Geschichte der Kriegskunst, seit der ersten Anwendung des Schießpulvers zum Kriegsgebrauch bis an das Ende des achtzehnten Jahrhunderts [2,1]


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Geschichte der Kriegskunst, seit der ersten Anwendung des Schießpulvers zum Kriegsgebrauch bis an das Ende des achtzehnten Jahrhunderts [2,1]

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ſeit der erſten Anwendung des Schießpulvers zum Kriegsgebrauch. bis an das Ende des achts zehnten Jahrbunderts.

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Gottfried

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Hoyer.

Band.

Göttingen ,

3

bey Johann Georg Roſenbuſch's Wittwe. 1799 . Estad

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Gedichte

Kriegskunſt

der

Neuerer

Fünfter

Zeiten .

Zeitraum

Begreift die Kriege der Franzoſen in den Niederlanden , in Deutſchland und in Italien vom Jahr 1648 bis

1738.

Einleitung. $.

I.

in beinahe Hundert Jahre ununterbrochen forts dauernder Krieg , der ſich von den Ufern der Elbe und Oder bis an die Geſtade der Nordſee erſtreck : te , und der jezt durch den weſtphäliſchen Frieden been : diget war , hatte wichtigen und groſſen Einfluß auf die Kriegskunſt gehabt. Das Anſehen der Piquenire war zum Vortheil der mit Feuergewebr bewafneten Schút: zen ſehr geſunken , ſo daß ſchon jezt aus lezteren der gröſſere Theil des Fußvolkes beſtand. Die Reuterei diente nunmehr eben ſo gut um Sold als die Fuß: knechte ; wie dieſe warð ſie von dem Landesherrn ges. 2 worben Boyer's Heuere Kriegok. 11. Th..

2

V.

Zeitrau m .

worben und beritten gemacht .

Die Geſchüßfunſt ges

wann nach gerade ein mehr wuiffenſchaftliches Unſes ben *) ; durch ſie machte auch die Belagerungskunſt beträchtliche Fortſchritte ;

beide aber wirften vereint .

auf die Befeſtigungskunſt , weil Feſtungen nach der alten Urt erbauet , dem ſo ſehr verſtärkten , fo vernians nichfad)temUngriffe nicht mehr widerſtehen fonnten. Uns 'vermerkt bildeten ſich in den mächtigeren Staaten ſte: bende Heere , wie in Frankreich , den Niederlanden, : Schuveden und Spanien .

Das Oeſterreichiſdie Haus hatte zwar ſelbſt zu Ende des Siebenzehnten Jabrhuns derts eigentlich noch keine Truppen auf beſtåndigen Fuß , ſeine oynaufförlichen Kriege aber udtbigten cs ,

immer wieder neue Werbungen an zu ſtellett , wenn es nach einein geſchloſſenen Frieden ſeine Heere abgedankt Katte ) . $. 2. a) Wie ſtrenge die Oberbefehlshaber von den Artilleriſtent Hebung und Fertigkeit in ihrer Kunſt forderten , beweiſt das Beiſpiel Ferdinands, der als Kidnig von Ungarn bei der Belagerung von Riegensburg im Jahr 1634 eta nen Artilleriſten henten lies , weil er zwanzigmal hinter einander einen Thurm gefehlt hatte . Chemnik 2. BO. 2. Bch . S. 467.

b) Raum war im Jahr 1606 mit den Türfen ein Waffen : filleſtand geſchloſſen ; brachen bürgerliche Unruhen aus. 1610 mufte man ſich wieder gegen Heinrich den Vierten ruſten , und 1618. nahm befanntlich der Erſt im Jahr Dreißigjährige Krieg ſeinen Anfang. 1650 konnte man einen Theil der Kaiſerlichen Armee abs danken , und mufte ſie wegen der über Mayland entſtans Unmittelbar auf denen Zwiſtigkeiten wieder anwerben . dieſe folgten die Pohlnifchen und Däniſden Handel von 1657 bis 1661 ; dann der Slirtenfrieg von 1061 bis V 1664. Im Jahr 1667 fielen die Franzoſen in Flandern ein , und im Jahr 1670 nahmen die innern Unruhen in Ungarn ihren Anfang. Auf dieſe foigten die Kriege mit

Einleitung .

S.

3

2.

Der Fünfte Zeitraum war es , oder beſtimms. ter : der Anfang des Achtzebuen Jahrhunderts , wo man überall ſtehende Heere ſabe, und wo Preuſſens Kriegsmacht aus einer unbedeutenden leibwache rich faſt auf den höchſten Gipfel militairiſcher Vollkommens Durch ifre Verbindlichkeit , als heit einpor bob. Mieſtånde des Deutſchen Reiches dem liaiſer bald in Ungarn gegen die Türken , bald am Rheine gege : die Franzoſen beizuſtehen - die man damals beide unter dem Namen des Erbfeindes begriff : jene toegen ihrer Fortſchritte in den Erbſtaaten des Deſterreichiſchen Hauſes , die ſie doch bald wieder zurück thun mußten ; die lezteren aber faſt mit mehr Rechte, wegen ihrer Verheeruugen der Rheingegenden zu Ende des Sieben : zehnten und der völligen Abreiſſung dieſer Lånder vom Deutſchen Reiche zu Anfange des Achtzehnten Jahrhun: deres , , Deutſche Fürſten bewogen , beſtåndig Truppen auf den

gleich weniger Schwierigkeiten verbunden war , als die Ers richtung eines neuen Heeres. So bildete ſich in Sachs ſen , in Bayern , in Hannover ein Kriegsſtaat, deſſen Einrichtung ſich mehr oder weniger der Deſterreichiſchen Verfaſſung nåberte , je enger der Landesfürſt mit dem Deutſchen Saiſer : Hauſe verbunden war.

$. 3. Allen andern Mächten eilten jedoch die Franzoſen zuvor ;

ſowohl was die innere Verfaſſung der Trups

pen, mit Frankreich am Rhein , und denn bis 1698 die Kriege mit den - Türken , an die ſich der Spaniſche Succeſſions . Krieg anſchloß. 22

4

V.

Zeitrá um .

pen , als vorzüglich was die Hauptzweige der Kriegss kunſt, Taktif und Fortifikazion , betraf. Als der Weſt: phảliſche Friede Europens ſo lange entbehrte Rube wieder kehren machte , war Frankreich noch bis zum Jahre 1659 mit Spanien in Krieg verwickelt, wåb: rend bürgerliche Unruhen , durch die despotiſchen Uſur: pationen eines ehrgeizigen Prieſters angefacht , rein Talentvolle Männer , in den Juneres ferrůtteten. lezten Jahren des

dreißigjährigen Krieges

gebildet,

übten ſich hier , und ſaminleten Erfahrungen ein , die in der Folge des ehrgeizigen Ludwigs Uſurpationen in den Niederlanden ſicherten. Kaum hatte dieſer nach Mazarius Tode im Jabr 1661 die Regierung ſelbſt übernommen , als er den Sohn des Staatsſekres tairs Tellier , wählte , der ihn ſchäftigen ſuchte , dens ganz in die

den Louvois zum Kriegsminiſter durch. ununterbrochne Kriege zu be: um ihn nicht in der Muſſe des Frie: Hände eines Günſtlings und einer

Buhlerin fallen zu laſſen . So zweckwidrig nun auch des von ſeinen Miniſtern irre geführten Königs Bes nehmen in dieſen Kriegen war ) ,

trugen leztere doch rebec

c ) Man höre , was Feuquieres , ein Augenzeuge das von ſagt : “ Als Frankreich im Jahr 1667 Spanien den „ Krieg erklärt hatte , um die Anſprüche der Königin auf ,, Brabanı zu behaupten ; beſchäftigte man fich mit Auss ,,berierung der Feſtungswerte.von Charleroi und mit der ,,Eroberung einiger unbedeutender Pläße, während Luds „ wig der Vier zehnte zweimal zurückging , die „ Maintenon zu ſehen , die er mit der Königin hatte „ bis auf die Grenze nachkommen laſſen . Anſtatt im „Jahr 1672 den gemeinſchaftlich mit den Engelländern „ gegen die Holländer angefangenen Krieg nach drei Mos „nathen auf eine gute Art zu beendigen , ſchlug Frank, greich die vortheilhaften Anerbietungen der Hollander , aus , und ließ ihnen Zeit : die Hülfe des Kaiſers und des

Einleitung.

5

reßr viel zu Ausbildung der Kriegskunſt im Ganzen " Louvois beſaß ſelbſt Kenntniſſe vom Kriegs : bei. weſen genug , um einzuſehen : daß es der Urniee an nichts fehlen dürfe , wenn ſie Fortſchritte machen und der König in ſeinen Tråumen von kriegeriſcher Groſſe erhalten werden ſollte.

Hätte er dies auch einen Uu :

genblick vergeſſen können , würden ihn doch Türen: ne's Briefe bald daran erinnert haben , was ißm zu thun oblag nes mußte

). Unter der Leitung eines ſolchen Mans Frankreichs Kriegsverfaſſung nothwendig

einen hohen Grad von Ausbildung erhalten , und das

durch ,, ded Rurfürſten von Brandenburg an ſich zu ziehen ; fich ,, durch die Spaniſchen Truppen in den Miederlanden zu „ verſtärken und mit Engelland einen Separatfrieden zu ſchlieſſen . 1688 verwandelte man durch die Eroberung von Mainz , Trier , Worms , esin , des Xürtember: gtſchen und der Markgrafſchaft Baaden den Krieg mit ,,dem Kaiſer in einen Reichsfrieg. Nach zehn Feldzügen ,,und einer Menge gewonnener Schlachten und eroberter „ Feſtungen mußte Frankreich , uin feine Feinde zu ſchwan chen , alles , ſelbſt Pignerol an Savoyen zurück geben , wim Nyswicker Frjeden aber Spanien faſt alles, und dem Katſer Philippsburg , Freiburg und Breiſach wieder , erſtatten , daß es von allen ſeinen Eroberungen nur „ Straßburg behielt. So ward aud der Spaniſche Sucs ,, ceffionétrieg durch lanter Fehler von Seiten Frants „reiche geführet. Anftatt die gegen Spanten und Frant. „ reich verbundenen Mächte : Engelland , Holland, Den „ Kaiſer , den König von Portugal und den Herzog von „ Savoyen zu trennen ; reizte man die Hollander troch mehr dadurch , daß man ihnen die Barriere : Städte „ nahm , die ſie mit drei und zwanzig Bataillonen beſezt „ hatten , ohne dat man ihnen eine andere Sicherheit ,, Dafür gab. Zulezt liet man gar den Kurfürſten von „ Bavern im Stidie, den man doch bewogen hatte : ſich „ mit in dieſen Krieg zli miſden .” d) Lettres et Memoires de Turenge, an mehreren Orten .

2.3

6

V.

3 citra u m.

durch eine Veranlaſſung werden, daß auch die Urmeen der mit ihin in Krieg verwickelten Mächte der Vou : kommen beit uin Einen Schritt nåber rückten .

S.

4.

Man darf jedoch deshalb nicht glauben :

als ob

die Oberbefehlshaber des Kaiſerlichen Heeres, des vor: nehmſten Feindes Frankreichs ,

gegen die Heerführer

dieſer Macht immer zurück geſtanden gåtten. Es vers bielt ſich vielmebr beinabe umgekehrt. Einen Türen nie , luremburg und Condé ftanden Montecu: culi, Marlborough und Eugen von Savoyen entgegen ; Vendome und Satinat aber wurden durch Ludwig von Baaden aufgewogen . Von den minder wichtigen Generalen der Franzoſen in dies ſem Zeitrauine macht Feuquieres eine Schilderung, die nichts

weniger

als zu

ihrem

Sobe

ausfällt

).

Rochefort und H ümieres hatten blos den Obers befehl erhalten , weil Louvois ifrien wokl wollte. Die Folgen waren ſo, wie ſie ſich unter dieſen Umſtåns den voraus ſeben lieſſen. Ein anderer Heerführer, der Marſchal Sourdis betrug fich im Kölniſchen ro ſchlecht, daß ludwig der vierzehn te ihn zurück ruffen mußte. la Trouſſé entgieng durch den Tod einem ånlichen Schickſale , und Noailles , ein Ge : ſchöpf der Maintenon, verdiente in Katalonien kein beſſeres. Villeroi, durch einen Mißgriff des Kos nigs zum Oberbefehl erhoben , beýielt ihn vom Jabr 1690 bis 1706, wo der Nachtheil zu auffallend ward, der durch ihn für den Staat erwuchs. Feu i llade koſtete, dem König von Spanien ſeine Italiäniſchen Beligungen ; dem Könige von Frankreich aber unges beuere Summen , einen Theil ſeines ſchweren Geſchůt:

e ) Feuquieres liv, I. ch. 3 .

7

Einleitung.

Boufleurs vers zes und meør als 25000 Mann . lohr Kolin , Lüttich , die Maaß , Gelderii und Lim: burg , und konnte ſeine Stelle nicht långer behaupten . Villero i ward zurückgeruffen , nachdem Feine Linien erſtirmt, und die Schlacht bei Ramillico nebſt dem Tallard ver: Spaniſchen Flandern verlohren war. lobr durch die Schlacht bei Höchſtädt Bayern , und gefangen . zum Glück für Frankreich Telé' , der zu Spaniens Beiſtand abgeſchickt worden ward noch

war , brachte dies Reich an den Rand des Verderbens. Er bob auf die bloſſeNachricht: daß ſich eine feindliche Flotte an den Küſten von Valenzia reben laffen , die Belagerung von Barcellona auf, und ließ ſein ganzes Belagerungsgeſchüß mit allen Mund- und Kriegsvors rath jurück. In der Dauphiné lies er den Herzog von Savoyen ungehindert Toulon belagern , die Belages rung wieder aufheben und dann Suſa erobern , das für Frankreich ſo auſſerſt wichtig war .

S. : 5 . Zwar entflaminte in dem Nórdlichen Europa wab: Zeitraums das Kriegsfeuer mehrmals,

rend dieſes

Schweden , Pohlen , Brandenburger und Moskowi: ter fåmpften abwechſelnd auf den Ebnen Pohlens. und in den Wüſteneien der Ukraine mit einander . Allein , die Kriegskunſt hatte im Ganzen davon nur wenig Ge: winn. Einzeln ward wohl hie und da eine Erfindung gemacht ; kam eine neue Einrichtung zum Vorſchein ; ihre Wirkſamkeit aber war beſchränkt, und ihr Einfluß erſtreckte ſich nicht weit. Merkwürdig iſt und bleibt in dieſer Epoke die ſo ſchnelle und doch ſo glückliche Um : formung des Ruffiſchen Heeres , von der ich weiter unten nochmals reben werde. 24

S.

8

V.

Zeitra u m. S.

6.a.

Schon oben (S. 2.) iſt geſagt worden : baß vors Zeitraume die Preußiſche Kriegsmacht

züglich dieſem

ibre Entſtehung verdankt.

Friedridy Willbelm

der Groſſe war es , der ſie zuerſt auf einen

regel:

mäßigen Fuß rezte. Unter dem Vorwande , ihn zum Heerführer zu bilden , in Grunde aber : um eines ges jährlichen Beobachters los zu werden , ſuchte ihn der

.

Graf von Schwarzenberg vom Hofe zu entfernen. Daber kam es denn : daß er in Friedrich Heins richs von Oranien tager heran wuchs , und bei: Kinabenalter den Belagerungen von nabe noch im Breda und der Schenkenſchanze beiwohnte. Zwar hatte er beim Antritt ſeiner Regierung nur überhaupt etwa zweitauſend Infanteriften und zweihundert Reus ter auf den Beinen ; allein die Kriegsrüſtungen Kaiſer Ferdinands des Dritten und Karl Guſtavs von Schweden

bewogen ihn ,

ſeine Truppen zu

ver :

mehren .

Dieſe Vermehrung ſcheint zwar nicht groß geweſen zu ſein , weil nach der Allianz mit Schweden das vereinte Schwediſch , Brandenburgiſche Heer nur rechzehntauſend Mann ſtart war ' ).

Im Jahr 1672

aber konnte Friedrich Will belm der Republik Holland zwanzigtaufend Mann Hůlfsvoller gegen ( uds wigs des Vierge onten Uſurpationen verſprechen , und kurz darauf machte er ſich anbeiſchig , rechzebns tauſend Mann Reichshülfe zu ſtellen. Bei ſeinem Ableben hinterließ er ſeinem Nachfolger ein Riebendes Hcer von 35 Bataillonen Fußvole , 32 Schwadronen Renter , 8 Kompagnien Dragoner und dreizehn Gar: niſontompagnien , war " ).

098 zuſammen 28500 Kopfe ſtart:

Die ganze Jafanterie war gleichförmig blau ges

f ) Memoires de Brandenbourg pag. 93.

Einleitung.

9

gekleidet, und jeder Jufanteriſt ergielt monarhlich Ans dert alb Thaler Beſoldung.

S.

6.6.

Von den früßeſten Zeiten an waren die Türfen den Pohlen und Ungarn furchtbar geweſen ; bon Zeit zu Zeit hatten ſie ihre Beſikungen in Europa weiter aus: gedehnet , und ſelbſt im Sechzehnten Jahrhunderte ſchon einmal. Kien belagert. Sie thaten daſſelbe im Jahr 1683 zum zweitenmale , und hatten die Stade ſchon auf das äuſſerſte gebracht , daß ſie unvermeidlich verlohreu gegangen feir würde , wenn nicht der Kurs fürſt von Sachſen- und der König von Pohlen zum Entras herbeigeeitet wåren . Bis jezt- vátren die vera einten Chriſtlichen Heere: immer nur mit abwechſelns dem Glück gegen die Türken gefochten ; hatten ſelbſt mehrere gånzliche Niederlagen erlitten , ſo daß ſie ges gen diefen Feind zurück zu ſtehen ſchienen 8 ). Ylein , feit ff ) Des Kidn. 8. Pr. Åbhandlung von der Preußiſchen Krtegsverfaſſung. Frankf: ' und Leipz. 1771. 8. 9.38. g) Buld be ok ( Legat . Turcic . Epift. IV . p. 403 ) vera gleicht das Türkiſdje Kriegsheer mit dem Deutſchen , wo der Vortheil gar nicht auf die Seite des lezteren fållts, " Wenn der Türke unſeren Grenzen mit cinem Einbruch „ drohet ; bringen auch wir ein Heer zuſammen . Aber „ Was für Eins ? Durch Raubfucht herbeigezogeu haben „ einige noch nie einen Harniſch getragen , oder ein Ges „ Wehr in die Hand genohimeu, die übrigen ſind entwes „ der Weichlinge, oder Schweiger , Spieler , Landſtreis der , und dergleichen Taugenichtſe, die nur darauf auss „ gehen , im Lager ein ſittenloſes Leben zu fahren und „ ſich den Ausſchweifungen aller Art zu åberlaffen. „ So lange wir blos unter einander Krieg führen , ſteht. „ Schwäche gegen Sdwäche ; Verdorbenheit gegen Vera „ dorbenbeit ; und beides hebt fidy gegen einander auf. „ Baben wir es aber mit den Türken zu thun : cinem 25 gleich

ΙΟ

V.

Zeitra u m .

ſeit' dein Temeswarer Frieden ( 1664) ſchien ſich das Glück von ihnen abzuwenden. Zwar hatten ihre Waf: fen gegen die Venezianier noch einigen Fortgang, wo ſie die Stadt Candia nach einer langwiehrigen Belages rung eroberten ; zwar gelang es ihnen durch Beiſtand der Ungariſchen Mißvergnügten Maueru von Wien vorzubringen ;

1683 bis an die hier unterlagen fic

aber der nun beſſer gewordenen Ordnung und Manne: zuche des vereinten Chriſtlichen Heeres. Bei der Erſchei: nung 828 lezteren ſchien eine allgemeine Beſtürzung fich unter den zabíreichen Türkiſchen Schaaren zu verbrei : ten : ſic hoben die Belagerung auf, und traten in der Man belagerte grójien Unvorderung den Rückzug an . darauf Barkan , das 9000 Spahis und 20000 Jas nitzaren entſegen wollten , aber geſchlagen und miej: rentheils gecödtet oder gefangen wurden . 1684 waren die Türken um nichts glücklicher: fie griffen den Herzogv. torbringen mit ihrer Reuterei bei Vizegradan ; dieſe aber vermochte das regelmäßige Feuer der Deutſchen nicht auszuhalten , ſie ſtürzte ſich auf die Janitzaren zurück, und alles Hoke unit Hinterlaſſung der Zelte, des Geſchůkes und Gepäckes. Die Belagerung von Ofen war eine Folge dieſes Treffens; Vierzehn Tage nach dem Verluſt der Schlacht erſchienen jedoch die Türfen wieder gerüſtet im

psgleich wachſament, thátigen , maßigen , geübtem und „ erfahrnem Feinde; dann zeigen unſere håufigen Nieders ,,lagen , was wir vermdgen ? - Die Türken , ſobald ſie ,, einen gut gewachſenen Menſchen finden , der ſich zum skrieger zu ſchicken ſcheint , wenden ſie alles an , ſeine „ körperliche Kräfte auszubilden , und ihn zum Gebrauch „ der Waffen gewandt und geſchickt zu machen. Wir im „ Gegentheil, achten nur Pferde , Hunde und Falken unſerer Sorgfalt und Mühe werth , den Menſchen qaber überlaſſen wir der Natur” .

IL

Einleitung.

im Felde, ſchnitten dem Belagerungsforrs beſtandig die Zufuhren ab , und beunruhigten es unaufhörlich . In dem Feldzuge von 1685 belagerte der Seras: tier Seilan Fbrahim Paſcha Gran, während der Herzog von lothringen vor Neubauſet lag. Diefer gieng daber mit dem größten Theile Feiner Trups pen auf die Türken los , die ihm nach Aufbcbung der Belagerung entgegen kamen , ihres bikigen Angriffes ohngeachtet aber oynweit Neuhäuſel durch die Ueber: legenheit des kleinen Gewebrfeuers wurden .

völlig

geſchlagen

.

1686 konnte der Großvezir Solginan Pardha die Eroberung von Dfen nicht hindern , das vor ſeinen Uugen

mit Sturm übergieng .

Unmittelbar darauf

wollte er mit dreißigtauſend Reutern und Infanteriſten und allen bei dem Heere befindlichen Tartaren Segedin entſeken ." Der General Veterani überfiel die Tar: taren ,

von deren Annäherung er Nachricht erhalten

þatte , init Unbruch des Tages ohnweit Zenta , und ſprengte ſie auseinander. Kaum hatte ſeine Savallerie ein wenig ausgerubct, als ſich der Großvezir mit ſeis nem Korps nåberte. Veterani befann ſich nicht lange , ſondern gieng nach cinem zu Pferde gebaltenen Kriegsratbe auf die Türken los , die ohne ſich nur in Schlachtordnung zu ſtellen , die Flucht ergriffen .

Seit der Belagerung Wiens noch nie ro zahlreich Jahr 1687.

waren die Türfen

Felde ' erſchienen , als im Dennoch wurden ſie von dem Herzog im

von lotbringen bei Mohacz geſchlagen . Man verdankte dieſen Sieg vorzüglich der Wirkſamkeit des Arrilleriefeuers. Er war um ſo wichtiger , weil er Ofen rettete , und Siebenbürgen für immer dem ſerhauſe unterwarf.

Sais

Nicht

12

V.

3 eitr a um

Nicht minder glücklich war lezteres im folgenden ( udwig von Banden ſchlug die Türs. Feldzuge. Een an der Unna und bei Tiemenil oder Brod , und der Kurfürſt von Bayern eroberte Belgrad mit Auch im Feldzuge von 1689 fiegte deutſche Sturm . Standhaftigkeit und deutſche Fertigkeit im Gebrauch des Feuergewehres über die wütbenden Anfälle der Türken . Zwar zeigten die Türfen iin Treffen an der Morawa mehr Dispoſition , als vorber : ſie benukten einen dicken Nebel, um ihre Reuterei auf der kleinen Ebne von Patacin in Ordnung zu ſtellen , deren Flans ken ſie durch die in das Gebüſch poſtirten Janikaren deckten ; dennoch gelang es der Kaiſerlichen Infanterie fich noch zeitig genug durch die bei ſich babenden Spa: niſchen Reuter zu decken , und die Türken bis in ihr {ager zu treiben , das mit 105 metalnen Kanonen in Der Seraskier Arat die Hände der Sieger fiel. Parcha hatte ſich bis Niſſa zurück gezogen und ſich daſelbſt perſchanzt , ſo daß ſein rechter Flügel durch die mit dem Albaneſiſchen Fußvolke befekten Anhöhen , der Linke aber durch den Niſſafluß gedeckt war. Nachdem daber die Kaiſerliche Urmee einige Tage bei Patazin ausgerubet þatte , gieng ſie den Türfen nach , deren Stellung fie in der Rechten Flanke tournirte ,

und die

hinten noch nicht vollenderen Verſchanzungen nach ei: nem lebhaften Gefechte durchbrach. Unmittelbar dar: auf ſchlug der Prinz von Baaden ein anderes Túrtifdies Detaſchement von Acht bis Neun Tauſend Mann bei Widin und eroberte dieſe Stadt. Anſtatt zu dem Feldzuge von 1690 die gehörigen Rüſtungen zu machen , und den Türken Nikopolis und Sophia abzunehmen ; beſchäftigte man ſich am Kaiſer: lichen Hote mit den Zubereitungen zur Krónung des Römiſchen Königes , wo der Aufwand für prächtige Equis

.

Einleitung.

13

Equipagen , Livreen u . f. w. nur wenig zu den Kriegos Poſten übrig ließ. EineVerſtärkung von 20000 Tar: taren , welche die Türken in Ungarn erhielten , ver's ſchafte ihnen einige Vortheile über die Kaiſerlichen : der General Håubler ward bei Terezwar geſihlageli und gefangen , und Belgrad gieng ſo wie Niſſa und Widdin verlohren . Das folgende Jahr brachte den Chriſtlichen Waf: fen neues Glück.

Obſchon der Großvezier Kinperli

ein Heer von 100000 Mann zuſammen gebracht hatte, dein ( udwig von Baaden nicht mebr als 66000. entgegenſeken konnte . Deni ohngeachtet wollte er die Türfen bei Semlin angreifen , wäre ihre Stellung bier zwiſchen der Donau und der Sau nicht ganz uns angreifbar geweſen . Er zog ſich daher gegen Salan : femen zurück , um ſeine Zufuhren beſſer an ſich ziehet zu können ; ſabe ſich aber auch durch die Geſchicklich :

1 keit des Großveziers geräuſcht , denn dieſer gieng in der Nacht durch einen " forcirten Marſch långſt der Sau , bei Metrowicz aber über die Sarwitſch , und nahm ſein Lager auf den Höhen an der Donau. Hier's durcły war er im Stande , der Kaiſerlichen Armee alle Lebensmittel abzuſchneiden , und der Prinz von Baade'n war gezwungen : ein Treffen zu liefern , ſo ungünſtig die Umſtände auch immer waren , denn die Türfen ſtanden in einer vortheilhaften Stellung vers ſchanzt , den linken Flügel an die Donau gelehnt, den Rechten aber durch ihre zahlreiche - Reuterei gedeckt. Kein Sieg ward auch den Raiferlichen ſchwerer als dieſer ; die Janiſaren pertheidigten die Linien mit faſt beiſpielloſer Standhaftigkeit ; der Ausgang des Tref: fens blieb lange unentſchieden , bis endlich die Türkiſche Reuterei zuerſt wich , Gelegenheit gab ,

und dadurch den Kaiſerlichen

den die kinien vertgeidigenden Ja: nişaren

>

14

V.

Zeitra u im .

nigaren in den Rücken zu kommen , aus denſelben zu vertreiben .

und fie dadurch

Thatenlos verſtrichen die beiden Kriegsjahre 1692 und 1693; beide Heere durch Firantbeit und anderen Abgang geld wacht , beſchräntten ſich auf unbedeutende Scharmügel , Derter.

und die Eroberung

einiger

befcftigter

1694 ftans der Graf Eaprara vor Peterwara: dein in einem verſchanzten lager, das mit einer doppel: ten linie unſchloſſen und durch Minen u . ſ. w . verſtärkt war. ' Dieſes verſihanzte Lager wollten die Türfen durch eine förmliche Belagerung erobern. Sie eröffne: ten daßer die Tranſchee, mußten aber nach einer zegu: tågigen fruchtloſen Kanonade wieder abzieheni . Im Jahr 1695. beſiegte der Großfuitan liur durch die Menge feiner Trupperi den General Veterani in Siebenbürgen ; doch konnten die Kaiſerlichen Waf: fen keine Fortſchritte machen , Stårke am

weil man feine größte

Rhein gegen die Franzoſen wenden mußte.

Eben ſo verhielts ſichs 1696. Der Kurfürſt von Sachſen ward bei Ollao ; geſchlagen und konnte die vorgebabte Belagerung von Demeswar nicht bewerk: ſtelligen . Im Feldzuge von 1697 hingegen trat Eugen von Savonen als Seerführer der Kaiſers lichen Truppen in Ungarn auf , und ſchlug die diefſeits der Teiſſe zurückgebliebene Türkiſche Infanterie völlig . 6000 beladene Wagen , unit den ſich die Sürfen nach

1

der in dem vorhergehenden Feldzuge eingeführten Sitte verſchanzt hatten , eben ſo viel Kameele , hundert ſchwere Kanonen , fechzig Feldſtücken nebſt dem ganzen Feldgeråthe fiel in die Hände der Sicger. Noch unglücklicher war der Krieg von 1714 für Eugen ſchlug fie bier zweiuial ,; die Ottomannen. und

Einleitung.

15

und nahm ihnen boi Peterwardein 160 Sanonen und Mócſer , bei Belgrad aber 131 Sanonen und dreißig eroberte auch Paaczowa , Vipaláca , Mórrer ab ; Orfowa , Semendria , und Schabak . Mejadia , Blick auf den Verluſt der Wirft inan einen

1 Türfen in dieſen Feldjligent; kann man nicht anders , rals ihre auſſerordentlichen Hůlfsquellen bewunderii. Wenn auch die Kaiſerlichen zuteilen einigen Verlust erlitten , fiel doch nie eine beträchtliche Menge Geſchüß in die Hände des Feindes , während dieſer nur allein in den Schlachten bei Salankemen , Zenta , Peters

>

wardein und Belgras über Sechshundert, größten : theils metalne Geſchüße auf dem Schlachtfelde zurück Es wurde in der That jeder anderen Europäis ließ. ſchen Macht ſchwer geworden féin , in jenen Zeiten ei nen ſolchen Verluſt bald wieder zu erſetzen ; wihrend die Türken immer in kurzer Zeit wieder völlig zum Siriege geriiſtet waren . Staum

darf man des Krieges von 1737 erwagnet.

Er waró Deſterreichiſcher Seits ro zwecklos ,

mit fo

viel Fehlern geführt, daß man Türken gegen fich haben mußte , um nicht noch mehr zu verliebren als wirklich Denn die Janiſaren waren jezt bei verlohren gieng . weitem nicht mehr das , was ſie im vorigen Zeitraume waren . Je meør ſie Einfluß auf den Thron und die Regierung erhielten , um ſo ſchlechter ward die Manns: zucht bei ihnen , und mit dieſer wich auch gleichſam ihr voriger Muth . vorhergehenden

Håtte in dieſem Kriege , wie in den ein . ( 110 wig von Bagden , ein

Eugen von Savopen an der Spiſe der Kaiſer : lichen geſtanden , das Reſultat des Belgrader Friedens würde ohne allen Zweifel beſſer ausgefallen ſein.

Erſter

3 16

V.

m. Zeitraum

Erſter

Asich nitt.

fortſdritte, inclche ſowohl der Theoretiſche als der Praktiſche Theil der Geſchůzkunft in dieſen Zeitraume machte.

S.

7.

owohlman ſchon ſeit dem Anfange des Sieben: zehnten Jahrhunderts in den Niederlanden und bei den Schwediſchen Heeren angefangen hatte , rich nicht allein imn Felde kürzerer und leichterer Siauonen zu bedienen , als vorber ; ſondern auch ſogar das Bes lagerungsgeſchůk in der nemlichen Proporzion verferti: gen zu laſſen ; ſtimmten. doch die deutſchen Artilleriſten keinesweges in dieſe: Neuerungen ein , ſondern bebiels ten immer noch die ebemaligen Verhältniſſe bei. Zwei Urſachen bewogen ſie dazu :

einmal der nicht:zu wider :

legende Grundſak , daß ein långeres Geſchüß einen weiteren Kernſchuß bat , als ein kürzeres ; und dann die Anbånglichkeit an die gewośnten ſtarken Ladungen , von den die kurzen Geſchůze theils zu ſchnell erbizt, theils auch zu ſebe zurück geſtoſſen wurden. ). 3.8 .

1

h ) " Die verjüngten Stücke hat man erfunden , ſagt Nieth : ( Neuere Geſchüß - Beſchreibung 1683. fol. I. Buch Kap . 29 ) in Feldſchlachten und Treffer , ſolche leichter fort zu ,,bringen , und geſchwind damit zu agiren , welches ings gemein nun wenig Stunden geſchieht. - Daß aber „ Unzeitige Spahrer und lateiniſche Artilleriſten, zugefahs mren ſind , die Verjüngung derer Stücke, ſo in und vor „ Feſtungen gebraucht werden , auf die Bahn zu bringen , „ haben ſie zu unrechter Zeit von den Franzoſen , welche , „ ihrer liederlichen Urt nach , allezeit nur etwas neues :>(wann es gleich ſchlimmer als das alte) ſuchen hervor 980

7 la gli

1. Abſchn. Geſchůzkunft.

17

8. $. Man ſabe unterdeſſen wohl ein : daß zu ſchweres Geſchüß in Felde unbrauchbar ſei, und daß ſein Nußen in Belagerungen mit dem dadurch verurſachten Uuf : wande von Munition und mit den Schmůrigkeiten des Transportes durchaus in keinem Verhältniſſe ſtebe. Die Ganzen und Dreiviertheils : Kartbau: nen , die 48 und 36 Pfund Eiſen ſchoſſen , kamen daber nach und nach ganz aus dem Gebrauch . Sie, wurden auf die Hauptwalle der Feſtungen und auf die Flotten verwieſen ; nur böchſt ſelten wurden neue Ge : ſchübe von dieſem Kaliber gegoſſen Man bediente ſich jezt allgemein nur noch : Der balben Karthaune; dieſe ſchoß 24 Pfund Eiſen , war auf 27 Pfund gebohret , hielt in der { ånge zwei und zwanzig Kaliber oder Durchmeſſer ! der Bohrung , zur Metallſtárfe aber im Boden Einen und an der Mündung Einen halben Kaliber. Sie wog 45 bis 60 Centner . Der Viert beils : Karthaune, ſchoß 12 Pfund Eiſen, war auf 14 Pfund gebohrt ; biele in der Lange Zur Metallſtårfe harte Tie vier und zwanzig Kaliber. im Boden Einen , und an der Mündung { Kaliber. Ihr Gewicht betrug 28 bis 36 Centner .

Der Faltaune, fchoß 6 Pfund Eiſen , war auf Pf und gebohret und Sieben und zwanzig Kaliber 7 Ihre Metalſtårte war der vorhergehenden lang. gleich , und iør Gewiche betrug nie unter 21 Centner. Dem woju bringen , gelernet , und vor etwas Rares in die ,,Bücher geſchmieret." i ) Mieths Neue Geſchügbeſchreibung I Bc. Kap . 28 . Soyer's Heuere Briegek, vl. Th .

3

18

V.

Zeitra u in .

Dem Falfonet , das Ein Pfund Eiſen richoß, und rechs und dreißig Kaliber lang war ; und

Dein Serpentinel, das 16.Loth Blei ſchoß, und zur (ånge vierzig ſeiner Kaliber batte ).

$.

9.

Weil alle eben angeführte Geſchůke febr. ſchwer ausfielen , konnte man ſich iþrer nicht gut zu Feldges Zu dieſem Entzweck war eine leichs robůken bedienen. fere Urt Fallaunen , idie' nur Uchtzehn Kaliber Långe Batten , und die ſogenannten Regiments ſtůck en beſtimmt. Dieſe waren verſchiedener Art, je nachdem ſie die Pfantaſie eines Feldzeugmeiſters

iþrer

Beſtimmung

am beſten an zu paſſen wåbnte. Sie ſcholien gewohns lich Drei bis Vier Pfund Eiſen ; waren bald rechzebu , bald neunzehn , ja zuweilen bis acht und zwanzig Kas liber lang , und theils vollgütig , oder weniger geſchwächt gegoſſen .

theils auch mehr

Noch eine andere Art Regimento ſtů ce gebor: ten in die Klaſſe der Kammergeſchüße , und glichen febr den jezt gebräuchlichen leichten Feldhaubiken. Braun ') beſchreibt zwei Gattungen derſelben , von den die erſtere Vier Pfund Eiſen ſchießt, Zehn Kali: ber zur Långe und eine $ Kaliber weite cylindriſche Kammer þar . Shre Metallſtårke betrug um die Kams Kaliber. mer 4 , an der Mündung aber Die zweite Gattung fatte eine Kegelförmige Kams mer , ſchoß Sechs Pfund Eiſen und war 9. Kaliber

lang . k) ebendar. Sap. 31. folg. Brauns noviff. fuudamentum et praxis Artilleriae IV . Th . Sap . 4. folg. 1 ) Novia. fundament. IV. 35. tap. 6.

1. Abſchn . Geſchůkkunſt.

19

lang. Zur Metallſtärke patte dieſes åuſſerſt erleichters te Geſchüß um den Stoß der Kammer 1% , vorne an der Mündung bingegen 16 Kaliber.

IO.

S.

Von den mancherlei Arten der Schlangengeſchůke a wurden ijezt nur noch dreie gegoſſen und geführet m) : Die Ganze Felor chlange, ſchoß Uchtzehn Pfund Eiſen , war auf zwanzig Pfund gebohret, und dreißig Kaliber lang.

Ihre Metaufarfe betrug bins

ten 175 , an der Mündung aber iſ Kaliber. Die Halbe Schlange ſchoß Neun Pfund Eis fen , war auf 104 Pfund gebohret und ſechs und dreißig Kaliber lang . In Ubſicht iþrer Metalſtårte glich fie der Ganzen Schlange. Die Viertheils Schlange ſchoß Fünf Pfund . Eiſen , war auf Sechs Pfund gebohret und Vierzig Kaliber lang . Zur Metallſtårke batte fie am Stoß ito , und vorn i Kaliber . $.

II.

Bis zum Jahr 1690 bedienten ſich die Franzoſen ebenfalls langer Kanonen , deren Långe ohne Unterſchied des Kalibers allgemein zu zehn Franz. Fuß feſtgeſezt war. Man goß jedoch zu gleicher Zeit acht: und Vierpf.ů ns der , die nur Acht Fuß überhaupt lang waren . Fols gende Ueberſicht der Franzöſiſchen Geſchüße im Jabe 1685 kann zu einer Vergleichung mit den oben anges führten Deutſchen dienen. m) ebendaſ, Kap. 76

B

Stas

20

Zeitra u m.

V.

Raliber der Kanonen . 33 Pf. 24 16 12 8 lange

8 furze 4 lange 4 kurze Die

Långe in Frang. Fuß 10

beträgt Raliber 1977

Sewicht des Rohres in Pfunden 6200

10

215

F100

JO 10

247

4100

26 % 3019 24.

3400

10 8

JO

38

8

30

1950 1300.

Mecalſtårke

der Viers und

3 wandig's

pfùnder betrug anfangs am Stoß if , und an der Mündung des Kalibers , ward aber bald darauf bis * am Stoß und & Kaliber an der Mündung berab : geſezt. Weil die Långe und Schwere dieſer Geſchüße ſie für den Feldkrieg zu unbequem machte , führte man in Frankreich eine Neue Urt ein , die viel fürzer und leichter waren , als die vorigen , und hinten eine kugels förmige Kammer Katten , deren Durchmeſſer großer war , als der Durchmeſſer der Seele , wodurch ſie eine rebr Ein alter Spaniſcher groſſe Schußweite erbielten. Hauptmann brachte die Erfindung im Jabr 1679 zu : erſt nach Frankreich , und ſtellte in Gegenwart des Königes mit einein Vier : und Achtpfinder Verſuche an . Weil nun das Reſultat derſelben vortheilhaft für dieſe Geſchůße ausfiel, wurden mehrere von allen Kras libern gegoſſen " ) ; ' allein ſie. Katten den Nachtheil: daß ihr Rückſtoß ſelbſt die ſtårtſten Saffeten zerbrach. Der Marquis von Frezeliere lies daber den Kams von Etfaß mern der in ſeinem Departement gegoſſenen eine längliche oder gedrückte Form geben , wos durch

m) Geislers neue.curieuſe Artillerie Fol. Dresden. 1718. Seite 27.

21

1. Abſchn . Geſchůzkunſt.

durch ifr Rückftoß verinindert ward. Dennoch wär ibre beftige Wirkung auf die taffeten und die Unſicher: þeit ihrer Schüſſe Urſache, daß man ſie im Jahr 1732 einſchinolz , um långere Kanonen daraus ju gieſſen. Blos einige 33. und 24pfünder wurden bei behalten, weil ſie wegen ihrer Leichtigkeit ſehr bequem im Felde mirgeführet werden konnten.

In Abſicht ihrer { ången

und ihres Gewichtes verhielten ſich dieſe Kanonen for: gendergeſtalt : Schwere der Långe des beträgt Gewicht des Rohres Rohres Kaliber Kugel 24 Pfund 16 I2 8

4 Zur

5 FB . 103.31. S 6 , 4 S. 9 4 S 4 4 4

Metauftårke

hatten ſie

einen Kugeldurchmeſſer , oder weniger nn ). $.

12

13 1 46 1421š 1314 1633

binten

3000 PR: 2200 2000 1000

600 durchgebends

vorn aber } _deſſelben mehr

12 .

So ſehr dieſe Geſchüße auch erleichtert waren, hielt man ſie doch immer noch zur ſchwer für den Gebirgskrieg , an den Spaniſchen Grenzen ; um ſo mehr, weil die Spa : nier ſich noch leichterer Kanonen bedicnten , denn ihre 7 Fuß langen 36pfünder wogen nicht meer als 2398 Pf. Es wurden daber in Perpignan von den Franzoſen Eins pfündige Kanonen von Vier Fuß , Ucht Zoll fånge ge: goſſen , welches ſo viel als 28 Kalibor betrug . Zur Metallſtårke hatten ſie ain Stoß und an der Wüns dung 5. Kaliber .

Dieſe Kanonen lagen auf einer bei1 Tons

nn ) Surirey de St. Remy Memoires d'Artillerie Tom . 1 . p. 67. feq. 33

1

V.

22

Zeitra u m .

fondern Art Caffete, und konnten mit derſelben und mit zwölf Schuß vor Eineru Maulthiere getragen wers den , denn das Gewicht des Rohret betrug nicht viel In der Folge wurs ůber 1oo Franzófiche Pfund 3. den faſt nadı derſelben Proporzion auch Vierpfünder gegoſſen , deren Robr nur drei Fuß drci Zou lang war, Zulezt gob Emmerich , der und 150 Pfund wog. ger n Geſchüßes mit den Kugelförs des kurze Verferti n mer , noch fürzere Vierpfünder , die nicht migen Kam mehr als Ucht Kaliber zur Långe hatten , auf lafferen von geſchmiedetein Eiſen lagen und ebenfalls nur allein Im Jahr für den Gebirgsfrieg beſtimmt waren P ). 1732 ſchlug man einen Mittelweg ein , und rezte fol: gende Långe und Schwere des Geſchüßes feſt: fånge 24 Pfunder 16

· JO Fuß 91

12

8

8

Gewicht 5.400 Pfund

4200 3200 2100

ISO 67 4 Jedoch wurden 1739 auf den Vorſchlag des General: lieutenants Brocard unter dem Namen der Schwes difchen , fürzere Regimentsſtücken gegoſſen und mit ins Feld geführt. Was die Deutſchen Urtilleriſten darinnen beſtårfte, daß fie in der Verſchwächung und Erleichterung des Geſchüßes nicht dem Beiſpiele der Franzoſen folgten : war die leztece Belagerung von Philippsburg im Jabr 1734. Hier ſprang neinlich ein groſſer Theil der

Batterieſtücken im Langen Felde , wo das Metal zu ſchwach war , der Kraft des Pulvers zu widerſteben . Man 0) St. Remy . Tom . I. p. 174. d ) ebendaſ. Tom . II. p. 44.

1. Abſchn. Geſchůzkunft.

23

Man ward dadurch gezwungen, ſie abzuſchneiden, um fie nun noch gebrauchen zu können ) .

S. , 13 . Kammergeſchüke , die man unter dem Namen der Haubigen fennt , waren bisber ausſchlieſſend blos von den Deutſchen gebraucht worden : ſowohl bei Bes lagerungen die Linien des Bedeckten Weges damit zu beſtreichen , als in Schlachten und Treffen den Feind mit Grenaden und Traubenfartetſchen zu beſchieſſen . Sie battent allgemein fünf bis Sechs Kaliber zur Långe , wovon der Flug immer 3 bis 4 , die Kammer aber il bis i Raliber betrug. Ihre Metalftårte war am Stoß ļ , und im Fluge Kaliber mehr oder weniger. Sie ſchoſſen Zwolf bis Pier und Zwanzig Pfund Stein , und lagen auf gewöhnlichen Feldlaffe: ten , die ſich nur dadurch von den Kanonenlaffeten uns terſchieden , daß fie ſtårker waren , um die Erſchütte: rung des Wurfes bei etwas boken Elevationen ausbal: ten zu können .

$. , 14 . Die Franzoſen bedienten ſich anſtatt ihrer , der gés wöhnlichen Achtzölligen Mörfer , welche die Schilds zapfen unten am Stoß þatten und auf einem laffetten : förmig ausgeſchnittenem Bloc lagen . Sie konnten auf dieſe Art gleich den Haubiken bis auf 70 Grad gerichtet werden , bei welcher Richtung fie mit Einem Pfund Pulverladung die Bombe 750 Schritt tries ben .

Um

ganz

horizontal

zu

ſchieſſen , ward der Bloc

9 ) Bardet de Villeneuve Cours de la Science Milit. Tom . VỊ chap 4: B.4

V.

24

Zeitr a um.

Block mit dem Schwanz auf den Prokwagen gebos ben ; die Bombe gieng nun mit Einem Pfunde {adung 125 Schritt bis zum Erſten dann noch 625 Schritt ').

Uutidlag ,

und

route

In dem Treffen bei Neerwinden lernten die Frans zoren die erſten Haubigen kennen ,

deren ſich adre : uns

ter den eroberten ſiebenzig Sriden Geſchüß befanden. Weil inan nun einſabe : daß ſie wegen ihrer Saffete bes quemer im Felde mit zu führen waren , und daß fie wegen ifres längeren Fluges die Grenaden ungleich weiter trieben ,

nahm man ſie in der Folge auch bei

der Franzöſiſchen Artillerie an .

S.

IS .

Sowohl bei den Deutſchen als bei den Franzoſen ward während dieſes Zeitraumes durch die vielen vors fallenden Belagerungen der Gebrauch der Mörfer und Bomben immer häufiger. Am gewöhnlichſten waren die hangenden Mörfer die ihre Schildjapfen in der Mitten haben mit zylindriſchen Kammern, die von vier und jioanzig bis zu hundert Pfund Stein warfen .

Zwar wurden auch zwei : - und dreihunderts 1

pfindige Mörſer gegoſſen und gebraucht ; jedoch fowohl svegen der Schwierigkeit des Transportes , als wegen Die Frans des groſſen Pulveraufwandes nur ſelten. zoſen erfanden dafür die Steinmårfer (pierriers) die funfzehn bis achtzehn Zoll im Fluge weit waren , und zum Werfen der Steinkörbe und Tranſcheekus geln oder øólzerner Körper mit Handgrenaden ans gefüllt , dienten . Sie hatten , gleich allen Franzöſis Ichen Mörſern , die Schildjapfen am Stoß , und eine nur geringe Merauſtarfe, nemlich 3 Zoll um die Kams mer und 12 Zoll am obern Theile des Fluges ').

$. r) St. Remy. Tom. I. pag. 229.

1. Abſchn. Geſchüßkunft.

S.

25

16.

Es iſt ſchon oben ( im I. Bande S. 256 ) geſagt worden , daß die Deutſchen den Kaliber ibrer Wurfges Die Franzoſen ſchůße nach Steingewicht berechneten. im Gegentheil thaten dies vom Anfange an nach Zollen. Zugleich waren die Mörſer der lezteren allgemein (dwås cher und leichter an Metal als die Mérſer der erſtern ; To wie ſie fich nicht minder durch die Stellung ihrer Schildzapfen am Stoß iind durch die Geſtalt ihrer Unter der Regies Kammer von ihnen unterſchieden. rung Ludwigs des Vierzehnten wurden nemlich alle neue Mörſer 'init Spaniſchen oder fugelförmigen, und mit birnenförmigen Kammern gegoffen , wodurch ſie mit geringeren ladungen eine ungleich gröſſere Schuß: Sie batten jedoch dabei den Nach : weite erbielten. theil : die Blöcke und die Bettungen beftig zu erſchüt: tern , und dadurch frühzeitig zu ruiniren .

Um die Vergleichung der Deutſchen und der Frans zófiſchen Mörſer zu erleichterit, will ich hier die Haupt: maaſſe beider anführen ").

s) St. Reiny . Tom . I. p . 215. t) Mbeth 3. Thl. cap. 11. St. Remy. Toin . I. p. 218.

Dcuts

26

V.

Zeitraum .

Deutſche Durchmeſter der Ganze Tiefe Weite Metallftårte Dründung Långe der Kammer ander im Mörſer Kariter Fluge IO a stal. IK. Joo Pfündig 13 Zou 77 IO II Sechzigpf. 34 311 oder II 31 Dreifigpfündig 8 312 384 zwolfpfündig 6 1125 2-1 Franzöſiſche ifie hatten tugelf. Kamern , die 18 Pf. Pulver faften 7 5 Norſer { 12} 2/ IZ imit ánlichen Klammern die 8 Pf. Pulver faßten 3 12 215 중 iz mit gewöhnlichen zylindrtſchen Rammern I 8 25 | 81

{

beide mit birnenförmigen Kammerna

Das Geſchüß der Engelländer ſtimmte übrigens mit dem Deutſchen überein ; das Hotåndiſche kinges gen war über alle Maaſſen erleichtert , ſo daß es eben deshalb nicht immer die verlangte Wirkung zeigte.

$.

17.

Uuſſer den gewöhnlichen Mörfern ward in dieſem Zeitraume noch eine Urt kleiner Mörſer eingeführt, die auf einen Stock oder Balken befeſtiget waren und bei Belagerungen zu dein Werfen einzelner Handgrenaden dienten. Sie waren wie die groſſen Mörfer propors zioniret , und wurden theils einzeln , öfterer aber zu frinfen und mehr zuſammen gebrauchet und abgefeuert. Man kait den bekannten Holländiſchen Ingenieur Eshorn für den Erfinder und das Jahr 1702 für das Erfindungsjabr derſelben ; es ſcheint jedoch : als babe jener blos igre Einrichtung verbeſſert, oder ihre Anwendung vervielfältiget, denn der Kaiſerliche Ürs tillerie:Oberſte Holſt bediente ſich ihrer fchon im Jaße 1669

1. Abſchn .. Geſchůzkunſt.

1669 und machte verſchiedene Verſuche damit " ).

27

In

der Folge gebrauchte man ſie immer unter dem Namen der Cdbornſchen Mérſer. $.

18 .

Ich faun hier zwei Erfindungen nicht mit Stills fchweigen übergeben , der ſogenannten Rebbühner: morfer und der Mörſer -mit kegelförinigen Kamniern , die in der Folge bei der Sächſiſchen Urtillerie einges führet worden ſind. Beide Arten wurden von einem Florentiner, Namens Petri, in Paris erfunden , und die Rebbühnermorſer vorzüglich bei der Vertbei: digung von Bouchain 1702, ſo wie in der Belages rung von Lille 1708 gebraucht. Sie beſtanden aus einem acht: bis zeburjolligen Mörfer mit einer coniſchen Kammer , um deffen Mündung berum dreizehn kleine, zu Handgrenaden eingerichteteMörſer verinittelft zweier eiſerner Bånder befeſtiget waren . Die Metalſtårte des groſſen Mörſers an der Mündung war i Franje zou, die der kleinen aber 3 Linien . Alles zuſammen wog 241

Pfund " ).

S.

19.

Die andern morſer mit - Pegelförinigen Kammern waren ſtehend'wie dieſer , und mit Einſchluß der unten angegoſſenen Schildjapfen 3 Kaliber hoch , wovon der Flug 2 Kaliber einnahm . Die Kammer fchloß fich Kaliber ' rund , und die Metauftårte des Mörfers init betrug š Kaliber . Dieſe Mörſer unterſchieden ſich nächſtdein auch von andern Mörſern durch ihren Schems mel , der wie bei den Steinbóllern aus einem maſſiven bóls u) Memoir . de Montecuculi Liv , I. Cap . 2 . v) St. Remy. Tom . I. p. 234.

28

V.

Zeitra u m .

Holzernen Block beſtand , und durch die Art , fie zu richten . Dies geſchahe vermittelſt einer unter dem Fluge des Mörſers befeſtigteni eiſernen Schraube , die durch eine vorne am Block angebrachte Mutter gieng, ſo daß man auf dieſe Art febr ſchnell und leicht dem Morfer die genaueſte Richtung geben konnte. Bei den Rebbühnermorſern geſchabe dies auf dieſelbe Art , nur war bier die Schraube nicht an den Mörſer felbſt, ſondern an das eiſerne Band befeſtiget,

welches die

kleinen Mörſer umſchloß w ).

20 . Die Einrichtung der affeten oder Schießgerůs fte bielt mit der Beſchaffenheit der Geſchüke, die ſie zu tragen beſtimint waren , gleichen Schritt. Die voll: gütigen deutſchen Kanonen und Haubiſen mußten nota : wendig ſtårfere und mehr mit Eiſen beſchlagene Lafferen haben , als das erleichterte Geſchüß der Niederländer und Franzoſen. Das ohngefåre Verhältniß beider Arten taffeten gegen einander ergiebt ſich aus der Vers gleichung der Wande , oder der Pfoſten , welche die Hauptbeile der Laffete ausmachen :

Breite der Caffetenwände ( 48pfünder 20 Zoll 24 18 18 Deutſches Geſchůk 12 161 13 1.6 13 - * ).

w) ebendaſ . p. 232. 1) Braugs Noviſſ, fundament. Artill. 4. Thl . 9. Sap.

Franz.

1. Abſchn.

Geſchüßkunft.

29,

Breite der Saffetenwände ( 3 3pfünder 24 16

1

18 Zoll an der Stirne 17 16

Franz. Geſchůs

12 8

IS 14 13

14

Die taffetenwände der kurzen Kas nonen mit fpbåriſchen Kammern waren durchgehends noch um Ei. nen Zoll ſchmåler » ). Xuch die Stellung der Riegel war in den Deuts ſchen und Franzöſiſchen Geſchüßlaffeten verſchieden ., Jene hatten auſſer dem Stirnz und Schwanz : Riegel hinten Zwei flach liegende Riegel , die zu Unterſtüßung des Robres beim Ridhten ſowohl als beiin Transport dienten. Bei den Franzöſiſchen Lafs feten bingegen war blos der Ruferiegel liegend, der Richtriegel hingegen war ein ſtehender , um bei der ſtårfern Biegung der Saffetenwände feiner ſo boben Richtkeile zu bedürfen . Alle Saffeten ohne Unterſchied waren übrigens gefchränkt, das heißt : am Schwanz breiter als an der Stirn ,

denn man pflegte damals

die Schildzapfen noch nicht mit einem beſonderen Ans faß zu verſehen , um die taffeten durchaus von gleicher Breite machen zu können .

§.

21..

In Frankreich , wo man unter ( udwigs des Vierzehnten Regierung überhaupt mehr für die Geſchüßkunſt that , als in irgend einem andern tande, und wo die ganze Einrichtung der Artillerie obnſtreitig zuerſt y ) St. Remy. Tom . I. p. 148.

go

V.

Zeitra üm .

zuerſt auf einen feſten Fuß geſegi ward , brachte mau mehrere Verbeſſerungen bei den Schiffs: und Walls lafferen an , verfertigte ſogar dieſelben gang von ges ſchiniedetem Eiſen . Obſchon nun dieſe leztere årt im algemeinen eingeführet worden iſt ; ſcheint ſie doch Veranlaſſung zu dein Gebrauch der eiſernen Uchſen bei dem Geſchütz gegeben zu haben . Die Türken bediens ten ſich lange vorher ſchon dieſer eifernen Achſen, nur von ungeheuerer Stårke und Schwere, wie überbaupt auch ihr Geſchüß felbſt war 2) . Zwar hatten ſie das Zerbrechen dabei nicht ſo leicht zu befürchten , der wahre Vortheil dieſer Erfindung aber : die gröſſre Beweglichs keit der Kanonen , gieng dabei ganz verlohren. Die Råder waren nicht aus Speichen und Felgen, ſondern aus ſtarfen Pfoſten zuſammengeſezt , die durch eiſerne Bånder an einander befeſtiget waren ;

oder auch wohl

beinabe in Form einer Sonne aus maſſiven Holzſtücken rund gearbeitet. Eine andere Art leichter Feldfaffeten mit Vier ordentlichen Rädern erfanden die Türken nach der Eroberung von Ofen im Jabr 1686 durch die Kaiſerlichen , als der Großvezier Solyman Paroha mit webr als dreißig Tauſend Mann den belagerten Ses gedin zu Hülfe eilte.

Er ward bier von dem General

Veterani i geſchlagen , und mehrere Achtpfündige Kanonen mit ſolchen Caffeten , wo die Schildjapfen des Rohres auf zwei eiſernen Gabeln rubeten , in die Hände der Kaiſerlichen € ).

fielen

2 ) Mieths Geſchůbefchreibung 2. Thi. Sap . 24. Stato milit. dell' Imp .Ottom . del Cte di Marſigli, 1732. fol. p . 23.

tz) Marſigli I. c , p. 27:

1. Abſcht. Geſchütkunft.

31

. ; 22. Die Hångenden Mórrer der Deutſchen gea ſtatteten feine andere, als die ſchon längſt gewohnlichen Schemmel , oder Saffeten mit boben Wänden , die durd ) Riegel verbunden waren und zuweilen unten mit einein Boden von Dielen verſehen waren . Den fran : zoſen , die ſich blos der ſtehenden oder folcher Mörſer bedienten , deren Schildzapfen ſich unten befinden , vers dankt man die Einführung der niedrigen { affeten , die , durch zwei Riegel zuſammen gebalten werden ; ſo wie auch der maſſiven hölzernen Blocke, mit den zuerſt die Steinbauer und die Petriſchen Mörfer (S. 19 und

!

20) verſehen wurden . Weil nun ſelbſt die niedrigen

1

hölzernen Laffeten der Erſchütterung der Franzéfiſchen Mörſer mit ſphäriſchen und birnenfórinigen Kammern nicht genugſamen Widerſtand leiſteten , ſondern ſehr bald unbrauchbar wurden ; goß man für ſie eiſerne Schema mel oder Saffeten ( crapaux) , die ebenfalls aus zwei Wånden , in der Mitten durch einen ſtarken eiſernen Keil vereint , beſtanden. Man batte auch Mörſer mit einem angegoſſenen metalnen Fuß , wie ſie noch in uns ſeren Zeiten unter dem Namen der Fußmorſer bei luft: feuerwerken zu dem Werfen derluſtkugeln angewendet wer : den . Wegen des Nachtheils aber : daß man nur una ter einem ſehr hohen Winkel aus ihnen werfen , und daber ihre Wurfweite nicht nach Beſchaffengeit der Umſtånde vergröſſern konnte

);

famen fie nach und nach

a) Die Seelen : Ure des Morfers macht , wenn man thu mit dem angegoſſenen Fuß auf eine horizontale Ebne ſezt, gegen die Lothrechte Linie gewohnlich einen Wintef von Sechs Graden .. Da nun dieſer Directions : Wins 1 tel ſelbſt bei der möglichſt ſtarten Ladung nur eine gerins ge Burfweite giebt , muß man den Norſer durd , hinten

32

V.

3 eitra u m .

nach faſt ganz aus dem Gebrauch ,

und man bediente

ſich bei Belagerungen immer nur der Mörſer, welche Schildjapfen hatten , und den man auf ihrem Schems mel jeden beliebigen Erhöhungswinkel geben konnte.

S.

1

23 .

Es ſcheint der Gebrauch der Patronen bei dem Geſchüß fich fchon ſeit dem Unfange dieſes Zeitraumes allgemein verbreitet zu haben . Sie waren entweder von Pergamient, von Papier , von Leinwand oder von wollenem Zeuge ; jedoch pflegte man die Kugel noch nicht an die Pulverladung 3.11 befeſtigen , wie gegen : wärtig ,

ſondern man ladte die Patrone allein in das Geſchüt , fezte auf ſie einen Vorſchlag , alsdenn die Kugel und zulezt wieder einen Vorſchlag von Heu,

Strok oder altem aufgedrebetem Seilwert . So wurs den nicht allein die Feldgeſchüße , ſondern auch die Batterieſtücken bei Belagerungen geladen , weil man einſabe : daß auf dieſe Art die Bedienung des Ge: ſchüßes ſchneller von ſtatten gieng und mit weniger Ge: fähr verbunden war , als bei dem Laden init der Lades ſchaufel und mit loſem Pulver b). Kartetſchen gab es verſchiedene Gattungen : fie beſtanden theils ans Hagel , d. 5. gebacktein Blei, Nagelſtücken , zerbrochenen Kettengliedern und andes rem alten Eiſenwerk; theils auch aus bleiernen Mus ; ketenkugein . Die einen wie die andern waren bald in leinene Sacke ( Beuteltartetſchen ) ,

bald in bols

1 untergeſchobene Keile ſenken , wenn man die Bombe weis ter treiben will, welches aber wegen des gånzlichen Um: eit verbuns, 1 fallens des Mörſers mit vieler Unbequemlichk den iſt.

b ) Mieth Geſchükbeſchreib . 4. Th . Kap. 16.

I. Abfthn . Gejchutkunft.

33

ll X

bölzerne

oder

blechne Büchſen ( Büchſentartet:

fchen ) , gefaßt.

Traubenkartetichen wurden

måbrend dieſes Zeitraumnes eingefübret und von den Deutſchen auf die noch jezt gewöhnliche Art aus eiſers

21

nen Kugeln von Ucht locb bis ju Einem Pfunde vers fertiget , die mit einem zmiellichnen Sack überzogen waren . Bei den Franjoſen þatte jedes Feldgeſchik

$

1

dreißig Kugellihuß im Jaffecenkaſten , und hundert ders gleichen , ohne die Kartetſchen , wurden ihm im Muni: tions: Wagen nachgefabrer ). Im See : und Bela:

h

gerungskriege bediente man ſich auch nebit den Ketten :

BE

kugeln zweier Arren Stangenfugein , die beide aus zwei Halbfugeln von Eiſeu beſtanden, ſich aber dadurch von einander unterſchieden : daß die erſte Art durch eine kürzere an beiden Halbfugeln feſte Stange verbunden war , wibrend jene bei der zweiten Art durch zwei Stangen in der Mitten mit einem beweglichen Ringe zuſammen piengeul ).

S.

24.

Bisher hatte man allgemein die Bomben und Gra: naten konzentriſch von

einerlei Eiſenſtårte. gemacht ; weil man aber jahe, daß fie in dieſem Falle oft auf das Brandloch fielen , fieng man gegen das Ende des Siebenzehnten Jahrhunderts an , fie am Boden ftår: fer zu machen , um das vorber gewóbuliche Einlegen einer Bleiplatte unterlaſſen zu können ' ) . Man glaub : te zugleich : durch die ovale Form der Bomben eine ſtårkere c) Brauns fundament. Arcill. 4. Thl. Kap. 17. d ) Quincy Art de la guerre p. 410. e) Geislers Neue Artillerie . S. 29. f) Braun 4. Thi. Kap . 37. St. Remy T.I. p. 245. Boyer's euere Kriegst. II. Th.

1

34

V.

Zeitra u m .

!

ſtårfere Wirkung zu erhalten , und bediente fich 'des : halb dieſer , ro wie einer andern unteu fpitz zu gebens den Urt häufig , die beide von den Deutſchen Artilleris ften ausſchlieſſend Bomben genannt wurden , wåbs rend ſie alle bobl gegoſſene runde Kugeln Granaten bieſſen , ohne Rücklicht , ob ſie für Mörſer oder Haus bißen beſtimmt waren .

Braun iſt der erſte , der die

groſſen Grenaden Bomben nenint ; ein Name , mit dem die Franzoſen alle bohl gegoſſene Eiſerne Kugeln belegten , die für das Geſchůz beſtimmt waren , denn ſie batten den Gebrauch der ovalen und ſpißen Bom : ben früber verlaſſen , als die Deutſchen , weil ſie ein: raben :

daß der ungleiche Widerſtand der Luft gegen einen nicht runden Körper der Richtigkeit des Wurfes nachtbeilig war.

S. ; 25 . Aus derſelben Urſache traten auch wibrend dieſes Zeitraumes nach und nach überall runde Brand : und leuchifugeln an die Stelle der vorberigen ovalen , die als Feuerbalen aus Mörſern und Hanbißen geworfen wurden . Diejenige Urt Brandkugeln jedoch , die unter dem Namen der Kartaffen von einem Artilleriſten des Biſchofs von Münſter, Bernhards von Gas ten, 1672 erfunden und in dem Bombardement ven Şcol zuerſt angewendet wurden , Sacrer eine ovale Form :). Sie beſtanden aus einem Gerippe von ges . ſchmiedeten eiſernen Ståben , mit einem zwiellichnen Sack überzogen und mit einem Brandzeuge von Pech, Del und Schießpulver angefüllet, das man mit ſtarken Schnus g ) Dieſer friegeriſche Biſchof bombardirte Grol mit 65 Mörſern , und ließ auf jede Bombe immer einige reiner neu eingeführten Kartalien folgen . Feuquieres chap.. 91. P. Daniel hift. de la mil . fr. liv. 7. p. 586.

35

1. Abſchn. Gefdjúkkunſt.

Schnüren überſtricte

und in

Pech taufte 5b ).

Franfreich ward die erſte von Geislerii

In

673 aus

165. Pfund Pulver gemacht, und in Gegenwart des Königes zu Maſtricht probiret " ). Schon im Jahr 1697 bediente man ſich iþrer jes doch faſt gar nicht incør ; bei den Deutſchen Artillerien hingegen blieben ſie , beſonders für die Haubiſen , bis auf den þcutigen Tag in Gebrauch ; obgleich fie den Nachrbcil haben , wegen ihrer Leichrigkeit unzuvers låſige Würfe zu geben , und durch öfteres Zerſpringen im Robre die Bedienung des Geſchůkes in Gefahr zu feßen. In Frankreich hatte man nåchſtdem zwei be: ſondere Urten Bombeni, die beide fich durch ibre auſſers ordentliche Gröſſe auszeichneten. Die Erſte batte faſt die Geſtalt eines runden Topfes mit eintein flachen Bos den ,

und bies wegen dieſer Zenlichkeit Marmite " h ) ;

die andere, welche den Namen Comminges führte, bielt achtzehn Zou im Durchmeffer , ward mit acht und . vierzig Pfund Pulver geladen , und wog, über fünfhundert Pfund.

Man feßte ſie

vermittelſt eines

beſonderen Hebezeuges in den eigens dazu gegoſſenen Mörſer, deſſen Kammer zwölf Pfund Pulver enthielt !). Sie wurden 1683 in Wien gegen die Türken , ja noch im Jahr 1733 in der Belagerung von Trarbach , und 1745 in der Belagerung von Dornick gebraucht , alss denn aber wegen ibres ungebeuern Gewichtes nicht weit $. ter angewendet k ). gg) St. Remy T. I. p. 300.

Braun ' 5. Thl. Rap. 17.

h ) Geister $ neue und curieuſe Artillerie S. 87 . hh ) St. Remy. T. I, p. 248 . i ) St. Remy. Tom . 2. p. 268 . k) Comte Turpin de Criſſe Commentair, ſur Montecuculi Tom. I. liv , I. chap. 2. p . 292.

raum

36

V. Zeit

.

§ . 26 . Weil die deutſchen Feucrwerfer gleichſam zünftig waren , ſuchten ſie ſich auch durch mancherlei neue , oft höchſt ſonderbare Urten Kunſtfeuer fervor zu thun , und gleichſam igr Meiſterſtůck abzulegen . Dieſe Kunſtfeuer wurden jedoch nicht alle zum Ernſt angewendet, ſon : dern verlobren ſich in den { aboratorien ihrer Erfinder und kamen mit dieſen zugleich in Vergeſſenbeit. Es wird daher binreichend fein , bier nur diejenigen anzus führen , deren Gebrauch ſich wirklich bei den deutſchen Artilleriſten verbreitete und während dieſes Zeitraumes

.

erbielt. Die gewöhnlichſten darunter waren die Sprengkugeln , Sprengtonnen oder Trans Icheekugeln , die aus einenı bölzernen Körper bes ſtunden , der mit Handgranaten gefüllt war und aus dem Mörſer geworfen wurde , uin die Arbeiten der Belagerer oder den Bedeckten Weg zu beunruhigen '). Sie waren ſchon im vorigen Zeitraume im Gebrauch , wie man oben geſehen hat ( I. Bd. S. 520.). Eben ſo verhielt fichs auch mit den Hebeſpiegel: Granaten , die zu unſeen Zeiten die Tranſchcefugeln faſt ganz vers drångt haben , weil ſie leichter zu verfertigen ſind , und Man füttete ans doch oben dieſelbe Wirkulig thun. fangs die Granaten auf den Hebeſpiegel " ) , bis man einfabe , daß dies überflüſſig war , und man die Gras naten Blos in die Hobileblen des Spiegels einſeken durfte , um damit nabe gelegene feindliche Werke zu Auch des Jambelli Hölliſche Mas überſchütten. chine in der Belagerung von Antwerpen ward wah: rend dieſes Zeitraumes nachgeabmt.

1694 lieſſen die

Franzofen in Fort louis eine groffe Lobgerberkuffe auf deni 1 ) Mieth 3. Tht. Kap. 42.

Braun 5. Thl. Kap . 21 .

7 m ) mi eth 5. Thi. S. 50.

I. Abſchn. Geſchůtkunſt.

ben Rþein , mit Bomben ,

37

Schießpulver , Pech und

anderen brennbaren Dingen angefüllt , um die Schiff: brücke der Kaiſerlichen damit zu ruiniren . Allein , dieſe Feuermaſchine ward zu zeitig von den Kaiſerlichen entdeckt und an das Land gezogen , Schaden thun fonnte.

S.

daß ſie

keinen

27.

Bei einer ſo auſſerordentlichen Verbreitung des Gebrauches der Geſchüße und der Minen iin Siebens zehnten und Achtzebuten Jahrhunderte durfte die Pul : verbereitung ebenfalls nicht zurück bleiben . Ju allen Staaten wurden die vorhandenen Pulvermühlen tbeils verbeſſert ; theils wurden neue angelegt , ſo daß % . B. in Frankreich igre Zabl fich im Jahr 1692 auf fechs und zwanzig belief , die zuſammen 829 gangbare Stempel hatten und jåbrlich vom Mårz. Monath bis zum Dktober 2310000 Pfund Pulver lieferten " ). Es läßt ſich nicht genau beſtimmen , ob es wirklich das mals ſchon in Deutſchland Pulvermůblen mit umlau : fenden Walzen gegeben . Gewiß aber iſt es, daß man ſie ſchon fannte , denn Buchner und Brau n er: an hs l fuc P te zugleich die Beſchaffenheit des Pulvers zu verbeſſern und die Kraft deſſelben zu erhoben . Bisher batten die Artilleriſten ſich begnüget : unbekannt mit den Grundlebren der Phyſik und Chemie , die Wirkung des Schießpulvers aus den zwei einander widerſpre : chenden Eigenſchaften des Salpeters und Schwefels zu erklären , und die Berhältniſſe der drei Beſtand: theile des Pulvers durchs Dungefår zu beſtimmeu ). Jejt a) St. Remy Tom . II. p. 114 . . ) Braun 5. Thl. p. 139 . E 3

38

V.

Zeitra u m.

Jezt aber fiengen einige Naturforſcher und Markema : rifer an , lich mit der Zergliederung des Schießpulvers und mit der Unterſuchung ſeiner Wirtungen zu beſchäfs tigen . Eine Folge dieſer für die Geſchůkkunſt ſo nůlgs lichen Bemühungen eines Huygens " ), Leuwens boet ) , de la Hire.') , Papin ) , Hawke 8 : bee ' ) , Bigot de Morogues “ ) und Bernouls li

) war nicht allein vie zweckmäßigere Bereitung des

Schießpulvers , ſondern auch die beſſere Einrichtung des groben Geſchůkes in den neueſten Zeiten . Die Deutſchen Pulvermacher unterſchieden iminer noch das von ihnen verfertigte Schicßpulver durch die ſeines Korns in Kartbaunen :,

Hafen :,

Groſſe

Musketen :

und Pürſch : Pulver. In Frankreich Þingegen ward ſeit :

dem Jahr 1688 auf die Veranſtaltung des Marquis la frejeliere ein fein gefórnites Musketenpulver obne Unterſchied zu Dein grober Geſchüß wie zu dem kleinen Gewebr angewendet " ) ; weil man bemerft batte , daß von den grob förnigem Pulver beim Abs feuern D)

In den londner Philoſoph. Transad, auf das Jaht 1675. Vol. 10. p. 544 - 548.

9) ebendaſ, Vol. 19. Extract of a letter from Ant, van Leuwenhoeck . 1 ) Sur les effers du reffort de l'air dans la poudre à Ca. non. hift. de l'Academ . d . Scienc. l'an . 1702. p. 9 . 8) Sur la force de l'air dans la poudre à canon. Nouvela Jes 1 de la republ . d . lettr, l'an. 1706. p. 386 . ) An Account of an Experimcat, concerning the quan tity of air , produced from a certain quantity of gune powder, in den Phyſ. Mechanic. Experiments, Lond , 8 . u ) Ellai de l'application des forces centrales aux de la poudre à Canon. Paris . 8 .

v) . Hydrodynam . 4. pa 234. ' w

$ c. Remy, T. I. p. 231. und T. II. p. 108.

effets

1. Abſchn . Geſchüßkunſt.

39

feuern des Geſchükes ſich nicht alles entzündete , wah: Es rend das feine Pulver völlig zuſammen brannte. beſtand aus 76,5 Tbeilen Salpeter ', '12, 5 Theilen Schwefel und eben ſo viel Kohlen , und ivar von dem Pirſchpulver faſt nur durch die Politur des lezteren unterſchieden . Die Spcnier , deren Pulver damals für das ſtårkſte gebalten ward , folgten einem anderen Verhältniß ; fie nahmen 78 Theile Salpeter, 13 Theis Ein Hauptgrund le Koblen und u Theile Schwefel. der gröſſeren Stårte dieſer Pulverarten ſcheint jedoch in der beſſeren Reinigung des Salpeters gelegen , zu haben , bei der nicht überall gleiche Sorgfalt angewen : der waro..

Um die Stårke des Pulvers zu prüfen , waren ver : Ichiedene Pulverproben gewohnlich , welche die Kraft durch eine eingetheilte Stange oder durch eine Grada ſcheibe anzeigten. Gegen das Ende des Siebenzchnten Fabrhunderts erfanden die Franzoſen eine andere Me: thode : fie ladten die Kammer eines kleinen dazu bea ſonders beſtimmten Fußmórfers der auf 45 Grad gerichtet war , - mit drei Ungen Pulver , welches 3

eine maſſive fupferne Kugel von Sechzig Pfunden we nigſtens 125 weit treiben mußte , wenn es für gut ges halten und in die Königlichen Magazine aufgenommen werden ſollte.

$.

28 .

Zu Unfange des gegenwärtigen Zeitraumes bediens te man ſich allgemein bei dem Geſchůz ſtarfer Ladun: gen , um eine groſſe Schußweite zu erhalten , die man für den wichtigſten , ja faſt einzigen Zweck bei dem Gebrauch des Geſchüßes hielt.. Weil jedoch der Nach : . theil einer Pulverladung von zwei Drittheil des Kugel: gewichtes für die Haltbarkeit ſowohl des Geſchüßes E4 als

40

V.

Zeitra u m.

als der Saffeten zu auffallend war ; fieng man an , die ladung durchgebends auf Halbkugelſchwere berabzus reken . Ja , in der Folge bewies der Frauzóliſche Ges neralieutnant Dů Mez . durch angeſtellte Verſiche: daß die neuen Kanonen mit ſpbåroidiſden Kaminern (s. 11. ) bei Ein Drittheil Kugelichwer Pulverladung unter 45 Grad Elevation mit den alten langen Kas nonen bei Zwei Drittheil Kugelſchwer Ladung völlig einerlei Schußweire bacteu *). Die lezteren betrugen bei dem 24pfünder 2250 Toiſ, 16 2020 I 2 8

1870 1660

4

1520

Belidor , geineinſchaftlich mit d’Abouville , dem Kommandanten des Urcilleviebataillons zu da Fere, wiederholte dieſe Berſuche 1739 mit Batterieſtůcten unter Beobachtung der größten Genauigkeit , und ers bielt folgende Mittelzahlen . Erhöhungswintel Kaliber der S

Pulverladung ( 8 Pfund 9 10

24 Pfund

4. Grad

Schufn . 791 T. 792

785

112 114

770 768

116

766,

14

726 784

6 16 Pfund

19

765 780 788

lio

781

4 Grad

Raliber 3) St, Remy. Tom . I. p . 70 .

1. Abſchn . Geſchůzkunft. Kaliber der &.

12 Pfund

8 Pfund

Erhdhungswintel

4 Grad

4 Grad

Pulverladung 3 Pfund 4 S

41 Schafro. 785 2 . 776

8

768 788 786

2

609

22

658

3

767

4

765 762

s

557 561

4 Pfund

593

4

-657 3

645 .

Hierdurch Faße Belidor jene Theorie in Abſicht der fdwåchern Ladungen beſtåtiget , deren Grund er aus der nach und nach gefchebenden Entzündung des Pulvers berleitete , dem zufolge auch kleinere Ladungen die Kugel verbåltnißmåßig weiter treiben müſſen als gröſſere unter übrigens gleichen Ilmſtånden . Weil nun die Erſpahrniß kein unwichtiger Gegenſtand war ; wurs den auf den Befehl des Kardinals Fleuri abermas lige Verſuche angeſtellt, und endlich die Ladungen alls gemein auf ; Kugelſchwer Pulver geſezt ** ).

$ xx ) Zum Dant für ſetne Mühe ward Belidor , weil er 68 in den Formalitáten verſehen hatte, von dem Feldzeugs meifter , Prinzen De Dombes ſeiner Profeſſorstelle ju ka Fere entſezt. Ja , es iſt mehr als wahrſcheinlich, daß ſeine mächtigen Gegner ihn auch in der Folge hin , derten , Teine Ubhandlung " über die Wirkung des Pulvers in den Kanonen " , fo wie eine andere " über die Feuergea chube 5

I V.

Zeitraum .

$.

29.

Bei den Franzoſen waren zur Bedienung des Felds Geſchükes zivolf Mann beſtimmt, von den ſich eigents lich nur viere mit dem Laden und Abfeuern beſchäftige ten , die übrigen aber zu Fortbewegung der Kanone mit dem Schleppiau und zum Erſaß der Getödteten oder Verwundeten dienten . Die Batterieſtůcken batten zu iþrer Bedienung zwei Kanoniere und Sechs Fuſiliere , von den die eine Hälfte rechts , die andere aber links des Geſchüßes ſtand. Die Kanoniere beſorgten das Richten , das Einfißren der Ladung , und das Ubfeuern ; die Ges þúlfen hingegen das Auswiſchen ,

das Anſehen und

dann das Vorbringen von dem Rücklauf nach jedem Schufle.

Alle dieſe Bewegungen wurden Tempoweiſe

verrichtet, und die Artileriſten darauf geübt , um die möglichſt größte Geſchwindigkeit bervorzubringen »). Wie weit man es ſchon darinnen gebracht hatte ,

bes

weiſen die Proben , die ein Schottlander i. J. 1691 ablegte : wo er nach dem 400 Schritt entfernten Ziele in Sieben Minuten dreißig Schuß that ?). Eine ſolche Geſchwindigkeit ließ ſich nur mit Hülfe der Patronen wo die Kugel gleich mit der Pulverladung verbunden

und der um dieſe Zeit erfundenen Schlag : robren oder der zu gleichem Zweck dienenden Ge : tvar

Jenes waren blcchne rch windpfeifen erreichen. Robren , die durch das Zündloch bis auf die Patrone þinab reichten , und unterwårts mit einer Bleifugel gelas Schüße " durch den Druck betannt zu machen . Bohms Magazin für Ingen. Bd. I. 8. 222.

y

Villeneuve Cours de la Scienc, milit, T. VIII. p. 108. y , Quincy Art de la guerre. p. 474.

* ). Theatr. Europ. T. XIV . S. 773 .

1. Abſchn. Geſchůzkunft.

43

geladen waren , um die Patrone zu öffnen und die das " dung zu zünden , weil man den allein nicht für binreichend hielt .

Pulverſtral für ſich

Die Geschwindpfeifen . beſtanden aus Schilfs rehren mit Anfeuerungszeuge angefüllet , die in das Zündloch auf die vorher mit einem Durchſchlag geöffnes Sie ſind eine Erfindung te Patrone geſezt wurden . des Urtillerie : Oberſten Geisler , und wurden von ihm zuerſt in der Belagerung von Brüſſel 1697 an : gewendet. Noch mehr ward die Schnelligfeit des Feuers dec leichten Bataillonskanonen durch die von dem Sächſis rohen Urtillerie : General

Obenaus, um das Jabc

1734 eingeführte Richtungss und { adungsmaſchine erbobet , daß ſie deshalb den Namen der Geſchwinds rohůffe erhielten. Die Wirkſamkeit und das Uners wartete ihres Startetſchenfeuers trieb vorzüglich bei dem Rückzuge des Kaiſerlichen Hecres von Leinoc 1737 die in die Arriergarde gefallenen Türfen zurück , und ficherte den Marſch der Verbündeten. Obrchon endlich das eiſerne Geſchüß in Abſicht der Dauerhaftigkeit bet gehörig ſorgfältigem Guß, ſowohl als in Ubſicht der gröſſeren Leichtigkeit dem mecaUnen vorzuzicken iſt; batte man doch den Gebrauch deſſel: ben zu lande gånzlich verlaſſen *) ; man fand blog in den Feſtungen und auf den Flotten eiſerne Kanonen. Die Schweden bedienten ſich jedoch unter Karl dem Zwölfa *) . Die eiſernen Kanonen wurden und werden noch zum auswärtigen Handel ro Fabritenmáſig in Schweden vers fertiget , daß fie oft nicht einmal zündlicher haben . Man mußte ihnen deswegen eine ſehr beträchtliche Mes tallftarfe geben , um ſie nur einigermaſſen dauerhaft zu machen , s und dennoch - ſpringen fic wegen des ſproben Buffes noch oft.

44

V.

Zeitra u m

.

3 w $ iften noch eiſerner Regimentsſtúden , die fie bei dem groſſen Ueberfluß des Eiſens in igrein lande wobls feiler und beſſer baben konnten , als die metalnen tz).

S.

30 .

Schon vorher hatte man bei einigen Urtillerien zu Erleichterung der Richtung des Feldgeſchiges die oben (I. Bb. S.422 .) beſchriebene Richtſchraube eingeführt , die durch deu Ruberiegel gieng , und vermittelft der man das Bodenſtück der Kanoue leicht und ſchnell ers heben oder ſenten fonnte. Weil man jedoch in der Meinung ſtand : dieſe Schraube ſei für ſich allein nicht im Stande der Erſchütterung des Schuſſes zu wider: ſtehen , ward nach gegebener Richtung ein Stell : oder Richtfeil untergeſchoben , der in der Mitten einen Eins ſchnitt für die Richtſchraube batte ;

worauf man die

leztere wieder nachließ , damit das Rohr nur allein auf dem Keile rubete a ).

$.

31 .

Die Bomben warf man zwar gåufig noch mit zwei Feuern, beſonders geſchabe dies allgemein bei den Frans zoren ; alein , man verließ den Gebrauch der vorher gewopulichen Kammerſpiegel ( I. Bd. S. 428 ) gångs lich , und verbåmmte die Kammer blos mit Heu oder Strob, auf das man flaren Sand oder durch gefiebte Er: De ſtampfte. Die Jtalieniſchen Feuerwerker bedienten ſich fuerit in der langwiehrigen Belagerung von Kandia die faſt fünf und zwanzig Jafre dauerte und 1669 zu Ende tz) Adlerfeld hiſt. milit. de Charles XII. Tom. I. p. 185. a) Chev . de St. Julien Gründlicher Unterricht von der Theorie und Praxt der heutigen Büchſenmeiſterei. a. d. Franz. durch Auguftin Branden . frtf. 1733. 8 . Geite 305

I. Asfahn.

Gerchuskunft.

45

Ende gieng

dieſer Art , den Mörſer zu laden , die nachber auch von den Deutſchen und Franzoſen anges nommen ward b).

$.

32.

So lange man in der irrigen Meinung ſtatið , die Kunſtfeuer könnten bei dem Werfen aus der Dunſt ſich nicht entzünden , wenn das Brandloch derſelben nicht nach unten getebret werde ; mußte man nothwens dig dies Verfahren dufſerſt gefährlich finden , weil Bomben und Brandkugeln gewöhnlich dabei jerſprans gen . . Ul8 man aber einzuſeben anfieng : daß die lezte: ren dennoch Feuer bekamen , aufwärts , nach der Mündung zu ſtand ; warf man lieber aus der Dunſt als mit zwei Feuern , weil mani dabei nicht beſorgen durfte: daß die Bombe in dem Mörſer oder gleich über der Mündung krepirte , wenn durch irgend einen Zufal die Ladung des Mörfers tein Um hierbei die Bombe in ibrer Rich : Feuer bekam. tung zu erhalten , weil ſie nicht verdåmmt werden durfs te , verteilte man ſie , d . 5. man befeſtigte ſie durch drei oder vier kleine bóizerne Keilgen dergeſtalt im Mörſer , daß ſie mit ihren Mittelpunkte genau über . Bei den Petriſchen Mörs dem der Kammer ſtand. ſern war dies nicht nöthig ; die Bombe regte ſich bier ſchon ſelbſt feſt in den Anfang der Siegelförmigen Kam ; mer ein , daber ſie genauer und weiter warfen , als die andern Mörſer mit gewöhnlichen zylindriſchen Stammern. S.

33 .

Es finden ſich keine Zeugniſſe : daß die Deutſchen ju Anfange dieſes Zeitraumes beſtimmte Vorſchriften in b ) Brauns Fundament. Artill. 4. The Sap .. 24 .

46

V.

um Zeitra á u m ..

in Åbſicht der Bedienung ihres Geſchüßes gebabt; doch iſt gewiß , daß fie in der Folge ſich darinnen nach dem Beiſpiel der Franzoſen richteten. Bei dieſen waren zur Bedienung jedes Mörſers zwei Bombardiere und drei Gebülfeu beſtimmt , von den die beiden , erfteren Die Ladung , das Richten und das Zünden des Mörs ſers über fich batten ; die drei lezteren aber die Bers dámmung der Bombe ,

das in die Hobe richten und

das Vorbringen des Mörfers, ſo wie das Herbeitragen Der Bomben beſorgten.

Der Steinboller ward nur von drei Mann gela den und abgefeuert , weil er leichter war , und es leis nes ziveiten Feuerwerkers zu dem Zunden der Bombe Uebrigens war hier wie' bei den Mörſern bedurfte. und Kanonen die Verrichtung jedes Artilleriſten ins be: fondere genau beftinimt, ſo daß er nur die ihm vorges ſchriebenen Arbeiten und durchaus nichts anderes inas chen durfte.

1 $.

34.

Die Richtung des Mörfers ward Bauptſächlich durch den Quadranten gegeben , und die Deutſchen Bombardiere bedienten ſich dazu einer Wurftafel, nach der ſie einen Probewurf thaten , und dann die Elevas tion vergröſſerten oder verringerten , je nachdein fie 34 Die Franzöſis weit oder zu kurz geworfen hatten €). fchen Bombardiere ſcheinen ſogar in iþrer Kunſt noch ' weiter e) Braun giebt S. 122. eine Tolche Wurftafel , bei der schon das Berhältniß der Wurfweiten gegen einander ein Beweis ihrer Unrichtigkeit 'ift. Nach ihr geben nemlich 10 Grad 713 Schritt; 15 Gr. 1070 Schr .; 20 Gr. 1426 Schr.; 25 Grad 1783 Schr. ; 30 Grad 2140 Schr.; 35 Grad 2496 Schr. ; 40 Grad 2853, und 45 Orad 3210 Sdritt.

5

1

1. Abſchn . Geſchüßkunſt.

weiter zurück geweſen zu ſein 4) .

47

218 Schüler des

Malthus , der ein bloſſer Praktiker war , begnügten fie fich ebenfalls mit Erfahrungsſågen , nadi den fie die Erhöhungswinkel der Probewürfe, aus dieſen aber die erforderliche Richiung des Mörſers beſtimmten . Ludwig der Vierzehnte lies zu dem Ende nach Errichtung der Bombardier : Kompagnie bei St. Ger: main En Laye mehrere Verſuche anſtellen , deren Res ſultate Wurftafeln waren , die blos durch die Verſchies denbeit der Zahlen von den Tafeln der Deutſchen Ar: Sobald inan ! tilleriſten verſchieden waren 9). nach dieſen Tafeln verfubr , konnte man nicht anders als unrichrige Würfe erhalten , welches auch um 1o t . le mehr überhaup das Bombenwerfen von der Einrichtung des Mörſerſchem : mels , von der Beſchaffenbeit des Pulvers , von der Selbſt bei Richtung des Kindes u . f. w . abhångt. der richtigſten Theorie wird man nicht ſeinen Zweck zu d) Blondel art de jetter les Bombes, Amſterdam . 1690. 8. S. 7.

c ) Man findet die Tafeln der franz. Bombardiere bei le Blond S. 69 u. 73 . Achtzolltger Mörſer Zwolfzolliger Mörſer Wurfweite Grade der bei Elevation Pf. Lad. 21 Pf. Pf. Pf . 1 Pf. 3 Pf. 10° 480 Fuß 420 F. II 528 402 720 15 630 35 1680 1470 2170 f. 2870 $. 2160 36 1728 1512 2952 2232 2220 2664 1554 2294 1776 37 3034 1920 2880 1680 2400 2480 3280 40 41 1968 2460 2952 1722 2542 3362 45 2160 2700 3240 1800 2790 3690 Die Differens 63 72 zen waren : 48 60

48

V.

Zeitra u m .

zu erreichen im Stande ſein , wenn nicht ein günſtiger Zuſammenfluß jener Nebenumſtånde das Werfen be: gúnſtiget.

$.

35

Aller Verſuche und Erfahrungen ohngeachtet ahu: dete man nichts von der wirklichen Babn der gewor: fenen Bomben , denn die Begriffe ,

die ſich Tarta :

glia , uffano u . a . davon inachten , waren zu vers worren , als daß ſie auf eine richtige Theorie vårten führen können . Zwar batte ſchon im Anfange des Siebenzehnten Fabrhunderts Galilei die Gerebe frei fallender Körper entdeckt und die Bahn der Pros jectilen entwickelt , auf die feine andere Kraft, als der ihnen mitgetheilte Stoß und ihre eigenthümliche Schwe: ce wirkte ; hatte bewiefen : daß dieſe Bahn eine paras bolifiche Linie bilde ) . Ullein die Bemübungen dieſes verdienftvollen Mathematikers rowohl , als die reines Schülers Toricelli , der Galilei's . Theorie auch auf den Fall anwandte , wo die Würfe nicht auf boris zontalen , ſondern auf ſteigenden oder abſinkenden Flås den geſchehen , und der überdieſes eigen Halbzirkel ers fand , um den Geſchüken jeden verlangten Erbóbungos winkel zu geben , blieben den Artilleriſten unbekannt. Wirklich konnten ihnen auch Toricelli's Lebren nicht von groſſen Nußen rein , da ſie ſich blos init Auflöſung der Frage beſchäftigten : welchen Punkt eis ner Renfrechien Hibe, oder welche Weite einer abwärts laufenden Ebne ein unter einein gegebenen Erhöhungss Der winkel abgeſchoßner Körper erreichen wird »5). Je : f) Discorfi é demonftrazione mathematiche intorno a due quove ſcienze attenenti alla mecanica et i movimen ti locali Leiden 1638 . 3 ) De Moru graviuin & naturaliter projcctorum , Florent, 1641. 4

1. Abſchn.

Geſchůzkunſt.

49

Jeſuit De Ek alles kehrte dieſe Såße um , und leges te in ſeiner Pyrotechnie die Erhöhungswinkel finden , unter den ein abgeſchoſſener Körper einen verlangten Punkt erreicht, der beträchtlich höher oder tiefer lieget, als das Geſchůk , aus dein er geſchoſſen ward. De Calles war zugleich der Erſte , der im Jahr 1674 die Geſchůzwiſſenſchaft in die Reihe der mathemati: fchen Disziplinen aufnahm und ihr in ſeinem mathes matiſchen Lehrbuche nebſt der Baufunſt und der mit dieſer innig verbundenen Lehre von dem Behauen der Steine (coupe des pierres) einen Plaß auwies , wors . innen ihm bei den Deutſchen ſechs und zwanzig Jabre ſpåter der nachherige Freiberr von Wolf folgte.

.

36 .

Ueberzeigt : daß bei der ſo auſſerordentlich verſchies denen Dichtigkeit und Schwere des Eiſens und der (uft der Widerſtand der lezteren in keinen Betracht kommen könne ; wandte der Engelländer Anderſon zuerſt im Jahr 1667 des Galilei Theorie auf eine uneingeſchråyfte Weiſe auf die Urtillerie an ") . Ja, obſchon er bei in der Folge angeſtellten Verſuchen über die Wurfweiten der Bomben beinerkte , daß fie ſich in feiner paraboliſchen Linie bewegten ; nahm er doch lies ber ſeine Zuflucht zu unwahrſcheinlichen Hypotheſen , als daß er þåtte die Einwirkung des Widerſtandes der Luft anerkennen ſollen . Jým folgte darinnen Blon: del , der das Mſcpt. ſeiner theoretiſchen und praktis ſchen h) Genuine uſe and effects of the gun as well experi. mentally as mathematically with exact tables of pro jection by Rob. Anderſon . Lond. 4. ward 1674 wieder aufgelegt.

Boyer's Heuere Kriegsk. II. Th.

D

50

V. Zeitra u m .

ſchen Abhandlung vom

Bombenwerfen ' )

im

Jahr

1675 { udwig dem Vierzehnten übergab , um es zu dem Unterricht der kürzlich errichteten Bombar: Er beſchäftiget ſich dierkompagnie zu gebrauchen. vorzüglich auch mit dem Werfen über und unter den Horizont , und liefert zugleich noch drei andere Auf : löſungen dieſes Problems von Buat, de la Hire Seine Bemübungen ſcheinen und Die Romer. jedoch den praktiſchen Artilleriſten nur wenig bekannt geworden zu ſein , wie Belidors Zeuſſerungen bes weiſen , man begnügte ſich mit Probewürfeu , und nahm ſich nicht die Mühe zu unterſuchen : ob die Ein: wendungen gegen die Paraboliſche Theorie , die ſich Blondel zu geben , vergebens bemůbet katte , ges gründet wåren

oder nicht ?

S.

37.

Den eigentlichen Mathematikern war es vorbebal: ten , dieſe Theorie in iþr gehöriges licht zu reken, und zu beweiſen : daß der Widerſtand der Luft keinesweges ro ganz unbedeutend rei, als man bisger geglaubt Man wußte dies zwar ſchon von Wallis hatte. allein , News das heißt feit 1667 ; Zeiten her

ton erwies zuerſt ( 1687 ) die richtigen Gefeße der Bewegung im widerſtebenden Mittelraume , und lebr: te : aus der gegebenen Wurflinie eines Körpers das Ge: rez des Widerſtandes zu finden . Weil Johann Bernoulli einige Verbeſſerungen in der Auflöſung dieſes Problemis machte , ward er von dem Engelån : der Teil im Jahr 1718 aufgefordert: aus dem bes kannten Widerſtande der Luft die Wurflinie eines Kör: pers

i ) l'Art de jetter les Bombes, Paris 1683. 4. erſchien auch zu Haag und Amſterdam gedruckt , und ward 1686 ins Deutſche über ſezt,

$

I. A5fchn. Gefchuskunft.

pers zu beſtiminen . Bernoulli fand die Luftdfung bald , wollte ſie aber nicht eher mittbeilen , bis Keil auch ſeine Auflöſung bekannt gemacht ( aben würde. Sezt rabe man denn : daß Keil etwas von einem ans dern verlangt hatte , was er ſelbſt nicht auszuführen im Stande war. Ein anderer Engelländer , Tanlor trat dagegen mit einer Auflöſung dieſes Problems her: vor , und nun machte auch Bernoulli 1719 die ſeinige nebſt einer andern von ſeinein Nikolaus Bernoulli bekannt k ).

S.

Brudersſohne

38 .

Mitlerweile hatten andere Mathematiker :

Mer:

renne, Halley '), Cotes m ) , Maclaurin " ) und Varignon ) ſich ebenfalls mit Wuflöſung des balliſtiſchen Problems beſchäftiget; doch faſt alle fekten Dabei den Widerſtand der Luft als unbedeutend aus den Augen . Nur sungen 6. ") hielt ſich durch feine vor der Akademie der Wiſſenſchaften zu Paris anges ſtellten Verſuche überzeigt : daß die Babn geroorfener Bei Bomben gar lehr von der Parabel abweiche. dieſen vereinten Bemühungen der größten Mathemas tiker , die Theorie der Projectilen zu erlåutern , muß es

k) Joh. Bernoulli Opera Tom . II. p. 293. 402. läuterung dieſer Auflöſung aber p. 513 .

die Ers

1 ) A discourſe concerning the gravity in den Philoſoph , Transact . m) Opera miſcellanea rarum .

p . 202.

auch harmonia menſu

2) Expoſitio Phil . Neuton . p. 249 . 0) Mem . de l'Acadein, de Paris 1708 , 1709. D ) Discours de la cauſe de la peſanteur Leide 1690.

52

V.

Beitra u m .

ef um ſo auffallender ſein : wenn im

Jahr 1716 eine

Schußſchrift für die empyriſche Ausübung desjenigen Theiles der Geſchütkunſt erſchien , der ſich mit dem Gebrauch des Mörſers beſchäftiget , und der bisher der Gegenſtand jener gelehrten Unterſuchungen gewefen Refons , ein ſebr verdienſtvoller Franzöſiſcher war. Urtillerie : Offizier ſuchte in einem ,

der Königlichen

Urademie zu Paris gegebenen Uuffage darzuthun : “ daß die Theorie bei dem wirklichen Bombenwerfen „ſo gut als

keinen Nußen

„ Blondel

nach

ſchaffe.

Verhältniß

der

Denn

obgleich

Elevationen des

Mörſers die verſchiedenen paraboliſchen Fluglinien „ der Bomben gegeben habe ; ſei er doch feinerſeits „ durch die Erfahrung belebret worden , daß die Theos Er habe mehrmals die „ rie þier "unſtattbaft fei. „Mérſer mit der größten Sorgfalt nach den Blondelis „ ſchen Berechnungen gerichtet , aber nie die erwartete So wurden „ Wirkung davon erhalten können ” 4). die gelehrten Arbeiten faſt zweier Jahrbunderte auf eins mal gleichſam durch einen Machtſpruch 'vernichtet ; von einem Manne vernichtet , den ſein Stand als Artilles rie : Offizier und als Mitglied

der Pariſer Akademie,

fo wie ſeine vieljährigen Erfahrungen am meiſten dazu berechtigten. Wirklich ſcheint es auch als babe man dieſer Meinung ſtillſchweigend Beifall gegeben ; es widers ſprach ihr nicht allein Niemand , fondern es wurden auch beinahe dreißig Jahre lang keine praktiſche Ver: ſuche zu Beſtätigung oder zur Widerlegung der Pata : boliſchen Theorie angeſtellt. Man ſchränkte ſich theils auf blos ſpekulative Unterſuchungen der Bahn gewors fener Körper ein , weil man ſie für keine wahre Paras bel

m) Memoires de l'Acad, r : des Sciences l'an.

1716.

1. Abſchn.

Geſchüßkunſt.

53

bel falten zu können glaubte ; oder aber man þielt feſt bei der alten Meinung, wie Belidor , der im Jabr 1731 neue Wurftafeln berechnete ) , dein Artilleriſten aber eben ſo wenig mit ſeiner Arbeit nůßte, als nach ihm Gray S ) und Herberſtein ') ; denn es låßt ſich mit voller Wahrſcheinlichkeit behaupten : daß in dieſem Zeitrauine , auch nicht Eine Bombe nach den erwähnten

Berechnungen geworfen ward.

Es iſt jes

doch nicht minder wahr : daß der bloſſe Praktiker durch dieſe Bemübungen doch immer mehr licht über ſeine Kunſt erhielt , und wenigſtens bei dem erſten oder ſos genannten Probewurf nicht mebr ſo ganz ohne Nachs denken verfuhr , wie vorher.

$.

39 .

Zu der wiſſenſchaftlichen Ausbildung der Geſchůk: kunſt sebórt noch das Abmeſſen der Zeit , welche die geworfenen Bomben nöthig batten , ihre Baln zu durchlaufen, um die Långe der Brander barnach einzus richten , damit der Feind nach dem Niederfallen der Bombe keine Zeit gewann , ſich gegen das Zerſpringen derſelben in Sicherheit zu ſehen . Um dieſe Abſicht zu erreichen , ließ man , ſo lange man die Bomben init zwei Feuern zu werfen 'pflegte , die Brandröhren , die erforderliche Menge Sekunden im Mörſer brennen, ebe man lezteren zündete , wodurch die Bombe nur eben Zeit þatte ihre Bahn zu vollenden ehe ſie ſprang. Weil dies jedoch bei dem Werfen aus der Dunft nicht ans r ) Bombardier françois. Paris 4. auch Amfterdam 1734.4. s ) Treatiſe of Gunnery , London 8. 1731 . facilis. 1) Amari à Lapide 'artis technicac via 1 plana et Stettin 1736. D3

54

V.

3 eitr a um .

anwendbar war ; fielen die Deutſchen Feuerwerker auf verſchiedene Arten ſogenannter Knall: und Fallgras naten , die ſich theils durch ein angebrachtes Feuer: fchioß , theils durch eine andere ånliche Vorrichtung Allein , bei dem Niederfallen fogleich entzündeten . dieſe Mittel waren entweder unzuverläßig oder trüg: i

lich ; Mieth råch daber zuerſt 4 ): die Brandröhren der Bomben nicht eher einzuſeken , bis die lezteren ges worfen werden ſollen , und man aus dein geichehenen

Probewurf weiß , wie viel ſie Zeit nöthig haben , ihre Bahn zu durchlaufen . Man richtet ſich dann entwes. der init der Långe der Brandröhren nach der Zahl ibrer C Tempo's - d . b. der Zeit welche ſie brennen ſollen oder man bobret in der verhältnißmäßigen Långe von oben herunter an der Seite ein Loch hinein , burch wela dies der Feuerſtral herausfábrt und die { adung der Bombe zündet, wenn der in der Brandrohre befinds lim dies bei liche Satz bis dahin aufgezehret iſt. ſchon geladenen

Bomben

zu

bewirken ,

mußten die

ſchon eingeſezten Brandróþren- þeraus gezogen werden . Dies geſchabe, indem man ein Seil feſt um den Kopf der Brandrobre ſchiang, bei demſelben die Bombe aufs hieng, and fo lange mit Gölzernen Hämmern auf leztere ſchlug., bis die Brandrobre Þeraus gieng und die Bombe herunter fiel. Weil dies ſehr langweilig war, fiel David Forſter , ein Deutſcher Feuerwerfer in Franzöſiſchen Dienſten , in der Belagerung von St. Omer 1677 auf ein kürzeres Mittel; er lies den Siopf der Brandropre abſchneiden ,

um ſie alsdenn hinein treia

ben und die ladung der Bombe ausſchütten zu können ; worauf er die Brandröbre mit einem Meiſſel gerſpal: tete , und Stückweiſe Keraus nabın.

Die Erfindung

koſiete jedoch ißm und ſechzehn anderen das Leben , weil eine u) Geſchikbeſchreibung 3 Th . Kap. 34.

1. Abſchii.

55.

Geſchůzkunſt.

eine Bombe' Feuer fieng , und das in ſechs Fäſſern hers umſtehende Pulver aus 489 Bomben nebſt noch so geladenen Bomben anzündete un).

Um ånliche Unfälle

zu vergüten, und dem ohngeachtet die Brandröhren der Bomben geſchwinder berauszuziehen , erfand Bou : quet, ein Franzöſiſcher Ingenieur, eine Art Schrau : benkloben mit einem Galgenförmigen eiſernen Gerüſte, das auf die Bombe gerezt, der Brånder hicrauf mit dem Kloben angefaßt, und vermittelſt einer zweiten, oben befindlichen Sdraube geraus gezogen ward unu ).

§.

40 .

Um ſich von der Güte aller Arten Geſchüßes zu überzeigen , ward daſſelbe auf das ſorgfåltigſte unters ſuchet und probiret , wenn es aus der Gieſſerei kam . Bei den Mörſern und Haubigen hatte dieſe Unterſus chung keine Schwierigkeit, weil man wegen der Groſſe ihrer Mündung den innern Raum bequiem überſehen, und alle darinnen etwan befindlichen Gruben leicht wahrnehmen konnte. Unders hingegen verhielt fiche mit den Kanonen , deren langes Robr und fleinerer Kaliber dies nicht verſtattetc. Man bediente ſich das ker bier der ſogenannten Stückviſitirer ( Chat) eines zwei : oder mehrfachen Hakens an einer Stange ,

mit

dein man langſam in der Seele der Kanone yin und þer fuhr , um fo zu entdecken : ob von dem Guſſe Gruben in Metall zurück geblieben wären . Weit dieſe Haken die Unbequemlichkeit hatten : kleine Verties fungen in der Seele des Geſchüßes nicht bemerkbar zu mas uu) Geislers neue und curieuſe Artillerie Seite 65 . uuu) St. Remy Meim , d'Artill . Tom . I , das zu p . 300. ges hørende Kupfer. D4

56

V,

3 eitra u m.

machen , in gröſſeren aber zuweilen ro feft þången zu bleiben , daß inan ſie nur mit vieler Mühe wieder her: aus bringen konnte, erfand der Herr von Montigny, Provinzial : Kommiſſair der Artillerie im Departement Guyenne, gegen das Ende des Siebenzehnten Jaþrs þunderts eine neue Art von Stúc viſitirer , der aus zwei beweglichen Hafen beſtebet, die durch eine ftoiſchen ihnen angebrachte Feder auseinander gedrückt und dadurch gezwungen werden , ſelbſt in die kleinſte Grube , in den geringſten Riß des Metalles einzudrins gen . Ein über die Stange des Stůdviſitirers gebender und an eine zweite Stange befeſtigter Ring dienet : die Feder des Hafens zuſammen zu drücken , und das Herausziehen deſſelben aus dem Rohre zu erleichtern. Das Probeſchieſſen des Geſchüßes geſchaße übrigens bei allen Nationen durchgehends mit ſtarken Ladungen , zuin Erſtenmale mit ſoviel Pulver , als das Kugelges wicht betrug ,

und dann mit zwei Drittþeil Kugels

ſchwer , oder auch bisweilen umgekehrt

$.

).

41 .

Mit dem Unwachſen, der Armeen und der Vermells rung des Geſchüßes mußte nothwendig auch die Menge Die der dazu beſtiinmten Leute vergroffert werden . Franzoſen waren auch bier die Erſten ,

welche ein bes

trächtliches Korps Artillerie zur Bedienung igres zahl : reichen Feldgeſchůkes formirten , weit es immer mit vielen Schwierigkeiten verbunden war, eine hinreichens de Anzahl deute in der Infanterie zu finden , die man Es wurden daber bei dem Geſchůk brauchen konnte. anfangs Sechs Kompagnien Kanoniere errichtet , und mit dem Geſchůk geübt ; den bald darauf ſechs andere Roms v) St. Remy Memoires d'Artill. T. II. p. 72.

1. Abſchn.

Geſchüßkunft.

57

Kompagnien folgten . Da dieſe noch nicht hinreichend waren , wurden ſie mit einem Füfiliers Regimente pon vier Kompagnien und im Jahr 1673 noch mit zwei und zwanzig andern Kompagnien vermehret. 1695 ward endlich die ganze Artillerie unter dem Namen des Artillerie : Reg itnentes begriffen , das aus rechs Bas taillonen beſtand. Das Erſte derſelben enthielt, zwei Kompagnien Arbeiter zu 150 Mann ; drei Kompagnien Kanoniere von 55 Mann , und acht Kompagnien Fů: filiere. Das zweite und dritte Bataillon enthielt jedes eine Kompagnie Urbeiter , drei Kompagnien Kanoniére Die drei übrigen und zehn Kompagnien Füſiliere. Bataillone endlich beſtanden jedes aus drei Kaponiers und zwolf Fúſilier : Kompagnien ").

S.

42 .

Nachſt dem Artillerie : Reginiente fatte ( udwig der Vierzehnte auch zwei Kompagnien Bombars diere , die im Jabr 1684 noch mit zeben anderen , jes de zu funfzig Mann, vermebret und zu einem Regimens te formiret wurden. 1706 kam zu dieſem noch ein zweites Bombardierregiment von Dreizehen Kompag: nien , die aber in der Folge nebſt den Minirern der Artillerie einverleibt wurden. Die Minirer wurden im Jahr 1679 nach dem Nimweger Frieden im lager bei Maintenon bei den Franzoſen zu einer Kompagnie fors miret, und dem Ingenieur: Hauptmann Goulon

ges

geben .' Ludwig dir Vierzeonte lies zu dem Ende die in verſchiedenen Feſtungen zerſtreuten Minirer zuſammen kommen , aus den er zwei lieutenants, vier Brigade : Kommandanten , eben ſoviel Brigadiere und

einige w ) St. Remy T. I. p. 25.

58

V.

Zeitr á um .

einige Ober :Minirer wählte; was denn noch an der Zahl von dreißigen mangelt :, ward durch Grenadiere Es ward zugleich in Douan eine vollzählig gemacht. Minierſchule errichtet, wo man Verſuche aller Art über den Widerſtand der verſchiedenen Gattungen Erde und In der Folge ward nach der Mauerwert anſtellte. : nierkompagnie errichtet,

beide aber durch eine dritte

Vorher waren die Franzöſiſchen Minicrer vermebret. einzeln in den feften Plåken vertheilet , und machten fich zuerſt in der Belagerung von Kandia bekannt, wo der Venezianiſche Abgeſandte Sechre derſelben mit: nahm , die monathlich funfzig Taler und doppelte Sie wurden Hierauf in Brod : Portionen erhielten . dem Niederländiſchen Kriege bei den Belagerungen von Bommel , Nimwegen und Erevecoeur gebraucht, wie nicht minder 1673 vor Maſtricht, Bouchain , Weil auch in deinſelben Jahre Dinant und limburg . die nachber die Megrignofche Kompagnie 3705 zur Artillerie geſtoffen ward - an den Gegens minen der Citadelle von Dornick arbeiten mußte, ward ſie auch von der Zeit an als eine Minierkompagnie an: geſeben und gebraucht, obgleich fie nur die gewöhnliche Beſoldung der Infanterie bekam . Die Minierer der erſten beiden Kompagnien im Gegentheil erhielten im Felde monatólich Sechzig Livres , und alle Arbeiten noch befonders bezahlt * ). Die Kompagnie des Herrn von Coffay, die 1702 unter dem Namen Compagnie franche des Canoniers du Sieur Ferrand de Collay zweihundert Mann ftarf organiſiret ward , aus Bom. bardieren , Feuerwerkern , Schiffleuten , Zimmerleu: ten , Wagnern , Schmieden , Büchſenmachern u . f.w. bes

x ) Vauban traité practique des Mines à la Haye 1742 . 4. p. 2. ſeq.

1. Abſchn.

Geſchůkkunſt.

beſtand , und þauptſächlich zum

59

Dienſt der von Herrn ":

Ferrand angegebenen Pontons beſtimmt war , gab Veranlaſſung, daß nach ihrein Muſter ſpåterhin unter Iudwig deo Funfzehnten Regierung alle Artit:

1 ſeriekompagnien formiret wurden . Das ganze Korps beſtand im Jahr 1740 aus fünf von einander unabs þångigen Bataillonen , jedes zu Einer Arbeiter : und Sieben Artillerie : Kompagnien .

Die lezteren hatten

1. Capitaine en Premier 1. Capitaine en Second 2. lieutenants 4. Sergeanten 4. Rorporale 4. Gefreiten 2. Kadetten 2. Tambouren 84. Gemeinen ,

in

beſondere

Korporalſchaften

ober Brigaden von Kanonieren , Bombardieren, Mi: nierern , Sappirern und Lehrlingen vertheilet, die von ihren zugebörigen Unteroffizieren befehliget und eperzies ret wurden ,

S.

43 .:

Uuſier den bei dieſen Bataillonen , deren jedes noch beſonders feinen Oberſilieutenant,

Major ,

Udjutan:

ten , Feldprediger und Ober : Chirurgus hatte, einges theilten Offizieren , waren noch beſondere Offiziere bei der Artillerie angeſtellet, die auf den Batterien und in den Feſtungen kommandirten , und deren Rang in Hinſicht auf die Offiziere des Artillerie : Regimentes durch wiederholte Verordnungen Ludwigs des Vierzenten und Ludwigs des funfzeenten genau y) Villeneuve Cours de la Science milit. Tom . VI. p. 2.

1

60

V.

genau beſtimmt war .

Zeitr a um . Sie wurden unter dem Namen

der Lieutenants generaux und Lieutenants provinciaux, der Commiſſaires provinciaux und ordinaires, ſo wie Ules ſtand unter der Officiers pointeurs begriffen . dem Giand Maitre d'Artillerie , der über dieſes noch ſeinen beſonøern General: Major , Ober : Rechnungs: fübrer, Zahlmeiſter , Ober : Wagenmeiſter und Ober: Director der Artillerie: Schulen batte. $.

44 .

Ludwig der Vierzehnte , oder vielmehr des Kriegsminiſters louvois raſtloſer Eifer : Frankreichs Kriegsmacht auf die Erſte Stuffe zu erheben , hatte ſchon im Jahr 1675 eine Art Uebungsſchule für die Artilerie und die eben erſt errichtete Bombardier:Kom : pagnie zu Monteſſon, vier Stunden von Paris, anges leget, woſelbſt nach einer Sternſchanze mit Fünf Bol: werken , in deren Mitten ein Baum gerezt war , ges Nach jedem beendigten ſchoſſen und geworfen ward. Feldzuge fehrten die Bombardiere wieder nach Mont: eſſon zurück, um iþre Uebungen den Winter bindurch fortzuſeßen , bis pie der Frůbling wieder ins Feld Dieſe Einrichtung verwandelte ſich 1679 in rief ) . eine wirkliche Artillerie : Schule, die ihren Siß zu Douan bekam, aus 26 Commiſſarien und 34 Offiziers: Pointeurs beſtand, und in der die jungen Urtilleriſten in allen damals bekannten- Tþeilen der Geſchükfunft Bei der Vermehrung der Artils unterrichtet wurden. lerie und Vertheilung derſelben in fünf Departementer, 1721 , wurden auch in den Berakungsſtådten der Urtil: ferie: Meß , Strasburg, La Fere , Artillerieſchulen

Grenoble , Perpignan und geſtiftet , die auch in der

Folge immer iğren Sig dafelbft behielten .

S. 2 ) Geislers neue Artillerie, $ . 129.

I. Abchin . Gefchuskunft.

§.

61

45 .

Uuch bei den Deutſchen Heeren folgte man früher ober ſpåter dem Beiſpiel der Franzoſen und zog die einzelnen Kanonier : und Feuerwerfer : Kompagnien in Der Kurfürſt von Branden : Regimenter zuſammen . Dritte nahm im Jabr Friedrich der burg, 1689 eine beträchtliche Menge Artilleriſten mit an den Rhein " ) , und im Jaþr 1697 war die Preußiſche Artillerie Neun Kompagnien ſtart, die 1698 noch mit In demſelben Einer Kompagnie vermehret wurden . Jahre erhob Sachſen unter Augúſt s des Zweiten Regierung ſeine Feldartillerie ebenfalls zu einem Bas taillon von Sechs Kompagnien , wie es ſchon früber auch bei dem Kaiſerlichen Heere geſchehen war. Der Beſtand der Schwediſchen Urtillerie unter Karis des 3 wolften Regierung zu Anfang des Achtzehns ten Jahrhunderts war 800 Mann.

Jedes Infanteries

Regiment hatte 4 viet: bis neunpfündige Kanonen bei ſich , tz) Ihr Beſtand war nach Bennerts Beiträgen zur Brandenburgiſchen Kriegsgeſchichte. 4. Berlin. 1790 . 1. I. I. 6. 6. 6. I. I. 1. I. 1. 1. I. I.

Oberſter Oberſtlieutenant Oberhauptmann Hauptleute Lieutenante Stücfjunter Kommiſſar Feloprediger Zeugwärter Quartiermeiſter Stallmeiſter Proviantmeiſter Zeugſchreiber Proviantſdyreiber

1. Futterſchreiber I. Feuerwerksmetſter 22. Feuerwerker 2. Petardierer 5. Korporale 4. Wagenmeiſter 4. Fouriere I. Pauter 4. Samboure 70. Büchſenmeiſter 92. Handlanger 4. Zeugdiener 64. Handwerfer und andere nicdere Artilleriebebienten

492, Stücknechte. -

62

V. Zeitraum .

fich , denn ſchwereres Feldgeſchůk pflegten die Schwes den nicht mit zu führen.

S.

46 .

Nächſt der Artillerie ſcheint das Ingenieurweſen den Franzoſen wohl vorzüglich ſeine erſte regelmåßige Einrichtung zu danken zu haben ; die es durch den Marſchal Vauban und den Staats : Sefrerår lou: Das Genies Sorp 8 beſtand bier pois erhielt. in einem Ober : Intendanten mit soooo livres Gehalt, einem General : Kommiſſar welches Vauban war, - mit 6000 liv .; einigen Direktoren , die 300 liv. und Auslöſung erhielten, wenn ſie gebraucht wur: den. Die Ingenieurs wurden von dem Oberintendans ten angenommen , wenn ſie vorber durch einen Mathe: matiker in Ubficht ihrer Wiſſenſchaften geprüfe worden waren ; ſie erbielten dann von 25 bis 100 Rthlr. mo: nathlich. Fehlte es bei einer Belagerung an Inge: nieuren, wurden die Subalternoffiziere der Infanterie mit dazu angewendet , und erhielten 1o Rthlr. mos nathlich Zulage. Ein geſchworner Meſſer mußte bei allen Verſchanzungs : und Feſtungsbauen wöchentlich die Arbeiten nachmeſſen und die Bezablung darnach regulieren a) . Die Deutſchen und Schwediſchen Armeen hatten ſchon im Laufe des dreißigjährigen Krieges ihre Gene: ral: Quartiermeiſter und Feldingenieure ). Es liefie ſich jedoch nur aus Archival: Nachrichten mit Sichers þeit beſtimmen , wenn bie und da zuerſt wirkliche V Genie : Corps errichtet worden ſind. Bei den Preußen geſchabe

es von Friedrich

Will beim Dem

a ) Quincy art de la guerre pag . 391 . b ) Siehe oben im I , Bd. der Geſch . 8. Kr. Kunſt 8.48 .

I.

Abfchn . Gefchuskunft.

63

dem Erften , und bei den Sachſen von Auguſt Zweiten , König von Pohlen , der überhaupt ſehr viel für die Vermehrung und regelmäßige Orgas dem

niſirung der Sachfiſchen Truppen that.

$.

47.

Es iſt ſchon oben geſagt worden : daß man eine anſehnliche Menge Geſchüß im Felde mitzuführen an: St. Remy ) rechnet zwar für eine Armee fieng. von soooo Mann nur so Stücke, nemlich : 4. Vierundzwanzigpfünder , jeden mit 8 Pferden 6 neue leichte Zwólfpfünder 6 .

6 20 lange Achtpfünder A 20 dergl . Vierpfünder 4 und dazu 198 vierſpånnige Wagen nebſt 20 Pontons , welche zuſammen 1225 Pferde zu ihrem Transport er: forderten . Allein ichon 2 uincy verlangt für ein eben ſo ſtarkes Truppenkorps 62 Stücke Geſchüß , und die Artillerie, die 1683 zu dem Kaiſerlichen Heere nach Ungarn abgieng , war 58 Stücke Geſchüß und 2 Mörfer ſtark. Der Geſchüßzug aber , den Kurfürſt Friedrich der Dritte von Brandenburg im Jahr 1689 mit an den Rhein nahm , beſtand in 4 Zwolfpfündigen Kanonen 4. Sechspründigen 26. Dreipfündigen 6 Kaminerſtücken 4 Haubigen 4 Feuerwerfs 2 Fünfundzwanzigpfündigen 2 Funfzigpfündigen 4

Mörſern

Petarden

s Vor : c) Memoir . d'Artillerie Tom . I, p . 298 .

64

V.

Zei

tra

um .

s Vorräthigen Caffeten I Paukerwagen 50 dreiſpånnige Munitionstarren 60 ſechsſpånnige Rüftwagen J2 dergl. Kugelwagen 2 Feldſchmieden I Feldmühle mit zwei Gången i Schiffswagen mit zwei Schiffen 2 Hebezeuge auf ihren Wagen “).

S. 48. d) Bei dieſem Urtillerie : Zuge befand fich folgende Munis tion und andere Bedürfniſſe , die man als ein Betſpiel - von den Ausrüſtungen jener Zeit anſehen kann : 201 Centner Pulver Lunten 202 Blei 94 400 zwolfpfündige 400 ſechspfündige Stadtugeln 3200 dretpfündige 120 - zwölfpfündige 120 ſechspfündige ) Kartetſchen 960 Oreipfündige 200 Grenaden 80 Brandkugeln zu den Haubigen 40 Kartetſchen } 20 zwolfpfündige 20 ſechspfündige Stangentugeln 30. dreipfündige } 150 funfzigpfündige Joo fünfundzwanzigpfündige } Bomber 80 Brandkugeln zu den Mörſern 40 Kartetſchen desgl. (wahrſcheinlich Tranſcheetugeln ) 40 Kdrper dazu 4000 Handgrenaden 2 Centner gebrochnen Salpeter Schwefel uad eben ſo viel tlare Kohlen I Ioo Bogen Zündpapier 100 Klafter Zündſchnure 6 Sch. Ellen Leinwand i S.

1

1. Abſchn. Geſchůßkunſt.

S.

65

48 .

Eine höchſt merkwürdige Erſcheinung in der Ges ſchichte dieſes Zeitraumes ſind ohnſtreitig die leichten tragbaren Pontons von weiſſem Blech oder Kupfer, die nach aller Wabrſcheinlichkeit - von bobler, paral: lelogrammatiſcher Form - von den Hollandern zuerſt eingefübret wurden. Ihrem Beiſpiele folgten unmits telbar die Franzoſen , die damals mit jenen in Krieg verwickelt waren , und liefſen ånliche Pontons verfer : tigen , die aus einem hölzernen .Gerippe beſtanden, das auswendig einen Ueberzug von Kupferblech hatte. Tů: renne erwåbnt dieſer kupfernen Pontons in eineiu Briefe vom 8 July 1672 ; und er hatte auſſer denfel: ben auch noch bölzerne Pontons , die jedoch nicht wie jene auf Wagen , ſondern blos zu Waſſer fortgebracht wur :

1 Sch . Ellen Zwieqida 2 Centner Leim 1200 eiſerne Schaufeln 700 dexte und Beile 600 Faſchinenmeſſer 500 Kreughauen 200 Sturmſenſen 300 Morgenſterne 20 Brechſtangen 15 Pfahletfen 6700 Hufeiſen I 200 Sch . Hufnagel 2380 ch . Nagel verſchiedener Art 20 Blendlaternen 100 rauhe Schaaffelle 100 Faceln 2 Centner Lichte 17 Giertellen 70 Kugelformen 15 Tonnen Pech uno Theer. soyer's newere Kriegst, II. Th.

66

wurden

V. ).

Zeitra u m .

Obichon nun die fupfernen Pontons durch

deu Herrn von Vignn , den Marquis de la Fres feliere , und den Herrn von Corian verſchiedene Ubånderungen erlitten ; blieb doch ihre Hauptform immer dieſelbe und iſt es bis auf die neueſten Zeiten geblieben . Wie die Franzoſen , nahmen bald auch andere Mächs te den Gebrauch metallener Pontons an , die ungleich leichter waren , als die bisßer gewöhnlichen Hölzernen und daher den Truppen obne Schwierigkeit auf allen Mårſchen folgen konnten. Bei dem Sächſiſchen Heere gieng man ganz von der viereckigen Form dieſer Pontons ab , und verfertigte ſie zu Anfange des achtzehnten Jahrhunderts

nicht allein vorne ſcharf,

dern Flußfahrzeugen ;

gleich ans

ſondern deckte ſie auch oben zu ,

und verſabe ſie inwendig mit Fåchern oder Abtheiluns gen , ro daß fie durch das irgendwo eindringende Waſs fer nie zum Sinken gebracht werden können ,

denn es

füllt ſich allezeit nur Eine Abtheilung damit an , wåbs rend die anderen leer bleiben und den Ponton rchwim : mend erhalten ).

Das Zudecken der Pontons ſcheint

jedoch eine früßere Franzöſiſche

Erfindung

zu ſein ;

denn im Jahr 1678 ward ju Dornick eine Brücke von Pontons geſchlagen , die um und um zu waren, daß ſie ſelbſt durch die größte übergebende Laſt nicht verſenkt werden konnten 5 ). Nur allein die Deſterreis cher befielten noch die vorige Art hölzerner

Pontons

ihrer Schwebre und Unbehulflichkeit ohngeachtet bei ; wahrs e) Lettres et Memoires de Turenne fol. p. 37. f) Handbuch der Pontonnier : Wiſſenſchaften . Leips. 1799. 8. I. Bd. 8. 20. g ) Chriſtoph Friedrich v. Geißlers neue curidſe und volitommene Artillerie. Fol. Dresden 1748. .154.

Geſchigkunſt.

67

weil ſie beſtåndig

an groſſen

1. Abſchnt.

wahrſcheinlich darum , Flüffen :

dem

Rhein und der

Donau in Deutſchland

und Ungarn , und dem Po in Jtalien, Krieg zu führen þatten , wo ihnen eine gröſſere Urt Pontons vortheil: þafter war. Ja , es ſcheint felbft, als fåtten ſie nicht immer tragbare Brücken und Ponconniere mit ſich ge fübret ; denn um im Jahr 1674 bei Flörsheim eine Brücke über den Main zu ſchlagen , bemächtigten ſie ſich aller in der Gegend befindlichen Schiffe und zweier Brennholzfloſſen , weil es ihnen an Ballen fehlte. Ueberdieſes nahmen ſie Sechs und zwanzig Schiffiente in Sold , deren jedem ſie täglich Einen Gulden gaben . Wåhrend der Italieniſchen Feldzüge Eugen s vont Savoyen im Gegentheil finden ſich fehr häufige Beiſpiele, daß die Kaiſerlichen Truppen tragbare Brúcen bei ſich gefübret und mit Hülfe derſelben über den Po , die . Doda , den Tanaro und andere mtider bedeutende Flüſſe gegangen ſind. Um beträchtlichſten waren die Ponton : Trains det Franzoſen ,

denn ſie þatten

im

Jahr 1691

Belagerung von Mons 45 , im folgenden

bei der

Jahre aber

bei der Belagerung von Namur i 10 kupferne Poutons bei dem Belagerungs : Korps 6). Endlich fiengen in dieſem Zeitraume auch die Tür: ten an , fich tragbarer Pontons zu bedienen , um vers mittelſt derſelben ohne Aufentbalt Brücken für das Heer ſchlagen zu können. Die erſte Brücke dieſer Art ſchlugen ſie im Jahr 1697 unter der Direktion

eines

Genuefiſchen Renegaten bei Zenta über die Teiffe , fie zera, h) Feldzüge des Marſchalls v. furemburg . II. Feldz. 8. 8. 4. III. Feldj. S. 17. der Deutſchen Ueberſebung.

68

V.

Zeitra u m .

zerbrach aber , als die Türkiſche Infanterie , von dem Prinzen Eugen gedrångt , in größter Unordnung die Flucht darüber nahm bh ).

3 weiter

A orchnitt.

26ånderungen, welche in Abſicht der Formirung und Rüſtung der Infanterie nach dem dreißigjährigen Kriege gemacht wurden.

S.

49 .

Auffer den bishergewöhnlichen zwei vornehmſter des Piquenirern ; und den zu Ende des vorhergeben : den Zeitraumes neu aufgekommenen Füfilieren und Fågern entſtanden in dieſem Zeiträume noch die Grenadiere und die Schůken. Bisher batte man die erſteren blos aus den Musketierern gezogen, wenn man ibrer bei Stürmen und ſonſt zum Grena: denwerfen bedurfte. Man bewog ſie alsdenn gewohns lich durch Geſchenke und Verſprechungen : dieſe Vera richtung zu übernehmen , oder aber man zwang fie Weil ſie jes wohl auch durch Stockſchlåge daju :) . doch nun nicht geübt waren ,

und durch ungeſchichte

Behandlung der Grenaden ſich ſelbſt oder ibren Kames raden faſt immeć mebr Schaden zufügten , als dem Feinde ; rezte { udwig der Vierzehnte im Jahr 1667 zuerſt vier Grenadie re zu jeder Fnfanterie: Kompagnie , die aber 1670 aus allen Regimentern zus ſam : hh ) Marſigli Stato milit. dell' imperio Ottomanno . fol. P, 101 . i ) Mieths Geſchügbeſchreibung 4 Thl. Kap. 32.

2. Abſchn. Formir. u . Rúſt. d. Infanterie.

69

ſammengezogen und zu einer Kompagnie organiſiret wurden. ' Zwei Jahr darauf bekamen die dreißig åltes ften Infanterie: Regimenteč jedes eine Grenadier : lom : pagnie , die aus Einem Hanpinam , Einem leutnant, Zwei Sergeanten , und 33 Grenadieren beſtand ). In der Folge erhielt jedes Bataillon eine folche Kompags nie , die aus zwei Bataillonen beſtehenden Regimentet aber , wie auch im Jahr 1691 die Schweizer , jedes zwei Grenadier : Kompagnien .

.

50.

Nach und nach folgten auch die übrigen Mächte dem Beiſpiele der Franzoſen , und errichteten , eine früher die andere ſpåter , ebenfalls beſondere Grenas dier : Kompagnien , die den Bataillonen der Infanterie einverleibt wurden , und im Treffen immer auf deni rechten Flügel derſelben ſtanden . Die Stårfe dieſer Grenadier : Kompagnien war nach der Verfaſſung der Armee, zu der ſie gehörten , verſchieden ; fie þátten zum Beiſpiel im Jahr 1687 bei den Sachſen 61 Mann . Man fieng fogar an , bie und da Grenadierbataillone zu formiren ; jedoch nicht wie gegenwärtig durch Zus ſammenſtoſſung der bei den Infanteriebataillonen ftes þenden Kompagnien , ſondern als beſonders für ſich betebende Bataillone, die zu Garden dienten . Eine ſolche Grenadiergarde ließ Kurfürſt Friedrich der Dritte , nachheriger König von Preuſſen 1689 fiinf Kompagnien ſtark , jede zu 100 Mann errichten , und gab überdieſes jeder Kompagnie Reiner Fuſiliergarde 60 Grenadiere kk). Von den Schüßen oder Til rails k) Reglemens et Ordonnances milit. IV . p. 34 . kk) Alte und neue Dentwürdigkeiten der Preußiſchen Ara mee 8. 1787. S. 50 4. 57. E 3

1

V. .Zeitra u m .

70

railleurs gab Kurfürſt Friedrich Wilhelm von Brandenburg das Erſte Beiſpiel. Er vertheilte bei dem Korps , das 'er im Jahr 1674 an den Rhein ſchickte , bei jeder Infanterie: Kompagnie einige Jäger oder Scharfſchüken , die gezogene Röhre füprten , und beſtimmt waren in Treffen vorzüglich nach den Feinds lichen Offizieren zu ſchieſſen '). Dieſe Einrichtung ſcheint jedoch nicht weiter nachgeahunt worden , ſons dern vielmehr in Vergeſſenheit gefommen zu ſein , bis man ſie neuerlich bei dem Preußiſchen Heere zuerſt wie: der einführtc.

S.

51 .

Die Deutſchen Kompagnien uud folglich auch die Man harte Regimenter waren iminer noch fehr ſtart. Mann 300 bis ſich nur wenig von dem alten Etât 150 Nach Montefufuli " ) waren die Kai : entfernt. ſerlichen Infanterie : Regimenter , 1500 Mann , ſtart imd in zehn Kompagnien vertheilet , deren jede 4 Be: fehlshaber , 8 Rund : Tartfdiere , 48 Piquenire und Dies machte im ganzen Re: 88 Musketiere enthielt. gimente 80 Rundtartſchiere, 480 Piqueniece und 880 Musketiere. Als in der Folge die Piquen abgeſchaft kamen an die Stelle der Piqueniere die Grenadierkompagnien , ſo daß im Ganzen der Beſtand der Regimenter beinahe derſelbe blieb .

wurden ,

Die Brandenburgiſchen Infanterie : Kompagnien wären im Fabr 1689 ohngefår 145 Mann ſtark; füu : fe derſelben formirten Ein Bataillon , deren ein Regi: Bei den Heffen ment gewöhnlich zweie enthielt " ). waren

1 ) Denkwürdigt. I. Bd . Kap. 2 . Il ) Lettres et Memoir. de Turenne II, p. 548. m) Friedrich Wilhelm der Groffe., Kurfürſt volt Brans

2. Abſchn. Formir. u. Růſt. d. Infanterie. 71

waren die Kompagnien zu Fuß 80 Mann ſtart. Die Infanterie : Regimenter der Sachſen beſtanden anfangs aus 1900 Mamut; ſie erlitten aber wåbrend dieſes Zeits raumes verſchiedene Veränderungen , denn ſie wurden bald vermehret , bald wieder zum Theil reformiret , je nachdem es die Beſchaffenheit der Umſtände beiſchte, oder erlaubte,

S.

52 .

Eben ſo verhielt ſich es bei den Franzoſent , deren Regimenter und Kompagnien wåþrend dieſes Zeitrquis mes faſt in jedem Feldzuge einen anderii Beſtand hats ten , der zugleich mit jedein Jahre ſchwacher ward.. 1670 war die Infanterie : Kompagnie von 80 auf 70 ohne die Oberoffiziere herabgeſezt worden "), Mann und im folgenden Jahre verringerte man fie bis auf 49 Uuch dieſe waren nie vollzählig , und die Mann . meiſten Franzöſiſchen Regimenter beſtanden nur aus Einem Bataillone von Einer Grenadier : und zwölf Musketier : Kompagnien 9). Die leztern wurden im Jahr 1678 auf 45 Mann geſezt , die Schweißerkom : pagnien Brandenburg hinterließ bei ſeinem Abſterben 35 Batails tone Infanterie , 32 dywadronen Kuraſſiere, 8 dywas dronen Dragoner , 18 Garniſontompagnien und soo Ars tilertſten . Dieſe Eruppenzahl war bei des Erſten Kda nige von Preuſſen Todė 1713 auf 38 Batailone Infana terie und 24 Schwadronen Dragoner geſtiegen ; Fries drich der zweite aber erhielt 1740 von ſeinem Vas ter 66 Bataillone Infanterie ; eben ſo viel Grenadiers. und 10 Artillerie Kompagnien , 60 Schwadronen Rå. raffier , 45 Sowadronen Dragoner und 9 Schwadronen Quſaren .

n ) Reglements et Ordonnances du Roi pour les Gens de guerre Tom. 2, pag. 196. . ) Memoires de Feuquieres Part. I. cap. 26. 4

1

72

V.

Zeitr a u m.

pagnien ausgenomnien, die aus 16 Fåſilieren oder mit den neu aufgekommenen Flinten bewafneten Soldaten , 48 Piqueniren und 100 bis 150 Musketierern beſtans pen P ). Auch die Holländer hatten , gleich den Franzos fen , nur ſchwache Kompagnien von 54 :Mann , deren zwölfe ein Regimentausmachten ; folglich können ibre Regimenter noch nicht völlig 700 Mann ſtart geweſen Bei den Schweden ward unter Karl dem ſein . Zwölften jedes Bataillon von acht Kompagnien zu 600 Mann gerechnet , ſo daß die Konpagnien 75 Mann ſiart waren PP).

$.

52 %

Bei den Kaiſerlichen gab es während dieſes Zeits raumes unter dem Namen der Panduren eine Urt leichte Infanterie , aus den in der Folge die Siroaten entſtanden , und die den Franzoſen durch Aufbebung ihrer Vorpoſten u . r. w . viel Verdruß machten . Um ihnen die Spiße bieten zu tónnen , da man ſchon in den Niederlanden den Nußen der Partheien eingeſeben batte , wurden ſchon vor demn Ryswicker Frieden bei den Franzoſen beſondere Frei:Rompagnien errich : tet , die aus Fußvolk und Dragonern beſtanden , die von beberzten und Talentvollen Befehlshabern anges & Denn weil hier der Udel tein Vor : führt wurden . recht zu den Offizierſtellen gab ,

7

und die

Wahl der Offi:

p) Reglem . et Ordonnanc. Tom . IV . p . 42. Kurz vor dem Ryswicker Frieden hatten die Franzoſen 11 Regis menter Schweißer in ihren Dienſten , jedes zu 12 Noms pagnten von 200 Mann ; die folglich ein Korps von 30000 Mann ausmadten . pp) Adlerfeld hiſtoir , P. 66 ,

mil.

de Charles XII, Tom . I,

2. Abidhi . Form. u . Rúſt. d . Infanterie.

73

Offiziere von dem Inhaber jeder Kompagnie abhing, wurden von lezzerem immer aur folcheLeute ausgeſucht, die von unten auf gedienet und ſich in den untern Graden durch Muth. und Entſchloſſenheit beſonders aus : gezeichnet hatten . Nur von dieſen konnte er ſich bei den oft fehr gewagten Unternehmungen des kleiner Krieges þinreichenden Beiſtand verſprechen . Im Kriege von 1702 waren Fünf ſolcher frei :Kompagnien in Frans zöſiſchen Heere, jede zu. SOO Mann, ſie wurden in der Folge beträchtlich vermehret , ihr Beſtand aber 1736 auf Dreißig Köpfe geſezt.

S.

53,

Im Norden von Europa bildete ſich mittlerweile ein robes Poll unter der ſchaffenden Hand Peters zu einem regelmäßigen Heere um . des Groſien Schon lange batten die Ruſſiſchen Ezaare eine ſtebende Infanterie - den Janiſaren der Türfen ånlich - von 18000 bis 20000 Mann, mit Piquen und Musketen bewaffnet , unter dem Namen der Strelitzen uns terhatten . Dieſe machten den Kern des Ruſſiſchen Heeres aus , und wurden in Kriegszeiten durch das aufgebothene Sandvolk verſtåckt, das ſich aber in nichts von den regellojen Ufiaten bei dem Türkiſchen Heere unterſchied. Bei dem faſt gånzlichen Mangel an Manuszucht , und bei ifrem groſſen Einfluß , weil ſie alle fich in Moskau befanden , waren die Streliken in gewiſſer Rückſicht dem Regenten mehr gefährlich , als Jwan Waſſiliewitſch dem Feinde furchtbar. der zweite hatte ſie um die Mitte des Sechzehnten Jahrhunderts errichtet , und mit ibn : n zugleich den Gebrauch des Feuergewehres in Rußland eingeführet. Sie bingen viel zu ſehr an ibren alten Gebråuchen , als

/

: 74

V.

Zeitraum .

als daß ſie Peters des Erften groſſen

Entwürfen :

ſich nach dem Beiſpiele anderer Europäiſchen Mächte ein regelmäßiges ſtebendes Heer zu bilden, nicht þåtten unüberſteigliche Hinderniſſe in den Weg legen follen : Schon dies war bei dem in der Auftlårung ſeines Volkes ſo raſch , ſelbſt bisweilen gewaltſam fortſchrei: tenden Monarchen ein Grund : ſie aufzuheben ; drins gende Veranlaſſung dazu aber fand er in iþrer Empós rung , die entweder durch die Intriguen der Prinzeſſin Sophie , oder waþrſcheinlicher durch die Abneigung der Strelißen , und vorzüglich ihrer Befehlshaber ges gen die ihnen bevorſtebende Umformung veranlaßt ward.

Ueber zwei Tauſend von ihnen wurden jezt -

zum Theil auf die grauſamſte Weife, gingerichtet, und die übrigen nach Siberien verwieſen , nur einige wenis ge aber unter theilet ).

die

neu errichteten Regimenter

§.

ver:

54.

1

Der Erſte Stamm dieſes regulären Heeres war eine Kompagnie von Funfzig Wusländern , meytentheils Deutſchen , die der General le Fort , der befannte Günſtling Peters des Groffen - den er ſowohl wegen ſeiner groſſen Fibigkeiten als wegen ſeiner nicht minder groſſen Geſchicklichkeit, im - Trinken aus zu daus ern , ſehr liebte errichtete und auf Deutſche Art kleidete , und ererzirte " ). Sie ward nach und nach verſtårft ; der Ezar bildete bald mehrere Regimenter nach iþrem Muſter und ſo ward es ihm leicht, die Stelle der aufgehobenen Streliken durch eine neue , beſſer organiſirte und disziplinirte Infanterie zu er: ſeßen. Dieſe war ſchon im Jahr 1711 in Diviſionen ges Mauvillons hiſtoire de Pierre I. 4. p. 81. s ) ebendaſ. p. 41 .

1

2. Abd

. Formir. u . Rüft. o . Infanterie.

75

getheilet , deren jede Ein Grenadiers und acht Musfes tier :Regimenter zu acht Kompagnien enthielt. /. Die lezteren waren 183 Mann ſtart und viere formirten allezeit Ein Bataillon ). Wie bei den benachbarten Schweden

führten die Regimenter , die Grenadiere ausgenonimen , nicht die Namen ihrer Oberbefehlshas 'ber , ſondern der Stadt oder Provinz , wo ſie zuerſt crrichtet worden waren. Die Leibdiviſion oder die Garde beſtand aus vier Regimentern , deren jedes nicht allein ſeine beſondere Grenadier : Kompagnie' batte, ſondern auch ſtårker war , als die übrigen Infanteries Regimenter ; denn das Preobraſchenskiſche beſtand aus vier , das Samenofstiſche und Ingermannlåndiſche aus drei , ' und endlich das Aftrachanſche aus zwei Ba: taillonen .

S.

55 .

Um die Truppen , die in dieſem Zeitraume überall ſtehend waren , vollzählig zu erhalten , wurden die feb: leuden Leute theils von dein (ande geſtellt, und aus der vorhandenen Dienſtfåbigen jungen Mannſchaft aus: geloofee oder der entbebrlichſte ausgehoben , theils durch freie Werbung zuſammengebracht. Das erſtere war auch der Fall bei den Schweden , wo noch die von Guſtav Adolf gemachte Einrichtung beſtand (Man ſehe im I. BD. S. 302. S. 435.) , und wo bei den immerweb : renden Kriegen in zwei bis drei

Jahren allezeit

der zés

bente , achte , ja fogar der fünfte Mann ausgeſchries ben waró. Ein gleiches geſchahe auch in Dannemark und in Frankreich ; in Deutſchland hingegen ward die Koms pletirung mehrentheils durch die freie Werbung bewirft . Um die Bedrückungen der Einwoguer und die dabei nur zu ges ) Peter Heinrid Bruce Nachrichten von ſeinen Reiſen . 8. 8. 42. der Deutſchen Ueberſekung.

raum

76

V.

Zeit

.

gewöhnlichen Streitigkeiten zu vermeiden , führte der König von Preuſſen , Friedrich Wilhelm der Erſte im Jabr 1733 die Kantonverfaſſung in ſeinen Staaten ein , ſo daß nun jedeo Regiment ſeinen eignen Werbebezirk hatte, aus dem es die ihm fehlenden Leute . erhielt. Den Infanterie: Regimentern waren zu dem Ende fünftauſend , den Kavallerie: Regimentern aber achtzehn þuudert Feuerſtellen angewieſen , von den fie in Friedenszeiten jährlich dreißig , im Kriege aber buns dert Mann nehmen durften.

Was ihnen noch fehlte,

mußten ſie durch Uuslånder erſeken , indem auf Fries drich Wilhelms. Veranſtaltung durch das ganze Deutſche Reich Preußiſche Werber zerſtreut wurden , die alles aufſamnileten , was ſie nur immer freiwillig oder durch mancherlei Kunſtgriffe von zum Kriegsdienſt Uus dieſer tauglichen Leuten bekommen konnten "). Epoche ſchreibt ſich auch wahrſcheinlich der Gebrauch ber : vorzugsweiſe die långſten Leute zu Soldaten zu wåhlen ,, und Friedrich Will beli der Erſte verwendete jåbrlich ſehr anſehnliche Suininen , um die größten und anſehnlichſten deute zu erbalten , wo ſich vorzüglich ſeine unter dem Namen der Groffen Garde bekannte Leibwache auszeichnete , bei der ein Menſch noch nicht einmal Flügelmann werden konnte, der ſich in Frankreich und in den Rheinländern als einen Riefen für Geld gezeigt batte. Peter der Groſſe ſchenkte ihin für dieſe Garde ebenfalls dreißig Grenadiere , völlig auf Preußiſche Art montirt und ererzirt , von den der kleinſte Seche Fuß Sedis Zoll, der größte aber Sechs Fuß Neun Zou. ( Engliſches Maaß ) hielt " ). $. u) Mauvillons Geſchichte und Darſtellung des Preußis ſchen Soldatenweſens. Seite 67. u . folg . Der Blans tenfteiniſchen Ueberfeßung. V Bruce A. d. 0. Seite 180 .

2. Abſchn. Formir. u. Rúſt. d. Infanterie.

$.

97

56 .

Je mehr der Gebrauch des Feuergewebres die Obers band bekam , um deſto nothwendiger ward es auch , nach dem Beiſpiele der Schweden mehr Befeblebabec anzuſtellen , welche die Soldaten , oft ſchon gewalojam oder durch Liſt und wider ihren Willen angeworben , ins Feuer führten oder auch ein wachſames Auge auf fie haben konnten , wann ſie etwa lujt batten , davon zu geben. Montefufuli rechnet auf jede scompag. nie zu Fuß deren Prima Plana 150 Kópfe iſt. Einen Hauptmann , Einen Leutnant , Einen Fáburich , Ei . nen Feldwebel , Sechs Korporale und Achtzeben Rotes meiſter W). Bei den Preuſſen hatten unter Konig Friedrich dem Erſten jede Infanterie : Kompags nię Einen Hauptmann , Einen lieutenarit , Einen Fåbnrich), Einen Feldwebel , Zwei Sergeanten , Eis nen gefrenten Korporal , Einen Fourier , Einen Felds ſcheer, . Einen Kapitain d'Urmes , Drei Korporale und eben ſoviel Tambouren *). Die Ruſſiſchen , von Peter dem Groffen errichteten Regimenter baiten beinahe denſelben Beſtand , nur daß ſich anſtatt drei, fünf Korporale bei jeder Kompagnie befanden . Bei den Franzoſen , den die Niederlander in Abſicht ibrer Militair : Verfaſſung faſt ganz ånlich waren , beſtand . im Jabr" 1670 eine Kompagnie aus Einein Haupts mann Einem Lieutenant, Einem reformirten oder auf þalben Sold gerezten lieutenant, Drei Sergeanten , Drei Korporalen, Sechs Gefreiten, Einem Tambonr, Zwanzig Piqueniren und fieben und dreißig Musketies rerii . Alein ſowohl der zweite Leutnant , als Ein

Será w ) Memoires par Turpin. Tom. I. liv. I. cap. 2. x ) Hennerto Beiträge zur Brandenb. Kriegsgeſchichte. 4. Berlin . Seite 8. 4. 9.

78

nido

V. Zeitraum .

Sergeant und Ein Gefreiter wurden in der Folge auf , geboben , und im Jahr 1678 waren nicht mehr als 12 Piquenire and 23 Musketiere bei jeder fiompag. nie '). In dieſem Zeitrauın fålt denn auch die Erſte Errichtung eines Zweiten oder Sekond : lieutenants bei der Infanterie, denn bei der Reuterei eriſtırten ſie ſchon zu ludwigs des Dreizehnten Zeiten ?). Sie wurden im Jahr 1668 bei der ganzen Franzöſiſchen Infanterie angeſtellt , und zwar zu Ende des folgenden Fabres wieder aufgehoben ; jedoch 1687 wieder errichs tet , um Neun bundert junge Edelleute zu verſorgen , die Ludwig der Vierzehnte parte in den Greng feſtungen zu Offizieren bilden laſſen * ).

g.

57.

Zu demſelben Entzwecke wurden nicht allein bei den Franzoſen im

Jabr 1682 zwei Kompagnien Kas

detten errichtet b ) ; ſondern daſſelbe geſchahe auch bei den Preuſſen ſchon von Friedrich dem Erſten , doch legte ſein Nachfolger erſt 1716 das Kadettenhaus zu Berlin an “ ). Faſt um dieſelbe Zeit wurden bei den Sachſen ( im Fabr 1692 ) , Braunſchweigern und anderen Mächten Kadettenkompagnien formiret , um den Udel in den Kriegswiſſenſchaften zu unterrichten, und ihn zu den Offizierpoſten geſchickt zu machen. y ) Reglemens et Ordonnanc , pour les gens de guerre. Tom. 2. p. 204. Tom . 4. p. 14.et 34. z) Normand disc, militaires. p. 87. a) P. Daniel hiſt, de la unilice franc, IX . 8. p. 61. b ) P. Daniel'a. a. D. XI. p. 431. c ). Mayvillon & Pr. Soldatenweſen S. XXXI. der Eins leitung . tammliſte der R. Preuß. Armee Ausgab. $. 1793. Seite 154.

2. Abſchn. Formir. u . Rúft. d. Infanterie.

$.

79

58 .

So wie man anfieng , die Truppen überall auf einen regelmäßigen Fuß zu feßen , und eine beſſere Kriegszucht unter ihnen einzuführen ; mußte man noth: wendig auf eine , wenn auch nicht beſſere , doch wenigs ſtens regelmäßigere Bezahlung derſelben bedacht ſein. Bei mehreren Deutſchen Reichsfürſten erhielt der ges meine Soldat in Friedenszeiten keine eigentliche Lobs nung, ſondern war blos auf Servis geležt ; das Heißt: der Wirth , bei dem er im Quartiere lag , mußte ihn vorſchriftsináßig mit Eſſen und Getrånt verſorgen . Wie viel man nun gewöhnlich dazu beſtimmte , werde Die Offiziere bekamen jedoch ich weiter unten ſagen. ifre Beſoldung in Gelde , obſchon ſie auch oft ſehr lange darauf warten , ja wohl gar nach beendigtem Kriege ſich mit einer runden Summe abfinden laſſen mußten . Der Sold der Deutſchen Truppen war ſich beina e gleich , und betrug gegen Ausgang des Siebenzehnten Jabrhunderts ) : Der Oberſte monatßlich Oberſtlieutenant Major Regimentsquartiermeiſter Auditeur

Feldprediger Adjutant

Regimentsfeldſcheer Profoß und Knecht Die Kompagnie Der Hauptmann Lieutenant

70 Rthlr. 35 25 18

16 16 JO

IO

32 Rthlr. 16 Bol

Der

d) Bennerts Beiträge zur Brandenb. Kriegsgeſch. S. 16.

89

V.Zeitra u m . Der Fåbnrich Sergeant

12 Rthlr. 6

5 5

Gefreiter Rorporal Fourier Kapitain d'Urmes

s

Feldſcheer Korporal Gemeine

5

43 2.

Die Franzoſen hatten ungleich weniger Beſoldung, denn ſie betrug , den Monato zu 45 Tagen gerechnet, für den Marſchall von Frankreich ůberdieſes bekam er für je:

9000 livres u. Rationen

den Feldzug als kommandi: render Gen. 25000 Rthlr. Der General : Lieutenant

is 1

1000 Soo

so 20

der Jui: Bir 500

20

Marſchal de Fiamp Colonel Generat der Kas sallerie und der Meſtre de : Camp General

fangerie jeder Erſterer hatte jedoch über dieſes soooo liv. lezterer

aber nur 18000 liv. auſſer: ordentliche Einfünfte von ſeiner Charge. Die Brigadiere

***

5002777

20

DieGeneral Adjutanten for. wie die Brigade : Majors der Infanterie Die Brigade: Majors der Ravallerie

300

15

ISO

IS

General : Duartiermeiſter

400

20

Mares

17

2. Abſchn. Formir. u. Rüft. d. Infanterie.

80

Marechal des logis der Kas vallerie und General Lieut. der Dragoner Der Oberſte der Infanterie Oberſtlieutenant

solis. u. 20 Ration . ") ISO Livres 75 so 30

Adjutant Regiments : Quartiermeiſter Feldprediger

IS

Oberchirurgus Profoß Gerichtsſchreiber

IS 40 I2

Steckenknecht

78.

Die Kompagnie ' ) Der Hauptmann war er aber reformirt, nur Lieutenant Sous : Lieutenant

Fåbnrich Sergeanten Fourier Korporal Gefreite Die Gemeinen tåglich auch freies Brod und

75 30 30 25

221 IS IS IO 9

s Sous oder 3

jedoch þatten die Piquenire monarhlich 10 Sous mebr.

$ . ' 59 . Bei der Artillerie war der Sold um ein beträchts liches båber , als bei der Infanterie. Von c ) Quincy art de la guerre p. 339 feq. I. Kap. 7 und folg. -

Feuquieres Parts

f ) Reglem . et Ordonn. Tom . 2. p . 83. Quincy p. 365 feq . Boyer's neuere Kriegst. Il. Tb.

82

V.

Beitra u m .

Von den Arbeiter : Kompagnien þatte tåglich im Frieden im Kriege 3 liv. 12 Sous 8 2 der Sous : lieutenant '10 S. , 6 I

der Hauptmann der Lieutenant

I

der Sergeante der Korporal der Gefreite der Arbeiter

4 15

32 3

IO

2.

Von den Kanonier : Kompagnien der Hauptmann 3 liv . Lieutenant I 10 Sous : lieutenant

I

16 II

Sergeant Storporal Gefreiten

93 8

Stanoniere

12 Sous 6 . 4 31 3 21 2.

Die Hauptleute bekamen überdieſes für jeden Mann, bei den Urbei: den ſie über eine beſtimmte Anzahl tern 95, bei den Kanonieren so - batten , 2 Sous täglich Gratifikation , auch wurden im Kriege alle Ur: beiten bezahlt, welche die Artillerie verrichtete.

$.

60.

Uuſſer igier Beſoldung erhielten die Franzöſiſchen Rapitaine ein Winterdouceur unter dem Namen des Servis von 900 livres. Bei den Preuſſen aber entſtand eine Einrichtung , die init eins der wirkſams ſten Mittel ward , die Armee ſters in ihrem treflichen Zuſtande zu erhalten und zugleich dem Offizier ein etwas gemachlicheres Leben zu verſchaffen, wenn er mit Uufopferung ſeiner Jugendkräfte gedient und den Pos ften 'eines Hauptmanns er alten bat.

Ich rede bier von

2. Abſchn. Formir. u. Růſt. 0. Infanterie.

83

von der durch Friedrich Wilhelm den erſten eingeführten Beurlaubing, durch die er dem Acerbau und Gewerbe den gröſſern Theil der ihnen durch die Kantonverfaſſung die jeden gutgewachſenen landes : eingebohrnen zum Kriegesdienſt verpflichtete entzos gene Häude wieder gab , und die Hauptleute in den Stand ſezte, die oft febr koſtſpielige auswärtige Wers bung zu beſtreiten. Der Preußiſche Soldat , deſſen

man nicht zu dem

gewöhnlichen Garniſon : Dienſt bez

durfte , erhielt in Friedeniszeiten die Erlaubniſ : zegen Monathe lang ſich von ſeiner Kompagnie zu entfernen und nach Hauſe zu gehen . Sie lieſſen wåhrend dieſer Zeit ihre Lohnung zurück, die der Haupimann zog, und dafür die feſtgerezte Zahl von Uusländern int der Regel Zwei Drittheile der Kompagnie

berbeis

ſchaffen mußte 5 ). Noch während dieſes Zeitraumes , obſchon ſpäter und erſt gegen das Ende deſſelben , ers kannte man auch bei andern Heeren den Nußen dieſer Einrichtung, und ahnite ſie nach , ſo daß ſie mehr oder weniger modifijiret beinahe allgemein ward. $.

61 .

Bei den Franzoſen fand zwar dieſe Art Beurlaus bung nicht ſtatt, dafür aber war der dem Dienſt höchſt nachtheilige Semeſtre eingeführt , daß nemlich die Hålfte aller Offiziere Sechs Monathe lang vom Regis mente abweſend ſein durfte. Wenn dieſe zurückkamen , gieng die zweite Hålfre , und obwohl der Dienſt wegen der bei den Franzoſen angeſtellten Menge überkomplets ter Offiziere nicht eigentlich darunter litt, þatte es doch den Nachtbeil: daß die Offiziere dadurch volle Freiheit befas 8 ) Mauvilions Preuß. Soldatenweſen. überſekt von Blankenburg S.

84

V.

Zeitra

m.

betamen , in der Hauptſtadt ſich den Ausſchweifungen jeder Urt zu überlaſſen, wåhrend ſie zugleich ihren Uns tergebenen und dieſe ibnen fremd blieben .

S.

62.

Wichtig und allgemein war die Veränderung , Die kürz: welche die Rüſtung des Jufanteriſten erlitt. lich erfundene Flinte mit dem Bajonet verdrångte nach und nach überall die Muskete und Pique. Die leztere ward bei dem Kaiſerlichen Heere zuerſt völlig abgeſchaft , denn man bemerkte : daß ſie in dem Kriege gegen die Türfen von keinem Nußen rei, ſon: dern von ibnen mit vieler Geſchicklichkeit entzwei ge: þauen ward , während ſie das Feuer aus dem kleinen 1 Dieſe Verånderung ward je: Gewehr ſehr ſcheueten. doch erſt gegen das Ende des Siebengebnten Jahrhuns derts vorgenommen , denn zu Montekukuli's Zeis . bis zum Jabr 1670 - beſtand noch ein Drits theil der Infanterie: Regimenter aus Piqueniren, und man hielt die Musketierer für ſich allein nicht für fåþig, der Reuterei oder einer Maffe feindlicher Piquenire zu widerſtehen " ).

Man ſicherte deshalb in der Folge die

Fronte der Infanterie noch beſonders durch ſpaniſche Reuter , deren Federn von den Truppen felbft getragen, die Balfen aber ißnen auf Wagen nachgefahren wurden .

6.

63 :

Schon im vorigen Zeitraumne Katte man ſich hie und da von der Untauglichkeit der Pique überzeigt, den Unfall einer beberzten Kavallerie zurückzuweiſen , die ſich nicht mit Feuern aufbielt , ſondern mit dem Såbel

in

der

Fauſt

auf das

Fußvolt

log ſtürzte . Schrifts

b) Memoires de Montecuculi Tom . I. liv, I, chap. 2.

1

2. Abſchn. Formir. u . Růſt. d. Infanterie.

85

Schriftſteller þatten gegen dies Gewebt geſchrieben ; und es waren ſogar ſchour Regimenter errichtet worden , bei den ſich keine Piquenire befanden ). Sobald da: þer die Kaiſerlichen durch völlige Umſchaffung der Pi: quenire in Muebetiere das Beiſpiel gaben , folgten ih: nen auch atle Deutſche Fürſten darinnen nach , und nahmen ihrer Infanterie die Piquen , fie Flinten mit Bajonets erhielt.

$.

anſtatt decen

64.

långer behielten jedoch die Franzoſen und ihre Nach : baren die Holländer und Spanier die Piquen bei , obs ſchon bei den erſteren das Bajonet, dieſes Surrogat der Pique am frübeſten bekannt war . Eben weil der gröſſere Theil der Offiziere und Soldaten ſich zu dieſer Veränderung bin neigte, ward noch im Jahr 1666 dep Befeßl gegeben : daß jeder Hauptmann Ein Drittheil Piquenire unter ſeiner Kompagnie þaben ſollte, bei Strafe , das Erſtemal Einen Monath Sold zu vers liebren, das zweitemal aber faſſirt zu werden k ). Das Erſte Regiment, welches man in Frankreich ohue Pis quenire ſabe, war das im Jahr 1671 errichtete Ro: nal Fúſiliers , das urſprünglich zu Bewachung des Geſchůzes beſtimmt , mit den um die Mitte des Siebenzehnten Jahrhunderts aufgekommenen Flinten Ein im Jahre und Bajonets bewaffnet waro ! ) . 1681 mißlungener Verſuch :

die Soldaten mit aufge: ſchloſs

i ) Siehe den I. Bd. dieſes Werkes IV . Zeitraum S. 310. k) Reglements et Ordonnanc. T. I. p . 376. 1 ) Schon 1645 waren bei den Infanterie Fúſiliere , deren Anzahl aber noch 1670 ſtimmt ward , weil die übrigen Musketen 1. Bd . des gegenwärtigen Wertes S. 447

&

3

: Kompagnien auf viere bes führen ſollten. und 460.

86

V.

Zeitra u m .

ſchloſſenein Bajonet feuern zu laſſen, ſcheint vorzüglich die noch långere Beibehaltung der Musketen begåuſti: get zu haben und der völligen Abſchaffung der Piquen entgegen geweſen zu ſein , ſo rebr auch immer Louvois es betrieb . Zwar tam die Sache im Jahr 1689 bei der Rückfunft des Barons von Asfeld aus Ungarn wieder in Bewegung, louvois konnte aber nicht durchdringen , ſondern es blieb bei der Muskete und . Pique , welche die Franzoſen noch in den Schlachten bei Fleurůs und Steenkerken führten . In der lezteren griffen daher auch die Franzóitchen und Schweißergars den mit dem Degen in der Fauft an , weil ſie keine Flin: ten und Bajonets harten . Objchon mun bier das Feuer der durchgängig mit Flinten bewaffneten Infanterie der Alliirten der Franzöſiſchen Juifanterie auf eine ſehr auffallende Weiſe überlegen war ; auch ( udwig der Vierzehnte auf des Marſhalls von { ireinburg Bericht ſein Fußvolk blos mit Flinten und Piquen bewaffnen wollte :

1

fanden ſich doch zu viel Schwierig:

feiten , zwei Drittheile der Infanterie während des Winters mit Flinten zu verfeben ). Dies , verbun : den mit dein Vorurtbeile:

daß die Muskete zu

einem

anhaltenden Feuer vortheilhafter fei , machte daß man fie beibehielt und dadurch noch Einen Grund mehr hatte, auch die Piquen noch nicht abzuſchaffen. End : lich nahm der Marſhall von Catinat dieſes unbes qneme Gewehr feiner Infanterie in dem Feldzuge in den Alpen gegen die Barbets, weil ſie in dem koupirten gebirgigen Terrain durchaus unbrauchbar waren , und im Jahr 1703 verſchwanden ſie auf Vaubans wie: Perholte

dringende

Vorſtellungen

Franzöſiſchen Arinee.

Noch

gånglich aus

der

långer behaupteten die Pi.

m) Feldzüge des Marſchalls von Lüremburg, Potsdam 4. 1783. 1. Feldzug S. 42. 2. Feldz. S. 61 4. 68..

2. Abſchn. Formir. u. Rüft. d. Infanterie.

87

Piquen ſich in dem Norden von Europa : wo Karl der 3 wolfte fie in dem Treffen bei Eliſſow ( 1702 d. 9 . šuly) nebſt den Fahnen und Standarten ſenken lies , damit die Sachſen ſeine Armee blos für ein zum Re: kognosziren ausgeſchicktes ſtarkes Detaſchement balten ſollten , die gewöhnlich nur aus Musketiren zu beſtehen pflegten . Die Piquen wurden auch bei Karls des Zwölften Leben nicht abgeſchaft , wie das Gefecht bei Saladin 1703 , und die Schlacht bei Holowozin 1708 beweiſen , wo vorzüglich in jenem der Schwe: diſchen Infanterie ihre langen Piquen bei dem Angriff der Ruſſiſchen Wagenburg ſehr nüßlich waren " ). Am långſten ergielt ſich die Pique b.i den Ruſſen in ihrem Rechte, und ward erſt nach dem Frieden bei Neuſtadt (den 21. Septb. 1721 ) gånzlich abgeſchaft. Ja , als der Krieg gegen die Türken von Neuein ausbrade ; führte fe der Feldmarſhall Mů n nich wieder ein , und gab jedem Infanterie : Regimente 350 Piquen von achtzebu Fuß långe , die von dem zweiten Gliede noch neben dem Feuergewebr geführet wurden ). Weil ſie jedoch auf diefe Art den Soldaten febr beläſtigten , und man bei jedem Regimente noch beſonders zwei Wagen Þaben mußte, um die Piquen der Kranken nach zu fah ren , verlohr ſich iør Gebrauch nach dem Abgange des Feldmarſchall Mů u nich s bald wieder, und man findet ihrer in der Folge nicht mehr erwähnt. Zwar traten ſpåterbin bei den Franzoſen einige Vertheidiger der Pique auf : Folard , wollte ſie , oder vielmehr anſtatt ihrer die Partiſane wieder eingeführet haben, weil

n ) hiſtoire militaire de Charles XII. pr. Adlerfeld T. I. p . 372. T. 3. 294. o ) Memoires de Manſtein ſur la Rullie p. 124.

F4

88

V.

Zeitraum

weil ſie beſſer zu der von ihn

vorgeſchlagenen Stela

lungsart in Kolonnen paßte , als das Feuergewehr P ) ; auch der Marſchall von Sachſen bålt die Pique bei der Jajancerie für unentbehrlich 9). Allein , fie ſtrebten vergebens gegen die allgemeine Meinung : blos aus der Ferne zu ſtreiten , es blieb bei dem Feuerges wehr, mit dem man durch das mit einer boblen eiſers nen Dille verſebene Bajonet das Non plus Ultra der mörderiſchen Kunſt erreicht zu haben glaubte.

S.

65 .

Mit dein Verſchwinden der Pique pielt auch die Umformimg der Muskete in eine Flinte gleichen Schritt. Urſprünglich zu einem Gewebr der leichten Truppen bes ſtimint , bielt man ſie für die Linien : Infanterie nicht tauglich : tbeils weil ihre Schußweite nicht ſo groß war, als die der Muskete ; theils aber auch, weil man das Verſagen des - damals vielleicht noch fehlerbaft Es ward Feuerſchloſſes fürchtete. eingerichteten deswegen bei den Franjojen den Mußfetirern ſtrenge unterſagt , ihr Gewehr gegen eine Flinte zu vertauſchen, wie es ſehr gewöhnlich zu werden anfieng, und die Zahl der Fuſiliere bei jeder Kompagnie ward im Fabr 1670 auf viere gelegt). Weil man jedoch anfieng , das res gelmäßige Feuer bei der Infanterie einzuführen , zu dem die Muskete mit einem {unteuſchloſſe nicht wohl brauchbar war, nahm man auch nach und nach überall das bei dem nun erfundenen

das Flintenſchloß an ,

Hornſteine nicht ſo leicht

dem

Verſagen unterworfen war ,

p ) Polybius des Ritters von Folaro I. Thl. S. 150. der deutſchen Ueberſ. 9.) Mau fehe in ſeiner Kriegstunſt S. 120 . r ) Reglemens et Ordonn . , Tom . I. p . 212 .

1

2. Abſchn. Formir. u . Rüft. d . Infanterie.

89

I. wie die bei den ebemaligen Radſchlöffern nur allein anwendbaren Schwefelfieje. Die durchgängige Einfüßrung der Flinten mit dem Feuerſchloß fåült dem :

war ,

nach in den Zeitraum von 1680 bis 1700 ).

S.

66.

Schon vorher glaubte man den Mängeln der Muss Bete dadurch abzubelfen : daß man ſie mit einem Flins tenſchloſſe verſabe , deſſen Pfanndeckel eine Deffiiung batte , auf die der vorwärts angebrachte zweite Hahn mit der Lunte paßte ; ſo daß man die Muskete bald mit lezterer , bald auch init dein Flintenſchloſſe abreuern konnte "). Dieſe Art Schloſſer roll eine Erfindung Vaubans ſein ; inan ſcheint ſie jedoch ſchon früber gekannt zu haben ,' den Montefufuli bewafnete ſeine auf Parthei ausgeſchichten Infanteriſten damit , und ſagt : daß ſie auch bei den Türken im Gebrauch geweſen 4 ). $.

67.

Die Flinten der Deutſchen Infanterie waren ro eingerichtet, daß vierzeận bis ſechzehn Kugeln derſelben auf Ein Pfund Blei giengen. Die Franzöſiſchen Flinten hatten einen kleineren Kaliber , denn zwanzig ikrer Kugeln giengen auf Ein Pfund. Der lauf war 3 Fuß 8 Zoll , das ganze Gewehr aber mit Einſchluß des Schaftes s Fuß lang. Die Länge des Bajonets betrug , obne die Dille 1

Fuß ;

es war vorne dreis

ſchnei: s) Das Braunſchweigiſche Militair erhielt im Jahr 1686 zuerſt . Bedmanns Beis e Flinten hmit Feuerſchidffern nd ag zur Geſc . d. Erfi . I. $ . 366 . Sr t) St, Remy Memoires d'Artill . Tom. I. p. 281 . u) Memoires de Montecacali Tom , I. Liv. L Chap. 2 . ES

90

V.

Zeitraum .

ſchneidig und bobl ausgeſchliffen , einige Deutſche Truppen aber führten Bajonette , die nur an der Spiße zwei Schneiden , übrigens aber die Geftalt eis ner Pallaſchklinge mit einein Rücken batten . 1 Anfangs warð das Bajonet, ſelbſt bei der Chars girung nich : auf den lauf geſchloſſen , ſondern erſt, wenn man im Begriff war, in den Feind einzubrechen . Die Schweden ſcheinen die erſten geweſen zu ſein , die mit Dein Bajonet auf der Flinte gefeuert haben ;

bei

den Preußen geſchabe es ſeit dem Jahr 1732 von dem Erſten Gliede, eine Einrichtung , die von den übrigen Heeren noch lange unnachgeagme blieb ").

$. So lange es noch

68 .

Piquenire gab ,

trugen dieſe

auch wenigſtens einen Bruſtharniſch , und eine eiſerne Pickelbaube; mit den Piqnen aber verſchwanden auch alle Defenſivwaffen der Infanterie. Sie führte übri: gens durchgehends lange Dezen , deren Gehenfe über den Rock geſchnallt ward ; doch tam zu Anfange des achtzehnten Jahrhunderts bei den Franzoſen nach dem Beiſpiele der Schweißer die Sitte auf : den Degen über die Schulter zu tragen ;

eine Sitte , die von den

Deutſchen Offizieren nie geduldet und für unanſtändig gehalten ward ").

$.

69 .

Weil man jezt das Gewehr überall mit Patronen zu laden anfieng , das zu dem immer geſchwinder wer: denden Feuer unumgänglich nothwendig war , bekam die v) Des Konigs von Pr. Abhandl. von der . Preußiſchen Kriegsverfaſſung. S. 82 . w) Khevenhüller$ Obfervations:Punkte 1. Thi. S. 81.

1

2. Abſchn. Formir. u . Rüft. 8. Infanterie.

gr

die Infanterie lederne Patrontaſchen , um die Patronen darinnen gegen Regen und Feuer verwahren zu können. Die Kartuſchen der Spanier und Franzoſen waren kleineč , derin die lezteren hatten anfangs nur zehn Pas tronen bei ſich , und zwanzig andere für jeden Mann wurden den Batailionen auf beſonders dazu beſtimınten Wagen nachgefahren *) .

Die Deutſchen fanden dieſe

Anzahl nicht hinreichend ; fie gaben iþrem Fußvolle groſſere Taſchen , die febr bequem vierzig Patronen zu faſſen in Stande waren Y) . Dieſe Zahl aemeinſchaft: lich urit den , welche ſich im Patronenwagen befanden , waren nun ſchon binreichend ,

um ein für jene Zeit

Tehr lebhaftes Feuer zu unterhalten.

Um bei üblem Wetter dennoch ihre Flinten gebraus chen zu können , führten die Franzöſiſchen Frei: Koms pagnien in dieſem

Zeitraume einen Sack von rauchem

Jeder , wie die Bůdyſenranzen der jeßigen Jäger, wors ein ſie die Kolbe und das Schloß ihres geladenen Ges wegres ſteckten . Auf dieſe Weiſe blieb das Zündkraut immer trocken , und die Soldaten waren nach einem mehrſtändigen Marſche im Geftigſten Regen dennoch im Siande , pogleich Feuer.zu geben.

S.

70.

Zu demſelben Entzweck füßrten Friedrich Will: helm der Erſte, König von Preußen und Leopold von Deſſau , die beide in dem Beſtreben zuſammen trafen : das Preußiſche Heer zu etwas auſſerordentlis chem zu bilden , die eiſernen ladeſtocke anſtatt der noch überall gewóbulichen Holzernen ein , die in der Ueber :

1

eilung und in der Vewirrung des Gefechts leicht von dem

*) Quincy Art de la guerre p. 76. y ) Sta Cruz. Des Campagnes cap. 7 .

92

V. Zeitra u m .

dein Soldaten zerbrochen wurden , der dann fein Ges wehr nicht weiter laden konnte , und folglich vertbeidis guugslos blieb ?).

Schon vorher batte man dieſem

Mangel Dadurch abzuhelfen geſucht, daß die Gefreiten bei den Kompagnien auf den Nothfall eiſerne {adeſtöcke bei fich führen mußten , die aus kurzen Stücken beſtans den , zum Gebrauch aber zuſammen geſchraubt , und auch mit einem

Kråker verſehen werden konnten .

S.

71 .

Die Offiziere der Infanterie batten faſt bei allen Urmeen Espontons oder Partiſanen ; bei den Schwes den und Engelländern führten ſie jedoch ibre leute mit Dem Degeri an . Die Franzöſiſchen Hauprleute führten einen Esponton , die Lieutenante und Fähnriche aber eine Flinte mit Bajonet. Bei den Ruſſiſchen Heere þatten die Offiziere und Unteroffiziere ebenfalls Helles barten und Partiſanen bis zum Jabre 1735 , wo ſie dieſelben auf Befel des Feldmarſchalls Münnich gegen eine leidote Flinte init Bajonet vertauſchten . Alle Dveroffiziere dec Jufanterie trugen Ringkragen , die bei den Franjojen etwas kleiner übrigen Armeen . S.

waren als bei den

72 .

Die übrigen Unterſcheidungszeichen der Offiziere waren wie im vorhergebenden Zeitraume ; auch finden ſich Beiſpiele , daß bei Stürmen noch Bruſtharniſche von ignen getragen wurden , wie z . B. von den Brans denburgern bei Bonn 1689 ; und von den Franzos ſen vor Douai 1712 auf ausdrücklichen Befehl des Mars

2) In der Schlacht bei Molwik 1741 hatte die Oeſterreis chiſche Infanterie nod) hölzerne Ladeftocke.

2. Abſchn. Formir. u . Núſt. d . Infanterie.

Marſchalls Villars tz ).

93

Die Montur der Unters

offiziere und Gemeinen bei den Schweden und bei den mehreſten Deutſchen Truppen beſtand gegen Ende des Siebenzehnten Jahrhunderts in einem Mantel; Rock ; kalbledernen Beinkleidern ; wollenen geſtrickten Strümp: fen ; leinwandnen Kamaſchen ; ftarken Sohlen und Schnallen ;

breiten Schuben mit einem Hutb , der an :

fango nur auf einer Seite aufgeſchlagen war , bald darauf aber ſeine jezjige Form erhielt ; einem ſchwarz fobrnem Halstuch und ein paar ledernen Handſchuhen . Zu Aufbewahrung ſeiner Geråthſchaften bekam er einen Torniſter oder Kanzen von raubem-Kalbfell “). Der Rock war fo- eingerichret , daß er vorne herunter zuges knopft, und das Degengebenfe darüber geſchnallt wer : den konnte ; bier zeichneten ſich vorzüglich die Franzoſen durch ihre lange und weite Montur aus , die ihnen das Marſchiren febr beſchwerlich inachte , und deren Zu Unters weite Ermel fie im Gefecht binderten ). haltung diefer. Montue ward ſeit dem Jahre 1666 jes dem tz) Vie du Marech . de Villars, p. Anquetil, T. 2. p . 231,

1

a) Die Anſchaffungskoſten dieſer Mortirungsſtücken wurden im Jahr 1704 bei Errichtung der Brandenburgiſchen Landmiliz folgender maſſen angeſchlagen : 5 Ellen Euch à 15 Sgr. 3 Rthle. 3 Ogr. Boy à 4 Ggr . 7 1 4 1 Kronenraſch zu Auf ſchlagen 14 20 Stück meßingne Kindpfe à Dug 6 4 Ogr . 8 PF. 2 pr. tamcelharne Schleifen u . I Loth Kameethaar 9 I Kuth mit gelber Einfaſſung 12 zuſammen 6 Rthlr . Hennert $ Brandenb. Kriegsgeſch. S. 12 . b) Memoires de Feuquieres I. cap. 27.

8 Pf.

1

94

V.

Zeitr a um.

dem Soldaten monatblich dreißig Sous von

ſeiner

Löhnung abgezogen , und alle drei Monache mit ihm abgerechnet ). Die Franzöſiſchen Truppen ſcheinen 1. jedoch noch nicht Regimenterweiſe unterſchieden geweſen zu ſein , denn P. Daniel " ) jagt ausdrücklich : . daß erſt im Jahr 1672 die. Montur durch den Oberſten Martinet allgemein eingeführet worden . Und auch Da erſtreckte ſie ſich nicht bis auf die Generalsperſonen , die oft im Treffen in farbigen Kleidern erſchienen , und daher kaum von einem Proviantkommiſſar zu unter: Sie erhielten erſt unter (udwigs ſcheiden waren. des Funfzehnten Regierung Uniform , damit ſie ſogleich von den Truppen erkannt werden konnten ").

S.

73 .

218 Friedrich Will beim der Erſte den Preußiſchen Thron beſtieg , erlitt die Montur der Brandenburger eine völlige Umformung. Die Mäntel wurden abgeſchaft , und die Röcke zu Erleichterung der Beweglichkeit des Mannes kürzer und enger ges macht ' ). Den Soldaten mit möglichſter Erſpabrniß gut zu tleiden , war das Ziel , das ſich Friedrich Willhelm vorſteckte , und auch erreichte. Zugleich ward eine faſt bis ins Kleinliche gegende Genauigkeit in der uniforminábigen Kleidung des Soldaten einges führt ; weder Offizier noch Gemeiner durfte eben ſo wenig auſjer Dienſt , als im Dienſt anders als pro : be : c ) Reglem . et Ordonpanc. Tom . I. p. 460. d) Hift. de la Milice franc . XI. p. 398 . e) Turpin Comment, ſur Montecuculi Amſterd. 1770. 8. Tom . II . p. 408 .

f ) Mauvillons Preuß. Soldatenweſen überſ. v. Blans fenburg. S. 31. der Einleit..

2. Abſchn.

Formir. u. Rúft. 0. Infanterie.

95

bemåßig , das heißt: mit den gegebenen Vorſchrifs ten übereinſtimmend , erſcheinen . Jejt blieben dem Soldaten nur wenig Stunden zum freien Gebrauch, die er auſſer dem gewöhnlichen Dienſt und dem Ererziren nicht auf ſeinen Puk, auf die Reinhaltung ſeines Ger webres und ſeiner Montirungsſtücken verwenden durf te. Der Offizier und Unteroffizier mußte ebenfalls bes ſtåndig in Thårigkeit ſein, um die Geineinen im Ges brauch der Waffen zu üben , und dann wieder über die eben erwåbute Reinhaltung zu wachen , für deren Un: terlaſſung die Oberbefehlshaber ihn , nicht aber den Gemeinen unmittelbar, verantwortlich machten. Das durch , ro wie durch die ausgezeichnete Vorliebe, welche der König dem Soldatenſtande jugeſtand , mußte ſich nothwendig ein Gemeingeiſt bilden , der den Preußi: ſchen Soldaten weit über alle andere erbob ,

und in

Der Folge Friedrichs des Zweiten Siege bereitete.

S.

vors

24.

Die Bewegungen des Gewefres , oder die ſoges nannten Handgriffe trugen in dieſem Zeitraume immer noch die unverkennbaren Spuhren ihres Nies derlắndiſchen Urſprunge's an ſich : eine faſt bis ins Uns endliche gebende Weitlåuftigkeit. So lange man die Pique und Muskete beibehielt, ward die eine wie die andere auf die oben (1. Bd. S. 290 und 451. ) ånges gebene Art geführet und beweget . Als aber die Flinte mit dem Bajonet an die Stelle beider trat , wurden auch verſchiedene Veränderungen in den Handgrifs fen nothwendig ; nicht minder erforderte die nun aufs gekommene Art der Ebargirung mehrere vorher unges wöhnliche Bewegungen und Zufäße, um die Patrone abzubeiſſen , zu laden ,

und nach geſchebener ( adung das

um

96

tra

V. Zei

das Bajonet aufzuſchlieſſen .

. Wenn man wieder las

den wollte, mußte das Bajones vorher wieder in ſeine Scheide gebracht werden , weil man es beinahe für unmöglich hielt , mit aufgeſchloſſenem Bajonet zu las den , bis man durch das Beiſpiel der Schweden und Preuſſen eines beſſeren belehret ward 5 ). S. g) Zum Beweiſe der erwähnten Weitläuftigteit der Hands griffe , will ich ſie hier nach Deutſcher und Franzöſiſcher Ärt neben einander ſtellen : Franz ofiſche Handgriffe Deutſche Handgriffe. 1. A gauche ( vtermal ) Lints 1. Rechts um ! Re. Rechtsumkeyrt euch ! deini tour à droite ! um ! Links herſiellt euch ! - Links mettez - vous ! - demi tour à umtehrt euch ! Rechts hers , gauche ! – remettez - vous ! Das Gewehr Portez la inain droite au fu. ſtellt Euch ! Joi haut le fuſil! hoch ! - Macht euch fertig ! - fil ! Schlagt an ! - Feuer ! - gnez la main gauche au fug Den Hahn in fil ! - Appretez vos armes ! Sezt ab ! En jouë ! Tirez ! die Ruh ! Wiſcht und blas Re. fet die Pfanne aus ! Hals Retirez vos armes ! tet das Gewehr flach ! inettez le chien en repos ! Eſſuyez la pierre ! Souf. Såndkraut auf die Pfanne ! Sdließt die Pfanne ! flez dans le ballinet ! Pre. Schienft eud zur Ladung ! nez le poulverain ! – Amor Brin: cez ! ferinez le ballinet ! Faſict die Ladung ! Paſſez le fufil du coté de Den get ſie in den Lauf ! prenez la cartou. Haltet ihn l'épée ! Padeſtock aus ! Verkürzt ihn an der che ! - dechirez la avec les ! ! hoch Bruſt Vringt ihn in den dents ! Mettez la dans le Lauf! - Zici Št& Be auf die canon ! - Tirez la baguet Ladung ! - Ladeſtock aus ! - te ! haut la baguette ! Haltet ihn hoch ! - Bertürzt Raccourcillez la baguette ! ihn an der Bruſt! Bringt Mettez la dans le canon ! ihn an ſeinen Ort ! - Das bourrez ! retirez la ba: Gewehr hoch ! Auf die guette ! - haut la baguet Schulter ! Euer Gewehr te ! - raccourciſſez la ba. pråſentiret ! Schultert euer guette ! Mettez la en ſon Beivehr! Euer Gewehr lieu ! Prenez la bayonet prafentiret! - Das Gewehr te ! - Tirez la bayonette ! Met

2. Abſchn. Formir . u . Rüft. 0. Infanterie.

$.

97

75 .

Neben jener ungeheuern Menge von Handgriffent und Bewegungen - deren Zahl über hundert ſtieg wur: verdeckt unter den linken Mettez la au bout du ca. Preſentez Vos Ar. Arm ! - Euer Gewehr pràs non ! Fuſiliers , appretez Zur Leidie traget mes ! ſentiret ! A droite ! Euer Ses vous ! euer Gewehr ! A gau . wehr präſentiret ! - Perfehrt che ! - demi tour à droite ! demi tour remettez vous ! ſchultert Euer Gewehr ! Euer Gewehr proſentiret ! à gauche !.- remetrez vous ! Das Gewehr beim Fuß ! po ' En jouë ! Tirez ! Das Gewehr hoch ! Das Retirez VOS armes ! ( Wo Gewehr bei dem Fuß ! der Hahn ohne weiteres Com Strecket euer Gewehr ! - Ers ' mando in die Ruhe gelezt hebet euch ! - Ergreifet Euer Ward) - pallez le füfil du coté Gewehr ! - Erhebet euer Ges de l'epée ! - Reprenez la ba Das Gewehr hoch ! yonette ! mehr ! imettez la en ſon Schultert Euerewehr ! - lieu ! - Joignez la main droi Das Gewehr hoch ! Euer te au fufil! - haut le fufil ! Gewehr präſentirt ! - Die full ſur l'epaule ! - Bepoſez Wendungen mit präſentirtem vous ſur vos armes ! Po Gewehr ! - Stellt das Ges Tez vos armes à terre ! Re. fuſil ſur wchr vor Euch nieder ! Ers prenez vos armes ! greift das Bajonet! - Ziehet l'epaule ! A droite , pre rencez vos armes ! - fufil ſur @s aus und hattet es hoch ! l'epaule ! A gauche , pre Schließt es auf den Lauf ! Sdlas ſentez vos armes ! furil ſur Macht eüdi fertig ! ger an ! - Gebet Feuer ! l'epaule ! Repoſez Vous Šeßt ab und fållt das Ges ſur vos armes ! A droite, wehr! - Avanciret ! - Stos preſentez VOS arines ! Renverſez vos armes ! Wat Retirirt euch ! fet aus ! nichts anders , als ein praſens Stoßet aus ! - Redits um ! Rechts um ! Rechts um ! - tiren nach der linken Seiz Rechts un ! Links um ! te , wo die rechte Hand Links um ! Lints um ! oben uno die Linke unten Pints um ! Rechts um tam ) preſentez vos" ar . fufil ſur l'epaule ! tehrt euch ! - Lints herſtellt ines ! euch ! - Pints um fehrt euch ! fufil fur le bras gauche ! A droite , preſentez vos ar. Rechts herſtellt euch ! Buyer's teuere Krieget. II. TR. mes !

98

V.

Zeitra u m .

wurden noch beſondere für die Grenadiere erfordert, um ifre zu dem Ende mit einem Riehmen verfebene Flinte über zu gången , und die Handgrenaden gegen den Feind zu werfen . Zwar rahe man das Unbrauch: bare und Ueberflüſſige eines groſſen Tbeiles dieſer Hands griffe ein ; allein , man glaubte'dadurch den Soldaten beweglicher und im Gebrauch feines Gewehres geſchicks In dieſer Abſicht ward immer fleißi: ter zu machen. ger mit den Truppen , vorzüglich bei den Preuſſen uns ter Friedrich Willbeim dem Erſten beinage von der Morgendämmerung bis in die Nacht ererziret. Dem Ungeſchickten falf dabei der Stock des Befehls: Þabers nach , und erzwang eine Aufmerkſamkeit , eine Fertigkeit , die in der ganzen bekannten Welt ihres Leopold von Deſſau vers Gleichen nicht hatte. lohr dabei ſeinen Hauptzweck : möglichſte Schnellig: • feit im Laden und Feuern nie aus den Augen ; bald brachte er es babin ,

daß der König bei den Revúen

ſeine Regimenter in beliebigen , gröſſeren oder kleineren Abtheis

Stellt das Gewehr vor euch nieder ! Ziehet das Bajos net ab ! Bringt es an die

mes ! - fugl fur le bras gau . che ! - Repoſez vous ſur vos armes ! fuſil ſur le bras fufil ſur l'epau Stecket ein das gauche ! dheide ! Das Gewehrle ! - Paffez fufil fous le bras Bajonet ! hoch! - Den Hahn in die gauche , la crofle par derri Ruh ! - Haltet flach euer ere ! - fuſil ſur l'epaule ! Sdliefiet die A droite , preſentez vos ar . Gewehr ! Armes trainantes ! Pfanne ! Schultert das ines ! Gewehr ! Alle dieſe Beweguns (Zur Leiche) - fugl ſur l'épau gen wurden mit zwei Tempo's le ! - fugil ſur l'epaule , la crof perrichtet; während die Frans ſe par derriere!( Verkehrt ſchuls zdfiſchen nothwendig mehrere tern) - fuſil ſur l'epaule! ( Das Tempos haben mußten , weil nemliche vom Präſentiren ſie nicht ſo einzeln tommandiret Repoſez vous ſur vos armes ! $ fuſil ſur l'epaule ! wurden,ſondern jede Bewegung, immer mehrere in Rich begrif.

3

2. Abſchn. Formir. u. Rüft. d. Infanterie.

99

Abtheilungen mit eben der Leichtigkeit feuern lies wie ſich ein neuerer milit. Schriftſteller ausdrücft als ob er die Laſteu eines Klaviers ſpielte ").

$.

76.

Das von dem groſſent Guſtav Adolf eingeführte Infanteries Feuer mit ganzen Abtheilungen oder Pelos tons ) ward nach aller Wafrſcheinlichkeit zuerſt vou Von dieſen erhielten den Niederländern angenommen . es dann “ zunächſt die Deutſchen und im Jahr 1660 auch die Franzoſen , die Ludwig der Vierzebinte durch den Oberſten Martinet auf Deutſche Art erer : Um ibnen nun eine Fertigkeit darinnen zu zieren ließ. verſchaffen , mußten die Kompagnien wöchentlich zwei: mal die Handgriffe , Efargirung und die Evolutioner durchmachen ; daſſelbe geſchahe Einmal des Monathes durch den Plasmajor mit der ganzen Garniſon * ) . Dennoch blieb das Feuer der Deutſchen , vorzüglich der Brandenburgiſchen Infanterie noch lange lebbafter als das Feuer der Franzöſiſchen felbſt, wie bei dieſer die Flinten ſchon eingeführet waren ; ſei es nun , daß es

an Genius der Nazion überhaupt mebe zum Augriff mit Dem blanken Gewebe finueigte.

S.

77.

Luffer dem Pelotonfeuer, das entweder von beiden Flügeln nach der Mitte , oder auch überſpringend mic geras A ) Betrachtungen über die Kriegskunft. Erſte Abtheil. 1797. 8. S. 120. i ) vid . I. Bd. des gegenwartigen Wertes S. 332. S. 464 k ) Reglemens et Ordonnanc. T. I. p. 127.

100

V:

Zeitraum.

geraden und ungeraden Pelotong ' yon einem Flügel nach dem anderu gemacht ward ; wandte man rebre fåufig noch das Fener mit ganzen oder gebroches Bei erſterem fielen die drei vorde: nen Gliedern an . ren Glieder nieder , wåþrend das vierte anſchlug und feuerte . Sobald dies geſchehen war , Band das dritte Glied auf, und feuerte ebenfalls ; waren alle drei bins tern Glieder durch , und batten ſie wieder 'geladen , růckten fie ſchnell wieder an das Erſte Glied an , das bei dieſem Fener nicht ſelten mit aufgeſchloſſenem Bas jonet auf Einem Knie liegen blieb , und ſein Feuer bis auf den entſcheidenden Augenblick des Einbruches in den Feind ſpahrte '). Daſſelbe geſchaße auch zuweilen bei dem Peloconfeuer ; beſonders , wenn man einen raſchen Ungriff der feindlichen Kavallerie zu fürchten þatte m ).

$.

78."

Zu dem Pelotonfeuer ward das Bataillon in eine gewiſſe , bald gerade , bald ungerade Anzahl Sektios nen getheilet , deren Stårke Flemming " ) wenigſtens auf zehn Rotten oder dreißig Mann fezt. Er will nicht mehr als zwölf folcher Abtheilungen aus einein Bataillon machen . Die Franzoſen konnten dieſer Art von Ebargirung gleichſam feinen Geſchmack abgewins nen , fie bedienten ſich faſt nur allein des Gliederfeuers , und brachen bald möglichſt mit dem blanken Gewebe in den Feind . Die Offiziere ſtanden dabei anfangs vor der Fronte , und drångten ſich zwiſchen die Rotten , weiin 1 ) Flemmings Deutſcher Soldat S. 242 .

3. Th .

17. Kap.

m) Memoir, ſur les Campagn. du Pr. Louis de Bade par lc Pr. de Ligne. p . 51.

n ) Deutſcher Soldat. S. 226.

2. Abſchn. Formir. u. Rúſt. d. Infanterie.

for

wenn das Feuer angieng. In der Folge nahmen fie jedoch ebenfalls die Deutſche Art an , daß jeder Bes fehlshaber auf den Rechten Flügel feiner Ubtgeis lung fand .

§.

79 .

Nicht zufrieden mit den eben beſchriebenen Arten zu feuern ſtellte Leopold von Deffau die Preuſſen in drei Glieder , und lebrte ſie mit ganzen und halben Bataillonen , mit Diviſionen und Pelotons feuern ; führte auch noch eine neue ·Art , das Hecken feuer ein , das im Unfange viel Aufſehens machte , und ſich wahrſcheinlich ſeiner entſchiedenen Unbrauchbarkeit obngeachtet nur deswegen bis auf unſere Zeiten erbals ten bat , weil es gut in die Uugen fålt. Das ſogenannte Defiléefeuer iſt offenbar eine bloſſe Modifikazion des alten Gliederfeuers , wo die Schůken nach dem Cosbrennen ibres Gewehres ſeit: wåres abliefen , um þinter der Fronte wieder zu ladeni. Man kann es daher nicht eigentlich zu den Erfindung gen der neueren Kriegskunft rechnen. S.

80 .

Ein ånliches Feuer hatten die Franzoſen unter dem Bei dieſem ward das Nainen des Walfeuer $ . ).

Bataillon drei Manu tief binter die Bruſtwebe geſtellt, Die Offiziere traten aber uind in Pelotons getheilet. nicht , wie ſonſt, auf den rechten Flügel , ſondern in die Mitte ihrer Abtheilungen , die ſie nun mit balben Gliedern feuern lieſſen. Das Erſte Glied machte den Anfang ; ſo bald beide Hälften deſſelben abgefeuert hat: o) Villeneuve Cours de la Science milit. Tom. I. p. 225 . > G 3

102

V.

Zeitra u m .

batten , liefen ſie mit hoch genommenem Gewebe rechts und links ab , und formirten Fronte , um zu laden.

ſich wieder ginter

der

S. 81. Man feuerte auch mit Pelotons und Diviſionen im Ivanciren und Retiriren : ſo daß im erſteren Falle dası jenige Peloton , an dem die Reihe zu feuern war , fünf Schritte raſch vorrückte , und bier feuerte , während der Ueberreſt des Bataillons in ftetem Marſch blieb . Bei der Chargirung im Retiriren machte ein Peleton nach dem anderu Halt ! und Rechts um febrt ; feuerte und gieng dann wieder dem ſich mitlerweile zu: růck ziebenden Bataillone nach , von dem ein zweites Peloton in dem Uugenblicke Halt ! und Rechts um tebrt ! machte , wo das erſte abgefeuert hatte . 8. Die

82 .

General Decharge ,

wo alles zugleich

feuert , und ſogleich , obne wieder zu laden , mit gefål: tem Bajonet auf den Feind los gebet , war in der legs Zeitraumes ebenfalls gewöhnlich ; dodh firden fich keine beſtimmte Nachrichten , wenn ſie Ueberhaupt wurden alle zuerſt eingeführet worden.

teren Hälfte dieſes

dieſe Feuer zwar in Friedenszeiten auf dein Ererziers plake eingeübt ; der Soldat aber war weit entfernt, fie Kaum Einmal im ernfilichen Gefecht anzuwenden . wurden ſie durchgemacht , feuer ; das beißt :

dann fiel alles ins Plackers

jeder ladte und ſchoß für ſich ,

wie

er fertig werden konnte. Dies darf uns um ſo weniger befremden , da man ſelbſt jezt , nach einer faſt hundert : jährigen Uebung es nicht þat dabin bringen können, den gemeinen Soldaten völlig zur Gefübl: und Wil: leng : lofen Schießmaſchine zu bilden , die im Getůms mel

2. Abſchn . Formir. u . Rúſt. d . Infanterie.

103

met und in der Verwirrung der Schlacht durch das Wort des Offiziers , wie das Inſtrument durch den Finger des Künſtlers in Bewegung geſezt wird. Eins zelne Ausnahmen , die ſich etwa bei den Preußiſchen Truppen finden , waren, bei dieſen ,, aber auch nur bei ihnen allein , durch die Macht der aus der unausgeſez: ten Uebung entſtandenen Gewohngeit möglich , und können Nichts gegen die Augencingültigkeit des hier aufgeſtellten Sakes beweiſen P). g.

83 .

Theils , weil ſie den Deutſchen in der Schnellig: keit des {adens und Feuerns, bei weitem nicht gleich kamen ; theils aber auch , weil der raſche Angrif dem Charakter der Nation angemeſſener iſt ; giengen die Franzoſen oft - felbſt obne Einen Schuß zu thun mit dein Degen oder mit dem Bajonet auf den Feind los. Jenes geſchabe von den Franzöſiſchen und Schweis zergarden im Treffen bei Steenkerken, wie ſchon oben geſagt worden iſt , weil die Bajonets noch nicht bei ihnen eingeführet waren 9) ; lezteres aber bei Friedfin:

i; ic le

gen 1702 und in mebreren Gefechten des Spaniſchen Succeffionskrieges. Sie folgten hierinnen dem Ges

ers

aufhielten : ibr abgeſchoßnes Gewehr wieder zu laden ,

ſie nal Fers

ſondern ſtets mit bloſſem Såbel auf die Kaiſerlichen los ſtürzten.

wie

P) Fm Treffen bei Aschſtådt hielt, die Preußiſche Infante: rie durch das Ungeiddhnliche ihres lebhaften Pelotonfeuert die franzöfiſche und Bayeriſche Kavalerie zurúd , und dedte ſo den Rüdzug der Aliteten .

iger vert:

nen , Wils rúmg mel

brauche der Türken , wo die Jauigaren ſich nie damit

q ) Feldzüge des Marſch. v. kuremburg. III. S. 61.

$.

104

V.

Zeitraum .

S.

84.

Ich kann endlich zum Schluß dieſes Abſchnittes den Gebrauch des Degens im Zweikampf nicht gang mit Stillſchweigen übergeben , der wåbrend des fünf: ten Zeitraumes bis zúr höchſten Vollkommenheit aus : gebildet ward. Un die Stelle der ritterlichen Uebungen des Mittelalters waren die Reittunft und die Fecht: kunft getreten , und man fieng bald an , beide wiſſen : ſchaftlich zu bearbeiten . Es erſchienen in der einen wie in der andern gedructe Unweiſungen , und der all: gemeine , ſelbit durch die ſchårfſten Strafgeſeke nicht zu unterdrückende Hang des Franzöſiſchen Volkes zum Zweikampf machte daſſelbe bald zu Meiſtern in der Fechtkunſt.' So wenig dieſe auch dem Soldaten, vor: züglich den Infanteriſten nůkt ; biele man ſie dennoch für ſchlechterdings unentbehrlich . Bei allen Kompag: nien wurden Federmeiſter angeſtellt ; faſt jeder Soldat führte auffer ſeinem Gewehr im Felde ein paar Rappies re bei fich , und ſelbſt nach den ermüdendften. Mårſchen ſabe man ihn auf den freien Plågen des tagers fich im Fechten åben . Mit einigen Modififazionen folgten dein Franjoren bieriünen der Jraliener und Spanier ; we: niger Geſchmack hingegen fand der Deutſche an einer Leibesübung , die eine viel gröſſere Beweglichkeit des Körpers erforderte , als ihm zu erlangen möglich war. Hier blieb die Fechtkunſt ein ausſchlieſſendes Vorrecht der Offiziere und des Udels , der auf den Utademien und in den Kadettenhåuſern darinnen unterwieſen ward, und bei dem ſie ſich befanntlich bis auf unſere Zeiten ! erhalten bat..

1

Dritter

To

X

Dritter Einrichtung

und

Abſchnitt.

Rüftung

.

105

der

Kavalerie.

85.

leich dein Fußvolfe hatte auch die Reuterei an der GE fortſchreitenden Ausbildung des Kriegsweſens Theil ; doch mindér in Abſicht ibrer Formirung inneren Einrichtung ,

und

als in Abſicht des Gebrauches

ihrer Waffen und der Art

zu fechten .

Sie beſtand

nod ), wie im vorigen Zeitraume aus Kůraſſieren, Karabinieren oder leichten Reutern und Dra: gonern , die immer noch iører erſten Beſtimmung nach , mehr als berittenes Fußvolk gebraucht wurden . Zu dieſen famen in der Folge noch Grenadiere zu Pferde , deren ludwig der Vierjebnte zuerſt im Jahr 1676 errichtete. Sie waren mit Degen, Piſtolen und einer Fiinte bewafnet , und verrichteten den Dienſt der Leichten Reuter ') , gehörten aber als eine Garde zu den Königlichen Haustruppen. In der Folge errichteten auch die Kaiſerlichen , Schweden und . Ruſſen Peter der Erſte Grenadiere zu Pfers de , die theils Kompagnienweiſe bei den Dragoner:Re: gimentern ſtanden ') ; theils aber beſondere Regimencer formirten .

r ) Feldzüge des Marſchals v . Luxemburg. III . S. 60 . :) Xhevenhållers Obſervations : Punkte II.Thi . 8.26.

106

V. Zeitr a u m .

$.

86 .

Huſaren hatten ſchon im vorigen Zeitraume bei dem Deſterreichiſchen Heere unter dem Namen der Kroaten erifticet; in dem gegenwärtigen aber wurs Der Mars den ſie auch bei den Franzoſen eingeführet. fchall von ( uremburg kam durch die im Hauptquar: tiere befindlichen Kaiſerlichen Ueberläufer zuerſt auf dieſe Idee, und ließ durch den Baron Corneberg , einen ebenfalls deſertirten Kaiſerlichen {ieutenant in Strasburg ein Regiment arwerben , das nachber den Namen Mortagni führte, weil Cornéberg die ihm anvertaueten Anwerbungs : und Equippirungsgels der verſpielt hatte , und deswegen in die Baftille Fam

).

Dieſe Truppenart ward übrigens nie mit in

die Linie geſtellt, ſondern bei den Kaiſerlichen gleichſam nür wie eine irregulaire Miliz betrachtet ,

denn der A

Feldmarſchal Khevenhüller erwåbnt ihrer in ſeis nen bekannten Obſervationspunkten gar nicht.

$. Die Karabiniere ,

87 oder gleichſam Jåger zu

wurden von ( udwig dem Vierzebn : ten um das Jahr 1676 wieder eingeführet, und zweie derſelben zu jeder Kavallerie: Kompagnie geſezt. Pferde ,

Man ſuchte die geſchickteſten Schüßen dazu aus , und gab ihnen gezogenes Gewehr, weil ſie beſtimmt waren, im Gefecht vor den Schwadronen zerſtrenet auf den Auſſer dieſen beiden Schüßen bei Feind zu ſchieſſen . jeder Kompagnie formirte der König noch beſonders zu Ende des Feldzuges 1690 bei jedem Regimente eine Kompagnie von dreißig Mann , die aus allen Reuters Kompagnien ausgehoben , und jeder von dem Karabis niers Flemmings Deutider Soldat. fol. 8. 112 .

* 3. Abſchn . Einricht. u .Rúſt. d. Savalerie. 107

niers Hauptmann mit 60 Franken bezahlet wurden “). Zu Anfang des Feldzuges 1691 wurden in dem Vers ſammlungslager bei Cortryck alle dieſe Karabiniers Kompagnien zuſammen gezogen , und zu . Einer Brix gade formiret, die ſich bei allen Gelegenheiten ſehr aus : zeichnete. Endlich ward aus allen dieſen Kompagnien ein Regiment von 100 Kompagnien errichtet ,

die in

Fünf Brigaden, jede zu Vier Schwadronen vercheilet waren. Bei dem Kaiſerlichen Heere hatte ebenfalls jedes Küraffier : Regiment Eine Kompagnie Karabis niere , und bei anderen Armeen wurden im Laufe dies fes Zeitraumes ganze Karabinier : Regimenter errichtet. Wirkliche Jåger zu Pferde finden ſich zuerſt bei der Sächſiſchen Armee , vier Kompagnien ſtark, unter Auguſts des Dritten Regierung im Jabr 1733 errichtet. Sie wurden in den Pohlniſchen Unrufen mit Vortheil gebraucht, nachher aber in Dragenes verwandelt.

S.

88 .

Die Stårfe eines Regimentes zu Pferde war in den verſchiedenen Epochen dieſes Zeitraumnes ſebr vers Die Kaiſerlichen Scavalerie - Regimenter, ſchieden . Kůraſſiere und Dragoner , waren gewijnlich in Vier Diviſionen getheilet , deren jede aus drei Kompagnien beſtand , und zuweilen bis 450 Pferde ſtark war '). Dazu fam noch die 90 Mann ſtarfe Grenadier : oder Karabinier : Kompagnie , ſo daß ſich der ganze Etat eines ſolchen Regimentés éfters gegen 1800 , inimer aber auf 1144 Pferde erſtreckte. Bei dem Preuſſiſchen Heere waren die Kavallerie: Regiinenter etwas ſchwå. cher,

u ) P. Daniel hift, de la Milice franc . XII . p. 479. .) Shevenhüllers Ererzitium zu Pferde p . 8. hiſtoir . Milit. du Pr, Eugene pr, Dumont p . 29 4. 34.

TE

108

V.

Zeitra u m.

djer , und beſtanden in

Jabr 1692 die Kůraffiere aus

400 bis 450 Gemeinert, und die Dragoner aus 488

1

Gemeinen in Ucht Kompagnien vertheilet. Die Schwes diſchen Kavallerte : Regimenter waren zu Karis des 3 wdiften Zeiten 1000 Mann ſtart , und wurden auch während des Krieges mit Poblen und Rußland ſtecs mit gebohrnen Schweden refrutiret. Die Dras goner : Regimenter, deren dieſer friegeriſche König mehs rere patte, waren ſtårker , nemlich 1250 Mann ebens falls in Acht Frompagnien vertheitet w). Schon im Jahr 1660 wurden bei den Franzoſen die bis jeze beſtandenen Ordonan3 : Kompagnien aufgehoben , die , ein Ueberreſt der ehemaligen ( an : fiere , z11 febr auf ibre bergebrachten Privilegien biels ten , und dadurch den Dienſt der übrigen Reuterei ers rowerten *). Die leztere beſtand jezt nur noch aus Den Chevaux legers, einigen Stompagnien Gens d'År: mes und zwei Regimentern Dragoner ,

die aber wåb :

rend des Spaniſchen Sukzeſſions: Krieges bis auf 34 Regimenter anwnchſeni, 'in 200 Schwadronen vertbeis let ). Die übrige Reuterei beſtand um das Jahr 1706 jedes Regiment aus zwei bis drei Schwadronen von vier ſchwachen Kompagnien , die mit der Prima Plana noch nicht vierzig Mann entbiettén .

S.

89.

Wirklich hatten unter allen Europäiſchen Heeren jener Zeit die Franzoſen die ſchwächften Kompagnien und die inchreſten Befehlsbaber. Durch eine Verord: nung w ) Adlerfeld hiſt. Militaire de Charles XII. P. 3. p. 121 und 229. ,

x) Memoir . de Buffy - Rabutin T. I. p. 128. y) Quincy l'art de la guerre p . 355 .

3. Abſchn. Einricht. u . Núſt. d. Kavallerie. 109 nung vom Jahr 1678 ward die Kavallerie: Kompagnie Marechal des logis rie -

,Infa ntes

zwei Brigadiere oder Korporale , Einen Trom:

Die Dra: peter und' Vier und dreißig Reuter geſezt. gonet waren etwas ſtårfer , und beſtanden aus Einem Hauptma Marechal nn , Einem lieutenant , Einem des Logis , drei Brigadieren , Einem Tambour und 40 Dragonern ?). Vier Jahr ſpåter waren die Kompag: nien der Reuterei noch ſchwacher , und enthielten nur

Einen Brigadier ,

zwei Karabiniere,und 26 Reuter ;

doch ſtand bei jeder Ein Trompeter und Ein Paufer. Die Deutſchen Rompagnien waren ſtårker , und beſtanden bei den Preußen zu Ende des Siebenzehnten Jahrhunderts aus J. Rittmeiſter , 1. lieutenant, 1 . Kornet , 1. Feldſcheer , 2. Trompeter , 1. Fabnen : ſchmied , 1. Sattler, 1. Wachemciſter , J. Fourier , 1. Gefreiten Korporal, ' I , Kapitain d'Armes , 10. Korporalen und so. Reutern . Die Dragoner batten eine gleiche Stärke ; mur jo Genreine mehr , als die Kůraffiere. Bei den Oeſterreichiſchen Truppen waren die Kompagnien zu Pferde 80 Gemeine ſtark, obgleid fie nur 1 Wachtmeiſter und 4 Korporale hatten . Nach dieſem Muſter waren auch die meiſten åbrigen Truppen eingerichtet , doch näherte ſich die Schwediſche inelje der Preuffiſchen Verfaſſung. Der Staab beſtand bei der ' Kavallerie , wie bei der Infanterie aus einem Oberſten der bei den Franzoſen Meftre de Camp einem Obriſtlieutenant , Major, Udjutanten , Feldprediger und Ober : Wunbatzt. Dieſe Einrichtung war bei allen Armeen gleichförmig , es würde dager hieß

überflüſſig fein , noch etwas darüber hinzu zu fügen .

z) Reglements et Ordonnanc. Tom . 4. p. 29. und 31. .

110

V. Zeitra u m .

$.

90 .

Im Augemeinen katte die Reuterei bei allen Mach: ten höheren Sold als die Infanterie . Der monarhliche Sold der Franzöſiſchen Kavalerie verhielt ſich 1660 folgendergeſtalt: Leichte Gens Karabts Drago Reuter niere 8 armes ner Liv . Liv. Liv . Liv. Der Hauptmann Lieutenant

200 100

300 ISO

150 90

100 75

Sous : lieutenant 150 Fähnrich Marechal de logis Gemeine

1121 75 37

64 so 251

601 45 22 ]

50 30 18 .

Jedoch ward ſpåterhin dieſe Beſoldung noch um jop . cto verringert.

S.

91 .

Gleich der Infanterie ward auch die Kavallerie in Abſicht ihrer Rüſtung immer mehr und mehr erleich : tert , und dadurch beweglicher gemacht. Die Franzos ſen giengen darinnen ſo weit, daß ſie alle Schußwaffen wegwarfen , und den Offizieren der Leichten Reuterei im Jahr 1675 durch eine geſchårfte Verordnung: bei Vera luſt iþrer Stellen befohlen werden mußte : Musketens ſchußfreie Kürafie zu tragen ").

Dieſe Verordnung

ward jedoch bald wieder aufgeboben oder nicht befolgt, denn Vilars råtb - in einem Briefe an den Kriegss miniſter Epamidard vom 18 Januar 1703 " Der Kavallerie wieder Bruſtſtücken zu geben , damit „ ſie das Feuer der Kaiſerlichen Reuterei beſſer ausbala ,,teu fónne" ). Sie fübrten übrigens einen Karabis nec a ) Reglem . et Ordonnanc. III. p. 237. b ) Anquetil Vie du Marech, de Villaco T , I. p . 128.

3. Abſchn . Einricht. u. Rúft. d. Kavallerie.

her - der bei den Karabinieren gezogen war

In

mit

einem 30 Zoll langem (auf, ein paar Piſtolen und einen Degen , deſſen Klinge nach einer Verordnung Dbs vom Jahr 1676 33 Zoll lang ſein mußte ). ſchon aber der Reuter nicht mehr durch jene eiſerne Hülle belåſtiget. ward ; erfanden doch die Franzoſen das Geheimniß, ibu durch geſteifte Stiefeln von ungegeues rer Schwere und durch übermäßig weite Ermel an dem Rode nicht minder unbebülflich zu machen ; alles Eis fern der beſſeren Köpfe im Militair gegen dieſe Mode balf nichts , es blieb beim Alten-). Karl der Zwölfte konnte im Kampfe gegen einen Feind , deſſen Feuer er nicht ſehr zu fürchten Hatce , ohne Bedenken ſeiner Reuterei die Küraſſe nek: men , ſo daß fie faſt einzig nur aus Dragonern beſtand. Bei den Kaiſerlichen trugen die Kuraſſiere noch Bruſts und Rückſtücken und eiſerne Schlagbauben . Sýnen war die Reuterei der mebreſten übrigen Deutſchen Mächte ånlich , nur daß ſie bei einigen keine Rücfücke führte. $.

92 .

Die Dragoner glichen einander bei allen Heeren vollkommen , denn ſchon einige Zeit vor gånzlicher Ub: fchaffung der Piquen bei dem Fußvolte waren ſie den Dragonern derjenigen Mächte genommen worden , wo ein Tbeil derſelben mit dieſem Gewehre bewafnet war . Sie führten daher jezt durchgehends ein etwas länge: res Feuergewehr , als die übrige Reuterei , das man bald nach Einführung des Bajonets mit dieſem ver : fabe; ein paar Piſtolen und einen breiten Degen oder Pals c ) Reglem , et Ordonn . III. p . 417. d ) Memoir. de Feuquieres I. 27.

II2

V. Zeitraum .

Pallafch.

Beſtimmt ,

nach Erfordern der Umſtände

abzufiken und zu Fuß zu fechten , trugen ſie zugleich leichte Stiefeln ohne Stulpen oder aud) lederne Kas. maiden 5) . Bei den Preuſſen hatte zwar die Kaval: Jerie in Abſicht der Karabiner an der Einführung der eijernen Ladeftócke Tbeil ;

nicht ro aber die Piſtolen,

die man -erſt in der lezten Hälfte des achtzehnten Jahrs bunderts damit verfabe. Merkwürdiger war eine Ers findung , die damals unbemerkt blieb ; fpåterhin aber faft allgemein angenpinmen ward ,

und ſehr weſentlis

chen Einfluß auf den militairiſchen Gebrauch des Feus ergewebres hatte. Dies ſind die Trichterförmigen Zünds licher , vermittelſ deren ein Theil der in den lauf ge: ſtoſſenen Pulverladung von ſelbit beraus auf die Pfanne fåült,

1.

e ) Bei den Kaiſerlidhen Dragonern betrugen die Ausrüs ftungskoſten eines Dragoners im Jahr 1736 : ( Khes ven håller s Obſervat . Punkte 2 Thl. S. 114.) . 2.Fl. 49. Xr. Ein Huth mit ſilberner Dreffe 3 . 3. Ede rothes Tuch à 1 fl. lj blaues dergl. 402 121 5} - blaues Unterfutter à 23 Xr. 18 2 Dubend groſie Knopfe Eine Adſelſchnure 19 Macerlohn 49

Sumwa Ein blau Euchnes Ramiſol und ders gleichen Beinkleider Ein weiſſer Mantel mit rother Kragen Ein roth Euchner Mantelſack Ein Pallaſch mit Scheide Das Gehenfe dazu

10

50

5 7 I

17 211 15 30 45 30 30 30 12

46 )

40 %

Ein paar Stiefel mit Sporn Ein Servehr mit Bajonct Ein paar Piſtolen Der Flinten : Riemen

5

Sunna

3. Abſchn. Einricht. u. Rüff. d . Kavallerie. 113

fällt, daß es keines beſonderen Aufſchüttens auf teztere bedarf. Gottfried Hantſch aus Nürnberg brachs te dieſe Einrichtung zu Anfange des Achtzehnten Jahrs hunderts bei den von için verfertigten Piſtolen'an, wos durch er eine dreifach gröſſere Geſchwindigkeit des tas dens bewirkte '). Auch Geisler erwåhnt dieſer Einrichtung in ſeiner 1705 geſchriebenen Neuen und curieuſen Artillerie, S. 49 und verlangt dabei die ſchräge Abſchneidung der Schwanzſchraube ausdrücklich.

Er will jedoch : daß man ſich keines las

deſtockes bedienen, ſondern mit ſehr leicht in den Jauf gehenden Patronen von weiſſem Blech , an den die Kugel feft ift , laden ſoll. S.

93.

So lange man nicht Schnelligkeit der Beweguns gen und des Angriffes zu dem Hauptmoinente der Reus teréi machte , war dieſe auch durchgehends mit inlandi: ſchen Pferden beritten , ſelbſt in den Ländern , die nur einen ſchweren Schlag Pferde hervor bringen . Bei das Maaß der Kürafſierpferde 16 , und der Dragonerpferde 15 Fäuſte boch ) ; bei den Franzoſen aber zu 4 Fuß 7 Zoll und 4 Fuß 6 Zoll beſtimint ") . Die Holländiſche Kavallerie ritt, lauter Stußſchweiffe ; bei den übrigen Kavallerien hingegen wurden nichts als langſchweiffe geduldet .

den Kaiſerlichen war

$.

94

Weit ftanden alle Kavallerien Europens in der Güte ihrer Pferde und der damit genau verbundenen Ges f ) Burd Handbuch der Erfindungen 5 Th . S. 209. Art. Piſtole. 8 ) Sheven håller $ Obſervat. Punkte 2 Thl. S. 170 . h ) Reglem , et Ordonnanc.

Boger's neuere Kriegst. II. Th.

H

114

V.

3citra u m.

Geſchwindigkeit der Bewegungen gegen die Pohlen , Ungarn und Ruſſen , noch mehr aber gegen die Dirken zurück, deren Reuterei man Nichts als eine unzertrenns te Ordnung und ein lebhaftes Feuer entgegen reken konnte. Dur allein dadurch gelang es der Deutſchen Reuterei , den oft wütßenden Ungriffen der Türken zu widerſtehen , während im einzelnen Gefecht fie immer eine leichte Beute der lezteren wurden . Hiezu kam noch die oft underhåltnißmäßige Stårte beider , weil die Türken gewöhnlich in großen Partbeien zu sooo bis 6000 Pferden kamen , und alsdenn wie ein Heus ſchreckenſchwarı über die drei : bis viermal ſchwächern Detaſchementer der Efriſten berfielen. Geſchicklichkeit im Gebrauch des Såbels, verbunden mit dem höchſten Grade von Beweglichkeit des Pferdes und des Mans nes gaben

ihnen nun ein entſchiedenes Uebergewicht,

daß es den Deutſchen nothwendig immer ſehr ſchwer werden mußte , ihnen den Sieg zu entreiſſen . S.

95 .

Man war viel zu febr von der Ueberſegengeit des Feuers überzeigt , als daß man fåtte die Reuterei blos mit dem Degen in der Fauſt einbrechen laſſen ſollen . Die Kaiſerlichen hatten ſich vorzüglich durch ifre oftes ren Kriege mit den Türken gewohnt, den Feind ſtegens des Fuſſes mit dem Karabiner im Unſchlage zu erwar: ten , und ſie befanden ſich faſt allezeit ſchlecht dabei . Dieſem Grundfak zufolge drehete ſich denn auch die Uebung des Kavalleriſten faſt nur allein um den Eins zigen Punkt: den Gebrauch des Feuergewehres Kers um . Es ward beſtändig zu Fuß, böchſt ſelten zu Pfers de ererziret , damit dieſe nicht ermüdet wurden , weil der Rittmeiſter nur nach Maaßgabe des ſchönen Uus : rebens und der Wohlbeleibtbeit der Pferde ſeiner Koms pagnie

3. Abidin. Einricht. u. Núſt. d.Kavallerie. 115

pagnie den Beifall des Muſterßerren zu erlangen hofs fen konnte. Ob die Pferde auch für den Felddienſt brauchbar blieben , darum kümmerte ſich niemand ; zu einer Zeit , wo obnebin , noch wie in den Zeiten der vom Kopf bis zum Fuß Trab

gebarniſchten Speerreuter,

ſchon beinabe die böchſte Stuffe der Bewegs

lichkeit ausmachte, und Gallop nabe an die Unmöglichs teiten grenzte. Man gieng julezt ſo weit : daß man zu Pferde wie zu Fuß , Glieder : und Pelotonweiſe feuerte ; fo evident auch immer das Nachtheilige dies fes Gebraucher war , und durch die Erfahrung von mehr als hundert Gefechten beſtåtiget ward.

g.

96.

Uuch dann noch , als man den Schaden wirklich zu fühlen anfieng, war die Macht der Gewohnheit ſo groß , daß man ſich nicht auf einmal davon los machen Es ward daher feſtgeſeft : der Reuter folle konnte. Karabiner und Piſtolen in einer gehörigen Entfernung, vom Feinde abfeuern , und hierauf mit dem Degen in lezteren einzubrechen ſuchen. Endlich glaubte man rebe viel zu thun : wenn man die Kavallerie bis auf fünf und zwanzig Schritt an den Feind beran traben , biec ein Piſtol abfeuern und nun mit dem Seitengewehr ans greifen ließ , wie es Kbevenhüller, gegen die Frans zoren vorſchlägt, wiprend er gegen die Türken den Ges Die Frans brauch des Feuers beizubehalten anråth '). zoſen waren nach dem Beiſpiel der im vorigen Zeits raume mit ihnen verbündeten Schweden die Erſten , die ohne ſich mit Feuern aufzuhalten , mit dein Degen in der Fauſt raſch auf den Feind los giengen. Nur bei i) Obſervat. Puntte 2 Thi. S. 32. H

2

116

V.

Zeitra um .

bei Höchſtådt im Jahr 1704 thaten ſie das Gegentkeit und erwarteten das Einbauen der Kaiſerlichen Reutes rei ; wurden aber auch dafür von dieſer geworfen , wie leicht voraus zu ſehen war.

Karl der 3 wolfte , deſſen raſtloſer Geiſt iận ſtets vorwärts trieb und deſſen Kühnheit keine Grenzen Pannte , begnügte ſich nicht damit: die Reuterei ſtets mit dem Degen und obne zu feuern , in vollem Jagen attaquiren zu laſſen *) ; er führte fie auf diefelbe Weiſe anch gegen die Infanterie , ja ſogar gegen Verſchans zungen und Batterien , und immer mit glücklichein Erfolg ; bis endlich das Kriegs : Glück ihm den Rücken zuwandte , und Schwediſcher Muth und Schwediſche Fertigkeit der gröſſern Rufiſchen Menſchenaienge, durch félapiſchen Gehorſam zu einer undurchdringlichen Mauer gebildet , unterliegen mußten.

$.

97 .

So wie ſich mit dem Bedürfniß mehrerer

leichter

Reuterei die Zahl der Dragoner beträchtlich bei den Heeren vermehrte , fiengen ſie auch an von ihrer erſten Beſtimmung : blos als berittene Infanteriſten zu dienen , immer mebr und mebr abzuweichen .

Sie

wurden im Gegentheil nach dein Beiſpiel der Spanis, ſchen Arkebuſiere zu Pferde håufig als leichte Kavalles rie gebraucht , und als ſolche auch mit in die linie ges ſtellt. Nothwendig mußten ſie ſich dadurch meør und mehr von jener Beſtimmung entfernen ; obſchon dieſe Entfernung ſo lange noch nicht werklich ward , als man überhaupt den Kavalleriſten weniger auf die Bez wegungen und den Angriff zu Pferde, als auf den Gebrauch des Feuergeweøres åbte und einrichtete. Die Dras

k) Adlerfeld hift. milit . de Charles XII. und an mehreren Orten .

T. I. p. 272.

3. Abſchn . Einricht. u.

Küft. d . Kavallerie. 117

Dragoner mußten jedoch in dieſem Zeitraune noch ſehr oft abfiken , entweder um in der Schlachtordnung die Linie der Infanterie

zu vergroffern

und

irgend

ein

ſchwieriges Terrain zu behauptet , wo ſie zu Pferde nicht agiren konnten , wie die Franzöſiſchen in dem Treffen bei Leuſe ( 1691 ) und beiSteenkerken ( 1692)'), und die Ruſſiſchen Dragoner bei Lezna ; oder aber um den Feind aus einem von ihm vertbeidigten Hauſe zu vertreiben. Sie führten zu dem tejtern Entzweck zus weifen Handgrenaden bei fich , womit 3. B. eine Huns dert Mann ſtarke Parthei Schwediſcher Dragoner 1702

3 die von den Poblen in Coppieha befekten Häuſer reia nigte " ) ; ja , die Kaiſerlichen errichteten bei den Dra:

1 goner : Regimentern beſondere Grenadier : Scompagnien ,

1 wie ſchon oben geſagt worden iſt ( S. 85. ). Es låßt ſich nicht mit Gewißbeit beſtimmen , wie lange fich der Gebrauch erbalten bat : die Dragoner abſiken und zu Fuſſe fechten zu laffen. Gewiß ift € 6 : daß er gegen die Epoche der Schleſiſchen Kriege bin , immer feltner zu werden anfieng ,

bis er ſich endlich

ganz verlohr, und man nur einzelne Beiſpiele davon bei Detaſehementern und Parteien findet.

S.

98.

Zu Ende dieſes Abſchnittes tann ich das Franzda fiſche ſogenannte Königliche Haus nicht init Stills ſchweigen übergehen , jene Leibwache Ludwigs des Vierzehnten , wie es vorher nie eine gab, und wie auch zuverläßig nie wieder eine exiſtiren wird . Sie

1 ) Feldzüge des Marſch. 6. Luxemburg 2. S. 96. 3 . . S. 58. m ) Adlerfeld hift. milit. de Charles XII. I. p . 203.

H 3

1 118

V.

Beitra um .

war nicht auf einmal entſtanden , ſondern die verſchies denen Korps , aus den ſie zuſammengeſeket war , ver:

. dankten mehreren Königen ihre Errichtung. Um ålte: ſten war die Garde dů Storps , die von Franz dem Erſten þerrühret. Sie beſtand anfangs aus Lanzieren , doch fanden ſich ſeit dem Jabre 1538 auch einige mit Feuergewebren bewafnete darunter " ). Heins , rich der Vierte gab ihnen im Jahr 1598 Piſtos 1

len und leichte Spieſſe von sį Fuß Långe 9) - javeli nes - ; im Jahr 1666 aber fübrten ſie Streitkolben, und bald darauf waren ſie gleich der übrigen Reuterei mit einem Karabiner , Piſtolen und Degen bewaffnet. Zu ( udwig des Vierzehnten Zeiten beſtand dieſe Garde d ů Korps aus vier Kompagnien , jede zu i Capitain ; 3 Lieutenants ; 3 Fåbnrichen ; 1 Uds jutanten ; 1 Kommiſſair ; 12 Gefreiten Korporalen ; 12 Brigadieren ; 12 Sous : Brigadieren ; ; Wacht: I Pauker ; 6 Trompeter ; Į Feldpater ; }

meiſter ;

Feldſcher ; 1 Zahlmeiſter; 100 Gardes P ). $. Die

Sens

99 .

d'armes

de

la

Garde ,

von

Ludwig dem Dreizehnten errichtet , machten Eine Kompagnie aus , die zwei Schwadronen formirte. Sie beſtand aus i Capitain , ſo der König war ; i Ea: , pitain : lieutenant; 2 Sous : lieutenanten ; 3 Fähnri: chen ; 3 Fahnjunfern ; 1o Wachtmeiſtern ; 8 Brigá: dieren ; 8 Sous: Brigadieren ; 240 Gens d'Arines.

n ) P. Fauchet de la milice et des armes fol. 489. o

Fontagon Tom . 4. p. 1485.

p) Quincy p. 372 ſeq. S.

3. Abſchn. Einricht. u . Rüſt. d . Kavallerie. S.

119

100.

Vierten formirte Die von Heinrich dem Chevaux legers de Kompagnie leichte Reuter la garde batte genau denſelben Beſtand, wie die Gens d'armes , Kornets bieſſen .

nur daß die Fähnriche bei ihnen

. 101. Zwei Kompagnien Mousquetairs verdanken ihre Entſtepung ( udwig dem Dreizehnten , der zuerſt ſeiner Leibs Karabinier : Kompagnie Musketen gab , und zugleich feſtſezte , daß in Zukunft nur Ades In der liche darunter aufgenommen werden ſollten . Folge kam noch eine zweite Kompagnie dazu , und der Etat einer jeden dieſer Kompagnien ward auf 1. Capi : tain : lieutenant ;

2 Sous: lieutenants ;

2 Fähnriche;

2 Kornetten ; 8 Wachtmeiſter ; 4 Brigadiece ; i Fabn: und i Standartjunfer ; 13 Sous : Brigadiere und 250 Mousquetairs geſezt , deren Zabl jedoch in der Folge, mit Einſchluß der Brigadiere, auf 200 Mann verringert ward. S.

102 .;

Eine Rompagnie Grenadiere a' Ebeval mach: te den Schluß dieſer Leibwachen zu Pferde. Sie was ren 1676 errichtet worden , und beſtanden aus 1 Ea. pitain ; 2 lieutenants ; 2 Sous : lieutenants ; 2 Wacht: meiſtern ; 4 Sergeanten ; 8 Brigadieren ; 8 Souss Brigadieren ; ' , Fourier ; 3 Tambouren ; 90 Ges meinen.

$.

103 .

Auffer den Reitenden Garden hatte ( udwig der Vierzehnte auch noch zwei Garden zu Fuß: die Fran : $ .4

I 20

V.

Zeitr a u'm .

Fra 113 ofiſche und die Schweißer , die ſich beide in der lezteren Revoluziou - die eine durch ihr ſchnel: les Uebertreten zur Volksparthei , die andere durch ihre unwandelbare Treue gegen den Konig - bekannt ges nug gemacht haben . Jene – die Gardes Frans çoires - wurden im Jahr 1563

nach der Erobes

10 Kompagnien ſtart errichtet , in der Folge aber bis auf 36 Rompagnien vermehret ' und

rung von Havre ,

in Sechs Bataillone und zwei Grenadier : Kompagnien formiret.

Jede Kompagnie beſtand aus i Capitain ;

I lieutenant;

i Sous : lieutenant; Sergeanten und 120 Gemeinen , Die Schweißer

Garden

i Fåfnrich ; 6

wurden ſchon

Jabr 1493 von Karl dem achten

im

in Frankreich

eingeführet , waren aber nur bundert Mam ſtarf und mit Hellebarten bewafnet . Die nachfolgenden Könige errichteten noch einige Kompagnien Schweißer , die endlich, ludwig der Dreizehnte zu einem Regis mente von zwolf Kompagnien formirte. Der Stab dieſes Regimentes beſtand aus i Oberſten ;

i Oberſt:

lieutenant; 2 Majors ;, I Regimentsquartiermeiſter ; i Adjutant ; i Dollmetſcher ; 2 Feld : Patres ; i Res gimento: Chirurgus ;

Huditeur ;

Profos ;

Schreis

ber ; 20 Gerichtsdienern ; 1 Scharfrichter. Der Etat einer Kompagnie war í Capitain ; 1 Capitain i Lieutes nant ; 1 Lieutenant ; I Sous': Lieutenant ; i Fåhurich ; 4 Feldwebel ; 1 Capitain d'Armes ; I Fourier; r Profos ; 200 Gemeine. Alle dieſe Garden begleiteten Iudwig den Vierzehnten und ſeinen Nachfolger ins Feld. Nicht ſo aber verhielt fichs mit den Hun: dert Schweizern und den Gardes de la Porte, die, mit Hellebarten bewaffnet, blos zur innern Wache des Pallaſtes beſtimmt waren .

Ich erwåbne igrer daßer bier

3. Abſchn. Einricht. u . Nüft. d. Kavallerie.

hier nicht weiter , weil ſie eben ſo wenig

121

als die Ma:

rechauſſeen 2c. in meinen Plan gehören .

S.

104 .

Nur ( udwigs des Vierzehnten Prachtlie: be konnte den Aufwand dieſer Garben ausbalten , die jährlich faſt unerineßliche Summen koſteten . Ein Hauptmann der Gardes d ů Korps betam allein jåþrlich 24000 livres Beſoldung , und jeder Gemeiner þatte tåglich 30 Sous , wenn er aber im Dienſt war , 2 livr. Bei den Gens d’Urmes batte der Staabs . Rittmeiſter 4660 livr. gewöhnliche und 2700 livr. auſſerordentliche Penſion , ohne die beſonderu Penſionen zu rechnen ; die lieutenants bekamen monatblich 70 livr. und wenn ſie Dienſt tbaten 1350 livr . Der Wacht: meiſter erhielt 85 Livr. ordin ., 600 livr. beſondere Die Beſoldung Beſoldung und 750 Lior. Penſion . des Gemeinen Gens of Armes endlich betrug jähr: Dieſe Garde erhielt in der Folge noch lich 680 livr. eine Zulage von jährlich 26000 livr ., wovon der Staabsrittmeiſter die Hälfte , die lieutenants und Fåbnriche aber die andere Hälfte bekamen . Die Chevaur legers Katten ganz dieſelbe Bes ſoldung ,

jeder Gemeine bekam täglich ii livr. und

wenn er Dienſt that noch 1 livr. Zulage. Ein Sous : lieutenant des Mousquetairs þat: te jährlich 2400 liv. und 3000 liv . Penſion , ein Fähnrich aber in allem 3800 liv.

Die zehn ålteſten

Mousquetairs bekamen 300 liv.; die zwolf folgenden 250 liv. und funfzehn darauf folgende 150 liv. Pen: fion ,

Daſſelbe fand auch bei den Gens d'Armes

und leichten Pferden ſtatt.

HS

Bon

!

1.

122 V.

Zeitraum .

Von den Gardes Françoiſes hatte der Obers ſte 10000 liv . und überdieſes von jedem ( iv. der Bes ſoldung der Offiziere und Gemeinen den 6ten Pfennig. Jeder Hauptmann bekam 3060 liv. , der lieutenant 1100 liv.; der Souslieutenant 900 liv.; der Fåbns rich 660 liv.; und jeder Gemeine tåglich s Sous. Bei den Schweißer Garden erhielt der Haupts mann an Beſoldung und Werbgeldern 4200 livres ; auch ſtanden die übrigen Offiziers haber als bei den Franzöſiſchen Garden . Nothwendig mußte ein ſo groffer Aufwand dem Staate ſebe zur laſt fallen , welches auch in der Folge eine Urſache war , daß ſie mit Ausnahme der Gar: des Dů Korps und der Franzöſiſchen und Schweits zec Garden aufgehoben wurden.

9.

105.

Ich kann zum Schluß dieſes Abſchnittes der Tür: fen nicht unerwähnt laſſen , die von der Mitte des Siebenzehnten bis zur Mitte des Achtzehnten Jabr: hunderts durch ihre immerwährenden Siriege mit den Kaiſerlichen und Venezianern feine ganz unbedeutende Rolle ſpielten ; die aber in ibrer ganzen Kriegsverfaſ: fung ſoviel Eigenthümliches batten , daß fie neben keis ner andern Europaiſchen Macht aufgeſtellt werden können . 9.

106 .

Seitdem die ſtehenden Heere der Römer und der Griechiſchen Kaiſer in das Nichts zurück geſungen waren , bildete ſich zuerſt bei den Ottomanen ein blei: bender Kriegsſtaat , der ſeine Entſtehung Sultan Amurath dem Erſten zu verbanken batte. Durch die Streifereien , die feine zabíreidhjen Horden in den äuſſers

3. Abſchn. Einricht. u . Růſt, d. Kavallerie. 123

dufferſten Europäiſchen Ländern machten , waren unter anderem Raube auch eine ungebeuere Menge Kinder beiderlei Geſchlechtes zuſammengebracht worden , die man auf Koſten des Staats erziehn lies , dem Vorſchlage Agis Bictas,

um

nach

eines Mannes, der

bei ſeiner Nation in Rufe einer groſſen Heiligkeit ftand, und von deni Sultan zu Rathe gezogen worden war , So entſtanden eine bleibende Kriegsmacht zu bilden .

zuerſt die Janizaren - deren Namen ſoviel als Neue : Krieger bedeutet die von ihrem Stifter verſchiedene Sittengeſeße, beſonders das Gebot eines unbedingten Geforſams gegen ihre Befehlshaber " ers hielten ") .

S.

107 .

Das Korps der Janizaren war anfangs nicht ſtår : fer als etwa zwölftauſend Mann ; ſeit Solymanns Zeiten aber ſtieg es bis auf 54222 in 196 Odas oder Kompagnien vertheilet . Von dieſen waren 100 unter dem Namen der Jeja bens zur Beſakung der wichtigſten Grenzplåße beſtimmt , und ibre Offiziere hatten das Vorrecht : vor dem Ober : Befehlshaber z11 Pferde zu erſcheinen. Alle Befehlshaber der übri : gen Kompagnien hingegen , von den 61 Bolufis und 34 Seymenys bieffen ,

mußten ihren Dienſt zu Fuſſe verrichten . Aus dem ganzen Korps wurden 930 Mann unter dem Namen der Corig98 ausges ſucht, und zur Befagung der Reſidenzen beſtimmt, ein anderer Theil bildete gleichſam die Invaliden , und erhielt zur Belohnung ihrer vorigen Dienfte noch den gewöhnlichen Sold . Sie bieſſen Dtura ky s und ihre Zahl ſtieg im Jahr 1680 über zeben Tauſend . 68 ) Marſigli Stato militare dell' Imper. Ottomanno fol. Tom . I. p. 67 feq. S.

I 24

V.

3 + it tº u m .

S.

108 .

Von den ſich in Konſtantinopel aufhaltenden Koins pagnien waren wieder einige beſtimmt, den Sultan zu begleiten und ſeine Leibwache zu machen ; während an : dere blos Militairdienſte leiſteten . Die Stårke dieſer Kompagnien war ſehr verſchieden , und ſtieg von Guns dert bis zu Sechshundert Mann , die im Frieden zu: ſammen wohnten und im Kriege unter Einem Zelte lagen . Die Offiziere einer ſolchen Kompagnie waren der Zorbagy oder Hauptmann , der Oda Baecy oder lieutenant , der Vefil Cfares oder Quartier: meiſter , der Baictactar oder Fåþurich und der Bas Esfy oder . Fübrer'; endlich der A scigi oder Koch . Der General oder Ober : Befehlshaber der fåmmts lichen Janizaren war der Aga - Jeniger Ugary der ein unbeſchránktes Unſehen batte , und oft ſelbſt dem Sultan fürchterlich ward. Unter ißm ſtanden die Auführer der beiden andern Diviſionen : der Sen. men Ballin und der Obiaja Begb , ſo wie der Jenizer Effendi , der den Auditeur darſtellte, und an gewiſſen Tagen zu Gericht faß.

2

$.

109 .

Das Gewehr der Janizaren beſtand ſeit der Eins führung des Feuergewebres in einer Muskete mit dem ( untenſchloß , die eine Kugel von 2 bis 3 Joth Blei ſchoß ; einem Såbel ; einem langen Meſſer und einem Piſtol im Gürtel . Seit dem Ende des Siebenzehnten Jahrhunderts fiengen jedoch auch viele an , Flinten zu führen , die fie entweder im Kiiege mit den Chriſten zufällig bekommen oder auch von (eztern erkauft hatten . Um fie ſowohl im Gebrauch dieſes Gewebres zu unters weiſen ,

3. Abſchn . Einricht. u . Růſt. d . Karallerie. 125 weiſen , als überbaupt ihren Körper' abzuhårten und zum Kriegshandwerke geſchickter zu machen ; batte 2 murat die ſchon oben erwähnte Pflanzſchule er : richtet, die während des gegenwärtigen Zeitraumes aus 4012 jungen Leuten ( ugemoglans ) in 430 Kompags nien oder Odas vertheilet beſtand . Sie wurden zu den þårteſten Arbeiten bei den Kaiſerlichen Bauten ges braucht, lernten das Schmiede : Handwerk , mußten den Schiffszimmerleuten helfen, und endlich auf den Kaiſerlichen

Fahrzeugen Matroſen : Dienſte verrichten . ſtanden unter dem Ihre Hauptleute - Ciorbagy Dberbefehl des Gouverneurs von Konſtantinopel.

S.

IIO .

Urſprünglich zu einer Art Leibwache des Sultans beſtimmt, erhielten die Janizaren den Namen Cas piculn , weil ſie ſich ſtets bei der Pforte ( Capy ) d. 6. dem Aufenthaltsorte.des Sultans befinden ſollten . Unter Solymanns Regierung verlohren ſie zuerſt dieſes Vorrecht ,

denn obſchon er nid ) t ſelbſt mit zu

Felde zog , befahl er doch dem Aga Kifit Alaffi mit dem großten Theile der Janizaren zu dem Groß: vizir Sinan Baſcha zu ſtoffen . Jezterer aber er: laubte ſich einen zweiten Eingriff in die Rechte dieſes Korps , indem er den Uga bei ſeiner Ankunft abfekte und einen andern an ſeine Stelle ernannte , das doch nur unmittelbar von dem Sultan geſchehen folte. Weil man in der Folge berrierfte , daß dieſe Truppen : art dem Sultan ſelbſt von Zeit zu Zeit gefährlicher zu werden anfieng , und ihm ſtolz auf ihre Privilegien nicht ſelten Geſeke vorſchrieb ; rieth der Großvizir Kiuperly dem Sultan Mahomet IV. das Un: fehen , worinn fie ſtand, in Etwas zu vermindern . Man fieng in dieſer Abſicht an , die Kriegszucht einſchlafen ,

126

V.

Zeitraum .

zu laſſen , und bald fabe man die Janizaren aus raus hen Kriegern , das ſie vorher waren, in Kaufleute und Anſtatt iþrer ehemaligen Handwerker umgeſchaffen . Leibesübungen trieben ſie nun friedliche Gewerbe , die

1

ihren Geiſt berabwürdigten , und ihnen jene gobe Pres ſumtion raubten , die ihnen vorher charakteriſtiſch war . Kiuperly erhob einen ſeiner Leibdiener zum Janija: ren : Uga, und es kam bald dabin : daß es ſchwer ward, den Abgang bei dieſem ebedein fo geehrten und geſuchs 1692 nach dem unglücklichen

ten Korps zu erſetzen .

Treffen bei Salankemen ließ der Sultan eine öffentliche Werbung in Konſtantinopel ausruffen , wo er den Neugeworbenen Täglich Ucht Usper verſprach , ein Sold, den man ſonſt nur Veteranen zuzugeſteßen pflegs te , und dennoch war der Zulauf nur geringe, auch tehrten die , welche ſich batten anwerben laſſen , uns mittelbar darauf wieder zu iþrer vorigen Handthierung zurück st ). g.

.

Nächſt den Janizaren wurden auch noch die Ars tillerie : Bedienten zu der Capicuín gezåblet. Sie ftanden alle unter dem Topay Bascy oder Dberzeugs meiſter , der mit unbeſchränkter Gewalt über alles herrſchte , was zum 'Geſchüß , dem Gießwefen , der Unter ihm führte Pulverbereitung u. F. w. gehörte. der Duchis Bascn die unmittelbare Uufficht über die Gieſſereien , und ſorgte für die dazu nothigen Ma: terialien . Der Chiati 6 oder Zeugſchreiber batte auſſer den bekannten Verrichtungen dieſes Amtes noch das Eintragen der Zahl und Beſoldung der Artilleris ſten in die Muſter : Rolle zu beſorgen. Die Topeys oder Kanoniere ſelbſt waren ebenfalls in Odas getheis let,

st) Marſigli I. c. Part . 2. p . 5.

3. Abſchn. Einricht. u. Růſt. d . Kavallerie. 127

Tet, deren jede in Abſicht des Dienſtes und der Manns zucht unter iþrem Doa Bascy ſtand .

Endlich wurden

auch noch die übrigen Handwerker , Zimmerleute u. f. w . mit zur Artillerie gerechnet , die Gebego's ausgenommen ,

die ſechshundert und dreißig an der

Zabl, in Sechzig Brigaden vertheilet , unter einem beſondern Befeblshaber ſtanden , und die Reinhaltung, Verwahrung und Wustheilung des

im

Zeughauſe zu

Konſtantinopel befindlichen Gewebres über ſich batten . S.

112 .

Weil die Janizaren ſowohl zu Befekung der Grenze feſtungen in Kriegszeiten als zu dem Felddienſte nicht þinreichten , ward noch ein zweites Korps Infanterie organiſiret , und zum Unterſchied des vorerwähnten Seratculo genannt. Man bezahlte dieſe Infan : terie nur , wenn man ihrer benöthiget war, und zwar mußte dies von den Baſchen ſelbſt geſchehen , zu wel: chem Ende jedem Beglerbegat oder Gouvernement ges wiſſe jährliche Einkünfte angewieſen waren.

Hier bes

resten die Baſchen die Befehlshaberſtellen durch die , welche ihnen am meiſten dafür bezahlten , oder durch ihre Günftlinge, und beſtraften auch die Verbrecher nach eigner Willkür. Dieſe Urt Miliz gerfiel in fünf Unters Gattungen : die U330 , die Irarelys, die Senmenys,

die tagumg98 und die Mu :

Tellims.

S.

113 .

Die Uzja p $ bildeten , wie eben geſagt, eine Milig , die blos aus Landeseingebobrnen des Beglerbe: gate beſtand, zu dem ſie geborte . Sie kleideten und bewaffneten ſich daher auch der Sitte ihrer Proving geinäß, die aus Buda ( Ofen ) zum Beiſpiel giengen Unga :

128

V.

Zeitra u m.

Ungariſch gekleidet , trugen eine mit Pelz verbråmce Müße und führten eine Flinte oder Deutſche Büchre und einen Såbel, ſo daß man ſie' gewohnlich nicht von den Chriſtlichen Ungarn unterſcheiden fonnte. Sie waren gleich allen Türkiſchen Truppen in Oda's getbeis let , deren Zahl der Zahl der Wochen : Tage gleich , des ren Stårle hingegen unbeſtimmt war. Ihr Oberbes feblsbaber war der 23 jap : Agafo , der den Kia : Aus tib y eine Art Muſterſchreiber unter ſich batte. ſtatt der Fahnen fübrten ſie einen Roßſchweif an einer Stange , die oben einen Knopf von vergoldetem Kup : fer hatte.

S.

114 .

Die grarely's wurden anſtatt der Topen's in den Grenzplagen bei dem Geſchůk gebraucht, und ftanden unter dem Topen again , einem aus Kon: ftantinopel abgeſchichten Artillerie: Offizier , der ſeiner : Sie ſeits von den Befehlen des Barchas abbieng . waren nicht in Kompagnien getheilet , ſondern ibre Zahl ward durch die Menge des Geſchůkes beſtimint, wo man auf die kleineren Geſchüße Einen , auf die Beide , Gröſſeren bingegen zwei Mann berechnete . die Azja po und die Frarely's waren zwar ur : ſprünglich nebſt den Janizaren zur Befeßung der Grenzplåſe beſtimmt ; allein auch ſie waren in dem Laufe eines blutigen Krieges dazu nicht hinreichend , und weil man in den Provinzen , vorzüglich in Ungarn , nicht genug Eingebohrne aufbringen konnte, mußte man die fehlende Zahl durch freie Werbung erſeken , indem man mit den Häuptern der Gebirgsbewohner von Bosnien und Albanien Kontrakte ſchloß und vierzig bis ſechzig Thaler für jeden Soldaten zabite , den ſie der viec

3. Abſchn. Einricht. u . Růſt. d . Kavallerie.

129

vier Monatbe dienen , dann aber in Erwartung einer Reuen Kapitulazion nach ifrer Heimatb zurückkehren. Ohne dieſe unter dem Namen der Aruauren befanns te Truppen , die ſich init langen Flinten bewafnet gez gen 20000 ſtarf bei dem Türkiſchen Heere befanden, würde lezteres während des groſſen Ungariſchen Kries ges zuweilen nur febr ſchwach baben im Felde erſcheis nen können .

+

S.

115 .

ſind der ſchlechteſte Theil dies Die Seymenn fer Milif , und beſtebet blos aus andvolt , das man im Xuſſerſten Nothfall zuſammen rafft. Dhne Wahl wird alles angenommen , Türken , Griechen und ſelbſt Katholiſche Cbriſten , die ſich anwerben laſſen , um von Dbſchon die Türfen übers dem Tribut frei zu werden . þaupt den Chriſten wenig trauen , bedienten ſie ſich doch in der Belagerung von Wien ibrer båufig , und formirten ſogar das Reſervekorps aus ihnen , das auch roirklich dem ankommenden Entſaß am ineiſten Widers ſtand that. S.

116 .

Schon in der Erſten Belagerung von Wien Batten die Türfen ſich häufig der Minen bedient ( I. Bd . S. 226. ) und immer ein beſonderes Korps Minirer ge: Man wählte Urmes þabt , die Lagumgys biefſen. nier, Griechen und Bosnier dazu, die gempohnt in den Bergwerken zu arbeiten , mit der Verfertigung der Ihre Befeblohaber hieſſen Galerien befannt waren . lagu mg 9 : Basch , und genoſſen verſchiedene Vor: rechte.

Soyer's Heuere Kriegok. II. C.

9

S.

130

V.

Zeitraum .

117.

S. Die Muſelim s

endlich werden aus den zings

baren Chriſten genommen ,

um vor der Uvantgarde

des Türkiſchen Heeres zu marſchiren und die nöthigen Verbeſſerungen an den Wegen zu machen . Sie erhal: ten dafür von den Baſchen der Provinzen von allen Zinſen und anderen Abgaben befreiete Låndereten , wos gegen von dreißigen allezeit Fünfe in Kriegszeiten mit Ihr Werkzeug beſtebet in dem Heere gehen müſſen. einer Urt; das andere Schanzzeug erhalten ſie aus dein Artillerie: Park : Sábel und Schießgewebe zu führen iſt ihnen aber.verbotben . In den Feſtungen ließ man fie Handlangerdienſte bei der Artillerie verrichten ; bei Belagerungen wurden ſie bei der Tranſcheearbeit mit angewendet und gewöhnlich ſehr gut dafür bezahlt. S.

118 .

Die Berordung dieſer Milizen war ſteigend und fallend , die der regulairen Infanterie aber beſtimmt, wie folgende Ueberſicht geiget : / Der Janizaren : aga auſſer den 8000 Thlr. ,

die

er jáþrlich von dem Pächter der Schaafe erhålt ,

bat

täglich soo Usper – ohngefår 3 Rthlr. Jeder Gemeine Janizare belommt jährlich uns ter dem Namen Kiem anbag 30 Uspers Gr. zu Pfeilen , und dann tåglich von drei bis zu acht Aspern Sold ; ein

A gemoglan þingegen erhålt tåg: lich Einen bis Sieben Asper . Der Sold ward von drei zu drei Monatgen aus: gezahlet, man brachte zu dem Ende das Geld in Beuz teln vertheilet auf den freien Plaß , wo die Odas oder Konipagnien verſammlet waren , deren jede den ihr ge: börenden Untheil durch die dazu verordneten Kommiſſa: rien

3. Abſchn. Einricht . u. Růſt. d. Kavallerie.

131

rien angewiefen erhielt, und ihn dann in ihrer Rams mer oder in ihrem Zelte unter ſich vertheilte. Sie ers hielten jedoch nicht ihren ganzen Sold baar , ſondern ein Theil ward zur Kleidung , ein anderer zu weiß baumwollenem Turbau : Zeuge , und endlich ein dritter zu Fleiſch , Butter , Gemüſe u. f. w. einkafſiret.

119 .

$.

Wir kommen nun zu der Türkiſchen Reuterei , die ebenfalls in vier Hauptabtheilungen zerfält: die Erſte beſteber aus der Capiculn ; bekannter unter dem Namen der Spabis , die im unmittelbaren Solde der Pforte ſtebet. Sie iſt þauptſächlich zur Leibwache des Großſultans beſtimmt,

und ihre Zahl belief fich

gu Anfange des Uchtzehnten Jahrhunderts auf 15248. Man unterſchied fie in ulufelns oder Alte Spabis und Chiau 8.

Fener gab es wieder zweierlei Gat: linten und den Rechten Flügel.

tungen : den Erſterer begriff das ganze Korps Kavallerie in lich , das ſchon zu Osmans “ des Stifters der Türkiſchen Dies waren damals Monarchie - Zeiten eriſtirte, die einzigen Truppen , die unter ſeinen Fahnen fochten . Um ſie für ihre Dienſte zai belohnen und um zugleich die Soldatenfinder unter zu bringen , organiſirte Mas komet der zweite ein neues Korps Reuterei, das er mit dem Namen des Rechten Flügels belegte

und dem er zur Unterſcheidung eine Rutbe Fahne gab , während der linke Flügel zum Zeichen feines Alters thums eine Gelbe Fahne fåfret. S.

I 20.

lezterer begriff wieder drei beſondere Arten in fich : die Bujuts oder Almoſenpfleger , weil es ihnen zu: tommt,

auf dem Marſche die Almoſen des Sultans den 32

V.

132

Zeitraum .

den Armen auszutheilen . an der Zabl ,

Die Jedilns ,

Sechzig

von den tåglich dreißig die Handpferde

des Großſuitans fübren und dann das Vorrecht ges Die ni :fſen , Turbans wie die Baſchen zu tragen. Dritte und leite endlich ſind die Gebegys ; dieſe füb: ren .die Robfchweife , welche im lager vor dem Kaiſers lichen Zelte aufgepflanzt werden.

$.

I 21 .

Der Rechte Flügel beſtehet blos aus gewohn:

. fichen Reutern , die weiter keine beſondere Beſtimmung þaben. Sie müſſen den Kaiſerlichen Schak bemachen und die Kaiſerlichen Gefälle in den Provinzen einfor: dern .

Der ganze Trupp wird wieder in zwei beſondere

Geſchwader getheilet , die allezeit den Oberfeldberrn begleiteten , es mochte nun der Sultan ſelbſt, oder der Vezier oder Serastier ſein , und nur ihm allein in das Treffen folgten . Jbre Befelskaber waren der Spas bilar : 2.gafn oder Selictar , vor dem auſſer der gelben Fahne noch ein Roßſchweif ber getragen wird, und der ſich allezeit zur Seite des Sultans befindet. Nach ihin kam der Ebi aja oder Generale lieutenant ; dann der Chiaja : Jerv , der das Innere des Korps und die Mannszucht über fich bat. Der vierte war der

.

Bas : Chiaus, der fünfte der Chiaus , der ſechſte der Kiation oder Schreiber und endlich der Sie: bente der Sialfa oder Quartiermeiſter. Die Befols dung des ganzen Korps belief fich auf 2070 Beutel (zu soo Piaſtern oder Löwenthalern ) und 12436 Uss pern jabrlich . $.

122.

Die Chiaufen , als die zweite Gattung der Spabis ſind eben ſowobl für den Hof als für den Strieg

. u. Rúſt. d. Kavallerie. 3. Abſchn. Einricht Krieg beſtimmt.

Sie bringen

133

mündlich oder ſchrifts

lich - die Befehle des Sultans oder jedes anderen Sie bes Dberbefehlshabers an ſeine Untergeordneten . n n gleiten die in wichtige Angelege beiten abgeſchidten Kouriere , vertreten auch wohl öfters felbſt die Stelle derſelben. Sie müſſen ſich beſtåndig an der Thüre des Großvoziers finden laſſen , dem ihr Oberbaupt : der Cbiaus : Basch immer zur Seite ſtebet .

$.

123 .

So wie die Türken in den erſten Zeiten die Grens zen iþrer Beſigungen erweiterten und ſich immer mehr und mehr Lånder unterwarfen , vertheilten ſie dieſe an die Befehlshaber der Truppen ,

die dabei die Vers 1 pflichtung überkamen , nach Masgabe ihres jabrlichen Einkommens eine gewiſſe Anzahl Soldaten zu unters 1

þalten .

So entſtano die zweite Hauptart der Türkis ſchen Reuterei , die Topracin , die nach Verſchie: denheit der Befehlshaber, von den ſie geſtellet ward, auch verſchiedene Benennungen erhielt. Die Beg's Terbegs , die gleichſam Unterfónige der Pforte find und ganze Königreiche beberrſchen , wie Natolien , Egyps ten u . f. w. von den ſich die Baſchen blos dadurch uns terſcheiden : daß fie über kleinere Provinzen gefezt ſind, båben unter dem Namen Usciur gewiſſe Einfünfte , von 7000 bis auf 12000 Thaler jährlich , die ſie ents weder aus den Ländern felbft ziehen , den ſie vorgeſezt ſind , oder aber unmittelbar aus dem Kaiſerlichen Schaß erbalten , welches leztere vorzüglich in den Grenzs provinzen der Fall war. Für jede Fünf Tauſend 29. : , balten , ohne die zu rechnen , welche die unter ihnen ſtebenden Bens und Lebnsleute ſtellten . Urſprångs" lich war zwar angenommen : daß feiner anders zu der Suurs I 3

134

V.

Zeitr a'u m.

Würde eines Barchas oder Beglerbegs ſteigen könne, wenn er nicht vorher die untergeordneten Stellen in derſelben Provinz bekleidet håtte ; allein , wie in der Folge die Hofintriguen die Oberhand bekamen , gieng man ganz 'von dieſer löblichen Sitte ab , und der Sula tan wablte ohne weitere Rückſicht unter ſeinen

Günſte

tingen , den er belohnen wollte , oder den ibm vielleicht der Großvezier dazu vorſchlug.

$.

124

Unter iþlien ſtunden die Ben's oder Sangiats, die von ihnen ſowohl in Abſicht der Verwaltung der Juſtiz. als der Militairfachen Befehle erhielten und zum Zeichen iører Würde Eine Reißerfeder auf dem Turban führten , während die Baſchen zwei derſelben hatten . Auch durfte der Bey nur Eineu Roßſchweif vor ſich ber tragen laſſen : denn zweie bezeichneten einen Barcha ; dreie einen Beglerbeg ; zier ; und Sieben den Sultan .

Fünfe den Großve: Die Einfünfte der

Bens wurden durch den Zehenten von den Låndereren zuſaminen gebracht, ind beliefen ſich von soo bis 6000 Thaler , init der Verbindlichkeit : ebenfalls auf jede Fünftauſend Uspern einen Mann zu ſtellen. Sie uns terſchieden ſich durch vier befondere Beinamen : Die Kugium et's find die , deren Würde erblich iſt , und nur dann auf den nächſten Verwandten fält, wenn der Ben ohne Söhne ſtirbt oder aber abgelegt wird , weil er nicht mit ins Feld geben will. Die Jurucks ſind die Oberhaupter Nomadiſcher Volkerſtåmme am Berge Hemus und in einigen andern Gebirgsgegenden Griechenlandes , die nur ſo lange an einem Orte weis Ten , als ihre Heerden daſelbſt Weide finden . Man rechnete igre Seelenjabt auf 2250 , in dreißig Horden ( Dggiaky ) vertbeilet , deren jede unter einem Jurud ſtand,

3. Abſchn. Einricht. u . Niüſt. d. Kavallerie . 135

ſtand , und in Kriegszeiten fünf Mann ins Feld ſtellen und unterhalten mußte. Muſellimlery find die Anführer der ſchon oben erwähnten Murellims ober Pionniere. Die Faja : Begler s endlich batten bloß Fußvolf unter ihrem Befehl, wie ſchon ihr Namen zeiget , der einen Soldaten zu Fuß ausdrückt.

S.

125 .

Die Zia metlers over 3 aims' gaben iøren Namen den unter ihnen ſtehenden Bezirken , ſo wie der Milif , welche fie unterpielten . Sie befamen iþre Stellen theils unmittelbar von der Pforte , theils auch von den Baſchen , auf deren Befehl ſie mit ihren Reu : tern ſich auf dem Sammelplake eiufindey mußten. Sie erhielten jährlich von dein Zebenten nicht unter Zwanzig Tauſend Aspern mit der Verbindlichkeit : auf jede Füuf Tauſend Asper eiuen Mann auszurüſten.

S.

126 .

Am kleinſten ſind die Bezirke der Timarlern oder Timarioten , die oft nicht mehr als Fünf Eau: !, fend Uspern jährliche Beſoldung erhalten , danu aber auch nur für igre Perfon alein unter dem Ben oder Sangiak ins Feld ziehen, unter deu fie gehören. Steigt ifr Gehalt über die eben bemerkte Summe, müſſen fie nach Beſchaffenbeit dieſes Ueberſchuſſes auch megrere mit einer lange , Sabel und Pfeilen bewehrte Reuter ins Feld ſtellen. Die Unterlaſſung dieſer Pflicht ziebet in Narolien der Verluſt der Einjábrigen Beſoldung , in den Europåiſchen Belitungen aber eine zweijährige Doch bleibt ibnen hier die Hoff Åbſegung nach lich. nung , die durch Abſterben der Beſiber erledigten Ti: mars zu erhalten . Obſchon die Söhne der Timarios tea ebenfaus Timars bekonimen , wird doch die Stärke ifres 4

136

V.

Zeitr a u m .

ihres Gehaltes nach ihren Dienſtjahren und ihrer im Kriege bewieſenen Bravour beſtimmt, ſo daß er nicht ſelten weniger betrågt , als der des Vaters ; ihn auch wohl überſteiget.

g.

zuweilen

127.

Auſſer der Topracin war noch eine andere Art Reuterei , die eben wie jene im beſonderen Solde der Pforte ſtand , eigentlich blos zu Deckung der Grenzen beſtimmt, wesbalb ſie auch den Nainen Serratculo Sie fübt ſich ſtets in den Waffen und wird führte. dadurch , fo wie durch die Erfahrung , welche ihr ihre beſtändigen Streifereien in die feindlichen Länder ges Sie währen , zu dem Sfern der Türkiſchen Savallerie. zerfällt wieder in drei Unterabtþeilungen , von den die Erſte aus Grenzbewohnern beſtehet, und zu Beſakung die zweite der wichtigſten Feſtungen beſtimmt iſt; macht ein fliegendes Korps leichter Reuter , deſſen Ob: liegenheit Streifereien in die benachbarten Provinzen find , daher ſie auch gewöhnlich in Palanken vertheilet wird *) ; die dritte bildet endlich fein ordentlich beſte: Hendes Korps , ſondern wird durch die Baſchen anges woróen und von ihnen , nur ſo lange der Krieg dauert, Es beſtand bisweilen aus dem Hausgeſinde bezahlet. der Baſchen ſelbſt , bisweilen auch aus freien Türfen Dieſe Reuterei iſt in Rompagnien ges und anderen . theilet , deren jede einen aga , einen Fahnen : Träger und einen Sergeanten hat. * ) Die Palanten waren und ſind noche , Dörfer mit einem doppelten Pfahlwert umgeben, das durch Queerholzer in einander verbunden , zuletten auch mit Erde ausgeſchůts tet und mit einem Graben umſchloffen tft. Sie diener in Ungarn und Siebenbürgen zu Grenzpoſten.

S.

3. Abſchn . Einricht. u . Rúſt. d . Kavallerie. 137 $.

128 .

Wir kommen jezt zu der irregulairen Kapallerie der Türken, die von zinsbaren Fürſten und Ländern geſtellt , felbſt in Kriegszeiten keinen Sold von der Pforte ers þålt, und obne Kriegszucht und Ordnung den friedlis chen Einwopuern fürchterlicher als dem Feinde Abbruch zu týún im Stande iſt. Sie beſtand im fünften Zeit: raume zuvorderſt aus den Krimmiſchen und Budgiackis ſchen Cartarn , deren Murſen oder Edelleute vers bunden waren , mit einer beſtimmten Unzabl igrer Lehnsieute unter Anführung des Khans im Felde zu erſcheinen. Dieſes Korps , das ſich nie über dreißig tauſend Mann belaufen hat , war in gewiſſe Kamerad: ſchaften oder Siaſans ( Keſſel) von fünf bis Sieben Perſonen vertheilet , nach deren Zahl dann immer auch die Stårke der Detaſchementer beſtimmt ward . Obſchon die Tartarn der Pforte völlig unterworfen waren und der Khan ganz unter den unmittelbaren Befehlen des Sultans ſtand , gab leztérer doch teinen Tribut , fons 6 ' dern erhielt, vielmehr in Kriegszeiten eine beſtimmte Summe auf ſoviel Leute , als die Pforte nöthig batte.

8.

129.

Nebſtden Tartarn mußten auch die Moldauer, die Wallachen, und die Siebenbürger eine Unzahl Soldaten für die Pforte ins Feld ſtellen.

Die Mots

dauer ſind bekanntlich ein aus Griechiſchen und Ka: tholiſchen Chriſten vermiſchtes Volt , und nicht allein mit Abgaben' in Geld und Lebensmitteln belegt , fons dern muß auch noch auf Koſten des Udels eir. Korps Reuterei ins Feld ſtellen und unterhalten.

Der Heers

führer dieſes Korps heißt der Hermann und wird von dem Fürſten ernannt.

IS

Genau

i

138

V.

Seitra u m .

Genau in demſelben Falle befinden ſich die Bewoh : ner der Wallachei,

nur führet der Oberbefehlshaber

iþrer Reuterei den Namen Spatara . In Siebenbürgen findet man faſt alle in Europa gangbare Sprachen und Religionen vereint , doch find die Deutſche und Ungariſche Sprache am gemeinften. Auſſer dem Tribut in Gelde mußte fich eine Anzahl Siebenbürger unter der Unführung ihres Krals (oder Königes) bei dem Türkiſchen Heere einfinden und das ſelbſt auf eigene Koſten dienen.

S.

130 .

Der Bewaffnung der Türkiſchen Truppen iſt ſchon vorber mit erwähnet worden ; ihre Kriegsübungen fchrånften ſich allgemein mehr auf den Gebrauch des Gewebres ein , als daß fie ſich mit überflüßigen blos zur Parade dienenden Handgriffen beſchåftiget gåtten. Die Urſache davon lag hauptſächlich darinnen , weil in Friedenszeiten die itebenden Türkiſchen Truppen : die Janizaren und Spabis kein Gewehr führten , und bei Aufzügen und Paraden ihre Ehrenbezeugungen blog in verſchiedenen Biegungen des Körpers beſtanden . So war es auch in Abſicht der Stellung und Bewegung der Truppen : die leztere geſchabe bei Aufzügen zu zwei oder vier Mann En Front. Bei allen übrigen Mårs fchen zogen die Truppen in regelloſen Haufen hinter ihren Fabnen þer nach dem Orte ihrer Beſtimmung , und rubeten aus , und brachen wieder auf, wann fie wollten .

Folgende

3. Abſchn. Einricht. u. Rúſt. d . Kavallerie. 139 Folgende Tafel giebt eine allgemeine Ueberſicht der Türk tiſchen Kriegsmacht in dieſem Zeitraume: Paſchas haben uns Zaims . Tima: alle zuſams ter ſich rjoten men ſtellen Soldaten Beglers 17868 7674 793 61 Von1 /Natolien Caramanien 67 6 2027 4799 Siras 8 8526 3229. 553 4204 Meras 1820 29 2531 777 Gialdir 94 14 2 Diarbeter 48 67 148 31 2597 Muſul 402 .3 Aleppo 104 8 2152 685 Sciam Scherif (od.Damascus 18 I 20 1264 3606 In Aſien Sciain Tarabos los ( oder Tris polt in Syrien ) 7 555 1767 75 Randia 5 17 15150 31067 Karas 5 367 132 11577 5157 12 Erzerum Van 916 163 21 2390 Ricca 3862 7 672 28 Sereſul an den Grenzen von Perſien 288 23 21 die Milt; ift blos zur Wache in Zemen Mecca beſtimmt. Babylon 20 1791 Basra 19 der Paſcha ( chickt jährlich 700 Beutel nach Konſtantinopel. 23 fRomelien 950 10842 25890 Buda od. Ofen 17 1269 In Europa Bosnien 8 772 Temeswar ( 7 567 In Afrita Kairo. 17 Sangiats. Der Paſcha giebt dem Sultan jährlich 600000 Sherifs und bezahlt die zur Befagung des Lan , des dienenden Niligen , der Ueberſchus sehsret ſein .

Zuſammen

126292 Hlers '

V.

140

Zeitra u m.

Hierzu Eartaren , Moldauer u. 40000 Endlich ſtehende Kavallerie ( Spahis ) 15284 60000 Regulaire Infanterie 231576 Ohne nods, die Grenzo Infanterie , Serrattuty , mit in Anſchlag zu bringen , deren Zahl unbeſtimmt iſt.

Pierter

45chnitt.

Fortſchritte , welche die Stellungss und Bewegungskunft der Truppen in dieſem Zeitraume machte.

$.

131 .

Jie ſo auffallende Vermehrung des Schießgewehres Die bei der Infanterie und die bald allgemeine Ver: drångung der Piquen durch daſſelbe während dieſes Zeitraumes mußte nothwendig rebr weſentlichen Ein: fluß auf die Stellung und Bewegung der Truppen ſo: wohl im Einzelnen als im Ganzen Kaben ,

So lange man ſich des Gliederfeuers bedien : te, konnten die Truppen noch füglich Sechs Mano tief geſtellet werden , obſchon es für die fünf Erſten Glies der immer beſchwerlich genug war , nieder zu fallen, und tief gebůckt, das lezte Glied über ſich weg feuern zu laſſen .

Eine Haupturſache , , warum man von der tiefen Stellungsart abgegangen war !

zehn Mann

Ulein , zu dem nach und nach gewöhnlich werdenden Feuer mit Pelotons oder ganzen Abteilungen war jene Stellungsart nicht mehr brauchbar, ſondern muß : te gegen die drei Mann Tiefe vertauſcht werden . Weit entfernt, daß dies ſogleich

und allgeinein geſchehen wåre,

4. Abſchn » Stellung und Bewegung.

141

wåre , begnügte man ſich die Glieder duplieren zu laſs ſen , wenn man das Pelotonfeuer machen wollte, ein Fall der nur auf dem Ererzier : Plake porkam; wih, aus einem bei den Franzoſen zuerſt rend man ganz anderen Grunde die Zahl der Glieder bei dem Fußvolke anfangs ' auf Fünfe und

dann auf Viere

Ja , der altere Puntegůr þatte ſchon im ſezte ). Jabr 1654 bei Erſtürmung der Linien vor Arras die Infanterie in zwei Glieder rangiret, um dem de feine Schwäche zu verbergen. S.

Feing

132.

Bei der ro auffallenden Verſchiedenheit der Stårte der Deutſchen und der Franzéfiſchen Bataillone fühlten die Generale der fezteren bald das Bedürfniß , eine groſſere Fronte zu baben , um dem feindlichen Glieders feuer ein ebenſo wirkſames Feuer entgegenzulegen . Weil man jedoch bei dein wirklichen Einbruch in den Feind ſowohl als um dem Angrif der Kapallerie zu wi: derſtehen , eine tiefere Stellung für unentbebrlich bielt ; auch überhaupt

bei

den

Deutſchen jene Urſache der

Franzoſen zu Verringerung der Tiefe Weg fiel, behiels ten jene noch lange die Stellungsart zu Sechs Mann tief bei , umd verliefſen dieſe nicht eher , bis ihnen Friedrich Will belins

Feldherr , Leopold von

Deſſau das erſte Beiſpiel dazu gab .

S.

133 .

Zu der immer höger getriebenen Geſchwindigkeit des Feuers war die Stellungsart in drei Oliedern vor: züglich deshalb die (dicklichſte , weil in der Chargi: rung bier nur Ein Glied niederfallen durfte. Dennoch ahmte 9 ) Quincy art de la guerre p . 95. quicres I. chap. 26 .

Memoires de Feu

142

V.

Beitr a um .

ahmte während dieſes Zeitraumes Feine einzige Macht den Preuffen darinnen nach. Die Franzoſen waren und blieben das Einzige Vorbild , auf das man faße; nur ſie bielt man für das militairiſche Ideal, Weil nun diere das man zu erreichen ſuchen müſſe. immer noch vier Mann tief ſtanden, wozu ſie auch zum Theit durch die långere Beibebaltung der Pique bewos gen wurden , folgte man iğnen félaviſch darinnen nach , obgleich bei allen Deutſchen Heeren die Piquen ſchon långſt abgeſchaft worden waren , und ſelbſt die Bajos nette des dritten Gliedes nicht einmal bis vor die Fronte reichen , folglich die Nußloſigkeit des vierten Gliedes dadurch völlig

evident wird ").

Von

dem

Wahne aber : daß Sechs Glieder nothwendig wåren ; um bei den Gliederfeuer Zeit genug zum laden zu þa: ben , den man zu Anfange dieſes Zeitraumes begte ), war man zurück gekominent ', feit die Einführung der papiernen Patronen und des Franzöſiſchen Schloſſes die Ladung um ein Beträchtliches abgekürzt hatte. Die Grenadiere wurden daber auch fchon bei allen Truppen in drei Glieder geſtellet,

während die Muss

Petiere immer noch vier und Seche Mann tief ſtanden "). 1r ) In der Schlacht bei St. Gotthard 1664 ſtanden die Katſerlichen in Seche Gliedern , von den die vier hinters ften Piqueniere , die beiden vorderſten aber Musketiere Gegen die Türfen fühlte man überhaupt zuerſt die Mothwendigkeit: die Leute auf der Stelle gleich wies der laden zu laſſen , weil die immer in vollem Jagen anprelende Türkiſche Reuterei Durch das bisher übliche Hins und Herlaufen bei der Chargirung leicht Gelegens beit bekam irgendwo einzubrechen und die Infanterie in Unordnung zu bringen . Memoir . de Montecuc, T. 3. liv . 3. cap . 4.

s) Montecuc . 1. c. liv. I. cap. 2 . ) Flemming Deutſcher Solbat S. 218 . $.

4. Abſchn.

Stellung

8.

und Beregung .

143

134 .

Die Entfernung der Glieder , im Stehen wie im Marſch war gewöhnlich Vier Schritt , die bei den Franzoſen , wenn die Bataillone aufmarſchieten , noch zu Ende dieſes Zeitraumes durch die Sergeanten mit dem Schafte der Helebarte abgemeſſen wurden .“) . Zur Chargierung ſchloſſen ſich dann die Glieder bis auf Einen Schritt , und öfneten ſich erſt wieder, wenn abmarſchiret werden ſollte. S.

6

135.

So lange die Piquén noch im Brauch waren , ward auch die alte Vertheilung beibehalten : daß die Piques niere in die Mitten , die Musketiere aber auf die Flüs gel der Infanterie: Regimenter oder Bataillone geſtellt Oder aber man ſekte ein paar Glieder Muss wurden . fetiere vor die Piquenire , um in der ganzen Fronte ein Als in der Folge gleich vertheiltes Feuer zu baben ). die Piquen abgeſchaft wurden , war man -zu ſebr an die vorige Eintheilung in drei Diviſionen ( Manches ) gewohnt, um ſogleich eine andere an ihre Stelle zu ſeßen . So entſtanden denn bald Neun bald zwolf Unterabtbeilungen des Bataillons , je nachdem man jede Diviſion in drei oder vier Pelotons zerſchnitt : ! Jenes war bei den Franzoſen , dieſes bei den Deutſchen am gewöhnlichſten , weil bei erſieren das Peloton det

zu Deckung der zugl hatt Fahnen beſtimmt war. Man e eich angenom : men , daß jedes Peloton wenigſtens dreißig Mann ſtark

Mitte

nicht feuerte ,

fein mußte

).

ſondern blos

Die Grenadier : Kompagnien wurden , nach

w ) Villeneuve. T. I. p. 134. v) Montecuc. l . s. lib. I. cap. 2.m; w ) Flemming & Deutſcher Soldat .226 . det 1. 6. Tom . I. p. 213.

Villeneuve

1

144

V. Zeitraum .

nach iþrer Einführung immer in zwei Zügen auf die beiden Flügel ifrer Batailone geſtellt ; bei den Frans zoſen hingegen deckten fie ganz den Rechten Flügel des Bataillons , auf dem linken aber ſtand ein , aus allen Kompagnien gezogenes Piquet von Funfzig Mann * ).

§.

136 .

Wenn im Laufe des dreißigjábrigen Krieges die Bataillone oft aus Mangel an leuten kaum ein Drita theil iører urſprünglichen Stårte haben konnten ; wa: ren ſie dafür beweglicher und zu den Manoeuvres ges 1 ſchickter , als jene ungebeueren Schlachthaufen von eis nigen Tauſend Mann , wie man ſie vorher und auch in der Folge noch bisweilen aus Schlendrian auf zu ſtellen pflegte **).

Dies war in der Folge eine

Haupturſache: die Stärke der Bataillone überhaupt 1 berab zu feken , denn ſie betrug zu Montefukulis Zeiten nur 15oo ; gegen Anfang des Achtzehnten Jahrhunderts aber allgemein nur 600 bis 800 Feuers gewehre.

Ein zweiter, nicht minder wichtiger Bewegs

grund war die Nothwendigkeit, mehrere Offiziere in die Fronte zu bringen und zu dein Ende mebr Abtbeis lungen zu machen , um die Gemeinen in Ordnung zu erhalten , daß ſie nicht vor dem ihnen aus der Ferne zugeſandten Tode zurück wichen . Schon der groſſe Guſtav Adolf hatte dieſe Nothwendigkeit erkannt und darauf hin gearbeitet ; ſie ward aber mit jedem Jabrzeßend fühlbarer , ſo wie das Geſchüß ſich vers mehrte und ſeine Wirkungen ſich vergröſſerten und wie ůber : x) Quincy Art de la guerre p. 95 . xx ) 1683 in der Muſterung bei Wien formirten das Stahs renbergiſche und Souchtfche Regiment ein Bas taillón von 30 Fahnen , die gegen 6000 Menn betrugen. Theatr. Europ. Bd. XII. S. 519 .

4. Abſchn. Stellung und Bewegung.

145

überhaupt bei der Wendung , welche die Art zu fechten in dieſem Zeitraumne nahm , minder perſönliche Kühn: beit als vielmehr duſſerſte Uneinpfindlichkeit und kalte Verachtung der Todesgefahr das höchſte Prinzip der Kriegskunſt ward . Es kam feit Abſchaffung des Hands gewebres und ſeit dem immer geſchwinder werdenden Infanteriefeuer nicht mebr darauf an : den Feind durch einen eben ſo lebhaft begonnenen als muthig ausges führten Angriff mit Pique und Seitengewehr nach eis nem wütbenden Handgemenge zu werfen oder - wie es gewöhnlich geſchabe -- beinahe ganz aufzureiben ; als vielmehr ſeine Einbildungskraft ins Spiel zu brin : gen und durch pſychologiſche Wirkungen ihn vom Schlachtfelde zu drången . Dazu noch das Widerſtres 1 ben , womit ein groſſer Theil der jezzigen Krieger ein Handwerk trieb , zu dem ihn nicht wie ebedein eigene 3Neigung, ein Raſtloſer Geiſt oder Hoffnung zu neuer Beute , ſondern nur ſeine Unterthanenspflicht, Uebers redung im Augenblicke des Rauſches , oder andere, noch ſchlimmere Werberkünfte brachten.

$.

137 .

2 Die Neuterei ward anfangs allgeinein drei Mann

tief geſtellt , und famen bei den iso Mann * ſtarten Kaiſerlichen Schwadronen Funfzig Mann in ein Glied . Die Intervallen der Schwadronen waren achtzehn Schritt groß "). Bei den Franzoſen beſtand zu An: fange dieſes Zeitraumes die Schwadron aus vier Koms pagnien , oder 140 Mann , mit 16 Offizieren uild zwei Fabnen ; ſie formirte drei Glieder , und die Intervals len

der Schwadronen

waren

y) Montecuc, liv . I. cap. 2. Soyer's Heuere Kriegsk. II. Tb .

funfzig

bis ſechzig Schritt

1 1

146

V. 3 eitra u m.

Schritt '), folglich der ganzen Eskadron Fronté gleich . Um jedoch ihrer Fronte mebr Ausdehnung zu geben , ſtellten die Franzoſen zuerſt ihre Reuterei in zwei Glies der ; die Deutſchen und anderen Truppen folgten ihnen darinnen nach , wie z. B. die Schweden 1705 im Treffen bei Warſchau , weil ſie der zahlreichen Sächli rchen und Pohlniſchen Reuterei nicht mehr als drei Res gimenter entgegen reken konnten . Defcerer behielten ſie jedoch die drei Mann tiefe Stellung bei , die auch der Feldmarſchal Kbevenbüller gegen die Türfen emps Dieſe Formirung ward endlich dergeſtalt daß das dritte Glied ſich beim Angriff theilte , um dem Feinde in die Flanken zu faŲen , oder ihn zu verfolgen , wenn er geworfen war. fiehlt * ).

inodifiziret :

S.

138 .

Weil man nach Abſchaffung der tiefen Stellung bei der Infanterie drei Glieder für unzureichend bielt, in den Feind einzubrechen , oder aber dem Angriff der feindlichen Reuterei zu widerſtehen ; lies man in beiden Dieſe Fällen aus Drei Gliedern Sechſe formiren . Duplirungen nebſt den Wendungen machten daher die Hauptbewegungen der Truppen aus. Um gewobnlich: ften marſchicte man vorwärts ab , nach Beſchaffenbeit des Terrains bald mit gröſſeren bald mit kleineren Åbs theilungen ;

doch fieng mau auch nach und nach an ,

fich der Flankenmårſche, ſowohl durch Rechts: oder link s um als mit Zügen zu bedienen.--. Bei dem Schweuken ſchloſſen ſich die Glieder an , und öfneten fich 2 ) Feldzüge des Marſhals v . Luremburg I. Quincy p. 90.

a) F. 0. Sheven zu Fuß. S. 8.

S. 42 .

allers Exerzitium zu Pferde und

hn

4. Abſc

lung

. Stel

gung .

und Bewe

147

nd hes r Der Aufs fich dann währe des Marſc wiede . h c ſ e h b r c a der urch marſ geſch wie dfeern Abma entwe d i e w h Halt ! und Einſkcen der Züge ; oder durch ſuncs nge hwen es der aber durch die Wendu ceſſiv Einſc . n ; o e o t l tte k i l n h n i Ebe das hBata in Züge ſchwe , marſc es nlic tt erade us gewöh rechs Schri g a , damit die Glies n e ſen m e a t i h k h l r i c de Ze be , fi zu g ſch ſ ; ro ward auct n u men n e r r r r e e n e e g f g t i m t m im in nekitn En hin de Ali ſch nn urch en rontenmar ſchwe einge , und alsda d d F ückt es in lezter einger b).

$.

139 . n

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k und Brüc

eine Kolonne zu formiren , brach das Bataillon ents weder mit Zügen aus der Mitten ab ; oder es ſtieß durch links : und Rechtsumn in der Mitten zuſammen , Bei dem Aufmarſch zogen ſich in dem erſteren Falle die Züge durch die Wendung wieder geraus ; im anderen hingegen ſchwenkte jeder Flügel fich zugleich ins Alis gnement "). S.

140.

Beſondere Evolutionen waren das Quarree ; das Front machen nach beiden Seiten ; die Tecrainiſchmens tung , und das Kreuk , eine allgemein für unbrauchs bar erkannte Bewegung, die man aber dennoch die Ins fanterie machen lies, " um fie im Schwenken zu üben ." Hier ward nemilich das Bataillon in vier Diviſionen getbeilet , von den ſich die beiden åuſſerſten vor und hinter die Mitte in die Flanke regten und zugleich vors und b) Villeneuve Cours de la Scienc, milit. T. I. Chap. 4. ' s) ib. p. 197. feq.

148

V.

Zeitraum.

und rückwärts Front machten.

Von Forinirung einer

geſchloſſenen Kolonne, vom Deployren und vom i'chnet: len Uufinarſch am Feinde hatte man damals noch keine Idee.

$.

141 .

Mit der flachen Stellung (Ordre mince ) war auch das boble Quarree aufgefominen , das durch die vers mehrte Geſchwindigkeit des Feuers und durch die lang: ſamfeit der Reuterei in dieſem Zeitraume ein beſonderes Unſehen erlangte. Immer finden ſich Beiſpiele : daß die Jufanterie gegen eine überlegene Reuterei ein Quars ree formirte, und nie oder doch nur äuſſerſt ſelten ward lezteres durchbrochen . Nach der Schlacht bei Ramils lies ( 1705 ) war das Regiment Glfaß von der Kas vallerie der Uuiirten umringt , und rezte ſeinen Marſch , in ein Duurrée formiret, ohngeachtet aller wiederholten Angriffe bis Tirlemont fort, das drei Stunden vom Schlachtfelde entlegen iſt " ).

So formirte nach dem Treffen bei Kaliſch ( 1706 ) die geſchlagene Schwedis ſche Infanterie ebenfalls ein Duarree, wies alle Angriffe

V des Fei ndes zurück , und nöthigte ihn dadurch , ſie auf Kapitulation anzunehmen e). Das von den Sachſen

in der unglücklichen Schlacht bei Frauenſtadt formirte Quarree aber ward von der Schwediſchen Reuterei durchbrochen , weil fie ſich nicht mit Feuern aufhielt, ſondern raſch mit dem Degen in der Fauft angriff) . Es gab zwei verſchiedene Arten , das Duarree zu formiren : die erſte beſtand darinnen , daß man das Bataillon in fünf Diviſionen theilte , von den jedoch i die d) Turpin Comment. ſur Montecuc. Tom . I. p. 194. e ) Adlerfeld hift. milit . de Charl. XII. T. 3. p . 78. f) Adlerfeld I. c. Tom. 2. p. 544.

i

4. Abſchn. Stellung und Bewegung.

149

die beiden äuſſerſten nur Qalb ſo ſtart als die drei mitt : leren waren . Nur blieb die Mitte ſtehen, alles übrige aber machte Rechis : und links umkehrt, und ſchwenkte binterwärts zuſammen , daß die beiden balben Abtheis lungen worauf te 8 ) . machte

an einander ſtieſſen und das Duarree ſchloſſen , alles durch Umkehrt ! Front auswärts machs Bei der zweiten Formicung des Quarrees der Rechte Flügel links um ! der linke abec

Rechts um ; die Diviſionen brachen hierauf Rechts und Links . mit dem Flaufenmarſch dichte an den Flügeln der ſtehenden Diviſion heraus , ro daß fie einander parallel blieben , bis ſie die gehörige Höhe hatten . Hier ſchloß ſich das Quarree und alles machte auss wärts Front h ). Dieſe Art batte jedoch den Nachs theil, daß durch ſie das dritte Glied zum Erſten ward ; dem feſtgeſezten taftiſchen Grundſak entgegen : nie die Glieder und die Flügel der Abebeilungen vor dem Feins de zu verwechſeln.

S.

142 .

Das Terrain ſchwenken , wo beide Flügel ei: nes Bataillons ſich um den Mittelpunkt , als um eine Are dreben, und eine gegen die vorhergehende ſenkrechte Stellung annehmen , iſt eine Erfindung der Franzoſen ; es finden ſich jedoch keine Spuhren : daß dieſes höchſt fchwierige Manouvre im Ernſt wirklich angewendet Wie wäre auch eine ſolche Schwenkung in worden . der Nähe des Feindes ausführbar geweſen , wenn ſie auch das Terrain erlaubt fåtte ,

zu einer Zeit :

wo

überhaupt die Bewegungskunſt der Truppen gleichſam noch in ihrer Kindheit lag. g) Villeneuve. T. I. p. 201 . b) Khevenheder $ Ererzitium S. 118. 1 Si 3

$.

wi

ISO

V.

Zeitraum .

S.

143 .

Die Bewegungen der Reuterei ſchränkten ſich bei ben meiſten Urmeen, wie die der Infanterie auf Deffnen und Schlieſſen der Glieder und Reifen , auf die Duis plirungen und auf einige wenige Schwenkungen mir Ganzen , Halben und Viertheils : Eskadronen und mit Vieren ein . Alle dieſe Bewegungen geſcha: ben - beſonders bei der Kaiſerlichen Kavalerie - nur langſam im Schritt oder Trabe ; das was man gegen : wärtig unter dem Cbot verſtehet , ein raſcher Ungriff im vollen Jagen, gehörte unter die unmöglich geglaubs ten Dinge , und Montefufuli befahl ſeiner ſchwes ren Reuterei im Treffen bei St. Gotthard : fich nie von der Infanterie zu trennen , ſondern mit dieſer gleis chen Schrittes auf die Türfen los zu geben . Nur die ( eid te Reuterei follte durch die Intervallen den fliehens den Feind verfolgen , fo bald er ſich aber ihr entgegen fekte , wieder zurück gehen ). Faſt dreißig Jahre ſpåter gab Ludwig

von Baaden einen ånlichen Befehl: die Kavallerie nie ſchneller anrücken zu laſſen , als das die Infanterie bequem mit ihr zugleich vorrücken könnek ). Bei den Franzoſen geſchaben die Bewer gungen der Kavallerie etwas ſchneller , am ſchnellſten aber bei den Schweden unter Karl dem Zwölften. Durch die Beſchaffenbeit des Kriegs : Tbeaters wie durch die Verfaſſung ſeiner Feinde bewogen : ſeine groß te Stårke in der Reuterei zu haben ; ſparte dieſer Monarch keine Mübe , fie zu üben und auf einen mög. lichſt guten Fuß zu ſehen . Er verfertigte zu dem Ende im Winter des Jahres 1705 ein neues Ererzier: Regs lement für die Kavallerie , worinnen vorzüglich die Evos i ) Montecuc. lib. 3. cap. 4. k ) De Ligne Memoir. ſur les Campag. du Pe, Louis de Baaden 1795. 8. Tom . I. p.48 .

4. Abſchn. Stellung und Bewegung.

151

Evolutionen beſſer bearbeitet waren , als vorher ; eben dadurch erhielt es auch den Beifall aller ålteren Genes rale '). Daß rein Beſtreben nicht vergebens war, beweiſt der faſt immer glickliche Erfolg ſeiner Kavallerie : Ses fechte ; wie raſch ſich aber die Schwediſche Neuterei bes wegen mußte , tåßt fich leicht daraus beurtheilen : daß der König 1707 bei der Revue eines Kavallerie : Regis mentes zwei Pferde tod ritt * ).

.

544.

Weil die Rotten der Fiavallerie während

dieſes

Zeitraumes gewöhnlich nicht ganz geſchloſſen ſtanden ; konnten auch die Franzofen ohne weitere Vorbereitung auf: und abfißen . Allein , immer war ein Gedrange dabei unvermeidlich , das dieſe Bewegung ſebr verzos. gecte und leicht Unordnung verurſachte. Die Spanier und Deutſchen führten deswegen das Aufs und Abfiten nach der jezt üblicheu Weiſe ein , fo daß immer der zweite Mann um eine Pferdes Långe beraus rückt , ſo bald aber aufgeſeſſen iſt , ſich alles wieder zuſammen ſchließt. $.

145 .

Bei der Aufſtellung ganzer Heere in Schlachtords núng befolgte mau zwar im allgemeinen die Regel: die Reuterei auf die Flügel und das Fußvolk in die Mitte zu feßen ; doch fing man an, die Schlachtordnung weße deun Terrain anzupaſſen , wodurch ſebr bäufige Zus: nahmen von jener Regel vorfielen . So finden ſich wåbrend dieſes Zeitraumes öftere Beiſpiele: daß die Kavallerie und Infanterie untermiſcht Banden , oder daß i

1 ) Hift , milit. de Charles XII. P. II. p. 449. ma) ib . III . p . 156 . & 4

152

V.

Zeitra um .

daß wenigſtens jene bald ſtårfere bald ſchwächere Inis Turenne bes fanterie: Pelotons zwiſchen ſich hatte. folgte gewöhnlich die erſtere Stellungsart , und fekte ſeine Schlachtordnung aus mit einander abwechſelnden Eben dies Batailonen und Schwadronen zuſammen . that der Prinz von Waldeck in der Schlacht bei Flenrůs , und 1707 der Lord Galloway im Treffen bei Almanza " ), Uuf die nemliche Weiſe waren auch die Schweden 1703 bei Saladin ) und 1706 bei Ju dem Treffen bei Liesna aber ſtellte der General lowen þaupt die Schwediſche Reuterei in Zwei linien , und die Infanterie dergeſtalt Kaliſch geordnet P).

darbinter , daß ſie wåhrend des Treffens in die Inters Auch vallen der Schwadronen einrücken konnte 9 ). bei Frauenſtadt hatte der Schwediſche General Reina fchild auf jedem Flügel zwei Bataillone unter die Renterei geſtellet; vierzehn Schwadronen aber mit groſſen Intervallen als zweites Treffen pinter die Ina fanterie geordnet 99).

$.

146.

Eben 'ro gewöhnlich war es , nach dem Beiſpiele Guſtav Adolfs blos Infanterie: Pelotons zwifchen die Abtheilungen der Kavallerie zu ſtellen . Schwedens kriegeriſcher König , Karl Guſtay that es allezeit, und Montefufuli empfiehlt es als einen Haupts grundſatz der Stellungskunft ') , den er auch ſelbſt in der n ) Memoires de St. Hilaire T. 4 . 0 ) Hift, milit. de Charl. XII. T. I. p . 370 . p) ib. T. 3. p. 78. q ) ib. T. 3. p . 336 . 99 ) ib. T. 2. p . 543 . p ) Memoir, de Montecuc. lib. I. cap . 2 .

4. Abſchn. Stellung und Bewegung .

153

der berüşmten Schlacht bei St. Gotthard befolgte '). Gegen einen Feind ,

der das Feuer ſcheuete ,

wie die

Türken und Ruſſen , war dieſe Stellung ohnſtreitig febr vortheilhaft, und am geſchickteſten , die wüthens den Unfälle der feindlichen Reuterei zurück zu ſchlagen , weil die eigne Kavallerie ſich hier in Nichts einlaſſen durfte, ſondern blos mit der Infanterie zugleich Schritt vor Schritt anrückte.

So balo hingegen auch ſie thås

tig rein , und mit einein lebbaften Chok auf den Feind los gehen ſollte; waren die zwiſchen ihr ſtehenden Musketier : Pelotons offenbar unnük , und eine leichte.

*)

Beute des Feindes , wenn es ihm gelang : die Kavalle: rie zurück zu werfen , follten .

der ſie zur Unterſtübung dienen

Mehrere Feldherren fiengen daßer an , dieſe Stel : lungsart zu verlaſſen , und anſtatt ihrer eine andere zu wählen ,

bei der jede Gattung. Truppen gehörig

wirkſam ſein und ihre Beſtimmung erfüllen konnte. So unterſtükte zwar ( uremburg in der Schlacht bei Fleurús 1690 ſeine auf den Flügeln ſtebende Reus terei durch Infanterie: Bataillone; allein , dieſe waren nicht einzeln vertheilt , ſondern ſtanden beiſammen und batten Geſchüß vor fich , folglich war ihre Eriſtenz bei der defenſiven Stellung des Prinzen von Wals dec ganz unabhångig von den Bewegungen der Kavallerie ').

Bei Steinkirchen waren beide Feldherren zu feber von dem åuſſerſt foupirten Terrain beſchränkt und es lag dem Prinzen von Oranien daran : blos ſeine In: 1 fanterie zum Gefecht zu bringen , weil ſie geübter und durch s ) ib . lib. 3. cap. 4. t) Feldzüge des Marſch. 8. Luxemburg I. S. 41. folg.

1

ī

154

V.

Zeitra u m .

durch ihr lebhafteres Feuer der Franzöſiſchen überlegen war . Er lies daher reine Kavallerie hinten ſtehen , und rückte mit ſeiner ganzen Infanterie gegen den rechs ten Flügel der Franzoſen an, wodurch er den Marſchall von ( uremburg nöthigte, hier ebenfalls reine ganze Infanterie in fünf Treffen hinter einander aufmars Gerade dies , verbunden mit der ſchieren zu laſſen. küfnen Unerſchrockenheit des Franzöſiſchen Fußvolks, das mit gezogenem Degen auf den Feind los gieng, weil es noch Peine Flinten mit Bajonets führte, verſchaffte ihm den Sieg , ohngeachter die Franzoſen durd das Feuer der Alliirten zwiſchen 6000 und 7000 Todte und Verwundete bekamen

$. 1

).

147

Wenn die Franzoſen , die es nur immer init einem regulairen Feinde zu thun hatten , gewöhnlich ihre lis. -- tant plein que vụide - aufſtells nien balb voll's ten , daß die Intervallen ihrer Bataillone und Eska: drone der Fronte ſelbſt gleich waren ; beobachteten die Kaiferlichen gegen die Türfen , und die Schweden ges gen die Ruſſen ein entgegen geſezies Verfahren , weil fie den raſchen Angriff der feindlichen leichten Reuterei fürchten mußten , die durch die groſſen Intervallen Ges legenheit bekommen þåtte , der Infanterie in die Flanfe und in der Rüden zu falten. Montefufuli fejt deswegen die Intervallen der Infanterie: und Kavalleries 26tbeilungen allgemein

auf Sechs Schritt

);

und

der General Lowenhaupt ordnete 1705 im Treffen bei Gemauerthof ſeine Erſte linie voll und nur die Ziveite mit Juiervallen . Das Geſchüß füllte auf beis den Flügeln den Raum zwiſchen der Reuterei und dein Fuß: u ) Feldzüge des Marſch. v, Luxemburg. 3. S. 58. folg. v Lib. I. Cap. 2.

4. Abſchn. Stellung und Bewegung .

155

Fußvolle aus ; zwiſchen beide Treffen aber waren einis die dann in die Lücken einrück:

ge Bataillone geſtellt ,

ten , als die Linie fich bei dem fteten Avançiren mekr ausdehnte w).

S.

J48 .

Es iſt ſchon oben ( I. Bd . S. 474. ) geſagt wors den : daß man feit dem Dreißigjährigen Kriege das Geſchüß nicht mehr einzeln vor der Fronte des Treffens vertheilte , ſondern in Batterien zuſammen 30g , um és an die ſchicklichſten Orte zu ſtellen , wo man glaubs te, daß ſeine Wirkung am entſcheidendſten ſein würde . Bei Fleurus waren auf dem ( inken Flügel der Frans zöſiſchen Urmee dreißig Kanonen in drei Batterien aufs gefahren ; dreißig andere Kanonen beſchoſſen die hinter dem Dorfe Waugelin ſtehende Kavalerie der Alliirten ; und auf dem Rechten Flügel ſtand eine Batterie von fünf Kanonen , durch drei Bataillone unterſtükt , in der Mitte der Savallerie *). Ludwig von Baaden hatte 1691 bei Peterwardein achtzig Kanonen auf einer Unbobe auffahren laſſen , um die Türkiſche Reuterei damit zu beſchieſſen , und ſelbſt die Regimentsſtücken der Schweden – denn Karl der Zwölfte führte auf ſeinen Erpeditionen , die mehr das Anſehen eines Streifzuges hatren , kein anderes Geſchüß bei ſich waren in der Schlacht bei Narva auf beide Flügel in Montefufuli bil: Batterien zuſammen geſtellt * ). ligt dies nicht, ſondern råth vielmehr ?) : das Geſchük einzeln zu vertheilen , um es nicht bei einer Niederlage gånzlich zu verliehren , wie die Kaiſerlichen bei Witts ſtock

w ) Hift. milit. de Charl. XII. 2. S. 425. und 428 . x) Feldg . des Marſch . 2. Luxemburg I. S. 44, y ) Hift. milit. de Charl. XII . I. p. 96, 0 2) Lib. I. Cap. 2.

156

1

um

V.

Zeitra

.

Alle in dieſem Zeitraume gelies ſtock und Jankowiß. ferte Treffen aber beweiſen : daß ſeine Meinung keinen Die Heerfübrer befolgten vielmeør Eingang fand. immer die beſſere Marime: durch Vereinigung mehres rer Geſchüße auf einem Punkte eine gröſſere Wirkung bervor zu bringen .

$.

149 .

Es wurde in dieſer Abſicht auch gewöhnlich eine beträchtliche Menge Geſchüße ins Treffen geführet , Damit ſie nun den und vor der Fronte aufgeſtellet. Truppen ben ihren Bewegungen folgen konnten , wur: den fie abgeprokt vermittelft des Schlepptaues durch Menſchen beweget . Man findet ſogar , daß 1683 bei dem Entſaß von Wien die Chriſtlichen Truppen mic ihren Regimentsſtücken im Avançiren feuerten . Bei Frauenſtadt ſtanden vor der Fronte des Sächſiſchen Korps 31 Kanonen und 44 Köbornſche Mörſer *). Die Zahl von mehr als zwei hundert Kanonen , womit die Türken 1691 ihr verſchanztes lager bei Semlin beſezt hatten ) , ſcheint zwar ungeheuer ; allein , fie bóret auf es zu ſein , wenn man erwåget : daß ſie ihr ganzes Belagerungsgeſchüß im Felde mit ſich führten , weil die weite Entfernung das Nachbringen deſſelben nicht verſtattet. Der bekannte Marcheſe von Santa Cruz råth : das ſchwere Geſchůt ſelbſt auf dem Mars ſche zwiſchen die Infanterie : Brigaden zu vertheilen, ſo daß vor jeder derſelben immer die zugeborende Ges ſchüß: Abtheilung ber fübre ). Jedes Geſchüß roll zugleich 20 Kugelſchuß, is Trauben: und 15 Beutel: tartetſchen mit Bleikugeln bei ſich haben.

Dbſchon . nun

a) Hiſt. milit, de Charl . XII. Tom. 2. p. 541, b ) De Ligne Memoir, du Pr. Louis de Baade I. p. 89. ) Reflex. milit. T. 3. Des Marches cap. 5.

4. Abſchn .- Stellung und Bewegung.

157

nun fein Vorſchlag erſt in der Mitte des Echtześn : ten Fahrhunderts von Friedrich dem Zweis ten befolget ward , während jenes Zeitraumes binges gen das Geſchüß mit dem Gepäck allezeit in einer beſons deren Rolonne marſchitte, und ſo auch im lager ſeinen abgeſonderten Plas batte ; gebühret ihm doch das Verdienſt der erſten Idee einer Einrichtung : bei der man nicht mehr in die Verlegenheit kommen kann, ſich ohne Geſchüß mit dem Feinde ſchlagen zu müſſen, wenn man von ihm während des Marſdes oder unerwartet im lager angegriffen wird. Ein auffallendes Beiſpiel davon iſt das Treffen bei Steinkirchen , wo der Fran : zöſiſche Rechte Flügel ſchon längſt von den Alliirten ka: noniret ward , ebe das Geſchüß, das hinter der Mitte des {agers aufgefahren ſtand , in dem febr koupirten Terrain berbei gebracht werden konnte d ). Dies erleich: terte das Unrücken der liirten ungemein , I

und die

Franzoſen wåren unfehlbar geſchlagen worden , båtten jene ſich nicht ſo lange mit Feuern aufgehalten , ſondern wären ſie gleich auf die noch nicht formirten Franzöſi: ſchen Brigaden los gegangen .

$.

ISO.

Man ſcheint übrigens den Vortheil ſehr gut gez tannt zu baben , den das Geſchüß bei dem Angriff wie bei der Vertheidigung im freien Felde gewährte. Selbſt Korps ,

!

die blos aus

Kavallerie beſtanden ,

füprten zuweilen Kanonen mit ſich , wie die $ 600 Pferde, mit den Kurfürſt Friedrich Will beim von Brandenburg im Jahr 1675 den Schweden ents gegen gieng , bei den ſich zwölf Kanonen befanden ). Auch der Prinz tudwig von Baaden nabm vier fleine d ) Feldz.degi . 3 e) Memoires de Brandenbourg p. 123 .

1

158

V.

Zeitra'u m.

kleine Feldſtücken mit, als er 1688 mit 3000 Pferden die Eurfen bei Tirmeniß angriff ' ). Ob ſich nun gleich keine Spubren finden , daß dieſe Kanonen ſtårler als gewöhnlich beſpannt, oder daß die Artilleriften beritten waren ; iſt es doch böchit wahrſcheinlich : daß die leztes ren zu Pferde oder z11 Wagen fortgeſchafft wurden . Sie båtten auſſerdein der Kavallerie nicht folgen tóns

nen , und eben um keine Zeit zu verliebren , ſondern deſto ſchneller an den beſtimmten Ort zu kommen, wat in beiden Fällen die Infanterie zurück gelaſſen worden. Man hatte auch ſchon mehrere male ſelbſt die Infans terie beritten gemacht, wenn es auf ein ſehr geſchwins 1703 rezte Karl des Unternehmen abgeſeben war. der Zwolfte ein Infanterie: Regiment zu Pferde, um Elbingen zu überfallen ; und 1705 im Treffen bei Gemauerthof brachte die Ruſſiſche Reuterci ibre In: Dies be: fanterie auf den Pferden binter ſich mit 5). weißt denn : daß wenn es auch damals keine eigentlich berittene oder Kavallerie: Artillerie gab ; man dennoch mit ihrer Anwendung , ſo wie mit den Vortheilen , die fie gew& bret , keinesweges unbekannt war. 1 S.

151. -

Selbſt bei den Türken findet ſich in dem Treffen Sie batter bei Patazin 1690 eine ånliche Idee. leichte dreipfündige Kanonen , deren zweie immer von einein Kaineele getragen wurden , ſo daß auf jeder 1 Seite deſſelben . Eine in einer eiſernen Gabel hieng.

Bei jedem Kameele aber befand ſich ein Artilleriſt zu Pferde zur Bedienung der beiden Kanonen . Sie ſaben jedoch das unthunliche dieſer Erfindung ein , und ſchick: fens Des Tref zurüc . f) De Ligne Memoir, ſur le Pr. Louis de Baade L. p.41. %) Hift. Milit de Charl. XII. T. 2. p. 55. und 427 .

4. Abſchn. Stellung und

Bewegung.

159

Nur eins davon fiel den Kaiſerlichen in die zurück, Hånde , weil es den übrigen nicht hatte folgen können und ihm deshalb von den Türfen die Knieſehnen waren entzwei gebauen worden.

S.

1 :

152 .

Auſſer dem Geſchüß ward in dieſem Zeitraume nach Abſchaffung der Piquen die Fronte der Infante: rie ſehr häufig durch vorgelezte Spaniſche Reuter ges deckt , deren Federn von den Soldaten getragen , die zugebörigen Balken aber auf beſonderen Wagen den Bataillonen nachgefahren wurden . Sie ſcheinen ib: ren Urſprung den zu Anfang des dreißigjährigen Kries ges bei den Schweden gewöhnlichen Schweinsfedern zu verdanken , von den Kaiſerlichen aber - die in den Kriegen gegen die Türken zuerſt die Piquen völlig weg: warfen - eingeführet worden zu ſein , um ſich gegen die wütfenden Anfälle der Türkiſchen Kavallerie zu decken . Im Jahr 1687 rückte der Herzog von lotbringen , durch ſolche Spaniſche Reuter gedeckt, die jeder von zwei Soldaten vor der Fronte der Regis menter fer getragen wurden , gegen das Lager des Suleiman Barcha bei Effect an. Hinter den Spaniſchen Reutern ſtanden die Kanonen ; hinter dies

1

ſen aber die Infanterie, in ein groſſes Quarree forini: ret 5). Die Kaiſerlichen behielten dieſen Gebrauch nicht allein bei ; fondern er gieng auch zu ſchen Truppen über , die mit ihnen gefochten þatten ; und als Peter Heer nach Deutſcher Art organiſirte,

den übrigen Deut gegen die Türken

der Groſſe fein führte er die Spa : niſchen Reuter ebenfalls mit bei demſelben ein . Sie wurden nun oft angewendet , wo ſie gar nicht anwend : bar waren ;

gegen regulaire Truppen ,

die ſie nicht

ju : h ) Marſigli Ecat milit, de l'Emp, Ottoman , Ehli 2. $ .87

160

V.

Zeitraum .

zurück bielten , während die Winter ihnen ſtehenden Bataillone durch ſie in ihren Bewegungen gebindert und eben deshalb deſto gewiſſer geſchlagen

wurden ,

Beiſpiele davon finden ſich unter andern in den Schlach : ten bei Staffarde ') und Steinkirchen k) ,

dem Tref:

fen bei Eliſſow ') , bei Saladin 1703 m) , und bei Frauenſtadt 1706 ") , wo die durch die Spaniſchen Reuter gebinderten Bewegungen die Haupturſache zum Verluſt des Treffens waren .

S.

153 .

Unter allen Truppen jener Zeit hatten die Schwe: den es ohnſtreitig in der Manduvrirkunſt am weiteſten gebracht, welches auch bei der ſteten Uebung in den faſt ununterbrochnen Kriegen mit den Ruſſen , Pohlen und Brandenburgern , vorzüglich aber bei der aufſeror: dentlichen Sorgfalt ,

die Karl der Zwölfte auf

ihre Bildung verwandte, nicht zu verwundern war "). Nur durch diere Geſchicklichkeit waren ſie in dem polls niſchen und ruſſiſchen Kriege im Stande , die immer weit ſtårkeren Feinde zu ſchlagen ,

obſchon ihnen dieſe an

i ) Hiſt, milit. du Pr. Eugene pr. Dumont Tom . I. p. 23. k ) Feldz. 0. Marſch . v . Luxemburg III S. 61 . 1 ) Hift . milit. de Charl . XII. T I. p . 269 . m) ib. T. I. p . 370 Nordberg hift. de Charl. XII . P. 290 und 311 .

n ) ib. Tom. 2. p. 541. Noch in der Schlacht bei Kefſelf dorf 1745 hatte die Sådfiſche Infanterie dergleichen Spaniſche Reuter , deren Federn die Infanteriſten nebſt ihrem Gewehr tragen mußten. Im Jahr 1708 beſchäftigte ſich Karl XII . während reis . nes Aufenthaltes zu Radostiowice damit ein neues Erers ziren bei den Truppen einzuführen ; dann reiſte er von . einem Regimente zum andern, um ſie ſelbſt zu unterrichs ten und unter ſeinen Augen üben zu laſſen . Hift, Milit. 3. 277

4. Abſchn. Stellung und Bewegung .

161

1 an Bravour ſehr oft nicht nachftanden .

Im Treffen

bei Eliſſow f.B. ſezte ſich der General Welling mit nicht mehr als vier Schwadronen der ganzen Sächſis fchen Kavallerie entgegen ; eine fünfte Schwadron aber ſchwenkte ſich während des Ungriffes jener in die Flans que , und ſie ward geworfen P ). Einen noch gröſſeren Beweis ibrer Ordnung und ibrer ihnen damals nur allein eigenen Leichtigkeit : jede Bewegung auszuführen, gaben die Schweden 1705 bei Geinauerthof. Hier war das Erſte Treffen durch die wiederholten unordentlichen Angriffe der Ruſſen aus einander gekommen ; deshalb lies der General Lowenbaupt den linken Flügel unter ſtetem Feuern aufmarſchiren und Eine Linie fors miren , während die Kavallerie dieſe Bewegung deçte . Der zu weit vorgedrungene Rechte Flügel machte biecs auf Halt ! und erwartete den Linken , der ſich an ihn anſchloß, daß die ganze Urmee nur in Einem Trefs fen ſtand.

$.

154 .

Auch die beſſeren Franzöſiſchen Generale waren mit der Manouvrir : Kunſt nicht unbekannt : der groſſe Condé wandte im Gefecht bei leng das Durchziehen der Treffen auch bei der Reuterei an , das fchon die Schwediſche Infanterie in der Schlacht bei Witſtock ausgeübt hatte ; und Iuremburg beſiegte den Prin : zen von Waldeck bei Fleurus hauptſächlich dadurch , daß er ihn rechts tournirte , und mit der Kavallerie feines Rechten Flügels , durch Fünf Bataillone und Neun Kanonen unterſtüßt, ihm in die linke Flanke Es ſcheint jedoch , als ſei der Soldat nicht fiel 2. geübt p) ib. Tom . I. p. 268. 9) Feldzüge des Marſch. v . Luxemburg.I. S. 42 . Soyer's Heuere Briegst, II. Th.

162

V.

Zeitraum .

geübt genug geweſen , die Entwürfe der Generale auss zuführen. Im Felde blieb wegen des gewohnlichen Dienſtes feine Zeit zu ſolchen Uebungen übrig ; im Frieden aber und in den Winterquartieren waren die Dberbefehlshaber immer nur in der Hauptſtadt ; viele Regimenter wurden von Hauptleuten kommandiret von den ebenfalls die gröſſere Unzahl abweſend war , und niemand forgte dafür, daß die Soldaten etwas mehr als die gewöhnlichen Handgriffe mit dem Ge: wehr -lernten. Der Marſchal Villars beklagt ſich in ſeinen Briefen an den Kriegsminiſter Cfamili tard bitter darüber , und ſagt: die Inſpekteure bes gnügten ſich blos : die Leute nach Zollen zu meſſen und Beſtandtsliſten zu verfertigen , anſtatt die Bataillone wöchentlich einige male manduvriren zu laſſen ").

S.

155

Noch weiter waren hierinnen die Deutſchen Sol: daten zurück. Zwar fekten ſie in den wüthendſten Ans fållen der Türken und Franzoſen einen nie zu erſchüts ternden Muth , eine ſich immer gleich bleibende Kalt: blütigkeit entgegen . Beide , ' verbunden mit ihren auſſerſt lebhaften Feuer machten es dem Feinde ſchwer, die einer ehernen Mauer gleichende linie zu durchdrin : gen.

Sobald es hingegen darauf anfam : einem fub: nen

i) Anquetil Vie du Marech . de Villars Tom . I. p. 127. und 130. Offiziere und Soldaten , ſagt der Marſchall an einem anderen Orte, haben über den Krieg das Kriegs führen vergeſſen . Un Muth fehlt es ihnen nicht; wohi aber an Dienſteifer ; an Mannszucht; an der Kunſt : fich gegen Beſchwerlichkeiten abzuhárten und Hinderniſſe zi überſteigen ; an der Geſchickltchkeit : gute Marſchentipůrfe zu machen und ſichere Stellungen zu wählen ; mit einem Worte : ſie haben das nicht , was man Kriegertrohen Ⓡeiſt nennen könnte. ,

4. Abſchn . Stellung und Bewegung.

163

nen. Manouvre ein anderes nicht minder ſchnell ausges dann waren die Deuts führtes entgegen zu reken ; fchen gewöhnlich ſchon ſo gut als geſchlagen , und blos dieſe Langſamfeit der Bewegungen der Kaiſerlichen Truppen rettete.'1692 in dem Gefechte am Speierbach ein Franzöſiſches Korpe von Meun Bataillonen und Zwei Kavallerie : Regimentern, daß es nicht völlig aufs Ein zweiter Beweis der Manous gerieben ward * ). vrirkunſt der Kaiſerlichen iſt das Treffen, obuweit Peters warpein im Jahr 1691 , wo ludwig von Baden die Türfen mit einer ſchrågen Schlachtordnung angreis fen , und zu dem Ende feinen Rechten Flügel zurück balten wollte. Gerade dieſer Flügel aber rückte zu

raich vor , der linke hingegen , der eigentlich den An . grif machen ſollte , marſchirte po langfam : daß der Rechte Flügel viel eher an deu Feind kam , und das durch die vor ibm aufgefabrnen achtzig Kanonen dié während des Gefechtes die Türkiſche Reuterei bes ſchieſſen ſollten - völlig unthätig wurden. Ein Fehler, den nur die auſſerordentliche Bravour der Kaiſerlichen Truppen und die Ungeſchicklichkeit der Türkiſchen Ans führer wieder gut zu machen vermochte , der aber gegen jeden anderen Feind nothwendig den Verluſt des Tref: fens nach ſich gezogen haben würde. $.

156.

Wenn man geſchlagen — vielleicht auch zum Theil ſchon zerſtreuet war, ein Duarree von mehreren Regis mentern oder Bataillonen zu formiren , ward für die Ein böchſte Stuffe der Bewegungskunſt gehalten. folches Quarree formirten vierzehn Bataillone; der Ues berreſt der Uuiirten nach der Schlacht bei Fleurus, ges

8 ) Memoir. de Feuquieres I. p. 233.

164

V.

Zeitra u m .

gewann aber nichts dadurch , als ißre Gefangennebs mung um einige Uugenblicke zu verzögern. Faſt eben ſo verhielt ſichs auch in Abſicht der Såchfiſchen Trups pen nach dein Treffen bei Frauenſtadt, doch gelang dieſen der Rückzug beſſer , weil die Schweden anfangs feine Infanterie und kein Geſchüß heran bringen konns ten , ſo daß jene mehr Zeit gewannen . In den Kriegen gegen die Türfen ward von den Kaiſerlichen und Ruſſen die ganze Schlachtordnung ges wöhnlich in ein Viereck geordnet , weil man immer bes fürchten mußte, von der berumſchwärmenden Leichten Reuterei auf allen Seiten angegriffen zu werden . Allein , man war durch dieſe Stellung zu ſehr beſchränkt , und nicht im Stande, auch nur irgend eine Bewegung zu Sie ward daher auch von den Kaiſerlichen machen . nie , und von den Ruſſen nur bisweilen gegen andere Europäiſche Mächte angewendet, die ſich ihres Ges ſchüßes beſſer zu bedienen wußten und fåþigere Anfüh: Ja ſelbſt gegen dieſe bes rer hatten , als die Türken . gnügten die Kaiſerlichen ſich oft blos , Flanken an die Infanterie gången , im Nothfal aber das zweite Tref:5 fen Rechts umkehrt machen zu laſſen.

$.

157.

Schon die vorøergehenden Zeitråume haben uns Beiſpiele fühner Uebergånge über Flüſſe aufgeſtellt; in dem gegenwärtigen aber fabe man zuerſt unter Start Guſta vs Anführung ein ganzes Heer über den zus Es war am Siebenten Fes gefrobrnen Belt feßen. bruar des Jahres 1658 , wo die Schwediſchen Schaaren von Langeland nach Saaland über das Eis giengen, und Das Geſchüß beinahe gang Dånnemark eroberten . ward dabei ſo wie das Gepäck auf Schlitten überge: fahren , und die Pferde der Kavallerie wurden überges führt.

4. Abſchn. Stellung und Bewegung.

165

9 führt.

Allgemein bekannt iſt ( udwigs des Viers

zehnten Uebergang über den Rhein 1672 bei Tols þuns : durch einen Ausbruch Franzöſiſcher Lebhaftigkeit veranlaßt und durch die Unentſchloſſenheit der Nieder : länder begünſtiget. Es würde dieſen auſſerdem leicht geweſen ſein , die zuerſt berüber gekommenen Franzoſen in das Waſſer zurück zu jagen . Nicht minder fühn waren einige Uebergånge , die Karl der 3 wolfte unternaộm , und glücklich ausführte. Er bediente fich iebrentheils zu dieſer Abſicht der Fiofien, die aus Balkeu zuſammengefezt und mit einer bölzernen Bruſtwebr ver: ſehen waren . Die , auf welchen er im Jahr 1718 über den Sund nach Friedrichshall regte , waren ſo groß , daß jede zwei achtzehnpfündige Kanonen und Soo Mann faßte. Oft wurden die Floſſen auch blos ohne Bruſtwebr erbauet, und zu Brücken angewendet, wie es ſchon im vorigen Zeitraume 1620 von Fries drich Grafen zu Solms , 1631 von Guſtav Adols fen bei Landsberg und von den Sachſen 1636 ohnweit Halle geſchehen war. S.

158 .

Merkwürdig iſt nicht minder der erſte Gedante : långſt des dieſſeitigen Ufers eine Pontonsbrücke verfer: tigen , und dann auf einmal im Ganzen über den Fluß þinůber ſchwenken zu laſſen. ten Unternehmungsgeiſte

Karis des

3 wolf:

verdaufen wir dieſe kühne

Idee. Er ließ bei Warſchau eine Brücke von funf: zig Pontons auf dieſe Art verfertigen , und ſchickte dann einen Lieutenant mit dreißig Grenadieren nach dem andern Ufer , um die Brücke hinüber zu ziehen und zu befeſtigen .

Zum Unglück war die Weichſel durch einen

anhaltenden Regen eben rebr angeſchwollen ,

13

daß die Brücke

166

V.

Zeitra u m.

Brücke jerriß, und die Schweden nun auf Kühnen und Floſſen übergeſezt werden mußten ). S.

159 .

In Abſicht der Mittel über Flüſſe zu geben , fallen noch einige andere Erfindungen, in dieſen Zeitraum. 1689 ſabe ſich die Kaiſerliche Armee durch die Türken von ihren Magazinen abgeſchnitten und in der Noth: wendigkeit , über die Morawa zu geben , ohne doch die dazu nöthigen Mittel zu beſiken ... Der Graf Marſigli ſchlug daher vor , die aus Koblen Baum : ſtåmmen verfertigten Fiſchertáhne, welche die Raiziſchen Fiſcher Cianách i nennen , zum Brückenſchlagen an: zuwenden . Man that dieſee , und brachte vermittelſt des aus einigen abgebrochnen Håuſern erhaltenen Holga werkes eine Brücke zu Stande , auf der die Truppen Doch einzeln übergeben konnten "). Jin Jabr 1696 ließ Prinz fudwig von Baaden eine groſſe Menge ſo genannter Kolonnenbrücken verfertigen , um vermits telſt derſelben über den Speierbach gehen zu können " ). Zwei Jahr vorher , als er ſich in Gegenwart des Feins der über den Rhein zurück zog , Brüden durch

489 Mann

ließ er die beiden

Gliederweiſe abbre:

chen , das beißt: in kleinen Übtheilungen von 4 bis 6 Pontons oder Kåbnen hinter eine im Rhein befindliche Inſel führen , und unter dem Schuß derſelben daſelbſt aus dem Waſſer beben und aufladen . Die Ruſſen aber führten in dem Feldjuge von 1736 gegen die Türs ken bei jeder Kompagnie ciu groſſes Waſſerfaß mit ; ſowohl um in den unwirchbaren Gegenden Waſſer für die Soldaten zu haben , als auch um Brücken für die : Infanterie und das leichte Fuhrweſen

daraus perferti: gen t ) Hift. milit . de Charl . XII . T. 2. p. 290. 291 . u ) Marſigli ſtato milit. del Imp. Ottom. II. p. 130. uu ) Campagnes du Pre Louis de Baaden T. 2. p . 19 .

4. Abſchn. Stellung und Bewegung.

167

gen zu können, in welcher Abſicht auch die dazu nothia gen Balken und Dielen mitgeführet wurden .

S.

160,

Die Armeen marſchirten in dieſem Zeitraume ger wöhnlich in mehrern Kolonnen ;

doch oft fo:

daß es

während dem Marſch auſſerſt ſchwer oder wohl gang unméglich war , im Fall eines Ungriffes die Schlacht: ordnung zu formiren. Vorzüglich bieten uns die Mårs

.

ſche des Herzogs von ( uremburg

verſchiedene Beis

ſpiele der auffallenften Fehler dar ,

die jedoch wohl

mehr feinem

General :Quartiermeiſter ;

dein nachheris

gen Marſchall Puregur , als dem Feldherrn ſelbſt zur laſt fallen. Jener , dem die Kriegskunft ibre er: ſte wiſſenſchaftliche Ausbildung verdalikt ") , ſcheint dainals nur dem Hergebrachien Brauche gefolgt, ſpå : terbin aber erſt aus dem , was er rabe a die Regelui abgezogen zu haben , die er zur Befolgung aufſtellet. Schon das gåufige Verwechſeln der Flügel, das obné Den geringſten Grund ftatt fand , mußte wegen des unnuken Hiu : und Herlaufens der Brigadeu den Trups pen duſſerſt befchwerlich fallen , ohne der nothwendig daraus entſtehenden Verwirrung zu gedenken , wenn die Armee unterweges angegriffen worden wäre. Nicht geringer würde auf den Mårſchen von Jumout nach Boſfút ( 1690 ) und von da nach Gerpines in einem ånlichen Falle die Verlegenheit des Marſchalls ges weſen ſein , da ſeine Artillerie in der Mitte marſchirte, und auf der Seite gegen den Feind blog. durch die Kas valerie gedeckt ward , die Infanterie aber auf der ges genüber ſtehenden Seite hinter ſich batte.

Hier durfs te

v) durch ſeine Art de la guerre par principes et par reglese Haye 1749. 2. Vol. 4º. ( 4

168

V.

Zeitra u m.

te nur die Kavallerie durch einen raſchen Anfal des Feindes geworfen werden ; mußte auch das Geſchüß und die Bagage in ſeine Hände fallen , ehe die Infan . terie nur im Stande war , auf zu marſchiren und Ets was zu ſeiner Vertheidigung zu thun.

S.

161 .

Es war allgemein Sitte :

das Geſchüß nie bei

feinen zugehörenden Infanterie : Brigaden , ſondern immer für ſich allein gehen zu laſſen , wie ſchon oben ( S. 123. ) geſagt worden iſt.

Uuf dem Marſche von

Horlebeck nach Dennſe aber ſchichte der Herzog von Luxemburg rein Geſchůz gar'auf der anderen Sei: te des { ns : Fluſſes voraus und lies es im Vertrauen auf die Entfernung und auf die Unthårigkeit des mit 17000 bis 18000 Mann in Gent ſtehenden Herzogs von Caſtanaga bei Wafem kampiren , woſelbſt es von dem Feinde genommen werden konnté, ehe die Franzöſiſche Armee im Stande war , die { ys zu paffiren . Daſſel: be fand auch in Abſicht des Gepåckes ſtatt, das ſeis nen Marſch gånzlich auf dem jenſeitigen Ufer des Flur: ſes vollendete ; ward es auch in der That nicht voin Feinde angegriffen , konnte doch wenigſtens eine feind: liche Parthei bis in dieſe Gegend ſtreifen , die Bes deckung angreifen , und die größte Unordnung una ter dem Train anrichten.

.

162.

Zu Deckung des Geſchüßes war bei den Frans 30ſen das neu errichtete Fuſilier : oder nachßerige Artil: lerie : Regiment beſtimmt. War man jedoch nicht fis cher , von dem Feinde angegriffen zu werden ; wurden öfters mehrere Infanterie: Brigaden beſtimmt, um den Marſch des Gepåckes und der Artillerie zu ſichern. Der

4. Abſchn.

Stellung und Bewegung .

169

Der Marſchal ( uremburg 70g gewöhnlich zu dies Tem Entzweck fünfzig Mann aus jeder Infanterie: Brts gade und zwanzig Mann aus jeder Kavallerie : Brigas de. Eben ſo bielt man es auch bei den Dentſchen , wo der Prinz Ludwig von Baaden 1689 bes fahl , blos die unberittenen Kavalleriſten und die Bes dienten zur Aufſicht bei dein Gepåck zu laſſen ,

um

nicht die dienſtfähigen Leute im Gefecht entbehren zu dürfen " ).

*$.

163 .

Die Türfen waren in der Kunſt zu marſchiren nicht Die Marſdjordnung ward allezeit ganz unerfahren . durch einen ſchriftlichen Befehl des Großveziers oder Dann giengen die Mufels Seraskiers beſtimmt. lims voraus , um die Flüſſe mit Brücken zu verſe : die Wege auszubeſſern und von Viertelſtunde zu Viertelſtunde durch aufgerichtete Erdbaufen den Marſch der Armee zu bezeichnen . War man ſicher vor dem

þen ,

Feinde , gieng die Infanterie , oft in mehrere Haufen getheilet , einige Tage voraus , der dann die Reuterei, ebenfalls nach ihrer Bequemlichkeit in unordentlichen Trupps folgte . In der Nähe des Feindes hingegen hielt ſich das Seer mehr zuſamıınen ', die Capicuin zu Fuß mit den Seratkuly vermiſcht , doch die Janizaren in ihre Kompagnien vertheilt mit ihren Ofs Das Geſchüß befand ſich bei fiziers an der Spige . der Infanterie , und die Flanken der lekteren waren feit dem Feldzuge von 1696 durch die Equipage : Wa; gen gedeckt ,

aus den man bei einem bevorſtehenden Der Marſch der Armec

Ungriff eine Wagenburg formirte.

w ) De Ligne Memoires ſur les campagnes du Pr. Louis de Baade I , P. 53.

S.

170

V.

Zeitr a u

.

Urmee ward durch eine Avantgarde von vier bis ſechs:

1

tauſend Mann gedeckt , die ſich gewöhnlich rechs bis acht Stunden weit von der Armee befand und wieder dié Tartaren in einer noch größeren Entfernung vor Die Arriergarde war etwa' tauſend Mann ſtart, und mußte dafür ſorgen , daß der Troß und das Gepåd gehörig im neuen Jager anfam . ſich hatte.

S.

164 .

Zu ſchnellen und langen Mårſchen waren

die

Türken ohne Vergleich geſchickter als die Chriſten , die ſich öfters dadurch in keine geringe Verlegenheit gefezt ſahen. - Marſigli ( a. a. D. S. 115. ) führet zwei Im Jahr 1689 merkwürdige Beiſpiele davon - an . lagerte die Türkiſche Armee in Servien an der Moras wa, als ſie durch einen verdeckten und ſchnellen Marſch die Kaiſerlichen von ihren Magazinen abſchnitt, die obs ne den Sieg , den ſie glücklicherweiſe über die Türken erfochten , in die größte Verlegenheit gekommen ſein würs den . Den zweiten beſonders merkwürdigen Marſch machte der Großvezier Kiuperli, indein er unter Begünſtigung der Nacht långſt der Saw herab gieng, and bei Salankemen eine vortheilhafte Stellung an dér Döngu nahın , wodurch er dem Prinzen von Baden die Lebensmittel abſchnitt, und ißw zum Trefs fen nöthigte. S. 161. Im Augeineinen war jezt beſſer für die Subſis ſtenz der Armeen geſorgt , als egedem : man ficherte den Unterhalt derſelben durch im Voraus angelegte Magazine , und es war überall genau beſtimmt , wiea viel auſſer der bewehrten Mannſchaft fich Pferde und Knechte bei den Regimentern befiuiden , und was an Brod

4. Abſchn.

Stellung und Bewegung.

171

Brod und Futter zu ihrem Unterhalt gegeben werden ſollte. Bei den Kaiſerlichen Truppen waren auf jede Kompagnie vier Wagen und Ein Marketendeë erlaubt, auch batre jeder Reuter neben ſeinein Dienſtpferde noch einen Klepper , modurch ſo wie durch die vielen bei der Armee befindlichen. Volontaire eine ungebeure Menge Futter verbraucht wait * ) . Auch bei den Franzofen war es ſo ,

und Türenne beklagt ſich an mehreren

Drten ſeiner Briefe : daß es viele Keuter gebe, die zwei Pferde hielten ). Was den Train anbelangt: durfte der General En Chef ſo viel Wagen und Karren haben , als er wollte , der Generallieutenant hatte 3 , der Marſchal de Camp 2 , die Brigadiere und Ober : ften aber Einen Wagen .

Ueberdieſes befand ſich bei

jedem Bataillon ein vierſpånniger Wagen Marketender und Fleiſcher,

für den

Kurfürſt Friedrich der Dritte von Bran denburg beſtimmte im Jahr 1694. durch ein Regle: ment , was für Equipage ſeine Truppen mit ins Feld nehmen , und daß die drei Offiziere Einer Kompagnie nicht mehr als Ein Zelt haben ſollten , zu deſſen Forts bringung zugleich die Packpferde eingeführet wurden

).

Jeder Oberſte batte 3 Reitpferde , 2. Packpfers de, I vierſpånnige Kuchenkaleſche und i vierſpånnigen Rüſtwagen . Der Oberſtlieutenant

bekam

3 Reitpferde ,

i

Packpferd und. I vierſpånnigen Wagen .

Non ) Montecuculi lib. 1. cap. 2. fect. 4. y ) Lettres et Memoires de Turenne fol. Paris. 2 ) Kennerts Beiträge zur Brandenburg. Kriegsgeſchichte. 40. Berlin 1790 , S. 45.

V. Beitr a um .

172 :: Von dem

Staabe waren dem Regimentsquar:

tiermeiſter Ein ' Reitpferd und ein zweiſpånniger Wa gen , dem Regimentsfeldſcheer ein zweiſpánniger Wa: gen, dem Auditeur und Feldprediger zuſainmen ein der: gleichen Wagen , dem Adjutanten aber Ein Reitpferd und Ein Padpferd erlaubt. Der Hauptmann þatte Ein Reitpferd , Ein Packs pferd und Einen vierſpånnigen Wagen , über dieſes wurden auf jede Kompagnie noch ein vierſpånniger Riſt: wagen und Ein Pferd für den Fourier gegeben.

Die

Subaltern : Offiziere Hätten jeder Ein Reitpferd und Ein Packpferd.

S.

166.

Bei den Holländern war das Gepäck der Offizie: re ungleich mehr eingeſchränkt , als bei den angeführ: ten

Truppen :

bier fatte nemlich der Oberſte 3 Reits

pferde, eine zweiſpånnige Chaiſe, einen zweiſpånnigen Karren und zwei Packpferde für den Interſtab ; der Oberſtlieutenant aber 3 Reitpferde und einen zweiſpåns nigen Karren. Der Regimentsquartiermeiſter that ſeinen Dienſt gewohnlich zu Fuſſe.

Der Hauptmann & nun:

nigen Karren ; die Subaltern : Offiziere endlich waren mehrentheils unberitten .

S. ' 167. 2016 die Brandenburgiſchen Truppen ' 1692 im Cleviſchen lagen , ward in den Sommermonathen ent: weder fouragiret , oder ihnen das Futter nadi folgen : der Vertheilung unentgelblich geliefert.

Der

4. Abſchn. Stellung und Bewegung .

Der Staab

173

Eine Infanterie Kompagnie

Der Oberfte. 6. Rationen • Oberſtlieut. 4 . 3. s Major Regiments. Quartiſtr. 3 . Auditeur 2 . • FeldsPres diger" 8 Adjutant 2. Rgmtsfelds ſcheer

Der. Hauptmann 6. Rationes Premierlieut. 2. Sekondlieut . 15 . Fähnrich Fourier I. Rompagnies wagen

24. Rationen .

16. Rationen .

In den Rieben Wintermonathen , von November bis zumn Man wurden aus der Kriegskaſſe auf jede Ration 3 Thlr. monathlich bezahlet ; war aber das Futter ſehr theuer , mußte das land auf jede Ration Einen Thlr. zulegen . jedoch blos Unter :Offi: Die Kavalleriepferde jiere und Gemeine - erhielten auſſer den erwähnten 3 Thlen . noch beſonders jedes 1 Thlr. monathlich zu Raubfutter gut gethan , woraus ſich denn leicht die Unterhaltungskoſten eines Regimentes in jener Zeit bes rechnen laſſen ), S.

168.

Zur Naturalverpflegung waren bei den Kaiſerli. chen auf jedes Pferd täglich Sechs Pfund Hafer , oder anſtatt deſſelben Vier Pfund Gerſte oder Korn und Bebn Pfund Heu, wochentlich aber Drei Bund Strok Bei den Frans zu Heckerling und Streu beſtimmt) . die Vers 1676 Verordnung von einer nach zoſen ward pflegung eines Pferdes auf 15 Pfund Heu, 10 Pfund Boiſſeau Hafer , Pariſer Maaß geſézt ; Stroh und

für a ) Kennert I. c. S. 44 . b ) Montecuculi lib , I ; .cap . 3 ; Artic. 3.

V.

174

Zeitr a'u m.

für die Schweden aber war 1706 in Sachſen die Nas tion

zu

16

Pfund . Heu ,

Meße Hafer

und 2

Meßen Heckerling beſtimmt “).

S.

169.

21s Mundportion erhielt bei den Kaiſerlichen der Mann tåglich 2 Pfund Brod , 1 Pfund Fleiſch ,' I Maaß Wein oder 2 Maaß Bier und wöchentlich Pfund Salz ;, das Brad ward aber ſehr unordentlich ausgegeben , ſo daß die Soldaten nicht ſelten einige Tage ohne Brod blieben "). Auch fagt der Marſchal Pillars in einem

V i'er:

Briefe an Ludwig den

Ich habeger jebiten som zweiten Dezbr. 1705 : fundeit , daß die Deutſchen Menſchen und Pferde für Nichts achten ")". Ein Franzöſiſches Kommißbrod auf zwei Tage wog 3 Pfund und beſtand, aus Weißen und Korn , woraus 3 Pfund Kleien und 15 Pfund Mehl gemahlen und mit 10 Pfund Waſſer angeknetět ward. Die Étappenmäßige Verpflegung des Mannes war i } Pfund Brod , 1 Pfund Fleiſch und i Maaß Wein ; ſolcher Portionen bekam der Hauptmann ſechſe , der Lieutenant viere , der Souslieutenant und Fähndrich ouvois ,, wohl wiſ dreie , der Sergeant zweie ?). fend daß der bungrige Soldat auch nur ſelten zu kubs nen Unternehmungen aufgelegt iſt, ſorgte vorzüglich für den Unterhalt der Armee. Er wollte ihr nach dem Beiſpiele der Morgenlander Fleiſchpulver mit geben ; zu den

Ende wurden große küpferne Défen

erbauét, die

c ) Hiſtoire milit. de Charl. XII. T. 3 ; p . 63. d ) Lettres et Memoires de Turenne T. 2 , p. 519. ſeq. c ) Anquetil vie du Marech . de Villars I ; p. 389. f) Quincy art de la guerre P. 395. feq.

4. Abſchn.

Stellung und Bewegung.

die auf einmal acht Ochſen faßten ;

allein ,

fein

175 Tod

unterbrach dieſe großen Entwürfe ſo wie alle Erobes rungsplane des raſtlofen Miniſters 8) . In der Folge verließ man ſich zu ſehr auf die Kriegs : Kommiſſarien und Unternehmer , die oft nicht gehörig für die Ma: gazine forgten, ſo daß die Armee in den größten Mana gel gerieth . : Die Soldaten verkauften oder verpfände ten Kleider und Gewebe, um nur leben zu können . Pillars inußte immer die Nacht hindurch für den folgenden Morgen mahlen und backen laſſen ; und um Den marſchirenden Brigaden Brod auf den Weg ger ben zu können , mußten die im Lager zurück bleibenden faften ). " Noch ſchlimmer gieng es im Feldzuge des Jahres 1710 ; wo die Franzöſiſchen Soldaten beinabe Nichts zu eſſen hatten , und halb nackend giengen . Sie deſertirten daher Haufenweiſe und ſelbſt die Offis ziere giengen nach Hauſe , nachdem ſie ihre Kleider verpfändet hatten , um nur unterweges nicht betteln zu dürfen :).

S.

170.

Die Lazareth : Einrichtung bei den meiſten Heeren war ſehr ſchlecht beſtellt ; beſonders hatten die Kaiſer: lichen gar keine Verzte und ſelbſt nur wenig gute Wund : Bei iþrem årzte im Gefolge der höheren Offiziere. Rückzuge 1673 ließen ſie dreihundert Stranke in berich , einem Dorfe bei Mainz , obne Arznei , Geld, und ſelbſt ohne Brod , als was ihnen die Nur ein Einziger leute aus Mitleid reichten.

Bie: ohne land: elen :

der Wundarzt war zur Aufſicht über ſie zurück geblies Beſſer ward die Krankenpflege in dem Ucht: ben ). zebna 8) Feuquieres I. 37. h) Vie. du Marech . de Villars T. II. p. 30. feq. i ) Vie du Marech. de Villars T. II. p. 157. k ) Lettres et Memoir . de Turenne T. II. p.410.

1

176

!

V.

Zeitraum .

zehnten Jaþrhunderte bei ihnen eingerichtet: die Koms pagnie : Feldſcheere -wurden 718 aufgehoben und das für bei den Regimentern ein Regiments . Chirurgus mit Sechs Geſellen angeordnet , welche bei dem Stage be waren , und die Beſorgung der Kranken und Vers wundeten über ſich batten . Nächſt dem ſogenannten Feldfaſten , worinnen ſich die Arzneien befanden , wurs den für jedes Regiment noch beſonders auf Kaiſerliche Koſten chirurgiſche Inftrumente angeſchaft ,

wie ſie zu

den verſchiedenen Operationen der Wundarzneikunſt er: fordert wurden , und deren Unzahl ſich auf 159 von verſchiedener Große belief '). Um vortheilhafteſten zeichnete fich die Franzöſiſche Einrichtung vor allen übrigen aus , denn hier waren die Kranken beſſer ver : forget und hatten beſſere Pflege,

als ſonſt irgendwo ;

ſie ward daher auch in der Folge zum Muſter anges nommen , nach dem andere Mächte ibre Feld : lazarethe bildeten .

$.

171 .

Zu Fortbringung des Mundvorrathes, der Krans ken r. wurden bei einigen Mächten beſondere Wagen und Proviantpferde gehalten , bei anderen im Gegentheil ward das ganze Fuþrweſen an Fuhrleute verdungen , die nach geendigtem Feldzuge wieder zu ihrer vorherigen Handthierung zurück keyrten . Dieſes war der Fall bei den Deſterreichern und Holländern ; das erſtere aber bei den Franzoſen , Schweden und Brandenbur: gern. Für das Storps, der lezteren , das von 1688 bis 1 692 in den Niederlanden ſtand , mußten die beis den Provinzen Kleve und Mark die Proviantwagen anfbringen , und zu Anfang des Maymonaths nach dem Verſammlungsorte ſchicken . Hier wurden ſie aufge: 1) Khevenhållers Obſervationspuntte S. 162. folg.

4. Abſchn. Stellung und Bewegung .

1

177

aufgefchrieben , mit Beinerkung der Beſchaffenheit des Wagens ; der Farbe und des Geſchledytes der Pferde, und des Namens des Knechred. Feder Ort mußte lten hte dem von ihm geſtel Knec auf zwei bis drei Mos nashe Koftgeld mitgeben ; und die Fütterung der Pfers

1

:

de anſchaffen : Nad) geendigtem Feldzugewurden die Karren wieder zurückgeſchickt , und wußten in folk genden Frühjabre wieder in gutem Stande berbei get bracht werden * ). S.

572.

Wir kommen nun zu dem , was eigentlich den fcientiviſchen Theil der ganzen Kriegskunſt ausmacht, und gegen das alle übrige Zweige nur als Vorbereis tingswiſſenſchaften anzuſehen ſind : zu dem Operas In den vorigen Zeiten waren die tionsplane. Kriege gleichſam nur einpyriſch gefübrer worden ; inan begnügte ſich alles Erforderliche zuſammenzubringen , und dann den Feind anzugreifen , ohne vorher einent Entwurf feſtzulegen , der alle künftige Unternehinums gen leitete , und die möglichen Folgen derſelben im Daber das planloſe , ja nicht Boraus berechnete. felten zweckwidrige jener Unternehinungen , wo nur al lein Guſtav Adolf eine vorcheilhafte Ausnahme Den Fünften Zeits gemacht zu haben ſcheint. auch hierinnen der raume war es vorbehalten , Welchem Kriegskunſt eine andere Form zu geben. Krieger ſind wohl die Bemühungen eines Duinen , , Fener beſchäftiget ſich mehr mit der Tat:

unbekannt ? /

tit,

2. m ) Hennerts Beiträge : gut Brandenburg. Krtegsgeſchichte 47 Goyer's Heuere Kriegek. II. That Si

22

178

V.

Beitr a'u m .

til , d. b. mit der Stellungs : ' und Bewegungskunft imt eigentlichſten Verſtande. Er iſt der Erfte: der die Entfernungen , die der Adjutant bei den Vorbereis tungen zur Schlacht zu beſtimmen bat , nach Pferdes ſchritten angiebt. Er rechnet Funfzig derſelben auf jede Eskadron , þundert aber auf eine Bataillonefrons te. Die Intervallen beider ſind bei ihm allezeit der Frontenlånge gleich " ).

$.

173 .

Der åltere Punſegur gab nicht nur durch die Beſchreibung der Feldzüge, den er beiwohnte, praktis ſche Regeln der Fricgskunft ; ſondern lebrte auch in einem beſonderu Unterrichte das lagern, die Mårſche und die Schlachtordnung der Armeen , auch gab er das bei eine kurze Ueberfidit der Belagerungskunſt. Er niinmt die Batailloue in der Drdre de Bataille zu rechs bis achtqundere Mann an , und giebt ihnen bei Sechs Maun Tiefe 110 Sdiritt zur Fronte, den . Schwas pronen aber Sechzig Schritt ,

woraus man ſiebet, daß auch Er Pferdeſchritte wie Duincy annimmt , denin 110 Mannsſchritte, waren für eine Fronte ven

133 Mann

Punſegur

offenbar, zu

behandelt

den

wenig. ganzen

Der jungere Krieg auf eine

wiſſenſchaftliche Weiſe. Er redet ausführlich von dem Operationsplan , und von der Ausführung deſſelben , indem er die Operationen eines ganzen Feldzuges zwis ſchen der Seite und Loire als Beiſpiel aufſtellet, und dann beſtimmte Regeln über alle Zweige der wichtigen Kunſt des Heerführers giebt. Uuch Feuquieres ninifaßt alles , was auf eine nähere oder entferntere Weiſe zu den Stenntniſſen , des Feldherren gerechnet werden kann. Die Eigenſchaften der bei dem Genes rak: 11 ) Quincy Art de la guerre p . 77.

4. Abſchn. Stellung und Bewegung.

179

ralſtaab angeſtellten Perſonen ; die Bedürfniſſe eines Feldzuges; die verſchiedenen Dienſtverrichtungen der Truppen , ſo wie die größeren Unternebmungen ; Nichts iſt der Aufmerkſamkeit diefes Verðienftvollen Mannes entgangen . Som verbanken wir die ſcientivi: ſche Eintheilung des Krieges in den Bertheidigungss krieg , den Angriffskrieg , den Krieg unter gleichen Måchten , den Hülfsfrieg und den Bürgerkrieg ) . Jede dieſer Arten erfordert ihre beſonderen Rücklichten und Anſtalten ; ihren beſonderen Operationsplan , und Feuquieres ſezt zuerſt die einen wie den anderent deutlich auseinander , und beleget alles , was er ſagt, mit Beiſpielen aus der Kriegsgeſchichte.

$. Ebe noch

174 .

Feuquieres dieſe Grundfäße nieders

ſchrieb , waren ſie ſchon von den größeren Feldherrn dieſes Zeitraumes angewendet worden. Souvois , der raſtloſe Chåtigkeit mit Einſicht und mit der ers forderlichen Macht verband: alles zu leiſten , was er nur leiſten wollte, umſchloß Frankreichs Grenzen mic einer dreifachen Kette von Feſtungen , die ſie gegen feindlichen Einbruch ſicherten , zugleich aber auch eine vortrefliche Operations : Baſis gewährten , um überal auf der möglichſt kürzeſten Linie vorzubringen . Dies , verbunden mit der guten Verfaſſung des Frans zofiſchen Heeres , den es an Nichts fehlte , was zu feiner Mobiliachung ndrþig war , und in Gegenſas mit dein ſchwankenden Gange und den ungewiſſen Operationen einer dagegen aufgeſtellten Reichsarmee , mußte nothwendig ' ludwig dem Vierzehnten

.) Memoires de feuquietes P. 1 , Sect. 14 , p . 94 .

M2

V.

180

immer

einen

Zeitraum ....

glücklichen Erfolg verſprechen ;

wenn ſeine Befehlshaber nicht ſo verfuhren , nach den Regeln der Kriegskunft ſollten .

feront wie ſie

1

S.

1

175 .

Noch niebe wurden die Fortſchritte der Franzoſen dadurch begünſiget , daß igre Heerführer nicht gleich den Kaiſerlicken an die Beſchlüſſe eines Kriegsratges gebunden juaren , wo geivibnlich die beſte Zeit mit Disputiren verloren gieng , und wo die glücklichſten Vorſchläge aus Neid , oder Riderſpruchsgeiſt unter: drückt wurden . : Eugen von Savonen , on: ſtreitig einer der größten Feldherrn dieſes Zeitraumes , ſabe ſich nicht ſelten in ſeinen glücklichſten Entwürfen durch dieſe nachtheilige Einrichtung beſchrånft , oft fuchte er ihr jedoch auszuweichen , indem er entweder die in Wien ohne Kenntniß der Umſtände und des Los fals - mit Rückſicht anf Ereigniſſe , die längſt vors über waren , ausgefertigten Befehle des Hoffriegs . ralbs unerófuet bis nad ) , geendigtein Treffen in der Taſche bobielt ; oder aber ſich gerade von entgegeſezter Meinung ſtellte, wo dann eben das , was er im Hers ivard , weil er es nicht zu gen wünſchtë, beſchloſſen ward wollen ſchier P).

S. 176 .

) p) Die Schlacht bei Hichſtadt 1704. ftellt uns hiervon ein morfivürdiges Beiſpiel auf: Eugeni wollte hier durchs ališnimis von einem Lingriff auf die Franzoſen hören , dab 9 a riborough voll Unwillen den Kriegsrath vers lief , jveit alfe ſeine Vorſtellungen deshalb fruchtlos blies beli . Unmittelbar nach Beendtgtem Kriegs , Rathe aber farieb ihm der Prinz Eugen in einem Billette : er habe blos zuin Bibeti fidh gegen das Treffen eingenoms men geſtedet, werde tón aber ſchon zu rechter Zeit ges gdrig

1

4. Abſchn. Stellung und Bewegung.

$.

1gi

176.

Die bei dem Operations : Plane fö unentbehrliche Terrainfenntniß ward in dieſem Zeitraume ebenfalls ſehr bearbeitet , wie die von Beauvain , Türella ne's General: Adjutanter , aufgenommeiten Topogra: So wie sú . phiſchen Starten des Elſaß beweiſen . verſtanden auch Turemburg , Vils tars and Berwick das Terrain meiſterbaft zu bes nuken . Der erſtere gewann allein dadurch die Schlacht

renne ſelbſt ,

bei Fleurus , und kani 1694 dets Pringen von Oras nien in Flandern zuvor. Villars erhielt ſich 1709 blos durch ſeine genaue Kenntniß der Grafidaft år : tois gegen die Uebermacht der Verbinderen , während die Nachlafligkeit des Kriegsminiſters ' co reinen Trups pen an den nothwendigſten Bedürfniſſen fehlen ließ. Berwick deckte die Grenzen der Dailphine vier Jalre lang gegen den Herzog von Savonen ,

obrdon er nidit

mehr als 84 Bataillonie und 30 Eskadronen hatte , die Fechzig Meilen lange Linie von Untibes bis an den Genfer fee zu vertbeidigen. ( udwig 40:11. Banden , Eugen von Sas voren und Marlboroug 6 zeigten bei jedem ib : rer Schritte die genaueſte Kenntniß und die vortheil: baftefte Benutzung des Tercaing , und erfochten das durch die glänzenſteu Siege, Erfte,

Hudy Friedrid već

König von Preußen ,

erkamte den Duken einer

hårig unterſtigen . Dies geſchabe auch mit solchein Nachu druck , daß die Franzoſen çine gänzlice Nipderlage erlit: litten 11D 35000. Diann , 117. Sanonen von verídicde nem Kalibor, 24. MN Srler ; 200. Fahnen und Standar : ten , uud 17. Paar Paufon nebit ihreng fammiltagen Gepack verlohren . 3

182

V.

3 eitra u m.

einer vollſtändigen Terrainkenntniß , er befaht deshalb 1704 ſeinen Feldmeſſern : die aufgenommenen Felds marfen dergefialt zu zeichnen , daß die Riſſe zuſams mengeſtoßen und topograpbiſche Karten zum Kriegsges þrguch daraus verfertiget werden könnten : 9).

177. Jene Kenntniß und Benukung deč Beſchaffenheit bes lokals war jedoch zu allen Zeiten nur das Theil der beſſeren Heerführer. Aus Unfunde derſelben wurs den auf der andern Seite oft die gróbſten Febler bes Niveau des Landes Unbekannt mit dem gangen . durchſtachen im Jahr 1670 die Franzoſen in Holland und erhielten eine ganz andere Wirs Crequi wußte 1675. alo fic erwartet hatten. nicht , daß die Saare Furthe batte , und verlohr die Sdylacht bei Konfarbrücken , weil die Alliirten mit

die Dämine , fung,

zwei Stavallerie : Kolonnen durchfekten , während die Håtte ganze Franzéfiſche Reuterei fouragiren war. Der Herzog von Savoyen im Treffen bei Staffarde ei: nige Kenntniß der vor ihm liegenden Gegend gehabt "würde er fein Erſtes Treffen 500 Schritt weiter vorges rückt haben , und gewiß nicht ſo leicht geſchlagen wors den feini . Xus der neulichen Urſache machten Feuils und Marſi in Pieniont Fehler auf Fehler , und glaubren den Herzog von Savoyen ſchon in ibreit Hånden , da er ihnen doch auf allen Seiten entgehen lade

Selbſt Vendome fannte die Beſchaffens konnte. þrit Flanderns zu wenig ; er fieß dager 1708. Eus gen und Marlborough fich vereinigen , um ſie dann einzuſchließen und in den fruchtbaren Ebenen von Jille

auszubungern ').

Feuquieres ,

der dieſe Beis

9) Milit Sammlung von Editten V. ØD ; 3. Thl. 6.351. r ) Feugnieres cap. 53.

4. Abſchn. Stellu u ng nd Bewegung.

183

Beiſpieț

a e nführt , dringt daher ſehr darauf: daß die Befehlshaber ſich mit der Beſchaffenheit des Landes , wo der Krieg gefäbret wird, ſowohl in militairiſcher als politiſcher Hinſicht bekannt machen ſollen , er fezt zugleich die Vortheile davou , ſo wie die aus der Uns

tunde des

Terrains entſpringenden Nachtheile in ein

belles licht.

178. Auch der Kleine Krieg erhielt in dieſem Zeits zuerſt eine wiſſenſchaftliche Ausbildung. Die unter dem Herrn von ( a Croix ſtebenden Freikompagnieen gaben die erſte Veranlaſ : raume durch die Franzoſen

fung dazu ; dieſe 'waren immer thătig , und führten nicht ſelten die gewagteſten Unternehmungen aus. Die größte Stårke des Herrn von la Croix , ihres Hus einen Verfteck zu fübrers , beſtand in der Kunft : machen . Auf dieſe Art locfte er eine im Jahr 1706 200 Mann ſtar errich zu Bonn 200 f tete Bürgerkompag? nie von Freiwilligen durch eine abgeſchickte Partgen von 80 Manit bis auf eine berrichtliche Entfernung von der Stadt in einen Hintergalt, wo vieſich plößlich abgeſchnitten und angegriffen Cahen , daß nur weuige ſo glücklich waren, dem Todeoder der Gefangenſchaft zu machte es De ta Eroie mit Eben entgehen . einem gegen ihn aus Jülidí abgeſchickten

Detafdhenien :

te von vierhundert Mann , das er in Flecken Hain : bech erwartete, und durch ein mörderiſches Museu tènfeuer aus den Höfen und Scheuren des Städtchens In demſelben Jahre überraſchte er gånzlich aufrieb. im Walde ' von St. Thomas im Turemburgiſchen ein Regiment Reuter von 800 Mann, daß ſich noch nicht die Hälfte davon rettete , obgleich die Franzofen nur 259 Mann ſtart waren. Wegen

184

V.

8 cát t.au

. t

1

Wegen der anerkannten Müßlich feit des Partheid: gångers fieng mau bald an , Vorſchriften , zu geben , wie er ſich in den vorkommenden Fällen zu verhalten babe.

Schon M e tjo und B a ft a gaben viel brauchbare und hierher gehörige Regeln ( ſiehe oben , I Bd. S. 409. ) ausführlicher aber thaten: es jekt De ville " r) und Binai , doch lezterer vorzüglich In Abſicht der Reuterei ) ... mit dereni Pleinem Dienſt und Feldverhalten er ſich beſchåfriget.

Fún fiter

A 6.fch nitt.

Beſchaffenheit der Kriegezucht im Fünften Beitraume,

8.

179

Schon im Funfzehnten und Sechzebnten Jahrhum derte war der Dienſt , 8. 5. die Verrichtungen des Soldaten nach ſeinen

verſchiedenen

Graden in und Kriegs- und Friedenszeiten genau beſtimmt er s ries eil ent ere eſch ntb lem ond ch ßte vorg Reg Beſ dur gro ben worden . Dieſe Vorſchriften erhielten von Zeit

su Zeit neue Zufäße und Erlåuterungen , ſo daß zu Anfans ge des Siebengebuten Jahrhunderts bierinnen bei den mehreſten Armeen faſt Nichts mehr zu thun übrig blieb . Auch wird der Dienſt , bis auf einige unbedenteude Modifikazionen durchgebends auf einerlei Weiſe vers richtet. Es wird baher dem oben ( IBd.S. 182. folg. 319. folg. 482. folg .) Geſagtem nur wenig þin: zuzufügen ſein. : in Sport $. 180.

1

rr) Le Gouveruqur 5. Abſdynitt. Bonden Partheyen, 5 ) Les fonctions du Capito de Cavalleric. Paris 1693.

1

5. Abſchna Kriegszucht. S.

1.4: 5193

185

189.

Da das Franzöſiſche Fußvolk unter Ludwig Bem Vierzehnten in Kafernen verleget ward ) kam auch nach dem Beiſpiel der Türken die Einrichs tung der ſogenannten

Kameradſchaften ( Chain .

brées ) wahrſcheinlich zuerſt bei demſelben auf. Jede beſtand aus Sechs Mann , von denen der Uelteſte den Sold der übrigen bekam , um ihre kleine Wirtſchaft davon zu beſtreiten ; den Reſt des Geldes gab er ignen dann zurück. Fåglich ward die Kompagnie von dem Dienſt babenden Sergeanten dreimal in den

Zimmern

viſitiret , wovon der Major/ oder Regiments : Adjurant jedesmal einen ſchriftlichen Rapport erhielt. In Ub: ficht der Wachtenr,

Kouinando's , u . Po mo . " war es

dergeſtalt eingerichtet, daß ans jedem Zimmer wenig : ftens Einer zu Haufe blieb , um für die übrigen zur , o : verlegt werden , Fouriere

wurden durch die Sergeanten oder

Quartierliften

aufgenommen

,

welche die

Namen der Wirthe und der Soldaten enthielten ; zu dem erſten Sainmelplake war alsdann jeder Kompag : nie die Wohnung des Hauprinanns angewiefen * ). Dieſe Einrichtung war allen Armeen gemein , wo die Soldaten auch in Friedenszeiten bei den Bürgern in den Städten einquartiret wareu .

Q.

181.

Allgemein waren reộr ſtrenge Befeble in Abſicht, der Beobachtung des Dienftes , beſonders der Wachs ten 8 ) Memoires ſur le Service journalier de l'Infanterie parts le Chev. de Bombelles Paris 1718. 8. p. 38. t) ib. p . 66 .

186

V. Beitra u m .

ten und Poſten gegeben ; bei feinem Heere aber wur : den ſie beffer beobachtet und die Uebertreter fchårfer be: (traft , als bei den Preußen. , Die Lagerwachten waren gang ſo , wie im vorbergebenden Zeitraume ( Bd. I; 9. 201, ) noch dem war :

nur

daß bei jedem

Infanterie: Regimente

ein beſonderes Piguet þinju bei unverinutheten. Ereigniſſen

tam ,

das auf

fogleich

gegen

den Feind auszurücken. Es hat ſeinen eigentlichen Urſprung von den Franzoſen , ward aber ſebr baid auch bei den übrigen Urmeen eingeführet. Die Deutſchen hatten eine beſondere Stockwacht binter dem Bataillon, woſelbſt ſie im tager iþre Arres Aanten aufbewahrten ; bey den Franzoſen gingegen befanden ſie ſich mit auf der Faþnenwacht vor der Fronte. Naße am Feinde und in belagerten Feſtuna gen war es bei lezteren nicht gewöhnlich : daß die Runden und Patrouilley von den Schildwachten, ans gerufen wurden , ſondern dieſe ſtampfte einige male mit dem Fuße auf die Erde , und der Befehlshaber Runde antwortete ihr ebenfalls durch zwiele oder dreimaliges Stampfeu,je nachdem es befohlen wors den war ). Man findet jedoch nicht , daß erwas Penlidzes bei den Deutſchen im Gebrauch geweſen.

$. : 182. Bei den Spaniern findet ſich eine ronderbare. Urt Wachten, die ihre Eriſtenzwahrſcheinlich blos der Bes quemlichkeit des Razional: Charakters zu verdanken Katte : In der Feſtung Porto Herfole ', ſo wie in einigen andern Grenzplågen wurden große Hunde auf Königliche Koſten unterbatten .

und des Diachts mit auf

u ) Memoir. ſur le Serviç . journal, de l'Infant. p. 92.

5. Abſchn .

Kriegszucht.

187

auf die Wacht gegeben , wo ſie auf den Wäller feruin giengen, und bei der natürlichen Wachſamfeit dieſer Thiere hinlänglich gegen jeden Ueberfall ficherten . Sie begleiteten nicht minder die aus den

Feſtungen abges

fchichten Partheieli, um den Feind auszuſpåbent, wenn er irgendwo ein Verſteck gemacht hatte ') .

G.

183

Um dem ſtehenden Soldaten auch in Friedenszeiš ten mehr Beſchäftigung zu geben , als er durch die gewöhnlichen Wachten batte; fiel man darauf : auffer dem tåglichen Ererziren auch den höchſten erreichbaren Grad von Puß von ihin zu fordern. Am böchſtent trieben es anfangs bicrinnen die Preußen und die Franzoſen : alles Metall an ihrem Gewehr wußte wie ein Spiegel glänzen , die Patron : Taſche, Såbel: fcheide und der Schaft der Flinte inußte gewicht und das Lederzeug mit Thon weiß gemacht werden. Zus gleid) wurden die Haare mit den fürzlich aufgefommes nen Puder eingepudert. Die Oberbefehlshaber ges fielen ſich : wenn ſie ibre Untergebenen ſo gepugt vor fich raben ; dadurch wurden der ſogenannten Þa : raden immer mehr , daß fich zwiſchen ihnen - denn jezt ward ſelbſt das, tågliche Ererziren zur Parade ges macht - und den Vorbereitungen dazu das leben des · Soldaten theilte . S.

184.

Bei aller Sorgfalt, die ludwig der Bier's jente auf die Ausbildung ſeiner Truppen wandte , fekte ihm dennoch immer die Franzófifde Frivolitát einen Damm entgegen,

den

Friedrich Willbein

bei feinen an blinden Geborſam und eine faft bis iis Kleins 1 ) Sta. Cruz , Des Marches. cap . 7 .

/

188

V.

3 , itra um .

.

Kleinliche gehende Genauigkeit im Dienſt gétvöhnten Preußen nicht zu überſteigen hatte. - Kaum richten die e Franzoſen in die Winterquartier ; foi eilten alle, Hos er dt ab ta -zu .* Kein Oberſter , der Hauptſ bere Befehlsh Fein Brigadier blieb bei der Armee ; ſelbſt die meiſten Hauptleute entfernten fich , und mehrere - Regimenter Nothwendig wurden von {eurnants kommandirt w) . en h hr verlie , wirklich niußte Or Dienſt rehr. Dadurc n ge un Bil : ein , dic ? riſſen immer die größten Unordn lars. durch die Nuſjerſte Strenge kaum abzuſtellen , vers Der, skontraſt gegen die . Ben iſt Gier zu auffallend , als daß man udtbig båtte,, die leſer aufmerkſain darauf zu machen. S.

185.

Der Hauptgrund dieſer Mißbräuche bei den Frans zoſen lag wohl vorzüglich mit in der Perkäuflichkeit der Offizierſtellen , wo vom Hauptmann an alle Bes feblogabeç junge Leute von Geburt und Vermogen wa. ren , da es im .Gegentheil den årmeren nur ſelten ges lang , ſich über den Major binaufzuſchwingen. Zum Beweis will ich nur die Preiſe der Befehlskaberſtellen bei der

Gensdarmerie hier

anführen *) :

die

pier erſten. Kompagnieen koſteten jede soooo- Thaler , 40000.. Eine Lieutenantsſtelle aber 40000 die übrigen viereaber ward um 80000 livres , cine Fähnrichsſtelle um 60000 Livres und eine Fabnjunferſtelle für 40000 livres ver : fauft. Bei den Schweden und Deutſchen fand dieſe Sitte nicht ftatt , eben ſo wenig als bei dem eben erſt - orga: miſirten Heere der Ruſſen , wo Peter der Große das Berkaufen der Befehlohaberſtellen durchaus nicht geſtattete. S. 3866 w ) Vie du Marech . de Villars T. I. p . 127. H. A. and. O. * ) Quincy l'art de la guerre p . 384.

5. Abſchn . 1 Kriegszucht.

189

S. 4 * 186.17 Die Suborbinazion Herrſchte bei den Armeen mit mekt oder weniger Strenge ', nach Verſchiedenheit des Geiſtes der Najionen . “ Am ſtrengſten war ſie bei den Schweden und bei den Preußen , die überhaupt in Abſicht ihrer Kriegsverfaſſung fich ſehr nach dieſen ins 7

ren Nachbaren modelten . Bei den Franzoſen cam das Schlagen der Gemeinen mit dem Stock oder Des und ward zu Unfäng de faſt s e in Wönahme Uchtzeßnten Fahrhunderts nuräuſſerſt felten angewens det. ümgekehrt war der Fall bei den Rüſſen , wo es den Generalen fogar -erlaubt war , ihre Subaltern offiziere zu ſchlagen. Die in Nuniſche Dienſte getrete : ließen ſich jedoch immer gefallen : ein Deutſcher Artilleriefieutenant Namens gacob , der in der Belagerung von Azof von ſeinem General gemißbandelt worden war ,

ver's

nagelte des Nachts das Ruſſiſche Geſchük, und gieng zum Feinde; über "). Die Ebrenbezeligungen , welche die Hogeren Offiziere von ibren Untergeordneten erst bielten , waren übrigens ſchon in den vorigen Zeiten beſtimmt, und erlitten nur unbedeutende Abänderuns gen. So ward bei den Franzoſen feſtgeſezt: daß die Soldaten aus ihren Zelten in die Kompagniegaffent Herauftreten mußten , wann ein Franzöſiſcher Pring oder ein Marſchal von Frankreich die Froute paſfirce )

S. 187 . In Abſicht der militairiſchen Strafen hatte ſich in dieſem

Zeitraume gegen den vorhergebenden nichts abs ges

9 ) Mauvillon hiſtoire de Pierre I. p.47. 2) Bombelles Memoir , ſur le Service journal. de l'Iafant. P: 78.

V. zejtra u m.

190 geåndert.

bist

Die Gemeinen wurden mit Urreſt

weilen geſchloſſen - mit Stockſchlagen oder Fuchteln und mit Spißrutben beſtraft , die nun allgemein zu werden anfiengen , und für die bei der Reuterei die

3

Steigriehmen eingeführet wurden . Erſchieſſen und Des kolliren waren die gewöhnlicheren Todesſtrafen ;

doch

wurden die Ausreiſſer und Marodirende immer gebans gen . Mangel an Muth und Entſchloſſenbeit ward noch als ein Kapitalverbrechen angeſehen ; man war noch nicht ſo nachſichtig gegen Etwas , das man in den ſpäteren Zeiten oft mit dem philoſophiſchen Namen eines Naturfeblers entſchuldiget; denn man gieng von dem an ſich keinesweges unrichtigen Grundfake aus : daß ein Bes fehlspaber lieber feine Stelle niederlegen müſſe , wenn er ſich nicht geſchickt fühle , mit Verachtung aller To . desgefabr jedem Ereigniſſe die Stirne zu biethen. Der Frånkirche

Kreis . General: lieutenant von

Heydersdorf þatte 1693 das Heidelberger Schloß ohne Gegenwehr übergeben. Sobald er bei dem Kais ſerlichen Heere anfam, ward er atretiret, feiner Stels Ic entſezt, auf dem Schinderkarren vor der Fronte des Lagers finunter

geführet ,

und

alsdann

fortgejagt.

Nie ſeine Güther wurden eingezogen *) . Ein gleiches Schickſal batte 1707 aud) der Kommandant des Forts Erilles, er ward durch den Nachrichter Eşrlos ges macht , imd mit Confiscation ſeiner Gürger zu ewis gem Gefängniß verurtþeilt ). Ja , der Engliſche Generals Major Ellenberger verloĝr 1695 wegen Der Uebergabe von Dirmuyden den Kopf ; ſten ,

lesley ,

Gragam

und

drei Obers

2nor ,

die im

Siriegss a) De Ligue Memoir, fur les Camp. de Louis de Baade I, P : 133 b) Vie du Marech. de Villars T. 2. p . 16.

1

s . Abſchn . Kriegszucht.

191

Kriegsrathe für die Uebergabe geſtimmt batter , Wurs deu tafſirt und zu ewigem Gefängniß verurtheilt ; dce Dberfte Brower aber ward auf drei. Monache vom Dienft ſuspendiret

).

* Nicht minder ließ: Peter

der Große nach dem Treffen bei Holowczin alle Soldaten , die im Rücken verwundet waren , zu Sechs fen looſen , die Ausgelooſten aber erſchieſſen ").

$.

188. Ces

Obſchon bei allen nun ſtehenden Armeen die ſchårfs ften Gefeße in Abſicht der Mannszucht eriſtirten ; fins Det man doch fepr påufig, daß fie – oft ſelbſt unges Ludwig von Baas ftraft - übertreten wurden . Den fagte 1693 im General: Befehl: " Die Ordnung und die wahre Mannszucht ſei vernachläßiget und durch tauſenderlei Mißbräuche dergeſtalt in Abnahme gekommen , daß er ſich genöthiget Tebe, fie durch Ans „wendung der äuſſerſten Strenge wieder berzuſtellen”! Bei anderen Heeren war eß derſelbe Fall. Die nemlichen Urſachen : Sittenverderbniß und ausſchweis fender (urus der Offizieren und durch ſietes Auſſens bleiben des Soldes erzeugter Mangel und Zügelloſig : Feit der Gemeinen , vor : Räubereien ,

brachten gleiche Wirkungen bers Plünderungen

und ein beinahe

gånzliches Verſchwinden aller Mannszucht. Ju Jabe 1692 machten die Spaniſchen Soldaten in den Nies derlanden die Straßen unſicher , weil ſie keinen Sold bekamen , und iſnen zu ibrem linterbalte nichts übrig blieb , als betteln oder ſtehlen ). In Frankreich war ſchon ſeit den bürgerlichen Kriegen nach Heins richs

c) ' Theat. Europaé. BO. XIV, 8.775. d) Mauvill.,bif . de Pierre I. 3 ; 6. 301. c) Theatr. Europ. T.XIV ; p. 372.

V. 3 eitra úm .

192

2

tiche des 3 weiten Tode die Kriegojucht fehr in Berfall gekommen ; denn ward pie auch unter den folgenden Regenten zuweilen durch ſtrenge Uhndungen wieder becgeſtellt , glich dies doch mehr dem plöblichen Auflodern einer erſterbenden Leuchte , als daß ſie båts Die Befehlskaber · te fefte Wurzel fchlagen follen. ſahen den marodirenden Soldaten gewöhnlich nach und überließen ihre Beſtrafung dem Ohngefär , wann fie von dem Generalgewaltiger angetroffen wurden wåprend die alten Soldaten iþre,erſt kürzlich anges worbenen Kameraden durch Schlåge zwangen : auszu: Pillars fage geben und etwas þerbeizuholen.'). felbſt, daß eine einzige Fouragirung bei Neuburg 1703 ihm mehr Menſchen gekoſtet habe , als das Aller Bemühungen der Treffen bei Höchſtådt ). Feldherren ohngeachtet konnte dies Uebel nie ganz auss gerottet werden, und es fehlten bei den Franzoſen nicht ſelten wohl ein Drittheil der Truppen , die ſich in die Man benachbarten Dörfer " verlaufen hatten " ). darf ſich um ſo weniger hiérůbéć wundern , Viezebute

wig der

ja

ſelbſt

da ( ud:

Feine Soldatert

.

; glücklichen Rheinländern wüthen hieß , wie fauin Ein ånliches Beis Tilly in Magdeburg wüthere '). Peters des uns zeigt Zeitraume demſelben in fpiel Großen Heer auf dem Rückzuge aus lievland , to die Rufen alles verwüſteten und nichts als 'rauchende Brandſtåtte hinter ſich ließen. Dërpat plünderteni fie, und f ) Vie du Marech . Duc de Villars Part. 1 , p. 176. 6 ) ib . Part . I ; P. 338 . h) Sta. Cruz . T , 3 ; Des Campements cap. Io . Man vers gleiche Feuquieres i ' ; cap. 25 . 1) vid . Schlášers Staatsanzeigen 13 B8. 'n Beft. No.44. und 45.

5. Abſchn.

Kriegszucht.

193

und ſchleppten die Bürger als Sklaven mit ſich fort , nahmen auch aus der Gegend von .Mohilow über roo Bagen , mit Kindern beiderlei Geſchlechts beladen mi:, um die wüſten Låndereien durch ſie zu fern k).

S.

bevóls

189 .

nothwendigſte Folge einer fo berabgeſunkenen Disziplin war die Deſertion , durch die ſich der Soldat alsdann der gebührenden Strafe: Die nächſte

und

ſeiner Vergehungen zu entziehen ſuchte. Man war deshalb genöthiget , ſelbſt auf die vorzüglich bei den Spaniern und Franzoſen - febr gewöhnliche Deſer: tion von einem Regiment zu dem andern im Jahr 1665 Faſt alle Jahre wurden die Todesſtrafe zu regen '). dieſe Befehle , bald mit mehr , bald mit weniger Schårfe wiederholet , und nach einer Verordnung vom Jahr 1684 wurden ailen Ausreißern ohne Unters ſchied vor der Fronte des Regimentes Naſen und Ohs ren abgeſchnitten , ſie auf beide Backen gebrandmarke , und dann auf die Galeeren geſchickt ). Um dies Uebel zu verringern , bezahlte der Spaniſche Generals Kapitain , Prinz Pio , für jeden eingebrachten Des ſerteur Zehen Thaler Kartelgeld ; ja, Cb amilin fezs te das leztere in Frankreich bis auf Funfzig Thaler " ). Beides beſtätiget des Marcheſe von St“. Crux Ber þauptung : daß in jedem Feldzuge die Armeen durch die Deſertiou allein über die Hälfte verringert worden . S. 190 . k ) Hift. de Pierre le grand. 3 ; p.267. 1 ) Reglem . et Ordonnanc . Tom . I ; p . 305. m ) Ordonnance du dienne Decbr. 1684 . n ) Theatr. Europ. T XII ; P.511. 0 ) Reflex , milit. y politic. T. III ; $ect. I ; cap. 20. goyer's teuere Briegsk. 11 , Th.

M

194

V.

Zeitra u m .

$.

190 .

Weil der {urus der Befehlshaber zum Theil mit an dieſen Unordnungen Schuld war , die ſich auf Kos ſten der Gemeinen für ibren Aufwand zu entſchädigen , alsdann aber bei der Muſterung die Kommiſſarien auf mancherlei Weiſe zu hintergehen ſuchten ; wurden ſchon im Jahr 1672 die ſichårfſten Edifte dagegen er : Vorzüglich ward der Aufwand der Tafel eins laſſen . geſchrånkt , und das Tragen goldener Treſſen und Bes ſegungen auf den Kleidern , Degengebenken , Pferdes Allein, dieſe Befeble Båumen u . f. w. verborben P). kamen bald wieder in Vergeſſenheit ;

denn Villars beklagt ſich bitter über den Turnis und die Verſchwens dung der Offiziere , und bittet um Einſchärfung der Er unterlies auch ſeinerſeits Nichts die Mannszucht wieder herzuſtellen , und apndete jede Als da: Uebertretung der gegebenen Befchle ſcharf . Tafelgeſeke 9) .

her die Armee im Dezember des Jahres 1705 bei ſtrens ger Kälte fampiren mußte , blieb er ſelbſt unter dein Zelte ,

und ſchickte einige Oberſten in Arreſt ,

die ſich

in die nächſten Dörfer geleget hatten , um bequeurer zu ſein ). .

191 .

Nicht ſowohl ſtrenger , als vielmehr beſſer und gez nauer beobachtet war die Kriegszucht bei den Schwes diſchen und Preufliſchen Truppen .

Der ruhigere und ernſtere Character des Nördlichen Europåers war leich : ter im Zaume zu halten , als das ſchäumende Blut des Franzoſen ; wo daber bei jenem einige Stockſchlåge, ja oft reibſt ein ernſtes Verbot ſchon biureichten , waren 1 bei p ) Reglem . et Ordoun . T. 2 ; P: 377. 9 ) Anquetil Vie du Duc de Villars I ; p. 361. r) ib. p. 390.

5. Abſchn.

Kriegszucht.

195

bei dieſem laum Lebensſtrafen im Stande, ihn zurück zu ſchrecken . Zwar trugen auch die Kriegsgeſeke der Preußcu das Gepräge des raußen Standes an fich , für den ſie beſtimmt waren ; allein , nur héchit felten giengen die darinnen enthaltenen Drobungen in Erfül: lung. Sie ſchårſten vorzüglich Uchtung gegen die Res ligion und den Gottesdient ein ; wer im Felde des Morgens oder Abends die Betſtunde, oder des Sonns tags die Predigt verſäumte , ward in das Halseiſen geſchloſſen '). Uuf jeder Widerſekung gegen die Oberen ſtand Lebensſtrafe ; legte hingegen der Offizier dem Soldaten zu harte oder unſchickliche Arbeiten auf, ward er ebenfalls zu ſtrenger Rechenſchaft gezogen . Wer die Schildwacht verließ , ward erſchoſſen . So konnte auch jeder auf der Stelle getödtet werden , Vers der im Treffen dem Feinde den Rücken ferte . ließen ganze Regimenter ihre Fahnen , wurden die Befehlshaber ebrlos gemacht, und die Gemeinen des zimniret ; das beißt : der zehente Mann verlohr das les ben .

Gleiche Strafe batte der zu gewarten ,

welcher

mit dem Feinde forreſpondirse , die ( oſung offenbarte oder ogne Erlaubniß das feindliche Feldzeichen trug. Verkaufte ein Soldat ſein Gewehr und Munition , Wer in feindlis ward er nit Gaſſenlaufen beſtraft. chen Ländern irgendwo Feuer anlegte , verlohr das les ben ; ſo auch : wer ſich ogne beſondere Erlaubniß beim Plündern ſiirden ließ. Wer bei der Muſterung um Geld rief , ward als ein Aufrubrſtifter beſtraft ; wer ſich hingegen ges ziemend meldete ,

erpielt das Feblende richtig vergüter. König

Honnerts Beiträge zur Brandenb. Kriegégeſch. $ .35.

N 2

196

V.

Beitra u m .

König Friedrich der Erſte rezte noch verſchies dene

neue Urtikel zu dieſem

Reglement,

das den

Truppen alle Monarhe vorgeleſen werden mußte. Um in den Niederlanden die Marodeure ſogleich zu beſtra : fen , mußte bei jeder Fouragirung der Generalgewalti: Wer einen Deſers ger mit 48 Reutern zugegen ſein . teur einbrachte , erhielt anfangs Zwei , in der Folge Wer hingegen aber Fünf Thaler zur Belohnung. einen Soldaten verbarg oder bei ſeiner Entweichung ves

günſtigte ,

mußte soo Thaler Strafe erlegen ').

S.

192 .

Auch bei den Schweden hielt Karl der Zwolf : te febr über die Befolgung der Kriegsgeſebe, und gab bei der Invaſion in Sachſen ſeiner Urineë eine bez fundere Verordnung von Funfzehen Artikeln in Abſicht der Mannszucht .

Zwei Soldaten ,

die darwider ge:

bandelt und ein Gefäß mit Milch genommen , ein Kind aber mißbåndelt hatten , das ſie daran hinderit wollte , mußten looſen , und Einer von ihnen ward erſchoſſen . Wirklich ſtanden aber auch damals die Schweden auf dem höchſten Gipfel der Mannszucht: keiner wich im Treffen aus ſeinen Reißen , ſelbſt nach errungenem Siege , wenn die Erſten Glieder die tod: ten Feinde vor ihren Füßen liegen batten, büchte Reis ner fich , um dieſe auszuziehen , bis nach verrichtes tem Dankgebeth die Erlaubniß dazu gegeben ward "). Wie ſehr ſtach nicht dagegen das Rufiifche Heer Peters des Großen ab , der im Treffen bei Jaz ina den Offizieren bei Strafe: fortgejagt, den Gez meinen

t ) S. Milii Samſung von Ediften . a . m. 0 . u ) Hift. Milit. de Charles XII. Part. 3 ; p. 76.

1

5. Abſchn.

Kriegszucht.

197

meinen aber , gegangen jul werden, das Plündern und Auszieben der Todren unterſagen mußte ? ")

$.

193 .

Die Gefeße gegen den Zweikampf wurden in dies fem Zeitraume faſt überall erneuert, und mit unerbitts licher Strenge vollzogen . In Frankreich mußte jeder Ober : Befehlshaber , bei Strafe faſſirt zu werden , un: verzüglich an den Hof melden , wenn eiu paar Offis fiere fich duellirten , wo denn der Unfár :ger ſogleich fortgejagt ward. Jeder Soldat , der einen Zweis kampf anzeigte, erhielt 50 Tbaler und den Abſchied zur Belohnung " ). Bei den Preußen ward jeder Of: fizier ,

der ſich mit einem andern ſchlug, zuun Gemei: nen degradiret und mußte Musketierdienſte töun. Wer den andern gar zum Duell ausforderte , verlohr nebſt dem Geforderten und den beiden Selundanten das les ben ; ſelbſt der Bediente, der die Ausforderung übers

bracht Batte, ward zu 2 : bis zjähriger Feſtungsarbeit verurtheilt. Der im Zweikampf gebliebene warò, durch den Henker unter den Galgen begraben , und die Gůs ter des Üeberlebenden wurden eingezogen *) . Um ſelbſt jeben Keim zum Zweifaipfe zu erſticken , ward der , welcher ſeinen Kameraden drohete oder ihn ſchimpfte, Ein Fabr , wer ihm einen Bacenſtreich gab , vier Fabre , und wer ihn mit dem Stocke ( dilug, zwans zig Jahre lang auf die Feftung geſejt. Bei allem dies ſem Beſtreben war es dennoch nicht möglich , die alte eingewurzelte Sitte des Zweifampfes die bei dem Sol: v) Mauvill. hiſt. de Pierre I. p. 357. w ) Ordonnances de l'année 1677 . x ) Bennerts Beiträge

S. 36.

N 3

+ 198

V.

Zeitraum .

Soldatenſtaude unter gewiſſen Einſchrånkungen -gewiß minder nachtheilig iſt , als man faſt allgemein glaubt Immer finden fich wieder gånzlich auszurotten .

Spuhren davon ; der Feldmarſchal Schöning jog 1689 ſogar in Kurfürſt Friedrichs des Dritten von Brandenburg Behauſung gegen den Generallicus tenant Barfuß den Degen , allein er ward arrerirt Ja, in Frantreich ſchlua und ſogleich verabſchiedet ). gen ſich ſelbſt zwei Damen auf Piſtolen , weil ibre Månner einander beleidigt hatten , und es nicht wags Die eine ward todt geſchoſſen , ten , ſich zu duelliren . die andere aber verwundet und entgieng durch die Flucht der im Gefek beſtimmten Strafe ? ).

B.

194 .

Deutſchen ac . Bei den Franzoſen , Spaniern , wurden die Striegogefangenen allezeit gut behandelt , und gegen ein mehrentbeils ſchon voraus beſtimnites Nur in den Siriegen der föregeld wieder frei gelaſſen . Kaiſerlichen gegen die Türken , und der Schweden ges gen die Ruſſen litt dies eine Ausnahme, denn hier pflegte man die Gefangenen als Sklaven anzuſeben , und bei den Ruſſen nur etwa in Abſicht der hoberen Erbittert Befehlshaber einige Ausnahme zu machen. durch die Ausſchweifungen , welche die Ruſſen in Lieff: land und Finnland begiengen ; fchickte Karl der Zwölfte alle Kriegsgefangene , die er von ihnen bes kam , in die Bergwerke , wo ſie arbeiten mußten und Ebeu ſo nur wenige raben iþr Vaterland wieder . wurden auch in der Folge die bei Pulrawa gefangenen Schweden durch die nördlichen Provinzen des weiten Ruſſi: y) Bennert a . a . 0. S. 114. 2) Theat , Europ. T. XIII, p . 245.

5. Abſchn.

Kriegszucht.

199

Ruffiſchen Reiches zerſtreuet, wo ſie bis zim Frieden mit allen Uebeln eines ſo unwirtßbaren Landes fåmpfen mußten . Wåbrend jedoch die Schweden den Krieg gegen die Ruſſen mit einer Erbitterung fübrten , wie fie nur immer Kriegen mit Völkern eigen iſt ,

die

noch auf einer der unterſten Stuffen der Kultur ſtehen ; begegneten ſie und die Sachſen einander ſtets mit ders jenigen Achtung ,

die den Krieg unter geſitteten Völs

fern bezeichnet, und Karl der Zwölfte tieß 1705 . ſogar alle Sächſiſche Kriegsgefangene ebe ſie ausgewechſelt wurden * ).

$.

neu

kleiden ,

195 .

Die Ranzionen waren un die Mitte , des Siebens ześnten Jaþrbunderts noch lebr boch , ſo daß der Ge : fangene für ſeine Perſon einen Theil, einen anderen Erſteres war der Fall aber ſein Landesberr bezahlte. mit dem Helteren Punregur , der bei der verunglücks Belagerung von Valenciennes 1656 gefangen ward , und für ſich Tauſend Gulden , Funfzig Tha: fer für einen Hauptmann , Zwanzig für einen lientes nant , Funfzeben für einen Fáburich und zwei und Zwanzig livr. für einen Sergeanten bezahlte " ). Spis

ten

terhin wurden die Kanzionen durch eine Uebereinkunft der beiden Kronen Frankreich und Spanien genauer beſtimmt ,

und im

Jahr 1674 folgendcrgeſtalt an :

geſezt : a) Hiſt, milit. de Charl. XII. 3 ; p. 398 . b) Memoires de Puylegur. p. 428 .

97.4

Fran :

1

200

V.

Franzoſen . Oberſter der Irfanterie ; Dverftlicutenant

Major u . Hauptmann Adjutant Lieutenant Souslieutenant Fähnrich Sergeant Quartiermeiſter Gemeiner Meſtre de Camp oder Oberſter 0. Kavallerie Major

Zeitra u m . Spaniet. 400 Livres

Maeſtro del Campo Sergente Major de Terçia Major und Hauptm . Adjutant Lieutenant Fähnrich Sergeant Quartiermeiſter Gemeiner Maeftro del Campo

250 90 40 35 22 25 15 15 75 400

Sergente Major de Terçia, oder Oberſts tieutenant 250 Rittmeiſter 200 Major u . Rittmſtr. Lieutenant Lieutenant 100 Adjutant Alontant 90 Kornet Kornet 75 Quartiermeiſter Quartiermeiſter 25 Gemeiner Reuter Gemeiner 22 Lieutenant, der Artilles General Lieutenant rie der Urtillerie 300 Conimiſſair d . Artillerie " Hauptniann 90 Artilleries Offiziere Artillerie - Offiziere 25 250 Oberſter der Leichten Neuterei Major und Hauptmann 150 Adjutant und Lieutenant 70 Kornet 55 Quartiermeiſter 25 18 Genieiner 100 Ein Kriegs - Kominiſfair endlich gab 50 Ein Proviants Rommiſſair aber

C

Zwiſchen den Schweden und Ruſſen findet ſich Feine ånliche Convention in dieſem Zeitraume, die Ranzion hieng entweder von der Willküfr des Uebers :

1

winders ab , oder aber die Kriegsgefangenen wurden nach ihremn Range gegen einander ausgewechſelt,

und die

201 5. Abſchn.

Kriegszucht.

die dann noch übrig bleibenden mußten bis nach ges ſchloſſenem Frieden warten , wie dies der Fall mit den bei Pultawa gefangenen Schweden war.

S. Bei den

196 .

ununterbrochenen Kriegen

Frankreichs

fand es { udwig der Vierzehnte oder vielmehr Louvois , dem nichts entgieng , was die Armee int friegeriſcher Vollkommenheit uin Eine Stuffe böher heben konnte , für zweckmäßig : die Offiziere , welche ſich auszeichneten , allezeit zu belohnen und die Nach: So entſtand 1693 der eiferung der andern zu wecken . Ludwigs : Orden , die Erſte Erſcheinung dieſer Urt, urſprånglich blos zum Preis der Tapferkeit be: fimmt. Im Jahr 1719 erbielt er feine ordentliche Einrichtung und ward auf Sechs und Zwanzig Groß. Vier und Sechzig Kommenthure und eine kreuke, unbeſtimmte Unzahl Ritter geſezt. Der Werth des ( uds wigsfreußes war nicht blos idealiſch ; denn wah: rend es feinen Beſitzer als einen Mann von vorzügli: Entſchloſſengeit z . bezeichnete , was cherem Muhe , ren auch gewiffe Einfünfte damit verbunden : die als teſten Ritter erhielten Jahrgehalte von : 200 bis zu Eben dadurch aber verfehlte es um To weniger ſeines Zweckes , und der Franzöſiſche Offizier trozte jeder Gefahr , wenn es darauf anfam , dieſen Beweis der Gnade feines Königs zu erwerben , 6000 livres.

S.

197.

Um für die Ober : Befehlshaber , die oft lichon in den niederer Graden den Orden erhalten batten , eine Gelegenheit zur Aufmunterung zu geben , theils aber auch aus Prachtliebe vermehrte ludwig der Vier : N'S Febnte

1

202

V.

Zeitr a u m.

jehnte die böheren Chargen auf eine auſſerordentliche Schon 1667 wurden bei der Armee auſſer den Art. Dóerſten beſondere Brigadiere angeſtellet. Nicht minder wurden anch die General : Majore - Marechaux de und Generallieutenante , beſonders ſeit Camp 1672 vermebret, ſo daß ſich nun von erſteren oft Füns fe und mchr bei Einem Koppe befanden , und daß die Zabl der Generallieutenante in dreißig Jahren von Fünfen bis auf Sechzig ſtieg “). Eben ſo verhielt fichs auch mit den Marſchållen von Frankreich , deren im Jahr 1703 auf Einmal zeben ernannt wurden . Jedoch wünſcht Villars bei dieſer Gelegenheit : " Der König mochte lieber geben gute Generale gemacht Haben d) , ein Beweis : daß die Waßl bier nicht eben auf die würdigſten gefallen war .

S.

198 .

Auch bei den Deutſchen Heeren war es gewögulich, verdiente Offiziere auſſer der Reibe zu befördern , oder fie durch Geſchenke u . d. gl. zu belohnen. So erbielt der Prinz Ludwig von Saaden für den 1691 obnweit Peterwardein über die Türfen erfochtenen Sieg das Gouvernement von Raab ). Noch auf eine ans dere Weiſe ſuchte der König von Spanien arme aber Verdiente Offiziere zu belohnen ,

ohne daß es feiner

Kriegskaſſe zur Laſt fiel. Er verwendete ſich für ſie, daß ihnen die reichſten Damen des Hofes als Gemahlinnen zu

c) Im Jahre 1667 waren es bloß die Marquis von Belo lefonds , Håmieres und Crequi, der Herzog von Rohannots und der Herr von Paſſage. P. Da . niel 'hift. de la Milic, franc. IX ; 1 , p. 21 . d ) Vie du Duc de Villars T. I, p . 131 . e) De Ligne Memoir, ſur les Campago. du P. L. de Baa de J, p . llo .

4

5. Abfdir . zu Theil wurden , valin azquerda Moſcoſo ; che Herren.

203

Kriegszucht.

wie z. B. die Markiſin von Nas dein General D. Balthaſar

oder er verheiratbete ifre Tochter an reis

Zeichneten ſich ganze Regimenter vorzüglich aus, gab man ibuen irgend ein beſonderes Unterſcheidungs: zeichen in die Fahnen und Standarten ; waren es Dragoner , erhielten ſie gewöhnlich Paufen , um ſie dadurch zu dem Range der Schweren Reutersi zu erhe: ben , die immer für beſſer und vornebmer gehalten wurde.

S.

199 .

In Abſicht der Verſorgung alter und zum Dienſt uutichtig gewordener Krieger ſtellt dieſer Zeitraum ein Beiſpiel auf, das nur von einem ſo prachtliebenden Monarchen , wie ludwig der Vierzebnte war , unternommen und ausgeführet werden konnte . Er wandte nemlich im Jahr 1671 alle zu Unterhaltung der ſogenannten Moine's Says (Fiebe oben i SD . S. 197 und 340 ) beſtimmten Kapitalien das noch gegenwärtig in Paris beſtehende validenhaus zu errichten , das lange das Einzige feiner Urt war , mit dem in der $

dazu

an ,

große In : Erſte und Folge nur

allein das mit Brittiſchem Aufwande angelegte Sce: ſpital zu Greenwich ſich meſſen konnte. Weil jene auf den Kloſtern liegenden Fonds nicht zureichten ; wur : den dem Invalidenhauſe rioch beſonders Zwei Deniers auf jeden livre aller aus der Kriegskaſſe gebenden Ball: lungen zur Unterbaltung zugefianden.

S.

200 ,

Obſchon bei anderen Mächten noch keine ånlichen Einrichtungen eriſticten ;

ſorgte man doch durch Pens fionen

204

V.

Zeitraum .

fionen und auf andere ånliche Weiſe für die im Dien : fte des Staats untüchtig gewordenen Krieger. Um freigebigſten war darimen die Spaniſche Regierung : hier erhielten alle Invaliden Penſionen , und Es wurden konnten ſich aufhalten wo ſie wollten. aber nicht blos die Verwundeten unter die Invaliden gezählet , , ſondern auch diejenigen Soldaten , die nach Zeben Dienſtjahren durch Krankheit zu ferneren Diens ſten untüchtig wurden .

Sechſter

Abrch nitt.

Einrichtung der Låger und Beſchaffenheit der Feldvers ſchanzungskunſt.

$.

201 .

eduten ", dieſe åtteſte Art von Verſchanzung , was Routeni ren bei einzelnen Poſten noch immer gewöhnlich ; neu aber war in gewiſſem Betracht der Verſuch : rich in einzeln ſtehenden ( andhåufern oder Kirchen gegen ei: nen übermächtigen Feind zu vertheidigen . In Jtas lien , wo ſo viele Caſſinen und Meierhöfe zerſtreut um : . her liegen , die man bei Fouragirungen und ain Tage eines Treffens nicht unbeſegt laſſen darf , und in Poo : ten, wo kleine Haufen regulåter'Truppen oft ganzen Schaaren irregulairer Feinde die Spike bieten muß: ten ; war man immer genothiget: auf die Vertheidis Der gung in einzeln ſtehenden Gebäuden zu denken.

gegenwårtige Zeitraum bietet uns verſchiedene merk: würvige Beiſpiele davon dar. S. 202 .

6. Abſchi. Lager und Feldverſchanzungen . 205

$.

202.

Prinzen Eugen von Savonen die , 10 der Bruder des Herzogs von Vendome, der in der Abweſenheit des lezieren die Franzöſiſche Armee im Breszianiſchen befehligte - ein am Chieſa : Kanal Um

dem

obngefår fünfhundert Schritte von der Kaiſerlichen Feldwache ab liegendes Vorwerf : ta Bolina , mit vier Grenadierkompagnieen beſekt ,

die ibre Pos

ften in den Gebäuden- muid hinter den in der Hofmanec angebrachten Schießlödhern nahmen " ). Gegen dieſes Vorwert detaſchirte der Prinz Eugen den Prinzen von Wůrtemberg mit Tauſend Kommandirten aus allen Regimentern der Kaiſerlichen Armee , und mit einigen Feldſtücken , welche gegen Einbruch der Die barrikadirten Thüren Nacht daſelbſt ankamen . wurden ſogleich mit Herten aufgeſchlagen, und die Kais Verlichen drangen mit Gewalt in den Hof ein ,

aus

dem ſie die Franzoſen in die Gebäude vertrieben.

Sie

wollten ihnen zwar auch hier nachfolgen , allein die Franzoſen hatten die Decken aufgebrochen, und trieben die unten Eindringenden durch þeraus.

Flintenſchuifſe wieder

Das ganze Landhaus ſchien im Feuer zu fte:

ben ; und die Nacht war ſo finſter , daß man die Ges genſtände blos beim Scheine des Musketenfeuers un: Mittlerweile hatten die Kaiſerli: terſcheiden konnte. chen ſich eines großen Theiſs der Gebäude bemachtiget, und forderten die Franjojen jur Uebergabe auf ; allein dieſe antworteten blos durch ein ununterbrochenes Feus er ; vorzüglich wehrten ſich Sieben Grenadiere in den Taubenhauſe mit der größten Unerſchrockenbeit , und fchlugen

f) Leben des Pr. Eugen von Savoyen 2 Bd ; S. 243. Espagnac Verſuch über den Großen Krieg . Kap. 15.

206

V.

Zeitraum .

ſchlugen mehrere wiederbolte Angriffe der Kaiſerlichen au , bis der Groß : Prior den Seinigen das Regiment Marine zu Hülfe fchichte , der Prinz von Würs temberg aber Befehl erbicit :

ſich wieder zurück zu

zieben.

S.

203 .

Kübner noch war 1713

Karis

des

3 wolf:

ten bekannte Verekeidigung in ſeinem Wohnbauſe Varnika bei Bender gegen die Türken und Tartaren die ihn darinnen angriffen , und ibu nur allein durch Anzünden des Hauſes daraus vertreiben konnten. Ihr war nur die Vertheidigung des Grafen von Sach : ſen in einen Pohlniſchen Wirthshaujë gegen zweihuns dece Dragoner und Sechshundert Pobiniſche leichte Reuter , die ihn unter des Paſchroniskn Anfüh: rung darinuen angriffen , ånlich. Der Graf von Sachieu batte nicht

mehr als Fünf Offiziere und

Zwolf Bedienten bei ſich , er mußte fich daher begirüs gen , bloe die oberen Zimmer des Hauſes zu bereken und die unteren Thüren zu verramnmeln . Zwar wurs den die Poblen durch die von oben herunter kommenden Flintenſchüſſe gebindert , einzudringen ; allein , fie ſtiegen durch die Fenſter in ein anderes leeres Zimmer , wo dem Grafen von Sachſen nichts anderes übrig blieb, als ſie bier mit den Offiziers anzugreifen , und theils zu tódten , tậcils wieder zum Fenſter hins aus zu jagen . . , Ein zweiter Angriff der Poblen hatte Denſelben Erfolg ; fie umſchloſſen daher das ganze Haus mit Fleinen Poſten ,, um den Morgen zu erwars ten ; allein , eben dadurch ergielt der Graf vont Sachſen Gelegenheit ,

ſich init den ihm noch übris geu dreizehen Mann unter Begünſtigung der Dunfels beit

6. Abſchn . Låger und Feldperſchanzungen .

Þeit

burchzuſchlagen und

ſich

nach

207

Sendomir

zut

retten 5). S.

204 . . 1705

ein Schwedis So ward auch früber ficher Rittmeiſter mit Hundert Pferden von Udit Koms pagnieen Poolniſcher Kavallerie : und Zweihundert Dieſe Uebermacht Deutſchen Dragonern angegriffen. des Dorfes Co: Kirchhof den auf fidz : ign nöthigte nalleu zu ziehen , wo er ſeine { eute hinter die Mauer

1

Zwar ſtellte , und ein lebbaftes Feuer machen ließ. ſaßen die Poblen ab , um den Kird ,bof 30 ſtürmen während andere auf dae Dach der anſtoßenden Pfarrs wohnung ſtiegen , und von da unter die Schweden ſchoſſen ; allein dieſe ſchlugen nicht nur alle Stürme ab , ſondern thaten auch einen muthigen Ausfall, und ſteckten die Pfarrwohnung in Brand, ſo daß die Poga len den Angriff zuleßt aufgeben mußten ").

$.

1 !

205 .

In allen den hier angeführten Fällen hatten die Angreifenden entweder kein Geſchüß , oder aber bea dienten ſich deſſelben nicht. Als aber im Jahr 1735 drei Kompagnieen Sächſiſche Infanterie in dem Pohls niſchen Städtchen Wartha von den Konfödéricten ani: gegriffen wurden ,

batten dieſe Acht Kanonen bei ſich ,

und beſchoſſen die Mauern des Mönchskloſters damit, wobin ſich die Sachſen gezogen hatten , weil ſie zu ſchwach waren , das Städtchen ſelbſt zu behaupten . Allein, dieſes Feuers und der wiederholten Angriffe der Poblen

8) Geſchichte Morißend Grafen von Sachſen . I BD . S. 17. der Deutſchen Ueberſelung . h) Hift. Milit, de Charles XII, T. 2 ; p . 393.

V. Zeitraum.

208

Pohlen ungeachtet

die ſogar einmal ſchon in den Kloſterýof gedrungen waren , und nur durch die ſeltene Entſchloſſenbeit des lieutenants von Pieren wieder berausgetrieben wurden behaupteten die Sachſen dennoch dieſen Poſter, und zwangen die Poblen durch ihre Unerſchrockenheit zum Abzuge. Man findet übris

1 gens Nidits von beſonderen Anſtalten zu Vertheidi: gung des Kloſters , als daß eine Erderhöhung , wor: auf die',

einen

Tbeil des Kloſterhofes einſchließende,

Hölzerne Bretwand ſtaud , von den Sachſen mit Waſs ſer begoſſen worden war , damit die darauf entſtandes ne Eisrinde - denn es war im Winter - den Pohlen keinen feſten Tritt ließ ').

$. , 206 . Wenn alle jene Ungriffe mißlangen und wegen des Mangels oder des unrichtigeir Gebrauches der Artilles rie auch mißlingen mußten , war der von dem Herrn von Feuquieres auf den von den Graubündtern beſezten Felſen

Quatre

Dents ' im

Thale

St.

Martin 1690 unternommene deſto beſſer angeleget und Es kam hier darauf an : den Felfen ausgeführet. völlig einzuſchlieſſen , der zwar (meiſt) ifoliret war , aber dafür einen ſehr betrachtlichen Umfang hatte. Feuquieres bewirkte dieſe Einſchlieſſung durch eins zelne Trupps ,

die fo geſtellt waren , daß ſie einans

der zurufen konnten , und vermittelſt eines Offizieres Dieſer Offiziec Gemeinſchaft unter einander hatten . befand ſich auf einer ſehr hohen Felſen a Spike , wo -ec alles überfahe, und den abgeſonderten Haufen . durch Die ineiſte eine Fabre die verabredecent Signale gab. rom t f Bergſt ein inachte rigkei bei dem Angrif Schwie der den Felſen auf der zugänglichen Seite umnjchloß , und i) Tielkens Beiträge Bd.

6. Abſchn . Låger und Feldverſchanzungen .

209

und an ſeinem jenſeitigen Ufer eine Bruſtwehr von großen Feldſteinen hatte , hinter der die Graubündtet ſtanden und mit ihren Musqueten den einzigen Fußſteig beſchoſſen , der in das Thal fübrte , und der zugleich daß ihn nur Ein Mann auf Eins ſo ſchmal war , ſtiegen die mal paſſiren konnte. Uuf Franzöſiſchen Infanteriſten berab , gegen das Feuer der Graubündrer jeder durch eine ſtarke Faſchine gedeckt , die er vermittelſt eines Kindurch geſteckten Pfables vor fich her trug, und dann aufrecht binſtellte, als das zum Hauptangrif beſtimmte Detaſchement fich Rechts und Was dem Gjes linfs långs des Waſſers ausbreitete . fechte den Ausſchlag gab , war ein kurzer Vierpfüns der, den man Mittel gefunden hatte , auf einem Schlits ten mit Faſchinen bedeckt, durch Winden herüber zu bringen , und der 'nur wenig Schritte von der feind : lichen Bruſtwehr aufgeſtellt , gleich bei dem erſten Schuſſe die fürchterlichſte Wirkung gegen dieſelbe that. Dies , und die Kühnbeit der Franzoſen , die ſich ſos gleich in den Strom warfen und die feindliche Vers ſchanzung erſtiegen , brachte die Graubündter dermaßen aus der Faſſung , daß ſie nur geringen Widerſtand thaten. In zwei Stunden war der ganze Felfen ers obert , und alle Graubündter , bis auf þundert und Auf dieſe zwanzig Mann , wurden niedergehauen k). Urt ward ein Zweig der Kriegskunſt : die Vertheidis gung und der Angrif retranchirter Poſten in diefein Zeitraume ſchon praktiſch ſehr gut ausgeübt ; obwohl ſeine theoretiſche Bearbeitung erſt den folgenden Kries gen vorbehalten war, wie man weiter unten reben wird . S. 207. k) Espagnac Verſuch über den Großen Krieg 2 BO. 2 Abtheil. S. 393 .

Soyer's neuere Kriegsk. Il. Tb.

3 210

y.

Zeitraum .

$.

207.

Viele Treffen dieſes Zeitraumes bieten uns ein an : deres Beiſpiel verſchanzter Poſten dar : die Dörfer , welche , vor der Fronte oder in der Linie ſelbſt lageri, und die man befeſtigte und mit Infanterie und Ges So fatte der Prinz von Oranien

ſchüß befekte.

um das Dorf Neerwinden 1693 eine Verſchanzung aufwerfen laſſen , und auf die Höhe , welche das Dorf Man verſchanzte oft auch beſtrich , Geſchüß geſtellet. einen Tbeil des Schlachtfeldes ſelbſt , wenn man ſich für zu ſchwach hielt , und das Treffen dennoch nicht Dieſe Retranſchements nut füglich vermeiden konnte. beſtanden entweder aus einer fortlaufenden linie , wels vorzüglich bei den Franzoſen gewöhnlich war ; oder auch wohl aus einzelnen Reduten und Feldſchans zen, wie Türenne 1652 bei St. Quentin , wo ihn die Spanier nicht anzugreifen wagten , weil er Redans dreihundert Schritt vor ſeinem erſten Treffert aufs werfen laſſen , deren jedes er mit ſechzig Musketirern

ches

In der Schlacht bey Pultawa waren befekt hatte '). ebenfalls die vor der Fronte der Ruſſen befindlichen Re: duten eine Haupturſache der Niederlage Karls des Zuweilen legte man auch noch beſonders . 3 detaſchirte Reduten und Forts in der Weite eines Flina úrenne tenſchuſſes vor die fortlaufenden Linien . dies 1658 vor Dünfirchen , und St. Crux Man enipfiehlt dieſe Methode zur Nachahmung m).

that

hielt ſich dann gewöhnlich gegen allen feindlichen An: grif vollkommer ſicher , und war es auch , ro lange der Feind die Verſchanzungen für unangreifbar hielt, wie es gewöhulid) geſchabe . S. 208 .

1) Memoir, de Puyſegur p. 377 . ni) T. 3. des Campemens chap. 7 .

6. Abſchn. Låger und Feldverſchanzungen . S.

zu

211

208 .

Dies war die nächſte und größte Veranlaſſung dem Wahne, der in dieſem Zeitraume faſt auges

1 %

mein herrſchend ward : ganze ( ånder durch eine forts laufende Kette von Verſchanzungen zu decken , oba

1

ſchon fie allezeit durchbrochen wurden , wenn es dem Feinde einfiel , ſie anzugreifen. Eine ſolche linie ließ Ludwig der Vierzehnte 1695 von der Schelde bis an die lyg ziehen , die eine zehn Fuß dicke Bruſts wehr , und einen zwölf Fuß tiefen , funfzehu Fuß breis ten Graben Gatte.

Zwanzigtauſend Bauern arbeites

ten an dieſen Linien , und machten in acht Tagen eine Långe von ſiebentauſend, Toiſen fertig " ). Dieſe Lis nien katten weiter keinen Nußen , als die Truppen durch ihre Bewachung zu beſchåftigen ; denn ſie waren wegen ihrer Långe durchaus unbaltbar , und mußten allezeit bei Unnåberung des Feindes verlaſſen werden . In der Folge wurden auch an dem Criachon , an der Scarpe und an der Sambre bis an die Maas linien angelegt , die mehr zu bauen und zu unterhalten kos ſteten , als die Aliirten im Stande geweſen wåren , durch Kontributionen aus den durch die Linien gedeck : ten Ländern zul ziehen. Auch gewährten ſie dieſen Vors theil nur bis zu dem Augenblicke, wo Marlboroug bei Arleur fie durchbrach ). Im Jahr 1705 wurden die

neuerlich wieder bekannt gewordenen Linien am

Speierbach angelegt,

deren linker Flügel fich an die

Vogefiſchen Gebirge lehnt , und deren rechte Flanke an den Rhein ſtößt , ſo daß ſie eine Länge von beis nabe fünf Stunden baben.

n) ibid . chap. 5. o ) Quincy p. 118.

Sie beſtanden aus Redus, ten

212

V.

3 eitra u m.

ten , die durch dazwiſchen liegende Bruſtwehren mit aus : und eingebenden Winkeln zuſammenhiengen, und þatten beſonders den Fehler, daß ſie, ihrer Uusdehnung ohngeachtet, leicht umgangen werden konnten. 1706 legte Villars die lauterburger Linien an, die in iører Form ſich blos den Wendungen des Terrains an : ſchmiegen , und vor ſich und zwiſchen ſich Reduten Spåterhin entſtans þaben , von den ſie flankirt find. den mebrere folche Verſchanzungen , beſonders in den Niederlanden , wo man jede nur einigermaßen gute Stellung durch Linien unůberwindlich zu machen glauba te, da ſie doch blos dazu dienten : der Armee in ihren Bewegungen ýinderlich zu ſein.

Ludwig von Baaden þielt ebenfalls die Stou : kofer oder Bühler Linien immer für ſeinen legten Zus fluchtsort , wobin er ſich zucůckjog , wann die Kaba : len des Wiener Kabinettes und die gewöhnliche ſchlechte Beſchaffenheit der Reichsarmee ißm nicht offenſiv zu agiren erlaubten ; und er unterließ nie , dieſe Linien jabrlich durch neue Verſchanzungen zu verſtärken . Dens noch mißlang der von den Franzoſen darauf 1703 ges machte Angriff blos deshalb , weil in der Ausführung des Entwurfes Fehler vorgiengen , und der General Blainville , der die linien über das Gebirge mit fünf und zwanzig Bataillonen umgehen ſollte , zu Der Verſuch ward auf eine eben ſo zweck : ſpåt fam . loſe Weiſe wiederholet und batte denſelben Erfolg. Nun gieng Villars weiter , vereinigte ſich bei Dutts die lingen mit dem Kurfürſten von Bayern , und Stollhofer Linien waren für dies Jaßr unbrauchbar . Man ſollte faſt glauben : Villars babe aus altfrans zófiſcher Urbanitåt die Stollhofer Linien nicht erobern wollen ,

deren Erhaltung dem Prinzen von Saas den

6. Abſchn. Låger und Feldverſchanzungen .

213

den ſo rehr am Herzen lag; denn faum war der Pring 1707 geſtorben , als Villars die linien eroberte p ). Uuch Deſterreich und Mähren wollte man durch Linien gegen die Unternehinungen der Mals contenten ſichern ; allein vergebens , ſie wurden zu vers dergleichen

ſchiedenen Malen und an mehreren Orten von ifuen überſtiegen .

S.:

209 .

In Abſicht der gewöhnlichſten Form diefer linien , beſtanden ſie abwechſelnd aus Sternſchanzen , Medus ten und Redang , die durch eine Kurtine zuſammens bienġen. Gewöhnlich gab man dem Graben zehn bis jwolf Fuß Breite und neun Fuß Tiefe. Die Bruſt: weậr ward fünf bis ſechs Fuß hoch , und fünf Fuß dick, Glacisförmig aufgeworfen ; auf ihrer Krone aber mit einer drei Fuß hoben Pallifadirung verfeben , die eben ro tief in der Erde ſtand 9) .

Man

batte dieſe

Stellung der Palliſaden aus der Feſtungsbaukunft ges nommen , wo ſie von den Spaniern und Hollandern anfangs nur immer auf das Glacis geſegt ward. Man rabe jedoch in der Folge ein :

daß ſie hier nicht

am rechten Drte ſtanden , und fieng daher an , fie bald auf die Berme , bald auf die Contreſcarpe hins ter

p) Bei dem Beſuche , den der Marſhal Bitlars der vertoittieten Markgräfin machte , gab er ihr auf ihren Glückwunſch wegen Eroberung der Linien zur Antwort: " Das Unternehmen war leicht , weil der Prinz nich „ mehr lebte. 3d glaube , daß ſelbſt ſein Sarg die Lis „ nien vertheidiget håtte , wenn er auf die Gruftwehr ngeſekt worden wäre.” De Ligne Memoir, ſur les Camp. du Pr. Louis de Baade Tom. 2. Memoir . de Puyſegur p. 488.

214

V.

Zeitra u m .

ter den Glacisförmigen Aufwurf ,

oder auch auf das

Banquet dichte hinter die Bruſtwebr zu regen , daß fie'lektere bekleideten , und ebenfalls drei Fuß über fie emporragten . Defterer noch wies man iſnen ihre Stelle im Graben an , in der Mitte oder gegen den åuſſeren Rand deſſelben , wo ſie dem feindlichen Ge: ſchüß nicht mehr ſo ausgefekt waren, wie vorher . Vauban :) verlanget : daß die Paliſaden 25 bis 30 Schritt vor dem Graben ſtehen ſollen , ſo daß 1 ſie gegen den Horizont eine Neigung von okngefär Es ſcheint unterdeſſen , 45 Graden auswärts Kaben . als habe man ſich bei Feldverſchanzungen überhaupt nicht viel der Palliſaden bedienet; man wendete båufis ger die Sturmpfáble - Fraiſen - und geſchleppte Verbaue an ,

um dem Feinde die Annäherung zu

erfchweren. S. 210. Vauban , durch den überhaupt die Kriegsbau : kunſt eine allgemeine Reform erlitt , låßt die linien abwechſelnd aus Redans und Bollwerfen beſtehen , die mit ihren vorderen Spigen 120 Toiſen von einander abſtehen ).

Er giebt folgende Hauptmaaße an : 4 Urt. 1 Art. 2 Art. 3 Art. 93 86. 1 F6. 141 FB. 14. 86 . Anlage der Bruſtwehr 8 8 6 5 Obere Breite 4 3 Aeuſlere Böſchung 3 Robe der Bant 4 43 42 Obere Breite derſelben 5 Abdachung derſelben 3 20 16 Dbere Breited. Grabens IQ 73 51 Untere Breite 3 9 52 Etefe deſſelben Dabei

r ) De l'Attaque et de la Defenſe des Places à la Haye 1737 in 40. Chap. 14. p. 169 . . I. c . pag. II .

6. Abſchn. Låger und Feldverſchanzungen. Dabei

215

unterſcheidet fich die vierte Art von der drita

ten blos dadurch , daß der Glaçisförmige Aufwurf vor. dem Graben ſich ungleich weiter in das Feld erſtrecket, und geben Toiſen von dem Hauptgraben einen , acht Fuß tiefen . und zehen Fuß weiten Vorgraben hat. Die 11 durchgängige Höhe

der Bruſtwegr betrug 71 Fuß.

§.

2.11 .

Von der Sitte : die Stand : und Marſchläger zu verſchanzen , gieng man in dieſem Zeitraume beinahe gånzlich ab , weil es bei der immer ſchneller werdens . den Urt Krieg zu führen , wo man ſelten lange auf einer Stelle weilte , und ſchon aufieng , dem Feinde durch kühne Bewegungen einen Vortheil abzugewinnen , die Zeit nicht verſtattete. Man begnügte fich , eine gute Stellung zu nehmen , fo daß man im Fall eines Un : griffes mit einiger Wahrſcheinlichkeit darauf rechnen . konnte, den Feind zu ſchlagen ; oder daß man ſelbſt in Stande war , ihn anzugreifen , fobald lich eine guna ſtige Gelegengeit dazu fand. Zuweiſen brachte mau wohl auch eivige Verſchanzungen mit an , wenn die gewählte Stellung defenſiv war, wie z. B. das Lager des Prinzen von Oranien bei Neerwinden . Sich ganz in Retranſchements einzuſchließen , war nur inn den Feldzügen gegen die Türken noch gewöhnlich ; und ſelbſt hier beſtanden dieſe Retranſchementer nicht ſowohl aus Verſchanzungen im eigentlichſten Sinne des Wor: tes. , als vielmehr in Hinderniſſen , die man dem wů : thenden Anfalle der Afiatiſchen Reuterei entgegenfekte. Das gewöhnlichſte Mittel waren die ſpaniſchen Reus ter , wie fchon oben (S. 126 ) geſagt worden iſt; ofe bediente man ſich auch der Wagen zu demſelben Ents zweck. Ein Gebrauch : der ſich bei den Ruſſen bis auf unſere Zeiten erhalten hat . Sie bedienten ſich der Wa: 24 geni

1

216 V.

Zeitra u m .

genburg nicht allein gegen irregulaire Feinde , ſondern auch gegen die Schweden , denn im Treffen bei Sas ladin 1703 hatten ſie die Fronte durch eine Wagens burg gedeckt, vor der noch 188 mit Eiſen beſchlas gene Spaniſche Reuter ſtanden , die durch Ketten zus ſammen biengen . Auch die Türken bedienten ſich in dem Feldzuge von 1696 einer Wagenburg , in die ſie ſich einſchloſſen , fobald ſie von dem Kaiſerlichen Heere engegriffen zu werden befürchteten. 2 Auf jeden Wa: gen waren in dieſer Abſicht drei Infanteriſten beſtimmt, welche die Wagen ordneten und an einander hiengen ").

Die eben

S. 212 . erwähnte ſchnellere Art Krieg zu füh:

ren brachte in dieſem Zeitraume auch den Gebrauch der Zelte von grober Leinwand oder Drell wieder in Lufnahme , weil fie die Bequemlichkeit gewährten : daß der Soldat bei jedem Marfchlager ſogleich ein Obs dach hatte. Die Franzoſen pflegten ſich ihrer Zelte felbſt in Friedenszeiten zu bedienen , und auf Mårſchen im Sommer Peine Nachtquartiere zu nehinen , ſondern alezeit lager zu ſchlagen . Nur wenn man ein Trefs fen erwartete , und die Nacht einbrach , wibrend die Armee unter Gewehr ſtand ; ward bivouaquiret , lo daß jeder in Reih und Gliedern auf der Erde fikend oder liegend unter freiem Himmel die Nacht fins brachte ").

$. Man

213 .

fampirte aūgemein

mit Kompagniegaſſen ,

doch war die Breite derſelben ſowohl als der übrigen Zwis ) Comte de Marhgli Stato milit, dell Imp. Ottomanno p . 100. 113. und 130. b ) Die Schweden thaten dieß am 15. Januar 1706 auf dem Schnee, wo die Soldaten ſich in ihre Mäntel gehält, niederlegten. Hift. milit. de Charl. XII. T. 2. p . 518 .

6. Abſchn. Låger und Feldverſchanzungen.

217

Zwiſchenräume des { agers bei den verſchiedenen Hees ren auch verſchieden. Die Brandenburger Katten feit Kurfürſt Friedrich Willhelms des Großen Zeis ten bei jeder Infanterie - Kompagnie fünf und zwaus zig Zelte, wovon auf jede Seite der Gaſſe zwölfe kamen , Eins aber für die Wacht abgegeben ward . Die Fahnen ſtanden vor der Mitte des Bataillons, die Trommeln aber lagen auf den Flügeln , weil die

.1 Spielleute bei Formirung des Bataillons dahin traten . Hinter der Fronte waren zuerſt die Offizier : Zelte, dann kamen die Bagagewagen , und hinter dieſen die Mars ketender und Kochlocher ). Die Hollander batten wegen ihrer

ſchwächeren Kompagnien bei jeder nicht

mehr als zwölf Zelte , die in einer Reihe aufgeſchlagen wurden . Nur ſelten kampirten ſie in zwei Reiben , wenn ſie dem Feinde eine großere Fronte zeigen wollten ., Bei den Franzoſen war die Deutſche Urt ,

mit

Kompagniegaſſen zu lagern , nebſt den Gewehr's 1 måntein im Jahr 1672 durch den Oberſten Mars tinet eingeführet . Sie behielten das Eigentþümliche bei : daß die Kochlocher zehen Schritt hinter den Zel: ten der Gemeinen , eben ſo weit. Hinter dieſen aber die Marketenderzelte waren . Dann kamen noch zwanzig Schritt weiter zurück die Zelte der Subaltern : und Staabsoffiziere w ). Auf jedes Gemeine Zelt wurden zwei Schritt , auf den Zwiſchenraum aber Ein Schritt Die gewöhnliche Breite der Kompagnies gerechnet. gaſſen war rechzeben , die den Brandgaſſen hingegen zwei Schritt. Zehen Schritt vor der Fronte des Bas tailtons ſtanden die Gewehrkreuze oder Pyramiden, Hundert Schritte vor dieſen aber die Fagnenwacht.. S. 214 .

Hennerts Beitr, zur Brandenb . Kriegsgeſch . $ .48. w ) Bombelles ſervice journ . de l'Infanter . p.70 feq.

218

V.

Die Kavallerie

Zeitra u m.

214 $. erhielt auf jede Schwadron 60

Schritt zur Fronte , wovon die mittlere Gaſſe fünf und dreißig einnahm * ). Die Entfernung der Koch : löcher und der Offizierzelte war wie bei der Infante : rie. Die Kaiſerlichen gaben jeder Kavallerie : Kom : pagnie fünf und zwanzig Schritt zur Breite , ſo daß die Gaſſe ſiebenzehen Schritt zur Breite bekam . Wenn fie Schwadronenweiſe kampirten , wurden die Zelte jeder der beiden Kompagnien auf Eine Seite geſchla . gen ; lag hingegen das Regiment Kompagnienweiſ , e wurden die lekteren getheilet , daß auf jeder Seite die Hålfte ihrer Zeite zu ſtehen kam. $.

215 .

Das { ager der Türken war zwar in gewiſſe Quar : ticre getheilet , allein die Zeite an ſich felbſt waren ohne alle Ordnung neben und vor einander aufgeſchlagen . Die Form war gewöhnlich balbmond : oder Kreisförs mig , das Zelt des Großveziers in der Mitten , und die übrigen Korps un daſſelbe kerum .

Das Richtzeit ,

wo die Verurtheilten Yingerichtet wurden , und das allezeit vor dem Zelte des Großveziers ſtand , ward allezeit zuerſt von dem General: Quartierin e iſter aufgerichtet, und ein Roßidyweif darneben in die Erde geſteckt , dann erſt war es erlaubt , die Zelte der Bas Zunächſt Ichen und der Soldaten aufzuſchlagen . bei dem Zelte dee Großveziers , Das mit einer Wand von gewürftem Zeug umgeben , gleid )ſam ſelbſt- ein beſonderes lager bildete , war das Sager der Janis zaren , vor dem das Geſchüß aufgefahren war, mit Vor dem Zelten der Artillerie auf den Flügeln . Inf Geſchůz befand ſich die übrige anterie und die Spa: den

x ) Villeneuve Cours de la Sc, milit. T. I. p. 275.

Lager und Feldverſchanzungen .

6. Abſchn .

Spahis ,

219

die ſo wie das ganze Lager von der Pros

vinzial:Kavallerie eingeſchloſſen mary). Das Haupts lager war bis zu dem Feldzuge von 1687 allezeit durch eine Avantgarde von dem Kern der Provinzial : Reus terei gedeckt,

die rechs Stunden vorwärts kampirte,

und wieder die ganze irregulaire Kavallerie vor ſich hatte . Ein anderes Korps von einigen tauſend Mann kampirte als Urriergarde hinter der Urmee. Solyman Barcha , der 1687 die Türkiſche Armee befehligte , zog zuerſt die Avantgarde und Arriergarde ein , umd verſchanzte fein tager, vor dem er nur die Tartarn und Wallachen zu den Patrouillen und Streis fereien ftehen ließ. Die Lagerverſchanzung ſelbſt bes fiand aus einer Bruſtwehr und einem tiefen Graben , über den viele Erdſtämme giengen , damit die Reus terei leicht beraus konnte. Runde Erhöhungen ftell: ten eine Art Bollwerfe dar , und waren mit Geſchůz beſekt ; ſo daß ſie den im zweiten Zeitraume ges wöhnlichen Verſchanzungen ( fiebe oben Bd.I, S.198 ) völlig ånlich waren . Man bediente ſich bei dem Tür: kiſchen Heere in der Folge beſtandig dieſer Verſchans zungen , uin das Jager damit einzuſchließen , obgleich ſie mehrere Male von den Deutſchen Heeren überſtie: gen ward .

S.

216.

Die Türkiſchen Zelte waren durchgehends von baumwollenem Zeuge mit einer einzigen Stange in der Mitten ,

und

batten gewohnlich noch einen bes

ſonderen Ueberzug (Marquiſe ) von grüner Farbe, Der um die Sonne und den Wind beſſer abzubalten. Rand der meiſten Zelter iſt abwechſelnd grün und roth , und der Knopf auf der Zeltſtange von vergols detem

y) Marſigli Stato milit. del Imp. Ottom . fol. I. p. 79 feq.

1

220

V.

detem Kupfer.

Zeitr a um .

So ſind auch die Zeltleinen von ver :

ſchiedenen Farben , und an den Zelten der Baſchas Das Innere des oft mit Goldfåden durchflochten . Zeltes war mit Wolle , Seide oder Gold geſtickt, und Anſtatt des der Erdboden mit einem Teppich beleget. ! 1

lekteren bedienten ſich die årmeren und geringeren Tür: ken zweier' raucher Schaaffelle ; feinem aber fehlte es an einem Polſter mit Bolle ausgeſtopft , das bei den Vornebmeren auf einer Urt von bölzernem Sopha lag. Bei der Reuterei hatten zwar gewöhnlich nur einige bei den Janizaren bingegen wohnte immer eine ganze Oda oder Kompagnie in einem Zelte , in deſſen Mitte an der Stange ſich ein erbabenes Sos Mann ein Zelt ;

pha für den Hauptmann befand , um das herum die übrigen Jahizaren auf Schaaffellen ſaßen oder lagen .

$.

217 .

und die Feldequipage fortzuſchaf: fen , waren bei den Preußen feit 1694 die Packpferde eingeführet worden. Bei den Franzoſen ſollten zwar die Infanteriſten eben ſowohl als die Kavalleriſten ihre Um

die Zelte

Zelte ſelbſt tragen ; weil jedoch die Leute zu rebr dadurch ermüdet wurden, und dann oft bei einem unvermutheten Gefecht unbrauchbar waren ; mußten die Sergeanten bei den Kompagnien alle Löhnungstage von jedem Sols daten einen Sous einfaſſiren , wofür dann ein Packs vferd und ein Knecht dazu angeſchaft wurde ?). Nach und nach änderte ſich wegen der Schwierigkeit , die erforderlichen Packpferde aufzutreiben ,

dieſe Einrichs daß jene von dem Staate angeſchaft und unterhalten wurden , wie es zu Ende dieſes Zeit: raumes allgemein bei denEuropäiſchen Heeren geſchabc. tung dahin ab :

$. 218.

3 ) Bombelles I. s. p. 61.

+

6. Abſchn. Låger und Feldverſchanzungen .

221

218.

.

Die Heerführer fampirten zwar gewöhnlich nicha ſondern erhielten ein nahe gelegenes Dorf oder

mit ,

Stådtgen zum Fålle ,

Hauptquartiert :

wo ſie ſich mit im

es gab jedoch

Lager aufhielten.

oft

Dies

geſchahe von den Schwediſden Königen faſt immer ; auch Villars that es wåbrend eines ſehr beſchwers lichen Winterfeldzuges , um durch ſein Beiſpiel den andern Befeblskabern zu zeigen , was iþre Schuldig: teit ſei ?

$.

219 .

Man fieng in dieſem Zeitraume faſt allgemein an , die Infanterie in die Mitte und die Reuterei auf die Flügel zu ordnen , wie ſchon oben geſagt worden iſt , und beobachtete daher denſelben Grundfaß auch in Nur in einzelnen Abſicht des Lagers einer Armee.

Fällen wurden zuweilen Uusnahmen gemacht , wenn das Terrain von der Beſchaffenßeit war , daß bei jener Urt zu lagern die Truppen nicht båtten gehörig agiren können. Villars , der übrigens ſeine Ver: dienſte auch gegdrig geltend zu machen wußte , hatte die für den Feldberen ſo wichtige Stellungskunſt vors züglich inne. Im Jahr 1705 wählte er ein feſtes {ager auf den Freinsberger Anbigen', und die Kaiſer: lichen wagten es nicht , ihn anzugreifen , obſchon er fich nicht verſchanzt hatte , und ihrem 90000 Many ſtarten Heere nicht mehr als 550oo Mann entgegen zu ſeben vermochte tz).

Auch Luxemburg zog eine gut

tz) Memoir, du Duc de Villars T. I. p. 376. 11$ er in demſelben Jahre mit 35000 Mann die zwölf Stunden lans gen Linien bei Fort Louis decken ſollte , ſchrieb er an den Kriegøminiſter Chamillard : " 30 werde mich nicht theis

3

i

222

V.

Zeitr a um.

gut gewablte Stellung allen Verſchanzungen vor, und Condé bediente ſich der lekteren nie.

Siebenter

Abſchnitt.

Fortſchritte und Erweiterung der Kriegsbaukunft.

S.

220 .

war fiengen faſt alle Kriegsbaumeiſter feit dem San Frageonfe Saleshikesheneile: SHE RENE deſtåndiſchen Befeſtigungsweiſe einzuſehen an ; bes ſtrebten ſich auch ſie zu verbeſſern , nur nicht immer mit dem glücklichſten Erfolge. Die mehreſten von ihnen machten den Hauptwall zu hoch , daß er von dem Felde aus geſehen und beſchoſſen werden konnte , von den Auſſenwerken aber nicht gehörig gedeckt ward ; denn man kieng noch zu feſt an der Meinung: daß die Werke einer Feſtung Terraſſenförmig ſich über eins ander ſtein

erheben müßten , wie unter : andern Ruſeni: ) , Heidemann und mehrere beweiſen . S. 221 .

theilen , ſondern beiſammen bleiben . Die ineiſten „ Schwierigkeiten machen die Endpunkte. Es kümmert „ mich nicht, ob der Feind die Linien überſteigt; allein , „ ich werde gerade auf ihn los gehen , ſobald er Fort „ Louis belagern odeč weiter vordringen will. Dies iſt ,,098 fiderſte Mittel, wenn man hinter Linien ſtehet . " 1. c. p. 381 . a) Dieſer gehårt eigentlich noch in den vorhergehenden Zeitraum , denn er gab ſein Fortifikations - Syſtem 1645 heraus , welches dem Paganſchen ſehr ånlich iſt , nur daß er anſtatt der weggelaſſenen Fauſſebraye eine Gra : benſcheere vor die Kurtinc legt, auch das Ravelin durch eine Contregarde deckt.

1

7. Abſchn.

Feſtungsbau.

221 .

$. Man

machte

223

gewöhnlich

den

Bollwerkswinkel

fpißig und die Flanken långer , als bei der Italienis ſchen Manier ; allein , man fieng zugleich häufig an, die Sekondflanque und die Fauſſebray vor den Bolls denn man hielt beſonders

werfsfaçen weg zu laſſen ,

Man glaubte: ſie nuke Grabe des Verthe zu ns Nichts , weil ſie volt idigung der Contreſcarpe leicht auf den feindlichen Batterien überbohet und der Långe nach beſtrichen werden könne ; auch begünſtige ſie den Sturm , weil der Feind ſich die lektere für nachtheilig b ).

ausbreiten , und nun den Hauptwal mit größerer Fronte erſteigen könne ). Dieſer Vorwurf hatte vorzüglich bei dem Niederländiſchen Erdbau einis

auf ihr

gen Schein für ſich , wo der Wall durch die Länge der Zeit immer eine etwas flachere Boſchung erhielt, und deshalb von dem ſtårinenden Feinde leichter ers ſtiegen werden konnte. $.

222 .

An der Spige derer , welche von der Niederläns diſchen Manier auf die eben geſagte Weiſe am meis ſten

abwichen ,

ſtand

Vauban ,

ein Mann , den

ſeine Bekanntſchaft mit den beſten Werfen der älteren Kriegsbaumeiſter und ſeine vielfache Erfabrung vor vielen anderen berechtigten : ein neues Befeſtigungs: Syſtem aufzuſtellen , obſchon er ſtets behauptete : er babe

keine

eigene Manier ,

ſondern richte ſich blos

nach der Beſchaffenheit des Terrains. Er hat auch wirklich kein beſonderes Werk über die Kriegsbaukunſt þinterlaſſen ;

wir fennten ſeine Manier blos aus den Wers

b) Ant. de Ville de la Charge des Gouy. Par. 1656. p. 204. c) Heidemagns Architect, militaris. I. Th. I. Kap. ' ®. 6.

224

V.

Zeitraum.

Werfen des Ritters Ehambray , Dzonams und vorzüglich Belidors Science des Ingenieurs dans la conduite des Travaux 4 °, wo ſich ſogar die Baus anſchläge von Neu : Breiſach befinden ").

S. 6 223 . Charleroi ſcheint der erſte Ort geweſen zu ſein, den ludwig.der Vierzehnte 1667 durch Vau : ban befeſtigen ließ , weil die Spanier die Feſtungss werke , zerſtóbret batten ). Hier wandte er noch ges wöhnliche Bolwerke an , deren zurückgezogene fons fave Flanken durch Drillions gedeckt wurden , die nach des Marchi Angabe kaſemattiret , nur etwas platter waren , als bei legterem . Weil er keine Fauſ febran batte , ſuchte er die Vertheidigung des Gra: bens durch eine niedrige - bisweilen gar unter dem Horizonte liegende - Grabenſcheere zu erhalten , der er nur eine gewöhnliche Zangenförmige, oder auch eine aus zwei þalben Bouwerfen zuſammengefekte Geſtalt gab. Sie ward zuerſt bei lille angewendet, von dem Marſhal Tůrénne aber für nachtheilig gebalten f). Die

d) Du Fay maniere de bien fortifier de Mr. de Vauban. Amfterdam 1692 in 12° . Sturms le veritable Vau . ban enthalten ebenfalls eine Beſchreibung der erwähns ten Manier. Sevas e Quincy hiſt. milit. de Louis XIV. p . 280.

ſtian le Prétre Chevalier de Vauban war von einem adelichen Geſchlechte in Nivernois 1633 am in Nay gebohren , diente von ſeinem fiebenzehnten Jahre an als Gemeiner , und legte ſich vorzüglich auf die In genieurkunſt , wodurch er ſich bald empor ſchwang . Er bauete 33 neue Feſtungen , verbeſſerte 300 alte , führte 53 Belagerungen und hat ſich bei 140 Treffen befunden. Er ſtarb den 30. May 1707. Lettres de Peliffon 8. Paris. T. I, p. 45.

7. Abſchnitt.

Feſtungsbau.

225

Die beſondećen Eigenheiten dieſer Befeſtigungs: Mas nier find * ) : daß die äuſſere Polygon allezeit neuns zig Rutheu groß , und der von der Mitte derſelben berein gefäüte Perpendikul zu Einem Sechstheil der Die Façen machte Polygon angenommen wird. Vauban immer Ein Siebentbeil der, åuſſeren Polys gon groß , und fekte die Flanken weder ſenkrecht auf die Kurtine , noch auf die Streichlinie , ſondern der: geftalt, daß ſie

mit beiden einen Winkel machten .

Da die Streichlinie nicht, wie bei der Niederländis fchen Manier , noch auf die Kurtine , ſondern in den Flankenwinkel trifft , fallen auch bier die Nebenflans ken (Second Flanc) , ſo wie die Fauſſebray vor den Façen der Bollwerke , weg .

1

S.

224 .

War ' der Graben der Feſtung trocken , legte Vauban eine Saponiere in denſelben vor die Kurtine , ſo daß jene einen gewölbten Gang bildete, Dieſes Ravelin um in das Ravelin zu kommen . mit zwei davor liegenden großen Brillen machte die ganzen Auſſenwerke der erſten Vauban [ chen Bes feſtigungsweiſe aus , der ihr Urheber durch die auf ſo dem bedeckten Wege angebrachten Traverſen , wie durch die unter dem Hauptwalle und unter der Contreſcarpe hin geführten Minengåuge, eine größere Stårke zu geben ſuchte. $, 225 . g ) Struenſee Kriegsbautunft 8. 2. Thi. S. 484 folg. fins det ſich eine ausführliche Zergliederung dieſer Befeſtigungss manier , die ſchon deshalb ſehr merkwürdig tft : daß man Vauban allgemein als den Stifter eines neuen Sys ſtems betrachtet, und nicht ohne Grund , weil faſt alle Franzdfiſche Feſtungen nach ſeiner Angabe erbauet find. Boyer's Heuere Briegsk. II. Tb.

Þ

226

V.

Béitra u m .

S.

225 .

Vauban bemerkte jedoch bald , daß die von işm angelegten Feſtungen noch mancherlei Mängel batten ; er' kam daber durch die alten , blos mit einer ſtars. ken und von Thürmen beſtrichenen Mauer umſchloſ: fenen Feſtungen auf eine Joce, die er zuerſt bei Bes U16 fort und nach ber bei landau , anwandte. Ludwig der Vierzehnte ; oder vielmehr Louvois Frankreichs Grenzen gegen das Ende des fiebenzehns ten Jahrhunderts mit jener dreifachen Kette von Fes ſtungen ſicherte, durch die in der Folge jeder Einbruch über dieſe Grenzen beinahe bis zur Unmöglichkeit ers ſchweret ward ; begnügte man ſich , die alten auf die eben ermahnte Weiſe befeſtigten Stådte durch vorges legte Bollwerke zu verſtårfen und in Feſtungen umzus ſchaffen . auf die

Dies ahmte Vauban nach , und legte Eden feiner Polygon fünfeckige gemauerte

Thürme, die er wegen der Uenlichkeit iþrer Geſtalt , Bollwerkstfürme - tours baſtionnées - nannte. Sie wurden durch ein abgeſondertes Bollwert gedeckt, das deswegen den Namen Contregarde ethielt. Grabenſcheere im Hauptgraben batte ein großes Ras pelin mit Flanken , oder einen Halben Monden vor fich , in deſſen Mitte ſich ein kleines Reduit von der nems Der bedeckte Weg war wie lichen Bauart befand. bei der erſten Art mit Traverſen verſehen , und unter : len wurden gemauerte Gallerien zu Gegenminen herum gefübret. S.

226.

Die Neubeit der Idee machte , daß man die Bou : werksthürme für das Non Plus Ultra der Befeſti: Wirklich gewißrte dieſe Bauart gungskunſt bielt. manche

1

7. Abſchn .

Feſtungsbau .

227

manche Vortheile , die man bei der Niederländiſchen Manier wegen der gånzlich fehlenden Bombenfeſten Gewölber und Gallerien zu Gegeniminen entbehren mußte ).

6

Einige Mängel , die Vauban noch an

dieſer Befeſtigungsweiſe entdeckte , ſuchte er bei der Erbauung von Neu : Breiſach zu verbeſſern , indem er vorzüglich die Kurtine brach , daß an den Ecken des Hauptwalles eine Art ſehr ſtumpfen Bollwerkes ents ſtand , mit dem

die Bollwerkstýůrme nicht mehr uns

mittelbar zuſammen hiengen , ſondern durch eine her: umlaufende Gallerie abgefendert wurden , damit der Hauptwall felbft nach Eroberung des Bollwerksthura mes

noch

im

Stande wäre ,

fich zu vertheidigen,

Durch ihren regelmäßigen Bau , und durch den faſt ungeheuern Aufwand , welchen die Verſchwendung des Mauerwerks dabei verurſachte , zeichnete dieſe Feſtung ( Neu : Breiſach ) ſich vor allen übrigen feſten Ptågent Europens aus. Sie bildet ein vollkommenes Uchteck, wie landau , auf jeder Ecke mit einein durchaus ge: mauerten Bollwerksthurme, vor dem cine Kontres garde liegt. 2n der einen Seite befindet ſich ein Hornwerk , deſſen Arme 120 Toiſen lang find , und deſſen Polygon 150 Toiſen pålt !). Que Wade find mit

h) Wie Vauban Landau fertig hatte , ſagte er zu Luds wig dem Vierzehnten : Sire , j'ai eté capable de renforcer cette place ; mais ; j'avoue telle , que je la livre , que je ferois incapable de la prendre. Allein , die Erfahrung bewies das Gegentheil. Landau ward, der Tours Baſtionne'es und Contregarden ohngeachtet, viers mal in den Jahren 1702 , 1703; 1704 und 1713 erobert. Humbert Art du Genie p . 321. i) Humbert l'art du genie pour l'Inſtruction des gens de guerre. Berlin 1755. 8º . p. 216. Belidors ſcience des Ingenieurs dans la Conduite des travaux. Part. 23 Liv . 6 ; p . 16 .

P 2

228

V.

Zeitra u m .

mit ſtarken Bekleidungsmauern von Bruchſteinen vers feben , die Ecken und das Mauerband aber beſtehen aus gebauenen Duadern ; die Bruſtwehr iſt mit auss geſuchten und glatt geriebenen Ziegelſteinen verkleidet. an den Kurtinen ſind die Mauern dreißig Fuß hoch , Funfzeben Fuß unten geben und oben fünf Fuß dick. von einander wurden Strebepfeiler angefekt, acht Fuß lang , an der Wurzel fünf Fuß , vorn aber drei Fuß dick , und mit der Verkleidungsmanier von gleicher Höße.

Die Bruſtwebren wurden innerlich nebſt den

Schießſcharten anfangs blos mit Raſen ausgeſekt, in der Folge aber beide ſowohl als die Auftritte oder Ban : quets ebenfalls mit Backſteinen verkleidet.

$.

227

unter den Bollwerkstøůrmen befind: brachte Vauban auch unter der Kurtine, in dem Bruche derſelben Kaſematten an, eine Pertbeidigungsart , der er ſehr günſtig war , und das Auſſer den

lichen

Gewölbern

ber alle von ihm erbauete oder verbeſſerte Feſtungen , wie Landau , Mont: Ronal , Dinant , Maubeuge, Menin zc . damit verſaße ; obgleich die Kriegsbaumei: fter ſeit einiger Zeit allgemein von dem Gebrauche der Kaſematten abgegangen waren .

Gleich den unterir :

diſchen Gewölbern der ålteren Spaniſchen.oder Jtalienis Tchen Manier, Kaben auch alle Vaubanſche Kaſemat: ten den Fehler : daß die Luft nicht frei genug darinnen ſtreichen kann , ſondern daß fie nach einigen Kano: nenſchůffen durch den Rauch völlig unzugånglich wers Da nun dieſe niedere Vertbeidigung aus den den. Karematten gerade

ein

Hauptvorzug der Bollwerke :

thürme ſein ſollte; ſcheint hierinnen die wabre Urs' rache zu liegen , warum die Franzoſen den Gebrauch der lebtern verließen , andere Nationen aber ſich ihrer gar

!

7. Abſchn. gar nicht bedienten .

Feſtungsbau.

229

Ja Vauban felbſt råth in der

von ihm 706 geſchriebenen Xbhandlung Von der Verteidigung der Feſtungen : bei einer der von Neu : Breiſach ånlichen Befeſtigungsart kleine Boll: werke ,

aber feine kaſemattirten Thürme zu erbauen .

S.

228.

Ein zweiter ſehr wichtiger Nachtheil der Paus banfchen Bauart iſt die Lage und Einrichtung der Auſſenwerke: weil die Façen der Bolwerke keine Fauſs febray hatten , verlobren ſie die niedrige Defenfion, und die Raveline mußten des niedrigen Flankenfeuers ents behren , wozu die Kontregarden 311 hoch lagen , die Richtung der Grabenſcheeren aber zu ſchråge war, Megrigny , der übrigens ganz nach Vaubans Manier bauete, legte daber auch rings um die Eita : Uebers dellé von Tournan eine Fauſſebrane 911 k). haupt ſind die Franken der Baubanſchen Kontrea garden ſchon an ſich ſelbſt zu Plein , um die Façen gebo: rig zu verteidigen ; die Flanken des Ravelins aber bels fen dem Nachtbeile nicht nur nicht ab, ſondern verſchaf: fen noch dem Feinde Gelegenheit: die durch den Bruch dec Kurtine entſtehenden kleinen Franken zu beſchieſſen Die von Vauban und unbrauchbar zu machen. angelegten Feſtungen würden unter dieſen Umſtånden auch nie einer Bauernden Vertheidigung fähig geweſen ſein ; þåtte er nicht überall , wo es nur möglich war, das Terrain zu benuken und den Feſtungsgraben ro wenn er von Ratur . - wenn einzurichten gefucht , daß er trochen war durch gut angelegte , obſchon ſehr koſts

bare Schlaufenwerke vod Waſſer gelaſſen werden konna

k ) Humbert 1, c. 6. 140.

P 3

230

V.

Zeitr a um.

wenn der Feind fich anſchichte , ihn zu paffiren. Vorzüglich brachte er bei Condé eine neue Gattung Schleuſentýúren an , die ſich um einen Schwengel dreben , und wo das Waſſer durch zwei Schüßfals te ,

Spåterhin wurden zwei andere Vers len abfließt '). beſſerungen des trocknen Hauptgrabens erfunden . Die erſte rührte von dem Herrn de la Cour , einem Frans zöſiſcheut Ingenieur her , und ward von ihm 1712 Sie beſtand in einer Verties dem König überreicht. am Walle 12 Toiſen breit , der fung des Grabens um 6 Fuß tiefer iſt , wodurch nothwendig dem Feinde Die zweite Ber Uebergang febr erſchweret wurde, war eine neue Form der Grabenſcheere, To daß ſie einen vorwärts ausſpringenden Winkel hatte , und die Gemeinſchaft mit den Auſſenwerken Deckte.

S.

229 .

Vauban ſowohl als Megrigny þatten in der Belagerung von Mons bemerket: daß die Haubiks granaten , ſenkrecht auf die Richtung der Façen ab: geſcholfen , in einem flachen Bogen über die Bruſts wehr giengen , und auf dem Wallgange riforchettirten . Sie bonnetirten oder erhöheten daber die vordere Spige der Bollwerke ſo lang , als der gegenüber lies Dieſe Verbeſſerung fand gende Wallgang breit war. jedoch nur an zwei oder drei Feſtungen ſtatt *).

S.

230.

Schon längſt waren einzelne Reduten als eine Art um wichtige Poſten Auſſenwerfe gebraucht worden , zu decken , 'oder andere Werke zu verſtårken.

1 ) Humbert I. c. S. 172. m

ib. S. 86.

Paus ban

i 231

7. Abſchn . Feftungsbau.

el

ban bediente fich iører häufig, wie z . B. zwiſchen der Citadelle von Tournay und dem Hornwerke ; im Moraſt von Maubeuge ; an der Citadelle von Roſiel ;

e

2011 zu Charleroy , Valenciennes und Dünkirchen. lezterem Orte beſonders legte er im Jahr 1692 viec Reduten mit Schießlöchern und Zinnen (Machecoulis ) ail . Dieſes waren nichts anders , als geinauerte

!

Blockhåuſer , aus drei Stockwerken beſtehend , von den das untere zu einem Magazin , das mittlere zu einer Wachtſtube , das obere aber blos zur Verthei: digung beſtimmt war. ' In allen Stockwerken waren Schießlocher angebracht, und in dem obern befanden

La

fich noch an dem ein wenig vorſpringenden Boden Dergleichen , um den Fuß der Mauer beſchieſſen zu Man findet an den alten Stadtinauern uns . können . ter dem Namen der Zinnen eine äuliche Einrichtung, wodurch dieſe Reduten eben ihren Namen eröielten. Um fie her lief ein zwölf Fuß hoher Wal , mit Sturmpfählen beſeßt , und ein ſieben Toiſen breiter Graben ").

S.

231.

Eine beſondere Art fafemattirter Bekleidungs: mauern ließ der Marſchal Vauban an dem Schloſſe Die Geſchůkfeller zu Toreau in Bretagne erbauen . waren hier binten völlig offen , und blos mit Bogen geſdhloſſen , ſo daß überall ein freier { uftzug , blieb , der den Pulverdampf ſelbſt bei dem heftigſten Schier: ſen leicht und ſchnell abführte.

Wahrſcheinlich haben

die ſpåtern Kriegsbaumeiſter ihre eben ſo geftalteten Kaſematten nach dieſen Vorbilde angelegt ") . S. 232 . . ib. 8. 337 0 ) Bohms Magazin für Ingenieurs und Artilleriſten . XI, BD. S. 78 . P.4

a

V.

232

Zeitraum . S.

232.

• Cóhorn war Vaubans Nebenbubler im eigents lichſten Verſtande. Er bauete nicht nur die Nieders låndiſchen Feſtungen nach einem andern Syſteme, als der lektere , ſondern führte auch mehrere Belageruns gen der von dieſem angelegten Plake , oder vertbei: digte die von ivm belagerten Feſtungen P). Seine Befeſtigungsmanier wich darinnen vorzüglich von der Vaubanſchen ab : daß die Bollwerte mit dem Hauptwalle zuſammenhången , und vor ihnen wie vor der Kurtine ein niederer Wall ( Faurrebran ) herum fåuft. Seine zurückgezogenen Flanken werden durch Drillions gedeckt, die bei ihm aus hoblen Thürmen ( Tours creuſes ) beſtehen , und eine Nachahmung des Marchi, nur platter als bei dieſem , ſind. Die ins den Abſonderungsgraben der hohen und niederen Flanke gekehrte , Seite iſt mit Schießs löchern für Kanonen durchbrochen ; der obere Tbeil

wendige ,

gegen

des Thurms aber iſt mit Erde beſchüttet, und mit einem Walle verſehen . Zwar waren die Orillions durch die Niederländiſche Befeſtigungsweiſe faſt gang aus der Mode gekommen ; allein ſchon Heidemann und de Ville

deren erſterer 1664, lekterer aber 1656 ſein Werk drucken ließ - empfablen ſie als nůklich, um die Flanken der Bollwerke zu decken 9. Derſelben Meis

) Menno Baron yon Cdhorn war tu Feteßtand ges bohren , und legte ſich auf die Mathematit und Inges Er gieng dann in Dienfte der nieur : Wiſſenſchaften. Vereinigten Staaten , wo er 1704 in einem Alter von 70 Jahren als General : Lieutenant , General Gouver's neur von Holländiſch Flandern , Ober : Ingenieur , Bes fehlshaber der Artillerte und Oberfter zweier Infanteries Regimenter ftars . 9) Seidemanns Architect, milit, I Th. a Rap , ; $. 21. De Ville cap. 17 ; p. 172 .

7. Abſchn.

Feſtungsbau.

233

Meinung waren auch andere mit Cóborn gleichzeis tige Ingenieure, wie man weiter unten ſeben wird.

$. Die Spike des

233 .

niederen Walles vor dem Boll:

werke iſt bonnetirt ,

und die mittlere und niedere

Flanke find durch einen Waſſergraben von einander abgeſondert. Von der Bollwerksſpiße des boben Walles gebet queer über den vor ihm befindlichen trocknen Graben ein gegen ſieben Fuß unter dem Ho: rizonte liegender gemauerter Gang , auf beiden Sei: ten init Schießlochern verſehen, um den eben erwähn: ten trocknen Graben zu beſtreichen .

Der Gang füb:

ret in eine andere gemauerte Gallerie , die långſt der Fauſſebranfaçe bin läuft, und mit jenem eine und eben dieſelbe Beſtimmung bat '). A

$.

234 .

Die Bollwerke werden durch Kontregarden ( C &s horn nennt ſie Couvrefaces ) gedeckt , die mit dem niederen Walle einerlei Hibe haben , von dem oberen Por Walle aber um zeben Fuß überødhet werden .

1

die Kurtine bat Eöborn ein doppeltes Ravelin gelegt, deſſen unterer Wal von dem boben durch einen trock :

1

nen

Graben von fechs und neunzig Schußen abge : ſondert iſt , der auf jeder Façe durch eine quer über

1 ibn laufende und mit Schießlochern verſehene Galle: In der Spiße des niederen Ras rie vertbeidiget wird . velins befindet ſich eine gemauerte Kaponiere ; in der Keble des boben Ravelins aber ein gemauertes Reduit. 8.235. r ) Man ſehe çdhorns Feſtungsbaufunft, auch Sturms Architectura milit, hypotb. ecle & iva. S. 25 und folg. PS

1

.*

V.

Zeitraum .

>

234

1

$.

235 .

311 jedem Waffenplake des, drei Fuß unter dem Horizonte liegenden , bedeckten Weges iſt eine geinauerte und paliſadicte Rediite von der Höhe des Glaçis ans gelegt, die durch zwei Traverſen gegen die enfiligenden Schüſſe geſichert wird. Unter dem Glaçis befindet ſich eine Kaponiere , mit Bohlen und darauf geſchůts teter Erde bedeckt , die hinten nach dem Waffenplaße zwei

Eingänge þar. Uuſſer den hier erwähnten Anlagen , die Coborn

auf verſchiedene Weiſe verändert, hat ſeine Manier noch zwei beſonders charakteriſtiſche Eigengeiten : Ein : mal , daß ſeine Profile durchgegends nur auf den nie: drigen waſſerreichen Boden ſeines Vaterlandes einge: richtet ſind ; und dann zweitens , daß ec init auſſer: ordentlicher Erſparniß des Mauerwerks bauet , ios durch er ſich vorzüglich von Vauban unterſcheidet, der ſelbſt die Futtermauern für den Widerſtand, den fie der Erdlaſt des Walles zu leiſten batten , zu ſtarf machte ).

Eshorn

hingegen

giebt ſeine Futter: nauern

s) Nach Beltdor Science des Ingen. Liv. I ; p. 69. tft die obere Starte aller Futtermauern Baubans bet 10 bis 80 Fuß Höhe nur 5 F16 ; die untere Starte aber nimmt, ſo wte die Länge der Strebepfetler , für jede 10 Fuß Sdhe um 2 Fuß zu . Nun berechnet Bles lidor (l . a p.71) den Widerſtand, welchen dieſe Fats termauern gegen den Druck der Erdlaſt zu leiſten vers mogen , und findct : daß er bei einer Höhe von 1o Fuß doppelt zu groß , bei 20 Fuß um zu groß , bei 30 Fuf um zu gros ſei u. T. F. Bei einer 40 Fuß übers Feigenden Hohe im Gegentheil tommt der Widexftand dem Drucke der Erde nicht gleich , ſondern wird zu klein. Aus den fortgeſeßten Berechnungen Belidor s ergiebt fich aber , daß die obere Dicke der Futtermauern 3 Fus

. 1

7. Abſchn .

Feftungsbau.

235

mauern fchwacher an , . und läßt ſie nur bis auf die baibe Höhe des Walles geben. Er durfte aber auch nicht, wie jener , auf einen verſchwenderiſchen König rechnen ,

ſondern er mußte ſeine Bananſchläge mebc

der Republikaniſchen Sparſamkeit anzupaſſen ſuchen . S.

236 .

Beide , ſowohl Coborn als Bauban , zeichnen fich vor anderen gleichzeitigen Kriegsbaumeiſtern durch eine größere Praktik aus , denn kein anderer kann ſich rihmen : ſoviel neue Feſtungen angelegt , ſoviel (doii vorhandene verbeſſert zu haben , als jene b : iden. Die übrigen ſuchten alle , gleich ihnen , den Mängeln indem ſie der Niederlåndiſchen Bauart abzuhelfen , ſich bald mehr; bald weniger von den Grundſäker Die meiſten machten ibre Solls, derſelben entfernten. werke ſpik , nur Boinbelles , Weſten fee und Klengel. Haben ſtumpfe - und Mallet, Heides mann , Gründel pon lachen , legten Kavaliere darauf , wie auch zuweilen Cóhorn that. Die Flanken , die Gruber eben ſo lang inacht , als die Façen der Bollwerke ) , ſtanden entweder auf der Streichlinie enfrecht , wie beiRogers " ) , Weſten : fee ) , Scheiter " ) , Heer *) und Wertbmål : ter

3 Fuß 51 Zoll für eine Höhe von 10 Fuß 20 8+ 4 30 5* 50 3 6 60 9 ſein müſſe , um mit dem zu leiſtenden Widerſtande in gehårigem Verhältniß zu ſtehen . t ) Sturms Architect, silit. p. 40 . u ) ibid . p . 61. v) ibid . p . 107 . w ) ibid . p. 68 . x) ibid . p . 45 .

236

V. 3 eitra u m.

ter ") ; oder machten einen Winkel mit derſelben nach Mallets , Schorts , Neubauers, Bernards , Bombelles, Volters, Klengels undSturms Entwürfen ?) . Einige verlangten ſie zurückgezogen , und theils in geraber Linie fortlaufend , wie auſſer den bier erwähnten Kriegsbaumeiſtern Heidemann und Gründel von Lachen ; theils auch frumm , wie Bernard “) und Bombelles 6). Die zurückges zogenen Flanken waren zugleich immer durch Drillions gedeckt, wo nur Schört ) und Neubauer " ) eine Ausnahme machten .

S.

237 .

Die Kurtine machen Blondel , Schört und Gründel febr kurz , Klengel e) aber regt nach Bernard und alter Art einen Kavalier darauf. Volker ") þaben eine Sekond: Flanke ; Weſtenfees ) und Schórt hingegen brechen ſie in der Mitten , daß fie die Geſtalt einer Tenaille bekomnit. Die Fauſſebray ward von vielen verworfen , weil die niedrige Bruſt : wehr von den feindlichen Batterien auf der Kontreſcarpe leicht überbohet und der Långe nach beſtrichen werden fönne ;' auch hielt man dafür : ſie begunſtige den Sturm auf den Hauptwall ,

denn der Feind fónne fich

i

7

y ) ibid . p. 104. 2) ibid . p .72 ſeg. 82 ſeq. a) Nouvelle maniere de fortifierles places ſuivant de Ville , Pagan , Vauban , l'ordre renforcé , Blondel -etc . Par . 1689 in gº . b) Sturms Architect, milit, p. 16. & ibid . p. 93 . * ibid . p. 56 . e ) ibid . p. 38 . ) ibid . p. 98. g ) ibid . p . 107

1

7. Abſchn.

Feſtungsbau.

237

fich auf ihr zu beiden Seiten ausbreiten , und dann mit größerer Fronte ſtürmen 6). Heidemann em. pfiehlt ſtatt ihrer eine bloße Zwingermauer von acht bis neun Fuß Dicke, deren Wallgang rechs Fuß über den Horizont erhoben iſt '). Undere ſaben jedoch der Nußen eines niederen Walles zu Vertheidigung des Grabens ein , und behielten ſie in ihrer alten Form mit einigen Veränderungen bei, wie Scheither, Edborn, Wert bmüller, Volter , Klengel, Grundel von Aachen ), Gruber ') , Schort und Neubauer ; Bernard hingegen will ſie blos vor der Kurtine , und Heer nur allein vor den Façen der Bollwerke baben .

$.

238.

Man kam allgemein darinnen überein : daß Uuſ: fenwerte die Uebergabe einer Feſtung verzögerten , wich aber in der Forin und Beſchaffenheit derſelben oft gar reßr von einander ab . Die meiſten , oder viel : mebr alle , legten ein Ravelin ziviſchen die Bouwerte, dem Bombelles nach Vauban die Form eines Halben Monden giebt ; das Wert ýmåller " und wels Volter aber mit einer Fauſſebran verſehen , ches auch Edborn, Bernard und Grundel ges Der Oberſte Dorat , oder wahrſchein : than batten. licher h ) Heidemanns Architect, milit. I TH.; 1 Kap. ; p . 6 und 14. Chev. Ant. de Ville de la Charge des Gouver. neurs, p. 204. der Ausgabe von 1656. i) Meu Serfürgegebene Kriegs Architettur. fol. Núns chen 1673. S. 26 . k ) Sturm I. c. p. 41 . 1 ) ibid . p. 40. Gruber Neuer und Granolíder Unterricht von der Forttfication. 8. Dresden 1700. Kap. 13 ; 8. 110

V,

238

Zeitraum .

licher Belidor , brachte bei dieſem Ravelin zurück : gezogene Flanken an , welche die Kontregarden beſtris chen , mit den er und vor ihm Weſten ſee nach Cos born die Bollwerke deckte ; Heidemann , Bern : ard und Blondel thun ein gleiches mit den Raves ling , welchen lekteren Neubauer noch Lunetten in den Waffenplåßen des bedeckten Weges beifügte; eine Erfindung , die auch Belidor in ſeinen Verbeſſes rungen der Vaubanſchen Manier benußte.

S.

239

Den bedeckten Weg ſelbſt ſuchten die Kriegsbauts meiſter in dieſem Zeitraume auf verſchiedenie Weiſe zu verſtårken , indem ſie entweder andere Werke , wie Kaponiere , Reduits und Halbe Monden auf die auss ſpringenden Winkel und in die Waffenplåße legten , wie Schört, Scheither, Heer und Werth inůller ; oder ihn mit einem Vorgraben verfahen , wie Bom : belles in Naerden , Heer und Zader " ) ; -oder endlich um das Glaçis noch einen zweiten bedeck : Weg berum laufen ließen , wie d'Aurigniac " ), Donato Roſetti ") und Scheithet ; ja Maſtricht war ſogar mit einem dreifachen bedeckten Wege um : ten

geben . S ... 240. Dbſchon NottnageIP ) und Decales die Pals liſaden

in

oder auf dem

bedeckten Wege für nachs

theilig hielten , ward derſelbe dennoch gewöhnlich das mic in) Der verſtärkten Feſtung ir Theil , oder die v'erſtartte und verbeſſerte Contreſcarpe von Hans Chriſtoph von der 1691 . n) Livre de toutes ſortes des fortifications 4º . Par. 1664 . 0 ) Donato Roffetti Fortificaz, a roveſcio . fol. Turin . 1078 . p ) Manuale fortificatoriuin Boi ; Kap, 6 ; Num . 13 .

7. Abſchn .

int le

Feſtungsbau .'

239

mit verſehen , und kamen ſie zu Anfange dieſes Zeitraus mes noch mebrentheils auf den Kamm des Glaçis zu ſtes ben, anſtatt ſie vorher an den Fuß deſſelben geſetzt wors Es fällt in die Augen ; daß ſie hier von den waren . den Feldbatterien febr bald niedergeſchoſſen werden Landsberg råth deshalb ſie in einen konnten ; auf dem Glaçis angebrachten Graben zu verſenken , und dadurch gegen das feindliche Geſchüß zu ſichern ; andere wieſen ihnen aus demſelben Grunde ihre Stelle im bedeckten Wege ſelbſt an , bald mehr bald wes Zuweilen ward auch bet i niger vom Glaçis entfernt. folchen Feſtungen , deren Palliſaden auf dem Glacis ſtanden , noch eine zweite Reihe derſelben im bedeces ten Wege angebracht, die in Grave ( 1674 ) fünf Fuß hinter der Bruſtweßr ftand. Der erſte, welcher die Paliſaden hinter das Glaşis , und dicht an daſs

) die Waffenplåße in den eingebenden Winkeln damit verſehen . Bruift ) und Naudin ') binges

nur

gen beſtimmen die Stellung einer fortlaufenden Reihe Palliſaden ausdrücklich auf den oberſten Banfet, dicht Hier gab an der Bruſtwehr des bedeckten Weges. der Spaniſche Oberſt Don Andres de Altuna ihnen zuerſt eine rückwärts gegen die Feſtung geneigte Štellung ) ; es findet ſich jedoch keine Nachricht: das dieſer Vorſchlag wirklich ausgeführet worden. }

}

Vauban wollte die Palliſaden weiter , als ges wöhnlich , aus einander reken laſſen , damit die Sols daten ihr Gewefr beſſer hindurch ſtecken könnten . Úng aber 9) r) s) t

Architect. milit. 3 Thi ; 3 Kap .; S. 15 . Beginzelen der Vefting - Bouw . XXXI. Leere. p. 97. Ingenieur françois. Par. 1697. Liv. 3 ; c. 8. Art. 4. D. Alonzo de 2cpeda y Adrada Epitome de la forti. ficacion moderna, Bruſſelas 1669. Tract. 4 ; .cap. 4.

240

V.

Zeitra u m .

aber das Ueberſteigen zu verbindern , ſollte in jedem Zwiſchenraume zweier Palliſaden ein eiſerner Nagel aufwärts durch die Heftlatte geben , deſſen Spiße brei Zoll lang emper ragte. Weil jedoch dieſer Nas gel die Fäulniß der latte beförderte , ward er in der Folge wieder abgeſchaft, und die Palliſaden erbielten in den Franzöſiſchen Feſtungen nur 24 Zoll Abſtand von einander u ).

S. Zader

245 .

feinen Vorgraben ,

verſiebet

nebſt den

Palliſaden , mit vier Reihen kleiner, zugeſpißter Pfåble , mit den er auch die Raponieren in dem Glaçis unzu : Heer råth den Ges gånglich zu machen lehret " ). brauch ånlicher Pfåhle an , in die er oben eine fünf einſchrauben laſſen wil . Die Erfindung der beweglichen Palliſaden fållt ebens S6 6 orn tro @ bnt toter falls in dieſen Zeitraum . ſchon 1682 ( Verſterkinge des Vyfhoeks), und be:

Zoll lange eiſerne Spiße

ſchreibt ſie in ſeiner Neuen Kriegsbaukunft w) Sie fonnten niedergelaſſen und an die ausführlich . Bruſtwebr gelehnt werden , ſo daß man ſie erſt bei bevorſteßendemi Sturm aufrichtete , wodurch ſie gegen die Kanonkugeln , jedoch mit Ausnahme der Rikoſchets, Herbort und einige neuere iu Sicherbeit waren . Kriegsbaumeiſter nahmen dieſe Palliſaden in der Folge bei ihren Feſtungsentwürfen an ; obwohl die mehre: ſten , ohne die Quelle anzuzeigen , aus der die Ers Vielleicht , weil dieſe Art findung gefloſſen iſt. Paliſaden deu Ausfällen febr þinderlich ſein würde, viels u Architecture militaire Part. 2 ; Chap. 5 ; p. 42. v) 3aders verſtårtte Contreſcarpe , in Bohms Magazin für Ingen. und Artiller . ir BD. S. 191.186. w ) Cap. 2 ; p. 14. 1

7. Abſchn .

Feſtungsbau..

241

vielleicht auch wegen der Koſtbarkeit iþrer Herſtellung þar weder . Es born noch ein anderer Ingenieur ſie jemals bei dem wirklichen Feſtungsbau angewandt * ).

S.

242 .

Auſſer der gewöhnlichen vorþer angezeigten Bes feſtigungsweiſe und der ſogenannten Ordre renforcé, die doppelte Bollwerke in einander liegen bat ; - oder bei der þinter den abgeſonderten Bollwerken der Haupts wall ganz für ſich um die Feſtung Kerum läuft ; ecs ſcheinen in dem gegenwärtigen Zeitraume einige Bes feſtigungs : Syſteme, die , wenn auch nicht ſelbſt auss

f

geführet, dennoch eine Veranlaſſung zu ſpäteren Ers findungen und Verbeſſerungen in der Kriegsbaukunft Schon im vorigen Zeitraume fatte aler: wurden .

1 ander von Groote ( 1618 ) ſein befeſtigtes Viereck Herausgegeben , das keine Bollwerke batte , ſondern deſſen lang auslaufende Ecken durch in der Mitte

)

angefekte Flanken beſtrichen wurden , die ein Ravelin mit einer Fauſſebran zu ihrer Deckung vor ſich bats ten ). Dieſe Erfindung gab 1720 Cbriftop 6 ( ange, oder Lampe von Rondel mit einigen uns bedeutenden Veränderungen unter ſeinem Namen beraus.

g.

243 .

In dem allgemeinen Wahne : ein Kriegsbaumeiſter fónne nur allein durch die Aufſtellung sines neuen Sus ſtems

glänzen ;

ſuchte jeder dieſem Ziele nachzuſtres ben,

2) Man rehe Bohms Geschichte der Palliſader in dem Magazin für Ingen. und Artil. 8 B0; S. 125 folg . y) Sturm I. c. p. 39. Soyer's neuere Kriegsk. II. Th.

242

V.

Zeitraum .

ben , fåtte es auch auf Koſten eines anderen feibes ren Schriftſtellers geſchehen ſollen. So trat Rim: pler mit einem Tenaillenwerke hervor , das lange Mittelbolwerke , und einwärts gegen die Stadt einen Wal und Graben batte ; obne dabei anzugeben : daß dieſe Befeſtigungsart aus des Van Velden Archi Braunſchweig 1648 genommen teft. milit. fol. Rimpler ſeiner Seits ward wieder ſelbſt fei "). in allen Kleinigkeiten von Suttingern € ) nachges ahmt. Etwas ånliches legte Có born zu Grónin : gen an ; er ließ auf einer Ängsbe bei der Stadt drei detaſchiete Bollwerte

erbauen ,

die auswårts gegen

das Feld zu von Erde waren , mit einem Ravelin , Graben und bedeckten Wege ; . einwärts gegen die Stadt

þingegen

bildete jedes Baſtion

ein

völliges

Kronwerf , deſſen Wall und Graben mit Bruchſteis nen bekleidet war ' ).

§.

244.

Donato Roretti giebt ein Syſtem mit ſtumpfen Bolwerfen an , zwiſchen den ſpike Raveline mit lans gen Flanken liegen , die durch eine doppelte Fauſſe: bray vertheidiget werden , und einen Graben und be: Mit ihm ſtimmt deckten Weg vor ſich haben ). Le Maitre in der Hauptſache überein ) : werke haben eine doppelte Flante:

die

ſeine Boll: untere låuft gerade,

2) Glaſer zeigt dies in ſeinem lettre à trois demandes Seite 8 ausfährlich. tz) Fortification , fol. Dresden 1674. a) Sturm I. c. p. 30. b ) Fortificazione a roveſcio di Donato Roſetti , Cano . nico di Livorno , Dott. in Sac. Theologia , gia Lettore di filoſofia nell Univerſita di Piſa , .e or. Profeſſore delle matematiche nel academia di Piemonte. fol. Tur, 1678. p . 51. c ) Attes und neues Iroja. 8° . Sturm I.

7. Abſchn.

Feſtungsbau .

243

: 1

gerade', die hobe aber krůmmet fich binter einen Drils lon binein . Vor dem Durchſchnitt der beiden Streich : linien liegt ein ſchmales langes detaſchirtes Bollwere mit einer Kontregarde ;

die Hauptbolwerke bingegen

05 þaben Faufſebranfaçen , und die Werke ſind durch ſchmale Gråben von einander abgeſondert.

en S.

JE 119 1 ie es

245 .

Der Oberſte yon Buggenbag'en theilte Sturs men eine Befeſtigungsmanier mit , die in langen Bolls werken beſtand , mit einer Fauſſebray vor den Flan: Die Kontreſcarpen war fen und vor dem Ravelin. durch Kaponieren verſtärkt, und das Glaçis mic Schießſcharten für Geſchůk und mit einem trocknen Vor dieſen legte er auf die Vorgraben verſehen .

ci ausſpringenden Winkel noch Halbe Monden mit einem Auch Belidor, der ſich durch beſonderen Glaçis ). fein Werk über die Leitung des Feſtungsbaues bekannt

111 mi

machte, verbeſſerte Vaubans Syſtem oder (douf es vielmehr in ein neues um , das allerdings eine beſſere Es bat nur und ſolidere Vertgeidigung gewähret. den einzigen Nachtheil : einer großen Anhäufung der Werfe , welche die wirkliche Ausführung ſeiner Ideen ſehr koſtbar machen , und in Betracht des nöthigen

9

Geſchůkes und der Bejagung nothwendig in Verles Der verdienſtvolle Verfaſſer genheit feßen würde.

l

konnte jedoch ſeine Entwürfe nicht ſelbſt bekannt mas chen , es geſchabe erſt in unſeren Zeiten aus dem Mas nuſcripte ). Er erfand die ſogenannten Widders förner (Cornes de Belier ) ,

welche alle Vortheile der vaus

d ) Sturm 1. c. p.19 . e) Bohms Magazin für Ingen und Artiller. V. BO. $. 3. folg .

1

244

V.

Zeitraum .

Vaubanſchen Grabenſcheere gewährten , ohne doch Da fie die Nachtheile derſelben an ſich zu haberi. einen auswärts laufenden Bogen bilden , beſtreichen ſie den Graben und das Ravelin volkommen , dens noch ſind ſie deshalb dem Feuer der Feldbatterie n nicht mebr ausgefeßt.

$.

246 .

Rimplers Befeſtigungsart fand in dieſem Zeit: raume viele Nachahmer , obſchon ſie auf dem Terrain felbſt nie ausgeübt ward. Wertýmůller ) giebt ebenfalls eine Tenaille mit doppelten zurückgezogenen Flanken an , hinter der ein anderes fortlaufendes De: naillenwerk die Feſtung bildet.

Er ordnet zugleich die an den Wal ſtoßeuden Quartiere der Stadt Feſtungs . werken ånlich , um ſich ſelbſt nach Verluſt des Haupt: Vorber walles hier noch verteidigen zu können . ſchon batte ein Franzöſiſcher Kriegsbaumeiſter die Quartiere der Stadt mit auss und eingebenden Win : keln angelegt , und ihnen die Form von Baſtionen und Ravelinen , gegeben ; auch Rimpler ſuchte die innere Verteidigung ſeiner Feſtung durch kaſematçirte und mit Schießlöchern verſehene Gebäude zu verſtår :s fen , die zunåchſt des inneren Walles lagen , und landsberg 8) gab im ihm zu Flanken dienten . Jabr 1712 den Entwurf einer Feſtung ohne Bolls werke , die aus an einander ſtoßenden Ravelinen be: ſtand , mit einer auf dem Horizont liegenden Fauſſe: bray. Der bedeckte Weg iſt mit einem Vorgraben verreben , hinter deſſen ausgebenden Winkeln gemauerte Reduits liegen . Uenliche Reduits in dem zwiſchen der f ) Probierftein der Ingenieure. 8° . Frankf. 1685 . 8 ) Landsbergs neue Grundriſſe und Entwürfe . 4. Dress den 1737

1

7. Abſchn.

Feftungsbau .

245

der Stadt und den Feſtungswerken herum laufenden breiten Graben , beſchieſſen jeden Ort des Hauptwalles in Rücken .

S.

247,

Obſchon De la Vergne in abſicht des Haupts riſſes der alten Urt mit ſtumpfen Volwerken , krum : men zurückgezogenen Flanfen , Ravelins und Travers ſen auf der Kontreſcarpe folgt ;

þat er doch das eigens

thümliche : daß jedes Bollwerk , ſo wie jede Kurtine , ein beſonderes , durch einen trocknen Graben abges fondertes Reduit bildet, welches auch gegen die Stadt 21e erfe zu mit einem Walle umſchloſſen iſt. find kaſemattirt , und ſowohl oben als unten in den Gewölbern durch Queermauern in m : brere Abtheiluns gen zerſchnitten , wodurch deß Erfinder dem Belage : rer jeden Schritt breit {andes ſtreitig zu machen ges denfet ). Einige andere , glaube ich nicht , ausführs lidh angeben zu dürfen : z. B. Sturmø, der bei Bes ſchreibung der Befeſtigungsmanieren anderer Kriegsbau: meiſter immer Veränderungen und Verbeſſerungen ders ſelben

vorſchlägt ;

Renbers i) ,

der eine Befeſtis

gungsart von innen beraus angiebt,

wo mit univers

rückter Eröffnung des Zirkels Façen , Flanten und Ihre Kurtine einander gleich gemacht werden ſollen. den beträch von Entwürfe weichen theils nicht tlich oben erwåpnten ab ; ausgeführet worden ,

theild ſind ſie auch nie wirklich und daber in

der Geſchichte der

h ) Sturm 1.c. p. ior. i) Sam. Reyheri Diff. de muniendi tam vetere quam novo modo. Kiloniae 4o . 1702. in Bohm6 Magazin. 3 BD . S. 48 Dne 3

V

V.

246

3 eitra u m.

der ausübenden Kriegskunſt keinesweges durchaus uns entbebrlich .

g.

248.

So lange die Türfen unaufbaltſame Fortſchritte in Europa machten , bedurften ſie keiner Befeſtigungss kunſt , weil ſie nicht in den Fall kamen , die von ibnen eroberten Stådte Hungarns wieder vertbeidigent Sie begnügten ſich , die von den Griechis zu müſſen . ſchen Kaiſern mit Mauern und bald runden , bald viereckigen Thürinen befeſtigten Städte Natoliens nach : zuahmen , als ſie während der Belagerung von Kandia die neuen Dardanellen am Pont Eurin erbaueten , Dieſe Schlöſſer beſtanden aus einem rechtwinklichen Viereck mit runden Thürmen ; jedes von ihnen batte gegen die Seeſeite eine niedrige Batterie von rechzehen. ſchweren Kanonen . Die von den Türfen auf den Inſeln des Dniepers nach der Eroberung von Begrin angelegs ten Forts , um die Streifereien der Koſacken auf dem Schvarzen Meere zu verbindern , waren ebenfalls von viereckiger Form , mit vielſeitigen Thürmen auf den Ecken *).

S.

249.

Bei Beſtimmung der Stärke der Befagung einer Feſtung rechnet der Graf Montekufuli auf jeden Schritt des ganzen Umfanges der Feſtung - fångſt det Einen Mann . Uns inneren Seite der Bruſtweøren dere baben auf jedes Bollwert ſechshundert Mann verlangt ; der Marſchal Vauban hingegen fordert für jedes Bollwert soo , auf ein Hornwert 600 , und auf einen þalben Monden oder detaſchitte Res dute 150 Mann ; endlich will er zu tauſend Infantes riſten k ) MarGigli Stato milit, del Imp. Ottom . 2 Part.; p. 145 .

7. Abſchn. riſten

Hundert Reuter haben.

ſagung nach iĝu

247

Feftungs5au.

Folglich iſt die Bei

får ein )

XI. XII. . É X. VII. VIII. IX . Infanterie 3600 4200 4800 5400 6000 6000 7200 . Kavallerie 360 420 480 540 600 660 720 . VI,

!

wobei

zugleich

der Abgang an Kranken ,

Verwun:

deten und Deferteuren 'init in Anſchlag gebracht wors den ift. Uus der auf dieſe Art

beſtimmten Stårte

der

Befakung ergiebt ſich auch das Bedürfniß derſelben an Lebensmitteln , worüber Vauban ziewlich genaue Tafeln hinterlaſſen hat.

S.

250 .

1

Die Menge und den Kaliber des Geſchiges in der Feftung beſtimine Vauban auf die nemliche Weiſe nach den Bouwerten . VI . VII, VIIL. IX . 124pfünd. 8. 10 12 14 116 10 12 14 16 Kinonen ( 12 12 14 16 18 8 LÀ 16 18 20 16 18 20 22

Doppelhater mit thren Boden 112zollige Sefer 18 - Steins 1 boller 16jollige

X. XI. XII. Ed 16. 18 20 . 18 20 22 20 22 24 22 24'26 24 26 28

60

70

80

90 100 110 120

60 5 s

70 6 6

80 7 7

90 100 110 120 9 10 II 8 8 9 10 IL

5

6

7

&

9

10

11 Tuf

1 ) Quincy Kriegstunſt. S. 273. der D. Ueberſ. ferd Kriegébautunft 2 Chl ; S. 165. 24

Struens

248

V. Zeitraum . Auf jede Kanone rechnet Vauban vierhundert

Kugeln ,

auf einen großen-Mörſer etwas über zweis þundert, auf einen kleinern aber zwiſchen fünfs und ſechs undert Bomben , und auf jeden Steinboller ogns gefår þundert und funfzig fertige Steinkörbe.

S.

251 .

Pulver , Blei u.ſ.m., ſo wie das vorräthige Ge: wehr , feket Vauban in demſelben Verhältniſſe an , wobei beſonders die vorråthigen eiſernen Ladeftöcke inerkwürdig ſind , þölzerne führten .

weil die

Vi. Pulver 2545 Blei zu Kugeln 1554 Musketen 3600 Flinten 3600 1000 gezogene Büchſen Stulbüchren f. o. Minirer 50 3000 Ladſtocke ciferne Desgl.mitKråkern 150 Degex und Såbel 900 Bajonette 1400 Piquen 1300

VII. 2970 1813. 4200 4200 1250 60 3500 175 1050 1500 1400

S.

Truppen VIII. IX. 3384 3518 2027 2331 4800 ' 5400 4800 5400 1500 1750 80 70 4000 4500 200 225 1900 1350 1600 1700 1500 1500

noch

allgemein

X. XI. 42424667 2590 2849 6000 6600 60100 6600 2000 2250 90 100 5000 5500 250 275 1500 1650 1800 19001 1500 1500

XII Ed. 5891 Entn . 3108 Entn . 7200 7200 2500 100 6000 300 1806) 2000 1500

252.

Während der Belagerung von Mainz 1689 bés ſtand die Franzöſiſche Befaßung in zeßen Bataillonen Infanterie, einer Bombardierkompagnie , Einem Regis ment Reuter und Einem Regiment Dragoner. Bonn war in befekt.

demſelben Jahre mit achttauſend Franzoſen gu Grave lagen 1674 Infanterie: 71 Kom :

pagnien zu so Mann ; Kavallerie aber 9 Kompagnien ; auch waren zufällig kurz vor der Belagerung viera þundert Kanonen und 9000 Gentner Pulver aus den Holländiſchen Grenzplätzen nach dieſer Feftung gebracht worden ). Kaiſerswerth war 1689 mit etwas über drei.

u

m) Schnellers hiſtor, Anleit. qu Bildung tapferer Offiziere in der Erzählung der Wertheidigimg von Grave und Mainz 1774. 8 ° S.8 .

I

4 7. Abſchn .

Feſtungsbau ..

249

dreitauſend Mann , mit 65 mehrentheils eiſernen Kas nonen und mit drei Mörfern beſeßt. Jn Mons lagen 1691 gegen sooo Mann, in Namur aber 8280 Mann zur Beſakung.

A 6Tchnitt.

A chier

Angrif und Bertheidigung der Feſtungen im fünften Zeitraume.

S.

253 .

o wie die Feſtungsbaukunſt von Vauban und Cohorn die im vorhergebenden Abſchnitte ers wähnten Verbeſſerungen erhielt, ſuchten auch beide den Ans doch ebenfalls auf eine verſchiedene Weiſe grif und die Vertheidigung feſter Plage der Volkoms

mengeit nåher zu bringen .

Beide boten alles auf,

was ihnen nur Kenntniſſe und Erfahrung gewåþrs ten : die von ihnen angegriffenen oder verskeidigten Feſtungen entweder in möglichſt kurzer Zeit zu erobern , oder aber des ſo auſſerordentlich verſtärkten Angriffes ohngeachtet långer zu erhalten .

Beide , doch Baus ban noch meşr , als Edborn , wichen von der ſeit einem halben Jahrhunderte Kergebrachten Weiſe ab , und jener brachte den Angrif ſowohl als die Vertheis digung der Feſtungen in ein ordentliches Syſtem , deſs ſen einzelne Theile auf das genaueſte beſtimmt und aus einander gefeßt waren . Nothwendig erforderte eine ſolche Bearbeitung dieſer vorher blos praktiſchen Kunſt aud

250

i

V ,

3 eitra u in .

auch eine ungleich genauere Unterſuchung des zu bes lagernden Ortes ;

Vauban lebret daber das Reko :

gnosziren der Feſtungen mit beſtimmter Ungabe jedes beſonderen Gegenſtandes , der dabei vorzüglich zu bes merfen und zu unterſuchen iſt.

$.

254 .

Die im Niederländiſchen Kriege aufgekommenen Uuſſenwerte' machten Ueberfälle ungleich ſchwieriger , als ſie bisher geweſen waren . Sie konnten jeßt nur noch bei den nach alter Art bros mit Mauern uins ſchloſſenen Stådten und Bergſchlöſſern ſtatt finden , deren Thor fich durch eine angebrachte Petarde öffnen Tieß , und dann ohne weitere Hinderniſſe den Eingang verſtattete. Wolte man ja einen nach neuerer Art befeſtigten Ort überrumpeln , konnte dies nicht wohl anders als durch eine Kriegsliſt geſchehen , die nicht allezeit den gewünſchten Erfolg hatte. Die Petars den , die man wegen der vorliegenden Auſſenwerke fel: ten oder gar nicht mehr anbringen konnte , faſt ganz aus dem Gebrauch "). 1

S.

tamen

256 .

Merkwürdig war das Unternehmen des Prinzen Eugen von Savoyen auf Cremona , wo der Marſchal Villeroi fich eben befand, um dieſen Efeil der Franzöſiſchen Winterquartiere zu viſitiren . Durch eine gemauerte Waſſerleitung brachte ein Geiſts licher , der mit dem Prinzen im Eiuverſtändniß war , rechshundert Kaiſerliche Grenadiere in die Stadt. Dieſe machten ein vermauertes Thor auf,

bei dem

ſich nur eine ſchwache Wacht befand , die nicht eins mal

n ) Mieths Geſchiebefreibung 4 Bud ; e . 37.

1

Belagcrungskrieg.

8. Abſchn.

mal eine Poſt vor dem Gewebe Batte. die Kaiſerlichen

in

die Stadt ,

252

So tamen

und der Marichal

Villeroi war von ihnen ſchon gefangen , ehe die Franzoſen nur einen Ueberfall abnderen ; und ohne die Entſchloſſengeit und Bravour des Offiziers , der das Po : Thor befekt hatte ,

wäre Cremona für die Frans

foren verlohren , und die Kette iþrer Kantonnirungen durchbrochen geweſen. " Es ſcheint überbaupt die Uns achtſamkeit der Frangoren während des Spaniſchen Succeffions : Krieges febr groß geweſen zu ſein , weil der Prinz Eugen nur allein dadurch zu mehreren ånlichen Unternehmungen bewogen werden konnte. Im Jahr

1702 -wåre der Herzog von Vendome durch

ein von igm abgeſchicktes Detaſchement unfehlbar in ſeinem Hauptquartier zu Rivalla aufgehoben worden ; håtten die Deſterreicher nicht unvorſichtiger Weiſe eine Schildwacht tod geſchoſſen , und dadurch die Franzos ſen in Alarm gebracht ).

Ein anderer Anſchlag auf

Alt : Breiſach , das der Gouverneur von Freiburg mit 4000 Kaiſerlichen Infanteriſten und 200 Pferden übers rumpeln ſollte , verunglückte ebenfalls durch die ungei: tige Empfindlichkeit eines Kaiſerlichen Offiziers , der in einen Bauer verkleidet , von einem Franzöſiſchen Ingenieur einige Stockſchläge bekam , und dieſen dafür mit einem verborgen gehabten Piſtol erſchoß. Zwar hatte die Thorwacht nicht Zeit fich zu widerſeken , fons dern ward ſogleich niedergemacht.

Allein , der lerin

brachte die Befakung ins Gewehr , und die im Ver: ſteck liegenden Kaiſerlichen mußten unverrichteter Sas chen zurück geben ").

S. 256 .

o Hiſtoire du Pr. Eugene de Savoye pt. Dumont, T. 1 ; p. 127 e) Dumont hift, du Pr. Eugenc T.I ; p . 174 .

252

V.

Zeitra u m.

.

256 .

Regelmäßig befeſtigte Städte mußten auch förms lich eingeſchloſſen und belagert werden . Man folgie Hier noch immer dem alten Herkommen , die Belages rungsarmee gegen den feindlichen Entfaß durch eine Circumvallationslinie zu ſichern. Allein , dieſe Linien wurden bei einem Angrif wegen ihres weiten Umfans ges faſt allezeit erſtiegen , wie die vor Arras 1654 durch den Morſchal Türenire, obgleich ſie einen Borgraben und Wolfsgruben hatten ; auch die Frans zöſiſchen vor Valenciennes im Jahr 16569 ) , nicht minder die Linien vor Turin 1706 durch den Prinzen Eugen von Savonen . Sie beſtanden gewohnlich aus einem Wal und Graben , der durch vorſpringende. Fleſchen oder Redans beſtrichen

ward .

Der Veltere

Punſegur beſtimmt das Profil derſelben folgenders geſtalt : Die Breite des Grabens 10 Fuß oben und 4 Fuß unten . Die Höhe der Bruſtwehr 6 Fuß; 5 Fuß , init Kamme ').

Dicke derſelben

einer Reiße Paliſaden auf dem

Hinter den Circumvallationslinien wurden zu uns fange dieſes Zeitraumes zuweilen Schulterwehren für die Reuterei errichtet , und man findet ſie noch in der Belagerung von Maſtricht 1673 ; fie kamen aber in ber. Folge ab , weil man einſabe : daß es vortheilhaf: ter rei, die lektere durch dazu beſtimmte Ausgånge den Feind angreifen , ' als ſie hinter ihren Schulters wehren

den Yusgang des Treffens abwarten zu laſ:

fen - Memoires de Puyſegur 12° p . 392 und 407. 1 ) Inftruétions militaires Chap. X.

8. Abſchn . Belagerungskrieg. fen).

253

Feuquieres verwirft den Gebrauch der Eirs

cuinpallationslinien überhaupt, und råth anſtatt ders felben die Belagerung durch ein beſonderes Obſervas tionsforps nach dem Beiſpiele Eugens und ( uremis burgs zu decken ) .

$.

257.

Wenn die Feſtung eine ſtarke Berakung batte, begnügte man ſich nicht mit der Eircumvallationslinie allein ;

ſondern glaubte ſich auch noch durch Contras

vallationen gegen die Unterneßmungen der Belagerten fichern zu müſſen , wie die Franzoſen vor Maſtricht Vaubans Parallelen machten in der 1673 "). Folge dieſe Arbeit ganz überflüſſig. Sie war es ſchon vorher zum Theil dadurch : daß man ein ſtårferes Belagerungskorps gegen die Feſtung aufſtelte.

$.

258.

Bei den Deutſchen und Engelländern beßielten die Laufgråben faſt bis zu Ende noch dieſes Zeitraumes die Geſtalt , die ſie ſchon lange gehabt hatten ( Siehe oben 1. Bd. S.522 , 523 ) , und wurden an den Bie: gungen durch Reduten gedeckt, dergleichen man zuweis len auch zwiſchen die Approfchen auf das freie Feld Bei deu Franjoſen hingegen bewirkte Paus legte. ban in dieſem Zweige der Kriegskunſt, wie bei dem Feftungsbau , eine gånzliche Reform . Er führte nems lich in der Belagerung von Maſtricht 1673 die -- zwar Früber ſchon bekannten , doch nur ſelten gebrauchten Parallelen wieder ein , und der Ort ward dreizehen Tage ) Vauban Attaq. et Defenſe des places à la Haye 1737 . 40 P. II . t ) Feuquieres p . 205. u ) Hift. milit. de Louis XIV , p . 351.

254

V.

Tage nach

Beitra u m .

Eröffnung der Tranſchee erobert " ).

Dies

ſer glückliche Erfolg , den man großtentheils der bis: Her ungewöhnlichen Art : die Laufgråben zu führen , fufchrieb , verbunden mit dem großen Anſehen , worin: nen der Marſchal wegen ſeiner Kenntniſſe und Kriegs: erfahrung ftand , machte bald den Gebrauch dieſer Parallelen allgentein , die in der Belagerung von nach Vaubans eigenem Geſtändniſſe Ath 1697 Die Erſte lag zuerſt regelmäßig ereluciret waren . 300 , die zweite 150, die dritte aber nur funfzeben bis zwanzig Toiſen oder Franzöſiſche Ruthen von den aus: Sez ſpringenden Winkeln des bedeckten Weges ab . wohnlich wurden in dem halben Abſtande der Pas rallelén von einander Crochets oder balbe Pa: rallelen aufgeworfen , die nur hundert oder bis þuns Es verſtes dert funfzig Schritte lang waren "). bet fich von ſelbft :

daß ſowohl dieſe Entfernungen,

wie überhaupt die Form der Laufgråben felbſt man : nichfachen Abänderungen nach Verſchiedenbeit des Ter: rains und der Lage der Feſtungswerke unterworfen waren.

S. Um

259 .

von den Batterien ein wirkſameres Feuer zu

baben , mußte man mit ihnen ziemlich weit gegen die Feſtung vorgeben , wo man ſie wegen der Nähe der Feſtungswerke , vorzüglich des bedeckten Weges ge: wöhnlich nicht ohne große Schwierigkeiten zu Stande bringen konnte. Dies gab in der ſchon oben erwåbns ten Belagerung von 21th 1697 dein Marſchal Vau : ban wahrſcheinlich die erſte Veranlaſſung zu Erfins dung des Rifoſchet: oder Schleuderſchuſſes , der von walliere dem elteren , nach Vaubans Unweis ſung v ) Vauban Attaq. et Defenf, p. 51. P ) Vauban lá, P. 36. 11

4 1

T

8. Abſchn.

Belagerungskrieg.

255

ſung und unter ſeiner Aufricht mit ſo viel Glück ans gewendet ward , daß der bedeckte Weg ſowohl als die übrigen Werke beinahe gånzlich von allen Bertheidis gern gereiniget , und die darauf ſtehenden Geſchüße größtentheils unbrauchbar gemacht waren , ebe man noch die Demontirbatterien errichtet Gatte * ). Offens bar þatte an einer ſo auſſerordentlichen Wirkung des Schleuderſchuſſes das Neue und Unerwartete , wie immer , nicht geringen Untbeil.

Die Belagerten bat:

ſich biober þinter ihren Wallen völlig ſicher ges dünft , ſo lange nicht die Bruſtwehren berunter ges ſchoſſen , und die Angreifenden noch nicht im Beſit Jeßt aber ſaben ſie ſich der Kontreſcarpe waren . auf einmal durch die riforchettirenden Kugeln dicht

ten

hinter den Bruſtwehren des bedeckten Weges wie des Hauptwalles nach allen Richtungen beſtrichen ; ſaben die Bertheidiger des erſteren getödtet und die Laffeten des zur Vertheidigung der angegriffenen Fronte una entbehrlichen Geſchüßes zertrümmert, ohne ein Mittel zu kennen, durch das ſie ſich gegen die Wirkung dies reç im Bogen abgeſchoſſenen Kugeln ſichern konnten **). Es blieb ihnen nichts übrig , als ſich aus dem bes deckten Wege der angegriffenen Fronte zurückzuziehen , und dadurch den Belagerern die Eroberung deſſelben zu erleichtern . S. 260 . Der anerkannte Nuken der Riforchetbatterien brachte ſie zuerſt bei den Franzoſen , und in der Folge auch

x ) Humbert Art du Genie p . 312. Man ſehe auch Gou lon Memoires ſur l'attaque et Defenſe d'une place die Ausgabe von 1764. S. 120 . XX) Der Erfinder des Schleuderſchuſſes gab in der Folge ſelbſt ein Mittel dagegen an , durch die Traverſen , die er bei allen von ihm angelegten oder verbeſſerten Ses ftungen ſorgfältig anbrachte.

V.

256

Zeitraum .

auch bei den gegen dieſe Krieg führenden Heeren in Durch ſie allein ruinirte in allgemeines Auſeben. der Belagerung

von Quesnoi

1712

der

Herr von

Valliere das ganze zahlreiche Geſchüß der - Feſtung Pauban in vier und zwanzig Stunden völlig ) . legte ſie gewöhnlich vor die erſte oder zweite Parals 300 oder 160 Klaftern von dem bedecten lele Wege - und befekte jede mit fünf bis zeben Kanos nen . Nachdem jedoch die Franzoſen durch die Schlacht bei Neerwinden mit dem Gebrauche der Haubißen bes kannt worden waren ; ſtellte der Marquis von la Fre: zeliere Verſuche mit achtzolligen Mörfern an , die auf einer Råderlaffete lagen , und die Bomben in þorizontalet

Richtung

Werſuche gut ausfielen ,

ſchoſſen.

Weil dieſe erſten

wurden ſie 1723 in der Urs

tillerieſchule zu Straßburg wiederholt , und ånliche Morfer auf Kanonenlaffeten in der Folge zu den Ritoſchetbatterien angewendet.

Anſtatt iører bedien:

ten ſich die Deutſchen der Haubiken , die wegen ihres långeren Fluges beſſer Schuß ßielten , als die Mörs fer ;

und

ſpåterhin gegen das Ende dieſes Zeitraus

mes thaten auch die Franzoſen ein Gleiches.

S.

261 .

Weil die Deutſchen , die Engellánde und die Hollander den Gebrauch des Schleuderſchuſſes nicht kannten , auch die Laufgråben noch nach der alten Art ohne Parallelen zu führen gewohnt waren ; fuchten ſie das Geſchuß der Feſtung durch ein überlegenes Feiter zu demontiren und zum Schweigen zu bringen ; ein Verfahren : das auch die Franzoſen vor Einfüb: rung y) Böhms Magazin für Ingenieure u:Artilleriften . XI. BO ; ®. 326 .

1

8. Abſchit.

Belagerungskrieg .

rung des Schleuderſchuſſes beobachteten .. warb aus so. halben Karthaunen und Condé aus 32 Ranonen und 4 Mörſern aus 21 Kanonen und 5 Mörfern , Uire, nonen und 6 Mörſern , Cambray aus

257

Maſtricht

2 Mörfern, , Bouchain aus 24 Kas. 19 Kanonen

und 8 Mörſern , und Valenciennes aus 60 Kanonen unð 30 Mörſern beſchoſſen *).

Auf teşteren Ort wurs

den in einer einzigen Nacht 4000 Bomben und isoo Karkaſſen geworfen , mit deren Gebrauch die Franzoſen zuerſt durch Geißlern , einen Sächſis ſchen Artilleriſten , bekannt gemacht wurden ; und vor Maſtricht geſchaben aus jeder. Kanone tåglich 100 Schuß “); Zu der Belagerung von {uremburg 1684 wurden überhaupt 835 300 Pfund Pulver verbraucht, es geſchahen 36410 Schuß und 550i Würfe auf die Feſtung "). S. Man

262 .

war bisher gewohnt geweſen ,

gleich am

Erſten Tage der Belagerung wenigſtens aus einigen Sanonen auf die Feſtung zu ſchieſſen ; allein Vaus ban ſowohl als Coborn giengen von dieſem Ges brauche ab , und ließen nicht eber zu feuern anfans gen , bis alle Batterien völlig fertig und in Bereit: So beſchoß Cohorn 1695. Namur ſchaft waren . auf eine unerhörte Weiſe mit 160 Kanonen und 55 Mörſern ; man batte vorher noch nie weder eine ſo große Menge Geſchůt auf einmal angewendet, noch Faſt auf auch es ſo ſchnell bedienet , als hier ) . Feſtung die 1689 Jahr im ſchon war Aro dieſelbe Bonn

2) a) b) c)

1

Geißlers Artillerie S. 127. Geifler l. c.- p, 74 und 13ò. Quincy Art de la guerru p . 455. Humbert Art du genie p. 277.

Soyer's Feuere Kriegsk, II. Th.

R

258

V

Zeitra u m .

Bonn von dem vereinten Kaiſerlichen und Brandens burgiſchen Heere mit 140 Kanonen und 21 Mörfern Turin ward 1706 mit nicht beſchoſſen 'morden ). geringerer Lebbaftigkeit angegriffen , wie man aus der Angabe der dabei verbrauchren Munition

leicht ur:

Dieſe beſtand in theilen kann. ( 24pfund. 69237 116 15900 ( 12zollige 13849 Bomben 21000 3782 Kugeln { 12 | 8 1 3500 3314 14 4000 Zuſammen 20945 Zuſamment 113637

férner 150 Brandkugeln und 100 Pechfaſchinen .

§.

263 .

Der ſchon im vorigen Zeitraume erfundene Erd : wurf (S. 1. Bd. S. 397. S. 520) ward jekt von Vorzüglich bes den Deutſchen allgemeiner gemacht.

> Diente fich deſſelben der Oberſte Gerkant 1619 in der Belagerung von Tboren båufig , und warf auf dieſe Weiſe fünf : bis ſechshundert Pfund Steine und Gras naten von verſchiedenem Kaliber auf einmal in die Auch der Braunſchweigiſche Uriillerie: fieus tenant Braun warf im Jabr ' 1669 vor dem Senat von Venedig aus,zwei dergleichen Erdmørſern Granas Stadt “).

7

ten und Steine , Von hatte.) .

welches man hier noch nie geſehen den Deutſchen wurden zugleich die

Cobornſchen Mörſer gebraucht, Handgranaten dars aus zu werfen , die beſonders der Befaßung des bes deckten Weges febr beſchwerlich fielen , weil die Ans greifen : d ) Hennert Beitr. zur Brandenb. Kriegsgeld ). S. 96. e ) Mieths Geſchügbeſchretbung 3. Thl , Rap. 36 - 40. Rimplers Diarium der Türkiſchen Belagerung von Cans 7 dia S. 7.

8. Abſchn .

Belagerungskrieg.

259

greifenden ſich dabei auſſer dem Musfetenſchuß des bedeckten Weges falten konnten , denn die Wurfweite der Eihoruſchen Mörfer betrug beinabe fünffundere Schritt " ).

3.

264.

In der Belagerung von Montmelian 1691 fuchs ten die Franzoſen die Stadt anfange durch ein bloßes Bombardement zu erobern ; ein Verfahren , das ſich urſprünglich aus dem Seekriege berſchreibt, mo es im Jahr 1682 von den Franjoſen vielleigt gegen Ats gier zuerſt " ) , in der Folge aber auch gegen Charles ron , Dieppe , St. Malo , füttich und Havre de Grace angewendet ward. Man bediente ſich zugleich. der glühenden Kugeln , um durch ſie und durch die Brandkugeln die Gebäude in Brand zu ſtecken. Vor Mons war 1691 eine Batterie von zwanzig Kanos nen blos zu glüßenden Kugeln beſtimmt ') , und auf lille wurden in drei Tagen zwolfhundert glübende Kus gelu geſchoſſen " ). $.

265.

Es iſt ſchon oben (im 1. Abfchnitte dieſes Zeits raumes ) geſagt worden , daß man damals bei den Deutſchen trieb ;

Armeen

die Geſchüßkunſt zünftmäßig bes

es war daber nicht ſelten ,

fremde Feuerwers fer

$) Vertheidigung von Grave und Mainz S. 100. der Schnellerrchen Ueberſegung . h) Memoir. du Maréch . de Tourville, Amſterd. 8º . 1758. T. 2 ; p. 186 ſeq. i) Feldzüge des Marſchals Pureinburg 2 ; S. II . der, Deuts fchen Ueberſeuns. k ) Theat, Europ. XIV ; 5.773 .

R2

V.

260

Zeitraum .

ker zu verſchreiben und ſich ihrer bei Belagerungen fu bedienen . So ließ man 1686 zu der Belagerung von Ofen einen Spaniſchen Bombardier , den D.Gon : zalez fommen ; allein , er warf ſeine Bomben in ro boben Bogen , daß ihnen kaum das menſchliche Auge fols gen konnte , und daß ſie ohne Wirkung blieben , denn Peter ſie giengen über die obere Stadt þinweg ') . Der Große bediente fich bei der Belagerung von Uzof fremder Ingenieure und Artilleriſten : der Römi: fdhe Kaiſer ſchickte ibm den Artillerie :General von Gars

3

ja , die Jirgenieure von Borgsdorf , Schmid und Urban nebſt fechs Minirern ; der Kurfürſt Fries drich der Dritte von Brandenburg gab ihm die Ingenieure Holzmann und Rore, und vier Kanos niere , Schuſter , Haake , Kieſewetter und Kober ; von den Niederländern endlich erhielt er die Ingenieure von Stamm Guske, Schmid und Speerreuter m ). Dię Namen dieſer Månner ver: dienen deshalb auf die Nachwelt zu kommen , weil fte es waren , die man als die Schöpfer der Ges ſchůkwiſſenſchaft und der Befeſtigungskunſt in Ruß: land anſeben kann .

S.

266 .

Bei Anlegung der Batterien gieng man jekt gang von dem Gebrauche ab , ſie erhöhet zu bauen : tþeils, weil dies mehr Zeit erforderte, deren Erſpahrniß bier doch von ſo großer Wichtigkeit iſt ; theils auch , weil man bei der Anwendung einer ungleich größeren Ge: ſchükmenge ſebr bald im Stande war , die Bruſt: wehr der

Feſtungswerke Berab zu fchieſſen ', daber es vaus ban

feines Ueberhobens derſelben mehr bedurfte.

1) ibid . T. XII ; p. 1015 . m) Mauvillon hiſt . de Pierre I.

Amft. 1742. 4º'p.49.

8. Abſchn.

1

Belagerungskrieg .

261

ban legte ſeine Batterien durchgehends vor die Pas rallelen auf den Horizont , und vorſenkte blos die Mörs firbatterien ;

als jedoch in der Folge der Gebrauch

des Schleuderſchuſſes allgemeiner ward , ficng man auch an , die dazu beſtimmten Batterien in die Pas rallele zu legen , die man blos breiter machen und mit Schießſcharten

verſehen durfte ,

in die Battes

rie zu Stande zu bringen .

§.

267.

Die Deutſchen pflegten übergaupt die Bruſtwehr ihrer Geſchůkſtånde bei Belagerungen ſtårker und fes ftet zu machen , als die Franzofen. ihr dreißig Fus ?

Miet b

) giebt

Vauban hingegen verlangt nur achtzeben bis zwans zig Fuß

zur Dicke der

Bruſtwehr bei einer Höhe

von ſieben Fuß. Er feßt die Geſchige zwanzig Fuß mit ihren Mündungen von einander , welche Entfers suing er für die Mörfer" nur rechzehen Fuß groß ans > Die Mörferbatterien kamen ohngefår fünfa nimmt. kundert Schritt von dem bedeckten Wege , die Steing bóller ( oder zu dem Werfen der Steintérbe und der Hebeſpiegelgranaten beſtimmten Mörfer , pierriers ) aber zwiſchen die dritte Parallele und das Glaçis zu liegen )

S. Man

268 .

batte noch während des Niederländiſchen

Krieges eine Art Batterien

erfunden ,

die uffano

zuerfi beſchreibt: die Doppelbarteriene). Dieſe batten n ) Geſchüßbefchreibung 4 ch . , Kap. 5 . 0) Vauban Attaque et Defenſe P. 786 p ) Uffano Artilleria Tratt. 2 ; Dial. 17. R

3

262

V.

Zeitra u m .

hatten nemlich zwei Bruſtwehren binter einander , beide mit auf einander treffenden Schießſcharten , To daß inau mit dem hinter der zweiten Bruſtwehr ftes benden Geſchůß durch beide Scharten bindurch feuerte, das Geſchütz ſelbſt aber dem Feinde dadurch um ſo Manche Unbequemlichkeiten mehr entzogen ward. unter den die Beſchwerlichkeit und Jangweiligkeit des Baues mit oben an ſtand , erlaub: teit nur ſelten die Anwendung derſelben , ſo daß ſie nach und nach ganz in Vergeſſenheit gerietben 9). Groote will die Vor: S charten jedoch wieder in

dieſer Batterien ,

dem bedeckten Wege feines neuen Syſtems anbringen, und init dem Geſchůt aus der Fauſſebran durch die: felben binaus in das Feld ſchieſſen ' ).

$. '

269 .

Kåfrend die Batterien das ihrige thaten , um das Geſchůt der Feſtung zum Schweigen zu bringen , fuchte man ſich der Contrefcarpe von der zweiten , und dann von der dritten Paralele aus durch dieSappe 3 !! nåbern. Man bedieute ſich zwar ſchon vorher der noch

jekt úblichen Arten Sappen , wie oben ( I. Bd.

S.367 und 521) geſagt worden ; doch rekte in Frank: reich Vauban zuerſt das Verfahren bei dein Sap . piren auf einen regelmäßigen Fuß , und führte zugleich in der Belagerung von Iuremburg den Gebrauch der ſogeanannten Tranſch eekaken (Cavalier de tran chée ) wieder ein , die eigentlich dem Niederländiſchen Wann man nur noch Kriege ihr Daſein verdanken. 35'Schritt von den Paliſaden des bedeckten Weges entfernt war , gieng man rechts und links parallel mic

9 ) Mieth I. c . 4. Thi ; Kap . 7 . r ) Neovallia 1617 fol. Benedig auf der Taf. fol. 260., Giorn . XV. p. 223.

8. Abſchn.

Belagerungskrieg.

263

mit ihnen zwanzig Schritt in gerader Linie fort, und fübrie die Kage aus über einander gefeßten Schanje körben auf. $.

270.

Um die Arbeiter bei der gefährlichen Urbeit des Sappirens gegen das Mustetenfeuer der Belagerten zu decken , bediente man ſich eines vor die Spige der Die kurzen Sappe gelegten gefüllten Schanzkorbes. Bojea ur oder Schläge der Sappen , wenn man von der dritten Parallele über das Glaçis vorrückt , wurs den erſt von Vauban eingeführet , der dabei zur Sicherheit der Sappirer die ſchon långſt erfundenen Blendungen von eichnen Dielen auråk, die ſich auf zwei daran befindlichen niedrigen Rädern fortbewegen Landsberg führte zu demfelben Enızweck ließen. 1708 bei der Belagerung von Nyffel den Gebrauch der Woufácke ein , die in einem þalben Kreiſe vor die Deffurung der Tranſchee geregt wurden , daß man Hinter ihnen ſicher arbeiten konnte. ' Er bediente ſich ifrer auch in den folgenden Belagerungen von Douan, Tournay und Bethune ; zugleich wandte Mons, er eine Art bedeckter Sappe an ( Siebe im 1. Bde S.522) , die den franzofen bisher unbekannt geweſen war , die aber die Belagerer vortrefflich gegen das Die Hiirten feindliche Musketenfeuer ficherte s). nemlich ſieben Fuß tief fünf und zwanzig Schritt lange Gånge, die drei Fuß breit und fünf Wann nun und einen Halben im lichten boch waren , ein ſolcher Gang fertig war, lieſſen ſie die Deckie fallen , trieben

8) Belidor vom Angrif und Vertheidigung der Feſtungen in Bohms Magazin für Ingenieure und artillerifter . 2. Bd. 5.295. R4

264

V.

Zeitra u m .

fallen , erweiterten den Graben und verfaßen ihn init ' Eraverſen . Die Saufgråben der Deutſchen , beſon: bers die zur Communication dienenden , waren übri : gens allgemein jo breit , daß man das Geſchüß in denſelben nach den Batterien führen konnte ; die Frans zoſen bingegen gaben ihnen mir zu dem Hinz und Hers geben der Arbeiter und der Tranſcheewacht durchaus nothwendige Breite , und lieſſen das Geſchüß über Weil das Terrain nach den Batterien bringen .'). fie jedoch dabei den Nachtheil batten : daß ihnen oft die Stúdpferde getödtet oder die Wagen der Kanonen und Mörſer entzwei geſchoſſen wurden , wann ſiediefelben auf die Batterien führen wollten ; machten ſie in der Folge vor { uremburg und bei einigen anderen Belagerungen ebenfalls die Laufgråben breiter ' ).

S.

271 ..

Die Türfen gaben den lekteren feit der Belages rung von Candia eine von der beſchriebenen merklich verſchiedene Form . Da fie nemlich keine abwechſelnde Tranſcheewacht hatten , ſondern die Fanizaren immer in dem einmal von ihnen gemachten Logement die ganze Zeit der Belagerung hindurch ſtehen blieben , ſelbſt obne weiter vorzurücken ; entſtand dadurch eine faſt zahlloſe Menge bald långerer bald fürzerer Paralles len þinter einander, die durch ſchräge gegen die auss ſpringenden Winkel der Feſtung zu laufende Gråben mit einander Gemeinſchaft hatten "). Alle dieſe Grå : ben ſchlangen ſich mit tauſend labyrinthånlichen Bies gungen durch einander ; waren ſehr tief, und oben mit

' t) Quiney Art de la guerre p . 205. u ) Goulon Memoir. pour l'Attaq. et la Defenſe Haye 1711. 8. p. 41 . Conte di Marſigli l. 6, Part. 2 ; p. 136.)

1 a la

8. Abſchn.

Belagerungskrieg..

265

mit Holz und Sandſacken gegen das Einwerfen der Granaten :gedeckt.

In mehreren Orten befanden ſich

geräumigere Aushöhlungen , mit gebauenen Steinen und mit Teppichen ausgelegt, worinn ſich die Offi: ziere aufhielten , die ebenfalls durch Holz und Sands fäcke von oben her geſichert waren " ), Dieſe Tiefe der { aufgråben und ihre mannichfachen Verſchlinguns gen verurſachten in der Belagerung von Candia beis nahe den gånzlichen Untergang der eben erſt angekom : menen Franzöſiſchen Hülfevölker. Mit der blinden Hilze ,

die dieſer Nation bei allen ihren friegeriſchen

Unterne mungen charakteriſtiſch iſt , waren ſie zu weit vorgedrängen , mmd daber nicht im Stande , in der , tiefen Tranſchee mit gehöriger Ordnung ihren Rücks zug zu machen , als die Türfen von allen Seiten auf ſie tos ſtürzten ,

und einen großen Theil von ihnen

niedergieben *).

S.

272.

Es war bei den Franzoſen ſchon ſeit Heinrichs des Vierten Zeiten üblich : die Belagerungsarbeis Man gab für ten zu bezahlen (1. BD ; S.382 ) . laufende Doiſe der Sappe von der zweiten bis zur dritten Parallele 40 Sous ; von da an bis an das

jede

Glaçis 2 liv. 10 Sous ; auf dem Glaçis 3 liv.; noch zeben Sous mehr auf der Krone deſſelben ; s liv. durch w) Theat. Europ. T. XII ; p. 538. Die Türken ſcheinen ſich der Sandſäcke überhaupt ſehr häufig bedient zu ha: ben , wahrſcheinlich wegen dies geſchwinden Baues , den fie gewahrten. Sie lieflan bei Aufhebung der Belages rung von Wien 200000 Stück derſelben mit anderen Belagerungsvorråthen zurüd. * ) Marſigli Stato milit. T. 2 ; p. 147. RS

1

266

V.

Zeitra um .

durch

den bedeckten Weg ; und endlich 10 liv. bei trocknen , 20 livres aber bei einem Waſſers Graben , worein ſich die Sappirer , theilten , ſo daß die Ueberlebenden zugleich den Antheil der Getódteten einen

mit erpielten " ).

Bei dem Batteriebau ward jedem Soldaten für den Tay Tblr , und für die Nacht eben ſo viel bejablt. Dieſes Geld ward dann von Der Gartifitation der Batterien abgezogen , und der Ueberreſt unter die Artilleriſten vertbeilet. Ludwig der Vierzehnte gab in der Belagerung von Mons ( 1691 ) får jede Kanone von 24 Pfunden und darüber 300 livr. , und für die Pleineren Kaliber 150 livr. Gratification , ro bald ſie auf die Batterie gebracht waren ; welche Summe bei den Batterien auf dem Glaçis und am Rande der Contreſcarpe bis auf 400 und +50 liv . vermehret ward. Auſſerdem bekam jedes Geſchüß unter dem Namen der Subjiteng noch beſonders in vier und zwanzig Stunden so livr, ). In der Belagerung von Valenza 1696 wurden får jeden Vieründzwanzigpfünder 300 livr. Gratifitation, und tåglich 30 livr. Subſiſten ; gegeben ; die Acht: pfünder hingegen erhielten 200 livres Gratifikation, Für die die in den Graben des und 24 livr . Subfiftenz. Für Halben Monden gebrachten ſchweren Kanonen ward jedoch die Gratifikation auf 400 livr. , und die Subs fiſtenz bis zu 40 livr. erbøbet . Für die Mörſer gab der König 200 livr. und 16 livr, Subſiſtenz. Bei der Kanonade von Lüttich ward , wie übers haupt in allen Fällen , wo feine Batterien erbauet,

fondern die Kanonen blos unbedeckt hingeſtellet wurden , keine Gratifitation , ſondern blos 10 livr. Subſiſtenz bezab: y Vauban Attaq. et Defenf , p . 48 . 2) St. Remy Memoires d'Artiller, Tom . I ; part. der Ausgabe von 1697.

p.218.

Belagerungskrieg .

8. Abſchn.

267

bezahlet. Ludwig der Funfgebaute fekte die Gras tifikation der Belagerungsgeſchüße , ohne Unterſchied des Kalibers, auf 300 livr. ; wann es auf dein Glacis ſtand, auf soo liv.; und für die Batterien auf der Con: freſcarpe oder dem Halben Monden auf 1500 livr,; ro wie die Subſiſtenz auf is livres a).

Auch die Venezianer folgten in der Belagerung von Candia dieſem Gebrauche , und bezahlten tåglich fünfhundert Thlr. für die Vertbeidigungsarbeiten . Zugleich gaben ſie wegen des Mangels an binreichens der Erde für jeden Minierforb vou Erde , den die Belagerten " von drei Kreißer b ).

den

feindlichen Laufgråben folten ,

S.

273

Wenn man init der Sappe bis auf die Krone des Glaçis vorgedrungen war , ſuchte man die Bes lagečten vorzüglich durch Handgranaten " und durch ein lebøaftes Musketenfeuer aus dem bedeckten Wege zu vertreiben , um dieſen alsdann beſtürmen zu for : nen . Vor Maſtricht 1673 wurden auf dieſe Weiſe über Die Eroberung 1 2000 Handgranaten verbraucht "). von Mons 1691 koſtete 3900 , und die Einnahme von Namur im folgenden Jahre 20773 Granaten 4). Ueberbaupt bediente man ſich der lekteren ſehr häufig zum Angrif ſowohl als zur Verebeidigung : Bei dem Entſake von Valenciennes im Jabr 1656 durch die Spanier warfen dieſe über 3000 Handgranaten in die Franzöſiſchen Verſchanzungen

.

Auch die Ruſ

ſen Quincy Art de la guerre p . 488 . Rimplers Schrift. S. 273. Geiflers Artillerie 8.63. Feldzüge des Marſchals Curenburg I , S. 6. , uod III, . 15. e ) Mem , de Montecuculi II ; cap. 2 ; p.247.

a ). b) c) d)

268

V.

Zeitr au m .

fent vertrieben 1704 in der Belagerung von Narva die Schweden beim Sturm vorzüglich durch Hands granaten von den angegriffenen Werken ). Von der Anordnung der Truppen zum Sturm auf den bes deckten Weg ſtellt uns die Belagerung von Bonn durch die Alliirten ein Beiſpiel auf: der Angrif ges ſchabe in drei Kolonnen , deren jede Einen Lieutenant init 20 Grenadieren , oder - zu 4 Mann tief geſtellt Auf dieſe folgte eine 5 Rotten an der Spike hatte .

andere Abtheilung von 60 Mann ; dann eine dritte von 120 , endlich eine vierte von 40 Mann . Hins ter jeder Kolonne befand ſich eine Reſerve von 200 Mann , und jeder waren 200 Arbeiter zugetheilet, um die Palliſaden abzufauen und ein Logement auf der Contreſcarpe zu crrichten. Das ganze Detaſchement hatte eine große Reſerve von 900 bewehrten Mann und 300 Urbeitern in den Jaufgråben ſtehen s) . Eine ånliche Stellungsart fchlågt auch Duinch vor ; bei dem Sturme auf den bedeckten Weg vou Mainz 1689 hingegen befolgte man eine andere Unordnung, denn hier rückten auf jeder Seite achi Bataillone iu Einer Fronte an , die durch echt andere Bataillone unterſtüßt wurden , und ein kleines Detaſchement vor ſich

batten ,

deffen Leute mit Küraſſen und eiſernen

Sturmøauben geruiſtet waren , dennoch aber von dem beftigen Kartetſchen : Feuer wurden ) .

S. Nach

Feſtung alle getödtet

274 .

Contreſcarpe wurden die errichtet, und der Uebergang über den

Eroberung

Breſchbatterien

der

der

f ) Adlerfeld hiſt. milit , de Charles XII, Part, 2 ; p. 213 . g) Hennerts Beiträge zur Brandenburgiſchen Kriegsges ſchichte S.122 . b ) Schnellers Antett, zu Bildung tapferer Offiziere 8.277.

8. Abſchn .

Belagerungskrieg.

269

den Graben unternommen , um entweder den Minià rer anzuſeßen , oder aber gleich den Sturm antreten zu fönnen , wenn die Breſche durch das Geſchüß groß genug gemacht worden war. Bei einem trock : nen Graben ſenkte man nach dem Grunde deſſelben eine Gallerie binab , uin vermittelſ der bedeckten Sappe hinüber zu geben. Bei einem nafſen Graben im Gegentheil bediente man ſich anſtatt der ehemals gewöhnlichen bedeckten Gallerie von Zimmerwert die man mit dem Namen des Satrament bå u 8 . chens zu belegen pflegte - blos eines Faſchinendama ines , der oft ſogar nicht einmal eine Bruſtwehr ges gen die Flanke des nebenliegenden Bollwerkes erhielt, In dem einen , wie in dem anderen Falle gieng jeder Arbeiter mit der Faſchine, die er trug , unbedeckt bis an den Rand des Grabens , um ſie hinein zu werfen , und dann wieder zurück zu kehren. Weil dies jedoch auſſerordentlich viel Leute foſtete , und der Faſchinendamm wegen der dabei gerödteten Arbeiter nicht ſelten erſt in mehreren Tagen zu Stande kam ; lies Landsberg in einigen während des Spaniſchen Suc: cefſionskrieges von den Autirten unternommenen Bes lagerungen Wolſäcke vor die Deffnung der Contres ſcarpe legen , und die Faſchinen darüber in den Gras ben hinaus werfen. Auf dieſe Art waren die Leute gegen das feindliche Feuer geſichert, und die Arbeit gjeng eben deswegen ungleich geſchwinder von ſtatten ). Die Türken bedienten ſich bei ihren Belagerungen faſt immer der Erdwalze , um durch den vor fich her ges ſchaufelten Erdberg den Graben zu füllen , und an den Wal zu kommen . So eroberten ſie in der bes kannten Belagerung von Kandia alle Vertheidigungs : wers

i) Landsberg $ Raiſonnement von Attaquen .

270

V , 3 eitra um.

werke des St. Andreas: Bollwertes, obſchon ſehr lang: fam , denn ſie brauchten zwei volle Monatge , um ſich des darauf liegenden Kavaliers zu bemachtigen k ).

§.

275 .

Unbekannt mit einer richtigen Minentheorie , durch die allein man die gehörige Wirtung erwarten durfte, fieng man an , ſich der Minen immer weniger zu bes dienen , ſo wie der Gebrauch des Geſchüßes zuvers Unſtatt durch fie logementer auf dem låſſiger ward . bedeckten Wege und auf der Breſche zu bilden, wurden fie blos angeirender : Thürme, Uuſſenwerfe oder das Uuch Mauerwert des Hauptwalles berabzuſtürzen . da leiſteten fie oft nicht das , was ſie leiſten ſollten , und vor Ofen ſchlug im Jahr 1686 eine von den Kai: ferlichen angelegte Mine rückwärts , verſchüttete die Sappen und beſchådigte über dreißundert Belagerer '). Ein gleiches geſchahe auch in der Belagerung von Die Mainz 1689 und an mehreren anderen Orten . Deutſchen hielten daber den Gebrauch den Kompaſſes für unzuverläſſig , und Faulbaber , Zeugwärter zu Ulm , gab eine andere Art an : durch ånliche Dreiecke die Minengånge an den verlangten Ort zu führen m ). Vauban ſuchte zuerſt den Gebrauch der Minen au: gemeiner zu machen , und eine richtige Theorie der Wirkungen des in die Erde verſchloſſenen Pulvers feſts zureken . Er ſtellte zu dem Ende tbeils zu Douan ſelbſt Verſuche an ; theils lies er andere zu Tournay im Jaße 1686 durch den Minirbauptmann Megrigni anſtellen .

Die einen wie die anderen jedoch , anſtatt eine

k) Rimplers Schriften von der Fortifikation ; herausge: '. geben von Herlin S. 101 und 271. 1) Theat. Europ . XII ; p : 1016 . m) Mieth Geſchükbefohreibung 4 Thi; 8.42.

8. Abſchn.

Belagerungskrieg.

271

eine auf der Erfahrung und wirllich erwieſenen Såßen berußende Tbeorie zu begründen ; dienten vielmehr das zu :

den großen Mann ſelbſt zu verführen ,

ſeinen Zeitgenoſſen erzeugen .

und bei

eine Menge falſcher Schlüſſe zu

S.

276 .

Die Tournanſchen Verſuche ſollten eigentlich den Widerſtand der Erdmaſſe , das Verhältniß der Puls vermenge zu demſelben und endlich die Große des Trichters , oder der durch die Mine in der Erde ents Man legte dabec ſtandenen Aushöhlung beſtimmen. in einer Tiefe von 12 , von 26 und endlich von 38 Fuß Minenkammern an , und ſuchte nun durch wies derbolte Verſuche die zu einer jeden Tiefe gehörige Pulvermenge zu finden , mit der man den möglichſt Weil man jedoch ganz keine großten Trichter erhielt. Rückſicht weder auf die verſchiedene Zabigkeit oder den Zuſammenhang des Erdbodens, noch auch auf die Form des Kaſtens nabm , in welchen die ladung der Mine verſchloſſen war; konnte man auch nicht anders als höchſt ſchwankende Reſultate erhalten , die ſich blog darauf einſchränkten : daß die obere Weite des Tricha ters der doppelten Linie der kürzeſten Widerſtandslinie, oder der Höhe des Erdbodens über der Minenfammer gleich ſei , und daß die Pulverladungen in dem kubis ſchen Verhåltniſſe der berauszubebenden Erdmaffe zu : nehmen müſſe.

8.

277

Auf dieſe Såße gründete Vauban die Berech nung ſeiner Tafeln der Minenladungen für jede Linie des fürzeſten Widerſtandes von zwei bis auf rechzig Fuß. Dbſchon aber bei den deshalb angeſtellten Verſus 1

chen über 23000 Pf. Schießpulver verbraucht worden waren ; 1

.

272

V.

Zeitraum .

waren ; gewåhrten ſie doch keinesweges den Vortheil : dem Minirer bei ſeinen Arbeiten zu einem ficheren Leit: Vorzüglich ward durchaus feine faden zu dienen. Rückſicht auf die Wirkung tief liegender und rebe ſtart geladener Minen genommen : durch ihren Druck ſeits wårts und abwårts , neben oder unter ißnen fin laufende Gallerien zu quetſchen und unbrauchbar zu machen , weil das Pulver im erſten Moment reiner Entzündung nach allen Seiten hin würket.

Gerade

dieſe Wirkung aber ward durch die Tournanſchen Verſus che unwiderſprechlich bewieſen ; denn bei einer Ladung von 550 Pfunden uud 12 Fuß kürzeſter Widerſtands: linie , wurden zwei eben ſo weit neben und unter der ſpielenden Mine liegende Kammer durch die Druck : Ein Gleiches geſchahe auch bei kugel gequetſchet: 300 Pfund ladung und 24 Fuß kürzeſter Widerſtands. linie mit zwei anderen Kammern , die inan 24 Fuß feitwärts und unterwärts der ſpielenden Mine anges Gerade dieſe Ausbreitung der Puls bracht hatte ") . verkraft nach allen Seiten war es , die in der Folge rebr ſtark geladenen Minen den Namen der den Drucklugeln Globes de Compreſſion beile: gen machte.

$. : 278 . In

der

ungegrændeten

Vorausſeßung :

daß

es

voetheilhafter ſei , mebrere flach liegende kleine Minen, als Eine ſtårker geladene ſpielen zu laſſen , die tiek veranſtaltete Vauban zu Douan) eine fer låge ; Menge anderer Verſuche , wo man von acht bis zu Die lektes dreißig Minenkammern zugleich ſprengte. ten n) Megrigny Bericht von den Tournayſchen Verſuchen in Bohms Magazin für Ingenieure und Artilleriſten I. BO ; 193 .

8. Abſchn. Belagerungskrieg .

273

ren enthielten bei einer Entfernung von 24 Fuß von der Erdoberfläche jede 250 bis 300 Pfund Pulver, ſo daß die Ladung aller zuſammengenommen 7750 Pfund betrug. ). Man ſcheint jedoch bei dieſen leb : teren Erfahrungen mehr auf die Zahl der dazu ans gewandten Minirer und die Große ihrer täglichen Arbeit als auf die eigentliche Wirkung der Minen Rückſicht genommen zu haben . Màn gebrauchte das her in der Folge noch während des ganzen Spani: ſchen

Erbfolge:Krieges die Minen blos dazu : um die

fchon von dem Geſchüß gemachte Sturmlůcke zu vers großern ; oder aber um die Befeſtigungswerke zu zer: ſtöhren , ehe ſie in die Hände des Feindes fielen . So pard 1684 in der Belagerung von Luremburg durch eine Mine von 34 Kammern , die auf einmal ſpiels ten , eine 480 Franz . Fuß breite Breſche gemacht ' ). Nicht minder wurden die Feſtungswerke von Maſtricht, Limburg , der Citadelle zu küttich , Tongeren, Nimwe: gen , Saur , Franchimont, St. Guiolain und Dole durch Minen demoliret ; man legte zu dem Ende unter ein einziges Bollwerk von Maſtricht 62Minentammern , die mit einander 8400 Pf: Pulver faßten, und durch Ein Feuer gezündet wurden . -

A

$.

279.

Man begnügte ſich ſo lange mit der Vauban : Ichen Minentbeorie , bis Belidor - der auf eine ſo verdienſtvolle Weiſe die Mathematiť mit der Ge: eine andere -ſchüß : und Befeſtigungskunſt verband aufſtellte , die ſich vorzüglich auf den Zuſammenhang der Erde und auf die 2dbåſionskraft ibrer Theilchen uns o) c Vauban Traité des Mines p..25 feq.. p) Vauban Attaque et Defenſe des Places p. 5 , Soyer's Feuere Kriegok. Il. Tb.

S

274

V.

Beitra u m .

unter einander gründete , und die er durch die im Jahr 1725 jul la Fere angeſtellten Erfahrungen zu beſtäti: gen ſuchte PP ). Allein , dieſe Erfaþrungen überzeugten iþren talentvollen Urheber : daß auch er noch im Irrs thume war. So entſtand eine durchaus neue Mi: nentheorie , auf richtigere Grundfäße von der Erpans fionskraft des Pulvers gebauet , und durch mit der größten Sorgfalt angeſtellte Verſuche beſtåriget 4). Es konnte nicht fehlen , daß dieſe Theorie , die Vaus bans und Megrigny's Lehrfäßen geradezu entgegen war , als ſie in der Handſchrift bekannt ward , rehr Heftigen Widerſpruch finden mußte. Der Ritter d'Abouville , Befehlshaber der Artillerieſchule zu la Fere , ließ , daher im Jahr 1729 ſehr genaue Vers ſuche zur Prüfung des Belidorfchen Safes ans ſtellen : daß die Große Der Minentrichter im Verhålt: Ber Erfolg niß dér Pulverladungen zunehme '). war ganz ſo ,

wie ißn Belidor wünſchen konnte :

eine init 3600 Pfund Pulver geladene und 15 Fuß tief liegende Mine machte einen Trichter von 70 Fuß, während ſie nach Vaubans Theorie ein bloßes run : des loch yon der Größe der Pulverfammer þåtte bil: den ſollen. Eine andere Nine warf mit 1000 Pfund ladung bei 10 Fuß kürzeſter Widerſtandslinie die Trúınmern faſt eine Meile in die Runde umber, und hob einen Trichter von 45 Fuß im Durchmeſſer heraus. S.

280.

Ein dritter , ebenfalls zu la Fere angeſtellter Vers ſuch bewies die gleichförmige Ausbreitung der Wir: kungs.

Pp ) Belidors Nouv . Cours de Mathematique 4 * , Paris 1725. Part. IX ; Chap . 9 ; p. 505 feq. q) D. Thom . de Morla Trattato de Artilleria T. 2 ; p . 567 . 1 ) ibid . p . 599 .

8. Abſchn.

Belagerungskrieg .

275

kungsſphäre des Pulvers durch Zerſtöhrung fünf an: derer Gallerien , die 25 bis 40 Fuß von der so Fuß tief liegenden und mit 1200 Pfund geladenen Kam : mer entfernt waren . Dieſe Mine warf zugleich ihre Erdgarbe gegen 80 Fuß hoch , und bildete einen 45

1 Fuß weiten Trichter.

Von dem Einfluſſe des Zu:

ſammenbanges der Erde auf, die Wirkung des Pula vers þatte Belidor'n ſchon eine im

Jahr 1725 gea

machte Erfaþrung überzeugt, wo man von zwei gleich tief liegenden Minenkammern die eine init 100 , die andere aber mit 160 Pfund Pulver laden mußte , um einerlei Reſultat zu erhalten ).

S.

281 .

Weil man vorher auf diefe Erſcheinung nicht Ucht gehabt hatte , mußte nothwendig eine ſehr große Vers ſchiedenheit in Beſtimmung der Pulverladungen bei einerlei gegebener Linie des fürzeſten Widerſtandes entſtehen ).

Für 10 Fuß (ånge der' legteren rech :

net daher 341641

Megrigni Valliere

Belidor

78 Pfund 182 86 93 11 30

135 ( 136

Dela Febůre 76 Průdbomme 84 1126 Sanz ( 127

s) Bohms Magazin I. 30 ; S. 199. t) Morla Tract. de Artilleria T. 2 ; P. 595.

V.

-276

3 eitra u m .

Die drei lekteren gehören jedoch in den folgenden Zeit: raum , wo man ihre Erfahrungen und Theorien an : geführt finden wird.

282.

S.

Bei allem Schwankenden , heit

der

bei aller Unbeſtimmt:

Minentheorien Vaubang

und Megris

gny's brachten beide es doch durch ihre Beinübungen dahin : daß die praktiſche Minirkunſt beſſer ausgebils Man regte die Ladung nicht det ward , als vorher . mehr in Fåſſern in die Kamnier ; ſondern man füllte das Pulver in Sandfäcke , die man in der Kammer über einander aufſchichtete und mit lorem Pulver be: ſtreuete , wodurch das Einbringen der Ladung in die Zuweilen ver: Minenkammer febr erleichtert ward . Schloß man auch die Ladung in einen eigends dazu verfertigten bölzernen Kaſten , welches bei der ſchwa: chen { adung , die man den Minen zu geben pflegte, In Ermangelung eines Ra: umfo leichter ward . ſtens

lies

Vauban

auch

den

Boden

der Kam:

mer mit Bretern , und dieſe mit einer dünnen Schicht Stroh bedecken , auf welches das Pulver in einem Haus fen geſchüttet ward . $ ."

283 .

Stieß ' nian auf die Gegenminen der Belagerten , ward der feindliche Minirer entweder mit blantem Gewehr nach alter Sitte oder man vertrieb ihn und Handgranaten ; ja zündete Bombenbränder ,

angegriffen ( 1. BD ; S.391 ) durch kingeworfene Bomben auch wohl blos durch ange : welche die Luft der Gallerien

verpeſteten , und den feindlichen Minirer zu weichen zwangen ").

u

Vauban führte zu demſelben Entzweck zuerſt

Goulon Memoires pour l'Attaq. p . 139.

8. Abſchn.

zuerſt den

Belagerung'skrieg.

277

Gebrauch der ſogenannten Dampfminen

( Camouflets) ein : die aus zwölf Pfund Pulver , in einen Sack gefaßt, beſtehen , das gegen des Feindes Seite bin in der Gallerie eingegraben und angezůns det wird . Die auf dieſe Art in den Minengången verdorbene Luft ſuchte nian alsdann durch große Blaſe: bålge fortzuſchaffen ; oder aber durch mit dem Erdbohrer aufwärts gemachte Löcher und durch ſeitwärts herausge: bende Neben :Gallerien , in den Feuer angemacht ward, einen

Luftzug zu bewirten ").

S.

284 .

Faſt eben ſo lange , als die Chriſten , kannten die Zürken den Gebrauch des Schießpulvers zum Sprens gen feindlicher Befeſtigungswerke ; ja ſie bedienten ſich ſelbſt der Minen , beſonders in den erſten Zeiten , noch håufiger als jene. Um die Gallerie an den beſtimms ten Ort zu ' leiten , fuditen ſie die Entfernung des Brunnens oder Schachtes vou dem zu ſprengenden Drie

dadurch

zu erfabren ,

daß ſie einen Stein an

einen Faden gebunden gegen lekteren warfen , und dann die {ånge des Fadens maaſſen . Nur felten bedienten fie fich des Kompaſſes , denn ſie gaben dem Gange ſeine Richtung durch in der Mitte eingeſchlagene Pfähichen , auf die ſie oben ein żidit befeftigten , und vermittelft derer fie von der Mündung der Gallerie an nach dem beſtimmten Orte hin viſirten . Das Puls per ward in der Kammer auf ein feinenes Tuch ges ſchüttet , und die Gallerie alsdann init Holzſtücken und mit Sandfåden verdåmmet * ). Es ſcheint fo: gar , v) Vauban Attaq. et Defenf. p. 130. w ) Vauban I. c. p. 18 . x) Marſigli I. c. Part. 2 ; p . 37.

.

278

V.

Zeit r a um .

gar , als ſei der Gebrauch einer beſonderen Art Erd : bobrer von 2 Fuß (ånge und ro Zou Breite zuerſt von den Túrken eingeführet worden , um in der Nähe des Feindes Kammern anzulegen. Vermittelft dieſes Werkzeuges , das die Erde ohne Geräuſch durchbok: ret , und zugleich eine hinreichende Menge derſelben mit heraus bringt , lieſſen die Türken in der Belages rung von Sandia, einer dichte daben befindlichen Horch : Gallerie obngeachtet, vier Minen in der linken Façe des Bollwerkes St. Andreas ſpielen , wodurch ſie den

1 Belagerteni 400 Mann begruben ) ..

S.

285 .

Gegen den in dieſem Zeitraurie ro ſehr verſtårkten Angrif bot zwar die vervollfommte Geſchütz : und Befeſtigungskunſt auch mancherlei Mittel zur Vertheis digung dar ; dennoch muß man erſtaunen , daß nur die wenigſien Feſtungen einigen beträchtlichen Widers ſtand leiſteten , der noch dazu oft mehr in den vielen und groben Fehlern der Belagerer als in der Gr: fchicklichkeit und dem Eifer der Befaßung zu ſuchen Die meiſten Niederländiſchen Städte und Forts iſt. trgaben ſich in dem Kriege' von 1672 den Franzoſen faſt ohne Schwertſtreich ; ſelbſt die Feſtungen hiels ten ſich nur wenige Tage , und ein allgemeines pani , ſches Schrecken ſchien den Niederländern die Hand zu jeder Gegenwehr zu låbınen ) .

Nicht beſſer gieng

es iu dein darauf folgenden Kriege , wo Mons fich 1691 nur ſechzehen , und die Citadelle von Namur 1692 nur zwei

und zwanzig

Tage bielt ,

obgleich

Eókorn ſelbſt an der Verteidigung Antheil nahm . Er y) Goulon c. P. 74. 2 ) Beaurain hiſt. des qnatre dernieres Campagnes de Tu . renne Paris 1782.

i

8. Abſchn.

Belagerungskrieg.

279

Er ward aber verwundet , und dadurch die Uebergabe der Feſtung beſchleunigeta). Eine ſehr vortbeilhafte Uusnahmę machten die Feſtungen Grave 1674 und Mainz 1686 , die ſich erſt nach einer dreimonatblichen Belagerung ergaben .

.

286.

Auch lille bielt ſich 1708 gegen die Alliirten zwei Monathe ; allein , keinesweges darum , weil die Bes lagerten auſſerordentlichen Muth und Thåtigkeit bes wieſen , ſondern vielinehr durch das auffallende Bes tragen der Belagerer , die beinahe gerade ſo Handel: ten , als håtten ſie die Feſtung nicht erobern wollen "). Anſtatt iþr Feier .gut anzuwenden , und es da zu konzentriren , wo es von der meiſten Wirkung fein konnte , vertheilte man es zu rebri ro daß man bei aller Menge Geſchůk dennoch nichts leiſtete (die Fe: ftung ward nemlich aus funfzig Kanonen ,

zwanzig Mörfern , und fechs Haubißen beſchoſſen ). Zwar gieng die Arbeit anfangs ſchnell genug ; der am ſiebenten September mit 4000 Kommandirten unternommene unglückliche Sturm aber håtte beinahe alles wieder verdorben. Die Bruſtwehren der Feſtung waren bei weitein noch nicht völlig ruiniret , ſo daß die Bela: gerten ſicher darbinter ſteben und den Angreifenden durch ihr Musketenfeuer ſehr großen Schaden zufüs gen konnten . Nächſtdem waren die zu den Logemen : tern

beſtimmten

Große ,

daß

Schanzkörbe von ſo ungeheuerer nicht weniger als vier Mann erfordert

wurden , Einen fortzuſchaffen ; dies koſtete ſehr vielen Urbeitern das Leben , und verhinderte die Ingenieure; auf a) Theat, Europ. T. XIII ; S. 270 . b ) Landsbergs Saiſonnement von Attaquen S. 145 folg .

4

1

-

280

V.

Zeitra u m.

auf dem bedeckten Wege fich ſchnell genug decken zu können ) .

Das ganze Unterne men wäre obnfehlbar

geſcheitert, håtte nicht Landsberg zum Glück einige leere Minentrichter gefunden , worein er ſich mit den igin noch übrigen Urbeitern warf, und ſo gut es an . Selbſt dies lektere gieng , gin Logement machte. würde die Beſazung nach abgeſchlagenem Sturm leicht haben zerſtöhren können , wenn ſie ihren Vortbeil nur einigermaßen verſtanden hatte. gen der Belagerer gegen die erſten Angrifskunſt blieben

Alle Vergebuns Grundregeln der .

jedoch unbeſtraft : felbſt die , daß

ſie die Gallerie zum Uebergange über den Graben nicht gegen die Façe , ſondern gegen den ausſpringenden Winkel des Ravelins machten , wo ſie von zwei Sei: ten beſchoſſen werden konnten ; und dann , daß fie lekteres am

bellen Tage ſtürmten.

Zufrieden , ſich

zwei Monathe gewehrt zu baben , kapitulirte die Be: fakung , als man die Gallerien eben wieder gegen die ausſpringenden Winkel der angegriffenen Bollwerte zu Stande gebracht hatte.

$.

287,

Eine fernere Zergliederung der Attaque gegen die Citadele dec

nemlichen Feftung wurde uns zu weit von unſerem Zweck entfernen , wir febren daber wies Der zu den Anſtalten zurück, die man in dieſem Zeit: raume zur

Verteidigung der Feſtungen machte.

Durch die To weit vorliegenden Auſſenwerke war man bei gehöriger Wachfanikeit þinreichend gegen des berfälle geſichert ;i es kam blos darauf an : - dem fórm . lichen Angriffe ſo viel, als möglich , Hinderniſſe in den Weg zu legen . Unſtatt der ehemaligen Contre: Up: proſchen , deren Gebrauch jedoch Bauban wieder ber: c) Theat. Europ . T. XVIII ; p . 180.

1

8. Abſchn.

þervorzuſuchen

Belagerungskrieg .

empfiehlt ,

281.

erbauete man in Kandia ,

vor den ausſpringenden und ſpåterhin in Ypern , Winkel des bedeckten Weges Fleſchen oder Pfeilfers inige Feldſchanzen , die verpalliſadiret und mit funfa geben bis zwanzig Mann befekt wurden , uin aus, dieſen kleinen Werken die Saufgråben des Feindes im Lenliche Werke Rücken beſchieſſen zu können ). lies der Marquis Ekamilly am Fuß des Glaçis . von Grave im Jahr 1674 anlegen , um die Schleuſen zu decken , die das Waſſer im Vorgraben der Feſtung ſpainten , er befekte zugleich alle Nächte das Glacis . mit

einigen

leichten

Feldſtücken ,

die das Feld mit :

Kartetfchen beſchoſſen , bei Unbruch des Tages aber in einen Waffenplak des bedeckten Weges zurückges Ju der Belagerung von Mainz zogen wurden ®). 1689 beobachteten die Franzoſen ein gleiches , und bedienten ſich dieſer Kanonen mit großem Nußen .

S.

288 .

Hatten die Belagerer die Laufgråben eröffnet , und nåþerten ſie ſich mit ihren Sappen dem bedeckten Wege ; ſiichte man ſie durch nächtliche Ausfälle in ihren Ür: beiten zu unterbrechen und dieſe ſelbſt zu zerſtören . In der Belagerung von Kandia verlångerte man vor: züglich durch dieſe Ausfälle den Widerftand der Stadt ; und vor Grave vernichteten die Franzoſen zu wieder: Kohlten Malen die laufgråben und Batterien der Bes lagerer gånzlich ).

S. 289 . d ) Goulon 1. c. p.78 . Quincy l'art Part de la guerre p. 293. e ) Vertheidigung von Grave und Mainz S. 37 Der Schnet lerſchen Ueberſekung. f) ibid . 8. 39 und 173

1 282

Zeitra u m.

V.

S.

289 .

In Abſicht der Vertheidigung des bedeckten Wes ges waren die beiden größten Meiſter jener Zeit : 6 d: born und Vauban , verſchiedener Meinung . Zwar ſtimmten ſie in dem Saße überein , daß man den Feind durch detachirte Reduten , Gegenapproſchen und ånliche Vorwerke ſo lange als möglich von der Contreſcarpe entfernt zu halten ſuchen müſſe;

allein , den Angriff ſelbſt wil Vauban uicht im bedeckten Wege abwarten , fondern denſelben alsdann verlaſſen 8). Có born hingegen hålt die Vertheidigung der Cons treſcarpe für den weſentlichſten Punft , und wirklich

r

1

war und iſt noch init dem Verluſt derſelben gewöhns lich auch der Verluſt der Feſtung verbunden , denn man bedienet ſich des Hauptwalles jeßt nur , um auf demſelben zu kapitulirer .

Vorzüglich wichtig war die Behauptung des bedeckten Weges mit ſeinem naſz ſen Vorgraben in der Belagerung von Grave 1674, weil ſein Verluſt die Belagerer in den Beſitz der Schleuſen regte , durch die ſie das Waſſer des Haupts grabens ablaſſen , und ſo die übrigens nicht allzu: ſtarke Feſtung iøres vornehmſten Vertheidigungsm : it tels berauben konnten . Aus dieſem Grunde bor der Herr von Chamilly alle işin nurbekannte Mittel auf, dem Feinde die Eroberung des bedeckten Weges nach Méglichkeit zu erſchweren. Man hatte die zu Auss beſſerung des Glaçis nöthige Erde jenſeits des Vor: grabens geholet , wurden des

in die dadurch entſtandenen Löcher

Nachts

fünf und zwanzig

bis dreißig

Mann gefeßt, welche die Sappen in der Seite bes ſchoſſen , und den Belagerern viel Leute tódteten h) . Wurden

g) Quincy Kriegskunſt S.291 der Jägerſchen Ueberſeßung: h ) Sdnellers hiftor. Anleitung zu Bildung tapferer und Sriegs

8. Abſchn .

Wurden

Belagerungskrieg.

dieſe kleinen Poſter

angegriffen ,

283

zogen fie

fid) unter Begünſtigung der vorher erwähnten , im bedeckten Wege ſtehenden Kanonen und der am Fuße des Glaçis angelegten Fleſchen leicht zurück . Ehas milly ließ zugleich auf der angegriffenen Fronte rehr. viele Faſchinen auf dem Glaçis eingraben , und mit Pfåhlen und Untern gut befeſtigen ; dadurch ward es den Holländern unmöglich , ſich ſchnell genug eins zugraben , und logementer zu errichten. Die mit Kartetſchen geladenen Kanonen der Belagerten thaten i ihnen deshalb großen Schaden , und ſie wurden immer wieder über den Vorgraben zurück geworfen. S. 290." Um meiſten trug die doppelte Palliſadiťung zu der

fangwierigen Vertheidigung dieſer Feſtung bei. Sie hatte nemlich eine Reihe Palliſaden auf dein Kamme des Glaçis '); der Gouverneur ließ aber auf den angegriffenen Seiten fünf Fuß hinter der Bruſts zweite Reihe Palliſaden einſeken , in der von funfzig zlı funfzig Schritt kleine Thüren , zwi: ſchert diefen, aber bis an die Bruſtwebr laufende Ducers reihen Palliſaden angebracht waren , dainit der durch die vordere Palliſadenreihe eingedrungene Feind ſich

wehr eine

nicht långſt der zweiten Reihe hin ausbreiten , ſondern 'in dem engen Raumezwiſchen lekterer und der Bruſts wehr leicht mit Piquen und Musketen getödtet wer: den konnte. Dieſe Palliſaden gewährten noch den be: ſonderen

Nußen : daß die Vertbeidiger nicht ohne Nothfall die Bruſtwehr des bedeckten Weges verlaſs ſen

Kriegskundiger Offiziere in der Erzählung der Wertheis digung von Grave und Mainz . 8° Braunſchweig 1774 . S. 38 . i) Le Maitre Altes u . Neues Troja Th . 2 ; Kap. 9 ; S. 123.

Zeitraum .

,284

V.

ren durften ;

denn es bieng von der Wilführ der

an den Thüren ſtehenden Offiziere ab , wenn ſie dieſe öffnen und die Leute hinter die zweite Palliſadirung treten laſſen wollten k ). Dieſe nützliche Erfindung des tapferen Epamillo ') fand bald Nachahmer : der Marquis von Urelles wandte ſie ebenfalls an , als er 1689 von den Alliirten in Mainz belagert ward m) ; auch in

Ruſſel thaten die Franzoſen 1708 ein gleis

ches , und ſchlugen theils durch dieſe zweite. Palliſas dirung, theils aber auch wegen der verfehrten Uno ſtalten der Belagerer ſieben Stürme auf den bedeck: ten Weg ab .

$.

291 .

Zu demſelben Entzweck bediente man ſich in der Belagerung von Kandia 2 bis 3 Fuß langer, he Fuß hober . Pulverkaſten , die ſechs bis fieben Fuß tief von zwolf zu zwölf Fuß auf dem Glaçis einges, graben , und vermittelſt einer bis in den bedeckten Weg gebenden Pulverwurſt gezündet wurden n).

Hier

erlaubte überdieſes die vortheilhafte Beſchaffenheit des Bodens diefe Pulverkaſten an einer und eben derſels. ben Stelle mehrere Male anzuwenden , thenden Stürme růck zu weiſen.

und die wů:

der Türken dadurch ſehr wirkfam zus: Nåchſt dieſen Pulverkaſten wurden

auch Fladderminen ( Fougaſſen ) in derfelben Abs ficht

unter das Glaçis gelegt,

indem

man Gånge vorwårto

k ) Schneller. 1.c. 5.57 . 1 ) Daß die Idee von dieſem einſichtsvollen Befehlshaber herrühret , exhellet daraus : weil der Prinz von Oras nien fich gar keinen Begrif von der zweiten Palliſas Y dirung machen tonnte , und man dieſe bet den Hollán . dern für einen zweiten bedeckten Weg hielt, ib . p. 170. m) Ebend. 5. 237. n ) Goulon + P. 8. Quincy P.293.

8. Abſchn.

Belagerungskrieg .

285

vorwärts trieb , und daſelbſt ſchwach geladene Kams mern anlegte ; ein Mittel , das vorzüglich Bauban 2 zu Vertbeidigung des bedeckten Weges empfiehlt ).

S.

292 .

4

Einige Uenlichkeit mit den Pulverkaften , in die man wohl zuweilen auch Bomben oder Granaten zu legen pflegte, um ihre Wirkung mörderiſcher zu ina: chen , batten die Pulverråcke , eine wahrſcheinlich Türkiſche Erfindung (I, Bd ; S. 266) die der Herr von Chamilly auf die Bruſtwehr des bedeckten We: ges legen ließ , als er einen Sturm erwartete.

Jeder

dieſer Pulverfäcke enthielt drei Handgranaten , und lag etwa ſechzig Schritt von dem - bedeckten Wege, aus dem er vermittelt hingeſtreueten Pulvers gezůn: det werden konnte " ). Sie brachten die Alliirten der : geſtalt in Unordnung , daß ein großer Theil von ihnen in dem Vorgraben ertrant , und nicht nur dieſer , ſon : dern noch fünf auf einander folgende Stürme in der: felbeu Nacht abgeſchlagen wurden . Die Türken beðiens ten ſich in der Belagerung von Ofen 1686 der Pulver fåcke ebenfalls , womit ſie den Stürmenden viel Scha: 7 den zufügten 9).

$. Wenn

293 .

die Belagerer fich

des bedeckten Weges

bemeiſtert batten , ſuchte man ſie an Erbauung der Breſchbatterien zu findern , indem man dieſe theils durch nåchtliche Ausfälle zerſtöørte , theils durch Mi: nen in die Luft ſprengte .

Das lektere geſchabe vors zůg:

o ) Quincy p . 294. Goulon p. 87. Schneller l. c. S. 57 und 141 . p) Schneller I. c. S. 155 . 9) Marſigli Stato milit. del Imp, Ottom . Part. 2 ; p. 34.

1

1 286

V.

Zeitr a um .

züglich in Kandia mehrere Male ; denn nachdem die erſten Kammern geſpielt batten , legte man zehen bis zwölf Fuß unter ihnen andere neue an , um die mits lerweile wieder hergeſtellten Batterien und Logementer der Türken zum zweiten Male Trůmmern zu begraben ') .

S.

unter ifren eigenen

294

Die wichtigen und auffallenden Vortheile , welche die Minen bei Vertbeidigung der Feſtungen gewähr : ten , bewogen Vauban und - Megrigny'n : bei allen von ihnen neu erbaueten oder verbeſſerten Plåten Gegenminen anzubringen ; ſo wurden Charleroi , Tours nay , Caſal, Philippeville , Saarlouis und mehrere Valliere der andere Feſtungen dainit verſehen . Heltere gieng noch weiter , und ſchlug zuerſt ein Sy. ſtem von Etagenminen vor , deren Kammern beinabe über einander liegen , um einen Ort inebrece male in die Hobe ſprengen zu können.s ). Weil jedoch die Uns tage dieſer Minert auf dem Reſultate der Tournay . Verſuche, und folglich auf dem unrichtigen

Tchen 2

daß das in der Erde verſchloſs Pulver blos über ſich wirke , : liegeu fie unters

Grundfake beruhet:

+

fene

Hieraus entſtehet dann wärts zu nahe bei einander. der Nachtheil: daß man entweder alle dreilagen Minens kaminern gleich anfangs laden müßte , eine eben ro ungeheuere , als ganz unnüke Pulververſchwendung ! oder aber , daß man genothiget iſt , die Gänge zu den zweiten und dritten Kammern zu verdåminen und dann wieder Goulon 1. c. p. 122. Er machte dieſes Syſtem nicht ſelbſt bekannt , ſondern es geſchahe erſt von dem Ritter Folaro im dritten Bande ſeiner Commentarien über den Polyb , und noch dazu auf eine ziemlich unvollſtändige Beiſe.

8. Abſchn.

Belagerungskrieg.

287

wieder aufzuräumen , wann die erſten geſpielet haben. Noch wichtiger iſt die Bemerkung: daß bei der Anlage der Etagenminen nach Valliere's Syſtem die Wirkung der zweiten und dritten oder unterſten Reihe Minen ganz gegen die Paliſaden gerichtet iſt, und dieſe nothwendig umwerfen oder verſchütten wird , während zugleich die unteren Minen wirkungslos blei

! ben müſſen , weil ibre Wirkungsſpåbre den Trichter der ſchon geſprungenen in ſich begreift.

S.

295 .

Bei keiner Belagerung ward wohl dem Feinde der Uebergang über den Graben und der darauf fols gende Beſitz des Ravelins und Bolwerkes ſo ſtreitig gemacht , als in der ſchon mehrmals erwähnten Bes lagerung von Kandia . Die Belagerten ſekten ſich hier durch Kaponießen und paliſadirte Logementer in dem ſehr breiten trocknen Hauptgraben feſt, ſo daß fie die Türken bei ihrem Uebergange ſelbſt mit Kas nonen beſchieſſen fonnten ; denn der Herr von St. André Montb růn batte zeben Kanonen in ſeinen Logementern im Graben , womit er den Türken ſebe vielen Schaden that ) . Um dieſe logementer in der Nåße des Feindes ſchnell verfertigen zu können , hatte man ganze Glieder von vier bis ſechs an einander be: feſtigten Palliſaden , Ginten mit Streben verſehen, das mit ſie von ſich ſelbſt ſtehen blieben , ohne daß man ſie ro tief einzugraben nöthig batte "). Hinter den Palliſaden führte man eine Art Mauer von Erdzie: geln - 12 Zoll lang , 8 Zoll breit, und 6 Zoll dick auf, die drei ſolcher Ziegel dick war , und die Belas gerten gegen die Musketenſchüſſe der Türken ficherte. Man t) Goulon I, c . p. u) ibid . p . III . '

16.

288

V. Zeitraum .

Man hatte keine Raſen , und war daher gezwungen , anſtatt derſelben ſich der erwähnten Ziegel aus fetter Erde mit gehacktem Stroh vermiſcht, und an der Luft getrocknet , zu bedienen . Die Türken ahmten in der Folge dieſe Art nach , Logementer zu verfertigen , indem ſie Palliſaden eingruben , und eine Bruſtwehr von Sanofåcken dahinter aufführten .

Sie verſchloſſen

nächſtdem bei der Vertheidigung von Belgrad 1688 die in den Wall geſchoſſene Deffnung durch kölzerne Kaſten , die ſie mit Erde angefüllet batten ").

S.

296.

Sowohl , um die im Graben befindlichen Bela: gerer an ihren Arbeiten zu hindern , als vorzüglich den Minirer zu vertreiben , bediente man ſich der Puls verfäcke und der Bomben , die man vermittelſt eines daran befeſtigten Seiles bis vor die Deffnung der Gallerie þinab hieng , oder die man vermittelft Hel: zerner Rinnen att den beſtimmten Ort hinab rollen In der Belagerung von Sternay zündete ließ ). die Beragung mit Pechfaſchinen ein großes Feuer am Fuße des Baſtions vor dem Loche des Minirers an, Ja in Freiburg und trieb ihn dadurch heraus * ). fanden die Belagerten ſogar ein Mittel , den Durch: bruch der von der Contreſcarpe nach dem Grabeir indem ſie herab geſenkten Gallerie zu verhindern , Rommandirte in den Graben ſtellten , die, fobald die feindlichen Minirer eine kleine Deffnung in die Ver: kleidungsmauer gemacht hatten , in diefe Deffnung ihre Gewehre abſchoſſen , und dann auf die Seite traten, Die Franzöſiſchen Minirer um wieder zu laden . wurden v ) Marfigli I. c . Part. 2 ; p. 158 . w ) Goulon P: I48. x ) Vauban de l'Attaq. et de la Defeuſe p. 160.

8. Abſchn .

Belagerungskrieg.

wurden dadurch ro in Furcht geſekt ,

289

daß ſie davon

liefen , und nur mit Mühe dahin gebracht werden konnten , wieder zu ihrer Arbeit zurück zu Fehren.

S.

297.

Wenn die Belagerer endlich vermittelft des Ges ſchůkes und der Minen eine þinreichende Breſche ges legt þatten , ward der Sturin auf den Hauptwall an : getreten . Hier war die Breſche von den Belagerten gewófnlich

durch Sturmeggen , Spaniſche Reuter und andere ånliche Kinderniſſe unzugånglich gemacht, während man die Stürmenden durch Feuerlanzen , Sturmkrånze , Sturmſpieſſe , Pulverfäcke und andere Es wurs Kunſtfeuer zurück zu treiben ſuchte. den auch Kaſten mit Granaten und Pulver auf der

Breſche eingegraben , oder Fladderminen angeleget, wie in Kandia , wo beim Sturin auf das Bollwert St. Andreas ſiebenzeben Minen unter den Füſſen der Türfen ſpielten »). Man hatte zugleich Kaponieren auf dem Walgange errichtet , und die Breſche vers palliſadiret ; das Herabſteigen aber verhinderte inan durch unten am Walle hin gezogene Queermauern 2) . Die abgeſchoſſeneu Bruſtwebren der Kurtine waren durch Tonnelaten - das heißt Fåfjer mit Erde C - ausgefüller verſchloſſen , und mit Musketirern befekt. $.

· 298 .

Der Gebrauch

der Abſchnitte ſchien mit der Be: lagerung von Kandia fich zu verliehren , denn hier wurden noch funfzehen Partikular: und drei General: Abſchnitte mit zwei Kavallieren angeleget t ). y) Goulon 1. c. P. 157: z ) Rimplers Diarium p. 119 . tz ) ibid . p. 372 . Boyer's neuere Kriegst. II. Tb.

Spå: terbin

V. Zeitra u m.

290

1

terhin bediente man ſich der Abſchnitte blosumn darinnen zu kapituliren , wenn dies nicht ſchon früher gleich nach dem Verluſte der Contreſcarpe geſchehen war, wie es allgeineine Sitte -zu werden anfieng. Der erſte Grund zu einer ro unrübinlichen Gewohnheit iſt obnſtreitig in den Waſſergråben und in der ſchlechten Beſchaffenheit des Hauptwalles bei den Niederlandi : Bei dieſen war der bes fchen Feſtungen zu ſuchen . deckte Weg wegen ſeines Vorgrabens gewöhnlich einer långeren Vertheidigung fähig , als die Hauptwerke, die wegen iører niedrigen Anlage , und da die wenig: ſten von ihnen feine Mauerverkleidung hatten , dem Sturme nur ein geringes Hinderniß entgegen regien . So ſchlich ſich nach und nach der unglückliche Bahn ein : daß mit dem ren

fei;

bedeckten Wege auch alles verlog:

ein Wahn ,

der ſich bis auf unſere Zeiten

erhalten hat.

$.

299 .

Vielleicht ſaßen bei den meiſten Belagerungen dieſes Zeitraumes die Angreifenden ein : daß jener Wahn ihnen zum Vortheil gereiche; vielleicht fürch : teten ſie auch das Erwachen der Belagerten von iþrer Täuſchung ; genug , es wurden den legteren faſt immer ſebr vortheilhafte Kapitulationen zugeſtanden , oft ſelbſt ohne Rückſicht auf die kurze Dauer der bela: gerung . Die Beſazung von Kaiſerswerth 30g 1689 mit allen kriegeriſchen Ehrenzeichen aus , führte alle Ueberläufer, frei mit fich fort , und durfte überdieſes noch funfzig verdeckte Wagen mitnehmen *) . Gleiche Vorzüge wurden den Beſaßungen von Bonn und Mainz in demſelben Jahre zugeſtanden , lektere nahın überdies ſeis noch rechs Kanonen und zwei Mörſer mit ſich . Noch a) Theat. Europ. Tom. XIII ; S.721.

1

8. Abſchn .

Belagerungskrieg.

291

Noch Ehrenvoller war die Kapitulation , die fich der tapfereChamilly 1674 in Grave erkämpfte, denn auſ ſer dem Abmarſch mit klingendem Spiel und geladenem Gewehr nahın er noch vier und zwanzig mit dem Franzöſiſchen Wappen bezeichnete Kanonen und einen

ganzen kupfernen Ponton :Train mit ſich 1 ) . Eine ſonderbare Erſcheinung ſtellt die 1689 er: folgte Uebergabe von Rheinbergen auf, weil ſich Punkte des Afforde blos auf die Perſon des 1 ſie jeden nur mög ? Kommandanten bezogent , dem Er behielt nemlich lichen Vortheil zuſicherten. nicht nur die von dem Lande erhobenen Kontribus

alle

tionen in ſeinen Hånden ; fondern erhielt noch be: ſonders eine Vergütung an Geld , ward vom Kai: ſer zum Oberſten ernannt , und blieb für ſeine ganze Lebenszeit Gouverneur in Rheinbergen

).

300 . $. Uus dem vorher Geſagten folgt von ſelbſt : daß dieſem Zeitraume nur wenig Beiſpiele von Conde Stådten findet , die mit Sturm übergiengen . gehört nicht dahin , denn es ward ohne vorhergehende Belagerung durch einen raſchen Angrif mit dem Des Nur der Krieg zwiſchen gen in der Fauſt erobert .

man in

den Ruſſen und Schweden macht eine Ausnahme, wo mebrere Feſtungen beider Théile mit Sturm ein : genommen wurden . Narva fiel auf dieſe Art 1704 Nur wenige von der in die Hände der Ruſſen. Schwediſchen Beragung entgiengen hier der Blutgier der Ueberwinder , denn ſelbſt webrloſe Bürger , Wei: ber und Kinder fielen bei der allgemeinen Plünderung unter dem Schwerdte der wütbenden Kuſſen d). Neun : b) Schneller 1. c. p. 184 . c ) Hennerts Brandenb . Kriegsgeſch. S. 79 . d ) Adlerfeld hiſt, milit, de Charl. XII. Part. 2 ; p . 213 ..

V.

292

Zeitraum .

Neunter

Abſchnitt.

Ausbildung des Seeweſens im fünften Zeitraume.

S. m

301 .

vorhergehenden Zeitraunie waren mehrere Sees måchte entſtanden ; doch keine derſelben ließ

die Stuffe von Größe und Vollendung abnden , auf Alle hatten der ſie in den neueſten Zeiten ſtehen . nur wenige große Schiffe, denn erſt ſeit der Mitte des ſiebenzehnten Jahrhunderts fiengen Engelland und Frankreich an , ibre Flotten betråchtlich zu vermehren . Lektere Macht beſaß im Jahr 1656 rechzig Kriegs: fchiffe und fünf und dreißig Galeeren , die unter Lud: wigs des Vierzehnten Regierung durch Colbert noch vermebret wurden. Im Seetreffen bei Catanea war die Franzöſiſche Flotte dreißig Seegel ſtark, ſieben dabei befindliche Brander ungerechnet. Die im Jahr 1684 zui dem Bombardement von Genua beſtimmte Eskader beſtand aus 14 Kriegsſchiffen , 20 Galeereen , 10 Bombardier: Galliotten , 2 Brandern , 8 Flütſchif: fen , 27 Partanen und 70 Ruderfahrzeugen º) . Im Fahr 1691 war die Franzöſiſche Flotte 75 Schiffe und 21 Brander ſtart; uuter jenen befanden ſich I Schif von 106 Kanonen und goo Mann , auf welchem ſich D.Admir . befand . I 100 800 .] 750 bis 800. 3 92 bis 98 500 600. 80 - 86 10 420 4 500. 70 78 14 60 - 64 32 300 370 . 14 50 54 300 Die e ) Memoires du Marechal de Tourville 8 ° Tom . 3 , P. 5.

1

Amſterd .

;

Seeiveſen .

9. Abſchi.

293

Die ganze Flotte führte 5136 Kanonen , und 32814 Mann Matroſen

und Soldaten ).

Von dieſen was

ren in dem bekannten Seetreffen bei la Hogue ( am 31. May 1692 ) 44 Schiffe und in Brander , gegen die vereinte Engliſch : Holtåndiſche Flotte , die 81 Sees gel ſtart war , und 2160 Kanonen und 11092Mann führte 8) .

S.

302.

Bis zu Kärld des zweiten Thronbeſteigung war Engellands Seemacht nur wenig bedeutend ; bald nachher aber rezte das Parlament die zur Erbauung von dreißig Kriegesſchiffen nöthigen Summen aus, und von dieſem Augenbļicke wuchs die Stärke ihrer Flotten mit jedem Fabre . In dem Kriege mit Frant : reich unter Wilhelm

dein Eroberer batte Engels

land gewóbulich gegen 160 , ja eininal bis auf 209 1 Krie gsſchiffe in der See , die 8396 Kanonen und ohngefår 45000 Mann Equipage führten ") . Doch enthielten die Flotten nie über funfzig Linienſchiffe, auſſer wenn die Hodånder

dazu ſtießen , die immer

drei ihrer Schiffe zu fünf Engliſchen

S.

gaben .

303 .

Während Schwebens Seemacht durch Karls des Zwölften unglückliches Schickſal beinahe gang wieder in Verfal tam , ſchuf Peter der Erſte in Ein Boot , das unter alerei Nußland eine neue . Michaelowitſch ens' Regierung von einem Holläni diſchen

Schiføzimmermann :

Karſtens Brandt, gebauet

f) ibid. p. 147. g) Memoir . de Tourville 3 ; p. 163. h ) Burchet Meinoires de la guerre avec la France depuis 1688 jusqu'à 1697. 8 ° Amſterd. 1704. p. 11.

294 -

V. Zeitrá um .

gebauet worden war ,

und dem jungen Zaar in einen

Dorfe bei Moskau zufälligerweiſe im Jahr 1691 in die Augen fiel, gab die erſte Veranlaſſung dazu :) . Peter lies dieſes Boot wieder herſtellen , und nach einigen damit gemachten Verſuchen durch Brandten am Ufer der Moskwa eine Jacht bauen , der mehrere Pleine Schiffe folgten , mit denen Peter auf dem Baid fühlte ſich Perislawſchen See Berum reegelte. der unternehmende Geiſt des jungen Zaars auf dieſem See zu ſehr beſchránkt ; er gieng nach Archangel , wo er in den Jahren 1693.und 1694 mehrere Reiſen auf dem Reiſſen Meere machte, und ſich Kenntniſſe in Die der Schiffahrtskunft zu verſchaffen bemühet war. Belagerung von Aſſow im Jahr 1695 , die Peter der Erſte aufgeben mußte , weil er die Stadt nicht von der Seeſeite einſchlieſſen konnte , bewog ihn end : lich , ' zu Woroneſch oder Woronicza) ein Schifs: werft anzulegen , wo er den Schiffbau ſo eifrig be: tries , daß er in weniger als einem Jahre mit 2 : Kriegsſchiffen , 23 Galeeren , 2 Bombardiergalliotten und 4 Feuerſchiffen vor der Feſtung erſcheinen konntek ). Von dieſem Augenblicke an ließ Peter zu Woroneſch , uſſow und Taganrock am Schwarzen Meere Schiffe erbauen , ſo daß drei Jahre darauf ſchon neun Schiffe von 60 Kanonen , geben von so , eben ſo viel von 48, zweie von 42 , vierzeben von 34 , zweie von 32 , dreie von 30 ,

eins von 24 , viere von 18 , dreie von 14,

und viere von 8 Kanonen theils , fertig waren ,

theils

auf den Werften lagen !).

$. 304 . i) Core Reiſen durch Rußland . I. Bd . S. 384. nach Rufa fiſchen Geſchichtſchreiber 11. k ) Mauvill. hift, de Pierre le Grand p. 49. Core I. c. 384. 1) Diarium itineris in Moscoviam etc. 1698 a I. G.Korb. p. 236 .

9. Abſchn .

S.

Seeweſen .

295

304 .

Mitlerweile hatte der Zaar auf ſeinen Reiſen in Holland ſelbſt das Beil in die Hand genommen , um den Schifbau praktiſch zu üben ; dann aber in En: gelland ſich die nöthigen Begriffe von den Bewegun : gen einer Kriegsflotte erworben , zu welchem Ende auch der König von Engelland die Spithea der Flotte unter dem Admiral Mitchel vor ihm manouvriren ließ n). Nach ſeiner Zurückunft nach Rußland be: trieb er den Schifbau ſowohl am Schwarzen Meere, als auch nach der Gründung von Petersburg auf den Werften dieſer Stadt wieder mit dem größten Eifer , indem er dabei die Holländiſche , Engliſche und Sta: lieniſche Bauart anwenden ließ " ). Er legte zugleich einen beſonderen Galeerenhafen zu Petersburg an, der bequem zwei fundert Galeeren faſſen konnte , die er unter der Aufſicht einiger Griechen und Dalmatier durch die Soldaten aus Tannenholz zu Åbo erbauen ließ , und die im Winter auf das Trockene unter Dieſe Galeeren ſind in der . Dach gebracht wurden Folge unter dem Namen der Scheeren flotte bekannt, genug, und auch von den Schweden nachgeabmet wors Den. m) Mauvillon 1. c. p . 67. n ) Be Bruyn ſahe im Jahr 1703 zu Woroneſch vier Kriegsſchiffe , drei Proviantſchiffe, zwei Brander und ſechs Bombardiergalliotten im Waſſer ; auf dem Werfte lagen cin Paquetboot , eine Galeaſie , ein und zwanzig Galeeren und zwolf Kriegsſchiffe : fünfe nad Hollans diſcher Bauart yon 60 bis 64 Ranonen , zweie von 50 und 54 Kanonen nach Stalieniſcher , und fünfe von 86 , von 74 und von 64 Kanonen nach Engliſcher Bauart. 400 Brigantinen befanden fich auf dem Dnieper , 300 flache Fahrzeuge aber auf der Wolga. Le Bruyns Rets ren I BO ; S.62. 0 ) Memoires de Manſteiu ſur les Ruſſes p. 573 . 4

296

den.

V. Früher

ſchon

Zeitr a um. waren einige auf Anrathen der

eben erwähnten Griechen und Dalmatier zu der Bez Jagerung von Uffow verfertiget worden , wie man im vorhergehenden S. geſeben hat.

B. 1

305 .

Auch die Türken , die erſt feit Sultan Ses lims Regierung Schifswerfte und Galeeren Katten,

1

fiengen auf Veranlaſſung des Großveziers Kiuperli Ein Renegat aus an, rich großer Schiffe zu bedienen. Livorno , Mahomet Aga , der bei dieſem thårigen und für den Kriegsſtaat ganz vorzüglich beſorgtem Miniſter ſebr wohl gelitten war , gab ihm den Rath : Kriegsſchiffe nach Venezianiſcher Urt zu erbauen , und zu dem Ende Chriſtliche Schifszimmerleute foms men zu laſſen , unter deren Aufſicht die Türken arbei: ten mußten P ) . .

306 .

Die Kriegsſchiffe der meiſten Chriſtlichen Mächte wurden nach ifrer Größe und Sianonenzahl unterſchies den , ſo daß jedes nach Verhältniß derfelben zu einem gewiſs

p) Mahomet Aga empfahl fich dem Grofvezier Anfangs durch die Einführung einer neuen Münze von ſchlechtes rem Gehalt , die unter- Peiner Aufſicht zu Konſtantinos pel geprägt , ward , um dem Geldmangel abzuhelfen und die durch den Krieg fehr erſch &pften Kaffert zu füllen . Allein , eben durch diere Finanz : Operation ward er dein Volte ſo verhaßt , daß er nach dem Tode des Großves ziers Kiuperli - der in der Schlacht bei Salentemen blieb - zu Adrianopel unter lautem Freudengeſchrei der anweſenden Menge offentlich enthauptet werden mußte , ſo wohl er auch immer bei dem Sultan gelitten war. Sein Vermogen , das vorziglich in einer auſſers ordentlichen Menge Edelgeſteine beſtand, ward fonfifcirt. Marſigli Stato milit. T.4 ; p. 169.

my

9. Abſchn.

Seeweſei .

297

Bei den Franzoſen Katten gewiſſent Rang gehörte . auf dieſe Weiſe Schiffe vom I Rang, 1500 Tonn . Laſtigkeit, 3 Verdecke u . 70 bis 90 Kan . 2 3 50 - 70 1000 bis 1200 3 goo 800 40 50 600 4 30 '-- ' 46 18 - 30 5 300

Die Fregatten , die ſich durch ibre ſchårfere Bauart von den Kriegsſchiffen unterſchieden , und wegen ihres ſchnellen Laufes zu ſolchen Expeditionen beſtimmt wurs den ; welche Geſchwindigkeit erforderten , batten nur Ein Verdeck, und führten 16 bis 24 Kanonen . Spå: terýin , gegen das Ende dieſes Zeitraumes , ward dieſe Einteilung dahin abgeåndert , daß man nur einen dreifachen Rang feftfekte, jeden Rang wieder in zwei Ordnungen theilte, alle Schiffe unter 40 Kanonen aber zu den Fregatten rechnete; die Eintheilung war folgende : Rang . Ordnung . Verdecke. Kanonen . T10-120 3 I 3 90-110 C 3 74 - 90 64 - 74 50 - 60 (I 12 46 - 50 121 121 Fregatter { 2 } 28 - 32 111 ( I) 24 Jachten I 12 - 16

Die Bombardiergalliotten batten gewöhnlich keine Vordermaſt , und führten Einen Mörfer , der vor dem großen Maſte auf einem Gerüſte von Holz und einer Unterlage von Lauwerk rubete , um dadurch die Hef: IS tigkeit

298

V.

Zeitraum .

tigkeit des Rückſtoffes zu ſchwachen. Es gab noch eine größere Art Bombardiergalliotten , die drei Mas

1

ſten und zwei Mörſer führten , deren einer vor, der ans dere aber hinter dem großen Maſt, ſeine Stelle hatte 9 ). 1Die anderen Arten , nicht zuin Gefecht, ſondern zum Transport u. f. w . beſtimmten Fahrzeuge waren auſſer den Galeeren die Flüten , Tartanen , Feluquen , Corvetten , Chebecken und Barten , die theils . durch Seegel allein , theils durch Seegel und Ruder zugleich ihre Bewegung erpielten.

S.

307.

Die Engelländer wichen von dieſer Eintheilung ab, und 1 beſtimmten fechs Charters von Kriegsſchiffen . Der

ifte Charter führte 100 Kanonen und 860 Mann . ate 90 750 480 - 600 3te 70-80 50-60 300 - 400 4te 250 5te 30-40 20 6te 150 r ).

Die Hollander hatten noch eine Abtheilung mehr, denn ſie nahmen ſieben Charter von Kriegsſchiffeu an : Der iſte Charter führte 96 - 98 Kanonen in 3 lagen . 2te 70-80 3 64-66 3te § 4tc 50-52 42-44 $ 5te % ote 36 - 38 I 24-26 7te Beide, die Engelfånder ſowohl, als die Holländer , bedienten ſich

jedoch

der Dreidecker nur

ſelten “) ; käufi:

q) Ozanne Marine militaire 40 Paris p . 14 . r ) Muders Anfangsgründe der Schifbaukunſt S. 104 . s) Ebendal. S. 106 . t) Cornelis van Yck Schceps- Bowkonft. fol. 5.53.

1

9. Abfchin .

Seeweſen .

299

þåufiger wurden die Schiffe vom dritten und vierten Charter oder von 40 bis 60 Kanonen gebraucht. Während des Krieges mit Frankreich von 1688 bis 1697 þatten die Engelländer z . B. nur s Schiffe vom erſten und acht vom zweiten Rang in Kommiſ: fion gerekt;

dritten Rang hingegen waren 43 . fünften 29 zu verſchiedenen

vom

vom vierten 61 , und vom Zeiten in der See.

S. Im Schiffe

vorigen

308 .

Zeitraume fatte

nur allein

fich der Bau der auf das blos. Praktiſche einge:

ſchránft , in dem gegenwärtigen aber bemüheten fich zuerſt Franzoſen und Engellander : den Bau fowohl als die Regierung der Schiffe aus richtigen und uns umſtößlichen Grundſåsen berzuleiten . lektere wurden in Abficht des Baues nicht allein bei den erwähnten beiden Völkern , ſondern auch bei den Spaniern; Niederländern ſelbſt früher feſtgeſekt , als man die Theorie Pannte , auf der Fie beruheten , denn die Ents wickelung dieſer Theorie war dem folgenden Zeitraume vorbehalten , wo Bouguer , Euler, vorzüglich aber D. George Juan , Viat de Clairbois und Müller ein neues Sicht über dieſelbe verbreiteten. Bis dahin waren die Schiffbauer genöthiget: das Verhältniß der Theile des Schiffes nur durch obns gefåre Schåßungen zu beſtimmen . Daraus folgte: Daß die gebaueten Schiffe bald nicht das gehörige Gleichgewicht hatten , bald ihre unterſte Geſchüßlage • ein Waſſer nahe :

Fehler , den faſt alle Schiffe jener Zeit mit einander gemein batten , und den man erſt ſpåterhin verbeſſern lernte.

$ . 309 ,

300

V.

Zeitra u in .

H. Man

kann

309 .

die Bauart der Schiffe , ohne zu

weitläuftig zu werden , nur durch Angabe ihrer Hauptmaaße , der långe, Weite und Tiefe bezeichnen , wie ſie auf den Königlichen Franzöſiſchen Werften zu Ende des ſiebenzegenten Jahrhunderts zugelegt wurden : Ranon.Zahl.

Långe v . 0. Spůndung des Vorſteven bis zum Achterſteven .

186 Fus . 124 175 112 156) 96 151 ) 74 62 - 64 140 . 124 50 Fregatt. V. 30 Kan. 108 IOI 20 - 24

Weite auf dem Sees gelbalken.

Kohl oder Liefe.

48 Fuß. * 44

23 Fuß. 21

43

20

40 37 31 28

19 17 15-16 - ,; 14-4 ) .

Engliſche Bauart unterſchied ſich you der Franzöſiſchen durch eine etwas rundere Form , wo: durch das Schif , eine größere Breite bei verkleiners Die

1

ser Långe und Tiefe erhielt. Die Holländer gaben ihren Schiffen folgendes Verhältniß : Långe des Siels 172 Fuß. 160 155 154 132 Fregatt. 148 Fluten 133 132

Weite auf den Auſſenplanten . 39. Fuß. 37. 36 38 29 36 29 30

Tiefe unter der Kuhs brücke. 20 Fub . 121 12 17 12 15 13 73

Uus lekteren Angaben "ergiebt ſich die Ungewiß : Heit der Schifbaumeiſter in Abſicht der Hauptingaße auf eine ſehr auffallende Weiſe. S. 310 . u) Müders Schifbau Iftes Kapit.

1

9. Abſchn .

$.

301

Seeweſen.

310.

Nur allein die Portugiefen hatten bisher ihre Schiffe durch einen Ueberzug von Bleiplatten oder Eis ſenblech gegen den Wurmfraß in den von ihnen häufig befahrnen Indiſchen Meeren zu ſichern geſucht ( 1. Bd. 5.537 ) ; nach gerade folgten ihnen jedoch auch die Ens Die gelländer in Abſicht der Bleibedeckung nach . Hal ger ihr als tbars ingere e Schwere derſelben ſowohl Feit war jedoch Urſache : daß man , fie nie allgemein eins führte , ſondern vielmehr in der Folge den Boden der Kriegsſchiffe mit dünnen Kupferplatten überzog , wels che nicht nur den Wurm ſehr gut abhalten , ſondern auch dem Schiffe einen ungleich ſchnelleren Lauf geben , als die doppelte Haut von hölzernen Dielen . $.

315 .

Wie ſchon oben geſagt worden , hatten ſich die Türken bis zu dieſem Zeitraume blos der Ruderfahr: zeuge bedient , und fiengen erſt jeßt an , den Gebrauch In dem Ar: der großen Kriegsſchiffe einzuführen . ſenale, zu Konſtantinopel wurden nun folgende Arten von Schiffen erbauet , Großveziers gebraucht. Die Gallionen , beweget wurden .

Die

und unter

der

Flotte des

die nur allein durch Seegel ganz nach Venetianiſcher Art

gebaueten Galeaffen , deren es dreierlei Arten gab : die Baſtarda , hatte auf jeder Seite zwei und drei : Big Ruderbånke , die Orta Baſtarda

hatte ſieben

und zwanzig ,

und die Mao11 a fechs und zwanzig V011 derſelben , während die gewöhnliche Galeere den Türfen Gitler genannt - nur fünf und zwans

zig

Ruder führte.

Die Galliotten batten

nur

zwanzig, die Bergbande oder Brigantine achtzehen ," uud

302

V.

Zeitraum .

und endlich die Frieata , das kleinſte Kriegsfabr: zeug , geben bis zwölf Ruderbånke ).

S.

312.

Zu Uusrüſtung der Kriegsſchiffe wurden gewoận : lich faſt eben ſo viel eiſerne als metalne Kanonen an : gewendet , denn im Jahr 1661 waren in Frankreich 570 metallne und 475 eiſerne Schifkanonen zum Dienſt der Flotten vorhanden. In der Folge ward unter { uds wigs des Vierzehnten Regierung die Einrichtung getroffen : daß die Schiffe vom erſten , zweiten und dritten Range metalne Kanonen , die vom vierten Range

i metalne und

eiſerne ,

die vom

fünften

Range & metallne und eiſerne , die Fregatten aber blos eiſerne Kanonen führen -ſollten. Der vornehmſte Grund

dazu war wohl die Leichtigkeit, mit der man

immer neues eiſernes Geſchüß zu einem verhältniß: måßig wohlfeilen Preiſe aus Schweden erhalten konnte. Ein Beweis der auſſerordentlichen Thårigkeit , die damals in Abſicht des Seewefens in Frankreich herrſchte, beſonders während der Marquis von Ses gnelai Seeminiſter war , iſt: daß nach dem Treffen bei la Hogue, wo die Franzoſen rechzehen Kriegs . ſchiffe verlohren , in weniger als anderthalb Jahren eben ſo viel Schiffe von der nemlichen Ranonenzahl und denſelben Namen neu erbauet worden ſein ſollen W).

S.

313.

Um für die zu Ausrüſtung der Kriegsſchiffe nöthis gen Dinge , das Seilwerk , Geſchüß , die Munition , die Lebensmittel u . f.w. zu ſorgen , waren in den vor: nehmſten Häfen Engellands und Frankreichs beſondere Intens v Marſigli I. c . Part. I ; p . 139 . w ) Burchet Memoires p. 29.

9. Abſchn.

Seeweſen.

303

Intendanten und Kommiſſarien angeſtellet , welche die Uufſicht über die Schifswerfte und die Seemagazine, ſo, wie über die darinnen aufbewahrten Vorråthe hat: ten ; und unter den die anderen Oifizianten , dieSchifs : zimmerleute , die Seegelmacher , die Maſtenmacher u. d. gl. ſtanden . Auch bei den Türken fand man ånliche Bedienungen

unter anderen Namen ,, auſſer

denen noch beſonders ein Korps.von 1364 433a ps zu Bewachung des Arſenals und des großen Sklas venhauſes in Konſtantinopel, ſo wie zu verſchiedenen Urbeiten auf den Schifwerften beſtimmt war.

S.

314 .

Die Bemannung der Schiffe war bei den Frans zoren und Spaniern zu allen Zeiten ſtårfer , als bei den Engelländern und Holländern .

Bei erſteren bas

fanden ſich 1691 auf dem Admiralſchiffe von 106 Kanonen und 900 Mann drei Schifslapitaine, vier Lieutenants , vier Fähnriche und funfzig Seefadet: ten (Gardes - Marine ); auf den anderen Schiffen aber zwei Schiffokapitaine, zwei Lieutenante , zwei Fåbn: Die Engellander riche und geben Seefadetten * ). waren ihnen an Offizieren nicht ſowohl ungleich als an Schifsmannſchaft , denn in dem Kriege von 1688 zwiſchen dieſen beiden Nationen führten die Hundert: Kanionen Schiffe der Engelländer 719 , die der Fraus . zojen hingegen 800 Mann . Die Neunzig :Kanonen : Schiffe bei jenen þatten 631 , bei lekteren aber 750 Mann, und ſo bis zu den Fregatten und Fachten berunter.

$. 315. Auſſer den Mariniers , die in Frankreich be : ſtåndig zum Dienſt der Flotten unterhalten wurden ( L. x) Memoires de Tourvillc 3 ; p. 147.

.

304

V.

Zeitr a u m .

( 1. Bo. S. 540 ) , theilte Colbert unter Ludwigs des Vierzehnten Regierung die Seeprovinzen in fünf Klaſſen , die der Reihe nach Matroſendienſte auf den Flotten verrichten mußten , und im Jahr 1681 waren 60000 wirklich eingeſchriebene Matroſen vors banden . In Engelland wurden zu demſelben Zweck

5

ſechs Regimenter Mariniers errichtet ; die Matroſen aber wurden entweder freiwillig angeworbeni , in wel: chem Falle lien hielten , oder aber ſie wurden gepreßt , indemn die Sees offiziere mit einem Detaſchement bewafneter Marinen herum giengen , und die Seeleute mit Geralt von den Kauffabrern und Koblenſchiffen hinweg nakmen Y) .

S.

den

316 .

Die Türkiſchen Galeeren hatten zur Befakung Beg oder Schifskapitain , den Guardian

Bascy oder Comite , unter deſſen Aufſicht die Rus derenechte -- Chiourme - nebſt den Seegeln und Ru: dern ſtanden , endlich den Reis oder Steuermann, wozu immer einer der ålteſten Sllaven genoinmen ward . Ferner 2.Contremaitres , 20 Matroſeu unter ihrem Oda Basch , 2 Rudermacher , 2 Kalfateurs, 2 Schifszimmerleute , 100 Soldaten und 196 Ru: derknechte , die nur allein aus Cbriften : Sklaven bes ſtanden ?). Die Equipage der Gallionen ', ſo wie dieſe ſelbſt , ward damals von den Republiquen Ai: gier , Tunis und Tripoli gegeben , bis in der Folge der Großherr ſelbſt ånliche Schiffe erbauen ließ , und ſie mit einein Theile der für die Galceren beſtimmten Leute bemannte. $ .317. y ) Burchet I. c. p. 14 . z) Marfigli I. c . p . 149 .

9. Abſchn .

$.

Seeweſen .

305

317

Schon ſeit dem vorigen Zeitraume war die Sees zucht bei den wirklichen Seemachten feſtgelegt , und Wurden Priſen ges in Nichts abgeåndert worden , macht , eröielt bei den Engelländern der Schifskapis tain drei Uchttheile , jeder Oberoffizier Ein Achttheil der Beute , fåmmtliche Unteroffiziere zuſammen aber ebenfalls ein Achttheil , das unter fie gleich vertbeiler ward . Die Beute ward nemlich in drei Theile ges theilet , von den der Oberbefehlshaber das Erſte Drits theil , die Offiziere und Unteroffiziere das zweite , die Schifsmannſchaft aber das dritte zur Vertheilung bekam ). S.

318

Ziemlich beträchtliche Fortſchritte machte die Nauta til in dieſem Zeitraume. Renaud gab zuerſt ( 1689 ) ein theoretiſches Wert über die Steuermannskunſt hers aus , das jedoch auf widerſprechenden Gründen berus þete ,

weil

er mit

den

meiſten Meßkünſtlern

jenet

Zeit annaśm : der Widerſtand einer Fläche im Waf ſer ſtebe mit dem Quadrat der Geſchwindigkeit und dem Quadrate des Sinus des Stoßwinkels in Ver: Huygens trat deswegen gegen ihn auf: påltniß. und beſtritt fowobl die vou ibm angenominene Ges ſchwindigkeit der Schiffe als die Stellung der Seegel Mit ihm ſtimmte Fas zur vortheilbafteſten Fahrt b ). kob Bernoulli ein , und beſtätigte die von Huys gens vorgetragenen Einwürfe gegen die Renaud ſche

Theorie

).

In der Folge ward derſelbe Gegens ſtano

a ) Burchet- 1. c. p. 288 . b ) Journal des sçavans année 1695. Lundy 9. May p. 310, ) Acta Eruditorum . July 1696. S. 282 . U Boyer's Heuere riegst, 11th.

306

V.

Zeitra u m .

ſtand auch von anderen bearbeitet , beſonders von dem ålteren Bouguer und von verſchiedenen Engels låndern at fin fon , Radoua y u. a . mit gutem Ers folg. Zugleich war die Erfindung mebrerer Ins ſtrumente , wie des Hadleniſchen Reflexions . Quas dranten , für die Ausbildung der Steuermannskunſt von großer Wichtigkeit. S.

319.

Neben der Kunſt, einzelne Schiffe zu leiten , fproßte and die Seetaltif empor , die durch Signale gange Schifs Haufen in Schlachtordnung ſtellen , und nach dem Un die zů Willen eines Einzigen bewegen lebret. künftigen Seeoffizieren beſtiminten jungen Leute ſowohl darinn , als in den übrigen nöthigen Kenntniſſen zu unterrichten , Jabr 1665 der bars

legte Ludwig der Vierzehnte im die erſte Seeſchule zu Rochefortau ,

Det deren Nationen ebenfalls nachgeahntward). Jeſuit Paul Hofte, der in einer dieſer Schulen zu Toulon - Lehrer war , zeigt durch ſein Werk über die Evolutionen zur See , daß man es zu .Ende des fiebenzeßenten Jahrþunderts in dieſem Zweige der Kriegeskunſt ſchon ziemlich weit gebracht Batte .' Zwar war die urſprüngliche Beſtimmung der Seeſchule zui Rochefort die Bildung guter Steuerleute, als aber im Jahr 1682 die ſchon im Jahr 1670 errichtete und Garde : Marine bergeſtel: aufgehobene wieder bekam jene Beſtimmung der Seeſchulen let ward , meør Ausdehnung, daß fie fich auf alles erſtreckten, was zu dein Bau , der Regierung und Bewegung der Schiffe, theils einzeln , theils in ganzen Schlachthaus fen , geborte. S. 320 . d ) Hiſtoire milit. de Louis XIV . p. 274.

9. Abſchn.: ş.

Seeweſen .

307

320.

Es iſt ſchon oben (I. Bd . S. 542 ) geſagt wors den ,

daß um die Mitte des ſiebenzehnten Fahrhuna derts die parallele Schlachtordnung der Flotten zuerſt aufkam ). Bei dieſer waren die Schiffe gewöhnlich Eine Kabellänge oder hundert Franzéfiſche Klaftern þinter einander. Um dieſe Stellung leichter nehmen zu können , leegelte die Flotte entweder in Einer Linie neben einander , oder aber ſo , daß ſie einen ſtumpfen Winkel formirte , an deſſen Spike ſich der Admiral unter dem Winde befand. Man ordnéte die Flotte zum Marſch wohl auch in drei oder fechs Kolonnen , in welchem Falle drei Diviſionen formiret wurden . Alein , man brauchte dann viel Zeit , um ſich in Schlachtordnung zu ſtellen , daher war diefe Marſchs ordnung nie anwendbar , wenn man ein bevorſtebens Ueberdieſes war es des Gefecht zu beſorgen hatte. auch nicht ohne alle Schwierigkeiten , daß jedes Schif die ißın zugehörige Stelle waprend des Marſches bes pielt. Es ward zu dem Ende hinter den großen Maſt ein Viereck auf das Verdeck gezeichnet , deſſen Mits tellinie den (auf des Schiffes, die anderen ,theils recht: winklichten, theils diagonalen Linien aber den gegenſeis tigen Stand der übrigen Schiffe andeuteten .

S.

321 .

Zu beſſerer Erbaltung der Drdnung bei den Evos lutionen wurden die Flotten nach der Farbe der Flag: gen , welche die Admirale führten , in Estadren ger theilet, e ) Das Treffen ohnweit dem Terel zwiſchen dem Herzog von Yorf und dem Holländiſchen Admiral Opdam wir als der Zeitpunkt angegeben .

U a

V:

308

Zeitr a u m.

1theilet, die bei den Franzoſen den Namen der Weiſſen , der Wciß und blauen und der Blauen führten ') ; bei den Engelländern hingegen bießen ſie die Rothe und die Blaue , denn im Kriege von 1688 beſtand die dritte Abtheilung gewöhnlich aus den Holländern ). S.

322 .

Wenn zwei Flotten einander ins Geſicht famen , ſuchten fie vornehmlich einander zu dupliren oder zu überflügeln ,

ſo daß eine oder meør Abtheilungen

Der ſtårkeren um die ſchwächere herum glengen , und ſie zwiſchen zwei Feuer nahmen . So gieng im Sees treffen bei la Hogue 1692 die blaue Eskadre der En : gelländer zwiſchen der zweiten

und dritten Diviſion

des Franzöſiſchen Hinfertreffens durch , daß neun Franzöſiſche Schiffe genöthiget waren , ſieben Stun: den lang von beiden Seiten zu fechten , weil der Wind ſtille geworben war , und die Franzöſiſche Flotte vor Aufer geben mußte , wenn ſie nicht durch die Stroine gerade unter die Engellander getrieben wer: den wollten . Das Admiral: Schiff des Marquis Tourville lag auf dieſe Art zwiſchen ſechs Engli: fchen Schiffen , die ein fürchterliches Feuer auf ihn machten , auch fünf Brander gegen ihn abſchickten , die ihm

jedoch keinen Schaden tbaten 5 ).

S.

323.

Um dieſes Dupliren zu vermeiden ſtellte der ud: miral Herbert im Treffen bei Boviſier die vereinte Holländiſche und Engliſche Flotte dergeſtalt ,

f ) Meinoires de Tourville 3 ; p. 142. g ) Burchet l . c. p . 149. h) Mémoir, de Tourville 3 ; p. 175. arınées navales fol. p. 381 .

daß in ber

P. Hofte Art des

8. Abſchn.

Seeweſen.

309

der Mitte ein

großer Raum blieb ; ließ aber die Schiffe der Urriergarde dichte auf einander fahren , damit ſie ein überlegenes Feuer hatten , und von den Franzoſen nicht durchbrochen werden konnten :) . Ein ! gleiches beobachtete die Avantgarde der Franzöſiſchen Flotte in dem ſchon erwähnten Treffen bei la Hogue, ro daß es biec den Holländern ſchlechterdings uus

1

möglich war , durch die Linie zu geben , und ſie zwis ſchen zwei Feueč zu nebinent.

S.

324 .

Das Durchbrechen der feindlichen Linie war ebens falls eine der gewöhnlichſten Secevolutionen , die auch in den neueſten Zeiten noch ſehr båufig , und immer mit Vortheil angewendet wird . In dieſer Abſicht wenden fich nemlich eine beſtimmte Unzahl Schiffe auf ein gegebenes Signal ſchnell aus der {inie heraus , und geben mit vollen Seegeln queer durch die feind: liche Linie bindurch , um auf der andern Seite ders felben wieder beizulegen ,

und den Feind hier zu bes

ſchieſſen , wo er gewöönlich nicht darauf gefaßt iſt, oft ſelbſt nicht einmal die Kanonen in die Stůckpforten gebracht hat, fo daß er zwei bis drei volle Geſchük: lagen erhålt , ebe , er Einmal darauf zu antworten Faſt alle Seetreffen der Kriege zwiſchen den vermag . Holländern und Engelländern , und zwiſchen dieſen und den Franzoſen geben uns Beiſpiele des Durch : Der Niederlåndiſche brechens der feindlichen Linie . Admiral Runter ſcheint der Erfinder dieſes Mancus vres zu ſein ; er führte es vorzüglid gut im Jahr 1666 bei Dünkirchen aus , wo er mehrere male durch die i) Paul Hofte l. 6. p. 387.

U 3

V.

310 die und

Beitra u m .

Engliſche Flotte des

Admirals

Mont

brach ,

feine ſchon abgeſchnittene Avantgarde rettete.

S.

325.

Wie im vorigen Zeitraume wurden noch immer die Brander febr Håufig angewendet , um in Treffen die

feindliche

Flotte in Unordnung zu bringen und

ibre Linie zu trenuen. Daher die große Menge Brans der , die man gewöhnlich bei den Flotten des fünf: ten Zeitraumes antrifft, und deren der Admiral Tours ville im Jahr 1691.

ein und

zwanzig bei ſeinem

Geſchwader * ), eine Engliſche Flotte aber von ſechs und zwanzig Seegeln im Jahr 1693 ſiebenzehen mit ſich hatte !). Nebſt dem Gebrauch in den Seeſchlachten , bediente man ſich ihrer auch oft: feindliche Transport: flotten in den Häfen zu verbrennen , wie die Engels länder 1666 unter den Admiral Holmes im Vlie zwei Kriegsſchiffe und über hundert Kauffabrer , nicht minder die Hollander unter dem Admiral Gbont im folgenden Jahre zu Shernelſe fieben Engliſche Kriegsſchiffe. Auch 1676 ward eine Hollandis fche und Spaniſche Flotte im

Hafen von Palermo, AUD 1677 im Hafen von Tabago eine Holåndiſche Eskadre durch den Grafen von Etre'es verbrannt,

der jedoch ebenfalls fein udmiral :Schif dabei verlohr , und ſich durch Schwimmen ans ( and retten mußte m ). Mit vorzüglicher

Kühnfeit ward die Verbrennung Engliſchen und Holländiſchen Handelsflotte im Hafen von Malaga 1693 durch die Franzoſen aus: geführet. Ucht Kriegsſchiffe legten ſich in einer Linie der

vor den Eingang des Hafens, ſo daß ſie die in dems Felben Memoir. de Tourville 3 ; p. 147. 2 k) 1 ) Burchet 1. c. p. 179. m ) Paul Hofte I. c. p. 336 4. 398.

9. Abſchn .

Seeweſen .

felben befindlichen Schiffe und am Ufer v angelegten Batterien wåbrend ein Brander von fechs gen , und auf jeder Seite von

311

die von dem Feinde beſchieſſen konnten , Shaluppen fortgezos dreigeben bewafneten

Chalupper begleitet, die durch eine Bruſtwebr von Hangmatten gegen die Musketenfugeln geſichert waren , in den Hafen gieng , um die Engliſchen Schiffe in Brand zu ftecken . Sie richteten dies auch wirklich ins Werf , ohngeachtet des mórberiſchen Feuers , das die Engelländer von iþren Schiffen und Batterien machten , und die im Hafen befindliche Flotte ward . theils ein Raub der Flammen , theils von den Engels Låndern

ſelbſt verſenkt , weil ſie ihre Schiffe nicht in

die Hände der Franzoſen fallen laſſen wollten " ). S. Zwar aus

wußte

man

326. fchon

ſeit dem Arifange des Granaten

Sianonen geſchoſſen werden konnten

1. Bo .

S. 263 und 290 -- ; es fiuden ſich jedoch nirgends Beiſpiele in der Geſchichte: daß dies bei irgend eincè ériftlichen Gelegenheit wirklich geſcheben ſei. Des Chiens, ein verdienter Seeoffizier , that es entweder im gegenwärtigen Zeitraume zuerſt, oder er batte Ca. zwei wirkliche Haubiken auf feinem Schiffe nons à bombes – mit den er ſich gegen vier Eng liſche Schiffe vertbeidigte , die ihn angetffen , und von den er zwei in Brand ſteckte 9). Bei der noch immet febr gewöhulichen Sitte - die jedoch ſchont im Spaniſchen Succeſſionsfriege ziemlich ſeltener zu werden anfieng - den Feind zu enterit und das Trefs fen 6) Mem . ' de Tourville 3 ; p . 215 feq. o ) P. Daniel bif. de la milice franc. XIV ; chap. 103 po p . 723 04

312

a'u u m . Zeitra

V.

fen mit dem Såbel in der Fauſt zu entſcheiden ; wurs den die Handgranaten febr Gäufig angewendet , um das Verdeck des Schiffes von Feinden zu reinigen . Zu demſelben Entzweck ſtanden immer auch auf Back und Schanze - dem Vorder : und Hinter:Kaſtel -- eis nige leichte, mit Hagel geladene Kanonen , die das Vers. decf beſtrichen , und nur dann gebraucht wurden , wann der Feind geentert batte , und ſchon in beträchtlicher Anzahl berüber gekommen

-

S.

war.

327 .

Unternehmungen gegen feindliche Häfen waren in dieſem Zeitrauine ebenfalls ſehr häufig, und es wurs. Den dabei verſchiedene Erfindungen angewendet , um den Hafen nebſt den darinn befindlichen Schiffen und ben Seemagazinen zu gerſtóbren. Zu bein Unternehs men auf Ulgier im Jahr 1682 ward der Bombar: dier : Hauptmann Camelin mit einer Anzahl Boms bardiere von der Land : Artillerie mitgegeben , um die Bedienung der Mörſer zu leiten , aus den Karkaſſen auf die Stadt geivorfen werden ſollten.

Allein , jene fowohl, als die Bomben , zerſprangen immer gleich vor dem Mörſer , daß man nicht mehr als 'zweie oder dreje derſelben in die Stadt brachte. Zwar gelang in den folgenden Tagen der Verſuch , beſſer , und vers ſchiedene Häufer von Algier gerietben in Brand; dens noch war die Wirkung nicht so , wie man ſie erwar: tet hatte , und die Franzöſiſche Estadre mußte wegen des einfallenden üblen Wetters nach Toulon zurück: kebreu P ). Mit mehrerem Erfolg ward Algier das Jahr darauf durch fieben Bombardiergatiotren bonis barðiret, die in zwei Stunden des Nachts jede dreis zehen bis achtzehen Bomben und Karkaſſen warfen ; ja, als P) Memoir . de Tourville Tom . 2 ; p . 183 ſcq.

YT

9. Abſchni

Seeweſen .

2 313

als der Den Mezzo Morto den Waffenſtilteftand wieder aufgeboben batte, warfen drei Galliotten am Tage und vier Galliotten des Nachts jede bis zu vier; zig Bomben und Brandkugeln . S.

328 .

Nicht zufrieden mit dem Schaden , welchen diss zweimalige Bombardement in Algier angerichtet batte; wollte ,man bei einem abernialigen Angriffe dieſes Hafens im Jahr 1688 denſelben durch eine Nachaps mung der Jambelli'ſoen Feuermaſchine (Siebe 1. Bd. S.386 ) zerſtöhren , die ſich von dem Ritter de levi, Franzöſiſchem Chef d'Estadre, berſchrieb ). Sie beſtand aus zwei ungebeueren Bomben , von ovas ler Forin , neun Fuß im großen , und fünf Fuß im kleinen Durchmeſſer , und ſechs Zou Eiſenſtårfe, die jede achttauſend Pfunde Pulver faßten. Ein mit Raketenſatz

ausgeſchlagener Musketenlauf vertrat die

Stelle der Brandrökre , und ward durch zwei ciſerne Bånder in dem angegoſſenen Halfe der Bombe feft gehalten, die iørerſeits, von mehreren großen Balfen !!! dies * fen

Balken

und Kanonen ns

in

ein Mauerwert ?

von

einein dazu beſonders eingerichteten Flütſchiffe lag, Auf dem oberen Theile des Mauerwerfes befanden ſich mehrere bis zum

Springen

überladene Kanonen und

Mörſer , Bomben , Karkaſſen und Sturmgåpfe, das mit ſie bei dem Springen des Minenſchiffes umber geſchleudert wurden , und Stadt und Hafen in Braud ſteckten ').

Dieſe Maſchine ward jedoch nicht wirklich

gebraucht, 9 ) Memoires du Comte de Forbin I ; p . 39 . s ) St. Remy Memoir, d'Artiller. Tom . IX'p. 329.

314

V.Beitraum .

gebraucht , wabtrcheinlich weil man einſabe: daß ihte Wirkung bei weiteit nicht den darauf gewandten sos ſten

entſprechen würde.

.

329.

Eine etwas verſchiedene Einrichtung Katten die voir dem Engelländer -Meeſtets im Jahr 1696 ers baueten und gegen die Häfen von Dunkirchen und St. Malo beſtimmten Minenſchiffe. Man patre alte genommen , und ſie durch ein Ger

Schifsfórper dazu

rüfte You Holzwert" und Mauerwert an den Seiten verſtärker , um eine deſto gröffere Wirkung von iğnen zu erhalten . Zu unterſt auf dem Ballaſt von Kies und Grand lagen zwanzig tauſend Pfund Pulver in Fåſſern , die mit einer Mauer, Einen Fuß dick, ums geben und bedecket waren . Auf lekterer befanden ſich fechshundert Bomber und Brandkugeln, ebenfalls mit einer Mauerdecke von zwei Fuß , bie ifrerſeits funfs jig mit allerlei

Kunftfeuern angefüllten Fäſſern zur

Unterlage diente. Die ganze Maſchine war mit eineni bölzernen Verdeck verſchloſſen , auf dem alte Kanonieirdhre nach allen Richtungen befeſtiger and bis an die Mündung teils mitKugeln , " ibeils mit Kartetſchen geladen waren . Eine in der Mitten bis in die Pulverladung berunter gehende metalne Rébre

2

diente zum Zünder der Maſchine °) Von dieſen Minenſchiffen waren

rechfe gegen den

Důnkirchner Hafen beſtimmt, zweie ſollten gegen die Hölzernen Forts oder Blodfhäufer im Hafen, zwei ans bere gegen die Rißbantſpielen , und die zwei telteit

! follten zur Referve dienen , um das gegen Oſten liels gende båtzerne Fort noch einmal anzugreifen , wenn die beiden erſten, nicht die geborige Wirkung båten.

$

St. Reny I ; p. 328.

9. Abſchn .

Seeweſen .

315

Es wurden zuerſt zwei Brander gegen den Hafen ab ., die einen dicken Rauch verurſachen , und geſchickt , ſe den Franzo n dadurch die Ankunft der wirklichen Weil aber der Eine Minenſchiffe verbergen ſollten . unterweges ſtrandete , der andere bingegen ausbrannte, ebe er noch bis in den Hafen gelangte , ließ man die Minenſchiffe gar nicht abgeben , ſondern begnügte ſid ), die Stadt acht Stunden lang zu bombardiren , und ſich alsdann zurück zu ziehen , ohne etwas Wichtiges Auch gegen St. Malo , ausgerichtet zu haben “). das man vorher angegriffen hatte , that ein ſoldhes Mitenſchif nur geringe Wirkung , die mit dem Auf: wande feiner Zubereitung in gar keinem Verhålti iiß Der Verfertiger dieſer Maſchinen ſcheint ſtand. ar n de Seeoffizieren die Schuld des fehlgeſchlage: zw denn nn er nen Unternehmens beigemeſſen zu haben , de Sie bited veranlaßte eine Unterſuchung gegen fie.

/

jedoch ohne weitere Folgen , und die Minenſchiffe wurden nicht weiter gebraucht.

S.

330.

Sandungen wurden mehrere måfrend dieſes Zeit : raumnes unternommen . Um wichtigſten durch ifre Folgen war obnſtreitig die Landung Willhel818 von Oranien in Engelland mit nicht mehr als 14350 Mann , die ihn auf den Ibron dieſes Reiches erhob. Uis kriegeriſches Unterneşmen hingegen verdienet die je Jandung tauin einer Erwähnung , weil die Hollár :: diſche Transporoflotte ganz ungebindert bei der aus Gi Seegeln beſtehenden Engliſchen Flotce , worunter ſich allein 38 tinienſchiffe befanden , vorbeiſeegelte , uns eben ſo ungeftobrt ihre Truppen zu Torbay ans Jario ſekte “ ).

Kübner' unternommen und beſſer ausgefüllt tet t ) Burchet I. c. p. 279. ſeq. u) Burchet l. 6. p. 49.

1

ī

raum

t V. Zei

316

.

ret war die Landung der Franzoſen bor Genua in Jahr 1684 in Angeſicht der am Ufer hinter Mauern poftirten Genueſer und Spaniet , die ein lebhaftes Feuer auf die landenden Truppen machten . Die lek: teren nåherten ſich bei Unbruch des Tages dem Ufer in vier Åbebeilungen von 800 bis 1200 Mann, wähs renð geßen Galeeren auf die nach dem Landungsplate gerichteten Batterien ein ununterbrochenes Fever machs Sobald die Detaſchementer alle ausgediffe was ten . ren ,

vereinigten ſie ſich mit einander ,

und warfen

den Feind ans feinen Verſchanzungen , die theils eins geriffen , teils von den Franzöſen zu Deckung ibres Rufzuges befekt wurden . Man bertrieb auf dieſe Art die Genueſer gånzlich aus der Vorſtadt St. Pes ter d'Arena, die alsdenin von den Franzoſen in Brand geflecket Ward , worauf ſie wieder zu Schiffe giengen , unt das Bombardement des Hafens noch einige Tage förtjuſeken "). Nicht ſo glücklich war die Landung der Engelåns dee im Jahr 1694 an der Franzöſiſchen Küſte , in der Camaret : und Bertram : Bay . Die Franzoſen haiten fich hier ſo vortheilhaft verſchanzt, und eins pfiengen die Engeltånder fo gut , daß dieſe ſich in der griften Unordnug , und init einein Verluſte von 600 Mann wieder einſchiffen mußten. Drei zu Deckung dei: Landung beſtimmte Kriegsſchiffe vurden rebr übel jugerichtet, und verlohren 112 Mann von ihrer Equi: page ; eine Fregatte aber ward ganz in Grund gos ſchoffen w). Einen beſſereu Erfolg hatte das Unternehmen auf Earthagena in Weſtindien

1

1697 ; welcher Stadt ſich die

v ) Memoir . de Tourville 3 ; p . 12 feq. W) Burchet l. c. p . 217.

9. Abſchn .

Seeweſen .

317

die Franzoſen vorzüglich durch Beiſtand der Flibús. ſtiers bemachtigten ; denn dieſe erſtiegen die Mauern mit Sturm , nachdem man vorher die_Uuſſenwerke und einzelnen Forts eingenommen und die Stadt vier Tage lang aus fünf Mörſern und vier und zwanzig ſchweren Kanoneu beſchoſſen hatte. Die Beſakung kapitulirte , und zog mit zwei Kanonen nebſt den übris gen Einwohnern aus , worauf die Stadt einer allges meisten Plünderung preiß gegeben ward *).

S.

331..

Man ſuchte zwar ſich gegen ånliche Unternete mungen durch Kuſienbatterien und durch Vorlegung eines Bauin es zu ſichern , indem man große Seegels bäume und Balfen mit eiſernen Reifen um zwei Uns kertaue befeſtigte, daß ſie eine ſchwimmende Kette bils deten , die von den darbinter liegenden Schiffen nịt Es finden ſich iþrem Geſchütz vertheidiget wurden. jedoch bäufige Beiſpiele: daß

ein

ſolcher Saum von

der feindlichen Flotte durchbrochen ward , um die im Hafen verſchanzten Schiffe zu erobern oder zu vers brennen . Der Herr von Chateau Renauld batta ſich im Jahr 1702 mit den Spaniſchen Galioven , die er konvoyete , in der Bay von Vigos durch einen Baum

verſchanzt,

der

durch zwei Batterien von

zwanzig und vierzig Kanonen , und noch durch ein ſteinernes mit zehen Kanonen und fünfhundert Mann befektes Fort vert heidiget ward . Zwei Siebenzig:Kas nonen : Schiffe beſtrichen den Baum der Långe nadh, und hinter ihm lagen fünf andere Kriegsſchiffe zum Dennoch grif der Engliſche Udmiral. Gefecht bereit. Georg Roote dieſe verſchanzte Eskader an : der Vize:Admiral Hopron lief mit vollen Seegeln gegen den x) ibid , p. 332.

! 1

318

V.

Z eitir a u m .

den Baum an ,

und fprengte denſelben , worauf er zwiſchen zwei Franzöſiſchen Schiffen anferte, urd das Gefecht anfieng. Nach und nach kamen auch die übrigen Engliſchen Schiffe durch den Baum herein, und die Spaniſch Franzöſiſche Flotte ward theils ero: bert , theils verbrannt ).

$. Der

Baum ,

dondery über

den

332 .

den die Franzoſen 1689 vor ( ons Fluß geſpannt

þatten ,

um der

Stadt die Zufuhre abzuſchneiden , ward ebenfalls von brei mit Mund : und Kriegsvorratý beladenen Englis fchen Schiffen geſprenget, indem ſie mit gutem Winde Die ſchon aufs åuſſerſte gebrachte dagegen anliefen. Stadt erbielt durch dieſen Transport neuen Muth, und die Franzoſen hoben am folgenden Tage die Bez lagerung auf. Zwar konnte 1697 ein acht Kriegsſchiffe und acht Bombardiergalliotten ſtarfes Franzöſiſches Geſchwader unter dem Ritter Coetlogon in der Bay von Gibral: tar den von vier Engliſchen Schiffen vorgelegten Baum nicht durchbrechen , weil eine eingefallene Windſtille fie daran hinderte; allein ,

fie

nötbigteit durch ihr

heftiges Feuer die Engelländer : ihre Schiffe zu vers ſenken , und verbrannten nach er dreie davon durch einen abgeſchickten Brander ? ).

Das Engliſche

Geſchwader unter dem Commos

dore Morris , das 1697 in dem St. Johns : Hafen von den . Franzoſen angegriffen zu werden fürchtete, þatte

zwei Båume vor fich,

pinter den die Englis ſchen

y) Robertſon's Elements of Navigation 2 h n . ach Böhms Magazin für Ingenieure u. Artilleriſten 3 Bd ; S. 118., $) Ebendaſ. 8. 113 .

3

9. Abſchn .

Seeweſent.

319

mit Einſchluß zweier Brander , dreis fchen Schiffe in einem halben Monden las zeben an der Zahl gen , daß ſie mit ihren Kanonen die Bäume beſtreis Ein auf der Flotte befindliches Regis chen konnten . uppen ward zu den zwei Batterien am landtr ment des Hafens poſtiret, woſelbſt der Haupts mann Richard , der als Ingenieur gebraucht ward, Um zus die nöthigen Verſchanzungen anlegen ließ. gleich die Kriegsſchiffe ftårker bemannt zu baben , nahm man die Matroſen von den Kauffabrern, und bemannte ſie damit. Alle dieſe Vorkepruugen waren Eingange

jedoch überflüſſig ; denn die ro febr gefürchtete Frans zöſiſche Flotte war das Geſchwader des Udmiral Pointis, der mit der reichen Beute von Eartpagena nach Europa zurücfebrte , und ſelbſt nichts angeles generes Karte , als den Händen der Engelländer ju entgegen . S.

333 .

Die Flibůſtiers , die ſo wichtigen Untheil an eine zu batten merkwürdige Erſcheinung in der Geſchichte der Sees kriege dieſes Zeitraunes , als daß wir fie bier gang Einige wes mit Stillſchweigen übergeben könnten. nige Franzöſiſche und Engliſche Abentheverer flüchteten ſich im Jahr 1630 von der Inſel St. Chriſtoph, ans fangs nach der nördlichen Küſte von St. Domingo ; dann

aber

nach

der Schildkröteninfel,

wo fie

zwanzig Mann ſtarke Spaniſche Bes Von einem fakung vertrieben und ſich niederlieſſen. gleichen Drange zur Freiheit beſeelt , und durch ein ánliches Schickſal vereiniget , bildeten ſie eine beſon : dere Art Freiſtaat, der allen wiederholten Angriffen

die fünf und

der Spanier ,

feiner

årgſten

Feinde

trole ,

und bald

320 balb

allen

in

V.

Zeitraum .

den

amerikaniſchen

Gewäſſern

fans

delnden Nationen fürchterlich ward. S.

334

Gleich bei ihrer Entſtehung theilte ſich dieſe kleine Republik in zwei Theile : der eine hieß gewohnlich die Bufaniere , und beſchäftigte ſich mit dein Fiſch: fange und der Büffeljagd , deren Fleiſch ſie zur Nab: rung für ſich und für igre ſeefabrenden Kameraden bei einem gelinden Feuer dåreten , deren Håute fie aber an die Hollander oder Engelånder verkauften ; der andere Theil der Einwohner hingegen brachte die meiſte Zeit auf der See zu , wo ſie unter dem Nas men der Ftibúſtiers oder Küſtenbrüder die aus Weſtindien zurückkehrenden Schiffe , vorzüglich die Sie Spaniſchen Gallionen ', zu berauben ſuchten. þatten nur wenig Bedürfniſſe , und es koſtete ihnen faſt nichts , ſich auch der unentbehrlichſten Dinge zu entſchlagen , Mit allen Gefahren der See und des Krieges vertraut,

war kein Unterne men ignen zu ſchwer, ſobald die Hoffnung naher Beute ſie belebte, oder der Anblick der Spanier ihre Mordluſt befeuerte;

denn dieſen beſonders batten fie ewigen underſöhnlichen Haß geſchworen . Sie lebten daber mit ihnen in einein ſtecen Kriege , deſſen Geſchichte die auffallendſten Beiſpiele von auſſerordentlicher Kühnheit und durch Nichts zu erſchütternder Standhaftigkeit anbiethet. In kleine Geſellſchaften von fünf und zwanzig bis hundert Mann vereint , die immer den Muthigſten und Einſichtsvolfen zum Anführer wählten , wagten fie; oft weite Fabrten in die fernſten Gegenden , um den Käuffahrern aufzulauern , oder die Spaniſchen Beligungen ſelbſt anzugreifen. So waren fünf und funfzig Flibiiſtiere bis in die Südſee gekommen , und mußten

9. Abſchn.

321

Seeweſen .

mußten in einem ſchlechten Boote einen Rüdweg von mehr als zwei tauſend Meilen durch die ſturmiſchen Gewäſſer der Magellaniſchen Meerenge antreten . Schon waren ſie glücklich bis zu dieſer gekommen , als es ibnen einfiel , daß ſie noch ohne Beute waren ; ſie ſeegelten daber wieder bis gegen Peru ſie

hinauf,

wo

ein reich beladenes Regiſterſchif wegnaþnen und

mit ſich davon führten . Oft griffen zu einer andern Zeit zwanzig bis dreißig Flibůſtiere in einem Kanot die größte Spaniſche Gallion an ,

enterten und ers

oberten ſie auch jedesmal , ohngeachtet ibres Geſchüßes Ein unbegreiflicher und ibrer ſtarken Bemannung. Zauber ſchien die Hand der Spanier bei dem Anblick ihrer raſtloſen Verfolger zu låbmen ,

den daber die

Eroberung des ſtårfſten Schiffes faſt ſelten meør als die Múbe koſtete: die Beſazung zu entwafuen und die reiche Beute zu teilen. Noch jekt, nach einem Zeitraume von mehr als hundert Jabren , ſind die Namen eines Montbaes , cines l'olonois , ' eines Morgan und eines Van Horn in jenen Gegendert bekannt , deren

Schrecken ſie eine Zeit lang waren .

Der lektere beſonders gieng in dem hißigſten Gefechte ohnaufhörlich auf feine Leute , und rödtete jeden auf der

1

Stelle, der nur das geringſte Zeichen von Furcht oder Erſchrecken blicken ließ.

S.

335 .

So lange Frankreich und Engelland init Spas nien in Krieg verwickelt waren , trieben die Küſtens brüder ihre Seeräubereien mit einer Art von Ges ſegmåßigkeit , obgleich ſie weder Markebriefe batten ,

1

noch auch von den Spaniern als regelmäßige Kaper Jeder Flibuſtier anerkannt und behandelt wurden . der lebendig in die Hände der Lebteren vielmebr , fiel Soyer's Weyere Kriegsk. 11. Tb .

322

V.

Zeitra'u m .

das doch nie oder nur äuſſerſt relten der Fal mußte augenblicklich eines quaalvollen Todes

fiel war ſterben .

Als jedoch der Friede dieſe Nationen ver:

einte , bemůbeten ſich auch Engelland und Frankreich die Weſtindiſchen Freibeuter theils von iþrem für den Handel ro verderblichen Handwerke abzubringen , theils auch die , welche dies nicht woll :

gemeinſchaftlich :

Man gab den Angerebeneren uns ten , auszurotten . ter ihnen verſchiedenie kriegeriſche Eprenſtellen ; den anderen aber ländereien , und ro verlohr ſich nach und nach ſelbſt der Name diefes kleinen kriegeriſchen Freiſtaates , der rehr viel Zeuliches mit den ebemas und deſſen Erſter Schritt ligen Aſſaſſinen hatte , zu einer vortheilhaften Umånderung durch den 1665 aus Frankreich dahin geſchickten Statthalter Doges ron gethan ward , indem er den unſtåten Flibuſtiers Weiber gab , wie man es neuerlich mit der genugs fam

bekannten Kolonie in Botany : Bay machte * ).

i'

Zehenter

Abrch nitt.

Aitteratur der Kriegskunſt von der Mitte des flebenzehentek Jahrhunderts bis zum Jahre 1740.

g.

336 .

enn ſchon im vorgergehenden Zeitraume in allen w Zweigen der Kriegswiſſenſchaft Schriftſteller auftraten , geſchabé dies im gegenwårtigen noch viel mehr, a) Mad der Algerneinen Geſchichte aller Reiſen zu Waſſer und zu Lande , und Raynals Geſchichte des Handels ? t : im V Bande,

10. Abſchn .

Litteratur.

323

meør , und nicht allein die Geſchük : und Kriegsbau : kunſt , ſondern auch der Gebrauch des Gewehres und die Stellung und Bewegung der Truppen ward theo : retiſch bearbeitet. - Es traten nåchſtdein Månner auf, welche die Geſchichte

der Feldzüge des vergangenen

wie des jeßigen Zeitraumes auf eine wiſſenſchaftliche Weiſe beſchrieben , die Urſachen verlobruer oder ges wonnener Treffen in ein helles Sicht fekten, und leb: ren für ånliche Fälle daraus ber leiteten , zu den in militairiſcher Hinſicht intereſſanten Geſchichtsbů: chern kann man vorzüglich das Theatrum Europaeum rechnen , wegen der darinnen befindlichen ausführlichen Relationen von Treffen , Gefechten und Belagerungen, die größtentheils von Uugenzeugen abgefaßt , und mic genauen Planen verſehen ſind. Unter den Memoiren zur ſcientiviſchen wichtigſten :

Kriegsgeſchichte

ſind

folgende die

Sieges, batailles, victoires et triomphes du Prince de Condé. 4 °. Paris 1651 . La Campagne Royale , ou le triomphe des are mes de Sa Majeſté ès années 1667 et 1668. 8º. Paris.

Gualdo I..orato Iſoria di Leopoldo Caefare con tinente le coſe piu memorabile ſucceſſe in Europa del 1656 fino al 1670 , fol. Vienna 1670 . Relazione de la Campagoa dell anno 1673 com mandata del Conte de Montecoucoli. fol. 1674. Les Memoires de Mír. Jaques de Chaltenet, Chev. Seign . de Puyſegur fous les Regnes de Louis XIII. et Louis XIV. 12º. Amſterdam 1690. Relation de la Bataille doanée auprès de Fleu rus par l'armée du Roi 1690 par le Duc de Luxem . bourg. 8 ° Lyon 1690. Rela . # 2

1 324

V.

Zeitra u m.

Relation veritable de la Campagne des Allemands de l'année 1690 89. Liège 1691 . Memoires concernant la Campagne de trois Rois, faite en l'anuée 1692 avec des reflections 8º. Co logne 1693 . Journal de la Campagne de Piemont, avec le detail de la Bataille donnée à Marſeille le 4. Octobr. 1693 8 °. Paris 1693 .

2 Hiſtoire de la guerre de Guienne, cominencée en 16si. et continuée jusqu'à l'année 1653' 8 . Cologne 1694. La Campagne Royale , ou le triomphe des ar. mées de S. Maj ., ès années 1667 et 1668 8º. Pa ris 1695 . Relation de la Campagne de Flandre et du Siège fol. à la de Nanjur en l'année 1695; 2de Edit. Haye 1696 . Sám . de Puffendorff de Rebus geſtis Frider. Wil helmi, Magni Electoris brandenburgici Comment. Lib . XIX . fol. Berolini 1695 . Sam . de Puffendorff de rebus à Carolo Guſtavo Sueciae Rege geftis , Commentarior. Libr. VII.

fol.

Norimberg. 1696. Les batailles memorabl. des Franç. 8º. Par . 1696 . J. B. Nolin Theatre de la guerre en Italie avec des Cartes et Pl . fol. Paris 1702. Relation de la journée de Cremone et la defaite des Troupes imperiales, avec la ſuite des affaires d'Italie gº. Paris 1702 .

Lettre ecrite de Londres - en lui envoyant une relation de la Campagne de 1706 en Espagne 8º. Co logne 1707 . Chev. de Bellerive hiſtoire des dernieres Cam pagnes du Duc de Vendome 8º.

i

Paris 1714. Recueil

10. Abſchn .

1

325

Litteratur.

Recueil des Lettres et Memoires , contenant une Relation

de l'action paſſée à Denain' le 24. Juillet à la Haye 1714 . Der Spaniſche Succeſſionskrieg unter Kaiſer Leos

1712 4.

pold I. ,

Joſef I. und Karl VI . innerhalb 14 Jahren bis zu dem Baadiſchen Frieden Fol. Augsburg 1715 . Curieuſes Staats- und Kriegs : Theatrum dermas liger Begebenheiten Foi. Augsburg 1716. Petr. Schenk Theatruin.bellicum, incipiens à Ca.

rolo II. Hiſpaniarum Rege ad Carolum III. fol. Am ftelodam . 1716 . Memoires

du

Marq.

D ** touchant la guerre

d'Eſpagne, de Baviere et de Flandre , avec les plans des batailles 12°. Cologne 1708. Hiſtoire militaire

du

regne de Louis XIV , où

l'on trouve un detail de toutes les batailles ,

fieges,

combats etc. qui ſe ſont paſſés ſous ce regae par le M. de Quincy 4 °. Paris 1726 . Chev . de Beaulieu , Campagnes Louis le grand , ou deſcriptions

1

glorieuſes de

et plans des batail.

les , des lieges et des Villes gr. fol . Paris. Hiſtoire militaire du Prince Eugene , du Duc de Marlborough et du Pr. de Naſſau par du Mont et Rouſſet gr. fol. à la Haye 1729. Memoires du Comte de Forbin 80. Amft. 1730.

Campagnes

les plus memorables de la dernière

guerre 8 '. Amſterd. 1734. Maſſuet hiſtoire de la guerre preſente en Italie, ſur le Rhin , en Pologne etc. 80. Amſlerd. 1735 . Hiſtoire du Vicomte de Turenne , Marech . Ge neral des armées du Roi pr. M. de Ramſay 4 °. Paris 1735 . !

1 Nordbergs Leben Karis des Zwölften , Königs in Schweden Fol. Hamburg 1742 . Gufla . 3

raum .

V. Zeit

326

Guſtave Adlerfeld hiftoire militaire de Charles XII . 8º.

Roi de Suede depuis l'aa 1700 jusqu'à 1709 Amſterdain 1740 . Le Rouge Theatre de la guerre en Allemagne

de 1733-1735. 4 ° Paris 1741 . Memoires de Condé 4 ° à la Haye 1743. Recueil de Lettres pour ſervir d'eclairciſſement à

l'hiſtoire

militaire

du Regne de Louis XIV .

4º.

à la Haye 1760 . Charles de la Roziere Campagne du Marech , de Villars et de Maxim . Emanuel Elect. de Bavière en Allemagne en 1703. 8 ° Paris 1766 . Cte de Schmettau Memoires Secrets de la guerre de Hongrie ,

pendant les Campagnes de 1737 —

1739. Frankfurt 8º . 1771 . Militair : Geſchichte von Flandern , oder Feldzüge des Marſchals von Lupemburg ; aus dem Franz.

4º. Berlin 1787.

S. Schriftſteller ,

die

337. theils das ganze Gebiet der

Kriegskunſt in ihren Werken umfaßten ,

theils auch

Sach : und Namenerflårung der bei dem Kriegsweſen vorkommenden Dinge geben , ſind: Salmaſii de Re militari Roinanorum liber . fol.

Lugd . Batavor. 1657. Annibal Porroni Trattato univerſale militare mo. derno ; diviſo in ſei Libri. fol. Venetia 1676. Alain Maneſſon Mallet Travaux de Mars. Tom . 3 . ward ins Deutſche und 8º. ' Amſterdam . 1684.; Hollåndiſche überſegt und mehrere male aufgelegt. l'Art de la guerre par Mr de Gaya - 12° . Paris (die dritte Ausgabe iſt von 1681 ). Georg

10, Abſchn.

Litteratur.

327

(Georg. Andreas Böcklers neu vermehrte Kriegsſchule 8 °. Frauff. ; ward 1645 zuerſt gedruckt, und in den Jahren 1646, 1647, 1660, 1661, 1672, 1674 ,

168

, 1689 neunmal aufgelegt .)

Wilb. Dilichii eröffnete Kriegsſchule Fol. Frank: furt 1689. Beide angeführte Schriftſteller ſind jedoch bloſſe Coms pilatoren , ſie geben blos die Kriegsverfaſſung des voris gen Zeitraumes an , und gehen faum ein paar Jahre über den dreißigjährigen Krieg hinaus. La Conduite de Mars par M. Courtilz . 12º . à la Haye 1685. Les Arts de l'homme de l'Epée , ou dictionnaire par le Sicur Guillot 8 °: , à la

du Gentilhomme Haye 1686.

Zum fünften Male gedruckt; die erſte Ausgabe ere [ dien 1680. Guil. Naudaci Bibliographia militaris , cura Schu. barti 12º. Jenae 1683, Joh. Sebaſt. Grubers neue Kriegs : Politife ' 8º. Frantf. am Main 1699 . Hamburg 1706 . Der geöfnete Ritterplak 12 °. Meinoires de Montecuculi, ou Principes de l'art militaire ; trad . de l'Italien 8 °, Paris 1712 . David Faßinanng Urſprung, Rubm , Ercellenz und Vortreflichteit des Kriegs- und Soldatenfiandes 4º. Berlin 1719 . Hiſtoire de la milice françoiſe par le P. Daniel 4 °. Paris 1721 ,

auch Amſterdain 1724.

Caroli de Aquino Lexicon militare fol. 1724 .

Romae

Marq. de Santa Cruz y Marzeoado Reflexiones militares. IX. Tom . 4º. Turin 1724.

&

4

Jog.

1

V.

328

3 eitra u mt.

Jok. Tob. Wagners Entwurf einer Soldaten : Bibliothek , nebſt der ganzen alten und neuen Kriegs. verfaſſung 8°. Leipzig 1724 . Stato militare del Imperio Ottomanno del Conte italieniſch und di Marſigli fol. à la Haye 1732 ; franzöſiſch.

Enthält eine umſtåndliche Beſchreibung des ganzen Türkiſchen Kriegsſtaates. Job. Rudolph Fåſch Kriegs., Ingenieur ., Urtilles ris : und Seeleriton 8º. Dresden , 173's auch 1738 . Actus publicus ,

oder öffeniliche Uebung aus den

militairiſchen Wiſſenſchaften, zu Wien gebalten Fol. Wien 1739 . Der Soldat , wie ſolcher durch Gegeneinanders ſtellung der alten und neuen Kriegswiſſenſchaften gründs lich zu unterrichten 8 °. Leipzig 1739 . Bardet de Villeneuve, Capit. et lagen . ordin . au ſervice de Sa Maj . le Roi des deux Siciles, Cours de la Science militaire à l'uſage de l'Infanterie , de la Cavallerie , de l'Artillerie , du Genie et de la Ma. rine 80. à la Haye 1740 auch 1745 . Joh . Dibbets Groot Militaire Woordenboek fol. s'Gravenhaage 1740 ,

S.

338.

Stein Zweig der Kriegswiſſenſchaft ward jedoch mehr bearbeitet , als die Geſchůß und die Befeftis gungsfunft ; doch begnügte inan rich in jener immer nur mit der inneren Einrichtung der Geſchüße, ohne fich über breiten.

den Gebrauch derſelben im Felde zu ver: Es ſcheint, als babe man noch ſehr an

dem Vourtbeile gebangen : mung

die vorneømſte Beſtim .

der Artillerie fei der Belagerungskrieg , ifre Anwens 1

10. Abſchn.

Litteratur.

329

Anwendung im Feldkriege ſei blog Nebenſache;., ein Borurtheil, von dem man erſt im folgenden Zeitraume zurückkam .

Um eifrigften bearbeitete man die Feuer:

werkskunft ,

und die Artilleriſten glaubten ſich nur

allein durch die Erfindung neuer , eft febr abentheuer: licher und deshalb auch ganz unbrauchbarer Kunſt: feuer einen Namen erwerben zu können . Der Grund daju tag wahrſcheinlich darinnen : daß man mit dem Gebrauche des Mörſers von Zeit zu Zeit vertrauter ward , und daß gegen das Ende des ſiebenzehnten Jahrhunderts die Sitte auftam : -gen

angegriffene Feſtuns

durch ein bloſſes Bombardement zur Uebergabe

zu zwingen . Folgendes ſind die Artillerieſchriftſteller der Deutſchen bis zum erſten Schleſiſchen Kriege ( Nach Prof. Geuß Artillerie : Bibliothel in Böhms Mas gazin für .Ingen , und Zrtiller . Bol. und VI. ). Georg Schreibers Büchſenineiſterei : Diſcurs, nebſt deſſen Feuerwerks:laboratorio Fol . Brieg 1656. Deſſelben Beſchreibung einer neuen , zuvor noch nie ausgegangenen Büchſenmeiſterei 4. Breslau. Unterſchiedene neue Arten von

kinſtlichen Feuers

werfen , nebſt kurzem Begrif und Anleitung zur Ar: tillerie , von Sylvius , Herzog zu Würtemberg: Dels Fol. Dels 1657 . Praxis artolleriae pyrotechnicae, oder vollkommene Unterweiſung, wie Raketen , Feuer:, Waſſer , Sturm : tugeln , Granaten 2. zu bereiten , ſammt gründlicher

Anleitung zur Artillerie , als vom

Mortier, von als lerhand grobem und kleinem Geſchüß, wie ſolche zu probiren , zu laden , zu richten u . d. gl. Fol. Dsnas brück 1660. Sft bloß eine neue Ausgabe des vorhergehenden. ES

Joſef

330

V. Zeitra u m.

Joſef Furtenbachs , des Ueltern , Mannhaftet Kunſtſpiegel Fol. Uugſpurg 1663 . Laboratorium militare fol. Hendelberg 1669. Eine weite Ausgabe des Ammonſchen Armamentarii ( I. Bd. S. 546). Peter Beckers, Ingenieur zu Delmenhorſt, Com pendium arithmetico . geometrico • pyrobolicum 8° Bremen 1667.

Tractatus quinque medico-phyſici, quorum pri. mus agit de ſal.nitro et ſpiritu nitro . aëreo ; fecun . dus de reſpiratione; tertius de refpiratione foetus in utero etc, etc. Studio Joh. Mayow . LL.D. et Me. dici . Oxonii.8º. 1669 ; auch unter dem Titel : Johannis Mayov Opera omnia . Hagae 1681 . Sit wegen der darinn vorgetragenen eigenthümlichen Meinung in Abſicht der Wirkung des Salpeters auch für den Artileriſten merkwürdig . Siegismund Küſtner ( Dånificher Artillerie: Fåbn: rich ) Veſtibuluin pyroboliae, ſive Compendium Ar. tilleriae fol. Frankf. 1671 . Bard 1679 neu aufgelegt.

Deliciae Cranachianae , oder Wolff von Cranach, weil. Oberſter und Gen. Ingenieur rare und kunſtrei: che Kriegs : Inventionen Fol. Hamburg 1672 . Simienovicz voukommene Geſchůki , Feuerwert : überfekt von Thomas und Büchſenmeiſtereikunſt , Leonard Beeren , und mit einem neuen Theile vermehrt durch Daniel Elrich Fol. Franff. 1676 . Ward 1703 neu aufgelegt.

Friedrichs 0. Zedliş Büchſenſchieſſereykunft 12. Frankf. 1676 . Marr Eiren frå mer von Biſlig þeim turs jer Unterricht für die Conſtables 8º .

Ulm 1677. Dialo .

10. Abſchn.

Litteratur.

Dialogus de Arte Artigleriae,

Das iſt :

331

Ge:

ſpråch von der Büchſenmeiſterkunſt, darinnen zu fins. den , was einem gemeinen Conſtabel zu wiſſen vonno : then ; nemlich : von Batterenen , Marchiren , Schief fen , laden , Richten und Werfen . Durch Johann ch er und Conſtabel in Nürnberg Bürg Dietri , 12 °. Nürnberg 1679 . Wolf Auguſt Mayers luft : {auf- und Feuers kunſt 8 °. Ulm 1680. Noviflimum fundamentum

et praxis artilleriae

von Ernſt Braun fol. Danzig 1682. Artilleriae recentior Praxis , oder neuere Geſchüks Von MichaelMiethen , Kaiſerl. beſchreibung. Maj . Feld :Urtillerie Stückhauptmann und Oberfeuer: werksmeiſtern . Fol. Franff. und Leipz . 1683 u . 1684. Theoria et Praxis Artilleriae durch Job. Siegm . Buchnern Fol. Nürnberg 1683 und 1685 . Jac. Meners neue Verfaſſung der Büchſenmet:

ſterei 12°. München 1685 . Manuale Bombardicum , oder Handbüchlein über die Büchſenmeiſterei , durch Johannem Eugeniuın . P. L. I. A. 12°. Rugspurg 1685 . Im Jahr 1687 veranſtaltete Braun eine neue Aufs lage ſeines 1682 zuerſt herausgefommenen Werfes . Job. Heinr. Wicfrath Compendium Artille riae 12°. Inſpruck 1688 . Dilichit Kriegsſchule iſt ſchon angeführt, und enthalt ebenfalls eine ausführliche Abhandlung von der GeſchůBs kúnſt und Kunſtfeuerwerkerei. G. 21. Bocflers Manuale Architecturae militaris.

3te Auflage 1689. Frankfurt und Leipzig . Pyrologia curioſa et experimentalis 4º.

Hano

viae 1689 . Differ .

332

V.

Zeitra u m.

Dillertatio de efferveſcentia et fermentatione , no i va hypotheſi fundata , quam publice diſcutiendam exhibet Johannes Bernoulli d . 19. Sept. 1690 4 °. Ward zu Venedig 1721 , Neapel 1734 Balleae. und Lauſanne 1742 wieder aufgelegt. Der 22. S. gehört in die Artillerte. Job . Edels Handbüchlein über die Büchſenmeis ſterei 12° . Augspurg 1693 . Grubers mathematiſche Kriegs : und Friedens : ſchule 8°. Nürnberg 16.97.

Coborns gründlicher Unterricht

von der Artila

lerie , aus dem Holländiſchen überfekt und berausges geben von Privander 8. Hamburg 1699 . Job . Sebaſt. Gruber's neuer und gründlicher Unterricht von der Beutigen Fortifikation und Artit: lerie 8º . Nürnberg 1700 . 1. C. Sturins neu eröfnetes Arſenal burg 1702.

12 °. Hams

Ift ein Stück des erófneten Ritterplages. Diſſertatio academica de Inventore Pulveris py. rii et Bombardae, quam Praeſes M. Godofr. Jalofky Vratisl. Sileſius. Reſpondente Tobia Walts : Gott. Vratisl . 4º. Jenae 6 Bogen 1702. Ars tormentaria enucleata , oder wohlgegründete

Büchſenmeiſtereikunſt ,

vorſtellend eine wohlverfaßte Erklärung aller derjenigen Stücken , ſo bei Ausübung

dieſer Kunſt , ſowohl in Feſtungen , als zu Felde in allerlei Occaſionen vor zu fallen pflegen . Mit dazu benöthigten Kupfern verſehen und hervorgegeben von Pyrophilo

ll. 8 °. Franff. und Leipz. 1703. Pyrobolia ſuccincta, d. i. kurzbündige Feuerwertes reifunſt , worin die jeßiger Zeit üblichften Ernſt: und

Luftfcuer fammt dero Gebrauch in

Belagerungen 26. Imgleis

Litteratur.

Lo . Abſchn .

Imgleichen das

333

Werfen aus dem Mortier ausführ:

lich und deutlich erklärt

und in beigefügten Kupfern

vorgeſtellet worden von Pyrophilo 8º. Frankfurt und Leipzig 1703. Joh . Otto Barenbanks kurze doch gründliche Unleitung zur Artillerie 80. Hamburg 1710. Wolffs Anfangsgründe der mathematiſchen Wif ſenſchaften 2. Thl., Artillerie , Fortifikation a. ents baltend gº. Halle 1710 . Wolff war unter den Deutſchen der Erſte , der nade Dechales Beiſpiel die Geſchüßkunſt unter die mas thematiſchen Diſciplinen aufnahm .

ter ,

Der woblerfabrne Salpeterſieder und Feuerwers beide aufgefügret in einem ganz neu herausges

gebenen Tractåtlein , darinnen zu finden : 1 ) wie Sal: peter zu fieden ; 2 ) allerlei ſchöne Feuerwerkskúnſte ; 3 ) Bereitung des Schießpulvers.

Weiland von einem

erfahrnen Feuerwerker zuſammen getragen und nach deſſen Tode an Tag gegeben durch Alex. Sincerum 8º. Frankfurt und Leipzig 1710. Ward 1735 zum zweiten male aufgelegt. 1711 ward tartey's Pyrotechnie go in Deutſche überſeßt. Des Chevalier de St. Julien vollkommene Cons ftabel, oder gründlicher Unterricht von der Theorie und Prari der beutigen Büchſenineiſteret, überſekt von Auguſt Brand 8º.

Frankfurt 1713.

Iſt nicht aus dem Franzöſiſchen , ſondern aus Mies then und anderen deutſchen Artilleriebüchern zuſammen geſchrieben. Heinrich Vogels Artillerie kl. 8º. 1714 . Ward 1739. zum zweitenmale gedruckt.

Zürich

Her:

V.

334

Zeitra u m.

Hermann Sudens Unterſuchung , wer das Schießpulver und Geſchůt zuerſt erfunden hat. In ſeinem Gelehrten Criticus. I. Th. Leipzig 8º . 1715. S. 427 - 444. Cyclodiatomia, qua pro rei tormentariae inere. mento motum ac tempus projectorum menſurat et de. monſtrat F, E. Comes de Herberſtein 8 °. Pragae 1716 . Ward 1736. unter dem Namen Amari à Lapide mit dem Titel Via plana et facilis artis technicae wieder ges druckt. Chriſtoph Friedrich von Geißlers, Sr. Königl. Maj . in Pohlen und Ehurfürſtl. Durchl . zu Sachſen bochbeſtallten Obriſtens und Commandantens bei Dero Feldartillerie, neue, curieuſe und vollkommene Artillerie, worin dasjenige ſo in 40 Jahren bei 25 Bes lagerungen , 24 Eroberungen und 3 Bataillen ausges übt worden, in vier nachfolgenden Wiſſenſchaften, als Bichſenmeiſterei, Ernſt: Feuerwerkerei, Petarden und Miniren angewieſen wird, nebſt einem kleinen -Anhang von Luftfeuerwerken , wie auch Schiffbrücken , worüber 2 balbe Kanonen nebſt einem Bataillou , jedoch ge ſchloſſen , zugleich paßiren können . Selbſt inventirt und vor dem Feinde praftiziet, ‘mit deutlichen Figuren ganz kurz , doch alles aus dem Grunde aufgezeichnet und komponiret. Fol. Dresden 1718 .

Grundlebren der Artillerie von Putoneo ( Meis nig ) Fol. Frankf. 1723 . Es find die dreiberiſchen Kupfer , zu denen aber größtentheils neuer Text hinzugekommen iſt, weil der Streiber vergriffen war , ſeit ſeiner Zeit aber ſich ſehr viel in der Artillerie abgeändert hatte. - Joh . G , Leutmanns Vulcanus famulans 8º Witteb. 1723

Grund:

10. Abſchn.

Litteratur.

Grundfäße der Artillerie , knecht 89. Frantf. 1726,

335

von Joh. Georg Lieb:

Joh. Georg Leutmann de fulcis cochleatis ad da. tam diſtanciam tubis fclopetorụm recte inducendis, Ejusdem Annotationes et experimenta quaedam rariora curiofa ad rein ſclopetariam pertinentia , Comm . Academ. Petropolit. T. II . p . 156. et 163 , all , 1732

G. Heinſii Diſſ. de juſtae Tormentorum longitu: dinis determinatione ex principiis mechanicis petita. Diſſert. Praeſ. M. Goth . Heinſius. Reſp. G. Fr. Baer mann 4°. Lipf. 1734 . 1 Job. Morik Nichters Aufgabe derer Feuer: werker vor Monarchen und Potentaten , welche kund machet die Möglichkeit zweimal in der Luft umkehren: der Steige : Racheten in Girandola an Tagen der Freus den groſſen Herren Magnifiquement zu pråſentiren ,4º. 1735 . Von ungleichen Schüſſen aus Einem Stück bei gleicher lad : und Richtung. In Thánnigs Erläuterung der merkwürdigſten Bes gebenheiten der Natur 8° . Marburg 1735 .

Job. Georg leutmanns Nachricht von ges zogenen Büchſen und etliche rare Anmerkungen vom Schießen , aus den Petersburg . Commentariis vom Aurore jelbſt überfekt 8 °. Nürnberg 1735. Meditationes phyſicae de ' nonnullis ad Motum Globuli e ſclopeto exploli pertinentibus, quas praeſide fubinittet J. Gottl. Krüger 4º. 1. Henr. Schulze Hal, 1737

De vi aëris condenſati et aura pulveris pyrii ac cenli ad globos projiciendos in uſu ſclopecorum paev . maticorum

et tormentorum bellicoruin .

Sn

336

V.

Zeitraum .

In Daniel Bernoulli Hydrodynamica 4º . Argentorati 1738.

.

339 .

Bei den Engelandern erſchienen wågrend dieſes Zeitraumes : G. Starkey Pyrotechny 8º. London 1658. Nye Art of Guanery 4º, London 1661 .

The compleat Canoneer , ſhewing the principles and grounds of the Art of Gunnery. As alſo Fire works for Sea and Land. London 1661 . Genuine uſe and effects of the Gun as well expe rimentally as mathematically with exact tables of Pro . jection by Robert Anderſon 4º. London 1667. Experiments for improving the Art of Gunnery to find out the Point - blank - diſtance, the quantity of Powder for the iuſt charge of any piece and what gun ſhouts fartheſt. by Robert Moray In den Phil. Transact. Vol. 2. 1667. p. 473 .

Gaya treatiſe of Arms and Engines of war etc. 8 * . London 1670 . 1 Iſt aus dem Franz. überſett. Tacquets Military Architecture, and the complete Gunner , and directions , how to make artificial fire. works, fol. London 1672 . Promiscuous experiments made in the air-pump, by Mr. Huygens and Mr. Papin, touching Gun.pow. der , and the way of discovering the quantity of aic contained therein , together with its degre of com pretlion in that body. Ebendafelbſt 1675. Vol. 10. p. 544. An Account of ſome experiments for trying the force of great Guns , by Mr. Greaves. Ebendaſ. 1685. Vol. XV . p . 1990 . Thic

" .

Litteratur.

10. Abſchn.

337

i The Practice of Artillery, by Robert Northon fol. London 1682 .

A General Treatiſe of Artillery, by Jonas Moore 8º. London 1683 . A light to the art of Gunnery , wherein is laid down the true weight of Powder both for Proof and Alſo the true Action of all ſorts of great Ordnance. neceſſary moſt Ball and allowance for Wind with the concluſions for the practice of Gurtnery either in Sea or Land - Service . Likewiſe the ingredients of ma . As alſo many king of moſt neceſſary fireworks : Compoſitions for the Gunners practice. Thomas Bioning 4°. London 1689 . To hit a inárk , by Anderſon 1690.

By Capt.

Joh. Sellers Sea . Gunner 89. London 1691 . The Seamans Grammar aud Dictionary enthält

2) An Abſtract of the Art of Gunnery — or ſhooting in great Ordnance and Mortar- pieces - wherein the Principles of the Art are" plainly taught; with the Compoſition of the ſeveral fireworks uſeful in war both by Sea and Land. London 1692.

By Capt. John Smith 4 °.

The extract of a letter from Ant. v. Leuwenhoek, containing ſeveral curious obfervations on native Cin nabar and the firing of Gunpouder, with its contents , and quantity of Air produced by the exploſion . Phil. Transact. Vol. XIX. 1693. p. 754. An Account

of an Experiment concerning the

quantity of air produced from a certain quantity of gun.powder fired in Common air. In Phyſico - Mechanical Experiments on various ſubjects ( 2. Edit. by F. Hawkesbee 89.

P. 104. ). Soyer's Weuere Kriegsk. 11. Tb .

Ý

London

A trca.

338

V.

Zeitr å u m .

A treatiſe of Gunnery , by John Gray 8 *. Lon don 1731 , The doctrine of projectiles demonſtrated and ap plyd to all the moſt uſefull problems in practical Gunnery. To which is added the deſcription and uſe of a new inathematical inſtrument , together with ſeveral' curious properties of projectiles never before published , by Will. Starrat 8 °

Dublin 1733.

Bariffes young Artillery - Man . 4 °. London 1739 .

$.

340..

Auſſer einigen neuen Auflagen des Claesz van Utrecht vom Jahr 1659 , 1695 und 1696 , ers ſchienen bei den Hollandern Fr. v. Zedlitz þusschietery - Konft. 12º. Amſter dam 1662 .

1 D. M. Pyrotechnia of Konſtige Vuurwerken 8 *. Amſterdam 1673 . Troez Neelſon Brinck .Beſchrywinge van de Ar. tillerie 8º. Gravenhage 1681 .

G.

van

der Tollen Licht

der Bosſchieterye 8º.

Vliſingen 1701 . Die Jtaliener Haben in dieſem Zeitraume nur drei Schriftſteller : den Moretei , deſſen Eraktat von der Artillerie Jahr 1672 zu Breszia im erſchienen , auch von Jon. Moore ins Engliſche über: relt worden ſein ſoll und dadurch merkwürdig iſt, daß ſich in ihm eine Beſchreibung des Schleuderſchuſſes findet , wodurch Vauban allerdings das Verdienſt der Erfindung verliepret, doch bleiber ihm das der An : wendung deſſelben im Belagerungskriege. Der zweite Italieniſche Schriftſteller iſt : Manua letto de Bombili, o vero riſtritto delle avertenze piu

neces.

10. Abſchn.

Litteratur.

339

neceſſarie per ben maneggiare i inortari Venezia 8º.. 1678 .

Der dritte iſt: Sigism . Albergeti , Nova Artilleria Veneta , ictibus praepollens ufu facillima. 8º. Venezia 1783 .

S.

Omporth .

341 .

Reichhaltiger iſt die Litteratur der Geſchůkkunſt bei den Franzosen , wo auch die Erſte Erſcheinung von Malthus oben ( I. Bo. S. 547, in der Anmerk . ') ) Werke in den Anfang des fünften angeführtem 3 eitraumes fålt, und nachber 1668 und 1681 wieder aufgelegt ward . 1651 erſchien eine Franzöſiſche Ueberſegung des Simienowicz durch P. Noiffet zu Amſterdam in Folio ; 1674 aber des C. F. M. Dechales Curl . Mathemat. in Fol. wo zuerſt die Geſchůlkunſt in die Reibe Ma: thematiſcher Wiſſenſdiaften geſtellt wird , worinnen ibm 1710 Wolff und nach ber alle übrige Mathemas titcr folgten . De la Fontaine devoirs des Officiers de l'Artillerie 8º. Paris 1675 . Louis de Gaya Traité des arắnes , des Machines de guerre , des feux d'Artifice , des Enſeignes, et des Inſtruments militaires 12°. Paris 1678 . Die Erſte Ausgabe dieſes Buches muß früher erſchtes nen ſein ; denn die Engliſche Ueberſekung deſſelben iſ ſchon 1670 zu London gedruckt.

! Traité phyſique des corps compoſitifs, agents et paſlivs dans l'Artillerie et Pyrothoecie anatomiſés ſur leurs qualités primitives , univerſelles et particulieres. Avec diverles experiences , qui enſeignent quelques abus contiderables, que l'on voit encore aujourhd’ui en Y 2

V.

340

Zeitra u m .

en vogue . Le tout donné par des demonſtrations phy . fiques, et mathematiques à A. C. de Meltre. 12 °. Frank: furt 1679 . L'Art de jetter les Bombes par M. Blondel 4º. Paris 1683 Der Verf. åbergab ſchon 1675 Ludwig dem Bieri zehnten das Mſpt , das aber erſt acht Jahre darnach 1685 kam es auch zu Haag in 12 ° , gedruckt ward. desgl. 1690 wieder zu Paris in go , und 1686 zu Sulzs bach Deutſch ts gº heraus .

Problema de vi activa pulveris pyrii, ejusque uſu ; in den Nouvelles de la republique des lettres 12°. Am. ſterd . May . pag $ 16. Traité d' Artillerie 12°. Lion 1690. Gautier , Inſtruction pour les gens de guerre où l'on traite de l'Artillerie etc. 12°. Paris 1692 . Memoires d'Artillerie , recueillis par le Sr. Suri- ; rey de St. Remy , Commiſſaire Provincial de l'Ar. tillerie et l'un des Cent et un Officiers Privilégiez de ce Corps 4 °. Paris 1697. 2. Auflage 1707. Dieſe Werf ward auch in Ruſſiſche überlegt , und 1738 34 SE Oruct. Methode generale pour les jets des Bombes dans toutes ſortes de cas propoſés, avec un inftruinent uni . verſel, qui ſert à cet uſage , par M. de la Hire. In hiſt. de l'Academ . Roy, des ſciences Année 1700. 4º . Paris 1703. Abhandl. p. 199 . Sur les effets du reſſort de l'air dans la poudre à Canon et dans la Tonnere. Bon ebendemſelben , in hift, de l'Academ . des ſcienc .

Année 1702.

In der Geſchichte S. 9 .

La forge de Vulcain ou l'appareil des machines de guerre. Traité curieux dans lequel on fait voir comine

>

10. Abſdin .

Litteratur .

341

comme en raccourci quels ſont les inſtrumens militai res , leur forme , leur matiere, et leur compotition , leur fin , leur appareil et leur execution , les effets ſurprévaus qu'ils produiſent et generalement tout ce qui peut ſervir à leur perfection. Par le Chev . de St. Julien 8 °. à la Haye 1706 . Lettre de Mr. Papin ſur la force de l'air dans la poudre à Canon . In Nouvelles de la republique des lettres P. 386 .

1706 .

Traité des feux d’Artifice , par M. Frezier 8º. Paris 1707 . Theorie des projections ou du jet des Bombes ſe lon l'hypothefe de Galilée. Par. M. Guisnée. In der hiſt. de l'Academ . d. Sc . pour l'année 1707. La Mecanique du feu , par G. Amſterd. 1714 . Methode de tirer les bombes avec ſuccès. Par M. Retfons .

Hift. de l' Academn , des fc. 1716 .

Sur l' Epreuve de la poudre par Reffons. In hift. de l'Academ . des. fc. 1720. Er lehrte zuerſt das Pulver in ſeine Beſtandtheile zer eben und dadurch ſeine Beſchaffenheit unterſudjen . Bernh . de Belidor Diſſert. de theoria pulveris tor mentarii .

In den Miscell . Berol .

Tom . 4. p . 116.

1724 . Belidor bombardier françois 4 ". Paris. Ward auch 1734. zu Amſterdam gedruckt. Eſſai de l' application des forces centrales aux effets de la poudre à Canon . par Mr. Bigot de Moro gues 8º. Paris : 737 . Bardet de Villeneuve Traité d'Artillerie in feinein

Cours des Scienc, milit. Tom . VI - VIII .

Y 3 '

Bei

342

V.

. Zeitraum

1 Bei

den Portugieſen

erſchien

Ceſar Fiosconii,

Jordaus Guſerio , Espingarda perfeyta etc. 4°. Lisboa occidental 1718 . Von

den

Bemüßungen

der Mathematiker :

dié

Theorie der Bewegung geworfener Körper zu beſtim . men , iſt ſchon oben ( 8. 36. ) geredet worden ; auch war es dem folgenden Zeitraume vorbeşalten , dieſe Theorie aufzuklåren , und auf die wahren pbyfifch : ma: thematiſchen Grundråbe zurückzuführen , berugte.

S.

auf den fie

342.

Bisher waren die drei Diſciplinen der Kriegs : baukunft: die Feldverſchanzu ng e'n , der Fes ftungsbau , und der angriff und die Vertei: digung befeſtigter Plaße gewöhnlich zuſammenge : noinmen , worden ſo daß man der érſteren und der lez: teren gleichſam nur im Vorbeigeben erwähnte , und blog die Anlegung wirklicher Feſtungen als das Haupts werf betrachtete. Im Fünften Zeitraume ' fieng man zuerſt an , jene drei Diſciplinen fondern , und vorzüglidh dein Angriff digung der Feſtungen eigene Werfe zu Bourdein war der Erſte , der ſich

von einander zit und der Vertậcis widmen . Peter von der gewöhns

lichen Weiſe entfernte “) und zuerſt von den Feldſchans zen bandelte , worauf er ſich dann zu der Einrichtung der eigentlichen Feftungen wendet ; eine Sitte , in der ibm in der Folge die neueren Schriftſteller von der Kriegsbaupunft nachfolgten . Dabin gehören bis zul Ende dieſes Zeitraumes : Ebriſtopţ

Strauch

von Blumenthal

Inſtruction und Unterricht , wie ſich ein Soldat , ro

fich * ) Le Deffein ou la perſpective militaire 8 ° . Paris 1655 .

is

Litteratur.

10, Abſchn.

343

fich erſtmals in Kriegsdienſte begeben , beffen ſoll 4 ° Zittau. Das Bierte Kapitel enthalt einen furzen Unterricht yon der Fortification , Feldſchanzen , Neduten u . Bohms Magaz . f. Ing . 4. Artiu . X. BD . S. 338 .

De l'Utilité d'avoir un bon Ingenieur par Jac. de la Vergne 4º . Vienne 1698. Scheibels Einleitung 1. Bo. S. 179 . Nouveau

zur mathem . Bucherkenntniß

Exercice du Gabion

pr . Fac. de la Vergne 4 °. Scheibel I. c. p . 179.

et de la fascine

Vienne 1698.

Der curieuſe Offizier im Felde von Marc. Chriſt. Rieſſen , Major und Jugenieur zu Schweinfurth 8º. Nürnberg, 1700 . Scheibel I c . p . 180. Lettre écrite à un ani, au ſujet d'un Retranche Amſterdam 1728 .

meni 4 °.

S.

343 .

Von dem eigentlichen Feſtungsbau handelten : Architettura militar de Fernandez de Villa Real, 8º. ' Parma 1649 .



Matth. Geiger, Artificium muniendi geometricum Holm . 1650 . Scheibel I. c . p . 149 .

Architecture militaire compoſée par le R. P. Geor ge Fournier , de la Comp. de Jeſus 16 °. Paris 1650. Bard in dieſem Zeitraume mehrere male wieder auf gelegt. Scheibel l. c . Th. Baegk Architectonica militaris defenGva , op . pugnata ac defenfa 4 ° Lucern 1650. Le Soldat ou le met. des arm . p.136. Per 94

;

Zeitra u m .

V.

344

Perſpettiva Roma 1650 .

di

Architectura

fortificazioni

von

Johann Ardåſer 4º. Ibid .

:

di Porligiani . fol.

Feſtungen durch Hauptmann Zürich 1651 ,

Dieg. Henr, de Villegas Academia , da Fortifica .

cion

de placas. Ibid.

Madrid 1651 .

Cryghs.Architecture ende Fortification , geſtelt in de franſche eode engliſche Tale , by den Heere Bal . thal. Gerbier , Ridder 4º. Delft 1652 . Scheibel l . C. p. 586. J. de Laon ,

Sieur D'Aigremont,

Ingenieur du

Roi , Pratique et Maximes de la guerre , enſeignant les charges des generaux , les devoirs de tous les l'ordre de marcher , camper, Oficiers d'armées; combattre, attaquer et defendre les places, ſurpren dre et entreprendre ſur les Villes , Quartiers ou Ar mées ; avec l'Exercice general et militaire de l'infan . Ob . terie , et un ' Traité des fortifications nouvelles , ſervacions tirées des experiences très - illuſtres et des plus grands Capitaines de ce tems 4 ° Paris 1652 . Ward 1666 und 1675 neu aufgelegt , auch 1672 ins Deutſche überſet.

Scheibet I. c . Bohms Magaz ,

X. BO. p . 337 .

Traité des fortifications ou Architecture militaire : Tirée des places les plus eftinées de ce tems pour leurs fortifications fol, Paris 1652 ; ſoll vom P. Four, uier ſein . Scheibel l . c. Bohm

I. c. p. 337. Anlei:

10. Abſchn.

Litteratur,

345

Anleitung zur Niederländiſchen Fortifikation und dazu nothwendig vorbergehenden Wiſſenſchaften- 4º. Tübingen 1654 .

Von M. J. Lindemann .

Scheibel I. c. p. 150.

Verſterkte Veſting, door Henrick Ruſe fol. Am . fierdam 1654 . Ibid .

Sigf. Hirſch Amuſſis Ferdinandaea ad problemiata univerſae Matheſeos et praeſertim Architecturae mi litaris 4º. München 1654. Joh , Placentini architectura militaris 4º. Francof. ad Oder. 1655 .

Bohm I. c. p. 337. Nicolai

Goldmanni

Tractatus

de Uſu propor

tionarii, five Circuli proportionalis , cum Tabulis Conſtructionum et Ulu Lineae Munitionum , vulgo fortificatoriae , pro delineandis figuris regularibus et irregularibus, nec non operis campeſtribus et exter nis. Lat, et Germ. fol. Amftelod. 1656. Scheibel l. c . p. 156. Jonas Moore Fortificatio moderna , ſeu Elementa Architecturae inilitaris 12 °. Witſtok 1656 .

Le Soldat ou le mét. des armes p. 137. Matth. Dögen ward 1658 ins Franz. überfekt. Rufe Aenwyſinge der Misverſtanden van G. Mel. 4 der , begaen in fynę Inſtructie van de fortificatien fol. Amiterd. 1658 . Scheibel 1. c. p . 151. Chr. Jacobi florilegium ingeniariae 4º. Jen, 1658 . Bohm 1, c. p. 338. Y s

Martin

um

346

V.

Zeitra

.

Martin Knorre de muniendi ratione 4 ".

Wit

teberg. 1659 . Ibid.

fortificatorium durch Ebriſtophor.

Manuale Nottnageln

Mathem . Prof. publ .

12°. Witten:

berg 1659.

Scheibel l. c. p. 152. Chr. Jacobi Exercitiorum ingeniariorum politie corum lib. Iy . de delignanda , erigenda , ornanda ac munienda Civitate aut Vrbe 8º. Cizae 1659 ..

Scheibel l . c. p . 588 . G. U. Bocflers Manuale Architecturae militaris 4 Tble 12°.

Franff. am Main

1660.

Der erſte

Tþeil kam 1645 , der zweite 1646 , der dritte 1647 und der vierte 1660 , heraus. Scheibel I. c. p. 152. Anthonii Hillefelds Anweiſung zur allgemeinen Fortifikation 4°. Hannover 1666. Ward 1673 wieder aufgelegt. Arithinetica nova militaris durch G. 2. Böcklern 8º ., Nürnberg 1660. Ward im im folgenden Jahre wieder aufgelegt. Schei : bel l. C. p. 153 . Goldmanni Elementorum Architecturae militaris Lib. IV . 8 °. Lugd . Batav, 1660 . Scheibel I. c . 7. St. p . 106.

Compendium fortificatorium , Bohm I. c . p. 338. Kurje ,

jedoch

Schleswig 1660..

grundmåßige

Unterweiſung

der

Regulars und Irregulars Fortification mit deren Auf ſen :

7

10. Abſchn .

ſenwerfen

Litteratur.

347

von Praxi offenſive et defenſive , von einem

woblerfabrnen

Practicanten

Welt mitgetheilet Fol.

ſolcher Kunſt der klugen

Osnabrüge 16614

Vielleicht eine Ileberſekung Melders. 1. c . p . 153 i

Scheibel

L'Architecture militaire , ou des fortifications du Chev, B. G. fol. 1661. fec. Edit.

Scheibel 6. St. p. 589. La militare architettura overo fortificazione mo . derna , cavata dall'eſperienza e da varie maniere più pratticabili, dalCapitan Pietro Ruggiero 4". Mi. lano 1661 . Bohm I. c . p . 338 . Florilegium fortificatorium tripartitum 4º. 1662 von J. Ge . Paſche.

Halle

Scheibel l . c . p . 153 . Unweiſung zur Kriegsbaukunſt 4 '. jft vielleicht das vorhergehende.

Jof. Furtenbache Augſpurg 1663 Ibid.

Halle 1662 . Bdhm l.c. p. 339.

mannhafter Kunſtſpiegel For.

Architectura militaris durch Chriſtoph Heide: mann Fol. München 1664. Henr . Ruſens und Gerh. Melders Praxis fortifi catoriae Fol. Ward p. 154 .

Osnabr. 1664 . mehrmals

D'Aurignac tion 4 ".

libre

wieder

aufgelegt.

de toutes ſortes

Scheibel 1. c .

de fortifica.

Paris 1664.

Ocheibel 7. St. p. 106. M.

7.

V.

348

Zeitraum .

M. Fridr . Nitzschii accuratus caſtella regia mu . niendi modus. Reſp. I. Chr. Holl 4. Lipf. 1664 .

Bohm 1. c. p. 339.. Logometron Architecturae militaris Freitagianae durch Andreas Ulerändern 89. Urnheim 1665 . Scheibel I. . S. 154 . Jo. Brevil S. I. Ars fortificatoria 4 ”. Ibid .

Parif. 1665 .

Arquitettura militar de las Fortificaziones por D. Vincenze Mut, 4º. Majorca 1665 . Herberts commandirter Pagan Scheibel 7. St. p . 106 .

8º. 1665 .

De la Fontaine Fortification Royale 1666.

8 °.

Paris

Scheibel I. Bd . p . 155 . Architecture militaire , ou les fortifications par ticulieres et generales , par Mallet Scheibel I. Bd . p. 155 .

12 °.

Par. 1666.

Fourniers Kriegsbaukunſt erſchien 1667 zu Um : ſterdam Deutſch .

Scheibel I. Bd. p. 156 . Hans Conr. Lavater Kriegsbüchlin ; liche Anleitung zum

Kriegoweſen ,

d. i.

gründ:

nemlich wie eine

Feſtung mit nothwendigen Funer : und Wuſſenwerken verſehen ,

mit aller erforderlichen Zugehörd verſorgt

und wohl verwaþret werden ſolle 1.c. p . 339 Bohm 1



Zürich 1667 .

De munimentis in locis editioribus poſitis . Diſp. Praeſ. Jac. Mauritius , Reſp. Gult. Roder. de Vieth 4 °. Roftoch . 1667. Les Y

10. Abſchn.

Litteratur.

349

Les fortifications de Mr. le Comte de Pagan . 12 °. Bruxelles 1668 . Die Erſte Ausgabe dieſes nachher noch fieben mal gedruckten Werkes erſchien im Jahr 1645 zu- Parts in Folio . Scheibel 2. St. p . 156. De

munitionibus .

Ben. ab Ahlefeld 4º.

Prael. Sam. Reyher. Reſp. Kilonii 1668 .

Bihm I. c. p. 339. In demſelben Jahre erſchien auch eine Hollandi: ſche Ueberſegung des Fournier ( Architect, milit. ) zu Amſterdam , eine Franzöſiſche des Freitag zu Paris, und eine Engliſche des Ruſe von Ruſenſtein zu London . Epitome de la Fortificacion moderna, compueſto por D. Alonzo de Zepeda y Adrada , Tholhuys 4º. Bruſſeles 1669 . Sdeibel im I. Bde p . 157 .

Govern. de

Richard Elton Compleat body of the Art mili. tary fol. London 1669. Ibid. Andreae Tarquet Architectura militaris fol. don 1669 .

Lon

Scheibel I. Bd . p. 157 nach Dechales Angabe. Kurze , leichte , jedoch gründliche und richtige Un: terweiſung zu der Kriegsbaukunſt, von einem dieſec Kunſt wohlerfahrnen Practicanten 4 ° Frankf. 1670 . Scheibel I. Bd. p. 591.

Punctum fortificatorium ou Traité des fortifica. tions. Feſtungsziel oder Handbüchlein der jeßt üblis chen Kriegsbaukunſt. Von neuem corrigiret von.A. W. W. 12 °. Leipzig 1670 . jft von Adolf sigh. Uhlich. Scheibel I. Bd. p. 591 . Obſer .

350

V.

Zeitraum

Obſervation upon militairs and political affaires fol. London 1671 .

1

Sdyeibel I. B. p . 158. Handbüchlein der ' jekt üblichen Kriegsbaukunft . Aus dem Franz. überſekt 12 °. Maing 1671 . Ebendaſ.

Es iſt der Fournier.

Noviſſima Praxis militaris durch Johann Beru : bard Scheither 11, Fürſtl. Braunjchw . Júneb . Ins genieur und Major zu Fuß Fol . Braunſchweig 1672 . Scheibel 2. Stůck p . 158 . Kriegsarbeit, oder Neuer Feſtungsbau durch Ulain Manaſſen Mallet , von Zeren gr. 8 °.

verhochdeutſcher durch Philip Amſterdam 1672.

Es ward auds in demſelben Jahre ins Holländiſche ůberſegt. Ebendaſ. p . 159 . Ernſt

Heinr.

Friedleins kurzer ,

leichter ,

jedoch gründlicher Unterricht von der Feſtungsbaukunſt nach der neueſten Manier 8 ° Nürnberg 1672 . Seyfarts. Oratio de Architectura militari fol. Halae 1672 .

Scheibel I. Bd . p . 592. Kriegsmanns Feſtungsbau Ebendar.

8º .

Frankf. 1672.

Bertrand de la Coſte à Mesſeigo. les Bourge. metres et Senateurs de la republique de Hambourg 4 °.

Hamb. 1672 .

Bohm 1. C. p. 340. La fortification

du Sr. Villier ,

ou l'ingenieur

parfait 8° . Amſterdain 1672 , Ebendaſ. Neu:

»

10. Abſchn .

Litteratur.

351

Neu : Herfürgegebene Kriegs : Architectur Chriſtoph

Heidein ann ,

durch

Ehurfürſtl. Durchl. ir

Bayern 2c. beſtellten Ingenieuren Fol. München 1673 . Scheibel 2. Stúc p. 159. Ein

dreifacher Traktat

von

den Feſtungen von

Georg Rimplern 4 °. Nürnberg 1673 .

Ebendaſelbſt. p. 160. Ebr. Neubauers wohlmeinende Gedanken oder Discours über der ausgegangenen Fortification des T. Herrn J. Berný. Scheithers Fol. Cöln an der Spree 1673 Ebendaſelbſt.

Jonas Moore Modern Fortification , or Elements of Military Architecture fol, London 1673. Georg a Gutſchhoven Regulae Munitionum , 12 °. Bruxell . 1673 . Ebendaſelbſt. Kriegsmanns Fortereſſe Roïale 12. Frankf. 1673 .

Ebendaſ. p. 161 . Grundriß: Tafel des heutigen Veſtungsbaues, nach der Geſichtslinie von xxiv , der Cortin von XXXVI. Rheinl . Ruthen ausgerechnet Fol. Straßburg 1673 . ‫ܙܐ‬ Ebendaſelbſt.' Fchnographie ,

Orthographie und Scenograppie

3 eines Kriegsplakes nebſt ſeinen Uuſſenwerker befeſtiget, nach den beut üblichen Regeln der vornebmſten Kriego: Oberſten und Feſtungs: Künſtler. Frankfurt Ebendaſelbſt.

1673 .

I

Jos .

Die befeſtigte Feſtung , Artillerie und Infanterie von Georg Rimplern 12 °. Frankf. 1674. Ebendaf. p. 162

352

V.

Zeitr å u m .

Jos. Zaragozza Architectura militaris 4º 1674 .

Valent.

Ebendaſ. Henr. Ridemanni inſtitutiones Architecturae mili. taris 4º. Roftoch . 1674.

ſes ,

Bitainvieu Are univerſel des fortifications françoi hollandoiſes, eſpagnoles ,, italiennes et compo

ſées 4 °. Paris 1674 . Nach, Dechales iſt der 'wahre Verf. F, du Breuil e Soc . Jeſu , der es unter dem Namen Sylvere de Bitain . vieu herausgegeben. Ebendaſ.

Georg à Guiſchoten Regulae munitionum 12°. Bruxell . 1674. Ebendaſ. 6. Stůck p. 593. Nouvelle maniere de fortification compoſée pour la nobleſſe françoiſe en forme d'élemens, Brioys 4°. Metz 1674. Ebendaf.

par Jean

Die Fortification des Ritters Untonius de Ville. Uußm franzöſ. verdeutſcht durch E. S. 8º. dam 1676 .

Uniſter:

Ebendaſ. 2. Stůck p . 163 . Jofephi Gallicii Geometria militaris, in qua Linea . rum , planorum ac ſolidorum quantitates in operibus militaribus exiſtentes , conſiderantur , omniaque Geo metricis demonſtrationibus , et ratiocinio Triangulo. rum pertractantur fol. Monachii 1676.

Job . Berný . Scheithers Examen fortifica torium fol. Straßburg 1676 . Ebendaſ. 6. Stůck p. 594 . Trat.

10. Abſchn.

Litteratur.

353

Trattato univerſale inilitare moderno del Mar. chefe Annibale Porroni fol. Venetia 1676 .

Bohm 1. c. p. 340 . Neu erfundene mathematiſche und optiſche Curios fitåten beſtehend Sowohl in einem ſattſamen Unters richt zum Feldmeſſen und jekt üblichen Fortificationen ze. durch Joh. 1677 .

Chriſt.

Soblýanſen

49.

Seipzig

Scheibel 2. Stůc p . 164. Der verſchanzte

Turenne,

von Joh.

Heinr.

Bebr 8. Frankf. und Leipzig 1677 . Evendaſ. Kunſt- und Welterfahrner General : Ingenieur, In Verlegung Job. Melch . Hardin ejero gr..4º. Bern 1677 . Ebendaſ.

J. F. Griendel von Uch auf Wandha u : ſen Nova Architectura militaris fol. Nürnberg 1677. Ebendaſ. p. 165. Ward 1683 wieder aufgelegt. Pagans Feftungsbau überfeßt von Martin Leuſdnern 8 °. Leipzig 1677, ward 1725 wieder in 12°, aufgelegt.

Ebendaſ. Guil. Ougthred de Propugnaculorum munitioni. bus . In Opusc . mathem . Oxon . 8º . p . 171. 6. Stück p. 594..

alle

Scheibct

Hans Georg Welligen Sendſchreiben an der mathematiſchen und mechaniſchen Künſte

Soyer's neuere Rriegok. II. Th.

3

þocherfabrne Herren 4°. Hannover 1677. Bohm I. c. p. 340. Ten.

V.

354 Tentamen

Zeitraum .

fortificatoriuın



Vieunae

1677.

franzoſ.

Ebendas. Fortificazione à Rovescio di Donato Roſetti, Ca. nonico di Livorno , Dott, in Sac. Theologia fol. Turino 1678 . Scheibel 2. Stúd p. 165. Herrn Jok . Berný. Scheiters , Jugenieurs, furieuſer Sturm auf die beveſtigte Feſtung totaliter abgeſchlagen von Georg Rimplern . 12º. Franks furt 1678 .

Ebendaſ. Discuffus et Vera architecturae militaris Praxis durch Chriſt. Neubauern , Obriſt : lieutenant zu Fuß , der Artillerie :, Ingenieur : und Architecturs Kunſt ergebenen Fol. Stargard 1679 . Ebendaſ

2 Pratique generale des fortifications, pour les tra. ces ſur le papier et ſur le terrain fans avoir egard à aucune methode particuliere 8º. Moulins 1679. von P. Ango d. Soc. J. Scheibel I, c. p . 166. Zaders Manuale Fortificatoriae oder Handbüch: fein von der 1679 .

Feſtungs : Baukunft 8°.

Alten : Stettin

Scheibel 6. Stück p . 595. E. J. V. A. Discours von der Kriegsbaukunft Fol. Breßlau 1680. Der Werf, iſt Ernſt Jakob von Audorf , Haupts maun einer Kompagnie der Breßlauiſchen Stadts Bars niſon . Sceibel 2. Stück p. 166. L'uſage

1

10. Abſchn.

355

Litteratur.

L'uſage univerſel des Fortifications Françoiſes, , Hollandoiſes, Italiennes et Espagnoles 8º. Paris 1680. Ebendar: Theodoric Lüders fortification fol. Paris 1680.

Evendaſ . Le zeme Supplement à la tentativa pour le renfort de la fortification moderne 4°. Hambourg 1680. Scheibel 6. Stück p . 596 . Knodels das auf den Grund der geſunden Ver: nunft beſchanzt und befekte Ingenieur : Citadell 12º. Annaberg 1681 . Ebendaſ. 2. Stůct p. 167 . Memoires pour fortifier ſelon Vauban par Mr. Du Fay 89. Paris 1681 .

Ebendaſ. 6. Stůck. p.596. Joh. Chriſtoph Sturmii Architecturae militaris Ty. rocinia fol. Altdorff 1682 . Scheibel 2. Stůck p . 167. Die

unüberwindliche

Friedrich von

Feſtung ,

durch

Ernſt

Borgsdorff, Ingenieur ,

8.

Uli 1682 . J. E. Steiners Neu kurz: füglicher Handgriff der Kriegsbaukunſt 12 °. Lindau 1682. Ebendaſ Teſerin Handgriff der Kriegsbaukünſt f. praxis re cens 12°. Zug. 1682 .

Ebendaſ. auch Bohm I. c. p. 341. M. Cochorn Verſterkninge des Vyfhoecks met alle fyne Buytenwerken, geſtelt tegens die van den In genieur 3 2

1

356 1

V.

Zeitra u m .

genieur en Capiteyn L. Paen 8 °. Leeuwarden 1682 . Ebendaſ. 1 Architectura militaris, waer by de verſterckingh'des Vyf . Hoecks van de Heer Oberſte M. van Koehoorn , met alle fyne Buyten wercken , wordt verbroocken p. etc. Opgeſtelt fonder den Naem van een Liefhebber derſelben en van andere Konttea fol. ' Leeuwarden 1682 . Scheibel p . 168 . Le Maitre de l'excellence et l'ancienneté des for 1 tifications 12°. Utrecht 1682 . Ebenda . M. Koehorn Wederlegginge der Architectura Mi litaris, onlangs uytgegeeven door een Autheur fonder Naem , waer inne de Attaque van de Ingenieur en Capiteyo Paen wordt afgeweeſen 8 °. Leeuwarden 1683 Ebendaſ. p . 168 . Verdedigingh van de Architectura Militaris tegen van Coehoorn fol. Leeuwarden 1683. Nouvelle maniere de fortifiter les Places 9. par M. Blondel 4° . Paris 1683. Ward 1684 , 1699 und 1711 wieder gedruckt, audi 1685 zu Sulzbach Deutſch. Vauban le directeur general des fortifications 12°. à la Haye 1683 . Scheibel 1. Bd. p. 169. La nuova Architettura militare , d'artica renovata di Capra 4º: Bologna 1683. Das Aite und Neue Troja durch Aler. Chriſt. Le Maitre G. 6. U. v . 0. J. 8 °. 1684. Saeibel 2. Stück p . 109 . Louis

.

10.

Abſchn .

Litteratur.

357

Louis Paen alle Werken fol. Leeuwarden 1684.

Scheibel 2. Stúc p. 17o. Der Probierſtein der Ingenieure durch Johann Jakob Werdmüllern 89. 1685.

Frankfurt am Mayn

In demſelben Jahre ſollen noch die Ueberſchung von Pagans Feſtungsbau 8° , und Der finges nieure Tugends und Laſt erſpiegel 8º . von diez ſem Berf, erſchienen ſein . Scheibel 2. Stůck p. 170.. Coehorn , Nieuwe Veflingbouw fol. Leeuwarden 1685 . Ebenbar. De la Londe Elemens de Fortification 4° 1685

Paris

Scheibel 2. Stůck p. 171. l'Experience de l'Architecture militaire par Des. Martins 12°, Paris 1685 . Traité des fortifications, contenant la demonſtra. tion par le Sr. H. Gautier , 1685 . Sdheibel I. c.

de Nimes 12 °.

Lyon

Der in Wien todte Ehrliche Sachs Rimpler, Werdmüllern entgegengefekt von Daniel Suttin . ger 89. Dresden 1687, Ebendaſ. Die befeſtigte Stüße eines Fürſtentgums, Ernſt Friedrich von Borgsdorf , 8º. Nürnberg 1686 . Scheibel l. c . p . 172.

durch

Ingenieur

Georg Conrad Martii Europåiſcher Ingenieur 8º. Nürnberg 1687. 1696. 1698. 1719. 1754. 3 3

Der

358

V.

Zeitraum .

Der Berf. hieß cigentlich Stahl. p. 106 .

Scheibel 7. Stück

Probleines mathematiques , tirez de la Geometric fort utiles à un homme de guerre, ou à ceux qui veu. lent apprendre l'Architecture militaire pr. 7. Fr. Pfeffinger Franz. und Deutſch 12 ° . Leipzig 1688 . Scheibel 6. Stúc p . 599 . Traité des fortifications par le R. P. Ge . Fournier et corrigé par Adolf Guillaume Qulich 12 °. 1688 . Scheibel I. c..

Leipzig

Theoria et Praxis Artis muniendi modernae, von Chriſtophoro Heer 4º. Frankf. 1689. Scheibel 2. Stück p. 172 . Maniere de fortifier de Mr. de Vauban par Mr. le Chevalier de Cambray gr. 8 °. Amſterdain 1689 . Erſdien 1693 zu Paris Franz. , und Deutſch ; auch nachher noch dreimal Franzöſiſch . Scheibel im I. BO . Nouvelle maniere de fortifier les places , tirée des methodes du Chevalier de Ville , du Cte de Pagan , et de Mr. de Vauban ; avec des Remarques ſur l'Ordre renforcé, ſur les deſſeins du Capit, Marchi et ſur ceux de M. Blondel , ſuivies de deux Nouveaux Defleias gr. 8º. Paris 1689 . Der Verf. hieß Bernard , und ward für einen der beſten Franz. Ingenieure gehalten. Das Buch tam in demſelben Jahre auch in 12º . 34 Amſterdam heraus. Scheibel l . c.

1

Les fortifications du Comte de Pagan , nouv. Edit. augmentée d'une Idée generale de la fortification etc. Maniere de fortifier de Mr. de Vauban , pr. Mr. He bert 8º . Paris 1689. Scheibel I. Bd. p. 173. Oeu

Litteratur.

10. Abſchn.

359

Oeuvres pofthumes de Mr. Rohault gr. 12 °. à la Haye 1690. Tom . 2 ; Traité I. enthält die fortification. 1. c. p. 542 .

Pohm

Apologia Fortificatoria , oder SchukRed vor die Holländiſche fortification durch Job. Jac. Werd : müller Fol . Frankf . 1691 .

Schauplaß der alten und neuen Fortifications - Ma. ximes . Durch F. I. Werdmüller 8°. am Mayn 1691 .

Franff

Scheibel I, Bd . p . 174 . 1

Die in Bataille victoriſirende Veſtung von Phi:

lipp Chriſtoph lampen , Wien 1691 .

Freiherrn von Rundeel 8º.

Ebendaf: 7. Dankwart de Weften ſee Tentative pour le renfort de la fortification moderne avec trois fuppler ments 4 ° Hambourg 1691 . Sturms Architect, hyp, ecl. p. 107.

L'Ingénieur françois 8º. Paris 1691 . Veritable manière de bien fortifier de M. de Vau . ban par Mr. l'Abbé du Fay 12°. Amſterd . 1691 . Ward mehrere male gedruckt. Scheibel I. Bd. p . 601 . Der verſtärkten Veftung 1. Theil , oder die ver: ſtårkte Contreſcarp auf einem trocknen und nafen Ho. rizont.; Hufs einfältigſte und fürzeſte entworfen durch Hans Chriſtoph von Zader ,

Capit. Ingen .

8º.

Stockholm 1691 . Ocke Rolamb Fortification eller Adelig Ofning, otrende Tom . 4º. Stockholm 1691 .

Scheibel 7. Stůck p. 107. 34

: L. C.

360

V.

3 eitra u m .

L. C. Sturm de optima tum aedificandi tum mu niendi ratione. Relp. C. F. Schulze 4°. Lipſiae 1692 .

Bohm l. c. p. 342. SMoll Architectura militaris fol. Stockholm 1693 . Schwediſch. Scheibel I. Bd. p. 602. Speculum artis muniendi lucidiflimum von Chri Atoph Heer, Laub. Lul. Churfürſtl. Sächſiſchein Inge: nieur und Hauptmann 4 ° Leipzig 1694 . Traité de fortification par Mr. Ozanam .

Suivant

la Copie. gr. 8º. Paris 1694 . Ernſt Friedrich von Borgsdorfs Academia fortifi catoria 12°. Wien 1694 .

Scheibel I. Bd. p. 602 . Arithmetique militaire, par le Sieur Clermont 12'. Strasbourg 1695 . Im Jahr 1707 erſchien eine zweite Ausgabe. bel I. Bd. p. 185.

Schei:

Nouveau Traité de geometrie et fortification, pr. Mr. de Vauban 4 °. Paris 1695 . Scheibel I. Bd. p. 177. Les principales fortereſſes et villes fortes d'Espagne , de la France, d'Hollande, d'Italie, de Savoye, d'Al. lemagne etc. par Abrahạın Alland. fol. Leyden 1695. Bau : Practica , derer Ingenieurs, Mineurs , durch) Lambert Sambion , Kaiſerl. Ingenieur- und Minirer: Hauptmann 8 °. Wien 1696.

Ebendaſ. Teutſchredender Vauban ,

oder Unweiſung ,

wie

man auf heutige Art befeſtigen ſoll 4º. Main ; 1696 . Ebendaſ. p. 178 . L'In .

+

Litteratur.

10. Abſchn.

361

L'Ingenieur practique par le General de bataille : Don Sebaſtian Fernandez de Medrano 8. Bruffeles 1696. Kam auch 1700. Spaniſch heraus. Ebendaſ. p. 604. Job . Ulrich Müller

deutſche

Mathematik

und

Hempels discourirender Miles ,

odeć

Sriegsbaukunſt 8 '. Ulm 1696 . Böhm l. c . p. 342 . Friedr.

Fortifications: Discuro 12°. Haag 1696.

Schcibel 6. Stůck p. 603 .

Ingenieur françois ,

concernant la Geometrie

practique et la fortification par M.N. ** gr. 8º. Paris 1696. Ebenda . f. Sebaft. Grubers Friedens- und Striegs : Schule 8 ° Nürnberg 1697. J. Teyler Architectura militaris 4 ° . Roterod. 1697. Scheibel I. Bd. p. 178 . Werckners fundamenta der Kriegsbaukunſt 4º. Witcenberg 1697 . G. C. M. Brandenburgiſcher

Ingenieur 8" Berl.

1698 . Andr. Hoffinanni Diſſertatio liſtens Architecturae militaris naturam

4º. Lipſiae 1698.

Schiebel I. Bd . p. 179 . Nouvelle Fortification Françoiſe, Espagnole, Ita lienne et Hollandoiſe par Mr. ** gr. 8 ° Amſterd.

Soll von Pfeffingern ſein . Schneller S. 393 . Demonſtrationes

mathematicae durch

Scheßlern Fol. Dresden 1698. Scheibel I. Bd. p . 179 . 35

Cbrifti.

Neu

1

362

V. 3 eitra u m .

Neu erfundene Kriegs : Baukunſt durch P. V.D. Krevs , der Röm . Kaiſerl. Maj . Sauptmann und In : genieur in Ober : und Nieder : Schleſien 1699.



Brieg

Examen de fortificacion , por de Medina - Barba 4º. Madrid 1699 . Jok . Seb. Grubers netter und gründlicher Unterricht von der heutigen Fortifikation und Artillerie 8º. Nürnberg 1700. Sft ſchon oben angeführt.

unter den Artillerie - Schriftſtellern

J. Caſp. Rikii Unterrichtung wie ein Cavallier in der Mathematik , und in ſpecie in der Fortifikation müſſe informiret werden gº. Berlin 1700. Scheibel I. Bd. p . 180. Chr. Carl Schindlers Amuflis Fridericiana f. Artificium Architecturae militaris novum et curio. füm gº. Halle 1700. Ward 1702 wieder aufgelegt.

Ebenbar.

Nouvelle Fortification imprenable par force des armes par Jacob de la Vergne 4º. Vienne 1700. Ebendaſ

Stanislai Reinhardi Aextelmeiers Alt : und Neues Troja 8º. Salzburg 1700. Scheibel I. Bd . p . 604. The Draughts of the moſt remarkable fortified Towns of Europe in 44 Copper - Plates, to which is prefixd an introduction to military architecture or fortification , by A. Boyer 4 °. Londou 1701 . Scheibel I. Bd. p . 605. Sam .

10. Abſchn.

Litteratur.

363

Sam . Reyheri Diſſertatio de muniendi tam vetere quam novo naturalibus modis 4° Kilonii 1702 . Scheibel I. Bd. p . 181.

|

Architectura militaris hypothetica et eclectica von

Leonbard Chriſtoph Sturm 8 ° Nürnberg 1702 . Leonhard Chriſtoph Sturms Beweiß , daß Joh. Seb. Gruber , Major , Feine Schriften ausgeſchrieben 8º. Franff. an der Oder 1702 . L. C. Sturmii Wohlgegründete Gedanken von Auf: belfung der Ingenieur : Kunſ auf Univerſitäten 8º. Frankf. 1702 .

Scheibel I. Bd . p. 182 . Teutſch - Redender Vauban.

Alles in Franzófi

ſcher Sprache þerausgegeben von dem Weltberufenen Ingenieur Vauban . Anjeko in das Hochdeutſche gex geben 4 °. Mainz 1702 . Scheibel I. Bd. p. 605. Mennii amuſſis munitoria , continens elementa et vera munitionis fundamenta fol. Neapoli 1702 .

Bohm l. c. p. 342. Geöffneter Ritterplatz I. Theil.

Die geðffnete Fes

ſtung 8 °. Hamburg 1702 . L. C. Sturmii Introductio ad architecturam mili tarem 8 °

Frankf. an der Oder 1703 .

Scheibel I. Bd. p. 182. Examen

fortificatorium

durch

Job.

Sebaft.

Grubern, Major 89. Leipzig 1703 .

L. C. Sturmii waþrhaftiger Bauban. Franz. und Deutſch 8º. 1703 . Scheibel I. Bd. p. 182.

Sturmus

1

V.

364

Zeitra u m .

Sturms Beweis ſeiner äußerſten Geduld contra Grubern gº. Frankf. an der Oder 1703.

Ebendar. Bar. von Borgsdorff Neu triumphirende Fors tification 4 °. Wien 1703 . Ebendas

Gruber & Theoria et Praxis der heutigen Kriego: baufunt 8º. Leipzig 1703 . Scheibel I. Bd. p . 606. 90g . Groning vollkommener Baumeiſter and Ingenieur ; oder drei Bücher von der Civil : Militairs und Naval : Baukunft 8 °. Hamburg 1703.

Böhm I. c . p . 143 . Job. Seb. Gruber , Apologie und Schuß: rede wider die Schrift des militairiſchen Wundertbiers

7

M. Leonß. Ebr. Sturm 8 °. obne Druckort 1703 . Ebendaſ. Unumſtößlicher Beweis , daß von dem Herrn von Borgsdorff Rimplern zu viel geſchehen , von Leong. Chriſt. Sturm 8°. Franff. a . d. Oder 1707.

Scheibel I. Bo . p. 183, 1. Ch . Sturms Entdeckung der unſtreitig allerbes ſten Manier zu befeſtigen. Aus Rimplers befeſtigtee Feſtung 89. Franff. a . d. Oder 1704 . Defenfions - Echo des Ernſt Friedr. Bar. von Borgsdorff contra Sturm Ebendar.

89. Wien 1704 .

Leonb. Ebriſt. Sturms befcheidene Erception und Submittirung zum Uusſpruch unpartheiſcher und coms petirender Richter ,

gegen das genereuſe und böfliche Defen .

10. Abſchn.

365

Litteratur,

Defenſions- Echo ' des Freißerrn von Borgsdorff 8º. 1704 . Ebendas. Diſputatio prior de Architectura militari , quam Praeſes Jerem . Papke et Rep. J. Wendt defendent 4º. Gryphiswaldae 1704. Scheibel I. Bd. p . 606.

Escuela militar, de fortificacion ofenſiva , por

jo

ſef Callani 4 °. Madrid 1704. Ebendaſ. Architecture militaire ; ou l'Art de fortifier les vil. les. Suivi d'un Abregé de Geometrie . de Saint Julien 8 ° à la Haye 1705.

Par le Chev .

La defenle droite , qui eſt la fortification defen five, établië ſur des principes fixes et nouveaux de Mr. Coehorn par le Sr. T. d'Avigné, Ingen , ordin , des Etats des provinc, unies 8 " Breda 1705. Barnaud Nouveau Traité de fortification 4º. Ber . lin 1705 . Scheibel I. Bd . p . 607. Kurzer Discours von einer neuverbeſſerten Maniere in der Circular - Fortification von J. Ebriſt. Naumann 8º. 1706. Scheibel I. Bd. p . 184 .

Nouvelle fortification tant pour un terrain bas et humide , que ſec et élevé par Coehoorn gr. 8 °. à la Haye 1706 . Cochorns Werte wurden in verſchiedenem Format mehrs malo aufgelegt und auch ins Deutſche überſekt. Joh . Matth . Halii ſpecimen Algebrae ad artem for. tificatoriam applicatae 4º. Lipliae 1707. Scheibel I. Bo . p. 185.

Manu.

366

V.

Zeitr a um .

Manuductio ad Architecturam militarem durch I. C. Haffelbrink, Ingen. 8º. ' Wolfenbüttel 1710. Ebendaſ. p. 186 .

Nouvelle maniere de fortifier les places , tirée des Methodes 'de'Vauban et autres fameux Ingen. de ce Siècle 12° Amſterd . 1710. Ebendaſ. Fonctions des Generaux ,

ou l'art de conduire

une armée par Mr. de Grimaret ; avec une archi tecture militaire par le Chev. de St. Julien 8 ° à la Haye 1710.

Bihm I. c . p. 343 . Nouvelle manière de fortifier les places par J. H. Landsberg 4 °. à la Haye 1712 . Landsberg fortificat, de tout le monde 4º. à la Haye 1712 . Nouvelle maniere de fortifier pr. Monſ. Voigt 4 . Jena 1713 . cheibet I. Bd. p . 187 . I. S. G , M. Wohlinformirter Jugenieur , neft einem Farzen Begriff von der Arithuretica und Geome : trie 80. Nürnberg 1713 . Ebendaſ

Bebrs bei den Europäern jeßt übliche Kriegsbau : kunſt. Sft blos ein neuer Titul des verſchanzten Türenne. Nouveau projet d'une Citadelle , confronté con . tre celle de Lille p . J. H. D. Landsberg fol. à la Haye 1714 Ward im folgenden Jahre in 40. gedruckt. .7 Stück p. 107 .

Scheibel

Projet

10. Abſchn .

Litteratur.

Projet ſur la Citadelle de Lille ,

367

préſenté à Mr.

le Bar . de Keppel , Major - General. La nuova architettura civile et militare di Ales Sandro Capra 4º. Cremona 1717 Bihm I. C. P. 344 .

1. Chr. Sturms Neue Manier zu befeſtigen 8º. Hamburg 1718 . Freundlicher Wettſtreit der Franzoſ. Holländiſch . und Deutſchen Kriegsbaukunft von 1. C. Sturm Fol. Augſpurg 1718. De la Jonchere Nouvelle Methode de fortifier les

plus grandes villes 12°. Paris 1718 . Scheibel I. Bd. p. 188 . Lettre ſur la methode de fortifier les plus grandes villes 12°. Paris 1718.

Bohm l . c. p . 344 . 1. E. Sturm & Architectura civili- inilitaris, fol. Augſp . 1719 . Scheibel I. Bd. p. 189.

Böhm I, c . p. 344.

1. Balth. Lauterbachs Fortifications : Traktats gen 4º. Jena 1719. Deſſelben Delineirung der regulären und irregulås ren Feſtungen 4º. Jena 1719. Bihin l. c. p . 344.

Sturms Architectoniſche Fol. Augſp. 1719. Ebenbar.

Reiſe : Anmerkungen

Diſſertatio de Architectura militari fol. Freyburg in Breißgau 1719. 1 von zwei jungen Grafen von sarfo . I. Bd . p. 610 .

Schcibel. Som .

368

V.

Zeit ë.a u m .

Sommaire d'un Cours d ' Architecture militaire, civile , hydraulique et des autres Traitez utiles aux Ingenieurs et Architectes par M. Bern . Belidor 12°. Paris 1720 . Scheibel 7. Stůck p . 107 . L'Architettura militare di Franceſco Marchi di. fela

della critica del Sig. Allano Maneſſon Mallet

di Ercole Corazzi 4". Bologna 1720. F. Ad . Eaſiens neus verbeſſerts und durch De. monſtrationes zur Wahrheit leitender Ingenieur.

Franz . und Deutſch Fol. Caſſel 1721. Scheibel I. Bd. p . 190. Jo. Ge. Lieliknecht delideria mathematica nov.ao tiqua ex architectura militari collecta . Reſp. Érn . Ludw . Mönſter à Mörſcheid 40.

Gieſſae 1721.

Bohin l . c. p . 345 . Wohlgegründete Unterſuchung des von Herrn Job. Noam Caß projektirten Dren : Eiks Royal , nebſt höchſtnöthiger Ehrenrettung Rimplers , von Lud . Audr. Herlino , Königl. Maj . in Poblen Ingenieur

4º.

Dresden 1722. Les principes de la fortification moderne par

Hartmann gr. 8. à Bruxelles 1722. Scheibel 1. Bd. p. 190. Ein gegen das übel lautende Horn des von dem rogenannten Herrn Herlin mit vielen ungerechten Calumnien angefüllten Alarm , in dem wiederſchallen :

de Nothwehr u. durch den Ingenieur : Capitain Caß nur interimss und raptimsweiſe geſtellet und verfer:

1

tiget 4 °. Caſſel 1722 . Bihm 1.c. p. 345, 1. 2. Herlins Abhandlung und Anzeige einiger falſchen Unklagen und Antilogien 2c. 4 °. Dresd. 1722 . Ebendaf. I.

10. Abſchn.

Litteratur.

J. Rud . Fåſch Dictionnaire des Ingenieurs Dresden 1723 .

369

8º.

Ge. Rimplers ſåmmtliche Schriften von der Fors tification, herausgegeben von Iud. Andr. Herlin 4º. Dresdon und Leipzig 1724 .

Caroli de Aquino, ſoc. Jeſu, Lexicon militare fol. Romae 1724 Bohm I. c. p . 346 . Kurze , jedoch grund - und deutliche Anfangs Gründe zu der Fortification durch Joh . Rud. Faeſch Fol . Nürnberg 1725 . Scheibel I. Bd. p. 191.

Traité de la Sureté et de la Conſervation des états par le moyen des fortereſſes , par Maigret 12º. Paris 1725 . Evendaſ .

C

Nouveau Cours de Mathematique à l'uſage de l'Artillerie et du Genie par M. Belidor 4 ° Par. 1725 . Lettre ecrite à un Ami au ſujet d'un Retranche ment 4° . Amſterdam 1725 . Der Verf. tft Landsberg. Bohm l . c. p . 346 .

1 Wiedeburgs Einleitung zur Kriegsbaukunft 8º. Sena 1726. Ebendaſ.

por Manuel Pimentel . Arquitettura Militar , Lisboa 1726 . Le Soldat ou le Mét. des armes pq 137. Vernünftige Gedanken von deč Kriegsbaukunft. Erſte Probe von Johann Chriſtoph Glaſer 4º. Halle 1728. *) . O *) Glaſer war gebohren zu Breslau am 6ten Dec. 1690 ; ſtarb zu Dresden am 4ten Sept. 1773 . 2a Soyer's neuere Rriegsk. 11. Tb.

1

V.

370

Zeitra u m .

O Engenheino Portugez , compoſta por Manuel de Avezado Fortes. 4°. Lisboa 1728 . Scheibel I. Bd . p . 613 : La Science des Ingenieurs dans la Conduite des Travaux de fortification et d'Architecture civile pr. M. Belidor 4º . à la Haye 1729 . Iſt nach Bibl . Schmiedlein . ' p. 168 von dieſem Jahre ; gewdhnlicher aber iſt die Ausgabe von 1734. Hederichs 8°

Vorůbiing

in

beiderlei

Baukunſt

Leipzig 1730. Scheibel 7. Stůck p. 108.

Beginzelen der Veſting - Bouw leerende Hoe men na de hedendagſe manier van verſterkingen , alle regulaire en irregulaire Veſtingen met haare Buiten. wercken , zal Teekenen , Afsteeken en Opbouwen , beneffens een kort Vertoog , van het geene men gemaenlyk doen moet in 't aantallen der Plaetzen , door Barthol. Bruiſt, Mathematicus totZwolle Tweede Druck gº. Leidea 1730. Scheibel I. Bd . p . 613 . gou. Sebaft. Steblers Verſuch ganz neuer guter Manières zu fortificiren 4º. Sdeibct I. Bd . p. 192 .

Nürnberg 1731 .

Nouvelle fortification françoile pr. M. Rozard , Lieuteo . Colonel, Ingenieur de S. A. S , l'Elect. de Ba. vière gr. 4°. Nurnberg, 1731. Ebenda Nouveaux Plans et Projets de Fortifications, pour défendre et attaquer les places. Par le Sr. Lands berg fol, à la Haye 1731. Erſchien auch 1737 Deutſch in 4° . Des verirrten Hauptriſſes der Regulair .Fortifi cation getreuer Wegweiſer , beſtehend in denen in fail

-)

10. Abſchn.

Litteratur.

371

failliblen Univerſal . General : und Special- Maximes des vollkommenen Regulair : Hauptriſſes von J. D. Durange , Ingenieur: Capitain Main 1733 .

4 ".

Frankfurt am

Scheibel I. Bd . p. 193 . 1 ) Supplement aux maximes ordinaires touchant la fortification 4. Tubing . 1733 . 2) Nouveaux gard 1734 .

projets de fortification 4°.

Stutt

3 ) Kurze Beſchreibung einer uingekehrten Befer ſtigungsart 4 °. Stuttgard 1741. Ebendaſ 4 ) Nouveau Syſteme de fortification . 5 ) Idée d'une Citadelle . 6) Beſchreibung einer neuen Citadelle Stuttgard . Sind alle von dem Geh . Rath G. B. Bilfinger . Schets Gel I. BO. p. 614 .

Lettres d'un Officier logenieur , ſur quelques fu jets de fortification Berlin 1734 .

et de Geometrie pratique

Von Humbert.

4 °.

Scheibel I. Bd . p. 193.

/ 1

Le Parfait Ingenieur françois 4. Amſterd. 1734. Abbé Deidier,. Ward fünfmal aufgelegt. vom Scheibel I. Bd . p. ! 94. Nouvelle Manière

Suiſſe de fortifier les places

par M. d'Herbort gr. 8º. Augſbourg 1734 . Iſt wahrſcheinlich mit folgendem einerlei. Nouvelles Methodes pour fortifier les places par Jean Antoine d'Herbort gr. 8 °.

Augsbourg 1735 .

Scheibel I. B. p . 194. 3. Jac. Schůblers Perſpectivae geometricae 1. Thl von Fortification und Artillerie : Riffen Fol. Nürnberg 1735 Desa 2a 2

372

V.

Zeitra u m ..

Defprez de S. Savin nouvelle ecole militaire , ou la fortification moderne 4 °. Paris 1735 ;

Ebendaſ. Lettre à trois demandes de Monf. le Comte d '

1

A. touchant I. Le Plagiuin literarium des Ingenieurs. II. Le fameux deſſein du Sr. Rimpler. III. l'utilité Faite par Jean Chri de l'Analyſe dans le Genie. ſtoffle Glaſer 40 : 1736 . Reflexions fyr un Ecrit de M. le Capitaine Gla fer , intitulé Lettre à trois demandes. pr. "Humbert 4 °.

Stettin et Berlin 1737. Chriſtoph Zaders Inledning til fortificationen of

Lang Lorentſen 4°.

Stockholm 1737.

Scheibel I. Bd. p . 616. Belidor Architecture hydraulique 4 '. Par. 1737

Erfchien auch in den Jahren 1740-50 zu Augſpurg Deutſch in Folio mit einer Vorrede von Boiff. "Das zum Kriege gehörige Augenmerk von l. 4 . Herlin 4º Dresden 1738. Scheibel I. BO.

Pagans

Feſtungsbau ,

ins Holländiſche über :

Tekt nach Wertmüllers Deutſcher Ueberſekung 8º. Haag 1738 Scheibel I. Bd. p. 197. Elements de Fortification par M. Le Blond gº. Paris 1739 Fortification Nouvelle , ou Recueil de differentes manières de fortifier en Europe , compoſé par Mr. Pfeffinger 89. à la Haye 1740.

+ Iſt die 2. Ausgabe des 1698 erſchienenen Werkes Nouvelle fortificat, françoiſe etc.

Supo

10. Abſchn.

Litteratur.

373

Supplement de Mr. Landsberg , des fortifications de tout le monde 4º Dresde 1740 .

Scheibel I. 3. p. 197. Traité de l'architecture militaire par Mr. Bardet de Villeneuve 89 à la Haye 1741 .. Iſt der V. Tome der Science militaire. Uuſſer ben gier angeführten neuen Werfen erſchies nen auch von álteren Fortifikations: Büchern neue Auf lagen in dieſem Zeitraume; dahin gehören Speale , Freitag , Schildknecht, Melder, Marolois , Barle Důc, Béckler, Cellarius und deVille, von den einige ſelbſt megrere mate gedruckt wurden .

S.

344 .

C

Schon früher

in den Jahrert 1569 ; 1599

und 1638 --- waren Beſchreibungen und Vorſtelluns gen wirklich vorgandener Feſtungen erſchienen , die für den militairiſchen Geſchichtsforſcher um ſo intereſs fanter ſein mußten , weil ſie zeigten : was yon den Ideen und Vorſchlagen der ariegsbaumeiſte wirklich r ausgeführet worden war. Mehrere resten während des Fünften Zeitraumes dieſe verdienſtvolle Bemühung fort , ſo daß man durch ſie in der Folge eine ziemlich genaue Ueberſicht aller befeſtigten . Plåte erhielt, ohne einzelner Grundriſſe zu gedenken , die ſich in den Schrif: ten

der Kriegsbaumeiſter : Rimplers , Heers , Sturm 8 2c. zerſtreuet findert. Ich ſtelle dieſe Werke, welche Beſchreibungen und Vorſtellungen wirklicher Feſtungen enthalten , hier zuſammen , ohne Rückſicht auf die Zeit , in der- ſie erſchienen ſind , weil ſie gleichs ſam ein beſonderes , für ſich beſtehendes Ganzes auss machen : ua 3 Dome

374

V.

Ž eitra u m .

1 Domenico Zenoi , Principali fortezze del mondo 4., Venetia 1567. Diſegni del piu illuſtre città e fortezze del mondo , raccolti di Giulio Ballino gr.4 °. Venetia 1569 . Les forces de l'Europe, ou l'inſtruction à la for tification par Nic, de Fer 8 Tom . fol. Paris 1693 . Wuche nachinals zu 20 Vol . an , und erſchien zu Augss purg Deutſc) und zu Amſterdam Spaniſch.

Lettres ſur l'état de l'Europe , avec le plan de ſes fortereſſes 4 °. Amſterdam 1696 . The Draughts of the moſt remarkable fortified Towns of Europe in 44 Copper - Plates by A. Boyer 4º. London 1701 . Iſt ſchon oben angeführt. Coronelli Theatro della guerra ;

divif. in 48 par

tes 4 ". Napoli 1706 . D' . Voornaamſte Fortreſle aen de Rivier den Rhyu 40. Amſterd . 1706.

Seyfried Poliologia , oder Beſchreibung der vornehmſten Städte und Feſtungen in Europa 1709. Giov . Batt.

Seſti Piante della citta ,

piazze e ca

ſtelli fortificati in quello Stato di Milano , loro Dichiarazioni 4 °. Milano 1707 .

con le

G. R. Fårdens befeſtigtes Europa , beſtehend 100 Plais theils befeſtigter Stådte und Schlöſſer, theils wirklicher Feſtungen , Schanzen und Seebafen 8º. Nürnberg 1727.

in

Les principales fortereſſes et villes fortes d'Espa gne , de la France , d'Hollande, d'Italie , de Savoye .

Schauplaß von Spanien und Portugall, worinn die Staats : und Kriegsgeſchichte , und die Beſchreia bung aller darinn befindlichen Feſtungen und Plåge J2º. Amſterdam 1704. Les

10. Abſchn.

Litteratur .

375

Les plans et profils de toutes les principales Vil. les et lieux conliderables de France pr. Tallin 40. Paris 1638 . Plans et deſſeins des principales places de guerre et villes maritimes des frontières de France fol. Pa.

ris 1752 . Recueil des fortifications, forts et ports de mer de France en 100 Estampes 8º. Paris 1779 . Plans et profils des principales Villes de France par le Chev. de Beaulieu fol. Paris.

Le theatre de guerre d'Allemagne , ou les prin avec fes fortifications par de Fer fol.

cipales villes Paris 1698

Das erneuerte Alterthum , oder Beſchreibung bes rů ýmter Bergſchleffer in Deutſchland von Meliſſantes 8º . Frankf. und Leipzig 1721 . Theatrum urbium Italicarum

collectore Petro

Berteilio 4º. Venet. 1599 . i . Deſcription de l'Isle de Sicile avec les plans des fortereſſes fol. Vieme 1710 .

Suiogothia

munita ,

eller

hiſtoriſe For :

teckning pa Borgar , Fåftningar , Slott uti Swea : och Gotba : Ricken , af Amint OR 8.

Stockholm 1744 . Zimmer in anns Ungariſche Feſtungen in Kups

fern

Fol. Uugſpurg 1604. Dahin gehören auch die unten angeführten Be : lagerungejournale , nebſt der Beſchreibung der Feld: züge Ludwigs des Vierzehnten und Funfze111: ten Boroughs, Luremburgs und Maillebois, die ebenfalls genaue Riſſe der von dieſen Feldherren be: lagerten Feſtungen enthalten.

2a 4

S. 345 .

376

V.

Zeitra u m .

345 . $. Der Ungrif und die Vertheidigung der Feſtungen ward auch von

mehreren befonders bearbtitet ,

theils

in Verbindung mit der Feſtungsbaukunſt , theils auch für ſich ganz allein : jenes that J. B. Beau Otia regia Ludovici ſ. Polyaenus galli cus de veterum et recent, Gallorum Stratagematibus. If Centuria pofterior , quae de inferenda et toleranda obfidione agit 8º . Paris 1657. Claude François Milliet de Chales, l'art de fortifier, de defendre et d'attaquer les places 12°. Par. 1672. Eine Ueberſekung davon erſchien in demſelben Jahre zu Frankfurty. De Expugnatione. Praeſ, Sani, Reyher Reſp. Chri .

foph. Wenzel 4º. Kiliae 1673 . Bohm 1. c. p. 342. Pieter Bekker Nieuwe Manier van Vellingbouw ; met het Offenſive en Defenſivè vermeerdert fterd. 1673

gº,

Am

Odheibel I. Bd. p. 160. Traité des fortifications, où l'on apprend la ma . niere de fortifier ,

de defendre

et d'attaquer une

place ſuivant la maniere Françoiſe , Hollandoiſe , Ita lienne et Espagnole 12 °. Paris 1676. Ebendaſ. p. 163 . Abregé des Remarques ſur le Gouvernement et Defence des Places 12° . Hannover 1681 . Woltemats Anfang val 1682. Sdetbel p . 597

der Attaquen

Joh. Jal. Wertmüllers Spiegel 8º. Frauff. 1685 .

120.

Re:

Commendantens

Neu

10. Abſchn .

Litteratur.

Neu entdeckte prafticable Minirkunſt 8 ° berg 1686. Der Verf. iſt der Baron v. Borgsdorff. I. Bd . p . 171 .

377

Nürns Scheibel

A. B. C. d’un Soldat et remarques ſur le Gouver nement et defenſe des places 12 " , à la Haye 1689 . Das iſt , was Unnöthige Kriegs : Uffaires. bisher 'wegen Abbrechung der Vorſtadre ; Canoniren , Carcaſſiren , Bombardiren , Feuer : Einwerfen vor vergebliche Sachen vorgenommen worden , von Ebri: ſtian Neubauer 8º. Bremen 1689 .

Scheibel I. 38. p. 174 Le

theatre du inonde ou les nouveaux travaux

de mars et de neptune , contenant la maniere d'atta. quer ' et de defendre les places 4 ° Bihm I, c. p. 342.

Amſterd . 1702 .

Memoires pour l'Attaque et pour la defenſe d’ une place , par Mr. Goulon , Ingenieur et General gr. 8 °. Weſel 1706. de l'Empereur 1 Es erſchienen mehrere Auflagen dieſes Wertgens , auch 1709 eine Deutſche lieberſetzung zu Nürnberg , und 1728 eine Sdwediſche zu Stocholm . Bourdet Attaque et Defenſe des Places gº. Tour. . Ray 720. Fabio della Forza notti militari , overo Offerya zioni di varie Azioni di Guerra fatte nei teinpore di notte 8º. Venezia 1723 .

Scheibe! I. Bd. p. 190 . Nouveau Syſteme fur la maniere de defendre les places par le moyen de Contremines. Ouvrage poſhume de Mr. d'Azin 12 °. Paris 1731., Scheibel I. Bd. p . 193. Uas

1

Me

378

V.

Zeitra u m .

Memoire ſur le Siege d'Ath und Memoire ſur la fonction des Ingenieurs, ſind beide der Ausgabe von Goulons Attaque et Defenſe von 1730 beigedruckt. von Hermannsdorf Betrachtungen von den Pflichten eines Soldaten , nebſt allerhand Hiſtoriſchen Anmerkungen von Zug :, lager :, Stell: und Treff:Orda nungen , wie auch Belåg : und Eroberungen ſowohl, als andere Kriegslåufté 80. Breslau 1735 . De l’Attaque et de la Defenſe des Places : par Mr. de Vauban , Marech . de France et Directeur General Großmed. 4 °. à la des fortifications du Royaume. Haye 1737 Ward mehrere male wieder aufgelegt , und mit einer Abhandlung über die Minen vermehret. Das Manua ſcript hatte der Verf. 1704 Ludwig dem Bierzehns ten übergeben . Beſchreibung , wie eine Stadt roll belagert und nachher , die Belagerung mit gutem Succeß bis zur Uebergabe gefübret werden. Auf Befehl König Fries Drich Wilhelms aufgeregt vom von Deffau Fol . Bohm p. 347

Fürften leopold

Deſſau 1737.

Norbert Wenzel von Linge kurzer und richtiger Diſcours von Ceremonial: Belagerungen formidabler Feſtungen 8 °. Prag 1739 . §.

346.

Zu einer Zeit, wo Belagerungskunft durch die Bemübungen Vaubans und anderer ein durchaus wiſſenſchaftliches Unſehen ' gewann , fonnte es nicht feblen , daß von den geführten Belagerungen vollſtåns dige Tagebücher erſchienen , aus den der Gang der Bela:

10. Abſchn.

Litteratur.

379

Belagerungsarbeiten von einem Tage zum andern zu erleben war. Es ſind : Kobierczyky Obfidium Clari montis Czeſtochovien

fis 4º.

Dantiſci 1659 .

Relations

de guerre contenant le ſecours d'Ae

ras en 1654 ,

le ſiege de Valence en 1656, et liege

1 de Dunkerque Paris 1674. Hiſtoire

en 1658 par

de la Mesnardiere 80 .

du ſiege de Valenciennes par l'armée,

de France par de Rentré 4 ° Paris 1656 . Pet. Voegtels Bericht von Belagerung und Er:

oberung der Hauptſchanze in der Danziger Nährung , von den Schweden 1656 aufgeführet und befeſtiget, von den Danzigern aber 1659 belågert und erobert 4º.

Danzig –1661, Journal du Siege de Valenciennes 4 ° Par. 1677. La campagne du Roi très - Chretien an 1677

avec les particularitez du Siege de Valenciennes , de St. Omer et de Cambray etc. par Primi Viſconti 12º. Paris 1679 . Hiſtoire des guerres des deux Bourgogues fous Louis XIII et Louis XIV contenant la deſcription de ces provinces , le Siege de Dole et de S. Jean de Lone etc. par Beguillet 2. Vol. 129: Dijon 1783 . Das von den Türken aufs duſſerſte bedrängte, von

der Keroiſchen Republik Venedig aufs tapferſte beſchüßte Candia , von dem Grafen von Caſtlemgine .4º. Fréf. 1669. Iſtoria della guerra di Candia da Valiero 4 ° Vé. nezia 1679 . Hiſtoire des Voyages de Mr. le Marq. de Ville au Levant , et du Siege de Candie gº. Paris 1669 . Journal du Siege de Candia 8º. Lyon 1669 .

1

380

V.

Zeitra u mt.

van Boich Schauplaß des Krieges in den vereis nigten Niederlanden 1669-1674 . 4 ° Amſterd. 1675 . Schauplak des blutigen Krieges, ſonderlich in den Niederlanden yon den Alliirten wider Frankreich , und zugleich die merkwürdigſten Borfalle, Schlachten , Bez lagerungen und Eroberungen der vornehmſten Plåge von 1701–1706. 12°. Rotenburg 1706. Relation du Siege de Grave, en 1674 et de çelui de Mayence en 1689. 12 °. Paris 1756.

Schnellers

Unleitung zur Bildung

tapferer

Dffiziere in den Erzählungen der merkw . Belager. von Grave und Maynz 80. Braunſchw . 1774 . Journal du Siege de Maſtricht par un Offic. de la . garniſon 4°. Paris 1676. auch in 89. und 12º. Memoire touchant le Siege de Naerden 12°. Am. ſterdam 1674 Le Siege et la priſe de Condé, de Bouchain , et d'Aire 49 Paris 1676. Diarium obfidionis Stettinenſis , oder Bericht alles deſſen , was in der von dem Ehurf. in Brandenburg 1677 belagerten Stadt Alten : Stettin ſich von Tage zu Tage zugetragen hat 4º. - 1678 .

Journal du Siege de Philippsbourg par de Rigau voille 12°, Freiburg 1677. Relation du Siege de Philippsbourg 1688 bei Goulons Memoires pour l'attaque der Ausgabe von 1764 . Journal du Siege de Philippsbourg en 1734. fol. à la Haye 1734 . Relation du Siege et de la priſe de la Ville de Fri bourg par Derich - Source 4 ° Paris 1677. Journal du Siege de Cambray4°. Cambray 1677. La priſe de la ville de Puycerda par le Marech . de Navailles 4. Paris 1678 .

Bericht

10. Abſchn .

Litteratur.

381

Bericht von Eroberung der Feſtung Stralſund am 10. Oktober 1678. 4 °. Stralſund 1679. Rueß von der Belagerung Wiens 1683. 8º. Diarium deſſen , was während der Türtiſchen Bes lagerung der Stadt Wien vorgegangen 4º. 1683. Suttingers Entrak der Sadt Wien Fol. Dres: den 1688. Hubus Beſchreibung der 1683 8º. Breslau 1685..

Belagerung

Wiens

Türkiſchen Belagerung Geſchichte der zweiten Wiens von Gottfried uflich 89 Wien 1683 . Beſchreibung deſſen , was während der zweiten Türkiſchen Belagerung vorgefallen 4 °. Wien 1740 . Schau : und Ehrenplak chriſtlicher Tapferkeit, d . I. aller dent : und ruhnwürdig ausgeſtandenen Belages rungen der Stadt Wien durch Erasmum Francisco 4 °. Nürnberg 1684. Feigius Adlerskraft , oder ausführliche Beſchrei: bung der Tapferkeit , welche Helden , Ritter und Sols. daten erwieſen , als Wien von den ward 4* , Wien 1685 .

Dürfen belagere

a Vaelskeeren Vienna a Turcis obſeſia f. diarium obfidionis Viennenfis 4°: Viennae 1683 . Kochowsky , Commentarius belli adverſus Tur. cas ad Viennam et in Hungaria a. 1683 geſi ductu Joh. III. Regis Poloniae 4º. Cracoviae 1684. Relazione dell'aſſedio di Vienna 1683. 8 °. Ve. nezia 1684 . Journal du Siege de Vienne en Autriche en 1683. 12°, Beſançon 1683 . Hiſtoire du Siège de Luxembourg 12°,

Lyon

1784. Neueſte Kriegs . und Staatshåndel oder Vorſtels lung der eroberten Feſtung Turenburg , der Eroberung dec

382

V.

Zeitra u it.

der türkiſchen Feſtung Maura , der beångſtigten Stadt Genua , der Eroberung der Feſtung Vicegrad und der Belagerung der Stadt Ofen 4 ° Nürnberg 1684. Journal du Siege de Luxenbourg 3. parties 4 °. Paris 1684 . Journal de ce qui eſt paſſé devant Genes par l'ar méc du roy 12°. Lyon 1684 . * Beſchreibung der Belagerung von Neuhäuſel 8º. Nürnberg 1685 Hilloire des troubles d'Hongrie avec le Siege de

Neuhäuſel et la relation du Combat de Gran 4. Vol. 12 °. Paris 1722. Ofens Glücks: und Unglücksfälle , herausgegeben von M. 8º. 1684 .



Beſchreibung und Diarium der Belagerung Ofens 1686 . Journal du Siege de Bude 12 12º. 1686.

Relation du Siege de Bude 12°. Toulouſe 1686 . Relation alles deſſen , was ſich 1687 in Ungarn bei den Feldſchlachten , Eroberungen u . ſ. w. zugetra: gen hat 12º. 1688 . Oſtertags Ungariſches Kriegs : Tbeatrum von den Schlachten , Belagerungen und Eroberungen , FO feit 1716 vorgefallen Fol. Regenſpurg 1716 . Relation von Eroberung der Feſtung griechiſch

Weiſſenburg 8 °. 1688 . Beſchreibung von der Belagerung der Feſtung Bela grad Fol. Wien 1717 . Die

Erzbiſchöfliche

Haupt :

und

Reſidenzſtadt

Maynz ; vornemlich wie ſolche 1688 von den Franzo: fen eingenommen und 1689 von den Alliirten belagert worden. Sammt beigefügter Belagerungs : Erzählung

/ der Eburkolniſchen Reſidenz und Rþeinfeſtung Bonn iin Jabr 1689. 4º. 1689 . E. W.

10. Abſchn.

Litteratur.

383

C. W. Hennerts , K. P. Forftraths , Beiträge zur Brandenburgiſchen Kriegsgeſchichte unger Kurfürſt Friedrich dem Dritten , nachher Erſtem König von Preußen 4º. Berlin und Stettin 1790 . Enthält hauptſächlich die unter Oberbefehl des Kurs fårfiril geführte Belagerung von Bonn . Relation ou Journal du Siege de la Ville de Lon . dondery en 1689 .

Irlande par . Walker 12 °.

Amſterdam

Journal de la Campagne de Piemont en 1690 . fous le Commendement de M. de Catinat et du Siege de Montmelian par Moreau 12°. ' Paris 1692. Memoire de Goułon , avec le Siege d'Ath. 1697.

89. à la Haye 1748 . Memoire ſur le Siege d'Ath 1706 . Beſchreibung von Barcellona in Catalonien Leipzig 1706. Relation de l' Expedition de Carthagene en 1697 par Pointis 8º. Amſterd . 1698 . Account of the Taking of Carthagena by Poin tis in 1697. 8º. London 1740. 1

Journal du Siege de Landau pr. Breande 8º. Metz 1702 . Das zu feinem Unglück und des Reichs Nachtheil fortificirte Candau , oder Relation von der in 13 Doz nathen zweimal ausgeſtandenen ſtung Landau 4 °. 1704.

Belagerung der Fe:

Das zu den Füßen des Römiſchen Königes Jofes phi fich ſubmittirende landau 4 °. Leipzig 1705. Relation de la defenſe de Landau en 1704 , bei

Goulon mem . p. l'attaque die Ausgabe von 1764. Ragguaglio iſtorico dell'aſſedio , difeſa e libera . zione della citta di Turino da Fr. Ant. Tanizzo 4º. Torino 1707

Journal

384

V. 3 eitra um .

Journal hiſtorique du Siege de la Ville de Turin en 1706. Amſterd . 1708 . Hiſtoire du Siege de Toulon par de Vizé 4 °: Paris 1707 . Beſchreibung von Rnfiel ,

wie ſolche vom Pring

Eugen von Savoyen und Herzog von Marlborough den 14. Aug. 1708 erobert worden.

La campagne de Lille, contenant un journal fidele de ce qui eſt paſſé au Siege de cette importante place 1708 ( pr. Caton ) 12º. à la Haye 1709 . Journal du Siege de Lille 8 °. à la Haye 1709 , Le triomphe et la levée du Siège de Bruxelles par l'armée de France en 1708. 8 °. Nancy 1709 .

Relation de la Campagne de l'année 1710 conte nant un journal de tout ce , qui s'eſt paſſé aux Sieges de Douay, Bethune , St. Venant et Aire 89. à la Haye 3711. 1 26drud des von dem Commandanten der Feſtung Tonningen , Zacharias Wolf , gehaltenen Jour: nals von 1713. 4º. 1724. Journal ou Relation d'Ofterhoud 4 °, 1732

à la Haye

Diarium , ſeither der Belagerung der Veſte Kebl bis zu deren Uebergab und Auszug der Kaiſerl. und Reichs : Garniſon Fol . 1734. Schreiben an die Reichs: Verſammlung zu Res gensburg von dem Cominandanten in Philippsburg, Bar. v. Wutgenau , die Defenfion und Uebergabe gedachter Reichsfeſtung betreffend 4 .. 1734. Die Belagerung von Trarbach und Philippsburg im 4. Stück des weitausſehenden Auges von Europa 8º. 1734

1. Nächſt den hier aufgeführten eigentlichen Bela: gerungsjournalen finden ſich auch dergleichen in den

jur

10. Abſchn.

Litteratur.

385

1 jur Kriegsgeſchichte dieſes Zeitraumes gehörenden Wer: ken : dem Theat. Europaeo vom X. bis zum XIX . Tom. Dictionnaire hiſtorique des Sieges et Batailles me morables de l'hiſtoire ancienne et moderne 8 °. Paris 1771 .

Hiſtoire des Campagnes de Turenne en 1672 1678 , ecrite d'après les originaux du Marechal de Turenne par Grimoard et le Chev. de Beaurain 2.Vol. fol. Paris 1782 Journal des marches, campements, batailles, fieges et mouvements des armées du Roi en Flandres en 1690 jusqu'en 1694 pr. Vaultrier 8 ° Paris 1740. Hiſtoire militaire des Flandres depuis 1690 jusqu '

en 1694, qui comprend le detail des marches, campe mens , batailles, ſieges et mouvemens des armées du Roi et de celles des alliés , par le Chev. de Beaurain fol. Paris 1776 . Martialiſcher Schauplak des Rheinſtroms, worin alle Kriege, Schlachtea, Belagerungen zc. fo am Rhein in dieſem Jahrhundert bis 1690 vorgegangen , vorges ſtellt werden 4 ° Nürnberg 1690. Schauplak des Krieges der Röm. Kaiſerl. Maj. und deren hohen Alliirten am Rheine , in Brabant und Flandern 12 °. Frankf. 1703 - 1707.

$. 1

347.

Da diejenigen Werke, welche von der Organiſirung der Jufanterie und Kavallerie in dieſem Zeitraume hans deln , zugleich auch den Dienſt der Truppen und die Disziplin mit in ſich begreifen , wie z . B. die Samms lung der von Ludwig dem Vierzebnten in Bes ziebung auf die Militair : Verfaſſung gegebenen Vers ordnungen ; finden ſie ſchicklicher iþre, Stelle- unten 36 ( $.352 ), Soyer's Heuere Kriegsk. II. Tb.

386

V.

( S. 352) .

ra

Zeit

u m .

Der Gebrauch des Gewehres oder die

Waffenübungen der Infanterie enthalten folgende: Die Drillkunſt , das iſt: Kriegs : übliche Waffen : gandlung der Musqueten und Piquen fol. Nürnberg 1664 . Wendelin Bacha uſens Beſchreibung der bei der Infanterie gebräuchlichen Militair: Exercitien 4º. Marburg 1664. Joh. Boxel Exercitie Memorie van de Compagnie Guardes van de Heeren Staaten van Holland en Welt. frieslandt.

Beflaend in't Exerceeren van't Musquet,

Spies ,' ende de General - Exercitie fol. s’Gravenhaage 1669.

Erſchien ebendaſ. 1675 audh Deutſch . Siegm. Bernds heutige teutſche Kriegs : Waf: fenbandlung zu Fuß unter der Equrbrandenburgiſchen Mit dem Ehurbrandenburg. Kriegs. Leib : Guarde. Recht vermebrt 12º. Berlin 1666 . 105. Georg Parchens Beſchreibung von den Exercitien in der Musquete und Pieque in 4 Theilen Franz. und Deutſch Fol. Halle 1673 . Deſſelben Beſchreibung unterſchiedlicher Fabnens Erercitien ebendaſ. 1673 . Erercitien : Büchlein mit der Musquet 8 °.

Leipzig

1677. Carlo Giovino Ars militaris oder Kriegskunſt zu Fuß Fol. Zelle 1679 . D. M. B. ſpeculum militare , oder neuer Schau: plaß der Deutſchen und Niederländiſchen Kriegs : Er: ercitien zu Fuß für die Musquetire und Piquenire Fol.

und 4 °. Haag 1680. Die heutige Kriegsprobe ,

oder neue

Inſtruction

! der Infanterie in 250 Figitren von C. G. Fol. Frank: furth

1687 Mich ,

10. Abſchn .

Litteratur.

Mich . Angelo Maineuti Exercizii militari fanteria gº. Venezia 1694.

387

della

Major Grubers Disciplin und Exercir :Kunſt 8º. Frankf. 1702.1: Le Soldat p . 133 .

!

Exercitia bellica oder Königlich Pohlniſches und Churfürſtl. Sächfifches Reglement der Kavallerie und Dragoner ; item Mousquetier: und Grenadier : Exerci: s tien Fol. Torgau 1705 auch Dresden 1707 . { Sft von dem Grafen Jac. Keinr. von Flemming. De Guignard Ecole de Mars , ou Memoires in fructifs ſur toutes les parties, qui compoſent le Corps militaire en France, avec leurs origines et les differen tes enanoeuvres, auxquelles elles ſont employées 2. T. 4 ° Paris 1725 . Das General: Regal : Reglement über ein Kaiſerl. Regiment zu Fuß , nebſt dem Erercitio , ſowohl mit den Flinten , Mousqueten und Kurzgewebr , auch dem eingefüþrten Exercitio bei den Königl. Pohlniſchen und Cþurfürſtl. Sächſiſchen Trouppen 4. Nüruberg 1734 und 1739 . Eſſercizio militare , e Regola univerſale dell' In . fanteria della Republica di Venezia, ſuggerito et nuo vainento accresſciuto da S. Excell. Felt. Mariscal M. G. Conte de Schulembourgh 4 °. Venezia 1735 , Regulament und Didnung , nach welchen ſich Kais ferliche Infanterie in den Handgriffen und Kriegs : Er: ercitien , ſowohl als Kriegs : Gebräuchen gleichförmig zu achten þaben Folcauch 4 °, Wien 1737.

$.

348 .

Seitdem die Turniere bei der veränderten Kriegs: verfaſſung aus dem Gebrauch gekommen waren , legte B62 fich

V

388

· V.

Zeitraum .

ſich der Adel , wie Tchon oben ( $. 84 ) geſagt worden, nebſt der Reitkunſt , ausſchlieſſend auf den Gebrauch des Degens , obſchon ihm dieſer nur in den Zweikams pfen nükte. Es erſchienen daher auch verſchiedene Bus cher , worinn die Fechtkunſt ausführlich gelebret ward , als : Volftändiges Ring : Fecht : und Voltigir : Budy Fol. Leipzig 1667: Salvator Fabris Stalieniſche Fechtkunft Fol. Leipzig

1677 . Antonio Vozzani Esſercitio Academico di Pica 4º. Parma 1688 . De Liancour Maitre d'armes , ou l'Exercice de l'Epée ſeule dans la perfection 4°. Paris 1692. Franc. Girard Nouveau Traité de la Perfection ſur le faict des armes 4 ° Paris 1737. Unth. Friedr. Kůbns Fechtkunſt 40 Göttingen 1739 .

Anfangsgrinde der

Auch im Schwimmen gaben Thevenot - l'art de nager, demontrée par figures 8º. Paris 1696 und Job.. Friedr. Bachſtrom - l'art de niger 8 °. Amfter dam 1741 Unterricht. Beſondere Anweiſungen zur Athletit gab es zwar auch ; doch fallen ſie gröftens, theils in die beiden vorhergehenden Zeiträume, gehören auch ſchon an ſich nicht þierber , weil das Ringen blos als Seibesübung anzuſeben iſt , und keine Beziehung auf den Krieg kat.

S.

349.

Die Abrichtung des Kavalleriſten iſt zweifach : die des Pferdes und des Mannes , mit jeuer beſchäftigten ficha) ; Giov. a) Auch der Mara . Del Campo 7664 und Roframin 1723 ſchrieben Büder über die Reittunt.

10. Abſchn .

Litteratur.

389,

Giov. Batt. di Galiberto Cavallo da Maneggio fol. Vienna 1650 . S. Fouquet Traité des Embouchures. Paris 1663. Chriſtop b Jalob liebens Reitbuch 4 °? Salle 1665. Practica et arte di Cavalleria oder vollfommenes Pferd und Reitbuch Fol. Frankfurth 1668 . Verneuerte Reitkunſt , und des Herrn D. Breuït, Pompeo ,

Unterricht vom zierlichen und ſchicklichen

Sißen zu Pferde Fot. Franff. 1670 . Santa Paulina , l'arte de Cavallo. Padova 1677 und 1698 G. Š. Winters wohlberittener Cavalier oder Uns weiſung zur Reit : und Zaumkunſt Fol. Nürnberg 7 1678 . , e fare altri cavaliare ben per Esſercitii et Regole Atti cavallerefchi gº. Venet. 1685 . Job. Cbrift. Pinters neuer verbeſſerter Pfer : beſchak Fol. Frankfurth 1688. W. H. H. O. H. vollkommene Pferd & und Reits kunft rammt ausführlichem Unterricht der Edlen Stut

terei Fol. Nürnberg.1689 . Methode et Invention nouvelle de dreffer les Chee vaux par le Prince Guillaume, Marq. Comte de Newa caſtle fol. London 1700, 1737 und 1758. Daſſelbe Deutſch vom Baron Pernauer Fol . Nürnberg 1700. Georg Engelhardt 1dbreyßens neu erdi: Hete Hofs Krieges und Reitſchule durch Valent. Trichtern fol. Nårnberg 1729. Bar. d'Eiſenberg l'art de monter à Cheval ,

ou

deſcription du Manège moderne dans la perfection fol. à Ja Haye 1733 .

36 3

J. de

i

390

V.

Zeitraum.

:

J. de Saunier la parfaite Connoiſſance des Che. vaux fol. à la Haye 1734 und 1756. Von der Uebung und den Dienſt der Reuterei ſelbſt bandelten im Gegentheil: Kriegs : Manual von Uebung der Reuterei und

Infanterie 8 '. Schafhauſen 1664. Exercitia bellica ift fchon oben ( S. 347. ) anges fübret. Lettre de M. S. B. de Gruys , où il fait voir, que les Dragons ne ſont aujourd'hui connís que ; et que leur veritable ſervice eſt d'être Fantallins à Che . val, melez parmi la Cavallerie ; comme auſſi pour former la Colonne heriſſée de pertuiſſannes 4 ° à la Haye 1733 . Iſt die 2. Edition. 1. F. von Khevenbillers Excrcitien zu Pferd und zu Fuß , ſowohl über ein ganzes Regiment , als auch über einen kleinen Trupp , von Ebendemſelben 4 °, Wien 1734 . Simon Lamoral le Pippre de Noeufville Abregé chronologiq. et hiſtoriq. de l'origine, du progrès et de l'état actuel de la maiſon du roi et de toutes les troupes de France 4. Liège 1734.

.350 . Ueber die Stellung und Bewegung der Kriegsvål: ter, im Einzelnen ſowohl als im Allgemeinen , erſchienen Ron Zeit zu Zeit mehrere Werke , ſo wie dieſer Zweig der Kriegskunft beſſer bearbeitet und ansgebildet ward . Wir faſſen, fie bier zuſaminen , ſowohl die , welche ſich ausſchlieſſend mit der Stellung der Truppen , als auch die, welche ſich mit der Wiſſenſchaft des Feldherrn über : þaupt , dem Operationsplane -nc. beſchäftigen . Le

10. Abſchn .

Litteratur.

391

1

Le Maréchal des Logis , inventé et recueilli par Day. Solemne fol. Amſterdam 1653 .

!

H. D. E. le parfait Capicaine 8 °. 1692 und 1730 Deutſch

Paris 1658

Idea del perfetto Capitano con le conſiderationi ſopra la Tactica di Leone Imp. de Majolino Biſaccioni Meflipa 1660 . Cyriaci Lentuli , Prudentia .Militaris prisci et re centioris Aevi , Imperatoris conſummati 8° Marpurg 13664. Traité de la guerre , ou politique militaire pr. Mr. l'. H.'S. D. 8 ° Amſterdam ohne Jahr. : De Peruſiis l'art des Princes, et des Rois 2. Tom . 8 ° : Turin 1668.

De la Fontaine doctrine militaire , ou le parfait General d'armée 12°. Paris 1671 Deutfch 1673 . De Gaya , l'art de la guerre , et la maniere dont on la fait à preſent zieme Edit. 12 °. Paris 1681. Der Streitbare Ziska, oder tapfere Soldaten:Prob von S. K. 8 °. Dresden 1688 . La Conduite de Mars , neceſſaire à tous ceux , qui font profeſſion des armes : 8 °: à la Haye 1685 . Cologne 1693. Nic, Machiavelli l'art de la guerre Franz. 8º. Am . ſterdam 1693 . 1 Les ſtratagèmes ou Ruſes de guerre, tirez des hiſt. grecs , latins et françois , tant anciens que modernes 12° . Paris 1694. Memorie del General Principe di Montecuccoli 8 °. Colonia 1704 Franzöſ. Paris 1712. Umſterd. 1752 Deutſch. Obſervations ſur l'art de faire la guerre , ſuivant les Maximes 1719.

des plus grands Generaux 8 . $ 64

Berlin

Sr.

392

V.

Zeitra u m .

Sr. de Folard nouvelles decouvertes ſur la guerre dans une diſſertation fur Polybe 2de Edit. 8 ° Bru xelles 1724

Marq . de Sta Cruz y Marzenado Reflexiones mili tares IX . Tom . 4º. Turin 1724 , durch de Vergy Franzoſ. 8 °. Paris 1735 , auch Deutſch Wien 1753. de Quincy hiſtoire milit. de Louis XIV.; on y . a joiat un traité de pratiques et de Maximes de l'art militaire 4º. 1726. Die lekteren auch unter dem Titel : de Quincy l'art de la guerre , ou Maximes et la . ſtructions fur l'art de la guerre 89 Paris 1728. Deutſch

burch Fågern 1735 .

Le parfait Capitaine, autrement l'abregé des guer res des commentaires de Ceſar, inprimé par Ordre de fa Maj . le Roi de Pologne et Elect. de Saxe 4 ° 1729. . l'Hiſtoire de Polybe , nouvellement traduite du Grec par Vincent Thuillier, enrichi de Not. critiq . et hiſtoriq. par Mr. de Folard 6 Tom . 4. Amſter. dam 1729 . Das zum Kriege gehörige Augenmert ,

in Anſe:

hung der Vortheile in einer Bataille , die man von der Situation eines Orts zu gewarten bat, wie folche vom Herrn von Folard in feinen Unmerkungen über Polybii hiſtoriam beigebracht worden , von f. 2 . Herlin 4º Dresden 1738 . Sentiments d'un homme de guerre ſur le nou .

veau Syſteme du Chev. de Folard . Avec une differ tation ſur l'ordre de bataille de Cefar et de Pom pée à la journée de Pharfale par Mr. D ** 4° . Tis 1733

Pa .

24. Memoires ſur la guerre , où l'on a raffemblé les Maximes les plus neceſſaires dans les operations de l'art militaire 8º. Amſterd . 1731 . Feu.

10. Abſchn .

Litteratur.

393

Feuquieres Memoires ſur la guerre ; pour l'in . ftruction de fon fils 2. Edition Paris 1735. Deutſch 1738. Memoires fur la guerre , tirés des Originaux de Mr. de Turenne , avec pluſieurs Memoires ; concer nant les hoſpitaux militaires, preſentés au Conſeil en - l'année 1736 8º. Paris 1738 . Schreiben eines

Freundes ,

in welchem die Ur:

fachen , die einein commandirenden General en Ehef in ſeinem Commando fónnen Kinderlich ſein , unter: ſucht werden 4º Freiburg 1740 . De la Valiere Pratique et Maximes de guerre

iſt ſchon vorher ( S. 343 ) angefübret worden. Noch find hierher zu rechnen : 5 Melch. Undreas v. Trotka

Kriegs : Traktat,

oder Beſchreibung : wie ein großer Herr Krieg führen müſſe ? 4 °. Magdeburg 1672 . Mit dem Uufnehmen und der Zeichnung militais riſcher Rifle und Karten beſchäftigten ſich ; Le Deſſein , ou la perſpective militaire. feu P. Pierre Bourdin 8 ° Paris 1655 .

Par le

Les Regles du Deſein , et du Lavis, par M. Bou chotte 8 °. Paris 1722. 1756. 1 Geographie

pratique ,

ou inſtruction à rendre

une perſonne aſſez habile pour dreſſer lui -même des Cartes par Chemereau 4°

Amſterdam

1715 .

Methode de lever les plans et les Cartes de terre et de mer avec toutes ſortes d'inſtruments et ſans inſtruments 8º. Paris 1716 . Neue Auflagen alter Kriegsſchriftſteller waren : Appiani Ars tactica etc. per N. Blaucard 89. An Merdam 1683 .

Polyaeni Stratagemata 8. Lugd. Batav. 1691. 865 Jul.

394

V.

Zeitra u m .

Jul Frontini Libr: IV . Stratagematicon , cum no . tis F. Modii, Godescalci, Stewechii, P. Scriverii et S. Tennulii curav, Fran. Oudendorp. 4º. 1731. J. C. Kieſewetteri Syntagma hiſtoric . philologie . de Re militari veterum gº. Erfurt. 1736 .

S. 35 !.

den

In Abſicht des Dienftes und der Disziplin wur : bei denjenigen Armeen , wo es noch nicht geſche:

þen war , theils von Seiten des Souverains genaue und beſtimmte Vorſchriften gegeben ; theils beſchäftiga teu fich verſchiedene Schriftſteller damit , die Pflicha ten und Obliegenbeiten der Offiziere und Soldaten aus einander zu ſeken. das Fußvolt :

Zu den lekteren geboren für

Hans Conr. { avaters

1

Kriegsbüchlein ,

oder

Yuleitung zum Kriegsweſen 4. Zürich 1659 . De Lamont , Les fonctions de tous les Officiers de l'Infanterie 8º. Paris 1670 und 1671 , De la Fontaine , les devoirs des Officiers de l'In fanterie 12 °. Paris 1675 . 4. F. Herkules geſchickter Offizier von der fanterie , in ſeiner Function Fol.

In :

Hamburg 1704.

Hans Friedr. von Flemming vollfomniener deutſcher Soldat , nebſt einem Anbange vom Gelehr: ten Soldaten : und Ritterſtande Fot. Leipzig 1726 . Memoires ſur le fervice journalier de l'Infante . rie par Mr. de Bombelles , Chev. de St. Louis , Bri gadier des Armées du Roy 8º. Paris 1726. Aviſos militares ſobre el ſervicio de la Infanteria ; En Guarnicion y Cainpagna. Palermo 12º. 1735; - Den Dienſt der Reuterei enthalten Les Fonctions du Capitaine de Cavallerie et les principales de ſes Officiers fubalternes pr . Birac,

4

Pa. ris

10. Abrdu. : Litteratur .

395

ris 8º. 1669 , 1671 , 1688, 1693. Deutſch Bres: lau 1672 und 1754 . Fauſti Verrantii Verrichtungen eines Rittmeiſters 12 °. Franff. 1673 . De la Fontaine Devoirs militaires des Officiers de la Cavallerie 8 °. Paris 1675 . 1. Fr. von K bevenbillers Obſervationspunkte bei dem ihiu von Kaiſerl. Maj. anvertraueten Dras goner: Regiment 4 °. Wien und Brúnn 1734 u . ' 1739 . Augemeineren Inhaltes , ohne auf eine beſondere . Truppenart Rücklicht zu nehmen , ſind : Alciatus de Magiſtratibus et officiis militaribus 8º. Paris 1691 . Bath . d'Ayla de iure, officiis bellicis ac diſciplina militari gº. Antwerp. 1664 .

1

Nuovo trattato della Guerra , overo politica mi. litare transport. dal Franceſe de Girolaino Marchi 8º. Pavia 1684 . Joh. Heinr. Porfelt & tapferer und verſtåndi: ger Kriegsoffizier 8º Dresden 1690 . Caroli a Mansfeldt Magiſterium militare , five de Iurisdictione et iure militiae belgicae 4º. Antwerp . 1694. Die Erſte Ausgabe foll von 1650 fein. Les veritables devoirs de l'homme d'Epée , par.

ticulierement d'un Gentilhomme, qui veut reüſlir dans les armées ; par l'auteur de la lettre d'Eloiſe Deutſch 1753 . à Abelard 8 ° Amſterdam 1697. L'art militaire françois. 8 °

Paris 1698 .

Humphrey Blands Treatiſe of Military Diſcipline 8 °. London 1727 .

Bottée Etudes militaires 89 Paris 1731 .

S. 392

1

396

V.

Zeitra u m. S.

392 .

Königliche Verordnungen und Reglementer waren : Schwediſches Kriegsrecht und Artikelsbrief 'der Königin Cbriſtine . 8º. 1647. Cartel , po zwiſchen beiderſeits Majeſtäten , der Römiſchen Kaiſerl., als Königl. Franz. Gevollmäch: tigten die Uuswechrelung und Ranzionirung beiderſeits Gefangenen betreffend, aufgerichtet worden 8º. 1675 . Sr. Eþurfürſtl. Durchlaucht zu Brandenburg , Friedrich Wilhelm , erneuerte Ordnung in Dero eigenen landen und angewieſenen Quartieren 8º. Cóln an der Spree 1678 und 1699 . König Chriſtian V. zu Dånnemart Artikuls::

Brief und'Kriegs : Gerichts : Inſtruction den Krieg zu {ande betreffend 8º. Koppenbagen 1683 . Kriegs-Ordre Willbelms III. , als Erb: Eapitain , Admiral und General der Verein . Niederlande, die Mis liz betreffend , aus dem Holland. 8 °. Arnſtadt 1692 . Recueil des Ordonnances de S. Maj. Britannique

pour le Reglement des Troupes, qui font au Ser. vice de leurs hautes Puill. les Etats Generaux 8°. à la Haye 1701 . König Friedrich IV . zu Dånnemart Reglement der Cavallerie und Dragoner 8°. Koppenhagen 1703 . Reglement des Etats Generaux touchant la Sub

ordination et la diſcipline militaire 8°. à la Haye 1706. Code militaire ou Compilation des Reglements et Ordonnances de Louis XIV . par le Chev. de Sparre 8º. Paris 1708 1709 . Reglements et Ordonnances du Roi pour ſes Geos de Guerre XV Vol , go. Paris 1691-1706 . Königl. Preußiſches Einquartirunge , Verpfles . gungo : und Marſch : Reglement für die Cavallerie, Dragoner und

Infanterie 89. Berlin 1713 .

Königl.

1 10. Abſchn.

Litteratur.

397

Königl. Preußiſche Kriegsartiful der Infanterie , Cavallerie und Artillerie 8º. Berlin 1713 .

Det

Lunch feito

Corpus Iuris militaris govitlimum 4. Lipſ . 1724. Ordenanzas de fa Majeſtad para el Regimen, Diſciplina, Subordinacion y Servicio de la Infanteria, Cavalleria y Dragones 8º. Madrid 1728 . Code Militaire , ou Compilation des Ordonnances des Roys' de France, concernant les Gens de Guerre

78. pulty, Dero

par le Sr. Briquet

Colin

Des Königs zu Poblen und Ehurf. zu Sachſen Friedrich Auguſt Ordonnanz , wie es fürbin mit

8 °. Paris 1728

Der Miliz und beſonders mit der Cavallerie Verpfle: gung und Einquartirung in Sachſen gebalten werden egy

fol 8º.

sain, Nie

Spaniſches Kriegs Reglement',, zuerſt ang licht geſtellt mit nöthigen Anmerkungen von Franciſco Ven. tura della Sala; aus dem Spaniſchen ins Italieniſche

692 igue Seru

s

Menit '03. sobo 06. set

80

Dresden 1728 .

überſekt von Giuſeppo di Zamora , und ins Deutſche gebracht von Otto von Graben zum Stein go. Bers lin 1726 . Dahin geboret auch das doppelte Reglement für die Generalitåt und für die Truppen , welches Peter der Erſte in Ruſſiſcher Sprache bekannt machen ließ.

$.

353 .

Gleich dem Landkriege ward auch das Seeweſen gegen den Anfang des achtzehnten Jahrhunderts mehr ſcientifiſch bearbeitet , ſowohl über die Nautit als auch über die Seerattif erſchienen eine Menge Werke

les

16.

von vorzüglichein Werth, wo wir beſonders nur die lees teren und einige der beſten von erſteren anzeigen wollen .

a) Dom Schif &bau handelten : Aeloude en hedendaegshe Scheepsbouw en Be ſtier; door Nic. Witlen fol. Amſterdam 1671 . CS De . Soyer's neuere Kriegsk. II. Tb .

1

398

V.

Zeitr å u m .

Deſcription du Vaiſſeau Le Royal Louis , par Hayet 4 ° . Marſeille 1676 . Millers Modelliſt, ſhewing the true and exact way of raiſing the model of any ſhip or veſſel 4 °. Lond. 1676. Dallié Archivecture navale, contenant la Maniere de conſtruire les Navires , Galeres , et Chaloupes etc. 4 °, Paris 1677. Conſtruction des Vaiſſeaux du Roy , et le Nom

de toutes les pieces , Grace 1691 .

qui y entrent

8º. Havre de

New Inventions of Milled Lead for ſheating Ships againſt the Worm ; better for ſailing, and cheaper than the old way with Boards 8º. London 1691 . The feamans Gramınar and Dictionary by Capt. John Smith ' 4 .. London 1692. Everett on Building and reparing the Navy London 1694

4º.

Cornelis van Yck de Nederlandſche Scheeps Bouw - Konſt Open Geſtelt. Vertoonende naar wat Regel of Evenredenheyd in Nederland meeſt alle Scheepen werden gebouwd; mitsgaders Maſten , Zey . len , Ankers, en Touwen etc. daar aan gepaſt fol. Amſterd . 1697 . Dictionnaire de Marine contenant les termes de la Navigation et de l'Architecture Navale , Avec les Regles et proportions , qui doivent y etre obſervées 40. Amferdam 1702. W. Sutherland,

The Ship - builders Allifant; or

Some Eſſays towards completing the Art of Marine Architecture 4 °. London 1711,

Marine Architecture by Edw . Buſhel, Shipwright 8th Edit. London 1716 . das

Proporciones de las medidas mas eſfempciales, da. por el Teniente General de la Armada Real, D.

10. Abſchn.

Litteratur.

399

D. Ant. de Gaſtanneta , para la Fabrica de Navios y

par Fragatas de Guerra , que puedan montar desde 80 Canones haſta diez fol. Madrid 1720 .

way 676. niere

Laur. Bragenaes Söe- Architectur eller Skibbygger Kupften fol. Kiob. 1723 . Memoire ſur la meilleure mature des Vaiſſeaux,

; etc. par Camus 4º. Nom e de

Ships aper 691.

Paris 1728 .

Britains Glory or Ship - building unveild being a general Director for building and compleating the ſaid Machines by W. Sutherland fol. London 1729. Thóm . Rajalin , Underrättelſe om Skeppsbygge. riet etc. 40. Carlscrona 1730 .

S.

354.

Capt.

49

Pepse wat ile

b) Ueber die Tafelafche der Schiffe. Henry Bond , The Boatſwains Art , wherein is Shewed a true proportion for the maſting , yarding and rigging of any fhip 4 ° Dublin 1737. Den volmaakte Bootsmann

London ' 1676 , auch 4 °

Amſlerd. 1680.

ley fo.l

Der geöffnete Seehafen 12". Hamburg 1702 . 12 ° London 1707. The Seamans- Vademecum

de

Thom . Rajalin , Underrättelſe oun Skieppens och andra Fartyges Formalining, Takling och Seglens

les

Proportionerande 4 °.

ées

c)

Carlscrona 1730.

Ueber das Schifømansuver.

ine

Theorie de la manoeuvre des Vaiſſeaux , de l Exprès Commandement de S. Maj . par le Chev. Re. naud 8. Pacis 1689 . J. Barnoulli Eſai d'une nouvelle Theorie de la

ht

manoeuvre des vaiſſeaux 8º.

or

Basle 1714.

The improvment of Navigation , by two new . ‫ة‬

invented

ala 2.

engines , the

one called a Navſviuin for mea : Cc 2

400

V.

3 eitra u m.

meaſuring a ſhips way , and knowing her progreſs by Inſpection ; the other a Naviger for the ſteadier ſteering, and ſpeedier ſayiug ; by Jol. Gilmore 8' . London 1722 . D. Franc. Xav. Maſcarenhas, Trarado do exer . cicio da manobra 4 ° Lisboa 1737 , und 8° 1738 .

$.

385.

1

Der Steuermannskunſt waren in dieſem Zeitraume allein fechs und zwanzig Engliſche, fieben und zwanzig Franzöſiſche, zwei und zwanzig Holländiſche, geben Då: niſche, Ein Schwediſches, vier Italieniſche, zwei Spa : niſche , zwei Portugiſiſche, drei Deutſche Werke gewid : met . Von dieſer Zahl enthielten ſieben die Beſchreis , bung nautiſcher Inſtrumente , und zwölf andere Unters ſuchungen über die Beſtimmung der Meereslånge . Eilf Wörterbücher umfaßten das ganze Seeweſen , und gas ben allgemeine Begriffe von Uuem , was zum Schiffbau und der Schiffahrtskunde gehörte , und die Seemachte gaben Geſeke über die Mannszuche und den Dienſt auf den Schiffen : Engeland im Jahr 1734 ; Frankreich 1657 , 1681 und 1686 ; Dånnemark 1657 , 1685 , 1688 uud 1700 ; Holland 1689 , 1700 ; und Peter der Erfte in Rußland 1714 und 1720 b).

$.

356.

Ueber die Ausrüſtung , Bemannung der Schiffe, ſo wie über die See : Taktif erſchienen : Venn's Military and Maritime Tactics , Tacquets

1

Military Architecture and the complete Gunner in three

b) Man rehe die ſehr vollſtändige Litteratur des Seeweſens in Riding 8 ° Allgemeinem Wörterbuche der Marine I. BO. zu Anfange.

>

Litteratur.

10. Abſchn.

of ler

three parts and directions , fol. London 1672 .

401

how to make fireworks

Tre

Guft à Carlholm de arte utendi ignibus ſpecula toriis in re navali et terreſtri. Upfala 1685. "

8.

Boteler ,

Colloquia Maritima;

or Sea -Dialogues ; by

N.

Esq. formerly a Commander in one of his

Majeſty's Ships of War. London 1688 . Enthält die Obliegenheiten der Secoffiziere; die Vers ſorgung der Schiffe ; eine Erklärung der Theile eines

ig M OM

Sdiffes ; die Begrüſſungen , Hungen zur Eee.

Schlacht und Marſcords

Mittelbar gehört auch das ſchon oben erwähnte Binning's Light to the Art of Gunnery 4° London 1689 und Sellers Sea - Guoner , 1691 hierhet. 1 The Seamans Dictionary von John

Smith

of

!!!

iſt ebenfalls ſchon vorber angeführet, das ebenfalls das Treffen ſowohl mit einzelnen Schiffen als mit ganzelt Escadren enthält . Everett on Manning the Navy 4º. 1695 . P. Paul Hofte L'Art des Armées navales ou Traité des Evolutions navales ;

qui contient des Regles uti

les aux Officiers Generaux et particuliers d'une Armée Navale ; avec des exemples tirez de ce qui s'eſt paſſé de plus conſiderable ſur la mer depuis cinquante ans fol. Lyon 1697 . Rob. Park's Art of Sea - Fighting sº. 1706.

London

The ſeaman's - vademecum 12º. London 1707 . Memorias Militares de Antonio do Couto de Ca. ſtello Branco, Publicadas e dadas a Luz por Antonio de Navaes Ferram 12º. Amſterd, 1719. The Sailors Companion and Merchantınan's Con voy. Shewing the Military Power of the Lord High Admi.

402

V.

Zeitraum.

Admiral, and Tke Duty and Conduct of all Superior and Inferior Officers of the Royal Navy of Great Bri tain ,

Alſo The Duty of Privateers, with Inſtructions

relating the Capture and for obtaining ſpeedy Con demnation of Prizes and payment of Bounty - Money; by J. Cowley 12°. London 1740. Memoires de Du Guai . Trouin. Paris 1740.

$.

357.

Nuch über die Krankheiten der Seeleute ſchrieben die Hollander Blanfaart ( 1684 ) und ein Unge naiinter 1703 ; die Engelländer Cockburu 1707 , Huntley 1733 , und Atkins 1734 und Ein Franzoſe . In den Memoiren der Pariſer Akademie erſchienen mehrere Abhandlungen und Vorſchläge über die 26: weichung der Magnetnadel , über den Widerſtand, wel: chen die Schiffe im Waſſer erleiden und åber andere mit dem Seeweſen verwandte Gegenſtånde ; nicht min: der wichtig waren die Auffäße in den philofopbiſchen Transactionen der Londner Societåt vorzüglich in 26. ſicht der oben erwähnten Abweichungen , die in Rós dings ſchon angeführtem Wörterbuche der Ma : rine einzeln angegeben ſind.

Endlich iſt bier noch des 1

Abts Figari Ammiralità nel Danubio , è vero Architet . tura Fiuminale Navale compoſta per la Campagna dell' anno 1692 89. Monaco 1693 nachzuholen , die zwar Feine Beziehung auf den Seefrieg bat , wohl aber mit dem Kriege zu { ande in genauer Verbindung Rtebet, und daber nicht übergangen werden darf. Ende der Erften Hälfte des Zweiten Bandet.