecht von Dreux, in welchem die Diviſion und mit ihr auch unser Regiment die erſte wirkliche Feuerprobe bestehen sollte. Im Divisionsbefehl vom

16. Abends hieß es :

„ Die 17. Ka-

vallerie-Brigade geht um 9 ° V von Nogent le Roi in der Richtung nach Dreux, kotoyirt die Avantgarde auf den Höhen des linken EureUfers und hält enge Verbindung mit derselben. "

90

In Ausführung dieses Befehls nahm die Brigade mit den beiden reitenden Batterien ihren Weg durch zum großen Theil sehr bedecktes Gelände über Veaubrun, Cherville in Richtung auf Blainville. Major Detmering hatte mit den Eskadrons Bethusy und Arnim in der Avantgarde den Auftrag, das ganze Gelände zwiſchen den beiden von Chartres und Nogent le Roi auf Dreux führenden Straßen aufzuklären. Es wurden zu diesem Zweck von der Teten- Eskadron Bethusy die Lieutenants v. Müller und Wendt mit ihren Zügen in die rechte und linke Flanke entsandt. Von der 2. und 3. Eskadron war je ein Zug unter den Lieutenants v. Dergen und v. d. Lühe zur 33. und 34. InfanterieBrigade abkommandirt worden. Auf die Kunde von der Anwesenheit des Feindes im Dorfe Luray südöstlich Dreux, entschloß sich der Divisionskommandeur, die Division im engen Eure-Thal nicht weiter vorzuführen . Nur die Avantgarde sollte hier belassen werden, dagegen das Gros links nach der Straße Chartres - Dreux auf Marville abbiegen.

Zwei Eska-

drons Ulanen und die 1. reitende Batterie wurden zugleich den Befehlen des Gros unterſtellt. Durch den Linksabmarsch des

Gros

gerieth die Kavallerie-

Brigade in die Mitte zwischen Avantgarde und Gros und hatte nunmehr die Verbindung zwischen beiden aufrecht zu erhalten. Sie war zunächst ohne Aufenthalt bis Blainville gelangt. Als die Teten-Eskadron sich dem Ort näherte, liefen fast gleichzeitig von den Lieutenants v. Müller und Wendt die Meldungen ein, daß vor der Front die Dörfer Le Luat Clairet, Vernouillet, Nuiſement, sowie das Gehöft La Maison Blanche westlich der Straße ChartresDreux und mehrere kleine Gehölze von feindlicher Infanterie besett jeien. Die Brigade marſchirte zunächst unmittelbar südlich Blainville gedeckt auf, die Beobachtung und Aufklärung durch die AvantgardenEskadrons fortsetzend . Die Eskadrons Bethusy und Arnim schoben sich vorwärts von Blainville rechts heraus, entwickelten eine Flankeurlinie gegen Nuiſement und entsandten Patrouillen in das Vorgelände. Die Lieutenants v. Müller und Wendt verblieben noch in den Flanken zur Beobachtung und Aufrechterhaltung der Verbindung.

91

-―

Von der 1. Eskadron gelang es den Unteroffizieren Gollag und Weißenborn mit großer Bravour und Geschicklichkeit sich durch die besetzten Linien des Feindes durchzuwinden, um bis hart nach Dreux hin aufzuklären . Hier in gefahrvoller Lage längere Zeit verharrend, versahen sie den Avantgardenführer mit den besten Meldungen. Endlich doch vom Feinde vertrieben, erhielten sie auf dem Rückweg abermals heftiges Feuer, wobei die Dragoner Albrecht und Utnehmer, sowie zwei Pferde leichte Verwundungen davon= trugen. Ein Beispiel echt mecklenburgischer Seelenruhe und Kaltblütigkeit gab hierbei der Dragoner Albrecht ab , der, als ihm eine Kugel die Backe streifte, mitten im Feuer halten blieb, um seinen Karabiner in eine Gruppe feindlicher Infanteristen hinein abzufeuern. Die Eskadron Malzan war der 3. reitenden Batterie als Partikularbedeckung beigegeben.

Mehrfache Versuche der Besaßung von

Nuisement, gegen Blainville vorzugehen , wurden von der Batterie, die mit großer Bravour in eine recht gefährdete Position vorging, erfolgreich zurückgewiesen.

Mittlerweile hatte diesseits der Infanterie-

Angriff begonnen. Gegen 3 Uhr Nachmittags hatte sich das auf dem linken Flügel kämpfende Gros in den Besit der Dörfer Jmbermais, Tréon und Chambléant gesetzt und war im Begriff, den AnDa griff weiter auf der großen Straße nach Dreux vorzutragen. über die Verhältnisse bei Dreux hier noch keine genügende Klarheit herrschte,

erhielt gegen 32 Uhr die Eskadron Malzan Befehl,

westlich Nuiſement vorbei bis vor die Thore von Dreux aufzuklären. Die Eskadron Haeseler übernahm an ihrer Stelle die Bedeckung der reitenden Batterie. Beim Vorgehen der 4. Eskadron erhielten die seitwärts gegen Nuisement herausgeschobenen Patrouillen sofort Feuer aus diesem Ort, wobei der Gefreiter Köhler durch einen Streifschuß am Oberschenkel leicht verwundet, dem Dragoner Steinfeldt Mantel und Karabiner durchschossen wurde.

Die Eskadron gelangte auf der Chaussee bis

an die Vorgärten von Dreux und gewann hier aus dem heftigen Feuer die Gewißheit von der noch ziemlich starken Besetzung der Stadt. Als unterdessen auch die auf dem rechten Flügel befindliche Avantgarde sich anschickte, die Dörfer Le Luat Clairet und das vom Lieutenant v. d. Lühe besezt gemeldete St. Gemme schloß sich die Mitte dem allgemeinen Vorgehen an.

anzugreifen,

92

Hier bei Blainville war seit einiger Zeit das 3. Bataillon des Grenadier-Regiments eingetroffen, zur gesicherten Verbindung zwiſchen Avantgarde und Gros. Das Bataillon entwickelte sich nunmehr zum Angriff auf Nuiſement und nahm es im ersten Anlauf, ebenso das zäh vertheidigte Waldstück unweit des Dorses . Gleichzeitig mit dem Vorgehen des Bataillons befahl General v. Rauch dem Major Detmering mit den beiden AvantgardenEskadrons in Richtung auf Le Luat Clairet vorzugehen , da Patrouillen dort die Anwesenheit feindlicher Kavallerie gemeldet hatten. Leider konnte Major Detmering die Eskadrons nicht mehr zum Angriff führen, da ſich die feindliche Kavallerie bei seinem Erscheinen bereits auf Dreux abgezogen hatte. Allerorten hatte unterdessen der Angriff Erfolg .

Schritt für

Schritt wurde auf der ganzen Linie der Gegner auf Dreux zurückgedrängt. Das war die Zeit, wo nun auch wieder die Kavallerie eine thätige Rolle übernehmen konnte.

Sofort nach Fortnahme der

Dörfer Nuiſement und Le Luat Clairet stießen auf Befehl des Generals v. Rauch die beiden Eskadrons unter Major Detmering zwischen beiden Dörfern hindurch auf Dreug vor, um dem Feind bei seinem Rückzuge noch möglichst viel Abbruch zu thun.

Der Rest der Kaval-

lerie-Brigade, augenblicklich nur aus zwei Eskadrons Ulanen, der 3. reitenden Batterie und der Eskadron Haeseler bestehend , schloß sich unter Befehl des Oberstlieutenants v. Rathenow dem Vorgehen des 3. Bataillons vom Grenadier-Regiment an. Das Bestreben des Führers, die Truppe noch zur Verwendung zu bringen, wurde leider durch die Ungunst des Geländes vereitelt. Mehr Glück entwickelte die Eskadron Bethusy.

Beim Vor-

gehen der beiden Avantgarden- Eskadrons auf Dreux hatte die Spitze der 1. Eskadron ein Gehölz bereits ungehindert passirt, als plötzlich die nachfolgende Eskadron Feuer aus demselben erhielt. Mit Erlaubniß des Avantgardenführers ließ Graf Bethush den Zug des Premierlieutenants v. Pappenheim zum Gefecht zu Fuß abſißen und unter seiner eigenen Führung zum Angriff auf das Gehölz vorgehen. Der Feind wich daraufhin, ohne einen Schuß zu thun, aus dem Waldsaume zurück. Schnell eilten unsere Dragoner nach und es gelang ihnen, die feindlichen Schüßen im Gehölz noch zu erreichen und zur Uebergabe zu zwingen .

Ein Marineoffizier, dem Rittmeiſter

93

Graf Bethusy persönlich den Säbel abnahm, und 15 Marinesoldaten fielen in die Hände der Eskadron . Bei den Vorgärten von Dreux geriethen die beiden Eskadrons wiederum in feindliches Feuer. Der Dragoner Gregler der 2. Eskadron wurde hierbei durch einen Schuß am linken Ellenbogen verwundet. Patrouillen der 1. Eskadron meldeten jetzt, daß östlich Dreux Die ein Haufen zurückgehender Mobilgardisten bemerkbar sei. Eskadron machte sich sogleich auf, um dieselben noch zu erreichen. Leider gestattete das sehr bedeckte Gelände der Eskadron nicht, breiter als in Zugfront aufzutreten. So wurde nur der Zug des PremierLieutenants v. Pappenheim zur Verfolgung der feindlichen Abtheilung bestimmt. Mit lautem Hurrah warf sich derselbe mit dem Eskadronchef an der Spiße auf die etwa 50 bis 60 Mobilgardiſten, die theils unter heftigem Schießen Widerstand leisteten, theils in schleunigster Flucht über Mauern und Hecken ihr Heil ſuchten. Die Dragoner hieben wacker ein und es gelang ihnen wiederum, einen Der Offizier und acht Mobilgardiſten zu Gefangenen zu machen. Dragoner Lanschow wurde bei diesem Angriff durch einen Schuß Er erlag am Weihnachtsin den Oberschenkel schwer verwundet. tage im Lazareth von Dreux seiner Verletzung. Die einbrechende Dunkelheit setzte bald dem weiteren Kampf der Division ein Ziel.

Nachdem der Feind Dreux freiwillig geräumt,

rückten das 3. Bataillon Grenadier-Regiments Nr. 89 und unsere beiden Avantgarden-Eskadrons in die Stadt ein, um vorläufig auf dem Marktplaß Aufstellung zu nehmen und die jenseitigen Ausgänge zu besetzen. Es soll ein komischer Anblick gewesen sein, als unsere Dragoner mit allerhand erbeuteten Waffen beladen in die Stadt einrückten ! Die Division verblieb alsdann in und südlich Dreux. Die Kavallerie-Brigade wurde Abends zurückgezogen und erhielt Quartier Es war weiter rückwärts rittlings der Straße Chartres - Dreux. schon 9 Uhr Abends , als Stab und die 2. Eskadron in Marville, die drei übrigen kunft fanden.

Eskadrons

in

Imbermais

nothdürftige Unter-

Das Regiment konnte mit Befriedigung auf seine heute vollzogene Bluttaufe zurückblicken. Was in dem für Kavallerie so sehr ungünſtigen Gelände zu leisten war, das hatten unſere Dragoner gethan. In dem Gefechtsbericht des Generalmajors v. Rauch heißt.

94

-

es wörtlich: „ Die entschlossene Haltung der Dragoner-Patrouillen, die in und dicht an die besetzten Dörfer herangeritten sind, muß lobend anerkannt werden. " Besonders für die Offiziere und Mannschaften der

1. Eskadron,

war der Tag

ein Ehrentag gewesen.

2 Offiziere und 23 Mann waren von ihr zu Gefangenen gemacht, die Hälfte aller von der Diviſion überhaupt gemachten Gefangenen. In einer französischen Zeitung stand bald darauf die grauſige Mär zu lesen, die ,,dragons prussiens" hätten bei Dreux schonungslos Ein Trost, die sich ergebenden französischen Soldaten maſſakrirt. daß dieses Massakre nur in dem erhitzten Hirn eines racheschnaubenden Reporters stattgefunden hat. Es wurden verwundet ein Dragoner schwer, vier Dragoner Die ins Lazareth nach Dreux transportirten Dragoner leicht. Lanschow und Gregler

erhielten

hier

acht

Tage

später

das

Mecklenburgische Verdienstkreuz . Der Gefreite Köhler , die Dragoner Albrecht und Utnehmer konnten bei ihren Eskadrons verbleiben. Vermißt wurde am Abend des Gefechts der Unteroffizier Blume der 2. Eskadron.

Nachforschungen ergaben bald,

Gefangenschaft gerathen war, dafür hätte treffen können.

daß er in feindliche

ohne daß ihn irgendwie ein Vorwurf

Der Verlust an Pferden belief sich auf zwei todte und zwei verwundete. Die Division hatte im Ganzen einen Verlust von 6 Todten und 37 Verwundeten. Es hatten ihr ungefähr 5000 bis 6000 Mann, theils Mobilgardisten, theils Marinesoldaten, gegenüber gestanden. Den Versuch des Feindes, den rechten Flügel der ArmeeAbtheilung zu umgehen und in Richtung Versailles der EinschließungsArmee in den Rücken zu fallen, hatte die 17. Division durch das siegreiche Gefecht von Dreux vollständig vereitelt. An demselben Tage war die 22. Division bei Châteauneuf ins Gefecht getreten. Mit ihr galt es am Abend sobald wie möglich Die Herstellung derselben die Verbindung wieder zu erlangen. wurde den in Imbermais übertragen.

liegenden Eskadrons

unseres Regiments

Im Morgengrauen des 18. November machte sich zu

diesem Zweck Portepeefähnrich v . Maltzahn mit vier Dragonern auf den Weg nach Châteauneuf. Ohne Störung bis in ein Gehölz unweit des Ortes gelangt, erhielt die Patrouille hier plöglich aus unmittelbarster Nähe Feuer. Das Pferd des Portepeefähnrichs v. Maltzahn , von mehreren Kugeln getroffen, trug seinen Reiter

95

noch durch das Gehölz hindurch, zusammen.

dann brach das Thier verendend

Im Feuer stürzte zuſammen der Gefreite Wegner mit

seinem Pferde.

Hülfe konnte demselben nicht mehr gebracht werden .

Anfänglich glaubte man, Wegner sei in Gefangenschaft gerathen, da aber alle späteren Nachforschungen nach dem Vermißten zu keinem Resultat führten, so ist anzunehmen, daß Wegner durch eine feindliche Kugel hier seinen Tod gefunden hat. Ehre dem Braven, der als der Erste unseres Regiments

durch Feindeshand fiel und dem keine

Kameradenhand sein unbekanntes Grab schmücken konnte!

7. Der Vormarsch auf Le Mans. Die Ereignisse des 17. November hatten bewiesen, daß der Feind über ansehnliche Streitkräfte an der Eure nicht verfügte. Se. Königliche Hoheit der Großherzog beschloß daher, dem ursprünglich vom großen Hauptquartier gegebenen Befehle gemäß nunmehr in der allgemeinen Richtung auf Tours vorzugehen, um den Feind zur weiteren Entwickelung seiner Stärke und Absichten zu zwingen. Während der folgenden Tage bildete die 17. Division den rechten Flügel der Armee- Abtheilung . Sie sollte am 18. nach Brézolles westlich Dreug vorrücken, um noch von hier aus das Gelände in westlicher und nordwestlicher Richtung möglichst weit aufzuklären. Die Kavallerie-Brigade hatte dabei in der linken Flanke der Division das Gelände zwischen der Straße Dreux-Brézolles und der Blaise in Beobachtung zu nehmen . Um 9 Uhr Morgens

überschritt sie die Blaise südlich Dreux

und nahm mit den Eskadrons Bethusy und Arnim in der Avantgarde die Richtung über Garnay, Garancières en Drouais , Beaulieu auf Chataincourt. Ein dichter Nebel, der weiterhin Nichts mehr erkennen ließ, erschwerte die Aufklärung in hohem Grade und war um so unangenehmer, als man sicher erwartete, heute wiederum mit dem Feinde zusammenzustoßen. Gegen Mittag wurde plötzlich bei der Division lebhaftes Gewehrfeuer aus der linken Flanke hörbar. Schon fürchtete man dort, die Kavallerie-Brigade ſei im Nebel in einen Hinterhalt gerathen. Glücklicherweise war dem nicht so . Die Avantgarde der 22. Diviſion war vielmehr auf ihrem Vormarsch gegen Châteauneuf jenseits der Blaise in ein Gefecht getreten.

96

General v. Rauch war schon vor dem Abmarsch der Brigade benachrichtigt, daß die Avantgarde der 22. Division versuchen werde, einen vor ihr befindlichen Gegner in Richtung Crécy über die Blaise zu drängen.

Er faßte daher auf das Gewehrfeuer hin den Entschluß,

sich nunmehr bereit zu halten, den über die Blaise zurückkommenden Gegner im Rücken zu fassen . Von

Garancières

aus

wurde deshalb Major

Detmering

mit den Eskadrons Haefeler und Malzan abgeschickt , um eine Stellung zu wählen , aus der sie den zurückgehenden Feind anfallen fonnten. Zugleich war die Verbindung mit der 22. Diviſion herzustellen.

Zur Erfüllung des letteren Auftrages wurde sofort Lieutenant Der 3. und 4. Eskadron ſchloß sich Graf v . d . Recke abgeschickt. bald noch die Eskadron Bethusy an und übernahm nun OberſtLieutenant v. Rathenow das Kommando über die drei Eskadrons . am Knotenpunkt der Straßen CrechZahlreiche Patrouillen wurden in Blevy und St. Ange -Boutry. Aber leider erschien der der Richtung des Gefechtsfeldes entsandt. Gewehrfeuer zog sich mehr Das sehnlichst erwartete Feind nicht. Er wählte eine Aufstellung

und mehr in südwestliche Richtung .

Das dort besonders schwierige

Gelände schnitt den Eskadrons jede Hoffnung ab, Gebrauch machen zu können.

noch vom Säbel

Die Diviſion, durch das benachbarte Gefecht der 22. Diviſion auf ihrem Marsch angehalten, konnte Brézolles nicht mehr erreichen und verblieb in der Gegend von Laons , die Kavallerie-Brigade in Das Regiment dem augenblicklich von ihr innegehabten Gelände. belegte mit Stab und 2. Eskadron Beaulieu, Garancières, mit der 4. Champscru.

mit der

1. und 3.

Lieutenant Graf v . d . Recke

kehrte am Abend zum Regiment zurück mit der Meldung, 22. Division Châteaunef in Besitz genommen habe. Aus den Ereignissen des

18. ließ sich schließen,

daß die

daß der der

Armee-Abtheilung gegenüber befindliche Feind sich mit seinen Hauptkräften in südwestlicher Richtung abgezogen hatte. Anzunehmen war, daß derselbe zu der vom General Fiereck befehligten Armee des Westens gehörte, deren Centralpunkt Le Mans war. Es war daher die Absicht

Sr. Königlichen Hoheit des Groß-

herzogs , nach einem am 19. gewährten Ruhetage , am 20. November mit der Armee- Abtheilung den Vormarsch auf Le Mans anzutreten.

97

Der 17. Division war für dieſen Tag Senonches als MarſchAvantgarde und Gros marschirten auf verschiedenen Straßen dorthin. Bei der Avantgarde befanden sich zwei Eskadrons Ulanen, beim Gros unsere Eskadron Arnim.

ziel angegeben.

Es sei hier eingefügt, daß damals , sobald die Truppeneintheilung einmal bestimmt war, die Bezeichnung von Avantgarde und Gros auch dann festgehalten wurde, wenn dieselben nicht in dem sonst geläufigen Verhältnisse zu einander ſtanden. Die Kavallerie- Brigade mußte sich in das Schicksal fügen, dem . Gros an der Queue zu folgen. Der 3. und 4. Zug der Eskadron Bethusy unter Führung des Eskadronchefs selbst hatte den Marsch der Kolonne in der linken Flanke über Blevy zu sichern. Durch den Lieutenant v. Müller wurde die befohlene Verbindung mit der auf La Loupe marschirenden 22. Division und dem dahinter folgenden I. bayerischen Armeekorps hergestellt. Wie schon aus

dem Platz der Kavallerie-Brigade hervorgeht,

trat mit dem heutigen Tage die Division in ein Gelände, so waidig, so durchschnitten, so unübersichtlich und ungangbar, daß eine Bewegung geschlossener Kavallerie-Abtheilungen außerhalb der Wege gänzlich ausgeschlossen war. Die Landschaft der Perche ist ähnlich wie unsere Provinz Schleswig -Holstein allenthalben von hohen Knicks durchzogen, welche Bewegung und Uebersicht außerordentlich hemmen. Die Patrouillen, die sich in dieſem labyrinthartigen Gelände zurecht finden sollten, hatten doppelt schwer zu leiden unter dem gänzlichen Mangel an Spezialkarten der Gegend . Auch Verpflegung und Unterkunft wurden in hohem Maße Enges erschwert durch die weit verstreut liegenden Gehöfte. Zusammenliegen und häufiges Biwakiren erhöhten daher

noch die

Strapazen, welche die aufgeweichte Beschaffenheit aller Wege schon zu recht erheblichen gemacht hatte. Nirgends ließ sich heute der Feind blicken. Nordöstlich Senonches fand das Regiment am Nachmittag Unterkunft mit dem Stab und der 3. Eskadron in La Petite Motte, der 1. Eskadron in Goupilleries, der 4. in Le Pommier Benoit. Die Eskadron Arnim beim Gros belegte vier bei Senonches liegende Fermen. Am 21. sollte die Diviſion, im weiteren Vormarsch der ArmeeAbtheilung auf Le Mans, mit dem Gros La Madeleine Bouvet, mit der Avantgarde Montiers au Perche erreichen . v. Unger, 2. Großherzogl. Mecklenburg. Drag. Regt. Nr. 18.

Wiederum folgte

7

98

unser Regiment in der Brigade der Queue des Gros, bis auf die Eskadron Arnim, die mit dem Infanterie-Regiment Nr. 75 und einer Batterie die Vorhut des Gros bildete. Das Forträumen zahlreicher Wegesperrungen im Walde von Gegen 11 Uhr Senonches machte den Marsch sehr schleppend . meldeten Patrouillen der 2. Eskadron, daß sie aus einem an der Bald darauf Straße gelegenen Gehölz Feuer erhalten hätten. erhielt auch der als Vortrupp vorausbefindliche Zug des Sekondlieutenants v. Derzen Feuer aus dem unweit La Madeleine an Die Straße selbst war der Straße gelegenen Gehöft L'Herbage. Infanterie-Abtheilungen der Avantdurch eine Barrikade gesperrt. garde im Verein mit der Artillerie brachten den hier nur schwachen Gegner bald zum Weichen.

In diesem Moment erhielt Lieutenant

v. Derzen vom Führer des

Gros ,

General v. Kottwit ,

den

Befehl, in scharfem Tempo auf der Chauffee vorzugehen, um das hinter der Barrikade gelegene Gelände aufzuklären . Der Zug erhielt alsbald ein lebhaftes Gewehrfeuer aus einem seitwärts gelegenen Gehölz. Dank der sehr weiten Entfernung wurde nur der Sergeant Ehbrecht durch einen Schuß in die Schulter leicht verwundet. Festgestellt wurde, daß der Gegner bei La Madeleine seine HauptEs führte dies zum Gefecht bei La Madeleine stellung hatte. Bouvet, welches mit der gänzlichen Zerstreuung der hier befindlichen zwei Mobilgarden - Bataillone endete, nachdem auch die nördlich marschirende, ebenfalls feindliche Abtheilungen vor sich hertreibende Avantgarde gegen die linke Flanke des Gegners eingeschwenkt war. Die Kavallerie-Brigade hatte während des Angriffs ſtill auf der Straße halten bleiben müssen .

Sobald der Feind die rückwärtige

Bewegung antrat , erhielt Oberstlieutenant v. Rathenow Befehl, mit den drei Eskadrons und der 3. reitenden Batterie den Versuch zu machen,

um den rechten Flügel des Feindes herum gegen deffen

Rückzugsstraße vorzugehen. Leider blieb diese Bewegung ohne Erfolg. Das Gelände wurde so schwierig, daß Oberstlieutenant v. Rathenow zunächst sich gezwungen sah,

die Batterie unter dem Schuß der

Eskadron Haeseler wieder zurückzuschicken , dann aber auch die beiden anderen Eskadrons nicht zur Verwendung bringen konnte. Gegen 4 Uhr Nachmittags bezog die Division mit dem Gros an Ort und Stelle, mit der Avantgarde bei Montiers au Perche enge Ortsunterkunft. Die Eskadron Arnim mußte bei La Madeleine biwakiren, da im Ort kein Platz mehr vorhanden. Die übrigen

99

Eskadrons lagen weiter rückwärs, die 1. und 3. mit dem Stabe in Le Pas St. L'Homer, woselbst lettere Eskadron zwei Pferde durch Stallbrand verlor, die 4. in Thurets.

Sekondlieutenant v. d. Lühe brachte noch am Abend die Meldung von dem Gefecht bei La Madeleine an Se. Königliche Hoheit den Großherzog nach La Loupe. Wie die 17. Division, so waren auch die übrigen Truppen der Armee-Abtheilung am 21. auf den Feind gestoßen. Man hatte allent= halben einen Rückzug des Gegners auf Nogent le Rotrou erkannt. Zur Besißergreifung dieses wichtigen Straßenknotenpunktes , welchen der Gegner durch Verschanzungen verstärkt hatte, bestimmte Se. Königliche Hoheit der Großherzog für den folgenden Tag die 22. Diviſion und das bayerische Armeekorps . Die 17. Division sollte vorläufig bis Regmalard - gleich Nogent le Rotrou am Huisne- Bach liegend marschiren und dort, zur Unterstützung bereit , warten.

weitere Befehle ab-

Auf nur einer Straße mußte sich heute die Division durch das hohe, wildzerklüftete Berg- und Waldland hindurchwinden. Die Eskadrons Haeseler und Malkan waren zur Aufklärung in die rechte und linke Flanke gegen Le Mage und Dorceau entsendet worden. Sie fanden die genannten Orte vom Feinde verlaſſen. Die Verbindung mit der 22. Division stellte die Patrouille des Sekondlieutenants v. Buch her. Nachmittags traf bei Regmalard der Befehl Sr. Königlichen Hoheit des Großherzogs ein, nach Bellême zu marſchiren und Ortsunterkunft an der

Straße Bellême — Regmalard zu beziehen, da

die 22. Diviſion Nogent le Rotrou ohne nommen habe.

Kampf

in Besitz

ge=

Die Avantgarde der Diviſion hatte noch bei Bellême in kurzem Gefecht den Widerstand schwacher feindlicher Kräfte zu überwältigen, ſo daß die Division erst spät Abends in und um den Ort Quartiere beziehen konnte. kunft.

Die 2. Eskadron fand in der Stadt selbst Unter-

Die Kavallerie-Brigade verblieb weiter zurück in der Gegend

von Colonard. Vom Regiment , welches nördlich dieses Orts sich Quartiere suchen sollte, hatte Oberstlieutenant v. Rathenow die Eskadrons Haeseler und Malgan nach Mauves geschickt. Als die Spitze der 3. Eskadron sich genanntem Dorfe näherte, erhielt sie plöglich Feuer aus demselben . Es blieb den Eskadrons nichts übrig, als umzukehren und die Nacht unter freiem Himmel in der Nähe 7*

100

von Colonard zuzubringen. Stab und 1. Eskadron hatten Unterkommen in Courcerault und Fermen südlich davon gefunden. Da eine Gefährdung der von der Brigade belegten Dörfer durch den der 22. Diviſion gegenüber befindlichen Feind nicht ausgeschlossen schien, so war der Brigade das 3. Bataillon vom GrenadierRegiment (Major v . Zeuner) überwiesen worden, welches von nun ab für einige Zeit die Schicksale der Brigade getreulich theilte. Der folgende Tag brachte die Fortsetzung der Offensive gegen Le Mans. Se. Königliche Hoheit der Großherzog wollte dabei Feinde das Angriffsobjekt zunächst nicht mehr als durchaus Er beorderte deshalb forderlich erkennbar werden lassen. 17. Division mit den Hauptkräften nach St. Cosme -- an Straße Bellême - Le Mans

dem erdie

der

mit einem starken Detachement nach

Mamers, um von hier gegen Alençon zu demonstriren. Die Division bestimmte für letteren Auftrag die Avantgarde und marschirte mit dem Gros nach St. Cosme. Der Kavallerie-Brigade fiel die Aufgabe zu, die Verbindung zwischen Avantgarde und Gros der Division aufrecht zu erhalten und im Falle eines Angriffs die erstere zu unterstützen . Die Brigade folgte dementsprechend zunächst dem Vormarsch der Avantgarde, bog dann bei Vintres links ab und wandte sich in südlicher Richtung über Vannois , La Grande Croix, St. Pierre des Ormes nach St. Remy an der Straße Mamers - St. Cosme. Vom Regiment waren außer dem

Stab nur die Eskadrons

Bethusy und Malzan im Verband der Brigade, deren Avantgarde sie auf dem Marsche bildeten. Als die an der Tete befindliche 1. Eskadron sich St. Remy näherte, erhielt sie Feuer aus dem Ort. Rittmeister Graf Bethusy , in dem Bestreben,

den Weg für die

Brigade rasch frei zu machen, ließ ſofort einen Zug zum Gefecht zu Fuß absitzen und das Dorf angreifen. Die Franktireurs hielten jedoch nicht Stand. Bei Angriff und Verfolgung zeichnete sich nach Aussage des Eskadronchefs besonders der Sergeant Megelin durch dreistes Vorgehen und umsichtige Leitung aus . Nach Abkommandirung des Sefondlieutenants der Reserve Seding zum Stabe Sr. Königlichen Hoheit des Großherzogs hatte er dessen Zug übernommen . Sergeant Megelin hat noch verschiedentliche Male seine große Brauchbarkeit im Feldzuge bewiesen.

In der Kriegsstammrolle ist ihm dafür das

ehrenvolle Zeugniß ausgestellt : „ Hat sich durch ganz besondere Bravour ausgezeichnet. "

101

Die 1. Eskadron verblieb in St. Remy, nach St. Pierre des Ormes ins Quartier.

Zum

Gros der

Division

Stab und 4. gingen

war heute außer der bereits dort

befindlichen 2. Eskadron auch noch die Eskadron Haeseler kommanSo thaten augenblicklich den Dienst bei der Avantgarde dirt. ― zwei Eskadrons Ulanen , Regiments , welche unter

beim Gros zwei Eskadrons unseres die besonderen Befehle des Majors

Detmering traten. Für die Eskadron Haeseler wurde diese Abkommandirung eine derartig dauernde, daß wir in der nächsten Zeit ihre Thätigkeit getrennt von der der übrigen Eskadrons betrachten müssen .

Die Eskadron

Arnim dagegen wurde schon zwei Tage darauf wieder unter die Befehle des Regiments gestellt, zu welchem auch Major Detmering zurückkehrte. Als auf dem Marsche nach St. Cosme die wieder in der Vorhut befindliche Eskadron Arnim Igé erreichte , erhielt der 4. Zug plötzlich aus einem Gehölz Feuer .

Wie sich herausstellte, hatte man.

einige versprengte Mobilgardisten vor sich.

Leider gelang es nicht

mehr, derselben habhaft zu werden. Die Eskadron ging mit dem 1. Bataillon des Grenadier -Regiments noch über St. Cosme hinaus bis an den wichtigen Bachabschnitt bei Rouperour und belegte vier Fermen zwischen Bach und St. Cosme. Die 3. Eskadron verblieb mit dem 2. Bataillon desselben Regiments in Champaissant. Mit dem heutigen Tage war die Armee- Abtheilung bis auf zwei Tagemärsche an Le Mans herangerückt. Alles hoffte zuversichtlich auf eine unmittelbar bevorstehende Entscheidung bei Le Mans , welcher dann eine kurze Spanne wohlverdienter Ruhe folgen sollte. Aber Ruhe sollte ja die 17. Division nicht haben.

Schon war im Rathe

der unsterblichen Götter wieder Neues über sie beschlossen.

8. Die Zeit der Kämpfe gegen die Loire - Armee. Die französische Loire-Armee, anfänglich nur von untergeordneter Bedeutung, war überraschend schnell zu einer gewaltigen Streitmacht herangewachsen. Als ihr Mittelpunkt wurde bald Orléans erkannt , Bollwerk an der Loire.

das uralte

102

--

Es kam darauf an , sich sofort mit ganzer Macht gegen dieſen so sehr erstarkten Gegner zu wenden.

Das sehr wenig thatkräftige

Auftreten der Franzosen an der Eure und in der Perche ließ es höchst wahrscheinlich erscheinen, daß dem Einschließungsheere von Paris eine augenblickliche Gefahr von dieser Seite her nicht drohe. Sobald die von Metz in Eilmärschen heranrückende II. Armee mit dem Gegner nördlich Orléans in Fühlung getreten war, erging daher aus dem

großen Hauptquartier

an

die Armee - Abtheilung

Sr. Königlichen Hoheit des Großherzogs der Befehl , nunmehr den Feind in der Richtung auf Le Mans nur noch mit Kavallerie und schwachen Infanterie - Abtheilungen zu verfolgen , dagegen mit den Hauptkräften sofort den Linksabmarsch in der Richtung auf Beaugency, südwestlich Orléans , behufs Zusammenwirkens mit der II. Armee, anzutreten . Dementsprechend begann die Armee- Abtheilung am Morgen des den Linksabmarsch in Richtung Châteaudun und Vendôme und ging an diesem Tage auf das linke Huisne- Ufer über . Die 17. Division hatte aus ihrer gestrigen Stellung recht24. November

winklig in südöstlicher Richtung auf Vendôme abzumarſchiren. Wir finden sie am Abend mit den Hauptkräften in und um La Ferté Bernard, ein Regiment bis Lamnay auf der Straße nach Vibrahe vorgeschoben. Es war von Wichtigkeit, sowohl diesen Linksabmarsch gegen Le Mans

hin möglichst verschleiert zu halten ,

obachtung und Erkundung fortzusetzen .

des

als auch die Be-

bis jetzt dort festgestellten Gegners

Se. Königliche Hoheit der Großherzog hatte deshalb der 17. Division befohlen, Kavallerie-Abtheilungen zur Täuschung des Gegners in Richtung auf Alençon vorgehen zu laſſen, ſowie gleichfalls durch Kavallerie die Straßen nach Le Mans zu sperren und gegen letzteren Ort weiter zu beobachten. Während von der Avantgarde eine Ulanen-Eskadron mit der ersteren Aufgabe betraut wurde, zog sich die Kavallerie-Brigade am 24. an die große Straße Nogent le Rotrou -Le Mans zusammen, um deren Sperrung zu übernehmen. Sie bezog Unterkunft südlich La Ferté Bernard und löste die hier noch befindlichen KavallerieVorposten des I. bayerischen Armeekorps ab. Den Dienst in vorderster Linie übernahm die Eskadron Maltan , welche bis Vilaines le Grosnais vorging und von hier aus einen Zug als Feldwache auf der

103

großen Straße bis Sceaux vorschob. Stab und 1. Eskadron blieben weiter rückwärts in Cherré und umliegenden Fermen. Die beim Gros der Division befindliche Eskadron Arnim fand nach Ankunft in La Ferté Bernard zum größten Theil Verwendung als Briefrelais , welches vom Lamnay über La Ferté Bernard zur neu eingerichteten Telegraphenstation Nogent le Rotrou zu legen war. Der großen Unsicherheit der Gegend wegen hatten die einzelnen Posten stärker gemacht werden müssen. Zur Ueberwachung ging Premierlieutenant v. Viereck nach Nogent le Rotrou, Lieutenant v. Derzen nach Lamnay . Der Eskadronchef und die übrigen Offiziere blieben in La Ferté Bernard . Auf diesem Posten verblieb die Eskadron bis zum 26. Die Eskadron Haeseler wurde vom

Gros der Division bei

dessen Abmarsch zu einer Erkundung in die rechte Flanke nach Bonnetable entsandt. Sie fand den Ort vom Feinde frei und zog sich nach La Ferté Bernard wieder zum Gros heran, woselbst sie Quartier bezog. Die in Richtung Le Mans am Nachmittag vorgetriebenen Patrouillen der Eskadron Malzan hatten keine Berührung mit dem Gegner gewonnen . -Das Bestreben , in dieser Richtung trotzdem scharf weiter aufzuklären, fand seinen Ausdruck in einer für den folgenden Tag besonders angeordneten Erkundung. Es erhielt Major Detmering mit der Eskadron Malgan , der 11. Kompagnie vom Grenadier-Regiment (Hauptmann v. Schuckmann) und zwei Geschüßen der 3. reitenden Batterie (Lieutenant Thewaldt) am Morgen des 25. den Sonderauftrag, auf der großen Straße nach Le Mans bis Connerré aufklärend vorzugehen, und alsdann nach Semur sich wieder an die Brigade heranzuziehen, welche an diesem Tage den Weitermarsch der Division in den Raum Berfaye-Vibraye in der rechten Flanke zu begleiten hatte. Schon diesseits Connerré, beim Dorfe Duneau, stieß die kleine Schaar des Majors Detmering auf den Feind . Nachdem die Spiße gemeldet, daß feindliche Infanterie das Dorf besetzt halte, entwickelte Major Detmering die Grenadiere, die schon auf weite Entfernung lebhaft beschossen wurden. Die beiden Geschüße fuhren auf, und schon die dritte Granate schlug in ein von den Franzosen stark besetztes Haus . Es währte nicht lange , so gab der Gegner den Widerstand auf und zog auf Connerré ab. Rasch folgte ihm das Detachement. Bei Connerré setzte sich der Gegner, der 70 bis 80 Mann Infanterie

104

und ebensoviel Kavalleristen gezeigt hatte , noch einmal fest. wohlgezielte

Granaten

genügten

jedoch

auch

diesmal ,

Einige ihn

zu

schleunigstem Abzug auf Le Mans zu veranlaſſen. In Duneau und Connerré wurde eine kleine Anzahl verwundeter französischer

Soldaten aufgefunden.

Die Vernehmung der Maires

ergab, daß sich mehr als die gesehenen Truppen in der Gegend nicht befunden hatten. Die Eskadron Malyan hatte sich mehrfach Mühe gegeben, den gegnerischen Reitern beizukommen. Dieselben vermieden jedoch ge= flissentlich, sich in irgendwie gefährdete Lage zu begeben. In seinem Berichte hebt Major Detmering neben dem sachgemäßen Eingreifen des Lieutenants Thewaldt das schneidige Auftreten des Sekondlieutenants Graf v. d. Recke als Führer des Avantgardenzuges rühmend hervor. Dem Befehle gemäß kehrte Major Detmering nunmehr über Thorigné und Dollon zur Brigade zurück, welcher für die UnterUnterwegs funft der Raum Lavaré - Semur angewiesen war. begegnete

ihm

Oberstlieutenant

v.

Rathenow ,

der

auf

den

Geschützdonner hin vom General v. Rauch mit der Eskadron Bethusy und zwei Grenadier - Kompagnien zur Unterstüßung nachgesandt war. In elenden Quartieren verblieben die beiden Eskadrons am Abend in Semur.

Nur der Regimentsstab fand eine wohnlichere

Stätte im nahegelegenen stolzen Schloß des Herzogs von Aumale. Die 3. Eskadron war mit dem Gros der Division nach Vibraye marschirt. Mit letzterem stellte noch am Abend Sekondlieutenant Wendt die Verbindung her. Meldungen der auf dem linken Flügel der Armee- Abtheilung befindlichen 4. Kavallerie- Division vom Nachmittag des 25. hatten inzwischen beim Oberkommando zu einer veränderten Auffassung der Sachlage geführt. Es war festgestellt, daß der Feind überraschend mit stärkeren Kräften am Loir-Bach bei Châteaudun und Bonneval erschienen war und darüber hinaus bis Brou gegen die 4. KavallerieDivision vorgestoßen hatte. Es war, wie sich alsbald herausstellte, das XVII. französische Armeekorps, welches von Beaugency her zu Erkundungszwecken diese Vorwärtsbewegung ausgeführt hatte. Da somit starke Kräfte des Gegners im Begriff waren, sich zwischen die Armee-Abtheilung und das Einschließungsheer einzudrängen, beschloß Se. Königliche Hoheit der Großherzog, dieſelben, unter vor-

105

läufiger Aufgabe seiner bisherigen Marschrichtung , zunächst aus der Gegend von Brou zu vertreiben . Dementsprechend wurde für den 26. ein Zuſammenziehen der ganzen Armee-Abtheilung nach dem linken Flügel gegen Brou hin befohlen. - Das Marschziel der 17. Division wurde La Bazoche Gouet südwestlich Brou. Keinesfalls durfte bei dieser Bewegung der Armee - Abtheilung Es war die Richtung auf Le Mans außer Acht gelassen werden . deshalb der 17. Division befohlen worden , ein Detachement von 2 Bataillonen , 4 Eskadrons und 2 Geschützen La Ferté Bernard - Le Mans zurück zu lassen.

auf der Straße

Der Divisionskommandeur bestimmte zum Führer dieses Detachements den Generalmajor v. Rauch und überwies ihm außer dem bereits

dort

befindlichen

3. Bataillon

noch Regimentsstab

und

2. Bataillon vom Grenadier-Regiment. Da an diesem Tage sich auch noch die von Briefrelais abgelöste Eskadron Arnim der Brigade wieder anschloß, so waren beim Detachement statt der ursprünglich befohlenen vier Eskadrons nunmehr deren fünf. Das Detachement bestand

demnach

aus

Regimentsstab ,

2.

und 3. Bataillon des

Grenadier-Regiments 89, Regimentsstab, 1., 2. und 4. Eskadron Dragoner 18, Regimentsstab, 1. und 3. Eskadron Ulanen 11 und 2 Geschüßen der 1. reitenden Batterie. Bei der Division verblieben von der 17. Kavallerie-Brigade die Eskadron Haeseler , die 2. und 4. Eskadron Ulanen-Regiments 11 , die 3. und zwei Drittel der 1. reitenden Batterie. Der Auftrag des General v. Rauch lautete dahin , vorläufig an der bezeichneten Straße in der Gegend von Sceaux eine Stellung zu nehmen und von dort das Gelände gegen Le Mans aufzuklären, ohne jedoch offensiv zu werden . So trennt der Sonderauftrag

des Detachements Rauch das

Regiment auf eine Reihe von Tagen. Verfolgen wir, während die Eskadron Haeseler mit der Diviſion auf die große Kampfstätte von Orléans marschirt, zunächst die Schicksale der drei übrigen Eskadrons .

Thätigkeit des Detachements v. Rauch vom 26. November bis 9. Dezember. General v. Rauch setzte sein Detachement sogleich in Marsch an die Straße La Ferté Bernard

und wählte hier eine für seinen

-

106

Auftrag sehr günstige Vertheidigungsstellung auf der Höhe von Château Beauchamp , etwa 1/4 Meile nordöstlich Sceaux , La Queue vor der Front.

mit dem Bach

Eine Ulanen-Eskadron wurde nach Sceaux vorgeschoben, welche bis Connerré und Le Luart patrouillirte.

Offizierpatrouillen erkundeten

die Uebergänge über den Huisne- Bach zwischen Vouvray sur Huisne und La Ferté Bernard. Als Flankenschut sollte ein Zug vom Dragoner - Regiment als Feldwache dauernd am Bahnhof St. Antoine westlich La Ferté Bernard aufgestellt werden. Lieutenant v . Müller , Portepeefähnrich v. Malzahn und Lieutenant v. Derßen hatten nacheinander diesen Posten inne.

Die Feldwache hatte zugleich die Straße nach Bonne-

table, St. Cosme und auf Tuffé längs des rechten Huisne - Ufers abzupatrouilliren. Die Infanterie ging hinter jener Stellung Nachmittags in enge Quartiere. Zwei Kompagnien übernahmen die Vorposten. Unser Regiment belegte weiter rückwärts mit seinen drei Eskadrons Cherré und

anstoßende Fermen ,

Dertlichkeiten ,

die schon

einmal

Theilen des Regiments zur Unterkunft gedient hatten. In derselben Aufstellung verblieb das Detachement unter weitgehendster Aufklärung

auch am folgenden Tage.

Die Straße auf

Vibraye über St. Jean des Echelles wurde gleichfalls mit in die Beobachtung hineingezogen. Tags über hatte unser Regiment 1/2 Eskadron zu diesem Zweck in Les Echelles aufzustellen (Lieutenants v. Viereck, v. Pappenheim), Nachts sollte die Straße nur durch fleinere regelmäßige Patrouillen gesichert werden. Von der 1. Eskadron wurde hier bei derartiger Gelegenheit durch einen meuchlings gethanen Schuß der Dragoner Ahrens so schwer am Knie verwundet, daß er am 13. Dezember im Lazareth von La Ferté Bernard der Verlegung erlag.

Da dem General v. Rauch von der Division noch ausdrücklich die Weisung zuging , nach allen Seiten seine Beobachtungen auszudehnen , hielt dieser es für nützlicher und der Sicherheit des Detachements förderlicher , letzteres am 28. nach La Ferté Bernard zurückzuführen , um damit den wichtigen Knotenpunkt von sieben großen Straßen in fester Hand zu haben. ―― Die Aufgaben unseres Regiments , das seine Quartiere in und um Cherré beibehielt, blieben die bisherigen . Glücklicherweise

brachte

der

folgende Tag

dem Detachement

107

Befreiung von seiner doch sehr passiven Aufgabe, um ihm statt dessen die willkommene Aussicht auf größere Beweglichkeit zu verschaffen. Es hatte die Armee- Abtheilung , mittlerweile nach Osten mehr und mehr Raum Besitz genommen .

gewinnend , die Straße Bonneval-- Chartres in Für den Nachschub hatte daher die bisher so

wichtige Straße von Chartres über Nogent le Rotrou und La Ferté Bernard ihre Bedeutung verloren. Troßdem blieb es von hohem Werth, in dieſer Gegend ein stärkeres Detachement zu belaſſen , um sowohl die Aufklärung fortzusetzen , als auch hauptsächlich den bei Le Mans befindlichen Gegner

über die eigentlichen Bewegungen der Armee-

Abtheilung im Unklaren zu belassen. Am 29. früh morgens traf infolge dieser Verhältnisse ein Befehl des Oberkommandos beim General v. Rauch ein , wonach das Detachement sich fortan als ganz selbstständig zu, betrachten hatte, und, unter Schuß der Gegend von La Ferté Bernard, nach Art einer fliegenden Kolonne durch häufig veränderte Aufstellung unter fortgesetter Aufklärung den Gegner täuschen sollte. Telegraphische Meldungen hatten täglich sowohl an Se. Königliche Hoheit den Großherzog , als auch an das große Hauptquartier nach Verſailles abzugehen. Behufs Gewinnung des dazu nöthigen Anschlusses an die Telegraphenleitung Chartres - Versailles erhielt unser Regiment den Befehl, eine Relaislinie von La Ferté Bernard nach Chartres einzurichten . Lieutenant v. Müller mit 4 Unteroffizieren und 43 Dragonern übernahm dieselbe mit Zwischenposten in Nogent le Rotrou , Champrond und Courville. Quartier in Champrond.

Er selbst nahm

Am Morgen des 29. hatte die Eskadron Maltan die Ulanen. in der Beobachtung der Straße nach Le Mans abgelöst. Sie war bis Sceaux vorgegangen und hatte von hier einen Zug als Feldwache gegen Connerré vorgeschoben.

Da der mit größeren Kräften

bei

Le Mans vermuthete Feind sich bisher auf keiner Straße in irgend welcher Weise bemerkbar gemacht hatte ,

so gab Mittags General

v. Rauch der Eskadron den Befehl , behuss einer genaueren Erkundung auf der großen Straße soweit wie irgend möglich gegen Le Mans vorzugehen. Die Eskadron, mit dem Zuge des Portepeefähnrichs v. Malzahn im Vortrupp , erhielt überraschenderweise schon aus den Häusern von Connerré derartig heftiges Feuer , daß an ein weiteres Vor-

108

dringen hier nicht zu denken war. Das Feuer war ein so gut gezieltes , daß gleich bei den ersten Schüssen Unteroffizier Milting durch einen Schuß in den rechten Oberarm, Dragoner Schultz durch einen Schuß in den rechten Oberschenkel verwundet wurden . Gleich darauf erhielt auch der Gefreite Fischer durch einen Schuß in den Unterleib eine schwere Verwundung , welcher er am 8. Januar im Lazareth von La Ferté Bernard erlag. Einem Pferde wurde ein. Borderbein zerschossen . Die Eskadron entwickelte zur weiteren Beobachtung des Orts Flankeurs und ging in Deckung. Da Connerré bisher stets vom Feinde frei befunden war, so mußte Rittmeister v. Malzan glauben, Franktireurs vor sich zu haben . Bald aber traten Schüßenlinien aus dem Ort heraus , und so sah sich die Eskadron gezwungen, Der Feind wieder auf ihre Vorpostenaufstellung zurückzugehen. verfolgte sie fast bis nach Sceaux hin durch ein sehr heftiges ,

aber

unschädliches Feuer. Die Meldung des Rittmeisters

v. Malzan veranlaßte den

General v. Rauch zu dem Entschluß, am 30. mit dem ganzen Detachement zur Vertreibung des festgestellten Gegners auf Connerré vorzugehen. Daran anschließend wollte General v. Rauch dann in weitem Bogen die Gegend um La Ferté Bernard durchziehen. sollten stets

durch

weit

ausgedehnte Sicherungsmaßregeln ,

Dabei sowie

durch Quartierforderung für eine sehr beträchtliche Anzahl Truppen die Einwohner über die wahre Stärke des Detachements getäuscht und bei der Heeresleitung in Le Mans der Glaube erweckt werden, daß sich noch erhebliche deutsche Streitkräfte in der Perche befänden. Um die Beobachtung vom Mittelpunkt La Ferté Bernard aus auch jetzt nicht aufzugeben, sollte die Eskadron Malzan mit drei Zügen daselbst

zurückbleiben

und weiter

auf den

Straßen

nach

Le Mans , Vibraye , Courgenard , Nogent le Rotrou , Mamers und Bonnetable

patrouilliren .

Der 4. Zug

unter Premierlieutenant

v. Bülow sollte zur Aufrechterhaltung der Verbindung mit dem Detachement dienen und seinen Platz nach vorheriger Angabe durch den Detachementsführer täglich nach dem des Detachements einrichten. Heute hatte er demselben bis Sceaux zu folgen. Der Marsch des Detachements auf Connerré vollzog sich ohne Zusammenstoß mit dem Feinde. wieder geräumt.

Derselbe hatte den Ort bereits

Auch weiter gegen Le Mans vorgehende Patrouillen

109

der Avantgarden - Eskadron Arnim trafen nichts vom Gegner . Nur einer Patrouille des Lieutenants v. Viereck gelang es, zwei bewaffnete Franktireurs unweit Connerré zu ergreifen . Die Stadt wurde wegen ihrer mehrfach bewiesenen feindseligen Haltung zu einer Kontribution von 5000 Frcs . verurtheilt . Nach) Aussage der Einwohner waren etwa 500 Mann im Ort geweſen. Die Zahl der bei Le Mans sich sammelnden Truppen gab man auf 50 000 bis 60000 an. Stab und Eskadron Arnim blieben mit dem 3. Bataillon zuſammen in Connerré , die 1. Eskadron kantonnirte weiter rückwärts in Duneau. Am 1. Dezember wandte sich das Detachement nach Montmirail, südöstlich La Ferté Bernard. Oberstlieutenant v. Rathenow führte anfänglich die aus einem Bataillon Grenadiere und unseren beiden Eskadrons

bestehende Avantgarde ,

bis

dieselbe durch ein bereits

voraus befindliches kleines Detachement von 2 Kompagnien und 2 Eskadrons Ulanen abgelöst wurde. In Montmirail aufgefundene Briefe brachten zur Kenntniß,

daß in Rennes formirte Truppen im Marsche auf Le Mans seien eine für das große Hauptquartier werthvolle Nachricht , die sofort telegraphisch übermittelt wurde. Es war natürlich, daß die Verpflegung des Detachements bei jeinem täglichen Ortswechsel nur auf dem Wege der Beitreibung zu leisten war. Zur ordnungsmäßigen Leitung derselben bestimmte der Detachementsführer von nun ab den Major Detmering. Sehr zu statten famen auch die für das Detachement Rauch vom Lieutenant v. Müller in Chartres in Empfang genommenen Liebesgaben. Premierlieutenant v. Bülow , der heute mit seinem Zuge nach) St. Jean des Echelles gegangen war, hatte nach Montmirail gemeldet, daß ihm Tags zuvor bei einem Patrouillenritt in der Gegend Auch) von St. Maigent südöstlich Sceaux ein Pferd erschossen sei. sonstige Anzeichen von Unruhe in der Bevölkerung des Landstriches veranlaßten den Detachementsführer, die Sicherheitsmaßregeln zu erhöhen und von nun ab stets auch eine Arrieregarde beim Marsche auszuscheiden . Das Ziel des 2. Dezember war Authon östlich La Ferté Bernard. Der südliche Halbkreis um diesen Mittelpunkt war damit

durchschritten.

Troß

der

7

Meilen

großen

Entfernung

110

hörte man auf dem Marsche deutlich den Kanonendonner der Schlacht von Loigny , in welcher heute die Armee-Abtheilung Sr. Königlichen Hoheit des Großherzogs ein unvergängliches Lorbeerblatt ihrem Siegestranze einflocht. Mit Freude wurde der am andern Tage eintreffende Befehl begrüßt, welcher die Wiedervereinigung mit der Diviſion, die man in unmittelbarer Berührung mit dem Feinde vermuthete, in Aussicht ſtellte.

Das Detachement, im Marsch auf Nogent le Rotrou, erhielt

kurz vor diesem Ort telegraphische Weisung aus dem großen Hauptquartier, unter Aufklärung des Terrains nach Süden über Cloyes und Châteaudun sich wieder an die Armee-Abtheilung Sr. Königlichen Hoheit des Großherzogs heranzuziehen. Das Detachement marschirte infolge

dessen sofort

auf die

Straße nach Brou ab und bezog in der Gegend von Beaumont les Der Regimentsstab Regimentsſtab blieb in Beaumont Autels Ortsunterkunft. selbst, die 1. Eskadron in Fermen östlich, die 4., sofort von La Ferté Bernard wieder zum Regiment herangezogen, in Fermen westlich des Orts, die 2. in Argenvilliers. Für den

weiteren Marsch des Detachements

in südöstlicher

Richtung war das Relais nach Chartres besser über Brou zu legen. Das Regiment verschob infolge dessen die ausgestellte Linie auf die Straße Chartres — Brou mit Zwischenposten in Illiers und Bailleau le Pin. Der bisherige Führer, Lieutenant v. Müller, wurde gleichzeitig durch den Lieutenant v. Buch abgelöst. Am 4. Dezemb er erreichte das Detachement La Bazoche Gouet . Oberstlieutenant v. Rathenow führte wieder die aus zwei Kompagnien und unseren drei Eskadrons beſtehende Avantgarde, welche in Chapelle Royale Ortsunterkunft bezog . Auf das Gerücht hin, daß stärkere feindliche Truppen-Abtheilungen von Mondoubleau nach Châteaudun gezogen seien, wurden sofort Lieutenant v. Derzen , Patrouillen in beiden Richtungen entsandt. der auf Courtalin vorritt, stellte hier die noch ganz frischen Spuren größerer Biwaksplätze fest.

Nach Aussage der Einwohner hatten

sich Tags zuvor gegen 10 000 Mann nach Châteaudun hin zusammengezogen . Mit Tagesanbruch des 5. Dezember wurden vom Regiment wiederum Offizierpatrouillen gegen Châteaudun und

Cloyes

vor-

getrieben. Lieutenant Graf v. d . Recke hatte mit seinem Zuge die Richtung

111

auf Châteaudun zugewiesen erhalten.

Unweit letteren Orts erhielt

die Patrouille aus einem Gehölz Feuer, wodurch ein Pferd sowie Der Lettere erlag der der Gefreite Düsing verwundet wurden. erhaltenen schweren Verlegung des Oberschenkels am Weihnachtsabend im Lazareth von Courtalain. Lieutenant Graf v. d . Recke führte auf Umwegen seine Erkundung weiter und konnte feststellen, daß Châteaudun heute geräumt , gestern aber noch stark besetzt gewesen war. Einer ebenfalls von der 4. Eskadron auf Châteaudun entsandten Patrouille des Unteroffiziers König gelang es, im Walde von Essard unweit Courtalain noch zwei Nachzügler aufzugreifen . Von solchen stammten jedenfalls auch die auf die Patrouille des Lieutenants Graf v . d . Recke abge= gebenen Schüsse. Mit der Erkundung gegen Cloyes war Premierlieutenant v. Pappenheim beauftragt worden . Auf dem Wege zwischen Courtalain

und Langey

bemerkte er plötzlich

einen beladenen Wagen,

dessen Bedeckung aus etwa 20 mit Gewehren bewaffneten Bluſenmännern bestand. Ohne Weiteres wurde der Wagen erbeutet. Die Blusenmänner hatten es vorgezogen , die Gewehre fortzuwerfen und sich seitwärts in die Büsche zu schlagen.

Munition ,

Gewehre

und Tornister bildeten den Inhalt des Fuhrwerks , welchen Lieutenant v. Pappenheim alsbald in den nahe befindlichen Yères-Bach versenkte. Vor Cloyes wurden zwei höchst verdächtige Personen festge= nommen; im Orte selbst stieß man auf eine sehr drohende Haltung der Einwohner. Es hielt das jedoch den Patrouillenführer nicht ab, den Maire zu sich auf den Marktplatz zu bescheiden und für einige Tausend Mann Quartier zu bestellen. Hierdurch wohl stutig gemacht, ließ die aufgeregte Menge, ohne zu Thätlichkeiten überzugehen , die Patrouille den Ort wieder verlassen. Premierlieutenant v . Pappenheim sah aus alledem, daß das Freischärlerthum hier stark Boden gefaßt hatte.

en

Das Detachement hatte mittlerweile den Marsch auf Châtillon Dunois nordöstlich Courtalain angetreten. Als dasselbe bei

Arrou von der großen Straße auf Châteaudun abbog, wurde Premierlieutenant v. Viereck mit seinem Zuge als Flankensicherung nach Courtalain geschoben, um hier Tags über Vedetten auszustellen und gegen Droué , Cloyes , Châteaudun und Mondoubleau zu patrouilliren . Eine von ihm auf Cloyes entsandte Patrouille mußte

112

die Wahrheit der dort vom Premierlieutenant v. Pappenheim gemachten Wahrnehmungen empfinden. Aus dem Gehölz von Cloyes erhielt dieſelbe ganz unerwartet Feuer.

Der Patrouillenführer Unter-

offizier Henning , sowie das Pferd des Dragoners Zimmermann stürzten sofort zu Boden zwei andere Pferde wurden verwundet. Die Patrouille, wehrlos gegen die Ueberzahl, mußte sehen , wie der seines Pferdes beraubte Dragoner Zimmermann in feindliche Gefangenschaft gerieth .

Ueber das Schicksal des Unteroffiziers Henning ,

der als vermißt galt, erfuhr man erſt, als der Dragoner Zimmermann im März des Jahres 1871 aus der Gefangenschaft ausgelöſt wurde. Eine tödtliche Kugel hatte den Patrouillenführer bei jener Gelegenheit getroffen - der Dragoner Zimmermann hatte in der Kirche von Cloyes die Leiche deſſelben liegen sehen. Destlich Châtillon en Dunois mit Stab und der 2. Eskadron in Villars , der 1. in Le Saussé und der 4. in Coudray Ferme war das Regiment ins Quartier gegangen. Ueberall hatten an diesem

Tage unsere Patrouillen frische Spuren

getroffen. Die Summe

aller

Nachrichten

dieses

des Feindes

Tages

an-

erweckte beim

General v . Rauch den Glauben, der vor ihm gespürte Feind sei in Richtung auf Orléans ausgewichen .

Er beschloß deshalb, demselben

auf den Fersen zu bleiben und die Weiterbewegung des folgenden Tages dementsprechend auf Orgères zu richten . Der Marſch , der bei Dancy beendet wurde, war durch die geradezu grundlos gewordenen Wege ein recht beschwerlicher. Das Regiment, wegen des anstrengenden Avantgardendienstes der letzten Tage von den Ulanen abgelöſt, marſchirte heute geſchloſſen im Gros und ging mit dem Stab und der 4. Eskadron nach Memillon , mit der 2. nach La Touche und mit der 1. nach St. Maur alle drei Orte am Loir Girais . In Dancy traf Abends ein Offizier der zunächst befindlichen 4. Kavallerie- Diviſion ein mit dem Befehle Sr. Königlichen Hoheit des Großherzogs für das Detachement Rauch , am 7. Dezember über Châteaudun auf Morée zu marschiren, Patrouillen von dort gegen Vendôme vorzutreiben und die Aufklärung gegen Westen zu übernehmen. Zugleich erfuhr man durch diesen Offizier die ersten Nachrichten. von den inzwischen durchlebten Schicksalen der Armee-Abtheilung und der 17. Division.

-

113

Danach hatte dieselbe nach

der am

29. November erfolgten

Vereinigung mit der II. Armee an der Straße Orléans Paris, in den blutigen dreitägigen Kämpfen bei Orléans geholfen , einen großen Theil der Loire - Armee zu vernichten. Nach einigen Tagen der Ruhe in Orléans sollte sich dieselbe nun gegen Beaugency wenden, um die noch in jener Gegend befindlichen Kräfte des Gegners zu zerstreuen. Hierzu war ein Heranziehen und eine Mitwirkung des Detachements Rauch beabsichtigt worden. Obiger Befehl führte daher das Detachement am 7. Dezember in südlicher Richtung nach La Ferté Vilneuil östlich Cloyes. Unsere drei Eskadrons waren wieder in die Avantgarde gekommen, und es bezogen Ortsunterkunft der Stab und die 2. Eskadron in Thierville Château, die 4. in Herbouville, die 1. in Hauville. Die Relaislinie, welche mittlerweile von der Straße ChartresBrou weiter ostwärts auf die Straße Chartres - Bonneval verlegt Lieutenant v. Buch wurde daher war , sollte nunmehr eingehen. heute mit seinem Kommando zum Regiment zurückbeordert. Die Eskadron Bethush stellte am Nachmittag noch die Verbindung mit der 4. Kavallerie-Diviſion her, deren Stabsquartier, nachdem sie bei Binas halbwegs zwischen Cloyes und Beaugency ein Gefecht bestanden hatte, heute nach Verdes südöstlich La Ferté Vilneuil gekommen war. Die nach Süden vorgetriebenen Patrouillen

der

Eskadrons

Bethusy und Malzan meldeten übereinstimmend , daß sowohl das vorliegende Dorf Moisy wie auch füdlich davon der große Wald von Marchénoir von feindlichen Truppen besett ſei . Auch von der Armee- Abtheilung war die Anwesenheit feindlicher Streitkräfte im Walde von Marchénoir und von da bis zur Loire hin festgestellt worden. In der Absicht, dieselben am 8. Dezember energisch anzugreifen , hatte Se. Königliche Hoheit der Großherzog der auf dem rechten Flügel befindlichen 4. Kavallerie- Diviſion die Weisung geschickt, für den 8. das Detachement Rauch heranzuziehen und unter seine Befehle zu nehmen. Das infolge frühzeitigen Alarms am Morgen des 8. bei Thierville versammelte Detachement erhielt daher hier den Befehl Sr. Königlichen Hoheit des Prinzen Albrecht von Preußen , in Richtung Ouzouer le Marché an die 4. Kavall erie- Division heranzumarschiren. v. Unger, 2. Großherzogl. Mecklenburg. Drag. Regt. Nr. 18.

8

114



Jener frühzeitige Alarm war hervorgerufen durch ein Vorgehen französischer Infanterie-Abtheilungen gegen das Quartier der Eskadron Bethusy. Gegen 5 Uhr Morgens meldete eine der während der ganzen Nacht zweiſtündlich gegen Moisy entsandten Patrouillen (Unteroffizier Schröder), daß feindliche Infanterie, etwa ein Bataillon, über Moisy hinaus

vordringe

und

bereits

in bedenklicher Nähe

von

Hauville sei. Rittmeister Graf Bethusy , welcher die Meldung für übertrieben hielt, gab anfänglich nur den Befehl zum Satteln, begab sich aber für seine Person sofort zu näherer Erkundigung vor das Dorf. Hier überzeugte ihn alsbald das Pfeifen der Kugeln , die aus einer in dunkler Maſſe auf der Chauffee heranrückenden Schaar bereits in die Dächer von Hauville schlugen, von der Richtigkeit der Meldung. Sofort mußten nun alle Trompeter sowie die Spielleute der noch in Hauville liegenden Grenadier-Kompagnie Alarm blasen. Glücklicherweise flößte denn auch das mannhafte Blasen der Musici den Franzmännern einen solchen Respekt ein, daß sie es für gerathener hielten , mit dergleichen Leuten nicht anzubinden , vielmehr den Rückzug auf Moisy anzutreten.

Die Eskadron , welche sich in fliegender

Eile gefechtsbereit gemacht hatte, blieb dem zurückgehenden Gegner, dessen geplanter Ueberfall gänzlich gescheitert war , auf den Fersen. Sie folgte bis über Moisy hinaus und beobachtete den sich bei Ecoman am Waldrande wieder festseßenden Gegner durch Patrouillen. Bei dem fortwährenden Feuer , welchem lettere ausgesetzt waren, verlor Unteroffizier Gienke sein Pferd. Der zu Fuß Zurückeilende wäre sicher in die Hände einiger sich sofort an die Verfolgung machenden Franzosen gefallen, wenn nicht Premierlieutenant v. Pappenheim ihm schleunigst mit dem 1. Zuge entgegengeeilt und wieder zu einem Pferde verholfen hätte. Bis zum Mittag hin stand die Eskadron in dieser beobachtenden Stellung bei Moisy .

Lieutenant v. Müller mit seinem Zuge hatte

das Dorf selbst besetzt. Der in Flankeurlinie aufgelöste Zug des Premierlieutenants v. Pappenheim war dabei andauerndem, glücklicherweise unschädlichem Feuer flankirender Chaſſeurs d'Afrique ausgesetzt, welche sich ihm gegenüber entwickelt hatten. Gegen 12 Uhr traf bei der Eskadron der Befehl ein, sich wieder zum Detachement heranzuziehen. Dasselbe war mittlerweile, mit der Eskadron Malkan und einer Grenadier-Kompagnie als rechter Seitendeckung , über Verdes

115

in Richtung auf Ouzouer le Marché marschirt. Schon früh Morgens war durch Lieutenant Wendt die Verbindung mit der 4. Kavallerie-Division

aufgesucht und in Erfahrung gebracht, daß

die Armee-Abtheilung auf der Linie Beaugench - Cravant im Gefecht stehe.

Zugleich damit kam der Befehl für das Detachement , auf

dem rechten Flügel der in der Gegend von Poiſioux gegen den Wald von Marchénoir beobachtenden 4. Kavallerie-Division, sich bereit zu halten, in das Gefecht einzugreifen. Der Marsch mußte also über Ouzouer hinaus fortgesetzt werden. Die starke Ermüdung des Detachements, verbunden mit dem Umſtande, daß sich die 4. Kavallerie-Diviſion durch eine Vorwärtsbewegung beträchtlich entfernt hatte, ließ jedoch die Erfüllung des Auftrages nicht mehr zu. Als der Abend schon dunkelte, beendete das Detachement seinen Marsch

bei Baccon südöstlich Ouzouer

le Marché.

Der Stab, die 1. und 4. Eskadron fanden Unterkunft in Champdry, die 2. in La Prenay Ferme unweit südöstlich davon. Für den 9. Dezember hatte Se. Königliche Hoheit der Großherzog die 2. und 4. Kavallerie-Diviſion mit der Verfolgung des im Abzuge vermutheten Gegners beauftragt. Das Detachement Rauch hatte sich der 4. Kavallerie- Diviſion anzuschließen. Die übrigen Truppen der Armee-Abtheilung sollten sich vorläufig in enger Aufstellung für alle Fälle bereit halten. Das Detachement Rauch, welches sich südwestlich Thorigny gesammelt hatte , war schon auf dem Marsche zum Sammelplaß der 4. Kavallerie-Division bei Cravant, als sich überraschender Weise herausstellte, daß der Gegner , welchen man in einer rückwärtigen Bewegung glaubte, auf der ganzen Linie zur Offenſive überging. So entstand der zweite Kampftag bei Beaugency . Die 4. Kavallerie- Diviſion mit dem Detachement Rauch erhielten Befehl, vorläufig bei dem östlich Cravant gelegenen Dorfe Beaumont in Reſerve zu verbleiben. Bald wurde über die 4. Kavallerie- Diviſion anderweitig verfügt. Jett bildete nur noch das Detachement Rauch, verstärkt durch ein Bataillon und zwei Batterien bayerischer Truppen, die Spezialreſerve Sr. Königlichen Hoheit des Großherzogs. Die 22. Diviſion hatte sich zunächst defensiv verhalten müſſen. Als es der 17. Division gelungen war , den vor ihr befindlichen Feind zurückzuschlagen, erhielt sie Befehl, zur Entlastung der 22. Division gegen Villejouan vorzustoßen. Dieser Vorstoß sollte durch ein Vorgehen des Detachements Heuduck von der 22. Division, bestehend 8*

116

aus dem in Reserve gehaltenen Infanterie-Regiment Nr. 32 , einer Batterie und zwei Eskadrons Husaren Nr. 13, in Richtung Toupenay noch wirksamer gemacht werden. Jezt erhielt General v. Rauch den Befehl, auch seine Eskadrons bei dem Vorgehen des Detachements Heuduck sich betheiligen zu lassen.

Nur die Eskadron Malzan blieb bei den bayerischen Truppen

zurück; mit den Eskadrons Bethusy und Arnim meldete sich Oberſtlieutenant v. Rathenow beim Detachement Heuduck und übernahm hier das Kommando auch über die beiden Huſaren- Eskadrons . Graf Solms mit seinen beiden Ulanen - Eskadrons sicherte den Vorstoß in der rechten Flanke. Eine Zeit lang hielten die vier Eskadrons in gedeckter Stellung bei Cernay .

Der Zug des Lieutenants v. Müller mußte hier über

eine Stunde lang im heftigen Infanteriefeuer Flankeurdienſte thun. Es war gegen 3 Uhr, als sich die Eskadrons der allgemeinen Vorwärtsbewegung wieder anschlossen .

Aber der Feind hielt ungeheuer

zähe Stand. Unsere Eskadrons geriethen bei dieser Gelegenheit noch in sehr heftiges Artilleriefeuer, in welchem sie über eine Stunde aushalten mußten.

Es war ein Wunder ,

daß die beiden Eskadrons ,

trozdem die Granaten fortwährend ringsherum einschlugen , keine Verluste erlitten. Das Detachement Heuduck hatte Villejouan und Origny mit stürmender Hand genommen

als die Dunkelheit hereinbrach.

Erst

jetzt gab der Feind den weiteren Widerſtand auf. Es wurde 11 Uhr Abends, ehe die beiden Eskadrons das ihnen zugewiesene Quartier La Bruère an der Straße Orléans - Beaugency erreichten, wohin die 4. Eskadron schon vorher in Marsch gesetzt war. Nach der heute erfolgten Wiedervereinigung

mit der Armee-

Abtheilung wurde noch am Abend des 8. Dezember das Detachement Rauch aufgelöst.

zum

Wenn auch unsere drei Eskadrons in der Zeit der Zutheilung Streifforps des Generalmajors v. Rauch nicht Gelegenheit

zu reiterlicher Gefechtsthätigkeit gefunden hatten , so hatte es für die Truppe doch wahrlich nicht an recht erheblichen Anstrengungen gefehlt. Der fast unausgesetzte Avantgardendienst, welchen das Regiment versah, die immerwährenden Patrouillen , welche das so schwierige und unübersichtliche Gelände Tag und Nacht forderte, die grundlos gewordenen Wege ,

die kalte , schneereiche Witterung und

die sehr

117

-

― Alles dies war zumangelhafte Unterkunft und Verpflegung fammengekommen, um die Leistungen der drei Eskadrons, troß ihrer äußerlichen Unscheinbarkeit, doch zu recht erheblichen zu machen . Wenden wir unsere Blicke nun zur Eskadron Haeseler , welche das glücklichere Loos gezogen hatte, während derselben Zeit 17. Division auf blutigen, ruhmvollen Wegen zu begleiten.

die

Thätigkeit der Eskadron Haeseler vom 26. November bis 10. Dezember. Wir haben die Eskadron verlassen , als am 26. November die Armee-Abtheilung gegen Brou hin zusammengeschoben und die 17. Division auf La Bazoche Gouet in Bewegung gesetzt werden sollte. Während des Marsches gegen Brou vorgegangenen

dorthin ergab sich, daß die am 25 . feindlichen Abtheilungen wieder auf

Châteaudun und Bonneval zurückgewichen waren. am 27. gegen die Linie des

Loir-Baches

In der Absicht,

zu folgen,

konzentrirte

Se. Königliche Hoheit der Großherzog noch am 26. die ArmeeAbtheilung auf der Linie Drouet - Courtalain— Brou . Die 17. Diviſion

bezog

Ortsunterkunft

rittlings

der

Straße

La

Bazoche

Gouet- Chapelle Royale, mit starker Sicherung in lezterem Ort gegen Châteaudun. Da durch den heutigen Linksabmarsch der Diviſion die bisherige Avantgarde hinter das

Gros gerieth, so waren die nach

Chapelle Royale vorgeschobenen Sicherheits -Abtheilungen vom Gros zu geſtellen. So bezog gleich heute die Eskadron Haefeler im Verein mit dem Infanterie- Regiment Nr. 75 und dem 2. Bataillon vom Grenadier-Regiment die Vorposten auf den Straßen nach Bonneval und Châteaudun. Von hier aus stellten noch in der Nacht die Lieutenants v. Huth und v. d . Lühe die Verbindung mit der 22. Diviſion und dem I. bayerischen Armeekorps her. Es war ein recht unbehaglicher Ritt, den die beiden Offiziere in die dunkle Nacht hinein unternehmen mußten.

Hatten doch die hier abgelösten Vorposten der 4. Kavallerie-

Division ausgesagt, im ganzen Gelände ringsum befinde sich allenthalben noch der Feind . Auf dem Markt von Arrou stieß Lieutenant v. d. Lühe plößlich auf einige Kavalleristen. Im feſten Glauben, er habe Franzosen vor sich, sprengte er mit seiner Patrouille in der Dunkelheit darauf los .

Zu seiner großen Freude erkannte er als-

-

118

bald bayerische Truppen , welche gerade von der andern Seite in die Stadt einrückten. Er konnte sich von diesen über die Sachlage aufklären laſſen und alsdann den Heimmarsch antreten. Auch Premierlieutenant v. Huth hatte in Brou die Verbindung mit der 22. Division aufgefunden. Beide Offiziere wurden mit Freude wieder bei der Eskadron begrüßt , wo man ihre Rückkehr für recht unwahrscheinlich gehalten hatte. Das für den 27. befohlene Vorgehen der Armee-Abtheilung gegen

den Loir-Abschnitt führte die 17. Division über Brou auf Bonneval . Bei ersterem Ort trat die bisherige Avantgarde wieder in ihr normales Verhältniß. Es wurde hierbei von jezt ab dauernd auch die Eskadron Haeseler zur Avantgarde kommandirt. Sie wird nicht unzufrieden mit dem Tausch gewesen sein , welcher ihr Aussicht auf anregendere Thätigkeit bot, als der Dienst beim Gros . Die Avantgarde unter Führung des Oberst v. Manteuffel bestand, wie noch einmal erwähnt sein mag, aus dem 1. und 3. Bataillon Infanterie-Regiments 90, dem Jäger-Bataillon Nr. 14, der 3. Eskadron Dragoner Nr. 18, der 2. Eskadron Ulanen Nr. 11 und der 5. und 6. leichten Batterie. Beim Gros verblieb die 4. Eskadron Ulanen-Regiments Nr. 11. Außerdem stießen an diesem Tage die 17. Dragoner wieder zur Division. Das Regiment übernahm geschlossen die Rolle der Diviſions-Kavallerie und begleitete den heutigen Marsch der Diviſion als rechte Flankensicherung über Gohory -Montharville auf St. Maurice am Loir-Bach. Die freiwillig erfolgte Räumung des Loir-Abſchnittes überhob die Armee-Abtheilung der Nothwendigkeit des Kampfes . Die 17. Diviſion verblieb mit der Avantgarde in und bei Bonneval , mit dem Gros westlich davon. In der Linie La Joinière- Guibert mit der Front nach Süden, bezog die Eskadron Haefeler mit dem 3. Bataillon Füsilier-Regiments Nr . 90 die Vorposten, in engem Anschluß an diejenigen der 22. Diviſion. Am 28. gewährte Se. Königliche Hoheit den Truppen einen Ruhetag. Es war der erste seit 14 Tagen und um so nöthiger, als alle Truppen stark angestrengt waren. Es traf heute von Sr. Königlichen Hoheit dem Prinzen Friedrich Karl, welchem die Armee - Abtheilung bis auf Weiteres unterstellt worden war, der erneute Befehl für dieselbe ein, sich schleunigſt

119

-

an die Straße Orléans -Paris heranzuziehen , einigung mit der II. Armee zu bewirken. Eine besondere Anstrengung

um hier die Ver-

mußte daher

für

den

29. der

Armee- Abtheilung zugemuthet werden. Nach außerordentlich anstrengendem 121½stündigem Marsch ge= langte die Eskadron Abends 8 Uhr mit dem 3. Bataillon des Regiments Nr. 90 zusammen in ihr Quartier nordwestlich mignonville.

Tillai le Peneux

Artenay . Das Gros der Division erreichte GerNunmehr stand am Abend dieses Tages die Armee-

Abtheilung in enger Fühlung mit der II. Armee in einem großen Halbkreis nordwestlich Artenay. Ernste schwere Tage mußten unmittelbar bevorstehen.

Die Ver-

nichtung der beträchtlichen Streitkräfte der franzöſiſchen Loire- Armee, welche unter General d'Aurelle de Paladines nördlich Orléans versammelt stand, war nunmehr das Ziel der jetzt mit der Armee Abtheilung Sr. Königlichen Hoheit des Großherzogs vereinigten II. Armee. Waren auch die Heere des Advokaten Gambetta an kriegerischer Leistungsfähigkeit den unsrigen keineswegs gewachsen an Zahl waren ſie jedenfalls bedeutend überlegen. Am 2. Dezember begann jenes dreitägige heiße Ringen mit der Loire-Armee, das seinen Abschluß fand in fast vollständiger Zertrümmerung derselben und endgiltiger Beſignahme von Orléans . Sämmtliche Truppen waren am Morgen des 2. Dezember zum Angriff bereitgestellt worden. Die 17. Division stand an der Straße Chartres -Orléans mit dem Gros in Höhe von Santilly , mit der Avantgarde in Höhe der Ferme Fauconnière.

Von letzterer befand

sich das Jäger-Bataillon und die Ulanen-Eskadron noch in der Vorpoſtenstellung Baigneaux—Eards . Um 9 Uhr Vormittags ging der Befehl für die Division ein, auf Lumeau abzumarschiren. Mit der Eskadron Haefeler vorauf, nahm die Avantgarde ihren Als die Tete Weg über Chauffour und Bazoches les Hautes . lezteren Ort durchschritten , meldeten die Dragoner , daß in der rechten Flanke von Château Goury her Kanonendonner hörbar ſei. Oberst v. Kahlden wurde mit seinem Regiment zur näheren Aufklärung dorthin geschickt , während die Avantgarde den Marsch auf Lumeau fortsetzte. Da trifft von der Ulanen-Eskadron die Meldung ein , daß ſtarke feindliche Kolonnen von Südosten und Süden her gegen Lumeau und Baigneaux im Vorrücken seien. In beschleunigtem

120

Tempo sucht

die Avantgarde noch vor dem Gegner Lumeau zu

erreichen , während das Gros südwestlich Bazoches les Hautes , mit Front gegen die Linie Lumeau - Loigny, aufmarschirt. Die Eskadron Haeseler geräth, gleich der Avantgarde, bei Lumeau bereits in heftiges Granatfeuer feindlicher Batterien, welche bei Domainville aufgefahren. Westlich des Dorfes muß die Eskadron die Beobachtung der rechten Flanke übernehmen während des sich nun entſpinnenden blutigen Kampfes um Lumeau. Die Landschaft der Beauce ist so gänzlich eben, daß im Gelände nur sehr wenig Deckung zu finden ist. So blieb der Eskadron nichts übrig ,

als sich durch fortwährenden Stellungswechsel vor

Verlusten zu bewahren.

Wie manchmal im Leben sich der düſterſten

Tragik ein komisches Moment einmischt , so auch hier.

Rittmeister

v. Haeseler hatte seinen steten Begleiter , einen langhaarigen, Der Hund, braunen Hühnerhund, Lord, mit ins Feld genommen. welcher auf Märschen,

im

Gefecht und im Quartier stets unbe-

kümmert umherlief, ohne ein einziges Mal seinen Herrn zu verlieren, war bald allgemein bekannt und gern gesehen. Auch jetzt wieder sprang Lord bellend und übermüthig tobend vor der Front der Schwadron herum und bemühte sich,

nach den vielfach in der Luft

umherfliegenden Granatsplittern zu schnappen.

Dabei mußten seine

Erfahrungen aber doch wohl sehr schlechte gewesen sein, denn plötzlich gab er sein Spiel auf und kroch zwischen die Pferde des zweiten Gliedes . Von diesem Tage an war der Hund nicht mehr zu bewegen , diesen Platz zu verlassen , sobald der erste Schuß fiel. Erst wenn jedes Schießen verstummt war , sprang er wieder in seinen wilden Säßen um die Eskadron herum. So wurde er bald bei den Leuten der Eskadron ein Barometer für die Gefechtslage. Begab sich Lord munter nach vorn zu seinem Herrn , so war dies ein untrügliches Zeichen der Gefahrlosigkeit ; kam er ohne seinen Herrn zur Schwadron zurück und suchte Schutz bei den Pferden, so war die Sache verdächtig ! „ Nu kümmt Lord wedder , nu ward't gefährlich “ ſagten dann die Dragoner. Der äußerst ungestüme Angriff des Feindes auf Lumeau wurde durch die kaltblütige Tapferkeit der Mecklenburger schließlich in einen schleunigen Rückzug umgewandelt. Der Verfolgung schlossen sich beide Avantgarden -Eskadrons an . Die Eskadron Haeseler erhielt jedoch sehr bald den Auftrag, den befohlenen Rechtsabmarsch der Avantgarde in der linken Flanke zu decken.

121

-

Mittlerweile war nämlich das Gros der Division zur Unterstützung des hart bedrängten bayerischen Korps gegen Loigny vorgegangen. Zur Verstärkung dieses Angriffs konnte nunmehr auch die Avantgarde von Lumeau herangezogen werden.

Die Eskadron

sollte feststellen, ob die Hauptkräfte des Gegners bei Loigny oder bei Villepion und Villours zu suchen seien. In der Nähe von Villepion zogen sich feindliche Schüßenlinien, lebhaft schießend, vor der Eskadron zurück. Die versuchte Attacke auf dieselben ließ sich leider nicht mehr verwirklichen , da der Gegner zu schnell die Umfaſſungsmauern des Gehöftes erreichte. Bei Villours konnte Lieutenant v. d. Lühe mit seinem Zuge

einen sehr glücklichen Einblick in die rechte Flanke des bei Loigny im befindlichen Feindes gewinnen und Meldungen darüber erstatten.

Gefechte

In seinem Bericht erwähnt hierbei Rittmeister v. Haeseler außer der unerschrockenen Kühnheit des Lieutenants v . d . Lühe auch noch das verwegene Auftreten des Gefreiten Beyer , unseres jezigen vielbewährten Vizewachtmeisters , von dem wir Alle wissen, daß er auch heute noch die Vorsicht für den schlechtesten Theil der Tapferkeit hält.

Beyer wurde einige Tage später für sein braves Verhalten

durch den Regimentskommandeur zum Unteroffizier befördert. Während des hartnäckigen blutigen Kampfes der Diviſion um Loigny verblieb die Eskadron zur Beobachtung in der linken Flanke. Patrouillen erkundeten bis Terre Noire hin und unterhielten die Verbindung mit den 17. Dragonern, welche zur Aufrechterhaltung der Verbindung mit der bei Poupry kämpfenden 22. Diviſion auf den linken Flügel genommen waren. Endlich war nach äußerst erbittertem Häuserkampf das Dorf Loigny zum größten Theil in den Händen der Division. Die Avantgarde sollte nunmehr über Loigny hinaus vorstoßen ,

die Eskadron

Haeseler nördlich um Loigny herum diesen Vorstoß begleiten. Granate auf Granate schlug noch immer in das Dorf, als sich die Eskadron, zu Dreien abgebrochen, den ersten Häusern von Loigny näherte. Gerade trabte dieselbe unter dem Kommando „ Augen links " bei Sr. Königlichen Hoheit dem Großherzog vorbei ,

als krachend

eine Granate in den ersten Zug einschlug. Die beiden nebeneinander reitenden Unteroffiziere Steinfeldt und Harnack sinken schwer verwundet zur Erde, fünf Pferde liegen getödtet am Boden. Unmittelbar darauf schlägt eine zweite Granate in den 4. Zug,

122

tödtet 2 Pferde und verwundet den Dragoner Beckmann schwer, die Dragoner Schmidt und Kuzbach leicht. Mehrfach noch schlagen die Granaten in dichtester Nähe der Eskadron ein, bleibt sie vor weiteren Verlusten bewahrt.

doch

Statt des beabsichtigten Vorstoßes sah sich die Division genöthigt, selbst noch einen sehr energischen Gegenstoß des Gegners abzuweisen, dann machte die Dunkelheit dem Kampfe ein Ende. Im Gros der Vorposten bezog die Eskadron für die Nacht Biwak bei Loigny auf blutgetränktem Schlachtfelde, Stelle, wo sie die Verluste erlitten hatte.

genau an der

In dichten Flocken fiel der Schnee herab auf Roß und Reiter, welche nach den Anstrengungen des Tages nun der eisigen Kälte der Nacht überliefert waren. Wer nicht noch ein Stück Brot in den Packtaschen hatte ,

mußte

auf das Abendbrot verzichten ; zur Ver-

pflegung der Truppen war nichts vorhanden. Ein bedeutungsvoller Tag lag hinter der Eskadron . der erste wirkliche Schlachttag für sie.

Es war

Die feindlichen Geschosse

hatten heute die ersten Opfer auch in ihren Reihen gefordert. In dem Bericht an das Regiment hält es der Eskadronchef für seine Pflicht, die vorzügliche Haltung der Eskadron während des ganzen Tages besonders hervorzuheben. Selbst als die Granaten in die Eskadron schlugen, bewahrte dieselbe in hohem Grade Ruhe und Ordnung .

Nächst dem musterhaften Beispiel der Zugführer glaubt

Rittmeister v. Haeseler der großen Ruhe und Umsicht des Wachtmeisters Haß besondere Anerkennung zollen zu müſſen, der unausgesetzt bemüht war, die straffste Ordnung aufrecht zu erhalten und daneben keinen Augenblick die Sorge für die verwundeten Leute und Pferde und deren Ausrüstungsstücke außer Acht ließ. Aber auch das Benehmen der Leute war voller Anerkennung werth. Keiner der Verwundeten verlor seine Selbstbeherrschung. Dem Unteroffizier Steinfeldt war neben Verlegung des rechten Armes und der Seite das rechte Bein total zerschmettert ; dem Unteroffizier Harnack durch dieselbe Granate der linke Fuß gleichfalls zerschmettert. Der Johanniterritter Frhr. v . Malzahn aus Vollrathsruhe nahm sich,

unbekümmert um die rings herum ein-

schlagenden Geschosse , sofort der Schwerverletzten an und brachte sie auf seinem Johanniterwagen aus dem Feuer. Bei Beiden wurde sofortige Amputation nöthig. Nicht lange überlebten die Braven den für sie so

ehrenvollen Tag.

Unteroffizier Steinfeldt starb

123

--

am 9., Unteroffizier Harnack am 13. Dezember im Feldlazareth zu Brandelon. Dem Dragoner Beckmann hatte ein Granatsplitter den rechten Fuß schwer verletzt ; Dragoner Schmidt hatte einen Streifschuß am rechten Arm, Dragoner Kußbach eine stärkere Verlegung an zwei Fingern der rechten Hand erhalten. Der Gefreite Olms , dessen Pferd von einer der Granaten schwer verlegt worden war, wollte dasselbe trotz des Geschoßhagels nicht verlassen ,

bis es

getödtet und die Ausrüstungsstücke geborgen seien. Das Benehmen aller dieser Leute war im vollsten Maße geeignet , der Eskadron ein würdiges , nachahmenswerthes Beiſpiel zu geben. Jenes Abzuges der Eskadron aus dem Feuer hat sich später Se. Königliche Hoheit der Großherzog in anerkennender Weise Wäre am heutigen Tage die immer besonders gern erinnert. Standarte, welche die Eskadron beim Regiment hatte belaſſen müſſen, bei ihr gewesen, sicher hätten die feindlichen Geschosse ehrenvolle Spuren an derselben zurückgelassen , ihren Träger allerdings auch getödtet. Der Plaß des Standartenunteroffiziers wäre zwischen jenen beiden Unteroffizieren gewesen, welche durch ein und dieselbe Granate so schwer verlegt wurden. Zu neuem Kampf rief der kommende Morgen. Es war die Absicht Sr. Königlichen Hoheit des Prinzen Friedrich Karl , am 3. Dezember die Franzosen in ihrer Stellung in den großen Waldungen nördlich Orléans anzugreifen. Die Armee-Abtheilung sollte den Angriff der II. Armee , deren auf dem rechten Flügel befindliches IX. Armeekorps über Artenay vordringen sollte,

durch ein Vorgehen gegen die feindliche Stellung

Gidy - Cercottes südlich Chevilly Orléans flantirend unterstützen.

an

der

großen

Straße nach

Gegen 11 Uhr brach die 17. Diviſion von ihrem Sammelplat bei der Ferme Anneux auf und marschirte über Domainville nach Murville, von wo sie über Beaugency auf Chevaux und Chameuil gewiesen wurde. Die 3. Eskadron, wieder mit der Ulanen- Eskadron der Avantgarde voraufgehend, hatte zunächst die Richtung über Beaugency auf Chevilly eingeschlagen . Die Meldungen des Avantgardenzugführers Premierlieutenant v. Huth, sowie der Unteroffiziere Görke und Pundt , orientirten den Führer in sachgemäßester Weise über die Vorgänge auf dem linken Flügel der Division .

Eine von

ihnen festgestellte und gemeldete feindliche Infanterie-Kolonne, welche

124

von Artenay auf Chevilly zurückging , konnte daraufhin von den Batterien der Avantgarde unter sehr wirksames Feuer genommen werden. Weiter nach Süden vordringend ,

erhielten die Patrouillen in

der Höhe der Ferme Chameuil sowohl aus einem vorliegenden Gehölz, als auch aus der Ferme Les Francs Feuer. Das Besetztsein von Trogny war mittlerweile schon vom Dragoner - Regiment Nr. 17 gemeldet worden . Um beide Dertlichkeiten entſpann sich alsbald ein langer , zäher Kampf. Alle Bemühungen des Gegners , die 17. Diviſion aus ihrer rasch eingenommenen Stellung wieder zurückzutreiben, scheiterten gänzlich. Die Franzosen mußten schließlich abziehen.

mit blutigen Köpfen

Während des Kampfes sorgte die Eskadron weiter für die Der starke Aufklärung auf dem linken Flügel der Avantgarde. Nebel

erschwerte dieselbe ungemein.

Ueberall mußte

dem Feinde

dicht auf den Leib geritten werden , um seine Stellungen erkunden zu können. Lieutenant v. d . Lühe, der mit seinem Zuge gegen den Saum eines Gehölzes vorprellte , um dessen Besetzung festzustellen , verlor bei dieser Gelegenheit 1 Mann und 1 Pferd. Letzteres wurde tödtlich getroffen; der Dragoner Lehder trug eine leichtere Verwundung in der linken Seite davon. Einer Patrouille des Gefreiten Stier geriethen im Nebel fünf franzöſiſche Infanteristen in die Hände, welche sie sich anſchickte, als Gefangene zurückzuführen. Gleich darauf wurden ihr dieſelben jedoch von einer stärkeren Kavallerie-Patrouille wieder abgejagt. In dem gänzlich freien Gelände war die Eskadron dauernd Sie verlor jedoch nur dem Gewehr- und Granatfeuer ausgesetzt. den Dragoner Lange, dem eine Chassepotkugel die rechte Schulter schwer verwundete, sowie ein Pferd. In der rechten Flanke bewegte sich Tags über mit Geschick und Bravour die Patrouille des Unteroffiziers Schmidt , welche auch dort stehende bayerische Truppen

mehrfach

mit Meldungen

versah. Mit Einbruch der Dunkelheit hatte der Feind seine Stellung geräumt, auch das von der Avantgarde noch zuletzt beschossene Schloß Chevilly freiwillig verlassen , so Besitz nehmen konnte.

daß letztere ohne Kampf davon

125

In der zum Schloß gehörigen Ferme bezog die Eskadron am Abend enge Ortsunterkunft im Gros der Vorposten zusammen mit dem 3. Bataillon der Füsiliere. Noch einmal sollte sich der Schnee blutroth färben, gegenüberstehenden Gegner das Schwert entwunden war. stolze Orléans war das Sonntag.

ehe dem Das

allgemeine Kampfziel für den morgigen

Die 17. Division sollte sich ihren Weg zur Stadt hin über Gidy bahnen. Sobald die Avantgarde Chevilly verlassen , erhielt sie auch bereits Feuer aus schweren Marinegeschüßen , die bei Gidy in Position gebracht waren. Die beiden Avantgarden - Eskadrons, welche mit dem Auftrage vorgingen, den Vormarsch der Avantgarde in der linken Flanke zu sichern und die Verbindung zum IX. Armeekorps hin aufzunehmen , wurden gleichfalls bereits aus der Ferme Cuny beschossen. Ein umfassender Angriff der Avantgarde bewog den Gegner zur Aufgabe beider Orte. In Gidy wurden zur großen Freude der Truppen große Kisten. voll Zwieback aufgefunden , welche die Franzosen dort hatten stehen laſſen müſſen. Auch unseren Dragonern sind dieselben herrlich zu Statten gekommen , als die Eskadron , dem Rechtsabmarsch der Avantgarde auf Janvry folgend , Gidy durchritt. Ein abändernder Befehl hatte nämlich der 17. Division nunmehr den Weg über Janvry und La Borde angewiesen. Während das der Division vorübergehend unterstellte 2. Schlesische Husaren-Regiment Nr. 6 den Auftrag erhielt, westlich um das südwärts Janvry gelegene große Waldstück herum zu traben, gingen die beiden Eskadrons der Avantgarde östlich um dasselbe herum, um der in der Mitte durch das Holz marschirenden Infanterie den nöthigen Flankenschutz zu gewähren. Je näher an Orléans heran, um so unübersichtlicher wurde das Gelände.

In hohem Grade ge-

eignet zu einer schrittweisen Vertheidigung, sette es der aufklärenden Kavallerie die größten Schwierigkeiten entgegen. Um die Infanterie abzuwarten , mußte die Eskadron zeitweilig halten.

Lieutenant v . d . Lühe übernahm mit seinem

Zuge

die

Sicherung der in einer Mulde vereint mit den Ulanen abgeſeſſen haltenden Eskadron. Gerade als hier ein herzugelaufenes franzöſiſches Kavalleriepferd auf Sattelung und Packung hin von Offizieren und

126

Mannschaften mit Intereſſe in Augenschein genommen wurde, kam plötzlich Lieutenant v. d. Lühe mit seinem Zuge zurückgaloppirt, dicht gefolgt von feindlicher Infanterie, deren Umfassung in dem schwierigen Gelände er sich nur noch mit Mühe hatte entziehen können. Der Moment war kritisch für die Eskadron . Doch mit großer Ruhe wurde nach Kommando aufgesessen, zu Dreien abge= brochen, wie es das Gelände verlangte, und ordnungsmäßig aus dem Feuer zurückgegangen, welches nur einige Pferde verwundete. Bei La Borde leistete der Feind noch einmal energischen Widerstand. Aus den Waldstücken östlich des Orts wurde die Eskadron wiederum mit Feuer empfangen. Dragoner Evert erhielt dabei einen Streifschuß an die rechte Lende; dem Rittmeister v. Haeseler schlug eine Chassepotkugel senkrecht durch Mantel und Waffenrock bis auf die Brust, sette an der kleinen Geldtasche schräge ab, lief, das Fleisch verwundend , um die Rippen und schlug hinten durch alle Bekleidungsstücke scharf heraus .

Die starke Kontuſion der

Rippen zwang jedoch den Eskadronchef glücklicherweise nicht, ſeine Getreuen zu verlaſſen. Ein leichtes Wundfieber - und das kleine Stückchen Blei war vergessen! Von den Pferden der Eskadron wurden noch eins getödtet und zwei verwundet. Es

war tiefe Dunkelheit bereits ,

als sich die unermüdliche

Infanterie den Weg bis zu den Thoren von Orléans erkämpft hatte. Zuletzt hatte die Eskadron nur noch auf der großen Châteaudun - Orléans der Avantgarde zu folgen vermocht.

Straße

Nach eingeleiteten Verhandlungen räumte der Feind noch am selbigen Abend die Stadt. An der Spitze der 17. Division hielt Se. Königliche Hoheit der Großherzog um 12½ Uhr Nachts seinen Einzug in Orléans. Hell schien der Mond auf das mitternächtige Schauspiel herab, das in den sonst grabesſtillen Straßen der uralten Stadt sich abspielte. Die 17. Division als der erste deutsche Truppentheil , welcher das wieder eroberte Orléans betrat, bezog auch Quartier daselbst . Die 3. Eskadron im Verein mit der 34. Infanterie-Brigade kam in der nördlichen Vorstadt St. Jean unter. Mit welchen Gefühlen der Genugthuung mögen sich die braven Truppen in jener Nacht der Ruhe überlassen haben ! Drei Tage lang hatten sie ohne Unterlaß gekämpft, marſchirt, gehungert und

-

127

gefroren! Heute allein waren sie 20 Stunden unter den Waffen gewesen ! Aber der erreichte Erfolg war der Anstrengungen werth! Der Versuch der Loire - Armee , mit 200 000 Mann die belagerte Hauptstadt zu entsetzen, war vollständig gescheitert.

Der Dant Telegramm Ausdruck:

an

Sr. Majestät des Se.

Königs

Königliche Hoheit den

fand

in folgendem

Großherzog

warmen

„་་ Mit der größten Freude spreche ich Dir meine Anerkennung zu Deinen dreifachen Siegen und meinen Dank hiermit aus und verleihe Dir meinen Orden pour le mérite mit Eichenlaub. Dieselbe Dekoration ohne Eichenlaub den Generalen v. Wittich und v. großes Ereigniß Orléans !"

diese

Siege

Tresckow. und

die

Welch wichtiges

Wiedereinnahme von

Zwei Tage der wohlverdienten Ruhe konnten am 5. und 6. Dezember der Armee-Abtheilung gewährt werden. Nur die 2. und 4. Kavallerie- Division mußten am 6. schon gegen Beaugency Die 6. Kavallerie - Diviſion und Ouzouer le Marché aufbrechen. war zur II . Armee übergetreten. Wohl war die Sammlung neuer Kräfte nothwendig für die gewaltigen Anstrengungen , die unmittelbarer bevorstanden als irgend Jemand ahnte! Se. Königliche Hoheit der Prinz Friedrich Karl hatte sich entschlossen , die Armee - Abtheilung , verstärkt durch die hessische Division , zur Verfolgung der auf Tours zurückgegangenen Heerestheile des Gegners selbstständig am 7. Dezember dorthin aufbrechen zu lassen. Infolge dessen hatte Se. Königliche Hoheit der Großherzog der 17.

Diviſion für

den

7.

Dezember

das

Marschziel

gegeben. Doch nicht so leichten Kaufes sollte es erreicht werden.

Beaugency Wie sich

alsbald ergab, hatte sich der nunmehrige Befehlshaber einer zweiten, zum größten Theil neu gebildeten Loire-Armee , General Chanzy , mit drei Korps in der Linie Beaugency - Josnes , Vortruppen in Meung, festgesetzt, entschlossen, dem weiteren Vordringen der Deutschen zähen Widerstand entgegen zu seßen.

---

128

Noch vier mühevolle Tage sollten hier die 30 000 Mann der Armee-Abtheilung gegen die kämpfen haben !

120 000 des

Generals

Chanzh zu

Zunächst führte der 7. Dezember die Division , welche ihren Vormarsch auf dem rechten Loire-Ufer bewerkstelligte, zu dem Gefecht von Meung. das

An der Spitze der Avantgarde, zu deren bisheriger Stärke noch 1. Bataillon der Grenadiere gekommen war, setzte sich am

Morgen des 7. Dezember die Eskadron Haeseler von Orléans auf der großen Straße nach Beaugency in Bewegung. Die Lieutenants v. Huth und Thormann wurden alsbald mit ihren Zügen rechts herausgeschoben , um jenseits der Eisenbahn den Vormarsch der Avantgarde zu begleiten und die dortselbst gelegenen Dörfer abzusuchen. Lieutenant v. Bülow mit seinem Zuge hatte die Verbindung zwischen Avantgarde und Gros aufrecht zu erhalten. So blieben von der Eskadron nur noch Rittmeister v. Haeseler und Lieutenant v. d . Lühe mit seinem Zuge an der Tete.

Als dieſelben

ſich Meung näherten, brachte eine Huſaren-Patrouille der 2. KavallerieDiviſion die Meldung, daß Meung vom Feinde beseßt sei. Rittmeister v. Haeseler trabte mit Lieutenant v. d. Lühe und dessen Zuge weiter gegen den Ort vor, fand ihn aber bereits vom Feinde geräumt und besetzte sofort den jenseitigen Ausgang für die nachfolgende In- ' fanterie. Die weiter vorgeschobenen Patrouillen erhielten alsbald aus den die Straße begleitenden Weinbergen Feuer, konnten aber noch feststellen, daß feindliche Kolonnen in einiger Entfernung auf der Chaussee im Abmarsch begriffen waren. Sobald die vorderste Infanterie in Meung eintraf, räumte der Gegner seine vorgeschobenen Stellungen in den Weinbergen westlich Meung und ging auf Beaugency zurück. Lieutenant v . d . Lühe folgte sofort mit großer Entschlossenheit und konnte alsbald der Division melden, daß sich der Baulle

Gegner in sehr starker Stellung bei

Foinard-La Bruère festgesetzt habe. Besonders die Leute der

Spize zeichneten sich hierbei durch großen Schneid aus. Galopp jagten sie trotz allen Feuers

Im langen

an die feindliche Stellung

heran, um sichere Beobachtungen machen zu können. Man hatte ihrer ersten Meldung von der abmarſchirenden Infanterie-Kolonne nicht recht Glauben schenken wollen.

Das wollten die Dragoner doch nicht auf

ihrer Reiterehre ſigen lassen! Alsbald trat die Division

mit dem in sehr starker Stellung

"

129

befindlichen Gegner ins Gefecht. Während desselben zog sich Rittmeister v. Haeseler mit dem Zuge des Lieutenants v . d . Lühe auf den sehr gefährdeten rechten Flügel, um hier in Gemeinschaft mit der 2. Eskadron Ulanen-Regiments Nr. 11 den Schuß der westlich Meung aufgefahrenen Batterien zu übernehmen und das Gelände nach der rechten Flanke hin aufzuklären. Hier stießen auch nach und nach die anderen drei Züge wieder zur Eskadron. Lieutenant v. Huth und Lieutenant Thormann waren, ohne den Feind zu treffen, bis vor Le Bardon gelangt. Hier in der Nähe hatte auch das Dragoner-Regiment Nr. 17 eine verdeckte Aufstellung genommen und Flankeure bis auf die Höhe von Le Bardon vorgeschoben . Lieutenant v . Huth, der aus dem Ort Feuer erhalten hatte, meldete darüber an die Division . Lettere hatte allmälig den in der Front fast unangreifbaren Feind durch umfassenden Angriff zum Verlassen seiner Stellung gezwungen.

Mit dem fortschreitenden Angriff gingen die beiden

Avantgarden-Eskadrons nach und nach bis in die Höhe von Langlochère vor. In den unübersichtlichen und ausgedehnten Weinbergen waren eine Anzahl Infanteristen von ihrer fechtenden Truppe abgekommen und sammelten sich zunächst nach und nach an einer Uebersicht bietenden Stelle unweit der Eskadron. Da es ihnen augenscheinlich an Orientirung über den fortschreitenden Angriff und an einem Offizier fehlte, um wieder thätig in den Kampf eingreifen zu können, übernahm es der Rittmeister v . Haeseler , dieselben vorzuführen . Freudig folgten die Leute dieser Aufforderung und sehr bald, noch vor Langlochère, konnte Rittmeister v. Haeseler seine improviſirte Truppe einem im Gefecht stehenden Offizier deſſelben Bataillons übergeben. Nach Einbruch der Dunkelheit bezog die Eskadron Unterkunft beim

Gros

Anzahl sich wurden. Meung.

der

Vorposten

in Foinard,

wo von ihr noch eine

versteckt haltender Franzosen zu Gefangenen gemacht

Das Gros der 17. Division bezog Biwak in und um

Aus dem zähen Widerstande, welchen die Division ebenso wie das I. bayerische Armeekorps und die 2. Kavallerie-Diviſion heute gefunden, war mit Bestimmtheit zu entnehmen, daß man es nicht etwa nur mit Resten der bei Orléans zertrümmerten Loire-Armee, sondern vielmehr mit ganz neuen, voraussichtlich von Tours und aus dem Westen her herangeführten Truppen zu thun habe. v. Unger, 2. Großherzogl. Mecklenburg. Drag. Regt. Nr. 18.

Zum Schuß 9

130 des Regierungssites in Tour schienen sie in dem zur Vertheidigung sehr günstigen Gelände zwischen Loire und dem Wald von Marchénoir heftigen Widerstand leisten zu wollen. In Ausführung der Absicht Sr. Königlichen Hoheit des Großherzogs,

am nächsten Tage die Offensive mit Entschiedenheit fort-

zuſeßen, ſollte die 17. Diviſion am 8. Dezember zum Weitermarsch auf der großen Straße nach Beaugench bereit stehen . Erst gegen Mittag waren die Verhältnisse beim Gegner derartig geklärt , daß der 17. Division der Angriff auf den in starker Stellung bei Beaugency und Messas befindlichen Feind befohlen werden konnte. Die Eskadron Haeseler begleitete wiederum in Gemeinschaft mit der Ulanen-Eskadron die Vorwärtsbewegung der Avantgarde in der rechten Flanke. Das Dragoner-Regiment Nr. 17 befand sich ebenfalls wie Tags zuvor in der rechten Flanke der Diviſion und sorgte für die Aufrechterhaltung der Verbindung mit dem I. bayerischen Korps . Demſelben Zweck diente der Zug des Sekondlieutenants v. Bülow , welcher vom Divisionskommandeur persönlich zum General v. d. Tann fommandirt wurde. Erst nach zäher Gegenwehr und nach Verlust der beiden Flügelstützpunkte Beaugency und Messas trat der Feind auf der ganzen Linie den Rückzug an. Nach Abbruch des Gefechts wurde die Eskadron Haeseler nach Messas geschickt, wo sie mit den dort bereits befindlichen zwei Bataillonen vom Infanterie-Regiment Nr. 75 und einer Batterie verbleiben sollte.

Hier angelangt, brachte Lieutenant v. Bülow den Befehl des

Divisionskommandeurs für den Führer des Detachements, festzustellen, ob das vorgelegene Dorf Vernon noch vom Feinde besetzt sei und es zutreffendenfalls womöglich noch zu nehmen. Im Verein mit einer

kleinen

Infanterie - Patrouille schlich

sich

Premierlieutenant

v. Huth mit einigen Dragonern an das Dorf heran ; ein dortiger Posten wurde überrumpelt und festgestellt, daß sich noch etwa 400 Mann im Ort befanden, welcher nunmehr, schon bei Dunkelheit, von Theilen der 75 er gestürmt wurde. Die Eskadron brachte die Nacht in Messas zu. Fortwährend waren Patrouillen von ihr unterwegs, welche die in Vernon beim Ueberfall gemachten Gefangenen nach Messas eskortiren mußten. Während in der Frühe des 9. Dezember die Eskadron noch mit Satteln beschäftigt war,

erscholl von Vernon her schon das

131 Alarmsignal.

Die Franzosen

hatten

einen

Vorstoß

auf Vernon

gemacht, an den sich alsbald, wie aus der Darstellung der Thätigkeit des Detachements Rauch erinnerlich sein wird, unerwarteter Weise ein Vorgehen auf der ganzen feindlichen Linie anschloß. Während die Besatzung

von Vernon

alle Angriffe kaltblütig

abwies, verblieb die Eskadron zunächst in Bereitschaft bei Messas. Als der Kampf auf der ganzen Linie im Gange war , wurde Lieutenant v.

d.

Lühe mit seinem Zuge

persönlich zum General

v. d. Tann entſandt, um von hier aus den Divisionsführer dauernd mit Meldungen über die Gefechtslage

beim bayerischen Korps zu

versehen. Als die Division gegen Mittag den früher gleichfalls bereits erwähnten Befehl erhielt, gegen die rechte Flanke des Feindes vorzustoßen, trat eine Theilung der Eskadron ein. Die Lieutenants v. Huth und Thormann mit ihren Zügen blieben bei Beaugency, wo Theile der Avantgarde den wichtigen Flügelſtützpunkt festhielten, und klärten hier gegen die sehr starke Stellung des Gegners südwestlich Beaugench auf. Mit dem übrig bleibenden Zuge stellte sich der Eskadronchef vorübergehend unter das Kommando des Oberſt v. Kahlden, der mit zwei Eskadrons seines Regiments die Vorwärtsbewegung der 17. Division auf deren linken Flügel begleitete. Später, als Rittmeister v. Haeseler sich wieder vom DragonerRegiment Nr. 17 gelöst hatte und die beiden Züge der Lieutenants v. Huth und Thormann wieder zu ihm gestoßen waren, wurde er im Verein mit der 2. Eskadron Ulanen- Regiments Nr. 11 vom Divisionskommandeur vorgeschickt,

um einem vor die Front vor=

geschobenen allein fechtenden Bataillon als

Aufnahme zu

dienen.

Hier stand die Eskadron lange Zeit im Geſchüßfeuer. Erst mit Einbruch der Dunkelheit gab der Feind seine überall blutig abgewiesenen offensiven Absichten auf. Mit drei Zügen ging die Eskadron am Abend in Ortsunterkunft nach Beaugency, während Lieutenant v. d . Lühe mit seinem blieben war.

Zuge in Vernon ge-

In Anbetracht des außerordentlich angegriffenen Zustandes der Armee-Abtheilung einerseits, und der Wichtigkeit, die Operationen gegen Tours energisch fortzuführen andererseits , hatte das große Hauptquartier befohlen, daß nunmehr die II. Armee gemeinschaftlich mit der Armee-Abtheilung die Richtung auf Tours einschlagen sollte. Für die lettere wurde am 10. ein Ruhetag angesetzt, während 9*

-

132

dessen die Korps der II. Armee Loire abwärts

bis

Das

vorrückten .

am meisten mitgenommene bayerische Armeekorps

erhielt Weisung,

auf eine kombinirte Brigade zur Besatzung von Orléans

ab-

zurücken. Von der II. Armee sollte am 10. Dezember das X. Armeekorps Beaugency erreichen. Bis zum Eintreffen desselben hatten die Vorposten der 17. Division in ihren Stellungen zu verbleiben. Auf die Meldung hin, daß ein feindliches Kavallerie- Regiment sich vor der Front zeige, wurden die beiden Avantgarden-Eskadrons über die Vorpostenlinie hinaus vorgeschickt.

Lieutenant v. d. Lühe,

welcher mit seinem Zuge vorauf war, stieß jedoch nur auf flankirende Spahis, welche sich auf die in den Weinbergen eingenistete Infanterie zurückzogen. wundet.

Durch das Feuer der letzteren wurde ein Pferd ver-

Nach Ankunft des X. Armeekorps erhielt die Diviſion Befehl, sich rechts zu schieben zur Besetzung der Linie Villemarceau- Les Grottes. Die Eskadron begleitete hierbei die Avantgarde in ihre Stellung Hier verblieb sie auch , als bald die Division ganz

bei Loynes.

wider alles Vermuthen in ein Gefecht um das Dorf Villejouan verwickelt wurde. Der Divisionsführer hatte geglaubt , daß der rechts vorwärts gelegene Ort in Händen der 22. Division sei, als sich plöglich die Anwesenheit französischer Truppen darin herausstellte. General v. Tresckow gab sofort den Angriffsbefehl. Das 1. und Füsilier -Bataillon Regiments Nr . 76 löften den Auftrag glänzend, in voller Auflösung wurde der Gegner zurückgeworfen . Zuſammen mit dem Jäger-Bataillon blieb die Eskadron Nachts in Loynes.

Das Dorf war voller verwundeter Franzosen,

man hülflos zurückgelassen hatte.

welche

Fast die ganze Nacht widmeten

sich auch unsere Dragoner dem Samariterdienste und gaben gern den Verwundeten ihr Letztes hin. Lieutenant Thormann mit seinem Zuge mußte zu den Vorposten, welche das Grenadier-Regiment in der Linie Villemarceau-Villejouan ausstellte. Die Patrouillen hielten nach Süden Verbindung mit den Vorposten des X. Armeekorps, nach Norden mit denen der 22. Diviſion. Es war heute das

letzte Mal gewesen,

daß die Eskadron

Haeseler ihre Kraft in den Dienst der Avantgarde, mit welcher sie ſo bedeutungsvolle, ruhmreiche Tage durchlebt, hatte stellen können.

133

Der

11. Dezember

wordenen Verhältniß ,

entband sie von dem ihr besonders lieb gein welches nun andere Eskadrons unseres

Regiments eintraten. Nachdem am Abend des 9. Dezember das Detachement Rauch aufgelöst war, sehen wir am 10. die 17. Kavallerie-Brigade wieder im Verbande der 17. Division. Das 17. Dragoner-Regiment trat mit diesem Tage unter die Befehle des Generalmajors v. Rauch zurück, nachdem es seit den Tagen vor Metz gewesen war.

aus

dem

Verbande

der

Brigade

losgelöſt

Räumlich waren mit dem 10. Dezember also auch unsere vier Eskadrons wieder bei der Division vereinigt. Wenn auch die 3. Eskadron erst einige Tage später wieder in den Verband des Regiments zurücktrat , so können dessen Schicksale nunmehr doch wieder einheitlich zur Darstellung gebracht werden.

Auch die Rolle der 17. Kavallerie-Brigade war am Gefechtstage von Villejouan eine sehr passive gewesen. Zunächst hatte sie den Vormittag über westlich Messas an der Straße Vernon - Cravant in Bereitschaft gehalten . Die Eskadron Malzan war zur Beobachtung der linken Flanke in Richtung auf Beaugency entsendet. Später, als das Gros der Diviſion auf Villorceau vorbeordert wurde, begleitete ſie diesen Vormarsch, ſorgte für Verbindung zwiſchen Gros und Avantgarde und verblieb in gedeckter Aufstellung bei Villorceau. Am Abend wurden unserm Regiment die Dörfer Langlochère und Le Bouchet als Quartiere zugewiesen. Ersterer Ort war jedoch von Truppen des X. Armeekorps stark belegt und so mußte sich spät in der Dunkelheit der Regimentsstab, die 1. und halbe 2. Eskadron nothdürftiges Unterkommen in der gleichfalls schon belegten kleinen Ferme La Bruère zu verschaffen suchen. Theilen des Regiments blieb nichts anderes übrig , als in der kalten Winternacht zu biwafiren. Der am 10. zunichte gewordene Ruhetag wurde den Truppen am 11. dann wirklich zu Theil.

134 Am Abend kantonnirte die noch weiter nach rechts geschobene Division hinter den in der Linie Layes -Montigny ausgestellten Vorposten. Für unser Regiment trat heute ein bedeutungsvoller Wechsel im Kommandoverhältniß ein. Es sollte von jetzt ab die Rolle der Divisions-Kavallerie übernehmen und damit aus dem Verbande der Kavallerie-Brigade austreten. Nur die Eskadron Haefeler, welche nach ihrer äußerst ange=

strengten Thätigkeit noch einige Tage Ruhe haben sollte, wurde nach ihrer Ablösung von dem Dienst bei der Avantgarde zur KavallerieBrigade zurückkommandirt. Einige wenige Tage theilte sie deren Schicksale, um treten.

dann wieder

in den Verband des Regiments

zu

Der Regimentsstab , die Eskadrons Bethush und Malzan wurden zur Avantgarde , Division kommandirt.

die Eskadron

Arnim

zum Gros

der

Die Eskadron Bethusy erhielt noch gegen Abend Befehl , in nordwestlicher Richtung gegen Villermain über die Vorposten hinaus aufklärend vorzugehen. Sie stieß hier auf feindliche Abtheilungen, welche, soweit es die Dunkelheit erkennen ließ, in nordwestlicher Die weiter nachgesandte Patrouille des Richtung zurückgingen. Unteroffiziers Peters , welche mehrfach Feuer erhielt , bestätigte obige Wahrnehmung. Lieutenant v . Müller verblieb mit seinem Zuge bei den Vorposten in Jouy, während der Rest der Eskadron mit dem Stabe zusammen Ortsunterkunft in Launay bezog. Auf dem linken Flügel der Vorpostenſtellung waren von der Eskadron Malzan gleichfalls Patrouillen vorgetrieben worden. Bei einer derselben wurde in der Nähe des Gehöftes La Villette der Dragoner Drews durch einen Schuß in den Oberschenkel schwer verwundet. Derselbe starb an den Folgen der Verlegung am Sylvesterabend im Lazareth von Beaugency. Die Eskadron verblieb während der Nacht in Lahes und der benachbarten Ferme Beauvert , die Eskadron Arnim dahinter im Bereiche des Gros bei Rilly . Noch am Abend des

11. Dezember wurde die Absicht des

Gegners, von einem ferneren Festhalten der bisherigen Stellung abzusehen und den Rückzug anzutreten, deutlich erkennbar. Es bedeutete das für die Truppen der Armee-Abtheilung den

135

Beginn eines neuen Operationsabschnittes . Auf den dreitägigen Kampf von Orléans war nach dem Gefecht bei Meung die dreitägige Schlacht bei Beaugency- Cravant gefolgt . Heldenmüthig hatte in lezterer die Armee-Abtheilung dem stark überlegenen Gegner die Stirn geboten, ja sich nicht gescheut ihn offensiv anzupacken, wo es die Verhältnisse irgend erlaubten.

Die außerordentlichen Leistungen

auch der 17. Division in den verflossenen Tagen erscheinen um so bedeutender, wenn man sich vergegenwärtigt, daß dieselbe, durch Verluste und Krankheiten zusammengeschmolzen, nur noch etwa 5000 Gewehre ins Feuer bringen konnte. An Zahl zu schwach, um dem Feinde eine wirkliche Niederlage bereiten zu können, hatte die Armee-Abtheilung das moralische Element desselben in den viertägigen Kämpfen doch so durch und durch erschüttert, daß er freiwillig sich zum Rückzug entschloß. Dementsprechend trat am 12. Dezember die Armee-Abtheilung, welche nach Abgabe der 2. Kavallerie-Division an die links rückwärts folgende II. Armee nur noch aus der 17. und 22. Infanterie-, der 4. Kavallerie-Diviſion und einer kombinirten bayerischen Brigade bestand, den weiteren Vormarsch in westlicher Richtung an.

Die Verfolgung der zweiten Loire - Armee. Am Morgen des 12. Dezember begann die 17. Diviſion von ihrem Sammelplatz bei Rilly den ihr befohlenen Vormarsch auf La Madeleine Villefrouin, links begleitet von der 22. Division, rechts von der 17. Kavallerie-Brigade,

welche den Wald von Marchénoir

aufzuklären hatte. Schon mit Anbruch der Tageshelle waren die beiden Avantgarden-Eskadrons Bethusy und Malzan über die Vorposten hinaus vorgegangen, um die Fühlung mit dem abziehenden Gegner nicht verloren gehen zu lassen .

Von Cernay aus übernahm die 1. Eskadron

die weitere Aufklärung des

Vorgeländes .

Die Ortschaften östlich

und südlich des Waldes von Marchénoir wurden noch vielfach von Nachtruppen des Gegners besetzt gefunden.

Nirgends

aber waren

dieselben gewillt, noch Widerstand zu leisten. Freiwillig wurden nach und nach alle besetzten Ortschaften geräumt . Premierlieutenant v. Pappenheim wurde mit seinem Zuge in die rechte Flanke auf Chantôme und Binas entsandt, wohin die

136

Eskadron gestern den Abzug feindlicher Abtheilungen festgestellt hatte. Er meldete alsbald zurück, daß er, über Villermain vorgehend, das Dorf Binas und den Höhenzug südöstlich davon von feindlicher Infanterie besetzt gefunden habe und weiter beobachte. Der zweite Zug unter Sergeant Megelin nahm die Richtung über Lorges gegen den Wald von Marchénoir. Lorges wurde unbesetzt gefunden ; Feind

dagegen stieß die Spitze bei Briou

auf den

und stellte die noch vorhandene starke Besetzung des Ortes

fest. Jenseits Lorges war es dem Zuge des Sergeanten Megelin gelungen, eine im Rückzuge befindliche feindliche Infanterie-Abtheilung von 28 Mann zu überrumpeln und gefangen zu nehmen. Lieutenant Wendt mit dem 2. Zuge war in südwestlicher

Richtung über Josnes vorgegangen, fand letteren Ort und Iſn unbesetzt, dagegen noch stärkere feindliche Abtheilungen in den Dörfern Concriers und Lussay. Zugleich nahm er die Verbindung mit der 22. Division auf. Die entsandten Züge sammelten sich wieder bei der Avantgarde, welche inzwischen mit der Eskadron Malzan den Vormarsch über Courcelles und Villemuzard auf Roches angetreten hatte. Der Weg der Division führte über die Gefechtsfelder der vergangenen Tage. Hunderte von Leichen französischer Soldaten lagen noch unbestattet da .

Alles legte Zeugniß davon ab, wie schwach der

moralische Halt, wie gelockert die Mannszucht in den Reihen der Ueberall stieß man auf neugebildeten Loire-Armee sein mußte. Trupps von Nachzüglern,

die nicht nur jeden Widerstand für un-

werth hielten, sondern froh waren, das beschwerliche Kriegshandwerk mit einer glimpflichen Gefangenschaft vertauschen zu können. So hob Lieutenant Wendt

in einem Gehöft vor La Madeleine eine

Anzahl Nachzügler auf und die Eskadron Malzan ergriff bei ihrem Einrücken in La Madeleine deren 105 und 1 Offizier. Ein starker Nebel war am Nachmittag eingetreten . Dieser im Verein mit der einbrechenden Dunkelheit führte es herbei, daß die Avantgarde jenseits La Madeleine Villefrouin den Weg verlor und sich gänzlich verirrte. Es war eine recht unbehagliche Lage, als man erkannte, daß man sich nach langem Marschiren auf glatten vom Regen grundlos gewordenen Lehmwegen auf dem Kreise bewegt hatte und kaum eine Möglichkeit sah, die zugewieſenen Quartiere heute noch zu erreichen. Doch glücklicherweise gelang letzteres noch, wenn auch erst spät in der Nacht. So kam die Eskadron Malgan mit dem

-

137

-

Regimentsstab und dem 1. Bataillon vom Füfilier- Regiment erst gegen 1 Uhr in Sermaise an ; die Eskadron Bethusy landete mit dem 2. und 3. Bataillon der Füsiliere glücklich in La Vacherie. In beiden Orten wurde wiederum noch eine große Anzahl Gefangener gemacht. Die beim Gros befindliche Eskadron Arnim hatte Unterkunft in der Ferme Auteuil unweit La Madeleine gefunden.

Die Eskadron

Haefeler war an diesem Tage ganz getheilt gewesen. Ein Zug (1. ) stand noch auf dem gestern gelegten Briefrelais von Beaugency nach Meung, ein anderer (3.) war als Begleitung bei der Bagage der Kavallerie- Brigade. Lieutenant v. d. Lühe mit seinem Zuge war zur kombinirten bayerischen Brigade kommandirt, welche der 22. Division zu folgen hatte. In einer Ferme mußte letzterer Zug eine Zeit lang auf die Ankunft der bayerischen Brigade warten. Ich vertrieb mir die Zeit mit Haferdreschen und Schweineschlachten ", schreibt Lieutenant v. d. Lühe darüber in seinem Tagebuch. Zu einem Frühstück mit frischer Wurst ließen aber die Bayern leider keine Zeit mehr. Der Zug kehrte erst am 15. zur Eskadron zurück. Da die Kavallerie = Brigade heute mehrfach auf Widerstand gestoßen war, hatte General v . Trescow wiederum zwei GrenadierBataillone und vier Geſchüße zu ihr stoßen lassen, so daß abermals ein Detachement Rauch gebildet war. Behufs engeren Aufschließens der II. Armee sollte von der

Armee- Abtheilung am 13. nur wenig Raum vorwärts gewonnen Die 17. Division hatte den Befehl erhalten, mit ihrer werden. Avantgarde nur bis in die Linie Epiais - St. Gemmes vorzugehen und von hier aus die Kavallerie gegen Vendôme vorzutreiben, wo die Hauptmasse des zurückgegangenen Gegners vermuthet wurde. Es war der Division nicht mehr möglich, die kürzeren Landwege Das seit zur Erreichung der bezeichneten Stellung zu benußen. 48 Stunden eingetretene starke Thauwetter hatte die Wege so vollſtändig grundlos gemacht , daß alles Marschiren zu einer hochgradigen Anstrengung wurde. Für unsere Waffe lag schon heute fast die Unmöglichkeit vor, außerhalb der Wege vorwärts zu kommen. Die Pferde sanken knietief in den aufgeweichten Boden ein und ließen sofort die Eisen stecken.

Dieser höchst widerwärtige Zustand steigerte

sich während der folgenden Tage noch dermaßen, daß ſelbſt einzelne Infanteristen nicht wagen konnten, die Wege zu verlassen, ohne sofort bis an die Kniee einzuſinken und die Stiefel in dem durchsumpften Boden stecken zu lassen.

138

--

Die Division entschloß sich zu dem Umwege auf der Chauſſee über Marchénoir auf Ducques. Von der 22. Division war am Frühmorgen der Division die Mittheilung gemacht worden, daß die zwischen beiden gelegenen Ortschaften Maves und Villetard noch vom Feinde beſeßt seien. General v. Tresckow ließ deshalb von der Avantgarde die Eskadron Malgan zur Aufklärung gegen jene beiden in der linken Flanke gelegenen Dörfer vorgehen. Die Eskadron fand dieselben schon im Besit der 22. Diviſion, deren Avantgardenführer Oberst v. Heuduck durch den Rittmeister v. Malgan an die 17. Diviſion zurückmelden ließ ,

daß

voraussichtlich feindlicher Widerstand

Pontijoux überwunden werden müsse .

bei

General v. Tresckow ließ

daraufhin vom Gros zwei Bataillone, eine Batterie und zwei Züge der Eskadron Arnim bei Bardy bis zum Nachmittag zu etwa nöthiger Unterstüßung stehen. Die beiden Züge rückten Abends wieder zur Eskadron nach Ducques ein, wo das Gros Ortsunterfunft bezogen hatte. Vom Sammelpunkt der Avantgarde bei Bardy war die Eskadron Bethus geraden Wegs über Villeneuve auf St. Gemmes und Epiais geschickt worden, mit dem Befehl, von hier weiter auf Vendôme zu patrouilliren. Das Vorgehen der Eskadron war nur langsam zu bewerkstelligen, da fast sämmtliche Ortschaften noch von feindlichen Truppen besett Der Widerstand war allerdings überall ein so gefunden wurden. geringer, daß er stets von der Eskadron ohne Weiteres überwältigt Durch schnelles Hineinreiten in die Ortschaften wurden die wurde. darin befindlichen Nachzügler fast ausnahmslos zu Gefangenen gemacht. So erbeutete die Eskadron auf ihrem Marsche im Ganzen Das rücksichts231 Gefangene und über 500 Chaffeepot-Gewehre. lose brave Anreiten des Quartiermeisters Peters gegen eine sich noch zur Wehr seßende feindliche Infanterie- Abtheilung fand hierbei in dem Bericht des Eskadronchefs eine besonders lobende Erwähnung.

Epiais wurde vom Feinde unbejezt gefunden. Die weiter gegen Vendôme vorgetriebenen Patrouillen fanden sämmtliche Ortschaften diesseits des Loir-Baches noch in der Hand des Feindes, gewannen aber sämmtlich den Eindruck, daß der Gegner in weiterem Abzuge begriffen sei. Die Eskadron verblieb mit dem Stabe und zwei Bataillonen vom 90. Regiment in Epiais .

Die Eskadron Malşan

-

139

ging mit dem 3. Bataillon nach St. Gemmes, wo sie noch 46 Ge = fangene machte. Die 3. Eskadron gelangte mit dem Detachement Rauch bis Vievy le Raye nördlich Ducques. Lieutenant v. Müller war vom General v. Tresckow schon früh morgens zum Detachement Rauch geschickt , da Kanonendonner von dorther hörbar wurde. Es hatte sich um Ueberwältigung eines Der Ort war Tags kurzen Widerstandes bei Ducques gehandelt. zuvor von beträchtlichen Truppenmassen des Gegners passirt, die theils auf Vendôme, theils auf Frétéval und Morée weitergezogen waren. Die Besetzung der letzteren beiden Orte, gleichfalls am Loir gelegen, wurde der Division für den 14. Dezember anbefohlen . Dem auf dem rechten Flügel befindlichen Detachement Rauch wurde Morée als Marschziel zugewiesen ;

das Gros

der Diviſion

wollte Frétéval erreichen, während die Avantgarde, über La Chapelle vorgehend, Lignières

beſeßen und zur

Sicherung

des

Gros

die

Beobachtung des Loir- Ueberganges bei Pezou übernehmen sollte. An der Tete der vom Gros neu formirten Avantgarde brach um 9 Uhr Vormittags die Eskadron Arnim von Ducques über La Bosse und Rocheur gegen Frétéval auf, mit dem Auftrag, baldmöglichst festzustellen, ob letzterer Ort besetzt sei oder nicht. Beim Park des Schlosses Rocheux angekommen, erkannte Sekondlieutenant v. Derzen, welcher mit seinem Zuge im Vortrupp war, Eine vordie vorliegenden Höhen mit Infanterie-Posten besetzt. geschickte Patrouille

erhielt Feuer.

Die Eskadron mußte sich mit

Beobachtung des Gegners begnügen, bis die eigene Infanterie herankam. Nachdem sich vor dieser die feindlichen Posten zurückgezogen hatten , seines

Zuges

ging

Lieutenant

v.

nach Frétéval hinein.

Dergen mit

einem Theil

Er traf auf dem jenseits

liegenden Bahnhof eine Anzahl beladener Wagen mit einer Bedeckung von ungefähr 20 bis 30 Mann. Anfänglich wollten sich dieselben zur Wehr setzen, entsprachen dann aber der Aufforderung des Lieutenants v. Dergen , die Waffen niederzulegen. Während derselbe noch mit der Gefangennahme dieser Leute beschäftigt war,

rückte

plöglich eine feindliche Kompagnie heran , welche den Lieutenant v. Derzen nöthigte, unter Preisgabe seiner Gefangenen schleunigst das Feld zu räumen. Auf die Meldung

des Lieutenants v. Derßen hin

ging die

140

vorderste Kompagnie der Avantgarde in beschleunigtem Tempo nach Frétéval hinein.

Der Feind seinerseits besetzte sofort den Eisenbahn-

damm mit starken Abtheilungen, deren gegen die Stadt gerichtetes mörderisches Feuer jedes weitere Vordringen

unserer Avantgarde

verhinderte. Auf den Höhen jenseits des Loir-Baches waren große Lagerreihen des Gegners erkennbar, ein Beweis , daß derselbe hier in beträchtlicher Stärke Halt gemacht hatte. Alsbald schickten sich stärkere Kräfte desselben zu einer AngriffsEin hartnäckiger bis zur Dunkelheit bewegung auf Frétéval an. Alle Versuche des währender Kampf entspann sich um den Ort. Feindes, denselben zu stürmen, scheiterten an der Standhaftigkeit der In der Nacht wurde unserseits der Ort freiTruppen des Gros . geräumt, um der in vorzüglicher Stellung befindlichen gegnerischen Artillerie nicht für den andern Morgen ein ſo erwünſchtes Ziel zu bieten.

willig

Die Eskadron Arnim war am Abend zurück nach Beauvilliers ins Quartier gegangen . Hier fand sie die Eskadron Haeseler, welche am heutigen Tage vom Detachement Rauch zum Gros der Division zurückgetreten war und sich bei La Bosse dem Marsch desselben angeschlossen hatte. So verfügten Avantgarde und Gros der Diviſion nunmehr über je zwei Eskadrons unseres Regiments . Von ersterer war schon früh Lieutenant Wendt als OffiziersPatrouille über La Chapelle

auf Lignières

vorgeschickt ,

um bis

9 Uhr Vormittags Meldung zu erstatten über eine etwaige Besetzung des Orts und die Beschaffenheit der dortigen Wege.

Dem Marsche

der Avantgarde selbst über La Chapelle und Champlain nach Lignières ging die Eskadron Malzan vorauf, während der Eskadron Bethusy zufiel.

die Aufklärung der linken Flanke

gegen Vendôme hin

Von letterer war Sergeant Megelin schon um 7 Uhr Vormittags abgesandt, um festzustellen, ob Villetrun noch wie Tags zuvor vom Feinde besetzt sei. Graf Bethusy mit dem 2.

Ihm folgte alsbald der Rittmeister und 3. Zuge , während Lieutenant

v . Müller mit dem 4. Zuge den Marsch der Avantgarde in der linken Flanke über Faye le Château und Renay begleitete. Sergeant Megelin stieß im Dorf Villetrun auf einen beträchtlichen Trupp von Nachzüglern. Ohne sich vor deren Ueberzahl zu scheuen, ritt die kleine Patrouille sofort darauf los . Der wackere

-

141



Sergeant nahm hierbei mit seinen fünf Dragonern 161 bewaffnete Leute gefangen. Er vernichtete ihre Waffen und eskortirte die Schaar nach Epiais zurück. Rittmeister Graf Bethusy stieß bis Coulommiers vor und nahm auch hier noch an 100 Mann gefangen. Auch Lieutenant v. Müller hatte auf

seinem Wege

etwa

40 Nachzügler aufgegriffen, mußte dieselben aber wieder preisgeben, als er unweit Renay plötzlich auf eine Infanterie- Abtheilung stieß, die ihn aus gedeckter Stellung mit Schnellfeuer begrüßte.

Die 1. Eskadron und der Regimentsstab bezogen zusammen 1. Bataillon der Füsiliere Ortsunterkunft in Lignières.

mit dem

Fleißiger Patrouillengang wurde von hier aus gegen das vom Feinde besetzt gefundene Pezou unterhalten . Die 4. Eskadron war nach Champlain ins Quartier gerückt . Schon hatten sich Quartieren eingerichtet,

alle

Truppen

der

Avantgarde

in ihren

als der Befehl kam, sich an der Straße

Frétéval - Rocheux zur Unterstützung des im Gefecht stehenden Gros bereit zu halten. Erst nach Einbruch der Dunkelheit konnten die Quartiere wieder aufgesucht werden. Die Energie mit welcher der Feind heute bei Frétéval aufgetreten war, ließ mit Bestimmtheit darauf schließen , daß man es mit ganz friſchen Kräften in nicht unbedeutender Stärke zu thun habe. Alle Nachrichten im Hauptquartier ergaben zudem , daß General Chanzy in seiner starken Stellung hinter dem Loir-Bach zu neuem zähen Widerstande entschloſſen ſei. Nach dem Befehl der II. Armee sollte am 15. Dezember die Armee-Abtheilung in ihren Stellungen verbleiben. Um Angriffen des überlegenen Feindes mit Erfolg entgegen= treten zu können, versammelte General v. Tresckow die Diviſion am 15. früh in stark verschanzter Gefechtsstellung südöstlich Frétéval. Die 2. und 3.

Eskadron

Bereitschaft beim Schloß Rocheur. bindungs - Patrouillen

waren

befanden sich den Tag über in Kleinere Aufklärungs- und Ver-

dauernd

unterwegs .

Ein Zug

der

letzteren Eskadron war mit dem 2. Bataillon vom 76. Regiment in die rechte Flanke detachirt. Der Tag verstrich, ohne das der Feind bei Frétéval oder Morée zur Offensive überging. Von der Avantgarde hatte das Fusilier-Regiment zu etwaiger Unterstützung des Gros die an der Straße Frétéval — Champlain

142

liegenden Waldränder und Gehöfte besetzt.

Bei ihm befand sich die

Eskadron Bethusy . Die Eskadron Malzan dagegen war mit dem Jäger-Bataillon

in die linke Flanke entsendet ,

um gegenüber dem

besetzten Pezou eine Aufstellung zwischen La Sallerie und La Thibaudière zu nehmen. Die Eskadron wurde sofort zur näheren Aufklärung der Verhältnisse des Gegners bei Pezou vorausgeschickt. Bei Renay zweigte sich ein Zug zur Erkundung der linken Flanke nach Chicherah ab, welcher gegen Lisle und St. Firmin zu beobachten hatte. Die Patrouillen gegen Pezou wurden sofort von dort her mit lebhaftem Feuer begrüßt. Die Dragoner Tilse und Albrecht zeichneten sich hierbei durch besonders dreiſtes Auftreten rühmlich aus. Dem erſteren wurde das Pferd unter dem Leibe erschossen. Eine andere Kugel riß ihm die Spitze seines Helmes ab. Auch die Gefreiten Otto und Jacobs benahmen sich ausgezeichnet bei dieser Gelegenheit und erhielten eine besondere Belobigung durch den Führer Major v. Gaza für ihr gutes Reiten und Melden. Die Eskadron verblieb mit zwei Kompagnien hinter La Sallerie. Das kleine Detachement blieb anfänglich unbelästigt . Da zog plößlich der von Chicheray nach La Sallerie zurückkehrende Dragoner-Zug Granatfeuer auf sich. Es war der Anfang eines gegnerischen Angriffs . Da der linke Flügel umgangen zu werden drohte, wurde die Eskadron Malzan zur Sicherung und Beobachtung nach Renay geschickt. Bis in das dortige Holz mußte das Jäger-Bataillon vor den überlegenen Kräften zurückweichen. Erst mit Hülfe eines herbeigeeilten Bataillons der Avantgarde gelang es, den Feind zurückzuwerfen und die alte Stellung wieder einzunehmen. Die Eskadron ging Abends in ihr Quartier Champlain zurück. Für den

16.

Dezember war die Konzentration der ganzen

Armee-Abtheilung hinter der 17. Diviſion befohlen worden .

In der

voraufgehenden Nacht bewies der Gegner durch Zerstörung der LoirBrücke bei Frétéval, daß er an dieser Stelle offensive Absichten nicht mehr habe. Ohne Gefahr konnte daher heute die ſchon am 15. von Sr. Königlichen Hoheit dem Großherzog beſchloſſene Ablösung der 17. Diviſion durch die 22. im Verein mit der bayeriſchen Brigade erfolgen. Die Diviſion, ſeit dem 7. Dezember unausgesetzt mit dem Feinde in Fühlung oder im Gefecht, war durch die außerordentlichen Anstrengungen in ihrer Leiſtungsfähigkeit ſtark herabgeſetzt. Die unglaub-

143

lich schlechten Wegeverhältnisse , welche in kürzester Zeit Schuhzeug und Bekleidung in den allermangelhaftesten Zustand versezten, hatten gleichfalls dazu beigetragen,

die Kräfte der Truppen aufs Aeußerste

anzugreifen. Am Mittag des 16. , nach erfolgter Ablösung, marſchirte die Division in rückwärtige Quartiere ab, um hier der durchaus nöthigen Ruhe pflegen zu können. Die Avantgarde belegte Ducques ,

das

Gros Vievy le. Rayé

und die Gegend nördlich davon. Se. Königliche Hoheit der Großherzog, welcher heute persönlich die 17. Division aufgesucht und sich von ihrem Zustand überzeugt hatte, nahm Quartier in Ducques . Von unserem Regiment ging der Stab und die 4. Eskadron nach La Tremblay und La Riſſandière, die 1. Eskadron nach Grand und Betit Orme ― sämmtlich Gehöfte nordwestlich Ducques gelegen. Die 2.

und 3.

Eskadron kantonuirten im Bereiche des Gros in

La Pagerie und La Jouannière. Am 17. war für die Division Ruhetag.

Alle Truppen mußten

ihn eifrigst zur Instandseßung der Bekleidungs- und Ausrüstungsstücke ausnutzen. Mit diesem Tage wurde die Armee- Abtheilung wieder unmittelbar unter die Befehle des

großen Hauptquartiers gestellt,

Süden neu auftretende Feind die II. Orléans zurückrief.

da der im

Armee in die Gegend von

Wir stehen hiermit am vorläufigen Ende der Kämpfe gegen die Loire-Armee des Generals Chanzy. Dieselbe hatte, einem beabsichtigten allgemeinen Angriff seitens der II . Armee und der Armee-Abtheilung im Voraus ausweichend , am 17. freiwillig den Rückzug angetreten, um sich weiter rückwärts zu neuem Kampf zu rüſten. Wohl hätte gern die Armee-Abtheilung die Verfolgung fortgesetzt, Aber einmal um den Gegner nicht zur Ruhe kommen zu lassen. war ein zu weites Nachdringen unserer Heereskörper, welche sich dadurch mehr und mehr von Paris entfernten, nicht rathſam, dann auch befand sich die Armee-Abtheilung in einem Zustande, der für ſie dringend eine Ruhepauſe in den Operationen erheischte. Schon hatte deshalb Se. Königliche Hoheit der Großherzog befohlen, die Truppen zwecks ihrer Erholung rittlings des Loir-Baches zwischen Frétéval und Cloyes in Quartiere rücken zu lassen. Zwei Tage später traf der Befehl des großen Hauptquartiers

144

ein, die Offenſive überhaupt nicht weiter fortzusehen, ſondern in einer näher

an Paris

gelegenen mehr centralen Aufstellung bei Chartres

die Einschließungs-Armee nach Westen hin zu decken und zugleich den Truppen in weitläufigen Quartieren eine Zeit der Ruhe und Erholung zu verschaffen.

9. Die Ruhezeit in Chartres. Am

18. Dezember trat die Diviſion den Abmarſch in nörd-

licher Richtung an. Nach jenem ersten Befehl Sr. Königlichen Hoheit des Großherzogs sollte sie einen Bezirk erreichen, der westlich durch : den Loir-Bach, südlich durch den Wald von Marchénoir und östlich durch die Chauffee Ecoman-La Ferté Vilneuil begrenzt war. Die nun folgenden Märsche der Diviſion waren lediglich Reiſemärsche. Vorposten brauchten nicht ausgestellt zu werden. Oft wurde der Marsch im geschlossenen Verbande alsbald aufgegeben , um die einzelnen Truppentheile selbstständig in ihre Quartiere rücken zu laſſen. Das Gros der Division erreichte am 18. Charray und die Gegend westlich davon. Die 2. Eskadron bezog Quartiere in der Ferme La Flocherie, die 3. in Antheuil nördlich Charray. Die Avantgarde, zu der die beiden Grenadier-Bataillone vom

bisherigen Detachement Rauch zurückgetreten waren , erreichte den Bezirk Moisy -Ecoman, eine besonders für die Eskadron Bethusy vom 8. Dezember her wohlbekannte Gegend . Dieselbe kam unter in Ecoman , Stab und 4. Eskadron in Moisy, Thireau und Nouzay. Gewiß zur größten Freude aller Betheiligten wurden heute die ersten Dekorationen ausgehändigt. Se. Majestät der König hatte die Gnade gehabt, dem Oberstlieutenant v. Rathenow , sowie den Rittmeistern Graf Bethusy und v. Haefeler das Eiſerne Kreuz II. Klaſſe zu verleihen. Zwei Ruhetage folgten dem ersten Marschtage. Mann und Pferd werden sie auf das Wohlthätigste empfunden haben. Nicht zum Mindesten auch die vielgeplagten, allsorgenden Eskadronschefs ! Denn wieviel war wieder in Ordnung zu bringen an Bekleidung und Ausrüftung ! Unsere Blauen sahen recht abgerissen aus, wenn sie es auch

145

immer noch gut hatten gegen die arme Infanterie, welche thatsächlich zum großen Theil mit den abenteuerlichsten Beinkleidern und ohne Stiefel sich behelfen mußte. Da hieß es denn, diese beiden Tage mit aller Kraft Nadel und Zwirn zu handhaben, um nur das Nothwendigste wieder in Ordnung zu bringen. Au 20. Dezember traf jener Befehl des großen Hauptquartiers ein, welcher den Truppen der Armee- Abtheilung Chartres als Marschziel zuwies. Am 21. Dezember erreichte das Gros die Gegend zwischen Châteaudun und Varize , die Avantgarde die Ortschaften südlich Châteaudun.

Die

2. und 3.

Eskadron famen nordöstlich Châteaudun in

• La Bretonnière und Orsonville unter. Stab und 4. Eskadron gingen nach La Chapelle du Noyer, die 1. nach La Varenne. Erstere hatte von Château la Boulitière dem Stabsquartier der Avantgarde, über Château la Varenne, dem Divisions -Stabsquartier, eine Relaislinie nach Bonneval, dem Hauptquartier Sr. Königlichen Hoheit des Großherzogs zu legen und bestimmte hierzu ein Kommando von 35 Dragonern unter Führung des Premierlieutenants v . Bülow, welcher bis zu der am anderen Tage erfolgenden Wiedereinziehung des Relais in das Divisions - Stabsquartier übersiedelte. Eine Allerhöchste Kabinetsordre vom 12. Dezember, durch welche die beiden Portepeefähnriche Frhr. v. Malzahn und Frhr. v. Stenglin zu Sekondlieutenants befördert waren,

gelangte heute

in die Hände des Regiments . Durch diesen Zuwachs des Offizierkorps wurden nunmehr bei der 3. und 4. Eskadron alle vier Züge von Offizieren geführt. Bei der 1. und 2. waren die Züge der abkommandirten Lieutenants Keding und v. Rodde mit Sergeanten besetzt. Der Marsch des 22. führte in die Gegend halbwegs zwischen Bonneval und Chartres . An Stelle des Thauwetters

war schon gestern wieder scharfer

Frost getreten, welcher die Straßen spiegelglatt gemacht hatte. Kälte und Glätte veranlaßten die Eskadron häufig abzusigen und lange Strecken zu Fuß zurückzulegen. Für den Gesundheitszustand der Truppen war der Frost jedenfalls viel günstiger als das naſſe, weiche Wetter , welches seit dem Aufbruch aus der Gegend von Beaugench geherrscht hatte. v. Unger, 2. Großherzogl. Mecklenburg. Drag. Regt. Nr. 18.

10

146



Auch in den Reihen unseres Regiments läßt es sich deutlich verfolgen, wie sehr bei nassem und weichem Wetter der Krankenbestand sich erhöhte ; so betrug derselbe augenblicklich 1 Offizier, (Lieutenant v. Buch) , 2 Unteroffiziere und 52 Dragoner. Eine gleich hohe Krankenzahl war bisher nur vor Paris, eine noch höhere später während der Zeit um Dieppe zu verzeichnen. Lieutenant v. Buch war am 18. an einem typhösen Fieber erkrankt und in das Lazareth von Meung zurückgebracht. Er konnte sich erst am 22. Februar 1871 beim Regiment zurückmelden. Lieutenant v. Pappenheim der gleichfalls das Lazareth von Chartres aufsuchen mußte , verließ dasselbe schon nach einigen Tagen wieder. Stab und 4. Eskadron bezogen heute Ortsunterkunft in Moriers und Pré St. Martin nordöstlich Bonneval, die 1. in Dampierre, die 2. und 3. in Boisvillette nnd Vitray en Beauce an der Straße Bonneval-Chartres . In diesen Quartieren war am 23. ein Ruhetag . Am 24. wurde das Ziel Chartres erreicht, das um so ersehnter gewesen sein mag, als alle dieſe Marschquartiere eng und schlecht gewesen waren . Die - die Truppen konnten durchschrittene Gegend war durchaus ärmlich sich bei der äußerst strengen Witterung selbst in den Quartieren nicht genügend erwärmen , da ordentliche Heizvorrichtungen zu den unbekannten Dingen gehörten. Für Alles das hoffte man Entschädigung in den nunmehrigen Ruhequartieren zu finden. Die Division erhielt als Bezirk, in welchem sie nunmehr zwölf Tage verblieb , die Stadt Chartres selbst und die Gegend westlich davon. Sicherungen waren von ihr auszustellen gegen die Linie Digny-Courville-Illiers . Zum Kommandanten der Stadt hatte General v. Tresckow den Major Detmering bestimmt. Vom Grenadier-Regiment wurde Sekondlieutenant Frhr. v. Stenglin II. als Plazmajor zu ſeiner Unterstützung kommandirt. Schon am 23. war Major Detmering in Chartres eingetroffen, hatte sich vom derzeitigen Kommandanten über die dortigen Verhältnisse und Dienſtfunktionen unterrichten laſſen und zugleich alle einleitenden Schritte für die Unterbringung der Division gethan. Für die von ihm in seiner Eigenschaft als Kommandant bewiesene Umsicht und Energie geruhte Se. Königliche Hoheit der Großherzog ihm am Schlusse Allerhöchstseine besondere Anerkennung auszusprechen. Von der Avantgarde wurden zwei Bataillone vom 90. Regiment,

-

147

die 5. schwere Batterie und die Eskadron Malzan in Dörfern untergebracht, der Rest tam in die Stadt. In die Quartiere der beiden Bataillone Barjouville, Dirai Maindreville und Chaunay wurde je ein Zug der Eskadron gelegt, um die nöthigen Meldereiter und Relaisposten zu gestellen. Vom Gros kamen zwei Bataillone vom 75. Regiment und die Eskadron Haeseler auf Dörfer, der Rest in die Stadt, die Eskadron Arnim in die westliche Vorstadt. Die Züge der 3. Eskadron wurden gleichfalls auf die Quartiere der Infanterie Mondonville, Dondinville und Amilly vertheilt. Wer hätte vor Jahresfrist gedacht, der heutigen Weihnachtsabend so fern von den Seinigen in Feindesland verleben zu müssen ! Wer hätte nicht gerade heute seine Gedanken mit besonderer Herzlichkeit und Sehnsucht zur lieben Heimath schweifen lassen ! Wollte denn das feindliche Riesenhaupt an der Seine sich noch immer nicht dem Willen des Siegers beugen, werde?

damit der Weg zur Heimath frei

Ohne die Erfüllung solcher Wünsche und Hoffnungen nahe gerückt zu haben, sank das alte Jahr hinab - ein großes unvergeßliches Jahr für Alle, die es mit erlebt haben ! steigende sollte noch viel Blut fließen sehen,

Das neu herauf-

ehe das große Werk

vollendet. Noch mancher Schritt war zurückzulegen, bis das Maß der Kilometerdivision " voll war. Als

Ausdruck

Allerhöchstseiner Zufriedenheit

herigen Leistungen des Regiments hatte

mit

den

bis-

am 24. Dezember Seine

Königliche Hoheit der Großherzog die Gnade gehabt, dem Oberſtlieutenant v. Rathenow, den Majoren Detmering und v . Armin, ſowie den Rittmeistern v . Malgan ,

Graf Bethusy und v. Hae-

seler Allerhöchstsein Militärverdienstkreuz

2. Klasse zu verleihen.

Wenige Tage später wurden dem Regiment wieder eine Anzahl Auszeichnungen zu Theil.

Se . Majestät der König hatte Allergnädigst

geruht, dem Major Detmering , den Lieutenants v . Huth, v. Rodde, v. d. Lühe, v . Busse, Graf v. d. Recke, v. Müller, sowie den Sergeanten Megelin und Gienke der 1. , Ehbrecht und Vielhack der 2., den Unteroffizieren Pundt der 3. und Schult der 4. Eskadron das Eiserne Kreuz 2. Klasse zu verleihen. Am Neujahrstage meldeten sich sämmtliche Dekorirten bei Sr. Königlichen Hoheit dem Großherzoge bei Gelegenheit der großen Parole, welche im Anschluß an den feierlichen Gottesdienst stattfand.

10*

148

Generallieutenant v. Tresckow richtete zum Jahreswechsel das nachfolgende schöne Wort an die Diviſion : „Indem ich den Herren Offizieren und Beamten, sowie sämmtlichen Unteroffizieren und Mannschaften der Division meinen Glückwunsch zum Jahreswechsel darbringe, ergreife ich an dieſem wichtigen Zeitabschnitt gern die Gelegenheit, um allen Truppentheilen und jedem Einzelnen nochmals meine Anerkennung auszusprechen für die im

Verlauf der

letzten

Wochen

an den Tag gelegte

Tapferkeit

und Hingebung. Wenn auch erst seit Kurzem an der Spitze der Division stehend, haben die kriegerischen Ereignisse und der Ernst der Zeit mich doch bereits näher mit den Truppen verbunden , als es Jahre des Friedens vermocht hätten. So habe ich mich denn auch überzeugen können ,

daß die Unbilden der Witterung und alle An-

strengungen und Entbehrungen, welche bei kühnem Vorwärtsgehen nie ausbleiben, stets mit seltener Ausdauer und Todesverachtung überwunden worden sind .

Das siegreiche Vorwärtstragen unserer

Fahnen war von Erfolgen gekrönt, die uns den Dank unseres Königs und Bundesfeldherrn, unserer Landesfürsten und des Vaterlandes auf ewige Zeiten versichert haben. Bereits gedenkt man in der Heimath mit Stolz der Thaten der 17. Division und blickt vertrauungsvoll in die Zukunft, da uns voraussichtlich noch ähnliche Kämpfe bevorstehen.

Mögen wir uns deshalb alle die Herzen stählen und treu

bleiben unserem Wahlspruch:

Mit Gott für König und Vaterland.

Das ist mein Wunſch am Schluſſe des alten Jahres. " Während der Zeit der Ruhe hatte das Regiment alle Hände voll zu thun, um Mannschaften und Pferde, Waffen, Bekleidungsund Ausrüstungsstücke wieder in einen Zustand zu verſeßen, welcher zu erneuter Verwendung im Felde tauglich machte.

Zum Glück waren

die schon Mitte Oktober von der Ersatz - Eskadron geforderten Bekleidungsstücke nunmehr eingetroffen und konnten zur Vertheilung gelangen . Zur Abholung eines großen Transportes von Liebesgaben wurde am 28. Sekondlieutenant Wendt mit 25 Dragonern und 16 Infanteristen nach Lagny, dem Endpunkt der großen auf Paris führenden Etappenlinie, entsandt. Da bei seiner Rückkehr die Division schon wieder von Chartres aufgebrochen war, mußte Lieutenant Wendt den Transport noch bis zum 18. Januar der Division nachführen, ehe derselbe zur Vertheilung gelangen konnte. Die guten Quartiere, die geordnete Magazinverpflegung an Stelle der bisherigen höchst ungenügenden Beitreibung, das trockene,

149

flare, wenn auch kalte Wetter und die Ruhe thaten Allen wohl.

Der

Gesundheitszustand der Leute besserte sich auffallend schnell. Die Zahl der Kranken ſank binnen

dieser 12 Tage von 52

auf 31 herab.

Von den Offizieren hatte sich Premierlieutenant v. Huth, Pocken erkrankt, in Privatpflege begeben müſſen. krank,

als er erfuhr,

an den

Er war noch recht

daß das Regiment wieder aufbrechen würde.

Die Betheuerungen des Arztes, es sei geradezu lebensgefährlich, wenn er das Zimmer schon verlasse, konnten den unermüdlichen Offizier nicht davon abbringen, sofort aufzustehen und am nächsten Morgen mit der Eskadron auszurücken. Erwähnung verdient, wie hier die beiden Dragoner Ohde und Thürsam der 3. Eskadron wieder zum Regiment stießen. Dieselben waren im Oktober frank in das Lazareth zu Halberstadt zurücktransportirt und nach ihrer Heilung von dort der Ersay- Eskadron überwiesen worden.

In dem Wunsche jedoch, den Feldzug noch weiter

mitzumachen, hatten sie sich auf gut Glück einem Militär-Transportzug nach Frankreich angeschlossen. Hier hatten sich die beiden wackeren Leute von Etappe zu Etappe bis zur 17. Diviſion durchgefragt und meldeten sich eines Tages bei ihrem erstaunten Rittmeister in Chartres . Die Pferde des Regiments bedurften im höchsten Grade der Pflege und Erholung.

Gleich nach dem Einrücken in Chartres wurden

sie einer eingehenden Besichtigung durch den Stabsroßarzt unterzogen und Alles, was irgendwie ärztlicher Behandlung bedurfte, dem in Chartres eingerichteten Pferde-Krankendepot überwiesen. Nachschub an Pferden war bis jetzt von der Ersatz- Eskadron noch nicht eingetroffen.

Auch an Mannschaften nur die geringe Zahl

von 1 Unteroffizier und 11 Dragonern, darunter die Kriegsfreiwilligen Reichwald und Krothe, welche sich am 9. Dezember in Beaugency bei der 3. Eskadron gemeldet hatten. Die augenblickliche Ausrückestärke der Eskadrons betrug durchschnittlich 13 Unteroffiziere und 112 Dragoner, die Gesammtstärke des Regiments 22 Offiziere, 55 Unteroffiziere, 11 Trompeter, 500 Dragoner, 580 Pferde. Ein größerer Nachschub von der Ersatz-Eskadron stieß erst in der zweiten Hälfte des Januar zum Regiment, als dasselbe längst wieder dem Franzmann an der Klinge gewesen war. Denn nicht allzulange blieb der Feind, dem man bis zum LoirBach gefolgt war, in seiner Zurückgezogenheit. Eifer hatte Gambetta die Neurüstung

Mit dem raſtloſeſten

der Armee des Generals

-

Chanzy ins Werk gesezt.

150

-

Bis aufs Messer sollte ja nach seinem

Ausspruch der Krieg weitergeführt werden. Neu erwachendes kriegerisches Leben machte sich denn auch bald aus der Richtung von Le Mans bemerkbar . Zur größeren Ruhe und Sicherheit der Diviſion war schon am 26. ein gemischtes Detachement nach Courville vorgeschoben. Am 29. folgte die ganze 17. Kavallerie-Brigade dorthin. Für unsere Eskadrons bei Avantgarde und Gros wurde fortan ein beſtimmter täglicher Patrouillengang eingerichtet. Denen der Avantgarde fiel das Gelände östlich der Linie Illiers -Courville bis zur großen Straße nach Bonneval zu.

Die kleinen Unteroffizierpatrouillen

hatten bis zur Dunkelheit in ihren möglichst

weit vorgeschobenen

Stellungen zu verbleiben. Die Eskadrons des Gros patrouillirten dauernd in dem Gelände an der Straße nach Dreux bis östlich zum Eure - Bach hin.

Letterer sollte

auf

das

Eingehendste

erkundet

werden, ein Auftrag, welchem sich Lieutenant Frhr. v. Stenglin II . mit besonderem Eifer hingab , beweisen.

wie seine

zahlreichen

Meldungen

Alle vom Feinde eingegangenen Nachrichten ergaben, daß General Chanzy zum Schuß der Neurüstung seiner Armee bei Le Mans frische Truppen bis in die Gegend Regmalard - Nogent le RotrouLa Ferté Bernard vorgeschoben und auch schon Truppen östlich davon in Thiron Gardais gezeigt hatte. Das Oberkommando ordnete

darauf die nähere Erkundung

dieses

Landstriches

durch

fliegende Kolonnen an. Eine solche von der 17. Diviſion, bestehend aus dem 1. Bataillon des 76. Regiments, 4 Geschützen und den Eskadrons Malzan und Haeseler, unter Führung des Hauptmanns Zingler , erreichte am 29. Dezember Jlliers , um am 30. den Marsch auf Thiron Gardais fortzusehen. Von der 3. Eskadron wurde am 30. Sekondlieutenant v. Bülow mit seinem Zuge über Frazé nach La Croix du Perche, von der 4. Premierlieutenant v. Bülow

über Happonvillieres

nach Combres

entsandt. Beide meldeten zunächst nach Chassant, daß sie nichts vom Feinde gesehen. Sekondlieutenant v. Bülow sollte nunmehr die Straße Argenvillières -Thiron Gardais gewinnen und diesen Ausgang des Ortes erkunden, der Rest der Eskadron unter Führung ihres Chefs von Chassant gegen Thiron Gardais aufklären . Premierlieutenant v. Bülow beobachtete die Straße Combres - Thiron

151

Gardais , während

Rittmeister v. Malzan mit drei Zügen die

Straße Thiron Gardais —Nogent le Rotrou gewinnen ſollte. Das Bataillon blieb auf der Straße halten, Ergebnisse dieser Erkundungen abzuwarten . Thiron Gardais wurde wider Erwarten gefunden.

um zunächst die vom Feinde frei

Nach Aussage der Einwohner hatte eine Anzahl Frank-

tireurs bei Annäherung unserer Dragoner die Stadt auf Wagen verlassen. Die Eskadron Malzan wurde nun gegen Nogent le Rotrou weiter geschickt, die 3. patrouillirte auf La Gaudaine und den südlich aus Thiron Gardais herausführenden Straßen. Die 4. Eskadron meldete alsbald, daß sie bei La Grande Chanville auf einen feindlichen Posten, Franktireurs, gestoßen sei und Feuer erhalten habe. Jm Begriff den Posten zu umgehen, habe sie eine feindliche Abtheilung von etwa 200 Mann aus Nogent le Rotrou kommend bemerkt, welche mehrere Holzparzellen besetzte. Das Detachement hatte

mittlerweile

Quartier

in Thiron.

Gardais bezogen. Die Eskadron Malkan ging nach Happonvillieres . Beide Eskadrons patrouillirten während der Nacht unausgesetzt gegen Nogent le Rotrou, welches nach übereinstimmender Aussage von etwa vier Kompagnien und zwei Eskadrons besetzt sein sollte. Am 31. wandte sich das Detachement in nordwestlicher Richtung

zurück auf Magny. Premierlieutenant v. Bülow mit seinem Zuge wurde über Combres wieder gegen Grande Chanville vorgeschickt, um festzustellen,

ob der Ort noch vom Feinde besezt sei und um weiter gegen Nogent le Rotrou zu patrouilliren. In Lonazé fand Premierlieutenant v. Bülow einen frischen Biwaksplay . Nach Ausſage der Einwohner hatte eine Abtheilung Franktireurs die Nacht hier zugebracht. Im ersten Gehölz westlich Thiron Gardais wurden sieben bis acht Franktireurs bemerkt, welche, ohne zu feuern, sich im Gehölz verloren. Als die Patrouille aus dem Gehölz nördlich Grande Chanville heraustrat, erhielt sie aus der Ferme her Feuer und sah eine Abtheilung von etwa 150 Mann regulärer Infanterie gegen sich vorrücken. Der Zug zog sich alsdann über Combres auf Magny zurück. Unterwegs erfuhr Premierlieutenant v . Bülow von einem Schweizer, daß Nogent le Rotrou von etwa drei Kompagnien regulärer Infanterie und etwas Kavallerie besetzt sei . Auch seien in La Ferté Bernard feindliche Truppen. Die 4. Eskadron kantonnirte Nachts in Magny, die 3. in Patrouillen hatten das Gelände über Bienfol, nördlich davon.

152

Marcheville und Cernay und über Le Breuil nach Les ChatillonsNotre Dame aufgeklärt. Am 1. Januar stieß das Detachement wieder zur Division. Beide Eskadrons suchten neue Quartiere auf, die 3. in der westlichen Vorstadt von Chartres , nachdem die Eskadron Arnim mit zwei Bataillonen vom 76. Regiment die bisherige Besatzung der Dörfer westlich Chartres abgelöst hatte, die 4. in Barjouville, nachdem die beiden Bataillone vom 90. Regiment unter den Befehl des Generalmajors v. Rauch in Courville getreten waren. Da die Bewohner des von der Armee-Abtheilung besetzten Bezirkes mehrfach das Bestreben gezeigt hatten, dem sich wieder zum Kampfe rüstenden Gegner Nachrichten zuzuführen, so mußten strenge Maßregeln Platz greifen, um solches zu verhindern . Die Eskadrons der Avantgarde mußten ihre Patrouillen anweisen, zwischen den Straßen nach Jlliers und Bonneval genau allen Verkehr der Bewohner im Auge zu behalten und ohne Passirschein Niemanden heraus zu lassen. Durch eine Erkundung des Detachements Rauch war festgestellt, daß sich in Nogent le Rotrou bereits 6000 bis 8000 Mann gesammelt hatten. Aus dem überall dreiften und zuversichtlichen Auftreten der Franzosen war zu entnehmen, daß die Armee von Le Mans bald wieder kampfbereit sei und neue Entsatzversuche im Auge habe. Einer solchen Offensive mußte unter allen Umständen zuvorgekommen werden. Da der Feind südlich Orléans sich durchaus unthätig erwies, so konnten die Hauptkräfte der II. Armee zur nunmehr beabsichtigten Offensive gegen Le Mans mit herangezogen werden . Behufs einheitlicher Leitung dieser Operation traten die um Chartres dislocirten Truppen der bisherigen Armee-Abtheilung nunmehr wieder unter die Befehle der II. Armee. Die Armee- Abtheilung als solche wurde aufgelöst. Die 17. und 22. Infanterie- Diviſion führten fortan unter dem Befehle Sr. Königlichen Hoheit des Großherzogs den Namen „ XIII . Armeekorps" , welchem die 4. Kavallerie- Diviſion zugetheilt wurde. Mit einem betrübenden Ereigniß für das Regiment sollte die Oberstlieutenant Ruhezeit in Chartres ihren Abschluß finden. v. Rathenow mußte krankheitshalber die Führung des Regiments in andere Hände legen. Die Dezembertage mit ihren außerordentlichen Anstrengungen und der ungewöhnlich großen Kälte hatten bereits

153

nachtheiligen Einfluß auf die Geſundheit des Kommandeurs ausgeübt. Derselbe hatte sich eine Erkältung zugezogen, welche er anfänglich nicht beachtete und bei den täglich stattfindenden Märschen und Kämpfen auch nicht beachten konnte.

Unter diesen Umständen ver-

schlimmerte sich die Erkältung von Tag zu Tag und erschwerte dem Kommandeur mehr und mehr die Ausübung seiner Pflichten . Aber mit unbeugsamer Energie hatte der treue Führer bei seinem Regiment ausgehalten und dessen Leitung nicht aus der Hand gegeben. Mit der Ankunft in Chartres sah sich Oberstlieutenant v . Rathenow jedoch sofort genöthigt, das Bett zu hüten. Er hoffte zuversichtlich bei Beginn neuer Operationen das Regiment wieder in alter Frische führen zu können.

Aber dem sollte leider nicht so sein.

Mit schwerem

. Herzen sah er sich gezwungen, in Chartres zurückzubleiben, als das Regiment zu neuer kriegerischer Thätigkeit auszog . Traurig schieden Offiziere, Unteroffiziere und Mannschaften von ihrem geliebten Kommandeur, welchen sie nicht wieder sehen sollten !

10. Die Operationen gegen Le Mans. Am 5. Januar begann das XIII . Armeekorps den Vormarsch in Richtung auf Le Mans . Das heutige Marschziel der Division war Illiers . Rechts anschließend an sie bewegte sich die 22. Infanterie- und 4. KavallerieDivision vorwärts. Unser Regiment, von nun ab unter Führung des Majors Detmering , sollte weiter wie bisher die Rolle der DivisionsKavallerie übernehmen. Die 17. Dragoner und 11. Ulanen verblieben noch auf geraume Zeit beim Detachement Rauch. Der scharfe Frost, der während der Zeit in Chartres geherrscht hatte, schien die Division auch ferner begleiten zu wollen. Manch einer mag da über das geschüttelt haben !

gesegnete Klima Frankreichs

Die Truppeneintheilung blieb wie bisher.

den Kopf

General v. Tresckow

hatte der Avantgarde befohlen, ihre Kavallerie bei Beginn des Marsches weit voraus zu schicken,

um

das

Gelände über Montigny

und

Vieuvicq hinaus möglichst weit aufzuklären und jede Verbindung der Landeseinwohner nach dem Feinde zu abzuschneiden.

154 Major Detmering ging daher mit den beiden Eskadrons der Avantgarde etwa 12 Meile vorauf. Es war ein beschwerlicher Marsch bei der außerordentlichen Glätte der Straßen und dem dichten Schneefall. Von Jlliers ab verwies Major Detmering die Eskadron Bethusy auf die Straße Nogent le Rotrou, die Eskadron Malzan auf die Straße nach Brou. Die Patrouillen beider Eskadrons fanden weithin alles vom Feinde frei. Die 1. Eskadron stieß nach Beendigung des Marsches zum rechten Flügel der Vorposten, welche das Grenadier- Regiment von Montigny bis zum LoirBach auszustellen hatte, und kam in Montigny unter. Die 4. Esfadron wurde zum linken Flügel kommandirt, welcher durch das Füsilier-Regiment von Vieuvicq bis Montigny gebildet wurde und bezog Quartier, theils in Vieuvicq, theils in La Rivière und Les Ormes östlich davon. Méréglise geblieben.

Der Regimentsstab war weiter rückwärts in

Von den beiden Eskadrons

des Gros,

dessen Kommando für

den schwer erkrankten Generalmajor v. Kottwiß der Oberstlieutenant v. d. Often übernahm, blieb die 2. in Illiers selbst, die 3. in Montfoulon südöstlich davon. Ueber Brou in Richtung

auf La Ferté Bernard führte der

Marsch am 6. die Diviſion in die Gegend westlich Unverre. Schon mit Tagesanbruch hatten die Avantgarden-Eskadrons Patrouillen vorgetrieben, welche indeſſen nirgends auf den Feind stießen. Besonders in Richtung auf Authon sollte möglichst weit von der Avantgarden-Kavallerie aufgeklärt werden. Die Eskadrons des Gros hatten während des Marsches Verbindung zum Detachement Rauch hin zu unterhalten und Offizierpatrouillen nach Soizé und Authon zu entsenden. Die letteren kehrten Nachmittags zurück, Orte besetzt gefunden zu haben.

ohne die

Die Division bezog Quartiere westlich Unverre mit dem Gros südlich des Ozanne-Baches, mit der Avantgarde nördlich desselben. Beiderseits mußten selbstständige Sicherheits- Abtheilungen vorgeschoben werden, so daß heute alle vier Eskadrons des Regiments sich bei den Vorposten befanden und bis zum Einbruch der Dunkelheit in vorderſter Linie waren . Die 1. Eskadron ging alsdann nach La Bonnevilliere und Les Graſſeries, die 4. nach La Biſſonière und zwei benachbarten Fermen ins Quartier. Die Verbindung mit der 22. Diviſion in Beaumont les Autels wurde von der Eskadron Bethush aufgenommen. Die

155

Eskadrons des Gros bezogen Ortsunterkunft in Le Juif und Villevion. Von der 2. Eskadron waren Relaisposten in Unverre und Brou zur Verbindung mit dem Generalkommando zurückgelaſſen worden. Von Villevion nahm Abends noch Lieutenant v. d. Lühe die Verbindung Royale auf.

mit dem

Detachement

Rauch

in

La

Chapelle

Die 22. Division war heute bereits nordwestlich Nogent le Rotrou auf heftigen Widerstand gestoßen. Man war für den 7. Januar bestimmt auf einen ernsten Kampf gefaßt. Se. Königliche Hoheit der Großherzog sette daher für den folgenden Tag beide Divisionen in Marsch auf Nogent le Rotrou, die 17. hinter der 22. In Ausführung dieses Befehls marschirte die Division am Morgen des 7. zunächst nach Beaumont les Autels an der Straße Brou-Nogent le Rotrou, hier bereit, die 22. Diviſion bei einem Kampf um letteren Ort unterſtüßen zu können . Zur weiteren Aufklärung in der Richtung La Ferté Bernard hatte das Regiment schon am frühen Morgen Offizierpatrouillen entsandt. Von der 1. Eskadron war Premierlieutenant v. Pappenheim mit seinem Zuge auf Coudray, von der 4. Premierlieutenant v. Bülow nach Authon geritten.

Beide kehrten nach Beaumont

les Autels zum Regiment zurück,

ohne von regulären feindlichen Jedoch hatte Premierlieutenant

Truppen etwas bemerkt zu haben.

v. Bülow vor Authon Feuer von Franktireurs erhalten. ſelben, die es gelang gefangen zu nehmen, seines Zuges erschossen worden .

Zwei der-

waren von den Leuten

Nachdem am Nachmittag die 22. Division ohne Kampf Nogent le Rotrou hatte in Besit nehmen können, erhielt die 17. Diviſion den Befehl, in und um Authon Quartiere zu beziehen. Die Avantgarden- Eskadrons wurden beschleunigt dorthin vorausgeschickt, um das Gelände zwischen Authon und St. Bomert, bis zu welchem Ort die Avantgarde vorgeschoben werden sollte, aufzuklären. Auch jest stießen die Eskadrons westlich Authon auf Franktireurs und erhielten Feuer.

Der Dragoner Weber der 4. Eskadron wurde

dabei durch einen Schuß in den Unterleib schwer verwundet und starb am folgenden Tage im Lazareth von Authon. Spät Abends rückten die Avantgarden-Eskadrons nach Theligny Die 4. Eskadron, von welcher und St. Bomert ins Quartier. heute für eine Reihe von Tagen der Lieutenant Graf v. d . Rece mit seinem Zuge zum Stabe der 34. Brigade kommandirt wurde,

156 war mit zwei Bataillonen vom 90. Regiment auf Vorposten gekommen. Die 2. und 3. Eskadron fanden Quartier in und um Authon. Bereits seit gestern war die Division wieder in einen Geländeabschnitt getreten, welcher durch seine außerordentliche Bedecktheit und Zerschnittenheit in hohem Grade ungünſtig für jede Truppenentwickelung war. Zahllose Knicks, Mauern, Hecken und Wälle machten jede Uebersicht und freie Bewegung unmöglich. Ueberall fand der Gegner Gelegenheit, sich wieder festzusetzen und den Angreifer zu neuen Anstrengungen zu zwingen .

Die ganze Gefechtsthätigkeit lag

fast nur in den Händen der Infanterie. Nur selten fanden sich Stellungen, aus denen auch die Artillerie wirksam eingreifen konnte. Die Thätigkeit unserer Waffe konnte sich fast nur auf den Straßen äußern. Der Mangel an Uebersicht mußte so gut wie möglich durch doppelt unermüdliches Reiten und Aufklären ausgeglichen werden. Dazu wurden auch wieder die Quartiere eng und schlecht und für die Truppe durch die zerstreute Lage der einzelnen Gehöfte unbequem und unsicher. Patrouillen des Detachements Rauch hatten schon am Nachmittag festgestellt, daß La Ferté Bernard vom Feinde besetzt sei. anzunehmen, daß der Gegner,

Es war

welcher Nogent le Rotrou geräumt,

sich dort wieder festgesetzt hatte und den wichtigen Straßenknotenpunkt nicht ohne Kampf aufgeben werde. Für den 8. Januar setzte deshalb Se. Königliche Hoheit der Großherzog das ganze XIII. Armeekorps auf La Ferté Bernard in Marsch. Die 17. Diviſion wählte zwei Wege dorthin : für die Avantgarde den nördlicheren über Ceton, für das Gros den südlicheren über St. Ulphace, Courgenard und Cormes . Die Meldungen einer schon früh von der Eskadron Bethusy ausgesandten Patrouille , daß die Mühle de l'Aunay an der Straße südöstlich Ceton von feindlicher Infanterie beſeßt sei , bestätigte sich beim Vormarsch der Avantgarde.

Dem an der Spiße befindlichen

Zuge des Lieutenants v. Müller prasselte plötzlich aus dem Gehöft eine Salve entgegen , die jedoch glücklicherweise nur einige Pferde leicht verwundete. Wie das Gelände einmal war, konnte ein Umgehen solcher besetzten Dertlichkeit kaum stattfinden.

Der Reiters-

mann sah sich in allen solchen Fällen gezwungen, da er noch ohne genügende Schußwaffe war, das Herankommen der Infanterie abzuwarten. Nachdem die feindliche Abtheilung durch einige Granatſchüſſe zum Rückzug veranlaßt war , folgte die Eskadron Bethusy dicht auf

157 über Ceton und Chevreau. Kurz vor letterem Ort wurde noch der bei der Spite reitende Dragoner Kägebein durch den rechten Unterschenkel geschossen und ein Pferd verwundet. Die anfänglich geringfügige Verlegung des ersteren führte noch nach vier Monaten in einem heimathlichen Lazareth seinen Tod herbei. Die zur Verbindung mit der 22. Diviſion abgeſandten Patrouillen hatten unverrichteter Dinge zurückkehren müssen ,

da ihnen überall

von feindlichen Trupps der Weg versperrt worden war. Der Feind hatte wider Erwarten keine Miene gemacht, La Ferté Bernard zu halten , vielmehr nach Meldung der Patrouillen seinen Rückzug auf Le Mans fortgesetzt. Das Gros der Division erreichte ersteren Ort schon vor der Avantgarde. Auch bei letzterer hatte auf dem Marsch der vorn befindliche Zug des Premierlieutenants bekommen.

v.

Viereck

bei

Courgenard

Feuer

Ein Pferd wurde dabei getödtet, ein anderes verwundet.

Zwei Züge der Eskadron unter Führung des Lieutenants v. Dergen waren nach der Straße Vibraye -La Ferté Bernard entsandt , um diese sowie das Gelände westlich davon aufzuklären. Schon vor Besetzung der Stadt schickte der Divisionskommandeur die Eskadron Haefeler auf der Straße nach Connerré vor , um die Fühlung mit dem abziehenden Gegner aufrecht zu erhalten. Im Moment des Befehls hatte der Eskadronchef infolge der mancherlei Entsendungen kaum 1½ Züge bei sich.

Er

erbat sich daher vom

Diviſionskommandeur die Erlaubniß, Eskadronsruf blaſen zu dürfen, und gelang es ihm auf diese Weise , noch vor La Ferté Bernard seine Eskadron in der Vorwärtsbewegung wieder gesammelt zu haben. Dieselbe trabte ohne Aufenthalt vor, bis der vom Lieutenant Thormann geführte Avantgardenzug

auf

eine geschlossene Infanterie-

Arrieregarden-Abtheilung stieß , welche durch ihr Feuer fortan nur noch ein langsames Folgen gestattete. Rittmeister v . Haeseler , welcher hier eine günstige Gelegenheit für Artilleriewirkung zu erkennen glaubte, bat um Nachsendung einiger Geschüße. Leider war bei deren Ankunft die Dunkelheit schon so weit vorgeschritten, daß die Eskadron ein weiteres Verfolgen aufgeben mußte. in die Gegend

von

Sceaux gefolgt.

Sie war dem Feinde bis Die Patrouillen hatten feſt=

gestellt, daß derselbe wieder Halt gemacht hatte.

Am Abend ver-

blieb die Eskadron mit dem 2. Bataillon des Regiments Nr. 75 auf Borposten in Vilaines le Grosnais .

-

158

Mit der Ankunft der 22. Diviſion in La Ferté Bernard hatte die 17. Division den Ort wieder geräumt und mit dem Gros südlich, mit der erst später anlangenden Avantgarde östlich der Stadt Quartiere bezogen. Daher waren denn auch die Vorposten vom Gros ausgestellt

worden.

Die 2. Eskadron kam in zwei Fermen bei die beiden Eskadrons der Avantgarde mußten noch wieder ein gut Stück Wegs zurück marschiren , um spät Abends mit Cherré unter ;

Stab und der 4. in Courgenard, der 1. in Fermen zwischen letzterem Ort und Cormes Unterkunft zu finden. So war das Regiment heute in eine Gegend gelangt, welche ihm aus den letzten Novembertagen her noch wohlbekannt war. Nur war die Lage jetzt, da eine große Entscheidung in nächster Zeit bevorstand, weit ernster wie damals, mo das Detachement Rauch als fliegende Kolonne das Land durchzog. Für den folgenden Tag mußte man an dem taktisch sehr starken Abschnitt bei Connerré an der großen Straße nach Le Mans jeden-

falls auf Widerstand des Gegners gefaßt sein . Beide Divisionen sollten deshalb auf der Chaussee den Marsch dorthin fortsetzen, die 22. der 17. folgend. Auch das Detachement Rauch wurde von Vibraye auf Connerré gewiesen. Zur Verbindung mit demselben zweigte die Division ein linkes Seitendetachement ab, bestehend aus dem 1. Bataillon vom Regiment Nr. 90, der Eskadron Malzan und der 5. leichten Batterie unter Führung des Oberstlieutenants v. Legat. Dasselbe sollte von Lamnah über St. Maixent auf Le Luart marschiren , um von hier je nach Umständen in das Gefecht der Diviſion einzugreifen. Infolge der am 8. eingetretenen Quartierverhältniſſe marſchirte das Gros heute und auch die folgenden Tage vor der sonstigen Avantgarde. Daher sehen wir in diesen Tagen die Eskadrons Arnim und Haeseler an der Tete der Diviſion. Die Patrouillen der letteren Eskadron hatten bei ihrem Vorgehen auf der Chaussee in der Nacht und besonders gegen Morgen vielfach Feuer erhalten. Stärkere Infanterie-Abtheilungen hatten jedoch nicht festgestellt werden können, da der dichte Schneefall ein Erkennen ungemein

erschwerte.

Zur weiteren

Aufklärung

wurde

gegen Morgen die ganze Eskadron unter Beigabe zweier Geschüge vorgeschickt. Der vorn befindliche Lieutenant Thormann fand Sceaux vom Feinde nicht mehr besetzt,

meldete aber , daß ein geſchloſſener

Arrieregardentrupp im Abmarsch auf Connerré ſei . Destlich dieses Orts

I

159

machte der Gegner hinter einem vorbereiteten Verhau wieder Halt und verhinderte durch Feuer ein weiteres Vordringen der Eskadron. Rittmeister v. Haeseler ließ vergeblich einige Granaten in die feindliche Stellung werfen. Der Gegner beabsichtigte thatsächlich hier einen zäheren Widerstand und so entspann sich für das Gros der Division das Gefecht bei Connerré. Der Major Detmering mit der Eskadron Bethusy folgte dem Gros an der Spitze der bisherigen Avantgarde.

Premierlieutenant

v. Pappenheim mit seinem Zuge ſorgte für die Verbindung zwiſchen beiden und zu dem Detachement Legat hin. Die Eskadron Malzan , dem letzterem Detachement voraufgehend, hatte bis Le Luart hin nichts vom Feinde getroffen.

Westlich des

Dorfes erhielt sie jedoch Feuer von feindlicher Infanterie , welche auch hier zur Angriffsentwickelung der eigenen Infanterie zwang. In hartnäckigem, nur langsam fortschreitendem Kampfe drängte unterdessen das Gros Schritt für Schritt den Gegner zurück. Hülfe des nunmehr

Mit

an die Chauſſee herangezogenen Detachements

Leg at gelang es, den Gegner endlich auch aus seinen leßten Stellungen bei Les Petites Landes und Le Coudray zu vertreiben. Nur bis Duneau hin erlaubte die einbrechende Gegner noch zu verfolgen.

Dunkelheit den weichenden

Hier zog die Eskadron Arnim mit zwei

Bataillonen vom 76. Regiment auf Vorposten. Dahinter lag in engen Quartieren die 3. Eskadron , während die 1. und 4. ein gleichfalls sehr schlechtes Unterkommen in Fermen um Le Luart fanden. Schmalhans war heute überall Küchenmeister ; die Bagage erreichte die Truppen wegen des Glatteises und fußhohen Schnees

meist

gar nicht mehr und die von den Franzosen ausgesogene Gegend bot den hungrigen Truppen so gut wie Nichts . Während des Gefechtes waren der Gefreite Dragoner worden,

Peters um

der 3. Eskadron

die Belegungsfähigkeit

vom

Görke und der

Eskadronchef entsandt

eines seitwärts

der

Straße

gelegenen Schlosses, welches als Quartier Sr. Königlichen Hoheit des Großherzogs in Aussicht genommen war, festzustellen. Ahnungslos betraten sie den Schloßhof, als plöglich die Thorflügel zuge= schlagen wurden und ein Haufen Mobilgardisten zu sofortiger Uebergabe aufforderte. Allein so leicht ließen sich die Beiden nicht einschüchtern . Dem französischen Feldwebel, welcher gebrochen deutsch sprach, gab der des Französischen etwas kundige Dragoner Peters zu verstehen, daß eine stärkere Infanterie- Abtheilung ihnen folge und daher die Gefangen-

160

nahme des Trupps unausbleiblich sei . gardisten ein.

Das leuchtete den Mobil-

Ohne weitere Umstände legten sie ihre Waffen nieder

und ließen sich als Gefangene abführen . So machten die beiden braven Leute durch ihr entschlossenes Auftreten und ihre Geistesgegenwart 33 bewaffnete Infanteristen zu Gefangenen, eine That, welche in dem Gefechtsberichte der Division lobende Erwähnung fand . Jener Dragoner Peters ist unser heutiger Wachtmeister der 1. Eskadron . Für den Gefreiten Görke war es leider der lette Tag seines Lebens,

an dem er das

echte Reiterſtücklein vollführte .

Am andern Tage traf ihn eine feindliche Kugel in den Kopf und tödtete ihn auf der Stelle. Der Gegner gab noch in der Nacht seine Stellung bei Connerré auf und zog in westlicher Richtung ab. Die 17. Division sollte am andern Morgen den Marsch auf der großen Straße nach Le Mans fortseßen. Aber der hartnäckige Widerstand des Gegners hielt dieselbe noch zwei Tage in jenem Gelände fest. Der 10. und 11. Januar, schwere Tage für unsere im Kampf stehende Infanterie, verdammten unser Regiment zu fast vollständiger Unthätigkeit. Das Glatteis war so entseglich, daß für den Kavalleriſten bei dem damaligen Beſchlag die Möglichkeit der Fortbewegung geradezu in Frage gestellt wurde. So sah sich die Waffe, deren Lebenselement die Beweglichkeit sein soll, zum größten Theil gezwungen, die Pferde an der Hand zu führen . Glücklich , die wir heute die Frage des Winterbeschlages einer befriedigenden Lösung entgegengeführt sehen ! Mit Mühe bewegten sich am 10. früh die Eskadrons Arnim und Haeseler dem Gros voraus über Connerré auf Le Mans vorwärts . In Connerre stießen sie auf das Detachement Rauch , dessen Patrouillen bereits meldeten, daß in der rechten Flanke der Eisenbahndamm zwischen Beille und Pont de Gesnes , sowie der Bahnhof Connerré und die dahinter liegenden bewaldeten Höhen vom Feinde besetzt seien. General v . Rauch erhielt sogleich den Befehl mit seinem Detachement den Huisne-Bach bei

Connerré zu überschreiten ,

den

Feind zurückzuwerfen und dann längs der Eisenbahn gegen Pont de Gesnes vorzugehen. Die starke Besetzung des letteren Orts, ſowie die von Montfort wurde alsbald von den Patrouillen der 2. und 3. Eskadron fest=

161

gestellt.

Das Gros

versuchte den Angriff gegen diese Punkte der

feindlichen Stellung anzusehen , fand lettere aber so festungsähnlich stark, daß jede weitere Offensive zum sicheren Verderben geführt hätte.

So verblieb das Gros in defensiver Haltung bei La Belle

Inutile, abwartend, daß sich vom rechten Flügel her durch das Detachement Rauch und die Avantgarde eine Einwirkung auf den Gegner geltend mache. Die Eskadrons beobachteten unterdessen weiter gegen Le Mans. Zur Aufsuchung der Verbindung mit der II. Armee war zuerst der Sekondlieutenant v. Bülow mit einer Patrouille auf St. Mars la Bruyère vorgeschickt worden, wo ihn feindliches Feuer empfing. Bei dieser Gelegenheit war es, wo der mit einer Meldung vom Lieutenant v. Bülow zurückgeschickte Gefreite Görke durch einen Schuß von dem besetzten Eisenbahndamme her zu Tode getroffen wurde . Sein braver Begleiter, der Dragoner Burmeister, stieg ungeachtet der feindlichen Kugeln vom Pferde und nahm seinem todten Kameraden die schriftliche Meldung

ab,

welche derselbe auf seiner Brust auf-

bewahrt hatte. Unverrichteter Dinge gleich dem Lieutenant v . Bülow kehrte auch der später zur Herstellung der Verbindung ausgesandte Sekondlieutenant Frhr. v. Stenglin II. zurück. Auch er stieß in St. Mars la Bruyère auf feindliche Infanterieposten , hinter welchen größere Abtheilungen sichtbar gewesen waren. Mit Einbruch der Dunkelheit bezog die Eskadron Haeseler mit dem 76. Regiment zuſammen Vorposten in der Linie Le Piolay -La Belle Inutile- Soulitre. Drei Züge der Eskadron bezogen in Soulitre Alarmquartier. Der Zug des Premierlieutenants v. Huth blieb in La Belle Jnutile zur Verfügung des Vorpostenkommandeurs Major v. Berge. Zwischen dieser Eskadron und demFüſilier-Bataillon ebengenannten Regiments hatte sich seit längerer Zeit ein sehr kameradschaftliches Verhältniß entwickelt . Schon während der Einschließung von Paris waren beide Truppentheile mehrfach in Berührung gekommen, hatten dann später oft gemeinsame Aufträge

gehabt und zuſammen im

Quartier gelegen. Unter Offizieren und Leuten hatte sich daraus ?? Unser eine rege Kameradschaft , eine Art Couleur , entwickelt. Bataillon“ - „ unsere Schwadron ", anders sprachen die beiden Truppentheile nicht von einander. Die 2. Eskadron hatte Unterkunft in vier Fermen in der Nähe von Château La Roche gefunden.

Die beiden anderen Eskadrons,

v. Unger, 2. Großherzogl. Mecklenburg. Drag. Regt. Nr. 18.

11

-

162

welche den Tag unthätig bei Connerré hatten stehen müſſen , gingen in benachbarte Fermen und nach dem südlich gelegenenen Thorigné . Auch das Detachement Rauch hatte nicht vorwärts zu dringen vermocht. Es wurde klar , daß man sich einer ungemein starken Flankenstellung des Feindes gegenüber befand . Nur das wirksame Eingreifen der auf dem rechten Huisne- Ufer

gegen den feindlichen

linken Flügel vorgehenden 22. Division konnte hier Erfolg versprechen. Darüber sank heute die Dunkelheit hinab. Am 11. Januar nahm der Kampf seinen Fortgang. Wiederum verhielten sich Pont de Gesnes und Montfort gegenüber die beiden hanseatischen Regimenter nur defensiv. Die Eskadrons Arnim und Haeseler beobachteten weiter gegen Le Mans . war mit Tagesanbruch

eine Kompagnie vom

Von Soulitre aus 76. Regiment und

ein Zug der 3. Eskadron zu einer Erkundung gegen St. Mars la Bruyère entsandt . Erst am Abend kehrte die Abtheilung in die Vorpostenaufstellung zurück. Auch der von der 2. Eskadron entsandte Lieutenant v. Dergen mit seinem Zuge hatte sich im Laufe des Tages der Kompagnie angeschlossen. Patrouillen der 3. Eskadron hatten heute die Verbindung 18. Division aufgenommen.

mit

der zur II.

Armee gehörigen

Zu den Vorposten, welche in ihrer gestrigen Aufstellung verblieben, trat heute die 2. Eskadron. Die beiden Eskadrons der Avantgarde hatten wieder unthätig bis zum Nachmittag bei Connerré halten müssen. Hier sicherte der größere Theil der mecklenburgischen Brigade den Mittelpunkt der Division, währenddessen das weitausgedehnten Stellung der Detachement Rauch mit Hülfe

der 22. Diviſion den feindlichen

linken Flügel eingedrückt und den Gegner in zähem mühevollen Kampf endlich in Richtung auf Lombron zurückgedrängt hatte. Als jezt der Versuch gemacht wurde , von der Flanke her mit zwei Grenadier-Bataillonen gegen Pont de Gesnes vorzugehen , erhielt Premierlieutenant v. Bülow Befehl, sich mit seinem Zuge dieser Bewegung anzuschließen. Der Angriff konnte jedoch nicht mehr durchgeführt werden. Premierlieutenant v. Bülow verblieb die Nacht bei den beiden Bataillonen östlich Pont de Gesnes hinter dem Gué-Bach. Der Vorwärtsbewegung auf Lombron ſchloß sich noch Major Detmering mit den beiden Eskadrons an. Bei Dunkelheit kehrten alsdann dieſelben in ihre alten Quartiere zurück, welche sie bereits

-

163

von Truppen der 2. Kavallerie- Division und Noth konnte sich Jeder

Mühe

belegt

Nur mit

fanden.

noch ein freies Plätzchen ver-

schaffen. Lieutenant v. d . Lühe , der sich schon seit einiger Zeit mit einer leichten Bruftfellentzündung herumgetragen hatte, mußte heute dem Lazareth in Connerré überwiesen werden.

Er verließ daſſelbe wieder

am 27. Januar und erreichte am 5. Februar das Regiment , das mit der rastlosen 17. Division mittlerweile bis in die Normandie gelangt war. Zur Ausnutzung der am 11. errungenen Erfolge wurde für den 12. Januar der Division die Richtung auf St. Corneille gegeben. Fast noch bei Dunkelheit mußten die 1. und 4. Eskadron ihre Quartiere verlassen , um rechtzeitig auf dem befohlenen Sammelplatz südöstlich Lombron einzutreffen. Das Detachement Rauch nahm Lombron ohne Kampf und wurde alsdann aufgelöst. Nunmehr ſetzte die 34. Infanterie- Brigade, jezt wieder in die vordere Linie kommerd, den Marsch auf der großen Straße über Montfort auf St. Corneille fort.

Ueber Montfort waren bereits nach erfolgter Räumung Theile

der gegenüber befindlichen Hanseaten vorgegangen , welche bald bei St. Corneille auf stärkeren Widerstand des Feindes stießen. Mit Hülfe der nachfolgenden Mecklenburger gelang es, dem Gefecht bei Corneille bald eine günstige Wendung zu geben und die Vorpostenlinie am Abend noch bis an den Parance-Bach vorzuschieben. Vom Regiment befanden sich nun also wieder die 1. und 4. Eskadron vorn. Die lettere trat zu den Vorposten mit zwei Zügen, welche auf den Flügeln der Stellung in Le Mesnil Château und La Chevri unterfamen. Die 1. Eskadron blieb in St. Corneille, der Stab südöstlich davon in Hyre Château. Der Zug des Premierlieutenants v. Bülow war mit den beiden Grenadier-Bataillonen bis Montfort vorgegangen, nachdem deren Aufgabe, den Abschnitt des Gué-Baches so lange festzuhalten , bis das Vorschreiten des erfüllt war.

rechten Flügels

der

Division gesichert sei,

Die Eskadron Arnim war zur Bedeckung zweier

Batterien

des Gros kommandirt worden , welche vom linken Huisne- Ufer aus einem Vorstoß des Feindes gegen den Abschnitt des Gué-Baches entgegentreten sollten. Als am Nachmittag die Batterien nach Montfort vorgeholt wurden , bezog die Eskadron Quartier in Pont de Gesnes .

11*

-

164

Die Eskadron Haefeler ſchließlich war mit dem Rest der Hanseatischen Brigade von Connerré aus der Avantgarde über Lombron gefolgt und fand Abends Unterkunft in Fermen südlich St. Corneille . Für die Infanterie war der reichen Erfolges gewesen .

12.

Januar

wieder ein Tag

Die Division hatte an 1000 Gefangene

gemacht. Das mit Waffen und Ausrüstungsstücken übersäte Gefechtsfeld bewies, in welchem Zustand von Auflösung sich der Gegner befand. An demselben Tage hatten das III . und

X. Armeekorps

den

Mittelpunkt des feindlichen Widerstandes Le Mans eingenommen . So fonnte nun endlich die Armee des Gener als Chanzy als zertrümmert gelten. Theile derselben entflohen nach Norden.

Ihnen sollte am fol-

genden Tage das XIII. Armeekorps über die Sarthe hinaus folgen . Was hätte hier bei der Verfolgung eines so demoralisirten Gegners eine schneidige Kavallerie leisten können, wenn nicht die Beschaffenheit des Geländes und die Witterungsverhältnisse ihre Thätigkeit lahm gelegt hätten ! Vollends zu Atomen hätten die Trümmer der feindlichen Armee zerrieben werden müssen ! So aber kam dieselbe noch glimpflich genug davon, da sie alle Anstrengungen machte, sich der dieſſeitigen Einwirkung möglichst schnell zu entziehen. Die 17. Diviſion hatte für den 13. den Befehl erhalten, über Savigné auf Neuville ſur Sarthe zu marſchiren , den Fluß hier zu überschreiten und Beobachtungsabtheilungen auf den Straßen nach Beaumont und Sillé vorzuschieben. In tiefem Schnee

arbeitete sich die

Diviſion

langſam

auf

ſchmalen, vielfach gewundenen und durch das bergige Gelände beſonders schwierigen Wegen vorwärts . Von der bei den Vorposten befindlichen Eskadron Malzan waren schon früh Morgens

Patrouillen über

die Vorpostenlinie

hinausgegangen. Den Unteroffizieren Breckdorf und Hagen war es hierbei gelungen , noch 46 Nachzügler zu Gefangenen zu machen. Der Unteroffizier Schult wurde bei der gleichen Gelegenheit durch einen Schuß in die Schulter leicht verwundet. Die Eskadron Bethusy gab während des Vormarsches zwei Züge zu Seitendetachements ab. Premierlieutenant v. Pappenheim wurde zum Detachement des Oberſtlieutenants v . Legat kommandirt, der mit dem 90. Regiment in Richtung Le Mans vorgehen , etwa

-

165

dort befindliche feindliche Truppen zurückwerfen und in Neuville wieder zur Division stoßen sollte. Lieutenant v. Müller mit dem 4. Zuge ging zum rechten Seitendetachement des Majors v. Gaza, welcher mit seinen Jägern den Weg in nordwestlicher Richtung über L'Aunay, Joué l'Abbé nach La Guierche nahm und am Abend Ortsunterkunft in Montreuil bezog. Die Division selbst marſchirte über Savigné l'Evêque, Le Rocher Château auf La Trugalle an der Straße Le Mans -Ballon und erreichte mit der Avantgarde Nachmittags Neuville. Leştere überschritt den Fluß mit einem Theile und stellte Vorposten auf den Straßen nach Beaumont und Sillé aus . Von den beiden Avantgarden- Eskadrons verblieb die 1. mit dem Regimentsstab auf dem östlichen Ufer und ging nach La Chenaie an der Straße Le Mans - Ballon ins Quartier. Die 4. Eskadron 30g mit zwei Bataillonen

des Grenadier-Regiments auf Vorposten,

und kamen die vertheilten Züge in La Bazoge , und La Milesse unter .

in

Schloß Monthéard

Vom Gros war während des Marsches die Eskadron Haefeler die rechte Flanke entsandt , um einen Ordonnanzoffizier nach

Souligné zu begleiten und gleichzeitig jene Gegend von Versprengten zu säubern. Nachdem sie eine große Anzahl Gefangener gemacht, Die bezog sie am Nachmittag Ortsunterkunft in Joué l'Abbé. Eskadron Arnim verblieb in Fermen um La Guierche. Ein in Le Mans gefundenes Schriftstück ergab, daß die drei Korps des Generals Chanzy nach drei verschiedenen Richtungen hin sich zurückgezogen hatten.

Das XIII. Armeekorps erhielt daraufhin

von Sr. Königlichen Hoheit dem Prinzen Friedrich Karl den Befehl, nunmehr gegen Alençon vorzugehen, der Rückzugsrichtung des XXI. französischen Korps. Die 17. Division sollte dazu am 14. bis in die Linie St. Marceau- Ballon auf die 22. Division aufschließen. Mehr ein Quartierwechsel als ein Kriegsmarſch ſtand daher an dieſen Tagen den Truppen bevor, welche erst gegen Mittag die Bewegung antraten. Der Dislokation entsprechend rückte die Division auf beiden Sarthe-Ufern vor. Das Gros blieb auf dem östlichen Ufer in und um Ballon, die Avantgarde vereinigte sich wieder auf dem westlichen Ufer bei St. Marceau, wohin Major Detmering die gestern dieſſeits des Flusses gebliebenen Theile führte. Auf seinem Wege dorthin fielen ihm eine große Anzahl französischer Vorrathswagen in die Hände.

166

Der Regimentsstab mit der 1. Eskadron verblieb in St. Marceau jelbst, die 4. Eskadron in St. Sabine südlich davon. Beim Gros rückte die 2. Eskadron nach Mars sous Ballon, die 3. nach dem kaum 3/4 Meilen von Joué l'Abbé entfernten Souligné. Von der Eskadron Malgan war nach links hin die Verbindung mit der 18. Division hergestellt,

von der Eskadron Bethush nach

vorwärts die mit der 22. Division , welche nach Ueberwindung feindlichen Widerstandes erst heute Beaumont erreicht hatte und in der neuen Marschrichtung kommen war. Das

Gros

der

nunmehr vor die

letteren folgte

der 22.

17. Division ge=

Division auf dem

Weitermarsch nach Alençon am nächsten Tage und bezog hinter derselben rittlings der Straße Quartiere. Die Eskadron Haeseler erhielt Fye zugewiesen. Die Eskadron Arnim hatte zunächst einen Gefangenen-Transport von Ballon nach Savigné eskortirt, ihn hier an die 17. Kavallerie-Brigade abgegeben und war dann, der Division folgend, nach St. Germain ins Quartier gegangen. Die Avantgarde verblieb wie gestern in ihrem Verhältniß als linke Seitendeckung. Sie war von St. Marceau über Fresnay sur Sarthe nach Aſſé le Boisne marſchirt , zwei Kompagnien Jäger und einen Zug der 1. Eskadron als Seitendeckung links herausschiebend.

Bei Assé le Boisne stellte die Eskadron Bethusy, welche auf dem Marsche wieder eine Anzahl Nachzügler aufgegriffen hatte, mit den Grenadieren Vorposten in nördlicher, westlicher und südwestlicher Richtung aus. Da die Oberleitung Werth darauf legte, noch heute durch die Avantgarde bis Songé an der Sarthe patrouilliren zu lassen, trieb die Eskadron noch am Spätnachmittag ihre Patrouillen dorthin vor. Die Eskadron Malzan war mit dem Füsilier-Regiment in Fresnay sur Sarthe zurückgeblieben, um dieſen in der linken Flanke gelegenen Uebergang gegen Sillé le Guillaume hin zu sichern. Die Patrouillen der Eskadron stellten schon in dem nahe gelegenen Montreuil die Anwesenheit feindlicher Nachtruppen feſt. Die 22. Diviſion hatte, da sie auf Widerstand gestoßen, Alençon Am 16. Januar ſollte demheute noch nicht erreichen können . entsprechend der dort befindliche Feind von beiden Divisionen angegriffen werden.

167

Das Gros der 17. Diviſion ſollte wiederum der 22. auf der großen Straße nach Kolonne über Bérus

Alençon folgen, die Avantgarde als linke eben dorthin vorgehen. Die Kavallerie der

leşteren war heute noch durch zwei Züge der Eskadron Haefeler verstärkt worden, da die Eskadron Malzan noch nicht wieder zur Stelle war. Die schon früh von Assé le Boisne auf Alençon vorgegangene Eskadron Bethusy fand die Stadt bereits vom Feinde geräumt und im Beſig eines Detachements der 12. Kavallerie-Brigade, welche seit einigen Tagen unter die Befehle des XIII. Armeekorps getreten war. Auch hatten die Patrouillen auf der Chauffee von Alençon nach Brest, 4 km vor Pré en Pail, Feuer bekommen und das Vorhandensein einer feindlichen Kompagnie festgestellt. Es war gelungen , einen feindlichen Infanteristen gefangen zu nehmen. In dem Kriegstagebuch der 34. Infanterie-Brigade findet sich an diesem Tage das rühmliche Zeugniß vermerkt: " Die 1. Eskadron Dragoner-Regiments Nr. 18 zeichnet sich durch zeitige und gute Meldungen aus . “ Der Feind hatte schon in der Nacht Alençon verlassen und war in westlicher Richtung abgezogen . Die 17. Division bezog Quartier im westlichen Theile der Stadt, und Major Detmering übernahm für diesen Bezirk wieder die Geschäfte eines Kommandanten. Nach Westen und Nordwesten auf den Straßen nach Pré en Pail und Carrouges wurden von Avantgarde und Gros Sicherungen vorgeschoben.

Zu dem auf der ersten Straße bei Pont, Perré befind

lichen Grenadier-Bataillon wurde Premierlieutenant v. Pappenheim mit seinem Zuge kommandirt. des Vizewachtmeisters

Bei einer von hier aus unter Führung

der Reserve Hillmann

gegen Pré en Pail

entsandten Patrouille geriethen infolge sehr dreisten Hineinreitens in den Ort zwei Dragoner in einen Hinterhalt. Die feindlichen Infanterie-Posten hatten dieſelben ruhig in das Dorf hineinreiten laſſen, Das Pferd um sie dann mit einem heftigen Feuer zu überfallen. des Dragoners Wichmann stürzte todt zusammen , und gerieth derselbe dadurch in unverschuldete Kriegsgefangenschaft. Das Pferd des anderen Dragoners wurde quer durch den Hals geschossen, ohne jedoch den geringsten dauernden Schaden durch diese Verwundung erhalten zu haben.

Der Rest der Eskadron ging in die Ferme le Chapeau Rouge

168

am Westausgange der Stadt.

Der Regimentsstab und die 2. ES-

kadron blieben in Alençon selbst, in Bérus .

die 3.

ein Stück weiter füdlich

Die Eskadron Malzan war mit den Füsilieren heute noch zur weiteren Sicherung und Beobachtung in Fresnay sur Sarthe stehen Alle zwei Stunden ging eine Unteroffizier-Patrouille in geblieben. westlicher Richtung vor, welche stets bei Montreuil Feuer erhielt. Bei einem dieser Patrouillenritte gelang es dem Unteroffizier Harm, einem Bauern fünf Remontepferde abzunehmen, welche den Franzosen zugeführt werden sollten. Als das Detachement am 17. zur Division herangezogen wurde bezog die Eskadron Quartier in Hellou südwestlich Alençon. Eine weitere Verfolgung des Feindes, welcher Nachtruppen etwa drei Meilen westlich Alençon stehen gelassen hatte, war von der deutschen Heeresleitung nicht beabsichtigt. Somit war wiederum ein bedeutsamer Abschnitt in den Operationen erreicht worden. In besonderer Anerkennung der über alles Lob erhabenen Ausdauer und Standhaftigkeit, mit welcher die Truppen des XIII. Armeeorps die unsäglichen Anstrengungen des verflossenen Zeitabſchnitts überwunden hatten, erließ Se. Königliche Hoheit der Großherzog am Tage der Besetzung von Alençon folgenden Tagesbefehl an die ihm unterstellten Truppen : XIII . Das

Armeekorps

mit

der

ihm

zugetheilten

4. Kavallerie-Division und 12. Kavallerie-Brigade hat in zwölf Tagen ohne Ruhetag den Feind vor sich hergetrieben, mindestens zwei feindliche Divisionen zertrümmert, über 6000 Gefangene gemacht und ein reiches Kriegsmaterial erbeutet. Tiefer Schnee, Glatteis, ein überaus schwieriges Terrain erschwerten die Operation. Mit der am heutigen Tage erfolgten Einnahme von Alençon ist ein Abschnitt in den Operationen

erreicht.

Ich

benutze mit Freuden dieſe Gelegenheit, um allen Truppentheilen meine vollſte Anerkennung für ihre Ausdauer, Tapferkeit und Mannszucht auszusprechen. Sollten erneute Anforderungen an uns gestellt werden, so bin ich gewiß, daß wir sie wie bisher erfüllen und den Feind, dem wir noch nie einen Zoll breit gewichen sind, schlagen werden, wo er uns entgegentritt. Der kommandirende General

gez. Friedrich Franz Großherzog von Mecklenburg.

---

169

11. Von Alençon nach Rouen. Am 17. Januar genoß die Diviſion wohlverdienten Ruhe.

der ebenso nöthigen wie

Von den Auszeichnungen, die Se. Königliche Hoheit der Großherzog den Truppen zu Theil werden ließ, entfielen eine Anzahl auch auf das Regiment. Es erhielten das Mecklenburgische Verdienstkreuz 2. Klaſſe der Sekondlieutenant v. Derßen , der Stabstrompeter Havemann , die vier Wachtmeister Schmidt, Vorköper, Haß und Behrmann , der Sergeant Nicolai und Gefreiter Köhler der 4., sowie der Dragoner Bölte der 3. Eskadron . Gern wäre die Ruhepause behufs gründlicher Instandsetzung des wieder worden

furchtbar herabgekommenen Materials länger ausgedehnt ― aber schon war wieder ein neuer Feind aufgespürt, auf

dessen Fährte alsbald das XIII . Armeekorps gesetzt werden sollte . Im Norden Frankreichs waren frische Streitkräfte des Gegners in der Neubildung begriffen. Man wußte von etwa 15 000 Mann bei Brionne südwestlich Rouen und von der Bildung zweier Divisionen in Le Havre. Gerüchtweise verlautete, daß ein bei Cherbourg ge= bildetes Korps von dort südwärts geschoben sei. Von Nordwesten her schien also jezt der Einschließungs -Armee von Paris Gefahr zu drohen und dieses gerade in einem Moment, in welchem die I. Armee mit ihren Hauptkräften dringend an der Die in der Linie Rouen - Dieppe zurückSomme nöthig wurde. gebliebenen schwachen Theile desselben durften nicht ohne UnterDas XIII. Armeekorps , welches damit stützung gelassen werden. unter Abgabe der 4. Kavallerie- Division wieder aus dem Verbande der II. Armee ausschied, sollte sie bringen. Se. Königliche Hoheit der Großherzog erhielt den Befehl, nach Gewährung der nothwendigsten Ruhe das Armeekorps alsbald nach Rouen zu führen. Von zwei zur Verfügung stehenden Straßen dorthin wies das Generalkommando die 22. Diviſion auf die östliche, die 17. auf die westliche derselben. Besonders für die letztere bot der bevorstehende Marsch nach Norden keine verlockenden Aussichten. Se. Königliche Hoheit der Großherzog sah sich veranlaßt, in einem besonderen Erlaß auf die Schwierigkeiten des Vormarsches aufmerksam zu machen. Dem bisherigen Feinde mußte vollständig Flanke und Rücken geboten werden,

während

man

einem neuen

entgegen marschirte.

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170

-

Wieder mußte man ein Gelände durchschreiten, welches ebensowenig übersichtlich und gangbar war wie das bisherige.

Dazu trieben in

dem ganzen Gebiet nördlich Alençon die Franktireurs noch besonders stark ihr Unwesen. Alle diese Verhältnisse erforderten für die 17. Division besondere Sicherheitsmaßregeln. Der 18. Januar war für das Gros des XIII . Armeekorps noch als Ruhetag bestimmt worden. Nur eine selbstständige Avantgarde, bestehend aus der 12. Kavallerie-Brigade und einem Bataillon des 90. Regiments, sowie ein von der 17. Diviſion ausgeschiedenes linkes Seitendetachement sollten schon am 18. den Weitermarsch antreten. Es setzte sich letzteres Detachement,

welches unter die Befehle

des Hauptmanns v. Beczwarzowski trat, zusammen aus der 6. und 8. Kompagnie des Füsilier-Regiments , den Eskadrons Da die letztere Haeseler und Malzan und zwei Geſchüßen. Eskadron am 17. erst zur Diviſion wieder herangezogen wurde, so ging ihr der Ruhetag ganz verloren. Das

Detachement ,

welches

in

steter

Verbindung

mit der

12. Kavallerie-Brigade bleiben sollte, marschirte am 18. von Alençon in nördlicher Richtung durch den ausgedehnten Wald von Ecouves in die Gegend von St. Hilaire la Gérard, um von hier aus Straßen nach Carrouges und Montreuil zu beobachten.

die

Nach allen Seiten hin hatten die beiden vorausgehenden Eskadrons ihre Patrouillen zu entsenden. Zwei Züge der 3. Eskadron unter Premierlieutenant v. Huth , welche gegen Carrouges entsandt waren, stießen hier auf feindliche Posten und erhielten Feuer. Der Dragoner Grimm wurde durch einen Schuß an der linken Seite leicht verwundet, sein Pferd erschossen. Da der Feind hart nachdrängte, so mußte der Verwundete im Stich gelassen werden, und glaubte Jeder, daß derselbe in Feindes Hand gefallen sei. Am anderen Morgen jedoch stellte er sich in stark fieberndem Zustande bei der Feldwache der Eskadron wieder ein. Es war ihm gelungen sich unter seinem Pferde herauszuarbeiten und, obgleich verfolgt, sich Dann hatte schließlich im Schnee unter einer Brücke zu verstecken. er sich mit richtigem

militärischen Instinkt etwa 15 km weit quer-

feldein unter großen Fährlichkeiten wieder zur Eskadron durchzuarbeiten gewußt.

171 Patrouillen der 4. Eskadron hatten Mortrée unbesetzt gefunden. Es blieb diese Eskadron mit einer Kompagnie in vier Fermen, welche am Knotenpunkt der Straßen Alençon -Mortrée und SéesCarrouges lagen. Patrouillen gingen während der ganzen Nacht bis Mortrée. Die 3. Eskadron verblieb mit der anderen Kompagnie in La Ferrière Bechet südöstlich St. Hilaire la Gérard, patrouillirte gleichfalls unausgesezt die Nacht hindurch auf den Hauptstraßen und hielt nach Sées hin Verbindung mit der 12. Kavallerie-Brigade. Der Am 19. setzten sich beide Divisionen in Bewegung.* ) 17. waren als Etappen für den 19. Sées , für den 20. Gacé, für Am 22. sollte hier Ruhetag sein den 21. Montreuil zugewiesen. und weiterer Befehl erfolgen. Es war der Division befohlen worden, sich in der linken Flanke durch

ein

zweites

linkes

Seitendetachement

zu

am 19. die Gegend von St. Hilaire la Gérard,

decken ,

welches

am 20. die von

Le Pin au Haras, am 21. Gacé erreichen und von hier die Arrieregarde der Diviſion bilden sollte. Es trat dieses Detachement, welches aus der 5. und 7. Kompagnie des 90. Regiments , der 3. und 5. Eskadron Dragoner-Regiments Nr. 17 und zwei Geschützen bestand, unter die Befehle des Majors Detmering , bei welchem der Regimentsstab verblieb. Von den beiden noch bei der Division befindlichen Eskadrons unſeres Regiments trat die 1. zur Avantgarde, die 2. zum Gros . Ohne Zwischenfall erreichte die Division ihr heutiges Marschziel.

Die Eskadron Bethush , welche einen Zug zur Begleitung der

Kolonnen hatte kommandiren müſſen, kam nach Bois Chassevent ins Quartier, die Eskadron Arnim nach Sées selbst. Major Detmering folgte im Allgemeinen dem Wege des Detachements Beczwarzowski und nahm für ſeine Perſon mit dem Regimentsstabe in La Ferrière Bêchet Quartier. Das letztgenannte Detachement war am 19. zur Beobachtung der Straße nach Argentan nur wenig in nördlicher Richtung vorgerückt und hatte mit bezogen.

allen Truppen in Mortrée Ortsunterkunft

Die Eskadron Malgan hatte in nordwestlicher Richtung

gegen Argentan aufklären müssen

und war hier von einer starken

Besaßung mit Feuer empfangen worden. Beide Eskadrons patrouillirten in der Nacht weiter auf Argentan und Medavi.

*) Siehe Uebersichtskarte II.

172 Patrouillen des Detachements Detmering fanden Argentan am folgenden Tage bereits geräumt. Es wurde der Abmarsch von etwa 3000 Mann von dort nach Falaise in Erfahrung gebracht. Das Detachement Beczwarzowski war am 20. zur BeobDie achtung der Straße nach Trun bis Courmenil vorgerückt. Dragoner-Patrouillen hatten Morgens Le Boucq von Linien-Infanterie, Fançon von Franktireurs besett gefunden. Gegen Mittag räumte der Feind beide Orte. Die Eskadron Malzan und eine Kompagnie wurden von Courmenil noch 4 km nördlich nach Avernes geschoben. Das ursprünglich links vorwärts befindliche Detachement befand sich nunmehr links rückwärts der Division, welche heute Gacé erreicht hatte. Die 1. Eskadron wurde nördlich Gacé in Le Sap André einquartiert, die 2. in Gacé ſelbſt. Am 21. besetzte die Division mit der Avantgarde Broglie, mit dem Gros Montreuil . Nach Gacé zum Detachement Detmering hin hatte die 2. Eskadron eine Relaislinie stehen laſſen. Letzteres Detachement war nunmehr heute in richtiges Arrieregardenverhältniß gerathen, ebenso auch das Detachement Beczwarzowski, das zur Beobachtung der Straße auf Vimoutiers nach Neuville sur Toucques nördlich Gacé marschirt war. Am folgenden

Tage

wurden beide Detachements

unter

der

Führung des Majors Detmering vereinigt, mit dem Befehl, auf das in Richtung Lisieux gelegene Orbec zu marſchiren . Dieser Ort war am 21. nach Ueberwältigung einigen Widerstandes vom Jäger-Bataillon besetzt worden.

Als dann am 22. ſich

die Division nach leichtem Kampf in den Besitz von Bernah geſetzt und mit Gros und Avantgarde Unterkunft im Orte selbst gefunden hatte, sollte das Detachement Detmering zur Sicherung der linken Flanke Orbec zunächst festhalten und

gegen Lisieux und Livarot

möglichst weit aufklären. Die Patrouillen der Eskadron Haefeler gegen Livarot hatten am Vormittag in Höhe von St. Denis Feuer erhalten, später jedoch wurde der Ort geräumt gefunden.

Lisieux

dagegen blieb vom Feinde besetzt. Die Patrouillen der Avantgarden - Eskadron Bethusy waren bis Brionne vorgangen und hatten letzteren Ort vom Feinde frei gefunden. Die gegen Thiberville entsandte Patrouille des Premierlieutenants besetzt fest.

v. Viereck stellte auch

diesen Ort

als un-

173

Nach einem Ruhetage

wurde am 24. der Marsch auf Rouen

fortgesetzt. Die Avantgarde erreichte Bourgtheroulde, das Gros kantonnirte südlich davon, rittlings der Straße von Brionne. In letzterem Ort bezog die 2. Eskadron Quartier.

Von der 1. Eskadron, welche in

Bosnormand ſüdöstlich Bourgtheroulde verblieb, bindung mit dem I. Armeekorps aufgenommen.

war heute die Ver-

Das Detachement Detmering gelangte in die Gegend von Boisnei südwestlich Brionne. Die Quartiere unserer beiden Eskadrons waren Fontaine la Soret und Aclon südlich Brionne. Am 25. wurde von der Avantgarde der Division das Marſchziel Rouen erreicht und mit einem Infanterie-Regiment belegt. Die Eskadron Bethusy nahm Quartier in der südöstlichen Vorstadt. Der

Zug des

Premierlieutenants v.

Pappenheim

wurde

zur

Aufstellung einer Relaislinie von Bourgtheroulde nach Rouen kommandirt und blieb in diesem Verhältniß bis zum 30. Januar . Das Gros der Division blieb südlich Rouen. bezog Quartier in Bourgtheroulde. Detmering .

La Couronne halbwegs

Letzteren Ort

Die 2. Eskadron

zwischen Rouen

erreichte heute

das

und

Detachement

Hier in Bourgtheroulde stieß der erste größere Ersagtransport zum Regiment. Lieutenant v. Alten , welcher erst nach dem Ausrücken des Regiments zur Ersatz - Eskadron zurückgekehrt war , hatte am 5. Januar mit dem Ersatz für die 17. Kavallerie - Brigade Harburg , den Etappenanfangsort des IX. Armeekorps , verlassen. Er brachte dem Regiment einen Ersaß von 4 Unteroffizieren, --48 Dragonern darunter die Kriegsfreiwilligen v. BehrDiestelow , v. Müller , Bollbrügge, v. Huth und Avantageur v. Döringen sowie 50 Dienstpferde. Sechs Dragoner und vier Pferde hatten während

des

Transports

krank zurückgelaſſen

werden müssen . Die Vertheilung des Ersages wurde erst am folgenden Tage vorgenommen , als sich das ganze Regiment wieder unter der Führung des Majors Detmering vereinigt hatte. Nach Auflösung Regiment für den

des Detachements

26. den Befehl,

Detmering

erhielt

das

geschlossen zu der aus dem

Füsilier-Regiment, dem Jäger-Bataillon und 2 Geſchüßen neu gebildeten Avantgarde unter Befehl des Oberstlieutenants v. Legat zu treten. Dieselbe sollte von Rouen aus in nordwestlicher Richtung zur Unterstützung der 2. Division vorgeschoben werden, welche den Abschnitt

174

-

Bavilly -- Duclair besetzt hielt. Das Regiment sammelte sich am Morgen des 26. am südlichen Eingange von Rouen und durchritt die Stadt mit schmetternden Fanfaren . Jenseits, ehe die Eskadrons in ihre Quartiere abrückten, fand die Vertheilung des Erſages ſtatt. Es ― entfielen 9 Dragoner und 10 Pferde auf die erste 1 Unteroffizier, 11 Dragoner und 12 Pferde auf die zweite 1 Unteroffizier, 10 Dragoner und 12 Pferde auf die dritte ― 10 Dragoner und 10 Pferde auf die vierte Eskadron . Sekondlieutenant v. Alten kam zur 2. Eskadron. Die für das Regiment bestimmten Quartiere lagen hinter dem linken Flügel des

erwähnten Abſchnitts und waren für den Stab

und die 2. Eskadron Montigny , für die 1. Hénonville , für die 3. La Vaupalière und für die 4. St. Jean du Cardonnay. Die letztere Eskadron

hatte

dabei

das

schlechteste

Ort bereits stark von Truppen der 2. nommen war.

Theil

erwählt,

da

der

Division in Anspruch ge-

In diesen Quartieren hatte das Regiment eine zweitägige Ruhe, bis sich die Ablöſung der 2. Diviſion durch die 17. vollzog. Nur zwei Züge der Eskadron Haefeler schlossen sich am 27 . bereits einem Detachement von zwei Kompagnien des 90. Regiments unter Hauptmann v. Quißow an, welches die zum Schutz gegen feindliche Kanonenboote Seine bei Guerbaville

beabsichtigte Legung von Torpedos in der decken sollte. Das Detachement verblieb

während der Arbeiten des

Torpedokommandos in St. Wandrille.

Die Dragoner-Patrouillen klärten beſtändig das Gelände vorwärts und seitwärts weithin auf. Von kleinen feindlichen Schiffen aus, welche zu Erkundungszwecken die Seine herauffuhren, Gelegenheit zwei Pferde erschossen. Die Division war am 27. herübergezogen ,

hatte

am 28.

wurden bei solcher

ganz auf das rechte Seine-Ufer

Ruhe gehabt und

löste

am 29.

die 2. Diviſion in ihrer Stellung an der Austreberte ab .

Lettere,

ein von Norden nach Süden bei Pavilly vorbeifließender und bei Duclair in die Seine mündender Bach , bildete durch ihr steiles , tief eingeschnittenes Thalbett einen vortrefflichen Abschnitt. Von jetzt an übernahm Generallieutenant v. Trescow mit der 17.

Division und der ihm zugewiesenen 3. Garde-Kavallerie-

Brigade die Sicherung auf dem rechten Seine-Ufer gegen Le Havre und Dieppe.

175

Die Sicherung nach Westen auf dem linken Seine-Ufer fiel der 22. Division zu. Generallieutenant v. Tresckow übertrug der Avantgarde der Division die Strecke

Duclair-Barentin.

Daran schloß sich nach

rechts bis Clères hin die 3. Garde-Kavallerie-Brigade an , welcher das Jäger-Bataillon überwiesen wurde. Auf dem rechten Flügel zur Aufklärung in nördlicher Richtung befand sich die 17. KavallerieBrigade. Der Rest der Diviſion bezog Ortsunterkunft hinter der Avantgarde und besetzte gleichzeitig Rouen. Von unserem Regiment wurde die noch verbleibende halbe 3. und ganze 4. Eskadron dem linken, die 1. und 2. Eskadron dem rechten Flügel der Avantgarde überwiesen. Es gingen die beiden Züge der Eskadron Haeseler mit zwei Kompagnien des 90. Regiments nach Duclair, die Eskadron Malgan mit vier Kompagnien nach St. Pierre de Varengeville . Von letterer schloß sich ein Zug einer halben Kompagnie an, welche nach Les Vieux zur Deckung der Straße St. Paer -Varengeville vorgeschoben wurde. Außerdem wurde Lieutenant Graf v. d. Recke mit seinem Zuge nach Roumare zum Oberstlieutenant v. Legat

kommandirt.

Auf dem

rechten Flügel ging die Eskadron Arnim mit zwei Kompagnien nach Barentin am Uebergange der Chaussee Rouen Yvetot über die Austreberte. Sie errichtete von hier eine Relaislinie zum Diviſionskommando in Rouen. Die Eskadron Bethusy war schon am 29. früh nach vorwärts hin aufgebrochen. Es lag daran, möglichst bald nach Le Havre und dem nördlichen Küſtenſtrich hin, wo die Hauptkräfte des Gegners zu vermuthen waren, weit vorzufühlen. Auf Befehl der Division entsandte demzufolge der Avantgardenfommandeur am 29. früh ein Detachement von zwei Kompagnien Füsiliere, der Rittmeisters

1. Eskadron und zwei Geschüßen unter Befehl des

Graf Bethusy -Huc nach Yvetot, mit dem Auftrage,

von hier aus Beobachtungen gegen Bolbec und Fécamp weit vorzutreiben. Das Detachement erreichte gegen 2 Uhr Yvetot. Die Eskadron besetzte sogleich alle Wege des Vorgeländes mit Vedetten und trieb

Patrouillen gegen Fécamp, Bolbec und Lillebonne vor. Die Patrouille des Unteroffiziers Weißenborn war unangefochten nach Bolbec hineingeritten, als sie plößlich mitten im Ort von einer

176

Rotte aus den Häusern stürzender Soldaten angefallen und aufs Heftigſte beschossen wurde. Die Patrouille vermochte sich nur dadurch zu retten, daß sie sofort in eine Seitenstraße hineingaloppirte und auf Umwegen das freie Feld wieder gewann. Dem Unteroffizier hatte eine feindliche Kugel den Knopf von der Helmspite abgerissen. Eine kleinere feindliche Abtheilung versuchte noch am Nachmittag von Bolbec gegen Yvetot vorzugehen, machte aber wieder kehrt und ging bis Lanquetot zurück. Auf den Straßen nach Fécamp und Lillebonne war vom Feinde nichts bemerkt worden. Am 30. Januar früh fand dagegen die Patrouille des Sergeanten Megelin Lillebonne besetzt. Sie war in die Stadt hineingeritten, hatte hier von Doppelposten Feuer erhalten und wurde. beim Verlassen der beschossen. An von

demselben

Einwohnern

Stadt auch aus einem naheliegenden Gehölz

Tage des

brachte

Fleckens

Unteroffizier

Goderville

in

Weißenborn Erfahrung ,

daß

am Abend vorher vier bis sechs Bataillone nach Le Havre abmarschirt seien.

Mittlerweile war die Kunde von großen gewaltigen Ereignissen zum Regiment gedrungen. Angesichts der noch unbezwungenen feindlichen Hauptstadt, dort im französischen Königspalast zu Versailles , wo im Laufe der

Jahrhunderte so

viel Ränke

gegen

unser

land geschmiedet waren, hatten am 18. Januar dem

König

Wilhelm I.

von

Preußen

deutsches

Vater-

deutsche Fürsten

die Kaiserkrone

aufs

Haupt gesetzt. Mit beispiellosem Jubel wurde die Kunde vom wiedererstandenen Deutschen Reiche in allen Gauen des großen Vaterlandes aufgenommen. Auch in der Brust der wackeren Männer, die hier in Feindes Land davon hörten,

hat sie mächtig die Saite der Vaterlandsliebe,

Treue und Einmüthigkeit angeschlagen. Jeden, der sich sagen konnte ,

der

Welch stolzes Gefühl eines

für diese Kaiserkrone mit entbehrt,

gelitten, gekämpft und geblutet zu haben. Nachfolgende Proklamation an die Armee, datirt vom 18. Januar aus dem großen Hauptquartier Versailles, kam heute beim Regiment zur Verlesung :

177

Mit dem heutigen für Mich und Mein Haus denkwürdigen Tage nehme Ich im Einverständniß mit allen deutschen Fürsten und der Zustimmung aller deutschen Völker neben der von Mir durch Gottes Gnade vererbten Stellung des Königs von Preußen, die eines deutschen Kaisers an . Eure Tapferkeit und Ausdauer in diesem Kriege, für welche Ich Euch wiederholt Meine vollste Anerkennung aussprach, hat das Werk der inneren Einigung Deutschlands beschleunigt , ein Erfolg den Ihr mit Einsetzung Eures Blutes und Lebens erkämpft habt. Seid stets eingedenk, daß der Sinn für Ehre und Kameradschaft,

Tapferkeit und

Gehorsam eine Armee groß und siegreich macht. Erhaltet Euch diesen Sinn , dann wird das Vaterland immer wie heute mit Stolz auf Euch blicken und Ihr werdet immer sein starker Arm sein. gez . Wilhelm.

Und die Kunde noch eines langerſehnten Ereignisses brachte der 29. Januar. Am 27. hatte sich endlich die Hauptstadt Frankreichs unter dem Eindruck der feindlichen Geschosse, des Hungers und der Verzweiflung dem Willen des Siegers gebeugt. Damit konnte der Widerstand des Landes als gebrochen gelten! Die stolzen Heere des französischen Kaiserreichs waren in Meg und Sedan kriegsgefangen worden. Von den Heeren der Republik war die Loire-Armee durch die Schlachten von Orléans in zwei Theile zersprengt. Die eine Gruppe unter General Chanzy ging zu Grunde in den Kämpfen bei Beaugency und Le Mans . Die andere unter General Bourbaki , welche sich zunächst südlich Orléans ſainmelte, um dann auf dem südöstlichen Kriegsschauplatz den Entſag von Belfort und eine Unternehmung gegen unsere rückwärtigen Verbindungslinien anzustreben , wurde zunächst durch das heldenmüthige Standhalten der Truppen des Generals v. Werder in der Schlacht an der

Liſaine abgewiesen ,

dann von diesen im Verein mit den

Truppen des Generals v. Manteuffel über die Schweizer Grenze gedrängt und wenige Tage nach der Uebergabe von Paris zur Waffenstreckung gezwungen. Die französische Nordarmee endlich unter General Faidherbe war am 19. Januar von der Armee des Generals v. Goeben in der Schlacht von St. Quentin vollständig kampfunfähig gemacht worden. 1227

v. Unger, 2. Großherzogl. Mecklenburg. Drag. Regt. Nr. 18.

178

Nunmehr

mußte Frankreichs

werther Energie drei

Diktator,

der mit bewunderns-

Armeen aus der Erde geftampft hatte,

ein-

ſehen, daß fernerer Widerstand unmöglich! Am 31. sollte der vom Feinde erbetene dreiwöchentliche Waffenstillstand beginnen.

12. Die Zeit des Waffenstillstandes. Es lag der bequemeren Unterkunft und leichteren Verpflegung halber sehr im dieſſeitigen Intereſſe, vor Beginn des Waffenſtillstandes noch möglichst viel feindliches Gebiet in eigene Hand zu bekommen. Generallieutenant v. Tresckow ordnete dementsprechend ein Vorrücken der ganzen Avantgarde an. Noch am Nachmittag des 29. rückte das Detachement Quizow mit den beiden Zügen der Eskadron Haeseler von St. Wandrille bis Caudebec vor. Ebenso wurde an diesem Tage das Detachement des Rittmeisters Graf Bethush noch um das Jäger-Bataillon und vier Geschüße verstärkt und trat nunmehr unter die Befehle des Majors v. Gaza. Am 31. rückte das ganze 90. Regiment mit den Eskadrons Arnim und Malgan ebenfalls bis Yvetot vor. Regimentsſtab und 2. Eskadron bezogen Quartiere in Yvetot , die 4. in Veauville nördlich des Orts . Die Eskadron Haeseler vereinigte sich wieder am 1. Februar in Caudebec. Die für die 17. Division festgesetzte Demarkationslinie ließ die Orte Fécamp , liegen.

St. Leonard und Lillebonne östlich,

Hinter dieser Linie verblieb die

Bolbec westlich

Division in weitläufigen

Quartieren. Die Beobachtungsmaßregeln, welche einfachster Natur sein und nur in Feldwachen auf den Hauptstraßen bestehen sollten, waren durch vorgeschobene Eskadrons anzuordnen. Zur Aufklärung der Verhältnisse in Fécamp war schon am 31. Januar früh Morgens von der 1. Eskadron Premierlieutenant v.

Pappenheim

mit

fünf

Dragonern

entsandt.

Zwei

Jäger-

Kompagnien auf Wagen sollten folgen. Premierlieutenant v . Pappenheim fand die Stadt unbesetzt. Die daselbst nach Aussage des Maires liegende Chasseur-Abtheilung befand sich gerade außerhalb.

-

Nach einer längeren nichts

179

weniger

als behaglichen

Unterredung

mit dem Maire, der sich heftig gegen jede Besetzung deutscherseits ſträubte und Waffenſtillſtandsbedingungen gar nicht zu kennen vorgab, mußte die Patrouille, verfolgt von einer drohenden Menge Hafenarbeiter, die Stadt wieder verlassen. Ein Dragoner hatte inzwischen die Meldung gebracht , daß der Befehl für die beiden Jäger-Kompagnien rückgängig gemacht sei.

Auf dem Heimwege

wurde die Patrouille noch von den inzwischen auftauchenden Chasseurs beschossen. In gleicher Weise wie jener Maire sträubten sich allenthalben die Franzosen , die Bedingungen des Waffenſtillstandes und die Demarkationslinie anzuerkennen. Ueberall wurden dem diesseitigen Vorgehen daher Schwierigkeiten in den Weg gelegt. So kam es, daß

erst

am 3. und 4. Februar unsere Eskadrons die Punkte der

Demarkationslinie erreichten, welche ihnen ein Befehl vom 31. Januar zugewiesen hatte. Danach sollte die Eskadron Bethusy mit zwei GrenadierBataillonen und eine Batterie Fécamp selbst, die Eskadron Haeseler Annonville südöstlich davon, die Eskadron Malzan Lanquetot an der großen Straße nach Volbec und die Eskadron Arnim mit einer Jäger-Kompagnie Lillebonne besetzen . Lettere beiden Eskadrons fanden am 1. Februar ihre Zielpunkte noch vom Feinde besetzt , welcher auch keine Miene zur Räumung machte. Die Eskadron Arnim , welche über La Frenay 2 km östlich Lillebonne hinaus nicht vordringen konnte, mußte sich heute in St. Aubin , am folgenden Tage in Grand Camp Unterkunft ſuchen, unter fortwährender Beobachtung gegen Lillebonne. Der Höchstkommandirende dieses Orts war persönlich beim Major v. Arnim erschienen mit dem Bemerken, er wolle ja gern zurückgehen, aber seine Leute hätten sich so mit der Arbeiterbevölkerung des Orts verbrüdert und seien so betrunken , daß er keine Gewalt über sie habe. Der Maire hatte schriftlich angezeigt, daß trotz seiner Bemühungen noch Franktireurs vorhanden seien. Es fielen auch wirklich auf dem Marsch zur Stadt aus den anliegenden Gehölzen einzelne Schüsse auf die Eskadron , welche erst am 3. Februar Mittags Lillebonne beſeßte. Sie schob Beobachtungsposten auf den Straßen nach St. Romain de Colbosc und Bolbec vor. Die gleichfalls nach Lillebonne geschickte 3. Kompagnie des Jäger-Bataillons trat mit unter die Befehle des Majors v. Arnim.

12*

180

Lanquetot konnte von der Eskadron Malzan , welche bis dahin in Bolleville hatte bleiben müssen, erst am 4. Februar besetzt werden. Ein Zug als Feldwache auf der Chauſſee übernahm die Beobachtung gegen Bolbec. Die Eskadron Haeseler erreichte am 2. Annonville, beließ aber hier, da der Ort höchst ungünstig für die Unterbringung war, nur einen Zug an der Demarkationslinie und quartierte sich mit dem Reſt in Limpiville ein. Der Eskadron Bethush , welche am 1. Februar dem zur Besetzung von Fécamp bestimmten Detachement Kl eist voraufging, wurde wiederum der Eintritt in Fécamp verweigert. Die Einwohnerschaft benahm sich durchaus feindlich gegen die Eskadron. Ganz besonders entpuppte sich der Maire als ein gefährliches Subjekt. Er gab dem Rittmeister Graf Bethusy einen Protest gegen jede Einquartierung mit, welcher in einem geradezu lächerlich hochfahrenden Tone gehalten war. Mit knapper Noth entging die Eskadron Inſulten, als sie sich wieder aus der Stadt zurückzog. Sie nahm mit dem 3. und 4. Zuge Quartier in Contremoulins, während die andere Hälfte nach Tourville gehen sollte. In letterem Ort wurde jede freiwillige Aufnahme von den Einwohnern so energisch verweigert, daß den beiden Zügen, da man Gewalt möglichst vermeiden wollte, ein anderes Dorf, Bec de Mortagne , angewiesen wurde. Hier wiederholte sich dasselbe Schauspiel. Mit wüthenden Geberden und großem Geſchrei proteſtirte die Menge gegen jede Einquartierung , ja sie fing an thätlich zu werden, als man versuchte die Ställe zu öffnen. Da war es denn aber doch mit der Geduld der guten Mecklenburger zu Ende. Mit den flachen Klingen hieben sie so entrüstet auf die wüthende Rotte los, daß binnen fünf Minuten das ganze Dorf gesäubert war. Dann zogen sie beruhigt in ihre Ställe. Am 3. Februar erst traf der Befehl des französischen Generals Loisel ein, Fécamp zu räumen.

Das Detachement Kleist beseßte

darauf sofort den Ort. Die Eskadron Bethusy schob einen Zug als Feldwache auf der Straße nach Goderville vor und legte ein Relais nach Yvetot, wo mit dem Stabe der 34. Infanterie-Brigade auch unser Regimentsstab geblieben war. Abgesehen von den

in täglicher Abwechselung auf Feldwache

ziehenden Zügen und den dauernden Verbindungs - Patrouillen längs der Demarkationslinie konnten sich die Eskadrons in den folgenden Tagen vollständiger Ruhe und Erholung hingeben.

-

181

-

Wohl hätte sich ganz gut leben lassen bei dem schönen trockenen Wetter in der herrlichen

Landschaft der Normandie ,

aus der so

manches alte Schloß romantisch in die Lüfte ragte, wenn nur etwas besser für den Magen gesorgt gewesen wäre.

Die Beitreibung in

dieser vom Feinde schon stark in Anspruch genommenen Gegend lieferte gar zu wenig. Bald mußte ein Feldmagazin in Yvetot er= richtet werden ,

um nur den nothwendigsten Bedarf zu decken.

Heu

und Stroh zu beschaffen erwies sich als gänzliche Unmöglichkeit. Am 3. Februar stieß von der Ersatz- Eskadron der laut Allerhöchster Kabinets -Ordre vom 20. Januar 1871 zum Sekondlieutenant der Reserve beförderte Vizewachtmeister Hagemeister zum Regiment und wurde der 4. Eskadron zugetheilt. Durch ein Versehen in der Fassung der Kabinets - Ordre war Lieutenant Hagemeister unter die aktiven Offiziere des Regiments versetzt worden. Da die Verhältnisse ihm ein Verbleiben im militärischen Beruf nicht gestatteten, beantragte er im Mai ſeine Zurückversetzung unter die Reserveoffiziere . So erklärt es sich, daß in der Rangliste der aktiven Offiziere von 1870/71 Lieutenant Hagemeister unter "1 Abgang " verzeichnet steht. Am 10. Februar erfolgte die Ernennung der Mitte Dezember zu Vizewachtmeistern

beförderten Einjährig-Freiwilligen Kahle und

Hillmann zu Reserveoffizieren. Lieutenant Kahle blieb bei der 2., Lieutenant Hillmann bei der 1. Eskadron. Lieutenant Hillmann erhielt bereits acht Tage später das Eiserne Kreuz 2. Klaſſe. Die nächsten Tage nahmen der Division zwei ihrer bewährtesten Führer : den kommandirenden General des XIII . Armeekorps, Seine Königliche Hoheit den Großherzog Friedrich Franz , unter deſſen Kommando, als dem angestammten unendlich verehrten Landesfürsten die mecklenburgischen Truppentheile mit besonderer Hingabe gefochten hatten - und den Kommandeur der 17. Division Generallieutenant v. Trescow. Se. Majestät der Kaiser hatte die nunmehrige Auflösung des XIII. Armeekorps befohlen. Die 22. Diviſion ſollte nach Paris abmarschiren und in den Verband des XI. Armeekorps zurücktreten ; die

17. Division dagegen mit der 5. Kavallerie- Diviſion zuſammen

fortan dem I. Armeekorps ( Generallieutenant v. Bentheim) und damit der I. Armee (Generallieutenant v. Goeben) unterstellt werden. Se. Königliche Hoheit der Großherzog verabschiedete sich von seinen Truppen mit den nachstehenden Worten , welche sicherlich in Aller Herzen den lebhaftesten Wiederhall gefunden haben:

-

182

" Se. Majestät der Kaiser und König haben die Auflösung des XIII . Armeekorps befohlen. Ich wende mich daher zum letzten Mal an das Korps, um ihm Lebewohl zu sagen.

Die Worte dieses Abschiedes können nach dem, was hinter uns liegt, nur Worte der Anerkennung und des Dankes ſein. Am 30. August vorigen Jahres überschritt das Armeekorps die französische Grenze , heute spreche Ich zu Euch , nachdem das Korps

mehr

als

Soldaten,

150 Meilen zurückgelegt hat,

aus Rouen , der Hauptstadt des Nordens Frankreichs .

Welche

gewaltigen Ereignisse füllen dieſe Zeit aus ! Das Armeekorps, mit welchem abwechselnd die 2. Landwehr- Diviſion , die 2., 4., 5. und 6. Kavallerie- Division , das I. bayerische Armeekorps und die württembergische Feld 2 Division unter Meinem Befehl in

engstem Verbande

und

in

treuer Kameradschaft standen,

hat die Festungen Toul und Soissons erobert und an den Belagerungen von Metz und Paris theilgenommen . Mit dem Tage des Abrückens von Paris begann eine lange Reihe von oft starken,

durch die Unbilden

eines harten Winters

erschwerten Märschen , in denen wir fast täglich den Feind vor uns hatten.

Oft haben wir ihn geschlagen ,

niemals find wir

ihm gewichen. Mehr als 20 000 Gefangene, 68 Geschüße und ein reiches Kriegsmaterial sind dem Feinde in offener Feldschlacht abgenommen worden. Die blutigen Tage von Bazoches , und Le Mans sind Ruhmestage,

Orléans ,

Beaugency

die dem Armeekorps

auf

immer einen ehrenvollen Namen in der Kriegsgeschichte gemacht haben. Ich danke allen Herren Generalen und Offizieren für ihre Einsicht und für das hervorleuchtende Beispiel, das sie ihren Untergebenen gegeben haben. Ich danke Euch, Soldaten, für Eure Tapferkeit und Mannszucht und für die Hingebung im Ertragen von Beschwerden ,

die oft die höchste

Anspannung, deren ein Mann fähig ist, verlangten. Die schönste Belohnung des Soldaten — die Zufriedenheit und der Dank des Allerhöchſten Kriegsherrn, ſind uns im reichen Maße zu Theil geworden . Mit Stolz können wir Alle auf

diese Zeit zurückblicken

und jeder Einzelne von Euch kann mit Befriedigung sich daran

183

erinnern, daß auch er in dem ruhm- und erfolgreichsten Kriege, den die Weltgeschichte kennt , mitgefochten und seine Schuldigkeit gethan hat. Ich bin der Zuversicht, daß die einzelnen Theile des XIII. Armeekorps in ihren neuen Verbänden mit derselben Auszeichnung ihre Pflicht erfüllen und , wenn es nöthig werden sollte, sich schlagen werden wie bisher. Hiermit wohl zu. "

rufe Ich dem Armeekorps

ein herzlichs Lebe-

Noch am 3. Februar reiste Se. Königliche Hoheit der Großherzog nach Versailles ab. Auch der Generallieutenant v. Tresckow , mando der Division

an den wieder

genesenen

welcher das KomGenerallieutenant

v. Schimmelmann abgab , um in sein vorheriges Dienſtverhältniß als vortragender Generaladjutant Sr. Majestät des Kaiſers und Königs zurückzutreten , verabschiedete sich mit warmen , herzlichen Worten von den Truppen , welche er gerade in der allerschwierigsten Zeit des Feldzuges so ruhmvoll geführt hatte. Mit dem Abmarsch der 22. Diviſion nach Paris beſtimmte das Generalfommando des I. Armeekorps, daß nun wieder die 2. Diviſion die Stellung gegen Le Havre auf dem rechten Seine - Ufer beziehen, die 17. Diviſion dagegen auf das linke Ufer übergehen und den bisherigen Plaß der 22. einnehmen ſollte. Generallieutenant v. Schimmelmann befahl dazu Folgendes : "1 Generalmajor v. Kottwit erhält die 17. Kavallerie - Brigade

überwiesen und übernimmt mit dieser, sowie mit den ihm verbleibenden Truppen die Avantgarde und somit die Beobachtung nach Westen : Ulanen-Regiment Nr. 11 , 2 Bataillone 76er, 1 Batterie nachPont Audemer, Dragoner-Regiment Nr. 17, 1 Bataillon 76er nach Bernai . Beide Kavallerie - Regimenter mit vorgeschobenen Eskadrons . Rest der Truppen nach Brionne. Generalmajor v. Manteuffel läßt bis zum Eintreffen der Ablösung durch das I. Armeekorps in der Stellung gegen Le Havre zurück: In Fécamp 2 Kompagnien 89er , 1 Eskadron Dragoner 18 ; in Yvetot das Jäger-Bataillon und die Eskadrons in Lanquetot und Lillebonne.

184

Major Detmering übernimmt das Kommando über sämmtliche gegen Le Havre stehenbleibenden Truppen. Rest der Truppen des Generals v . Manteuffel, nunmehr Gros, in die Gegend von Elbeuf. " Am 7. Februar begann der Abmarsch der Division in die neue Stellung.

Am 11. war dieselbe eingenommen.

Von unserem Regiment schloß sich dem sofortigen Abmarsch nur die Eskadron Haeseler unter den Befehlen des Generalmajors v. Manteuffel an. Sie verließ am 7. Limpiville und gelangte mit den Etappen Fauvilles, Croixmare, Rouen am 11. nach Caudebec les Elbeuf östlich Elbeuf, von wo sie Relaisverbindung nach Rouen herzustellen hatte. Das Detachement Detmering verblieb in seinen Stellungen noch bis zum 11. In die zu errichtende Relaislinie theilten sich die Eskadrons derart , daß die 1. die Strecke Fécamp - Yvetot, die 4. Yvetot - St. Jean und die 2. St. Jean - Rouen übernahm. In der zwischen Sr. Königlichen Hoheit dem Großherzog von Mecklenburg und dem in Le Havre kommandirenden General Loysel abgeschlossenen Separatkonvention war verabredet worden , daß von jeder der beiden Armeen zwei Offiziere bestimmt werden sollten, welche die Aufrechterhaltung der Stipulationen überwachen und zu dieſem Zweck am 6. in St. Romain,

wo sie ihren Aufenthalt zu nehmen

hatten, zusammentreten sollten. Einer der beiden diesseits kommandirten Offiziere war der Rittmeister Frhr. v. Malzan. Am 12. Februar trat nach erfolgter Ablösung auch das Detachement Detmering den Abmarsch auf das linke Seine-Ufer an. Die 2. Eskadron erreichte

an diesem Tage nach starkem Marsche Ba=

rentin, die 4. Bouville nordwestlich davon, die 1. Yvetot. Der nächste Tag führte das Regiment durch Rouen hindurch nach Le Grand und Le Petit Quevilly füdlich davon.

Hier in der wohlthuenden Nähe

der großen Stadt war am 14. Ruhetag.

Die gestern unter Führung

eines Unteroffiziers der Erſaß -Eskadron eingetroffenen Ersatzbekleidungsstücke konnten vertheilt werden. Ebenso trafen nach Auflösung des Pferdekrankendepots in Chartres die dort zurückgelassenen 39 Pferde hier wieder beim Regiment ein und wurden auf die Eskadrons vertheilt.

Am 15. erreichte das Regiment den Bezirk des nunmehrigen

Gros. Die Eskadrons Arnim und Haeseler wurden von Elbeuf in südwestlicher Richtung vorgeschoben. Stab und 2. Eskadron gingen

185

nach Amfreville la Campagne , wo sie bereits das Jäger - Bataillon vorfanden ; die 4. unweit davon nach Tourville la Campagne. Amfreville nach Elbeuf legte die 2. Eskadron Relais.

Von

Die Eskadron Bethusy

trat unter die Befehle des 90. Re✔ giments und marſchirte mit dieſem nach Louviers südöstlich Elbeuf. Sie legte von hier ein Relais zum Regimentsstabe. In den genannten Quartieren hatten die Eskadrons eine achttägige Ruhe. Die Hauptbeschäftigung während dieser Zeit bestand in der Eintreibung von Kontributionen. Ein schlechtes Geschäft für einen ehrlichen Soldaten,

aber eine unabmeisbare Forderung des Krieges !

Wir zogen im Lande umher und nahmen alles baare Geld fort", schreibt Lieutenant v. d. Lühe darüber in seinem Tagebuche. Jedenfalls waren alle Offiziere froh ,

als sie nichts mehr mit derartigen

Geldgeschäften zu thun hatten. Major Detmering benußte die Tage, um die 2. , 3. und 4. Eskadron einer Besichtigung hinsichtlich der Bekleidung zu unterwerfen, nachdem letztere durch das Eintreffen der Ersatzstücke eine angemessene Hebung hatte erfahren können. Mit dem 19. Februar war es schon wieder mit der Ruhe zu Ende. Marschiren und immer wieder marschiren sollte bis zulett das Loos der Mecklenburger und Hanseaten bleiben. Nachdem am 16. die Verlängerung des Waffenstillstandes bis zum 24. Februar bekannt gegeben war, traf am 18. für die Diviſion der Befehl ein, Quartiere in und um Dieppe zu beziehen. Hier sollte die Division als eine allgemeine Reserve dienen, sowohl für das I. Armeekorps , welches an der Seine die Beobachtung gegen Westen hatte, als auch für das VIII . Armeekorps , welches an der Somme mit der Front gegen die auf Lille zurückgetriebenen Reste der französischen Nordarmee stehen geblieben war . Es erschien, so wie die Verhandlungen standen , nicht ausgeschlossen, daß es noch einmal zu Feindseligkeiten werde kommen können. Franzöſiſcherseits wurden jedenfalls Anstrengungen gemacht, solches zu ermöglichen. Dem gegenüber versäumte die deutsche Heeresleitung nicht, Gegenmaßregeln zu treffen. Nach Ablösung durch die bereis in Rouen liegende 1. Division trat am 19. Februar die Division den Marsch nach Dieppe auf der großen Dieppe an.

westlich

der Eisenbahn führenden Chauffee Rouen-

186

Die Eskadrons traten wieder zu geschlossenem Regimentsverbande zusammen und sahen sich heute zum dritten Male unter den Mauern des alten, schönen Rouen. Stab und 2. Eskadron kamen in der Stadt selbst, die Pferde in der französischen Kavalleriekaserne die übrigen drei Eskadrons in der südlichen Vorstadt St. Sever und Petit Quevilly unter. Am 21. wurde die Gegend von Dieppe erreicht.

Die 1. Eskadron

belegte Sauqueville, die 2. und 3. Tourville Arcques, die 4. Offranville. Major Detmering wurde zum Kommandanten von Dieppe ernannt.

Die

Eskadrons Arnim und Haeseler ,

welche zum Gros

(34. Infanterie -Brigade) traten , hatten heute schon die Quartiere erreicht, in denen sie für die nächste Zeit verbleiben sollten. Die zur Avantgarde (33. Infanterie-Brigade) gehörigen Eskadrons Bethusy und Malgan dagegen hatten, um in den zugewieſenen Bezirk östlich der Eisenbahn Rouen - Dieppe zu gelangen, am 22. noch einen Marsch nöthig. Die 1. Eskadron bezog Unterkunft in Braquemont , dicht am Strande des Meeres gelegen , die 4. mehr landeinwärts an der Straße nach Neufchatel mit zwei Zügen in Ancourt , mit je einem in Sauchay und Bellengreville. - Die 2. Eskadron legte Relais nach dem westlich Dieppe an der Küste gelegenen Veules , wohin Bataillonsstab und zwei Kompagnien Jäger geschoben waren. Der noch einmal verlängerte Waffenstillstand mußte in der Nacht vom 26. zum 27. Februar zum Ablauf kommen. Bis zum 26 . war keine Nachricht eingetroffen über das , was weiter erfolgen werde. Man mußte also auf den Fall einer Wiedereröffnung der Feindseligteiten gefaßt sein und entsprechende Beobachtungsmaßregeln treffen. Der Feind, welcher am 27. früh unvermuthet der 17. Division hätte entgegentreten können , konnte nicht von der Landseite her erwartet werden. Aber wohl konnten ihn die Fluthen des Kanals in Gestalt von Kriegsschiffen herantragen , welche den deutschen Be= sagungen der Küste eherne Morgengrüße zusandten. Eine Beobachtung in die See hinaus war also einzurichten. Bei Tage konnte sie füglich von den Dragonern übernommen werden. Der 34. Infanterie-Brigade war die Bewachung der Küste von Criel bis Le Pollet einschließlich übertragen worden . Auf dieser Strecke hatte nur die Eskadron Haeseler eine Feldwache östlich Dieppe am Leuchtthurm von St. Marguerite aufzustellen. Die 33. Brigade übertrug der Eskadron Bethusy die Sicherung im Abſchnitt von

187

Le Pollet bis einschließlich Vassauville, der Eskadron Malzan die von lezterem Ort bis

zum Einfluß des Yères -Baches .

Dieselbe

ſiedelte dazu am 26. mit je zwei Zügen in die nahe am Meer ge= legenen Dörfer Assigny und Biville sur mer über. Von der 1. Eskadron war je eine Feldwache in Le Puits und Berneval aufzustellen , von der 4. je eine in Penly und Toqueville.

Von ihnen

sollten die erforderlichen Vedetten zur Beobachtung der zahlreichen Schluchten und Landungsstellen vorgeschoben werden. Aber nichts zeigte sich am Morgen des Dragonern. ihnen.

Friedlich lag die weite,

27.

den spähenden

blendende Meeresfläche vor

Und es war wirklich Friede! Wenige Telegrammworte des Generals v . Goeben hatten am Morgen des 27. die so unendlich bedeutungsvolle frohe Kunde gebracht! Am Nachmittag des 26. waren die Friedenspräliminarien unterzeichnet worden. Riesenhaft war der Eindruck , Brust hervorrief.

welchen die Nachricht in Aller

So war denn nun das große , gewaltige Werk

vollendet, zu dem Deutschlands Söhne vor sieben Monaten hinaus gezogen waren ,

für das so viele Tausende freudig Blut und Leben

hingegeben hatten ein Heldenwerk zur Sühnung gekränkter deutscher Ehre, wie ein gleiches die Weltgeschichte nicht kennt ! Sofort mit Eintreffen der Friedensbotschaft wurden die Beobachtungsmaßregeln eingezogen. und Erholung hin.

Alles gab sich in vollen Zügen der Ruhe

Angenehme, schöne Tage wurden es, welche das

Regiment hier an der landschaftlich so zubrachte.

reizvollen Meeresküste noch

Schon hielten laue Frühlingslüfte ihren Einzug, um für

die strenge Härte des verscheuchten Winters zu entschädigen. Der Dienstbetrieb des Friedens begann wieder Platz zu greifen. Die Verpflegung war vorläufig von den Gemeinden zu leisten , bis am 6. März das Magazin in Dieppe in Thätigkeit treten konnte, zu dessen Füllung während der Tage vorher die 2. Eskadron fast täglich Beitreibungskommandos hatte stellen müssen. Nachdem von der Feldbäckerei-Abtheilung jeder Eskadron ein Feldbäcker zugewiesen war ,

hatten

dieselben

nunmehr

selbstständig

für

Broterbackung

zu sorgen. Das weiche Frühjahrswetter , Erkältungskrankheiten

steigert,

welches stets die Häufigkeit der

zeitigte

auch jetzt

eine

Höhe des

Krankenbestandes , wie sie im Verlauf des Feldzuges beim Regiment

188

noch nicht erreicht war.



Die Zahl derselben stieg bis auf 59, betrug

also rund 10 Prozent. Der Nachmittag des 28. vereinigte die mecklenburgischen Offiziere zu einem Feſteſſen in Dieppe im Hôtel Royal zur Feier des Geburtstages Sr. Königlichen Hoheit des Großherzogs .

Durch-

glüht von inniger Begeisterung erklang hier auf fränkischer Erde dem geliebten Landesfürsten , dem schlachtenbewährten Führer , dem im Beispiel allezeit vorleuchtenden Soldaten jubelnder Hurrahruf aus der Brust seiner treuen Unterthanen. Auch die Eskadrons waren am Vormittag zu einem Paradeappell angetreten ,

um ein

brausendes Hoch auf den Allergnädigsten Landesherrn auszubringen. Durch seine Nähe und bequeme Erreichbarkeit lud das gegenüberliegende Inselland gar sehr zu einem Besuche ein. Da einem kürzeren Urlaub keine Schwierigkeiten in den Weg gelegt wurden, benutzten unsere Offiziere gern die Gelegenheit, sich einmal die Riesenstadt an der Themse anzusehen . verlebten dieselben dort ,

Stunden besten Amüſements

natürlich nicht im blauen Rock,

sondern

in den stilvollsten Civilanzügen , welche Dieppe zu liefern vermochte. Der bereits seit der Ruhezeit in Chartres dem Regiment attachirte Sekondlieutenant der Landwehr - Kavallerie v. Heyden trat, unter Stellung als Ordonnanzoffizier bei der 34. Infanterie-Brigade, nunmehr definitiv zum Regiment und wurde der 1. Eskadron zugetheilt. Sekondlieutenant der Reserve Hagemeister Entbindung

von seiner

kehrte in diesen Tagen zur Ersatz - Eskadron zurück. Mittelst Aller= höchster Kabinets -Ordre vom 11. März wurde Sekondlieutenant der Reserve Baron v. Rodde zur

Dienstleistung bei Sr. Königlichen

Der beim Stabe ebendaselbst Hoheit dem Großherzog kommandirt. kommandirte Lieutenant Keding übernahm infolge Allerhöchsten Befehls vom 7. März für den beurlaubten Rittmeister v. Thadden die Funktionen des Kommandeurs der Stabswache bis zur Demobilmachung. Derselbe war Anfang Februar mit Sr. Königlichen Hoheit dem Großherzog nach Versailles gegangen und hatte dadurch Gelegenheit, ebenso wie auch der Sekondlieutenant v . Rodde, den Einzug der deutschen Truppen in Paris mitzumachen. Am 7. März erhielt die Diviſion eine telegraphische Benachrichtigung , daß Se. Majestät der Kaiser und König am 11. März bei Rouen eine Parade über die Truppen des I. Armeekorps und Da hieß es mit Eifer Mann der 17. Division abhalten werde. und Pferd noch in möglichst parademäßigen Zustand zu bringen.

189

Der Begriff des Pußens begann mit einem Schlage die ganze Bedeutung wiederzugewinnen , welche ihm in der Garnison beigelegt wird. Mit stolzer Freude sah Jeder dem Tag entgegen , wo er dem erhabenen obersten Kriegsherrn vor die Augen treten durfte. Theils auf der Eisenbahn , theils durch Fußmarsch sollte die Division die Gegend von Rouen erreichen und sich am 9. dorthin in Bewegung setzen. Der Kavallerie wurde, um die Quartiere

--

der Infanterie nicht zu beengen , die Marschstraße östlich des großen Waldstriches am Varenne-Bach zugewiesen . Am 10. trat das Regiment in den Verband der 17. KavallerieBrigade zurück, aus welchem es seit dem 11. Dezember losgelöst gewesen war.

Mit Freuden begrüßten sich die Brigade-Kameraden

wieder , die so lange von einander getrennt waren .

Generalmajor

v. Rauch , welcher infolge Erkrankung Anfang Februar den Befehl an den Oberst v. Kahlden abgegeben hatte,

war erst vor wenigen

Tagen wieder an die Spitze der Brigade getreten , die während der Zeit um Dieppe südlich des Gros der Division Unterkunft bezogen hatte. Die Quartiere, von welchen aus das Regiment am 11. das Es war Paradefeld erreichen sollte, lagen nordöstlich Rouen. St. Georges für die 2. und 3. , Quincampoig für die 1. und 4. Eskadron. Auf dem Marsche dorthin benutte Major Det= mering die Gelegenheit , um noch einmal die Paradeaufstellung und den Parademarsch zu üben , zum erstenmale wieder seit dem Juli 1870. Infolge Erkrankung Sr. Majestät wurde die Parade auf den 12. März verschoben, so daß die Truppen am 11. noch einen Ruhetag hatten , der fleißig zur weiteren Instandsetzung des Ajustements verwendet werden konnte. An diesem Tage wurde dem Major v . Arnim das ihm von Sr. Majestät allergnädigst verliehene Eiserne Kreuz 2. Klaſſe

aus-

gehändigt. Dieselbe Dekoration hatte unlängst vorher auch Sekondlieutenant v. Derzen erhalten. Auf einer großen Wiese unmittelbar oberhalb Rouen auf dem linken Seine-Ufer lag das Paradefeld. Die Stadt hatte sich beim Durchzug der Truppen demonstrativ in Trauer gehüllt. Ueberall wehten schwarzer Flor und schwarze Fahnen. Draußen vor der Stadt aber wehten bald darauf deutsche Fahnen und Standarten im herrlichsten Frühjahrssonnenschein Sr. Kaiserlichen und Königlichen

190

Hoheit dem Kronprinzen , dem erlauchten Sieger von Wörth, entgegen, welcher infolge dauernden Unwohlseins Sr. Majestät des Kaisers und Königs mit Abnahme der Parade beauftragt war. Das I. Armeekorps ſtand im ersten, die 17. Diviſion im zweiten Treffen, die 17. Kavallerie - Brigade links neben der 34. InfanterieBrigade und unser Regiment inmitten der beiden anderen. Beim Vorbeimarsch defilirte unser Regiment zuerst,

da unsere Trompeter

als die einzigen die Musikinstrumente mit ins Feld geführt hatten . Der Parademarsch fand in Eskadronsfront im Schritt statt. Danach hielten die Divisionen in sich einen Feldgottesdienst auf dem Paradefeld ab. Major Detmering hatte beim Vorbeimarsch des Regiments die hohe Freude , aus dem Munde Sr. Kaiserlichen und Königlichen Hoheit des Kronprinzen Worte großer Anerkennung über das Aussehen des Regiments zu vernehmen. Nicht minder erfreulich für das Regiment war es, als der in Begleitung Sr. Königlichen Hoheit des Kronprinzen erschienene General v . Tresckow sich in warmer Weise über den vortheilhaften Eindruck aussprach , welchen auf ihn das Regiment während der ganzen Zeit seiner Befehlsführung gemacht habe. Es war die Anerkennung aus so bewährtem Munde eine schöne Belohnung für das Regiment. Am Nachmittag wurde Major Detmering zur Allerhöchsten Tafel nach Rouen befohlen. Zum nunmehrigen Unterkunftsbezirk wurde der 17. Kavallerie-

Brigade der Raum südöstlich Dieppe, zwischen Londinières und Neufchâtel angewiesen, während die übrige Division nach Dieppe zurückging. Am 14. erreichten die Eskadrons unseres Quartiere Luch und Fecques (Stab und 2. ) ,

Regiments Menonval

ihre und

Vatierville (3.), St. Germain und St. Beuve (4.), Mortemer und Epinay (1. ), eine fast aneinanderschließende Dörferreihe nordöstlich Neufchâtel. Nur noch wenige Tage und man durfte die Rosse heimwärts lenken ! Das große Drama war vollendet und alle die tausend Heldendarsteller konnten abtreten.

vom Schauplatz ihrer Thätigkeit

191

13. Der Rückmarsch . Schon am 15. März gelangte die Benachrichtigung zur Diviſion, sich zum Antritt des Rückmarsches über Diedenhofen auf Mainz bereit zu halten.

Tags darauf traf der Befehl ein , nach welchem

die Division am 17. den Marsch zur Heimath beginnen ſollte. Mit welch unendlicher Freude mag dieser Befehl begrüßt worden sein! Wie wird die Sehnsucht nach der Heimath von Neuem lebendig geworden sein mit dem Gedanken, sich nun Tag für Tag ihr mehr zu nähern! Auf zwei Straßen sollte der Rückmarsch bewerkstelligt werden. Auf die nördlichere derselben wurden beide Infanterie - Brigaden verwiesen und ihnen das Ulanen - Regiment Nr. 11 zugetheilt. Auf der südlichen sollten als erste Staffel die beiden Dragoner-Regimenter, die reitende Abtheilung und das Jäger-Bataillon, als zweite Staffel die Trains und Kolonnen der Division unter Bedeckung eines Bataillons marſchiren. Die letztere

Straße führte

von Neufchâtel

über

Formeric,

Grandvilliers, Breteuil, Montdidier, Roye, Ham, La Fère, Laon, Ramecourt, Neufchâtel, Juniville nach Vouzièrs im Argonner Bergland, welches Anfang April erreicht wurde. Umstehende Marschtafel

macht

die

einzelnen

Quartiere des

Regiments bis zum 2. April ersichtlich. Es vollzog sich dieser erste Theil des Rückmarsches derart, daß stets nach dreitägigem Marsch ein Ruhetag folgte. Die Märsche an sich waren klein die Eskadrons waren selten über vier Stunden unterwegs . Für die Unterkunft hatte das Regiment stets die nördlich der Marschstraße liegenden Ortschaften aufzusuchen. Die besonders während der ersten Zeit herrschende warme Witterung trug sehr dazu bei , die ruhigen Märsche zu einer außerordentlichen Erholung für die Pferde zu gestalten. Nur einmal , Ende März , zeigte der Winter noch einmal sein rauhes Gesicht. Am 21. März wurde durch eine A. K. D. den Unteroffizieren und Mannschaften eine tägliche Zulage bewilligt , für erstere in Höhe der chargenmäßigen Feldlöhnung , für lettere im Betrage von 25 Pfennigen. Zur Feier des Geburtstages

Sr. Majestät des Kaisers und

Königs vereinigte der 22. März sämmtliche Offiziere der südlichen Kolonne zu einem gemeinsamen Festmahl in Montdidier. Unser

192

Anvilliers

Stab

März 17. Blargies

Datum

18.

20.

Paillart

Ruhe

19. Grandvilliers

21.

1. Eskadron

Quartieesr bisherig Blargies

Sommereur Ruhe

Marquivillers

Sec le. Duiry

Laboiffière

22.

Eskadron 2. Le, St. Caute Beuve

3. Eskadron

Quartier bisheriges

4. Eskadron

Flamets ls Les Freti

Romescamps

Grandvilliers Halloy

Abancourt

Sarnois Dameraucourt

Ruhe

St. Thibault Dargies

Ruhe

Baillart

Guerbigny

Billancourt Biarr Cressey,

Ruhe

St. Simon

Travecy

Ruhe

Dury

Vendeuil

Grandlup

Ruhe

Missy

Ruhe

Ballay Bandy,

Ruhe

Rignicourt

Asfeld

Siffonne

Avaux

Belleville

Ruhe

Chatelets Perthes les

Ramecourt Dutre

Monceau le Wast

Rocquencourt Merles les Rouvroy Becquigny Figuières Crémery Gruny, Liancourt

Ruhe Esquennoy Laboissière Lignières,

Ruhe

Lanquevoisin

Ruhe

Réthonvillers

Ruhe

23. Réthonvillers 24.

Artemps

Duartre Champs Noirval

Ruhe

Annelles le Annelles Ménil-

Aire

Mauregny

Ruhe

Aulnois

Achery

Tugny Anguilcourt

Dury

Travecy

25. 26.

Barenton Bugny, Ruhe

Chambry

Ruhe

27. 28.

Montaigu

Ruhe Boult Bois aux

St. Loup Champa engne

Montaigu Asfeld

Ruhe

Pauvre

29. 30.

1.

Duar Chamtre ps

Perthes les 31. Chatelets

April 2.

193

Trompeterkorps und die Jägerkapelle musizirten während desselben . Generalmajor v. Rauch brachte das Hoch auf Se . Majestät den Kaiser und König aus .

Am Vormittage hatte Major Detmering

das Regiment bei Mesnil St. George zuſammengenommen, in kernigen Worten auf die Bedeutung des Tages aufmerksam gemacht und ein donnerndes Hoch auf den Allergnädigsten obersten Kriegsherrn ausgebracht. Se. Majestät durfte den heutigen Geburtstag den ersten im Glanze der Kaiserlichen Würde schon wieder auf heimathlicher Beim Scheiden Erde, inmitten seiner treuen Landestinder verleben. hatte Se. Majestät am 15. März aus Nancy folgende Worte an das deutsche Heer gerichtet : Soldaten der deutschen Armee ! Ich verlasse an dem heutigen Tage den Boden Frankreichs , auf welchem dem deutschen Namen so viel kriegerische Ehren erwachsen,

aber auch so viel theures Blut geflossen ist .

Ein

ehrenvoller Friede ist jetzt gesichert und der Rückmarsch der Truppen in die Heimath hat zum Theil bereits begonnen . Ich sage Euch Lebewohl und danke Euch nochmals mit warmem, gehobenem Herzen für Alles , was Ihr in diesem Kriege durch Tapferkeit und Ausdauer geleistet habt. Ihr kehrt mit dem ſtolzen Bewußtsein in die Heimath zurück, daß Ihr einen der größten Kriege siegreich geschlagen habt , den die Weltgeschichte je gesehen, daß das theure Vaterland vor jedem Betreten durch den Feind beschützt worden ist und dem Deutschen Reich jetzt Länder wieder erworben sind , die es vor langer Zeit verloren hat. Möge die Armee des nunmehr geeinten Deutschlands dessen stets eingedenk sein , daß sie sich nur bei stetem Streben nach Vervollkommnung auf ihrer hohen Stufe erhalten kann ; dann können wir der Zukunft getrost entgegensehen. Welch herrliches Zeugniß sind

diese schlichten Worte für die

unendliche Bescheidenheit und Demuth unseres jetzt in Gott ruhenden Kaisers Wilhelm I. ! Wie hätte nach so ungeheuren Erfolgen die Ansprache eines Napoleons I.

an seine Soldaten ausgesehen !

Stroßend von prunkenden Phrasen über Sieg und Ruhm würde sie das Gewand maßlosester Eitelkeit und Selbstverherrlichung getragen haben !

Nichts von Alledem hier ! Das ist das Zeichen des edlen

Siegers! v. Unger, 2. Großherzogl. Mecklenburg. Drag. Regt. Nr. 18.

13

-

Am 1.

194

April konnte das

Regiment von seinen Leichtkranken

4 Unteroffiziere und 47 Dragoner vermittelst

der Eisenbahn nach

Parchim zurückschicken. Sehnsüchtig mögen ihnen die Zurückbleibenden nachgeschaut haben, welche in ihrer Hoffnung, die Heimath demnächst zu erreichen, noch einmal getäuscht werden sollten. Am 3. April früh Morgens lief beim Regiment eine Nachricht ein, welche mit ihren dürren Worten : "Der Division ist durch den General Grafen Moltke der

Befehl zugegangen, den Rückmarsch nicht fortzusetzen und Kantonnements zu beziehen. “ wie

ein

falter Wasserstrahl das

brennende Verlangen

nach der

Heimath traf. Nicht ehrliche Kämpfer waren es, die in Frankreich noch einmal den Widerstand versuchten.

Eine mordgierige Rotte hatte sich gegen

die eigene Obrigkeit aufgelehnt und der Bürgerkrieg ſein verzerrtes und blutiges Antlig erhoben. Die aufrührerischen Parteien in Paris waren zu solch gefahrdrohender Größe angeschwollen und die gesetzmäßige Gewalt so völlig außer Stande dem wüsten Treiben derselben Einhalt zu thun, daß deutſcherseits nicht mehr mit Sicherheit auf die Erfüllung der in den Friedenspräliminarien eingegangenen Verpflichtungen gerechnet werden konnte. Ja, leicht mochte es sein, daß die französische Regierung des deutschen Schutzes bedurfte.

Unter solchen Umständen durfte das

Land keinesfalls schon von unseren Truppen geräumt werden. Der Befehl, den Weitermarsch einzustellen, traf die Diviſion in der Linie Sedan— Vouziers . Nach Vereinbarung mit dem benachbarten XII. Armeekorps erhielt sie den Raum zwischen den Eisenbahnen von Mézières nach Rethel und Carignan für die bis auf Weiteres zu beziehende Ortsunterkunft. Der Kavallerie-Brigade fielen dabei die südlichst gelegenen Ortschaften zu. -- Am 4. April ſiedelten vom Regiment der Stab und die 1. nach Sh und La Berlière, die 2. nach Sauville, die 3. nach Montdieu und Grandes Armoiſes, die 4. nach Tannay über. Diese Quartiere wurden bis zum 15. April beibehalten. Nur die 2. Eskadron mußte alsbald dem Diviſionsstab in Sauville Plaß machen und belegte statt dessen Brieulles und Bar. Im Allgemeinen waren die Quartiere für die Division nicht derart, daß sie durch ihre Güte das Unangenehme des unfreiwilligen Aufenthalts hätten vergessen machen können.

Die infolge der aus-

195

gedehnten Waldungen spärlich bevölkerte Gegend war arm und hatte durch den Krieg bereits erheblich gelitten. Immerhin konnte unser Regiment mit seinen Quartieren noch leidlich zufrieden sein. Die 2. Eskadron fand in Brieulles ein sehr gutes Unterkommen , die 3. gar hatte in Montdieu wieder ein Château erwiſcht, in welchem den Offizieren von der besitzenden liebenswürdigen Familie eine äußerst zuvorkommende Aufnahme zu Theil ward. Um die Einquartierungslast auf die Bevölkerung des Landstriches gleichmäßiger zu vertheilen wurde Mitte April ein Quartierwechsel angeordnet ,

wobei die Kavallerie-Brigade einen mehr füd-

westlich gelegenen Bezirk aufzusuchen hatte. Unser Regiments -Stab zusammen mit dem Brigade- Stab und dem Jäger-Bataillon siedelte nach Le Chêne über, einem jämmerlichen kleinen Nest, in welchem man wohl schlechter Laune werden konnte bei dem Gedanken, noch aufs Ungewisse darin festgehalten zu werden. Die 1. Eskadron ging nach Les Alleux, die 2. nach Terron, die 3. nach Quatre Champs, die 4. nach Brizy und Vandy. Die 3. Eskadron hatte alsbald wieder ein benachbartes Schloß , Château Maiſon rouge,

ausfindig gemacht

und zog es vor, dorthin überzuſiedeln. Mit der alten legitimiſtiſchen Adelsfamilie, zu welcher auch die Offiziere der 1. Eskadron in Beziehung getreten waren, entſpann sich hier ein sehr hübscher Verkehr, welcher in kleinen Jagden, Diners u. dgl. m. einen besonders angenehmen Ausdruck fand. Fast sechs Wochen lang sollte das Regiment in dieſen Quartieren noch festliegen. Die Zeit mag Manchem endlos lang erschienen sein und die bald eintretende Regenperiode, welche Alles an die im Allgemeinen unbehaglichen Quartiere bannte, hat gewiß nicht die Stimmung verbessert. Wieder griffen die Beschäftigungen der Garnison Plaz: Pferdebewegen, Reiten auf dem Viereck und Fußdienſt wechselten mit Abermals fand eine roßEskadronsererziren und Marschübungen. ärztliche Untersuchung des gesammten Pferdebestandes statt. Als Generalmajor v. Rauch Anfang Mai sich sämmtliche Pferde des Regiments blank auf Trense vorführen ließ, hatten die vier Eskadronchefs die Freude, aus dem Munde des Brigadekommandeurs ganz besonderes Lob über das Aussehen der Pferde und deren Futterzustand zu hören . Am 6. April hatten der Rittmeister Frhr . v. Malgan , der Premierlieutenant v . Viereck und der Stabsarzt Dr. Schlott das 13*

Datum

Mai 23. Lailly

Stab Tailly

1. Eskadron Beaufort

2. Eskadron

Halles

Eskadron 3.

4. Eskadron

Loison

Ecurey

Ruhe

Muzeray

Liffay

Beauclair

Olliers Rechicourt

Ruhe

Damvilliers

Nouillo Pontn Duzay

Ruhe

Reville

Loison

Ruhe

Damvilliers

25.

Ruhe

24.

26. Lommerange

Avril Bertrange Imeldange Alzing Baudreching Ruhe Hirtel, Kirschof Breitenbach Friedelhausen

Ruhe

Avril

Bouffe

Ruhe

OberLinzweiler

Hilsbach

Dorrenbach

Bodenheim

ufhofen

Jacobweiler

Wörsbach

Ruhe

Razweiler

Ruhe

NiederOberund Staufgenbach

Bietscheid

Ruhe

Ottenville

Haute Guenange

Neufchef

Ruhe

Theisberstegen

Werschweiler

Saalbach Dillburg,

Ruhe

Teterchen

Julange

Trieur St. Thierremont

Remelfang Velvisig,

27.

Alzing

Bertrange

29.

Ruhe

28.

30.

Werschweiler

Saalbach

1.

31.

Juni

Ruhe

Theisberstegen 2. 3.

Mohrbach

Dannenfels

Wolfstein Roßbach,

Bolanden, Marnheim

Nieder Kirchen Bennhausen

Wolfftein Bolanden

Edelsheim

4. 5.

Armsheim Honheim,

Marienborn

Gumbsheim

Laubenheim

Armsheim

Hechtsheim

6.

7. Laubenheim

196

197

Eiserne Kreuz 2. Klasse erhalten ; ebenso der Wachtmeister Haß, die Unteroffiziere Stüdemann der 1. und Schuldt der 3. , sowie die Gefreiten Schildt der 2. , 4. Eskadron. Die Offiziere

des

Steinfeldt und Haselow der

Regiments

ließen

die

Gelegenheit

nicht

unbenuzt vorübergehen , die mühelos erreichbaren Schlachtfelder von Beaumont und Sedan aufzusuchen. Das Verhältniß zwischen den Einwohnern und unſeren Dragonern gestaltete sich im Allgemeinen zu einem recht guten. Premierlieutenant v. Pappenheim erwähnt in seinen Aufzeichnungen, daß beim Verlaffen der Quartiere die Dorfbewohner freundlichsten Abschied genommen und sogar noch eine Strecke das Geleit gegeben hätten. Sicherlich wirft Solches

auch ein gutes Licht auf das Benehmen

unſerer Leute. Nur einmal, Anfang April, hatte sich im Quartier der 2. Eskadron der Fall ereignet, daß auf den Nachts Posten stehenden Dragoner

Buhr mit

Schrot geschossen wurde, so daß

derselbe eine leichte Verlegung an der Hand davontrug. Troß eifrigster Nachforschungen gelang es nicht , den Thäter festzustellen. Mitte Mai stieß noch einmal ein Ersaßtransport aus Parchim in Stärke von 2 Trompetern und 33 Dragonern, sämmtlich unberitten, zum Regiment. Am 22. Mai, Abends 10 Uhr, erhielt das Regiment den langersehnten Befehl , wonach die Diviſion am 23. den Rückmarſch auf Mainz fortſeßen sollte. Es war der französischen Regierung endlich gelungen, die Ordnung in Paris wieder herzustellen. Am 10. Mai war in Frankfurt a. M. der definitive Friede geschlossen worden. Nun konnten die Truppen den fränkischen Boden verlaſſen, ſoweit sie nicht zur ferneren Okkupation bestimmt waren. Letzteres Schicksal traf das 11. Ulanen - Regiment. Dasselbe schied am 23. aus dem IX. Armeekorps und damit aus der 17. Kavallerie-Brigade aus, um in Epernay unter die Befehle des III. Armeekorps zu treten .

Mit

herzlichem Bedauern sah man die bisherigen Brigade -Kameraden scheiden. Der Zufall wollte es, daß durch die Nähe ihrer späteren Garnison Perleberg die erhalten werden konnte.

alte

Kameradschaft

In derselben Kolonneneintheilung marsch angetreten.

getreulich

aufrecht

wurde am 23. der Weiter-

Derselbe führte die südliche Kolonne über die

Etappen Buzanch, Spincourt, Briey, Volkstroff, Alzing, Heusweiler,

198

St. Wendel, Altenglan , Wolfftein , Kirchheimbolanden, Wörstadt, in die Umgegend von Mainz, welche am 7. Juni erreicht wurde. Die täglichen Quartiere des Regiments befinden sich wiederum in der beigefügten Marschtafel. Die Märsche wurden jezt etwas stärker und waren die Eskadrons in der Regel 5 bis 6 Stunden unterwegs.

Dem jubelnden Gefühl,

das unsere heimwärts reitenden Dragoner beseelte, entsprach der herrliche Sonnenschein, der wiederum getreuer Begleiter der Märsche wurde. Am 28. Mai überschritt das Regiment bei Diedenhofen die nunmehr auch hier ein deutscher Fluß. - Unter den Mosel Klängen der Musik und mit begeistertem Hurrah betraten drei Tage ſpäter bei Felsberg , unweit Saarlouis , die Truppen wieder das alte deutsche Land. - Neun Monate waren verflossen , seitdem ſie es verlassen hatten. Es erhielten an diesem Tage noch das von Sr. Königlichen Hoheit dem Großherzog allergnädigst verliehene Militär-Verdienstkreuz 2. Klaſſe die Premierlieutenants v. Viereck und v. Huth und die Sekondlieutenants v . Buſſe , Graf v . d . Recke , v. d . Lühe und v. Müller. Beim Durchmarsch durch Saarlouis erste feierliche Empfang zu Theil. marsch einem Triumphzuge. das Begeistertſte empfangen ,

wurde den Truppen der

Von hier ab glich der Weiter-

Ueberall wurden die Heimkehrenden auf überall wetteiferte die Bevölkerung,

den tapferen Vaterlandsvertheidigern ihren Dank in Wort und That zu bezeugen. So sah man am 7. Juni den stolzen deutschen Strom wieder, nach dessen Besit sich vor Jahresfrist die welschen Raben ſo heiſer geschrieen hatten. Sie hatten ihn doch nicht haben sollen!

14. Heimkehr und Demobilmachung. Am Rhein hatte der Fußmarsch der „ Kilometerdiviſion “ ein Ende. Von der Station Mosbach unweit Mainz begann der Bahntransport in die Garnisonen.

199

-

Bis zum 10. Juni hatte das Regiment Ruhetage in seinen Quartieren Laubenheim, Hechtsheim, Marienborn und Hochheim. Mancher benutte hier die Gelegenheit, um Einiges von den Schönheiten des herrlichen Stromes kennen zu lernen. Am 10. Juni 4 Uhr Nachmittags dampfte mit dem 1. Zuge der Regimentsstab und die 2. Eskadron aus Mosbach ab.

Noch

am Abend sollten die halbe 1. und 3. folgen. Wagenmangel führte jedoch zu einer Verzögerung bis zum anderen Morgen.

Um 12¾

Uhr

Mittags am 11. Juni führte der 3. und letzte Zug den Rest der 1. und die 4. Eskadron heimwärts . Einem Wunsche Sr. Königlichen Hoheit des Großherzogs entsprechend war die Fahrdisposition für die Mecklenburg- Schwerinschen Truppentheile so angeordnet, daß nach erfolgter Ausschiffung es für alle Truppen möglich wurde, an dem von Sr. Königlichen Hoheit dem Großherzog befohlenen feierlichen Einzuge in Schwerin theilzunehmen. Die Eisenbahnfahrt ging über Weglar-Siegen-Paderborn— Nordstemmen und Hohnstorf und hatte auf der Station Zachun südlich Schwerin am Nachmittage des 13. ihr Ende. Nach erfolgter Ausladung rückten die Eskadrons sofort in die bereits vorgesorgten Quartiere : Stab und 2. nach Banzkow, 1. nach Beckatel, 3. nach Zittlig und Mirow, 4. nach Suckow. Die über-

flüssigen Fahrzeuge,

einzelne leicht kranke Mannschaften und Pferde

wurden zur Garnison in Weitermarsch gesezt. Am ersten Tage, an welchem man wieder mecklenburgischen Boden unter den Füßen hatte, kamen noch eine Anzahl von Sr. Königlichen Hoheit dem Großherzog

allergnädigst verliehener Aus-

zeichnungen zur Vertheilung. Es erhielten das Militär-Verdienstkreuz 2. Klaffe die Premierlieutenants v. Bülow und v. Pappenheim, Stabsarzt Dr. Schlott und Aſſiſtenzarzt Dr. Meyerhoff, Stabsroßarzt Niebuhr und Feldzahlmeister Bütow; ferner die Sergeanten Kleist, Knüppel , Scharff, Sabbath, Berg , die Unteroffiziere Drägert und Weißenborn , der Trompeter Ahrens und die Gefreiten Schondorf, Tobias und Olms . Premierlieutenant v . Bülow war inzwischen noch mit dem Eisernen Kreuz 2. Klasse dekorirt worden. Auf den 14. Juni waren die Einzugsfeierlichkeiten in Schwerin festgesetzt worden. Vormittags 10 Uhr waren sämmtliche Mecklenburg- Schwerinschen Truppen in feldmarschmäßigem Anzuge auf dem

200

-

großen Exerzirplatz bei Schwerin versammelt.

Zunächst fand hier ein Feldgottesdienst statt. Die Truppen umgaben auf drei Seiten den Altar, neben welchem unmittelbar die entfalteten Fahnen und Standarten Aufstellung genommen hatten. Die gesammten Allerhöchsten Herrschaften wohnten der erhebenden Feier bei. Nach Schluß des Gottesdienstes ergriff Se. Königliche Hoheit der Großherzog das Wort zu einer bewegten kraftvollen Ansprache an die Truppen mit dem Hinweis auf die gewaltigen Ereignisse, die hinter ihnen lagen. Zum Beweise Seiner Anerkennung und Seines Dankes für die im Feldzuge gegen Frankreich bewiesene Tapferkeit und Hingebung wolle er den Fahnen und Standarten aller Seiner Truppentheile Sein Militär-Verdienstkreuz verleihen. Es war ein stolzer, schöner Augenblick für die Truppen, als sie solche Worte der Auszeichnung aus dem Munde des geliebten Herrschers vernahmen ! Unmittelbar darauf wurden die Fahnen und Standarten zu Ihren Königlichen Hoheiten der Frau Großherzogin und der Frau Großherzogin Mutter gebracht, welche Allerhöchst eigenhändig die Befestigung der neu verliehenen Dekorationen vorzunehmen geruhten. Unter präsentirtem Gewehr, mit klingendem Spiel und brausendem Hurrahruf empfingen alsdann die Truppen ihre neu geschmückten Feldzeichen, welche ihnen in so denkwürdigem Kampfe vorangeleuchtet hatten, zurück. Es schloß sich an diese Feier noch ein Vorbeimarsch der Truppen vor Sr. Königlichen Hoheit dem Großherzoge. lirte in Eskadronfront im Schritt.

Die Kavallerie defi-

Dann folgte unmittelbar unter Glockengeläute und Kanonendonner der Einzug in die auf das Prächtigste geschmückte Residenzstadt Schwerin.

An der Spiße der Truppen ritt Se. Königliche Hoheit

der Großherzog, ihm zur Seite der Generalmajor v. Rauch, welcher für den bereits in Karlsbad befindlichen Generallieutenant v. Schimmelmann die Funktion des ältesten Generals übernommen hatte. Es folgten alsdann das 1. und 3. Bataillon des Grenadier-Regiments, das Füsilier-Regiment, das Jäger-Bataillon, das Dragoner-Regiment Nr. 17, unser Regiment und die reitende Abtheilung. Am Berliner Thor bekränzten Ehrenjungfrauen die Fahnen und Standarten . Der Bürgermeister hielt eine Ansprache an Se. Königliche Hoheit den Großherzog, schlossen

von

welche dieser huldvollſt zu erwidern einer

jubelnden ,

dicht

gedrängten

geruhte.

Um-

Menschenmasse

-

201

marschirten die Truppen alsdann durch die im Festschmuck prangende Rostocker , Helenen-, Post- und Alexandrinenstraße über den Spielthordamm und weiter durch die Landreiter-, Königs- und Schloßstraße nach dem Alten Garten, wo Se. Königliche Hoheit der Großherzog die Truppen noch einmal an sich vorüberziehen ließ. Bevor

das

Regiment

in seine

gestrigen Quartiere

zurück-

marschirte, saß es im Schloßgarten noch zu einem kurzen Halt ab, um, gleichwie auch am Vormittage, von der Bürgerschaft auf das Freigebigste mit Erfrischungen versorgt zu werden. Am 15. Juni 9½ Uhr Vormittags sammelte sich das Regiment an der Schweriner Chauſſee zwischen Friedrichsruh und Severin. Nicht lange und es erschienen den jubelnden Dragonern die Thürme von Parchim in Sicht. In der hochherzigsten Weise hatte die Stadt von langer Hand Vorbereitungen getroffen, um dem heimkehrenden Regiment durch einen feierlichen Empfang ein sichtbares Zeichen der Dankbarkeit für die dem Vaterlande geleisteten Dienste zu gehen. Aus Mitgliedern des Magistrats und des Bürgerausschusses hatten sich verschiedene Komitees gebildet, welche die Anordnungen in die Hand nahmen.

Tausend Thaler waren ihnen dazu aus der

Stadtkaffe zur Verfügung gestellt. Weitere 300 bis 400 Thaler steuerte die Freigebigkeit der Bürger noch dazu. Alle Gilden, Zünfte und Schulen hatten um Betheiligung an den Feierlichkeiten gebeten ; Alles wetteiferte in dem Bestreben, den heimkehrenden Siegern eine Freude zu machen. Glockengeläute und Böllerschüsse begrüßten das Regiment, sobald es die städtische Feldmark betrat. Unter einer großen Ehrenpforte hindurch hielt es ſeinen Einzug in das Wokerthor, hier empfangen vom Magistrat, vom Bürgerausschuß und dem Festkomitee, von den Ehrenjungfrauen, den städtischen Schulen und dem Turnverein. In herzlicher Rede wandte sich der Bürgermeister, Herr Geheimer Hofrath Flörke an das Regiment, um den Dank und die Anerkennung der Stadt für die dem Vaterlande geleisteten Dienſte auszusprechen, und der Freude Ausdruck zu geben, welche die ganze Stadt bei Rückkehr des Regiments empfinde. Es überreichten darauf die Ehrenjungfrauen einen prächtigen silbernen Lorbeerkranz für die Standarte, ein Geschenk der dankbaren Frauen und Jungfrauen der Stadt, welches einen ehrenvollen Plaß in der Offizier-Speiseanſtalt erhalten hat.

-

202

Weiter zog das Regiment dann

durch die reich geschmückten

Straßen der Stadt, überall empfangen von den jubelnden Hochrufen einer dichtgedrängten Menschenmenge. Auf dem Plaß vor dem Wallhôtel fand im Beisein aller städtischen Behörden noch ein Vorbeimarsch statt. Eskadrons ihre Quartiere auf.

Dann ſuchten die

Nachmittags 3 Uhr hatte die Stadt ein großes Festessen für die gesammten Unteroffiziere und Mannschaften des Regiments im Wallhôtel und im Hilgendorfschen Lokale angeſeßt. Alles , was aus der Civilbevölkerung Freunde, Verwandte und Bekannte unter den Blauröcken hatte, betheiligte sich an dem Feſteſſen. Auch das schöne Geschlecht hatte bei den Abends veranstalteten Tanzvergnügungen Gelegenheit, sich der Rückkehr der Dragoner zu freuen.

Ein großer

Umzug durch die festlich illuminirte Stadt wurde bei dieſer Gelegen= heit ins Werk gesetzt. Für den 16. Nachmittags 4 Uhr hatte die Stadt das gesammte Offizierkorps und sämmtliche im Offizierrang stehenden Beamten zu einem Festessen im Wallhôtel geladen. Ein großes Konzert auf dem Brunnen bildete am Abend den Schluß der Einzugsfeierlichkeiten. Die außerordentlich herzliche Wärme des Empfanges seitens der Stadt gestaltete den Einzugstag zu einem besonders schönen für das Regiment und hinterließ in den Herzen aller Betheiligten eine unvergeßliche Erinnerung.

Die Einrückestärke des mobilen Regiments hatte 21 Offiziere, 2 Aerzte, 61 Unteroffiziere, 13 Trompeter, 548 Dragoner und 589 Dienstpferde betragen. Am 16. Juni, dem Tage des feierlichen Einzuges der Truppen in Berlin, zu welchem vom Regiment der Gefreite Mensch kommandirt worden war, begann die Rückführung auf den Friedensstand . Es sei gestattet, zuvor noch an dieser Stelle mit einigen Worten der Thätigkeit der Ersatz-Eskadron zu gedenken. Auch ihr, der ein unabänderliches Loos die Theilnahme an dem großen Kampf versagt hatte, gebührt volle Anerkennung für den Fleiß und die Hingebung, mit welcher alle Betheiligten daran arbei-

203

-

teten, dem im Felde stehenden Regiment einen tüchtigen Ersatz zu verbürgen. Es wird Jeder nachfühlen, wie schwerzlich es damals für die Angehörigen der Eskadron gewesen sein muß, die Kameraden ins Feld ziehen zu sehen und selbst zum Zurückbleiben verdammt zu sein.

Verzeihlich ist es,

in solchem Falle dem Schicksal zu grollen

und dem Mißmuth die Zügel schießen zu lassen.

Mit diesem Stachel

im Herzen dennoch mit ganzer Hingebung und ganzer Kraft an der ſtillen unscheinbaren Aufgabe zu arbeiten, erfordert jedenfalls einen Grad von Pflichtbewußtsein, versagen können.

dem Keiner seine Anerkennung wird

Wie erinnerlich sein wird ,

waren von den aktiven Offizieren

des Regiments Rittmeister Graf Eyben,

Premierlieutenant Frhr.

v. Stenglin und Sekondlieutenant v. Alten bei der Ersatz- Eskadron. Letzterer meldete Anfang August seine durch Krankheit veranlaßte Reiseunfähigkeit und traf erst Mitte Oktober in Parchim ein . Von den bei Eintritt der Mobilmachung beim Regiment befindlichen und der

Ersatz-Eskadron

überwiesenen

Reserveoffizier-Aſpi-

ranten wurde Vizewachtmeister Hillmann am 7. August, Vizewachtmeister Lagemann am 11. September, Vizewachtmeister Heucke am 20. Dezember und Vizewachtmeister Hagemeister am 21. Januar zu Sekondlieutenants der Reserve befördert. Bald meldeten sich die Kriegsfreiwilligen Reichwald , Krothe , v. Behr - Diestelow , v. Müller , Bolbrügge , v. Huth und der Avantageur Curth v. Döringen. Alle sahen ihren sehnlichen Wunsch, dem mobilen Regiment nachgeschickt zu werden, Januar erfüllt.

bis zum

Der direkte Vorgesetzte der Eskadron wurde nach dem Ausrücken des Regiments der Inspekteur der Ersaß-Eskadrons beim IX. Armeeforps Major v. Meyen. Wiederholentlich hielt derselbe Besichtigungen über die ReitAbtheilungen und die Rekrutenausbildung ab. Auch der stellvertretende fommandirende General, General der Infanterie v. Egel , inspizirte die Eskadron. Die Thätigkeit derselben war nach jeder Richtung hin eine raftlos angespannte. Besonders in den ersten Monaten belebte der Gedanke die Gemüther, vielleicht doch noch eine Verwendung vor dem Feinde zu finden. Es war ja nicht vollständig ausgeschloffen, daß die franzöſiſche Flotte nicht doch noch eines Tages eine Diversion gegen unsere Küsten machen würde. So traf Ende Oktober die

204

Benachrichtigung bei der Eskadron ein, sich sofort marschbereit zu machen, da eine französische Flotte mit 10 000 Mann Besatzung aus Dünkirchen ausgelaufen sein solle . Aber die Flotte blieb in Dünkirchen und die Eskadron in Parchim!

Aehnliche Gerüchte haben

sich später noch wiederholt. Mitte Dezember verließ Lieutenant Hillmann die Eskadron, um sich in Rendsburg als 2. Offizier bei einer nach Nanteuil, dem Endpunkt der großen Bahnlinie östlich Paris, bestimmten mobilen Fuhrparkkolonne zu melden. Um dieselbe Zeit gab die Eskadron 2 Unteroffiziere, 2 Gefreite und 16 Dragoner an eine neu zu bildende Train-Kompagnie nach Rendsburg ab. Ende Dezember war auch die Formation einer Landwehr-DepotEskadron in Parchim vollendet, zu welcher von der Ersay-Eskadron der Lieutenant d. Res. Lagemann kommandirt wurde. Die Führung der Depot-Eskadron übernahm der Major der Landwehr-Kavallerie v. Holstein, ein Rittergutsbesißer aus dem Holsteinschen. An ihn ging von Mitte Januar ab auch das Garnisonkommando über. Die Landwehr-Depot- Eskadron, in einer Stärke von 230 bis 250 Köpfen, zum Theil aus alten Mecklenburgern, zum größten Theil aus alten schleswig-Holsteinschen Soldaten bestehend, unberitten, mit Säbel und Karabiner bewaffnet, der

nach Parchim

hatte vornehmlich den Zweck, die Bewachung bestimmten Kriegsgefangenen

zu

übernehmen.

Dann auch deckte aus ihr die Ersatz-Eskadron ihre Manquements. Ebenfalls der Gefangenen wegen war in der ersten Hälfte des Dezember eine Kompagnie des Besaßungs -Bataillons (Rastenburg) 5. Ostpreußischen Landwehr-Regiments Nr. 41 in Parchim eingerückt. Der für die Stadt bestimmte Kriegsgefangenentransport traf in Stärke von 762 Köpfen Mitte Dezember von Mainz her ein.

Die

Gefangenen wurden in einer der bedeckten Reitbahnen und in den Ställen der 3. und 4. Eskadron untergebracht. Eine unter ihnen ausbrechende Pockenepidemie griff auch in der Stadt um sich und währte hier noch bis zum Spätſommer. Als nach erfolgtem Friedensschluß die Gefangenen Anfang April nach Frankreich zurückgeschickt wurden, erfolgte die Auflösung der Depot-Eskadron. zurück.

Lieutenant Lagemann trat zur Erſatz-Eskadron

Mit Wahrnehmung der vakanten Aſſiſtenzarztſtelle war der cand. med. Hinkens beauftragt worden. Als dieser Anfang Januar nach Straßburg kommandirt wurde, übernahm der Privatarzt Dr. Weil

205 die ärztlichen Funktionen, bis Ende März der Unterarzt Dr. v. Mierzkowski , der vom Landwehr - Bataillon Schleswig als stellvertretender Aſſiſtenzarzt der Eskadron überwiesen wurde. Die Behandlung der Pferde hatte kontraktlich dem Thierarzt Cohn obgelegen. Dreimal, wie erinnerlich sein wird, sandte die Eskadron dem mobilen Regiment Ersatz nach, im Dezember, im Januar und im Mai, im Ganzen 1 Offizier, 7 Unteroffiziere, 99 Dragoner und 67 Dienstpferde. Mit dem 16. Juni begann die Auflöſung der Erſaß-Eskadron. Die Friedensnumerirung griff wieder Play. Am Morgen dieses Tages wurden alle älteren Jahrgänge bis zur Klaſſe 1867 und von der letteren noch durchschnittlich acht Mann pro Eskadron, ebenso die im Herbst 1869 eingetretenen EinjährigFreiwilligen entlassen. Alle bei der Mobilmachung oder während des Feldzuges versetten Unteroffiziere und

Mannschaften kehrten

ursprünglichen Eskadrons zurück.

wieder

zu ihren

Jede derselben übernahm von der

Ersatz-Eskadron die ihr zustehende Rekrutenquote. gelangten danach zu einer Stärke von 117 Köpfen.

Die Eskadrons

Am folgenden Tage wurde in gleicher Weise der Pferdebestand geregelt, indem die Ersag-Eskadron eine gewisse Zahl von Augmentations- und Remontepferden an die anderen abgab . Es wurde befohlen, daß die Namen sämmtlicher Augmentationspferde pro 1870/71 mit dem Buchstaben S, die der Remonten pro 1870 mit T anzufangen hätten. Von den im Offizierbeſig befindlichen Augmentationspferden durften gegen Zahlung des um 100 Thaler verminderten Einkaufspreises Pferde als Eigenthum von den betreffenden Offizieren zurückbehalten werden . Eine Kommission, bestehend

aus Rittmeister Graf Bethusy ,

Premierlieutenant Frhr. v . Stenglin und Stabsroßarzt Niebuhr hatte sämmtliche auszurangirenden Pferde zu begutachten .

Dieſelben

wurden am 21. meistbietend verkauft. Jede Eskadron hatte soviel ausrangiren dürfen, als sie über den Friedensetat besaß. Stabsarzt Dr. Schlott und Assistenzarzt Dr. Meyerhoff schieden vom Regiment,

ersterer nachdem er die ärztlichen Geschäfte

wieder in die Hände des Stabsarztes Dr. Fanter gelegt hatte. Die verschiedenen Kommiſſionen des Regiments übernahmen ihr Amt in der gleichen Zusammensetzung wie vor Ausbruch des Krieges .

206

Einige Tage vergingen noch, bis

die nachträgliche Entlassung

einzelner abkommandirter Mannschaften, die Revision der Waffen, die Abgabe der scharfen Munition, die Neuaufnahme der Kammerbestände und dergleichen Geschäfte mehr sich erledigt hatten. Gegen Ende des Monats befand sich das Regiment bereits vollständig wieder im Geleise des Friedensdienstes , welchen es vor fast einem Jahr mit dem Kriegshandwerk vertauscht hatte.

Welch ein gewaltiges Damals !

großes Jahr lag zwischen Jezt und

Wieviel war durchlebt und

empfunden worden in den

verflossenen Monaten ! Wie mächtig mußten die Eindrücke ſein, die noch auf lange Zeit hinaus Aller Gemüther beherrschten! Es war ein Krieg siegreich durchkämpft worden, Weltgeschichte seines Gleichen nicht findet.

wie er in der

Ein Krieg, welcher dem

deutschen Volke die langersehnte Einigung schuf und dem deutſchen Reich zwei alte Lande wieder zuführte, die ihm fränkische Raubsucht einſt entriſſen ,

ein Krieg , welcher unserem Vaterlande unter Kaiser

Wilhelms Führung die erste Stellung in der Welt einbrachte. Das waren die politischen Früchte des großen Kampfes, welche aller Welt klar vor Augen lagen. Aber auch für unser Heer entsproß aus den blutgetränkten Schlachtfeldern eine gute Saat. Eine unendlich reiche Kriegserfahrung hatte der Feldzug gezeitigt. Neuer Geist und neue Formen traten an Stelle vieles Alten , das als untauglich erkannt war. Für das ganze Heerwesen begann nach dem Kriege eine Zeit unaufhaltsamen Fortschritts. Für unsere Waffe hat der Feldzug 1870/71 die besondere Bedeutung gehabt, daß erst er der Reiterei wieder zu der Anerkennung verhalf, welche ihr zweifellos gebührte, aber infolge voraufgegangener Kriege fast verloren gehen wollte. Die Feldzüge von 1854 in der Krim ,

1859 in Italien und

1866 in Böhmen waren stark danach angethan gewesen, die Rolle der Kavallerie im Kriege als sehr untergeordnet erscheinen zu lassen. Es erhoben sich viele Stimmen , welche meinten , man könne in Zukunft die Reiterwaffe getrost aufs Altentheil ſeßen.

Da kamen die

kavalleristischen Leiſtungen des deutſch - franzöſiſchen Krieges und mit

207

-

In einem Schlage mußten alle jene Eulenstimmen schweigen. richtiger Erkenntniß dessen , was eine gute Kavallerie leisten kann und muß, war sie in diesem Feldzuge auch richtig verwendet worden. Ging zum Beginn des Feldzuges auch noch nicht Alles nach Wunsch, so hat sich die deutsche Reiterei doch überraschend schnell in ihre neuen Aufgaben hineingelebt und glänzend bewiesen, daß unsere Waffe ein gewaltiger, unentbehrlicher Faktor für die Kriegführung iſt und immer bleiben wird . Damit war der Grundstein gelegt, auf welchem sich die Erkenntniß von der kriegsgemäßen Verwendung der Reiterei weiter fortzuentwickeln hatte. Das fundamental Neue war die Verwirklichung des Grundsatzes gewesen, daß ein Heer zur ſtrategiſchen Aufklärung größere selbstständige Kavalleriekörper vor der Front haben müsse. Die KavallerieDivisionen, welche mit dem Ueberschreiten der Grenze den Armeen voraufgingen und im Verlauf der Operationen immer wieder die weit vorgestreckten Fühlhörner der Heeresleitung bildeten , gaben diesem Gedanken Ausdruck. Aus ihrer Verwendung und Thätigkeit erwuchs unseren Begriffen über Aufklärung allmälig diejenige Weite und Schärfe, welche unsere Friedensausbildung bald in ganz neue Bahnen lenkte. Nicht war es dem Regiment vergönnt, bei Ausbruch des Krieges dem Verbande einer Kavallerie - Diviſion eingereiht zu werden. Die 17. und 25. Diviſion waren die einzigen Truppenkörper gewesen, bei welchen die über die Divisions - Kavallerie überschießenden Regimenter nicht zur Bildung von Kavallerie - Divisionen verwandt worden waren. Ein ungünstiges Geschick hatte es ferner dem Regimente bestimmt, gerade in der großartigſten Epoche des Krieges noch in der Heimath bleiben zu müssen. Von dem unvergleichlichen Siegeszuge von Weißenburg bis Sedan hatte man nur gehört. Als endlich das Regiment am 2. September die Grenze überschritt , war die lette im freien Felde befindliche Armee des Gegners bereits kriegsgefangen und das französische Kaiserreich in Trümmer

gesunken.

Ein neuer Krieg begann mit den Heeren der Republik. Nach der Theilnahme an den Belagerungen von Met , Toul und Paris zog Anfang November das Regiment mit der 17. Diviſion dieſem neuen Feinde entgegen. ___ Eine Zeit rastlosen Hin- und Hermarſchirens, fortwährender Kämpfe, unermüdlicher Thätigkeit und gewaltiger Anstrengungen begann damit.

Zuerst auf Chartres gewiesen,

208

bog die Diviſion ſogleich auf Orléans ab. Von hier rief ſie der Befehl wieder zurück in die Gegend von Chartres und auf das Gefechtsfeld von Dreux.

In Richtung Le Mans zog alsdann der

zurückweichende Feind den Verfolger nach sich, ihm in kleinen Scharmügeln wiederholt die Stirne bietend. Ein neuer Befehl rief die Division abermals in die Gegend von Orléans . Nur einer Eskadron des Regiments war es vergönnt, dieselbe bei ihren ruhmvollen Kämpfen vor Orléans begleiten zu können ; die übrigen drei verblieben unter den Befehlen des Generalmajors v. Rauch zur Beobachtung gegen Le Mans . Auf den Schlachtfeldern von Beaugency vereinigte sich Anfang Dezember das Regiment wieder, um von nun ab dauernd die Rolle der Divisions - Kavallerie zu übernehmen. Bis hinter den Abschnitt des Loir - Baches wurde zunächst die Armee des Generals Chanzy zurückgedrängt . Dann zwangen die ungeheuren Anstrengungen und

Entbehrungen ,

welche die

unaus-

gesetzten Märsche und Gefechte, Hunger , Kälte , Schnee und Regen den Truppen auferlegt hatten , zur Ruhepause in und um Chartres . Das neue Jahr rief noch einmal zu neuem Kampfe. Die Operationen gegen Le Mans erforderten noch einmal in den Gefechtstagen bei Connerré und der sich daran anschließenden Verfolgung die Aufbietung aller Kräfte, um den neugerüsteten Feind zum zweiten Male zu zertrümmern . Mit Alençon war der westlichste Punkt des feindlichen Landes erreicht, der überhaupt von deutſchen Truppen betreten worden ist. Mit dem Abmarsch von dort nach Rouen fand

alsdann

die

operative Thätigkeit

der

17.

Division

ihren

Abschluß. Unvergeßlich für unser Regiment wird die Zeit sein , in welcher es die Aufgaben der Diviſions-Kavallerie zu erfüllen hatte. Unstreitig sind jene Wochen die interessantesten und ereignißreichsten, welche das Regiment überhaupt durchlebt hat . Schwer und verantwortlich ist die Aufgabe der DivisionsKavallerie. Auf die vier Eskadrons sind die Augen der ganzen Diviſion gerichtet. Nicht blüht für sie der Lorbeer prunkender Großthaten in ihrer stillen , oft unscheinbaren Thätigkeit. Und doch müssen außerordentliche Anstrengungen geleistet, Treue im Kleinen und aufopfernde Pflichterfüllung zum Heile der anderen Waffen von jedem Einzelnen Aus der geringen in ganz besonderem Maße gefordert werden. Maſſe heraus tritt das persönliche Element scharf in den Vorder-

209

grund. Bestimmte , hervorragend reiterlich angelegte Naturen heben sich bald hervor. Der einzelne Offizier , ganze Eskadrons bis herunter zu einzelnen gewandten Gefreiten und Dragonern werden zu Lieblingen der ganzen Division , welche dankbar in ihnen ihre treuesten Gehülfen sieht . So liegt vor der Divisions- Kavallerie ein zwar ungemein anstrengendes , der Thätigkeit.

aber auch unendlich lohnendes Feld

Das wiederholte Lob der Vorgesetzten , die warme Waffenkameradschaft , die sich zwischen dem Regiment und der Infanterie, welcher es seine Dienste lieh, herausgebildet hatte , sind dafür ,

Zeichen

daß das Regiment ſich ſeiner Pflicht bewußt gewesen ist und

alle Zeit bemüht war, dieselbe zu erfüllen. Auch an äußeren Zeichen der Anerkennung hat es dem Regiment nicht gefehlt. Während des Feldzuges und nach demselben gelangten, wie aus der im Anhang befindlichen Tafel näher ersichtlich ist , im Ganzen zur Aushändigung : 1 Eisernes Kreuz 1. Klasse,

50 Eiserne Kreuze 2. Klasse, 47 Mecklenburg - Schwerinsche Militärverdienstkreuze 2. Klasse, 11 Mecklenburg - Strelitzsche Militärverdienstkreuze 2. Klasse. Allen Mitgliedern des mobilen Regiments wurde noch im . Jahre 1871 die Kriegsdenkmünze verliehen. An anderen Orden erhielten ferner noch Rittmeister Graf Bethusy das

Ritterkreuz

2. Klasse des Königlich Bayerischen Militärverdienstordens , Sekondlieutenant der Reserve Baron v. Rodde dieselbe Auszeichnung dritter Klasse, sowie das Ritterkreuz 1. Klasse des Sächsisch-Erneſtinischen Hausordens . Von den Opfern, welche der Feldzug in den Reihen des Regiments gefordert hatte ,

waren gefallen oder ihren Wunden erlegen

3 Unteroffiziere, 4 Gefreite und 5 Dragoner ; verwundet 1 Offizier, 2 Unteroffiziere und 17 Dragoner; infolge Krankheit gestorben 1 Offizier, 1 Trompeter und 13 Dragoner. Ohne

eigenes

Verschulden

geriethen

in Kriegsgefangenschaft

1 Unteroffizier und 5 Dragoner. An Pferden hatte das Regiment im Ganzen einen Verlust von 103 Stück. Davon waren 69 an Krankheit zu Grunde gegangen oder mußten infolge Verwundung getödtet werden, 13 waren verbrannt und 21 bei Gefechten und Patrouillenritten erschossen worden . 14 v. Unger, 2. Großherzogl. Mecklenburg. Drag. Regt. Nr. 18.

-

210

-

Die Grabstätten aller der mecklenburgischen Landeskinder, welche ihr Leben in dem

großen Kampfe gelassen hatten und zumeist in

fremder Erde gebettet lagen, hat die besondere landesväterliche Fürsorge Sr. Königlichen Hoheit des Großherzogs Friedrich Franz II. für immer der Vergeſſenheit entrissen. Nach erfolgtem Friedensschluß befahl Allerhöchstderselbe die umfassendsten Nachforschungen und Anordnungen hinsichtlich der Grabſtätten der gebliebenen Landesſöhne. Demgemäß stellten der Flügeladjutant Hauptmann v. Schrötter, Bürgermeister Karrig und Major v . Stein persönlich die eifrigſten Ermittelungen auf französischem und deutschem Gebiete an und wurde letzterer damit betraut , die Ergebnisse derselben sowie die diesbezüg= lichen Allerhöchsten Anordnungen fassen.

in

So entstand die Denkschrift :

einer Denkschrift zusammenzu„ Grabstätten und Denkmäler

Mecklenburgischer Krieger aus den Jahren 1870 und 1871. " Sie trägt in würdigster Weise dazu bei ,

das Gedächtniß an

die

braven Mecklenburger lebendig zu erhalten , welche für Thron und Vaterland ihr Leben ließen.

In einem besonderen Bericht hatte

nach

dem Feldzuge

das

Regiment seine gesammelten Erfahrungen und Beobachtungen hinsichtlich der Ausrüstung niederzulegen und dem Kriegsministerium einzureichen. Des Interesses halber möge derselbe hier im Wortlaut folgen : 1.

Sattel.

Der Sattel des Kavalleristen giebt nach der Campagne zu vielVeranlassung. Beim Regiment hat sich der

fachem Nachdenken

eiserne Sattelbock nicht bewährt und sind viele Vorder- und Hinterzwiesel zerbrochen. Die Böcke wurden zum Theil vollständig unbrauchbar, da eine Reparatur derselben fast unmöglich. Keine Frage ist es , daß die außergewöhnliche Kälte im Laufe dieses Feldzuges auch einen ungünstigen Einfluß auf die Haltbarkeit der Böcke ausgeübt hat. Das Eiſen wird bei der Kälte spröde und springt bei der geringsten Berührung. Bei gleich sorgfältiger Konstruktion würde ich dem hölzernen Bock den Vorzug geben .

211 2.

Schabracken.

Die weißen Pelzschabracken haben sich als praktisch bewährt. Die Haltbarkeit ist größer wie die der Tuchschabracken, bei schmutzigem Wetter wurden dieselben zwar grau, doch machen sie auch dann keinen unsauberen Eindruck.

3. Hufbeschlag. Nicht genug kann auch im Felde auf guten Hufbeschlag gehalten werden ; um denselben aber alle Zeit zu erzielen , wäre es nöthig, daß eine größere und praktischere Feldschmiede hergerichtet würde. Außerdem würde ich es wünschenswerth halten , wenn jede Eskadron auch im Felde einen Roßarzt hätte.

4. Hauptgestell. Dem

preußischen Modell vom Hauptgestell ,

namentlich

des

Halfters, gebe ich gegen unser Gestell den Vorzug. Dasselbe macht einen leichteren Eindruck und ist besser zu handhaben.

5. Hinterzeug. Das Hinterzeug würde ich gänzlich fortfallen lassen .

Es giebt

dem Sattel doch nur eine geringe Festigkeit , scheuert häufig und erschwert das schnelle Satteln. Im Felde rutschen die Sättel nicht nach vorn , sondern nach hinten , das Hinterzeug ist daher vollständig überflüssig.

6. Bügel. Die gelben Messingbügel der Offiziere sind recht hübsch , aber unpraktisch. Nicht nur, daß viele gebrochen sind , sondern sie machen auch stets den Stiefel schmutzig. schieden den Vorzug geben.

Einem Stahlbügel würde ich ent-

7. Pferde. Das mecklenburgische Pferd hat sich glänzend bewährt.

Nicht

nur , daß es die übergroßen Strapazen leicht und gut ertragen hat, sondern auch nach einigen Wochen der Ruhe während des Waffenstillstandes frischte es sich ungemein schnell wieder auf.

14*

212

Das Regiment ist nur immer noch zu groß beritten.

Der

Futterzustand nach der Campagne ist ein normaler und würden die Leistungen der Kavallerie entschieden noch gesteigert werden , wenn der Dekonomie der Kräfte durch das kleine Futter im Frieden nicht so sehr Rechnung getragen werden müßte.

gez. Detmering, Major und Regimentsführer .

Der für das Regiment sonst so frohe Tag der Heimkehr in die Garnison sollte eine herbe , wehmüthige Trübung erfahren . Am Morgen des 15. Juni erlag in Berlin der Kommandeur des Regiments, Oberstlieutenant v. Rathenow , dem schweren Leiden, welches er sich im Laufe des Feldzuges zugezogen hatte. Während das Regiment an dem Vorſtoß des XIII . Armeekorps gegen Le Mans Theil nahm , hatte Oberstlieutenant v. Rathenow an heftigem fieberhaften Hals- und Magenkatarrh fest in Chartres darniedergelegen. Immer noch hoffte er in kurzer Zeit dem Regiment wieder folgen zu können. Aber sein Leiden verschlimmerte sich von Tag zu Tag und bald begann der Uebergang in Unterleibs- und Halsschwindsucht. Die Aerzte in Chartres schickten den Schwererkrankten zunächst nach Wiesbaden . Nach längerem Aufenthalt ging er , ohne Besserung gefunden zu haben , von hier nach Soden . Tage schweren Leidens harrten hier des Kranken, bei dem mittlerweile ausgesprochene Schwindsucht eingetreten war. Seine Gedanken bewegten sich während dieser Leidenszeit fortwährend um sein Regiment. Mit Eifer verfolgte er das weitere

Ergehen desselben und mußte ihm sein getreuer Adjutant, Sekondlieutenant v. Busse, beständig Bericht erstatten. Sein Herzenswunsch , welchen er wiederholt äußerte , war der , so nach Parchim zurückreisen zu können , daß er sein Regiment wenigstens einziehen sehen könnte. Diesem Wunsche entsprechend wurde die Abreise in Soden eingerichtet. In Berlin jedoch hatte die körperliche Schwäche so zugenommen , daß eine Weiterreise unmöglich wurde. An demſelben Tage, an welchem er sein Regiment in seiner Garniſon wieder begrüßen wollte, ſtarb Oberstlieutenant v . Rathenow in Berlin im Hause seines Schwiegervaters .

213

Tief schmerzlich berührte die Kunde vom Hinscheiden des geliebten Kommandeurs das ganze Regiment.

Von durch und durch ritterlicher

Gesinnung hatte der Verstorbene dem Regiment nicht nur das Bild eines gerechten , pflichttreuen , wohlwollenden Vorgesetzten im Frieden gegeben, sondern er war ihm auch während des Feldzuges ein umsichtiger und tapferer Führer gewesen. Unvergeßlich bleibt Allen, welche am 9. Dezember die Kämpfe bei Cravant mitgemacht , Ruhe des Kommandeurs , eine Stunde

im

mit welcher er ,

die

als das Regiment über

heftigsten Artilleriefeuer halten

mußte

und die

Granaten rechts und links einschlugen , wie auf dem Exerzirplatz die Formationen des Regiments beständig wechselte, um dem Feinde ein unsicheres Ziel zu bieten und es dadurch erreichte, daß das Regiment ohne Verluste davon kam. Neben dieser Ruhe und Tapferkeit war ein hervorragender Charakterzug

des

Verstorbenen

ein

herzliches

Wohlwollen gegen seine Untergebenen und aufrichtigſte Liebe zu seinem Regiment. Das Wohl jedes einzelnen Offiziers , jedes einzelnen Mannes lag ihm am Herzen wie sein eigenes ! Am 20. Juni wurde die Leiche auf dem Garnisonkirchhofe zu Berlin mit militärischen Ehren beigesetzt.

Nur eine kleine Schaar

ſeiner treuen Untergebenen konnte der schmerzlichen Feier beiwohnen und dem so hoch verehrten einstigen Führer die letzten Ehren erweisen. Major Detmering mit 16 Offizieren und 12 Unteroffizieren vertraten am Sarge das trauernde Regiment. Ein unvergeßliches Andenken wird dem Entſchlafenen alle Zeit in unsern Reihen bewahrt bleiben !

Dritter

Die

Abschnitt.

Beit von 1871

bis

1892 .

1. Das Regiment unter Oberstlieutenant v. Wolffersdorff. 1871 bis 1873. Noch bis zum Herbst des Jahres 1871 führte Major Detmering das seines Kommandeurs beraubte Regiment. Laut A. K. O. vom 26. September wurde alsdann der Major und etatsmäßige Stabsoffizier vom 2. Garde- Dragoner-Regiment Arthur v. Wolffersdorff dem diesseitigen Regiment aggregirt und mit der Führung desselben beauftragt. Am 1. November übernahm derselbe den Befehl. Eine impoſante militärische Erscheinung trat in seiner Person an die Spiße des Regiments . Dasselbe erkannte in ihm alsbald einen Vorgesezten, welcher in besonderem Maße durchdrungen war von dem hohen Ernst seiner Stellung. Dem Dienst , welchen er von Grund aus verstand, widmete sich seine ganze hingebende Thätigkeit.

Ohne die

großen Gesichtspunkte zu verlieren, forschte sein wachſames, vortrefflich geschultes Auge bis in das Kleinste.

Der alte Gardist in ihm

war besonders unablässig bemüht, straffſte Disziplin, tadellose Haltung und ebensolchen Anzug im Regiment aufrecht zu erhalten. Zahlreiche Vorschriften, welche den Garnisonwachtdienst, die Straßendisziplin, das Verhalten inner- und außerhalb der Kasernements berühren und noch heute für uns

in Gültigkeit stehen , sind seiner Feder ent=

flossen. Die sehr strengen Strafen , welche er gegen Lässige und Säumige eintreten ließ , geben zu erkennen , wie ernst es ihm mit

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Dragoner Rgts. Nr.18

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burg

215

seinem Bestreben gewesen ist . Es entsprach ganz seinem vornehmen. Charakter, unausgeseßt dabei auf das Ehrgefühl der Leute einzuwirken, ein Beweis auch, daß er den mecklenburgiſchen Volkscharakter richtig zu beurtheilen wußte. Durch A. K. D. vom 18. Januar 1872 wurde Major v.

Wolffersdorff unter gleichzeitiger Verleihung des Rothen Adler-Ordens 4. Klasse zum Oberstlieutenant befördert und am 15. August desselben Jahres zum Kommandeur des Regiments ernannt. Schon hatte der Winterdienst begonnen, als der neue Führer

beim Regiment eintraf.

Einer schwierigen Arbeitszeit gingen die

Eskadrons entgegen infolge der großen Zahl eingestellter Rekruten und dressurbedürftiger Pferde. Die ganzen Augmentationspferde mußten noch in gehörig rittigen Zustand gebracht werden.

Schon

vom Juli ab waren sie gleich den Remonten in Dressur-Abtheilungen zusammengestellt und eifrigst gearbeitet worden. Die Rekruteneinstellung erfolgte bereits Anfang September. Eskadron 57.

Es entfielen auf jede

Der erste Winter bot dem Kommandeur reichlich Gelegenheit, ſeine Grundsäge über die innere Ausbildung auf die Untergebenen zu verpflanzen . Bei jeder Veranlassung gaben seine eingehenden sorgsamst durcharbeiteten Instruktionen und Befehle einen sicheren Wegweiser, wie gearbeitet werden sollte. Eine durchaus einheitliche Ausbildung im Regiment war die Folge dieser seiner Mühe. Anfang Mai 1872 wurden abermals zehn Rekruten pro Estadron eingestellt. Von nun ab bewegte sich die ganze jährliche Dienstesarbeit wieder in dem gewohnten Geleise. Bei Gelegenheit der Eskadrons -Besichtigungen 1872 hatte Generalmajor v. Rauch Gelegenheit, zum ersten Mal das Regiment auch in allen Zweigen des kleinen Dienstes zu inspiziren . Der durch den Feldzug stark

mitgenommene Zustand

aller

Bekleidungs- und Ausrüstungsstücke hatte zwei aufeinander folgende Musterungen in den Jahren 1872 und 1873 nöthig gemacht. Von da ab fanden dieselben stets in den ungeraden Jahren statt. * ) In *) Der Herbst 1871 hatte in der Bekleidung eine sehr wesentliche Veränderung gebracht. Schon vor Ausbruch des Feldzuges war von Sr. Majeſtät dem König in einer A. K. D. vom 24. März 1870 befohlen, daß die Dragoner und Ulanen an Stelle der langen Reithosen von grauem Tuch und der gewöhnlichen Kavallerieſtiefel, künftig kurze gefutterte Hoſen von dunkelblau melirtem

216

der Felddienstzeit widmete Oberstlieutenant v. Wolffersdorff ein besonderes Augenmerk der Ausbildung der Unteroffiziere. Ihre Relationen und Krokis über gemachte Uebungen waren dem Kommandeur einzureichen, welcher sich in den Regimentsbefehlen oft lobend über diese Arbeiten ausspricht. Die Felddienstaufgaben der Offiziere wurden den jüngeren Herren am Tage vor der Uebung zugestellt . Bis zum Abend mußten ſie dem Kommandeur und dem etatsmäßigen Stabsoffizier die beabsichtigten Maßnahmen schriftlich mittheilen. Für das Scheibenſchießen, welches im Buchholz seinen Fortgang nahm, erschienen Ende Mai 1872 Abänderungen und Zuſäße zu der bisherigen Instruktion , wonach die Schießübungen zu Pferde mit scharfer Munition gänzlich in Fortfall kamen. — Schon Ende 1871 hatte Se. Königliche Hoheit der Großherzog Schießprämien-Medaillen nach preußischem Muster, mit dem Brustbilde Sr. Königlichen Hoheit versehen, zur Einführung gebracht. Bei der Regimentsbesichtigung im August 1872 vor dem kommandirenden General erwarb sich das Regiment zum letzten Mal die vollste Zufriedenheit dieses Vorgesetzten . Ein Anderer trat bald an ſeine Stelle. Die Herbstübungen 1872 , die ersten nach dem Feldzuge, bestanden neben den Regiments- und Brigadeererzitien nur noch in DetachementsUebungen. Das Exerziren der 17. Kavallerie-Brigade fand auf der Valluhner Heide in der Gegend von Hagenow statt. Zum ersten Mal traf man hier mit den neuen Brigade-Kameraden, den 15. Huſaren zusammen, welche durch A. K. O. vom 11. April 1871 von Düſſeldorf nach Wandsbeck und Jzehoe verlegt und an Stelle der ausgeschiedenen 11. Ulanen der 17. Kavallerie-Brigade zugetheilt waren. Die nachfolgenden Detachements -Uebungen der 34. InfanterieBrigade, welcher unser Regiment überwiesen war , Gelände zwischen Bruel und Büßow ab .

spielten sich im

Tuch, ohne farbige Biese, mit Lederbesaß und dazu lange bis zur Kniescheibe reichende, am Rande schräg nach hinten geschnittene Stiefel mit krummen Sporen tragen sollten. Zum Gesellschaftsanzug der Offiziere sollte indeſſen das bisherige Beinkleid mit rothem Passepoil über den Stiefeln getragen werden. Da sich das junge Regiment noch sehr in ökonomischen Schwierigkeiten befand, mußten der Ersparniß halber vielfach die bisherigen langen Hosen zu kurzen umgearbeitet werden .

217

Es wurde für lange Jahre hinaus die Regel, daß ein Offizier von den Herbstübungen in der Garniſon zurückblieb , ein anderer dem Stabe attachirt, dem Regiment als quartiermachender Offizier voraufging. Zu der im Oktober d . J. von Neuem in Thätigkeit tretenden Remonte-Ankaufskommission wurde wiederum Rittmeister v. Haeseler kommandirt. Er blieb ständiges Mitglied derselben, so lange er dem Regiment angehörte. Durch die Ende 1872 eingestellten Remonten - sie trugen den Buchstaben V wurde bedauerlicherweise der Rot in das Regiment eingeschleppt. Die Krankheit brach im November bei der 4. Eskadron aus und es mußten im Ganzen sechs Pferde getödtet werden. Die Eskadron blieb wochenlang von allen anderen streng isolirt. Erst Ende Januar 1873 fonnte der Verdacht weiterer Krankheitsverbreitung als beseitigt gelten . Aus jener Zeit stammen die Verschläge in den Ställen der 1., 3., 4. und 5. Eskadron, durch welche eine Absperrung der Remonten von den übrigen Pferden der Eskadron ermöglicht wird. Für den Winter 1872/73 konnten die beiden auf den westlichen Giebeln der Reitbahnen erbauten Kühlställe der Benutzung übergeben werden. Betreffs der Ausbildung der Rekruten und 1. Reitklassen waren. im Oktober 1872

einige Umänderungen des

1. Theils der Reit-

instruktion in Kraft getreten. Ein Anzahl Uebungen waren gestrichen oder wurden in veränderter Weise und nach veränderten Kommandos ausgeführt. So kam beispielsweise in Fortfall das Reiten mit zweiter Fauststellung. Außer der in den Wintermonaten üblichen Regimentsschule für Unteroffiziere und Kapitulanten hatte Oberstlieutenant v. Wolffersdorff noch einen Unterricht aller Unteroffiziere, welche bereits sieben Jahre gedient hatten, ins Leben gerufen. Der Regiments-Adjutant unterwies dieselben vornehmlich in solchen Gegenständen, welche ihnen bei der fonnten.

Ablegung

des

Civilversorgungs - Examens von Nußen sein

Statt des bisher täglich wechselnden „ Offiziers der Inspektion “ führte Oberstlieutenant v . Wolffersdorff den „ Offizier du jour im Regiment “ ein , welcher fortan sein Amt für die Dauer einer Woche zu übernehmen hatte.

218

Mit dem 1. Oktober 1872 war in der ganzen deutschen Armee das neue Militärſtrafgesetzbuch für das Deutsche Reich in Kraft getreten. Alle bisher in Mecklenburg bestehenden Militärſtrafgeſetze geriethen damit in ungültigkeit. Ende Dezember 1872 hatten Se. Majestät der Kaiser und Se. Königliche Hoheit der Großherzog eine Militärkonvention dahin vereinbart, daß vom 1. Januar 1873 ab das Großherzoglich Mecklenburg-Schwerinsche Kontingent in den Etat und in die Verwaltung der Königlich Preußischen Armee und zwar speziell des IX. Armeekorps treten solle. Für die mecklenburgischen Militärbeamten trug diese Konvention eine tief einschneidende Bedeutung in sich. Der Artikel 10 derselben bestimmte, für

die

preußische

Armee bestehenden

daß

abweichend von den

Vorschriften

der

für

die

Großherzoglichen. Kavallerie - Regimenter und Artillerie - Abtheilung erforderliche Bedarf an Remonten nicht aus Königlich Preußischen Depots

überwiesen , sondern wie bisher

durch

eine

aus

Groß-

herzoglichen Offizieren zuſammengesette Remonte - Ankaufskommiſſion Dem dabei preußischerseits im Lande angekauft werden sollte. ausgesprochenen Wunsche, trotzdem innerhalb des Großherzogthums Mecklenburg - Schwerin Remontemärkte abhalten zu dürfen, wurde von Seiner Königlichen Hoheit dem Großherzoge gewillfahrt. Wir sehen daher von jetzt ab allsommerlich das Regiment eine Anzahl Schleppkommandos gestellen, welche die preußischerſeits aufgekauften Remonten in die Depots Ferdinandshof und Bärenklau abzuführen hatten. In dem Schlußfag gesprochen,

des Artikels 9 der Konvention war aus-

daß Truppentheile und Militärbehörden das Prädikat

„ Großherzoglich“ zu führen hätten. Infolge dessen hießen die beiden mecklenburgischen Kavallerie-Regimenter fortan offiziell : 1. und 2. Großherzoglich Mecklenburgisches Dragoner-Regiment Nr. 17 und 18 . Bemerkt sei ,

daß das Regiment noch kurz vorher ſeine Be-

nennung vorübergehend gewechselt hatte. Ein Allerhöchster Erlaß Sr. Königlichen Hoheit des Großherzogs vom 22. Oktober 1872 hatte bestimmt, daß unser Regiment sich : Großherzoglich Mecklenburgisches 2. Dragoner-Regiment Nr. 18 zu nennen habe. Aber schon einige Wochen später wurde dieser Befehl dahin rückgängig gemacht , daß die Benennung der Truppentheile bis auf Weiteres wieder nach der Verfügung des Generalkommandos vom 30. November 1867 zu erfolgen habe.

219

In der Rangliste von 1873 steht das Regiment zum ersten Male mit seiner heutigen Benennung verzeichnet . Dem Offizierkorps brachten jene beiden Jahre nachstehende Veränderungen : Noch bevor Oberstlieutenant v . Wolffersdorff an die Spitze des Regiments trat , hatten Rittmeister Graf Eyben und Sefondlieutenant v. Alten die Reihen des Offizierkorps verlassen. Der Erstere durch ein rheumatisches Hüfteleiden zu weiterem Dienſte untauglich geworden, hatte am 21. September 1871 den erbetenen Abschied mit Pension erhalten. Den Sekondlieutenant v . Alten zwang die erforderliche Bewirthschaftung seines väterlichen Gutes Linden bei Hannover im Juni 1871 aus dem aktiven Dienſtſtande auszuscheiden und zu den Reserveoffizieren des Regiments überzutreten. Zum Chef der freigewordenen 1. Eskadron wurde durch A. K. O. vom 10. November 1871 unter Beförderung zum Rittmeister der Premierlieutenant v . Bülow ernannt, in dessen PremierLieutenantsstelle gleichzeitig Sekondlieutenant v . d . Lühe aufrückte. Eine A. K. O. vom 26. September desselben Jahres verden Major und Eskadronchef v. Arnim als etatsſetzte mäßigen

Stabsoffizier

Regiment Nr. 2.

in

das

Gleichzeitig

1.

Brandenburgische

übernahm

der

bisher

Dragonerim Kriegs-

ministerium kommandirt gewesene, in die diesseitige älteste Rittmeisterstelle versette Rittmeister Bernhard v. Brauchitsch den Befehl über Demselben war eine längere Wirksamkeit im die 2. Eskadron. Regiment nicht beschieden. Bereits Anfang Mai 1872 wurde er zur Vertretung in die Abtheilung für persönliche Angelegenheiten im Kriegsministerium fommandirt und durch eine A. K. O. von 17. September desselben Jahres unter Belassung bei dieser Abtheilung und unter Verleihung des Charakters als Major in das Kriegsministerium versetzt. Die 2. Eskadron

erhielt nunmehr der laut A. K. D. vom

12. Oktober zum Rittmeister und Eskadronchef beförderte Premierlieutenant v. führt hatte.

Viereck ,

welcher die Eskadron schon seit Mai ge-

Sekondlieutenant v. Buch rückte gleichzeitig in die freigewordene Premierlieutenantsstelle auf. Zu Beginn des Jahres 1872 waren vom Ludwigsluster Regiment die beiden Sekondlieutenants Carl v. Blücher und Paul v. Hol-

220

stein zum diesseitigen Regiment versetzt worden. Anfang März gleichfalls der Sekondlieutenant Alexander v. Schultz. Da die im Feldzuge ohne Examen zu Sekondlieutenants be-

förderten Offiziere noch nachträglich die Offiziersprüfung abzulegen hatten, wurden im Laufe des Jahres 1872 die Sekondlieutenants Frhr. v. Stenglin , v . Blücher und v. Holstein zu abgekürzten Kriegsschulkursen kommandirt. Dem Lieutenant Frhr. v. Malzahn war private Vorbereitung zugestanden worden. Im Laufe des

Jahres

1872 verlor das

Offizierkorps den

Sekondlieutenant v. Bülow , den Major Detmering und den Rittmeister Graf v. Bethusy -Huc. Der Erstere sah sich veranlaßt, um die Bewirthschaftung seines väterlichen Gutes Wendorf bei Klockow i . M. übernehmen zu können, im Juni

aus

dem Regiment

auszuscheiden und zu den Reſerve-

Offizieren desselben überzutreten. Major Detmering wurde durch A. K. O. vom 20. September in seiner Eigenschaft als etatsmäßiger Stabsoffizier in das Westpreußische Ulanen-Regiment Nr. 1 versetzt.

Das Offizierkorps verlor in ihm

einen allseitig beliebten Vorgeseßten und treuen Kameraden , welcher in schwieriger Feldzugszeit an der Spiße des Regiments gestanden und dreiviertel Jahr lang mit viel Geschick und Liebenswürdigkeit die nicht leichte Stellvertretung des fehlenden Kommandeurs durchzuführen gewußt hatte. An seine Stelle wurde unter gleichem Datum der bisherige Rittmeister und Eskadronchef im Pommerschen Dragoner-Regiment Nr. 11 , Eduard v. Pressentin , unter Beförderung zum Major als etatsmäßiger Stabsoffizier in das diesseitige Regiment verſeßt. Rittmeister Graf v. Bethusy - Huc, welcher sich im Feldzuge als einer unſer rührigſten und tüchtigſten Eskadronchefs gezeigt hatte, sah sich genöthigt wegen eines nervösen Kopfleidens , verbunden mit stets zunehmender Sehschwäche , seinen Abschied zu erbitten. Durch eine A. K. O. vom 17. September wurde ihm derselbe mit der gesetzlichen Penſion ,

der Erlaubniß zum Tragen der Regiments -Uniform

und der Verleihung des Charakters als Major bewilligt. Er nahm seinen ferneren Wohnsitz auf Lobetinz bei Neumarkt in Schlesien. Es übernahm die Führung der 5. Eskadron der durch dieselbe Kabinets-Ordre in das diesseitige Regiment versette Rittmeister und Eskadronchef vom 2. Brandenburgischen Dragoner-Regiment Nr. 12 Konrad Krell.

221

-

Als junger Nachwuchs für das Offizierkorps war der am 1. April 1871 zum Portepeefähnrich ernannte Avantageur Kurth v. Döringen nach Absolvirung der Kriegsschule in Anclam 9. März 1872 zum Sekondlieutenant befördert worden.

am

Zu Anfang März des Jahres 1873 trat der Avantageur Albrecht v. Sittmann , Sohn des Rittergutsbesizers Herrn v . Sittmann auf Neu- Stieten bei Wismar beim Regiment ein. Lieutenant Graf v. d. Recke = Volmerstein wurde am 1. Oktober 1872 zur Kriegsakademie einberufen;

Premierlieutenant

v. d. Lühe am 1. November desselben Jahres zum Militär-ReitInstitut fommandirt . Der mit Wahrnehmung der regimentsärztlichen Funktionen beauftragte Stabsarzt Dr. Fanter wurde durch A. K. D. vom 18. Juni 1872 zum Oberſtabs- und Regimentsarzt ernannt. Bald darauf übernahm derselbe auch die Funktionen eines Chef= arztes für das Lazareth ,

nachdem die bisherige Lazarethkommiſſion,

deren militärisches Mitglied Rittmeister Frhr. v. Malzan ge= wesen, durch kriegsministerielle Verfügung aufgelöst worden war. Der bisherige

Stabsroßarzt Niebuhr wurde durch kriegs-

ministeriellen Erlaß vom 1. April 1873 zum Oberroßarzt befördert. Schon im Dezember 1871 war der bisherige Regimentsadjutant Sekondlieutenant v. Busse von seinem Posten zurückgetreten. Behufs Erlernung der Landwirthschaft war ihm durch A. K. O. vom 14. Dezember desselben Jahres ein einjähriger Urlaub unter Stellung à la suite des Regiments bewilligt worden. Lieutenant v . Busse hatte in seiner Adjutantenstellung im Kriege wie im Frieden mit viel Geschick und großer Hingabe seines nicht immer leichten Amtes gewaltet.

Sein selten liebenswürdiges Wesen , seine Sicherheit und

Gewandtheit hatten ihn für seine Stellung besonders geeignet gemacht und ihm

Aller Vertrauen und Liebe im vollsten Maße eingebracht.

Besondere Verhältnisse bedingten es ,

daß Lieutenant v. Busse auf

sein Gesuch schon rangirt wurde.

wieder in das Regiment ein-

im April

1872

Zu Reserveoffizieren des Regiments waren im August 1872 neu befördert worden die Sekondlieutenants Keding II . und Reichwald ,

letterer während des Feldzuges schon als Kriegsfreiwilliger

beim Regiment. Beide hatten im verflossenen Sommer im Regiment ihre Vizewachtmeister-Uebung gemacht.

222 Den Sekondlieutenant der Reserve Baron v. Rodde hatte eine A. K. O. vom 16. November 1871 zum Premierlieutenant befördert. Vom Unteroffizierkorps hatten, in Nachwirkung der Anstrengung des Feldzuges, eine große Zahl vom Civilversorgungsschein Gebrauch gemacht. funden.

Etliche hatten in reichsländischen Diensten Anstellung ge=

Von den Wachtmeistern schied am 1. Juli 1872 als ganz invalide der Wachtmeister Behrmann aus. Für ihn wurde der bisherige Regimentsschreiber Sergeant Knüppel Wachtmeister der 5. Eskadron.

Ebenso

mußte der Stabstrompeter Havemann wegen In-

validität seine Entlassung nachsuchen.

An seiner Stelle ernannte Oberstlieutenant v. Wolffersdorff den Trompeter Ahrens zum Stabstrompeter, welcher lange Jahre dieſes Amtes gewaltet hat. Den Inhabern

des Militär-Verdienstkreuzes vom Wachtmeister

abwärts hatte Se. Königliche Hoheit der Großherzog im Januar 1872 eine monatliche Zulage von einem Thaler bewilligt. Von seinen höheren Vorgesetzten wechselte das Regiment den Diviſionskommandeur. Generallieutenant v . Schimmelmann war im Dezember 1871 zum Kommandanten von Magdeburg ernannt worden und durch A. K. O. vom 20. März 1872 der Generalmajor Frhr. v. Schlotheim , zuletzt von der Armee und zur Vertretung des Kommandeurs der 19. Division kommandirt, mit der Führung der 17. Division beauftragt worden.

Das Regiment erhielt in ihm

einen Vorgesetzten, der Soldat und Kavallerist vom Scheitel bis zur Sohle war und als einer der befähigtsten Generale gelten fonnte. Er wurde am 28. März desselben Jahres zum Kommandeur der Division und am 22. März 1873 zum Generallieutenant ernannt. Das Kommando der 17. Division war gleichzeitig mit dem der 17. Kavallerie-Brigade am 1. Januar 1872 von Kiel nach Schwerin verlegt worden. Der Sitz des Generalfommandos blieb Altona, wohin bei Beginn des Feldzuges das stellvertretende Generalkommando von Schleswig übergesiedelt war. Gleich nach dem Kriege waren die bisherigen Armee - Abtheilungen in Armee - Inspektionen umgewandelt worden. Es bildete fortan das IX . Armeekorps zusammen mit dem IV. und VII. die II. Armee - Inspektion ,

an deren Spitze am 16. Juni 1871 ,

dem

Tage des Einzuges der siegreichen Truppen in Berlin , Se. Königliche Hoheit der Großherzog von Mecklenburg - Schwerin gestellt wurde.

223 Es ist erklärlich, daß die Erinnerung an die jüngst vergangene große ruhmvolle Zeit in jenen Jahren besonders oft noch in feierlicher Form ihren Ausdruck fand . Auch das Regiment wurde mehrfach davon berührt. Am 26. November 1871 fand auf Befehl Sr. Königlichen Hoheit des Großherzogs in allen Garniſonkirchen des Landes eine militäriſche Feier zum Gedächtniß der im Feldzuge Gebliebenen statt. Trauerumflort erschien mit der geweihten Stätte.

dem ganzen Regiment die Standarte an Auch die Offiziere hatten den Trauerflor

angelegt. Am

12. Januar 1872 , dem Jahrestage der Kämpfe um Le Mans , hatten die Angehörigen der 17. Division die hohe Ehre, von Sr. Majestät dem Kaiser nachfolgendes Telegramm zu erhalten: " In Erinnerung

an die Ehrentage vor Le Mans spreche

Ich der 17. Division erneut an den Jahrestagen jener siegreichen Gefechte Meine Anerkennung und Meinen Dank aus für die bewiesene Tapferkeit im Kampfe und Ausdauer unter den schwersten. Verhältnissen. " In einer A. K. O. vom 30. Mai 1872 hatte Se. Majestät die Gnade gehabt , auf Antrag Sr. Königlichen Hoheit des GroßHerzogs den Fahnen und Standarten der hierzu berechtigten mecklenburgischen Truppentheile das Eiserne Kreuz zu verleihen. Behufs Einsegnung der

also dekorirten Feldzeichen hatte Se.

Königliche Hoheit der Großherzog für den 9. Juni 1872 eine kirchliche Feier im Schweriner Dome anberaumt. Sekondlieutenant v. Buch mit zwei Unteroffizieren brachte zu dem Zweck die Standarte in das Schweriner Schloß. Der

Kommandeur mit dem

Adjutanten, sowie der größere Theil des

Offizierkorps begaben sich gleichfalls dorthin.

zu der feierlichen Handlung

Am 30. September, als dem Geburtstage Ihrer Majestät der Kaiserin Augusta , sollte nach Allerhöchstem Befehl die Enthüllung und Einweihung der Denkmäler auf Düppel und Alsen stattfinden.

Zu

der dazu nach Sonderburg befohlenen Deputation des IX. Armeekorps wurden vom Regiment Major v. Pressentin , Rittmeister Frhr. v. Malzan und Premierlieutenant v. Huth sowie von jeder Eskadron 1 Unteroffizier, 1 Gefreiter und 1 Dragoner fommandirt. Auch bei der am 19. Januar 1873 stattfindenden Einweihung der Siegeszeichen in der Garnisonkirche zu Potsdam war das Regi-

224

ment in der v. Haeseler, vertreten.

Deputation als

des

IX. Armeekorps

dem Ritter des

durch Rittmeister

Eisernen Kreuzes

1. Klasse,

Zweimal während jener Jahre hatten Angehörige des Regiments die Ehre, in die unmittelbare Nähe Sr. Majestät des Kaiſers und Königs zu gelangen. Zunächst erschien Allerhöchstderselbe im November 1871 zu einem Besuche in Schwerin. mecklenburgischen Truppentheile

Deputationen aller

waren heranbefohlen worden , um

Sr. Majestät dem Kaiser vorgestellt zu werden.

Von den Offizieren

des Regiments wurden dieser Ehre theilhaftig die Rittmeister Graf v. Bethusy - Huc und v. Haeseler , Premierlieutenant v. Viereck und Sekondlieutenant Wendt;

vom Unteroffizierkorps die Wacht- von den meister Haß und Schmidt und sieben Unteroffiziere Mannschaften drei Gefreite. Alle Mitglieder der Deputation waren

Inhaber des Eisernen Kreuzes .

Unser Trompeterkorps war gleich-

falls nach Schwerin befohlen worden, um bei den Muſikaufführungen zu Ehren des Allerhöchsten Gastes mitzuwirken . Ein zweites Mal erschien Se . Majestät im Oktober 1872 als Gast im mecklenburgischen Lande, um den Hofjagden bei Ludwigslust beizuwohnen.

Dorthin hatte das Regiment sieben Unteroffiziere zur

Gestellung der Ehrenposten vor den Zimmern Sr. Majestät zu fommandiren. Es waren Wachtmeiſter Schmidt, die Sergeanten Burmeister , Megelin, Vielhaack und Peters .

Pundt,

Wilke und die Unteroffiziere

Se. Königliche Hoheit der Großherzog bekundete nach wie vor Allerhöchstsein

wärmstes

Interesse

an

dem Wohlergehen

unseres

Regiments . Eine ganz besondere Freude machte er dem Offizierkorps durch die im Mai 1872 erfolgende allergnädigste Schenkung seines in Del gemalten Porträts .

Das vorzüglich gelungene Bild ist seit-

dem ein Hauptschmuck unserer Messe geblieben und sieht noch heute im Speisesaale auf das Offizierkorps herab. Auch das Bild „ Die Siege der 17. Diviſion im Feldzuge 1870/71 " ist ein Geschenk des Allergnädigsten Herrn aus jenem Jahre. Mit dem Herbst 1871 erblühte wieder der herrliche Sport der Der Verein bestallte Parforce-Jagden für die beiden Regimenter. in diesem Jahr mit der Führung der Meute den Piqueur Klövkorn , dessen bewährte Kraft uns seitdem zu manch schönem Ritt über die Felder und zu manchem Hallali verholfen hat.

225

Im Frühjahr 1873 wurden die noch heute bestehenden Statuten des Parforcejagd - Vereins niedergelegt,

welche bestimmten ,

daß die

Hubertus -Steeplechasen fortan abwechselnd bei Parchim und Ludwigslust geritten werden sollten. Noch hatte im April 1873 Oberstlieutenant v. Wolffersdorff die Freude, bei den Frühjahrsbesichtigungen die vollste Anerkennung über die Ausbildung des Regiments aus dem Munde des Brigadekommandeurs zu hören. Unmittelbar darauf rief ihn der Befehl Sr. Majestät des Kaisers von der Spitze des Regiments fort, für das er während der kurzen Zeit seiner Befehlsführung mit Leib und Seele gewirkt hatte. Durch A. K. O. vom 21. April wurde Oberstlieutenant v. Wolffersdorff in gleicher

Eigenschaft

zum

2. Hannoverschen Ulanen- Regiment Nr. 14 verseßt , welches damals , als zur Okkupationsarmee gehörig, seine Garniſon in Lunéville hatte. Das Regiment ſah seinen Kommandeur mit aufrichtiger Trauer scheiden. Das Offizierkorps verlor in ihm einen sehr verdienstvollen Vorgesetzten und treuen Kameraden. dorff war

Oberstlieutenant v. Wolffers-

durch und durch ein praktischer ,

im Dienste äußerst

straffer Soldat, der mit ganzer Seele seinem Berufe lebte. Dabei fonnte er stets auch der heitere Kamerad sein, der gern im Kreise des Offizierkorps weilte und oft mit ihm in fröhlicher Tafelrunde zusammen saß. Mag er oft als Junggeselle in der kleinen Stadt die Abwechselung und Anregung entbehrt haben , welche ihm seine frühere Garnison in so reichem Maße geboten hatte , dennoch hat er, wie seine späteren Worte bezeugen, Parchim sehr ungern verlassen und seinem Regiment , welches ihm in der Zeit seiner Befehlsführung nur Freude bereitet habe , eine unvergängliche Anhänglichkeit bewahrt. Oberstlieutenant v. Wolffersdorff widmete bei seinem Fortgange dem Offizierkorps das Photographie- Album, in welchem seitdem die Bilder aller Angehörigen desselben gesammelt werden. Ungetheilte dankbare Verehrung folgte dem Scheidenden in seine neue Dienststellung .

2. Das Regiment unter Oberst v. Seydlik. 1873 bis 1878 . Dieselbe Allerhöchste Kabinets -Ordre, welche uns den bisherigen Kommandeur nahm, hatte den Major Hugo v. Seydlig , bisher etatsmäßiger Stabsoffizier im Husaren - Regiment v. Unger, 2. Großherzogl. Mecklenburg . Drag. Regt. Nr. 18.

Kaiser 15

Franz

226

Josef von Desterreich, König von Ungarn ( Schleswig -Holsteinſches) Nr. 16, mit der Führung des Regiments beauftragt. Wenige Tage später traf der neue Führer in Parchim ein und übernahm den Befehl, welchen inne zu haben ihm von allen Kommandeuren des Regiments am längsten beschieden war. vom 2. September desselben Jahres brachte

Eine A. K. D.

dem Major v. Seydlig die Beförderung zum Oberstlieutenant und gleichzeitig die Ernennung zum Kommandeur des Regiments . Es folgte am 22. März 1876 die Beförderung zum Oberſt. In die Zeit gerade der Befehlsführung des Oberst v. Seydlig fällt jene rastlos vorwärts strebende, überall neuschaffende Thätigkeit in der Armee, wie sie durch die Erfahrungen des letzten Krieges gezeitigt worden war. Sobald nur einmal nach dem Feldzuge die Meinungen und Grundsätze über Das, was neu an Stelle des Alten zu treten habe, sich einigermaßen abgeklärt hatten , begann , wie bei den anderen Waffen , auch in den Reihen der Kavallerie das fieberhafte Streben nach Vervollkommnung deutlich zu Tage zu treten. Es brach in militärischer Beziehung

eine gährende Zeit der

Reformation

an.

Mehr und mehr sanken die alten Anschauungen zuſammen und neue brachen sich Bahn.

Mit ihnen traten neue Reglements

und In-

ſtruktionen, neue Waffen , neue Dienstzweige, neue Versuche der verschiedensten Art an die Truppe heran.

Allerorten wurde segensreich

der frische, belebende Hauch verspürt, der unsere Waffe zu durchwehen begann. Aber bedeutend erhöhte Anforderungen an die Arbeitsleistung der Truppe waren die natürliche Folge. So kennzeichnen sich jene Jahre auch bei unserem Regiment als solche einer besonders unermüdlichen Arbeit, welche vom Kommandeur herunter bis zum jüngsten Lieutenant in erhöhtem Grade treueſte Pflichterfüllung und regſten Dienſteifer beanspruchte. Betrachten wir vorweg die Wandlungen, welche sich im Offizierforps während jenes fünfjährigen Zeitraums vollzogen haben. Vier Mitglieder schieden gänzlich aus dem militärischen Beruf aus ; eine gleiche Zahl verlor das Offizierkorps durch Verseßung in andere Regimenter ; sieben wurden neu in die Reihen desselben aufgenommen.

Noch im Herbst 1873 verließen die Lieutenants Frhr. v. Pappenheim und v. Derßen das Regiment.

227

Premierlieutenant Frhr. v. Pappenheim hatte während des Eskadronsererzirens das Unglück gehabt, derartig von zwei in schärffter Gangart befindlichen Dragonern überritten zu werden, daß eine ernſte Schädigung seiner ohnehin schwächlichen Gesundheit die Folge war. Da ein längerer Urlaub ihm keine vollständige Genesung verschaffte, sah sich Premierlieutenant Frhr. v. Pappenheim genöthigt , seinen Abschied zu erbitten, welcher ihm durch A. K O. vom 6. November 1873 unter Verleihung des Charakters als Rittmeister mit der gesetzlichen Pension und der Erlaubniß zum Tragen der Regimentsuniform bewilligt wurde. Er begab sich zunächst für längere Zeit seiner Familie gehörende Gut Stammen bei Kaffel.

auf das

Für ihn wurde am 15. Dezember desselben Jahres der Sekondlieutenant Wendt zum Premierlieutenant befördert. Ebenfalls

um dieselbe Zeit verließ

aus Gesundheitsrücksichten

auch Lieutenant v. Derßen das Regiment .

Engbrüstigkeit

und

chronischer Husten hatten ihm die Ausübung des Dienſtes mehr und mehr erschwert. Auf sein Gesuch hin bestimmte Se. Majestät der Kaiser in einer A. K D. vom 30. Oktober, daß Lieutenant v. Derßen. als temporär ganz invalide mit der gesetzlichen Pension und unter dem gesetzlichen Vorbehalt aus dem Dienst ausscheide. Derselbe verlegte seinen Wohnsitz nach Schwerin , literarischen Berufe widmete.

wo er sich später dem

Im Spätsommer 1874 sah sich auch Sekondlieutenant v . Buſſe gezwungen , den Soldatenrock auszuziehen. Hochgradige , immer zunehmende Kurzsichtigkeit fingen an , seine dienſtliche Thätigkeit zu behindern. Bei der am 11. August d. I erfolgenden Bewilligung seines Abschiedsgesuches wurde ihm der Charakter als Premierlieutenant verliehen.

Als ein Zeichen besonderer Gnade geruhte im Februar 1875

Se. Königliche Hoheit der Großherzog den Premierlieutenant a. D. v. Buſſe à la suite Seines Kontingents

zu stellen und

ihm die

Erlaubniß zum Tragen unserer Regimentsuniform mit den vorgeſchriebenen Abzeichen zu ertheilen.

Premierlieutenant v . Buſſe lebte

zunächst in ländlicher Zurückgezogenheit in seiner heimathlichen Provinz Schlesien, um später im Staatsverwaltungsdienste eine neue Beschäftigung zu finden. Als Vierter sah sich Premierlieutenant seinen bisherigen Beruf aufzugeben . derselbe

v. Buch

genöthigt,

Schon im Frühjahr 1875 hatte

einen einjährigen Urlaub unter Stellung

à la suite des

15*

228 Regiments angetreten ,

um

seine durch Muskelrheumatismus

und

Magenkatarrh stark angegriffene Gesundheit wiederherzustellen. Im Frühjahre 1877 erbat er aus den gleichen Gründen seinen Abschied, welcher ihm durch A. K. D. vom 12. April mit dem Charakter als Rittmeister, der gesetzlichen Pension und der Erlaubniß zum Tragen der Armeeuniform mit den vorgeschriebenen Abzeichen bewilligt wurde. Rittmeister v. Buch nahm später seinen Wohnsitz auf Rittergut Podewils bei Belgard in Pommern. Bei seiner à la suite Stellung war für ihn in die freiwerdende Premierlieutenantsstelle am 15. Mai 1875 der Sekondlieutenant Graf v. d . Recke - Volmerstein aufgerückt, bei seiner Verabschiedung am 15. Mai 1877 der Sekondlieutenant v . Müller. Weiter schmolz die Zahl derer zusammen, welche gemeinschaftlich in den Reihen des Regiments den Feldzug mitgemacht und mit den Jugendjahren desselben besonders verwachsen waren . Rittmeister v. Haeseler ,

der verdienstvolle Begründer unſerer

Meſſeeinrichtung , der unermüdlich thätige Eskadronchef im Feldzuge, wurde durch A. K. O. vom 11. Januar unter Versetzung in das Dragoner = Regiment Prinz Albrecht von Preußen (Litthauisches) Nr. 1 als Adjutant zur 29. Division kommandirt. Für ihn übernahm der durch dieselbe A. K. O. zum Rittmeiſter und Eskadronchef beförderte Premierlieutenant Frhr. v. Stenglin die 3. Eskadron . Des Rittmeisters v. Haefeler getreuer, unzertrennlicher Begleiter im Feldzuge, Premierlieutenant v. Huth, von dem sein Eskadronchef meinte, er habe stets mit erstaunlicher Geſchicklichkeit und Schnelligkeit Pferde und Leute in die besten Châteaux unterzubringen gewußt, hatte schon im Sommer 1875 den hellblauen Rock ausziehen müſſen. Eine A. K. O. vom 15. Juli hatte ihm zum Rittmeister und Eskadronchef im Rheinischen Ulanen-Regiment Nr. 7 ernannt. Von den nach dem Feldzuge in das Regiment versetzten Offizieren verließen es wieder Sekondlieutenant v . Holstein und der am 3. Juli 1875 zu dieſer Charge beförderte Oberstlieutenant v. Pressentin. Der Erstere war am 15. Januar 1874 während seines Kommandos zur Central-Turnanſtalt in das Mecklenburgische GrenadierRegiment Nr. 89 versetzt worden . Der Lettere wurde am 11. Januar 1876 zum Kommandeur des Pommerschen Train - Bataillons Nr. 2 ernannt. Zu seinem

229

-

Nachfolger bestimmte dieselbe Kabinets - Ordre den bisherigen Major und Eskadronchef im Hannoverschen Husaren - Regiment Nr. 15, Frhrn. Otto v. Spieß. Im Vergleich zu späteren Jahren war der Zuspruch von Offizieraspiranten , dessen sich das Regiment in jener Zeit zu erfreuen hatte, ein sehr geringer. Innerhalb der fünf Jahre traten nur zwei Avantageure beim Regiment ein : Friedrich v. Derzen , Sohn des Herrn v. Derzen aus dem Neddeminer Hause, und Paul Rehm , Sohn des Gutspächters Herrn Rehm zu Alt- Schönau, Kreis Waren, beide im Februar 1876. Nach ihrer Kommandirung zur Kriegsschule Anclam wurde am 13. Oktober 1877 der Erstere zum Sekondlieutenant im Regiment befördert ,

der Lettere

als Sekondlieutenant in das

2. Nassauische Infanterie-Regiment Nr. 88 versetzt. Der Avantageur v. Sittmann war nach Besuch der Kriegsschule Anclam durch A. K. O. vom 15. Oktober 1874 zum Sekondlieutenant befördert worden. Durch Ueberweisung aus dem Kadettenkorps erhielt das Regiment im Jahre 1875 den durch A. K. O. vom 15. April zum SekondLieutenant beförderten Portepee-Unteroffizier Max v . Dallwig , Sohn des Rittergutsbesizers Herrn v. Dallwig auf Limbſee in Westpreußen ; im Jahr 1878 an dem gleichen Tage den charakterisirten Portepeefähnrich Wilhelm v. Alten,

Sohn des Rittergutsbesizers

Herrn v. Alten auf Dunau bei Hannover. Aus anderen Regimentern in das diesseitige versetzt wurden außer Major Frhr. v. Spieß die Lieutenants Benno v. Parpart, Graf Felix v. Voß und Anton Werniz. Premierlieutenant v. Parpart, früher im 3. Oberschlesischen Infanterie-Regiment Nr. 62, war bei Fortgang des Premierlieutenants v. Huth am 15. Juli 1875 in deſſen Stelle zum Regiment versett. Er folgte seinem Dienſtalter nach hinter Premierlieutenant Wendt. Graf v . Voß, Königlich Sächsischer Lieutenant a . D. , zulezt im 1. Ulanen - Regiment Nr. 17 , welcher um seine Wiederanstellung in einem der Mecklenburgischen Dragoner = Regimenter nachgesucht hatte, wurde durch A. K. D. vom 10. August 1876 in den Verband der preußischen Armee

aufgenommen und mit einem Patent vom

5. Mai 1874 beim diesseitigen Regiment angestellt. Dienstalter hinter Lieutenant v . Döringen.

Er folgte im

Sekondlieutenant Werniß war durch A. K. O. vom 17. April 1877 vom Pommerschen Dragoner-Regiment Nr. 11 in das unserige versett worden.

230

Den Charakter als Major erhielten am 11. Januar 1876 der Rittmeister Frhr.

v.

Malgan,

am 20. Juli 1877

der Ritt-

meister Krell. So hatte das Regiment vom Sommer 1877 ab eine Zeit lang vier Stabsoffiziere. Von den militärischen Lehranstalten hatten besucht das MilitärReit-Institut: Lieutenant v. Müller von 1874 bis 1876, Lieutenant Frhr. v. Stenglin von 1876 ab ; die Central- Turnanſtalt : Lieutenant v. Schulz im Frühjahr 1877 ; die Kriegs - Akademie: Sekondlieutenant v. Döringen seit Herbst 1876 . Ein fast einjähriges Kommando zum 1. Garde - Feld - ArtillerieRegiment trat am 1. November 1877 Premierlieutenant Graf v. d . Recke = Volmerstein an ; einen einjährigen Urlaub unter Stellung à la suite des Regiments im Februar 1877 Sekondlieutenant Frhr. v. Malzahn und im Dezember desselben Jahres Premierlieutenant v. Müller , welche beide sich mit der Landwirthschaft zu beschäftigen beabsichtigten. Für den letzteren konnte am 12. Januar 1878 der Sekondlieutenant Werniß zum Premierlieutenant befördert werden. Auf sechs Monate zur Dienstleistung beim Regiment kommandirt wurde im Sommer 1878 der Sefondlieutenant a. D. v. Ecartsberg ,

zuletzt

im Oldenburgischen

Infanterie - Regiment Nr. 91 .

Derselbe fand später im Litthauischen Ulanen-Regiment Nr. 12 seine Wiederanstellung. Kommandirungen von Offizieren der Kriegsakademie während des Zwiſchenkurſus hatten faſt alljährlich ſtattgefunden. Am 1. Mai 1878 trat der Regiments adjutant Premierlieutenant Wendt von seinem Posten zurück, welchen er 62 Jahre lang mit großer Auszeichnung und hervorragender Gewissenhaftigkeit versehen Oberst v. Seydlig bestimmte zu seinem Nachfolger den hatte. Sekondlieutenant v. Blücher. Auch unter den Militärbeamten des Regiments fanden eine Anzahl Veränderungen statt. Im Spätsommer 1873 verlor das Regiment zunächst den im Feldzuge trefflich bewährten Zahlmeiſteraſpiranten Bütow , welcher zum Feld-Artillerie-Regiment Nr. 9 versezt wurde. Im September 1873 war der Unterarzt Schulz vom Pommerschen Infanterie - Regiment Nr. 14 als Assistenzarzt in das diesseitige Regiment versetzt worden. 25jährigen Bestehens

des

Aſſiſtenzärzte sind während des

Regiments stets

eine sehr seltene Er-

231

scheinung bei demselben gewesen. Auch dieser verließ schon nach Jahresfrist dasselbe wieder , um in den Beurlaubtenstand überzutreten. Im Herbst 1873 und 1874 wurden die Unterroßärzte Felisch und Giesecke zum Regiment versetzt und beide im Herbst 1876 zu Roßärzten befördert.

Im Frühjahr 1877 wurde der Erstere zum

Hannoverschen Train-Bataillon Nr. 10 verſeßt. Roßarzt Kirsten , welcher dem Regiment seit seinem Bestehen angehört hatte, ein vorzüglicher Praktiker, sehr beliebt und brauchbar, und ganz besonders im Feldzuge von unermüdlicher Thätigkeit, ſtarb leider im Sommer 1875. Für ihn wurde der Unterroßarzt Gottschalk zum Regiment versetzt ,

welchem er bis Juni

1878

angehörte. Für den ebenfalls seit der Errichtung im Regiment befindlichen Oberroßarzt Niebuhr, welcher im Mai 1878 in den Ruhestand übertrat , wurde der Roßarzt Lemhoefer vom Schlesischen FeldArtillerie- Regiment Nr. 6 unter Beförderung zum Oberroßarzt in das diesseitige Regiment versett, in welchem ihm eine langjährige Wirksamkeit bevorstand. Von den älteren Unteroffizieren verließen das Regiment die beiden bewährten Wachtmeister Haß und Tack. Haß schied nach 21jähriger Dienstzeit im Juli 1873

aus,

nachdem Se. Königliche Hoheit der Großherzog ihn für die Stelle — eines Kontingentsküsters in Schwerin zu bestimmen geruht hatte. Tack verließ den Dienſt nach faſt 25jähriger Dienstzeit im Auguſt 1877 als ganz invalide. Für den Ersteren hatte der Kommandeur den Vizewachtmeister Görke, für den Letteren den Sergeanten Harder zum Wachtmeiſter ernannt. Görke blieb nur 4 Jahre in seiner Stellung. Ihm folgte als Wachtmeister der 3. Eskadron im Mai 1877 der frühere Regimentsquartiermeister, nunmehrige Vizewachtmeister Schröder.

Seit dem 1. Oktober 1874 war der Unteroffizier Wehrmann als Regimentsschneider angenommen . Die Zahl der Reserveoffiziere mehrte sich beträchtlich innerhalb jener Jahre. Es wurden befördert 1874 die Sekondlieutenants Bollbrügge, John,

v.

Schulz ,

Stever I. ,

1875

1876 Sekondlieutenant v. Blücher ,

Sekondlieutenant

1877 die Sekond-

232

lieutenants v. Storch und Plähn. nur Bollbrügge

und

Von den Genannten hatten

v. Storch als

Einjährig - Freiwillige im

Regiment gedient. Zur v . Alten

Landwehr waren übergetreten 1873 Sekondlieutenant im Januar 1874 zum Premierlieutenant befördert

1874 die Sekondlieutenants Kahle und Hagemeister , 1875 Sekondlieutenant Keding I. Den nachgesuchten Abschied hatte unter Verleihung des Charakters als Rittmeister 1878 Premierlieutenant der Reserve Baron v. Rodde erhalten. Reserve waren

Zu Premierlieutenants der

1875 der Sekondlieutenant v. Bülow (Wendorf),

1878 der Sekondlieutenant Frhr.

v. Malzan befördert worden.

Sekondlieutenant der Reserve v. Schulz wurde im Jahre 1876 im aktiven Heere beim Ulanen-Regiment Nr. 14 angestellt. Sekondlieutenant der Reserve Keding II . war am 19. Oktober 1875 infolge Gelenkrheumatismus gestorben. Oberst v. Seydlig widmete ihm im Regimentsbefehl einen ehrenden Nachruf. Von den höheren Vorgesetzten des Regiments wechselten der kommandirende General und der Brigadekommandeur. General der Infanterie v. Manstein , welcher seit dem Beſtehen des IX . Armeekorps an dessen Spize gestanden hatte, war im Sommer 1873 in Genehmigung seines Abschiedsgesuches zur Allerhöchsten Disposition gestellt. Durch A. K. O. vom 23. September 1873 beauftragte Se. Majestät der Kaiser Allerhöchſtſeinen Generaladjutanten,

den

Generallieutenant

v.

Tresckow ,

zuletzt

kommandirt zur Vertretung des beurlaubten kommandirenden Generals des X. Armeekorps , mit der Führung des IX. Armeekorps. Das Regiment begrüßte in ihm einen Vorgesetzten, mit welchem es sich von der Zeit des Feldzuges her bereits in inniger Beziehung wußte.

Unter seiner Führung hatte das Regiment die ereignißreichste

schwerste Zeit des Feldzuges durchlebt. liche Tüchtigkeit, seine

Seine hervorragende dienſt-

außerordentliche persönliche Liebenswürdigkeit

war von Jedem gekannt und geschätzt. Im Oktober desselben Jahres besuchte General v. Tresckow zum ersten Mal unsere Garnison und begrüßte mit warmen Worten das in Paradeaufstellung versammelte Regiment unter Anknüpfung an die gemeinschaftlich in Frankreich verlebte ruhmvolle Zeit. Die im Feldzuge dekorirten Unteroffiziere und Mannschaften hatten vor der Front Aufstellung nehmen müſſen und wurden durch besondere Ansprache geehrt.

233

Durch eine A. K. D. vom 26. Januar 1875 wurde Generallieutenant

v.

Tresckow

Infanterie zum ernannt.

unter

Beförderung

kommandirenden

General

des

zum IX ,

General

der

Armeekorps

Vom 1. November 1877 ab bildete das letztere, in Abänderung der früheren Zusammensetzung,

mit dem I. und II.

Armeekorps

zuſammen die II. Armee-Inspektion. Den Inspekteur derselben, Se . Königliche Hoheit den Großherzog, hatte im Jahre 1873, am Tage der Enthüllung des Siegesdenkmals in Berlin, Se. Majestät der Kaiser zum Generaloberst befördert. Der Brigadekommandeur,

Generalmajor v . Rauch,

war im

Juni 1875 zur Dienſtleiſtung bei der Abtheilung für das Remontewesen im Kriegsministerium kommandirt worden. In Würdigung seiner vorzüglichen Pferdekenntniß hatte ihn im Herbst desselben Jahres Se. Majestät der Kaiser auf den Posten eines Remonte-Inspekteurs berufen.

v.

Der mit seiner Stellvertretung beauftragt geweſene Oberst Gurezki - Cornit , vordem Kommandeur des Pommerschen

Dragoner-Regiments Nr. 11 , wurde durch dieselbe Kabinets - Ordre vom 19. August 1875 zum Kommandeur der 17. Kavallerie-Brigade ernannt und am 20. September 1876 zum Generalmajor befördert.

Als eine der ersten Früchte des Feldzuges reifte ein neues Exerzir-Reglement heran.

für unsere Waffe

Veränderte Begriffe über

Beweglichkeit und Leistungsfähigkeit der Kavallerie hatten Plaz gegriffen. Der neue Geist konnte die beengenden Formen des alten Exerzir-Reglements von 1855 nicht mehr ertragen ! Im Frühjahr 1873 exerzirten die Eskadrons zum ersten Mal auf der Grundlage einer Anzahl versuchsweiser Umänderungen des bisherigen Reglements, welche am 6. März desselben Jahres in die Hände der Truppen gelangt waren . Es sprechen sich in dieser Umarbeitung, welche die Formen des alten Reglements den neuen Bedürfnissen entſprechend umgeändert, vereinfacht und vermehrt hatte, zum ersten Male die Grundsäge aus , welche seitdem zum größten Theil maßgebend geblieben sind. Fundamental neu war die Ein-

234



führung der Richtung nach der Mitte, bemerkenswerth der Fortfall der Inversion. Einen wesentlichen Fortschritt bedeuteten ferner die neuen Bestimmungen im 3., 4. und 5. Abschnitt über Regimentsund Brigade-Exerzitien und die Führung der Kavallerie in zwei oder mehreren Treffen. Bis zum Ende desselben Jahres hatten die Eskadrons in einem

eingehenden

Bericht ihre Erfahrungen hinsichtlich der neuen Be=

stimmungen niederzulegen. Bis zum Ende des Jahres 1875 hatten die angestellten Verſuche cine derartige Klärung herbeigeführt, daß ein Entwurf für das neue Exerzir-Reglement den Truppen zur Begutachtung übergeben werden konnte. Nach Einlauf der Berichte berief alsdann Se. Majestät der Kaiser im Frühjahr

1876 eine Kommission zur Niederschrift des

neuen Exerzir-Reglements für die Kavallerie, welches durch A. K. O. vom 5. Juli 1876 genehmigt und der Truppe übergeben wurde. Zehn Jahre lang blieb dasselbe in Gültigkeit. Als vollständig neu waren in diesem Reglement die Grundsätze über die Ausbildung der Kavallerie im Gefecht zu Fuß aufgenommen. Die Wichtigkeit des

letzteren

Dienstzweiges

und

die Noth-

wendigkeit der Ausrüstung mit guter Schußwaffe hatte der Feldzug gegen Frankreich deutlich genug bewiesen ; ebenso daß der bisherige Zündnadel-Karabiner den neuen Anforderungen nicht mehr ge= wachsen war. Anfang März 1873 hatte Se. Majestät der Kaiſer befohlen, daß die gesammte leichte Kavallerie mit einem Karabiner entsprechend dem Infanteriegewehr M/71 bewaffnet werden sollte. Bis zur Fertigstellung eines solchen sollte für die leichten Kavallerie-Regimenter die erforderliche Anzahl von Chaſſepotgewehren bis zur Länge des Chassepot-Karabiners verkürzt und für den Kavalleriegebrauch aptirt werden. Eine Anzahl solcher Chassepot-Karabiner erhielt das Regiment zu Instruktions- und Uebungszwecken bereits im November 1873 . Im April desselben Jahres waren Lieutenant v. Müller und zwei Unteroffiziere zu

einem vierwöchentlichen Lehrkurſus nach Spandau

kommandirt worden, welche als Instruktoren über die Handhabung der neuen Waffe im Regiment Verwendung fanden. Bis zum Frühjahr 1875 war dieser Karabiner für die Patrone des Infanteriegewehrs aptirt worden und gelangte derselbe nunmehr

235

durch A. K. D. vom 25. Mai unter dem Namen „ Aptirter ChassepotKarabiner M/ 71 " bei allen leichten Kavallerie-Regimentern zur Einführung.

Damit wanderten die alten Zündnadel -Karabiner , welche

bisher für Felddienst- und Manöverzwecke beibehalten waren, in die Artillerie -Depots. Die größere ballistische Leistung des Chassepot-Karabiners erforderte eine Erweiterung der Schießstände bis zu einer Länge von mindestens 750 Schritt. Behufs Neuanlage solcher Scheibenstände war das Regiment bereits im Sommer 1873 mit den städtischen Behörden in Verbindung getreten. Ein Platz in den Dammer Tannen wurde beiderseits als passend erachtet. Dem regen Wunsche des Regiments, für das Schießen auf kürzere Entfernungen die bisherigen Schießstände im Buchholz beibehalten zu dürfen, konnte seitens der Stadt im Interesse des Publikums nicht gewillfahrt werden. Im Juli 1874 waren zwei Scheibenstände fertig gestellt ;

im

Herbst folgte ein dritter. Ende Oktober 1875 wurde das Schießhaus fertig und im Sommer 1876 noch ein vierter Scheibenstand. Alsbald beschränkte sich jedoch das Regiment auf die Benutzung nur zweier Schießstände, da eine weitere Instandsegung Zahl in Aussicht genommen wurde. Eine neue Instruktion Waffe begleitet. Die Fertigstellung

nur für dieſe

über das Schulschießen hatte die neue

des

dem Infanteriegewehr entsprechenden

,,Kavallerie-Karabiners M/71 " war bis zum Jahre 1877 vollendet. Es wurde damit der Kavallerie auf Jahre hinaus eine vorzügliche Waffe in die Hand gegeben , deren große Leistungsfähigkeit das Vertrauen der Kavallerie, in dem vielverschrieenen Gefecht zu Fuß wirklich mit Erfolg mußte.

auftreten zu können, in hohem Grade stärken

Der im Januar 1877 ausgegebenen Instruktion über die Behandlung des Karabiners folgte im Mai eine neue KarabinerSchießinstruktion.

Sie vornehmlich war es , welche den Schießdienſt

bei der Kavallerie zu der ihm gebührenden Höhe erhob. Schießen der Offiziere wurde von jetzt ab reglementarisch.

Das Ganz

neue Vorschriften über das gefechtsmäßige Schießen, welches

im

Sommer 1878 zum ersten Mal beim Regiment stattfand, ließen der Theorie des Schulschießens die praktische Ausnuzung der Waffe im Gelände folgen.

236

Behufs eingehenderer Beschäftigung mit dem Schießdienſt und der Fechtweise zu Fuß war im Juni 1876 Lieutenant v. Schulz und fünf Unteroffiziere zu einem vierwöchentlichen Lehrkursus nach Sie bildeten in der Folge die Schwerin kommandirt worden. Instruktoren

für

die

übrigen

Offiziere und

Unteroffiziere

des

Regiments . Ein weiterer neu erstandener Dienstzweig waren die Uebungen im Zerstören von Eisenbahnen und Telegraphenleitungen.

In der

Fähigkeit, solche Arbeiten ausführen zu können, sah die Heeresleitung mit Recht die Verwendbarkeit der Kavallerie um ein Bedeutendes erhöht. Schon

im

Herbst

1873

derartigen Uebungskursus IX.

und

Frhrn.

v.

X.

Armeekorps

Stenglin

hatte

das

Regiment

zu

einem

für die Kavallerie-Regimenter des IV ., in und

Hannover zwei

Beim Regiment selbst fanden die Sommer 1876 statt.

den

Sekondlieutenant

Unteroffiziere

kommandirt.

Uebungen zum ersten Mal im

Alljährlich pflegte wie früher Se. Königliche Hoheit der Großherzog meist bald nach Anfang des Winterdienstes

die jahrgangs-

weise Besichtigung des Regiments vorzunehmen . Gewöhnlich erſchien jede Eskadron in einem anderen Anzuge. Oft befanden sich bei dieser Gelegenheit die höheren Vorgesetzten in der Begleitung des AllerHöchsten Herrn. Immer wurde eine Besichtigung der jüngsten Remonten damit verbunden.

300

Der Durchschnittspreis für lettere war in jenen Jahren auf Thaler erhöht worden. Es durften feine Pferde mehr

angekauft werden, welche älter als 5½ Jahre waren . Nach Fortgang des Rittmeisters v. Haeseler war Rittmeister v. Bülow in die Ankaufskommission getreten. Es konnte nicht ausbleiben, daß unwissentlich manche tragende Stute mit angekauft wurde , und so ist die Zahl der alljährlich in den Eskadronsställen zur Welt gekommenen und vom große.

Regiment verkauften Fohlen

eine

ziemlich

237

Mit den

Remonten

des

-

Jahres

begann

1875

neues

ein

Alphabet. Im Frühjahr 1876 herrschte unter den Pferden des Regiments eine leichte Influenza- Epidemie, welcher fünf Pferde zum Opfer fielen. Infolge der gesteigerten Ansprüche an das Pferdematerial hatte sich eine Rationserhöhung unabweisbar gemacht. Seit dem 1. März 1875 betrug die Haferration 81/2 Pfund . Durch kriegsministerielle Verfügung war schon vom

1. Januar 1874

ab die

Fouragelieferung für das Regiment in die Hände der neu errichteten militär-fiskalischen Reserve- Magazinrendantur übergegangen. Jeden Dienstag

und

beſtimmten

Freitag

Plätzen

die

nahmen bereit

von jetzt gehaltene

ab die Eskadrons Fourage

in

an

Empfang .

Empfangsstelle für Hafer wurde der Badesche

Speicher in der

Marstall-Kavel, für Heu die Ehlerssche Scheune

an der Lübzer

Chauffee, für Stroh die sogenannte schwarze Scheune am Kreuzthor. An jedem Empfangstage hatte fortan der Offizier Güte der Fourage zu unsersuchen.

du jour die

Stets mit Anfang November begann troß der Parforcejagden die Offizierreitſtunde auf Chargenpferden. Der Regimentsadjutant und einige ältere Premierlieutenants blieben von derselben dispensirt. Den Winter 1877/78 hindurch ließ Oberst v . Seydlig eine Anzahl der jüngeren Offiziere noch ein Schwadronspferd auf Decke reiten. In jedem Winter befanden sich

eine kleine Zahl Offiziere vom

90. Regiment behufs Erlernung des Reitens achtwöchentlichen Kursus beim Regiment.

zu einem sechs- bis

In der Regel waren die

Premierlieutenants v. Huth und v . d . Lühe ihre Lehrmeister. Nach Weihnachten fügte sich auch der Fechtunterricht der Offiziere an, dessen Leitung gewöhnlich in den Händen des im Herbst 1874 vom Militär-Reitinſtitut zurückgekehrten Lieutenants v. d . Lühe lag. Um im Turnen und Fechten auch im Unteroffizierkorps

ein

einheitlich ausgebildetes Lehrpersonal heranzuziehen, befahl Oberst v. Seydlig alljährlich Inſtruktionskurse unter dazu beanlagter Offiziere.

v.

Leitung besonders

Auch auf den Schulunterricht der Unteroffiziere legte Oberst Seydlig besonderen Werth. Dem im Frühjahr endigenden

Hauptkursus schloß sich ein Repetitionskursus an, welcher gewöhnlich. bis Mitte Juli dauerte.

238

Als etwas ungewöhnliches dürfte es gelten, daß im Sommer 1876 Lieutenant v. Döringen sieben sich freiwillig meldenden Unteroffizieren dreimal wöchentlich Unterricht in der französischen Sprache ertheilte. Von jedem Unteroffizier war im Sommer eine praktiſche Felddienstaufgabe zu lösen, deren Relation und Kroki, mit der Kritik des Eskadronchefs versehen , dem Kommandeur eingereicht wurde. Die Felddienstübungen der Offiziere fanden zum großen Theil erst nach den Herbstübungen statt. Für die jüngeren Herren mußten vorzugsweise die Eskadronchefs die Aufgaben stellen. Auch der etatsmäßige Stabsoffizier hatte alljährlich seine Felddienstaufgabe gegen einen oder zwei ältere Rittmeister zu machen. In das

Ende

der Felddienstperiode

fielen

regelmäßig

eine

Anzahl Uebungsmärsche im Regiment in Verbindung mit Alarmirungen desselben. Auf Anregung des Generalmajors v . Gurezki - Corniß fanden später auch regelmäßig größere Uebungen zwischen den Garnisonen Parchim und Ludwigslust statt. Von den Herbstübungen jener Jahre waren die von 1873 und 1875 für das Regiment besonders interessant . Die Nothwendigkeit, die im Kriege zu verwendenden Verbände der Kavallerie-Diviſionen bereits im Frieden einzuschulen und geeignete Führer derselben heranzubilden, war allgemein anerkannt worden . Die schon erwähnte Umarbeitung des alten Reglements vom Frühjahr 1873 gab dieser Erkenntniß durch die im 5. Abſchnitt enthaltenen Bestimmungen Ausdruck. An den ersten

derartigen praktischen Uebungen betheiligte sich

im Herbst 1873 auch unser Regiment. Aus den Kavallerie- Regimentern des IX. Armeekorps wurde eine Kavallerie- Division formirt, welche unter Leitung des Generallieutenants Frhrn. v. Schlotheim in der Gegend von Buxtehude exerzirte. Von den theilnehmenden Regimentern bildeten die 17. und 18. Dragoner die Brigade Rauch, die 13.

Dragoner und

16.

Husaren die Brigade Lüderit , die

15. Huſaren und die vom X. Armeekorps hinzutretenden 16. Dragoner die Brigade Waldow .

Das Neue, Eigenartige der Uebungen hatte

eine Menge fremder Offiziere als Zuschauer herbeigezogen. Se.

Majestät der Kaiser und

Auch

Se. Königliche Hoheit der Prinz

Friedrich Karl wohnten einige Tage dem Exerziren bei.

Die

hohe kavalleristische Begabung des Führers verbürgten das Lehrreiche dieser Erstlingsübungen,

wenn schon dasselbe hinsichtlich jener neuen

Bestimmungen vielfach in

negativem Sinne gesucht werden mußte.

239

-

Am Schluß des Ererzirens beauftragte General Frhr. v. Schlotheim den Kommandeur , dem Regiment seine Zufriedenheit mit den Leistungen desselben auszusprechen . Das Regiment hatte vorher

die

Detachementsübungen der

34. Brigade bei Boizenburg und die

Diviſionsübungen zwischen

Horneburg und Harburg mitgemacht. Ganz frisch traten die Pferde also nicht in das Kavallerie-Ererziren hinein. Nach Rückkehr des Regiments in die Garnison besichtigte eine von Sr. Majestät berufene Kommiſſion ,

bestehend

aus

Generalmajor

v.

Lüderig ,

Oberst

v. Rauch und Major v. Wartenberg , den Pferdezustand im Regiment. Nach dem Urtheil derselben hatten die Pferde die sehr großen Anstrengungen gut ausgehalten. Im Jahre 1874 fand das Exerziren

der

17.

Kavallerie-

Brigade,

wie immer unter Zutheilung einer reitenden Batterie, bei Crivit statt. Es folgte für das Regiment die Theilnahme an den Detachementsübungen der 34. Infanterie-Brigade in der Gegend von Grevesmühlen und den Divisionsübungen zwischen letzterem Ort und Lübeck. Während der letteren waren die 1., 2. und 3. Eskadron unter Führung des Majors v . Pressentin zur 33. InfanterieBrigade übergetreten. Das 1875 bei Parchim stattfindende Brigade- Ererziren leitete zum ersten Mal der Oberst v. Gurezki - Cornit . Häufiges Exerziren gegen den markirten Feind und Darstellung des Treffenexerzirens unter Zuhülfenahme kombinirter Regimenter liebte er vornehmlich. Behufs Ausdehnung des Ererzirfeldes auch auf das rechte Elde-Ufer war unweit Möderit eine Floßbrücke eingebaut worden. Den anschließenden Detachements- und Diviſionsübungen zwischen Güstrow und Rostock folgten die glänzenden Tage des Kaisermanövers bei Rostock. Zum ersten Male sollte hier das IX. Armeekorps vor seinem obersten Kriegsherrn manövriren. Auf dem Roggentiner Felde fand am 20. September die große Parade statt, bei welcher unser Regiment ſeit seinem Bestehen den ersten Vorbeimarsch vor Sr. Majestät dem Kaiser machte. Leider beeinträchtigte ſtarker Staub das militärische Schauſpiel sehr . Bei den am Schluſſe des Manövers erfolgenden Ordensverleihungen erhielt der Kommandeur den Kronen-Orden 3. Klaſſe, Rittmeister Frhr. v. Malzan den Rothen Adler-Orden 4. Klasse und Wachtmeister Schmidt das Allgemeine Ehrenzeichen. Se. Königliche Hoheit der Großherzog war zum Chef des Hannoverschen Husaren-Regiments Nr. 15 ernannt worden.

240

Im Herbst 1876 exerzirte die 17. Kavallerie-Brigade bei Stavenhagen. Die weiteren Detachements- und Divisionsübungen spielten sich in dem Gelände zwischen Neustrelit , Penzlin und Stargard ab. Während derselben rettete der damalige Sergeant Harder bei einem im Dorfe Gülzow stattfindenden Brande eine Frau mit eigener Lebensgefahr aus den Flammen. Für die muthige That erhielt derselbe von Sr. Königlichen Hoheit dem Großherzog die bronzene Verdienstmedaille.

An der an das Manöver anschließenden Kavallerie- Uebungsreise unter

Leitung des Oberst v. Gurezki - Cornig nahmen vom Regiment Theil Major Frhr. v. Spieß, die Rittmeister Krell,

v . Bülow , v . Viereck , die Premierlieutenants Wendt , v. Parpart und Graf v . d. Rece. Nach voraufgegangenem Brigade- Ererziren

bei

Ludwigslust

führten die Herbstübungen des Jahres 1877 das Regiment in die Wittenburg -Hagenower Gegend und in das Lauenburgische . Zu der nach dem Manöver stattfindenden Generalstabs - Uebungsreise des IX . Armeekorps wurde Lieutenant Graf v. d. Rece fommandirt. Für den getreulich mit zu den Herbstübungen Oberstabsarzt Dr.

Fanter

ausrückenden

übernahm stets Dr. Uterhardt die

garnisonärztlichen Funktionen. Die Behandlung der in der Garniſon verbliebenen Pferde lag dem Thierarzt Cohn ob. Nach dem Einrücken

von

den Herbstübungen

1873

konnten

erfreulicherweise auch die Pferde der 2. Eskadron ihre bisherigen mangelhaften Quartierstallungen in der Stadt mit dem großen noch jezt von der Eskadron belegten Schwadronsstall vertauschen. Das Großherzogliche Militär-Departement hatte den Bau desselben

aus

Staatsmitteln bewilligt, nachdem es sich bei Gelegenheit einer Revision der Garnisonanſtalten im Sommer 1872 überzeugt hatte, wie sehr es im dienstlichen Interesse lag, auch dieser letzten Eskadron noch einen gemeinschaftlichen Stall zu geben. In den Jahren von 1872 bis 1874 erwarb der Reichsfiskus auch die übrigen von der Stadt erbauten Eskadronsſtallungen, ebenso das anliegende Terrain,

wie es für die Herrichtung der Wege und

zur geschlossenen Abrundung einer militär-fiskalischen Anlage nöthig erschien.

Damit war das

ganze Terrain zwischen der Putlizer

Chauffee und dem hinter dem Stall der 4. Eskadron entlang neu

241

-

angelegten Feldweg in das Eigenthum des Staates übergegangen und der früher erlaubte Verkehr des Publikums zwischen den Ställen und Reitbahnen hindurch aufgehoben. Zur Verschönerung der Anlage waren mittlerweile auch die Fichtenhecken längs der Ställe der 3. und 5. Eskadron an der Putlizer Chauffee

angepflanzt worden , für welche die Stadt in

freundlichster Weise die Pflänzlinge aus ihren Forsten dem Regiment unentgeltlich überwiesen hatte. Schon 1875 hatte Oberst v. Seydlig , um eine geregeltere bessere Speisung der Mannschaften des Regiments zu ermöglichen, mit der städtischen Behörde Verhandlungen über Errichtung einer gemeinschaftlichen Speiseanstalt angeknüpft, welche jedoch zu keinem Resultate führten . Auf die weiteren Bemühungen des Regimentsfommandeurs hin erfolgte im August 1876 die kriegsministerielle Verfügung, daß bei der bedeckten Reitbahn I bis zur Fertigstellung der Kaserne eine provisorische Menage-Anstalt nebst Kochküche für die Mannschaften anzulegen sei. Noch in demselben Herbst erstand daraufhin in dem Bau der heutigen Büchsenmacherei die provisorische Menage- Anstalt und konnte Ende Oktober die Speisung der unverheiratheten Unteroffiziere, Trompeter und Mannschaften beginnen. Ein Speiseraum befand sich neben der Küche, zu einem zweiten war der Kühlstall der Reitbahn hergerichtet worden. Seit Ende 1875 war zwischen Magistrat und Garnison eine Vereinbarung

hinsichtlich

des

Feuerlöschwesens

dahin

getroffen

worden, daß die Militär- Spriße und ein militärisches Hülfskommando bei allen Bränden zur Unterstützung erscheinen sollte.

Einige bemerkenswerthe Abänderungen in Bekleidung und Ausrüstung fallen in jene Jahre. Mit den abändernden Vorschriften Sr. Majestät des Kaisers Mai 1873 , hinsichtlich Bekleidung und Ausrüstung der Kavallerie, hatte im Herbst desselben Jahres Se. Königliche Hoheit der Großherzog sein Einverständniß erklärt.

vom

Fortan unterschieden sich danach die Oekonomie-Handwerker von den Mannschaften in Reih und Glied nur durch die Hose ohne Lederbesaß mit Biese und den Infanteriestiefel ohne Sporn. 16 v. Unger, 2. Großherzogl. Mecklenburg. Drag. Regt. Nr. 18.

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242

--

Alle durchjene Kabinets -Ordre beſtimmten Pferdeausrüstungsstücke, als Packtaschen, Paradehalfter, Eisentasche, Beschlagzeugtasche, Freßbeutel, Futtersack, Kochgeschirrfutteral, Woylach kamen im Laufe des Jahres 1874 auch bei uns nach preußischem Muster zur Einführung.

Damit trat das Riemengepäck

an Stelle des bisherigen

Hakengepäcks. Auf einen Antrag des Regimentskommandeurs hin hatte noch im Jahr 1873 Se. Königliche Hoheit der Großherzog zu genehmigen geruht, daß am Rande der Schabracke statt der bisherigen schmalen Einfassung ein breiter rother Streifen getragen werden solle. Eine weitere Verfügung Sr. Königlichen Hoheit des Großherzogs vom Oktober 1874 schrieb an Stelle der Meffingbügel für die Offiziere allein den englischen Stahlbügel vor und brachte gleichzeitig für Offizier wie Dienstpferde versuchsweise das Hinterzeug in Fortfall. In den eingeforderten Berichten sprachen sich die Eskadrons ſo einstimmig für den gänzlichen Fortfall aus,

daß ein erneuter

Erlaß vom Januar 1875 bei allen berittenen Truppen Mecklenburgs das Hinterzeug endgültig abschaffte. Im Oktober 1875 wurden an den Säbelscheiden der Mannschaften die losen unteren Ringe, bestehenden Vorschrift,

abweichend von der in Preußen

in feste umgeändert,

eine Maßregel,

welche

durch die Verminderung des klirrenden Lärms in der geschlossen reitenden Truppe als sehr praktisch erscheinen mußte. In Anlehnung an die Einführung des Chassepot-Karabiners, für welchen die Trageweise im Futteral befohlen worden war,

ordnete

Se. Königliche Hoheit der Großherzog im Februar 1876, unter Abschaffung des bisherigen Karabiner-Bandoliers, die Einführung eines ähnlichen Kartusch-Bandoliers mit Kartuschkaſten an, wie solches für die preußischen Truppen befohlen worden war. Die vordem bei den mecklenburgischen Regimentern übliche Patronentasche am Koppel wurde noch eine lange Reihe von Jahren beibehalten. Den damaligen Bemühungen des Oberst v. Seydlig verdanken wir schließlich eine sehr wesentliche Verschönerung unserer Uniform. Nach mündlich erlangter Genehmigung Sr. Königlichen Hoheit des Großherzogs kam der Kommandeur im Dezember 1874 auf dem Instanzenwege darum ein, daß dem Regiment für die blauen Aufschläge des Waffenrocks dieselben Lizen verliehen werden möchten, wie sie vom

1. Großherzoglich Mecklenburgischen Dragoner-Regi-

ment Nr. 17 auf den rothen Aufschlägen getragen würden. Se. König-

243

liche Hoheit der Großherzog hatte die Gnade, zur ersten Anschaffung der Liten dem Regiment eine Geldsumme von 800 Mark zu schenken. Die für die Offiziere nunmehr vorgeschriebene goldene Stickerei wurde von diesen im Januar 1875 zum ersten Male angelegt.

In herkömmlich festlicher Weise beging das Regiment alljährlich die Geburtstage Sr. Majestät des Kaisers und

Sr. Königlichen

Hoheit des Großherzogs. Zur Vorfeier des 22. März musizirten die Trompeter gewöhnlich Abends auf dem Platz vor dem Rathhause. Am Tage selbst fand nach einem Gottesdienst die Parade des Regiments zu Fuß statt, Nachmittags das gemeinschaftliche Festeffen der Offiziere und oberen Beamten des Regiments und Abends die festliche Bewirthschaftung der Mannschaften.

Den einmal dazu gewählten Lokalen blieben die

Eskadrons in der Regel treu .

So haben die 2. und 3. Eskadron

vom ersten Jahre an bis auf das heutige ihre gemeinschaftliche Feier stets in der Hilgendorffschen Central - Halle begangen , wo ihnen die Tüchtigkeit und Aufmerksamkeit des Wirthes Aufnahme verbürgte.

immer

eine gute

Den Meisten wird noch erinnerlich sein, welche besondere Weihe der 22. März 1877 erhielt, an welchem unser greiser Heldenkaiſer sein achtzigstes Lebensjahr vollendete. Kaum glaubte man damals, daß ihm der Himmel auch die neunzigste Wiederkehr seines Geburtstages noch bescheeren würde ! Keiner aber auch hielt das Entsetzliche für möglich, was dem Lebensabend des geliebten Herrschers noch beschieden sein sollte zwei Attentate von ruchloser Mörderhand! Mit tiefer Inbrunst dankte das ganze Land in dem am 9. Juni 1878 anberaumten Dankgottesdienste für die zweimalige gnadenvolle Errettung des Kaisers.

Aus

Anlaß

des

Geburtstages

Sr. Königlichen Hoheit des

Großherzogs waren fast immer der Kommandeur und eine große Anzahl Offiziere zu der an diesem Tage stattfindenden GratulationsCour und Parade nebst abendlichen Hoffestlichkeiten in Schwerin anwesend. Oft mußten daher die Wachtmeister dem zurückgebliebenen ältesten Offizier die Eskadrons im Parademarsch vorbeiführen. 16*

-

244

Vom Frühjahr 1877 ab fanden alle Paraden und Besichtigungen zu Fuß nicht mehr auf dem Plaz vor dem Wallhôtel , sondern auf den großen Reitplätzen bei den Eskadronsställen statt.

Jener Platz war

mittlerweile geschmückt worden mit dem Denkmal des General - Feldmarschalls Grafen v. Moltke und den daſſelbe umgebenden Anlagen. Am 2. Oktober 1876 hatte in Anwesenheit Sr. Königlichen Hoheit des Großherzogs und unter Betheiligung des ganzen im Paradeanzuge auf dem Platz aufgestellten Regiments die feierliche Enthüllung stattgefunden. Dem gewaltigen Genius, der einen Feldzug ohne Gleichen zu einem siegreichen Ende geführt hatte, galt es den Dank seiner Vaterstadt zum Ausdruck zu bringen. Dem schlichten edlen Sinn des großen Mannes entsprach das schlichte edle Denkmal. Zwei weitere, in Beziehung zum letzten Feldzuge stehende Enthüllungsfeierlichkeiten fielen in jene Jahre. Durch

eine

Verfügung

des

Großherzoglichen

Kontingents-

kommandos war auf den 25. Juni 1873 die feierliche Enthüllung der auf Allerhöchsten Befehl in den Garnisonkirchen aufgehängten Gedächtnißtafeln für die im Feldzuge Gebliebenen angeordnet worden. --- Das ganze Regiment wohnte mit der Standarte der feierlichen Handlung in der St. Georgenkirche bei. Nach der Rede des Geistlichen fiel die Umhüllung der Gedächtnißtafel, auf welcher die Namen der Angehörigen unseres Regiments in goldenen Buchstaben verzeichnet stehen. Noch im Dezember desselben Jahres , am Jahrestage der für die mecklenburgischen Truppen so denkwürdigen Schlacht von Loigny fand auch die Grundsteinlegung für das in Schwerin im Alten Garten geplante Sieges -Denkmal ſtatt. - Von allen Truppentheilen waren Deputationen bei der Feierlichkeit zugegen; vom Regiment der Kommandeur, Lieutenant Wendt und Wachtmeister Schmidt . Unter den Worten :

„ Den Gefallenen zum Gedächtniß , den Lebenden zur

Anerkennung", hatte Se. Königliche Hoheit der Großherzog die erſten drei Hammerschläge vollzogen. Ein Jahr später, an demselben Tage , erfolgte die feierliche Enthüllung des Denkmals . Das architektonisch bedeutende Werk, an hervorragender Stelle errichtet , wird allezeit den Beschauern ein würdiger Beweis ſein, wie das dankbare Mecklenburg ſeine gebliebenen Söhne geehrt hat. Auf den Schriftplatten der vier Seiten stehen die Namen der Gebliebenen verzeichnet .

Verschiedene Zeichen geben an, ob die Träger

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derselben vor dem Feinde geblieben, den Wunden erlegen oder durch Krankheit dahingerafft sind.

Die 27 Angehörigen unseres Regiments

haben gemeinschaftlich mit denen vom Ludwigsluster Regiment , vom Jäger-Bataillon und theilweise vom Füsilier-Regiment auf der dritten Tafel ihren Platz gefunden . Erwähnt mag sein, daß hier der Dragoner Karl Friedrich Theodor Ahrens als an Krankheit gestorben verzeichnet steht, während nach den sonst festgestellten Thatsachen derselbe an den Folgen einer Amputation des Unterschenkels starb , welche

ein Schuß ins

Knie nothwendig gemacht hatte. Unser Regiment rückte zur Theilnahme an den Enthüllungsfeierlichkeiten am 30. November aus der Garnison aus und kehrte am 4. Dezember zurück. rangirt.

Die Eskadrons

waren

zu zwei Zügen

Nur die fünf jüngsten Offiziere hatten in der Garnison

verbleiben müſſen . Eine Menge Reserve- Offiziere des Regiments waren zur Theilnahme an der Feier herbeigeeilt. An die allen Betheiligten unvergeßliche Enthüllung schloß sich ein Gala-Diner_im Großherzoglichen Schloß, eine festliche Bewirthung der Mannschaften und eine Gala - Vorstellung im Hoftheater.

der

Bei der am Tage vorher im Schloß stattgehabten Nagelung an die Großherzoglichen Landwehr-Bataillone zu verleihenden

Fahnen

waren schon Major v . Pressentin , Rittmeister Frhr. v. Malzan , Premierlieutenant v. Huth, Sekondlieutenant Graf v. d. Recke , Wachtmeister Schmidt und ein Dragoner als Depu= tation zugegen geweſen . Aus Anlaß der Verlobung Ihrer Hoheit der Herzogin Marie

mit Sr. Kaiserlichen Hoheit dem Großfürsten Wladimir von Rußland hatten im Mai 1874 Festlichkeiten in Ludwigslust stattgefunden, an denen gleichfalls unser ganzes Regiment betheiligt gewesen war. In gemeinschaftlicher Parade hatte am 20. Mai Se. Königliche Hoheit der Großherzog seinem hohen Gast die beiden DragonerRegimenter vorgeführt. Zu den anschließenden Festlichkeiten war unser ganzes Offizierkorps befohlen worden. - Als im Herbst desselben Jahres in Petersburg

die Vermählung des hohen Paares

stattfand, übermittelte der Kommandeur telegraphisch die Glückwünsche des Regiments . „ Ich bitte zu übernehmen, dem Offizierkorps Jhres Regiments für herzliche Theilnahme bestens zu danken " - lautete die Drahtantwort Sr. Kaiserlichen Hoheit des Großfürſten.

246

Auch bei der im Mai 1878 das ganze Land mit Freude erfüllenden Kunde von der

Verlobung Sr. Königlichen Hoheit des Erbgroßherzogs mit Ihrer Kaiserlichen Hoheit der Großfürstin Anastasia von Rußland gab Oberst v. Seydlig den theilnehmenden Gefühlen des Offizierkorps

durch ein Glückwunsch-Telegramm an Se. Königliche Hoheit den Erbgroßherzog Ausdruck, wofür Höchſtderselbe huldvollst aus Petersburg dankte. Die Anwesenheit Sr. Majestät des Kaisers Ende Oktober 1874 zu den Hofjagden bei Ludwigslust verschaffte den beiden Sergeanten Megelin und Milking wieder die ehrenvolle Auszeichnung, zum Wachtdienst vor den Zimmern des Allerhöchsten Gaſtes kommandirt zu werden. Auch unser Trompeterkorps Ludwigslust befohlen worden.

war für jene Tage nach

Se. Majestät der Kaiser hatte im Januar 1874 auf den von Sr. Königlichen Hoheit dem Großherzog ausgesprochenen Wunſch hin zu genehmigen geruht , daß der am 5. April 1871 geborene Herzog Friedrich Wilhelm Adolph Günther unserem Regiment zugetheilt würde. Se. Königliche Hoheit der Großherzog gab durch dieſe ehrende Auszeichnung von Neuem kund , welch unausgesetztes Wohlwollen er allezeit dem Regiment entgegenbrachte. Gar oft hatte das Regiment die Freude , den hohen Herrn in zu sehen. Immer nahm Se. Königliche Hoheit der Großherzog Quartier im Wallhôtel. Stets hatte der Offizier du jour sich beim Eintreffen Allerhöchſtdeſſelben zu melden und der Oberstabsarzt den Krankenrapport zu überreichen. Oft war das ganze Offizierkorps im Paradeanzuge beim Empfang zugegen.

der Garnison anwesend

Während der Anwesenheit Sr. Königlichen Hoheit des Großherzogs hatte die Garnison stets Flaggenschmuck angelegt ; die Mannschaften gingen nur im Ordonnanzanzuge auf der Straße. Regelmäßig ſpeiſte Se. Königliche Hoheit im Kreise des Offizierkorps auf der Meſſe. Zur Ausschmückung der letteren hatte Allerhöchstderselbe im November 1874 Seine und Ihrer Königlichen Hoheit der Frau Großherzogin weiße Büſten zum Geschenk zu machen geruht; ebenso im Mai 1877 die beiden Bilder der Schlacht von Loigny und des Einzuges in Orléans, welche im Billardzimmer unserer Meſſe Aufnahme gefunden haben.

247

-

Das gesellige Leben des Offizierkorps war nach wie vor ein sehr reges geblieben. Oberst v . Seydlig und seine Familie thaten selbst Alles, um eine behagliche Geselligkeit innerhalb und außerhalb des Regiments zu fördern.

Der Verkehr auf dem Lande , meistens

noch zu Pferde ausgeübt , bot , wie früher , an manchem Nachmittag Erholung von den dienſtlichen Sorgen. - Ein Erlaß der Division aus dem Jahre 1875 hatte übrigens auch den Gebrauch der Krümperpferde für dergleichen Zwecke sanktionirt. Die Rührigkeit und Beweglichkeit der jüngeren Herren , welche weit und breit im Lande alle Gelegenheit zum Tanzen aufsuchten, verdient in hohem Grade Anerkennung und Nachachtung . Außer den zahlreichen Hoffestlichkeiten in Schwerin, waren es die Reunions und Bälle in Ludwigslust , Subskriptionsbälle in Grevesmühlen , Rostock, Wismar, Gnoien, Tanzfeste in Jhehoe, Perleberg, Kyrit, Rathenow und andere mehr, welche alljährlich die tanzenden Herren des Regiments heranlockten. Immer gewährte Oberst v . Seydlig zu dergleichen Gelegenheiten bereitwilligst Urlaub. Schon seit Anfang

1873 hatte sich das Offizierkorps

eine

Bibliothek und einen Lefeverein gegründet, welch letterer Lesemappen militärischen und nichtmilitärischen Inhalts bei seinen Mitgliedern cirkuliren ließ. Aus demselben Jahr stammt die Aufstellung und Bestätigung der Musikstatuten. ―― Der noch heute übliche Brauch, die Trompeter Sonnabends auf der Messe spielen zu lassen , wurde ſeit jener Zeit gang und gäbe. Auch vereinigte schon damals der erste Sonnabend im Monat gewöhnlich die verheiratheten Herren mit den Junggesellen zu gemeinschaftlichem Essen auf der Meſſe. Der 1. Oktober 1877 brachte dem Regiment die zehnte Wieder fehr des Tages seines Zusammentritts . Es war der Wunsch des Offizierkorps , das zehnjährige Bestehen des Regiments durch eine Vereinigung mit den früheren Kameraden festlich zu begehen. Da am 1. Oktober noch eine Anzahl Offiziere beurlaubt waren, wurde mit Genehmigung Sr. Königlichen Hoheit des Großherzogs Se. Königliche die Feier auf den 16. November verschoben. Hoheit der Großherzog geruhte persönlich bei dem auf der Meſſe Ebenso beehrten Ihre stattfindenden Festmahle zugegen zu sein. Hoheiten die Herzöge Wilhelm und Paul von Mecklenburg, sowie die vorgesezten Herren Generale das Regiment mit ihrer Gegenwart. Von nah und fern waren außerdem alte Kameraden des Regiments und Reserveoffiziere desselben herbeigekommen, so daß das

-

248

schöne Fest in Wahrheit zu einer herzlichen Vereinigung wurde, wie sie nur aus treuer Kameradschaft hatte hervorgehen können. Der Regimentsadjutant Lieutenant Wendt hatte eine kurze Uebersicht der Erlebnisse des Regiments innerhalb dieser ersten zehn Jahre zusammengestellt und dieselbe auf Allerhöchsten Befehl bei Tisch der versammelten Tafel vorgetragen. Se. Königliche Hoheit der Großherzog geruhte darauf einen Toast auf das weitere Gedeihen unseres Regiments auszubringen und der Offiziermeſſe einen prachtvollen filbernen Pokal als Geschenk zu überreichen. - Er hatte ferner die Gnade , zur Erinnerung

an

den

festlichen

Tag

von Allerhöchstseinem Haus-

orden der Wendischen Krone dem Kommandeur das Komthurkreuz, dem Major Frhrn. v. Malgan das Ritterkreuz , dem Oberstabsarzt Dr. Fanter das Verdienstkreuz in Gold und dem Zahlmeister Grambow das Verdienstkreuz in Silber zu verleihen. Die zahlreich dem Regiment zugehenden Glückwünsche fanden ſpäter in einer vom Rittmeister v. Bülow geſchenkten Mappe, welche Form und Aeußeres unserer Pelzschabracke zeigt , gemeinschaftliche Aufbewahrung.

Auch die Unteroffiziere und Mannschaften begingen

den Tag in festlicher Weise, nachdem am Vormittag der Kommandeur dem in Paradeaufstellung versammelten Regiment eine Ansprache ge= halten hatte. Für die Unteroffiziere war bemerkenswerth gewesen die im Juni 1873 erfolgte Gehaltserhöhung , welche die bisherigen Gehaltsklassen innerhalb der Unteroffizierchargen in Fortfall brachte. Von der damals noch statthaften Einrichtung, vom Großherzoglichen Kontingentskommando den beurlaubten Unteroffizieren freie Eisenbahnfahrt auf den mecklenburgischen Bahnen zu erwirken, wurde der ausgedehnteste Gebrauch gemacht. ― In späterer Zeit erhielt das Regiment statt dessen alljährlich eine Summe von etwa 80 Mark für gleiche Zwecke überwiesen. Den verheiratheten Unteroffizieren hatte Oberst v. Seydlig ferner dadurch eine wirksame Beihülfe zu verschaffen gewußt , daß er beim Kriegsministerium die Genehmigung zur unentgeltlichen Benutzung eines zum Kasernenbauplatz gehörigen Terrainstückes als Gartenland erwirkte.

Noch heute befindet sich dieses Land , für welches später

der Fiskus

allerdings eine geringe Pacht erhob , parzellirt in der

Benutzung sämmtlicher verheiratheten Unteroffiziere. Alljährlich gab das Unteroffizierkorps , wie noch heute üblich, dem Gefühle seiner kameradschaftlichen Zusammengehörigkeit in gemein-

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ſchaftlichen Winter- oder Sommervergnügungen Ausdruck.

Kleinere

Theatervorstellungen, Muſikaufführungen und nachfolgender Tanz oder gemeinschaftliche Waldfeste im Sonnenberg , bildeten in der Regel das Programm. Bei dem alljährlich stattfindenden Feste der in der Stadt eine Rolle spielenden Dreißiger - Gilde , Trompeterkorps gestattet ,

war

es dem

auf ihren mit Schabracken geschmückten

Schimmeln dem Festzuge zum Brunnen voraufzureiten.

Schon seit Beginn des Jahres 1878 hatte zum Bedauern des Offizierkorps Oberst v . Seydlig zunehmende Anzeichen von Kränklichfeit gezeigt, welche der Befürchtung Raum gaben , der Kommandeur werde nicht mehr lange den Anstrengungen des Dienstes gewachsen sein. Rheumatische Beschwerden in Verbindung mit Nierenschmerzen steigerten sich allmälig so , daß andauerndes Reiten ihm zu einer hochgradigen schmerzhaften Anstrengung wurde. Oberst v. Seydlig beschloß aus diesem

Grunde im Spät-

sommer 1878 ſeinen Abschied zu erbitten, welcher ihm durch A. K. O. vom 2. August mit der gesetzlichen Pension, der Erlaubniß zum Tragen seiner bisherigen Uniform und unter Stellung zur Disposition allergnädigst bewilligt wurde. Gleichzeitig wurde ihm der Kronen-Orden 2. Klasse verliehen . Der scheidende Kommandeur ,

deſſen rechtschaffenen , biederen

treuherzigen Charakter , auch wenn er oft unter strengem Aeußeren sich verbarg, Jedermann im Regiment ehrte, war ein in der alten Schule groß gewordener, durch und durch praktiſcher, tüchtiger Soldat gewesen. Auf die Entwickelung unseres Regiments hat er in einer Beziehung besonders maßgebenden Einfluß gehabt. Wie immer die jungen Regimenter, stand auch das unserige die ersten Jahre hindurch in wirthschaftlicher Beziehung recht schlecht. Den unausgesetzten Bemühungen des Oberst v. Seydlik , welchem ein hervorragendes ökonomisches Talent zu Gebote stand , gelang es , das Regiment in verhältnißmäßig kurzer Zeit auf einen vorzüglichen wirthschaftlichen Standpunkt zu führen, - ein Verdienst , welches in hohem Grade dankbar anerkannt werden muß .

-

250

Außerdienstlich war Oberst v. Seydlig immer ein treuer wohlmeinender Kamerad gewesen. Den Offizieren in seinem Hauſe eine gemüthliche Geselligkeit zu verschaffen, hatte er sich stets besonders angelegen sein lassen.

Auch seiner Gemahlin, welche in hohem Grade

belebend auf die Geselligkeit einzuwirken verstand , galten die Sympathien des ganzen Offizierkorps . Ein dankbares Andenken folgte dem scheidenden Kommandeur, welcher sein ferneres Heim in Berlin aufschlug.

3. Das Regiment unter Oberstlieutenant Frhr. v. Seherr - Thok 1878 bis 1883. Durch A. K. O. vom 2. August 1878 wurde der Major Frhr. Heinrich v. Seherr - Thoß ,

etatsmäßiger

Stabsoffizier im Weſt-

fälischen Husaren-Regiment Nr. 8, mit der Führung des Regiments unter Stellung à la suite desselben und Gewährung der vollen Kompetenzen der vakanten Stelle beauftragt. Das Regiment befand sich mitten im Regimentsererziren, als Major Frhr. v. Seherr - Thoß am 10. August das Kommando übernahm.

Fast so lange wie seinem Vorgänger sollte es ihm be-

schieden sein, an unserer Spitze zu stehen. Die Zeit seiner Befehlsführung ist für das Regiment eine nach jeder Richtung hin ersprießliche und segensreiche gewesen.

Major

Frhr. v. Seherr - Thoß verstand seinen Beruf aus dem Grunde. Er wollte vor allen Dingen den Dienst mit dem Geiſte aufgefaßt haben. Ein erklärter Feind aller mechanischen Methode, war er deshalb unablässig bemüht, die Intelligenz der Lehrkräfte zu wecken und zur Entfaltung zu bringen , für alle Dienstzweige bei Offizieren und Unteroffizieren das feinere Verſtändniß anzuregen und das Intereſſe dafür zu heben. Er verlangte vielen und sehr gründlichen Dienſt, aber der Dienstbetrieb unter ihm war das gerade Gegentheil von der todten Schablone. Seine Besichtigungen waren außerordentlich genau und eingehend. Er forderte dabei eine gewandte Vorführung und verwarf alles schematisch Eingedrillte. -Daneben erhielt er mit Strenge und scharfer Ahndung die Disziplin in und außer Dienſt

251

aufrecht.

Gegen Nachlässigkeiten in der Haltung ,

im Anzuge oder

im Auftreten, war er unerbittlich und bestrafte rücksichtslos. Hier bemühte er sich ganz besonders, den Einfluß der nächſten Vorgeſeßten auf die Leute zur Geltung zu bringen , indem er dieſen die Verantwortlichkeit für das ganze Auftreten des einzelnen Mannes zuschob. So ging in der ganzen Zeit der Befehlsführung dieses Kommandeurs von der Intelligenz seiner Persönlichkeit aus ein sehr frischer belebender Geist durch das Regiment, welcher in jeder Beziehung wohlthätig auf dasselbe eingewirkt hat. Major Frhr. v. Seherr- Thoß wurde durch A. K. D. vom 12. Oktober 1878 zum Kommandeur des Regiments ernannt und am 11. Juni 1879 zum Oberstlieutenant befördert. Der bedeutungsvolle Abschnitt der verflossenen Jahre , welcher in Geist und Form der Kavallerie so vieles Neue gebracht und sie zu bedeutend gesteigerter Thätigkeit hingeführt hatte , war vorüber. Es folgte ein Zeit , welche das Erreichte in Ruhe weiter ausbaute. Mehr und mehr gingen die neuen Vorschriften, von denen jedenfalls das Exerzir-Reglement und die Schieß-Inſtruktion die bedeutſamſten gewesen waren , der Truppe in Fleisch und Blut über. Nur Weniges ist daher aus der inneren dienstlichen Ausbildung des Regiments während jener. Jahre herauszuheben. Während der ersten Jahre leitete der Kommandeur die Reitstunde der Offiziere persönlich. besuchte er fast täglich .

Die Reitabtheilungen der Eskadrons Gern erkannte er jederzeit an, wo Gutes

geleistet wurde. Selbst ein sehr guter Reiter, gewann er auf die Reitausbildung eine in hohem Grade förderliche Einwirkung. Im Exerziren erwies ſich Oberstlieutenant Frhr. v . Seherr - Thoß bald als ein Meister. Es verging auch nicht eine Besichtigung des Regiments oder der Eskadrons, wo nicht die höheren Vorgesetzten rückhaltslos ihr uneingeschränktes Lob über die Leistungen des Regiments ausgesprochen hätten.

Der Kommandeur hatte hierdurch in

beſonderem Maße dem Regiment einen guten Ruf bei den höheren Vorgesetzten gesichert. Auch für den Felddienst war er ganz der rechte Mann.

Die

Entschlußfähigkeit seiner Untergebenen zu stärken war dabei ſein Hauptbestreben. Mattigkeit und Unentschlossenheit im Felddienst waren Dinge, gegen welche er mit aller Kraft eiferte.

252

Im Jahre 1881 führte er gemeinsame Uebungsritte der Unteroffiziere ein, welche unter Leitung des Rittmeisters v. Parpart, dem einige jüngere Offiziere zur Verfügung ein Mal stattzufinden hatten.

gestellt wurden,

wöchentlich

Den Uebungen im Gefecht zu Fuß wurde mehr und mehr die gebührende Aufmerksamkeit geschenkt. Das gefechtsmäßige Schießen fand theils noch auf den Scheibenständen, theils schon im Gelände ſtatt. Durch eine A. K. O.

vom 21. März 1879 war statt des

bisherigen Pistols der Revolver M/71 zur Einführung gelangt. Dem

Wunsche des Regiments ,

für

die

Schießübungen

bis

auf 100 m die eine schmale Seite des heutigen Kasernenplages benutzen zu können, glaubte die Stadt wegen der damit verbundenen Gefahr nicht nachgeben zu dürfeu. Zu den allsommerlichen Uebungen im Zerstören von Eisenbahnen und Telegraphenleitungen geſellten sich auf Anordnung des Brigadekommandeurs auch solche im Fortschaffen genommener Geschüße vermittelst der Fouragirleinen. Daß man damals

auch schon an das Schwimmen zu Pferde

dachte, beweist ein Befehl vom Juni 1879, welcher zwei Offiziere mit der Erkundung der Elde von Paarsch bis Maglow hinsichtlich solcher Stellen beauftragte, die für Schwimmversuche zu Pferde geeignet seien. Vom

Jahre

1880

an

erhielt

das

Regiment

auf

Wunsch

Sr. Königlichen Hoheit des Großherzogs alljährlich 10 bis 12 in Mecklenburg gezogene Remonten aus den Depots Ferdinandshof oder Bärenklau überwiesen. Von demselben Jahre ab wurden die Remonten für das Regiment nicht mehr durch die bisherige Kommiſſion, sondern auf Wunsch der Großherzoglich Mecklenburgischen Regierung durch die Mecklenburg bereisende 4. Remonte-Ankaufskommiſſion aufgekauft. Als Hülfsoffizier zu dieser Kommiſſion wurde in den Jahren 1880, 1881 und 1882 Premierlieutenant v. Müller kommandirt. Unter den Pferden der 2. Eskadron zeigte sich im Winter 1879/80 wiederum eine leichte Influenza- Epidemie. Von den in jenen Jahren vom Kriegsministerium angeordneten Versuchen mit Futterkuchen und anderen Futter- Ersatzmitteln wurde auch unser Regiment berührt. Als ein wichtiges Ereigniß für das Regiment mußte im Spätherbst 1879 das Beziehen des Kasernements angesehen werden.

253 Der Bau einer Kaserne für die Mannschaft war schon im Jahre 1873 ins Auge gefaßt worden. Die Verhandlungen wegen Erwerbs der zum Bauplaß ausersehenen Grundstücke waren bis zum Februar 1875 so weit gediehen, daß der Fiskus das Bauterrain für die Summe von 14301 Mark, d . i . die Quadratruthe für 9 Mark, erwarb. Nach Einigung in der

sehr

schwierigen

Entwässerungsfrage,

über welche kleine Aktenstöße hin- und hergeschrieben wurden, konnte im Frühjahr 1876 der Bau der Kaserne beginnen, welcher dem Architekten Beckmann übertragen worden war. Im Oktober 1877 hatte die Richtfeier des Baues stattgefunden ; zwei Jahre später war derselbe vollendet. Am 1. November 1879 fand die Uebersiedelung der Mannschaften aus

der Stadt

in

die Kaserne statt,

nachdem

Oberstlieutenant

Frhr. v. Seherr- Thoß die Handhabung des gesammten Kasernen= dienstes geregelt hatte. Von den Offizieren waren die ersten Bewohner des Kasernements die Sekondlieutenants Graf v . Voß, v. Sittmann , v. Dallwiz und v. Dergen. Für verheirathete Unteroffiziere waren 16 Familienwohnungen eingerichtet. Der Stall für die Offizierpferde war gleichzeitig der Benutzung übergeben worden. Die neuen Arrestzellen

konnten

aus

gesundheitlichen

Rück-

sichten vorerst noch nicht in Gebrauch genommen werden und wurden daher bis zum Frühjahr 1880 die in der Stadt befindlichen beibehalten. Ebenso erwies sich der im Kellergeschoß für die Büchsenmacherei in Aussicht genommene Raum der Feuchtigkeit wegen als unbrauchbar.

Erst im Frühjahre 1882 war die bisherige Menage=

anstalt so weit umgeändert, daß die Büchsenmacherei aus der Stadt an ihre heutige Stelle verlegt werden konnte. Bis zum Beginn des Jahres 1881

war schließlich auch der

Krankenſtall und die Beschlagschmiede fertig gestellt worden. Alle Paraden, Besichtigungen zu Fuß und der größte Theil des Fußdienstes fanden vom Herbst 1879 ab stets Kaserne liegenden großen Plate statt.

auf dem hinter der

In der inneren Entwickelung des Regiments spielt die Kasernirung der Mannschaften zweifellos eine sehr einflußreiche Rolle. Die Schwierigkeiten und Schattenſeiten des Bürgerquartiers hinsichtlich Ueberwachung und Erziehung der Mannschaften und der ganzen

--

254

außerdienstlichen Disziplin liegen klar zu Tage. Offizieren und Unteroffizieren war ihre erzieherische Aufgabe durch die zerstreute Unterbringung in hohem Grade erschwert. Die ursprüngliche Eintheilung in Reviere war später niemals innegehalten worden, vielmehr lagen die Eskadrons in der ganzen Stadt durcheinander.

Seit

dem Moment, wo die Mannschaften auch außerdienstlich stets unter den Augen ihrer Vorgesetzten standen, fielen alle diese Uebelstände fort.

Wie heilsam sich die Kasernirung

erwies , zeigen denn auch

sehr deutlich die gegen früher von Jahr zu Jahr ganz auffallend abnehmenden gerichtlichen und disziplinaren Bestrafungen. Auch in gesundheitlicher Beziehung und im Interesse der dienstlichen Ausbildung mußte die Kasernirung mit größter Genugthuung begrüßt werden. Zur Pflege eines kameradschaftlichen Tones

und zur Erholung

außerhalb der Dienſtſtunden war für das Unteroffizierkorps des Regiments in der Kaserne ein Unteroffizier-Versammlungszimmer hergerichtet worden. Se. Königliche Hoheit der Großherzog hatte zur Ausstattung desselben allergnädigst eine Beihülfe bewilligt und verſchiedentliche Bilder zur Ausschmückung geschenkt. Die Benutzung des Zimmers, für welches das Regiment verschiedene Zeitschriften beschaffte, wurde ſtatutenmäßig geregelt und aus dem Unteroffizierkorps dauernd ein Vorstand desselben gewählt. Als

Se. Königliche Hoheit der

Großherzog bei der nächsten

jahrgangsweisen Besichtigung die Garnison besuchte, nahm er das ganze Kasernement auf das Eingehendste in Augenschein. Bald darauf geruhte er, dem Regiment behufs Ausschmückung von Kaſernenräumen noch eine Anzahl Allerhöchstseiner Deldruck - Porträts zu schenken. Eine allseits freudig begrüßte Hebung erfuhr die Garnison durch die im Juni 1880 erfolgte Fertigstellung der zwischen Parchim und Ludwigsluft.

Eisenbahnverbindung

Die Erleichterung des Verkehrs

nach außen durch den Anschluß an die Berlin - Hamburger Bahn, sowie die Möglichkeit eines gesteigerten Zufluſſes zu unserem bis dahin abseits gelegenen Städtchen mußte der Stadt, angenehmer Weise zu Gute kommen.

wie der Garnison in

Von jetzt ab fanden in jedem Sommer auch die Uebungen im Verladen der Pferde auf Eisenbahnen beim Regiment ſtatt.

255

Hinsichtlich unserer Uniform traf Se. Königliche Hoheit der Großherzog im April 1880 die Abänderung, daß die Lißen auf den Aermelaufschlägen statt des rothen Striches in der Mitte fortan einen blauen haben sollten. ändert.

Die Kragenligen blieben jedoch unver-

Nachfolgende Perſonalveränderungen berührten Offizierkorps und Regiment. Alle Eskadrons mit Ausnahme der 1. wechselten in jenen fünf

Jahren ihre Führer. Zunächst wurde der Chef der 4. Eskadron, Major Frhr. v. Malzan, durch A. K. D. vom 12. April 1879 als etatsmäßiger Stabsoffizier in das 2. Brandenburgiſche DragonerRegiment Nr. 12 versetzt. Mit ihm verließ der Letzte unserer Eskadronchefs aus dem Feldzuge das Regiment. Sein Nachfolger wurde der bereits am 12. Oktober 1878 zu dieser Charge beförderte überzählige Rittmeister v. d. Lühe. Für den letzteren wurde der Sekondlieutenant Frhr. v. Malzahn zum Premierlieutenant befördert. Am 20. Januar 1880 wurde der Chef der 3. Eskadron, Rittmeister Frhr. v. Stenglin , in das Hannoversche Husaren-Regiment Nr. 15 versett und übernahm der vom dortigen Regiment in das diesseitige versette Rittmeister Rudolph v. Lücken die 3. Eskadron. Gleich darauf, am 14. Februar, wurde der Chef der 5. Eskadron, Major Krell, dem Regiment aggregirt und dafür der vier Wochen vorher zum überzähligen Rittmeister beförderte Premierlieutenant Wendt zum Eskadronchef ernannt.

In die freigewordene Premier-

lieutenantsstelle rückte der Sekondlieutenant Frhr. v. Stenglin auf. Major Krell verließ noch im Herbst desselben Jahres das Regiment, durch eine A. K. mäßigen Stabsoffizier Nr. 16. ernannt.

im

D.

vom

2.

November zum etats-

2. Hannoverschen

Dragoner - Regiment

Als Vierter endlich gab Rittmeister v. Viereck seine Eskadron ab. Die Uebernahme des ererbten Familiengutes, sowie gleichzeitig ein chronisches Bronchialleiden hatten denselben veranlaßt, ſeine Verabschiedung zu erbitten, welche ihm durch A. K. D. vom 12. Juli 1881 unter Verleihung des Charakters als Major, mit der Erlaubniß zum Tragen der Regimentsuniform und der gesetzlichen Penſion, bewilligt wurde.

Für ihn wurde der am 22. März desselben Jahres

256

dem Regiment unter Beförderung zum überzähligen Rittmeister aggregirte Premierlieutenant v. Parpart als Eskadronchef in das Regiment einrangirt.

Für den Sekondlieutenant v. Blücher erfolgte

gleichzeitig am 22. März die Beförderung zum Premierlieutenant . Auch den etatsmäßigen Stabsoffizier wechselte das Regiment. Durch A. K. D. vom 3. November 1881 wurde der Major Frhr. v. Spieß mit der Führung des Küraſſier-Regiments Königin (Pommersches) Nr. 2 beauftragt und statt dessen unter gleichem Datum der Major Eugen v. Kutschenbach, bisher aggregirt dem 2. Hannoverschen Dragoner = Regiment Nr. 16, als etatsmäßiger Stabsoffizier in das diesseitige Regiment versett. Dieselbe Kabinets- Ordre verlieh dem Rittmeister v. Bülow den Charakter als Major.

Von den Lieutenants verließen das Regiment Graf v . d. Rece = Volmerstein, v. Döringen , Frhr. v. Stenglin , Graf v. Voß und v. Alten. Infolge eines Fußleidens, welches die weitere Dienſtfähigkeit stark beeinträchtigte, hatte Premierlieutenant Graf v. d. Recke Ende 1878 seinen Abschied erbeten, welcher ihm durch A. K. O. vom 14. Dezember mit der gesetzlichen Pension, der Erlaubniß zum Tragen der Regimentsuniform

und

unter Verleihung des

Rittmeister bewilligt worden war. Versetzt wurden Sefondlieutenant

D.

Charakters

Döringen

als

am

14. Januar 1879 in das Garde - Kürassier - Regiment , Sekondlieutenant v. Alten , welcher diese Charge im Regiment seit dem 16. Oftober 1879 befleidete, am 20. Januar 1883 in das Oldenburgische

Dragoner - Regiment Nr . 19; Premierlieutenant Frhr. v. Stenglin am 26. Januar 1882 in das 1. Großherzoglich Mecklenburgische Dragoner Regiment Nr. 17. Für den Letteren war der Sekondlieutenant v. Schulz zum Premierlieutenant befördert

worden. Durch Versetzung aus anderen Regimentern wurden dem Offizierkorps neu eingereiht die Sekondlieutenants Hilmar v. Müller , bisher im 2. Hannoverschen Dragoner - Regiment Nr. 16, infolge A. K. D. vom 10. Mai 1879, und Alexander v. Levezom vom Mecklenburgischen Grenadier = Regiment Nr. 89 infolge A. K. O. vom 4. November 1882. Der Lettere war bereits seit November 1881 zur Dienstleistung beim Regiment kommandirt gewesen. Sekondlieutenant v. Müller II. wurde am 22. August 1883 zum überzähligen Premierlieutenant befördert.

257

Der am 2. April 1881 auf sein Ansuchen vom Oldenburgischen Infanterie = Regiment Nr. 91 in das diesseitige Regiment versetzte Portepeefähnrich Joachim v. Stralendorff wurde am 18. Oktober desselben Jahres zum Sekondlieutenant befördert. Dank den Bemühungen und dem Auftreten des Oberſtlieutenants Frhrn. v. Seherr - Thoß , sowie dem besonders vortheilhaften Eindruck, welchen er im Lande von dem Regiment hervorzurufen verstanden hatte, begann unter seiner Befehlsführung ein sehr erfreulicher reger Eintritt von Avantageuren, zumeist den Adelsfamilien Mecklenburgs entstammend. Der nach Ableistung seiner einjährigen Dienstpflicht im Oktober 1878 entlassene Unteroffizier der Reserve Ulrich v. Liebeherr, Sohn des Rittergutsbesitzers und Klosterhauptmanns Herrn v. Liebeherr in Dobbertin, hatte sich entschlossen, in den aktiven Dienst überzutreten. Er trat im Mai 1879 als Offizieraspirant beim Regiment ein, wurde am 12. Juli Portepeefähnrich und nach Besuch der Kriegsschule in Anclam am 14. Oktober 1880 zum Sekondlieutenant befördert. Im Mai 1880 trat der Avantageur Frhr. Bodo v. Malzahn , jüngerer Bruder des bereits im Regiment befindlichen Premierlieutenants Frhrn. v. Malzahn , beim Regiment ein. Auf der Kriegsschule Anclam im Dezember zum Portepeefähnrich befördert, brachte ihm die A. K. O. vom 18. Oktober 1881 die Ernennung zum Sekondlieutenant. Er und Lieutenant v. Stralendorff erhielten ein Patent vom 16. September d. J. Es folgte im April 1881 der Avantageur Karl v. Koppelow , Sohn des verstorbenen Oberst z . D. v. Koppelow , zuletzt Kommandeur des Infanterie-Regiments Nr. 22. Im September wurde derselbe zum Portepeefähnrich und am 14. Oktober 1882 zum Sekondlieutenant

mit

einem Patent

vom

13.

September

d . J.

befördert. Im

Januar

v. Plessen, Reez und

1882

meldete

sich

der

Avantageur

Helmold

Sohn des Rittergutsbesitzers Herrn v. Plessen auf

Gr . Viegeln bei Schwaan.

Derselbe, im August zum

Portepeefähnrich befördert und gleich seinem Vorgänger zur Kriegsschule Anclam kommandirt, wurde laut A. K. D. vom 11. September 1883 zum Sekondlieutenant befördert. Im September 1882 kam der Avantageur Gottfried v . Bülow , Sohn des Oberstlieutenants

a.

D.

und Rittergutsbesizers Herrn 17 v. Unger , 2. Großherzogl. Mecklenburg. Drag. Regt. Nr. 18.

258

v. Bülow auf Kobrow bei Tessin zum Regiment.

Er wurde am

14. April 1883 auf der Kriegsschule Potsdam zum Portepeefähnrich befördert. Den Schluß der vom Oberstlieutenant Frhrn. v. Seherr- Thoß angenommenen Offizieraspiranten bildete der Avantageur Cord v. Bülow , Sohn des Kammerherrn und Rittergutsbesizers Herrn v. Bülow auf Rogeez bei Stuer, welcher Anfang Oktober 1883 beim Regiment eintrat. Durch Ueberweisung aus dem Kadettenkorps hatte im April 1882 das Regiment den charakterisirten Portepeefähnrich Bodo v. Tres dow erhalten, Sohn des Rittergutsbesitzers Herrn v. Tresckow Schmarfendorf in der Mark Brandenburg.

auf

Mit großer Befriedigung konnte so das Offizierkorps auf den ihm zufließenden Ersatz hinblicken. Daß der größte Theil der jüngeren Mitglieder gerade in der eigenen Mitte herangezogen wurde, verlieh unserem Offizierkorps jezt und in den späteren Jahren den es auszeichnenden familiären Charakter. Am 1. Oktober 1883 trat in der Person des Premierlieutenants v. Blücher ein

äußerst gewissenhafter, pflichttreuer und geschickter

Regimentsadjutant von seinem Posten zurück. Ihm folgte der Sekondlieutenant v. Dallwiß , welcher schon seit einiger Zeit das Amt des stellvertretenden untersuchungsführenden Offiziers bekleidet hatte. Zum Militär- Reit- Institut waren kommandirt geweſen

im

Herbst 1878 nach Rückkehr des Sekondlieutenants Frhrn. v. Stenglin der Sekondlieutenant v. Schult , im Herbst 1880 der Sefondlieutenant v. Sittmann, im Herbst 1882 der Sekondlieutenant v. Müller II. Die beiden ersteren Offiziere hatten einen zweijährigen Kursus daselbst durchgemacht. Die Central-Turnanstalt besuchten im Oktober 1879 der Sekondlieutenant Frhr. v. Stenglin , im März 1881 der Premierlieutenant Werniz. Von den Militärbeamten des Regiments war durch A. K. O. vom

12. April 1879 der Oberstabsarzt Dr. Fanter zum Ober-

stabsarzt 1. Klasse befördert worden.

Im Juni desselben Jahres

wurde der bereits im Regimente als einjährig freiwilliger Arzt ge= weſene Unterarzt der Reserve Dr. Rönnberg unter Beförderung zum Assistenzart 2. Klasse in das Regiment versetzt, welchem er bis zum Januar 1882 angehörte, woselbst seine Verseßung zum Mecklenburgischen Füsilier-Regiment erfolgte.

259

Leider begann Oberstabsarzt Dr. Fanter vom Sommer 1883 ab ernstlich zu kränkeln . Vertretungsweise wurde daher eine Zeit lang der Assistenzarzt 1. fommandirt. Der im

Klaſſe Dr. Hohnbaum zum Regiment

September 1878

dem Regiment überwiesene Unter-

roßarzt Hafenrichter wurde im Oktober 1880 von hier zum Regiment der Gardes du Corps versetzt. Von den Wachtmeistern traten zunächst Knüppel im September 1879 und Schmidt im April 1880 in den Ruhestand über. Beide erhielten in Anerkennung ihrer langjährigen treuen Dienste die Erlaubniß zum weiteren Tragen ihrer bisherigen Uniform . Dieselbe Auszeichnung wurde den ausscheidenden Vizewachtmeistern Megelin (November 1880) und Berg (März 1883) zu Theil. Knüppels Nachfolger bei der 5. Eskadron wurde der Wachtmeister Brookmann , Schmidts Nachfolger bei der 4. Eskadron der Wachtmeister Prange. Es schied ferner aus

im September 1882 der Wachtmeister

Harder der 1. Eskadron, zu Peters bestimmt wurde.

dessen Nachfolger der Wachtmeister

Mittelst Allerhöchsten Reskripts vom 24. Februar 1883 hatte Se. Königliche Hoheit der Großherzog geruht, dem Stabstrompeter Ahrens den Titel eines Musikdirektors zu verleihen. In ehrender Anerkennung einer 15jährigen tadelfreien Dienſtzeit war im Februar 1879 dem Büchſenmacher Schröder die Berechtigung zum Tragen des Offizier - Seitengewehrs mit dem goldenen Portepee verliehen worden. Das Reserveoffizierkorps

des Regiments

vermehrte sich

im

Jahre 1878 durch die Sekondlieutenants Neumann und Boſſelmann , 1879 durch die Sekondlieutenants Hoffmann

und Stever II. ,

1880 durch den Sekondlieutenant Bassewiß , 1881 durch den Sekondlieutenant Crull und 1883 durch den Sekondlieutenant Hillmann. Zur Landwehr traten über von den früheren Reſerveoffizieren im Jahre 1880 der im Mai 1877 zum Premierlieutenant beförderte Lieutenant Thormann und die Sekondlieutenants Hillmann und Stever I., im Jahre 1883 die Sekondlieutenants Crull und Neumann. Den Abschied erbaten 1880 Sekondlieutenant v . Blücher und Premierlieutenant v. Bülow , 1881 Premierlieutenant Frhr. 17*

-

v. Malzan , v. Bülow

1882

260

Sekondlieutenant Heucke.

Premierlieutenant

hatte bei seiner Verabschiedung den Charakter als Ritt-

meister erhalten. Es starb am 29. April 1880 der Sekondlieutenant der Reserve Stever II. Von den höheren Vorgesetzten verlor das Regiment den Divisionsund Brigadekommandeur. Eine A. K. O. vom 6. April 1880

beauftragte den General-

lieutenant Frhrn. v. Schlotheim mit der Führung des XI . Armeekorps. Besonders unsere Waffe verlor in ihm einen Vorgesetzten von hervorragendster Bedeutung. Er war als Soldat wie als Mensch gleich vortrefflich.

Hinsichtlich der Ausbildung im Felddienſt

verdankt ihm das Regiment eine besonders förderliche Einwirkung. Bei seinem Scheiden erfreute General v. Schlotheim das Offizierkorps durch Schenkung seines photographischen Bildnisſſes . An seine Stelle ernannte dieselbe A. K. O. den bisherigen Kommandanten von Berlin, Generallieutenant Graf v. Wartensleben , zum Kommandeur der 17. Diviſion. Der Brigadekommandeur Generalmajor v. Gurezky - Cornig wurde durch A. K. O. vom 16. November 1882 behufs Uebernahme des Kommandos der 27. Division ( 2. Königlich Württembergische) nach Württemberg kommandirt.

Er war unserem Regimente ein be-

sonders wohlwollender Vorgesetzter gewesen. In der Erinnerung an die Zeit seiner Befehlsführung pflegte er später oft scherzweise die 18. Dragoner als sein damaliges Leib-Regiment zu bezeichnen. Für ihn übernahm die Führung der 17. Kavallerie-Brigade Oberst v. Garnier , bisher Kommandeur des Pommerschen UlanenRegiments Nr. 9, welcher am 12. Dezember 1882 zum Kommandeur der Brigade ernannt und befördert wurde.

am 3. Auguſt 1883 zum Generalmajor

Bei Gelegenheit der Eskadronsbesichtigungen 1883 inspizirte er das Regiment zum ersten Mal.

Am

3.

November

1878

feierte

der

Ludwigslust - Parchimer

Parforcejagd-Verein das Feſt ſeines zehnjährigen Beſtehens . Nach wie vor hatte derselbe die hauptsächlichste Anregung und Förderung Sr. Königlichen Hoheit dem Großherzoge zu verdanken gehabt, welcher allezeit einer der Getreuesten im Sattel war und blieb.

261

Eine Zeit lang wandte sich das Wohlwollen der heiligen Ritter Hubertus und Georg ganz besonders unseren Reitern zu . Von 1875 bis 1880 gingen ohne Unterbrechung die Sieger der HubertusSteeplechasen aus unserem Offizierkorps hervor. Major Krell gewann dreimal hintereinander ,

1875

bei

Tessenow ,

1876 bei

Prislich und 1877 wiederum bei Tessenow mit seiner hellbraunen Stute Moët Rosé den Ehrenpreis Sr. Königlichen Hoheit des Großherzogs, welcher danach in sein Eigenthum überging. Der Gewinner von 1878 (Prislich) war Rittmeister v. d. Lühe auf dem braunen Wallach Harzburg des Lieutenants Frhrn. v . Malzahn , von 1879 (Steinbeck) Premierlieutenant v. Müller auf seiner Fuchsstute Trina, von 1880 (Prislich) Rittmeister v. Lücken seiner braunen Stute Lady Julia.

auf

Neben den Perleberger Ulanen hatten sich anfänglich ſelbſt Kameraden aus Wandsbeck und Itzehoe gelegentlich an unseren Jagden betheiligt . Es konnte jedenfalls der Verein am 3. November 1878 auf ein zehnjähriges blühendes Bestehen zurückblicken. Er bot eine Gelegenheit zur Ausübung des Reitsports , wie sie schöner, frischer und reiterlicher wenig anderen Kavallerie- Regimentern vergönnt war.

Um eine bleibende Erinnerung

an den Gedenktag zu behalten,

war beschlossen worden, durch den Hofphotographen Schnaebeli ein kolorirtes Bild anfertigen zu lassen, welches den Aufbruch der Jagdgesellschaft vom Ludwigsluster Schloßplat darstellen sollte. Das hübsche, lebensvolle Bild, mit der Figur des erlauchten Jagdherrn im Vordergrunde, ziert seitdem das Rauchzimmer unserer Offiziermeſſe. Im Beginne des Jahres 1882 gingen dem Offizierkorps die Propositionen für einen in Wittenburg zu gründenden Reiterverein zu. Der bald ins Leben tretende Verein hat seitdem den sport= liebenden Mitgliedern des Offizierkorps oft willkommene Gelegenheit gegeben, ihre Pferde in kleineren Rennen zu erproben und manchen Preis einzuheimſen . In jenen Jahren hatte vielfach auch der Sport des Glaskugelschießens im Offizierkorps Eingang gefunden. Ein Plaß hinter der Messe vereinigte dazu oft nach Tisch die schießluſtigen Herren.

-

-

262

Im Spätherbst des Jahres 1878 hatte die Vermählung Sr. Königlichen Hoheit des Erbgroßherzogs mit Ihrer Kaiserlichen Hoheit der Großfürstin Anastasia in Petersburg stattgefunden. Zur Begleitung des sich zu den Vermählungsfeierlichkeiten dorthin begebenden Herzogs Paul von Mecklenburg Hoheit war Rittmeister v . d . Lühe tommandirt worden. Das interessante Kommando brachte ihm obenein den russischen St. Wladimir- Orden 4. Klasse ein. Im Jahre 1879 wurde das mecklenburgische Land in Trauer versetzt durch den Tod Sr. Hoheit des Herzogs Wilhelm, des Führers der 6. Kavallerie-Diviſion im deutsch-franzöſiſchen Kriege. Zum Ehrendienst am Sarge des Entschlafenen waren vom Regiment die Premierlieutenants Wendt , v. Parpart, Wernig und die Sekondlieutenants v. Müller II ., nach Ludwigslust kommandirt.

Graf v . Voß und v. Derzen

Der

am 2.

August in Schwerin

stattfindenden Beisetzung wohnte das Offizierkorps faſt vollzählig bei. Eine 14tägige Trauer ehrte das Andenken des hohen Verstorbenen. Im November 1880 wurde die Stadt Parchim durch den Besuch der fürstlichen Herrschaften aus Schwerin beehrt. Se. Königliche Hoheit der

Großherzog

mit

Allerhöchstseiner

Gemahlin, der Frau Großherzogin Mutter und den übrigen zur Zeit am Hofe weilenden Damen unternahmen vom Bahnhof aus

eine

Fahrt durch die Stadt zum Sonnenberg hinaus . Das Regiment hatte eskadronsweise bei der Kaserne Aufstellung genommen, um die hohen Herrschaften mit Hochrufen zu begrüßen. Die Sekondlieutenants v. Derzen und v. Alten ritten im Paradeanzuge dem Großherzoglichen Wagen vorauf. Nach Rückkehr wurde das Offizier korps zu dem im Wallhôtel stattfindenden Frühstück geladen. Während jener Jahre war regelmäßig Se. Majestät der Kaiser Ende Oktober einige Tage zur Jagd in Ludwigslust anwesend. Immer hatte unser Regiment alsdann einige Unteroffiziere als Ehrenposten zu kommandiren . Es waren im Jahre 1879 Sergeant Bliemeister und Unteroffizier Bulk , 1880 Vizewachtmeister Schröder, die Sergeanten Peters und Freitag , 1881 die Sergeanten Gehrke und Hartwig , 1882 die Sergeanten Hinrichs und Reimer. Immer wurde gleichzeitig das Trompeterkorps dorthin befohlen . Tiefste aufrichtigste Trauer brachte das Jahr 1883 in jedes mecklenburgische Herz. Es schied aus diesem Leben Se. Königliche Hoheit der Großherzog Friedrich Franz II.

263

Zum letzten Mal hatte der hohe Herr am 12. Januar die jahrgangsweise Besichtigung des Regiments abgehalten. Zum letzten Mal wohnte er am 6. April der Frühjahrsbesichtigung bei, um

gleichzeitig

Allerhöchstseinen

Sohn ,

Wilhelm Adolph Günther Hoheit zuführen.

den in das

Herzog Friedrich Offizierkorps

ein-

Es wird erinnerlich sein, wie Se. Königliche Hoheit der Großherzog schon im Jahre 1872 den noch im jüngsten Kindesalter stehenden Herzog dem Regiment zutheilte. In einem Regimentsbefehl vom 6. Juni 1882 hatte Oberstlieutenant Frhr. v. Seherr - Thoß Höchstdenselben zum überzähligen Unteroffizier ernannt. Jezt, durch eine A. K. O. vom 5. April 1883 war derselbe zum Sekondlieutenant à la suite des Regiments befördert worden. Mit warmen herzlichen Worten empfahl Se. Königliche Hoheit der Großherzog Seinen erlauchten Sohn dem Offizierkorps, welches die hohe ihm widerfahrende Ehre mit tiefer Dankbarkeit würdigte. Es war das letzte Mal, daß der geliebte Landesherr auf der Messe im Kreise des Offizierkorps saß und wie immer Aller Herzen an sich fesselte. Die Fahrt von Schwerin nach Parchim im offenen Wagen am Abend des 5. April soll die heftige Erkältung herbeigeführt haben,

welche, verschlimmert durch die Anwesenheit Sr. Königlichen

Hoheit des Großherzogs bei einem gleich darauf in Schwerin stattfindenden nächtlichen Brande, in kürzester Zeit eine hoffnungslose Erkrankung der Lunge verursachte. Am Sonntag, den 15. April, verkündeten die dumpfen Trauerglocken dem Lande Mecklenburg, daß sein geliebter Herrscher Se. Königliche Hoheit Friedrich Franz II. zu einem besseren Jenseits entschlafen sei. Das an demselben Tage ausgegebene Regierungsblatt enthielt die Trauerbotschaft in folgenden Worten : Nach Gottes unerforschlichem Rathschluß ist Se . Königliche Hoheit, der Allverehrte und Allgeliebte Großherzog , infolge einer Lungenentzündung nach siebentägiger Krankheit, zur allertiefsten Trauer des durch diesen jähen Verlust so schwer getroffenen Großherzoglichen Hauſes und des ganzen ebenso hart betroffenen Landes , heute um 102 Uhr Vormittags entschlafen.

264 Der Unterzeichnete ist

in den letzten Stunden des Aller-

gnädigsten Herrn von Sr. Königlichen Hoheit in Seiner steten liebevollen Sorge um Mecklenburg beauftragt, dem Lande den Allerhöchsten Dank für die Liebe und für die Treue auszusprechen ,

die

dasselbe

dem

Großherzoge

während

Seiner

41 jährigen Regierung gehalten. " Schwerin, den 15. April 1883. Großherzoglich Mecklenburgisches Staats- Miniſterium. gez. Graf v. Bassewiß. Eine zwölfwöchentliche Trauer gab dem Schmerze des Landes sichtbaren Ausdruck. Noch am Nachmittage des 15. April war das Regiment auf Se. Königliche Hoheit den bereidigt worden. Am Sonnabend,

Großherzog Friedrich Franz III.

den 21. April,

fanden die Beiseßungsfeier-

lichkeiten in Schwerin statt. Von den beiden Dragoner-Regimentern sollten je zwei Eskadrons denselben beiwohnen. Unter Führung des Majors v. Kutschenbach rückten zwei kombinirte Eskadrons auf durchweg dunkelen Pferden am 19. dorthin ab. Zur Eskadron des Majors v. Bülow traten die Lieutenants Frhr. v. Malzahn, v. Dallwiz , v . Levezow und v. Derzen, zur Eskadron des Rittmeisters Wendt die Lieutenants Wernit , v. Sittmann , v . Stralendorff und v. Malzahn II. Rittmeister v . d . Lühe wurde für jene Tage zum Ehrendienſt bei Sr. Durchlaucht dem Prinzen Günther von SchwarzburgRudolstadt kommandirt. Im

Schweriner Dom fanden die sterblichen

Ueberreste Sr.

Königlichen Hoheit des verstorbenen Großherzogs ihre Ruhestätte. Was der hohe Entschlafene dem Lande gewesen war , steht unverlöschlich in dem Herzen jedes seiner Unterthanen geschrieben . Er war ein Fürst, wie es wenige auf dem Thron gegeben hat. Aufrichtiger ist nie der Tod eines Herrschers betrauert worden. Unvergänglich war das Denkmal, welches sich der Verewigte im Herzen des mecklenburgischen Volkes gesetzt hatte, ein Denkmal, unendlich viel schöner und herrlicher als alle von Erz und Stein . Wie der hochselige Großherzog gerade auch zu unserem Regiment immer in besonders enger Beziehung gestanden, hat ſich die vorauf-

265

gehende Darstellung bemüht, vor Augen zu führen . Unvergeßlich wird Allen das herzliche Wohlwollen bleiben, welches Allerhöchstderselbe immer für das Regiment und alle seine Angehörigen

an den Tag

legte, unvergeßlich Allen die herzgewinnende Leutseligkeit und Liebenswürdigkeit im Kreise des Offizierkorps, unvergeßlich Allen sein vorleuchtendes Beispiel als echter Soldat und Reiter. Sein Hinscheiden bedeutete einen ungemein fühlbaren, tief empfundenen Abschnitt im inneren Leben des Regiments und vorzugsweise des Offizierkorps. In Ausführung der testamentarischen Verfügung des hochseligen Großherzogs, daß diejenigen mecklenburgischen Truppentheile, welche unter Allerhöchstdemselben gefochten hatten, Andenken aus den nachgelassenen Uniformstücken

erhalten sollten, schenkte Ihre Königliche

Hoheit die verwittwete Frau Großherzogin Marie unserem Regiment ein Paar Achselstücke ihres verewigten Gemahls . Dieselben wurden in einem Glaskasten auf der Offiziermesse aufbewahrt als ein heiliges Andenken an den Schöpfer unseres Regiments , an den bewährten Führer im Kriege und den bis an sein Lebensende dem Regiment besonders gnädig gesinnten Landesherrn .

Es erübrigt noch, mit kurzen Worten der jährlichen Herbstübungen des Regiments zu gedenken. Das Exerziren der 17. Kavallerie-Brigade fand 1878 bei Crivitz, 1879 , 1881 , 1882 , 1883 bei Parchim , 1880 bei Güstrow statt. 1878 exerzirte die Brigade zum ersten Mal in nur zwei Regimentern, nachdem das Husaren-Regiment Nr. 15 am 1. Oktober 1877 von Es gewann der 17. zur 18. Kavallerie-Brigade übergetreten war. dieses Exerziren erhöhtes Interesse durch eine Besichtigung seitens des Generalinspekteurs der Kavallerie, Prinzen Friedrich Karl. Die Zutheilung

einer

reitenden

Sr. Königlichen Hoheit des

Batterie

zu

den

Brigade-

Exerzitien hörte von diesem Jahre an auf. Die Detachements- und Diviſionsübungen 1878 spielten sich zwischen Schwerin, Bobitz und Wismar ab. In Grevesmühlen schloß sich an dieselben für eine Anzahl Offiziere des Regiments eine Kavallerie-Uebungsreise unter Leitung des Brigadekommandeurs . Zu einer Generalstabs - Uebungsreise war Major Krell kommandirt worden.

266

----

Während der Herbstübungen 1879, die sich in unmittelbarſter Nähe von Parchim

abspielten , so daß das

Regiment nur wenige

Tage aus der Garnison abwesend war, hatte Major Krell die Ehre gehabt, zur Dienstleistung bei Sr. Königlichen Hoheit dem Großherzog kommandirt zu werden. Die

Detachementsübungen

des

Jahres

1880

bei

Dargun

führten das Regiment zum ersten Mal zur 33. Infanterie-Brigade. Es schlossen sich daran die Diviſionsübungen bei Teterow und Malchin. Der Rückmarsch von Gnoien bis Parchim wurde benutzt zu einer Kavallerie- Uebungsreise unter Leitung des Majors Frhrn. v . Spieß. Der Herbst 1881 brachte wieder die anregende Abwechselung eines Kaiſer-Manövers. Nach den voraufgegangenen Detachementsübungen bei der 34. Infanterie-Brigade in der Wittenburger Gegend und den Divisionsübungen bei Lockstedt in Holstein fand auf dem Uebungsplatze des Lockstedter Lagers,

woselbst unser Regiment ein-

quartiert lag, am 12. September die große Parade vor den Augen Sr. Majestät des Kaisers statt. Das Armeekorps erwarb sich hier wie bei dem nachfolgenden Manöver die ganz besondere Zufriedenheit seines obersten Kriegsherrn . Bei den Ordensverleihungen erhielten der Oberstlieutenant Frhr. v. Seherr - Thoß den Kronen-Orden 3. Klasse, Rittmeister v. Bülow den Rothen Adler-Orden 4. Klasse, Wachtmeister Vorköper und Musikdirektor Ahrens das MilitärEhrenzeichen.

Major Frhr. v .

Spieß

war

zur Führung der

fremdherrlichen Offiziere kommandirt gewesen . Abermals

war im Jahre 1882 das Regiment während der

Detachementsübungen südlich Waren bei der 33. Infanterie-Brigade. An die Divisionsübungen bei Neubrandenburg schloß sich wiederum für eine Anzahl Offiziere des Regiments eine Kavallerie- Uebungsreise unter Leitung des Oberstlieutenants Frhrn. v. Seherr - Thoß. Es war das letzte Mal gewesen, daß der Kommandeur im Manöver sein Regiment geführt hatte. Während der Herbstübungen 1883 zwischen Güstrow und Wismar ſtand Major v. Kußschenbach an der Stelle des fehlenden Kommandeurs. Eine von Hause

aus bestehende Kränklichkeit hatte sich beim

Oberstlieutenant Freiherrn v. Seherr - Thoß von Jahr zu Jahr mehr bemerkbar gemacht und in zunehmenden Störungen der Verdauungsorgane Ausdruck gefunden. Unter dem förperlichen Leiden litt auch der seelische Zustand, welcher mehr und mehr zu melancholischer Gemüthsstimmung hinneigte.

267

Im April 1883 hatte der Kommandeur zur Wiederherstellung seiner Gesundheit einen dreimonatlichen Urlaub angetreten, welcher Da die gesuchte bis zum 1. Oktober verlängert werden mußte. Heilung nicht eintrat, sah sich Oberstlieutenant Frhr. v. SeherrThoß veranlaßt, seinen Abschied zu erbitten, welcher ihm durch A. K. O. vom 17. Oktober mit dem Charakter als Oberst, der Erlaubniß zum Tragen der Regiments - Uniform und der gesetzlichen Pension bewilligt wurde. Das Regiment verlor in ihm einen hervorragend befähigten Kommandeur. Durch seine außerordentliche militärische Tüchtigkeit in allen Zweigen des Dienstes , durch sein vorzügliches vornehmes Auftreten innerhalb und

außerhalb des Regiments, hatte Oberst-

lieutenant Frhr. v . Seherr - Thoß es verstanden, dem Regiment in verhältnißmäßig kurzer Zeit dienstlich besonders guten Ruf zu schaffen. Von hervorragend

edler

und

außerdienstlich

vornehmer Gesinnung ,

einen

erfüllt von

großer Liebe zu seinem Regiment und aufrichtigem Wohlwollen für seine Untergebenen, von großem Takt und besonderem Talent erzieherisch auf das Offizierkorps einzuwirken, sind sein Einfluß und seine Verdienste um dasselbe sehr groß gewesen. Im privaten Leben war er eifrigst bemüht gewesen, angenehme gesellige Verhältnisse im Regiment aufrecht zu erhalten . Tage in der Woche pflegte er offenes Haus

Mehrere

zu haben, wo seine

vortreffliche Gemahlin stets die liebenswürdigste Wirthin war. Seit Ostern 1881

hatte er die von Sr. Königlichen Hoheit

dem Großherzog erbaute Dienstwohnung in der Friedrich Franzstraße innegehabt. In freundlicher Erinnerung an sein Regiment schenkte er dem Offizierkorps zunächst sein photographisches Bildniß und später sein wohlgelungenes Porträt in Del. Oberst Frhr. v. Scherr - Thoß , welcher seinen ferneren Wohnsitz in Schweidnitz nahm, kann sich dessen versichert halten, daß ihm das Regiment in treuer Dankbarkeit unter seinen Kommandeuren stets einen hervorragenden Plaß einräumen wird.

268

4.

Das Regiment unter Oberst v. Lieres u. Wilkau . 1883 bis 1887.

Ueber ein halbes Jahr lang hatte Major v . Kußschenbach das Regiment geführt, als durch die A. K. O. vom 17. Oktober 1883 der

Major Alfred v . Lieres u. Wilkau,

offizier

vom

Leib - Kürassier - Regiment

etatsmäßiger Stabs-

(Schlesisches )

Nr. 1 , zum

Kommandeur unseres Regiments ernannt wurde. Am 6.

November übernahm

derselbe

den

Befehl.

Major

v . Lieres berührte mit seiner echt soldatischen Erscheinung jeden auf das Sympathischste. Aus dem frischen blühenden Antlitz sahen zwei ungemein lebhafte Augen, die ebenso streng wie wohlwollend dreinschauen konnten. Das stark ins Weiße spielende Haar und der gleiche Schnurrbart verliehen dem Kopf etwas ungemein Charakteristisches . Seinem ganzen kraftvollen und markigen Auftreten merkte man faſt den langjährigen stattlichen Panzerreiter mit Küraß und Stahlhelm und klirrendem Pallasch auf Schritt und Tritt an . Der neue Kommandeur , vorzüglichen Vorgängers ,

ein

vorzüglicher

Nachfolger seines

eine durch und durch praktisch angelegte

Soldatennatur, faßte seine Aufgabe ganz im Sinne des Letteren auf. Bis in das innerste Mark hinein war ihm die strenge dienstliche Auffassung, das hohe Pflichtbewußtsein des echten Soldaten eigen. Er verlangte aus vollster Ueberzeugung daſſelbe von seinen Untergebenen. Scharf konnte seine Hand eingreifen , wo er in dieser Beziehung auf andere Auffassungen stieß . Und doch fehlte seiner Strenge nie das Wohlwollen, weil sie einer hohen sittlichen Ueberzeugung von den Pflichten unseres Berufes entsprang. Das

Regiment

merkte

in

dienstlicher

und

außerdienstlicher

Beziehung sehr bald, daß ihm Se. Majestät der Kaiser einen hervorragenden Mann an die Spitze gestellt hatte. Major v. Lieres wurde durch A. K. O. vom 6. Dezember desselben Jahres zum Oberstlieutenant und durch A. K. D. vom 8. März 1887 zum Oberst befördert. Nur noch wenige Wochen hat ihn ein betrübendes Geschick in dieser letzten Charge belassen.

Im Uhrwerk des täglichen Dienstbetriebes hielt Oberst v. Lieres durchaus den strammen Gang aufrecht, welchen sein Vorgänger zur Geltung gebracht hatte. Auch er leitete während der ersten beiden Winter den Reitunterricht der Offiziere persönlich.

Schon für den Winter 1882/83

269

war die Herausgabe des Reitinstruktion erfolgt.

neu bearbeiteten I. und II. Theils

der

Vom November 1883 ab griff die uns heute

geläufige umgeänderte Bezeichnung der Dreſſur- Abtheilungen Plaß. Um den im Winter nicht genügend weit geförderten Reitern weitere Ausbildung zu Theil werden zu lassen, befahl Oberst v. Lieres bei allen Eskadrons die Bildung einer „ Abtheilung schwacher Reiter", welche er im Laufe des Sommers unterwarf.

einer abermaligen Besichtigung

Auch im Sommer that Oberst v. Lieres viel für das dienstliche Reiten der Offiziere. Größere Uebungsritte mit denselben liebte er ganz besonders . des Kommandeurs ,

Jeder konnte sich dabei die stählerne Rüftigkeit welcher Wind und Wetter verachtete und vor

keiner Anstrengung zurückscheute, zum Muſter nehmen. Solchen Ritten, die sich beispielsweise bis Perleberg erstreckten und mit taktischen Uebungen verbunden waren , standen wiederholentlich Kavallerie- Uebungsreisen zur Seite, welche der Kommandeur in anregendster Weise anzulegen und durchzuführen verstand. Vom Winter 1886 an fanden alljährlich auch Winter-Marschübungen beim Regiment Eingang. Die mancherlei

Umänderungen und versuchsweisen Neubestim-

mungen hinsichtlich des Exerzirens , wie sie nach dem Erscheinen des Exerzirreglements von 1876 neben zahlreichen mündlichen und ſchriftlichen Instruktionen der höheren Vorgesetzten, Ausdruck in den Allerhöchst befohlenen reglement vom reglement vom

Veränderungen

und Ergänzungen zum Exerzir-

Juni 1884 und in den Nachträgen zum ExerzirMärz 1885 gefunden hatten , waren endlich zum

Abschluß gelangt in dem Neuabdruck des Ererzirreglements vom 10. April 1886 , welches in demselben Frühjahr den Eskadrons überantwortet wurde. Allgemein wurde dieses noch heute gültige Reglement mit Freude begrüßt. Hatte doch jetzt der Eskadronchef, welcher vordem gelegentlich in einige Verzweiflung über den Wirrwarr der Bestimmungen gerathen konnte, endlich wieder eine allein maßgebliche Richtschnur. Oberst v. Lieres selbst,

exerzirte das Regiment ungemein flott.

Er

eine brillante Erscheinung vor der Front, ritt rücksichtslos .

Sehr viel ließ er die Eskadrons nach gegebener Kriegslage gegeneinander manövriren . Mit dem Jahre 1886 wurde die Ausbildungsperiode des Regiments- Exerzirens in den Sommer verlegt im unmittelbaren An-

270 schluß an das Eskadrons - Exerziren. Im Herbst vor den BrigadeExerzitien hatte nur noch ein dreitägiges Ererziren im Regiment stattzufinden. Mit dem neuen Reglement hatte sich eine Vergrößerung des Exerzirplates als durchaus nöthig erwiesen. Das Bestreben der Garnisonverwaltung, einen ganz neuen Exerzirplaß hinter dem Buchholz zwischen dem Paarscher und Neuburger Wege zu erlangen, stieß auf unüberwindliche Schwierigkeiten. So konnte nur der bisherige Exerzirplas vergrößert werden. Die Fertigstellung der Arbeiten sollte kontraktlich bis zum Jahre 1890 erfolgt sein. Danach sollte die Nordgrenze durch den Dammer Weg, die Westgrenze durch die bisherige an den Kugelfängen der Scheibenstände entlang laufende Schneiſe gebildet werden. Der ganze Plag erhielt dadurch eine Größe von 1150 zu 1000 m oder von 115 Hektar. Gleichzeitig mit dieser Arbeit war das Hinausschieben der Schießstände nöthig geworden. Im Juni 1888 konnten die beiden neuen,

verbesserten Scheibenstände in Benutzung genommen werden.

Das gefechtsmäßige Schießen der Eskadrons fand unter Oberst v. Lieres nur noch im Gelände auf Grund einer bestimmten Kriegslage statt.

Behufs Ausbildung im Schießdienst und im Waffen-

reparaturgeschäft hatten 1885 die Premierlieutenants v. Blücher und v. Sittmann einen Lehrkursus in Spandau durchgemacht . Im Oktober 1886 fanden beim Regiment zum ersten Mal Uebungen im Zerstören von Eisenbahnen und Telegraphenleitungen mit scharfer Sprengmunition statt. Das ganze Offizier- und Unteroffizierkorps wohnte fortan den alljährlich sich wiederholenden Uebungen auf dem Exerzirplage bei. Eine Veränderung von wesentlicher Bedeutung für das Regiment war die im Jahre 1885 zur Einführung gelangende neue Art der Remontirung. Infolge des Auffaufs dreijähriger Pferde in Mecklenburg durch die preußischen Remonte - Ankaufskommissionen war der Ankauf vier- und fünfjähriger Pferde für die beiden Dragoner-Regimenter mehr und mehr auf Schwierigkeiten gestoßen. Se. Königliche Hoheit der Großherzog hatte infolge dessen den Wunsch bei der preußischen Regierung geäußert , den berittenen mecklenburgischen Truppentheilen fünftig, unter Fortfall des freihändigen Ankaufes, gleichfalls Remonten aus preußischen Depots zu überweisen. Mit dem Einverständniß preußischerseits war an Se. Königliche Hoheit die Zusage ergangen, daß die Remonten möglichst nur aus ostpreußischen Depots geliefert und etwaige besondere Wünsche berücksichtigt werden sollten.

-

271

-

Im Sommer 1885 hielten die ersten Preußen aus Liesken bei Bartenstein ihren Einzug beim Regiment unser heutiger Jahrgang L. Im Dezember des folgenden Jahres besichtigte der Inspekteur des Remontewesens , Generalmajor Frhr. v. Troschke, zum ersten Mal die neuen Remonten des Regiments und erklärte sich von der Qualität derselben durchweg befriedigt. Im November 1884 war wieder bei vier Eskadrons in geringer Ausdehnung die Influenza aufgetreten , Opfer fielen.

welcher einige Pferde zum

Im Oktober 1884 befahl Oberst v. Lieres die Berittenmachung des Trompeterkorps auf Füchsen statt der bisherigen Schimmel. Mehrere abändernde Bestimmungen hinsichtlich des Garnisondienstes stammen gleichfalls vom Oberst v. Lieres . So ordnete ein Regimentsbefehl vom 2. Februar 1886 an, daß fortan der Offizier du jour nicht mehr wochenweise den Dienst zu thun habe , sondern täglich wechseln solle. Dem Kommandeur war von demselben jeden Dienstag und Freitag persönlich Meldung über den Befund der Fourage zu machen. Die Postsachen, welche bisher immer eskadronsweise, zuerst von den Vizewachtmeistern, später von den Quartiermeistern, abgeholt worden waren, ließ Oberst v. Lieres vom Februar 1884 an stets für das ganze Regiment durch einen monatlich wechselnden Unteroffizier in Empfang nehmen.

Nachgetragen sei hier ,

daß schon seit den ersten

Jahren des Regiments alljährlich zur Weihnachtszeit der Poſtdirektion, mit deren Direktor , Hauptmann v. Schmidt , das Offizierkorps von jeher die kameradschaftlichsten Beziehungen unterhalten hatte, eine Anzahl Dragoner zum Aushülfedienst zur Verfügung gestellt wurden. Den Wachtmeistern hatte Ende 1885 der Kommandeur erlaubt, im kleinen Dienst und außerdienſtlich einen Säbel mit glattem gelben Bügel zu tragen, eine Erlaubniß, welche Se. Königliche Hoheit der Großherzog im Sommer 1887 auch auf den Löwenkopffäbel ausdehnte.

Den Offizieren gestattete Se. Königliche Hoheit der Groß-

herzog in einem Erlaß vom Dezember 1886, säbeln den Allerhöchsten Namenszug zu tragen.

an den Löwenkopf-

Da mit der Thronbesteigung Sr. Königlichen Hoheit des Großherzogs Friedrich Franz III . die beiden Allerhöchsten Geburtstage dicht zusammenfielen, fanden die Abends üblichen Tanzbelustigungen der Mannschaften von da ab nur noch am Geburtstage Sr. Majeſtät des Kaisers statt.

272

Festlich wurde am 3. Januar 1886 das 25jährige Regierungsjubiläum Sr. Majestät des Kaisers begangen. Ein Regiments - Appell, bei welchem Oberst v. Lieres auf die Bedeutung des Tages hinwies , folgte dem feierlichen Gottesdienste. Schon seit November 1883 weilte übrigens der langjährige Garnisongeistliche Pastor Herrmann nicht mehr unter den Lebenden. Seiner kurz vor dem Tode ausgesprochenen Bitte gemäß trugen Unteroffiziere des Regiments den Sarg zur letzten Ruhestätte. Die Nachfolgerschaft als Archidiakonus der St. Georgenkirche und als Garniſonprediger übernahm der Paſtor Postler , welcher bis auf den heutigen Tag allezeit mit warmem Herzen der Seelsorge im Regiment gewaltet hat. Mit der Abhaltung des

Gottesdienstes

für

die katholischen

Mannschaften des Regiments war seit Mai 1875 der Pastor Scharenberg aus

Ludwigslust betraut worden ,

welcher zu diesem Zweck

einige Male im Jahre nach Parchim herüberkam. Vom Herbſt 1887 ab trat an seine Stelle der Pastor Hupe.

Die Angelegenheiten des Offizierkorps lagen von Anfang an dem Oberst v. Lieres ganz besonders am Herzen. Sein guter Einfluß auf dasselbe in dienstlicher und außerdienstlicher Beziehung fand schnell auch in weiteren Kreisen die verdiente Anerkennung und ließ immer mehr Eltern geneigt werden , Kommandeurs

anzuvertrauen.

ihre Söhne der Obhut des

So erfreute sich das Regiment nach

wie vor eines zahlreichen jungen Nachwuchses und bald gehörte unser Offizierkorps zu den vollzähligsten in der Armee. Als neue Mitglieder erwuchsen demselben zunächst die ſchon unter dem vorigen Kommandeur eingetretenen Offizieraſpiranten v. Bülow I. v. Tresckow und v. Bülow II. Der Portepeefähnrich Gottfried v. Bülow war am 12. Februar 1884, Portepeefähnrich v . Tresckow nach Besuch der Kriegsschule Anclam am 13. September desselben Jahres , der Avantageur Cord v. Bülow nach Besuch der Kriegsschule Potsdam am 14. Februar 1885 zum Sekondlieutenant befördert word en. Die letztere Kabinets -Ordre brachte auch dem ersten vom Oberst v. Lieres

angenommenen

Avantageur ,

Friedrich v. Wrisberg ,

273

Sohn des Landdrosts Herrn v. Wrisberg in Schwerin, die Ernennung zum Offizier. Da derselbe vor seinen Diensteintritt bereits die Universität besucht hatte ,

war ihm private Vorbereitung zum

Offizierexamen gestattet worden . Im Herbst des Jahres 1884 folgte der Avantageur Frhr . Georg v. Brandenstein , Sohn unseres hochverehrten ersten Regimentskommandeurs . Nach seiner Kommandirung zur Kriegsschule in Potsdam wurde er am 11. Februar 1886 zum Sekondlieutenant ernannt. Das Jahr 1885 brachte dem Regiment drei Avantageure :

im

Februar Bernhard v. Bülow , Sohn des Rittergutsbesizers Herrn v. Bülow auf Wulfskuhl bei Brahlsdorf, im September Frhrn . Otto v. Brandenstein , Sohn des Rittergutsbesizers Herrn Frhrn. v. Brandenstein auf Hohenſtein in Mecklenburg- Streliß, und Frhrn. Wilhelm v. Winzingerode - Knorr , Sohn des Herrn Geheimraths Frhrn. v . Winzingerode - Knorr auf Wehnde im Eichsfelde. Der Erstere wurde nach vollendetem Kriegsschulkurſus in Anclam am 18. September 1886, die beiden letzteren nach Besuch der Kriegsschule Potsdam am 15. Januar 1887 zu Sekondlieutenants befördert. Es wurden ferner noch vom Oberst v. Lieres angenommen

die Avantageure

Curt v. Zimmermann , Sohn des Rittergutsbesitzers Herrn v. Zimmermann auf Langmeil bei Züllichau, und Albert v . Prollius , Sohn des Rittergutsbesizer Herrn v. Prollius auf Kölzow bei Marlow. Aus dem Kadettenforps waren dem Regiment als charakterisirte Portepeefähnriche zugetheilt worden im April 1884 der Gefreite Günther v. Dallwig , im April 1885 der Kadett Arndt v. Ploet. Der Erstere, ein Bruder des bereits im Regiment befindlichen Premierlieutenants v. Dallwig , wurde am 16. September 1885,

der Lettere, ein Sohn des Rittmeisters a. D. und Rittergutsbesitzers Herrn v. Ploeg auf Balow bei Wendisch-Warnow, am 18. September 1886

zum Sekondlieutenant befördert.

Beide waren zur

Kriegsschule in Anclam kommandirt geweſen. Unter Ernennung zu Sefond lieutenants traten aus dem Kadettenkorps zum Regiment im März 1886 und 1887 die beiden Brüder Gotthard und Viktor v. Laffert, Söhne des Rittergutsbesitzers Herrn v. Laffert auf Damereetz bei Brahlsdorf. Leider sollte der jüngere Bruder den älteren nicht mehr lebend beim Regiment vorfinden. 18 v. Unger, 2. Großherzogl. Mecklenburg. Drag. Regt. Nr. 18.

-

274

Aus anderen Regimentern in diesseitige Lieutenantsstellen hineinversetzt wurden der Premierlieutenant Rochus v. Wizleben vom Oldenburgischen Dragoner-Regiment Nr. 19 laut A. K. O. vom 2. August 1884 , sowie die Sekondlieutenants Curt v. Unger vom Ostpreußischen Dragoner - Regiment Nr. 10 laut A. K. O. vom 16. Oftober 1886 und Adolf v. Krosigk vom Magdeburgischen Husaren-Regiment Nr. 10. laut A. K. O. vom 11. November desselben Jahres . Diesem beträchtlichen

Zugang

des

Offizierkorps

steht

ein

ziemlich erheblicher Abgang gegenüber. Zeitlich geordnet verließ zunächst Sekondlieutenant v . Derzen das Regiment.

Eine A. K. O. vom 23. Dezember 1883 versetzte

ihn in das 1. Hannoversche Dragoner-Regiment Nr. 9 . Es folgten im Jahre 1884 Premierlieutenant Frhr. v . Malzahn, Rittmeister v . Lücken und Major v . Bülow . Der Erstere, dessen angegriffene Gesundheit sich auf die Dauer den Anstrengungen des Dienstes nicht gewachsen fühlte, hatte durch A. K. O. vom 13. März den erbetenen Abschied mit der geseßlichen Pension und der Erlaubniß zum Tragen der Regiments -Uniform bewilligt erhalten. Frhr . v. Malzahn behielt zunächſt ſeinen Wohnsit in Parchim bei , um sich später dem landwirthschaftlichen Berufe zu widmen. Mit seinem Ausscheiden rückte Premierlieutenant v. Müller II. in die etatsmäßige Stelle ein. Rittmeister v. Lücken litt schon längere Zeit an Rheumatismus, welcher bereits häufige Kuren in Wiesbaden nöthig gemacht hatte. Eine erhebliche Sehschwäche , welche ihn allerdings nicht von oft geradezu tollkühnem Reiten abhielt , kam hinzu , um ihn seinen Abschied erbitten zu lassen, welchen ihm eine A. K. O. vom 12. Juli mit der gesetzlichen Pension , der Aussicht auf Anstellung in der Gendarmerie und der Erlaubniß zum Tragen der Regiments -Uniform bewilligte. Rittmeister v. Lücken verlegte seinen Wohnsitz zunächst nach Wiesbaden. Zum Chef der 3. Eskadron wurde an seine Stelle durch A. K. O. vom 14. August der Premierlieutenant v. Müller I. ernannt ,

in

dessen

Premierlieutenantsstelle

der

Sekondlieutenant

v. Sittmann aufrückte. Major v. Bülow wurde durch A. K. D. vom 6. August als etatsmäßiger Stabsoffizier in das 2. Rheinische Huſaren-Regiment Nr. 9 versetzt. Für ihn übernahm Frhr. Ernſt v. Senden , welcher

275

aus seiner bisherigen Stellung

als Rittmeister à la

suite

des

Rheinischen Dragoner-Regiments Nr. 5 und Lehrer beim MilitärReit-Institut

unter

Verleihung

des Charakters

als Major

als

Eskadronchef in das diesseitige Regiment versetzt wurde, die Führung der 1. Eskadron. Im Jahre 1885 wechselte der etatsmäßige Stabsoffizier. Den Major v. Kutschenbach rief eine A. K. O. vom 12. November an die Spitze des 2. Brandenburgischen Dragoner-Regiments Nr. 12. Gleichzeitig wurde sein Nachfolger im Regiment der bisherige Eskadronchef im Westfälischem Ulanen-Regiment Nr. 5 Major Adolph v. Papen. Vier

Mitglieder schieden

im

Jahre 1886 :

die

Rittmeister

v. Parpart und Wernig , Premierlieutenant v. Wizleben und Sekondlieutenant v. Stralendorff. Rittmeister v.

Parpart hatte bereits

im März 1885 einen

einjährigen Urlaub unter Stellung à la suite des Regiments angetreten. Für ihn war damals der Rittmeister Friedrich v . Busse, à la suite des Brandenburgischen Kürassier-Regiments Nr. 6 unter Entbindung von dem Kommando als Adjutant bei der 12. KavallerieBrigade als Eskadronchef in das Regiment versetzt worden. Nach Ablauf seines Urlaubsjahres wurde Rittmeister v . Parpart durch A. K. O. vom 2. Juni 1886 als Rittmeister und Eskadronchef in das

Dragoner - Regiment Prinz Albrecht von Preußen

(Litthauisches) Nr. 1 einrangirt. Premierlieutenant Wernitz war seit dem 2. August 1884 unter Aggregirung als Adjutant zum Militär-Reitinstitut kommandirt und in dieser Stellung am 14. April 1885 zum überzähligen Rittmeister befördert worden. --- Nachdem er im Mai 1885 zum Lehrer beim Militär-Reitinstitut ernannt worden war , zwangen ihn häusliche Verhältnisse, den soldatischen Beruf mit dem landwirthschaftlichen zu vertauschen. Er

erhielt den

erbetenen Abschied

am 6. Juli 1886 mit der

gesetzlichen Bension und der Erlaubniß zum Tragen der RegimentsUniform und widmete sich fortan der Bewirthschaftung seines väterlichen Gutes Seewalde bei Mühlen in Ostpreußen . Des Premierlieutenants v. Wizleben , welcher in die Stelle des aggregirten Premierlieutenants Wernig zum Regiment versetzt worden war, stark mitgenommener Gesundheitszustand, welcher sich störend in Blutandrang nach dem Kopf und stark nervöser Erregbarkeit äußerte, 18*

-

machten es für ihn erwünscht ,

276

den militärischen Beruf aufzugeben.

Er erhielt laut A. K. O. vom 14. Auguſt den nachgeſuchten Abschied mit der gesetzlichen Penſion, dem Charakter als Rittmeister und der Erlaubniß zum Tragen der Regiments Uniform . Für ihn wurde gleichzeitig der Sekondlieutenant v. Levezom zum Premierlieutenant befördert. Auf Wunsch seiner Eltern schied laut A. K. D. vom 16. Oktober der Sekondlieutenant v. Stralendorff aus dem Regiment aus und trat zu den Reserveoffizieren desselben über. Während der Herbstübungen dieses Jahres entriß uns der Tod den Sekondlieutenant Gotthard v. Laffert. Der reich beanlagte hoffnungsvolle Offizier ,

welcher troß erst halbjähriger Anweſenheit

im Regiment sich bereits die allgemeine Zuneigung und Liebe des Offizierkorps erworben hatte, starb an Blinddarmentzündung nach furzem Krankenlager in der Garnison am 3. September. Trauernd umstand das Offizierkorps bei den Beisetzungsfeierlichkeiten in Damereet den Sarg des ſo früh Dahingeſchiedenen. Eine A. K. O. vom 3. Februar 1887 entführte schließlich unserer Mitte die Sekondlieutenants v. Wrisberg und v. Ploeg. Beide wurden in das 1. Großherzoglich Mecklenburgische DragonerRegiment Nr. 17 versetzt. Vorübergehend dem aktiven Offizierkorps nicht angehörig gewesen der Sekondlieutenant v. Liebeherr. Er hatte sich häuslicher

war

Verhältnisse halber nach Ablauf seines

einjährigen Urlaubs

ver-

anlaßt gesehen, zu den Reserveoffizieren des Regiments überzutreten . Da ihm später jedoch der Wiedereintritt erwünscht schien, wurde Lieutenant v. Liebeherr auf sein Gesuch durch A. K. O. vom 9. Oftober 1884 als Sekondlieutenant mit einem Patent vom 14. August 1881 beim diesseitigen Regiment wieder angestellt. Für den als Eskadronchef in das Regiment versezten Rittmeister v. Busse war am 14. März 1885 der Premierlieutenant v. Blücher unter

Stellung

à la suite

des

Regiments

als

Adjutant zur

12. Kavallerie-Brigade kommandirt worden. Für ihn wurde Sekondlieutenant v. Dallwig I. zum Premierlieutenant befördert. Leider untergrub bald ein ernſtes Ohren- und Nierenleiden des Letzteren Gesundheit

in

v. Dallwit am 1.

bedenklichster Weise.

April 1886

die

Nachdem Lieutenant

Geschäfte des Regiments-

Adjutanten, für welche ihn seine sichere Ruhe und Gewandtheit sowie seine große Gewissenhaftigkeit in hohem Grade befähigt hatten , seinen Nachfolger, den

Sekondlieutenant v. Koppelow,

an

übergeben

--

hatte,

277

trat er am 1. Juli 1886 einen dreimonatlichen Urlaub

welcher bis

an,

zur Dauer von dreiviertel Jahren verlängert werden

mußte. Im Anschluß hieran erbat Lieutenant v. Dallwig , um noch einen letzten Versuch zur Wiederherstellung seiner Dienstfähigkeit zu machen,

einen einjährigen Urlaub unter Stellung à la suite des

Regiments , welcher ihm durch A. K. O. vom 8. März 1887 bewilligt wurde. In die frei werdende Premierlieutenantsstelle rückte gleichzeitig der Sekondlieutenant v. Unger ein . Kurze Zeit darauf schied der abkommandirte Premierlieutenant v. Blücher aus dem Regiment.

Eine A. K. O. vom 22. März 1887

versetzte ihn unter Beförderung zum überzähligen Rittmeister und unter Entbindung von dem Kommando als Adjutant bei der 12. Kavallerie-Brigade in das Westfälische Husaren-Regiment Nr . 11 . Zum Militär- Reitinstitut waren in den verflossenen Jahren kommandirt

gewesen

1884

Sekondlieutenant v. Levezow,

1886

Sekondlieutenant v . Liebeherr ; zur Militär-Turnanſtalt im Oktober 1884 Sekondlieutenant Frhr. v. Malzahn , im Oktober 1886 Sekondlieutenant v. Plessen. Die bereits erwähnte zunehmende Kränklichkeit des Oberſtabsarztes Dr. Fanter, zwang denselben, bald seinen Abschied zu erbitten. Er schied aus dem Regiment, welchem er seit der Errichtung angehört hatte , am 1. November 1883.

Die Meisten von uns find

noch Zeuge seines späteren , beklagenswerthen Zustandes von welchem ihn im November 1888 der Tod erlöste.

gewesen,

Sein Nachfolger wurde der zum Oberstabs- und Regimentsarzt beförderte Stabsarzt Dr. Schroeder vom Schleswig - Holsteinschen Pionier-Bataillon Nr. 9. Nur wenige Monate blieb derselbe jedoch Als ihn eine A. K. O. vom 26. Februar 1884 zum Holsteinschen Infanterie-Regiment Nr. 85 verseßte, trat an seine Stelle der bisherige Stabs- und Bataillonsarzt Dr. Stanjeck vom Königs- Grenadier-Regiment Nr. 7.

beim Regiment.

Vertretungsweise befand sich kürzere Zeit beim Regiment im Herbst 1884 und Sommer 1885 Aſſiſtenzarzt Dr. Rönnberg vom 90. Regiment , ebenso im Winter 1886/87 Aſſiſtenzarzt Dr. Boldt vom 86. Regiment. Unterarzt Vollbrecht, nominell schon seit dem 15. Februar 1885 beim Regiment, aber zum Friedrich WilhelmsInstitut kommandirt ,

wurde während der Herbstübungen 1886 mit

278

der Wahrnehmung

der vakanten Assistenzarztstelle beim Regiment

beauftragt, gleich darauf aber am 19. September zu den 17. Dragonern versetzt. Oberstabsarzt Dr. Stanjeck hatte mehrfach die Freundlichkeit, dem Offizierkorps Erzeugnisse seines Maltalentes zu verehren.

So

stammt das große, in der Messe hängende Delbild Sr. Majestät des Kaisers Wilhelm I. von seiner Hand. - Auch an der Einrichtung unſerer Abendstube bei Frau Schütt hat sein Ausschmückungstalent sich wesentlich betheiligt. Nachdem Jahre lang der abendliche Verkehr des Offizierkorps sich ziemlich zersplittert und höchstens im Hôtel de Russie einige Regelmäßigkeit gefunden hatte, wurde von jetzt ab der behaglich eingerichtete Raum bei Frau Schütt der unbestrittene Mittelpunkt der gemüthlichen Vereinigung beim Glase Bier. Zu Reserveoffizieren des Regiments wurden während der Befehlsführung des Oberst v . Lieres ernannt im Jahre 1884 die SekondLieutenants Langenbeck , v . Jke und Diestel , 1885 die Sekondlieutenants Schroeder I. , Nahmmacher und v. Heyden, 1886 die Sekondlieutenants v . Bassewitz und v. Plessen. Dieselben

hatten

Langenbeck und

sämmtlich

bis

auf

Nahmmacher

als

Einjährig - Freiwillige

die Sekondlieutenants beim

Regiment gedient. Zur Landwehr waren übergetreten im Jahre 1886 die bisherigen Reserveoffiziere Lagemann und Baſſewiß , hatten

genommen

1885

die

den Abschied

Sekondlieutenants Reichwald

Hoffmann, 1886 Sekondlieutenant v. lieutenant Plähn.

Storch,

1887

und

Sekond-

Im Herbst 1884 wurde an Stelle des am 21. Auguſt mit der Führung des III . Armeekorps beauftragten Generallieutenants Grafen v. Wartensleben , Generalmajor Bronsart v. Schellendorff, zuletzt Chef des Generalstabes beim X. Armeekorps , mit der Führung der 17. Division beauftragt und am 11. November desselben Jahres unter gleichzeitiger Beförderung zum Generallieutenant zu deren Kommandeur ernannt. Ein vom General Grafen v. Wartensleben dem Offizierkorps freundlichst gewidmetes photographisches Bild wird die Erinnerung an den verdienstvollen , vornehmen und liebenswürdigen Vorgeſetzten stets lebendig erhalten.

279

-

Im Herbst 1886 erbat der Brigadekommandeur Generalmajor v. Garnier seinen Abschied und wurde in Genehmigung desselben zur Disposition gestellt. Dieselbe A. K. D. vom 4. November versetzte den Oberst à la suite des 2. Garde- Dragoner-Regiments und Kommandeur der 2. Kavallerie-Brigade, Kuhlwein v. Rathenow in gleicher Eigenschaft zur 17. Kavallerie-Brigade. Am 4. Dezember wurde derselbe zum Generalmajor befördert. Er inspizirte das Regiment zum ersten Male bei Gelegenheit der Trensenbesichtigung im Januar 1887 .

In den Jahren 1884 und

1885 nahm das Regiment nach

langer Zwischenpause wiederum Theil an Kavallerie- Exerzitien im Divisionsverbande. Im Herbst 1884 übte bei Parchim auf einem zu beiden Seiten. der Lübzer Chaussee gelegenen Ererzirplate eine fombinirte KavallerieDivision unter Leitung des Generalmajors v. Gottberg , Kommandeurs der 18. Kavallerie - Brigade. -An dem Ererziren betheiligten sich die Husaren- Regimenter Nr. 15 und 16 als Brigade Planiß , die Dragoner- Regimenter Nr. 17 und 18 als Brigade Garnier , das Ulanen -Regiment Nr. 11

und

ein unter Führung des Majors

v. Kutschenbach stehendes kombinirtes Regiment als Brigade Schack. Der Platz war durch seine Bodengestaltung in hohem Grade für das Exerziren und Manövriren einer größeren Reitermasse geeignet. Für unser kleines Städtchen wurden es lebhafte Tage. Ein Divisionsrennen und eine Parforcejagd hinter der Meute würzten auch sportlich die Vereinigung so vieler Reitersleute. Die weiteren Herbstübungen des Jahres spielten sich zunächst zwiſchen Waren und Teterow, dann zwischen Güstrow und Krakow ab. Wieder unter des Generalmajors v. Gottberg Leitung exerzirte im Jahre darauf eine kombinirte Kavallerie-Division bei Soltau in der Lüneburger Haide. Hier bildeten die Ulanen- Regimenter Nr. 13 und 16 die Brigade Groeben , Huſaren-Regiment Nr. 15 und unſer Regiment die Brigade Garnier , Husaren - Regiment Nr . 10 und Dragoner-Regiment Nr. 16 die Brigade Schadow. — - Den Divisionsübungen, welche leider unter den allerschlechtesten Witterungsver-

-

280

--

hältnissen stattfanden , wohnte auch Se. Königliche Hoheit der Prinz Albrecht von Preußen bei. Für ein vorzüglich geschlossenes Hervorbrechen aus dem Defilee wurde unserem Regiment bei dieſem Exerziren eine ganz besondere Anerkennung zu Theil. Eine Parforcejagd vereinigte am letzten Tage alle Offizierkorps hinter der von Hannover gekommenen Meute des Militär - Reitinſtituts . Es schloß sich an das Exerziren die Theilnahme der KavallerieDivision Gottberg an dem Korps - Manöver des III. Armeekorps in der Priegnit . In dem operativen Zusammenwirken des größeren Reiterverbandes mit der Infanterie lag etwas Neues und wurden dadurch die allerdings sehr anstrengenden Manövertage , in welchen die 5. Division mit der Kavallerie - Division Hänisch gegen die 6. Division mit der Kavallerie- Division Gottberg focht, für die Truppe besonders interessant. Am 5. September besichtigte Se. Majestät der Kaiser sämmtliche Regimenter im Parademarsche. Wie Oberst v. Lieres erzählt hat, hatte bei dieser Gelegenheit Se. Majestät die Gnade , sich über den vorzüglich räumigen flotten Paradegalopp des Regiments sehr anerkennend zu äußern. Beim nächſtjährigen Brigade- Exerziren bei Crivitz hatten die beiden Regimenter zum ersten Male die Freude , Se. Königliche Hoheit den Großherzog der Besichtigung beiwohnen zu sehen. Nach kurzem Aufenthalt in Parchim betheiligte sich alsdann das Regiment an den Detachementsübungen der 34. Brigade zwischen Hagenow und Ludwigslust und den Divisionsübungen im Gelände Hagenow -Boizenburg - Wittenburg.

Aus dem Jahre 1886 möge noch Erwähung finden die feierliche Einsegnung Sr. Hoheit des Herzogs Friedrich Wilhelm Adolph Günther und die glänzende Doppelhochzeit Sr. Hoheit des Herzogs Johann Albrecht mit Ihrer Hoheit der Prinzessin von SachsenWeimar und Sr. Durchlaucht des Prinzen Heinrich XVIII . Reuß mit Ihrer Hoheit der Prinzessin Charlotte von MecklenburgSchwerin. Zu der ersteren Feierlichkeit waren als offizielle Abordnung des Regiments Rittmeister v . d . Lühe , Premierlieutenant v. Schultz und Sekondlieutenant v. Levehow nach Schwerin kommandirt

-

worden.

281

Bei Gelegenheit der Hochzeitsfestlichkeiten im November

versah Major v. Papen den Ehrendienst bei Sr. Königlichen Hoheit dem Erbgroßherzog von Oldenburg , wofür ihm das Ehrenritterkreuz I. Klasse des Oldenburgischen Haus- und Verdienstordens allergnädigst verliehen wurde. Auf dem Abends vor der Trauung stattfindenden überaus glänzenden Hofball war unser Offizierkorps fast vollzählig vertreten.

In dem Manöver des Jahres 1886 hatte leider die bisher so robuste Gesundheit des Oberst v. Lieres einen bedenklichen Stoß erlitten. Eine sofort angetretene Kur in Karlsbad schien allerdings von Erfolg gewesen zu sein.

Immerhin war im kommenden Winter

eine größere Schonung seiner Gesundheit nöthig, als Oberst v . Lieres es mit seiner dienstlichen Auffassung vereinbaren zu können glaubte. Eine heftige Erkältung hinderte ihn nicht , die ganze Frühjahrsbesichtigung bei höchst ungünstiger Witterung Reitplätzen abzuhalten.

auf unseren offenen

Sein Zustand verschlimmerte sich dadurch

entschieden, aber der Kommandeur blieb eisern gegen sich selbst. Vielen wird erinnerlich sein , wie schwer ihm schon das Sprechen wurde, als am 15. April Se. Hoheit der Herzog Friedrich Wilhelm Adolph Günther das Offizierkorps mit seinem Besuche auf der Messe beehrte. Aber noch dachte Niemand an eine unmittelbare ernste Gefahr. Als wenige Tage darauf Oberst v. Lieres wieder aus dienstlichen Gründen das Zimmer verließ , trat rasch eine sehr bedenkliche Verschlimmerung seines Zustandes

ein.

Am 21. April konstatirte

der Oberstabsarzt das Vorhandensein einer Lungenentzündung. Trübe Ahnungen erfüllten bereits das Offizierkorps .

Wenige Tage, und ſie

wurden zur traurigen Wahrheit. Am Vormittag des 27. April gegen 812 Uhr bereitete ein sanfter Tod dem Leben des Oberst v. Lieres ein Ende! Tiefste Trauer erfüllte das

ganze Regiment.

Es war eine

ergreifende Stunde , als die treuen Untergebenen der sterblichen Hülle ihres Kommandeurs noch auf dem Todtenbette in seiner Paradeuniform eine imposante Erscheinung den letzten Abschiedsblick zuwarfen .

282

Das Regiment hatte unendlich viel verloren. Der Verstorbene war ein echter, wahrer Soldat vom Kopf bis zur Zeh und ein Edelmann in des Wortes schönster Bedeutung gewesen. - Seine urvornehme Gesinnung , sein fester männlicher Charakter, seine wohlwollende Herzensgüte und seine edle Ritterlichkeit hatten ihm Jedermanns Achtung und Liebe weit über die Grenzen des Regiments hinaus eingebracht. Besondere Verhältnisse im Offizierkorps hatten dem Oberst v. Lieres seine anfängliche Stellung nicht leicht gemacht. Es gab Stimmen, welche sein oft strenges Auftreten für übertriebene Schroffheit hielten. Aber je mehr seine Persönlichkeit erkannt wurde, um so mehr brach sich die Ueberzeugung Bahn , daß er nach bestem Wissen und Gewissen den richtigen Weg zu gehen trachte. So wuchs die Verehrung für ihn immer mehr und sicherte ihm schließlich bei seinem Hinscheiden einen unvergeßlichen Plaß unter den Kommandeuren des Regiments .

Seinen Tod beweinte eine in ihrer Eigenart vortreffliche Gattin, mit welcher der Verstorbene in innigster Ehe gelebt hatte. Sie hat dem Regiment bis an ihr im Herbst 1891 erfolgtes Lebensende ein ungemein reges und treues Andenken bewahrt. In testamentarischer Verfügung vermachte sie dem Offizierkorps den silbernen Präsentirteller , welchen dasselbe einst anläßlich der silbernen Hochzeit dem Kommandeur und seiner Gemahlin verehrt hatte. Zwei Porträts

des

Entschlafenen wurden dem Offizierkorps

werthe Stücke, um auch äußerlich die Erinnerung an den allverehrten Kommandeur wach zu erhalten.

Das eine , ein Geschenk der Frau

v. Lieres , fand, gleichwie der später hinzugefügte Küraß und Stahlhelm des Verewigten, seinen Platz auf der Offiziermesse, das andere, gemalt vom Oberstabsarzt Dr. Stanjeck, in unserem Vereinigungszimmer bei Frau Schütt. Die Leiche sollte in der Gruft des Familiengutes Wilkau in Schlesien beigesetzt werden. Eine Abordnung des Offizierkorps begab sich dorthin.

Am 1. Mai fand in Parchim die feierliche Ueberführung vom Trauerhause nach der Eisenbahn statt. - In

tiefer Bewegung gab das ganze Regiment seinem unvergeßlichen Kommandeur das letzte Geleit, welcher mitten aus einem thatkräftigen, schaffensfrohen, echten Soldatenleben so rasch zur ewigen Ruhe abberufen war.

283

5. Das Regiment unter Oberst Freiherr v. Patow. 1887 bis 1891. Am 11. Mai 1887 traf der neue Kommandeur , Major Frhr. Egon v. Patow , bisher etatsmäßiger Stabsoffizier im Brandenburgischen Kürassier-Regiment Nr. 6, durch A. K. O. vom 28. April an die Spitze unseres Regiments gestellt, in Parchim ein. Nach Charakter , Gesinnungen und Anschauungen paßte Major Frhr. v. Patow an die Spitze gerade unseres Regiments besonders gut. Er übernahm ein Regiment von vortrefflicher dienſtlicher Schulung , ein Regiment ,

dessen Menschen

und Pferdematerial ein

durchaus gutes und dessen Offizierkorps vom besten Geiste beseelt war. Frhr. v. Patow hat es mit besonderem Geschick verstanden, auf diesen vorhandenen guten Grundlagen fußend ,

weiter zu bauen

und das Regiment auf einem vortrefflichen Standpunkt in dienstlicher und außerdienstlicher Beziehung zu erhalten. - Mit feinem Takt hat er sich stets bemüht ,

seinen Untergebenen nach Kräften die

dienstliche Selbstständigkeit zu belaſſen, hielt dadurch deren Schaffensfreude aufrecht und erzielte es , daß Jedermann im Regiment gern sein Bestes that, um das Beste zu leisten. Wollte man die Gefühle schildern , welche in der Seele der Untergebenen ihrem Kommandeur gegenüber die herrschenden wurden , man müßte das französische Es war Wort : ,,Noblesse oblige" als Motto darüber sehen. Keiner, der den Kommandeur hätte im Stich lassen wollen! Vielleicht ist nicht jedes Regiment und nicht jedes Offizierkorps mit so leichter , man möchte sagen eleganter Zügelführung zu leiten, das unsrige hat sich jedenfalls sehr wohl dabei befunden! Am 17. September 1887 wurde Major Frhr. v. Patow zum Oberstlieutenant, am 24. März 1890 zum Oberst befördert. In die Jahre seiner Befehlsführung fiel es , daß das Bestreben nach vermehrter Kriegstüchtigkeit die Kavallerie wiederum einen bedeutsamen Schritt vorwärts führte.

Die dunklen Wolken ,

welche

am politischen Horizont heraufzogen und niemals ganz verschwinden wollten, legten die Sorge für eine erhöhte Kriegsbereitschaft der deutschen Heeresleitung besonders nah ans Herz ; vom Throne herab brachte dazu alsbald ein jugendlicher Feuergeist mit gewaltiger Thatkraft Vieles zur Verwirklichung , was lange Wunsch und Absicht gewesen war. So kam es , daß in kleinerem Maßstabe sich jene rührige Zeit der Um- und Neubildung wiederholte,

wie sie die

284 Kavallerie bereits in der Mitte der siebenziger Jahre erlebt hatte. Gleichzeitig wurde der Umfang der dienstlichen Jahresarbeit dadurch vergrößert, daß vom Herbst 1887 ab die Einstellung der Rekruten schon am 1. Oktober erfolgte. Epochemachend war zunächst die durch A. K. O. vom 23. Mai Das nach 1887 der Armee übergebene neue Felddienstordnung. Inhalt und Form geradezu klassische Werk, welches die bisherigen Verordnungen über die Ausbildung der Truppen im Felddienst außer Kraft sezte, zertrümmerte manch alte starre Form und setzte in Allem an Stelle des todten Buchstaben den lebendigen Geist. Diese Befreiung vom Schema , ohne welche Selbstthätigkeit und Initiative auf die Dauer nicht denkbar sind , mußte gerade der Reiterwaffe, welche zur Entfaltung

ihrer Schwingen am meisten der Freiheit

bedarf, ganz besonders zu Gute kommen.

Erst jetzt wurde auch der

jüngste Offizier sich dessen recht bewußt, daß der Felddienst in seiner ganzen vielseitigen Gestalt als eine Kunst und nicht als ein Handwerk betrieben werden müsse. Die Forderung

des Allerhöchsten

Kriegsherrn

nach

immer-

währender Bereitschaft des Heeres räumte bald mit der in unseren Reihen noch so verbreiteten Anschauung auf, als sei der Winter nur lediglich für die Arbeit in der Reitbahn vorhanden. Man begann fleißig auch im Winter ins Gelände zu reiten und die Pferde in gewisser Marschkondition zu erhalten. Freilich ganz ohne Kopfschütteln manches Anhängers der alten Schule ging's nicht ab ! Derartige winterliche Felddienstübungen, Patrouillenritte und Uebungsmärsche bildeten bald einen integrirenden Bestandtheil des Ausbildungstableaus . Der erhöhten Ausbildung der Offiziere trugen zahlreiche Uebungsritte zu jeglicher Jahreszeit Rechnung . Zu den kleineren derartigen Uebungen , wie sie zahlreich bei Tag oder bei Nacht unter Leitung des Kommandeurs oder etatsmäßigen Stabsoffiziers stattfanden , gesellten sich größere Erkundungsritte einzelner Offiziere weit ins Land hinein bis auf Entfernungen von 12 Meilen und darüber ,

wodurch zugleich die Uebung im Distanzreiten eine ― Auch das Bestreben nach theore-

angemessene Förderung erfuhr.

tischer Fortbildung der Offiziere, auf welche die neue Felddienstordnung besonderen Werth legte, bethätigte sich vermehrt in wissenschaftlichen Vorträgen und Arbeiten. Das Studium der Sprachen unserer Nachbarländer wurde eindringlich ans Herz gelegt und im Offizierforps aufgenommen.

285

Die Rücksicht auf ein gutes Zusammenwirken der beiden Waffen in ihrer kriegerischen Thätigkeit führte zu der Einrichtung , im Sommer dauernd den Infanterie - Truppentheilen kleinere KavallerieAbtheilungen zuzutheilen. - Das Regiment hatte derartige Kommandos nach Rostock und Neustrelitz . Fühlbar machte sich alsbald auch der Werth geltend , an Allerhöchster Stelle

welcher

auf eine noch gesteigerte Ausbildung der

Kavallerie im Schießdienst gelegt wurde. Unausgesetzt fanden Unterrichtskurse auf der Militär - Schießschule statt , zu welchen Kommandeure, Rittmeister , Lieutenants und Unteroffiziere der KavallerieRegimenter fommandirt wurden. - Oberst Frhr. v. Patow, die Rittmeister

v. d. Lühe und v. Schult, die Lieutenants

Frhr.

v. Malzahn und v . Bülow III . nahmen nacheinander an solchen Lehrkursen Theil. Nach erfolgter Neubewaffnung der Infanterie mit dem Mehrlader, welche mit der Einführung des kleinkalibrigen Gewehrs ihren Abschluß fand, wurde sofort auch die Kavallerie mit der neuen Waffe ausgerüstet.

Der bisherige Karabiner M/71 war zweifellos eine

vorzügliche Waffe gewesen. Gewichtige Gründe wiesen jedoch darauf hin, auch der Kavallerie die kleinkalibrige Repetirwaffe zu geben. So gelangte im Juli 1890 der Karabiner M/88 zur Ausgabe an die Truppe.

Gesteigerte Rasanz, größere Trefffähigkeit und vermehrte

Durchschlagskraft waren neben der Mehrladevorrichtung die Vortheile gegenüber seinem Vorgänger. Ein Offizier vom Grenadier -Regiment war Anfang Mai desselben Jahres auf kurze Zeit zum Regiment zur Unterweisung der Offiziere und Unteroffiziere im Gebrauch der neuen Waffe

fom-

mandirt gewesen . Behufs Erlernung der technischen Behandlung Die wurden Unterrichtskurse bei den Gewehrfabriken eingerichtet. Sekondlieutenants Frhr. v. Winzingerode - Knorr und v. Prollius hatten beide im Jahre 1890 ein derartiges Kommando nach Suhl. Eine neue Schießinstruktion vom Frühjahr 1890 hatte die letzte vom Januar 1888 außer Kraft gesetzt. Im Frühjahr 1891 begannen die Schießübungen mit dem Karabiner M/88. Zur Abkürzung des Weges zum Scheibenstande hin hatte Oberſt Frhr. v. Patow schon früher gegenüber der Kaserne eine Fähre über die Elde in Betrieb setzen laſſen. Es wird interessiren , daß der Plan eines Brückenbaues an dieser Stelle bereits im Jahre 1878 ernstlich in Erwägung gezogen war. Se. Königliche Hoheit der

286 Großherzog hatte seine Zustimmung gegeben , falls die Stadt unentTrotzdem sich letztere geltlich das erforderliche Terrain hergäbe. hierzu bereit erklärt hatte , scheiterte die Ausführung doch an dem Widerstande des Großherzoglichen Militär - Departements , welches die Kosten nicht im Einklang mit dem erwachsenden Nugen erachtete. Bei Gelegenheit der Vergrößerung des Ererzirplates trat die Frage des Brückenbaues noch einmal in den Vordergrund, blieb jedoch auch dieses Mal ohne Erfolg. Neu ins Leben gerufen für die Kavallerie wurde ferner die Ausbildung im Pionier- und Telegraphendienst. Hinsichtlich des ersteren hatte besonders unser östlicher Nachbar Alsbald hatte sich an ein nachahmenswerthes Beispiel gegeben. leitender Stelle auch bei uns die Ueberzeugung Bahn gebrochen, daß eine Gewähr für volle Selbstständigkeit in der kriegerischen Verwendung nur zu erreichen sei, wenn die Kavallerie mit einer Anzahl in das Pionierfach schlagender Arbeiten vertraut sei. Jm April 1888 erschien eine „ Anleitung für die Zerstörungs- und Herſtellungsarbeiten der Kavallerie, " welche fortan die Grundlage für die Handhabung des Kavallerie - Pionierdienstes bildete. Von diesem Jahre ab übernahmen in jedem Sommer Lehrkräfte vom Pionier-Bataillon des Armeekorps

die praktische Unterweisung beim Regiment.

jede Eskadron wurden stets 4 Unteroffiziere und

Für

8 Dragoner als

besonderes Pionier - Detachement zur Erlernung und Ausführung der Arbeiten kommandirt. Die letzteren bezogen sich auf Bau , Abbruch und Zerstörung von Brücken jeglicher Art, auf leichte Feldbefestigung und Lagerbauten, auf Geleiszerstörungen , theoretischer Unterweisung über Zerstörungsarbeiten auf Bahnhöfen und Zerstörung und WiederHerstellung von Telegraphenleitungen. Zwecks Erlernung des Rampenbaues wurden mehrfach Offiziere des Regiments zum Pionier-Bataillon nach Rendsburg kommandirt . Der Unterricht im Telegraphendienst begann gleichfalls im Sommer 1888, nachdem eine Anleitung zum Gebrauch des neu eingeführten , zu Pferde transportablen Kavallerie- Telegraphen den Regimentern übergeben worden war . Zunächst hatten auf der hiesigen Posſtanſtalt die Sekondlieutenants v. Koppelow , v . Dallwiß und Frhr. v. Brandenstein I. , sowie von jeder Eskadron ein Unteroffizier eingehenden Unterricht im Telegraphiren. Zu weiterer Ausbildung wurden im Herbst 1888 und 1889 je ein Unteroffizier zu einem neunmonatlichen Kursus der

287 Militär -Telegraphenschule nach Berlin kommandirt ,

sowie im

Frühjahr 1889 der Lieutenant Frhr. v. Brandenstein I. und zwei Unteroffiziere auf drei Monate zur Festungstelegraphie nach Magdeburg. Unter des letzteren Offiziers Leitung fanden von da ab alljährlich in mehreren Zeitabſchnitten Uebungen einer Anzahl Unteroffiziere an dem in der Kaserne aufgestellten Apparate statt. Eine eingreifende Veränderung für die leichten Kavallerie-Regimenter war schließlich die allgemeine Einführung der Lanzen. Viel war in allen Armeen für und wider die Lanze gesprochen und geschrieben worden. Daß sie in der Hand eines wirklich geübten Fechters die Königin der Waffen sei, wurde allgemein zugestanden . So entschloß sich Se. Majestät unser jeßiger Kaiser , in einer A. K. D. vom 26. September 1889 die Bewaffnung Kavallerie mit Lanzen zu befehlen.

der

gesammten

deutschen

Eine bedeutend vermehrte Ausbildungsarbeit war damit der Truppe auferlegt worden. Nichts fordert so unausgesetzte Uebung wie die gute Führung der Lanze ; - nur ein vollkommen rittiges Pferd befähigt den Reiter zum freien Gebrauch derselben ; nur dann schließlich äußert in der Attacke die Lanze ihre ganze furchtbare Wirkung, wenn der Einbruch mauerähnlich geschlossen erfolgt. In der Ausbildung also von Reiter und Pferd , in der Dressur sowohl wie in der Exerzirdisziplin mußten fortan erheblich höhere Anforderungen gestellt werden. Es wäre dies kaum möglich gewesen , hätte man nicht gleichzeitig den Betrieb minder wichtiger Dienstzweige gebührend herabgedrückt. Im Spätsommer 1889 hatte das Regiment zunächst probeweise 24 Lanzen pro Eskadron erhalten . Ein Offizier und 5 Unteroffiziere vom 11. Ulanen-Regiment waren vor und nach den Herbstübungen dieses Jahres längere Zeit als Instruktoren über Gebrauch und Führung der Lanze thätig. Alle Lieutenants und Unteroffiziere des Regiments mußten am Unterricht Theil nehmen. - Im Frühjahr 1890 wurde alsdann das ganze Regiment mit Holzlanzen bewaffnet. Die durch A. K. D. vom 2. Januar 1890 an Stelle der letzteren eingeführten Stahlrohrlanzen konnten dem Regiment erst im Juli 1891 übergeben werden. Ebenfalls in Nachahmung unseres östlichen Nachbars begann. die Kavallerie dem Schwimmen zu Pferde erhöhte Aufmerksamkeit zuzuwenden .

Mehrfach hatte das Regiment vergeblich versucht , die

Elde für dergleichen Uebungen in Benutzung zu ziehen.

Statt dessen

-

288

erwies sich jedoch der Woker See als durchaus brauchbar.

Im

Juni 1889 fanden hier seitens einer kombinirten Eskadron die ersten Schwimmübungen statt ,

welche von nun ab ständige Aufnahme im

sommerlichen Dienstprogramm fanden. Dem mancherlei Neuen im dienſtlichen Getriebe gesellten sich eine Anzahl rüstung bei.

neuer

Bestimmungen

über

Bekleidung

und

Aus-

Eine A. K. O. vom 12. Juli 1888, für die mecklenburgischen Sr. Königlichen Hoheit dem Großherzog am 1. August desselben Jahres genehmigt , ordnete neben dem Fortfall der Passanten auf den Ueberröcken, die Einführung neuer Achselstücke und die Beschränkung der Epaulettes nur für den Parade-, GesellWir erhielten damit an Stelle der schafts- und Kirchenanzug an. Truppentheile von

bisherigen goldenen Achselstücke , Kantillen und Epaulettefelder deren silberne. Eine zweite A. K. D. Sr. Majestät des Kaisers vom 12. Dezember 1889 hatte für die Dragoner- und Ulanen - Regimenter das Tragen der Regimentsnummern auf den Epaulettes , Achselstücken und Schulterklappen befohlen. - Die stille Hoffnung des Regiments, von Sr. Könglichen Hoheit dem Großherzog statt dessen , gleich dem Ludwigsluster Regiment ,

einen Namenszug verliehen zu

erhalten,

wie er gut zur Stickerei des Kragens gepaßt haben würde , verwirklichte sich leider nicht. So legte infolge eines Erlasses Sr. Königlichen Hoheit vom 7. Februar 1890 das Regiment die von gelber Schnur bezw. gelbem Metall gefertigte Regimentsnummer an. Im Sommer 1889 wurde statt der bisherigen hellblauen UnterDie legedecke die heutige dunkelblaue zur Einführung gebracht. Schabracke , schon seit 1887 nicht mehr zum Manöver mitgeführt, wurde fortan lediglich Parade-Ausrüſtungsstück. Im Juli 1890 war

in der preußischen Armee nach vielen

Versuchen und Vorschlägen an Stelle des bisherigen Bockfattels der neue Armeesattel zur

Einführung gelangt,

welchen Se. Königliche

Hoheit der Großherzog auch für die mecklenburgischen Truppen genehmigte. Es erhielten die Eskadrons zunächst nur fünf, eine Zahl, die sich jetzt auf 30 erhöht hat. Der neue Sattel sollte den Vortheil besserer Einwirkung infolge des tieferen Sizes haben und durch seine praktischere Lage den Pferderücken mehr als der Bocksattel vor Druckschäden bewahren.

An den Sitz des Mannes stellte

er jedenfalls größere Anforderungen als der bisherige.

289

Im Februar desselben Jahres war die Haferration abermals um ein halbes Pfund erhöht worden. Die Remonten jener Jahre stammten theils aus Liesken, theils aus Neuhof-Ragnit. Im Jahre 1889 wurden dieſelben ausnahmsweise , wie vor Jahren üblich , durch Fußmarsch dem Regiment zugeführt. Seit dem Sommer 1887 waren die Kühlställe zur Aufnahme der Remonten hergerichtet worden ,

so daß

eine

Ausquartierung von Pferden in die Stadt fortan nicht mehr nöthig wurde.

Selbst in den Personalveränderungen, welche innerhalb der Jahre 1887 bis 1891 Offizierkorps und Regiment berührten, macht sich eine gewisse lebhaftere Strömung bemerkbar. Der Herbst 1887 entführte dem Offizierkorps eines der ältesten Mitglieder, den Rittmeister v. Müller. Durch eine A. K. O. vom 21. September dieses Jahres zunächst auf sechs Monate zur Dienſtleistung bei Sr. Königlichen Hoheit dem Großherzog kommandirt, schied er am 22. März 1888 ganz aus dem Regiment aus, um Sr. Königlichen Hoheit dem Großherzog behufs Ernennung zu Seinem Flügeladjutanten überwiesen zu werden.

So sehr sich das

Regiment über die dem Rittmeister v. Müller zu Theil gewordene Auszeichnung freute, so gern hätte es den langjährigen Kameraden in seinen Reihen behalten. Zu seiner Vertretung

als Führer der

3. Eskadron war am

22. September 1887 der Rittmeister Heinrich v. Haugwig

vom

3. Badischen Dragoner - Regiment Prinz Karl Nr. 22 als aggregirt zum diesseitigen Regiment versetzt worden. Derselbe wurde als Eskadronchef einrangirt, als laut A. K. D. vom 17. Januar 1888 Major Frhr. v. Senden - Bibran als etatsmäßiger Stabsoffizier in das Brandenburgische Huſaren-Regiment Nr. 3 versett wurde. Nur 31 Jahre vergingen und das Regiment hatte die Freude, dieſen einstmaligen Eskadronchef als seinen Kommandeur wieder begrüßen zu können. Mit dem endgiltigen Ausscheiden des Rittmeisters v. Müller erhielt die 3. Eskadron der am 20. März 1888 zum Rittmeister und Eskadronchef beförderte Premierlieutenant v. Schulz. In die älteste Premierlieutenantsstelle wurde gleichzeitig der Premierlieutenant Eberhard v. Faber du Faur einrangirt, welcher, vordem à la suite 19 v. Unger, 2. Großherzogl. Mecklenburg. Drag. Regt. Nr. 18.

290

des Brandenburgischen Ulanen-Regiments Nr. 11 und Adjutant bei der 16. Kavallerie - Brigade, am 3. Dezember 1887 dem Regiment aggregirt worden war. eine Schwadron frei, am als Für denselben wurde

16. Februar 1889 dem Rittmeister v. d. Lühe unter Verleihung des Charakters als Major mit der gesetzlichen Penſion und der Erlaubniß zum Tragen der Regimentsuniform der erbetene Abschied bewilligt wurde. Mit Rittmeister v . d . Lühe und dem kurz darauf verſeßten Rittmeister Wendt schieden die letzten Beiden vom alten Stamm aus dem Regiment. Seit Bestehen desselben waren sie mit ihm auf das Jnnigste verwachsen gewesen und hatten demselben ihre ganze Kraft gewidmet.

Das Offizierkorps

trennte sich mit aufrichtiger

Theilnahme von solch treuen langjährigen Mitgliedern. Sie waren die Lezten im Regiment, welche als Lieutenants in seinen Reihen den deutsch-franzöſiſchen Krieg mitgemacht hatten. Major v. d. Lühe wurde von Sr. Königlichen Hoheit dem Großherzog im Gendarmeriekorps angestellt und erhielt seinen Wohnsitz in Schwerin. Rittmeister Wendt konnte in seiner neuen Stellung als Kompagniechef im Westfälischen Train-Bataillon Nr. 7 nur noch kurze Zeit thätig sein. Eine ernste Krankheit nöthigte den in seiner ganzen Dienstzeit durch ungemeine Pflichttreue ausgezeichneten Offizier, in den Ruhestand zurückzutreten . Seine Eskadron hatte am 22. März 1889 der als Rittmeiſter und Eskadronchef in das diesseitige Regiment verseßte Hauptmann Achim v. Zieten, à la suite des Generalstabes der Armee und vom Nebenetat des großen Generalstabes, erhalten. Er folgte seinem Dienstalter nach dem Rittmeister v. Busse, welcher durch Vordatirung des Patents in die älteste Rittmeiſterſtelle aufrückte. Als Letterer am 20. September 1890 unter Stellung à la suite des Regiments als Adjutant zum Generalfommando des VII. Armeekorps kommandirt wurde, wurde an seine Stelle der Rittmeister v. Muellern vom 3. Badischen Dragoner = Regiment Prinz Karl Nr. 22 unter Entbindung von dem Kommando als Adjutant bei der 28. Diviſion und unter Verleihung des Charakters als Major als Eskadronchef in das dieſſeitige Regiment verſeßt. So hatten innerhalb dreier Jahre sämmtliche fünf Eskadrons ihre Chefs gewechselt, die 3. Eskadron sogar in doppelter Weise. Als Rittmeister v. Schult durch A. K. D. vom 7. April 1890 in

291

das Schleswig-Holsteinſche Dragoner-Regiment Nr. 13 verſegt wurde, übernahm der am 14. Mai zum Rittmeister und Eskadronchef be= förderte Premierlieutenant v. Sittmann die 3. Eskadron. Das Offizierkorps begrüßte es mit Freude, als bald darauf der inzwiſchen aus dem Dienst

geschiedene Rittmeister v. Schulz in nachbarliche

Beziehungen zu ſeinem alten Regiment trat. Gleichfalls wechselte der etatsmäßige Stabsoffizier. Durch A. K. O. vom 13. August 1889 wurde Major v. Papen zum Kommandeur des Ulanen-Regiments v. Kazler (Schlesisches Nr. 2), und der bisher beim Brandenburgischen Ulanen - Regiment Nr. 11 aggregirte Major Ludwig v . Ziegler und Klipphausen zum etatsmäßigen Stabsoffizier im Regiment ernannt. Bei Beförderung des Rittmeisters v. Sittmann rückte am 7. April 1890 der

Sekondlieutenant v. Liebeherr zum Premier-

lieutenant auf; bei derjenigen des Rittmeisters v. Faber war am 16. Februar 1889 der Sekondlieutenant Richard v. Renzell vom 2. Brandenburgischen Dragoner-Regiment Nr. 12 als Premierlieutenant in das Regiment versetzt worden. Die noch unter dem vorigen Kommandeur zum Regiment gekommenen Offizieraſpiranten v . Zimmermann und v. Prollius hatte eine A. K. O. vom 19. September 1888 zu Sekondlieutenants befördert, beide nach Besuch der Kriegsschule Glogau. Erfreulicherweiſe blieb auch unter Oberst Frhrn. v. Patow der Zuspruch von Avantageuren beim Regiment ein sehr reger. Den Anfang machte am 12. Juli 1887 der Avantageur Max v. Bredow , Sohn des Rittergutsbesizers Herrn v . Bredow auf Dyroß bei Nauen. Nach privater Vorbereitung zum Offizierexamen wurde er am 16. Mai 1888 zum Sekondlieutenant befördert. Als in der Folge die Vollzähligkeit unseres Offizierkorps eine Abgabe an andere Regimenter herbeiführte, theilte er das Loos der Versetzung mit dem Sekondlieutenant r. Bülow III. Eine A. K. D. vom 20. September 1890 verseßte den Erſteren in das Magdeburgiſche Dragoner-Regiment Nr. 6, den Letzteren unter Vordatirung seines Offizierpatentes um ein Jahr in das Westfälische Husaren- Regiment Nr. 8.

Der im März 1888 beim Regiment eintretende, einer bayerischen Familie entstammende Avantageur Frhr. Paul v. Schaezler wurde bei seiner am 14. Mai 1890 erfolgenden Beförderung zum Offizier gleichfalls in das Magdeburgische Dragoner-Regiment Nr. 6 verſeßt. 19*

292 Im April 1888 folgte der Avantageur Johannes v. Broesigke, Sohn des Rittergutsbesizers Herrn v . Broesigte auf Kammer bei Brandenburg. Nach Besuch der Kriegsschule in Anclam erfolgte feine Ernennung zum Sekondlieutenant am 29. September 1889. Der April 1889 brachte die beiden Avantageure Heinrich Haubold v. Zanthier , Sohn des Rittergutsbesizers Herrn v. Zanthier auf Püttniß in Vorpommern, und Wilhelm v. Lowgow, Sohn des Rittergutsbesizers Herrn v. Lowkow auf Klaber bei Lalendorf. Der Erstere wurde nach privater Vorbereitung zum Offizierexamen am 14. Juni 1890, der Letztere nach Besuch der Kriegsschule Anclam am 18. Januar 1891 zum SekondDiese Kabinets -Ordre beförderte gleichfalls zu lieutenant befördert. Offizieren die Portepeefähnriche Hans v. Graevenit und Edwin v. Stammer , von denen der Eine, ein Sohn des Rittergutsbesißers und Geheimraths Herrn v. Graeveniß auf Frehne in der Priegniß, am 8. Februar 1890 aus dem Kadettenkorps als charakterisirter Portepeefähnrich dem Regiment überwiesen worden, - der Andere, ein Sohn des Rittergutsbesizers Herrn v. Stammer auf Görlsdorf bei Luckau, im Oktober 1889 als Avantageur beim Regiment eingetreten war. Das Datum des Offizierpatentes stellte den Sekondlieutenant v. Graevenit vor den Sekondlieutenant v . Low how. Im Frühjahr 1890 folgte weiter der

Avantageur Siegfried

v. Bülow , Sohn des verstorbenen Hauptmanns und Kompagniechefs im Grenadier-Regiment Nr. 89 Herrn v. Bülow aus dem Hauſe Wamekow. Nach privater Vorbereitung zum Offizierexamen wurde er unter Vorbehalt der Patentirung am 16. Mai 1891 zum Sekondlieutenant befördert. Sein Patent wurde später auf den 22. Auguft datirt. Den Beschluß der vom Oberst Frhrn. v. Patow angenommenen Offizieraſpiranten bildete der Avantageur Achim v. Frisch, Sohn des nunmehr verstorbenen Rittergutsbesizers Herrn v. Frisch auf Klocksin bei Vollrathsruhe. Aus der Reihe

der

Lieutenants

schieden

außer

den

beiden

bereits erwähnten noch aus dem Regiment die Premierlieutenants v. Dallwig und v . Müller , die Sekondlieutenants v. Plessen und Frhr. v. Malzahn. Premierlieutenant v. Dallwitz, welchem das Jahr seiner Beurlaubung die weitere Dienstfähigkeit nicht wiederhergestellt hatte, sah sich gezwungen, seinen bisherigen Beruf gänzlich

aufzugeben .

293

Als ihm eine A. K. O. vom 17. September 1887 den erbetenen Abschied mit der gesetzlichen Pension und der Erlaubniß zum Tragen der Armeeuniform bewilligt hatte, widmete er sich fortan der Bewirthschaftung des seinem Schwiegervater gehörenden Gutes Kl. Voldekow bei Schmenzin in Pommern.

dem

Premierlieutenant v . Müller schied am 16. April 1889 aus Regiment, um fernere Verwendung als Flügeladjutant

Sr. Durchlaucht des Fürsten Reuß ältere Linie zu finden.

In die

älteste Premierlieutenantsstelle des Regiments wurde gleichzeitig der Premierlieutenant Konrad v. Dechend vom Kurmärkischen DragonerRegiment Nr. fommandirt.

14 versett,

zur

Zeit

beim

Militär - Reitinſtitut

Den Sekondlieutenant v. Plessen zwang der Tod seines Vaters , sich dem Berufe des Landwirths zuzuwenden. Nach Beendigung eines einjährigen Urlaubs unter Stellung à la suite des Regiments schied er am 13. Dezember 1888 aus, trat zu den Reſerveoffizieren des Regiments über und nahm seinen ferneren Wohnsitz auf Reez bei Schwaan. Sekondlieutenant Frhr. v. Malzahn wurde am 17. Juni 1889 unter Vordatirung seines Offizierpatentes

um ein Jahr in das

Schleswig-Holsteinſche Husaren-Regiment Nr. 16 versett. Unmittelbar vorher hatte ihn Oberst Frhr. v. Patom zum Regiments adjutanten ernannt, nachdem er dieses Amt schon einige Monate vertretungsweise bekleidet hatte. Der bisherige

Adjutant Lieutenant v. Koppelow , mit dem

ein ungemein fleißiger, stets liebenswürdiger und zuvorkommender Adjutant von seinem Posten schied, war bedauerlicherweise längere Zeit infolge einer Anfang Winters 1888/89 aufgetretenen Lungenentzündung dem Dienste entzogen. Zur weiteren Schonung seiner Gesundheit verschaffte Oberst Frhr. v. Patow ihm im August 1890 ein Kommando als Inspektionsoffizier zur Kriegsschule in Glogau. Des Sekondlieutenants Frhrn. v. Malzahn Nachfolger in der Regimentsadjutantur wurde Sefondlieutenant v. Bülow II. nur

anderthalbjähriger

Thätigkeit

in

dieser

Stellung

entriß

Nach ein

trauriges Geschick Ende des Jahres 1890 den vortrefflichen allgemein beliebten Kameraden dem Offizierkorps. Nach kurzer Krankheit verschied er am Nachmittag des 14. Dezember infolge Scharlachfiebers. Erfüllt von aufrichtigster Trauer stand wenige Tage später das gesammte Offizierkorps am Grabe ſeines Kameraden, deſſen ſoldatiſche

294

Anlagen zu den schönsten Hoffnungen berechtigt hatten,

und deffen

vortreffliche Herzens- und Charaktereigenschaften ihn uns Allen undergeßlich gemacht haben. Sefondlieutenant Frhr. v. Brandenstein II . übernahm nunmehr

die Geschäfte des Regiments adjutanten. Abkommandirt waren in den verflossenen

Jahren gewesen:

Premierlieutenant v. Levegow vom Herbst 1887 , Premierlieutenant v. Unger vom Herbst 1888 ab zur Kriegsakademie ; Lieutenant v. Treskow vom 1. März 1888 als Schüler, vom 1. März 1889 als Hülfslehrer zur Militär- Turnanſtalt ; ebendorthin am 1. Oktober 1888 Sekondlieutenant v. Bülow II., am 1. Oktober 1889 Sekondlieutenant v. Bülow III., am 1. März 1891 Premierlieutenant v. Krosigk; - zum Militär- Reitinstitut im Herbst 1888 Sekondlieutenant v. Bülow I., vom Herbst 1890 ab Sekondlieutenant v. Trestom. Premierlieutenant v. Renzell war vom Mai bis Dezember 1889 als Ordonnanzoffizier zum Prinzen Georg von Preußen, Königliche Hoheit, Rittmeister v. Sittmann als Premierlieutenant in den Jahren 1888 und 1889 als Hülfsoffizier zu Remonte - Ankaufskommissionen kommandirt gewesen. Von den Militärbeamten verließ das Regiment im Herbst 1887 der Oberstabsarzt Dr. Stanjec , welchen eine A. K. O. vom 24. September zum Westfälischen Ulanen - Regiment Nr. 5 verſeßte. Für ihn trat der Stabs- und Bataillonsarzt Dr. Rabenau vom 2. Großherzoglich Hessischen Infanterie = Regiment Nr. 116 unter Beförderung zum Oberstabsarzt 2. Klasse als

Regimentsarzt zum

diesseitigen Regiment. Nur ein Jahr weilte der Lettere in unserer Mitte. Eine A. K. O. vom 24. September 1888 versette ihn zum Großherzoglich -Hessischen Dragoner = Regiment Nr. 23. Sein Nachfolger wurde am 3. Oktober der bisherige Stabs- und Bataillonsarzt Dr. Pochhammer vom 5. Pommerschen Infanterie- Regiment Nr . 42 . Vom roßärztlichen Personal war der Unterroßarzt Kissuth am 25. Januar 1888 zum Roßarzt ernannt, der Roßarzt Hönscher am 17. März 1890 unter Beförderung zum Oberroßarzt zum Pommerschen Ulanen-Regiment Nr. 9 versetzt, der Roßarzteleve Porath am 21. Juni 1890 dem Regiment als Unterroßarzt überwiesen worden. Am 26. März Regiments Grambow

1891

trat

der langjährige Zahlmeister des

in den Ruhestand

über.

Sein Nachfolger

-

295

wurde der Zahlmeister Stollberg vom Füsilier-Regiment Nr. 86.

Schleswig = Holsteinschen

Aus dem Unteroffizierkorps verlor das Regiment im Jahre 1890 die beiden langjährigen Mitglieder Wachtmeister Stabstrompeter Ahrens .

Schröder und

Des Ersteren Leben endete am 22. August ein schneller Tod. Obwohl in der letzten Zeit schon recht kränklich, hatte er mit großer Pflichttreue bis zuletzt seinem Berufe nachgelebt. Sein Nachfolger als Wachtmeister bei der 3. Eskadron wurde der bisherige Regimentsschreiber Sergeant Heyse. Stabstrompeter Ahrens trat am 6. August nach fast vollendeter 41jähriger Dienstzeit in den Ruhestand über. charakteriſtiſche,

Mit ihm schied eine

weit über die Grenzen der Garniſon bekannte Per-

sönlichkeit aus dem Regiment. Zu seinem Nachfolger ernannte Oberst Frhr. v. Patom den schon seit 1872 im Regiment befindlichen und bewährten Trompeter Scharfenberg zum Stabstrompeter. Das Reserve -Offizierkorps des Regiments hatte Zuwachs erhalten durch die Sekondlieutenants v. Raven ( 1887) , Frhrn. v. Brandenstein, Schroeder II. ( 1889) , v. Derzen, Blohm Bis auf die Sekondlieutenants Frhrn . und Fehling ( 1890) . v. Brandenstein und Fehling hatten die Genannten ihrer einjährigen Dienstpflicht beim Regiment genügt. Zur

Landwehr

v. Stralendorff , hatten erbeten 1887 mann.

waren 1891

übergetreten

1887

Sekondlieutenant

Sekondlieutenant v. Jke; den Abschied

die Sekondlieutenants John und Bossel=

Dem ehemaligen Premierlieutenant im aktiven Regiment Frhrn. v. Malzahn , verlieh eine A. K. D. vom 7. Juli 1887 den Charakter als Rittmeister. Die Stellen der höheren Vorgesetzten des Regiments

waren

innerhalb jener Jahre sämmtlich neu besetzt worden.

der

Der langjährige kommandirende General des Armeekorps General Infanterie v. Trescow war durch eine A. K. O. vom

2. August 1888 in Genehmigung seines Abschiedsgesuches zur Disposition gestellt worden. Das große photographische Porträt, welches er bei seinem Scheiden dem Offizierkorps widmete, wird auch äußerlich die Erinnerung an die hervorragenden Eigenſchaften des einſtigen Vorgesetzten in unseren Reihen lebendig erhalten.

296

An seine Stelle war Generallieutenant v. Leszczynski , Kommandeur der 11. Division , unter Beförderung zum General der Infanterie zum kommandirenden General des IX. Armeekorps ernannt worden. ---- Gleich bei seiner ersten Besichtigung des Regiments im Mai 1889 , welche in einem forcirten Marsch von Lübz bis zum Parchimer Exerzirplaß mit nachfolgendem Exerziren bestand , erntete das Regiment über die Kondition und Leistungsfähigkeit von Mann und Pferd sein hohes Lob. Seine raftlose Thätigkeit um das Armeekorps fand schon im Beginn des Jahres 1891 ihr Ende.

Durch A. K. O. vom 2. Fe-

bruar wurde er in Genehmigung seines Abschiedsgesuches zur Disposition gestellt und in ehrender Anerkennung seiner Verdienste zum Chef des Infanterie-Regiments Markgraf Karl ernannt. Zu seinem Nachfolger bestimmte Se. Majestät der Kaiser Allerhöchstseinen Generaladjutanten und Chef des Generalstabes der Armee, General der Kavallerie Grafen v. Waldersee. Der Divisions = Kommandeur, Generallieutenant Bronsart v. Schellendorff, war am 12. Juli 1888 mit der Führung des III. Armeekorps beauftragt worden. Durch die gleiche A. K. O. wurde der Generallieutenant und General à la suite v. Derenthall , Kommandeur der 33. Division , in gleicher Eigenschaft zur 17. Division versezt, an deren Spize er bis zum Frühjahr 1890 stand. Am 15. März wurde er in Genehmigung seines Abschiedsgesuches unter Verleihung des Charakters als General der Infanterie zur Disposition gestellt. Sein dem Offizierkorps geschenktes Bild erinnert uns gern an den ehemaligen Vorgesetzten , deſſen ungemein vornehmes , berührte.

liebenswürdiges

Wesen Jeden

Wenige Tage später wurde der

auf

das Angenehmste

Generalmajor und General

à la suite Graf Find v. Finckenstein , Inspekteur der Jäger und Schützen, unter Beförderung zum Generallieutenant zum Kommandeur der 17. Division ernannt. Der Brigadekommandeur Generalmajor Kuhlwein v . Rathenow erbat Ende 1888 seine Verabschiedung , welche ihm unter Stellung zur Disposition mit dem Charakter als Generallieutenant bewilligt wurde. Die Brigade verlor in ihm einen im hohen Grade wohlwollend gesinnten Vorgesetzten. Seine vom Generalfommando als mustergültig

anerkannte Eintheilung des Winterdienstes wird

noch lange als Grundlage dienen.

uns

297

Auch er erfreute das photographischen Bildnisses .

-

Offizierkorps

durch Schenkung ſeines

Zum Kommandeur der Brigade ernannte Se. Majestät der Kaiser in der gleichen Kabinets-Ordre vom 4. Dezember 1888 den Oberst v. Schnackenberg

à la suite des Westfälischen Ulanen-

Regiments Nr. 5 , welcher am 22. Mai 1889 zum Generalmajor befördert wurde. Im Sommer des Jahres 1888 war eine neue Zuſammenſeßung der Armee-Inspektionen befohlen worden. Es bildete fortan das IX. Armeekorps zusammen mit dem I., II. und X. die I. ArmeeInspektion, zu deren Inspekteur Se. Majestät der Kaiſer am 10. Juli 1888 Se. Königliche Hoheit den Prinzen Albrecht von Preußen ernannte. Später trat noch das neugebildete XVII . Armeekorps hinzu.

Gleich bei der ersten Besichtigung des Regiments unter Oberst Frhrn. v. Patow im Juni 1887 hatte dasselbe die Ehre, vor den Augen Sr. Königlichen Hoheit des Großherzogs, welcher von Ludwigslust herübergekommen war , exerziren zu dürfen und sich die Allerhöchste Zufriedenheit zu erwerben.

Als Ordonnanzoffizier zu Sr.

Königlichen Hoheit war Premierlieutenant v. Schulz kommandirt ― worden. Nicht lange darauf hatte der hohe Landesherr die Gnade, den Offizierkorps seiner beiden Dragoner-Regimenter ein gemeinschaftliches großes Zelt für Manöver- und Biwakzwecke zu schenken. Zur Einweihung desselben fand im Juli des Jahres im Anschluß an eine Felddienstübung ein gemeinschaftliches Biwak der Brigade am Neustädter See statt , welches Se. Königliche Hoheit der Großherzog die Gnade hatte mit Seiner Anweſenheit zu beehren. Das ganze Land bedauerte es tief,

daß die zarte Gesundheit

des erlauchten Herrschers es immer weniger für Allerhöchstdenselben zuließ , sich im Kreise seiner Untergebenen zu zeigen und unter ihnen zu weilen. — Nur noch einmal hat das Regiment die Ehre gehabt, sich vor den Augen Sr. Königlichen Hoheit des Großherzogs zeigen zu dürfen , als Allerhöchstderselbe im August 1887 das bei Parchim stattfindende Brigade-Exerziren zu besichtigen geruhte.

-

Alljährlich

bei

298

Gelegenheit Allerhöchst

Seines

Geburtstages ,

welchen der hohe Herr stets außerhalb Seines Landes zuzubringen genöthigt war , hatte Se. Königliche Hoheit der Großherzog die Gnade, einige ältere Unteroffiziere des Regiments mit dem Verdienstfreuz oder der Verdienstmedaille auszuzeichnen. Im Jahre 1889 erhielt der Regimentskommandeur bei gleicher Gelegenheit das Komthurkreuz des Greifen-Ordens . Am 15. November 1887 war Se. Königliche Hoheit der Großherzog zum Generallieutenant ernannt worden, am 27. Januar 1890 erfolgte Allerhöchstseine Beförderung zum General der Kavallerie. Im Sommer 1888 wiederfuhr dem Regiment die große Freude, als Pendant zu dem Oelbild des hochseligen Großherzogs Friedrich Franz II. von Sr. Königlichen Hoheit dem Großherzoge Allerhöchſtſein Porträt in Dragoneruniform geschenkt zu erhalten. Am 9. Juni 1888 unglück heimgesucht.

wurde

Das

das Regiment von einem Brand-

Offizierkorps ſaß gerade in fröhlicher

Vereinigung bei einer der alljährlich nach den Eskadronsbesichtigungen folgenden Rittmeiſterbowlen “, als plößlich die Nachricht aufschreckte, daß die Kaserne in Flammen stehe. Gegen 91/2 Uhr Abends hatte ein zündender Blitz in den nördlichen Flügel des Kasernements ge= schlagen. Der Brand war erst bemerkt worden, als aus dem Raume der Regimentskammer bereits die hellen Flammen emporschlugen. Glücklicherweise gelang es den bis tief in die Nacht fortgeseßten Löscharbeiten, den Brand auf verhältnißmäßig engen Raum zu beschränken. Jedoch verbrannte der größte Theil der auf der Regimentsfammer lagernden Sachen und der ganze Dachſtuhl des nördlichen Hauptgebäudes . Durch das Wasser litten gleichfalls die unterliegenden Wohnräume erheblich. Erst am 1. Oktober konnte Alles wieder in früherer Weise bezogen werden. Welch tiefe Wunden das Jahr 1888 dem deutschen Vaterlande schlug, steht noch frisch in aller Empfinden. Aus seinem glorreichen Leben schied am 9. März unser undergeßlicher Kaiser Wilhelm I. -- Ein Herrscherleben , so beispiellos an Erfolgen wie fein zweites in der Weltgeschichte, lag hinter ihm. Wir Mitlebenden haben sie fast als etwas Selbstverständliches hingenommen und in dem unvergleichlichen Monarchen vorzugsweise die herrlichen Eigenschaften ſeines Charakters und Herzens zum Gegenſtand der Liebe und Verehrung gemacht. Gleichwie die Pracht eines monumentalen Bauwerkes in ihrer Gesammtheit erst dann recht gewürdigt

-

299

werden kann, wenn sie aus einiger Entfernung betrachtet wird, so wird auch die ganze geschichtliche Größe Kaiser Wilhelms I. in ihrem strahlenden Glanze zu erkennen der Nachwelt weit mehr vergönnt sein als uns. Kaum waren die Trauerglocken verklungen, als neues Leid dem Lande widerfuhr. Am 15. Juni hatte Kaiſer Friedrich ausgelitten von seinen schweren mit heldenhafter Standhaftigkeit ertragenen Leiden.

Und zum zweiten Mal schwur an jenem

Tage das

trauernde Heer einen neuen Eid der Treue. Kaiser Wilhelm II. bestieg den Thron seiner Väter und eine neue Zeit begann. Die unermüdliche Thatkraft, das raſtloſe Streben nach Fortschritt, welches in edelster Gluth die Seele des jugendlichen Herrschers erfüllte , mußte bald auch im Heere, dem seine besondere Fürsorge galt,

eine starke Wirkung

ausüben.

Es

brach jene Zeit an,

in

welcher ein frischer Blutstrom mit erneuter Kraft durch den ganzen Heeresorganismus pulſirte. Das Jahr 1890 führte zum ersten Mal bei Gelegenheit der großen Herbstübungen den Monarchen in die Mitte des IX. Armeeforps .

Nach voraufgegangenem Brigade- Exerziren bei Parchim betheiligte sich im Jahre 1887 das Regiment zunächst an den Detachementsübungen der 33. Infanterie - Brigade zwischen Teſſin und Gnoien, welchen die Divisionsübungen bei Dargun , Alt- und Neukalen folgten. Zu der Ende September beginnenden Generalstabsübungsreiſe des IX. Armeekorps wurde Premierlieutenant v. Unger kommandirt. Das Exerziren der 17. Kavallerie 1 Brigade 1888 fiel aus wegen der unter den Pferden des 17. Dragoner - Regiments ausgebrochenen Brustſeuche. Infolge dessen wurde unser Regiment mit drei Eskadrons (1., 2., 3.) zu den Detachementsübungen der 33. Infanterie- Brigade zwischen Lübz und Roebel , mit den beiden anderen Eskadrons zu denen der 34. Infanterie-Brigade bei Neubrandenburg und Penzlin kommandirt.

300

An die Divisionsübungen zwischen Waren und Malchin schloß sich alsdann eine Kavallerie-Uebungsreise unter Leitung des Generalmajors Kuhlwein v. Rathenow , welche ihren Weg von Teterchen über

Lübeck

bis

Schwerin

nahm .

Infolge

Verhinderung

der

Ludwigsluster Offiziere gehörten sämmtliche Theilnehmer unserem Regiment an . Es waren die Rittmeister v. Haugwiß und v . Schulz die Premierlieutenants v. Faber und v. Unger, die Sekondlieutenants v. Liebeherr, Frhr. v. Malzahn , v. Bülow I., v. Treskow , Frhr. v. Brandenstein I. und Frhr. v. Winzingerode-Knorr. Zu einer gleichzeitig stattfindenden Generalstabsübungsreiſe des Armeekorps war Rittmeister v. Busse kommandirt worden. Die Brigade-Exerzitien der Jahre 1889 und 1890 führten das Da

Regiment auf den Uebungsplatz bei Bornhöved in Holſtein.

im ersteren Jahre die 17. Dragoner mit den 15. Huſaren zur Theilnahme an den Kavallerie - Diviſionsübungen des X. Armeekorps kommandirt worden waren, exerzirte unser Regiment zusammen mit den 16. Husaren in der Brigade.

Als Se. Königliche Hoheit der

Prinz Albrecht von Preußen am 24. Auguſt die Brigade besichtigte, wurde Sekondlieutenant v. Liebeherr als Ordonnanz - Offizier zu Höchstdemselben kommandirt. Ein weit unangenehmerer Aufenthalt im Bornhöveder Lager ſtand dem Regiment im folgenden Jahre bevor.

Statt der um-

liegenden Ortschaften waren es diesmal Zelte, in welchen Offiziere und Mannschaften des Regiments 18 Tage zubrachten. Die Pferde mußten die ganze Zeit ohne jede Schußvorrichtung biwakiren , nur für die Offizierpferde war ein nothdürftiger Stall errichtet worden. Im Hinblick auf das bevorstehende Kaisermanöver schien diese Art der Unterbringung der Kavallerie besonders wenig angenehm , und doch hatten die Pferde das lange Biwakiren bei zulezt recht schlechtem Wetter so vorzüglich ausgehalten, daß weder Haar noch Futterzustand einen Einfluß erkennbar machten. Für die Offiziere waren die Tage des Lagerlebens zwar nicht gerade voller Poesie ,

aber der fröhliche kameradschaftliche Verkehr

mit den Ludwigslufter Kameraden half über Vieles hinweg und hinterließ in dieser Beziehung eine angenehme Erinnerung an die Zeit unter freiem Himmel. Im Jahre 1889 war das Regiment von Bornhöved zurückmarschirt, um mit der 1. und 5. Eskadron an den Detachements-

301 übungen der 33. Infanterie-Brigade bei Parchim , mit der 2., 3. und 4. an denen der 34. Brigade bei Güstrow und schließlich an den Divisionsübungen bei Neukloster Theil zu nehmen. Im Jahre 1890 schloß sich an die Bornhöveder Zeit das Kaisermanöver in Schleswig-Holstein. Wenn auch die Geländebeschaffenheit dieser Provinz unserer

Waffe eine recht untergeordnete Rolle zuwies , waren es doch hochinteressante Tage , die wir durchlebten. Die nähere Berührung mit der Kriegsmarine gewann für Alle einen besonderen Reiz. Der historische Grund und Boden , auf dem man sich bewegte, erhöhte das Interesse. Die Anwesenheit unseres erhabenen Kaiserpaares nahm Aller Herzen gefangen. Der Moment, als Se . Majestät der Kaiser die Schlußkritik hielt an der landschaftlich herrlichen Stelle des Düppeldenkmals, von der aus man im Wenningbund das stolze Panzergeschwader liegen sah, war bleibender Erinnerung werth. Am 4. September war die große Parade bei Flensburg ge= wesen,

am 5. ebendaselbst Korpsmanöver gegen einen markirten Feind. Vom 8. bis 10. hatten im Sundewitt die beiden Diviſionen unter Betheiligung der Kriegsflotte gegeneinander gefämpft. Zur Aufsicht über die zur Berittenmachung der fremdherrlichen Offiziere 2c. gestellten Pferde war Premierlieutenant v . Levezow fommandirt worden. Wachtmeister Winter hatte die Ehre gehabt , als Ordonnanzunteroffizier zu Sr. Majestät dem Kaiser kommandirt zu werden . Es erhielten am Schluß des Manövers der Kommandeur den Rothen Adler-Orden 3. Klasse mit der Schleife, Rittmeister v. Zieten und Oberstabsarzt Dr. Bochhammer den Rothen Adler - Orden 4. Klasse, Premierlieutenant v . Levezom den Kaiserlich Oesterreichischen Franz-Josef-Orden, Oberroßarzt Lemhöfer den Kronen-Orden 4. Klasse, Wachtmeister Vorkörper das Allgemeine Ehrenzeichen in Gold, Wachtmeister Peters und Brockmann , Vizewachtmeister Schroeder, Beyer und Stabstrompeter Scharfenberg das Allgemeine Ehrenzeichen. Sekondlieutenant v. Krosigk wurde zum überzähligen Premierlieutenant befördert. Ueber die Leistungen des IX. Armeekorps während des ganzen Manövers geruhte Se. Majestät der Kaiser sich in einem ganz be= sonderen Maße anerkennend auszusprechen.

302

In des Oberst Frhrn. v. Patow Zeit hatte der gesellige Verkehr des Regiments nach innen und nach außen rege weiter bestanden. Der Kommandeur selbst wie seine liebenswürdigen Damen waren heiterer Geselligkeit allezeit aufgeschlossen und machten ihr Haus gern zum Mittelpunkt ungezwungener fröhlicher Vereinigung. Auch dem weiteren Lande gegenüber wußte Oberst Frhr. v. Patom vorzüglich zu repräsentiren. Er zeigte sich viel und fah von seinen Offizieren gern dasselbe. Ueberall gelang es ihm, Sympathien für das Regiment zu erwecken. Aufrichtig war denn auch weit über die Grenzen des Regiments und der Garnison hinaus das Bedauern, als Oberst Frhr. v . Patow unerwarteterweise im Mai 1891 sein Regiment verließ. - In Genehmigung seines Abschiedsgesuches geruhte Se. Majestät der Kaiser ihn in einer A. K. O. vom 16. Mai mit der Erlaubniß zum Tragen seiner bisherigen Uniform und der gesetzlichen Penſion zur Disposition zu stellen. Allgemeine Verehrung folgte dem Scheidenden und seiner Familie nach ihrem ferneren Wohnsit Potsdam. Bald erhielt zu seiner großen Freude das Offizierkorps ein in Del gemaltes Porträt zu Pferde von seinem liebenswürdigen, einſtigen Kommandeur zum Geschenk. Wie das ganze Regiment dem Oberst Frhrn. v. Patom , unter deſſen Leitung es sich allezeit wohl befunden, nur Anerkennung geerntet und seinen guten Namen fester begründet hat , immer das dankbarſte Andenken bewahren wird , also hält es sich überzeugt , daß in der Brust desselben noch auf lange hinaus ein warmes Herz für seine alten 18. Dragoner schlägt.

6. Das heutige Regiment. Gleichzeitig mit dem Fortgang des Oberst Frhrn. v. Patow stellte Se. Majestät der Kaiser den Oberstlieutenant Frhrn. Ernst v. Senden ,

etatsmäßigen Stabsoffizier

des Huſaren - Regiments

von Zieten (Brandenburgisches) Nr. 3, an unsere Spite. Vertrauensvoll und freudig begrüßte das ganze Regiment den neuen Kommandeur. Beide kannten einander, beide schäßten einander.

303

Mitten im Regimentsexerziren übernahm Oberstlieutenant Frhr. v. Senden am 27. Mai 1891 das Kommando über das Regiment und stellte dasselbe wenige Tage später dem tommandirenden General Graf v. Waldersee vor ,

welcher

bei

dieser

Gelegenheit

das

Regiment zum ersten Mal besichtigte. Herbstübungen außergewöhnlicher Art riefen schon am 8. Auguſt aus der Garnison. Wiederum sollte wie im vergangenen Jahr das Regiment Gelegenheit haben, großen Manövern vor Sr. Majestät dem Kaiſer beizuwohnen. Für die Uebungen des IV. gegen das XI. Armeekorps in Thüringen war die Mitwirkung je einer kombinirten KavallerieDivision befohlen worden. Die dem IV. Armeekorps unterstellte, zusammengesetzt aus den Regimentern der 17. und 19. KavallerieBrigade, den Husaren-Regimentern Nr. 10 und 12 und der reitenden Abtheilung des Feld-Artillerie-Regiments Nr. 4, sollte unter Befehl des Generallieutenants v. Kleist , Inspekteurs der 1. KavallerieInspektion, zunächst bei Salzwedel exerziren. Für den Marsch des Regiments dorthin war in Aussicht genommen, die Elbe schwimmend bei Lenzen zu paſſiren. Mit Rücksicht darauf war in der Garnison das Schwimmen der Pferde mit ganz besonderem Eifer betrieben worden. Die Ausbildung hatte solche Fortschritte gemacht, daß bei der Besichtigung durch den Brigadekommandeur das Durchschwimmen des Woker Sees in seiner ganzen Breite mit der Mehrzahl der Pferde gezeigt werden konnte. Behufs besonderer Ausbildung hatte Ende Juni ein Kommando 15 Unteroffizieren , 15 Dragonern und 30 Pferden unter Führung des Lieutenants v . Liebeherr in Lenzen ſelbſt achttägige Uebungen auf Grund des Entwurfes der Vorschriften über das Schwimmen der Kavallerie abzuhalten. Zur persönlichen Anschauung von

und Belehrung

führte der Regimentskommandeur das gesammte Offizierkorps in einem Uebungsritt ebenfalls dorthin. Die Versuche

ergaben durchaus die Möglichkeit, die Pferde mit Hülfe von Kähnen an dieser Stelle den Strom durchschwimmen zu laſſen. Betrübenderweise hatte bei den Uebungen der Gefreite Kortüm der 4. Eskadron seinen Tod in den Wellen gefunden. Das Regiment bedauerte es lebhaft , daß infolge Brigadebefehls das Durchschwimmen des Stromes wegen zu hohen Waſſerſtandes unterblieb und der Uebergang vermittelst Fähre bewerkstelligt wurde.

304

-

Die Uebungen der Diviſion Kleist mit ihren drei Brigaden Schnackenberg (17. und 18. Dragoner), Schachten ( 19. Dragoner und 13. Ulanen) und Wartensleben ( 10. und 12. Huſaren) hatten außer dem reglementarischen Exerziren

einzelne vom Führer neu

getroffene Anordnungen über Treffengliederung und Treffenformation zum Gegenstand. Die kommandirenden Generale des IV. und IX. Armeekorps wohnten je einen Tag dem Exerziren bei. Die Bodenverhältnisse des Exerzirplates waren hervorragend gute gewesen. Ebenso konnten die Eskadrons mit ihren Quartieren östlich Salzwedel, dem Mittelpunkt regen kameradschaftlichen Zusammenseins, wohl zufrieden sein. Beides erhielt die Pferde für die ihrer noch harrenden Anstrengungen in vortrefflichem Zustande. Ein fast vierzehntägiger Marsch, zumeist durch die reichsten Landstriche der Provinz Sachsen, führte das Regiment in die Nähe von Erfurt, wo am 14. September die Kaiserparade des IV. Armeekorps mit der ihr zugehörigen Reserve- Infanterie- und kombinirten Kavallerie-Diviſion ſtattfand . Des starken Staubes wegen fand der Vorbeimarsch nur in Eskadronsfront im Schritt statt. Nachdem alsdann in zweitägigem Aufklärungsdienst und Gefecht die beiden Kavallerie-Divisionen einander gegenüber getreten waren, stießen die Armeekorps südöstlich Mühlhausen in dreitägigem Kampfe zuſammen. Außerordentlich anstrengende Tage waren es für die Kavallerie gewesen! Fast nie vor Einbruch der Dunkelheit kamen die Eskadrons in ihre engen Quartiere.

Aber der Charakter des

wirklich Kriegs-

gemäßen hatte die Uebungen zu hochintereſſanten gemacht. Der Rückmarsch mit seinen vorzüglichen Quartieren verhalf den angestrengten Pferden bald wieder zu befriedigendem Aussehen. Erst am 7. Oktober sah das Regiment seine Garnison wieder. An einer im Sommer unter Leitung des Majors Graf Schlieffen, Generalstabsoffiziers der 17. Division, stattgehabten Kavallerie-Uebungsreise hatten vom Regiment Rittmeister v. Sittmann und die Sekondlieutenants v. Dallwig und v. Prollius theilgenommen. Der wundervolle Spätherbst des Jahres brachte uns eine der schönsten und besten Parforcejagd- Saisons, welche je geritten worden find. Eine Zeit lang hatte unsere Meute leider nicht die frühere Leistungsfähigkeit gezeigt.

Mangel an frischem Blut hatte sich in

der Züchtung nachtheilig bemerkbar gemacht.

Im Herbst 1886 hatten

305

sogar einer unter den Hunden herrschenden Krankheit wegen die Parforcejagden ganz ausfallen müſſen. Auch die nächsten Saiſons litten noch unter diesem Mißgeschick. Erst die Neubeschaffung frischer Hunde aus England hatte die Meute wieder auf ihre frühere Vortrefflichkeit geführt. Nach dem Tode Allerhöchstseines Vaters hatte Se. Königliche Hoheit der Großherzog die Bestimmung getroffen,

daß der Ehren-

preis für die Hubertus - Steeplechase nicht mehr vertheidigt werden, sondern bereits nach einmaligem Gewinn in das Eigenthum des Siegers übergehen solle. Von unserem Regiment hatten die Ehre gehabt denselben zu gewinnen im Jahre 1885 (Parchim) Sekondlieutenant v. Bülow I. auf der schwarzbraunen Stute des Majors Frhrn. v. Senden - Bibran , 1887 ( Steinbeck) gleichfalls Sekondlieutenant v. Bülow I. auf seiner braunen Stute Rustica und 1891 (Parchim) Premierlieutenant v. Krosigk auf seinem braunen Wallach Piggi. Möge sich unser Offizierkorps

immer die gleiche Passion für

den herrlichen Reitsport, der uns in solcher Vollendung geboten wird, bewahren . Im Sattel liege für uns der unversiegliche Jugendborn! Der Winter 1891/92 brachte der Kavallerie die längst ersehnte Lösung der Stollenfrage.

Der schon seit Januar 1891 versuchsweiſe

angeordnete Schraubstollenbeschlag wurde endgültig eingeführt.

Für

die winterliche Verwendung der Reiterwaffe bedeutete das gewaltigen Schritt vorwärts !

einen

Den

dankenswerthen

Bemühungen

des

Obersten

v. Patow und Majors v. Ziegler war es gelungen,

Freiherrn

im Frühjahr 1891

den regen Wunsch des Offizierkorps nach einer eigenen

Jagd zu verwirklichen . In dem Voigtsdorfer Forste besitzt dasselbe seitdem ein Revier, wie es jedes Waidmanns Herz nur mit Befriedigung erfüllen kann. Die Gelegenheit, auf Rothwild und Sauen zu jagen, war um so willkommener, als die früheren Einladungen zu Wildjagden, welche die in Lübz und Wabel wohnenden Forstmeister stets in liebenswürdigster Weise dem Offizierkorps hatten zugehen lassen , mit beschränkt hatten.

deren

Fortgang sich

auf

ein

Mindestmaß

Zur weiteren Förderung des Schießsports begrüßt das Offizierkorps mit Freude die Gründung eines Büchsen- Schießvereins, in der Art wie er vor Jahren bei Lübz den schießluftigen Herren manch 20 v. Unger , 2. Großherzogl. Mecklenburg. Drag. Regt. Nr. 18.

306

angenehmen

Nachmittag

bereitet

Dem

hatte.

Entgegenkommen der Stadt verdanken wir dabei der Schießstände im Buchholz.

liebenswürdigen eine Benutzung

Es verdient hier hervorgehoben zu werden, wie die städtischen Behörden gerade in den letzten Jahren sich immer besonders zuvorkommend gegen das Regiment gezeigt haben.

Neben den Bürger-

meistern, Herrn Geheimen Hofrath Stegemann und Herrn Peek war es vorzugsweise Herr Senator Knittel , welcher stets gerne die Interessen des Regiments vertrat. Als eine bemerkenswerthe Verbesserung der Garnisoneinrichtungen konnte der im Herbst 1891 vollendete Bau eines Hafermagazins Schon seit dem Jahre 1878 hatte die Garnisonverwaltung erst den Bemühungen des Rendanten Bolz war, zugleich mit der Aussicht auf weitere Magazine, die Verwirklichung gelungen.

gelten.

ein solches angestrebt ;

Das Regiment giebt sich der Hoffnung hin, bald auch den längst ersehnten Bau einer dritten Reitbahn durch die unermüdlichen Bemühungen seines geführt zu sehen.

Kommandeurs der

Mit dem Frühjahr mecklenburgische Land. Alexandrine,

Gemahlin

Inangriffnahme

entgegen=

1892 zog leider auch Trauer in das Die verwittwete Frau Großherzogin des

hochseligen

Großherzogs

Paul

Friedrich und Schwester unseres in Gott ruhenden Kaisers Wilhelm I. verschied im hohen Greifenalter sanft infolge von Herzlähmung am Abend des 21. April . Wer die unendliche Herzensgüte, die bezaubernde Liebenswürdigkeit der hohen Frau gekannt hat, welche allezeit für Jeden ein freundliches Wort hatte und für Alles Interesse behielt, wird die Trauer verstehen, welche ihr Heimgang hervorrief. Am 27. April fand die feierliche Beisetzung statt.

der

Am 26. war

unser Offizierkorps vollzählig in Schwerin erschienen , um einen Kranz am Sarge der hohen Entschlafenen niederzulegen. Auch zu den Trauerfeierlichkeiten erschien außer der Deputation, bestehend korps .

aus den Aeltesten der Chargen, das gesammte OffizierOberstlieutenant Frhr. v . Senden war zum Ehrendienst

bei des Herzogs von Sachsen - Altenburg Hoheit kommandirt worden. Eine zwölfwöchentliche Trauer ehrte das Andenken der Mecklenburgern unvergeßlichen Großherzogin.

allen

307

Bis zum Abschluß dieser Zeilen haben noch folgende Personalangelegenheiten das Regiment berührt : Am 19. September 1891 erhielt der Rittmeister v. Busse den Charakter als Major. Am

17.

November

wurde

Sekondlieutenant

unter Beförderung zum Premierlieutenant

v.

Koppelow

in das 1. Großherzoglich

Mecklenburgische Dragoner-Regiment Nr. 17, am 17. Dezember Premierlieutenant v. Dechend unter Beförderung zum Rittmeister und Eskadronchef in das Husaren -Regiment Kaiser Franz Josef von Oesterreich, König von Ungarn ( Schleswig-Holsteinſches) Nr. 16 versetzt. Gleichzeitig rückte Premierlieutenant v. Krosigk in die etatsmäßige Stelle ein. Am 27. Januar 1892 wurde Premier lieutenant v. Levehow, zur Dienstleistung beim Großen GeneralEine stabe kommandirt, zum überzähligen Rittmeister befördert. A. K. O. vom 29. März 1892 ernannte ihn zum Eskadronchef im

seit dem 1. April 1891

nachdem durch gleiche A. K. O. Rittmeister v. Faber du Faur als Adjutant zum Remonte-Inspekteur kommandirt worden war. In die freigewordene Premierlieutenantsstelle wurde unter

Regiment,

demselben Datum der Premierlieutenant Erik Frhr. v. Barnekow vom Pommerschen Dragoner-Regiment Nr. 11 ins Regiment versetzt. Premierlieutenant v. Unger wurde ein Jahr zur Dienstleistung beim lieutenant v. Zimmermann vom

am 1.

April 1892

auf

Großen Generalstabe, Sekond1. Januar 1892 ab auf fünf

Monate zur Militär-Telegraphenschule kommandirt.

Sekondlieutenant

v. Laffert sah sich veranlaßt, behufs Erlernung der Landwirthschaft im Januar d . J. einen einjährigen Urlaub unter Stellung à la suite des Regiments anzutreten . Ende Februar trat der Avantageur

Wilhelm v. Bodecker ,

Sohn des Landesgerichtspräsidenten Herrn v. Bodecker in Oldenburg, beim Regiment ein.

Durch A. K. O.

vom 22. März 1892

wurde der Portepee-Unteroffizier Courtlandt v. Restorff, Sohn des Oberst a. D. v . Restorff , zulett Kommandeur des Magdeburgischen Husaren-Regiments Nr . 10, dem Regiment als Sekondlieutenant überwiesen und schließlich durch A. K. O. vom 17.Mai d . J. der Portepeefähnrich v. Frisch nach Ableistung des Kriegsschulfurſus in Glogau zum Sekondlieutenant befördert . An Stelle des am 27. Januar d. J. in Genehmigung seines als Generallieutenant zur Abschiedsgesuches mit dem Charakter 20*

308

Disposition gestellten

Generalmajors

v.

Schnackenberg

wurde

Oberst Heinrich XVIII . Prinz Reuß, Durchlaucht, bisher Kommandeur des 1. Großherzoglich Mecklenburgischen Dragoner-Regiments Nr. 17, mit der Führung der 17. Kavallerie-Brigade beauftragt und am 16. Februar zu deren Kommandeur ernannt. Generallieutenant v. Schnackenberg schenkte bei seinem Scheiden dem

Offizierkorps

sein Bild,

welches die

imposante

militärische

Erscheinung unseres einstigen, in hohem Grade thätigen Vorgesetzten in unserer aller Erinnerung wach erhalten wird. Von den Reserveoffizieren des Regiments waren im Sommer 1891 Premierlieutenant Bollbrügge und Sekondlieutenant v. Plessen I. zur Landwehr übergetreten . Aus dem Unteroffizierkorps

schied der

im

Dienst ergraute

Seit Bestehen des Regiments hatte er als Wachtmeister demselben angehört und stets als eins der tüchtigsten Mitglieder des Unteroffizierkorps gegolten. In ehrender Anerkennung seiner langen tadelfreien Dienstzeit verlieh ihm Se. Majestät der Wachtmeister Vorköper .

Kaiſer in einer A. K. O. vom 17. Dezember 1891 den Charakter als Sekondlieutenant. Auch Wachtmeister Winter , welcher infolge einer Probedienstleistung bereits seit Jahresfrist dem Frontdienſt Vizewachtmeister entzogen ist, wird im Juli d. J. ausscheiden. Suckow war bei der 2., Sergeant Schlie bei der 5. Eskadron zum Wachtmeister ernannt worden . Eine kriegsministerielle Verfügung vom November 1891 versette den Roßarzt Geitmann vom Feld-Artillerie- Regiment Nr. 9 in das diesseitige Regiment. Bei Abschluß

dieser

Zeilen wies

Regiments an Offizieren, Beamten, offizieren folgenden Bestand auf:

danach die Rangliste des

Unteroffizieren und Reserve-

Stab. 1. Oberstlt. und Kommandeur Ernst Frhr . v . Senden- Bibran. 2. Major u. etatsmäßiger Stabsoffiz . Ludwig v . Ziegler u. Klipphausen. 3. Sekondit. u. Regts. Adjutant Otto Frhr. v. Brandenstein II. Unter-Stab. 1. 2. 3. 4.

Oberstabsarzt 2. Kl . u . Regimentsarzt Dr. Eugen Pochhammer. Zahlmeiſter Herrmann Stollberg. Oberroßarzt Ludwig Lemhoefer. Roßarzt Hans Geitmann.

309

1. Eskadron. 1. Rittm. Heinrich v. Haugwiß. 2. Premierlt. Ulrich v. Liebeherr. 3. Sekondlt. Wilhelm Frhr. v . Winzingerode - Knorr. 4. = Edwin v. Stammer. = 5. Achim v. Frisch. 1. Wachtm. Peters . 2. Vizewachtm. Schroeder. 3. Wehrmann , (Regimentsschneider). 4. Serg. Fernow, Oberfahnenschmied. ፡ 5. Sievert,Duartiermeister. ፡ 6. Lorenz. = 7. Wolff, außeretatsmäßiger Zahlmeisteraspirant. = Trilt. 8.

11. Unteroffiz. Böttcher. = 12. Behrendt. 13. Meyer. = 14. Hafften. = 15. Wolff.

9. Unteroffiz . Jenßen. 10. = Rathmann, Regimentsschreiber.

Regimentsſattler Meyer. Lazarethgehülfe Teichert.

Stabstrompeter Scharfenberg . Trompeter Serg . Wilke. ፡ Erdmann. = Unteroffiz . Dahnk.

=

2. Eskadron. 1. Major Arthur v. Muellern. = 2. Friedrich v . Buſſe , Adjutant beim Gen. Kom . VII. Armeekorps . 3. Sekondlt. Bodo v . Treskow , kommandirt zum Militär-Reitinſtitut. = 4. Günther v. Dallwiz. = 5. Georg Frhr. v. Brandenstein I. 6. Heinrich Haubold v . Zanthier. =

1. Wachtm. Suckow. 2. Vizewachtm. Schwenn. 3. Serg. Brandt I., Küchenunteroffiz. 4. Voß I. = Vorköper. 5. = Schulz . 6. 7. Unteroffiz. Vitense. ፡ 8. Malze. = 9. Heymann ፡ 10. Matthes , Fahnenschmied. = 11. Erich,Quartiermeister.

12. Unteroffiz . Sump. 13. Kanter. = Madaus. 14. 15. Laas. = 16. Sternberg. Trompeter Serg . Bauer. 11 Unteroffiz. Röver. Kremer. Roßarzt Porath. Oberlazarethgehülfe Behm.

310

3. Eskadron. 1. Rittm. Albrecht v . Sittmann. 2. Premierlt. Curt v . Unger , kommandirt beim General- Stab. ፡ 3. Richard v. Renzell. 4. Sekondlt. Curt v . Zimmermann. ፡ 5. Hans v. Graevenih. ፡ 6. Courtlandt v. Restorff.

10. Unteroffiz. Wittenburg. 11. = Prill, Regimentsquartiermeister. 12. Unteroffiz . Krüger. ፡ 13. Mörer. 14. Kraschtinat. ፡ 15. Meyer. ፡ 16. Brinkert. =

1. Wachtm. Heyse. 2. Vizewachtm . Beyer. = 3. Hahn, Regiments : schuster. 4. Serg. Dempzin. 5. = Glaesel I., Quartiermeister. = Behrens, Oberfahnen6. schmied. ፡ 7. Schuldt. 8. Unteroffiz . Andrae. ፡ 9. Hunger.

Trompeter Serg. Techen. = Schuch. ፡ ፡ Unteroffiz . Schulz.

4. Eskadron. 1. Rittm . Eberhardt v. Faber du Faur , kommandirt b . Kriegs -Miniſterium. ፡ 2. Alexander v . Levekow. 3. Premierlt. Adolf v. Krosigk. ፡ 4. Sekondit. Albert v. Prollius. 5. Wilhelm v . Lowķow.

1. Wachtm. Brockmann. ፡ 2. Suhrte, etatsmäßiger Zahlmeiſteraſpirant. 3. Vizewachtm . Benzin. = 4. Hoppe , Brigadeschreiber. 5. Serg Wittenburg . = Voß II , Quartiermeister. 6. = Jenkel. 7. ፡ 8. Blank, Oberfahnenschmied. = 9. Madaus. = Prüter. 10. 11. Unteroffiz. Lagemann.

12. Unteroffiz. Bolduan. = 13. Krüger. 14. Graf. M 15. Nehl. = 16. Gooßmann. Trompeter Serg . Viebke. Unteroffiz. Biel. ፡ Köpce. Büchsenmacher Schroeder. Lazarethgehülfe Richter.

311

5. Eskadron. 1. Rittm . Achim v. Zieten. 2. Premierlt. Erik Frhr. v . Barnekow. 3. Sekondit. Gottfried v . Bülow I. = 4. Johannes v. Broesigke. = 5. Siegfried v. Bülow II. 1. Wachtm. Winter

(scheidet am 1. Juli aus).

= 2. Schlie. 3. Vizewachtm. Pingel. 4. Serg. Brinkmann. = 5. Brandt II., Quartiermeister. Deter. 6. : = 7. Glaesel II. 8. Unteroffiz. Karberg , Fahnenschmied.

9. Unteroffiz. Fehmerling. ፡ 10. Pohlandt. = 11. Köhler. = 12. Plactenmeyer. = 13 . Wiebach. Lemmermann. = 14. = 15. Siete.

Trompeter Serg . Nebeck. Unteroffiz. Fust. ፡ ፡ Gebert.

Attachirt: Arrestantenwärter V. F. Otte , aktiv im Regiment (zulezt Vizewachtmeister) von 5. 11. 1867 bis 1. 2. 1884.

à la suite : 1. Sekondlt. Friedrich Wilhelm Adolph Günther, Herzog von MecklenburgSchwerin, Hoheit, Unterlt. zur See. 2. Sekondlt. Victor v. Laffert.

Reserve-Offiziere. 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14.

Wilhelm Hillmann , Rittergutsbesißer auf Kladow, Kreis Schwerin. Martin Langenbeck, Gutsbesizer auf Schönhof, Kreis Grevesmühlen. Alfred Diestel , Landwirth, Hohen-Schwarfs, Kreis Rostock. Ernst Schroeder I., Rittergutsbesiher auf Kl. Lukow, Kreis Waren. Friedrich Nahmmacher, Gutspächter, Schalensee, Greifswald. Ernst Werner v . Heyden , Amtsverwalter, Wismar. Louis v. Bassewig, Forſtaſſeſſor, Kaliß. Reimar v . Plessen , Rittergutsbesiker auf Trechow, Kreis Doberan. Ernst Friedrich v . Raven , Affeffor, Schwerin. Joachim Frhr . v . Brandenſtein , Referendar, Halberstadt. Bruno Schroeder II., Kaufmann, Hamburg. Gustav v. Dergen , Referendar, Neustrelit. Wilhelm Blohm , Gutsverwalter, Thürkow, Kreis Güstrow. Hans Fehling , Kaufmann, Lübeck.

312

Die Rangliste des aktiven Offizierkorps weist,

die à la suite

stehenden Mitglieder nicht eingerechnet , die ansehnliche Zahl von 21 Lieutenants auf. Wir gehören damit unter die vollzähligſten Kavallerie-Offizierkorps in der Armee. Seit seinem Bestehen haben demselben angehört im

Ganzen

96 Mitglieder. Von diesen weilen nicht mehr unter den Lebenden 10 ; 37 haben sich theils in den Ruhestand zurückgezogen, theils andere Berufe ergriffen ; die Erlaubniß

13 von ihnen erhielten bei ihrer Verabschiedung

zum

vorgeschriebenen

Tragen

unserer

Regimentsuniform

mit

17

noch

Inaktivitätsabzeichen ;

anderen Dienststellungen der

gehören

jetzt

den in

aktiven Armee und 32 dem heutigen

Regiment an. In früherer Zeit waltete in der Rittmeister- und Lieutenantscharge entschieden das mecklenburgische Element vor ;

erst die letzten

Jahre haben hierin durch Eintritt und Hineinverſetzung nicht mecklenNur zwei burgischer Offiziere eine Verschiebung eintreten laſſen. Rittmeister und 10 Lieutenants noch sind heute geborene Mecklenburger. Zukunft

Hoffen wir , daß die mecklenburgischen Familien auch in gern ihre Söhne dem Regiment zuführen , damit das

Offizierkorps des mecklenburgischen Regiments stets mit dem Lande in engen Beziehungen bleibt. Segensreich für das Offizierkorps Zusammensetzung

gewesen.

Erziehung ,

ist immer seine homogene Anschauungen ,

Interessen,

Lebensansprüche , Vermögensverhältnisse der einzelnen Mitglieder haben im Regiment immer ein sehr gleichartiges Gepräge ge= tragen, und dadurch die Pflege einer guten Kameradschaft wesentlich gefördert. Uns Allen gefällt es in unserer kleinen Garnison wohl.

Bietet

dieselbe auch nicht die geistigen Genüffe der großen Stadt , so entschädigt sie durch das behagliche Leben , welches sie gewährt. In kavalleristischer Beziehung hat Parchim alle Vorzüge, welche sich ein Kavallerie-Regiment nur wünschen kann. Um unser wundervolles Reitterrain sind wir von Vielen zu beneiden. -

Dem regen Zu-

sammenleben innerhalb des Regiments steht ein angenehmer Verkehr auf dem Lande zur Seite. Hat sich bedauerlicherweise auch die Zahl der umwohnenden Gutsbesitzer gegen die früheren Jahre erheblich vermindert ,

immer sind

es

doch

noch die gastlichen Häuser in

Lenschow,, Frauenmark, Mentin , Passow, Greven, Herzberg , Lenschow Grambow, Kuppentin, Lanken, Mestlin, Weisin, Borkow und andere

313 mehr, deren Beſizer und Familien in liebenswürdigster Weise unsere Offiziere bei sich begrüßen . Die Hoffestlichkeiten

in Schwerin und

andere

gesellschaftliche

Vergnügungen im Lande sind ohne allzugroße Unbequemlichkeiten zu erreichen und geben unseren tanzenden Herren Gelegenheit, das Regiment nach außen hin gesellschaftlich zu repräsentiren . Von weit her beehren uns die Familien des Landes durch ihr liebenswürdiges Erscheinen auf unseren winterlichen

Tanzfestlichkeiten

in

der Messe. Die Nachbarschaft mit Ludwigslust führt uns mühelos mit alten guten Kameraden und Waffengenossen zusammen. Möge Sollte die Kameradschaft immer eine recht herzliche bleiben ! diese Zukunft noch den Plan einer direkten Bahnverbindung mit Schwerin und Berlin verwirklichen, so werden wir nur den einen Wunsch haben, immer unsere jetzige Garnison beizubehalten. Auch die dienstlichen Verhältnisse sind nur angenehme.

Das

ganze Etablissement der Kaserne und Stallungen mit den ge= räumigen , schönen Uebungsplätzen gewährt große Vortheile für den Dienst. Ein vorzüglicher Exerzirplatz bietet sich uns Sommer und Winter.

Die Umgebung der Garnison in ihrer mannigfaltigen

Abwechselung ist in hohem Grade für die Felddienst - Thätigkeit geeignet ! Persönlich herrscht zwischen dem Kommandeur und seinen Eskadronchefs ,

zwischen dem Eskadronchef und seinen Offizieren ein warmes kameradschaftliches Verhältniß , welches dem dienstlichen Interesse nur förderlich sein kann . Der herrschende Grundsaß,

jedem Untergebenen das größtmöglichste Maß von Selbstständigkeit und Verantwortlichkeit zuzuschieben, erzeugt freudige Arbeitskraft. Mit vollem Vertrauen können wir auf unser Unteroffizierkorps blicken. Im Dienste tüchtig und pflichttreu , zeichnet daſſelbe in ſeinem außerdienſtlichen Benehmen ein ganz besonders anständiger Ton aus . Ebenso haben wir alle Ursache, mit dem Mannschaftserſatz zufrieden zu sein. Unsere Leute sind willig , treu und zuverlässig, haben gute soldatische Anlagen und ernten überall Anerkennung durch ihr ruhiges ,

ordentliches Benehmen.

geringe Zahl von Strafen im Regiment spricht Güte unseres Ersages .

Die auffallend

am besten für die

Leider haben uns gerade die letzten Jahre eine Anzahl der Veteranen des Regiments entrissen. Aus den ersten Jahren des Regiments befinden sich heute in demselben nur

noch Vizewacht-

314

meister Schroeder,

-

Büchsenmacher Schroeder,

Meyer, Vizewachtmeister Beyer, Wachtmeister Peters.

Regimentsfattler

Vizewachtmeister Hahn

und

Das Regiment wird allezeit gern die treuen Dienste dieser Männer anerkennen , welche demselben freudig die Kraft ihrer besten Lebensjahre gewidmet haben.

Schluß wort. Wir stehen wickelung!

am

Schluſſe

einer

fünfundzwanzigjährigen Ent-

Das Regiment beabsichtigt am 8. August d . J. die Wiederkehr seines Stiftungstages festlich zu begehen.

im Verein mit den ehemaligen Angehörigen

Es soll die einfache Feier das kameradschaftliche Band, welches -alle 18. Dragoner umschließt, neu stärken , — sie soll all den nicht mehr im Dienste weilenden früheren Mitgliedern des Regiments von Neuem die Erinnerung

an die Soldatenzeit und mit ihr die

alte überlieferte Soldatentreue für Fürst und Vaterland ins Herz zurückrufen, sie soll besondere Veranlassung geben zu einem Rückblick in die Vergangenheit, zu einem Ausblick in die Zukunft. Das Regiment kann mit ehrlichem Auge auf den verflossenen fünfundzwanzigjährigen Zeitabſchnitt zurückblicken. Es lag in der Art der Errichtung des Regiments , daß die aneinander gefügten Theile sich schnell zu einem organischen Ganzen verdichteten .

Die

schwierigen Ausbildungsverhältnisse in der jungen Truppe wurden so glücklich überwunden , daß , als der König zu den Waffen rief, das Regiment voll seinen Platz neben älteren Truppentheilen ausfüllen konnte. Eine einundzwanzigjährige Friedenszeit hat alsdann das Regiment nie lässig befunden , dem die ganze Armee beseelenden Streben nach Berufstreue und Diensteifer haben Fortschritt sich beizugesellen. immer im Regiment eine Stätte gehabt. Echter kameradschaftlicher Sinn, einfache Lebensweise und ritterliches Benehmen sind von Wo je gefahrAnbeginn an im Offizierkorps gepflegt worden. drohende Klippen sich zeigten , hat sie der gesunde Geist desselben glücklich überwunden !

315

So war es bisher !

Daß

dies

so bleiben möge , sei der

uns Alle beseelende Wunsch an dem Gedenktage unseres Regiments ! Ruft in der Zukunft uns der kaiserliche Kriegsherr wiederum zu den Waffen, wir Alle wollen mit ganzer Seele und mit ganzer Kraft bestrebt sein , den Platz auszufüllen, auf welchen sein Allerhöchster Befehl uns stellt, und freudig Blut und Leben hergeben zum Schutz und Ruhm des deutschen Vaterlandes und seines Kaiserthrones.

-Schwere, ernste Pflichten legt uns solches Versprechen auf! Immer größer werden die Anforderungen,

welche an die Kriegs-

tüchtigkeit des Soldaten gestellt werden , immer größer deshalb auch unsere Friedensarbeit. Selbstloseste Hingabe an den Dienst, völliges Aufgehen in demselben , unerschütterliche Berufstreue werden heute mehr denn je von uns verlangt. Nur wenn wir solche Auffassung von unseren Berufspflichten uns bewahren, werden wir in der Stunde der Gefahr unserem allergnädigsten Kriegsherrn die Dienste leisten, die sein kaiserlicher Wille und unsere eigene Ehre von uns fordern. Das ist die rein militärische Seite unserer Friedensthätigkeit. Nicht minder wichtig ist eine andere. — Es geht in der heutigen Zeit mehr und mehr der Geist der Zuchtlosigkeit und Unbotmäßigkeit Verumher und ergreift immer weitere Kreise der Bevölkerung. gessen wir nie , daß nur dann das Heer die beste Schule für das Volk bleibt, wenn wir , Offiziere wie Unteroffiziere , uns als die In unsere berufenen Erzieher der wehrhaften Jugend betrachten. Obhut kommt die waffenfähige Mannschaft in einem Alter, wo gute Lehre und gutes Beispiel noch sehr wohl auf den empfänglichen Boden eines jugendlichen Herzens fällt. Gerade hier liegt ein Feld der Thätigkeit vor uns von unendlich hoher sittlicher Bedeutung. Trachten wir mit allen Mitteln danach, in die Herzen unserer Leute den Geist der Unterordnung, der Zufriedenheit und der Anhänglichkeit Nur dann ersprießt dem an Fürst und Vaterland zu pflanzen ! deutschen Bürgerthum geläuterter Zuwachs aus den Reihen des Heeres. - Sezen wir Alles daran, um zwischen uns und den uns anvertrauten Leuten

ehrlichen Vertrauens entstehen zu Nur dann können wir uns immer auf sie

ein Band

lassen und zu pflegen !

Im Kriege beruht die Disziplin , welche neben der Führung Alles ausmacht , nicht auf Furcht vor Strafe , sondern auf Vertrauen.

verlassen.

316

Beweisen wir ferner durch unser äußeres Leben und Sein, daß wir uns neben den Vorrechten unseres Standes allezeit auch dessen Pflichten bewußt bleiben.

Einfachheit und Ritterlichkeit seien auch

fernerhin unser unverbrüchliches Erbtheil,

Pflichttreue und völlige

Hingabe an unseren herrlichen Beruf allezeit unsere hervorragendsten Eigenschaften ! Das sei unser Gelöbniß am Gedenktage des Regiments !

Und nun, mein schönes, stolzes Regiment, frisch vorwärts weiter Mit Gott für Fürst

und Vaterland!

-

317

Anlage 1.

Ranglisten des

Offizierkorps .

1868 . Com.: Ob. Lt. Frhr. v. Brandenstein Maj. Detmering Rittm . v. Arnim = Gr. v. Eyben = Frhr. v. Malzan = Gr. v. Bethusy - Huc

2 1 4

5 3 1

"1

RA5 = v. Haefeler P. L. v . Bülow 1ste = v. Viereck, c. 3. Milit. Reit-Inst. = v. Huth Frhr. v. Pappenheim.

32 MWK26 NA2a HSEH2α SJ2 St 4 P. L. Bar. v. Stenglin Adj. S. L. Bar. v. Rodde, = v. d. Lühe 2 = v. Buch 4 =4 Wendt 1 = v. Alten 5 = v. Bülow 2te 3 = v. Busse 1 = Gr. v . d . ReckeVolmerstein 2

2 5 3

=

1869 . Com .: Major v. Rathenow Maj. Detmering Rittm. v. Arnim = Gr. v. Eyben = Frhr. v. Malzan = Gr. v . Bethusy - Huc

4

St 4 2 P. L. Bar. v . Stenglin Adj. 1 S. Lt. Bar. v . Rodde , = v . d. Lühe 2 4 = v. Buch 4 1 RA5 5 Wendt = v. Haefeler 5 = v. Alten 3 = v. Bülow 2te 3 1 P. L. v . Bülow 1ste = v. Busse 1 = v. Viereck, = Gr. v . d. Recec. 3. Milit. Reit-Juft. 2 " v. Huth 5 Volmerstein 2 = Frhr. v. Pappenheim 3 11

=

R. Arzt : m. d. Wahrn. d . Funktionen beauftr.: St. Arzt Dr. Fanter. Assist. Arzt : Zahlmstr.: Grambow.

318

1870 Com.: 2 MMV2 Maj. Detmering = v. Arnim 2 MMV2 Rittm . Gr. v . Eyben = Frhr. v. Malgan 2 MMV2 14 Gr. v. Bethusy - Huc 2 MMV2 RA5 = v. Haeseler 2 MM V2 2 P. L. v. Bülow 1ste MM V2 14 v. Viereck 2 MMV2 = v. Suth 2 MMV2 = Frhr. v . Pappenheim MM V2

71 .

St 2 4 1 P. L. Bar. v . Stenglin 1ste 3 S. L. v. d. Lühe 2 MMV2 = v. Buch 2 4 = Wendt 4 = v. Bülow 2te 5 5 = v. Busse 3 Adj. 2 MMV2 = Gr. v . d . Recke - Volmer = 2 stein 2 MMV2 1 1:3 v. Müller 1 2 MMV2 = v. Derzen 3 2 2 MMV2 = Bar. v. Malzahn 3 =3 Bar. v. Stenglin 2te 5 5

R. Arzt : m. d. Wahrnehm . d . Funktionen beauftr.: St. Arzt Dr. Fanter 20 MMV2 Assist. Arzt : Zahlmstr.: Grambow.

1872 .

Com : Ob. Lt. v. Wolffersdorff 42 BZL36 MMV2 St MMV2 4 Maj. v. Pressentin 5 Rittm. Frhr. v. Malzan 2 S. L. v. Busse 2 MMV2 = Gr. v. d. Recke - Volmer = MM V2 4 5 = Krell 2 MMV2 stein 2 MMV2 c. z . Kr. Akad . 4 = v. Haeseler 3 2 v. Müller 2 MM V2 1 MMV2 = v. Bülow 1 = v. Derzen 5 2 MMV2 2 MMV2 2 = Bar. v. Malzahn 2 Biered 2 MMV2 3 MMV2 5 2 MMV2 P. L. v. Huth = Frhr. v. Pappenheim. Bar. v. Stenglin 2te 2 MMV2 1 2 MMV2 5 = v. Blücher = Bar. v. Stenglin 1ste 4 3 = v. Holstein 1 = v. d. Lühe 2 MMV2 = v. Schulz 2 c. 3. Milit. Reit-Inft. 3 = v . Döringen. 2 = v. Buch 4 2 MMV2 Adj. 2 MMV2 S. L. Wendt =



11

=

R. Arzt: Ob. St. Arzt Dr. Fanter MMV2 Zahlmstr.: Grambow.

319

1873 .

2ÖFJ2 Com.: Ob. Lt. v. Seydlit 4 St MM V2 Maj. v. Pressentin 4 Recke S. L. Gr. Volmerstein v . d . Rittm . Frhr. v . Malzan 2 MMV2 4 4 2 MM V2 c. z . Kr. Akad . = v. Krell 5 5 2 MMV2 v. Müller 2 MM V2 = v. Haefeler = v. Derzen 3 2 1 MMV2 2 MMV2 = Bar. v. Malzahn 1 v. Bülow 2 MMV2 2 2 MMV2 5 = v. Viereck 2 MMV2 3 = Bar. v. Stenglin 2te 2 MMV2 P. L. v. Huth 2 = Frhr. v. Pappenheim MMV2 1 2 = v. Blücher 3 MMV2 1 = Bar. v. Stenglin 1ste 4 = v . Holstein = v. d. Lühe 3 c. 3. Central-Turn-Anst. 1 2 MM V2 = v. Buch = v. Schulz 2 4 2 MMV2 1 Adj. S. L. Wendt 2 MMV2 v. Döringen 5 = v. Busse 2 MMV2 =

=

=

R. Arzt: Ob. St. Arzt 2. Cl. Dr. Fanter MMV2 3ahlmstr.: Grambow.

Reserve- Offiziere. S. L. v. Alten = v. Bülow

=

11

=

(1. B. 9. L. R.) (R. L. B. 73.) | S. L. Lagemann = Heucke 2 MMV2 (2. B. 24. L. R. ) = Hagemeister (1. B. 89. L. R.) (2. B. 90. L. N.) = Hillmann 2 MMV2 2 MMV2 Thormann (1. B. 90. L. R.) (1. B. 90. L. R.) Reichwaldt (1. B. 89. L. R.) v. Malzahn MMV2 (2. B. 90. L. R.) (1. B. 90. L. R.) Keding 2te 2 MMV2 Keding 1e (1. B. 90. L. R.)

=

1874.

Com.: Ob. Lt. v. Seydlig Maj. v. Pressentin 4 Rittm . Frhr. v. Malhan

4 4 MMV2

2

ÖFJ2

St

4 P. L. Bar. v. Stenglin 1ste 2 = v. d. Lühe 2 MMV2 4 2 MMV2 = Krell 5 = v. Buch 1 2 MMV2 2 MMV2 = Wendt = v. Haeseler 3 Adj. 2 MMV2 1 MMV2 = v. Bülow 2 MMV2 1 S. L. Gr. v. d. Recke - Volmer= v. Viereck 2 5 stein 2 MM V2 2 MMV2 3 P. L. v. Huth 2 MMV2

320

=

=

8 1 2 ·

S. L. v . 2 MMV2 = v. c. 3. Milit. Reit-Inst. 4 v. Bar. v. Malzahn 2 MMV2 4 v. Bar. v. Stenglin 2te 2 MMV2 5

S. L. v. Müller

3

Blücher Schulz Döringen. Sittmann

4

=

R. Arzt: Ob. St. Arzt 2. Cl . Dr. Fanter MMV2 Zahlmstr.: Grambow Ob. Roß- Arzt: Niebuhr MMV2

Reserve- Offiziere . P. L. Bar. v. Rodde 2 BMV36 S. L. Lagemann = Heucke MMV2 HSEH3a = Hillmann (1. B. 89. L. R.) S. L. v. Bülow 2 MMV2 = Reichwald (2. B. 90. L. R.) = Thormann 2 MMV2 Keding 2te = Bolbrügge (1. B. 90. L. R.) = v. Malzahn MMV2 = v . Schulz (2. B. 90. L. R.) = Keding 1ste 2 MMV2 (1. B. 90. L. R. )

(1. B. 9. L. R.) (2. B. 90. L. R.) 2 MMV2 (1. B. 90. L. R.) (1. B. 89. L. R.) (1. B. 90. L. R.) (1. B. 89. L. R.) (2. B. 90. L. R.)

1875 . Com.: Ob.-Lt. v . Seydlig Ob. Lt. v. Pressentin 4

43 + 2✯ ✯ ÖFJ2 MMV2

S. L. v . Müller 2 MMV2 4 2 MMV2 4 c. 3. Milit. Reit-Inst. = Krell 5 2 MMV2 Bar. v. Malzahn 2 3 MM V2 1 MMV2 v. Haeseler = Bar. v. Stenglin 2te 1 = v. Bülow 2 MM V2 2 = v. Viereck MMV2 2 2 MM V2 = v . Blücher 4 P. L. Bar. v. Stenglin 1ste = v. d. Lühe = v. Schulz 2 2 MMV2 = Wendt = v. Döringen Adj. 2 MMV2 = v. Parpart = v. Sittmann 5 = Gr. v. d. Rece- Volmerstein = v. Dallwig 2 MMV2 3

St

Rittm . Frhr. v . Malhan

4

=

=

2 MMV2

R. Arzt: Ob. St. Arzt 2. Cl. Dr. Fanter MMV2 Zahlmstr.: Grambow Ob. Roß-Arzt: Niebuhr

5 3 12 + 1

à la Suite : P. L. v . Buch

1

4 5

321

Reserve- Offiziere. P. L. Bar. v. Rodde | S. L. Heucke (2. B. 90. 2. R.) 4 2 = Hagemeister BMV36 MMV2 HSEH3a (1. B. 89. L. R.) (1. B. 89. L. R.) - Hillmann 2 MM V2 v. Bülow 2 MMV2 (1. B. 90. L. R.) = (2. B. 90. L. R.) Reichwald (1. B. 89. L. R.) = Bolbrügge S. 2. Thormann (1. B. 89. L. R.) 2 MMV2 = v. Schulz (1. B. 90. L. R.) (2. B. 90. L. R.) = Frhr. v. Malhan MMV2 = Stever (2. B. 90. L. R.) = John (2. B. 90. L. R.) (1. B. 90. L. R.) = Lagemann (1. B. 9. L. R.)

1876/77 . Com.: Oberst v. Seydlik 432 ✯ ✯ ÖFJ2 2 Maj. Frhr. v. Spies GSF3a = Frhr. v. Malhan 42 MMV2

Rittm . Krell 2 MMV2 5 S. L. Bar. v. Malzahn 2 = v. Bülow 1 MMV2 2 MMV2 2 = Bar. v. Stenglin v. Viereck 2 MMV2 2 = Bar. v. Stenglin 3 MMV2 c. 3. Milit. Reit-Inft. 2 = v. Blücher P. L. v. d. Lühe 2 MMV2 " v. Buch 1 = v. Schulz 2 MMV2 = Wendt = v. Döringen c. 3. Kr. Akad. Adj. 2 MMV2 = v. Parpart 5 = Gr. v. Voß = Gr. v. d. Recke- Volmerstein = v. Sittmann = v. Dallwig 2 MMV2 3 S. L. v . Müller 2 MMV2

St

1

=

4 3 1 2 2 4 5

R. Arzt: Ob. St. Arzt 2. Cl . Dr. Fanter MMV2 Zahlmstr.: Grambow Ob. Roß-Arzt : Lemhoefer

Reserve- Offiziere.

S. L. Heude (2. B. 90. L. R.) P. L. Bar. v. Rodde 4 2 = Hagemeister BMV36 MMV2 HSEH3a (1. B. 89. L. R.) = Hillmann 2 MMV2 (1. B. 89. L. R.) 2 MMV2 = v. Bülow (1. B. 90. L. R.) = Reichwald (2. B. 90. L. R.) (1. B. 89. L. R.) = Bolbrügge (1. B. 89. L. R.) S. 2. Thormann 2 MMV2 = Stever (1. B. 90. L. R.) (1. B. 90. L. R.) = Frhr. v. Malhan MMV2 = John (1. B. 90. L. R.) = v. Blücher (2. B. 90. L. R.) (1. B. 90. L. R.) = Lagemann (2. B. 9. L. R.) 21 v. Unger, 2. Großherzogl. Mecklenburg. Drag. Regt. Nr. 18 .

-

322

1878 .

MWK26 ÖFJ2 432 Com.: Oberst v. Seydlig St 3a GSF 2 Maj. Frhr. v. Spies V2 K3 MM MW 42 = Frhr. v. Malhan 2 MMV2 = Krell 5 2 1 S. L. v. Wernis 2 MMV2 Rittm. v. Bülow = Bar. v. Stenglin 2 2 2 MMV2 = v. Viered MMV2 c. 3. Milit. Rett-Inft. 4 3 = Bar. v. Stenglin 3 = v. Blücher 2 2 MMV2 P. L. v . d. Lühe 1 Adj. v. Schulz 2 MMV2 = Wendt 2 = v. Döringen , c. z . Kr. Akad. 5 = v. Parpart 2 = Gr. Voß v. = Gr. v. d . Rece - Volmerstein ann Sittm = v. 2 MMV2 c. z. Dienstl. b. = v. Dallwit 3 1. Garde-Feld-Art. R. = v. Derzen 2 MMV2 = v. Müller =

453

à la suite : S. L. Bar. v. Malzahn

2 MMV2

R. Arzt : Ob. St. Arzt 2. Cl . Dr. Fanter MWK4a MMV2 Zahlmstr.: Grambow MWK4b Ob. Roß- Arzt : Lemhoefer

Reserve-Offiziere.

(1. B. 89. 2. R.) 42 LD2 S. L. Hagemeister P. L. Bar. v . Rodde = Hillmann 2 MMV2 BMV36 MMV2 HREH3a (1. B. 90. E. R.) (1. B. 89. L. R.) (1. B. 89. L. R.) = Reichwald 2 MMV2 ፡ v. Bülow (1. B. 89. L. R.) = Bolbrügge (2. B. 90. L. R.) (1. B. 90. L. R.) = Stever 2 MMV2 = Thormann (1. B. 90. L. R.) (1. B. 90. L. R.) = John (2. B. 90. L. R.) = v. Blücher S. L. Frhr. v. Malgan MMV2 (2. B. 83. L. R.) = v. Storch (2. B. 90. L. R.) (1. B. 89. L. R.) = L. (2. Plähn 9. B. R.) ፡ Lagemann (1. B. 89. L. R.) = Heude

1879 . Com .: Maj. Frhr . v. Seherr - Thoß 44 2 GSF3a Maj. Frhr. v. Spies MWK3 MMV2 = Frhr. v. Malgan42 = Krell 2 MMV2

St 4 5

323

Rittm. v. Bülow 2 MM V2 1 S. L. Bar. v. Stenglin 2 = v. Viereck 2 2 MMV2 MMV2 5 " v. Blücher = Bar. v. Stenglin 3 Aoi. = v. d. Lühe = v. Schulz, c. z. Milit. Reit-Inft, 1 2 MMV2 3 = v. Döringen, c. z. Kr. Akad.. P. L. Wendt 2 MMV2 2 = v. Parpart = Gr. v. Voß 5 2 = Gr. v. d. Recke - Volmerstein = v. Sittmann 4 = v. Dallwitz 1 +2 MMV2 2 = Wernis 1 = v. Derzen 2 3 S.L. Bar. v. Malzahn 2 MMV2 2

à la suite : P. L. v. Müller

2 MMV2

R. Arzt: Ob. St. Arzt 2. Cl. Dr. Fanter MWK4a MMV2 Zahlmstr.: Grambow MWK4b Ob. Roß- Arzt: Lemhoefer

Reserve- Offiziere . 2 MMV2 (2. B. 90. L. = Thormann 2 MMV2 (1. B. 90. L. = Frhr. v. Malzan MMV2 (2. B. 90. L. (2. B. 9. L. S. L. Lagemann (1. B. 89. L. Heucke = Hagemeister (1. B. 89. L. = Hillmann 2 MMV2 (1. B. 90. L.

R.) R.) R.) R.) R.) R.)

S. L. Reichwald = Bolbrügge = Stever = John = v. Blücher = v. Storch Plähn = Neumann = Bosselmann

11

P. 2. v. Bülow

(2. B. 89. L. R.) (1. B. 89. L. R.) (1. B. 90. L. R.) (1. B. 90. L. R.) (2. B. 90. L. R.) (1. B. 89. L. R.) (1. B. 89. L. R.) (2. B. 90. L. R.) (1. B. 90, L. R.)

R.)

=

1880.

Com.: Ob. Lt. Frhr. v. Seherr - Thoß Maj. Frhr. v. Spies 2 GSF3a = Krell 2 ✈ MMV2

St 5

1 P. L. v. Parpart = v . Müller 1ste 2 2 MMV2 3 Werniß 2 = Bar. v. Malzahn 4 2 5 MMV2 =

Rittm. v . Bülow 2 MMV2 = v . Viereck 2 MMV2 = Bar. v. Stenglin = v. d. Lühe 2 MMV2 RW4 2 MMV2 P. 2. Wendt

44

21*

2 1 3 4

324 22 31 45

S. L. Bar. v. Stenglin

11

= =

S. L. Gr. v . Voß 2 = v. Sittmann MMV2 5 = v . Dallwit Abj. v. Blücher = v . Derzen v. Schulz, c. z. Milit. Reit-Inft. 1 = v. Alten v. Müller 2te 3

R. Arzt : Ob. St. Arzt 1. Cl. Dr. Fanter Assist. Arzt 2. Cl. Rönnberg Zahlmstr.: Grambow MWK4b Ob. Roß- Arzt : Lemhoefer

MWK4a MMV2

Reserve-Offiziere.

S. L. Bolbrügge 2 MMV2 = Stever 1fte (2. B. 90. L. R.) = John E Thormann 2 MMV2 : v. Blücher (1. B. 90. L. R.) = v. Storch Frhr. v. Malhan MMV2 = Plähn (2. B. 90. L. R.) = Neumann = Lagemann (2. B. 9. L. R.) Bosselmann (1. B. 89. L. R.) S. L. Heucke = Stever 2te = Hagemeister (1. B. 89. L. R.) = Hoffmann = Hillmann 2 MMV2 (1. B. 90. L. N.) - Reichwald (2. B. 89. L. R.)

P. L. v. Bülow

(1. B. 89. L. R.) (1. B. 90. L. R.) (1. B. 90. L. R.) (2. B. 90. L. R.) (1. B. 89. L. R.) (1. B. 89. L. R.) (2. B. 90. L. R.) (1. B. 90. L. R.) (2. B. 89. L. R.) (2. B. 24. k. R.)

=

1881 . Com.: Ob. Lt. Frhr. v. Seherr - Thoß 44 St Maj. Frhr. v. Spies 4 2 GSF3a S.L. v . Blücher Adj. Rittm. v . Bülow 2 MMV2 2 = v. Schulz 2 = v. Viereck 4 MMV2 = v. Lücken 3 5 = v. Müller 2te 4 = Gr. v. Voß 2 2 MMV2 v. d. Lühe = v. Sittmann, RW4 5 = Wendt 2 MM V2 c. z. Milit. Reit-Inft. 3 = v. Dallwig 2 3 P. L. v. Parpart = v. Derzen = v. Müller 1ste 4 2 MMV2 1 = v. Alten = Wernik 3 1 2 = v. Liebeherr = Bar. v. Malzahn 5 2MMV2 4 Bar. v. Stenglin 2 MMV2 5

=

=

R. Arzt: Ob. St. Arzt 1. Cl. Dr. Fanter Assist. Arzt 2. Cl. Dr. Rönnberg Zahlmstr.: Grambow MWK4b Ob. Roß-Arzt : Lemhoefer.

MWK4a MMV2

325

Reserve - Offiziere. P. L. Frhr. v. Malzan MMV2 (2. B. 90. L. = Lagemann (2. B. 9. L. S.L. Heucke (1. B. 89. L. = Hagemeister (1. B. 89. L. = Reichwald (2. B. 89. L. = Bolbrügge (1. B. 89. L.

R.) R.) R.) N.) R.) R.)

S.L. = = = = = = -

John v. Storch Blähn Neumann Bosselmann Hoffmann Bassewit

(1. B. 90. L. (1. B. 89. L. (1. B. 89. L. (2. B. 90. L. (1. B. 90. L. (2. B. 90. L. (2. B. 90. L.

R.) R.) R.) R.) R.) R.) R.)

1882 .

"1

Com.: Ob. Lt. Frhr. v. Seherr -Thoß 4 3 4 St Maj. v. Kutschenbach 2 = v. Bülow 1 42 MMV2 2 3S.L. v. Schulk Rittm. v. Lücken 4 5 = v. Müller 2te = v. d. Lühe 2 MMV2 = Gr. v. Voß RW4 4 = Wendt 5 = v. Sittmann, 2 MMV2 = v. Parpart 2 c. z. Milit. Reit-Inft. 3 = v. Dallwig 3 P. L. v. Müller 1ste 2 MMV2 1 = Wernit = v. Derken 3 4 2 1 v. Alten 2 Bar. v. Malzahn 1ste MMV2 4 2 v. Liebeherr = Bar.v. Stenglin 2 MMV2 5 5 v. Stralendorff = v. Blücher = Frhr. v. Malzahn 2te Abj .

11

11

= = =

=

Commandirt zur Dienstleistung: S.L. v. Levehow v. Großherzogl. Medienb. Gren. R. Nr. 89. R. Arzt: Ob. St. Arzt 1. Cl. Dr. Fanter Assist. Arzt 1. Cl. Dr. Rönnberg Zahlmstr.: Grambow MWK4b Ob. Roß-Arzt: Lemhoefer

4MWK40 MMV2

Reserve - Offiziere. S.L. v. Storch P. L. Frhr. v . Malzan LD2 = Blähn MMV2 (2. B. 90. L. R.) = Neumann = Lagemann (2. B. 9. L. R.) = Heucke (1. B. 89. L. R.) Bosselmann = Hoffmann S.L. Reichwald (2. B. 89. L. R.) = Bassewit = Bolbrügge (1. B. 89. L. R.) = John = Crull (1. B. 90. L. R.)

(1. B. 89. L. R.) (1. B. 89. L. R.) (2. B. 90. L. R.) (1. B. 90. L. R.) (2. B. 27. L. R.) (2. B. 90. L. R.) (2. B. 90. L. R.)

=

326

-

1883 . Com.: Ob. Lt. Frhr. v. Seherr- Thoß Maj. v. Kutschenbach 2 = v. Bülow 42 MMV2

4

3

St 1

3 S. L. v. Müller 2te, 4 c. a. Milit. Reit- Inft. 2 MMV2 RW4 = v. Sittmann = v. Dallwit 5 =- Wendt 2 MMV2 = v. Levezow 2 = v. Parpart = v. Derzen 2 MMV2 1 P. L. v. Müller 1fte : v. Alten 4 = Wernik 2 ፡ v. Stralendorff = Bar. v. Malzahn 1fte 2 : Frhr. v. Malzahn 2te MM V2 = v. Koppelow Abi. = v. Blücher 3 = v. Schult Rittm. v. Lücken = v. d. Lühe

5 5 2 2 4 1 5 3

à la suite: S.L. Gr. v . Voß = v. Liebeherr R. Arzt: Ob. St. Arzt 1. Cl. Dr. Fanter Zahlmstr.: Grambow MWK4b Ob. Roß-Arzt: Lemhoefer

4

MWK4a MMV2

Reſerve - Offiziere.

Lagemann LD2 Reichwald Bolbrügge John v. Storch = Plähn

P.L. S.L. = =

(2. B. 9. L. (2. B. 89. L. (1. B. 89. L. (1. B. 90. L. (1. B. 89. L. (2. B. 90. L.

R. ) | S. L. = R.) = R.) = R.) : R.) R.)

Neumann Bosselmann Hoffmann Bassewiz Crull

(2. B. 90. L. (1. B. 90. L. (2. B. 89. L. (2. B. 90. L. (2. B. 90. L.

R.) R.) R.) R.) R.)

1884 . Tom.: Ob. Lt. v. Lieres u. Wilkau 2 * 4 Maj. v. Kutschenbach = v. Bülow 42 MMV2 Rittm. v. Lücken = v. d. Lühe

= =

4 2 MMV2 RW4 Wendt 2 MM V2 v. Parpart

3 P. L. ፡ = 4 5 2 =

4

3

2 St 1

2 MM V2 v. Müller 1fte Berniß 2 Bar. v . Malzahn 1fte 2 MMV2 v. Blücher

3.

5

327

v. v. v. v. v.

Schult Müller 2te Sittmann Dallwit Levezom

2 S. L. = 4 = 5 = Adj. = 2

11

P. L. = S.L. = =

v. Derßen v. Stralendorff Frhr. v. Malzahn 2te v. Koppelow v. Plessen

1 4 5 3 1

à la suite : S.L. Friedrich Wilhelm Adolph Günther Herzog von MecklenburgSchwerin H. R. Arzt : Ob. St. Arzt 2. Cl. Dr. Schröder Zahlmstr.: Grambow MWK4b Ob. Roß- Arzt : Lemhoefer

200

Reserve - Offiziere.

P. L. S. L. = = = =

Lagemann LD2 Reichwald LD2 Bolbrügge LD2 John v. Storch Plähn

(2. B. 9. L. R.) S. L. = (2. B. 89. L. R.) = (1. B. 89. L. R.) = (1. B. 90. L. R. ) = (1. B. 89. L. R.) (2. B. 90. L. R.)

Bosselmann Hoffmann Bassewiz v. Liebeherr Hillmann

(1. B. 90. 2. R.) (2. B. 89. L. R.) (2. B. 90. L. R.) (1. B. 90, L. R.) (1. B. 90. L. N.)

1885 .

Com .: Ob. Lt. v . Lieres u. Wilkau 函2 St 2 & Maj. v. Kutschenbach 4 1 2 BMV3b = Frhr. v. Senden - Bibran 4 4 Adj . | S. L. v. Dallwik Rittm. v. d. Lühe 2 MMV2 = v. Levezom, RW4 4 c. 3. Milit. Reit-Inft. 2 5 = Wendt 2 MMV2 1 2 v. Liebeherr = v. Parpart 1 3 = v. Stralendorff 2 MMV2 = v. Müller 5 5 = Frhr. v. Malzahn P. L. v. Wizleben 3 3 = v. Blücher v. Koppelow 5 = v. Plessen 2 = v. Schulz 2 = v. Bülöm 4 ፡ v. Müller = v. Tresckow 1 = v. Sittmann =

=

Aggregirt: P. C. Wernik

2 f. Milit. Reit-Inft.

328

à la suite : S. L. Friedrich Wilhelm Adolph Günther Herzog von MecklenburgSchwerin H.

R. Arzt: Ob. St. Arzt 2. Cl . Dr. Stanjed Zahlmstr.: Grambow MWK46 Ob. Roß-Arzt : Lemhoefer

2

Reserve-Offiziere. P. L. Lagemann LD2 (2. B. 9. L. R. ) | S. L. Bosselmann = Reichwald LD2 (2. B. 89. L. R. ) = Hoffmann = Bassewiß Bolbrügge LD2 (1. B. 89. L. R.) = Hillmann S. L. John ( 1. B. 90. L. R.) = v. Storch : Langenbec (1. B. 89. L. R.) = Blähn LD2 = v. Ike (2. B. 90. L. R.)

(1. B. 90. L. R.) (2. B. 89. L. R.) (2. B. 90. L. R.) (1. B. 90. L. R.) (1. B. 90. L. R.) (2. B. 5. L. R.)

=

1886 .

132

Com .: Ob. Lt. v . Lieres u . Wilkau

Maj. v. Papen 4 4 2 = Frhr . v . Senden - Bibran BMV36 442 S. L. v. Liebeherr Rittm. v. d . Lühe 2 MMV2 = v. Stralendorff RW4 4 " Wendt 5 = Frhr. v. Malzahn 2 MMV2 = v. Busse 2 2 MMV2 v. Koppelow = v. Plessen 3 = v. Müller 2 MMV2 ፡ 4 v. Bülow 1fte P. L. v. Wizleben = v. Schulz 3 = v. Tresckow = v. Müller 5 v. Bülow 2te = v. Sittmann 1 v. Wrisberg = v. Dallwit 1fte Adj. v. Dallwig 2te 2 S. L. v. Levehow =

= = =

"1

St 1 5 1 4 3 2 3 5 1 4 2

à la suite :

Rittm. v . Parpart ÖEK3 = v. Wernik 2 f. Milit . Reit-Inft. P. L. v. Blücher, f. 12. Cav. Brig. S. L. Friedrich Wilhelm Adolph Günther Herzog von MecklenburgSchwerin H.

R. Arzt: Ob. St. Arzt 2. Cl. Dr. Stanjec Zahlmstr.: Grambow MWK4b Ob. Roß-Arzt: Lemhoefer

210

--

329

Reserve-Offiziere.

(1. B. 89. L. R.) (1. B. 90. L. R.) (2. B. 5. L. R. (1. B. 89. L. R.) (2. B. 90. L. B.) (1. B. 90. L. R.) 1. B. 89. L. R.)

P. L. Lagemann LD2 (2. B. 90. 2. R. ) | S. L. Hillmann = Langenbec = Bolbrügge LD2 (1. B. 89. L. R.) = v. Ike S. L. John (1. B. 90. L. R.) = v. Storch = Diestel (1. B. 89. L. R. ) = Plähn LD2 = Schröder (2. B. 90. L. R.) = Nahmmacher Bosselmann 1. B. 90. L. R.) = Bassewit = v . Heyden (2. B. 90. L. R. )

=

1887 . Com.: Ob. Lt. v. Lieres u. Wilkau Maj. v. Papen 4 4 2 = Frhr. v. Senden - Bibran MM V2 RW4 = Wenðt 2 函 MMV2 = v. Busse 2 MMV2 = v. Müller 2 MMV2 P. 2. v. Schult v. Müller = Sittmann = Dallwit 1fte = v. Levekow S. 2. v. Unger = v. Liebeherr , c z. Milit.Reit-Inſt.

32

OV3a 4

2

4 5 2 3 4 5 1 3 2 3 1

4 +2 BMV36 S. L. v. Krosigk = Frhr. v. Malzahn = v. Koppelow = v. Plessen = v. Bülow 1ste = v. Tresckow = v. Bülow 2te = v. Wrisberg = v. Dallwit 2te = Frhr. v. Brandenſtein = v. Bülow 3te = v. Ploeg

St 1 2 5

Rittm. v. d . Lühe

4

Adj. 2 3 4 1 3 2 5 4 1

=

à la suite :

P. L. v. Blücher, f. 12. Cav. Brig. S. L. Friedrich Wilhelm Adolph Günther Herzog von MecklenburgSchwerin H. MWK1a.mOk MGr01 GSF1

R. Arzt : Ob. St. Arzt 2. Cl. Dr. Stanjec Zahlmstr.: Grambow 4 MVK2 MDK Ob. Roß-Arzt: Lemhoefer

20

Reserve-Offiziere. P. L. Bolbrügge LD2 (1. B. 89. L. R. ) | S. L. v . Ike = John LD2 = Diestel (1. B. 90. L. R.) = Schröder (2. B. 90. L. R.) S. L. Plähn LD2 = Bosselmann = Nahmmacher (1. B. 90. L. R.) : v. Heyden = v. Stralendorff (1. B. 90. L. R.) = Hillmann = v. Bassewit (1. B. 89. L. R. ) = = v. Plessen (1. B. 90. L. R.) Langenbeck

(2. B. 5. L. R.) (1. B. 89 L. R.) 2. B. 90. L. R.) (2. B. 90. L. R.) (1. B. 89. L. R.) (1. B. 90. L. R.) (1. B. 90. L. R.)

330

1888 .

Maj. v. Papen 4 4 2 = Frhr. v. Senden - Bibran Rittm. v . d . Lühe

MMV2 RW4 = Wendt 2 MMV2 = v. Busse 2 MMV2 = v. Müller 2 MM V2 c. 3. Dienstl. b. d. Großherzogs von Mecklenburg-Schwerin K. H. P. L. v. Schulz = v. Müller v. Sittmann = v. Levehow, c. z. Kr. Alab. = v. Unger S. L. v. Liebeherr, c.z. Mil. Reit- Inft.

42 ** OV3a 4

2

4 5 2

3 4 5 1 2 3 1

42

BMV3b

St 1

2 S. L. v. Krosigk = Frhr. v. Malzahn 5 : v. Koppelow Abi. = v. Bülow 1fte 3 4 = v. Trescow 1 HT v. Bülow 2te = v. Dallwitz 2 = Frhr. v. Brandenstein 1ste 5 4 v. Bülow 3te = Frhr. v. Brandenstein 2te 3 = Frhr. v. WinzingerodeKnorr 1 : v. Laffert 2 =

Com.: Ob. Lt. Frhr. v. Patow

=

Aggregirt:

Rittm. v. Haugwit P. L. v. Faber du Faur

à la suite: S. L. Friedrich Wilhelm Adolph Günther Herzog von MecklenburgSchwerin H. MW Kia.mOk MGr01 GSF1 = v. Plessen

R. Arzt : Ob. St. Arzt 2. Cl. Dr. Rabenau

2

GHVP3a GHMSK

Zahlmstr.: Grambow 44 MVK2 MDK Ob. Roß- Arzt: Lemhoefer

Reserve-Offiziere. P. 2. Bolbrügge LD2 (1. B. 89. L. R.) S. L. Schröder = Nahmmacher S. L. Bosselmann LD2 ( 1.B. 90. L.R.) = Hillmann = v. Heyden (1. B. 89. L. R.) = Langenbeck = v. Bassewit (1. B. 90. L. R.) = v. Jte = v. Plessen (2. B. 5. k. R.) = Diestel (1. B. 89. L. R.) v. Raven

(2. B. 90. 2. R.) (1. B. 2. L. R.) (2. B. 90. L. R.) (2. B. 90. L. R.) (1. B. 90. L. R.) (2. B. 90. L. R.)

-

331

1889 . Com.: Ob. Lt. Frhr. v. Patom 4 2 St Maj. v. Papen 4 4 2 OV3a S. L. v. Bülow 1fte, Rittm. v. d . Lühe 2 MWK3 MM V2 RW4 4 c. z. Milit. Reit-Inft. 3 5 = v. Tresckow 5 Wendt 2 MMV2 : v. Busse 2 = v . Bülow 2te 1 2 MMV2 = v. Haugwit BZL3bmE 1 1:4 v . Dallwit 2 = Frhr. v. Brandenstein 1ste 5 = v. Schulz 3 2 = v. Bülow 3te 4 P. L. v. Faber du Faur = v. Müller Frhr. v. Brandenstein 2te 3 = v. Sittmann 1 = Frhr. v. Winzingerode= v. Levekom, c. z. Kr. Akad. 2 Knorr 1 = v. Unger, = v. Laffert 3 2 desgl. = v. Bredow 5 3 S. L. v. Liebeherr = v. Krosigk 5 3 v. Zimmermann = v. Prollius 4 4 -= Frhr. v. Malzahn = v. Koppelom Ati. =

11

=

=

à la suite : S. L. Friedrich Wilhelm Adolph Günther Herzog von MecklenburgSchwerin H. MWKła.mOk MGr01 GSF1

R. Arzt: Ob. St. Arzt 2. Cl . Dr. Pochhammer Zahlmstr.: Grambow 14 MVK2 MDK Ob. Roß-Arzt: Lemhoefer

Reserve- Offiziere. (Schwerin) | S. L. Schröder = Nahmmacher (Schwerin) (Rostock) v. Heyden = v. Bassewik (Wismar) = v. Plessen 2te (Thorn) = v. Raven (Schwerin)

=

P. L. Bolbrügge LD2 S. L. Hillmann = v. Plessen 1fte : Langenbec = v. Ike Diestel

(Rostock) (Rostoc) (Schwerin) (Rostoď) (Wismar) (Rostock)

=

1890. Com.: Ob. Lt. Frhr. v. Patow

42

Maj. v. Ziegler u. Klipphausen

MGrO26

442

MMV2 RA3X

Rittm. v. Busse 42 MMV2 2 Rittm. v. Schulk = v. Faber du Faur =T v. 3ieten 2HSEH3a GE3 5 : v. Haugwit BZL3bmE 1

St

3 4

332 P.L. v. Sittmann 5 S.L. v. Dallwit = Frhr. v. Brandenstein 1ste = v. Dechend, c. z. Milit. Reit-Inft. 1 =3 v. Bülow 3te 2 v. Levehow , c. z. Kr. Alad. ፡ Frhr. v. Brandenstein 2te = v . Unger, C desgl. = Frhr. v. Winzingerode= = v. Renzell 1 Knorr S.L. v. Liebeherr = v. Krosigk 2 = v. Laffert = v. Koppelow = v. Bredow 8 = v. Bülow 1ste, c. z. Milit. Reit-Inft. 3 = v. Zimmermann = v. Trescow = v. Prollius 2 = v. Broesigke = v. Bülow 2te Abi .

5 4 3 1 2 5 3 4 1

=

à la suite : S.L. Friedrich Wilhelm Adolph Günther Herzog von MecklenburgSchwerin H. MWK1a.mOk MGr01 GSF1 Unter-Lieutenant z. See.

R. Arzt : Ob. St. Arzt 2. Cl. Dr. Pochhammer Zahlmstr.: Grambow 4 MVK2 MDK Ob. Roß-Arzt : Lemhoefer

Reserve- Offiziere : P.L. S.L. = = = = =

Bolbrügge LD2 Hillmann v. Plessen 1ste Langenbec v. Ike Diestel Schröder

(Schwerin) | S. L. = (Schwerin) = (Rostoď) = (Wismar) 2 (Raftenburg) = (Rostoc) (Rostoc)

(Rostock) Nahmmacher v. Heyden (Wismar) (Wismar) v. Bassewig v. Plessen 2te (Wismar) v. Raven (Rostock) Frhr. v. Brandenſtein (Wismar)

1891 .

MGr02b 3 2 Maj. v. Ziegler u. Klipphausen 442 MMV2 RA3X = v. Muellern 42 BZL3a WFL3a Com.: Oberst Frhr. v. Patow

Rittm. v. Busse 42 MMV2 c. b. Gen. Com. VII. A. C. C v. 3ieten 4 2 * HSEH3α GE3 = v. Saugmit BZL3bmE = v. Faber du Faur = v. Sittmann P. L. v. Dechend

P. L. v. = v. = v. = v. 5 1 = v. 4 S. L. v. 3 5

Levekom ÖFJ3 c.b. Gen. St. Unger, c. 3. Kr. Akad . Renzell Liebeherr Krosigk Koppelow , c. b. d. kr. Sch. i. Glogau

t 2 3 3 2 1 4

3

333

3 4 5 3 2 .

v. Bülow 2 S.L. v. Zimmermann = v. Prollius v. Tresckow , c. z. Milit. Reit-Inft. 2 = v. Broesigke 3 v. Dallwit = v . Graevenit Frhr. v. Brandenstein late 5 = v. Zanthier Frhr. v. Brandenstein 2te Adj. = v. LowBow Frhr. v. Winzingerode= v. Stammer Knorr 1 2 = v. Laffert

S.L. = = = = =

4 1

à la suite : S.L. Friedrich Wilhelm Adolph Günther Herzog von MecklenburgSchwerin H. MWK1a.mOk MGr01 GSF1 HSEH1 PBď'A1 NO1 TO1 unter-Lieutenant z. See.

R. Arzt: Ob. St. Arzt 2. Cl. Dr. Pochhammer Assist. Arzt Zahlmstr.: Grambow

4

4 MVK2 MDK

Ob. Roß-Arzt : Lemhoefer

14

Reserve - Offiziere.

1111

(≈chwerin) | S. L. = (Schwerin) = (Rostock) = (Wismar) (Thorn) = (Rostock) (Rostock) (Rostock) = (Wismar)

11

= = ፡

Bolbrügge LD1 Hillmann v. Plessen 1ste Langenbeck v. Ike Diestel Schröder 1ste Nahmmacher v. Heyden

=

P. L. S.L. = =

(Schwerin) v . Bassewig v. Plessen 2te (Wismar) v. Raven (Rostock) Frhr. v. Brandenstein (Halberstadt) (Hamburg) Schröder 2te v. Derzen (Neustrelit) (Rostock) Blohm (Lübeck) Fehling

1892 . Com.: Ob. Lt. Frhr. v . Senden - Bibran 4 4 2 BNV36 SA3 Maj. v. Ziegler u. Klipphausen 442 MGrO2c MM V2 RA3× St 2 = v. Muellern 42 BZL3a WF3a = v. Busse 42 MMV2 c. 6. Gen. Com. VII. A. C. 2 Rittm. v. 3ieten P. 2. v. Rentell 42 = Frhr. v. Barnekow , c. b. Gen. St. 5 MWK3 HSEH3α GE3 5 1 1 = v. Haugwig BZL3bmE v. Liebeherr 4 = v. Krosigk = v. Faber du Faur, c. b. kr. Min. 4 5 = v. Sittmann 3 S. L. v . Bülow 1fte 4 = v. Tresckow, c. z. Milit. Reit-Inft. 2 v. Levekom ÖFJ2 5 3 = v. Dallwig P. 2. v. Unger c. b. Gen. St.

=

=

-

334

=

1|11

324

3

Gravenih Zanthier Lowkow Stammer Bülow 2te Restorff

1 5 3

S. L. Frhr. v. Brandenstein 1fte 2 S. L. v . = Frhr. v. Brandenstein 2te Adj. = v. = Frhr. v. Winzingerodev. = v. Knorr 1 3 = v. v. Zimmermann : v. 4 v. Prollius = = v. Broesigke 3

à la suite : S. L. Friedrich Wilhelm Adolph Günther Herzog von MecklenburgSchwerin H. MWK1a.mOk MGr01 GSF1 Hseh1 PBďĂ1 NO1 TO1 Unt. Lieut. z. See. = v. Laffert R. Arzt: Ob. St. Arzt 2. Cl. Dr. Pochhammer Assist. Arzt Zahlmstr.: Stollberg EW1 Ob. Roß- Arzt: Lemhoefer

4

4

Reserve-Offiziere. S. L. Hillmann LD2 ፡ Langenbeck = Diestel Schröder 1ste = Nahmmacher v. Heyden ፡ v. Bassewit =፡ v. Blessen

(Schwerin) S. L. v . Raven (Schwerin) = Frhr. v. Brandenstein (Wismar) (Rostock) (Halberstadt) = Schröder 2te (Rostock) (Hamburg) = v. Derzen. (Anclam) (Neustrelit) = Blohm (Wismar) (Rostoď) = Fehling (Schwerin) (Lübeď) (Wismar)

= =

-

335 Anlage 2.

Verzeichniß sämmtlicher Mitglieder , welche von Errichtung des Regiments bis zum 1. Mai 1892 dem Offizierkorps desselben angehört haben. (Geordnet nach dem Datum des Eintritts.)

1. Georg Frhr . v. Brandenstein , Major und Flügeladjutant Sr. Kgl . Hoheit des Großherzogs. Am 22. 9. 67 zum Komdr. des Regts . ernannt. Am 27. 12. 67 zum Oberstlt. befördert. Am 18. 6. 69 in gleicher Eigenschaft in das Garde-Kür. Regt. verſeßt. Am 12. 7. 73 zum Komdr. der 13. Kav . Brig. ernannt. Am 25. 9. 80 mit der Führung der 8. Div. beauftragt. - Am 4. 11. 82 in Genehmigung seines Abschiedsgesuches zur Disposition gestellt und von Sr. Kgl. Hoheit dem Großherzog zu Allerhöchſtſeinem Generaladjutanten ernannt. Am 1. 4. 88 zum Gen. der Kav. befördert. ---- Am 19. 4. 92 in den Ruhestand übergetreten. Lebt in Doberan i. M.

2. Paul Detmering, Am 22. 9. 67 Rittm . und Eskadronchef_im_Mecklenburg. Drag. Regt. zum etatsmäß . Stabsoffizier im Regt. ernannt. - Am 20. 6. 72 in gleicher Am 15. 12. 73 zum Komdr. Eigenschaft zum UI. Regt. Nr. 1 versezt. Am 12. 3. 82 zum Komdr. der des 2. Leib-huf. Regts. ernannt. Am 13. 6. 86 in Genehmigung seines Ab16. Kav. Brig . ernannt. schiedsgesuches mit dem Charakter als Gen. Lt. zur Disposition gestellt. Lebt in Schwerin i. M. 3. August v . Arnim , Rittm. und Eskadronchef im Mecklenburg. Drag. Regt. - Am 23. 9. 67 in gleicher Eigenschaft zum Regt. verſeßt. - Am 11. 12. 69 den Charakter als Major erhalten. Am 26. 9. 71 als etatsmäß. Stabsoffizier in das Drag. Regt. Nr. 2 versett. Am 15. 7. 75 mit der Führung des Drag. Regts. Nr. 3 beauftragt. - Am 3. 5. 78 den Abschied bewilligt erhalten. Gestorben am 2. 12. 85 als Oberst a. D. in Ludwigslust. 4. Adolf v . d .. Lühe , Am 23. 9. 67 Rittm. und Eskadronchef im Mecklenburg. Drag. Regt. in gleicher Eigenschaft zum Regt. versezt. - Am 10. 10. 68 in gleicher Eigenschaft in das Drag. Regt. Nr. 17 zurückverſeßt. --- Am 15. 7. 75 als etatsmäß. Stabsoffizier in das Hus. Regt. Nr. 13 verseyt. - Am 16. 10. 79 zum Komdr. des Drag. Regts. Nr. 22 ernannt. - Am 11. 12. 86 mit der Führung der 19. Kav. Brig. beauftragt. Am 13. 3. 88 in Genehmigung seines Abschiedsgesuches als Gen. Major zur Disposition gestellt. Lebt in Hannover.

-

336

5. Adolf Graf v. Eyben , Am 23. 9. 67 unter Beförder Prem. Lt. im Mecklenburg. Drag . Regt. rung zum Rittm. und Eskadronchef zum Regt. versezt. - Am 21. 9. 71 den Abschied bewilligt erhalten. Im Auslande gestorben. 6. Hans Gudewill, Prem. Lt. im Medlenburg . Drag. Regt. - Am 23. 9. 67 unter Beförde= rung zum Rittm. und Eskadronchef in das Regt. versezt. — Am 21. 9. 68 den Abschied bewilligt erhalten. Im Jahre 1889 in Hamburg gestorben.

7. Werner v. Bülow , Am 23. 9. 67 unter Beförderung Sek. Lt. im Mecklenburg. Drag. Regt. zum Prem. Lt. in das Regt. versett. - Am 16. 11. 71 zum Rittm. und Eskadronchef befördert. - Am 3. 11. 81 den Charakter als Major erhalten. Am 6. 8. 84 als etatsmäß . Stabsoffizier in das Huſ. Regt. Nr. 9 versezt . - Am 4. 12. 88 zum Komdr. dieſes Stegts . ernannt. Am 29. 4. 91 den Abschied bewilligt erhalten. Lebt als Oberst a. D. in Schwerin.

8. Hans v . Viereck , Am 23. 9. 67 unter Beförderung Sek. Lt. im Mecklenburg. Drag. Regt . zum Prem. Lt. in das Regt. versezt. ― Am 12. 10. 73 zum Rittm. und Eskadronchef befördert. --- Am 17. 7. 81 den Abschied mit dem Charakter als Major und der Erlaubniß zum Tragen der Regts. Unif. bewilligt erhalten. Lebt auf Rittergut Dudinghauſen bei Krizkow i. M.

9. August v. Huth, Sek. Lt. im Mecklenburg. Drag. Regt. - Am 23. 9. 67 unter Beförderung zum Prem. Lt. in das Regt. versezt. - Am 15. 7. 75 als Rittm. und Am 27. 6. 89 zum Eskadronchef in das Ul. Regt. Nr. 7 verset. Am 19. 11. 91 etatsmäß. Stabsoffizier im ul. Regt. Nr. 13 ernannt. mit der Führung des Hus. Regts. Nr. 15 beauftragt. - Am 29. 3. 92 unter Beförderung zum Oberstlt. zum Komdr. dieſes Regts . ernannt.

10. Carl v. Oldenburg , Sef. Lt. im Mecklenburg. Drag . Regt. - Am 23. 9. 67 unter Beförderung zum Prem. Lt. in das Regt. verſezt. -- Am 25. 7. 68 den Abschied bewilligt erhalten. Lebt in Waren i . M.

11. Detlef Frhr . v. Stenglin, Am 23. 9. 67 unter Beförderung Sek. Lt. im Mecklenburg. Drag. Regt. zum Prem. St. in das Regt. versett. Am 11. 1. 76 zum Rittm. und Am 20. 1. 80 in das Hus. Regt. Nr. 15 versezt. Eskadronchef befördert. Am 13. 12. 83 in das Hus. Regt. Nr. 7 verseßt. - Am 14. 4. 85 den Abſchied mit dem Charakter als Major bewilligt erhalten. Lebt auf Rittergut Beckendorf bei Boizenburg.

-

337

-

12. Louis v . Cleve , Sek. Lt. im Mecklenburg. Drag. Regt. Am 23. 9. 67 in das Regt. versezt. Am 16. 6. 68 unter Beförderung zum Prem. Lt. in das Drag. Regt. Nr. 17 zurückverseßt. Am 9. 2. 69 ausgeschieden und zur LandAm 15. 12. 73 den Abschied mit dem Charakter wehr übergetreten. als Rittm . bewilligt erhalten. Lebt in Berlin. 13. Baron Otto v. Rodde , Sek. Lt. in Mecklenburg. Drag. Regt. --- Am 23. 9. 67 unter Ernennung zum Regimentsadjutanten_in_das Regt. verſeßt. Am 9. 12. 69 ausge= Am schieden und zu den Res. Offizieren des Regts . übergetreten. Am 14. 5. 78 mit dem 16. 11. 71 zum Prem. Lt. der Res. befördert. Charakter als Rittm. den Abschied bewilligt erhalten. Lebt in Schwerin als Kammerherr und Vize-Ober-Stallmeister Sr. Kgl. Hoheit des Großherzogs von Mecklenburg- Schwerin.

14. Friedrich v. Buch, Am 23. 9. 67 in das Regt. Set. Lt. im Mecklenburg. Drag . Regt. versezt. - Am 12. 10. 72 zum Prem. Lt. befördert. - Am 12. 4. 77 den Abschied mit dem Charakter als Rittm. bewilligt erhalten. Lebt auf Rittergut Podewils bei Belgard in Pommern . 15. Carl v . Alten , Sek. Lt. im Mecklenburg . Drag. Regt. -- Am 23. 9. 67 in das Regt. verſeßt. Am 24. 6. 71 ausgeschieden und zu den Reſ. Offizieren des Regts . übergetreten. Am 27. 10. 73 zur Landwehr übergetreten. Am 15. 1. 74 zum Prem. Lt. befördert. - Am 14. 10. 80 den Abschied bewilligt erhalten. Lebt auf Rittergut Linden bei Hannover. 16. Carl v. Bülow , Port. Fähnr. im Mecklenburg. Drag. Regt. - Am 26. 9. 67 unter Be= Am 11. 6. 72 ausge= förderung zum Sek. Lt. in das Regt. versett. Am 15. 6. 75 schieden und zu den Reſ. Offizieren des Regts . übergetreten. ---zum Prem. Lt. der Res. befördert. Am 14. 8. 80 den Abschied mit dem Charakter als Rittm. bewilligt erhalten. Lebt auf Rittergut Wendorf bei Klockow i. M. 17. Louis v. d . Lühe , Sek. Lt. in der Mecklenburg. Art. Abth. Am 28. 9. 67 in das Regt. versett. Am 10. 11. 71 zum Prem. Lt. befördert. - Am 12. 10. 78 zum überzähligen Rittm. befördert. Am 12. 4. 79 zum Eskadronchef ernannt. Am 16. 2. 89 den Abschied mit dem Charakter als Major und der Erlaubniß zum Tragen der Regts. Unif. bewilligt erhalten. Lebt als Major im Großherzoglichen Gendarmeriekorps in Schwerin. 18. Friedrich Frhr. v. Malzan , Oberlt. a. D. der Kais. Desterreich. Armee. Am 1. 10. 67 als Rittm . und Eskadronchef im Regt. angestellt. Am 11. 1. 76 den Charakter als Major erhalten. Am 12. 4. 79 als etatsmäß. Stabsoffizier in das Drag. Regt. Nr. 12 versetzt. - Am 12. 2. 84 mit der Führung_des Kür. Regts. Nr. 6 beauftragt. Am 2. 4. 89 mit Führung der 13. Kav . Brig. beauftragt. - Am 18. 11. 90 zum Gen. Major befördert. 22 v. Unger, 2. Großherzogl. Mecklenburg. Drag . Regt. Nr. 18.

-

338

19. Carl Wendt , Set. Lt. in der Mecklenburg. Art. Abth . Am 19. 2. 68 in das Regt. versett. - Am 15. 12. 73 zum Prem. Lt. befördert. - Am 20. 1. 80 zum überzähl. Rittm. befördert. Am 14. 2. 80 zum Eskadronchef_er= nannt. Am 22. 3. 89 als Kompagniechef in das Westfäl. Train-Bat. Nr. 7 versett. Am 14. 10. 90 den Charakter als Major erhalten. Am 18. 4. 91 den Abschied bewilligt erhalten. Lebt in Schwerin i. M.

20. Ernst Graf v. Bethusy - Huc , Am 10. 10. 68 unter Beförderung Prem . Lt. im Drag. Regt. Nr. 14. zum Rittm. und Eskadronchef in das Regt. verſeßt. - Am 17. 9. 72 den Abschied mit dem Charakter als Major und der Erlaubniß zum Tragen der Regts. Unif. bewilligt erhalten. Lebt auf Rittergut Lobetinz bei Neumarkt i. Schles.

21. Willy v . Haeseler , Rittm. und Eskadronchef_im Drag. Regt. Nr. 17. --- Am 10. 10. 68 in gleicher Eigenschaft zum Regt. verseßt. Am 15. 1. 76 unter Versehung in das Drag. Regt. Nr. 1 als Adjutant zur 29. Diviſion kommandirt. Am 14. 10. 82 als etatsmäß . Stabsoffizier in das Ul. Regt. Nr. 11 versezt. - Am 15. 1. 87 mit der Führung des Hus. Regts. Nr. 2 beauftragt. Am 17. 9. 87 zum Oberstlt., am 24. 3. 90 zum Oberst befördert. Am 16. 6. 91 zum Komdr. der 8. Kav. Brig. ernannt.

22. Gustav Frhr. v. Pappenheim , Oberlt. a. D., zuleht im Kais. Desterr. Drag. Regt. Nr. 10. - Am 10. 10.68 als Prem. Lt. in Regt. angestellt. - Am 6. 11. 73 den Abschied mit dem Charakter als Rittm. und der Erlaubniß zum Tragen der Regts . Unif. bewilligt erhalten. Lebt in Marburg an der Lahn.

23. Richard v. Busse , Am 10. 10. 68 in das Regt. versett. Sek. Lt. im Hus. Regt. Nr. 4. - Am 11. 8. 74 den Abschied mit dem Charakter als Prem. Lt. bewilligt erhalten. ― Am 12. 2. 75 mit der Erlaubniß zum Tragen der Regts. Unif. à la suite des Großherzogl. Mecklenburg. Kontingents gestellt. Lebt als Landrath auf Rittergut Bischdorf bei Gr. Wartenberg i. Schles.

24. Hilmar Graf v. d . Recke - Volmerstein , Am 10. 10. 68 in das Regt. versett. Set. Lt. im Hus. Regt. Nr. 4. - Am 15. 5. 75 zum Prem. Lt befördert. - Am 14. 12. 78 den Abschied mit dem Charakter als Rittm. und der Erlaubniß zum Tragen der Regts. Unif. bewilligt erhalten. Lebt auf Rittergut Louisdorf bei Strehlen i. Schl.

25. Ernst v . Rathenow , Am 8.7.69 Major und etatsmäß. Stabsoffizier im Drag. Regt. Nr. 9. zum Romdr. des Regts . ernannt. - Am 26. 8. 70 zum Oberstlt. befördert. Gestorben am 15. 6. 71 in Berlin.

-

339

26. Andreas v. Müller , Am im März 1868 als Kadettenunteroffizier beim Regiment eingetreten. Am 15. 5. 77 zum Prem. Lt. be= 14. 10. 69 zum Sek. Lt. ernannt. Am fördert. - Am 14. 8. 84 zum Rittm. und Eskadronchef ernannt. 20. 3. 88 zum Flügeladjutanten Sr. Königl. Hoheit des Großherzogs erAm 22. 3. 91 Am 27. 1. 91 dem Hus. Regt. Nr. 10 aggregirt. nannt. Am 27. 1. 92 den Charakter als Eskadronchef in dieses Regt. einrangirt. als Major erhalten. 27. Dietrich v. Derzen, im März 1868 als Kadettenunteroffizier beim Regiment eingetreten. Am 14. 10. 69 zum Sek. Lt. befördert. --- Am 31. 10. 73 den Abschied bewilligt erhalten. Lebt in Schwerin i. M. 28. Karl Arel Frhr v . Malzahn , im Februar 1869 als Avantageur beim Regt. eingetreten. -- Am 12. 12. 70 zum Sek. Lt. ernannt. Am 12. 4. 79 zum Prem. Lt. befördert. ― Am 13. 4. 84 den Abschied mit der Erlaubniß zum Tragen der Regts . Unif. bewilligt erhalten. ― Am 7. 7. 87 den Charakter als Rittm. erhalten. Lebt auf Rittergut Blücherhof bei Vollrathsruhe i. M. 29. Theodor Frhr . v . Stenglin , Am 12. 12. 70 im Juli 1869 als Avantageur beim Regt. eingetreten. Am zum Sek. Lt. ernannt. - Am 14. 2. 80 zum Prem. Lt. befördert. 26. 1. 82 in das Drag. Regt. Nr. 17 versett. Am 4. 9. 86 dortselbst gestorben. 30. Arthur v. Wolffersdorff, etatsmäß . Stabsoffizier im 2. Garde-Drag. Regt. Am 26. 9. 71 mit der Führung des Regts. beauftragt. Am 12. 12. 71 zum Komdr. desselben ernannt . - Am 18. 1. 72 zum Oberstl . befördert. Am 21. 4. 73 in gleicher Eigenſchaft zum Ul. Regt. Nr. 14 verſeßt. Am 13. 5. 80 Am 18. 1. 81 zum mit der Führung der 19. Kav. Brig. beauftragt. Gen. Major befördert. Am 11. 2. 82 in Genehmigung seines Abschiedsgesuches zur Disposition gestellt. Lebt in Verden a . Aller. 31. Bernhard v. Brauchitsch, Rittm . vom Kriegsministerium . - Am 29. 9. 71 als Eskadronchef in das Regt. versett. Am 4. 3. 72 zur Dienstleistung beim Militärkabinet kommandirt. Am 17. 9. 72 mit dem Charakter als Major ins Kriegsministerium versezt. Jm Kriegsministerium verblieben bis 1889. Am 4. 8. 88 unter Ernennung zum General à la suite Sr. Majeſtät des Am 26. 4. 89 zum Kaiſers und Königs zum Gen. Major befördert. Inspekteur der Kriegsschulen ernannt . Am 20. 9. 90 zum Direktor der Kriegsakademie ernannt. Am 18. 11. 91 zum Gen. Lt. befördert.

32. Carl v. Blücher , Am 2. 1. 72 in das Regt. versett. Sek. Lt. im Drag. Regt. Nr. 17. - Am 22. 3. 81 zum Prem. Lt. befördert. - Am 14. 3. 85 unter Stellung à la suite des Regts . als Adjutant zur 12. Kav. Brig. kommandirt. Am 22. 3. 87 unter Beförderung zum überzähl. Rittm. in Seit 16. 7. 87 Eskadronchef in das Hus. Regt. Nr. 11 verſeßt. diesem Regt. 22*

340

33. Paul v. Holstein, Sek. Lt. im Drag. Regt . Nr. 17. ― Am 2. 1. 72 in das Regt. verſeßt. Am 15. 1. 74 in das Gren. Regt. Nr. 89 verseßt. Seit 17. 4. 88 Hauptm. und Kompagniechef in dieſem Regt.

34. Alexander v. Schultz , Sek. Lt. im Drag. Regt. Nr. 17. - Am 9. 3. 72 in das Regt. Am 26. 1. 82 zum Prem. Lt. befördert. Am 20. 3. 88 zum Am 17. 4. 90 in das Drag. Regt. und Eskadronchef ernannt. versezt. Am 20. 9. 90 den Abschied mit der Erlaubniß zum unserer Regt. Unif. bewilligt erhalten. Lebt auf Hunerland bei Wendisch-Warnow i. M.

versezt. Rittm. Nr. 13 Tragen

35. Kurth v. Döringen , Am 9. 3. 72 September 1870 als Avantageur beim Regt. eingetreten. zum Sek. Lt. befördert. Am 14. 1. 79 in das Garde-Kü . Regt. versegt. Am 11. 7. 82 ausgeschieden und zu den Res. Offizieren dieses Regts. übergetreten. Lebt als Rittm . der Res. auf Rittergut Ribbekardt bei Greiffenberg a. R. i. Pomm. 36. Eduard v. Pressentin , Rittm. und Eskadronchef im Drag. Regt. Nr. 11. - Am 20. 6. 72 als etatsmäß. Stabsoffizier in das Regt. versett. -- Am 3. 7. 75 zum Oberstlt. befördert. Am 11. 1. 76 zum Komdr. des Pomm. Train-Bats. Nr. 2 ernannt. Gestorben als charakterisirter Oberst am 16. 6. 89 in Frankfurt a. d. D.

37. Konrad Krell , Am 17. 9. 72 in Rittm. und Eskadronchef_im Drag . Regt. Nr. 16. gleicher Eigenschaft zum Regt. versezt. - Am 21. 6. 77 den Charakter als Major erhalten. Am 14. 2. 80 dem Regt. aggregirt. Am 2. 11. 80 als etatsmäß. Stabsoffizier in das Drag . Regt. Nr. 16 verſeßt. Am 15. 1. 85 mit der Führung des Drag. Regts . Nr. 4 beauftragt. - Am 14. 7. 89 nach Württemberg behufs Uebernahme des Kommandos der 27. Kav. Brig. kommandirt. Am 15. 12. 90 zum Gen. Major befördert. 38. Hugo v. Seydlig , etatsmäß. Stabsoffizier im Hus. Regt. Nr. 16. - Am 21. 4. 73 mit der Führung des Regts . beauftragt. - Am 2. 9. 73 unter Beförderung zum Oberstlt. zum Komdr. ernannt. - Am 22. 3. 76 zum Oberst befördert. Am 2. 8. 78 in Genehmigung seines Abschiedgeſuches mit der Erlaubniß zum Tragen der Regts. Unif. zur Disposition gestellt. Lebt in Berlin.

39. Albrecht v. Sittmann , März 1873 als Avantageur beim Regt. eingetreten. - Am 15. 10. 74 zum Sek. Lt. ernannt. Am 14. 8. 84 zum Prem. Lt. befördert. Seit 14. 5. 90 Rittm . und Eskadronchef im Regt.

341

--

40. Mar v. Dallwitz, am 15. 4. 75 vom Kadettenkorps dem Regt. als Sek. Lt. zugetheilt. Am 17. 9. 87 den Abschied Am 14. 3. 85 zum Prem. Lt. befördert. mit der Erlaubniß zum Tragen der Armee-Unif. bewilligt erhalten. Lebt auf Kl. Voldekow bei Schmenzin i . Pomm.

41. Benno v. Parpart , Prem. Lt. im Inf. Regt. Nr. 63. - Am 15. 7. 75 in das Regt. versezt. Am 22. 3. 81 unter Beförderung zum überzähl. Rittm . dem Regt. aggregirt. - Am 12. 7. 81 als Eskadronchef einrangirt. - Am 2. 6.86 nach vorheriger à la suite- Stellung als Eskadronchef in das Drag . Regt. Nr. 1 einrangirt. - Am 22. 7. 88 den Abschied mit dem Charakter als Major bewilligt erhalten. Lebt in Berlin.

42. Otto Frhr. v . Spieß, Major und Eskadronchef im Hus. Regt. Nr. 15. - Am 11. 1. 76 als Am 3. 11. 81 mit etatsmäß. Stabsoffizier in das Regiment versett. Am 17. 6. 89 in der Führung des Kür. Regts . Nr. 2 beauftragt. Genehmigung seines Abschiedsgesuches zur Disposition gestellt. ― Am 13. 8. 89 den Charakter als Gen. Major erhalten. Lebt in Bodendorf bei Remagen, Rheinprovinz. 43. Felix Graf v. Voß , Königl. Sächs. Sek. Lt. a. D., zuleht im Ul. Regt. Nr. 17. - Am 10. 8. 76 als Sek. Lt. beim Regt. angestellt. Am 17. 2. 83 den Abschied be= willigt erhalten. Lebt auf Rittergut Gr. Gievit bei Waren i. M.

44. Anton Werniß , Sek. Lt. im Drag. Regt. Nr. 11. - Am 17. 4. 77 in das Regt. verseßt. - Am 12. 1. 78 zum Prem. Lt. befördert. - Am 2. 8. 84 als Adjutant Am 14. 4. 85 zum überzähl. zum Milit. Reit-Institut kommandirt. Am 16. 5. 85 als Lehrer zum Milit. Reit-Institut Rittm. befördert. Am 6. 7. 86 den Abschied mit Erlaubniß zum Tragen der versett. Regts . Unif. bewilligt erhalten. Lebt auf Rittergut Seewalde bei Mühlen in Ostpreußen. 45. Friedrich v. Derzen, 1 Am 13. 10. 77 am 20. 2. 76 als Avantageur beim Regt. eingetreten. zum Sek. St. befördert. Am 22. 12. 83 in das Drag. Regt. Nr. 9 versezt. Am 14. 2. 88 den Abschied bewilligt erhalten . Lebt auf Rittergut Rothen bei Sternberg i. M. 46. Heinrich Frhr . v. Seherr - Thoß, Am 2. 8. 78 mit der etatsmäß. Stabsoffizier im Hus. Regt. Nr. 8. Führung des Regts. beauftragt. Am 12. 10. 78 zum Komdr. desselben ernannt. --- Am 11. 6. 79 zum Oberstlt. befördert. Am 17. 10. 83 in Genehmigung seines Abschiedsgesuches mit dem Charakter als Oberst und der Erlaubniß zum Tragen der Regts . Unif. zur Disposition gestellt. Lebt in Schweidnih.

342

47. Hilmar v. Müller , Sek. Lt. im Drag. Regt. Nr. 16. - Am 10. 5. 79 in das Regt. verseßt. Am 23. 8. 83 zum Prem. Lt. befördert. Am 16. 4. 89 unter Beförderung zum Rittm. zum Flügeladjutanten des Fürſten Reuß ält. Lin., Durchlaucht, ernannt. 48. Wilhelm v. Alten , am 15. 4. 78 aus dem Kadettenkorps dem Regt. als Port. Fähnr. überwiesen. Am 16. 10. 79 zum Sek. Lt. befördert. Am 20. 1. 83 in das Drag. Regt. Nr. 19 verseßt. Seit 21. 7. 89 Prem. Lt. in diesem Regt. 49. Rudolph v . Lücken , Am 20. 1. 80 in das Rittm . und Eskadronchef_im_Hus. Regt. Nr. 15. Regt. versetzt. Am 12. 7. 84 den Abschied mit der Erlaubniß zum Tragen der Regts. Unif. bewilligt erhalten. Lebt in Dresden. 50. Ulrich v . Liebeherr , nach Ableistung der einjähr. freiw. Dienstzeit 77/78 am 22. 5. 79 als Avantageur beim Regt. eingetreten. Am 14. 10. 80 zum Sek. Lt. bes fördert. Am 13. 11. 83 ausgeschieden und zu den Res. Offizieren des Regts . übergetreten. Am 9. 10. 84 als Sek. Lt. im aktiven Heere beim Regt. wieder angestellt. Seit 14. 5. 90 Prem. Lt. im Regt.

51. Joachim v. Stralendorff, Port. Fähnr. im Inf. Regt. Nr. 91 . - Am 2. 4. 81 in das Regt. versezt. Am 18. 10. 81 zum Sek. Lt. befördert (Patent 16. 9.) . - Am 16. 10. 86 ausgeschieden und zu den Res. Offizieren des Regts. übergetreten. - Am 1. 10. 87 zur Landw. übergetreten. Lebt in Golchen bei Sternberg i. M. 52. Bodo Frhr. v. Malzahn , Am 18. 10. 81 am 9. 5. 80 als Avantageur beim Regt. eingetreten. Am 17. 6. 89 in das Huſ. zum Sek. Lt. befördert (Patent 16. 9.) . Regt. Nr. 16 verſeßt. Seit 24. 3. 90 Prem. Lt. in diesem Regt. 53. Eugen v . Kutschenbach, Am 3. 11. 81 als etatsmäß. Major aggregirt dem Drag. Regt. Nr. 16. Stabsoffizier in das Regt. verſeßt. ― Am 12. 11. 85 zum Komdr. des Drag. Regts. Nr. 12 ernannt. ― Am 16. 2. 89 in Genehmigung seines Abſchiedsgeſuches als Oberst zur Dispoſition geſtellt. Lebt in Geiglih bei Regenwalde i. Pomm. 54. Karl v. Koppelow , Am 14. 10. 82 am 4. 4. 81 als Avantageur beim Regt. eingetreten. zum Sek. Lt. befördert (Patent 13. 9.) . ― Am 21. 11. 91 unter Beförderung zum Prem. Lt. in das Drag. Regt. Nr . 17 verſeßt.

55. Alexander v. Levehow, Sek. Lt. im Gren. Regt. Nr. 89. - Am 4. 11. 82 in das Regt. versezt. Am 18. 9. 86 zum Prem. Lt. befördert. - Am 27. 1. 92 zum überAm 29. 3. 92 zum Eskadronchef im Regt ernannt. zähl. Rittm. befördert.

343

56. Herzog Friedrich Wilhelm Adolph Günther von Mecklenburg- Schwerin, Hoheit, am 5. 4. 83 zum Sek. Lt. à la suite des Regts. ernannt. 57. Helmold v . Plessen , am 15. 1. 82 als Avantageur beim Regt. eingetreten. Am 11. 9. 83 zum Sek. Lt. befördert. Am 13. 12. 88 ausgeschieden und zu den Am 9. 7. 91 zur Landw. überRef. Offizieren des Regts. übergetreten. getreten. Lebt auf Rittergut Reez bei Schwaan i . M. 58. Alfred v. Lieres u . Wilkau , Am 17. 10. 83 zum etatsmäß. Etabsoffizier im Kür. Regt. Nr. 1 . Komdr. des Regts . ernannt. Am 6. 12. 83 zum Oberstlt. befördert. Am 8. 3. 87 zum Oberst befördert. Gestorben am 27. 4. 87 in Parchim. 59. Gottfried v. Bülow, am 25. 9. 82 als Avantageur beim Regt. eingetreten. Seit 12. 2. 84 Sek. Lt. im Regt. 60. Rochus v. Wigleben , Prem. Lt. im Drag. Regt. Nr. 19. - Am 2. 8. 84 in das Regt. verſeßt. · Äm 14. 8. 86 den Abschied mit dem Charakter als Rittm. bewilligt erhalten. Gestorben am 30. 1. 88 in Jena. 61. Ernst Frhr. v . Senden - Bibran , Rittm. à la suite des Drag. Regts. Nr. 5 und Lehrer beim Milit. ReitInstitut. -- Am 6. 8. 84 unter Verleihung des Charakters als Major als Eskadronchef in das Regt. verſeßt. - Am 17. 1. 88 als etatsmäß. Stabsoffizier in das Hus. Regt. Nr. 3 versezt. - Am 14. 2. 91 zum Oberstlt. befördert. Am 16. 5. 91 zum Komdr. des Regts . ernannt.

62. Bodo v. Tresckow , am 14. 4. 83 aus dem Kadettenkorps dem Regt. als Port. Fähnr. überwieſen. Seit 13. 9. 84 Sek. Lt. im Regt. 63. Cord v . Bülow , Oktober 83 als Avantageur beim Regt. eingetreten. Sek. Lt. befördert. Gestorben in Parchim am 15. 12. 90.

Am 14. 2. 85 zum

64. Friedrich v. Wrisberg , am 9. 4. 84′ als Avantageur beim Regt. eingetreten. -- Am 14. 2. 85 zum Sek. Lt. befördert. ― Am 3. 2. 87 in das Drag. Regt. Nr. 17 verjezt. - Am 25. 8. 88 in das Drag. Regt. Nr. 16 versett. 65. Friedrich v. Busse, Rittm. à la suite des Kür. Regts . Nr. 6 und Adjutant bei der 12. Kav. Brig. Am 14. 3. 85 als Eskadronchef in das Regt. verseht. Am 20. 9. 90 als Adjutant zum Gen. Kdo . VII. Armeekorps kommandirt. ----Am 19. 9. 91 Charakter als Major erhalten (Patent 17. 12. 91. ) .

344

66. Günther v. Dallwitz , am 15. 4. 89 aus dem Kadettenkorps dem Regt. als Port. Fähnr. überwiesen . Seit 16. 9. 85 Sek. Lt. im Regt. 67. Adolph v . Papen, Major und Eskadronchef im ul. Regt. Nr. 5. - Am 12. 11. 85 als etatsmäß. Stabsoffizier in das Regt. verſeßt. -- Am 13. 8. 89 zum Komdr. des ul. Regts . Nr. 2 ernannt. - Am 24. 3. 90 zum Oberſtlt. befördert. 68. Georg Frhr . v. Brandenstein , am 27. 11. 84 als Avantageur beim Regt. eingetreten. Seit 11. 2. 86 Sek. Lt. im Regt.

69. Gotthard v. Laffert, am 18. 3. 86 aus dem Kadettenkorps dem Regt. als Sek. Lt. überwiesen. Gestorben in Parchim am 3. 9. 86. 70. Bernhard v. Bülow , Am 18. 9. 86 zum am 15. 2. 85 als Avantageur beim Regt. eingetreten. Am Sek. Lieut. befördert. — Am 20. 9. 90 in das Hus. Regt. Nr. 8 verſekt. 17. 12. 91 ausgeschieden und zu den Res. Offizieren dieses Regts. übergetreten. Lebt auf Rittergut Camin bei Brahlſtorf i. M.

71. Arndt v. Ploeg , Am 18. 9. 86 am 14. 4. 85 als Avantageur beim Regt. eingetreten. zum Sek. Lt. befördert. — Am 3. 2. 87 in das Drag. Regt. Nr . 17 versetzt. ―― Am 19. 4. 87 in das Drag. Regt. Nr. 7 versezt.

72. Curt v. Unger , Sek. Lt. im Drag. Regt. Nr. 10. - Am 16. 10. 86 in das Regt. versezt. Seit 8. 3. 87 Prem. Lt. im Regt. 73. Adolf v. Krosigk, Sek. Lt. im Hus. Regt. Nr. 10. Am 11. 11. 86 in das Regt. versett . Seit 10. 9. 90 Prem. Lt. im Regt. 74. Otto Frhr. v. Brandenstein , am 10. 9. 85. als Avantageur beim Regt. eingetreten. Seit 15. 1. 87 Sek. Lt. im Regt. 75. Wilhelm Frhr. v. Winzingerode - Knorr , am 26. 9. 85 als Avantageur beim Regt. eingetreten. Seit 15. 1. 87 Sek. Lt. im Regt.

76. Victor v. Laffert, am 22. 3. 87 aus dem Kadettenkorps dem Regt. als Sek. Lt. überwiesen. 77. Egon Frhr. v. Patow, Major und etatsmäß. Stabsoffizier im Kür. Regt. Nr. 6. - Am 28. 4. 87 zum Komdr. des Regts. ernannt. - Am 17.9.87 zum Oberstlt. befördert. ― Am 24. 3. 90 zum Oberst befördert. - Am 16. 5. 91 in Genehmigung seines Abschiedsgesuches mit der Erlaubniß zum Tragen der Regts. Unif. zur Disposition gestellt. Lebt in Potsdam .

345

78. Heinrich v. Haugwit , Am 22. 9. 87 dem Regt. aggregirt. Rittm. im Drag. Regt. Nr. 22. Seit 17. 1. 88 Eskadronchef im Regt. 79. Eberhard v. Faber du Faur, Prem. Lt. à la suite des Ul. Regts. Nr. 11 und Adjutant bei der 16. Kav . Am 20. 3. 88 in dasselbe Brig. - Am 3. 12. 87 dem Regt. aggregirt. einrangirt. Am 16. 2. 89 zum Rittm. und Eskadronchef befördert. Am 29. 3. 92 als Adjutant des Remonte-Inspekt. kommandirt. 80. Max v . Bredow , am 12. 7. 87 als Avantageur beim Regt. eingetreten. Am 16. 5. 88 zum Sek. Lt. befördert. — Am 20. 9. 90 in das Drag . Regt. Nr. 6 verſeßt.

81. Kurt v. Zimmermann, am 19. 1. 87 als Avantageur in das Regt. eingetreten. Seit 19. 9. 88 Sek. Lt. im Regt. 82. Albert v . Prollius , am 29. 3. 87 als Avantageur in das Regt. eingetreten. Seit 19. 9. 88 Sek. Lt. im Regt. 83. Richard v. Renzell, Sek. Lt. im Drag. Regt. Nr. 12. zum Prem. Lt. in das Regt. versezt.

Am 16. 2. 89 unter Beförderung

84. Achim v. Zieten , Hauptm. à la suite des Generalstabes der Armee und vom Nebenetat des Gr. Generalstabes. - Am 22. 3. 89 als Rittm . und Eskadronchef in das Regt. versett. 85. Konrad v. Dechend , Am 16. 4. 89 in das Regt. versett. Prem. Lt. im Drag. Regt. Nr. 14. Am 17. 12. 91 unter Beförderung zum Rittm. und Eskadronchef in das Hus. Regt. Nr. 16 versett. 86. Ludwig v. Ziegler u. Klipphausen , Am 13. 8. 89 als etatsmäß. Major aggregirt dem Ul. Regt. Nr. 11 . Stabsoffizier in das Regt. verseßt. 87. Johannes v . Broesigke, am 18. 4. 88 als Avantageur in das Regiment eingetreten. Seit 29. 9. 89 Set. Lt. im Regt. 88. Heinrich Haubold v. Zanthier , am 1. 4. 89 als Avantageur in das Regt. eingetreten. Seit 14. 6. 90 Sek. Lt. im Regt. 89. Arthur v . Muellern , Rittm. im Drag. Regt. Nr. 22 und Adjutant bei der 28. Div. - Am 20. 9. 90 unter Verleihung des Charakters als Major als Eskadronchef in das Regt. verſeßt.

346

90. Hans v . Graeveniß , am 8. 2. 90 aus dem Kadettenkorps dem Regt. als Port. Fähnr. überwiesen. Seit 18. 1. 91 Sef. Lt. im Regt.

91. Wilhelm v. Lowtow , am 27. 4. 89 als Avantageur in das Regt. eingetreten. Seit 18. 1. 91 Sek. Lt. im Regt. 92. Edwin v. Stammer , am 22. 10. 80 als Avantageur in das Regt. eingetreten. Seit 18. 1. 91 Sek. Lt. im Regt. 93. Siegfried v . Bülow, am 11. 3. 90 als Avantageur in das Regt. eingetreten. Seit 16. 5. 91 Sek. Lt. im Regt. (Patent 22. 8. 91).

94. Courtlandt v. Restorff, am 22. 3. 92 aus dem Kadettenkorps dem Regt. als Sek. Lt. überwieſen. 95. Erik v . Barnekow , Prem. Lt. im Drag. Regt. Nr. 11. -- Am 29. 3. 92 in das Regt. verſeßt. 96. Achim v. Frisch, am 12. 1. 91 als Avantageur in das Regt. eingetreten. - Am 17. 5. 92 zum Sek. Lt. befördert.

347 Anlage 3.

Verzeichniß der höheren Vorgesezten

des

Regiments

von seiner Errichtung bis zum 1. Mai 1892 .

1. Armee-Inspekteure. 1. Großherzog Friedrich Franz II. von Mecklenburg - Schwerin , Königliche Hoheit, am 16. 6. 71 zum Inspekt. der 2. Armee-Inspektion ernannt. Gestorben am 15. 4. 83. 2. Albrecht Prinz von Preußen , Königliche Hoheit, am 10. 7. 88 zum Inspekt. der 1. Armee-Inspektion ernannt.

2. Kommandireude Generale.

1. General der Infanterie v. Manstein , am 18. 4. 67 zum kommand. Gen. des IX. Armeekorps ernannt. - Am 29. 7. 73 in Genehmigung seines Abschiedsgesuches zur Disposition gestellt. Gestorben am 11. 5. 77 auf ſeiner Beſißung in Billwerder bei Hamburg. 2. General der Infanterie v . Tresckow , Gen. Lt., beauftragt mit der Uebernahme der Geschäfte des Gen. Komds. X. Armeekorps für den beurlaubten kommand. Gen. - Am 23. 9. 73 unter Belaffung in seinem Verhältniß als Gen. Adjut. Sr. Maj. des Kaiſers - Am und Königs mit der Führung des IX. Armeekorps beauftragt. 26. 1. 75 zum kommand. Gen. desselben ernannt. - Am 22. 3. 75 zum Gen. der Inf. befördert. - Am 2. 8. 88 in Genehmigung ſeines Abſchiedsgesuches zur Disposition gestellt. Lebt auf Rittergut Wartenberg bei Warnik i. d . Neum.

3. General der Infanterie v. Leszczynski , Gen. Lt. und Komdr. der 11. Div. — Am 2. 8. 88 unter Beförderung zum Gen. der Inf. zum kommand . Gen. des IX. Armeekorps ernannt. Am 2. 2. 91 in Genehmigung seines Abschiedsgesuches zur Disposition gestellt und zum Chef des Inf. Regts. Markgraf Karl ernannt. Lebt auf Rittergut Repten bei Vetſchau i. d . Lauſiß.

348

-

4. General der Kavallerie Graf v. Waldersee , Chef des Generalstabes der Armee und Gen. Adjut. Sr. Maj . des Kaisers und Königs. - Äm 2. 2. 91 zum kommand . Gen. des IX. Armeekorps ernannt.

3. Diviſions-Kommandeure. 1. Gen. Lt. v . Rosenberg - Gruszczynski , Am 26. 7. 70 zum am 30. 10. 66 zum Komdr. der 17. Div. ernannt. Gouv. von Königsberg ernannt. --- Vom 12. 10. 1870 ab für die Dauer des mobilen Verhältnisses Gen. Gouv. von Reims. -- Am 27. 7. 71 zum Gouv. der Festung Ulm ernannt. Am 22. 3. 73 den Charakter als Gen. der Inf. erhalten . — Am 10. 3. 74 in Genehmigung seines Abschiedsgesuches zur Disposition gestellt. Gestorben in Bonn am 30. 5. 84.

2. Gen. Lt. v. Schimmelmann , Gen. Major und Komdr. der 9. Jnf. Brig. -- Am 26. 7. 70 unter Be= förderung zum Gen. Lt. zum Komdr. der 17. Div. ernannt. - Am 23. 12. 71 zum Kommandanten von Magdeburg ernannt. Gestorben am 17. 2. 73. 3. Gen. Lt. v . Tresckow , vortragender Gen. Adj . Sr. Maj . des Königs und Chef des Militärkabinets. Am 16. 11. 70 für den erkrankten Gen. Lt. v. Schimmelmann mit der Führung der 17. Div . beauftragt. Trat Ende Januar 71 in sein früheres Verhältniß zurück. 4. Gen. Lt. Frhr. v. Schlotheim , Gen. Major von der Armee kommand. zur Vertretung des Komdrs . der 19. Div. Am 20. 3. 72 mit der Führung der 17. Div. beauftragt. Am 22. 3. 73 zum Am 28. 11. 72 zum Komdr. derselben ernannt. Gen. Lt. befördert . Am 6.4. 80 mit der Führung des XI. Armeekorps beauftragt. - Am 18. 9. 80 unter Beförderung zum Gen. der Kav. zum kommand. Gen. desselben ernannt. - Am 23. 3. 89 in Genehmigung seines Abschiedsgesuches zur Disposition gestellt. Gestorben in Caſſel am 7. 4. 89. 5. Gen. Lt. Graf v. Wartensleben , Gen. Lt. und Kommandant von Berlin. Am 6. 4. 80 zum Komdr. der 17. Div. ernannt. Am 21. 8. 84 mit der Führung des III. Armeekorps beauftragt. Am 14. 8. 84 zum kommand. Gen. deffelben ernannt. Am 18. 9. 86 zum Gen. der Kav. befördert. Am 12. 7. 88 in Ge= nehmigung seines Abschiedsgesuches zur Disposition gestellt. Lebt auf Rittergut Carom bei Genthin i. Mark. 6. Gen. Lt. Bronsart v. Schellendorff, Gen. Major und Chef des Generalstabes des X. Armeekorps. Am 21. 8. 84 mit der Führung der 17. Div. beauftragt. - Am 11. 11. 84 Am unter Beförderung zum Gen. Lt. zum Komdr. derselben ernannt. 12. 7. 88 mit der Führung des III. Armeekorps beauftragt. - Am 19. 9. 88 zum kommand . Gen. desselben ernannt. -- Am 13. 8. 89 zum Gen. der Inf. befördert. Am 24. 3. 90 zum kommand . Gen. des X. Armeekorps ernannt.

349

-

7. Gen. Lt. v . Derenthall , Gen. Lt., Gen. à la suite Gr. Maj. des Kaisers und Königs und Komdr. der 33. Div. ---- Am 12. 7. 88 in gleicher Eigenschaft zur 17. Div. versett. - Am 16. 3. 90 in Genehmigung seines Abschiedsgesuches mit dem Charakter als Gen. der Inf. zur Disposition gestellt. Lebt in Schwerin i. M. 8. Gen. Lt. Graf Finck v. Finckenstein , Gen. Major, Gen. à la suite Sr. Maj . des Kaiſers und Königs und Am 24. 3. 90 unter Beförderung Inspekteur der Jäger und Schüßen. zum Gen. Lt. zum Komdr. der 17. Div. ernannt.

4. Brigade-Kommandeure.

1. Gen. Major v. Below , am 30. 10. 66 zum Komdr. der 17. Kav. Brig. ernannt. - Am 8. 5. 69 in Genehmigung seines Abschiedsgesuches mit dem Charakter als Gen. Lt. zur Disposition gestellt. Lebt in Königsberg i. Pr. 2. Gen. Major v. Rauch , Oberst, Flügeladjutant Sr. Maj . des Königs und Komdr. des Kür. Regts. Nr. 6. Am 18. 6. 69 zum Komdr. der 17. Kav. Brig. ernannt. Am 26. 7. 70 zum Gen. Major befördert. Am 19. 8. 75 zum RemonteInspekteur und Chef der Abth . für das Remontewesen im Kriegsministerium ernannt. Am 4. 11. 75 zum Gen. Lt. befördert. Am 23. 8. 83 in Genehmigung seines Abschiedsgesuches als Gen. der Kav. zur Disposition gestellt. Am 9. 6. 84 im aktiven Heere unter Belassung in dem Verhältniß als Gen. Adjut. Sr. Maj . des Kaisers und Königs als Präses der Gen. Ord. Komm. wiederangestellt. 3. Gen. Major v . Gurezki - Cornih , Am 15. 6. 75 zur VerOberst und Komdr. des Drag. Regts. Nr. 11 . Am tretung des abkommand. Komdrs. der 17. Kav. Brig. kommand. 19. 8. 75 zum Komdr. dieser Brig . ernannt. Am 20. 9. 76 zum Gen. Major befördert. Am 16. 11. 82 behufs Uebernahme des Kommandos der 27. Div. nach Württemberg kommand. Am 8. 11. 87 zum Gouv. von Ulm ernannt. Am 23. 4. 88 den Charakter als Gen. der Kav. erhalten. Am 17. 12. 89 in Genehmigung seines Abschiedsgeſuches zur Disposition gestellt. Am 1. 6. 92 in Berlin gestorben. -

4. Gen. Major v. Garnier , Oberst und Komdr. des Ul. Regts . Nr. 9. - Am 16. 11. 82 mit der Führung der 17. Kav. Brig. beauftragt. - Am 12. 12. 82 zum Komdr. Am derselben ernannt. Am 3. 8. 83 zum Gen. Major befördert. 4. 11. 86 in Genehmigung seines Abschiedsgesuches zur Disposition gestellt. Am 13. 12. 87 den Charakter als Gen. Lt. erhalten. Lebt in Breslau.

350

--

5. Gen. Major Kuhlwein v. Rathenow , Oberst à la suite des 2. Garde- Drag. Regts . und Komdr. der 2. Kav. Brig. Am 4. 11. 86 in gleicher Eigenschaft zur 17. Kav. Brig. verseßt. Am 4. 12. 88 in GeAm 4. 12. 86 zum Gen. Major befördert. nehmigung seines Abschiedsgeſuches unter Verleihung des Charakters als Gen. Lt. zur Disposition gestellt. Lebt in Druse, Kreis Glogau.

6. Gen. Major v. Schnackenberg , Oberst und Komdr. des Ul. Regts . Nr. 5. - Am 4. 12. 88 zum Komdr . Am 22. 5. 89 zum Gen. Major befördert. der 17. Kav. Brig. ernannt. Am 16. 1. 92 in Genehmigung seines Abschiedsgeſuches unter Verleihung des Charakters als Gen. Lt. zur Disposition gestellt. Lebt in Wiesbaden. 7. Oberst Prinz Heinrich XVIII. Reuß, Durchlaucht, Oberst, Flügeladjutant Sr. Maj . des Kaiſers und Königs und Komdr. des Drag. Regts. Nr. 17. Am 27. 1. 92 mit der Führung der 17. Kav. Brig. beauftragt. - Am 16. 2. 92 zum Komdr. derselben ernannt.

351

Anlage 4.

Uebersicht der Begebenheiten , bei welchen während des

deutsch - französischen

Krieges das Regiment oder Theile desselben mit dem Feinde in Berührung und im Feuer gewesen sind . (Zeitlich geordnet.) Einschließung von Met vom 4. bis 10. September. Belagerung von Toul vom 13. bis 26. September. Zusammenstoß des Quartiermacher - Kommandos der 1. Eskadron mit Franktireurs bei Chevillon am 28. September. (Lieutenant Wendt.) Einschließung von Paris vom 10. Oktober bis 9. November. Zusammenstoß eines Beitreibungs - Kommandos der 4. Eskadron mit Franktireurs bei Melun am 17. Oktober. (Lieutenant Graf v. d. Recke.) Patrouillenritte gegen Artenay am 13. und 14. November. (Rittmeister v. Haeseler, Premierlieutenant Frhr. v. Pappenheim , Sekondlieutenant Graf v. d. Rece.) Gefecht der 17. Diviſion bei Dreux am 17. November. Verbindungspatrouille der 4. Eskadron auf Châteauneuf am 18. November (Portepeefähnrich Frhr. v. Malzahn.) Gefecht der 17. Division bei La Madeleine Bouvet am 21. November. Scharmütel der Avantgarde der 17. Diviſion bei Bellême am 22. November. Avantgarden- Aufklärung der 1. und 2. Eskadron gegen St. Rémy und Igé am 23. November. Erkundung des Detachements Detmering gegen Duneau und Connerré am 25. November. (4. Eskadron.) Erkundung der 4. Eskadron gegen Connerré am 29. November. Patrouillenritte der 1., 2. und 4. Eskadron gegen Chateaudun und Cloyes am 5. Dezember. (Lieutenants Frhr. v . Pappenheim , Graf v. d. Recke). Geplänkel der 1. Eskadron bei Moisy am 8. Dezember. Kämpfe der Armee- Abtheilung bei Beaugency am 9. und 10. Dezember. Schlacht bei Loigny am 2. Dezember. Kämpfe vor Orléans am 3. und 4. Dezember. Gefecht der 17. Diviſion bei Meung am 7. Dezember. nur 3. Eskadron. Erster Schlachttag von Beaugency am 8. Dezember. Scharmüzel des Detachements Rauch bei Oucques am 13. Dezember. Gefecht des Gros der 17. Division bei Frétéval am 14. Dezember. (2. Eskadron). Gefecht des linken Seitendetachements bei Pezou am 15. Dezember. (4. Eskadron.)

352 Erkundungsauftrag des Detachements Zingler gegen Thiron- Gardais und Nogent le Rotrou am 30. und 31. Dezember. (3. und 4. Eskadron.) Avantgarden-Aufklärung der 4. Eskadron gegen Authon am 7. Januar. Avantgarden- Aufklärung der 1. und 2. Eskadron gegen La Ferté Bernard am 8. Januar. Verfolgungsauftrag der 3. Eskadron gegen Sceaux am 8. Januar. Kämpfe der 17. Division bei Connerré am 9., 10. und 11. Januar. Gefecht der 17. Division bei St. Corneille am 12. Januar. Patrouillenritte der 1. Eskadron gegen Pré en Pail am 16. Januar. Erkundung der halben 3. Eskadron (Premierlieutenant v. Huth) gegen Carrouges am 18. Januar. Erkundung der 4. Eskadron gegen Argentan am 19. Januar. Scharmütel der 17. Division bei Bernay am 22. Januar. (1. und 2. Eskadron.) Patrouillenritte der 3. Eskadron gegen Lisieux und Livarot am 22. Januar. Patrouillenritte der 1. Eskadron gegen Bolbec und Lillebonne am 29. und 30. Januar.

353

Anlage 5.

Liste der im Feldzuge 1870/71 Gefallenen und Geßtorbenen . Es fielen vor dem Feinde oder erlagen ihren Verwundungen : 1. Unteroffizier Johann Karl Heinrich Henning , geb. am 23. 6. 1846 zu Grambow, Kreis Grevesmühlen am 5. 12. 1870 als Führer einer Patrouille von Courtalain auf Cloyes von Franktireurs erſchoſſen. 2. Unteroffizier Christian Steinfeldt , geb. am 3. 2. 1844 zu Vogelsang bei Malchin am 2. 12. 1870 bei Loigny durch Granatsplitter am rechten Bein schwer verwundet , gest. am 9. 12. 1870 im Feldlazareth zu Brandelon. 3. Unteroffizier Johann Christian Friedrich Harnack, geb. am 30. 1. 1848 zu Zierow, Kreis Grevesmühlen am 2. 12. 1870 bei Loigny durch Granatsplitter am linken Fuß schwer verwundet, gest. am 13. 12. 1870 im Feldlazareth zu Brandelon. 4. Gefreiter Ludwig Johann Christian Ernst Wegner , geb. am 2. 10. 1844 zu Mierendorf, Kreis Güstrow am 18. 11. 1870 bei einem Patrouillenritt auf Châteauneuf erschossen. 5. Gefreiter Ernst August Wilhelm Görke, geb. am 9. 3. 1850 zu Lenschow, Kreis Parchim am 10. 1. 1871 bei St. Mars la Bruyère als Patrouillenreiter tödtlich durch den Kopf geschossen. 6. Gefreiter Heinrich Friedrich Johann Fischer , geb am 20. 5. 1844 zu Neukahlen, Kreis Malchin am 29. 11. 1870 bei Connerré durch Schuß in den Unterleib ſchwer verwundet, geſt. am 8.1 . 1871 im Lazareth von La Ferté Bernard. 7. Gefreiter Carl Chriſtian Friedrich Düſing , geb. am 6. 4. 1846 zu Neddemin, Kreis Neubrandenburg ― am 5. 12. 1870 auf Patrouillenritt gegen Châteaudun durch Schuß in den Oberschenkel schwer verwundet, gest. am 24. 12. 1871 im Lazareth von Courtalain. 8. Dragoner Johann Heinrich Lanschow, geb. am 24. 12. 1846 zu Herrenburg, Kreis Schönberg -- im Gefecht von Dreux am 17. 11. 1870 durch Schuß in den linken Oberschenkel schwer verwundet, geſt. am 25. 12. 1870 im Lazareth von Dreur. 9. Dragoner Wilhelm Karl Heinrich Drews , geb. am 12. 11. 1846 zu Kraak, Kreis Hagenow am 11. 12. 1870 bei La Vilette durch Schuß in den rechten Oberschenkel schwer verwundet, gest. am 31. 12. 1870 im Lazareth von Beaugency . 10. Dragoner Johann Friedrich Christian Weber, geb. am 14. 9. 1846 zu Scharlow, Kreis Hagenow -- am 7. 1. 1871 bei Authon durch Schuß in den Unterleib schwer verwundet, gest. am 8. 1. 1871 im Lazareth von Authon. 11. Dragoner Karl Joachim_Friedrich Kägebein , geb. am 22. 7. 1847 zu Göldeniz, Kreis Rostock am 8. 1. 1871 bei Cherreau durch Schuß in den rechten Unterschenkel verwundet, gest. am 8. 5. 1871 im Lazareth zu Wolfenbüttel. 12. Dragoner Karl Friedrich Theodor Ahrens , geb. am 1. 1. 1846 zu Büßow, Amt Doberan - am 27. 11. 1870 beim Patrouillenritt auf Les Echelles durch Schuß ins linke Knie schwer verwundet gest. am 13. 12. 1870 im Lazareth von La Ferté Bernard. 23 v. Unger , 2. Großherzogl. Mecklenburg. Drag. Regt. Nr. 18.

354 Es starben an Krankheiten : 1. Oberstlieutenant Ernst Friedrich Auguſt v . Rathenow , geb. am 5. 12. 1822 zu Starpen , Provinz Brandenburg -- gest. in Berlin an Hals- und Unterleibs Schwindsucht am 15. 6. 1871. 2. Trompeter Carl Ludwig Heinrich Paetow , geb. am 10. 4. 1843 zu Scharbow, Amt Hagenow - geft. an Typhus am 12. 12. 1870 im Lazareth von Yères . 3. Gefreiter Johann Karl Christian Methling , geb. am 30. 1. 1846 zu Bartelshagen, Amt Ribnik geſt. am 30. 12. 1870 an Typhus im Lazareth von Nogent le Rotrou. 4. Dragoner Friedrich Christian Heinrich Lohalm , geb. am 27. 2. 1846 zu Plau, Amt Parchim gest. am 10. 10. 1870 an der Ruhr im Lazareth von Vitry le Français. 5. Dragoner Johann Friedrich Christoph Schulz, geb. am 30. 4. 1846 zu Wendisch-Priborn, Amt Parchim gest. am 10. 12. 1870 an der Ruhr im Lazareth von Coulommiers. 6. Dragoner Hans Joachim Martin Meyborg, geb. am 1. 6. 1849 zu Carlow, Amt Schönberg geft. am 12. 11. 1870 an der Ruhr im Lazareth von Yères. 7. Dragoner Karl August Theodor Jahnke , geb. am 5. 3 1849 zu Zinow, Amt Neustrelitz gest. am 30. 11. 1870 an Typhus im Lazareth von La Ferté Bernard. 8. Dragoner Friedrich Wilhelm Drägert , geb. am 20. 3. 1847 zu Boltenhof, Amt Neustrelit , gest. am 20. 12. 1870 an Typhus im Lazareth von Chartres. 9. Dragoner Johann Ludwig Heinrich Babendererde, geb. am 20. 9. 1846 zu Redknit, Amt Güstrow - gest. am 16. 1. 1871 an Typhus im Lazareth von Connerré. 10. Dragoner Friedrich Wilhelm Johann Kossow , geb. am 30. 7. 1846 zu Laage, Amt Güstrow geft. am 22. 1. 1871 an Typhus im Lazareth von Chartres. 11. Dragoner Joachim Martin Friedrich Krüger , geb. am 20. 4. 1849 zu gest. am 29. 1. 1871 an Typhus im Lazareth Mestlin, Amt Parchim von Chartres. 12. Dragoner Heinrich Christoph Johann Röhl , geb. am 14. 10. 1841 zu gest. am 28. 1. 1871 an Typhus im Lazareth Weffentin, Amt Parchim von Loigny. 13. Dragoner Johann Heinrich Christian Niemann , geb. am 16. 9. 1847 zu Stove - vor Meg an Typhus erkrankt, geft. am 12. 9. 1870 im Lazareth von Neuwied. 14. Dragoner Georg Ferdinand Heinrich Dedow , geb. am 14. 9. 1846 zu HofSufom, Amt Doberan - gest. im Lazareth von Epernay . 15. Dragoner Wilhelm Heinrich Joachim Ja ap, geb. am 16. 4. 1846 zu Dobberſen, Amt Wittenburg gest. im Lazareth von Darnetal.

355

Anlage 6.

Liste der im Feldzuge 1870/71 Dekorirten.

Es erhielten: Das Eiserne Kreuz 1. Klasse : Rittm. v. Haeseler.

Das Eiserne Kreuz 2. Klasse: Oberstlt. v. Rathenow. Major Detmering. ፡ v. Arnim . Rittm. Frhr. v . Malkan. ፡ Graf Bethusy -Huc. ፡ v. Haeseler. Premierlt. v. Bülow . v. Viereck. v. Huth. ፡ Frhr. v. Pappenheim. Sekondit. d . Res. Bar. v. Rodde. Sekondit. v . d . Lühe. ፡ v . Buch . 3 Wendt. = v. Busse. = v. Bülow . = Graf v. d. Rede- Volmerstein. : 18 . v. Müller. = 19. v. Derken. = 20. Frhr. v. Malzahn. 21. Frhr. v. Stenglin II. 22. Sekondlt. d. Res. Thormann. ፡ 23. Reding. : ፡ 24. Hillmann I. 25. Sekondit. d. Landw. Kavallerie v. Heyden.

1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15. 16. 17.

26. 27. 28. 29. 30. 31. 32. 33. 34. 35. 36. 37. 38. 39. 40. 41. 42. 43. 44. 45. 46. 47. 48. 49. 50.

Stabsarzt Dr. Schlott. Assistenzarzt Dr. Meyerhoff. Wachtm. Haß. = Schmidt. = Vorköper. ፡ Behrmann. Serg. Ehbrecht. ፡ Bundt. = Megelin. ፡ Burmeister. Unteroffiz. Boldt. Schuldt. = Padderak. Vielhaack. = Siente. = Milking. ፡ Schuldt. Stüdemann . = Peters. Gefr. Mensch. 8 Schildt. ፡ Steinfeldt. 3 Haselow. ፡ Lünz. Hopp.

-

356

Das Mecklenburg - Schwerinſche Militär- Verdienſtkreuz 2. Klasse: Stabsroßarzt Niebuhr. Feldzahlmeiſter Bütow. Wachtm. Haß. = Schmidt. 3 Vorköper. = Behrmann. Stabstrompeter Havemann. Serg. Nicolai. Kleist. = Knüppel. Scharff. = Sabbath. Berg . Unteroffiz. Drägert. = Weißenborn. Trompeter Ahrens. Gefr. Schondorf. = Tobias. Dlms. Dragoner Lanschow. Gregler. Bölte. Gefr. Köhler. Hermes.





=

24. 25. 26. 27. 28. 29. 30. 31. 32. 33. 34. 35. 36. 37. 38. 39. 40. 41. 42. 43. 44. 45. 46. 47.

3

15. 16. 17. 18. 19. 20. 21. 22. 23.

Oberstlt. v. Rathenow. Major Detmering. v. Arnim . : Rittm. Frhr. v . Malkau. = Graf v. Bethusy - Huc. = v. Haeseler. Premierlt. v. Viereck. = v. Huth. v. Bülow. = Frhr. v. Pappenheim . Sekondlt. d . Res. Bar. v. Rodde . = v . d. Lühe. = v. Busse. = Graf v. d . Recke - Volmerstein. = v. Müller. = v. Derßen. = v. Buch. ፡ Wendt. = v. Busse. Frhr. v. Malzahn. Frhr. v. Stenglin II. Stabsarzt Dr. Schlott. Assistenzarzt Dr. Meyerhoff.



1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14.

Das Mecklenburg - Strelitſche Verdienstkrenz: 1. Major Detmering. 2. Unteroffiz. Peters. = 3. Doll. ፡ 4. Schröder. 5. Christan. 6. Görß.

7. Gefr. Hagemann. 8. Hinze. = Müller. 9. 10. = Haselow. ፡ Godenschwager. 11.

Gedruckt in der Königlichen Hofbuchdruckerei von E. S. Mittler & Sohn, Berlin, Kochstraße 68–70.